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ZEITSCHRIFT
DES
HERAUSGEGEBEN VON DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
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REDAKTION
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN © SCHULRAT E. SOFFE Be)
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ERSTES HEFT | JUL 200
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"oral Muse”
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DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
1910.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Sitzungsberichte ©. „mm a 2 AU ee ORNE 1
Schram Wilhelm, Dr., Die Porträt-Lithographien der mähr. Landes-
Bibliothek :- .. Aa. SR RES RES
Tuppy Johann, Über einige Reste der Iserschichten im Osten des Schön- ;
hengstzüges .-. © “10e mau ce CT Be No ea 52
Czižek Karl, Beiträge zur Dipterenfauna Mährens (III. Nachtrag) . . . 87
Zdobnitzky W., Beitrag zur Ameisenfauna Mährens . . . . . . . . . 113
Landrock Karl, Neuer Beitrag zu einer Dipterenfauna Mährens . . . . 126
Zur Beachtung!
Da die „Mährische Museumsgesellschaft die Rechtsnachfolgerin
ist sowohl der ehemaligen „K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be-
förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch
der späteren „K. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der
„Museumssektion der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so
sind alle Sendungen von Büchern und Zeitschriften nur an die
„Mährische Museumsgesellschaft“
(Landesbibliothel:)
zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch-
statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be-
stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte
Mährens und Schlesiens“ zu richten.
Für das Kuratorium:
Prof. A. Rzehak,
Vize-Präsident.
Sitzungsberichte.
k Kuratoriumssitzung am 13. Jänner 1909.
Der für die Periode 1909—1911 zum Präsidenten gewählte
Herr Direktor Dr. Fr. Kameníček begrüßte herzlichst die Er-
schienenen und gedachte in warmen Dankesworten der Verdienste, die
sich der abgetretene Präsident, Herr Hochschulprofessor A.Rzehak,
sowie die ausgeschiedenen Herren Kuratoren Dr. Dolansky,
Dr. Sujan und Professor Dr. Vandas um die Gesellschaft und
das Museum erworben haben. Der Herr Präsident versprach, sich
mit größter Energie der Interessen des Museums annehmen zu
wollen. Er berührte den gegenwärtigen Stand der Baufrage des
Museums und die projektierte Neuordnung und Aufstellung der
Sammlungen sowie die Personalangelegenheiten. Er beantragte,
das Kuratorium möge die zu seiner Konstituierung notwendigen
Wahlen vornehmen. Nachdem die Revisoren des Protokolles, die
Kommission für die Ernennung korrespondierender Mitglieder und
der Konservatoren sowie die Mitglieder der Bibliothekskommission
ernannt worden waren, wurden die zahlreichen Einläufe erledigt.
Einzelne Abteilungen des Museums blieben unter Leitung aner-
kannter Fachmänner. Dem Herrn Professor Em. Bayer wurde
die zoologische, Herrn Dr. Fr. Dvorsky die ethnographische,
Herrn Dr. A. Fischel die historische und die Kunstabteilung,
Herrn Professor Dr. J. Jahn die geologisch-paläontologische und
petrographische, Herrn Schulrat Fr. Rypáček die volkskundliche,
Herrn Professor A. Rzehak die archäologisch-prähistorische,
Herrn K. Schirmeisen die mineralogische, Herrn Professor
Dr. K. Vandas die botanische Sammlung zugewiesen. Die
Kustodenbibliothek wurde in ihrem gegenwärtigen Bestande auf-
gelöst und die Bücher, um deren Benutzung zu erleichtern, jeder
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 1. 1
Abteilung als Handbibliothek zugewiesen. Eine längere Debatte,
die in dieser Sitzung nicht zu Ende geführt werden konnte, ent-
spann sich über den Neubau des Museums und die mit demselben
im engsten Zusammenhange stehende Frage der Anschaffung neuer
Kasten. Da bei Anschaffung und Aufstellung von Kasten für die
in den letzten Jahren neuangelegten und erworbenen Sammlungen
ein Wechsel in den von einzelnen Abteilungen bisher innegehabten
Lokalitäten eintreten müßte, wurde die Debatte über diesen Punkt
abgebrochen und bis nach einer diesbezüglichen Einigung der Vor-
stände der hierbei in Betracht kommenden Abteilungen verschoben.
Bei dieser Gelegenheit besprach Herr Professor Dr. J. J. Jahn
ausführlich die von ihm in seiner Abteilung in Aussicht genom-
menen Arbeiten. Herr Landesschulinspektor Kurator VIk refe-
rierte hierauf über ein Ansuchen mährischer Tonkünstler, für die-
selben vom Landtage zur Herausgabe ihrer Kompositionen ähnliche
Subventionen zu erwirken, wie sie bereits seit einer Reihe von
Jahren zuteil wurde. Nach einer kurzen Debatte beschloß das
Kuratorium, dem Landesausschusse das Ansuchen auf das Wärmste
zu empfehlen. Weiter referierte Herr Kurator Welzl über das
Gesuch eines schwer erkrankten mährischen Musikers um eine
Unterstützung durch das Land. Herr Kurator Dr. Fischel be-
richtete über Gutachten, die die Kunstkommission der Museums-
gesellschaft bei Kunstankäufen durch das Land erstattete, und
brachte die vom Landtage gefaßten Beschlüsse betreffend den
Ankauf von Werken bildender Künstler beider Nationalitäten zur
Kenntnis. Kurze Berichte über eventuelle Ankäufe in den ihnen
unterstehenden Abteilungen erstatteten noch die Kuratoren
Dr. Fischel und Schulrat Rypáček. Für die Sammlungen des
Museums spendeten: Herr Konservator der Mährischen Museums-
gesellschaft Fachlehrer Dr. Czizek 6 Kartons Dipteren; Herr
Kurator Dr. Fr. Dvorsky Mineralien und Petrefakten; Fräulein
FriedaErlacher11 Ansichtskarten; Herr Kurator Dr. A.Fischel
2 Kunstblätter des Malers Mucha; Herr F. Novotný 3 volks-
kundliche Gegenstände; Pfarrer A. Ličman 2 Kunstgegenstände.
Als Mitglieder der Museumsgesellschaft wurden aufgenommen die
Herren: M. Bělín, Landesoffizial, Dr. J. Brügel, k. k. Bezirks-
richter, A, Dwořak, Landesakzessist, Fráulein Dr. J. Eckardt,
Lyzeallehrerin, F. Frank, Lehrer des Landeserziehungshauses,
Ed. Hawliczek, Oberkommissár der Unfallversicherungsanstalt,
3
Dr. Th. Hudec, Supplent des N. Bundes am theologischen Alumate,
J. Meluzín, k. k. Gerichtsadjunkt, C. Ptáček, Landesakzessist,
Dr. A. Kuziczka, k. k. Bezirkshauptmann, F. Stupka, Landes-
offizial, sämtliche in Brünn und F. Wolf, Lehrer in Sebrowitz.
2. Kuratoriumssitzung am 10. Februar 1909.
Der Präsident Herr Direktor Dr. F. Kameníček begrüßte
die Erschienenen und gedachte mit warmen Worten des Ablebens
des um das Landesmuseum hochverdienten Ministers 1. R., Geheim-
rates und Professors Dr. A. Rezek, und des langjährigen werten
Mitgliedes der Gesellschaft, Herrn Landesschulinspektors I. Loštá k,
Die Anwesenden erhoben sich zum Zeichen ihrer Trauer von ihren
Sitzen. Dann wurde die Zuschrift des Herrn Professors E. Bayer
dem Kuratorium zur Kenntnis gebracht, laut der er mit Rücksicht
auf seine eigenen Arbeiten auf seine bisherigen Funktionen im Museum
resignierte. Der Präsident dankte dem Herrn Professor für seine
reiche Tätigkeit im Museum. Mit der durch diesen Abgang er-
ledigten Stelle im Kuratorium wurde durch Wahl der bisherige
Ersatzmann Herr Professor I. Sima betraut, dem — da Herr
Kurator k. k. Schulrat F. I. Rypäctek durch Krankheit verhindert
ist, die volkskundlichen Sammlungen zu führen — diese Abteilung
zugewiesen wurde. Die Redaktion des nächsten Bandes der Zeit-
schrift des mährischen Landesmuseums wurde dem k. k. Professor
Herrn Dr. H. Traub anvertraut. Als Direktor der zoologischen
Sammlungen wurde Herr Hochschulprofessor Dr. K. Vandas
gewählt. Nachdem die zahlreichen Einläufe erledigt worden waren,
-© erstatteten die Herren Direktor der Landesbibliothek, Kaiser-
licher Rat Dr. W.Schram und Amanuensis Dr. H. Jarník den
Jahresbericht der Bibliothek für das Jahr 1908. Weiter wurde
der Voranschlag der Kommision zur naturwissenschaft-
lichen Durchforschung Mährens pro 1909 genehmigt und
über die Art der Besetzung einer Dienerstelle sowie über Be-
stellung eines Hausverwalters ein Entschluß gefaßt. Auf Befür-
wortung des Herrn Professors Dr. J. J. Jahn wurde der Antrag
betreffend einen Ankauf von Büchern nach dem verstorbenen Hoch-
schulprofessor Hofrat A. Makowsky für die Kustodenbibliothek
angenommen. Herr Dr. Fischel referierte über das Ansuchen
zweier bildender Künstler um Unterstützung durch das Land. Herr
Professor Dr. J. J. Jahn und Herr Dr. A. Fischel erstatteten
1*
4
Bericht über die endgültigen Vorbereitungen zur Übernahme der
Maškasammlung it den Landesbesitz. In die Kommission für die
Überführung der Reliquien Dobrovskysund Chytils wurde an
Stelle des ausgetretenen Herrn Dr. J.Dolansky Herr Kurator Kon-
sistorialrat I. Kašpar gewählt. Den Sammlungen haben ge-
spendet: Professor A. Berlexe inFlorenz 2Exemplare A cerontomon,
Konsistorialrat E. Domluvil in Wall. Meseritsch 1 Bild, Kon-
sistorialrat Dr. K. Eichler in Brünn musikalisches Manuskript
Titls, E. Hanisch, Inspektor in Trebitsch, Goldhaube und
Mineralien, Dr. I. Helfert in Brünn, Gedenkmünze, I. Knies,
Oberlehrer in Slinp, Hermelin, Professor H. Laus in Olmütz,
Herbar, A. Musil, Komponistenswitwe in Brünn, 1 Partitur,
Med. Dr.O.Havelka in Brünn, Bandwurm, Professor Dr. I. Pod-
pěra in Brünn, Herbar, G. Simonides, Pfarrer in Jamny,
Siegelabdrücke. Auf weitere drei Jahre wurden folgende Herren
Konservatoren ernannt: A. Burghauser, k. k. Obergeometer,
R. Dworzak, k. k. Oberingenieur, I. Götz, k. k. Musikprofessor,
Dr. St. Souček, k. k. Gymnasialprofessor in Brünn, H. Laus,
Professor in Olmütz, V. I. Prochazka, Geolog in Tischnowitz,
A. Raab in Königsfeld, P. Schreiber in Zwittau, H. Zimmer-
m a nn in Eisgrub. Als Mitglieder wurden aufgenommen: Dr. J. Hel-
fert, Jarosl. Koudela, S. Miličié, A. Müller, Fräulein
E. Reitter, sämtliche in Brünn und I. Hloušék, Kooperator
in Daubrawnitz.
3. Kuratoriumssitzung am 8. Márz 1909.
Der Präsident Herr Direktor Dr. Fr. Kameníček berůhrte
die neuen Anschaffungen in den Sammlungen und einige Personal-
angelegenheiten. Nachdem die zahlreichen Einläufe erledigt waren,
fanden Vorbesprechungen bezüglich der Generalversammlung der
Mährischen Museumsgesellschaft statt. Der Jahresbericht und der
Rechnungsabschluß für das Jahr 1908 sowie der Voranschlag für
1910 wurden genehmigt. Die Generalversammlung wurde auf
Sonntag den 25. April um 10 Uhr vormittags (im Sitzungssaale
des Landeskulturrates) festgesetzt. Der Direktor der Landesbiblio-
thek Herr kaiserlicher Rat Dr. W.Schram und Herr Amanuensis
Dr. H. Jarník erstatteten Berichte über die Beschlüsse der
Bibliothekskommission und über die Bedürfnisse der Bibliothek
für das Jahr 1910. Herr Dr. A. Fischel referierte über das
Ansuchen einer mährischen Künstlerin um Unterstützung durch
das Land und den Ankauf eines Bildes. Herr k. k. Schulrat, Pro-
fessor E. Soffe referierte über das Ansuchen deutscher Schrift-
steller um eine Landessubvention. Weiter wurde ein Beschluß
über die Anstellung eines neuen Museumsdieners gefaßt. Als
Konservator der Gesellschaft wurde auf weitere drei Jahre Herr
Ant. Bauer, Bürgerschuldirektor in Neutitschein, ernannt. Als
Mitglieder der Gesellschaft wurden aufgenommen: J. Brett-
schneider, Landesoberrechnungsrat, J. Há vilek, Landesbeamter
in Brünn, F. Kafka, Landesrechenwart, J. Schuster, k. k. Reli-
gionsprofessor, J. Syriste, Architekt und Gewerbeschulprofessor,
sämtliche in Brünn. Den Sammlungen haben gespendet: Offizial
A. Boček, Fledermäuse; K. Červenka, Verwalter in Smichov,
Medaille; J. Dostäl, Lehrer in Rampersdorf, Hasen und Kanin-
chen; J. Felzmann, Direktor der Taubstummenanstalt in Brünn,
2 volkskundliche Gegenstände; Sanitätsrat Dr. A. Fleischer,
Embryo und 1 Viper; Professor Dr. A. Grobben in Wien,
Separatabdruck; Dr. J. Helfert in Brünn, Publikation und
Münzen; J. Knies, Oberlehrer in Sloup, Fledermäuse; Vereinigung
bildender Künstler in Göding, Prämie; Leitung der Volksschule
am Winterhollerplatz, 75 Druckwerke.
4. Kuratoriumssitzung am 5. April 1909.
Herr Präsident Direktor Dr. Fr. Kamenitek verständigte
die Herren Kuratoren von einer Mitteilung des mährischen Landes-
ausschusses, womit den Herren Professoren der tschechischen Technik
Dr. K. Vandas und Dr. J. J. Jahn für die im Landesmuseum
geleistete Arbeit volle Anerkennung ausgesprochen und ihr Verbleiben
im Museum nicht nur für wünschenswert, sondern geradezu für
geboten gehalten wird. Ferner beglückwünschte er den Kaiserlichen
Rat, Direktor der Landesbibliothek Dr. W. Schram zu seinem
25jährigen Dienstjubiläum und legte das wertvolle Werk des
Hochschulprofessors Dr. K. Vandas „Reliquiae Formanekianae‘,
vor. Weiter berührte er den Stand einiger Museumsfragen, ins-
besondere die Neubaufrage. Nachdem zahlreiche Einläufe erledigt
waren, besprach das Kuratorium die Angelegenheit der Neu-
aufstellung der Sammlungen. Herr Professor Dr. J. J. Jahn
stellte in einem ausführlichen Referate den Antrag auf zweckmäbige
Dislokation der Sammlungen und auf die Organisierung der Arbeit.
6
Sein Entwurf wurde angenommen, sodaß die Möglichkeit geboten
ist, nicht nur die naturwissenschaftlichen Sammlungen, sondern
auch die volkskundliche „Sammlung Kretz“ aufzustellen und dem
Publikum zugänglich zu machen. Nachdem weitere Einrichtungen,
die insbesondere die Regelung der Museumsarbeiten betreffen,
besprochen waren, gelangten die Anträge des Konservators der
Mährischen Museumsgesellschaft Ingenieur J. L. Cervinka und
des Med. Dr. J. Smyčka betreffend Organisierung der Museums-
arbeit in Mähren zur Beratung. Herr Professor Dr. J. J. Jahn
referierte über das Ansuchen des städtischen Museums in Neu-
titschein bezüglich der Überlassung von Doubletten aus der
„Sammlung Maska“. Herr Vizepräsident, Hochschulprofessor
A. Rzehak stellte einige Anträge auf Erwerbung neuer Samm-
lungen. Zu Konservatoren der Museumsgesellschaft wurden auf
weitere 3 Jahre ernannt die Herren: Ed. Domluvil, k. k. Reli-
gionsprofessor in Wall.-Meseritsch, Rud. Dvořák, Gymnasial-
direktor in Hohenstadt, Rom. Formänek, k. k. Oberpostrat in
Brünn, Karl Gerlich, Oberlehrer in Ober-Gerspitz, Ernst
Hanisch, Herrschaftsinspektor in Trebitsch, Ferd. Herčík,
Hochschulprofessor in Brünn, Jos. Hladik, Direktor der Lehrer-
bildungsanstalt i. P. in Freiberg, Leo J a ná ček, Orgelschuldirektor
in Brünn, Jos. Klvaňa, Gymnasialdirektor in Gaya, Flor. Kou-
delka, k. k. Bezirksobertierarzt in Wischau, Dr. Martin Kříž,
k. k. Notar in Steinitz, Fr. Lipka, Mag. Pharmazie in Bosko-
witz, Jar. Palliardi, k. k. Notar in Mähr.-Budwitz, Dr. Mauritz
Remeš, Arzt in Olmütz, Dr. Fr. Slavík, Universitätsdozent in
Prag. Als Mitglieder der Gesellschaft wurden angenommen: Josef
Cermäk, k. k. Statthaltereioberingenieur, Vincenz Eis, k. k.
Polizeikommissär, Karl Hüttel, k. k. Finanzkommissär, sämtliche
in Brünn; Fräulein Anna Cicha, Lehrerin, Fräulein Ludmilla
Savrda, Lehrerin, Josef Soc, Lehrer, sämtliche in Sebrowitz:
ferner Fr. Hejny, Lehrer in Bochtitz und Dr. Eduard Schnabel,
Realschulprofessor in Göding. Den Sammlungen haben gespendet:
Josef Dostäl, Oberlehrer in Rampersdorf, ein Wasserhuhn; Frau
Marie Heindl in Brünn, Münzen; Ministerialrat Med. Dr.
A.Melichar, eine Sammlung Homopteren; cand. phil. M. Servit
in Prag, eine Sammlung Flechten; Verein der bildenden Künstler
„Manes“ in Prag, Kataloge; Professor Josef Uličný in Trebitsch,
eine ungemein wertvolle Sammlung Konchylien.
5. Hauptversammlung vom 25. April 1910.
Der Präsident, Direktor Dr. J. Kameníček, begrüßt die
Anwesenden und teilt zunächst mit, daß die Frage eines Neubaues
für das mährische Landesmuseum dank der Sympathien, deren sich
das Museum beim Referenten des Landesausschusses, Herrn Landes-
hauptmannstellvertreters Jelinek erfreut, in ein günstiges Stadium
getreten sei. Der Landesausschuß spricht, wie der Vorsitzende
weiter mitteilt, sein Bedauern über die Differenzen aus, die seit
der Anstellung des Kustos Dr. Karl Absalon zutage getreten
sind, und anerkennt die Verdienste der Professoren Dr. Vandas
und Dr. Jahn, deren Weiterverbleiben im Kuratorium er für
wünschenwert und notwendig bezeichnet. Der Vorsitzende gibt
schließlich bekannt, daß zu korrespondierenden Mitgliedern ernannt
worden sind: von der tschechischen Sektion: Realschuldirektor
Dr. Franz Schujan, Statthaltereivizepräsident Viktor Houdek
und Professor Josef Uličný (Trebitsch), von der deutschen Sektion:
Universitätsprofessor Dr. J. Loserth (Graz), Universitätsprofessor
Dr. Theodor Pintner (Wien) und Hochschulprofessor Eduard
Donath (Brünn). Es wird sodann zur Tagesordnung über-
gegangen und zunächst der gedruckt vorliegende Tätigkeitsbericht
der Museumsgesellschaft für das Jahr 1908 genehmigt. Das An-
denken der verstorbenen Mitglieder wird durch Erheben von den
Sitzen geehrt. Den Beamten des Museums und der Landesbibliothek
spricht die Versammlung in voller Würdigung ihrer ersprießlichen
Tätigkeit Dank und Anerkennung aus. An dem vorgelesten Kassa-
berichte beanständet Professor Czerny die Höhe der Verwaltungs-
auslagen, die von Jahr zu Jahr steigen. Kurator Abg. Dr. Fischel
begründet diese Ausgabenerhöhung mit dem Steigen der Kohlen-
preise, gibt aber zu, daß nicht mit der nötigen Sparsamkeit vor-
gegangen worden sei. Deshalb habe das Kuratorium die Anstellung
eines Hausverwalters beschlossen, der speziell die Regieauslagen
genau zu beurteilen wisse. Der Kassabericht, den die Rechnungs-
prüfer Oberoffizial Prokupek und Kaiserlicher Rat Mascha
in Ordnung befunden haben, wird genehmigt. Im Anschluß an
den Kassabericht sowie an den Voranschlag für 1910 knüpft sich
eine längere Debatte wegen Erhöhung des Mitgliedsbeitrages.
- Kurator Welzl beantragt, es sei für das heurige Jahr von einer
Erhöhung Umgang zu nehmen, und das Kuratorium zu ersuchen,
die Angelegenheit nach gründlicher Erwägung auf die Tages-
ordnung der nächstjährigen Vollversammlung zu stellen. Dieser
Antrag wird nach eingehender Debatte angenommen. Professor
Czerny verweist in einer Anfrage an den Präsidenten auf die
in Brünn zirkulierenden Gerüchte, daß die Museumsgesellschaft
mehrere tausend Kronen Schulden habe. Vorsitzender Professor
Dr. Kameníček stellt fest, daß im vorigen Jahre eine für An-
käufe zur Verfügung stehende Dotation um den Betrag von 50.900 K
überschritten wurde. Professor Dr. Jahn stellt fest, daß die in
Rede stehenden Ankäufe, die für die zoologische Abteilung gemacht
wurden, zum größten Teil nichtmährische und darunter viele
unbrauchbare und defekte Gegenstände betrafen. Der jetzige Leiter
der zoologischen Abteilung, Professor Dr. Vandas, beleuchtet
die Ankäufe für diese Abteilung. Auch er stellt fest, daß viele
bedeutungslose und defekte Gegenstände erworben worden sind.
Mehrere davon seien gegen den Willen Dr. Bayers gekauft
worden. Der Vorsitzende Professor Kameníček bittet, diese
Angelegenheit endlich ruhen zu lassen und nicht weiter darüber
zu sprechen. Er und Professor Rzehak stellen fest, daß der
Präsident für Ankäufe nicht verantwortlich gemacht werden könne,
da die Abteilungsdirektoren eine ganz selbständige Stellung inne-
haben. Nach einer weiteren Auseinandersetzung zwischen Professor
Dr. Vandas und Dr. Dvorsky wird der Voranschlag genehmigt.
Mit der Wahl der Herren Lehrer Stehlik und Professor
Dr. Traub zu Ersatzmännern des Kuratoriums schließt die Voll-
versammlung.
6. Kuratoriumssitzung am 10. Mai 1909.
Wegen der besonderen Wichtigkeit zahlreicher Punkte des
Programms, die eingehende Informationen und lange Debatten
erforderten, mußte ein Teil der Geschäfte zurückgelegt werden;
die Sitzung wurde am 17. Mai fortgesetzt. Präsident Herr Direktor
Dr. Kameníček teilte mit, daß mit der Übersiedlung und Neu-
aufstellung der mineralogischen und geologisch-paläontologischen
Sammlungen bereits anfangs Mai begonnen wurde, und berichtete
über das Fortschreiten dieser Arbeiten. Er gedachte weiter des
Verlustes, den die Gesellschaft und das Museum durch das Aus-
scheiden des verdienstvollen Mitarbeiters Herrn Schulrates Professor
Fr. Rypáček aus dem Kuratorium erlitten haben. Die durch
sein Abgehen erledigte Stelle eines Vorstandes der volkskundlichen
9
Sammlungen wurde durch Herrn Kurator Professor J. Sima
besetzt. Da Schulrat Professor Fr. Rypáček wegen Krankheit
auch auf die Stelle als Redakteur der Museumszeitschrift ver-
zichtete, wurde zum Redakteur Herr Professor Dr. H. Traub
gewählt. Nach Erledigung vieler wichtiger Einläufe wurde an die
Abänderung der Statuten der Kommission zur naturwissenschaft-
lichen Durchforschung Mährens geschritten, welche in dem Sinne
beschlossen wurde, daß das Kuratorium in die Kommission stets
zwei Fachleute entsenden wird. Hierauf wurde ein ausführlicher,
vom Herrn Vizepräsidenten Professor A. Rzehak und Herrn
Kurator Professor Dr. J. Jahn ausgearbeiteter Entwurf einer
Instruktion für die Kustoden angenommen. Weiter wurde dem
Landesausschusse ein Gesuch um Subvention zum Sammeln
mährischer Volkslieder zur Berücksichtigung empfohlen. Herr Vize-
präsident Professor A. Rzehak und Herr Kurator Professor
Dr. J. Jahn berichteten über einige beachtenswerte Sammlungen,
die für das Landesmuseum zu erwerben wären. Herr Kurator
Dr. A. Fischel stellte einige Anträge auf Vermehrung der Kunst-
sammlungen. Zum Konservator wurde auf weitere 3 Jahre Herr
K. Czizek, Fachlehrer in Brünn gewählt. Als Mitglieder wurden
aufgenommen: Med. Dr. J. Bakes, Primararzt, A. Burian,
Augustinerordenspriester, J. Cäha, k. k. Finanzoffizial, Dr.
E. Kostka, k. k. Finanzprokuraturskonzipient, Dr. F. Moudry,
k. k. Realschulprofessor, J. Navrátil, k. k. Statthaltereikonzipist,
Dr. F. Racek, Landessekretär, A. Uhlíř, Oberbuchhalter, sámt-
liche in Brünn; ferner F. Sväbenil, Kooperator in Landshut,
Fräulein F. Tosnar, Lehrerin in Hussowitz und F. Veger,
Fachlehrer in Austerlitz: Den Sammlungen haben gespendet:
Direktor A. Czerny in Mähr.-Trübau, Mineralien; K. Weeger,
Hausbesitzer in Brünn, einen Hecht; Professor Dr. J. Zavřel in
Göding, eine Spitzmaus.
‘. Kuratoriumssitzung am 14. Juni 1909.
Präsident Direktor Dr. Fr. Kameníček teilt mit, daß die
Übersiedlung der mineralogischen, geologisch-paläontologischen,
petrographischen und zoologischen Sammlungen beendigt und mit
den Installationsarbeiten in diesen Abteilungen bereits begonnen
wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde über einige Einrichtungen und
Erfordernisse, die diese Dislokationsarbeiten betreffen, Beschluß
10
gefaßt. Nach Erledigung zahlreicher Einläufe wurde ein Bericht
über die Besprechung der Abteilungsvorstände betreffend den
Museums- und Galerieneubau erstattet. Dann wurden die von den
Herren: Vizepräsidenten Prof. A. Rzehak und Kurator Professor
Dr. J. J. Jahn ausgearbeiteten Instruktionen für die Abteilungs- :
vorstinde angenommen und die Urlaube für die Beamten festgesetzt.
Herr Kurator Dr. A. Fischel referierte über Ankauf von Kunst-
werken. Herr Direktor der Landesbibliothek, Kaiserlicher Rat Dr.
W. Schram überreichte einen ausführlichen, die Angelegenheiten
der Landesbibliothek betreffenden Antrag. Nachdem einige kleinere
Gesuche erledigt worden, wurde der Preis des auf Kosten des
mährischen Landesausschusses herausgegebenen Werkes des Herrn
Professors Dr. K.Vandas „Reliquiae Formänekianae“ auf 12 Kronen
festgesetzt. Zu Konservatoren der Mährischen Museumsgesellschaft
wurden ernannt: J. Kak&, k. k. Finanzkommissär in Brünn;
F. Kretz, Schriftsteller in Ung.-Hradisch; R. Reissig, Direktor
des philharmonischen Vereines in Brünn; J. Svozil, Realschul-
professor in Proßnitz; M. Ursiny, Hochschulprofessor in Brünn.
Als Mitglieder wurden aufgenommen: Böhmischer Leseverein,
Guido Pařízek, Hypothekenbankoffizial, Eugen Rippl, stud. phil, _
sämtliche in Brünn; ferner Jos. Obchäzel, k. k. Staatsbahn-
assistent in Schimitz, Raimund Smutny, Fachlehrer in Blansko,
Wenzel Strniska, Kaplan in Lomnitz und Adolf Türk,
Fachlehrer in Zwittau. Den Sammlungen haben gespendet: Pro-
fessor Em. Bayer in Brünn, Separatabdruck; Konsistorialrat
Jos. Kašpar in Brünn, Publikationen und Zuckerfabrikdirektor
Adalbert Worliczek in Mähr.-Kromau eine prähistorische
Bronzenadel. |
8. Kuratoriumssitzung am 4. Oktober 1909.
Der Präsident Direktor Dr. Fr. Kamenitek gedachte mit
warmen Worten des Ablebens der um das Museum und die Gesell-
schaft hochverdienten Hochschulprofessoren S. Magnif. J. Lička und
Hofrat A. Regner R. v. Bleyleben. Die Anwesenden erhoben sich
zum Zeichen ihrer Trauer von ihren Sitzen. Der Präsident unter-
breitete dem Kuratorium eine Reihe von Angelegenheiten, die
während der Ferien erledigt wurden. Nachdem zahlreiche Einläufe
erledigt worden, wurde ein Bericht über den Stand der Museums-
dotationen erstattet. Dann wurden einige Beschlüsse betreffend die
11
Übersiedlung und Neuaufstellung der Sammlungen, insbesondere
der mineralogischen nnd der volkskundlichen gefaßt. Herr Kurator
Dr. A. Fischel referierte über einige Angelegenheiten der Kunst-
abteilung. Der Antrag des Herrn Ingenieurs J. L. Červinka auf
Organisation der archäologischen Arbeiten in Mähren wurde zur
Kenntnis genommen und weitere Verhandlungen auf eine günstigere
Zeit verschoben. Herr Kurator Professor J. Sima stellte einige
Anträge betreffend Einrichtungen in den volkskundlichen Samm-
lungen. Dann wurden dringende Personalangelegenheiten berührt.
Es wurde beschlossen, möglichst bald die vom Landtage schon
bewilligte Stelle eines Dieners zu besetzen und an den Landes-
ausschuß einen Antrag auf Systemisierung einer dritten Kustos-
stelle zu richten. Zum Konservator der Mährischen Museums-
gesellschaft wurde Herr Professor Dr. J. Podpěra ernannt. Als
Mitglieder wurden aufgenommen: E. Brüll, Privatbeamter, P. Kohn,
stud. ing., A. Kolář, k. k. Finanzrechnungspraktikant, O. Opálka,
Lehrer, F. Šťastný, k. k. Professor, L. Vrtěl, k. k. Postrechnungs-
offizial, K. Wlezek, Landesoffizial, sämtliche in Brünn und
R. Krivy, Kaplan in Lomnitz. Den Sammlungen haben gespendet:
Professor E. Bayer, Druckwerk; S. Durchlaucht regierender Fürst
Liechtenstein, Gemälde; Konsistorialrat E. Domluvil, volks-
kundliche Gegenstände; Dr. Dvorsky übergibt Bronzefund; Direktor
Dr. F. Kameníček übergibt Bronzeplakette; A. Worliczek in
Mähr.-Kromau, Bronzenadel; K. Žemlík in Maloměřitz, diluviale
Gegenstände; Museumsverein in Iglau, Bronzeplakette; E. Buchta,
Bild; Professor Dr. St. Souček, Miinzen und einen Ring. Der
Landesbibliothek spendeten: Kurator Dr. A. Fischel, E. Baron
S. Maly, Jos. Kotzmann, Landesbank, Advokat Dr. J. Ekstein,
Professor Dr. H. Herz, Kurator H. Welzl, Norddeutsche Loyd
-in Bremen, Brünner Ruderverein, Direktor Th. Suchanek,
Hochschulprofessor A. Rzehak, Oberingenieur E. Strnischtie,
Holzmaistersche Museumsstiftung in Mähr.-Trübau, Schriftsteller
B. Kohnstein in Iglau, Schriftsteller E. Jelinek in Wien,
Direktor Dr. W. Schram, W. Ohärek bischöflicher Rat,
Professor A. Smrček, Kurator Professor Dr. Dvorsky, Direktor
-K. Voráček, k. k. Finanzkommissär J. Kaks, Pfarrer J. Zháněl
in Strutz, W. Peïinka, k. k. Steueroffizial in Kremsier, Schrift-
steller Dr. M. Hysek in Prag, Konsistorialrat E. Domluvil in
Wall.-Meseritsch und Skriptor Dr. H. Jarník,
9. Kuratoriumssitzung am S. November 1909.
Der Präsident Direktor Dr. Fr. Kameníček begrüßt herz-
lichst den vom Landtage gewählten Vertreter des Landes im
Kuratorium, Reichsratsabgeordneten und Advokaten Dr. H. Bulin
und den Konservator Professor Dr. J. Podpèra. Die Resignation
der Herren Hochschulprofessor Dr. J. J. Jahn und Dr. K. Vandas
auf ihre Fuktionen im Museum wurde zur Kenntnis genommen
und den beiden Herren für ihre. bisherige Tätigkeit der wärmste
Dank des Kuratoriums ausgesprochen. Die erledigten Vorstands-
stellen wurden durch die Herren Kurator Professor Dr. Dvorsky
(zoologische Abteilung) und Professor Dr. J. Podpěra (botanische
Abteilung) besetzt. Dem Herrn Hofrat Professor W. Rehorovsky,
der aus Gesundheitsrücksichten seine Stelle als Vorstand der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Sektion der tschechischen
Vortragsklasse niedergelegt hatte, wurde für seine bisherige Arbeit
der Dank ausgesprochen. Die Nachricht, daß die Frage des Museums-
neubaues ihrer Lösung sich nähere, wurde mit Befriedigung zur
Kenntnis genommen. Dann wurden Beschlüsse über einige Gesuche
und Bedürfnisse des Museumspersonals gefaßt. Die Herren Kura-
toren Professor Dr. Fr. Dvorsky und Fachlehrer K. Schirmeisen
referierten über den Verlauf der Arbeiten in einzelnen Abteilungen.
Herr Professor Dr. J. Podpèra besprach einige Erfordernisse
der botanischen Abteilung. Herr Kurator Dr. J. Sima erstattete
Bericht über die Exposition der volkskundlichen Abteilung in der
Ausstellung im Augarten. Weiter referierten die Herren: Kurator
Professor Dr. Dvorsky über die Gesuche zweier wissenschaftlicher
Organisationen, Kurator Dr. A. Fischel und Kurator Professor
J. Šíma über einige Kunstangelegenheiten. Herr Direktor L. Janaček
erstattete einen schriftlichen Bericht über das Gesuch eines Ton-
künstlers. Auf Grund dieser Referate wurden diesbezügliche Beschlüsse
sefaßt. Zu Konservatoren wurden ernannt: Professor E. Bayer
in Brünn, Biirgerschuldirektor A. Czerny in Mähr.-Trübau,
Photograph J. Haupt in Iglau, Oberlehrer J. Hausotter in
Kunewald, Berzirksarzt Dr. E. Heřman in Freudental, Kanzlei-
vorstand K. Lick in Zwittau, Hochschulprofessor A. Smréek
in Brünn, Oberlehrer A. Vogler in Hobitschau, Oberlehrer A.
Vrbka in Znaim. Als Mitglieder wurden aufgenommen: Professor
J. Filouš, Realschuldirektor i. P. S. Horváth, Hochschul-
professor Dr. K. Vandas, sämtliche in Brünn und stud. phil.
15
V. Haas in Prag. Den Sammlungen haben gespendet: Jos. Dostál,
Lehrer in Rampersdorf, eine Schnepfe; Graf Al. Kälnoky in
Lettowitz, eine Orgel mit Vorbehalt des Eigentumsrechtes; Professor
Dr. J. Podpera, paläontologische Objekte.
10. Kuratoriumssitzung am 6. Dezember 1909.
Der Vorsitzende Herr Direktor Dr. Fr. Kameníček begrüßte
die Anwesenden und teilte mit, daß die leiblichen Überreste J.
Dobrovsky’s und J. Chytils am 11. Vovember d. J. vom
Altbrünner Friedhofe auf den Zentralfriedhof übertragen wurden,
und dankte allen, die sich um diese Aktion verdient gemacht haben.
Der Vorsitzende gab ferner bekannt, daß infolge Resignation des
Hofrates und Hochschulprofessors W. Řehořovský Herr Professor
Dr. J. Podpěra zum Präses der mathematisch-naturwissenschaft-
lichen Abteilung der böhmischen Vortragssektion und Herr Professor
Fr. Černý zum Sekretär der philologisch-historischen Abteilung
derselben Sektion an Stelle des ausgetretenen Herrn Dr. H. Jarník,
Skriptors der Landesbibliothek, gewählt wurden. Der Vorsitzende
erwähnte dann den baulichen Zustand des Museumsgebäudes und
sprach über einige Personalien. Nach Erledigung eines zahlreichen
Einlaufes berichtete der Direktor der Landesbibliothek, Kaiserlicher
© RatHerrDr.W.Schram über Angelegenheiten der Landesbibliothek.
Hierauf wurde die Ergänzungswahl eines Mitgliedes der Kunst-
kommission vorgenommen und wurde zum Nachfolger des Hoch-
schulprofessors Herrn Fr. Herčík, der auf die Mitgliedschaft in
der Kommission verzichtete, Herr Jar. Syřiště, Architekt und
Professor an der Staatsgewerbeschule in Brünn, gewählt. Ferner
berichteten die Herren Kustoden über Einrichtungen in den Samm-
lungen. Kustos A. Palliardi referierte über den Verlauf und
der Beendigung der Übertragung der Sammlungen, Kustos Dr. K.
Absolon über Arbeiten in der zoologischen und botanischen
Abteilung, Sekretär Dr. J. Helfert über Einrichtungen und Er-
_ fordernisse der Abteilung für Volkskunde, der Kunstabteilung und
der Museumskanzlei, Geologe W. J. Prochäzka über die geo-
_ logisch-paläontologische und petrographische Abteilung. Über die
von den Herren Kuratoren Professor Dr. Fr. Dvorsky, Dr. A.
© Fischel, Professor J. Šíma und Direktor Klvaña abgegebenen
- Gutachten und gestellten Anträge wurden entsprechende Beschlüsse
gefaßt. Zu Konservatoren wurden ernannt: Benno Branczik,
14
Bankprokurist in Brünn; M. Jahn, Schriftsteller in Komarowitz;
Josef Klir, akademischer Maler in Brünn; Wilhelm Mrštík,
Schrifsteller in Diwak; Jaroslav Syřiště, Architekt und Gewerbe-
schulprofessor.in Brünn; Johann Vañha, Direktor der Landes-
versuchsanstalt in Brünn; Dr. Johann Zavřel, k. k. Realschul-
professor in Königgrätz. Als Mitglieder wurden aufgenommen :
W. Beamt, Privatbeamter, F. Brychta, Jurist, J. Coufal,
k. k. Realschulprofessor, E. Grabscheit, Oberlehrersgattin, A.
Graf, Sparkassaoberbeamter, A. Hexmann, Beamtin, E. Jung,
Postheamter, Ad. L. Krejčík, Archivsadjunkt, F. Laufer,
Textilakademiker, E. Pauk, Professor der böhmischen Handels-
akademie, JUC. S. Silbiger, Universitätshörer, A. Slovák,
Konsistorialrat und Realschulprofessor, Christine Stejskal, Fach-
lehrerin, M. Ursíny, k. k. Hochschulprofessor, J. Vydra, k. k.
Gymnasialprofessor, A. Wildt, Ingenieur, H. Wittreich, Privat-
beamter, Th. Wranitzky, Bůrgerschuldirektor a. D., sämtliche
in Brünn, T. Sojka, Katechet in Trebitsch. Für die Sammlung
spendeten: Professor Albin Kučera, Flußbarsch; Konservator
Kaplan Aug. Kratochvíl, Urne; Kustos Dr. K. Absolon,
2 Diapositive; Geologe V. J. Procházka, 2 Kristalle und
Rauchguarz; Lehrer Josef Dostál in Rampersdorf, Lerchenfalke.
Die Porträt-Lithographien der mähr. Landes-
Bibliothek.
Von Dr. Wilh. Schram.
Unsere Landesbibliothek besitzt eine Sammlung von Porträts
hervorragender Persönlichkeiten in verschiedenen Reproduktionen.
Den wertvollsten Bestandteil dieser interessanten Kollektion bilden
die Porträt-Lithographien, im ganzen, wenn wir von den
wenigen Bildnissen unbekannter und bis jetzt unbestimmbarer Per-
sonen absehen, 257 Blätter (zumeist in Folio).
Um dieselben einem größeren Publikum zugänglich und be-
nutzbar zu machen, habe ich den nachfolgenden Katalog verfaßt,
dem ich zur Einleitung nur einige wenige Bemerkungen über die
Entstehung und Entwicklung der Porträt-Lithographie in Öster-
reich vorausschicken will.
Alois Senefelder, der geniale Erfinder der Lithographie,
wollte nach seinen in München, Offenbach und Baden errun-
senen Erfolgen das neue von ihm im Jahre 1797 erfundene Re-
produktionsverfahren auch in Wien einführen, stieß hier aber
überall auf ungeahnte Schwierigkeiten. Zensurpolizeiliche Bedenken,
die unfreundliche Haltung der Wiener Kunsthändler, die unge-
schickte Einmischung seiner Mutter, welche hinter dem Rücken
des Erfinders für ihre Söhne Theobald und Georg ein Privilegium
zur Errichtung einer lithographischen Anstalt erwirken wollte,
stellten sich ihm in den Weg. Endlich, am 28. Jänner 1803, erhielt
er das gewünschte Privilegium auf 10 Jahre. — Die Zustellung
des diesbezüglichen Aktes erfolgte erst am 18. Mai. Er begann
seine Verlagstätigkeit mit der Herausgabe einer Reihe von Musi-
kalien, konnte aber bei seinen Erstlingsprodukten mit den präch-
tigen Erzeugnissen des Wiener Notenstichs nicht konkurrieren.
Wie wir dem quellenmäßigen und instruktiven Aufsatze: „Zur
16
Geschichte der Einführung der Lithographie in Wien“
von J. Sch., abgedruckt im Katalog Nr. 76!) des bestbekannten
Bücher- und Kunstantiquariats Gilhofer & Ranschburg entneh-
men, hat der Vertrieb der Musikalien dem beklagenswerten Er-
finder im ersten Monate des Bestandes seiner Druckerei 10 Gul-
den 48 Kreuzer, im zweiten nur 1 Gulden 36 Kreuzer abgeworfen.
Senefelder geriet in solche finanzielle Bedrängnis, daß er sein
Privilegium im Jahre 1805 an Sigmund Anton Stein und
Rochus Kraszniczky um 600 Gulden verkaufte und im Oktober
des nächsten Jahres über Aufmunterung des Barons Christoph von
Aretin nach München zurückkehrte, wo er die Steindruckerei
bald in Aufnahme brachte. |
Die Firma Stein & Co., welche Senefelders Privilegium
übernommen hatte, verband mit großer Rührigkeit einen tüchtigen
Greschäftssinn und gelangte zu raschen Erfolgen. Stein gab im
Jahre 1806 ein großes Kostümwerk, enthaltend die bildliche Dar-
stellung der uniformirten Bürgerschaft in Wien, heraus. Das Titel-
blatt zeigt uns das Porträt des Stephan Edlen v. Wohl-
leben, Bürgermeisters und Chefs sämtlicher Bürgergarden von
Wien (nach einer Vorlage J. Doplers von Karl Müller mit der
Feder auf Stein gezeichnet). Dieses Bildnis ist die erste in Wien
hergestellte Porträtlithographie. Bald darauf (1806) erschien das
erste selbständige Porträt (das Bildnis des Sängers und Ko-
mikers Joh. B. Ellmenreich) im Verlage der Stein’schen chem.
Druckerei (am Graben im Paternostergassel). Zu hoher Bedeutung
gelangte die Porträtlithographie in dem 1817 durch den Grafen
Pötting gegründeten „litographischen Institute“, welches ge-
rade diesen Zweig der Reproduktion mit großem Eifer pfleste.
Das Porträt wurde für die Lithographen eine einträgliche
Quelle des Erwerbes, wozu einerseits die billige, anderseits die
rasche Vervielfältigung das ihrige beitrug. Unter den zahlreichen
Künstlern dieser Art, welche sich dem Publikum zur Verfügung
stellten, war Josef Kriehuber der unbestrittene Meister. Über
ihn hat der Kunstschriftsteller Wolfgang v. Wurzbach ein
umfangreiches und vortreffliches Buch geschrieben (Josef Kriehuber.
Katalog der von ihm lithographierten Porträts, München 1902).
1) Dieser Katalog, der 1906 in Wien erschien, bringt ein Verzeichnis
von 1725 Porträts, die von Meistern der Wiener Porträtlithographie stammen
und zum Teil noch heute bei der genannten Firma erhältlich sind.
17
Wir können nur kurze Andeutungen geben. — Unser Künstler
wurde am 14. Dezember 1800 zu Wien als der Sohn eines Gast-
wirtes geboren, der selbst zeichnete und malte und sich sogar mit
dem Bilderhandel beschäftigte. Nachdem er mehrere Jahre an der
Wiener Akademie studiert hatte und durch mehrfache Preise aus-
gezeichnet worden war, ging er um 1818 als Zeichenlehrer des
Fürsten Sangusko nach Slavouta in Polen. Dort erteilte er Unter-
richt und porträtierte das Gestüt des Fürsten. Er soll auch den
fürstlichen Pferdeliebhaber selbst porträtiert haben. Seine früheste
Porträtlithographie, mit J. K. gezeichnet und von München 1816
datiert, stellt die spätere Kaiserin Karolina Augusta als Prinzessin
dar. Nach vierjährigem Aufenthalte in Polen kehrte er nach Wien
zurück, wo er für den Verlag Trentsensky die damals so belieb-
ten Pferdestücke und Schlachtenbilder auf Stein zeichnete und
seine Studien an der Akademie bis zum 25. Jahre fortsetzte. Für
den Verlag des lithographischen Instituts lieferte er 68 treffliche
Bildnisse von ungarischen Heerführern, Herzogen und Königen
(nach Zeichnungen von Schmied). Noch mehr bewundert wurden
die 6 Schauspielertypen aus F. Raimunds Zaubermärchen „Der
Bauer als Millionär“, welche er (gleichfalls nach Zeichnungen
Schmied’s) lithographierte. Sehr populär wurde Kriehuber durch
die Bildnisse von beliebten Schauspielern und Musikern, die er
für den Mechettischen Kunstverlag ausführte. Bald wollten alle
Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit einen Namen hatten,
nur von ihm abkonterfeit sein. Mitglieder des Kaiserhauses, Arı-
stokraten, Diplomaten, Heerführer, Gelehrte und Kirchenfürsten,
Ärzte, Künstler und Industrielle beeilten sich dem Meister zu
sitzen. In den 40er und 50er Jahren verfertigte er bisweilen 3—4
Porträts an einem Tage und für jedes Bildnis erhielt er 100
Gulden oder noch mehr. Seine materielle Lage wurde sehr günstig.
Da er aber ein kavaliermäßiges Leben führte, eine vielköpfige Fa-
milie zu erhalten hatte und der künstlerische Stift des Litho-
graphen infolge der Photographie nach 1860 immer weniger in An-
spruch genommen wurde, konnte Josef Kriehuber, das große Genie,
bei seinem Tode am 30. Mai 1876 seinen Angehörigen wenig mehr
als seinen berühmten Namen hinterlassen. Meister Kriehuber
dürfte ungefähr 2509 Porträtlithographien ausgeführt haben, von
_ denen Wolfgang v. Wurzbach 2369 genau verzeichnet und be-
schreibt. Die größte Sammlung der Kriehuber’schen Lithographien
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 1. 2
18
(1800 Blätter) befindet sich gegenwärtig auf dem erzherzoglichen
Schlosse Hernstein bei Berndorf in Nieder-Österreich. Sie wurde
seinerzeit von den Erben Kriehubers an den Erzherzog Leopold
verkauft und ist jetzt Eigentum des Erzherzogs Rainer.
Wer die Kriehuber’schen Blätter studiert, kann sich an den
echt wienerischen Eigenschaften dieser Meisterwerke nicht genug
satt sehen. Überall Treffsicherheit, Eleganz und Geschmack. Ins-
besondere fesselt uns die geistreiche Charakteristik von Blick und
Haar. Josef Meder, der ausgezeichnete Kunstkenner und Kunst-
historiker, schreibt in seinem Aufsatze über die Lithographie in
Österreich-Ungarn (Heft XXX VI der vervielfältigenden Kunst der
Gegenwart, 3. Lieferung des IV. Bandes) über unsern Meister:
„Kriehuber ist Realist, seine Köpfe haben eine präzise Modellierung,
der Fleischton ist wahr und kräftig. Die Hauptwirkung verlegt er
in die Augen, welche er bis zur vollsten Lebendigkeit ausarbeitet;
sie sprechen und leuchten und lassen oft sogar die Farbe der
Pupillen erkennen.“ Unter den zeitgenössischen Lithographen, auf
deren Schaffen Kriehuber unverkennbaren und günstigen Einfluß
übte, wären mit besonderem Lobe die Deckers, Eybl, Faust
Herr, Lanzedelli, Lieder, Robert Theer und Josef Eduard
Teltscher!) zu nennen. Als seine eigentlichen Schüler sind vor
allem Prinzhofer, A. Strixner, Dauthage, Eduard Bauer
und Eduard Kaiser zu erwähnen, welche die gesunde Realistik
ihres Meisters in ihren ausgezeichneten Bildnissen offenbaren. In
den Sechzigerjahren kommt die Lithographie immer mehr und
mehr aus der Mode. Die Photographie und andere aus ihr heraus-
gebildete Reproduktionsarten halten überall siegreichen Einzug.
Nach dieser Einleitung sei es mir gestattet, über unsere hier
katalogisierte Sammlung einige orientierende Mitteilungen zu
machen. Den Grundstock derselben bilden die Porträts zahlreicher
hervorragender Mitglieder der ehemaligen k. k. mähr.-schles. Acker-
baugesellschaft, die seinerzeit in einem Album vereinigt waren,
und eine große Zahl von militärischen Porträts, die von einem
Spender herrühren dürften. Im Laufe der Zeit kamen durch
Schenkung und durch Kauf — namentlich in den letzten Jahren
— die übrigen Stücke hinzu. Meister Kriehuber ist in unserer
!) Über Teltscher, der das Lithographieren 1825—1827 in Brünn bei
Trassler erlernte und später in Wien fortsetzte, vergleiche meinen Aufsatz
„Mährische Aguarellisten“ (Annales musei Franeiscei MDCCCXCVI p. 205 ff)
19
Kollektion durch 86 Blätter vertreten. Wir finden unter denselben
neben Mitgliedern des österr. Kaiserhauses und hohen Militärpersonen
unter anderen die Bildnisse des gefeierten Rechtslehrers Doktor
Ludwig Arndts Ritter v. Arnesberg (Nr. 4), des Hofkammer-
Präsidenten Peter Josef Freiherrn v. Eichhoff (Nr. 40), des
mährischen Historikers Christian Ritter d’Elvert (Nr. 42), des
berühmten zu Brünn geborenen Violinvirtuosen Heinrich Wilhelm
Ernst (Nr. 46), des mährischen Abgeordneten Dr. Karl Giskra
(Nr. 67), des Wiener Mineralogen Karl Haidinger (Nr. 75)
des mährischen Industriellen Leopold Georg Haupt (Nr. 77), des
österr. Historiographen Friedrich Hurter (Nr. 88), des obersten
Kanzlers der k. k. vereinigten Hofkanzlei Anton Friedrich Grafen
Mittrowsky, der auch als mähr. Gubernator und Begründer des
Franzens-Museums eine hervorragende Rolle spielte (Nr. 133), des
Rechtsgelehrten Dr. Theodor Pachmann (Nr. 153), des Direktors
der mähr.-schl. Ackerbaugesellschaft Fürsten Hugo zu Salm (Nr.
173), des Adalbert Freiherrn v. Widmann (Nr. 237 u. Nr. 238)
der später eine Reihe von Jahren als mähr. Landeshauptmann
© fungierte, des aus Wischau gebürtigen Wiener Bürgermeisters
Dr. Andreas Zelinka und vieler anderer.
Auch die Nachahmer und Schüler Kriehubers sind durch
ziemlich zahlreiche und gute Blätter vertreten. Von Eybl besitzen
wir beispielsweise die Porträts des mähr. Schriftstellers Johann
Jakob Heinrich Czikann (Nr. 30), des ungarischen Staatsmannes
Franz Deäk (Nr. 35), des Brünner Bischofs Franz Anton Gindl
(Nr. 66), des mähr. Gouverneurs Karl Grafen von Inzaghi (Nr.
97), des Anton Friedrich Grafen Mittrowsky (Nr. 134), des
Hofrates und Freiherrn Konstantin v. Münch-Bellinghausen
(Nr. 140), des Olmützer Erzbischofs Maximilian Josef Freiherrn
v. Sommerau-Beeckh (Nr. 209), des rühmlichst bekannten auf
Burg Pernstein geborenen Kompositeurs Anton Emil Titl (Nr.
219) etc. Von Teltschers Meisterhand stammen die Porträts des
im Jahre 1797 in Brünn eingewanderten ehemaligen französischen
Kapitäns Johann Heinrich d’Elvert (Nr. 41) und des Brünner
- Bischofs Wenzel Urban Ritter v. Stuffler (Nr. 212). Von
Bildnissen Prinzhofers sei Nr. 53 (Erzherzog Karl Viktor Fer-
1) Andere Porträtlithographien Tetschers (11), darunter auch das Bildnis
des Brünner Stadtpfarrers Max Reisenhofer (1827), befinden sich in seinem
Nachlasse, der im Franzens-Museum aufbewahrt ist.
DE
[4]
dinand, geboren zu Brünn), Nr. 112 (Statthalter Graf Lažansky)
und Nr. 254 (Husarenrittmeister Zdenko Graf Zierotin) hervor-
gehoben. — Von den Arbeiten des Faust Herr interessieren uns
lebhaft die Porträts des Staatsministers Franz Grafen Kolowrat-
Liebsteinsky (Nr. 104) und des in Brünn geborenen Wiener
Fürsterzbischofs Vinzenz Eduard Milde (Nr. 132). Unter den 15
Porträts des Eduard Kaiser ragen hervor Nr. 12 (Feldzeugmeister
Ritter v. Benedek), Nr. 45 (Erzherzog Ernst von Österreich),
Nr. 89 (Rechtsgelehrter und Staatsmann Anton Hye Freiherr v.
Gluneck), Nr. 116 (Erzherzog Leopold von Österreich), Nr. 180
(der Direktor der Brünner technischen Hochschule Dr. Florian
Schindler), Nr. 191 (der bekannte Publizist Franz Schuselka);
alle die genannten übertrifft aber- das von Kaiser im Jahre 1853
lithographierte Bildnis unseres Monarchen (Nr. 55). Eine genaue
Durchsicht unseres Kataloges wird die Freunde der Porträtlitho-
graphie mit den übrigen Künstlern und ihren in unserem Besitze
befindlichen Werken bekannt machen.
Nur auf 3 Lithographen, die außerhalb des Kreises der
eigentlichen Wiener Schule stehen, möchte ich noch in Kürze
hinweisen, nämlich auf Patricius Kittner, A. Jovanovié und
Karl Klíč.
Der Brünner Miniaturmaler Patricius Kittner (geboren
16. März 1809, gest. 18. Juni 1900), der durch Jul. Leischings
Aufsätze in den „Mitteilungen des mähr. Gewerbe-Museums“ (1906
Nr. 8 und 1909 Nr. 3) und durch die daselbst veranstaltete Pa-
tricius Kittner-Ausstellung (7.—28. März 1809) endlich zur wohl-
verdienten Anerkennung gelangt ist, war auch ein gar trefflicher
Porträtlithograph. 21 seiner diesbezüglichen Arbeiten, zumeist aus
den Jahren 1840—1851 stammend, wurden bei der genannten
Ausstellung dem kunstliebenden Publikum zur Besichtigung dar-
geboten und fanden ungeteilten Beifall. — In der Sammlung un-
serer Landesbibliothek ist Kittner durch die Bildnisse des mähr.-
schles. Gouverneurs Alois Grafen v. Ugarte (Nr. 222), der mähr.
Statthalter Leopold Grafen Lažansky und Gustav Grafen Cho-
rinsky (Nr. 113 und Nr. 25), des Majors der Brünner National-
garde Anton Justian (Nr. 99), des mähr. Landschaftsbuchhalters
Ignaz Krinner (Nr. 107), des Feldmarschall-Leutnants Josef
Ritter von Malter (Nr. 123) und des mähr.-schles. Gubernial-
rates Anton Schmid (Nr. 183) vertreten.
Von dem merkwürdigen serbischen Lithographen A. Jova-
novié, dessen Lebensgang und Schaffen leider noch nicht genü-
gend erforscht ist, besitzen wir das aus dem Jahre 1853 stam-
mende vorzüglich ausgeführte Bildnis des Fürsten von Montenegro
Daniel I. (Nr. 34).
Der akademische Maler Karl Klíč, der als ausgezeichneter
Illustrator großer, zumeist Österreichischer und englischer humo-
ristischer Blätter weit und breit berühmt geworden ist, hat
sich auch als tüchtiger, treffsicherer Lithograph bewährt. Sein in
Brünn auf Stein gezeichnetes Gruppenbild „Ze snemu moravského
1864“ (Nr. 257) gehört zu den wertvollsten Stücken unserer
Sammlung. Von seinen Einzelbildnissen, die sehr selten auf dem
Kunstmarkt auftauchen, ist nur das Brustbild des Generals Joh.
Freiherrn v. Löwenthal (1874) in unserer Bibliothek vorhanden.
— Den eigentlichen Weltruf aber erlangte Karl Klíč, der am
31. Mai 1841 in Arnau!) in Böhmen geboren wurde, durch seine
im Jahre 1879 erfundene Methode der Heliogravüre, die, von
ihm immer mehr vervollkommt, als Rembrandt-Heliogravüre
in Europa, namentlich in England, zur größten Blüte und zu den
höchsten Erfolgen gelangt ist.
In der Sammlung der Landesbibliothek befinden sich Blätter
mancher verdienstvoller Lithographen, über deren Tätigkeit und
Bedeutung noch viel zu wenig bekannt ist. Hier stünde der Spezial-
forschung noch ein dankbares Feld offen. Ich verweise insbeson-
dere auf folgende Namen: W. Horn (in den Dreißigerjahren in
Brünn tätig), J. Bekel (der in Prag lebte und von dem meister-
“haîfte Porträts des Fr. L. Čelakovský und Dr. Fr. Lad. Rieger
in unseren Mappen verwahrt sind), F, Šír (Schier) und F. Kolář.
1. Albrecht, Erzherzog von Österreich, General der Kaval-
lerie usw. Kniestück, stehend, n. l., Kriehuber 1851. Gedruckt
bei J. H. Höfelich, Verlag von L. T. Neumann in Wien.
2. Alexander, Prinz von Hessen, k. k. Feldmarschalleutnant,
Kniestück, stehend, Eduard Kaiser nach der Natur 1859.
Druck von Reiffenstein und Rösch, Verlag von L. T. Neu-
mann in Wien.
!) Im Ottův slovník heißt es irrtümlich, daß er um das Jahr 1850 in
Prag geboren wurde.
10.
. Amerling Karl Slavomil, geb. 1807 in Klattau, gest. 1884
in Prag, Arzt, Philosoph, Pädagog, Technolog, Naturforscher,
Schriftsteller. Brustbild, sitzend n. r., Luise Berka 1849.
Druck von Sir in Prag. Unter dem Bilde die gedruckten
Worte: „Učitel Svatého nemá nic k své ochraně než čistotu
svého učení. Nezhyne Národ, který (i) sám v sebe důvěren“.
. Arndts Ludwig, Ritter v. Arnesberg, Dr., Professor des römi-
schen Rechts und Mitglied. des österreichischen Herrenhauses,
geb. 1803 zu Arnsberg in Preußen, gest. 1878 in Wien.
Brustbild, en f. n. L Kriehuber 1861. Druck von J. Haller
in Wien. Unterhalb der facs. Adresse die Widmung: „Dem
gefeierten Rechtslehrer von seinen dankbaren Schülern“.
. d’Aspre, Konstantin Freiherr, Feldzeugmeister und Maria-
Theresien-Ordensritter, geb. in Brüssel 1789, gest. zu Pa-
dua 1850. Kniestück, n. l, Kriehuber 1850. Gedruckt bei
J. Höfelich und verlegt von L. T. Neumann in Wien.
. August v. Auenfels, Georg Freiherr, Generalmajor, Vertei-
diger der Festung Karlsburg, Maria-Theresien-Ordensritter,
geb. zu Broszkowce in Kroatien 1773, gest. 1852 zu Wien.
Kniestück, stehend, en f. n. r. Kopiert von Kriehuber 1851.
Gedruckt bei J. Höfelich, Verlag von L. T. Neumann in Wien.
. Augustin, Vinzenz Freiherr v., Feldzeugmeister und General-
Artillerie-Direktor, geb. in Pest 1780, gest. zu Wien 1859.
Kniestück, stehend, en f. n. 1. Kriehuber 1850. Gedruckt bei
J. Höfelich, Verlag von L. T. Neumann in Wien.
. Barco, Josef Freiherr v., Feldmarschall-Leutnant, Maria-
Theresien-Ordensritter, geb. zu Wien 1798, gest. 1861. Kniestück,
stehend, n. r. Kriehuber 1851. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
. Bartenstein, Emanuel Freiherr v., Herr auf den Majorats-
lehen Hennersdorf, Johannestal und Matzdorf in Österr.-
Schlesien, Besitzer der Güter Deutsch-Knönitz in Mähren
und Deutsch-Liebau in Böhmen, gew. k. k. Landrat, mähr.
Landstand, o. beisitzendes Mitglied der k. k. mähr.-schles.
Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und
Landeskunde, geb. 1769 in Wien, gest. 18. Februar 1838 in
Brünn. Brustbild, en f. n. r. W. Horn, Brünn 1836.
Bartenstein, Josef Freiherr v., Sohn des Emanuel Freiherrn
von Bartenstein. Brustbild, en f. n. l. Kriehuber 1839. Ge-
druckt bei J. Höfelich.
ří.
12.
13.
14.
15.
16.
23
Belrupt, Heinrich Graf, gew. mähr. Landtagsabgeordneter
und Landesausschußbeisitzer, geb. 17. Februar 1825. Brust-
bild, en f. n. r. Dauthage. Lithographie aus dem Werke:
„Das Parlament“. Druck von L. Schilling in Wien.
Benedek, Ludwig Ritter v., österr. Feldzeugmeister, geb.
1804 in Ödenburg, gest. 1881 in Graz. Kniestück, stehend,
en f. n. 1. Eduard Kaiser 1857. Gedruckt bei Josef Stoufs
und verlegt von L. T. Neumann in Wien.
Benediet Markus, Talmudist und Ober-Landesrabbiner in
Mähren, geb. zu Sürge in Ungarn, gest. 1836 zu Karlsbad.
Brustbild, gez. und lith. von S. Argolese in Prag. „Dem isr.
Spitalvorsteher Moises Fischel in Prag achtungsvoll gewidmet.“
Schadhaftes Blatt.
v. Berg, Abgeordneter für Jülich. Brustbild n. r. Ed. Uber.
Druck von Wilh. Hermes in Berlin.
Bertoletti, Barone, Generale d’ Artiglieria e Capitano della
R. Guarda Nobile Lombardo Veneta‘ geb. 1775 in Mailand,
gest. 1846 als k. k. Feldzeugmeister in Wien. Kniestück,
stehend. D’après nature p. F. Wolf 1845. Gedruckt bei
J. Höfelich in Wien.
Böhm, J. v., Jurist. Kniestück, stehend. Eduard Kaiser 1848.
Gedruckt bei J. Rauh, verlegt von Josef Bermann in Wien.
Unter dem Bilde die Worte: „Herkules reinigte nicht nur
_ den Stall des Augias, er holte auch die goldenen Äpfel aus
17«
18.
ID:
dem Garten der Hesperiden“.
Bozkowitz, Ladislaw v., Geschichtschreiber, Dichter und
Gründer eines mährischen Museums 1495. Brustbild, eine mit
einer Feder geschmückte Mütze auf dem Haupte. Litho-
graphie aus der lithographischen Anstalt der k. k. mähr.
schles. Ackerbau-Gesellschaft, wohl als Phantasiebild von
Jos. Edm. Horky ausgeführt (1828?).
Bruck, Karl Ludwig Freiherr v., k. k. österreichischer Finanz-
minister, geb. zu Elberfeld im Herzogtum Berg 1798, gest. zu
Wien 1860. Kniestück, stehend, n. r. Kriehuber 1855. Gedruckt
bei Josef Stoufs und verlegt von L. T. Neumann in Wien.
Bruckner Peter, Provinzial des Ordens der frommen Schulen
der böhmisch-mährischen Provinz, k. k. Rat, Doktor der
Theologie und Direktor der k. k. Theresianischen Ritter-
24
ar
LO
DD
23.
24.
25.
28.
Akademie. Brustbild, im Lehnstuhl sitzend. Göbel pinx. 1823.
Lanzedelly in lap. del. Lithogr. Institut in Wien‘).
. Burow Julie (Frau Pfannenschmidt), Schriftstellerin, geb. zu
Kydullen (im ehemaligen Neu-Ostpreußen) 1806, gest. zu
Bromberg 1868. Brustbild, en f. n. r. Kriehuber 1857 nach
einem Gemälde von Joh. Brandeis. Druck von J. Haller.
I. Prämie zu Kobers Album 1857 (Verlag von J. Kober in Prag).
Karl Ludwig, Erzherzog von Österreich, geb. 30. Juli 1833,
gest. 19. Mai 1896. Kniestück, stehend, en f. n. 1. Kriehuber
1862. Gedruckt bei Josef Stoufs und verlegt von L. T. Neu-
mann in Wien.
. Karl Ludwig, Erzherzog „von Österreich, Feldmarschall,
Gouverneur und General-Capitaine des Königreiches Böhmen,
geb. 5. September 1771, gest. 30. April 1847. Brustbild, oval,
en f. n. I. Fr. Lieder und von Saar lithogr. Gedruckt bei
Mansfeld & Co.
Chlumecky, Johann Ritter v., Exzellenz, k. k. österreichischer
Handelsminister, geb. 1834 in Zara (1889 in den Freiherrnstand
erhoben, 1897 in das Herrenhaus berufen); Brustbild, Litho-
graphie aus dem Werke „Das Parlament“.
Chmel Josef, Geschichtsforscher, geb. am 18. März 1798 zu
Olmiitz, gest. 28. November 1858 zu Wien. Brustbild. Dau-
thage nach der Natur gez. und lith. 1853. Gedruckt bei
J. Höfelich und verlegt von Josef Bermann in Wien.
Chorinsky, Gustav Graf, k. k. Statthalter in Mähren. Knie-
stück, stehend, en f. n. I. Kittner 1861. Druck von Johann
Haller in Wien.
. Clam-Gallas, Eduard Graf, k. k. Feldmarschall-Leutnant,
Ritter des Maria-Theresien-Ordens, geb. zu Prag 1805, gest.
zu Wien 1891. Kniestück, stehend en fn. l. Kriehuber 1849.
Gedruckt bei Joh. Höfelich und verlegt von L. T. Neumann
in Wien.
. Configliachi, Ab. Luigi. Brustbild. G. B. Oeccliši dis. 4er
Lit. Deyé, Venez.
Coronini-Cronberg, Johann Graf, k. k. Feldmarschall-Leut-
nant, Militar- und Zivil-Gouverneur im Banat und in Serbien,
geb. zu Görz 1794, gest. 1880. Kniestück, stehend, n. l. Krie-
1) Bruckner wurde 1747 zu Ottenthal in Niederösterreich geboren und
starb 1825 in Auspitz. Vol. Notizenblatt 1888, Nr. 9.
29.
30.
31.
32.
34.
39.
36.
37.
25
huber 1853. Gedruckt bei J. Höfelich und verlegt von L. T.
Neumann in Wien.
Csorich, Anton Freiherr, k. k. Feldmarschall-Leutnant und
Kriegsminister, geb. zu Mahichno (Kroatien) 1795, gest. zu
Wien 1864. Kniestück, stehend, n. L Kriehuber 1850. Ge-
druckt bei Joh. Höfelich und verlegt von L. T. Neumann
in Wien.
Czikann, Johann Jakob Heinrich, mähr. Schriftsteller und
Beamter der obersten Justizstelle in Wien, geb. zu Brünn
10. Juli 1789, gest. ebenda 10. Juni 1855. Brustbild, in Uni-
form. Eybl 1833.
Čelakowský Fr. L., Dichter und Philolog, geb. zu Strakonitz
7. März 1799, gest. in Prag 5. August 1852. Sitzend im
Lehnstuhl, J. Bekel lit. w Praze 1841. U Machka tisk.
Číslo 1. Unter dem Bilde faksimiliert die Worte:
Gen sworný duch!
I welikost dá ke mnohosti Bůh.
Fr. L. Čelakowský.
Dahlen von Orlaburg, Franz Freiherr, k. k. Feldmarschall-
Leutnant (spáter General-Feldzeumgeister), geb. zu Orlat in
Siebenbürgen 1779, gest. in Graz 1859. Kniestück, stehend,
n. 1. Kriehuber 1851. Gedruckt bei J. Höfelich in Wien.
. Dahlerup B., Feldmarschall-Leutnant. Kniestück, stehend, in
der Rechten ein Blatt mit der Bezeichnung: „Venedig 1849*.
Nach dem Leben lith. von ‚Eduard Kaiser 1350. Gedruckt
bei J. Rauh.
Daniel I., Fürst von Montenegro. Kniestück, stehend, en f.
A. Jovanovié lith. 1853. Pecat J. Heflich. Gedruckt bei
J. Höfelich in Wien. (Text in serbischer Sprache).
Deák Ferencz (Franz), ungar. Staatsmann, geb. 1803 zu
Sötjör im Komitat Szala, gest. 1876 zu Budapest. Sitzend im
Lehnstuhl, en. f. n. I, Eybl lith. Nyomt Leykum A. Bécsben.
Degenfeld-Schonburg, August Graf, Feldmarschall-Leutnant
(später Feldzeugmeister,) Ritter des Maria-Theresien-Ordens,
geb. zu Groß-Kanisza 1798, gest. in Altmünster bei Gmunden
1876. Kniestück, stehend, n. r. Kriehuber 1850. Gedruckt bei
J. Rauh und verlegt von L. T. Neumann.
Drechsler Josef, Professor, Kapellmeister und Kompositeur,
geb. zu Wällisch-Birken (ve Vlachově Březí) in Böhmen
am 26. Mai 1782, gest. zu Wien 27. Februar 1852. Brustbild
nach vorn blickend mit Brillen. Winter lith. 1844. Gedruckt
bei Hořegschj.
38. Edelmann Johann, k. k. mähr.-schles. Oberlandesgerichts-
Präsident, geb. 22. Dezember 1826 in Neuhaus in Böhmen.
Brustbild, en £ n. L Franz Th. Würbel. Druck und Verlag
von Stern und Steiner in Wien.
39. Egger, Franz Ritter v., emer. Professor d. Rechte, geb. zu
Ort am Traunsee 1765, gest. nach 1835. Brustbild, en f. n. r.
Kriehuber 1830. Gedruckt bei Mansfeld & Co.
40. Eichhoff, Peter Josef Freiherr v., k. k. Hofkammer-Prä-
sident, geb. zu Bonn 1790, gest. zu Wien 1866. Kniestück,
stehend, en f. n. L Kriehuber 1847. Gedruckt bei J. Rauh.
11. d’Elvert Johann Heinrich Friedrich, k. französischer Kapitän
im Kmigranten-Korps des Prinzen von Condé, später franzö-
sischer Sprachlehrer in Brünn, geb. 1768 in Rossele in der
Nähe von Homburg an der Grenze von Lothringen, seit Ende
November 1797 in Brünn, wo er 1830 starb. (Er ist der Vater
des mähr. Historikers Christian Ritter d’Elvert und des
Landesgerichts-Prisidenten Friedrich Freiherrn d’Elvert,
deren lithographierte Bildnisse hier gleichfalls [ Nr. 42 u. 43]
verzeichnet werden). Brustbild, par son Eleve .J. E. Teltscher,
Gedruckt im lithogr. Institut, ohne Adresse,
42. d’Elvert, Christian Ritter, Hofrat, mährischer Geschicht-
schreiber, geb. 11. April 1803 zu Brünn, gest. als k. k. Ober-
Finanzrat i. R. und Altbürgermeister von Brünn ebendaselbst
am 28. ‚Jänner 1896. Kniestück, stehend, en f. n. r. Krie-
huber 1858. Druck von J. Haller in Wien.
43. d’Elvert, Friedrich Freiherr, k. k. Landesgerichts-Präsident,
geb. zu Brünn 4. März 1812, gest. ebenda am 22. April 1901.
Brustbild (als Landtags-Abgeordneter). F. Würbel 1880,
Lithographie aus dem Werke „Das Parlament“.
44. Erben Josef, Statistiker und Kartograph, geb. 28. April 1830
in Kosteletz a. d. Adler. Kniestück, stehend. (Tisk F. Lipše
v Praze.) Lithographie. Unter dem Bilde der Ausspruch:
„V práci útěcha, spokojenost, bohatství, svoboda, moc!“
45. Ernst, Erzherzog von Österreich, Kniestück, stehend. Eduard
Kaiser 1858. Gedruckt bei ‚Josef Stoufs und verlegt von L.
T. Neumann in Wien.
46.
48.
49.
52.
56.
27
Ernst, Heinrich Wilhelm, Violinvirtuose, geb. zu Brünn 1814,
gest. zu Nizza 10. Oktober 1865. Brustbild, sitzend, en f. n.l.
Kriehuber 1846. Gedruckt bei J. Höfelich, verlegt von Pietro
Mechetti qm. Carlo in Wien. Unten mit eigener Hand die
Unterschrift, eine Notenzeile und die Worte: „Zu freundlicher
Erinnerung. Weymar 22. März 1849.
. Ethair, Miss Rosina, Kunstreiterin, fast ganze Figur, stehend,
die Reitgerte in der Rechten. Prokoph lith. Druck von L.
Sternlicht in Brünn.
Fechner, G. H., Med. Doktor. Brustbild, sitzend. Staub.
Gedruckt im lithogr. Institut in Wien.
Feistmantel, k. k. österr. Ministerialrat. Brustbild, sitzend.
V. Schertle. Gedruckt bei J. Jung in Frankfurt a. M. und
verlegt ebenda von J. D. Sauerländer.
. Ferdinand, Kronprinz von Österreich. Kniestück, stehend,
n. L, im Frack, in der Rechten eine Rolle. Lithographie.
Herausg. von Anton Ziegler in Wien.
. Ferdinand I., Kaiser von ‚Österreich. Brustbild, en f. n. l.
Gez. in Wien, lith. in Innsbruck von Wilh. Horn im lithogr.
Institut der Wagnerschen Buchhandlung.
Ferdinand, Karl Josef, Erzherzog von Österreich-Este.
Brustbild, en f. n. L, in Husarenuniform. Kriehuber 1841.
Druck von ‚Johann Höfelich.
. Ferdinand, Karl Viktor, Erzherzog von Österreich-Este,
gest. zu Brünn 15. Dezember 1849. Brustbild, n. r., Prinz-
hofer 1850. Gedruckt bei J. Rauh in Wien, Verlag von
Buschak und Irrgang in Brünn.
. Ferdinand Max, Erzherzog von Österreich. Kniestück, stehend,
en f. n. r., in der Rechten ein Fernrohr, in Admiralsuniform.
Kriehuber 1854. Gedruckt bei J. Höfelichs Witwe, verlegt
von L. T. Neumann in Wien.
. Franz Josef I., Kaiser von Österreich. Kniestück, stehend,
r
n. r., in der Rechten die Kappe, koloriert. Eduard Kaiser 1853
Gedruckt bei J. Höfelich in Wien.
Franz Josef I., Kaiser von Österreich. Kniestück, stehend,
en f. n. r., in der Rechten ein Schriftstück haltend. Stadler.
Gedruckt bei J. Höfelich, verlegt von Paternos Witwe & Sohn
in Wien. Auf der Rückseite ein gedruckter Plan der Reichs-
tags-Lokalitäten.
28
60.
61.
57. Franz Karl, Erzherzog von Österreich. Kniestück, stehend.
die Rechte auf einer Stuhllene. Kriehuber 1836. Gedruckt
bei Hanfstängel in München. Verlag von Pietro Mechetti qm.
Carlo in Wien.
. Franz Karl, Erzherzog von Österreich. Kniestück, stehend,
en f. n. r. Kriehuber 1850. Gedruckt bei J. Höfelich, verlegt
von L. T. Neumann in Wien.
. Fürstenberg: Friedrich, Landgraf, Fürsterzbischof von Olmütz.
Kniestück, im Lehnstuhl. Kriehuber 1854. Gedruckt bei J.
Höfelichs Witwe.
Fürstenberg, Josef Ernst Egon Landgraf zu, fast Kniestück.
Kriehuber 1858. Gedruckt bei Josef Stoufs in Wien.
Fux Hugo Dr., Advokat und Landeshauptmann-Stellvertreter
von Mähren, geb. zu Gewitsch am 4. Juni 1844, gest. zu
. Brünn. Brustbild. Gezeichnet im Auftrage des mährischen
63.
64.
69.
66.
67.
Landes-Ausschusses von Josef Kotzmann 1901. Druck von
M. Perna in Brünn.
. Fux Hugo Dr, Advokat und Landeshauptmann- Stellvertretän
von Mähren. Brustbiikl, (rezeichnet von Josef Kotzmann 1905.
Garibaldi Josef, italienischer Befreiungskämpfer, geb. 1807
zu Nizza, gest. 1882 zu Caprera. Kniestück, stehend. Ge-
zeichnet und lith. von Hartwich. Druck und Verlag von
A. Sacco in Berlin.
Gastl Franz, Buchhändler und Buchdruckereibesitzer, geb.
zu Brünn 24. November 1798, gest. ebendaselbst 25. Februar
1855. Brustbild. Artist. lithogr. Anstalt von Reifenstein &
Rösch in Wien.
Gerstner, Josef v., k. k. Feldmarschall-Leutnant und Landes-
Grendarmerie-Kommandant. Kniestück, stehend. Kriehuber
1853. Gedruckt bei J. Höfelich.
Gindl Franz Anton, Bischof von Brünn (1832-1841), dann
einige Wochen Fürstbischof von Gurk, geb. 15. September
1786 zu Ratten in Steiermark, gest. 24. Oktober 1841 in
Gurk. Halbfigur, sitzend im Lehnstuhl. Eybl 1840. Gedruckt
bei J. Höfelich.
Giskra Karl, Dr., mährischer Landtags- und Reichsrats-
Abgeordneter, 1866 Bürgermeister von Brünn, 1868—1870
Minister des Innern, geb. 29. Juni 1820 zu Mähr.-Trübau,
68.
69.
70.
7X.
72.
73.
74.
75.
29
gest. 1. Juni 1879 in Baden bei Wien. Kniestück, stehend,
im Frack. Kriehuber 1861. Gedruckt bei Josef Stoufs in Wien.
Goldmark Josef, Dr., Abgeordneter für die Stadt Wien, vom
Bezirke Schottenfeld, geb. 1818 zu Keresztur in Ungarn,
gest. 18. April 1881 in New-York. Sitzend im Lehnstuhl, mit
Brillen. Eduard Kaiser 1848. Gedruckt bei J. Rauh, Verlag
von A. Paternos Witwe & Sohn in Wien. Unter dem Bilde
faksimiliert die Worte: „Die Reaktion malt die Freiheit nie
ohne Blut und Mord. Sie stellt sie als eine Syrene dar, die
nur im rothen Meere leben soll“.
Gomperz, Julius Ritter v., Reichsrats- Abgeordneter (später
Herrenhaus-Mitglied), geb. zu Brünn 21. November 1824,
gestorben ebendaselbt 21. Februar 1909. Brustbild. Dauthage
1880. Lithographie aus dem Werke „Das Parlament“.
Gorzkowski, General de Cavalerie (Gorzkowski von Gorzkow,
Karl Ritter von,) geb. zu Babyce in Galizien 1778, gest. zu
Venedig 1858. Kniestück, stehend. Prinzhofer 1846. Gedruckt
bei J. Rauh.
Grabner L., Professor der Forstakademie zu Maria-Brunn.
Brustbild. Kriehuber 1848. Gedruckt bei J. Höfelich.
Graffenried, A. E. E. v., Hauptmann. Kniestück, stehend.
Kriehuber 1855. Gedruckt bei J. Stoufs in Wien.
Grillparzer Franz, Dichter, geb. 15. Jänner 1791 in Wien,
gest. ebendaselbst 21. Jänner 1872. Brustbild, den Blick
nach vorn gerichtet. Nach der Natur gemalt von Ferdinand
Axmann 1868. (Das Originalgemälde ist Eigentum des ersten
Kaufmännischen Vereines in Wien.) Lith. von Ferdinand
Axmann, Salzburg 1872. Druck der k. k. Hof-Kunst-
druckerei von Reïffenstein & Rösch in Wien. Verlag von
Ferdinand Axmann. Imp. Fol.
Gyulai, Franz Graf, Feldmarschall-Leutnant (später Feld-
zeugmeister), geb. 1798 zu Pest, gest. 1868 in Wien. Knie-
stück, en f. n. r. Kriehuber 1850. Gedruckt bei J. Höfelich
und verlegt von L. T. Neumann in Wien.
Haidinger Karl, Mineralog und Geolog, geb. zu Wien am
10. Juli 1756, gest. ebendaselbst 16. März 1797. Brustbild,
en f. n. r. Kriehuber 1856. Gedruckt bei J. Höfelichs Witwe.
Erinnerungsblatt an die 100. Wiederkehr seines Geburtstages
nach einem Miniaturgemälde vom Jahre 1786.
90
76.
77.
19,
80.
81.
83.
84.
Hammerstein, Wilhelm Freiherr v., General der Kavallerie,
geb. zu Hildesheim 3. März 1785, gest. zu Brünn 13. Februar
1861. Kniestück, stehend. Alexander Kaiser. Gedruckt bei
J. Rauh und verlegt von A. Paternos Witwe & Sohn in Wien.
Haupt Leopold Georg, k. k. priv. Leinenfabrikant, usw. geb.
zu Mähr.-Rothmühl am 24. April 1796, gest. 23. Sept. 1851.
in Brünn. Brustbild, nach vorn blickend. Kriehuber 1831.
Gedruckt im lithogr. Institut, in Wien. Mit Bleistift von
fremder Hand unter dem Bilde die Bezeichnung: Leopold
Haupt.
. Hauslab, Franz Edler v., Feldmarschall-Leutnant und
Feldartillerie-Direktor der Hauptarmee in Ungarn, geb. zu
Wien 1798, gest. 1883. Kniestück, stehend, en f. n. l. Krie-
huber 1849. Gedruckt bei J. Höfelich und verlegt von L. T.
Neumann in Wien.
Haynau, .Julius Freiherr v., k. k. Feldzeugmeister, geb. zu
Kassel 1786, gest. zu Wien 1853. Kniestück, stehend, en f. n.l.
Kriehuber nach der Natur 1849. Gedruckt bei J. Höfelich
und verlest von L. T. Neumann in Wien.
Hein, Franz Freiherr v., Exzellenz, Mitglied des Herren
geb. 28. Juni 1808 in Olmiitz (nicht in Österreichisch-Schle-
sien um das Jahr 1810, wie Wurzbach in seinem biogr.
Lexikon angibt). Brustbild, en f. n. r. F. Wür (bel). Litho-
graphie aus dem Werke „Das Parlament“,
Heine Heinrich, Dichter und Schriftsteller, geb. 13. Dezember
1797 (nach anderen 1799) zu Düsseldorf, gest. 17. Februar 1856
in Paris. Brustbild, en f. n. L Lieder gez. Lithographie. |
. Heintl, Dr. Franz Ritter v., Nationalökonom und Landwirt,
n. ö. Landes-Ausschuß-Rat, geb. zu Altstadt in Mähren am
30. Oktober 1769, gest. zu Wien am 15. April 1839. Brust-
bild. Staub. Gedruckt bei J. Höfelich. 8°.
Heintl, Dr. Franz Ritter v., Vorstand und Direktor mehrerer
Humanitätsvereine Wiens, k. k. Ober-Finanzrat, geb. 22. April
1796 in Wien, gest. (?). Kniestück, im Lehnstuhl, n. 1. mit
Brillen. Kriehuber 1856. Gedruckt bei Josef Stoufs in Wien.
Mit dem faksimilierten Ausspruche: „Mein Wunsch ist nütz-
lich zu sein“.
Held Ritt. Brustbild. Nach der Natur gemalt und lithogr.
von Rob. Theer 1857. Druck von J. Höfelich.
85.
87.
Herlth Joh. Alex. Major und Kommandant, dann Präses
des Witwen- und Waisen-Institutes des Brünner bewaffneten
Bürger- und Schützenkorps und Vizebürgermeister der kgl.
Hauptstadt Brünn, geb. 7. Mai 1806 in Brünn, gest. 1892 eben-
daselbst. Kniestück, im Lehnstuhl sitzend. Nach der Natur
gezeichnet und lith. von H. Ferstler 1853. Gedruckt von
M. Perna in Brünn.
. Hess, Heinrich Freiherr v., k. k. Feldzeugmeister, geb. zu
Wien 1826, gest. ebendaselbst 1870. Kniestück, stehend. Krie-
huber nach der Natur lith. 1849. Gedruckt bei J. Höfelich
und verlegt von L. T. Neumann in Wien.
Holtei, Karl v., Dichter, geb. 24. Jänner 1798 zu Breslau,
gest. ebendaselbst 12. Februar 1880. Brustbild, en f. n. |.
Kriehuber 1856. Gedruckt bei J. Höfelichs Witwe. Prämie
zu Kobers Album 1856. Unter dem Bilde faksimiliert:
88.
89.
90.
91.
92.
Viel hab’ ich im Leben erlebt, geseh’n,
Viel Gutes, viel Übles ist mir gescheh’n,
Meine redlichsten Freunde: Kummer und Schmerz,
Meine bittersten Feinde: ich und mein Herz.
C. v. Holtei.
Hurter Friedrich, österr. Hof-Historiograph, geb. zu Schaff-
hausen 19. März 1787, gest. zu Graz 27. August 1865. Brust-
bild, en f. n. 1. Kriehuber 1846. Gedruckt bei J. Hôfelich.
Hye Anton, Freiherr v. Gluneck, österr. Rechtsgelehrter und
Staatsmann, 1867 ‚Justizminister und Leiter des Unterrichts-
Ministeriums, geb. 26. Mai 1807 zu Gleink (Gluneck) in Ober-
Österreich, gest. 8. Dezember 1894 in Wien. Brustbild.
Eduard Kaiser 1848. Gedruckt bei J. Rauh, verlegt von
Josef Bermann in Wien.
Hye Anton, Freiherr v. Gluneck, österr. Rechtsgelehrter und
Staatsmann usw. Brustbild. R. Fenz 1895. Herausgeber Ed.
Ullmayer in Wien. Druck von L. Schilling in Wien.
Jablonowski, Felix Fürst, General-Major (später Feldmar-
schall-Leutnant), geb. zu Wien 1808, gest. in Schönbrunn
bei Wien 1857. Kniestück, stehend. Kriehuber 1850. Gedruckt
bei J, Höfelich, verlegt von L. T. Neumann in Wien.
Jablonsky, Josef Ritter v., Kommandant des 10. Jäger-
Bataillons (später Freiherr und General-Major,) geb. zu
93.
94.
9.
96.
9%
I%
99.
100.
Radkersburg 1806. Kniestück, stehend. Kriehuber 1850.
Gedruckt bei J. Höfelich, verlegt von L. T. Neumann
in Wien. Mit der faksimilierten Unterschrift: Jablonsky,
Obstlt.
Jacoby Johann, Dr., Abgeordneter für Berlin. Brustbild,
sitzend. Nach der Natur auf Stein gezeichnet von Ed. Uber,
Druck von Wilhelm Hermes in Berlin.
Jarisch H. Anton, Dr., Schulmann und Weltpriester, geb.
zu Böhm.-Leipa 23. Sept. 1818. Fast ganze Figur, stehend.
Unter dem Bilde in faksimilierter Schrift: „Durchglüht nur
erst wieder die Herzen das Feuer katholischen Glaubens,
dann erblüht der Welt Friede, Segen und Heil. Jarisch“.
Eybl 1855. Gedruckt bei A. Leykum in Wien.
Jenull Sebastian, Doktor der Rechte, k. k. Hofrat, Rektor
magnificus der k. k. Universität in Wien, geb. zu Winklern
in Ober-Kärnten 1777, gest. zu Wien 1848. Halbe Figur,
sitzend. Strixner lith. Gedruckt bei J. Rauh, verlegt von
Josef Bermann in Wien.
Jireček Josef, Dr., Philolog und Literarhistoriker, 1871 Kul-
tusminister, dann Exzellenz, geb. 9. Okt. 1825 zu Hohen-
mauth, gest. 25. Nov. 1888 in Prag. Brustbild. Dauthage.
Lithographie aus dem Werke „Das Parlament“. Druck von
Schilling in Wien.
Inzaghi, Karl Graf v., Gouverneur von Mähren und
Schlesien (später Oberster Kanzler der vereinigten Hofkanzlei),
Humanist, geb. 5. Dez. 1777, gest. zu Graz 17. Mai 1856.
Brustbild, sitzend. Eybl. 1832. Gedruckt im lithogr. Institut
in Wien.
Johann Bapt. Jos. Fab. Seb., Erzherzog von Österreich, geh.
22. Jänner 1780 zu Florenz, gest. zu Graz 10. Mai 1859.
Halbfigur, mit verschránkten Armen, in Zivilkleidung. Krie-
huber del. L. Fischer -lith. Druck von J. Höfelich.
Justian Anton, k. k. Rittmeister in der Armee und Major
der Brünner Nationalgarde. Kittner 1849. Druck von Trassler
und Perna in Brünn.
Kalina J., böhmischer Dichter, geb. in Haide 9. Nov. 1816,
gest. in Prag 22. Juni 1847. Brustbild. J. Papäcek 1847.
Mit faks. Namenszuge und folgenden faks. Verszeilen:
101.
‚ 102.
105.
104.
105.
106.
107.
108.
109.
Zeitschrfit des máhr. Landesmuseums, X., 1.
Z tlumu vybrán, pojat, objat
Kéž ze svého více ráje,
Ve pustý svět všední láje
Žalostný nepoznám povrat.
Khevenhüller-Metsch, Franz Graf, Feldzeugmeister, geb.
1783, gest. zu Prag (?). Kniestück, stehend. Kriehuber. Ge-
druckt bei J. Höfelich und verlegt von L. T. Neumann in
Wien.
Klier J., k. k. Rat und Ober-Einnehmer der k. k. Universal-
Staats- und Banko-Schuldenkassa. Kniestiick, stehend. Krie-
huber 1856. Gedruckt bei Josef Stoufs in Wien.
Kniéanin, Stefan P., serbischer National-General, geb. 1809
zu Knic in Serbien, gest. zu Belgrad 1855. Ganze Figur,
stehend, in serbischer Nationaltracht. Kriehuber 1849. Ge-
druckt bei J. Rauh in Wien.
Kolowrat-Liebsteinsky, Franz Graf, Staats- und Konferenz-
Minister, geb. zu Prag 1773, gest. zu Wien 1861. Brustbild
in schöner Umrahmung, mit Wappen. J. Ender pinx.
F. Herr lith.
Kopriwa Josef, Dr., gest. in Joslowitz 25. September 1855
als k. k. Bezirksvorsteher. Kniestück, sitzend, mit Brillen.
Prokoph lith. Val. Butschek’s Steindruckerei in Brünn.
Kostersitz Ubald, inf. Propst und lateran. Abt des Chor-
herrn-Stiftes Klosterneuburg. Brustbild. Josef Bauer 1883.
K. k. Hof-Kunstdruckerei von G. Reiffenstein, Verlag von
Josef Bauer in Wien.
Krinner Ignaz, k. k. Rat, mähr. ständ. Landschaftsbuchhalter,
im Lehnstuhl sitzend. Kittner 1847. Gedruckt bei J. Höfelich.
Krolmus Václav, činný oud jednoty pomologické v Praze
a opatrovny maličkých v Plzni nové, spoluzakladatel matice
České, farář na Zvikovci nad Mží (geb. zu Březinka 14. Feb.
1787, gest. zu Prag 24. Okt. 1861). Brustbild. Šír reis. Tisk
od Machka. Unten die gedruckte Bemerkung: Od jeho ctitelüv.
Kudler Josef, Dr., k. k. o. ö. Professor an der Universität
in Wien, 1851 in den Ritterstand erhoben, geb. zu Graz
10. Okt. 1786, gest. zu Wien 6. Feb. 1853. Brustbild, Blick
nach vorn gerichtet. Ant. Wallner gez. und lith. Gedruckt
bei Mansfeld & Co. in Wien.
os
34
110.
111,
113.
114.
115.
116.
117:
Kullak Theodor, Klavier-Virtuos und Kompositeur, geb. 1818
zu Krotoczyn in Preußen, gest. 1. März 1882 in Berlin.
Brustbild. Albert Decker 1842. Gedruckt bei J. Höfelich.
Unter dem Bilde die eigenhändige Widmung: Herrn Wodiczka
zu freundschaftlicher Erinnerung von Th. Kullak. Brünn, den
27. Jänner 1843.
Lang, General. Kniestück, stehend, en f. n. |, in der Rechten
den Federhut, die Linke am Säbelknauf. Prinzhofer 1854.
Gedruckt bei J. Höfelichs Witwe.
2. Lažansky, Leopold Graf, Statthalter von Mähren, geb. im
Jahre 1808, gest. zu Brünn 7. November 1860. Kniestück,
stehend, en f. n. L, im Frack, die Rechte an der Hüfte, die
Linke auf ein Tischchen aufgestützt, auf dem Dokumente mit
folgenden Aufschriften ruhen: „Máhr.-Invalidenfond“, „Elisa-
beth-Stiftung zur Erziehung armer, kleiner Mädchen“, „Franz
Josef-Stiftung für erwerbsunfähige Hilfsarbeiter“. Prinzhofer
1854. Gedruckt bei J. Höfelichs Witwe in Wien. Verlag von
A. Hauptmann in Brünn.
Lažansky, Leopold Graf, Statthalter von Mähren. Brustbild.
Kittner1854. Nach Prinzhofer. Verlag von A.Hauptmannin Brünn.
Lebzeltern, Wilhelm Freiherr v., Feldmarschall-Leutnant,
geb. 1787, gest. zu Wien 1869. Kniestück, stehend im Mantel,
n. I, in der Rechten Hut und Handschuhe, die Linke am
Säbelknauf. Prinzhofer 1851. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
Leitner K. Gottfried, Ritter v., österreichischer Dichter, geb. zu
Graz 18. November 1800, gest. 20. Juni 1890. Brustbild,
n. L Kriehuber. Gedruckt bei J. Höfelich. 8°.
Leopold, Erzherzog von Österreich. Kniestück, stehend, die
Rechte auf die Hüfte gestützt, die Linke am Säbelknauf.
Eduard Kaiser 1857. Gedruckt bei Josef Stoufs. Wien bei
L. T. Neumann.
Liebich Christoph. Brustbild n. r. F. Sir, Prag 1854. Mit
der Devise:
„Sylvan reicht Ceres und Pomona die Hand,
Für Völkerglück, für Staatenwohl sei Euer Freundschaftsband“.
Christoph Liebich.
Von den scheidenden Hörern der Forstwissenschaft am
polytechnischen Institute zu Prag im Jahre 1854 aus Dank-
barkeit gewidmet.
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119.
121.
122.
123.
124.
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27.
128.
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Liechtenstein, Franz Fürst, Feldmarschall-Leutnant. Kniestück,
stehend, n. r., die Rechte an der Feldbine, die Linke am
Säbel. Rechts auf einem Tischchen Tschako und Handschuhe.
Kriehuber 1849. Gedruckt bei J. Höfelich. ‚Wien bei L. T.
Neumann.
Liechtenstein, Friedrich Fürst, Feldmarschall-Leutnant.
Kniestück, stehend, n. r., die Linke am Tschako. Kriehuber
1850. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien bei L. T. Neumann.
. Lindheim, Alfred v., Landtags-Abgeordneter für Nieder-
Österreich. Brustbild. Dauthage 1880. Lithographie aus dem
Werke „Das Parlament“.
Löwenthal, Johann Freiherr v., General. Brustbild. Klic.
Druck von Heinrich Gerhart, Wien. Mit der Widmung: „Von
seinen Freunden und. Verehrern am 9. Dezember 1874*.
Maager Karl, Kaufmann, 1860 Mitglied des österr. Reichsrates,
geb. zu Kronstadt 1813. Brustbild. Dauthage 1860. Gedruckt
bei Josef Stoufs und verlegt von Josef Bermann in Wien.
Malter, Josef Ritter v., Feldmarschall-Leutnant und Ober-
Kommandant der National-Garden in Mähren und Schlesien,
geb. zu Graz 1784, gest. zu Wien 31. März 1864. Kniestück,
stehend, die Rechte aufgestützt, die Linke am Säbelknauf.
Kittner in Brünn 1849. Gedruckt bei J. Höfelich in Wien.
Maly, Dr. Freiherr v., k. k. Sektions-Chef und General-
Direktor für Post und Telegraphen, geb. am 4. April 1808
in Nennowitz, gest. 24. November 1878 in Brünn. Brustbild.
_Kreyherr. Druck von Justin Wendland in Berlin.
Mamula Lazar, Baron, k. k. Feldmarschall-Leutnant, geb. zu
Gonierze in Kroatien 1795, gest. zu Wien 1878. Kniestück,
stehend, en f. n. r., in der Rechten die Handschuhe, in der
Linken Säbel und Federhut. Kriehuber 1853. Gedruckt bei
J. Hôfelich und verlegt von L. T. Neumann in Wien.
Maria da Gloria, Donna, Reine de Portugal et des Algarves.
Brustbild. Lithographie. Gedruckt bei J. Jebmeyer, verlegt
von Josef Bermann in Wien. |
Mascou, Anton Albert Freiherr v., Brustbild. Lithographie.
Metternich-Winneburg, Le Prince, Staats- uud Konferenz-
minister, Haus-, Hof- und Staatskanzler, geb. zu Koblenz am
15. Mai 1773, gest. zu Wien am 11. Juni 1859. Brustbild,
“ en f. m. l. Lieder gez., lith. von C. Engelmann.
3*
36
129
130.
151.
132.
133.
134.
135.
156.
Metzler A., Med. Doktor usw. Halbfigur sitzend, en f. n. r.
Johann Stadler. Gedruckt bei M. R. Toma in Wien.
Micklitz Robert, Direktor der mähr.-schles. Forstschule, später
Oberlandesforstmeister und k. k. Ministerialrat, geb. 24. Feb.
1818 in Deutsch-Paulowitz in Österr.-Schlesien, gest. 24. Okt.
1898. in Wien. Brustbild. V. Schertle. Druck von Karl Roth,
‘Verlag von J. D. Sauerländer.
Milde Vincentius Eduardus, .Princeps Archi-Episcopus Vien-
nensis etc., geb. zu Brünn am 17. Mai 1777, gest. zu Wien
am 14. März 1854. Brustbild, sitzend, en f. n. Il, m der
aufgestützten Linken ein Buch. Kriehuber pinx. Ferdinand
Dehwehrt lith. Lith. Anstalt des L. Mohn.
Milde Vinzenz Eduard, Fürst-Erzbischof von Wien, der
Gottesgelehrtheit Doktor, Großkreuz ‘und Prälat des k. k.
österreichischen Leopold-Ordens, Protektor des Priester-
und Defizienten-Institutes in Wien, Präsident des Leopoldinen-
Vereines usw. In den Jahren 1802—1605 gewes. Katechet an
der Normal-Hauptschule bei St. Anna und in den Jahren
1805—1810 Professor der Erziehungskunde und Professor
der Katechetik und Methodik an der Universität zu, Wien.
Brustbild, Blick nach vorn gerichtet. F. Herr lith. Gedruckt
bei M. R. Toma in Wien.
Mittrowsky, Anton Friedrich Graf, Oberster Kanzler der
k. k. vereinigten Hofkanzlei und Präsident der Studien-
Hofkommission, geb. zu Brünn am 20. Mai 1770, gest. zu Wien
l. September 1842. Brustbild, en f. n. r. Gez. und lith. von
Kriehuber. Gedruckt und zu haben im lith. Bureau von
Mansfeld & Co. in Wien.
Mittrowsky de Mittrowitz et Nemysl, Antonius Frid. e comi-
tibus, Brustbild, sitzend im Lehnstuhl, en f. n. r., mit Brillen.
Lieder pinx. Eybl lith. Impress: ab A. Leykum Viennae.
(Gewidmet von der Akademie der Wissenschaften in Wien
1839.) Mit ornamentaler Umrahmung.
Mittrowsky, Wilhelm Graf, corr. Mitglied der k. k. mähr.-
schles. Ackerbaugesellschaft. Brustbild, en f. n. r. Kriehuber
1835. Gedruckt bei Leykum und Co.
Mittrowsky v. Nemyssl, Wladimir Graf, k. u. k. Geheimrat,
Herrschaftsbesitzer, Herrenhausmitglied, geb. zu Brünn 17. Juni
1814. Brustbild, en f. n. r. Janek (Ad.) lith. 1860. Druck
137.
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von J. Haller in Wien. Unter dem Namen die faks. Worte:
„Durch die Kenntnis der Natur gelangt der Mensch zu einer
höheren Anschauung Gottes. Wladimir Gf. Mittrowsky.“
Noch tiefer die gedruckte Widmung: „Die naturwissenschaft-
liche Sektion ihrem Vorstande.“
Mohs Friedrich, Mineralog, geb. zu Gernrode am 29. Jänner
1772, gest. zu Agorda bei Belluno am 29. September 1839. Knie-
stück, sitzend, n. r., die Rechte auf der Stuhllehne. Kriehuber
lith. Wien 1839. Gedruckt bei F. A. Kunike sel. Witwe.
Montenuovo, Wilhelm Graf (seit 1864 Fürst), General-Major
(später Feldmarschall-Leutnant und Kavallerie-Truppen-Divi-
sionär in Wien), geb. zu Parma im Jahre 1821. Kniestück,
stehend, en f. n. r., im offenen Mantel, in beiden Händen
den Säbel. Kriehuber lith. 1850. Gedruckt bei J. Höfelich.
Wien, bei L. T. Neumann.
Müller Anton, Naturforscher, geb. 1798 in Brünn, gest. am
3. Juli 1864 in Wien. Brustbild, nach rechts gewendet, mit
Brillen. Julius Müller lith. 1849. 8°.
Münch-Bellinghausen, Konstantin, Freiherr v., k. k. Hofrat.
‚Brustbild, en f. n.l. Eybl lith. 1832. Gedruckt im lith. Institut
in Wien. Gewidmet von dem Brünner Kreisamts-Personale
1831 (sic) —
Napoleon (II.), Franz Josef, Herzog von Reichstadt asıı
1832). Kniestück, stehend, n. L, in der Rechten den Hut, die
Linke am Säbelknauf. A. R. R. E. v. Radmannsdorf lith.
Wien bei. Johann Schönberg.
Neuber Friederike Karoline, Schauspielerin, in der Rolle der
„Elisabeth“, geb. zu Reichenbach in Sachsen am 19. März
1697, gest. zu Laubegast bei Dresden am 30. Nov. 1760.
Brustbild, en f. n. r. Nach Karl Lödels Kupferstich gemalt
von Hausmann. Lith. Anstalt von J. G. Bach, Leipzig.
Nischelwitzer Oswald, Gutsbesitzer von Mauthen in Ober-
Kärnten, Reichsrats- und Landtags-Abgeordneter (gest. 1894).
Brustbild, en f. n. r. F. Würbel. Lithographie aus dem Werke
„Das Parlament“.
Nöttig Carolus, Episcopus Brunensis, geb. zu Bölten bei
M.-Weißkirchen am 23. Okt. 1806, gest. in Brünn 14. Jänner
1882. Brustbild, sitzend im Lehnstuhl. Dauthage lith. 1873.
Verlag des Künstlers.
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153.
Nugent, Laval Graf, Feldmarschall, geb. in Irland 1777,
gest. zu Wien 1862. Kniestück, stehend, en f. n. r., die Hände
am Säbel, links auf einem Tischchen Mantel, Federhut und
Handschuhe. Kriehuber lith. 1850. Gedruckt bei J. Höfelich.
Wien, bei L. T. Neumann.
Onciul Aurel, Ritter v., Generaldirektor der Landes-Lebens-
versicherungsanstalten in Mähren. Gez. von J. Kotzmann 1902.
Oppolzer Johann, berühmter Arzt und Kliniker, geb. am
3. Aug. 1808 zu Gratzen bei Budweis, gest. am 16. April
1571 zu Wien. Brustbild, en f. n. I. A. Machek pinx. et impr.
Fr. Schier lith. |
Ott, Dr. Rudolf v., Advokat und Bürgermeister der Stadt
Brünn, geb. am 2. Feb. 1806 in Brünn, gest. ebendaselbst
am 30. Dez. 1850. Brustbild, en f. n. r. Gez. von Emil Pirchan.
. Ottenthal, Philipp Otto Ritter v., k. k. mähr.-schles. Finanz-
Landes-Direktor. Kniestück, stehend, n. r., mit verschránkten
Armen, im Frack. Kriehuber 1855. Gedruckt bei Josef Stoufs
in Wien.
Ottinger, Franz v., Feldmarschall-Leutnant, geb. in Oden-
burg 1792, gest. zu Wien 1869. Kniestück, stehend, en f. n.l.,
die Hände auf den Säbel gestützt. Kriehuber 1850. Gedruckt
bei J. Höfelich. Wien, bei L. T. Neumann.
Pabst Heinrich Wilhelm, rationeller Landwirt, geb. zu Maar
im Großherzogtum Hessen 1798, gest. zu Hütteldorf bei Wien
1868. Kniestück, stehend, en f. n. l., die Linke an der Weste,
in der Rechten eine Rolle. Eybl 1552. Gedruckt bei A. Ley-
kum in Wien.
. Pacher Josef Adalbert, Klaviervirtuos und Komponist, geb.
zu Daubrawitz in Mähren am 29. März 1818, gest. zu
(Gmunden am 3. Sept. 1871. Halbfigur, sitzend, nach rechts,
im Mantel. Kriehuber 1846. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien,
bei Ant. Diabelli & Co. Unterschrift faksimiliert. Darunter
eigenhändig mit Tinte geschrieben: „Meinem lieben Freunde
J. Maly“. |
Pachmann Theodor, Dr., Rechtsgelehrter, k. k. o. ö. Professor,
geb. zu Horatitz in Böhmen am 9. Nov. 1801. Brustbild en f.
nach rechts, Kriehuber 1862. Gedruckt bei Josef Stoufs in
Wien. Unterhalb der Unterschrift rechts: „Dem hochverdienten
Rechtslehrer, die dankbaren Schüler.“
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Pellico Silvio, italienischer Dichter, geb. am 24. Juni 1788
zu Saluzzo, gest. 31. Jänner 1854 in Turin. Brustbild, n. r.
Reviglio della Veneria Leonzio lito. Torino, Lit. Gio. Giordana.
Pfeiffer Josef, Priester und Lehrer. Halbfigur, sitzend im
Lehnstuhl, in der Rechten einen Stift, die Linke aufgestützt.
Decker Gabriel 1851. Gedruckt bei J. Rauh in Wien. Mit
faks. Namenszuge und darunter die gedruckte Widmung:
„Ehrfurchtsvoll gewidmet von seinen dankbaren Schülerinnen.“
Prießnitz Vinzenz, Wasserheilkůnstler, geb. zu Gräfenberg
am 4. Okt. 1799, gest, ebendaselbst am 28. Nov. 1851. Ganze
Figur, stehend, n. r., die Rechte in der Tasche, in der Linken
den Hut. Im Hintergrunde die Gräfenberger Kuranstalt. Karl
Göbel 1850. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
Prokesch-Osten, Anton Freiherr v., K. k. Feldmarschall-
Leutnant, geb. zu Graz am 10. Dez. 1795, gest. am 7. Juli
1872. Kniestiick, stehend, en f. n. r., mit verschränkten Armen.
mit faks. Unterschrift. Kriehuber 1855. Gedruckt bei Josef
Stoufs in Wien.
. Proskowetz, Emanuel Ritter v., máhrischer Reichrats- und
Landtags-Abgeordneter (später Herrenhausmitglied), geb. am
11. Dezember 1818 zu Prag, gest. am 26. Dezember 1909
in Wien. Brustbild, en fn. l. Gez. von Josef Bauer 1879.
Lithographie aus dem Werke „Das Parlament“. Druck von
L. Schilling in Wien.
Puchner, Anton Freiherr v.,k.k. Feldzeugmeister, geb. zu Schem-
nitz 1779, gest. zu Wien 1852. Kniestück, stehend, en f. n. r.,
den rechten Arm aufgestützt, die Linke am Säbel. Kriehuber
1849. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien, bei L. T. Neumann.
Radetzky, Josef Wenzel, Graf R. de Radetz, Feldmarschall,
geb. am 2. Nov. 1766 zu Trzebnitz bei Klattau in Böhmen,
gest. am 5. Jänner 1858 zu Mailand. Brustbild, wird von der
Siegesgöttin bekränzt, auf Stein skizziert von Gust. Reitter.
Druck von Val. Butschek in Brünn.
Raimann Johann Anton, Doktor der Medizin, suppl. Professor
an der medizinischen Klinik für Wundärzte, Mitglied der
medizinischen Fakultät zu Wien, geb. 15. Jänner 1810 in
Freiwaldau, gest. zu Baden bei Wien am 19. Oktober 1857.
Im Lehnstuhl sitzend, en f. n. l., mit verschränkten Armen,
mit Brillen. Eybl 1838. Gedruckt bei A. Leykum.
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Rainer, Erzherzog von Österreich, geb. am 11. Jänner 1827
in Mailand. Kniestück, stehend, en f. n. r., in der Rechten
die Handschuhe, die Linke am Säbelknauf. F. Leybold. Druck
von J. Kaller. Wien, bei L. T. Neumann.
Ramberg, Georg Freiherr v., k. k. Feldmarschall-Leutnant,
geb. zu Hannover 1786, gest. zu Teplitz in Böhmen 1855
Kniestück, stehend, in der Rechten Handschuhe und Feder-
hut, die Linke am Säbel. Kriehuber 1851. Gedruckt bei J.
Höfelich. Wien, bei L. T. Neumann.
Ramming, Wilhelm Freiherr v., k. k. Generalmajor (später
Feldzeugmeister), geb. zu Nemoschitz in Böhmen im Jahre
1815, gest. 187?. Kniestück, stehend, en f. n. I., die Linke
am Säbel, die Rechte auf ein Tischchen gestützt, al dem der
Federhut und eine Landkarte ruhen. Kriehuber lith. 1855.
Gedruckt bei Josef Stoufs in Wien. Wien bei L. T. Neumann.
Rath, Josef Freiherr v., k. k. Feldmarschall-Leutnant, geb.
zu Budweis 1772, gest. zu Linz 1852. Kniestück, stehend,
en f. n. r., in der Rechten die Handschuhe, die Linke am
Säbelknauf. Stadler. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien bei L.
T. Neumann.
Reischach, Siegmund Freiherr v., Generalmajor, geb. zu Wien
1809. Kniestück, stehend, n. L., die Hände auf den Säbel ge-
stützt. Kriehuber 1850. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien, bei
L. T. Neumann.
Rieger, Dr. Fr. Ladislav, poslanec Zeleznobrodsky na sněmě
říšském, geb. zu Semil in Böhmen am 10. Dez. 1818, 1897
in den Freiherrnstand erhoben, gest. in Prag am 3. März 1903.
Stehend im Nationalkostüm, nach rechts gewendet, die Rechte
aufgestützt. Mit faks. Namenszuge und der Devise: „Nedejme
se!“ Jos. Manes kres. J. Beckel lith. Tisk u Fr. Šíra.
Herausgegeben vom Vereine bildender Künstler in Prag.
Rieger Gottfried, Kompositeur, geb. zu Troplowitz in Österr.
Schlesien 1764, gest. zu Brünn am 13. Okt. 1855. Brustbild,
en f. n. r. W. Horn, Brünn 1836. Gedruckt he A. Leykum
in Wien. mit faks. Namenszuge.
Ripka Edler v. Rechthofen, Adolf, kaiserlicher Rat, mähri-
scher Landtags-Aageordneter. Brustbild, en f. n. r. Gez. von
Dauthage. Lithographie aus dem Werke „Das Parlament“.
7. M-
170.
Tl:
172.
174.
177.
178.
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Robert Julius, Zuckerfabrik-Besitzer und Chef des Groß-
handlungshauses Robert & Komp. in Seelowitz. Gez. von
Josef Würbel.
Rosner Jakob, k. k. Hofrat. Brustbild, oval, en f. n. 1. Deker
in lap. del. Lith. Institut in Wien.
Rössler J. Anton, Priester des Ordens der frommen Schulen,
Subdirektor des k. k. Konviktes, Professor der Humanitäts-
klassen am k. k. akademischen Gymnasium zu Wien. Von
seinen dankbaren Schülern in tiefster Ehrfurcht geweihet
1829. Halbe Figur, sitzend, n. 1. Eybl. Gedruckt im lith.
“Institut in Wien. 4°.
173.
Salm, Fürst Hugo zu, Direktor der k. k. mähr.-schles. Acker-
baugesellschaft von 1849—1864, wirkl. Geh. Rat, geb. am
13. Sept. 1803, gest. am 18. April 1888, Brustbild, en f. n.l.
Kriehuber 1841. Gedruckt bei J. Höfelich.
Saurau, Franz Graf v., Oberster Kanzler, geb. zu Wien 1760,
gest. zu Florenz 1832. Halbfigur, sitzend im Lehnstuhl, enf.n.r.Fr.
Lieder und von Saar lith. Gedruckt bei Mansfeld & Co.
. Schaaffgotsche, Johann Anton Ernst Graf, sechster Bischof
von Brünn und Domherr von Olmütz, geb. am 16. Feb. 1804,
gest. zu Brünn am 31. März 1870. Kniestück, sitzend im
Lehnstuhl, en f. n. r. Faust. Herr 1842 lith. Gedruckt bei
Johann Höfelich.
. Schaaffgotsche, Josef Graf, Exzellenz, Herrenhausmitglied,
Landstand in Mähren, geb. am 17. Sept. 1794, gest. am 17.
Jännner 1874. Brustbild, n. r., halb in den Mantel gehüllt.
Lith. W. Horn, Brünn 1836.
Safarık Pav. Jos., Slawist, Geschichts- und Sprachforscher,
geb. zu Kobeljarovo in Ungarn am 13. Mai 1795, gest. zu
Prag am 26. Juni 1861. Halbfigur, sitzend im Lehnstuhl, die
Rechte auf der Lehne. Šír lith. 1848.
Sembera Alois Vojtěch, Universitätsprofessor, slawischer
Historiker und Philolog, geb. am 21. März 1807 in Hohen-
mauth, gest. am 23. März 1882 in Wien. Brustbild, en f. n. r.
F. Kolář lith. 1861. J. Jost tiskl. Nákladem c. k. univ. kněh-
kupectví Leop. Grunda ve Vídni. Unter dem Bilde der faks
Namenszug und die Worte;
„Hajme mužně pravdy, práva;
tím jen vzejde vlasti sláva.“
185.
184.
185.
197:
. Schindler Augustin, Dr., mähr.-schles. Landesadvokat und
Astronom, geb. am 22. Sept. 1766 in Neutitschein, gest. in
Brünn am 17. Juni 1848. Lith. W. Horn in Brünn 1836.
Druck von A. Leykum in Wien. Ohne Adresse.
. Schindler Florian, Dr., k. k. Direktor der technischen Lehr-
anstalt in Brünn (1849—1867). Im Lehnstuhl sitzend, n. 1,
die Linke aufgestützt. Eduard Kaiser lith. 1854. Gedruckt
bei J. Höfelichs Witwe.
. Sir Jan, mistr tkalcovsky v moravském Novem Meste. Zesnul
v pänu v 79 roce veku sveho 1850. Darunter 14 biogr. Vers-
zeilen und die Widmung: „Jeho ctitelüm věnovali vděční
synove František Sir, i Jan Sir. U Síra v Praze. 4°.
. Schlick, Franz Graf v., General der Kavallerie, geb. zu Prag
1789, gest. zu Wien 1862. Kniestück, n. 1.. die Hände am
Säbel, über dem rechten Auge die Binde. Kriehuber lith.
nach der Natur 1849. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien, bei
L. T. Neumannn. |
Schmid Anton, k. k. mähr.-schles. Gubernialrat, Ritter des
k. k. österreichischen Leopold-Ordens. Brustbild, en f. m. r.
Kittner lith.
Schneider Franz, Priester, Schulmann, geb. im Dorfe Groß-
ramerschlag bei Neuhaus in Böhmen am 1. Oktober 1794,
gest. zu Prag 16./17. März 1858. Brustbild, en f. n. l., mit
verschränkten Armen. A. Machek gez. F. Schier lith. 1839. Von
den Hörern der Baukunst. Mit faks. Unterschriften und vier
deutschen Verszeilen.
Schneider Franz, Besitzer der Herrschaft Radeschin. Brust-
bild, mit verschränkten Armen. Joh. Passini lith. 1848. Ge-
druckt bei A. Leykum in Wien.
. Schönhals, Karl v., k. k. Feldmarschall-Leutnant (später
Feldzeugmeister), geb. 1788, gest. zu Graz 1857. Kniestück,
stehend, en f. n. r., die Hände auf den Säbel gestützt. Krie-
huber lith. nach der Natur 1849. Gedruckt bei J. Höfelich.
Wien, bei L. T. Neumann. Mit faks. Unterschrift.
Schreibers Karl Franz Anton, Naturforscher und Direktor
des k. k. Hofnaturalienkabinetts in Wien, geb. zu Preßburg
1775, gest. zu Wien 1852. Brustbild, en f., mit verschränkten
Armen. Ohne Angabe des Lithographen. 4°.
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189.
190.
191.
192.
293:
194.
195.
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Srom, Dr. Franz Alois Ritter v., mährischer Reichsrats- und
Landtags-Abgeordneter, Eandeshauptmann-Stellvertreter usw.,
geb. am 20. Aug. 1825 in Milenau bei M.-Weıßkirchen, gest.
am 19. Mai 1899 in Brünn. Brustbild, en f. n. r. F. Würbel
lith. Aus dem Werke: „Das Parlament“.
Derselbe. Brustbild, n. r. Fritz gez. 1894. Lithographie aus
dem „Ordens-Ritter-Album“. Verlag der art. Anstalt Fried.
Schilling in Wien.
Schur F., protestantischer Pfarrer in Bielitz, Brustbild, ım
Pelzrock, mit Brillen, en f. n. r. E. Skomal lith. 1880. Verlag
von E. Skomal in Bielitz. K. k. Hofkunstdruckerei von G.
Reiffenstein in Wien.
Sehuselka Franz, Publizist und Abgeordneter des Frankfurter
Parlaments im Jahre 1848, geb. zu Budweis am 15. Aug.
1812, gest. am 2. Sept. 1886 zu Heiligenkreuz bei Baden.
Kniestück, stehend, en f. n. l., die Linke auf die Hüfte ge-
stützt. Eduard Kaiser lith. 1848. Gedruckt bei J. Rauh. Mit
faks. Namenszuge und der faks. Devise: „Herzlich und herz-
haft!“ Verlag von A. Paternos Witwe und Sohn in Wien.
Derselbe. Brustbild, en f. n. 1. Dauthage 1861. Gedruckt bei
Josef Stoufs in Wien. Mit faks. Unterschrift.
Schwarzenberg, Edmund Fürst, als Feldmarschall-Leutnant,
geb. zu Wien 1803, gest. auf Schloß Worlik in Böhmen 1873.
Knienstück, en f. n. I, die Rechte gestützt, in der Linken
den Federhut. Kriehuber lith. 1850. Gedruckt bei J. Höfelich.
Wien, bei L. S. Neumann. Mit faks. Unterschrift.
Schwarzenberg, Friedrich Fürst zu, k. k. General-Major,
geb. zu Wien 1800, gest. ebenda 1870. Kniestück, stehend,
en f. n. r., in offenem Mantel, die Hände auf den Säbel ge-
stützt. Kriehuber lith. 1854. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
Mit faks. Namenszuge.
Schwarzenberg, Karl Philipp Fürst zu, Peldmarschail, geb. .
am 15. April 1771, gest. am 15. Okt. 1820. Ganze Figur,
stehend, en f. n. r., den Hut in der Linken, in der aufge-
stützten Rechten die Handschuhe. Lith. von Michael Stohl.
© Gedruckt bei J. Höfelich.
196.
Schwarzenberg, Karl Borromäus Philipp Fürst, als Feld-
marschall-Leutnant, geb. 1802 zu Wien, gest. ebenda 1858.
, Kniestück, stehend, nach links, die Rechte aufgestützt, die
M
197.
198.
199;
200.
201.
202.
203.
204.
Linke am Säbel. Auf einem Tischchen links Federhut und
Mantel. Kriehuber lith. 1850. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien,
bei L. T. Neumann.
Schwarzenberg, Felix Fürst, Feldzeugmeister (?). Kniestück,
sitzend im Lehnstuhl, mit offenen Waffenrock, die Linke am
Säbelknauf. L. Müller lith. M. Stohl pinxt.
Schwoy F. J., Geschichtschreiber und Topograph Mährens,
geb. zu Groß-Herlitz, den 11. Dez. 1753, gest. zu Nikolsburg
den 10. Okt. 1806. Brustbild, n. 1. F. C. von Hötzendorf del.
Horky excud. Aus der lith. Anstalt der k. k. mähr.-schles.
Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und
Landeskunde. Sehr primitive Arbeit?
Sedlaëzek von Harkenfeld, Johann Nep., k: k. mähr.-schles.
Gubernialrath, Staatsgüter-Administrator, Landwirt, geb. zu
Hohenbruck in Böhmen am 9. Mai 1760, gest, in Brünn am
19. Jänner 1827. Brustbild, en f. n. 1. Richter del. Lanzedelly
in lap. del.
Sedlnitzky, Anton Graf, Exzellenz, Direktor der k. k. máhr.-
schles. Gesellschaft für Ackerbau, Natur- und Landekunde
(1845—1849), geb. zu Troplowitz 1776, gest. zu Troppau 1850.
Brustbild, en f. n. I, A. v. Medvey pinx. Albert Theer lith.
Gedruckt bei Johann Höfelich.
Seidler Karoline, geb. Wranitzky, königliche Hofopernsän-
gerin zu Berlin, geb. zu Wien 1794, gest. zu Berlin 1872.
Brustbild, oval, en f. n. r. Gez. von Däge nach einem Ge-
mälde der Berliner National-Galerie, lith. von (G. Lüderitz,
Druck von W. Korn in Berlin.
Serenyi, Otto Graf, Exzellenz, Landeshauptmann von Mähren,
geb. am 23. Sept. 1855. Brustbild, en f. n. r. Gez. von Josef
Kotzmann 1907.
Simbschen, Karl Freiherr von, k. k. Feldmarschall-Leutnant,
geb. zu Mailand 1794, gest. zu Teplitz in Böhmen 1870.
Kniestück, stehend, en f. n. l., in der Rechten den Hut, die
Linke am Säbelknauf. Prinzhofer lith. 1854. Gedruckt bei
J. Höfelichs Witwe. Wien, bei L. T. Neumann.
Skene Alfred, Bürgermeister von Brünn (1864—1866), Groß-
industrieller, mährischer Landtags- und Reichsrats-Abgeord-
neter, geb. zu Verviers in Belgien am 15. Mai 1815, gest. in ,
Wien 1887. Kniestück, stehend, en f. n. 1., die Rechte in der
205.
206.
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208.
209.
210.
211.
Tasche, die Linke aufgestützt. Dauthage lith. 1864. Gedruckt
bei Josef Stoufs in Wien, Druck und Verlag des Künstlers.
Skrbensky, Johann Karl Freiherr v., Sr. k. k. A. Majestät
Kämmerer, Hospitaliter-Ritter des heil. Johann zu ‚Jerusalem,
Sr. königlichen Hoheiten zu Saxen Teschen Rat, k. k. Major,
Erbherr der Herrschaft Schönhoft, geb. am 13. April 1826,
gefallen in der Schlacht bei Custozza am 24. Juni 1866. Lan-
zedelly del. Ged. im lith. Inst. in Wien.
Skrivan Gustav, Oberrealschuldirektor in Wien, fast ganze
Figur, stehend, n.l., mit Brillen, die Linke aufgestützt. Eduard
Kaiser 1861. Druck von J. Haller. Lithographie. Unten die
gedruckte Bemerkung: „Von den dankbaren Schülern der
VI. Klasse der öffentlichen Ober-Realschule auf dem Bauern-
markte in Wien im Studienjahre ee ihrem Direktor in
Ehrfurcht gewidmet.
Smieth Anton, Steuer-Einnehmer in Aurzinowes 1830. Brust-
bild, en f. n. I, Anton Machek gemalt und gedruckt. F.
Schier lith.
Sochor, Ritter von Friedrichsthal, Dr. Eduard, Reichsrats-
Abgeordneter für Galizien. Brustbild, en f. n. r. Dauthage
1850. Lithographie aus dem Werke „Das Parlament“.
Somerau-Beeckh, Maximilian Josef Freiherr, v., Erzbischof von
Olmütz, geb. zu Wien 21. Dez. 1769, gest. zu Olmütz am
3l. März 1853. Brustbild, sitzend, nach rechts, F. Eybl lith.
Van der Strass, Karl Dr., Bürgermeister der Stadt Brünn,
geb. am 5. Mai 1817, gest. am 29. Mai 1880. Brustbild,
en f. n. r. Gez. von Ig. Eigner.
Strauß Josef, Musikdirektor und Kompositeur, geb. in Brünn
am 19. März 1793, gest. in Karlsruhe am 1. Dez. 1866. Brust-
bild, n. r., nach dem Leben gez. von Bd. Höfling. Druck von
J. Jung in Frankfurt a. M. Verlag der Hofkunsthandlung
von J. Velten in Karlsruhe. Hinterlest bei dem Groß.-Bad.
Ministerium des Innern. Unter dem Bilde in faks.: Redliches
Wollen — feste Ausdauer. Karlsruhe 1865.
. Stuffler, Wenceslaus Urbanus eques de, Dei gratia episcopus
Brunensis, suae sacrae caesareo-regiae Apostolicae Majestatis
ad inclytum per Moraviam et Silesiam gubernium consiliarius
geb. zu Brünn am 27. Sept. 1764, gest. ebendaselbst am
24. Mai 1831. Brustbild, sitzend, en f. n. ]. Teltscher.
214.
215.
216.
218.
219;
3. Susil Franz, Theologie-Professor, Schriftsteller und Dichter,
Sammler mährischer Volkslieder, geb. am 14. Juni 1804 in
Neu-Raußnitz, gest. am. 31. Mai 1868 in Bystritz a. Host.
Brustbild, en f. m. r., in der Rechten ein Buch. Zelený kreslil,
Kolář lith. Tisk od J. Rauha. Mit faks. Namenszuge und
folgenden vier faks. Verszeilen:
Dvé krásek spanilých duše mé ovlädnulo stánek,
Zemská jedna, druhá s výšiny pošla nebes.
Cirkev a vlast — ty v mojích milují sestersky se ňádrech,
Každá půl, každá má moje srdce celé,
Sztankovičs, Ludwig Freiherr v.. k. k. General-Major (spáter
Feldzeugmeister),- geb. zu Edelény in Ungarn 1805, gest. 1868.
Kniestück, stehend en f. n. r., in der Rechten die Handschuhe,
die Linke am Säbel. Kriehuber 1852. Gedruckt bei J. Höfe-
lich. Wien, bei L. T. Neumann.
Veuchert, Friedrich Freiherr v., k. k. Feldmarschall- Leutnant
(spáter Feldzeugmeister), geb. zu Ung.-Hradisch am 21. Mai
1797, gest. zu Ischl am 27. Juni 1872. Kniestück, stehend,
en f. n. r., im Mantel, die Linke am Säbel. Mit faks. Unter-
schrift. Kriehuber 1862. Gedruckt bei Josef Stoufs in Wien.
Thaer Albrecht, Agronom, geb. 1752 zu Cella (Hannover),
gest. 1828 auf dem Gute Mögelin bei Berlin. Porträtstatue,
stehend. A. Schütze. Lith. Atelier.
. Thun, Leopold Leo Graf, Minister des Kultus und Unter-
richtes, geb. zu Teschen am 7. April 1811, gest. zu Wien am
am 17. Dez. 1888. Brustbild, n. r. Stadler lith. 1851. Ge-
druckt bei J. Höfelich. Wien, bei L. T. Neumann.
Thurn-Vallesassina, Georg Graf, Feldmarschall-Leutnant,
Kommandant des 8. Armeekorps, geb. zu Prag 1788, gest. zu
Wien 1866. Kniestück, stehend, en f. n. r., den Säbel unter
dem linken Arme. Kriehuber lith. 1850. Gedruckt -bei J. Rauh.
Wien, bei L. T. Neumann.
Titl Anton Emil, Kompositeur, 1848—1870 Kapellmeister
am Hofburg-Theater zu Wien, geb. auf Burg Pernstein in
in Mähren am 2. Oktober 1809, gest. zu Wien am 21. Jänner
1882. Brustbild, en f. n. l. mit Brillen. Eybl lith. 1843. Ge-
druckt bei A. Leykum in Wien. Kunstbeilage der allgem.
Wiener Musik-Zeitung. III. Jahrg. 1843.
220.
221.
223.
226.
227.
47
Toggenburg, Georg Ritter v., k. k. Handelsminister, geb. zu
Laax in Graubündten 1811, gest. (?). Kniestück, en f. n. L.,
im Lehnstuhl sitzend. Kriehuber lith. 1855. Gedruckt bei
Josef Stoufs in Wien. Wien, bei L. T. Neumann. Mit faks.
Unterschrift.
Uchatius, Franz Freiherr v., österreichischer Artilleriegeneral
und Artillerietechniker, geb. am 20. Okt. 1811 zu Theresien-
feld in Nieder-Österreich, gest. am 4. Juni 1881 zu Wien.
Brustbild, en f. n. r., im offenen Mantel. Wischniowsky Lt. 1881.
. Ugarte, Alois Graf v., Gouverneur von Mähren und Schlesien,
geb. am 9. März 1784, gest. am 25. April 1845. Brustbild,
en f. n. L, mit Brillen. Lith. von Kittner. Gedruckt bei Joh.
Höfelich.
Urban Karl, General-Major, geb. 1802 zu Krakau, gest. als
Baron und k. k. Feldmarschall-Leutnant am 1. Jänner 1877
zu Brünn. Kniestück, stehend, en f. n. I, die Hände auf den
Säbel gestützt. Kriehuber lith. 1850. Gedruckt bei J. Rauh.
Wien bei L. T. Neumann.
. Veit, W. H. (Wenzel Heinrich), Kreisgerichtspräsident, Kam-
mermusik-Komponist, geb. zu Repnie in Böhmen am 19. Jänner
1806, gest. zu Leitmeritz am 16. Feb. 1864. Brustbild, sitzend,
ein Notenblatt in der Hand. Thaddaeus Mayer (1847?).
. Vetter von der Lilie, Felix Graf, Landeshauptmann von Mähren,
geb. am 18. März 1830. Brustbild, n. r. Gezeichnet im Auf-
trage des mährischen Landes- Ausschusses von Josef Kotzmann
im Jahre 1886. Druck von M. Perna in Brünn.
Vieuxtemps Henri, Komponist, geb. am 20. Februar 1820 zu
Verviers in Belgien, gest. am 6. Juni 1881 zu Mustapha
Paschah bei Algier. Als Knabe, Halbfigur, en f. n. r., die
Violin spielend. Kriehuber lith. 1834. Gedruckt bei Leykum
& Komp. Vienne chez Artaria & Co.
Violand Ernst Dr., Abgeordneter des Korneuburger Bezirkes
in Nieder-Österreich V. U. M. B., geb. zu Wolkersdorf in
Nieder-Österreich 1821, gest. zu Peoria in Nord-Amerika am
5. Dez. 1875. Kniestück, stehend, die Rechte aufgestützt, die
Linke am Säbelknauf, baarhaupt, um die Brust die Trikolore.
Eduard Kaiser lith. 1848. Gedruckt bei J. Rauh. Verlegt
von A. Paternos Witwe & Sohn in Wien. Unter dem Bilde
in faks.: „Die Demokraten der Gegenwart können fallen, aber
48
228.
230.
231.
232.
233.
234.
290.
die Sonne der wahren Völkerfreiheit wird auf ihre Leichen-
hügel strahlen. Dr. Ernst Violand“.
Wagner Michael Joh., Bischof von Belgrad, apostolischer
Vikar der k. k. Heere, k. k. Hof- und Burgpfarrer und Dom-
herr zu Raub, geb. in Linz am 19. Sept. 1788, gest. zu
St. Pölten am 23. Oktober 1842. Sitzend im Lehnstuhl,
en f. n. I, in der aufgestützten Linken ein Buch. Eybl lith.
1834. Verlag des lith. Institutes in Wien.
. Wallmoden-Gimborn, Karl Graf, als k. k. Feldmarschall-
Leutnant, geb. zu Hannover 1792, gest. nach 1879. Kniestück,
stehend, en f. n. I, mit offenem Mantel, die Rechte einen
Handschuh haltend, auf ein Tischchen, die Linke auf den
Säbel gestützt. Mit faks. Unterschrift. Kriehuber 1851. Ge-
druckt bei J. Höfelich. Wien, bei L. T. Neumann.
Wallmoden-Gimborn, Ludwig Graf, General der Kavallerie,
geb. zu Wien 1769, gest. 1862. Kniestück, stehend, n. r., die
Hände am Säbel, auf einem Tische rechts Mantel und Feder-
hut. Kriehuber lith. 1851. Gedruckt bei J. Höfelich. Wien,
bei L. T. Neumann.
Waniek. Landwirt (?). Brustbild, sitzend, en f. n. I. Gabriel
Decker 1844. Gedruckt bei J. Rauh.
Wattmann, Josef Edler v. (später Freiherr), Doktor und
0. 0. Professor der praktischen Chirurgie, Direktor des k. k.
Operateur-Institutes, Mitglied der medizinischen Fakultät in
Wien usw., geb. zu Oberlangbath bei Ebensee am 6. März 1789,
gest. in Wien am am 14. Sept. 1866. F. Eybl. Verlag des
lith. Institutes in Wien.
Wäwra, Ritter von Fernsee, Heinrich Dr., Marinestabsarzt
und Botaniker, geb. zu Brünn am 2. Feb. 1831, gest. 1887.
Brustbild in Marineuniform, en f. n. 1. Eduard Kaiser lith.
nach einer Photographie. Gedruckt bei Anton Hartinger &
Sohn in Wien. Beilage zur Österreichischen “Botanischen
Zeitschrift 1867. Nr. 1.
Weis Karl. Kniestück, im Lehnstuhl, n. r., mit Brillen, die
Linke auf das Knie gestützt, die Rechte auf der Stuhllehne.
Kriehuber lith. 1855. Druck von J. Haller in Wien.
Weiss Anton, k. k. Oberstleutnant im Korps der Ingenieur-
Geographen und Chef der militärischen Zeichnungkanzlei.
Kniestück, en f. n. Il., in der Rechten den Federhut, die
236.
237.
238.
239.
240.
241.
243.
49
Linke am Säbelknauf. Gabriel Decker lith. 1853. Gedruckt
bei J. Rauh in Wien. Mit faks. Namenszuge und darunter
gedruckt: „Ehrfurchtsvoll gewidmet von den Offizieren der
k. k. Militär-Zeichnungskanzlei des k. k. militär-geographischen
Institutes 1858.“
Widmann, Adalbert Freiherr v., beisitzendes Mitglied der
mähr.-schles. Ackerbaugesellschaft, später mähr. Landeshaupt-
mann, geb. am 14. Jänner 1804, gest. 23. Aug. 1888. Brust-
bild, en f. n. r., lith. W. Horn, Brünn 1836. Gedruckt bei
A. Leykum in Wien.
Widmann, Adalbert Freiherr v., Brustbild, nach rechts ge-
wendet. Kriehuber 1844. Gedruckt bei J. Höfelich.
Widmann, Adalbert Freiherr v., Brustbild, nach rechts ge-
wendet. Kriehuber 1844. Gedruckt bei J. Höfelich. Mit Tinte
beigefügt die eigenhändige Unterschrift.
Widmann, Adalbert Freiherr v., Exzellenz, mährischer Landes-
hauptmann. Brustbild, en f. n. r, F. Würbel 1880. Litho-
graphie aus dem Werke „Das Parlament“.
Wildner Ignaz, Edler v. Maithstein, Dr., Rechtsgelehrter,
Hof- und Gerichtsadvokat und suppl. Professor des gericht-
lichen Verfahrens des Lehen-, Handels- und Wechselrechtes
an der k. k. Universität in Wien, geb. zu Krumau 1802,
gest. in Wien am 13. Nov. 1854. Halbfigur, im Lehnstuhl,
en f. n. 1. Kriehuber 1838. Gedruckt bei Johann Höfelich.
Wilhelm, Erzherzog von Österreich usw. Kniestück, stehend,
n. r., die Linke am Säbel, rechts auf einem Tischchen der
Federhut, im offenen Mantel. Kriehuber lith. 1855. Gedruckt
bei Josef Stoufs in Wien. Wien bei L. T. Neumann.
. Wimpffen, Franz Graf, Feldmarschall-Leutnant (zuletzt
General-Feldzeugmeister), geb. in Prag am 2. April 1797,
‚gest. zu Görz am 26. Nov. 1870. Kniestück, n. |., die Linke
am Säbel. Kriehuber lith. 1850. Gedruckt bei J. Höfelich.
Wien, bei L. T. Neumann. Mit faks. Unterschrift.
Windisch-Grätz, Alfred Fürst zu, k. k. Feldmarschall, geb.
zu Brüssel am 11. Mai 1787, gest. zu Wien am 21. März
1862. Kniestück, stehend, en f. n. r., die Hände auf einen
Stock gestützt. Kriehuber lith. 1852. Gedruckt bei J. Höfelich.
Wien, bei L. T. Neumann. Mit faks. Namenszuge.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., l. 4
90
244.
245.
246.
247.
248.
249.
D
OT
©
291.
Winterholler Gustav, k. k. Statthaltereirat, Bürgermeister
und Ehrenbürger der Landeshauptstadt Brünn, Reichsrats-
und Landtagsabgeordneter, geb. am 14. April 1833 in Brünn,
gest. ebendaselbst 29. Juli 1894. Brustbild, nach vorn. Grez.
von Bach (?). Lithographie.
Wohlgemuth, Ludwig Freiherr v., Feldmarschall-Leutnant,
geb. zu Wien 1788, gest. zu Pesth 1851. Kniestück, stehend,
en f. n. r., in der Rechten die Handschuhe, in der Linken
Federhut und Säbel. Kriehuber 1849. Gedruckt bei J. Rauh,
Verlag von A. Paternos Witwe & Sohn.
Wohlgemuth, Ludwig Freiherr v., Feldmarschall-Leutnant.
Ganze Figur, stehend, en f. n. r., den Säbel unter dem linken
Arme. Lith. von (?). Gedruckt bei J. Rauh, Verlag des W.
Skallitzky.
Wratislaw von Mitrowiez, Eugen Graf, als General der
Kavallerie, geb. zu Wischopol bei Kost in Böhmen 1786,
gest. in Wien 1867. Kniestück, stehend, en f. n. r., in der
Rechten Federhut und Handschuhe, die Linke am Säbel.
Kriehuber lith. 1550. Gedruckt bei J. Hôfelich. Wien, bei
L. T. Neumann.
Wratislaw von Mitrowicz, Eugen Graf, als General der
Kavallerie. Ganze Figur, stehend, en f. n. r., die den Feder-
hut haltende Linke auf eine Mauer gelehnt. Lith. von (?).
Gedruckt bei J. Rauh, Verlag des W. Skallitzky.
Zap Karel Vladislav, böhmischer Schriftsteller, geb. zu Prag
am 8. Jänner 1812, gest. zu Beneschau am 1. Jänner 1871.
Brustbild, n. I., mit Brillen. Lit. a tisk Farského v Praze.
Unter dem Bilde faksimiliert: Nic nedbej — své dělej. Karel
Vladislav Zap“. Ganz unten die Widmung: „Věnováno od
žáků c. k. české vyšší reální školy.“
. Zedlitz, J. Ch. Freiherr v., Dichter, geb. zu Johannesberg
in Österr.-Schlesien am 28. Feb. 1790, gest. in Wien am
15./16. März 1862. Im Lehnstuhl sitzend, n. L Lith. Anstalt
von Pobuda, Rees & Komp. 4°.
Zeisberg, Karl. Ritter v., k. k. Feldmarschall-Leutnant, geb.
zu Breslau 1788, gest. im steierischen Bade Steinhof 1868.
Kniestück, en f. n. 1, die Hände auf den Säbel gestützt. Mit
faks. Unterschrift. . Kriehuber lith. 1851. Gedruckt bei Joh.
Höfelich. Wien, bei L. T. Neumann.
252.
253.
254.
D
Qt
Qt
256.
257.
F
51
Zelinka Andreas, Dr., Bürgermeister der k. k. Reichshaupt-
und Residenzstadt Wien, Mitglied des Herrenhauses usw.,
geb. zu Wischau am 23. Feb. 1802, gest. in Wien am
21. Nov. 1868. Kniestück, stehend, en f. n. I., im Frack, die
Rechte aufgestiitzt, mit Brillen. Kriehuber lith. 1868. Druck
von J. Stoufs in Wien.
Zierotin, Franz Josef Graf und Herr v., Freiherr v. Lilgenau
k. k. Kämmerer und Geheimer Rat usw., Humanist, Forst-
und Landwirt, geb. am 6. April 1772 in Ullersdorf oder
Brünn, gest. in Brünn am 30. Mai 1845. Brustbild, en f. n.l.,
mit Brillen, im Mantel. Clarot pinx. Guapmann 1839 in Wien.
Gedruckt bei M. R. Toma in Wien.
Zierotin, Zdenko Graf, Husarenrittmeister, geb. am 23. No-
vemb. 1812 in Brünn, gest. am 18. Novemb. 1887, sitzend im
Lehnstuhl, n. r., in der aufgestützten Rechten eine Zigarre.
Prinzhofer lith. 1853. Gedruckt bei J. Rauh in Wien.
. Zobel von Giebelstadt, Thomas Freiherr v., k. k. Feldmarschall-
Leutnant, geb. in Bremen 1799, gest. in Villach 1869. Knie-
stück, stehend, im offenen Mantel, die Rechte an der Feld-
binde. Lith. von Eduard Kaiser. Druck von J. Haller. Wien,
bei L. T. Neumann. Mit faks. Namenszuge.
Zoebel Anton, Dr., Hochschulprofessor, Landes-Ausschuß-
Beisitzer, geb. zu Brünn am 6. Jänner 1852, gest. in Wien
am 25. Juni 1902. Brustbild, en f. n. r., mit Brillen. J. Kotz-
mann lith. Brünn 1898. Lith. und Druck von Rud. M. Rohrer.
Mit faks. Namenszuge.
Ze snemu moravského 1864. Gruppenbild von 24 slawischen
Abgeordneten. Lith. von Klíč 1864. Tiskem Voitěcha Tumy
v Brně. Mit den faks. Namensziigen aller dargestellten Personen.
u
Über einige Reste der Iserschichten im Osten
des Schönhengstzuges.
Von Johann Tuppy.
Wie ein Blick auf die geologische Spezialkarte von Lands-
kron und Mähr.-Trübau!) lehrt, bilden die der Kreideformation
angehörenden Iserschichten ausgedehnte Komplexe in der west-
lichen Hälfte des durch das genannte Kartenblatt dargestell-
ten Gebietes, während sie in der östlichen Hälfte desselben (öst-
lich vom Schönhengstzuge) lediglich durch die Plänersande von
Landskron, Ober-Johnsdorf und Olbersdorf vertreten erscheinen.
Unzweifelhaft existieren jedoch auch auf dem zuletzt erwähnten
Terrain noch andere bedeutendere Reste der Iserschichten, welche
zum Teil schon in den Bereich des benachbarten Kartenblattes
Gewitsch und Brüsau hineinragen. Inden der Schreiber dieser
Zeilen im folgenden einige derartige, den Iserschichten offenbar
angehörige oder aequivalente, aber auf der Karte als solche nicht
ausgeschiedene, sondern derzeit dem unteren turonen Pläner. zu-
geteilte Lokalitiiten in Kürze schildert, hofft derselbe, einen be-
scheidenen Beitrag zur geologischen Durchforschung seines Heimat-
landes geliefert und Anregungen zu weiteren Feststellungen in
dieser Richtung gegeben zu haben. Die Bestrebungen des Ver-
1) Die Karte zeigt bezüglich der Kreideformation die Ausscheidungen
Cenoman, unterer turoner Pläner, Iserschichten, Sande des Pläners, Priesener
Schichten und Kieslingswalder Schichten. Hiervon faßt das Cenoman die Pe-
rutzer und Koritzaner Schichten, der untere turone Pläner die Weißenberger
und Malnitzer Schichten der böhmischen Geologen zusammen, während die
Sande des Pläners als Fazies der Iserschichten angesehen werden. Die Bezeich-
nungen Priesener Schichten und Kieslingswalder Schichten decken sich mit
den analogen, in der böhmischen Kreide üblichen Benennungen. (Man vergleiche
hierüber Dr. E. Tietze: Erläuterungen zur geologischen Karte von Landskron
und Mähr.-Trübau, Wien 1904, S. 14—26.)
93
fassers wurden von der „Kommission zur naturwissenschaftlichen
Durchforschung Mährens“ in Brünn gefördert, indem die genannte
Körperschaft demselben behufs Bestreitung der materiellen Auslagen
eine Subvention verlieh. Ihr sowie Herrn Bürgerschuldirektor Alois
Czerny in Mähr.-Trübau, der dem Schreiber der vorliegenden Arbeit
nicht nur die Benutzung seiner Bücher- und Petrefaktensammlung
gestattete, sondern ihm auch seine reichen, im beschriebenen Ge-
biete gemachten Erfahrungen in uneigennützigster Weise zur Ver-
fügung stellte, sei hiermit der schuldige Dank ausgesprochen.
I. Lage und Beschaffenheit der in Frage kommenden
Ablagerungen.
Es erscheint wohl angezeigt, zunächst eine gedrängte karto-
graphische und petrographische Beschreibung aller Ortlichkeiten,
welche im folgenden den Iserschichten angegliedert werden, zu
Roter Abe
c
“ax
CERTERESENSESETERETIE K ET:
a — Urgestein, b— Cenoman, c— unterer turoner Pláner, d — Iserschichten.
geben, und der Verfasser beginnt dieselbe mit der des ausgedehn-
testen Komplexes, als welcher das auf den Territorien der Ge-
meinden Ranigsdorf und Griinau gelegene Gebiet zu betrachten ist.
Verfolgt man die von Mähr.-Trübau durch die erstgenannte
Gemeinde ziehende Bezirksstraße bis zum östlichen Ausbiß der
auf der geologischen Spezialkarte Landskron und Mähr.-Trübau
eingezeichneten kleinen Cenomanpartie und schlägt dann unmittel-
bar neben dem Hause Nr. 38 den nach Norden abzweigenden
Feldweg ein, so fallen dem aufmerksamen Beobachter schon nach:
wenigen Schritten die auf den Weg geworfenen, ziemlich großen
Stücke eines feinsandigen, oft sehr mürben Pläners in die Augen,
der glaukonitisch ist, meist gelbe, gelbgraue oder weißlichgraue
Farben zeigt und dem Materiale mancher Varietäten der Iser-
schichten völlig gleicht. Hohle, mit braunem Mulm gefüllte Räume,
welche offenbar von Spongien herrühren, Konkretionen reinen
Kalksteins sowie Limonitknollen sind keine Seltenheit. Besonders
54
interessant erscheint jedoch der Reichtum an verschiedenen, auf
die Iserschichten Böhmens hinweisenden organischen Resten. Diese
Gesteinsstücke entstammen den zu beiden Seiten des Weges ge-
legenen Feldern und werden daselbst bei der Bestellung derselben
ausgeackert, in die Fahrgeleise geworfen, mitunter auch zu Hau-
fen geschlichtet. Derartige größere Steinanhäufungen finden sich
besonders weiter nördlich, jenseits eines in der Karte eingezeich-
neten Streifens von Alluvium. Sie ergeben durchgehends eine loh-
nende Ausbeute an Petrefakten und die Felsen, welche das Ma-
terial derselben geliefert haben, liegen offenbar in geringer Tiefe
unter der Kulturdecke. Unmittelbar hinter dem Anwesen Nr. 38
treten sie zu beiden Seiten einer leicht eingeschnittenen Wegstelle
auch etwas zutage und man kann hier ein deutliches, etwa 15
Grad betragendes Einfallen der Schichten nach Nordosten beob-
achten. | ni
Auch die Feldwege, welche von der Gemeinde Grünau nach
dem nordsüdlich gegen Pohres verlaufenden, ebenfalls als Allu-
vium eingetragenen, schmalen Talstreifen parallel zur Kaiserstraße
Mähr.-Trübau— Můglitz führen, weisen derartige fossilienreiche
Gesteinsbrocken, welche jedenfalls von einer unter der Acker-
“krume liegenden Felslage herrühren, in reichlicher Menge auf.
Als ideale Grenzen dieses Terrains könnten folgende Linien
dienen. Im Westen: Eine vom Höhenpunkt 401 des „Roten Hübels“
nach Nordwest gezogene Gerade bis zu dem links vom Buchstaben
R im Namen „Rotes Wirtshaus“ befindlichen Knie der Kaiser-
straße Mähr.-Trübau—Müglitz. Im Norden: Eine Gerade von. die-
sem Knie bis zum „Roten Wirtshaus“, von da an die Kaiser-
straße bis zu der auf der geologischen Spezialkarte eingetra-
genen Lehm- und Lößpartie, dann der südlich der Kaiserstraße
fallende Teil der Begrenzungslinie der genannten Ausscheidung,
ferner die den Höhenpunkt 374 rechtwinkelig einschließenden
Wege bis zu der an einer Serpentine der Kaiserstraße liegenden,
gewöhnlich Pohres-Maut genannten Häusergruppe (an der West-
seite des Buchstabens P im Namen Pohres). Im Osten: Eine von
dieser Häusergruppe ausgehende bogenförmige Linie, welche ihre
Wölbung der Gemeinde Grünau zukehrt, ungefähr in der Mitte
zwischen den Höhenpunkten 392 und 384 hindurchgeht und deren
südlichster Teil mit dem von der Südspitze Grünaus nach Süd-
west (Ranigsdorf) führenden Fahrweg zusammenfällt. Im Süden:
UT
or
Eine durch den Höhenpunkt 401 (nördlich von Ranigsdorf auf
dem „Roten Hübel“) zur Triebe (slawisch Trebovka) gezogene
Parallele bis zum Schnitt mit einer durch den Höhenpunkt 384
(Kirche von Grünau) nach Südwest gerichteten Geraden.
Diese dem Lauf der Triebe parallele Linie fällt in ihrer
östlichen Hälfte mit dem sogenannten „Báckenrand“ zusammen,
auf dem der vorgenannte nach Ranigsdorf führende Feldweg ver-
läuft. Auf diesem so umgrenzten Terrain wäre nur das schmale,
von Süd nach Nord gegen Pohres streichende Tal, dessen Sohle
alluviale Bildungen aufweist und an dessen beiderseitigen Hängen
der untere turone Pläner in geringer Mächtigkeit unmittelbar über
der Talsohle zum Vorschein kommt, auszuscheiden und auch die
von dem eben beschriebenen Streifen Alluvium nach Westen ab-
zweigende Partie ist selbstverständlich von Iserschichten frei zu
denken.
Nahe dem nördlichsten Teile dieser Lokalität befindet sich
ein relativ bedeutender Aufschluß, der nicht verfehlt werden kann,
wenn man den durch das vorhin genannte Pohreser Tal nord-
südlich fließenden kleinen Bach von Ranigsdorf aufwärts bis in
die Nähe der Kaiserstraße verfolgt. Am linken Ufer bemerkt man
hier in einem kleinen Gehölz leicht den erwähnten Aufschluß. Das
Material desselben ist den früher geschilderten Lesesteinen
ganz gleich, von grauer, weißlichgrauer, gelbgrauer bis gelber
Farbe und in den oberen Lagen ziemlich petrefaktenhaltig. Der
Glaukonit- und Kalkgehalt ist wechselnd, in der Regel sind die
glaukonitreichsten Gesteinsproben relativ die kalkärmsten und um-
gekehrt. In den vollständig horizontal gelagerten Schichten treten
häufig große, dunkler grau oder gelb gefärbte Partien eines reinen
Kalksteines auf, der sehr fest erscheint und äußerst feinkörniges
Gefüge zeist. Auch Limonitknollen sowie dendritische Gebilde
werden oft gefunden und auch Höhlen nach Spongien sind, beson-
ders in den höheren Lagen, reichlich vorhanden.
. Ein kleiner Aufschluß mit gelbem, glaukonitischen Gestein und
gleichfalls horizontaler Schichtung liegt nördlich der Kaiserstraße
in unmittelbarer Nähe der bereits mehrfach erwähnten, „Pohres-
Maut“ genannten Häusergruppe. Er lieferte merkwürdigerweise
nur wenige und für die Altersbestimmung unwesentliche Petrefakten,
trotzdem die hier zutage tretenden Schichten eine direkte Fort-
setzung der im vorher erwähnten Bruche aufgeschlossenen sein
müssen; denn eine ideale Fortsetzung seiner Gesteinsbänke nach
Süden fällt zum Teil noch in die oberen Lagen des erstgenannten
Aufschlusses. Übrigens bietet sich dem aufmerksamen Beobachter
hier noch mehrfach Gelegenheit, an den Wegbóschungen das
Zutagetreten der Iserschichten und ihre Lagerung zu kon-
statieren. |
Wir wenden uns nun der .Besprechung des sogenannten
Himmelsschlusses zu, einer Örtlichkeit, welche sich der eben be-
schriebenen im Westen angliedert. Dieser nördlich der Gemeinde
Ranigsdorf gelegene Bergrücken ist durch das Auftreten eines
zum Teil intensiv rot gefärbten Pläners gekennzeichnet, welchen
Dr. E. Tietze auf Seite 20 seiner „Erläuterungen zur geologischen
Karte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“
dem unteren turonen Pläner zuteilt.
Der rote Pläner findet sich daselbst, derzeit wenigstens, nir-
gends anstehend vor, sondern es handelt sich stets nur um mehr
oder weniger große Lesesteine der Äcker, die in Gesellschaft
anderer (weiblich bis gelblich gerärbter) Plänerbrocken umher-
liegen oder zu Haufen geschichtet sind. Die Farbentöne erscheinen
sehr verschieden und variieren von rosen- und ziegelrot bis tief
dunkel- und violettrot; mitunter trifft man auch Stücke, welche
zum Teil rote, zum Teil weißliche, beziehungsweise gelbliche Fär-
bung besitzen. Zwei Stellen des Himmelsschlusses zeichnen sich
durch ihren Reichtum an solchem roten Pläner besonders aus.
Die eine derselben liegt südlich der Kaiserssraße, u. zw. etwas
westlich des Knies, das diese Straße links vom Buchstaben R
des Namens „Rotes Wirtshaus“ zeigt, die andere südlich vom
Zeichen H im Worte „Himmelsschluß“. Der Verfasser hat zahl-
reiche Stücke des roten Pläners untersucht und in demselben
sowie in den weißlich bis gelblich gefärbten Begleitsteinen die
meisten Vertreter derselben fossilen Fauna bemerkt, deren Vor-
kommen in den früher beschriebenen Ablagerungen eben die Zu-
weisung der letzteren zu den Iserschichten notwendig machte. So
konnte zum Beispiel unter anderen Lima iserica Fr., Serpula soci-
alis Goldf., Biflustra Praëdki Nov. und Micrabatia cf. coronula
Goldf. in tief roten Plänerstücken nachgewiesen werden. Es unter-
liegt daher wohl keinem Zweifel, daß der rote Pläner des Him-
melsschlusses jedenfalls den Iserschichten angehört und somit be-
deutend jünger, erscheint, als Tietze und andere angenommen
haben t).
Das hier in Frage kommende Terrain, welches demnach
auch den Iserschichten anzugliedern wäre, würde beiläufig durch
das schiefwinkelige Parallelogramm umgrenzt werden, dessen Nord-
seite von dem Worte Himmel in der Bezeichnung „Himmelsschluß“,
dessen Süd- und Ostseite von der Kaiserstraße und dessen West-
seite von dem durch den Anfangsbuchstaben H des Wortes „Him-
melsschluß“ nach Süden laufenden Feldweg gebildet wird. Südlich
der Kaiserstraße, also außerhalb dieses Viereckes, liegt nur die
früher erwähnte Stelle unweit und links des Zeichens R im Na-
men „Rotes Wirtshaus“. Hier existiert auch ein kleiner Aufschluß,
welcher einen gelblichgrauen, glaukonitischen Pläner mit spon-
sienähnlichen Gebilden aufweist, der aber sonst gänzlich petre-
faktenleer scheint. Man findet zwar unter den Abraumsteinen hie
und da solche mit Fossilien, welche für die Iserschichten als be-
zeichnend gelten, allein dieselben entstammen nicht dem Materiale
des Bruches, sondern sind von weiter oben abgerollte Lesesteine
der Äcker. Die hier anstehenden Ablagerungen müssen unbedingt
noch als unterer turoner Pläner angesehen werden, dessen aufge-
bogene, ungefähr 20 Grad nach Nordosten einfallende Schichten
daselbst, wie wenig weiter östlich (unterhalb des Buchstabens R
im Namen „Rotes Wirtshaus“) etwas zutage treten. Diesen Pläner
finden wir dann wieder östlich von Ranigsdorf über der Sohle
des Triebetales, u. zw. mit horizontaler Schichtung aufgeschlossen
und auch am Nordende der Gemeinde Grünau erblicken wir ihn
in einem großen Steinbruch entblößt, dessen Schichten beiläufig
15 Grad nach Westen einfallen. Das beigegebene ideale Profil,
welches durch einen Schnitt von der am „Roten Hübel“ befind-
lichen Phyllitpartie zum Nordende von Grünau (Höhenpunkt 421)
entstanden gedacht wird, soll diese Verhältnisse sowie die in dem
früher genannten, von Pohres südwärts streichenden Taleinschnitt
veranschaulichen.
1) Hiermit soll selbstverständlich keineswegs behauptet werden, daß die
rote Farbe eines Kreidesedimentes unter allen Umständen auf die Zugehörig-
keit zu den Iserschichten deutet. Gleichwie rote Partien im cenomanen Sand-
stein nichts Seltenes darstellen (zum Beispiel in Wojes bei Moletein), so liegt
eben auch kein Grund gegen die Annahme eines lokalen Auftretens der roten
Färbung in anderen Abteilungen der Kreideformation vor.
O8
Ganz ähnliche Zustände, wie sie nördlich der Triebe herr-
schen, nehmen auch auf dem südlichen (rechten) Ufer dieses Flüß-
chens zwischen dem östlich von der Haltestelle Ranigsdorf der
mährischen Westbahn gelegenen „Breitenwald“ und der sogenannten
„Walmiihle“, dem früher erwähnten „Báckenrand“ gerade gegen-
über, ihren Anfang!). Am rechten Ufer der Triebe, unmittelbar
neben dem Bahnkörper, sieht man auch hier wagrecht geschichteten,
unteren turonen Pläner anstehen, der sich bis zur Eisenbahnstation
Rostitz— Rattendorf verfolgen läßt; ersteigt man jedoch zwischen
dem „Breitenwald“ und der „Talmühle“ an irgend einer Stelle die
auf der Karte als Liskaberg bezeichnete Anhöhe und unterzieht
die daselbst allenthalben umherliegenden Lesesteine einer genaueren
Betrachtung, so macht sich die Übereinstimmung ihrer Petre-
fakteneinschlüsse mit denen von Ranigsdorf—Grünau bald auf-
fällig bemerkbar. Auch auf diesem Terrain werden die genannten
Klaubsteine, welche ebenfalls aus einem gelben oder grauen bis
weißlichen, meist mürben und. glaukonitischen Pläner bestehen,
bei der Bestellung der Felder ausgeackert und auf die Wege ge-
worfen oder zu Haufen geschichtet. Man kann dieselben in allen
Größen auf den Wegen und Rainen des Gebietes antreffen und
selbst die Äcker sind noch durchgehends mit kleineren Brocken
und Splittern desselben Materials förmlich übersäet. Zweifellos be-
stehen somit auch hier unter der Kulturdecke bereits in geringer
Tiefe Reste von Schichten, die nicht dem unteren turonen Pläner
angehören, sondern als Fortsetzung der jüngeren Ablagerungen
von Ranigsdorf—Grünau angesehen werden müssen, welche jedoch
den Rand der von E. Tietze an dieser. Stelle verzeichneten Partie
unteren turonen Pläners nirgends erreichen?). Nach Süden lassen
1) Die Ausdrücke „Báckenrand“, „Talmůhle“ und „Breitenwald“ sind
Bezeichnungen, welche im gewöhnlichen Sprachgebrauche der Bevölkerung
sehr häufig angewendet werden, die jedoch auf den Karten nicht vorkommen.
Dasselbe gilt auch bezüglich des mehrfach gebrauchten Namens „Pohres-Maut“,
?) Dr. E. Tietze: Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von
Landskron und Gewitsch, Wien 1902, Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt,
S. 395. Das hier in Frage kommende Gebiet (südlich der Triebe) erscheint
zwar in der zitierten Abhandlung geologisch beschrieben, das entsprechende
Blatt der geologischen Spezialkarte, nämlich Zone 7, Kolonne XV der Gene-
ralstabskarte 1 : 75000, ist jedoch derzeit noch nicht erschienen. Daher mußte
auch diesem Teile der vorliegenden Arbeit das genannte Blatt der General-
stabskarte zugrunde gelegt werden, während bei der Abfassung der früheren
sowie der später folgenden Abschnitte die geologische Spezialkarte (Zone 6,
Kol. XV) benutzt wurde.
59
sich die Spuren dieser jüngeren Sedimente, die wir auf Grund
der paläontologischen Untersuchung gleichfalls den Iserschichten
zuweisen müssen, bis an die Gemeinde Rostitz selbst verfolgen,
so daß also die ganze, auf der Generalstabskarte mit Liskaberg
bezeichnete Kuppe samt Umgebung nicht dem unteren turonen
Pläner, sondern obigen Schichten zuzuteilen wäre.
Eine ungefähre Umgrenzung des hier von den Iserschichten
eingenommenen Terrains kann folgendermaßen geschehen: Man
ziehe auf der Generalstabskarte (1 : 75.000) an der Außenseite
der Buchstaben s und z des Namens Rostitz je eine von Süd
nach Nord verlaufende Linie, dann vom Südwestende des Zeichens
s längs des Kammes der gegen die Häuser von Rostitz abfallen-
den Lehne eine nach Südost gehende Strecke bis zum Schnitt mit
einer vom Südostende des Buchstabens z parallel zu dem zwischen
Rattendorf und Rostitz nach Norden (zur Talmühle) laufenden
Feldweg gezeichneten Linie. Diese vier Linien schließen mit der
Geraden, welche die Zone 6 von der Zone 7 trennt, ein unregelmäßiges
Fünfeck ein, in dessen Iunern sich die Liskaberg genannte Anhöhe
‘befindet und das man sich als mit Iserschichten bedeckt vorzustellen
hat. An der früher erwähnten, gegen die Häuser der Gemeinde
Rostitz gekehrten Lehne sieht man die letzteren auf der Höhe in
vier Brüchen aufgeschlossen, in denen man ein deutliches, etwa 30
Grad betragendes Einfallen der Schichten nach Nordosten beob-
achten kann. Das hier anstehende Gestein ist gelblichgrau, glau-
konitisch und . zeigt stellenweise bläuliche, kalkige Einlage-
rungen.
Kleineren und weniger zusammenhängenden Komplexen,
welche der daselbst abgelagerten fossilen Fauna nach ebenfalls
den Iserschichten angehören, begegnen wir noch mehrfach im
Norden des zuerst geschilderten Terrains von Ranigsdorf—Grünau.
Hier wären vor allem zwei Aufschlüsse in der Gemeinde Ditters-
dorf zu nennen. Schon E. Tietze bemerkt in seinem Werke „Die
geognostischen Verhältnisse der Gegend von Landskron und Ge-
witsch“ auf Seite 646, daß er „bei Dittersdorf an der Nordseite
des Dorfes Steinbrüche gesehen habe, welche etwas jünger aus-
sehenden Pläner aufgeschlossen haben“. Da der genannte Autor
an dieser Stelle seiner Publikation ausschließlich von „unterem
turonen Pläner“ spricht, den er mit den Weißenberger und Mal-
nitzer Schichten parallelisiert, so kann sich die Bezeichnung „etwas
60
jüngerer Pláner“ in Anbetracht unserer Verhältnisse nur auf
solchen der Iserschichten beziehen.
Daß E. Tietze hier nur unverläßliche Spuren einer späteren
Bildung vorfand, erscheint leicht erklärlich; denn die betreffenden
Brüche stellten damals zwei ganz kleine, nur selten benutzte Auf-
schlüsse vor und von Fossilien wurde nur wenig und Belangloses
gefunden. Infolge eines in den Jahren 1901 bis 1902 zur Aus-
führung gekommenen Straßenbaues wurden jedoch diese Brüche
bedeutend erweitert und der Schreiber dieser Zeilen, welcher sie
wiederholt besuchte, war imstande, auch hier ein Petrefaktenma-
terial zu sammeln, das hinreichte, beide Ortlichkeiten als Agui-
valente der Iserschichten anzusprechen. Dieser Ansicht ist auch
Herr Professor Rzehak in Priinn, dem Herr Biirgerschuldirektor
Al. Czerny einige Exemplare der Dittersdorfer Petrefakten be-
hufs Untersuchung übersandte, indem er die Fauna dieser Schichten
als „im ganzen den Iserschichten von Zwittau entsprechend“ be-
zeichnet!).
Die Gemeinde Dittersdorf, eine kleine Ortschaft des Mähr.-
Trübauer Gerichtsbezirkes (nicht zu verwechseln mit dem gleich-
namigen Dorfe bei Abtsdorf in Böhmen) liegt 5 km nordöstlich
der Stadt M.-Trübau und 3 m östlich der Pfarrgemeinde Altstadt.
Die Häuser des Dorfes stehen zerstreut, zum Teil in der Sohle
eines flachen, von Ost nach West sich ausdehnenden Tales, zum
Teil bereits auf den das erwähnte Tal bildenden Hängen. Die
Talsohle wird überall von miozänem Tegel, der sich auch im
Süden ziemlich weit an den hier anfangs sehr niedrigen Lehnen
hinzieht, gebildet. Dieser an Fossilien arme Tegel breitet sich so-
nach viel weiter aus, als die geologische Spezialkarte Landskron —
Mähr.-Trübau angibt, besitzt jedoch keine bedeutende Mächtigkeit;
denn der in der Talsohle fließende Bach hat an einigen Stellen
des östlichen Dorfteiles sein Bett bis auf das Liegende des Tegels,
als welches hier stets Plänerschichten erscheinen, ausgewaschen.
An den nördlichen Lehnen des Tales zeigt sich als felsbildendes
Gestein ebenfalls Pläner, den das Kartenblatt als unter turon ver-
1) Herr Professor A. Rzehak hatte die Güte, diese Ansicht Herrn
A. Czerny brieflich mitzuteilen. Im selben Schreiben hat der ersterwähnte For-
scher auch die Resultate der Bestimmung einiger der eingesandten Petrefakten
übermittelt. In dem später folgenden Gesamtverzeichnisse der Versteinerungen
sind dieselben durch ein + kenntlich gemacht.
61
zeichnet hat und der von einer nicht sehr mächtigen, mitunter
lehmigen Dammerdeschicht überlagert ist.
Am rechten Ufer des Ortsbaches, bereits in der Nähe des
westlichen Dorfendes, befindet sich, unmittelbar hinter dem An-
wesen Nr. 51 und auch zu diesem gehörig, ein Steinbruch, der
seine etwa 23 m lange und 7'/), m hohe Hauptwand dem Dorfe, also
dem Süden, zukehrt. Er liegt ungefähr 200 Schritte westlich des
von der Dorfstraße abzweigenden Verbindungsweges der (remein-
den Dittersdorf—Petersdorf und rund 100 Schritte nördlich der
genannten Dorfstraße.
Das Gestein, welches hier zu Schotter- und Bauzwecken ge-
brochen wird, stellt einen feinsandigen Pläner vor, der in den un-
teren Lagen ziemlich fest, in den oberen etwas mürbe und zer-
klüftet erscheint. Er ist dem, welchen wir bei Ranigsdorf—Grünau
sowie bei Rostitz kennen gelernt haben, völlig gleich. Wir finden
auch denselben Glaukonit- und Kalkgehalt, ähnliche Partien fast
reinen Kalksteines, die im Innern mitunter schöne Kalkspatgeoden
bergen, ferner Tafeln von Faserkalk und Knollen von Markasit,
Hämatit und Limonit.“) Die Höhlungen nach Spongien treten hier
in den höchsten Teilen so zahlreich auf, daß das Gestein bis-
weilen vollständig zerfressen erscheint und technisch unbrauchbar
wird. Auch in der Farbe ist dieser Pläner dem früher beschrie-
benen ganz gleich und wir finden demnach weißlichgraue, gelblich-
graue, gelbe und graue Farbentöne. Die Schichten fallen unter
einem Winkel von 10 Grad nach Südwesten ein.
