^1
ZEITSCHRIFT
FÜR
ÄGYPTISCHE SPRACHE
UND
ALTERTHUMSKUNDE
MIT UNTERSTÜTZUNG DER DEUTSCHEN MORGENLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT
HERAUSGEGEBEN VON
A. ERMAN UND G. STEINDORFF
SECHSUNDDREISSIGSTER BAND
LEIPZIG
^. r. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1898
634997
Inhalt des 36. Bandes.
Seite
BUting, Fr. W. v. Altägyptische Gefälse im Museum zu Gise (mit 4 Abbildungen) 122
Borchardt, L. Das Grab des Menes (mit 5 Tafeln und 7 Abbildungen) 87
— Über das Alter der Chefrenstatuen (mit 12 Abbildungen) 1
Capart, J. Note sur la decapitation en Egypte (mit 1 Abbildung) 12')
Crum, W. E. Ein verlorenes Tenipuspräfix im Koptischen 139
Bhers, G. Menschenfresserei in Ägypten? 106
Muller, W. Mojt. Zum Obelisken des Antinous 131
Kaville, E. A propos du groupe ju^ ^32
Pietschmann , R. Benennung und ("itiren ägyptischer Texte und ägyptologischer Veröffentlichungen . . 18
Qiiibell, J. E. Slate palette from Hieraconpolis (mit 2 Tafeln) 81
Schäfer, H. Ein Spruch gegen Brandwunden aus dem Papyrus Ebeks 129
Schmidt, E. Die Rasse der ältesten Bewohner Ägj^tens 114
Seihe, K. Altes und Neues zur Geschichte der Thronstreitigkeiten unter den Nachfolgern Thutmosis' I.
(mit 11 Tafeln) 24
Spieyelberg, W. Die Lesung des Zaldwortes "hundert.. 135
— imd Erman, A. Grabstein eines syrischen Söldners aus Teil Amarna (mit 1 Tafel) 126
Kachruf:
Georg Ebers 140
Miscellen:
Borchardt, L. Ansiedelung Kriegsgefangener in Tempeln 84
— Die Königinmutter N-mKt-Hp 142
• — Die "Totenmaske Amenophis" IV.. 144
Crum, W. E. l] Q Westcar IX. 2 im Koptisclien 146
Grißith, F. LI. Zum ägyptischen Namen des Usaphais 142
NaviUe, E. und Sethe, K. Le titre "^ ® ^ "^^^ R . . . 143
Piehl, K. La lecture du signe \u^^ 8.5
Schäfer, II. Eine altägyptische Schreibersitte 147
Spieyelberg, W. Die Lesung des Titels rCT)' Q 1^*
Erschienene Schriften 85. 148
LvDWiG Borchardt: über das Alter der Chefrenstatuen. [XXXVI. Band. 1898.]
Über das Alter der Chefrenstatuen.
^'oll Ludwig Bokchardt.
(]Mit 12 Ahhilduno'en.)
Iveinem Historiker des Mittelalters würde es je eingefallen sein, das Dürer-
sclie Bild KarFs des Grol'sen, das für die deutsche Kunst den Typus jenes
ersten deutsehen Kaisers geschaffen hat. l'ür ein authentisches Portrait auszu-
geben. Tausend Kleinigkeiten in Stil. Tracht, ^\'app('ullei^verk und Ausführung
würden ihn schon davon al)i;'elinheu liahen. aucli wenn noch so grofs dabei-
stünde: Carolus Magnus iniperavit annis 14.
In der Aegyptologie sin<l wir noch niclit ganz so weit. AVenn auf einem
unserer Funde ein Königsname, etwa Men-kew-Rc'^') oder Men-kew-llor') steht,
dann ist das Stück sicher aus der Zeit dieser Könige, imd wenn auch alle
Anzeichen der Tracht, des Stils oder des Ornaments dagegen sprächen.
Vielleicht das krasseste Beispiel für diese Vertrauensseligkeit in die Da-
tirung dundi die Inschrift sind die im Brunnen im Granittempel hei Giseh 1860
gefundenen Chefrenstatuen, bei denen bis auf den heutigen Tag nur einige
der jüngeren Aegyiitologen^) Zweifel Betreffs ihres Alters zu hegen wagten.
Und doch mufs es jedem Unbefangenen, wenn er sie jetzt im Gisehmuseum
inmitten der wirkliehen Statuen des a. K. sieht, sofort auffallen, dafs er hier
ganz etwas Anderes vor sich hat als die Kunst der 4. Dynastie. Dieser allge-
meine P^indruck genügt aber für die wissenschaftliche Datirung einer Statue
nicht, tmd so soll denn im Folgenden möglichst ausführlich Alles liesproclien
werden, was uns zwingt, die Chefrenstatuen nicht als Werke des a. R. zu be-
trachten, imd zum Schlüsse soll dann auch versucht werden, wenigstens an-
Utähernd die Epoche zu bestimmen, der sie entstannnen.
Die Statuen und Statuenre.ste . die zu untersuchen sind, zerfallen nach
dem Material in zwei Gruppen. Die erste bestellt aus nur drei Stück, bei
denen das Material ein graugrüner metamorphisclier Scjiiel'er ist. wie er z. B.
— allerdings nur in dünnen Platten — zu jeuen bekniinteu Sehnilid<tal'eln aus
den (iräbern der ersten Dynastien verwandt wiu'de. Statuen aus diesem Ma-
terial scheinen erst vom m. R. an und auch da, sowie auch noch im n. R., nur
') Vergl. l7.. 1892, S. 94 ff.
^) Vergl. ÄZ. 1894, S. 133.
^) Ansgesiirocheii nur von Steindoui r im .l.-ilirliiicli des diMitscIicn iirfliacDlog. Inst. 189.'! S. (i.").
Zcitscl.r. f. Ä^'ypt. Spr,. XXXVI. Baiul. 1898. 1
LrmviG Horchardt: Vhev das Alter der Chefrenstatuen.
[XXXVI. Band.
A/,/,. l.
äufserst selten') vorzukommen. In der Spätzeit jedoch wird dieses Gestein,
dessen Bearbeitung leicht ist und das eine feine Politur annimmt, sehr beliebt;
Statuen") wie Sarkophage^) werden dann in grofser Zalil daraus gefertigt.
Die drei Statuen aus diesem Material
sind also die folgenden:
Nr. lö (Kat. M.-^r. Nr. 7i)-2: Kat. Masp.
Nr. 1)74. S. 217: Kar. 1S9.Ö Nr. 42, Saal B].
Die bekannte, stark ergänzte Statue des sit-
zenden Chefren, die in Folge reichlichen Ölens
rine intensive grüne Färbung angenommen.
Neuerdings (1897) sind vom Verf. der Bart
und die Bandenden in der rechten Faust noch
dazugefunden und angesetzt worden: s. Abb. 1.
Nr. 16 [Kat. Grebaut Nr. G206, S. 4B;
jetzt in Saal 3]. Bruchstück einer Statue,
Beine eines Schreitenden.
Nr. 17 [Kat. Geebaut Nr. 620.5, S. 42;
Kat. 1895 Nr. 46, Saal H]. Zwei zusammen-
gehörige Bruchstücke der Statue des sitzen-
den Königs^).
Di(> übrigen sechs Stücke sind aus grauem
Diorit mit hellgrauen Flecken, weifsen und
schwarzen Adern und stellenweise etwas in 's
Grünliche fallendem Grundton. Es ist dies
,,,,,,,,,„„. >,r 15 ein Material, das schon in der ältesten Zeit")
verwendet worden ist: bereits in der 4. Dy-
nastie finden sich Statuen aus diesem Stein"); aber auch noch in der Spätzeit
finden sich Dioritstatuen').
Die sechs Chefrenstücke aus Diorit sind nun die folgenden :
') M. R.: Giseh Nr. -164 [Kat. 189r) Xr. 723. Saal 63. Schrank Cl. Statue des ^
aus Elephantine 18.08. N.R.: Giseh Nr. 630 [Saal 21^. We'stseite]. Statue des _ | ^^'?J^^|^ ^'
Dynastie 19.
-| Giseh Xr. 677 lind 679 [Saal 34, Südseite]. Statuen eines qY'Ö'- '''"'^ Qnddaba bei Sais,
Dynastie 26.
') Giseh. Kat. 189.') Nr. 1279. 1:501, 1302, 13ii."). 13iit; u. s. w.. siiuuntlieh in Saal 88.
*) Vielleicht (?'.') gehört zu dieser Gruppe von .Statuen auch noch ein in einem Mau;a7.in auf-
gefundenes Fragment [Nr. 378], linke Brust und Schulter einer lebensgrofsen Statue von demselben
Material und in der Arbeit sehr ähnlich wie die {'hefrenstatuen.
') Schalen daraus sind 1896/97 von Qimhell in El Kab gefuudiMi. eine davon mit dem
Nanien des Snefru.
") Giseh Nr. 46 [Kat. Grebaut Nr. 622.i. S. 44; Kat. 189.i Nr. .r2, SaaKi], Statue eines Prinzen
der 4. Dynastie aus Giseh. Berl. Mus. Nr. 1 122 [Ausfiihrl. Verz. S. 47], Statue eines Mannes, a. R.
') Berl. Mus. Nr. 12n.-) [Ausfiilirl. Verz. .S. .■)7|. Nektanebos knieend.
1898.
LiDWKi Bdhchardt: l'ber das Alter der Chefrenstati:
3
Abf>. 2.
Nr. !) fSaal 2]. Bmclistück dor Statue des sitzenden Könitrs auf dem Löwen-
throne.
Nr. 10 |Kat. 1895 Nr. V.\. Saal "ij. Desi>leichen auf einladiem eubi-
schen f^itz.
Nr. 11 |Kat. C4rebaut Nr. ()22){. S. 44: jetzt Saal 8]. Bruchstück einer (iruppe.
der Köni.q- neben der Göttin Bastet'). VeriiHithlich dazu gehöri,"' Nr. l"24r), Bruch-
stück der rechten hinteren Sitzkante.
Nr. VI [Kat. Grebaut Nr. 6222, S. 44: jetzt Saal H]. Bruclistück (nur Ober-
leib) der Statue eines sitzenden Königs.
Nr. i:^ [Kat. Grebaut Nr. (5207, S. 43: Kat. 18il5 Nr. 45. Saal '.\\. Brueli-
stücke der Statue eines sitzenden Königs auf dem Löwenthrone''). Ein Stück der
rechten Thronseite ist lSi)7 von Barsanti hinzuget'unden und angesetzt worden.
Nr. 14 |Kat. 3Iar. Nr. 57S: Kat. Masp. Nr. HDfil.
S. 75: Kat. l(Si)5 Nr. ()4, Saal 5|. Das bekannte, groi'se,
nur wenig beschädigte Sitzbild des Chefren auf dem
Löwenthrone: s. Abb. 2.
Die Theilung in diese zwei Grupp(Mi soll im Fol-
genden l)eibehalten, und also in jedem Al)schnitt un-
serer Arbeit, soweit es nöthig ist, zuerst die Gruppe
aus metamorphischem Schiefer, daiui die aus Diorit
besprochen werden.
Die Haltitny aller Figuren bietet nichts Ungewöhn-
liches. Dieser stereotype Sitz und das Schreiten mit
vorgesetztem linken Fufs kommen in jeder Epoche der
ägyptischen Kunst gleichmäfsig vor, sie geben uns also
keinen Anhalt für die Datirung.
And(>rs ist es schon mit der Tracht. Hier inufs
es zuerst auffallen, dafs der Löwenschwanz an dem
sonst richtig beliandelten Königsschurze'") bei allen
Statuen fehlt. Das ist aber wohl nur eine bedeutungs-
lose Nachlä.ssigkeit, die .sich zwar selten, aber doch in
jeder Epoche der ägyptischen Sculptur nachweisen läfst.
Von den allerdings sehr zahlreiclien Königsstatnen in
Giseh fehlt der Löwenscliwanz. aulser bei sänuntlirlien
sogenannten a. R. -Königsstatuen, bei den folgenden:
Nr. 411— 420 [Kat. 1895 Suppl. 3 Nr. 1365, Saal 21]. Statuen U.sertesen"sL,
Dynastie 12.
CliPtr,-MSt.-,lu,- Nr. 14.
') Schon Grebaut, der hei diesei' (irii|i|ic /ucil'el oh ilires .\ltcrs hegte, sagt a.a.O.: »il
parait d'mie epoiiiic posterieure a Tancieii ('iiii)ire».
^) Nr. \'.\ hat ausnahmsweise glatten Schurz und gar keine Königsinsignien. Die ZeieluMi
der Vereinigung beider Länder aiu Thron /.eigen jedocii , dafs die Statue auch einen König dar-
stellte. Inschriften fehlen.
!•
4 LrnwiG Horch AKiir: i'Wy (lii> Alter der ClietVeiistalueii. | \XXM. Band.
Nr. 423 [Kat. Grebaut Nr. 6247, S.74: Kat.1895, S. 4^. Saal 21]. Statue
Aiucnonihe^t's III.. Dynastie 12.
Nr. ö'i.'i [Kat.l8!)5 Siqipl. 2 Nr. IHöö, Saal 25]. Statin- Knnise.s" II.. Dy-
nastie l!t.
Nr. ()20 [.Saal 26]. Statue Ramses' IL. Dynastie 19.
Nr. 655 [Kat. 185)5 Nr. 250, Saal Hl]. Statue Seliabatyka".s. Dynastie 25.
Aulser dem Fehlen des Löwensehwanzes ist noeli die äufserst sonderbare
Beliandlung der Königshaube auff'älliii-. deren Zopf) und Erustlappen richtig
gerippt und gefältelt sind, wälirend der Obertlieil glatt erscheint. Auch legt
der Uraeus sich ganz llach an die Ilaulie an. Das Letztere kommt ganz ebenso
bei dem der 12. Dynastie angehörigcn") grolsen Sphinx vor, inid man könnte
(lalier annehmen, dafs liier eine l)eAvufste Nachahmung dieser Eigenthümlicli-
keit vorliegt. Dals jedoch der übertheil der Haube ganz glatt gelassen wird und
nur die Brustlappen gefältelt erscheinen, findet sich mit Ausnahme einiger un-
fertiger Statuen L'sertesen"s I. aus Lischt, die in jedem Stadium der Vollendung auf
uns gekommen sind, soweit es sich von hier aus feststellen läfst. nirgends sonst').
Den aus der Königstracht hergeleiteten Kriterien soll aber nicht zu viel Werth
beigemessen werden, da uns bisher zum Vergleiche sicher alte Königsstatucn
fehlen . man also nicht behaupten kann . dafs die Chefrenstatuen hierin von
echten alten Standbildern abuichen. Auch bei der Barttracht befindet man
sich noch vor derselben Schwierigkeit, jedoch kann man auch hier zeigen, dals
der Bart der Chefrenstatuen von der ältesten uns bekannten Bartform bei Königs-
statuen merklich abweicht. Vorwegnehmen müssen wh' erst, dafs der Bart von
Statue Nr. 14 überhaupt von jedem gebräuchlichen Typus eines Königs hartes ab-
weicht. Er ist fast cylindrisch und verjüngt sich nach unten ein wenig. Da
das unterste Stück abgebrochen ist und man also nicht weifs, ob er unten nach
vorn aufgerollt war, so kann man nicht mit Sicherheit behaupten , dafs es ein
Götterljart .sei; es hat aber ganz den Anschein. Die Statue Nr. 15 aber zeigt
siclier den langen, welligen Königsbart. Die gewöhnliche Form eines solchen
ist die gerade, bis auf die Brust, etwa bis an die untere Kante des Halskragens
reichende. Zwischen Bart und Bru.st ist dabei aus (iiündeii der Festigkeit stets
das Steinmaterial in Form eines Steges stehen gelassen. Die nach unten merklich
breiter werdende Form, wie sie Nr. 15 hat. tritt nur selten an Stelle der ganz
geraden, sie konimt z.B. bei dem .Sobekhote]i iiih! der q-rofsen Ramsesbüste
im British Museum , auch bei einer Statue Thutmosis' III. in Giseh [Nr. 594]
vor. Aber aucli diese seltenere Form hat stets den Steg zwischen Brust und
Bart. Der Bart der grünen Chefrenstatue aber, sowie der der kleineren so-
') Bei Nr. 17 ist auch der Zo])!' u,latt.
») Siehe .Sitzmigsber. der Berl. Akad. 1897. .S.7.'>2ff.
') Ganz jiiatte Königsiiaubeii. die bemalt waren, kommen dagegen /ii jeder Zeit \(ir. z. B.
Giseh Nr. :W3 [Kat.l Sit.". Nr.l-J4. .Saal 18], m. R., ans Hiibastis: Nr. Ii0:5 [Kat.IS;i,j Xr.I97. .^aal -ilil,
n. R., aus Karnak: Nr. 7(11 |I\:at.I8!).-, Nr. 308. Saal lii|. I'tid.. ans Karnak.
1898.
LiDWic; BoRc iiAHLvr: liier d;is Alter der ChetVeustatuen.
i)
,2:("nnnntoii a. Tv.-Knnia'f" in (iisoli. hnt diesen Steg nicht so, sondern liier setzt
er. wenn man ihn dann iidcli Sicy- nennen kann, ganz oben üher dem IJrnst-
lii'in am An.satz des Halses an. Der Uart sieht so weniger hängend, sondern
mehr vorsteheiul aus. Aber aueli auf diese Eigenthündield<eit^, die sieh sonst
nirij-ends an erhalteni'n Beispielen \vie(h>r zeigt, wollen wir nicht zu viel (iewicdit
legen . da auch hier uns wieder wirklich alte Königsstatuen als Vergleichsobjecte
fehlen. Das einzige Kriterium der Tracht, bei dem wir directe Vergleiche mit
vorhandenen Statuen des a. R. anstellen köiuuMi, sind die Schminkstreifen. Keine
Statue des a. R. hat solche'), der C'hefrenko[)f Nr. 15 zeigt deutlicli in Relief
ausgeführte Schminkstreifen . also ist die Statue sicher nicht zur Zeit des dar-
gestellten Königs, in der 4. Dynastie, gefertigt worden.
Gehen wir nun zur Besprechung des Beiwerks und des Ornaiiieiüs an den
Statuen über, so fällt hier zuerst die Anordmuig des Sperbers auf der Stuhl-
lehne bei Nr. 14 avd". die übrigens auch ähnlich, aber mit etwas geänderter
Stellung, auf Xr. 9 und 13
vorhanden war. So uni;e- Ahh. 3.
wölmlicli dies auf den ersten
Blick erscheint, so \venig
Bedenken hat es dennoch.
Schon unter den ältesten Kö-
nigsstatuen, denen des m.R.'l.
kommen Beispiele mit Sper-
bern auf dem Rückenpfeiler
vor und im n. R.) wiech-r-
holt sich diese Anordnuni;'.
Es ist also ein ganz ge-
brauch Ucher Typus.
Der Thron selbst hat bei
einigen Statuen die im a. R.
üliliche Form eines einfachen
Khjtzes, dessen hintere Kan-
ten nur um Weniges heiher
sind als die vorderen, und Löwc-nkopCc des a. r.
der noch ohne die erst im
m. R. vorkommende niedrige Lehne, sowie auch noch ohne die in derselben Zeit
(U'ter auftretende ATirunduni;- der vorderen Ilorizontalkante sich zeigt. Bei drei
Statuen der Dioritgruppe aber |Nr. '.I. ]?> und 14| sind die Seiten des Tiironcs
') Siehe Sitziing.sber. der licrl. Ak;id. ISüT. S.754.
-) Giseli Xr.4aO [Kat. LSI).-) Nr. i'-Ji;. llnf-JS. aus Taiiis]. Statue des m. R.. viiu T?.anisi's IT.
usurpirt.
') Giseli Xr.74:'. |SaalG41. Statue Auieuoplus' III. : Nr. tll!!; IRnt.ls;).") Nr.lTCi. Saal lli;. aus
liuliastisl, Statue Kaiiises' 11.
1,1 null. BoiuHARDi: über das Alter der Cliel'renstatiuMi. [XXX^'I. Band.
je von einem stilisirten Löwen gebildet, und
liiin- kann man ü'anz dcutlk-li zei,i;on. dals diese
Statuen recht jungen Ursprungs sein n)üssen').
^Vie im a. R. ein Löwenkopf an einem Stuhl
oder ähnlichem Möbel aussehen mufs, zeigen
uns die bekannten in Saqqarah gefundenen ala-
liasternen Opfcrtafeln [Kat. 1895 Nr. 4/5, Saall,
vergl. Mar., Mast. S. 8G]; s. Abb. 3. Hier um-
giebt die eigentliche Mähne das Gesicht des Lö-
wen rings fast kreisförmig, und die Ohren sehen
hinter der Mähne hervor: das Fell auf der Brust
geht glatt bis zu den Vorderfüfsen herab. Eben-
so sehen wir die Mähne bei den m. R.-Sphinxen
angeordnet"), uiul die gleiche Frisur zeigen die
Löwen vom Barkai aus der 18. Dynastie^).
Auch alle löwenköpfigen Möbelfüfse, die uns
in grofser Zahl aus dem n. R. und aus späterer
Zeit erhalten sind, geben uns die Löwenmähnen
noch ebenso wieder. Lehrreich sind hierfür
auch die zahlreichen Sechmetstatuen , bei denen
al)er noch etwas Neues hinzutritt. Hier ist näm-
lich die Löwenmähne mit der Göttinnen- bez.
Frauenperücke in Verbindung gebracht. Bei den
älteren Statuen aus der Zeit Amenophis" 111. sieht
diese Perücke noch ganz decent unter der schei-
benförmigen Mähne hervor, auch die meisten Bronzen ver-
mischen noch nicht Mähne und Perücke: s.Abb. 4. Das
hier abgebildete Beispiel einer Bronze (Abb. 5) aber zeigt,
wie sehr man die Frisur der Sechmet mifsverständlich um-
bilden konnte. Hier ist die Löwenmähne schon hinter den
Ohren gescheitelt und geht dann in die Göttinnenperücke
ülier. d. h. zwei Tlieile der Mähne fallen lang auf die Brust
herab, die Rundung der IMähne unter dem Unterkiefer ist
also ganz fortgefallen. Sehen wir uns nun die Löwenköpfe
der Chefrenthrone an (Abb. 6), so wird es uns jetzt so-
gleich auffallen, dafs sie gar keine ordentlichen Löwen-
:.w, iikopf: Mlthnt' unil
f-nperöfkr Vfrurlimulzi
') Dafs Throne mit Löwenfigiiren an den .Seiten aucli im a. R. vor-
icamen , zeigen zwei Darstellungen aus dem Grabe des Mereruka zu
.Saiiqarali . wo die Tlironseiten mit je einem sitzenden, nicht, wie beim
Chefren. mit stehenden Löwen ornainentirt sind.
*) Siehe Goi.f.nischkff im Recueil 1893 .S. 131 ff.
') Brit. Mus. Nr.l und 34 [Guide S. 5(3].
1898.
LvDwiG Bürchardt: Über das Alter der Clielreiistatiien.
niälinen aufweisen können, sondern mit fein hinter den Ohren gescheitelten,
Iniiijzopfigen Göttinnenperücken begabt sind, ganz wie wir es bei jener .s])ät('n
Bronze (Abb. 5) fanden. Von einer
Ähnliclikeit mit den Löwen der a. R.- •' ■ •
Opfertafeln aus Saqqarah ist keine Spur.
Ebenso verderbt wie dieses Löwen-
ornament sind nun auch die an den
beiden Seiten der Sitze und hinten auf-
tretenden pflanzlichen Embleme. VA-
gentlich wjire es an dieser Stelle nur
nöthig, auf ältere Ausführungen des
Verf.') zu verweisen . der Genauigkeit
wegen wollen wir aber hier nochmals
kurz darauf eingehen, das Ornament
jeder einzelnen Statue beschreiben und
(la))ei die Anomalitäten durch den Druck
hervorheben.
Die Zeichen der A'ereinigung bei-
der Bänder haben also an den Statuen
aus metamorphischem Schiefer folgen-
des Aussehen :
. Nr. 15: Das T- Zeichen mit un-
gegliedertem Untertheil, geripp-
tem Stiel , der im Unterglied längs-
getheilt ist, und viereckigem Kopfe.
Die Nordpflanze Papyrus mit Angabe
der Kopfblätter und der Linie am ol>e-
ren Rande der Dolde, sowie mit je
zwei Bändern unter jeder Dolde. Gemeinsame Fufsblätter. Die Südptlanze
als dreiblättrige Palme gebildet mit je zwei Bändern unter dem Kopfe.
Die drei Stengel durch vier (an der linken Throns ei te nur drei) Bänder
in geringer Höhe über dem Boden vereinigt.
Nr. 17 (Abb. 7): Das T^-Zeichen hat ungetheiltes Unterglied, gerippten
Stiel, der im Untergliede glatt wird, vierblättrige palmenartige Blüthe
unter dem viereckigen Kopfe. Zwei oder drei Bänder unter der Blütlie.
Die Nordpflanze ist wenig detaillirter Papyrus mit dreikantigem Stengehjuer-
schnitt und sehr einfach dargestellten Fufsblättern. Die Südpflanze zeigt drei-
oder vierblättrige palmenartige Blumen mit drei Bändchen unter
den Köpfen. Die drei Stengel derselben in einiger Höhe über dem Boden
durch vier Bänder gefafst.
Lowiik,.!)!'
') Die ägypt. Pdanzensäule. S. 20 — 2'2.
8
Lriiwii: BouinAnnr: Ülier das Alter der ClielVenstatueii.
[XXXVl. Haud.
AUj. 7.
Bei den Dioritstatuen zeigen sich die folgenden Ornamente:
Nr. 9: Das T-Zeiclion hat ungetlieiltes Unterglied, gerippten Stiel, der
nicht durcli das Unterglied liindurchgelit. viereekigon Koiif und dnnniter drei-
1 ) 1 ä 1 1 r ig e j) a 1 m e n a r-
tige Blüthe. DieNord-
ptlanze ist Papyrus mit
Kopf- und Fufslilättern.
die Südptlanze. durcli
drei Bänder zusam-
mengebunden, hat drei-
l)lättrige palmenar-
tige Blüthen , unter
denen je ein Bänd-
chen sitzt.
Nr. 10: Rechts. Das
T- Zeichen wie vor, je-
doch mit glattem, durch
das Unterglied durcli-
greifendem Stiel ohne
Ptlanzenbekrönung. Die
Nordptlanze wie vor. nur
ohne Details: Süd-
pflanze desgl.
Links. Ebenso, je-
doch sehr roh, vielleicht
unfertig. •
Hinten. Wie vor.
vielleiclit unfertig, je-
doch ist an Stelle der
Südptlanze das Zeichen
Jlj getreten').
Nr. 1 1 : Links. Wie
bei Nr. 10 hinten, nur
weniger detaillirt, der Stiel des V aber gerippt und halb in das Unterglied
eingreifend.
Hinten, (ianz roh. ^ wie links, der Stiel geht jedoch gar nicht in das
Unterglied Innein. Bilanzen ganz nlmr Details. Südptlanze fast wie Nord-
pflanze, nur schlanker, aber ohne Theilung in Blätter. Die drei Stengel unten
Cliefrcnstatuc N
') KlieiKso in Petrik. Taiiis I r.-il'. 1 Sr.'Mi.
1S9S.1
LiDwui UouriiAKDT: Über das Alter der ClietVenstatuen.
9
gebunden. Von den Seiten — nur die linke ist noch erhalten — gingen zwei
Nilgötter, ein — q-^ und zwei -^ tragend, auf das Vereinigungszeichen zu').
Nr. IH; Das X- Zeichen wie bei Nr. 9, aber mit ungeripptem Stiel und
ohne Kopl' auf der palmenartigen Blüthe. Die Nordplhuize ist Papyrus,
Abb. S.
die Südptlanze dreiblättrig, palmen-
artig. Beide Pflanzen in einiger-
Höhe über dem Boden durch je vier
Bänder gebunden.
Nr. 14 (Abb. 8). Ganz wie bei Nr. i),
nur je drei Bändchen unter den
Blüthen der Südpflanze und rechts
vier (anstatt drei bei Nr. 9) die Stengel
zusammenhaltende Bänder.
So hätten wir also die an den
^-Zeichen der (^hefrenstatuen auftreten-
den abnormen Bildungen herausgehoben,
soweit sie bei Vergleicliung mit den im
m. R. und n. R. vorkommenden gleich-
artigen Zeichen sofort in die Augen
springen müssen. Es giebt aber an eini-
gen älteren Denkmälern Spuren, die
wenigstens einige dieser tollen Bildun-
gen verständlicli machen können.
So kommt auf der Scheinthür des
Mry-R<^-fnh alias 'IhynS [GiSeh, Kat. 1895 Zeirl.in .ler Vercinigun^ von Chrfnustatne Nr.U.
Nr. 73, Saal 5, Dynastie 6, aus Saqqarah]
das ^-Zeichen mit ungetheiltem Untertheil einmal vor, während allerdings die
Beispiele vom m. R. ab, wenn sie überhaupt Innenzeichnung haben, stets ein
zvveigetheiltes Untertheil aufweisen').
Noch merkwürdiger sind — worauf mich Daressv zuerst hinwies — einige
Anzeichen, dafs es in alter Zeit eine Südpflanze gegel)en haben nnifs. die einige
Blüthenblätter mehr zeigte als die später übliche. Die Beis])iele dafür sind
interessant genug, um hier aufgezählt zu werden:
Giseh Nr. 430 [Kat. 1895 Nr. 226, Hof 28, aus TanisJ.
m.R., von RamsesII. usurpirt. Die Südpflanze an den Thron-
seiten zeigt in Folge der Überarbeitung die nebenstehenden
ungewöhnlichen Formen.
Königsstatue des
') Ähiilieh auf dem Throne der Statue des Seliabataka |( iischiiiiiseuin Ni-. 1',.",."). |
Saal M; vergl. Mar.. :Mon. div. Taf. :^9e 1 — 3|.
^) Siehe z.B. Gisehiiiuseum Saal 7. Mitteivitriiie bei Xr. 131);!. aus Daseiiur
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVI. Band. 1898.
\at.l.S95 Nr.i.öO.
10
Lii>\vi<; BomiiARor: Über das Altt-r der C'hetVenstatiien.
I XXXVI. Band.
Auch zeigen sich Spuren eines Bandes, das die drei Stengel zusammenhielt:
Ebcndort Nr. 432 [Kat. 1895 Nr. 196. Saal 26. aus Tanis]. Königsstatue
. Auch hier zeigen •*='^
Stengel : ., i, t .
Saal 70. FT aus3Ieir,
darauf an der Hin-
"^ dam 1860] Königsstatue
ses III. üie Südptlanze
durch die Stengel
nicht unmöglich,
ü-ewordenes S?ni-
wie vor. Die Südptlanze zeigt diese Form
sich zwei Linien in einiger Höhe durch die
Ebendort Nr. 4.59 [Journal Nr. 30965,
m. R.]. Gruppe von mehreren Personen,
terwand eine Südpllanzc nebenstehender Form p
Ebendort Nr. 538 [Halle 90 aus Teil Mok- ^
des m. R.. usurpirt vom Nhsi und von Ram-
zeigt diese Form crrrp und hat wiederum Linien
Es ist nach Wj diesen Beispielen also
dals in ganz alter 'i Zeit ein später unmodern
zeichen existirt habe, von dem nur geringe JIL Spuren auf uns gekommen
sind und von dem auch noch einige späte Nachbildungen existiren. die schon
einmal an anderer Stelle') citirt sind.
Aiif). '.I. Es sind dies :
das in Koptos gefundene Thron-
fragnient [Petrie , Photogr.
K 36],
ein ähnliches im Kairiner Mu-
seum [Nr. 1178, Saal 55,
Schrank B].
und eine Südptlanze an einem
Pfeiler der Spätzeit [Prisse
d'Avennes, L"art egypt.. Co-
lonne.«^ Isiaques Nr. (i].
Durch diese Hypothese, dafs es
ein älteres, später aufser Mode ge-
kommenes Zeichen der Vereinigung
beider Länder mit einer frühen , auch
später ungebräuchlichen Form der Südptlanze gegeben habe, werden al)er auch
nicht alle AnomaHtäten der S5mzeichen der Chefrenstatucn erklärt, es bleiben
immer noch als unverstandene Ornamenttheile zurück:
der Palmen -lilii'n-k(j])f auf dem Y und
die Bänder unter den Köpfen der Palnien-lilien.
Auch das genügt, um ein so mifs verstandenes Ornament nicht als alt erscheinen
zu lassen.
Es mufs jedocJi bei diesem Abschnitte über die Ornamente der Chefren-
statuen hervorgehoben werden, dafs sich der Unterschied zw-ischen der Scliiefer-
und der Dioritgruppe gerade hier besonders documentirt. Es Infst sicli nicht
Thr<.iifrai;mi-nt Nr.UT
') Dil- iiirypt. Ptlan/.i-nsäiile . S. 21.
1898.1
Lri)\vu: Bihuuardt: Über das Alte
er (-'iR-lVciistatucii
11
Ipuffnen. dnls die Dioritstatiien in «Ion Yerzieruna:?!! der Tlironseiten etwas alter-
tliünilielier niisseliauen als die ii'rüiieii Statuen, dazu koanut iioeli, dal's die»
Hierogly])lie ^ auf dieser Gruppe von Statuen nielirere Male für die Süd-
ptlanze auftritt. Da aber sonst ganz dieselben VerstiUse auftreten wie in dem
Ornament der Sehieferstatuen. so ist eben dieser ganze Unterschied nur aul
das verschiedene Material zurückzuführen, dessen schwierigere Bearbeitung l)ei
den Dioritstatuen die ])lunipere Ausführung der Ornamente mit sich bracht(\
Ein zeitlicher Unterschied ist hier ebenso wenig zu construiren, wie etwa
zwischen den Elfenbeintäfelchen aus den (iräbei'u der ersten Dynastien und
den »grünen Steinen« d('rsell)en Epoche. Auch bei diesen ist der Unterschied
nur durch das Material bedingt.
Für Fachgenossen . die auf solche stilistischen Studien und Untersuchungen
über Ornamentik weniger geben und mehr Werth auf inschrifflichr Beweise legen,
ist aber auch gesorgt.
Es giebt hinreichend 3Iifsverständnisse und Anachronismen in den Inschriften
der Chefrenstatuen . um auch von dieser Seite aus zeigen zu können, dafs diese
Bildwerke nicht aus dem a. R. stanunen können. Die Inschriften lauten nämlich
folgendermafsen : und zwar zuerst die der grünen Statuen:
Nr. 15: Vorn am Sitz imd auf der Fufsplatte zu beiden Seiten der Beine:
""fr
4'
O
Q
O
1
III
■
U
Q,
■I
IUI
Kante
Nr. 1(): Auf dem Rückenpfeiler:
O
o
:f
Nr. 17: Auf der Fufsplatte rechts: ^ . links: q
II
IIP
12
LrnwiG BoRrnARDr: UIht das Alter der ChelVenstatuen. [XXXVl. Band.
und an den Seiten des Sitzes oben über den Ornamenten:
Kante
Die der Dioritstntuen lauten:
Nr. 9: Auf dem Rückenpfeiler : -^Ö
's
Kante
Nr. 10: Am Sitz zu beiden Seiten der Beine:
I Ol
I
Nr. 1 1 : Am Sitz links neben der C4öttin :
PH
rechts
n
Nr. 14: Auf der Fufsplatte neben den Füfsen zweimal: fj^
s
In Nr. 15 haben wir drei Mifsverständnisse bez. junge Schreibungen. Zuerst
*^^^ ^-. ^ ■ ^^■'' '^ *• ^- \> geschrieben worden wäre, wie der ebenso
lautende Horusname des Sfehw-Rö<^ [Leps., Königsb. Nr. 14] zeigt und wie die ana-
logen Schreibungen \\ [daselbst Nr. 2<l| und | ^ [daselbst Nr. 30] darthun.
Es scheint auch ferner ein Aiiachroiüsmus darin zu liegen, dafs man überhaupt
1898.] LrnwiG Boi»iiaiu)i : Clicr das Alter der ( 'iK-IVcMstatiR-ii. 13
den Titel ik hier dem Chefren beigelegt hat, da man wohl annohmon
niiils, dafs erst nach Se^hw-Ref ^ zu einem Titel geworden ist. ¥.s ist
wenigstens sehr nnwahrselieinlich, dals dieser König einen bekannten Titel zu
seinem Ilorusnamen gewühlt ]ial)e. Zweitens ist der Titel "^^^ für die 4. Dy-
nastie verdächtig, da nach Petrie's') bisher unwiderlegter Ansicht diese Be-
zeichnung des Königs erst mit der 5. Dynastie sich einbüi'gert. Endlich liegt
noch ein ganz eclatantes Mifsverständnils in dem I N^- das so gar keinen Suin
giebt. Es muls wold aus J-il, der alten Schreibung für 1 T, entstanden sein.
^Merkwürdigerweise findet sich diese curiose Schreibung noch einmal anderswo
wieder und zwar auf dem Altare des Tal^arka vom Gebel Barkal").
In Nr. IC) sind nur zwei Felder: | ^\ anstatt |>0' nnd oQ-T-^1 an Stelle
von -f-Xloy. Namentlich der erstgenannte Irrthum, bei dem der Horusname
des Königs verkehrt wiedergegeben ist, wäre für ein Denkmal aus der Zeit
des Chefren unerhört.
Nr. 17 liat wieder drei grobe Versehen: es fehlt einmal das -t- vor ^1,
dann "iebt wieder ^^ zu Zweifeln Anlafs, nnd endlich kommt nochmals T V\ vor.
In den Inschriften der Dioritstatuen sind die Fehler nicht ganz so häufig.
Auf Nr. 10: ^ a'^ anstatt ""^^ "^ um^ "^ für ^'^■
Auf Nr. 11 ist die Schreibung "^011'^ für alt JR^'^^^ [PI. 5(19. Petrik,
Medum Taf. 16 und ähnlich oft] mindestens ungewöhnlich (PI, 2!)0 aber z.B.
mit stehendem ^), auch der Titel -T-T04 fi"' "T giebt zu denken.
() als /^ -name des Chefren auf Nr. 14 ist sonst nicht belegt, und sind
Zweifel gegen die Richtigkeit dieses Namens l)er<'chtigt, weil Nel'r-kei-Ref Pe})y der
fi. Dynastie denselben jfr^y -namen v führte (Lepsuis, Königsb. Nr. 30C' und ein
neuerdings in den Besitz des Berliner Museums gelangtes Alabnstergefäfs mit
Titulatur Pepy's). ist aus Platzmangel unvollständig.
Dieses Dutzend von Verstöfsen in diesen ])aar ilierogly[)]ien dürfte wohl
genügen, um ernste Bedenken dagegen aufkommen zu lassen, dals diese Sta-
tuen wirklich aus der Zeit des Chefren stammen sollten.
In dem nun folgenden letzten Abschnitte unserer P)es])reeliung ^\ollen wir
noch versuchen, die Statuen rein stilistisch mit ähnlichen zu vergleichen. Hier
müssen wir nochmals auf das hinweisen, was oben liei der Untersuchung des
Ornaments schon einmal gestreift worden war, nändicli die augenfällige Verschie-
denheit der Statuen der Schiefer- uiiii der l)ioritgrup])e in stilistischer Beziehung.
Diese liegt aber, wie dort schon erwälmt, weniger ;iii einem zeitliclien Unter-
') Petrie, Historyl S. fi9. =) Schäfer in ÄZ. 1897 S. 98; LD. V, 13.
14
Lruwiii BoiuiiAiun : V\ifv »las Alter der Clielreiistatuen. [XXX\'l. Biiml
A/>/.. Kl.
scliieile. sondern nur an der Verseliieilenlieit des Materials. Der grüne Scliiefer
ist verliältnilsmäfsig loiclit zu licarbeiten. und daraus erklären sieh die leinen.
glatten Fornu-n und die last jxilii'ten Oberllächen. Der Diorit aber ist vielleiclit
das liärteste Gestein, das die Ägypter je be-
arbeiteten, es ist also aueli nicht zu ver-
wundern, dals die in diesem Steine ausge-
führten Chefrenstatuen in der Ausliibrung
etwas Derbes, Grobes haben und uns daher
alterthümlicher ersclieinen . als sie sind.
Dals sie aber von wirkliehen alten Diorit-
statuen verschieden sind, zeigt der Vergleich
jnit erhaltenen Statuen desselben Materials
aus dem a. R. Es sind dies die Statue
eines Prinzen der 4. Dynastie [Kair. jMuseum
Nr. 4(), Kat. 1895 Nr. 52, in Saal 3, aus
Giseh] und eine Gruppe etwa aus der 6. Dy-
na.stie [Nr. 900. Herkunft unbekannt]. Beide
haben in dir gesammten Durchtuhrung, na-
mentlich aber in der Ausbildung der Hände
und Fülse so viel Plumpes und Ungeschick-
tes, dals man an ihnen ganz deutlicli zeigen
kann, wie sehr sich die technische Fähig-
keit in der Bearbeitung so harter Steine
von den Zeiten der Pyramidenerbauer bis
Dinnt.iaiuc .k> ;, u Nr IG zuT Hcrstellungszeit der Chefrenstatuen ge-
hoben hat.
Derselbe Vergleich ist aber für die Schieferstatuen leider nicht möglich,
da wir aus demselben Material keine a. R.-Standl)ilder haben. Zeigte man aber
um- die enormen Verschiedenheiten zwischen Kalksteinstatuen des a. R. und
unseren Chefrenliildern, was an sich sehr leicht wäre, so wäre man doch immer
nicht gegen den gewifs richtigen Einwand sicher, dafs eben in jenem anderen
Material, aus dem die Chefrenstatuen hergestellt sind, auch anders gearbeitet
worden wäre als in Kalkstein. Mit späteren Statuen aus demselben Material
ist der Vergleich leichter, und es ist da namentlich eine Statue des Giseh-
musemns, die diesen Vergleich ganz direct herausfordert. Inmitten der n. R.-
Sculjituren haben nämlich die Bruchstücke einer Amonsstatue [ohne Nummer.
Umgang 26] ihren Platz gefunden, bei denen die Behandlung der Bru.st, die
Wiedergabe der Brustwarzen, die Angabe der Beinmusculatur, die Bearbeitung
des gefältelten Schurzes, kurz, Alles mit den Chefrenstatuen Nr. Di und 17.
deren Steinfarbe auch noch dazu ganz dieselbe ist, so sehr übereinstimmt, dals
Verf. .sogar einmal versucht war. die Stücke, deren Unterschenkel und Fufs-
platte leiden, auf die Beinbruchstücke von Nr. Ib aufzu])assen. Es ist wohl
1898.1
Li DwiG BoRCHARin : Über das Alter iIlt ('lielrfiislatucu.
15
kaum zu bezweifeln, dafs die «rrüneu Statuen Nr. IH
und 17 und dieses Amonsbild .ffleiciizoiti"- entstanden
sind, vielleicht gar von derselben Hand herrühren.
Die frappante AhidichkcMt hat übrigens einen
selir phuisiblen Grund. Der 1892 er Katalog des
Gisehniuseums , von Greb.wt herausgegeben, li'ielit
nämlich auf S. D4 zu unserer Amonsstatue Avörtlleh
Folgendes an:
Xr. (U58. Basalte gris. — Haut. 1';'41.
Statue d"Ammon(?) brisee au front et aux jamlies.
Benu travail, saite? Cette piece remarquable etait
emmagasinnee avec les fragments trouves par ÖMa-
RiETTK dans le puits du temple de Gizeh. en meme
temps que les statues de Chephren').
Der Amon ist also wohl mit den Chefrenstatuen
zusammen aus dem Brunnen des Granittempels her-
ausgezogen worden.
Wenn wir durch diese Notiz erfahren , dafs eine
.so sicher späte Statue wie dieser Amon mit den C hef-
renbildern zusammen gefunden wurde, und hier-
durch die an .sich schon grofse Wahrscheinlichkeit,
dafs die Chefrenstatuen jungen Datums sind, zur Ge-
wifsheit wird . so fehlt uns doch bisher immer nocli
jeder Anhalt zur genaueren zeitlichen Festlegung der
Herstellungszeit der fraglichen Standbilder.
Aber auch für diese Frage scheint eine Lösung
möglich. Oben war schon darauf hingewiesen wor-
den, dafs sich ein Fehler, den die Chefreninschriften
mehrmals zeigen I^v • merkwürdigerweise auf
einem Denkmal des Taharka wiederholt. Das kann
Zufall sein, aber es ist doch zu beachten, denn an-
dere Spuren führen uns in dieselbe Zeit. Wenn man
nämlich unter den vielen Königsstatuen des Giseh-
museums eine den Chefrensratuen stilistisch ähnliclu-
sucht, so wird man nur eino einzige finden, und (la>
ist der in Karnak gefundene Statuenrest mit dem
Namen des Schabataka [Nr. 655, Kat.l8!)5 Nr. 25(1.
Saal 31, s.Mar., mon. div. Taf 2!)r. 1 — B], welch« n
') Dares.sv theilte mir übrigens auch mit, dafs er sich aus
den ersten Tagen seines Dienstes in Biilaii noch gut erinnere, wie
diese Amonsstatue aus einem Jlagazin zu Giseli liereingebracht
worden sei und im Hofe vor dem Bulacimuseum gelegen iiabe.
16 Lri>\vic. BoRcnARDT: Über das Altfi- iler Clict'renstatui'ii. |XXX\I. Band.
wir sclion oben gelegentlich der Nildarstellungen auf Statue Nr. 10 zum Vergleich
heranzogen. Dieser gleicht den Chefrenstatuen bis in alle Einzelheiten. Behand-
lung der Tracht, Durclifühning der Musculatur, das äufser(> Beiwerk, wie der
cubische Sitz ohne Lehne, das Fehlen des Rüekenpfeilers , kurz, Alles erinnert an
jene Pseudo-a.R.- Statuen, und wenn die Inschriften nicht besagten, dafs die
Statue den Schabataka darstelle, so würde man ihr wohl iliren Platz bei den
Chefrenstatuen angewiesen haben.
Auch die Inschriften dieser Statue sind für unsere Untersuchung nicht
ohne Interesse, bringen sie uns doch mit ihren alterthünilichen Titulaturen')
darauf, dafs wir die Entstehung der Chefrenstatuen jener gesuchten Anlehnung
an die alte Kunst und an die Einrichtimgen und Titel des a. R. zu danken
haben, die mit der 25. Dynastie aufkommt. In dieser Epoche schmückte man
wieder die Gräber im Stile des a. R. aus"): luan ging sogar in der \'crehrung
des Alten so weit, dafs man die Priesterthümer jener alten, längst vergessenen
Könige der Pyramidenzeit Wiederaufleben liefs. Aus dieser Zeit eben stammen
unsere Königsstatuen^) des Chefren.
Man darf dabei aT)er nicht aus dem Auge lassen, dafs die Schöpfer dieser
Statuen die Absicht hatten, im Stile des a. R. zu arbeiten, und dafs sie sich
dabei , wie wir bei der Besprechung des Ornaments der Thronseiten gesehen
haben, an alte Muster, etwa an die Statuen der im Osten vor jeder Pyramide
gelegenen alten Tempel, anschlössen. Diese mögen oftmals in (Muem recht trau-
rigen Zustande der Erhaltung gewesen sein und so den nachahmenden Künst-
lern viel Spielraum für eigene Erfindung gelassen haben.
') ff Q v^ 1 ganz wie König Issi der '>. Dynastie, als Bannei'nanie des Sciiabataka. Ijei dem
auch, ebenso wie bei Scliabaka undTaharka. Horus- und yeniawtiname wieder gleich sind, ganz
wie in den Zeiten vor Usertesen II.; Vereinigung des Horus- und Stni biti-na'inens in einem Sc'nilde.
ganz wie im a. R. (Lepsiüs, Königsb. Nr. 16o und 30 o) u. s.w.
') Die von Scheil [Mission V, 4 Taf. 1 u. s. w.] publicirten Seulpturen aus dem Gralie des
^Intw-m-hft sind sicher in enger Anlehnung an Gräber der 6. Dynastie entworfen.
^) Bei einer ähnlichen Gelegenheit hatte man mir einmal [Petrie , History I S. 60] entgegen-
gehalten, dafs in solchen Fällen, wie die oben erwähnten, wohl die Könige, die die Statuen ihrer
Vorfaliren errichten liefsen, sich inschriftlich auf denselben würden verewigt haben, etwa wie
Usertesen III, auf der von ihm dem Dsr gewidmeten Statue [Berl. Mus. Nr. 7702, Ausf. Verz. S.7"2].
Um ähnliclien Einwürfen hier gleich von vorn herein zu begegnen, will ich nur erwähnen, dal's
es eine ganze Anzahl von Denkmälern giebt, die theils später angefertigt sind, als die Inschrift
glauV)en lassen könnte, theils restaurirt sind, ohne den Namen des Wiederherstellers anzudeuten.
Ks sind dies z. B. ei-stens die Statue .\menophis" I. zu Turin , die nach der Behandlung der Königs-
haube jünger als die 19. Dynastie anzusetzen ist, sowie zweitens die poetische Siegesstele Thut-
mosis' III, [Gisehmuseum, Kat. 189.5 Nr. 213, Saal 20], die nach der Zeit Amenophis' IV. wieder-
hergestellt ist, ohne dafs man eine Spur des Namens des Wiederherstellers nachweisen könnte.
•1898.1
LiDWiG BoRCHARDi : Über das Alter der Clieireristatucn.
17
Anhang.
Über das Alter der übrigen Statuen von Königen des a. K.
Aufser den Chefrenstatuen finden sieh noeli fünf) kleinere Sitzbilder, welche
Könige des a. R. darstellen sollen, im (iisehmuseum. Dieselben sind sämmtlich
im Jahre 1888 gekauft, über ihre Herkunft ist also nichts Authentisches") fest-
zustellen. Da wir die Chefrenstatuen so ausführlieh behandelt haben, so k()nnen
wir uns bei diesen Statuen nunmehr kürzer fassen und bei jeder einzelnen nur
angeben, weshalb sie kein Werk des a. R. sein kann.
Nr. H8 [Kat. 1895 Nr. 39; Grebaut, Musee eg. Livr. I TaflO]. Rothbunte
Granitstatue mit der Inschrift: ^1^ ■ Hat reliefirte Schminkstreifen. König.s-
haube wie T)ei der Chefrenstatue ^ — > Nr. 1.").
Nr. 39 [Kat. 1895 Nr. 37, ® , a. a. 0. Taf 12]. Alabasterstatue eines
namenlosen Königs. Bart und | '1 Königshaube wie bei der Chefrenstatue
Nr. 15. ^
Nr. 40 [Kat. 1895 Nr. 38, a. a. 0. Taf 11]. Alabasterstatue mit der Inschrift:
1L^. Hat reliefirte Schminkstreifen.
^-^ Nr. 41 [Kat. 1895 Nr. 41, a.a.O. Taf 8]. Bemalt gewesene Ala-
basterstatue mit den Inschriften : 4=^ ( O ^ 1 | T und
Hat reliefirte Schminkstreifen. Königshaube und Bart u
genau wie bei der Chefrenstatue Nr. 15. I
■f"^ Nr. 42 [Kat. 1895 Nr. 40, a. a. 0. Taf 9]. Graue
uu:
I u
\\
Ol
Dioritstatue mit den Inschriften:
name') des Mykerinos ist sonst
liches Determinativ wie bei die-
wie mir Wif,dem.\nn freundlichst
von Palermo [Vorderseite, 3.
sich findende Schreibung von
alt. Die Statue ist aus einem
Diorit gearbeitet. Reste der alten
noch sichtbar.
Das Resultat unserer Unter-
ausdrücken :
\
o
UU
u
O
lUU
u
Der hier auftretende Horus-
nicht zu belegen. Ein ähn-
sem Dämonennamen kommt,
mittheilt, noch auf dem Stein
Reihe Zeile 9] vor: die liier
IJnt'i-ist-f al)er ist sicher niclit
schon einmal benutzten Stück
Politur sind auf der Unterseite
suchungen läfst sicli kurz so'
') Da.s im Kat. 1892 [Grebaut| S. 42. Nr. (i2(i4 angegebene Bniclistikk einer Statue des
SeChw-Ret konnte Verf. im Museum nicht constatiren. Nach einwandsfreien Zeugnissen wurde es
nach Ankauf der übrigen Statuen bei Nachforscliungen in Mitrahineh ausgegraben. Einige der
jetzigen Museumsbeamten erinnern sich noch dunkel an die Existenz dieses Stückes.
=) Bei Nr. 38 sehreibt das Journal unter Nr. 28466 ...Juli 1888« ohne Ortsangabe; die Nr. .39
— 42 sind später in das Museimi gelangt und unter Nr. 28577 — 80 journaHsirt, und zwar mit der
Herkunftsangabe »Memphis». Nach Mittheilung von BRUGSCH-Bey ist Nr. 38 für 80 £ von einem
Händler DingU in Kairo und Nr. 39 — 42 von den Händlern Ali und Farag in Giseh gekauft worden.
^) Die richtige Lesung desselben verdank(^ ich Ski he.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVI. Band. 1898. 3
18 LvDwiG Borchardt: Über das Alter der Chefrenstatuen. [XXXVl. Band.
Authentische Königsstatuen aus dem a. R.') sind bis jetzt nicht bekannt
geworden, die bislier dafür gehaltenen sind Arbeiten späterer Zeit.
Benennung und Citiren ägyptischer Texte und ägyptologischer
Veröffentlichungen"-).
Von Richard Pietschmann.
A.Bei.ei.nui.g A. Benennung der Texte.
1. Ejs kommt darauf an, eine Unterscheidung zwischen der Benennung
der Texte und dem Citiren von Publicationen durclizuführen, um immer deut-
lich erkennen zu las.sen, ob
(i) der Wortlaut des Textes an sich gemeint ist, oder
b) nur die in einer bestimmten Ausgalie enthaltenen Abweichungen
oder Fehler, oder die Angaben von Herausgebern und Ergebnisse
von Untersuchungen erwähnt werden sollen.
Benennung 2. Die Benennung der Texte ist möglichst nach dem Inhalte des Textes
nach Inhalt. ^^ wählen, namentlich wenn der Erläuterung oder Verwerthung eine Revision
oder kritische Wiederherstellung vorangegangen ist. Nach dem Herausgeber
wird ein Text nur benannt, wenn dies aus Rücksicht auf die Kürze der Be-
nennung vorzuziehen ist (vergl. besonders § 8).