1) Die Limonitknollen stellen nichts anderes als metamorphosierten
Markasit oder Pyrit vor. Einige Stücke, welche im Innern noch einen Kern
von Schwefeleisen enthalten, lassen dies deutlich erkennen. Das letztere ist
zweifellos organischen Ursprungs und aus faulenden, Schwefelwasserstoff ent-
wickelnden Lebewesen bei Gegenwart von eisenhaltigen Wässern entstanden.
(Man vergleiche z. B.: Zeitschrift für Mineralogie, Geologie und Paläontologie,
Rochlitz i. S., 1907, Seite 39.)
Der Faserkalk erscheint in Tafeln bis 1 cm Dicke, welche gewöhnlich
eine Fläche von mehreren cm? einnehmen, und die längste Achse der Kristall-
individuen steht immer senkrecht auf die Tafelrichtung. Sehr oft ist der Kalk
bereits verschwunden, so daß im Gestein nur noch niedrige leere Räume sicht-
bar sind, deren größte Grenzflächen durch je zwei parallele Ebenen von un-
regelmäßiger Kontur gebildet werden. Man findet solchen Faserkalk, bezie-
hungsweise die leeren Räume danach auch im Materiale der Rostitzer Brüche,
ferner in den Lesesteinen von Ranigsdorf sowie in denen des Liskaberges und
des Himmelsschlusses.
62
Einige Schritte südwestlich und in einem merklich tieferen
Niveau liest der zweite, bedeutend kleinere Aufschluß, unmittelbar
hinter dem Hause Nr. 56 und zu diesem gehörig. Sein Gestein
stimmt in bezug auf die petrographischen Eigenschaften sowie
bezüglich der Petrefakteneinschlüsse mit dem des erstgenannten
Bruches genau überein, eine Lagerung ist jedoch hier wegen der
vollständigen und unregelmäßigen Zerklüftung nicht konstatierbar.
Auf der geologischen Spezialkarte sind beide Örtlichkeiten
leicht aufzufinden. Sie liegen nämlich in nächster Nähe des Zu-
sammenstoßens der drei Ausscheidungen „unterer turoner Pláner“,
„miozäner Tegel“, „Löß und Lehm“, welches ungefähr in der
Mitte der als Dittersdorf bezeichneten Häuserreihe sichtbar wird,
u. z. noch in der Südwestecke der unter turonen Plänerpartie.
Der Kürze halber ist im folgenden der zuerst beschriebene (grö-
Bere) Aufschluß stets als Bruch I, der zuletzt geschilderte (kleinere)
als Bruch II bezeichnet. Diese beiden Aufschlüsse waren es, die
Herr E. Tietze anläßlich der geologischen Aufnahme des Karten-
blattes Landskron—Mähr.-Trübau besuchte und für deren Mate-
rial er schon damals eine spätere Ablagerung als wahrscheinlich
hinstellte.
Über das Terrain, welches sich unmittelbar nördlich dieser
zwei Örtlichkeiten bis zum Kamm der zwischen Dittersdorf und
Petersdorf. befindlichen Anhöhe erstreckt, läßt sich nichts Be-
stimmtes feststellen. Die auf den Feldwegen liegenden Gesteins-
brocken stimmen „zwar mit den Ablagerungen der beiden Auf-
schlüsse genau überein, allein man hat es in diesem Falle nicht
mit Lesesteinen der Äcker, sondern mit behufs Wegbesserung
aus den zwei Brüchen zugeführtem Materiale zu tun. Aber in der
Umgebung des erwähnten Kammes, beziehungsweise auf diesem
selbst, nahe der Waldlisière, an derselben und im Walde begegnen
wir wieder unzweifelhaften Aequivalenten der Iserschichten, die
einer Erwähnung wert erscheinen. P
Der von Dittersdorf in nordöstlicher Richtung nach dem so-.
genannten Zigeunerplatze führende Feldweg, welcher auf der geo-
logischen Spezialkarte etwa 1300 Schritte oberhalb dieser Ortschaft
zwei nahe beisammenstehende Sternchen zeigt, geht ungefähr 700
Schritte hinter dem Punkte, den das zweite Sternchen markiert,
durch einen kleinen Aufschluß hindurch, welchen wir den Bruch
III nennen wollen. Rund 200 Schritte südlich dieser Örtlichkeit,
63
also rechts von dem erwähnten Wege, finden wir ebenfalls einen,
u. z. etwas größeren Aufschluß, der schon von weitem sichtbar
erscheint und welcher als Bruch IV bezeichnet werde. Er liegt
unmittelbar an einem Fahrwege, der beiläufig 200 Schritte nord-
östlich des ersten Sternchens von dem früher besprochenen, nach
dem Zigeunerplatze laufenden Weg abzweigt. Wird diese Abzwei-
gung bis in die Nähe des Waldes verfolgt, so gelangt man zu
einem langgestreckten Bruche von geringer Höhe, der als Bruch
V bezeichnet sei, und etwa 400 Schritte nordöstlich (schon im
Walde) liegt endlich noch ein in Betracht kommender Aufschluß,
welchen wir als Bruch VI ansehen wollen.
Die Aufschlüsse III, IV, V und VI stimmen bezüglich ihres
Materials mit den Brüchen I und II genau überein und zeigen
einen unter sehr flachem Winkel nach Südwest einfallenden, gelb-
lichgrauen bis gelben, glaukonitischen Pläner.
Alle vier Brüche werden leider selten benutzt und sind in-
folgedessen stark verfallen. Die Ausbeute an Petrefakten ist daher
eine spärliche, namentlich in VI, dieselbe genügt jedoch, um die
Zugehörigkeit der Orte III, IV und V zu den Iserschichten sicher-
zustellen. Die im Aufschlusse VI gefundenen organischen Reste
stimmen zwar mit denen der übrigen Örtlichkeiten gleichfalls
ziemlich überein, sind aber durchgehends solche, die bei einer
Altersbestimmung des Gesteins nicht in Betracht gezogen werden
können, nämlich zweifelhafte Bruchstücke von Dentalium, Pinna
decussata Goldf., Lima multicostata Gein., Erogyra conica Sow.
und Fragmente von Fucoiden. Da jedoch das Material dieses
Bruches in Ansehung seiner ganzen Lagerungsverhältnisse schwer-
lich zu einer wesentlich andern Zeit abgesetzt worden sein kann,
als das in den benachbarten Brüchen aufgeschlossene, so dürfte
wohl auch hier eine Zuweisung zu den Iserschichten vollständig
gerechtfertigt erscheinen.
Die in den letzten vier Brüchen aufgeschlossenen Sedimente,
welche unzweifelbaft einst untereinander und auch mit denen der
Brüche I und II sowie mit den Ablagerungen von Ranigsdorf,
Grünau und Rostitz zusammenhingen, können jetzt wohl nur noch
zum Teil miteinander in Verbindung stehen; denn zwischen III
und IV, ferner zwischen III und VI erscheint der Zusammenhang
durch einen zum und durch den Wald führenden Taleinschnitt
unterbrochen. Auch die Aufschlüsse I und II sind von den zuvor
64
aufgezählten durch einen Streifen lehmiger beziehungsweise tege-
liger Ablagerungen, der sich durch die Beschaffenheit der daselbst
befindlichen Äcker und Wiesen verrät, getrennt.
Jedenfalls gehören auch die etwas nördlich der Örtlichkeit
III auftretenden, petrefaktenleeren, sandsteinartigen, glaukonitischen,
grobkörnigen, bisweilen leicht zu Sand zerfallenden, mitunter aber
auch durch kieselige Bindungsmittel gefestigten Gesteine zu den
Iserschichten.!) Sie dürften zweifellos eine etwas jüngere Lage
derselben repräsentieren und haben wohl einst die früher beschrie-
benen, petrefaktenreichen Sedimente vollständig überzogen. Solche
(Gesteine sowie der hieraus entstandene Sand bedecken zum Teil
den Gipfel der zwischen Dittersdorf und Petersdorf befindlichen
Anhöhe nördlich des Aufschlusses III und in einem merklich
höheren Niveau. Ähnliche sandartige Partien bemerkt man ferner
nordöstlich des Bruches V am Waldrande, nur sind sie hier be-
reits als loser Sand mit eingestreuten, noch zusammenhängenden
Brocken entwickelt?). Eine Umgrenzung dieser sandigen und sand-
!) Manche Brocken derselben stellen eine fast; glasartige Masse vor und
dergleichen Stücke erinnern lebhaft an analoge, schon von Geinitz beschriebene
Vorkommnisse im „Oberen Quadersandsteine“ Deutschlands (H. B. Geinitz:
Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland, Freiberg 1849 —
1350, Seite 24 und 44). Diese Gebilde befinden sich übrigens auch auf den
früher geschilderten Gebieten von Ranigsdorf, Grünau und Rostitz sowie am
Himmelsschluß, allerdings nur als zerstreut umherliegende Klaubsteine. In
größerer Masse treten sie noch östlich von der Gemeinde Grünau auf. Sie be-
decken daselbst an der Berglehne gegen Seibelsdorf ein Terrainstück, das man
sich beiläufig durch ein Viereck begrenzt denken kann, dessen Eckpunkte vom
Südende der Häuserreihe Grünaus, von den an der Ostseite dieser Gemeinde
befindlichen zwei Kreuzen und vom Anfangspunkte des Verbindungsweges
Grünau—Charlottendorf (etwas östlich der Grünauer Kirche) dargestellt werden.
Ob die Plänerunterlage dieser sandsteinartigen Gebilde hier ebenfalls den
Iserschichten zuzuzählen wäre, konnte nicht ermittelt werden, da dieselbe bis
nun keinerlei Paläonten lieferte.
2) Derartige sandige Abscheidungen sind auch in der westlichen Hälfte
der Kartenbereiche Landskron—Mähr.-Trübau und Brüsau—Gewitsch keine
Seltenheit. Sie werden daselbst von E. Tietze als „Sande des Pläners* be-
zeichnet und ebenfalls den Iserschichten beigezählt, so zum Beispiel bei Mohren,
Körber und Überdörfel. Im Gebiete östlich des Schönhengstzuges kämen nur
die schon im Eingang erwähnten Plänersande von Landskron, Olbersdorf und
Ober-Johnsdorf, deren Zugehörigkeit zur Kreide übrigens noch unsicher ist,
als analoge oder ähnliche Bildungen in Betracht. (Man vergleiche diesbezüglich
Dr.E. Tietzes „Erläuterungen zur geologischen Karte Landskron—Mähr.-Trübauf,
Seite 21, 23 und 24 sowie dessen „Geognostische Verhältnisse der Gegend von
Landskron und Gewitsch“, Seite 587.)
D RD EN
65
steinartigen Ablagerungen erscheint leider derzeit unmöglich, da das
in Betracht kommende Terrain zum größten Teile mit Wald be-
deckt ist.
Auch das Gestein eines am Nordabhange des Reichenauer
Berges gelegenen und von der Gemeinde Reichenau in Betrieb
‘erhaltenen Bruches muß unbedingt (zum Teil wenigstens) den
Iserschichten zugerechnet werden. Dasselbe ist in seinen oberen
Lagen dem der Dittersdorfer Brüche sehr ähnlich. Wir finden
hier unter der Kulturdecke wieder einen mürben, gelblichen bis
weiblichen Pläner mit bedeutendem Glaukonitgehalt, in dem mit-
unter Partien reinen Kalkes auftreten und der Spongienhöhlen
sowie reichlich Kolonien von Serpula socialis Goldf. aufweist.
Die unteren Schichten dieses Aufschlusses stellen ein festes,
graues, sehr kalkreiches und wenig glaukonitisches, fossileeres Ge-
stein vor, das wir wohl noch als unterturon anzusehen haben.
Die Bezeichnungen „obere Lagen“ und „untere Schichten“ sind
für diesen Ort allerdings nicht absolut richtig; denn da die
Schichten desselben sehr steil einfallen (62 Grad nach Nordosten),
erscheinen die ersteren (jüngeren) eigentlich als vordere, die letz-
teren (älteren) als hintere Lagen.
Mit den im vorigen Absatz erwähnten jüngeren Schichten
vom Reichenauer Berge standen einst sicher auch die Ablagerungen,
welchen wir in der Gemeinde Triebendorf begegnen, in Verbindung.
Wieder ist es E. Tietze, der hier bereits Aguivalente der Iser-
schichten vermutete, indem er auf Seite 637 seines Werkes „Geo-
gnostische Verhältnisse der Gegend von Landskron und Gewitsch“
sagt, daß er daselbst „ein glaukonitisches Gestein, welches dem
Callianassensandstein von Zwittau völlig gleicht“, angetroffen ‘habe,
das „vielleicht eine Andeutung der Vertretung der Iserschichten
in dieser Gegend vorstelle“. Der Ort, den der genannte Autor
mit obigen Worten meint, liest am linken Ufer des Triebendorfer
Baches, u. z. in der Nordhälfte der Gemeinde Triebendorf, un-
mittelbar dort, wo das Triebendorfer Tal eine Beugung nach
Nordwesten erleidet. Er ist auf der geologischen Spezialkarte als
eine kleine Insel des unteren turonen Pläners ausgeschieden, also
nicht den Iserschichten einverleibt, jedenfalls aus dem Grunde,
weil dem Autor keine Fossilien von diesem Orte zu Gesichte kamen.
Der Schreiber vorliegender Zeilen hat an dieser Stelle einen
horizontal geschichteten, gelblichen, glaukonitischen Pläner gefunden,
Zeitschrift des máhr, Landesmuseums, X., 1. 9
66
welcher mit dem der früher beschriebenen Lokalitäten genau über-
einstimmt. An Petrefakten konnte hier allerdings auch nur sehr
weniges und belangloses entdeckt werden, da die Gesteinsschichten
größtenteils von Vegetation überwuchert erscheinen; dagegen lie-
ferten die am gegenüberliegenden (rechten) Ufer in mehreren
Brüchen gut aufgeschlossenen Sedimente, welche in petrographischer
Beziehung den vorgenannten gleichen, so ziemlich alle Vertreter
der fossilen Fauna von Ranigsdorf, Grünau, Dittersdorf usw.
Diese Ablagerungen, welche im nördlichen Teil wagrechte
Schichtungen aufweisen, im südlichen unter einem Winkel von 5
bis 10 Grad nach Nordwesten einfallen, gehören demnach ohne
Zweifel nicht dem unteren turonen Pläner, sondern den Iser-
schichten an, woraus sich auch die Zugehörigkeit der kleinen
Plänerinsel des linken Ufers zu den letzteren von selbst ergibt,
da die Gesteinsbänke des linken Ufers nur eine Fortsetzung der-
jenigen des rechten sein können. Die im Bachbette selbst bloß-
liegenden Sedimente sind allerdings echter unterturoner Pläner
und müssen als das Liegende dieser Iserschichten angesehen
werden.
Auf der von Triebendorf gegen Mariakron und Petersdorf
ansteigenden Hochfläche läßt sich das Vorhandensein der Iser-
schichten auf Grund der Klaubsteine der Äcker ziemlich weit
gegen Osten verfolgen, während als der südlichste Teil dieses Ge-
bietes der beim Höhenpunkt 397 markierte Steinbruch gelten kann.
Bemerkenswert wäre auch der Umstand, daß unter. den Lese-
steinen der Felder hie und da Stücke eines roten Pläners auf-
treten, wie wir sie bereits am Himmelsschluß kennen gelernt
haben.
Als ideale Grenzen des hier den Iserschichten zufallenden
Terrains könnten ungefähr folgende Linien dienen. Im Norden:
Der durch den Höhenpunkt 392 in nordwestlicher Richtung gegen
Triebendorf verlaufende Feldweg. Im Osten: Eine im großen und
ganzen nordsüdlich streichende Gerade, welche den vorgenannten
Höhenpunkt (392) mit dem Ursprunge des Triebendorfer Baches
verbindet. Im Süden: Der letzterwähnte Bach bis zum Ostzipfel
der miozänen Tegelpartie von Altstadt. Im Westen: Die Grenz-
linie des unteren turonen Pläners (längs des rechten Ufers des
Triebendorfer Baches) bis zur Einmündung des als Nordgrenze
angenommenen Feldweges. Vom linken Ufer des Triebendorfer
67
Baches wäre nur die kleine, schon mehrfach erwähnte Plänerinsel
oberhalb der Dorfmitte den Iserschichten einzubeziehen.
Höchstwahrscheinlich setzen sich die eben beschriebenen Ae-
quivalente der Iserschichten auch noch weiter nach Norden fort.
Hiefür sprechen einige Aufschlüsse in Budigsdorf und Tattenitz,
welche ein Material zeigen, das den der Triebendorfer Ablage-
rungen sehr ähnelt, sowie gewisse Petrefaktenvorkommnisse aus
Zohse (bei Landskron), die sich in den naturhistorischen Samm-
lungen des k. k. Staats-Obergymnasiums zu Landskron befinden.
Leider war es dem Verfasser bis nun unmöglich, eine gründliche
paläontologische Untersuchung dieses Teiles des Kartengebietes
vorzunehmen, und derselbe sieht sich aus diesem Grunde genötigt,
die Beschreibung dieses Terrains auf einen späteren Zeitpunkt
zu verschieben.
II. Verzeichnis der Petrefaktenvorkommnisse.
Die Zugehörigkeit der eben geschilderten Örtlichkeiten zu
den Iserschichten kann fast durchgehends mit großer Sicherheit
aus den Resten der daselbst einst vorhanden gewesenen Fauna,
also aus den aufgefundenen Fossilien, gefolgert werden. Aus die-
sem Grunde möge im folgenden ein genaues Verzeichnis aller bis
nun gesammelten Versteinerungen Platz finden, wobei behufs Ver-
meidung von Mißverständnissen bezüglich der gebrauchten Fund-
ortangaben noch nachstehendes bemerkt sei.
Das zuerst beschriebene Terrain von Ranigsdorf—Grünau
erscheint durch den bereits erwähnten, von der Pohreser Serpen-
tine der Kaiserstraße Mähr.-Trübau—Müglitz nach Süden fließen-
den Bach (auf der geologischen Karte durch den schmalen Strei-
fen Alluvium, in dem sein Bett verläuft, leicht auffindbar) in
zwei Teile getrennt, von denen der am rechten Ufer liegende zu
Ranigsdorf, der am linken befindliche jedoch zu Grünau gerechnet
wird. Es deutet demnach die Bezeichnung: Fundort „Grünau“
auf das Terrain des linken Ufers, der Name „Ranigsdorf“ auf
das des rechten. Unter „Grünauer Bruch“ ist der früher beschrie-
bene Aufschluß am linken Ufer dieser Örtlichkeit verstanden,
unter „Pohres-Maut“ oder „Pohreser Bruch“ der kleine Aufschluß
bei der an der Pohreser Serpentine gelegenen Häusergruppe. Die
Ausdrücke „Dittersdorf I“ bis „Dittersdorf VI“ beziehen sich auf
Lt
68
die sechs Aufschlüsse von Dittersdorf in der früher angenom-
menen Reihenfolge. Die Namen „Liskaberg“, „Rostitzer Brüche“,
„Reichenauer Berg“, ,Himmelsschlub“ und „Triebendorf“ erschei-
nen hinreichend genau, wenn man die bei der kartographischen
Beschreibung gebrachten Angaben beachtet.
Bezüglich der aufgezählten Petrefakten sei schließlich noch
erwähnt, daß dieselben, soweit sie vom Verfasser selbst gesammelt
oder erworben wurden, in den Besitz des mährischen Landesmu-
seums zu Brünn übergegangen sind. Ihre Bestimmung erfolgte
fast durchgehends nach dem Werke von Dr. A. Frič: Studien im
Gebiete der böhmischen Kreideformation, Band II, III, IV und
V, Prag 1877, 1883, 1889, 1893. In den wenigen Fällen, wo eine
andere (Quelle benutzt werden mußte, erscheint dieser Umstand
stets ausdrücklich angeführt. Eine Anzahl Arten konnte übrigens
auch direkt mit sicher bestimmten Stücken der böhmischen Kreide
verglichen werden und auch die Besichtigung der Sammlung des
Herrn Franz Fischer, Oberlehrers in Laubendorf (Ostböhmen),
welche eine bedeutende Zahl von Paläonten aus den Weißen-
berger, Malnitzer und Iserschichten des westlichen Teiles unseres
Kartenbereiches (bestimmt durch Herrn Prof. Dr. G. Laube in
Prag) enthält, lieferte wertvolle Anhaltspunkte für die Deutung
und Sichtung unseres Petrefaktenmaterials.
Pisces!).
Oxyrhina Mantelli Ag.?
Ein sehr schön erhaltener Zahn, der wahrscheinlich
dieser Art angehört, wurde 1905 von stud. phil. Hans Wil-
schowitz in Dittersdorf I gefunden. Das Objekt dürfte
vom Finder der Universitätssammlung in Wien geschenkt
worden sein.
Osmeroides ?
Anhäufungen von Schuppen werden mitunter in den
kalkigen Partien von Dittersdorf I angetroffen. Der Schreiber
vorliegender Zeilen möchte dieselben auf Grund einiger deut-
1) Fischreste sind im mährischen Turon sehr selten und. bestehen ge-
wöhnlich nur aus Zähnen oder Schuppen. An ganzen Exemplaren lieferte
unsere Gegend nur ein einziges Stück von Beryx Zippei Ag. Dasselbe ent-
stammt dem unteren turonen Pläner von Pirkelsdorf und befindet sich in der
Sammlung des Herrn Direktors A. Czerny in Mähr.-Trübau.
69
licher erhaltenen Exemplare der Art Osmeroides divaricatus
Gein. zusprechen, : welche Frič aus den Priesener Schichten
anführt.
Cephalopoda.
Nautilus rugatus Fr. et Schl.
In den kalkigen Konkretionen von Dittersdorf I und V.
Ein 15 cm großes Exemplar, das die charakteristischen Ra-
dialrippen deutlich zeigt, befindet sich im Besitze des Herrn
Bürgerschuldirektors A. Czerny in Mähr.-Trübau.
Scaphites Geimitxii d’Orb. |
Ein einziger Steinkern von ziemlicher Größe aus dem
Pohreser Bruche.
Gastropoda.
Turritella multistriata Reuss.
Fand sich bisher als einziges, unvollständiges Exemplar
im Grünauer Bruche.
Fusus Renauxianus d'Orb.
: Von dieser Art besitzen wir ein Negativ, welches aus
Dittersdorf III stammt. Kommt nach Frič nur in den Wei-
Benberger Schichten vor.
Dentalium ?
Als solche seien einstweilen die zylindrisch-röhrenför-
migen, rein weiß gefärbten, nicht sicher bestimmbaren Frag-
mente von 8—12 mm Durchmesser, welche in Dittersdorf I,
II, III, IV, VI, Ranigsdorf, Grünau, im Grünauer Bruche,
ferner am Liskaberge und am Himmelsschluß beobachtet
werden können, angeführt.
Pelecypoda.
Mutiella Ringmerensis Mant.
Ein Steinkern vom Reichenauer Berge. Er befindet sich:
in der Sammlung Czerny zu Mähr.-Trübau.
Trigonia limbata d’Orb.
| Im Grünauer Bruche. Fragmente von Steinkernen auch
in den Klaubsteinen von Ranigsdorf und vom Liskaberge.
Sehr selten.
70
Arca Schwabenauv Zittel.
Ein Schalenfragment aus den Lesesteinen von Ranigs-
dorf weist eine Oberflächenskulptur auf, welche mit der für
die obige Bivalve charakteristischen übereinstimmt.
Pinna decussata Goldf.
Ein sehr häufig auftretendes Fossil unserer Gegend.
Findet sich in Dittersdorf I, II, III, VI, in Ranigsdorf,
Grünau, Triebendorf, ferner am Reichenauer Berge, am Him-
melsschluß und am Liskaberge, u. z. meist in Bruchstücken
des Steinkernes.
Lithodomus spatulatus Reuss.
Ein Steinkern aus Dittersdorf IV. Andeutungen auch in
den Lesesteinen von Ranigsdorf.
Gastrochaena amphisbaena Gein.
Der größere Teil des Steinkernes eines großen Exem-
plars aus den Rostitzer Brüchen.
Modiola typica Forbes.
Öfter in den Klaubsteinen von Ranigsdorf, leider nur
in unvollständigen Stücken.
Panopaea gurgitis Brongn.
Immer als Steinkern, ziemlich selten ganz. Dittersdorf I,
Rostitzer Brüche.
Venus sp.
Steinkern einer Venus finden sich mitunter in Ditters-
dorf I und in Ranigsdorf sowie am Liskaberge.
Gervillia solenoides Defr.
Ein Negativ des Steinkernes aus den Rostitzer Brüchen.
Perna subspatulata Reuss.
Im Grünauer Bruche als Steinkern.
Inoceramus Brongniarti Sow.
Sehr häufig, oft bis 2 dm lang. Dittersdorf I—V, Ra-
nigsdorf, Grünauer Bruch, Liskaberg, Triebendorf.
* Lima aff. Dupiniana d'Orb.
Eine sehr oft vorkommende Art. Alle Stücke zeigen im
Gegensatze zu den von A. Frič erwähnten Vorkommnissen
bedeutendere Größe, nämlich bis 25 mm. Dittersdorf I—V,
Reichenauer Berg, Ranigsdorf, Grünau, Grünauer Bruch,
Liskaberg, Rostitzer Brüche, Triebendorf.
71
Lima sp. k
Unter dieser Bezeichnung sei vorläufig eine an Größe
und Gestalt der vorigen nahekommende Lima, die jedoch
höher gewölbt erscheint und schärfere Radialrippen aufweist,
verzeichnet. Sie findet sich in Dittersdorf I, II, Ranigsdorf,
im Grünauer Bruche und in Triebendorf.
Lima elongata Sow.
Tritt spärlich auf in Dittersdorf II, V, Triebendorf, in
den Rostitzer Brüchen, im Grünauer Bruche, am Reichenauer
Berge sowie in den Lesesteinen von Ranigsdorf und vom
Liskaberge.
* Lima multicostata Gein.
Sehr häufig, mitunter bedeutende Größe erreichend. Die
Rippenzahl beträgt gewöhnlich 20—30. Dittersdorf I, II, III,
IV, VI, Ranigsdorf, Grünau, Pohres-Maut, Grünauer Bruch,
Liskaberg, Himmelsschluß, Rostitzer Brüche, Reichenauer
Berg, Triebendorf.
Lima iserica Fr.
Ebenfalls sehr zahlreich, in der Größe von 7—14 mm.
Der Steinkern zeigt niemals eine Spur der feineren Schalen-
skulptur, so daß eine Verwechslung mit Lima pseudocardium
Reuss. meist naheliest. Nur besser erhaltene Negative des
Kernes lassen die für Lima iserica bezeichnenden Knotenlinien,
welche auf demselben als Grübchenreihen sichtbar werden,
erkennen. Es bestehen somit hier bei Lima pseudocardium
und Lima iserica ganz dieselben Erhaltungsumstände, wie sie
Frič für die analogen Vorkommnisse der böhmischen Kreide
angibt (Iserschichten, Seite 113). Fundorte: Dittersdorf I, II,
Ranigsdorf, Grünau, Grünauer Bruch, Liskaberg, Rostitzer
Brüche, Himmelsschluß, Triebendorf. Unsere Exemplare be-
sitzen in der Regel bis 30 Rippen, während Frič für die
böhmischen Vorkommnisse die Rippenzahl 20 angibt.
Lima aspera Mant.?
Ein schlecht erhaltenes Exemplar aus Dittersdorf I, das
vielleicht dieser Art angehört.
Pecten Nilssoni Goldf.
Findet sich sehr oft in Dittersdorf I, II, in Triebendorf,
im Grünauer Bruche, am Reichenauer Berge, in den Rostitzer
WT.
Brüchen, in den Lesesteinen von Ranigsdorf und Grünau,
ferner in denen des Liskaberges und des Himmelsschlusses.
Der ungünstige Erhaltungszustand der kleineren Exemplare
läßt auch die Annahme zu, daß es sich bei diesen um Vor-
kommnisse von Pecten laevis Nelssoni handelt.
* Pecten curvatus Gein.
Stellt entschieden das am häufigsten ‚auftretende Petre-
fakt vor. Dittersdorf I—V, Ranigsdorf, Grünau, Pohres-Maut,
Grünauer Bruch, Liskaberg, Rostitzer Brüche, Himmelsschluß,
Reichenauer Berg, Triebendorf.
* Pecten Dujardinii Rôm.
Auch diese Art findet sich öfter, so in Dittersdorf T,
II, IV, V, am Reichenauer Berge, in Triebendorf, in den
Lesesteinen von Ranigsdorf und des Liskaberges, im Auf-
schluß von Pohres.
Pecten decemcostatus v. Münster.
Etwas spärlicher als der vorige. Die Bestimmung er-
folgte nach Dr. August Reuss: Die Versteinerungen der
böhmischen Kreideformation, Stuttgart 1845—1846, II. Abt.,
Tafel XXXIX, Fig, 14, Text Seite 28. Fand sich in Ditters-
dorf I, II, V und im Grünauer Bruche sowie am Reichenauer
Berge. Frič führt ein Fossil dieses Namens nicht an.
Vola quinquecostata Stol.
Seltenes Vorkommnis. Bisher nachgewiesen in Ditters-
dorf I—IIL. |
* Exoyyra conica Now.
Sehr häufig. Dittersdorf I—VI, Ranigsdorf, Grünau,
Grünauer Bruch, Liskaberg, Himmelsschluß, Reichenauer
Berg, Rostitzer Brüche, Triebendorf. Größere Exemplare
"finden sich namentlich in Dittersdorf I und II, ferner in den
Lesesteinen von Ranigsdorf.
Exogyra lateralis Reuss.
Gleichfalls nicht selten. Dittersdorf I—IV, Ranigsdorf,
Grünauer Bruch, Liskaberg, Himmelsschluß, Rostitzer Brüche,
Triebendorf.
Otsrea diluviana Linne.
Von dieser Art wurde ein großer, negativer Abdruck im
Grünauer Bruche angetroffen. |
73
Ostrea semiplana Sow.
Kommt nicht selten in den Klaubsteinen von Ranigsdorf
sowie im Aufschlusse von Grünau, in Dittersdorf III und in
Triebendorf vor. Die Exemplare sind fast kreisrund, ähnlich
denen, welche A. Frič in den tieferen Lagen der böhmischen
Trigoniaschichten vorgefunden hatte (A. Frič, Iserschichten,
Seite 121).
Ostrea hippopodium Nilss.
Zumeist in schwer bestimmbaren Fragmenten. Am besten
noch in Dittersdorf I und II.
Anomia subtruncata d'Orb.
Ein großes kreisförmiges Exemplar von 20 mm Durch-
messer aus Dittersdorf V. Ganz gleiche Stücke liefert ein
Bruch im Callianassensandstein bei Zwittau.
Bryozoa.
* Biflustra Praëdki Nov.
Diese Art kann für unsere Gegenden geradezu bezeichnend
genannt werden. Sie findet sich fast überall und stets sehr
häufig. Dittersdorf I, II, IV, V, Ranigsdorf, Grünau, Reiche-
nauer Berg, Grünauer Bruch, Liskaberg, Rostitzer Brüche,
Himmelsschluß, Triebendorf.
Diastopora acupunctata Nov.
Ist bei uns selten und kommt in den Rostitzer Brüchen
sowie in den Lesesteinen des Liskaberges vereinzelt vor.
Petalophora seriata Nov.
Mitunter in den Klaubsteinen vom Liskaberge und von
Ranigsdorf. ,
Heteropora magnifica Nov.
Auch diese Art dürfte wohl eine häufige Erscheinung un-
serer Fauna gewesen sein und eine bedeutende Anzahl von
leeren, im Gestein auftretenden Kanälen mögen von ihr her-
rühren. Von zwei Stücken, die eine bessere Erhaltung zeigen,
stammt eines aus den Lesesteinen von Ranigsdorf, das andere
aus denen des Himmelsschlusses, .
* Entalophora?
In den mürberen Gesteinspartien beinahe aller hier be-
schriebenen Lokalitäten (ausgenommen nur Dittersdorf V und
74
VI sowie Pohres) finden sich ungemein oft zierlich verästelte,
aber fast immer leere Kanäle, die durch meist nicht sicher
bestimmbare Bryozoen hervorgebracht wurden. Diese gehören
vielleicht mehreren Arten an und seien einstweilen unter
obiger Bezeichnung zusammengefaßt. Jedenfalls sind dieselben
von Entalophora raripora Nov. verschieden und das Resultat
einer eventuellen Bestimmung könnte, dem äußeren Habitus
der Kanäle nach, nur zwischen Æntalophora Geinitiii Reuss,
Heteropora magnifica Nov. und Petalophora seriata Nov.
schwanken. Einige Vorkommnisse von Dittersdorf I, Ranigs-
dorf und vom Liskaberge glaubt der Verfasser bestimmt als
E. Geinitzii Nov. ansprechen zu können.
Crustacea.
Enoploclythia Leachii Mant.
Von dieser in den Iserschichten Böhmens seltenen Art
wurden einige Scheerenbruchstücke südlich von Triebendorf
in dem nächst dem Höhenpunkte 397 gelegenen Steinbruch
gefunden. Bezüglich des Auftretens dieser Krabbe in den
Iserschichten vergleiche man A. Frič und Josef Kafka: Die
Crustaceen der böhmischen Kreideformation, Prag 1887,
Seite 32.
Callianassa antiqua Otto ?.
Auf einem in der Hofwand des Hauses Nr. 51 von Ditter-
dorf befindlichen Ecksteine, der unzweifelhaft aus dem Bruche
I stammt, entdeckte Herr A. Czerny ein Scheerenstückchen,
das möglicherweise einer Krabbe dieser Art angehörte. Eine
sichere Bestimmung ist wegen der Unvollständigkeit des Ob-
jektes wohl ausgeschlossen. Das Fragment (der größte Teil
einer Hand) liegt auf einer kalkigen Konkretion und zeigt
weiße Farbe. Ein zweites Krabbenfragment, das wahrschein-
lich ebenfalls dieser Art zuzuzählen sein dürfte,. rührt aus
den Rostitzer Brüchen her. Dasselbe besteht aus dem Nega-
tiv eines Beingliedes und befindet sich gleichfalls auf einer
Partie reinen Kalksteines.
Vermes.
* Serpula socialis Goldf.
Diese Serpula ist an den meisten Örtlichkeiten mit Ni-
cherheit nachgewiesen worden. Dittersdorf I, II, IV, Ranigs-
75
dorf, Grünau, Reichenauer Berg, Grünauer Bruch, Liskaberg,
Rostitzer Brüche, Himmelsschluß, Triebendorf.
Serpula ampulacea Dow.
Ist ebenfalls nicht selten, wenn auch bei weitem nicht so
zahlreich wie die vorige. Dittersdorf I, IT, Ranigsdorf, Grünau,
Liskaberg, Himmelsschluß.
Serpula gordialis Schlott.
Ein einziges Vorkommnis in Dittersdorf V.
Echinodermata.
Cidaris cf. Vendocinensis Ag.
Herr A. Czerny besitzt einen wohlerhaltenen Abdruck
einer Platte dieses Echiniden, welcher aus den Lesesteinen
von Ranigsdorf stammt. Ein zweites, leider weniger gutes
Stück fand sich auf dem Liskaberge.
Cidaris sceptrifera Mant.
Diese oder wenigstens eine derselben sehr nahekommende
Art hat an manchen unserer Lokalitäten im Gesteine Hohl-
räume hinterlassen, die von ihren Stacheln herrühren. Solche
Hohlräume, welche die Oberflächenbeschaffenheit des Stachels
im Negativ erkennen lassen, fanden sich bis 5 cm lang in
den Lesesteinen von Ranigsdorf und Grünau, ferner auch in
denen des Himmelsschlusses und des Liskaberges. Frië führt
diese Art erst in den Priesener Schichten an.
Micraster cf. cor testudiniarum Groldf.
Häufig in den mürberen Gesteinspartien von Dittersdorf
I—IV, vom Reichenauer Berge, des Grünauer Aufschlusses,
der Rostitzer Brüche, ferner in den Klaubsteinen von Ranigs-
dorf, Grünau, vom Himmelsschlusse und vom Liskaberge.
Auch in Triebendorf ist er nicht selten. Er findet sich immer
als Steinkern und nur Negative des letzteren zeigen manch-
mal die Struktur der Schale. Mitunter trifft man auch Ab-
drücke einzelner . Platten an, welche dann ebenfalls die Scha-
lenoberfläche im Negativ erkennen lassen.
Der Echinide, welcher in der vorliegenden Arbeit unter
obigem Namen verzeichnet erscheint, tritt in unseren Gegen-
den auch bereits in Lagen auf, die durch das gleichzeitige
Vorkommen von Inoceramus labiatus Gein. als Unterturon
76
sicher charakterisiert sind!), so z. B. in der Steinwand bei
Mähr.-Trübau, in Zohse bei Landskron, in Uttigsdorf bei
Mähr.-Trübau und am Schönhengst. E. Tietze führt ihn als
Hemiaster Regulusanus d’Orb, an (Geognostische Verhältnisse
der Gegend von Landskron und Gewitsch, Seite 436 und
589); trotzdem glaubte der Verfasser durchgehends obigen
Namen vorziehen zu sollen, da der an den aufgezählten Or-
ten vorkommende Seeigel von JH. Regulusanus durch die
vordere, sehr deutliche Einbuchtung sowie durch die hintere
Zuspitzung stark abweicht und im ganzen Aussehen sowie in
der Schalenskulptur mit Micraster cor testudinarium, welchen
A. Frič in den Teplitzer Schichten anführt und der früher
als Micraster cor anguinum Ag. bezeichnet wurde (Reuss:
Die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation II,
Seite 56), viel besser übereinstimmt.
Pentacrinus Agassirii Has.
In einem groben Lesesteine von Grünau wurden die
Abdrücke mehrerer Stielglieder eines Crinoiden gefunden, die
mit dem von Naumann abgebildeten Gliede obiger Art über-
einstimmen (Atlas zu ©. F. Naumanns Lehrbuch der Geo-
gnosie, II. Hälfte, Tafel LIV, Fig. 19). Auch in den sand-
steinartigen Blöcken von der Ostseite Grünaus treten An-
deutungen solcher Glieder auf. A. Frič verzeichnet über ein
derartiges Vorkommnis nichts.
Coelenterata.
Micrabatia cf. coronula Goldf.
Tritt vereinzelt in den mürberen (Gesteinslagen auf.
Dittersdorf I, II, Ranigsdorf, Grünau, Liskaberg, Himmelsschluß.
Spongites saxonicus Gein.?
Gebilde, welche dieser Spongie ähneln, trifft man mit-
unter in den Lesesteinen des Himmelsschlusses und in denen
von Ranigsdorf. Sehr häufig erscheinen dieselben im unteren
turonen Pläner, wo sie oft ganze Bänke vollständig durch-
1) Inoceramus labiatus Gein. kann nach Dr. Alfred Slavik (Die Schichten
des hereynischen Procän- oder Kreidegebietes, ihre Deutung und Vergleichung
mit anderen Kreidegebieten, Sitzungsberichte der königl. böhm. Gesellschaft
der Wissenschaften in Prag, 1891, Seite 215) als vorzügliches Leitfossil für
die WeiBenberger Schichten angesehen werden.
77
setzen, so z. B. im Triebetal hinter Ranigsdorf und an der
Steinwand bei Mähr.-Trübau. Unsere Exemplare lassen die
typischen, birnförmigen Anschwellungen, wie sie an den Stük-
ken von Zwittau beobachtet werden können, meist vermissen
und zeigen in der Regel mehr unregelmäßige Verdickungen.
Foraminifera.
Flabellina elliptica Nills.
Ein einziges Stück aus den Lesesteinen des Himmels-
schlusses.
Plantae?
Fucoides? columnaris Fr.
Eine größere Anzahl dieser derzeit noch rätselhaften
Gebilde wurde anläßlich der Eröffnung des Aufschlusses
Dittersdorf VI gefunden. Als vereinzeltes Vorkommnis konnte
dasselbe auch in den Klaubsteinen von Ranigsdorf und Grü-
nau sowie in denen des Liskaberges und des Himmelsschluses,
ferner am Reichenauer Berge und in Dittersdorf V konstatiert
werden.
Die im vorstehenden aufgezählten Paläonten verteilen sich
demnach auf die einzelnen Ortlichkeiten folgendermalien:
Ranigsdorf.
Dentalium ?
Trigonia limbata d’Orb.
_ Arca Schwabenaui Zittel.
Pinna decussata Goldf.
Modiola typica Forb.
Venus sp.
Inoceramus Brongniartı Dow.
Lima aff. Dupiniana d'Orb.
Lima sp.
Lima elongata Sow.
Lima multicostala Gein.
Lima iserica Fr.
Pecten Nilssoni Goldf.
Pecten curvatus (ein.
Pecten Dujardinů Röm.
Exogyra conica Dow.
Exogyra lateralis Reuss.
Ostrea semiplana Dow.
Biflustra Pražáki Nov.
Petalophora seriata Nov.
Heteropora magnifica Nov.
Entalophora?
Entalophora Geinitxii Reuss.
Serpula socialis Groldf.
Serpula ampulacea Sow.
Cidaris cf. Vendocinensis Ag.
Cidaris sceptrifera Mantell.
Micraster cf. cor testudinarium
Goldf.
Micrabatia ef. coronula Goldf.
Spongites saxonicus Gein.?
Fucoides? columnaris Fr.
78
Grünau.
Dentalium? Entalophora ?
Pinna decussata Goldf. Serpula socialis Groldf.
Lima aff. Dupiniana d’Orb. Serpula ampulacea Sow.
Lima multicostata Gein. Cidaris sceptrifera Mantell.
Lima iserica Fr. Micraster cf. cor testudinarium
Pecten Nilssoni Groldf. Goldf.
Pecten curvatus Gein. Pentacrinus Agassixii Has.
Exogyra conica Sow. Micrabatia cf. coronula Goldf.
Biflustra Pražáki Nov. Fucoides? columnaris Fr.
Grünauer Bruch.
Turritella multistriata Reuss. Pecten Nilssoni Goldf.
Dentalium ? Pecten curvatus Gein.
Trigonia limbata d’Orb. Pecten decemcostatus v. Münster.
Perna subspatulata Reuss. Pecten Dujardinnii Róm.
Inoceramus Brongniarti Dow. Exogyra conica Sow.
Lima aff. Dupiniana d’Orb. Exogyra lateralis Reuss.
Lima sp. Ostrea diluviana Linné.
Lima elongata Sow. Ostrea semiplana Sow.
Lima multicostata Gein. Biflustra Pražáki Nov.
Lima iserica Fr. Entalophora?
Serpula socialis Goldf.
Mieraster cf. cor testudinarium Goldf.
Pohres-Maut.
Scaphites Geinitzü d’Orb. Pecten curvatus Gein.
Lima multicostala Grein. Pecten Dujardinii Röm.
Himmelsschluß.
Dentalium? Exogyra lateralis Reuss.
Pinna decussata Goldf. Biflustra Prazäkt Nov.
Lima multicostata Gein. Heteropora magnifica Nov.
Lima tserica Fr. Entalophora?
Pecten Nilssoni Goldf. Serpula socialis Groldf.
Pecten curvatus Gein. . Serpula ampulacea Sow.
Exogyra conica Sow. Cidaris sceptrifera Mantell.
Micrasler cf. cor testudinarium
Goldf.
19
Spongites saxonicus Gein.?
Flabellina elliptica Nilss.
Micrabatia ef. coronula Goldf. Fucoides? columnaris Fr.
Liskaberg.
Dentalium?
Trigonia limbata d’Orb.
Pinna decussata Goldf.
Venus sp.
Inoceramus Brongniarti Sow.
Lima aff. Dupiniana d’Orb.
Lima elongata Sow.
Lima multicostata Grein.
Lima iserica Fr.
Pecten Nillsoni Goldf.
Pecten curvatus Gein.
Pecten Dujardinii Rôm.
Exogyra conica Sow.
Exogyra lateralis Reuss.
Biflustra Pražáki Nov.
Diastopora acupunctata Nov.
Petalophora seriata Nov.
Entalophora?
Entalophora Geinitzii Nov.
Serpula socialis Goldf.
Serpula ampulacaea Dow.
Cidaris cf. Vendocinensis Ag.
Cidaris sceptrifera Mantell.
Micraster cf. cor testudinarrum
Goldf. ©
Micrabatia cf. coronula Goldf.
Fucoides? columnaris Fr.
Rostitzer Brüche.
Gastrochaena amphisbaena Gein. Exogyra conica Sow.
Gervillia solenoides Defr.
Panopaea gurgitis Brongn.
Lima aff. Dupiniana d'Orb.
Lima elongata Dow.
Lima multicostata Gein.
Lima iserica Fr.
Pecten Nilssoni Goldf.
Pecten curvatus ein.
Exogyra lateralis Reuss.
Biflustra Praëäki Nov.
Diastopora acupunctala Nov.
Entalophora?
Callianassa antiqua Otto?
Serpula socialis Groldf.
Micraster cf. cor testudinarium
Goldf.
Dittersdorf I.
Oxyrhina Mantelli Ag.?
Osmeroides divaricatus Gein.
Nautilus rugatus Fr. et Schl.
Dentalium ?
Pinna decussata Goldf.
Panopaea gurgitis Brongn.
Venus sp.
Inoceramus Brongniarti Dow.
Lima aff. Dupimana d'Orb.
Lima sp.
Lima multicostata Gein.
Lima iserica Fr.
80
Lima aspera Mant.?
Pecten Nilssoni Groldf.
Pecten curvatus Gein.
Pecten Dujardinii Röm.
Pecten decemcostatus v. Münster.
Vola quinquecostata Stol.
Exogyra conica Sow.
Exogyra lateralis Reuss.
Ostrea hippopodium Nilss.
Biflustra Pražáki Nov.
Entalophora Geimitxii Reuss.
Entalophora?
Callianassa antigua Otto.?
Serpula socialis Groldf.
Serpula ampulacea Sow.
Micraster cf. cor testudinarium
+ Goldf.
Mierabatia cf. coronula Groldf.
. Dittersdorf II.
Dentalium?
Pinna decussata Goldf.
Inoceramus Brongniarti Sow.
Lima aff. Dupiniana d’Orb.
Lima: sp.
Lima elongata Sow.
Lima multicostata Gein.
Lima iserica Fr.
Pecten Nilssoni Goldf.
Pecten curvatus Gein.
Pecten Dujardinii Röm.
Pecten
Vola quinquecostata Stol.
Exogyra conica Sow.
Exogyra lateralis Reuss.
Ostrea hippopodium N ilss.
Biflustra Prazäki Nov.
Entalophora?
Serpula socialis Goldf.
Serpula ampulacea Sow.
Micraster cf. cor testudinarium
Groldf. |
Mierabayia cf. coronula Goldf. _
decemeostatus v. Münster.
Dittersdorf ITI.
Fusus Renauxianus d’Orb.
Dentultum?
Pinna decussata Goldf.
Inoceramus Brongniarti Dow.
Lima aff. Dupiniana d’Orb.
Lima multicostata Gein.
Pecten curvatus Grein.
Vola quinquecostata Stol.
Exogæra conica Sow.
Exogyra lateralis Reuss.
Ostrea semiplana Dow.
Entalophor a?
Micraster ef. cor testudinarium Goldf.
Dittersdorf IV.
Denlalium*
Lithodomus spatulatus Reuss.
Inoceramus Brongniarti Sow.
Lima aff. Dupiniana d'Orb.
Lima multicostata Gein.
Pecten curvatus (ein.
Pecten Dujardinii Röm.
Exogyra conica Sow.
CS RE
PA? čondě
ne en «
Ezogyra lateralis Reuss.
Biflustra Praëaki Nov.
Entalophora?
81
Serpula socialis Goldf.
Micraster cf. cor testudinarium
Goldf.
Dittersdorf V.
Nautilus rugatus Fr. et Schl.
Inoceramus Brongniarti Sow.
Lima aff. Dupiniana d’Orb.
Lima elongata Sow.
Pecten curvatus Grein.
Pecten Dujardinii Röm.
Pecten decemcostatus v. Münster.
Exogyra conica Sow.
Ostrea semiplana Sow.
Anomia subtruncata d’Orb.
Biflustra Praëaki Nov.
Sérpula gordialis Schlott.
Fucoides? columnaris Fr.
Dittersdorf VI.
Dentalium ?
Pinna decussata Goldf.
Lima multicostata Gein.
Exogyra conica Sow.
Fucoides? columnaris Fr.
Reichenauer Berg.
Mutiella Ringmerensis Mant.
Pinna decussata Goldf.
Lima aff. Dupiniana d’Orb.
Lima elongata Sow.
Lima multicostata Gein.
Pecten Nilssoni Goldf.
Pecten curvatus (ein.
Pecten Dujardinii Röm.
Pecten decemcostatus v. Münster.
Exogyra conica Sow.
Biflustra Pražáki Nov.
Entalophora?
Serpula socialis Goldf.
Micraster ef. cor testudinarium
Goldf.
Fucoides? columnaris Fr.
Triebendorf.
Pinna decussata Goldf.
Inoceramus Brongniarti Sow.
Lima aff. Dupiniana d’Orb.
Lima sp.
Lima elongata Sow.
Lima mullicostata (rein.
Lima iserica Fr.
Pecten Nilsson Goldf.
Pecten curvatus Gein.
Pecten Dujardinii Röm.
Exogyra conica Sow.
Exogyra lateralis Reuss.
Ostrea semiplana Sow.
Biflustra Prazaki Nov.
Entalophora?
Enoploelythia Leachii Mant.
Serpula socialis Goldf.
Mieraster cf. cor testudinarium
Goldf.
Zeitschrift des mähr, Landesmuseums, X., 1. 6
82
III. Stellung der untersuchten Örtliehkeiten im Systeme der
böhmischen Kreideformation.
Betrachten wir die vorstehenden Verzeichnisse eingehender,
so bemerken wir sofort, daß uns eigentlich kein einziges Leitfossil
der Weißenberger, Malnitzer oder anderer Schichten entgegentritt,
während auffallende Erscheinungen der Iserschichten nur an weni-
gen Orten fehlen. Sehen wir auch von dem merkwürdig häufigen,
auf Iserschichten deutenden Vorkommnissen der Æxogyra conica und
der Lima multicostata, ferner von der Seltenheit der Fischreste als
minder beweisend ab!), so kann doch das Auftreten einer ganzen
Reihe von Petrefakten konstatiert werden, die eine Parallelisierung
dieser Ablagerungen mit den oben genannten Schichten vollständig
gerechtfertigt erscheinen lassen, wie:
Nautilus rugatus Fr. et Schl. Heteropora magnifica Nov.
Area Schwabenaui Zittel. Petalophora seriata Nov.
Modiola typica Forb. Serpula socialis Goldf.
Perna subspatulata Reuss. _ Serpula ampulacea Sow.
Lima af. Dupiniana d’Orb. Serpula gordialis Schlott.
Lima iserica Fr. Cidaris cf. Vendocinensis Ag.
Micrabatia cf. coronula Goldf.,
vor allem aber die Massenvorkommnisse der Biflustra Praëäki
Nov. und der Entalophora(?).
Von den gesammelten Arten gehen den Iserschichten Böh-
mens (nach Frič) nur Osmeroides divaricatus Gein., das fragliche
Dentalium, ferner Fusus Renauxianus d’Orb., Pecten decemcostatus
v. Münster, Micraster cf. cor testudinarium Goldf., Cidaris sceptri-
fera Mant. und Pentacrinus Agassixii Has. ab, von denen jedoch
keine einzige bezeichnend (leitend) für den unteren turonen Pläner
oder für eine andere Abteilung der Kreide ist,
Die entwickelten Schlüsse lassen sich sinngemäß auch auf
jede der Lokalitäten Ranigsdorf, Grünau, Grünauer Bruch, Him-
melsschluß, Triebendorf (rechtes Bachufer), Reichenauer Berg,
Dittersdorf I—V, Liskaberg, Rostitzer Brüche einzeln anwenden,
so daß wir die Ablagerungen an obigen Orten mit vollem Recht
als den Iserschichten Böhmens äquivalent ansehen können. Aber
auch die Zugehörigkeit der übrigen beschriebenen Sedimente und
Aufschlüsse zu diesen Schichten kann nicht bestritten werden,
1) Dr. A. Frič: Iserschichten, Seite 138 (Schlubbemerkuno).
u a
TS . =
lí NO NÍ S n
en u ČB o
83
sobald man die Lagerungsverhältnisse derselben mit denen der
benachbarten Örtlichkeiten sowie die gemeinschaftlichen petrogra-
phischen Eigentümlichkeiten in Betracht zieht, Im folgenden soll
nun noch ein Versuch unternommen werden, die Stellung dieser
Ablagerungen im Systeme der böhmischen Iserschichten zu be-
stimmen. Hiebei wird es genügen, die vorhandenen Aufschlüsse
wieder im ganzen zu betrachten, da ja die petrographischen und
geologischen Verhältnisse dieser Sedimente das Vorhandensein
einer gleichzeitigen Abscheidung als gewiß erscheinen lassen.
Bekanntlich gliedert A, Frič die Iserschichten in vier
Horizonte:
1. Byšicer Übergangsschichten,
2. Kokoïiner Quaderschichten,
3. Chorousker Trigoniaschichten,
4. Kaniner Bryozoenschichten.
Ein Vergleich der fossilen Fauna unserer Lokalitäten mit
der eines jeden der vorstehenden Horizonte macht uns die sehr
gute Übereinstimmung derselben mit der Fauna der Trigonia-
schichten bald offenbar. Sämtliche Arten unserer Fauna (mit den
wenigen früher aufgezählten Ausnahmen) kommen nämlich auch
in den zuletzt erwähnten Schichten vor, darunter relativ viele,
welche in ihnen überhaupt erst ihren Ursprung nehmen, bezie-
hungsweise zwar in den tieferen Abteilungen der Kreide (Kory-
tzaner, Weißenberger und Malnitzer Schichten) auftreten, aber
den Übergangs- und Quaderschichten abgehen.
Zu den ersteren, die also in den Trigoniaschichten über-
haupt zum erstenmal erscheinen, gehören:
Nautilus rugatus Fr. et Schl. Heteropora magnifica Nov.
Trigonia limbata d'Orb. Emtalophora?
Arca Schwabenaui Zittel. Biflustra Praëaki Nov.
Modiola typica Forb. Cidaris cf. Vendocinensis Ag.
_ Lima aff. Dupiniana d’Orb. Micrabatia cf. coronula Goldf.
Als Arten, welche in älteren Abteilungen der oberen Kreide
vorkommen, in den Ubergangs- und Quaderschichten aber fehlen,
wären zu nennen:
Oxyrhina Mantelli Ag. Mutiella Ringmerensis Mant.
Turritella multistriata Reuss. Perna subspatulata Reuss.
6*
84
Lima elongata Sow. Anomia subtruncata d'Orb.
Lima aspera Mant. Petalophora seriata Nov.
Exogyra conica Dow, Serpula ampulaceu Dow.
Ostrea diluviana Linne. Flabellina elliptica Nilss.
Von den aufgebrachten Fossilien gehen den Bryozoenschich-
ten überdies
Oxirhina Mantelli Ag. Perna subspatulata Reuss.
Nautilus rugatus Fr. et Schl. Lima elongala Sow.
Trigonia limbata d’Orb. Lima aspera Mant.
Area Schwabenaui Zattel. Ostrea diluviana Linne.
Gastrochaena amphisbaena Gein. Ostrea semiplana Dow.
Panopaea gurgitis Brongn. Ostrea hippopodium Nilss.
Gervillia solenoides Defr. Cidaris cf. Vendocinensis Ag.
ganz ab, die in den Trigoniaschichten gewöhnliche Erscheinungen
darstellen.
Die Zugehörigkeit der in Frage kommenden Ablagerungen
zu den Trigoniaschichten erhält daher einen hohen Grad von
Wahrscheinlichkeit, um so mehr als auch die große Häufigkeit der
Lima multicostata und der Lima iserica für den genannten Hori-
zont sehr bezeichnend ist. (Man vergleiche Dr. A. Frič: Studien
im Gebiete der böhmischen Kreideformation III, Seite 14 und
113, ferner das Verzeichnis der in den Iserschichten Böhmens
gefundenen Petrefakten auf Seite 78—83 desselben Werkes.)
Auch in petrographischer Beziehung stimmen alle hier ge-
schilderten Örtlichkeiten mit den Trigoniaschichten Böhmens_ vor-
trefflich überein. Man lese z. B. die Beschreibung dieser Schichten
bei A. Frič auf Seite 13 des bereits mehrfach zitierten Werkes
über die Iserschichten:
„Die meist kalkig plänerigen Trigoniaschichten, welche man
auch als eigentliche Iserschichten im engeren Sinne des Wortes
bezeichnen könnte, bestehen aus einer ganzen Reihe von festeren
und mürberen Lagen, die bald mehr kalkig, fest, bald mehr
plänerig, mürbe, stellenweise auch sandig sind ...... (Größten-
teils sind es kalkige, sandige Pläner, welche feste graue Knollen
führen "48 $
Da die eben entwickelten Folgerungen eine Parallelisierung
der beschriebenen Lokalitäten mit den Trigoniaschichten ganz
zwanglos möglich erscheinen lassen, kann auch noch eine weitere
85
Präzisierung der Lage derselben vorgenommen werden, wenn man
zwei auffallende Tatsachen in Betracht zieht, u. zw. das fast voll-
ständige Fehlen der Callianassa antiqua und das ungemein häufige
Vorkommen der Spongienhöhlen. Beide Momente deuten nämlich
unter obigen Umständen auf die unteren Lagen der Trigonia-
schichten), so daß sich das Resultat der vorstehend mitgeteilten
Untersuchungen in die Worte zusammenfassen läßt:
Alle in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Ablagerungen
von Ranigsdorf, Grünau, Pohres, Rostitz, Dittersdorf, Triebendorf,
vom Himmelsschluß, vom Reichenauer- und Liskaberge gehören
sicher den Iserschichten an und sind höchstwahrscheinlich den
unteren Trigoniaschichten Böhmens äquivalent. Dasselbe gilt auch
von dem roten Pläner des Himmelsschlusses, welcher nur eine
lokal rot gefärbte Varietät des Materials der Iserschichten vor-
stellt.
Die durch das massenhafte Auftreten der Callianassa antiqua
gekennzeichnete Lage der Trigoniaschichten (Etage 5 nach Frič),
welche im westlichen Teile des Kartenbereiches (Zwittau und Um-
gebung) in größerer Ausdehnung entwickelt erscheint, fehlt an
sämtlichen beschriebenen Örtlichkeiten bereits vollständig.
M s
Der Schreiber dieser Zeilen hofft somit, den Beweis erbracht
zu haben, daß auch im Osten des Schönhengstzuges unzweifelhafte
und keineswegs unbedeutende Reste von Iserschichten oder von
Äquivalenten derselben existieren und daß diese sehr wahrschein-
lich mit den unteren Trigoniaschichten Böhmens gleichalterig sind.
Jedenfalls stellen sie die Überbleibsel einer Deeke vor, die einst
den unteren turonen Pläner überlagerte, derzeit aber bis auf
relativ geringe Spuren verschwunden erscheint. Von dieser Partie
unteren turonen Pläners, welche das Liegende der besprochenen
Iserschichten bildet, sagt E. Tietze auf Seite 646 seiner Abhand-
lung „Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Landskron
und Gewitsch“ sehr treffend, daß sie „den unversehrten Ostflügel
einer Mulde vorstelle, deren teils etwas zerstörter, teils auch ver-
1) Die Höhlen nach Spongien werden von A. Frië an verschiedenen
Stellen seines Werkes über die Iserschichten als charakteristisch für die unteren
Lagen der Trigoniaschichten angeführt, z. B. Seite 53, 61 und 73. Bezüglich
des Auftretens der Callianassa antiqua vergleiche man Dr. A. Frič und Josef
Kafka: Die Crustaceen der böhmischen Kreideformation, Seite 42 und 48.
86
deckter Westflügel durch die Kreide des Reichenauer Berges und
des Eichwaldes gebildet werde und die man als Fortsetzung der
Landskroner Mulde betrachten müsse, die sich dann noch weiter
südlich bis zu den Kreidebergen von Rattendorf (Rostitz) und
Rowen erstrecke.“
Zur Zeit, als diese Mulde entstand, war auch die Absetzung
der hier besprochenen Iserschichten bereits vollendet; denn wir
sahen, daß sich die letzteren jm großen und ganzen ihrer Unter-
lage anschmiegen. Die Frage, ob in dieser Mulde einst auch jün-
gere Kreidegebilde vorhanden waren, oder ob die Sedimentbildung
des kretazischen Meeres hier mit dem Absatze der unteren Tri-
goniaschichten abschloß, kann wohl schwerlich einigermaßen sicher
beantwortet werden, da es an diesbezüglichen einwandfreien An-
‚haltspunkten gänzlich fehlt.
Mitteilungen der Kommission
zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens.
Zoologische Abteilung, Nr. 16.
Beiträge zur Dipterenfauna Mährens.
(III. Nachtrag!).)
Von Karl Czižek, Brünn.
Abermals kann die Zahl der für Mähren bekannten Zweiflügler-
arten um eine nicht unerhebliche Anzahl neuer Spezies, die in dem
nachstehenden Verzeichnisse veröffentlicht werden sollen, vermehrt
werden. Erfreulicherweise ist die Kenntnis der Dipterenfauna
unseres Heimatlandes auch nicht mehr auf die weitere Umgebung
Brünns beschränkt, da nun bereits aus anderen Landesteilen Be-
richte vorliegen. So hat der Verfasser selbst mit der Erforschung
des Altvatergebietes begonnen und vorläufig die Familien der Platy-
pezidae, Pipunculidae und Syrphidae bearbeitet?), während Herr
Karl Landrock im Vorjahre die Erfoschung der Karpathen-
gegenden in Angriff genommen hat.
Ein sehr erfreulicher Bericht liegt nun auch aus dem süd-
lichen Mähren vor. Hier hat in den Jahren 1882 bis 1905 Herr
Oberforstmeister i. R. Alexander Siebeck in der Umgebung von
Frain und Znaim gesammelt. Sein handschriftliches Verzeichnis
südmährischer Dipteren, das er mir gütigst zur Benutzung über-
ließ, enthält eine bedeutende Zahl von Arten, die bisher in Mähren
1) Czižek K.: Beiträge zu einer Dipterenfauna Mährens. Zeitschrift
des mährischen Landesmuseums, VI. Band, 2. Heft, 1906.
Uzižek K.: Neue Beiträge zur Dipterenfauna Mährens, Ibidem,
WAT. Bd,,1907.
Czizek K.: Beiträge etc. II. Nachtrag. Mitteil. der Landesdurch-
forschungskommission. Brünn 1908.
?) CzizekK.: Die Zweiflügler des Altvaters und des Teßtales. Zeitschrift
des Mährischen Landesmuseums, IX. Band, 2. Heft, 1909.
88
noch nicht aufgefunden wurden und von denen ich annehme, daß
sie in ihrem Vorkommen auf das südliche Mähren beschränkt sind.
Einen sehr schätzenswerten Beitrag zur Dipterenfauna Mährens
verdanken wir ferner Herrn Professor Dr. M. Bezzi in Turin, der
die von Herrn Dr. Karl Absolon in den Höhlen des Mährischen
Karstes gesammelten Zweiflügler bestimmte und in einer inter-
essanten Arbeit „Ulteriori notize sulla ditterofauna della caverne“
(Atti della Soc. ital. di Sc. Nat. v. XLVI) veröffentlichte. Ins-
gesamt werden in dieser Abhandlung 25 Fliegenarten als Höhlen-
bewohner aufgezählt; von diesen Dipteren sind 14 Arten für
Mähren neu.
Der vorliegende Nachtrag schließt mit 1434 Arten ab, gegen-
über dem letzten, 1907 erschienenen Verzeichnisse somit mit einem
Zuwachs von 266 Arten. Hierzu kommen noch 168 von Herrn Karl
Landrock veröffentlichte Spezies, so daß bisher 1602 Zweiflügler-
arten für Mähren konstatiert werden konnten.
Brünn, im Jänner 1910. K. (z.
Blepharoceridae.
1168 Blepharocera fasciata Westw. Schin. II. 638.
1 S vom Erzberg bei Marschendorf im Teßtale in einer Sumpf-
wiese; 10. VIII. 1907.
Chironomidae!).
1169 Corynoneura minuta Winn. Schin. II. 594.
Stimmt genau mit der kurzen Beschreibung Schiners. Von
den ihr bei oberflächlicher Betrachtung gleichenden Arten
1) Die Chironomiden wurden nach Meigen und Schiner bestimmt. Das
in Strobl zitierte neuere Werk v. d. Wulps stand mir leider nicht zur Ver-
fügung. Seine Einteilung des alten Genus Ohironomus Mg. in 7 Gattungen
ist mir auch nur aus Professor Miks Referat in der Wnr. Ent. Ztg., 1884,
pag. 201, bekannt geworden.
Die Schinerschen Beschreibungen vieler Ohironomus-Arten sind unzu-
länglich und kaum genügend zum sicheren Erkennen mancher Arten. Von
ganzen Reihen sagt Schiner selbst, daß er sie nicht kennt und nur die Be-
schreibungen anderer Autoren zitiert. In dieses Verzeichnis habe ich nur jene
Arten aufgenommen, die mit der Beschreibung Schiners in den meisten und
wesentlichsten Merkmalen übereinstimmen. Alles, was zweifelhaft erschien,
wurde weggelassen.
89
der Gattung Orthocladius sofort zu unterscheiden durch das
Gattungsmerkmal, die im Umrisse keulenförmigen Flügel
ohne vorstehenden Flügellappen.
3 JG Schreibwald 4. VI., 1 Z Czernowitz 3. VL
1170 Tanytarsus flavipes Mg. Schin. IL 597.
Metatarsus viel länger als die Schiene, Flügel zart behaart.
Körper braunschwarz, am Rückenschild glänzend. Hinter-
leib fahlgelb behaart, Arme der Haltezange gelb. Beine
reingelb, nur die Spitzen der Schienen mit braunem Punkte.
Hinterbeine ziemlich dicht behaart. Ohne Fühler 5—6 mm.
(Schiner: 41/, mm).
gg. Mühlgraben der Schwarza nächst dem Schreibwalde 4. VL,
1: VL und 30., EX.
ı17ı Tanytarsus pusio Mg. Schin. II. 597.
Metatarsus doppelt so lang als die Schiene. Flügelfläche dicht
behaart. Rückenschild gelb mit schwarzen Längsstriemen
Hinterleib grün (in getrockneten Stücken stark verdunkelt),
Haltezange gelb. Beine gelblich. 4'/, mm.
Karthaus. 16. VI.
ur Tanytarsus flavellus Zett. Schin. II. 598.
Nach der Größe der Weibchen (Schin. !/,'” — 1!/,mm) gehören
auch die an demselben Orte gefangenen Männchen hierher,
obwohl sie bedeutend größer sind und fast die Größe von fenurs
und Arlarellus erreichen, während Schiner von den Männchen
sagt, daß sie „etwas größer“ sind als die Weibchen.
Das G hat einen grünen Körper, der Rückenschild ist durch
die breiten Rückenstriemen blaßgelb, der Hinterleib ist ein-
farbig grün, gegen das Ende intensiver, aber nicht verdunkelt
wie bei Zenues. Metatarsus fast doppelt so lang wie die
Schiene. Das © ist ganz blaß rotgelb, die Flügelfläche ist
stärker behaart.
Zwittatal zwischen Bilowitz und Adamstal, 13. VI., auf Gebüsch.
1173 Tanytarsus hilarellus Zett. Schin. II. 598.
Hinterleib intensiv grün mit sehr schmalen dunklen Einschnitten.
Die kastanienbraunen Rückenstriemen sind glänzend und
so breit, daß sie fast die ganze Oberseite des Thorax ein-
nehmen; auch die Brustseiten sind braun.
Vom Altvater und aus dem Teßtale bei Groß-Ullersdorf.
August. Nur SJ.
Eee ES
90
ua Tanytarsus tenuis Mg. Schin. II. 598.
Gleicht der vorigen Art und auch flavellus. Der Hinterleib
ist aber einfarbig grün (ohne dunkle Binden) und die letzten
Ringe sind braun. Das 2 ist bedeutend größer als das von
flavellus.
Teßtal, Groß-Ullersdorf, Ende Juli. Von einem Fenster,
Seo ©
1175 Chironomus nubeculosus Mg. Schin. II. 598.
Braunschwarz. Rückenschild mit 3 braunen Längsstriemen.
Hinterleib braun, dicht fahlgelblich behaart. Arme der
Haltezange ziemlich lang, -braunschwarz. Beine gelb
(Schin. sagt loc. cit. „hell pechbraun“), die Schienen an der
Spitze mehr oder minder gebräunt. Die Farbe der Beine
scheint sehr veränderlich zu sein; ich besitze Stücke mit
an der Spitze gebräunten Schenkeln, 1 S hat ganz braune
Vorderschenkel. Flügel schwach wolkig, was nur dann deut-
lich hervortritt, wenn sie gegen eine dunkle Fläche gehalten
werden; die Trübung ist besonders deutlich an den Längs-
adern und an der Gabel.
Die Stücke, die ich für Chrronomus nubeculosus halte, sehen
dem Tanytarsus flavipes ähnlich und sind auch ungefähr
von gleicher Größe.
Vom Schwarzaufer bei Jundorf, 6. VI. und vom Mühlgraben
im Schreibwald, 1. VII. Nicht selten. 1 SZ aus Neu-
titschein, 17. VII.
u76 Chironomus laetus Mg. Schin. II. 598.
Schwarzbraune Art. Die Eindrücke des Rückenschildes und
die Stelle vor dem Schildchen grau. Schwinger braun mit
blassem Stiel. Flügel in gewisser Richtung weiblich mit sechs
Schattenflecken. Siehe: Mik, Wnr. Ent. Ztg., 1884, p. 201.
Altvater, Teßtal. Juli.
1177 Chironomus flexilis Zett. Schin. II. 599.
(Grün. Rückenschild mit drei gelben Längsstriemen. Hinter-
leib hellgrün, die letzten Ringe bei 1 S ganz schwarz, bei
2 SZ schwarz gefleckt. Flügel nackt mit einer blassen
Schattenbinde. Beine weiß, die Spitze aller Schenkel und
die Hinterschienen schwärzlich.
3 dd, 12. Mühlgraben der Schwarza, Schreibwald. 1. VI.
91
us Chironomus quadrimaeulatus Mg. Schin. II. 600.
Flügel in gewisser Richtung weißlich mit 4 Schattenflecken,
2 in der ersten Hinterrandzelle. Rückenschild rostrot
mit 3 nicht sehr deutlichen schwarzen Längsstriemen, vor
dem Schildchen weißgrau schimmernd. Hinterleib schwarz,
Haltezange gelb. Beine gelb, die Schenkel auf der Wurzel-
hälfte in größerer Ausdehnung gebräunt. Schenkel- und
Schienenspitzen schwarz, Tarsen gelb. Ohne Fühler 3!/, mm.
1 S, Bilowitz, auf dem Wege nach Adamstal. 30. VI.
1179 Chironomus scalaenus Schr. Schin. II. 600.
Schwarzbraun. Růckenschild vor dem Schildchen grau. Hinter-
leib braun, die Basis lichter. Beine blabgelb. Flügel mit drei
Schattenflecken, von denen die beiden vorderen eine auf der
Mitte unterbrochene Binde zu bilden scheinen. Fast 3 mm.
Billowitz, 13. VI. je 1 S©. Schreibwald, nicht selten. 1. VII.
1180 Chironomus pictulus Mg. Schin. II. 600.
Schwarz, Hinterleib mit weißen Einschnitten. Beine schwarz
und weiß geringelt. Querader der Flügel fleckenartig braun,
außerdem mit drei Schättenflecken, die gegen den Flügel-
hinterrand zu liegen. Fast 8 mm.
Schwarzaufer bei Jundorf 26. VI, Schwarzamühlgraben im
Schreibwald, 17. VI.
-181 Chironomus plumosus L. Schin. II. 601.
12 mm. In der Färbung sehr veránderlich. Rückenschild
gelb mit drei breiten, grau bereiften, schwarzen Striemen
o. ganz schwarzgrau. Hinterleib fahlgelb mit großen, braunen
Rückenflecken oder fast ganz schwarzbraun, die letzten
Segmente immer grau bereift.
Die lichten Exemplare aus Karthaus, Ponawkabach, 16. und
22. VL, die dunklen, fast ganz schwarzgrauen Stücke aus
Holasek, 16. IV.
1182 Chironomus intermedius Staeg. Schin. IL. 601.
1 S, dasich wegen der hellgrünen Färbung des Hinterleibes hierher
stelle, aus Jundorf. 6. VI. Es ist nicht kleiner als plumosus.
1183 Chironomus annularius Mg. Schin. II. 602.
Vordertarsen nur schütter behaart. Hinterleib schwarz mit
weißlichen Einschnitten.
Steinmühle, 1 S, 17. VI.
u COM RES
92
1184 Chironomus riparius Mg. Schin. II. 602.
Sehr häufig. Die Hinterleibsbinden sind bald ganz schmal,
bald sehr breit. |
Czernowitzer Au, 11. VL, Jundorf, 6. VI., Schwarzamühlgraben,
26. VI, Karthaus 22. VI.
1185 Chironomus venustus Staeg., Schin. II. 603.
Sehr gemein im Grase und auf Gebüsch an Flußufern und
Teichrändern. Ebenso veränderlich in der Zeichnung des
Riickenschildes und des Hinterleibes wie riparius. Die
Hinterleibsflecken sind bald kleiner, bald größer, oft breiten
sie sich bindenartig aus.
Schwarzaufer bei Kumrowitz, 21. VI., Zwitta bei Czernowitz,
12. VL, Karthaus, 23. VL
186 Chironomus psittacinus Mg. Schin. II. 603.
Lebhaft hellgrün. Rückenschild mit 3 sehr undeutlichen
kastanienbraunen (Schiner sagt „grauen oder graurôtlichen“)
Längsstriemen. Hinterrücken grün (Schiner sagt rostgelb,
Zetterstedt schwarz!). Beine gelblichgrün, alle Schenkel,
Schienen und Tarsen an der Spitze braun. Vordertarsen
stark behaart. — Ich halte das mir vorliegende Stück trotz
der etwas abweichenden Beschreibung Schiners für einen
psittacinus und nicht für tendens, der ebenfalls oft bebartete
Vordertarsen besitzt. Ich kenne tendens S nicht, er muß
aber, wenn Schiners Angaben richtig sind, größer sein
(fast 81/, mm), während mein Stück kaum 7 mm groß
ist. Es hat auch in trockenem Zustande jene schöngrüne
Farbe, die Schiner als Unterschied zwischen beiden
Arten erwähnt.
1 G aus Neutitschein, 17. VII.
1187 Chironomus albimanus Mg. Schin. II. 604,
Braunschwarz, stark glänzend. Beine-braun, die Schenkel an
der Basis lichter. Metatarsus der Vorderbeine weiß, etwas
länger als die Schiene.
1 G, 1 2 aus Neutitschein 17. VII
1188 Chironomus tendens Fabr. Schin. II. 605.
1 2. Schreibwald, 6. VI.
1189 Chironomus viridis Mg., Schin. II. 605.
Schreibwald, 1. VIL., Czernowitzer Au, 17. VL
93
1190 Chironomus brevitibialis Zett. Schin. II. 605.
Ich rechne hierher alle jene dem Chironomus viridis sonst
täuschend ähnlichen Stücke, bei denen die Schienen der
Vorderbeine außerordentlich verkürzt erscheinen. Bei viridis
ist die Vorderschiene ebenfalls nie gleich lang mit dem
Vorderschenkel, sondern immer etwas kürzer als dieser.
Bei brevitibialis ist die Schiene aber um gut !/, kürzer als
der Schenkel, wodurch auch der Metatarsus der Vorderbeine
außerordentlich verlängert erscheint.
Schreibwald, 1. VIL, Bilowitz VII. Ziemlich häufige.
19 Chironomus pusillus L. Schin. II. 606.
Kleine grüne Art; Thorax mit 3 glänzend schwarzen Striemen;
Hinterleib einfarbig. Vorderschienen sehr verkürzt.
In ungeheuren Schwärmen längs des Schwarzamühlgrabens
vom städtischen Wasserwerke bis zur Steinmühle. Mai,
Juni.
1192 Chironomus pedestris Mg. Schin. IL 606.
Rückenschild glänzend schwarz. Hinterleib hellgrün oder
gelblichgrün, die letzten Ringe glänzend schwarz. Beine
gelblichweiß, Vorderschenkel mit Ausnahme der Basis braun-
schwarz. Schienenspitzen braun. Schwinger blaß mit schwärz-
lichem Schwingerkopfe. 61/,—7 mm.
Bilowitz 13. VI., Schreibwald, 15. VI.
1193 Chironomus pedellus Mg. Schin. II. 606.
Gleicht der vorigen Art. Die Schwinger sind aber samt dem
Schwingerkopfe ganz blaß und die Schienenspitzen in aus-
gebreiteter Weise schwarz. Auch der Rückenschild ist bei
meinem einzigen Stücke nicht so glänzend schwarz wie bei
pedestris. 7 mm.
Schreibwald, 1. VII.
-14 Metrioenemus elegans Mg. Schin. II. 607.
Schwefelgelb. Rückenschild am Seitenrande mit für diese Art
charakteristischen tiefschwarzen Punkten und Flecken; zwei
Punkte stehen auf dem Hinterrücken und drei auf den
Brustseiten. Hinterleib gelb mit braunen, aber wenig auf-
fallenden Binden. Beine gelb, Schenkel- und Schienenspitzen
und alle Tarsen an der Spitze braun. Metatarsus kürzer
als die Schiene. Vordertarsen ziemlich lang, die Mittel- und
94
Hinterbeine fast zottig behaart, was weder Meigen noch
Schiner erwähnt.
1 S aus Adamstal, Kiriteinerbach, auf Gebüsch. 30. VI.
1195 Metrioenemus pallidicollis Staeg. Schin. II. 607.
Rückenschild gelb mit 3 braunen Striemen, deutlich behaart.
Hinterleib grün. Beine gelb, der Metatarsus entschieden
kürzer als die Schiene, während Schin. I. c. angibt, daß er
so lang wie die Schiene ist. Flügel dicht behaart.
1 Z aus dem Dürren Tal, Mai.
1196 Orthocladius minutus Zett. Schin. II. 609.
Gleicht dem siercorarius, die Schwinger sind aber blab.
Kumrowitz, 21. VI. |
Einige SG aus einem ungeheuren Schwarme vom Peterstein
(Altvater) mit lichtbraunen Beinen gehören hieher.
1197 Orthocladius stercorarius Da. Schin. II. 612.
Gemein. Im ersten Frühjahr und im Spätherbst. Steinmühle
30. IX., Karthaus, 3. V., Kumrowitz, 20. IX,
98 Camptocladius byssinus Schr. Schin. II. 612.
Vereinzelt. Schreibwald, 4. VI., Steinmühle IX.
1199 Camptocladius aterrimus Mg. Schin. IL 612.
Gleicht der vorigen Art, der Federbusch ist aber schwarz und
die Flügel nicht milchweiß. Steinmühle, 30. IX., Czernowitz,
IX. Altvater VIII.
1200 Cricotopus bicinetus Mg. Schin. II. 610.
Der glänzend schwarze Hinterleib mit 2 breiten gelben Binden,
die auf dem 1. u. 4. Ringe liegen; bei manchen Stücken
ist auch der 2. Hinterleibsring schmal gelblich oder weiblich
gefärbt, dann nicht #ricinctus, der eine breite gelbe Binde
auf dem 7. Ringe besitzen muß. Beine wie bei allen
Cricotopusarten weiß und schwarz geringelt. Mittel- und
Hinterschenkel schwarz, nur an der Basis in größerer Aus-
dehnung weiß, die schwarze Färbung aber immer überwiegend.
Schienen auf der Mitte und die Tarsen der hinteren Beine
weiß. (Bei trockenen Stücken gelblich.)
Gemein. Czernowitzer Au 11. VL, Kumrowitz (Schwarzaufer)
21. VL, Karthaus, 16. VL, Bilowitz, 13. V.
Var. 1 Z aus Jundorf bei Brünn, das größer als die typische
Form ist, mit gelbem Rückenschild und 3 glänzend schwarzen,
breiten Längsstriemen. (Dixonias Mg.?)
95
1201 Crieotopus tremulus L. Schin. II. 611.
Gleicht den beiden folgenden Arten, besonders dem annulipes,
da die glänzend schwarzen Streifen des Rückenschildes oft
zusammenfließen und der Rückenschild dann einfarbig
schwarz erscheint; dann leicht zu unterscheiden durch das
weißschimmernde 2. u. 3. Tarsenglied der Vorderbeine. Auch
ist der Hinterleib nur an der Basis breit grünlich, die
mittleren Hinterleibsringe haben nur sehr schmale grünlich-
gelbe Säume.
Jundorf, Wiesen, 6. VI. 2 GJ.
1202 Úricotopus motitator L. Schin- II. 611.
Hinterleib glänzend schwarz, an der Basis breit grün oder gelb,
die mittleren Hinterleibsringe gelblich oder grün gesäumt,
oft sehr schmal, zuweilen aber so breit, daß man von Hinter-
leibsbinden sprechen könnte. Eine Verwechslung mit #ricinctus
und #ifasciatus wird auch dann nicht vorkommen, wenn
man nur motitator vor sich hat ; denn nach den Beschreibungen
in Meigen und Schiner haben #ricinetus und trifasciatus
3 breite, gelbe Binden, von denen die 1. an der Basis, die
2. auf der Mitte, die 3. auf dem Hinterleibsende liegen.
Von annulipes unterscheidet sich motztator durch die Färbung
des Rückenschildes ; derselbe ist gelb mit 2 glänzendschwarzen,
breiten Längsstriemen, von denen die mittlere meistens hinten
verkürzt ist, so daß die Stelle vor dem Schildchen gelb ist.
Gemein. Czernowitzer Au, 11. VI., Schwarzaufer bei Kumrowitz
21. VL, Bilowitz, 13. VL, Schreibwald, 1. VIL, Tracht, V.
1203 Cricotopus annulipes Mg. Schin. II. 611.
Wie die vorige, aber der Rückenschild ist glänzendschwarz,
nur an den Schultern gelb. Daß der Federbusch an der
Spitze weißlich ist, wie Schiner sagt, kann ich an meinen
Exemplaren nicht bemerken.
Ebenso häufig wie die vorige Art. Kumrowitz (Schwarzaufer),
21. VL, Mühlgraben im Schreibwald, 1. VII.
1201 Crieotopus sylvestris Fabr. Schin. II. 611.
Gleicht dem motitator in der Färbung des Rückenschildes:
gelb mit glänzendschwarzen Längsstriemen ; die Schenkel der
Mittel- und Hinterbeine sind aber größtenteils weiß und nur
die Spitze ist breiter schwarz. Binden des Hinterleibes
96
grünlichgelb, die Basis immer breit, die Einschnitte auf der
Mitte des Hinterleibes schmal oder breit, bindenartig.
Im ganzen seltener als die übrigen Cricotopusarten. Schreib-
wald, 6. VI. und 1. VII, Czernowitzer Au, 11. VL., Karthaus.
16. und 22. VI.
1205 Diamesa notata Staeg. Schin. II. 618, als Tanypus nudipes Zett.
Die Beschreibung, die Schiner von Tunypus nudipes gibt,
stimmt in allen Punkten auf meine 2 SS. Nach Strobl, Dipt.
Steiermarks, 1894, p. 195, ist aber Tanypus nudipes identisch
mit Diamesa notata Staeg. Die 7gliedrigen Fühler des 9; das
Schiner nicht kannte, scheiden diese Art aus der Gattung
Tanypus aus.
Aus dem Teßtale bei Winkelsdorf, VII.
1206 Tanypus punetipennis Mg. Schin. II. 617.
Braunschwarz. Rückenschild vor dem Schildchen grau. Hinter-
leib braunschwarz mit gelben Einschnitten. Flügel mit braunen
Flecken, die in Reihen in den Zellenkernen stehen. Beine
gelb, die Spitzen aller Schenkel, Schienen und Tarsen und
bei den hinteren Beinen auch die Wurzel der Schienen braun.
An einer Stelle des Schwarzaufers bei Jundorf, im Grase,
nicht selten. S 2. 6. VI. und 30. IX.
107 Tanypus euliciformis L. Schin. II. 617.
1 2. Gelbbraun. Rückenschild mit 3 schwärzlichen Rücken-
striemen. Flügelspitzenfläche behaart. Querader schwarzbraun
gesäumt; zwischen ihr und der Flügelspitze ein Schattenfleck.
Altvater, VIII.
1208 Tanypus ehoreus Mg. Schin. II. 617.
Veränderlich in der Färbung. Rückenschild grau mit drei
schmalen schwarzen Längsstriemen. Schildchen gelb, bei
den dunklen Stücken braungelb. Hinterleib schwarzbraun
mit breiten gelben oder schmalen weißlichgelben Einschnitten.
Beine gelb, die Spitzen der Schienen und Tarsen, ein ver-
waschener Ring an der Spitze der Schenkel und die vier
letzten Tarsenglieder ganz braun. Bei den dunklen Stücken
tritt die braune Färbung der Schenkel stärker auf. Flügel
schwach behaart, die Querader fleckenartig braun gesäumt.
Nicht selten. Karthaus, 16. VI, Czernowitzer Au, 12. VL,
Schreibwald, Schwarzamühlgraben 1. VIL,, Schwarzaufer bei
Kumrowitz, 21. VI.
97
1209 Tanypus ornatus Mg. Schin. II. 620.
Gelblichweiße Art. Rückenschild mit 3 ziemlich breiten,
gelben oder braunen Längsstriemen, die vorne schwarz ein-
gefaßt sind. Hinterleib weißgelblich mit braunen Binden.
Beine gelb, die Schenkel an der Spitze mit einem braunen
Ringe, ebenso die Schienenwurzel braun gefärbt. Flügel
mit zwei blassen Querbinden, die Flügelquerader braun
gesäumt.
1 Z, 2 22 aus der Czernowitzer Au, VI.
1210 Tanypus earneus Fabr. Schin. II. 620.
Gleicht der vorigen Art. Die Rückenstriemen sind vorne
nicht eingefaßt, die letzten Hinterleibsringe bei meinen
Stücken fast ganz braun, die Schenkel haben vor der Spitze
denselben braunen Ring wie ornatus. Die Flügel sind stärker
behaart, ebenfalls mit 2 Schattenbinden, die intensiver sind
als bei ornatus, doch ist die ET. nicht braun
gesäumt.
Bei uns selten. 1 S Neutitschein, 17. VIL, 1 S vom Altvater,
Teßtal, VII.
a Tanypus monilis L. Schin. II. 620.
Rückenschild grau mit 3 schwärzlichen Längsstriemen, die
mittlere geteilt und hinten verkürzt. Hinterleib reinweiß,
der Rücken der Segmente mit 2 braunen Längsstrichen, die
mitunter fast punktförmig sind (besonders auf dem 1. Seg-
ment), oft aber so lang, daß sie eine braune, an den Ein-
schnitten nur wenig abgesetzte Doppelstrieme bilden, die über
den ganzen Hinterleibsrücken hinzieht. Die letzten Segmente
meist ganz braun, Beine weißlich, Schenkel an der Spitze
braun, Schienen und Metatarsus braun geringelt, dienächsten
Tarsenglieder an der Spitze braun, die letzten ganz ver-
dunkelt. Flügel mit braunen Schattenflecken, die Querader
braun gesäumt.
Die gemeinste unserer Tanypus-Arten. Ich fand sie massen-
haft am Schwarzamühlgraben im Schreibwald (Juni), selten
im September an demselben Orte.
D Tonypus binotatus Wdm. Schin. II. 621.
Kleine, rotgelb gefärbte Art. Hinterleib blaßgelb mit2 braunen
Querbinden, die letzten Ringe ganz braun. 1 Z aus Bilo-
witz, 17. VI.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 1. 7
98
1213 Tanypus melanops Mg. Schin. II. 621.
Hinterleib blaßgelb ohne alle Binden.
Sehr vereinzelt. Schiner: „Sehr gemein.“
Kumrowitz am Schwarzaufer, 21. VL, Bilowitz, 17. VL
1214 Tanypus nigropunctatus Staeg. Schin. II. 621.
Gleicht dem melanops, unterscheidet sich aber von ihm durch
die schmalen dunklen Binden, die auf allen Hinterleibs-
ringen liegen.
1 Z vom Schwarzaufer bei Jundorf, 17. VI.
Culicidae!).
115 Corethra plumicornis Fabr. Schin. II. 624.
Frain (Sbk.). Ich fing 1 Pärchen am Schwarzamühlgraben
im Schreibwald (17. VI.), 1 S am Schwarzaufer bei Jundorf
auf Gesträuch.
1216 Corethra fusea Staeg. Schin. II. 624.
Frain. (Sbk.).
Dixidae.
1217 Dixa maculata Mg. Schin. II. 642.
Vom Kreuzberg bei Groß-Ullersdorf; aus dem Tal der stillen
Ted, VI
1218 Dixa nubeculosa Mg. Schin. II. 643.
Nach Mik, Wnr. Ent. Ztg., 1884, p. 170 nur Varietät von
maculata. Czernowitzer Au, 16. X.; Adamstal, IX., Teß-
tal, VIII. |
Stratiomyidae.
1219 Pachygaster Leachii Curt. Schin. I. 3.
Wranau. An einer sumpfgen Stelle einer Seitenschlucht des
Jehnitzertales. 1 S. VI.
120 Oxycera pardalina Mg. Schin. I. 11.
Aus dem Josefstal nächst der Byči skala. 19. 8. VI.
1221 Sargus flavipes Mg. Schin. I. 21.
Aus dem Teßtale bei Winkelsdorf. Auf Gebüsch. Je 1 49. VL.
1) Vide: Czižek K.: Beiträge zur Dipterenfaune Mährens. III. Nach-
trag. Mitteilungen der Landesdurchforschungskommission. 1908.
Landrock K.: Beitrag zur Dipterenfaune Mährens. Zeitschrift des
Mährischen Landesmuseums. 1908.
99
1222 Chrysomyia melampogon Zett. Schin. I. 22.
1 sehr großes Exemplar. Behaarung des Kopfes schwarz,
Hintertarsen gelb, Flügel schwärzlich. Aus Ochos, 21, VI.
123 Aetina tibialis Mg. Schin. I. 25.
Hinterleib mit gelben Flecken. 1 © aus dem Josefstal am
Kiriteinerbach, auf Gebüsch, VI.
Tabanidae.
1224 Tabanus micans Mg. Schin. I. 29.
Frain. (Sbk.). Ein interessanter Fund, da micans meines
Wissens bisher nur im Hochgebirge angetroffen wurde.
Acroceridae.
. 19% Oncodes gibbosus L. Schin. I. 74.
1 2 aus den Thayaauen bei Lundenburg, 31. VIII.
Empididae.
1225 Mierophorus velutinus Macq. Schin. I. 79.
1 S aus Adamstal, 17. V.; scheint selten; ebenso wie die
nachfolgende Art.
12:7 Mierophorus crassipes Macq. Schin. I. 79 als deutsche Art.
(— anomalus Mg.)
Sammtschwarz, von der Größe des velutinus, aber mit an der
Spitze keulenförmig verdickten Hinterschienen und stark ver-
dicktem Metatarsus. An der Schwarza, Steinmühle, im Grase.
FUN I:
13 Hemerodromia melanocephala Hal. — flavella Zett. Schin. I. 83.
4 2 GS aus der Geißschlucht bei Billowitz, auf Gebüsch; 1 S
4 aus Adamstal. 20. VI. und 1. VII.
: var. trapezina Zett. Schin. I. 83 als deutsche Art.
Flügel ohne Randmal, aber Discoidalzelle vorhanden. Rücken-
ý schild mit zwei braunen Längstsriemen. 1 S aus Groß-
5 Ullersdorf, auf Gebüsch am Teßufer. 15. VIII.
1 Hemerodromia unilineata Zett. Schin. I. 83 als deutsche Art.
s 1 S, 1 2 aus dem Palackytal bei Bilowitz. 20. VI.
é 1230 Eucelidia picta Mik. (Clinocera).
Thayawehren. (Sbk).
100
1231 Wiedemannia lamellata Lw.
Thayawehren. (Sbk).
1232 Tachysta connexa Mg. (= arrogans Schin. I. 93).
Karthaus, 30. V. Nicht selten auf Gebüsch am Waldesrand.
1 Stück aus dem Schreibwald, 1. VII.
1233 Rhamphomyia nigripes Fb. Schin. I. 98.
5 dd, 3 22 aus Czernowitz 15. VL., über einem Tümpel tanzend.
134 Rhamphomyia pennata Mcq. Schin. I. 100.
1. und 2. Fühlerglied gelb, 3. und Endgriffel schwarz. Rücken-
schild grau bereift mit 3 schmalen braunen Längsstriemen.
Hinterleib S gelb, Genitalien stark aufgeblasen. Schwinger
und Beine gelb; Spitze der Hinterschenkel mit auffallenden,
braunen Haarbüscheln besetzt. Tarsen braun. Flügel schwach
gelblich tingiert, am Vorderrande intensiver.
1 S aus Karthaus, 22. VI.
1235 Rhamphomyia hybotina Zett. Schin. I. 99.
Die Art weicht in der Gestalt und in der Form der außer-
ordentlich langen Fühler, die den Kopf an Länge weit
übertreffen, so sehr von den mir bekannten Rhamphomyta-
arten ab, daß ich sie zuerst als Holoclera Schin. ansprach,
die nach Strobl ebenfalls eine Rhamphomyia ist. Schiner
erwähnt auffallenderweise in der Beschreibung seiner hybo-
tina die außerordentlich langen Fühler mit keinem Worte.
Kleine, ungemein zart gebaute Art. Rüssel viel länger als
der Kopf, gelb, an der Spitze braun. Rückenschild und
Hinterbeine glänzend schwarz; Bauch und die Einschnitte
des Hinterleibes an den Seiten gelblich. Genitalien 4
klaffend mit langem, gelbem, nach aufwärts gebogenem Faden.
Beine gelb, Knie der Hinterbeine, alle Schienen an der
Spitze und die Tarsen schwarzbraun. Metatarsus der Hinter-
beine etwas verdickt und so lang wie die übrigen Tarsen
zusammengenommen.
Josefstal, 1 G, 10. VII.
71236 Empis eognata Egg.
Soll nach Schiner der Empis rustica gleichen. Mein Exem-
plar ist kleiner als rustica, der Hinterleib, die Beine und
Schwinger sind ganz gelb. Die Genitalien sind mit einem
101
sehr langen, nach aufwärts gebogenen Faden versehen. Der
ganze Körper ist auffallend behaart.
Altvater, VIIL, 1.
Asilidae.
1237 Dasypogon teutonus L. Schin. RUE
Frain (Sbk.).
1238 Stenopogon sabaudus Fabr. Schin. I. 127.
1 S von der Stranska skala bei Brünn auf einem kurzgrasigen
Abhange, 2. IX.
1239 Cyrtopogon rufieornis Fahr. Schin. I. 135.
| 1 S vom Altvater, Steingraben, 8. VIII.
1240 Laphria gibbosa L. Schin. I. 138.
Frain. (Sbk.)
1211 Lophonotus spiniger Zell: Schin. I. 146.
Auf dürren Grasplätzen am Schwarzaufer bei Kumrowitz, 9. VI.
1242 Tolmerus atripes Löw. Schin. I. 155.
1 & 1 2 aus Winkelsdorf im Teßtale. Auf Planken. 3. VIII.
Thereuidae.
1243 Thereua subfaseiata Sehum. Schin. I. 165.
1 G aus dem Josefstal, 3. VII.
Leptidae.
1244 Spania nigra Mg. Schin. I. 180.
_1 8 aus Czernowitz. Scheint selten.
Dolichopidae.
1245 Psilopus contristans Wdm. Schin. I. 181.
Czernowitzer Au. (1 G, 12. VI.
46 Diaphorus tripilus Löw. Schin. I. 187.
Schwarzaufer bei Kumrowitz, auf Schilf. 1.45, VI.
147 Argyra auricollis Mg. Schin. I. 191 als nicht österreichische Art.
Nicht identisch mit meiner im II. Nachtrage veröffentlichten
A. Hofmeisteri. Berggeist, Moosweichten, VIII.
p
102
1218 Anepsiusflaviventris Mg. In Schin. IL. 191 als nicht üsterreichische Art.
Mokrahora. 1 G, 12. VI.
1219 Syntormon tarsatum Fall. Schin. I. 193 als nicht österreichische Art.
Czernowitzer Au, 8. VI.
1350 Porphyrops faseipes Mg. Schin. I. 197.
Teßtal bei Groß Ullersdorf, VIII.
121 Porphyrops suavis Löw. Schin. I. 199.
Bilowitz beim 1. Tunnel, 23. V.
1252 Porphyrops elegantulus Mg. Schin. 1. 199 aus Deutschland.
2 SS vom Altvater, Berggeist, Ende Juli.
1253 Gymnopternus celer Mg. Schin. I. 209.
1 Z aus dem Teßtale bei Groß Ullersdorf, VIII.
1251 Dolichopus elaviger Stann. Schin. I. 216.
Ochos, 21. VI.
1255 Dolichopus nitidus Fall. Schin. I. 218.
1 G Altvater, Ende Juli.
Zu: Dolichopus argentifer Lów. Im II. Nachtrage (Nr. 1004) er-
wähnt als von Löw am Altvater entdeckte Art. Ich besitze
sie aus dem Teßtale bei Ullersdorf.
125 Lianeulus virens Scop. Schin. I. 229.
2 Gé, 1 2 aus dem Josefstal, 30. VI.
Pipunculidae.
1257 Chalarus basalis Löw. Becker, Berl. Ent. Ztschr. 1897. ©
Ich besitze 3 Půrchen vom Altvater (Tal der stillen Tel). Sie
sind nicht samtschwarz wie Chal. spurčus G, sondern in
beiden Geschlechtern mehr glänzendbraun, der Rückenschild
ist besonders beim © grau bestáubt und in beiden Geschlechtern
sowie das Schildchen mit weißlichen, sehr auffallenden, starken
Borstenhaaren spärlich besetzt. Die ersten Hinterleibsringe
sind an den Seiten durchscheinend gelblichweiß, diese Färbung
ist bei den 22 intensiver und deutlicher, verschwindet aber
an den trockenen Stücken oft ganz. Der Hinterleib des 2
erscheint außerordentlich kurz, verbreitert sich gegen das
Ende und ist immer etwas von der Seite her zusammen-
gedrückt. Die Beine sind in beiden Geschlechtern vorwiegend
gelb, die Schenkel mehr oder weniger gebräunt.
103
Syrphidae.
1558 Psarus abdominalis Fabr. Schin. I. 251.
Bilowitz, Weg nach Ochos, 31. V.
1259 Paragus albifrons Fall. Schin. I. 258.
1 S an einem dürren Abhang der Stranska-Skala, 30. VIII.
1260 Triglyphus primus Lw. Schin. I. 265.
Auf einer Waldblöße, Weg Bilowitz—Jehnitz. VI.
1261 Chilosia pigra L. Schin. I. 275.
1262 Chilosia lasiops Kow.
1263 Chilosia personata Löw. Schin. I. 276.
1264 Chilosia sparsa Löw. Schin. I. 278.
125 Chilosia pubera Ztt. Schin. I. 278.
1266 Chilosia grossa Fall. Schin. I. 286.
Sämtliche Chilosiarten wurden von Herrn Siebeck bei Frain
gesammelt. Chilosia grossa besitze ich aus Karthaus. 1 G, 2. V.
1267 Lasiophticus laternarius Mill. Schin. I. 301.
| 1 SZ vom Altvater, Steingraben, Ende Juli.
12s Syrphus Braueri Egg. Schin. I. 306.
Frain. (Sbk.)
“1%9 Syrphus nitidulus Zett. Schin. I. 307.
Frain. (Sbk.)
1270 Eristalis iugorum Egg. Schin. I. 335.
1 S, Altvater (Schweizerei), 7. VIII.
121 Criorhina oxyacanthae Mg. Schin. I. 351.
Frain. (Sbk.)
1272 Xylota pigra Fabr. I. 355.
4 Felicital bei Frain. (Sbk.)
1273 Spilomyia diophthalma L. Schin. I. 365.
| Felicital bei Frain. (Sbk.)
| Conopidae.
214 Conops signatus Mg.
- 275 Conops vitellinus Löw.
-126 Physocephala pusillo Mg.
1277 Glossigonia bicolor Mg.
-1278 Myopa polystigma Rdi.
4
4
4
2
as
à
104
1279 Myopa fasciata Mo.
Sämtliche Conopiden von Herrn Siebeck um Frain im Thayatale
gesammelt.
Muscidae.
A) Calyptratae.
180 Coenosia fungorum Dg. Schin. I. 633.
Frain. (Sbk.) |
1281 Coenosia sexnotata Mg. Schin. I. 665.
Wiesen bei Adamstal, 17. V.
1282 Úoenosia sexmaculata Mg. Schin. I. 666 als nicht österreichische Art.
Frain. (Sbk.)
1%83 Coenosia pumilo Fall. Schin. I. 665.
Frain. (Sbk.)
1234 Úoenosia humilis Mg. Schin. I. 667 als nicht österreichische Art.
Frain. (Sbk.)
1285 Coenosia nana Zett. Schin. I. 667 als nicht österreichische Art.
Frain. (Sbk.) |
1286 Lispe erassiuscula Löw. Schin. I. 659.
Thayaufer bei Frain. (Sbk.)
187 Lispe uliginosa Fall. Schin. I. 662.
Thaya bei Frain. (Sbk.)
1288 Anthomyia flavipes Fall. Schin. I. 642.
Frain. (Sbk.)
1299 Anthomyia pratincola Pz. Schin. I. 648.
Aus Czernowitz. Mai.
1290 Anthomyia parvula Fall.
Frain. (Sbk.)
1211 Anthomyia Winthemi Mg. Schin. I. 641.
Frain. (Sbk.) Teßtal, Altvater, VIII.
1292 Anthomyia disseeta Mg. Schin. i. 649.
Frain. (Sbk.)
1293 Anthomyia pilifera Zett.
Frain. (Sbk.)
1294 Anthomyia einerosa Zett.
Frain. (Sbk.)
1295 Aricia earbo Schin. I. 602 aus Triest!
Frain. (Sbk.)
105
1296 Spilogaster anceps Zett. Schin. I. 612 als deutsche Art.
Frain. (Sbk.)
1297 Spilogaster depuneta Fall. Schin. I. 612 als deutsche Art.
Frain. (Sbk.)
1298 Spilogaster fuscata Fall. Schin. I. 619.
1 S aus Czernowitz, Anfang September. 1 S © aus dem Tale
der stillen Teß, VIII.
1299 Lasiops Roederi Kow.
Frain. (Sbk.)
1300 Hydrotaea sylvicola Löw. Schin, I. 615.
Frain. (Sbk.)
1301 Azelia cilipes Hal. — Staegeri Zett., Schin. I. 640.
Altvater. Selten.
1302 Hydrophoria linogrisea Mg. Schin. I. 631.
Adamstal, VI., 1 S; Altvater 2 SG VIII.
1303 Hylemyia flavipennis Fall. Schin. I. 627.
Frain. (Sbk.)
1304 Hylemyia festiva Zett., Schin. I. 627.
Altvater. 1 G, VII.
1305 Onesia polita Mik.
Frain. (Sbk.)
1306 Miltogramma ruficornis Mg. Schin. I. 506.
Teßtal bei Wiesenberg, 3. VIII.
1307 Nemoraea nupta Rdi. — rubrica Mg. bei Schiner. I. 449.
Altvater, Zöptau (Steinigberg), VII.
1308 Dexiosoma longifacies Rd. — Microphthalma europaeum Schin.
I. 565.
Steinberg bei Brünn; auf Blüten, 3. IX.
1309 Syntomocera pieta Mg. Schin. I. 563.
Frain. (Sbk.) 1 © vom Hadyberg bei Brünn, Anfang September.
1310 Pyrellia eyanicolor Ztt. Schin. I. 593 als nicht österreichische Art.
Frain. (Sbk.)
„u Pyrellia nitida Mg. Schin. I. 592 als deutsche Art.
Lundenburg, auf Gebüsch. 2 SJ.
1312 Degeeria blanda FIL Schin. I. 534.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
106
1313 Aphria longirostris Mg. Schin. I. 432.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
1314 Ocyptera interrupta Mg. Schin. I.
Bahndamm bei Lundenburg. Ende August.
1315 Lophosia globosa Fb. — fasciata Mg.
Frain. (Sbk.)
1316 Mieropalpus pietus Mg. Schin. I. 429.
Groß-Ullersdorf und Altvater, VII.
1317 Tachina Marklini Zett. Schin. I. 425 Echinomyia.
Frain. (Sbk.)
1318 Anachaetopsis ocypterina Ztt. (= Scopolia) Schin. I. 539.
Czernowitzer Au, 1 Exemplar, 14. VI.
1319 Anachaetopsis earbonaria Pz. Schin. I. 540 als Scopolia.
Frain. (Sbk.)
1320 Syllegoptera ocypterata Mg. Schin. I. 669.
Aus Czernowitz, 1 S, I. VL
132: Rhinophora lepida Mg.
Frain. (Sbk.)
132 Nemorilla maculosa Mg. Schin. I. 454.
Felicital bei Frain (Sbk.)
1323 Chaetolyga speciosa Egg. Schin. I. 453.
Felicital, Frain (Sbk.).
1324 Gaedia connexa Mg. Schin. I. 487.
Felicital bei Frain. (Sbk.) Ich fing sie 1908 mit Gaedia
distincta bei Karthaus im September auf Dolden.
132%% Parasetigena (Phorocera) segregata Bes Schin. I. 491.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
1326 Eggeria fasciata Egg. Schin. I. 488.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
1327 Eutachina larvarum L. Schin. I. 474.
Frain. (Sbk.)
1323 Eutachina erucarum Rdi. Schin. I. 474.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
1329 Gonia atra Mg. Schin. I. 441.
Frain. (Sbk.)
1330 Cnephalia bucephala Mg. Schin. I. 445.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
107
1331 Viviana pacta Mg. — Masicera proxima Egg. Schin, I. 484.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
1332 Platychira (Nemoraea) argentifera Mg. Schin. I. 450.
. 1333 Platychira puparum Fb. Schin. I. 449.
Beide aus Frain. (Sbk.)
1334 Masicera pratensis Mg. Schin. I. 483.
1 S vom Altvater, Teßtal. Scheint seltener als sylvatica.
1335 Hemimasicera ferruginea Mg. Schin. I. 484.
Frain. (Sbk.)
1336 Exorista capillata Rdi.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
1337 Exorista lota Mg. Schin. I. 464.
Felicital bei Frain. (Sbk.)
Zu Exorista lucorum: Im ersten Verzeichnisse aus Brünn (?).
Als neue Fundorte: Czernowitz, Lösch 9, V. und Billowitz 23. V.,
auf Blättern nicht selten.
B. Acalyptratae.
1338 Tetanocera robusta Löw. Schin. II. 54.
Czernowitzer Au. 14. 8. V.
1339 Limnia eineta Fabr. Schin. II. 59.
2 44 aus dem Josefstal, VI.
1340 Cormoptera limbata Mg. Schin. II. 51.
Karthaus, Ende Juni, auf einem trockenen Feldrain.
- 134 Encita annulipes Mg. Schin. IL 178.
|
“
Pa
5
Teßtal, Bergwiesen auf dem Kirchberg. 1 S. 6. VIII.
134 Chloropisea glabra Mg.!)
Czernowitzer Au und Strelitz, VI.
7% Chlorops humilis Löw.
Aus dem Teßtale vom Altvater. Auf Dolden. VIII.
3 134 Chlorops hirsutula Löw.
Bilowitz, 23. V.
© 1345 Chlorops geminata Mg.
Vom Altvater. 1 Z. VII.
1) Bestimmt nach Löw, Zeitschrift für Entomol., Bresiau 1860.
108
1346 Syphonella pumilionis Bjerk. Schin. II. 229.
Wiesen bei Jundorf an der Schwarza; nicht selten. 6. VI.
1347 Oseinis albipalpis Mg. Schin. II. 226 aus Deutschland.
Groß-Ullersdorf, VII.
1348 Oseinis glaberrima Mg. Schin. II. 227 aus Deutschland.
Czernowitzer Au, V. |
1349 Notiphila nigricornis Stenh. Schin. II. 237.
Wranau, VIII. Scheint selten.
1350 Notiphila einerea Fall. Schin. II. 239.
Czernowitzer Au. Mehrere 49.
1351 Trimerina madizans Mg. Schin. II. 240.
Czernowitzer Au, 22. IV.
1352 Parydra fossarum Hal. Schin. II. 260.
Adamstal, Tümpel an der Bahnstrecke, VII.
1353 Ephydra riparia Fall. Schin. II. 262.
Frain. (Sbk.)
1354 Ephydra macellaria Egg. Schin. IL 262.
Frain. (Sbk.)
1355 Ephydra breviventris Löw. Schin. II. 261.
Frain. (Sbk.)
1356 Caenia palustris Fall. Schin. II. 263.
1 Stück aus Chirlitz, 16. IV.
1357 Bischofia dryomyzina Zett. Schin. II. 50 als Sciomyza.
Czernowitzer Au, im Grase. IV., V. (det. Thalhammer).
1358 Allophyla atricornis Mg. . Schin. II. 37 als Helomyza.
Aus dem Teßtale bei Groß-Ullersdorf. VII.
1359 Helomyza maxima Schin. II. 24.
Frain. (Sbk,)
1360 Helomyza flava Mg).
Karthaus, 6. VI., Ullersdorf.
1361 Helomyza similis Mg.
Frain (Sbk.), Karthaus, 5. VI.
1362 Helomyza olens Mg.
Ochos, 21. VL, Groß-Ullersdorf, VII:
1) Bestimmt nach Löw, Zeitschrift für Entomol., Breslau 1859.
109
1363 Limosina litoralis Stenh. Schin. Il. 331.
Wassergräben, Czernowitz, IV.
1364 Limosina coxata Stenh. Schin. II. 332.
Czernowitz. 1 Exemplar. 3. IV.
1365 Phortica variegata Zett. Schin. II. 275.
Bilowitz, Anfang September; an einer trockenen, steinigen
Stelle des Zwittatales 1 Stück. An derselben Stelle Gilona
distigma.
1366 Drosophila phalerata Mg. Schin. II, 276.
Aus dem Josefstal, 30. VI.
1367 Drosophila fasciata Mg. Schin. II. 278.
Teßtal bei Groß-Ullersdorf. Selten. 17. VII.
1368 Drosophila confusa Staeg. Schin. Il. 279.
Czernowitzer Au, 7. VI. Groß-Ullersdorf, VII.
1369 Scaptomyza flaveola Mg.
Adamstal, Weg nach Blansko, VI.
1370 Psila abdominalis Schum. Schin. Il. 204.
1 Stück (S) vom Altvater. Ende August.
1371 Psila debilis Egg. Schin. II. 204.
Frain (Sbk.).
1372 Psila nigra Fll. Schin. II. 206.
Bilowitz, 29. V., Adamstal, 14. V.
1373 Psila fuscinervis Ztt. Schin. II. 205.
Teßtal bei Wiesenberg und Primiswald, VIII.
134 Chyliza atriseta Mg. Schin. II. 301.
Řičkatal bei Lösch. 1 4.
135 Chyliza annulipes Mcq. Schin. II. 201.
Wiesen im Walde bei Frain. (Sbk.)
1376 Chyliza leptogaster Panz. Schin. II. 201.
Waldwiesen bei Frain. (Sbk.)
1377 Chyliza ustulata Zett. Schin. II. 201 als nicht österreichische Art.
Frain (Sbk.).
137 Loxocera sylvatica Mg. Schin. II. 198.
An Brombersträuchen um Frain. (Sbk.).
1319 Tanypeza longimana Fall. Schin. II. 191.
1 Z bei Adamstal, 21. VI.
110
1330 Calobata petronella L. Schin. IL 195.
Adamstal, 17. V.
ıssı Euphranta eonnexa Fabr. Schin. II. 111.
Frain. (Sbk.)
138 Platyparea poeciloptera Schrk. Schin. II. 110.
Frain. (Sbk.)
1383 Aciura femoralis R. D. Schin. II. 113.
Wiesengräben um Frain. (Sbk.)
1384 Acidia lueida Fall. Schin. II. 116.
Gräben um Frain. (Sbk.)
1385 Spilographa hamifera Löw. Schin. IT. 120.
Frain (Sbk.)
186 Spilographa artemisiae Fabr. Schin. II. 121.
Frain. (Sbk.)
1387 Trypeta jaceae R. D. Schin. II. 126.
Frain. (Sbk.)
188 Trypeta lappae Cederhj. Schin. Il. 130.
Frain. (Sbk.)
1389 Trypeta colon Mg. Schin. II. 131.
Frain. (Sbk.)
1390 Urophora stigma Löw. Schin. II. 155.
Frain. (Sbk.)
1391 Urophora solstitialis L. Schin. II. 136.
Frain. (Sbk.)
1392 Urophora affinis Frfd. Schin. Il. 158.
Frain. (Sbk.) |
1398 Tephritis truncata Löw. Schin. II. 158.
134 Tephritis hyoseyami L. Schin. IL 160.
135 Tephritis bardanae Schr. Schm. II. 161.
1396 Tephritis arnieae Löw. Schin. II. 165.
1397 Tephritis conura Löw. Schin. II. 166.
138 Tephritis eonjuneta Löw. Schin II. 168.
1399 Tephritis cometa Löw. Schin. II. 170.
100 Tephritis amoena Frfld. Schin II. 170.
1401 Tephritis parvula Löw. Schin. II. 171 aus Deutschland.
Alle hier aufgezählten Tephritis-Arten wurden von HerrnSiebeck
in
der Umgebung von Frain gefangen.
111
1402 Peplomyza Wiedemanni Löw. Schin. II. 106.
1 Stück aus dem Schreibwald. 7. IX.
1103 Palloptera ustulata Fall. Schin. II. 107.
Riékatal bei Lösch, VII.
1404 Palloptera saltuum L. Schin. II. 108.
Frain. (Sbk.)
- 105 Palloptera arcuata Fall. Schin. II. 108.
Frain. (Sbk.)
1406 Sapromyza apicalis Löw. Schin. II. 102.
Schwarzaufer bei Kumrowitz, VII.
1407 Sapromyza basalis Zett. Schin. II. 105 aus Schweden.
Altvater, VIII.
1408 Lonchaea dasyops Me. Schin. II.
Auf Blättern, Karthaus, VII.
1409 Lonchaea sericans Brull.
Altvater, Tal der stillen Theß, VIII.
1410 Herina palustris Mg. Schin. II. 78.
1 Stück aus Ochos durch Frau Paula Huber, VII.
1111 Phytomyza praecox Mg. Schin. II. 316.
Czernowitzer Au, IX.
1412 Phytomyza albiceps Mg. var. affinis Schin. II. 317.
Czernowitzer Au, IX.
13 Phytomyza xanthocephala Zett. Schin. II. 309 Agromy:a aus
Lund.
Schwarzaufer bei Kumrowitz, V.
1414 Agromyza flava Mo. Schin. II. 308 aus Schweden.
Karthaus, auf Blättern neben Bächen, VI. und IX.
115 Agromyza geniculata Fall. Schin. II. 302.
Groß-Ullersdorf, 27. VII.
1116 Agromyza gyrans Fall. Schin. II. 303.
atédametal. LV:
117 Agromyza flaviceps Fall. Schin. II. 308 aus Schweden.
Karthaus, 15. VI.
us Agromyza frontella Rdi.
Karthaus, 22. VI.
1119 Agromyza albiceps Zett.
Karthaus, 30. V.
112
140 Desmometopa latipes Mg. Schin. II. 307 aus Deutschland.
1 2 aus Czernowitz, IX.
142 Leiomyza glabrieula Mg. Schin. II. 310 aus Deutschland.
Mokrahora, 7. VI.
142 Anthomyza graeilis Fall. Schin. II. 282. (Leptomyxa.)
Czernowitzer Au. Im Grase, 1. VI.
1493 Diastata eostata Mg. Schin. II. 289.
An Wassergräben in Czernowitz, 14. V.
1424 Ochthiphila polystigma Mg. Schin. II. 293.
Bilowitz, 23. V.
1495 Clusia flava Mg. Schin. II. 56.
1426 Clusia decora Löw.
Beide Arten an Stöcken der Weißbucheim Hochwald. Frain.(Sbk.)
1427 Heteroneura albimana Mg. Schin. II. 38.
8 Heteroneura pictipes Zett. Schin. II. 37.
1429 Heteroneura geomyzina Fall. Schin. II. 38 aus Deutchland.
Wie die vorigen aus Bratau bei Frain. (Sbk.)
1430 Clidogastra fraterna Mg. Schin. IL 14. (Hydromyza.)
Schwarzaufer bei Kumrowitz auf Schilf, 16. VI.
Hippoboscidae.
1431 Lipoptena cervi L. Schin. II. 649.
Frain. (Sbk.)
1432 Ornithomyia avicularia L. Schin. II. 647.
Wranau, VIII.; Brünn, im Garten der chemischen Fabrik
Hochstetter von Herrn Betriebsleiter F. Satory gefangen.
1433 Stenopteryx hirundinis Zett. Schin. II. 648.
Frain. (Sbk.) 2 Exemplare erhielt ich vor Jahren von meinem
verstorbenen Vater, Direktor J. Czižek; sie stammten aus Brünn.
1 Stück fing ich Ende August 1908 in Groß-Ullersdorf an
einem Fenster.
1434 Hippobosca equina L. Schin. II. 645.
Frain. (Sbk.) Ich erhielt im Vorjahre von Herrn Oberlehrer
Karl Schwarz in Baumöhl bei Znaim zahlreiche Stücke, die
in der dortigen Gegend von einem Kutscher aufgesammelt
wurden.
Mitteilungen der Kommission
zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens.
Zoologische Abteilung, Nr. 15.
Beitrag zur Ameisenfauna Mährens.
Von W. Zdobnitzky, Brünn.
Zu der vorliegenden Arbeit veranlaßten mich mehrere Gründe.
Den ersten Anstoß gab meine Beschäftigung mit dem Leben der
Coleopteren und Lepidopteren, von denen so manche teils als
Larve teils als Imago ihr Dasein bei Formiciden zubringen und
zwar — im Gegensatz zur landläufigen Auffassung der Myrmeco-
philie — fast immer nur als Gäste bestimmter Ameisenarten, so dab
in jedem Falle eine genaue Determination dieser notwendig war.
Hiebei empfand ich schmerzlich die Tatsache, daß über die
mährischen Ameisen noch nichts veröffentlicht worden ist, während
die benachbarten Länder in dieser Beziehung schon längst durch-
forscht wurden. Im Laufe der Bearbeitung dieser zoogeographischen
Studie, welche die Lücke ausfüllen sollte, gesellte sich noch ein
dritter Ansporn hierzu: durch die Beschäftigung mit diesen bio-
logisch wie psychologisch merkwürdigen Staatenbildnern und Gast-
gebern erwachte das Interesse an ihnen um so mehr, je mehr ich
die Entdeckung machte, wie reich an Ameisenformen unser Land
ist. Gelang es mir doch, schon nach zwei Jahren nachstehendes
Verzeichnis mit einigen für Mitteleuropa seltenen Arten zusammen-
zustellen, wobei zu berücksichtigen ist, daß ich mein Durch-
forschungsfeld auf die Umgebung Brünns und auf den mittleren und
den westlichen Teil Südmährens (Thayatal, Thaya- und Schwarza-Tief-
ebene, Pollauer-Berge) beschränken mußte. Es macht daher diese
Zusammenstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ja auch
für das genannte Gebiet stellt sie nur einen Rohbau dar, dessen
Vollendung noch manche Arbeit erheischen, aber auch gewiß
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 1. o
114
-© manche erfreuliche Überraschung bringen wird. Insbesondere wird
den parasitischen und den Gast-Ameisen sowie den Übergangs-
formen der einzelnen Rassen untereinander eine erhöhte Aufmerk-
samkeit zugewendet werden müssen.
Außer den Fundorten sind auch die wichtigsten Tatsachen,
die ich beim Beobachten des Lebens der Ameisen sowohl im Freien
als auch im künstlichen Nest feststellte, bei der betreffenden Art
angeführt. Die Bearbeitung der Myrmekophilen Mährens muß einem
späteren Zeitpunkte vorbehalten bleiben.
Bei der systematischen Aufzählung benutzte ich nach Forel,
Emery und anderen den Begriff der Rasse, der in vielen Tier-
und Pflanzengruppen (unter den Insekten zum Beispiel bei den
Caraben) der vielen Übergänge wegen zur Notwendigkeit geworden ist.
Benutzte Literatur: M
Emery, Beiträge zur Monographie der Formiciden des
paläarktischen Faunengebietes (erschienen in der „Deutschen
entomologischen Zeitschrift, Jahrgang 1908 und 1909, Berlin).
Escherich, Die Ameise (Braunschweig, 1906).
| Forel, Les Fourmis de la Suisse (Zürich, 1874) und andere
kleinere Arbeiten.
Mayr, Die europäischen Formiciden (Wien, 1861).
Schmiedeknecht, Die Hymenopteren Mitteleuropas (Jena,
1807), sowie Abhandlungen anderer Autoren.
Zum Schlusse gestatte ich mir, Herrn Professor Dr. K.
Escherich in Tharandt für die Revision der Bestimmung meiner
ersten Ameisen auch an dieser Stelle den wärmsten Dank abzustatten.
Camponotida Forel.
Camponotus Mayr.
C. herculeanus Li, Holz- oder Roßameise. Kommt bei uns in drei
Rassen vor:
1. Rasse herculeanus herculeanus L. Ein fliegendes © des Typus
erbeutete ich bei Czernowitz (im Juni); typische © © traf
ich im bezeichneten Gebiete nicht an; doch kommen die als
var. herculeano-ligniperda For. bezeichneten Übergänge zur
folgenden Rasse nicht selten vor, stehen jedoch der Rasse
herculeanus ligniperda näher als der Stammrasse. Scheint
die Ebene vorzuziehen.
W"
115
2. Rasse hereuleanus ligniperda Latr. Die häufigste und im ganzen
Gebiet vorkommende Camponatusart (Schreibwald, Steinberg,
Königsfeld, Wranau, Adamstal, Billowitz, Ochos, Hadyberg,
Schöllschitz, Branowitz, Pollau, Pulgram, Thayatal usw.), die an
sonnigen Stellen der Wälder und deren Ränder in Holz, noch
häufiger aber in Erdnestern mit freiem oder von Stein be-
decktem Eingange lebt. Gewöhnlich sind die Nester im
Verhältnis zu den anderer Ameisenarten recht individuen-
arm, manchmal aber, besonders die unter Steinen, sehr volk-
reich. Einzelne 9? oft auch auf Bäumen (Blattláusen nach-
stellend) oder auf Waldwegen. Hochzeitsflug im Sommer,
doch trifft man schon Ende Mai und noch im September
geflügelte 22 im Nest; die 22 fliegen abends und werden
auf der Erde von den 44 begattet. Einzelne flügellose 99,
die nachher neue Staaten gründen, findet man unter Steinen,
seltener unter der Rinde von Baumstumpfen; es ist mir aber
trotz mehrfacher Versuche nicht gelungen, das Werden des
neuen Staates im künstlichen Nest weiter als bis zur Ent-
wicklung einiger schwacher ©% zu verfolgen, da weder
Süßigkeiten noch Fleischkost (bes. Fliegen) angenommen
und die gelegten Eier wieder aufgefressen wurden. Auch
im Freien drohen der jungen Familienmutter viele Ge-
fahren. Einigemal traf ich solche 22 an, von Lastus-
arten angefallen, in den letzten Zügen; andere wieder —
besonders nach langem Regen — waren verschimmelt.
Selten geschieht die Koloniegründung mit Hilfe von Formica
fusca fusca; ich fand solche „gemischte Nester“ sowohl noch
ohne Zigniperda ©9 als auch solche, die schon größere 99,
die Emery auch.bei dieser Art als 4.4. bezeichnet, beher-
bergten.
3. Rasse herculeanus vagus Scop. (= pubescens R.) Ist eigentlich
eine südeuropäische Art. Nur im Waldgebiet des Thaya-
tales, hier aber stellenweise recht häufig (Frain, Hardegg,
Vöttau), besondes auf ssnnigen Waldschlägen, wo sie die
Nester ausschließlich in Baumstümpfen namentlich der Kiefer
anlegt, in denen sie Gänge bis tief in die Wurzeln nagt.
Nach der im August-September stattfindenden Begattung
trifft man die flügellosen 99 einzeln unter der Rinde von
Kiefern- und Birkenstrünken an, neue Kolonien gründend.
8*
116
C. maculatus F.
Rasse maculatus aethiops Latr. und ihre
var. marginata Latr. (Eine mehr südliche Art.) Weit verbreitet,
aber nicht häufig (Gelber Berg, Steinberg, Obrzan, Brano-
witz, Hardesg); Nest unter Steinen an sonnigen Waldrändern,
öfter aber sieht man verzeinzelte 99 auf Bäumen im Walde
oder in Obstgärten. Ungemein veränderlich in der Größe
(4—9 mm). Schwarmzeit ab Juli.
Polyergus Latr.
P. rufescens Latr., Amazonenameise. (In Mitteleuropa ziemlich
selten.) An sonnigen, sowohl trockenen als auch feuchten
Stellen der Umgebung Brünns (Parfuß, Gelber Berg, Czer-
nowitz); Erdnest mit einer oder mehreren offenen Eingangs-
öffnungen. Den größten Teil ihres Lebens bringt diese
Ameise unterirdisch zu; meist sieht man an der Nestober-
fläche nur ihre Sklaven, hier um Brünn immer nur Formica
fusca rufibarbis, nie fusca fusca. Ihre großen Raubzüge, die
sie in den Sommermonaten am Spätnachmittag unternimmt,
will ich nicht nochmals beschreiben, da meine Beobach-
tungen mit denen von Huber, Forel u. a. übereinstimmen.
Formica L.
F. sanguinea Latr., blutrote Raubameise. In der Umgebung Brünns,
besonders am Steinberg und in der Hügellandschaft nörd-
lich von Brünn häufig, südlich von Brünn seltener (Tafelberg),
in den Auen fehlend; an Waldrändern, aber auch an
sonnigen Stellen im Walde, selten in offenem Gelände. Erd-
nest unter Steinen oder Steinhaufen, selten rein miniert und
dann meist mit Vegetabilienresten umgeben; manchmal sehr
ausgedehnt, gewöhnlich mit mehreren Eingängen. Häufiger
Nestwechsel; im Herbst wird das geschütztere Winternest
bezogen. Die 22 kann man am besten im Frühjahre be-
obachten, wenn sie sich unter den Decksteinen wärmen;
später sind sie tief verkrochen; Schwärmzeit im Juli. Als
„Sklaven“ fand ich in einigen Nestern Formica fusca fusca,
sehr selten fusca rufibarbis, einmal auch rufa pratensis. Die
Tatsache, daß — mindestens um Brünn — Polyergus rufescens
immer nur Form. rufibarbis, dagegen F. sanguinea fast nur
v“ * Zu
117
fusca als Sklaven hält, findet die Erklärung wohl darin, daß
rufescens, die berufsmäßige und besser ausgerüstete Räuberin,
sich auf die lebhaftere und gewöhnlich stärkere rufibarbis
wagen kann, wäbrend die den Sklavenraub nur gelegentlich
ausübende sanguinea nur die friedlichere fusca ohne große
Verluste überfallen darf. Pseudogynen infolge Lomechusa-
Züchtung kommen sehr selten vor, obwohl dieser myrmeko-
phile Käfer häufig in sangwinea-Nestern vorkommt.
F. rufa Forel (Hügelameise) mit drei Rassen:
1. Rasse rufa rufa L., die rote Waldameise. In Waldgegenden,
z. B. nördlich von Brünn (Autiechau, Adamstal, Ochos u. a.),
hohe Vegetabilienhügel bildend; in waldarmen Gegenden
Südmährens selten, in den lichten und trockenen Laub-
waldungen daselbst, (z. B. in der Waldzone der Pollauer
Berge) gewöhnlich als Übergang zu
var. rufo-pratensis For. vorkommend, deren „Ameisenhaufen“
auch nicht so hoch wie beim Typus sind; bauen ihre Hügel
manchmal aus reiner Erde auf.
Schwarmzeit.Juni-Juli; koloniegründende 22 beobachtete ich ent-
weder allein unter Steinen oder bei Form. fusca fusca, auch in
Baumstrünken. Die meisten befruchteten 22 kehren jedoch
in das Nest zurück, wo ihre Wiege stand, so daß ein
„Ameisenhaufen“ oft viele 22 enthält. Dies gibt Veran-
lassung zur Gründung von Zweigniederlassungen, was nach
dem Erwachen aus dem Winterschlafe zu geschehen pflest,
wenn der Nesthügel während der rauhen Jahreszeit sehr
gelitten hat und die Ameisen an den Bau neuer Wohnstätten
gehen. Unter den ins Nest zurückgekehrten 22 gibt es
machmal auch solche, die die Flügel behalten, da sie ver-
mutlich nicht befruchtet wurden; ich traf Mitte Mai zwei
solche 22 von rufa rufa fliegend an, doch verendeten sie
schon den nächsten Tag. Fast alle Nester von rufa, die ich
zu untersuchen Gelegenheit hattte, bargen im Innern morsche,
von den Ameisen ausgefressene Strünke, in denen wohl die
Ameisenmutter das Nest begründet hatte. In den Höhlungen
dieses Holzrestes überwintern die Ameisen mit Vorliebe und
kommen manchmal schon Ende Februar klumpenweise an
die Nestoberfläche. Ein von Ameisengästen (auch Atemeles)
stark besetztes Nest enthielt krüppelhafte 99, Pseudogynen.
118
2. Rasse rufa pratensis Retzius, schwarze Wiesenameise. In
offenem Gelände, besonders auf Triften, Feldrainen, aber
auch an Waldrändern; Steinberg, Sobjeschitz, Hadyberg,
Wejhon, Auspitz, Zaisa; Hügelnester ganz flach, gew. 1/, m,
in Südmähren jedoch auch über 17% im Durchmesser und
ungefähr ebenso tief. Sowohl in der Farbe und Behaarung
der Ameisen als auch in der Höhe der wärmespendenden
Hügel zeigt hier die Rassenbildung ein schönes Beispiel der
Anpassung an die Lebensbedingungen der verschiedenen
Standorte. Auch diese Rasse legt (z. B. am Steinberg bei
Auspitz) Zweigkolonien an.
Im künstlichen Nest beobachtete ich bei pratensis einen Fall von
Parthenogenesis. Ein weiselloses Nest von 300 bis 400 29
wurde mehrere Wochen gut gefüttert. Nach dieser Zeit be-
merkte ich, wie sich die Insassen mit einem Eierklümchen
zu schaffen machten. Bald entwickelten sich daraus kleine
Larven, aber auch frische Eierchen wurden gelegt (über
100 St.), zum größten Teil freilich wieder aufgefressen. Das
gynäkoide ©, die Ersatzkönigin, war jedoch nicht aufzu-
finden; der Unterschied in der Größe des Hinterleibes
gegenüber den größten 9? muß doch ganz gering sein. Die
Larven ergaben ungefähr 30 Puppen ausschließlich von
(männlichen?) Geschlechtstieren, doch gingen alle wegen an-
haltend kalten und feuchten Wetters ein; denn gerade solche
große Puppen brauchen zu ihrer Entwicklung viel Wärme
und Trockenheit.
Koloniegründungen, die ich nach der Flugzeit beobachtete,
geschehen unter Steinen mit oder ohne Hilfe anderer
Formicaarten, insbesondere F. rufibarbis, die bei uns die
häufigste Formica ist.
3. Rasse rufa truncicola Nyl., Strankameise. Seltener als die
anderen rufa-Rassen; Adamstal, Königsfeld, Schreibwald;
Vegetabiliennest über Baumstrünken oder großen Steinen an
Waldrändern und im Gebüsch. Der aus Pflanzenteilen auf-
gebaute Hügel ist der kleinste unter den rwfa-Rassen. Das
erste Segment der Gaster bei den 9% nicht selten wie die
übrigen Segmente schwarzbraun. Geflügelte Geschlechtstiere
im Juli. Im künstlichen Nest wurden die Männchen nach
zwei Wochen getötet. Ein starkes, schon über zwei Jahre
LY
ohne 22 gefangen gehaltenes Nest dieser Rasse schritt noch
nicht zur Züchtung einer Arbeiterkönigin.
F. fusca For. in folgenden Rassen:
1. Rasse fusca gagates Latr. Ziemlich selten; nur in Eichenbe-
ständen (Steinberg, Schöllschitz, Pollauer Berge). Ein Nest
habe ich nicht gefunden, sondern nur einzelne 99.
2. Rasse fusca fusca L., grauschwarze Ameise. Sehr häufig an
Waldrändern und an Waldblößen, die der Sonne nicht stark
ausgesetzt sind, im Bergland (Jundorf, Sobieschitz, Billowitz,
Adamstal, Leitenwälder der Pollauer Berge u. a.) häufiger
als in den Auen der Ebene (Raigern, Branowitz); Erdnest
unter Steinen, seltener reines Miniernest, manchmal ist das
Nest in lebendem oder in abgestorbenem Holz angelegt,
während die var. glebaria Nyl, an trockeneren, sonnigen
Stellen in reinem Miniernest lebt. Eine recht furchtsame Art,
die besonders bei F. sanguinea „Sklavendienste“ leistet. Ge-
flügelte 2 S vom Juni bis August.
3. Rasse fusca rufibarbis F., rotbärtige Ameise, die veränderlichste
und verbreitetste Formica. Die dunkelsten Stücke unter-
scheiden. sich von fusca var. rubescens durch die roten
| Wangen, von F. fusca cinerea Mayr besonders durch die
ganz kahle Unterseite des Kopfes. Rufibarbis meidet den
Wald und kommt an sonnigen, oft sehr trockenen Stellen
vor, wie Triften, Äckern, Sandstellen (Kuhberge bei Brünn,
Steinberg, Hadyberg, (reibschlucht, Czernowitz, Wejhon,
Auspitz, Prittlach, Pollauerberge, Luggau usw., ja sie dringt
auch — die einzige Formica! — bis in die Ortschaften,
selbst in die Stadt Brünn ein); nur einmal traf ich sie —
ähnlich wie dies von rinerea angegeben wird — im Sande
eines Tümpelufers (bei Rakwitz). Erdnest mit, gewöhnlich
aber ohne Steinverschluß an Grasplätzen, wobei diemit Gras be-
wachsenen Wegränder bevorzugt werden. Viel lebhafter und
bissiger als fusca à. sp. Flugzeit Juni, Juli; doch fand ich
einmal Ende April ein einzelnes, ungeflügeltes ©, unter einem
Stein, als ob es nach der Schwarmzeit wäre; vielleicht ist sie
durch widrige Verhältnisse um ihren Arbeiterstaat gekommen.
4. Rasse fusca cinerea Mayr, aschgraue Ameise. Ich fand sie
- nur einmal im Schreibwalde, wo sie ihr Nest am Fuße
einer Gartenmauer angelegt hatte.
CR. un
|
Lasius F.
L. fuliginosus Latr., glänzende Holzameise. Ziemlich häufig in
Wald, Au und Garten (Schreibwald, Obrzan, die ganze Au
südlich von Brünn), das „Kartonnest“ vorzugsweise inWeiden,
Pappeln, Birken und Obstbäumen; oft große Kolonien
bildend. Schwärmt im Juni und Juli.
L. niger L. in vier Rassen:
1. Rasse niger niger L., schwarze ‘Wegameise. Eine der gemeinsten
Ameisen, in jedem Gelände vorkommend; im Walde meist
in Baumstrünken oder in kombiniertem Nest (Holz- und
Erdbau), auf trockenen sonnigen Orten unter Steinen, auf
feuchten in Erdkuppeln, die oft eine verhältnismäßig be-
deutende Höhe erreichen, wenn sie von Grashalmen gestützt
werden, sonst aber mehr breit, maulwurfshügelähnlich sind;
in der Stadt in Mauerspalten und zwischen den Steinplatten
der Gehsteige. Schwärmzeit im Hochsommer.
2. Rasse niger alienus Först., Heideameise. Trockene Plätze vor-
ziehend (Steinberg, Auspitz, Pollauer Berge) und hier oft
neben der Stammrasse unter Steinen nistend. Zieht schon
Anfang April Larven auf und erwacht oft schon im Februar
aus dem Winterschlaf.
3. Rasse niger emmarginatus Oliv. Weit verbreitet, besonders auf
sonnigen Stellen (Steinberg, Ober Wisternitz), auf Mauern
(Nikolsburg) und selbst in Wohnungen (Brünn), selten im
Walde (Adamstal, Hadyberg, Weinberg bei Zaisa). Nest
unter Steinen oder Gerölle, oft sehr volkreich. Sehr bissig;
angegriffen, verbreitet sie einen lang andauernden Geruch.
Flugzeit im August.
4. Rasse niger brunneus Latr. In Wald und Garten auf Bäumen,
in deren Löchern sie nistet (Steinmühle, Parfuß. Schöll-
schitz, Adamstal, Prahlitz); überwölbt manchmalihre „Straßen“
auf den Bäumen mit einem Erdgewölbe, wie es die anderen
Rassen am Erdboden zu tun pflegen.
Übergänge: L. alieno brunneus Forel; Steinberg, Schöllschitz.
L. brunneo emarginatus Forel; Hadyberg, Steinberg, auf
Bäumen ganz kleine Kolonien bildend und ebenso furchtsam
wie brunneus Latr.
L. flavus de Geer, gelbe Wiesenameise. Im ganzen Gebiet häufig
auf trockenen wie auf feuchten Orten (Kaiserwald, Obrzan,
=
de
Lu 2, 22
121
Sobieschitz, Czernowitz, in den Auen und auf den Pollauer
Bergen u. a.) auf Wiesen, Triften, selbst in lichten Wal-
dungen (Zwittatal); Erdnest mit Kuppel oder unter Stein,
selten ein rein miniertes Nest. Geflügelte © S im Hochsommer.
L. umbratus Nyl. mit folgenden drei Rassen:
1. Rasse umbratus umbratus Nyl. Art des Vorkommens und
Nestbau wie bei flavus, nur seltener und mehr im Walde,
auch im schattigen (Gelber Berg bei Brünn, Sobieschitz,
Maydenstein ).
2. Rasse umbratus mixtus Nyl. Scheint mehr die Ebene zu
lieben (Sebrowitz, Czernowitz, Prittlach); Nest an trockenen
Stellen, z. B. Wegen und Straßen, rein unterirdisch miniert,
mit mehreren Eingängen.
3. Rasse wmbratus bicornis Först. Von dieser seltenen Art fand
ich nur ein Nest unter einem Stein im Thayatal bei Hardegg.
Plagiolepis Mayr.
P. pygmaea Latr. Zwergameise. Fast überall an recht sonndurch
glühten, steinigen Berghängen (Kuhberge, Steinberg, Hady-
berg, Wejhon, Auspitz); Nest unter flachen Steinen oder —
was nur bei der Kleinheit dieser Art möglich ist — zwischen
den Platten schieferig abgesetzter und verwitternder Steine.
Einzelne 99 trifft man auf Pflanzen, besonders auf Salvia
an.. Geschlechtstiere im ‚Juni.
Dolichoderidae.
. Liometopum Mayr.
L. microcephalum Pz. (Eine südosteuropäische Art.) Nur in den
‘ Auwäldern der Thayaebene (Tracht, Pulgram) auf Eichen
und Ulmen. Die Angabe Mayrs: „lebt auf Bäumen, auf
denen man sie prozessionsartig ziehen sieht“ finde ich voll-
ständig gerechtfertigt, möchte nur noch hinzufügen, daß
ihre Prozessionszüge von dem Baum aus, in dem diese
interessante Ameise hoch oben ihre „Kartonnester“ an-
gelegt hat, auch auf dem Erdboden sich weithin unentwirr-
bar verzweigen und selbst auf andere Bäume führen, ähn-
lich, wie es Professor Forel vom bulgarischen Liometopum
berichtet. Deutsch wäre diese Art am passendsten mit dem
Namen „Prozessionsameise“ zu bezeichnen.
122
Die alten Eichen, auf denen L. microcephalum haust, fallen
gleich durch ihr gesundes und kräftiges Aussehen auf; keine
ausgefressene Gänge von Cerambyx cerdo, Lucanus cervus,
Sesien und anderen Insekten entstellen den Stamm, keine
Processionea-Nester hängen sackförmig an ihm, keine kahlen
Äste, nur von Euproctis-Gespinsten besäet, ragen zum Himmel:
Erscheinungen, die sonst häufig in den Auen anzutreffen
sind. Es ist daher wohl die Ansicht Forels, der eine Sym-
biose zwischen Pflanze und dieser Ameisenart annimmt,
begründet. Der Baumriese gewährt dem Liometopum vor-
züglichen Unterschlupf, dessen Wert besonders zur Zeit der
häufigen und oft verheerenden Überschwemmungen für die
Ameise unschätzbar ist; das ungemein volkreiche Nest der
kriegerischen, nach Emery „equisit karnivoren“ Einmietern
stellt eine Macht dar, die jeden Baumschmarotzer vernichtet
und fernhält; selbst das sogenannte „Melken“ der Blatt-
läuse, das von den meisten Ameisen zum Schaden der Pflanze
vorgenommen wird, unterläßt mecrocephalum.
Meine Beobachtungen lassen mich in Ziometopum auch einen
„Pilzzüchter“ vermuten. Ich sah nämlich, wie »2crocephalum
nach Art der tropischen „Schlepper“ (At{a, Blattschneider-
ameisen) frische kleine Blattstückchen ins Nest eintrug,
jedenfalls zu demselben Zwecke wie diese, zum „Düngen“
ihrer Pilzgärten. Leider war die Nestöffnung so hoch,
daß sie ohne Hilfsmittel nicht zu .erreichen war; auch
müßte der prächtige Baum zumindest angeschnitten und
der Schaden ersetzt werden. Vielleicht versucht es jemand,
dem sich hierzu bessere Gelegenheit bietet, Licht in diese
Sache zu bringen.!) ©
Tapinoma Först.
T. erraticum Latr., schwarze Maschusameise. Ziemlich selten (Stein-
berg, Hardegg), Nest unter Steinen, Literaturangaben ent-
gegen gewöhnlich ganz klein; auch einzeln auf Bäumen und
als „Hyäne“ unter den Ameisen auf Kadavern und toten
Insekten (Königsfeld).
1) Nach Lagerheim (1900) soll auch eine andere einheimische Ameisen-
art, Lasius fuliginosus, ein Pilzzüchter sein.
123
Dolichoderus Lund.
D. quadripunctatus L., vierpunktierte Ameise. Auf Bäumen, be-
sonders in südmährischen Obst- und Weingärten (Branowitz,
Klentnitz, Frain, Hardegg), selten im Walde (Schreibwald);
alte Apfelbäume werden bevorzugt; Nesteingang in den
Sprüngen und Löchern der Bäume.
Myrmicidae.
Formicoxenus Mayr.
F. nitidulus Nyl, glänzende Gastameise. Aus einem Nest der
Formica rufa rufa auf den Pollauer Bergen gesiebt.
Tetramorium Mayr.
T. caespitum IL., Rasenameise. Kommt hier im Typus (caespitum
sm) im ganzen Gebiete vor und ist nächst Lasius
niger die häufigste Art in offenem Gelände (Berghänge,
Feldwege, Bahndämme und Wiesen), selbst in Spalten von
Mauern und Gehsteigen in Brünn. An den trockensten
Orten mit dürrem Gras am häufigsten; hier haust sie in
Erdnestern mit oder ohne Deckstein; zur Zeit längeren
Regens wirft sie um die Eingangsöffnung der rein minierten
Nester einen „Krater“ auf, bei Nestern unter Steinen werden
letztere mit Erde umgeben. Auf feuchten Wiesen baut sie
Kuppelnester. Im Juni und Juli zahlreiche Geschlechtstiere.
Leptothorax Mayr.
L. acervorum W. Thayatal bei Freistein.
L. tuberum F. in folgenden Varietäten:
var. corticalis Schenck: Sobieschitz, Thayawiesen bei Pulgram,
gesiebt.
var. unifasciata Latr.: Schreibwald, Maydenburg, Znaim.
ar. Nylanderi Först.: Steinberg, Obrzan, Neumühl, Hardegg
var. parvulus Schenck.: Steinberg.
Meist unter Rinde besonders von Kieferstümpfen, Seltener
unter Stein und Laub; im Frühjahr häufig im Gesiebsel.
Geflügelte © S im August und September.
Myrmica Latr., Knotenameise.
M. rubida Latr. Ich erhielt 2 geflügelte 22 und 1 9, die aus dem
Altvatergebiet stammen sollen. Ich selbst traf diese größte
Myrmicaart nur in den Alpen an.
124
M. rubra L., rote Knotenameise.
1. Rasse rubra laevinodis Nyl und
2. Rasse rubra ruginodis Nyl sowie Übergänge.
Beide Rassen kommen im ganzen Gebiet häufig und an gleichen
Orten oft nebeneinander vor, da beide Feuchtigkeit und
Schatten lieben, also besonders in Wäldern und an deren
Rändern, im Ufergebüsch der Bäche und Flüsse, sowohl im
Hügelland als auch in den Auen. Ich siebte sie häufig
aus dem feuchten Laub der Auwälder. Nest gewöhnlich
unter einem Stein, manchmal in morschen Baumstrünken
(Paradieswäldchen) oder unter Moos (Autiechau); können
empfindlich stechen. Im Helenental bei Billowitz fand ich
zahlreiche laevinodis auf Blütendolden, den Nektar von
der fleischigen Blütenscheibe leckend. Flugzeit Juli, August.
M. scabrinodis Nyl. in drei Rassen mit Übergängen:
1. Rasse scabrinodis rugulosa Nyl.: bei Luggau auf einem Stoppel-
feld in reinem Miniernest.
2. Rasse scabrinodis scabrinodis Nyl.; die häufigste der scabrinodis-
Rassen (Paradieswäldchen, Kaiserwald, Schreibwald, Strzelitz,
Frain, Vöttau, Hardegg) unter Steinen an trockenen Wald-
rändern.
3. Rasse scabrinodis schencki Emery: Steinberg, Kanitzer Berg,
Hardegg, also mehr im Gebirge unter Steinen.
Messor For.
M. barbatus Emery kommt bei uns in der
Rasse barbatus structor Li. var. mutica Nyl. vor. Zerstreut im
‚ganzen Gebiet: Gelber Berg bei Brünn, Steinberg, Sobie-
schitz, Parfuß, Obrzan; Tafelberg bei Klentnitz, Schönwald,
Neuhäusel. Gewöhnlich im Erdnest mit „Krateröffnung“;
oft führt ein anderer unterirdischer Gang unter einen flachen
Stein, unter dem sich die träge Schar von 9? und 4.4. wärmt;
selten fehlt der „Krater“ ganz. Kleinste © 3:5 mm, größte
4.4. 85 mm. Hochzeitsflug im Juni und Juli.
Solenopsis Westw.
S. fugax Latr., Diebsameise. Im ganzen Gebiet verbreitet, nicht
selten. (Steinberg, Obrzan, Auspitz, Saitz, Zaisa u. a.); unter
Steinen auf sonnigen Orten in haselnußgroßen Kammern,
Er
125
gewöhnlich in Cleptobiose mit Formicaarten (rufibarbis und
sanguinea), selten mit Lasius niger und Tetramorium caes-
pitum. Reine Sol. fugax-Nester traf ich immer zur Zeit der
Geschlechtstiere an, die ziemlich spät, im September, er-
scheinen. Diese Tatsachen werden gewöhnlich damit erklärt,
daß die Diebsameise zur Züchtung der unverhältnismäßig
sroßen 22 und ZZ erst dann schreiten können, wenn die
Wirtsameisen zum Winterschlafe in die Erde sich zurück-
gezogen haben, worauf der Diebsameise auch die breiten
Gänge unbehelligt zur Verfügung stehen. Die wenigen Nach-
grabungen, die ich zur Zeit, wenn es unter dem Deckstein
von Geschlechtstieren wimmelte, vorzunehmen Gelegenheit
hatte, ergaben keine schon verkrochenen Wirtsameisen, so
daß diese Frage als nicht vollständig gelöst zu betrachten
und ein Auszug der Diebsameise oder ein Vertreiben der
Wirtsameise zur kritischen Zeit nicht von der Hand zu
weisen ist. Daß aber dabei das Erschlaffen des Ameisen-
lebens vom Vorteil ist, bleibt durch den späten Hochzeits-
flug der Diebsameise erwiesen.
Neuer Beitrag zu einer Dipterenfauna Mährens.
Von Fachlehrer Karl Landrock.
Vorliegende Arbeit ist ein neuer, wenn auch bescheidener Beitrag
zur mährischen Dipterenfauna und soll die bisher erschienenen Ver-
zeichnisse über mährische Zweiflügler erweitern und ergänzen.
Einige der hier aufgezáhlten Arten stammen wieder aus der-
Umgebung von Brünn, einige aus den südmährischen Auen und
von den Pollauer Bergen, welch letztere ich im verflossenen Sommer
des öftern besuchte. Durch eine Subvention der Kommission zur
wissenschaftlichen Durchforschung Mährens unterstützt, konnte ich
in den heurigen Ferien auch das entlegenere Gebiet der mährischen
Beskiden von Rožnau ostwárts bis an die niederschlesische Grenze
nach Zweiflüglern durchforschen und habe auch hier trotz des höchst
ungünstigen Wetters manche interessante Beobachtung gemacht und
manche für Mähren neue Art erbeutet. Soweit das mitgebrachte
Material bereits gesichtet und bestimmt ist, hat es in vorliegendem
Verzeichnisse Aufnahme gefunden.
An dieser Stelle muß ich nochmals Herrn Professor Johann
Thalhammer in Kalosza in Ungarn meinen besten Dank dafür sagen,
daß er die Freundlichkeit hatte, in selbstloser und liebenswürdigster
Weise die Determination beziehungsweise Revision einiger schwieriger
oder zweifelhafter Arten zu übernehmen. Ich habe bei allen Arten,
welche Herrn Thalhammer vorlagen, eine diesbezügliche Bemerkung.
angefügt.
Die systematische Anlage dieses Beitrages ist dieselbe wie in
meiner letzten Arbeit über mährische Zweiflügler (Beitrag zur Dipteren-
fauna Mährens, Zeitschrift des mährischen Landesmuseums. V. III, 2.),
die im Texte angeführten Abkürzungen, welche sich meist auf die
verwendete Literatur beziehen, sind ebenfalls aus dieser Arbeit bekannt.
Brünn, im November 1909. Karl Landrock.
127
Sciaridae.
Sciara distineta Staeg. — Schin. IL, p. 422.
1 2 aus dem Josefstale. 4. VI.
Sciara nervosa Mg. — Schin. IL., p. 423.
Hobitschau. 16. IV. An Fenstern.
_ Sciara analis Egg. — Schin. IL, p. 419.
In dem Vorlande des hohen Gesenkes im Grase ziemlich häufig.
Im männlichen Geschlechte an der dick angeschwollenen
Haltzange leicht zu erkenneu. 27. VIII. Gersdorf. (Mohratal.)
Mycetophilidae.
Mycetophila lineola Mg. — Schin. IL, p. 485.
Zwittatal, zwischen Adamstal und Blansko im Grase. 31. V.
Mycetophila bimaculata Fb. — Schin. IL, p. 480.
4. VI. Joseftal. An schattigen Stellen im Grase. — Die Rücken-
striemen sind ganz zusammengeflossen und lassen nur je einen
gelben Schulterfleck frei; die Flügelspitze ist deutlich braun
gesäumt.
Mycetophila fraterna Win. — Schin. II., p. 488.
3l. V. Zwittatal.
Exechia dorsalis Staeg. — Schin. IL, p. 477.
26. IV. Czernowitz.31. V. Zwittatal zwischen Adamstal u. Blansko.
Phronia nitidiventris Van. d. Wulp. — Schin. II., p. 475.
27. VIII Gersdorf. Im Grase.
Rymosia signatipes Van. d. Wulp. — Schin. IL, p. 464.
Trachter Auwälder an düsteren feuchten Stellen im Grase. 8. VI.
Rymosia domestica Mg. — Schin. IL., p. 466.
31. V. Zwittatal. Im Grase.
Docosia valida Winn. — Schin. II., p. 463.
Die Beschreibung in Schiners Fauna und in der Winnertz’schen
Monographie der Pilzmücken (Verh. d. z. b. G. Wien, 1863,
p. 806) stimmt bis auf die Färbung der Hüften; diese soll
bei vorliegender Art schwärzlich oder schwarz sein, während
sie bei meinem Stück entschieden licht ist. D. seiarina Mg.,
die gelbe Hüften hat, trägt auf dem Schildchenrand schwarze
Borstenhaare und hat eine rudimentäre Hilfsader, während
mein Tier deutlich gelbe Schildchenborsten besitzt und einen
in die Randader mündenden Vorderast der ersten Längsader
aufweist. — 31. V. Zwittatal. Im Grase.
128
Ooelosia flava Staeg. — Schin. IT., p. 461 unter den europäischen
Arten angeführt. Win. Verh. d. z. b. G. 1863, p. 797.
Czernowitz. 4. VI. — Trachter Auen. 8. VI. Im Grase.
Sciophila ornata Mg. — Schin. IL., p. 444.
Nur 22. Gersdorf 24. VII. Im Grase.
Sciophila limbata Win. — Schin. Il, p. 443.
An einem Waldbache bei Hobitschau. 5. IX.
Sciophila trilineata Zell. — Schin. Il, p. 445.
5. IX. Mit der vorigen Art an derselben Stelle.
Seiophila fimbriata Mg. — Schin. II., p. 446.
Aus dem Josefstale. 4. VI.
Sciophila hyalinata Mg. — Schin. Il. p. 443.
4. VI. Josefstal an schattigen Orten. Die Basis der vierten
Hinterrandsader liegt nur wenig vor der Basis der dritten
Längsader; das Zellchen ist fast rechteckig.
Macrocera fasciata Mg. — Schin. II., p. 432.
In den Vorbergen des Gesenkes. 27. VIII. Im Grase.
Mycetobia pallipes Mg. — Schin. IL, p. 427.
1 2 auf gefälltem Holze aus dem Josefstale. 4. VI.
Platyura marginata Mg. — Schin. IL., p. 436.
1 G aus dem Josefstale. 31. V.
Platyura unicolor Staeg. — Schin. IL, p. 437.
Kathreinertal, im Grase. 31. V.
Dynatosoma fuscicornis Mg. — Schin. II., p. 492.
Zwittatal bei Blansko. 31. V.
Bibionidae.
Scatopse pulicaria Lw. — Schin. IL, p. 351.
Steinmühle. 4. V. Im Grase.
Rhyphidae.
Rhyphus fenestralis Scop. — Schin. II., p. 495.
Auf Fenstern. Rožnau, Schutzhaus auf dem Radhost, Ostrawitza-
tal. VIII.
Rhyphus punctatus Fb. — Schin. II., p. 495.
Beczwatal bei Rožnau an einem Wassergraben. 7. VIL.
Tipulidae.
Ephelia marmorata Mg. — Schin. IL, p. 550.
Rožnau. 7. VIII. An einem Wassergraben.
129
Ephelia miliaria Egg. — Schin. IL., p. 550.
Roznau. 7. VIII. An derselben Stelle.
Poecilostola pumetata Mg. — Schin., p. 552.
2 44 an sumpfigen Stellen des Obratales. 24. IV.
Ptychoptera contaminata L. — Schin. II., p. 497.
1 Z aus den Auwäldern bei Tracht. 12. IX.
Ptychoptera paludosa Mg. — Schin. IL., p. 497.
Czernowitz, Adamstal. V. An feuchten, buschigen Stellen.
Pachyrhina histrio Fb. — Schin. IL., p. 507.
1 S aus Hobitschau. In feuchten Wiesen, 6. VII.
Pachyrhina analis Schum. — Schin. II., p. 505.
1 G aus dem Vorlande des mährischen Gesenkes. VIII.
Pachyrhina quadrifaria Mg. — Schin. IL, p. 505.
1 S aus der Au bei Czernowitz. 5. VI.
Pachyrhina lumulicornis Schum. — Schin. II., p. 505.
Rožnau. 7. VIII. — Beczwatal. 8. VIII. An Wassergräben.
Tipula varücornis Schum. — Schin. IL, p. 504 als Pachyrhina
annulicornis Mg. angeführt. Vergl. W. E. Z. 1889, p. 213.
4. VI. Josefstal, im Grase.
Tipula lutescens Fb. — Schin. II., p. 510.
1 2. Auf dem Fenster des Schutzhauses (Einsiedelei) auf dem
Radhost. 13. VIII.
Tipula excisa Schum. — Sein. IL, p. 515.
Ich fand diese Art schon im Vorjahre auf dem Kamm des
Altvaterstockes massenhaft auf niederem Gebüsch. Heuer
traf ich sie ebenso häufig auf dem Radhostrücken. 13. VIII.
Tabanidae.
Tabanus tropicus Mg. — Schin. L., p. 31.
24. V. Billowitz. — Det. Talhammer.
Tabanus rusticus Fb. — Schin. I., p. 32.
Die Art, welche ich in den Wiesen von Hobitschau in Menge
gefangen habe, traf ich heuer vereinzelt auch in der Au von
Czernowitz auf Dolden von Anthriseus. 14. VI.
Tabanus plebejus Fall. — Schin. L, p. 31.
2 22 und 1 Z aus den Wiesen von Hobitschau. Auf Dolden
von Daucus. 6. VII.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 1. 9
130
COhrysops quadratus Mg. — Schin. L, p. 41.
Ich traf diese Art heuer zum ersten Male in Menge in der Au bei
Czernowitz. Die Fliegen verfolgten mich fortwährend und die
meisten Stücke fing ich von meinen Kleidern weg, doch sind
sämtliche gefangenen Exemplare Weibchen. 14. VI.
Leptidae.
Leptis annulata Deg. — Schin, L, p. 175.
4. VI. Josefstal. Mein Stück ist 11 9% lang, hat ganz graue
Brustseiten ünd Hüften und auch das Schildehen ist grau.
Alle Schenkel und Schienen sind gelb, nur die Tarsen sind
verdunkelt. Das Randmal ist nur als blaßgelblicher Schein
vorhanden.
Leptis lineola Fb. — Schin. L, p. 174.
Roënau. 7. VIIL An einem Wassergraben.
Asilidae.
Holopogon nigripennis Mg. — Schin. L, 130.
Vom Kamm der Pollauer Berge in dürrem Grase. 5. VL
Laphria fuliginosa Panz. — Schin. I. 189.
1 2 aus Gersdorf auf gefälltem Holze. Die Art ist überall mit
einer dichten Behaarung versehen.
Laphria ephippium Fb. — Schin. L, 138.
1 3 aus dem Lomnabachtal (Aufstieg auf den Radhost) 12. VIII.
Auf gefälltem Holze. Sehr selten.
Bombylidae.
Lomatia Sabaea Fb. — Schin. L, p. 47.
Diese prächtige Art traf ich im vergangenen Sommer in einem
Holaschlage der Trachter Auen auf Achilleablüten ziemlich
häufige.
Lomatia Atropos Egg. — Schin. I, p. 48.
1 2 vom Südabhang der Pollauer Berge. Zwischen. Steingeröll
im Grase. 5. VIL
Lomatia Lachesis Egg. — Schin. I, p. 47.
1 SX. à. VII. Von demselben Standorte.
Bombylius fimbriatus Mg. — Schin. L, p. 61.
22. V. Obratal. 4. VL Josefstal Auf Blumen. Der Fleck in der
ersten Hinterrandzelle ist durch einen blaßbräunlichen Schatten
mit der andern Flügelzeichnung verbunden. Det. Thalhammer.
131
| | Empidae.
> Rhamphomyia hybotina var. alpina Strobl.
1 Exemplar aus dem Obratale. 25. V. Im Grase. Det. Thalhammer.
> Rhamphomyia serpentata Lw. — Schin. I., p. 100.
| Auf dem Kamm des Radhostrückens. 13. und 14. VIII. Die
| Tiere schweben im Abendsonnenscheine über Gebüsch. Ich
fing zahlreiche Stücke, doch nur ZZ.
| Rhamphomyia tenuirostris FI, — Schin. I., p. 99.
| Beide Geschlechter aus Gersdorf an der Mohra. Im Grase. 18. VII.
> Rhamphomyia tibialis Mg. — Schin. L., p. 98.
| 2 22 aus Billowitz. 17. V. (Tal gegen Ricmanitz.) Im Grase.
Rhamphomyia plumifera Zett. — Schin. I, p. 101.
1 2 aus der Au bei Czernowitz. Im Grase. 19. V. Det. Thalhammer.
_ Rhamphomyia discoidalis Pok. — Fehlt in Schiner.
| 1 2 vom Uhustein (Altvatergebirge). 9. VIII. Det. Thalhammer.
- Empis nigricans Mg. — Schin. L, p. 104 als E. rustica Fall.
| Bestimmt nach der Tabelle von Albert Kuntze, Zeitschr. für
| Hym. u. Dipt. 1906, p. 209.
| 2 22 und 1 J aus dem Kathreinertale. 31. V.
- Empis pilosa Lw. — In Schiner nicht enthalten.
Vergl. Loew., B. E. Z. 1867, p. 9 — Tabelle von Kuntze,
1 Zeitschr. für Hym. und Dipt. 1906,
k 2 22 1 J von der Kozihora (bei Brünn). 15. V. Im Sonnen-
| scheine schwebend.
Hilara matrona Hal. — Schin. L, p. 113.
| 18. VIIL Mohratal bei Gersdorf, Det. Thalhammer.
Hilara diseolor — Fehlt in Schiner.
18. VIIL Im Grase einer Waldwiese bei Gersdorf. Det. Thal-
| hammer.
Hilara longivittata Zett. — Schin. I., p. 116. Unter den europäischen
Arten..
Mit der vorigen Art. 10., 14. und 18. VIII. Det. Thalhammer.
Hemerodromia praecatoria FI. — Schin. L, 83.
Ein Pärchen aus dem Gesenke. Im Grase an einem Wasser-
graben. — 1 Exemplar fing ich heuer auch im Beczwatale
bei Rožnau. 8. VILI. — Das dunkle Randmal ist rund, das
3. Fühlerglied geht in einen langen Griffel aus. Vergl. Mik.,
W. E. Z 1882, p. 39 und Loew., W. E. M. 1864, p. 237.
94
132
Hemerodromia unilineata Zett. — Schin. I, p. 83 nur unter den
deutschen Arten angeführt (Schlesien).
2 Exemplare aus dem Zwittatal, zwischen Adamstal und Blansko,
31. V. Im Grase. Diskoidalzelle fehlt, Rückenschild mit einer
Strieme, Schildchen samtschwarz. Vergl. Loew. W. E. M.
1864, p. 237.
Leptopexa flavipes Mg. — Schin. I, p. 82.
An einem morschen Baume in der Trachter Au. 6. VI.
Synamphotera pallida Lw. — Fehlt in Schiner. Vid. Loew, Beschr.
europ. Dipteren, B. IL, p, 253.
Ich fing diese Art im Vorjahre und auch heuer wieder an einer
einzigen Stelle des Zwittatales bei Adamstal in mehreren
Stücken und in beiden Geschlechtern. 28. u. 31. V. Det.
Thalhammer, — Im Geäder dieser Art kommen häufig Ab-
weichungen und Unregelmäßigkeiten vor. So fehlt einigen
Stücken die Gabel der 3. Längsader oder ist wenigstens
unvollständig; andere Stücke haben doppelte Queradern.
Drapetis moriella Zett. — Schin. I. p. 96 als flexuosa Loew. unter
den deutschen Arten angeführt. (Schlesien, um Posen.) Vergl.
W. E. Z. 1904, p. 143.
1 Exemplar aus den Trachter Auen. 12. IX. — Die allerdings
kurze Beschreibung in Schiner I, c. stimmt ganz genau; sehr
charakteristisch ist die deutlich wellenförmig geschwungene
4 Längsader.
Drapetis setigera Lw. — Schin. I, p. 96.
Im ersten Frühlinge auf dürrem Laube, Tracht, Hobitschau.
31. IIL, 12. V. Det. Thalhammer.
Tachydromia fulvipes Mg. — Schin. I., p. 89 bei Platypalpus.
Bestimmt nach der Tabelle von Frey, Zeitchr. f. Hym. u.
Dipt. 1907, p.407. (I. Gruppe.) — 1 S aus Hobitschau. 6. VII.
Tachydromia lutea Mg. — Schin. I, p. 91.
22. V. Obratal. Im Grase. — Tabelle von Frey.
Tachydromia pallipes Fll. — Schin. L, p. 90.
1 2 aus Gersdorf im Grase. 20. VII. — Tabelle von Frey.
Tachydromia ciliaris FIL — Schin. I, p. 90.
Czernowitz. 4. VI. Im Grase.
Chelipoda mantispa Panz. — Schin. I, p. 86 als Phyllodromia und
nur unter den deutschen Arten angegeben.
Trachter Auen. 6. VI. — Diskoidalzellefehlt, 4. Längsader gegabelt.
133
Dolichopidae.
Psilopus longulus Fll. — Schin. L.,p. 182 unter den europäischen Arten.
1 Exemplar aus den Trachter Auen. 29. VI. — Det. Thalhammer.
Dolichopus nubilus Mg. — Schin. I, p. 215.
4. VII. Trachter Auen. — Det. Thalhammer.
Dolichopus griseipennis Stann. — Schin. L, p. 218.
Von demselben Standorte. — Det. Thalhammer.
Dolichopus arbustorum Stann. — Schin. I., p. 220.
Nur dd. Trachter Auen. 4. VIII. — Gersdorf 29. VIII. — Det.
Thalhammer.
Dolichopus excisus Lw. Schin. I., p. 215.
1 S aus den Trachter Auen. 12. IX. — Außenlamellen des
Hypopygiums sehr schmal schwarz gerandet.
Dolichopus Meigenii Loew. — Schin. I., 214.
In beiden Geschlechtern aus dem Obratale bei Schöllschitz. 22. V.
Dolichopus simplex Mg. — Schin. I, p. 220.
Trachter Auen. Im Grase.
Gymnopternus aerosus Mg. — Schin. I, p. 210.
3 44 aus dem niederen Gesenke (bei Gersdorf). 10. u. 11. VII.
— Det. Thalhammer.
Gymnopternus germanus W. — Schin. L, p. 207.
8. VIII. Gersdorf. — Det. Thalhammer.
Gymnoplernus metallicus Stann. — Schin. I., p. 210.
Czernowitz. 5. VI. — Tracht. 20. VI. — Det. Thalhammer.
Chrysotus cupreus Macq. — Schin. L, p. 185.
Umgebung von Brünn. — Det. Thalhammer.
- Argyra elongata Zett. — Schin. I., p. 191. unter den europäischen
Arten.
Obratal bei Střelitz. 25. V. — Det. Thalhammer.
Porphyrops micans Mg. — Schin. I., p. 197.
1 4.20. VI. Hobitschau, auf Schlamm. Seltener als P. spinicoxa,
in deren Gesellschaft die Art gefangen wurde.
- Porphyrops elegantula Mg. — Schin. I., p. 199 nur unter den deutschen
Arten. (Glogau, Hamburg.)
1 weibliches Stück dieser prächtigen, großen Artaus den Trachter
Auen 4. VII. — Det. Thalhammer.
- Syntormon pallipes Fll. — Schin. I., p. 192.
1 2. 25. VII Aus dem Gesenke. — Det. Thalhammer.
o Ze
134
Medeterus tristus Zett. — Schin. IL, p. 238 unter den deutschen
Arten. (Glogau.)
Hobitschau. 9. V. — Obratal. 26. V. Im Grase. Det. Thalhammer.
Hydrophorus praecox Lehn. — Schin. I. p. 230 als H. inaequalipes
Vid. Kowacz, W. E. Z. 1884, p. 49.
17. VII. Hobitschau. — 2. VIII. Tracht. Die Fliegen saßen
auf der Wasserfläche von Pfützen in solchen Mengen, daß
der Wasserspiegel einen graugrünlichen Schimmer aufwies.
Campsicnemus armatus Zett. — Schin. I, p. 235 nur unter den
deutschen Arten angegeben (Greifswald).
Ein Pärchen aus Gersdorf. Im Grase an einem Waldbache,
28. VII. — Die Mittelschienen tragen unten eine Borstenreihe,
die Mittelschienen sind etwas gedreht und besonders im
unteren Teile lang und abstehend behaart, Vorderhüften gelb.
Phoridae.
Phora Meigeni Beck. — Schin. II., p. 337.
Obratal. 19. VI. — Hobitschau.® VE
Phora lutea Mg. — Schin. II., p. 343.
Czernowitz. 16. V. — Det. Thalhammer.
Phora cubitalis Beck. — Fehlt in Schiner.
-8 VI. Tracht. Auf dürrem Laube unter Gebüsch. — Det. |
Thalhammer.
Phora femorata Mg. — Schin. II., p. 339.
1 Exemplar aus den Trachter Auen. 4. VI.
Phora crassicornis Mg. — Schin. II., p. 344.