So dient z. B. die Benennung »Bauer« für den Text von dem beredten Bauern. Hiernach
heifst es auch »Lebensmüder" und nicht etwa »Erman, Lebensmüder", und bedeutet »Amenemheb 18«
den Wortlaut von Zeile 18 der grolsen Inschrift aus dem Grabe des Amenemheb (vergl. § 5), während
die Anführung der Stellen, an welchen der Text veröffenthcht ist (also etwa: AZ. 1873, S.5 Z.18 =
ZD:MG.30, Taf. II 18 = Chabas, Mel. 111 2 Taf. 16, IS = Miss. arch.V, 8.239), nur zur An-
führung einer Besonderheit aus einer der betreffenden Veröffentlichungen dienen würde.
') Hierbei rechne ich die im Winter 1896/97 vom A'eif. in den Trüniniern des Tempels vor
der Cheopspyramide gefundenen kleinen Bruchstücke von Königsstatuen aus Diorit und echtem
Basalt (es sind Stücke vom Schurze, Bruchtheile vom Throne und ein Wadenfragment; jetzt im
Berliner Museum Nr. 14009). sowie ein 1888 in Koni el ahmar gegenüber El Kab gefundenes Bruch-
stück einer Statue König Pepy's [Giseh Nr. 43. Kat. 1.S92 (Guebait) S. 43, Nr. iriOS] als unsicher
nicht mit.
-) Versuchsweise sind hier einige Anhaltspunkte imd Regeln zusammengestellt, welche der
Leser der Zeitschrift lediglich als Vorschläge betrachten möge, die auf etwas mehr Einheitlichkeit
in der Citirmethode hinwirken sollen und hoffentlich auch etwas helfen können zwischen den
beiden Extremen — einer in Arbeiten rein fachwissenscliaftlicher Art entbehrlichen Ausführlichkeit
und einem im Lesen stöi'enden Häufen von Kürzungen — die Mitte innezuhalten. Niedergeschrieben
wurde diese Zusammenstellung, welche in allem Wesentlichen auf schon lange Übliches und Be-
währtes zurückgeht, zimächst nur ziun Gebrauche für die Mitarbeiter am ..Wörterbuch der ägypti-
schen Sprache«, doch sind von den .Vngaben, welche blols dieses Wörterbuch betrafen, einzelne
in vorliegendem .\bdriicke bei .Seite gelassen, andi.ic im Wortlaute verallgeineiuert.
1898.] Eichard PiETscHMA NN : ßenerniuiig und C'itiiTii iigvpt. Texte. 19
"Pvr.« bedeutet die Pyraniidentexte; für .sie f;ilt Giaf .Scha(k"s f';i|iitel/.iililuMi; unter Ilin-
/.ut'ügung der Benennung des einzelnen Texte.s (in den Alikin/iuigen \\'.. T., I'.. 'S].. N.) mit dei-
Zeilenzahl nach dem Muster: »P)'i'. 255 nach P. 18-J..
"Todtb." (Todtenbuch) erhält die CapitelzUhhiMg nach Lioi'sirs-jXAVu.i.i-:; die '{"odteiilnich-
texte werden also nicht etwa ii.-ich einzelnen Exemplaren des Todlenbuehes (also nicht etwa nach
"Pap. Ani". »Pap. Sutinies» u. s. w.) benannt, sondern nach diesen werden tun- A'w. Lesarten be-
zeichnet, soweit es mit NAvir.T.i;'s Hc/.eiehnungen sicii nicht thun läfst.
3i Lst ein Text nur auf «'//."/« Denkmal erlialtea, so wird er nach die.sem Texte einzelner
Denkmal benannt, ebenso eine besondere Textredaction aus alter Zeit, -wenn sie i^'iikmaler.
nur in einem Denkmal vorliegt.
4i Auch hierbei ist möglichst eine Benennung zu wählen, welche zugleich
den Inhalt des Textes berück.sichtigt , Avie z. B. »Traumstele« für den Text,
welchen Maspero 1868 in der Rev. arch. als »Stele du songe« veröffentlicht
hat, »Bentreschtstele« für die Stele in der Nationalbibliothek, welche zuerst
DE Rouge üV)ersetzte.
5i Die Hauptinschrift eines Grabes wird bisweilen, wie das oben (Jj 2) an-
geführte Beisj^iel »Amenemheb« erläutert, am besten km-z nach dem ehemaligen
Inhaber des Grabes benannt werden. P]benso wird es in einzelnen Fällen sich
empfehlen , die Hauptinschrift einer Ortlichkeit einfach mit dem Namen dieser
Ortlichkeit zu benennen.
Im Unterschiede zu der Hauptinschrift eines Grabes werden die anderen
Inschriften desselben Grabes so bezeichnet, dafs die Benennung mit »Grab des . . .«
(also »Grab des Amenemheb«, »Grab des Chnemhotp« u. s.w.) beginnt. Weitere
Untersclieidungen werden durch Zusätze wie »Eingang«, »Vorhalle«, »Innenraum
I«, »11« U.S.W, gemacht.
In ähnlicher Weise können auch Inscliriften , die nach einer Ortlichkeit
benannt sind, von einander unterschieden werden. »Hammamat VI« z.B. be-
zeichnet die Inschrift zu Hammamat, die LD. III, 11.') f. veröff"entlicht ist.
6. Ist in einer als mafsgebend zu V)etrachtenden Publication eine bestimmte Ziililung.
Zählung von Inschriften, Baulichkeiten oder Räumlichkeiten durchgeführt, wie
z. B. in Griffith' Ausgabe der Texte von Siut, so empfiehlt es sich bei allen
Anführungen sich der als recipirt zu betrachtenden Zählung möglichst anzu-
schliefsen .
7. Soweit für die in Sammlungen befindlichen Gegenstände mit Inschriften Denkmäler in
nicht Benennlmgen wie »Bentreschtstele«, »Metternichstele« u. s. w. zur Anwen- Sammlungen,
(hing kommen, sind die Inschriften zu Ix'iieniicii :
(i) nach der Sammlung,
/.*) nach der Inventarnummer,
c) nach dem Gegenstande, der die Inschrift trägt.
Beispiele: »Louvre C 12 Stele«, »Berlin 7261, Widder aus Ben Naga«.
Zu a: Wenn nitdit ein kurzer Name für die Sammhnig existirt, sind die
grölseren, vor Allem die staatlichen vSammitmgen nach dem Orte zu bezeich-
nen. Also:
20 Richard Pietschmann: Benennung und Citiren ägypt. Texte. [XXXAl. Band.
Athen = Sammlung ägyptischer Altcrthümer im Museum 7.u Athen
Berlin = Königliche Museen zu Berlin
Bologna = 3Iuseo civico zu Bologna
Brit. Mus. = Britisches Museum
Eremitage = Eremitage imperial zu St. Petersburg
Fku-enz = Museo archeologico zu Florenz
Kairo = Sammlung ägyptischer Alterthümer zu Gizeh
Leiden = Rijksmuseum van oudheden zu Leiden
Louvre = Musee du Louvre
Marseille ^ Musee de Marseille
München = Glyptothek zu München
Turin =; Regio Museo di Torino
Vatican
Wien = Sammlung ägyptischer Alterthümer des Kaiserhauses zu Wien.
Nach diesem Cluster können auch kleinere Sammlungen eine kurze Be-
zeichnung erhalten , wie z. B. :
Brera = Museo di antichitä in der Brera zu Mailand
Scliackenhorg = Sammlung des Grafen Schack auf Schackenborg.
Doch empfehlen sich für die kleineren Sammlungen im Ganzen ausführ-
lichere Benennungen wie:
Frankfurt a. M., Histor. Mus.
Antwerpen, Steen
Brüssel, Hagemans
Brüssel, Ravestein
Hannover, Kestner
Leipzig, Universität
München, Antiquarium
Osnabrück, Museum
Petersburg, Akademie.
Privatsamndungen werden in den meisten Fällen besser nach dem Namen
als nach dem Aufcntluiltsorte des Eigentliümers bezeic]in(>t, also z. B. : "Sammig.
Ebers«.
Zu h: Inventarnummern oder Katalogbezeichnungen, die nicht als endgültig-
feststehende betrachtet werden können, dürfen in keinem Falle für die Be-
nennung der Texte Verwendung finden. Jede irgendwie zweifelhaft erschei-
nende Numerirung ist gänzlich aufser Berücksicjitigung zu lassen.
Zu c: Im Allgemeinen wird die Bezeicliinmg des (iegenstandes nach der
Kategorie, der er angclK'h't, oline weitere Beschreibung ausreichen. Als solche
Kategorien werden probeweise hier angeführt:
1898.] Richard Pietschmaxn : Benennung und Citiren ägj'pt. Texte. 21
Altar Grundstinntäft'lclien Scliiiiinkhüclise
Ammonfignr Herzskarabäus Sclimuckstiick
Amulett Holzfigur Schreibtafel
Apisstcle Holzleiste Schreibzeug
Halu-e Holztafel Skarabäus
liauinsi'luil't Kapelle Spliiux
Baustein Kopftafel Stab
Beil Lederstreif Steinsarg
Brusttafel Muiiiienbiiide Teinpelrelief
Denkstein iVIuniienetikette Uschebti
Dienerfigur Opferstein Uschebtikasten
Eimer Osirisfigur Waclistafel
Eingevveidi'krug Osti'akon Wandmalerei
Elle Ring Widder
Grabstein Sarg Ziegel
Grabtafel Scheingefäfs
Grab\x and .Selieinthür
Soweit es für die Datirung und Auffassung der Inschrift notliwendig oder
Ibrderlich erscheint, ist die Provenienz des Gegenstandes anzugeben, wenn diese
sich mit Sicherheit feststellen läfst; z. B. »Altar aus Ben Naga«. Bildliche
Darstellungen sind zu erwähnen, wenn sich aus ihnen für den Sinn der Inschi'ift
oder die Bedeutung eines Wortes etwas ergiebt. Meist wird völlig genügen,
hierbei nur kurz die Kategorie, welcher die Darstellung angehört, anzugeben,
z. B. »König vor einer Göttin", »Anbetung vor Osiris« u. s. w.
8i Papyrustexte werden nach dem Inhalte bezeichnet, sofern damit Litte- i'apyrus.
raturerzeugnisse überliefert sind — wie die oben (§ 2) unter den Benennungen
»Bauer«, »Lebensmüder« angeführten Texte. In den meisten Fällen allerdings
ist es praktischer, an den Bezeichnungen fest zu halten, unter denen bestimmte
Papyrus — der Papyrus Ebers, der Paj)yrus Westcar u. s. f. — bekannt ge-
worden sind. Die Benennung braucht in diesem Falle die Bezeichnung Papyrus
nicht zu enthalten. Auch köinien AliUürzungen der betreffenden Personennamen
U.S.W, zur Anwendung kommen. Al.so:
Abi). = Papyrus Abbott Math. Hdb. = iMatbemat. Papyrus des Urit. Mus.
An. = Papyius Anastasi Orb. = Papyrus d'Orbiney
Bol. — Papyrus von Bologna Prisse = Papyrus Prisse
Butler = Papyrus Butler Sali. = Papyrus Sallier
El). = Papyrus Ebers Salt = Papyrus Salt
Hari'. = Grofser Harris Papyrus Weste. — Papyrns Westcar
Mni;. Harr. = Pap. niaf;i(|ne Harris Wilbour — Papyrus AX'illionr
Benennungen, In denen eigens hervorgehoben ist, dafs es sich um einen
Papyrus handelt, sind als Ausnalimen gestattet, so die Benennung »Sign Pap.«
tuid »Pap. Kahun«, letztere im Unterschiede zu der Publication: »Petrie, Kahun«.
Papyrus, für welche Benennungen dieser Art sich nicht ergeben, sind in
der Weise anderer Denkmäler nach den Sammlungen, denen sie angehören —
also »Pap. Berl. . . .« , »Pap. Leid. . . .«, »Pap. Tur. . . .« — , und mit der Inventar-
mimmer zu benennen, imd dazu ist eine kurze Andeutung des Inhalts zu geben.
22 Richard Pietschmanx: Benennung und Citiren ägypt. Texte. [XXXVI. Band.
y\av.
. All
1. =
3Iai
riette ,
Abvdo,s
Mar.
. Ca
t. Ah
1. =
: Mariette. Catalogue
gene-
ral
des
HUI
numents d'.\l)vdos
Mar.
. De
Md.
.Mar.
. :Mast.
Rüs.
. M.
c.
Ros.
. :\i.
d. c.
Ro.s.
. M.
St.
Runse . 1
iiscr.
llR
•r.
Shar
■pe.
Inst'i
B. Citiren R- Citiren von Publicationen.
von Pubh- j^ Texte werden im Ganzen nur dann nach Publicationen zu benennen sein,
caiioiien.
wenn sie nur noch aus einer Publication bekannt oder nur in ihr zugänglich
sind. Diese Nothwendigkeit wird sich hauptsächlich bei der ältei-en Litteratur
geltend machen — z. B. bei .1. Baker -Greene, Fouilles executees ä Thebes,
J. G. Wilkin.son, Manners and Custonis — und bei Zeitschriften.
2, Die Bezeichnungen für die Denkniälerwerke .sind möglichst so zu wählen,
dafs der Name des Herausgebers ])erücksiclitigt wird. Also:
Brugsch. Geügr. Insclir.
Brugsch, Gräberw.
Brugsch . Reo.
Chah. , Egyptologic
Chal... :SK-1.
Chaiiip.. Mon.
Dum., Flotte
Dum. . Photogr. Re.sult.
Dum.. Result.
LD. = Lepsius. Denkmäler
aber nicht etwa «Geogr. Inschr., ges. v. H. Brugsch« oder »Denkmäler aus Ägyp-
ten und Äthiopien, hrsg. v. Lepsius«. Wegen Todtb. und Pyr. vergl. A. §2,
3. Zerfallen Publicationen — wie die Memoires publies par les membres
de la mission archeologique franQaise au Caire, die Hieratischen Papyrus aus
den Königlichen Museen zu Berlin, die Memoirs des Egyjit Exploration Fund
u. dei-gl. — in selbständige Einzelpublicationen , so sind diese für sich zu be-
nennen, z. B. »Lefeb. , Hypog. . . .«, nicht »Miss. arch. ft-ang. 2 . . .«, »Lefeb.,
Rites . . .«, nicht »Publications de Tecole des lettres d' Alger, Bulletin de cor-
respondence africaine IV . . . « .
Zeitschrirteii. 4. Dasselbe gilt für die Bezeichniuig der Zeitschriften und zeitschriften-
artigen Publicationen , für die hier angeführt werden :
ÄZ. = Zeitschrift für ägyptische Sprache und Alterthumskunde
Beitr. /,. Assyr. ;= Beiträge zur Assyriologie und semitischen Sprachwissenschaft
Bihl. Kcol. Hautes Etud. = Bibliotheque de I'ecole des hautes etndes
HmU. bist. Egypt. = Bulletin de l'Institut egyptien
Conipt. Rend. = Comptes rendiis de rAcadcmie des Inscriptions
J. A.s. = Journal a.siatique
M(il. =^ Melanges d'archeologie cgyptienne et assyrienne
Miss. arch. franQ. = Memoires publies par le.s membres de la mission archeologique
francjaise au Cai're
Proc. Bibl. Arch. = Proceedings of the Society of Bililical Archa^ology
Rec. = Recueil de travaux relatifs ;i l;i pliilologie et a rarclieoliigie egyptiennes et
assyrienne.s
Rep. Eg. Expl. Fund ;^ Egypt Exploitation Fund. Report
Rev. Arch. = Revue archeologique
Rev. Egypt. = Revue egyptologi<iue
Sitzb. Bayer. Akad. =; Sitzungsberichte der philolog.-histor. ("lasse der Bayer. Akademie
der Wissenschaften
1898.] Richard PiETSCHMANK : Benennung und Citiren ägypt. Texte. 2o
Spli. = Sphinx
Trans. Bibl. Arch. = Transactions of the Society i)f Biblical Areliaeology
Wien. Zeitschr. = Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes
ZDMG. - Zeitschrift der Deutschen Moriienländischen Gesellschaft.
C. Form des C'itircns u. s. w. C. Form des
Citirens
1. Die lateinischen Zifl'ern (I. IL III.) werden verwandt u. s. w.
a) zur Zählung der grölseren Aliselinitte in welche der einzelne Text
zerfallt oder gegliedert wird;
b) zur Zählung von Baulichkeiten, Eäumlichkeiten (z. B. einer t4ral)-
anlage, eines Tempels u. s. w.) und Inschriften einer hestimmten
Örtlichkeit oder Provenienz;
c) zur Zählung von Papyrus gleicher Provenienz (z.B.: »Sali. I 1,"2«;
nicht »1. Sali. 1, 2«, auch nicht Sali. 1, 1, 2);
d) zur Zählung der Bände eines Buches (z. B. : »LD. IV 2'2. 1 ■• : niclit
4. LD. 22, 1).
Doch gilt für alle diese Fälle die Regel, dafs hohe lateinische /Ufern niclit
angewandt werden sollen, dafs vielmehr im Princip ihre Verwendung sicli auf
die Ziffern von I — X zu beschränken hat.
2. Für das Anführen einer Zahlenreihe gelten die Schemata
I 2
und , . ;
also: LD. II 2
und: Sali. III 2. 1. 4: B. 4. G.
3. Benennungen wie: Bd., Jahrg., Tome, Vol.. Ahth., Bl., S., Zi'ile kom-
men nicht zur Anwendung.
4. Zeitschriften werden nach BandzaJden und diese in arabischen Ziffern Zeitsdiriften.
citirt, mit der Ausnahme, dafs liei
ÄZ.
und bei der ersten Serie der
Rev. Arch.
die Jahrgänge mit den Jahreszahlen gezählt werden.
NS. bedeutet: Nouvelle serie
8" S. » Huitieme serie.
Göttingen. Januar 1898.
24 KiRT Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Throiistieitigkeiten. [XXXVI. Band.
Altes und Neues zur Gresehiehte der Thronstreitigkeiten unter den
Nachfolgern Thutmosis' I.
Von KuKT Sethe.
Hierzu Tafel I — XL
Im vorin-en Jahrgange dieser Zeitsclirift liat Naville meiner Untersuchung über
die Thronwirren, die der Regierung Tliutmosis" I. folgten, eine eingehende Be-
sprechung gewidmet, in der er sich in fast allen Punkten in Gegensatz zu
meinen Ausfuhrungen stellt. Die Rechtfertigung, die ich ihm wie meinen Lesern
darauf schulde, nöthigt mich leider, im Folgenden Manches, was ich in meinem
Buche bereits gesagt habe, noch einmal zu begründen, sie giebt mir zugleich
aber auch die erwünschte Gelegenheit, mich mit dem seither neu hinzugekomme-
nen reichen Material abzufinden. So wird denn der Leser in den folgenden Seiten
nicht nur Altes, sondern auch einiges Neue finden.
I. Die Vervvandtschaftsv'erhältuisse.
Der erste Theil des NAViLLE'schen Aufsatzes richtet sich gegen meine Aus-
führungen über die Verwandtschaftsverhältnisse der um den Thron streitenden
Familie. Es ist nicht zu leugnen, dafs die diesbezüglichen Angaben der Li-
schritlen theils zweideutig sind, theils sich einander widersprechen, wie vor
Allem in der wichtigsten Frage, der Verwandtschaft Thutmosis' IIL und der
Makore. Unter diesen Umständen ist selbstverständlich Naville's Auffassung
an sich ebenso möglich wie die meinige ; eine Entscheidung läfst sich aus einem
derartigen Material allein el^en nicht gewinnen und deshalb mufs das für die
Regierungsfolge der streitenden Familienmittilicdcr anderweitig zu gewinnende
Ergebnifs den Ausschlag geben. Es hätte daher keinen Zweck , mit Naville
hier über die Deutung der zweifelhaften oder widerspruchsvollen Stellen zu
rechten, docli mufs ich in den folgenden Zeilen einige seiner Entgegnungen
zu entkräften suchen, damit es nicht scheine, dafs diese wirkliche Hindernisse
für meine Neuordnung der Regierungen bilden.
Abstammung Thutmosis' L Die Stelle der Inschrift LD. III, 18, aus
der man die königliciie AV)kunft Thutmosis' I. (von Amenophis I.) gefolgert hat
(Unters. I § 1), wird durch die Berichtigung, die sie durch Naville erfahren hat
(und die mir bereits durch Lepshs' Notizen bekannt war), schlechterdings nicht
1898.] Klrt Seihe: Altes u. Neues z. Gescliidite il. Tlir(>iistieitiij;kciten. 25
verständlicher. Wenn Naville die Worte nW'=^(]'^^9W)'U4!) "U
fl^lTl?l^'^-=^'^^^.^]='^'fl mit »Amon Ra a elevö le fil.s de son i'üs
au pouvoir, il Ta couronne comme roi« übersetzt, so heilst das den Knoten
durchhauen, nicht lö.sen. Gerade das Felden eines Hinweises, auf wen sich das
Wort s>' »Sohn« bezieht, macht die Schwierigkeit; Naville bezieht es auf den Gott
Amon und läfst den König sich den »Sohn seines (des Amon) Sohnes« nennen,
woraus hervorgehe, dafs sein Vater ein König gewesen sei. Aber wie unwahr-
scheinlich, dafs sich Thutmosis I. deshalb »Enkel des Amon« genannt habe,
anstatt »Sohn des Amon«, wie es son.st üblich ist. Die Gruppe sy n s> kommt,
ebenso absolut dastehend wie hier, auch sonst oft im Parallelismus zu ^^"t^,
iii< n iiL-c »von Erbe auf Erbe« vor, wo es sicli imi die Vererbung an zu-
künftige Generationen liandelt (z. B. Petrie, Koptos pl. )-(. Inscr. in the hierat.
and dem. char. 29, 4. 15). Dies wird auch hier der Fall sein; genau zu über-
setzen ist die Stelle aber vorläufig nicht , da uns die Bedeutung von [1 V=^ |
sdsr unbekannt ist und wir nicht wissen, w^is in der Lücke stand. Die Con-
struction ist aber im Ganzen klar: »den Amon sds?' gemaclit hat . . . von Sohn auf
Sohn in der Heri-schaft, die er ergriffen (?) hat als König«. Für die Herkunft
des Königs ist jedenfalls nichts daraus zu ersehen.
Einen weiteren Beweis, dafs Thutmosis I. die Krone von seinem Vater
übernommen habe, glaubt Naville in einer Phrase der Inschrift von Tombos
(LD. III, 5« Z. H) gefunden zu haljen, wo es heifst, der König habe »sein Erbe
genommen« l"-'-' S;a^ .^ ). Ich kann in dieser Plira.se nichts weiter
sehen als eine der häufigen Ansjiielungen darauf, dafs der König der Sohn
und Erbe der Götter ist. der auf ihrem Sitze sitzt (^'ergl. »der Erbe des Re
auf seinem Sitze« LD. III, I'Mj), wie denn auch von Thutmosis I. ebenda kurz
vorher ausdrücklich gesagt wird, dafs »er sich auf (1(mi Thron des Geb gesetzt
liaVje« (sndrn-f hr itst Gb). Auch die Könige von nichtköniglicher Abkunft sind
»Söhne des Re«, die auf dem »Sitze des Horus« ( n^^v) <^'*l^i" ^"^" ^^^^ »Throne
des Geb« sitzen, und können also von sich sagen, dafs sie ihr Erbe in Besitz
genommen haben (vergl. Mar., Abyd. II 30, 36).
In dem Zusatz »geboren von der Königsmutter S/i-J-snh«, den sicli Thut-
mosis I. in der Thronbesteigungsanzeige (AZ. XXIX, 1 17) beilegt, wollte ich
einen Beweis dafür sehen, dafs Thutmosis I.. wie die Könige der 13. Dynastie,
die einen solchen Zusatz erhalten, in der That nicht der Sohn eines Königs
gewesen sei. Naville bestreitet das, und ich nnifs ilini hierin jetzt selV)st Recht
geben. Das, was er dagegen einwendet, kann mir aber nicht stichhaltig er-
scheinen. Weder der Umstand, dafs die Mutter des Königs noch am Leben
war, noch die Möglichkeit, dafs ihr Name dem Empfänger der Anzeige un-
') Diese Lücke von Lepsius ausdrücklicli coiistatirt,
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXVI. Band. 1898. -t
■Jl) ICuRT Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVl. B;iiul.
bekannt war, erklären den ungewöhnlichen Zusatz. Dafs es sich auch nicht
um ein privates Schreiben, wie Naville zur Entkräftung seiner Bedeutung an-
nimmt, sondern um ein im höchsten Grade amtliches Schriftstück handelt,
lälst meines Erachtens schon der ganze Inhalt erkennen. Es wird aber vollends
l>ewiesen durch die Thatsaclie, dal's Borciiardt ein ganz gleichlautendes Dupli-
cat derselben Inschrift beim heutigen Kuban gefunden hat'), und durch die
Überschrift, die das Schriftstück nach Borchardt"s Mittlieilung in beiden Fällen
hat: 1 1 1 ^>:^^1 i n V i "^ »königlicher Befehl an den Königs-
T i /WVWK T /W^A/^^ _Q* <r. III (. X I I I Jf I SI
söhn. Vorsteher der Südländer r«--/V«. Der Adressat ist also kein Geringerer als
der Vicekönisr von Nidiien, den wir auch aus anderen Inschriften derselben Zeit
kennen (Morgan, Cat. gen. I 85, 11)). — Was mich zu dem Zugeständnils, dafs
in dem Zusntz »geboren von der Königsmutter N. N. « an sich noch kein Beweis
liir die unkönigliclie Abkunft des lietreftenden Königs zu sehen ist. nöthigt, ist
vielmelir eine von mir früher übersehene Stelle, wo ein König, der sicher der
Sohn eines Königs war. denselben Zusatz hat. Ramses II.. Sethos' I. Sohn,
wird Mar.. Abyd. IlKi aii.q-eredet: [jj # l'\\ Tc^^ [j [| ^ j f ..,a-e])oren von der
Köniesmutter Ticy, die lebt«. Immerhin ist dieser Zusatz, abgesehen von den
Königen der 18. Dynastie, die thatsächlich nicht Söhne von Königen waren,
so selten, dafs sein Erscli(>inen in der Tlironbesteigungsanzeige Thutmosis' I.
auffallen mufs. Vielleicht liatte aber Erman Recht, wenn er annahm, dafs der
Zusatz in der Eidesformel, in der er hier vorkommt, allgemein üblich gewesen
.sei (ÄZ. XXIX. HS).
Da Ramses' 11. Mutter in dem elien mitgetheilten Beispiel nur »Königs-
mutter« genannt ist, obwohl sie aucli den Titel einer »grofsen königlichen Ge-
mahlin« be.safs (s. Lepsius, Königsb. Nr. 417. 423), so lehrt dieses Beispiel zu-
gleich, dafs auf das Fehlen eines solchen Titels in dem Zusatz »geboren von
der König-smutter N. N.« ohne Weiteres nichts zu geben ist. Dennoch mufs
es befremden , dafs die Mutter Thutmosis" I. in einer Staatskundgebung ersten
Ranges, wie es die Thronbesteigungsanzeige ist, keinen anderen Titel als den
einer »Königsmutter« hat, zumal der Zusatz mit ihrem Namen für jeden Eid,
den ein Bürger beim Namen des Königs leistete, vorgeschrieben wird und also
doch wohl gevvissermafsen einer »proclamation ä tont le jieuple d'Egypte« gleich-
kommt. Da ihr ebenso auch in der Darstellung von Derelbahri (N.w., Dereib. I IH)
jedweder Titel, der eine Beziehung zwischen ihr und dem Vorgänger des Königs
ausdrückte, fclilt. während ebenda in der Pendantdarstellung (ib. Ifi) Ahmes,
die Mutter der Makere, sowohl »Königsschwester« als »grofse königliche Ge-
mahlin« lieifst, so ist daraus gewifs zu schliefsen, dafs der Mutter Tliutmosis' I.
derartige Titel wirklich nicht zukamen: dafs ilir Name in der Thronbesteigungs-
') Jetzt in ßerhii Nr. i:572.j (Saiifl.stein, 76X67 cm); das andere ÄZ. XXIX. 117 publicirte
PLxemplar (iihrii^ens kein Ostrakon, sondern auch ein 84X72 cm grofser Stein) stammt nach Da-
iiESsv's .^ngahe aus Waili Haifa (Mitthcil.ung von Borchardt).
189S.] KtRT Seihe: Altes u. Neues l. Geschichte iL Tluuiisireitigkeiten. 2 i
anzeige nicht, wie die Namen der Prinzessinnen und Königinnen, in ein Schild
eingeschlossen ist, bestätigt das. Für die Geschichte der Thronstreitigkeiten
kommt es aber eigentlich nur hierauf an. Denn, ob nun Thutmosis I. der
.Sohn seines Vorgängers war oder nicht, jedenfalls war seine Mutter von ge-
ringerem Range als die Mutter seiner »grofsen königlichen (Jemaldin" Ahmes,
ebenso wie später die Mutter Thutmosis" III. von geringerem Range als die
Mutter der Makere war. Daher gie])t für die Erbberechtigung seiner Kinder
die Al)stammung von der Ahmes den Ausschlag.
Ist es nach alledem noch immer sehr wohl möglich, dafs Thutmosis I.. wie
ich glaubte, niclit der Sohn eines Königs war. so gebe ich andererseits ohne Wei-
teres zu. dafs in dem Namen Thutmosis keine Bestätigung liierfür zu sehen ist.
Nach der Inschrift, in der sich König Kamose »Sohn des Mondes (/^A), geboren
vom Thoth« nennt (Petrie, Ilist. II 14). mufs es in der That möglich scheinen,
dafs Thutmosis I. mit dem alten Königshause, das sich nach dem Monde {f^li)
benannte, verwandt war. Er könnte eventuell (wie Ramses VI.) einer Seiten-
linie dieses Königshauses angehört haben.
Herkunft Thutmosis' III. Über das verwandtschaftlif-he Verhältnifs
zwischen Thutmosis III. luid den anderen Nachfolgern Thutmosis' I. haben wir,
wie gesagt, leider rmr Angaben, die sich widersprechen. In der Inschrift des
'Inbn'i wird Thutmosis III. der Bruder der Makere genannt, in dei' des 'Innt
scheint er als der Sohn Thutmosis' II. bezeichnet zu sein, den er selbst in der
Dedicationsinschrift einer Statue zu Karnak seinen »Vater» nennt. Da die
Richtigkeit der einen Angabe die der anderen ausschliefst, so mufs eine von
ihnen- ungenau sein. Der ersteren , die Thutmosis III. als »Bruder« der Makere
bezeichnet, den Vorzug zu geben, bestimmten mich in erster Linie die Ergeb-
nisse, die ich anderweitig für die Reihenfolge der Regierungen gewonnen zu
haben glaid)e, und die unten auf's Neue gerechtfertigt werden sollen; sodann
die Thatsache. dafs es der allgemein gehegten Annahme. Thtitmosis II. sei
der Gemahl der Makere gewesen, dessentwegen sie auf niancjien Denkmälern
die Titel einer »grofsen königlichen Gemahlin« führte, an jedem Anhalt fehlt.
Thutmosis II. ist fast überall, wo er auf den Denkmälern der Makere erscheint,
entweder als verstorben bezeichnet, oder sein Name ist erst an Stelle desjenigen
der Makere eingesetzt, hat diesen also verdrängt. Das Letztere ist auch bei
den von Naviixe zum Beweis einer gemeinschaftlichen Regierung des Kfinigs
mit der Makere angeführten Inschriften der Thür ziun Räume X auf der ober-
sten Terrasse von Derelbahri und auf dem Ebenholzschrein im Museum von
Gizeh der Fall, siehe das nächste Gaj)itel. Ob es sich mit den noch unver-
öfientlichten anderen Stellen, aid' die sicli Naville weiter beruft, anders verliält,
mufs die Zukunft lehren, vorläufig wird man, da er die eben genannten Fälle
verkannt hat, seiner Versicherung, dafs der Name des Königs dort ursprüng-
lich sei, mit einem gewissen Mifstrauen begegnen dürfen. Da, wo der König
sicher ursprünglich und zugleich am Leben zu sein scheint, wie auf der Laibung
4*
28 Kurt Setue: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
der Thür zum Räume A' (N.w., Doroll). I 2), i.st die Königin nicht genannt,
und ist es durchaus möglich, dafs diese Laibung erst ausgeschmückt worden
ist. als die Inschriften auf der Umrahmiuig der Thür. die ihrer Stelle nach
wahrscheinlich älter als die der Laibung waren, geändert wurden. Da, wo
Thutmosis II. sonst nocli auf Denkmälern der Makere ursprünglich erscheint
und nicht als »verstorben« bezeiclmet i.st, wne in den Inschriften der Punt-
expedition (Mar.. Derelli. 7) und auf dem Berliner Relief (LD. III. \7(i). ist er,
nach der Art, wie seiner Erwähnung geschieht, zu schliefsen, wahrscheinlich
auch verstorben; aber selbst gesetzt er wäre (\s nicht, so tritt doch die Makere
an diesen Stellen niclit als "königliche Gemahlin« auf, .sondern als König und
spielt die Hauptrolle, und noch mehr: Thutmosis III. erscheint in beiden Fällen
lebend an ihrer Seite, und zwar im Verhältnils zu Thutmosis II. an so viel
hervorragenderer Stelle, dafs man unbefangen nur in ihm und niclit in Thut-
mosis II. den Gemahl der Königin vermuthen kann. Thutmosis III. ist es ja
auch , der sonst aller Orten als Mitregent schon ursprünglich neben der Königin
erscheint: der sie als erwachsener Mann begleitet, wo hinter ihnen die Erb-
tochter der Makere, die Prinzessin Ranofru jugendlich dargestellt er.scheint.
Das Alles legt es nahe, in Tluitmosis III. den Gemahl der Makere, jedenfalls
aber einen derselben Generation angehörenden Mann zu sehen, nicht ihren
Neffen und Stiefsohn. Als solcher müfste er bei der kurzen Dauer, die die Re-
gierung (nach der Zald der Originaldenkmäler zu schliefsen, s.u.) und das Leben
(ca. 30 Jahre, nach dem Aussehen seiner Mumie) seines angeblichen Vaters Thut-
mosis' II. gehabt hat . sehr jung gewesen sein , als er mit seiner angeblichen
Tante und Stiefmutter den Thron theilte, und könnte sich im Alter nicht viel
von der Ranofru , seiner angeblichen Stiefschwester (nach Naville Tochter Thut-
mosis" II. und der Makere), unterschieden haben. — Zu diesen Wahrscheinlich-
keitsgründen, die mir für die Angabe der Inschrift des 'Inbni zu sprechen
schienen, kam endlich noch die Erwägung, dafs die Ausdrücke »Vater« und
»Sohn« auch sonst oft ül)ertragen zur Bezeichnung des »Vorgängers« und »Nach-
folgers« auf dem Thron gebraucht vorkommen, wo von Verwandtschaft keine
Rede ist'), während der Ausdruck »Bruder« nur noch im Sinne von »Gemahl«
(in Folge der beliebten Geschwisterehe), welche Bedeutung, wie eben ausgeführt,
ja auch in unserem Falle passen könnte, zu belegen ist, nicht aber in dem Sinne
von »Stiefsohn«, »Neffe« (oder gar »Schwiegersolm«, wie Maspero wollte).
Daraus, dafs Thutmosis III. in seinem Todteniiuche, ähnlieh wie Thutmosis I.
in seiner Regierungsanzeige, das Praedicat »geboren von der Königsmutter Isis«
') Auch für "BrudiT« koinint das Wort .1) .Sdlui« iiljcrtra.ncii vor in dem Titel I '^^
■•K.6nigs.sohn". dfii die Icililichen linidei- der von Privatleuten erzeugten Könige der 13. Dynastie
ITihren: H "T' als Bruder de.s Kr.iiiKs CofP|^^l (-\Z. 188.i. 79) und die späteren Könige Si-
liathor und Sehek-hote]) als Brüder des Könijis Nei'er- l.iotep (.Mokgan, Cat. j;en. I 17, 7i). .S7. 44;
I'KIRIK. .Season XlII :'.:^7).
1S9S.] IvcRT Sf.the: Altes ii. Neues z. Gescliichte d. Tlironstrcitigkeiten. 29
erhält, war nacli meiner, mittlerweile durch das neue Beispiel Ramses' II. er-
schütterten, Theorie wieder zu schliefsen, dal's sein Vater nicht Könis' war: (hi
es nun aber (u. A. wegen der Gleichheit der Namen Thutmosis) mindestens
recht wahrscheinlich war, dal's Thutmosis 111. ein Sohn Thutmosis" 1. war, so
nnifste ich diesen Schlul's dahin modificiren, dals Thutmosis 1. noch nicht
König war, als Thutmosis III. gcl)orcn wurde. Wenn Naville dagegen ein-
wendet, hei einer solchen Deutung könne Thutmosis I. auch von Amcnophis I.
erzeugt sein, bevor dieser König wurde, so gäbe icli diese Möglichkeit gern
zu, es würde dann aber nach meiner alten Theorie Amenoplns I. selbst wieder
nicht von Geburt, sondern erst durch Heirath auf den Tlu'on gekommen sein
müssen, wofür es bisher an Anhaltspunkten fehlt. — Naville will natürlich
auch hier wieder der Herkunftsangabe keinen Wertli beimessen , trotzdem eine
solche, wie ich gezeigt habe, immerhin aufsergewöhnlich ist und auch in kcMuem
der uns sonst überkommenen Todtentexte von anderen Königen jemals dem
Namen des Königs zugefügt erscheint. Naville hält mir entgegen, es sei doch
undenkbar, dafs Amenoplns IL, der seinem Vater TJiutmosis III. das Todtenbuch
besorgt hat, einen solchen Zusatz (»geboren von der Königsmutter Isis«) ge-
braucht hätte, wenn daraus die bürgerliche Herkunft Thutmosis' III. zu er-
kennen gewesen wäre. Dieser Einwand widerlegt sich von selbst durch das
Beispiel der Könige der 13. Dynastie, die ihre bürgerliche Herkunft seilest oft
und, wie es scheint, mit einem gewissen Stolze in derselben Weise durch den
Zusatz »erzeugt vom Gottesvater X« oder »geboren von der Königsmutter Y«
])etonen. Erzählt nicht auch Haremheb seine Vergangenheit als Staatsbeamter
vor seiner Berufung zur Königswürde, und gedenken nicht die Könige Ty und
Hre-hor ihrer ehemaligen Priesterwürde (»göttlicher Vater« und »erster Prophet
des Amon«) in ihren Königsnamen'? Haben nicht auch andere Herrscher stets
auf ihre unkönigliche Herkunft etwas gelialten, in dem Bewufstsein, nur der
eigenen Kraft, nicht der ihrer Vorfahren die Königswürde zu A^erdanken? Warum
sollte also Amenoplns IL niclit einen Ausdruck gel)raucht haben, der doch die
Achtung vor der Bedeutung seines Vaters nur heben konnte?
Aus welchem Grunde nun aber auch Amenophis II. seinem Vater den un-
gewöhnlichen Zusatz beigelegt haben mag, eins ei-giebt sich jedenfalls daraus,
wie auch Maspero und Naville zugeben: Thutmosis' III. Mutter Isis, die hier
keinen Königinnentitel erhält und nicht einmal der Ehre des Namensringes ge-
würdigt wird, nahm, wenn sie ül)erhaupt dem Harem eines Königs angehörte,
einen so untergeordneten Rang darin ein, dafs iln' Sohn an und für sich keine
Ansprüche auf den Thron hatte. Dafs er deiinocli den Tln-on bestieg, ist nach
meiner Auffassung ebenso wie bei Thutmosis 1. durcli seine Heiratb mit der
erbberechtigten Prinzessin erreicht worden.
30 KiRT Seihk: Alles ii. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXX^■1. Band.
II. Die Ersetzung der Namen der Makere durch die anderer Könige.
Der Kernpunkt meiner Untersuchung war die Frage nacli den Urliehern
der verschiedenen Ersetzungen der Namen der Königin durch die Namen Thut-
mosis' II. imd I. gewesen. Seit dem Erscheinen meiner Arbeit ist das Material
tur diese Frage namentlicli durch Naa'ille's Ausgrabungen, zum Theil jedoch
auch durch bessere Erkenntnii's sclion frülier bekannter Denkmäler niclit un-
wesentlich bereichert worden.
Thutmosis" I. Name findet sich zunächst allein an Stelle des Namens der
Makere eingesetzt sehr wahrscheinlich in der Darstellung Nav., Dereib. 1 14.
nach der weiblichen Form des Titels | -^ I und dem weiblichen Suffix in dem
Satze "^^^ A-?- »damit sie mit Leben beschenkt sei« zu schlielsen (vergl. Stein-
DORFF in Baedf.ker's Ägypten 181)7, 28B). Naville behauptet dagegen, dals der
Name Thutmosis" I. liier ohne allen Zweifel ursprünglich sei; er will den weib-
lichen Titel als Schreibfelder ansehen; das weibliche Suffix, von dem er gar
nichts erwähnt, wird er, wie auf dem P^benholzschrein (s. u.), auf die Königin
in absentia beziehen wollen, so dafs also »Darbringen von Ojifern (durch Thut-
mosis I.), damit sie (die Makere) mit Leben beschenkt sei« zu übersetzen wäre.
Dals diese Auffassung unzulässig ist, wird Niemand, der mit den Formeln der
Tempelinschriften vertraut ist, zweifelhaft sein, da überall das Subject eines
solchen Satzes entweder (in der 18. Dynastie, wie es scheint, stets) auf den
handelnden König (z. B. LD. III, 230. 576) oder seltener auf den empfangenden
Gott'), niemals auf eine dritte ungenannte Person geht. Wenn der zweifellos
ursprüngliche Thutmosis IIL bei N.w., Dereib. II i.ö und LD. III, '2'SS (s. S. 117,
2 meines Buches) ein Opfer darbringt A-V- »dnniit sie mit Leben beschenkt
sei«, .so liegt da eben ein Schreibfehler vor (für ^^), wie olien das | ^^ I nach
Naville ein Schreibfehler sein soll und wie solche in der That vielleicht auch
sonst zu belegen sind (vergl. S. 93 oben meines Buches). Was Navilles Be-
hauptung von der Ursprünglichkeit Thutmosis" I. aber wenig wahrscheinlich
macht, ist, dafs hier nicht nur eine, sondern zwei weibliche Formen versehent-
lich angebracht sein müfsten. Vielleicht läfst sich die ganze Streitfrage durch die
leider noch unpublicirte Rede des Gottes an den opfernden König entscheiden.
Thutmosis I. und Thutmosis II. kommen zusammen eingesetzt, wie so
oft im Tempel von Medinet Habu, auch im Tempel von Derelbahri vor:
1 . Auf <ler inneren Umrahmung der Thür zur Kammer X erscheinen nach Na-
ville (Dereib. I Text p. 3) »die Namen Thutmosis' I. und IL, aber nicht die der
Königin«. Nach Lep.sius' Notizen ist der Name Thutmosis' II. auf dem Architrav
und dem rechten Pfosten nicht ursprünglich , sondern erst aus dem der Makere
') Unter Ramses III. findet sich nach Lf.psics in Medinet Habu oft A T" ' "° '^®''
König einer Göttin opfert. In diesem Falle ist natürlich »damit sie mit Leben beschenke- zu
übersetzen. Zur grammatischen Krklärung der Formel siehe meine Fonnenlclire § 74t), 2. 201.
1S98.] KiRT Sethe: Altes u. Neues z. Gescliiclitc d. Tlirunstrcitigkeilen. ol
verwandelt, wie auch die von ilnn mitgetheilte Inschrift des Thürpfostens (s.
lue beigegobcne Taf. la) bestätigt; demnach wird aucli der Name Thutmosis' I.,
den Lepsius nicht erwälmt mid der wohl auf dem anderen Pfosten steht, in
Walirheit ebenso an Stelle dessen der Makerc eingesetzt sein, wie in Medinet Ilabu.
2. Die Inschriften des Ebenliolzsclireins, den Naville im Tempod von
Derelbahri gefunden hat und der sich jetzt im Museum von Gizeli })efindet,
sind für Naville der beste Beweis für eine gemeinsame Regierung Thutmosis' II.
und der Makore. weil in ilmen neben den Namen Thutmosis' II. weibliche Formen
vorkommen, die, wie er richtig bemerkt, auf die Königin zu beziehen sind.
So heifst es z. B., »König Thutmosis II. hat es als sein Denkmal gemacht für
ihren Vater Amon-Re, damit sie seinetwegen lebe') und dauere wie Re ewiglich«
(Nav.. Dereib. II 27 und ähnlich ib. 25 = 27, wo das Suffix _»_ in !<.=_ und
-^g>- ausgemeifselt ist); oder »König Thutmosis II. geliebt vom Amon-Re, mit
Leben, Dauer, Glück und Gesimdheit beschenkt, indem sich ihr (_„_ ausge-
meifselt) Herz freut") mit ihrem Ka wie Re ewiglich« (ib. 2S und älinlich
ib. 25 zweimal, wo stets das „ ausgemeifselt ist). Endlich redet Amon den
König zweimal so an; «ich gebe dir (masc. .^^) ewige Jahre, wie icli dich
(fem. ° — ') liebe« (Nav., Dereib. II 25. 2(5). Die UnmögHcldceit dvv von Navh.li;
vorgeschlagenen Deutung dieser logischen Ungeheuer von Sätzen auf eine Zu-
sammenregierung Thutmosis' IL und der nicht genannten Königin Makere liegt
auf der Hand; nach den mizähligen Beispielen dieser stereotypen Formeln unter-
liegt es keinem Zweifel, dafs sich, wie es auch die Logik erfordert, die weib-
lichen Foriuen und Pronomina auf denselben König beziehen müssen, der vorher
mit Namen genannt oder angeredet und zum Theil mit männlichen Redeformen
eingeführt ist (Thutmosis II). Mit anderen Worten, aus dem Vorkommen von weib-
lichen Formen in den obigen Sätzen kann nur eins geschlossen werden, niindich
dafs an Stelle Thutmosis' II. ursprünglich eine weibliche Person, also die Makere,
genannt war. deren Namen dann in die Thutmosis' IL geändert worden sind,
während die weiblichen Pronomina grofsentheils unverändert stehen geblieben
sind, wie es auch anderwärts so oft (z. B. Nav., Dereib. I 18; LD. III, 206. 21)
geschehen ist. Und so ist es in der That. Wie ich mich in Borchardt's Bei-
sein am Original im Museum von Gizeh überzeugt habe, stehen die auf den
ersten Blick so ursprünglich sclieinenden Namen Thutmosis' IL auf einer leicht
und von allen Seiten allmählich sich vertiefenden Fläche. Die mittlerweile er-
.schienene photographische Reproduction (Nav., Dereib. II 25. 2('i) zeigt nun auch
in den Inschriften deutUch die helleren Stellen, wo ursprünglich die weiblichen
Endungen und Suffixe gestanden haben, die .später getilgt worden sind. So ist
z. B. auf Taf. 25 in der obersten wagerechten Zeile noch deutlich zu erkennen,
') ^^^ ^\ f""" den Dativ des Gottes, der d.-is Leben },'el)en soll, ver^l. die lelir-
reiehen Beispiele LD. III, 38c. 49i. 54c. rf. 576.
2) Dafür, dafs das Suffix hier nötliig ist, vergl. z.B. Nav., Derelb. I 3. 4. «. 18. 21. 23. 24
(ausgemeifselt, Raum dafür vorhanden), II 34. 36 {i^ 2 f. sg.). 42.
32 KcRT Sethe: Altes u. Neues z. CJescliiclite d. Thronstreitigkeiten. [XXXVl. Band.
dafs Aci-?-^ci1 n ^ j dagestanden hat. elienda stellt die Stellung der Z(>iclien f^
im Verliältnifs zu den üTirigen Zeielien aufser Zweifel, dafs darunter noch, wie
zu erwarten, ein Suffix, natürlich das weibliche _ «_ . gestanden haben mufs.
Ebenso hat in den beiden untersten Keihon das o in ^ (1 (1 deutliche Spuren
hinterlassen. Auch in den Götterdarstelhuigen auf der Innenseite der Thür und
auf den Seitenwänden des Sclireines fehlt es nicht an Spuren weggenommener
weiblicher Endungen, so stand auf Taf 25 unten links z.B. ^^^ statt des
jetzigen ^^ da. Auf Taf. 2(> sind die Namen Thutmosis" II. zu den falschen
Titeln gesetzt worden, der erste zu"^,*»^ , der zweite zu |T, unter den Zeichen
des ersten Namens fö '>~^~w glaube ich sogar noch die helleren Stellen
zu sehen, wo die Zeichen h des zweiten Namens der Makere || U _g^
Jfi ^ o-estanden hatten. — Alle diese Veränderungen, von denen Naville's
Zeichnung (Dereib. II, 27. 28) und Text (ib. S. 1 ft.) nicht die geringste Spur
erkennen lassen, sowie die noch stehengebliebenen weiblichen Formen in den
oben citirten Sätzen, Leweisen wohl auch für den, der das Original nicht unter-
sucht hat, unzweifelhaft, dafs Thutmosis II. überall erst an die Stelle der Makere
eingesetzt ist, die ursprünglich allein genannt war.
Aufser Thutmosis II. finden wir auf dem Schrein aber in der einen Dedi-
cationsinschrift (Nav., Dereib. II 25) noch einen anderen König genannt, Thut-
mosis I.; und auch dieser ist erst an Stelle der ursprünglich genannten Makere
eingesetzt, wie die weiblichen Formen, die sich auf ihn beziehen, zeigen. «König
Thutmosis I. er hat es gemacht als sein Denkmal für [seinen] Vater Amon-Re
aus Ebenholz, damit sie (ausgemeifselt) seinetwegen lebe und dauere I •¥■ l
u jl) wie Re ewiglich.« Navillk will hier freilich den Namen Thutmosis' I.
( ^ ^Lj] ^^^ ^"' V)lofses Versehen des Künstlers für den Namen Thutmosis" II.
f ® ^/vwv« j erklären. Da der Name Thutmo.sis" I. al)er in Medinet Ilabu sicher,
durch den zugefügten Horusnamen legitimirt, an Stelle der Makere eingesetzt
vorkommt (LD. III, 27, 2), so ist Naville's Annahme durchaus willkürlich. Der
Beweis, den er für sie zu haben glaubt, dafs dem Namen dieselben Praedieate
vorangehen wie dem Namen Thutmosis" II. in der entsprechenden Inschrift (auf
Taf. 27) '1T=-<^ q '"^^^ °''^'n A I'^w' ^^^ hinfällig: denn erstens war ja in
beiden Inschriften ursprünglich dieselbe Person, die Makere genannt, es ist da-
her die Gleichheit der Praedieate nicht merkwürdig, und zweitens sind die be-
trefi'enden Praedieate niclit speciell einem bestimmten Könige (Thutmosis II.)
geliörende Namen, sondern ganz allgemeine Königstitel, die jeder König des
n. R. , also auch Thutmosis L, fuhrt'). Es ist zu bemerken, dafs der Name
') Der einzige von den obigen Titeln, der nielit gair/. gcwöliiilich ist, tt nfr-luU »der. wel-
cher die weifse Krone genommen hat" (vergl. mein Buch S. "i.j Anin. '!), kommt z. B. vor bei Thut-
mosis III. (LI). III, hhh), Amenopliis IL, Ramsas IL (Louvre B. 19), Psammetich IL ((3bel. Campensis).
lSi<8.1 IvvRT Sethe: Altes u. Neues z. Geseliielite d. 'riinnistreiiiijkeiten. 80
Thntmosis' I. auch hier wieder derart neben ilciu Namen Tliutmnsis' IL (ihn
nennt z. B. das Gegenstück zu der hctreiVenden üedicationsinschril'tl iiin;csetzt
erscheint, dals beide Namen nur zu gleicher Zeit eingesetzt sein knuncn.
Thutniosis II. allein an Stelle der Makere eingesetzt, ist vnii Navii.i.k
in Dci-clliahri nur an zwei nevii-n Stellen constatirt worden, auf der llinter-
wand der » north -western hall ot" oflerinus« (Nav., Derelli. I |S) und auf einigen
Blöcken, die seiner Ansicht nach zu der Darstellung des Olieliskentransports
auf der untersten Terras.se gehören (Arch. Report for 18i)5/!K')). Aulsenleni er-
weist sieh .sein Name noch auf einigen der wenigen Denkmäler, auC denen er
bisher für ursprünglich gehalten werden konnte, als eingesetzt, nruulich erstens
nach SxEiNDORFF's Bemerkung auf dem Pfeiler aus Esneh im Louvre D. 3') (Un-
ters. I, S. 86), zweitens, wie ich bereits vermuthet hatte, in der Darstellung
LD. III, 14 vom dritten südlichen Pylon von Karnak, wie das weibliche Suffix
in dem Satz A '^^ /i »gegeben wird dir das /C/«') zeigt.
Thutmosis III. an Stelle der Makere eingesetzt Ist nicht neu zu lielegen.
Bei der Frage nach dem Urheber dieser verschiedenen Ersetzungen war
ich zu dem Ergebnifs gekommen, dafs nur die betrcfrenden Könige die Ein-
setzung ihrer Namen selbst veranlafst haben könnten. Denn Thutmo.sis III.,
dem man die Einsetzung früher zuschrieb, weil man von ihm allein wufste,
dafs er die Regierung der Makere überlebt hat, war da, wo die Namen Thut-
mosis" I. und II. eingesetzt sind, schon urs])rünglich nel)en der Makere dar-
gestellt oder genannt"). Diese Denkmäler waren also unter seiner und der
Makere gemeinschaftlichen Regierung erriclitet worden; hätte er mm den Namen
seiner Mitregentin auf ihnen tilgen wollen, so hätte er doch nur seine eii;-enen
Namen an ihre Stelle setzen können, lucht nhev die zweier Könige, die bereits
verstorben waren, als die Denkmäler von ihm und Makere errichtet wurden. Es
scheint mir deiuiiacli geradezu undenkl)ar, dafs Thutmosis 111. dii' Nauien Tliut-
mosis" I. und 11. eingesetzt hat; sie müssen von Jemand anders herrühren .. und
da i.st es das einzig Natürliche, an die betrelVendeu Könige selbst zu denken,
wie man es auch bei allen ähnlichen Fällen gethan hat. Nnr durch eine solche
Annahme verschiedener Urheber für die verschiedenen Ersetzungen des Namens
der Königin kann auch die auffallende Tliatsache erklärt werden, dafs die ver-
schiedenen Ersetzungen jede immer nur an ganz bestimnit(>n Tlieilen der Tenqiel
auftreten.