4. VI. Von demselben Standort wie die vorige Art. Die erste
der schwachen Längsadern ist fast ganz gerade. )
Phora pygmaea Zett. — Schin. IL, p. 344.
Aus dem Morbeser Wäldchen. 3. V. Im Grase.
Phora abbreviatta v. Ros. Def. — Schin. II., p. 344.
1 2. 20. VI. Auf Blättern. Trachter Auen. Die Bemerkung
Schiners I. c. „Bei uns ziemlich häufig“ scheint auf unsere
Verhältnisse nicht zu passen.
Pipuncalidae.
Pipunculus semifumosus Kow. — Fehlt in Schiner. — Vergl. Becker,
i B. E. Z. 1897, p. 98.
Beide Geschlechter vom Kamm des Radhostrückens. 13. VIII.
:
135
Pipunculus furcatus Egg. — Schin. I., p. 246.
1 ©. 4. VI. Aus dem Josefstale. — 4. Lángsader gegabelt.
Auf einem Flügel hat mein Tier eine überzählige Querader;
vor der kleinen Querader steht nämlich noch eine Querader,
so daß über der Diskoidalzelle ein längliches Rechteck erscheint.
Pipunculus fuseulus Zett. — Schin. I., p. 247. Unter den deutschen
Arten. (Glogau.)
30. IX. Czernowitz. Aufsonnbeschienenem Gesträuch von Humu-
lus. Hypopygium ohne Spalte, ziemlich groß, Randmal nicht den
ganzen Raum zwischen den beiden Längsadern einnehmend.
Verrallia villosa Ros. — Fehlt in Schiner. — Vergl. Becker, B. E.
71897. == Mik WI Hm. 2.1899, p. 137.
12. VI. Czernowititz, auf Blättern. Die vierte Längsader ist
auf einem Flügel nicht gegabelt, auf dem andern zeigt sich
eine schwache Gabelung, die vier Vorderschenkel sind höcker-
los, die Partie an den Schultern ist grau.
Syrphidae.
Xanthogramma ornata Mg. var. dives Rond.
Obratal. 22. V. Mit der Stammform, auf Dolden häufig.
Syrphus diaphanus Zett. — Schin. I, p. 310.
1 2 aus dem Josefstale. 4. VI. — Die Fühler sind ganz schwarz,
die Stirne nur auf dem Scheitel schwarz, die Beine, auch die
Hüften, ganz gelb.
Platycheirus seutatus Mg. — Schin. I, p. 295.
1 Z. 22. V. Aus dem Obratale. Lag Herrn Thalhammer zur
Revision vor. :
Die Vorderbeine sind so gebildet, wie es Schiner I. c. angibt.
An den Mittelbeinen sind die Schenkel unterseits dicht be-
haart, die Mittelschienen im letzten Drittel etwas gebogen
und an der Außenseite mit einer aus schütteren braunschwarzen
Haaren gebildeten Haarflocke versehen. Die Mittelhüften
tragen ein dornartiges nach vorn gerichtetes Gebilde, das am
Grunde durchscheinend gelb, an der verdickten, knopfartig
erweiterten Spitze schwarz ist. Von dieser eigentümlichen
Bauart der Mittelbeine erwähnt Schiner in seinem Werke
nichts, sagt aber „auch in der Färbung und Gestalt der
Beine dem albimanus gleichend“. Bei dieser Art heißt es
aber p. 294: „Mittel- und Hinterbeine einfach.“
136
Chilosia fasciata Schin. Egg. — Schin. L., p. 284.
Czernowitz. 25. IV. Selten.
Chilosia vulpina Mg. — Schin. L, p. 282.
1 Pärchen aus den Trachter Auen. Auf Anthriscusdolden .
4. und 6. VW].
Chilosia proxima Zett. — Schin. I., p. 282.
Von demselben Standort wie die vorige Art. 12. V. Det.
Thalhammer.
Ohilosia pigra Lw. — Schin. I. p., 275.
Mohrathal bei Gersdorf auf Dolden von Heracleum. 19. VIII.
Lag Herrn Thalhammer zur Revision vor.
Chilosia flavicornis Fb. — Schin. I., p. 285.
24. IV. Obratal. Die Fliegen (nur SS) schwebten im Sonnen-
scheine um blühende Salixarten.
Eriožona syrphoides FI. — Schin. L, p. 299.
Ich fing diese schöne Fliege heuer zum ersten Male auf dem
Abhange des Jawornik (bei Frankstadt) auf Gebüsch. 11. VIII.
Rhingia rostrata L. — Schin. I, p. 926.
8. VIII. Beczwatal bei Rožnau auf Gebüsch. Vereinzelt.
Eristalis horticola Deg. — Schin. I., p. 336.
1 2 aus dem Rokitnatale (bei Frankstadt) auf Lysimachia-
blüten. 10. VIII.
Mallota fusciformis Fb. — Schin. I, p. 343.
1 © aus den Trachter Auen. Auf blühendem Rhamnusgesträuch.
1. V. Das Tier sieht auf den ersten Blick einer Mooshummel
sehr ähnlich, gleicht auch gewissen Färbungsvarietäten von
Merodon equestris, ist jedoch von letzgenannter Art durch
den Gesichtsbau und das fast viereckige und kurze dritte
Fühlerglied sicher zu unterscheiden.
Mallota megilliformis Fall. — Schin. IL., p. 343.
1 S. 4 VL Von demselben Standorte wie die vorige Art.
Cnemodon latitarsis Egg. — Schin. L, p. 264. Vergl. Kowarz,
WE 1885. ;
2 Exemplare von der Kozihora (bei Brünn). 15. V. — Der
Vordermetatarsus ist breiter als das folgende Glied, die Mittel-
schienen haben vorn einen deutlichen Höcker.
Psarus abdominalis Fb. — Schin. L, p. 252.
Ich fing diese seltene Art in den heurigen Ferien in Hobitschau
auf einer Waldblöße auf Gesträuch. 14. VI.
o če il let
157
Chrysotoxum arcuatum var. angustifasciatum Mik. Vergl. W. K. Z.
1897, p. 115.
Die mittleren Querbinden des Hinterleibes hängen mit den
Hinterrandsbinden nicht zusammen. — 1 G aus Gersdorf.
14. VIIL
Museidae.
Agromyza frontella Rond. — Fehlt in Schiner.
4. V. Kumrowitz, Bahndamm der Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
Det. Thalhammer.
Agromyza reptans FIL. — Schin. II., p. 302.
Czernowitz. 26. V.
Desmometopa sordidum Fall. — Schin. II., p. 305. Deutsche Art.
(Aachen.)
1 Exemplar aus der Umgebung von Brünn. Det. Thalhammer.
Phyllomyza flavitarsis Mg. — Schin. IE, p. 312. Unter den deutschen
Arten angeführt. (Um Stollberg.)
1 S aus den Wäldern um Gurein. 19. V. Im Grase. Drittes
Fühlerglied sehr groß, Taster stark verlängert.
Phyllomyxa securicornis Fall. — Schin. IL, p. 312.
24. V. Hadyberg bei Brünn. Im Grase. Lag Herrn Thalhammer
© zur Revision vor.
Lobioptera palposa Zett. — Schin. II., p. 297. Unter den europäischen
Arten. (Schweden.)
Obratal. 26. V. Im Grase feuchter Wiesen. Det. Thalhammer.
Leucopis annulipes Zett. — Schin. II., p. 295.
Ostrawitzatal, Abhang des Smrk. Vereinzelt im Grase. 17. VII.
Diastata unipunctata Zett. — Schin. IL, p. 288 bei Geomyza unter
den europäischen Arten angeführt. Vergl. Loew. B. E. Z.
164. p. 357. (Tabelle.)
Im ersten Frühlinge an einem Wassergraben in der Au bei
Czernowitz. 23. IV. Det. Thalhammer.
Tryptochaeta punctum Mg. — Schin. IL, p. 289. Diastata. Vergl.
Loew. B. E. Z., 1864, p. 357.
Czernowitz. 5. V. — Obratal. 26. V. — Heuer fing ich diese
Art sehr häufig an einem Wassergraben bei Hobitschau.
VIIL—IX. Det. Thalhammer.
Leptomyxa sordidella Zett. — Schin. II. p. 282.
1 Exemplar aus den Trachter Auen. 8. VI. Im Grase. Det.
Thalhammer. ,
138
Drosophila griseola Zett. — Schin. II., p. 279.
26. IV. Czernowitz. — Lag Herrn haha zur Revision vor.
Drosophila melanogaster Mg. — Schin. IL., p. 277.
Gersdorf, über gärenden Himbeeren, in großen Scharen. 13. VII.
Det. Thalhammer.
Dieraeus obseurus Lw. — Diese Gattung fehlt in Schiner.
Obratal. 30. V. Im Grase. — Det Thalhammer.
Notiphila dorsata Stenh. — Schin. IL, p. 239. Unter den deutschen
Arten.
2 Exemplare an einem Wassertümpel nächst der Nordbahnstrecke
bei Czernowitz. Lag Herrn Thalhammer zur Revision vor.
Notiphila aquatica Beck. — Fehlt in Schiner. — Vergl. Becker,
B; „EZ pR
Czernowitz. E An area Stelle, doch weit seltener
Trimerina nigella -A — Schin. IL, p. 240.
Ich fing diese Art am 16., 17. und 18. IV. an einem Wald-
rande bei Holitschau im Grase in vielen Stücken. Erwähnens-
wert scheint mir der Umstand, daß an dieser Stelle weit und
breit kein Wasser oder sumpfiger Boden zu finden ist. Schiner
sagt I. ©. „Die Fliegen finden sich an sumpfigen Stellen.“
Clasiopa nivea Beck. — Fehlt in Schiner. — Vergl. Becker, B. E.
Z. 1896.
1 Exemplar aus der Umgebung von Brünn. Im Grase. Det.
Thalhammer.
Hydrellia fulviceps Stenh. — Schin. II., p. 248.
Aus dem niederen Gesenke. a 11. VII. Det. Thalhammer.
Ochthera mantis Deg. — Schin. IL, p. 257.
Gersdorf (Mohratal), an einem Waldbache. Vereinzelt. 29. VIII.
Parydra nubecula Beck. — Fehlt in Schiner.
Ich fing diese hübsche Art heuer in vielen Stücken an einem
Wassergraben bei Hobitschau. 17. IV und 6. IX.
Parydra litoralis Mg. — Schin. II., p. 259.
In den Vorbergen des Gesenkes an Waldbächen nicht selten.
Mohratal, Dorfteschen. 11. VIL Lag Herrn Thalhammer zur
Revision vor.
B..E.: 2: 1896.
Czernowitz. 23. IV. An sumpfigen Stellen. Det. Thalhammer.
139
Scatella sorbillans Hal. — Schin. IL, p. 265.
Auf Schlamm des Teiches bei Czernowitz im Herbste in großer
Menge. 30. IX.
Chlorops discicornis Lw. — Fehlt in Schiner. — Vergl: Loew, B.
E. Z., 1861, p. 1. Tabelle.
24. V. Hadyberg bei Brünn, im dürren Grase. Det. Thalhammer.
Chlorops Meigenii Lw. — Fehlt in Schiner. — Vergl. Loew, B. E.
Z. 1861, p. 43.
3 Exemplare aus der mährischen Schweiz. Zwittatal. 11. V.
und 4. VI. Die Flügel sind deutlich braun getrübt; die Rand-
ader reicht etwas über die dritte Längsader hinaus.
Chlorops planifrons Lw. — In Schiner nicht enthalten. — Vergl.
Loew, B. E. Z. 1861, p. 55.
Trachter Auen. 8. VI.
Chlorops geminata Mg. — Schin. II., p. 212.
Hadyberg bei Brünn. Im Grase. VI. — Hinterleib mit linien-
artigen schwarzen, den Hinterrand nicht erreichenden und
in der Mitte unterbrochenen Querbinden. Stirndreieck mit
schwarzem Fleck in der Vorderecke,
Centor myopinus Lw. — In Schiner unter Chlorops Cereris FIL IL.,
p. 216. — Vergl. Loew, B. E. Z. 1861, p. 9.
Beide Geschlechter aus dem Obratale bei Schöllschitz. 14. VI. —
Au bei Czernowitz. 12. VI. — Auch aus dem mährischen
Gesenke. Das Männchen ist durch die weißliche zottige
Behaarung der Mittelschienen und Füße sehr gut kenntlich.
_Anthracoghaga frontosa Mg. — Schin. IL, p. 216 als Cůhlorops
Scholt:ii angeführt. — Vergl. Loew, B. E. Z. 1861, p. 18.
Massenhaft auf Carexstengeln in den Trachter Auen. 10. V.
Haplegis divergens Lw. — Schin. II., p. 217 als Chlorops tarsatu
FIL — Vergl. Loew, B. E. Z. 1861, p. 24.
Tracht. 8. VI. — Stirndreieck fast die ganze Stirnfläche ein-
‚nehmend mit deutlicher Mittelrinne; Flügel glashell, dritte
und vierte Längsader deutlich divergierend.
Psila morio Zett. — Schin. II., p. 205.
Auf einem grasigen Berghang bei. Medlanko in Menge. 19. V.
Psila rufa Mg. — Schin. IL, p. 208.
4. VI. Zwittatal.
140
Psila obscuritarsis Loew. — Schin. IL, p. 205.
3 Stücke aus dem Zwittatale zwischen Adamstal und Blansko.
4. VI. — Nur 1 Exemplar zeigt deutliche braune Säumung
der. Flügeladern, bei den zwei anderen Stücken ist diese
Säumung undeutlich, doch haben alle drei Tiere dunkelbraune
Längsadern, während diese bei allen ähnlichen Arten gelblich
sind. Die Tarsen aller Beine sind stark gebräunt, das Unter-
gesicht stark zurückweichend.
Psila atrimana Mg. — Schin. II., p. 205.
1 2 aus dem Czeladnatale (Beskiden) im Grase. 15. VIII.
Loxorcera albiseta Schrank. — Schin. II., p. 198 als Lexocera
ichneumonea L. — Vergl. Loew, B. E. Z. 1858, p. 22.
Ich traf diese Art heuer in den Beskiden auf Gebüsch viel
häufiger als in der Umgebung von Brünn. Beczwatal. 8. VILI.
Calobata adusta Lw. — In Schiner nicht enthalten. — Vergl. Loew,
Revision der Calobataarten der europäischen Fauna, B. E.
71870, p: 209;
1 Pärchen aus der Au bei Czernowitz. An sehr feuchten Stellen
im Grase. 22. V. — Diese Art ähnelt der Calobata cibaria
L., doch ist die Flügelspitze deutlich gebräunt; die vom
vierten Bauchring abstehenden Lamellen sind schmal.
Mycetaulus bipunctatus Fll. — Schin. IL, p. 187.
Gersdorf. 12. VIIL
Themira Fallenii Staeg. — Schin. II., p. 183.
1 Männchen aus Billowitz, Talweg gegen Jehnitz. 23. IV. Im
Grase. Die Schinersche Beschreibung stimmt ganz genau. Das
Tier ist an dem eigentümlichen Bau der Vorder- und Hinter-
beine von allen anderen Themiraarten leicht und bestimmt
zu unterscheiden.
Trypeta ruficauda Fb. — Schin. IL, p. 132.
Heuer fing ich von dieser Art auch die Varietät a; die Vorder-
randsflecken sind viel kleiner als bei der häufigeren Varietät
b, der Mittelfleck ist nach unten ausgezogen und bildet mit
der Bräunung der hinteren Querader eine wenn auch stellen-
weise erloschene Binde.
Trachter Auen. 2. VIII. Auf Blütenköpfen von Cérsium arvense L.
Tephritis dioscurea Lw. — Schin. IL, ps 162.
Hobitschau. Im Grase an Feldrainen. VII. Det. Thalhammer.
141
Rhagoletis cerasi u. — Schin. IL., p. 121 als Spelographa.
Ich traf die Art heuer zum erstenMale häufig auf Blättern in
den mit Kirschbäumen reich besetzten Weingärten auf dem
Abhange der Pollauer Berge. 5. VI.
Lonchaea fumosa Egg. — Schin. IL, p. 90.
Obratal. 19. VI. im Grase.
Sapromyza biumbrata iw. — Schin. IL, p. 104 nur unter den
deutschen Arten angeführt.
Trachter Auen. 4. VII. und 8. VI. — Czernowitz. 12. VI.
Lag Herrn Thalhammer zur Revision vor.
Sapromyxa simplex Lw. — Schin. IL, p. 101.
Obratal. 19. VL
Sapromyza sexpunctata Mg. — Schin. IL, p. 101.
Ostrawitzatal im Grase. Häufig. 16. VIII.
Sapromy:a muscaria FIL — Schin. IL, p. 93 als Cremacantha
Hadyberg. 24. V. — Det. Thalhammer.
Ceroxys picta Mg. — Schin. IL., p. 74.
Tracht. 29. VI. — Gersdorf. 3. VIII. Lag Herrn Thalhammer
zur Revision vor.
Pteropaectria (Herina) palustris Mg. — Schin. IL., p. 78, B. E. Z.
1893, p. 122.
Hobitschau, im Grase feuchter Wiesen, Det. Thalhammer.
Renocera striata Mg. — Schin. IL, p. 51 unter den europäischen
Arten von Sciomyza angeführt.
Au bei Czernowitz. Det. Thalhammer.
Sciomyxa nigrimana Mg. Schin. II., p. 45.
Aus den Vorbergen des hohen Gesenkes, bei Gersdorf, im Grase.
Das Tier ähnelt der Se. glabricula FI., hat aber fast ganz
glashelle Flügel und die Hinterleibsbasis ist breit gelb.
Phaeomyia leptiformis Schin. — Schin. IL, p. 43.
Die Art gehört nach Girschner, E. N. 1886, p. 17 zur Unter-
gattung Lignodesia.
1 G aus dem Zwittatale zwischen Adamstal und Blansko an
einer düsteren Stelle im Grase.
Der Hauptast der ersten Längsader ist an der Spitzenhälfte
beborstet und mündet weit hinter der kleinen Querader in den
Flügelvorderrand. Die Flügel sind, wie Schiner I. c. anführt,
breiter als die aller anderen in meiner Sammlung allerdings
nur spärlich vertretenen Phaeomyiaarten.
142
Blepharoptera iners Mg. — Schin. II., p. 28 unter den europäischen
Arten angeführt.
1 2 aus der Au bei Czernowitz. 25. IX. Det. Thalhammer.
Blepharoptera caesia Mg. — Schin. II., p. 30 unter Leria angeführt.
Hobitschau, auf den Fenstern von Aborten des Schulhauses.
Lag zur Revision Herrn Professor Thalhammer vor.
Eccoptomera pallescens Mg. — Schin. II., p. 32 unter den deutschen
Arten von Leria.
Hobitschau. 1. IV. — Obratal. 20. V. An buschigen, feuchten
Stellen. Det. Thalhammer.
Helomyxa olens Mg. — Schin. IL, p. 27.
An Wassergräben im Grase. — Obratal. 26. V. — Tracht. 8. VI.
— Gersdorf. 19. VII. — Det. Thalhammer.
Helomyxa nemorum Mg. — Schin. IL, p. 28 unter den deutschen
Arten (Berlin) angeführt.
Mohratal bei Gersdorf, auf Blättern von Wasserpflanzen. 7. VIII.
— Det. Thalhammer.
Helomyza pilimana Lw. — Fehlt in Schiner. — Vergl. Czerny, W.
E. Z. 1904,°9. 199. (Tabelle)
Au bei Czernowitz. 4. VI. — Det. Thalhammer.
Amaurosoma flavipes FIL — Schin. IL., p. 11 bei Cleigastra ange-
führt. — Vergl. Becker, B. E. Z. 1894, p. 77. (Tabelle.)
Auf sumpfigen Wiesen bei Tracht sehr häufig. 12. V. und 4. VIII.
Det. Thalhammer.
Amaurosoma tibiella Zett. — Schin. II., p. 12 als Cleigastra, unter
den deutschen Arten. (Mecklenburg.) &
Mit der vorigen Art; ebenso häufig. Auch aus der Au bei
Czernowitz. — Lag Herrn Prof. Thalhammer zur Revision vor.
Norellia liturata Mg. Schin. IL, p. 7.
1 G aus der Au bei Czernowitz. 12. V.
Norellia armipes Mg. — Schin. IL, p. 6.
1 G aus der Au bei Tracht. 3. VI.
Cordylura umbrosa Lw. — Fehlt in Schiner.
Tracht. 10. V.
Atherigona varia Mg. — Schin. I., p. 669.
1 S aus der Trachter Au, im Grase. 20. VI.
Schiner sagt I. c.: Die Fliege erscheint im Frühlinge oftin Menge.
Ich trafsie heuer zum ersten Male nurin einem Stücke und suchte
die ganze Wiese vergeblich nach einem zweiten Exemplare ab.
143
Lispa melaleuca Lw. — Schin. I., p. 661.
1 männliches Stück aus den Trachter Auen, an Wassergräben.
M WE:
Calliophris riparia Fall. — Schin. L., p. 658 als Myopina.
1 Z. Auf dem Uferschlamm des Teiches bei Czerowitz. 10. X.
Myopina reflexa Rob.-Desv. — Schin. I, p. 658.
1 G Ebenda. 10. X.
Caricea alma Mg. — Schin. L., p. 663 bei Coenosia.
1 Z aus Hobitschau. Im Grase an einem Waldrande. 9. IV.
Die Queradern sind gesäumt, die Fühler an der Basis lichter,
der Hinterleib an den vorderen Ringen etwas gelb. Bestimmt
nach der Tabelle von Stein, W. E. Z. 1908, p. 1.
Coenosia tigrina Fb. — Schin. I., p. 663.
t & aus der Au bei Tracht. 12. IX.
Coenosia atra Mg. — Schin. I., p. 667 unter den deutschen Arten.
4. VI. Billowitz. — Det. Thalhammer.
Hylemyia brunnescens Zett. — Fehlt in Schiner. — Vergleiche
Stein, E. N. 1890, p. 297.
Thorax auf der vorderen Hälfte schwarzbraun, auf der hinteren
gelbbräunlich. — Czernowitz. 4. VI. — Gersdorf 25. VII.
Auf Blättern. Lag Herrn Prof, Thalhammer zur Revision vor.
Hylemyia festiva Zett. — Schin. I., p. 627.
1 S. Tracht. 6. VI. Ich fing das Tier von einem Baumstamm
weg. Die Fliege ist der 7. hilaris ähnlich, doch ist sie
bedeutend größer, die schwarze Thoraxstrieme ist gleich breit,
die Hinterleibsbinden stehen gerade über den Einschnitten
und die Fühlerborste ist dicht, aber sehr kurz behaart.
Hydrophoria anthomyica Rond. — Fehlt in Schiner.
Trachter Auen, auf Gebüsch. — Det. Thalhammer.
Phorbia cilicrura Rond. — Fehlt in Schiner.
Mohratal bei Gersdorf, auf Blättern. 25. V. Det. Thalhammer.
Chortophila varicolor Mg. —
13. IV. Ich fange diese Art schon durch mehrere Jahre hin-
durch im ersten Frühlinge in den Sandgruben bei Czernowitz
auf dürrem Grase. — Det. Thalhammer.
» Pegomyia longimana Pok. — Fehlt in Schiner. — Vergl. W. E. Z.,
| XV,
Gersdorf (Mohratal), auf Gebüsch. 29. VIII. — Det. Thalhammer.
n its
144
»Homalomyia serena FI. — Fehlt in Schiner. — Bestimmt nach der
Tabelle von Stein, B. E. Z. 1895, p. 1.
1 Z aus dem Beczwatale bei Roznau. 8. VIII.
Homalomyia manicata Mg. — Schin. I., p. 655.
1 Z aus dem Obratale. 24. IV.
Homelomyia sociella Zett. — Schin. I., p. 655.
Obratal. 19. VI. — Czernowitz. 12. VI.
Choristomma Pokornyi Stein — In Schiner nicht enthalten. Nach
Stein, B. E. Z. 1895, p. 1 gehört Choristomma zu der
Anthomyidengruppe Homalomyia. Die Fühlerborste ist deut-
lich gefiedert, die Augen des Männchens auf der Stirne breit
getrennt; beide Geschlechter haben Orbitaborsten und einen
deutlichen Flügelranddorn.
2 Exemplare aus der Au bei Czernowitz. 4. und 5. VI. Det.
Thalhammer.
Hydrotea irritans FIL. — Schin. L, p. 617.
Abhang des Jawornik unweit Frankstadt. 11. VIII. Auf Gebüsch.
Metatarsus der Mittelbeine bürstenartig behaart.
Hydrotea palaestrica Mg. — Fehlt in Schiner.
23. V. Billowitz. — 27. VIII. Gersdorf.
Spilogaster demigrans Zett. — Schin. I., p. 610. (Sp. depuncta Fl.
W. E. Z. 1901, p. 38.)
Aus der Au bei Raigern. — Lag Herrn Prof. Thalhammer
zur Revision vor.
Spilogaster simplex Wied. — Fehlt in Schiner.
Obratal. 30. V. Auf Gebüsch. — Lag Herrn Prof. Thalhammer
zur Revision vor. |
Spilogaster separata Zett. — Schin. L, p. 611,
Brünn, Augarten. — Obratal. 30. V. Auf Gebüsch. — Det.
Thalhammer. |
Spilogaster nebulosa Stein. — Fehlt in Schiner. — Vergl. Stein,
W. E. Z. 1893, p. 209.
Aus dem Mohratale bei Gersdorf, auf Gebüsch. 19. VII. Lag
Herrn Prof. Thalhammer zur Revision vor.
Spilogaster notata Fll. — Schin. I., p. 608.
Aus Tracht. Auf Blättern. 12. IX. — Schiner sagt L. c.:
„Sehr gemein...“. Ich habe sie nur vereinzelt gefangen.
Spelogaster fuscata FIL — Schin. L, p. 609.
Vom Ostabhange des Smrk, auf Fichten. 17. VIII.
145
Phorocera pumicata Mg. — Schin. L., p. 488.
1 Z aus der Steinmühle bei Brünn. 20. V. — Mein Stück hat
deutlich rotbraune Schienen.
Duponchelia segregata Rond. — Schin. I., p. 491 als Phorocera an-
geführt. Vergl. B. B., Verh. d. z. b. G. 1893, p. 481; W.
E. Z. 1892, p. 117 und 1895, p. 247.
Beide Geschlechter aus den Trachter Auen. Auf Blättern.
10. Yozund, 6. VIE,
Sisyropa excisa FIL — Schin. I., p. 462 unter Exrorista.
Steinmühle. 16. V. — Czernowitz. 29. VI. — Tracht. Auf
Blättern. Lag Herrn Prof. Thalhammer zur Revision vor.
Eutachina grandis Egg. Schin. I., p. 495 bei Baumhaueria angeführt.
— Vergl. B. B., Verh. d. z. b. G. 1893, p. 483.
Aus dem Morbeser Wäldchen, auf Blättern. 21. V. — Det.
Thalhammer. i
Thelymorpha vertiginosa Mg. — Schin. I., p. 495 bei Baumhaueria,
Tracht. 10. V. — Ich fing diese Art auch bei Medlanko auf
jungen Eichen in großer Menge. 17. V.
Admontia blanda Fl. — Schin. I., p. 534 unter Degeeria.
Mohratal bei Gersdorf, auf Gebüsch. 25. VII. — Vordertarsen
des Weibchens breit gedrückt. — Lag zur Revision Herrn
Prof. Thalhammer vor.
Chaetolyga amoena Mg. — Schin. I., p. 453 bei nemorea aufgezählt.
17. und 19. V. auf Gebüsch bei Medlanko.
Myiobia inanis Fll. — Schin. I, p. 515.
1 2 aus Hobitschau. Auf Blüten von Heracleum.
Myiobia pacifica Mg. — Schin. I., p. 515.
1 2 von demselben Standort wie die vorige Art. 6. VII. Der
Hinterleib ist ganz grau, die Taster sind an der Spitze nicht
gebräunt.
Phorichaeta cunctans Mg. — Schin. I, p. 540 bei Scopolia angeführt,
15. V. Kozihora bei Brünn, auf Lärchen.
Tryptocera latifrons Mg. — Schin. I, p. 519.
Aus der Au bei Czernowitz. Auf Blättern. 9, und 12. V. —
| Kozihora bei Brünn. 15. V.
Hypostena procera Mg. — Schin. L, p. 537.
1 G aus Hobitschau. Auf Blättern. 6. VII.
Syntomogaster delicata Mg. — Schin. I., p. 409 als nicht öster-
reichische Art angeführt.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 1. 10
146
17. und 20. V. Auf Gebüsch. Steinmühle bei Brünn. — Det.
Thalhammer.
Syntomogaster exigua Mg. — Schin. I., p. 409 unter den europäischen
Arten.
Steinmühle. 20. V. — Hadyberg. 24. V. Im Grase. — Det.
Thalhammer.
Phorantha (Hyalomyia) supcoleoptrata L. Schin. L, p. 404 unter
Alophora.
4. V. auf blühendem Rhamnusgebüsch. Steinmühle bei Brünn.
— Det Thalhammer.
Stevenia maculata FW. — Schin. I, p. 544 als Plesina.
Ich fing zahlreiche Stücke auf Baumstämmen in einem Wäldchen
bei Hobitschau. VIL—VIIL
Die Tiere fliegen nur selten vom Stamme ab, laufen aber,
sobald ihnen Gefahr droht, geschickt auf der Rinde dahin
und suchen sich in Spalten zu verbergen. Ihre Flügelfärbung
ist für sie eine gute Schutzfarbe, doch verraten die Tiere
ihre Anwesenheit durch ein Vibrieren mit den Flügeln, wie
viele Ortaliden.
Syllegoptera ocypterata Mg. — Schin. I., p. 669. Schiner zählt diese
Art zu den Antkomyinae. — Vergl. B. B. Verh. d. z. b. G.
1893, p. 462.
Aus dem Wäldchen bei Morbes, auf Gebüsch. 12. VI. — Lag
zur Revision Herrn Prof. Thalhammer vor.
Clista lepida Mg. — Schin. I, p. 549 bei Phito.
Trachter Auen, auf Gebüsch. — Det. Thalhammer.
Sarcophaga nigriventris Mg. — Schin. L, p. 572.
2 GG aus Hobitschau, auf Blüten. 6. VII.
Rhinomorinia sarcophogina Schin. — Schin. L, p. 552, bei Morimia
angeführt. — Nach B. B., Verh. d. z. b. G. 1893, p. 55 zu
Sectio Sarcophaga gehörig.
Miltogramma oestracea Fll. — Schin. I., p. 506.
Bilowitz, Kanitzer Berg (Weg gegen Ochos) auf Gebüsch. —
Det. Thalhammer.
Sphixapata punctataMg.— Schin. I.,p.507 bei Miltogramma aufgezählt.
Trachter Auen, auf Gebiisch. 5. VI. — Det. Thalhammer.
Prosena siberita Fh. — Schin. L, p. 558.
An Waldrändern bei Roznau auf Baumstämmen in großer
Menge und in beiden Geschlechtern. 7. VIII.
147
Dexia canina Fb. — Schin. I, p. 560.
Beczwatal, auf Dolden von Aeracleum. 8. VII.
Zeuxia tessellata Egg. — Schin. I., p. 565.
An derselben Stelle wie die vorige Art, doch häufiger. Beide
Geschlechter. 8. VIII.
Mesembrina meridiana L. — Schin. L, p. 583.
1 G aus dem Lomnabachtal. (Aufstieg auf den Radhost von
Frankstadt aus.) Ich fing das Tier auf einer Waldstrabe
von einem Stamme weg. Schiner sagt l. c. auf Dünger
gemein. Ich habe diese Fliege heuer zum erstenmale und
nur in einem Stücke gefunden.
Pyrellia nitida Mg. — Schin. I., p. 592. Unter den deutschen Arten
Vom Abhange des Jawornik (bei Frankstadt). Auf Blättern.
11. VIIL — Das Tier ist kleiner als die anderen Pyrellia-
arten; Rückenschild und Schildchen stahlblau, Hinterleib
grün. Das vordere Schüppchen ist klein und weiß, daß
hintere ist größer, schwarzgrau und gelb gerandet.
Cephenomyia stimulator Clark. — Schin. I, p. 395.
Vom Kamm des Pollauer Berges. Die Fliegen umschwirrten
im schnellen Fluge in der brennenden Sonnenhitze (zwischen
11—1 Uhr mittags) in Menge das auf der höchsten Spitze
des Berges stehende Holzkreuz, waren aber sehr schwer zu
fangen, da sie sich nur höchst selten zu kurzer Rast nieder-
ließen. Es glückte mir auch kopulierte Pärchen zu fangen.
5. VL 2 SS. — 5. VII. 16 Exemplare (Z und 9).
Hippoboseidae.
Stenopterix hirundinis L. — Schin. L, p. 648.
Tracht. VIII. Aus einem von Sperlingen bewohnten Schwalben-
neste.
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REDAKTION
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN
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DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
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Inhaltsverzeichnis.
Rzehak A., Der Brünner Clymenienkalk. (Mit 3 Tafeln) . . . . . . . 149
Laus Heinrich, Die naturwissenschaftliche Literatur über Mähren und
Österr.-Schlesien von 1901 (1903, 1905) bis 1910 nebst Nachträgen 223
Matouschek Franz, Bryologische Miszellen aus Mähren . . . . . . . 272
Zur Beachtung!
Da die „Mährische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin
ist sowohl der ehemaligen „K.k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be-
förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch
der späteren „K. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der
„Museumssektion der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so
sind alle Sendungen von Büchern und Zeitschriften nur an die
„Mährische Museumsgesellschaft“
(Landesbibliothek)
zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige , Historisch- ©
statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be- ©
stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte
Mährens und Schlesiens“ zu richten.
Prof. A. Rzehak,
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ZEITSCHRIFT
DES
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HERAUSGEGEBEN VON DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
REDAKTION:
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE
X. BAND
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VERLAG DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT.
DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
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Inhaltsverzeichnis.
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Schram Wilhelm, Dr., Die Porträt-Lithographien der mähr. Landes-
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Tuppy Johann, Über einige Reste der Iserschichten im Osten des Schön-
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Czižek Karl, Beiträge zur Dipterenfauna Mährens. (III. Nachtrag) .
Zdobnitzky W., Beitrag zur Ameisenfauna Mährens . . . . . . . . .
Landrock Karl, Neuer Beitrag zu einer Dipterenfauna Mährens . . . .
Rzehak A., Der Brünner Clymenienkalk. (Mit 3 Tafeln) . . . . . . .
Laus Heinrich, Die naturwissenschaftliche Literatur über Mähren und
Österr.-Schlesien von 1901 (1903, 1905) bis 1910 nebst Nachträgen
Matouschek Franz, Bryologische Miszellen aus Mähren . . . . .
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Der Brünner Clymenienkalk.
(Mit 3 Tafeln.)
Von Prof. A. Rzehak.
I. Einleitung.
Das Brünner Devon ist bis zum heutigen Tage noch immer
sehr unvollständig bekannt. Wir wissen zwar seit langer Zeit, daß
dasselbe Ablagerungen umfaßt, die man teils mit einer gewissen
- Sicherheit, teils bloß mit Wahrscheinlichkeit dem Unterdevon zu-
weisen kann; wir wissen ferner, daß die Hauptmasse unseres ver-
karsteten Devonkalkgebirges dem Mitteldevon angehört und daß
in diesem Kalkgebirge auch das Oberdevon vertreten ist. Eine
feinere Gliederung, wie sie in den meisten europäischen Devon-
gebieten bereits durchgeführt ist, war in unserem Devon bisher
hauptsächlich deshalb nicht möglich, weil gut erhaltene Fossilien,
die zu einer solchen Gliederung brauchbar sind, fast gänzlich fehlen.
Wenn Reichenbachs „Lathon“ und die roten Quarzkonglo-
merate, Arkosen und tonigen Sandsteine der Umgebung von Brünn
(Roter Berg, Gelber Berg, Babylom) wirklich dem Unterdevon an-
gehören, dann müssen wir schon mit Rücksicht auf die durchaus
abweichende Fazies des Mitteldevons eine Lücke in den Ablage-
rungen annehmen; ein Übergang der vorwiegend kieseligen Sedimente
| des Unterdevons in die meist rein kalkigen Ablagerungen des
Mitteldevons ist bisher nicht einmal aus den Gebiete zwischen
i Petrowitz und Sloup, wo derartige Úbergangsbildungen zwischen
| dem bisher als unterdevonisch!) aufgefaßten Schieferton und den
1) Es ist meiner Ansicht nach durchaus nicht ausgeschlossen, daß das
| sogenannte „Unterdevon“ der Umgebung von Brünn nebst dem „Lathon“
| Reichenbachs eine Binnenseeablagerung und wirklich die „Old Red-Fazies“
des Unterdevons repräsentiert, während der marine Tonschiefer von Petrowitz
schon dem Mitteldevon angehört.
Zeitschrift des mähr, Landesmuseums, X., 2. 11
150
tonigen Kalkbänken des Mitteldevons am ehesten gefunden werden
könnten — bekannt geworden. Es ist auch kein einziges Fossil
bekannt, welches mit einiger Sicherheit auf die Vertretung des
unteren Mitteldevons (die Calceola-Stufe) hinweisen würde; viel-
mehr deuten die schon in den anscheinend tiefsten Partien unseres
Devonkalkes auftretenden Stringocephalenschichten darauf hin, dab
bei uns bloß der jüngere Teil des Mitteldevons entwickelt ist. Im
„Stringocephalenkalk““) tritt ähnlich wie im polnischen Mittel-
gebirge auch die lange verkannte Amphipora (in zwei Arten)
auf, die stellenweise so dominiert, daß ganze Bänke von „Amphi-
porenkalk“ entstehen; diese Amphiporenkalke gehen ohne Zweifel
bis an die Oberkante des Mitteldevons und vielleicht noch darüber
hinaus, denn sie finden sich an vielen hypsometrisch und strati-
graphisch hochgelegenen Punkten. Korallen treten sowohl in den
Stringocephalen- als auch in den Amphiporenkalken auf. Hie
und da finden sich auch vereinzelte Brachiopoden (z. B. Ortho-
thetes umbraculum, Atrypa reticularis u. a.) und Gastropoden
Murchisonia f. ind.), ohne daß es möglich wäre, diese Vor-
kommnisse zu einer schärferen Horizontierung heranzuziehen. Erst
in einem sehr hohen Niveau häufen sich am westlichen Abfalle
des Haidenbergplateaus (Hadyberg)?) die Brachiopoden so, dal man
geradezu von Brachiopodenkalken sprechen kann. Plattige,
etwas tonige, feinkörnige Kalksteine, die auf einzelnen Schicht-
flächen mit zerbrochenen Brachiopodenschalen förmlich übersät
sind, waren mir schon von früher her bekannt. Sie enthalten neben
einem feingerrippten Spiriferiden, der dem Spěrifer Verneuili
Murch. sehr nahe steht oder mit demselben identisch ist, auch
1) In einer unweit der „Schweizerhütte“ im Josefstale, also auch in einer
nur geringen Entfernung von der (anscheinend tektonischen) Granitgrenze an-
stehenden Kalksteinbank sind die Schalen zum Teil ausgewittert, so daß über
die Richtigkeit der generischen Bestimmung kein Zweifel herrschen kann.
E. Sueß hat in seinem Werke: „Die Entstehung der Alpen“ (S. 70) die großen
Schalenquerschnitte, die in unserem Devonkalk vielfach zu beobachten sind,
auf Meganteris Archiaci Vern. zurückgeführt, welche Form jedoch für das
Unterdevon bezeichnend ist, wenn sie auch in Nordspanien (Kalkstein von
Arnao in Asturien) möglicherweise bis in die unterste Abteilung .des Mittel-
devons hinaufreicht.
2) Ich habe schon wiederholt darauf hingewiesen, daß der Name „Hady“-
berg nur eine slavisierte Form der deutschen, auf alten Katastralmappen noch
vorkommenden Bezeichnung „Haiden“-Berg darstellt. Trotzdem wird auch
in deutschen Schriften immer noch der Name „Hadyberg“ angewendet.
|
2
|
151
vereinzelte Schalen von Posidonia venusta Münster, gehören
also ohne Zweifel bereits dem Oberdevon an. In sehr ähnlichen
Kalksteinen, die jedoch viel ärmer an Brachiopoden sind, fand in
jüngster Zeit mein Assistent, Herr Dr. J. Oppenheimer, ne-
ben Posidonia venusta auch zahlreiche Schalen von Richterina,
darunter anscheinend auch R. moravica m., wodurch bereits eine
gewisse Annäherung dieser plattigen, grauen Kalke an den unge-
schichteten, schwarzen Clymenienkalk gegeben ist, da die beiden
letztgenannten Fossilien von mir bereits im Jahre 1881 aus dem
Clymenienkalk des Haidenberges namhaft gemacht!) worden sind.
Herr Dr. Oppenheimer entdeckte außerdem noch Brachiopoden-
kalke, die sich von den früher erwähnten beträchtlich unterscheiden
und in faunistischer Beziehung hauptsächlich durch zahlreiche
Productella-Schalen charakterisiert sind.
Alle diese Ablagerungen, über welche Herr Dr. Oppen-
heimer noch näher berichten wird, repräsentieren ohne Zweifel
die Unterstufe des Oberdevons. Daß bei uns auch das höhere
Oberdevon nicht fehlt, ist durch den schon im Jahre 1854 be-
kannt gewordenen Fund von Úlymema laeriguta Mstr. bewiesen
worden. Durch diesen Fund wurde der bis dahin für Kohlenkalk
gehaltene Kalkstein des Haidenberges mit voller Sicherheit als
devonisch erkannt; leider ist über die Fundstelle nichts Näheres
bekannt, ebenso ist das wertvolle Fundstück selbst verschollen; in
dem Berichte des , Werner-Vereines“ für 1854 heißt es zwar (auf
S. 37), dab Graf Egbert Belcredi das von „Herrn Süss“ (gemeint
ist E. Suess) bestimmte Fossil dem Franzensmuseum gespendet hat,
aufzufinden ist dasselbe aber nicht.
Fast drei Jahrzehnte hindurch blieb dieser Clymenienfund ganz
vereinzelt; erst wieder im Jahre 1881 stieß man bei den fort-
schreitenden Kalkgewinnungsarbeiten auf dem nördlich vom eigent-
lichen Haidenberg sich ausdehnenden, größtenteils bewaldeten Plateau
auf eine durch reichliche Einschlüsse von Clymenien ausgezeichnete
Kalksteinbank, über deren Fauna ich in den „Verhandlungen der
k. k. geol. Reichsanstalt“, 1881, S. 314f., einen kurzen Bericht
erstattet habe. |
Die Situation der Fundstätte ist recht merkwürdig. Es war
dies eine kleine, ziemlich seichte Kalksteingrube an der Kiriteiner
!) Posidonia venusta Mstr. unter dem Synonym Avicula obrotundata
. Sandb. und Richterina moravica m. unter der Gattungsbezeichnung Cy/herina.
113
152
Straße, in der Nähe des mit 10'2 bezeichneten Kilometersteines
nördlich von der Höhenkote 447 der Generalstabskarte (1: 75.000).
Da die Grube westlich von der Straße lag, so ergibt sich, daß
hier das Oberdevon an einer Stelle liegt, an welcher man den
allgemeinen Lagerungsverhältnissen nach gerade die ältesten
Partien unseres Devonkalkes suchen würde; man trifft nämlich
von hier aus sowohl nach Norden (gegen den bis 471 m ansteigen-
den Kanitzer Berg zu) wie nach Westen (auf dem Gebirge gegen
das Zwittatal) sehr bald auf jene eigentümlichen, vorwiegend rot
gefärbten Konglomerate und Sandsteine, die wir als Unterdevon
zu betrachten pflegen, während für die mächtigen Riffkalke des
Mitteldevons gar kein Raum vorhanden ist. Offenbar ist hier das
Mittel- und Oberdevon zum größten Teile an Brüchen (der „Mo-
krauer Verwerfung“ von F. E. Suess) versenkt und die lokale Er-
haltung der höheren Partien des im nördlich angrenzenden Gebiete
(Kanitzer Berg) gänzlich abgetragenen Devonkalkes ebenfalls auf
diese Versenkung zurückzuführen. Wie ich schon in dem oben
zitierten Berichte bemerkt habe, handelt es sich hier um ein Ge-
stein, welches man „im wahrsten Sinne als Clymenienkalk
bezeichnen kann“. Es ist ein schwarzer, dichter, sehr bitumen-
reicher Kalkstein, der von einzelnen weißen Kalzitadern durch-
zogen und mit verschiedenen Fossilien, insbesondere Clymenien,
reichlich durchsetzt ist (vgl. die Abbildung Fig. 1 auf Taf. I).
Auch der Erhaltungszustand der Fossilien ist ein solcher, daß
man den Brünner Clymenienkalk gewiß zu den schönsten Vor-
kommnissen dieser Art zählen kann. Trotzdem dieser Clymenien-
kalk nicht bloß in meiner früher zitierten Notiz, sondern auch in
den Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebung von
Brünn von Makowsky und Rzehak (Verhandl. des naturf. Ver.
in Brünn XXII, 1883, S. 187) beschrieben erscheint, blieb er merk-
würdigerweise fast gänzlich unbeachtet. In F. Frechs schöner
Studie über „Die paläozoischen Bildungen von Cabrieres‘‘ (Zeitschr.
d. deutschen geol. Ges. Berlin, 1887, XXXIX) wird eine Über-
sicht über die Verbreitung des oberen Oberdevons gegeben, des
Brünner Clymenienkalkes jedoch nicht gedacht, obzwar dieser
schon durch seine geographische Position zwischen den altbekannten
Vorkommnissen der Grafschaft Glatz und jenen der nördlichen
Steiermark eine gewisse Beachtung verdient. Auch in Frechs
Abhandlung: „Über devonische Ammoneen“ (Beiträge zur Paläont.
155
und Geol. Österr.-Ungarns und des Orients, 1902, XIV) sowie in
der „Lethaea palaeoxoica“ wird man irgend eine Angabe über
den Brünner Clymenienkalk vergeblich suchen. In F. Toulas
„Lehrbuch der Geologie“ (2. Aufl, Wien 1906, S. 263f.) wird
bemerkt, daß bei Brünn die unterdevonischen Tonschiefer und
Sandsteine von „höhlenreichen Kalksteinen des mittleren (Eifeler
Kalk) und obersten Devonkalks (Kramenzel)“ überlagert werden,
der Clymenienkalke wird jedoch keine Erwähnung getan. In
E. Kaysers ausgezeichneter „Formationskunde“ (3. Aufl. 1908)
wird vom mährischen Devon überhaupt nur der „Stringocephalen-
kalk“ vom Rittberg bei Olmütz genannt.
Allerdings waren die bisherigen Angaben über unseren Clyme-
nienkalk ziemlich dürftig. Es wurde leider versäumt, die Fundstätte
unmittelbar nach der Entdeckung auszubeuten; später waren Auf-
. sammlungen durch Verschüttung der Grube nicht mehr möglich.
Die letztere überzog sich binnen wenigen Jahren mit einer ziem-
lich üppigen Pflanzendecke, so daß man heute an der ursprüng-
lichen Fundstätte, trotzdem sie seinerzeit auf der Generalstabs-
karte (1:25.000) genau verzeichnet wurde, nicht einmal einzelne
Rollstücke des Clymenienkalkes sammeln kann.
Meine durch mehrere Jahre hindurch fortgesetzten Bemühungen,
die an der ursprünglichen Lagerstätte allerdings bloß etwa 0°5 m
mächtige Bank von Clymenienkalk an anderen Stellen des Haiden-
bergplateaus aufzufinden, waren bis jetzt erfolglos; immerhin
konnte ich jedoch hierbei eine Reihe von Beobachtungen machen,
die für die Kenntnis unseres Devons, und zwar insbesondere des
bisher so wenig bekannten Oberdevons, nicht ganz bedeutungslos sind:
Selbstverständlich wurde zunächst die Umgebung der Fund-
stätte vom Jahre 1881 gut abgesucht. Hier muß der Clymenienkalk
zutage getreten sein, denn einzelne Stücke des Gesteins, die in
der Sammlung der deutschen technischen Hochschule aufbewahrt
werden, lassen deutlich die Wirkung der Verwitterung erkennen;
es ist meiner Ansicht nach sehr wahrscheinlich, daß hier der
Clymenienkalk schon viele Jahrzehnte früher durch den Stein-
bruchbetrieb bloßgelegt wurde und daß die Funde vom Jahre 1854
ebenfalls von dieser Stelle stammen.
Desgleichen stammt ein in der Sammlung des geologischen
Instituts der k. k. Universität in Wien aufbewahrtes Stück Cly-
- menienkalk meiner Ansicht nach von dieser Fundstätte, trotzdem
154
der Ort Ubetz bei Ochos als Fundort angegeben ist. Das frag-
liche Stück stimmt in jeder Beziehung mit dem typischen Cly-
menienkalk des Haidenbergplateaus überein und wurde seinerzeit
durch den damaligen Gymnasialdirektor Schulrat Dr. K. Schwippel
der oben erwähnten Sammlung übergeben. Herr Schulrat Schwippel
hat jedoch, wie er mir freundlichst mitteilt, das betreffende Stück
nicht selbst gefunden, sondern von einem Bauer „aus der Umge-
bung von Lösch“ (wohl aus Ubetz, welcher Ort annähernd 6 km
NNW von Lösch und etwa 25 km NW von der Clymenienkalk-
fundstätte am Haidenbergplateau entfernt ist) erworben.
Ich fand in der nächsten Umgebung der ehemaligen Grube
einzelne Stücke von schwarzem Kalkstein, der sich von dem Cly-
menyenkalk durch einen beträchtlichen Tongehalt und durch Ein-
schlüsse von Brachiopoden (darunter ein großer, derb skulptierter
Productus, der an gewisse karbonische Formen gemahnt) unter-
scheidet. Andere, leider fossilfreie Stücke von dichtem, schwarzem
Kalkstein sind von Bändern eines schwarzen Hornsteins durch-
zogen, ein Vorkommen, das mir aus dem sicheren Mitteldevon nicht
bekannt ist; die Hornsteinlagen schwellen mitunter bis zu einer
Mächtigkeit von 9cm an, so daß man Handstücke von reinem
Hornstein herausschlagen kann. Solche, schwarzen Hornstein
führende Kalkbänke kommen auch in der unmittelbaren Umgebung
der „Kleidowka“ vor; man sieht sie — besonders deutlich nach
einem Regen — neben der Straße anstehen. Ich fand ferner —
wenn auch in dünneren Schnüren — dunkle Hörnsteine in den
Kalksteinen östlich von der Straße Lösch-Ochos. Einzelne lose
Kalkstücke enthalten hier verschiedene Brachiopoden, darunter
einen Spirifer, der sich vom Spirifer Verneuili kaum trennen
läßt; es scheint demnach, daß die Unterstufe des Oberdevons auch
hier vertreten ist. Dafür scheint auch ein kleiner Trilobit zu
sprechen, den ich nicht weit von dem Brachiopoden führenden
dunklen Kalkstein auf einem losen, abgewitterten Stück von hell-
grauem, tonigem Kalkstein aufgefunden und in der Sitzung des
naturforschenden Vereines in Brünn vom 9. Juni 1909 als eine
der Gattung Proötus nahestehende Form bezeichnet habe. Nach
einer Mitteilung des Herrn Dr. R. Richter in Frankfurt a. M.,
dem ich über sein Ansuchen mein sämtliches Trilobitenmaterial
aus dem mährischen Devon zu Studienzwecken geliehen habe,
dürfte es sich bei dem erwähnten Trilobiten um die neue Gattung
155
Drevermannia Richter handeln, die bisher nur aus dem Ober-
devon bekannt ist.
In einer kleinen, ebenfalls östlich von der Lösch-Ochoser
Straße gelegenen Grube sah ich eine schöne, doppelte Knickung
der gut geschichteten, vielfach an die „Hieroglyphen“ der Flysch-
ablagerungen gemahnende Wülste tragenden Kalksteine, die zum
Teil als eigentümliche „Knollenkalke“ entwickelt sind. Solche
Partien zerfallen in situ zu Knollen, die wie verwitterte Roll-
stücke aussehen, jedoch mit einer tonigen Hülle umgeben ‚sind.
Mit den Kiriteiner Knollenkalken, die gewöhnlich mit dem west-
phálischen „Kramenzel“ Bereichen und zum Oberdevon gerechnet
werden, haben die in Rede stehenden Kalksteine gar keine Ähn-
lichkeit. Sie unterscheiden sich aber auch von den sehr merk-
würdigen „Knollenkalken“, die in einer Lage von wechselnder.
Mächtigkeit am westlichen Gehänge des Haidenberges, und zwar
in dem durch den Betrieb der am Fuße des Berges errichteten
Zementfabrik sich rasch vergrößernden Steinbruche, aufgeschlossen
waren. „Schieferige Knollenkalke“ erwähnt Prof. Dr. F. E. Suess
in seiner Studie: „Aus dem Devon- und Kulmgebiete östlich von
Brünn“ (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst., 55. Bd., 1905, S. 31);
er fand sie im „westlichsten Vorsprunge des Kalkgebietes am Hady-
berge, und zwar in einem am Waldrande im Gehänge über der
Zwittawa gelegenen Steinbruche“ und identifiziert sie mit dem Cly-
menienkalk, indem er die einzelnen Knollen als „in der Regel bis
zur völligen Unkenntlichkeit zerdrückte Clymeniensteinkerne“ erklärt.
Mit dem eigentlichen Clymenienkalk dürfen jedoch diese schiefe-
rigen Knollenkalke auf keinen Fall identifiziert werden, da der
erstere nicht schieferig ist und die Clymenien nicht als völlig
unkenntliche, zerdrückte Steinkerne, sondern als sehr gut erhaltene,
unverdrückte Schalenexemplare einschließt. Auch die früher er-
wähnten „Knollenkalke“ des großen Haidenberg-Steinbruches können
nicht als veränderter Clymenienkalk aufgefaßt werden; die „Knollen“
sind hier zwar meist von einer Rinde von weiljem, kristallinischem
Kalzit umgeben, welche möglicherweise bei flüchtiger Betrachtung
die kristallinisch gewordene Clymenienschale vorzutäuschen vermag,
während man sich bei genauer Untersuchung der „Knollen“ leicht
davon überzeugen kann, daß die Deutung derselben als Clymenien-
© steinkerne gänzlich ausgeschlossen ist. Knollenähnliche Kalk-
einlagerungen enthalten auch die deutlich geschichteten Ton-
156
schiefer, die am Südabhange des Haidenbergplateaus in einigen
Wasserrissen gut aufgeschlossen und stellenweise saiger gestellt
sind!). Auch hier können die Knollen unmöglich als verdrückte
Clymeniensteinkerne aufgefaßt werden; es handelt sich in allen
diesen Fällen um anorganogene Bildungen, die ähnlich auch in
anderen Oberdevongebieten bekannt sind.
Meiner Überzeugung nach nehmen oberdevonische Kalksteine
auf dem Haidenbergplateau (tm weiteren Sinne) einen sehr großen
Flächenraum ein. Wegen der ohne Zweifel stattgefundenen, zahl-
reichen Niveauverschiebungen und sonstigen Dislokationen kann
man jedoch durchaus nicht alle, die jetzige Oberfläche des er-
wähnten Plateaus bildenden Kalksteine ohne weiteres als oberdevo-
nisch auffassen, wie dies H. Bock („Zur Tektonik der Brünner
Gegend“, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst., 52. Bd., 1902, S. 262 £)
getan hat. Bocks Bemerkung (loc. cit. S. 264), daß der geschichtete
Kalkstein des Mitteldevons vom „ungeschichteten Riffkalk des
oberen Devons (mit Clymenia annulata)“ überlagert werde, ist
geeignet, von unserem Oberdevon und speziell von unserem Cly-
menienkalk ganz falsche Vorstellungen zu erwecken. Es ist zwar
nicht unmöglich, daß die hellgrauen Amphiporenkalke, die ich
auf dem Haidenbergplateau in geringer Entfernung von der alten
Clymenienfundstätte beobachtet habe, schon dem Oberdevon an-
gehören, da auch im polnischen Mittelgebirge Amphipora ramosa
nach Dr. G. Gürich (Verhl. der kais. russ. mineralog. Ges. zu
St. Petersburg, 1896, 32. Bd. S. 131) vereinzelt bis in das Ober-
devon hinaufsteigt; auf keinen Fall ist aber unser Clymenienkalk
als ein „Riffkalk“ und Olymenia annulata als ein Leitfossil dieses
Riffkalkes zu bezeichnen. | A
Meines Wissens ist der schwarze, dichte, bis feinkörnige,
bituminöse und durch sehr zahlreiche, wohl erhaltene Fossilien
ausgezeichnete Kalkstein, der im Jahre 1881 auf dem Haidenberg-
plateau in der Nähe des mit 10'2 bezeichneten Kilometersteines
aufgefunden wurde, bisher das einzige Gestein, in welchem Cly-
1) Ich fand in diesem Tonschiefer, der faziell und vielleicht auch strati-
graphisch dem ebenfalls häufig Kalkknollen enthaltenden „Cypridinenschiefer“
entspricht, ein jugendliches Exemplar von Sprrifer f. ind. Die von F. E, Suess
in seiner Abhandlung über „Das Devon- und Kulmgebiet östlich von Brünn“
mitgeteilte photographische Ansicht bezieht sich wohl auf einen der Wasserrisse
am Südabhang des Haidenberges und ist nur irrtümlich auf den Nord-
abhang verlegt.
157
menien aufgefunden wurden; dieses Gestein haben wir als den
Repräsentanten unseres Clymenienkalkes aufzufassen und nur auf
‘dieses Gestein beziehen sich die folgenden Untersuchungen, denen
leider nur ein sehr spärliches Material, nämlich die wenigen, im
Jahre 1881 gesammelten Stücke, zugrunde gelegt werden konnte.
Die wesentliche Bereicherung der Fauna ist zunächst darauf
zurückzuführen, daß mehrere größere Stücke des Kalksteines zer-
schlagen wurden, wodurch verschiedene, bis dahin aus unserem
Clymenienkalk nicht bekannt gewesene Tierformen (Trilobiten,
Bactrites, Gastropoden, Brachiopoden, Crinoiden) zum Vorschein
kamen; in zweiter Linie ist die Vermehrung der Fauna, insbe-
sondere der Cephalopoden, durch die eingehende Untersuchung der
+ Fossilreste erfolgt. Wenn es gelingen sollte, die Clymenien führende
Kalksteinbank wieder aufzufinden, so darf eine weitere Bereiche-
rung unserer Fauna mit Bestimmtheit erwartet werden; zum
mindesten wird es gelingen, viele bisher nur sehr unvollkommen
bekannte Formen genauer zu fixieren.
IL. Beschreibung der Fauna des Brünner Clymenienkalkes.
Pisces.
Das Vorkommen von Bruchstücken eigentümlicher Knochen-
platten, die wohl als Reste von Panzerfischen gedeutet werden
können, in unserem Clymenienkalk wurde schon in den Erläute-
rungen zur geologischen Karte der Umgebung von Brünn von
Makowsky und Rzehak erwähnt. Ein ziemlich großes, jedoch
ganz unregelmäßig begrenztes, etwas angewittertes Fragment einer
solchen Panzerplatte ist auf dem auf Taf. I, in Fig. 1 dargestellten
Stück Clymenienkalk (bei P) zu sehen. Die mikroskopische Struktur
dieser Platten ist aus den Fig. 2 und 3 zu entnehmen; man sieht
ein ziemlich unregelmäßiges Netzwerk, welches im Mikroskop eine
dunkelbraune Farbe besitzt und nahezu undurchsichtig ist. An
einzelnen Stellen treten zahlreiche, äußerst feine Parallelrisse auf;
solche Stellen erscheinen im durchfallenden Lichte hellbraun und
löschen zwischen den gekreuzten Nikols aus. Die weiß erscheinen-
den Hohlräume sind mit kristallinischem Kalzit erfüllt.
Die Dicke dieser Platten, die zum Teil gebogen erscheinen,
erreicht stellenweise 5:6 mm. Die Oberfläche scheint bloß mit
anastomosierenden Furchen beziehungsweise Leistchen sowie mit
155
unregelmäßig verteilten Grübchen bedeckt gewesen zu sein. Es ist
mir nicht gelungen, an diesen Platten mehrere durch ihre Struktur
voneinander abweichende Schichten zu unterscheiden; offenbar
hängt dies mit dem Umstande zusammen, daß die Oberflächen
stets mehr oder weniger korrodiert sind.
Crustacea.
a) Trilobitae.
: Proëtus Steininger.
Pročtus f. ind.
Trilobitenreste gehören zu den seltensten Vorkommnissen
unseres Clymenienkalkes. Ich beobachtete bloß den unvollständig :
erhaltenen Abdruck eines kleinen, ursprünglich etwa 5°5 mm breiten
und 3°5 mm hohen Pygidiums, welches höchstwahrscheinlich der
oben genannten Gattung angehört. Auf der ungefähr zwei Drittel
der Höhe des Pygidiums einnehmenden Spindel sind fünfnur wenig
vortretende Segmente zu erkennen; da der oberste Teil des Pygi-
diums abgebrochen ist, dürfte die ursprüngliche Zahl der Segmente
etwas größer (7—8) gewesen sein. Die Seitenrippen sind unge-
gabelt und verlieren sich namentlich auf dem hintersten Teile des
Pygidiums in merklicher Entfernung vom Rande, so daß ein
ziemlich breiter, glatter Saum übrig bleibt; nur die obersten Pleuren
reichen bis nahe an den Rand.
Diese Form kommt anscheinend auch im Clymenienkalk der
Grafschaft Glatz vor, denn ein von Dr. E. Tietze in seiner
Monographie der devonischen Schichten von Ebersdorf (Palaeon-
tographica 1871, XIX, S. 127, Taf. XVI, Fig. 3) als Proëtus
sp. ind. beschriebenes Pygidium stimmt bis auf die etwas be-
deutendere Größe (8:5 mm Breite, 5-8 mm Höhe) mit dem hier
beschriebenen, vollständig überein. Eine jedenfalls sehr nahe-
stehende, ebenfalls etwas größere (bis 105 mn Breite auf 6 mm
Höhe) Form bildet M. Gortani (Contribuzioni allo studio
del paleozoico carnico; Mem. della R. Accad. delle Scienze,
Bologna 1907, ser. VI, Bd. IV, Taf. I, Fig. 25) aus dem Clymenien-
kalk der Karnischen Alpen (Monte Primosio) unter der Be-
zeichnung Proëtus cf. Phocion Billings ab. Letztere ist jedoch
doppelt so groß wie die europäische Form und dürfte vielleicht
nur als eine ,vicarierende“ Repräsentantin derselben im nord-
POS | 7
a née à À V tt W 7 Sd Tee
159
amerikanischen Oberdevon aufzufassen sein, hingegen möchte ich
die karnische, mährische und preußisch-schlesische Form für iden-
tisch halten.
b) Ostracoda.
Richterina Gürich.
(non Richteria Jones).
R. Richter hat in seinem: „Beitrag zur Paläontologie des
Thüringer Waldes“ (Denksch. der k. k. Akad. d. Wiss. Wien 1856,
XI. Bd., S. 121—123, Taf. II, Fig. 20—38) und später in seiner
Abhandlung über „Devonische Entomostraceen in Thüringen“
(Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. 1869, S. 757 ff.) eine Anzahl von
„Cypridinen“ beschrieben, die von T. R. Jones ursprünglich mit
Entomis Jones vereinigt, später aber in einer brieflichen Mit-
teilung an H. B. Geinitz (Neues Jahrb. F. Min. usw. 1874, S. 180)
dem neu aufgestellten Genus Æichleria Jones zugewiesen wurden.
T. R. Jones hielt nämlich diese Formen auf Grund der von
R. Richter mitgeteilten Abbildungen und Beschreibungen für ein-
schalig, in welchem Falle es sich natürlich um Ostracoden gar
nicht handeln könnte. Selbst Richter hat ursprünglich (Zeitschr.
der deutschen geol. Ges. VI. Bd., S. 284) gezweifelt, ob seine
„Cypridinen“ tatsächlich zu den Krustazeen gehören, da von der
Trennungsfuge der beiden Schalen (der , Längsspalte“ (wie Richter
sagt) angeblich „nicht einmal eine Andeutung“ zu sehen ist; auch
die nassauischen und herzynischen ,Cypridinen“ sollen nach
R. Richter (Denkschr. der k. k. Akad. d. Wiss. Wien, 1856,
XI. Bd., S. 121) keine Längsspalte besitzen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Mangel der „Längs-
spalte“ nur ein scheinbarer und im Erhaltungszustande begründet
ist. R. Richters Abbildungen von Cypridina serratostriata Sandb.
(Denkschr. der k. k. Akad. d. Wiss. Wien, 1856, XI. Bd., Taf. II,
Fig. 20—29), die ohne Zweifel mehrere verschiedene Formen um-
fassen, lassen ebenfalls keine Längsspalte erkennen, obwohl es
sich hier sicher um eine Ostracode handelt. Alle diese „Cypri-
dinen“ sind durch eine stets sehr deutlich ausgesprochene, vom
Rücken ausgehende Querfurche (in älteren Schriften und auch in
‚meiner oben zitierten Mitteilung vom Jahre 1881 als „pleuroga-
strische Furche“ bezeichnet) charakterisiert und werden jetzt all-
gemein der Gattung Entomis Jones zugewiesen.
160
Von diesen Formen unterscheiden sich Richters „Cytherinen“
vornehmlich durch das Fehlen der Rückenfurche. Schon T. R.
Jones hat in der oben erwähnten brieflichen Mitteilung an
H. B. Geinitz bemerkt, daß Richters Cytherina striatula wahr-
scheinlich einer neuen Gattung angehören dürfte. G. Gürich
hat dann später in seiner Studie über „Das Paläozoikum im pol-
nischen Mittelgebirge“ (Verhandl. der kais. russ. mineralog. Ges.
in St. Petersburg, 1896, S. 377) die Meinung ausgesprochen, dab
für den Fall, als die „Formen ohne Rückenfurche“ von Entomis
generisch getrennt werden sollten, die Bezeichnung derselben als
Richterina passend sein dürfte. In seinen „Leitfossilien“ (2, Liefe-
rung, S. 169) wendet der genannte Autor tatsächlich die Bezeich-
nung Richterina an, dehnt sie jedoch auch auf solche Formen
aus, die — wie z. B. die von ihm aus dem polnischen Mittelge-
birge (loc. cit. S. 375f£., Taf. X, Fig. 15) beschriebene Entomis
tenera — eine deutliche Rückenfurche besitzen; allerdings
wird diese Furche als „sehr flach“ und in den „Leitfossilien“ als
„eben noch erkennbar“ (in der ursprünglichen Beschreibung
heißt es: „deutlich erkennbar“) bezeichnet. Als sonstige Unter-
schiede von Entomis werden noch die etwas mehr zugespitzte
Form der Schälchen und die etwa in der Mitte der letzteren ge-
legene kleine Grube angegeben.
Ich habe schon in meiner Mitteilung vom Jahre 1881 (loc. cit.
S. 315) bemerkt, daß im Brünner Clymenienkalk auch Ostrakoden
der Gattung Cytherina in dem Sinne, wie sie R. Richter (Beitr.
zur Paläontologie des Thüringer Waldes 1848) aufgefabt hat,
nicht gerade selten sind; ich habe auch darauf hingewiesen, daß
„jede Andeutung der pleurogastrischen Furche fehlt“ und daß ein
deutliches „Dorsalgrübchen“ vorhanden ist. Aus diesen Angaben
ist unzweifelhaft zu entnehmen, daß es sich bei unseren Vorkomm-
nissen um typische Vertreter der Gattung Æichterina handelt.
Richter hatte schon vorher aus dem thüringischen Clymenien-
kalk „Cytherinen“ beschrieben, die mit Rücksicht auf die man-
gelnde Rückenfurche zu Richterina zu stellen sind; die Bemerkung
Gürichs („Leitfossilien, 2. Lieferung, S. 169), daß die Gattung
Richterina „bisher nur im polnischen Mittelgebirge gefunden“
wurde, ist demnach nicht zutreffend.
Da Prof. Gürich seine Entomis tenera nunmehr (in den
„Leitfossilien“) ebenfalls als Richterina bezeichnet, so kann er das
161
wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen Entomis und
Richterina nur in einer abgeschwächten Form beibehalten; die
Rückenfurche kann nicht mehr als gänzlich fehlend, sondern nur als
„flach“ und „oft kaum erkennbar“ bezeichnet werden. Auf der
von Gürich in den „Leitfossilien“ (Taf. 47, Fig. 10) gegebenen
Abbildung von Richterina tenera ist die Rückenfurche offenbar
viel zu stark dargestellt, da sie im Text (S. 169) als „eben noch
erkennbar“ beschrieben wird.
Es ist gewiß von großem Interesse, daß die Richterinen
unseres Clymenienkalksteins tatsächlich, wie schon oben flüchtig
bemerkt wurde, auch nicht die geringste Spur einer Quer-
furche erkennen lassen, während die sehr ähnlichen Formen der
plattigen, dem Liegenden des Clymenienkalksteins angehörigen
Kalke mit Posidonia venusta ab und zu schwache, aber doch
unzweifelhafte Rückenfurchen besitzen. Die Rückenfurche kann
also bei Richterina entweder gänzlich fehlen (Vorkommnisse im
thüringischen und mährischen Clymenienkalk, bei gewissen Formen,
wie Richterina laevior Gürich, auch im polnischen Mittelgebirge)
oder angedeutet sein (die meisten Vorkommnisse im polnischen
Mittelgebirge, einzelne Exemplare im Liegenden des Brünner
Clymenienkalkes).
Was den Umriß der Schalen anbelangt, so läßt sich sagen,
dab derselbe bei den mährischen Richterinen ein ausgesprochen
elliptischer ist, ohne merkliche Zuspitzung an den Enden; es be-
steht also auch in der allgemeinen Form kein wesentlicher
Unterschied zwischen Richterina und Entomis. Hingegen scheint
das ungefähr in der Mitte der Schalenfläche liegende, kleine
Grübchen recht charakteristisch zu sein, da ähnliche Grübchen
bei den eigentlichen Entomiden eine andere Lage besitzen. Auch
die Skulptur der Entomiden ist etwas abweichend von der der
Richterinen, wie denn auch die Lebensweise der beiden Gattungen
anscheinend nicht ganz genau dieselbe war, da wir die Entomiden
vorwiegend in tonigen Ablagerungen in großer Individuenzahl
zusammengehäuft („Cypridinenschiefer“) finden, während die Richte-
© rinen der kalkigen Fazies des Oberdevons angehören und trotz
}
.
3
4
3
lokaler Häufigkeit doch mehr vereinzelt vorkommen. Die Trennung
der beiden Gattungen dürfte demnach immerhin zweckmäßig sein.
Im Brünner Clymenienkalk glaube ich zwei Formen unter-
scheiden zu können, die ich ursprünglich (Verhandl. des k. k. geol.
162
Reichsanst. 1881, S. 315) unter der Bezeichnung Cytherina moravica
m. zusammengefaßt habe; ich behalte diesen Namen für die
größere und häufigere der beiden Formen bei.
1. Richterina moravica m. — Taf. I, Fig. 4a—c.
Cytherina moravica Rzehak (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1881,
S. 315). |
Cytherina moravica. (Die geol. Verhältnisse d. Umgebung von Brünn,
1883, XXII, S. 187).
Die ellipsoidisch gestalteten Schälchen erreichen eine Länge
von L4—16 mm; größere Schalen (bis 1:8 mm) sind äußerst
selten. Das in Fig. 4 der Taf. I abgebildete Exemplar besitzt bei
einer Länge von 1'6 mm einen Querdurchmesser von 1 mm be-
ziehungsweise 0:8 mm; der Querschnitt des Gehäuses ist also nicht
ganz kreisförmig, sondern etwas der Ellipsenform genähert, mit
leichter Zuspitzung an jenen Stellen, die der Fuge zwischen den
beiden Schalen entsprechen. An dem in Fig. 4c Taf. I darge-
stellten Querschnitt ist diese Zuspitzung sehr deutlich zu sehen;
man erkennt auch, daß sich die Schale gegen den freien Rand zu
verdünnt und am Rande selbst leicht nach außen biegt. Nicht
selten hängen noch beide Schalen zusammen; in diesem Falle ist
das Innere mit farblosem, kristallinischem Kalkspat erfüllt, welcher
durch die ebenfalls kristallinisch gewordenen, dünnen Schalen
durchschimmert und dem Gehäuse eine hellgraue Färbung erteilt,
während einzelne Schalen oder gebrochene Gehäuse schwarz ge-
färbt erscheinen. Die Oberfläche der grauen Exemplare ist matt,
die der schwarzen lebhaft glänzend. Bei den vollständigen, grau
gefärbten Gehäusen hebt sich in der Regel die Trennungsfuge der
beiden Schalen als ein feiner, dunkler Strich deutlich ab, während
bei den schwarzen, im Innern mit dichtem, bituminösem Kalkstein
erfüllten Gehäusen — ähnlich wie bei den von R. Richter be-
schriebenen Vorkommnissen — von dieser „Lángsspalte“ gar nichts
zu sehen ist. Dorsal- und Ventralrand der Schalen gehen ganz
gleichmäßig ineinander über, ohne merkliche Zuspitzung an den
Enden. Über die Oberfläche der Schalen laufen je 18-20 ziem-
lich kräftige, scharfkantige, aber nicht ganz gleichmäßig entwickelte
Rippen, so dal) das ganze Gehäuse 36 bis 49 Rippen trägt. Die dem
Schalenrande zunächst liegenden Rippen bilden einen dem Rande
parallel laufenden, geschlossenen Ring, während die übrigen gegen
4
163
die Vorder- und Rückseite der Schalen in einem Punkte zusammen-
laufen, wobei einzelne Rippen sich verschwächen und endlich ganz
verschwinden, so daß die Anzahl der Rippen an den Enden des
(Gehäuses etwas geringer ist als in der Mitte desselben. Mitunter
sind die Rippen sowohl in ihrem Verlaufe als auch in ihrer
Stärke ziemlich unregelmäßig. An einzelnen Exemplaren treten die
ringförmig geschlossenen, den Schalenrand begleitenden Rippen
gegen die anderen ein wenig hervor, wie dies in bedeutend ver-
stärktem Maße bei Richterina costata Richter (Zeitschr. d. deut-
schen geol. Ges. 1869, Taf. XXI, Fig. 8, 9) der Fall ist.
Ein wirkliches Anastomosieren der Rippen habe ich nicht beob-
achtet, dagegen nicht selten das Auftreten kurzer, zarter Sekundär-
rippen, die sich hie und da zwischen die Hauptrippen einschieben.
Die verhältnismäßig breiten Felder zwischen den Rippen sind glatt
und muldenförmig vertieft, wie dies auf dem Querschnitt (Fig. 46,
Taf. I) deutlich zu erkennen ist.
Ungefähr in der Mitte der Schalenoberfläche findet sich ein
sehr kleines und seichtes, manchmal kaum sichtbares Grübchen,
während von der Rückenfurche der eigentlichen Entomiden nicht
einmal eine Andeutung zu erkennen ist. Geringe Abweichungen in
der Form sind vielleicht auf Geschlechtsunterschiede zurückzu-
führen; so starke Differenzen wie sie R. Richter (Devon. Entomo-
straceen in Thüringen; Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. 1869,
S. 766) bei den ,Cypridinen“ des thüringischen Oberdevons beob-
achtet hat, kommen bei unseren Richterinen nicht vor.
Richterina moravica ist in einzelnen Partien des Brünner
Clyménienkalkes recht häufig, aber niemals so massenhaft ange-
häuft, wie wir dies z. B. bei den Entomiden beobachten. Von den
bereits bekannten Formen steht ihr Richlerima striatula Richter
(loc. cit. S. 662f, Taf. XXI, Fig. 6, 7) anscheinend am nächsten;
doch ist die letztere merklich größer (Länge 2 bis 3 mm), schlanker,
viel zarter berippt und mit deutlichen Grübchen zwischen den
gleichstarken Rippen versehen. Entomis tenera Gürich (Verhandl.
der. kais. russ. mineralog. Ges. in St. Petersburg, 1896, S. 375,
Taf. X, Fig. 15; in den , Leitfossilien“, 2. Lieferung, S. 169, Taf. 47,
Fig. 10 als Richterina tenera bezeichnet) aus dem polnischen Ober-
devon (Intumescenskalk von Kielce) ist unserer Form im allge-
meinen ebenfalls sehr ähnlich, jedoch etwas größer, reichlicher
164
berippt!), mit einem verhältnismäßig großen Seitengrübchen und
einer, wenn auch schwachen, so doch deutlichen Rückenfurche
versehen.
2. Richterina minutissima f. — Taf. I, Fig. 5 a, b.
Das Gehäuse besitzt im allgemeinen dieselbe Form wie bei
R. moravica, erreicht jedoch durchschnittlich nur 07 bis 0:8 mm
Länge. Auch die Rippenzahl ist ungefähr dieselbe wie bei der
früher beschriebenen Art, doch erscheinen die Rippen infolge der
geringeren Größe der Schalen bedeutend zarter, so daß sie erst
unter einer scharfen Lupe deutlich sichtbar werden. Überdies er-
kennt man bei stärkerer Vergrößerung in den Zwischenräumen
der Rippen eine unregelmäßige Punktierung oder auch das Vor-
handensein sehr zarter Querleistchen, so daß es sich hier wohl
nicht bloß um Jugendzustände der früher beschriebenen Form
handeln kann, wenn man nicht etwa annehmen wollte, daß mit
dem zunehmenden Alter die Skulptur der Interkostalfelder ver-
schwindet. Diese Annahme wäre schon deshalb unzulässig, weil
sich auch sehr kleine Gehäuse mit glatten Interkostalfeldern vor-
finden, die also wohl zu der früher beschriebenen Form gehören.
Die eigentümliche Skulptur der Interkostalfelder konnte ich
bei mehreren Exemplaren unter dem Mikroskop sehr deutlich er-
kennen. Die eigentliche Skulptur besteht in der Ausbildung zarter
Querleistchen, die an den Längsrippen etwas emporsteigen, so daß
die letzteren bei entsprechender Beleuchtung knapp unterhalb der
scharfen Kante eine sehr feine Kannelierung erkennen lassen, un-
gefähr in der Weise, wie es die Fig. 55 auf Taf. I darstellt; wenn
die Querleistchen eine gewisse Breite erlangen, so erscheinen die
zwischen ihnen gelegenen Partien der Interkostalfelder als mehr
oder weniger deutliche Grübchen. In den meisten Fällen sind
diese Skulpturverhältnisse allerdings recht undeutlich. Sie kommen
jedoch in gleicher Weise auch bei gewissen Formen des polnischen
Oberdevons vor, so z. B. bei Richterina angulosa Gürich, deren
Interkostalfelder nach Gürich (Das Paläozoikum im polnischen
Mittelgebirge, S. 376; eine Abbildung wurde leider nicht gegeben)
„unregelmäßig fleckig, wie von obsoleten Querleistchen oder Grüb-
1) Ich nehme an, daß sich die von Gürich angegebene Rippenzahl (40)
auf eine einzelne Schale bezieht, so daß die Rippenzahl bei R. tenera un-
gefähr doppelt so groß ist wie bei R. moravica.
165
chen“ erscheinen. Ich vermute, daß auch bei Richterina striatula
die Grübchen zwischen den Rippen in derselben Weise zustande
kommen, wie dies hier geschildert worden ist, obwohl die von
R. Richter gegebene Abbildung dieser Form eine ganz Rate}
mäßige Verteilung der Grübchen erkennen läßt.
R. minutissima tritt in unserem Clymenienkalk ebenfalls nicht
selten auf, fast stets begleitet von R. moravica. Von R. striatula
Richter unterscheidet sie sich durch die geringere Größe und die
geringere Rippenzahl. Die oben erwähnte R. angulosa Gürich
steht unserer Form sehr nahe, besitzt aber einzelne verstärkte
Rippen, die den Schalen eine kantige Form verleihen.
Polycope Sars.
Glattschalige, gleichklappige Ostrakoden kommen in unserem
Clymenienkalk ebenfalls vor, jedoch bedeutend seltener als die
gerippten Richterinen. Sie sind auch zumeist sehr klein und es
gelingt daher nur schwer, sie aus dem festen Gestein zu isolieren.
Bei mehreren Exemplaren ist mir diese Isolierung gelungen, so
daß ich mit Sicherheit konstatieren konnte, daß die Schalen
keinerlei Höcker oder Gruben, keinen Ausschnitt am Vorderrande
(wie die Cypridiniden) und auch keine Spur einer Querfurche (wie
Primitia und die Entomiden) besitzen. Sie lassen sich also am
besten in die Familie der Polycopidae Sars einreihen; ob sie tat-
sächlich der Gattung Polycope, deren älteste Vertreter aus dem
Kohlenkalk stammen, zugewiesen werden können, lasse ich dahin-
gestellt. Es ist eine ganze Reihe solcher Formen unter den ver-
schiedensten Gattungsbezeichnungen (Cypridina, Primitia, Bairdia,
Leperditia usw.) beschrieben worden; es dürfte sich bis auf weiteres
empfehlen, alle diese paläozoischen Formen, die sich durch an-
nähernd ellipsoidisch gestaltete, glatte, gleichklappige, keine Höcker
und keine Querfurche tragende Schalen und zumeist auch durch
sehr geringe Größe auszeichnen, unter der Bezeichnung Polycope
zusammenfassen.
1. Polycope clymeniarum n. f. — Taf. I, Fig. 6a, b
und Fig. 7.
Das in Fig. 6a abgebildete Exemplar ist im Umriß flach
elliptisch, am Schloßrande nahezu geradlinig, am Ventralrande
fachbogig begrenzt. Vorder- und Hinterrand sind gegen den
- Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 2. 12
166
Schloßrand etwas abgestutzt, der erstere erscheint auch ein wenig
zugespitzt. Die Oberfläche der Schalen ist vollkommen glatt.
Die Länge des abgebildeten Exemplars beträgt 0:9, die Breite
(vom Schloßrand zum Bauchrand gemessen) 0:45 mm; die Dicke
des Gehäuses ist etwas geringer als die Breite.
Ein zweites Exemplar (Fig. 7, Taf. I) zeigt im allgemeinen
dieselben Eigenschaften wie das eben beschriebene, ist aber bloß
0:75 mm lang und kaum 047% breit.
2. Polycope f. ind. — Taf. I, Fig. 8.
Ein Gehäuse, welches sich von der eben besprochenen Form
durch die bedeutendere Größe, die mehr gedrungene Gestalt, den nicht
so geradlinig begrenzten Schloßrand und die mehr abgerundeten
Enden unterscheidet, dürfte wohl einer andern Art angehören.
Es ist bei 1:5 mm Länge 0:72 mm breit. Leider zerbrach dasselbe
bei dem Versuche, es aus dem umgebenden Gestein vollständig
herauszupräparieren.
Außer den eben beschriebenen Ostrakoden fand ich auch
noch ein fragmentarisch erhaltenes, kleines Schälchen, welches an
der Oberfläche völlig glatt, aber durch eine flache, höckerartige
Auftreibung ausgezeichnet ist. Eine nähere Bestimmung ist un-
möglich.
Es liegt auch ein Bruchstück einer mit breiten, tiefen
Furchen versehenen Ostrakodenschale vor; da der Umriß nicht
festzustellen ist, kann auch hier nicht einmal von einer generischen
Bestimmung die Rede sein. Die oben erwähnten Vorkommnisse
beweisen jedoch, daß auch das Brünner Oberdevon eine recht
mannigfache Ostrakodenfauna beherbergt.
Cephalopoda.
Clymenia Münster.
(em. Frech).
Ich schließe mich dem Vorgange F. Frechs an, welcher
in seiner schönen Arbeit „Über devonische Ammoneen“ (Beitr. zur
Palaeontol. und Geol. Österr.-Ungarns und des Orients, Bd. XIV,
1902, S. 30) die altgewohnte Gattungsbezeichnung Olymenia Mün-
ster für die Olymenienarten mit sehr einfach gestalteter Sutur
(Cyrtoclymenia Gümbel und Platyelymenia Hyatt) beibehalten hat.
167
In unserem Clymenienkalk treten ausschließlich nur Formen mit
einem einfachen Seitenlobus auf; die Arten mit „etwas differen-
zierter Sutur“ sind nur durch Cl. Wysogorskii Frech vertreten,
während die Oxyclymenien und Gonioclymenien gänzlich fehlen.
Da die Beschreibungen und Abbildungen der einzelnen Clymenien-
arten bei den verschiedenen Autoren nicht immer vollständig über-
einstimmen und bezüglich der gegenseitigen Abgrenzung der „Arten“
trotz der oben erwähnten, sehr verdienstlichen Studie Frechs so-
wie der Arbeiten von F. Drevermann (Die Fauna der oberdevon.
Tuffbreccie von Langenaubach bei Haiger; Jahrb. d. kön. preuf.
geol. Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1900,
XXI. Bd.) und R. Wedekind (Die Cephalopodenfauna des höheren
Oberdevons am Enkeberge; Neues Jahrb. f. Min. usw. XXVI.
Beilageband, 1908) keineswegs alle Schwierigkeiten behoben sind,
so will ich in den folgenden Zeilen alle mir zur Verfügung
stehenden Exemplare, soweit sie überhaupt brauchbar sind, etwas
näher beschrieben und die Beschreibung durch photographische,
nicht retuschierte Abbildungen, beziehungsweise durch wahr-
heitsgetreue, von mir selbst angefertigte Handzeichnungen unter-
stützen. Die zur Charakterisierung der einzelnen Formen gewiß
sehr wichtigen Wachstumsverhältnisse der Schale habe ich in der
üblichen Weise durch Angabe des größten Durchmessers, der Nabel-
weite, der Umgangshöhe und der Dicke des Gehäuses, sowie
durch die Quozienten aus Nabelweite und Umgangshöhe (Apertur)
beziehungsweise aus Umgangshöhe und größtem Durchmesser dar-
zustellen versucht. Bezüglich der Synonymik verweise ich haupt-
sächlich auf die Abhandlung von Dr. C. W. Gümbel: „Über
Clymenien in den Übergangsschichten des Fichtelgebirges“ (Palaeon-
tographica, XI 1863— 1864), sowie auf die oben zitierten Ab- ©
handlungen von Prof. F. Frech und R. Wedekind.
Ehe ich zur Beschreibung der einzelnen Formen schreite,
will ich noch einige Bemerkungen über den Erhaltungszustand
- unserer Clymenien machen. Wie schon in der Einleitung bemerkt
wurde, hat der von F. E. Suess erwähnte „Knollenkalk“ mit
unserem (Clymenienkalk nichts zu tun; letztere sind nicht als
verdrückte Steinkerne, sondern zumeist als ganz normal gestaltete
Schalenexemplare erhalten, bei welchen allerdings die Schale in
der Regel so fest am Gestein haftet, daß sie nur in kleinen Partien
der Beobachtung zugänglich ist. Viele Stücke sind mit ansehn-
12*
168
lichen Resten der Wohnkammer erhalten; den Mündungssaum
konnte ich jedoch nur an einem einzigen Exemplare — und auch
da nur teilweise — beobachten. Die inneren Windungen sind —
wie dies auch anderwärts vorkommt, häufig in ziemlich grobkristalli-
nischen Kalzit umgewandelt oder auch ganz aufgelöst, wie dies an
mehreren Stücken sehr deutlich aus dem Umstande zu entnehmen
ist, daß andere Fossilien an der Stelle, wo der zentrale Teil der
Clymenienschale liegen sollte, quer hindurchgehen. Die Wohn-
kammer pflegt stets mit dichtem, schwarzem Kalkstein ausgefüllt
zu sein, so daß sie sich auf Medianschnitten von dem die Luft-
kammer erfüllenden, heller gefärbten Kalzit scharf abhebt (vgl. Taf, IL,
Fig. 8). Immerhin ist es mir bei einigen Exemplaren gelungen, die
inneren Windungen bis zur Embryonalkammer bloßzulegen; einzelne
Embryonalkammern wurden nicht selten isoliert aufgefunden.
1. Clymenia laevigata Münster.
Planulites laevigatus Münster (Über Goniatiten und Planuliten im Úber-
gangskalke des Fichtelgebirges; Bayreuth 1832).
Wie bereits in der Einleitung bemerkt wurde, ist die Ober-
stufe des Devons in der Umgebung von Brünn durch den Fund
von Clymenia laevigata Mst. sichergestellt worden. Diese Form
wurde,. wie Frech (loc. cit. S. 31) sagt, von Gümbel „zutreffend
dargestellt und begrenzt“, es kann also die von Gümbel gegebene
Beschreibung und Abbildung als maßgebend hingestellt werden.
Wenn auch ich mich der Gümbelschen Auffassung der Ol. laevi-
gata Mst. anschließen will, so muß ich sagen, daß es so evolute,
glattschalige Formen mit so stark gewölbten Seitenflächen, wie sie
durch die Gümbelschen Figuren (loc. cit. Taf. XVI, Fig. 5—9)
dargestellt werden, unter meinem Material nicht gibt. Immerhin
ließe sich ein mir vorliegendes Windungsbruchstück (Steinkern)
mit ganz glatter Oberfläche und rundlichem Querschnitt vielleicht
auf CI. laevigata zurückführen, so daß ich keine Veranlassung
habe, an der Richtigkeit der von Prof. E. Suess herrührenden
Bestimmung des Belcredischen Clymenienfundes zu zweifeln.
Die von H.B. Geinitz (in: „Die Versteinerungen der Grau-
wackenformation in Sachsen usw.“, II. Heft, Taf. 9, Fig. 1—3)
abgebildeten Stücke aus dem Kalkstein von Ottersdorf bei Schleiz
bezeichnet Gümbel (loc. eit. S. 139) als „typische Formen“ der
Cl. laevigata; sie sind zwar auch stark evolut, die Umgänge
M-
: 169
scheinen jedoch seitlich viel mehr abgeflacht zu sein als bei den
Exemplaren aus dem Fichtelgebirge.
Jüngere Individuen oder die älteren Windungen ausgewach-
sener Tiere besitzen bei mehreren unserer Clymenienarten einen
rundlichen Querschnitt, ähnlich wie Ol. laevigata; solche Vorkomm-
nisse könnten, wenn bloß glatte Steinkerne vorliegen, leicht auf
die eben genannte Form bezogen werden, sind aber gewiß sofort
von derselben zu unterscheiden, wenn man die Wachstumsver-
hältnisse des Gehäuses berücksichtigt. Nach Dr. G. Gürich („Das
Paläozoikum im poln. Mittelgebirge“; Verh. d. kais. russ. mineralog.
Ges. zu St. Petersburg, 32. Bd., 2. Serie, 1896, S. 96 und 328)
kommt diese weitverbeitete Form auch im mittleren Oberdevon
der Umgebung von Kielce vor; in den von Th. Tschernyschew
(„Die Fauna des mittl. und ob. Devon. am Westabhange des Urals“;
Mém. du com. géol. III, Nr. 3, 1887) beschriebenen Clymenien-
schichten der westlichen Abdachung des Uralgebirges scheint sie
hingegen zu fehlen.
2. Clymenia annulata Mst. — Taf. II Fig. 1 bis 5.
Goniatites annulatus Münster (loc. cit. S. 32, Taf. VI, Fig. 6)").
Olymenia annulata Rzehak (Verh. d. naturf. Ver. in Brünn, XX, 1881, S. 40).
Olymenia annulata Rzehak (Verh. d. k. k. geol. Reichanst. Wien 1881,
Nr. 16, S. 315). :
Clymenia annulata Rzehak („Die geol. Verh. der Umgebung von Brünn“;
Verh. der naturf. Ver. in Brünn, XXII, 1883, S. 187).
Die Charakteristik dieser wiederholt beschriebenen und ab-
gebildeten Form scheint noch immer nicht mit der wünschens-
werten Schärfe festgestellt zu sein. Nach Prof. Frech gibt die
älteste (oben zitierte) Abbildung Münsters „Die gerippte Ober-
fläche der zwischen Clymenia flexuosa und der noch evoluteren
CT. aegoceras stehenden Art“ ziemlich richtig wieder. Das
„Original zu Münsters erster Abbildung seiner Cl. annulata“ wird
von Gümbel (loc. cit., Taf. XV, Fig. 11) reproduziert, doch sind
nach Frech (loc. cit. S. 31) die Gümbelschen Figuren „durch-
weg wenig gut ausgefallen“. Prof. Frech gibt daher eine neue
1) In Tschernyschews Abhandlung über „Die Fauna des mittleren und
oberen Devon am Westabhange des Urals“ (M&m. du com. géol. III, Nr.3,
1887, S. 17 des russischen Textes) ist der Titel der Münsterschen Abhandlung
nicht ganz korrekt wiedergegeben; es heißt dort irrtümlich „Über die Clyme-
nien und Goniatiten usw. statt: „Über Goniatiten und Planuliten usw.“
170
Abbildung der altbekannten Form (loc. cit. Taf. I, Fig. 6), die
jedoch auch wieder mancherlei Abweichungen vom Typus erkennen
läßt. Besonders auffallend ist die Abweichung im Querschnitt, der
auf Frechs Fig. 65 nahezu kreisrund erscheint, mit kaum merk-
licher Abflachung an den Seiten, während der Querschnitt sonst
‚als „fast quadratisch“ (Gümbel) oder „fast viereckig“ (Geinitz,
Verstein. der Grauwackenform in Sachsen usw., S. 36) bezeich-
net wird. Auch mein Material weist eine so deutliche Ab-
flachung an den Seiten auf, daß ich die von Frech gegebene
Zeichnung des Querschnitts nicht als korrekt betrachten kann.
F. Drevermann fand (loc. cit., S. 133) unter dem Materiale aus
der oberdevonischen Tuffbreccie von Langenaubach auch Formen
mit „gerundet quadratischem“ Querschnitt und meint, dab die
Form des Querschnitts bei Ol. annulata einem mannigfaltigen
Wechsel unterliege. Auch bei einem allerdings jugendlichen Exem-
plar vom Enkeberg wird der Querschnitt von R. Wedekind
(loc. cit., S. 615) als „gerundet-quadratisch“ angegeben. Im allge-
meinen nimmt meiner Erfahrung nach die Abflachung der Win-
dungen mil dem Alter der Schale zu, so daß die inneren (älteren)
Windungen in der Regel einen rundlicheren Querschnitt haben
als die äußeren (jüngeren); bei Frechs Figur ist jedoch der vor-
letzte Umgang abgeflacht, der letzte hingegen fast kreisrund.
Bezüglich der Berippung sind die Angaben auch nicht ganz
übereinstimmend. Prof. Frech schreibt in seiner tabellarischen
Übersicht der Clymenienarten (loc. cit., S. 30) der typischen Čí.
annulata merkwürdigerweise gerade Rippen zu, zum Unterschiede
von der durch engstehende schräge Rippen gekennzeichneten
var. densicosta Frech. Alle Abbildungen der Cl. annulata, auch
die von Prof. Frech gegebenen, zeigen jedoch deutlich bogig
gekrümmte Rippen, die höchstens auf den innersten Windungen
einen mehr geradlinigen Verlauf nehmen. Gümbel bezeichnet auch
im Text seiner zitierten Abhandlung (S. 130) die ‚Rippen der
Cl. annulata als „stark nach vorn konkav gebogen“.
Die typische C7. annulata gehört ohne Zweifel zu den mehr
evoluten Formen; deshalb ist wohl die von Tschernyschew (loc.
cit. S. 17, Taf. I, Fig. 11—16) vom Westabhange des Uralgebirges
beschriebene, ziemlich involute Clymenia von Ol. annulata Mst.
ganz entschieden zu trennen, trotzdem sie der genannte Forscher
im russischen Text (eine Beschreibung in deutscher Sprache ist
171
nicht gegeben) als vom Typus nicht verschieden bezeichnet.
Sie ist außer durch ihre Form auch durch die namentlich in der
Rückengegend deutlich auftretenden feinen Spiralstreifen gut
charakterisiert und ich erlaube mir hiermit, für dieselbe den Namen
Cl. Tschernyschewi vorzuschlagen. F. Drevermann identifiziert
sie zwar (loc. cit. S. 134) mit Cl. annulata var. valida Phillips, die
von Phillips als selbständige Art beschrieben und auch von
R. Wedekind als solche aufgefaßt wurde. Bei der von Drever-
mann gegebenen Abbildung (loc. cit. Taf. XIV, Fig. 6) vermisse
ich die oben erwähnten Spiralstreifen der uralischen Form und
möchte deshalb die letztere von der Form aus England (South
Petherwin) doch lieber getrennt halten. Hingegen ist Čl, crassicosta
Wedekind (loc. cit. S. 616, Taf. XLILL, Fig. 1) meiner Ansicht nach
mit Cl. annulata identisch.
Von unseren Brünner Clymenien rechne ich nur die ver-
hältnismäßig kleinen, ziemlich evoluten und deutlich berippten
Formen mit abgeflachten Seiten zu Cl. annulata Münster.
Eines der besterhaltenen Exemplare, welches sich im Besitze
des geologischen Instituts der Wiener Universität befindet, ist auf
Taf. II, in Fig. 1 abgebildet. Die Wachstumsverhältnisse der Schale
gehen aus folgenden Maßzahlen hervor:
Größter Durchmesser ........ 38 mm
ee eh AN A, SEN, 19 mm
Höhe des letzten Umganges . . . . 12°6 mm
TE LEHE, Dir VOA) MU 1:5.
Die Dicke des Gehäuses am letzten Umgange läßt sich nicht
bestimmen, da daselbe mit einer Seite noch im Gestein haftet.
Die „Apertur“ ist der Quotient aus Nabelweite und Windungshöhe
und stellt einen mathematischen Ausdruck der Einrollung des
Gehäuses dar; dieser Begriff wurde von Dr. J. Neumann in
seiner Abhandlung über die Oxfordfauna von Czetechowitz (Bei-
träge zur Paläontologie und Geologie Österr.-Ungarns und des
Orients; XX, 1907) eingeführt. Der zur Charakterisierung der
Wachstumsverhältnisse der Cephalopodenschalen ebenfalls häufig
benutzte Quozient aus größter Windungshöhe und größtem Gehäuse-
durchmesser beträgt 0-38.
Das vorliegende Exemplar besitzt ungefähr 7'/, Umgänge,
von denen die innersten allerdings nicht deutlich erkennbar sind;
172
ich habe jedoch bei einem Jugendexemplar von 7 mm Durchmesser
außer der Embryonalkammer vier Windungen gezählt und glaube
deshalb für das ausgewachsene Gehäuse die oben angegebene An-
zahl der Umgänge annehmen zu dürfen. Die Wohnkammer be-
ginnt an der Stelle, wo der Gehäusedurchmesser ungefähr 26°5 mm
beträgt; der erhaltene Teil der Wohnkammer nimmt etwas mehr
als die Hälfte des letzten Umgangs ein. Die Windungen sind im
Querschnitt annähernd rechteckig mit etwas gewölbter Extern-
fläche. Die Schale ist auf dem größten Teile des Gehäuses er-
halten; bloß die Wohnkammer und ein Teil der letzten Luft-
kammer sind von der Schale entblößt. Die innersten Windungen
sind fast ganz glatt; erst auf der fünften Windung treten deut-
liche, scharfkantige Rippen auf, die in ziemlich gleichmäßigen
Abständen aufeinander folgen und einen nach rückwärts konvexen
Bogen bilden. In der Nähe des Außenbuges!) schwellen einzelne
Rippen etwas an, biegen sich dann den Anwachsstreifen ent-
sprechend ein wenig nach rückwärts und verlieren sich auf der
Externfläche vollständig. Hie und da schalten sich in der Nähe
des Außenbuges schwache, kurze Sekundärrippen ein; am Innen-
bug?) findet bei einzelnen Rippen ebenfalls eine merkliche Ver-
stärkung statt. Auf der Wohnkammer sind die Rippen als schwache,
aber doch ganz deutliche Wülste angedeutet.
Die Rippenzahl beträgt auf dem letzten Umgange etwa 26,
auf dem vorletzten 20.
R. Wedekind legt (loc. cit.) bei der Unterscheidung der
einzelnen Clymenienarten ein besonderes Gewicht auf den Verlauf
der Anwachsstreifen. Unser Exemplar zeigt den für Wedekinds
„Gattung“ Rectoclymenia charakteristischen Verlauf der Anwachs-
streifen; dieselben ziehen über die Seitenflächen in leichter Krüm-
mung, deren konkave Seite nach vorn gerichtet ist zum Außenbug,
woselbst sie sich nach rückwärts wenden, um auf der Externfläche
1) Die von Dr. J. Neumann in seiner oben zitierten Abhandlung ein-
geführte Bezeichnung „Bug“ läßt sich auch bei der Beschreibung der Clyme-
nien- und Goniatitenschalen sehr gut anwenden, da sich im „Bug“ die An-
wachsstreifen häufig zu einem zarten Liniensystem vereinigen, dessen Richtung
der Medianebene des Gehäuses nahezu parallel geht. Der „Außenbug“ („Mar-
ginalkante“ der Autoren) begrenzt beiderseits die von den Anwachsstreifen auf
der Externfläche gebildete, nach vorn geöffnete Bucht.
?) Den Ausdruck „Innenbug“ wende ich für die meist als ,Nabelkante“
bezeichnete Partie der Schale an.
175
eine breite, mäßig tiefe Bucht zu bilden. Auch F. Drevermann hat
diesen Verlauf der Anwachsstreifen als wichtiges Merkmal der
typischen C7. aunulata betont (loc. cit. S. 132f). Die Lobenlinie
ist nur an einer Stelle (am Beginne der Wohnkammer) zu sehen
und infolge der teilweisen Abwitterung des Gehäuses nicht voll-
ständig. erhalten; ihr Verlauf bietet, soweit er verfolgt werden kann,
nichts Bemerkenswertes.
Ein zweites Exemplar von Cl. annulata ist auf Taf. II in
Fig. 2 abgebildet. Die Maßzahlen desselben sind:
Größter Durchmesser ...... 32:5 mm
NEL RR BOT RE MERS 16:0 mm
Höhe des letzten Umganges . . 110 mm
Dicke des letzten Umganges . . 95 mm
Apertur: 1:45.
Das Gehäuse besitzt etwa sieben Windungen, von denen
allerdings nur vier erkennbar sind. Sie sind im Querschnitt an-
nähernd rechteckig mit schwach gewölbter Externfläche. Die Wohn-
kammer beginnt an der Stelle, wo der Gehäusedurchmesser 24:5 mm
erreicht; ihre Länge beträgt etwas mehr als einen halben Umgang.
Von der Schale sind größere Partien nur an den inneren Win-
dungen erhalten; diese lassen ziemlich kräftige, aber im Gegen-
satze zu dem früher beschriebenen Exemplar sehr ungleichmäbig
ausgebildete Rippen erkennen, von denen meist zwei etwas näher
zusammengerückt sind. Einzelne Rippen sind scharfkantig, andere
mehr wulstförmig; auch ihr Verlauf ist sehr ungleichmäßig, indem
einige nahezu geradlinig und radial verlaufen, während andere
stark zurückgebogen erscheinen. Die wulstförmigen Rippen schwellen
mitunter in der Nähe des Buges zu schwachen Knoten an, ähn-
lich wie bei dem von Geinitz (loc. cit. Taf. 9, Fig. 5) unter der
Bezeichnung Clymenia Dunkeri abgebildeten Exemplar von Planitz
bei Zwickau). Eine extreme Ausbildung der Knoten zu förmlichen
Dornen findet sich bei Ol. spinosa Mst. (Beitr. z. Petref. V, S. 122,
Taf. XI, Fig. 15), welche Geinitz — meiner Ansicht nach mit
Recht — mit Ol. annulata vereinigt hat?). Die Anzahl der Rippen
1) Die von Geinitz gegebene Abbildung ist allerdings recht unvoll-
kommen; die Ansicht der Rückenseite (Fig. 55) läßt aber die Anschwellung
der Rippen am Bug deutlich erkennen.
2) Prof. F. Frech führt (loc. eit.) diese Form auch unter den Syno-
nymen nicht an.
174
eines Umganges ist bei diesem Exemplar nicht sehr groß; ich
zähle ihrer auf dem vorletzten Umgange 21. Auf dem letzten
Umgange scheinen sie nach den sehr deutlichen Spuren auf dem
Steinkern merklich zahlreicher gewesen zu sein.
M. Gortani weist in seiner Studie über den Clymenienkalk
des Monte Primosio in den Karnischen Alpen (Contribuzioni
allo studio del paleozoico carnico; III. La fauna a Cli-
menie del Monte Primosio; Mem. R. Acc. d. Sc. dell’Istituto
di Bologna, ser. VI, t. IV, 1907) auf die Veränderlichkeit der
Oberflächenskulptur vieler Clymenien, speziell auch der C7. annu-
lata hin, ein Umstand, der ihn veranlaßt, die dichtberippte var.
densicosta Frech (loc. cit. S. 31, Taf. I, Fig. 7) bloß als eine
„mutazione secondaria“ der Cl annulata aufzufassen. F. Drever-
mann hat (loc. cit. S. 132) ebenfalls die große Veränderlichkeit
der Berippung von Cl. annulata betont. Außer der Berippung
scheinen aber auch noch andere Merkmale ganz erheblich zu vari-
ieren. So läßt die leider nur als Steinkern erhaltene Wohnkammer
unseres Exemplars auf der Externfläche zwei seichte, aber immer-
hin ganz deutlich markierte Furchen erkennen, welche beiderseits
den Bug begleiten und die etwas stärker gewölbte mittlere Partie
der Externfläche begrenzen (vgl. Taf. II, Fig. 25), ein Verhältnis,
wie es in extremer Ausbildung bei Cl. solarioides v. Buch, welche
nach Frech wahrscheinlich in die Verwandtschaft von Cl.[annulala
sehört, oder auch an den jüngeren Windungen von Oxyclymenia
bisuleata Mst. — die wohl nur eine Nebenform der Oxyclymenia
undulata Mst. darstellt — und bei Oxyelymenia ornata Mst. beob-
achtet werden kann.
Die Sutur unseres Exemplars bietet nichts besonders Be-
merkenswertes. Der Externsattel ist wohl stärker abgeflacht als bei
der typischen Form und die Sutur verläuft daher am Bug etwas
winkelig; doch hat schon Gümbel (loc. cit., S. 130) bei Ol. annulata
eine „schwache Andeutung einer winkeligen Biegung zwischen
Laterallobus und Externsattel“ beobachtet.
Ol. aegoceras Frech (loc. cit., S. 31, Taf. I, Fig. 5) steht den
mehr evoluten Formen der Cl. annulata, wie sie z. B. durch das
hier abgebildete Exemplar repräsentiert werden, jedenfalls sehr
nahe, wie auch M. Gortani (loc. cit., S. 218) bemerkt. Die Win-
dungen wachsen bei Cl. aegoceras noch viel langsamer an als bei
CI. annulata und zeigen nach der von Prof. Frech gegebenen
175
Abbildung am Außenbug eine wirkliche Kante. Da auf dem Stein-
kern der Wohnkammer unseres Exemplars neben dem Bug jeder-
seits eine seichte Furche verläuft, so konnte auch hier auf der
Schale selbst: eine Kante angedeutet sein; die unbedeutenden
Schalenreste der Wohnkammer gestatten jedoch keine Entscheidung
darüber, ob dies tatsächlich der Fall war. Ein kleines auf den
Luftkammern der letzten Windung erhaltenes Stückchen der Schale
läßt am Bug die Zurückbiegung der Anwachsstreifen, aber keine
Kante erkennen. Die von den Anwachsstreifen auf der Extern-
fläche gebildete Bucht ist breit zungenförmig und nicht sehr tief
vgl. Taf. II, Fig. 2 b).
Das in Fig. 4 (Taf. II) abgebildete Exemplar weicht in ge-
wissen Beziehungen von dem eben beschriebenen ab, läßt sich
aber trotzdem von C7. annulata nicht trennen. Das Gehäuse be-
sitzt annähernd dieselbe Größe wie das früher beschriebene, ist
jedoch etwas mehr involut. Allerdings dürfte dieser Umstand
wenigstens zum Teil zurückzuführen sein auf den nicht ganz normalen
Verlauf der Wohnkammer, die an einer auch in der Abbildung
erkennbaren Stelle eine leichte Knickung macht, so daß der
Schlubteil der letzten Windung dem vorletzten Umgang etwas
mehr genähert erscheint, als es bei ganz normalem Wachstum der
Fall gewesen wäre. Die ungleichmäbige Berippung ist auf dem
vorletzten, zum Teil noch mit der Schale erhaltenen Umgange
deutlich zu erkennen; sie stimmt mit der Berippung des früher
beschriebenen Exemplars bis auf die etwas geringere Anzahl
der Rippen vollkommen überein. Die Externfläche ist abgeplattet,
und zwar auf dem gekammerten Teile des letzten Umganges viel
stärker als auf der Wohnkammer. Die Sutur bildet auf der Extern-
fläche einen sehr seichten, aber immerhin ganz deutlichen Lobus,
wie es Fig. 45 zeigt. Prof. Frech nennt (loc. cit.. Tabelle auf
S. 30) einen „flachen Externlobus“ unter den spezifischen. Merk-
malen der Cl. Dunkeri Mst., während Gümbel (loc. cit., „Schlüssel“
auf S. 161) die letztgenannte Form unter die Arten, deren Sutur
einen Externsattel aufweist, rechnet. Die von Gümbel (loc. eit.,
Taf. XVI, Fig. 3, b und c) gegebenen Abbildungen der Sutur
lassen erkennen, daß der Extrenlobus entweder nur ganz schwach
angedeutet ist — ungefähr wie bei unserem Exemplar der C7. annu-
lata — oder auch gänzlich fehlt, so daß tatsächlich nur ein sehr
flacher Externsattel vorhanden ist; im Text erwähnt Gümbel
176
(S. 136) allerdings, daß der Externsattel ,wellig“ ist. Es scheint
demnach bei dieser Form eine Einsenkung des Externsattels ziem-
lich konstant vorzukommen, jedoch kaum so stark ausgeprägt zu
sein, wie die schematischen Skizzen Frechs (loc. cit, S. 29,
Fig. 1, a) zeigen. Da unsere Form mit C7. Dunkeri nicht vereinigt
werden kann, möchte ich auf die unbedeutende Einbuchtung des
Externsattels kein zu großes Gewicht legen, um so weniger als auch
Gümbel bei einzelnen Exemplaren der Cl. laevigata und Cl. flexu-
osa eine leichte Einsenkung des Externsattelst) beobachtet hat
(vgl. die Fig. 8, b und 9, c, loc. cit, Taf. XVI, sowie die Be-
merkung auf S. 127) und als das in Fig. 5, Taf. II abgebildete
Stück, welches ich ebenfalls zu C1. annulata stelle, in seiner Sutur
gleichsam die Verbindung herstellt zwischen den beiden anderen,
früher beschriebenen Exemplaren (vgl. die Fußnote). Auch dieses
Gehäuse stimmt in seiner Größe mit dem an zweiter Stelle be-
schriebenen ziemlich genau überein, ist jedoch in der Richtung
der Medianebene zusammengedrückt, so daß es verhältnismäßig
höher erscheint. Die Umgänge wachsen etwas rascher an als bei
dem erst beschriebenen Exemplar und sind im Querschnitt nahe-
zu quadratisch. Die Externfläche ist stark abgeplattet und läßt unter
der Lupe auf dem mittleren "Teile zwei feine Furchen erkennen,
die sich erst auf der Wohnkammer gänzlich verlieren. Ich halte
diese Furchen für ein Analogon der sogenannten „Normallinie“,
auf deren Vorhandensein bei Orthoceratiten zuerst H. v. Meyer
(Nova Acta Ac. Leop. Carol, XV, 2. Teil, S. 70f) aufmerksam
gemacht hat, die aber auch bei anderen Cephalopoden beobachtet
wird (Über die verschiedenenartige Ausbildung der Normallinie
vgl. G. u. F. Sandberger, Die Versteinerungen des rheinischen
Schichtensystems in Nassau, S. 125 ff).
Nach der Glätte des Steinkerns zu schließen — von der
Schale . sind nämlich nur geringfügige Reste erhalten — war die
Berippung noch schwächer entwickelt als bei dem in Fig. 4 abge-
bildeten Exemplar. Mit der Abplattung der Externfläche hängt
!) In Zittels „Handbuch der Paläontologie“, II, S. 412, Fig. 555), ist
die „Suturlinie von C7. laevigata Mst.“ mit einem sehr deutlichen Extern-
lobus dargestellt, der auf dem Münsterschen Original fehlt. G. Sandberger
gibt (Verh. d. naturf. Ver. d. preuß. Rheinlande u. Westfalens X, 1853,
Taf. VI, Fig. 10 und Taf. VII, Fig. 1, f) an westfälischen Exemplaren der
CI. laevigata einen geradlinigen Externsattel an, der also die Verbindung
herstellt zwischen den Darstellungen bei Münster und Zittel.
177
auch die eigentümliche Ausbildung der Sutur zusammen; wie die
Fig. 55 (Taf. II) zeigt, ist der Externsattel so stark abgeflacht,
daß er auf der Externfläche fast gerädelinig verläuft. Bei solchen
Suturen kommt natürlich die „winkelige Biegung“ zwischen dem
Externsattel und dem Laterallobus ziemlich deutlich zum Ausdruck.
Cl. annulata ist im Brünner Clymenienkalk ziemlich häufig,
die meisten Exemplare sind jedoch nicht ausgewachsen und des-
halb oft sehr schwer von Jugendzuständen der Ol, intracostata
Frech zu trennen. Nach Prof. Gürich (loc. cit., S. 330) kommt
Cl. annulala auch im polnischen Mittelgebirge vor, M. Gortani
erwähnt sie (loc. cit., S, 218) aus dem Clymenienkalk der Karni-
schen Alpen. Die am Westabhange des Ural vorkommende Form
kann jedoch, wie bereits früher bemerkt wurde, nicht mit Cl. am-
nulata Mst. vereinigt werden; dagegen ist Ol. crassicosta W ede-
kind (loc, cit., S. 616, Taf. XLIII, Fig. 1) meiner Ansicht nach
von Ol. annulata kaum zu trennen, da Wedekind selbst bemerkt,
daß sie der letzteren in der Gestalt, Skulptur und wahrscheinlich
auch im Verlaufe der Lobenlinie nahesteht. Bestimmte Unter-
scheidungsmerkmale zwischen den beiden Formen gibt Wedekind
nicht an; ebenso ist seine Ol. protacta (ib. S. 616f, Fig. XLILI,
Fig. 2) von Cl. crassicosta und demgemäß auch von Ol. annulata
nicht scharf genug abgegrenzt. Auch bei einzelnen unserer Exem-
plare ist der Verlauf der Rippen am Außenbug ganz ähnlich wie
bei den eben genannten Wedekindschen „Arten“.
3. Clymenia intracostata Frech — Taf. II, Fig. 6, 7.
Olymenia intracostata F, Frech, loc, cit., S.32/, Taf. I, Fig. 8, Text-
figur 1c.
Clymenia annulata Gümbel, loc. cit., Taf. XVIII, Fig. 11
Das in Fig. 7 der Taf. II abgebildete Exemplar unterscheidet
sich trotz seines fragmentären Zustandes sofort von Cl. annulata
durch das viel raschere Anwachsen der Umgänge, deren Berippung
mit zunehmendem Alter immer schwächer wird, so daß die Schluß-
windung fast ganz glatt erscheint. Es lassen sich sieben Windungen
‚erkennen. Die Maßzahlen desergänztgedachten Gehäusessind folgende:
Größter Durchmesser . . . . .50 mm
Nebelwenier.. Seren. A <a
Höhe des letzten Umganges. . . 20 „
Dicke des letzten Umganges . . . 168 „,
178
Die Apertur ist — 1, wobei jedoch zu bemerken ist, daß die letzte
Windung bloß als Steinkern erhalten und die Maßzahl für den
Durchmesser und die Höhe des letzten Umganges deshalb etwas
zu klein ausgefallen ist. Dasselbe gilt für die Dicke, die in Wirk-
lichkeit um die doppelte Schalendicke größer ist, während die
Nabelweite durch die Schale etwas verkleinert wird. Der Quotient
aus Umgangshöhe und Durchmesser beträgt 0'4. Die Umgänge
sind stärker gewölbt als bei Ol. annulata, wodurch auch der
Nabel verhältnismäßig viel tiefer eingesenkt erscheint. Die gewölbte
Externfläche übergeht in gleichmäßiger Rundung in die Seiten-
flächen, so dal) der Querschnitt einer etwas abgeplatteten Ellipse
entspricht (vgl. Fig. 7 a, auf Taf. II). Die Einhüllung der vorletzten
Windung durch die letzte beträgt ungefähr ein Viertel der Höhe
des vorletzten Umganges.
Die inneren Umgänge sind schwach, aber doch ganz deutlich
berippt; die Rippen sind mehr wulstartig, nicht so scharf wie bei
Ol. annulata und verlaufen auch mehr geradlinig. Die Anwachs-
streifen sind viel schwächer markiert als bei Ol. annulata, scheinen
jedoch denselben Verlauf zu haben wie bei dieser.
Die Sutur ist an keiner Stelle erkennbar, da die inneren
Windungen mit grobkristallenem Kalzit erfüllt sind, welcher die
Scheidewände der Kammern zerstört hat.
Das in Fig. 6 (Taf. II) abgebildete Exemplar ist wohl eben-
falls zu CZ. entracostata zu stellen. Die inneren. Umgänge zeigen
nur eine ganz schwache Berippung, die auf der Wohnkammer
vollständig verschwindet. Die Wölbung der Wohnkammer ist etwas
geringer als bei dem früher beschriebenen Stück; dieser Umstand
sowie die schwache Berippung nähern unser Exemplar der Cl.
flexuosa Mst. Die Sutur ist an der erhaltenen Septalfläche der
letzten Luftkammer zu entnehmen; sie entspricht der Darstellung
bei Frech (loc. cit, S. 29, Textfigur 1, c), indem der Extern-
schenkel des Laterallobus nur sehr schwach gekrümmt ist und
der Internschenkel gegen die Naht zu hoch emporsteigt. Die von
Gümbel (loc. eit., Taf. XVIIL Fig. 11, c) abgebildete Sutur ist
jedenfalls etwas verzeichnet. Die Septalfäche ist in der Nähe des
Internschenkels des Laterallobus nach vorn gewölbt, auf dem
Steinkern also vertieft.
Nach Prof. Frech ist (l. intracostata vielleicht ident mit
der von Münster: als. Ol. nodosa var. binodosa beschriebenen,
179
jedoch nicht abgebildeten Form, die von Gümbel zu C7. annulata
gezogen und auch (loc. cit., Taf. XVIII, Fig. 11) abgebildet wurde.
Gümbels Figur ist — wie auch Prof. Frech vermutet hat — offen-
bar etwas verzeichnet, insofern wenigstens, als das Anwachsen
des letzten Umganges von einer Stelle an viel zu rasch erfolgt;
die sonstige Darstellung Gümbels paßt jedoch ganz gut auch auf
unser Exemplar Fig. 7. Das von Prof. Frech abgebildete Stück
von La Serre bei Cabrières zeigt die letzte Windung vollkom-
men glatt, während auf unserem Emxemplar schwache, aber doch
ganz deutlich sichtbare, gekrümmte, den periodisch verstärkten
Anwachsstreifen der Schale entsprechende Vertiefungen zu erkennen
sind. Auch Gümbel bemerkt von dem Münsterschen Exemplar,
daß die Rippen der Schale auch auf dem Steinkern noch deutlich
ausgeprägt sind und auf der letzten Windung einer „sehr mar-
kierten“ Streifung Platz machen. Die von Prof. Frech gegebene
Abbildung läßt überdies die ziemlich beträchtliche Wölbung der
Umgänge nicht so deutlich hervortreten wie die zitierte Abbildung
bei Gümbel oder unsere Figur.
Was die Bezeichnung der in Rede stehenden Form anbe-
langt, so halte ich es für zweckmäßig, den von Prof. Frech vor-
geschlagenen Namen auch für den Fall beizubehalten, daß Münster
das zum ersten Male von Gümbel bildlich dargestellte Exemplar
als Cl. nodosa bezeichnet haben sollte. Wirkliche Knoten sind
ja an der Schale gar nicht vorhanden; die von Prof. Frech ge-
gebene Abbildung läßt zwar die Rippen zum Teil knotenartig er-
scheinen, da aber der Autor im Texte (loc. cit., S. 32) seiner Ab-
handlung ganz ausdrücklich sagt, daß die inneren Umgänge an
Ol. annulata erinnern, bei dieser jedoch höchstens Andeutungen
von Knoten vorkommen, so ist das knotige Aussehen der Rippen
auf der genannten Figur wohl nur auf die Unvollkommenheit der
zeichnerischen Darstellung zurückzuführen.
Deutliche, aber nur lokal ausgebildete Knoten zeigt die von
G. Sandberger (Verhandl. d. naturf. hist. Ver. d. preuß. Rheinl.
usw., X, 1853, Taf. VIII, Fig. 5) unter der Bezeichnung C7. bino-
dosa Mst. abgebildete Form, die ich hierher stellen möchte. Gümbel
hat sie (mit Fragezeichen) zu Cl. spinosa Mst. gerechnet, welche
indessen — abgesehen von der Skulptur — durch eine seichte Ver-
tiefung des Externsattels ausgezeichnet ist, während auf der von
G. Sandberger gegebenen Abbildung (Fig. 5, b) ein gewölbter
180
Externsattel zu sehen ist. G. Sandberger erwähnt übrigens (loc.
cit., S. 181) ganz ausdrücklich, daß die Sutur „im Rücken einen
schmalen, hohen Sattel“ aufweist. Eine Neigung zur knotigen
Ausbildung der Rippen kommt mitunter, wie schon früher bemerkt
wurde, auch bei Cl. annulata vor und es ist deshalb diese Eigen-
.tümlichkeit zur spezifischen Unterscheidung der Rippen tragenden
Clymenien kaum geeignet.
Von F. Drevermann wurde (loc. cit., S. 133) die Möglich-
keit erwogen, daß Cl. valida Phill. mit C7. nodosa Münster iden-
tisch sein könnte. R. Wedekind berührt diese Frage (loc. cit.
S. 611) ebenfalls, meint aber, daß sie sich nicht entscheiden lasse.
Wenn sich Münsters Cl. nodosa mit Ol. intracostata Frech ver-
einigen läßt, dann ist die Identität der erstgenannten Form
mit Ol. valida Phill. ausgeschlossen, da letztere einen andern Ver-
lauf der Anwachsstreifen besitzt; sie gehört zu den Protactoclyme-
men Wedekinds, während Cl. intracostata zur „Gattung“ Recto-
clymenia Wedekind zu stellen ist.
Cl. intracostata Frech scheint im Brünner Clymenienkalk
verhältnismäßig selten zu sein; allerdings sind ihre Jugendzustände
von kleinen Gehäusen der C7. annulata sehr schwer zu trennen.
Bei Cabrières soll C7. intracostata zu den gewöhnlichsten Vorkomm-
nissen gehören und eine für Clymenien sehr bedeutende Größe
(nach Prof. Frech bis 1!/, Fuß, also nahezu 0'5 m!) erreichen.
Ob diese Riesenformen mit den so wesentlich kleineren mittel-
europäischen Vorkommnissen tatsächlich spezifisch identisch sind,
vermag ich nicht zu entscheiden.
4. Clymenia recticosta n. f. — Taf. II, Fig. 10.
Von dieser interessanten Form liegt leider nur ein einziges
defektes Exemplar vor, an welchem sich jedoch die wesentlichsten
Merkmale mit Sicherheit feststellen lassen. Das Gehäuse besteht
aus etwa sieben Windungen, von denen jedoch nur die vier äußeren
bloßgelegt, sind. Sie sind an den Seiten mäßig gewölbt, auf der
Externseite gerundet; der Übergang der Seitenflächen in die
Externfläche beziehungsweise in die gegen innen abfallende
Nabelwand geschieht sehr allmählich, ohne Kantenbildung. Der
Schalenquerschnitt ist dementsprechend oval gestaltet (vergleiche
Fig. 10 5).
181
Die Maßzahlen. des ergänzt gedachten Gehäuses sind:
Größter Durchmesser‘ + ©. . 435 mm
Nabelweite "48 p ge
Höhe des letzten Umganges . . 141
Dicke des letzten Umganges .12:3
»
1
»
Die Apertur beträgt 1:37, der Quotient aus größter Windungs-
höhe und größtem Gehäusedurchmesser ungefähr 0'32. In der
äußeren Gestalt erinnert die vorliegende Form am meisten an Cl.
intracostata Frech, nach der Berippung ist sie jedoch gerade das
Gegenteil der letzteren. Die inneren Umgänge sind nämlich fast
ganz glatt, indem sich die nahezu radial verlaufenden, sehr schwach
gekrimmten Anwachsstreifen (vgl. Fig. 10 a, Taf. IT) nur hie und
da etwas verstärken, ohne eigentliche Rippen zu bilden. Die letzte
Windung trägt hingegen flache, dicht gedrängte und fast radial
verlaufende Rippen, die selbst auf dem Steinkern noch deutliche
Spuren hinterlassen haben. Die Anwachsstreifen biegen sich erst
unmittelbar an der Externfläche zurück und bilden dort eine
seichte Bucht. Ein Schalenrest läßt in der Mitte der Externfläche
einige zarte Spiralstreifen erkennen. Der erhaltene Teil der Wohn-
kammer nimmt nur etwas mehr als ein Viertel der letzten Win-
dung ein. Von den Luftkammern ist nur die letzte erhalten; sie
ist auf der Externfläche etwa 4 mm hoch, so daß die auf einen
Umgang entfallende Anzahl von Luftkammern ziemlich groß ge-
wesen sein muß. Die Lobenlinie besitzt einen sehr flachen Extern-
sattel und einen sehr seichten Seitenlobus (vgl. Fig. 10 c). Unter
den bekannten Clymenienarten finde ich keine, die sich mit der
vorliegenden Form identifizieren ließe.
5. Olymenia pseudoflexuosa n. f. — Taf. I, Fig. 1, Taf. II,
Big. 8,9.
Olymenia flexuosa Rzehak, Verhandl. d. naturf. Ver. in Brünn, XX,
1831, Sitzgsber. S. 40.
Olymenia cf. flexuosa Rzehak, (Geolog. Verhält. d. Umgebung v. Brünn;
Verh. d. naturf. Ver. in Brünn, XXII, 1884, S. 187).
Von dieser Form, die ich ursprünglich mit (C7. flexuosa
Münster identifiziert habe, liegen mir ziemlich zahlreiche Exemplare
vor; das größte derselben (Taf. I, Fig. 1 «) besitzt bei acht Win-
dungen folgende Maßzahlen:
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums, X., 2. 13
Größter Durchmesser . . . . . 67 mm
Nabelwele re Re men
Höhe des letzten Umganges . . 23 ,
Da das Gehäuse teilweise beschädigt ist, so läßt sich der
‚größte Durchmesser nicht ganz genau messen. Die Nabelweite und
Umgangshöhe sind ebenfalls nicht ganz korrekt, da auf den äußeren
Windungen die Schale fehlt. Die aus den obigen Angaben be-
rechnete Apertur beträgt 1:2, würde sich jedoch bei dem beschalten
Gehäuse der Zahl 1 noch etwas mehr nähern. Die Dicke des
letzten Umganges läßt sich nicht bestimmen, da er zu tief im
Gestein sitzt.
Die ziemlich rasch anwachsenden Windungen sind bis auf
die kugelige Embryonalblase bloßgelegt, jedoch nur stellenweise
mit geringen Schalenresten bedeckt; die vier inneren haben einen
rundlichen Querschnitt, während die später folgenden an den Seiten
stark abgeflacht sind und am Innenbug eine abgerundete Kante
bilden. Die Schale war glatt, doch sind auf den innersten Win-
dungen hie und da Spuren von rippenartigen Verstärkungen ein-
zelner Bündel von Anwachsstreifen zu sehen; die Oberfläche des
Steinkerns ist vollkommen glatt. Der erhaltene Teil der Wohn-
kammer nimmt etwas mehr als die Hälfte des letzten Umganges
ein. Die Luftkammern stehen ziemlich weit auseinander; die an
die Wohnkammer anschließende Windung enthält ihrer 19—20,
also viel weniger als Ol. flexuosa, welche dicht gedrängte Kammern
besitzt. Die Sutur zeigt blol) einen einfachen, seichten Seitenlobus,
dessen innerer Schenkel gegen die Naht emporsteigt (vgl. Taf. I,
Fig. 1c); der Externsattel ist sehr flach.
Von einem zweiten, ebenfalls ziemlich großen Exemplar ist
auf demselben Gesteinstück ungefähr die Hälfte der Schlußwindung
zu sehen (vgl. Taf. I, Fig. 15), auf welcher noch einzelne Schalen-
reste und sogar ein Teil des Mündungsrandes erhalten sind. Die
Anwachsstreifen sind ziemlich zart, nicht rippenartig und laufen
in sehr sanfter Krümmung über die Seitenflächen. Gegen die Naht
zu biegen sie sich etwas nach vorwärts, jedoch bei weitem nicht
so stark, wie es das von Prof. Frech (loc. cit., S. 32, Textfigur 2)
abgebildete Exemplar von Cl. flexuosa Münster (em. Frech) zeigt.
Die deutliche Riickbiegung der Anwachsstreifen erfolgt erst sehr
nahe am Außenbug; unsere Form gehört also ebenfalls zur Gruppe
183
der Rectoclymenien!) Wedekinds. Trotz ihrer Zartheit haben die
Anwachsstreifen infolge des Umstandes, daß sie sich in ziemlich
gleichmäßigen Abständen etwas stärker zusammendrängen, auf dem
Steinkern der Wohnkammer eine schwache, aber doch ganz deut-
liche Skulptur hinterlassen, die sich noch zum Teil auf die nur
schwach gewölbte Externfläche fortsetzt.
Auf demselben Gesteinstück ist auch noch ein drittes, kleineres
Exemplar gut entblößt (vgl. Taf. I, Fig. 1c). Die Abplattung der
Seitenflächen tritt hier nicht so auffallend hervor ‘wie bei den
älteren Individuen; die sonstigen Verhältnisse sind jedoch durch-
aus übereinstimmend. Der erhaltene Teil der Wohnkammer nimmt
die Hälfte des letzten Umganges ein; auf den an die Wohnkammer
anschließenden Umgang entfallen 19 Luftkammern, deren Septa
auch auf der Abbildung deutlich zu erkennen sind.
Das in Fig. 8 der Taf. II abgebildete Exemplar wurde, da
es äußerlich stark beschädigt war, bis zur Medianebene ange-
schliffen. Es läßt deutlich die Einrollung der Schale, die Aus-
füllung der Luftkammern mit kristallinischem Kalzit und die in-
folge dieser Kristallisation eingetretene, fast vollständige Zerstö-
störung der Kammerscheidewände deutlich erkennen. Die nahezu
drei Viertel des letzten Umgangs einnehmende Wohnkammer hebt
sich durch die Ausfüllung mit schwarzem, dichtem Kalkstein sehr
scharf von dem älteren Teile des Gehäuses ab. Der größte Durch-
messer des (ergänzt gedachten) Steinkerns beträgt ungefähr 63 mm,
die größte Höhe des letzten Umganges (ohne Schale) an der Stelle,
an welcher der unbeschädigte Außenrand aufhört, 19:8 mm, an der
korrespondierenden Stelle in der Medianebene 17 mm. Die Ver-
stärkungen der Anwachsstreifen sind auf der Oberfläche des Stein-
- kerns der Wohnkammer deutlich erkennbar.
In Fig. 9 der Taf. II habe ich einen Steinkern abgebildet,
an welchem die Anzahl der Kammern genau festgestellt werden
1) Bei den Formen mit gewölbter, allmählich in die Seitenflächen über-
_ gehender Externfläche ist die Zuteilung zu einer der beiden Gruppen — Recto-
elymenien und Protactoclymenien — nicht leicht, oft wohl ganz unmöglich. So
- könnte man auch auf unserer Figur 15, (Taf. I) die Rückbiegung der Anwachs-
streifen vielleicht schon als eine „Lateralvorbiegung“ auffassen und die Cly-
menia pseudoflexuosa zu den «Protactoclymenien» stellen. Die Vorbiegung der
© Anwachsstreifen ist jedoch bei unserer Form viel geringer als z. B, bei Cly-
menia Steinmanni, welche R. Wedekind (loc. cit., S. 615) unter den Recto-
elymenien anführt.
13*
184
kann.‘ Die letzte Windung (bis zum Beginne der Wohnkammer)
trägt ihrer bloß 19, entsprechend dem zuerst beschriebenen Exem-
plar; bei Cl. flexuosa werden 36—40 Kammern in einer Windung
angegeben. Der erhaltene Teil der Wohnkammer nimmt ungefähr
die Hälfte des letzten Umgangs ein.
Die Maßzahlen für das in Rede stehende Exemplar (Stein-
kern) sind:
Größter Durchmesser. . . . . .47 mm
: Nabelweite . . . | TOM BRTEZ
Höhe des letzten Tin zen O GSE
Dicke des letzten Umganges. . . 118 „
Die Apertur beträgt 1:12.
Der Steinkern bietet überdies gewisse bemerkenswerte Eigen-
tümlichkeiten. So verläuft über die Mitte der Externfläche ein
feiner, erhöhter Faden, der schon mit freiem Auge wahrnehmbar
ist und. auch bei anderen Clymenienarten bereits wiederholt be-
obachtet wurde. Bemerkenswert sind endlich auch Reste einer
dünnen Schalenschichte, die auf der Wohnkammer erhalten sind
und unter der Lupe fein gekörnelt erscheinen; einzelne dieser
kleinen Körner verbreiten sich auch noch über die Oberfläche der
jüngsten Luftkammern, während größere Partien der Wohnkammer
unter der Lupe zahlreiche, in der Größe den erwähnten Körnern
entsprechende Grübchen aufweisen; es handelt sich hier an-
scheinend um Gebilde, die in die Kategorie der sogenannten
„Epidermiden“ gehören.
Wie aus den vorstehenden Beschreibungen und aus ei
Abbildungen hervorgeht, steht unsere Form der Cl. flexuosa
Münster (em. Frech) jedenfalls recht nahe, weicht aber doch
von dieser in einigen wichtigen Eigentümlichkeiten so weit ab,
daß eine Trennung wohl gerechtfertigt erscheint. In erster Linie
wäre die größere Länge der Wohnkammer hervorzuheben, die bei
CI. flexuosa blob die Hälfte, bei unserer Form jedoch nahezu
drei Viertel des letzten Umganges einnimmt. Wichtig ist ferner
die bedeutend geringere Anzahl der Luftkammern, da in dieser
Beziehung bei einer und derseiben Cephalopodenspezies nur un-
bedeutende Schwankungen vorzukommen pflegen. Auch im Verlaufe
der Anwachsstreifen finden sich Abweichungen, auf welche schon
früher hingewiesen wurde.
185
CT. flexuosa Münster gehört trotz der zahlreichen neueren
Arbeiten, die sich mit Clymenien befaßten, immer noch zu jenen
Formen, die nicht scharf genug begrenzt sind. H. B. Geinitz
(Verstein. der Grauwackenformation in Sachsen usw., S. 38) und
Gümbel haben sie mit Münsters Cl. subflexuosa zusammen-
geworfen, obzwar letztere einen zugeschärften Rücken und einen
abweichenden Verlauf der Anwachsstreifen (Protactochymenia
Wedekinds) besitzt. Prof. F. Frech hat dann (loc. cit. S. 32) die
Art genauer begrenzt und darauf hingewiesen, daß die von
Gümbel (loc. cit. Taf. XV, Fig. 8 und 9) als Cl. falcifera Mün-
ster und C7. costulala Münster abgebildeten Formen mit dem
Münsterschen Original von Cl. flexuosa identisch sind und daß
der Name CI. flexuosa für eben diese Formen beizubehalten sei.
Gleichzeitig bildet jedoch Prof. Frech (loc. cit. S. 32, Textfigur 2)
unter diesem Namen eine aus dem unteren Clymenienkalk von
Planitz stammende Form ab, die von Ü!. falcifera und Ol. costulata
sehr erheblich abweicht. Wenn man mit R. Wedekind dem Ver-
laufe der Anwachsstreifen eine größere Bedeutung beilegt, so
ist in der Tat eine Vereinigung der genannten Formen unmöglich,
da Cl. flexuosa zu den „Rectoclymenien“ gehört, während die
zwei anderen Arten typische „Protactoclymenien“ darstellen.
Es führt auch Prof. Frech selbst eine dieser Protactoclymenien,
nämlich C7. falcifera Münster, unter den Synonymen der CL.
subflexuosa Münster an, obwohl er sie unmittelbar vorher als
Typus der Ol. flexuosa hingestellt hatte. Die letztgenannte Form
kommt nach Frech (loc. cit. S. 34, Fußnote 2) auch im Clyme-
nienkalk des Enkeberges vor, sie wird jedoch in R. Wedekinds
Monographie der Enkeberger Cephalopodenfauna, in welcher
32 Arten von Clymenien beschrieben sind, nicht genannt. Auch
sonst herrscht über die Auffassung der spezifischen Merkmale der
CI. flexuosa eine große Unsicherheit: So gehören die von H. B.
Geinitz (Verstein. der Grauwackenform usw., S. 38) als Cl. fle-
œuosa Münster beschriebenen Formen nur zum Teil zu. dieser
Art. Das auf Taf. 9, Fig. 18 abgebildete Windungsbruchstück
erinnert bis auf die im jüngsten Teile stärker gekrimmten An-
wachsstreifen lebhaft an unsere C1. pseudoflexuosa, gehört jedoch
nach Prof. Frech zu Cl. undulata. Die von Tschernyschew
(loc. cit. S. 18 d. russ. Textes, Taf. I, Fig. 23—26) aus dem
oberen Horizont von Mursakajewa am westlichen Abhange des
186
Ural beschriebenen, in Prof. Frechs Arbeit nicht berücksichtigten
Formen gehören meiner Ansicht nach nicht zu (C7. flexuosa;
nach den vorzüglichen Abbildungen unterscheiden sie sich kaum
von Tschernyschews Ol. annulata, für welche ich oben den Namen
Cl. Tschernyschewi vorgeschlagen habe. Im russischen Text erwähnt
-der Autor außer den Rippen auch die feinen Spiralstreifen, wie
sie bei Ol. Tschernyschewi, aber nicht bei Cl. flexuosa Münster
vorkommen. Im Oberdevon des polnischen Mittelgebirges scheint
Ol. flexuosa zu fehlen; auch aus diesem Grunde ist ihr Vor-
kommen am Westabhange des Ural wenig wahrscheinlich. M. Gor-
tani erwähnt (loc. cit. S. 219) ein kleines Exemplar (Durchmesser
22 mm) von Cl. flexuosa aus den Karnischen Alpen (Casera Pri-
mosio), bemerkt jedoch, daß dasselbe die größte Ähnlichkeit mit
den von Tschernyschew abgebildeten Exemplaren aufweist; es
dürfte sich sonach auch hier kaum um die echte C7. flexuosa
handeln.
CI. brevicostata Richter (Beitrag zur Palaeontol. des Thü-
ringer Waldes; Denkschr. d. k. k. Akad. d. Wiss., Wien, XI, 1856,
S. 112f, Taf. I, Fig. 24—26) wird von M. Gortani mit Cl. fle-
xuosa vereinigt; Gümbel hat diese Vereinigung nur mit Vorbehalt
ausgesprochen, indem er unter den Synonymen der Cl. flexuosa
die Ol. brevicostata Richter (non Münster) mit einem Fragezeichen
anführt. Nach der etwas mangelhaften Zeichnung Richters besitzt
diese Form ziemlich weit voneinander entfernte Kammerscheide-
wände und überdies deutliche Rippen; die Seitenflächen werden
als sanft gewölbt, der Rücken als ziemlich breit und gewölbt, die
Mundöffnung als stumpfherzförmig angegeben. Nach diesen Merk-
malen könnte man die von Richter aus dem Thüringer Walde
beschriebene Form am ehesten mit Frechs ©. intracostata ver-
einigen.
6. Clymenia pseudarietina n. f. — Taf. III, Fig. 1, 2.
Es liegen mir einige Clymeniengehäuse vor, die sich durch
ihre Involution und ihre Berippung an jene Form anschließen,
die G. Sandberger (Verhandl. d. naturf. Vereines d. preußischen
Rheinlande und Westfalens, X, 1853, S. 182ff., Taf. VII, Fig. 5)
als Ol. arietina beschrieben hat und die später von Gümbel (loc.
cit.) mit der ähnlichen C7. plicata Münster zu Ol. angustiseptata
gezogen wurde. Prof. Frech hat Cl. arietina wieder von den beiden
187
früher genannten Formen getrennt, doch wird die von ihm mit
dem Sandbergerschen Namen bezeichnete Form von R. Wede-
kind (loc. cit. S. 614) mit der von ihm neu aufgestellten CZ. %n-
voluta vereinigt. Als C7. arietina beschreibt R. Wedekind eine
nach seiner Angabe sehr seltene Form, die sich nach der gege-
benen (leider nicht photographischen) Abbildung (loc. cit. Taf. XLIV,
Fig. 8) sowohl von dem Sandbergerschen Typus als auch von der
hier zu beschreibenden mährischen Art in mehreren Eigentümlich-
keiten unterscheidet. Unsere Form weicht auch von dem Typus
so weit ab, dal) die spezifische Trennung wohl gerechtfertigt erscheint.
Das auf Taf. III in Fig. 1 abgebildete Exemplar läßt drei
ziemlich rasch anwachsende Umgänge erkennen; die innersten
Partien des Gehäuses konnten nicht bloßgelegt werden, es läßt sich
jedoch annehmen, daß mindestens sechs Windungen vorhanden waren.
Die Maßzahlen sind folgende:
Größter Durchmesser . . . . . . 29°5 mm
PRDELE Se TE et ED,
Höhe des letzten Umganges . . . 133 ,
Dicke „ u A ee LR
Die Apertur beträgt 08, der Quotient aus Umgangshöhe
und Durchmesser 0:42. Die Windungen sind an den Seiten nur
schwach gewölbt und auf der Externfläche ziemlich stark ab-
geplattet, so daß am Außenbug deutliche, abgerundete Kanten
entstehen (vgl. den Querschnitt Taf. III, Fig. 1 «), die namentlich
auf dem Steinkern gut hervortreten. Auch am Innenbug bildet
die Schale eine deutliche Kante, von welcher die Windungen
gegen die Naht zu steil abfallen. Der erhaltene Teil der Wohn-
kammer nimmt einen halben Umgang ein: auf der Externfläche
der Wohnkammer erscheint in der Medianebene eine sehr zarte
Furche. Die Luftkammern stehen eng gedrängt; die Höhe der
letzteren beträgt, auf der Externfläche gemessen, bloß 2:3 mm. Die
Lobenlinie besitzt einen ganz flachen, mitunter sogar etwas ein-
gesenkten Externsattel und einen sehr flachen Seitenlobus, an den
sich unterhalb des Innenbugs eine schwache, sattelförmige Auf-
biegung anschließt. Infolge der Flachheit des Externsattels und
der Kante zwischen der Externfläche und den Seitenfläche zeigt
die Lobenlinie am Übergange des Externsattels in den Seiten-
lobus eine leichte winkelige Biegung.
188
An mehreren Stellen des Gehäuses sind Reste der Schale erhalten,
welche eine genaue Feststellung der Skulptur uud des Verlaufes der
Anwachsstreifen gestatten. Die inneren Windungen tragen ziemlich
dicht stehende, kräftige, nur wenig gekrümmte Rippen; auf der
Schlußwindung erscheinen die letzteren deutlich als Verstärkungen
„der Anwachsstreifen. Sie sind namentlich in der Nähe des Innen“
bugs ziemlich kräftig und nahezu radial gestellt, biegen sich dann
aber bald ziemlich stark nach vorwärts und verschwinden knapp
am Außenbug. Denselben Verlauf besitzen die Anwachsstreifen,
doch lassen sich dieselben noch weiter verfolgen. Unterhalb des
Innenbugs gegen die Naht zu zeigen sie nur eine sehr schwache
Krümmung nach vorwärts; unmittelbar unter dem Außenbug bilden
sie eine deutliche Vorbiegung, am Außenbug selbst wenden sie
sich stark nach rückwärts und bilden auf der Externfläche eine
ziemlich tiefe, parabolische Bucht. An der Kante des Außenbugs
sind die Anwachsstreifen am deutlichsten ausgebildet, während sie
auf der Externfläche kaum sichtbar sind, so daß die letztere ein
nahezu glattes, von den gestreiften Bugkanten begrenztes Band
bildet (vgl. Fig. 15 auf Taf. ITT).
Von Cl arietina Sandb. unterscheidet sich unsere Form haupt-
sächlich durch die sehr schwache Wölbung der Externfläche, die
sich bei älteren Exemplaren der Cl. arietina zu einer deutlichen ©
Mittelkante zuschärft. Die von R. Wedekind (loc. cit. S. 614,
Taf. XLIV, Fig. 8) als Ol. arietina Sandb. abgebildete Form unter-
scheidet sich außer durch die (vielleicht nicht ganz richtig dar-
gestellten) Wachstumsverhältnisse der Schale auch noch durch
die Art der Berippung sehr bestimmt von unserer Cl. pseudarietina.
Die von Prof. Frech als Cl. involuta Sandb. beschriebene Form
wird von R. Wedekind mit der von ihm neu aufgestellten Cl. @n-
voluta (R. Wedekind, loc. cit. S. 609, Taf. XLIV, Fig. 1, 2) iden-
tifiziert; ich möchte diese Identifizierung nicht für ganz einwand-
frei halten, da (Ol. involuta Wedekind eine „gerundete“ Extern-
seite und aaf der Wohnkammer keine Rippen, sondern bloß An-
'wachsstreifen besitzt, während Frechs’ Exemplar eine „treppen-
förmige Begrenzung des äußeren Umganges“ (Frech, loc. cit. S. 32)
besitzt und auch auf der Wohnkammer kräftig berippt ist. Viel
wahrscheinlicher erscheint mir die Identität der Frechschen Form
mit unserer Ol. pseudarietina. Von Cl. involuta Wedekind unter-
scheidet sich die letztere durch die viel stärkere Involution, die
189
geringere Dicke des Gehäuses, die stärkere Abplattung der Extern-
fläche und die Begrenzung derselben durch gerundete Kanten.
Cl. enkebergensis Wedekind (loc. cit. S. 606, Textfigur) ist zwar
etwas größer als Cl. pseudarietina, scheint aber der letzteren recht
nahezustehen; die von Wedekind gegebene Abbildung ist leider
etwas schematisiert, so daß eine genauere Vergleichung nicht
möglich ist. Die Externfläche wird als „kurz gerundet“, die Wohn-
kammer als glatt angegeben; da auch der Verlauf der Loben-
linie ein abweichender zu sein scheint, so dürfte es wohl angezeigt
sein, die beiden Formen getrennt zu halten. Ol. discoidalis Wede-
kind (loc. cit. S. 618, Taf. XLIV, Fig. 4) ist sowohl auf den
Seiten als auch auf der Externfläche viel stärker abgeplattet und
besitzt kräftigere, weniger stark gekrümmte Rippen; überdies ist
die Externfläche am Außenbug durch eine von den Anwachs-
streifen gebildete, leistenförmig vorragende Kante begrenzt. Cl. co-
stata Wedekind (loc. cit. S. 606, Taf. XLIV, Fig. 3) ist größer,
mehr involut und mit kräftigen Rippen versehen, die einen anderen
Verlauf zeigen als jene von Úl. pseudarietina.
Das in Fig. 2 (Taf. III) abgebildete Exemplar weicht von
dem eben beschriebenen zwar etwas ab, dürfte aber auch zu
-O pseudarietina zu ziehen sein. Die Maßzahlen dieses Exemplars
sind folgende:
Größter Durchmesser . . . . . : 300 mm
Bee nn aude Va a a DE
Höhe des letzten Umganges . . . 140 ,
Dicke „ 5 2 RE aš
Die Apertur beträgt 0:6, der Quozient aus der Umgangshöhe
und dem größten Durchmesser 0:46. Es sind fünf rasch anwach-
sende Windungen erhalten, von denen die inneren — mit Aus-
nahme der ebenfalls bloßgelegten Embryonalwindung und der bei
der Präparation leider zum größten Teile zerstörten vorletzten
Windung — eine sehr deutliche, gleichmäßige Berippung erkennen
lassen; auf der Schlußwindung zeigen die erhaltenen Schalenreste
eine merkliche Abschwächung der Skulptur, die hier nur in der
Nähe des Nabelbuges etwas kräftiger wird. Die Rippen verlaufen
fast radial mit einer sanften Krümmung nach vorn, entsprechend
den Anwachsstreifen, die auf der Externfläche dieselbe Einbuchtung
bilden, wie bei dem früher beschriebenen Exemplar. Zum Unter-
190
schiede von dem letzteren ist die Externfläche der Wohnkammer,
von welcher ein ungefähr dem halben letzten Umgang entsprechendes
Stück erhalten ist, ein wenig abgeplattet. Die Sutur stimmt mit
der des früher beschriebenen Exemplars überein; die einzige Ab-
weichung besteht in der etwas tieferen Einsenkung des Seitenlobus.
Außer den zwei eben beschriebenen Exemplaren liegen mir
noch mehrere kleine Gehäuse und Gehäusefragmente vor, die eben-
falls zu Cl. pseudarietina gestellt werden können. Eines derselben
— von 18 mm Durchmesser — ist durch den ungleichmäßigen
Abstand der Kammerwände und durch einen in der Medianlinie
der Externfläche verlaufenden, feinen Faden bemerkenswert.
7. Clymenia n.f. aff. pseudarietinae m. — Taf. ITI, Fig. 3.
Das einzige mir vorliegende Exemplar ist zwar sehr defekt, läßt
aber trotzdem die wichtigsten Merkmale gut erkennen, Das Ge-
häuse ist ziemlich stark involut und besitzt rasch anwachsende
Umgänge, deren Zahl sich leider nicht feststellen läßt. Die Maß-
zahlen des ergänzt gedachten Gehäuses sind:
Größter Durchmesser . . . . zırka 30 mm
Nabelweite,. 2 22.222. bc 349 de n MaM
Höhe des letzten Umganges . „ 13,
Dicke „ & A CNE MR 1 PME
Aus diesen nur angenähert richtigen Zahlen würde sich die
Apertur mit 06 und der Quotient aus Umgangshöhe und Durch-
messer mit 0'4 berechnen. Die Seitenflächen der Umgänge sind
ähnlich wie bei Ol. pseudarietina abgeplattet, während die Extern-
fläche mehr gewölbt und gegen die Seitenflächen zu nicht durch
Kanten begrenzt ist. Von der Wohnkammer ist nur ein kleiner
Teil erhalten. Von den Luftkammern läßt sich trotz ihrer Aus-
füllung mit kristallinischem Kalzit konstatieren, daß sie sehr
niedrig und infolgedessen in großer Anzahl (30—32 auf der letzten
Windung) vorhanden waren; die letzte Luftkammer erreicht auf
der Externfläche bloß 1'8 mm Höhe. Die vorletzte Septalfläche
ist (mit der darunter liegenden Septalfläche der vorhergehenden
Windung) in Fig. 3a der Taf. III dargestellt und läßt auch bei-
läufig den Querschnitt der Schale, insbesondere die Rundung der
Externfläche erkennen. Die Lobenlinie stimmt im allgemeinen mit
der der früher beschriebenen Form überein, doch ist der Seitenlobus
191
bedeutend tiefer eingesenkt und der flache Externsattel gegen den
Seitenlobus nicht winkelig abgesetzt. Die Schalenoberfläche war
zum Unterschied von Cl. pseudarietina nahezu glatt; die Anwachs-
streifen besitzen eine starke Lateralvorbiegung und bilden auf der
Externfläche eine parabolische Bucht, deren Äste etwas mehr di-
vergieren als bei Ol. pseudarietina.
Will man die vorliegende Form mit Cl. pseudarietina ver-
einigen, so muß man zugeben, daß die letztere in allen ihren
Merkmalen außerordentlich veränderlich ist, wie wir dies auch bei
Cl. annulata konstatiert haben.
8. Clymenia cf. Steinmanni Wedekind. — Taf. II, Fig. 11.
R. Wedekind, loc. cit. S. 615, Taf. XLIII, Fig. 12.
Das einzige mir vorliegende Exemplar besitzt mäßig rasch
anwachsende, an den Seiten abgeflachte Windungen, deren Zahl
sich leider nicht genau feststellen läßt. Die Maßzahlen sind:
Größter Durchmesser . . . . . 40 mm
NO yn AT Ni tn. RCE ETS SN à
Höhe des letzten Umganges . . 152 „
Dicke‘ ,, x 4 re é
Die Apertur ist fast genau — 1, der Quotient aus Windungs-
höhe und Durchmesser — 038.
Die mäßig gewölbte Externfläche übergeht mit gleichmäßiger
Rundung in die abgeplatteten Seitenflächen; letztere fallen gegen
die Naht zu steil ab, so daß am Innenbug eine abgerundete
Kante entsteht, die allerdings nur bei den jüngeren Windungen
deutlich hervortritt (vgl. Fig. 11a). Der erhaltene Teil der Wohn-
kammer nimmt etwas mehr als die Hälfte der Schlußwindung ein.
Über die Zahl der Wohnkammern einer Windung läßt sich leider
keine genaue Angabe machen, da die Scheidewände fast gänzlich
zerstört sind. Bei der letzten (jüngsten) Luftkammer sind sie
jedoch zufällig erhalten und lassen erkennen, daß die Kammern
nur in einer verhältnismäßig geringen Anzahl vorhanden waren.
Da die Höhe der letzten Luftkammer — auf der Externfläche
gemessen — ungefähr 42 mm beträgt, so kann der der Wohn-
kammer unmittelbar vorhergehende Umgang höchstens 17—18
Kammern enthalten haben. Die Sutur besitzt einen flachen Extern-
sattel und einen sehr: seichten Seitenlobus.
192
Die letzte Windung trägt noch ansehnliche Reste der Schale,
an denen sich die Skulptur genau feststellen läßt. Die Anwachs-
streifen laufen in einer sehr flachen, nach vorn konkaven Kurve
über die Seitenflächen und wenden sich erst am Außenbug nach
rückwärts, auf der Externfläche eine verhältnismäßig seichte Bucht
bildend; sie zeigen also den für die „Rectoclymenien“ typischen
Verlauf. Auf der Wohnkammer verstärken sich einzelne Bündel
der Anwachsstreifen zu schwachen Rippen, die insbesondere am
Innenbug deutlicher hervortreten. Der unmittelbar an die Wohn-
kammer angrenzende Teil der Schale zeigt an einer Stelle zarte
Längsstreifen; es handelt sich hier wohl nur um ein individuelles
Merkmal.
Ich bin nicht imstande, zwischen unserer Form und der aus
dem Clymenienkalk des Enkeberges stammenden Cl. Steinmanni
Wedekind wesentliche Unterschiede zu konstatieren. Wenn Wede-
kinds Darstellung des Schalenquerschnittes (loc. cit. Taf. XLIII,
Fig. 12a) richtig ist, dann hat unsere Form etwas weniger diver-
gierende Seitenflächen, so daß sich der Querschnitt mehr der
Rechteckform nähert. Außerdem scheint die Berippung der
Enkeberger Exemplare etwas kräftiger zu sein, doch sind diese
geringen Abweichungen zu einer Trennung der beiden Formen
gewiß nicht ausreichend. Über die Höhe und Anzahl der in einer
Windung enthaltenen Luftkammern macht Wedekind leider —
wie bei den meisten seiner zahlreichen neuen Formen — keine
Angabe.
9. Clymenia Wysogorskii Frech (Taf. III, Fig. 4, 5).
F. Frech, loc. cit,, S. 33, Fig. 3.
Von dieser überaus charakteristischen Clymenienform liegen
in einem nur 38 mm langen and 22 mm breiten Gesteinsstückchen
fünf, in einem zweiten, ungefähr ebenso großen vier Exemplare.
Das größte derselben (vgl. Taf. III, Fig. 4) ist leider unvoll-
ständig erhalten, läßt aber doch alle wesentlichen Merkmale gut
erkennen. Es sind außer der Embryonalwindung sechs langsam
anwachsende und sich nur an der abgeflachten Externseite be-
rührende Umgänge vorhanden. Die Seitenflächen derselben sind
nur sehr schwach gewölbt, am Nabelbug zugerundet, am Extern-
bug jedoch deutlich kantig; da die Dicke der Umgänge im Ver-
hältnis zu ihrer Höhe gering ist (vergl. die weiter unten ange-
193
gebenen Maßzahlen), gegen den Nabelbug jedoch etwas größer
wird, so hat der Querschnitt derselben ungefähr die Form eines
schmalen Trapezes (vgl. Taf. III, Fig. 4a), während Prof. Frech
bei seinem Exemplar dem Windungsquerschnitt die Gestalt eines
schmalen Rechteckes gibt. Die Differenz der beiden Querschnitts-
formen ist allerdings sehr unbedeutend.
Über die Schalenoberflůche der C7. Wysogorskii teilt Prof.
Frech nichts mit; unsere Exemplare tragen nur sehr spärliche
Reste der Schale mit zarten Anwachsstreifen, die gegen den
Externbug zu merklich kräftiger werden und sich stark nach vorne
biegen, um sich am Bug selbst wieder zurückzukrümmen und auf
der schmalen Externfläche eine nach vorne offene Bucht zu bilden.
Auf der Externfläche selbst sind leider keine Schalenreste erhalten,
so daß über diese dem Mündungsausschnitt entsprechende Bucht
nichts Näheres gesagt werden kann.
Die inneren Windungen bestehen auch hier aus kristalli-
nischem Kalzit, so daß die Suturen zumeist vollständig zerstört
sind; an einzelnen Stellen sind sie jedoch ganz gut erhalten und
lassen am Nabelbug den charakteristischen kleinen Seitensattel
deutlich erkennen. So stark entwickelt wie auf der von Prof.
Frech gegebenen Abbildung ist dieser Sattel an unserem Exem-
plar allerdings nicht; auch die Gesamtform der Sutur weicht von
der möglicherweise nicht ganz korrekten Darstellung in Frechs
Figur etwas ab, indem der Seitenlobus gleichmäßiger gekrümmt
erscheint, so daß der Externsattel und der kleine Seitensattel in
der aufgerollten Lobenlinie ungefähr gleich hoch liegen. (vergl.
Taf. III, Fig. 45), während auf Frechs Figur der Seitensattel
merklich höher ansteigt.
Die Maßzahlen unseres ergänzt gedachten Exemplars sind:
Größter Durchmesser . . . . . . 32 mm
PO SST TETU a ROK PRESNY PRA ea lG a,
Höhe des letzten Umganges . . . 9 ,
Mika. vis a Te over
Die Apertur beträgt 1:8, der Quotient aus Umgangshöhe und
Durchmesser 0-28.
Die in Fig. 5 (Taf. III) abgebildeten Exemplare bieten
keinen Anlaß zu besonderen Bemerkungen; es sind durchwegs
Steinkerne unausgewachsener Individuen mit spärlichen Schalen-
194
resten und fast gänzlich zerstörten Suturen. Ein auf der Abbil-
dung nicht deutlich sichtbares kleines Exemplar ist quer abge-
brochen und läßt den Querschnitt des ganzen, aus vier Umgängen
bestehenden Gehäuses erkennen.
Ein weiteres hier nicht abgebildetes Exemplar ist dadurch
bemerkenswert, daß die Suturen auch auf den inneren Windungen
zum größten Teile sichtbar sind. Es kommen auf den der Wohn-
kammer unmittelbar vorhergehenden Umgang bei einem Gehäuse-
durchmesser von 17 mm ungefähr 20—21 Luftkammern, deren
Scheidewände in ungleichmäßigen Abständen aufeinander folgen.
Der Seitensattel der Lobenlinie ist schwach, aber doch deutlich
entwickelt.
Das Auftreten der Cl. Wysogorskii in unserem Clymenien-
kalk ist recht interessant, da diese Form bisher bloß in einem
einzigen Exemplar aus dem obersten Clymenienkalk (Zone der
Gronioclymenien) von Ebersdorf bekannt war. Die Frage, ob durch
diese Form auch in unserem Clymenienkalk ein höheres Niveau
angedeutet werde oder ob der tiefere Teil des Clymenienkalkes
ihrem Hauptvorkommen entspricht, während ihr vereinzeltes Auf-
treten in der Zone der Gonioclymenien bereits ihr Aussterben
bezeichnet, ist schwer zu entscheiden. Der Kalkstein, in welchem
unsere CI. Wysogorskii eingeschlossen ist, unterscheidet sich durch
reichliche Einschlüsse winziger Gastropodenschalen, durch das
Zurücktreten der Ostrakoden sowie durch einen mehr in das
Braune neigenden Farbenton von dem Gestein, in welchem die
früher beschriebenen Clymenien vorkommen; es wäre sonach
immerhin möglich, daß sich in unserem Clymenienkalk zwei Hori-
zonte vertreten finden.
Praeglyphioceras Wedekind.
R. Wedekind hat (loc. cit., S. 599) für die involuten Gonia-
titen, die gerade oder nur schwach gebogene Anwachsstreifen und
überdies auch noch eine Spiralskulptur besitzen, die neue Gattung
Praeglyphioceras aufgestellt. Diese Gattung ist auch durch die
Lobenlinie charakterisiert, in dieser Beziehung jedoch anscheinend
nicht ganz scharf von Sporadoceras Hyatt (em. Frech) getrennt.
Ich stelle zwei größere Goniatitenformen des Brünner Cly-
menienkalkes mit Rücksicht auf ihre Skulptur zn Wedekinds neuer
Gattung, obzwar die Übereinstimmung der Lobenlinien vorläufig
195
zweifelhaft bleiben muß. Ursprünglich hatte ich beide Formen der
(Gattung Sporadoceras Hyatt (em. Frech) zugewiesen, doch ist auch
bei dieser Auffassung die Übereinstimmung der Lobenlinien keine
vollständige, wie aus den später folgenden Ausführungen her-
vorgeht.
1. Praeglyphioceras moravicum n. f — Taf. II,
Pie. 6,7.
Es liegen mir mehrere, leider fast durchwegs fragmentarische
Exemplare eines Goniatiten vor, die sich durch eine verhältnis-
mäßig bedeutende Größe, durch ihre auf die Externfläche be-
schränkten Labialwülste und durch ihre Skulptur auszeichnen.
Das Gehäuse ist scheibenförmig, vollkommen involut mit gerun-
detem Rücken. Die Wohnkammer erreicht zum mindesten die
Länge einer ganzen Windung; ihr Beginn ist — wie bei den
Clymenien — durch die schwarze Farbe des dichten Ausfüllungs-
materials, welches von dem weißen, kristallinischen Kalzit der
inneren Windungen scharf absticht, gut bezeichnet. Die Extern-
fläche der Steinkerne läßt auch bei ganz kleinen Exemplaren die
Eindrücke von kurzen V-förmigen Labialwülsten erkennen; Anzahl
und Verlauf derselben erinnern am meisten an Chiloceras lagowiense
Gürich aus dem mittleren Oberdevon des polnischen Mittelgebirges.
Die etwas abgeflachten Seiten übergehen ganz allmählich, ohne
Abstufung, in die gewölbte Externfläche.
An mehreren Stellen der Steinkerne sind auch noch Schalen-
reste zu erkennen; sie zeigen zunächst sehr zarte, nahezu gerad-
linig und radial verlaufende, auf der Externfläche nur schwach
zurückgebogene Anwachsstreifen, außerdem aber viel kräftiger
entwickelte, auf der Externfläche merklich schwächer werdende
Spiralstreifen, die auch auf den inneren Umgängen deutlich zu
sehen sind. Die Spiralstreifung dominiert und ist mitunter — wie
unsere Figur 7 zeigt — selbst an den Steinkernen angedeutet; sie
ist auch bei einem bloß die ältesten Windungen umfassenden,
sehr kleinen (kaum 7 mm Durchmesser) Bruchstück ganz deutlich,
wenngleich nur wenig kräftiger als die Anwachsstreifen, ausge-
bildet. Die Anwachsstreifen schmiegen sich den Labialwülsten
nicht an, sondern durchschneiden dieselben in einem spitzen Winkel.
Das in Fig. 6 (Taf. III) abgebildete, vollständigste Exemplar
besitzt einen Durchmesser von ungefähr 34 mm und eine Maximal-
196
dicke von 15 mm; der letzte Teil der Schale ist auf einer Seite
zerdrückt und gestattet daher keine genaue Messung. Es sind
sieben Eindrücke von Labialwülsten zu erkennen, ebenso einzelne
© Schalenreste mit deutlich erhaltener Skulptur.
Das in Fig. 7 (Taf. IIT) dargestellte Exemplar besitzt, er-
-gánzt gedacht, ungefähr 58 mm Durchmesser und etwa 26 mm
größte Dicke; es zeigt, wenigstens teilweise, die Septalfläche der
letzten Luftkammer mit dem Sipho und eine lange, einen ganzen
Umgang umfassende, aber leider nur zum Teil erhaltene Wohn-
kammer mit fünf Eindrücken von Labialwülsten. Der vollständige
Umgang muß mindestens 8 Labialwülste besessen haben. Schalen-
reste sind auf der Wohnkammer nicht erhalten geblieben; dagegen
ließ sich konstatieren, daß die inneren Windungen die früher be-
schriebene Spiralstreifung tragen, und bei schiefer Beleuchtung
sind selbst an der Oberfläche des Wohnkammersteinkerns deutliche
Spirallinien zu erkennen.
Es ist mir leider nicht gelungen, den Verlauf der Lobenlinie
mit hinreichender Genauigkeit festzustellen. Nur an einem einzigen,
überdies sehr kleinem Exemplar konnte ich die Sutur wenigstens
zum Teil erkennen und beobachten, daß sich an den breiten
Externsattel ein ungefähr glockenförmiger, am Grunde abgerun-
deter Seitenlobus, dessen innerer Ast merklich steiler ansteigt als ©
der äußere, anschließt. Der Externsattel zeigt eine sehr schwache,
aber immerhin deutliche Einbuchtung, die ich als einen allerdings
kaum angedeuteten äußeren Seitenlobus auffasse (vgl. Fig. 7e,
Taf. III), da ja anzunehmen ist, daß die jüngeren Suturen bei
größeren Individuen diese Einbuchtung viel deutlicher erkennen
lassen würden. Eine große Ähnlichkeit mit der Lobenlinie von
Sporadoceras ist also unbestreitbar; jedenfalls dürfte aber der
äußere Seitenlobus auch bei ganz ausgewachsenen Exemplaren
unserer Form noch schwächer ausgebildet sein als bei Sporado-
ceras subbilobatum Mstr. var. meridionalis Frech aus Cabriěres.
Der deutliche Seitenlobus ist am Grunde abgerundet und nicht
zugespitzt, wie es die typische Sutur von Sporadoceras und Prae-
glyphioceras verlangt; auch hier dürfte jedoch das Alter eine Rolle
spielen, indem die Zuspitzung der Loben sich erst nach und nach
entwickelt, wie ja schon lange bekannt ist und wie z. B. die von
Prof. Frech (loc. cit., S. 81, Fig. 35, b, —b,) abgebildeten Suturen von
Sp. subbilobatum Mstr. var. meridionalis Frech erkennen lassen.
197
Daß die genaue Gattungsbestimmung der Goniatiten sehr
häufig, auch bei günstigem Erhaltungszustand, mit großen Schwie-
rigkeiten verbunden ist, weiß wohl jeder, der mit dieser Cephalo-
podengruppe zu tun gehabt hat. Ich will hier nur bemerken, daß
selbst ein so ausgezeichneter Fachmann, wie es Prof. Frech ist,
eine von ihm bei Cabrières gefundene Goniatitenform ursprünglich
zu Chiloceras (Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. 1887, S. 438),
später jedoch (Über devonische Ammoneen, S. 73) zu Sporadoceras
gestellt hat, während anderseits Sporadoceras pseudosphaericum
Frech von R. Wedekind zum Typus seiner neuen Gattung Prae-
glyphioceras erhoben wurde.
2. Praeglyphioceras n. f. ind. — Taf. III, Fig. 8.
In Fig. 8 (Taf. III) ist ein Goniatitenfragment abgebildet,
welches einer Form angehört, die durch ihre Spiralskulptur dem
eben beschriebenen Praeglyphioceras moravicum sehr nahe steht;
es ist aber immerhin eine Anzahl von unterscheidenden Merkmalen
vorhanden, die meiner Ansicht nach eine Trennung von letzterem
rechtfertigen.
Das vorliegende Bruchstück bildet einen Teil der Wohn-
kammer und ist als Steinkern erhalten. Es fällt auf demselben —
namentlich bei schiefer Beleuchtung — zunächst die verhältnis-
mäßig große Zahl der Furchen, die die Labialwülste hinterlassen
haben, auf; es läßt sich annehmen, daß der vollständige Umgang
etwa 11 dieser Furchen, also etwas mehr als bei der früher be-
schriebenen Form, besessen hat. Die Furchen sind überdies am
Rücken mehr abgerundet als bei P. moravieum. Einen wesentlichen
- Unterschied gegen die letztgenannte Form bedingt der Umstand,
daß an der Oberfläche des Steinkerns die Spiralskulptur kaum
_ eine Spur hinterlassen hat, während die Anwachsstreifen sehr
Mi
- deutlich” markiert erscheinen. Sie sind gegen den Rücken merklich
stärker zurückgebogen als bei P. moravicum und schneiden die
früher erwähnten Furchen in schiefer Richtung; stellenweise waren
- sie zu förmlichen Wülsten verstärkt, insbesondere knapp am
© Mündungsrande, woselbst eine den Anwachsstreifen parallel ver-
… laufende Furche auf der Rückenfläche nahezu dieselbe Tiefe
© erreicht wie die von den Anwachsstreifen schief durchschnittenen
i
a
Furchen der Labialwülste. Nach ihrer Entfernung von der vorher-
gehenden Rückenfurche könnte man diese den Anwachsstreifen
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 2. 14
198
parallel verlaufende Furche auf den zuletzt gebildeten, den Mün-
dungsrand verstärkenden Labialwulst zurückführen; es würde hier-
aus folgen, daß bei ausgewachsenen Geháusen der Verlauf
des letztgebildeten Labialwulstes dem Anwachsstreifen auch dann
entsprechen kann, wenn auf den älteren Teilen des Gehäuses in
dieser Beziehung keine Koinzidenz besteht.
Schalenreste sind in der Oberfläche des vorliegenden Stein-
kerns nicht vorhanden; wohl ist aber an einer Stelle eine kleine
Partie des vorhergehenden Umganges mit der Schalenbedeckung
entblößt, so daß man deutlich erkennen kann, dab auch diese
Form mit einer Spiralstreifung versehen war, die allerdings auf
dem jüngeren Teile der Schale gegen die durch die kräftigen
Anwachsstreifen hervorgebrachte Skulptur zurücktrat.
In der Größe entspricht diese Form ziemlich genau der vor-
hergehenden, unterscheidet sich aber von derselben sofort durch
den abweichenden Verlauf der kräftig entwickelten Anwachsstreifen.
Die Zugehörigkeit der vorliegenden Form zur Gattung Praegly-
phioceras kann natürlich nur mit Vorbehalt ausgesprochen werden.
Chiloceras Frech.
Chiloceras (7) f. ind.
Ein sehr jugendliches Exemplar (Durchmesser 6:7, Dicke
54 mm) eines (Goniatiten zeichnet sich durch 4 radial
verlaufende, nur auf dem Rücken ein wenig zurückgebogene,
vollständige Labialwülste aus. Das Gehäuse ist fast
kugelig, ungenabelt und bloß mit zarten Anwachsstreifen, die den
Labialwülsten parallel laufen, bedeckt. Leider ist es mir nicht
gelungen, die Sutur festzustellen; obzwar der Inhalt der Kammern
nicht kristallinisch ist, scheinen die Kammerwände dennoch gänz-
lich zerstört zu sein.
Es liegen von dieser Form mehrere, aber durchwegs sehr kleine
Exemplare vor.
? Gephyroceras Hyatt.
Gephyroceras (?) f. ind.
Ein ebenfalls sehr kleines (4 mm Durchmesser) Goniatiten-
gehäuse zeigt zwei seichte, aber sehr deutlich ausgebildete
Spiralfurchen, welche die Rückenfläche beiderseits begrenzen.
Das Gehäuse ist dickscheibenförmig und sehr eng genabelt, Labial-
wülste sind nicht vorhanden.
198
Die Sutur ist auch hier nicht zu erkennen; mit Rücksicht
auf die zwei Spiralfurchen, welche die Schalenoberfläche in drei
Teile zerlegen, könnte man etwa an eine dem Gephyroceras retrorsum
var. tripartitum Sandb. nahestehende Form denken; doch kommen
derartige Spiralfurchen auch bei anderen Goniatitenformen vor.
Bactrites G. (Sandberger)!)
1. Bactrites clymeniarum n. f. Taf. III, Fig. 9 a—e.
Die recht zahlreich vorliegenden Bruchstücke zeichnen sich da-
durch aus, daß sie bei fast zylindrischer Form und nahezu kreisrundem,
bis deutlich elliptischem Querschnitt eine allerdings nur sehr
schwach entwickelte, aber bei schiefer Beleuchtung doch ganz
deutlich erkennbare Längskante besitzen; an mehreren Exemplaren
ist die Kante beiderseits von zwei sehr seichten, aber deutlichen
Längsfurchen begrenzt. Diese Kante scheint den meisten Arten
der Gattung Bactrites eigentümlich zu sein und der sogenannten
„Normallinie“ zu entsprechen; über ihre Lage an den Bactrites-
gehäusen gehen jedoch die Angaben der verschiedenen Autoren
auseinander. H. v. Meyer, der als Erster die Normallinie der
Orthoceratiten beschrieben hat (in Nova acta Ac. Leop. Carol.
XV, IL Teil, S. 70 ff), bezeichnet die Stelle, in welcher die kiel-
artige Normallinie auftritt, als den Rücken der Schale, während
sie («. u. F. Sandberger (Versteinerungen d. rhein. Schichten-
systems in Nassau, S. 126) als Bauchlinie auffassen, weil sie
„der Siphonaldute diametral gegenüberliegt“. G. Steinmann
sagt (Elem. d. Paläontologie, 1890, S. 394) über den Sipho von
Bactrites, daß derselbe auf der Bauchseite liege, „die an dem
Zurückweichen der Zuwachsstreifung“ kenntlich ist“. Ander-
seits heißt es wieder in G. Gürich’s „Leitfossilien“ (2. Heft,
S. 121), daß bei Bactrites carinatus Sandb. die „Anwachsstreifen
oder Querwülste“ auf der Wohnkammer an den Seiten zu der
1) Nach den Regeln der Priorität sollte diese Gattung eigentlich als
Trematoceras Eichwald bezeichnet werden. Schon A. Hyatt hat jedoch (Ge-
nera of fossil Cephalopods; Proceed. of the Boston Soc. of Nat. Hist,,
Boston 1884, XXII, S. 303) gemeint: „it seems inexpedient to try now
to restore the original applications of these names“ Statt 7rema-
toceras sagt Hyatt irrtümlich „Trematodiseus“, welcher Name von Meek für
eine Nautiloidengattung (von E. Haeckel schon im J. 1860 für eine Radio-
lariengattung) angewendet wurde.
14*
200
„Siphonalkante“ steil ansteigen. Auf der Abbildung dieser Form
bei G. u. F. Sandberger (loc. cit. Taf. XVII, Fig. 3 a und 8 b)
steigen tatsächlich die schwach entwickelten Wülste des Stein-
kerns gegen die Längskante des Steinkerns an, aber der Sipho
liegt, wie schon früher bemerkt wurde, dieser Kante gegenüber ;
“auf Fig. 3m der erwähnten Tafel sieht man auch wirklich die
schrägen Furchen bezw. Querwülste gegen den Sipho herab-
laufen. Nach der Darstellung der Gebrüder Sandberger, ins-
besondere nach den von diesen Autoren gegebenen, ganz unzwei-
deutigen Abbildungen (loc. cit. Taf. XVII, Fig. 3 m und Fig. 3 n)
ist die Längskante des Bactritengeháuses keine „Siphonalkante“,
als was sie von Gürich bezeichnet wird. Gürichs Abbildung des
Bactrites carinatus („Leitfossilien*, Taf. XXXVII Fig. 4) ist
offenbar nur eine Kopie von Sandbergers Fig.3 (Taf. XVII
des oben zitierten Werkes von G. u. J. Sandberger), es kommt
auf derselben jedoch, wie Gürich selbst in der Tafelerklärung be-
merkt, die „Kante auf der Siphonalseite“ zu wenig zum Ausdruck.
Wäre sie deutlicher hervorgehoben, so müßte sie auf der anti-
siphonalen Seite des Querschnittes liegen, entsprechend den Figuren
3c und 3n auf Taf. XVII des Sandbergerschen Werkes. In
seiner schönen Arbeit über „das Paläozoicum im polnischen Mittei-
gebirge“ (Verh. d. kais. russ. mineralog. Ges. in St. Petersburg,
2. Serie, XXXII, 1896) wird bei der kurzen Beschreibung des
Bactrites carinatus Sandberger (loc. cit. S. 321)!) über die Lage
des Sipho zur Längskante des Gehäuses nichts mitgeteilt: auch
auf dem Querschnitt (loc. cit. Taf. XIII, Fig.7 c) ist der. Sipho
nicht angegeben, dürfte aber, wie bei unseren Vorkommnissen,
überhaupt nicht sichtbar sein, so daß die Bezeichnung der Längs-
kante als ,Siphonalkante“ auch bei der polnischen Form, die ich
nicht für den typischen Bactrites carinatus halte, keineswegs be-
gründet erscheint. Auch bei dem nordamerikanischen Bactrites
clavus Hall, welcher dem europäischen B. carinatus sehr nahe
steht, besitzt diese Kante eine zweifellos antisiphonale Lage,
1) Gürich nennt den Grafen Münster als Autor des Bactrites carinatus.
Aus der guten Abbildung, die Münster von seinem Orthoceras carinatum
(Beiträge zur Petrefaktenkunde, III, Taf. XIX, Fig. 85) gegeben hat, geht
jedoch unzweifelhaft hervor, daß es sich bei der letzteren Form, die überdies
dem Obersilur angehört, um ein echtes Orthoceras handelt. Es ist auch bereits
von verschiedenen Seiten auf diesen Umstand hingewiesen worden.
paca mi,
201
wie aus den von J. Hall (Palaeontology of New York, vol. V,
part II, 1879, Taf. CXIII, Fig. 4 u. 5) gegebenen Abbildungen er-
sichtlich ist.
An unseren Exemplaren ist der Sipho leider fast niemals
deutlich zu erkennen; nur an einem einzigen Steinkern finde ich
einen spitz zulaufenden Eindruck (vgl. Fig. 9 5b), welcher wohl von
der Siphonaldute herrührt, obzwar er der früher erwähnten Kante
nicht ganz genau diamentral gegenüberliegt.
Über die Beschaffenheit der Schalenoberfläche der verschie-
denen Bactrites-Arten ist bisher anscheinend nur sehr wenig be-
kannt. Die Gebrüder Sandberger bemerken (loc. cit.) bei der
Beschreibung der drei im nassauischen Devon vorkommenden
Arten, daß die Schale derselben unbekannt sei, sagen jedoch in
der Diagnose der Gattung (loc. cit., S. 124), dab die Querstrei-
fung der Schale eine „rückwärts gewendete Rückenbucht“
bilde. Aus der Beschreibung des Bactrites gracilis (ib., S. 131) geht
jedoch klar hervor, daß es sich hier nicht um eine Skulptur der
Schale selbst, sondern um die Skulptur der Steinkernober-
fläche handelt, die ja durchaus nicht dem Verlaufe der Anwachs-
streifen der Schale entsprechen muß. Offenbar bezieht sich auch
Steinmanns Bemerkung über das „Zurückweichen der Zuwachs-
streifung“ auf der Siphonalpartie von Bactrites nur auf die von
G. u. F. Sandberger beschriebene Skulptur des Steinkerns;
dagegen erwähnt G. Gürich in einer oben erwähnten Arbeit über
das Paläozoikum im polnischen Mittelgebirge (S. 321) ganz aus-
drücklich, daß die von ihm in der oberdevonischen „Cephalopoden-
bank“ von Lagow aufgefundenen Bactrites-Fragmente mit der
Schale erhalten sind; er bemerkt, daß dieselben „entsprechend
der Sandbergerschen Figur 3“ (die sich jedoch auf Steinkerne
bezieht, da die Schale, wie oben bereits bemerkt, als unbekannt
angegeben wird) deutliche ,Querrippen in Form von kieligen
Riefen“ besitzen und daß diese „nach oben steil, nach unten all-
mählich abfallen“. Diese Beschreibung entspricht auch der von
| Gürich gegebenen „Ventralansicht“ des Gehäuses von Bactrites
| carinatus (loc. cit., Taf. XIII, Fig. 7 a), während die Seitenan-
sicht (ib. Fig. 7 d) gerade das umgekehrte Verhältnis zeigt, indem
-sich die Rippen nach unten (gegen die Lángskante zu) rasch
senken, während sie gegen oben sehr flach ansteigen. In der Tafel-
- erklärung wird dieser Widerspruch durch die Bemerkung, daß die
202
Ventralansicht (Fig. 7a) „auf den Kopf gestellt“ sei, behoben;
meiner Überzeugung nach ist jedoch gerade diese Figur in der
normalen Aufstellung (d. h. mit dem jüngeren Teile nach oben
gerichtet) reproduziert, während die Seitenansicht (Fig. 7 d) „auf
den Kopf gestellt“ ist (vgl. die weiter unten folgenden Bemer-
‚kungen über die Schale von Bactrites clymeniarum). Die Abbil-
dungen in Gürichs oben zitiertem Werke geben uns tatsächlich
über die Oberflächenskulptur der Schale eines Bactriten aus der
Gruppe des B. carinatus Münster Aufschluß; hingegen stellt die
Abbildung des typischen B. carinatus in Gürichs „Leitfossilien“
einen Steinkern dar und es handelt sich daher bei der Be-
schreibung der Skulptur nicht um „Anwachsstreifen oder Quer-
wůlste“ — wie es im Text der „Leitfossilien“ S. 121 heißt —
sondern bloß um die letzteren!).
J. M. Clarke bemerkt in seiner Beschreibung der Fauna
des Iberger Kalkes (Neues Jahrb. f. Min. usw., 1885, III. Beil.
Bd., S. 333) bei Bactrites cf. gracilis Sandb., daß die Oberfläche
des Gehäuses teilweise erhalten sei, jedoch keine Skulptur zeige;
dagegen gibt er für Bactrites pulchellus F. A. Roem. die „feinen,
distinkten Furchen“ der Schale als ein charakteristisches Merkmal
dieser Form an, welche von F. A. Roemer (Beitr. zur geol.
Kenntnis d. nordw. Harzgebirges; Palaeontographica III, 1854,
S. 39, Taf. VI, Fig. 5) als Orthoceras pulchellum beschrieben wurde
und vielleicht trotz der randlichen Lage des Sipho doch nicht zu
Bactrites gehört. F. A. Roemer sagt über die Skulptur von Ortho-
ceras pulchellum bloß folgendes: „testa trasversim striata, strüs
ventre subdeflexis“; daraus ist nicht zu entnehmen, ob die „Quer-
streifen“ in ihrem Verlaufe den Anwachsstreifen entsprechen
oder nicht.
In unserem Clymenienkalk sind die Bactriten zwar mit den
Schalen erhalten, doch bleiben die Schalen, oder zum mindesten
die dickere, äußere Schichte derselben, fast immer an dem Kalk-
stein haften, so daß sich nur die Steinkerne loslösen. Es ist mir
jedoch gelungen, mehrere Bruchstücke so herauszupräparieren, daß
1) Merkwürdigerweise ist gerade jene Darstellung der Steinkernskulptur,
von welcher G. u. F. Sandberger selbst (loc. cit., S. 131, Bemerkung 1) aus-
drücklich sagen, daß sie nicht richtig sei, in verschiedene Werke überge-
gangen, so z. B. in Zittels „Handbuch der Paläontologie“ (2. Bd., S. 370,
Fig. 509) und in E. Kokens „Leitfossilien“ (S. 58, Fig. 42, 1).
203
wenigstens einzelne Schalenpartien der Untersuchung zugänglich
sind. Ich konnte feststellen, daß die Oberfläche der Schale im
allgemeinen glatt war, daß jedoch gegen die Längskante zu die
Anwachsstreifen immer deutlicher werden und periodische Ver-
stärkungen zeigen. In der Nähe der Längskante biegen die An-
wachsstreifen so stark um, daß sie fast parallel zur Längsachse
des Gehäuses verlaufen und über der Kante selbst eine nach
rückwärts offene, verhältnismäßig tiefe, zungenförmige Bucht
bilden, wie dies Fig. 9a auı Taf. III zeigt. Dort, wo die Anwachs-
streifen in die Längsrichtung der Schale einbiegen, entsteht eine
zarte, aber doch merkliche Furche, über welche der die Kante
bedeckende Schalenteil ein wenig hervorragt, so daß also die
Kante des Steinkerns auch auf der Außenseite der Schale zu
erkennen ist; sie entspricht folglich einer schwach entwickelten,
rinnenartigen Furche auf der Innenseite der Schale. Auf dem er-
höhten Schalenteil ist die periodische Verstärkung der Anwachs-
streifen besonders deutlich zu erkennen (vgl. Fig. 9a, Taf. III).
Auf einem zweiten Bruchstück verlaufen die Anwachsstreifen neben
der Kante etwas mehr schräg, doch dürfte es sich hier kaum um
einen spezifischen Unterschied handeln.
Ich habe früher bemerkt, daß die von den Anwachsstreifen
über der Kante gebildete Bucht nach rückwärts offen sei. Ich
muß hinzufügen, daß es bei den meist nur sehr kurzen und nahezu
zylindrischen Bruchstücken nicht immer leicht ist, das proximale
Ende des Gehäuses von dem distalen zu unterscheiden. Die Suturen
und Siphonalduten sind nicht erkennbar, so daß wir nur aus der
Form der Bruchstücke schließen können, welches Ende dem
jüngeren Schalenteil zugewendet ist Wenn nun auch die Ver-
jüngung des Gehäuses eine sehr allmähliche ist, so glaube ich
doch mit Bestimmtheit behaupten zu dürfen, daß die Bucht der
Anwachsstreifen tatsächlich gegen das verjüngte Ende ge-
richtet ist, oder, mit anderen Worten: daß das Gehäuse unseres
Bactriten an der Mündung eine schmale, der antisiphonalen Kante
entsprechende Verlängerung besaß, wie wir sie ähnlich bei
manchen Ammoniten und bei Baculiten beobachten können; die
Verstärkung dieses besonders gebrechlichen Schalenteiles durch
Verdickung der Anwachsstreifen erscheint uns selbstverständlich.
Die hier geschilderte Schalenbeschaffenheit dürfte wohl
allen carinaten Bactriten zukommen. Sie steht auch in Über-
204
einstimmung mit der früher beschriebenen gröberen Skulptur der
Steinkerne, wie sie z. B. auf der Wohnkammer von B. carinatus
Sandb. (Münster) und nach einer Behauptung des Grafen Münster
auch auf der Schale dieser Form auftritt. Es scheint, daß die
»Querwülste“ des Wohnkammersteinkerns den periodisch ver-
stärkten Anwachsstreifen der Schale entsprechen, und es ist nicht
unmöglich, daß bei älteren Exemplaren unseres B. clymemarum
ebenfalls eine Verstärkung der Wohnkammer durch Wülste statt-
gefunden hat; die vorhandenen, ziemlich zahlreichen Bruchstücke
lassen allerdings nichts dergleichen erkennen. Bei der Gattung
Mimoceras Hyatt, die von manchen Paläontologen mit Bactrites
zu einer besonderen Untergruppe (Mimoceratinae) der Goniatiten
vereinigt wird, bilden die Anwachsstreifen auf der Externfläche
der Schale eine nach rückwärts gewendete Bucht.
Die Suturen sind bei unseren Exemplaren, ähnlich wie bei
den beschriebenen Goniatiten, fast niemals erhalten; nur an einem
einzigen, leider auch der Länge nach zerbrochenen Steinkern sind
sie teilweise zu erkennen. Sie verlaufen in leichter Krümmung
schief zur Längsachse des Gehäuses und stehen bei einem Gehäuse-
durchmesser von 45 mm ungefähr 1:8 #7» weit auseinander. An
einem zweiten Fragment ist ein Teil der Septalfläche bloßgelegt;
man erkennt gerade nur, dal dieselbe ziemlich stark gewölbt ist
und daß der Sipho randlich gelegen war; die Siphonalpartie selbst
ist jedoch nicht erhalten. Der mittlere Durchmesser des in Fig. 9a ab-
gebildeten, im Querschnitt nahezu kreisrunden Bruchstückes beträgt
4-6 mm, die Breite der Bucht über der Kante 1 mm. Die übrigen
Fragmente weisen alle geringere Dimensionen des Durchmessers auf.
Die Unterscheidung der einzelnen Bactrites-Arten ist wegen
des meist ungünstigen Erhaltungszustandes, insbesondere wegen
des Fehlens der Schale eine sehr mißliche Sache. Unter den durch
eine Längskante ausgezeichneten Formen ist Baetrites carinatus.
Münster wohl die bekannteste. Diese Form gilt im allgemeinen
als ein Leitfossil des Mitteldevons,!) geht aber entweder selbst bis
in das Oberdevon hinauf (im Ural angeblich mit verschiedenen
Goniatiten des unteren Oberdevons, mit Buchiola retrostriata,
Rhynchonella cuboides und anderen bezeichnenden Fossilien, bei
1) In E. Kokens „Leitfossilien“, S. 497, wird Bactrites carinatus als
Leitfossil des Oberdevons angeführt und sein Vorkommen im Wissenbacher
Schiefer als fraglich bezeichnet.
205
Cabrières nach Prof. F. Frech im mittleren Oberdevon vor-
kommend), oder wird dort durch nahe verwandte Formen vertreten.
Eine Identifizierung unseres Bactrites clymeniarum mit B. carinatus
ist wohl nicht tunlich, da letzterer bedeutend größer, im Quer-
schnitt mehr elliptisch gestattet und überdies durch die ,Quer-
wülste“ des jüngeren Schalenteiles ausgezeichnet ist. Die polnische
Form, für welche ich den Namen Bactrites Gürichi vorschlagen
möchte, unterscheidet sich durch ihre Schalenskulptur und den
scharf hervortretenden Kiel sowohl von unserer Form als auch
von B. carinatus. Der oberdevonische Bactrites büdesheimensis
F. Roemer (B. gracilis Sandberger p. p.) besitzt keine Längskante
und nahezu horizontal verlaufende Suturen, ebenso wie der weit-
verbreitete B. gracilis Sandb.; es können also auch diese beiden
Formen mit der hier beschriebenen Form des Brünner Clymenien-
kalkes nicht in Zusammenhang gebracht werden.
2. Bactrites f. ind.
Fin geringer Teil der mir vorliegenden Bactrites-Steinkerne
unterscheidet sich von den eben beschriebenen durch den gänz-
lichen Mangel der Längskante; es könnte sich somit um eine
zweite Form handeln, die allerdings nicht näher beschrieben und
gegen die vorige nicht schärfer abgegrenzt werden kann, da nur
-© kleine Bruchstücke ohne Schalenreste vorhanden sind. Wenn es
sich hier wirklich um eine selbständige Form handelt, so würde
sich dieselbe an Bactrites büdesheimensis F. Roemer anschließen.
Orthoceras Breyn.
Orthoceras cf. lineare Münster.
Das sich sehr allmählich verjüngende Gehäuse besitzt einen
kreisrunden Querschnitt, dessen Durchmesser am Beginne der
“ Wohnkammer 11 mm beträgt; die letzte Luftkammer ist blob 2:8 mm
- hoch. Der Sipho liegt zentral. Die Suturen verlaufen fast gerad-
. linig und etwas schief zur Längsachse des Gehäuses; an der Stelle,
wo die nur sehr zart angedeutete ,Normallinie“ auf dem Stein-
- kern der Wohnkammer erscheint, sowie auf der diametral ent-
gegengesetzten Stelle hebt sich die Sutur in leichter Krümmung
empor; die Septalflächen sind mäßig gewölbt. Die äußere Ober-
fläche der Schale war, nach den vorhandenen Resten zu schließen,
glatt; es ist jedoch immerhin möglich, daß die sehr feine Streifung
206
des O. lineare an unserem Exemplar nicht erhalten ist. Im Pro-
duktellenkalk des Haidenberges wurde von Herrn Dr. J. Oppen-
heimer ein Orthoceratit gefunden, dessen Schalenoberfläche die
feine Streifung ganz in der Art zeigt, wie sie die Gebrüder
Sandberger (loc. cit. Taf. X VIII, Fig. 7) darstellen, während
H. B. Geinitz (Versteiner. d. Grauwackenformation in Sachsen
usw., Taf. 1, Fig. 13) diese Streifung viel gröber zeichnet. Bei
Münsters Originalexemplaren soll die Streifung nur mit der Lupe
zu erkennen sein (Münster, Beitr. zur Petrefaktenkunde III, S. 99).
Der etwas schiefe Verlauf der Suturen ist bei der eben er-
wähnten Form unseres Productellenkalkes ebensowenig zu be-
merken wie bei dem typischen O. lineare; ich glaube jedoch
nicht, daß diese geringe Abweichung zur spezifischen Trennung
unserer Form aus dem Clymenienkalk von jener des Productellen-
kalkes, beziehungsweise vom typischen O. lineare Münster ausreicht.
Anders würde die Sache stehen, wenn sich durch weitere Funde
nachweisen ließe, daß die Schale unserer Form an der Oberfläche
wirklich vollkommen glatt war. O. lineare Münster geht angeblich
aus dem oberen Mitteldevon (Stringocephalenkalk) bis in den
Cypridinenschiefer.!)
Mit anderen, aus dem Oberdevon bekannten Orthoceratiten
(0. subflexuosum Münster, O. dimidiatum Münster non Sowerby,
O. ellipticum Münster, O. vittatwm Sandberger usw.), läßt sich
unsere Form nicht identifizieren. Mehr Übereinstimmung mit der
letzteren zeigt ein Teil jener Formen, die von den Gebrüdern
Sandberger (loc. cit. S. 160 f., Taf. XVII, Fig. 4) unter dem
Namen O. planiseptatum Sandb. zusammengefaßt wurden, ins-
besondere das allerdings bedeutend größere Exemplar aus dem
Wissenbacher ,Orthocerasschiefer“ (loc. cit. Taf. XVII, Fig. 4i).
Der in Mittelrußland und am Westabhange des Urals (unteres
Oberdevon am See Koltuban) vorkommende O. Helmerseni Pacht
scheint unserer Form ebenfalls sehr nahezustehen, da sein im
allgemeinen elliptischer Querschnitt häufig nahezu die Kreisform
annimmt.
Gastropoda.
In gewissen Partien unseres Clymenienkalkes sind Gastropoden
durchaus nicht selten, finden sich jedoch stets nur in winzig klei-
1) Ein durch seine Skulptur ganz abweichender Orthoceratit des Kohlen-
kalkes wurde von de Koninck ebenfalls als O. lineare bezeichnet.
207
nen Jugendexemplaren. Die Schale derselben bleibt meist auf dem
Gestein haften, so daß in der Regel nur Bruchstückchen der Stein-
kerne, die eine nähere Bestimmung nicht zulassen, für die Unter-
suchung zur Verfügung stehen. Es dürften mindestens vier ver-
schiedene Formen vertreten sein, die sich auf ebenso viele Gat-
tungen verteilen. Da nicht ein einziges ausgewachsenes Gehäuse
vorliegt, so darf man wohl schließen, daß der Ablagerungsraum
des Clymenienkalkes für Gastropoden keine günstigen Existenz-
bedingungen geboten hat.
Die turmförmig gestalteten Steinkerne, deren größter bei vier
Windungen bloß 4 mm Länge erreicht, dürften wohl der Gattung
Murchisonia, andere, stumpf kegelförmige der Gattung Pleuroto-
maria angehören. An einem dieser winzig kleinen Steinkerne ist
noch ein Schalenrest mit geperlten Spiralreifen zu erkennen.
Glatte, sehr rasch anwachsende Gehäuse, die ebenfalls nur
in sehr kleinen Exemplaren vorliegen, sind höchst wahrscheinlich
auf Naticopsis, sehr flache Steinkerne mit rasch anwachsenden
Windungen vielleicht auf Platyschisma zurückzuführen.
Lamellibranchiata.
Posidonia Bronn.
1. Posidonia venusta Münster (Beiträge zur Petrefakten-
kunde, III, S. 5, Taf. X, Fig. 12) — Taf. III, Fig. 10 a—e.
Avicula obrotundata Sandb. in Rzehak: Oberdev. Foss. in d. Umgebung
v. Brünn. V. d. k. k. geol. R. A. 1881, S. 315.
Avicula obrotundata Sandb. in Makowsky-Rzehak:. Die geolog. Verh.
d. Umgebung v. Brünn; Verhandl. d. naturf. Vereines in Brünn, 1883, XXII,
S. 187. (Synonymik bei F. Frech: „Die devonischen Aviculiden Deutschlands“
Abh. zur geol. Spez.-Karte von Preußen usw., 1891, IX, S. 701).
Reste dieser vielgestaltigen, im Oberdevon Europas weitver-
breiteten Muschel finden sich im Brünner Clymenienkalk ziemlich
häufig, wenn auch zumeist nur als Steinkerne mit geringen Schalen-
1) In die Liste der Synonyma von Posidonia venusta Münst. gehört wohl
auch Avicula rugosa Münster (Beitr. zur Petrefaktenkunde III, S. 52, Taf. XI,
Fig. 3). In einer vollständigen Synonymenliste dürften auch Dr. E. Tietzes
Monographie der devonischen Schichten von Ebersdorf (Palaeontographica XIX,
1871, S. 142) sowie die beiden oben erwähnten, von Prof. Frech jedoch nicht
aufgenommenen Literaturangaben nicht fehlen. Hingegen dürfte Sandbergers
Exemplar Fig. 10, d (Verstein. d. rhein. Schichtensystems in Nassau, Taf. XXX)
kaum zu Posidonia venusta gehören.
208
resten, da die sehr dünne Schale in der Regel fest am Gestein
haften bleibt.
Obwohl Posidonia venusta angeblich zu den „bekanntesten“
oberdevonischen Fossilien gehört, scheint sie doch nicht so gut
bekannt zu sein, wie es wünschenswert wäre. So erwähnen die mir
bekannten Beschreibungen der Posidonia venusta nichts von einer
sehr auffälligen und wichtigen Eigentümlichkeit, auf welche meines
Wissens erst G. Gürich in seiner Arbeit über das Paläozoikum
des polnischen Mittelgebirges (S. 302) hingewiesen hat; ich meine
das starke Klaffen des Gehäuses auf der Vorderseite. In seinen
„Leitfossilien“ (2. Lieferung, S. 114, Taf. XXXVI, Fig. 2) hebt
Gürich dieses Merkmal ebenfalls hervor und bildet zum ersten
Male eine Schale von Posidonia venusta in der Ansicht von
vorne ab.
Ich kann Gürichs Beobachtungen an den polnischen Exem-
plaren von Posidonia venusta an meinem Brünner Material nur
bestätigen. Auch bei unseren Exemplaren biegt sich der Vorder-
rand gegen den Bauchrand zu seitlich ganz in der Weise aus, wie
es Gürichs Fig. 2 b auf Taf. XXX VI der „Leitfossilien“ darstellt, so
daß das Klaffen der Schalen mindestens ebenso stark ist wie bei
der etwas älteren Posidonia hians Waldschmidt!). Bei einzelnen,
von H.B. Geinitz (Verstein. d. Grauwackenform. in Sachsen usw.
Taf. XIL Fig. 19, 20) gegebenen Abbildungen der Posidonia venu-
sta könnte man wohl an ein Klaffen der Schalen denken, im Texte
(ib., S. 50) jedoch wird nichts davon erwähnt. Auch in Prof. F.
Frechs Monographie der devonischen Aviculiden Deutschlands
(Abhandl. zur geolog. Spezialkarte v. Preußen u. den thüring.
Staaten, Bd. IX, 3. Heft, 1891) wird bei Posidonia venusta nur
die Variabilität der Schalen hervorgehoben, über das Klaffen der-
selben jedoch nichts gesagt. Auch in der Originalbeschreibung der
Posidonia venusta wird ein Klaffen der Schalen nicht erwähnt;
aus einer der von Münster gegebenen Abbildungen (loc. cit.,
Taf. X, Fig. 12, c) könnte man allerdings auf klaffende Schalen
schließen, da sich die Anwachstreifen auf der vorderen Schalen-
hälfte in eigentümlicher Weise einbuchten. Sollte es sich trotzdem
:) Nach E. Waldschmidt (Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. Berlin,
1885, XXX VII, S. 913) findet sich dieselbe bei Wildungen in der Unterstufe
(Goniatitenstufe) des Oberdevons, während sie G. Gürich (Leitfossilien, 2. Heft,
S. 114) der „unteren Hälfte der Stringocephalen-Schichten“ zuweist.
209
herausstellen, daß die Originalexemplare des Grafen v. Münster,
die aus dem Clymenienkalk von Schübelhammer und Presseck
stammen, tatsächlich geschlossene, nicht klaffende Gehäuse be-
sitzen, dann müssen die polnischen und mährischen Vorkommnisse
von der typischen Form nicht bloß spezifisch, sondern auch gene-
risch getrennt werden. Schon F. Roemer hat (Zeitschr. d. deut-
schen geol. Ges. 1866, S. 673) darauf hingewiesen, daß Posidonia
venusta einen „andern Habitus als die typischen Arten der Gat-
tung Posidonomya“ besitzt, zog es jedoch vor, sie „vorläufig“ bei
dieser Gattung zu belassen, weil ihm die Zugehörigkeit zu Avicula
wegen der „anscheinenden Gleichklappigkeit“ wenig wahrscheinlich
war. Auch Prof. Frech bemerkt in seiner Monographie der devo-
nischen Aviculiden (S. 68), dab Posidonia venusta zu einer andern
„Gruppe“ gehöre als Posidonia Becheri. G. Gürich hat (loc. cit.
S. 301) zwar die systematische Stellung, welche F. Frech der
Posidonia venusta zuweist, „einstweilen“ angenommen, jedoch
gleichzeitig (ib., S. 302) berechtigte Bedenken dagegen ausgespro-
chen. Ich möchte die generische Abtrennung der „klaffenden“ Po-
sidonien (P. venusta Münster, P. glabra Barr., P. Mans Waldschm.)
von den „nichtklaffenden“ (Gruppe der P. Becheri) entschieden
befürworten und für den Fall, als auch von anderer Seite diese
Trennung als zweckmäßig erachtet wird, für die ersteren die
Gattungsbezeichnung Gürichia vorschlagen.
Das auf Taf. LIT in Fig. 10 abgebildete Exemplar aus unserem
Clymenienkalk ist so gut erhalten, daß man sowohl den Umriß
der Schale als auch die Oberfáchenbeschaffenheit der letzteren
mit voller Sicherheit feststellen kann. Im allgemeinen läßt sich
sagen, daß der Umriß der Schale dem des Münsterschen Origi-
nalexemplars (loc. cit., Taf. X, Fig. 12) entspricht; noch genauer
ist die Übereinstimmung mit der von F. Frech (loc. eit., Taf. XIV,
Fig. 15 5) gegebenen Abbildung des oben genannten Original-
exemplars der Grafen Münster. Eine Abweichung besteht insofern,
als bei unserem Exemplar — und auch bei den übrigen mir vor-
liegenden Stücken — der Hinterrand in gleichmäßiger Krümmung
in den Schloßrand übergeht und dementsprechend auch die An-
wachsstreifen nicht in einem stumpfen Winkel an den Schloßrand
anstoßen, sondern in diesen allmählich übergehen, wie dies unsere
Figur deutlich erkennen läßt. In dieser Beziehung sind fast alle
bisher veröffentlichten Abbildungen der Posidonia venusta nicht
210
ganz korrekt, da sie die Anwachsstreifen auf dem hinter dem
Wirbel gelegenen Schalenteil unter einem stumpfen Winkel an
den Schloßrand anstoßen lassen. Wiederum war es G. Gürich,
welcher darauf hingewiesen hat (Das Paläozoikum im polnischen
Mittelgebirge, S. 303), daß die Anwachstreifen bei Posidonia kurz
vor ihrer Ausmündung in den Schloßrand stets ‚eine energische
Krümmung nach einwárts““ beschreiben; trotzdem ist auch auf der
von ihm in den „Leitfossilien“ gegebenen Abbildung der Posidonia
venusta Taf. XXXVI, Fig. 2a) der Verlauf der Anwachstreifen auf dem
hinter dem Wirbel gelegenen Schalenteile nicht ganz korrekt dar-
gestellt. Die Abweichungen sind wohl auch in allen übrigen Fällen
nur auf die Ungenauigkeit der Zeichnung zurückzuführen. Die
Umbiegung des Vorderrandes zum Schloßrand erfolgt nicht so
allmählich, wie dies beim Hinterrande der Fall ist; der Vorder-
rand stößt mit dem Schloßrande an einer leicht abgerundeten
Ecke zusammen. Da die Schale in dieser Gegend sehr flach ist,
so entsteht ein „deutliches Ohr“, wie es G. Gürich auch an den
polnischen Exemplaren beobachtet hat (vgl. loc. cit., S. 302), wenn-
gleich die Abbildung eines solchen Exemplars von Kielce („Leit-
fossilien““, Taf. XXX VI, Fig. 2a) die Abgrenzung des vorderen Ohres
nicht so deutlich erkennen läßt wie unser mährisches Stück. Bei
den meisten Vorkommnissen scheint eine wenn auch undeutliche
Abgrenzung des vorderen Ohres durch eine „flache Furche“
(Gürich, loc. cit., S. 302) nur als seltene Ausnahme vorzukommen.
Von einer zum Austritt des Byssus bestimmten ‚„Ausrandung“,
wie sie G. u. F. Sandberger (loc. cit., S. 285) an der linken
Klappe ihrer Avicula obrotundata beobachtet haben wollen, konnte
ich an unseren Exemplaren nicht die geringste Spur entdecken.
Übrigens zeigt auch die von den letztgenannten Autoren gegebene
Abbildung einer linken Klappe (loc. cit., Taf. XXX, Fig. 10 c)
keine solche Ausrandung, so daß es sich hier wohl nur um
ein individuelles Merkmal handeln wird. Die Anwachsstreifen
biegen am vorderen Schalenteil erst ganz knapp am Schloß-
rande gegen diesen ein, so daß sie bei flüchtiger Betrachtung
unter einem stumpfen Winkel an den letzteren anzustoßen
scheinen.
Die Skulptur der Oberfläche entspricht im allgemeinen dem
typischen Vorkommen. Die sehr zarten Anwachsstreifen verstärken
sich in ungleichmäßigen Abständen, so daß stellenweise, insbeson-
pratique
211
dere auf dem älteren Teile der Schale, förmliche Runzeln ent-
stehen, die mitunter so stark werden wie bei der von Münster
als eine besondere Form von Posidonia venusta getrennten Avi-
cula rugosa (Münster loc. cit. Taf. XI, Fig. 3), die meiner An-
sicht nach mit Posidonia venusta identisch ist. Diese Runzelung
ist auch auf den Steinkernen sehr deutlich zu sehen, während die
eigentlichen Anwachsstreifen auf den Steinkernen keine Spuren
hinterlassen. Auf einem Exemplar (Steinkern) bemerke ich sehr
zarte, aber unter der Lupe deutlich sichtbare Radialstreifen, die
vom Wirbel über die hintere Schalenfläche ausstrahlen; da dieses
Exemplar sonst in keiner Weise von den übrigen abweicht, dürfte
es sich wohl nur um eine individuelle Eigentümlichkeit handeln.
Radiale Strahlen zeichnet auch R. Richter auf den Schalen seiner
Posidonia manipularis (Beitr. zur Paläontol. d. Thüringer Waldes;
- Denkschr. d. k. k. Akad. d. Wissenschaften, Wien, 1856, XI,
Taf. II, Fig. 50—54), welche wohl mit P. venusta identisch ist.
Er meint zwar (ib. S. 127), daß diese „gebrochenen Strahlen“
eine Folge der Zusammendrückung der Schale sein könnten; nach
dem oben erwähnten, nicht verdrückten Exemplar zu schließen,
ist jedoch das gelegentliche Auftreten von zarten Radialstreifen
bei P. venusta nicht ausgeschlossen. G. Gürich hat an den pol-
nischen Exemplaren der Posidonia venusta ebenfalls „einige radiale
Linien“ beobachtet, die allerdings nur auf dem „vom Wirbel nach
der hinteren unteren Ecke ausstrahlenden gerundeten Kiele“
auftreten (vgl. loc. cit. S. 302). Desgleichen tritt bei einer
Muschel, die F. Frech in seiner oben zitierten Monographie der
> devonischen Aviculiden (S. 71, Taf. XIV, Fig. 14) als eine Va-
rietät (eifeliensis) der P. venusta auffaßt, eine „sehr feine Radial-
skulptur“ auf.
G. Gürich hat in seinen „Leitfossilien“ (S. 114) bei der
Charakteristik der Posidonia venusta ein Merkmal erwähnt, welches
wohl auch nur ausnahmsweise vorkommt und deshalb besser weg-
geblieben wäre. Er sagt: „Ein schmal keilförmiges Feld vom
Wirbel bis zur hinteren und unteren Ecke ist durch etwas ab-
_ weichende Skulptur mehr oder weniger deutlich ausgezeichnet“;
auf der zugehörigen Abbildung (loc. cit, Taf. XXXVI, Fig. 2) ist
' dieses der Beschreibung nach bloß durch „etwas abweichende
Skulptur“ (anscheinend sind damit die früher erwähnten radialen
Linien gemeint) ausgezeichnete „Feld“ als ein über die benach-
212
barten Schalenteile ziemlich stark hervorragender Kiel dargestellt.
Wenn auch Gürich in seiner Studie über das polnische Paläo-
zoikum (S. 302) bei Posidonia venusta auch einen „gerundeten
Kiel“ erwähnt, welcher vom Wirbel nach der hinteren unteren
Ecke ausstrahlt, so dürfte doch die Darstellung dieses Kieles auf
“der oben zitierten Figur in den „Leitfossilien“ durch Verschulden
des Zeichners stark übertrieben sein. Man könnte vielleicht denken,
daß speziell die Vorkommnisse aus dem Oberdevon von Kielce
in Russisch-Polen durch eine Kielbildung ausgezeichnet sind; dies
ist jedoch keineswegs der Fall, denn F. Roemer hat schon im
Jahre 1866 in seiner Abhandlung: „Geognostische Beobachtungen
- im polnischen Mittelgebirge“ (Zeitschr. d. deutschen geolog. Ges. 1866,
S. 673, Taf. XIII, Fig. 2, 3) ein ebenfalls von Kielce stammendes
Exemplar von Posidoniu venusta abgebildet (reproduziert in des-
selben Autors „Lethaea geognostica“, I. Teil, Taf. XXXV, Fig. 17),
welche keine Spur eines Kieles oder eines durch die Skulptur ab-
weichenden Feldes erkennen läßt.
Eine andere Angabe Gürichs über die Beschaffenheit der
Schale von Posidonia venusta trifft auch für einzelne mährische
Vertreter dieser Form, wie z. B. für unser auf Taf. III, Fig. 10
abgebildetes Exemplar, vollkommen zu. Gürich bemerkt nämlich
(das Paläozoikum im poln. Mittelgeb., S. 302), daß der hintere
Teil der Schale „durch eine vom Wirbel nach hinten ausstrahlende
Depression etwas ausgehöhlt“ ist. Eine solche schmale, seichte
Depression ist auch auf unserem Exemplar ganz deutlich wahr-
zunehmen und scheint überhaupt bei Posidonia venusta nicht selten
vorzukommen. Schon Graf Münster (Beiträge zur Petrefakten-
kunde, III, S. 51) sagt, daß das größere Ohr „auch bei dieser
Art (nämlich Posidonia venusta) mehr oder weniger durch eine
flache Einbiegung vom übrigen Teil der Schale geschieden“ sei.
Münster scheint auf das Vorhandensein dieser seichten Furche
einen gewissen Wert gelegt zu haben, da er ein Exemplar „ohne
Einbiegung“ (loc. cit., Taf. X, Fig. 12 c) als eine besondere „Spiel-
art“ abbildet. Allerdings zeigen auch die übrigen, von ihm ge-
gebenen Abbildungen — offenbar nur infolge ungenauer Zeichnung
— nichts von einer Einbiegung; wohl aber ist eine solche auf der
Abbildung von Posidonia semistriata Münster (ibid. Taf. X, Fig. 11)
deutlich sichtbar und ungefähr in derselben Weise ausgebildet wie bei
unserem Exemplar von Posidonia venusta. Ein von Prof. F. Frech
213
(loc. cit. Taf. XIV, Fig. 155) abgebildetes „Originalexemplar
Münsters“, welches jedoch mit keiner der oben zitierten Münster-
schen Figuren vollständig übereinstimmt, zeigt diese Depression
nicht; dagegen läßt eine von H. B. Geinitz (Verstein. d. Grau-
wackenform. in Sachsen usw., Taf. XII, Fig. 19) abgebildete Schale
aus dem Clymenienkalk von Taltitz in Sachsen eine vom Wirbel
gegen den Unterrand, aber nahezu normal auf den Schloßrand
verlaufende Furche erkennen. Bei den nassauischen Vorkommnissen
scheint eine derartige Depression nicht vorzukommen, da die Ge-
brüder Sandberger ganz ausdrücklich bemerken (loc. cit. S. 285),
daß bei Posidonia venusta die Abgrenzung der drei Schalenteile
(Vorderteil, Mitte und Hinterteil) „nicht durch Kiele oder Furchen
markiert“ sei. Wohl ist bei einem der Sandbergerschen Exem-
plare (loc. cit. Taf. XXX, Fig. 10c) eine Art Kiel oder Furche
angedeutet, doch dürfte es sich hier, da die Schale augenscheinlich
deformiert ist, um einen Bruch handeln. Aus dem Gesagten geht
hervor, daß bei Posidonia venusta furchenartige, vom Wirbel aus-
strahlende Depressionen tatsächlich vorkommen, nicht selten aber
auch gänzlich fehlen; ein diagnostischer Wert kommt also diesen
Depressionen nicht zu.
Was die Größe anbelangt, so halten unsere mährischen
Exemplare so ziemlich die mittleren Dimensionen ein. Das abge-
bildete Stück ist 12 mm lang und 9 mm hoch, es entspricht also
ziemlich genau einem der Münsterschen Originale (loc. cit., Taf. X,
Fig. 12a). Die Vorkommnisse aus dem karnischen Clymenienkalk
(Monte Primosio) sind nach M. Gortani (Contribuzioni
allo studio del paleozoico carnico; Mem. della k. Accad.
delle Scienze, Bologna, 1907, ser. VI, Bd. IV, S. 208) be-
trächtlich kleiner (im Maximum 7:5 mm Länge auf 5:5 mm Höhe).
Eine der Posidonia venusta nahe verwandte Form (nach Münster,
loc. cit., S. 51 sogar „ganz die nämliche Art“) tritt schon im
oberen Silur Englands (Wenlock-Kalk von Dudley) auf.
2. Posidonia? f. ind.
Es liegt der leider nur teilweise erhaltene Abdruck einer
kleinen Muschel vor, die sich von Posidonia venusta durch die
gleichmäßige konzentrische Berippung unterscheidet. Diese Be-
rippung erinnert an Posidonia primosica Gortani (loc. cit., S. 207,
Taf. I, Fig. 7), es kann sich aber auch um eine von Posidonia
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 2 15
214
abweichende Gattung handeln. Übrigens bildet schon Graf Mün-
ster (loc. cit., Taf. X, Fig. 12d) eine Muschel mit ähnlicher
Skulptur als Posidoma venusta „mit nur feinen Querstreifen“ ab.
Brachiopoda.
Rhynchonella Fischer.
Rhynchonella n. f. (?) ind. — Taf. I, Fig. 9a—c.
Es liegt nur ein einziges jugendliches Exemplar einer Form
vor, die auf -der kleinen Klappe 12 im Querschnitt dreieckige
Rippen besitzt. Ungefáhr in der Mitte ist die faserige Schale dem
Verlaufe der Anwachsstreifen entsprechend etwas eingeknickt, so
daß sich der ältere Schalenteil von dem jüngeren ziemlich scharf
abhebt. Die kleinere Klappe besitzt einen sehr seichten Sinus, der
überdies nur auf dem älteren Schalenteil deutlich ausgebildet ist.
Die größere Klappe ist nur teilweise erhalten; auch sie läßt
11—12 Rippen und die eben erwähnte Knickung erkennen. Der
Schnabel ist leider abgebrochen, scheint jedoch die kleinere Klappe
ziemlich hoch überragt zu haben. Die Wölbung des Gehäuses war
gering; die Höhe betrug (den abgebrochenen Schnabel mitge-
rechnet) ungefähr 8, die Breite 6 mm. Das Innere der Schalen
ist mit kristallinischem Kalzit erfüllt. Unter den mir bekannten
devonischen Rhynchonelliden finde ich keine, mit welcher sich
unsere Form vergleichen ließe.
Crinoidea.
? Melocrinus f. ind.
Auf einem Stückchen des Clymenienkalksteins fand ich
mehrere sehr kleine Stielglieder eines Crinoiden ausgewittert; sie
sind zylindrisch, auf der Grelenkfläche radial gekerbt und mit
einem weiten Nahrungskanal versehen. Der Durchmesser beträgt
kaum 1 mm. Ganz übereinstimmende Stielglieder sind von mir
selbst auch auf einem dem Clymenienkalk petrographisch ziemlich
ähnlichen, nur etwas mehr tonigen Kalkstein in der Gegend
nördlich von Lösch gefunden worden.
vl Sa
Ze de nr
D vr HR O
© OO U
Übersicht der beschriebenen Fossilien.
Pisces.
Crustacea.
a) Trilobitae
. Proëtus f. ind.
b) Ostracoda
„ Richterina moravica Rzehak.
. Richterina minutissima n. f.
. Polycope clymeniarum n. f.
. Polycope f. ind.
Cephalopoda.
. Clymenia laevigata Münster.
. Clymenia annulata Münster.
. Clymenia intracostata Frech
10.
11.
12.
ne
14.
15.
16.
ki.
18.
19.
20.
21.
22.
Clymenia recticosta n. f.
Clymenia pseudoflexuosa n. f.
Clymenia pseudarietina n. f.
Clymenia n. f. aff, pseudarietinae m.
Clymenia cf. Steinmanni Wedekind.
Clymenia Wysogorskii Frech.
Praeglyphioceras moravicum n. f.
Praeglyphioceras n. f. ind.
Chiloceras (?) f. ind.
Gephyroceras (?) f. ind.
Bactrites clymeniarum n. f.
Bactrites f. ind.
Orthoceras cf. lineare Münster.
15*
215
. Nicht näher bestimmbare Stücke von Knochenpanzern.
216
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
90,
Gastropoda.
Pleurotomaria f. ind.
Murchisonia f. ind.
Naticopsis f. ind.
Platyschisma (?) f. ind.
Lamellibranchiata.
Posidonia venusta Münster.
Posidonia f. ind.
Brachiopoda.
Rhynchonella n. f. (?) ind.
Crinoidea.
Melocrinus (?) f. ind.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fie.
Fig.
Figurenerklärung zu Tafel 1.
Ein Stück Clymenienkalk vom Haidenberg in natürlicher Größe. Bei
P Fragment einer Knochenplatte eines Panzerfisches, bei a, b, c Cly-
menia pseudoflexuosa n. f.
: Querschnitt von Clymenia pseudoflexuosa.
: Anwachsstreifen von Clymenia pseudofleæuosa.
: Sutur von Clymenia pseudoflexuosa.
: Struktur der Knochenplatte P; bei Fig. 2 noch mit anhängendem
Gestein.
Richterina moravica Rzehak; stark vergrößert.
4a Seitenansicht.
4b Ansicht von der Rückenseite.
4c Querschnitt.
Richterina minutissima n. f.; stark vergrößert.
> a Seitenansicht.
5b Skulptur der Schalenoberfläche.
: Polycope clymeniarum n. f.; vergrößert.
Polycope f. ind.; vergrößert.
Rhynchonella n. f. (?) ind.
9a Vorderansicht, vergrößert.
95 Seitenansicht, vergrößert.
9e natürliche Größe.
Sämtliche Exemplare befinden sich in der geologisch-paläontologischen
Sammlung der k. k. deutschen Technischen Hochschule in Brünn.
Figurenerklärung zu Tafel IL.
Fig. 1—5: Olymenia annulata Münster. — Naturgröße.
1 größtes Exemplar, zum Teil mit der Schale erhalten.
2a schwächer beripptes Exemplar.
25 Ansicht der Externfläche der Wohnkammer (Steinkern).
2e Sutur am Beginne der Wohnkammer.
3 jugendliches Exemplar, fragmentarisch.
4a schwach beripptes Exemplar mit abgeflachter Externseite.
4b Sutur mit deutlicher Einsenkung des Externsattels.
5a schwach beripptes Exemplar, seitlich etwas zusammengedrückt.
5b Ansicht von vorne.
Fig. 6,7: Olymenia intracostata Frech. — Naturgröße.
7 a Querschnitt der letzten Windung.
7b Sutur des Exemplars Fig. 6 am Beginne der Wohnkammer.
Fig. 8,9: Clymenia pseudojflexuosa n. f. — Naturgröße.
Fig.
g. 10:
jte
8 Medianschnitt.
9a Sutur des Exemplars Fig. 9.
Clymenia recticosta n. f. — Naturgröße.
10 a Anwachsstreifen auf der vorletzten Windung, etwas vergrößert.
105 Querschnitt der Wohnkammer.
10 c Sutur.
Clymenia cf. Steinmanni Wedekind.
11 a Querschnitt der Wohnkammer.
Das Exemplar Fig. 1 befindet sich in der paläontologischen Sammlung
der k. k. Universität in Wien; alle übrigen werden in der geologisch-paläon-
tologischen Sammlung der k. k. deutschen Technischen Hochschule in Brünn
aufbewahrt.
Il.
=
3
Y
10 a
Be
. !
[ANS a Le |
lu
ji
Figurenerklärung zu Tafel III.
=
de
. 1,2: Olymenia pseudarietina n. f. — Naturgröße.
1a Querschnitt der Wohnkammer.
1b Anwachsstreifen, aufgerollt.
Fig. 3: Clymenia n. f. aff. pseudarietinae Rzehak. — Naturgröße.
3a Ansicht der Septalfläche der vorletzten Luftkammer in natür-
licher Größe.
Fig. 4,5: Olymenia Wysogorskit Frech. — Naturgröße.
4a Querschnitt des halben Gehäuses.
4b Sutur.
Fig. 6,7: Praeglyphioceras moravicum n. f. — Naturgröße.
7a Querschnitt des Gehäuses.
7b Skulptur der Schalenoberfläche.
7c Sutur.
Fig. 8: Praeglyphioceras n. f. ind. — Naturgröße.
Fig. 9: Bactrites clymeniarum n. f.
9a Ansicht von der Kante, vergrößert.
95 Bruchstück mit dem Eindruck der Siphonaldute, vergrößert.
9c Querschnitt von 9 a.
9d Naturgröße von 9a.
9e Naturgröße von 90.
Fig. 10: Posidonia venusta Münster.
10 a Naturgröße.
105 Vorderrand, vergrößert.
Sämtliche Exemplare befinden sich in der geologisch-paläontologischen
Sammlung der k. k. deutschen Technischen Hochschule in Brünn.
III.
Die naturwissenschaftliche Literatur über Mähren
und Österr.-Schlesien von 1901 (1903, 1905) bis 1910
nebst Nachträgen.
Zusammengestellt von Prof. Heinrich Laus, Olmütz.
Bereits im Jahrgange 1901 dieser Zeitschrift erschien ein
Verzeichnis der über Mährens und Schlesiens Fauna veröffentlichten
Arbeiten, dem im Jahrgange 1904 ein Verzeichnis der botanischen
und 1905 das der mineralogisch-geologischen Literatur folgte.
Die nachfolgende Zusammenstellung ist eine Fortsetzung der
oben erwähnten Arbeiten. Sie umfaßt alle in den Jahren 1901 bis
1910 erschienenen naturwissenschaftlichen Publikationen, soweit sie
in den früheren Verzeichnissen nicht bereits enthalten sind, und
hat den Zweck, dem auf irgend einem Gebiete der heimatlichen
Forschung arbeitenden Fachmann eine Übersicht des Bekannten
zu bieten.
Mitteilungen über etwa übersehene Arbeiten nimmt der
Unterzeichnete gerne zur Kenntnis, um diese in das nächste
Verzeichnis einreihen zu können.
Olmütz, 1. Mai 1910. Heinrich Laus.
A. Botanik.
I. Kryptogamen.
Beck G., R. v., Beiträge zur Pilzflora von Mähr.-Weißkirchen.
Prag, „Lotos“, 1904, 12 bis 14.
Bena M., Die Laubmoosflora des Ostrawitza-Tales. Br. N. V. 1903,
3 bis 28.
— Catharinea Hausknechtii Jur. z údolí Ostravice. Prag, „Vesmír“,
1903, 106.
n,
224
Čoka F., Jelenka (Phallus impudicus) u Sträni. Proßnitz,
„Věstník“, IX., 1907, 99.
Iltis H., Dr, Durch Rädertiere erzeugte Gallenbildung an einer
Alse..Br>N.2V. 1908, KAZVIE
Kovář F., Příspěvek ku květeně lišejníků a jevnosnubnych
v krajině ždárské. (Beitrag zur Kenntnis der Flechten- und
Phanerogamenflora der Gegend von Saar.) Proßnitz, „Věstník“,
1903, 55 bis 62.
— Příspěvek ku květeně lišejníků krajiny ždárské na Moravě.
(Beitrag zur Flechtenflora von Saar in Mähren.) Ebd. 1905,
VIII., 55 bis 69.
— Příspěvek ku květeně lišejníků moravských. Ebd. 1906, 11.
— Druhý příspěvek ku květeně lišejníků moravských. (Zweiter
Beitrag zur Flechtenflora von Máhren.) Ebd. X., 1907, 26.
— Třetí příspěvek ku květeně lišejníků moravských. Ebd. 1908,
RW, a0. DISCO
— O životě lišejníků. (Aus dem Leben der Flechten.) Olm. M. S.
1909, 11 bis 12.
— Moravské havnátky (Peltigera). Ebd. 13 bis 18, 80 bis 86.
Macků J. Dr., Naše běžná literatura mykologickä. (Unsere
mykologische Literatur.) „Příroda“, VIL., Nr. 7.
Makowsky A., Asplenium Serpentini von Neudorf bei Tischnowitz.
Br. N. V. 1906, 35.
Matouschek F., Bryologisch-floristische Beiträge aus Mähren und
Österr.-Schlesien, III. Br. N. V., XLI., 24.
Paul J., Zur Flechtenflora von Mähren und Österr.-Schlesien.
Br. N. VS XE" 11. |
— Beitrag zur Pilzflora von Mähren. Ebd. 1909, 119 bis 149.
Picbauer R., Příspěvek ku květeně moravských rezü. (Beitrag zur
Flora der mährischen Rostpilze.) Proßnitz, „Vestnik“, XI,
1908, 34.
Podpěra J., Dr., Výsledky bryologického výzkumu Moravy. (Er-
gebnisse der bryologischen Durchforschung Máhrens.)
1. 1903/1904. Proßnitz, „Věstník“, 1904, 30.
2. 1904/1905. Ebd. 1905, 33.
. 1905/1906. Zprávy kommisse pro přírod. prozkoumání
Moravy. Odd. botanické č. 2. Brünn 1906.
. 1906/1907. Ebd. č. 4, 1907.
. 1907/1908. Ebd. č. 5, 1908.
OU 1. ©
225
Podpěra J., Dr, Zeměpisné rozšíření mechovitých na Moravě.
(Geographische Verbreitung der Moose in Mähren.) Proßnitz,
„Věstník“, 1908, XI., 24.
— Klíč na určování nižších rostlin tajnosnubných. Olmütz 1908, 85.
— Botanická zahrada na Radhošti. (Botanischer Garten auf dem
Radhost.) Mähr.-Ostrau, „Příroda“, 1906, 96 bis 97.
— Neue Standorte der Grimaldia flagrans. Proßnitz, „Věstník“,
1904; 1191. :
— Stepni houba. (Ein Steppenschwamm, Tulostoma pedunculatum,
von den Pollauer Bergen.) Ebd. 121 bis 122.
Schiffner V., Dr., Bryologische Fragmente. XV. Über extra-
florale Archegonien bei einem Lebermoose. (Scapania curta
von Budigsdorf.) Wien, Österr. Botan. Zeitschrift, 1904, 292
bis 293.
Schroeder E. A., Craterellus-Arten. Teschen, Mitteilungen des
Beskidenvereines, VIL, 1909, 43 bis 48.
Steidler E., Hymenomycetes moravici. Zur Kenntnis der mährischen
Fleischpilze. Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums 1905,
137 bis 152.
— Neue Pilze aus Mähren. Br. N. V. 1906, 31.
Straňák F., Studie o temnostni floře jeskyň sloupských. (Studie
über die Flora der Slouper Höhlen.) Prag, Königl. Böhm.
Ges. d. W., Sitzungsberichte d. math.-naturw. Kl. 1907.
— Květena propasti Macochy. (Flora der Mazocha.) Olm. M. S.
1906, 105 bis 117.
Sydow P., Übersicht der auf Crepis-Arten vorkommenden Uredineen.
Wien, Österr. Botan. Zeitschrift, 1901, 22.
Zimmermann H., Verzeichnis der Pilze aus der Umgebung von
Eisgrub. Br. N. V. 1909, 60 bis 112, 4 Tafeln.
Il. Phanerogamen.
Baumkuriositäten Nordmährens. Brünn, Österr. Forst- u. Jagdbl.,
XVII. Jahrg., 1903, 101.
Buchmayer A., Über den Gingkobaum (Salisburya adiantifolia).
Münster, „Natur und Offenbarung“, 1903, 106.
— Die Lärche (Larix europaea) in Mähren und Schlesien. Brünn,
Verhandl. der Forstwirte usw., 1904, 48 bis 54.
Čoka F., Lidová jména rostlin z Moravy. (Böhmische Volksnamen
der Pflanzen in Mähren.) Olm. M. S. 1909, 18 bis 24, 86 bis 93.
226
Čoka F, Příspěvek ku květeně moravské, III. 1. Rostlinopisné črty
z okoly Vyškova a z Karpat. 2. Nová stanoviska. (Beitráge
zur Flora von Mähren. 1. Pflanzengeographische Skizzen aus
der Umgebung von Wischau und aus den Karpaten. 2. Neue
Standorte.) Proßnitz, „Věstník“, 1908, 132 bis 160.
— Příspěvky ku květeně moravské. (Beiträge zur Flora von
Máhren.) Ebd. 1906, 25.
— Příspěvky usw., IL (Beiträge usw., IL) Ebd. 1907, 17.
— Pedicularis exaltata Bess. in Mähren. Budapest, Magyar
botanikai lapok, 1906, Nr. 11/12, 8. 3.
Frank L., Beitrag zur Flora der Umgebung von Olmütz. Br. N.
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Fritsch K., Dr., Floristische Notizen. (Phacelia tanacetifolia in
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First- Johann- Liechtenstein- Urwald im Altvatergebirge Wien,
Österr. Forst- u. Jagdz., Nr. 1127, XXII. Jahrg., mit 2 Plänen
und 6 Abbildungen.
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Wissen für Alle“, II. Jahrg., Nr. 28 bis 32.
Gogela F., Kvètena Bezkyd moravskych. (Flora der mährischen
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54 bis 58, 1906, 54 bis 58.
— Z kvèteny Smrku a Lysé Hory. (Flora des Smrk und der
Lissahora.) Wal.-Meseritsch 1903.
— O rozšíření některých druhů rostlinných na severovýchodní
Moravě. (Über die Verbreitung einiger Pflanzenarten in
Nordostmähren.) Proßnitz, „Vestnik“, 1903, 88 bis .107.
— Květena na dolním toku Rusavy v okolí Střebetic. (Flora des
Unterlaufes der Rusawa bei Strebetitz.) Ebd. 1909, 43 bis 54.
— Z květeny Javorníka u Rajnochovic. (Die -Javornikflora bei
Rajnochowitz.) Ebd. X., 1907, 43 bis 54.
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— Mährens Ackerunkräuter und Ruderalpflanzen. Zugleich ein
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Kommission zur naturw. Durchforschung Mährens. Land- und
forstw. Abteilung, Nr. 2. Brünn 1908, 270 Seiten.
— Die Halophytenvegetation des südlichen Mährens und ihre
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— Schulflora der Sudetenländer mit besonderer Rücksicht aufMähren.
Mit pflanzengeographischen und biologischen Hinweisen. Zum
Schulgebr. und für botanische Exkursionen. Brünn 1908, 560 8.
228
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229
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— Floristické poznámky. (Floristische Notizen.) Ebd. 1904,.111 bis
119, 1 Tafel.
— Floristické poznámky, II. Ebd. X., 1907, 17 S., 1 Tafel.
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Wien, Österr. Botan. Zeitschrift, 1904, 6 S.
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Olmütz, 1. Bericht der Naturw. Sektion, 1905, 45 bis 69.
— Vývoj a zeměpisné rozšíření květeny zemí českých ve srovnání
s poměry evropskými. (Entwicklung und geographische Ver-
breitung der Flora der bohmischen Lánder im Vergleiche zu
den europäischen Verhältnissen.) Mähr.-Ostrau 1907, 272 8.,
2 Karten.
— Kritické poznámky ku práci prof. L. Franka v Olomouci:
„Beitrag zur Flora der Umgebung von Olmütz“. Proßnitz,
„Věstník“, X. Jahrg., 1907, 6 8.
— Nové rostliny květeny moravské. (Neue Pflanzen der mährischen
Flora.) Brünn, Časopis des Mähr. Landesmuseums, VII. Jahrg.,
1906, 5 8.
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Proßnitz, „Věstník“, IX. Jahrg., 1907, 99.
Praus K., Ein Hochmoor am Fuße der Westbeskiden. Bielitz-Biala,
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wenig bekannte Hieracien der Flora Deutschlands, Österreich-
Ungarns usw. Von Dr. J. Murr, K. H. Zahn, J. Poll. Leipzig
und Gera 1904 bis 1906. (Berücksichtigt auch Mähren.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 2. 16
230
Remeš M., Dr. Spargania (Sparganien, besonders S. neglectum
bei Olmütz.) Olm. M. S., 1903, 147.
Reuß H., Über die Anbauwürdigkeit der Nadelhölzer, insbesondere
der Fichte im Marsgebirge. Brünn, Verhandl. der mährischen
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S. W., Parthenokarpie (bei Populus balsamifera L. in Proßnitz).
Proßnitz, „Věstník“, 1905, 145 bis 146.
Schreiber P., Beiträge zur Flora des Zwittauer Gebietes. Brünn,
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— Die Moore des Zwittauer Bezirkes. Mitteilungen usw., Land- und
forstw. Abteilung, Nr. 1, 1908.
Schube T., Dr., Ergebnisse der Durchforschung der schlesischen
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Ebd. 1904, 42 bis 67. — 1904. Ebd. 1905, 45 bis 69. —
1906. Ebd. 1907, 68 bis 89. — 1907. Ebd. 1908, 46. —
1908. Ebd. 1909, 48.
— Flora von Schlesien preußischen und österreichischen Anteiles.
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N. V. 1903, 183 bis 260, und 1904, 202 bis 253.
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Smyéka F. Abnormita kvètenstvi lisky (Corylus Avellana).
„Priroda“, 1906, 251. |
Soukal J., Památný tis Pernštýnský. (Die merkwürdige Eibe von
Pernstein.) „Lovecký obzor“, 1905, 227.
Steidler E., Artemisia annua bei Briinn. Br. N. V. 1905, 27.
Straňák F., Květena propasti Macochy. (Mazochaflora.) Olm. M.
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Svěrák T., Botanická vycházka do sadu opavského. XXIII. Zpráva
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Tocl W. Dr., Naše vrby. (Unsere Weiden.) Prag, „Vesmír“, 1904, 51.
Urbanek F., Acer pictum Thunb. im Brünner Augarten. Br. N.
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in Brůnn. Zeitschrift des Máhr. Landesmuseums. Brůnn 1907,
VII. Bd., S. 475. Mit Situationsplan.
231
- Všetička K, Douška vodní, květoucí u Držovic. (Blühende Wasser-
pest bei Drschowitz.) Proßnitz, „Věstník“, 1906, 134,
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bericht des Komm.-Obergymnasiums in Friedek, 1903, 26 S.
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Forst- und Jagdmuseums in Mähr.-Aussee. Brünn, Verhandl.
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herausgegeben von Dr. J. v. Madarasz, Budapest 1884.
— Über das Vorkommen und- die Erbeutung von Adlerarten in
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— Die ornithologische Sammlung des Franzensmuseums in Brünn
im „Führer durch das Museum“ und als Separatabdruck.
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unseren heimischen Wäldern“, Znaim 1890, Nr. 8, 4.
— Ornithologische Notizen aus Mähren. Ebd. Nr. 23.
— Über das Verhalten der Vogelwelt gegenüber den Insekten,
namentlich der Nonne (Psilura monacha). Ebd. 1392, Nr. 11.
— Der Star (Sturnus vulgaris) und die Landwirtschaft. II. Flug-
schrift des Land- und forstwirtschaftl. Bezirksvereines in
Stadt Liebau. Brünn 1893.
— Beiträge zur Nahrungsmittellehre der Vögel. W. O. V., 1896,
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Zdobnitzky F., Die Vogelwelt Südmährens zur Zeit der Rue
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— Das Nachtleben des Flußschwirls. Ebd. 20 bis 21.
— Über den Sprosser. Ebd. 21.
— Meine ersten Gefangenen. Ebd. 28 bis 40.
— Die Hühnervögel (insbesondere Bonasa bonasia) im unteren
Riökatale (zwischen Ubetz und Lösch). IV. Bericht des
Lehrerkl. für Naturk., 1902, 27 bis 31.
— Interessante Erscheinungen aus der Avifauna der Brünner
Umgebung. Ebd. 1901, 49 bis 60.
— Ein reiches Flugjahr. Ebd. V. Bericht, 1903, VIII.
— Über Brünner Tauben. Ebd. 11 bis 15.
— Bartmeisen (Panurus biarmatus) aus Mähren. Br. Ö. Jdbl. 1903,
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— Beiträge zu einer Ornis der Umgebung von Brünn. Mitteilungen
der Kommission usw. (Zoolog. Abteilung), Nr. 14, 1908, 60 S.
— Ergebnisse von Frühjahrsbeobachtungen aus der Umgebung von
Muschau. Ebd. Nr. 11, 38 S. (1907).
— Über einige Magenuntersuchungen einheimischer Vögel. Bericht
des Lehrerkl. für Naturk., Brünn 1905, 55 bis 78.
— Die Zukunft unserer Vogelwelt. Ebd. 75.
— Ornithologische Wanderungen in Südmähren. Zeitschrift des
Mähr. Landesmuseums, Brünn 1905, 163 bis 182. Mitteilungen
der Kommission zur naturw. Durchforschung Mährens (Zoolog.
Abteilung), 2. Heft, VII. Bericht des Lehrerkl. für Naturk.
1906, 61 bis 69.
— Die Vogelwelt von Unter-Wisternitz und Umgebung. Ebd. 1906,
(Zoolog. Abteilung), 5. Heft, S. 33.
— Ornithologische Studien in der Umgebung von Brünn. III. Jahres-
bericht der Kommission zur naturw. Durchforschung usw.
1907, 38.
— Lusciniola fluviatilis, ein Charaktervogel der südmährischen
Auen. O. J. 1906, 41.
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Zdobnitzky F., Das Winterleben unserer Corviden (insbesondere
von Corvus frugilegus L.) in der weiteren Umgebung von
Brünn. Mit 4 Abbildungen und 2 Skizzen. Brünn, Zeitschrift
des Mähr. Landesmuseums, VII. Bd., 1907, 26.
— Weitere Mitteilungen über die in Brünn verwildert lebenden
Tauben. Brünn, VIII. Bericht des Lehrerkl. für Naturk. 1907, 4.
— Weitere Magenuntersuchungen II. Ebd. 1906, 45 bis 59. III.
Ebd. 1907, 25. ®
Anonym. Steinadler in Kwassitz. Br. Ö. Jdbl. 1905, 186.
— Ornithologische Raritäten. Ebd. 1904, 141.
— Nordische Gäste. (Seidenschwänze bei Teschen.) Troppau, Landw.
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— Columba palumbus bei Strutz. Mähr. Jdbl. 1901, 28.
— Trappe bei Ung.-Hradisch. Br. Ö. Jdbl. 1906, 148.
— Ornithologisches (Steinadler). Ebd. 1908, 27.
— Ein wenig beobachtetes Waldfederwild. Ebd. 117.
— Circaëtus gallicus (bei Jablunkau). „Lovecký obzor“ 1907, 191.
— Seltene Jagdbeute. (Sturmmöwe bei Jaispitz.) Br. Ö. Jdbl. XXII.
1905, 28.
— Albinismus. (Weiße Rebhühner.) „Jagdfreund“, X., 1905, 631.
— Hejna ořešníků. (Scharen von Nußhähern.) „Lovecký obzor“,
VIII., 1905, 32.
— Prvá sluka. (Erste Schnepfe.) Ebd. 80.
— Káně rousná. (Archibuteo lagopus in Südmähren), Ebd. 96.
— Rácek bouřní (Larus canus) bei Jaispitz. Ebd. 63.
— Steinadler. Mitteilungen des Österr. Jagdschutzvereines 1906, 84.
III. Reptilien.
Cžižek J., Lacerta agilis var. erythronota bei Brünn. Br. N. V.,
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Kuëera A., Das Neunauge (Petromyzon). Br. Ö. Jdbl., 1905.
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Remeš M. Dr., Ryby moravské. (Mährens Fische.) Olm. M. S.
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Sedláček J., Úhoř v horách Drahanských. (Der Aal auf dem
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Sláma F., Nynější stav ryb v Bečvě Vsatské blíž Mezeříčí. (Gegen-
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Mähren. Br. Ö. Jdbl. 1904, 140, 157; Mitteilungen des Mähr.
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»
V. Insekten.
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Burghauser A., Carabus Ménétriesi Fisch., kein Kolonist der
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— Koleopteren in den mährischen Höhlen. III. Jahresbericht der
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Ebd. 1901, 15. — Ebd. 1902, 20. — Ebd. 1903, 10 bis 11. —
Ebd. 1904, 9 bis 10. Ebenso in den Jahrg. 1905, 1906, 1907,
1908, 1909. |
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— Pterostichus (Steropus Dej.) sudeticus n. sp. Ebd. 1909, 14.
© — Neue Homalotide (Athleta silesiaca). Ebd. 1905, 10 bis 12.
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— Neue Beiträge zur Dipterenfauna Mährens. Brünn, Mitteilungen
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x
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5
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£
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des Mähr. Landesmuseums 1908, 161 bis 181.
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— Příspěvky k poznání larev dipter. (Beiträge zur Kenntnis der
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— Dipterologické studie. V. výroční zpráva kommisse atd, 1909, 23
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Bayer E., Dr., Pokračování studií zoocecidií. V. výroční zpráva
kommisse atd. 1909, 22. bis 23.
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— Erforschung der mährischen Zoozezidien. II. Jahresbericht der
Kommission zur naturw. Durchforschung Mährens, Brünn
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Czižek K., Beitrag zur Kenntnis der mährischen Libellen. IV. Be-
richt des Lehrerkl. für Naturk., Brünn 1902, 21 bis 24.
— Systematisches Verzeichnis der in der Umgebung von Brünn
vorkommenden Libellen. III. Bericht des Lehrerkl, für Naturk.
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— und F. Böhm, Neue Beiträge zur Kenntnis der mährischen
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1901, Nr. 6.
— Über massenhaftes Erscheinen der Tetrodentrophora gigas
Reuter in Mähren. Br. N. V. 1901, 3.
— Beiträge zur Kenntnis der mährischen Höhlenfauna. Ebd. 6.
— Kritické úvahy o zvířeně jeskynní moravské. (Kritische Betrach-
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— Zwei neue Collembolen aus den Höhlen des máhrischen Karstes.
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— Šupinušky moravské. (Die mährischen Thysanuren.) Časopis des
Mähr. Landesmuseums, Brünn 1901, 102.
— Über Uzelia setifera, eine neue Collembolengattung aus den
Höhlen des mährischen Karstes, nebst einer Übersicht der
Anurophorusarten. Zoolog. Anzeiger, 1901, 209.
— Weitere Nachrichten über europäische Höhlencollembolen und
über die Gattung Aphrura. Ebd. 385.
— Über Neamura tenebrarum n. sp. aus den Höhlen des mährischen
Karstes; über die Gattung Tetrodentrophora Reuter und
einige Sinnesorgane der Collembolen. Ebd. 375.
“ — Studie o jeskynních šupinuškách. (Studie über die Höhlen-
thysanuren.) Proßnitz, „Věstník“, 1901, 83 bis 117.
… — Zpráva o prozkumu jeskyň krasu moravského v roce 1900.
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Karstes.) Prag, „Věstník české akademie“, 10. Jahrg., 1901.
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1907, 335 bis 343 (Hinweis auf Mähren).
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 2. 17
i
X
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mährischen Karst. Brünn, II. Jahresbericht der Kommission
zur naturw. Durchforschung Mährens, 1906, 24 bis 31, IIL. Jahres-
bericht 1907, 18 bis 20.
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— Untersuchungen über Apterygoten auf Grund der Sammlungen
des Wiener Hofmuseums. Wien, Annalen des k. k. natur-
historischen Hofmuseums, XVIII. Bd., 1903, 2 Tafeln und
2 Abbildungen im Text.
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Expedition in die Mazocha.) Prag, „Vesmir“, 1903, 109
bis 110.
— O nálezu slepé Planaria cavatica v podzemních vodách Punkvy.
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— O zoologickém výzkumu moravských jeskyň. V. zpráva kommisse
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Bezzi M., Ulteriori notizie sulla ditterofauna delle caverne. (Atti
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Laus H., Aus dem Tierleben der mährischen Höhlen. Tetschen
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Nosek A., Seznam štírků. Catalogus chelonetium s. pseudoscorpium.
Proßnitz, „Věstník“, 1901.
— První doplněk katalogu štírků. (Erste Ergänzung des Katalogs
der Skorpione usw.) Ebd. 1902, 55.
— Klíč k určování rodů pavouků střední Evropy. Tabellae analyticae
aranearum Europae centralis. Ebd. 1903, 1 bis 50, 2 Tafeln. _
Vališ J., Příspěvky k poznání moravské myriopodofauny. (Beiträge
zur Kenntnis der mährischen Myriopodenfauna.) Olm. M. S.
1902, 20.
Zimmermann H, Eine neue Tarsonemusart auf Gartenerdbeeren.
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1 Tafel.
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Heinke G., Lebende Plumatellen und deren Statoblasten. Br. N. V.
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kaší aš
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Remeš M., Dr., Houba sladkovodná. (Spongia lacustris bei Vrbätek.)
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Rzehak A., Hydra-Arten aus der Ponawka. Br. N. V. 1908, 41.
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Bukovski G., v., Geologische Spezialkarte usw. Blatt Mähr.-
Neustadt— Mähr.-Schönberg. Wien 1905. Herausgegeben von
der k. k. geolog. R.-A. — Erläuterungen hierzu. Ebd. 150 S.
Sueß F., Dr., Geologische Spezialkarte usw. Blatt Gr.-Meseritsch.
Wien 1905. Wie oben. — Erläuterungen 1906, 48 S.
— Geologische Spezialkarte usw. Blatt Trebitsch— Mähr.-Kromau.
Wie oben. — Erläuterungen 1906, 72 S.
b) Allgemeines und Schilderung einzelner Gegenden.
Archaicum.
Absolon K., Dr., Geographische und biologische Forschungen: im
mährischen Karst. II. Jahresbericht der Kommission zur
naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens, 1906, 24
bis 31 und III. Bericht 1907, 18 bis 20.
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máhrische Karst und seine unterirdische Welt in Wort und
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und die Hugohöhlen. 1907.
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| titschein. Wien, Verhandl. der k. k. geolog. R.-A., 1906,
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44%
248
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Wien, Verhandl. der k. k. geolog. R.-A.. 1907, 364 bis 366.
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ENT OPEN NE TERRE
3
249
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Kommission zur naturw. Durchforschung Mährens. Brünn
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das Jahr 1905.) Proßnitz, „Věstník“, 1906, 5. — Ebd. 1907, 7.
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31 bis 50.
c) Karbonformation.
Gaebler C., Die Karwiner (Schatzlarer) Schichten D. Sturs. „Glück-
auf“, XL., Essen 1904, Nr. 40, S. 1265.
— Die Orlauer Störung im oberschlesischen Steinkohlengebirge.
Ebd. XLIII., 1907, 1397 bis 1400.
— Das oberschlesische Steinkohlenbecken. Kattowitz 1909, 8°.
VI. und 300 S. mit 3 Textfiguren und 4 Tafeln.
Geisenheimer F., Das Steinkohlengebiet an der Grenze zwischen
Dr braotilksien und Mähren. Zeitschrift des Oberschlesischen
berg- und hüttenmännischen Vereins. XLV. Jahrgang 1906,
293 bis 310. — Berg- und hüttenmännische Rundschau., VI.,
1906, 1 bis 8.
Hostinek H. und V. Spitzner, Kulmovä flora od Kobeïic. (Kulm-
flora von Kobeïitz.) Proßnitz, „Vestnik“, 1905.
252
Kubart B., Pflanzenversteinerungen enthaltende Knollen aus dem
Ostrau-Karwiner Kohlenbecken. Wien, Sitzungsberichte der
kaiserl. Akademie der Wissenschaften, math.-naturw. KL,
CXVIL, 1908, 373 bis 478.
Michael R., Über die Frage der Orlauer Störung im oberschlesi-
schen Steinkohlenbecken. Stuttgart, Zentralblatt für Minera-
logie usw., 1906, Nr. 2, 45.
— Über den Gasausbruch im Tiefbohrloch Baumgarten bei
Teschen in Österr.-Schlesien. Zeitschrift der D. geolog.
Gesellschaft, Berlin 1908, 286 bis 291.
— Übersichtskarte der Besitzverhältnisse im oberschlesischen Stein-
kohlenbecken. Zeitschrift des Oberschlesischen berg- und
hüttenmännischen Vereins, 1909.
Petraschek W., Die Steinkohlenvorräte Österreichs. Österreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Wien 1908, 36 bis 38.
— Das Vorkommen von Erdgasen in der Umgebung des Ostrau-
Karwiner Steinkohlenreviers. Verhandl. der k.k. se R.-A.,
1908, 307 bis 312.
-— Die kartographische Darstellung des Stein ko hlen er EE
Österreichs. Ebd. 118 bis 119.
— Die Überlagerung im mährisch-schlesisch-westgalizischen Stein-
kohlenrevier. Vorl. Bericht. Ebd. 1906, 362 bis 363.
— Die Novelle zum Berggesetz im Lichte österreichischer Kohlen-
geologie. Montanistische Rundschau, I. Jahrgang, Nr. 10,
Wien 1909, 289 bis 291.
— Die Forschungen J. J. Jahns im Ostrau-Karwiner Stein-
kohlenbecken. Verhandl. der k. k. geolog. R.-A., 1909, 378.
Spitzner V., Kulmovä flora u Prostějoviček bl. Prostějova. (Kulm-
flora von Proßnitz.) Proßnitz, „Věstník“, VIII. Jahrgang,
1906, 134.
Suess F., E., Dr., Die Tektonik des Stcinkohlensehtates von
Ronsile ad der Ostrand des böhmischen Grundgebirges.
Jahrbuch der k. k. geolog. R.-A., Wien 1907, 793 bis 834.
Mit 2 Tafeln und 2 Figuren.
— Lagerungsverhältnisse im Steinkohlengebiete von Rossitz in
Mähren. Mitteilungen der Wiener geolog. Gesellschaft. 1908,
16 bis 20.
253
d) Juraformation.
Neumann J. Die Oxfordfauna von Cetechowitz. Beiträge zur
Geologie und Paläontologie Österreichs und des Orients.
Wien und Leipzig 1907, XX., S. 67. Mit 8 Tafeln.
Oppenheimer J., Der Malm der Schwedenschanze bei Brünn.
Ebd. 4. Heft, S. 221 bis 271. Mit 3 Tafeln.
— Ein neues Vorkommen von Dogger im Marsgebirge. Wien,
Verhandl. der k. k. geolog. R.-A., 1906, 135 bis 140.
— Amaltheus margaritaceus aus dem Lias von Freistadtl in
Mähren. Ebd. 1906, 140.
Remeš M., Dr., Nové näleziste štramberského vápence ve Vlčo-
vicích u Příbora. (Neuer Fundort von Stramberger Kalk bei
Wlezowitz und Freiberg.) Mitteilungen der Kommission
zur naturw. Durchforschung Mährens. Greolog.-paläontolog.
Abt., Nr. 1, 1905.
— Nové nálezy v tithonském vápenci u Skalicky. (Neue Funde im
Tithonkalk von Skaliczka.) Ebd. Nr. 3, 1906.
— Miscellanea z moravského tithonu. (Miscellanea aus dem mähri-
schen Tithon.) Probnitz, „Věstník“, 1907, 10.
— Fauna tak zvaných exotických balvanů štramberského vápence
v Rychalticích na Moravě. (Fauna sogenannter exotischer Blócke
von Stramberger Kalk in Richaltitz in Mähren.) Prag, „Roz-
pravy“ der tschechischen Akademie. XIV. Jahrgang, II. Ki,
Nr. 6, S. 9. — Dasselbe in deutscher Sprache im „Bulletin
international“, X., 1905, 5.
— Nové náleziště tak zvaného červeného vápence kopřivnického.
(Neuer Fundort des sogenannten roten Nesselsdorfer Kalk-
steins.) Věstník der tschechischen Akademie, Prag, XIV.
Jahrgang, 1905, 247 bis 249.
— Nachtráge zur Fauna von Stramberg. VI. Crinoiden-, Aste-
riden- und Echinidenreste aus dem Kalkstein von Stramberg.
Beiträge zur Geologie und Palaeontologie Österreichs und
des Orients, Bd. X VIII, 1905, 59 bis 63. Mit 1 Tafel.
— Nachträge zur Fauna von Stramberg. VII. Weitere Bemerkungen
über Palaeosphaeronoma Uhligi und die Asseln von Stram-
berg. VIII. Über Gasteropoden der Stramberger Schichten.
— Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österr.-Ungarns
und des Orients. XXII. Wien 1909, 177 bis 191. Mit 2
Tafeln.
254
Rzehak A., Fossilien aus dem Lias von Freistadtl. Br. N. V. 1905,
33 bis 34.
— Der Lias von Freistadtl. Mitteilungen der Kommission zur naturw.
Durchforschung Mährens. Geolog.-paläontolog. Abt., Nr. 5.
— Oppelia tenuilobata im weißen Jura von Freistadtl. Brünn,
III. Jahresbericht der Kommission zur naturw. Durchforschung
Mährens. 1907, 21.
— Fossilfunde aus Mähren. (Lias von Freistadtl.) Br. N. V. 1907,
XLVI. Bd., S. XV. — Ebd. XLV. Bd, S. 47.
e) Kreideformation.
Ascher E., Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der
Grodischter Schichten. Beiträge zur Geologie und Paläonto-
logie Österr.-Ungarns und des Orients. XIX. Bd., Wien 1906,
135 bis 172.
— Einige Worte über die Gastropoden usw. Wien, Verhandl. der
k. k. geolog. R.-A., 1906, 359 bis 362.
Krasser F. und Kubart, Bearbeitung der fossilen Flora von
Moletein in Mähren. Vorl. Mitteilung. Anzeiger der kaiserl.
Akademie der Wissenschaft. Wien 1906, 46 bis 47. — Österr.
Botanische Zeitschrift, 1906, 239 bis 241.
Petraschek W., Die Kreideklippe von Zdounek bei Kremsier. Ver-
handl. der k.k. geolog. R.-A., Wien 1907, 307 bis 312.
Prochäzka J. V., Kreideformation nördl. von Brünn. II. Jahres-
bericht der Kommission usw. 1906, 33.
Remeš M., Dr., Vrchní vrstvy křídové v Klokočově u Příbora. (Obere
Kreideschichten von Klogsdorf bei Freiberg). Briinn, Mitteil.
der Kommission usw. Geolog.-paläontolog. Abt., Nr. 7, 1907.
Till A., Dr., Fossile Cephalopoden aus dem mährischen Neocom.
Wien, Jahrbuch der k. k. geolog. R.-A., 1906, 89 bis 155.
Wilschowitz H., Beitrag zur Kenntnis der Kreideablagerungen
von Budigsdorf und Umgebung. Beitrige zur Geologie und
Paläontologie Österr.-Ungarns und des Orients. Wien 1906,
Bd. XIX, 2. und 3. Heft, S. 125 bis 134.
f) Tertiärformation.
Michael R., Über die Altersfrage der oberschlesischen Tertiär-
ablagerungen. Monatsbericht der Deutschen Geolog. Gesell-
schaft. Bd. LIX, 1907, 8.
Éd. n
255
Prochäzka J. V., Forschungen im mährischen Tertiär, Brünn,
II. Jahresbericht der Kommission zur naturw. Durchforschung
Mährens, 1906, 33 bis 35, III. Bericht 1907, 25 bis 27.
— V. L., Práce v moravském tertiäru. V. výroční zpráva kommisse
atd:; 1909, 18 bis 19.
— V. J., Studien über die stratigraphischen Verhältnisse der sarmat.
Stufe in Südmähren. IV. Jahresbericht der Kommission usw.,
1908, 18 bis 20.
— Neogenabsätze an der Bahn Skalitz—Opatowitz. Ebd.
Rzehak A. Exkursion nach Pausram-Auerschitz (Karpathisches
Alttertiär). — Führer f. d. Fxkursion des 9. internat. Geo-
logenkongresses, Wien 1903, 6 S. |
— Leithakalk vom Vapnoberge bei Raitz. Wien, Verhandl. der
k. k. geolog. R.-A., 1905, 267 bis 269.
— Miocänkonchylien von Mödlau in Mähren. Ebd. 332 bis 333.
— Säugetierreste aus dem Miocän von Brünn. Br. N. V.1907, 42 bis 43.
— Fossilfunde aus Mähren. Ebd. 47, 1907, XV.
— Oncophoraschichten bei Brünn. Wien, Verhandl. der k.k. geolog.
R.-A., 1908, 336. — V. Jahresbericht der Kommission usw.,
2309, 19
Schubert R. J., Die Fischotolithen des Pausramer Mergels. Brünn,
Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums 1908, 102 bis 120.
— Die Fischotolithen des österreichisch-ungarischen Tertiärs. Wien,
Jahrbuch der k. k. geolog. R.-A., 1906, 633 bis 706.
Spitzner V., O miocänovych usazeninách na devonských vápencích
u Čel. Kaple blíže Prostějova. (Über Miocänablagerungen
auf den devonischen Kalken bei Rittberg). Proßnitz, „Věst-
nik“, VIII. Jahrgang, 1906, 115 bis 120. Mit 2 Profilen.
— Foraminifery z miocänovych jílů u Čech blíže Proštejova.
(Foraminiferen aus den miocánen Tegeln von Čech nächst
Proßnitz.) Ebd. 1906, 6. Mit 2 Tafeln.
9) Diluvium.
Behlen H., Der diluviale (paláolithische) Mensch in Europa.
Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien
199751, 72.
Hauslik E., Die Eiszeit in den schlesischen Beskiden. Wien,
Mitteilungen der k. k. geogr. Gesellschaft, 1907, 312 bis 324,
und Bielitz, Mitteilungen des Beskidenvereines, 1907, 65 bis 71.
256
Jahn J. J., Dr., Diluvium bei Kunewald. III. Jahresbericht der
Kommission usw. 1907, 22 bis 23.
Knies J., Stopy diluvialního člověka a fossilni zvířena jeskyň
Ludmirovskych. (Spuren des Diluvialmenschen und die fossile
Fauna der Ludmirauer Höhlen.) Mitteilungen der Kommission
usw., geolog.-paläontolog. Abt., Nr. 2, 1905.
— Nový nález diluvialního člověka u Mladče na Moravě. (Neuer
Fund des Diluvialmenschen bei Lautsch in Mähren.) Proßnitz,
„Věstník“, 1906, VIII, S. 3 bis 20. Mit 6 Illustrationen.
— „Lidove Noviny“, 1904, Nr. 108.
— Funde diluvialer Tiere in den Höhlen des „Suchý zleb“ (,,Dürres
Tal“). III. Jahresbericht der Kommission usw. 1907, 24.
— Zaledneni Moravy za doby diluvialni. Olm. M. S., 1909, 107.
— Zalednění Moravy za doby diluvialni. (Vereisung Mährens zur
Diluvialzeit.) „Pravěk“, 1909, 29 bis 32.
Kovarzik R., Die osteologischen Sammlungen in ihrem Verhältnis
zur Paläontologie. Brünn, Zeitschrift des Mähr. Landes-
museums. 1908, 181 bis 183.
— Der Moschusochs im Diluvium von Europa und Asien. Br.
N. V. 1908, XLVIL. Bd., 4+ bis 60.
Kříž M., Dr., © zalednění severovýchodní Moravy a Rak.-Slezska.
„Pravěk“, 1907, 156 bis 157.
— Výrobky diluvialního člověka z Předmostí. (Erzeugnisse des
Diluvialmenschen von Předmost.) Ebd. 1903, 49.
— O zalednění Rak.-Slezska a severovýchodní Moravy. (Über die
Vereisung Österr.-Schlesiens und Nordostmährens.) Ebd. 1908,
IV.; 1 bis 12,-52 bis 65, 105 bis 113.
— Die Schwedentischgrotte bei Ochos in Máhren und Rzehaks
Bericht über Homo primigenius Wils. Verhandl. der k. k.
geolog. R.-A., 1909, 217 bis 233. Mit 2 Textfiguren.
Makowsky = Hood Tierreste aus der Schwedentischgrotte bei
Ochos. Br. N. V.,:1906;
Maška K. E ko ae k diluvialním nálezům v jes balet mladeč-
ských a stopám glacialním na severovýchodní Moravě. (Bemer-
kungen zu den diluvialen Funden in den Höhlen vonLautsch und
den Glazialspuren im nordöstlichen Mähren.) Mitteilungen
der Kommission usw., geolog.-paläontolog. Abt., Nr. 4, 1905.
— Studien über das mährische Diluvium. II. Jahresbericht der
Kommission usw. 1906, 35 bis 36. — I. Bericht 1905, 8. 61.
u Au
ní,
257
Maška K. J., Diluvialní pes v Čechách a na Moravě. (Der dilu-
viale Hund in Böhmen und Mähren.) Anzeiger der 4. Ver-
sammlung der tschechischen Naturforscher und Ärzte, Prag,
1908, 426.
Novotný J., O nálezišti zbytků mammutích ve Zvole u Zábřeha.
(Über den Fundort von Mammutresten bei Schmole nächst
Hohenstadt.) Olm. M. S. 1905, 54.
Prochäzka J. V., O nutnosti soustavného vyzkumu diluvialnich
a alluvialnich naplavenin v jeskynich moravského Krasu. (Über
die Notwendigkeit einer systematischen Durchforschung der
diluvialen und alluvialen Ablagerungen in den mährischen
Karsthöhlen. Brünn, Casopis des Mähr, Landesmuseums, VI.,
1906, 14. 4
Reinhardt, Der Mensch zur Eiszeit in Europa. München 1906.
Remeš M, Dr. Erraticum a jeho zkameněliny v pořičí Odry na
Moravě. (Das Erraticum und seine Versteinerungen im Oder-
gebiete in Máhren). Probnitz, „Věstník“ fůr 1907, X., 59
bis 62.
Rzehak A., Fossile Nagetierreste aus dem Löß von Brünn. Br.
MV 1907; XX.
— Zähne des diluvialen Wildpferdes aus dem Löß des Roten
Berges. Ebd. 45. Bd. 1906, SŠ. 46.
— Homo primigenius Wilser im mährischen Diluvium. Wien, Verh.
der k. k. geol. R.-A. 1905, 329 bis 331.
— Gutachten über die archäologisch-prähistorische Sammlung des
Herrn Dir. Maska in Teltsch. Brünn, Zeitschrift des mähr.
Landesmuseums, 1906, VI. Jahrgang, 25.
— Der Unterkiefer von Ochos. Wien, Mitteilungen der Anthrop.
Gesellschaft, 1906, 23. — Br. N. V., 1906, XLIV. Bd., S. 26.
Mit 2 Tafeln.
— Homo primigenius und „Lößmensch“ in Mähren. Verhandl. der
k. k. geolog. R.-A., 1909, 393 bis 396.
© — Buliminus assimilis Zieg. im Brünner Löß. Verhandl. der k. k.
geolog. R.-A., 1909, 360.
— Vorkommen von Lithospermum-Samen im Brünner Löß. Ebd.
S. 361. i
Slaviček J., Starší třetihory na Novojicku. (Älteres Tertiär in
der Neutitscheiner Gegend.) Proßnitz, „Věstník“, IX. Jahrg.,
1907, 10.
258
Spitzner V., Diluvialni nosorožec u Smrzic. (Diluviales Nashorn
bei Smržitz.) Ebd. VIII., 1906, 134.
Weithofer A., Dr., Fossile Mammutreste von Brünn. Br. N. V.
1905, 28.
Zelizko, Hlodavci a ptáci za doby diluvialni na Moravě a v Čechách.
Prag, „Národní Listy“, 1902.
h) Eruptivgesteine.
Jahn J. J., Dr., Über die erloschenen Vulkane bei Freudental in
Schlesien. Wien, Verhandl. der k. k. geolog. R.-A., 1906,
Nr. 4, S. 12
— Příspěvek ku seznání vzniku nesouvislych vyvrženin sopeënich.
(Beitrag zur Kenntnis der Entstehung loser vulkanischer
Auswürflinge.) Brünn, Časopis des Máhr. Landesmuseums,
1906, 29 und 4, 2 Tafeln und 6 Textfiguren.
— Über das quartäre Alter der Basalteruptionen im mähr.-schles.
Niederen Gesenke. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der
Wissenschaften in Wien, OXVL., Abt. 1., 1907, 45, 6 Tafeln
und 3 Textabbildungen.
— O diluvialnim stáří výhaslých sopek moravsko-slezských. (Über
das diluviale Alter der erloschenen mährisch-schlesischen
Vulkane.) Auszug aus einem Vortrage, Briinn, „Lidové
Noviny“ vom 20. Februar 1908.
— O výhaslých sopkäch moravsko-slezských. (Über die erloschenen
máhrisch-schlesischen Vulkane.) Auszug aus einem Vortrage,
Briinn, „Moravská Orlice“, 6. Márz 1908.
— Forschungen über die mährischen Eruptivgesteine. Brünn,
III. Jahresbericht der Kommission usw., T907, 21 bis 22.
— O původu čedičových koulí na Jaklovci u Moravské Ostravy.
(Über die Herkunft der Basaltkugeln am Jaklowetz bei
Máhr.-Ostrau.) Brünn, Mitteilungen der Kommission usw.
(Geolog.-paläontolog. Abteilung), Nr. 8, 1908, 12, 3 Tafeln.
— Über die Altersfrage der sudetischen Basalteruptionen. Sitzungs-
berichte der Kaiserl. Akademie der N Wien 1909,
CXVIIL, Abt. 1, S. 9.
— Studie o moravsko-slezských mladších vyvřelinách. V. výroční
zpráva kommisse atd. 1909, 16 bis 18. |
Jüttner K. Zur Bildungsgeschichte der mährisch-schlesischen Basalt-
berge. Wien, Verhandl. der k. k. geolog. R.-A., 1908, 362 bis 364.
259
Jüttner K., Die Basaltergüsse der Gegend von Freudental in
Schlesien. Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums, Brünn 1907,
41, 2 Karten.
Klvana J., Palackyt von Neutitschein. I. Jahresbericht der
Kommission usw. 1905, 61 (Notiz).
Novák M., Andesit v Luhačovicích. Brünn, Mitteilungen der
Kommission usw. (Geolog.-paläontolog. Abteilung), Nr. 6,
1908, 3.
Schierl A., Mitteilungen aus dem chemischen Laboratorium.
Beiträge zur Kenntnis der österreichischen Basalte und
Analyse von Kalksteinen. Mähr.-Ostrau, Programm der
Landes-Oberrealschule 1906, 10.
Schubert R. J., Neue Andesitvorkommen aus der Gegend von
Boikowitz (Südostmähren). Verhandl. der k. k. geolog. R.-A.
1909, 396 bis 404. Mit 1 Skizze.
Zatloukal V., Eruptivgesteine der nordöstlichen Beskidenausläufer.
Programm des II. deutschen Staatsgymnasiums in Brünn
für 1905/1906, 12.
i) Mineralwässer.
Ehrenfeld B., Untersuchungen über die Radioaktivität mährischer
und schlesischer Heilquellen und Mineralwässer. Festschrift
der Landes-Oberrealschule in Brünn, 1907, 136 bis 154. —
IV. Jahresbericht der Kommission usw., 1908, 18.
John C., v., Chemische Untersuchung der Otto- und Luisenquelle
in Luhatschowitz. Wien, Jahrbuch der k. k. geolog. R.-A.,
LVI. Bd., 1906, 16.
k) Zur Trinkwasserfrage.
Jahn J. J., Dr., O brněnské vodní otázce. (Zur Brünner Trink-
wasserfrage.) Brünn, „Lidové Noviny“, 1908, 23.
— Bemerkungen zum Antrage über die Trinkwasserversorgung der
Stadt Brünn und der benachbarten Gemeinden aus dem
Gebiete von Brüsau. Brünn 1907, 40.
— O zásobování Brna a okolních obcí pitnou vodou. (Über die
Versorgung von Briinn und der benachbarten Gemeinden
mit Trinkwasser.) Auszug aus einem Vortrage. Brünn, „Hlas“
vom 15. Márz 1908.
260
Lang F., Stenographisches Protokoll der Diskussion über seinen
im Ingenieur- und Architektenverein in Wien gehaltenen
Vortrag über die vauklusischen Quellen und die Wasser-
versorgung der Stadt Brünn. Brünn 1904, 50.
Rzehak A., Über die Aussichten einer Tiefbohrung auf Wasser
im Gebiete von Jedownitz. „Tagesbote“ 1902.
!) Mineralogie.
Cornu F. und Himmelbauer A., Mineralogische Notizen. Die
Minerale der Graphitlagerstätte von Regens bei Iglau. Mit-
teilungen des naturw. Vereines an der Universität, Wien 1905,
11 bis 12.
Koechlin R., Über neue Minerale. (Morawit von Gobitschau.)
Mitteilungen der Wiener mineralog. Gesellschaft 1907, 26
bis 33.
Kretschmer F., Mineralien und Gesteine aus der Umgebung von
Sternberg. I. Jahresbericht der Kommission usw., 1905,
62 bis 63. — Ebd. III. Jahresbericht, 1907, 28 bis 29.
— Die Zeolithe am Fellberge in Petersdorf bei Zöptau. Stuttgart,
Zentralblatt für Mineralogie und Geologie, 1905, 609 bis 615.
— Neue Mineralien vom Eisenerzbaue Gobitschau nächst Sternberg.
Ebd. Jahrg. 1905, Nr. 7.
— Mineralien, Eisenerze und Kontaktgebilde auf dem Schalstein-
zuge Sternberg— Bennisch. Ebd. 1907, 289 bis 301 und 321
bis 328.
— Die Leptochlorite der mährisch-schlesischen Schalsteinformation.
Ebd. 1906, Nr. 10, S. 18, 1 Kartenskizze.
— Die Sinterbildungen vom Eisenerzbau Kwittein nächst Müglitz.
Wien, Jahrbuch der k. k. geolog. R.-A., 1907, Bd. LVIL, 12. .
— Petrographie und Geologie der Kalksilikatfelse in der Um-
gebung von Mähr.-Schönberg. Wien, ebd. 1908, 527 bis 572.
— Neues Vorkommen von Manganerz bei Sternberg in Mähren.
Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Wien 1905,
Nr:739,.8:8;
Laus H., Kleine Beiträge zur Kenntnis nordmährischer Mineralien.
I. Bericht der Naturw. Sektion in Olmütz, 1905, 75 bis 78.
— Verzeichnis mährischer und schlesischer Mineralien und deren ©
Hauptfundorte. In „Die nutzbaren Mineralien und Gesteine
usw.“, Brünn, 1906, 97 bis 119.
261
Makowsky A., Chromit von Neudorf in Mähren. Br. N. V. 1906, 4.
Neuwirth V., Die Zeolithe aus dem Amphibolitgebiet von Zöptau.
Brünn, Mitteilungen der Kommission usw., Mineralog.-montan.
Abteilung, 1905, Nr. 1, 11 S., 15 Textfiguren.
— Die paragenetischen Verhältnisse der Minerale im Amphibolit-
gebiet von Zöptau. Ebd. 1906, Nr. 2, 62 8.
— Beiträge zur Mineralogie Mährens. 1. Neues Albitvorkommen
von Zöptau. 2. Klinochlor von Zöptau. 3. Periklinver-
wachsungen beim Zöptauer Albit. Brünn, Zeitschrift des
Mähr. Landesmuseums, 1908, 154 bis 160.
— Die Kontaktminerale von Blauda in Mähren. Ebd, VII. Bd.
1907, 8.
Novák J., Dr., O moravských barytech. V. výroční zpráva kommisse
1909, 20.
Rosival K., Dr., Vorlage von Kontaktmineralien von Friedeberg. —
Gold von Freiwaldau. Wien, Verhandl. der k. k. geolog.
R.-A., 1900, 141 bis 146.
Rzehak A., Mineralfunde in Mähren. 1. Fluorit von Marschow
mit Chalzedon. 2. Desmin von Olleschau. Br. N. V. 1907,
0.0.6
— Cordierit von Datschitz. Ebd. 1906. Sitzungsber. S. 36.
Slavík F., Dr., Mineralogische Mitteilungen aus Westmähren. IL.:
Prag, Bulletin intern. der tschechischen Akademie, 1904,
95 (tschechisch).
Uličný J., Mineralogické paběrky ze západní Moravy. (Mineralog.
Nachlese aus Westmähren.) Proßnitz, „Věstník“, VIII., 1906,
51 bis 55.
Wahl G., Die Enstatit-Augite. Wien, Tschermaks Mineralog. und
petrographische Mitteilungen, 1907, 31.
m) Nutzbare Mineralien und Gesteine, Bergbau.
André F., Die Bauführungen im Stadtgebiete von Mähr.-Ostrau
und der Bergbau. Österr. Zeitschrift für Bere- und Hůtten-
wesen, Wien 1906, 605 bis 608.
Jahn J. J., Dr., O brněnské dlažbě. (Über das Brünner Pflaster.)
Brünn, „Moravská Orlice“, 1908, 13.
John C., v., und ©. F. Eichleiter, Chemische Untersuchung
mährischer Graphite. Wien, Jahrbuch der k. k. geolog. R.-A.,
1907, 416 bis 417.
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums, X., 2, 18
262
Laus H., Die nutzbaren Mineralien und Gesteine der Mark-
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Lowag J., Der Bleiglanzbergbau bei Bernhau-Altendorf in Mähren.
Essen, „Glückauf“, 1905, 913 bis 915.
— Das Erzvorkommen der Bleiglanzgrube „Gabe Gottes“ von
Neudorf bei Römerstadt. Ebd. 1148 bis 1149.
— Der alte Gold-, Silber- und Bleierzbau bei Iglau und Deutsch-
brod. Graz, Montanzeitung, 1907.
— Der Eisensteinbergbau im Altvatergebirge. Ebd. 1908, 304.
— Der Eisenerzbergbau in Mähren und Schlesien. Ebd. 1906.
— Die kristallinischen Schiefer- und Massengesteine des Altvater-
gebirges und deren Minerallagerstätten. Ebd. 1907.
N. Petrolej v Ostravici na Moravě. „Příroda“ 1908/1909, 163.
Procházka J. V., Petrolej ve východní Moravě. (Petroleum in
Ostmáhren.) Ebd., IV. Jahrg., Máhr.-Ostrau 1906, 165 bis 167.
— Z dějin hornictví v Čechách, na Moravě a ve Slezsku. (Aus
der. Geschichte des Bergbaues in Böhmen, Mähren und
Schlesien.) Ebd. 1906, 147, 179, 210.
Rzehak A., Petroleumvorkommen im mährisch-ungarischen Grenz-
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bis 12.
Rosival A., Die Zermalmungsfestigkeit der Mineralien und Ge-
steine. (Betrifft auch mährische und schlesische Vorkommen.)
Verhandl. der k. k. geolog. R.-A. 1909, 186 bis 390.
Statistik des Bergbaues in Österreich für das Jahr 1908. I. Lieferung.
Die Bergwerksproduktion. Herausgegeben vom k. k. Ministerium
für öffentliche Arbeiten. Wien 1909.
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Buchtela J., O otäzce vzniku neolithu v Čechách a na Moravě.
"Pravěké 1909, 33 bis 34.
oi ák K., Dvě neolitická sídla v Drobovicích a rozšíření takových
osad v Čechách a na Moravě. (Zwei neolitische Siedlungen
in Drobowitz und die Verbreitung ähnlicher Siedlungen in
Böhmen und Mähren.) Prag, „Pamätky archaeologické“, 1902.
Černý F., Pohřebiště opatovské. (Der Opatowitzer Begrábnisplatz.)
Ungar.-Hradisch, „Pravěk“, 1908.
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Černý F., Popelnicová pole na Moravě. (Urnenfelder in Máhren.)
Brünn, Mitteilungen der Kommission usw., Prähistor. Abteilung 1.
— Vývoj archaeologického bádání na Moravě. (Entwicklung der
archäologischen Forschung in Mähren.) „Pravěk“, III., 1906,
153 bis 159.
— Pravěké doby Moravy. (Mährische Urzeit.) Brünn 1908.
— Místní jména i archaeologie. (Ortsnamen und Archäologie.)
+ „Prav&k“, III., 1907, 9 bis 12.
=-Dr.’M. Kříž. Ebd. 106 bis 109.
— Vývoj archaeologického bádání na Moravě. (Entwicklung der
archäologischen Forschung in Mähren.) Ebd. 151 bis 154.
— Domnela lebka diluvialni z Husovic u Brna. (Vermeintlicher dilu-
vialer Schädel von Hussowitz bei Brünn.) Ebd. 1908, 23 bis 24.
Červinka L., Nálezy v cihelně u Slavkova. (Funde in einer
Ziegelei bei Austerlitz.) Brünn, Časopis des Mähr. Landes-
museums, 1905, 30 bis 34.
— Sklad bronzů v Zádvěřicích. Bronzedepot bei Zadweïitz.) Ebd.
77 bis 78, 1 Tafel.
— Zpráva o archaeologických výzkumech za rok 1904. (Bericht
über die archäologischen Forschungen.) Ebd. 179 bis 197.
— „Lochy“, umělé jeskyně na Moravě. (Künstliche Höhlen . in
Mähren.) Mitteilungen der Kommission usw., Prähistor. Ab-
teilung, Nr. 1, 1905, 13, 2 Textfiguren.
— O nejstárších mohylách moravských. (Über die ältesten mährischen
Hünengräber.) Olm. M. S. 1909, 107 bis 109.
— O životě a vzdělanosti lidstva v mladší době kamenné. (Über
das Leben und die Bildung des Menschen der jiingeren
Steinzeit.) Ebd. 1908, 1 bis 24.
— Chronologie v předhistori. (Die Chronologie in der Vor-
geschichte.) „Pravěk“, III., 1907, 1 bis 8, 36 bis 42, 69 bis 80.
— O pohřbívání v poloze skrčené. (Über das Begraben in Hock-
stellung.) Ebd. 157.
— O úkolech soustavného bádání archaeologické na Moravě.
(Aufgaben der systematischen archäologischen Forschung in
Mähren.) Ebd. 1908, 85 bis 92.
— O nejstařších mohyläch moravských. „Pravěk“, 1909, 53 bis 58.
Faktor F., Hradiště na Plumlovsku. Ebd. 1909, 152 bis 154.
Fišara K., Nálezy u Näkla. (Funde bei Nakel.) „Pravěk“. 1903,
21; 1904, 147.
18*
264
Fisara K., Kulturní jámy u Näkla a u Příkaz. (Kulturgruben
bei Nakel und Przikas.) Ebd. 1909, IV., 96.
Gottwald A., Pohřebiště na Prostějovsku. (Begräbnisplätze bei
Probnitz.) Olm. M. S. 1905, 73 bis 76, 1 Tafel.
— Nálezy od Hrubšic. (Funde von Hrubschitz.) Ebd. 109 bis 118,
2 Tafeln.
— Sídliště u Lešan na Prostějovsku. (Siedlung bei Leschan nächst
Proßnitz.) Brünn, Casopis des Mähr. Landesmuseums, 1905,
107 bis IV.
— Nové nálezy na Prostějovsku. „Pravěk“, 1903, 66.
— Nové hroby z Kostelce u Prostějova. (Neue Gräber von
Kosteletz bei Probnitz.) „Pravěk“, III., 1907, 14 bis 15.
Gottwald A., Sídliště u Kostelce. (Ansiedlung bei Kosteletz.)
Ebd. 48 bis 49, 1 Tafel.
— Sídliště a hroby s kulturou popelnicových polí na Prostějovsku.
(Siedlungen und Gráber mit der Kultur der Urnenfelder
bei Proßnitz.) Ebd. 1908, IV., 17 bis 22, 66 bis 73, 97 bis
104, 175 bis 182, 216.
— Sídliště neolitická a náleziště kamenných nástrojů na Prostějovsku.
(Neolitische Siedlungen und Funde von Steinwerkzeugen
bei Proßnitz.) Brünn, Öasopis des Mähr. Landesmuseums,
VI., 1906, 20.
— Nové předhistorické nálezy z okolí prostějova. (Neue práhistorische
Funde aus der Proßnitzer Gegend.) Olm. M. S. 1909, 1 bis
11, 69 bis 80.
— Předhistorické nálezy od Žarovic. (Práhistorische Funde von
Žarowitz.) Ebd. 1906, 85 bis 87.
— Hroby z Kostelce u Prostějova. (Gráber bei Kosteletz náchst
Proßnitz.) Ebd. 1905, 38 bis 41.
Hamřík, Das Gräberfeld von Kritschen. IV. Jahresbericht der
Kommission usw. 1908, 17.
Hoernes M., Dr., Neolitische Wohnstätten bei Prerau. Mitteilungen
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Hostinek H., Kostrovy hrob v Pustoměři. (Skelettgrab bei Pustoměř.)
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Jahn J. J., Dr., Gutachten über die archäologisch-prähistorische
Sammlung des Herrn Direktors Karl Maska in Teltsch.
Brünn, Zeitschrift des Mährischen Landesmuseums, 1906, 4,
és >
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Knies J., Kniesovo museum moravského Krasu. „Příroda“, 1906,
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— Kniesovo museum moravského Krasu ve Sloupě. „Pravěk“, III.,
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— Předhistorické hradiště Leskoun u Olbramovic. (Vorgeschicht-
liche Befestigung bei Wolframitz.) „Pravěk“, 1908, IV., 13
bis 17.
Kříž M, Dr, O důležitosti nálezů archaeologického z jeskyně
„Kulny“. (Über die Bedeutung der archäologischen Funde
aus der „Kulna“-Höhle) Olm. M. S. 1909, 106 bis 107.
— 0 důležitosti archaeologického nálezů z jeskyně „Kulny“ u Sloupa
na Moravě. (Bedeutung der archáologischen Funde der
„Kulna“-Höhle bei Sloup.) „Pravěk“, 1909, 7 bis 19.
Kučera J., Žárové hroby u Vlachovic. (Brandgräber bei Wlachowitz.)
„Pravěk“, 1903, 18.
— O nejstarších kovových nástrojích a zbraních z okolí Uh. Brodu.
(Die ältesten Metallgeräte und Waffen aus der Umgebung
von Ung.-Brod.) „Pravek“, IV., 1908.
Lipka F., Popelní pole u Vel. Opatovic. „Pravěk“, 1903, 143.
— Sídliště pod „Lipníky“ u Boskovic. „Pravěk“, IV., 1908, 167
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Makowsky A., Schádel aus der Bronzezeit. Br. N. V. 1905, 35.
Maška K., Obrázky z pravěku moravského. (Bilder aus Mährens
Urzeit.) Prag, „Moravská čitánka“, 1907.
— Uzákonění ochrany starožitností na Moravě. (Gesetzlicher
Schutz für die Altertümer in Mähren.) „Pravěk“, 1909.
— 0 práci u Předmostu. V. výroční zpráva kommisse atd., 1909, 18.
Mattula L., Funde aus Unter-Retzbach. Wien, Mitteilungen der
Anthropologischen Gesellschaft, 1906, 120.
Niederle L., Datování gallské kultury v Čechách a na Moravě.
„Pravěk“, 1909, 20 bis 29.
— K středomoravským mohylám. „Pravěk“, IV., 1909, 50 bis 51.
Procházka A., Archaeologická koïist za rok 1904. (Archäologische
Ausbeute 1904.) Brünn, Časopis des Mähr. Landesmuseums,
1905, 102 bis 107.
— Nové nálezy archaeologické. (Neue archäologische Funde.)
Ebd. 197 bis 200. |
— Nová jadeitová sekerka na Moravě. (Ein neues Jadeitbeil aus
Mähren. „Pravěk“, 1903, 23.
266
Prochäzka A., Zprävy o nälezech na Vyskovsku. (Nachrichten
über Funde bei Wischau.) Ebd. 1903, 64.
— Nové archaeologické objevy v okolí brněnském. (Neue archäolo-
gische Funde aus der Briinner Umgebung.) Briinn, Zeitschrift
des Máhr. Landesmuseums, 1907, 25.
— Ochrana pravěkých starožitností. Brünn 1908.
— Ausgrabungen in den Ziegeleien bei Austerlitz. III. Jahres-
bericht der Kommission usw., 1907, 21.
— Neolitické nálezy z Křenovic u Slavkova. (Neolitische Funde
von Křenowitz bei Austerlitz.) „Pravěk“, III., 1907, 12 bis
14, 1 Tafel.
— Hromádný nález bronzů u Nového Rousinova. (Massenfund von
Bronzen bei Neu-Raußnitz.) Ebd. 50 bis 52, 1 Tafel.
— Drobné nálezy z Vyskovska. Ebd. 85 bis 86.
— Kamenné nástroje se žlábky z nálezů moravských. (Stein-
werkzeuge mit Rillen aus Mähren.) „Pravěk“, 1908, 120 bis 129.
— Z praehistorie Vyškovska a okolí. Ebd. 1909, 186 bis 221.
Rzehak A., Bericht über die Neuerwerbungen des Mähr. Landes-
museums. Wien, Mitteilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft, 1909, 8; 1908, 34; 1907, 45; 1906, 109.
— Prähistorische Funde aus Eisgrub und Umgebung. Brünn,
Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums, 1905, 34 bis 81.
— Ein Bronzefund bei Wollenau. Brünn, Zeitschrift des deutschen
Vereines für die Geschichte Mährens, 1905, 196.
— Beiträge zur Kenntnis der Bronzezeit in Mähren. Ebd. 1906,
167; 1907, 239; '1908, 142.
— Ein La-Tène-Grab im Weichbilde von Brünn. Ebd. 415.
— Prähistorische Gefäße auf Menschenfüßen mit Nachbildung des
Schuhwerkes. Ebd. 1907, 249. i
— Die Gewandnadel in prihistorischer Zeit. Ebd. 1908, 441.
— Zur Vorgeschichte Mährens. Ebd. 1907, 183.
— Mähren in der jüngeren Steinzeit. Vortrag. Ebd. 1906, 300.
— Die Schalensteine („Opfersteine“) im westmährischen Granit-
gebiet. Brünn, Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums, 1906, 66.
— Gutachten über die archäologisch-prähistorische Sammlung des
Herrn Direktors Maska in Teltsch. Ebd. 2. |
— Die Gefäßfunde im Baugrunde der Brünner Häuser. Ein Beitrag
zur Geschichte des Bauopfers. Ebd. 1909, 92 bis 136.
Tu ER Ar TE koně Ge
267
Rzehak A., Funde bei Medlanko und Daub. II. Jahresbericht
der Kommission usw., 1906, 31.
— Der Bronzedepotfund von Přestavlk. Wien, Jahrbuch für
Altertumskunde, I., 1907, 3 Tafeln.
— Ein Depotfund der älteren Bronzezeit bei Gaya. Brünn, Zeit-
schrift des deutschen Vereines für die Geschichte Mährens,
1907. Mit 6 Textfiguren.
— Zur Kenntnis der neolithischen Keramik in Mähren. — Ib.
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Smyčka J., Dr., Organisace práce musealní a archaeologické na
Moravě. „Pravěk“, 1909, 44 bis 47.
— Litovel a okolí za pravěku. (Littau und Umgebung in der
Urzeit.) „Pravěk“, III., 1907, 140 bis 150.
Šnajdr L., Měděné sekery z okresu Králové hradeckého. (Kupfer-
beile aus dem Königgrätzer Bezirk.) „Pravěk“, 1903, 5.
Snětina K., Dr, Tři předhistorická náleziště z Malé Hané. (Drei
práhistorische Fundorte aus der Kleinen Hanna.) „Pravěk“,
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Synek H., Galský hrob v Holubicích. (Gallisches Grab bei
Holubitz.) Ebd. 1903, 158.
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Szombathy I., Gutachten über die prähistorische Sammlung des
Herrn J. L. Červinka in Kojetein. Brünn, Zeitschrift des
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Mähr. Landesmuseums, 1908, 1 bis 18.
Zelizko J. V., O nástěnných rytinnách a kresbách jeskyňních
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(Über die Wandzeichnungen des paläolitischen Menschen
in den Höhlen mit Rücksicht auf die neuesten Forschungen.)
Olm. M. S. 1905, 1 bis 23, 6 Tafeln. ©
— Ze studijní cesty po Moravě. Sbírky M. Kříže, K. J. Mašky
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1905. Brünn 1905, 1906, 1907, Mit je 5 Karten.
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Formänek R., Ein Lebensbild des Kaiserl. Rates E. Reitter in
Paskau. 1908. |
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— Grenzen und Glieder der Westbeskiden. Bielitz-Biala. Mit-
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19" bie’ 29, 99- bis 36.
— H. K., Föhn am Nordabhange der Karpathen. Mitteilungen
des Beskidenvereines 1905, 50
Hadaszoks Führer durch die Beskiden. Friedek 1908.
Homma J., Trombe bei Mysliboïitz. Br. N. V. XLIII. Bd., 1904, 35.
Iltis H., Dr., J. G. Mendel als Forscher und Mensch. Ein Ge-
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Koutný J., Dr, Krupobití na Moravě v letech 1896 až 1906.
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Mallener Th., Der Smrk. Teschen, Mitteilungen des Beskiden-
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Mitteilungen des Beskidenvereins, III, 1906, 29 bis 35, 46
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Minaïik K., O extremech tlaku vzduchu vůbec a v zimě 1906/7
zvlášť. (Über die Extreme des Luftdruckes im allgemeinen
und im Winter 1906/7 im besonderen.) „Příroda“, 1906, 242.
Nießl G., v., Ergänzende Bemerkungen zu Frh. v. Stahls Auf-
satze (siehe unten). Br. N. V. 239 bis 246.
Seidler H., Die Temperaturverháltnisse der Westbeskiden. Bielitz-
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SpitznerV.,Prof.,r. „Priroda“,1906,165. Proßnitz, „Vestnik*,1907,7.
Stahl L. Frh., v., Über die mittleren Einheitszeiten des jährlichen
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Talsky Josef, + Olm. M. S., 1906, 123 bis 126.
Tietze E., Dr., Alexander Makowsky +. Wien, Verhandl. der k.k.
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Ullrich J., Gregor Joh. Mendel. Illustrierter Neutitscheiner Volks-
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Beskidenvereins, III, 1906, 20 bis 22.
Wisnar J., Gregor Joh. Mendel. Ein Gedenkblatt. Programm des
Staatsgymnasiums in Znaim, 1909, 15.
Nachtrag.
(Bis 1. Mai 1910 erschienene Arbeiten.)
Botanik.
Frank L., Heimatschutz. Schaffet Schutzgebiete für unsere Tier-
und Pflanzenwelt! II. Bericht der naturw. Sektion in Olmütz,
1900, 58 bis 66.
Gogela F., Květena na dolním toku Rusavy. II. Okolí Záhlinic.
(Flora des Unterlaufes der Rusawa. Umgebung von Záhlinitz.)
Proßnitz, „Věstník“, XII. Jahrg. 1910, 129 bis 143.
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Laus H., Botanische Reiseskizzen aus Bulgarien. II. Bericht der
naturw. Sektion in Olmiitz, 1910, 1 bis 46. (Enthält Hin-
weise auf Mähren.)
Macků J., Dr., I. Příspěvek ku poznání Basidiomycetův a Asco-
micetův moravských. (Beitrag zur Kenntnis der mährischen
Basidiomyceten und Ascomyceten.) Proßnitz, „Věstník“, 1910,
145 bis 160. Mit 2 Tafeln.
Merker S., Exkursionsflora für Mähren und Schlesien. Mähr.-
Weißkirchen 1910.
Petrak F., Beiträge zur Flora von Mähren. Allgemeine Botan.
© Zeitschrift, XVI. Jahrg., 1910, Nr. 1, S. 4 bis 6, Nr. 2, S. 20
bis 23.
Podpěra J., Dr., Květena Hané. (Flora der Hanna.) Proßnitz,
„Hlasy z Hané“ Nr. 127 (vom 19. November 1909), 1909, und
Proßnitz, „Věstník“, XII., 1910, 219 bis 221.
Richter O., Beiträge zur Kieselagenflora von Mähren. II. Bericht
der naturw. Sektion in Olmütz, 1910, 67 bis 77.
Wildt A., Geranium sanguineum var. Podperae Wildt. Allgemeine
Botan. Zeitschrift, Karlsruhe, XVI. Jahrg., 1910, 19.
Zoologie.
Zdobnitzky F., Beitrag zu einer Ornis der Brünner Umgebung,
II. Teil. Brünn, Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums, 1909.
IX. Jahrg., 176 bis 276.
Geologie.
Jahn J. J., Dr, O příštím brněnském vodovodu. (Über die
künftige Brünner Wasserleitung.) „Lidové Noviny“ vom
14. Jänner 1910, 51.
— O stratigraphii a tektonice ostravsko-karvínského karbonu. (Über
die Stratigraphie und Tektonik des Ostrau-Karwiner Karbons.)
Brünn 1909, 10. Mit 5 Profilen.
— Pokračuje-li karbon ostravsko-karvínský pod Karpaty. (Ob sich
das Ostrau-Karwiner Karbon unter die Karpaten fortsetzt.)
Briinn 1909, 30. Mit 2 Profilen und 2 Karten.
— Přehled útvarů geologických. (Übersicht der geologischen For-
mationen.) „Příroda a škola“, Olmiitz 1909.
271
Rzehak A., Aus dem mährischen Devon. V. Jahresbericht der
Kommission zur naturw. Durchforschung Mäbrens, Brünn
1909, 18 bis 19.
— Das Alter des Unterkiefers von Ochos. Eine Entgegnung an
Dr. M. Kříž. Brünn, Zeitschrift des Mähr. Landesmuseums
IX., 1909, 277 bis 313.
— Neue Aufschlüsse im Kalksilikathornfels der Brünner Eruptiv-
masse. Wien, Verh. d. k. k. geol. R.-A. Nr. 5, 1910 (März),
8. 129 f.
— Fluorit und Baryt im Brünner Granitgebiet. Ib. S. 170 £.
Varia.
Absolon K., Dr., Problem podzemnich tokü Punkvy v dejinnem
svém vývoji od století XVII. do let 80tých minulého století.
(Das Problem des unterirdischen Laufes der Punkva.) Mit
Karte und 6 Tafeln. Proßnitz, „Věstník“, Jahrg. XII, 1910,
6 bis 127.
Laus H., Das Erzherzog-Josef-Ferdinand-Museum in Olmütz. Ein
Führer durch die Sammlungen. Olmütz 1910.
Abkürzungen.
Breslau, Z. f. E. — Zeitschrift für Entomologie (Jahresheft des Ver-
eins für schles. Insektenkunde), Breslau; Breslau, V. K. — Jahresbericht der
Schles. Gesellschaft für vaterländ. Kultur in Breslau; Brünn, N. V. — Verhand-
lungen des Naturf. Vereins in Brünn; Br. Ö. Jdbl. — Österr. Jagdblatt, Brünn;
Olm. M. S. — Časopis vlasteneck&ho musejního spolku v Olomouci; 0. J: =
Ornitholog. Jahrbuch, herausg. von Tschusi; W. O. V. — Mitteilungen des
Ornitholog. Vereins in Wien; W. E. Z. — Wiener Entomologische Zeitschrift;
Wien, Verh. (Jahrb.) der k. k. geol. R.-A. — Verhandlungen (Jahrbuch) der
k. k. geol. Reichsanstalt in Wien.
Bryologische Miszellen aus Mähren.
Von Franz Matouschek,
k. k. Gymnasialprofessor in Wien, IX.
(Mit Unterstützung der Kommission zur naturwissenschaftlichen Durch«
forschung Mährens.)
I. Teil.
Neue Fälle von Nematodengallen auf Laubmoosen.
I. Beschreibung neuer Moosgallen.
1. Anomodon longifolius (Schleich) Bruch.
Ich legte mir zwei gleich große Rasen nebeneinander, und
zwar einen gesunden und einen erkrankten. Beim letzteren fällt
die Kürze der sekundären Stengel und die kurzen Äste, welche
jene befiedern, auf. Die zu Flagellen umgewandelten Äste sind
ebenfalls bedeutend kürzer, aber manche derselben bewurzeln sich
doch. Die gelblichen Nematodengallen treten an den Enden der
sekundären Stengel und an den Enden der Astchen auf; im Rasen
kann man ihrer viele zählen, doch haben sie sich in relativ ge-
ringerer Zahl — wenn man Leskea catenulata zum Vergleiche
heranzieht — gebildet. Die Länge der Gallen mißt bis 11/, mm,
die Breite bis fast 1 mm. Auch fast kugelrunde kommen vor. Ich
maß wiederholt die Dimensionen der normalen Astblätter, deren
Rippe und deren Blattzellen; ebenso verfuhr ich mit den die
Galle bildenden Blättern. |
Die Tabelle auf S. 273 läßt die Unterschiede klar hervortreten.
Die Zellen der die Galle zusammensetzenden Blätter ent-
halten viel Chlorophyll. Sie sind nicht papillös; nur an den
äußersten Blättern sieht man hie und da kleine Papillen. Dies
hängt wohl damit zusammen, daß die Blattzellen größer und
zarter sind als in dem normalen Blatte. Die Gallenblätter sind
nie länglich zugespitzt; die jüngsten (also innersten) sind an der
Spitze abgerundet. Die Blattränder der Gallenblätter sind nie
Normales Astblatt im kranken Rasen Blatt der Galle
1'445 mm bei einem der größten
Länge des Blattes: 0502 mm Blätter
Breite des Blattes: unten 0:189 mm,
unter der Spitze 0:102 mm 95765 mm in der Mitte
untere Blattzellen: 0:0135 mm breit
Blattzellen in der Mitte des Blattes: und 00315 mm lang.
00081 mm lang und ebenso breit Blattzellen unterhalb der Spitze:
00135 mm breit und 0-0225 mm lang
0:099 mm breit. Die Blattrippe ver-
schmälert sich etwas gegen den
Blattgrund.
Breite der Rippe in der Mitte des
Blattes: 0051 mm
ganzrandig, sondern zumeist deutlich ausgefressen gezähnt. Be-
sonders interessant sind die zahlreichen paraphysenähnlichen
Fäden, welche unentwickelte Rhizoiden vorstellen. Sie sind
stets bleich, da sie kein Chlorophyll besitzen, und mitunter ver-
zweigt. Ein Rhizoid hatte sogar drei Verzweigungen. Die längsten
waren etwa 0'510 mm lang und 0'017 mm breit. Anders verhalten
sich die „stärkeren Fäden“: sie sind nie verzweigt, mit Chloro-
phyllkornern stets versehen und so lang wie die Gallenblätter.
Man muß sie als Paraphyllien ansprechen. An der Basis be-
stehen sie aus größeren Zellen, allmählich aber bilden die Zellen
nur eine Reihe, welche mit einer stumpfen Zelle endet. Die normal
ausgebildeten Niederblätter unserer Pflanze sind im Gegensatze
zu den ebenerwähnten Organen bleich, wohl auch glatt, endigen
aber stets in eine lang ausgezogene schmale Spitze!) Als Er-
reger wurde die Anguillulide Tylenchus Davainii Bast. konstatiert?).
Die Tiere waren ausgewachsen und befanden sich nur in geringerer
Zahl in den Gallen. In manchen derselben konnten die Erreger
1} Prof. Dr. V. Schiffner erwähnt in seinen Arbeiten (Beobachtungen
über Nematodengallen bei Laubmoosen, Hedwigia, XLIV, Heft 4, S. 222 und
„Neue Mitteilungen über Nematodengallen auf Laubmoosen“, dieselbe Zeit-
schrift, XLV, Heft 3, S. 167) auch Paraphyllien in den Gallen zweier Laub-
moosarten (Dieranum maius und Mnium Seligeri).
2) Näheres über dieses Tierchen sowie sehr gute Abbildungen findet
man in der in der vorigen Anmerkung an zweiter Stelle genannten Arbeit
des Prof. Schiffner (S. 163—165).
274
nicht nachgewiesen werden, sie wanderten wohl aus. Doch sind
diese „tauben“ Gallen genau so gebaut wie die anderen, welche
den Erreger noch beherbergen.
Fundort: Odergebirge in Mähren, auf Kulmschiefer der
Ruine („Wüstes Schloß“) oberhalb des Gasthofes „Zum dicken
Hannes“ im Bodenstadter Tale, 470 m. Gefunden vom Verfasser
Ende August 1906.
2. Pseudoleskea atrovirens (Dicks.) Br. eur.
Nur bei der var. tenella Limpr. beobachtete Limpricht
(Laubmoose II, S. 811) und der Verfasser (Über Nematoden-
gallen bei Laubmoosen, Hedwigia, XLIIL, S. 343—345) Gallen ;
beim Normaltypus wurden solche bisher noch nicht konstatiert.
Der vorliegende Rasen läßt eine Deformation nicht erkennen.
Dies ist wohl nur dadurch erklärlich, daß die bräunlichen Gallen
in geringerer Zahl auf demselben gebildet wurden. Die größten
derselben messen 1'5 mm in der Länge und etwas über 1 mm in
der Breite. Sie stehen an den Enden der Äste, seltener an den
Enden der Stengel. Den oben genannten Erreger sah ich auch
hier; doch konnte ich auch ,taube“ Gallen nachweisen. Die Hüll-
blätter der Galle werden, je weiter man sie in das Innere der
"Galle der Reihe nach verfolgt, desto zarter, desto glatter, desto
breiter, die jüngsten (innersten) sind fast halbkreisförmig. Die
Blattzellen werden größer, oft sind sie gekrümmt und mindestens
dreimal so groß als im normalen Blatte. Die Blätter selbst be-
sitzen — wenn man wieder der Reihe nach von außen nach innen
geht — eine immer zartere Rippe, welche aus homogenen Zellen
besteht und schließlich weit unter der abgerundeten Spitze endet.
Die inneren Hüllblätter sind unregelmäßig der Quere nach
gefaltet‘). Die Dimensionen eines mittleren Hüllblattes sind:
1:7 mm lang und 1:02 mm breit (ein normales Astblatt ergab bei
der Messung die Länge von 0'952 mm, die Breite von 0'306 mm).
Rhizoiden habe ich in den Gallen gesehen.
Fundort: Mähren, Gesenke, im „Kessel“, legitvon Uechtritz,
ohne Jahreszahl. (Ex herbario + Wilhelm Siegmund Reichen-
bergensis).
1) Über die ähnliche Querfältelung der normalen Blätter bei Brachy-
thecien, siehe Warnstorf, 1. c., S. 736.
275
3. Leskea catenuluta (Brid.) Mitten. .
Der Rasen ist 85cm lang und bis 5 cm breit, besitzt aber
mindestens 100 Gallen; er sieht ganz verkümmert aus. Die gelb-
lichen Gallen treten teils an den Spitzen der Äste, teils an den
Verzweigungen auf und sind höchstens 1:5 mm lang und 1 mm
breit. Männliche und weibliche Befruchtungsorgane habe ich an
keiner Stelle konstatieren können. Die Gallenblätter sind länger
als die normalen Astblätter (1'7 mm im Mittel, 0:37 mm im Mittel).
Die Breite des größten Hüllblattes beträgt, im mittleren Teile
gemessen 0'8 mm (gegen 0'23 mm bei einem normalen Astblatte).
Betrachtet man in der Reihenfolge von außen nach innen die
Hüllblätter der Galle, so fällt folgendes auf: 1. Die Blätter werden
immer zarter, die Blattzellen immer größer, aber dabei zartwandiger.
2. Die Blättter werden wohl anfangs größer und breiter, aber
gegen das Innere nimmt die Länge ab, während die Breite noch
zunimmt. 3. Die Spitze der Blätter wird breiter, bei den innersten
ist sie gar kappenförmig. 4. Die äußeren Blätter tragen scharfe
ání tt dh
Zähnchen an der Spitze, der Blattrand der inneren hat ziemlich
große, weit voneinander stehende Zähne, ja er erscheint oft
ganz unregelmäßig gezáhnt. 5. Die Menge der Chlorophyllkórnchen
© nimmt ab. 6. Die Blattrippe entwickelt sich immer schwácher und
schwächer, bis sie ganz verschwindet. Diese Merkmale erinnern
“uns daran, daß im Baue der Hüllblätter der Galle und der
männlichen Knospe eine auffallende Ähnlichkeit existiert, auf
‚welche schon Prof. Schiffner (Hedwigia, XLV, 3, 8. 171) auf-
merksam gemacht hat. An der Basis der Hüllblätter der Gallen
bemerkt man gegliederte paraphysenähnliche Fäden, die von
Prof. Schiffner als schlecht entwickelte Rhizoiden gedeutet werden.
© Der Erreger ist ebenfalls Tylenchus Davainii.
Fundort: Oberösterreich, an Kalkfelsen bei Grünau nächst
"Gmunden, legit P. Herm. Patzalt, 8. Sept. 1863 (Ex herbario
+ Wilhelm Siegmund Reichenbergensis).
IL. Allgemeine Bemerkungen zu den drei Schilderungen von
+ Nematodengallen.
1. Auf den genannten drei Laubmoosarten sind Nematoden-
gallen bisher noch nicht beobachtet worden. Die Originalexem-
plare der zwei zuerst beschriebenen erkrankten Rasen werden im
276
mährischen Landesmuseum aufbewahrt; der kranke Rasen von
Leskea catenulata liegt in meinem Herbare.
Anhangsweise sei folgendes erwähnt: In dem Werke: Kryptogamenflora
der Mark Brandenburg und angrenzender Gebiete, herausgegeben von dem bota-
nischen Verein der Provinz Brandenburg, die Laubmoose von C. Warnstorf,
werden auch von folgenden Moosen Nematodengallen erwähnt: Thuidium
delicatulum (L.) Mitten, Thuidium abietinum (L.) Br. eur., Brachythecium
velutinum (L.) Br. eur. Interessant ist die Bemerkung von Warnstorf, L c.,
pag. 760: „In den Blüten des Brachythecium velutinum siedeln sich zuweilen
Nematodenkolonien an, die aber an den Hüllblättern anscheinend keine be-
sonderen Veränderungen hervorrufen.“ Eine genauere Untersuchung dieses
Vorkommens wäre sicher erwünscht, namentlich auch in der Richtung, ob
dieser Nematode auch der sonst immer konstatierte Tylenchus Davainii ist. In
dem Werke K. G. Limprichts: Die Laubmoose Deutschlands, Österreichs usw.,
II. Teil, pag. 834, erwähnt der genannte Verfasser auch Nematodengallen bei
Thuidium delicatulum, die näher beschrieben werden und im III. Teile,
pag. 580, solche bei Hylocomium umbratum (Ehrh.) Br. eur. (gekräuselte Ast-
enden). Man muß daher das von Prof. Schiffner (Hedwigia XLV, Heft 3,
Seite 171), gegebene Verzeichnis von Laubmoosen, auf welchen Nematoden-
gallen beobachtet wurden, um die erwähnten 7 Arten bereichern.
Herr Adalbert Geheeb erwähnt unter dem Titel: Une formation de
galle causée par des nématoïdes dans le Pterigynandrum filiforme Timm.
(Revue Bryologique, 33e année, Nr. 4, 1906, pag. 1906—1907) Nematoden-
gallen auf Pterigynandrum filiforme, auf welcher Art sie Verfasser bereits (in
der „Hedwigia“ XLIII, pag. 343—345) gesehen hat. Es handelt sich um
sterile Räschen auf Rotbuchen zu Roucesvalles in Spanien von Dr. Karl
Müller Freiburgensis gefunden. Geheeb erwähnt, daß die Galle nur von
einem Wurme bewohnt wird, was wohl auf einem Irrtume beruhen dürfte.
Herr Apotheker Josef Paul (Mähr.-Schönberg) macht mich auf eine
Stelle in dem Werke K. Müllers: Deutschlands Moose oder Anleitung zur
Kenntnis der Laubmoose Deutschlands, der Schweiz, der Niederlande und
Dänemarks, Halle 1853, Seite 217, aufmerksam. Es handelt sich um Dieranum
Spurium: genen. männliche Pflanze noch unbekannt; an ihrer Stelle wurden
nur Knöspchen in der Stengelspitze vorgefunden.“ Ob man es hier mit
Nematodengallen zu tun hat, ist fraglich, aber nicht unwahrscheinlich, |
2. Die Hüllblätter der Gallen sind in den von mir beschrie-
benen Fällen stets chlorophyllhaltig, die Blattzellen derselben ge-
wöhnlich bräunlich oder gelblich. |
3. Pilzhyphen und Stärke konnte ich nirgends nachweisen.
i
III. Nematodengallen bei Dicranum longifolium Ehrh. ©-
Herr Apotheker Josef Paul (M.-Schönberg) schickte mir eine.
Probe zu und teilte mir hierüber seine Beobachtungen mit: „Am
21. August 1903 besuchte ich von Bad Cudowa (Grafschaft Glatz)
4
}
|
Er
nu
+
277
aus den Rabenstein. Derselbe liegt östlich von Cudowa und dürfte
zirka 700 m hoch gelegen sein. Auf demselben sind Felsen dicht
mit Dieranum longifolium wie mit einem Moosteppich bewachsen.
Auf diesem Teppich bemerkte ich mehrere braune Flecken im
Durchmesser von 15—30 cm, wie wenn das Moos versengt wäre.
Bei näherer Betrachtung sah ich, daß diese Färbung von braunen
Knöspchen herrührt, die an der Spitze der einzelnen Stengel
sich befinden. Später fand ich bei der Untersuchung derselben
Nematoden in ihnen.“ Ich habe nun diese Probe näher untersucht
und berichte folgendes darüber: Der Rasen zeigt genau den
gleichen Habitus, wie ihn bei dieser Laubmoosart Prof.
Schiffner (Hedwigia XLIV, Heft 4, S. 218—219) entwirft. Auch
eine Durchwachsung einer Galle bemerkte ich. Desgleichen konnte
ich den vom obigen Forscher (l. c., S. 219—220) geschilderten
Bau der Hüllblätter verfolgen, sah auch die unentwickelten Rhi-
zoiden, welche stets aus einer Zellreihe bestehen und chlorophylfrei
sind, ferner Pilzfäden und Cyanophyceen als Raumparasiten.
Außerdem bemerkte ich: Unter den äußersten gelbbraunen (wegen
dieser Farbe fallen die Gallen leicht auf) Hüllblättern fand sich
auch eines, dessen Rippe als dicker kurzer Stil austrat, während
sonst die Rippe in diesen Blättern kurz vor der Spitze endet.
© Paraphyllien, wie sie Prof. Schiffner (l. c., pag. 222) in den
Gallen vou Dicranum maius Turn. beschreibt, habe ich auch in
nicht geringer Zahl gesehen. Sie enthalten immer Chlorophyll, sind
bandförmig, nie verzweigt, verschieden ausgebildet: bald sind sie
unten einzellreihig, in der Mitte zweizellreihig und endigen oben
in eine kleine Spreite von ungefähr 20 rundlichen oder ovalen
Zellen, bald aber sind es einzellreihige Fäden von der halben
Länge eines mittleren Hüllblattes. In letzterem Falle hat man es
wohl mit stark reduzierten Paraphyllien zu tun. Manche der
inneren Gallenblätter besitzen einen einzellreihigen Saum, die
länglichen Randzellen stehen senkrecht zum Blattrande. In einigen
Gallen fand ich außer erwachsenen Tieren (T. Davainii) auch
jüngere Stadien in Menge; andere Gallen waren taub, verlassen.
Anhangsweise will ich Jünger der Bryologie auf einen
Umstand aufmerksam machen. Beim Suchen nach Gallen auf
Moosen in diversen Herbarien legte ich auch Pflanzen beiseite,
auf denen ich Gallen zu sehen glaubte. Es waren dies folgende
Exemplare: Amblystegium úrriguum (Wils.) Br. eur. von Sagan in
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, X., 2. 19
278
Pr.-Schlesien, legit Milde. Der große schwärzliche Rasen hat
Stämmchen und Äste, die fast aller Blätter beraubt sind (Wirkung
des fließenden Wassers); kleine Knöspchen fielen durch ihre gelb-
liche Färbung auf. Diese entpuppten sich aber als g-Knospen.
Das gleiche gilt von Lescuraea striata (Schwgr.) Br. eur. (Iser-
gebirge, legit Milde; Pre bei: Salzburg, legit Sauter und
Jeschkengebirge, es: p Wilh. Siegmund 1856); die J-Knospen
sind hier in überaus be Menge vorhanden und immer ziemlich
dick ausgebildet. Die Rasen der letztgenannten Art tragen über-
dies reichlich Sporogone. Ich kann nur Prof. Schiffner bei-
pflichten, daß die von Nematoden befallenen Pflanzen nie zur
Fruktifikation gelangen. Auch das von mir. c., pag. 162 beschrie-
bene Pterigynandrum filiforme fruchtet, soweit es sich um die
gallentragenden Pflanzen handelt, nicht. (Siehe Prof. Schiffner,
Hedwigia XLIV, Heft 4, Punkt 20).
LE TE,
Über drei bisher noch nicht beschriebene Vithildungen
bei Laubmoosen.
I. Hypnum cupressiforme 1
Beim Práparieren von im Bodenstadter Tale (Odergebirge
in Mähren) gefundenen Moosen (Aug. 1906) fiel aus einem Misch-
rasen, der Hypnum molluscum Hedw., Mnium punctatum (L.)
Hedw. und wenig Hypnum cupressiforme enthielt, ein Stengel der
letztgenannten Art heraus und blieb auf der weißen Unterlage
liegen. Zufälligerweise wendete ich ihn um und gewahrte am
Grunde des Sporogons an der Stelle, wo die Seta in den Hals
übergeht, einen 3 mm langen, sehr zarten Fortsatz. Ich
habe in der bryologischen Literatur keinen analogen Fall be-
schrieben gefunden. Doch erinnerte ich mich an eine ähnliche
Mißbildung, die mir vor einigen Jahren Herr Kollege Hans Baer,
damals Hörer der Naturwissenschaften in Innsbruck, gesandt und
die ich aufbewahrt hatte. Auf diese komme ich sogleich zurück.
Ich vermute, daß der Fortsatz hohl ist; doch wollte ich durch
Schnitte die Mißbildung nicht zerstören. Wäre diese Beobachtung
ganz sicher, so kann der Fortsatz als eine Fortsetzung der Urne
279
angesehen werden. Doch betone ich ausdrücklich, daß ich mir gar
kein sicheres Urteil bilden konnte. — Das Original liegt im Herbare
des mährischen Landesmuseums.
Mißbildung © Mißbildung
von Hypnum cupressiforme. von Pohlia nutans.
II. Pohlia nutans (Schreb.) Hedw.
Fundort: Nächste Umgebung von Innsbruck, in einem Baum-
schlage an moosigen Felsen, 29. März 1889, legit H. Baer.
Wie die Abbildung zeigt, besitzt die Urne am Grunde,
ebenfalls an der Stelle, wo die Seta in die Urne übergeht,
zwei Fortsätze: einen längeren von 6 mm Länge und einen
kürzeren von 25 mm Länge. Auch hier ergab die behutsam vor-
genommene Untersuchung unter dem Mikroskope die Möglichkeit,
19*
280
daß beide Fortsätze im Innern hohl sind. — Das Originalexemplar,
welches ich behufs sicherer Konstatierung dieser Vermutung nicht
zerschneiden wollte, befindet sich in meinem Herbare.
III. Thuidium abietinum (Dill. L.) Br. eur.
Der mir vorliegende, fächerartig ausgebreitete, aufgeklebte
Rasen stammt von dem Festungsberge von Kufstein (Tirol) und
wurde von Jakob Juratzka am 4. September 1860 gefunden. Der
Finder schrieb auf die Etiquette „lusus peculiaris“. Und in der
Tat macht die Pflanze einen eigenartigen Eindruck: Der Rasen
ist kurz, im Mittel 4cm hoch, struppig; die Fieder sind im
unteren Teile 4—5mal länger als die im oberen Teile. Die letzteren
sind kurz und stumpf, am Ende des Stengels sind sie recht ge- .
drängt. Ich vermutete in den stumpfen Fiedern Nematoden, doch
fand ich keine vor. Die Astblätter an den verkrüppelt erscheinenden
Fiedern I. Ordnung sind im Mittel um 008 mm kürzer als die
normal entwickelten Blätter an den tiefer unten am Stengel
stehenden Ästen (= Fiedern I. Ordnung), die Breite ist aber in
beiden Fällen die gleiche. Das Originalexemplar ist in meinem
Besitze.
ZEITSCHRIFT
- DES
IAHRISCHEN LANDESMUSEUMS
HERAUSGEGEBEN VON DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
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Zur Beachtung!
Da die „Mährische Museumsgesellschaft“ die Rechtsnachfolgerin "4
ist sowohl der ehemaligen „K. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Be- ©
förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ als auch ©
der spáteren „K. k. máhr. Landwirtschaftsgesellschaft“ und der
„Museumssektion der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft“, so
sind alle Sendungen von Büchern und Zeitschriften nur an die ©
„Mährische Museumsgesellschaft“
(Landesbibliothel:)
zu adressieren. Hingegen sind die für die ehemalige „Historisch ©
statistische Sektion“ der k. k. mähr. Landwirtschaftsgesellschaft be- ©
stimmten Sendungen an den „Deutschen Verein für die Geschichte
Mährens und Schlesiens“ zu richten. 4
Für das Kuratorium: © er "X
Prof. A. Rzehak,
Vize-Präsident.
ZEITSCHRIFT
DES
MÄHRISCHEN LANDESMUSEUMS
HERAUSGEGEBEN VON DER
MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT
REDAKTION:
PROF. A. RZEHAK
K. SCHIRMEISEN SCHULRAT E. SOFFE
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VERLAG DER MÄHRISCHEN MUSEUMSGESELLSCHAFT.
DRUCK VON RUDOLF M. ROHRER
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Inhaltsverzeichnis.
: Seite
Sitzungsberichte ._. . . .. RE RAR V 2 sy O0 Site di arte 1
Rzehak A., Máhrische Barytvorkommnisse und ihre (Genesis . . . . . 9
Kretschmer Franz, Über die Kontaktmetamorphose am unterdevonischen
Diabas zu Karlsbrunn im Hochgesenke . . . .. . . . . . . . . 59
Woldt A, Notizen zur Flora von Mähren . .:. . . . . . . , . . 79
Trauth Friedrich Dr., Die oberkretazische Korallenfauna von Klogsdorf
R EEE a ke ave 1M: RE et A) NN 85
Czižek Karl, Tipulidae Moravicae, (Die mährischen Schnacken.). . . . 193
Rzehak Emil, Über einen Fund von Prager Groschen in Olomutschan
ZÁ dy a TOK, EE a a nn sa 283
= Hal Mor me
oben FM volí ze u LS |
PH
+ LP,
Sitzungsberichte.
1. Kuratoriumssitzung am 10. Jänner 1910.
Der Präsident, Herr Direktor Dr. Fr. Kameníček, be-
grüßte die Erschienenen und gedachte mit warmen Worten des
Ablebens des Ehrenmitgliedes der Gesellschaft, Herrn Em. Ritter
v. Proskowetz. Der Teilnahme an dem Verluste dieses hervor-
ragenden Mannes wurde durch Erheben von den Sitzen Ausdruck
gegeben. Der Direktor der Landesbibliothek, Herr Dr. W.Schram,
erstattete einen Bericht über Bibliotheksangelegenheiten. Weiter
wurden mehrere Angelegenheiten betreffend die Verwaltung ein-
zelner Abteilungen besprochen; bei dieser Gelegenheit wurden
Wünsche und Erfordernisse für die nächste Zeit geäußert. Der
Präsident berührte dann die Frage des Museumsbaues; in Ver-
bindung mit dieser Frage wurde eine Reihe von Anträgen auf die
Beschleunigung der Neuaufstellung der Sammlungen und auf die
Adaptierung weiterer Räume für diese Zwecke angenommen. Über
mehrere Anträge des Herrn Vizepräsidenten, Hochschulprofessors
A. Rzehak, betreffend die Landesdurchforschungskommission,
wurden Beschlüsse gefaßt. Zum Schlusse der Sitzung wurden
einige Personalfragen erledigt. Zu Konservatoren wurden ernannt:
Med. Dr. Ad. Hrstka, Bürgermeister in Stramberg; Med. Dr.
B. Kučera, Spezialarzt in Brünn; Prof. Job. Netolicky in
Brünn; Vinz. Prasek, k. k. Schulrat in Napagedl; Prof. Josef
Vlček in Brünn; JUDr. Fr. Weiner, k. k. Notar in Konitz.
Als Mitglieder wurden aufgenommen: Prof. Rud. Benirschke;
L. Czernek, k. k. Postassistent; JUC. Fr. Hruby, Gerichts-
praktikant; Hochschulprof. Dr. J. J. Jahn; Prof. O. Janovsky;.
Prof. Zd. Lizalek; Fräulein L. Theimer, Musiklehrerin; sämt-
liche in Brünn; ferner Fr. Papousek, Buchhalter in Kauïim.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XI, 1
Den Sammlungen haben gespendet: Prof. Dr. Fr. Dvorsky
Stalagmit; Literar. Gesellschaft in Helsingfors 24 Publikationen;
Prof. J. Matzura Seeigel; Museumsverein in Brünn Vereins-
zeitschrift „Vlastivěda“; Prof. Dr. J. Podpěra 22 Publikationen;
Prof. J. Zvozil Insekten-Biologien; Ing. Alb. Wildt Pflanzen
und 7 Publikationen; Prof. V. Zoufal eine Sammlung exotischer
Käfer und Konchylien.
2. Kuratoriumssitzung am 14. Februar 1910.
Der Präsident, Herr Direktor Dr. Fr. Kameníček, be-
grüßte die Anwesenden und gedachte des Hinscheidens des Mit-
gliedes der Gesellschaft Dr. Jar. Edlen v. Koudela, dessen
ernstes Streben und seltene Begabung er hervorhebt. Die An-
wesenden gaben ihre Teilnahme durch Erheben von den Sitzen
kund und beschlossen, der Familie des Verblichenen ein Beileids-
schreiben zu übersenden. Hierauf teilte der Vorsitzende mit, daß
zum Vertreter des Kuratoriums in der naturwissenschaftlichen
Kommission Herr Kurator Sanitätsrat Med. Dr. A. Fleischer
gewählt wurde. Herr F. J. Prochäzka referierte über die
Broschüre Prof. E. W einschenks, in der die bestrittene Echtheit
der im vorigen Jahre angekauften Moldavite verteidigt wird.
Gleichzeitig wurde konstatiert, daß das Museum statt der Moldavite
eine Sammlung wertvoller Petrefakten im Gesamtwerte von 150 K
erworben hat. Nach Verlesen und Erledigung zahlreicher Ein-
läufe wurde sodann der Tätigkeitsbericht der Mährischen Museums-
gesellschaft genehmigt. Eine eingehende Debatte entspann sich
über die Zuteilung der keramischen Sammlung zu einer der Ab-
teilungen des Museums; es wurde beschlossen, diesbezüglich später
noch weiter zu beraten. Es wurde weiter beschlossen, die Insekten-
sammlung aus den bisherigen Räumen in jene der neu aufzustel-
lenden zoologischen Abteilung zu übertragen; in dem so gewonnenen
Raume werden einige Gemälde aufgestellt werden. Sodann wurde
von den Herren Referenten eine Reihe von Gutachten und An-
‘ trágen an den Landesausschuß und die Statthalterei gestellt, welche
Gesuche einzelner Petenten und ganzer Korporationen betrafen.
Zu Konservatoren wurden wieder- beziehungsweise neu ernannt:
Ing. J. L. Červinka in Kojetein; Sanitätsrat Med.-Dr. K. Ka-
tholicky in Brünn; Kaplan A. Kratochvíl in Popowitz;
Prof. Dr. J. V. Novák in Prag. Als Mitglieder wurden auf-
3
4 genommen: A. Adämek, Landesbeanter; C. Černý, k. k. Schul-
rat; J. Chrastek, Lehrer; Dr. L. Drexler, k. k. Richter;
Prof. Th. Stadler; Rosa Stein, Private; H. Untersander,
Fachlerer; V. Vychodíl, Landesbeamter; V. Zedka, Beamter;
Prof. J. Zejda; sämtliche in Brünn; ferner K. Albrecht,
_ Kunstmaler in Znaim, und Prof. Dr. J. Macků in Prerau. Für
die Sammlungen spendeten: Frau H. Erlacher, Güterschätzmeisters-
witwe in Brünn, Photographien; Fachlehrer K. Fiala in Brünn
Photographien; Prof. H. Laus in Olmütz Druckwerk; Matice
Moravskä in Brünn, Druckwerke; F. Scholz in Sternberg,
2 Marmorstücke; Ing. A. Wildt in Brünn Herbarpflanzen.
3. Kuratoriumssitzung am 14. März 1910.
Der Präsident, Herr Direktor Dr. Fr. Kameníček, gedachte
des Ablebens des Konservators der Gesellschaft, Herrn Direktors
Jos. Hladik. Nachdem zahlreiche Einläufe erledigt wurden,
wurden der Rechnungsabschluß für das Jahr 1909 und der Vor-
anschlag für 1911 genehmigt. Die Vollversammlung wurde auf
den 24. April I. J. festgesetzt. Weiter wurde die Besetzung der
. dritten Kustosstelle besprochen und ein Entwurf des Konkurses
_ angenommen. Über zahlreiche Gesuche an den Landesausschuß,
- insbesondere auf dem Gebiete der bildenden Künste, wurden Be-
schlüsse gefaßt. Als ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen
die Herren: Jurist L. Allerhand, Professor H. Dolezil, Mag.
pharm. R. Kselik, Redakteur A. Melichar, k. k. Assistent
- M. Michálek, k. k. Kanzelist H. Ostädal, Hypothekenbank-
- beamter E. Ruth, Professor Dr. A. Schachner, Zahnarzt
J. Schneider, Professor St. Suchánek, sämtliche in Brünn;
- ferner Lehrerin Fräulein M. K ovář in Latein und Hypothekenbank-
offizial V. Kubasek in Bilowitz Den Sammlungen haben
gespendet: Museumsverein in Olmütz Zeitschrift (Nr. 9—100)
_ und Kurator Herr Hans Welzl Manuskripte.
4. Kuratoriumssitzung am 18. April 1910.
Nachdem zahlreiche Einläufe erledigt wurden, entspann sich
eine Debatte über die beabsichtigte Reorganisation des Landes-
museums und der Landesbibliothek; es wurde ein Komitee gewählt,
das diese Angelegenheit einer gründlichen Untersuchung unter-
1e
ziehen und konkrete Anträge stellen wird, Ferner wurde der
Antrag auf die Besetzung einer neuen Dienerstelle im Landes-
museum angenommen. Herr Kurator Dr. A. Fischel referierte
über einige Kunstangelegenheiten, Herr Kurator Prof. J. Sima
erstattete Bericht über die Erfordernisse der volkskundlichen Ab-
teilung. Herr Kurator Professor Dr. Fr. Dvorsky hat Gut-
achten über die die zoologische Abteilung betreffenden Gesuche
überreicht. Die Herren Kustoden referierten über das Fortschreiten
der Arbeiten in den Abteilungen. Unter den Personalange-
legenheiten ist die Beförderung des Direktors der Landes-
bibliothek, Herrn kais. Rates Dr. W. Schram, in die VI. Rang-
klasse hervorzuheben. Zu Konservatoren wurden ernannt die
Herren: K. Fiala, Fachlehrer in Brünn; E. Moser, Professor
i. P. in Graz; A. Orliček, k. k. Statthalterei-Rechnungsrevident
in Brünn. Als Mitglieder wurden aufgenommen: Frau K. Bažant,
Ingenieursgattin; Herr L. Böhm, Fachlerer; Herr R. Hauer,
Sparkassaoffizial; Herr Dr. J. Wolf, Arzt, sámtliche in Briinn;
ferner Fráulein M. Funtíček, Fachlehrerin in Sebrowitz; Herr
A. Horák, Kooperator in Schwarzkirchen; Herr G. Musil
Lehrer in Hussowitz. Den Sammlungen haben gespendet: Herr
Professor Em. Bayer in Brünn Separatabdruck; Herr General-
direktor Fr. Poledna-Vlkovský in Wladiwostok ethnogra-
phische Gegenstände; Herr Revierförster J. Weidmann in
Niklowitz einen Habicht. |
5. Vollversammlung am 24. April 1910.
Der Vorsitzende, Herr Direktor Dr. Fr. Kameníček, wid-
wete den im letzten Jahre verstorbenen Mitgliedern, darunter den
Herren Franz Engelmann in Brünn, Reichsritter Fraas von
Friedenfeldt in Znaim, Herrenhausmitglied Emanuel Ritter
v. Proskowetz in Kwassitz, Hofrat Regner Ritter v. Bley-
leben in Brünn und Schriftsteller Eugen Schick in Brünn
einen kurzen Nachruf, den die Versammlung stehend anhörte.
Aus den Berichten wären die verschiedenen Änderungen in der
Organisation des Betriebes der Gesellschaft hervorzuheben. Das
Kuratorium hat sich nicht allein im Rahmen des eigenen Museums-
interesses gehalten, es interessierte sich auch für zahlreiche Angele-
genheiten des ganzen Landes, ja es kann gesagt werden, daß durch
seine Hände alle wichtigen Kulturangelegenheiten des Landes Mähren
Ban z
5
gingen; in bezug auf diese war das Kuratorium sozusagen ein Beirat
des Landesausschusses, welchem die Gutachten und die Antráge
übergeben wurden. Eine weitere Tätigkeit widmete das Kuratorium
der Aufgabe, durch wissenschaftliche Vorträge bildend einzuwirken.
Der Besuch des Museums war im Berichtsjahre, trotzdem er durch
Übersiedlungsarbeiten durch längere Zeit unterbrochen werden
mußte, sehr bedeutend. Die Besucherzahl betrug 37.398 Personen,
also um 1705 mehr als im Jahre 1908. Zu Studienzwecken be-
suchte die Sammlungen eine ansehnliche Zahl von Forschern des
In- und Auslandes, aber auch Schulen von hier und auswärts.
Das Kuratorium erledigte die umfangreichen Agenden in neun
Sitzungen. Die Mitgliederanzahl betrug Ende 1908 800, neu hinzu-
gekommen im Jahre 1909 sind 81, ausgetreten 35, daher kommen
im Jahre 1909 46 Mitglieder hinzu und es ergab sich Ende 1909
eine Mitgliederanzahl von 846. Die Landesbibliothek wurde im
Jahre 1909 von 21.237 Personen besucht, während die Frequenz
des Jahres 1908 nur 16.420 Personen betrug. Nach Hause wurden
5367 Bände verliehen, überdies 612 Bände nach auswärts (nach
52 Orten) versendet. Eine wesentliche Vermehrung erfuhren auch
die verschiedenen Sammlungen des Museums. Die Rechnung über
das Jahr 1908 schließt mit einem Betrage von 64.385 K ab,
davon betrugen die Einnahmen des Landesmuseums 47.253 K (mit
99.887 K Landes- und 6800 K Staatssubventionen), jene der Bi-
bliothek, fast ausschließlich Subventionen, 17.131 K. Die Einnahmen
wurden zur Gänze für jede der beiden Abteilungen aufgebraucht,
außerdem aber verausgabte die Landeskassa für Zwecke des Mu-
_ seums 48.268 K, für die Bibliothek 19.345 K, wovon ein sehr
großer Teil auf Gehalt entfiel. Der Voranschlag des Museums
schließt mit einem Erfordernisse von 94.000 K, von dem 81.000 K
zur Bedeckung durch die Landeskassa in Aussicht genommen sind,
den budgetierten Ausgaben der Bibliothek rund 38.760 K stehen
ordentliche Einnahmen im Betrage von 6820 K gegenüber. Den
Bericht der Rechnungsprüfer erstattete Herr Landeskulturrats-
sekretär kais. Rat Máša, dessen Antrag auf Erteilung der Ent-
lastung an die Rechnungsleger angenommen wurde. Herr Schulrat
Rypáček beantragte unter Zustimmung der Versammlung den
Ausdruck des Dankes an das Kuratorium. Mit der Mitteilung,
daß der Landesausschuß das Kuratorium zur Einbringung von
Vorschlägen wegen Änderung der Satzungen der Gesellschaft
6
dahin, daß das Land auf die Leitung der Gesellschaft mehr Einfluß
erlange, aufgefordert habe und dal mit den Vorarbeiten zu dieser
Satzungsänderung ein eigenes Komitee, bestehend aus den Herren
Landtagsabgeordneten Dr. Fischel, Reichsratsabgeordneten
Dr. Bulin, Direktor Dr. Kameníček und den Kustoden des
Landesmuseums, sich befasse, schloß der Präsident die Versammlung.
6. Kuratoriumssitzung am 30. Mai 1910.
Eine namhafte Bereicherung der Museumssammlungen durch
Ankäufe und Geschenke wurde in Aussicht gestellt. Die volks-
kundliche Abteilung wird durch die Gründung eines Phonogramm-
Archivs, über welches Herr Konservator Professor J. Götz einen
ausführlichen Bericht erstattete, erweitert werden. Die Kommission
zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens hat beschlossen,
eine geologische Karte Mährens von Professor Dr. J. J. Jahn heraus-
zugeben. Der Direktor der Landesbibliothek, Herr Dr. W.Schram,
und der Skriptor, Herr Dr. H. Jarnik, referierten über die
Sitzung des Bibliothekskomitees, in welcher Anträge über die Be-
setzung einer Dienerstelle und über einige Bibliotheksangelegen-
heiten gestellt wurden. Eine längere Debatte entspann sich über
die Frage der Übergabe von Vereinsbibliotheken an die Landes-
bibliothek zur öffentlichen Benützung. Weiter wurden die Urlaube
der Beamten erledigt und zum Schlusse der Sitzung einige Personal-
angelegenheiten besprochen. Zu Konservatoren wurden auf weitere
3 Jahre ernannt die Herren: Dr. G. Navrátil, Landesarchivar
in Brünn; F. V. Perinka, k. k. Steueroffizial und Schriftsteller
in Kremsier; Ignaz Zháněl, Pfarrer in Strutz; neu wurde der
Herr Fachlehrer Leopold Böhm in Brünn ernannt. Als Mitglieder
wurden aufgenommen: Herr F. Fitzga, Hochschüler; Herr
G. Holinka, Landesoffizial; Herr W. Jelinek, Beamter; Herr
A. Künl, Landesingenieur; Fräulein O. Lein, Private; Herr
K. Schubert, Landesoffizial; Herr Fr. Schuster, Landes-
offizial; Herr O. Švéda, Ingenieur; Herr G. Wolf, k. u. k. Haupt-
mann; sámtliche in Briinn. Den Sammlungen haben gespendet:
Herr Fr.Čok a, Lehrer in Wischau, Publikationen; Herr J. Dostál,
Lehrer in Rampersdorf, einen Vogel; Herr Professor J. Götz in
Brünn 28 Publikationen; Herr V. Kutak, Fachlehrer in Lodž
(Böhmen), Pflanzen; Herr K. Landrock, Fachlehrer in Brünn,
2 Kartons mit mährischen Dipteren; Frau M. Leitner, Private in
Brünn, geschriebenes Kochbuch; Herr St. Liebauer, Lehrer in
Chwalkowitz, Pflanzen; Herr Professor Dr. J. Podpira in Brünn
Pflanzen; Herr Hochschulprofessor A. Rzehak in Brünn 4 Stück
Baryt von Schebetein; Herr Ing. A. Wildt in Brünn Publikationen.
PR Kuratoriumssitzung am 10. Oktober 1910.
Der bedenkliche bauliche Zustand des Museums wurde ein-
gehend besprochen und beschlossen, die Sammlungen aus Sicherheits-
gründen und um die nötigen Bauherstellungen durchführen zu
können, für so lange zu schließen, bis der Landesausschuß weitere
Verfügungen getroffen haben wird. Angekauft wurde eine wertvolle
Fossiliensammlung des verstorbenen Straßenmeisters Hu da in Kutten-
berg. Der Direktor der Landesbibliothek, Herr Dr. W.Schram,
referierte über einige Beschlüsse der Bibliothekskommission, be-
treffend Einrichtungen und Personalangelegenheiten in der Bi-
bliothek. Die Beschlüsse wurden vom Kuratorium genehmigt. Des
weiteren wurde die Notwendigkeit einer baldigen Besetzung der
Dienerstellen im Museum und der Landesbibliothek erörtert und
die Konkursausschreibung für die durch das Ableben erledigte
Stelle eines Präparators entworfen. Weiter wurde beantragt, für
die Landesgalerie einige Gemälde anzukaufen; schließlich wurden
Gesuche um Subventionen begutachtet. Zum Konservator der
Mährischen Museumsgesellschaft wurde Herr F. Meindel, Gas-
anstaltsbeamter i. P. in Brünn, ernannt. Als Mitglieder wurden
aufgenommen: Herr F. Jurda, Kassenbeamter; Herr J. Kar-
lický, techn. Beamter; Herr K. Kubeš, Zeichner des landes-
kulturtechnischen Amtes; Herr E. Meloun, Lehrer; Herr Dr.
W. Mlčoch, k. k. Bezirkskommissár; Herr R. Pelíšek,
k. k. Úbungsschullehrer; Herr A. Pospíšil, Offizial der Hypo-
_thekenbank; Herr Dr. K. Zebo, k. k. Finanzkommissár; sämtliche
in Brünn; ferner Bibliothek des Prämonstratenserstiftes in Neureisch;
Herr L. Kožušníček, Redakteur in Königsfeld; Herr Dr.