Es ist begreiflich, dafs sich Navu^le, Griffith und Alle, die an den alten
Auffassungen über die Regierungsfolge festhalten wollen, dieser meines Erachtens
nur natürlichen Erklärung Widerstand leisten, weil sich daraus eine vollständige
') Für das Wort Af/ verirl. den Titel „ ..Herrdri) des /jc/« Dum., 111. 11 :il.
^) So in Kiiirinicli, Medinet Habu, Karnak, Pfosten des südlichen Pylons, Derelbahri 0,
Nischen in E und Q, eventuell auch Obeliskentransportdarstellung (Mar.. Dereib. 1 1 unter dem
von Naville publicirten Stück) und »Todtencapelle Thutmosis" I." (s. unten C'apitel VII).
Zcitselir. f. .\!:ypt. Spr., XXX^^. Rand. 1898. ^
34 Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
Umordnung der Regierungen ergäbe ; denn Thutmosis I. und II. müfsten danach
noch nach der gemeinschaftlichen Regierung Thutmosis' ITI. und der Makere am
Lehen gewesen sein und regiert haben.
N.WILLE stöfst sich bei dem Gedankengang, der niicli zu dem oben aus
einander gesetzten Ergebnifs führte, zunächst daran, dal's Thutmosis III. der
3Iiterbauer der Denkmäler der Makere gewesen sein solle. Er l)etont dem-
gegenüber seine untergeordnete Rolle und sein Fehlen auf vielen Denkmälern
der Königin, insbesondere in den Dedicationsinschriften und auf den Griaid-
steingeräthen. Es ist aber klar, dafs die Art des Verhältnisses der beiden Mit-
regenten für unsere Frage völlig belanglos ist. Es genügt die Thatsache, dafs
Thutmosis III. an nicht wenigen Stellen schon ursprünglich genannt war, wo"
die Namen der Königin in die Namen Thutmosis' I. und II. verwandelt worden
sind. Dadurch wird unzweifelhaft für ihn ein Antheil an der Königsherrschaft
l)ewiesen für eine Ztnt, bevor diese Änderungen vollzogen wurden; je weniger
aber dieser, dadin-ch als tliatsächlich bezeugte, Antheil auf den betreffenden Denk-
mälern hervortritt, desto unwahrscheinlicher ist es, dafs Thutmosis III. hier
die Namen anderer Könige und nicht seine eigenen eingesetzt hätte.
Doch läfst Naville auch diesen letzten Schlufs nicht gelten: er meint, es
sei sehr wohl denkbar, dafs Thutmosis III. den Namen seines Vaters Thut-
mosis" II. eingesetzt habe, um dadurch eine Zusammenregierung von Vater und
Sohn, wie sie in der 12. Dynastie üblich war, darzustellen. Da aber Naville
selbst nicht glaubt, dafs Thutmosis II. mit Thutmosis III. in Wirklichkeit zu-
sammen regiert hat, noch auch, dafs er während der Regierung des Letzteren mit
der Makere noch am Leben gewesen ist, so würde Thutmosis III. jene Zu-
sammenregierung mit seinem Vater einfach erdacht und dabei auch noch einen '
Anachronismus begangen haben müssen, da der angebliche Vater längst ver-
storben gewesen war, als er (Thutmosis III.) den Thron bestieg. Die Unwahr-
sclieinlichkeit dieser Erklärung scheint mir so klar zu Tage zu liegen, dafs es
keines Wortes weiter bedarf.
Ein ferneres Bedenken Naville's gegen meine Annahme, dafs die Könige
ihre Namen selbst eingesetzt haben, ist, dafs Thutmosis I. und II. in Medinet
Habu mitten durch einander eingesetzt erscheinen. Er fragt, weshalb der, welcher
von ihnen zuerst gekommen sei, nicht alle Darstellungen einer Wand oder alle
Inschriften einer Thür für .sich in Beschlag genommen habe, und statt dessen
hier und da welche iiir den Andei'en, der später kam, übrig gelassen habe.
Diese Frage ist Ijereits von mir in meinem Buche und oben l)ei der Besprechung
des Ebenholzschreins beantwortet worden: Thutmosis I. und IL haben sich
nicht nach einander, sondern gleichzeitig zusammen als Mitregenten eingesetzt,
wol)ei Thutmosis I. ein ähnlicher Antheil gewährt wurde, wie ihn Thutmosis III.
in den ursprünglichen Sculpturen der Makere gehabt hatte.
Meine Bemerkung endlicli, dafs die verschiedenen Arten der Namenser-
setzungen nur an ganz bestimmten Stellen vorkämen, weist Naville mit der
18i>8.] KiRT Sethe: Altes u. Neues z. Gescliiclite il. Tliroiistreitigkeiten. 35
Bohauptung zurück, dafs sich Thutmosis II. im Gegentlieil sehr oft eingesetzt
lande. Hier hat mich Nayille augenscheinlicli milsverstanden ; denn meine Be-
merkung bezog sieh nicht auf die Häufigkeit, sondern auf die räuinliclic Schei-
(hmg der verschiedenen Ersetzungsarten in den Tempehi, die eben aucli darauf
fülirt, dafs sie xon verschiedenen Urhebern und zu verschiedener Zeit lierrüliren
müssen. Ich habe in meinem Buche diese räumliche Scheichuig an (k^n Räu-
men des Tempels von Medinet Ilabu gezeigt. Naville's Pu1)lieation (Derelbaliri)
bestätigt dasselbe für den Tempel von Derelbaliri. Die Darstellungen und In-
schriften der Makere im sogenannten Anubisspeos sind alle in der radicalen
Weise getilgt und geändert, über die unten noch nälier zu sj)rechen ist; aueli
die Darstellungen der Jugendzeit der Königin sind einlach zerstört ohne Namens-
einsetzungen, desgleichen die der Puntexpedition , luid ebenso in der »north-
western hall of offerings« , wo Thutmosis II. nur einmal an der Ilinterwand
eingesetzt erscheint; auf dem Ebenholzschrein ist überall Tluitmosis II. und mit
ihm Thutmosis I. eingesetzt, in der Kammer 0 überall Thutmosis II. allein, in
der Halle P nur Thutmosis 111. oder kein Name, wo dieser König schon lu'spniiig-
lich hinter der Makere stand.
Als Bestätigung für meine Tlieorie, dafs Tluitmosis II. seinen Namen selbst
eingesetzt habe, hatte ich die von Lepsius herrührende Bemerkung angeführt,
dafs die Thür mit den ursprünglichen Namen Thutmosis" II. im Tempel von
Kummeh erst später in die Wände eingesetzt sei, deren Darstelhingen Thut-
mosis III. und Makere, die letztere in Thutmosis II. verwandelt, nennen. Na-
viLLE weist dies zurück, weil die Darstellungen der Wände von der späteren
Thür nicht durchschnitten würden, sondern sie berücksichtigten, demnach jünger
als die Thür sein müfsten ; da diese von Thutmosis II. lierrühre , könne er seine
Namen also nicht selbst an Stelle derer der Makere in den Darstellungen ein-
gesetzt hal)en, welche zu seiner Zeit noch nicht existirten. Diese Widerlegung
trifi't aller nur scheinliar zu. Denn, wie die Skizze auf Taf III (nach Otto
Georgi's Originalzeichnungen) zeigt, ist Tliutmosis' II. Thür a a a a aus beson-
deren Steinen in einen l)ei Anlage der Mauer ausgesparten Durchgang b /> h b ein-
gesetzt, dessen Seiten ebenso wie bei der benachbarten alten Thür cccv (von Thut-
mosis III. auf beiden Seiten beschrieben) (hnch die Knden der Wandblöcke ge-
bildet wurden. Auf diesen älteren Durchgang bbhh, nicht auf die darin eingesetzte
Thür aaaa, nehmen die Wanddarstellungen Rücksiclit. Dafs die 'i'heile dieser
später eingesetzten Thür später als die Wände beschrieben sein werden, ist an
sich walu-scheinlich, da wie gesagt die Tliüren im Allgemeinen zuletzt be-
schrieben zu werden ptlegten'). Es wird in unserem Falle, wie Lepsus sclion
1) Nach der Zeichnung sclieint es, dafs der Stein, der iiljer dem Aicliitrav Hegt iiiid daher
vermuthlich erst nach der Einsetzung der Thür an seine .Stelle versetzt sein wird, in der That
nur rechts, nicht links sculpirt ist, wo er die linke Darstellung von Thutmosis III. unterbricht,
nicht, wie rechts die Darstellung der getilgten und von Thutmosis 11. verdrängten Makere. ergänzt
(vergl. die Skizze).
36 Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
richtig bemerkt, vielleicht auch dadurch bestätigt, dafs die Rückseite der Thür
noch immer unbeschrieben geblieben ist. Giebt die Thür nun auch keinen
klaren Beweis für meine Theorie, so passt sie doch vorzüglich dazu; etwas
Anderes habe ich auch nicht von ilir erwartet, als ich sie zur Bestätigung
heranzog.
Dagegen, ilals Thutmosis II. seine Namen selbst an Stelle der Makere ein-
gesetzt haben soll, führt Naville weiter die von ihm veröftentlichte Darstellung
des Obeliskentransports in's Feld, bei der zweimal der Name Thutmosis' II.
eingesetzt erscheinen soll und die nach meiner Theorie daher aus der Zeit vor
seiner Regierung stammen müfste. Da nun aber in einer der zugehörigen In-
schriften davon die Rede ist, dafs die den Obeliskentransport geleitenden Truppen
in T^"-^='^^^. d.i. dem östlichen Theben, landeten, so bezieht Naville die
Darstelhmg auf die Karnaker Obelisken; da diese aber in den Jahren 15 — 16
der Makere und sicher erst in der Zeit nach Thutmosis' IL Tode hergestellt
worden sind, so hält Naville es damit für bewiesen, dafs Thutmosis II. seine
Namen in der Darstellung des Transports dieser Obelisken nicht selbst eingesetzt
haben kann. Naville's Schlufs ist aber ganz gewifs falsch. Denn erstlich ist
von vorn herein anzunehmen, dafs die 01)elisken, deren Transport und Auf-
stellung im Tempel von Derelbahri abgebildet worden ist, zu keinem anderen
Tempel als zu diesem gehörten. Auch Naville sell)st hat die Obelisken in
seinem Introductory meinoir (p. 4) für die Obelisken des Tempels von Derel-
bahri gehalten, deren Basen noch Wilkinson vorgefunden hatte. -Aber ange-
nommen, es seien wirklich andere Obelisken, die fiir einen Ttmpel des öst-
lichen Thebens bestimmt Avaren, so brauchen es deshalb doch noch nicht die '
bekannten vom Jahre lö/lß zu sein. Es könnten ja auch ebenso gut diejeni-
gen gewesen sein, von denen die Spitze im Garten des Museums von Gizeh
stammt. Sie soll nach dem Katalog') auch aus Karnak kommen und zeigt auf
allen vier Selten die Makere in einen Opfertiseh verwandelt vor Amon (s. die
Abb. a auf der beigegebenen Taf. II), weist also die erste Verfolgungsart auf,
die, wie ich gezeigt habe (s. u.), wahrscheinlich der Regierung Thutmosis' II. vor-
angegangen ist.
Zu diesen Möglichkeiten, die wohl die Beweiskraft der Darstellung ge-
nügend widerlegen, kommt endlich noch ein Zweifel, den icli nicht unter-
drücken kann. Ist es wirklich sicher, dafs die beiden von Naville auf der
obersten Terrasse gefundenen Blöcke mit dein eingesetzten Namen Thutmosis' II.
zu der Darstelhmg des Obeliskentran.sports auf der untersten Terrasse gehört
haben müssen? An allen anderen Stellen dieser Darstellung und in den Nacliljar-
darstellungen (Mar., Dereib. 11; Steindorff in Baedeker's Ägypten 1897, S. 280)
sind die Namen der Königin stets nur getilgt, niclit in die Thutmosis" II. oder
eines anderen Königs verwandelt. Sollten da die beiden Blöcke mit dem Namen
') Thude, Führer S.l, wo es irrig mit dciii 1,1). 111. 22 vei'üfi'entliclitfii identifieirt wii'd.
1898.] Kurt Sethe: Altes ii. Neues z. Geschichte d. Tliroiisireitigkeiten. B (
Tliutinosis' II. nicht doch am Ende von Naville mit Unrecht von der obersten
Terrasse heruntera:eholt sein und in Wahrheit zu einer der zerstörten Scliiffs-
darstellungen , die auch auf dieser Terrasse vorhanden waren, gehcirt haben,
zumal hier in der That der Name Thutmosis' II. oft genug eingesetzt vorkommt?
Dafs Tlmtmosis II. seinen Namen selbst eingesetzt habe, soll nach Naville
lerner unmöglich sein in der Kammer 0 von Derelbahri (s. Unters. I, S. 3B/34.
97, (')). Diese sei wie die Halle P jünger als der Hof £" und stamme wie die.se
Halle, in der Thutmosis II. als Verstorbener erscheint, erst aus (h'r Zeit nach
seinem Tode, während der Hof £" noch während seiner Regierung angelegt sei,
da er in ihm überall lebend vorkomme. Ich kann diesem Gedankengang nicht
beipflichten. Dafs die Räume 0 und P jünger als die aufgebauten Wände des
Hofes E sind, scheint mir nach dem Plane nicht noth wendig, mag sich aber
durch Betrachtung an Ort und Stelle als nothwendig ergeben. Dafs die Halle P
erst nach dem Tode Thutmosis' II. angelegt worden ist, bestreite ich aber
direct: sie ist meiner Meinung nach ebenso wie der Hof ^ und die Räume 0
und Q bereits vor seiner Regierung angelegt, aber wie der Raum Q (mit Aus-
nalime seiner Nischen) erst nach seinem Tode ausgeschmückt worden. (Jb Thut-
mosis IL, wie Naville behauptet, im Hofe E als lebender König ursprünglich
vorkommt, ist noch zweifelhaft. Bisher ist er dort nur in Inschriften, die ur-
.sprünglich Makere und Thutmosis III. nannten, entweder übergesetzt (Unters. I,
S. 9H) oder ursprünglich, dann aber anscheinend verstorben (LD. III, 17«) nach-
gewiesen. Aber selbst wenn er wirklich an einzelnen Stellen des Hofes E lebend
imd ursprünglich vorkäme, so würde das doch für die Zeit der Aussclimückung
des Raumes 0 ebenso wenig beweisen wie für die der llinterwand des Hofes E,
auf der die Namen der Makere ebenso wie im Räume O dtireh die 'i'hutinosis' II.
ersetzt sind.
Indessen ist Naville selbst keineswegs der Meinung, dafs Thutmosis III.
die Tilgung und Ersetzung der Makere veranlafst liat, sondern er hält die Zer-
.störungen für das Werk Amenophis" IV. und seiner Anhänger, die Namen.sein-
setzungen dagegen für das der Rame.s.siden (Sethos' I., Ranises' II.) , die ja be-
kanntlich die von Amenophis IV. verletzten Denkmäler vielfach wiederhergestellt
haben. Was konnte aber Amenophis IV. veranlassen, die Makere, die etwa
100 Jahre vor ihm regiert hatte, so erbarmungslos zu verfolgen, und was die
folgenden Könige der 19. Dynastie, sie bei der Restanrirung niclit wiederher-
zustellen? Naville erklärt die angebliche Verfolgung durch Amenophis IV. theils
daraus, dafs die Figur der Königin in den Darstellungen so nalie bei dem ver-
hafsten Amon gestanden hätte, dafs sie (also uiiab.sichtlich?) bei der Verfolgung
dieses Gottes in Mitleidenschaft gezogen wurde, theils daraus, dals sie durch ilire
grofsartige Verehrung vor Amon und durch ihre Legende von ilirer Erzeugung
durch diesen Gott, den blinden Ilafs des fanatischen Reformatorkönigs auch
auf sich gelenkt habe. Glaubt aber Naville im Ernst, dafs die Königin sich
in den üblichen Darstellungen weniger weit von der Figur des Amon habe
38 KvRT Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVl. Band.
darstellen las.sen als andere Könige? Glaubt er wirklich . dafs ihre Verehrung
vor Anion grölscr gewesen sei als die anderer Könige, und dals nicht auch
sdion vor ihr andere Könige die uralte Auffassung, dafs der König der Sohn
des Gottes sei, in derselben Weise illustrirt haben wei-den, wie es die Königin
in der mittleren Colonnade gethan hat? Dafür, dafs die Könige der 19. Dynastie
die von Amenophis IV. verfolgte Königin bei der Restaurirung der Denkmäler
nicht wieder in ihre Rechte eingesetzt halben, braucht Naville natürlich einen
anderen Grund. Er nimmt an. man habe damals an dem Erscheinen einer Frau
nul' dem Thron Anstofs genommen, wie ja auch die Weglassung der Makere
in den Königslisten zeige. Dieses Argument ist leicht durch das Beispiel der
Skemiophris zu widerlegen, die, obwohl ein Weib, dennoch in den Königslisten
der IS). Dynastie ohne jedes Bedenken aufgeführt wird und die ebenso auch
bei Manethos erscheint, während die Makere auch hier wieder fehlt, obgleich
Manethos oft genug Frauen als Regentinnen auffuhrt. Aber auch diese angeb-
liche Abneigung der Ramessiden gegen die Makere zugegeben, was konnte
Ramses II. dazu veranlassen, nicht, wie es natürlich gewesen wäre, Thvitmosis III.,
der auf den betreftenden Denkmälern neben der Makere erschien, einzusetzen?;
Aveshalb zog er ihm Könige vor, die auf den betreffenden Denkmälern kein
einziges Mal genannt waren? Thutmosis III., der grofse P^roberer, stand Ram-
ses II. doch gewifs viel näher als der unbedeutende epliemere Thutmosis II.
und der zeitlich von ihm noch weiter zurückliegende Thutmosis I. Sethos I.
und Ramses II. hal)en nun aber bei der Wiederherstelhmg der von Amenophis IV.
zerstörten Denkmäler auch gerade Thutmosis II. mehrfach selbst verdrängt
(Pierret, Rec. II 43; LD. III, 15. 27, 12), lassen also von einer besonderen Hoch-
achtung vor ihm, wie sie zur Erklärung der NAvu,LE"schen, Annahme erforder-
lich wäre, keine Spur erkennen.
Naville's Annahme, dafs es Ramses II. gewesen sei, der bei seinen Restau-
rirungsarboiten in Derelbahri (und also auch anderwärts?) die Namen Thut-
mosis" I. und II. eingesetzt hal)e, wird aber auch recht vmwahrscheinlich, wenn man
sich einmal die Inschriften daraufhin genauer ansieht. Oft genug ist in Derel-
bahri gerade da, wo die Götternamen und -darstellungen (zum Theil laut den
Restaurirungsvermerken von Ramses II.) restaurirt sind, kein Königsname ein-
gesetzt, so /.. B. im Altarhof, in der mittleren Säulenhalle (Jugendzeit, Punt-
expedition), und umgekehrt sind geradi' da. wo Thutmosis II. eingesetzt ist,
die Götter zwar restaurirt worden, es steht aber nicht da, dafs dies von Ramses II.
besorgt worden ist. — Dafs die Einsetzung der Königsnamen Thutmosis" I.
und II. von dem herrührt, der die unter Ameno]ihis IV. zerstörten Götternamen
wiederhergestellt hat, ist aber auch deshalb sehr unwahrscheinlich, weil dieser
von dem zerstörten zweiten Schilde der Makere oft nur das (1 , mit dem
dieser Name begonnen hatte, wiederhergestellt hat (z. B. Mar., Dereib. 7) und
dabei nicht selten so, dafs es auf das alte Königsschild gar keine Rücksicht
nimmt (s. unten Taf. Ir. d = Unters. I, S. i)2/r. !)7). Bisweilen ist von ihm das
1.S9N.1 Kurt Sethe: Altes u. Neues ■/.. Gescliiclitc d. Tlii-onstreitiü;lii'itcii. 39
(1 auch in dem falschen Schikle restaurirt worden, wie z.B. Nav., Dcrclli. IT 42.
Das scheint doch zu beweisen, dafs es dem Restaurator gar nicht dnraul" an-
kam, die Namen der Könige, sondern einzig und allein die der Götter wieder-
herzustellen, ob nun dadurch der Zusannnenhang der Inschriften wiederherge-
stellt oder gar zerstört wurde'). Damit stinnnt es denn auch ganz überein, dafs
er die alten Königsnamen nicht selten für sich in Beschlag ninunt (Unters. I,
S. 15 oben; Mak., Dereib. 6) und dafs er seinen Restaurirungsvermerk ("Erneue-
rung des Dcidcmals, die König Ramses II. gemacht hat«) mitten in die alten
Inschriften setzt, nicht selten so, dafs er die alten Schriftzeichen durchschneidet
(Nav., Dereib. II 47 ft'.). Nach diesen Anzeichen ist es schon recht wenig wahr-
scheinlich, dafs derselbe Restaurator an anderen Stellen die Königsnainen der
Makere in die der Könige Thutmosis' I. und II. geändert Iiaben soll. Geradezu
unmöglich scheint es bei der Inschrift des rechten Thürpfostens der Kammer X
von Derelbahri (s. Taf. Ifl). Hier sind die sogenannten Vornamen und das zwei-
mal wiederkehrende erste Schild der Makere in die ents]ireclienden Namen
Tliutniosis' II. verwandelt, nur das zweite Schild, das mit dem Namen des
Amon begonnen hatte, nicht, an seiner Stelle ist vielmehr, wie in den eben
beigebrachten Beispielen, allein der Name des (1 restaurirt (ohne Rücksicht
auf das ehemalige Schild), der Rest einfach freigelassen. Statt des ursprüng-
liclien »Tochter des Amon-Re Hniiit-iiim-H<^t-Spsid^^ steht jetzt da: \\ y
^^ö Pü- Nach Naville würde diese blofse Wiederherstellung des Amon
an Stelle des zv/eiten Schildes und die Ersetzung der anderen Namen durch
die Thutmosis' IL von einem und demselben Urheber (Ramses II.) herrühren. Ver-
gebens fragt man sich, weshalb hier das zweite Schild niclit. wie sonst, mit-
ersetzt ist. Es mufs für diese verschiedenartige Behandlung doch ein Grund
vorgelegen hai)en. Und der ergiebt sich von selbst, wenn man mit mir an-
nimmt, dafs die Namen Thutmosis' II. schon vor Amenophis IV. eingesetzt worden
sind: es hat dann das zweite Schild, in dem das \\ bei der Namensände-
rung wie so oft beibehalten worden war (vergl. Unters. I, S. 1 15 Anni.l), unter
der Amons-Verfolgung durch Amenophis IV. leiden müssen, während die anderen
Namen verschont wurden, weil sie keinen Götternamen aufser dem officiell ge-
duldeten O enthielten; Ramses II. hat dann bei seiner Restaurirung das ver-
letzte Schild ganz beseitigen und nur den Namen des \\ wiederherstellen
lassen, genau wie er es auch liei den nicht veränderten Namen der Makere
gethan hat (s. oben).
') VLTfii. dafür Xavii.le's eiüene Bcmerkurii; Kit. de triiv. XVIII it.j Aniii. W und die falschen
RestaurirunR-en des Amon für ^^^^ m \\^^^^ \\^'\^^ mtnw .. Halteplatz « LI). III.Hna und für
I ~"~^ in \\ ^^^^ 0 ' chOi hn-f ib.
40 KiRT Sethe: Altes u. Neues z. Geschiclite d. Tlironstreitigkeiten. [XXXVl. Band.
Alle diese Gründe gegen Naville's Datirung der Namensveränderungen
■würden nun aber niclits wiegen, wenn sich seine Behauptung bewahrheitete,
dafs die an Stelle der Makere eingesetzten Namen Thutmosis' I., II. und III.
im Stile so augenscheinlich mit den Rcstaurirungen der 19. Dynastie überein-
stimmten, dal's sie noth wendig von derselben Hand herrühren mül'sten. Er
citirt dazu zwei Fälle, in denen das l)esonders in die Augen springe (S. 45/4().
57), beide, wie ich glaube, mit Unrecht. Auf der von Petrie anfg-enommenen
Photographie der Aufsenseite des Granitthores g von Derelbahri (LD. III, 20/;;
s. Unters. I, S. 91) scheint mir deutlich der von Ramses II. wiederhergestellte
Name des Amon tiefer eingegraben zu sein als der eingesetzte Name Thut-
mosis" III. darüber. Von der Kammer 0 desselben Tempels hat das Berliner
Museum leider nur Abdrücke von Theilen der Thürinschriften (Nr. 1^)3); danach
unterscheiden sieh aber in den eingesetzten Namen Thutmosis' II. die leicht
erhabenen Zeichen | M ^_ und ^jj] H- obwohl sie sehr flüchtig und schlecht
gemacht sind, doch deutlich A'on dem unter der 19. Dynastie restaurirten (I
(im zweiten Schilde), das nur ganz leicht eingekratzt ist; sie werden, wie mir
auch Schäfer bestätigt, gewifs flüchtige Arbeit der 18. Dynastie sein.
Naville's Urtheil über den Stil der Hieroglyphen in den eingesetzten Königs-
namen steht aber auch das von Steindorff gegenüber, der bei seinem Besuch
des Derelbahritempels keineswegs den Eindruck gewonnen hat, dafs die ein-
gesetzten Namen von dem Restaurator der 19. Dynastie herrührten, sondern
davon überzeugt ist, dafs sie aus der 18. Dynastie stammen (Baedeker, Ägypten
S. 276). Am schlagendsten läfst sich aber Naville's Behauptung durch seine
eigenen Publicationen widerlegen , die überall deutlich die von Ramses IL restau-
rirten Zeichen in den Götternamen und -titeln A^on den ursprünglichen Zeichen
aus der Zeit der Makere unterscheiden. Im Gegensatz zu Naville's Behauptung
geben sie die eingesetzten Namen Thutmosis" IL nicht so wie die von Ramses IL
restaurirten Zeichen, sondern ganz wie die ursprünglichen Zeichen der Makere,
so z. B. deutlich in der Darstellung des Obeliskentransports (Archaeol. Report
1895/96 s.u. Taf \h 1. 2), so auch Nav., Dereib. I 18, wo sich die Sculpturen
Thutmosis' IL von den ursprünglichen der Makere allerdings in Folge ihrer
Flüchtigkeit unvortheilhaft abheben (wie LD. III, 21), aber doch von denen
Ramses' IL nach der Publication deutlich unterschieden sind (s. u. Taf. I^). Das
beste Zeugnifs gegen Naville legt er aber selbst, ohne es zu ahnen, ab. Wenn
er in der Hälfte aller Fälle, wo Thutmosis I. oder IL an Stelle der Makere
eingesetzt sind, überhaupt nicht bemerkt hat, dafs dies geschehen ist. vielmehr
ihre Ursprünglichkeit ausdrücklich betheuert und daraus Beweise zieht (Eben-
holzschrein, Thür zu A', »funerary chapel» s.o.). .so erkennt er damit selbst
an, dafs sich die eingesetzten Namen von <leii daneben stehenden ursprünglichen
Inschriften der Makere nicht unterscheiden. Diese Übereinstimmung im Stil
zwisdien den eingesetzten Namen Thutmosis' IL und den ursprünglichen In-
1898.] Kurt Sethe: Altes u. Ni'ucs /.. Cieschiclitf d. Tlnuiislrcitigkcitcii. 41
Schriften der Makere wird auch durch die Fälle üherzeugend helegt, wo ein
so feiner Kenner ägyptischen Stils wie Lepsivs (der die Veränderungen in den
Königsnamen sonst am besten erkannt hat) ausch'ücklich die Ursprünglichkeit
Thutniosis' IL ausspricht, wir al)er noch aus den weililichen Redeformen ei"-
kennen können, dafs er sich geirrt hat. So hei der Darstellung LÜ. 111, ÖT/^
im Tempel von Kummeli') und vor Allem Leim dritten südlichen Pylon von
Karnak (LD. 111, 14 — IR), wo Lepsius von den Inscliriften der Thürpfosten mit
den Namen Thutniosis" II. luid III."') sagt, sie schienen von einer uud dersel1)en
Hand gearbeitet zu sein.