F. Muryc, k. k. Richter in Seelowitz, und Herr Dr. F. Zahrad-
níček, Distriktsarzt in Olschan. Für die Museumssammlungen
© spendeten: Herr K. Aulecla, Photograph in Brünn, 10 Diapositive;
Herr K. Blimsrider in Brünn landw. Zeitschrift 1843; Herr J.
Haupt, Photograph in Iglau, 2 Pulverbüchsen; Herr F. Kra-
tochvil in Hussowitz 2 Urnen; Herr K. Maly, Oberlehrer in
Březník, paläontologische Objekte; Herr E. Panek in Segen-Gottes,
8
Petrefakten; Herr F. Schenk, Schulleiter in Wenzelsdorf, Herbar-
pflanzen; Herr Professor Dr. F. Dvorsky in Brünn Mineralien.
8. Kuratoriumssitzung am 14. November 1910.
Herr Professor J. Sima resigniert auf das Amt eines
Kurators; an seine Stelle wurde der bisherige Ersatzmann Herr
Professor Dr. H. Traub ins Kuratorium einberufen. Das Kura-
torium bedauert das Ausscheiden des Herrn Professors Sima und
dankt ihm für seine ernsten und erfolgreichen, dem Interesse des
Museums gewidmeten Bestrebungen. Der Landesoberbaumeister,
Herr J. Utikal berichtete eingehend über den Zustand des Museums-
gebäudes. Das Kuratorium nahm mit Befriedigung zur Kenntnis,
daß nach einer genauen Untersuchung der Ursachen der einge-
tretenen Senkung des Gebäudes und nach deren Beseitigung durch
Herstellung einer guten Kanalisation und Verstärkung des Grundes
dem Gebäude keine Gefahr droht, und daß es nach Durchführung
weiterer Herstellungen, so insbesondere nach Verputzen der Sprünge,
bald möglich sein wird, die Sammlungen dem Publikum wieder zu-
gänglich zu machen. Der Vorsitzende dankte dem Herrn Ober-
baumeister für seinen ausführlichen und klaren Bericht und für
seine aufopfernde Bemühung um das Museumsgebäude. Der Konkurs-
termin für die Besetzung der Laborantenstelle am Landesmuseum
endet am 20. d. M.. Zur Begutachtung der eingelangten Gesuche
und Erstattung des Vorschlages an den Landesausschuß wurde eine
aus Fachleuten bestehende Kommission gewählt. Weiter wurde
dem Landesausschuß das Gesuch der Witwe nach dem früheren
Museumslaboranten um eine Unterstützung empfohlen. Dem „Klub
prätel umöni“ in Brünn wurde die Reproduktion einiger Bilder der
Landesgalerie gestattet. Schließlich wurden noch einige kleinere An-
schaffungen im Landesmuseum und der Landesbibliothek besprochen.
Als Mitglieder wurden aufgenommen: Herr Johann Chlubny,
Bautechniker; Frl. Sophie Jerzabek, Lyzeallehrerin; Herr Gustav
Klinger, stud. ing.; Herr F. Kvèton, k. k. Professor; Kollegium
der Redemptoristen; Herr Karl Rieger, k. k. Professor; Herr Rud.
Sommer, Chemiker; Herr J. Veselsky,k. k. Gymnasialprofessor;
sämtliche in Brünn; Frl. Olga Doukoupil, Fachlehrerin in Se-
browitz; Herr Franz Stöpänek, Katechet in Rossitz. Für die
Museumssammlung spendete Herr Johann Knies, Oberlehrer in
Sloup, eine Abschrift der Privilegien des Marktes Doubrawitz.
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Mährische Barytvorkommnisse und ihre Genesis.
Von Prof. A. Rzehak, Brünn.
(Mit 2 Textfiguren.)
I. Infiltrationen in Sedimentgesteinen.
Hierher rechne ich die Vorkommnisse von einzelnen Baryt-
kristallen oder von Kristalldrusen in Hohlräumen unzweifelhafter
Sedimentgesteine. Solche Vorkommnisse sind in Mähren selten
und es ist auch ihre Genesis nicht immer leicht zu ermitteln, da
es sich sowohl um direkte Ausscheidungen aus Wässern, die
BaSO, gelöst enthalten, als auch um Ausfällungen des genannten
Sulfats durch Wechselzersetzung handeln kann. Deshalb sehe ich
auch davon ab, ob die Baryumlösung durch Auslaugung des Neben-
gesteins („Lateralsekretion“) entstanden ist oder nicht. Im letzteren
Falle ist eine Zufuhr aus dem Hangenden oder aus dem Liegenden
möglich, wobei selbstverständlich die „aufsteigenden“ baryumhaltigen
Wässer durchaus nicht immer juvenilen Ursprungs sein müssen.
Die direkte Ausscheidung aus der Lösung ist für verschiedene
Vorkommnisse als sehr wahrscheinlich angenommen worden, da einer-
seits die Löslichkeit des natürlichen Baryumsulfats an sich merklich
größer ist als die des auf künstlichem Wege gefällten, anderseits
wiederum eine Löslichkeitsverminderung sehr leicht (z. B. durch
teilweise Verdunstung, durch das Entweichen von Kohlendioxyd usw.)
eintreten kann. Auf die außerordentlich weite Verbreitung des
Baryums in Gesteinen und Wässern hat R. Delkeskamp in
mehreren Publikationen (so z. B. in der Zeitschrift f. prakt. Geo-
logie 1902, S. 117 ff.) aufmerksam gemacht, nachdem Breithaupt
10
und Sandberger schon vor vielen Jahren das seither vielfach
bestätigte Vorkommen von Baryum in einigen der häufigsten Silikate
(Orthoklas, Muskowit) nachgewiesen haben. A. F. Hollemann
hat (Zeitschr. f. physik. Chemie, 12. Bd., 1893, S. 125 ff.) überdies
durch Versuche, die etwas später von F. W. Küster (Zeitschr.
f. anorg. Chemie, 12. Bd., 1896, S. 261 ff.) bestätigt worden sind,
gezeigt, daß die Löslichkeit des Baryumsulfats und Baryumkarbonats
„im Wasser mit der Temperatur merklich zunimmt. Da wir bei
den in Rede stehenden chemischen Prozessen wegen der tiefen
Lage der Schichten ohne weiteres mit erhöhten (wenn auch nicht
hohen) Temperaturen rechnen können, so hat auch das Auftreten
von Barytausscheidungen in Sedimenten, die kristallinischen (ins-
besondere granitischen) Detritus enthalten, gar nichts Auffallendes
an sich, so lange die Menge des ausgeschiedenen Baryumsulfats
nur eine geringe ist. Anreicherungen zu zusammenhängenden
Schichten oder zu Konkretionen, sowie Vorkomnisse, in denen der
Baryt die Rolle des Bindemittels spielt, sind mir aus den sedimen-
tären Formationen Mährens nicht bekannt.
1. In der Steinkohlenformation von Rossitz bei Brünn.
Schon W. Helmhacker erwähnt in seiner im Jahre 1867 im
„Jahrbuch d. k. k. geolog. Reichsanstalt“ erschienenen Studie über
„Mineralspezies, welche in der Rossitz-Oslawaner Steinkohlen-
formation vorkommen“ auch das nicht seltene Auftreten von
Barytkristallen auf den Klüften der Gesteine, welche die Ros-
sitzer Steinkohlenflöze begleiten. Im Antonsschacht zu Zbeschau
fand sich Baryt als Ausfüllung einer 7 mm breiten Kluft in grauem,
Pflanzenreste führenden Schieferton unmittelbar ober der Unterbank
des dortigen Flözes (Liegendflöz). Es wurden auch kleine, bei 4 mm
lange und 2 mm breite Kristalle der Form: Po2.» P&.P&
beobachtet, welche mit der Fläche © P © parallel zu den Kluft-
wänden gelagert waren. In Padochau wurde Baryt hauptsächlich
im unmittelbaren Hangenden des ersten Flözes (Hangendflöz) be-
obachtet, und zwar in Klüften des harten, feinkörnigen Sandsteins.
Die Kluftwände waren zunächst mit Drusen winziger Pyritkristalle
überzogen; auf dem Pyritüberzug saßen bis 4 mm lange und 2 mm
lange und 2 mm breite Barytkristalle von der Form rektangulärer
Tafeln, die von den Flächen © P&.®o P2.P% begrenzt er-
schienen. Mitunter häufen sich auch die Barytkristalle zu Drusen
u A ee
11
an oder verwachsen zu einer kompakten, kristallinischen Platte,
welche die Kluft ausfüllt.
Im Franziskaschacht von Padochau wurden verhältnismäbig
große Barytkristalle (nach Helmhacker bis 5cm lang und
1:5 cm breit) hart am Hangenden des ersten Flözes gefunden,
teils umgeben, teils durchsetzt von durch Kohlenpartikel verun-
reinigtem Markasit und vielleicht auch Magnetkies. Die Kristalle
sind nicht selten an beiden Enden ausgebildet, säulenförmig mit
den Flächen: P%.» P&.P%.P.o P2.P4 und erschei-
nen nach der Brachydiagonale verlängert; einzelne Flächen sind
durch oszillatorische Kombination gestreift. Durch Zersetzung des
Markasits werden die Kristalle ziemlich rasch zerstört.
Helmhacker bemerkt, daß an den zuletzt beschriebenen
Kristallen und zum Teil auch in ihnen Kohlenpartikel vorkommen.
Nach den mir vorliegenden, aus einer späteren Zeit stammenden
Belegstücken tritt der Baryt in den Padochauer Gruben auch
innerhalb der Kohle selbst auf, und zwar in Klüften, die zum Teil
zu großen Hohlräumen erweitert und mit Drusen kleiner, farbloser,
säulenförmiger Kalzitkristalle (ein sehr spitzes Rhomboëder mit
einem flachen Skalenoëder) überzogen sind. Sehr untergeordnet
tritt auch Pyrit oder Markasit in winzigen, zu Drusen angehäuften
Kriställchen auf. Die weißen bis wasserhellen Barytkristalle er-
reichen selten mehr als 8 mm Länge und zeigen zweierlei ver-
schiedene Formen, nämlich: flache Säulen, die wesentlich von den
Pinakoiden begrenzt sind, und die bekannten „meißelförmigen“
Gestalten; sie sind nicht selten an beiden Enden ausgebildet. Eisen-
kies als Einschluß der Barytkristalle wurde nicht beobachtet, wohl
aber erscheint der Kalzit teilweise von Baryt umwachsen, erweist
sich also als eine ältere Bildung.
Bemerkenswert ist der Umstand, daß die Unterlage der Kalzit-
drusen von chalzedonähnlichem Quarz gebildet wird; auch die
Kohle ist von kieseligen Adern, die sich nur zum Teil in das
anhängende Nebengestein (grauer, feinglimmeriger Tonmergelschiefer)
fortsetzen, reichlich durchzogen. Innerhalb dieser Kieseladern und
auf Klüften derselben erscheint nicht selten Pyrit in dünnen,
kristallinischen Schnüren oder als zarter Anflug. Die Ausscheidungs-
folge der beobachteten Mineralien ist demnach: Chalzedonartiger
Quarz, Kalzit und Eisenkies, Baryt. Der letztere hat sich entweder
direkt aus seiner Lösung oder durch Ausfällung des Baryumsulfats
12
aus einer andern Baryumsalzlösung durch freie Schwefelsäure
oder Eisensulfat, die beide aus dem vorhandenen Eisenkies ent-
stehen konnten, abgeschieden. Da es sich nur um sehr geringe Menge
von Baryt handelt, so kann das Baryum wohl auf die Auslaugung
des Nebengesteins zurückgeführt werden. Es muß hierbei nicht
unbedingt aus dem Hangenden stammen, denn bei der ziemlich
steilen Lagerung der Flöze — namentlich in den tieferen Sohlen —
können die oben angeführten Mineralien auch aus dem Liegenden
durch vadose Wässer ausgelaugt und in das erste Flöz, bezie-
hungsweise bis in das Hangende dieses Flötzes infiltriert worden
sein. Selbstverständlich ist die Herkunft des Baryums aus dem Hangen-
den des ersten Flözes ebenfalls möglich und mit Rücksicht auf das im
nächsten Abschnitte beschriebene Vorkommen sogar wahrscheinlich.
2. Permokarbon von Rzeznowitz.
Der Ort Rzeznowitz liegt ungefähr 4 kn nördlich von der
Stadt Mähr.-Kromau in einem wesentlich aus groben Konglomeraten
und mürben Sandsteinen zusammengesetzten Gebiete. F. E. Sueß
hat diese Gesteine auf dem von ihm aufgenommenen geologischen
Kartenblatte Trebitsch—Mähr.-Kromau als Oberkarbon be-
zeichnet. Da in den diesen Gesteinen eingeschalteten Brand-
schiefern auch einzelne Fossilreste vorkommen, die mehr auf Perm
als auf das eigentliche Karbon deuten, so ziehe ich es vor, für
die in Rede stehenden Ablagerungen den schon auf der geologischen
Karte von Makowsky-Rzehak (1834) benutzten Ausdruck
„Permokarbon“ beizubehalten.
Die zum Teil als Arkosen entwickelten Sandsteine ver
in der Nähe von Rzeznowitz zu Bauzwecken gewonnen und sind
in einem Steinbruche gut aufgeschlosssen. In diesem Steinbruche
entdeckte Herr Dr. E. Burkart, Buchdruckereibesitzer in Brünn,
auf Klüften des gelbgrauen bis rötlichgrauen, feinkörnigen Sand-
steins kristallinische, dendritisch verzweigte Ausscheidungen eines
hellbräunlich gefärbten Minerals, welches sich bei näherer Unter-
suchung als Baryt zu erkennen gab. Die Platten erreichen nur
wenige Millimeter Dicke und erweisen sich unter der Lupe als
Aggregate zarter, nadelförmiger Kristalle. Hie und da sind auf
dem Sandstein auch isolierte, kleine, säulenförmige Kristalle zu
beobachten; von den gewöhnlichen Begleitmineralien des Baryts
ist jedoch merkwürdigerweise keine Spur zu sehen.
13
Bei diesen Vorkommnissen dürfte es sich wohl um eine
Infiltration aus dem Nebengestein (Lateralsekretion) handeln, Die
Sandsteine sind, wie bemerkt wurde, häufig als Arkosen zu be-
zeichnen und wenn auch in gewissen Lagen die darin reichlich
eingestreuten Feldspatkörner sehr frisch aussehen, so gibt es doch
anderseits auch solche, deren Feldspate ganz zersetzt (kaolinisiert)
erscheinen; solchen zersetzten Feldspaten mag das in den Klüften
als Sulfat abgelagerte Baryum entstammen.
3. Im „Karpathensandstein“ von Chorin,
Bezirk Wall.-Meseritsch.
In den „Mitteilungen der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur
Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ vom
Jahre 1825 (VIII. Bd., S. 175) beschreibt W. Hruschka ein
von ihm entdecktes Vorkommen von „Coelestin“ im Sandstein von
Chorin. F. A. Kolenati erwähnt („Die Mineralien Mährens
und Österr -Schlesiens“, Brünn 1854, S. 21) dieses Vorkommen
‘ ebenfalls, gibt aber (ib. S. 22) von derselben Fundstelle (Berg
„Opiesl“, auf der Generalstabskarte 1 : 75.000 nicht verzeichnet)
auch bläulichweißen Baryt an. Ein als „Coelestin“ bezeichnetes
Belegstück Kolenatis befindet sich noch in der Mineralien-
sammlung der k. k. technischen Hochschule in Brünn. Der ver-
meintliche Coelestin erwies sich jedoch bei näherer Untersuchung
als Baryt, wie bereits von Prof. Dr. F. Slavik (Zur Mineralogie
von Mähren; Zentralbl. f. Min. etc., 1904, S. 359; nach Mitteilung
des Autors heißt Kolenatis „Opiesl“-Berg richtig „Oplzly vrch“)
bemerkt wurde.
Die Barytkristalle kommen hier nur vereinzelt auf Drusen
von farblosem bis gelblichem Kalzit vor; eine Anhäufung derselben
zu förmlichen Drusen, wie sie Kolenati und nach ihm auch
V. v. Zepharovich (Mineralog. Lexikon f. d. Kaisertum Öster-
reich, I, 1859, S. 118) erwähnt, ist auf den mir vorliegenden
Belegstücken nicht zu sehen. Die aus neuerer Zeit stammenden,
in der Mineraliensammlung des mährischen Landesmuseums auf-
bewahrten und als „Baryt“ bezeichneten weingelben Kristalldrusen
von Chorin sind schon an ihrer Kristallform leicht als Kalzit zu
erkennen; ich konnte an den beiden Stücken der genannten Sammlung
nicht einen einzigen Barytkristall auffinden. Auch das Vorkommen
von derbem, bläulichweißem Baryt als Ausfüllungsmasse von Klüften
14
kann ich nach dem mir derzeit bekannten Material nicht als
zweifellos sichergestellt bezeichnen.
Die Barytkristalle von Chorin sind säulenförmig, zumeist
ganz farblos und wasserhell, seltener etwas gelblich. Sie besitzen
einen sehr lebhaften Glasglanz und zeichnen sich durch die oft
sehr schön ausgebildete hexagonale Pseudosymmetrie aus. Nach
F. Slavik (loc. eit.) herrscht (102) vor, außerdem treten noch
(011), (110), (001), (010), (100) und (111) auf.
Auch hier handelt es sich wohl um Ausscheidungen aus
Lösungen, deren Kalzium- und Baryumgehalt dem Nebengestein
entstammt, also um eine „Lateralsekretion“,
II. Infiltration in Eruptivgesteinen.
Neutitschein.
Neutitschein wird als Barytfundort schon von Dr. J. Melion
in seiner Artikelserie: „Über die Mineralien Mährens und Österr.-
Schlesiens“ (Mitteil. d. k. k. mähr.-schl. Gesellschaft usw., 1855, :
S. 189) erwähnt. J. Sapetza hat dann etwas später in seinen
„Geognost. und mineralog. Notizen aus der Umgebung von Neutit-
schein“ (Verhandl. d. Naturf. in Brünn, III. Bd. 1864, S. 22) den
sogenannten „Gimpelberg“ bei Blauendorf!) (auf der Generalstabs-
karte 1:75.000 nicht verzeichnet) als Fundstätte angegeben und
Belegstücke des Vorkommens an den „Werner-Verein“ und „Natur-
forschenden Verein in Brünn“ eingesandt.
Der Gimpelberg bildet die höchste Erhebung der nördlichen
Fortsetzung des Hotzendorfer Höhenzuges und besteht aus Pikrit
(von J. Sapetza als Basalt bezeichnet), der durch Einschlüsse
von idiomorphem Olivin ausgezeichnet ist. Als sekundäre Aus-
scheidungen (Sekretionen) treten in diesem Gestein Kalzit, Chalzedon
und Achat auf; der meist stengelige Kalzit wird von Quarzdrusen
bedeckt, die auf der Unterseite Abdrücke von Kalzitkristallen er-
kennen lassen. Auf den Quarzkristallen und in diese zum Teil
eindringend sitzen mitunter kleine, tafelförmige Barytkristalle; sie
sind nach dem in der Sammlung des Herrn Dr. Ed. Burkart
', In dem Werke: „Mikroskop. Physiographie der massigen Gesteine“ von
H. Rosenbusch, 4. Aufl., II. Bd., S. 1332, ist der Name Gimpelberge in
„Giimbelberg“ umgewandelt; diese Veränderung beruht wohl nur auf einem
Schreibfehler.
15
in Brünn (ursprünglich in der Sammlung des „Naturforschenden
Vereins“) befindlichen Belegstücke (es ist dies ohne Zweifel eines
der Originalfundstücke Sapetzas) weiß, von rektangulärem Typus
und besitzen rauhe, korrodierte Flächen. Nach J. Sapetza tritt
der Baryt auf dem Gimpelberge in Kristallen seltener auf; häufiger
_ findet er sich „in individualisierten Stücken“, doch liegen mir
Belegstücke von solchem (d. h. derbem, krystallinischem) Baryt von
der in Rede stehenden Fundstätte nicht vor.
| Da die oben erwihnten Mineralien (Kalzit, Chalzedon und
. Quarz) wohl nur Zersetzungsprodukte des Pikrits sind, so dürfte
_ auch das quantitativ sehr untergeordnete Auftreten des Baryts
| auf einen primären Baryumgehalt gewisser Gemengteile des Pikrits
zurückzuführen sein.
IH. Auf metasomatischen Lagerstätten.
1. Kwittein und Schmole bei Müglitz.
Die Eisenerzlagerstätte von Kwittein wurde vor einigen Jahren
von F. Kretschmer (im „Jahrbuch d. k. k. geolog. Reichs-
anstalt“. Wien 1902, S. 353 ff.) sehr eingehend beschrieben. Sie
ist an Grauwackenschiefer und graphitische Tonschiefer, die höchst-
wahrscheinlich der Devonformation angehören, gebunden und wird
sowohl im Liegenden wie im Hangenden von hellgrau bis schwarz
gefärbtem, zum Teil graphitischem Letten umhüllt. Die „Siderit-
grauwacken“ sind schieferige, Graphit und (untergeordnet) Pyrit
führende Gesteine, deren wichtigster Bestandteil Siderit ist; der
Gehalt an FeCO, steigt in diesen Gesteinen bis auf 64°5°/,. Der
Siderit ist zum größten Teil limonitisiert, der Pyrit häufig in
Melanterit umgewandelt. In Wechsellagerung mit den Grauwacken
. und Grauwackenschiefern sowie in einzelnen Schollen in der Erz-
. masse selbst erscheinen mehr oder weniger veränderte, eisenhaltige
Kalksteine. In den tieferen Sohlen des Bergbaues (von 52 m Tiefe
angefangen) treten auch noch unveränderte oder nur wenig modi-
fizierte Kalksteine auf, und zwar sowohl hellgrauer, zuckerkörniger
Marmor als auch tonig-dolomitischer, zum Teil ganz ockeriger
mürber Kalkstein, welcher nach unten zu, aber auch seitlich in den
. unveränderten Marmor übergeht. „Die mit Siderit imprägnierten
. Grauwackenschiefer und Tonschiefer haben ihren primären, mit-
unter sehr ansehnlichen Gehalt an FeCO, in Lösung ge-
|
|
.
|
16
geben, welches dann, im Austausch mit dem Kalziumbikarbonat
auf den Eisenerzlagerstätten konzentriert wurde und so zur Bildung
der soliden Erzmasse beitrug“. (F. Kretschmer, loc. cit. S. 454.)
Die Eisenerze sitzen „stumpf auf dem Kalkstein“ und hören dort
auf, wo die lösende Kraft der mit FeCO, gesättigten abstei-
genden Wůsser hinabreichte. Die Erze bestehen vorwiegend aus
Limonit (Glaskopf, Derberz und Mulm) und Kieseleisenstein, unter-
geordnet aus Hämatit und Hydrohämatit. Bemerkenswert sind
eigentümliche Eisenkiesel- und Sideritbrekzien sowie altem Berg-
versatz ähnliche Brekzien von Tonschiefer, Kalkstein, Quarz und
Limonit, welche Kretschmer als Kontraktionsphänomene, die
mit der metasomatischen Umwandlung des Kalksteins in Eisenerze
zusammenhängen, aufzufassen scheint; die „Zerreißungen und Zer-
trimmerungen“ dürften aber eher auf tektonische Vorgänge zurück-
zuführen sein.
Alle Teile des Erzlagers sind von derbem Baryt in Adern
und Gängen durchzogen. Im sogenannten „Schrammlager“ bildet
der Baryt Bänke, deren Mächtigkeit stellenweise auf mehr als
1 m anschwillt und auch im Liegenden des „Hugolagers“ tritt er
als eine nahezu 1 m mächtige, kompakte Masse auf. Außerdem
tritt das Mineral auf Klüften, im Innern der Glasköpfe und im
„drusigen Kalksinter“ in Kristallen auf.
Der derbe Baryt ist grobspátig bis blätterig, weiß, rötlichweib
oder gelblichweiß, stark zerklüftet und auf den Klüften mit mangan-
reichem Limonit oder einer Kruste von Manganhydroxyden
überzogen. |
Der kristallisierte Baryt tritt in drei Generationen auf. Die
schönsten und flächenreichsten Kristalle finden sich im Innern der
Glasköpfe, auf den „Strukturflächen“ des Limonits, in den Breccien
und in den Drusenräumen des sinterartigen Kalksteins. Die
Kristalle sind vorwiegend tafelfórmig, sowohl von rektangulärem
wie von rhombischem Typus; mitunter sind dieselben in subparalleler
Stellung zu Aggregaten verwachsen, auch fächer- und rosetten-
förmige Kristallgruppen kommen vor. Die einzelnen Kristalle er-
reichen 5—10 mm Länge, selten mehr; sie sind entweder ganz
farblos und wasserhell oder verschiedenartig (weiß, gelblich, grünlich
oder braun) gefärbt, Einzelne Stufen würden, wie Kretschmer
sagt, „jeder Sammlung zur Zierde gereichen“. Häufig wird be-
obachtet, daß ältere, flächenarme Kristalle mit kleineren, flächen-
17
reichen Kristallen, oft in paralleler Anordnung, bedeckt sind (über
die beobachteten Formen siehe F, Kretschmer, loc. cit., S. 415
* bis 417).
Die älteste Generation der Barytkristalle ist gleichzeitig mit
dem Siderit oder nur wenig später entstanden. Die zweite Generation
entstand in der Zeit der Glaskopfbildung, ihr gehören die schönsten
Vorkommnisse an. Die Kristalle im Innern der Glasköpfe, auf
den Strukturflächen des Limonits und auf den Flächen älterer
Kristalle bilden eine dritte Generation. Mitunter wurden die Baryt-
kristalle sowohl aus dem Limonit wie aus dem Quarz später wieder
ausgelaugt, wie die zurückgebliebenen Hohlräume beweisen.
Hie und da kommen auch Pseudomorphosen von Chalzedon
und Limonit nach Baryt vor. Aber auch in der Erzmasse selbst
scheint Baryumsulfat mehr oder weniger gleichmäßig verteilt zu
sein, denn die rein geschiedenen Schlichterze des „Schrammlagers“
enthalten immer noch 2°54°/, Ba O. (F. Kretschmer, loc. cit.,
Seite 446).
Da in den weißen, körnigen Kalksteinen der tieferen Sohlen
- (unterhalb des Erzlagers) ein höchst wahrscheinlich primärer Gehalt
an Baryumsulfat (1’40°/,), der sich in den gelben, tonig-dolomitischen
Varietäten des Kalksteins auf das Doppelte erhöht, konstatiert
wurde, so kann die Barytführung der Kwitteiner Eisenerzlagerstätte
auf eine lokale Anreicherung des primär vorhandenen Baryum-
sulfats durch die metasomatischen Prozesse zurückgeführt werden.
Die von F. Kretschmer (loc. cit. S. 396) mitgeteilten Analysen
der Kalksteine geben BaSO,, und nicht BaCO, an; trotzdem
meint Kretschmer (S. 419), daß BaCO, die primäre Substanz
sei, welche erst durch die mit der Genesis der Eisenerzlagerstätte
im Zusammenhang stehenden Umwandlungen in Ba SO, umgesetzt
wurde, wobei die Zersetzungsprodukte des Pyrits der Grauwacken
und Grauwackenschiefer die zur Umwandlung nötige Schwefelsäure
lieferten und der Eisengehalt des Pyrits als FeCO, zur Ab-
scheidung gelangte.
Diese Annahme dürfte für die weißen, marmoräbnlichen
Kalksteine der Kwitteiner Erzlagerstätte kaum zutreffen, da diese
tief liegenden Gesteine keine deutlichen Spuren metasomatischer
Prozesse erkennen lassen und auch einen minimalen Eisengehalt
(0:18°/, FeO,) aufweisen. Anderseits enthalten gewisse, ebenfalls
im Liegenden der Erzmasse auftretende, weiße, aber dichte Kalk-
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XI. u
18
steine, die F. Kretschmer schon als „modifiziert“ (das heißt
von den metasematischen Prozessen betroffen) erklärt, zwar eine
merklich größere Menge (4'31°/,) von Eisenoxyd, aber keine
Spur von Baryumsulfat. Es ist daher eher anzunehmen,
daß das letztere den marmorähnlichen Kalksteinen primär bei-
gemengt war. Da die dichten Kalksteine frei sind von Baryum-
verbindungen, so erklärt sich auch leicht der Umstand, daß ein-
zelne Partien des Erzlagers fast gar keinen Baryt enthalten.
In einem von F. Foetterle im Jahrbuch d. k. k. geolog.
Reichsanstalt (I. Bd., 1850) mitgeteilten „Verzeichnis der an die
k. k. geolog. Reichsanstalt gelangten Einsendungen von Mineralien“
werden (S. 355) auch „Stufen von Brauneisenstein und Schwefel-
kies von dem Eisensteinbergbau der Gewerkschaft Wiesenberg und
Stefanau nächst Olmütz zu Lukawetz“ erwähnt. Es wird ferner
bemerkt, daß der Brauneisenstein offenbar durch Verwitterung des
im Tonschiefer enthaltenen Schwefelkieses entstanden ist, daß er
in den oberen Teufen nester- oder butzenförmig, in größerer Teufe
jedoch lagerartig auftritt und von „mächtigem Schwerspat“ begleitet
wird. Sowohl der Pyrit als auch der Limonit erweisen sich als
silberhaltig (2 beziehungsweise 1:5 Loth Silber in einem Zentner
Erz, das heißt etwa 0°05°/,).
Das Eisenerzlager von Lukawetz wird auch in der von
F. v Hauer und F. Foetterle zusammengestellten „Geo-
logischen Übersicht der Bergbaue der österreichischen Monarchie“
(Wien, 1855) erwähnt. Der genannte Ort liegt im Marchtale an
der Eisenbahnstrecke Olmütz—Hohenstadt und bildet die Verlade-
station für die Kwitteiner Erze; mit dem Kwitteiner Bergbau ist
Lukawetz durch eine etwas über 1'5 km lange Schleppbahn ver-
bunden. Einen zweiten Ort gleichen Namens gibt es in Mähren
nicht; die Angabe „Lukawetz bei Wiesenberg“ im „Mineralog.
Lexikon“ von V. v. Zepharovich (IL Bd. S. 182) ist demnach
irrig und ohne Zweifel auf eine missverständliche Auffassung
der nicht sehr präzisen Fundortsangabe in F. Foetterles oben
zitiertem „Verzeichnis usw.“ zurückzuführen. Kleine Erzlager, die
denselben Charakter besitzen wie die Hauptablagerung bei Kwittein,
kommen auch noch in der Gegend nördlich von Kwittein, bei
Kolloredo, Schmole, Groß- und Klein-Rasel (etwa 6 km nördlich
von Kwittein) vor; auch südlich von Kwittein (bei Klein- und
Groß-Poidl) kommen analoge, jedoch anscheinend nicht bauwürdige
19
Limonitlager vor, die wohl alle auch Baryt führen. Das Baryt-
vorkommen von Lukawetz bezieht sich ohne Zweifel auf die Lager-
stätten bei Kolloredo, die von Lukawetz viel weiter entfernt sind
als von Schmole, welch letzterer Ort überdies auch bedeutend
größer ist als Lukawetz. Das Vorkommen von Baryt in den Erz-
lagerstätten bei Schmole (Kolloredo) ist auch durch F. Kretschmer
(loc. cit., S. 448) sichergestellt und es dürfte sich daher empfehlen,
die Fundortsbezeichnung „Lukawetz“ durch „Schmole“ zu ersetzen.
2. Swatoslau (Bezirk Groß-Meseritsch).
In der Gegend östlich von Groß-Bittesch legt sich an den
von F. E. Sueß als „Bittescher Gneis“ bezeichneten Biotitaugen-
gneis eine Phyllitmulde an, deren Grenze gegen den Gneis durch
einen schmalen Streifen von grauem, quarzführendem Kalkstein
scharf markiert wird; auf dem von F. E. Sueß aufgenommenen
Kartenblatte Groß-Meseritsch (österr. Generalstabskarte 1:75.000)
tritt diese Tatsache sehr deutlich hervor.
An den erwähnten Kalksteinzug, der sich auf eine Längen-
erstreckung von etwa 32 km verfolgen läßt, ist eine Reihe von
Erzlagerstätten gebunden, deren Abbau bis in das 14. Jahrhun-
dert zurückreicht. Die bauwürdigen Vorkommnisse treten nach
F. Kretschmer (Iron ore ressources of the world, Stockholm 1910,
S. 169) in der Regel am Kontakt der Kalksteine mit Grünschiefern
oder deren Zersetzungsprodukten auf, und zwar vorwiegend an der
Oberfläche, aber auch in Höhlungen des Kalksteins. Die lager-
bis stockförmigen Erzmassen bestehen hauptsächlich aus Limonit
und Kieseleisenstein; hie und da finden sich auch noch mächtigere
Ablagerungen von Siderit, welcher nach F. Kretschmer das
ursprüngliche Erz darstellt. Lokal treten Roteisensteine, Mangan-
erze und in geringer Menge auch verschiedene sulfidische (Bleiglanz,
Zinkblende, Eisenkies und Kupferkies) Erze uuf.
Über das Vorkommen von Baryt auf diesen Lagerstätten
scheinen keine Beobachtungen veröffentlicht worden zu sein. Speziell
der Ort Swatoslau wird von F. A. Kolenati als Mineralien-
fundort gar nicht, von V. v. Zepharovich bloß als Fundort
von Limonit und Siderit genannt. K. Schirmeisen erwähnt in
seinem „Systemat. Verzeichnis mähr.-schles. Mineralien und ihrer
Fundorte“ (Sonderabdruck aus dem „Jahresb. d. Lehrerklubs f.
Naturkunde“, Brünn 1903, S. 33) „verworren faserigen“ und „strah-
2*
ligen“ Baryt von Swatoslau bei Namiest. Er bezieht sich hierbei
auf Belegstücke, die sich in der Sammlung der k. k. deutschen
technischen Hochschule in Brünn und in der mittlerweile in den
Besitz des Herrn Dr. Ed. Burkart in Brünn übergangenen
Sammlung des „Naturforschenden Vereins“ befinden. Es sind dies
Stücke von Limonit, die so reichlich mit dendritisch verzweigten,
strahlig-blätterigen Barytaggregaten durchsetzt sind, daß der Limo-
nit nur als Ausfällungsmasse zwischen den Barytschnüren erscheint.
Wie die vorstehende Abbildung (Fig. 1) zeigt, hebt sich
der weiße bis gelbliche Baryt von dem dunkelbraunen Limonit
sehr wirksam ab und erscheint im Verhältnis zum letzteren als die
ältere Bildung. Die ziemlich reichlich vorhandenen, aber immer nur
unbedeutenden Hohlräume im Limonit sind mit feinkristallinischen
Quarzdrusen ausgekleidet; der Quarz ist also hier die jüngste
Ausscheidung.
Das Eisenerzvorkommen von Swatoslau (ostnordöstlich von
Groß-Bittesch) wurde von O. Hinterhuber (Verhandl.d. k. k. geol.
Reichsanstalt, Wien, 1865, XV, S. 108 f.) als gangfürmig be-
1
x
:
zeichnet, allerdings nur auf Grund von Mitteilungen, die ihm von
anderer Seite zugekommen sind. In diesen Mitteilungen wird aber
auch berichtet, daß die Erze von Swatoslau „im Gebiete des
Chloritschiefers und der kristallinischen Kalke“ liegen, daß der
„Gang“ in größerer Teufe den kristallinischen Kalk zum „Liegenden“
habe und daß sowohl die Schiefer als auch die kristallinischen
Kalke ,metamorphosierte“ Gesteine seien. Es handelt sich also
wohl auch hier um metasomatische Lagerstätten, auf denen der
Baryt durch die Umwandlungsvorgänge angereichert wurde.
Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß der Baryt bei
Swatoslau tatsächlich auch auf Gängen vorkommt. K. Schirm-
eisen erwähnt (loc. cit. S. 9) nämlich von Swatoslau auch „derben
Bleiglanz mit Kalzit“, welcher sich in der Sammlung des „Natur-
forschenden Vereins“ befindet. Das betreffende Belegstück wurde
mir von seinem jetzigen Besitzer, Herrn Dr. Ed. Burkart, zur
Untersuchung überlassen und ich konnte feststellen, daß der ver-
meintliche Kalzit nichts anderes wie strahlig-blätteriger Baryt
ist, der jedoch nicht die früher beschriebene dendritische Aggre-
gation zeigt. Er durchtrümert in ganz unregelmäßiger Weise,
bald Adern, bald kleine Nester bildend, ein körniges Gemenge von
Zinkblende und Bleiglanz und erscheint hie und da sogar zum
Teil frei auskristallisiert in Gestalt weißer bis nahezu farbloser,
lebhaft glänzender Tafeln. Der Limonit tritt hier zurück und ist
als Zersetzungsprodukt von feinkörnigem Siderit oder eisenreichem
. Kalzit zu erkennen, da sich hie und da noch nicht ganz umge-
wandelte Reste eines in kalter Salzsäure mit gelber Farbe löslichen
Karbonats erhalten haben. Auf einen ursprünglichen Kalkgehalt
deutet das allerdings sehr untergeordnete Auftreten von farb-
losem, spätigem Gips; von sonstigen Neubildungen wäre noch
Quarz zu erwähnen,.der hie und da in geringer Menge den Baryt
begleitet.
Da sulfidische Erze auch als Zoomorphosen in verschiedenen
Sedimenten vorkommen, so kann ihr Auftreten in rein metasoma-
tischen Lagerstätten selbstverständlich nicht befremden; immerhin
muß man zugeben, daß die Metasomatose auch durch juvenile
Wässer bewirkt werden kann und daß die letzteren viel häufiger
als andere Wässer lösliche Verbindungen von Schwermetallen
enthalten werden.
3. Jassinow bei Kunstadt.
In der mineralischen Sammlung der k. k. deutschen technischen
Hochschule liegt ein als „Bohnerz“ bezeichnetes Stück unreinen,
rötlichbraun gefärbten Limonits, der in Hohlräumen farblose, wasser-
klare, lebhaft glänzende Barytkristalle beherbergt. Als Fundstätte
t „Kunstadt“ angegeben, doch handelt es sich ohne Zweifel um
das Vorkommen von Jassinow (etwa 3 km nordnordöstlich von
Kunstadt), welches bereits von F. A, Kolenati (loc. cit. S. 67)
erwähnt und von J. Melion (loc. cit. S. 155) kurz beschrieben
wurde. Das Barytvorkommen scheint indessen bisher ganz un-
beachtet geblieben zu sein, denn Jassinow oder Kunstadt werden
als Barytfundorte meines Wissens nirgends genannt!).
Das barytführende „Bohnerz“ besteht aus einer an Beauxit
erinnernden, gelbroten bis braunroten, tonhaltigen Grundmasse, in
welcher sehr vereinzelt rundlich oder auch unregelmäßig begrenzte,
dunkelbraune Einschlüsse (das eigentliche „Bohnerz“) von geringen
Dimensionen (meist unter Erbsengröße) bemerkbar sind. Diese
Einschlüsse bestehen hauptsächlich aus Limonit, enthalten jedoch
auch hie und da im Mikroskop mit gelbroter Farbe durchscheinende
Partikel (Hämatit) sowie Körnchen einer fast farblosen, doppel-
brechenden Substanz, die wohl als Siderit zu deuten ist. Brauner
Siderit bildet nämlich nicht bloß unregelmäßig verlaufende scharf
begrenzte Streifen in dem Gestein, sondern kleidet auch Hohlräume
desselben in Drusen gelbbrauner, linsenförmiger Kristalle aus.
Auf diesen Sideritdrusen sitzen die oben erwähnten Barytkristalle,
doch sieht man auch umgekehrt einzelne Sideritkristalle auf dem
Baryt aufgewachsen; an einer Stelle fand ich Baryt und Siderit
miteinander in unregelmäßiger Weise verwachsen, an einer andern
Stelle wieder idiomorphen Baryt allseitig von kristallinischem Siderit
umgeben. Die beiden Mineralien sind hier also wohl als nahezu
gleichzeitige Ausscheidungen aufzufassen. |
Die Genesis der Eisenerzlagerstätte von Jassinow ist bisher
noch nicht festgestellt worden; immerhin läßt sich aus den vor-
liegenden äußerst dürftigen Beschreibungen der Schluß ziehen,
1) Bloß in K. Schirmeisens bereits zitiertem „Systemat. Verzeichnis
usw. S. 33, ist Kunstadt auf Grund des oben erwähnten Belegstückes der
Mineraliensammlung der k. k. deutschen technischen Hochschule in Brünn als
Barytfundort genannt, doch ist dort irrtümlich derber Baryt angegeben.
EEE W..
ae
23
daß es sich auch hier wesentlich um metasomatische Prozesse
handelt. Nach F. A. Kolenati (loc. cit.. S. 67) tritt das
„Bohnerz“ bei Jassinow in einer Mächtigkeit von 3 bis 12 Fuß
(annähernd 1—4 m) zutage. Dr. J. Melion bemerkt (loc. cit.
S. 155), daß dasselbe „auf Quadersandstein aufgelagert“
sei und in einem 3—12 Schuh mächtigen Flöz „fast zutage“
trete. In der Tat sind Denudationsreste der herzynischen Ober-
kreide in der Umgebung von Kunstadt reichlich vorhanden und
eisenreiche Tone mit schönen Abdrücken von Kreidepflanzen sind
aus diesem Gebiete schon lange bekannt. Da an vielen Stellen
der Quadersandstein von Plänermergel überlagert wird, so liegt
es wohl sehr nahe, anzunehmen, daß das Bohnerz von Jassinow
aus dem erwähnten Mergel durch metasomatische Prozesse hervor-
gegangen ist und daß hierbei auch der Baryt abgeschieden wurde.
IV. Ausscheidungen auf Verwerfungsklüften.
Vorkommnisse dieser Art bilden gewissermaßen einen Über-
gang zu den gangförmigen Barytablagerungen. Aus Mähren sind
mir nur zwei hierher gehörige Vorkommnisse bekannt, die ich selbst
erst in neuester Zeit entdeckt und in meiner Abhandlung: „Über
einige geologisch bemerkenswerte Mineralvorkommnisse Mährens“
(Verh. d. Naturforsch. Vereins in Brünn, XLVIII, 1910, S. 166 £.)
kurz beschrieben habe.
Die beiden Fundstätten liegen in der unmittelbaren Umgebung
von Brünn, und zwar in dem zwischen dem „Roten Berge“ und
dem „Schreibwalde“ gelegenen Teile des Schwarzatales. Das süd-
liche, steil aufsteigende Ufer der Schwarza wird hier teils von
eisenschüssigen Quarzkonglomeraten und Sandsteinen, die dem
Unterdevon zugewiesen werden, teils von Granitit gebildet, während
die aus der am nördlichen (linken) Ufer sich ausbreitenden Nie-
derung aufsteigenden Höhen teils aus den früher genannten Sediment-
gesteinen, teils aus stark verändertem Diabas (weiter im Westen,
bei der „Steinmiihle“, auch aus Granitit) bestehen.
Sowohl die genannten Eruptivgesteine, als auch die alt-
paläozoischen Psephite und Psammite sind von mehrfachen Sprüngen
durchzogen, an denen stellenweise auch deutliche Niveauverschie-
bungen eingetreten sind. So stößt z. B. das Unterdevon an einer
fast genau südlich von der ehemaligen Bauerschen Zuckerfabrik
24
gelegenen Stelle des Steilufers der Schwarza direkt an Granitit
an; im Gestrüpp ist — namentlich im Frühling oder Herbst —
der unmittelbare Kontakt der beiden Gesteine nicht schwer auf-
zufinden. Das stark eisenschüssige Quarzkonglomerat ist hier von
zahlreichen Quarzadern durchzogen, die sich stellenweise zu kleineren,
mit Drusen von Quarzkristallen ausgekleideten Hohlräumen er-
weitern und offenbar auf die mit den tektonischen Vorgängen ver-
bundenen lokalen Zertrümmerungen des Gesteins zurückzuführen
sind. Innerhalb der weißen Quarzadern beobachtete ich bis 8 mm
breite, blätterig struierte Schnüre eines rötlichweißen, spaltbaren
und ziemlich weichen Minerals, welches sich bei näherer Untersuchung
als Baryt erwies. In einzelnen der früher erwähnten Hohlräume
fand ich auch kleine, den Quarzkristallen aufgewachsene Baryt-
kristalle; sie sind nahezu farblos, durchsichtig bis durchscheinend
und bilden dünne Tafeln von rektangulärem Habitus mit den
Flächen (010), (120) und (011); bei einigen scheint auch noch ein
zweites Brachydoma vorhanden zu sein. Das ganze Vorkommen
ist sehr unbedeutend, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß an
anderen, derzeit der Beobachtung nicht zugänglichen Stellen auch
reichere Barytausscheidungen vorkommen.
Die unterdevonischen Quarzkonglomerate und Sandsteine
werden bei Brünn in mehreren Steinbrüchen und Sandgruben ab-
gebaut, stehen also an vielen Stellen für die Untersuchung offen;
Barytausscheidungen wurden jedoch innerhalb derselben bisher
noch nirgends angetroffen. Da die betreffenden Gesteine zum
großen Teil fast ausschließlich aus Quarzgeröllen bestehen, die
durch ein kieseliges Bindemittel verkittet sind (nur ein Teil der
Sandsteine gehört zu den „Arkosen“), so ist eine Infiltration des
Baryumsulfats aus dem Nebengestein (Lateralsekretion) von vorn-
herein nicht anzunehmen. Aber auch dem Granitit, der das Berg- und
Hügelland der Umgebung von Brünn auf weitere Flächen zusammen-
setzt, ist das Vorkommen von autochthonem Baryumsulfat gänzlich
fremd, so daß zur Erklärung des Vorkommens im Schwarzatale
bei Brünn die Ausscheidung des Baryts aus Lösungen, die auf.
den Bruchspalten emporgestiegen sind, herangezogen werden muß.
Die völlige Unabhängigkeit des Barytvorkommens von dem
Nebengestein ergibt sich auch aus dem Umstande, daß auf der
gegenüberliegenden Talseite die Barytausscheidungen im Diabas
auftreten. Ich fand nahe an der Stelle, wo die projektierte Urnberg-
25
gasse in den die Weingärten durchziehenden Promenadenweg ein-
mündet, den graugrünen, zum Teile durch Hämatitausscheidungen
rötlich gesprenkelten Uralitdiabas von weißen bis rötlichweißen Baryt-
adern durchzogen. Kristallisierter Baryt wurde hier nicht beobachtet,
doch liegt dies vielleicht nur an der Beschränktheit der Aufschlüsse,
Auch hier dürfte es sich, wie bei dem früher beschriebenen Vor-
kommen, um eine allerdings sehr bescheidene Thermalwirkung
handeln, die im Gefolge der tektonischen Bewegungen (Schollen-
senkungen) aufgetreten ist.
V. Auftreten des Baryts auf Erzgängen.
Mähren ist als erzreiches Land seit altersher bekannt. Im
Mittelalter bestanden hier auch Baue auf Edelmetalle und eine
der ältesten Bergordnungen, jene von Iglau, beweist eine gewisse
Blüte des einstigen heimischen Bergbaues. An vielen Stellen,
namentlich im westlichen Teile Mährens, welcher dem Ostrande
der erzreichen „böhmischen Masse“ angehört, sowie in den Sudeten
zeugen Pingen, Schutthalden, verbrochene Stollen und Schächte
von einer Zeit, in welcher der „Bergsegen“ auf die volkswirtschaft-
lichen Verhältnisse der Landesbewohner einen wesentlichen Einfluß
nahın; heute stehen nur mehr einige wenige Erzlagerstätten — fast
durchwegs Eisenerzlager — im Abbau. Da der Baryt ein „Gang-
mineral“ par excellence ist, so fallen selbstverständlich die
meisten Barytvorkommnisse Mährens in jene Gegenden, in welchen
ehemals ein Erzbergbau bestanden hat. Einzelne Erzvorkommnisse
sind allerdings so unbedeutend, daß sie niemals abgebaut wurden:
von manchen derselben ist eine Barytführung nicht bekannt,
während anderseits reine Barytgänge, die nur Spuren von Erzen
enthalten, an verschiedenen Orten vorkommen. Ich fasse auch
diese gangförmigen Barytvorkommnisse als „vertaubte Erzgänge“
auf und bespreche sie an dieser Stelle.
| a) Vorkommnisse im Gebiete der kristallinen Schiefer.
1. Iglau und Umgebung.
Bei Iglau bestand im Mittelalter ein Bergbau auf Silber und
Blei, dessen Spuren noch vielfach erkennbar sind. In verschiedenen
Sammlungen liegen auch Erzproben, die allerdings durchwegs von
26
den alten Halden und Pingen stammen und hauptsächlich Galenit
und Zinkblende enthalten. Bei Obergoss, einem in unmittelbarer
Nähe von Iglau gelegenen Dorfe, wurden noch von W. Hruschka
3—4 Fuß mächtige, im Gneis aufsetzende und von Quarz, „Molyb-
dán“ und ockerigem Brauneisenstein begleitete Barytgänge be-
obachtet. Die Gänge streichen ungefähr nordsüdlich und zeigen
ein östliches Einfallen. (Vgl. Mitteil. d. k. k. mähr.-schl. Gesell-
schaft usw., 1825, S. 200). Eine Probe des Gangbaryts von Obergoss
befindet sich in der Sammlung der k. k. deutschen technischen
Hochschule in Brünn; er ist grobspätig, weiß und enthält nicht
selten kleine, idiomorphe, aber ganz flachgedrückte Quarzkristalle,
deren Zusammendrückungsebene mit der Hauptspaltrichtung des
Baryts zusammenfällt.
F. Kolenati erwähnt (loc. cit. S. 22) auch Barytkristalle
von Obergoss, und zwar die Formen: o P.o P%.Po.P%.P,
V. v. Zepharovich (loc. cit., I. Bd., S. 53) derben Baryt von
gelblichweißer Farbe.
Einzelne ältere Angaben über Barytvorkommnisse in der
Umgebung von Iglau sind nur mit Vorsicht aufzunehmen. So
erwähnt z. B. J. Melion (loc. cit. S. 76) ein in der Sammlung
des Herrn Dr. Alle befindliches Stück von „Baryt mit Molybdán“
von Iglau. Die Mineraliensammlung der k. k. deutschen technischen
Hochschule in Brünn enthält nun tatsächlich ein mit der Fundorts-
bezeichnung „Iglau“ versehenes, feinkörniges, spätiges, rôtlichweib
bis gelblichweiß gefärbtes Aggregat, in welchem neben Zinkblende-
körnern ziemlich zahlreiche Blättchen eines metallisch grauen,
lebhaft glänzenden und sehr weichen Minerals eingestreut sind. ©
Das feinkörnige Gestein erinnert dem Ansehen nach wohl an Baryt,
das blätterige Mineral an Molybdänit; das erstere erwies sich
jedoch bei näherer Untersuchung als Ankerit, das letztere als
Graphit. Da seinerzeit einzelne Stücke aus der Alléschen
Sammlung in den Besitz der technischen Hochschule übergegangen
sind, so ist es nicht unmöglich, daß das eben beschriebene Stück
mit dem von Melion erwähnten identisch ist.
Barytvorkommnisse werden auch von Komarowitz und Przi-
mielkau angegeben, zwei kleinen Ortschaften, die 9 km, beziehungs-
weise 11 km südöstlich von Iglau liegen. Näheres ist mir über
diese Vorkommnisse nicht bekannt, doch dürfte es sich hier eben-
falls um Erzgänge, wie sie bei Iglau vorkommen, handeln. Beleg-
mn. En 2
7 o us
27
stücke für diese Vorkommnisse befinden sich nach K. Schirm-
eisen (Systemat. Verzeichnis usw., S. 33) in der Sammlung des
Okonomieinspektors E. Hanisch in Trebitsch, zum Teil auch
in der Sammlung des mährischen Landesmuseums.
2. Ober-Borry (Bezirk Groß-Meseritsch).
Dieser durch seine Mineralvorkommnisse bekannte Ort liegt
nahezu 8%km nördlich von Groß-Meseritsch, in einem wesentlich
aus Gneis und Granulit bestehenden Terrain, über welches mehrere
ausführlichere Schilderungen von Dr. F. E. Sueß („Das Gneis-
und Granitgebiet der Umgebung von Groß-Meseritsch“, Verh. d.
k. k. geolog. Reichsanst., 1897; „Der Granulitzug von Borry“,
Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst., 1900; „Der Bau des Gneis-
gebietes von Groß-Bittesch und Namiest“, ib. 1897) vorliegen; in
diesen Schilderungen sind jedoch die Barytvorkommnisse nicht
berücksichtigt. Auch F. Dvorsky erwähnt in seiner (in tsche-
chischer Sprache geschriebenen) Abhandlung über die wichtigsten
Mineralfundorte Westmährens („Annales“ des Franzensmuseums
in Brünn, Jahrg. 1898) bloß die mineralreichen Pegmatitgänge von
Ober- und Unter-Borry, macht jedoch über die Barytvorkommnisse
ebenfalls keinerlei Mitteilung. In der Mineraliensammlung des
mährischen Landesmuseums liegt ein Stück von grobkörnigem,
weißen Baryt, der stellenweise durch zahlreiche Einschlüsse dunkler
Erzstäubchen grau gefärbt erscheint; als Fundort ist ,Ober-Borry“
angegeben und es muß daher auch für diese Lokalität das Vor-
kommen verarmter, wesentlich nur Baryt führende Erzgänge als
sichergestellt angenommen werden.
3. Hermannschlag (Bezirk Groß-Meseritsch).
Ganz analog liegen die Verhältnisse für die durch ihre mit
Anthophyllit überrindeten „Glimmerkugeln“ weit über Mähren
hinaus bekannte Lokalität Hermannschlag, etwa 13 km ostnord-
östlich von Groß-Meseritsch. F. Kolenati erwähnt (loc. cit. S. 22)
von hier Baryt „blau oder rot, krummschalig“, ohne jedoch nähere
Mitteilungen über das Vorkommen zu machen. Auch V. v. Zepha-
rovich reproduziert die Angabe Kolenatis ohne eine Be-
merkung über die Art des Vorkommens; hingegen findet sich bei
J. Melion (loc. cit. S. 76) wenigstens die Notiz, daß in der
Sammlung des Dr. Allé „Baryt mit Kalkspat von Hermann-
28
schlag“ vertreten sei, so daß wir annehmen dürfen, daß es sich
hier um vertaubte, wesentlich aus Baryt und Kalzit bestehende
Erzgänge handelt, die in dem über weite Flächenräume herrschenden
Gneis aufsetzen.
4. Jassenitz (Bezirk Namiest).
Das Dorf Jassenitz liegt nahezu 6 Am südwestlich von Groß-
Bittesch, in einem Gebiete, welches sich nach den von Professor
F. E. Sue ß durchgeführten geologischen Aufnahmen (Generalstabs-
kartenblatt Groß-Meseritsch) durch eine große Mannigfaltigkeit aus-
zeichnet. Außer verschiedenen Gneisen, Granulit und Amphibolit
treten hier vorwiegend Phyllite auf, denen einzelne Lager von
kristallinischem Kalkstein eingeschaltet sind. Es handelt sich hier
jedoch anscheinend um andere Kalksteine, als diejenigen sind, die
wir bei dem nur etwa 11:5 km von hier entfernten Orte Swatoslau
kennen gelernt haben; auf dem oben erwähnten geologischen
Kartenblatt erscheinen die beiden Kalksteinvorkommnisse getrennt,
obzwar der sie einschließende Phyllit mit derselben Farbe aus-
geschieden erscheint wie die Phyllite am Ostrande des Gneismassivs
von Groß-Bittesch.
Nach F. Dvorský (loc. cit. S. 99) sind bei Jassenitz noch
deutliche Spuren eines alten Bergbaues zu sehen; auf den alten
Halden findet man außer Limonit, Bleiglanz, Zinkblende und Kalzit
auch Baryt. Ein Probestück des letzteren liegt in der Sammlung
des mährischen Landesmuseums; es ist weiß, blätterig bis strahlig
und enthält neben reichlichem Bleiglanz auch etwas Zinkblende
sowie Schnüre von Limonit, in welchem hie und da auch tafel-
förmige Barytkristalle auftreten.
Interessanter ist eine Stufe, die mir Herr Dr. Ed. Burkart
aus seiner Privatsammlung zur Untersuchung freundlichst über-
lassen hat. An dieser sind noch deutlich einzelne Lagen von fein-
körnigem, grauem, reichlich mit Zinkblende imprägniertem Kalk-
stein sowie Lagen von Limonit zu erkennen, welcher anscheinend
durch Verdrängung des eben erwähnten Kalksteins entstanden ist.
Innerhalb der Limonitmasse lagert gangartig eine strahlig-blätterige
Barytausscheidung, deren Salbänder von grobkörnigem Bleiglanz
und etwas Zinkblende gebildet werden; in vereinzelten, idiomorph
— wenn auch nicht scharfkantig — begrenzten Einschlüssen treten
die genannten Erze auch in der Barytmasse auf. Außer Baryt
kommt auch noch ein körniges, weißes Mineral vor, welches auf
den ersten Blick ebenfalls für Baryt gehalten werden könnte,
jedoch in Salzsäure mit gelblicher Farbe, und zwar merklich lang-
samer als Kalzit, löslich ist. Die Lösung gibt mit Ferrizyankalium
die Eisenreaktion, vor dem Lötrohr dekrepitiert das Mineral und
färbt sich schwarz; es handelt sich hier also um eisenhältigen
Kalzit oder Ankerit, dem ohne Zweifel auch die Limonitbildung
zuzuschreiben ist. Das Mineral tritt ganz ähnlich wie der Baryt
in einzelnen, den feinkörnigen, grauen Kalkstein durchziehenden
Adern, aber auch in einem körnigen Gemenge mit Zinkblende
und Bleiglanz auf; es hat sich anscheinend er mit dem
Baryt ausgeschieden.
5. Jaworek bei Ingrowitz (Bezirk Neustadtl).
Dieser ungefähr 4 km westnordwestlich von Ingrowitz gelegene,
in der mineralogischen Literatur sehr häufig mit Jawurek im
Bezirk Eibenschitz verwechselte“) Ort wird schon von F. Kolenati
(loc. cit. S. 22) als Fundstätte von Baryt genannt. Auch hier
tritt dieses Mineral auf Erzgängen auf, nach F. Kolenati „derb
in Platten, Lagen oder Trümmern, rötlichweiß mit Bleiglanz“.
Ein in der Mineraliensammlung des mährischen Landesmuseums
befindliches Belegstück dieses Vorkommens stellt eine blätterige
\bis strahlige Masse dar, an welcher hie und da Kristallbegrenzungen
wahrnehmbar sind; außer Baryt enthält das Stück auch noch
kieseligen Brauneisenstein. Ein in der Sammlung der k. k. deutschen
Technischen Hochschule in Brünn aufbewahrtes Stück ist feinkörnig,
rötlichweiß und enthält außer grobkristallinem Bleiglanz und ein-
zelnen Körnern von gelbbrauner Zinkblende auch etwas Quarz,
der zum Teil chalzedonartig ausgebildet und stark „zerfressen“ ist.
In kleinen Hohlräumen sind zum Teil frei endigende, dünne Baryt-
tafeln wahrzunehmen.
6. Stiepanau-Borowetz-Schwaretz (Bezirk Bistritz).
Diese drei Orte liegen in dem etwa 5'5 km östlich von Bistritz
verlaufenden Abschnitte des Schwarzatales und in so geringen
1) So bezieht sich z. B. die Angabe J. Melions in den „Mitteil. der
k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur-
und Landeskunde“, 1855, S. 68, auf Jawurek im Bezirk Eibenschitz.
90
Entfernungen voneinander, daß sie hier zusammengefaßt werden
können. Auch in diesem Gebiete herrschen (Gneise vor, unter-
geordnet treten Phyllite, schieferige Hornblendegesteine und kristal-
linischer Kalk auf.
Nähere Beschreibungen der Barytvorkommnisse dieser Gegend
liegen nicht vor, wohl aber finden sich die entsprechenden Beleg-
stücke in den Sammlungen des mährischen Landesmuseums und
der k. k. deutschen Technischen Hochschule in Brünn.
Von Stiepanau liegt in der Sammlung des mährischen Landes-
museums ein Stück derben Baryts von weißer bis bläulicher Farbe.
Die Sammlung der k. k. deutschen Technischen Hochschule in
Brünn besitzt von diesem Fundorte ein Stück Quarzit, welcher
außer Malachit auch Einschlüsse eines spätigen, weiß bis braungelb
gefärbten Minerals enthält. Diese Einschlüsse erwiesen sich bei
näherer Untersuchung als Kalzit, beziehungsweise Ankerit, doch
ist das Vorkommen trotzdem bemerkenswert wegen der Überein-
stimmung mit dem später zu besprechenden Quarzit der Umgebung
von Tischnowitz. Zahlreicher sind die Belegstücke aus dem nahen,
zur (remeinde Stiepanau gehörigen Orte Borowetz, woselbst ehemals
ein Kupferhammer bestand. Die hier auf Gängen vorkommenden
Kupfererze (Kupferkies, Kuprit und Malachit, nach F. Kolenati
auch gediegenes Kupfer) führen, soweit ich aus den mir vorliegenden
Proben schließen kann, als Gangart bloß Quarz. Die Barytstufen
enthalten nur Spuren von Kupfererzen, meist nur Malachit, seltener
Azurit in dünnen Anflügen oder kleinen Kriställchen, hie und da
auch ein Körnchen von Kupferkies. Häufiger sind Einschlüsse
von teils kristallinischem, teils staubförmig verteiltem Bleiglanz,
sehr seiten kleine Körner von Zinkblende. Der Baryt selbst bildet
derbe, blätterige, von zelligen Hohlräumen durchzogene Massen
von gelblichweißer bis rötlichweißer Farbe; hie und da sieht man
in den meist durch Limonitüberzüge gelb gefärbten Höhlungen
einzelne Endigungen von Kristalltafeln oder dünne, säulenförmige,
der Länge nach geriefte Barytkriställchen. Die Spaltflächen sind
häufig mit dünnen Limonithäutchen überzogen; auch die Schnüre
von dunklen Erzstäubchen folgen mitunter dem Blätterbruch. Quarz-
adern sind ziemlich häufig; ihnen oder ihrer nächsten Umgebung
gehören zumeist die früher erwähnten zelligen Hohlräume an. Eine
in der Sammlung des mährischen Landesmuseums aufbewahrte
Barytstufe enthält in den zum Teil durch Erzstäubchen geschwärzten
91
Hohlräumen auch kleine, strahlige Aggregate von Markasit
F. Kolenati gibt von dieser Fundstätte außer den früher
genannten Erzen und einer Reihe anderer Mineralien auch Witherit,
aber keinen Baryt an. Ich konnte an den mir vorliegenden Stücken
das Vorkommen von Baryumkarbonat neben Baryumsulfat nicht
konstatieren; es liegt sonach nur eine allerdings kaum begreifliche
Verwechslung der beiden Mineralsubstanzen durch den genannten
Forscher vor.
Mächtiger und reiner sind die Barytvorkommnisse von
Schwaretz (bei Kolenati und V. v. Zepharovich unrichtig
„Sworetz“ genannt)!) Die mir vorliegenden Proben sind rein
weiß bis grauweiß, spätig mit teils körnigem, teils großblätterigem
Gefüge; hie und da finden sich Einschlüsse von Bleiglanz und Zink-
blende, sehr spärlich kleine, körnig-kristallinische Nester von Quarz.
Durch das starke Zurücktreten des Quarzes und das anscheinend
gänzliche Fehlen der Kupfererze unterscheiden sich die Baryt-
- vorkommnisse von Schwaretz von jenen des benachbarten Borowetz.
7. Tischnowitz und Umgebung.
Das Städtchen Tischnowitz liegt am Südostfuße des bis zur
Seehöhe von 470 m ansteigenden Kwietnitza-Berges, welcher durch
seine Mineralvorkommnisse schon seit jeher Aufmerksamkeit erregt
und zu immer wieder neu aufgenommenen Schürfungen Veranlassung
gegeben hat. Durch diese Abbauversuche sind auch die Baryt-
lager bekannt geworden, doch wurde erst in neuester Zeit die
Ausbeutung derselben in größerem Maßstabe in Angriff genommen
und hierdurch erst ein deutliches Bild des interessanten Vor-
kommens gewonnen.
Die isolierte Kuppe „Kwietnitza“ sowie die ihr nordwestlich
- vorgelagerte, ebenfalls isolierte „Drzinowa“ weisen einen ziemlich
komplizierten geologischen Bau auf, dessen Details bis heute noch
nicht mit aller Klarheit festgestellt sind.
Außer gneisähnlichen Gesteinen (Hornblendegneis und seri-
zitische Gneise) treten hier eigentümliche Phyllite auf, die allgemein
als metamorphe Sedimente gedeutet werden. Diesen „Phylliten“
1) Im „Verzeichnis der Mineralienfundorte“, welches jedem Bande des
„Mineralog. Lexikons“ von V. v. Zepharovich angehängt ist, fehlt die Loka-
lität Schwaretz, ist jedoch im Texte des I. Bandes (S. 53) genannt; die Angabe
ist von Kolenati entnommen,
32
scheinbar eingelagert sind kavernöse Quarzite, die zum Teil brek-
zienartig ausgebildet erscheinen und in ihren Hohlräumen außer
Quarzkristallen (Bergkristall, Amethyst, Rauchquarz), mitunter auch
schöne Würfel von schwarzviolettem Fluorit enthalten; sie scheinen
im Zusammenhang zu stehen mit den auf der Kwietnitza selbst nur
schlecht aufgeschlossenen, in der Gegend südwestlich von Tischnowitz
jedoch einen sehr ansehnlichen Zug bildenden, bis jetzt gewöhnlich
als archaisch aufgefaßten, halbkristallinen Quarzkonglomeraten.
Neben diesen kieseligen Gesteinen tritt sowohl auf der Kwietnitza
als auch auf der Drzinowa und an mehreren Stellen der näheren
Umgebung von Tischnowitz ein bläulichgrauer, durch dünne, tonige
oder serizitische Zwischenlagen häufig schieferig werdender Kalkstein
auf, der sich von den Kalksteinen des westmährischen Archaikums
durch seine geringere Kristallinität und durch ziemlich zahlreiche,
geröllartige Quarzeinschlüsse, die mitunter über haselnußgroß
werden, unterscheidet. Von ©. v. Camerlander wurde (Geolog.
Mitteil. aus Zentralmähren; Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst,,
1883, S. 407), dieser ganze Komplex halbkristalliner Schichtgesteine
für devonisch, von L. v. Tausch jedoch (Über die kristallin.
Schiefer- und Massengesteine sowie über die sedimentären Ab-
lagerungen nördlich von Brünn; Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst.
1995, ferner in den „Erläuterungen“ zum geolog. Kartenblatt
Boskowitz-Blansko, Wien 1898) im Anschlusse an die älteren
Deutungen für archaisch erklärt. Am wahrscheinlichsten ist es
wohl, daß wir es hier entweder mit altpaläozoischen (vordevonischen)
oder algonkischen Sedimenten zu tun haben.
Der Baryt tritt auf der Kwietnitza und in der Umgebung
dieses Berges ausschließlich gangförmig auf, und zwar ganz un-
abhängig vom Nebengestein. Eine Entstehung der Barytgänge
durch Lateralsekretion ist ganz ausgeschlossen; es liegen ohne
Zweifel auch hier vertaubte Erzgänge vor, die nur sehr geringe
Mengen von Kupfererzen (Kupferkies, Kuprit, Malachit, Azurit,
gediegenes Kupfer) oder Bleiglanz führen, während Eisenerze lokal
so angereichert erscheinen, daß sie eine Zeitlang sogar abgebaut
wurden.
In neuerer Zeit wurden im Kwietnitzagebiet zehn Barytgänge
aufgeschlossen, die ungefähr in der Richtung NW—-SO streichen.
Es ist bemerkenswert, daß die Verlängerung dieser Streichlinie
einerseits das barytführende Gebiet von Stiepanau-Schwaretz,
33
anderseits das später zu beschreibende, interessante Barytvorkommen
von Schebetein trifft. Im westlichen Teile des Berges setzen die
Barytgänge vorwiegend im Kalkstein, im östlichen Teile hingegen
vorwiegend im Quarzit auf. Am Westgehänge der Drzinowa-Kuppe
und bei Stiepanowitz zieht sich der Kalkstein bis in die Tahlsohle
herab; er wird hier zur Bereitung von Ätzkalk gebrochen und
man findet in den Steinbrüchen mitunter große Blöcke von Baryt,
die als unbrauchbar liegen geblieben sind. Der Gang, von welchem
diese Barytblöcke herstammen, scheint die unmittelbare Fortsetzung
des Hauptganges der Kwietnitza. zu sein. In diesem saiger ste-
henden Gange sind acht Stollen, die in Abständen von 11—12 m
übereinander liegen, vorgetrieben worden; der längste dieser Stollen
erreichte 80 », der zweitlängste 60 m. Die Mächtigkeit der Baryt-
gänge schwankt hier von 0-30—1:80 m; dünnere Adern begleiten
häufig die Hauptmasse des Baryts und ziehen sich auch vielfach
in das Nebengestein. Letzteres besteht teils aus Kalkstein, teils
aus serizitischem „Phyllit“, der ziemlich stark zersetzt erscheint
und infolgedessen seine ursprüngliche Beschaffenheit nicht mehr
deutlich erkennen läßt. Im untersten Stollen setzt der Barytgang
in einem gneisartigen Schiefergestein auf; die Salbänder werden
von rotgefärbtem, kristallinischem Baryt gebildet, während die
eigentliche, bis zu einer Mächtigkeit von 0:50 m anschwellende
Gangfüllung aus mehr oder weniger eisenhaltigem Kalzit besteht,
welcher in der Gangmitte einzelne Drusenräume umschließt. Der
Baryt erscheint hier zweifellos als ältere Ausscheidung; anderseits
sieht man Spaltenausfüllungen, bei denen. die Ausscheidungsfolge
gerade umgekehrt ist, und findet. auch Stücke von Baryt mit
scharfen Eindrücken ausgelaugter Kalzitkristalle. An einzelnen
Stellen sind Baryt und Kalzit ziemlich gleichmäßig durcheinander
gewachsen, so daß im allgemeinen für diese beiden Mineralien
eine ungefähr gleichzeitige Ausscheidung angenommen werden kann.
Man muß übrigens bei der Beurteilung dieser Verhältnisse vor-
sichtig sein, da mitunter auch der Kalzit eine rötliche Färbung
annimmt und dann ohne nähere Untersuchung sehr leicht mit
| Baryt verwechselt werden kann. Es liegt mir z. B. eine Stufe vor,
- die wie ein homogenes, mittelkörniges Aggregat von rötlichem
Baryt aussieht, beim Betupfen mit verdünnter Salzsäure jedoch
an vielen Stellen lebhaft braust und sich auf diese Weise als ein
- Gemenge von Baryt und äußerlich ganz ähnlichem Kalzit zu er-
Zeitschrift des máhr, Landesmuseums. XI, 3
34
kennen gibt. Das Stück ist außerdem noch bemerkenswert durch
die ebenfalls ziemlich gleichmäßig eingestreuten Einschlüsse von
spätigem Bleiglanz (zum Teil deutliche Würfel) sowie durch die
hie und da auftretenden Spuren von Malachit. Solche Erzein-
schlüsse sind namentlich in den tieferen Horizonten der Kwietnitza-
gänge nicht gerade sehr selten, und zwar sowohl im Baryt als
auch im Kalzit. Ein gelbrötlich gefärbtes, äußerlich lebhaft an
Baryt erinnerndes Stück des letzteren Minerals enthält Kuprit,
Malachit und gediegenes Kupfer, ist jedoch vollständig frei von
Beimengungen von Baryumsulfat. In verdünnter Salzsäure löst
sich das Gestein unter schwacher Gelbfärbung der Lösung (Spuren
von Eisen) fast vollständig auf; der geringe braunrote Rückstand
besteht bloß aus Eisenoxyd.
In dem die höheren Partien des Kwietnitzaberges und auch
den Hauptgipfel desselben zusammensetzenden Kalkstein finden
sich außer den Gangspalten auch noch zahlreiche Klüfte, die
wesentlich durch die lösende Wirkung des Wassers erweitert worden
sind. Unter dem „Offermann-Stollen“ zieht sich ein etwa 40 m
tiefer Naturschacht hinab und bildet eine kleine, mit Sinterbildungen
ausgekleidete Grotte. Die Barytausscheidung setzt sich mitunter
auch in die von dem Gangsystem ganz unabhängigen Klüfte fort;
mitunter erscheint aber in den letzteren eine feinpulverige, schwarze,
an der Luft braun werdende Substanz, die von den Arbeitern. als
„Ruß“ bezeichnet wird. Beim Behandeln mit Salzsäure tritt Chlor
auf, es dürfte sich hier also wesentlich um ein Gemenge von
Manganoxyden mit Eisenoxyd handeln. Oxydische Manganverbin-
dungen treten auch ab und zu im Baryt selbst auf, und zwar teils
als schwarze, matte oder wadähnlich glänzende Überzüge, teils als
Dendriten, welche sich dann meist auf den: Hauptspaltflächen des
spätigen Baryts ausbreiten. |
Der Kalzit der Gangfüllungen ist häufig sehr reich an Bei-
mengungen des isomorphen Eisenkarbonats, und kann vielleicht
zum Teil als Ankerit bezeichnet werden. Eine quantitative Analyse
derselben habe ich nicht ausgeführt. Nach einer schon vor längerer
Zeit von Prof. A. Hönig ausgeführten Analyse hat sich ein an-
geblicher ,, Ankerit vom Kwietnitzaberge als ein nur geringe
Mengen von Eisen enthaltender Kalzit erwiesen. Es kann also das
Vorkommen von Ankerit auf der Kwietnitza ohne nähere Unter-
suchung nicht mit Sicherheit behauptet werden. Die braune Färbung
t
A EEE
35
vieler Kalzite dürfte jedoch auf mechanisch beigemengtes Eisen-
hydroxyd zurückzuführen sein. Der Kalkstein, in welchem die
Barytgänge aufsetzen, ist zwar auch etwas eisenhaltig, da sich als
Lösungsrückstand desselben an einzelnen, von den Barytvorkomm-
nissen weit entfernten Stellen eine Art terra rossa vorfindet und
manche Stücke des Kalksteins äußerlich wie Roteisenstein aus-
sehen; die Kalzitfüllung der Gänge ist jedoch nicht auf eine Aus-
laugung des Nebengesteins, sondern aufjene Wässer zurückzuführen,
die auch den Baryt und die früher erwähnten Erze aus der Tiefe
mit heraufgebracht haben. Das früher schon berührte Altersver-
hältnis zwischen Baryt und Kalzit ist hier an vielen Stellen voll-
kommen klar festzustellen; man findet sowohl Adern von rotem
Baryt in kristallinischem, meist gelbbraun getárbtem Kalzit als
auch Klüfte im roten Baryt, die mit Kalzit erfüllt sind, außerdem
aber Gesteinspartien, in denen fleischroter Baryt und brauner
Kalzit zu einem grobkristallinen Gemenge miteinander verwachsen
sind. Solche Gesteinspartien bilden Übergänge zu den im Gebiete
der Barytgänge nicht seltenen Brekzien. Es haben sich anscheinend
während des Aufreißens der Gangspalten Reibungsbrekzien gebildet,
die unmittelbar nachher durch aufsteigende, kalkreiche Wässer zu
einer festen Masse verkittet und vor der Barytfüllung nochmals
aufgerissen worden sind. Die Salbänder der Gänge bestehen hier
aus kristallinischem Kalzit, während der Baryt die Gangmitte
einnimmt; auf der Hauptkuppe erreicht die Barytfüllung eine
Mächtigkeit von 048 m.
Auch die Barytgänge wurden mitunter nochmals aufgerissen
und die kantigen Bruchstücke des Minerals durch Ausscheidungen
von körnigem, in Hohlräumen zum Teil auskristallisiertem, braunem
© Kalzit verkittet. So entstanden die schönen Gangbrekzien, von denen
die nachstehende Abbildung (Fig. 2) ein leider nur unvollkommenes
© Bild gibt, da die grellkontrastierenden Farben (Baryt fleischrot, Kalzit
gelbbraun) fehlen. Ich besitze auch Handstücke, die außer rotem Baryt,
braunem oder weißem Kalzit auch kantige Bruchstücke des Neben-
gesteins (grauer, sehr feinkörniger Kalkstein) enthalten; bei diesen
. Gesteinen ist die Brekziennatur noch viel deutlicher ausgesprochen
PE
„
als bei den ähnlichen, von H. Everding (Die Schwerspatvorkomm-
nisse am Rösteberge usw.; Zeitschr. für prakt. Geol., 1903, S. 100,
Fig. 27) beschriebenen Vorkommnissen am Rösteberg im Harz.
Auf der dem Hauptgipfel südöstlich vorgelagerten „Kleinen
LES
D)
36
Kwietnitza“ liegen die Barytvorkomnisse vorwiegend in den eigen-
tümlichen, zum Teil ebenfalls brekzienartigen und kavernösen, zum
Teil in sandstein- bis konglomeratartige, halbkristallinische Gesteine
übergehenden, meist rot gefärbten Quarziten. An einzelnen Stellen
werden diese Quarzite durch serizitische „Phyllite“ oder selbst
gneisähnliche Schiefergesteine sowie durch Brekzien dieser Ge-
steine ersetzt.
Alle diese Gesteine sind stark zerklüftet; die Wände der
Hauptklüfte erscheinen mitunter deutlich geglättet, wohl durch
fließendes Wasser; hie und da sind auch Harnische zu sehen.
Baryt findet sich nicht bloß in den größeren Klüften, sondern
zieht sich auch häufig in dünnen, manchmal fast horizontal ver-
laufenden Adern in das Nebengestein. Der Kalzit tritt hier als.
Gangfüllung ganz zurück; es scheint dies jedoch wenigstens zum
Teil durch sekundäre Prozesse verursacht zu sein, indem sich
z. B. in einer fast dichten, kieseligen, durch reichlich eingestreuten
sehr feinkörnigen Baryt rot gefärbten Gesteinsmasse, die aus einem
97
kalzitfreien Gang stammt, scharfe und tiefe Abdrücke von Kristall-
drusen vorfinden, die nach ihrer Form (spitze Skalenoeder) nur
von Kalzit herrühren können. Man muß also hier mit der Mög-
lichkeit einer späteren Auslaugung des Kalzits rechnen; eine Ver-
kieselung des letzteren habe ich nicht beobachtet.
Die Gangfüllung besteht auf dem östlichen und zum Teil
auch auf dem nödlichen Abfall der Kwietnitza außer aus Baryt
hauptsächlich aus Quarz, der an den Salbändern der Gänge mit
zum Teil sehr hübschen Kristalldrusen in die Barytmasse hineinragt.
Bemerkenswert ist, dal) auch jene Quarzadern, welche mitten durch
die Barytfüllung hindurchgehen, sehr häufig beiderseits mit Kristall-
drusen überzogen sind; sie bilden ohne Zweifel die Wände größerer
Hohlräume, die sich in der Gangfüllung vor der Ablagerung des
Baryts gebildet haben, und zwar wahrscheinlich durch die Aus-
laugung der ursprünglich vorhandenen Kalzitmasse, in deren
Klüften sich Kieselerde (Quarz) abgelagert hatte. Auch die schon
mehrfach erwähnten Quarzite machen sehr häufig den Eindruck,
als bestünden sie bloß aus dem festen Gerippe, welches die mit
Quarz ausgefüllten Diskontinuitäten eines stark zerklüfteten Gesteins
nach der Auslaugung des letzteren zurücklassen. Daß die Quarzite _
der Kwietnitza der Einwirkung verschiedener chemischer Agentien
ausgesetzt waren, beweist nicht bloß das allerdings ziemlich seltene
Vorkommen von Barytkristallen, sondern insbesondere auch das
Auftreten von Fluorit in den erwähnten Hohlräumen und zum
Teil auch innerhalb des Quarzits. Fluorit und Baryt scheinen
sich hier merkwürdigerweise gegenseitig auszuschließen, denn auf
sämtlichen mir vorliegenden, zum Teil sehr reichen Fluoritstufen
fand ich bloß einen einzigen, sehr kleinen Kristall, der trotz
seiner etwas ungewöhnlichen Form wahrscheinlich als Baryt an-
zusprechen ist, während ich auf den barytführenden Quarzitstufen
keine Spur von Fluorit entdecken konnte. So wie es Kalzitschnüre
gibt, die unzweifelhaft jünger sind als Baryt, so tritt neben dem
im allgemeinen älteren Quarz auch eine jüngere Ausscheidung
desselben auf; dieser jüngere Quarz überzieht mitunter in Gestalt
feinkristallinischer Drusen die auf dem älteren Quarz aufsitzenden
Kristallaggregate des Baryts und ist meist von einer Limonit-
ausscheidung begleitet.
Als Gegenstück zu den früher beschriebenen Baryt-Kalzit-
Brekzien kommen hier Brekzien vor, die neben Baryt Quarz,
38
Quarzit oder auch Brocken der phyllitartigen Gesteine enthalten.
Es finden sich auch ganz aplitisch aussehende Gemenge von fein-
körnigem rotem Baryt und Quarz; außer größeren Quarzeinschlüssen
enthalten sie mitunter auch weißen bis braunen, spätigen Kalzit.
Auf der Kuppe „Drzinowa“, die von der Kwietnitza nur
durch eine schmale Talfurche getrennt ist, treten neben den phyllit-
artigen Gesteinen und Quarziten auch die uns bereits bekannten,
teils deutlich geschichteten, teils feinkristallinen Kalksteine auf.
Der Baryt findet sich hier hauptsächlich im Kalkstein, häufig nur
in dünnen Adern, aber auch in einzelnen mächtigen Gängen, die
als die unmittelbare Fortsetzung der Kwietnitza-Gänge aufzufassen
sind. Einer dieser Gänge war an der Oberfläche 0:60 » mächtig,
schwoll jedoch schon in einer geringen Tiefe auf 170 m an, um
sich dann rasch zu zertrümern, so daß ‘die Barytausscheidung
hier scheinbar eine Art Nest im Kalkstein gebildet hat. Auf ein
derartiges rasches Anschwellen der Gangmächtigkeit ist wohl auch
die mir von Herrn Oberingenieur L. Zelniczek mitgeteilte
Beobachtung zurückzuführen, daß sich an einer Stelle der Baryt
am Ausgehenden des Ganges über die nächste Umgebung in Ge-
stalt einer Kuppe förmlich „ergossen“ habe. Es erinnert dies an
die ältere Deutung der Barytvorkommnisse des Rösteberges, wo-
selbst nach Zimmermann (Das Harzgebirge, 1834) der Baryt
aus einem Gang emporgequollen ist und sich deckenartig über den
„Rauchkalk“ ausgebreitet hat!). An sich wäre ja ein solcher Vor-
gang gewiß nicht undenkbar; da jedoch die Barytausscheidungen
im Kwietnitzagebiete nicht als sehr jugendliche Bildungen be-
zeichnet werden können, so ist wohl anzunehmen, daß eine kuppen- -
oder deckenförmige Ausbreitung des Baryts an der obertägigen
Austrittsstelle des Thermalwassers schon längst der Denudation
zum Opfer gefallen wäre.
Trotz der Mächtigkeit des Kalksteins auf der Kuppe Drzi-
nowa ist die Kalzitausscheidung auf den Barytgängen verhältnis-
mäßig gering. An den Salbändern der Gänge erscheinen Baryt
und: Kalzit nicht selten in inniger Verwachsung miteinander; es ist
also auch hier das Auftreten des letztgenannten Materials nicht
bloß auf eine einfache Lateralsekretion zurückzuführen.
1) H.Everding, dem ich diese Angabe entnehme, führt (loc. cit.) die
Barytlagerstätte des Rösteberges auf metasomatische Prozesse zurück.
OR VO "00705
39
Der Baryt des Kwietnitza-Gebietes ist zumeist spätig, häufig
von großblätterigem Gefüge, seltener feinkörnig bis nahezu dicht.
Kristalle treten nur ganz ausnahmsweise, und zwar entweder in
den übrigens stets nur unbedeutenden und seltenen Hohlräumen
der Barytmasse selbst oder im Nebengestein auf. Erstere zeigen
nur die freien Enden der aggregierten Kristalltafeln, während sich
in den Hohlräumen des Nebengesteins ab und zu auch besser
ausgebildete Kristalle vorfinden. Es sind dies ebenfalls Tafeln von
teils rhombischem, teils rektangulärem Habitus, farblos oder weiß,
mitunter von einem blutroten Hämatithäutchen überzogen. F. Ko-
lenati führt (loc. cit. S. 22) die Kombinationen: oP x, P «.
Př.oPŽ und 0P.wP.P& als Kristallformen des Kwietnitza-
baryts an. Ziemlich selten sind garben- oder ährenförmige Aggre-
gate, die aus Einzelindividuen rektangulärer Tafeln bestehen. Die
Barytausscheidung ist im allgemeinen eine einheitliche, nur ganz
ausnahmsweise lassen sich zwei verschiedene Generationen unter-
scheiden. So finde ich an einem Stück von blätterigem Baryt die
fleischroten, undurchsichtigen Lamellen an einzelnen Bruchstellen
„ausgeheilt“ durch honiggelben, durchsichtigen Baryt, der sich in
paralleler Stellung angelagert hat. Bei einem andern Stück liegen
einzelne größere Kristalltafeln in einer feinkristallinen Grundmasse,
so daß eine porphyrische Struktur entsteht; die größeren Baryt-
kristalle sind der ebenfalls aus Baryt bestehenden Grundmasse
gegenüber als etwas ältere Gebilde aufzufassen.
In den Hohlräumen der Barytmasse fehlen fast niemals Aus-
scheidungen von Eisenerzen, zumeist Limonit, viel seltener Hämatit;
der letztere tritt entweder als dünner, rot durchscheinender und
dem Baryt fest anhaftender Überzug oder auch als Eisenrahm
auf. Manganoxyde sind nur in einzelnen Partien der Barytmasse
etwas häufiger und treten dann, wie bereits erwähnt wurde, zumeist
als Dendriten auf den Spaltflächen auf.
Im allgemeinen ist der Kwietnitzabaryt sehr rein und besitzt
durchschnittlich einen Gehalt von 97°/, BaSO,. Freilich muß in
Anbetracht der verhältnismäßig geringen Mächtigkeit der meisten
Gänge und der häufigen Verwachsung mit Kalzit oder Quarz die
Sortierung mit der Hand bewerkstelligt werden. Die Abfuhr des
gewonnenen Materials, welches in der chemischen Fabrik in Hru-
schau (bei Oderberg) Verwendung fand, wurde durch die Anlage
eines den Verhältnissen angepaßten Bremsberges wesentlich er-
ar +
40
leichtert, doch war ein dauerndes Konkurrieren mit den viel
reicheren auswärtigen Vorkommnissen unmöglich, weshalb der Be-
trieb im Jahre 1909 wieder eingestellt wurde. Immerhin soll nach
einer freundlichen Mitteilung des Herrn Oberingenieurs L. Zel-
niczek im letzten Betriebsjahre rund 1 Million Meterzentner
Baryt gefördert worden sein.
Barytgänge treten in der nächsten Umgebung von Tischnowitz
auch noch an anderen Stellen auf, wie z. B. im Kalksteinbruch
bei Stiepanowitz und auf den südlichen Gehängen der nordöstlich
von Lomnitschka liegenden Berge. Das erstgenannte Vorkommen
entspricht einer Fortsetzung der Kwietnitzagänge und es ist anzu-
nehmen, daß sich die Fortsetzungen der letzteren auch in dem
zumeist bewaldeten Bergland, welches sich zwischen Tischnowitz
und Stiepanau auf dem linken Ufer der Schwarza ausdehnt, auf-
finden lassen werden. Da aus diesem Gebiete Barytvorkommnisse
bisher nicht bekannt geworden sind, so ist es wohl möglich, daß
sich die Gänge auf weite Strecken ganz verdrücken; die beschrie-
benen Vorkommnisse von Stiepanau dürfen also immerhin mit dem
Gangsystem der Umgebung von Tischnowitz in einen Sen
Zusammenhang gebracht werden.
8. Vorkommnisse im Weißbachtal (Schmelzhůttental)
bei Eichhorn-Bittischka.
Barytvorkommnisse im „Schmelzhüttental“ (auf der General-
stabskarte 1: 75.000 bloß mit Bílý potok = Weißer Bach be-
zeichnet, und deshalb auch hier „Weißbachtal“ genannt) werden
zum ersten Male von F. Dvorsky (loc. eit. S. 106) ganz kurz er-
wähnt; eine etwas ausführlichere Beschreibung derselben habe ich
in meiner Schrift: „Über einige geologisch bemerkenswerte Mineral-
vorkommnisse Mährens“ (Verh. d. naturf. Ver. in Brünn, XLVIII,
1909, S. 172f.) gegeben.
Das Weißbachtal zieht sich von Eichhorn-Bittischka (etwa
8 km südsüdöstlich von Tischnowitz) in vielfachen Windungen gegen
Westen. Die hier auftretenden Gesteine sind im allgemeinen die-
selben, die wir in der näheren Umgebung von Tischnowitz kennen
gelernt. Im östlichen Abschnitte des Tales dominieren serizitische
und phyllitartige Gneise, die namentlich auf dem nördlichen Ge-
hänge mächtige Schutthalden bilden. Im westlichen Teile herrschen
„Phyllite“ und quarzitische Gesteine; die Grenze der beiden Haupt-
41
gebiete wird annähernd durch eine Kalksteineinlagerung, die jedoch
nur eine sehr geringe Mächtigkeit erreicht, bezeichnet.
Im westlichen Teile des Weißbachtales streichen taube Erz-
gänge vielfach zutage aus; sie haben seinerzeit Veranlassung zu
verschiedenen bergbaulichen Unternehmungen gegeben, von denen
sich bis heute noch einzelne Spuren (Pingen, Halden, verbrochene
Stollen) erhalten haben. Barytgänge treten hier in größerer Zahl,
aber stets nur in geringer Mächtigkeit (meist bis zu den Dimen-
sionen von „Adern“ herabsinkend), vornehmlich in den eigentüm-
lichen Quarziten auf, die in dem Gebiete südlich von Marschow
besonders mächtig sind und auf der im Volksmunde als „Čertová
hräz“ (Teufelswall) bezeichneten Lehne in gewaltigen, stark zer-
klüfteten und zerfressenen Felswänden hervorragen. Das Gestein
ist vorwiegend grau gefärbt, feinkörnig, zum Teils ganz schich-
tungslos, zum Teile jedoch durch serizitische Zwischenlagen deut-
lich schiefrig; es erinnert lebhaft an die Kwietnitza-Quarzite, von
denen es sich nur durch die vorherrschend graue Färbung und
durch die größere Kompaktheit unterscheidet. Die Hohlräume des
Quarzits sowie die Salbänder der im Quarzit aufsitzenden Baryt-
gänge sind zumeist mit Drusen von farblosen oder schwarzbraun
gefärbten Quarzkristallen überzogen; Ausscheidungen von Limonit
und Manganoxyden treten nur sehr untergeordnet auf. Die Gänge
zerschlagen sich oft in dünne Trümer, schwellen jedoch an an-
deren Stellen zu Nestern an, die einige Dezimeter Mächtigkeit
erreichen. Der Baryt ist spätig, vorwiegend weiß bis gelblichweib,
selten rötlichweiß; in Hohlräumen finden sich ab und zu auch
gut ausgebildete, kleine Kristalle, zumeist Tafeln von rhombischem
Habitus mit den Flächen: (010) (101), seltener auch mit (011)
und einem zweiten (schärferen) Makrodoma. Auber einfachen Kri-
stallen beobachtete ich auch zwillingsähnliche Parallelverwach-
sungen nach (001) sowie Aggregierung iu subparalleler Stellung
parallel zur Fläche (010). Gangbrekzien, ähnlich den auf der
Kwietnitza beobachteten, treten auch hier auf. Als Analogon der
von der Kwietnitza beschriebenen Baryt-Kalzit-Brekzie findet man
. hier Baryt-Quarzit-Brekzien, außerdem aber auch brekzienáhnliche
Gesteine, in denen Baryt und Quarz annähernd gleichzeitige Aus-
scheidungen sind.
Sowohl im Baryt als auch in der Quarzfüllung der Gänge
treten verschiedene Erze — hauptsächlich Bleiglanz, seltener gelbe
42
bis braune Zinkblende — jedoch stets nur in sehr geringer Menge
auf. Besonders bemerkenswert ist jedoch das Vorkommen von
Fluorit, welcher auf der Kwietnitza — wie bereits früher kurz
bemerkt wurde — niemals als Begleiter des Baryts auftritt, hier
aber entweder neben Baryt als Einschluß im Quarz oder auch
als Einschluß im Baryt nicht gerade selten ist. In der Regel
bildet der Fluorit, wo er als Einschluß vorkommt, undeutliche,
würfelförmige Kristalle von hell weingelber bis grünlichgelber Farbe
und ziemlich vollkommener Durchsichtigkeit; in einzelnen Hohl-
räumen tritt er auch in schönen, scharf begrenzten Würfeln auf,
die mitunter eine Kantenlänge von 10 ,nm erreichen.
Die Kieselsäureausscheidung hat sich bei der Entstehung der
Barytgänge des Weißbachtales mehrmals wiederholt. Es geht dies
besonders deutlich daraus hervor, daß nach meinen Beobachtungen
nicht nur die früher erwähnten Quarzdrusen, sondern auch zum
Teile (so z. B. bei den Vorkommnissen des alten, fast ganz ver-
brochenen Stollens) die Fluoritkristalle mit einer Schichte von
chalzedonartigem Quarzit überzogen sind. Diese Schichte ist oft
nur papierdünn; wo sie abgesprengt wird, schimmert der ganz
frische, lebhaft glänzende Fluorit hervor. Ich fand jedoch auch
Stücke, bei denen der Fluorit bis auf die kieselige Hülle voll-
ständig wieder verschwunden ist, so daß hohle Chalzedonwürfel
oder nur Abdrücke von Fluoritwürfeln im Quarz übrig geblieben
sind. In diesen Hohlräumen hat sich mitunter abermals Chalzedon
in kleinen, traubigen Aggregaten, ausnahmsweise auch ein jün-
gerer Baryt in Aggregaten säulenförmiger Kristalle angesiedelt.
In dem im Volksmunde als „Stříbrná zmola“ (Silber-
schlucht) bezeichneten Wasserriß treten die Barytgänge nicht bloß
im Quarzit, sondern auch im Kalkstein auf, der hier allerdings
nur eine geringe Mächtigkeit zu besitzen scheint. Die Gangfüllung
besteht hier zum Teile aus einem brekzienartigen Gemenge von
fleischrotem Baryt mit gelblichweißem und braunem Kalzit, sowie
mit Quarz, ähnlich gewissen Vorkommnissen des Kwietnitzagebietes.
Die Gänge enthalten hier auch Spuren von Erzen, und zwar Kupfer-
kies, Bleiglanz und Zinkblende. Ich fand auch eine Kalksteinbrekzie,
in welcher scharfkantige Bruchstücke des dunkelgrauen Schiefer- .
hé W
|
kalkes durch Kalzit verkittet sind, welcher in Hohlräumen ziemlich ©
große Kristalle (Skalenoeder) bildet; die Hohlräume selbst wurden
später-durch reichliche Quarzauscheidungen ganz ausgefüllt.
43
Die Annahme der Abscheidung des Baryts aus aufsteigenden
Wässern, die auch die Metallsalzlösungen, aus denen sich in den
Gangspalten die sulfidischen Erze niedergeschlagen haben,: mit sich
führten, bietet für die Vorkommnisse des Weißbachtales die einzig
mögliche Erklärung ihrer Genesis. Eine Bildung der Barytgänge
durch Lateralsekretion ist in dem rein kieseligen, höchstens hie und
da etwas eisenschüssigen Quarzit ganz ausgeschlossen, ebenso eine
Infiltration von oben. An einer der Gangspalten fand ich, ähnlich
wie auf der Kwietnitza, die Liegendwand geglättet, und zwar
genau in der Weise, wie fließendes Wasser Felswände zu glätten
pflegt; solche Glättungen wären bei Gängen, deren Füllung auf
thermale Prozesse zurückzuführen ist, jedenfalls viel häufiger zu
beobachten, wenn nicht die Salbänder zumeist von sehr fest an-
haftenden Mineralausscheidungen bedeckt wären. Auch die ge-
- schilderten Chalzedonperimorphosen, die Bildung von Kieseleisen-
steinen (die seinerzeit bei Laschanko, unweit von Marschow, berg-
© männisch abgebaut und im ,Schmelzhüttental“ verhüttet wurden),
die teilweise „Kaolinisierung“ der Serizitgneise, das Vorkommen
von Fluorit sowie endlich die allerdings nur sehr bescheidene
Erzführung sind lauter Erscheinungen, die sehr gut in den Rahmen
der „thermalen Prozesse“ hineinpassen.
Auf das Weißbachtal beziehen sich wohl auch die meisten
Mineralvorkommnisse, für welche in der Literatur als Fundorte
Jawurek und Domaschow angegeben werden.
Der kleine Ort Jawurek liegt auf der Hochfläche, die sich
südlich vom Weißbachtal ausbreitet; die Entfernung von dem ge-
nannten Tale beträgt — in der Luftlinie gemessen — kaum
1 Kilometer. In der Literatur wird, wie bereits flüchtig. bemerkt
wurde, die in Rede stehende Lokalität nicht immer scharf von
Jaworek bei Ingrowitz (s. S. 29), woselbst ebenfalls Erzgänge
auftreten, unterschieden, so daß sich bezüglich einzelner Mineral-
vorkommnisse eine gewisse Unsicherheit ergibt. Das offizielle Orts-
register von Mähren und Schlesien, das „Postlexikon“ sowie das
. „Mineralogische Lexikon“ von V. v. Zepharovich unterscheiden
_Jaworek (im Bezirk Neustadtl) von Jawurek (im Bezirke Eiben-
schitz), worauf jedoch die meisten deutschen Autoren nicht die
gebührende Rücksicht genommen haben; in tschechisch geschrie-
benen Arbeiten werden überdies sehr häufig beide Ortschaften in
gleicher Weise, nämlich „Javürek“, geschrieben, so daß es mit-
M
unter gar nicht zu entscheiden ist, welcher Ort eigentlich gemeint
wird. F. Kolenati führt Baryt bloß von Jaworek an, fügt aber
in der Klammer den Namen „Javurek“ hinzu; da er jedoch in der
„Übersicht der Fundorte und deren Mineralien“ bei den einzelnen
Ortschaften auch das Generalstabskartenblatt angibt, auf welchem
die betreffende Lokalität zu suchen ist, so kann kein Zweifel dar-
über bestehen, daß es sich um Jaworek im Bezirke Neustadtl
handelt. In der Sammlung des mährischen Landesmuseums (loc.
cit. S. 106) befinden sich aber auch einige Belegstücke für das
schon von F. Dvorsky erwähnte Vorkommen von Baryt bei Ja-
wurek im Bezirk Eibenschitz; die Originaletikette gibt (in tsche-
chischer Sprache) als nähere Fundstätte an: „bei der Schmelzhütte
hinter dem Jiigerhause“. Nun liegen aber sowohl die schon seit
langer Zeit aufgelassene, auf der Generalstabskarte aber noch ver-
zeichnete „Schmelzhütte“, als auch das zu Jawurek gehörige Jäger- -
haus nicht auf dem die Ortschaft Jawurek tragenden Hochplateau,
sondern in der Sohle des Weißbachtales, so daß es wohl richtiger -
ist, das letztere als eigentliche Fundstätte des Baryts von Jawurek
“anzugeben. Es entfällt dann auch die unliebsame Verwechslung mit
Jaworek im Bezirk Neustadtl, von wo das mährische Landesmuseum
ebenfalls einige Barytstufen besitzt, deren Originaletiketten jedoch
als Fundort „Jawurek“, ohne nähere Bezeichnung, angeben.
Zum Unterschiede von den bereits beschriebenen Vorkomm-
nissen von Jaworek ist der Baryt aus der Umgebung der Schmelz-
hütte im Weißbachtale mit stark eisenschüssigem (limonitischem)
Quarzit verknüpft, welcher lebhaft an die „Kieseleisensteine“ von
Laschanko erinnert. Der Baryt selbst ist gelblichweiß bis nahezu
farblos, strahlig-blättrig und entsendet die freien Kristallenden in
den erwähnten limonitischen Quarzit, der hier sonach als jüngere
Bildung erscheint.
Der Ort Domaschow liegt etwa 1'5 km südwestlich von Ja-
wurek, vom Weißbachtal in der Luftlinie etwa 2:5 km entfernt.
F. Kolenati führt (loc. cit.) von dieser Lokalität eine ganze
Reihe von Mineralien an, darunter Eisen-; Blei- und Kupfererze,
Zinkblende und Baryt. Bei der Aufzählung der Barytvorkomm-
nisse (loc. cit. S. 22) wird die Fundstelle nicht näher bezeichnet,
wohl aber heißt es bei den Kupferkiesfundstätten (loc. cit. S. 79):
„mit Baryt von der Stanka-Mühle und Koutj oder dem St. Anna-
Stollen bei Domaschow“. Bei den Bleiglanzvorkommnissen (loc.
45
eit. 8.77) wird die „St. Anna-Zeche bei der Stanker Mühle‘ ge-
nannt, so daß wir über die Situation des Bergbaues, aus welchem
der „Baryt von Domaschow‘ stammt, ziemlich genau orientiert
sind. Die „Stanka-Mühle‘ liegt nämlich ebenfalls noch im Weil-
bachtale, und zwar in der nordwestlichen Fortsetzung desselben,
auf welche allerdings die Bezeichnung Weißbachtal gewöhnlich
nicht mehr angewendet wird; auch der das Tal durchfließende
Bach wird in diesem Abschnitte nicht als ‚Weißer Bach“, sondern
als Bittischka-Bach bezeichnet. Die Entfernung der Fundstätte
„bei der Stanka-Mühle‘ von Domaschow beträgt — in der Luft-
linie gemessen — etwa 46 km, während andere Ortschaften viel
näher liegen (so z. B. Marschow etwas über 3 km, das bereits be-
schriebene Swatoslau 2°5 km, das Dorf Radoschkow gar nur 1km,
alles in der Luftlinie gemessen).
Mir liegt (in der Sammlung der k. k. deutschen technischen
Hochschule) eine Anzahl von Erzstufen vor, als deren Fundort
„Domaschow“ angegeben ist, die aber offenbar aus der oben er-
wähnten St. Anna-Zeche stammen. Eine dieser Stufen besteht aus
einem Gemenge von vorherrschender, braunschwarzer Zinkblende
mit etwas Bleiglanz und Kupferkies; in einem mit Limonit aus-
gekleideten Hohlraum finden sich ziemlich zahlreiche, sehr dünne,
säulenförmige, an den Enden undeutlich begrenzte Kristalle, die
eine gelblichweiße Farbe besitzen und Barytkristallen sehr ähnlich
sehen, bei näherer Untersuchung jedoch als Quarz erkannt wurden.
- Eine zweite Stufe ist wesentlich ein Gemenge von spätigem, weißem
Baryt mit Quarz und zahlreichen Einsprengungen von Kupferkies,
Kupferglanz und Bleiglanz; hie und da sind in kleinen Hohl-
ráumeň sehr kleine, tafelförmige Barytkristalle teilweise frei aus-
gebildet. Einzelne Brocken von ,,Phyllit“ machen es wahrscheinlich,
daß wir es auch hier mit einer Gangbrekzie zu tun haben.
Zwei weitere Stufen bestehen aus demselben phyllitartigen
Gestein, welches in der zuletzt erwähnten Gangbrekzie vorkommt,
und zeigen reiche „Imprägnation“ mit gelber bis brauner, grob-
körniger Zinkblende und etwas Bleiglanz. Die Erze erfüllen auch
die haarfeinen Fugen, die das Gestein quer zu seiner Schieferung
durchziehen, treten aber hie und da auch in einzelnen Lagen
parallel zur letzteren auf, so daß sie auf dem Querbruche wie
primäre Einschlüsse aussehen; offenbar handelt es sich aber nur
um Erzausscheidungen in Gesteinspartien, die bei der Entstehung
46
der Gangspalten ein wenig aufgeblättert wurden. Die’ reicheren
Erzmassen sind bei den beiden zuletzt erwähnten Stufen von
weißem, spätigem Baryt durchtrümert; der Baryt tritt aber auch
hier als Begleiter der Erze, als „Gangmineral‘ auf, doch scheint
eine Ausscheidung desselben in größeren Mengen nicht stattgefun-
den zu haben.
Das phyllitartige Gestein, welches augenscheinlich ein meta-
morphes klastisches Sediment ist, bildet ohne Zweifel das Neben-
gestein der Erzgänge; da sowohl dieses Gestein als auch die Erz-
führung nicht ganz identisch sind mit jenen bei der Schmelzhütte
oder bei den von mir beschriebenen Fundstellen des Weißbach-
tales, so erscheint es mir auch nicht zweckmäßig, die Lokalitäten
Jawurek und Domaschow ohne weiteres zu identifizieren, wie dies
z. B. F. Slavík in seiner Schrift: „Zur Mineralogie Mährens“
(Zentralbl. f. Miner. ete., 1904, S. 355), die wesentlich eine kriti-
sche Besprechung von K. Schirmeisens bereits zitiertem
„Systemat. Verzeichnis‘ ist, getan hat!). Die Vorkommnisse sind
ja gewiß in genetischer Beziehung einander sehr nahestehend, aber
sie gehören nicht, wie etwa die Vorkommnisse von Stiepanau-
Tischnowitz, einem und demselben Gangsystem, sondern mehreren
untereinander zwar parallel verlaufenden, aber doch voneinander
mehr oder weniger unabhängigen Gangsystemen an. Wenn z. B.
ein auswärtiger Mineraloge die Erz- oder Barytvorkommnisse von
Domaschow studieren wollte, würde er sich höchstwahrscheinlich
zunächst nach dem genannten Orte begeben, dort jedoch nach den
Spuren der alten Bergbaue vergeblich suchen. Ich möchte deshalb
empfehlen, die hier beschriebenen Fundstätten topographisch zu-
nächst durch die allgemeine Bezeichnung „Weibbachtal“ (oder
„Schmelzhittental““) und genauer durch Hinzufügung der eigent-
1) Hingegen hat Slavık mit Recht die Vorkommnisse von Bleiglanz
und anderen Erzen, für welche Schirmeisen die Fundorte „Eichhorn“
oder „Bittischka“ angibt, auf das Weißbachtal (beziehungsweise die Lokalitäten
Domaschow und Jawurek) bezogen, Bei dem von Schirmeisen (loc. cit.
S.9) erwähnten, in der Sammlung der k. k. deutschen technischen Hochschule
aufbewahrten Stück Bleiglanz von „Eichhorn“ liegt ein alter, anscheinend vom
Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts stammender Zettel, in welchem
es heißt: „Silberhältiger Bleyglantz, so in einem von dem zur Herrschaft
Eychorn gehörigen Dorfe Jawurek gegen Norden beinahe 500 Klafter weit
angelegten Stollen herausgefördert wird.“ Es handelt sich also ohne Zweifel
um einen Stollen im Weißbachtal.
var wine: ©
47
lichen Fundstätte (z. B. „südlich von Marschow“, ‚bei der Schmelz-
hütte“, „bei der Stanka-Mühle‘‘) zu fixieren.
V. v. Zepharovich erwähnt (loc. cit. I. Bd., S. 157) unter
Berufung auf E. F. Glockers „Mineralogische Jahreshefte für
die Jahre 1831—1837** (Nürnberg, 1835—1841) das Vorkommen
von grobkörnigem Galenit mit Siderit, Kalzit, Baryt und brauner
Blende bei Schwarzkirchen. Dieser Ort liegt bereits im Per-
mokarbon der als „Boskowitzer Furche‘‘ bekannten Grabensenkung,
etwa 3:5 km nordnordöstlich von Rossitz, in einem flachwelligen,
fast ausschließlich mit Feldkulturen bestandenen Terrain. Wenn
auch F. Kolenati (loc. cit. S. 83) aus dem Georgsschacht von
Rossitz braune Zinkblende erwähnt, die angeblich teils als dünn-
schichtige „Unterlage des Spateisensteins“, teils „in Adern des
grünlichen, quarzreichen Chloritschiefers oder Talkquarzites“ auf-
tritt, so ist doch das Vorkommen von Erzgängen bei Schwarz-
kirchen für jeden, der die nähere Umgebung dieses Ortes kennt,
von vorneherein sehr unwahrscheinlich'). Geht man der von
Zepharovich angegebenen Quelle nach, so findet man, daß
E. F. Glocker (loc. cit. II. Bd., S. 520) den Baryt als Begleiter
der oben genannten sulfidischen Erze nicht bei Schwarz-
kirchen, sondern „bei Domaschow, eine Stunde von
Schwarzkirchen“, gefunden hat. Die Ungenauigkeit der Fund-
angabe fällt also dem Verfasser des „Mineralog. Lexikons‘ zur
Last und Schwarzkirchen ist aus der Liste der mährischen Baryt-
fundstätten zu streichen.
9. Lacznow bei Lissitz (Bezirk Kunstadt).
Von diesem Fundorte wird Baryt als Begleiter von Bleiglanz
schon bei F. Kolenati (loc. cit. S. 22) genannt. Desgleichen er-
wähnte J. Melion (loc. cit. S. 155) „weißen, spätigen Baryt auf
Chloritschiefer mit Eisenocker und Bleiglanz‘ von Lacznow bei
Lissitz. Auch hier bestand ein alter Bergbau auf silberhaltigen
1) Auch das Vorkoramen der Zinkblende im Rossitzer Karbon ist sehr
. unsicher, da W. Helmhacker, welcher die Mineralvorkommnisse des
Rossitz-Oslawaner Karbons sehr eingehend studiert hat, in seiner bereits zi-
— tierten Abhandlung (S. 206) ganz ausdrücklich bemerkt, daß er selbst Zink-
- blende nicht aufgefunden habe und daß die von Kolenati erwähnten Ge-
… steine (Chloritschiefer oder Talkquarzschiefer) aus dem Rossitzer Steinkohlen-
. becken gar nicht bekannt seien.
48
Bleiglanz, der nach mehrfachen Versuchen, ihn wieder neu zu beleben,
schon am Anfang des 19. Jahrhunderts endgültig aufgelassen wurde.
Die mir vorliegenden Erzstufen zeigen nur zum Teil eine
Durchtrümmerung mit weißem, blätterigem Baryt, der hie und da
auch in kleinen, undeutlich ausgebildeten und mit Limonit über-
zogenen Kristalltafeln auftritt. Der Bleiglanz findet sich teils im
Limonit, teils im feinkörnigen Kalzit oder einem körnigen Gemenge
von reinem Kalzit und eisenhaltigem Kalzit. Geologisch fallen die
Erzlagerstätten von Lacznow in die nordnordöstliche Fortsetzung
der phyllitischen Zone von Tischnowitz. Die Limonitbildung hat
E. F. Glocker (in Poggendorfs Annalen, Bd. 90)!) auf eine
Umwandlung von Pyrit zurückgeführt; da einige Stufen die
Limonitisierung des feinkörnigen Kalksteins — der hier wie in
der Umgebung von Tischnowitz, Einlagerungen in der phylli-
tischen Gesteinsserie bildet — erkennen lassen, so könnte man
vielleicht die Genesis der gesamten Lagerstätte, also auch des
hier auftretenden Baryts, durch metasomatische Prozesse erklären.
Die immerhin ziemlich reiche Bleierzfihrung — der Tradition
nach soll ja seinerzeit bei Lacznow auch ein Bergbau auf Silber
(silberhaltigen Bleiglanz) bestanden haben — deutet jedoch eher
auf Erzgänge und ist daher wohl auf Thermalwässer zurück-
zuführen, die ja selbstverständlich auch an metasomatischen Vor-
gängen beteiligt sein können.
10. Biskupitz (Bezirk Gewitsch).
Bläulich- bis graulichweißen, „etwas körnigen“ Baryt von
Biskupitz bei Gewitsch finden wir bei F. Kolenati (loc. cit.
S. 22) erwähnt; von den „Biskupitzer Halden““, offenbar den Resten
eines alten Bergbaues, werden überdies (loc. cit. S. 83) Zinkblende .
und Bleiglanz angegeben. Mir liegt nur eine einzige Stufe vor
(aus der Sammlung der k. k. deutschen technischen Hochschule),
die durchaus aus feinkörnigem, marmorähnlichem Baryt besteht
der im allgemeinen eine weiße Farbe besitzt, an vielen Stellen
jedoch durch eingestreute dunkle Erzteilchen (wohl Galenit) bläulich-
grau gefärbt erscheint; auf Kluftflächen haben sich Limonithäute
ausgeschieden.
1) Zitiert in K.v. Zepharovic h, Mineralog. Lexikon, I, S. 334. Ich
fand an der zitierten Stelle keine Abhandlung von E. F. Glocker.
49
Über das Vorkommen selbst ist nichts Näheres bekannt; es
dürfte auch kaum mehr der Beobachtung zugänglich sein, da
E. Tietzein seiner eingehenden Beschreibung der „geognostischen
Verhältnisse der Gegend von Landskron und Gewitsch“ (Jahrb.
d. k. k. geol. Reichsanst. 1901, 51. Bd., S. 317— 730) auch die Um-
gebung von Biskupitz bespricht, die dortigen Erzvorkommnisse
jedoch mit keinem Worte erwähnt. Ich glaube annehmen zu dürfen,
dal es sich auch hier um Erzgänge handelt, die wahrscheinlich in
den Gneisen aufsetzen, welche hier die Unterlage des Paläozoikums
(Devon, Kulm und Rotliegendes) bilden.
11. Bohutin (Bezirk Máhr.-Schónberg).
In dem Gneisgebiete zwischen Radomühl und Bohutin, west-
lich von Mähr.-Schönberg, bestanden seinerzeit Bergbaue auf
Kupfererze (Kupferkies, Malachit), die von Baryt begleitet waren.
Die Barytausscheidung scheint hier ziemlich ansehnlich gewesen
zu sein, denn die mir vorliegenden Stufen bestehen durchaus aus
spätigem Baryt von weißer bis bläulichweißer Farbe mit sehr
spärlichen Einsprengungen von Kupferkies; Kluftflächen und kleine
Hohlräume sind mit Limonithäuten überzogen. Die Spaltflächen
erscheinen mehr oder weniger stark gekrümmt und besitzen zu-
meist einen schwachen Perlmutterglanz, der sonst dem Baryt fremd
ist. Ein im Besitze des Herrn Dr.E. Burkart in Brünn befind-
liches Stück ist zum Teile von chalzedonähnlichem Quarz durch-
wachsen.
12. Altstadt-Heinzendorf.
Der Ort Altstadt in Nordmähren, im Quellgebiete der March
gelegen, genoß vor Jahrhunderten den Ruf einer bedeutenden
Bergstadt. Auf dem etwa 2 km südwestlich von Altstadt bis zu
einer Seehöhe von 686 72 aufsteigenden Mühlberg bestanden seiner-
-zeit Bergbaue auf silberhaltigen Bleiglanz, Antimonit, Zinkblende,
Kobalt- und Nickelkies. Die Erze traten hier in Gängen von
nur geringer Mächtigkeit auf und waren zum Teile von Baryt
begleitet.
In der Literatur wird als Fundstätte der genannten Erze
zumeist „Heinzendorf bei Goldenstein“, der „Mühlberg bei Heinzen-
dorf“ oder auch der „Mühlberg bei Altstadt“ angegeben. Der ge-
nannte Berg ist von Heinzendorf genau so weit entfernt wie von
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XI, 4
=.
50
Altstadt; da jedoch der letztgenannte Ort bedeutend größer ist
als Heinzendorf, so dürfte es sich empfehlen, die Mineralvorkomm-
nisse dieser Gegend nach ihm zu benennen, wodurch auch etwaige
Doppelbenennungen einer und derselben Lokalität (wie z. B. bei
K. Schirmeisen, loc. cit. S. 10, Vorkommen des Linneits)
sowie Verwechslungen mit dem weiter südlich gelegenen ,,Heinzen-
dorf bei Ullersdorf“ vermieden werden. Auch die Vorkommnisse
von Kratzdorf (unterhalb des Mühlberges, etwa 3 km südsüdwest-
lich von Altstadt gelegen) sind wahrscheinlich zum Teile auf den
Mühlberg bei Altstadt zu beziehen.
F. Kolenati gibt (loc. cit. S. 77) an, daß der Antimonit
von Heinzendorf bei Goldenstein „oft mit lichtgelbem, spätigem
Baryt“ vorkomme. Die mir vorliegenden Erzstufen führen wohl
keinen Baryt, doch darf deshalb die ganz bestimmte Angabe Ko-
lenatis nicht bezweifelt werden. Auch A. Oborny führt in
seiner Abhandlung: „Skizzen als Beiträge zu den geognostischen
und mineralogischen Verhältnissen des mährischen Gesenkes“ (Ver-
handl. d. naturf. Ver. in Brünn, III, 1864, S. 41) den Baryt unter
jenen Mineralien an, die früher bei Altstadt gefunden wurden, aber
„jetzt kaum mehr nachweisbar“ sind. F. Kretschmer erwähnt
in einem kurzen Anhange an seine Beschreibung der „Graphit-
ablagerung bei Mähr.-Altstadt-Goldenstein‘“ (Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanstalt, 1897, S. 55), daß der Antimonit und verschiedene
andere Erze führende, nur 15—30 cm mächtige Gang des Mühl-
berges bei Altstadt „zuweilen auch Baryt“ führt; der Baryt tritt
also auch hier als „Gangmineral“ auf.
b) In der Brünner Eruptivmasse.
Schebetein bei Brünn.
Die nähere Umgebung von Schebetein — etwa 9 km westlich
von Brünn — wird durchaus von Granitit gebildet, in welchem
jedoch nur sehr wenige natürliche Aufschlüsse vorhanden sind. In
neuester Zeit wurde auf dem nördlich von Schebetein sich aus-
breitenden und gegen die vom Wrbowetzbach eingerissene Schlucht
abfallenden Plateau zur Gewinnung von Straßenbaumaterial ein
kleiner Steinbruch eröffnet, durch den ein sehr interessantes Baryt-
vorkommen aufgeschlossen wurde. Der Granitit ist hier ziemlich
grobkörnig, sehr arm an Glimmer und durch einen auffallend rot
|
P
ol
gefärbten Feldspat ausgezeichnet. Zahlreiche, zumeist mit grünlich-
grauen, tonigen Zersetzungsprodukten ausgefüllte Klüfte durch-
ziehen das Gestein nach allen Richtungen und erleichtern seinen
Abbau. Außer diesen ganz unregelmäßig verlaufenden und mit-
einander zusammenhängenden Klüften treten auch noch Spalten
auf, die ziemlich regelmäßig verlaufen; sie streichen ungefähr in
der Richtung von NW—SO und fallen sehr steil (etwa 70°) gegen
SW ein. Sie entsprechen also annähernd der Streichrichtung der
barytführenden Gänge der Umgebung von Tischnowitz und bilden
möglicherweise die Fortsetzung dieses Gangsystems, welches sich,
wie wir gesehen haben, auch auf der entgegengesetzten Seite in
das alte Bergbaugebiet von Stiepanau-Borowetz verfolgen läßt.
Die Klüfte des Granitits sind im Schebeteiner Steinbruche,
der jetzt, nachdem der Straßenbau nach Schwarzkirchen beendet
ist, wieder außer Betrieb gesetzt wurde, zum Teile mit chalzedon-
artigem Quarz, zumeist jedoch mit Baryt ausgefüllt. Die Kluft-
ausfüllungen erscheinen oft nur als dünne Adern, schwellen aber
mitunter zu einer Mächtigkeit von mehreren Dezimetern an; den
Hauptgang fand ich 70—80 em mächtig: Die Gangfüllung ist in
der Regel vom Nebengestein ganz scharf abgesetzt und besteht aus
sehr feinkörnigem bis ganz dichtem, nur ausnahmsweise grobspäti-
gem Baryt von vorwiegend gelblichweiber bis rötlichgelber oder
braungelber Farbe. Der dichte Baryt zeigt gewöhnlich eine den
Salbändern ungefähr parallel verlaufende Bänderung, ganz in der
Art gewisser Kalksintervorkommnisse; deutliche Kristalle treten
nur äußerst selten in kleinen Hohlräumen auf.
Besonders bemerkenswert ist hier die Vergesellschaftung des
Baryts mit violettem Fluorit. Im spätigen Baryt bildet der letztere
idiomorphe Einschlüsse, die sich durch ihre dunkelviolette Farbe
von dem rötlichgelben Grundgestein sehr wirkungsvoll abheben; der
Fluorit erscheint sonach hier — ähnlich wie im Weißbachtale —
- im Vergleiche zum Baryt als eine etwas ältere Bildung. Ich be-
sitze ein Handstück des Granits, in welchem eine bis 0'8 cm an-
schwellende Kluftausfüllung nachstehende Ausscheidungsfolge er-
- kennen läßt: an den Salbändern dichter, chalzedonartiger Quarz,
à
4
dann beiderseits je eine Lage von körnigem, dunkelviolettem Fluorit
und endlich in der Mitte ein Streifen von sehr feinkörnigem, röt-
lichem Baryt. Auch hier ist also der Fluorit ohne Zweifel etwas
älter als der Baryt; im dichten Baryt hingegen tritt häufig ein
52
ebenfalls nahezu dichter Fluorit in unregelmäßigen Streifen und
wolkigen Flecken auf, die unzweifelhaft auf die gleichzeitige
Ausscheidung der beiden Mineralien hinweisen. Nicht selten häufen
sich die Fluoritstreifen an den Salbändern der Barytgänge, aber
sie erscheinen auch mitten in der Barytmasse und mitunter so ver-
waschen, daß sich eine scharfe Grenze zwischen den beiden Mine-
ralien gar nicht deutlich erkennen läßt.
Erze kommen im Baryt von Schebetein nur in Spuren vor;
ich beobachtete vereinzelte kleine Einschlüsse von Bleiglanz und
hie und da — auch im Granit — Anflüge von Malachit. Immer- —
hin sind wohl auch die Schebeteiner Barytgänge als vertaubte
Erzgänge aufzufassen. Der Baryt wurde zusammen mit dem Granit
für Straßenbauzwecke verwendet und große Blöcke des schönen,
dichten, von violetten Fluoritadern durchzogenen Gesteins sind ©
dem Fundament der Straße Schebetein—Schwarzkirchen eingefügt
worden.
c) Im Paläozoikum des sudetischen Gebietes. |
Rippau (Bezirk Müglitz).
Der Ort Rippau liegt bloß etwas über 2 km westlich von
Kwittein zum größten Teile in einem Phyllitgebiete, welches sich
von dem Kwitteiner durch das Auftreten zahlreicher Diabas-
durchbrüche sowie durch Einlagerungen von Kalkphylliten und
eigentümlichen Schiefergneisen unterscheidet. In südlicher Rich-
tung schließen sich an diese paläozoischen (nach F. Kretsch-.
mer dem Unterdevon angehörigen) Ablagerungen grünliche Grau-
wacken und Konglomerate, welche einem tieferen Niveau der
schon bei der Besprechung des Kwitteiner Barytvorkommens er
wähnten devonischen Grauwacken entsprechen. Im „Rnpuner,
Grund“, einer schmalen Talfurche, die vom östlichen Ende des
Ortes Rippau in nahezu südlicher Richtung gegen das Tal des
Mirowkabaches (den „Mürauer Grund“) verläuft, finden sich deut=,
liche Reste (verbrochene Schächte und Stollen, Schurfgräben un
Halden) eines alten Bergbaues, auf welchen auch noch die unter
den Bewohnern übliche Bezeichnung der Lokalität als „Silber-
gruben“ hinweist. | |
Nach F.Kretschmer(Jahrb.d.k.k.geolog. Reichsanst., 1902, |
52. Bd. S. 426) treten hier Bleierzlager auf, die im wesentlichen ke,
|
makrokristallinischem und dichtem Baryt mit eingesprengtem, silber-
haltigem Bleiglanz, untergeordnetem Siderit und dessen Oxydations-
produkten (Limonit und Hämatit) nebst Kalkspat und Quarz bestehen.
- Die alten Grubenbaue sind derzeit leider fast ganz unzugänglich; drei
verbrochene Schächte sind nur auf eine geringe Tiefe fahrbar, so daß
es nicht möglich ist, den geologischen Charakter der Lagerstätte
mit Sicherheit festzustellen. F. Kretschmer weist auf den Um-
stand hin, daß die Anordnung der Einbaue in einer geraden, nach
h 12 normal auf das allgemeine Streichen der Grauwacke streichen-
den Linie auf eine gangförmige Lagerstätte schließen ließe,
‚daß aber doch, da „an den Haldenresten nirgends eine Krustifika-
tion der konstituierenden Mineralien wahrzunehmen ist“, die An-
nahme mehrerer, zum allgemeinen Streichen (nach h 6 bis 4 18)
paralleler, nahe beieinander liegender Lager an Wahrscheinlich-
keit gewinne.
Da die Rippauer Barytvorkommnisse einem etwas tieferen
Niveau angehören als die Kwitteiner, in den letzteren überdies
der Bleiglanz gänzlich fehlt, so scheint mir ein Schluß auf die
analoge Genesis der beiden Lagerstätten nicht ganz gerechtfertigt
zu sein. Ob auch den Rippauer Grauwacken Kalklager mit pri-
märem Baryumgehalt eingeschaltet sind, wissen wir nicht; aufge-
schlossen sind sie gewil) nicht, sonst würde sie der gewissenhafte
Kretschmer konstatiert haben. Wenn man trotzdem für die
Barytlagerstätte von Rippau einen metasomatischen Ursprung an-
nehmen wollte, so wäre immer noch das Vorkommen von Bleiglanz
zu erklären. Da dasselbe wohl kaum auf die einfache ,,metasoma-
tische Anreicherung“ eines primären Bleigehaltes der devonischen
Grauwacken zurückgeführt werden kann, so dürfte die barytische
Bleierzlagerstätte von Rippau meiner Ansicht nach als gang-
förmig anzunehmen sein, und dies um so eher, als auch für
andere Bleiglanzvorkommnisse im Paläozoikum (Devon und Kulm)
' des sudetischen Vorlandes das gangförmige Auftreten sichergestellt
ist. Von den zahlreichen Lokalitäten dieses Gebietes, an denen
ehemals Bergbaue auf silberhaltigen Bleiglanz bestanden, sind die
Lagerstättenverhältnisse leider nur sehr unvollständig bekannt und
es läßt sich auch nicht nachweisen, daß die Erze überall von
: Baryt begleitet sind; bei den schlesischen Vorkommnissen scheint
dies zumeist der Fall zu sein, denn Zinkblende „teils in quarziges
© Gestein, teils in Schwerspat eingesprengt“ erwähnte schon
D4
E. F. Glocker (Mineralog. Jahreshefte, IT. Bd., S. 520 und
S. 593) von Bennisch!) und auch von Zuckmantel ist das Vor-
kommen des Baryts als Begleiter der Erze schon ziemlich lange
bekannt. Bauwürdige Barytlager scheinen im sudetischen Paläo-
zoikum nirgends vorzukommen.
d) Im Jura von Olomutschan.
In den „Mitteilungen d. k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur
Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“, 1825,
S. 175, wird „Cölestin“ von Olomutschan erwähnt. Das Vorkommen
wurde von dem damaligen Architekten K. Rudezinsky entdeckt
und von W.Hruschka beschrieben. Der letztgenannte, um die
Mineralogie Mährens sehr verdiente Forscher sagt darüber folgen-
des: „Er (der Cólestin) kommt derb, sehr ausgezeichnet blättrig,
blaß berlinerblau und bläulichweiß in einer Gebirgsart, die aus
Kalkspat, Töpferton und Quarzkörnern besteht, eingewachsen vor.
Der Ton, in welchem der Cülestin vorkommt, liegt auf Über-
gangskalk“. |
Schon F. Kolenati hat (loc. cit. S. 22) den vermeintlichen
Cölestin von Olomutschan ganz richtig als Baryt erkannt; als
Fundstelle nennt er den „„Aloisi-Stollen“. Da bei Olomutschan,
beziehungsweise Ruditz?) nur auf Brauneisenstein und feuerfesten
Ton gebaut wurde, welche sich hier in dolinenartigen, mitunter
aber als ,,Naturschächte‘ zu bezeichnenden Vertiefungen des Devon-
kalksteins vorfinden und nach den eingeschlossenen Fossilien dem
weißen Jura angehören, so handelt es sich bei dem oben erwähnten
Stollen ohne Zweifel um eine jener ziemlich zahlreichen Strecken,
die von den in den einzelnen Tonlagern angelegten, bis 120 m
tiefen Schächten aus gegen die Peripherie der „Mulden“ getrieben
worden sind. Auch aus der kurzen Beschreibung W.Hruschkas
geht unzweifelhaft hervor, daß der Baryt innerhalb der dem
Jura angehörigen Ausfüllungsmassen der früher erwähnten Hohl-
1) F. Kolenati nennt (loc. cit. S. 94) Bennisch bloß als Fundort für
Magneteisenerz; die Glockersche Notiz war ihm offenbar entgangen.
?) Dies dürfte wohl die zutreffendere Fundortsbezeichnung sein. Der Ort
Ruditz ist von Olomutschan kaum 4km entfernt und wenn auch einzelne der
alten Eisensteingruben bis in die Nähe von Olomutschan reichen, so wird das
Erzvorkommen doch seit jeher mit der Ortschaft Ruditz verknüpft.
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räume des „Úbergangskalkes“ gefunden wurde. Es ist deshalb nicht
ganz richtig, wenn F. Slavik in der kritischen Schrift: „Zur
Mineralogie Mährens“ (loc. cit. S. 359) angibt, dab der Baryt von
Olomutschan „Trümmer im zersetzten roten Quarzdiorit“ !) bildet;
das Gestein, in welchem der Baryt gangförmig eingeschlossen er-
scheint, ist zwar rot gefärbt und auf den ersten Blick dem durch
roten Orthoklas ausgezeichneten Granitit der Brünner Eruptiv-
masse etwas ähnlich, erweist sich jedoch bei näherer Unter-
suchung als ein grober, eisenschüssiger Sand, wie er nach Ed.Hor-
livy („Über das Vorkommen der Brauneisensteine und des feuer-
festen Tones in Ruditz bei Blansko in Mähren“; Zeitschr. d. berg-
und hüttenmänn. Vereines f. Steiermark und Kärnten, 1880) in
verschiedenen Horizonten der erzführenden Tonlager von Ruditz
vorkommt. Der ziemlich reichlich auftretende Biotit deutet darauf
hin, daß dieser Sand wesentlich aus umgelagertem Granititgrus
entstanden ist. |
Das in der Sammlung der k. k. deutschen technischen Hoch-
schule befindliche Belegstück entspricht der Beschreibung Kole-
natis, welcher den Baryt von Olomutschan als „gelb und bläu-
lich“ bezeichnet. Auf einer Seite des Stückes sieht man eine 2°5 em
mächtige Kluft von kristallinischem Kalzit erfüllt, welcher in der
Mitte farblos bis weiß, an den Salbändern jedoch gelblich gefärbt
ist. Diesen gelblichen Kalzit?) hat Kolenati anscheinend auch
für Baryt gehalten, doch muß ich bemerken, daß an einer Stelle
tatsächlich auch der Baryt eine gelbliche Farbe besitzt. Der
letztere erscheint auf der andern Seite des Stückes in unregel-
mäßig begrenzten Partien als Einschluß im Kalzit, der hier durch
Schnüre des rötlichen Nebengesteins verunreinigt ist. Der Baryt
besitzt eine bläulichweiße Farbe (daher auch die ursprüngliche
Verwechslung mit Cölestin), wird jedoch stellenweise nahezu farblos
und ist spätig; bloß an einer Stelle fand ich in einem kleinen
Hohlraum einige winzige Kriställchen.
Kalzit und Baryt erscheinen hier deutlich als Kluftausfül-
lungen. Da die Eisenerze und feuerfesten Ton enthaltenden Jura-
1) Es handelt sich da wohl nur um einen Lapsus calami, da es
einen roten Quarzdiorit gar nicht gibt.
2) Daß es sich hier um Kalzit handelt, wurde schon von F. Slavik,
welcher Gelegenheit hatte, das in Rede stehende Stück zu untersuchen, in
seiner Schrift: „Zur Mineralogie Mährens“ (loc. cit. 8.359) nachgewiesen.
96
ablagerungen vorwiegend kieselige Sedimente sind, so ist eine Aus-
scheidung des Kalzits und somit auch des Baryts durch Lateral-
sekretion nicht anzunehmen. Viel wahrscheinlicher ist eine Aus-
scheidung aus aufsteigenden Wässern, die möglicherweise auch an
der sehr eigentümlichen Brauneisenstein- und Kaolinbildung be-
teiligt waren. Leider ist nicht bekannt, ob Baryt bei den berg-
männischen Aufschlußarbeiten wiederholt oder nur ganz ausnahms-
weise angetroffen warde; in der oben zitierten Schilderung des
Ruditzer Bergbaues durch Ed. Horlivy werden derlei Vorkomm-
nisse nicht erwähnt.
VI. Zweifelhafte Vorkommnisse.
1. Mohelno (Bezirk Namiest).
F. Kolenati führt (eit. loc. S. 22) auch das Vorkommen
eines erdigen, schaligen Baryts von gelblichgrauer Farbe bei
Mohelno unweit Namiest an. Belegstücke für dieses Vorkommen
sind jedoch anscheinend in keiner Sammlung zu finden; es ist
auch sehr unwahrscheinlich, daß sich „erdiger“ Baryt, der ja ohne-
hin zu den seltenen Vorkommnissen gehört, in dem vorwiegend aus
Serpentin und Granulit bestehenden Gebiete von Mohelno vor-
findet. Aufschlüsse sind hier fast nur im Serpentin vorhanden und
dieser Umstand läßt mich vermuten, daß der vermeintliche erdige
oder schalige Baryt in Wirklichkeit dichter Magnesit ist, der
im Serpentingebiete von Mohelno— Hrubschitz sowohl in Knollen
als auch erdig vorkommt und nicht selten eine gelblichgraue Farbe
besitzt.
2. Kojetein (Bezirk Neutitschein).
Diesen Fundort erwähnt K. Schirmeisen in seinem
„Systemat. Verzeichnis etc.“ (S. 33) unter Berufung auf J.Melion,
jedoch ohne anzugeben, welche von den beiden mährischen Ort-
schaften, die den Namen Kojetein führen, eigentlich gemeint ist.
In der Tat führt J. Melion in seiner Schrift: „Mährens und
Österr.-Schlesiens Gebirgsmassen und ihre Verwendung mit Rück-
sicht auf deren Mineralien“ (2. Aufl. Brünn 1895, K. Winiker; im
Selbstverlage des Verfassers)!) gelegentlich der ganz flüchtigen
1) Diese Schrift strotzt von sachlichen Unrichtigkeiten; die Darstellung
ist durchaus laienhaft und läßt auch in stilistischer Beziehung sehr viel zu
wünschen übrie.
57
Erwähnung des Barytvorkommens auf dem Kwietnitzaberge bei
Tischnowitz an, daß sich Schwerspate „auch zu Borowetz, Zuck-
mantel, Kojetein u.a. O.“ vorfinden. Auch hier fehlt jeder Hin-
weis darauf, ob die in der Marchebene gelegene Stadt Kojetein
oder das gleichnamige Dorf im Bezirk Neutitschein (etwa 3 km
südöstlich von Altitschein) gemeint ist. Da in der Umgebung von
Kojetein in der Hanna ältere Ablagerungen als Quartär nicht
aufgeschlossen sind, das Vorkommen von Baryt in unserem Quartär
jedoch höchst unwahrscheinlich ist, so kann es sich bei der Me-
lionschen Lokalität bloß um Kojetein bei Altitschein handeln.
Hier findet sich Teschenit beziehungsweise Pikrit, das Barytvor-
kommen könnte also ein ähnliches sein wie das vom Gimpelberge
(vgl. S. 14).
Belegstücke für dieses Vorkommen sind mir nicht bekannt,
dürften sich aber vielleicht in der nachgelassenen Sammlung des
vor einigen Jahren verstorbenen Dr. J. Melion vorfinden. J. Na-
petza, welcher in seinen „Geognost. und mineralog. Notizen aus
der Umgebung von Neutitschein“ (Verhandl. d. naturforsch. Vereines
in Brünn, III. Bd., 1864, S. 25f.) auch die Umgebung von Koje-
tein bespricht, macht keine Erwähnung eines Barytvorkommens.
Daß sich die spätere Angabe J. Melions auch auf Neutitschein
(Gimpelberg) beziehen sollte, ist sehr unwahrscheinlich.
Übersicht der mährischen Barytfundorte.
. Altstadt—Heinzendorf. — Auf Erzgángen.
. Biskupitz, Bezirk Gewitsch. — Auf Erzgängen.
. Bohutin, Bezirk Mähr.-Schönberg. — Auf Erzgängen.
. Borowetz, Bezirk Bistritz. — Auf Erzgängen.
. Borry (Ober-), Bezirk Groß-Meseritsch. — Auf Erzgängen.
6. Brünn. — Infiltrationen auf Verwerfungsklüften im Unter-
devonkonglomerat und Diabas.
7. Chorin, Bezirk Wall.-Meseritsch. — Infiltrationen auf
Klüften des Karpathensandsteins.
8. Hermannschlag, Bezirk Groß-Meseritsch — Auf Erz-
gängen.
9. Iglau—Obergoß. — Auf Erzgängen.
10. Jassenitz, Bezirk Namiest. — Auf Erzgängen.
Or & © D m
11. Jaworek, Bezirk Neustadtl. — Auf Erzgängen.
12. Jassinow, Bezirk Kunstadt. — Auf metasomatischen Eisen-
erzlagerstätten.
13. Jawurek—Domaschow—Marschow, Bezirk Eibenschitz. —
Die eigentlichen Fundstätten sind Erzgänge und selbständige Gänge
(taube Erzgänge) im Weißbachtale (Schmelzhüttental), westlich von
Eichhorn-Bittischka.
14. Komarowitz, Bezirk Iglau. — Auf Erzgängen.
15. Kwittein, Bezirk Müglitz. — Auf metasomatischen Eisen-
erzlagerstätten.
16. Lacznow, Bezirk Kunstadt. — Auf Erzgängen.
17. Neutitschein. — Infiltrationen im Pikrit. |
18. Olomutschan. — Adern im oberen Jura.
19. Padochau, Bezirk Eibenschitz. — Infiltrationen in Stein-
kohle.
20. Przimielkau, Bezirk Iglau. — Auf Erzgängen.
21. Rippau, Bezirk Müglitz. — Auf Erzlagerstätten, deren
Genesis nicht sichergestellt ist.
22. Rossitz. — Infiltrationen im Karbon.
23. Rzeznowitz, Bezirk Eibenschitz. — Infiltrationen im
Permokarbon (Arkose).
24. Schebetein, Bezirk Brünn. — Selbständige Gänge (ver-
taubte Erzgänge) und Adern im Granit.
25. Schmole, Bezirk Müglitz. — Auf metasomatischen Eisen-
erzlagerstätten (hierher auch Lukawetz).
26. Schwaretz, Bezirk Bistritz. — Auf Erzgängen.
27. Stiepanau, Bezirk Bistritz. — Auf Erzgängen.
28. Swatoslau, Bezirk Groß-Meseritsch. — Auf metasomati-
schen Eisenerzlagerstätten, vielleicht auch auf Gängen.
29. Tischnowitz—Stiepanowitz— Lomnitschka. — Selbständige
Gänge (vertaubte Erzgänge) im Kalkstein, Quarzit und in kristal-
linischen bis halbkristallinischen Schiefern.
30. Weißbachtal (Schmelzhüttental) westlich von Eichhorn-
Bittischka. — Auf Erzgängen und in selbständigen Gängen (tauben
Erzgängen). Hierher gehören außer den unter Nr. 13 genannten
Lokalitäten auch noch einige andere, in der westlichen Fortsetzung
des Weißbachtales gelegene Fundstätten (Stanka-Mühle, Kouti-
Wald).
Über die Kontaktmetamorphose
am unterdevonischen Diabas zu Karlsbrunn
im Hochgesenke.
Von Bergingenieur Franz Kretschmer in Sternberg.
Mit einem Profil im Text.
Der idyllisch und lieblich gelegene Badeort Karlsbrunn
(Österr.-Schlesien) am Fuße des Altvaters inmitten von meilen-
weiten Wäldern eingebettet, in dem alljährlich Hunderte Menschen
Erholung und Gesundheit finden, erhält gegenwärtig einen Zuwachs
in Gestalt eines neuen großen Unterkunftshauses für Kurgäste, das
zu einem modernen Prachtbau ausgestaltet werden soll; derselbe wird
von dem dortigen Herrschaftbesitzer und Besitzer des Kurortes Karls-
brunn, dem Deutschen Ritterorden, selbst erbaut und erhält den
Namen „Lothringerhaus“. Hinter diesem neuen Kurhause in
der Richtung gegen das Hoch- und Deutschmeister'sche Sägewerk
liegt ein alter Steinbruch in dem daselbst anstehenden Dia-
bas. Dieser Steinbruch wurde zum Baue des Lothringerhauses
wieder in Betrieb gesetzt und durch den gegenwärtigen Abbau
wesentlich erweitert. Dabei chat man an der Grenze zwischen dem
Diabas im Hangenden und dem Phyllit im Liegenden, besonders
im letzteren, hochwichtige kaustischeundpneumatolytische
Kontaktgebilde bloßgelegt, welche nun nachfolgend der Gegen-
stand näherer Untersuchung und Besprechung werden sollen.
Der Aufschlub.
Der Diabaskörper, welcher in dem gedachten Steinbruch
(Gegenstand des Abbaues ist, war am besten aufgeschlossen auf
der Bachbeetsohle und an den Ufern der am Steinbruch vorbei-
60
Querprofil der Kontaktzone am unterdevonischen Uralitdiabas-
porphyrit zu Karlsbrunn im Hochgesenke.
Steinbruch beim Lothringerhaus.
A +744 +459 Fr +++ hr N
de + + + + + + + 4 4 + + ++ +4 4+ 6 + eo
mad +++ PRES RE Hr NOS
SV AS RETENU HH 4444444 DWS
ter +4 +4 +4 44 + tra al N
Aaa
N
20444 4 HF rt + +1 4+4 HH Hr +++ +4 + IR
1. Bleigrauer unveränderter Phyllit. 5. Endomorpher Uralitdiabas.
2. Entkohlter und gebleichter Phyllit. 6. Uralitdiabasporphyrit.
3. Gebleichter und zum Teil kaolini- 7. Moränenschutt.
sierter Spilosit. 8. Taggerölle und Walderde.
4. Adinole in Spilosit verlaufend.
führenden und eingeschnittenen Weißen Oppa; leider wurde
dieser instruktive natürliche Aufschluß durch die Uferstützmauern,
welche man für die Zwecke des erwähnten Neubaues aufgeführt
hat, seither zu einem großen Teile vermauert. Der grobkörnige
Diabas durchbricht hier in einem mächtigen Lagergang, unter-
devonischen schwargrauen bis blaugrauen Phyllit, welch letzterer
aus bituminösen Tonschiefern durch Regionalmetamorphose hervor-
gegangen ist, wobei das Bitumen zu Kohle reduziert wurde und im
Endstadium zur Graphitbildung Veranlassung gab. Solch dunkler
Phyllit ist speziell auf der Bachsohle der weißen Oppa nächst
dem Diabaskörper in lehrreicher Weise bloßgelegt.
Der im Steinbruch an den Diabas unmittelbar angrenzende
Phyllit fällt nach 11®!) unter 70° unter den ersteren ein, weiter
entfernt ist das Einfallen 23" unter <— 70—75°, woraus sich ein
kleiner Spezialsattel ergibt, den hier der Phyllit formt, dessen
durchschnittliches Streichen mit 5" ermittelt wurde. Das oben-
stehend abgebildete Profil gibt ein wahrheitsgetreues Bild von dem
gedachten Aufschlusse, wie ich denselben Anfang Juli 1910 an-
getroffen habe.
Der dem Phyllit aufgelagerte Diabas gehört, wie weiter unten
nachgewiesen wird, zum Uralitdiabas beziehungsweise Uralit-
1) h — Kompaßstunde.
lc di
61
diabasporhyrit und besteht aus einer polyedrisch zerklüfteten
großklotzigen Felsmasse, welche ungefähr 30m mächtig aufge-
schlossen erscheint; weiter östlich ist diese Eruptivmasse abgetragen,
daher das Hangende fehlt, an dessen Stelle dort eine mächtige
Halde von Moränenschutt abgelagert ist, die jeden weiteren
Einblick hindert. Der Schutt beherbergt zahlreiche Trümmer sowie
0:50 bis 1:0%* große Blöcke von dem Diabasgestein. Auf der
Bachsohle der Oppa habe ich schon früher die Breite der Diabas-
masse mit rund 5072 abgemessen.
Kaustische Kontaktmetamorphose.
Beim Betreten des gedachten Steinbruches hinter dem Lothrin-
gerhaus zu Karlsbrunn sind es die exomorphen Diabaskontaktge-
steine, welche wegen ihrer eigenartigen Ausbildung uns sofort in
die Augen fallen, und wollen wir uns zunächst damit befassen,
sodann das Eruptivgestein näher ansehen. Die kaustischen Ein-
wirkungen der Diabase auf den Phyllit bestehen in folgenden
Erscheinungen:
A. Ausbleichung der normal stark graphitischen, schwarz-
grau bis bleigrau gefärbten Phyllite unter Verlust ihres Seidenglanzes,
zu einem weißen oder hellgrauen, vorwiegend stark porösen
zum Teil sogar morschen Gestein, welche Zone im ganzen,
ungefähr 123% mächtig erscheint, deren Gliederung sich in der
Richtung vom normalen Phyllit gegen den Uralitdiabas hin folgen-
dermaßen gestaltet (siehe das beigegebene Querprofil):
1. Mächtige Zone teils eisenschüssiger, teils graphitischer,
jedoch mehr oder weniger unversehrt gebliebener Phyllite. Dessen
ungeachtet kommen jedoch schon hier, in den oberen Partien,
Schiefer zur Geltung, worin der Graphit bis auf schwache Schmitze
verzehrt ist, zugleich der Pyrit und Hämatit limonitisieren und
dadurch das helle Gestein eisenschüssig erscheint.
2. Nun folgt eine gänzlich gebleichte beziehungsweise
entkohlte Phyllitzone, die jedoch, bis auf die Graphitverluste,
scheinbar auf keinerlei weitere Veränderungen hinweist und dabei
eine Mächtigkeit von 7m besitzt.
3. Nun folgen 3:7% mächtige Phyllitbänke, welche gänzlich
weiß und weißgrau ausgeglüht sowie das Gestein durch erlittene
Substanzverluste glanzlos matt und stark porös geworden ist,
62
bei mehr oder weniger deutlicher Erhaltung der Schieferung und
gekröseartigen Fältelung. Gegen den Hammerschlag verhält sich
das morsche Gestein hohl- und dumpfklingend, es ist
unelastisch und zerfällt zum Teil leicht zu einem weißen Pulver.
4. Zunächst unter dem Uralitdiabas liegt eine 1'6m mächtige
Gesteinsbank des Phyllit, in welcher das ausgebleichte Gestein
zuoberst steinhart, würfelig spaltend und splitterig bre-
chend erscheint und worin übrigens Schieferung und Fältelung
der normalen Phyllite mehr oder weniger gänzlich verschwunden sind.
B. Verlust des Wassergehaltes und Abnahme
des spezifischen @ewichtes im kaustischen Phyllit als
Folge der Porosität. Das morsche Gestein verschluckt begierig
Wasser unter lebhaftem Blasenwerfen und Zischen, von welchem
es 3 bis 4°/, des ursprünglichen Gewichtes aufnimmt. Bekanntlich
beträgt der Wassergehalt normaler Phyllite in der Regel 3 bis 4°/,,
wie aus zahlreichen Analysen hervorgeht; wir haben daher wohl
in der gedachten Wasseraufnahme eine Rekompensation zu erblicken.
C. Teilweise Kaolinisierung des neugebildeten Feldspats
in dem morschen kaustisch sowie pneumatolytisch veränderten
Phyllit, welcher beim Berühren mit dem Hammer zu einem weißen
Mehl zerfällt. Diese Sache erinnert äußerlich an mehlig zerfallenden
totgebrannten kaustischen Kalk. Vom Diabaskontakt aus ver-
laufen diese mannigfaltig modifizirten Phyllitbänke, ganz allmählich
ohne sichtbare Grenzen in die intakt gebliebenen schwarzen Glanz-
schiefer.
Die Ausbleichung der gedachten kaustischen Phyllite
ist jedenfalls auf die Ausglühung des Kohlegehaltes in dem
ursprünglichen Sediment durch das Eruptivgestein zurückzuführen.
Nachdem aber der Kohlenstoff als Graphit anwesend war, so
kann die schwierige Verbrennung des letzteren durch die Kohlen-
säure-Exhalation, die im Gefolge der Diabaseruption auftrat, befördert
worden sein nach der Gleichung CO, + C = 200. Gleichzeitig wurde
durch diese Kohlensänre die Kaolinbildung in dem neugebil-
deten Albit-Quarzaggregat in den Schiefern hervorgerufen. Durch
den hohen Belastungsdruck, der über dem Reaktionsraume herrschte,
war die Kohlensäure am Entweichen gehindert und die gedachte
Reaktion vollzog sich bei Anwesenheit hochgespannter Kohlensäure-
dämpfe. In ähnlicher Weise verlieren kalkige Gesteine im Kontakt
mit Effusivgesteinen ihre dunkle oder graue Färbung und gehen
nee
63
in weißen zuckerkörnigen Marmorkalk über. Auch der Verlust des
Wassergehaltes in den Kontaktschiefern beruht wohl ebenfalls auf
der Ausglühung durch das Eruptivgestein.
Der kleine Phyllitsattel im unmittelbaren Liegenden des Dia-
bases hat sich gewiß im Anschluß an die Phyllittfältelung ent-
wickelt, welche letztere sich als eine fast allgemeine Erscheinung
in den unterdevonisehen Phylliten des Hochgesenkes darstellt. Wie
bekannt, kommen derlei Sättel in fast allen Phyllitgebieten in
größerer Häufigkeit vor. Jedenfalls war der gedachte Sattel schon
vorhanden, als die Diabasintrusion erfolgte, und ist derselbe in
Folge gebirgsbildender Vorgänge sowie jener Massenbewegungen
entstanden, welche dem Diabaserguß vorausgingen. Als Beweis für
die Richtigkeit dieser Auffassung mag die Tatsache gelten, dab
die Kontaktgebilde nicht dem Phyllitsattel folgen, vielmehr von
der Grenzfläche des Diabases abhängig sind, was aus dem obigen
Profil ersichtlich ist.
Wie man sich am oben geschilderten Aufschluß überzeugen
kann, erfolgte der Anschluß des Diabases an den Phyllit nicht
etwa durchgreifend, sondern konkordant; denn wir haben es hier
gewiß mit einem Lagergange von Diabas zu tun, der auf einer
Spalte parallel zum allgemeinen Streichen und Fallen intrudierte.
Pneumatolytische Kontaktgebilde.
4 Außer den kaustischen Einwirkungen waren unsere unter-
devonischen Phyllite auch pneumatolytischen Einflüssen unterworfen,
| welche ihren Mineralbestand mehr oder weniger tief betrafen und
| sich als Gebilde der normalen Kontaktmetamorphose des Diabases
| darstellen. Die gedachten kaustisch veränderten Phyllite sind zugleich
als höher und gröber kristalline Fleckschiefer aus-
gebildet, und zwar sind es steinige Adinole, die zunächst dem
Diabas lagern, teils sind es schieferige Spilosite, welche mehr
-entfernt davon anstehen und eine niedrigere Stellung in der Reihe
veränderter Schiefer einnehmen. Beide Arten dieser Kontaktschiefer
sollen nun im nachfolgenden petrographisch untersucht und bespro-
chen werden.
0 Adinole.
; Makroskopischer Befund: Ein feinkörniges bis dichtes,
A grůnlich- oder graulichweißes Gestein, worin man zahlreiche
CUT
64
grüne Flecke und Schmitze interponiert sieht, die wahr-
scheinlich zum Chlorit gehören. Stellenweise ist dieses grüne
Mineral zu größeren und längeren Schmitzen und zu völligen
Striemen sowie auch Nestern parallel der früheren Schieferung
angehäuft, doch gesellt sich dazu örtlich und reichlich überaus
kleinschuppiger weißer Glimmer, es ist wohl Serizit Auf den
Strukturflächen des Gesteines erscheinen die gedachten grünen
Flecken größtenteils schwarzbraun oderrotbraun verwittert.
Das Gestein ist steinhart, von auffallend regelmäßiger würfeliger
Spaltbarkeit und splitterigem Bruch, von den früheren Schieferfla-
sern oder von deren Fältelung ist allerdings nichts mehr zu sehen.
In dem Gestein sind zahlreich unregelmäßige Zellräume zum Teil
mit hexagonalen Umrissen, welche wahrscheinlich auf Pseudomor-
phosen von Limonit nach Pyrit hinweisen, allerdings ist das Eisen
bis auf spärliche Überreste von gelbem Eisenocker seither wieder
weggeführt worden. Schließlich ist an der Gesteinsmasse die
Umwandlung des anscheinend feldspatigen Anteiles zu einem
überaus zartschuppigen Serizit häufig zu beobachten, lokal
bildet der letztere zusammenhängende flasrige Serizitaggregate.
Mikroskopisches Bild: Die Schieferung ist sehr ver-
steckt, wo Reste davon vorhanden, ist sie dick- und parallelschiefrig;
im Schliff senkrecht dazu bemerkt man, daß die herrschende farb-
lose Grundmasse von gröber kristallinen farblosen
A ggregaten ohne Anordnung regellos durchzogen wird; außer-
dem fallen uns darin sehr viele olivengrüne undurchsichtige
Flecken auf. Bei starker Vergrößerung ergibt sich alsdann, daß
die grobkörnigen Aggregate farblosen Quarz enthalten, der ohne
Spaltrisse und auch ohne Einschlüsse kenntlich, ferner aus Albit
bestehen, welch letzterer durch winzige Interpositionen von Gasen
und Flüssigkeiten ein mehr oder weniger stark getrübtes Aussehen
besitzt; derselbe ist farblos, spaltet nach zwei Richtungen, hier und
dort ist Zwillingsstreifung oder nur Zwillingshalbierung nachweisbar.
Zwischen diesem Albit-Quarzaggregat ziehen Stränge von farb-
losem Muskovit parallel geordnet und wellig hindurch; derselbe
ist infoge seiner starken Doppelbrechung durch leuchtende Polari-
sationsfarben auffällig; seine Längenschnitte zeigen sehr feine
anhaltende Spaltrisse, seine Formen sind allotriomorph, bald
hexagonale, bald gelappte und zackige Blättchen. Diese Glimmer-
lamellen sind meist regellos eingestreut oder eingeklemmt zwischen
bh do
Fir
65
die beiden anderen Komponenten der gröber körnigen Aggregate;
selten begegnet man radialstrahliger Anordnung gedachter Glim-
merlamellen.
Die grünen undurchsichtigen Häufchen werden erst bei
starker Vergrößerung durchsichtig; es sind dies hellgrüne bis
farblose äußerst feinschuppige Aggregate, die Schuppen unregel-
mäßig begrenzt, mit geringerer Spaltbarkeit nach (001) als bei
Muskovit, unter gekreuzten Nicols olivengrünn niedriger Ordnung,
das Mineral dieser grünen Flecken ist wohl demzufolge ein Chlorit,
dessen Aggregate mit kleinsten Körnchen von Albit und Quarz
untermengt sind. Zuweilen bilden die beiden letzteren kugelige
Zentren, um welche sich der Chlorit kranzförmig herunlegt.
Die farblose Grundmasse erweist sich bei starker Ver-
größerung und gekreuzten Nicols als ein überaus feinkörniges
Mineralgewebe, das Aggregatpolarisation bei schwacher Lichtbre-
chung und niedrige Interferenzfarben zeigt, welche über das Eisen-
grau und Lavendelgrau I. Ordnung nicht hinausgehen und wesent-
lich aus Albit und Quarzkörnern besteht, die nach Art von
Pflastersteinen stumpf aneinander stoßen, was zur Ausbildung
granoblastischer Mikrostruktur führt, während die grob-
körnigen Albit-Quarz-Glimmer-Aggregate in porhyroblasti-
scher Struktur entwickelt sind. Die Grundmasse enthält auch
noch viele Gasbläschen als Einschlüsse, davon einige schon
mit der Lupe sichtbar sind; sie erscheinen vollständig farblos und
sind durch hohe Lichtbrechung und demzufolge hohes Relief mit
breitem dunklen Rand ausgezeichnet.
Von Tonschiefernädelchen ist in unseren Adinolen nichts zu
sehen und dasselbe gilt selbstredend von etwa größer gewordenem
Rutil. Kohlige Substanzen und Eisenoxyde, welche andere Adinolen
in Striemen pigmentieren, fehlen in den mikroskopischen Bilde;
speziell der Graphit der normalen Phyllite wurde bei der Kontakt-
metamorphose nach der oben angeführten Gleichung gänzlich
konsumiert.
Spilosit.
Mikroskopischer Befund: Der schon mit unbewafi-
netem Auge erkennbare Unterschied gegen die Adinole besteht
darin, daß diese weiter vom Kontakt anstehenden Gesteine ihre
Schieferstruktur erhalten haben, sie zeigen häufig, gleich dem
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XI. 5
66
Ursprungsgestein, die zarteste Fältelung und die wunderlichsten
gekrüseartigen Windungen, Biegungen und Knickungen ihrer
Schieferflasern. Dessenungeachtet hat auch im Spilosit eine durch-
greifende Kristallisation stattgefunden, jedoch unter Ausbildung
helizilitischer Struktur: das ursprünglich graphitische
Pigment ist hier ebenso vollständig verschwunden wie in der Adinole,
der erstere ist gleich der letzteren stark ausgebleicht. Das Gestein
hat demzufolge eine grünlichweiß melierte Farbe, in welchem ein
anscheinend feldspatiges Mineral in ungezählter Folge abwech-
selt mit einem chloritischen, wodurch ein grünes Geäder auf
weißem Grund entsteht; des öfteren werden lediglich grüne Flecke
und Schmitze von Chlorit sichtbar, häufig erscheinen sie als ein
Netzwerk von Chloritadern, dessen Maschen von der Feldspatmasse
erfüllt sind; angeschliffene Flächen dieses Gesteines sehen wie
guillochiert aus. Die Strukturflächen des Spilosits sind zumeist mit
zahllosen rosetten- oder sternförmigen Chlorithäufchen bedeckt,
welche teils schwarzbraun, teils rostbraun verwittern und sich dann
vom weißgebleichten Untergrunde scharf abheben. — Der Feld-
spat der Gesteins setzt sich da und dort teilweise zu einem äußerst
zartschuppigen Aggregat von Serizit um, während andere Gesteins-
partien zu mehligem Kaolin umgewandelt erscheinen, wie bereits
oben erläutert wurde, durch welchen Umwandlungsprozeß die
Gesteinmasse alsdann seine Kohärenz einbüßt, mürbe und brüchig
wird. — Atmosphärische Verwitterung zersetzt bisweilen den
Chlorit zu Karbonat, Limonit und Quarz, welche Produkte sich
in den zahlreichen Gesteinsporen wieder absetzen oder fortgeführt
werden. Auch im Spilosit bemerkt man vereinzelte Zellräume
unregelmäßiger Gestalt, was ebenfalls auf ein weggelöstes Mineral
hinweist, vielleicht auf Pyrit.
Mikroskopische Ansicht: Der Schliff senkrecht zur
Schieferungsebene läßt deutlich die frühere Schieferstruktur, paral-
lele Fältelung und die gekröseartigen Windungen erkennen, das
organische Pigment der normalen Phyllite fehlt gänzlich. Die vor-
herrschende scheinbar einheitliche Grundmasse zeigt unter ge-
kreuzten Nicols die Erscheinung der Aggregatpolarisation, besteht
aus einem äußerst feinkörnigen Aggregat von Albit und Quarz,
welcher in diesem Falle noch feinkörniger als in den Adinolen ent-
wickelt erscheint; demzufolge die Dimensionen der Albit- und Quarz-
körner der Grundmasse mit Annäherung an den Diabas wachsen.
67
In dieser Grundmasse kann man ähnlich den Adinolen grö-
berkörnige Aggregate verfolgen, bestehend aus vorwiegendem
Albit, wenig Quarz nebst Muskovit, welche jedoch in den
Spilositen nach Richtung der Parallelstruktur, Fältelung und ihrer
gekröseartigen Windungen entwickelt sind, wobei sie den zartesten
Fältchen und Schieferlamellen folgen, wodurch helizilitische
Struktur hervorgerufen wird. Speziell die Muskovitlamellen scheinen
in der Richtung der Schieferungsebene gestreckt. In den gedachten
gröber körnigen Aggregaten tritt ferner Ilmenit auf, in vielen
rektangulären Täfelchen, strichartigen Leistchen, meist jedoch unre-
gelmäßigen Körnern reichlich eingestreut und gleich dem gröber
körnigen Muskovit und Albit- Quarzaggregat zur Schieferungsebene
parallel geordnet. Dagegen fehlen die Tonschiefernädelchen gänz-
lich und man ist demzufolge zu der Annahme berechtigt, daß
diese zur Bildung des erwähnten Ilmenits Verwendung fanden.
Die grünen Flecken sind hier nicht so häufig wie in
den Adinolen, sie erscheinen als rundliche und unregelmäßige Lappen,
welche erst bei Anwendung starker Vergrößerung als ein Haufwerk
kleinster gelb- und lauchgrüner Schuppen eines chloritartigen
Minerals aufgelöst werden, dabei bleibt jedoch ein Teil dieser oliven-
grünen Haufwerke noch immer undurchsichtig submikroskopisch.
Sowohl die Grundmasse als auch die grobkristallinen Aggre-
gate und grünen Flecke enthalten sehr viele, größere und klei-
nere Gasbläschen, die farblos sind und durch ihre starke
Lichtbrechung, demzufolge hohes Relief und den dunklen durch
Totalreflexion erzeugten Rand auffallen.
Obigen Ausführungen zufolge ist der Mineralbestand der
Spilosite nahezu derselbe wie jener der Adinolen, der Unterschied
liegt teils in der höher kristallinen Entwicklung bei den letzteren,
teils in der granoblastischen beziehungsweise porphyroblastischen
Mikrostruktur der Adinolen gegen die helizilitische Struktur der
Spilosite, daraus erklärt sich, warum die Schieferstruktur in den
letzteren noch erhalten ist, dagegen die ersteren derselben verlustig
geworden sind.
Endogene Kontakterscheinungen.
Die Veränderungen, welche der intrusive Uralitdiabas
im Kontakt mit dem Phyllit erlitten hat, sind gegenüber
5*
68
den oben geschilderten eingreifenden Einwirkungen der exogenen
Kontaktmetamorphose allerdings nicht so in die Augen fallend,
dessen ungeachtet von nicht geringer Bedeutung. Zuerst wollen wir
uns mit dem normalen Gestein, wie es vom Salband entfernt gegen
die Gangmitte hin entwickelt ist, befassen und sodann das Gestein
am Salband näher betrachten.
Uralitdiabasporphyrit.
(Siehe Profil sub 6)
Makroskopischer Befund: Das lauch- und graugrüne
Gestein ist grobkörnig, auf den Bruchflächen liegen fingergliedlange
Augitprismen in großer Menge ausgeschieden und mehr oder
weniger angehäuft, welche sofort unsere Aufmerksamkeit fesseln,
sie liegen in einer Masse kleiner, teils uralitisierter, teils
chloritisierter Augite im Gemenge mit weißen und grauen
gerundeten Feldspatkörnern. Die lauch- und schwarzgrünen
Augiteinsprenglinge sind vom normalen Typus der basaltischen
Augite, im durchfallenden Licht hellgrün, idiomorph kurzprismatisch,
gewöhnlich mit herrschenden (100). (010) schmalen oder fehlenden
(110) ohne Endflächen; auf (100) lebhafter Perlmutterglanz; durch
lamellaren Bau und Zwillingsbildung beziehungsweise Teilbarkeit
nach (100) ansgezeichnet, ebenso Spaltbarkeit nach (001) scharf aus-
geprägt. Ein Teil der Augite, namentlich der Einsprenglinge, ist zu
parallel-stengligen und lamellaren Aggregaten der Hornblende
umgewandelt bei Erhaltung der Augitform, es ist Uralit. Letz-
terer sowie Augit verwittern leicht unter Neubildung von grünen
schuppigen Aggregaten chloritischer, zum Teil auch talkiger
Substanzen.
Die Angit- beziehungsweise Uraliteinsprenglinge sind in der
Regel vom Feldspat durchwachsen. Infolge Zunahme des Feldspats
wird das Gestein graugrün und graumeliert. Der Uralitdiabas-
porphyrit bewahrt jedoch nicht immer seine porphyrische Struktur,
vielmehr steht er mit normalkörnigem Uralitdiabas in
Verbindung, mit dem er durch häufige Übergänge verknüpft er-
scheint. Verbindung mit spilitartigen Formen, Mandelsteinbildung
fehlt diesem Vorkommen.
Mikroskopisches Bild: Im Dünnschliff fallen uns
zunächst die großen Augiteinsprenglinge auf, die jedoch keine
Augite mehr, sondern ebenfalls in Uralite umge-
69
wandelt sind, worin feinfasrige Spaltrisse der Hornblende
scharf ausgeprägt erscheinen. Die Parallelfaserung liegt in der
vertikalen Achse und der größte Teil der Augite ist bis auf geringe
Reste von der Uralitisierun'g erfaßt, und schreitet dieser
Prozeß von außen nach innen fort. Die Umwandlung erfolgt in
eine dünnstengelige grüne Hornblende mit Erhaltung
der Augitformen; es liegen somit echte Pseudomorphosen von
Uralit nach Ausit vor.
Die an den Spaltrissen der großen Uralite gemessene A us-
löschungsschiefe ergab im Mittel, den Wert von 19° im
spitzen X pf, der starke Pleochroismus ist a hellgrünlichgelb
b grasgrün, © blaugrün, demnach die Absorption = (> b > a.
Die Uralitnadeln sind nicht nur streng parallel c, sondern derartig
gesetzmäßig zum Augit gelagert, daß beide Minerale die Prismen-
achse und Symetrieebene gemeinsam haben. Solche Uralitisierung der
Augiteinsprenglinge ist eine allgemeine sich auf den ganzen Gesteins-
körper erstreckende Erscheinung; die noch vollständig erhaltenen
Augitformen lassen jedoch über den Gang der Metamorphose
keinen Zweifel aufkommen.
Der übrige Augit bildet zwischen den Feldspaten eine fluidal
struierte Mesostasis, jedoch ist dieser Augit zur Gänze in
verworren strahligen Aktinolith umkristallisiert, welcher zwischen
den anderen Komponenten wellig dahinfließt. Daß es sich tatsächlich
um Aktinolith handelt, besagt außer der filzigfaserigen Aggrega-
tion, die Auslöschungsschiefe und der starke Pleochroismus.
Der Uralit zerfällt infolge der Verwitterung in lauch-
grünen Chlorit, was sich, wie oben erwähnt, schon makroskopisch
verfolgen läßt, seine überaus feinschuppigen Aggregate — soweit
sie nicht beim Schleifen herausgerissen wurden — sind durch den
ganzen Schliff zu verfolgen, wobei sie stets an den Uralit geheftet
erscheinen, wie weiter unten erläutert wird. Bezüglich der Augit-
einsprenglinge ist ergänzend hervorzuheben, daß diese parallel den
Hornblendespaltrissen eingeschaltete, Gas- und Flüssigkeitsein-
schlüsse enthalten, sonst ist darin mehrfach Ilmenit als Einschluß
festgestellt worden.
Die großen Uralite werden von großen Feldspaten durch-
schnitten, welche sich von den Feldspaten der Grundmasse nicht
unterscheiden; diese letzteren sind von zweierlei Art, und zwar
kurzrektanguläre und quadratische nach Mtafelförmige Indi-
70
viduen; und außerdem langgestreckte elypsoidische Körner,
deren gerundete beziehungsweise magmatisch korrodierte Formen
Weizenkörnern gleichen. Die Feldspate, insbesondere die tafeligen,
sind gewöhnlich stark bestäubt, wohl vom Einschlußreichtum her-
rührend; polysynthetisch lamellare Zwillingsbildung nach dem
Albitgesetz ist allverbreitet sowie solche nach dem Periklingesetz
keineswegs selten ist, auch Albitzwillinge nach dem Karlsbadergesetz
verbunden fehlen nicht; knieförmige Anordnung der Lamellenzüge
und Zwillingsgitter deuten auf komplizierte höhere Zwillingsverwach-
sung. Die Zahl der bald breiten, bald schmalen Zwillingslamellen
ist oft groß, jedoch fehlt es nicht an Feldspaten die gänzlich lamellen-
frei sind, oder es liegen nur Hälftlinge vor. Die weizenkorn-
ähnlichen Feldspate sind entweder parallel ihrer Längsaxe
polysynthetisch nach dem Albitgesetz verzwillingt, oder sie lassen
oft radialstrahlige Struktur erkennen, welche sie in die
Gruppe der sphärolitischen Gebilde verweist, wobei die
Plagioklasstrahlen dieser Elypsoide gegen das Zentrum beziehungs-
weise eine Achse konvergieren. An zahlreichen Durchschnitten der
Feldspate senkrecht M und FP, die Zwillingsbildung nach dem
Albitgesetz zeigten, wurde die Auslöschungsschiefe gegen
die Trasse der Albitzwillinge im Mittelwert — 27° gefunden und
dem entsprechend ein An-Gehalt von 45°/, nebst 46°/, Ab-Gehalt
bestimmt, demzufolge der Feldspat in die Labradoritreihe
gehört. — Die Kalknatronfeldspate besitzen mitunter einen großen
Reichtum an Glaseinschlüssen beziehungsweise Schlacken
insbesondere im Zentrum, so daß die reine Feldspatsubstanz 1 nur
einen schmalen Rahmen um erstere bildet.
Eine häufig wiederkehrende Erscheinung ist es, daß die
Kalknatronfeldspate korrodierte Uralitsubstanz in wech-
selnder Menge umschließen, die sich in manchen Kristallen derartig
anhäuft, daß für die reine Feldspatsubstanz nur ein Rahmen oder
einzelne Felder frei bleiben. Die korrodierten Uralite sind dann bis
auf wenige Reste in eine olivengrüne chloritähnliche Sub-
stanz umgewandelt, die erst bei Anwendung starker Vergrößerung
aufgehellt wird und dann als ein äuserst feinschuppiges Aggregat
und traubenförmiger Häufchen von Sphärokristallen erscheint, die
wohl dem Chlorit angehören. Solche Chloritisierung ist
wohl auf die Wechselwirkung von Kalknatronfeldspat und Uralit
zurückzuführen. Genau dieselbe Chloritisierung läßt übrigens die
k So ee.
72
selbständige fluidal struierte Mesostasis ebenfalls erkennen. — Epi-
dotbildung findet nur im beschränkten Maße auf Kosten des
Uralits beziehungsweise Aktinoliths der Mesostasis statt. — An
den großen Feldspateinsprenglingen, welche die großen Uralite
erster Generation durchschneiden, ist eine spangrüne Fär-
bung derselben parallel den Querrissen zu beobachten, die wohl
auf die Einwanderung schwach lichtbrechender vom Augit herrühren-
der Chloritsubstanz zurückzuführen ist; alsdann wechseln grünliche
und farblose Querfelder mehrfach miteinander ab.
Der Ilmenit kommt in einer solchen Menge vor, dab ihm
die Rolle eines wesentlichen Gemengteiles zufällt; derselbe
tritt in Tafeln der bekannten hexagonalen, rektangulären sowie
unregelmäßigen warzenförmigen wie zerhackten Formen eingesprengt
besonders im Uralit auf; diese Bleche, welche oft bedeutende
Dimensionen erreichen, sind selbst bei stärkster Vergrößerung
total undurchsichtig opak. — Daneben fällt uns in jedem Schliff,
insbesondere das milchweiße undurchsichtige Mineral auf, das
ausgebreitete unregelmäßige Lappen bildet, in deren Zentrum man
zumeist einen oder mehrere warzenförmige stark korrodierte Ilmenit-
reste bemerkt. Die milchweiße Substanz wird erst bei starker Ver-
größerung durchsichtig und besteht aus einer überaus feinkörnigen
bis feinschuppigen, stark lichtbrechenden Substanz, die wohl zum
Leukoxen gehört und sekundär aus dem Ilmenit hervorgegan-
gen ist.
Das hiermit eingehend besprochene Gestein ist somit richtig
als ein Uralitdiabasporphyrit zu bezeichnen; derselbe ist
infolge sehr langsamer Abkühlung hollokristallin-porphy-
risch erstarrt, wobei sich in der phaneromeren Grundmasse eine
charakteristisch ophitische Struktur ausgebildet hat, was
infolge der Feldspatarmut deutlich hervortritt. Zuweilen nehmen
die Plagioklase an Größe zu, werden grobkörnig und leistenförmig,
gleichzeitig erscheint deren Menge in solcher Zunahme, dab der
Augit auf die Zwickel dazwischen beschränkt bleibt, was zur Inter-
sertalstruktur führt. Das porphyristische Gestein ist ferner
durch allmähliche Übergänge mit normalen körnigen ophitischen
Uralitdiabasen zu einem Gesteinskörper (Lagergang) verknüpft.
Bezüglich der Ausscheidungsfolge der wesentlichen
Komponenten ergibt sich aus der Beobachtung, daß die Feldspat-
bildung zuerst einsetzte, dann diejenige der Augite nachfolgte,
72
welcher überhaupt als das letzte Ausscheidungsprodukt (als Meso-
stasis) anzusehen ist. Es hat jedoch eine Zeitlang eine gleichzei-
tige Ausscheidung beider Komponenten stattgefunden, wofür die
Uraliteinschlüsse im Plagioklas sprechen, später hat die Feldspat-
bildung aufgehört, als diejenige des Augits noch fortdauerte.
Endomorpher Diabaskontakt am Phyllit.
(Siehe Querprofil sub 5.)
Gegen das Salband hin wird der grobkörnige Uralitporphyrit
kleinkörnig, unmittelbar am Salband ist er feinkörnig;
die Augiteinsprenglinge sind viel kleiner oder ganz verschwunden;
dagegen die wesentlichen Komponenten basischer Kalknatronfeld-
spat und der Diabasaugit hypidiomorph-körnige Ausbil-
dung zeigen; letzterer ist jedoch auch hier der Uralitisierung
anheimgefallen unter Erhaltung seiner kristallographischen Formen. —
Diese feinkörnige Kontaktzone ist ungefähr 1'0 mächtig
und verläuft allmählich ohne sichtbare Grenze in das normale
Gestein; wir haben wohl diese randliche Verdichtung des
Kornes als eine endomorphe Kontaktwirkung aufzufassen, die
infolge beschleunigter Temperaturabnahme im Diabasmagma am
ursprünglichen Phyllit entstanden ist.
Die Plagioklase dieses Kontaktdiabases sind zumeist
rundkörnig und weizenkornähnlich sowie zum Teil als
mehr oder weniger vollkommene Sphärolithe ausgebildet, welche
zwischen die Uralitindividuen reihenförmig eingewachsen sind und
diese letzteren selbst durchwachsen. Der Uralit bildet Körner
und säulige Individuen, welche als Beweis ihres raschen Wachs-
tumes häufig terminale Gablung und Zerfaserung, trichitische
Biegung, sphärolitische und mikrolitische Aggregate
aufweisen. Die in größerer Menge anwesende Mesostasis ist auch
hier in verworren fasrige Aktinolithaggregate umgewandelt.
In der sphärolitischen Aggregation des Plagioklases und
der Uralite darf man die Anfänge variolitischer Entwicklung
erblicken, zumal bekanntermaßen die Variolitbildung als Kontakt-
phänomen am Diabas als Folge des dort rasch abkühlenden
Diabasmagmas erscheint. Auf diese Weise werden viele Diabas-
gänge gegen das Salbandspilitisch undvariolitisch, während
Ergußmassen des Diabases von Spilit oder Variolit als Rand- oder
Deckenbildungen begleitet werden.
73
Die Struktur dieses Kontaktgesteins ist jedoch eine deutlich
ophitische geblieben, da und dort übergeht sie durch Zunahme
der Plagioklase in intersertale Struktur, die jedoch nur eine unter-
geordnete Rolle spielt.
Infolge hydrothermaler und Einwirkungen der Verwitterung
werden Uralite sowie die Mesostasis durch chloritische Aggre-
gatesowieteilweise durch Epidot ersetzt; außerdem geben auch die
basischen Plagioklase Anlaß zur Epidotbildung. In diesem Mineral-
gemenge ist auch Serpentin gegenwärtig, was auf die frühere
Anwesenheit von Olivin schließen läßt, welcher sich in der Regel
in den Randbildungen des Diabases ausscheidet. — Die Erze sind
in großer Menge in tiefbraune Oxydationsprodukte übergeführt.
Dicht am Phyllit beziehungweise an der Grenzfläche ist die
Grundmasse des Uralitdiabases voll allotrimorpher aus
einer Mesostasis hervorgegangener Aggregate, welche gleichfalls der
Umkristallisation und Verwitterung zum Opfer gefallen sind. Der
Diabasaugit erscheint in chlorit- und talkähnliche Sub-
. stanzen übergeführt, wobei sogar die Augitformen teilweise erhalten
geblieben sind; der Plagioklas ist zum Teil in E pi dot umgewandelt,
außerdem erscheinen Erze, und zwar besonders Ilmenit in größerer
Menge ausgeschieden, da und dort zu Limonit oxydiert.
Nach den oben mitgeteilten Beobachtungen im Steinbruch
und dem Bachbett der Weißen Oppa stellt der intrusive Diabas-
körper einen Lagergang vor, der in die Phyllite auf einer parallel
zum allgemeinen Streichen 5" gerichteten Spalte hervorgebrochen
ist und an der Grenzfläche jene Kontakterscheinungen hervor-
gerufen hat, die oben der Gegenstand eingehender Untersuchung
und Besprechung waren. In der näheren Umgebung des Kur-
ortes Karlsbrunn begegnet man in den daselbst herrschenden
Phylliten zahlreichen ähnlichen Lagergängen von intrusivem Diabas
und zwar:
An dem Westgehänge des Langenkammes (Wilhelms-
höhe) habe ich zwei solche, auf dem Scheitel desselben einen
dritten Diabaslagergang festgestellt, ferner wurde eine ähnliche
Diabasintrusion am Nordgehänge des Grätzberges (nächst
Hubertskirch) und eine mächtige solche am Südabhang des Holz-
berges, endlich eine weitere Partie am Ostfuße des Nessel-
berges zwischen Karlsbrunn und Wiedergrün beobachtet. Der
74
intrusive Diabas durchbricht aber auch den Chloritgneis,
welcher im Liegenden der unterdevonischen Phyllite am Hinne-
wiederstein und Leierberg herrschend wird; ich fand derlei Diabas-
injektionen am Ostgehänge des Hinnewiedersteins, speziell
am Pfalzgrafensteig. Die natürlichen Aufschlüsse an diesen Vor-
kommen sind jedoch so mangelhaft, was von denjenigen durch
Menschenhand ebenfalls gilt, so daß man meist auf die im Wald-
boden umherliegenden Stein- und Blockhalden angewiesen ist, soweit
sie nicht schon für Straßengrundlage und Beschotterung Verwen-
dung fanden. Unter solchen Umständen konnten an diesen Vor-
kommen keine Kontaktgebilde zur Beobachtung gelangen, die
jedoch auch hier wie beim Lothringerhaus vorhanden sein dürften.
In der weiteren Umgebung von Karlsbrunn und längs des
Oppatales finden wir anstehende Felsmassen von Uralitdiabas und
Uralitdiabasporphyrit am Südende von Ludwigstal oberhalb des
Kupferstollens, ferner jene Partie von bedeutender Mächtig-
keit am Scheitel und am Ostabhang des LudwigstalerSchloß-
berges wo selbst das Gestein besonders grobkörnig ist und Magnet-
kies eingesprengt enthält, schließlich ist noch die Gesteinspartie
südlich der Würbentaler Schießstätte zu erwähnen. Ein
besonderes Interesse knüpft sich an jene zahlreichen gang- und.
stockförmigen Durchbrüche von Uralitdiabas und Uralitdiabas-
porphyrit, die westlich von Dürrseifen am Ostfuße des Holz-
berges, welcher daselbst mit zahlreichen und mächtigen goldhal-
tigen Quarzgängen, ferner mit goldischen Kies- und Blei-
glanzgängen im Zusammenhang stehen, deren Vererzung auf die
gedachten Diabasintrusionen zurückzuführen ist. Die oben angeführten
Diabasgänge der weiteren Umgebung von Karlsbrunn setzen eben-
falls in bleigrauen Phylliten und Tonschiefern auf; ein Teil davon
war schon Ferd. Römer bekannt, die derselbe als Diorite beschrieben
hat!), was aber durch unsere eingehende Untersuchung widerlegt
erscheint. — Die weiter südöstlich bei Kleinmohrau, Neuvogel-
seifen und Wiedergrün den unterdevonischen Phylliten und Ton-
schiefern eingeschalteten Diabase bilden Deckenergüsse, die
mit ausgedehnten Tuffablagerungen, Kalkstein- und
Eisenerzlagern in Verbindung stehen.
Es ist sehr naheliegend, daß die berühmten heilkräftigen
1) Geologie von Oberschlesien 1870 pag. 9 und 10.
75
- Eisensäuerlinge von Karlsbrunn mit den gedachten
Diabasinjektionen seiner Umgebung im innigen Zusammenhange
stehen, zumal sie direkt das Eruptivgestein durchfließen, denn der
Diabaslagergang vom Lothringerhaus bildet sozusagen den Unter-
grund von Karlsbrunn dort, wo die Quellen entspringen; und man
ist zu der Annahme berechtigt, daß sich im Talboden noch weitere
Parallelgänge einschalten, die aber durch das Alluvium verdeckt
erscheinen, bestehend aus 0°5 bis 2°0 »2 mächtigem Torfmoor, darunter
blaugrauer Letten, Bachschotter und zu unterst Glazialschutt.
Zudem befinden sich die in Rede stehenden Sauerbrunnquellen
an jenem Kreuzungspunkte, wo das Oppatal aus dem oberen Quer-
tal in das untere Längstal übergeht und wo sich die großen
geotektonischen Kluftsysteme aus NW und NO kreuzen und
demzufolge daselbst der Quellenaustritt profunden Wassers besonders
begünstigt wird. Die bedeutenden Emanationen von Kohlen-
säure, wie sie von diesen Säuerlingen täglich zur Erdoberfläche
gefördert werden, haben wir für den Nachklang jener eruptiven
Tätigkeit zu halten, welche in der Devonzeit zur Intrusion der
Diabase geführt hat.
Von den oben mikroskopisch optisch untersuchten Gesteinen,
wären wohl chemische Analysen geboten gewesen, leider war dies
dem Verfasser ohne Mittel und Unterstützung nicht möglich geworden,
weil solche wohl selten einer Privatperson zur Verfügung stehen
Überhaupt fehlt uns eine umfassende mikroskopische und chemische
Untersuchung der unterdevonischen Diabase und ihrer mannigfaltigen
Tuffe im Gesenke, in der Weise, wie solche Prof. Dr. A. Pelikan!)
rücksichtlich der mitteldevonischen Mandel- und Schalsteinzone
Sternberg-Bennisch ausgeführt und wozu der Verfasser einen Teil
des Untersuchungsmaterials beigestellt hat. Es wäre dies eine
dankenswerte Aufgabe, denn man käme in die Lage, einen Einblick
in die genetischen Beziehungen der mannigfaltigen Diabas-
gesteine der Devonformation im Gesenke zu gewinnen und ein
Urteil über deren magmatische Abstammung zu fällen.
Zum Gegenstande beziehungsweise den exomorphen Kontakt-
bildungen am Diabas zurückkehrend, möchte ich, am Schlusse
meiner Ausführungen angelangt, noch auf diemerkwürdigen Kontakt-
!) Über die mährisch-schlesische Schalsteinformation, Sitzungsbericht
der k. k. Akademie der Wissenschaften, Wien, Band CVII, Abteilung I, 1898.
76
erscheinungen am Diabas des Mitteldevons zu Gobit-
schau nächst Sternberg hinweisen, welche Verfasser eingehend
untersucht und beschrieben hat!). Hier wurde ein Thuringit-
Magnetitlager im Kontakt mit körnigem Diabas in ein zur
Leptochloritpruppe gehöriges Alumo-Eisenoxydulsilikat
umgewandelt, das Verfasser mit dem Namen „Moravit“ belegte.
Das eisenreiche Erzlager im Kreuzriede, dicht südlich von Gobitschau,
besteht teils aus Thuringit, teils aus Gemengen von Thuringit und
Magnetit; dabei ist der Thuringit meist in schuppigen Limonit
umgewandelt. Dieses Eisenerzlager wird von mitteldevonischem
Tonschiefer, zum Teil Tentaculitenschiefer im Liegenden, von Schal-
stein, Spilitmandelstein und dessen Brekzien im Hangenden
umschlossen. Im nordöstlichen Weiterstreichen dieser Erzlagerstätte
im Popenried nördlich von Gobitschau tritt an dieselbe im Hangen-
den körniger Diabas heran, nachdem die Schalsteinaufschüttung
vorher ausgekeilt hat, in dessen Kontakt gedachte Erzlagerstätte
in eine eisenarme hauptsächlich aus Moravit gemischtmit
etwas Thuringit bestehende Lagermasse mit schup-
pigerundoolithischer Mikrostrukturverändertund
dadurch der Abbauwürdigkeit verlustig wurde; denn die Verän-
derung besteht wesentlich aus einer Zufuhr an Kieselsäure also
höherer Silizifikation unter gleichzeitiger Abnahme des Eisenge-
haltes, nebenher Umwandlung des Magnesits in Hämatit, Verlust
des Kalkkarbonates und Aufnahme von Alkalien. Durch Wieder-
gabe folgender chemischer Analysen der beiden Leptochlo-
rite wird die gedachte Stoffwanderung anschaulicher gemacht:
Thuringit (im Kreuzried) Moravit (im Popenried)
Kieselsäure. "< 2 227002), 2 49309,
Tonerde. 42s c) 25 San zví Lo
Rysenoxyds. 7 1:00:70 5049
Eisenexydul .. 55s: 364207. 15-99
Manganoxydul . . . . 016%, max,
Kalkerde "52b ze Spur
Magnesia: sy- 5: » ern E90]; 1:820/,
1) Neue Mineralien vom Eisenerzbergbau Gobitschau, Zentralblatt für
Min., Geol. u. Paläont., Jahrgang 1905, Nr.7. Die Leptochlorite der mährisch-
schlesischen Schalsteinformation, ibidem, Jahrgang 1906, Nr. 10. Mineralien,
Eisenerze und Kontaktgebilde auf dem Schalsteinzuge Sternberg-Bennisch,
ibidem, Jahrgang 1907, Nr. 11.
77
Thuringit (im Kreuzried) Moravit (im Popenried)
Kali und Natron... — 1:109/,
Phosphorsáure, < „= +; 0099, Spur
Koblensäure 46.192 —
Kohlenstoff (Graphit) . — 0:55,
NN ASE ASKO OKEN VERO S PORS 592 39 AA 4-95°/,
Zusammen jj 64 0907896 99:469/,
Ähnliche kontaktmetamorphische Veränderungen läßt auch
das in derselben Lokalität, im Hangenden folgende zweite Eisen-
erzlager erkennen.
Die gedachte eingreifende Umwandlung des ursprünglichen
Mineralbestandes auf dieser interessanten Eisenerzlagerstätte stellt
sich wohl als eine Folge pneumatolytischer und hydrothermaler
Kontaktwirkung seitens jener Diabase dar, die hier in der Zeit
der Hochstufe des Mitteldevons in Form von Deckenergüssen durch-
brachen. ;
In derselben Lokalität, im Popenried nördlich von Gobitschau,
speziell im Poleiwalde und Finkenbüschel daselbst, hat
man die mitteldevonischen Tonschiefer, welche die beiden daselbst
vorkommenden Moravitlagerstätten im Liegenden und Hangenden
begleiten, im Kontakt mit den oben erwähnten Diabaskörpern in
hochwichtige Kontaktgesteine umgewandelt gefunden und erscheint
ihre Verbreitung eine solch ausgedehnte, daß man von einem
groben Kontakthof sprechen darf. Die hier vertretenen Kontakt-
gebilde sind teils adinolähnliche Kontaktschiefer, teils
wirkliche Adinolen und merkwürdige Natrolitschiefer, und
zwar bestehen erstere nach der diesfälligen mikroskop-optischen
Untersuchung aus einem hochkristallinen Gemenge von Musko-
vit, feinkórnigem Quarz mit Gaseinschlüssen, sparsam
Albit, untergeordnet Rutil, Ilmenit, mit Leukoxen, nebst
Limonit und kohlige Substanz als Pigment. In der eigent-
lichen Adinole ist die Menge des Albits in entsprechender Zunahme.
Der Natrolithschiefer stellt sich als modifizierte Adinole dar, worin
die (Gesteinsporen, Hohlräume und Kluftflächen reichlich mit
Natrolithkristallen ausgekleidet sind; auch kommt der Natrolith
derb, und zwar in Adern, Trümmchen und Rinden im Gestein
vor; akzessorisch finden sich in den Natrolithdrusen Hyalit,
Granat, in stärker ausgelaugten Gesteinspartien © u a r zkristalle,
18
Kieselsinter und Kieseltuff. Es kann wohl kein Zweifel
darüber obwalten, daß diese Natrolithbildung auf der Hydrati-
sierung der Plagioklase in den Adinolen beruht.
Vorstehend geschilderte Kontaktschiefer und Adinolen lagern
im unmittelbaren Kontaktbereiche des dortigen mächtigen Diabas-
lagers, zusammengesetzt aus körnigen Diabasen, die zum Teil in
dichten Diabasaphanit übergehen und denen blasige und schlakige
Ausbildungsformen untergeordnet sind. Die Entstehung der Adinolen
sowie der Moravitlagerstätte ist wohl auf die normale Kontakt-
metamorphose zurückzuführen, welche nach der Erstarrung der
effusiven Diabase auf die durchbrochenen Schichtgesteine ein-
wirkte und weil dieselbe wesentlich auf der Gasdiffusion bei
hoher Temperatur und unter hohem Druck, beruht daher als
pneumatolytische Kontaktmetamorphose aufzufassen ist. Da-
gegen gehört die Ausbildung der natrolithführenden Adinole bereits
der hydatothermischen Periode an.
HP OD WD
14.
15.
16.
Notizen zur Flora von Máhren.
Von A. Wildt.
. Equisetum maximum Lam., bei Radoschtitz (Bez. Brünn, Dr. Iltis).
. Stipa Joamnis Cel., massenhaft bei Rebeschowitz (Bez. Brünn).
. Sieglingia decumbens Bernh., bei Wratzow (Bez. Bisenz).
. Arrhenatherum elatius Koch var. eylindricum Podpěra. Pflanze
robust, die Blätter bis über 1 cm breit, die Rispe 25 cm,
deren Zweige bis 15 cm lang. Ährchen dicht gestellt bis 50
an einem Zweige. Granne der oberen Blüte des Ährchens
bald vorhanden, bald fehlend. Bei Tobitschau (Dr. Podpèra)
und an der Schwarza unter dem Roten Berge (Brünn).
. Festuca pseudovina Hackel, bei Lösch (Bez. Brünn).
. Bromus secalinus L. var. Billotii Asch. u. Græbn. Syn., Bd. II,
S. 605, auf Äckern im Schreibwalde (Brünn) und bei Eibenschitz.
. Bromus racemosus L., bei Kojetein (Dr. Podpera) und bei
Klosterhradisch bei Olmütz (Dr. v. Teuber).
. Bromus arvensis L., bei Tischnowitz.
. Carex tomentosa L. var. Nordmanni Kern., am Hadiberg (Brünn).
. Carex pilulifera L., im Rzizkatale (Brünn).
. Carex hirta L. var., hirtaeformis Pers., bei Orscheschin (Brünn).
. Allium oleraceum Iu. var. paueiflorum Asch. u. Græbn. Syn.,
Bd.IIT,S.148,aufderStránská skala und der Juranshöhe (Brünn).
. Muscari tenuiflorum Tausch, eingeschleppt und häufig auf den
Äckern bei Czernowitz (Brünn).
Colchicum autumnale L. formavernale Hofm., im Kaminkabachtale
bei Braslawek (Lissitz), am 26. Dezember 1910 in reichlichen
Mengen blühend, vorgefunden vom Herrn A. Berger jun.
Polygonatum verticillatum Al, in zirka 600 m Seehöhe, bei
Radeschin (Neustadtl, Dr. Iltis).
Galanthus mivalis L., mit zweiteiligen, äußeren Perigonblättern,
80
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
90.
wurde vom Herrn A. Berger jun. bei Billowitz (Brünn) gefunden
und mir übergeben.
. Butomus umbellatus Iu., in der Fischergasse (Brünn) ein Nest
10 blühender Stücke.
. Rumex Schmidtii Hausskn., ein Stück bei Billowitz (Brünn).
. Chenopodium glaucum var. prostratum (Beck, Flora von Nieder-
österreich, S. 331), bei Kumrowitz (Brünn).
. Amarantus caudatus L., als Gartenflüchtling bei Schimitz (Brünn).
. Alsine fasciculata Mert. u. Koch, am Julienfelder Berge und
auf der Stränskä skala (Brünn).
. Dianthus Carthusianorum Iu. var. sabuletorum Heuffel (Beck.
Flora von Niederösterreich, S. 373), bei Eibenschitz.
Anemone silvestris L., am Hadiberge (Brünn) noch immer ein
Nest derselben.
Pulsatilla grandis Wender, mit Blättern, die in der Form jenen
der P. styriaca ähneln, bei Znaim (Dir. Oborny), mit solchen,
die an die Blätter des Ranunculus polyanthemos mahnen, daher
wohl auch die ganze Pflanze dafür angesehen und weiter
nicht beachtet wurde, auch auf der Stränskä skala (Brünn).
Weiters kann wenigstens betreffend den Standort bei Siluvka
gesagt werden, daß heuer dort nur normale Blätter dieser
Art zu sehen waren, wo sich in den Vorjahren in Menge
abnormale gebildet hatten.
Clematis Viticella L., ein Stück als Gartenflüchtling an der
Straße Eisgrub-Prittlach.
Ceratocephala orthoceras DC., ein Nest bei Obergerspitz (Brünn,
Finanzkommissár Horaček).
Ranunculus circinnatus Sibth., im Holaseker Teiche (Brünn).
Ranunculus paucistamineus Tausch var. radicans Revel, im
Rzizkabache bei Ochos und bei Zwittau.
Ranunculus repens L. var. myrrhiphyllus Wallr., bei Czernowitz
(Brünn).
Ranunculus superrepens X acer. Vom Ansehen eines R.
repens, aber die Läufer fehlen, oder, wenn vorhanden, sind sie
aufrecht und nie wurzelnd (also stengelartig). Die Blätter sind
wie beim typischen R. repens einfach gefiedert; die drei Ab-
schnitte derselben im Umfange verkehrt eitörmig-keilig und deren
Zähne sehr ungleich, bis 15 792 lang und 4 mm breit, also,
lanzettlich, während sie auf den eiförmigen Blattabschnitten
3.
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des R. repens reichlicher und eiförmig sind. In einigen Stöcken
bei Czernowitz (Brünn) von Dr. Podpera entdeckt.
Ranuneulus polyanthemos L. var. Breynianus Čr., bei Tscheitsch.
Thalietrum minus L. var. virens Wallr., bei Rebeschowitz (Brünn).
Alyssum Wierxbickii Heuffel. In Übereinstimmung mit Dr.
Podpěra uud Direktor Oborny bezeichne ich jetzt so jenes
AL, das ich an der Eisenbahnstrecke Gaya- Wlkosch gesammelt
und im Bande XLIV der Verhandlungen des Naturforschenden
Vereines in Brünn als Al. montanum var. magnum angeführt
habe. Leider scheint diese dem westlichen Siebenbürgen und
Oravicza im Banate angehörige Pflanze bei uns wieder ver-
schwunden zu sein, da ich sie später vergeblich suchte.
Lepidium perfoliatum L., ein Nest mit üppigen Stücken bei
Czernowitz (Brünn, phil. cand. Skyva).
Hirschfeldia Pollichi Fritsch, reichlich auf der Stránská skala
(Brünn).
. Viola ambigua W. u. Kit., auf diversen, früheren Fundorten
bei Brünn heuer vergeblich gesucht. Sie wird in Mähren immer
seltener, nur deren Bastarde erhalten sich hier noch länger.
Viola ambigua X odorata (V. hungarica Deg. u. Sabr.) ein
Stück mit 18 cm langen Blattstielen aus einem nassen (die
Temperatur möglichst gleich haltenden) Mniumpolster heraus-
wachsend, bei Eibenschitz.
Mercurialis ovata Sternb. u. Hopp. bei Neslowitz (Tetschitz,
Finanzsekretär Rehwinkel).
Dictamnus albus L., junge, bisher nicht zur Blüte gelangte
Stücke am Hadiberge (Brünn) noch ziemlich reichlich.
Caucalis muricata Bisch., auf einem Acker bei Siluvka
(Eibenschitz) ein Stück.
Turgenia latifolia Hoffm., 4 Stücke eingeschleppt im kultivierten
Rasen der Nordbahnstraße in Brünn.
Sedum villosum L., bei Radeschin (Neustadtl, Dr. Iltis).
Epilobium obscurum Schreb., bei Saar (Dr. v. Teuber).
Pirus nivalis Jacq. ssp. austriaca K. Schneid., Asch. u. Græbn.
Syn., Bd. VI, S. 65, auf der Juranshöhe (Brünn).
Pirus nivalis X communis ©. K. Schneid., Asch. u. Gr&bn. Syn.,
Bd. VI, S. 68, in einer Hecke bei Wranau (Brünn) halbwild.
Rosa Schmidt H. Br., auf der Juranshöhe (Brünn).
Cytisus nigricans Li, ein Stück, seinen Blütenstrauß über die
Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XI. 6
Gipfel des 11/, m hohen Buschwaldes erhebend, am Hadiberge
(Brünn).
Nachdem ich mich bisher vergeblich bemüht habe, mein
fragliches Cytisusmaterial, das der Sektion Viborgia angehört,
nach den mir zu Gebote stehenden Florenwerken, ferner nach
Kerners Arbeiten über diese Gattung, nach Griesebach und
Schenk iter hungar. und anderen zu bestimmen, habe ich das-
selbe, mit Hilfe des Bd. VI der Synopsis von Ascherson
und Grabner überprüft und hier seien die Resultate dessen,
soweit sie mährisches Material betreffen, mitgeteilt. Die
genannten Verfasser folgen hier der monographischen Arbeit
von Briquet, und ich darf an die oben erwähnte Unzulänglich-
keit der ausreichenden Florenwerke, die bei anderen Gattungen
vollständig hinweisen, um die Schwierigkeiten darzutun, die
sich beim Bestimmen der Viborgiaarten ergeben, und so Fehler,
die sich innerhalb gewisser Grenzen halten, der Nachsicht zu
empfehlen. Mir liegt aus Mähren vor:
46. Oytisus hirsutus L.
ssp. 1. leucotrichus Schur.
Rasse: polytrichus Briqu., bei Adamstal von Theumer
entdeckt, bei Kiritein und in dortiger Gegend, wahrscheinlich
auch anderwärts zu finden.
ssp. 2. ciatus Wahlb.
forma alpestris Beck., ein Stück unter zahlreichen anderen
Cytisusstücken bei Wlkosch (Bez. Gaya).
ssp. 3. ratisbonensis Schaeff, auf den bei Oborny angegebenen
Standorten. Im Bezirke von Gaya nicht häufig.
47. C supinus L.
ssp. 1. albus Hacq., bei Gurdau und bei Auspitz; hier weiß,
gelblich und gelb blühend.
ssp. 2. austriacus Li. (die Blättchen unserer Pflanze sind
häufig stumpf). Hierher gehört die Pflanze von Poppitz
(Bez. Auspitz), welche (vielleicht infolge des Mähens)
manchmal rein weiß blüht. In der Umgebung von Gaya ist
C. austriacus selten und auf den bei Oborny angeführten
Standorten kommen auch Stücke vor, die wohl dem C.
austriacus X capitatus angehören.
var, pauciflorus Brigu. (C, Tomasini Vis.), ein Stück bei Bisenz.
ssp. 3. capitatus Scop. Verbreitet und meist gut ausgesprochen.
Im Walde Chrast (Gaya) fand ich im tiefen Schatten schlanke,
48.
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fast weiß blühende Stücke und unweit davon bei Wlkosch
und Jeschow solche, die als supercapitatus X austriacus
aufgefaßt werden können. Hier, wo die typische (um Brünn
häufige) Form relativ selten ist, wächst auch jene Form,
die Schur C. aggregatus genannt hat, und die Ascherson
und Græbner hier beizählen.
C. austriacus X capitatus ist eine vielgestaltige, von Brünn nach
Süden an Häufigkeit zunehmende Pflanze der Raine und
Waldränder, die, stets, durch strichelhaarige Blätter aus-
gezeichnet, sich bald mehr dem C. austriacus bald mehr dem
andern in den Eigenschaften nähert und in Südmähren die
Stammeltern an Häufigkeit bedeutend übertrifft. Tkany fand
sie um Brünn, Dr. Formanek bei Wostopowitz, ich besitze
sie von den Pollauer Bergen und vielen Stellen aus der Um-
gebung von Gaya und Bisenz. |
Medicago falcata L. var. glandulosa Koch (Oborny Flora von M.
u. Schl., pag. 1002), bei Czernowitz (Brünn) und sicher auch
weiter verbreitet.
Vicia pannonica Cr. typica Beck., trat heuer häufig auf den
Äckern bei Czernowitz (Brünn) auf.
. Hottonia palustris L., bei Chirlitz (Brünn, Dr. Iltis).
. Armeria vulgaris L., bei Rebeschowitz (Brünn, Fachlehrer
Zdobnicky).
. Nicotiana rustica L., zwei Stücke am Raine der Gemüsefelder
der Dörnrösselgasse (wo nie Tabak gebaut wurde), aus Atriplex
tatarica herauswachsend.
. Thymus ovatus Mill. var. subeitratus Schreb., rein weiß (nicht
ausgeblaßt) blühend, ein Nest bei Knezowes (Kunstadt).
. Thymus praecox Opix typicus Beck, Flora von N.-Ó., in der
ganzen Umgebung von Brünn sehr häufig.
Thymus praecox Opix var. spathulatus Opix, am Hadiberge und
auf der Stränskä skala (Brünn).
Thymus praecox var. badensis H. Br. (Th. lanuginosus X spathu-
latus), mit obigem.
Thymus Serpyllum Tu., fehlt bei Brünn. Was dafür gehalten
wurde, sind schmalblätterige, diesem auch im Wuchse ähnliche
Formen des Th. Marschallianus.
Thymus Marschallianus Willd. var. calvifrons Borb. (Symb.
Thym. Europ. med.), bei Kromau.
Thymus lanuginosus Mill., auf der Schwedenschanze und im
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Rzizkatale (Brünn) auch in einer Form, die als ein Th.
collinus X superlanuginosus angesprochen werden könnte.
. Thymus lanuginosus Mill. var. Kosteleckianus Opiz, auf der
Stränskä skala, am Hadiberge und im Rzizkatale (Brünn).
. Prunella grandiflora X laciniata, am Gelben Berge BEA
Prof. Murat) und ein Nest am Hadiberge.
. Verbascum Kerneri Fritsch (V. Thapsus X phlomoides), bei
Wranowa (Lettowitz).
. Verbascum ramigerum Schrad (V. thapsiforme X Lychnitis), im
Josefstale (Blansko).
Veronica opaca Fr. Bei Berücksichtigung der neuesten und
gründlichen Arbeiten über Veronica von E. Lehmann (Kiel)
zeigt es sich, daß diese kritische Art in Mähren noch nicht
gefunden worden sei, so wie sie ja nach Beck, Flora von
Niederösterreich, S. 1049, auch in diesem Kronlande bis-
her noch nicht beobachtet worden ist.
Melampyrum fallax Cel forma typicum Beck (M. bohemicum
Kern.), bei Knezowes (Kunstadt).
Orobanche minor Sutt., am Hadiberge (Brünn), heuer häufiger
als andere dortige Orobanchearten, z. B. O. major!
Orobanche alba Steph., bei Eibenschitz.
Utricularia major Schmidel, bei Hatschein (Olmůtz, Ober- -
leutnant Hofmann).
Utricularia minor L., bei Radeschin (Neustadtl, Dr. Iltis).
Galium Schultesii Vest., bei Wlkosch (Gaya).
Scabiosa suaveolens Desf., bei Rebeschowitz (Brünn).
Elichrysum arenarium DC., mit obigem.
Inula Oculus Christi L., im Rzizkatale (Brünn).
Artemisia scoparia W. u. Kit., bei Lettowitz.
Artemisia pontica L., ein Nest am Hadiberge (Brünn).
Echinops spherocephalus Iu., eingeschleppt, 2 Stück an der
Reichsstraße mitten im Dorfe Rzezkowitz (Brünn).
Arctium nemorosum Lej., bei Czernowitz (Brünn) zwischen
den gewöhnlichen Arcticumarten spärlich.
Arctium nemorosum X minus mit dem obigen.
Cirsium brachycephalum Jur., spärlich auf einer Wiese
bei Kostel. Ich glaube aber diese Kratzdistel aus dem Waggon-
fenster an mehreren Stellen auch weiter nördlich bis Poppitz
beobachtet zu haben.
Crepis mollis Koch, bei Kleppel in den Sudeten.
Die oberkretazische Korallenfauna von Klogsdorf
in Mähren.
Von Dr. Friedrich Trauth.
Vorwort.
Die erste Anregung zu der hiermit der Öffentlichkeit über-
gebenen Studie kam, als vor ungefähr drei Jahren eine ansehn-
liche Zahl von Versteinerungen aus dem Gebiete von Klogsdort
und Liebisch in Mähren, welche Seine kaiserliche und königliche
Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Joseph Ferdinand,
der ebenso großmütige als hochherzige Begründer des Höchst-
dessen Namen führenden natur- und kunstgeschichtlichen Museums
in Olmütz, von hier zwecks näherer Untersuchung dem k. k. natur-
historischen Hofmuseum in Wien hatte übermitteln lassen, mir zur
Bestimmung anvertraut wurde.
Bei dieser Gelegenheit gelangten mehrere besonders inter-
essante Fossilien aus dem umfangreichen Olmützer Petrefakten-
material, dessen Auffindung man dem unermüdlichen Sammeleifer
des Pfarrers von Liebisch, Joseph Slavíček, ausschließlich zu ver-
danken hat, schenkungsweise in den Besitz der geologisch-paläonto-
logischen Abteilung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums.
Die vorliegende Publikation beschäftigt sich mit der vor-
wiegend aus stockbildenden Kreidekorallen bestehenden Fauna des
Karpathensandsteines von Klogsdorf, während die Behandlung der
aus der Diluvialregion von Liebisch stammenden Versteinerungen
einer weiteren Veröffentlichung vorbehalten bleiben möge.
86
Es geziemt, allen jenen meinen Dank auszusprechen, welche
diese Studie durch Rat und Tat gefördert haben: Herr Pfarrer
Joseph Slavíček hat mir seine bei Klogsdorf angestellten Beob-
achtungen in uneigennützigster Art mitgeteilt und sein gastliches
Haus liebewarm geöffnet, als ich im vorigen Frühjahre die geo-
logisch bedeutsamen Örtlichkeiten von Liebisch und Klogsdorf
besuchte. Die für meine Arbeit nötige Kenntnis der die bezeichnete
Gegend behandelnden tschechischen Literatur hat Herr med. univ.
Dr. Mauriz Remes in Olmütz durch die Anfertigung eines deut-
schen Auszuges aus derselben vermittelt und zugleich die Abfassung
der historischen Einleitung zu dieser Veröffentlichung auf sich
genommen. Die Herren Professoren Emil von Marenzeller
aus Wien und Johannes Felix aus Leipzig gingen bei der Be-
stimmung einiger Korallen gütig an die Hand, und den Herren
Professoren Kustos Ernst Kittl und Viktor Uhlig in Wien verdanke
ich manchen für die Beurteilung des geologischen Vorkommens
bemerkenswerten Rat. Ferner ermöglichten Herr Professor Friedrich
Frech in Breslau und Rudolf Zuber in Lemberg durch die
Zusendung der Kreidekorallen von Oppeln, bezüglich Delatyn, deren
unmittelbaren Vergleich mit den von mir beschriebenen Anthozoen.
Der Untersuchung des wertvollen Fossilienmaterials von
Klogsdorf nun verlieh Seine kaiserliche Hoheit durch huldvollste
Annahme nachstehender Abhandlung ungeahnte Auszeichnung. Ob
diese meine Arbeit solch hohen Namens wert und würdig sei,
mute ich mir zu beurteilen nicht zu, huldige aber unter allen
Umständen treugehorsamst und tiefinnigst dankbar dem durch-
lauchtigsten Herrn Erzherzog, Höchstwelcher so hohe Ehre mit
so schlichtem Können gnädigst zu verknüpfen geruht hat!
Wien, im Jänner 1911.
Dr. Friedrich Trauth.
I. Einleitung.
Von Dr. Mauriz Remeš.
Das Gebiet von Klogsdorf, aus welchem die in der vorliegenden
Abhandlung beschriebene Korallenfauna stammt, liegt unmittelbar
nordöstlich von der in der mährischen Bezirkshauptmannschaft
Neutitschein befindlichen Stadt Freiberg und gehört dem als
„schlesische Beskiden“ bekannten Teile des Karpathengebirges an.
L. Hohenegger, dem wir die erste geologische Durchforschung
dieses Berg- und Hügellandes verdanken, schied auf seiner 1861
publizierten „geognostischen Karte der Nordkarpathen“ bei Klogs-
dorf ein erratische Malmkalkblöcke führendes Eozän!) aus, zu welcher
Fommationsgruppe er in den Beskiden graue, glimmerreiche und
schiefrige Sandsteine, Mergelschiefer, grobe Konglomerat- oder
Breccienschichten mit großen Blöcken älterer Formationen (Granit,
Gneis, Chloritschiefer, Devon, Karbon) sowie feinere brecciöse
Sandsteine stellte, die teils infolge ihres Reichtums an Glaukonit
grünlich gefärbt sind, teils aber „bunt“ erscheinen, wenn sie in
ihrer grauen bis rötlichen Grundmasse Trümmer von Glimmer-
und Chloritschiefer, Grünerde und weiße, organogene Flecken
zeigen?). Die für alle diese paläogenen Straten so bezeichnenden
Nummuliten hat Hohenegger in den Konglomeratsandsteinen von
Klogsdorf nicht angetroffen, sondern erst weiter östlich davon
verzeichnet er einen solchen Fund in seiner Karte.
Ganz ähnliche brecciöse Konglomeratbänke, wie sie innerhalb
des eben besprochenen „Eozäns“ erscheinen, finden sich nach den
1852 von F. Hochstetter?) angestellten Beobachtungen auch
1) Unter den Begriff des „Eozäns“ im Sinne Hoheneggers fallen auch
die oligozánen Schichten der karpathischen Flyschzone.
2) Vol. L. Hohenegger, Die geognostischen Verhältnisse der Nord-
karpathen in Schlesien und den angrenzenden Theilen von Mähren und Galizien
als Erläuterung zu der geognostischen Karte der Nordkarpathen. Gotha 1861,
pag. 34.
S) Notiz über eine Kreideschichte am Fuße der Karpathen bei Friedek
in k. k. Schlesien. Jahrb. der k. k. geol. R.-A., Bd. III (1852), Heft 4, pag.
33 und 35.
88
in anscheinend innigem Verbande mit den Baculitenschichten von
Friedek. Der genannte Forscher sah hier im Liegenden der senonen
Friedeker Mergel harte, sandsteinartige Konglomeratlagen, welche
mit ihrem kalkigen Zement Glimmerblättchen, Quarzkörner und
Steinkohlenteilchen einschlossen und eine Menge von Polyparien,
Cidaritenstacheln und anderen Fossilresten beherbergten, inm aber
keine Nummuliten geliefert haben.
Eine weitere Mitteilung, welche die uns interessierende Region
betrifft, hat 1887 L. v. Tausch im „II. Reisebericht des Sections-
geologen der 2. Section“!) gelegentlich der Besprechung der im
Norden und Osten des Spezialkartenblattes „Neutitschein“ vor-
kommenden Friedeker Schichten gemacht, indem er sagt: „Nicht
geringe Schwierigkeit bot das Studium der Tektonik der einzelnen
Kreideinseln, welche aus dem Alttertiär, resp. Diluvium allenthalben
emporragen. Das Alttertiär, welches auf der Hohenegger’schen
Karte so reichlich ausgeschieden erscheint, konnte nur an wenigen
Punkten anstehend gefunden werden, da es fast allenthalben "von
Diluvium, das vielfach erratische Blöcke, zumeist roten, porphyr-
artigen Granit, enthält, überdeckt wird.“ Wie der Verfasser dieser
Zeilen aus verläßlicher Quelle weiß, kannte v. Tausch übrigens
auch den bei Klogsdorf gelegenen Fundort von Versteinerungen,
die er samt den daselbst auftretenden kristallinen Gesteinsbrocken
für nordische Geschiebe hielt?).
Zum erstenmal geschieht der Lokalität Klogsdorf in
meinem 1898 veröffentlichen Aufsatze „O zkamenelinäch bludnych
balvanü okoli Pribora“ (zu deutsch „Über Versteinerungen erratischer
Blöcke aus der Umgebung von F'reiberg“*) ausdrückliche Erwäh-
nung: Es wird hier unter dem Namen Polytremacis (— Heliopora‘)
Lindströmi Rem. eine neue, als Hornstein erhaltene Korallenart,
die etwa 20 Jahre vorher bei Häjov, einem zwischen Freiberg und
Hochwald (OSO Freiberg) gelegenen Dorfe, lose aufgelesen worden
war, beschrieben. Den Fundort bildete eines der von Lehm- und
Schotterablagerungen bedeckten Felder, welche sich längs des
!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., 1887, pag. 284—285.
?) Vgl. meine diesbezügliche Angabe in d. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.,
1898, pag. 182.
S) Věstník klubu přírodovědeckého v Prostějově (= Jahrb. d. naturw.
Klubs in Proßnitz). Jahrg. 1 (1898), pag. 5—10, Proßnitz 1898.
4) Nach Trauth mit diesem Gattungsnamen zu belegen.
tert ae +
89
kleinen Baches Klenos!) hinziehen. Nachdem ich ıneiner Ansicht
Ausdruck verliehen habe, daß die genannte Anthozoë erratisch
sei und vermutlich aus der baltischen Kreide stamme, gedenke ich
noch des Vorkommens von verkieselten Korallen und Spongien
bei Klogsdorf, die gleichfalls dieselbe Provenienz haben könnten.
Als später nach wiederholtem Besuch der Klogsdorfer Felder
durch meinen Vater eine größere Anzahl der erwähnten und von
mir für nordisches Diluvium gehaltenen Hornsteinpetrefakten auf-
gesammelt war, schickte ich mehrere derselben an die kgl. preu-
Bische geologische Landesanstalt nach Berlin, um von den dortigen
Geologen Näheres über ihre Herkunft in Erfahrung zu bringen.
Es ward mir bald die Auskunft zuteil, daß den eingesandten
Stücken ähnliche Kieselkorallen und -spongien in Norddeutschland
unbekannt seien, dagegen gelegentlich im Kreidegebiet von Oppeln
in Preußisch-Schlesien aufträten. Dieser Hinweis veranlaßte mich,
die Anthozo@n?) behufs genauerer Untersuchung dem gewiegten
Korallenkenner Professor J. Felix in Leipzig mit dem Ersuchen
zu übergeben, womöglich auch deren Verhältnis zu den Funden
in der Gegend von Oppeln aufzuklären. Das Resultat seiner Unter-
suchung hat Felix in der 1903 erschienenen Studie „Verkieselte
Korallen als Geschiebe im Diluvium von Schlesien und Mähren“)
niedergelegt, zu welcher ich eine das geologische Vorkommen der
Versteinerungen erörternde Einleitung geschrieben habe. Der wesent-
liche Inhalt dieser Arbeit möge nun in Kürze wiedergegeben werden:
Das Fundgebiet der mährischen Spongien und Korallen,
welche zumeist wallnuß- bis kopfgroße, rundliche Hornsteinknollen
mit rauher, unebener Oberfläche bilden, erstreckt sich von den am
rechten Ufer des Lubinatlüßchens gelegenen Klogsdorfer Häusern
Nr. 48—60, auf deren Grundstücken sie zusammen mit erratischen
Gneis- und Granitgeschieben zerstreut herumliegen, einerseits gegen
Nordosten bis in den nahen Wald Osyčina, anderseits ost- und
südostwärts am rechten Ufer des Bächleins Klenos gegen die
Gemeinde Häjov hin. Nach meiner damaligen Erfahrung traten
1) Ein bei Hájov entspringendes Bächlein, welches nach nordwestlichem
Laufe bei Klogsdorf in die Lubina einmündet.
2) Eine Reihe von Schwämmen wurde gleichzeitig an Herrn Professor
H. Rauff, damals in Bonn, eingesandt, der sie aber infolge Zeitmangels nicht
näher untersuchen konnte.
3) Zentralblatt für Min. usw., Jahrg. 1903, pag. 561—577. Stuttgart.
90
die Fossilien vornehmlich auf jenen Feldern auf, unter deren
20—30 em mächtigem Humus gelblicher Löß und lettenartiger
Lehm mit Sand und kleinen, erbsen- bis nußgroßen Kieselsteinen
vorkamen“). Dabei war die Verteilung derselben so ungleichmäßig,
daß man sie stellenweise in Menge auflesen konnte, während sie
an anderen Punkten fast ganz fehlten.
In dem ungefähr 1!/, km nordöstlich von Klogsdorf befind-
lichen Osyéina-Walde traf ich neben den fossilen Cölenteraten auch
eine in eine Hornsteinkoralle eingewachsene Serpula an.
Die Anthozoënfauna der Lokalität Klogsdorf wird noch durch
ein paar in derselben Weise erhaltene Stücke aus der weiteren
Umgebung Freibergs ergänzt, und zwar durch die bereits früher
angeführte Polytremacis (= Heliopora) Lindströmi Rem. von Häjov,
ein kleines Exemplar der gleichen Art aus der Region von Stram-
berg, das ich vor mehreren Jahren erhalten habe, und schließlich
durch eine aus dem Schotter der unteren Ondřejnica?) stammende,
verkieselte Koralle, die mit einer Klogsdorfer Spezies übereinstimmen
dürfte und im Vlastenecký musejní spolek (zu deutsch im „Vater-
ländischen Museum“) zu Olmütz aufbewahrt wird.
Das von Felix bearbeitete und aus acht Anthozoënexemplaren
bestehende Material umfaßte nachstehende fünf Arten:
Isastraea sp. (Spezies L), À
Thamnastraea sp.,
Astrocoenia aff. hexaphylla Qu. sp.,
Actinacis Remesi Fel. und
Polytremacis (= Heliopora) Lindströmi Rem.,
welche mit Ausnahme der bei Häjov und Stramberg gefundenen
letztgenannten Form insgesamt von den Klogsdorfer Feldern
stammten.
Auf eine an Professor F. Frech gerichtete Anfrage, ob sich
verkieselte Korallen aus der Gegend von Oppeln in der geologischen
Sammlung der Breslauer Universität befänden, erhielt Felix von
dort vier graubraune und gelbliche, mehr oder weniger abgeriebene
Hornsteinstücke zugesandt, die er als
1) Nach unserer jetzigen Ansicht hauptsächlich stark zersetzte Partien
des Klogsdorfer Karpathensandsteines, aus dem die verkieselten Petrefakten frei
herausgewittert sind.
?) Ein nordöstlich von Frankstadt entspringendes Flüßchen, welches über
Richaltitz und Braunsberg in nordnordwestlicher Richtung der Oder zuströmt.
a u
ee va
91
Isastraea sp. (Spezies II.),
Astrocoenia decaphylla E. H. (2 Exemplare) und
Polytremacis (— Heliopora) Lindströmi Rem.
bestimmen konnte. Wie aus den ihnen beigelegten Etiketten her-
vorging, war die erste Spezies in einer Kies-(Schotter-)grube bei
Groschowitz an der Oder (SSO Oppeln), die eine Astrocoenia in
einer Sandgrube bei Groß-Peterwitz an der Ratibor—Leobschützer
Bahn, die andere Astrocoenia lose mit kieseligem Cenomansand-
stein und Hornsteinspongien in Groschowitz und die zuletzt ge-
nannte Koralle!) geschiebeartig an der Oder in der Nähe von
Oppeln aufgefunden worden. Als Muttergestein dieser Petrefakten
galten die in Preußisch-Schlesien anstehenden Cenomansandsteine.
Nachdem die Hornsteinkorallen der Region von Oppeln hinsicht-
lich ihres Fossilisationsmaterials (Si O,) ausnahmslos, bezüglich
ihrer Farbe und Erhaltung zum Teil vollständig mit den mähri-
schen übereinstimmten und außerdem beiden Territorien die Poly-
tremacis (— Heliopora) Lindströmi gemeinsam war, gelangte Felix
zu dem Schlusse, daß die ihm von mir als erratisch geschilderten
Klogsdorfer Anthozoën im Cenomangebiete Preußisch-Schlesiens
ihre Heimat haben müßten, aus der sie durch das nordische In-
landeis in die Umgebung von Freiberg in Mähren entführt worden
seien?).
Zum Schlusse bespricht Felix noch einige kleine Kalkkorallen
(drei Stücke einer nicht näher bestimmbaren Oculinide und eine
Astrocoenia cf. hexaphylla Qu. sp.), die ich aus einem später zu er-
wähnenden Kreidemergel etwas nordöstlich von Klogsdörf erhal-
ten habe.
1) Dieselbe war ursprünglich von F. Roemer („Über die Diluvial-
geschiebe von nordischen Sedimentgesteinen in der norddeutschen Ebene“.
Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., 1862 pag. 617; 1863, pag. 755) für einen
erratischen Chaetetes radians aus dem russischen Kohlenkalk gehalten worden.
2) Wie schon E. F. Glocker in seiner 1853 erschienenen Abhandlung
„Über die nordischen Geschiebe der Oderebene um Breslau“ (Nova acta aca-
demiae Caesareae Leopoldinae-Carolinae Germanicae naturae curiosorum. vol.
XXIV, p. I, Breslau) bemerkt, drang das nordische Diluvium mit seinen erra-
tischen Blöcken nur bis in das Gebiet von Freiberg vor, während ihm südlich
desselben die Höhen der Beskiden endgültig Halt geboten. Vgl. auch‘ die
Karte „Das Kubländchen zur diluvialen Zeit“ in H. Schuligs Buch: Meine
Heimat, das Kuhländchen. Herausgegeben im Jubeljahre der 60 jährigen Re-
gierung des Kaisers Franz Josef I., Jägerndorf 1908.
92
Wegen der Bedeutung, welche die hiermit besprochene Publi-
kation Felix’.für die paläontologische Kenntnis der Umgebung
meiner Vaterstadt Freiberg hatte, entschlob ich mich, dieselbe in
etwas gekürzter Form ins Tschechische zu übertragen und die
Übersetzung unter dem Titel „Zkameněliny bludných balvanů z
okolí Příbora“ (zu deutsch „Die Versteinerungen der erra-
tischen Blöcke aus der Umgebung von Freiberg“) im VI. Jahr-
buche des naturwissenschaftlichen Klubs in Proßnitz!) zu veröffent-
lichen.
Die Lektüre dieser Schrift bewog Pfarrer J. Slavíček, in
dem Freiberg gegen Südwesten benachbarten Diluvialgebiet von
Liebisch nach erratischen Feuersteinpetrefakten zu suchen, von
denen er bald eine ansehnliche Kollektion zustande brachte. Sein
1905 erschienener Aufsatz „Zkameněliny bludných pazourkwych
valonnü od Libhoste u Příbora“ (zu deutsch „Versteinerungen erra-
tischer Hornsteingeschiebe von Liebisch bei Freiberg“?), in welchem
er über seine Beobachtungen berichtet, berührt die uns eben be-
schäftigende Frage nur insofern, als Slavíček daselbst der Ver-
mutung Raum gibt, daß die Versteinerungsfundorte von Liebisch
und Klogsdorf einander geologisch entsprechen könnten und die
Fossilien wegen ihres bei Liebisch konstatierten Zusammenvor-
kommens mit skandinavischen Gneis- und Granitblöcken durch das
diluviale Inlandeis eher aus dem hohen Norden (d. h. der balti-
schen Kreideprovinz) als aus der Umgebung von Oppeln in die
Freiberger Region gebracht worden seien.
Einen weiteren Beitrag zur Geologie dieser Gegend habe ich
im Jahre 1906 durch meine Mitteilung „Vrchní vrstvy křídové v
Klokočově u Příbora“ (zu deutsch „Obere Kreideschichten in
Klogsdorf bei Freiberg“?) geliefert: An einer nordöstlich von
Klogsdorf gelegenen Stelle, die ungefähr durch die Buchstaben
„og“ des Wortes Klogsdorf im Spezialkartenblatte Neutitschein
(1:75.000) bezeichnet wird, traf man gelegentlich einer Schürfung
auf Kohle unter dem zirka 3/, m starken Humus und einer fast
1) Věstník klubu přírodovědeckého v Prostějově VI (1908) Proßnitz 1904:
2) Věstník klubu přírodovědeckého v Prostějově (= Jahrbuch des natur-
wissenschaftlichen Klubs in Proßnitz.) VII (1904), Proßnitz 1905.
3) Zprávy komisse pro přír. prozk. Moravy (— Berichte der Kommission
für die naturwissenschaftliche Durchforschung Mährens.) Geol. pal. Abt. Nr. 5,
Brůnn 1906.
95
2 m mächtigen, gelben Lehmschichte auf einen dunkelgrauen Mergel-
schiefer, der mit hellgrauer Farbe verwitterte und nachstehende
Fauna enthielt:
Foraminifera (nach freundlicher Bestimmung von Fr. Chapman):
Reophax cylindrica Brady,
Nodosaria (Dentalina) soluta Rss.,
Nodosaria (Dentalina) expansa Rss.,
Pulvinulina elegans d’Orb. sp.
Anthozoa (nach J..Felix):
Astrocoenia cf. hexaphylla Qu. sp. (A. hexaphylla ist aus der
Gosauformation bekannt.)
Oculinidenfragmente, nicht náher bestimmbar.
Echinoidea (nach P. de Loriol), die als Fragmente ziemlich
häufig vorkommen:
Cidaris clavigera König, ein paar gut erhaltene Stachel.
Cidaris sceptrifera Mantell. Einige Stachelfragmente konnten
mit ziemlich großer Sicherheit dieser sowohl in den böhmi-
schen Priesener Schichten (Untersenon) als auch in der
ostalpinen Gosauformation!) auftretenden Spezies
zugerechnet werden.
? Echinocorys granulosus Schlüter, durch einige Tafeln ver-
treten.
Ferner mehrere unbestimmbare Seeigeltafeln und -stachel.
Crinoidea:
Stielgliederfragmente der Gattung Pentacrinus.
Vermes:
Serpula cf. semisulcata Reich.
Crustacea:
Pollicipes sp., ziemlich reichliche, aber nicht näher bestimm-
bare Reste.
Extremitätenglied eines Krebses.
Bryozoa, einige nicht genauer bestimmbare Reste und eine
? Petalopora sp.
Brachiopoda:
Thecidea hieroglyphica Defr.
1) Vel. J. Lambert, Étude sur quelques Échinides des couches à Hippurites
de Gosau. Bull. de la Soc. Belge de Géol., de Paléontol. et d’ Hydrol. (Bruxelles)
Mém. Tome XXI. (1907), pag. 83. ,
94
Bivalvia:
Fragmente glatter und berippter Schalen, die sich leider nicht
näher determinieren ließen.
Gastropoda (nach A. Frič):
Unter den ziemlich zahlreichen Gehäusen ließen nur ein paar
eine sichere Bestimmung zu; es sind dies die folgenden:
Turbo decemcostatus v. Buch. Zu dieser auch in den Prie-
sener und Teplitzer Schichten Böhmens auftretenden
Art gehört die Schale eines jungen Tieres.
Cerithium Luschitzianum Gein., eine aus den böhmischen
Priesener Schichten bekannte Form.
Sehr bemerkenswert ist die Tatsache, daß viele von den vor-
handenen Cerithiengehäusen auffallend an die von Ze-
keli!) aus der ostalpinen Gosauformation beschriebe-
nen Spezies erinnern; insbesondere glaube ich in dem
Klogsdorfer Material zwei derartige Gosauformen wieder
erkannt zu haben:
Cerithium trifidum Zek. (nach Stoliczka?) als C. furca-
tum Zek. zu bezeichnen) und ein Fragment von
? Cerithium fenestratum Zek. (nach Stoliczka“) Cerithium
Haidingeri Zek. sp. zu benennen).
Den Beschluß des Fossilverzeichnisses machen:
? Fusus cf. depauperatus Rss. und
Rissoa sp.
Auf Grund dieser Petrefakten fühlte ich mich berechtigt, die
obigen Mergel als senone Friedeker Schichten anzu-
sprechen. Wenngleich uns ihr Streichen und Fallen unbekannt
sind und auch ihr Zusammenhang mit den konglomeratischen
Brecciensandsteinen des Klogsdorfer Steinbruches, welcher vorwie-
gend die von F. Trauth untersuchte Korallenfauna geliefert hat,
sich nicht unmittelbar beobachten läßt, so halten wir gegenwärtig
doch die innige geologische Zusammengehörigkeit beider Ablage-
rungen für außerordentlich wahrscheinlich, ja, fast für sicher; denn
dafür spricht nicht nur die recht geringe (ungefähr 350 » betra-
sende) Entfernung beider Aufschlüsse, sondern auch das Vor-
‘) Vgl. L. F. Zekeli, Die Gasteropoden der Gosaugebilde. Abhandl. d.
k. k. geol. R.-A., Il. Bd., Wien 1852.
DEVELCF: Soli pete Revision der Gastropoden der Gosauschichten.
Sitzungsber. d. kais. Ak. d. Wiss. Wien, math. nat. Kl., Bd. LII (1865).
95
kommen gleichartiger im Sandstein des Steinbruches eingeschalteter
Mergellagen und die fast völlige Übereinstimmung des stratigra-
phischen Niveaus, das ich nach den eben aufgezählten Versteine-
rungen für die erschürften Mergelschiefer und Trauth, unabhängig
von mir, auf Grund der Korallen für den konglomeratischen Breccien-
sandstein abgeleitethat. Auch das gleichzeitige Auftreten gosauischer
Typen (von Cerithien und der Astrocoenia im Mergel, vieler Antho-
zoen im Konglomeratsandstein) scheint mir bei der Beurteilung
dieser Frage nicht übersehen werden zu dürfen.
Mergelschiefer von der zuvor charakterisierten Beschaffenheit
haben sich bei Klogsdorf auch unfern eines Brunnens gefunden,
welcher im Klenos-Tale nahe an der Misteker Kaiserstraße liegt.
Jetzt müssen wir noch kurz der ebenfalls im Jahre 1906 von
Professor J. Felix publizierten Studie „Über eine Korallenfauna
aus der Kreideformation Ostgaliziens“!) gedenken, da hier das
Vorkommen einer sonst nur von Klogsdorf bekannten Anthozoë
innerhalb eines Flyschkonglomerates von Delatyn am Pruth kon-
statiert wird: Es handelt sich um die 1903 als Astrocoenia aff.
hexaphylla Qu. bezeichnete Form, die Felix nunmehr mit dem neuen
Namen Astrocoenia hexaphylloides belegt hat.
Nach der Abfassung seines früher angeführten Aufsatzes über
die Gegend von Liebisch wandte sich J. Slavíček der Unter-
suchung des Klogsdorfer Gebietes zu, deren Ergebnisse sich in der
1907 erschienenen Studie „Starší třetihory na Novojicku“ (zu
deutsch „Das ältere Tertiär in der Gegend von Neutitschein“ ?)
niedergelegt finden und wegen der Wichtigkeit, die sie für die
Beurteilung der geologischen Verhältnisse von Klogsdorf besitzen,
genauer mitgeteilt zu werden verdienen:
Nachdem Slavíček hervorgehoben hat, daß sich die Verbrei-
tungszone der von ihm im Liebischer Diluvium entdeckten Fossilien
gegen Osten nicht bis Klogsdorf erstrecke, was er früher gedacht
hatte, bespricht er seine bei diesem Orte gemachten Funde von
zahlreichen verkieselten Korallen und Spongien, neben denen auch
mehrere halb verkalkte und halb verkieselte sowie eine rein kalkige
Anthozoë aufgesammelt wurden. Von den gelegentlich in den Lie-
bischer Moränen vorkommenden silifizierten, erratischen Korallen
1) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 58, pag. 33—52 (Berlin 1906).
2) Věstník klubu přírodovědeckého v Prostějově (= Jahrb. d. naturw.
Klubs in Proßnitz) IX (1906), Proßnitz 1907, pag. 49—58. Mit 4 Textfig,
96
unterscheiden sich die Klogsdorfer Formen durch ihre in der Regel
rauh erhaltene Oberfläche und die nicht selten deutlich sichtbaren
Kelche. Während die verkieselten Klogsdorfer Schwämme häufig
unter gleichzeitiger, völliger Zerstörung ihrer einzelnen Skelettnadeln
ihre natürliche, äußere Gestalt und das maschige Innengerüste
bewahrt hätten, wären bei den Feuersteinspongien von Liebisch
hingegen manche Nadeln erhalten geblieben, das Maschenwerk des
Gerüstes aber nur ganz undeutlich oder gar nicht konserviert.
Als ursprüngliche Lagerstätte der bisher nur lose angetrof-
fenen Klogsdorfer Cölenteraten erkannte Slavíček im Frühjahre
1906 den konglomeratisch oder breceiös entwickelten und mit
grauen Mergelschiefern verbundenen Karpathensandstein, welcher an
einigen Stellen der nordöstlich von Klogsdorf gelegenen Anhöhe
aus diluvialen Bildungen — Lehm und Schottern mit nordischen,
erratischen Blöcken, wie z. B. in und bei dem Walde Osýčina —
hervorschaut. Die meisten Korallen und Spongien lieferte Slavíček
ein in diesen Flyschgesteinen angelegter Steinbruch, welcher sich
zwischen dem Punkte 327 der Spezialkarte (1: 75.000) und der
Ortschaft Klogsdorf befindet!). Während Slavíček demnach die
Annahme, daß die Klogsdorfer Cülenteratenfauna erratisch, und
zwar durch das nordische Inlandeis aus dem Oberkreidegebiet von
Oppeln in die Umgebung von Freiberg gebracht worden sei?), für
endgültig beseitigt und ihre Bodenständigkeit im Karpathensand-
stein für unbedingt erwiesen hält, läßt er die Frage, ob es sich
dabei um alttertiäre oder kretazische Petrefakten handle, offen.
Zugunsten der ersteren Eventualität, die ihm die größere Wahr-
scheinlichkeit für sich zu haben scheint, möchte er das Auftreten
der Versteinerungen in den von Hohenegger für Eozän gehal-
tenen Schichten, ferner die seiner Ansicht nach vorhandene habi-
tuelle Ahnlichkeit einiger Klogsdorfer Anthozoënarten mit Formen
aus dem Paläogen von Oberburg, Crosara und Castelgomberto
sowie das (vermeintlich!) jugendliche, d. h. an rezente Schwämme
1) In einem zweiten, kleineren Steinbruche, welcher auf der höchsten
Stelle des Fundgebietes der Klogsdorfer Fossilien, zwischen dem Osyčina-Walde
und der Kaiserstraße, liegt und ebenfalls den Konglomeratsandstein aufschließt,
hat Slavíček nur Spongien angetroffen.
?) Dagegen betrachtet Slavíček die verkieselten Korallen und Spongien
von Liebisch sowie einige von Felix L. c. aus der Region von Oppeln beschrie-
bene Anthozoën als erratische, aus der nordischen Kreide stammende Petre-
fakten.
97
erinnernde Aussehen der Spongien von Klogsdorf geltend machen,
(Gegen die Möglichkeit, die Fossilien könnten aus zerstörten Kreide-
schichten in den eozänen Flyschsandstein eingeschwemmt worden
sein, scheine ihm die allzuwenig abgerollte Gestalt der unmittel-
bar aus dem Steinbruch gewonnenen Petrefakten — nur manche
der frei auf den Feldern liegenden, herausgewitterten Stücke seien
abgerundet — zu sprechen. Höchstens könne eine derartige Ein-
schwemmung aus nächster Nähe, keinesfalls aber ein weiterer Fern-
transport durch bewegtes Wasser angenommen werden. Als Gründe
für ein eventuelles kretazisches Alter der in Rede stehenden Cü-
lenteratenfauna ließen sich das Vorkommen der Gattung Poly-
tremacis und das Auftreten der von Remes 1906 konstatierten
„Friedeker Schichten“ in nur geringer Entfernung von dem fossil-
führenden Klogsdorfer Steinbruch anführen. In diesem Falle gehör-
ten die brecciös-konglomeratischen Sandsteine als das Lager der
Korallen und Spongien natürlich auch zur Kreideformation und
nicht zum Alttertiär.
Mehrere Einwendungen gegen diese Darlegung Slavíčeks
habe ich in meinem 1908 publizierten Aufsatze „Erraticum a jeho
zkameněliny v poříčí Odry na Moravě“ (zu deutsch „Das Errati-
cum und seine Versteinerungen im Odergebiete von Miihren“')
erhoben, dessen Gedankengang nun in Kürze wiedergegeben wer-
den soll:
Gelegentlich eines Aufenthaltes in Freiberg während des Früh-
jahres 1907 besuchte ich den von Slavíček beschriebenen Klogs-
dorfer Steinbruch, wo ich tatsächlich in den angewitterten und an
die Erdoberfläche reichenden, konglomeratischen Sandsteinschichten
unter Stückchen von Chloritschiefer, Quarzit und Kohle eine An-
zahl verkieselter Spongien auffand. Dieselben glichen, abgesehen
von ihrer etwas geringeren Größe, makroskopisch ganz den von
meinem Vater und mir früher lose auf den Feldern bei Klogsdorf
aufgesammelten Schwämmen und schienen auch zum Teil durch
ihre äußere Form an die von W. Deecke?) aus dem Diluvium
von Vorpommern und Mecklenburg dargestellten eozänen Kiesel-
1) Věstník klubu přírodovědeckého v Prostějově (— Jahrb. d. naturw.
Klubs in Proßnitz) X (1908), Proßnitz 1908, pag. 59—62.
2) Eocäne Kieselschwämme als Diluvialgeschiebe in Vorpommern und
Mecklenburg. Mitt. d. naturw. Ver. f. Neuvorpommern und Rügen. 26. Jahrg.,
1894, Fig. 4 und 6.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XI.
7
spongien zu erinnern. Dagegen konnte ich mich damals nicht
von dem Auftreten der Korallen im anstehenden Konglomerat-
sandsteine überzeugen, weshalb ich die Behauptung Slavičeks,
daß alle Klogsdorfer Cölenteraten (d. h. die Spongien und die
Korallen) aus diesen Flyschschichten stammten, nicht unbedingt
akzeptieren wollte, sondern für einen Teil der Versteinerun-
gen noch die erratische Herkunft aus dem Cenoman von Oppeln
beanspruchen zu dürfen glaubte. Ich wies dabei auf die Möglich-
keit hin, daß es sich hier in der Freiberger Region, welche unge-
fähr der Südgrenze der nordischen Vereisung entspreche, um ähn-
liche diluviale Mischschotter handeln könne, wie sie von V. Hilber,
E. Tietze und V.Uhlig in Galizien und der Umgebung von Teschen
gerade für dieselbe Karpathenzone nachgewiesen worden seien).
Unter dieser Annahme ließe sich ein eventuelles Nebeneinander-
vorkommen fremder und einheimischer Fossilien im Erraticum der
Gegend von Freiberg leicht begreifen. Jedenfalls müsse aber erst
die genaue paläontologische Bestimmung der Klogsdorfer Ver-
steinerungen abgewartet werden, bevor sich über deren Provenienz
ein endgültiges Urteil abgeben lasse.
Heute müssen wir allerdings gestehen, daß die nun von
F. Trauth durchgeführte Bearbeitung des Petrefaktenmaterials
sowie seine im Frühjahr 1910 an Ort und Stelle angestellten Be-
obachtungen dem von Slavíček vertretenen Standpunkt, daß die
Cölenteraten der Klogsdorfer Region aus dem hier zutage treten-
den Karpathensandstein stammen, so gut wie vollständig recht
gegeben haben. Immerhin zeigen die Funde mehrerer Korallen und
Spongien in und bei dem auf erratischem Diluvium stehenden
Walde Osyčina, daß manche der lose gefundenen Hornsteinfossilien
eine, wenn auch nur geringfügige Umlagerung (vielleicht Umschwem-
mung) erfahren haben können, durch welche sie unter die errati-
schen Blöcke gemengt worden sind und so mit diesen eine Art
lokalen Mischschotters bilden.
Die jüngste Publikation, welche sich, wenn auch nur kurz,
mit der von uns behandelten Gegend beschäftigt, ist H. Becks
1910 veröffentlichter Vortrag „Zur Kenntnis der Oberkreide in den
1) Mit den am Außenrand der Karpathen auftretenden diluvialen Misch-
schottern befaßte sich unlängst W. v. Lozinski in seiner Studie „Glazial-
erscheinungen am Rande der nordischen Vereisung“ (Mitt. d. geol. Ges. in
Wien, II. Bd. (1909), pag. 162 ff.
Er
93
mährisch-schlesischen Beskiden“!). In demselben wird die Ansicht
ausgedrückt, daß die von V. Uhlig?) zur subbeskidischen Decke
der Karpathen gerechneten senonen Friedeker Baculitenmergel und
Baschker Sandsteine über die schlesische Neokomserie transgre-
dierten, wie schon L. Hohenegger erkannt habe, und deshalb mit
dieser zur beskidischen Decke gehörten. Der grobkörnige, durch
Nulliporenführung kalkige und von brecciös-konglomeratischen und
schiefrigen, mergeligen Zwischenlagen begleitete Klogsdorfer Sand-
stein, dessen Korallenfauna nach Trauth ein jungoberkretazisches
Alter besitze, weise weder zu den Baschker, noch zu den Friedeker
Schichten eine fazielle Verwandtschaft auf. Da er tektonisch innig
mit dem subbeskidischen Alttertiär verknüpft erscheine und wie
dieses häufig größere Brocken des sudetischen Grundgebirges ent-
halte, stelle er wohi die erste in Mähren bekannt gewordene sub-
beskidische Senonbildung dar.
Mit der Behauptung, daß zwischen den in Rede stehenden
Klogsdorfer Sedimenten und den Friedeker Schichten gar keine
fazielle Ähnlichkeit bestehe, scheint uns wohl Beck zu weit zu
gehen*). Inwieferne seine übrigen Darlegungen berechtigt sind, wird
man erst nach der Bekanntgabe näherer Details ermessen können.
Wenn wir nun einen flüchtigen Rückblick auf den Entwick-
lungsgang unserer Kenntnisse über die Klogsdorfer Cólenteraten-
fauna werfen, so können wir dabei folgende Etappen unterscheiden:
1. Zum ersten Male finden die bei Klogsdorf auftretenden
Korallen und Spongien in M. Remes’ 1898 veröffentlichtem Auf-
satze „Über Versteinerungen der erratischen Blöcke aus der Um-
gebung von Freiberg“ Erwähnung, wobei sie für erratisch erklärt
werden.
2. Im Jahre 1903 beschrieb J. Felix fünf Arten der ver-
kieselten Klogsdorfer Anthozoën, deren oberkretazisches Alter er
festzustellen vermochte. Da ich ihm dieselben als erratisch bezeich-
net hatte und eine identische und ein paar ganz ähnlich erhaltene
Hornsteinkorallen im Bereiche des Cenomangebietes von Oppeln
gefunden worden waren, hielt er das preußisch-schlesische Cenoman
für die Heimat unserer mährischen Fossilien.
1) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., 1910 pag. 132—136, Wien 1910.
?) Über die Tektonik der Karpathen. Sitzungsber. d. kais. Ak. d. Wiss.
in Wien, math. nat. Kl., Bd. CXVI, Abt. I (1907), pag. 8—9.
3) Vgl. pag. 94 der vorliegenden Arbeit.
100
3. J. Slavíček kommt unstreitig das Verdienst zu, als
Erster erkannt zu haben, daß die Cölenteraten von Klogsdorf nicht
Erratica aus dem Cenoman von Oppeln darstellen, sondern im
Karpathensandstein unseres Gebietes selbst auftreten. Dagegen
_schwankte er, ob es sich dabei um eozäne oder um kretazische
Versteinerungen handle.
4. Wie aus den folgenden Ausführungen F. Trauths zu erse-
hen ist, hat dieser die Richtigkeit der Slavíček'schen Behauptung
bezüglich der Bodenständigkeit der Anthozoön und Spongien von
Klogsdorf bestätigt, eine ziemlich bemerkenswerte Übereinstimmung
unserer máhrischen Korallenfauna mit jener der ostalpinen Gosau-
schichten und südfranzösischen Hippuritenkreide erkannt und ihr
deshalb ein jungoberkretazisches, dem Angoumien bis Santonien
entsprechendes Alter zugeschrieben. Ferner hat er paláontologische
Beziehungen derselben zu der Anthozoënfauna des Kreideflysches
von Delatyn in Galizien festgestellt und schließlich die Vermutung
ausgesprochen, daß einige der bei Oppeln gefundenen Hornstein-
korallen aus der Klogsdorfer Region durch die Oder nach Preußisch-
Schlesien eingeschwemmt worden seien.
II. Der Korallen und Spongien führende Karpathen-
sandstein von Klogsdorf.
Das Fossilienfundgebiet von Klogsdorf. Wie
zuerst von Joseph Slaviëek!) erkannt worden ist, haben wir als
die Lagerstätte der im Gebiete von Klogsdorf bei Freiberg in
Mähren auftretenden Anthozoën und Schwämme den vielfach grob-
1) Joseph Slavíček erblickte 1866 zu Milkov, einem kleinen bei Kladek
in Mähren gelegenen Dorfe, als Sohn ehrsamer Bauersleute das Licht der Welt.
Nach Abschluß seiner Gymnasialstudien in Olmütz, während welcher er mit
Eifer Numismatik trieb, bezog er die theologische Fakultät dieser altehrwürdigen
Metropole, die er 1889 als junger Priester verlieB,, um eine Kooperator-
stelle in Groß-Bistritz bei Walachisch-Meseritsch anzutreten. Im dortigen
Karpathensandstein Kohlenschmitzen bemerkend, verfiel er auf den Gedanken,
nach Flözen zu suchen. Wenngleich dieses sein Schürfen von keinem Erfolge
begleitet war, so hatte es ihn doch zum Studium der Geologie angeregt, dem
er fortab mit ganz besonderer Vorliebe oblag. Nachdem Slavíček 1892
nach Proßnitz versetzt worden war, trat er dem daselbst von Professor
W. Spitzner begründeten naturwissenschaftlichen Klub bei und wurde auch
Ausschuß sowie endlich Kustos des Proßnitzer Museums, welchem er
2
u
101
körnig oder konglomeratisch-brecciös entwickelten Karpathensand-
stein!) zu betrachten, der gewiß einen ansehnlichen Teil der
bezeichneten Region einnimmt. Da er sich an der Erdoberfläche
ziemlich rasch in ein durch seine Quarzkörner, resp. Gerölle ver-
unreinigtes, lehmartiges Gestein zersetzt, aus dem die Hornstein-
Cölenteraten frei heräuswittern, und auch stellenweise von Diluvium
bedeckt erscheint, ist es nur zu begreiflich, daß M. Remeš lange Zeit
die lose auf den Feldern gefundenen Korallen und Spongien für erra-
tisch gehalten hat. Eine richtige Beurteilung der geologischen Verhält-
nisse unserer an Aufschlüssen so überaus armen Gegend war erst
möglich, als Slavíček den später zu besprechenden Steinbruch unter-
suchen konnte, in welchem der Flyschsandstein schön zutage tritt.
Bevor wir die Ausdehnung des Fundgebietes der Klogsdorfer
Cülenteraten skizzieren, wollen wir noch in wenigen Worten der
diluvialen Bildungen dieser Region?) gedenken. Nach Remes
liegen auf den Grundstücken der am rechten Lubina-Ufer befind-
lichen Klogsdorfer Häuser Nr. 48—60 neben verkieselten Cölen-
seine schöne Münzensammlung widmete und durch prähistorische Aus-
grabungen in der Umgebung der genannten Stadt ebenso zahlreiche als
wertvolle Altertümer gewann. Für seine um das Museum erworbenen Verdienste
ernannte ihn dieses zum Ehrenkustos, als ihm im Jahre 1901 die zwischen
Neutitschein und Freiberg befindliche Pfarre Liebisch verliehen wurde. Auf
botanischen Streifzügen, die er von seinem neuen Wohnsitz aus unternahm,
zog das durch nordische Granite und Gneise wie durch fossilführende Horn-
steine ausgezeichnete Liebischer Diluvium seine volle Aufmerksamkeit auf sich
und bewog ihn, eine Sammlung dieser erratischen Bildungen anzulegen. Schließ-
lich entdeckte er im Karpathensandstein von Klogsdorf die reiche Fundstätte
der Cölenteraten, welche den Gegenstand obiger Abhandlung bilden. Getreu-
lich von seinem Freunde Rudolf Sobek, dem geistlichen Leiter der mährischen
Landesbesserungsanstalt in Neutitschein, unterstützt, hat hier Slavíček mit
bewundernswertem Eifer und ungewöhnlicher Ausdauer das ansehnliche Korallen-
material aufgelesen, welches dann durch die Munifizenz des Herrn Prälaten
Msgr. Max Ritter Mayer von Wallerstain und Ahrdorff dem Erzherzog
Joseph Ferdinand-Museum in Olmütz zugeführt wurde und jetzt einen
interessanten Bestandteil dessen geologisch-paläontologischer Sammlung dar-
stellt. Wir hoffen zuversichtlich, daß es dem Pfarrherrn von Liebisch vergönnt
sein wird, der Wissenschaft noch so manchen wertvollen Dienst zu leisten!
1) Von Slavíček nach dem gelegentlichen Vorkommen von Hieroglyphen
als „eocäne Hieroglyphenschichten“ gedeutet.
?) Nebenbei möge hier erwähnt werden, daß unweit von Freiberg und
Klogsdorf, besonders an der Südseite der Misteker Kaiserstraße, diluviale
Ziegeltonablagerungen liegen, in denen Slavíček einige Feuersteinstücke, da-
gegen keine Hornsteinkorallen und -spongien aufgefunden hat.
102
teraten-Knollen erratische Geschiebe von Gneis, Granit (z.
Hornblendegranit) u. a. zerstreut umher, und analoge Gesteine
sind im Walde Osyčina angetroffen worden, welcher sich nach
Slavíček ganz auf diluvialer Unterlage erhebt. Außer derartigen
erratischen Schottern spielen noch Lehmablagerungen eine gewisse
Rolle, die sich namentlich am Nordabhange des bei Klogsdorf
gegen die Lubina vorspringenden Hügelrückens aus der durch die
Buchstaben „Kl“ des Wortes Klogsdorf der Spezialkarte (1: 75000)
ý A
Ex JZ
5 Wietrschkomitz
6.Samensdorf Xe
Malsstab :
1:144.000
w Friedecker Mergel
n Steinbruch m. Korallen
il Senftlebert bei Klogsdorf
Fig. 1. Orientierungskärtchen über die Umgebung von Freiberg und Klogsdorf.
markierten Region bis zum Walde Osyčina hinziehen. Ähnliche
quartäre Bildungen waren schon durch L. Hohenegger vor vielen
Jahren an zwei anderen Stellen der Umgebung von Freiberg fest-
gestellt worden, und zwar einerseits am linken Ufer des Lubina-
Flüßchens westlich von Klogsdorf sowie anderseits zwischen den
Orten Freiberg, Häjov und Wietrschkowitz.')
1) Vgl. L. Hoheneggers geognostische Karte der Nordkarpathen.
Gotha 1861.
103
Das Fundgebiet der Cölenteraten von Klogs-
dorf dehnt sich von den Feldern der vorhin erwähnten Häuser
dieser Ortschaft nordostwärts bis gegen den Wald Osyčina, ostwärts
bis in die Nähe des Höhenpunktes 3567, welcher zwischen dem
genannten Wald und der Misteker Kaiserstraße liegt, und nach
Südosten eine Strecke lang am rechten Ufer des von Häjov nach
Klogsdorf fließenden Klenos-Baches aus, wobei die Verteilung der
Fossilien sozusagen eine strich- oder streifenweise ist, indem man
auf manchen Ackern und Feldwegen eine große Menge derselben
in relativ kurzer Zeit aufsammeln kann, wogegen sie an anderen,
benachbarten Stellen fast ganz zu fehlen scheinen. Remeš hat die
meisten losen Korallen und Spongien von der Nordlehne des
Klogsdorfer Höhenrückens (zwischen der den Buchstaben „Kl“ des
Wortes Klogsdorf der Spezialkarte entsprechenden Stelle und dem
Südwestrand des Osyčina- Waldes) erhalten.
Während Slavíček in einem bei dem Punkte 3567% innerhalb
des konglomeratischen -Karpathensandsteines angelegten, kleinen
Bruche nur wenige Petrefakten auffinden konnte, sammelte er viele
derselben auf den westlich davon gelegenen Feldern und Acker-
wegen. Die Mehrzahl seiner Korallen und Schwämme hat ihm aber
ein größerer, die Flyschgesteine gut aufschließender Steinbruch!)
geliefert, den wir nun genauer kennen lernen wollen.
Derselbe liegt an dem sich gegen den Klenos-Bach abdachenden
Südgehänge des Klogsdorfer Höhenrückens ungefähr 350 m westlich
von dem Punkte 327 der Spezialkarte, an welchem sich eine
steinerne Bildsäule und ein Holzkreuz erheben, und bietet dem
von Westen-nach Osten blickenden Beschauer den in dem folgenden
Bilde festgehaltenen Anblick dar?). Aus dem Liegenden in das
Hangende der hier in einer Mächtigkeit von annähernd 10» auf-
geschlossenen Flyschstraten fortschreitend, welche OW-lich streichen
und unter 65°—70° gegen N einfallen, kann man nachstehende
Schichtglieder unterscheiden:
1. Einen am rechten Hang des Steinbruches erscheinenden,
wohlgebankten, mergel- und lithothamnienreichen Sandstein, welcher
1) Derselbe gehört zur Gutsherrschaft Neuhübel, Neusikowetz und Katten-
dorf des Grafen Moritz Vetter von der Lilie, weshalb er in Slavíčeks Studie
als „Pansky lom“, d. h. herrschaftlicher Steinbruch, bezeichnet erscheint.
2) Drei Lichtbilder und ein schematisches Profil einzelner Teile dieses
Steinbruches enthält Slavíčeks Arbeit „Starší třetihory na Navojicku“.
((S1ogre1 Ur „sory“ S121[97V
uorgosryde180g04d sop ouueumy ou PEN) J10ps8ory UOA sotoniguTo)
104
viele kleine Muskovitschüppchen und runde bis eckige Brocken
kristalliner Schiefer (insbesondere Glimmer-, aber auch etwas
S noptodnyrissoj sop Iyaısuy "Z "ALT
Chloritschiefer) sowie Steinkohlenstückchen enthält und infolge
deren Anreicherung stellenweise den Charakter eines brecciösen
105
Konglomerates annehmen kann. Diese Schichte, welche der in
Slavíčeks Profilfigur (1. c.) ausgeschiedenen „Konglomeratbreccie
(A.)“ entspricht, hat diesem 1906 die meisten Korallen und
Spongien geliefert. Bei meinem im Frühjahr 1910 ausgeführten
Besuch des Steinbruches sah ich in derselben einige kalkig-kiese-
lige Anthozoön und Hornsteinschwämme, neben denen im Sand-
stein auch einige rundliche, graue Mergeltongallen sichtbar wurden.
An einer bereits vor der Bildfläche unserer Figur gelegenen
Stelle bemerkte ich ein in dem konglomeratischen Mergelsandstein
eingeschlossenes exotisches Gerölle, das aus einem hellgrauen,
muskovitreichen und Kohlenschmitzchen (mit Sigillaria-Fragmenten)
zeigenden Sandsteinder Karbonformation bestand und einen Durch-
messer von 3 dm besaß.
2. und 3. Nun stellt sich eine Wechsellagerung von grob-
bis mittelkörnigen, festen, lithothamnienreichen Sandsteinen (2), welche
in frischem Zustand weißlichgrau und in verwittertem gelblich- bis
rötlichbraun erscheinen, mit dünnschiefrigen, weichen, etwas sandigen
und Kohlenhäcksel aufweisenden Mergelschiefern (3.) ein. Diese
Straten, welche die Decke und linke Flanke der auf unserer
Photographie dargestellten Höhlung zusammensetzen und in Slavi-
čeks Profilchen durch die Buchstaben B („feinkörniges Konglo-
merat“) und C („grauer Mergel“) kenntlich gemacht sind, beher-
bergen nur ganz vereinzelte Cölenteraten.
4. Den Beschluß der untersuchten Serie machen die auf der
linken Seite unsrer Photographie sichtbaren Schichten, welche man
z. T. als grobe Sandsteine, z. T. aber schon als feine Konglomerate
ansprechen kann. Sie bestehen aus meistens schön gerundeten
Quarz- und Glimmerschiefergeröllen und -geschieben, welche durch
ein kalkig-toniges und Muskovitschüppchen führendes Zement
zusammengehalten werden, und enthalten hier und da dünne
Mergelschiefereinschaltungen und kleine Lithothamnienrasen. Auber-
dem gewahrt man in denselben weißlichgraue, löcherig auswitternde
und langovoidale Tonknollen oder -knauern, welche einen Längs-
durchmesser von 2—4dm und einen Querdurchmesser von 2 dm
erreichen können, sowie gelegentliche exotische Brocken von
Steinkohle. In den konglomeratischen Gesteinspartien treten zahl-
reiche, der Mehrheit nach verkieselte, mitunter aber auch ver-
kalkte Korallen und Spongien auf, welche den in den tiefsten
Lagen des Steinbruches gefundenen vollständig gleichen.
106
Bevor wir uns nun der Besprechung des Erhaltungszustandes
der oberkretazischen Anthozoën und Schwämme zuwenden, seien
die sonst noch in den verschiedenen Schichten des Bruches
entdeckten Versteinerungen angeführt: Es sind die
folgenden:
Lithothamnien, wegen ihrer mangelhaften Erhaltung nicht
sicher bestimmbar, vielleicht aber zu Lithothamnium
gosaviense Rothpl. gehörig.
Crinoidenreste; zahlreiche inkomplette Stielglieder.
Echinoidenfragmente; Stachel von Cidaris sp.
Serpula sp. ; möglicherweise stellt diese ziemlich häufig an
verkieselten Korallenstöcken und gelegentlich auch an
Spongien sichtbare, paläontologisch aber recht nichts-
sagende Form eine Vertreterin der Art Serpula gor-
dialis Schloth. dar.
Bryozoënreste; möglicherweise z. T. dem Genus Proboscinea
zugehörig.
Pecten sp.; Bruchstückchen kleiner, zartberippter Klappen.
Ostrea sp.; glatte, dicke Schalen, deren Länge und Breite
1 dm erreichen kann.
Lithodomus sp.; die Valvenreste dieser Bohrmuschel haben
sich zuweilen in den bis über 1cm weiten, zylindrischen
Bohrgängen erhalten, welche sich in das Innere vieler
Polypenstöcke einsenken.
? Dentalium cidaris Gein.; ein kleines Exemplar könnte zu
diesem im sächsischen Turon auftretenden Scaphopoden
gehören.
? Nerita cf. ovoides Gein. et Fisch.; ein Gastropodengehäuse
von ca. 9 mm Höhe erinnert mich in einem gewissen
Grade an die im unteren Pläner (Cenoman) von Sachsen
vorkommende N. ovoides. |
Wenngleich alle diese Fossilien stratigraphisch zu indifferent
oder infolge ihrer mangelhaften Erhaltung zu unsicher bestimmbar
sind, als daß man aus ihnen irgend einen Schluß auf das geologische
Alter der Ablagerung ziehen könnte, so widersprechen sie doch
nicht unserer aus der Untersuchung der Korallenfauna gewonnenen
Ansicht, daß wir in den geschilderten Bänken eine Bildung der
höheren Oberkreide vor uns haben. Diese Annahme wird dagegen
durch das Auftreten der von M. Remeš beschriebenen „Frie-
107
deker Schichten“ bekräftigt, welche an der auf der Spezial-
karte durch die. Buchstaben „Kl“ des Wortes Klogsdorf bezeich-
neten Stelle, also in ziemlich geringer (ca. 350 7 betragender)
Entfernung von unserem Steinbruch entdeckt worden sind. Sie
bestehen aus ebensolchen Mergelschiefern, wie wir sie in diesem als
Einschaltungen zwischen den Sandsteinbänken kennen lernten, und
haben eine Reihe oberkretazischer (senoner) Petrefakten geliefert,
die Remes bereits in der vorhergegangenen Einleitung (pag. 93 f.)
aufgezählt hat.
Nun wenden wir uns der Schilderung des Erhaltungs-
zustandes der Klogsdorfer Anthozoën zu, deren Alter
und faunistische Beziehungen aber erst im nächsten Abschnitt
unserer Studie dargelegt werden sollen.
Bei weitem die Mehrzahl derselben besteht aus einem dichten
Hornstein, welcher dunkel- bis hellblau- oder -braungrau, düster-
oder lichtbräunlich oder -bläulich, gelblich, weißgrau, bläulichweiß
und endlich weiß gefärbt sein kann, in welch letzterem Falle das
Gestein einen chalzedonartigen Charakter annimmt. Während an
manchen Stöcken die Theken, Septen, Columellen usw. eine dunklere
Färbung als die Zwischenräume zwischen ihnen aufweisen, läbt
sich an anderen das umgekehrte Verhalten konstatieren. Wie schon
Felix bei der Untersuchung von Dünnschliffen dieser Hornstein-
anthozoën feststellen konte, sind die ehemaligen Kalzifikations-
zentren, resp. Primärstreifen der in der Regel deutlich erhaltenen
Skelette mehr oder minder scharf angedeutet, wogegen die ursprüng-
liche Faserstruktur fast stets verschwunden ist. Viel seltener als
verkieselte sind ganz kalkig oder kalkigkieselig erhaltene Exemplare
zu finden. Die ersteren werden von einem dunkel- bis lichtbraun-
grauen, gelegentlich auch gelblich- bis weißlichgrauen und fein-
körnigen Kalkstein gebildet, die letzteren (hauptsächlich Stücke
von Actinacis Remesi Fel.) zeigen sich bald von einem silifizierten
Kern und einer kalzifizierten Hülle zusammengesetzt, bald erscheinen
sie als ein Wechsel dünner Kalk- und Hornsteinschnüre oder
-lagen, welche zu den Zuwachszonen der Korallenstöcke un-
gefähr parallel verlaufen. Aus den von Slavíček und mir im
Klogsdorfer Steinbruch angestellten Beobachtungen scheint hervor-
zugehen, daß die verkalkten und kalkigkieseligen Kolonien namentlich
in den festen kalkreichen Partien des Konglomeratsandsteines vor-
kommen, woselbst der Hornstein relativ leicht durch Kalksubstanz
108
nachträglich ersetzt werden konnte. Die Verwitterungsrinde sowohl
der kieseligen als auch der kalkigen Stücke trägt ein gelbliches
Rostbraun zur Schau.
Die Dimensionen der von mir untersuchten Axtthozoěn HN
plare schwanken im allgemeinen zwischen Wallnuß- und Kopf-
größe, über dieses Maß gehen fast nur einzelne Knollen der Actinacis
Remeši hinaus, welche zuweilen einen Durchmesser von 3 dm, ja
ausnahmsweise sogar einen solchen von !/, m erreichen können.
Der Umstand, daß viele von den auf den Äckern und Feld-
wegen bei Klogsdorf gefundenen Korallen infolge starker Verwit-
terung eine rundliche Knollenform mit rauher, nicht mehr intakter
Oberfläche angenommen haben'), hat sicherlich Remeš und Felix
in ihrer Ansicht bestärkt, daß diese Versteinerungen „erratische
Geschiebe“ darstellen. Als dann Slavíček 1906 das Auftreten der
Klogsdorfer Cölenteraten im anstehenden konglomeratischen Kar-
pathensandstein nachwies, versäumte er nicht zu bemerken, dal
sich eine stärkere Abrundung hauptsächlich bei den frei auf den
Grundstücken aufgesammelten Exemplaren wahrnehmen lasse, wäh-
rend die aus den Schichten des Steinbruches gewonnenen ober-
flächlich nicht allzuselten deutliche Kelchsterne aufwiesen und
häufig nur schwach abgerollt seien, so daß an einen weiteren Trans-
port derselben durch bewegtes Wasser kaum gedacht werden könne?).
Vielmehr bilden die Flyschschichten von Klogsdorf ihre Heimat,
und wenn die Anthozoën kretazische und nicht alttertiäre Arten
seien, müßten auch jene Sedimente der Kreideformation angehören.
Indem wir dieser von Slavíček vertretenen Meinung beipflich-
ten, daß sich die Klogsdorfer Polypenstöcke auf ursprünglicher
Lagerstätte befinden oder höchstens eine lokale Umlagerung?) er-
fahren haben, nicht aber von ferne her in den Karpathensandstein
eingeschwemmt worden sind, möchten wir seine Angaben über den
Erhaltungszustand unserer Versteinerungen noch durch folgende
Beobachtungen ergänzen: |
1) Slavíček bemerkt auch in seinem Aufsatze „Starší tretihory na
Novojicku“ gelegentlich, daß möglicherweise manche der auf den Klogsdorfer
Feldern und Ackerwegen lose umherliegenden Cülenteratenknollen durch Wagen-
räder oder Pflugscharen abgewetzt und so teilweise ihrer ursprünglichen Ge-
stalt beraubt worden sein könnten.
?) Etwa an eine Einschwemmung aus Kernen in paläogene Straten.
3) Vielleicht eine geringfügige Einschwemmung aus der nächsten Nach-
barschaft in den Sedimentationsraum des Konglomeratsandsteines.
109
Unter den den Schichtbänken des Steinbruches entnommenen
Exemplaren finden sich nur wenige mit ganz intakter Oberfläche vor.
An den meisten derselben läßt sich eine mehr oder minder leichte
Abrundung bemerken, welche in ungezwungener Weise auf das
Hin- und Hergerolltwerden der Korallenkolonien durch den Wellen-
schlag des seichten, den konglomeratisch-brecciósen Flyschsandstein
- absetzenden Meeres zurückgeführt werden kann und ja auch in
ganz ähnlicher Weise an manchen anderen, fossilen Anthozoënvor-
kommnissen festgestellt worden ist!)}. Die Brandung konnte aber
die natürliche Oberflächengestalt der Stöcke nicht ganz beseitigen,
und so kommt es, daß wir noch an zahlreichen Stücken die ursprüng-
lichen äußeren Erhabenheiten und grubigen Vertiefungen erblicken,
in welche gerne die Lithothamnien des Flyschgesteins eindringen.
Bei Betrachtung dieser Erscheinung gewinnen wir unwillkürlich
den Eindruck, daß die Kalkalgen neben den Polypen gelebt haben,
so wie sich auch heute beiderlei Lebewesen zugleich an dem Auf-
bau der „Korallenriffe“ beteiligen. Einige der von mir aus dem
Sandstein gewonnenen Kolonien besitzen eine flache, fladenförmige
oder rasenartige Gestalt, wie sie bei eingeschwemmten und von
ferne her auf sekundäre Lagerstätte gebrachten Stöcken schwerlich
zu beobachten wäre. Was nun die aus dem Klogsdorfer Konglo-
meratsandstein frei herausgewitterten und gewiß vielfach seit langer
Zeit auf den Feldern liegenden Anthozoënstücke anlangt, so haben
L) Vgl. z. B. das von Felix (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. 58 [1906],
pag. 41) über die Konservierung der Kreidekorallen von Delatyn Mitgeteilte.
Einen ganz ähnlicben, abgerollten Erhaltungszustand zeigen auch jene von
H. V olz beschriebenen kalkigen Neokomanthozoën, die Professor V. Uhlig knapp
unterhalb der Höhenkante zwischen Fundul Pojorita und der Valea sacca bei
Kimpolung in der Bukowina entdeckt und deren Vorkommen er (Beitr. z. Pal.
u. Geol. Öst.-Ung. u. d. Or., Bd. XV [1903], pag. 10) folgendermaßen geschil-
dert hat: „Die Korallen liegen in Menge beisammen, sind zum Teil ganz lose,
zum Teil leicht verkittet. Sie befinden sich wahrscheinlich auf, in stratigraphi-
schem Sinne, ursprünglicher Lagerstätte, d. h. sie haben dasselbe geologische
Alter (Neokom) wie die sie umschließenden Schiefertone, was nicht ausschließen
würde, daß die Korallen nicht im Bildungsraum der Tone, sondern in deren
Nachbarschaft gelebt haben und in die Tone hineingerollt sind.“ In analoger
Weise könnten nun auch unsere Klogsdorfer Anthozoën durch eine kleine
Strömung oder den Wogenschlag des Oberkreidemeeres von ihrem eigentlichen
Wohnplatz in den diesem wohl unmittelbar benachbarten Ablagerungsraum
des Konglomeratsandsteines gebracht worden sein, wo sie dann eine gewisse
Abrollung erlitten haben mochten.
110
die einen (wie z. B. viele Exemplare der Gattung Actinacis u. a.)
durch die Anwitterung die Form rundlicher Knollen angenommen,
in deren stark zersetzter Außenkruste die Korallenstruktur fast bis
zur Unkenntlichkeit verwischt sein kann, während dagegen andere
(z. B. Vertreter der Genera Heliopora, Orbicella, Cryptocoenia usw.)
gerade infolge der Einwirkung der Atmosphärilien auf ihre Ober-
fläche den Kelchbau viel schöner und deutlicher zur Schau tragen
als die den anstehenden Straten des Steinbruches entnommenen
Korallen; dabei sind aus den Hornsteinen entweder die Skelett-
elemente (Mauern, Sternleisten usw.) körperlich und die Zwischen-
räume zwischen denselben als Hohlräume herausmodelliert worden
(Erhaltungszustand als Positiv), oder es ragen die letzteren plastisch
auf der Oberfläche empor, während die Theken, Septen, Costen usw.
in Form von Vertiefungen und Rinnen erscheinen (Erhaltung als
Negativ). Die häufig auf den Äckern zu findenden, scharfkantigen
und eckigen Koloniefragmente, welche ganz unregelmäßige Gestal-
ten aufweisen, sind durch den Zerfall größerer Korallenknollen an
den deren Inneres vielfach durchziehenden, feinen. Rissen und
Sprüngen hervorgegangen. Die größte Zahl derartiger Bruchstücke
gehört zu der unter den Klogsdorfer Cölenteraten dominierenden
Spezies Actinacis Remeši Fel.
Der Erhaltungszustand der Spongien, welche so-
wohl im Konglomeratsandstein des Steinbruches als auch auf den
Feldern und Wegen ziemlich häufig vorkommen, erinnert in viel-
facher Beziehung an denjenigen der Anthozoën. Auch die Schwämme
erscheinen größtenteils verkieselt und nur selten kalkig-kieselig
oder rein kalkig. Die letzteren bestehen aus einem hellgelblich-
oder lichtbräunlichgrauen Kalkstein von feinkörniger oder dichter
Beschaffenheit. Das Fossilisationsmaterial der silifizierten Exemplare
ist in der Regel ein dunkel- bis hellblaugrauer Hornstein, der den
frischen Kern der Spongien zusammensetzt, wogegen ihre breite
Verwitterungszone eine gelblichrostbraune Färbung und eine porös-
maschige Struktur aufweist. Relativ selten findet man Stücke auf,
die im Innern von einem weißlichgrauen Hornstein gebildet werden
und eine hellgelbliche Kruste zeigen. Hat infolge langandauernder
Verwitterung sogar der Kern die löcherig-maschige Beschaffenheit
der Rinde angenommen, so zeichnen sich die Schwämme durch ein
verhältnismäßig geringes Gewicht aus. Viele der von mir betrach-
teten Klogsdorfer Spongien haben ihre natürliche Außenform,
nm titi
111
welche, wie schon Slavíček 1906 bemerkte, sehr mannigfaltig und
zwar zylindrisch, konisch, becherförmig usw. sein kann, in einer so
deutlichen Weise erhalten, daß man wohl keinen Augenblick an
ihrer Bodenständigkeit im Karpathensandstein unserer Gegend
zweifeln kann. Die bei den übrigen beobachtete Abrollung muß
ganz analog wie jene der Korallen erklärt werden: Während die
im anstehenden Gestein gefundenen knollenförmigen Stücke durch
den Wogenschlag des Flyschmeeres und die gleichzeitige Scheue-
rung an dem groben Material seines Bodens ihre Abrundung er-
hielten, kann an den auf den Äckern lose herumliegenden Exem-
plaren die langdauernde Verwitterung eine ähnliche Wirkung her-
vorgebracht haben. |
Die Größenverhältnisse unserer Spongien bewegen sich zwi-
schen den Dimensionen von Nüssen und Knollen mit 1'/,—2“, dm
Durchmesser.
Da fast alle Nadeln (Mikrosklere) der Klogsdorfer
Schwämme einer vollständigen Vernichtung anheimgefallen sind,
ist eine paläontologische Bestimmung dieser Fossilien
nur dann möglich, wenn ihre äußere Gestalt und ihr makroskopisch
sichtbares Maschen- oder Stützskelett einen Vergleich mit bereits
bekannten Kreidespongien zulassen. Leider ist ein solcher nur bei
sehr wenigen Stücken, und zwar nur annähernd durchführbar ge-
wesen. Diese wollen wir nun flüchtig besprechen.
? Spongites aff. fieiformis Quenst.
cf. 1878. Spongites!) ficiformis Quenstedt, Petrefactenkunde
Deutschlands Bd. V, pag. 396, Taf. 134, Fig. 3-—4.
In die Verwandtschaft dieser von Quenstedt aus dem oberen
Pläner (Turon) von Dörnten bei Salzgitter und Langelsheim bei
Goslar beschriebenen Spezies könnte eine Spongie gehören, deren
Oberfläche von zahlreichen kleinen Poren bedeckt ist.
Höhe des Stückes (ergänzt) . gegen 7 cm.
Maximaler Querdurchmesser . . . .5 cm.
Lumen des Zentralkanals . . . . . 3/,—1 cm.
(Museum Josepho-Ferdinandeum in Olmütz.)
1) Welchen Gattungsnamen diese Art nach der modernen Spongien-
systematik zu führen hätte, ist mir nicht bekannt.
Spongites ef. rapiformis Quenst.
cf. 1878. Spongites!) rapiformis Quenstedt, Petrefactenkunde
Deutschlands. Bd. V, pag. 398, Taf. 134, Fig. 5.
An diese nach Quenstedt im oberen Pläner (Turon) von
Dörnten auftretende Art erinnern mich drei konisch-feigenförmige
Stücke, deren größtes fast 7 cm hoch und nahe seinem Oberrande
5 cm breit ist.
(K. k. naturhistorisches Hofmuseum in Wien, Museum Josepho-Ferdinandeum.)
Siphonia piriformis Goldf.
1826. Siphonia piriformis Goldfuss, Petrefacta Germaniae I,
pag. 16; Tat VE ER
Fig. 3. Siphonia piriformis Goldf., nat. Größe.
(Nach einer photographischen Aufnahme von M. Jaffe, Wien.)
1840—1847. Siphonia piriformis Michelin, Iconographie zeophyto-
logique pag. 137, Taf. 33, Fig. 1.
1878. Siphonia piriformis Zittel, Studien über for Spongien.
II. Abhandl. d. kgl. bayr. Ak. d. Wiss. II. KL, XINzErE
1.. Abt, «pas: 79, Dat 9, ie 77,
1883. Siphonia piriformis Hinde, Catalogue of the fossil Pe
of the Brit. Museum pag. 64.
1) Der dieser Spezies nach der neuen Spongiensystematik gebührende
Genusname ist mir unbekannt.
un
113
Ein ungefähr 6 cm hoher und breiter, birnförmiger Schwamm
mit rundlich-abgeplattetem Scheitel, in dessen Mitte die zirka
l cm weite Paragastermündung eingesenkt ist.
Die Außenseite zeigt zahlreiche vom Rande der Scheitelver-
tiefung gegen abwärts ziehende, zarte Radialfurchen und relativ
kleine, unregelmäßig zerstreute, rundliche Ostien.
„Der Stiel ist abgebrochen und bloß seine Ansatzstelle zu er-
kennen.
Siphonia piriformis Goldf. findet sich nicht selten im Senon
von Frankreich und England.
(Museum Josepho-Ferdinandeum.)
? Siphonia Geinitzi Zitt.
1871. Siphonia piriformis Geinitz, Elbthalgebirge in Sachsen I. Teil
(Palaeontographica Bd. XX.) pag. 38, Taf. 9, Fig. 1—14.
1897. Siphonia Geinitzi Leonhard, Fauna d. Kreideformation in
Oberschlesien. (Palaeontographica Bd. XLIV.) pag. 24 (cum
synonymis.)
Mit dem obigen Namen glaube ich zwei, freilich nicht sehr
günstig erhaltene Schwämme belegen zu können, welche eine zusam-
mengedrückt-kugelige Gestalt besitzen. Ihr Kanalsystem scheint
der von Geinitz gelieferten Darstellung desjenigen von Siphonia
Geinitzi ziemlich gut zu entsprechen, einer Art, welche bisher aus
dem Cenoman von Sachsen, Böhmen und Preußisch-Schlesien (Kies-
gruben von Groschowitz) sowie aus den senonen Teplitzer Schichten
Böhmens bekannt geworden ist.
Höhe zirka 4 cm.
(Museum Josepho-Ferdinandeum.)
? Jerea Quenstedti Zitt.
1833. Siphonia ficus Goldfuss, Petrefacta Germaniae pag. 221,
Taf. 65, Fig. 14.
1897. Siphonia ficus Leonhard, Fauna der Kreideformation in Ober-
schlesien (Palaeontographica Bd. XLIV.) pag. 24. Textfig. 1.
1910. Jerea Quenstedti Schrammen, Kieselspongien der oberen
Kreide von Nordwestdeutschland, I. Teil. (Palaeontographica.
Suppl. V. Lfrg. 1.) pag. 89, Taf. II, Fig. 1—4. Texttaf. IV.
Fig. 2 (cum synonymis).
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XI. 8
114
Die Dimensionen zweier feigenförmig gestalteter und gegen
unten stielartig verschmälerter Exemplare, an deren Scheitel die
Magenhöhle eingesenkt ist, sind die folgenden:
I II.
Höhe) rel CE 12 cm (ergänzt)
Großer Durchmesser . . 61/, em fast 7 cm
Kleiner Durchmesser . . 5 cm 4 em
des elliptischen Maximalquerschnittes.
Jerea Quenstedti Zitt. findet sich im Cenoman und Turon
von Preußisch-Schlesien (Kiesgruben bei Groschowitz) und Böhmen.
Schrammen führt die Art aus dem turonen Scaphitenpläner und
den senonen Mucronatenschichten von Nordwestdeutschland an.
(K. k. naturhistorisches Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum.)
? Polyjerea sp.
Zu diesem Genus könnten vielleicht drei infolge starker An-
witterung nicht recht günstig konservierte Schwämme gehören,
deren größter gegen 7 cm hoch und 41/, cm breit ist.
Die knollige Form derselben und der Verlauf ihrer mäßig
weit voneinander abstehenden und ungefähr 2 mm weiten Kanäle
erinnert einigermaßen an die von G. J. Hinde (Catalogue of the
fossil Sponges in the geological department of the British Museum
pag. 73, Taf. XVI, Fig. 3) aus dem Upper Greensand (Cenoman)
von Warminster und dem Grey Chalk (Unter-Turon) bei Dover
beschriebene Polyjerea lobata Hinde.
(Museum Josepho-Ferdinandeum.)
Thecosiphonia ef. Klieni Gein. sp.
cf. 1871. Tremospongia Klieni Geinitz, Elbthalgebirge in Sachsen
I. Teil (Palaeontographica Bd. XX.,) pag. 28, Taf. IV, Fig. 3.
1878. Thecosiphonia Klieni Zittel, Studien über fossile Spongien
II. pag. 84, Abhandl. d. kgl. bayr. Ak. d. Wiss. IL Kl,
XI. Bd; 1 At:
Durch seine Gestalt und die mit unregelmäßigen Querrunzeln
versehene Oberfläche gleicht ein Spongienexemplar der im unteren
Quadersandstein (Cenoman) von Oberháblich bei Dippoldiswalde
(Sachsen) vorkommenden Thecosiphonia Klieni. Es scheint aber auf
seiner Unterlage mit einer etwas kleineren Basis aufgewachsen ge-
wesen zu sein als die von Geinitz abgebildete sächsische Form.
115
Dimensionen:5Höhe ur sau... 17cm
Maximaler Querdurchmesser . . . . fast 5 cm.
(Museum Josepho-Ferdinandeum.)
? Jereica (?) cellulosa Quenst. sp.
1878. Spongites cellulosus Quenstedt, Petrefactenkunde Deutsch-
lands, Bd. V, pag. 386, Taf. 133, Fig. 16.
1893—1894. Jereica (?) cellulosa Rauff, Palæospongiologie I. Teil.
(Palaeontographica Bd. XL.) pag. 90.
Zu dieser aus dem Untersenon von Veckenstedt bei Ilsenburg
(Harz) beschriebenen Spezies, welche nach Rauff eine Jereica zu
sein scheint, könnten vielleicht drei subzylindrische Schwammkórper
mit grobporöser Oberfläche gerechnet werden, an deren abgestutztem
Scheitel der 6—8 mm weite, röhrenförmige Paragaster mündet.
Die Höhe des größten Exemplars beträgt zirka 7 cm, sein
maximaler Querdurchmesser etwa 6 cm.
(K. k. naturhistorisches Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum.)
Gewähren uns auch die meisten dieser zur Lithistiden-Ordnung
der Silicispongiae gehörigen Schwämme infolge ihrer ziemlich un-
sicheren Bestimmung kaum einen positiven Anhaltspunkt für die
Beurteilung der stratigraphischen Position des Klogsdorfer Sand-
steines, so lassen sie sich doch wenigstens mit seinem aus der
Korallenfauna abgeleiteten oberkretazischen Alter ohne Schwierig-
keit in Einklang bringen.
Tektonische Stellung der Flyschschichtenvon
_Klogsdorf. Wie V. Uhlig in seiner „Tektonik der Karpathen“ !)
darlegte, zerfällt die ihrer Hauptmasse nach aus oberkretazischen
und alttertiären Sedimenten bestehende Flyschzone der West- und
Zentralkarpathen in zwei durch ihre Zusammensetzung nicht unbe-
trächtlich voneinander differierende Faziesgebiete, in ein südliches
„beskidisches“ und in ein nördliches „subbeskidisches“, welch letz-
teres gegen Süden deckenartig unter das erstere hinabtaucht.
Während die vorwaltend dem Senon entsprechende Oberkreide
innerhalb der beskidischen Serie als „Istebna Schichten“ erscheint,
ist sie in der subbeskidischen in Form der „Baschker Sandsteine“
und „Friedeker Mergel“ entwickelt.
1) Sitzungsber. d. kais. Ak. d. Wiss. in Wien, math. nat. Kl. Bd. CX VI,
pag. 877 ft.
Qi
to
116
Stellen wir uns auf diesen von Uhlig vertretenen Standpunkt,
so werden wir den die Cölenteraten enthaltenden Klogsdorfer
Sandstein als ein Äquivalent der ebengenannten subbeskidischen .
Oberkreidebildungen betrachten müssen, zumal er ohnedies mit den
1906 von Remeš beschriebenen „Friedeker Mergeln“ von Klogs-
dorf in engster Beziehung steht.
Eine von Uhligs Auffassung verschiedene Meinung hat kürz-
lich H. Beck!) vertreten, der eine Transgression der Baschker
Sandsteine und Friedeker Mergel über das beskidische Neokom
beobachtet haben will und daher dieselben zur beskidischen Decke
rechnen muß. Der korallenhaltige Klogsdorfer Sandstein scheint
ihm faziell stark von den eben genannten Schichten abzuweichen,
dafür aber tektonisch innig mit dem subbeskidischen Alttertiär
verknüpft zu sein, an welches er auch durch die Führung zahl-
reicher und relativ großer Brocken des sudetischen Grundgebirges
(Glimmerschiefer, Karbon) erinnert. Demgemäß betrachtet ihn Beck
als die erste in Mähren bekannt gewordene subbeskidische Senon-
bildung.
Ob man sich nun der von Uhlig oder Beck ausgesprochenen
tektonischen Deutung der oberkretazischen Ablagerungen in den
mährisch-schlesischen Karpathen anschließt, so wird man doch auf
jeden Fall den durch seinen Reichtum an Cölenteraten ausge-
zeichneten Klogsdorfer Sandstein nicht der beskidischen, sondern der
subbeskidischen Fazies, beziehungsweise Decke einzuverleiben haben.
Einige anderwärtige Funde von Klogsdorfer Korallenarten.
1. In der Südostecke des in Hoheneggers geognostischer Karte
der Nordkarpathen ausgeschiedenen Diluvialgebietes, das sich zwi-
schen Häjov, Freiberg und Wietrschkowitz ausdehnt, wurde die
1898 von Remeš als Polytremacis (= Heliopora) Lindströmi
beschriebene Hornsteinanthozoë gefunden, welche aufs genaueste
mit den gleichartigen Klogsdorfer Exemplaren übereinstimmt. Ver-
mutlich ist dieselbe zur Eiszeit von Klogsdorf in die benachbarte
Region von Häjov verfrachtet und unter die hier herumliegenden
erratischen Granit-, Gneis- und Glimmerschieferblöcke gemengt
worden. Möglicherweise könnte aber auch bei Häjov ein Konglo-
meratsandstein auftreten, welcher Hornsteinkorallen enthält.
1) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 132.
"tt aa à
117
2. In der Umgebung von Liebisch sammelte Slavicek
einige lose Stücke der bei Klogsdorf so häufigen Actinacis Remesi
auf, welche als rötlich- oder gelblichbraune und weißliche Horn-
steine erhalten waren. Da nach seinen Beobachtungen die erratischen
kristallinen Blöcke und Feuersteine des aus Schottern und tonigen
Sanden bestehenden Liebischer Diluvialgebietes nicht selten von
Sandstein- und Konglomeratbrocken begleitet werden und an einer
Stelle desselben unter grauen Mergelschichten auch ein dem Klogs-
dorfer analoger Brecciensandstein vorhanden sein soll, dürften die
obigen Polypen daselbst aus einem solchen Gestein herausgewittert
und sekundär in die diluvialen Ablagerungen gelangt sein. Das
Korallenvorkommen von Liebisch scheint demnach jenem von
Klogsdorf geologisch zu entsprechen.
3. Eine kleine verkieselte Heliopora Lindströmi erhielt Remeš
vor einigen Jahren aus der Gegend von Stramberg, wobei er
leider die genauere Lage ihres Fundplatzes nicht in Erfahrung
bringen konnte. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch in dieser
Region ein dem Klogsdorfer Konglomeratsandstein gleichendes
Gestein ansteht!), welchem das bezeichnete Fossil entstammen
könnte. Mehr Wahrscheinlichkeit dürfte jedoch die Annahme, das-
selbe sei während der Eiszeit aus dem Flyschterrain von Klogs-
dorf und Liebisch südwärts gegen Stramberg transportiert worden,
für sich haben.
4. Im „Vaterländischen Museum zu Olmiitz“ (Vlastenecký
musejni spolek) wird ein verkieseltes Exemplar einer Klogsdorfer
Korallenart aufbewahrt, das man unter den Geröllen der östlich
von Klogsdorf über Braunsberg der Oder zuströmenden Ondřej-
nica entdeckt hat. Da dieses Flüßchen einen Teil der Region von
Häjov entwässert, konnte die Versteinerung leicht in seinen Alluvial-
schotter gelangt und eine Strecke gegen Norden befördert wor-
den sein. ’
5. Daß aber einzelne Klogsdorfer Anthozoen durch die Oder
bis nach Preußisch-Schlesien gelangen konnten, ist mir
durch die Betrachtung der von J. Felix (Zentralbl. f. Min. usw.
1903, pag. 574) beschriebenen Polytremacis (= Heliopora) Lind-
strömi Rem. fast zur Gewißheit geworden, die sich „geschiebeartig
1) Wie mir Dr. M. Remeš gelegentlich mitteilte, fand er bei Stramberg ein
etwas abgerolltes Stück Brecciensandstein auf, welches kleine Kohlenpartikeln
einschloß.
118
an der Oder in der Nähe von Oppeln“ fand. Sie besteht aus dem
nämlichen weißlichen bis hellgelblichgrauen Hornstein, welcher die
Klogsdorfer Vertreter der genannten Spezies zusammenzusetzen
pflegt, und stimmt mit diesen in paläontologischer Beziehung absolut
überein. Da ihre vollkommen abgerollte und geglättete Oberfläche
unbedingt auf einen weiten Wassertransport zurückgeführt werden
muß, drängt sich uns von selbst die Vermutung auf, daß sie durch
die Oder (respektive einen ihrer obersten Zuflüsse) nach Oppeln
aus der Freiberger Region gebracht worden sei, woselbst ja bei
Klogsdorf Heliopora Lindströmi ziemlich häufig im anstehenden
Konglomeratsandstein auftritt. Auf dieselbe Weise könnte vielleicht
auch das Vorkommen der Astrocoenia decaphylla M. E. et H.
(vgl. Felix L. c. pag. 573) bei Groschowitz an der Oder (zirka
6 km SSO von Oppeln) erklärt werden, welche von einem bräun-
lichen Hornstein mit abgerollter und daher nicht mehr intakter
Oberfläche gebildet wird und zugleich mit kieseligem Cenoman-
sandstein und verkieselten Spongien lose aufgelesen worden ist.
Nachdem jedoch diese Art bisher bei Klogsdorf nicht nachgewiesen
werden konnte, muß hier immerhin die Möglichkeit der von Felix
vertretenen Auffassung zugegeben werden, daß nämlich die Ver-
steinerung aus dem in der Umgebung von Oppeln mehrfach auf-
geschlossenen Cenomansandstein!) stamme. In noch höherem Grade
hat wohl diese Ansicht Felix’ für die von ihm angeführte Isastraea
sp. (Spezies IL.) und eine zweite Astrocoenia decaphylla Berechtigung.
Die letztere stellt zwar das Fragment eines gelblichgrauen Horn-
steingeschiebes mit deutlich geglätteter Oberfläche dar, stammt. aber
aus einer Sandgrube bei Groß-Peterwitz an der Ratibor- Leobschiitzer
Eisenbahn, also von einer bereits 10 km westlich vom Laufe der
Oder entfernten Stelle, für die ein direkter Transport durch diesen
Strom nicht mehr in Betracht kommen kann. Die erwähnte Isa-
straea sp., welche von Ferdinand Roemer in einer Kiesgrube bei
(Groschowitz aufgesammelt worden ist und aus einem grauen und
braunfleckigen Hornstein besteht, hat keine abgerundete, sondern
eine eckig-kantige Gestalt.
Aus all dem dürfte soviel hervorgehen, daß die gelegentlich
in Preußisch-Schlesien auftretenden, kretazischen Hornsteimanthozoën
zum Teil im dortigen Cenomansandstein heimisch sind, während
1) Vol. R. Leonhard, Die Fauna der Kreideformation in Oberschlesien.
Palaeontographica Bd. XLIV (1897), pag. 11 ff.
119
andere wohl dahin durch die Oder aus der Flyschregion von Frei-
berg in Mähren eingeschleppt wurden. Es ist dies gerade die um-
gekehrte Bewegungsrichtung von jener, die vor einigen Jahren Felix
angenommen hat, um das Auftreten der für schlesisch gehaltenen
Korallenarten bei Klogsdorf zu erklären.
IT. Das geologische Alter und die faunistischen
Beziehungen der Klogsdorfer Korallenfauna.
Die im Karpathenflysch von Klogsdorf auftretende Korallen-
fauna besteht aus 32 verschiedenen Formen, welche ausschließlich
stockbildende Arten darstellen und sich auf die Gattungen Dendro-
gyra (1 Spezies), Diplocoenia (1), Cryptocoenia (2), Phyllocoenia
(1), Orbicella (3), Isastraea (5), Favia (1), Thecosmilia (1), Diploria
(1), Thamnastraea (4), Latimaeandraraea (1), ein nicht näher be-
stimmbares Oculinidengenus (1), Astrocoenia (2), Actinacis (4),
Porites (1), Heliopora (2) und Ahrdorftia nov. gen.!) (1) verteilen.
Wir haben demnach mit bloßer Ausnahme von Heliopora und
Ahrdorffia, welche zu den Octokorallen gehören, nur Vertreter der
Hexakorallenordnung vor uns.
Die Namen der von mir als neu beschriebenen Arten lauten:
Diplocoenia klogsdorfensis n. sp.
Cryptocoenia Kittli n. sp.
Cryptocoenia Uhligi n. sp.
Phyllocoenia lepidoides n. sp.
Orbicella (?) moravica n. sp.
Isastraea subhörnesi n. sp.
Isastraea bieskidensis n. sp.
Favia carpathica n. sp.
Diploria Slavíčeki n. sp.
Latimaeandraraea Felixi n. sp.
Actinacis retifera n. sp.
Heliopora tenera n. sp.
Ahrdorffia chaetetoides n. sp.
Daß die Klogsdorfer Anthozoënfauna ein kretazisches Alter
besitzt, läßt sich schon aus der Betrachtung der vorhin aufgezählten
Gattungen entnehmen: Für ein solches spricht in erster Linie das
1) Vgl. über dieses Genus pag. 171 unserer Abhandlung.
120 -
Genus Ahrdorffia, welches bisher nur aus der ostalpinen Gosau-
formation (Turon-Senon) bekannt geworden ist. Während Isastraea
in der Trias, Diplocoenia, Cryptocoenia und Latimaeandraraea
im Jura beginnen und bis in die obere Kreide emporsteigen, er-
scheinen Actinacis, Porites und Heliopora!) erst in der Kreide-
formation und leben bis ins Tertiär, respektive bis zur Gegenwart.
Hier könnte man auch fast noch Diploria nennen, von der wir
im Jura nur eine einzige Spezies (D. corallina Koby aus dem
Corallien blanc von Caquerelle) kennen, die aber von der Kreide
bis zur Jetztzeit nicht selten angetroffen wird. Das Zusammen-
vorkommen aller dieser Gattungen zeigt deutlich die kretazische
Position der untersuchten Fauna an, wogegen die aus der Trias-
bezüglich Juraformation bis ins Tertiär oder in die rezente Periode
reichenden (Genera Dendrogyra, Phyllocoenia, Orbicella, Favia,
Thecosmilia, Thamnastraea und Astrocoenia als solche — d. h.,
wenn man von den verschiedenen zu ihnen gehörigen Arten
absieht — infolge ihrer großen vertikalen Verbreitung keinen
Anhaltspunkt für die oben vorgenommene approximative Alters-
bestimmung liefern können.
Um die stratigraphische Stellung der Klogsdorfer Anthozoën-
fauna genauer zu präzisieren, müssen wir nun die Beziehungen
ihrer einzelnen Spezies zu den kretazischen Korallengesellschaften
anderer Gebiete erörtern.
Weitaus die meisten verwandtschaftlichen Züge weisen die
Anthozoën der ostalpinen Gosauschichten und der diesen in chrono-
logischer und faunistischer Beziehung entsprechenden französischen
Hippuritenkreide auf, welche namentlich in den Departements
Pyrenées orientales, Aude, Tarn, Bouches du Rhône, Vaucluse
und Var verbreitet sind. Wie aus der am Schlusse unserer Ab-
handlung abgedruckten Tabelle hervorgeht, teilt sich der Klogs-
dorfer Karpathensandstein mit den soeben genannten oberkreta-
zischen Bildungen in den Besitz der 5 identischen Formen
Orbicella sulcatolamellosa Mich. sp.
Thecosmilia dilatata de From.
1) Nachdem die von Eichwald aus dem Neokom der Krim beschriebene
Polytremacis (— Heliopora) Blainvilleana nach Trautschold und Karakasch
eine Astrocoenia und nach Felix vielleicht eine Stylinide ist, bildet die im Urgon
der Schweiz auftretende Heliopora urgoniensis Koby die älteste, bis heute
bekannt gewordene Heliopora-Art.
121
Thamnastraea decipiens Mich. sp.
Thamnastraea decipiens Mich. sp. var. confusa Rss.
Thamnastraea exigua Rss.,
und 14 Klogsdorfer Korallenspezies finden in der Hippuritenkreide
Südfrankreichs und der Gosauformation ihre nächsten Verwandten;
es sind dies die folgenden:
Dendrogyra cf. pyrenaica Mich. sp.
Phyllocoenia lepidoides n. sp.
Orbicella cf. cribraria Mich. sp.
Isastraea subhörnesi n. sp.
Isastraea aff. Guettardi M. E. et H.
Isastraea bieskidensis n. sp.
Diploria Slaviceki n. sp.
Thamnastraea sp.
Latimaeandraraea Felixi n. sp.
Astrocoenia hexaphylloides Fel.
Astrocoenia cf. hexaphylla Quenst. sp.
Actinacis retifera n. sp.
Heliopora Lindströmi Rem.
Ahrdorffia chaetetoides n. sp.!)
Wenngleich die oben aufgezählten Anthozoënarten im Vereine
mit den von Remeš in den sogenannten Friedeker Mergeln von
Klogsdorf angetroffenen gosauischen Cerithien der Fauna des sub-
beskidischen Oberkreideflysches der Freiberger Region ein gewisses
mediterranes Gepräge verleihen, so lassen sich doch anderseits
bedeutende Unterschiede derselben gegenüber jener der alpinen
Gosauschichten konstatieren: So treten bei Klogsdorf zahlreiche,
wohl ausschließlich mitteleuropäische Spongienformen auf, während
in der Gosauformation bis heute nur ein einziger Vertreter dieser
Cölenteratenklasse — Spongites cf. saxonicus Gein. sp.?) — be-
obachtet worden ist; dagegen fehlen dem oberkretazischen Karpathen-
1) Bei sehr weiter Artfassung könnte man diese Form vielleicht mit der
gosauischen Ahrdorffia stellulata Rss. sp. identifizieren oder als eine Varietät
derselben betrachten, wodurch die Verwandtschaft der Klogsdorfer Anthozoën-
fauna mit jener der Gosauformation noch inniger erscheinen würde,
2) J. Felix erwähnt diesen Schwamm unter den Versteinerungen des
Nefgrabens bei Gosau (Studien über die Schichten der oberen Kreideformation
in den Alpen und den Mediterrangebieten. II. Teil. Die Kreideschichten bei
Gosau. Palaeontographica, Bd. 54 [1908], pag. 291.)
122
sandstein unseres Gebietes die für die Gosaufauna bezeichnenden :
Einzelkorallengattungen Cyclolites, Montlivaultia, Trochosmilia und
Diploctenium sowie die so überaus charakteristischen Rudisten,
Actaeonellen und Nerineen.
Im großen ganzen findet sich also auch in der Gegend von
Freiberg in Mähren die Erfahrung der galizischen Geologen be-
stätigt, daß in der Oberkreide der karpathischen Flyschzone eine
Mischung südlicher mediterraner mit nördlichen mitteleuropäischen
Faunenelementen vor sich gegangen ist!).
An die im Turon von Pachino auf Sizilien vorkommende
Isastraea pachiniana de Greg. erinnert die Klogsdorfer Isastraea sp.
und an Heliopora somaliensis Greg. aus dem Turon des Somali-
landes unsere Heliopora tenera.
Nur geringe Anklänge weisen die mährischen Korallen zu
den unterkretazischen und cenomanen Anthozoënfaunen auf: Favia
carpathica n. sp. gleicht in gewisser Hinsicht der aus den Neokom-
schichten von Frankreich, Norddeutschland und der Krim be-
schriebenen Favia conferta From., und für die nächste Verwandte
der Cryptocoenia Kittli n. sp. möchten wir die im französischen und
bukowinischen Neokom auftretende Cryptocoenia neocomiensis From.
halten. Die von Klogsdorf beschriebene Porites-Spezies dürfte der
von Poëta unter dem Namen Porites textilis dargestellten Koralle
des böhmischen Cenoman recht nahe stehen, in welchem sich
ferner auch die unter den südfranzösischen und gosauischen Ober-
kreideanthozoën aufgezählte Thamnastraea decipiens Mich. sp. vor-
findet. Obgleich Orbicella sulcatolamellosa Mich. sp. im Cenoman
der zu den Aquilaner Abruzzen gehörigen Monti d’Ocre und die
unserer Isastraea subhörnesi n. sp. am meisten gleichende Isastraea
Hörnesi Rss. sp. außerdem noch in der cenomanen Utaturgruppe
Südindiens konstatiert worden sind, so scheinen diese Arten doch
erst in der jüngeren südfranzösischen Hippuritenkreide und den
Gosauschichten der Ostalpen ihre Blüte zu erreichen.
Wenn wir schließlich noch kurz erwähnen, daß Diplocoenia
klogsdorfensis n. sp. der aus dem Astartien des Berner Jura be-
schriebenen Diplocoenia tenax Et. sp. und Cryptocoenia Uhligi n. sp.
der Cryptocoenia decipiens Et. sp. aus dem Corallien des Schweizer
') Vgl. V. Uhligs Referat über „Neuere geologische Arbeiten über die
galizischen Karpathen“. Mitt. d. geolog. Ges. in Wien, II. Bd (1909), pag. 537.
125
Juragebirges ähnelt, während Orbicella moravica n. sp. in mancher
Hinsicht der alttertiären Orbicella eminens Rss. sp. gleicht, haben
wir so ziemlich alle Beziehungen hervorgehoben, welche die Klogs-
dorfer Korallenfauna mit anderen sicher horizontierten Anthozoën-
gesellschaften verknüpft.
Da aus unseren Darlegungen aufs deutlichste hervorgeht,
daß ihre Verwandtschaft zu den Polypen der ostalpinen Gosau- und
südfranzösischen Hippuritenschichten eine sehr innige, dagegen
die zu den Faunen der übrigen Gebiete bloß eine ganz geringe
ist, halten wir uns für berechtigt, unseren Anthozoën dasselbe
geologische Alter zuzuschreiben, welches den Korallenfaunen jener
alpin-mediterraner Oberkreideablagerungen zukommt, das heißt,
wir stellen sie ungefähr ins Oberturon (Angoumien) oder
Untersenon (Coniacien und Santonien). Ob beide Stufen
. oder nur eine derselben in den Klogsdorfer Korallenschichten
enthalten ist, oder ob dieselben vielleicht noch das untere Campanien
umfassen, welches in der Gosau auch gelegentlich Anthozoën führt,
läßt sich leider auf Grund des uns gegenwärtig vorliegenden Petre-
faktenmaterials nicht entscheiden!).
Es erübrigt jetzt nur noch, die Beziehungen anzugeben,
welche zwischen der Korallenfauna Klogsdorfs und der 1906 durch
J. Felix aus dem subbeskidischen Kreideflysch von Delatyn und
Dora (Ostgalizien) beschriebenen?) bestehen und zugleich das geo-
logische Alter der letzteren zu beurteilen, dessen bisherige Be-
stimmung als Unterkreide oder Cenoman mir keineswegs hin-
reichend begründet erscheint.
1) Wenn wir die Korallen führenden Schichten der ostalpinen Gosau-
formation und der südfranzösischen Hippuritenkreide hauptsächlich dem An-
goumien, Coniacien, Santonien und eventuell noch dem tieferen Campanien
gleichstellen, so berufen wir uns dabei vorzüglich auf die stratigraphischen
Untersuchungen von J. Felix (Studien über die Schichten der oberen Kreide-
formation in den Alpen und den Mediterrangebieten. II. Teil. Die Kreide-
schichten bei Gosau. Palaeontographica Bd. 54 [1907—1908], pag. 251 ff.) und
A. Toucas (Études sur la classification et l’évolution des Hippurites. Mém.
de la Soc. paléont. de France. Mém. Nr. 30, Paris 1903) sowie auf die geo-
logischen Handbücher von A. de Lapparent (Traité de Géologie. Tome III,
Paris 1900) und E. Haug (Traité de Géologie. II. Les périodes géologiques.
Fasc. 2, Paris 1909).
2) Vel. J. Felix, Über eine Korallenfauna aus der Kreideformation
Ostgaliziens. Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Ges., Bd. 58 (1906), pag. 38 ff.
Die Delatyner Anthozoën stammen aus einer von grünlichen
und roten Schiefertonen!) begleiteten Konglomeratbank, welche
nach R. Zuber der obersten Partie der oberen Inoceramenschichten
angehört und konkordant von mächugen, massigen Jamnasandsteinen
überlagert wird, deren Hangendes die alttertiären Hieroglyphen-
schichten bilden. Dieses korallenführende Konglomerat „ist eine
2—4 m mächtige Anhäufung von exotischen Geröllen mit einem
grauen oder grünlichen tonig-sandig-mergeligen, z. T. härteren,
aber vorwiegend ganz mürben Zement in welchem überaus zahl-
reiche, doch sehr schlecht erhaltene organische Reste angehäuft
sind“. R. Zuber nennt neben den von Felix studierten Polypen
sehr häufige, nuß- bis faustgroße Kalkalgenknollen (? Lithothamnium
gosaviense Rothpl.), zahlreiche Fragmente von Cirripediern, unter
denen er aber nur eine einzige, in zahlreichen Exemplaren gesammelte
Art mit dem bisher bloß aus dem Hils beschriebenen Pollicipes Haus-
manni Koch et Dkr. identifizieren konnte, ferner zumeist recht
ungünstig konservierte Austernschalen (z. T. Exogyren), viele Cidaris-
stachel, Bryozoën, ein kleines indeterminables Belemnitenbruchstück
und wenig charakteristische Foraminiferen. Wie der Vergleich
dieser Beschreibung mit der früher von uns für den Klogsdorfer
Flysch gelieferten lehrt, zeigen beide Ablagerungen so manchen
gemeinsamen lithologischen und faunistischen Charakterzug. Hier
möge auch auf die von M. Remeš in den „Friedeker Mergeln“ von
Klogsdorf festgestellte Fauna — insbesondere auf die ziemlich
häufigen Pollicipes-Reste — hingewiesen werden, welche in dem
angeführten Petrefaktenmaterial von Delatyn und Dora ein gewisses
Analogon findet. Über das geologische Alter der 13 verschiedene
Spezies umfassenden Delatyner Anthozoënfauna äußert sich J. Felix
(I. c. pag. 42) folgendermaßen: „Bei der rel. großen Anzahl
der neuen Arten und dem Umstand, daß bei zwei Stücken, welche
auf bereits bekannte Spezies bezogen werden konnten, dies jedoch
nur mit einem cf. geschehen konnte, ist es natürlich nicht möglich,
aus dieser Korallenfauna einen nur einigermaßen exakten Schluß
auf das Alter der sie enthaltenden Konglomeratbank zu ziehen.
Im großen und ganzen hat die gefundene Korallenfauna einen
mehr oberkretazeischen Charakter, da die Gattung Actinacis,
sowie die Art Astrocoenia hexaphylloides bis jetzt nicht älter als
1) Dieselben sind nach R.Zuber den paläogenen bunten Schiefertonen
ähnlich und enthalten zahlreiche exotische Blöcke
m.
125
aus dem Cenoman“'), Litharaea als aus der oberen Kreide und
die Gattung Astraeopora gar erst vom Tertiár an bekannt war.
Indessen erweitert sich bei fast jeder Arbeit über fossile Korallen
die zeitliche Verbreitung einiger Gattungen, so daß ich auf die
letzterwähnten Verhältnisse kein ausschlaggebendes Gewicht legen
möchte. Um so mehr ist es zu bedauern, daß die spezifische Be-
stimmung einiger, auf die unteren Kreideschichten deutender
Stücke unter dem vorliegenden Material (Astrocoenia cf. neo-
comiensis und Polytremacis?) cf. urgoniensis) nicht als völlig ge-
sichert angesehen werden kann. Doch wird man mit Rücksicht
auf die beiden letzteren sowie auf das Vorkommen von Pollicipes
Hausmanni Koch und Dunk. einer Art, welche bis jetzt nur aus
dem Hils bekannt ist, wohl ein unterkretazeisches Alter der
betreffenden Konglomeratbank annehmen müssen, obwohl ich
immerhin ein cenomanes Alter für nicht ausgeschlossen halte.“
Während dem Pollicipes Hausmanni nach unserem Dafür-
halten kaum ein maßgebender stratigraphischer Wert zukommt und
die übrigen für ein unterkretazisches Niveau des Delatyner
Korallenkonglomerates angeführten paläontologischen Gründe, wie
Felix selbst ausspricht, sehr schwach sind, können wir dagegen
seine für ein oberkretazisches Alter der ostgalizischen Anthozoën-
fauna geltend gemachten Argumente heute durch einige neue
vermehren:
In erster Linie spricht für ein solches das Vorkommen der drei
Delatyner Spezies Actinacis cymatoclysta Fel., Actinacis (nach Felix
Astraeopora) octophylla Fel. und Astrocoenia hexaphylloides Fel.
im Konglomeratsandstein von Klogsdorf, den wir wohl zur höheren
Oberkreide (Oberturon— Untersenon) rechnen müssen. Die mährischen
Exemplare der drei genanten Korallenarten stimmen mit den ost-
galizischen aufs genaueste überein und sind sonst aus keinem
anderen Gebiete bekannt geworden. Des ferneren darf nicht un-
berücksichtigt bleiben, daß von den 13 bei Delatyn auftretenden
Anthozoënarten drei, nämlich Litharaea distans Fel., Pleurocora
Angelisi Fel. und Astrocoenia sp. ihre engsten Verwandten unter
1) Diese Bemerkung Felix’ beruht auf einem Irrtum. Astrocoenia hexa-
phylloides ist nicht aus dem Cenoman von Preußisch-Schlesien bekannt ge-
worden, sondern findet sich außer bei Delatyn nur noch im Flyschkonglomerat
von Klogsdorf, welches wir ins Oberturon oder Untersenon stellen möchten.
2) — Heliopora.
126
den Versteinerungen der ostalpinen Gosauformation und der süd-
französischen Hippuritenkreide finden und die ostgalizische Helio-
pora cf. urgoniensis Koby unserer mährischen Heliopora Lindströmi
Rem. sehr nahe steht. An Cenoman erinnern bloß Thamnastraea sp.
und Dimorphastraea sp.
Aus allen diesen Gründen wird man sich kaum der Annahme
verschließen können, daß die Korallenfauna von Delatyn und Dora
eine jüngere Position einnimmt, als ihr Felix, respektive Zuber
zugeschrieben haben, die sie für unterkretazisch oder höchstens
cenoman erklärten. Indem wir der Vermutung Ausdruck verleihen,
daß sie in chronologischer Beziehung der Klogsdorfer Anthozoën-
gesellschaft ungefähr entsprechen oder nur wenig älter als diese
sein dürfte (etwa turonisch), möchten wir noch in Kürze die strati-
graphische Stellung jener Konglomeratschichte beleuchten, in
welcher Zuber die Polypen entdeckt hat.
Wie bereits früher zu erwähnen Gelegenheit war, liegt dieselbe
mit gewissen grünlichen und rötlichen Schiefertonen unmittelbar
unter dem massigen Jamnasandstein und im Hangenden der Ino-
ceramenschichten. Da R. Zuber!) diese ungefähr mit der Aptien-
und Albienstufe parallelisiert, stellt er die zu ihrer obersten Partie
gerechnete Anthozoönbank entweder der höchsten Unterkreide oder
eventuell dem Cenoman gleich. Die darüber folgenden Jamna-
sandsteine mit den in sie lokal eingeschalteten Spaser Schiefern
betrachtet er als ein Äquivalent des Turon und Senon.
Während sich diese Deutung der stratigraphischen Verhält-
nisse des ostkarpathischen Kreideflysches mit der von uns gewonnenen
Ansicht über das Alter der Delatyner Korallen kaum vereinbaren läßt,
scheint die letztere mit der hauptsächlich von T. Wisniowski?)
5 Vol. die stratigraphische Tabelle in seinen Beiträgen zur Stratigraphie
und Tektonik der Karpathen (Przyczynki do stratygrafii i tektoniki Karpat.
Kosmos, Bd. XXXIV, Lemberg 1909, pag. 788.)
2) Vgl. namentlich seine Studie „Über das Alter der Inoceramenschichten
in den Karpaten“ (Extr. du Bull. de l’Acad. des sc. de Cracovie. CI. des sc.
math. et nat. Juin 1905 pag. 352 ff.), die auf pag. 136—137 des dieser Arbeit
entsprechenden polnischen Originalaufsatzes („O wieku karpackich warstw ino-
ceramovych“. Rozpravy wydz. matem. prgyrodn. Akad. Umiejetn. Ser. III.
tom. V. Krakow 1906) abgedruckte stratigraphische Tabelle sowie seine Ab-
handlung „Über die Fauna der Spaser Schiefer und das Alter des massigen
Sandsteins in den Ostkarpathen Galiziens“ (Extr. du Bull. de l’Acad. des Sc.
de Cracovie. Cl. des math. et nat. Avril 1906.)
CARTES >
nee (A Ce
vertretenen Auffassung der Chronologie der ostkarpathischen Flysch-
kreide in recht gutem Einklange zu stehen. Da nach den Be-
obachtungen dieses galizischen Forschers die Spaser Schiefer samt
dem mit ihnen verknüpften jüngeren Teil des massigen Jamna-
sandsteins zum Untersenon gehören, könnte die z. B. bei Spas im
Liegenden der Spaser Schiefer entwickelte tiefere Jamnasandstein-
partie dem Oberturon entsprechen. Die darunter folgenden Ino-
ceramenschichten hält Wisniowski für eine Ablagerung des Turon
(etwa Unterturon) und Cenoman. Nachdem nun das Delatyner
Korallenkonglomerat zwischen den Jamna- und Inoceramenschichten
auftritt, wird uns der oberkretazische Charakter seiner Polypen-
fauna verständlich und sind wir geneigt, ihr ein turones Alter
zuzuschreiben.
Die drei oben erwähnten Spezies Astrocoenia hexaphylloides Fel.,
Actinacis cymatoclysta Fel. und Actinacis octophylla Fel. sp. bilden
ein den beiden Anthozoënfaunen des subbeskidischen Kreideflysches
von Mähren, bezüglich Ostgalizien gemeinsames Element, das für
dieselben um so charaktereristischer erscheint, als es nach unseren
bisherigen Erfahrungen noch in keiner anderen Region angetroffen
worden ist.
IV. Spezielle Beschreibung der Korallen.
Familie: Amphiastraeidae Ogilvie.
Dendrogyra ef. pyrenaica Mich. sp.
cf. 1840—1847. Maeandrina pyrenaica Michelin, Iconographie
zoophytologique, pag. 294, Taf. 69, Fig. 2.
1886. Dendrogyra pyrenaica de Fromentel, Paléont. franc., Terr.
eret., Zoophytes pag. 440, Taf. 106, Fig. 3. und Taf. 108,
Pig» .1.
Ein ungefähr 8 cm langes, 4cm breites und 5'/, cm hohes!) Frag-
ment einer Anthozoënkolonie, welches eine ziemlich unregelmäßig-
knollige Gestalt mit mehreren scharfen (nicht abgerollten) Kanten und
Ecken besitzt. Auf seiner Oberfläche sieht man außer vereinzelten
umschriebenen Kelchen kürzere und längere Calicinalreihen, welche
häufig gerade gestreckt und untereinander parallel angeordnet
!) Als Höhe wird hier und im folgenden die der Wachstumsrichtung
der Polyparien (d. h. ihrer Längsachse) entsprechende Dimension bezeichnet.
128 u
erscheinen. Die Kelchzentren werden bisweilen durch den konver-
gierenden Verlauf der Septaldornen angedeutet. Die Rücken, welche
die benachbarten 4—5 mm breiten Kelchreihen scheiden, sind
mitunter ziemlich scharf. In der Tiefe der zwischen ihnen gelegenen
Täler bemerkt man eine dünne, lamellenförmige Columella. Die
bald stärker, bald schwächer entwickelten Septen, von denen man
auf 1cm Länge einer Kelchreihe beiläufig 16 zählt, sind, wie ein
Schliff zeigt, durch zahlreiche Traversen miteinander verbunden
und an ihrem gegen die Columella gerichteten Innenende in der
Regel knopfartig verdickt. Durch Verwachsung ihrer äußeren Enden
bilden sie eine in der Kammregion der früher erwähnten Rücken
situierte Mauer.
Die hiermit beschriebene Koralle erinnert in vielfacher
Beziehung, wie z. B. durch ihre Dimensionen und die Septenzahl,
lebhaft an die in der Oberkreide (Turon-Senon) der Corbières und
von Rennes-les-Bains in Südfrankreich auftretende Dendrogyra
pyrenaica Mich. sp., unterscheidet sich aber von ihr durch die
etwas abweichende Gestalt der Septen und das Auftreten zahl-
reicherer Traversen.
Ein zweites, aber kleineres Bruchstück derselben Art wurde
mir kürzlich von Pfarrer Slavíček zur Bestimmung nach Wien
gesandt.
Fossilisationsmaterial: Bläulichgrauer Hornstein. Die Mauern,
Septen und Columellen sind in der Regel hellbraun, die
Zwischenräume zwischen denselben bläulichgrau und stellen-
weise auch weißlich gefärbt. Verwitterungsoberfläche rostbraun.
Zahl der untersuchten Stücke: 2; k. k. naturhistorisches Hof-
museum (Wien), Sammlung Slavíčeks (Liebisch).
Familie: Stylinidae Klunzinger.
Diplocoenia klogsdorfensis n. sp.
(Taf. I, Fig. 1 a—b.)
Die vorliegende Polypenkolonie besitzt die Gestalt eines flach-
plattenförmigen und ziemlich unregelmäßig umrandeten Knollens,
dessen Länge etwa 14 cm und dessen Dicke ca. 3 cm beträgt.
Soweit die ursprüngliche Oberfläche erhalten ist, läßt sie die seicht
eingesenkten Kelchgruben erkennen, zwischen denen sich die Kelch-
wände ein wenig erheben.
129
Der Durchmesser der Kelche, deren Zentren 5—7 mm von-
einander abstehen, beläuft sich auf 4—5 mm.
Innerhalb der rundlichen Innenmäuer (Pseudotheca) zählt
man 24 Septen: die 6 des I. Cyclus scheinen mit ihrem schwach
verdickten Ende an die Columella heranzureichen. Nicht viel
kürzer als die Primärsepten sind die Sternleisten der II. Ordnung,
© wogegen die Länge der 12 tertiáren nur ungefähr ein Drittel
der Länge der sekundären beträgt. Hinsichtlich der Dicke zeigen
die verschiedenen Septen kaum einen Unterschied.
Zwischen der Pseudotheca und der unregelmäßig hexagonalen
Außenwand (Theca) alternieren mit den den Septen entsprechenden
24 Septocosten 24 Pseudocosten, so daß hier im ganzen 48 Costal-
radien vorhanden sind.
Von allen mir bekannten Diplocoenien steht wohl die im
Astartien des Berner Jura auftretende Diplocoenia tenax Et. sp.
(vgl. Thurmann et Etallon, Lethaea Bruntrutana, pag.371, Taf. LIT,
Fig. 4) der kretazischen Klogsdorfer Art am nächsten und könnte
mit einem gewissen Recht als deren oberjurassische Ahne betrachtet
werden. Sie stimmt mit unserer Spezies bezüglich des Durchmessers
der einzelnen Polyparien (durchschnittlich 6 mm) sowie der Zahl
der Septen und Costalradien überein, unterscheidet sich aber von
ihr durch die etwas geringere Kelchgröße (3 mm gegen 4—5 mm
‘bei Diplocoenia klogsdorfensis) und die subkonische oder kugelige
Form der Kolonie.
Fossilisationsmaterial: Bräunlichgrauer Kalk.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; Museum Josepho-
Ferdinandeum (Olmütz).
Cryptocoenia Kittli n. sp.
(Taf. I, Fig. 2 a—c.)
Wie aus der Lage der scharfkantig begrenzten Seitenflächen
des untersuchten, von Serpeln durchwachsenen Exemplares hervor-
geht, handelt es sich nur um ein relatives kleines Bruchstück
einer verkieselten Kolonie. Der Abstand zwischen der verhältnis-
mäßig gut erhaltenen Oberseite und der Unterseite, auf der sich
nur die intercalicinalen Partien konserviert haben, während an
Stelle der Kelche durch Auflösung des Gesteins tiefe Röhren
getreten sind, beträgt 6cm. Das Fehlen einer Columella und die
Anwesenheit von zwar zart entwickelten, aber doch ganz deut-
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XI. 9
130
lichen Costen lassen das vorliegende Stück als eine Cryptocoenia
erkennen.
Die Zentraldistanzen der subpolygonalen (5- oder 6- eckigen)
Kelche, welche eine Größe von 25—4'4 mm (zumeist von etwa 3°5 mm)
‚aufweisen, betragen 32—5'6 mm, so daß die einander benachbarten
Mauern 0:7—1'2 mm voneinander abstehen. In jedem Kelch sind ©
8—12 Septen vorhanden, von denen in der Regel 6 gegen die Mitte
reichen, wogegen die übrigen meistens kürzer bleiben. Zu ihnen können
noch mehrere rudimentäre Septen hinzutreten. Die Zahl der die
einzelnen Kelche umstrahlenden Costen, welche ziemlich gleich-
mäßig zart ausgebildet sind, kann bis zu 22 betragen. Die boden-
artig entwickelten Traversen folgen, wie der Längsbruch unseres
Stückes zeigt, in ziemlich engen Zwischenräumen aufeinander.
Als nächste Verwandte der Cryptocoenia Kittli möchten wir
die aus dem Neokom Frankreichs und der Bukowina bekannt
gewordene Cryptocoenia neocomiensis From. (vgl. W. Volz, Über
eine Korallenfauna aus dem Neocom der Bukowina I. pag. 23 u. 26)
betrachten, welche durch ihre dimensionellen Verhältnisse (z. B.
die Größe der Kelche und ihrer Zentraldistanzen) sowie durch die
Ausbildung von 6 langen Septen, der Costen und Traversen sehr
an unsere Form erinnert. Der Hauptunterschied zwischen beiden
liegt in der Gestalt der Kelche, welche bei Cr. neocomiensis
rundlich, bei Cr. Kittli aber subpolygonal sind.
Fossilisationsmaterial: Hellbläulicher bis -bräunlicher
Hornstein.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhisto-
risches Hofmuseum.
Cryptocoenia Uhligi n. sp.
(Taf. I, Fig. 3 a—vc.)
Ein dickplattig-parallelepipedisches und von Serpeln durch-
wachsenes Bruchstück eines Cryptocoenienstockes, welches ungefähr
19 cm lang, 10 cm breit und 6 cm hoch ist. Sein Gesamthabitus
erinnert nicht wenig an das in Kobys „Monographie des Polypiers
jurassiques de la Suisse“ (Mém. Soc. paléont. Suisse Vol. VIE)
Taf. XXII Fig. 1 abgebildete Exemplar der oberjurassichen Crypto-
coenia limbata Goldf. sp. An seiner Oberfläche erscheinen die einzelnen
Polypenzellen teils als säulenförmige Steinkerne, welche sich über
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131
die Costen tragenden Intercalicinalräume erheben, teils sind. sie
zwischen diesen als mehr oder minder tiefe Röhren eingesenkt.
Die im Querschnitt rundlich vier- oder fünfseitig, oval oder
kreisförmig gestalteten Korallenzellen nehmen, wie man an den
Seitenflächen unserer Kolonie beobachtet, eine beiläufig parallele
Stellung zueinander ein, höchstens divergieren sie ein wenig von
der Unter- gegen die Oberseite. Auf dieser betragen ihre Durch-
messer 3—5°5 mm (durchschnittlich 4 mm), auf der Unterseite des
vorliegenden Stückes dagegen nur 2—5 mm (durchschnittlich 3 mm).
Die Distanz der benachbarten Kelchzentren beläuft sich auf zirka
3—5 mm, die der Mauern zweier benachbarter Kelche auf
1/,—1 mm. Die kleineren Kelchröhren der Unterseite weisen in
der Regel 16 dünne Septen auf, won welchen zumeist 8
— bisweilen aber nur 6 oder 7 — fast bis zur Kelchmitte reichen,
während die übrigen 8 an Länge nur ein Drittel der ersteren
zu messen pflegen. In den größeren Kelchen der Oberseite
kann die Septenzahl durch Hinzutreten weiterer kurzer Stern-
leistehen von 16 bis auf 20, ja, ausnahmsweise sogar bis auf 26
steigen. Der Erhaltungszustand der intercalicinalen Costen erinnert
stellenweise an den in Kobys „Monographie des Polypiers jura-
sigues“ Taf. XX Fig. 2. bei Cryptocoenia decipiens Et. sp. dar-
gestellten. Aufdem Längsbruch sind zahlreiche, bodenartige Traversen
sichtbar. Eine echte Columella ist nicht vorhanden.
Mehr als an irgend eine andere kretazische Spezies gemahnt das
in Rede stehende Exemplar durch seine Gestalt und die Ausbildung
der Septen (meistens 8 Primärsepten) und Costen an die oben erwähnte,
aus dem Corallien des Schweizer Jura stammende Cryptocoenia
decipiens Et. sp. Sie unterscheidet sich aber immerhin von dieser
durch zartere Beschaffenheit ihrer Septen und die etwas größeren
und häufiger subpolygonal als rund erscheinenden Kelchröhren.
| Fossilisationsmaterial: Bläulichgrauer bis weißlicher
Hornstein mit bräunlicher Verwitterungsoberfläche.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhisto-
risches Hofmuseum.
Phyllocoenia lepidoides n. sp.
(Taf. I, Fig. 4a—b.)
Ein unregelmäßig geformtes, eckig-kantiges Fragment von
© nicht unbeträchtlicher Größe. Seine der erhaltenen Länge der zu
9%
132
einander parallel gestellten Polypenröhren entsprechende Höhe
beträgt ca. 1 dm; die Oberflächenpartie, welche die ausgewitterten
Kelche zeigt, ist etwa 8 cm lang und 6 cm breit.
Die Kelchröhren werden von einer dünnen, kreisförmigen
Theca umgrenzt, deren Durchmesser eine Länge von 3—4:5 mm
(in der Regel von 4 mm) besitzt. Die Zentraldistanz zweier benach-
barter Kelche beträgt 45—5 mm, die Entfernung zweier benach- —
barter Mauern !/),—2 mm (am häufigsten ca. 1 mm).
Die zarten Septen der einzelnen Kelche ordnen sich in drei
Cyclen an. Der I. Cyclus umfaßt 6, 7 oder 8 Sternleisten, welche
bis zur Kelchmitte reichen und hier mitunter durch Anastomosen
eine etwas spongiöse Pseudocolumella bilden können. Die 6, 7
oder 8 Septen zweiter Ordnung sind um ein Viertel oder Fünftel
kürzer als die primären. Die 12, 14 oder 16 Sternleisten des
dritten Cyclus weisen nur eine ganz geringe Länge (ein Drittel
oder Viertel jener der zweiten Ordnung) auf. Die Gesamtzahl der
Septen eines Kelches beträgt demnach 24—32. Costen etwas kräftiger
als die Sternleisten und nicht konfluent. Traversen vorhanden.
Als nächste Verwandte unserer Spezies möchten wir die in
den ostalpinen Gosauschichten und in der Oberkreide (Turon-Senon)
von Beausset (Var) auftretende Phyllocoenia lepida From. (vgl.
Felix, Anthozoën der Gosauschichten pag. 293) betrachten, welche
durch Septenzahl (24—32), Ausbildung der Costen und das gele-
gentliche Vorhandensein einer Pseudocolumella lebhaft an die
Klogsdorfer Art erinnert, sich aber von dieser namentlich durch
die geringere Größe ihrer Kelche (2—3 mm gegen 3—4'5 mm bei
Phyllocoenia lepidoides) unterscheidet.
Fossilisationsmaterial: Weißlicher bis bläulichgrauer
Hornstein.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhisto-
risches Hofmuseum.
Familie: Astraeidae M. E. et H.
Orbicella (?) moravica n. sp.
(Taf. II, Fig. 1 a—b.)
Ein ungefähr 7 cm langer, 4 cm breiter und 2'/, cm hoher
Kalkknollen mit nicht unbeträchtlich korrodierter und abgerollter
Oberfläche.
133
Die an seiner Oberseite hervortretenden Kelchröhren, welche
durch 2—6 mm breite, Costen tragende Zwischenräume von einander
getrennt sind, besitzen einen Durchmesser von 8—12 mm. Die
Kelchmitte wird von einer 3 mm breiten, rundlichen Columella
eingenommen, welche eine maschig-schwammige Beschaffenheit zur
Schau trägt. An dieselbe treten von den 48 zarten Septen 24
(L.—IIL Cyclus) heran, während sie die 24 übrigen (IV. Cyclus)
infolge ihrer geringen Länge (1/,—2 mm) nicht mehr erreichen.
Die Sternleisten sind durch feine Synaptikel miteinander verbunden,
welche sich zu einem mit der deutlich ausgebildeten Theca kon-
zentrischen Kreis von 61/,—7 mm Durchmesser aneinander schließen.
Die außerhalb der Mauer entwickelten Costen erscheinen ein wenig
kräftiger als die Septen, denen sie an Zahl genau entsprechen.
Wie de Fromentel (Paléont. franc., Terr. crét., Zoophytes,
pag. 561) bemerkte, ist es mitunter außerordentlich schwierig, die
einander habituell so ähnlichen Gattungen Orbicella (= Heliastraea !)
und Phyllocoenia zu unterscheiden, wenn sich infolge eines mangel-
haften Erhaltungszustandes ihre beiden wichtigsten Differenziations-
merkmale der Beobachtung entziehen; diese bestehen darin, daß
der Oberrand der Septen bei Orbicella gezähnelt, bei Phyllocoenia
jedoch glatt erscheint, und daß bei dieser in der Regel ein ganz
rudimentäres Säulchen auftritt, während jene eine stark entwickelte
spongiöse Columella zu besitzen pflegt.
Die Wichtigkeit des letzteren Unterscheidungsmerkmales
erscheint indessen dadurch einigermaßen abgeschwächt, daß sich
schwammige Säulchen — allerdings nicht so kräftige wie bei Orbicella —
auch bei Phyllocoenia corollaris Rss. sp.?) und bei Ph. exsculpta
Fel.*) vorfinden. Nachdem sich bei unserer Koralle die ursprüng-
1) Wie Felix in seinen ,Anthozoën der Gosauschichten“ pag. 256 gezeigt
hat, gebührt der Gattungsbezeichnung „Orbicella“ vor der in der paläontolo-
gischen Literatur stark eingebürgerten „Heliastraea“ die Priorität, weshalb
wir sie auch statt dieser in Anwendung bringen.
2) Vel. Felix, Anthozoën der Gosauschichten, pag. 287, und Angelis
d’Ossat, Coralli del Cret. inf. della Catalogna pag. 206.
3) Vgl. Felix, I. c., pag. 291.
Was die durch eine starke spongiöse Columella ausgezeichnete Phyllo-
coenia irradians M. E. et H., welche Reuss in seinen „fossilen Anthozoën der
Schichten von Castel Gomberto“ (pag. 28) beschrieben hat, anlangt, so scheint
mir dieselbe mit mehr Recht dem Genus Orbicella einverleibt werden zu
können.
134
liche Beschaffenheit der septalen Oberränder nicht mehr konstatieren
läßt, ist es insbesondere die sehr bemerkenswerte Stärke des
Säulchens, welche uns veranlaßt, dieselbe nicht zur Gattung Phyllo-
coenia!), sondern zu Orbicella zu stellen. Allerdings bleibt diese
generische Bestimmung mit einer nicht zu leugnenden Unsicherheit
behaftet, welche nur durch die Auffindung eines besser konser-
vierten Exemplares beseitigt werden könnte.
Orbicella (?) moravica ist von allen mir aus der Literatur
bekannt gewordenen Kreide-Orbicellen recht verschieden, erinnert
aber in einem gewissen Grade an die alttertiäre Heliastraea eminens
Rss. (vgl. Reuss, Die fossilen Foraminiferen, Anthozo@n und Bryo-
zoen von Oberburg in Steiermark pag. 22, Taf. V, Fig. 4) sowie
an die jungtertiäre Heliastraea Guettardi, welche sich in Michelins
Iconographie zoophytologique (Taf. XII., Fig. 3) abgebildet findet.
Fossilisationsmaterial: Dunkeibraungrauer Kalk mit heller,
gelblichbrauner Verwitterungsoberfläche.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; Museum Josepho-
Ferdinandeum.
Orbicella ef. eribraria Mich. sp.
(Taf. TT, Bigl’2)
cf. 1886. Heliastraea cribraria de Fromentel, Paléont. franc.,
Terr. cret., Zoophytes, pag. 564. Taf. 152, Fig. 3. Taf. 159,
Fig. 1—4. Taf. 160, Fig. 1. Taf. 166, Fig. 3 (cum synonymis).
Zwei scharfkantig-eckige Orbicellen-Stücke von ca. 6 cm Länge,
5 cm Breite und 4 cm Höhe. Auf der angewitterten Ober- und
Unterseite treten uns die Polyparien größtenteils als „Negative“
entgegen, indem die Räume zwischen den Septen und Costen mit
Kieselsubstanz ausgefüllt, die letzteren dagegen aufgelöst erscheinen
und ferner die Kelche grubenartig in die die Costen tragenden
Partien des Stockes eingesenkt sind. Dieser Erhaltungszustand
entspricht dem in Michelins Iconographie zoophytologique Taf. 5,
Fig. 4 von Astraea cribraria abgebildeten. Um sich eine richtige
Vorstellung von der natürlichen Oberfläche der Koralle zu machen,
ist man genötigt, sich einen Abdruck herzustellen, welcher dann
1) Von unserem Polypenstock unterscheidet sich die ihm dem Gesamt-
habitus nach nicht unähnliche, kretazische Phyllocoenia corollaris Rss. sp.
außer durch die geringere Größe der Columella durch ihre höchstens 5—7 mm
langen Kelchdurchmesser und die etwas kleinere Zahl der Sternleisten (bis 46).
|
135
einen ähnlichen Anblick gewährt wie die bei Michelin l. c. Taf. 5,
Fig. 8 dargestellte und zu Orbicella cribraria gehörige Astraea
varians.
Die breitovalen bis kreisrunden Kelche besitzen einen Durch-
messer von 6—8 mm (durchschnittlich von 7 mm) und stehen mit ihren
Zentren 9—11 mm (im Durchschnitt 10 mm) voneinander ab. Die
etwas spongiöse Columella ist nur schwach entwickelt. In den ein-
zelnen Kelchen treten 40—48 ziemlich dünne Septen auf, von
denen 5—6 den ersten, ebensoviele den zweiten, 10—12 den dritten
und 20—24 den vierten Cyclus bilden. Die Sternleisten der 1. und
2. Ordnung reichen fast bis zur Kelchmitte, die der 3: Ordnung
sind um ein Viertel kürzer als die vorigen, und die des 4. Cyclus
endlich messen an Länge kaum ein Drittel der tertiären. Die
Anzahl der außerhalb der Kelchmauer gelegenen und ziemlich
dünnen Septocostalradien entspricht beiläufig jener der Sternleisten.
Auf den seitlichen Bruchflächen des vorliegenden Stückes sind
die in den Intercostal- und -septalkammern auftretenden zarten
Traversen sichtbar.
Die Beschaffenheit von Septen, Costen und Columella wie
auch die oben angeführten Größenverhältnisse lassen kaum einen
Zweifel über die außerordentlich nahe Verwandtschaft — wenn
nicht geradezu Identität — unserer Orbicella mit O. cribraria
Mich. sp. aufkommen. Dem Umstand, daß bei dieser Spezies die
Septenzahl mit Vorliebe 40, bei der Klogsdorfer Form aber gerne
gegen 48 beträgt, dürfte als unterscheidendem Merkmal keine
allzu große Bedeutung beizumessen sein.
Die typische Orbicella cribraria Mich. sp. ist aus der Ober-
kreide (Turon-Senon) von Uchaux, Corbières, Martigues und le
Mans in Frankreich bekannt geworden.
Fossilisationsmaterial: Bräunlichgrauer Hornstein mit
bläulichweißen Flecken und brauner Verwitterungsrinde.
© Zahl der untersuchten Stücke: 2; k. k. naturhisto-
risches Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum.
Orbicella suleatolamellosa Mich. sp.
(Taf. I, Fig. 5.)
1886. Heliastraea sulcatilamellosa de Fromentel, Paléont. franc.,
Terr. crét., Zoophytes, pag. 575, Taf. 161, Fig. 1, Taf. 166,
Fig. 2.
136
1898. Heliastraea sulcatolamellosa Söhle, Das Ammergebirge pag.85.
1909. Orbicella sulcatolamellosa Prever in: Parona, Fauna corallig.
del Cretaceo dei Monti d’Ocre, pag. 88, Taf. IV, Fig. 7
(cum synonymis).
3
Zu dieser Art stellen wir ein kalkiges, dicksäulenförmiges
Stockfragment, dessen Oberfläche noch stellenweise von dem groben
in deren Vertiefungen eindringenden Karpathensandstein bedeckt
ist. Seine Länge und Breite beträgt ungefähr 3 cm, seine der
Längserstreckung der Korallenröhren entsprechende Höhe ca. 5 em.
Auf seiner Oberseite sind die Polyparien mit ihren Septen und
Costen ziemlich deutlich sichtbar.
Die mit ihrer kreisiörmigen Mauer nur wenig aufragenden
Kelche besitzen in der Regel einen Durchmesser von ca. 4 mm,
wie er auch bei den Calices der in Fromentels Paléontologie
frangais beschriebenen Orbicella sulcatolamellosa aufzutreten pflegt.
Zentraldistanz zweier benachbarter Kelche 6—7 mm. In den
seichten Kelchgruben beobachtet man 24, annähernd gleichstarke
Septen, von denen die 6 primären die Kelchmitte beinahe erreichen.
Etwas kürzer sind die 6 Sternleisten zweiter Ordnung. Die Länge
der 12 tertiären Septen beträgt die Hälfte bis ein Drittel jener
der sekundären. Die Columella ist mäßig stark entwickelt. Die
ziemlich gleichkräftig ausgebildeten Costen, welche an Zahl den
Septen genau entsprechen, werden durch tiefe Furchen voneinander
getrennt.