Somit ist N.wille's Datirung der Nanienseinsetzungen gewiCs gänzlich ab-
zulehnen. Diese müssen vielmehr fast gleichzeitig oder können nvu- wenig-
jünger als die ursprünglichen Inschriften der Makere gewesen sein, so dafs zum
Theil vielleicht noch dieselben Künstler die Inschriften ändern koiniten, die sie
unter Makere geschaflen liatten. Damit bestehen dann aber alle die Schwierig-
keiten weiter, die ich nicht, wie liehauptet worden ist, geschailen . sondern nur
aufgedeckt habe, und die eben meines Erachtens nur durcli meine Theorie von
der Selbsteinsetzung der Namen durch ihre Eigenthümer zu lieben sind.
Mit dieser meiner Theorie niufs ich aber auch die Folgerungen, die ich
daraus gezogen habe, aufrecht erhalten, nämlich: 1. dafs Thutniosis III. und
Makere bereits vor Thutniosis II. zusammen regiert haljcn und 2. ilafs Tliut-
mosis I. noch während dieser und bis in die Regierung Thutniosis" IL am Leben
gewesen sein niufs. Dafs diesem Ergeljnifs nichts ernstlich im Wege steht,
dafs es vielmehr durch manche neuen Thatsachen augenscheinlich gestützt wird,
denke ich, werden die weiter unten folgenden Abschnitte zeigen.
III. Die einfachen Tilgungen der iMakere.
Unter den selir zahlreichen Fällen, in denen die Namen der Makere nicht
in die anderer Könige verwandelt, sondern einfach getilgt sind, sind, wie ich
bereits in meinem Buche au.sgeführt habe, deutlich wenigstens zwei ganz ver-
schiedene Verfolgungsarten zu unterscheiden.
Die eine Art, welche z. B. in den Darstellungen der Puntexpedition (Mar.,
Dereib. 5 — 10: Nav., Rec. de trav. XVIll Taf 3) und in der « north -we.stern hall
ofofferings« (Nav., Dereib. I 1 7 ff. TextK^) überall auftritt, besteht nur in einer
theilweisen Tilgung der Darstellungen und Inschrii'ten, die sich auf die Kö-
nigin beziehen. Die Figur (l(>r Königin selbst wird entweder ganz unberührt ge-
lassen oder nur an gewissen Theilen (besonders im Gesicht) verletzt , von ihren
Titeln und Praedicaten werden nur die weiblichen Endungen und Pronomina
ausgemeifselt , alles Andere wird stehen gelassen; ebenso in den Reden, die
die Gottheiten an die Königin richteten. Die Namen der Kcinigin werden ge-
') Siehe Unters. I, S.79, 15, wo aber ■¥- A zu
') Siehe Unters. I, S. 56. 114. ~*~
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVI. Band. 1898.
42 Kürt Sexhe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXX VI. Band.
tilg-t , (loch in den beiden Schildern das O und das (1 . mit dem die Schild-
uamen begannen, stehen gelassen. Wo der Königin ihr Schutzgeist (Ka) folgte,
werden sowohl seine Gestalt als seine Inschriften verschont, nur der Name,
den er auf dem Haupte trägt, wird ausgemeifselt (Mar., Dereib. 7; Rec. XVIII,
Tat". 3). Diese theilweise Verschonung der alten Sculpturen läfst sieh befriedi-
gend nur so erklären, dafs auch bei dieser Tilgung eine Wiederbenutzung der-
sell)en für einen nnileren König vorgesehen wurde. In der Tliat ist alles das,
was hier verschont worden ist, auch da gerade verschont geblielien, wo man
die Namen der Königin in die der anderen Könige umgeändert hat. Es ist
daher sehr wohl möglich, dafs wir in dieser theilweisen Tilgung überhaupt
nur das Vorstadium zu der Namenseinsetzung haben , über das man in den
obigen Fällen niclit liinweggekommen ist, so dafs diese also eigentlich nur un-
vollendete Namenseinsetzungen darstellen würden (s. Unters. I, S. 12(i ff.).
Von dieser theilweisen Tilgung ebenso wie von den Einsetzungen neuer
Königsnamen grundverschieden ist dagegen die eigenthümliche Verfolgung, die
sich im Tempel von Medinet Habu an bestimmten Stellen, von den Namens-
einsetzungen räumlich geschieden, consequent angewandt findet und von mir
in §§ 46 — 48 ff. meiner Arbeit ausführlich ])esprochen ist. Bei dieser Verfol-
gung hat man sich nicht damit begnügt, die Figur der Königin sorgsamst bis
zur völligen Unkenntlichkeit zu beseitigen, sondern hat sie da, wo sie dem
dasitzenden Gotte Anion opferte, noch durch eine neue Darstellung ersetzt, und
zwar durch einen Opfertisch, vor dem nun der Gott sitzt. Die Namen nicht
nur, sondern auch die Titel und Praedicate der Königin sind dabei gleichfalls
so gründlich getilgt, dafs sie kaum noch Spuren hinterlassen haben. Was
diese eigenartige Verfolgung, die ich kurzweg als die Opfertischverfolgung be-
zeichnen will, von den anderen Verfolgungsarten so tief unterscheidet, ist, dafs
ihr Urheber die Königin lediglich spurlos zu beseitigen sucht, ohne sich ihre
Darstellungen selbst anzueignen, dafs er also nur indirectcn, nicht directen
Nutzen lür sich daraus zieht. Diese Absicht schien sich mir in der ganzen Er-
scheinung dieser Verfolgungsart deutlich zu offenbaren, sie Avar es auch, die mich
nicht im Zweifel liefs, dafs die Namen Thutmosis' II. oder III., die wir einmal
in Derelbahri in der Kammer 0 und mehrere Male im Tempel von Karnak
über .solchen eingesetzten Opfertischen an Stelle der stehengebliebenen Namen
der Makere eingesetzt finden (Unters. I, S. H3 ff.), damit nichts zu thun haben
können. Diese Namenseinsetzungen, deren Zweck dem der Opfertischverfolgung
.so diametral entgegengesetzt ist, müssen von einem anderen Urheber herrühren;
und zwar können die Namen nicht vor der Beseitigiuig der Königsfigur ein-
gesetzt sein, weil sich diese sonst nicht mehr gegen die Makere, sondern gegen
die Könige, deren Namen die der Königin verdrängt lialwii. gerichtet hätte.
Ein neues Bei.spiel für die Ersetzung der Makere durch Opfertische liefert
uns nun die schon oben (8. 86) ciwüluite ( )beiiskenspitze im (iarten des Museums
von Gizeh. Sie zeigt auf jeder ihrer vier Seiten (also ebenso regelmäl'sig wie
189S.] KiRT Seihe: Altes ii. Neues /. Gesdiielite d. 'riirdnMnitlukriiin. 43
in Medinet Halm und Karnak) den Gott Amol) mit l und -p in den Händen A'or
zwei kleinen Opfertiselien sitzend (s. die Ahli. u auf 'l'af. 11 uaeii einer Photo-
graphie von Borciiakdt')). Bei seitlieliem Besehen erweist es sieli deutlich,
dafs diese Optertische auf einer vertieften Fläclie stehen, die sieh aueli noch
etwas oben über sie hinaus erstreekt, imd dafs sie an Stelle eines Königs ein-
gesetzt sind, der genau so wie di<' Maken- auf den Spitzen ihrer Karnaker
Obelisken (LD. III, 22 — 24, vergl. die Abi). 6 auf Taf. II) vor dem (iotte kniete,
ilim den Rücken kehrend. Von der Königsfigur ist einmal uocii der llehn
und die eine Schulter, einmal noch der Lchvenschwanz sichtbar, der ilir filier
die Kniee herabliing: die Namen des Königs, die darüber standen, sind last
spurlos getilgt, nur vom zweiten Schilde ist noch (h'r Anfang- zu sehen, mir
fs .1 1 1 1 1 1 I. f. pi ri ri
den Zeichen (l/w.^^, die (von Ramses 11.) an Stelle des (1 , mit dem der Name
begann, eingesetzt sein werden, darüber (>inmal noch die Reste von ^^ . Dafs
es die Makere war, die hier dargestellt war. was wohl Niemand bezweifeln wird,
bestcätigen die Worte über dem Ciotte, die fast genau mit denen übereinstinnnen,
die Amon auf den Spitzen der Karnaker Obelisken an die K/uiigin richtet: 1
kT^'^ri^sV T V "^^^^ befestige deine (2 f.) Krone als König auf
dem Throne des Horus der Lebenden« (so mit Varianten auf drei Seiten wieder-
Iiolt) und ^^iy^si"^jj^P'X]f]®Eä "''■'' '"'''"' ''"■ *" ^"^
das Königthum über die beiden Länder, indem du erscheinst auf dem Throne
des Horus, gesund mid lebend wie Re ewiglich« (so auf der vierten Seite).
Wenn demnach nun die ursprüngliche Darstellung durchaus den Darstellungen
der Karnaker Obeliskenspitzen (LD. III, 22 — 24) entsprochen hat, so ist auch
anzunehmen , dafs der Amon ursprünglich seine Arme eljenso wie dort aus-
streckte, um der Königin die Kron(^ aufzusetzen, wie es seine Worte sagen,
und dafs diese Ilaltinig des Gottes erst l)ei der Tilgung der Königsfigur. dm'(di
die sie sinnlos wurde, in die jetzige geändert worden ist. In der That steht
auch das | Scepter, das der Amon Jetzt mit dem einen Arme vor sieh hält,
an der Stelle, wo vorher Kopf und Arm der Königin gestancb'u haben. Dafs
von dieser wahrscheinlichen Änderung der Armhaltung des Amon jetzt nichts
mehr zu bemerken ist, wird darauf beruhen , dafs die ganze jetzige Gestalt des
Gottes erst von Ramses II. an Stelle einer gleichen älteren restaurirt worden ist,
ebenso wie sein Name (j/wvws, der zum Theil an der Stelle des Wortes n dei- alten
Inschrift steht.
Dieselbe Veränderung in der Ilaivung des nach der Til.nung der Königin
allein übrig bleibenden Gottes, wie wir sie hier bei der Opfertisclieinsetzung
angetroffen haben, liegt nun aucii bei der Darstellung von Kummeh vor (LI). III,
') Borchardt's Güte verdanke icli es auch, (iais ich im Folucndeu ineiue an Ort und Stelle
gemachten Wahrnehmungen mit allen Einzelheiten belegen kann.
6»
44 Kurt Sethe: Altes u. Neues z,. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
59fl), deren Veränderung ich schon derselben »Opfertischverfolgung« zugewiesen
hatte (Unters. I, § 47). Sie ist ferner häufig in den von Naville public-irten
Darstellungen des >. Anubisspeos « und einiger Nischen der obersten Terrasse des
Tempels von Derelbahri, die hier kurz erläutert werden mögen.
Nav., Dereib. I H, s. Taf. V. Amon steht allein da n^iit 1 und •¥■ in den
Händen. Ursprünglich stand vor ilnn die Königin, die. nacli dem Mangel an
Platz zu schliefsen, von ihm umarmt sein mufste, wie LD. 111, 33. 34 (vergi.
Taf. Vll. IX). ihre Inschrift ist noch erhalten.
Ibid. .'). Re-llarmachis, die linke Hand mit ■¥- gesenkt, reicht mit der
rechten erhobenen das Leben dem Amon, der ihn mit | und •¥- in den Händen ge-
genültersteht (wie ibid. 3). Ursprünglich stand zwischen beiden (-Jöttern die Kö-
nigin dem Amon zugewandt') (wie die sttdiengebliebenen Praedicate l) , ciU T Ä
zeigen), der mit der einen Hand ihre Linke fafste, mit der anderen das Leben an
ihre Nase hielt, während Re-Harmachis mit dem jetzt herunterhängenden Arm
die Königin umfafste und die noch jetzt erhobene Hand fast ebenso hinter
ihrem Kopfe hielt; ganz so, wie Thutmosis II. Nav., Dereib. I 2 erscheint.
Nav., Dereib. II 33. Anubis schreitet nach rechts gewandt (sein Name
in der 1 D.Dynastie restaurirt mit e statt v\) mit | und -?• in den Händen. Ur-
sprünglich führte er, wie die Titelinschrift der Darstellung zeigt, die Königin,
deren Figur und Inschriften getilgt, aber noch zum Tlieil kenntlich sind, in
das Innere des Speos ein. Dabei wandte er, wie bei derartigen Darstellungen
üblich ist (vergl. LD. III, 14. 37. 56. 58; Nav., Dereib. II 49), sein Haupt nach
ihr um, das bezeugt noch die Richtung der Hiei-oglyphen in seiner Rede. Dem-
nach mufste er auch mit der Hand, die jetzt das -V- hält. ihre. Hand lassen,
und die Hand, die jetzt das 1 hält, mit dem Leben an ihre Nase führen. Hier
liegt also aufser der Veränderung der Arme noch eine solche des Kopfes vor.
Iliid. 35. Die Eileithyia und Re-Harmachis stehen sich beide unthätig,
mit l und ■?- in den Händen, gegenüber (vergl. Taf IV). Ursprünglich stand
zwischen ihnen die Königin nach rechts gewandt (Meifselspuren angegeben);
von ihrer Inschrift ist nur noch das Zeichen U erkennbar und der Name (1
y Jr , <ler wohl später an Stelle der Königsnamen wiederhergestellt ist. Nach
dem verfügbaren Räume zu schliefsen, thaten die Götter mit ihr Ähnliches,
wie Nav.. Derell). 1 2 und 5 (s. oben).
Ibid. 41. Auf jeder der drei nach dem Plane (Nav., Dereib. II 30) etwa
gleich breiten Seiten einer Nische steht eine (iottheit unthätig mit | und ■¥-
in den Händen. Ursprünglich stand vor jeder die Königin und zwar mufs sie,
wie aus dem knappen Räume zu entnehmen, wie ibid. I 3 (s. o])en) von den
') Er stand wahrscheinlich etwas weiter zurück und Ist erst nach der A'crf'oli^ung durch
Amenophis IV. hei der Restaurirung weiter vorgerückt worden, während Re-IIarinnr!iis. den Auie-
nophis IV. grundsätzlich verschonte, seine ursprüngliche Stellung beiialten hat.
lieh die Könio'in ffestandeu
l.SilS.] Kurt Seihk: Altes ii. Neues z. Gescliiclite d. Tliioiislreiti^keitcii. 45
Gottheiten umfafst und ev. mit Leben beschenkt sein (vergl. Taf. VII). Als
ilire Figur beseitigt wurde, wurde die Haltung der Götter geändert und auf
den Seitenwänden aulserdem das Randornanient | — | uiunittelbar vor die be-
treffende Göttin verschoben, dahin, wo ursprüug-
halien mufs.
Ibid. 43. Darstellung wie die oben geschilderte ibid. 3ö, s. Tai". IV. Hier
hat aber die Änderung der Haltung der Ilathor vielleicht noch eine hand-
greifliche Spur hinterlassen in den Re.sten des Zeichens u, das zu der ursprüng-
lichen Inschrift hinter der Göttin gehörte und jetzt durch den herunterhängenden
Ann gestört wird, der früher erhoben war und der Königin das Leben gereicht
haben wird.
Über zwei weitere Beispiele dieser Verfolgungsart (Derelliahri-Nisclie / und
Semneh) s. unten S. 46/47 und Capitel VI.
Naturgemäfs ist diese Veränderung in der Haltung der Götter nur bei
solchen Darstellungen vorgenommen worden, in denen die Götter niclit sclion
ursprünglich die Haltung mit | und •¥- hatten, die alltnu tiir den vereinsamt da-
stehenden Gott pafste und die ihm in allen obigen Fällen gegeben worden ist.
Wo der Gott dagegen schon von vorn herein diese Haltung gehabt liatte. weil
ihm der König opferte oder zu ihm betete, da ist im Aimbisspeos ül)erMll blofs
die Figur der Königin, aber vollständigst, getilgt worden ; dabei ist dann wieder
in ihren Inschriften, wie in jenen Beispielen, die die Veränderung aufwiesen,
Zeichen für Zeichen getilgt, nicht nur die Namen, sondern auch die Titel und
Praedicate (Nav., Dereib. II 34 — 45); wo ihr ihr Ka folgte, ist auch dieser in
.seiner s'anzen Gestalt und mit allen seinen Inschriften beseitigt worden (ibid. 36.
37) im Gegensatz zu der anderen theilweisen Tilgung, bei der er verscliont blieb.
Dementsprechend sind auch die Thürinschriften der Makere im Anubisspeos radi-
cal Zeichen für Zeichen getilgt (Nav., Dereib. II 34. 40), ganz wie bei der einen
Thür in Westsilsilis (LD. III, 28, 7), deren Ausmeilselungen ich gleichfalls der
«Opfertischverfolgung« zugewiesen hatte (Unters. I, S. 36).
Meiner Überzeugung nach haben wir also in den sänuntÜehen Darstellungen
und Inschriften des »Anubisspeos« nur eine einzige Verfolgung vor ims, die
nicht nur in ihrer Tendenz (gänzliche Tilgung der Königin ohne Beschlagnahme
ihrer Gestalt und Inschriften), sond(>rn auch in charakteristischen Einzelerschei-
nungen (Veränderung der übrig bleil)enden Darstellung) mit der »Opfertisch-
verfolgung« übereinstimmt und die vermuthlich mit ihr zusammenhängt. —
Andere Beispiele der einfachen radicalen Tilgung, die vielleicht derselben V(>r-
folgungsart zuzuzählen sind, liegen in der sogenannten «funerary chapel of
Thothmesl.« (Nav., Dereib. I *.» — 12. 16) und in den Darstellungen aus der
Jugend der Königin (ibid. II, 46 ff. ; Rec. de trav. XVIII, Taf. II) vor.
Für die Datirung der » Opfertischverfolgung« glaubte ich einen Anhalt
darin gefunden zuhaben, dafs sie an gewissen Stellen (Derelbahri 0, Kunuueh,
46 KvRT Sethe: Altes ii. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
Karnak) in einer luid derselben Darstellung mit der Einsetzung der Namen
Thutmosis" II. zusaninientriflFt. Hier mufste diese Namensänderung, die, Avie oben
auf's Neue ausgelührt wurden ist. von Thutmosis II. selber herrührte, später
als die Opfertischeinsetzung erfolgt sein . weil andernfalls nicht mehr die Gestalt
der Makere, sondern die Thutmosis" II.. der ihre Namen in Beschlag genommen
hatte, dadurch beseitigt worden wäre. Geliörte die »Opfertischverfolgung« da-
nach aller Wahrscheinlichkeit nach der Zeit vor Thutmosis II. an. so war die
andere Art, die theilweise Tilgung, die vermuthlich nur das Vorstadium zu den
Einsetzungen der neuen Königsnamen bildet (s. oben), in mehreren Fällen ebenso
sicher der Zeit nach Thutmosis II. zuzuweisen (z. B. in den Darstellungen der
Puntexpedition). Das A^on Naville herbeigeschaffte neue Material für beide Yer-
folgungsarten scheint mir nun dies Ergebnifs durchaus zu bestätigen durch
die folgenden Fälle . in denen eine der Iteiden Verfolgungsarten mit einer an-
deren in einem und demselben Räume zusammentrifft.
1. » North- western hall of offerings«. Hier sind an der Hinter-
wand Namen und Figur der Makere für Thutmosis II. in Beschlag genommen
(N.W. I. 18). Auf der Thürwand. wo die Königin allein, sowie auf den
Seitenwänden, wo sie mit Thutmosis III. zusammen erschien, sind dagegen
ihre Namen nicht verwandelt, sondern wie ihre Figur nur theilweise verletzt,
die Titel und Praedicate bis auf die weiblichen Suffixe und Endungen ganz
unberührt gelassen : es liegt also die theilweise einfaclie Tilgung vor, die sehr
wohl auch von Thutmosis II. zum Zweck der Einsetzung seiner Namen her-
rühren könnte, N.w., Dereib. 117. 19 — 24. Text 18.
2. Nische im Vestibül vor dem Altarhof (Lepsius X). An der Hin-
terwand ist die Figur der Königin getilgt und die Haltung des übrig bleiben-
den Gottes A'erändert (»Opfertischverfolgung«), die Inschriften sind aber ver-
schont bis auf das erste Schild der Königin, in dem aber auch das O noch
stehen gelassen ist (also die theilweise einfache Tilgung) Nav., Derell). I )}, s. u.
Taf. V. An den Seiten wänden sind die Inschriften ebenso behandelt, aufserdem
ist aber auch die Figur der Königin verschont Nav.. Derell). I 4; es liegt hier
also ganz diese theilweise Tilgungsart vor.
3. Nische im Altarhof. An der Hinterwand ist Makere mit ihren
Namen und Titeln spurlos getilgt und die Stellung der Götter verändert (»Opfer-
tischverfolgung«), Nav., Dereib. I .^. An den Seitenw'änden, wo sie vor einer
Opferliste safs, ist ihre Figur ebenfalls gründlich getilgt (dieselbe Verfolgung),
ihre Inschriften aber wie in der vorigen Nische verschont, bis auf das Schild,
von dem aber wieder das O stehen gebliel)en ist (also die theilweise Tilgungs-
art). Nav., Dereib. I 0. 7.
4. Hierzu kommt endlich ein von Lepsius etwas unklar beschriebenes Beispiel
der »Opfertischverfolgung« in der Nische i der obersten Terrasse. Hier war,
wie es scheint, auf der Hinter wand die Königin, die zwischen zwei Göttern
stand, getilgt worden ( »Opfertisch Verfolgung« ) : ihre Namen, die dabei stehen
1898.] Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. 4 1
geblieben waren , sind dann in die Thutmosis' II. verwandelt worden inid die
Figur, wenn ich Lepsius recht verstehe, an Stelle der beiden alleinstehenden
Götter wieilerhergestellt woi'den. Aul' den Sei tcn wänden sollen Tliutniosis II.
und III. beide ursprünglich vor Opfertischen sitzen.
Nimmt man an, dals, wie es natürlich ist, in diesen vier Fällen die llinter-
wände eher als die .Seitenwände in Arbeit genommen worden sind, so ergiebt
sich aus 1.. dafs die theilweise Tilgung jünger als die Einsetzm)g der Namen
Thutmosis' II. resp., was wahrscheinlicher ist, jünger als die zu dieser noth-
wendige theilweise Tilgung ist; aus 2. und 3., dal's diese theilweise Tilgung
jünger als die » Opfertisch Verfolgung « ; aus 4., dafs die Sculpturen Thutmosis' II.
(wenigstens die auf der Hinterwand) jünger als die »Opfertischverfolgung« sind.
Wie man sieht, stimmt dies Wahrscheinlichkeitsergebnifs auf's Beste zu der Da-
tirung der beiden einfachen Tilgungsarten, zu der wii' auf anderem Wege ge-
kommen waren. Die »Opfertischverfolgung« erscheint überall, wo sie mit anderen
Verfolgungsarten zusammentrifft, als tue ältere. Es pafst auch zu ihrem mehr
objectiven Charakter besser, dafs sie die Vorläuferin, als dals sie die Nachfol-
gerin der weniger scrupellosen Namenseinsetzungen gewesen ist. Die (iewissens-
bedenken, die der erste Verfolger noch hatte, brauchten die späteren nicht
mehr zu haben, nachdem einmal die Namenseinsetzungen von einem Könige
gewagt waren.
Aus dem Alter der »Opfertischverfolgung« gegenül)er den anderen Ver-
folgungen ergiebt sich als selbstverständliche Folgerung, dafs sie da, wo sie
von diesen in einem und demselben Räume oder gar in einer und derselben
Darstellung abgelöst wird, unvollendet geblieben oder unterbrochen worden ist.
Eine solche Annahme macht auch die radicale Ten<lenz der ganz(>n \'erfolgimg
nothwendig für die Fälle, wo die Inscliriften über der getilgten Königin stehen
geblieben waren und später entweder von Thutmosis II. beschlagnalimt (Derel-
])ahri 0, Nische/, Kummeh . Karnak) oder für diese Beschlagnahme vor1»ereitet
worden sind (Nav., Dereib. IB, s. oIjcu S. 42. 44).
Was nun den Urheber der eigenthümlichen Verfolgungen , die ich unter
dem Namen »Opfertischverfolgung« zusaminengefafst hal>e, und die wahrschein-
lich vor Thutmosis IL stattgefunden haben müssen, betrifft, so kann dabei
in erster Linie nur an Thutmosis III. gedacht werden, weil er auf den meisten
der betreß'enden Denkmäler schon ursprünglich nelien der Königin genannt
Avar') luid daher als derjenige erscheinen mufs, der den indirecten Nutzen aus
der Beseitigung der Königin gezogen hat. Nur in der »funerary cha])el of
Thothmes I.« , in der vielleicht auch dieselbe Verfolgung vorliegt, erscheint Thut-
mosis I. als der Interessent, doch ist auch in dieser Capelle Thutmosis III.
genannt (s. unten Capitel VII).
') In Derelbahri 0. Kviinmeh , Silsilis, Medinct Ilabu, und so aucli im .\niil)i.ssi)ci)s (Nav.,
Derelb. U 40. 4.5).