Orbicella sulcatolamellosa ist bisher aus der Oberkreide
(Turon-Senon) von Uchaux und Martigues in Frankreich, aus der
Gosauformation des südbayrischen Ammergebirges sowie aus dem
Cenoman der Monti d’Ocre in den Aquilaner Abruzzen bekannt
geworden.
Die durch ihre Dimensionen, Septen und Costalradien unserer
Spezies habituell ähnliche Stylina Esmuni Fel. aus dem syrischen
Cenoman (vgl. Felix, Korallenfauna des syrischen Cenoman,
pag. 172 Taf. VII, Fig. 4) unterscheidet sich von derselben durch
ihre starke, griffelartige Columella und die zwischen den Polyparien
nicht konfluierenden Pseudocosten.
Fossilisationsmaterial: Braungrauer Kalkstein mit gelb-
brauner Verwitterungsoberfläche.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhisto-
risches Hofmuseum.
137
Isastraea subhörnesi n. sp.
(DA IT, Fig.’ 3)
Ein 11 cm langer, 9 cm breiter und gegen 7 cm hoher Kalk-
knollen von ziemlich unregelmäßiger Gestalt. Da seine Rinde stark
verwittert ist, benötigt man zur Feststellung des Aufbaues eines
durch das Innere gehenden Querschliffes.
Die Kelchröhren, welche eine Größe von 8 mm erreichen
können, besitzen einen polygonalen und zwar meistens unregelmäßig-
fünfeckigen Querschnitt. Sie stoßen- mit ihren mäßigstarken Mauern
unmittelbar aneinander. Von den in jeder Korallenzelle entwickel-
ten 24 Septen erreichen 12 (I. und II. Cyclus) die Mitte, woselbst
sie durch Verwachsung ihrer Enden zuweilen eine Pseudocolumella
bilden. Die 12 Septen der III. Ordnung sind ungefähr halb so lang
als die übrigen.
Durch Kelchgröße und Beschaffenheit von Mauern und Stern-
leisten gleicht der beschriebene Polypenstock sehr der im Cenoman
der Appenninen (Monti d’ Ocre) und Südindiens sowie in den
Gosauschichten der Ostalpen auftretenden Isastraea Hörnesi Rss.
sp.!), er unterscheidet sich aber von dieser durch die geringere
Septenzahl seiner Kelchrühren (24 gegen 42—48 bei Isastraea
Hörnesi).
Fossilisationsmaterial: Ein lichtbräunlichgrauer Kalk mit
| hellgelbbrauner Verwitterungsoberfläche.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; Museum Josepho-Fer-
dinandeum.
Isastraea aff. Guettardi M. E. et H.
Ein fast 6 cm langes, 3!/, cm breites und ebenso hohes Kolo-
niefragment von eckig-kantiger Gestalt. An den Seitenflächen treten
stellenweise die Steinkerne der Polypenröhren als Säulen hervor,
deren scharfe Längsrinnen den ursprünglichen Septen' entsprechen.
Die mit ihren mäßig stark entwickelten Theken unmittelbar
aneinander stoßenden Korallenröhren haben unregelmäßig fünf-
- bis sechseckige Querschnitte und eine Größe von 4—7 mm (meistens
von 5 mm). In jedem Kelche zählt man beiläufig 24 zarte Septen, von
1) Vgl. über diese Art: Prever in Parona, Fauna corallig. del Cretaceo
dei Monti d’ Ocre, pag. 95, Taf. VII, Fig. 7 sowie die daselbst angeführten
Literaturstellen.
138
denen 12 (I. und II. Cyclus) in die Nähe des Zentrums reichen,
ohne aber miteinander in Berührung zu treten. Die Länge der
Sternleisten III. Ordnung beträgt nur zirka ein Viertel der Aus-
dehnung der vorigen. Eine Columella fehlt vollständig. Auf dem
‘Längsschnitt erscheinen zwischen den Septen bodenartige Auer-
blättchen.
Von allen mir bekannt gewordenen kretazischen Isastraeen
scheint unserer Form die in der Oberkreide (Turon-Senon) von
Uchaux (Südfrankreich) auftretende Isastraea Guettardi M. E. et
H.:) am nächsten zu stehen, welche mit jener hinsichtlich der Form
der Kelchröhren und der Septenzahl gut übereinstimmt. Sie unter-
scheidet sich jedoch von der Klogsdorfer Spezies durch das Vor-
handensein einer wenn auch nur rudimentär ausgebildeten Colu-
mella, die fast gleiche Länge sämtlicher Septen und die etwas
geringere Größe der Polypenröhren.
Fossilisationsmaterial: Ein braun- bis blaugrauer Horn-
stein. Die Ausfüllungen einiger Zellröhren bestehen aus weißer
Kieselsubstanz.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
Isastraea sp.
1903. Isastraea sp. (Spezies I.) Felix, Verkieselte Korallen im
Diluvium von Schlesien und Mähren. Zentralbl. f. Min. usw.
Jahrg. 1903, pag. 570.
1904. Isastraea sp. (Spezies I.) Remes, Zkameneliny bludnych
balvanů z okolí Příbora. Věstník klubu přírodovědeckého v
Prostějově, VI, 1908, pag. 9.
Ein zirka 1 dm langer und 7 cm hoher, rundlicher Knollen,
an dessen stark verwitterter Oberfläche die Korallenstruktur fast
gänzlich zerstört worden ist. An Schliffen durch den noch relativ frisch
erhaltenen Kern konnte die Zugehörigkeit zu der schon von Felix
bei Klogsdorf konstatierten Isastraeen-Spezies festgestellt werden.
Die lang-röhrenförmigen und im Querschnitt rundlich fünf-
oder sechsseitigen Polypenzellen stoßen mit ihren ziemlich dünnen ©
1) Vgl. über diese Art:
De Fromentel, Introduction à l’étude des Polypiers fossiles, pag. 230; eine
Abbildung derselben findet sich in
Michelin, Iconographie zoophytologique Taf. VI, Fig. 24 (Astrea formosissima)..
hi
i
139
Mauern aneinander und besitzen einen Durchmesser von 2:5 — 45 mm
(meistens von 3 mm). Die einzelnen Kelchröhren weisen in der
Regel 24 Septen auf, von denen 12 (I. und II. Cyclus) bis zur
Mitte reichen und daselbst durch Anastomosen eine spongiöse
Pseudocolumella bilden können. Die Septen des III. Cyclus er-
scheinen sehr kurz. Wie der Längsschnitt zeigt, sind die Stern-
leisten durch zahlreiche, dünne Querblättchen miteinander ver-
bunden.
Durch Kelchgröße, Septenzahl und das Vorhandensein einer
spongiösen Pseudocolumella erinnert die in Rede stehende Koralle
lebhaft an die wahrscheinlich aus dem Turon von Pachino in Si-
zilien stammende Isastraea pachiniana de Greg. (vgl. De Gre-
gorio, Fossili dei Dintorni di Pachino. pag. 18, Taf. I, Fig. 1
und Taf. II, Fig. 4), unterscheidet sich aber von ihr durch die
geringere Dicke der Mauern.
Fossilisationsmaterial: Bläulichgrauer Hornstein mit dicker,
bräunlichgelber Verwitterungskruste.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum; ferner 2 von Felix untersuchte Exemplare in
der Sammlung Remeš' (Olmiitz).
Isastraea n. sp. ind.
(Taf. II, Fig. 4 a—b.)
Ein 13 cm langer, 10 cm breiter und 41/, cm hoher Knollen
mit flach konvexer Oberfläche, welche stellenweise abgerollt erscheint.
Die langröhrenförmigen Polypenzellen, welche mit ihren etwas
maschig-porös struierten Theken an einander stoßen, besitzen einen
rundlich-polygonalen (unregelmäßig fünf- bis sechseckigen) Quer-
schnitt mit einem Durchmesser von 21/,—41/, mm (meistens von
3 mm). Zwölf zu zwei Cyclen gehörige dünne Septen reichen bis
zur Kelchmitte, woselbst sie zuweilen miteinander anastomosieren
und so eine schwache spongiöse Pseudocolumella bilden können.
Bei Benutzung einer Lupe bemerkt man auch das Vorhandensein
von 12 rudimentären Sternleistchen III. Ordnung, welche infolge
ihrer außerordentlichen Kürze dem freien Auge kaum sichtbar sind.
Auf dem Längsschnitt erkennt man feine, zwischen den Septen
auftretende Traversen.
Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, dürfte obige Koralle
der vorhin besprochenen Isastraea sp. recht nahe stehen. Sie unter-
140
scheidet sich von dieser fast nur durch die rudimentäre Entwick-
lung der Septen des III. Cyclus und die ein wenig stärkere Aus-
bildung und etwas maschige Struktur der Mauern.
Fossilisationsmaterial: Blau- bis braungrauer Hornstein.
Die Polypenzellen sind vorwiegend bläulichgrau, die Mauern
und Septen vorwaltend graubraun gefärbt.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
Isastraea bieskidensis n. sp.
(Taf. II, Fig. 5 a—c.)
Von den beiden mir vorliegenden Exemplaren besitzt das
größere und besser erhaltene die Gestalt eines massigen Knollens
von 8 cm Länge, 6!/, cm Breite und 7!/, cm Höhe. Wie man an
seinen Seitenflächen erkennt, divergieren die langröhrenförmigen
Polypenzellen gegen aufwärts, wobei sich durch Lateralknospung
neue Röhren zwischen den alten einschalten. Auf der Oberseite
treten die Theken dem Beobachter als scharfe, erhabene Wände
entgegen, zwischen denen die Kelchgruben mit ihren dünnen, leisten-
artig aufragenden Septen ziemlich tief eingesenkt sind. Das zweite,
von mir untersuchte Korallenstück weist die Form eines flachen
Knollens von 6!/, cm Länge, 5 cm Breite und 3!/, cm Höhe auf.
Während seine stark korrodierte, rauhe Oberfläche für sich allein
keine sichere Bestimmung zuließe, kann man sich an einem durch
das feste Innere gelegten Schnitt von seiner vollkommenen Über-
einstimmung mit dem andern Exemplare überzeugen.
Die Größe der Kelche, welche einen unregelmäßig- one ES
(fünf-, sechs- oder manchmal auch siebeneckigen) Umriß zeigen,
schwankt im allgemeinen zwischen 3 und 5 mm. Die Anzahl der
zarten Septen beträgt 24—32: 6, 7 oder 8 davon bilden den
I. Cyclus und reichen bis zur Kelchmitte; fast ebenso lang erscheinen
die denselben an Zahl entsprechenden Sternleisten der II. Ordnung
(6, 7 oder 8); sehr kurz sind die Septen des III. Cyclus, von denen
man, je nach der Anzahl der primären und sekundären, 12, 14
oder 16 vorfindet. Zuweilen kann durch ein Anastomosieren der
Sternleisten im Kelchzentrum eine spongiöse Pseudocolumella zur
Entstehung kommen. Die Mauern sind kompakt struiert und er-
reichen nicht selten eine Dicke von !/, mm. Der Längsschnitt läßt
das Vorhandensein zahlreicher, in ziemlich engen Intervallen auf-
141
einander folgender Traversen zwischen den einzelnen Septen er-
kennen.
Unter allen kretazischen Isastraeen erinnert uns die von
Reuss (Kreideschichten in den Ostalpen, pag. 116) aus der Gosau-
formation beschriebene, leider aber nicht abgebildete Isastraea
dietyophora Rss. durch die Form ihrer Kelche und das Auftreten
einer netzförmigen Pseudocolumella am meisten an die hier be-
schriebene Art, von welcher sie sich jedoch durch die ein wenig
bedeutendere Kelchgröße (4—5 mm gegen 3-—5 mm), die be-
tráchtlichere Maximalzahl der Septen (36 gegen 32 bei der Klogs-
dorfer Form) und durch deren Anordnung unterscheidet: Während
nämlich bei ihr „zwischen je zwei größeren gewöhnlich drei dün-
nere eingeschoben sind“, wechselt bei Isastraea bieskidensis in der
Regel ein längeres Septum mit einem kürzeren ab. Eine habituell
ziemlich weitgehende Übereinstimmung mit dieser unserer Spezies
lassen übrigens auch die im französischen und englischen Malm
auftretenden Arten Isastraea oblonga M. E. et H. und J. Gour-
dani de From. (vgl. De Fromentel, Monographie des Polypiers
jurassiques supérieurs, pag. 39 u. 41, Taf. V, Fig. 2 u. 3) erkennen,
so daß sie vielleicht als die oberjurassischen Vorläufer derselben
„betrachtet werden könnten.
Fossilisationsmaterial: Bläulich- bis bräunlichgrauer Horn-
stein. Die Theken und Septen sind häufig bräunlich, die Aus-
füllungen der Polypenröhren mitunter weißlich gefärbt.
Zahl der untersuchten Stücke: 2; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
Favia carpathica n. sp.
(Taf. II, Fig. 6.)
Ein zirka 9 cm langes, 7 cm breites und 6 cm hohes Stock-
fragment von unregelmäßig-parallelepipedischer Gestalt. Seine Ober-
und Unterseite zeigen infolge starker Anwitterung und Korrosion
viele größere und kleinere Gruben, welche mitunter ziemlich tief
in das Innere des Exemplares hineinreichen. An den Seitenflächen
erscheinen die Steinkerne der Polypenzellen als untereinander
parallele Säulen, auf denen zahlreiche, den Septen entsprechende
Längsrinnen sichtbar sind.
An einem .durch die Kolonie gelegten Querschliff läßt sich
folgender Aufbau feststellen:
Die irregulär subpolygonalen und zwar in der Regel rundlich
fünf- oder sechsseitigen Polyparien, welche einen Durchmesser von
4—7 mm (am häufigsten von 5 mm) besitzen, weisen je 21—28
(zumeist 24) mäßig starke Septen auf. Von diesen reichen 6—8
(I. Cyclus) bis zur Kelchmitte und anastomosieren hier insgesamt
oder teilweise, wodurch eine schwache, spongiöse Pseudocolumella
hervorgebracht werden kann. Die Septen der II. Ordnung sind
ungefähr um ein Drittel kürzer als die primären und stoßen zuweilen
an diese mit ihren Innenenden unmittelbar an. Die Länge der
Sternleisten der III. Ordnung ist recht gering.
Die einzelnen Kelche sind so dicht aneinander gedrängt,
daß die zwischen ihren mäßig starken Mauern befindlichen und
von den Septocosten überbrückten Zwischenräume nur selten eine
Breite von ein Drittel Millimeter überschreiten; ja stellenweise
scheinen sich die benachbarten Kelche unmittelbar mit ihren Mauern
zu berühren, so daß man bei flüchtiger Betrachtung eine Isastraea
vor sich zu haben glaubt. Die Septocosten entsprechen an Zahl und
Stärke beiläufig den Septen und sind gelegentlich etwas unregel-
mäßig verbogen.
Der Lángsschliff, welcher deutlich die durch Selbstteilung
erfolgende Sprossung des Stockes erkennen läßt, zeigt, daß auf
5 mm Polyparienlänge durchschnittlich acht zarte und gerade bis“
flachkonkave Traversen entfallen, welche zwischen einander benach-
barten Septen oder Septocosten gern in der gleichen Höhe stehen.
Durch die subpolygonale Gestalt, die Größe und gedrängte An-
ordnung ihrer Kelche erinnert uns die hiermit beschriebene Form
an die im Neokom von Frankreich, Norddeutschland und der Krim
auftretende Favia conferta From.!), weicht aber von derselben
durch ihre geringere Septenzahl (21—28 gegen 42—48 in den
einzelnen Kelchen der französischen Favia conferta) sowie die an-
sehnlicheren -Dimensionen und die Knollenform (nicht verkehrt-
konische Gestalt) ihrer Kolonie ab.
Auch die im Oligocän von Castel Gomberto voran
Favia confertissima Rss.?) weist zufolge der dichten Stellung ihrer
1) Vgl. De Fromentel, Paléont. franc., Terr. crét., Zoophytes, pag. 482,
Taf. 117, Bio. 3 und
Solomko, D. Jura- u. Kreidekorallen d. Krim, pag. 81, Taf. I, Fig. 16.
2) Vgl. v. Reuss, D. fossilen Anthozoën d. Schichten v. Castel Gomberto.
Denkschr. d. kais. Ak. d. Wiss., m. n. Kl., Bd. XX VIII (1868),
pag. 24, Taf. 8, Fig. 5.
u
143
8:5—65 mm großen, subpolygonalen Calices eine gewisse Ähnlich-
keit mit der Klogsdorfer Koralle auf, so daß man sie wie diese
bei oberflächlicher Betrachtung für eine Isastraea halten könnte.
Auf Grund ihrer großen Septenzahl (42—46) ist jedoch auch Favia
confertissima unschwer von unserer Art zu unterscheiden.
Fossilisationsmaterial: Bläulich- bis bräunlichgrauer Horn-
stein. Die Polypenröhren erscheinen mitunter bläulichweib,
die Mauern, Septen und Septocosten sind größtenteils grau-
braun gefärbt.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
Thecosmilia dilatata de From.
(Taf. II, Fig. 7.)
1877. Thecosmilia dilatata de Fromentel, Paléont. franc., Terr.
crét., Zoophytes pag. 410 Taf. 85, Fig. 1.
Eine von ihrer schmalen, stielartigen Basis gegen aufwärts
rasch an Größe zunehmende Koralle, welche aus zwei miteinander
verwachsenen Polyparien besteht, stimmt bestens mit der aus der
Oberkreide (Turon-Senon) von Cadière (Dep. Var, Frankreich)
bekannt gewordenen Thecosmilia dilatata de From. überein.
Ihre Dimensionen sind folgende:
VET AO 50 a 0: 10080)
Breite der» Oberseite #41... 4+3- 23 35,mm
Länge der Oberseite . . . . . . . 75 mm
Während das eine der beiden Polyparien etwas mangelhaft
erhalten ist, können an dem andern fast alle für die Artdiagnose
bezeichnenden Merkmale festgestellt werden.
Der Kelch, dessen Längen- und Breitendurchmesser 34, respek-
tive 28 mm beträgt, besitzt ungefähr 120, an Stärke etwas ungleiche,
aber im allgemeinen ziemlich zarte Septen, welche häufig flach ge-
krümmt sind und infolge der zahlreichen zwischen ihnen entwickelten
dünnen Traversen wie gezähnelt erscheinen. Von der Epithek ist
kaum mehr eine Spur erhalten geblieben. Columella fehlend.
Fossilisationsmaterial: Grauer Kalkstein mit gelbbrauner Ver-
witterungsoberfläche.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
144
Diploria Slaviéeki n. sp.
(Taf. III, Fig. 1 a—b.)
Das größte unter den. mit obigem Namen belegten Diplorien-
exemplaren ist ein zirka 13 cm langer, 10'/, cm breiter und 14 em
hoher Knollen, dessen Oberfläche einige ziemlich breite und tiefe
Furchen und Gruben von unregelmäßiger Form aufweist. Auf
seinen Seitenpartien treten die Costen als subparallele Rippen zu-
tage. Das zweitgrößte und relativ am besten erhaltene Stück stellt
ein irregulär knolliges und mit mehreren scharfen Kanten und
Ecken versehenes Koloniefragment von 9 cm Länge, 6'/, cm Breite
und 4cm Höhe dar, auf dessen Ober- und Unterseite die mä-
andrischen Kelchreihen (Gyri; „Täler“ im Sinne von Reuss und
Felix) und intercalicinalen Ambulacralräume!) („Furchen“ im
Sinne von Felix) als steile Rücken, die zwischen denselben ge-
legenen Mauern jedoch als schmale, tiefe Rinnen erscheinen. Da somit
der oberflächliche Erhaltungszustand des Polypen der eines Stein-
kernes ist, entsprechen die an den Seiten der erwähnten Rücken
auftretenden, scharfen Rinnchen den Septen, bezüglich den Septo-
costen, wogegen die zwischen denselben befindlichen Kammern
körperlich erhalten sind. Ein durch die Kolonie gelegter Querschliff
enthüllt den inneren Aufbau mit befriedigender Deutlichkeit. An
dieses Exemplar schließen sich hinsichtlich der Erhaltungsart voll-
kommen zwei kleinere Stockfragmente an, welche beide ungefähr
7 em lang, 4 cm breit und 3!/, cm hoch sind.
Die langen Kelchreihen lassen ziemlich unregelmäßige, mä-
andrische Windungen erkennen, welche seitlich häufig ausgelappt
erscheinen. Ihre Breite schwankt zwischen 5 und 8 mn; durch-
schnittlich beträgt sie 61/, mm. Die verhältnismäßig zarten Septen,
deren man auf 1cm Gyrallänge 21—24 zählt, sind abwechslungs-
weise lang und kurz, wobei die längeren an ihrem dem Säulchen
benachbarten Innenende eine knopf- bis T-förmige Verbreiterung
anzunehmen pflegen, wie sie Felix ganz ähnlich bei der in der
Gosauformation auftretenden Diploria crassolamellosa M. E. et H.
(vgl. Felix, Anthozoön d. Gosauschichten, pag. 275) beschrieben
hat. Die Septen werden häufig durch feine Traversen mit einander
verbunden. Die wohlentwickelte Columella stellt eine dünne,
zwischen den verbreiterten Septenenden gelegene Lamelle dar.
1) Dieser Terminus wird namentlich von den französischen Korallen-
forschern bei der Gattung Diploria in Anwendung gebracht.
145
Die die Gyri umschließenden Mauern besitzen, wie die Be-
trachtung mit der Lupe zeigt, eine schwammig-poröse Struktur
und die ansehnliche Dicke von 1/),—1!/, mm. Die außerhalb der-
selben gelegenen Ambulacralfelder sind durch das Auftreten von
Costen, welche an Zahl den Septen genau entsprechen, aus-
gezeichnet und weisen eine Breite von 1—5 mm auf. Sie sind
also schmäler als die Kelchreihen. Indem sich zwischen den
Septocosten zuweilen mehr minder unregelmäßig angeordnete Dis-
sepimenta ausspannen, kann innerhalb der Ambulacra ein weit-
maschiges Netzwerk oder Gewebe zustande kommen, analog dem bei
Diploria crassolamellosa M. E. et H. auftretenden (vgl. Felix L. c.).
Durch ihren Gesamthabitus und die Breite der Gyri erinnert
die vorliegende Koralle nicht wenig an die von Felix (1. c. pag. 176,
Taf. XX, Fig. 16) aus den ostalpinen Gosauschichten beschriebene
Diploria latisinuata, sie unterscheidet sich aber von dieser durch
die kräftig entwickelten Mauern, die geringere Breite der Ambulacra
und die ein wenig größere Septenzahl.
Fossilisationsmaterial: Dunkelblaugrauer und braungrauer
Hornstein. Die Skeletteile (Septen, Mauern, Costen, Columella,
Traversen) erscheinen auf den Schlifflächen in der Regel
braun bis lichtgelb, die Räume zwischen denselben dunkel-
bläulich- oder -bräunlichgrau, höchstens ganz lokal weißlich.
Verwitterungsoberfläche rostbraun.
Zahl der untersuchten Stücke: 4; Museum Josepho-
Ferdinandeum, Sammlung Slavíčeks (Liebisch).
Familie: Fungidae Dana.
Thamnastraea sp.
1903. Thamnastraea sp. Felix, Verkieselte Korallen als Ge-
schiebe im Diluvium von Schlesien und Mähren. Zentralbl.
f. Min. usw. Jahrg. 1903, pag. 570.
1904. Thamnastraea sp. Remeš, Zkameněliny bludných balvanů
z okolí Příbora. Věstník klubu přírodovědeckého v Prostějově.
VI, 1903, pag. 9.
In dem bearbeiteten Anthozoënmaterial fand sich neben dem
von Felix beschriebenen Exemplare des der gosauischen Thamna-
straea exaltata Rss.!) sehr ähnlichen Polypens kein weiteres vor.
1) Vgl. Felix, Anthozoën d. Gosauschichten, pag. 203.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. 10
146
Fossilisationsmaterial: Braungrauer Hornstein.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; Sammlung Remeš
(Olmütz).
Thamnastraea decipiens Mich. sp.
1847. Astrea agaricites Michelin, Iconographie zoophytologique,
pag. 199, Taf. 50, Fig. 12,
Astrea decipiens Michelin, l.c., pag. 200, Taf, 50, Fig. 13.
1857. Thamnastraea decipiens Milne Edwards et Haime,
Histoire nat. des Corall. tome II., pag. 560.
1858—61. Synastraea decipiens de Fromentel, Introduction à
l’etude des polypiers fossiles, pag. 221.
1863. Synastraea decipiens de Fromentel, Paléont. franç., Terr,
cret., Zoophytes, pag. 605, Taf. 179, Fig. 1—3.
1887. Thamnastraea decipiens Poéta, Die Anthozoën d. böhmischen
Kreideformation, pag. 39.
1903. Thamnastraea decipiens Felix, Anthozoën d. Gosauschichten,
pag "205; Taf. XYVIL Fig. 9.
Eine unregelmäßig-knollenförmige Kolonie mit 6 cm Maximal-
durchmesser entspricht gut der typischen Thamnastraea decipiens
Mich. sp.
Die Kelche, deren Zentren etwa 5—6 mm von einander
abstehen, besitzen einen Durchmesser von 4—5:5 mm und meistens
26—29 (stellenweise auch weniger) mäßig starke Septen. Die in den
Zwischenräumen vorhandenen Septocostalradien nehmen häufiger
einen mäandrisch gewundenen als geraden Verlauf.
Thamnastraea decipiens ist bisher aus der Oberkreide (Turon-
Senon) von le Mans (Sarthe) und Île Madame, den ostalpinen
Gosauschichten und dem Cenoman des Teplitzer Sandberges
beschrieben worden.
Fossilisationsmaterial: Braungrauer Hornstein.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; Museum Josepho-
Ferdinandeum.
Thamnastraea decipiens Mich. sp. var. confusa Rss.
(Taf. III, Fig. 2.)
1854. Thamnastraea confusa Reuss, Kreideschichten in den Ost-
alpen, pag. 119, Taf. 19, Fig. 7—8.
147
1898. Thamnastraea confusa Söhle, Das Ammergebirge, pag. 78,
Taf. I, Fig. 1, La —b.
Mit dieser von Reuss trefflich dargestellten Gosaukoralle
lassen sich mehrere Stockfragmente von verschiedener Gestalt und
Größe ohne weiteres identifizieren. Das ansehnlichste derselben,
auf dessen Ober- und Unterseite die Septen schön herausgewittert
sind, wird seitlich von ebenen Bruchflächen begrenzt und besitzt
eine Länge von 7, eine Breite von 5'/, und eine Höhe von 8 cm.
Die übrigen Exemplare zeigen eine knollige Form und eine teils
grubig-rauhe, teils abgerollte Oberfläche. Die Polypenkolonien
sind häufig von röhrenförmigen Bohrmuschelgängen durchzogen.
Die durch ein zartes und etwas spongiöses Säulchen bezeich-
neten Zentren der benachbarten Kelchsterne, welche einen Durch-
messer von 3—9:5 mm besitzen, stehen 4—5 mm (meistens zirka
45 mm) voneinander ab. Die feinen und fast gleichstark aus-
gebildeten Septen gehören drei vollständigen und einem vierten
inkompletten Cyclus an; man zählt an der Peripherie der einzelnen
Calices 30—35, von denen sich die der beiden jüngeren Cyclen
gegen innen mit jenen der älteren verbinden können, so daß nur
12—20 Septen die Kelchmitte erreichen. Die Septocosten, welche
die Verbindungsbrücken der Septen benachbarter Kelche darstellen,
nehmen zum Unterschied von der typischen Thamnastraea decipiens
in der Regel einen geradlinigen oder flach-bogenförmigen Verlauf.
In den Interseptal- und -costalräumen sind zahlreiche, in kleinen
Distanzen aufeinander folgende Traversen sichtbar.
Wir möchten Thamnastraea confusa Rss., welche von Milne
Edwards und Haime sowie später von de Fromentel und
Felix zu Thamnastraea decipiens Mich. gerechnet worden ist, als
eine namentlich durch etwas zarteren Bau und kleinere Dimensionen
charakterisierte Varietät der letztgenannten Spezies betrachten.
Der Unterschied beider Formen ist auch von Poëta hervorgehoben
worden, welcher in seinen ,Anthozoën der böhmischen Kreide-
formation“ pag. 33, bemerkte, daß Thamnastraea confusa Rss.
nicht zu Thamnastraea decipiens zu gehören oder wenigstens
kein typisches, ausgewachsenes Exemplar derselben darzustellen
scheine.
Durch die kleinen Durchmesser (2—3 mm) ihrer Kelchsterne
und den Betrag deren Zentraldistanzen (4—6 mm) erinnert uns
die im Neokom von Frankreich (Yonne) und der Schweiz (St. Croix)
10*
148
auftretende Thamnastraea frondescens From.!) nicht wenig an
Thamnastraea decipiens var. confusa, sie unterscheidet sich aber
von dieser durch die geringere Anzahl ihrer Septen und Costen
(14—18) und die dünnplattige und nicht knollige Form ihrer
Kolonien. Bei der unlängst von Prever (Fauna corallig. del
Cretac. dei Mti- d’Ocre, pag. 72, Taf. II, Fig. 8 u. 8a.) aus dem
Cenoman der Aquilaner Abruzzen beschriebenen und von der
typischen Thamnastraea frondescens etwas abweichenden Koralle,
für welche ich den Namen Thamnastraea frondescens var. Preveri
in Vorschlag bringe, ist infolge ihrer größeren (22—30 betragenden)
Septenzahl die Ähnlichkeit mit Thamnastraea decipiens var. confusa
noch deutlicher.
Die in der cenomanen Utaturgruppe Südindiens auftretende
und von Stoliczka alsnahe Verwandte der Thamnastraea decipiens,
bezüglich confusa bezeichnete Thamnastraea hieroglyphica Stol.
(Cret. Cor. of South. India, pag. 41, Taf. VIII, Fig. 5) unter-
scheidet sich von den soeben angeführten Formen durch die etwas
größeren Zentraldistanzen der benachbarten Kelche (7—10 mm
gegen 3—6 mm bei Thamnastraea decipiens und confusa), die ein
wenig geringere Septenzahl (nur bis 30 an der Kelchperipherie)
und einen etwas anderen Verlauf der Septocosten, auf welch
letztere Eigenschaft ich indessen nicht so viel Gewicht legen
möchte wie Stoliczka. Die jüngstens von Prever (l. c.) vor-
genommene Vereinigung von Thamnastraea hieroglyphyca mit
Thamnastraea frondescens scheint mir nicht berechtigt zu sein,
da die letztere von der ersteren Art durch die dünnplattige Form
ihrer Stöcke, die kleineren Zentraldistanzen der Kelche (4—6 mm
gegen 7—10 mm bei Thamnastraea hieroglyphica) und die in der
Regel geringere Kelchgröße (2—3 mm gegen 3—5 mm bei Thamna-
straea hieroglyphica) abweicht.
Endlich sei noch auf die der beschriebenen Form nahe-
stehende Thamnastraea exigua Rss.?) hingewiesen, welche noch
kleinere (2—3 mm große) Kelche besitzt als Thamnastraea decipiens
var. confusa.
Thamnastraea decipiens var. confusa ist bisher aus den
Gosauschichten der Ostalpen (Piesting, Gosau, Ammergebirge) und
1) Über diese Art vgl. Koby, Polyp. cret. de la Suisse, pag. 78,
Taf. XVIII, Fig. 4 (mit Literaturnachweis).
2) Vgl. im folgenden.
149
der Oberkreide (Turon-Senon) von Castellet (Var) in Frankreich
bekannt geworden.
Fossilisationsmaterial: Braun- oder blaugrauer Hornstein.
Skeletteile der Korallen (Septen usw.) häufig weißlichgrau,
also heller als die zwischen ihnen befindliche Ausfüllungs-
masse gefärbt. Verwitterungsrinde gelb- bis rostbraun.
Zahl der untersuchten Stücke: 5; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum, Sammlung
Slavíčeks (Liebisch).
Thamnastraea exigua Rss.
(Taf. III, Fig. 3.)
1903. Thamnastraea exigua Felix, Anthozoën der Gosauschichten,
pag. 209 Textfig. 15 (cum synonymis).
Eine knollenförmige Kolonie von 41/, cm Länge, 3 cm Breite
und 4 cm Höhe stimmt ziemlich gut mit der in den Gosauschichten
der Ostalpen (Gosau, Piesting) auftretenden Thamnastraea exigua
Rss. überein.
An der Peripherie der zirka 2 mın großen Kelchsternlein, deren
Zentren 3—5 mm voneinander abstehen, finden sich 24—-40 zarte
Septen, welche ununterbrochen in die zwischen den einzelnen Calices
entweder geradlinig bis schwach bogenförmig oder ein wenig ge-
wunden verlaufenden Septocosten übergehen. Von den letzteren zählt
man auf einer 3 mm langen und annähernd senkrecht zu ihrem Ver-
laufe gewählten Strecke ungefähr 15. Die Verbindung zwischen den
benachbarten Sternleisten und Costen wird von zahlreichen, in
engen Intervallen aufeinander folgenden Traversen hergestellt.
Die spongiöse Columella ist deutlich entwickelt.
Das vorliegende Exemplar ist der früher beschriebenen Tham-
nastraea decipiens Mich. sp. var. confusa Rss. habituell nicht
unähnlich, läßt sich aber von derselben durch die geringere Größe
seiner Kelche (2 mm gegen 3—3:5 mm) und die zartere Beschaf-
fenheit seiner Septen und Septocosten ganz gut unterscheiden.
Fossilisationsmaterial: Hellblaugrauer Hornstein mit gelb-
brauner Verwitterungsoberfläche.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
150
Latimaeandraraea Felixi n. sp.
(Taf. III, Fig. 4 a—e.)
Zu der durch Thamnastraeinen-Struktur und reihenförmige
Anordnung der Kelche charakterisierten Gattung Latimaeandraraea
gehört ein Koloniebruchstück, welches ungefähr die Gestalt eines
vierseitigen Prismas mit mehr oder minder ebenen und scharf-
kantig aneinander stoßenden Seitenflächen besitz. Die rauhe
Ober- und Unterseite, welche die Anordnung der Kelche und
Septocosten deutlich erkennen läßt, entspricht teils der ur-
sprünglichen Oberfläche des Korallenstockes, teils ist sie allem
Anscheine nach durch eine nachträgliche Anwitterung desselben
entstanden.
Die individualisierten Kelchsterne, welche eine Größe von
5 mm erlangen können, sind vorherrschend in annähernd geraden
oder schwach gebogenen Reihen angeordnet, welche auf der Ober-
fläche der Kolonie als Täler oder Furchen erscheinen. Diese werden
durch mäßig scharfe und 1—11/, mm hohe Rücken voneinander
getrennt und weisen, von einem zum andern Rückenfirst gemessen,
eine Breite von 5—7 mm auf. Die durch eine schwach entwickelte,
spongiöse Columella bezeichneten Zentren der in einer und derselben
Furche aufeinander folgenden Kelche sind im allgemeinen 4—5 mm
voneinander entfernt. Die Septocosten, welche aus den von den
Kelchmitten gegen außen divergierenden Septen unmittelbar hervor-
gehen, setzen, in der Regel untereinander parallel, in senkrechter
Richtung über die Rücken hinweg, wobei auf 5 mm Rückenlänge
ungefähr 10—11 zu liegen kommen. In der Mitte der ziemlich
starken Sternleisten und Septocostalradien, welche mit ihren Nach-
barn durch zahlreiche Synaptikel und seltenere feine Traversen in
Verbindung treten, beobachtet man mitunter einen dunkler gefärbten,
zarten Primärstreifen. Der Oberrand der an ihren Seitenwänden
etwas porösen Septen und Septocosten erscheint infolge ihres
trabekulären Aufbaues gekörnelt. Mauern fehlen vollständig. Indem
zuweilen die benachbarten Rücken in kleinen Zwischenräumen von
kurzen Querbrücken verbunden werden, können neben den Reihen-
kelchen auch umschriebene Einzelkelche entstehen.
Von allen mir bekannt gewordenen Latimaeandraraeen dürfte
die von Felix in den ostalpinen Gosauschichten aufgefundene
Latimaeandraraea lophiophora (vgl. Felix, Anthozoën der Gosau-
‚schichten, pag. 224, Taf. XXIII., Fig. 7) unserer Art am nächsten
151
stehen, mit welcher sie hinsichtlich der schön entwickelten und
gut individualisierten Kelche, der Beschaffenheit ihrer Septen und
Septocosten sowie deren Zahl (11—12 auf 5 mm) wohl überein-
stimmt. Zum Unterschiede von Latimaeandraraea Felixi sind bei
L. lophiophora die Täler der Kelchreihen breiter (7—10 mm gegen
5—7 mm bei L. Felixi) und die sie trennenden Rücken flacher oder
stumpfer gestaltet. Geringer scheinen mir schon die Beziehungen zu
sein, welche zwischen der Klogsdorfer Spezies und der im Neokom
der Krim auftretenden Latimaeandra (Latimaeandraraea) concentrica
Eichw. bestehen. Diese Anthozoë, die Eichwald 1865 in seiner
Lethaea Rossica (Vol. II,. pag. 146 Taf. XII, Fig. 5) beschrieben
und unlängst Karakasch (Le crétacé inférieur de la Crimée et sa
faune pag. 258 Taf. XXII, Fig. 9) dargestellt hat, erinnert uns
an L. Felixi durch ihre deutlichen und gut individualisierten
Kelchsterne und allenfalls noch durch die Breite der die Cali-
cinalreihen trennenden Rücken (6—8 mm), doch sind die letzteren
flacher als bei der mährischen Spezies und tragen auf 5 mm
bloß 7—8 Septocosten (gegen 10—11 bei L. Felixi). Da die Lati-
maeandra concentrica der beiden {erwähnten russischen Forscher
von der bereits 1854 von Reuss (Kreideschichten in den Ostalpen
pag. 107) aufgestellten und später von Felix (Anthozoën der
Grosauschichten, pag. 220) behandelten Latimaeandra (Latimaean-
draraea) concentrica, mit welcher die in der südindischen Utatur-
gruppe vorkommende L. concentrica Stoliczkas (Cretaceous Corals
or Anthozoa of Southern India, pag. 40) identisch ist, deutlich
abweicht), muß aus Prioritätsgründen für dieselbe eine andere
Bezeichnung gewählt werden: Ich möchte den Namen Latimaean-
draraea crimica n. n. in Vorschlag bringen.
An Latimaeandraraea Felixi endlich erinnert die im Neokom
von Sault (Frankreich) auftretende L. granulata From. (vgl. De
Fromentel, Paléont. franc., Terr. crét., Zoophytes, pag. 456, Taf. 117,
Fig. 1), welche Karakasch (l. c. pag. 259) mit L. concentrica
Eichw. in Verbindung bringt, fast nur durch die Zahl der Septo-
Die wichtigsten Unterschiede zwischen beiden Arten sind folgende:
Bei Latimaeandra concentrica Rss. sind die Kelchsterne undeutlich, bei
L. concentrica Eichw. (=L. crimica Trth.) schön ausgebildet. Die Rücken
zwischen den Kelchreihen sind bei der ersteren Spezies ziemlich scharf,
3—9 mm breit und auf 5 mm Länge mit 15—18 Septocosten versehen, während
sie bei der letzteren stumpf und 6—8 mm breit erscheinen und auf 5 mm Länge
7—8 Septocosten tragen.
152
costalradien (zirka 10—11 auf 5 mm Rückenlänge), während sie von
derselben sowohl durch ihre schmáleren (3—5 mm breiten) und
stumpferen Rücken als auch durch die undeutliche Ausbildung der
Kelchsterne wesentlich differiert. Die verwandtschaftlichen Bezie-
hungen zwischen diesen beiden Formen sind also offenbar recht
schwache.
Fossilisationsmaterial: Ein in seiner Gesamtheit braun-
grauer Hornstein. Die Skeletteile des Polypenstockes erscheinen -
auf der Schliffläche häufig blaugrau, die Ausfüllungsmasse
der zwischen ihnen gelegenen Kammern gelblichbraun, also
heller als die ersteren.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; Museum Josepho-
Ferdinandeum.
+
Familie: Oculinidae E. H.
Aus den zirka 350 m NW von dem korallenführenden
Klogsdorfer Konglomeratsteinbruch gelegenen Kreidemergeln, die
Remes!) als senone Friedeker Schichten gedeutet hat, stammen
einige kleine, kalkige Korallenexemplare, in welchen Felix (Ver-
kieselte Korallen als Geschiebe im Diluvium von Schlesien und
Mähren. Zentralbl. f. Min. usw. 1903, pag. 577) eine nicht näher
bestimmbare Oculinide erkannte.
Zahl der untersuchten Stücke: 3; Sammlung Remeš
(Olmütz.)
Familie: Stylophoridae M. E. et H.
Astrocoenia hexaphylloides Fel.
(Taf. III, Fig. 5a—b.)
1903. Astrocoenia aff. hexaphylla Felix, Verkieselte. Korallen
als Geschiebe im Diluvium von Schlesien und Mähren. Zen-
tralbl. f. Min. usw. 1903 pag. 571.
1904. Astrocoenia aff. hexaphylla Remeš, Zkameněliny bludných
balvanů z okolí Příbora. Věstník klubu přírodovědeckého
v Prostějově. VI. 1903 pag. 10.
1) Vgl. M. Remeš, Vrchní vrstvy křídové v Klokočově u Příbora. Ber.
d. Kommiss. f. naturw. Durchf. Mährens. Brünn 1906.
153
1906. Astrocoenia hexaphylloides Felix, Über eine Korallenfauna
aus der Kreideformation Ostgaliziens. Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges. Bd. 58 pag. 50 Taf. III., Fig. 1.
Es liegen mir zehn verkieselte und ein verkalktes Exemplar
dieser zuerst von Felix bei Klogsdorf konstatierten Polypen-
spezies vor. Das letztere, welches noch teilweise von dem groben
Karpathensandstein umkrustet ist, besitzt die Gestalt eines flachen
Knollens von 11'/; cm Länge, 81/, cm Breite und 41), cm Höhe. Da
seine Oberfläche stark abgerollt ist, war eine Bestimmung erst
durch die Herstellung eines Querschliffes möglich.
Die verkieselten Stücke, welche gleichfalls partiell von einer
Sandsteinhülle bedeckt sind, erscheinen teils knollig (größtes
derartiges Exemplar 10!/, cm lang, 6!/, cm breit und 9 cm hoch),
teils stellen sie eckig-kantige und prismatische Stockfragmente
dar; deren Begrenzungsflächen bald durch Sprünge herbeigeführt
sind und ungefähr eben erscheinen, bald aber infolge Anwitterung
eine unregelmäßig-rauhe Beschaffenheit zeigen und dann nicht
selten die Mauern und Septen der Polyparien erkennen lassen
(größtes derartiges Exemplar 6 cm lang, 41/, cm breit und 8 cm
hoch). Diese sind auch auf der Oberfläche eines 7!/, cm langen,
5 cm breiten und 7 em hohen Stückes stellenweise schön
herausmodelliert, welches eine ganz unregelmäßig grubig-höckerige
Gestalt aufweist und von mehreren 1 cm weiten Bohrmuschelgängen
durchzogen wird.
Als lokale Überzüge einiger Korallen oder als Ausfüllungen
des Innern der Kelchröhren haben sich gelegentlich Drusen von
1/,—2 mm hohen Quarzkriställchen angesiedelt.
Die dicht gedrängten und in der Regel sechseckig- polygonalen
Kelchsterne besitzen einen Durchmesser von 1—1'5 9% und stehen
mit ihren durch ein griffelförmiges Säulchen bezeichneten Zentren
12—17 mm voneinander ab. Unter den relativ zarten Septen
sind die 6 primären in der Tiefe der Kelche mit der Columella
verbunden; die 6 Sternleisten zweiter Ordnung erscheinen sehr kurz.
Die Beobachtung Felix’, daß die einzelnen Kelche von einem feinen
Körnchenkranz umgeben sind und daß eine weitere Reihe etwas
gröberer Knoten in der Mitte der Kelchzwischenräume auftritt,
glaube ich an den mir vorliegenden Korallen bestätigen zu können.
Astrocoenia hexaphylloides kommt außer im Karpathensand-
stein von Klogsdorf auch in einer Konglomeratbank der sogenannten
154
oberen Inoceramenschichten von Delatyn in Ostgalizien vor!), wo-
selbst sie eine Kelchgröße bis zu 2 mm erreichen kann. Die Angabe
Felix’, das sich die mährischen Exemplare von den ostgalizischen
durch eine etwas stärkere Beschaffenheit ihrer Kelchwände unter-
scheiden, konnte ich bei dem Vergleich meines Materiales mit
den mir von Professor Zuber gesandten Delatyner Exemplaren
nicht bewahrheitet finden.
Als nächste Verwandte von Astrocoenia hexaphylloides können
wir mit Felix die in den ostalpinen Gosauschichten (Gosau)
auftretende Astrocoenia hexaphylla Qu. sp. (vgl. Quenstedt, Petre-
factenkunde Deutschlands, Bd. VI, pag. 898, Taf. 178, Fig. 25)
betrachten.
Fosillisationsmaterial: Die verkieselten Korallen bestehen
aus einem weißen, weiß-, braun- oder blaugrauen Hornstein,
das verkalkte Exemplar aus einem bräunlichgrauen Kalkstein
von feinkörniger Struktur. Sowohl bei den ersteren als bei
dem letzteren sind die Skeletteile der Polyparien bald heller
als die Ausfüllungsmasse der Interseptalkammern gefärbt, bald
greift das umgekehrte Verhältnis Platz.
Zahl der untersuchten Stücke: 11; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum, Museum .Josepho-Ferdinandeum, Sammlung
Slaviceks (Liebisch), Sammlung Remes’ (Olmütz).
Astroeoenia cf. hexaphylla Qu. sp.
cf. 1881. Astraea hexaphylla Quenstedt, Petrefactenkunde Deutsch-
lands, Bd. VI, Korallen, pag. 898, Taf. 178, Fig. 23.
In den nur 350 7% nordwestlich von dem korallenreichen
Klogsdorfer Konglomeratsteinbruch befindlichen und von Remeš
als senone Friedeker Schichten angesprochenen Kreidemergeln
fand sich eine kleine, kalkige Astrocoenia vor, die Felix im
Anhange seiner Publikation über „Verkieselte Korallen als Ge-
schiebe im Diluvium von Schlesien und Mähren“ (Zentralbl. f.
Min. usw. 1903, pag. 577) folgendermaßen beschreibt:
„Bei diesem Stück werden die Kelche durch schmale, mäßig
scharfe Rücken getrennt; sie besitzen eine durchschnittliche Größe
von 1m. Sechs größere Septen reichen bis an die dünne griffel-
1) Die Angabe Felix’ (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. 58, pag. 42),
daß die Art auch im Cenoman von Preußisch-Schlesien auftrete, beruht wohl
auf einem Irrtum.
155
förmige Columella, zwischen ihnen stehen 6 kurze. Diese Verhält-
nisse stimmen völlig mit Astrocoenia hexaphylla Qu. sp. und könnte
das vorliegende Stück wohl zu dieser Art gehören. Die Zwischen-
räume zwischen den Kelchen sind zwar bei letzterer Art breiter
und fein gekörnelt, doch können in dieser Beziehung bei den
Astrocoeninen Exemplare ein und derselben Art ziemlich beträcht-
lich variieren.“
Ich möchte diese Darstellung Felix’ dahin richtigstellen,
daß bei der von Quenstedt aus der Oberkreide von Gosau abge-
bildeten Astrocoenia hexaphylla die 6 primären Septen kaum länger
als die relativ kurzen sekundären sind und daher die Columella
nicht erreichen, während bei der Klogsdorfer Form die Stern-
leisten 1. und 2. Ordnung hinsichtlich ihrer Länge deutlich
differieren.
Als die nächste Verwandte der in Rede stehenden Spezies
betrachten wir mit Felix die im vorigen behandelte Astrocoenia
hexaphylloides Fel.
Entfernter steht ihr dagegen sicherlich die allerdings auch
mit 12 Septen versehene Astrocoenia dodecaphylla Trtschld.1) aus
dem Neokom (Hauterivien) der Krim. Dieselbe läßt sich durch
ihre mehr polygonalen und etwas größeren Kelchsterne (Durch-
messer 1—2 mm), die beträchtlichere Stärke der Mauern, die ansehn-
lichere Länge der sekundären Septen und schließlich vielleicht
auch durch die bedeutenderen Dimensionen ihrer knollenförmigen
und mit mehreren rundlichen Höckern ausgestatteten Stöcke von
Astrocoenia hexaphylla unschwer unterscheiden.
Zahl der-untersuchten Stücke: 1; Sammlung Remes’
(Olmiitz.)
Familie: Madreporidae Dana.
Actinacis Remeši Fel.
(Tať. IV, Fig. 1.)
1903. Actinacis Remeši Felix, Verkieselte Korallen als Geschiebe
im Diluvium v. Schlesien u. Mähren. Zentralbl. f. Min. usw.,
1903, pag. 567—570 Textfig. 1 u. 2.
1) Vgl. über diese Art: Karakasch, Cretacée inférieur de la Crimée et
sa faune, pag. 266, Taf. XXIII, Fig. 15 (mit Literaturnachweis!)
156
1904. Actinacis Remeši Remeš, Zkameněliny bludných balvanů
z okolí Příbora. Věstník klubu přírodovědeckého v Prostějově.
VI. 1903, pag. 6, Textfig. 1 u. 2.
Die an Menge und Größe der Koloniefragmente vor allen
anderen Arten unserer Korallenfauna weitaus dominierende Form
ist die zuerst von Felix beschriebene Actinacis Remeši, von wel-
cher Pfarrer Slavíček mehrere hundert Exemplare aus dem
Karpathensandstein von Klogsdorf hat gewinnen können.
Während Blöcke mit dem sehr respektablen Durchmesser
von zirka !/, m nur ganz vereinzelt auftreten, finden sich solche von
2—3 dm Länge nicht mehr selten. Fragmente unter 1 dm Durch-
messer kommen in geradezu erstaunlichen Häufigkeit vor. Ein großer
Teil der vorliegenden Exemplare stellt unregelmäßige, rundliche
Knollen dar, welche offenbar von den Wogen der küstennahen
Flachsee, an deren Boden sich der grobe Klogsdorfer Flyschsand-
stein abgelagert hat, heftig hin- und hergeworfen und dadurch
abgerollt worden sind. Die meist kleineren, eckig-kantigen und
wenigstens teilweise ebenflächig begrenzten Fragmente dürften durch
das Zerfallen von größeren Knollen an deren nicht selten sicht-
baren Sprüngen entstanden sein. Eine intakte Oberfläche war an
keinem der von mir untersuchten Stücke zu sehen; im günstigsten
Falle gewahrt man auf angewitterten Stellen der Oberseite rund-
liche und ziemlich dicht aneinander gedrängte Grübchen, welche
den Kelchoffnungen entsprechen und der Oberfläche ein blatter-
narbiges Aussehen verleihen, oder einige, Kelchsteinkerne darstel-
lende rundliche Warzen (Erhaltung als Negativ). Wie man sowohl
an den frischen Längsbrüchen als auch an den verwitterten Seiten-
flächen der Kolonien deutlich beobachten kann, sind diese aus
vielen, parallel (konzentrisch) übereinander gelagerten Zuwachs-
schichten oder -zonen zusammengesetzt, welche, bald heller, bald
dunkler gefärbt, eine Dicke von 1—3 mm aufweisen. Ihre entweder
ebene, gewölbte oder wellig gebogene Gestalt gibt uns ein Abbild
der ursprünglichen Stockoberfläche (vgl. Taf. IV, Fig. 1).
Die ?/,—2 mm großen und ziemlich gedrängt stehenden Kelche
sind mit ihren durch eine locker-spongiöse Columella bezeichneten
Mitten 1—3:5 mm von einander entfernt und besitzen je 16—24
Septen, von denen sich die jüngeren mit ihren Innenenden oft
gegen die älteren biegen. Pali und eine Pseudotheka, die durch
seitliche Verbindung der peripheren Septenenden zustande kommt,
er
Ds m u x +
157
sind bald schwach, bald recht deutlich ausgebildet. Zwischen den
Sternleisten treten Synaptikel und vereinzelte Traversen auf. Wäh-
rend das intercalicinale Cönenchym im Querschliff ein ziemlich
regelmäßiges, maschiges Gewebe darstellt, erscheint es im Längs-
schliff als eine Art Gitterwerk, welches durch die in annähernd
gleichmäßigen Distanzen erfolgende Verbindung der Cönenchym-
trabekel durch zahlreiche Pseudosynaptikel gebildet wird. Was die
weiteren Details anlangt, sei auf die vorzügliche Beschreibung bei
Felix L. c. verwiesen.
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Fig. 4. Actinacis Remeši Fel,, Auerschliff, Vergrößerung 7!/, : 1.
(Nach einer mikrophotographischen Aufnahme von H. Hinterberger, Wien.)
Da die drei von diesem Forscher untersuchten Exemplare
(L.—II.) der Actinacis Remeši bezüglich der Größe, Entfernung
und Septenzahl der Kelche sowie hinsichtlich des Entwicklungs-
grades ihrer Columella, Pseudotheka, der Synaptikel, Pali und
Traversen etwas voneinander abwichen, hielt er die Möglichkeit
einer spezifischen Trennung derselben nicht für ausgeschlossen,
wenngleich ihm eine solche immerhin ziemlich unwahrscheinlich
vorkam. Durch die Prüfung des reichen von Slavíček gesam-
melten Materialeshaben wir uns wiederholt davon überzeugen können,
daß sich die Merkmale der drei von Felix unterschiedenen Typen
(Exemplare) an einem und demselben Actinacis-Knollen nebenein-
158
ander vorfinden können, wodurch deren Zugehörigkeit zur gleichen
Art außer jeden Zweifel gerückt wird.
Die allernächste Verwandte der eben besprochenen Spezies
scheint mir die von Felix aus der Kreide von Delatyn in Ost-
galizien beschriebene Actinacis cymatoclysta (vgl. im’ folgenden)
zu sein, welche mit jener hinsichtlich der Größe; der Zentraldistanzen
und der Septenzahl der Kelche recht gut übereinstimmt und sich von
ihr fastnur durch die stärkere Verdickung der peripheren Septenenden,
die schwächere Ausbildung von Pseudotheken und die nach Felix’
Darstellung mehr unregelmäßig-wirre Beschaffenheit des Cönenchyms
unterscheidet. Da aber diese Differenzen sehr geringfügiger Natur
sind und sich das Cönenchym eines mir von Professor Zuber
aus Lemberg zum Vergleich nach Wien gesandten Exemplares der
Actinacis cymatoclysta in seiner Struktur schon sehr der bei Acti-
nacis Remeši beobachteten nähert, halte ich es nicht für ausge-
schlossen, daß künftige Untersuchungen die Identität beider Formen
ergeben könnten. Die in den ostalpinen Gosauschichten (Gosau,
St. Wolfgang, Piesting, Ammergebirge) und im Turon von Figuières
(Frankreich) vorkommende Actinacis Martiniana d’Orb.!) weicht
von A. Remeši Fel. durch ihr viel unregelmäßigeres, im Quer-
schnitt wirres und locker-spongiöses Cönenchymgewebe sowie
durch die bedeutendere Zentraldistanz (4—5 mm) und Septenzahl
(24— 28) der Kelchsterne und deren meist etwas größeren Durch-
messer ab.
Ein paar von Slavíček im Diluvialgebiet von Liebisch
aufgefundene Hornsteinexemplare der Actinacis Remeši dürften aus
dem Klogsdorfer Konglomeratsandstein entsprechenden Schichten
der dortigen Region herausgewittert und unter die glazialen Schotter
gelangt sein.
Fossilisationsmaterial: In der Regel ein dichter Horn-
stein von dunkler bis heller, blau- oder bräunlichgrauer, mit-
unter auch von gelblicher oder weißer Färbung. Viel seltener
sind Korallenexemplare, welche aus einem weiß- oder gelblich-
braungrauen, feinkörnigen Kalkstein bestehen, oder solche, an
deren Zusammensetzung sich Kalk- und Hornstein (der letz-
+) Vgl. über diese Spezies Felix, Anthozoën der Gosauschichten pag. 177,
Textfig. und die daselbst stehenden Zitate, denen als weiteres noch Frech,
Korallenfauna der Trias. Palaeontogr. Bd. XXXVII, pag. 72 (m. d. linken
Textfig.) u. 73 hinzuzufügen wäre,
159
tere als Kern oder in Form von den Kalk durchziehenden
Schnüren) gleichzeitig beteiligen. Verwitterungsrinde rostbraun.
Zahl der untersuchten Stücke: Einige Hundert; k. k. na-
turhistorisches Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum,
Sammlung Slavíčeks (Liebisch), Sammlung Remes’ (Olmütz).
Actinacis cymatoclysta Fel.
1906. Actinacis cymatoclysta Felix, Über eine Korallenfauna aus
der Kreideformation Ostgaliziens. Zeitschr. d. Deutsch. geol.
Ges., Bd. 58, pag. 43, Taf. III, Fig. 4 u. 4a.
Zwei unregelmäßig-knollenförmige und zirka 41/, cm lange,
3 cm breite und 1, bezüglich 11/, cm hohe Korallenstücke, die noch
stellenweise von einer Kruste des typischen Klogsdorfer Sandsteines
bedeckt und von Nulliporenröhrchen durchwachsen sind, stimmen
aufs beste mit einem Exemplare von Actinacis cymatoclysta aus
der Kreide von Delatyn überein, das mir Professor Zuber zum
Vergleiche nach Wien gesandt hat.
Die zierlichen Kelchsterne, deren Durchmesser ungefähr 1 mm
beträgt, besitzen 18—22, an ihren peripheren Enden etwas verdickte
Septen. Eine rudimentäre Pseudotheka kann vorhanden sein. Das
Cönenchym ist zum Teil wirr und runzelig-maschig, zum Teil aber
bildet es ein mehr regelmäßiges, zelliges Gewebe, welches auffallend
dem Cönenchymmaschenwerk von Actinacis Remeši gleicht, was
auch bei dem mir vorliegenden ostgalizischen Exemplare der Fall ist.
Wie ich bereits früher bemerkt habe, könnten vielleicht künf-
tige, auf einem vollständigeren Material fußende Untersuchungen
die spezifische Zusammengehörigkeit der beiden genannten Formen
ergeben. Jedenfalls scheint mir Actinacis Remesi unserer Korallen-
art viel näher zu stehen als die von Felix für deren nächste
Verwandte gehaltene A. Martiniana d’Orb. aus der Gosauformation.
Fossilisationsmaterial: Weißlich- bis hellbräunlichgrauer,
feinkörniger Kalkstein mit gelbbrauner Verwitterungsoberfläche.
Zahl der untersuchten Stücke: 2; Sammlung Remes’
(Olmütz).
Actinacis retifera n. sp.
(Taf, ILE, Fie- 6.)
Einer neuen Actinacis-Spezies dürfte ein flachrundlicher Ko-
rallenknollen von 13cm Länge, 10 cm Breite und 4!/, cm Höhe
160
angehören. Da seine Oberfläche, welche einige von Bohrwürmern
oder -muscheln stammende Löcher. zeigt, infolge starker Verwitte-
rung äußerst ungünstig erhalten ist, basiert die im folgenden ge-
lieferte Beschreibung des Stockes auf der Untersuchung eines
durch sein Inneres geführten Querschliffes.
Die runden oder subpolygonalen Kelchröhren, welche mit
ihren Zentren 4—5 mm voneinander abstehen, besitzen einen
Durchmesser von 2—4 mm (meistens von 3 mm) und fast stets je
24 zarte Septen. Von diesen reichen die 6 primären und 6 sekun-
dären gegen die Kelchmitte, während die 12 Sternleisten der dritten
Ordnung beinahe um die Hälfte kürzer bleiben und durch eine
Abbiegung ihrer Innenenden in der Regel mit den Septen des
2. Cyclus in Kontakt treten. Indem die 12 Hauptsepten (I. u. II.
Cyclus) in der 1--1!/, mm breiten, innersten Kelchpartie durch
mehrere unregelmäßig verlaufende Querbälkchen oder -blätter mit
einander verflochten werden, entsteht hier ein für unsere Spezies
sehr charakteristisches Netzwerk!), von dem sich die rudimentär
entwickelte Columella nicht oder kaum abhebt. Durch seitliche
Verbindung der peripheren Septenenden kann stellenweise eine
Pseudotheka zustande kommen. Zwischen den einzelnen Polypen-
röhren dehnt sich ein schmales (zirka !/, mm breites) Cönenchym-
maschenwerk aus, dessen unregelmäßig verlaufende Balken ein
klein wenig stärker zu sein pflegen als die Sternleisten.
Von der in der ostalpinen Gosauformation und in der Ober-
kreide (Turon-Senon) von Figuieres (Frankreich) auftretenden Acti-
nacis Martiniana d’Orb., welche häufig 24 Septen besitzt, unter-
scheidet sich die vorliegende Art namentlich durch die ungleiche
Ausbildung ihrer Sternleisten, die bedeutendere Größe der Kelche
und die geringere Breite des Cünenchyms. Bis zu einem gewissen
(Grade scheint indessen das oben beschriebene Maschenwerk im
Innern der Kelchröhren unserer Actinacis ein Analogon in dem
Netzwerk zu finden, welches nach Reuss (Kreideschichten in
den Ostalpen pag. 128) die Querblättchen mit den Septen in der
Tiefe der Zellsterne von Actinacis Martiniana bilden.
Hinsichtlich der Anordnung der Sternleisten (Verwachsung
der sekundären und tertiären Septen zu „Dreizacken“) erinnert
uns die in Quenstedts Petrefactenkunde Deutschlands (Röhren-
1) Nach diesem Netzwerk wurde der Speziesname „retifera“ gewählt.
161
und Sternkorallen, pag. 900, Taf. 178, Fig. 28) dargestellte und
aus der oberkretazischen Tornatellenbank des Untersberges stam-
mende Actinacis Haueri Rss.!) an die Klogsdorfer Spezies, von
der sie aber durch die Warzen-, respektive Säulenform der Colu-
mella und die Kleinheit ihrer Kelche wesentlich abweicht.
Fossilisationsmaterial: Ein dichter, dunkelblaugrauer
Hornstein mit braungrauen Flecken und Streifen. Die Skelett-
elemente sind fast überall heller gefärbt als die interseptalen
Ausfüllungsmassen. Die 1—3 cm breite Verwitterungsrinde
erscheint gelblichrostbraun.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
Actinacis (?) oetophylla Fel. sp.
1906. Astraeopora octophylla Felix, Korallenfauna aus der Kreide-
formation Ostgaliziens, pag. 44, Taf. III, Fig. 6 u. 6a.
Eine mir vorliegende Klogsdorfer Korallenkolonie stimmt
bestens mit der von Felix aus dem Konglomerat der „oberen
Inoceramenschichten“ von Delatyn beschriebenen Astraeopora octo-
phylla überein, wovon ich mich durch ihren direkten Vergleich mit
dem mir von Professor Zuber zugesandten galizischen Original-
stück überzeugen konnte.
Dieselbe besitzt die Gestalt eines 61/, cm langen, 4 cm breiten
und 3!/, cm hohen Knollens mit rauher, runzeliger Oberfläche,
welche dem Polypenstock eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit einer
Spongie verleiht. Einige zylindrische Bohrmuschelgänge sind in das
Innere des Exemplars eingesenkt.
Die rundlichen Kelche, deren Zentren etwa 1—1'5 mm von-
einander abstehen, besitzen einen Durchmesser von 0-8—1 mm und
je acht gleichstarke Septen, welche häufig in ihrer Gesamtheit bis
zum Calicinalmittelpunkt reichen und hier durch Verwachsung eine
einfache Pseudocolumella bilden. Gelegentlich bleiben aber einige
Sternleisten ein wenig kürzer, so daß sich nur die übrigen an der
Bildung des falschen Säulchens beteiligen.
1) Da sich diese bei Quenstedt dargestellte Form von der typischen
Actinacis Haueri Rss. (vgl. Felix, Anthozoën d. Gosauschichten, pag. 176)
sowohl durch die oben erwähnte Anordnung der Septen als auch durch die
Beschaffenheit der Columella unterscheidet, sollte sie von dieser als var. n.
Quenstedti oder als eigene Art (Actinacis Quenstedti n. n.) abgetrennt werden.
Zeitschrift des máhr, Landesmuseums, XI. - 11
162
Durch seitliche Verbindungen der peripheren Septenenden
kommt eine Pseudotheka zustande, welche die Kelche unvollstän-
dig von dem sie umschließenden Cónenchym scheidet. Dieses stellt
ein unregelmäßiges, trabekuläres Maschenwerk dar, dessen Balken
durch Synaptikel und UP RES Verdickungen mit einander
verknüpft werden.
Was nun die generische Stellung der in Rede stehenden
Spezies anlangt, so scheint mir ihre von Felix vorgenommene
Zurechnung zu der sonst fast nur im Tertiär und der Gegenwart
auftretenden Gattung Astraeopora nicht genügend begründet zu sein.
Denn wenngleich sich eine Pseudocolumella, wie Felix bemerkt,
mitunter in den Kelchen einiger tertiärer Astraeoporen vorfindet,
so bildet eine solche doch bei ihnen durchaus kein so ständiges
Merkmal wie bei unserer Koralle. Die Regelmäßigkeit dieser Eigen-
schaft dürfte vielmehr nach meiner Ansicht im Vereine mit der ziem-
lich gleichstarken Entwicklung der Septen eher für die Zugehörigkeit
der obigen Spezies zur Gattung Actinacis sprechen. Dagegen pflichte
ich Felix vollkommen bei, wenn er die gleichfalls in der Kreide
von Delatyn gefundene Astraeopora hexaphylla Fel. (vgl. L c.
pag. 45, Taf. III, Fig. 7 u. 7a) zu diesem Genus stellt, wofür
sich sowohl die große Verschiedenheit ihrer sechs primären und
sekundären Septen als auch das Fehlen eines Säulchens geltend
machen lassen.
Fossilisationsmaterial: Die Skelettelemente des aus grau-
braunem Hornsteine bestehenden Korallenstockes sind dunkel-
bräunlich, die Zwischenräume zwischen denselben heller und
zwar gelblichbraun gefärbt.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; Museum Josepho-Fer-
dinandeum.
Familie: Poritidae Dana.
Porites aff. textilis Počta.
cf. 1887. Porites textilis Poëta, Anthozoën d. böhm. Kreideforma-
tion, pag. 27, Taf. I, Fig. 6 a, b. |
Der Gattung Porites gehören zwei rundlich-knollenförmige
Korallenstücke an, von denen das größere aus Kalkstein besteht
und eine Länge von 15 cm, eine Breite von 9cm und eine Höhe
(Dicke) von 51/, cm aufweist. Da seine unregelmäßig gestaltete,
163
grubige Oberfläche stark angewittert und zum Teil noch von dem
groben Klogsdorfer Karpathensandstein bedeckt erscheint, ist eine
Bestimmung erst nach Herstellung einer Schliffläche möglich ge-
wesen. Nicht viel günstiger ist der Erhaltungszustand des kleineren,
verkieselten Exemplars, welches 7!/, cm lang, 6!/, cm breit und
5 cm hoch ist.
Die rundlichen oder unregelmäßig polygonalen Kelche, welche
gerne in das Cönenchym ohne scharfe Grenze übergehen, besitzen
einen Durchmesser von 2:5—5 mm und in der Regel 20—24 Septen.
Ganz ausnahmsweise wurde eine einzige Kelchröhre von 8 mm
Weite und mit 32 Septen angetroffen. Die Sternleisten sind ziem-
lich schwach, gerade oder flach gebogen und nehmen von der
Peripherie gegen das Zentrum hin, welches sie zum Teil erreichen,
an Dicke ab. Zuweilen erscheinen sie in eine Reihe von mehreren,
kleinen Pfählchen aufgelöst. Synaptikuläre Verbindungen zwischen
benachbarten Septen kommen gelegentlich vor. In den 3—6 mm
voneinander entfernten Kelchmitten beobachtet man ein zartes
rundliches oder etwas plattgedrücktes Säulchen, welches häufig von
2—5 ebenso gestalteten und daher von ihm kaum zu unterschei-
denden Palis begleitet wird und samt diesen mit den inneren
Septenenden in Kontakt treten kann. Das Cónenchym ist ziemlich
schmal, unregelmäßig maschenförmig und mit den peripheren Teilen
der Sternleisten recht innig verflochten.
Als nächste Verwandte unserer Poritenform möchten wir die
aus dem Cenoman von Bilin und Korycan in Böhmen bekannt
gewordene Art Porites textilis Poëta betrachten, die hinsichtlich
der Beschaffenheit der Kelchmitten und des Cönenchyms mit jener
bestens übereinstimmt. Sie unterscheidet sich aber von der Klogs-
dorfer Koralle durch die geringere Größe ihrer Calices (1°7—2:3 mm),
deren geringere Zentraldistanzen (2—2°5 mm) und die etwas kleinere
Zahl (18—20) der Septen, welche überdies ein wenig stärker und
seitlich mit vielen stumpfen Höckerchen besetzt erscheinen.
Fossilisationsmaterial: Das in Wien befindliche Exemplar,
dessen Skelettelemente dunkler gefärbt sind als die Ausfül-
lungsmassen der Interseptalräume, besteht aus einem dichten
und im großen ganzen gelblichgrau gefärbten Kalkstein. Das
zu Olmütz aufbewahrte Stück wird von einem gelblichbraunen
Hornsteine gebildet, derinfolge starker Verwitterung einlockeres,
poröses Gefüge zeigt. An die Stelle der Septen und Cünen-
117
164
chymmassen sind infolge Auflösung der kieseligen Substanz
vielfach Furchen und Löchlein getreten.
Zahl der untersuchten Stücke: 2; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum.
Familie: Helioporidae Moseley.
Genus: Heliopora Blainville.
Nachdem 1834 Blainville (Manuel d’ Actinologie, pag. 392)
die Gattung Heliopora, welche durch ein stark entwickeltes
Röhren- (Siphonoporen-) Cönenchym sowie durch Autoporen mit
kurzen Pseudosepten und ohne Columella ausgezeichnet ist, begrün-
det hatte, stellte für eine ihr ähnliche Form d'Orbigny im Jahre
1849 (Notes sur des Polypiers fossiles) das Genus Polytremacis
auf, ohne jedoch dasselbe genügend zu definieren. Gleichwohl brach-
ten 1850 Milne Edwards und Haime (Monographie des
polypiers fossiles des terrains palaeozoiques pag. 149) diesen Namen
bei mehreren von d'Orbigny aus der Oberkreide angeführten
Spezies in Anwendung, wobei sie nun die Gattung Polytremacis
folgendermaßen charakterisierten: „Coenenchym présentant la même
structure que les Héliopores; cloisons beaucoup plus dévelopées et
atteignant jusqu’ au centre des planchers (nämlich der Autoporen);
pas de columelle“. Etwas später (1854) beschrieb v. Reuss (Bei-
träge zur Charakteristik der Kreideschichten in den Ostalpen
pag. 131—132) aus der Gosauformation die drei Arten Polytre-
macis Partschi Rss. P. Blainvilleana (Mich.) und P. macrostoma
Rss., von denen die erste und letzte so wie eine typische Heliopora
am Rande ihrer Autoporen nur ganz kurze Pseudosepten aufweisen,
während seine P. Blainvilleana solche von einer */; des Kelch-
radius erreichenden Länge zeigt. Obwohl diese kürzlich von Gre-
gory (Polytremacis and the Ancestry of Helioporidae. Proc. Roy.
Soc. London. Vol. 66 [1900] pag. 301) als Polytremacis septifera
n. n. von der typischen P. Blainvillei (Mich.) abgetrennte Spezies
meines Wissens die längsten Sternleisten unter allen dargestellten
Polytremacis-Formen besitzt"), entspricht sie trotzdem noch nicht
1) Nicht viel kürzer (gleich der Hälfte des Autoporenradius) sind die
Pseudosepten in den 2 mm weiten Hauptröhren einer von Söhle (Das Ammer-
gebirge, pag. 86) als Heliopora Partschi bezeichneten Gosaukoralle. Da sie sich
gerade durch diese Eigenschaft von der echten H. Partschi Rss. unterscheidet,
wäre es gut, sie mit dem neuen Namen Heliopora (Polytremacis) Söhlei
n. n. zu belegen.
165
der von Milne Edwards und Haime gegebenen Gattungs-
diagnose von Polytremacis, nach welcher ja die Pseudosepten bis
zur Autoporenmitte reichen sollten. Bei fast allen anderen zum
eben genannten Genus gerechneten Anthozoën pflegen indessen die
Sternleistchen nicht oder nur ein wenig länger zu sein als bei den
Vertretern der Gattung Heliopora, so daß man auf Grund des in
Rede stehenden Merkmales kaum befähigt sein wird, beide Genera
auseinander zu halten. Dies scheint auch schon v. Reuss empfunden
zu haben, als er in seinen „paläontologischen Studien über die
älteren Tertiärschichten der Alpen“ (III. Teil, pag. 18) schrieb,
daß die alttertiäre Polytremacis Bellardi Haime wegen ihrer bei
weitem nicht bis zum Sternzentrum reichenden Septallamellen zur
Gattung Heliopora gestellt werden müsse und überhaupt nach
seiner Ansicht die Trennung der Genera Heliopora und Polytre-
macis nicht sehr fest begründet sei, da ihr Hauptunterschied auf
der sehr wandelbaren Länge der Septallamellen beruhe; die Zahl
der Septen könne aber nicht zur Unterscheidung dienen, weil sie
in den Sternen desselben Knollens je nach der Größe und dem
Alter derselben verschieden sei.
Daß die meisten sogenannten Polytremacis-Spezieskurze Pseudo-
septen und eine den Helioporen gleichende Oberfläche besitzen,
hat auch Lindström 1899 in seinen „Remarks on the Helio-
litidae“ (Kongl. svenska vetensk.-akad. Handlingars Vol. 32, pag. 27)
hervorgehoben.
Da man, wie aus den bisherigen Darlegungen erhellt, auf
Grund der Sternleistenlänge ein Genus Polytremacis von Heliopora
nicht abzutrennen vermag, hat 1900 Gregory (l. c. pag. 293),
welcher dem Auftreten längerer Septen bei Polytremacis septifera
Greg. (=P. Blainvilleana Rss.) bloß den Wert eines Art-, nicht
aber eines Gattungsmerkmales zuerkennt, die Unterscheidung der
beiden erwähnten Gattungen auf die Stärke der die Autoporen
(Calicles) umgebenden Mauern basieren wollen: bei Heliopora seien
dieselben dünn, bei Polytremacis hingegen verhältnismäßig dick.
Nachdem aber dieser Differenz nach meiner Überzeugung durchaus
keine allgemeine Gültigkeit zukommt, was ja eigentlich auch Gregory
(l. c.) in seiner Bemerkung, daß junge oder intern gelegene Poly-
tremacis-Autoporen ebenso zarte Mauern haben können wie typische
Helioporen, zugibt, so existiert in der Tat kein Charakteristikon,
das uns Polytremacis von Heliopora sicher zu unterscheiden er-
166
laubte. Daraus erklärt es sich von selbst, daß manche Arten, die
gewisse Forscher für Helioporen gehalten haben, von anderen zu
Polytremacis gezählt worden sind und umgekehrt!).
Der überaus innigen Zusammengehörigkeit aller unter dem
Namen Heliopora und Polytremacis beschriebenen Korallen
Rechnung tragend, wollen wir uns dazu entschließen, beide
Gattungen zu einer — Heliopora — zu vereinigen, ein
Vorgehen, das hoffentlich die Billigung der meisten Paläontologen
finden wird?). Polytremacis ließe sich nach unserer Meinung
höchstens als Subgenus von Heliopora aufrecht halten, als
dessen Typus H. (Polytremacis) septifera Greg. mit ihren relativ
langen Leistensepten zu gelten hätte.
Was endlich das Verhältnis der von der Kreide bis in die
Jetztzeit lebenden Helioporen zu den Heliolitiden des Silur und
Devon anbetrifft, möchte ich mich nicht dem Standpunkte Lind-
ströms (L c.) anschließen, welcher eine wirkliche Verwandtschaft
zwischen beiden leugnet, sondern Gregory (1. c.) beipflichten,
der die Helioporen als Nachkommen jener paläozoischen Anthozoën
betrachtet.
Heliopora Lindströmi Remes sp.
(Taf. IV, Fig. 2.)
1862—1863. Chaetetes radians Ferd. Roemer, Über die Diluvial-
geschiebe von nordischen Sedimentgesteinen in der nord-
deutschen Ebene. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XIV,
pag. 617; Bd. XV, pag. 755°).
1) So ist Polytremacis Partschi Reuss (1854) von Gregory (1900) als
solche akzeptiert, dagegen von Milne Edwards und Haime (1860), Quen-
stedt (1885), Poëta (1887), Söhle (1899) und Felix (1903) als Heliopora
aufgefaßt worden. Desgleichen spricht Gregory (1900) mit Reuss (1854) von
einer Polytremacis macrostoma, während sie Milne Edwards und Haime
(1860) sowie Felix (1903) Heliopora macrostoma nennen. Die von Haime
1852 aufgestellte Polytremacis Bellardi aus dem italienischen Eocän erscheint
bei Achiardi (1868, 1875) und Gregory (1900) unter dem gleichen Namen,
wogegen sie Reuss (1872) und Oppenheim (1896) zu Heliopora rechnen.
2) War schon Reuss (1872) von der Berechtigung eines Genus Polytre-
macis nicht fest überzeugt, so hat sich später auch Gregory (l. c. pag. 299)
geäußert, es würde ihn eine schließliche Vereinigung dieser Gattung mit He-
liopora nicht überraschen. Kürzlich teilte mir auch Herr Professor J. Felix
freundlichst in einem Briefe mit, daß er an eine scharfe generische Trennung
von Polytremacis und Heliopora nicht glaube.
3) Wie aus Ferdinand Roemers Lethaea erratica (pag. 140, Fußnote‘)
167
1898. Polytremacis Lindströmi Remeš, O zkamenělinách bludných
balvanů z okolí Příbora. Věstník klubu přírodovědeckého
v Prostějově, I, 1898, pag. 5, Taf. I, Fig. 1a—c.
1903. Polytremacis Lindstrómi Felix, Verkieselte Korallen als
Geschiebe im Diluvium von Schlesien und Mähren. Zentralbl.
f. Min. usw., 1903, pag. 574, Textfig. 3 u. 4.
1904. Polytremacis Lindstrómi Remeš, Zkameněliny bludných
balvanů z okolí Příbora. Věstník klubu přírodovědeckého
v Prostějově, VI, 1903, pag. 12.
71
Fig. 5. Heliopora Lindströmi Rem. sp. Querschliff. Vergrößerung 5%; : 1;
(Nach einer mikrophotographischen Aufnahme von H. Hinterberger, Wien.)
Das größte der mir vorliegenden Exemplare dieser Spezies
stellt ein 13 cm langes, 11'/, em breites und 6!/, cm hohes Bruch-
stück einer Kolonie dar, welche gewissermaßen aus mehreren innig
miteinander verwachsenen und nach verschiedenen Richtungen
geneigten Büscheln oder Gruppen schwach divergierender Polypen-
röhrchen besteht. Von denselben erscheinen die Autoporen oder
Hauptröhren an den Seitenflächen des Stockes als stärkere
Säulchen, die Siphonoporen oder Nebenröhrchen als dünne Nadeln.
Auf der Oberseite treten die Auto- und Siphonoporen dem Be-
obachter bald als rundliche Löcher oder Poren (normaler Er-
zu ersehen ist, erkannte er später, daß die obige Form Kelche mit Stern-
lamellen besitze und demnach nicht zur Gattung Chaetetes gehören könne.
168
haltungszustand), bald aber als säulenförmige, bezüglich körnchen-
artige Aufragungen (Erhaltungszustand eines Steinkernes) entgegen.
Die rauhe und mit zahlreichen scharfen Kanten und Ecken ver-
sehene Gestalt unseres von mehreren Bohrmuschelgängen durch-
zogenen Korallenstockes zeigt auf den ersten Blick, daß es sich dabei
um kein Glazialgeschiebe oder -gerölle handelt. Seinem Erhaltungs-
zustand ist jener der übrigen, kleineren Exemplare ganz ähnlich.
Die im Querschnitt ungefähr kreisrunden Autoporen besitzen
einen Durchmesser von 1—1'6 mm und stehen mit ihren Mittel-
punkten etwa 2—5 mm voneinander ab. Von den jeder Haupt-
röhre eignenden 16—18 Pseudosepten erreicht nur gelegentlich
die eine oder andere fast die Länge eines halben Autoporenradius,
während die übrigen ziemlich kurz zu erscheinen pflegen.
Mitunter können sich 4 oder 5 von den in der Regel dünn-
wandigen Siphonoporen zufällig um einen Cönenchympfeiler stern-
artig gruppieren, eine Erscheinung, auf die bereits Felix L c.
aufmerksam machte, und welche in ähnlicher Weise Reuss
(Kreideschichten in den Ostalpen, pag. 131, Taf. XXIV, Fig. 3)
bei seiner gosauischen Polytremacis Partschi beobachtete.
Hinsichtlich der feineren Struktur und der Beschaffenheit des
Längsschliffes unserer Koralle möge auf die genaue Beschreibung
verwiesen werden, die Felix am angeführten Orte geliefert hat.
Mit der in der südfranzösischen Oberkreide (Turon-Senon
von Uchaux, Dep. Vaucluse) und vielleicht auch in der ostalpinen
Gosauformation auftretenden Heliopora Blainvillei Mich.!) stimmt
Heliopora Lindströmi bezüglich der Autoporengröße und Septenzahl
1) Vgl. über diese Art besonders Gregory, Polytremacis and the
Ancestry of Helioporidae. Proc. Roy. Soc. London, Vol. 66, pag. 300 (mit
weiteren Literaturangaben), ferner eventuell Felix, Anthozoën der Gosau-
schichten, pag. 356, und Söhle, Das Ammergebirge, pag. 86. Die von Prever
(Mem. descr. carta geol. d'Italia Vol. V. [1909], pag. 67) aus dem Cenoman
der Monti d’Ocre als Polytremacis Blainvilleana Mich. beschriebene Form
dürfte wohl kaum hierher gehören, da sie von dieser Art in der relativ ge-
drángten Anordnung der Autoporen, der geringeren Anzahl der Pseudosepten
(7—12) und der schwachen Entwicklung des Oönenchyms wesentlich differiert.
Die von Eichwald (Lethaea rossica, Bd. IIa, pag. 167, Taf. IX, Fig. 10)
aus dem Neokom der Krim dargestellte Polytremacis Blainvilleana Mich. gehört
nach Trautschold (Le Néocomien de Sably en Crimée, pag. 126) und
Karakasch (Le crétacée inférieur de la Crimée et sa faune, pag. 266) zu
Astrocoenia dodecaphylla Trtsch., nach Felix (Zeitschr. d. Deutsch. geolog.
Ges., Bd. 58, pag. 52) könnte sie vielleicht eine Stylinide sein.
169
ziemlich gut überein, läßt sich aber von ihr auf Grund der durch-
schnittlich etwas größeren Zentraldistanz der Hauptröhren (2—5 mm
gegen 2—3 mm bei Heliopora Blainvillei), des vereinzelten Vor-
kommens längerer Pseudosepten — Heliopora Blainvillei hat nur
kurze — und der mehr dünnwandigen Ausbildung der Cünenchym-
röhrchen auseinander halten.
Als weitere Verwandte von Heliopora Lindströmi wären noch
die aus der karpathischen Kreide von Delatyn bekannt gewordene
Heliopora cf. urgoniensis Kob. sp. (vgl. Felix, Zeitschr. d. Deutsch.
geolog. Ges., Bd. 58, pag. 51) und die im folgenden zu schildernde
Heliopora tenera n. sp. zu nennen, welche beiden Formen sich
aber von der erstgenannten Spezies durch ihre etwas geringere
Pseudoseptenzahl und die kleineren Autoporen unterscheiden lassen.
Außer im Karpathensandstein von Klogsdorf, in welchem
Heliopora Lindströmi ziemlich häufig vorzukommen scheint, ist
ein Exemplar derselben auf einem mit Lehm und Schotter be-
deckten Feld am Ufer des Klenos-Baches bei Häjov (zirka 3 km
südöstlich von Klogsdorf) und in der Gegend von Stramberg auf-
gefunden worden. Beide Stücke befinden sich in der Sammlung
des Herrn Dr. M. Remes zu Olmütz.
Ein ferneres, ziemlich großes Koloniefragment mit schön
geglätteter Oberfläche, welches im geologischen Museum der Bres-
lauer Universität aufbewahrt wird, ist geschiebeartig an der Oder
in der Nähe von Oppeln gefunden worden. Wie bereits früher
(pag. 118) auseinander gesetzt wurde, dürfte dasselbe durch den
eben genannten Fluß aus der Freiberger Region in Mähren nach
Preußisch-Schlesien verfrachtet worden sein.
Fossilisationsmaterial: Ein weißlicher, hellgelblicher oder
-bläulichgrauer Hornstein. Die Ausfüllungsmassen der Auto-
und Siphonoporen sind bald lichter, bald dunkler gefärbt als
die Skeletteile der Kolonien. Verwitterungsoberfläche, soweit
vorhanden, bräunlich.
Zahlderuntersuchten Stücke: 20; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum, Sammlung
Slaviceks (Liebisch), Sammlung Remeš' (Olmiitz).
Heliopora tenera n. Sp.
(Taf. IV, Fig. 3.)
Ein 6!/, cm langes, 5 cm breites und 8!/, cm hohes Bruchstück
einer Heliopora-Kolonie gehört offenbar einer neuen Spezies an,
170
die ich nach ihrem, im Vergleiche zu der vorigen Art zarten
Aufbau als Heliopora tenera bezeichne. Der Erhaltungszustand
erinnert ganz an den bei Heliopora Lindströmi Rem. sp. geschil-
derten: Auf einem großen Teil der Oberfläche sind die stellenweise
büschelförmig angeordneten und schwach divergierenden Siphono-
und Autoporen in Form dünner und fast gerader Nadeln, respek-
tive Säulchen herausgewittert. Im übrigen gewahrt man zahlreiche
scharfe Kanten und Ecken, welche vielfach Bruch- und Sprung-
flächen ihre Entstehung verdanken dürften, dagegen keine Spur
einer Glättung oder Abrollung der Oberfläche.
Die beiläufig kreisrunden Hauptröhren, welche einen Durch-
messer von 0'6—-0'7 mm besitzen, sind mehr oder minder regellos
verteilt, da ihre Zentraldistanzen zwischen 1:5 und 35 9m schwanken.
Die in den einzelnen Autoporen entwickelten 14 bis 15 Pseudo-
septen erscheinen meistens klein und erreichen nur ganz ausnahms-
weise die Länge eines halben Kelchradius. Häufig, aber durchaus
nicht regelmäßig, sieht man dabei sehr kurze mit etwas längeren
Pseudosepten abwechseln, ein Verhalten, welches auch bei Heliopora
urgoniensis Koby sp. (Monographie des Polypiers cretaces de la
Suisse, pag. 87) und der von Felix (Anthozoën der Gosau-
schichten, pag. 356) unter dem Namen Polytremacis Blainvilleana
Mich. sp. beschriebenen Form bekannt geworden ist. Das Cünen-
chym mit seinen durch ziemlich dünne Wände von einander
getrennten rundlichen, subpolygonalen oder mäßig in die Länge
gezogenen Siphonoporen erinnert uns strukturell lebhaft an das
bei Heliopora Lindströmi beobachtete, doch zeigt es, den geringeren
Dimensionenunserer Koralleentsprechend, eine zierlichere Beschaffen-
heit als jenes. Nur im Umkreis einiger Autoporen erscheint es als
ein gröberes Maschenwerk. Die auf dem Längsschliff sichtbaren
Querböden der Haupt- und Nebenröhren sind, so wie bei Heliopora
Lindströmi, fein und schwach konkav und stehen in benachbarten
Röhren gerne in der gleichen Höhe, wodurch beiläufig parallele und
ziemlich eng aufeinander folgende Wachstumszonen oder -schichten
des Korallenstockes gebildet werden.
Durch ihren Gesamthabitus und ihre Struktur erinnert uns
Heliopora tenera lebhaft an Heliopora Lindströmi, von der sie sich
jedoch durch die geringere Größe der Siphono- und Autoporen
(letztere 0:6—07 mm gegen 1—1'6 mm bei Heliopora Lindströmi)
sowie durch die kleineren Zentraldistanzen (1:5 mm gegen 2—5 mm)
171
und die ein wenig niedrigere Pseudoseptenzahl (14—15 gegen
16—18) der Hauptröhren unterscheidet. Durch diese Eigenschaft
nähert sie sich hingegen der aus dem Turon des Somalilandes be-
schriebenen Heliopora somaliensis Gregory (Proc. Roy. Soc. London,
Vol. 66 [1900], pag. 298, Taf. II, Fig. 8a—c), deren Cónenchym-
röhrchen allerdings durch dickere Wände voneinander getrennt
werden als diejenigen unserer Form. Immerhin scheint mir die Ver-
wandtschaft zwischen beiden Arten eine außerordentlich innige zu sein.
Fig. 6. Heliopora tenera n. sp. Querschliff. Vergrößerung 54}, : 1.
(Nach einer mikrophotographischen Aufnahme von H. Hinterberger, Wien.)
Fossilisationsmaterial: Ein teils gelblichweißer, teils
bläulich- bis bräunlichgrauer Hornstein. Die Ausfüllungs-
massen der Haupt- und Nebenröhren sind fast stets heller
gefärbt als die Skeletteile des Korallenstockes. Verwitterte
Stellen rostbraun.
Zahl der untersuchten Stücke: 1; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum.
Ahrdorffia novum genus.
Die 1854 von Reuss!) und 1889 von Söhle?) aus den
1) Beiträge zur Charakteristik der Kreideschichten in den Ostalpen,
pag. 129, Taf. XIII, Fig. 9 u. 10.
2) Das Ammergebirge. Geognost. Jahreshefte Jahrg. XL, pag. 75,
Taf. Il, Fig. 2 u. 2a; Taf. III, Fig..2 u. 2a.
172
ostalpinen Gosauschichten unter der Bezeichnung Porites stellu-
lata Rss. beschriebene Korallenspezies soll als der Typus einer
neuen Gattung betrachtet werden, die wir uns zu Ehren desjenigen
zu benennen erlauben, der das wertvolle, von Pfarrer Slavíček
gesammelte Versteinerungsmaterial von Klogsdorf und Liebisch
dem Erzherzog Joseph Ferdinand-Museum gespendet hat, um es
der Wissenschaft und Allgemeinheit zugänglich zu machen: des
Herrn Prälaten Msgr. Max Ritter Mayer von Wallerstain
und Ahrdorff in Olmütz.
Die Diagnose des Genus Ahrdorffia läßt sich in folgende
Worte kleiden:
Kolonienentwederals Knollenoder alsStämm-
chen mit walzenförmigen Ästen erscheinend und
aus vielen eng aneinander gereihten, feinen und
im Querschnitt länglichrunden bis abgerundet-
eckigen Röhrchen (Tuben) bestehend, von denen
ingewissen Abständen meist je 6—7zueinem kleinen
Sternchen zusammentreten. Dabei bilden die diese
voneinander scheidenden Wände Septen, welche
in der Sternmitte in einem Säulchen zusammen-
stoßen. Auf der natürlichen Stockoberfläche ziehen
sich die Septalleisten vom Sternzentrum etwas zu-
rück, so daß hier ein kleiner Kelch mit einem
isolierten, warzigen Säulchen in der Mitte zur
Entstehung gelangt!). Inden Röhrchen, deren Wände
kompakt, d. h. undurchbohrt sind, finden sich zahl-
reiche, dünne Querböden (Tabulae). Die stern-
förmigen Tubengruppierungen oder Kelchsterne
entsprechen wohl den Autoporen (Calicles) oder
Hauptröhren und die ein Cönenchym darstellen-
den ungeordneten Röhrchen den Siphonoporen
oder Nebenröhren der typischen Helioporiden und
Heliolitiden.
Nach unseren heutigen Erfahrungen ist Ahrdorffia auf
die obere Kreideformation der alpin-karpathischen © Region
(Gosauschichten der Ostalpen, Karpathensandstein von Klogsdorf)
beschränkt.
1) Vgl. Reuss |. c. Taf. XIII, Fig. 10.
N OR
BERN ie
173
Die obiger Charakteristik zugrunde gelegte Ahrdorffia stel-
lulata Rss. sp. wurde zuerst von Reuss!) sowie nach ihm von
de Fromentel?) und Söhle?) — wahrscheinlich auf Grund
einer vermeintlichen Porosität des Skelettes — zur Gattung Porites
gerechnet, und 1860 wollte sie Milne Edwards“) dem Genus
Litharaea einverleiben, ein Vorgehen, das nach unserer Ansicht
als gänzlich verfehlt betrachtet werden muß. Denn daß die in
Rede stehende Spezies keine Poritine sein kann, folgt aus der
erwiesenermaßen kompakten Beschaffenheit ihres Sklerenchyms?),
der reichen Entwicklung eines Cönenchyms und von Böden sowie
aus der Ausbildung des Säulchens, welches weder schwammig wie
bei einer Litharaea ist, noch von einem Pfählchenkranz umringt
erscheint, was bei einer Porites-Form der Fall sein müßte.
Im Jahre 1882 stellte Pratz für Porites stellulata Rss. und
eine andere Gosaukoralle, Porites mammillata Rss., das neue
Genus Mesomorpha‘) auf, das unter anderem durch das Vor-
handensein flachbogig zwischen den Kelchen verlaufender Septo-
costalradien und zahlreicher feiner Traversen sowie einzelner starker
Synaptikel gekennzeichnet wird, welche die benachbarten, seitlich
mit Dornen versehenen Septen verbinden.
Nachdem nun diese Merkmale bloß der habituell sehr an
eine Thamnastraea erinnernden Porites mammillata Rss.’) zu-
kommen, keineswegs aber der Porites stellulata Rss., können wir
7 RUE VEL Reuss 1854, L c.
2) De Fromentel bezeichnet die Art in seiner „Introduction à l’étude
des Polypiers fossiles“ (1858—1861), pag. 251, als „Porites? stellulata“.
3) Vgl. Söhle 1889 L. c.
4) Histoire naturelle des Coralliaires, tome III, pag. 189.
5) Schon von Pratz 1882 konstatiert.
6) Uber die verwandtschaftlichen Beziehungen einiger Korallengattungen
mit hauptsächlicher Berücksichtigung ihrer Septalstruktur. Palaeontogr.,
Bd. XXIX, pag. 114 u. 123; vgl. auch Pratz’ 1883 veröffentlichte Studie:
Eocaene Korallen aus der Libyschen Wüste und Agypten. Palaeontogr., Bd. XXX,
pag. 226—227. G
7) Die große Ähnlichkeit des Genus Mesomorpha mit Thamnastraea hat
auch 1899 W. Vaughan gelegentlich der Beschreibung seiner aus dem Eocän
von Jamaica stammenden Mesomorpha catadupensis betont. (Bull. Mus. comp.
Zool., Vol. XXXIV, pag. 247.)
Während Felix vor einigen Jahren Gelegenheit hatte, Mesomorpha
mammillata eingehend zu untersuchen, kam ihm damals leider kein Exemplar
der gosauischen Porites stellulata Rss. unter die Hände. (Anthozoën der Gosau-
schichten. Palaeontogr., Bd. 49, pag. 224—226.)
174
an keine nähere Verwandtschaft der beiden Spezies glauben und
möchten daher den Gattungsnamen Mesomorpha nur auf die
erstere Form angewendet wissen.
Beieinem ganz flüchtigen Vergleiche von Querschliffen gewisser
in den obertriadischen Zlambachschichten gefundener Spongio-
morphiden (Heptastylis und Heptastylopsis!) mit solchen von
Ahrdorffia vermeint man, in den von dem cönenchymartigen Ge-
webe nicht scharf abgegrenzten, sechsstrahligen Sternchen einen
gemeinsamen Charakterzug zwischen beiderlei Korallen zu erkennen.
Daß diese Ähnlichkeit indessen nur eine rein äußerliche, schein-
bare ist, wird einem sofort klar, sobald man sieht, wie das Cünen-
chym und die Sternlein der Spongiomorphiden aus massiven Tra-
bekeln oder Primärdornen bestehen, wogegen sie bei unseren Ober-
kreide-Anthozoën von hohlen Tuben gebildet werden.
Wenn Ahrdorffia irgend einer Korallenfamilie zugeordnet
werden soll, dürfte es diejenige der Heliporiden sein, an welche
sich Porites stellulata Rss. sowohl durch ihr stark entwickeltes
Röhrencönenchym und die in dieses eingestreuten Sternchen?) als
auch durch die zahlreichen, in allen Tuben vorhandenen Horizontal-
böden anschließt. Während aber bei der Gattung Heliopora ein
Säulchen fehlt, die Autoporensepten sehr kurz zu bleiben pflegen,
nur höchst selten die Hälfte (oder ganz ausnahmsweise °/,) des Kelch-
radius an Länge erreichen und die Tabulae der Hauptröhren in
der Regel entfernter stehen als die der Siphonoporen, folgen bei
Ahrdorffia die Böden in allen Poren (Tuben) in ziemlich gleich-
engen Zwischenräumen aufeinander und erstrecken sich die Septal-
lamellen bis zu den durch ein Säulchen ausgezeichneten Stern-
1) Vel. F. Frech, Die Korallenfauna der Trias. Palaeontogr., Bd. XXX VII -
(1890), pag. 68 ff.
2) Die bei Ahrdorffia stellulata zu beobachtenden Kelchsternchen sind
nicht mit. den bei einigen Helioporen zufällig und ungesetzmäßig vorkommenden
sternartigen Gruppierungen der Cönenchymröhrchen (vgl. pag. 168 dieser Ab-
handlung) zu verwechseln, sondern entsprechen wohl vielmehr deren Autoporen.
Entstehen diese aber bei Heliopora durch eine weitgehende Verschmelzung
mehrerer Siphonoporen (vgl. Gregory, Proc. Roy. Soc. London. Vol. LXVI.
pag. 295), so bleiben bei Ahrdorffia stellulata die 6 oder 7 zu einem Sterne
zusammentretenden Tuben im Inneren (d. h. unterhalb der Oberfläche) der
Kolonien durch die „Septen“ voneinander getrennt und erlangen erst unmittelbar
an der freien Stockoberfläche in der Umgebung des Säulchens offenen Zusammen-
hang (vgl. Reuss 1854 1. c. Taf. XIII, Fig. 10.)
175
mitten, Eigenschaften, durch welche sich unsere Korallengattung
wenigstens zum Teil manchen paläozoischen Heliolitiden zu nähern
scheint!).
Ahrdorffia chaetetoides n. sp.
(Taf. IV, Fig. 4 a—d.)
Gar nicht so selten treten im konglomeratischen Karpathen-
sandstein des Klogsdorfer Steinbruches Ahrdorffia-Kolonien auf,
welche zumeist die Gestalt unregelmäßiger, dicker Knollen auf-
weisen und gerne von Bohrmuschel- und Serpulagängen durchzogen
werden. Ihre Oberfläche ist, wie es ja bei dem Vorkommen der zarten
Versteinerungen in einem grobklastischen Gestein begreiflich erscheint,
niemals intakt erhalten, sondern bald abgescheuert, bald infolge einer
starken Korrosion rauh und mit eckig- kantigen Höckern und
Gruben bedeckt. Kleinere, lose gefundene Stücke mit teilweise
ebenflächiger Begrenzung haben sich offenbar an Sprüngen von
größeren Stücken losgetrennt. Aus der divergierend-büschelförmigen
Anordnung der Korallenröhrchen, welche an den Seiten einiger
Exemplare herausgewittert sind, können wir auf eine mehr oder
minder gewölbte ursprüngliche Oberflächenform der letzteren schließen.
Die ansehnlichste der mir vorliegenden, knollenförmigen
Kolonien besitzt eine Länge von 10'/;, eine Breite von 9 und eine
Höhe von 8 cm.
Die Stöcke bestehen aus zahlreichen, zierlichen und mit ihren
relativ dünnen undurchbohrten Wänden eng aneinander gelagerten
Tuben, von deren gerne in die Länge gezogenen, ovoidalen oder
abgerundet-eckigen Querschnitten etwa 17—18 auf 1 mm? eines
Transversalschliffes zu liegen kommen. Während die meisten dieser
Röhrchen ein mehr minder irreguláres Cünenchym zusammensetzen,
bilden in einigermaßen wechselnden Abständen meist je 6—7
(seltener 5 oder 8) Tuben zierliche Kelchsternchen, wobei die sie von
einander trennenden Wände als Septen erscheinen, deren zentrale
Verwachsung sich uns als ein Säulchen darstellt. Um die vom
Cönenchym nicht scharf abgehobenen Sternlein?), deren Durch-
1) Vgl. G. Lindström, Remarks on the Heliolitidae. Kongl. Svenska
Vetensk.-Akad. Handling. N. F. Bd. 32 (1899—1900.)
2) Die innige Verknüpfung dieser „Calicles“ mit dem Cönenchym kommt
dadurch zustande, daß sich ihre Septen nach außen hin gewissermaßen gabeln
und in die Wände der Siphonoporen übergehen.
176
messer 0:5—09 m — am häufigsten 0°7—0:8 mm — beträgt,
ordnen sich die ihnen nächst-benachbarten und gern ein wenig
kleineren Siphonoporen mitunter in einem Kreise an. Wie bereits
angedeutet worden, ist die gegenseitige Entfernung der Kelch-
sterne einer gewissen, nicht zu geringen Variabilität unterworfen:
Während sich ihre Zentraldistanzen bei mehreren mikroskopisch
durchmusterten Querschliffen auf 14—22 mm belaufen, scheinen
sie bei ein paar anderen Beträge von 3 mm und mehr zu
erreichen, so daß man bei flüchtiger Betrachtung der Objekte
die ohnedies vom Röhrencönenchym nicht scharf getrennten Kelch-
sternchen leicht übersehen kann. Ein Bild der am häufigsten
beobachteten Anordnung derselben bietet nachstehende Figur.
Fig. 7. Ahrdorffia chaetetoides n. sp. Querschliff. Vergrößerung 5#/, : 1.
(Nach einer mikrophotographischen Aufnahme von H. Hinterberger, Wien.)
Eine Stockpartie mit relativ gedrängt und eine solche mit
verhältnismäßig schütter auftretenden Sternlein findet sich auf
Taf. IV, Fig. 4 c, respektive 4 d dargestellt.
Der Längsschliff zeigt außer den Röhrenwänden, deren Dicke
etwa einem Fünftel oder Viertel der kleinsten Tubenweite entspricht,
noch die sich zwischen ihnen in ziemlich gleichmäßig engen Inter-
vallen ausspannenden Querböden (Tabulae), von denen auf 1 mm
Röhrenlänge zirka 6 entfallen. Wenn diese überaus zarten, flach
gebogenen bis ebenen Gebilde in benachbarten Tuben ungefähr
in gleicher Höhe, d. h. neben einander liegen, so erscheint die
Kolonie aus dünnen parallelen Lagen oder konzentrischen Zuwachs-
zonen aufgebaut, die sich auch auf den angewitterten Seitenflächen
177
der Knollen zuweilen deutlich erkennen lassen. (Vgl. Taf. IV,
Fig. 4a). |
Die hiermit beschriebene Koralle steht der in den Gosau-
schichten der Ostalpen (Gosau, Ammergebirge) vorkommenden
Ahrdorffia stellulata Rss. sp. außerordentlich nahe, an welche sie
insbesondere durch die Größe der Tuben und Kelchsterne sowie
die Anordnung der Tabulae — je 6 auf 1 mm Röhrenlänge — leb-
haft erinnert.) Die dick-knollenförmige Gestalt ihrer Kolonien,
die verhältnismäßig dünne Beschaffenheit der Röhrenwände und
die stellenweise beträchtlichen Entfernungen der Sternchen dürften
:
k
:
à
À 6
:
ae,
i
TL: DATE TT UE.
Fig. 8. Ahrdorffia chaetetoides n. sp. Längsschliff. Vergrößerung 12 : 1.
Wie bei der vorigen Figur erscheinen auch hier stellenweise die Tubenwände
infolge limonitischer Infiltrationen dicker, als sie es tatsächlich sind.
(Nach einer mikrophotographischen Aufnahme von H. Hinterberger, Wien.)
aber immerhin ihre Abtrennung von der ostalpinen Form erlauben,
welche walzig-ästige Stöcke, relativ dicker-wandige Tuben?) und
höchstens 22 mm mit ihren Zentren voneinander abstehende
Kelche besitzt.
1) Vgl. Söhle, Geognostische Jahreshefte. Bd. XI, Taf. III, Fig. 2 und 2a.
Auch hier entfallen auf 1 mm? des Querschliffes zirka 17—18 Tubenöffnungen.
?) Die Dicke der Tubenwände bei A. stellulata dürfte sich nach den von
Reuss und Söhle 1. c. gelieferten Abbildungen auf !/,—°/, der geringsten
Porenweite belaufen.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XI. 12
Die durch seitlich herausgewitterte Röhrchen ausgezeichneten
Knollen, die zahlreiche Böden zeigenden Längsschliffe und manche
an deutlichen Kelchsternchen arme Querschliffe unserer Anthozoë
scheinen auf den ersten Blick eine so grobe Ähnlichkeit mit ge-
wissen Chaeteten — z. B. mit Chaetetes Coguandi Mich. aus der
südfranzösischen Hippuritenkreide!) und Chaetetes Capri 1 Ang.
d’Oss. aus dem Urgon von Capri?) — aufzuweisen*), daß man sie
bei oberflächlicher Betrachtung mit derartigen Formen verwechseln
könnte®). Sobald man sich aber bei einer genauen Untersuchung
des Materials von der Anwesenheit der Calicinalsterne und dem
Fehlen der für die Tuben (Coralliten) des Tabulatengenus Chaetetes
charakteristischen Dornensepten überzeugt hat, erkennt man die
eigentliche Natur der Klogsdorfer Spezies und ihre innige Ver-
wandtschaft mit der gosauischen Ahrdorffia stellulata.
Fossilisationsmaterial: Ein vorherrschend bräunlich- oder
weißlichgrauer Hornstein. Bald sind die Skelletteile der
Korallenstücke hellgelblich und die Ausfüllungsmassen der
Röhrchen dunkelbraun, bald dagegen die ersteren dunkelgrau-
braun und die letzteren lichtbräunlich oder bláulichweib
gefärbt. An den Tubenwänden hat sich häufig eine rostbraune,
zackige Infiltration von Eisenoxydhydrat angesiedelt.
Zahl der untersuchten Stücke: 15; k. k. naturhistorisches
Hofmuseum, Museum Josepho-Ferdinandeum, Sammlung
Slaviceks (Liebisch).
1) Vel. Michelin, Iconographie zoophytologique, pag. 306, Taf. 73,
Fig. 3.
2) Vgl. Angelis d'Ossat, Coralli del Calcare di Venassino. (Isola di
Capri) Atti R. Acc. d. Sc. fis. mat. e nat. 2a. XII, pag. 12—13.
3) Diese Ähnlichkeit wird noch dadurch verstärkt, daß man nicht selten
von den Wänden der Tuben einige kleine Zacken in deren Inneres ragen sieht.
Die mikroskopische Untersuchung lehrt aber, daß dieselben nicht etwa den
Dornensepten der Chaeteten entsprechen, sondern ganz zufällige Gebilde einer
limonitischen Infiltration darstellen.
4) Daher der von uns für die Klogsdorfer Koralle gewählte Speziesname
„chaetetoides“.
=
ia
179
V. Literatur über Kreidekorallen ').
Angelis d'Ossat, G. de, Coralli del Cretacico inferiore della
Catalogna. Palaeont. Ital. Vol. XI, Pisa 1905.
— I Corallari del calcare di Venassino (Isola di Capri). Atti
R. Acc. d. Sc. fis. mat. e. nat. 2a. XII, Napoli 1905.
Bölsche, W., Die Korallen des unteren Pläners im Sächsischen
Elbthale. In: Geinitz, Das Elbthalgebirge I. Der untere Quader.
Palaeontogr., XX.,, pag. 45, Cassel 1871—1875.
Böse, E., Monografia geologica y paleontologica del Cerro de
= Muleros cerca de ciudad Juärez, estado Chihuaha y descrip-
tion de la fauna cretäcea de la encantada, placer de Guada-
lupe, estado Chihuahua. Boll. del Inst. geol. de Mexico.
Numero 25 (Text und Atlas), Mexico 1910.
Coquand, H., Monographie de l'étage Aptien de l'Espagne.
Marseille 1865.
Dacqué, E., Mitteilungen über den Kreidecomplex von Abu
-Roash bei Cairo. Palaeontogr., Bd. XXX, pag. 355, Stutt-
gart 1909.
Eichwald, E. d’, Lethaea rossica ou Paléontologie de la Russie.
Tom. II. (Text u. Atlas.) Stuttgart 1865—1869.
Felix, J., Beiträge zur Kenntnis der Astrocoeninae. Zeitschr. d.
Deutsch. geol. Ges., Bd. 50, Berlin 1898.
— Über zwei neue Korallengattungen aus den ostalpinen
Kreideschichten. Sitzungsber. d. naturf. Ges. zu Leipzig,
Leipzig 1900.
- — Studien über die korallenführenden Schichten der oberen
Kreideformation in den Alpen und den Mediterrangebieten.
I. Teil. Die Anthozoën der Gosauschichten in den Ostalpen.
1. Hälfte. Palaeontogr., Bd. 49, Stuttgart 1903.
— Verkieselte Korallen als Geschiebe im Diluvium von Schlesien
und Mähren. Zentralbl. f. Min. usw. Jahrg. 1903, Stutt-
gart 1903.
1) Die obige Liste bietet im Vereine mit den von Poëta (Anthozoën der
böhmischen Kreideformation pag. 5—8) und Prever (Fauna coralligena del
Cretaceo dei Monti d’Ocre, pag. 146—147) zusammengestellten Literaturver-
zeichnissen ein ziemlich vollständiges Bild der sich überhaupt mit Kreide-
korallen befassenden Publikationen.
12*
180
Felix, J., Korallen aus portugiesischem Senon. Zeitschr, d,
Deutsch. geol. Ges., Bd. 55, Berlin 1903.
— Über eine Korallenfauna aus der Kreideformation Ostgaliziens,
Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. 58, Berlin 1906.
— Studien über die Schichten der oberen Kreideformation
in den Alpen und den Mediterrangebieten, II. Teil. Die
Kreideschichten bei Gosau. Palaeontogr., Bd, 54, Stuttgart
1907 —1908.
— Beiträge zur Kenntnis der Korallenfauna des syrischen
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‚184
VI. Beziehungen der Korallenfauna.
= © 28e s
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B) s la, | : s © = Bol 2m
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Namen der Klogsdorfer su ja JS 5 a | Sol & [© dla k
Korallenarten, Filme Va l = S = Elsa
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NÍ jes re | (S O|M| E | E |E?2|ó <
Dendrogyra cf.pyrenaicaMich.sp.| . x
Diplocoenia klogsdorfensis n.sp. | x | . |.
Cryptocoenia Kittli m. sp.. . .| + | x | x
Cryptocoenia Uhligi n.:ep. 40h ae PME
Phyllocoenia lepidoides m. sp. . | .-I» | -ee |. 422 = =
Orbicella (?) moravica n. sp... || PSN MORE
Orbicella cf. cribraria Mich. sp. | x
Orbicella sulcatolamellosa |
Mich; ‚sp. Lt PR, En RS SV O c ey ee eh je! ==
Isastraea subhörnesi n. "sp. Be le ER ART RE | 2
Isastraea aff. Guettardi M. E.etH. |. |. |. |. I.1.1.1. I. 1x. 1.
Isastraea sp. . . . . . Vo ANNE MIRE
Isastraea n. sp. ind. . PV ;
Isastraea bieskidensis n. sp. ni x
Favia carpathica n. sp. . ER. eu ee Pe S Z
Thecosmilia dilatata From. tot Ar) AIN) IE RAI ECS
Diploria Slavíčeki n. sp.. X -
Thamnastraea sp. - o:
Thamnastraea decipiens Mich. sp. | M Fam
Thamnastraea decipiens Mich. sp. |
var. confusa Rss, : | TER
Thamnastraea exigua Rss.. . . |. +
Latimaeandraraea Felixi n. BREI | SPN x
Oculinidarum sp. ind.. . VE se Sl - .
Astrocoenia hexaphylloides Fel |. + : x
Astrocoenia cf.hexaphylla Qu. >P- 2 PET ON X
Actinacis Remesi Fel.. . | X |-|-
Actinacis cymatoclysta Fel. es N nn.
Actinacis retifera n. sp.. . O 0h. raté tbe
Actinacis (?) octophylla Fel. sp. N tal sche dý 5 Tak ee
Poritesaff textilis -Peeta © Pa RE 010001 n
Heliopora Lindströmi Rem. La 1) | AMEN W Hm | zh kn
Heliopära tenera m. sp. . -cv OS EEE
Ahrdorffia chaetetoides n. sp. fée eds) 60) SV re
1 +11 +18 + 4+ 4+
Zusammen (lo „io ji x{ı xt ch Se zL xl x l6 à 11x |1x
(+ identische, x nahe verwandte Spezies.)
1) Auch geschiebeartig an der Oder bei Oppeln.
Tafel I.
F. Trauth: Die oberkretazische Korallenfauna
von Klogsdorf in Mähren.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Erklärung der Tafel I.
. Diplocoenia klogsdorfensis n. sp. Museum Josepho-Ferdinandeum.
a) Querschliff, das Innere der Kelchsterne zeigend. Vergrößerung 2:1.
b) Querschliff, die zwischen den Kelchsternen befindlichen Costalradien
zeigend. Vergrößerung”1?/,,: 1% »7.. 2 rs . Seite 128
. Cryptocoenia Rittli n. sp. K. k. naturhistorisches Hofmuseum.
a) Oberflächenansicht in nat. Größe.
b) Angewitterte Oberflächenpartie in nat. Größe.
c) Querschliff. Vergrößerung 2/,21.. S. +145 = 22 . . Seite 129
. Oryptocoenia Uhligi n. sp. K. k. naturhistorisches Hofmuseum.
a) Ansicht der angewitterten Unterseite des Stockes in nat. Größe.
b) Ansicht der teils angewitterten, teils angeschliffenen Oberseite des
Stockes in nat. Größe.
c) Angeschliffene Partie der Oberseite des Stockes, Vergrößerung
BU RES PPT RE TER SR A ER A ne ee + . ie
+ Phyllocoenia lepidoides n. sp. K. k. naturhistorisches Hofmuseum.
a) Oberflächenansicht in nat. Größe.
b) Oberflächenpartie. Vergrößerung 2:1... . . . . . . . Seite 131
. Orbicella sulcatolamellosa Mich. sp.
Oberflächenansicht, Vergrößerung 2:1. K. k. naturhistorisches Hof-
DÜSEN har Re EN 0 ké ee ee
F. Trauth: Die oberkretazische Taf. l:
Korallenfauna von Klogsdorf in Mähren.
Lientdruck v. Max Jaflé, Wien
Zeitschrift des mährischen Landesmuseums, Bd. XI., 1911.
Tafel II.
„E Trauth: Die oberkretazische Korallenfauna
von. Klogsdorf in Mäbren.
Fig.
Fig.
Fie.
Fig.
Erklärung der Tafel II.
. Orbicella (?) moravica n. sp. Museum Josepho-Ferdinandeum.
a) Oberflächenansicht in‘nat. Größe.
b) Querschliff durch eine Kelchröhre, Vergrößerung 1!/,:1 . Seite 132
. Orbicella ef. cribraria Mich. sp. Oberflächenansicht in nat. Größe.
Museum Josepho-Ferdinandeum ....... 8 4 ee + Seite 134
. Isastraea subhörnesi n. sp. Querschliff in nat. Größe. Museum Josepho-
Ferdinandeg#ist #25 „BE KTOISEN À ER. 00 Seite 137
. Isastraea n. sp. ind. K. k. naturhistorisches Hofmuseum.
a) Angewitterte Oberflächenpartie. Vergrößerung 1?/,:1.
b) Querschlifi. Vergrößerung 1,11 Seite 139
. Isastraea bieskidensis n. sp. K. k. naturhistorisches Hofmuseum,
a) Oberflächenansicht in nat. Größe.
b) l
| Querschliff, Vergrößerung 11,220 5 = Seite 140
C .
. Favia carpathica m. sp. Querschliff. Vergrößerung 2:1. K. k. natur-
bistorisches' Hofmuseum u... AE See . . . Seite 141
. Thecosmilia dilatata de From. Angeschliffene Oberseite in nat. Größe.
K- K naturhistorisches Hofmuseum 0 CR Seite 143
F. Trauth: Die oberkretazische Fat 8
Korallenfauna von Klogsdorf in Máhren.
Li>htdruck v. Max Jaffé, Wien.
Zeitschrift des máhrischen Landesmuseums, Bd. XI., 1911,
‘katel-ILJ;
F.,Trauth: Die oberkretazische Korallenfauna
von Klogsdorf in Mähren.
et CPE So PE |
Erklärung der Tafel III.
. Diploria Slavieeki n. sp. Museum Josepho-Ferdinandeum.
a) Querschliff in nat. Größe.
by Querschliff. Vergrößerung 211446 sus 2 2, 778 Seite 144
. Thamnastraea decipiens Mich. sp. var. confusa Rss. Querschliff. Ver-
- größerung 1?/,:1. K. k. naturhistorisches Hofmuseum . . . Seite 146
. Thamnastraea exigua Rss. Querschliff. Vergrößerung 2/,:1. K. k.
naturhistorisches Hofmuseum .:.'..:-. a I 0 . 2. Seite 149
. Latimaeandraraea Felixi n. sp. Museum Josepho-Ferdinandeum.
a) Oberflächenansicht in nat. Größe.
b) Querschliff in nat. Größe.
c) Querschliff. ‚Vergrößerung "TI Tr rn za Seite 150
. Astrocoenia hexaphylloides Fel.
a) Querschliff in nat. Größe. K. k, naturhistorisches Hofmuseum.
b) Auerschliff. Vergrößerung 2°?/,:1. Museum Josepho-Ferdinan- _
deum 44 4: er 4 ee ae Re CI OC ME Seite 152
. Actinacis retifera n. sp. Querschliff. Vergrößerung 3:1. K. k. natur-
historisches Hofmuseum. (Nach einer photographischen Aufnahme von
EL. ‘Hinterberger in Wien) 2:24 RE RER Seite 159
PF. Trauth: Die oberkretazische
Taf, III,
Korallenfauna von Klogsdorf in Mähren,
Lichtdruck v. Max Ja”e, Wien
Zeitschrift des máhrischen Landesmuseums, Bd. XI., 1911.
c Dar aj 2% y D
4 Ode ; FR
Tafel: IV.
F. Trauth: Die oberkretazische Korallenfauna
von Klogsdorf in Mähren.
Erklärung der Tafel IV.
. Actinacis Remesi Fel. Längsschliff durch einen Stock, dessen schmale
Zuwachszonen zeigend. */, der nat. Größe. Museum Josepho-
Ferdinandeum -55 250068" 8, ee CRU =
. Heliopora Lindströmi Rem. sp. Seitenansicht in nat. Größe. Museum
Josepho-;Ferdinaudeum!.. „tx. 4.nardesnsl on» létu ete . Seite 166
. Heliopora tenera n. sp. Seitenansicht in nat. Größe. K. k. natur-
historisches Hofmuseume . 38 sg 7 p . Seite 169
. Ahrdorffia chaetetoides n. sp.
a) Seitenansicht in nat. Größe. Museum Josepho-Ferdinandeum.
b) Querschliff in nat. Größe. K. k. naturhistorisches Hofmuseum.
c) Querschliff mit verhältnismäßig zahlreichen Kelchsternchen. Ver-
größerung 4:1. K. k. naturhistorisches Hofmuseum.
d) Querschliff mit verhältnismäßig schütter angeordneten Kelchsternchen,
Infolge limonitischer Infiltrationssubstanz, die sich nicht selten an
den Tubenwänden abgelagert hat, erscheinen diese hier — ebenso
wie in Fig. 4c — stellenweise dicker, als es ihrem natürlichen
Verhalten entspricht. Vergrößerung 4:1. K. k. naturhistorisches
Hofmuseum. (Fig. 4c und d nach einer mikrophotographischen
Aufnahme von H. Hinterberger in Wien.) . . . . . . . Seite 175
F. Trauth: Die oberkretazische Taf. IV.
Korallenfauna von Klogsdorf in Mähren,
HAE
ÜBER,
SU
hi
cy
“ 70
dis
Lichtdrusk v. Max Jafle, Wien
Zeitschrift des máhrischen Landesmuseums, Bd. XI., 1911,
Tipulidae Moravicae.
(Die mährischen Schnacken.)
Von Karl Czizek.
Dem Andenken seines lieben Vaters.
I. Einleitung.
Die Tipulidae s. I. gehören in jene Abteilung der Zwei-
flügler, die Schiner in seiner Fauna austriaca nach der Zahl
der Fühlerglieder unter dem Namen Nematocera, das ist Lang-
hörner, zusammengefaßt hat und die sich von seinen Brachyceris
oder Kurzhörnern durch wenigstens sechs oder mehr deutliche
Fühlerglieder unterscheiden.
Nach dem von Brauer auf die Beschaffenheit der
Mundteile, der postembryonalen Entwicklung und dem
Kopfbau der Larven und Imagines begründeten Dipteren-
system gehören die Tipulidae s. I. in die Abteilung Orthorrhapha
und in die dritte Zunft der Unterabteilung Orthorrhapha
nematocera (Orthorrhapha nemocera!).
1) Nach der Beschaffenheit der Larven und der Häutungsart der
Nymphen hat Brauer die Dipteren in zwei große Abteilungen geteilt: in
Cyclorrhapha und Orthorrhapha.
Die Larven der Cyclorrhapha besitzen keine Mund- oder Kiefer-
kapsel. Der Schlund ist frei oder von einem Chitinskelette, dem sogenannten
Schlundgerüst, umgeben. Es ist unbewehrt oder vorn mit Haken bewaffnet,
die aber nie zum Beißen eingerichtet, also nie gegenständig sind. Der erste
Ring ist stets häutig. Die Nymphe ist immer in der zur Tonne er-
härteten Larvenhaut verborgen, ruhend; sie sprengt die Tonne
am Vorderpole mit einem Deckel. Die Sprengung der Tonne geschieht
Zeitschrift des máhr. Landesmuseums. XI, 13
194
Brauers Dipterensystem blieb nicht unangefochten. Neben
Gerstäcker hat besonders Osten Sacken die Gruppierung der
Familien innerhalb der von Brauer aufgestellten drei Tribus der
Orthorrhapha nematocera bemängelt und in seiner Schrift „On
the characters of the three divisions of Diptera: Nemocera
vera, Nemocera anomala and Eremochaeta“ (Berl. Ent.
Zeitschr., 1892, pag. 417—466) ein neues System aufgestellt, das
alle morphologischen Merkmale, der Larven sowohl als auch der
Imagines berücksichtigen will. Die Tipulidae s. l. werden von
Osten Sacken in die erste Unterabteilung, Nemocera vera,
gestellt. | |
Zum Vergleiche seien die beiden Dipterensysteme hier neben-
einander angeführt, soweit sie auf die Orthorrhapha nematocera
Brauers Bezug haben.
bei den Cyclorrhaphen zumeist durch die Stirnblase, die später zusammen-
schrumpft, aber als Stirnspalte auch beim vollkommenen Insekt sichtbar
bleibt. Zwischen ihr und der Fühlerwurzel liegt eine für die meisten Cyclor-
rhaphen charakteristische Schwiele, die durch die Verdickung der Chitin-
decke des Kopfes entsteht und Lunula heißt. Erstere fehlt bei den Syrphiden,
bei den Pipunculiden und Platypeziden auch die Lunula. (Becher, Zur Kenntnis
der Kopfbildung der Dipteren. Wien. Ent.-Ztg., 1882, pag. 49—54.)
Die Larven der Orthorrhaphen besitzen eine Mund- oder Kiefer-
kapsel oder einen vollständig differenzierten Kopf. Die Nymphe
ist frei, mumienförmig, oder sie ist in der Larvenhaut verborgen und
bildet eine falsche Tonnenpuppe. Charakteristisch ist in beiden Fällen
die Häutungsart der Nymphe, welche die Larvenhaut immer in
Form eines dorsalen Längsrisses oder einer T-förmigen Spalte
durehbricht. Den Imagines der Orthorrhaphen fehlt ausnahmslos
die Stirnspalte und die Lunula.
Vergleiche:
Schiner: Ein neues Dipterensystem. Wien, Zool.-bot. Ges., 1864, pag. 201—212.
Schiner: Das neue Dipterensystem. Wien, Zool.-bot. Ges. 1867, pag. 631—638.
Brauer: Die Einwendungen Dr. Gerstäckers gegen die neue Einteilung der
Dipteren. Wien, Zool.-bot. Ges., 1867, pag. 737—742. ©
Marno: Die Typen der Dipterenlarven als Stützen des neuen Dipterensystems.
Wien, Zool.-bot. Ges., 1869, pag. 319 ff.
Brauer: Kurze Charakteristik der Dipterenlarven zur Bekräftigung des neuen
Dipterensystems. Wien, Zool.-bot. Ges., 1869, pag. 843—852.
Becher Bd.: Zur Kenntnis der Kopfbildung der Dipteren. Wien. Ent.-Ztg.,
1882, pag. 49—54.
Brauer: Üher die Verbindungsglieder zwischen den orthorrhaphen und cyclor-
rhaphen Dipteren. Wien, Zool.-bot. Ges., 1890, pag. 273 ff.
195
Brauer: Osten Sacken:
I. Orthorrhapha nematocera: I. Nemocera vera:
A. Oligoneura: Cecidomyidae
Cecidomyidae. Mycetophilidae
B. Eucephala: Culicidae
Mycetophilidae Chironomidae
Bibionidae Psychodidae
Ryphidae (?) Dixidae
Simulidae Tipulidae.
Chironomidae II. Nemocera anomala :
Blepharoceridae Bibionidae
je stád REO
7 x Blepharoceridae
Ptychopteridae. En iıdeo
C. Polyneura: Orphnephilidae.
Limnobidae
Tipulidae,
Wenn nun auch die Stellung einzelner Gruppen im System
Anlaß zu Zweifeln und gegenteiligen Anschauungen gegeben hat
(vide: Ptychopteridae, Dixidae), im großen und ganzen sind die
Merkmale der Tipuliden so ausgezeichnet, ihr Habitus im all-
gemeinen so gleichförmig, daß über die Zugehörigkeit einer Art
zu dieser Abteilung auch für den Laien wohl keine Zweifel ent-
stehen können.
Sie umfaßt Arten, deren Untergesicht stark schnauzenförmig
vorgezogen ist, weshalb sie Meigen Schnauzmücken oder
schnauzenförmige Schnacken nennt. Das letzte Tasterglied
ist verlängert (die Taster sind peitschenförmig), oder es ist kaum
länger als das vorletzte Glied (die Taster sind dann verhältnis-
mäßig kurz), ein Merkmal, das Osten Sacken benutzte, um die
Gattungen der Tipuliden in zwei Gruppen zu spalten, in Tipulidae
longipalpi (Bergroth: Tipulinae longipalpes) und Tipulidae
brevipalpi (Bergroth: Tipulinae brevipalpes).
Der Kopf ist freistehend, nicht ausgehöhlt, also dem Thorax
nicht anliegend. ©
Die Fühler sind 6- bis 19 gliedrig; an die Basalglieder reihen
sich die oft mit Wirtelhaaren kranzförmig besetzten Geißelglieder
an, die bei manchen Arten überdies durch Seitenfortsätze kamm-
15*
196
artig verziert oder sägezahnartig ausgeschnitten oder am Grunde
eigentümlich verdickt sind.
Der Rückenschild zeigt eine für die Arten dieser Familie
sehr charakteristische Quernaht, die bei keiner hierher gehörigen
Art fehlt und ein ziemlich sicheres Merkmal ist, um die Tipuliden
von anderen verwandten Familien der Orthorrhapha nemocera zu
unterscheiden!).
Der Hinterleib ist walzenförmig und besteht zumeist aus
neun Ringen; das achte und neunte Segment nehmen an der
Bildung des Hypopygiums beziehungsweise der Legeröhre teil.
Beim Männchen erscheint das Hinterleibsende durch die stark
entwickelten Lamellen und die vortretenden Anhänge oft kolbig
aufgetrieben; der Hinterleib des Weibchens endigt in einer ver-
schieden geformten Legeröhre.
Die Beine der Tipuliden sind ohne Ausnahme lang und
dünn, bei den Weibchen oft robuster gebaut. Sie sind zart be-
haart; größere Dornen oder auffallende Borsten fehlen ausnahms-
los, nur die Schienen tragen bei vielen Arten Endsporne. Die
Beine aller Tipuliden sind äußerst empfindlich und brechen oft
schon bei der leisesten Berührung an der Schenkelwurzel ab.
Die Flügel sind lang, aber verhältnismäßig schmal, vieladrig,
glashell, gelb, braun oder schwärzlich tingiert, gefleckt oder ge-
bändert. Sie liegen in der Ruhe dem Leib entweder parallel auf,
oder sie sind halb ausgebreitet. Manche Arten haben im weib-
lichen Geschlechte verkürzte Flügel; eine Gattung (Chionea) ist
flügellos.
Über den Aufenthalt und das Vorkommen der Tipuliden
wird bei den einzelnen Arten gesprochen werden. Im allgemeinen
sei hier bemerkt, daß die Schnacken zumeist nur an feuchten,
schattigen Örtlichkeiten leben, in Auen mit üppiger Vegetation,
in grasreichen, nassen Wiesen, besonders in solchen, die mit Ge-
büsch bestanden sind, an schilfbewachsenen Wassergräben, an mit
Gebüsch besetzten Bach- und Flußufern, an Seen und Teichen,
1) Die Ptychopteridae, von Schiner als eigene Gruppe angeführt, von
Osten Sacken zu den Tipulidae brevipalpi gestellt und noch von Verrall
und de Meijere zu den Tipuliden gerechnet, müssen aus dieser Familie aus-
geschieden werden, denn ihre Larven sind nach dem Zeugnisse Brauers
eucephal. Dasselbe gilt von den Dixidae, die noch Westhoff als Unter-
abteilung der Tipulidae anführt.
197
in Jungwäldern und auf Waldlichtungen, an quelligen Stellen im
Hochwalde mit reicher Vegetation, auf Torfwiesen und Moor-
flächen usw. Sie führen meist ein verborgenes Dasein, nur wenige
Arten (Pachyrrhina) besuchen Blüten, vornehmlich Dolden. Einige
Arten schwärmen vor Sonnenuntergang um Gebüsch gleich den
Chironomiden.
Die verschiedenen Arten der Tipulidae bevorzugen aber ganz
bestimmte, der Lebensweise ihrer Larven am meisten zusagende
Lokalitäten. In baumarmen Gegenden fehlen naturgemäß die
Ctenophorinen, oder sie gehören dort zu den größten Seltenheiten;
Tipula maxima fand ich stets nur an oder in der Nähe von Ge-
birgsbächen, Pedicia rivosa an sehr feuchten, quelligen Stellen im
Hochwalde in Gemeinschaft mit Tricyphona-Arten, Tipula nigra in
Torfwiesen, Tipula excisa nur in den höheren Regionen unseres
Mittelgebirges usw.
Auch über die Zeit, in der die Tipuliden bei uns schwärmen,
soll hier nur im allgemeinen gesprochen werden. Die flügellose
Chionea erscheint, wie ich einer Mitteilung des Herrn Oberforst-
meisters Alexander Siebeck entnehme, bei uns schon Anfang
März; nachMeigen und Schiner erscheint sie selbst in den Winter-
monaten auf dem Schnee. Ebenso fliegt Trichocera hiemalis noch
im November und erscheint schon Ende Februar und Anfang
März. Einige Arten scheinen zwei Generationen zu haben, denn
sie fliegen schon im ersten Frühjahre und werden dann noch im
Spätherbste massenhaft angetroffen. Die meisten Arten sind aber
bezüglich ihrer Flugzeit doch an eine bestimmte Jahreszeit ge-
bunden, obwohl man Arten, die sonst nur im Frühjahre angetroffen
werden, in günstigen Jahren auch im Herbste findet, wie Cylindro-
toma distinctissima, die ich bisher stets nur im ersten Frühjahre
antraf, also wie ihre Verwandten Triogma und Phalacrocera für
eine früh erscheinende Art hielt, die ich aber im vergangenen
Jahre Ende August und Anfang September in einer zweiten Ge-
neration vorfand und häufig fing.
Über den Fang und das Präparieren der Dipteren er-
teilt Mik in seiner bekannten Schrift (Wien, Zool.-bot. Ges., 1880,
347 #.) wertvolle Winke, die ich mir in den nachstehenden Zeilen
zu ergänzen erlaube. Das Spießen der lebenden Tiere direkt aus
dem Netze heraus empfiehlt sich bei den Tipuliden nicht, da —
wie schon oben bemerkt — die Beine bei der leisesten Berührung
198
abbrechen, vielleicht eine Art Selbstverstümmelung, wie sie bei
manchen Spinnenarten vorzukommen pflegt. Das im Streifsacke
gefangene Tier wird besser in ein weithalsiges Tötungsglas gebracht
und mit Chloroform- oder Schwefelätherdämpfen getötet. Der
Übergang von der Betäubung zum Starrkrampf soll nicht allzu
plötzlich erfolgen, da das Tier sonst die natürliche Flügelhaltung
verliert und die Beine unnatürlich verzerrt werden. Selbstverständlich
ist es wohl, daß man nicht den ganzen Fang einer Exkursion in
ein einziges Tötungsglas zusammenpferchen darf und daß die
kleinen, zarten Arten eine noch sorgfältigere Behandlung be-
anspruchen.
Verral empfiehlt in seiner Schrift (List of British Tipulidae,
The Entom. Month. Mag., Vol. XXIII), jede gefangene Tipulide
in einer eigenen Spanschachtel unterzubringen. Ich erlaube mir,
hierzu zu bemerken, daß mir diese Art von Unterbringung der
gefangenen Tiere etwas umständlich zu sein scheint, da es jeden-
falls schon große Mühe verursachen dürfte, das gefangene Tier
überhaupt halbwegs unbeschädigt in die Büchse zu bringen. Ich
habe gefunden, dal die meisten Verletzungen der bereits im Glase
betäubten Tiere durch das wilde Umherflattern der neu hinzu-
gekommenen verursacht werden und würde empfehlen, jedes ge-
fangene Tier separat zu töten und erst dann in ein gemeinsames
Behältnis zu den anderen zu bringen.
Verrall empfiehlt weiter, die Tiere sofort nach dem ein-
getretenen Tode zu spießen, da dadurch das Abbrechen der Beine
verhütet werden kann. Diesbezüglich habe ich die Beobachtung
gemacht, dal nicht alle Tipuliden gleich empfindlich gegen Ver-
letzungen sind, daß sich manche Arten ganz gut spießen lassen,
auch wenn der Tod schon lange eingetreten ist, während andere
auch in frisch getötetem Zustande trotz aller Sorgfalt und Vor-
sicht nur verstümmelt für die Sammlung präpariert werden konnten.
Zum Spießen verwende ich ausnahmslos schwarze Insekten-
nadeln und weiße Nadeln aus Nickel, die nicht oxydieren. Kleinere
Arten müssen auf Minutiennadeln gespießt werden. Die Nadel
wird nicht mitten durch den Thoraxrücken, sondern seitlich von
der meist vorhandenen Thoraxzeichnung durchgeführt. Unter das
genadelte Tier wird ein Blatt steifen Papiers gesteckt, um das zu
tiefe Herabhängen der Beine zu verhüten.
Eine etwas abweichende Präpariermethode empfiehlt Verrall
199
l. c.; er schiebt das genadelte Tier nur bis zur Mitte der Nadel
hinauf und steckt unter das Insekt eine runde Scheibe aus Karton-
papier, auf der Fundort und Fangzeit angegeben sind und die es
ermöglichen soll, den Flügeln und Beinen eine natürliche Haltung
zu geben. Ich kann nicht sagen, ob sich diese Methode bewährt.
Über die Metamorphose und die ersten Stände der
Tipuliden ist manches bekannt geworden. Die Larven und Puppen
vieler Arten beschrieb Th. Beling in den Verhandlungsschriften
der Zool.-bot. Gesellschaft in Wien. (Siehe Literaturverzeichnis.)
Ich habe die zerstreuten Mitteilungen gesammelt und in dieser
Schrift berücksichtigt. Leider fehlen uns bis jetzt fast vollständig
gute Abbildungen der Larven und Puppen, ein fühlbarer Mangel
auch in Belings Abhandlungen, da die genaueste Beschreibung
das Bild nie ganz zu ersetzen vermag.
Von den in Mähren einheimischen Tipuliden sind bis
jetzt nur sehr wenige Arten publiziert worden.
Kolenati erwähnt in seinem „System. Verzeichnis der am
Altvater bis gegenwärtig beobachteten und gesammelten Insekten
von 3700 bis 4680“ Meereshöhe“ (Jahreshefte der naturwiss. Sektion
der k. k. mähr.-schles. Ges. für Ackerbau, Brünn, 1859) folgende
Tipuliden:
Erioptera flavescens L., flava Mgn., lineata Mgn, und
haemorrhoidalis Zett.; Limnobia immaculata Men., flavipes Fabr.
nubeculosa Mgn., ruficornis Schum.; Crunobia (Amalopis) Schi-
meri n.sp., Trichocera maculipennis Mgn., Tipula excisa Schum.
und vernalis Mgn. In der Wien. Ent. Monatsschrift, 1860, pag. 393,
beschrieb Kolenati zwei weitere von ihm auf dem Altvater ent-
deckte Limnobiiden: Rhypholophus phryganopterus und
Erioptera sudetica.
I. P. E. Fr. Stein führt (Ent. Ztg., Stettin, 1870, pag. 233)
noch folgende vom Altvater stammende Tipuliden an: Pedicia
rivosa L., Amalopis Gmundensis Egg., unicolor Schum. und
Cylindrotoma distinctissima Men.
Endlich hat Karl Landrock in seinem „Beitrag zur Dip-
terenfauna Máhrens“ (Brünn 1908, Museumszeitschrift) auch sieben
Tipuliden aufgezählt, und zwar: Pedicia rivosa L., Trichocera
regelationis L. und hiemalis Dg., Pachyrrhina pratensis L., Tipula
gigantea Schr., oleracea Mgn., Ctenophora atrata L. und rufi-
cornis Mgn.
200
Insgesamt sind also bisher aus Mähren nur 24 Tipuliden
bekannt, hierunter die zweifelhafte und ungenügend beschriebene
Erioptera sudetica Kol. Von den bekannten Arten entfallen 6
auf die longipalpen und 18 auf die brevipalpen Tipuliden.
Zum Schlusse dieser allgemeinen Bemerkungen komme ich
einer angenehmen Pflicht nach, indem ich allen jenen meinen er-
gebensten Dank abstatte, die mich bei meiner Arbeit unterstützten.
Herr Professor Johann Thalhammer in Kalocsa hatte vor
Jahren die Güte, einige zweifelhafte Arten meiner mährischen
Tipuliden zu revidieren, beziehungweise zu bestimmen. Wertvolle
Aufklärungen und Mitteilungen verdanke ich den Herren Dr.
Friedrich Hermann, Universitätsprofessor in Erlangen, Ober-
lehrer E. Girschner in Torgau und Dr. Karl Lundström m
Helsingfors.
Für die freundliche Übersendung ihrer Schriften danke ich
den Herren Prof. Dr. J. L. H. de Meijere in Hilversum und
Direktor Boris Fedtschenko in Petersburg.
Zu Danke verpflichtet bin ich ferner dem Herrn Oberforst-
meister Alexander Siebeck in Oberhollabrunn, der mir seine
reiche entomologische Bibliothek zur Verfügung stellte. Ich hatte
auf diese Weise Gelegenheit, in so manches Werk Einsicht zu nehmen,
das in den Bibliotheken unserer Stadt nicht enthalten ist und an
dessen Anschaffung aus eigenen Mitteln ich nicht denken konnte.
Auch Herrn Dr. Karl Absolon, Universitätsdozenten und
Kustoden am Mähr. Landesmuseum, fühle ich mich für die freund-
liche leihweise Überlassung einiger Werke aus der Kustoden-
bibliothek des Mähr. Landesmuseums angenehm verpflichtet.
Endlich hat mir Kollege Karl Landrock die Tipuliden
seiner eigenen Sammlung zur Bearbeitung überlassen, wofür ich
ihm auch an dieser Stelle bestens danke.
II. Literatur.
Bau A.: Beitrag zur Kenntnis der Dipterenfauna Vorarlberg».
Sep., 46. Jahrbuch des Land.-Mus.-Ver. für Vorarlberg. 1910.
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Tipuliden. Wien. Ent.-Ztg., III, 1884, 229—238. (1. Tipula
oleracea L. und paludosa Mgn.; 2. Tip. dilatata Schumm. 39;
3. Limnophila hyalipennis Zett. und L. nemoralis Men.)
201
Beling Th.: Beitrag zur Naturgeschichte verschiedener Arten aus
der Familie der Tipuliden. Wien, Zool.-bot. Ges., 1. Teil,
XXIII, 1873, 575 f£.; 2. Teil, XXVIII, 1878, 21 £.; 3. Teil,
XXXVI, 1886, 171 fi.
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XXXVII, 1888, 645—656. (Neue Arten: Tip. Alpium,
Tip. Mikiana und Tip. bidens; Limnophila tetrasticta, Limno-
phila posthabita, Tricyphona contraria.)
— Über einige paläarktische Tipuliden. Wien. Ent.-Zte., VII,
1889, 113— 120. (Dolichopeza fuscipes n. sp, Erioptera trans-
marina n. sp.; Phyllolabis O. S., eine für Europa neue Tipu-
lidengattung. — Zur geographischen Verbreitung einzelner
Arten. — Über Tip. marmorata Mgn., Tip. subsericornis
Ztt. und Nephrotoma aquilonia Erichs. — Tip. anonyma
Bergr.)
— Über eine österreichische Tipula-Art. Wien. Ent.-Ztg., XXVII,
1908, 218. (Tip. Strobli Bergr., nov. nom. Tip. Zetterstedti
Strobl.)
Egger J.: Dipterologische Beiträge. Wien, Zool.-bot. Ges., XIII,
1863, 1101—1110. (Beschreibt 20 neue Tipuliden, die von
Schiner sämtlich in seine Fauna austriaca aufgenommen
wurden.)
Grzegorzek Dr. Adalbert: Übersicht der bis jetzt in der San-
dezer Gegend Westgaliziens gesammelten Dipteren. Wien,
Zool.-bot. Ges, XVIII, 1873, 25—36. (Tipulidae auf
S. 26—27.)
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Larve von Ctenophora atrata L. Mitteilungen des Münch.
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Huguenin G.: Fauna Insectorum Helvetiae. Diptera. Die Familie
der Tipulidae Schin. Schaffhausen, 1888. (Mit Tabellen und
schematischen Darstellungen des Flügelgeäders der meisten
Gattungen.)
Kaltenbach J. H.: Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten.
Stuttgart, Jul. Hoffmann, 1874. (Biologische Notizen zu:
Ctenophora bimaculata L., atrata L., festiva Geoffr., nigri-
cornis Mgn., pectinicornis Mgn.; Tipula hortensis .Mgn.,
lunata L.,oleracea Mgn.,salieina Bouché; Limnobia dispar Men.
und distinctissima Wdm.; Trichocera erythrocephalus Ratzb.)
202
Karsch Dr. F.: Über das Dipterengenus Dolichopeza Curt.,
Berlin. Entom. Ztschr., XXX, 1886, 63.
Kertész Dr. C.: Catalogus Dipterorum hucusque descriptorum.
Vol. IL, Lipsiae, 1902. (Enthält alle bis Ende 1900 be-
schriebenen Tipuliden mit vollständigen Literaturangaben.)
Kolenati: Systematisches Verzeichnis der am Altvater bis gegen-
wärtig beobachteten und gesammelten Insekten von 3700 bis
4680’ Meereshöhe. Jahresheft der naturwissenschaftlichen
Sektion der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft für Ackerbau in
Brünn, 1859.
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regionibus capta. Berl. Ent. Ztschr., XVII, 1873, p. 33—52.
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decemmaculata n. sp., Rhypholophus pentagonalis n. sp.,
Cladura fuscula n. sp.)
— Tipula sinuata und ihre Verwandten. Wien. Ent. Monatsschr.,
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203
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— Beitrag zur Dipterenfauna Österreichs. Wien, Zool.-bot. Ges.,
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1900, 143 ff. (Tip. varipennis Men., fulvipennis Dg., pagana
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(Enthält kurze Angaben über die Lebensweise von Üteno-
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pruinosa, Tip. Zetterstedtu, Tip. magnicauda, Tip. nigro-
annulata, Tip. excisa var. cinerea; Rhypholophus Bergrothi).
205
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Dicranota gracilipes.)
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Entomol. Tidskr., Stockholm, 1881, 177—208 und 1882,
13— 350. (Nasiterna n. g. für Limnobia variicornis Zett., Dia-
zoma n. g. für Trichocera hirtipennis Siebke; Verucina n. g.
für Limnobia bifurcata Zett.; Ninguis n. g. für Limnobia
alpina, juvenilis und virgo Zett.)
Westhoff Friedr.: Über den Bau des Hypopygiums der Gattung
Tipula Men. mit Berücksichtigung seiner generischen und
spezifischen Bedeutung nebst einem Verzeichnisse der bisher
in der Provinz Westfalen aufgefundenen Arten aus der Fa-
milie der Tipulidae. Mit 6 Tafeln. Münster, Coppenrath 1882.
Wulp v. d.: Overzigt van Dr. Schiner’s jongste stelsel der bena-
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voor Entomol., 1871, 79 ff. (Bringt eine synoptische Tabelle
206
der Benennung des Flügelgeäders durch Meigen, Macquart,
Winnertz und Schiner.)
Wulp v. d.: Dipter aanteekeningen., Tijdschr. voor Entom.. 1874,
109 ff. (p. 145 K.: Tipulidae; Eutonia v. d. Wulp pro Lim-
nobia barbipes Mgn.)
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wante sorten; 2. Psiloconopa Meigenii Zett.).
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Diptera. Tijdschr. voor Entemol., Beiheft, 1898.
Zetterstedt J. W.: Diptera Scandinaviae disposita et descripta.
Lundae, 1842—1855. X. Band u. Supplem.
III. Charakteristik und Einteilung der Tipulidae s.1.
Die Tipulidae s. 1. wurden von Osten Sacken in zwei große
(Gruppen gespalten, deren Arten sich zunächst durch die relative
Länge des letzten Tastergliedes voneinander unterscheiden.
Es ist bei den Arten der ersten Abteilung, den Tip. longipalpi,
stark verlängert, länger als das vorletzte Tasterglied, bei den Arten
der zweiten Abteilung, den Tip. brevipalpi, dagegen kurz, meist
kürzer als das vorletzte T'asterglied. Dieses Merkmal allein läßt
aber sehr oft einen Zweifel über die Zugehörigkeit einer Art in
die erste oder die zweite Abteilung aufkommen, z. B. bei Pedicia
und Amalopis, die zu den brevipalpen Tipuliden gehören, deren
letztes Tasterglied aber entschieden länger als das vorletzte ist.
In diesem Falle wird das Flügelgeäder darüber aufklären, in welche
Abteilung die Art einzureihen ist.
Betrachtet man nämlich den Tipulidenflügel genauer, so be-
merkt man unter der Costa, das ist jene Ader, welche den Vorderrand
des Flügels bildet, zwei dicht nebeneinander liegende, parallel zur
Costa verlaufende Adern. Sie liegen so eng beieinander, daß sie
fast eine einzige Ader zu bilden scheinen, zeigen sich aber deutlich
getrennt, wenn man den Flügel bei durchfallendem Lichte be-
trachtet und den Vorderrand so nach oben dreht, daß er der Lupe
näher ist als der Flügelhinterrand. Diese beiden Adern sind die
Mediastinalader und die Subcostalader. (In der „Fauna
austr.“ faßt Schiner diese beide Adern als eine einzige Ader, die
erste Längsader, auf und spricht von dem Vorderast oder
207
Hilfsast [— Mediastinalader] und dem Hauptast [== Subcostal-
ader] der ersten Längsader.)
In dem verschiedenen Verlaufe der beiden genannten Adern
liegt nun ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen longi-
palpen und brevipalpen Tipuliden.
Bei den ersteren mündet die Mediastinalader in die
Subcostalader zurück und ist außer der Wurzelquerader
durch keine Querader weder mit der Costa noch mit der
Subcosta verbunden (Schin.). Bei den brevipalpen Tipuliden
dagegen mündet die Mediastinalader immer in die Costa
und es ist außer der Wurzelquerader stets noch eine
andere Querader vorhanden, welche die Mediastinal-
ader mit der Subcosta verbindet (Schin.). (Vgl. Fig. 1 u. 2.)
Fig. 1. Flügelgeäder der Tipulidae brevipalpi O. S.
M Mediastinalader, in die Costa mündend; SC Subcostalis.
Abweichungen kommen vor bei den Cylindrotomidae, bei
denen die Mediastinalader vor ihrer Einmündung in die Costa
abgebrochen ist und bei den Arten der Gattung Pachyrrhina, bei
denen die Mediastinalader dort, wo sie in die Subcosta mündet,
oft durch eine schwache, meist sehr unscheinbare Querader auch
mit der Costa verbunden ist. (Siehe Pachyrrhina.)
Zu diesem im Flügelgeäder begründeten Unterschiede zwischen
longipalpen und brevipalpen Tipuliden kommen dann noch andere
Unterscheidungsmerkmale, die Osten Sacken in seiner Ab-
handlung „Studies on Tipulidae“, Berlin. Ent. Ztschr., 1886 und
1887, ausführlich bespricht. Diese durch Vergleich gefundenen
Merkmale sind aber nicht immer konstant für die Arten der beiden
Gruppem Denn die „charakteristische Flügelfalte“, die bei den
longipalpen Tipuliden „vom Pterostigma über die Discoidalzelle
zur vorletzten Hinterrandzelle“ verläuft, findet sich auch bei einigen
brevipalpen Tipuliden (Pedicia und Amalopis), die längere Schnauze
aber, die O. S. als Kennzeichen der longipalpi anführt, fehlt bei
208
Pachyrrhina, ist aber bei mehreren brevipalpen Tipuliden vor-
handen.
Daß die Fühler der longipalpi meistens 13gliedrig sind,
stimmt; aber es gibt auch Pachyrrhinen mit mehr als 13 Fühler-
gliedern und die europäische Gattung Nephrotoma hat 19gliedrige
Fühler. Anderseits fehlen auch unter den Limnobiiden nicht Arten
mit 13 Fühlergliedern.
Daß die longipalpen Tipuliden die Flügel in der Ruhe aus-
gespreizt halten, die brevipalpen aber gefaltet, stimmt ebenfalls
nicht ohne Ausnahme. Pedicia, die zu den brevipalpen Tipuliden
gehört, hält die Flügel in der Ruhe ausgespreizt, mehrere Tipuliden
dagegen gefaltet.
Zutreffender scheinen die Unterscheidungsmerkmale zu sein,
die Osten Sacken (abgesehen von dem verschiedenen Verlaufe
der Mediastinalader bei beiden Gruppen) aus dem Flügelgeäder
ableitet. Er sagt I. c. pag. 153:
„They (distinguishing characters between the Tip. longipalpi
and brevipalpi) consist for the longipalpi: In the structure of the
cells round the stigma. The first longitudinal vein is usually
incurved towards the second and attenuad in a peculiar manner
before ending in it; an oblique crossvein connects the first vein,
a short distance back of the tip, with the costa; this crossvein,
together with the anterior branch of the second vein, form near
the anterior margin a small rhomboid cell, very characteristic of
the Tipulidae. It is absent in Dolichopeza and some related genera,
because the branch of the second vein is wanting.“
Und pag. 154:
„In the structure of the discal cell and the direction of the veins
surrounding it. The vein separating the two posterior cells (Loews
posterior intercalary vein) issues very near the inner end of the
discal cell, usually from the angle between this cell and the great
crossvein; this, in most cases gives the discal cell a pentagonal
shape, unless, as for instance in Pachyrrhina, the vein has no
contact at all with the cell, and has the appearance of a direct
prolongation of the fourth longitudinal vein; in such cases the
discal cell is a parallelogram.“
Die „rhomboid cell“, von der Osten Sacken hier spricht,
ist jene Zelle, die ich (siehe Flügelgeäder) die Stigmenzelle
(— äußere Randmalzelle Schumm.) genannt habe. Sie ist in dieser
209
Form nur bei den Tipulidae s. str. vorhanden, ihre Lage und
Größe aber ist bei den einzelnen Gattungen verschieden.
Über die aus der Discoidalzelle zum Flügelrande gehenden
Adern (im Sinne Schiners), ihre Zahl und ihr Verhältnis zuein-
ander soll an anderer Stelle gesprochen werden.
Die Einteilung der Tipulidae in longipalpi und brevipalpi
ist indessen, da das Merkmal, relative Länge des letzten Taster-
gliedes, innerhalb derselben Abteilung variabel ist und einige
Gattungen der brevipalpi wegen des abweichenden Flügelgeäders
aus dieser Gruppe ausgeschieden werden müssen, fallen gelassen
worden. In Kertész Katalog wird eine kleine Anzahl von Gat-
tungen (Cylindrotoma, Liogma, Triogma und Phalacrocera) von
den Limnobiiden abgetrennt und aus ihnen eine eigene Familie
(Cylindrotomidae) gebildet.
Übersicht über die Familien der Tipulidae s. |.
1. Die Mediastinalader mündet in die Subcosta; sie
ist — außer der Wurzelquerader — durch keine Querader,
weder mit der Costa noch mit der Subcosta verbunden!).
Letztes Tasterglied immer länger als das vorletzte;
Flügel in der Ruhe meist ausgespreizt.
Tipulidae s. str. (Tip. longipalpi Osten Sacken).
2. Die Mediastinalader mündet in die den Flügel-
vorderrand bildende Costa; sie ist in den meisten
Fällen durch eine Querader mit der Subcosta verbunden,
deren Stellung aber verschieden sein kann. Diese Quer-
ader liegt entweder dort, wo die Mediastinalader zur
Costa abbiegt; in diesem Falle erscheint die Mediastinal-
ader zweiästig; der obere Ast mündet in die Costa, der
untere (die Querader) in die Subcosta. Bei einigen Gat-
tungen steht diese Querader auf der Flügelmitte (zwi-
schen Mediastinal- und Subcostalader), oder sie ist der
Flügelwurzel noch näher gerückt. Bei einigen wenigen
Gattungen fehlt diese Querader vollständig. Das letzte
1) Pachyrrhina besitzt oft eine Querader, welche die Mediastinalader
nahe vor der Einmündung derselben in die Subcosta auch mit der Costa ver-
bindet. Sie ist aber nicht konstant und zumeist immer sehr undeutlich.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XI. 14
210
Tasterglied ist zumeist nur so lang oder kürzer als das
vorletzte. Die Flügel sind in der Ruhe gefaltet.
Limnobiidae!) (Tip. brevipalpi Osten Sacken p. p.).
3. Die Mediastinalader ist vor ihrer Einmündung
in die Costa abgebrochen, so dab sie mit einer freien
Spitze auf der Flügelfläche selbst endigt. Nahe vor
dieser Spitze ist sie durch eine Querader mit der Sub-
costa verbunden.
Cylindrotomidae (Tip. brevipalpi Osten Sacken p. p.).
IV. Charakteristik und Einteilung der Tipulidae s. str.
Die Tipulidae sind große, bis sehr große Mücken, charak-
terisiert durch das stark vorgezogene Untergesicht, die deutliche
Quernaht des Thoraxrückens, den walzenförmigen Körper, die
langen schmalen Flügel mit sieben beziehungsweise acht Längs-
adern, die außerordentlich langen Beine und von ihren nächsten
Verwandten, den Limnobiidae und Cylindrotomidae, durch den Ver-
lauf der Mediastinalader hinlänglich unterschieden.
Der Kopf ist mit dem Thorax durch ein ziemlich stark ent-
wickeltes Halsstück verbunden, also wesentlich anders gebaut wie
bei den Musciden, Pipunculiden, Syrphiden usw., bei denen fast
nur „eine fadenförmige Aneinanderheftung zwischen beiden Leibes-
teilen“ besteht. Damit hängt auch wohl zusammen, daß der Kopf
der Tipuliden nie jene große Beweglichkeit oder Gelenkigkeit zeigt
wie jener der vorgenannten Familien. Bei den Ctenophorinen und
den Pachyrrhina-Arten ist das Verbindungsstück zwischen Kopf und
Thorax kürzer als bei den Arten der Gattung Tipula. Auf keinen
Fall ist der Kopf so ausgehöhlt, daß er dem Thorax anliegt?).
Das Untergesicht ist stark verlängert (schnauzenförmig)
und oben in einen ziemlich stark behaarten Teil, die Nase, aus-
gezogen. Es weist oft seitliche Längsrinnen auf.
Die Stirne und der Scheitel sind flach und wenig gewölbt
(mit Ausnahme der Gattung Pachyrrhina, bei der die Stirne vorn
oft stark gewölbt und blasig aufgetrieben ist); beide sind oft be-
stäubt, mit dunkler Längslinie oder einer schwachen Längsrinne,
1) Hierher gehört auch die flügellose Chionea. |
2) „No holpotic heads in the male sex.“, ist nach Osten Sacken ein
Merkmal aller Nemocera vera.
211
selten mit Quereindrücken (Xiphura) und bei den Pachyrrhinen
meist mit glänzendschwarzem Scheiteldreieck oder ebensolcher
Strieme. Stirne und Scheitel sind meist nur spärlich, bei Cteno-
phora s. 1. aber ziemlich stark behaart. Stirnspalte und
Lunula fehlen.
Die Augen sind rund, bei Ctenophora etwas vorgequollen,
einfarbig dunkelbraun, kahl, die Facetten gleich groß, Neben-
augen fehlen. Ctenophora pectinicornis hat nach Osten Sacken
im Leben tiefschwarze, Pachyrrhina cornicina rotbraune Augen.
Eine Zweifärbung soll bei Tipula nigra Z2 vorkommen, deren
Augen auf der oberen Hälfte glänzend purpurn, unten goldgelb (S)
oder rötlich sind.
Die Taster (palpi) sind viergliedrig, im Leben gerade vor-
gestreckt, im Tode eingerollt. Das letzte Tasterglied ist zumeist
bedeutend länger und bei den meisten Arten auch schmäler als das
vorletzte. Doch fällt bei manchen Arten die Verlängerung wenig
auf. Am Grunde der Taster liegt ein kleines, rundliches Basal-
glied, die Tasterschuppe. Der Rüssel ist kurz und hat breite
Saugflächen.
Die Fühler sind meist 13gliedrig; eine Ausnahme macht
von den europäischen Arten Nephrotoma, die im männlichen
Greschlechte 19, im weiblichen 15 Fühlerglieder besitzt. Die von
Pokorny aufgestellte alpine Gattung Oreomyza (von Osten
Sacken mit den Tipulinen wieder vereinigt) hat im männlichen
Greschlechte 15-, im weiblichen 14gliedrige Fühler.
Unter den Basalgliedern versteht man die ersten zwei
Fühlerglieder. Das erste Basalglied ist oft stark quergerunzelt und
bestäubt, das zweite immer kurz, napf- oder knopffórmig.
Die Geißelglieder können im männlichen Geschlechte eine
sehr verschiedene Form haben. Am einfachsten sind sie bei
manchen Pachyrrhina-Arten gebaut, am kompliziertesten bei den
K G der Ctenophorinen, denn sie tragen hier kammartige Fortsätze.
Fast immer sind die Geißelglieder an der Basis mehr oder weniger
verdickt, auf der Unterseite oft bogig ausgeschnitten, bei manchen
Arten auch ungewöhnlich verlängert. Gegen das Ende verlieren
sie meist ihre extreme Form und das letzte Glied ist oft nur wenig
abgeschnürt, so daß es als selbständiges Fühlerglied nur bei
entsprechender Vergrößerung und daran zu erkennen ist, daß es
ebenfalls Wirtelbörstchen trägt.
14%
212
Sehr charakteristisch für die Tipuliden sind regelmäßige, an
der Basis der Geißelglieder kranzförmig angeordnete Wirtelhärchen,
von Osten Sacken „sensitiv hairs“ genannt. Sie sind beim S
deutlicher, fehlen aber auch bei dem © nicht und sind immer
deutlich bei Tipula, Pachyrrhina und Nephrotoma. Nur bei den
Ctenophorinen sind die Härchen nicht so regelmäßig angeordnet
wie bei den übrigen Gattungen der Tipulidae. Die Farbe der
Fühler ist meist einfärbig braunschwarz; die Basalglieder sind oft
lichter gefärbt. Bei Tipula scripta, variicornis und bei einigen Arten
in der Gruppe Tip. ochracea Mgn. kommen schwarzgeringelte Fühler
vor. Die 4 4 der Ctenophorinen haben meist bunte Fühler.
Der Thorax besteht aus drei Stücken, dem Prothorax, Meso-
thorax und Metathorax. Wie bei allen Dipteren ist der Meso-
thorax am mächtigsten entwickelt. Der Prothorax ist klein, er-
scheint aber immer deutlich abgesetzt als ein schmaler Wulst, an
den sich das Halsstück unmittelbar angliedert. (Schiner hat ihn
Hals, Halsrücken oder Halsstück genannt.) Bei Xiphura ist das Pro-
notum kantig und fast kragenartig gegen den Mesothorax aufgebogen.
Der Thoraxrücken (Mesonotum) zeigt eine für alle Tipuliden
charakteristische Quernaht in Gestalt eines lateinischen V mit
sehr schräg gestellten Schenkeln. Sie teilt das Mesonotum in das
Praescutum und Scutum (den vorderen und hinteren Teil des
Thoraxrückens). Unmittelbar unter dieser Quernaht, schon an den
Brustseiten, liegt eine dreieckige, etwas eingedrückte Stelle, die
Notopleuraldepression. An das Scutum schließt sich das flache
oder mäßig gewölbte Schildchen (scutellum) an. Unter diesem
liegt der Hinterrücken (Mesophragma), der bei allen Tipuliden
mächtig entwickelt und sehr auffallend ist.
Die Brustseiten (Pleurae) bestehen aus mehreren, etwas
gewölbten, durch tiefe Furchen voneinander getrennten Platten-
stücken. Sie tragen, wie der Thoraxrücken selbst, keine auf-
fallenden Borsten und sind für die Systematik dieser Familie von
untergeordnetem Werte!).
1) Eine Ausnahme macht eine kleine Gruppe der Gattung Pachyrrhina
(maculata Men. und lineata Scop.), bei der die Zeichnung des „vor den Schwin-
gern gelegenen Höckers“ (Schiner) oder des „Schwingerwulstes“ (Schummel)
systematischen Wert für die Unterscheidung beider Arten hat. Es ist jenes
vor der Schwingerwurzel gelegene, etwas gewölbte Plattenstück, das in der
Terminologie als „Metapleurae“ bezeichnet wird.
215
An den Thoraxseiten liegen die Thoracalstigmen, das Prothora-
calstigma und das Mesothoracalstigma. An den Pleuren sind die
Flügel und Schwinger, an der Unterseite der Brust (sternum) die
Hüften (coxae) befestigt.
Die Farbe des Thorax ist glänzend oder matt, mitunter ist
er lebhaft bestäubt. Auch der Thorax ist nur schwach behaart;
größere Borsten (Macrochaeten) fehlen gänzlich. Dafür trägt er
oft charakteristische Zeichnungen, meist Längsstriemen, die für
die Unterscheidung der Arten wichtig sein können, deren: Wert
für die Systematik aber nicht überschätzt werden darf. Bei man-
chen Arten (lateralis, montium) bemerke ich zwischen den thoracalen
Längsstriemen feine Längsrinnen.
Die Beine sind schlank und durchaus gleichartig gestaltet.
Verdickungen der Schenkel und Schienen, Verzierungen durch
Haarbüschel oder Dornenreihen, größere Börstchen und Er-
weiterungen der Tarsenglieder kommen bei den mir bekannten
Tipuliden nicht vor. Nur der Metatarsus zeichnet sich durch eine
oft ungewöhnliche Länge aus und die Schienen tragen ein oder
zwei Endsporne. Kräftigere Beine besitzen die Ctenophorinen;
auch die Weibchen zeichnen sich im allgemeinen durch robustere
Beine aus).
Der Fuß besteht nach Ansicht der älteren Autoren aus fünf
Tarsengliedern; das erste Tarsenglied wird als Metatarsus, das
fünfte als Klauenglied bezeichnet. De Meijere nimmt aber auf
Grund seiner Untersuchungen ein sechstes Tarsenglied an, für
welches er den Namen Praetarsus vorschlägt. Es besteht bei den
Tipuliden aus den Krallen (Klauen, unguiculi), die an der Innen-
seite oft einen Zahn tragen (Tip. maxima, longicornis, caesia,
ochracea). Zwischen ihnen liegt auf der Dorsalseite ein unpaariger
Anhang, das Empodium, am stärksten entwickelt bei Ctenophora.
Es ist an den Seiten behaart, unten aber unbehaart (ohne Haft-
haare) und fungiert bei den Tipuliden als Haftapparat. An der
ventralen Seite liegt die Strecksohle und die Streckplatte, an
1) Meine Ansicht, daß. die langen Beine der Tipuliden dazu dienen, den
Flug zu steuern, finde ich bestätigt bei Osten Sacken, „On the characters
usw., Berlin. Ent. Ztschr., 1892, 488.“ Er sagt: „The long legs of the large
Tipulidae serve them as balancers during their unsteady, heandlong flight, and
as buffers in case of contact; their prehensile tarsi as hooks for suspending
themselves on trees, leaves and grasses.“
214
welcher die Muskelsehne (Krallenbeuger) angeheftet ist. Der bei
anderen Dipteren oft vorhandene Fortsatz der Strecksohle, der
dornenförmig (processus plantarsis) oder lappenförmig (lobulus
plantarsis) sein kann, fehlt bei den Tipuliden, ebenso die lobuli
laterales, das sind die Haftläppchen (pulvilli).
Erst durch de Meijeres Schrift „Über das letzte Glied der.
Beine der Arthropoden“, Zool. Jahrb., XIV, 1891, wurde Klar-
heit über den Bau des sechsten Tarsengliedes geschaffen.
Meigen sagt in der System. Beschr., Bd. 1, XXXII, über
das Tarsenendglied der Dipteren überhaupt: „Das Klauenglied
hat am Ende zwei Klauen und zwei bis drei Afterklauen oder
Fußballen (onychü).
Zetterstedt berichtet Dipt. scand., pag. 3912, in der Gat-
tungsdiagnose von Tipula: „Unguiculi minuti“, ohne ein Wort
über Haftläppchen oder Empodium zu verlieren.
Schiner, Fauna austriaca I, IX, sagt: „Zwischen den beiden
Klauen befindet sich ein mehr oder weniger entwickeltes unpaariges
Organ, die Afterklaue (Empodium). Unter den Klauen, an den
Fußballen, sitzen die bei den Dipteren meistens sehr stark ent-
wickelten Haftläppchen (pulvilli). Es sind in der Regel nur zwei
Haftläppchen vorhanden; ist aber das Empodium so stark ent-
wickelt, daß es die Form und Beschaffenheit der beiden Haft-
läppchen annimmt, so sagt man, daß drei Haftläppchen vor-
handen seien.“
Derselben Auffassung begegnen wir bei Löw, Nordamerik.
Dipteren, I, XXIII: „Außer diesen Anhängen (den Haftläppchen)
haben viele Familien zwischen diesen einen dritten einzelnen An-
hang von gleicher Struktur, welcher empodium heißt. In einigen
Familien ist dieses Organ borstenförmig, oder es fehlt gänzlich.“
Osten Sacken beleuchtet den Gegenstand in seiner zitierten
Schrift: „On the characters usw., 1892, pag. 438“ und verweist auf
den Irrtum bei Winnertz und Schiner, die das Empodium der
Mycetophiliden und Chironomiden für Haftläppchen angesehen
haben. Denselben Fehler begeht Schiner bei den Tipuliden; in
der Diagnose der Tipuliden l. c. sagt er: „Haftläppchen vorhanden
- oder fehlend“. Bei Ctenophora: „Klauen und Haftläppchen groß*,
bei Nephrotoma und Tipula: „Klauen und Haftläppchen klein“.
Osten Sacken hält den Anhang zwischen den Klauen der
Tipuliden für ein Empodium, das aber, wenn ich ihn recht verstanden
215
habe, sowie die Pulvillen in der Zweizahl vorkommen kann. „Em-
podia occur among the true Nemocera, but never pulvilli“.
Dahl (Beiträge zur Kenntnis des Baues und der Funktion
der Insektenbeine. Berlin, 1884, Inaug. Dissertat.) schreibt den
Tipuliden „einen unpaarigen Anhang“ zwischen den Krallen als
Haftfläche zu. Die Krallen werden genetisch als bewegliche
Haare oder Borsten gedeutet, während sie nach anderen An-
schauungen Fostsätze der Haut des Praetarsus darstellen und aus
einer Spaltung der Spitze des letzten Tarsengliedes entstanden sind.
Die Resultate der Arbeit de Meijeres habe ich oben bei
Besprechung des letzten Tarsengliedes zu verwerten gesucht.
Die Flügel. In den meisten Schriften werden die Adern
und Zellen des Dipterenflügels nach Schiner benannt. Die Deutung
des Flügelgeäders in seiner neueren Schrift „Über das Flügel-
geäder der Dipteren“, Wien, Zool.-bot. Ges., XIV, 1864, 193 bis
200, ist im großen ganzen dieselbe wie in seiner „Fauna austriaca“
und nur die Benennung der Adern ist eine andere. Er nimmt im
Flügel der Dipteren zwei Haupt- oder Kardinaladern an, die durch
die kleine Querader miteinander zusammenhängen.
Die Ansichten Schiners über das Flügelgeäder der Dipteren
wurden von Brauer in „Die Zweiflügler des Kais. Museums zu
Wien“, 1882 (Vrgl. Untersuchungen des Flügelgeäders der Dipteren-
familien nach Adolphs Theorie) in manchen Punkten modifiziert.
Die Adern auf der Oberfläche des Dipterenflügels verlaufen nämlich
entweder auf einer Flügelfalte (Convexadern) oder in einer solchen
(Concavadern). Zweigadern, die zu einer Convexader gehören,
müssen also immer wieder Convexadern sein und umgekehrt. Ist
also eine Ader, die sich als eine Concavader darstellt, als Ast
oder Zweig oder als Fortsetzung einer Convexader angesehen
worden, so ist diese Ansicht eben unrichtig.
Danach ist die Deutung der Discoidalzelle seitens Schiners
ein Irrtum. Er unterscheidet einen vorderen und hinteren Zweig
der Discoidalader, welche die Discoidalzelle umschließen. Nach
seiner Ansicht nimmt bei allen Orthorrhaphen die Discoidalader
allein an der Bildung der Discoidalzelle teil, nie aber auch die
Posticalader wie bei den Cyclorrhaphen. Nach Brauer nun wird
die Discoidalzelle bei vielen Familien der Orthorrhaphen gegen
den Flügelhinterrand durch eine Concavader abgeschlossen; es ist
dies jene Ader, welche Schiner als den hinteren Zweig der
216
Discoidalis, die aber eine Convexader ist, betrachtet. Diese Ader
kann daher nach Brauer nicht als ein Zweig der Discalader
betrachtet werden; er nennt sie Teilungsader. Sie fehlt bei den
Cyclorrhaphen und einigen Familien der Orthorrhaphen.
Auch die Deutung der „kleinen Querader“ seitens Schiners
ist nach Brauers Auffassung nicht richtig. Die „wahre“ kleine
Querader liegt vielmehr am Grunde der Discoidalzelle.
In den folgenden Zeilen folge ich größtenteils der Ansicht
des Herrn Oberlehrers E. Girschner in Torgau, der mir in
liebenswürdiger Weise seine Auffassung des Geäders im Nota-
canthenflügel mitteilte. Seine Benennung der Adern und Zellen
habe ich — mit geringfügigen Änderungen — auf den Tipuliden-
flügel angewendet.
Ich unterscheide demnach im Flügel der Tipuliden nachstehende
Längsadern:
Fig. 2. Schema des Flügelgeäders einer Tipula.
C Costa; M Mediastinalis; SC Subeostalis; À Radialis; R, Radialis ramus
anterior; R, Radialis ramus posterior; Cu Cubitalis; D Discoidalis; dra Dis-
coidalis ramus anterior; f Furca; drp Discoidalis ramus posterior; P Posti-
calis; pra Posticalis ramus anterior; prp Posticalis ramus posterior; An Analis;
Ax Axillaris; 7 Cellula costalis; 2 Cellula mediastinalis; 3 Cellula subcostalis;
4 und à Cellulae radiales; 6 Cellula cubitalis; 7 Cellula discoidalis anterior
prima; S Cellula discoidalis anterior secunda; 9 Cellula discoidalis posterior;
10 Cellula posticalis anterior; 11 Cellula discoidalis media; 12 Cellula basalis
anterior; 15 Cellula basalis posterior; 14 Cellula posticalis posterior; 15 Cellula
analis; 76 Cellula axillaris.
Die Costa (Costalader, Costalis, Vorderrandader Schin.
Fauna) bildet den Flügelrand.
Unter ihr liegen nahe beieinander zwei Längsadern, die an
der Flügelwurzel entspringen. Die der Costa zunächst liegende
217
ist die Mediastinalader (Hilfsader, Vorderast der ersten Längs-
ader Schin.), die unter ihr liegende die Subcostalader (Sub-
costalis, Hauptast der ersten Längsader Schin.). Bei den Tipuliden
mündet die Mediastinalis immer in die Subcostalis.
Eine verschiedene Auffassung herrscht bei den Autoren über
die Stelle, in welcher die Subcosta mündet. Osten Sacken sagt
in den „Studies“: „Die erste Längsader ist gewöhnlich gegen die
zweite Längsader gebogen und in eigentümlicher Weise verdünnt,
bevor sie in diese mündet; eine schiefe Querader verbindet die
erste Längsader mit der Costa.“
Nicht ganz klar ist die Auffassung Schummels. Aus der
Zeichnung des Flügelgeäders (Beitr. zur Entom. III, Taf. I, Fig. 1)
geht nicht sicher hervor, bis wohin seine dritte Längsader, das ist
unsere Subcostalis, reicht. Aus der Beschreibung aber entnehme ich,
daß sich nach Schummels Auffassung seine dritte Längsader vor
der Mündung gabelt, indem sie einen oberen Ast zur Costa, einen
unteren zur nächsten Längsader entsendet. Diese beiden Äste be-
trachtet Schummel als Queradern und nennt den oberen Ast den
vorderen, den unteren den hinteren Quernerv der dritten Längsader.
Ganz abweichend von diesen beiden Ansichten ist die Auf-
fassung Huguenins. (Fauna insectorum Helvetiae, Schaffhausen,
1888.) Huguenin läßt die Subcosta nahe der Flügelspitze in
den Vorderrand münden und meint, daß sie durch eine obere
Querader mit der Costa, durch eine untere mit der (nach seiner
Ansicht) einfachen zweiten Längsader verbunden ist. Schiners
Ansicht war das nicht, denn er sagt in seiner Gattungsdiagnose
der Ctenophora (Fauna II, 495) ausdrücklich: „Zweite Längsader
ganz vorn gegabelt.“ Und auch in der synoptischen Tabelle 1. c.,
II, pag. XXV, spricht Schiner von der „oberen und unteren
Gabel der zweiten Lángsader“.
Die Radialader (Radialis) oder die zweite Längsader
entspringt aus der Subcostalis, entweder nahe vor der Stelle, wo
die Mediastinalis in die Subcosta mündet oder ziemlich weit vor
dieser Stelle, also näher der Flügelmitte. Sie gabelt sich nahe
der Flügelspitze in zwei Äste, den oberen und unteren Ast der
Radialader (radialis ramus anterior und radialis ramus posterior).
Das Stück von ihrem Ursprunge bis zur Gabelung nennt Schiner
das Basalstück der zweiten Längsader (= praefurca Osten
Sacken).
218
Die Cubitalader (Cubitalis) oder dritte Längsader ent-
springt aus der Radialader, aber noch mehr spitzenwärts als diese
und verläuft bei allen Tipuliden einfach zum Flügelrande.
Die Discoidalader (Discoidalis) oder vierte Längsader
entspringt aus der Flügelwurzel, wo sie durch Wurzelqueradern
mit der Subcostalis und Posticalis zusammenhängt. Sie teilt sich
in zwei Äste, einen Vorderast (discoidalis ramus anterior) und
einen Hinterast (discoidalis ramus posterior). Der Vorderast der
Discoidalader ist wieder gegen die Flügelspitze hin gegabelt und
bildet die Furca.
Auch der Hinterast der Discoidalis entsendet einen Zweig
zur unteren Gabel des Vorderastes, der die mittlere Discoidal-
zelle gegen den Flügelspitzenrand abschließt.
Die Posticalader (Posticalis) oder fünfte Längsader
entspringt an der Flügelwurzel und ist durch eine Wurzelquerader
mit der vierten und sechsten Längsader verbunden. Sie gabelt
sich vorn und bildet den Vorderast und Hinterast der Posticalis
(Posticalis ramus anterior und Posticalis ramus posterior).
Die Analader oder sechste und die Axillarader oder
siebente Längsader entspringen an der Flügelwurzel und ver-
laufen einfach und ziemlich gerade zum Flügelrande.
Interessant ist die Auffassung des Flügelgeäders und die Be-
nennung der Adern durch Schummel. Er faßt nur jene Adern als
Hauptadern auf, die direkt an der Flügelwurzel entspringen (also
Costa, Mediastinalis, Subcosta, Discoidalis, Posticalis, Analis und
Axillaris); alle übrigen Längsadern, die auf der Flügelmitte ent-
springen und die aus der Discoidalzelle entspringende Aste im
Sinne Schiners bezeichnet er als „Spitzenadern“.
Vergleicht man die Benennung der Längsadern durch
Schiner mit jener Schummels und der Bezeichnung Girschners,
so ergibt sich die nachstehende Übersicht:
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220
Von den Queradern des Tipulidenflügels sind für die
Systematik von Wichtigkeit:
Die Cubitalquerader (transversalis cubitalis), die kleine
Querader Schiners, der Quernerv vor der Mittelzelle Schumm.
stellt die Verbindung zwischen Cubitalis und Discoidalis und im
Sinne Schiners die Verbindung zwischen den beiden Haupt-
stämmen des Flügelgeäders her.
Als Discoidalquerader (transversalis discoidalis) fasse ich
eine Querader auf, welche den Hinterast der Discoidalader mit
dem Vorderast der Posticalader verbindet. Sie findet sich deutlich
ausgebildet bei Nephrotoma, Pachyrrhina und Ctenophora, steht
aber bei ersteren am Grunde der mittleren Discoidalzelle, während
sie bei letzterer fast immer in der Nähe der Mitte dieser Zelle
liegt. Bei Tipula ist sie zumeist so kurz, daß sie kaum als Quer-
ader angesehen werden kann; vielmehr berührt der ramus posticalis
anterior die discoidalis posterior nur in einem Punkte.
Doch gibt es auch unter den Tipulinen Arten, bei denen die
Discoidalquerader deutlich vorhanden ist. (T. nigra, luteipennis usw.).
Die vorerwähnten Längs- und Queradern bilden auf der
Flügelfläche nachstehende Zellen.
1. Am Flügelvorderrande liegen:
Die Costalzelle (cellula costalis), Vorderrandzelle Schin. und
Schumm. zwischen Costa und Mediastinalis.
Die Mediastinalzelle (cellula mediastinalis), Randzelle in
Fauna, Costalzelle Schin., Nebenrandzelle Schumm. zwischen
Mediastinalis und Subcosta. |
Die Subcostalzelle (cellula subcostalis), innere Randzelle
Schin., innere und äußere Randmalzelle Schumm. zwischen Sub-
costa und dem oberen Radius. Den durch die schwielenartige untere
Begrenzung des Randmales abgetrennten Raum nannte ich die
Stigmenzelle (= äußere Randmalzelle Schumm., rhomboid cell
Osten Sacken).
2. Auf der Flügelmitte liegen:
Die Basalzellen, und zwar die cellula basalis anterior
und posterior (= Scheibenzellen Schumm.) zwischen Subcostalis
und Discoidalis beziehungsweise zwischen Discoidalis und Posticalıs.
(Abweichend von Girschner, der im Notacanthenflügel die
cellula basalis posterior als celulla discoidalis basalis bezeichnet.)
221
Die mittlere Discoidalzelle (cellula discoidalis media),
Discoidalzelle Schin., Mittelzelle Schumm., durch ihre Lage und
Gestalt am leichtesten kenntlich. Sie wird von den beiden Ästen
der Discoidalis und deren Zweigen umschlossen und bildet meist
ein unregelmäßiges Fünfeck. Bei vielen Tipuliden sind die die
mittlere Discoidalzelle oben begrenzenden Adern sehr unscheinbar.
Diese Zelle fehlt bei der Gattung Dolichopeza.
3. Am Flügelhinterrande liegen:
Die Posticalzellen (cellulae posticales) und zwar die cellula
posticalis anterior zwischen den Ästen der Posticalis (= fünfte
beziehungsweise vierte Hinterrandzelle Schin., erste Spitzenzelle
Schumm.) und die cellula posticalis posterior zwischen Posticalis
und Analis (— Analzelle Schin., vordere Strahlzelle Schumm.).
Die Analzelle (cellula analis) zwischen Analis und Axillaris
(= Axillarzelle Schin., hintere Strahlzelle Schumm.).
Die Axillarzelle (cellula axillaris) zwischen Axillaris und
dem Flügelrande (= Lappenzelle Schin., Achselzelle Schumm.) Der
Afterlappen, die alula, fehlt.
4. An der Flügelspitze liegen:
Die Radialzellen (cellulae radiales), und zwar die obere
und die untere (cellula radialis anterior und posterior), erstere zwischen
Ober- und Unterast der Radialis, letztere zwischen radialis ramus po-
steriorund cubitalis. (Äußere Randzelle und Unterrandzelle beziehungs-
weise Cubitalzelle Schin., sechste und siebente Spitzenzelle Schumm.).
Die Cubitalzelle (cellula cubitalis) zwischen Cubitalis und
discoidalis ramus anterior (erste Hinterrandzelle Schin. Fauna,
fünfte Spitzenzelle Schumm.).
Die vorderen Discoidalzellen, und zwar die erste vor-
dere Discoidalzelle (cellula discoidalis anterior prima) zwischen
den Gabelästen des discoidalis ramus anterior. Sie ist immer gestielt
bei den Arten der Gattung Tipula und Ctenophora, bei jenen der
Gattung Pachyrrhina meist offen. Die zweite vordere Discoidal-
zelle (cellula discoidalis anterior secunda) zwischen der unteren
Gabel des discoidalis ramus anterior und dem discoidalis ramus po-
sterior. (Zweite und dritte!) beziehungsweise erste und zweite?)
Hinterrandzelle Schin., dritte und vierte Spitzenzelle Schumm.)
© 1) Schiner, Fauna austriaca.
?) Schiner, Zool.-bot. Ges., Wien 1864.
222
Die hintere Discoidalzelle (cellula discoidalis posterior)
zwischen Discoidalis ramus posterior und dem Vorderaste der
Posticalis. (Vierte, beziehungsweise dritte Hinterrandzelle Schin.,
zweite Spitzenzelle Schumm.)
Der Hinterleib (abdomen) besteht aus 9 Ringen, von denen
der erste verkürzt, der zweite am längsten ist. Auch der Hinter-
leib ist (mit wenigen Ausnahmen) nur spärlich behaart. Die beiden
letzten Hinterleibssegmente nehmen an der Bildung des männlichen
Hypopygiums beziehungsweise der weiblichen Legeröhre teil.
Eine genaue Kenntnis des Hypopygs ist für das Erkennen
nahestehender Formen ungemein wichtig, ja, die Arten der
Gruppe Tip. ochracea Mgn. lassen sich kaum durch andere Merk-
male sicher unterscheiden, obgleich es auch in dieser schwierigen
Gruppe nicht an anderen plastischen Merkmalen fehlt, durch
welche die Arten für das Auge leicht kenntlich sind. Die Schwie-
rigkeit liegt darin, diese Merkmale in einer jeden Zweifel aus-
schließenden Weise zu beschreiben. .
Bei dem komplizierten Bau des Hypopygs ist eine blobe
Beschreibung desselben in den meisten Fällen unzulänglich. Aber
auch einer genauen Abbildung des gesamten Hypopygs treten
große Schwierigkeiten entgegen, da die verschiedenen charak-
teristischen Anhänge ohne Zerlegung des (Greschlechtsapparates
kaum deutlich erkannt werden können, weshalb sich der Zeichner
darauf beschränken muß, die charakteristischen Teile abzubilden.
Hierzu kommt ferner, dab die Hypopygien einer und derselben
Art oft ein wesentlich anderes Bild ergeben, je nachdem man
trockene, in Ätzkali aufgeweichte!) oder lebende Stücke untersucht
hat. Zu alldem verändert sich die Gestalt, namentlich der
mittleren Anhänge, meist schon bei der geringsten Veränderung der
Lage unter dem Mikroskop.
Eine genaue Kenntnis des Baues des Hypopygiums der
Gattung Tipula Mgn. (inklusive Pachyrrhina Macq.) verdanken
wir erst der Arbeit Westhoffs, obwohl schon Schummel und
Löw in ihren Schriften auf die generische Bedeutung des Hypo-
pygs und auf die Wichtigkeit desselben zur sicheren Unterschei-
dung nahestehender Arten hingewiesen haben.
1) Über die Präparation der Hypopyeien siehe Dziedzicki, Wien. Ent.-
Ztg., 1886, 25.
223
Als Umgrenzungsstücke des Hypopygiums!) nimmt Löw
(Beschr. Europ. Dipt. III, pag. 6, Anm. 2) das neunte Dorsal-,
und das achte und neunte Ventralsegment an. (Neunte Rücken-
schiene, lamella supera Löw; achte Bauchschiene, lamella infera
Löw; neunte Bauchschiene, lamella media Löw.) Westhoff
rechnet zu den Umgrenzungsstücken auch die achte Rückenschiene.
Die achte Rückenschiene (lamella?) basalis supera) unter-
scheidet sich von den vorhergehenden Segmenten nur durch ihre
Verkürzung, die in manchen Fällen so weit geht, daß die achte
Rückenschiene von der siebenten fast ganz verdeckt wird, so daß
nur ihre Ecken als Lappen vorstehen.
Die neunte Rückenschiene (lamella terminalis supera)
hat kaum mehr die Gestalt eines gewöhnlichen Hinterleibsringes.
Sie ist durch die außerordentlich mächtige Entwicklung der neunten
Bauchschiene sehr klein, so daß oft nur „stumpfe, seitliche Spitzen-
ecken der Lamelle“ bemerkbar werden. Am auffallendsten um-
gestaltet ist in den meisten Fällen ihr Spitzenrand, der seicht oder
tief ausgerandet und mit mannigfachen Fortsätzen und Dornen
versehen ist. Bei Pachyrrhina ist er oft auch nach unten um-
geschlagen und mit schwarzen Wärzchen besetzt.
Beide Rückenschienen tragen keine eingelenkten und be-
weglichen Anhänge.
Die achte Bauchschiene (lamella basalis infera), am Spitzen-
rande oft tief ausgebuchtet und stark behaart, trägt bereits eigen-
artige Anhänge, die appendices basales, die entweder einfach sind
(app. simplex) oder, und zwar nach Westhoff nur in der Gruppe
ochracea Mgn., paarig auftreten (appendices duplices?).
1) Mik meint (Konf.: Wien. Ent.-Ztg., 1882, 317), daß der Name
„Hypopygium“ für das Copulationsorgan der Tipuliden nicht glücklich gewählt
sei, da es nicht unter den „pygi“ eingeschlagen ist wie etwa bei den Doli-
chopiden. Bergroth gebraucht dafür den Namen „Propygium“.
2) Soll nach Mik richtiger lamina heißen (Wien. Ent.-Ztg., 1882, 318),
da mit „lamellae“ Anhänge bezeichnet werden. Westhoff hat hier einen
Ausdruck beibehalten, der von Löw (Europ. Dipt. ITI, pag. 8) eingeführt
wurde,
3) Lundström, (Beitr. z. Kenntn. der Dipt. Finnlands II, 15) zählt
eine neue Form, Tip. subexcisa Löw, aus der Gruppe der Marmoratae auf,
dessen lam. inf. sowohl mit append. duplices als auch mit einer app. simplex
versehen ist.
224
Die App. simplex, für einige Arten sehr charakteristisch, ist
am auffallendsten gebildet bei Tip. nigra (löffelförmig), bei Pach.
cornicina (plättchenförmig), bei Pach. aculeata (stachelförmig), vor
allem aber bei Tip. variicornis (fußförmig).
Die appendices basales duplices sind „konisch geformte,
oben abgeplattete Chitinkörper, welche am Spitzenrande der La-
melle zu beiden Seiten einer Einbuchtung stehen“. An der Spitze
tragen sie lange starke Chitinstacheln.
Die neunte Bauchschiene (lam. terminalis infera, lam.
media Löw) hat die stärkste Umbildung erfahren. Sie besitzt oft
Furchen und Nähte, so daß sie dann aus mehreren Teilen zu
bestehen scheint. Sie allein trägt eingelenkte und bewegliche An-
hänge (appendices terminales), die nach ihrer Stellung schon von
Löw als App. superae, intermediae und inferae bezeichnet wurden.
Die oberen Anhänge (app. superae, lamellae) sind an der
oberen Ecke der neunten Bauchschiene eingefügt, gewölbt, mit der
concaven Seite nach innen gekehrt und stark behaart. Ihre Ge-
stalt ist mannigfaltig. Blattförmig und außerordentlich stark ent-
wickelt sind sie bei Tip. maxima, fulvipennis, tenuicornis und
oleracea, lanzettförmig bei excisa, scripta, nubeculosa; die Arten
der Gruppe ochracea haben rudimentäre obere Anhänge oder sie
fehlen überhaupt.
Von kompliziertem Bau sind die app. intermediae (die
mittleren Anhänge, forceps), die schon mehr verborgen sind und
in ihrer wahren Gestalt nur dann erkannt werden können, wenn
man das Hypopyg zerlegt. Sie sind von kastanienbrauner oder
gelblicher Farbe und in manchen Teilen schwarz gefärbt. Ihre
Gestalt ist sehr mannigfaltig. Vollständig ausgebildet bestehen sie
aus vier Teilen (T. maxima, oleracea), meist sind aber nur zwei
Teile ausgebildet und die übrigen durch Dornen, Zähne und Höcker
angedeutet.
Die app. inferae (die unteren Anhänge) kommen nur bei
den Arten der Gruppe ochracea Men. vor.
Zu den inneren Kopulationsorganen, die nur bei Zerlegung
des Hypopygs deutlich wahrgenommen werden können, gehören:
die vesicula centralis von birn-, ei- oder kugelförmiger Gestalt,
die als Anhänge die auriculae und die styli trägt, erstere
ohrenförmige, letztere stabförmige Gebilde. Zwischen diesen An-
hängen erhebt sich die Spatha, ein spatelförmiger Anhang.
225
Zwischen den beiden auriculae entspringt der penis, aus
der Rutenscheide und der Eichel bestehend. Zur Aufnahme der
zarten Penisspitze dient das adminiculum, das mulden- oder
rinnenförmig ist oder die Form einer klaffenden Muschel aufweist.
Es ist „zu beiden Seiten der Einbuchtung, welche die Mitte der
lam. terminalis infera an ihrem Spitzenrande zeigt, eingefügt“.
Die Legeröhre (terebra) des Weibchens besteht (Conf.
Löw, Europ. Dipt. III, 9) aus einer oberen und unteren Hälfte.
An der oberen Hälfte unterscheidet man deutlich zwei Stücke:
Das erste Oberstück (pars basalis supera Löw) entspricht dem
neunten Dorsalsegment, das zweite Oberstück (pars apicalis
supera Löw) besteht aus den oberen Lamellen (lamellae superae
Löw) oder den cerci. Die untere Hälfte, die meist in der Ent-
wicklung gegen die obere zurückgeblieben ist, setzt sich ebenfalls
aus zwei, eng miteinander verwachsenen Stücken zusammen; ist
die Trennung zwischen den beiden Teilen deutlich wahrnehmbar,
dann spricht Löw von dem ersten Unterstück (pars basalis in-
fera) und dem zweiten Unterstück (pars apicalis infera), styli.
Die Tipulidae wurden von Osten Sacken in drei Sektionen
eingeteilt: in Dolichopezinae, Ctenophorinae und Tipulinae.
Es ist aber, wie er in seinen „Studies on Tipulidae“ aus-
führt, sehr schwer, brauchbare Merkmale aufzufinden, um diese
drei Gruppen zu definieren. Am leichtesten dürfte noch Doli-
chopeza zu charakterisieren sein, die sich nicht allein durch die
fehlende mittlere Discoidalzelle, sondern überhaupt durch ihr ab-
weichendes Flügelgeäder (Verlauf der Posticalis) von den anderen
Gattungen gut unterscheidet. |
Die Gattungsmerkmale der beiden übrigen Sektionen sollen
später ausführlicher besprochen werden.
Übersicht der Sektionen der Tipulidae.
1 (2) Mittlere Discoidalzelle fehlend. Dolichopezinae').
2 (1) Mittlere Discoidalzelle vorhanden.
3 (4) Männchen mit kammartig gereihten Seiten-
fortsätzen der Fühler; Geißelglieder der Fühler der
Weibchen ohne kranzförmig angeordnete Wirtelbörst-
chen. Ctenophorinae.
1) Die einzige europäische Gattung Dolichopeza ist in Mähren noch
nicht aufgefunden worden.
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XI. 15
226
4 (3) Fühler des Männchens ohne Seitenfortsätze,
wenn auch die Geibelglieder mitunter gesägt sind;
Fühler des Weibchens mit kranzartig angeordneten
Wirtelbörstchen. Tipulinae.
V. Die mährischen Arten der Tipulidae.
A. Ctenophorinae.
Die Meigensche Gattung Ctenophora (Illigers Magazin 1803)
ist von Brull& (Ann. soc. Entom. France, 1832) nach der Form
der Fühler der Männchen!) in 3 Untergattungen gespalten worden:
1. Dietenidia Brullé: Fühler des Männchens einseitig, das
heißt nur auf der Innenseite gekämmt.
2. Ctenophora Brulle: Fühler des Männchens doppelt, das
heißt auf der Innen- und Außenseite gekämmt.
3. Xiphura Brulle: Fühler des Männchens doppelt ge-
kämmt und außerdem noch auf der Unterseite mit
Strahlenfortsätzen.
Die Ctenophorinae sind große, kräftig gebaute Tiere mit
glänzend schwarzem, oft rot oder gelb gezeichneten Körper. Sie
bilden eine ganz natürliche Gruppe der Tipulidae, die aber „leichter
für das Auge zu erkennen als zu definieren“ ist. Die gekämmten
und eigentümlich verzierten Fühler, überdies nur für die Männchen
charakteristisch, bilden strenggenommen kein Gattungsmerkmal,
da „eine südamerikanische Gattung, Ozodicera, ihrem ganzen Bau
nach eine Tipula, ebenfalls ästige und bunte Fühler besitzt“. Ander-
seits ist Prionota v. d. Wulp eine Ctenophora ohne bunte Fühler
des S (Conf. Osten Sacken: Studies on Tipulidae).
1) Auch die Merkmale der Weibchen rechtfertigen die Spaltung der
Gattung Ctenophora Me. in drei Subgenera. Die Xiphura- Weibchen sind
schon habituell durch die ganz ungewöhnlich lange Legeröhre gekennzeichnet;
auch sind die ersten Geißelglieder der Fühler bei dieser Art lang und walzen-
förmig, während sie bei den beiden anderen Gattungen kurz und zusammen-
gedrängt sind. Zwischen dem © der Dictenidia dagegen und denen der
Untergattung Ctenophora besteht (ausgenommen die Färbung der Flügel-
spitze und die Farbe des Hinterleibes) kaum ein nennenswerter Unterschied
und in bezug auf die Fühlerbildung ist Ctenophora festiva mit Dietenidia
bimaculata viel näher verwandt als mit Ctenophora guttata, pectini-
cornis und flaveolata, deren Fühlergeißelglieder unten kerb- oder säge-
zahnartig vortreten.
Pe o l
[Re]
LD
=]
Fig. 3. Flügelgeäder einer Ctenophora (Xiphura).
In bezug auf das Flügelgeäder steht die Gattung Ctenophora
Men. dem Genus Tipula viel näher als z. B. die zu den Tipulinen
gerechnete Gattung Pachyrrhina. So ist die cellula discoidalis
anterior prima immer gestielt wie bei Tipula und die Radialader
entspringt ebenfalls weit vor der Mündung der Mediastinalis in
die Subcosta; daher ist auch die cellula subcostalis wie bei Tipula
immer langgestreckt, während sie bei Pachyrrhina verhältnismäßig
kurz ist.
Auch sonst gleicht das Flügelgeäder der Ctenophorinen viel
mehr dem einer Tipula als dem der Nephrotoma oder einer Pa-
chyrrhina. Bei Pachyrrhina ist nämlich der Vorderast der Posticalis
immer durch eine deutliche Querader (transversalis discoidalis) mit
der discoidalis und dem discoidalis ramus posterior verbunden, und
zwar steht diese Querader immer am Grunde der mittleren Dis-
coidalzelle. Bei Tipula ist diese Querader nur manchmal deutlich
vorhanden, meistens fehlt sie. Ist sie vorhanden, dann ist aber
ihre Stellung eine wesentlich andere als bei Pachyrrhina. Die
Ctenophora-Arten stimmen mit Tipula darin überein, daß die Dis-
coidalquerader entweder vorhanden ist (Xiphura atrata, Ctenophora
guttata) und auf oder in der Nähe der Mitte der mittleren Dis-
coidalzelle steht oder daß diese Querader unscheinbar klein ist
(Ctenophora festiva); bei Dietenidia bimaculata ist die Discoidal-
querader deutlich, aber stark gegen die Wurzel der Discoidalzelle
gerückt, was auch bei einigen Tipula-Arten beobachtet. werden
kann.
Dagegen zeichnen sich die Ctenophorinen durch den robusteren
Körperbau, durch kürzere und kräftigere Beine, durch größere
Krallen und ein stärker entwickeltes Empodium vor den Tipulinen
15*
228
‘aus. Auch sind die Tarsen gewöhnlich nur so lang oder nur
wenig länger als die Schienen, das erste Tasterglied zeichnet sich
wie bei den Tipulinen durch besondere Länge aus, die Stirn der
Ctenophorinen ist breiter, das Halsstück gedrungener und der Kopf
liegt daher dem Thorax viel enger an. (Conf. Osten Sacken
„Studies etc.“). :
Ein gutes Unterscheidungsmerkmal zwischen Ctenophorinen
und Tipulinen scheint nach Osten Sacken in der Behaarung der
Fühler zu liegen. Er sagt l. c.: „The antennae in the greast
majority of the Tipulina are verticillate, while in the Ctenophora,
in either sex thy are newer verticillate.“ Gemeint sind. die kranz-
förmig angeordneten Wirtelhärchen an der Basis der einzelnen
Geißelglieder, die, „einige australische und südamerikanische
Formen ausgenommen“, alle Tipulinen auszeichnen. Ich halte das
angegebene Merkmal für ein sicheres Kennzeichen zur Unter-
scheidung der Tipulinen- 22 von denen der Ctenophorinen, deren
Fühler zwar behaart sind, ohne daß aber die Härchen eine so
regelmäßige, kranzförmige Anordnung zeigen wie bei den Tipulinen.
Die Ctenophorinen fliegen nach meiner Beobachtung ver-
hältnismäßig langsam und schwerfällig und haben nie den raschen,
zickzackförmigen Flug der meisten Tipulinen. Sie lieben, ebenfalls
im Gegensatze zu den Tipulinen, mehr sonnige Plätze, vor allem
Baumschläge mit jungem Unterholze.
Sie sind bei uns ohne Ausnahme äußerst seltene Tiere. Am
häufigsten kommt noch Xiphura atrata vor, die ich von mehreren
Fundorten besitze. Ich glaube, dab sie in gebirgigen Gegenden
häufiger sind als in der Ebene, da die Lebensbedingungen für ihre
Larven im waldreicheren Gebirge ungleich günstigere sind als in
den größtenteils kultivierten und daher baumarmen Ebenen. In
reinen Nadelwäldern werden sie nicht angetroffen, da ihre Larven
nur im Mulm von Laubholzstöcken zu leben scheinen.
Zur Metamorphose von Ctenophora s. |.
Die Larven der Ctenophorinen leben nach dem überein-
stimmenden Urteile aller Autoren in morschem Holze. Brauer
hat (Conf. Schiner 1. c.) Dictenidia bimaculata gezogen und
aus den Eiern der gezüchteten Weibchen eine zweite Generation
erhalten. Perris fand die Larven von Xiphura atrata in alten
Erlen, Huguenin (Fauna insectorum Helvetiae) zog Xiphura
229
atrata aus faulem Buchenholze. H. Scholtz (Über den Aufent-
halt der Dipteren während ihrer ersten Stände, Breslau, Ztschr.
für Ent., 1849, Nr. 9) zitiert Nördlinger (Nachtr. zu Ratzeburgs
Forstinsekten, Stett. Ent. Ztg. Jahrg. IX, pag. 270), der die Larven
von Xiphura atrata im faulen Holze von Populus canadensis
antraf.
Beling (Beitrag z. Naturgesch. verschiedener Arten aus der
Familie der Tipulidae, Wien, Zool.-bot. Ges. 1873, pag. 575) fand
die Puppe von D. bimaculata zugleich mit einer Puppe von
X. atrata Anfang Juni in einem faulen Birkenstocke. Ebenfalls
anfangs Juni fand er im Garten an der Unterschale eines Blumen-
topfes eine „schmutzig graugelbe, kurze, gedrungene Larve mit
vier Hautzähnen am oberen Rande der Hinterseite des letzten
Leibesgliedes“. Ende Juni verpuppte sich die Larve und sieben
Tage nach der Verpuppung ging eine weibliche Mücke (D. bima-
culata) hervor.
Osten Sacken erwähnt L. c., dab die Larven von X. atrata
auch im verfaulten Holze von Eichen und Linden gefunden wurden;
dagegen scheint kein Fall bekannt zu sein, dab man die Larven
einer europäischen Art in Coniferen lebend angetroffen habe.
Aus den Beschreibungen der Larven und Puppen der Üteno-
phorinen geht hervor, dab die Untergattungen Ctenophora s. str. und
Dictenidia in viel näherer Verwandtschaft zu einander stehen als
eine Art dieser beiden Subgenera zu Xiphura.
Die Larven von Ctenophora s. str. und Dictenidia tragen
am Analende des Körpers zwei zugespitzte fleischige Lappen und
mehrere kleine fleischige Auswüchse; ihre Haut ist hart und un-
durchsichtig. Die Larve der Xiphura besitzt keine Hautzapfen
am Ende des Hinterleibes, ihre Haut ist außerordentlich zart und
durchsichtig und die Mandibeln sind weit kräftiger.
Einen eigentümlichen Schutzapparat der Larve von Xiphura
atrata erwähnt Hermann (Mitt. des Münchn. Entom. Vereines,
IV, 1880, pag. 146). Die „sonst bei sehr vielen Tipulidenlarven
vorkommenden, sternförmig abstehenden Warzen haben sich bei
Xiphura zu einem quergestellten Wulste umgebildet, welcher nach
unten zu in zwei fleischige stumpfe Höcker ausläuft, über denen
die Analöffnung liegt. Die ovalen, rotbraunen Stigmen liegen schief
nach seitwärts und unten gerichtet in einer seichten Aushöhlung,
die von einem länglichovalen Walle umgeben wird. Auf demselben
230
befinden sich oben und unten je zwei kleine schwärze Wärzchen,
welche mit feinen Borstenhaaren besetzt sind“, . . . . . . „Der
untere Teil des ganzen Apparates kann wie eine Klappe will-
kürlich nach oben geschlagen werden, so daß die Analstigmen
bedeckt und vor Verstopfung durch Sägespäne geschützt werden.
Hierbei greifen die oben erwähnten Wärzchen zahnartig ineinander
und es bildet sich dabei ein förmliches Haarsieb, das zwar der
Luft den Zutritt zu den Stigmen gestattet, Erde, Mulm usw. jedoch
von denselben abhält.“
Die Puppen der Ctenophora s. str. und Dietenidia einerseits
und der Xiphura anderseits sind durch die Gestalt des Thorax
und die Anordnung der Dornen auf der Bauchseite des Hinter-
leibes leicht voneinander zu unterscheiden.
Der Thorax ist bei Ctenophora s. str. und Dictenidia lang
und spitzig, bei Xiphura kurz und breit. Bei Xiphura stehen auf
dem vierten bis sechsten Segment der Bauchseite des Hinterleibes
je ein, auf dem siebenten Segment zwei Dornenpaare. Bei Dictenidia
trägt das zweite und siebente Segment je ein Dornenpaar, das dritte
bis sechste aber ist mit einer Querreihe von je fünf Dornen besetzt.
Übersicht der mährischen Ctenophorinen.
A. Männchen.
1 (2) Fühler nur auf der Innenseite mit kammartigen Fort-
sätzen. Dictenidia bimaculata.
2 (1) Fühler auf der Innen- und Außenseite mit kamm-
artigen Fortsätzen.
3 (4) Fühler auch auf der Unterseite mit Fortsätzen.
Xiphura atrata.
4 (3) Fühler auf der Unterseite ohne Fortsätze.
5 (6) Hinterleib rotgelb mit schwarzen Rückenflecken.
Ctenophora pectinicornis.
6 (5) Hinterleib schwarz mit gelben Binden oder
Flecken.
7 (10) Der schwarzbraune Randmalfleck reicht höch-
stens bis zur Cubitalquerader.
8 (9) Hinterleib mit durchgehenden hellgelben Binden.
Ctenophora flaveolata.
9 (8) Hinterleib mit weißgelben Seitenmakeln.
Ctenophora guttata.
231
10 (7) Der schwarzbraune Randmalfleck reicht bis zur
mittleren Discoidalzelle. Ctenophora festiva.
B. Weibchen!).
1 (2) Die ersten Geißelglieder der Fühler lang, walzen-
förmig; Legeröhre außerordentlich verlängert.
Xiphura atrata.
2 (1) Alle Geißelglieder kurz, zusammengedrängt; Lege-
röhre mäßig lang.
3 (4) Flügel außer dem schwarzbraunen Randmalfleck
noch mit brauner Flügelspitze. Dietenidia bimaculata.
4 (3) Flügelspitze glashell.
5 (10) Geißelglieder der Fühler unten schwach sägezahn-
© artig ausgeschnitten; der schwarze Randmalfleck
reicht höchstens bis zur Cubitalquerader.
6 (7) Hinterleib vorherrschend gelbrot mit schwarzen
Rückenflecken. Ctenophora pectinicornis?).
7 (6) Hinterleib vorherrschend schwarz mit gelben Bin-
den oder Seitenmakeln.
8 (9) Hinterleib mit durchgehenden, gelben Binden.
Ctenophora flaveolata.
9 (8) Hinterleib mit weißgelben Seitenmakeln.
Ctenophora guttata.
10 (5) Geißelglieder der Fühler unten nicht ausgeschnit-
ten; der schwarze Randmalfleck reicht bis in die
mittlere Discoidalzelle. Ctenophora festiva.
Dictenidia Brullé.
Annal. Soc. Entomol. France, II, 401 (1833).
dig doppelt, ctenidium der Kamm.
1. bimaculata L. Fauna Suec. (1761), Schin., II, 499, Kertesz’
Kat. II, 265.
Nach Osten Sacken = paludosa F. und idriensis
Scop.; nach Zett. = pectinata Gmelin.
1) Eine Bestimmungstabelle der 22 bringt Huguenin L. c., pag. 16.
2) Eine Verwechslung zwischen pectinicornis und guttata wird nicht
möglich sein, wenn man sich vor Augen hält, daß der Hinterleib von guttata
ganz blauschwarz ohne gelbrote Färbung ist, während bei pectinicornis die
rotgelbe Färbung des Hinterleibes vorherrscht.
232
Glänzend schwarz (S) oder schwärz mit rotgelben Zeichnun-
gen (2).
Kopf dem Thorax weniger anliegend als bei der folgenden Gat-
tung, Scheitel und Stirn glänzend schwarz, schwarz behaart. Taster gelb,
das letzte Glied schwarzbraun. Augen ziemlich stark vorgequollen.
Fühler Z schwarz, auf der Innenseite mit abwechselnd
längeren und kürzeren Seitenfortsätzen; die des © kurz, die Geißel-
glieder rotgelb, stark zusammengedrängt.
Thoraxrücken glänzend schwarz mit sötkölten Schulter-
schwielen und zwei wenig deutlichen, schmalen, rotgelben Längs-
striemen vor der Quernaht. Brustseiten glänzend schwarz, die
Notopleuraldepression braunrot.
Beine rotgelb, Schenkel an der Spitze und Schienen gegen
das Ende zu schwarz, Tarsen schwarzbraun. Vorderschienen mit
einem, Mittel- und Hinterschienen mit zwei Endspornen.
Flügel mit scharf begrenztem, schwarzbraunen Randmalfleck
und schwärzlich tingierter Flügelspitze. Ein brauner Schatten geht
vom Stigma über die Ursprungsstelle der Radial- und Cubitalader
bis zur mittleren Discoidalzelle Auch der Hinterast der Posticalis
und das Wurzelstück des Vorderastes derselben Ader ist ven
einem braunen Schatten begleitet.
Größe: F 12 bis 15mm; © bis 21 mm.
Larve: Eine kurze Beschreibung der Larve nach Bouché
(Naturgesch. der Insekten I, pag. 32) finde ich in Kaltenbach,
Die Pflanzenfeinde usw., pag. 642, aus der freilich nichts anderes
zu entnehmen ist, als daß die Larven 8 mn lang und walzenförmig
sind und im „Herbst und Winter“ bis in den April im morschen
Holze der Weißbuche, Eiche und Weide leben.
Vorkommen: Sehr verbreitet und aus ganz Mähren bekannt,
scheint aber immer nur vereinzelt vorzukommen. Die Mücke fliegt
schwerfällig mit träg herabhängenden Beinen, wie die Bibioniden.
Ein Z in meiner, an einen kleinen Garten anstoßenden Wohnung
14. Mai 1910; ein © aus Ochos (leg. P. Huber), ein 2 vom
Kirchberg bei Groß-Ullersdorf, je ein S vom Berggeist (22. Juli)
und der Schwarzen Leiten bei Primiswald (8. August). In der
Umgebung von Frain (Siebeck). |
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Schlesien (Tief),
Niederösterreich und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Vorarlberg
(Bau), Galizien (Nowicki), Ungarn (Kowarz), Siebenbürgen (Strobl).
ne u ne u en
233
Xiphura Brullé.
Annal. Soc. Entomol. France, I, 206 (1832).
to šigoc das Schwert, % očoé der Schwanz.
1. atrata L., Syst. Nat. (1758); Schin., II, 499; Kertesz’ Kat.
II, 266. !
Nach Osten Sacken = ichneumonea Dg, und Villa-
retiana Brullé.
Hinterleib schwarz (S) oder schwarz, an der Basis rotgelb (9).
Kopf dem Thorax fast anliegend. Stirne und Scheitel glänzend
schwarz, erstere mit Eindrücken und Runzeln vor den Fühlern,
stark behaart. Taster gelb, Endglied lang, schwarzbraun, mitunter
auch schon das vorletzte Glied gebräunt. Augen vorgequollen.
Fühler rotgelb; die Geißelglieder S mit dreireihigen Seiten-
fortsátzen, von denen die mittleren am kürzesten sind. Fühler ©
ungewöhnlich lang; das erste Basalglied schwarzbraun, stark quer-
gerunzelt, das zweite braun, das dritte Glied sehr lang. Die Geißel-
glieder 2 lang, gegen das Ende allmählich kürzer werdend und
verdunkelt, die letzten nach unten vortretend.
Ein 2 mit ganz schwarzbraunen Fühlern ist wohl die Form,
die Lundström aus Finnland erwähnt.
Thorax glänzend schwarz, an den Seiten rotbraun, unten
oft weißschillernd, Notopleuraldepression gelb. Prothorax kragen-
artig abstehend.
Hüften braun bis schwarz, sowie die rotbraunen Schenkel-
ringe gelblichweiß behaart.
Beine rotgelb, beim JZ die Schenkelspitzen schwarz, die
letzten Tarsenglieder verdunkelt.
Flügel gelblich tingiert, besonders an der Wurzel, mit
kleinem, braunen, scharfbegrenzten Randmalfleck.
Hypopygium G vorwiegend rotgelb, durch die mächtig ent-
wickelte Lamella terminalis infera stark aufgetrieben, nach oben
gebogen. Lam. term. supera am Spitzenrande tief gespalten und
zwei mit kleinen Dornen besetzte, stark behaarte Vorsprünge bildend.
Auch die lam. term. infera ist tief gespalten, das Lumen ist durch
eine in der Mitte kielförmig erhobene Membran gedeckt. Der
Mittelkiel selbst zeigt eine feine Längsrinne.
Die Appendices superae sind von runder, scheibenförmiger
Gestalt, eigentümlich gebogen und gerunzelt und mit fahlgelben,
234
langen Härchen dicht besetzt. An der gegen das Innere des
Hypopygiums gerichteten Seite entstehen durch eine starke Aus-
randung zwei stumpfe Höcker von schwarzer Farbe.
Die Appendices intermediae bilden eine stumpfe Zange mit
schwarzem, großen Zahn an der Innenseite.
Legeröhre © ungewöhnlich lang, stark nach oben gebogen
(säbelförmig), glänzendschwarz, an der äußersten Spitze rotbraun.
Größe: Z 21 mm, 2 27 mm.
Vorkommen: Billowitz im Zwittatal 4 99, 22. Mai und
2. Juni, 1 © Řičkatal bei Lösch 31. Mai; 1 2 Hobitschau bei
Wischau, 1 GZ Tracht 3. Juni (Landrock); Frain (Siebeck).
Var. ruficornis Mgn. Syst. Beschr. VI, 284 (1830), Schin., II, 499,
als Art.
Nach Osten Sacken = nigrofasciata Brullé und
flavicornis Wdm., Mon.
Als ruficornis Men. betrachte ich jene SS, deren roter Hinter-
leib eine schwarze, oft, namentlich auf den ersten Ringen, in
Flecke aufgelöste Rückenstrieme besitzt. Bei den 22 reicht die
gelbrote Farbe des Hinterleibes an den Seiten und am Bauche
bis zur Legeróhre. Das Pronotum und die Schulterbeulen sind
fast hellgelb, die Hüften gelb und braunschwarz, weißlich bereift,
die Notopleuraldepression bei einem ď fast schwefelgelb.
Ruthe (Isis 1831) und Löw (Beschr. europ. Dipt., II) haben
die Identität der ruficornis Mgn. und atrata L. festgestellt. Rossi
hat aus einem Erlenstamme 12 SS und 15 99 gezogen; sieben. Jg
gehörten zur typischen Form, fünf zur var. ruficornis (Ketters
Entom. Nachr., 1882). Erichson berichtet über einen Fall von
copula zwischen atrata F und ruficornis ©. Die gleiche Beobachtung
hat Imhoff (Insekten der Schweiz 1836 bis 1841) gemacht.
Schiner bemerkt, daß von atrata die SG, von ruficornis die 99
sehr selten wären. Westhoff hält beide Arten in seiner Schrift
„Über den Bau des Hypopygiums usw.“ auseinander, ebenso
Lundström (Beiträge zur Dipterenfauna Finnlands, II). In einem
früheren Verzeichnis (Jahresb. des Westfäl. Prov. Ver., 1879, 41)
hat Westhoff ruficornis als Varietät zu atrata gezogen.
Vorkommen: Aus Billowitz von einer Waldlichtung, die mit
Eichenstümpfen bestanden war, zugleich mit atrata L.; 12 22. Mai:
Geißschlucht bei Billowitz an der Zwitta, 1 S, 29. Mai.
239
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich und
Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Tirol (Palm), Voralberg (Bau),
Dalmatien (Frauenfeld), Galizien (Nowicki), Ungarn (Kowarz),
Siebenbürgen (Strobl).
Ctenophora Mgn.').
Illig. Magazin II, 263 (1803).
Kammücke.
Ó utsto, xterdç der Kamm; géow ich trage.
1. pectinicornis L., Syst. Naturg. (1758), Schin., II, 501, Kertész'
ME 971:
Nach Osten Sacken — Tip. nigrocrocea Deg. und
variegata Fabr.
©: Fast ganz gelbrot.
Kopf gelbrot, Stirne auf der Mitte geschwärzt, vor den Fühlern
ein gelber Fleck. Taster gelb, letztes Tasterglied schwarz.
Fühler ganz gelbrot, die Geißelglieder nach unten stark
vortretend.
Thorax gelbrot, vor dem Pronotum und hinter der Quer-
naht mit schwarzen Flecken. Brustseiten, Hüften und Beine gelb-
rot, nur die Tarsen verdunkelt.
Flügel gelblich tingiert, Randmalfleck klein, nicht über den
Radius hinausreichend, blaßbraun.
Hinterleib gelbrot, am Spitzenrande des ersten Segments ein
schwarzer Fleck, auf den übrigen Ringen bis zum siebenten inklusive
große, schwarzbraune, dreieckige Rückenflecke.
Größe: 25 mm.
Meine Beschreibung, nach einem sehr alten und stark ver-
blaßten Exemplar angefertigt, stimmt in manchen Punkten nicht
mit der Beschreibung Schiners überein. Schiner sagt: „Rücken-
schild mit drei breiten schwarzen Striemen, die mittelste bis zum
Halsstücke reichend, die seitlichen vorn verkürzt, oft alle ineinander
geflossen und die ganze Oberseite vorherrschend schwarz. Brust-
seiten mit drei schwarzen Makeln je über den Hüften.“ Die
Legeröhre nennt Schiner schwärzlich, bei meinem 2 ist sie rot-
1) Osten Sacken erwähnt in Wien. Ent. Ztg., I, 193 (1882), daß der
Gattungsname Flabellifera Men. 1800 älter ist als Ctenophora 1803, worauf
Bezzi, Nomenclat. über Dipteren, Wien. Ent. Ztg., XXVI, 1907, pag. 51 ff.
aufmerksam macht.
236
gelb. Alle übrigen Merkmale stimmen. Da sich die Hinterleibs-
flecken bei dem mir vorliegenden Stücke deutlich erhalten haben,
kann ich nicht annehmen, daß gerade die schwarzen Thoraxstriemen
durch Ausblassen verschwunden sind und glaube vielmehr, daß es
sich hier um eine seltene Farbenvarietät handelt.
Das G soll nach Schiner der var. ruficornis Mgn. ähnlich
sein. Die Genitalien sind aber kürzer, das unpaarige Mittelstück
tritt lappenartig vor. Geißelglieder mit zwei Reihen kammartig
gereihter Strahlenfortsätze; die von brauner oder schwärzlicher
Farbe und abwechselnd kürzer und länger sind.
Kaltenbach, Die Pflanzenfeinde usw., pag. 202, berichtet,
daß die Larven im modernden Holze von Pyrus malus, Salix und
Populus, gewöhnlich in hohlen Stämmen, leben.
Vorkommen: Ein © in der Sammlung des Naturf. Vereines
in Brünn mit der Fundortangabe „Brünn“. — Umgebung von
Frain (Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich
und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief-Strobl), Tirol (Palm), Ga-
lizien (Nowicki, Grzegorzek), Ungarn (Thalhammer), Siebenbürgen
(Strobl). -
Anmerkung. Die Beschreibung, die ich von Ctenophora
pectinicornis nach einem stark verblaßten Exemplar in den Samm-
lungen des Naturforschenden Vereines in Brünn mitgeteilt habe,
bedarf einer Ergänzung; ich erhielt während des Druckes dieser
Arbeit ein frisches Stück (©) von meinem ehemaligen Schüler
Josef Krymlak, der es am 15. Mai 1911 im Schloßparke zu
Rossitz fing.
Der Thoraxrücken dieses Exemplars ist fast ganz glänzend
schwarzbraun und nur gegen die Schulterbeulen und die Noto-
pleuraldepression hin gelbrot. Der Hinterleib ist gelbrot mit
schwarzer Rückenstrieme, die auf dem zweiten Ringe schmal be-
ginnt, auf den folgenden aber immer breiter wird, so daß die
letzten Segmente fast ganz schwarz erscheinen. Außerdem liegen
vom zweiten Ringe angefangen an den Seiten der Segmente kleine,
lebhaft gelbe Flecke, die auch auf der rotgelben, nur gegen das
Ende zu verdunkelten Bauchseite auftreten. Die Legeröhre ist
mäßig lang, pechbraun glänzend mit abgerundeten Spitzen. Größe
21 mm.
237
2. flaveolata Fabr., Ent. Syst. IV, 234 (1794); Schin., II, 501;
Kertész' Kat., II, 270.
Nach Zett. — crocata Schr. part.
S: Kopf und Stirne schwarz. Schnauze gelb und schwarz;
unter den Fühlern zwei kleine gelbe Flecke. Taster an der Wurzel
gelb, sonst bräunlich.
Fühler gelb, die kammartigen Fortsätze der Geißelglieder
braun. Basalglieder gelb, erstes Glied dick, unten erweitert.
Thorax schwarz mit gelber Behaarung. Halsstück (Prothorax)
gelb und wulstartig getrennt. Thorax vor dem Schildchen ein-
gedrückt mit zwei gelben dreieckigen Flecken. Brustseiten mit
einer eingedrückten gelben Schwiele.
Beine gelb, Hüften und Tarsen dunkelbraun.
Flügel gelb tingiert mit dunklerer Wurzel und ebensolchem
Vorderrand. Randmal dunkelbraun. Flügelspitze mit lichtbraunem,
verwaschenen Fleck.
Hinterleib schwarz, an der Basis gelb, mit gelben Binden
an den Hinterleibsrändern, welche bindenartig auch auf die Bauch-
seite übertreten. 20 mm (Siebeck).
2 Kopf schwarz, stark behaart; auf der Stirne vor den
Fühlern ein kleines und auf dem Untergesichte unter den Fühlern
zwei kleine gelbe Fleckchen. Nase an der Spitze und an den
Seiten etwas gelb, sonst so wie der Rüssel und die Taster schwarz.
Fühler gelbrot; 1. Glied lang, 2. napfförmig, 3. ziemlich
lang, an der Spitze außerordentlich verbreitert und stark nach
unten vortretend. Die Geißelglieder kurz, zusammengedrängt, nach
unten vorstehend.
Prothorax an den Seiten schwarz, oben gelb. Thorax-
rücken, Schildchen und Mesophragma fast mattschwarz, fahlgelb
behaart. Hinter der Quernaht ein kleiner gelber Fleck.
Brustseiten mehr glänzend schwarz; Notopleuraldepression
gelb; Mesothoracalstigma gelb gerandet.
Hüften und Schenkelringe schwarz, fahlgelblich behaart.
Beine gelbrot, Schienen und Metatarsus an der Spitze und alle
übrigen Tarsenglieder schwarz. Hinterschenkel vor der Spitze mit
einem breiten braunen Ringe, der an den anderen Schenkeln nicht
fehlt, aber nicht so deutlich auftritt.
Flügel lebhaft gelb tingiert, am Vorderrande von der
Wurzel bis zur Flügelspitze honiggelb, mit braunem, scharf be-
238
grenzten Randmale, das kaum bis zur Radialader hinabreicht.
Auch die Posticalis und die Axillaris fast honiggelb.
Hinterleib schwarz, wenig glänzend. Erster Hinterleibsring
an der Basis gelb; die folgenden am Ende mit breiten, gelben,
ganz durchgehenden Binden, die auch auf der Bauchseite auf-
treten. Fünftes und sechstes Abdominalsegment sehr breit, so daß
der Hinterleib hinter der Mitte außerordentlich verbreitert er-
scheint. Letztes Segment glänzend schwarz.
Legeröhre gelb, außerordentlich charakteristisch geformt.
Die am Grunde breiten Legerohrklappen entfernen sich von der
Basis an bogig voneinander und nähern sich erst wieder mit den
stumpfen, abgerundeten Spitzen, schließen demnach einen ovalen,
freien Raum ein.
Größe: 2 24 mm.
Vorkommen: Herr Siebeck fing 2 SS in der Umgebung
Frains in Südmähren am 9. September 1904; 1 © aus Rossitz,
Mai. (leg. Krymlak.)
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Steiermark (Strobl),
Galizien (Nowicki), Ungarn (Thalhammer), Siebenbürgen (Strobl).
3. guttata Mgn., Syst. Beschr., I, 165 (1818), Schin., II, 501;
Kertész' Kat., II, 271.
©: Glänzend schwarz.
Kopf schwarz. Über den Fühlern ein kleiner, durch eine
schwarze, ungemein feine Längslinie geteilter gelber Fleck. Taster
braungelb, letztes Glied schwarz, stark behaart.
Fühler braunschwarz, das erste Geißelglied lappenförmig,
die übrigen sägezahnartig nach unten vorragend.
Thorax und Brustseiten glänzend schwarz, Notopleural-
depression hellgelb, das Halterenstigma gelb gerandet.
Beine lebhaft rotgelb, Hinterschienen und Tarsen braun.
Flügel schwach bräunlichgelb tingiert mit kleinem, schwarz-
braunen Randmale.
Hinterleib glänzend blauschwarz, vom vierten Ringe ange-
fangen mit weißgelben Seitenmakeln, die auch auf der Bauchseite
auftreten. Die dritte nnd die achte Rücken- und Bauchschiene
mit schmalen, gelben Endsäumen an den Seiten.
Legeröhre 2 kurz, pechschwarz, mit stumpfer Spitze.
Größe: 221/, mm.
Z ed nn
239
d Die Fühler sind braunschwarz; das erste Glied oben
braunschwarz, unten hellgelb; das dritte rotgelb, an der Spitze er-
weitert und nach unten stark vortretend. Thorax glänzendschwarz,
nur die Notopleuraldepression und das Mesothoracalstigma gelb.
Coxae, Schenkelringe und Beine rotgelb, Tarsen verdunkelt;
Schienen gegen die Spitze und die Hinterschenkel fast ganz
braun; Hinterschienen an der Spitze keulenförmig verdickt. Flügel
graulich getrübt, an der Wurzel gelblich; Stigma braunschwarz,
klein, der Randmalfleck nur bis zur Radialader reichend. Hinter-
leib bläulichschwarz, stark glänzend, vom zweiten Segment an-
gefangen mit kleinen, gelblichweißen Seitenflecken am Ende der
Ringe und ebenso gefärbten Bauchbinden. Hypopygium glänzend-
schwarz, stark aufgetrieben. Von den Anhängen fallen besonders
auf: ein unpaariger Anhang am Grunde des 8. Ventralsegmentes,
der in einer breiten, weißlichen, am unteren Rande schwärzlich
gefärbten Membran endigt; ober diesem Anhange zwei gegeneinander
gerichtete Haarbüschel von rostroter Farbe; endlich die zwei oberen,
in einer scharfen Spitze endigenden Zangen.
Größe: 21 mm.
Vorkommen: 1 2 aus Billowitz an der Zwitta, auf einer
Waldlichtung, 22. Mai 1904; 1 Z aus dem Zwittatale zwischen
Billowitz und Adamstal, 24. Mai 1911; Umgebung von Frain
(Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Steiermark (Strobl),
Ungarn (Thalhammer), Siebenbürgen (Strobl).
4. festiva Mgn., Klass. der Zweifl., (1864), Schin., II, 502;
Kertész' Kat., IL 270.
©: Kopf schwarz und schwarz behaart. Taster gelb, letztes
Glied schwarzbraun.
Basalglieder der Fühler braunschwarz, alle Geißelglieder leb-
haft rotgelb.
Thorax glänzendschwarz; Pronotum hellgelb. Notopleural-
depression bis zur Flügelwurzel und das Halterenstigma gelb.
Beine hellgelb, die Schenkel und Schienen der Hinterbeine
mit braunschwarzen Ringen. Die Schienen gegen das Ende und
die Tarsen schwarzbraun.
Flügel intensiv gelb tingiert, am Vorderrande von satter
gelber Färbung, mit großem schwarzen Randmalfleck, der sich
240
über die Radialzellen und die Cubitalzelle bis in die mittlere
Discoidalzelle erstreckt.
Hinterleib schwarz, etwas glänzend, mit gelben Binden und
Flecken. Die erste Binde liest an der Wurzel des ersten Seg-
mentes; die zweite ist auf der Mitte unterbrochen; die dritte Binde
sehr schmal, aber vollständig; die vierte vollständig und am brei-
testen, gegen oben durch die schwarze Grundfarbe ausgebuchtet;
die fünfte in zwei Seitenmakeln aufgelöst. Der Vorderrand des
letzten Segmentes mit schmalem, in der Mitte unterbrochenem
gelben Saume.
Legeröhre kurz, gelb, am Ende stumpf.
Größe: 21 mm.
SK nach Schiner: Genitalien schwarz, das unpaarige Mittel-
stück zipfelartig vortretend, mit langer gelber Behaarung. Unter-
gesicht mit einer zitronengelben Strieme, die von der Schnauze
bis zu den Fühlern reicht. Fühler schwarz, die Basalglieder gelb.
Die Larve ist nach Kaltenbach L. c., pag. 631, 10’ lang,
weißlich und walzig. Er fand sie im morschen Holze eines Bu-
chenstammes, in dem sie Gänge wühlte, die sich aber bald wieder
mit Wurmmehl füllten. Die Verpuppung ging im April, die Ent-
wicklung im Mai vor sich.
Vorkommen: 1 © aus dem Josefstale bei Adamstal,
5. Juni 1904; Frain in Südmähren (Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Steiermark (Strobl),
Tirol (Palm), Ungarn (Thalhammer), Siebenbürgen (Strobl).
B. Tipulinae.
In diese Sektion stellt Osten Sacken die Gattungen Nephro-
toma, Pachyrrhina und Tipula. Uber die Gattungsmerkmale dieser
drei Genera wird später gesprochen werden.
Übersicht der drei Sektionen der Tipulinae.
1 (4) Radialader kurz d. h. sie entspringt nur etwas vor
der Stelle, wo die Mediastinalis in die Subcosta
mündet; die cellula subcostalis infolgedessen ziem-
lich kurz. Die Discoidalquerader ist immer deutlich
vorhanden; sie steht am Grunde der mittleren Dis-
coidalzelle und stellt die Verbindung zwischen der
Discoidalader und ihren beiden Ästen her.
N
241
2 (3) Fühler des S 19gliedrig, die des © 15gliedrig.
Nephrotoma.
3 (2) Fühler in beiden Geschlechtern 13gliedrig.
Pachyrrhina').
4 (1) Radialader verhältnismäßig lang, d.h. sie entspringt
weit vor der Stelle, wo die Mediastinalis in die Sub-
costa mündet; die Subcostalzelle infolgedessen lang-
gestreckt. Die Discoidalquerader ist vorhanden oder
sie fehlt. Im ersteren Falle steht sie aber nie am
Grunde der mittleren Discoidalzelle selbst (wenn sie
auch dieser Stelle nahe gerückt erscheint) und ent-
springt wenigstens nie aus dem Winkel, den die
beiden Äste der Discoidalader bilden. Sie verbindet
daher nicht die Discoidalis mit-ihren Ästen, sondern
stets den Hinterast der Discoidalis mit dem Vorder-
ast der Posticalis. Tipula.
Nephrotoma Mon.
Illig. Magazin, II, 262 (1804).
Ó věgoog die Niere, réurw ich schneide.
Fleckenmücke.
Die Gattung Nephrotoma, die in Europa nur durch eine,
im paläarktischen Faunengebiete überhaupt nur durch zwei Arten
vertreten ist?), wurde von Meigen aufgestellt und wegen der
19gliedrigen Fühler des S und der merkwürdigen „nierenförmigen“
Gestalt der Geißelglieder von der Gattung Tipula abgetrennt.
Doch sagt Meigen selbst, daß sie einer Tipula (Pach.) scurra so
ähnlich sehe, daß sie sich von ihr nur durch die anders geformten
Fühler und das schwarze Randmal unterscheiden läßt und Schum-
mel warnt ebenfalls davor, sie mit einigen ihr besonders ähnlichen
Pachyrrhina-Arten zu verwechseln).
1) Stimmt aber nur für die europäischen Arten, da es einige ameri-
kanische Pachyrrhinen mit mehr als 13 Fühlergliedern gibt.
2) Nephrotoma aquilonia Erichs. aus Sibirien ist nach Bergroth,
Wien. Ent.-Ztg., 1889, pag. 120, eine Tipula aus der Gruppe der Marmoratae.
3) Am ehesten könnte Nephrotoma mit Pach. quadristriata Schumm.
verwechselt werden, weil die Geißelglieder der Fühler dieser Art fast ganz
dieselbe Struktur haben.
Zeitschrift des mähr, Landesmuseums. XI. 16
242
Osten Sacken bezweifelt, daß die Gattung Nephrotoma als
eine von Pachyrrhina getrennte selbständige Gattung aufrecht er-
halten werden könne, da eine nordamerikanische Pachyrrhina (P.
eucera Löw) dieselbe Anzahl der Fühlerglieder besitzt wie Nephro-
toma, während eine andere nordamerikanische Art (P. polymera
Löw) 16 Fühlerglieder im G und 14 im © Geschlechte besitzt.
Endlich hat Pach. macrocera Say dieselbe Struktur der Geißel-
glieder wie Nephrotoma, aber nur 13gliedrige Fühler.
Was die Gattung Nephrotoma den Pachyrrhinen noch näher
bringt, ist eine Veränderlichkeit im Flügelgeäder in bezug auf die
furca. Schiner sagt I. c., die obere aus der Discoidalzelle aus-
strahlende Ader sei gegabelt, aber nicht gestielt. In der Zeichnung
des Nephrotomaflügels, den Mgn., Syst. Beschr. I., Tab. 5, Fig. 22,
abbildet, entspringen aber die beiden oberen aus der Discoidal-
zelle entspringenden Aste (im Sinne Schin.) getrennt voneinander
aus dieser Zelle. Nun zeigt auch das Flügelgeäder der Pachyrrhina-
Arten dieselbe Veränderlichkeit in bezug der „zwei oberen aus
der Discoidalzelle entspringenden Äste.“
Fig. 4. Nephrotoma dorsalis. a Ursprung der Radialis.
Auch die kurze Radialader, die dort entspringt, wo die
Mediastinalader in die Subcosta mündet, hat Nephrotoma mit den
Pachyrrhina-Arten gemein.
Endlich steht die für Pachyrrhina charakteristische Discoidal-
querader auch bei Nephrotoma stets an der Basis der Discoidal-
zelle und ihre Stellung zur Discoidalis und Posticalis ist im
großen ganzen dieselbe wie bei der Gattung Pachyrrhina.
Und das Hypopygium? Die tiefgespaltene und an den stumpfen
Ecken vorgezogene lam. basalis infera muß auch Pach. quadristriata
Schumm. besitzen. Die Appendices superae sind denen mancher
Le a a De ZZ
243
Pachyrrhinen sehr ähnlich und auch die appendices intermediae
zeigen im großen ganzen dieselbe Anlage. Man könnte vielmehr
sagen, daß Pach. scurra Mgn. und aculeata Löw in bezug auf
die inneren Anhänge der Nephrotoma näher stehen als der P.
cornicina L. und quadrifaria Men.
Die Färbung, die Zeichnung der Stirn und des Thorax ist
ebenfalls dieselbe wie bei Pachyrrhina. Warum ist also Nephrotoma
mit der Gattung Pachyrrhina nicht wieder vereinigt worden? Hat
man sich durch das eine Gattungsmerkmal, die langen 19 glie-
drigen Fühler mit den extrem gestalteten Geißelgliedern, nicht
verleiten lassen, die gemeinsamen Merkmale zu ignorieren?
Die Metamorphose ist nach Schiner nicht bekannt. Ich
fand auch in der mir zugänglichen Literatur keine Notiz, die über
die ersten Stände dieser Art Aufklärung gegeben hätte.
1. dorsalis Fabr., Spec. Ins., II, 403 (1781); Schin., II, 502,
Kertész' Kat., II, 325.
Mittelgroße gelbe Art.
G: Kopf gelb mit ziemlich breiter, glänzendschwarzer, gegen
die Fühler in eine stumpfe Spitze auslaufenden Mittelstrieme.
Untergesicht gelb, oben und an den Seiten etwas gebräunt, ziemlich
stark behaart. Taster gelb.
Fühler 19gliedrig, braunschwarz, die zwei Basalglieder gelb,
das erste Geißelglied sehr lang, bereits verdunkelt. Die nächsten
Geißelglieder an der Unterseite bogig ausgeschnitten, so dal) sie
an der Basis und an der Spitze stark verdickt erscheinen'). Die
letzten Geißelglieder nur an der Basis verdickt. Alle Geißelglieder
stark besetzt mit kranzförmig angeordneten Wirtelhärchen, die an
der Basis der Glieder stehen.
Thorax gelb, glänzend, mit drei glänzendschwarzen Längs-
striemen, die seitlichen gerade und vorn verkürzt. Prothorax oben
mit braunem Schattenfleck, an den Seiten mit glänzendschwarzem
Längsstrich. Brustseiten gelb mit drei schwarzbraunen Flecken;
1) Die Geifelglieder der Fühler meiner dd sind von anderer Struktur,
als sie Mon., I, Tab. 5, Fig. 20 abgebildet hat. Huguenin spricht von „säge-
zahnartig ausgekerbten Fühlern.“ Bei meinen Exemplaren sind die Geißel-
glieder auf der Oberseite nicht so stark gekrümmt, wie sie Mgn. abbildet und
verlieren dadurch viel von ihrer nierenförmigen Gestalt.
16*
244
je eine Makel liegt zwischen den Vorder- und Mittelhüften und
zwischen diesen und den Hinterhüften; ein schwarzer Längsstrich
liegt vor der Schwingerwurzel und ein blaßbrauner Fleck an den
Mesopleuren.
Schildchen gelb mit braunem Schatten auf der Mitte. Meso-
phragma gelb mit breiter, schwarzbrauner Längsstrieme und eben-
solchem Querfleck an der Spitze.
Beine gelb; Schenkel mit schwarzer Spitze; Schienen am
Ende und alle Tarsen gebräunt.
Flügel gelblich tingiert mit scharf begrenztem, braunem
Randmalfleck und einem Schatten um die kleine Querader.
Hinterleib gelb mit ziemlich breiter schwarzer Rückenlinie,
schmaler brauner Bauchstrieme und oft in Flecke aufgelösten
Seitenstriemen. Die letzten Ringe braungelb.
Fig. 5. Nephrotoma dorsalis,
1 Seitenansicht des Hypopygiums (schematisch); 2 Appendices intermediae.
Hypopygium G von dunkelgelber bis braungelber Farbe.
Lam. terminalis supera kurz, durch einen tiefen Einschnitt in zwei
rundliche Lappen geteilt. Lam. bas. infera mächtig entwickelt, tief
gespalten und in zwei schmalen, an ihrem Ende aufgerollten, mit
gelben Haaren fast filzig behaarten Vorsprüngen endend. Die
Lam. term. infera ist im Verhältnisse zur basalen klein, ‚stark ge-
furcht und scheint daher aus mehreren Teilen zu bestehen. Von
den Anhängen fallen besonders die App. superae dürch ihre Form
und Größe auf. Sie sind von weiblichgelber Farbe, lanzettlich,
stark gebogen, mit der konvexen Seite nach außen gekehrt, lang
behaart und zangenförmig gegeneinander gekehrt.
Die App. intermediae sind am Spitzenende stark schnabel-
förmig vorgezogen und daselbst glänzend schwarz gefärbt, an der
nn ©
245
Außenseite mit ungewöhnlich starken und langen Haaren besetzt.
Ich habe versucht, sie in Fig. 5 abzubilden.
Bei seitlicher Ansicht des Hyp. ragt in der Mitte der Lam.
term. infera ein paariger Anhang von lichtgelber Farbe weit vor;
er gehört jedenfalls zu den inneren Kopulationsorganen und scheint
die Arme des Adminiculums zu bilden. Er ist in der Zeichnung
des Hypopygs nicht berücksichtigt worden.
Das © ist größer als das S. Hinterleib mit breiter schwarzer
Rückenstrieme, welche von der gelben Grundfarbe nur Seitenflecken
übrig läßt, ebensolchen Seitenstriemen und schwarzer Bauchstrieme.
Legeröhre mäßig lang, glänzendbraun, das Unterstück an der Basis
schwarzbraun, die Legerohrscheiden mit stumpfer Spitze.
Größe: Z 13 mm, 2 16 mm.
Vorkommen: Alle meine Stücke stammen aus der Au bei
Czernowitz nächst Brünn. 1 G 8. Juni 1909 an einem Wasser-
graben zugleich mit Tip. caesia; 5 Sg, 3 92 in der Au gegen
Nennowitz, Juni 1911; 1 S noch am 19. August. Aus der Um-
gebung von Frain (Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Schlesien (Tief),
Niederösterreich (Strobl), Kärnten (Tief), Voralberg (Bau), Galizien
(Grzegorzek und Nowicki).
Pachyrrhina Macq.
Suit. à Buffon, I, 88 (1834).
rayés dick, ótv, öıvög die Nase?).
Schnauzenmücke, Breitschnauze.
Meigen hat die Arten der Gattung Pachyrrhina bei dem
Genus Tipula belassen, diese Gattung aber bereits in zwei Gruppen
gespalten, begründet auf das abweichende Flügelgeäder. (Syst.
Beschr., I, Tab. 6, Fig. 8 und 9). Zetterstedt und Schiner
nahmen den Macquartschen Gattungsnamen an; letzterer bemerkt
aber (Vide: Fauna II, pag. 503, Fußnote), daß das Genus Pachyr-
rhina keine scharf begrenzte Gattung bilde und verweist darauf,
daß einige Pachyrrhina-Arten (besser Pachyrrhina-Individuen, denn
das Flügelgeäder ist auch bei ein und derselben Art ziemlich
2) Zur Schreibweise des Gattungsnamens: Zetterstedt, Schiner, van
der Wulp schreiben Pachyrhina; Osten Sacken, Bergroth Pachyrrhina;
Strobl: Pachyrrhina (1894) und Pachyrhina (1896); Lundström Pachyrina.
246
variabel) eine „kurzgestielte zweite Hinterrandzelle“ (— cellula disc.
anter. prima) besitzen, während bei Tipula nigra die zweite Hinter-
randzelle (oft!) ungestielt ist.
Osten Sacken dagegen (Conf.: Studies usw.) zweifelt nicht
daran, daß Pachyrrhina eine genügend charakterisierte Gattung
sei, denn sie besitzt außer dem von Schiner angegebenen Unter-
schiede im Flügelgeäder noch andere Merkmale, durch die sie sich
von der Gattung Tipula unterscheidet. Die Schnauze ist kurz und
dick, das erste Fühlerglied kürzer und dicker als bei den Tipula-
Arten und die Stirne ist mehr gewölbt. (Conf. auch Zett., 3987,
Fußnote.)
Zu diesen von Osten Sacken angegebenen Merkmalen
kommt noch eine Eigentümlichkeit des Flügelgeäders, auf die
meines Wissens Huguenin in seiner Beschreibung der Schweizer
Tipuliden zuerst aufmerksam gemacht hat. Es liegt in dem Ur-
sprunge der Radialader, die etwas vor der Stelle entspringt, wo
die Mediastinalis in die Subcosta mündet.
Ein anderes von Huguenin aus dem Flügelgeäder abgeleitete
Merkmal ist nicht konstant. Er sagt l. c.: „Ferner findet sich
häufig auch eine Mündung des Vorderastes von I (— Mediastinalis)
in die Vorderrandader, wodurch das Genus aus dem Schema der
Tipuliden herausschlägt.“ Diese Verbindungsader zwischen Mediasti-
nalis und Costa ist aber bei den meisten von mir untersuchten
Stücken so schwach und undeutlich, daß sie kaum als eine eigentliche
Ader zu betrachten ist. Überdies fehlt sie bei vielen Exemplaren
vollends. |
Dagegen möchte ich hier noch auf einen weiteren, schon oben
angedeuteten Unterschied im Flügelgeäder der beiden Gattungen
Pachyrrhina und Tipula hinweisen, der ebenfalls konstant ist.
Wie bereits erwähnt, ist im Pachyrrhinaflügel immer die Discoidal-
querader vorhanden, und zwar steht sie immer am Grunde der
mittleren Discoidalzelle. Aber nicht in ihrer Lage zu dieser Zelle,
sondern in ihrer Stellung zur Discoidalis und dem posticalis ramus
anterior liegt das Charakteristische. Vergleichen wir das Schema
eines Pachyrrhinaflügels (Fig. 6) mit dem des Tipulidenflügels
(Fig. 2), so wird sofort der Unterschied in der Lage der Querader
auffallen. Bei Pachyrrhina stellt sie die Verbindung zwischen
Discoidalis und den beiden Ästen dieser Ader einerseits und
zwischen dem Vorderast der Posticalis und dem Hinterast der
in
247
Discoidalis anderseits her. Bei Tipula verbindet diese Querader,
wenn sie überhaupt vorhanden ist, stets nur den Hinterast der
Discoidalis mit dem Vorderast der Posticalis oder wenn sie, wie
bei Tip. nigra, gegen die Basis der mittleren Discoidalzelle ge-
rückt ist, die Discoidalis selbst mit dem Vorderast der Posticalis. '
|
|
|
L er : K
Fig. 6. Flügelgeäder einer Pachyrrhina.
a Ursprungsstelle der Radialis.
Nach Westhoff bildet die Gattung Pachyrrhina Macq. eben-
falls keine einheitliche Gruppe und zerfällt nach dem Bau des
Hypopygiums wieder in zwei Unterabteilungen, die er folgender-
maßen charakterisiert:
1. Gruppe: Hyp. mäßig verdickt. Lamella term. infera bis
zum Grunde gespalten. App. superae schmal und oft lang; app.
intermediae zeigen den dritten Teil und eine zahnartige Andeutung
des vierten (analis, quadrifaria, cornicina, maculosa und histrio).
2. Gruppe: Hyp. kaum verdickt; Terminallamelle kurz. App.
superae klein, intermediae einteilig mit einem zahnartigen Ansatz
des vierten Stückes (pratensis und crocata).
Die von Westhoff aufgestellten Gruppen lassen sich übrigens
schon auf den ersten Blick durch die Körperfärbung allein unter-
scheiden, indem die erste Abteilung vorwiegend gelb, die zweite
vorwiegend schwarz gefärbte Arten umfaßt. Innerhalb der ersten
Gruppe ließen sich wieder Unterabteilungen bilden. So unter-
scheiden sich Pach. cornicina und aculeata von den übrigen Arten
der Gruppe nicht nur durch die stark ausgebildete appendix bas.
simplex, sondern auch durch die Gestalt der app. superae, die
an der Unterseite in eine charakteristische, schwarzgefärbte Spitze
vorgezogen sind, die bei den anderen von mir untersuchten Arten
nicht vorhanden ist. Dagegen weisen die append. intermediae der
cornicina wieder mehr Ähnlichkeit mit denen der maculata als mit
den Anhängen der aculeata auf.
248
Pachyrrhina annulicornis Mgn. (= variicornis Schumm.) ist
wegen der relativen Länge der Radialader aus der Gattung
Pachyrrhina überhaupt auszuscheiden.
Zur Metamorphose der Pachyrrhina-Arten.
Über die ersten Stände der Arten dieser Gattung liegen
Mitteilungen vor, die einander teilweise widersprechen. Schiner
erwähnt kurz, daß die Larven in verwesenden Pflanzenstoffen,
unter Blättern und in faulem Holze angetroffen wurden. Beling
meint, daß die Larven von Pach. quadrifaria an in Vermoderung
begriffenen Wurzelstöcken von Bäumen und holzigen Wurzeln, die
übrigen in Erde, vorzugsweise von solcher sich nährend, leben.
Pach. lineata Scop. lebt nach Schiner in faulendem Holze ebenso
wie Pach. crocata.
Manche Arten werden durch die Häufigkeit ihres Auftretens
Schädlinge der Land- und Forstwirtschaft. Die Larven von crocata
L. sollen die Rinde und den Bast junger Setzlinge der Balsams-
tanne abgenagt haben. (Hartig und Pfeils Krit. Blätter, 1860.)
Pach. lineata Scop. wurde der Rosenzucht schädlich, indem
ihre Larven die Edelaugen zerstörten. (Schaufuß, Insektenbörse
1901, Nr. 13.)
Die Larven von Pach. pratensis L. haben nach Gmelin
und Fabricius an Graswurzeln Schaden angerichtet, nach Altum
(Forstzoologie 1875) sollen sie einmal die jungen Sprößlinge in
Weidenlagern angefressen haben.
Die Larven und Puppen vieler Arten werden von Th. Beling
(Verh. der Zool.-bot. Gesellsch., Wien 1878 und 1886) umständlich
beschrieben.
Die Larven sind derbhäutig oder lederhäutig von aschgrauer
oder wachsgelber Farbe. Das Ende des Aftergliedes trägt zumeist
sechs Hautzapfen, vier am Oberrande und zwei am Unterrande des
Stigmenfeldes. Die punkt- oder strichförmige Zeichnung. auf dem
Stigmenfelde soll gute Merkmale für die Unterscheidung der
Pachyrrhinalarven abgeben. Im II. Beitrage (1878) bringt Beling
eine analytische Tabelle zur Bestimmung einiger Pachyrrhinalarven.
Bei den Puppen sind die Stirnhörnchen an der Spitze flach
gedrückt und meist spatelförmig, zuweilen knopfförmig erweitert.
Die Hinterleibsringe sind auf der Ober- und Unterseite mit kleinen
Dornenzähnen in wechselnder Zahl und Anordnung besetzt. Das
a ea
249
Afterglied endet in größeren und kleineren Dornenzähnen, deren
Zahl und Stellung zueinander verschieden ist. Das Afterglied der
Puppe, die sich zum weiblichen Imago entwickelt, endigt in zwei,
die Legerohrscheide bildenden Klappenpaaren.
Übersicht der mährischen Pachyrrhina-Arten !).
(Nach Schiner.)
1 (16) Hinterleib vorherrschend gelb mit schwarzen oder
braunen Lángsstriemen.
2 (5) Seitenstriemen des Růckenschildes vorne gerade.
3 (4) Flügel mit deutlichem schwarzbraunen Randmale.
lunulicornis.
4 (3) Flügei mit blassem unscheinbaren Randmale. seurra.
5 (2) Seitenstriemen des Rückenschildes vorne haken-
förmig nach abwärts gebogen.
1) Nach der obenstehenden Tabelle werden sich auch die meisten 2 2
bestimmen lassen. Zweifel dürften nur bei der Gruppe lunulicornis, quadri-
faria und analis entstehen, deren Weibchen besonders dann, wenn nur ein-
getrocknete Stücke vorliegen, schwierig zu bestimmen sind. Ich füge daher
noch folgende Erläuterungen bei:
1. Gruppe.
lunulicornis ©: Körperfarbe gelb. Flügel graulich tingiert, fast hyalin,
Legerohrklappen sehr spitzig.
seurra ®: Körperfarbe rotgelb, intensiv glänzend. Flügel stark gelblich
tingiert. Legerohrklappen mehr stumpf.
2. Gruppe.
quadrifaria: Flügel mit einer Schattenbinde wie beim G. Brustseiten deut-
lich schwarz gefleckt. Scheitelfleck klein. Legerohrklappen außerordent-
lich kurz, das Unterstück verschwindend klein.
analis: Flügel ohne Schattenbinde. Brustseiten undeutlich gefleckt. Scheitel-
fleck groß. Legerohrklappen ziemlich lang, Unterstück deutlich ent-
wickelt.
3. Gruppe.
aculeata: Brustseiten schwarz gefleckt. Stirne mit schwarzer Längsstrieme,
die sich vor ihrer Spitze zumeist knopfförmig erweitert. Flügeladern
stark, schwarz. Flügelrandmal schwarzbraun. Flügel im Leben nicht
irisierend.
cornicina: Brustseiten braun und undeutlich gefleckt, fast ungefleckt. Stirne
mit einem Scheiteldreieck. Flügeladern zart, braun. Flügelrandmal
braun. Flügel im Leben irisierend,
250
6 (13) Flügel mit deutlichem schwarzbraunen Randmale;
Basalglieder der Fühler gelb.
7 (8) Flügel mit schwärzlicher Schattenbinde, die vom
Randmal über die kleine Querader und den Hinterast
der Posticalis zum Flügelhinterrand geht.
quadrifaria!).
8 (7) Flügel ohne Schattenbinde.
9 (10) Flügelspitze mit einem deutlichen schwarzen
Schatten. App. bas. simplex fehlend. analis!).
10 (9) Flügelspitze ohne Schatten, fast glashell. App.
bas. simplex vorhanden.
11 (12) Achte Bauchschiene Z mit einem Dornfortsatze.
aculeata.
12 (11) Achte Bauchschiene G mit einem plättchen-
förmigen Fortsatze. cornieina.
13 (6) Flügel mit blassem unscheinbaren Randmale;
Basalglieder der Fühler größtenteils schwarz.
14 (15) Der gelbe Höcker der Brustseiten vor den Schwin-
gern ist auf drei Seiten braun gerandet. maculata.
15 (14) Der gelbe Höcker auf den Brustseiten vor den
Schwingern ist nur unten braun begrenzt. lineata.
16 (1) Hinterleib vorherrschend schwarz mit gelben
Seitenflecken oder Binden.
17 (18) Hinterleib mit gelben Seitenflecken. pratensis.
15 (17) Hinterleib mit gelben Binden.
19 (20) Rückenschild gelb mit drei schwarzen, nie zu-
sammengeflossenen Längsstriemen; Hinterleib mit
mehr als fünf gelben Binden. imperialis.
20 (19) Rückenschild schwarz mit gelben Makeln; Hinter-
leib mit höchstens 5 gelben Binden. erocata.
1) Bei quadrifaria G ist die erwähnte Schattenbinde des Flügels mit-
unter undeutlich. Man wird dann diese Art von der ihr ähnlichen analis
sicher nach folgendem Merkmal unterscheiden können:
Achte Bauchschiene mit einem knopfförmigen Anhang. quadrifaria G.
Achte Bauchschiene ohne knopfförmigen Anhang. analis S.
251
1. lunulicornis Schumm., Beiträge z. Entom. III. 107 (1833);
Schin. II. 504; Kertész' Kat. II. 319.
2: Kopf gelb. Stirne mattgelb mit einer fast bis zu den
Fühlern reichenden schwarzen, schwach glänzenden Längsstrieme.
Untergesicht gelb, oben mit schwachem, braunem Längsstrich. Taster
gelbbraun.
Fühler schwarz, die zwei ersten Basalglieder gelb, die
Geißelglieder an der Basis mit langen Wirtelhärchen.
Prothorax an den Seiten schwarz, oben mit einem schwarzen
Längsstrich. Thoraxrücken mit drei glänzend schwarzen Längs-
striemen, die mittlere vorne verbreitert, die seitlichen verkürzt und
gerade (nicht nach abwärts gebogen), hinter der Quernaht fort-
gesetzt. Ein kleiner brauner Punkt, charakteristisch für diese Art,
liest unterhalb der Seitenstriemen, noch am Thoraxrücken selbst.
Brustseiten gelb mit schwarzbraunen Flecken. Ein großer schwarzer
Fleck zwischen Vorder- und Mittelhüften; über demselben, auf den
Mesopleuren, ein großer brauner Fleck, der aber gegen oben und
außen sehr unbestimmt begrenzt ist. Ein braunschwarzer Fleck
liegt ferner zwischen Mittel- und Hinterhüften, darüber zwei braune
Längsstreifchen, deren eines knapp vor der Schwingerwurzel liegt.
Schildchen gelb, auf der Mitte mit braunem Fleck. Meso-
phragma gelb mit schwarzbrauner Längsstrieme und ausgebreiteter
brauner Färbung an der Spitze. Zu beiden Seiten des Mesophragma
ein brauner Längsstrich, der, allerdings undeutlich, bis zur Flügel-
wurzel reicht.
Beine gelb, Schenkel und Schienenspitzen schwarz, Tarsen
verdunkelt.
Flügel schwach gelb tingiert, mit deutlichem braunen, mit-
unter etwas verblaßten, aber immer scharf begrenzten Randmal.
Die kleine Querader braun gesäumt, Flügelspitze schwach braun
geschattet.
Hinterleib gelb, mit breiter schwarzer Rückenstrieme,
schmalen Seitenstriemen und deutlicher Bauchstrieme. Legeröhre
glänzend kastanienbraun, ziemlich lang und spitz; das Unterstück
am Grunde glänzend schwarz.
Ich trage hier die Beschreibung des Männchens nach, das
ich erst in diesem Jahre am 29. Mai in der Geißschlucht bei
Bilowitz an der Zwitta in einem einzigen Stücke fing und zuerst
für quadristriata Schumm. hielt.
252
Kopf gelb; der schwarze Stirnfleck reicht fast bis zu den
Fühlern. Ein großer, unbestimmt begrenzter brauner Fleck liegt
auf der Scheitelfläche neben den Augen. Untergesicht gelb; Taster
(vielleicht durch Eintrocknen) braun.
Fühler schwarz, länger als Kopf und Thorax, die Basal-
glieder gelb, das zweite bereits verdunkelt. Die Geißelglieder vom
zweiten an vor der Mitte seicht ausgebuchtet, so daß die Glieder
an der Basis und vor dem Ende verdickt erscheinen.
Thorax wie beim 9; es fehlt aber der kleine braune Punkt
neben den Seitenstriemen. k
Flügel stark gelblich tingiert mit schwach angerauchter
Flügelspitze und scharf begrenztem braunen Randmalfleck.
Fig. 7. Hypopygium von P. lunulicornis.
Hinterleib gelb mit schwarzer, deutlicher Rückenstrieme
und schmalen, in Striche aufgelösten Seitenstriemen; Bauchstrieme
undeutlich.
An dem Hypopygium (Fig. 7) fallen besonders die stark
halbmondförmig gekrümmten App. superae und die tief gespaltene,
an ihren abgerundeten Ecken fast zottig behaarte achte Bauch-
schiene auf, weshalb ich das Exemplar anfangs für quadristriata
Schumm. hielt. Die Struktur der Geißelglieder ist aber bei lunuli-
cornis eine wesentlich andere. Eine Abbildung der Fühler beider
Arten bringt die Abhandlung M. P. Riedls: Die paläarkti-
schen Arten der Dipterengattung Pachyrhina Macg,,
Deutsche Entom. Zeitschr., 1910, 409— 437, die ich leider bei der
Bearbeitung der mährischen Pachyrrhinen nicht mehr verwenden
konnte. Die Art quadristriata wird nur von Tief aus Kärnten
und von Nowicki aus Galizien erwähnt.
© 15 mm. Z 13 mm.
253
Larve!): 12 mm lang, ausgestreckt 18 sm, gelblich asch-
grau. Oberrand des Stigmenfeldes mit vier Hautzapfen, die sämt-
lich an der Innen- und Außenseite gleich gefärbt sind. Unterrand
des Stigmenfeldes mit zwei kurzen Hautzapfen, die an der Spitze
der Innenseite einen kleinen braunen Punkt tragen oder mit der
Außenseite gleich gefärbt sind. Unterhalb dieser beiden Haut-
zapfen jederseits ein großer, spitzer, seitwärts gespreizter Hautzapfen.
Unterhalb der Hinterstigmen jederseits ein kurzer brauner Hori-
zontalstrich und zwischen diesem Querstrich und dem Stigma zwei
kleine schwärzliche Punkte.
Puppe weißlich, später bräunlichgelb. Stirne mit zwei kurzen,
bogig nach abwärts gerichteten Hörnchen, die an der Spitze spatel-
förmig erweitert sind. Oberseite des Hinterleibes auf dem zweiten
und dritten Segment mit vier kleinen, auf dem vierten bis achten
Segment mit sechs bis acht ungleich großen Dornenzähnen in Quer-
reihe. Unterseite des Hinterleibes auf dem vierten und fünften
Segment mit je zwei kleinen, an der Spitze schwarzen, auf dem
sechsten bis achten Segment mit vier oder fünf größeren Dornen-
zähnen in Querreihe. Afterglied der S Puppe an der Oberseite
mit zwei, an der Unterseite mit vier langen, in einer Querreihe
stehenden Dornenzähnen. Ende des Aftergliedes mit zwei plumpen
und unter diesen mit zwei kleineren, abwärts gerichteten Dornen-
zähnen. Afterglied der 2 Puppe mit aufwärts gebogener, aus zwei
unten verwachsenen, an der Spitze klaffenden Klappenpaaren ge-
bildeten Legerohrscheide, von sechs starken Dornen umgeben.
Beling fand die Larven unter einer Wiesenhecke in humoser
Erde, ein zweitesmal in einem Laubholzbestande in feuchter Erde.
Vorkommen: Ich besitze die Art in drei weiblichen Stücken
aus Nordmähren. Am Krebsbach bei Groß-Ullersdorf, 9. August
1906; Dreistein bei Primiswald, 8. August 1907, Bilowitz, 29. Mai.
— Umgebung von Frain. (Siebeck.)
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Schlesien (Tief-
Strobl), Niederösterreich und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief),
Tirol (Pokorny), Krain (Palmen-Bergroth), Galizien (Nowicki und
Grzegorzek), Ungarn (Kowarz, Thalhammer).
1) Die den máhrischen Pachyrrhina-Arten hier beigefügten Beschreibungen
der Larven und Puppen sind auszugsweise Belings oben zitierter Schrift ent-
nommen. Ich beschränke mich darauf, jene Merkmale anzuführen, die mir für
die Unterscheidung der verschiedenen Arten wichtig erschienen.
254
2. seurra Mgn. Syst. Beschr., I. 198 (1818), Schin. II. 506;
Kertesz’ Kat. II. 323.
Ockergelb bis rostgelb, stark glänzend.
Kopf rostgelb mit schmaler schwarzer Längsstrieme. Schnauze
gelb, sehr fein schwarz behaart.
Taster gelbbraun.
Fühler schwarzbraun, die zwei Basalglieder gelb. Die Geißel-
glieder des F an der Basis merklich verdickt und dann auf der
Unterseite sehr sanft ausgeschnitten, wodurch auch am Ende eine
Verdickung der einzelnen Glieder entsteht.
Rückenschild mit drei glänzend schwarzen Striemen, von
denen die mittlere vorne am breitesten ist. Die Seitenstriemen
vorne verkürzt und gerade. Hinter der Quernaht liegen zwei weitere
Striemen, die hinten mehr bräunlich, vorne schwarz gefärbt sind
und sich bogig zur Quernaht und dann zur Flügelwurzel hinziehen.
Prothorax an den Seiten schwarz gerandet. Brustseiten fast
ungefleckt, höchstens mit sehr undeutlichen bräunlichen Flecken.
Schildchen rotgelb, Mesophragma gelb mit schwacher brauner,
hinten spitz zulaufender Längsstrieme und brauner undeutlicher
Färbung an der Spitze.
Beine gelbbraun, die Schenkel bis auf die braune Spitze gelb.
Flügel intensiv gelblich tingiert, stark glänzend, Randmal
blaß, unscheinbar; cellula discöidalis anterior prima bei meinem G
fast lang gestielt, beim © sitzend auf dem rechten und kurz gestielt
auf dem linken Flügel.
Hinterleib gelb bis rotgelb mit abgesetzter schwarzer, schmaler
Rückenstrieme, ebensolchen Seitenstriemen und schwarzer Bauch-
strieme. Die letzten Segmente fast ganz rotgelb.
Hypopygium gelbbraun, mäßig groß. Die neunte Rücken-
schiene klein, aus zwei stark gewölbten, am Spitzenrande seicht aus-
gebuchteten Teilen bestehend. Die achte Bauchschiene groß, bogig
ausgeschnitten, der Ausschnitt durch eine Membran gedeckt, an den
breiten, abgerundeten Seitenecken fast filzig behaart. Die neunte
Bauchschiene im Verhältnis zur achten klein, aber tief gefurcht,
so dal sie in mehrere gewölbte, durch tiefe Nähte voneinander
getrennte Platten zu zerfallen scheint, am Spitzenrande mit meh-
reren Dörnchen besetzt. Von den Appendices fallen die oberen,
zangenförmig gegeneinander gekehrten Anhänge (von Schummel
Bau o SE oi HS de A TE nn o Ar ER au 0.
255
„Hörnchen“ genannt) auf. Sie sind stark behaart, breit lanzett-
förmig, an ihren Rändern nach innen gebogen und gleichen in
der Gestalt denen von lineata und pratensis, Die append. inter-
mediae beilfórmig mit kleinem, zahnartigem Ansatz des vierten
Teiles. An der Außenseite sind sie stark und ungemein lang
behaart. An der Oberseite fällt bei dieser Art ein flügelartiger
Fortsatz auf, der von wenig chitinöser Beschaffenheit zu sein
scheint; er ist von gelblichweißer Farbe und am Rande stark aus-
gefranst. Rudimentär kommt er auch bei lineata vor. Bei seurra ist
er aber, wenn man das Hypopygium von außen betrachtet, außer-
ordentlich auffallend und nicht zu übersehen.
Fig. 8. Pachyrrhina scurra.
1 Append. superae; 2 und S Append. intermediae.
2: Hinterleib sehr lang, länger als die Flügel. Legeröhre
lang, schmal, ziemlich spitz endend, von kastanienbrauner Farbe.
Größe: F 16 mm, 2 18 mm.
Vorkommen: In den Teßwiesen bei Groß-Ullersdorf, Juli
1907. Selten. Schiner gibt die Art als gemein an.
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Steiermark (Strobl),
Kärnten (Tief), Tirol (Palm, Bergroth), Galizien (Nowicki und
Grzegorzek), Ungarn (Thalhammer).
Anmerkung. Die Weibchen von lunulicornis und scurra
könnten, da bei ersterer Stücke vorkommen, deren Flügelrandmal
nicht ganz ausgefärbt ist, miteinander verwechselt werden. Ich gebe
daher die Unterschiede an, wie sie sich aus der Vergleichung beider
Arten ergeben. Scurra ist von mehr gelbroter, lunulicornis von
mehr schwefelgelber Farbe. Die Flügel der scurra sind intensiv
gelblich tingiert, bei lunulicornis mehr hyalin. Der braune Schatten-
fleck unten am Vorderende der Seitenstriemen fehlt bei dem 2
256
meiner scurra. Der Hinterleib erscheint bei scurra noch schlanker. Das
Scheiteldreieck ist undeutlicher als bei lunulicornis. Die Rücken-
strieme des Abdomens ist auf den ersten Ringen bei scurra schmal,
bei lunulicornis breit. Die Legerohrklappen sind bei lunuli-
cornis sehr spitzig, bei scurra am Ende doch mehr
stumpf. Das Unterstück ist bei lunulicornis an der Basis schwarz-
braun glänzend gefärbt, bei scurra braun.
Von analis ©, mit der beide Arten im Bau große Ahnlich-
keit haben, werden sie sich leicht durch die geraden Seitenstriemen
des Thorax unterscheiden lassen.
3. quadrifaria Mgn. Klassif. d. Zweifl. (1804). Schin. II. 505;
Kertész Kat. II 322.
Kopf matt, chromgelb mit kleinem, schwarzen, kaum über die
Mitte der Stirne hinausreichenden Scheiteldreieck. Schnauze gelb.
Fühler schwarz, die ersten zwei Basalglieder chromgelb, Geißel-
glieder am Grund etwas verdickt, auf der Unterseite nicht aus-
geschnitten.
Pronotum gelb, die Seiten des Prothorax glänzend schwarz.
Thoraxrücken schwefelgelb mit drei breiten, glänzendschwarzen
Längsstriemen, die seitlichen vorne verkürzt und nach abwärts
gebogen, hinter der Quernaht fortgesetzt. Brustseiten gelb mit
zahlreichen schwarzen Flecken. Besonders fallen auf: Ein schwarzer,
oben zweispitziger Fleck auf den Mesopleuren, schwarze Klecke
zwischen Vorder- und Mittelhüften und diesen und den Hinter-
hüften, die schwarze, nur gegen unten offene Umrahmung des
Wulstes vor den Schwingern und ein schwarzer Längsstrich in der
Furche zwischen Meso- und Pteropleuren. Ebenso ist der obere
Rand der Notopleuraldepression von einem schwarzen Streifen
begrenzt. :
Schildchen fast ganz schwarz. Mesophragma gelb mit
breiter, glinzend schwarzer, an der Spitze verbreiterter Längsstrieme.
Beine gelb, Schenkel und Schienen an der Spitze schwärzlich,
Tarsen verdunkelt. Hüften und Schenkelringe gelb.
Flügel graulich tingiert, mit scharf begrenztem, schwarz-
braunen Randmale und schwärzlicher Schattenbinde, die sich vom
Randmale über die kleine Querader und die beiden Aste der
Posticalis zum Flügelrande hinzieht. Auch die Flügelspitze mit
deutlichem schwarzen Schatten.
257
Hinterleib gelb mit schwarzer Rückenstrieme und schmäleren
Seitenstriemen.
Hypopygium: Die lam. term. supera ist am Spitzenrande
bogig ausgeschnitten; parallel zu ihrem Spitzenrande zieht eine
flache Furche, hinter welcher die Lamelle stark gewölbt erscheint.
Die Seiten des Spitzenrandes laufen in zwei kleine, an der Innen-
seite gedörnelte Zähne aus, die, sowie der Rand der Lamelle, der
auch noch kleine Dörnchen trägt, glänzend schwarz gefärbt sind.
Die Ausbuchtung selbst ist ebenfalls stark gedörnelt und behaart.
Am Spitzenrande ist die Lamelle gegen unten umgebogen und da-
selbst mit zahlreichen schwarzen Wärzchen bedeckt.
Fig. 9. Pachyrrhina quadrifaria.
1 Hypopygium von der Seite; 2 Append. superae;
3 und 4 Append. intermediae.
Die achte Bauchschiene, an der Basalhälfte braun, sonst gelb
gefärbt, trägt eine „knopfförmige Ausstülpung“, die append. basalis
simplex.
Die neunte Bauchschiene ist verhältnismäßig klein und stark
gefurcht. Der obere Teil der Lamelle ist am Spitzenrande in einen
kleinen Dorn ausgezogen, der untere rund, stark und lang behaart.
Die App. externae superae sind von gelblichweißer Farbe,
auf der konvexen Außenseite stark behaart, ohne seitlichen Zahn.
Sie ähneln in der Gestalt sehr den oberen Anhängen von Nephro-
toma dorsalis, nur daß sie kleiner sind und nicht so deutlich vor-
ragen, sondern dem Hypopygium mehr anliegen. Die App. inter-
mediae sind in Fig. 9 abgebildet. Die Spitze und der zahnartige
Ansatz des oberen Teiles sind glänzend schwarz gefärbt.
2: Hinterleib ausgebreiteter schwarz gefärbt. Legeröhre gelb,
sehr kurz, am Ende ziemlich stumpf, das ganze Unterstück ver-
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums, XI. 17
258
schwindend klein. Der Flügelschatten um die kleine Querader und
die Äste der Posticalis noch viel deutlicher als beim S; der
Schatten füllt fast die ganze cellula posticalis anterior aus.
Größe: 121/,—131/, mm.
Larve graugelb, lederhäutig, fast kahl. Hinterstigma groß,
kreisrund, hellbraun. Oberrand des Stigmenfeldes mit vier in Quer-
reihe stehenden schmalen Hautzapfen, die äußeren länger als die
inneren, letztere an der Basis der Innenseite mit einem kleinen
dreieckigen Fleck. Unterrand des Stigmenfeldes mit zwei an der
ganzen Innenseite schwarzbraun glänzenden Hautzapfen. Zwischen
jedem Hinterstigma und dem unterhalb desselben befindlichen
Hautzapfen ein schwarzbrauner Horizontalstrich.
Puppe bräunlichgelb mit dunklen Leibeseinschnitten. Stirne
mit zwei kurzen, dünnen, an der Spitze spatelförmig erweiterten
Hörnchen. Oberseite des vierten bis inklusive achten Hinterleibs-
ringes mit sechs bis sieben kleinen, spitzen, nach vorwärts gerich-
teten Zähnchen. Unterseite des vierten und fünften mit je zwei,
des sechsten bis achten Hinterleibsringes mit fünf größeren Zähn-
chen. Afterglied der SZ Puppe mit Hautzáhnen und Höckern in
folgender Anordnung: In der Mitte der Unterseite stehen drei
starke Zähne in einer Querreihe, an jedem der beiden Seitenränder
ein spitzer, etwas gebogener Zahn und an der Oberseite vier Zähne
in einem Viereck. Unterhalb dieses Viereckes zwei rundliche Höcker
und am Ende des Aftergliedes vier Höcker und ein langer, spitzer
Dornenzahn. Afterglied der 2 Puppe mit acht Hautzähnen, vier
an der Oberseite in einem Viereck, je einer an jedem Seitenrande
und zwei an der Unterseite.
Beling fand zwei Larven Ende Juni in einem stark in Ver-
moderung begriffenen Eschenstocke. Eine Puppe fand er Ende Mai
in einem Gartenbeete an einer in Verwesung begriffenen Digitalis-
wurzel.
Vorkommen: Im Grase feuchter Wiesen stellenweise häufig.
Jzernowitzer Au 7. und 20. Juni, Billowitz 2. Juli, Zwittatal bei
Obrzan 17. Juni, Tracht, Juni.
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich
und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Tirol (Pokorny), Galizien
(Nowicki), Ungarn (Kowarz, Thalhammer). |
H. Schmitz (Insektenfauna der Höhlen von Maastricht,
Tijdschr. v. Entom. 1909, 62 ff.) erwähnt die Art aus Holland als
259
Höhlenbewohnerin. Es handelt sich hier, wie Schmitz ja auch in
der Vorrede in bezug auf andere Insekten hervorhebt, nur um eine
zufällige Anwesenheit dieser Mücke in einer Höhle; sie darf nicht
zur Höhlenfauna gerechnet werden.
Anmerkung. Diese sehr häufige, durch die Schattenbinde
der Flügel leicht kenntliche Art Meigens hat zu vielen Zweifeln
Anlaß gegeben, die nicht ganz unberechtigt waren. Schummel be-
merkt 1. c. 104, daß seine quadrifaria „hinsichtlich des Kopfes und
der Fühler nicht ganz mit Tip. quadrifaria Mgn. übereinstimme,
aber zu keiner andern Art gezogen werden könne.“ Auf weitere
Abweichungen macht Zetterstedt bei Beschreibung seiner fascipennis
l. c. 3994 aufmerksam: „Antennarum palporumque colore paullo
dilutiore, puncto frontali nigra juxta oculos nullo, ut et fascia
alarum transversa nigricante sub stigmate sat perspicua, a Tip.
quadrifaria Mgn., differre videtur;“ sie veranlaßten ihn, seiner
quadrifaria Schum. den Namen P. fascipennis zu geben.
Die von den Autoren erwähnten Abweichungen beweisen nur,
daß Farbenvarietäten vorkommen, die aber noch nicht zur Aufstel-
lang neuer Arten berechtigen. Die Fühler z. B. werden beschrieben:
Men. I 199: Fühler schwarzbraun: erstes Glied und die
Spitze des zweiten gelb. Schummel 103: Fühler schwarzbraun, die
drei ersten Glieder rostgelb. Zetterstedt, 3993: Antennae fuscae,
variant articulis inferioribus nunc 2, nunc 3, raro etiam 4. to in-
determinate rufo-flavis.“
Auffallend allerdings ist es, daß Meigen, der sonst in seinen
Beschreibungen die charakteristischen Merkmale einer Art beson-
ders hervorhebt, die bei quadrifaria sehr auffallende Schattenbinde
der Flügel nicht in einer alle Zweifel ausschließenden Weise be-
schreibt, wie dies Schummel und Zetterstedt getan haben. Meigen
sagt nur: „Flügel fast glasartig mit schwarzem Randmale; die
Spitze und bisweilen auch die Queradern braun angelaufen.“
Nun ist es allerdings richtig, daß der Flügelschatten beim
G mitunter sehr undeutlich ist, da aber Meigen beide Geschlechter .
kannte und das 2 den charakteristischen Flügelschatten immer
deutlich ausgeprägt zeigt, konnte Zetterstedt wohl Bedenken tra-
gen, seine Art fascipennis mit quadrifaria Mgn. zu identifizieren.
Bezüglich der Stirne sagt Meigen weiter: „Stirne mit schwarzer
Strieme, vorne am Augenrande ein schwarzer Punkt.“ Zetterstedt
von seiner fascipennis: „Puncto frontali nigro juxta oculos nullo.*
IE
260
Im VI. Bande endlich bemerkt Meigen — um die Verwirrung
vollständig zu machen — zur Beschreibung seiner T. quadrifaria
I. 199: „Tip. quadrifaria ist wohl ziemlich gewiß Tip. cornicina L.,
und in Fabricius’ Sammlung steckt sie als Tip. histrio; doch
scheint dieser mehrere Arten verwechselt zu haben. Die Art muß
also den ursprünglichen Linnéschen Namen wieder annehmen.“
Trotz dieser abweichenden Beschreibungen und der Zweifel
Meigens selbst kann wohl als sicher angenommen werden, daß
fascipennis Zett. identisch mit quadrifaria Mgn. ist.
Pach. dentata Zett., Dipt. scand. X. 3992, ist sicher quadri-
faria Mgn. und kann nicht einmal als Varietät betrachtet werden.
Zetterstedt kannte nur das © und sagt selbst, daß sie seiner fasci-
pennis „ut ovum ovo“ ähnlich sehe und sich nur durch die ge-
raden Seitenstriemen des Thoraxrückens von fascipennis unter-
scheide. Die Rückenstrieme des Hinterleibes bestehe aus drei-
eckigen, zusammenhängenden schwarzen Flecken, deren Spitze
gegen die Basis der Segmente gerichtet sei. Sieht man von dieser
Färbung des Hinterleibes ab, die auch bei quadrifaria vorkommen
kann, so bliebe als Merkmal nur die Zeichnung des Rückenschildes
übrig. Ich besitze aber ein S der P. aculeata Löw (einer gar nicht
zu verkennenden Art), das sonst vollkommen mit den typischen
Stücken übereinstimmt, aber gerade Seitenstriemen besitzt. Ein
brauner Punkt unter dem vorderen Ende der Strieme deutet aber
an, daß die gewöhnlich vorhandene Krümmung der Längsstriemen
hier unterbrochen wurde.
Zu Pachyrrhina dentata Mgn., Syst. Beschr. VIL 35 (1838),
Kertész' Kat. II. 317 mit dem Synon. Staeg., Dipt. Dan. 1840. Meigen
kannte und beschrieb nur das ©, Staeg. soll nach Zett. beide Ge-
schlechter gekannt haben. Die Art kann nur in die Gruppe quadri-
faria gestellt werden, da sie dieselbe Schattenbinde der Flügel
besitzt. Der Umstand aber, daß Men. nur das 2 kannte und daß sich
alle angegebenen Unterschiede einzig und allein auf die abweichende
Zeichnung des Hinterleibes beziehen, macht die Art sehr zweifel-
haft. Die Merkmale, durch die sich dentata Men. von guadrifaria
Men. unterscheidet, beziehen sich:
1. Auf die Farbe der Fühler. Bei dentata Mgn. sind die
drei untersten Fühler gelb, bei quadrifaria Mgn. das erste Glied
und die Spitze des zweiten. — Man vergleiche aber damit Zetter-
stedts Beschreibung der fascipennis (articulis inferioribus nunc 2,
doit dl: P 0
M eure
261
nunc 3, raro etiam 4. to indeterminate rufoflavis) und Schummels
Beschreibung der quadrifaria (die drei ersten Glieder rostgelb)
und man wird einsehen, daß auf dieses Merkmal kein großes Ge-
wicht gelegt werden kann. |
2. Auf die Zeichnung des Hinterleibes. Die Riickenstrieme
des Abdomens ist breit, aus dreieckigen, zusammenhängenden
Flecken bestehend, deren Spitze nach vorne gerichtet ist. Nun ist
aber die Zeichnung des Hinterleibes bei vielen Pachyrrhina-Arten
sehr variabel (siehe später cornicina und lineata, ebenso pratensis).
Die Rückenstrieme ist bei ein und derselben Art bald breiter, bald
schmäler, bald vollständig, bald in Rückenflecke aufgelöst. Auch
ist es nicht gleichgültig, ob man frische Stücke oder trockene
Exemplare beschreibt, bei welch letzteren der Hinterleib des 2 fast
immer so zusammenschrumpft, daß im Leben verhältnismäßig breite
Striemen zu schmalen werden können, was ich bei maculata zu
beobachten Gelegenheit hatte.
Näheren Aufschluß darüber, ob dentata Mgn. eine selb-
ständige Art ist, könnte nur die Gestalt der Legeröhre geben, da
die außerordentlich kurze Legeröhre, namentlich das fast ver-
schwindende Unterstück derselben, für quadrifaria Mgn. geradezu
typisch ist. Leider sagt Mgn. über die Beschaffenheit der Lege-
röhre seiner dentata nichts, als daß sie rotgelb sei.
Ist die Legeröhre der dentata Mgn. ebenso beschaffen wie
die der quadrifaria, dann würde ich — trotz aller Färbungs-
verschiedenheiten — dentata Men. unbedenklich zu quadrifaria
Men. als Synonym stellen.
Löw, Europ. Dipt. II. 1871, p. 21, Anmerkung, vergleicht
seine aculeata © mit dentata Mgn. © und sagt, daß „viele der
über letztere gemachten Angaben auf gegenwärtige Art (aculeata)
passen, ebensogut freilich auch auf einige verwandte Arten.“
Er kommt durch Vergleich seiner aculeata © mit der Beschreibung
Meigens (wobei wieder die Zeichnung des Hinterleibes die wich-
tigste Rolle spielt) zu dem Schlusse, daß Pach. aculeata nicht für
Tip. dentata Mgn. gehalten werden könne.
Wahlgren, Entom. Tidskr. 1882, führt dentata Mgn. als Art an.
Ich glaube aber, daß er dentata Zett. gemeint hat, denn er gibt an:
„Thorax mit drei geraden schwarzen Rückenlinien.* Es ist leicht
möglich, daß er dentata Zett. 1851 und dentata Man. 1838 für ein
und dieselbe Art hielt und zu seiner dentata den älteren Autor setzte.
262
Wahlgren, Entom, Tidskr. 1905, zählt dentata Mgn. nicht
mehr unter seinen schwedischen Pachyrrhinen auf. Ob sich das
Synon. dentata bei quadrifaria Men. auf die von Meigen oder
Zetterstedt beschriebene Art bezieht, ist nicht zu ersehen, da der
Autorname fehlt.
4. analis Schumm., Beitr. zur Entom. III. 105. (1833); Schin. II.
505; Kertész Kat. IL 314.
Gleicht der quadrifaria Mg. Ich besitze nur ein ©, das sich
vom ® der quadrifaria Mgn. durch folgendes unterscheidet: Die
braune Schattenbinde auf den Flügeln fehlt und es ist nur
die Flügelspitze von einem deutlichen dunklen Schatten begleitet.
Die Brustseiten erscheinen weniger gefleckt; namentlich ist der
große, schwärzlichbraune, zweispitzige Fleck auf den Mesopleuren
blässer. Das Schildchen ist vorwiegend gelb mit schwarzer Längs-
linie. Das schwarze Scheiteldreieck ist größer, breiter und mehr
in die Spitze ausgezogen. Vor allem ist aber die Legeröhre viel
länger und auch das Unterstück ist deutlich entwickelt und ziem-
lich lang.
Größe 14 mm).
Larve 13 mm, zwölfgliedrig, schwärzlich aschgrau, an den
ersten Segmenten rostfarbig gebräunt. Behaarung braun, Kiefer-
kapsel schwarzbraun. Am oberen Rande des Stigmenfeldes vier
Hautzapfen, alle an der Innen- und Außenseite gleich gefärbt, die
äußeren länger als die inneren. Die beiden unteren Zapfen des
Stigmenfeldes kurz, breitbasig, an der Spitze der Innenseite mit
schwarzbraunem Punkte. Unterhalb der großen, kreisrunden Hinter-
stigmen liegen einige charakteristische Punkte in der Form eines
gleichschenkligen Trapezes, dessen Basis von vier, dessen obere
Seite von zwei Punkten gebildet wird; ungefähr in der Mitte der
1) Das Männchen fing ich heuer in mehreren Stücken. Es gleicht der
quadrifaria, wird aber von dieser sofort unterschieden werden können, da der
bei quadrifaria immer deutliche knopfförmige Anhang der achten Bauchschiene
ganz fehlt. Die Art unterscheidet sich ferner: durch die längeren und robusteren
Fühler, die an der Basis stark (bei quadrifaria sehr schwach) verdickten, unten
seicht ausgebuchteten Geißelglieder, den größeren und weiter gegen die Fühler
vorgezogenen Scheitelfleck, die fast ungefleckten Brustseiten, die sehr undeut-
lichen Seitenstriemen und die (bei meinen Stücken ausnahmslos) fehlende
Bauchstrieme des Hinterleibes. Die Schattenbinde der Flügel fehlt, doch ist
die Flügelspitze deutlich angeraucht. 13!/, mm.
sd au de dm
263
Schenkel des Trapezes liegt je ein weiterer schwarzbrauner Punkt.
Doch sagt Beling, daß diese Punkte in Zahl und Färbung vari-
ieren. Die Larve von analis soll der von lunulicornis ähneln,
sich aber von dieser sofort durch die dunklere Körperfarbe und
die rostrote Bräunung der vorderen Leibesglieder unterscheiden.
Puppe schmützig graugelb, später rostbräunlich. Afterglied
der S£ Puppe an der Oberseite mit vier Dornenzähnen in Quer-
reihe; weiter nach hinten zwei kurze stumpfe Zähne. Unterseite
des Endsegmentes mit fünf spitzen Dornen in Querreihe.
Endsegment der 2 Puppe mit zwei Paar Legerohrscheiden,
das obere Paar merklich länger als das untere.
Larven und Puppen fand Beling in sandiger, feuchter Erde
in der Nähe eines kleinen, ein lichtes Erlengehölz durchziehenden
Waldbaches. Die Verpuppung erfolgte Ende Juni und Anfang Juli.
Die Puppenruhe dauerte 8 bis 12 Tage.
Vorkommen: Ich fing 1 2 bei Karthaus, 16. Mai 1909 in
einer Wiese nächst der ersten Mühle gegen Rzeczkowitz.
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich
und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief-Strobl), Vorarlberg (Bau),
Galizien (Nowicki, Grzegorzek), Ungarn (Thalhammer).
Anmerkung. Nach Lundström L. c. ist cornicina Zett. X.
3996 — analis Schumm.
5. aculeata Löw, Beschr. Europ. Dipt. IL 20 (1871); Kertész’
Kat. IT. 314.
d': Schwefelgelb. Kopf, Schnauze und Taster gelb, die letzten
Glieder etwas gebräunt. Stirne gelb mit glänzendschwarzer Längs-
strieme, die am Halsstück am breitesten ist, sich gegen vorne ver-
schmälert und fast bis zu den Fühlern reichend, ziemlich stumpf
endet, indem sie sich hinter ihrer schmälsten Stelle nochmals etwas
verbreitert.
Fühler braun, die zwei ersten Glieder (bei einem G auch
das dritte Glied bis auf die braune Spitze) gelb, die Geißelglieder
verhältnismäßig schlank, am Grunde nur schwach verdickt.
Rückenschild mit drei glänzendschwarzen Längsstriemen,
die seitlichen verkürzt und vorne nach abwärts gebogen, hinter der
Quernaht fortgesetzt. Prothorax mit schwarzen Seitenrändern, mens
Färbung sich auch auf die Vorderhüften erstreckt.
Brustseiten mit braunen Flecken: ein großer brauner Fleck
auf den Sternopleuren zwischen Vorder- und Mittelhüften, ein
ebensolcher Fleck auf den Mesopleuren und ein schwarzer Längs-
strich vor der Schwingerwurzel. Auch das Plattenstück zwischen
Mittel- und Hinterhüften mit brauner Makel. Im allgemeinen er-
scheinen die Brustseiten nur wenig gefleckt. Schildchen gelb, auf
der Mitte verdunkelt; Mesophragma mit glänzendschwarzer, hinten
erweiterter, ziemlich breiter Längsstrieme.
Beine gelb, die Schenkel- und Schienenspitzen und die
Tarsen braun.
Flügel fast glashell mit scharfbegrenztem, braunen Rand-
male und einem unscheinbaren Schatten über der kleinen Quer-
ader. Die Flügelspitze ist sehr schwach schwärzlich geschattet.
Eine Verwechslung mit analis wird wegen des eigentümlichen An-
hanges der achten Bauchschiene nicht vorkommen.
Hinterleib gelb mit ziemlich breiter, an den Ringrándern:
abgesetzter, brauner Rückenstrieme, braunen, in einzelne Strichel-
chen aufgelösten Seitenstriemen und ebensolcher Bauchstrieme.
Fig. 10. Pachyrrhina aculeata.
1 Hypopygium von der Seite; 2 Append. superae; 3 Append. intermediae.
Hypopygium: Einen ganz charakteristischen Anhang, der
sofort in die Augen fällt, trägt die achte Bauchschiene. Die App.
basalis simplex bildet einen langen, spitzen Dorn von gelber bis braun-
schwarzer Farbe, der etwas nach oben gebogen ist.
Die achte Bauchlamelle ist größtenteils glänzend schwarz-
braun, welche Färbung auch an der Basis der siebenten Bauch-
schiene vorherrscht.
Die neunte Rückenschiene ist klein, ziemlich stark gewölbt
am Spitzenrande winkelig ausgebuchtet.
u un
265
Die neunte Bauchschiene ist groß und durch Furchen deut-
lich abgeteilt, an der Anhangstelle der App. externae etwas vor-
gezogen. Am unteren Spitzenrande ist sie sowie das achte Ventral-
segment deutlich gelb behaart.
Die Append. superae blattförmig, an der Außenseite stark
behaart, besonders dicht an den Rändern. An ihrer Unterseite
bilden sie einen stumpfen, schwarz gefärbten Zahn. Die App. inter-
mediae sind kompliziert gestaltet und an der Ober- und Außen-
seite sehr dicht behaart. Der größte und auffallendste Teil ist
die eigentümlich verbogene Spitze von beilförmiger oder schnabel-
förmiger Gestalt und lichtgelber, am Innenrande glänzend schwar-
zer Farbe.
Weiter fällt an den App. intermediae besonders ein Gebilde
von kastanienbrauner, glänzender Farbe auf, das vorne breit ab-
gerundet, gegen die Basis verschmälert und gegen die Innenseite
der App. umgebogen ist, so daß beide Teile eine weit offenstehende
Rinne bilden. Am Grunde erblickt man dann, wenn diese Rinne
nach oben gekehrt ist, einen dritten Teil, nämlich ein mit wenigen,
aber starken Dornen besetztes, an der Spitze etwas nach außen
gebogenes Zähnchen.
©: Ein Weibchen fing ich in copula mit dem G; es gehört
also sicher hierher. Mit lunulicornis und scurra dürfte es nicht
so leicht verwechselt werden. Von quadrifaria Men. © unter-
scheidet es sich sofort durch die fehlende Schattenbinde der Flügel.
Von analis Schumm. ist es verschieden durch die Legeröhre. Sie
ist bei analis vorwiegend gelb, bei aculeata ist die ganze Basis
glänzend schwarzbraun, die Legeröhre dunkel kastanienbraun und
sehr spitzig.
Vom 2 der cornicina unterscheidet es sich im allgemeinen
durch die gefleckten Brustseiten. Entsteht, da cornicina mitunter
blaßbraune Makeln an den Brustseiten besitzt, ein Zweifel, dann
beachte man die Gestalt der schwarzen Stirnstrieme. Sie bildet bei
cornicina ein großes Scheiteldreieck (so daß man eigentlich von
keiner Mittelstrieme sprechen kann), bei aculeata ist sie vom Grunde
bis zur Mitte fast gleich breit, hat also viel eher das Aussehen
einer Längsstrieme als eines Scheiteldreieckes. Auch sind bei
meinem aculeata © die Flügeladern auffallend stark und schwarz,
bei cornicina © schwach, zart und braun; auch das Flügelrandmal
ist bei aculeata schärfer begrenzt und dunkler als bei cornicina.
266
Ferner ist die Rückenstrieme des Hinterleibes bei aculeata © breit
und in Flecke aufgelöst, welche die Form von Trapezen haben,
deren schmale Seite gegen oben gerichtet ist. Durch einen schwar-
zen, aus der oberen Seite der Trapeze vorragenden Fleck stehen
diese Makeln miteinander in Verbindung, so daß die Rückenstrieme
nicht unterbrochen erscheint. Mein 2 ist (vielleicht durch das Ein-
trocknen) viel düsterer gefärbt als alle übrigen Weibchen der
Pachyrrhina-Arten.
Größe: 121/,—14 mm.
Vorkommen: Mehrere 4 4 und 1 © aus dem Tale der
Stillen Teß im Altvatergebirge, 17. Juli 1907. Umgebung von
Frain, 1 S (Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Steiermark (Strobl),
Kärnten (Tief), Tirol (Pokorny), Galizien (Nowicki), Ungarn (Ko-
warz, Thalhammer).
Anmerkung. Bei zwei F S sind die thoracalen Seitenstriemen
vorne gerade; unter ihrem Vorderende liegt aber ein brauner Punkt,
so daß die gewöhnliche Krümmung nach abwärts hier bloß unter-
brochen erscheint.
Das Flügelrandmal ist bei einem Z sehr blaß und und
lich; die Stirnstrieme läuft bei einem G in eine Spitze aus, ohne
sich, wie ich dies oben angegeben, vor ihrem Ende nochmals zu
verbreitern. Sollten auch noch andere Abänderungen in der Fär-
bung vorkommen, dann wird der eigenartige Anhang der achten
Bauchschiene sicher auf diese Art leiten.
6. cornicina L., Fauna suec. 433 (1747) — iridicolor Schumm.,
Beitr. z. Entom. III. 101 (1833), Schin. II. 505; Kertesz’
Kat. 11.315:
Kopf gelb mit glänzendschwarzem, fast bis zu den Fühlern
reichendem Scheiteldreieck mit oft abgerundeten Oberecken. Schnauze
gelb, oben schwarz; Taster gelbbraun.
Fühler schwarz, die beiden Basalglieder (mitunter nur das
erste Glied) vorherrschend gelb, zuweilen an der Spitze geschwärzt;
Geißelglieder an der Basis mäßig verdickt.
Thorax gelb mit den gewöhnlichen drei Längsstriemen, die
seitlichen verkürzt und nach abwärts gebogen. Prothorax an den
Seiten mit schwarzem Längsstriche. Brustseiten fast ganz ungefleckt,
wenigstens nie mit schwarzen, sondern höchstens mit rostroten
267
Flecken. Nur vor der Schwingerwurzel und in der Naht zwischen
Meso- und Pteropleuren liegen oft kleine schwarze Strichelchen.
Schildchen gelb mit brauner Mittellinie. Mesophragma
gelb mit glänzendschwarzer, hinten erweiterter Längsstrieme.
Beine gelb; Schenkel- und Schienenspitzen und die Tarsen
braunschwarz. |
Flügel schwach gelblich tingiert mit kleinem, aber sehr aus-
geprägtem Randmal. Im Leben irisieren die Flügel rotgold; daß
sie in gewisser Richtung bläulichviolett schimmern, wie Schummel
l. c. behauptet, habe ich nicht bemerkt.
Hinterleib gelb mit brauner bis schwarzer Rückenstrieme,
die Seitenstriemen undeutlich, die Bauchstrieme fehlt. Oft ist auch
die Rückenstrieme sehr undeutlich, so daß der ganze Hinterleib
ausgesprochen gelb erscheint.
Fig. 11. Pachyrrhina cornicina.
1 Hypopygium, Seitenansicht; 2 Append. superae; 3 Append. intermediae.
Das Hypopygium zeichnet sich durch den stark entwickelten
und absonderlich gebildeten Anhang des achten Ventralsegmentes
aus. Die Lam. bas. infera ist am Spitzenrande stark ausgebuchtet
und trägt einen löffelartigen, an der Spitze fast knopfförmig auf-
getriebenen Anhang. Schummel nennt diese App. bas. simplex einen
„dornartigen Fortsatz“, was zu Verwechslungen mit aculeata Löw
Anlaß geben könnte. Seine Abbildung (Fig. 11) gibt ein richti-
geres Bild. Die Form dieses Anhanges erinnert etwas an die App.
der Tip. nigra, die auch den zahnartigen Fortsatz an den oberen
Anhängen mit cornicina gemein hat.
Die Appendices superae zeigen dieselbe schwarze Spitze an
der Unterseite der Lamelle wie bei aculeata. Die oberen Anhänge
sind sonst von gelblichweißer Farbe und an der Außenseite sehr
stark behaart.
268
Die App. intermediae siehe Fig. 11. Sie sind mit den schwarzen
Spitzen gegeneinander gekehrt; der dieser Spitze gegenüberliegende
Teil ist in einen breiten, gewundenen Flügel ausgezogen. Auf der
Innenseite dehnt sich die schwarze Färbung von der Spitze fast
bis zum Ansatzstelle der Appendices aus.
2: Die Schnauze ist meistens oben nur wenig gebräunt. Die
Rückenstrieme des Hinterleibes ist bei den meisten Stücken meiner
Sammlung lichtbraun und hebt sich nur wenig von der Grund-
farbe ab. Die Legeröhre ist kastanienbraun, glänzend, der erste
Teil des Oberstückes braunschwarz; Legerohrklappen kastanien-
braun, sehr spitzig.
Größe: S 12 mm (1 S nur 10mm), 2 15!1/, mm.
Larve graugelb bis bräunlichgrau, der Darminhalt stark
durchscheinend, mit schwarzbraunen, an der Spitze weißen Haaren
ziemlich dicht besetzt. Oberrand des Stigmenfeldes mit den ge-
wöhnlichen vier Hautzapfen, die mittleren an der inneren Basis
mit je einem kleinen schwarzbraunen Punkt. Die beiden Hautzähne
an der Unterseite des Stigmenfeldes an der Spitze der Innenseite
mit einem kleinen schwarzbraunen Punkt. Unterhalb eines jeden
Stigmas ein schwarzbrauner Querstrich.
Puppe: Größe und Färbung wie bei quadrifaria. Stirne mit
zwei kurzen, abwärts gerichteten, an der Spitze spatelförmig er-
weiterten Hörnchen, unten schwarz, oben braungelb. Hinter .einem
jeden dieser Stirnhörnchen eine dicke, höckerartige Erhöhung.
Oberseite des dritten bis achten Hinterleibssegmentes mit einer Quer-
reihe von sechs Dornen mit geschwärzter Spitze, welche nach dem
Leibesende immer kräftiger werden. Viertes Hinterleibsglied an
der Unterseite mit zwei kleinen, das fünfte mit zwei Paar ungleich
großen, das sechste bis achte mit fünf Dornenzähnen, die äußeren
Zähne in dunkle Spitzen endigend.
Afterglied der © Puppe mit vier in einer Querreihe stehen-
den Zähnen an der Oberseite und vier Dornenzähnen an der
Unterseite.
Beling zog 22, deren Larven er in humoser Erde unter
einer Feldhecke, in der Erde eines Gartenbosketts, in einem Kom-
posterdhaufen, in der Erde eines nicht berasten Feldweges ge-
funden hatte. Die Puppenruhe dauerte fünf bis zehn Tage.
Vorkommen: Ich habe die Art in beiden Geschlechtern in
Czernowitz bei Brünn (2. Juli) gefangen, besitze sie ferner aus der
nen Sen ET
P te titidh at
o Dune. nd à
269
Znaimer und Nikolsburger Gegend. Landrock fing 1 S bei Hobitschau
nächst Wischau; Umgebung von Frain (Siebeck). Interessant ist,
daß sie von Dr. Absolon am Grunde der Mazocha angetroffen
wurde. (Vide: Bezzi, Ulteriori Notizie sulla Dipterofauna delle
caverne. Atti d. Societä Ital. di Scienze Naturali, Vol. XLVI. 1907.!)
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Schlesien (Tief);
Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Tirol (Pokorny), Galizien
(Nowicki und Grzegorzek), Ungarn (Thalhammer, doppelt ange-
führt als cornicina Lin. und iridicolor Schum).
Anmerkung 1. Tip. iridicolor Schummel ist nach dem
Zeugnisse Halidays — cornicina Linné.
Pach. sannio Staeg. apud Zetterstedt, Dipt. scand. 3994 ist
sicher iridicolor Schum., also cornicina L., aber nicht cornicina
Zett. 3996. Zetterstedt sagt bei sannio ausdrücklich: „ano maris
brevi, basi nigro, apice ferrugineo, inferne corniculo porrecto,
clavato.“
Pach. petiolata Zett. in Ins. Lapp. 846. 26 ist keine
Varietät von cornieina L. (sannio Zett.), sondern bloß eine corni-
cina mit abnormalem Flügelgeäder (furca alarum breviter petiolata),
das bei den Pachyrrhinen ja überhaupt sehr variabel ist.
Pach. cornicina Zett., 3996, © ist nach Lundström = P.
analis Schum. © (siehe bei analis).
Tip. sannio Mgn., VIL 36 S © ist als cornicina L. gedeutet
worden. Für diese Deutung sprechen die Angaben Meigens, daß
die Brustseiten ungefleckt und das schwarzbraune Flügelrandmal
klein sei. Sonderbar bleibt immerhin, daß der scharfsinnige Meigen
den charakteristischen Anhang des achten Ventralsegmentes über-
sehen oder keiner Erwähnung für wert erachtet hat.
Tip. picta Mgn. VII. 35. ©, Kertesz’ Kat. IT. 321 als Art,
halte ich ebenfalls für cornicina L.
1) Aber aus diesem Vorkommen Schlüsse zu ziehen, wie es H. Schmitz
(Die Insekten der Höhlen von Maastricht ete. Tijdsch. v. Entom., 1909, 62 ff.)
getan hat, indem er mit Beziehung auf seinen Fund (P. quadrifaria) und den
Bericht Bezzis wörtlich sagt: „Pachyrrhina-Arten werden öfter in Höhlen ge-
funden, so P. cornieina in Macocha (!)“, ist gefehlt. Das Vorkommen des
einzigen © am Grunde der Mazocha ist wohl ein rein zufälliges. Die Mazocha
ist ein weit offener Erdschlund und es handelt sich bei diesem Funde wohl
um ein durch atmosphärische Einflüsse (Regen, Sturm) auf den Grund der
Mazocha verschlagenes Tier.
270
Meigen sagt: „Brustseiten ungefleckt“ (wie bei sannio-corni-
- cina), „Schildchen ungefleckt“ (was tatsächlich bei einigen Stücken
meiner cornicina vorkommt, d. h. das Schildchen ist bräunlich-
gelb, ohne deutliche schwarzbraune Färbung). „Die schwarzbraune
Rückenstrieme des Hinterleibes in Rückenflecke aufgelöst“. (Ver-
gleiche: quadrifaria var. dentata.) Irreführen könnte die Angabe
Meigens: „Auf dem Bauche drei schwarze, vorne genäherte
Linien,“ da die Bauchstrieme bei den meisten meiner Stücke so
undeutlich ist, daß ich sie als fehlend bezeichnet habe. Schummel
erwähnt aber bei seiner iridicolor dieselbe Varietät, denn er sagt
l. c.: „Bauch manchmal mit drei braunen Lángslinien“.
Ich glaube daher Grund zu haben, picta Mgn. 2 zu cornicina
L. (sannio Men.) als Synonym zu ziehen, obwohl Meigen bei sannio
angibt: „Der Tip. picta ähnlich, aber durch die ungefleckten Brust-
seiten und Brust gleich zu unterscheiden.“ Denn bei picta sagt
Meigen in der Diagnose ausdrücklich: „Brustseiten ungefleckt“.
Es bleibt also nur die schwarzgefleckte Brust als Unterscheidungs-
merkmal übrig, d. h. es sind, wie bei vielen anderen Arten,
schwarze Flecken zwischen den Hüften vorhanden. Reicht aber
dieses Merkmal wirklich hin, eine neue Art zu begründen, die sich.
zu alldem nur auf das 2 stützen kann?
Anmerkung 2. Eine der cornicina sehr nahestehende Form
muß Pach. guestfalica Westhoff sein, die er im Jahrbuch des
Westf. Ver. f. Naturk., 1879, 51 beschrieben hat. Ich kenne die
Originalbeschreibung nicht. Verrall gibt I. c. als Unterscheidungs-
merkmale an: Hinterleib dicker und kürzer als bei cornicina;
der schwarze Stirnfleck ist verlängert, so daß die Schen-
kel des Scheiteldreieckes länger sind als die Basis,
während bei cornicina L. die zwei Seiten kaum länger als die
Basis sind!). Die App. intermediae sind bei Westhoff, Bau des
Hyp. ete., Tab. III, Fig. 44, abgebildet.
7. maculata Mgn., Klass. d. Zweifl. (1804), maculosa Men,
Syst. Beschr. I. 197 (1818), eod. nom. Schin. IL 506;
Kertész' Kat. II. 320.
1) Man lasse sich dadurch nicht irreführen! Auch bei cornieina bildet
der Scheitelfleck nie ein gleichseitiges, sondern immer ein gleichschenkliges
Dreieck.
ání een ee re ec ie Meer ne.) se net. o o U Sn ds ot ès
271
Kopf chromgelb mit glänzend schwarzem, an der Spitze
etwas vorgezogenem Scheiteldreieck, das sich auch auf das Hals-
stück fortsetzt und vorne bis zu dem Stirnhöcker reicht; neben
den Augen, vor den Fühlern, liegt ein schwarzes Querfleckchen.
Schnauze gelb, oben mit glänzendschwarzer Mittelstrieme. Rüssel
und Taster braungelb bis schwarzbraun. Fühler, auch die Basal-
glieder, tiefschwarz; erstes Fühlerglied oft an der äußersten Spitze
gelblich.
Pronotum schwefelgelb, die Seitenränder des Prothorax
glänzendschwarz. Thorax mit den drei gewöhnlichen Längsstriemen,
die seitlichen vorne nach abwärts gebogen, hinter der Quernaht
breit fortgesetzt. Schildchen gelb, am Grunde und auf der Mitte
gebräunt. Mesophragma gelb mit glänzendschwarzer -breiter
Längsstrieme und schwarzem Querfleck an der Spitze.
Brustseiten gelb mit zahlreichen größeren und kleineren
schwarzen Flecken. Der Höcker vor den Schwingern (Schummel
nennt ihn „Schwingerwulst“) auf drei Seiten schwarz gerandet.
Ein großer, schwarzer, zweispitziger Fleck liegt auf den Meso-
pleuren.
Hüften gelb, an der Basis schwärzlich, was besonders an
den Vorderhüften auffällt.
Beine schwarzbraun, die Wurzelhälfte der Schenkel und
Schienen gelb; die Hinterschenkel fast ganz gelb, nur die Spitze
braun.
Flügel blaßgrau tingiert, Randmalfleck ganz verloschen.
Hinterleib gelb mit sehr breiter, glänzendschwarzer Rücken-
strieme, der Analsaum der mittleren Segmente gelb. Hinterleibs-
seiten mit schmalen, Bauch mit breiter, schwarzer Längsstrieme.
Hypopygium: Neunte Rückenschiene stark gewölbt, am
Rande wulstförmig aufgebogen und dann gegen die Unterseite der
Lamelle geschlagen. Der Spitzenrand selbst stark ausgerandet und
durch eine tiefe Rinne in zwei Teile geteilt; die Seitenecken gegen
unten umgeschlagen und auf der Innenseite mit zahlreichen
schwarzen Wärzchen besetzt. Der ganze Spitzenrand fein gedörnelt
und glánzendschwarz. — Die App. basalis simplex bildet ein
zungenförmiges Plättchen.
Die App. superae sind von blattförmiger Gestalt, ähnlich
wie bei quadrifaria gebildet, aber kürzer, mit stumpfer Spitze und
an der Außenseite stark behaart.
272
Fig. 12. Pachyrrhina maculata.
1 Append. superae; 2 Append. intermediae.
Die Appendices intermediae sind außerordentlich groß. Be-
trachtet man das Hypopygium von der Seite, dann erscheinen sie
an ihrem nach unten gerichteten Teile als zwei durch eine tiefe
Ausbuchtung getrennte Flügel. An der nach innen und oben ge-
richteten Seite laufen sie in eine ziemlich scharfe Spitze von
schwarzer Farbe aus; unterhalb derselben liegt ein kleines schwarzes
Zähnchen. Ich habe die Appendices intermediae (Fig. 12) abzu-
bilden versucht.
Das © gleicht dem S. Die Fühler sind bedeutend kürzer, die
Brustseiten erscheinen mehr und auffallender gefleckt. Die Schenkel
sind gegen die Spitze ziemlich verdickt. Die Terebra ist lang,
kastanienbraun, stark glänzend, gerade und am Ende stark zu-
gespitzt.
Größe: 131/,—161/, mm.
Larve gelblichgrau, Leib zwülfgliedrig, am dritten bis zum
elften Gliede steife, borstenförmige Haare auf der Ober- und
Unterseite und auf jeder Seitenkante des Leibes eine Lángsreihe
von kurzen, steifen, schwarzen Borstenhaaren.
Stigmenfeld von oben nach unten abgeschrägt, zwei kreis-
runde Hinterstigmen mit dunklerem Kern und hellerem Rande
tragend. Oberrand des Stigmenfeldes mit vier langen, spitzen Haut-
zapfen, die inneren kürzer als die äußeren, erstere mit einem
kleinen schwarzen Fleck an der Innenseite. Unterrand des Stigmen-
feldes mit zwei dicken, kurzen, stumpfen, an der Innenseite schwarz-
braun getupfelten Hautzapfen. Zwischen jedem Stigma und dem
unteren Hautzapfen eine Querreihe von drei ganz kleinen schwarz-
braunen Punkten.
273
Puppe gelbbräunlich mit heller, scharfer Längskante. Stirne
mit zwei kurzen, geraden, an der Spitze spatelförmig erweiterten
Hörnchen, hinter jedem derselben ein kleiner hornartiger Höcker.
Hinterleib neungliedrig. Vierter bis achter Hinterleibsring mit einer
Querreihe von acht oder weniger kleineu Zähnchen, die an den
Seiten und auf den hinteren Gliedern stärker sind. Unterseite des
fünften Hinterleibsgliedes neben den Scheiden mit je einem Zahn,
am sechsten, siebenten und achten eine Querreihe von sechs
Zähnen. Afterglied von sechs Zähnen umgeben, zwei an den Seiten-
rändern, die obersten am größten. Das Afterglied der 4 Puppe
endet in eine vierseitige, an jeder Ecke mit einem stumpfen Höcker
besetzte flache Kuppe. Das Afterglied der 2 Puppe endet in eine
von zwei verwachsenen Klappenpaaren gebildete vierteilige Lege-
rohrscheide.
Eine kleine Anzahl von Larven fand Beling im Mai in
Ackererde und in einem auf einem Ackerstück frisch aufgeworfenen
Maulwurfshügel. Die Puppenruhe dauerte eine Woche.
Vorkommen: In feuchten Wiesen nicht selten. Czernowitzer
Au 19. Mai, Ochos, 2. Juni, Adamstal, 23. Juni, Hobitschau (K.
Landrok), Umgebung von Frain (Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich
und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Tirol (Palm), Krain
(Palmen, Bergroth), Galizien (Nowicki, Gregorzek), Ungarn (Thal-
hammer).
Anmerkung. Meigen hat den ursprünglichen Namen ma-
culata, Klassif. der Zweifl. I. 71, 13 in Syst. B. I. p. 197 wegen
einer gleichnamigen amerikanischen Art in maculosa abgeändert.
Diese Anderung ist nach Bergroth, Öst. Tip., Wien, Zool.-bot.
Ges. 1888, p. 655, unnötig, da die amerikanische maculata F. eine
Limnobude ist.
Verrall führt in List of British Tip. 1886 als Synonyme zu
maculata an: flavescens Walk. p. p.
8. lineata Scop. Entom. Carniol. (1763) = histrio F. Entom.
Syst. (1794), Mgn., Syst. Beschr. I. 198 (1818), Schin. II. 507;
Kert. Kat., II. 319.
Hellgelb. Kopf gelb mit schwarzem Scheiteldreieck, das
aber von wesentlich anderer Gestalt ist wie bei maculata. Es be-
Zeitschrift des mähr. Landesmuseums. XI. 13
274
ginnt schmal am Hinterhaupt, verbreitert sich auf dem Scheitel
und läuft in eine etwa auf der Mitte der Stirn liegende Spitze
aus. Die breiteste Stelle des Stirndreiecks liegt also immer auf
der Stirnfläche, vom Hinterrande des Kopfes entfernt, während
bei maculata die breiteste Stelle am Rande des Hinterhauptes
selbst liegt. Schnauze gelb oder geschwärzt; Taster gelbbraun bis
schwärzlich.
Fühler schwarz, die ersten zwei Basalglieder an der Spitze
gelb; bei einem 9 ist das erste Basalglied fast ganz gelb.
Pronotumseiten glänzendschwarz. Thoraxrücken mit
drei Striemen wie bei maculata, die Seitenstriemen ebenfalls
hinter der Quernaht fortgesetzt. Schildchen gelbbräunlich. Mese-
phragma gelb mit schwarzem, halbkreisförmigen Querfleck am
Ende und schwarzer Längsstrieme.
Die Brustseiten sind hellgelb und schwarz gefleckt. Die
größte Makel liegt auch hier auf den Mesopleurae und ist wie bei
maculata oben zweispitzig. Der Höcker vor der Schwingerbasis
(die Metapleurae) ist durch einen einzigen schwarzen Flecken, der
vor der Schwingerwurzel liegt, begrenzt.
Flügel gelblichbraun tingiert mit unscheinbarem, ganz ver-
loschenen Randmale.
Hinterleib hellgelb bis rotgelb mit schwarzer, in Flecke
aufgelöster Rückenstrieme, ebensolcher Bauchstrieme und Seiten-
striemen, die aber zumeist in Flecke oder Punkte aufgelöst sind.
Dies tritt besonders bei einigen © © hervor, bei denen die Rücken-
strieme in eine Zahl schwarzer Punkte aufgelöst erscheint.
Fig. 13. Pachyrrhina lineata.
1 Append. superae; 2 Append. intermediae.
Hypopygium S: Die Lam. terminalis supera ist wie bei
maculata stark gewölbt, am Spitzenrande breit ausgebuchtet und
275
in der Mitte desselben tief und schmal ausgeschnitten. Die Spitzen-
ränder dieses Ausschnittes sind wulstförmig aufgetrieben und mit
zahlreichen schwarzen Wärzchen bedeckt. Die Ecken des Spitzen-
randes sind nach unten gebogen und sowie bei maculata und
quadrifaria mit schwarzen Wärzchen besetzt.
Die App. basalis simplex lappenförmig nach unten vor-
stehend. App. superae mehr blatt- als lanzettförmig, einfarbig
gelblich, stark gewölbt, an der konvexen Außenseite mit kleinen
gelben Härchen spärlich besetzt.
Die App. intermediae stehen nicht so weit vor wie bei macu-
lata. Auch sie bestehen aus dem dritten Teile mit einem zahn-
artigen Ansatze des vierten.
Legeröhre des 2 lang, spitzig, von lichtkastanienbrauner
Farbe.
Größe: 121/,—131/, mm.
Larve intensiv gelb, etwas plattgedrückt, mit kantigen
Seitenrändern. Behaarung kurz und unscheinbar. Alle sechs Haut-
zapfen des Stigmenfeldes gleich gefärbt, mitunter die Zapfen des
Unterrandes an der Spitze der Innenseite mit einem kleinen
schwarzbraunen Punkt. Unterhalb eines jeden Hinterstigmas ein
schwarzbrauner Horizontalstrich.
Puppe bräunlichgelb mit scharfen Seitenkanten. Vor der
Stirne zwei kurze bräunlichgelbe, an der Spitze spatelförmig er-
weiterte Hörnchen. Thorax buckelig vortretend mit zwei kurzen
Dornenzähnen. Oberseite des ersten bis vierten Hinterleibssegmentes
mit sechs ganz kleinen Zähnchen in Querreihe, des vierten bis in-
klusive achten mit acht spitzen, gegen das Ende des Hinterleibes
immer kräftiger werdenden Dornenzähnen.
Viertes und fünftes Hinterleibsglied mit je vier kräftigen
Zähnen in Querreihe.
Afterglied etwa in der Mitte von sechs starken Dornenzähnen
umgeben, bei der 4 Puppe an der Spitze kuppelförmig gerundet
mit vier schwächeren Dornenzähnen im Quadrat.
Afterglied der 2 Puppe mit zwei Paar verwachsenen, die
Legerohrscheiden bildenden Klappenpaaren,
Schiner erwähnt I. c., daß die Larven in faulem Holze ge-
trofen wurden. Beling fand die Larven Ende Mai an der
trockenen Stelle einer Wiese, unmittelbar am Saume eines Laub-
18*
276
holzwaldes. Eine zweite Puppe wurde tief in der Erde in einem
berasten Ackerraine gefunden.
Vorkommen: Nicht selten. Czernowitzer Au 14. Juni, Ochos
22. Juni, Adamstal 11. Juni, Hobitschau (Landrock), Umgebung
von Frain (Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich
und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Tirol (Palm), Galizien
(Nowicki, Grzegorzek), Ungarn (Kowarz, Thalhammer), — Für
die weite Verbreitung dieser Art spicht der Umstand, dab sie
nach Bergroth, Wien. Ent.-Ztg., VIII. 1889, auch in Algerien
vorkommt.
Anmerkung. Tipula flavescens L. ist nach Halidays
Angabe Tip. histrio Mgn. Nach Verrall ist das Synonym aber
fraglich. Dagegen ist nach seiner Meinung cornicina Mgn. olim
und maculosa Zett. (Ins. Lapp., non Dipt. scand. 3997) — li-
neata Scop.
9. pratensis L., Fauna suec. (1761), Schin. II. 507; Kertész
Kat. II. 321. Nach Kertész — variegata Deg.
Große schwarze Art.
Kopf fast ganz schwarz, nur ein Stirnfleck vor den Fühlern
chromgelb. Die schwarze Färbung des Scheitels reicht mit einer
feinen Spitze in die Mitte des gelben Fleckes und bildet auch
neben dem Augenrande eine schwarze Linie, die in einer knopf-
förmigen Erweiterung endet. Schnauze und Taster sowie der
übrige Kopf schwarz. Fühler ganz schwarz, die Geißelglieder an
der Basis schwach verdickt.
Thoraxrücken gelb mit drei oft zusammengeflossenen
schwarzen Längsstriemen; wenn dieselben deutlich auftreten, dann
sind die Seitenstriemen vorne verkürzt und nach abwärts gebogen.
Schildchen schwarz. Mesophragma gelb, mit schwarzer, am
Ende stark erweiterter Mittelstrieme. Brustseiten glänzend
schwarz, in gewisser Richtung weißschillernd, der Wulst vor den
Schwingern reingelb; kleinere dunkelgelbe Flecke liegen vor der
Notopleuraldepression und vor der Flügelwurzel. Coxae matt-
schwarz, grau bereift.
Beine schwarzbraun, Schenkel an der Wurzelhälfte lichter.
277
Flügel stark bräunlich tingiert, an der Flügelspitze schwärz-
lich, die Adern stark, das Randmal groß und deutlich.
Hinterleib schwarz mit gelben Seitenflecken, die beim 2
oft so ausgebreitet sind, daß die schwarze Färbung des Hinterleib-
rückens eine Strieme bildet. Die einzelnen Ringe schimmern auf
der Oberseite grau, die letzten sind samtschwarz.
Hypopygium: Lam. terminalis supera am Spitzenrande mit
zwei abgerundeten, durch eine tiefe Einbuchtung getrennten Vor-
sprüngen und neben diesen mit je einem starken, etwas nach oben
gekehrten schwarzen Dorn.
Die achte Bauchschiene mit einem zungenförmig aus der
Spitzenmitte der Lamelle vorragenden, schwach behaarten Anhang.
Lam. term. infera verhältnismäßig klein, stark gefurcht. App.
superae blattförmig, weißlichgelb, an der Außenseite mit feinen
Härchen besetzt, an der abgerundeten Spitze stark nach innen
umgebogen. App. intermediae groß und robust gebaut, an der
nach oben gerichteten Seite ziemlich lang behaart, aus dem dritten
stumpf endigenden Teile und einem kleinen zahnartigen Vorsprung
als viertem Teil bestehend.
Legeröhre des 2 dunkelkastanienbraun, glänzend, lang
und spitzig. |
Größe: FS 15—17 mm, 2 20—22 mm.
Larve 20 mm lang, 4:5 mm dick, gelblichaschgrau. Kiefer-
kapsel schwarzbraun, Fühler kastanienbraun. Oberrand des Stigmen-
feldes mit vier spitzen an der Außen- und Innenseite gleich ge-
färbten Hautzapfen, die inneren etwas länger als die äußeren. Am
Unterrande des Stigmenfeldes zwei kurze, an der Basis breite
wasserhelle Hautzapfen, die an der Spitze der Innenseite einen
kleinen runden, schwarzbraunen Punkt mit hellem Zentrum tra-
gen. Unterhalb der zwei ihrer Durchmesser voneinander entfernten
Hinterstigmen liegt je ein schwarzbrauner linienförmiger Querfleck
und in der Mitte zwischen diesen, aber etwas höher, zwei kleine
schwarze Punkte.
Puppe S 20 mm lang, 3 mm dick, etwas zusammengedrückt,
mit scharfen Seitenkanten, gelblichbraun. Stirnhörnchen kurz, licht-
braun, an der Spitze knopfförmig erweitert.
Endsegment an der Oberseite mit vier Dornenzähnen, die
278
zwei vorderen genähert und klein, die zwei hinteren weiter vonein-
ander entfernt und kräftiger.
Unterseite des Endsegmentes mit vier gleichgroßen, dicken
Dornenzähnen in Querreihe und dahinter mit einem wenig ge-
wölbten vierseitigen Felde, dessen Ecken am Unterrande mit je
einem spitzen, langen, einwärts gekrümmten Dornenzapfen, am
Oberrande mit einem kurzen, dicken Zahnhöcker versehen sind.
Beling fand am 28. März eine männliche Larve in einem auf
einem Weidenanger nächst einem Bache entstandenen Maul-
wurfshügel. Nach Schiner leben die Larven unter faulenden
Blätterlagen.
Vorkommen: Stellenweise sehr häufig. In den Wiesen bei
Czernowitz und Nennowitz 21. Mai, Karthaus 2. Juni, Billowitz
im Zwittatal, Zwittaufer bei Adamstal und Blansko, Obrzan unter-
halb des Heidenberges 16. Mai; von Hobitschau bei Wischau, aus
der Steinmühle nächst Brünn (Landrock); Umgebung von Frain
(Siebeck).
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich
und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Tirol (Palm), Krain
(Palmén-Bergroth), Galizien (Nowicki, Grzegorzek), a (Ko-
warz, Thalhammer), Siebenbürgen (Strobl).
Anmerkung. Zetterstedt erwähnt L. c. 3990 eine Varietät (9):
„abdomine croceo-flava, vitta dentata nigra, in dorso latiori, in
a plerumque paullo angustiori; segmento ultimo saepe flavo,
immaculato“ (var. salicina Bouché?). Merkwürdig ist, daß Verrall
P. pratensis in England nicht gefunden hat und daß sie Macq.
aus Nordfrankreich nicht aufzählt, wie Schummel 1. c. bemerkt.
Dem Norden fehlt sie nicht, denn Zetterstedt zählt sie aus Schwe-
den, Lundström aus Finnland auf.
10. erocata Lin. Fauna suec. (1761), Schin. II. 507; Kertész
Kat., II. 316. Nach Verrall = perpulchra Harr. und Dale
(as Des.
Große, samtschwarze, gelbgezeichnete Art.
Kopf schwarz, Stirne neben und über den Fühlern races
gelb, stark aufgetrieben, wie aufgeblasen erscheinend. Schnauze
und Taster schwarz. Die schwarze Zeichnung des Hinterhauptes
279
und des Scheitels greift neben den Augen in die gelbe Zeichnung
der Stirne hinein.
Fühler schwarz.
Rückenschild giänzend schwarz mit gelben Flecken und
zwei ziemlich tiefen und deutlichen Längsfurchen. Prothorax gelb,
an den Seiten glänzend schwarz. Brustseiten schwarz mit einem
größeren, gelben Fleck vor der Schwingerbasis.
Beine schwarzbraun, die Schenkel an der Wurzelhälfte gelb.
Flügel stark braun tingiert mit schwarzem Randmale und
einem Schatten um die Querader und den ramus posticalis posterior.
Hinterleib samtschwarz, beim S mit drei, beim © mit vier
gelben Binden.
Größe: F 16 mm, 2 22 mm.
Larve: Sie zeichnet sich sowie die Larve von pratensis:
schon durch ihre Größe aus. Hartig beschrieb sie in Nördlingers:
Krit. Blätt. für Forst- und Jagdwissenschaft, Band 43, Seite 146:
„Sie ist an der Teufelsfratze leicht kenntlich, die das After-
segment, von hinten besehen, dem Beschauer bietet. Über den
zwei kreisrunden Stigmen stehen am oberen Rande des Stigmen-
feldes vier zugespitzte Fleischzapfen. Vier schwarze Punkte und
Striche zwischen und über den großen Stigmen erinnern durch
ihre Stellung an Augen, Mund und Nase eines kleinen Gesichtes
im größeren. Unter den Stigmen erinnert ein kleines, mit Fleisch-
zapfen besetztes Feld an eine große Mundöffnung des großen
Gesichtes.“
Puppe: Oberseite des Aftergliedes mit vier in einem Viereck,
Unterseite mit vier in einer Querreihe stehenden langen Dornen-
zähnen. Ende des Aftergliedes kugelförmig abgeflacht mit vier
kleinen Dornenzähnen im Quadrat.
Die Larven sollen nach Schiner in faulem Holze leben. Be-
ling fand eine Puppe anfangs Juni am Rande eines ganz kleinen
Torfbruches in beraster Erde mit Larven von Tipula nigra.
Vorkommen: Scheint im allgemeinen viel seltener zu sein
als pratensis. Czernowitzer Au 22. Juni, Teßtal bei Groß-Ullers-
dorf und Dreistein bei Primiswald, 2. Juli (1 © in einer Seehöhe
von zirka 900 m!), Umgebung von Frain (Siebeck), Rossitz (J.
Krymlak).
280
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Niederösterreich
und Steiermark (Strobl), Kärnten (Tief), Krain (Palmén-Berg-
roth), Tirol (Palm), Küstenland (Mik), Galizien (Nowicki), Ungarn
(Thalhammer). |
Anmerkung. Zetterstedt erwähnt in Dipt. scand. 3989 eine
Varietät: „Thoracis dorso croceo, vittis 3 latis subcohaerentibus
nigris, lateralibus antice abbreviatis; antennarum articulo secundo
flavo.“
11. scalaris Mgn., Syst. Beschr. I. 195 (1818) und VI. 286
(1830) = imperialis Mgn. Syst. Beschr. I. 116 (1818) 9;
Schin. II. 508; Kertész' Kat., II. 323.
Das einzige ? meiner Sammlung ist nur 13 mm groß, während
Schin, für sie dieselbe Größe wie bei crocata angibt. Sie unter-
scheidet sich von crocata durch den deutlich gestriemten Rücken-
schild, von pratensis durch die gelben Binden des Hinterleibes.
Auf den ersten Blick gleicht sie mehr einer Art der ersten Gruppe.
2: Kopf gelb, Stirne mit.schwarzer Längsstrieme. Schnauze
gelb, oben glänzend schwarz; Taster gelbbraun. x
Fühler schwarzbraun, die Basalglieder gelb.
Rückenschild gelb mit drei glänzend schwarzen, nach
Schiner nie zusammengeflossenen Längsstriemen. Brustseiten gelb
mit schwarzen Flecken. Auf den Mesopleuren ein schwarzbrauner,
gegen oben nicht scharfbegrenzter Fleck, der mit einem schwarzen
Längsstriche zusammenhängt, welcher in der Naht zwischen Meso-
und Pteropleuren liegt und bis zu den Mittelhüften reicht.
Schwingerwulst auf drei Seiten braun gerandet wie bei maculata.
Glänzendschwarze Flecke liegen ferner zwischen den Hüften.
Schildchen gelb, auf der Mitte gelbbraun. Mesophragma
gelb, mit glänzendschwarzer Längsstrieme und einem halbkreis-
förmigen Fleck an der Spitze.
Beine gelbbraun mit lichten Schenkelwurzeln. Hüften an
der Basis schwärzlich.
Hinterleib schwarz mit mehr als fünf gelben Binden. Mein
2 hatte im Leben sieben sehr deutliche Querbinden. Erster Hinter-
leibsring an der Basis gelblichweiß, die letzten Segmente reingelb.
Legeröhre kastanienbraun, nicht sehr spitzig.
281
Vorkommen: Vom Schwarzaufer im Schreibwald 1 2,
3. September 1907.
Verbreitung in Österreich-Ungarn: Steiermark (Strobl),
Kärnten (Tief), Krain (Bergroth), Tirol (Palm), Galizien (Nowicki,
Grzegorzek), Ungarn (Kowarz, Thalhammer).
Anmerkung 1. Die von Meigen, I. 195, beschriebene
P. (Tip.) scalaris ist das F zu der im selben Bande beschrie-
benen P. imperialis. (Vgl. Mgn. VI. 286.)
Anmerkung 2. Pach. (Tip.) flavipalpis, Mgn., V. 290,
unterscheidet sich, soviel ich der Beschreibung Meigens entnehme,
durch folgendes: Die Taster sind ganz gelb. Die mittelste
Rückenstrieme des Thorax „erreicht vorne den Hals nicht, geht
aber vorne gekrümmt beiderseits an den Brustseiten herab.“ Schild-
chen ganz schwarz. „Hinterleib gelb: erster Ring mit schwarzer
Binde, die auf der Mitte einen gelben Querflecken hat; die folgen-
den Ringe haben eine schwarze Binde oder eigentlich einen großen,
fast halbkreisförmigen Fleck.“
Thalhammer zählt die Art neben imperialis aus Ungarn auf;
Strobl meint in den „Dipt. Steierm.“, daß sie wahrscheinlich zu
imperialis gehöre; in „Siebenbürg. Zweiflügler“ zählt er sie als
Art auf.
Anhang.
1.Pachyrrhina euchroma Mik, Wien, Zool.-bot. Ges. XXIV,
1874, 353 — aurantiaca Mik, Wien, Zool. bot. Ges. XVI, 1866,
304, ist nur im weiblichen Geschlechte beschrieben. Sie stammt
aus Görz, wurde von Pokorny in Tirol gefunden und dürfte eine
südliche Art sein. Sie ist von rostgelber Färbung, die Seiten-
striemen des Thorax sind gekrümmt. Hinterleib ohne Glanz,
an der Basis weiblich, obenauf mit schwarzen Rückenflecken.
Fühler bräunlich, die beiden Basalglieder orangegelb. Flügel bla
bräunlichgelb tingiert, der Raum zwischen Costal- und Subcostal-
ader fast honiggelb. Randmal schwarzbraun, scharf begrenzt,
mit einem braunen Schatten an den Queradern, bis zur Discoidal-
zelle fortgesetzt. Flügelspitze angeraucht. 22 mm. (Auszug.)
282
c *
2. Pachyrrhina picticornis Zett, Dipt. Scand. 4008,
keine Pachyrrhina. Ich hielt sie nach der Beschreibung für e
Tipula aus der Gruppe der ochracea Mgn. Wallengren (En
Tidskr. III. 1882) zählt sie noch als Art auf. Wahlgren (En
Tidskr. 1905), der die Zetterstedtschen Typen vergleichen kc
erklärt Pach. picticornis Zett. für eine Tipula luteipennis
mit abnormem Flügelgeäder. Die Zetterstedtsche Spezies ist a.
auch in Kertész Kat. II. 311 als Art einzuziehen und als Synon
zu Tip. luteipennis Men. zu stellen.
Über einen Fund von Prager Groschen
in Olomutschan bei Blansko.
Von Emil Rzehak.
Gelegentlich eines Zubaues an sein Haus brachte im Jahre
1906 der Grundbesitzer Philipp Hruby in Olomutschan während
des Grabens in seinem Garten in !/,—?/, Meter Tiefe eine Anzahl
größerer Silbermünzen zu Tage, die beim Auswerfen des Erdreichs
sich zerstreuten. Hruby sammelte dieselben und brachte 60 Stück
zusammen, von welchen sich noch 40 in seinem Besitze befinden,
während er die restlichen an Verwandte und Bekannte verschenkte.
Nachdem die Silberstücke lose in der Erde lagen, also weder
in einem Gefäß noch sonst in irgend einem Behälter aufgefunden
wurden, so kann vermutet werden, daß sie vielleicht in Leder
gehüllt vergraben worden sind, welch letzteres jedoch im Laufe
der Jahrhunderte selbstverständlich morsch wurde und ganz zerfiel;
immerhin aber müssen die — eventuellen — Lederüberreste den
Münzen vortrefflichen Schutz gegen die zersetzenden Einflüsse der
Erde geboten haben, da sämtliche von einer sehr guten Erhaltung
und ohne Grünspanansatz sind.
Ein solches Silberstück ist mir vor kurzer Zeit zur Ansicht
übermittelt worden, mit der Bemerkung, daß sämtliche 60 Exemplare
ganz gleiche Prägungen und Legenden tragen. Ich erkannte die-
selben als „Prager Groschen“ oder ,Grossi Pragenses“
des Königs Wenzel II. von Böhmen, 1278—1305.
Die „Grossi Pragenses“ oder, wie sie damals auch
Bieben, „Denariı grossi“, „Denarii crassi“, „Grossi
lati“, einfach auch „Grossi*, Ganze Groschen (tschechisch
„zmrzliky“, nach ihrer weißen Farbe), sind insofern von Inter-
esse, als der genannte König der erste war, der im Juli des
284
Jahres 1300!) diese Art von Münzen in Böhmen einfiihrte und
von sehr gutem „Schrot und Korn“ prägen ließ. Sie waren
14-9 lötig und es gingen 64 Stück auf eine Mark feinen Silbers?),
freilich haben sie im Laufe der Jahre unter den nachfolgenden
Königen mehr oder weniger an Feingehalt abgenommen.
Sämtliche „Prager Groschen“, von König Wenzel II.
angefangen bis auf Ferdinand I. haben dieselbe Avers- und Revers-
seite mit geringen Änderungen und unterscheiden sich von einander
hauptsächlich durch den Namen des jeweiligen Herrschers, der sie
eben prägen ließ. In der Mitte der Aversseite ist die königliche
Krone, um dieselbe herum der Name des Regenten — hier also
„Wenceslaus Secundus“ —; um dieses die feierliche Formel
„Dei gratia“, die hier auch zum ersten Male auf böhmischen
Münzen erscheint?) und „rex Boemie“. Auf der Reversseite
ist der gekrönte böhmische Löwe mit der Legende ,Grossi
Pragenses“. Alle sind ohne Angabe der Zeit ihrer Prägung;
erst unter Ferdinand I. erscheint im Jahre 1527 beziehungsweise
1533 zum ersten Male die Jahreszahl auf denselben.
Zu jener Zeit, als König Wenzel II. herrschte, existierte in
ganz Böhmen nur eine einzige Münzstätte und diese befand sich
in Kuttenberg, dem alten Cuthna, Chutna, Kutna oder Montes
Cutni. Hier sind, wie eine im Jahre 1630 in tschechischer Sprache
abgefaßte Chronik des Klosters Sedlec bezeugt, die ersten „Prager
Groschen“ mit ihren Teilen ausgeprägt worden; die dortigen
reichen Silbergruben, die nach einem ungenannten Chronisten“)
zu damaliger Zeit entdeckt worden sind und eine unglaubliche
Ausbeute gaben, lieferten hierzu das Metall. Über den Ort der
Prägung ist in diesem Falle jeder Zweifel ausgeschlossen.
Den Ursprung der „Prager Groschen“ dürfen wir jedoch
nicht in Prag oder überhaupt in Böhmen suchen; man kennt
vielmehr diese Art von Münzen schon von Frankreich her, wo
dergleichen Goldstücke unter König Ludwig dem Heiligen 1226 bis
1270 — vielleicht auch schon früher — in Tours von ganz
!) Namentlich angeführt finden wir die „Prager Groschen“ in einem
Olmützer Dokument vom Jahre 1301. — Vgl. Emler, Regesten, II, 808.
?) Die Mark feinen Silber wog damals 8 Unzen zu 2 Lot.
3) Auf Siegeln und in Urkunden haben die böhmischen Herzoge und
Könige schon im XI. Jahrhundert diese Formel gebraucht.
4) Menken, III, 1742.
285
gleichem Feingehalt und ähnlichem Gepräge geschlagen worden
sind und nach ihrer Münzstätte den Namen „Gros Tournois“,
oder auch kurz „Tournosen“ erhielten; es ist möglich, daß die
„Prager Groschen“ eine Nachahmung der französischen
„Wournosen“ sind‘).
Die Nachfolger Wenzels II. haben diese Münzen, die sich
auch im Auslande einer großen Beliebtheit erfreuten und vielfach
nachgemacht wurden?), weiter ausprägen lassen, jedoch, wie bereits
‘erwähnt, nicht mehr mit demselben Feingehalte, den sie ursprünglich
hatten.
Der hier beschriebene Fund von Olomutschan ist auch schon
deshalb bemerkenswert, weil in den meisten Funden von „Prager
Groschen“ und ihren Teilen diese gemischt vorkommen, das
heißt es finden sich in der Regel Groschen und ihre Teile von
zwei oder mehreren Königen beisammen, aber sehr selten die
eines einzigen Herrschers. Demnach kann auch angenommen
werden, daß der Fund von Olomutschan zu einer Zeit vergraben
worden ist, als es in Böhmen außer den Groschen des Königs
Wenzel II. noch keine andern gab als nur diese, somit vor dem Jahre
1310, dem Regierungsantritte Königs Johann von Luxemburg).
1) Auf der Reversseite der Tournosen ist ein Schloß mit zwei Türmen
als das Zeichen der Stadt Tours, das auf minder gut erhaltenen Exemplaren
einer Krone nicht unähnlich ist. Die Aversseite zeigt ein Kreuz, an dessen
Stelle auf den „Prager Groschen“ der böhmische Löwe tritt.
2) Als erster hat Friedrich der Freudige, Landgraf zu Tübingen und
Markgraf zu Meißen, die „Prager Groschen“ nachprägen lassen.
3) Wenzel IIl., Sohn Wenzel II., und dessen Nachfolger, Rudolf I. von
Habsburg sowie Heinrich von Kärnten waren ihrer kurzen Regierungszeit und
. anderer Umstände wegen nicht in der Lage, Münzen zu prägen.
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