48 KiRi' Skiuk: Altes u. Neues z. Geschielilc d. Tln-onsti-eitigkeiten. [XXX\'I. B.uul.
Wie stellt sich nun Naville zu allen diesen Dingen? Zunächst will er die
»Opfertisch Verfolgung« überhaupt nicht als eine besondere Art der Verfolgung-
gelten lassen, unbekümmert um die tiefgehenden Unterschiede, die sie von den
anderen Verfolgvmgsarten trennen , unbekümmert auch um die doch selir merk-
würdige Tliatsache, dal's sie nur an bestimmten Stellen und da meist mit grölster
Regelmälsigkeit (Anubisspcos. Medhiet Habvi. übeliskenpyramidion, Karnak) auf-
tritt und da, wo sie mit den anderen Verfolgungsarten zusammentrifTt, offen-
bar unvollendet unterbrochen ist. Nach Naville wäre die Gestalt der Königin
wieder erst von Amenophis IV. getilgt und die Opfertische wieder erst von
Ramses II. oder, wer sonst später die unter Amenophis IV. verletzten Denk-
mäler restaurirt hat, eingesetzt worden. Die Annahme, dafs Amenophis IV.
der Urheber der Tilgung der Makere gewesen sei, erledigt sich schon diu-ch
das, was oben über die Einsetzung der Namen Thutmosis" 11. gesagt worden
ist. Da die Namen Thutmosis" IL, wo sie sich bei der «Opfertisch Verfolgung«
finden, offenbar erst nach der Tilgung der Figur der Makere eingesetzt sein
können , so mufs diese Verfolgung der Königin vor der Regierung Thutmosis' II.
erfolgt sein , von dem ja die Einsetzung seiner Namen selbst herrühren mufste.
Dafs die Einsetzung der Opfertische an Stelle der getilgten Makere und die
Veränderungen in der Haltung der übrigbleibenden Götter von einem späteren
Urheber herrühren könnten, als die Tilgung der Makere, ist ja an sich nicht
undenkbar. Doch ist es sehr wenig wahrscheinlich, besonders in den Fällen,
wo die Namen Thutmosis' II. dabei eingesetzt sind. Denn ob nun diese Namen
schon dastanden, als Ramses II. die Veränderungen anbrachte, oder ob sie, wie
Naville will, auch erst von ihm herrührten, in beiden Fällen wäre doch ohne
Zweifel zu erwarten, dafs Ramses zu den Namen die zugehörige Königsfigur
gesetzt und nicht Opfertische oder andere Veränderungen angebracht hätte, durch
die nichts weniger als herkömmliche Darstellungen entstanden sind.
Dafs die Namen der Makere in Derelbaliri 0, in den Nischen, in Karnak, in
Kummeh stehen geblieben waren, als die »Opfertisch Verfolgung« unterbrochen
wurde, fuhrt allerdings darauf, wie Naville mir entgegenhält, dafs man an den
verschiedenen Orten bei Ausführung der Tilgung gieichmäfsig vorgegangen ist.
Das ist meines Erachtens aber durchaus nicht wunderbar. Dafs die Verfolgung
der Königin an den verschiedenen Stellen Ägyptens nach einem, von oben ausge-
gebenen, Plane au.sgeführt ist, ist doch, wie die Uberein.stimmung zeigt, einmal
eine Tliatsache, die nicht weggeleugnet werden kann. Es wäre ja doch auch wohl
möglich, dafs die einfache Beseitigung der Inschriften von einem anderen Hand-
werker besorgt werden sollte, als die schon einen gewissen Grad von Kunst-
fertigkeit erfordernde Veränderung der GöttcrHguren und Einsetzung von Opfer-
tischen. Dafs die Inschriften der Makere ü1)er den Opfertischen resj). über den
Göttern (LD. III, 59<7; Nav., Derelb.I 3) nach der Absicht des Urhebers der Opfer-
tischverfolgung getilgt werden sollten, wird durch ihr regelmäfsiges Fehlen in
INIedinet Ilabu, im Aiiubisspeos, auf der Oheliskens])it/.c wolil hinlänglich erwiesen.
1898.] Ki-RT Sethe: Altes ii. Neues z. Gescliiclite d. 'riiionsiieitii;keitcii. 49
Dafs Thutmosis III. der Urheber der »(^pfertiscli Verfolgung« gewesen sei,
findet Naa'ille unwalirscheinlich , weil in der Kaunner 0 des Tempels von Der-
elliahri mir in einer, nicht in allen Darstellungen der Opfertisch eingesetzt sei.
Ich niufs gestclien, dafs ich diesen Grund nicht ganz verstehe. Dasselbe könnte
doch aueh ebenso gegen Ramses' II. wie jedes anderen Königs Urheberscliaft
eingewandt werden. Meiner Annahme, dafs die Verfolgung hier vor ihrer Voll-
endung unterbrochen worden sei, weifs denn N.wille auch keine andere Er-
klärung für das auffällige vereinzelte Erscheinen eines Opfertisciies in dieser
Kammer 0 entgegenzustellen. Weiter wendet er gegen meine Bemerkung, Thut-
mosis III. erscheine als der. der von der »Opfertisch Verfolgung« Nutzen gehal>t
habe, ein, dieser Nutzen habe nur darin bestanden, dafs Tliutmosis III. den
anderen Königen Thutmosis I. und II. den Weg zu ihren Usurpationen gezeigt,
d. h. auf Deutsch, er habe gar keinen Nutzen davon geha1)t. li'u r muls Navu^le
ofl'enbar ganz die Thatsache übersehen haben, auf die ich jene Bemerkung ge-
stützt hatte, nämlich, dafs Thutmosis III. auf den betreffenden Denkmälern
schon ur.sprünglich neben der Makere erschienen war. ehe sie durcli dii- "Opfcr-
tischverfolgung« beseitigt wurde (s. oben). Damit erledigt sich daiui auch
dieser Einwand gegen meine Auffassung dieser merkwürdigen Verfolgung, und
ich sehe keinen Grund, sie in irgend einem Punkte zu modificiren.
Es bleibt mir nun nur noch eine Frage zu beantworten, die Navu-le aufwirft,
wie die Ausmeifselung des Zeichens [ j in dem Wandornament jgj in Derell)aliri
zu erklären ist? Dafs zwischen diesem Ornament und der Königin ^lakere irgend
eine Beziehung bestanden haben mufs, die durch die Ausmeifselung des [ j
beseitigt wurde, darin stimme ich Naville durchaus bei. Dagegen scheint mir
seine Deutung des Ornamentes unannehmbar. Er deutet es nämlich als »Ka
der Hathor« und sieht darin eine .Sinnvariante zu dem Namen der Königin
fo^ UT *'^" ^^' (^^"ol'l "■'^■1' '1''"' ^'"i'''il'l ^'on fo^^^^l Ninuiiurija) K<i-nia-m
liest und mit «der wahre Ka des Re« ül)ersetzt'). Was Navili.e in dieser eigen-
artigen Deutung bestärkt, ist der llorusname der Königin ] 1. .^ »die reicli
an Ka's ist«. Dieser kann docli aber nur so verstanden werden, dafs die
Königin viele Ka's habe, nicht dafs sie der Ka vieler P<'rsonen sei. Ich
möchte in dem Ornament von Derelbahri vielmehr eine directe Spielerei mit
diesem Horusnamen selbst vermuthen, indem ich daran denke, dafs die Göttin
Isis-Hathor, die die Schlange mit dem Koi)fsehmuck X/ darstellt, häufig den
Beinamen -4=-^ ^^'^^ ^^^^"^ ^'"^- ^^- '^ ' ~^' '' ""'^ '^'"'^ ■'^'*''' •'^'*"^' ''''"'''"'' "^
') Die Lesung Ka-ma-ra ist uiindastens selu- /.weilclliaft. und <lic Übersetzung ist jedenfalls
unrichtig, da %n in guter Zeit niemals das Adjectiv mi<: Mvaln--. sondern stets das Substantiv mW
»Wahrheit« bezeichnet, wie auch die Varianten mit ^7 (Nav.. Dereib. I 10) und (j (Leps.,
Königsb. Nr. 347 p. r.) bestätigen. Dieses weibliche Substantiv liatte ich in dem Namen Makere
mit niac wiedergegeben, weil das Wort nach Ausweis von Niminurija das t verloren hatte und
da das ! im n. R. in der Mitte der Worte fast überall weggefallen war.
Zeitschr. £ Äajpt, Spr., XXXVI. Band. 1898. '
50 Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Tlironstreitigkeiten. [XXXM. Band.
der Rebusinschrift LD. III, 14!)i') das Bild derselben Göttin Ä (stehend) zum
Ausdi'uck des Wortes f:^^ tib »Gold« verwendet findet, weil sie den Beinamen
'^ M-t »die Goldene« führte (LD. IV, 25, 1). —Welcher Verfolgungsart ist
nun die Ausmeifselung des Zeichens [_J zuzurechnen, durch die der Fries von
Symbolen des Horusnamens M^sri-kiic in einen gewöhnlichen Schlangenfries,
wie er oft vorkommt (z. B. Todtb. ed. Naville Cap. 125), verwandelt Avurde?
Es kann nicht zweifelhaft sein, dafs es dem Princip nach die » Opfertischver-
folgung" ist; deslialli braucht die Ausmeifselung al)er doch nicht überall auch
thatsächlich dieser Verfolgungsperiode anzugehören, sondern sie kann hier auch
jeder anderen Verfolgungsart angehört haben ; denn da eine Wiederbenutzung
des Ornaments für die anderen Könige wegen der Verschiedenheit ihrer Namen
ausgeschlossen war, so gab es kein anderes Mittel, das Andenken der Königin
zu tilgen als die einfache Ausmeifselung. Übi-igens liegt an den liisher liekannt
gew'ordenen Stellen, an denen der Fries vorkommt (»funerary chapel of Thoth-
mes I.«, Anubisspeos, Darstellungen aus der Jugendzeit der Königin, Punt-
expedition) theils die radicale (>> Opfertischverfolgung «), theils die theilweise
Tilgung der Königin vor. — Der 19. Dynastie kann ich jedenfalls auch diese
Ausmeifselung nicht zuschreiben, zumal es mir sehr fraglich scheint, ob man
damals noch den geheimen Sinn des Ornamentes enträthselt haben Avürde.
IV. Die Entwicklung der Namen Thutmosis' IIL
In den §§ HH ff. meiner Arbeit hal)e ich an der Hand der von Lepsius
festgestellten Baugeschiehte des Tempels von Semneh zu zeigen, versucht, dafs
die Namen Thutmosis' III., ebenso wie die mancher anderen Könige, während
seiner Regierung eine Entwicklung durchgemacht haben . die im Ganzen bei
den Formen der Namen vom Einfachen zum Complicirteren , bei ihren Schrei-
bungen vom Ausführlichen, der gewöhnlichen Ortliographie der Bestandtheile
Entsprechentlen , zum Abgekürzten, Siglenhaften (wie z. B. von ££J^ oder a/w^
zu ä^^) geführt hat.
Gegen die von mir aufgestellte Entwicklungsgeschichte der Namen wendet
Naville zunächst ein, dafs der J^^- und der Goldhorusname des Königs in Der-
elbahri auf den Pfeilern der obersten Terrasse (»terrasse centrale»), einem der
jüng.sten Thcile des Tempels, stets Avechselnde Formen hätten. Bevor der Wort-
laut dieser Inschriften l)ekannt gemacht und festgestellt ist, ob Thutmosis III.
an diesen Stellen ursprünglich oder an Stelle der Makere eingesetzt ist, läfst
sich damit nichts anfangen. Man wird vielmehr darauf verweisen müssen, dafs
ein solcher Wechsel der Formen in keiner der bis jetzt bekannt gegebenen In-
') So aufzulösen: Cn/> Hr kl-nht-nb-mKt smitctj m(k-kmt v-i"/- siini-t IJr-iib wsr-riipict rs-nlitw
s!-Re Re-ms-sw mrj-Imn 'Ij-'^nh .... V/sr- m!Ct-Rc . . . . inrj Imn-Rc nh nst-thcj hntj Ipt \-f\.
18yS.] IvcRT Sethe: Altes ii. Neues z. Geschichte d. Tlinnisircitigkelteii. 51
Schriften der älteren Zeit des Königs, weder in Semneli, imcli in Ktnnmeh,
noch auch in den ül)ri,t;('n Iiischrii'tcii von Dei-elhaliri /u licleij'cn ist. In diesen
herrsclit vielmehr die grölstc Regehnäfsisikeit. Sollte N.wn.i.K mit den wech-
selnden Formen aber die z.B. auf den Obelisken von London, New York, Con-
stantinopel und im Lateran wechselnden vier Namensreihen meinen, so würde
sich daraus einfach ergeben, dals jene von NAvn.i.E zu den jüngsten Theilen
des Tempels von Derelbahri gerechneten Pfeiler erst in der endgültigen Allein-
regierung Thutmosis' III. und zwar wahrscheiidich nach dem HO. Jahre beschrie-
ben worden sind (s. Unters. I, S. 24 Anm. 5). Die (Jeschichte der Namen Thut-
mosis" III. glaubt Naville weiter mit dem Hinweis daratd' zu widerlcLten . dafs
Tluitmosis III. auf seinem Leichentuche .sowohl ^ (D Im' ■'''■'^ einfach .^- n\ I
genannt werde, dafs hier also zwei Namensformen, die nach mir verschiedenen
Perioden seiner Regierung geeignet haben sollen, nelicn einander gleiclizeitii;'
in Gebrauch vorkämen. Naville hat dabei aber üV)ers(dien , dafs icli ausdrücklich
aus der letzten Bauperiode des Tempels von Semneh constatirt habe, dafs in der
letzten Zeit der Regierung des Königs neben dem vollen Namen Thutmosis mit
nfr-hpnc oder anderen Zusätzen wieder der einfache (in der ältesten Bauperiode
von Semneh allein gebräuchliche) Name Thutmosis olme jeden Zusatz in Ge-
braucli komme, wobei er sich besonders an untergeordneteren Stellen der In-
schriften (z.B. in den Götterreden, auf den Spitzen der Obelisken, auf den
Untersätzen der Götterbarken) fände, während der volle Name an den hervor-
ragenden Stellen üblich blieb (z. B. auf den Tempelwänden bei den Königs-
darstellungen und auf den Obelisken in den Mittelzeilen, die die Dedication
enthalten). Genau so ist es auch in den Inschriften des Leichentuches, das von
AmenophisII. seinem Vater gestiftet ist mid daher naturgeinäfs die Namensformen
aufweisen mufs, die in den vorhergelienden letzten .lahi'en des Königs üblich
waren. In der Dedicationsinschrift heilst der König feierlicli (^(|ilH°J- '"*
Todtentexte selbst nur r,:;^|pT (ierade dieses von Naville gegen mieh an-
geführte Bei-spiel bestätigt also nur meine Ati.sführungen. Im Übrigen hat dei-
Name Thutmosis in der Regierung der Makere überall ohne Ausnahme den
Zusatz 1^1 oder tfö eben.so regelmäfsig, wie dieser in der ältesten Bau-
periode von Semneli stets fehlt.
Es kann hier nun nicht meine Aufgabe sein, die umständliche Begründung
für die Geschichte der Namen Thutmosis' III. noch einmal zu wiederholen. Wer
sich nicht der Mühe unterzogen hat, meine Belege ernstlich zu prüfen, den
würden auch noch so viele Worte nicht überzeugen. Vielleicht gelingt es der
Übersichtstabelle (Taf XI) besser. — Das, worauf es für die. Chronologie der
Thronwirren ankommt, wird, denke ich, Jedem, der diese Tabelle vorurtheils-
los prüft, einleuchten: die Namen, die Thutmosis III. als Mitregent der Makere
regelmäfsig im Tempel von Kummeh und in einer Inschrift von Silsilis führt
(Taljelle b), bilden die natürliche Übergangsstufe von den einfachen und alter-
52 Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiteu. [XXXVI. Band.
tluinilicli i?esehrieboneii Namen, die er in der ersten Bauperiode des Tempels
von Semneli hat (Tabelle a), zu den erweiterten und in Abkürzungen geschrie-
benen Xamen. die er auf anderen Denkmälern der Makere') hat (Tabeller) imd
die mit den in .seiner endgültigen Alleinregierung (vom Jahre 21 ab) üblichen
Namen überein.stimmen. Es ergiebt sich daraus:
1. dals die erste Bauperiode von Semneh, in der Thutmosis 111. als Allein-
herrscher auftritt, seiner gemeinschaftlichen Regierung mit Makere (und zwar
aucli der vor Thutmosis II.) vorangegangen sein mufs; dafs also die beiden
niedrigsten bekannten Daten aus seiner Regierung, sein zweites (Semneh) und
sein fünftes Jahr (Papyrus Turin I mit den gleichen Namensformen wie in
Semneli) in der That, wie schon die Zahlen erwarten lassen, vor die Zeit der
Makere fallen, die vor dem 21. Jahre des Königs endigte und aus der die
Daten des *.).. ITi. und Ifi. Jahres bekannt .sind. Weitere Bestätigungen für
dieses Ergebnils s. unten in CapitelVI:
2. dafs diejenigen Denkmäler aus der Regierung der Makere und Thut-
mo.sis" III., auf denen die Namen des Letzteren die Übergangsphase 6 aufweisen,
älter als die übrigen sein müssen, auf denen sie die noch später nach dem Jahre 21
ülilichen Formen c haben. Dafs jene Denkmäler (mit der Phase b) die »(Jpfer-
tisch Verfolgung« diu-chgemacht haben, die ich für die älteste Verfolgung der
Makere vor Thutmosis II. erklärt hal)e, ist gewifs eine Bestätigung für ihr
Alter Avie für meine Datirung dieser Verfolgung.
Weniger für die Chronologie der Thronwirren als für die Datirung einzelner
Denkmäler von Bedeutung ist die Namensform O r^"^^^ M | ) . die auf manchen
Denkmälern der 3Iakere die gewöhnliche Form O i"^"^ CT vertritt. Der Platz, ■
den diese Nebenform in der Entwicklungsgeschichte der Namen Thutmosis" III.
einnimmt, ergiebt sich aus der Schreibung des Wortes f^^-"^ ohne a«w« und aus
den Formen, die die andei-en Namen dabei haben. Sie gehört danach in die
dritte Entwicklungsphase c, die in der Regiervmg der Makere und in der späteren
.Mleinregierung üblich ist. Damit stimmt auch üljerein, Avas sich sonst für die
Datirung der Denkmäler, auf denen der Name vorkommt, ermitteln läfst. Hs
sind theils solche, die nach der Regierung Thutmosis" II. errichtet sind (Punt-
darstellungen nach Jahr 9, Inschrift von Magara aus dem Jahre 1()), theils
solche, die von Thutmosis IL beschlagnahmt sind und nach meiner Theorie also
vor seiner Regierung errichtet sein müssen (LI). III. Ki: Dum., HI. II '.V.\). Weniger
einfach ist das Verhältnifs zu bestimmen, in dem der Name zu der gewöhn-
lichen Form O tii^ M steht, die in derselben Entwickhmgsphase vorkam. Es
war mir — und ist mir noch heute — nicht wahr.scjieiniicli , dafs zwei der-
artig verschiedene Formen eines Namens (von denen die kürzere nicht etwa
eine Abkürzung der längeren ist) gleichzeitig in Gebrauch gewesen und be-
') Und zwar auch soldifii, die von Thutmosis 11. bcscilhiLjMiiliinl sind inid (l:ihiT iinch
meiner Theorie vor seiner Regierun"- errichtet sein müssen.
1S;),S.] Kurt Sethe: Altt-s ti. Neues /.. Geschichte il. 'rhroiisti-eiti^keitoii. 53
liebig mit einander vertauscht worden sein sollten. Und in der Tliat fand sich
denn auch in den meisten Fällen nur die eine oder die andere von beiden
Formen consequent angewandt; nur an zwei Stellen kamen beide nelx'H ein-
ander vor, was für die Gleichzeitigkeit beider Namensformen zu sprechen scheint.
Die Beweiskraft dieser beiden Stellen wurde aber auf das Bedenklichste er-
schüttert durch die Thatsache, dafs an der einen (der Thür der Kammer 0
von Derelbaliri) der Verschiedenheit der Namen Thutiuosis" III. auch eine Ver-
scliiedcnlicit der A'ci'fnlguiig der Makere. die nclicii ilini geiiMiiiil war. ent-
s2)ric]it. Auf dem Architrav, wo Thutmosis III. © i*^"^^ m heifst , sind die Namen
der Makere, wie überall in der betreflenden Kammer, in die Thutmosis' II. ver-
wandelt: auf den Tliürpfosten. wo Thutmosis III. 0 i*^^^^ M 1 1 li<'i^"^t • sind sie
blofs theilweise getilgt, iiielit verwandelt worden. Dieser Thatbestand machte es
mir höchst wahrscheinlich, dafs. als Thutmosis IL die Namen der Makere in Be-
schlag nahm, die Pfosten der Thür noch nicht mit Sculpturen versehen waren
und dafs diese dann erst nach seiner Regierung zugefügt worden sind zu einer Zeit,
als Thutmosis III. den Namen O r^^ ö (_J angenommen hatte (zwischen den
Jahren 9 und IG). Wenn Naville dem gegenüber betont, daCs er in der Sculptur
keinen Unterschied zwischen den Pfosten und dem Architrav sehen könne, so
l)eweist das ebenso wenig ihre Gleichzeitigkeit, wie wenn er (Navh-le) keinen
Unterschied zwischen den Inschriften der Makere und den an Stelle ihrer Namen
eingesetzten Namen Thutmosis' IL auf dem Ebenliolzschrein l)emerkt hat. Beide,
Pfosten und Architrav, können so l)ald nach einander beschrielien worden sein,
dafs iioch ein und dersen)e Künstler die Arbeit ausführen konnte. — Für die
andere Stelle, an der die beiden Namensfoniien nehen einander erscheinen, habe
ich eine ähnliche Erklärung voi-geschlagen. woliei ich allerdings annclinicu niufste,
dafs der Name O ^^"^ ^ «'i"st später neigen den Namen der Makere gesetzt worden
sei, eine Vermuthung, die ja möglicherweise durch den Anblick des Originals
direct widerlegt werden kann.
Naville nimmt an, dafs die beiden Namen zu gleicher Zeit neben einander
in Geltrauch waren, und sucht ihre Verwendung an verschiedenen Orten aus
ehiem Bedeutungsunterschied zu erklären, den er zwischen beiden Namen ver-
muthet. Der Name ©t^^ölLj, der .so viel Avie »der Men-eheper des Ka's des
Re« bedeute, drücke im Unterschiede zu dem Namen O ^^ ^ "der Men-cheper
des Re« die Unterordnung des Königs imter die Makere aus. die sich nach
Naville ja als der »wahre Ka des Re« bezeiclinet liaben soll (s. oben S. 45»).
Demgemäfs werde der Name O ii^^ ^ da angewandt, wo ein Zweifel über die
untergeordnete Stellung des Königs nicht aufkommen konnte, wie z. P.. im
Anubisspeos und in der » north -western hall of offerings«, wo der König nur
vereinzelt, die Königin sehr oft dargestellt ist: dagegen erscheine der Name
Otii^ÖLJ an Stellen, wo man auf den ersten Blick beide Regenten für gh'ich-
54 RiH i- Sethe: Altes u. Neues z. Gescliielitc il. Tlironstreitigkeiten. [XXX\'I. Band.
berechtigt halten würde, wie auf den Pfeilern vor den Geburtsdarstellungen,
wo Tliutuiosis III. Hüll die Königin gleich oft abwechselnd ersclieincn. N.wille
wendet diese TluHnic dann auf die fragliche Stelle (M.\e., Derclb. 12). an der
beide Namensformen neben einander vorkommen, an. Er erklärt, dals über
dem ersten Schiffe der Name O tiiiii m LJ 8'<'l'i"''>ni'lit sei, 'weil der König hier
allein genannt sei und daher fiir gleichberechtigt mit der Makere oder ihr gar
übergeordnet gelten konnte; über dem dritten Schifte dagegen sei er unbedenklich
0 """^ ^ genannt, weil er hier hinter der Makere und ilir daher untergeordnet
erscheine. Soweit pafst ja Alles recht schön; leider hat N.wille aber vergessen,
uns auch noch zu erklären, weshalb ebendaselbst in der vierten Darstellungs-
reihe ülier den Soldaten der Name O i^^i^ ^ LJ gebraucht ist, obwold die Ma-
kere hier el)enso vorher genannt ist, wie über dem dritten Schifte und wie in
einer ganz entsprechenden Inschrift Mar., Dereib. 11, wo beide Male der Name
O ^'^^^ 'm erseheint. Oder sollte Naville etwa diese bedenkliche Ausnahme von
seiner Regel im Sinne gehabt haben, als er seiner eben citirten Erklärung den
abschwächenden Zusatz zufügte, es sei selbstverständlich, dafs jene Regel nicht
mit mathematischer Genauigkeit befolgt werde?
Versucht man nun aber einmal Naville's Theorie auf die bekannten Denk-
mäler der Makere anzuwenden , so stellt sich bald heraus , dafs fast jedes Denk-
mal . auf dem der eine oder der andere der beiden Namen angewandt ist, eine
Ausnahme von seiner Regel bietet. Weshalb heilst Tluitmosis 111. auf den
Pfeilern im Speos Artemidos O t*^^^^ m und nicht wie in Dcrelbahri Q ^^^^^ ^ [ ) ?
weshalb führt er denselben Namen nicht selten da, wo die Makere gar nicht
mitgenannt ist (wie Mar., Dereib. 4) und da, wo er häufiger als sie genannt
ist, wie im Tempel von Kumnieh? Hier lag doch Grund genug vor, den Namen
O t^^ W I ) anzuwenden, wenn dieser wirklich den Zweck gehabt hätte, den
ihm Navu-le zuschreibt. Umgekehrt, weshalb heilst der König das eine einzige
Mal, wo er in den Puntdarstellungen neben der dort unendlich oft genannten
Makere auftritt, O »"^"^ ^ \ ) »nd nicht wie im »Anubisspeos« und in der
" north -western hall of offerings« O i^^^^ m ^ ^''^'' -^Heni aber: wie will Naville
seine Theorie noch vertheidigcn angesiclits der oben besprochenen Thür,
LD. III, 21, auf der die beiden Namensformen zugleich und jede als Gegen-
stück zu den Namen der Makere, also ganz gleich angewandt erscheinen? Ich
denke, die Tliatsache, dafs Na\'ille"s Theorie gerade in den lieideu Fällen
versagt, die allein für die Gleichzeitigkeit der beiden Namensformen zu spre-
chen schienen, zeigt wold am besten ihre Uidialtbarkeit: davon, dafs mir Na-
ville's Deutung der beiden Namen, die er in einer späteren Arbeit nälier be-
gründen will, im höchsten Grade unwahr.scheinlich ist, gar niclit zu reden.
Jedenfalls steht für micli fest, dafs die beiden Namen, wenn sie Avirklich
gleichzeitig in Gebrauch gewesen sein sollten, gleiclien Wertli gehabt haben
a h
Th. I. Tli. III
vor und
König X. -M.
I89S.] KiRT Seihe: Altes ii. Neues z. Geschielite d. Tliroiisticitigkeilcii. 55
müssen und dafs es unter Makere eine Zeit gegeben hat, in der der Name
O 1*^"^ ^ t 1 noch nicht aufgekommen war (zweite Entwicklungsphase h).
V. Bestätigungen tür Uie Ergebnisse der Theorie der Xamenseinsetzungen.
Meine Theorie, dals die an Stelle der Makere eingesetzten Namen Thut-
mosis" I. und II. von diesen Königen selbst herrühren müssen , führte zu dem
Ergebnisse , dafs Thutmosis III. und Makere vor Thutmosis II. regiert haben
und dafs Thutmosis I. die Regierung des letzteren Königs noch erlebt Iiaben
müsse. Bestätigt schien mir dies Erge])nifs durch zwei Stellen zu werden, an
denen Thutmosis I. unter seinen Nachfolgern lebend aufzutreten schien , deren
Beweiskraft alier von N.wille angefochten wird.
In der «Exkönigdarstellung« Mae., Derell). 4 tritt in der linken Seene a
Thutmosis I. in einer Procession von M.ännern vor einen König, des.sen Namen
leider nicht erhalten sind, der aber nach den männlichen Suffixen in den Resten
Osivvand (Mau . D.rell). 4). seiner luschrift nicht die Makere. sondern nur
Thutmosis II. oder III. dargestellt haben kann.
' " ] Ich entschied mich für das L(>tztere, da in der
wand.
unijubl. Nachbarscene h Thutmosis III. ij-enannt und seine
Mitregentin Makere als //y//-.s ..ihre weibliche Ma-
jestät« erwähnt ist. N.wille ist anderer Ansicht. Er will in dem unbekannten
König vielmehr Thutmosis II. sehen, der auf der (aber an die Nachbardar-
stellung h) anstofsenden AVand e ursprünglich dargestellt erscheine. Die beiden
Darstellungen a und h sollen nach ihm nicht aus einer und derselben Zeit
stammen: während a von Thutmosis II. herrühre, sei b erst nach der Piuit-
expedition unter Makere"s und Thutmosis' III. gemeinsamer Regierung hergestellt
worden. Die Möglichkeit einer solchen verschiedenen Datiriuig zweier Nachbar-
dar.stellungen ist gewifs zuzugeben: aber es ist doch entschieden von vorn
herein wahr.scheinlicher, dafs die beiden benachbarten, nur durch eine unvoll-
ständige Trennungslinie getrennten Darstellungen a und b gleichzeitig sind'),
als dafs die Darstellungen n und c, die sich auf verschiedenen Wänden befinden
und durch eine angeblich spätere Darstellung /j von einander getrennt sind, aus
derselben Zeit stammen. Aus welchen Gründen die Darstellung/; (mit dem Namen
Thutmosis' III.) jünger als die Puntexpedition sein mufs, sagt Navu.le nicht;
ich vermuthe wegen der Panther, die dort dargestellt sind : da von ihnen aber
nicht gesagt ist. dafs sie aus Punt stammen, sondern nur, dals sie »ihrer Ma-
jestät als Kostbarkeit des Fremdlandes gebracht waren«, so l)rauchen es doch
nicht dieselben zu sein, wie die unter den Gaben von Punt und der anderen
Südländer dargestellten Panther. Was Naville weiter gegen meine Annahme,
') Wie doch augenscheinlich die in analogem Verhältnifs zu einander stehenden Darstellungen
der Makere und Thutmosis' III. in Kununeh, INIedinet liabu, Derelbabri (Nav., I 19 — 24. II 33
— 45). Thutmosis' III. und .\menophis' II. in .Vniada und die Nainenseinsetzungen Thutmosis'!.
und II. Hl Minlinet Habu gleichzeitig sind.
56 KvRT Sethe: Altes ii. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
dafs der vuiliekaiuito König, vor dein Tliiitniosis I. erscheint. Thutmosis III. war.
einwendet, ist mir einfacli unverständlich. Er meint, eine Darstellung, in der
Thutmosis III. oline die 3Iakere dastehe und diese kleiner dargestellt sich ihm
nähere, stehe im Widerspruch zu allen an<leren Denkmälern. Ich stinnne ihm
darin durchaus hei, aber was soll diese an sich ganz richtige Bemerkmig hier?
Es ist doch nicht die Jlakere, sondern Thutmosis I., der sich dem regierenden
Könige in kleinerer Gestalt nähert. — Kurz und gut, es ist zwar nicht un-
möglich , dafs der unbekannte König Thutmosis II. war. es ist aber nach der
Nachbardarstellung wahrscheinlicher, dafs es Thutmosis III. war.
N.WILLE zweifelt die Beweiskraft der Darstellung aber noch von einer an-
deren Seite an. Er kann nicht daran glauben, dafs Thutmosis I. hier lebend
erscheine, weil es etwas ganz Aufsergewöhnliches wäre, dafs ein alter König
unter den Unterthanen seines Nachfolgers auftrete. Er will deshalb M.\riette"s
Verlegenheitsdeutung, dafs es sich nicht um den leibhaftigen Thutmosis I.,
sondern um eine Statue von ihm handle, wieder aufnehmen. Angesichts der
Darstellungen, auf die sich Maeiette beruft (LD. III, 162/3 ^ 213 = Ch.\mp.,
Mon. III 213; Mar., Abydos II 8), findet er es summarisch, wenn ich diese
Deutung als absurd l)ezeichnet habe. Bieten Mariette's C'itate aber wirklich
etwas unserer Darstellung Analoges? Nein, sie belegen nur die von mir keines-
wegs bestrittene Thatsache, dafs Königsstatuen in Processionen vorkommen. Wie
man sich aus den Abbildungen c. d auf Taf. II überzeugen kann , haben diese
Statuen, ob sie nun getragen werden oder auf dem Boden stehen, ausnahms-
los ein Postament'). Dieses fehlt aber der Figur Thutmosis' I. in 'unserer Dar-
stellung: er schreitet genau wie die vor und hinter ihm gehenden Leute auf
ebener Erde einher |s. die Abb. e auf Taf. II), und es ist dalier ineiner Meinung
nach nicht daran zu deuteln , dafs er am Leben sein soll. Eine derartige Dar-
stellung eines ägyptischen Königs ist in der That etwas ganz Aufserordentliches
und nur aus einer aufsergewöhnlichen Rolle desselben zu erklären, wie es eben
fvir ägyptische Verhältnisse die eines abgedankten Königs ist.
Sollte sich Naville's Annahme bestätigen, dafs der unbekannte König, vor
dem Thutmosis I. steht, Thutmosis II. war, so würde die Darstellung allerdings
nichts für eine gemeinschaftliche Regierung Thutmosis" III. und der Makere vor
Thutmosis II. beweisen, sie würde dann aber ein anderes Ergebnifs meiner Theorie
der Namenseinsetzungen bestätigen, nämlich dafs Thutmosis I. noch unter der
Regierung Thutmosis' II. (die er nach der Turiner Statue nicht überlebt liaben
kann) gelebt hat.
Eben dieses letztere Ergel)nifs schien mir mm ferner diu'ch die Inschrift
des bestätigt zu werden, in der nach Eisenlohr's Mittheilung (1881)
') Bei Mar., .\byd. II 8 ist das, was der Priester trägt, keine Statue, sondern die Figur
eines räuchernden Königs, wie sie aucli in unserer Darstellung vor Thutmosis 1. einhergetragen
wird. I'brigens steht auch diese Fi^ur in liciden Darstellungen .luf einer Bodenplatte.
18!.I8.] Kurt Setiik: Altes ii. Neues /,. GesL-liiflite d. 'riii'unstreiliy.keitrji. 57
von den drei gleichartis" hinter einander genannten Königen Amenophis I., Tliut-
niosis I. und Thiitmosis II. nur der erstere das Praedicat »verstorben« liat. Na-
viLLE beruft sich dagegen auf die von (iIriffitii herrührende s^ijiterc Al)S(diril't
(bei Petrie, Season 1887), (hireh die Kiseni,oiik"s Bemerkung in Frnge gestellt
(»doubtful« nach Petrie's eigenem Urtlieil) wurde, da in ilii' nucli lliutmosis 1.
das Praedicat »verstorben« hat. Dabei berücksichtigt al)er Navu^le gar nicht,
dafs durch Sayce, der die Inschrift auf beide Abscliriften hin ge])rüft hnt,
bereits zu Gunsten der EiSENLOiiR'sclien Lesung entschieden worden ist (Ae.'i-
deniy 12. März 1892): »Prof. Eisenlohr was right in bis copy . . . the epilhet
mä-klieru »deceased« is attached oidy to the cartouehe ol" Anienii}ihis 1.. mit
to those of the other two kings, proving that they reigned contemporaneously ■<.
Wie man liiernach nocli der GRiFFixn'schen Abschrift den Vorzug vor der
von EisENLonu geben kann, ist mir schlechterdings unverstiimllich. Navu.le
begnügt sicli aber nicht allein damit, er will aucli für Thutmosis II. das Prae-
dicat »verstorben« beans]iruchen. Weil nämlich bei diesem Kcinig nach (huFFiTn'
Abschrift (b'r Pbitz für dieses Wort freigelassen zu sein scheint, so scddieCst
Naville daraus, dafs d;is Wort vom Urheber der Inschrift lieabsichtigt e(.\vesen
und luu- in der Hast, mit der derartige Inschriften einiicgraben Avürden . ver-
gessen worden sei. Dieser Schlufs scheint mir indessen sehr anfechtbar zu
sein; ich würde gerade das Gegentheil daraus schliefseu. Wenn man beim
Sciireil^en ein Wort vergifst, so läfst man doch gewifs keiiuui Plntz dnlur frei.
Hätte also der Steinmetz in der Inschrift hinter dem Namen Thutmosis" II.
keinen Platz freigelassen, so wäre es möglich, dafs er das Wort »verstorben«
aus Versehen übergangen habe; da er aber den Platz, au dem es stellen luülste,
freigelassen hat. so kann er es nur absichtlich übergnngen haben. Hierzu
können ihn alier nicht etwa technische Gründe veraidn Ist lufheu. wie z. Ik den
Schreiber einer Handschrift, der Worte, die er mit rother Tinte schreiben will,
vorläufig wegläfst und nachher den dafür leergelassenen Raum auszufüllen ver-
gifst. P]s können nur .sachliche (irümle zur Weglassuuii' di's Wortes » vei'storbeu"
vorgelegen haben, d.h. Thutmosis II. war eben noch nicht verstoi'ben . als die
In.schrift gesetzt wurde. Freilich erklärt diese Thatsache allein nur die Weg-
lassung des Wortes, nicht aber die Fi-eilnssuug des Platzes dafür. Hierzu hat
augenscheinlich ein aesthetischer (irund den Steinmetzen veranlafst. Er wollte
die drei ganz gleich abgefafsten Zeilen der Inschrift symmetrisch ausrichten,
so dafs sowohl die drei Königsschilder wie der dreimal wiederholte Name des
^ ^"^^ genau über einander ständen: zu diesem Zwecke mufste in den l)eiden
unteren Zeilen die Stelle, die das Wort »verstorben« in der ersten Zeile (hinter
dem Namen Amenophis' I.) einnimmt, freigelassen werden.
Nach alledem behalten also die beiden Denkmäler, die ich zur F>estäti-
gung meiner Ergebnisse aus meiner Theorie von den Namenseinsetzungen
herangezogen hatte, ihre Beweiskraft. <1ie nur bei dem einen allenfalls etwas
zu modificiren wäre.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XX.WI. Haml. 189B. ^
58 Kurt Setue: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiteii. [XXXVl. Band.
M. Bestätigungen für die Alleinregierung Thutmosis' III. vor IMakere.
Aus der von mir festgestellten P^ntwicklungsgescliichte der Namen Thut-
mosis" III. ergab sieli fiir die Geschichte der Thronwirren das bedeutsame Re-
sultat, dafs der gemeinsamen Regierung Thutmosis' III. und der Makere vor
Thutmosis IL eine Alleinregierung Thutmosis" III. vorangegangen sein mufs,
während der der älteste Theil des Temjiels von .Semneh (mit dem ältesten be-
kannt(>n Datum aus der Regierung des Königs, Jahr 2) ausgeschmückt worden
ist. Auch fiir dieses Ergebnifs, zu dessen Bestätigung ich früher nur die l)eiden
Daten des Jahres 2 und 5 anführen konnte, glaube ich jetzt einen schlagenden
Beweis gefunden zu haben in den Sculpturen am rechten Ende der äufseren
Westwand des Tempels von Semneh. da. wo sjiäter eine Thür durch die alten
Wandsculpturen aus dem zweiten Jahre Thutmosis" III. durchgel)roc]ien und eine
3Iauer angebaut worden ist, die einige Veränderungen in der Pfeilerstellung ver-
ursacht hat (s. Unters. I, S. 21/2). In den Denkmälern (III 58) ist diese wichtige
Stelle in Folge eines Mifsverständnisses vom Zeichner ungenau wiedergegeben:
der heilte geltende Zustand, wie ihn die Originalzeichnung von Max Weidenbach
wiedergiebt, ist auf Taf. X abgebildet'). Schon beim Betrachten dieser wie der
pubücirten Zeichnung ist zu bemerken, dafs die Darstellung manche Verände-
rungen durchgemacht haben mufs. So stimmt die Richtung der Göttin Satis
nicht zur Richtung ihrer Inschrift, und über der Thür stehen die Namen User-
tesen's III., die offenbar zu einer Darstellung dieses vergötterten Königs gehört
haben, die (wie die Eileithyia in der benachbarten linken Darstellung LD. lU,
52 i. 53) durch die Thür beseitigt worden ist. Anfser diesen noch in den
gegenwärtig geltenden Sculpturen erhaltenen Si)uren hat Lepsius mit seinem
nicht genug zu bewundernden Scharfblick noch eine Anzahl anderer Überreste
von älteren Darstellungen bemerkt, die er in seinen Aufzeichnungen beschreibt
und in jMax WEmENBAcn's Originalzeichnung theils etwas ungeschickt eingetragen,
theils durch Notizen vermerkt hat"). Diese Überreste älterer Sculpturen sind
auf Taf. VI in die noch gültigen Sculpturen schrafflrt eingetragen genau nach
Lepsius' Angaben : nur die Figur des Königs , von der keine zeichnerische Dar-
stellung vorliegt, mufste reconstruirt werden.
Was sich aus diesen Überresten noch ermitteln läfst, ist Folgendes:
1. Der Raum vor der Satis ist so klein, dafs der »ausgemeifselte« König
notliwendig unmittelbar vor der Göttin gestanden haben mufs, da. wo jetzt
der vorgestreckte Arm mit dem 1 Scepter steht. Die Göttin kann (lenmach,
als der König vor ihr stand, nocli uiclit ilire jetzige Haltung gclial>t haben
') Nur das Zeichen U ist nach Lepsius' Ahschrifl bericlitii^t.
'■') Eine solche Notiz, »vier weggemeifselte Zeilen über der weggemeifselten Figur des Königs«,
ist vom Zeichner der Publication mifsverstanden worden und hat ihn zu der falschen Reconstruction
LD. in, .")3 verleitet.
lS;i8.1 KtRT Skthe: Altfs ii. Neues /.. Ueseliielite d. 'riirDiisIrcitigkeitcii. 59
sondern sie mvils ihn mit dem Arm, der jetzt das Scepter hält, unilnl^t linlien.
und wird ihm mit dem anderen vcniiullilich (his Leben gereicht hnlicii. vcriil. die
Keconstruetion auf Tal". IX nach den analogen DarsteUungcn LD. III, H3. 34
(insbesondere vergl. LD. III, 78 für die Entfernung der Cicittin vom Könige).
Es ist nicht unwalirschcinlich, (hd's (h'r Arm mit dem Syndxil des Lebens, den
Lepsils noch auf der Brust d(>r (J(>ttin Satis Ix'merkt Jiat (s. j'af. \'i). von eben
dieser Darstellung herrührt, unter der Voraussetzung, da(s seine Haltung von
Lepsius nicht ganz correct wiedergegeben ist. Dals es der in der Zeichnung
hintere Arm einer Gottlieit war. ist wahrscheinlicii . da die (iötter in der ganz
ül)erwiegenden Mehrzahl aller Fälle mit diesem Arme das Lel)en reichen'). —
Die Vertänderung in der Haltung der Göttin Satis, die wir hier im (iefolge der
Tilgung der Königsfigur constatiren müssen , stinnnt nun aber aid" das Genauste
mit den eigenthümlichen Beispielen überein, die wir oben (S. 44. 4."). Taf IV. V)
bei der ersten Verfolgung der Makere ( »()i)fertisch Verfolgung " ) ii'etrolVen haben.
Dafs es auch in unserem Falle die Makere war. deren Figur unter so eigen-
artigen Begleiterscheinungen getilgt worden ist. und nicht etwa Thutmosis III.,
der sonst nirgends verfolgt wird, bedarf wohl kaum noch eines Woi-tes. eben
so wenig, wie dafs die Tilgung derselben Verfolgung an,i;-eiiöi't halien nnds.
2. Bevor die Thür durch die Sculptiiren Thutmosis" III. durcligebrochen
wurde, mufs einmal links Usertesen III. dargestellt gewesen sein, wie seine
I)
Namen zeigen. Die Hieroglyphen | T === , ^1 und das grofse
erst nach Durchbruch der Thür zur Füllung des Raumes angel)racht zu sein
scheinen, .standen damals noch nicht da, an ihrer Stelle l)efand sich der Kopf
Usertesen's III. Unmittelbar vor Usertesen und ihm zugewendet stand der re-
gierende König, wi(> noch die Finger zeigen, die ihm eine hinter ihm stellende
Gottheit auf die in der Zeichnung vorgekehrte Schulter legte"). Zu dieser
hinter dem Könige stehenden Gottheit (vermuthlich Satis) gehörten olTeidiar
die vier jetzt weggemeifsciten Zeilen rechts; denn sie enthalten Worte, die eine
Gottheit an einen Gott (^ (ÄBl »dein geliebter Soim K/uiiu"). dem d(>r
Tempel üreweiht war {'^^ »der dir das Denkmal ei'ficiitet hat" . d. li. wohl
Usertesen III., richtete. Wegen des knafjpen Raumes mufs auch Usertesen den
vor ihm stehenden König undafst haben. Vergl. die Reconstruction auf Taf. VIII
nach den analogen Darstellungen LI). III, '.Via. 34ß — c; Nav., Dereib. I 2.
?>. Auch diese Darstellung war noch nicht die ursprüngliciie. Das zeigt
die Richtung der In.schrift der Satis; sie erfordert, dafs die Göttin einst dar-
unter, also etwa an derselben Stelle, an der sie jetzt steht, nach links gewandt
gestanden hat. Und in der That sind noch Reste ihrer beiden Füfsc in der
richtigen Stellung und an der richtigen Stelle zu sehen (s. Taf. VI). Sie kreuzen
die olleiihai
1) Ausnahmen LD. III. 47. W. .\av.. I),tc11.. II 17.
^) Es ist stets die Gottheit, die die Hand :iui' die .Schulter, und /.war stet.s die v()rij:eUelirte
Schuher des Königs legt, nie umgekehrt.
GO Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschiclite d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
sicli mit einem einzelnen Ful'se, der also einem mäunliclien Wesen gehört haben
miifs. mul zwar augenscheinlieh demselben, dem der noch auf dem Leib der
Satis siehtliare Unterarm mit dem Stabe gehörte. Aus der Stellung der Füfse
und dem Mangel an Raum links von der Satis ist zu ersehen, dals die eine
der beiden sich gegenüberstehenden Personen die andere umfalst haben mufs.
Es kann demnach nur der König gewesen sein, der vor der Satis stand und
von ihr umfalst ^\•ln•de. Denn soviel mir bekannt, konnut es nie vor. dafs
sich zwei (iottlieiteu so umfassen: die umfai'ste Person ist vielmehr stets der
König. Aus deniscUien Grunde kann der König aber auch nicht Usertesen III.
gewesen .sein, der ja, wie wir sahen, späterhin thatsächlich an derselben Stelle
gestanden hat; denn er wird im Tempel von Semneh überall als Gott behandelt.
Es muls also der leliende König, der den Tempel ausschmückte, gewesen sein.
aller ^Vahrsc]leinlichkeit nach Thutmosis III., der in der Nachbardarstellung
(Lü. III, 52/>. 58) und auf den ül)rigen Theilen desselben (ältesten) Gebäudes
überall erscheint. Siehe die Reconstruction der Darstellung auf Taf. VII nach
den analogen Darstellungen LD. III, 33. 34. Der Raum rechts von der Satis
könnte während dieser Periode mit dem später durch die angebaute Mauer
verdeckten Räume zusammen entweder eine besondere Darstellung oder einen
Theil der linken Darstellung enthalten haben.
Die Darstellung hat also im (ianzen drei Verän<lerungen erlitten. Davon
ist die jüngste dui-ch die gegen Makere gerichtete »02:)fertisch Verfolgung«, der
sie angehört, l)egründet; es ist klar, dafs die Gründe für die lieiden vorher-
gehenden Änderungen in den räumlichen A'^ei'änderungen zu suchen sind, die
durch den Durchbruch der Thür und den Anbau der Mauer verursacht wurden.
Daher denke ich mir die Geschichte der Darstellung etwa so: .
Erstes Stadium: Taf VII. Links wird König Tliutmosis III. (O ^
mit A/w.^), nach rechts gewandt (davon jetzt noch erhalten: Arm mit Stab, Fuls
und Königstitulatur), von der Göttin Satis umfalst (erhalten: Füfse, Inschrift).
Rechts daneben eine andere Darstellung.
Zweites Stadium: Taf VIII. Durch den Anbau der Mauer wird die
rechte Hälfte der rechten Darstellung verdeckt, und dies macht eine Änderung
der linken Darstellung nöthig. Man verwandelt deshalb den lebenden Kfhiig
Thutmosis III. in Usertesen III. , den Gott des Tempels (erhalten: die Inschrift),
setzt den lc))eii(len K(")nig, nach links gewandt, an die Stelle der Satis. stellt
diese Göttin, deren Inschrift man stehen gelassen liat, rechts hinter den König,
diesen umfassend (erhalten: die Hand), und legt ihr eine Rede an Usertesen III.,
den König betreffend, in den Mund (vier Zeilen theilweise erhalten). Der König
war, nach den männlichen Formen (i=i, ^2=-) zu schliefsen, noch immer Thut-
mosis III., der aber mittlerweile bereits die später übliche Schreibung O i*^"^ ^
angenommen hatte, wie die Pfeilerinschriften (LD. III, 54r. d), die älter als
•lie angebaute Mauer sind (s. Unters. I, S. '2'1, 3), lehren.
1898.] Kurt Setiie: Altes u. Neues z. üescliiclite d. Thronstieitigkeiten. 61
Drittes Stadium: Taf. IX. Die so entstandene zweite Darstellung wird
ihrerseits entstellt durch den Durehbruch der Thür, wobei die Gestalt User-
tesen's III. und Arm und Fufs des von ihm umfalsten Königs (Thutmosis" III.)
weggeschnitten werden . sodals tlieser nun verstümmelt unmittelbar vor der Thür
.steht. Eine Änderung der Darstellung ist unter diesen Umständen geradezu
unabweislich. Die Inschrift U.sertesen's III. ül)er der Thür wird, wie die der
Eileithyia in der benachl)arten Darstellung (LD. III, 58) stehen gelassen, es
werden aber die Worte | T =^= und ^°1 zugefügt, sowie das kleine y ent-
sprechend verlängert, vmi den leeren Raum über der Tliür auszufüllen. Die
Göttin Satis wird rechts von der Thür fast genau an ihren urs])rüniilichen Platz
gestellt, aber nach rechts gewandt, vor ilir der Könii;' \(in ihr uinlnfst luid
mit Leben beschenkt (erhalten: Figur der Göttin bis auf den in der Zeichnung
vorderen Arm, der die Schulter fafste. und Reste der Königsfiyur). l)(>r König
ist diesmal nicht mehr Thutmosis 111.. sondern, wie die nachfolgende Verände-
rung lehrt, Makere, die also mittlerweile auf den Thron gekonunen war'). Die
ehemalige Rede der Satis an Usertesen III., unter der jetzt der König steht,
scheint man ebenso wie Usertesen's Namen stehen gelassen zu haben.
Viertes Stadium: Taf X. Auch diese dritte Darstellung wird l)ei der
Verfolgung der Makere (»OptiM-tischverfolgung«) verändert, indem die Figur
der Königin sowie die vier Zeilen über ihr, falls sie noch nicht vorher beseitigt
waren, weggemeifselt werden und die Armhaltung der Satis geändert wird. —
In diesem Zustande ist die Darstellung nunmehr erhalten.
Läfst man nun diese Reconstrnction . dii' mir sehr walirscheinlicli zu sein
scheint, gelten oder nicht, jedenfalls ist das eine siclier. dafs eine Darstellung
der Makere (drittes Stadium) ikm-Ii naeli dem Durchbruch der Thür durch die
Wanddanstellungen Thutmosis" III. (I.D. III. 4.S/; — 49r/. 'V2h — ;iH) entstanden
ist. Die erste Bauperiode des Tempels von S<'mneh (Jalir '!]. der diese Dar-
stellungen angehören, ist demnach sicher älter als diejenige Periode der Re-
gierung der Makere, aus der die Darstellung der Königin stammt. Zur näheren
zeitlichen Bestimmung dieser Periode bietet uns nun die Art der Verfolgung,
die die Makere erfahren hat, einen Anhalt. Es ist die »Opferti.schverfolgung«,
die, wie ich gezeigt zu haben glaube, vor der Regierung Thutmosis' II. statt-
gefunden hat. Die Darstellung der Königin müfste also ihrer Regierung vor
Thutmosis II. angehören, und dieser Regierun.«- der Makere vor Thutmosis II.
müfste wieder die erste Alleinregierung Thutmosis" III.. die sieh älter als die
Darstellung erwiesen hat, vorangegangen sein. Das ist al)er genau dasselbe,
was ich aus den Namensformen Thutmosis' III. gefolgert habe. Damit zeigen
') Auf einen Versuch der Makere. 'riiutiuosis III. zu verdiängen, wie sie fts liei der oben
hesprochenen Darstellungsänderung in gutem Rechte getlian liat, würde die scheinbare .\usnieilselung
des Suffixe.s *l-=^ in der Inschrift LD. III. 52i von der.selben Wand zu deuten sein, wenn sich
das Vorhandensein von Meifselspuren bestätigte (s. Unters. I, .S.7ti). Die ( )riginalzelchMung von
ÜAX Weidenbach giebt sie nicht an.
02 KiKi- t^KiiiK: Altes u. Neues i. Geschichte d. Thiulisti-eiti.iikeiteii. [XXXVI. Band.
sich zwei auf verseliiedenen Wegen gewonnene Ergebnisse meiner Theorie der
Namensersetzungen in völliger Ühereinstinnnung mit cinnndcr und bestätigen
sich so gegenseitig.
So gut wie sicdier ist t'eriuT auch, dnls die Darstellung der Makere erst
nach dem Anbau der Mauer, die in die dritte Bauperiode des Tempels von
Semneh gehört, angebracht worden ist. Sie wird daher wahrscheinlich auch
jünger als die Inschriften der Pfeiler und des Architravs LI). III, 54 r. d sein,
die älter als die angebaute Mauer sind und der zweiten Bauperiode des Tempels
aiigejiören (s. oben S. 60). Auf diesen Pfeilern wird der Name Thutmosis" III.
schon überall © ti^ ^ ohne aw^ geschrielien, wie später unter der Makere.
Es ergäbe sich daraus also, dafs diese Schreibung, wie es schon nach de Moegan"s
Publication der Inschrift von Sehel scheinen mufste (s. Unters. I, § 37), noch
während der ersten Alleinregierung Thvitmosis' III. aufgekommen ist').
Dies zu constatiren, ist nicht unwesentlich für eine weitere Bestätigung
meines Ergebnisses, daCs der Regierung der Makere eine Alieinregierung Thut-
mosis" III. vorangegangen ist, nämlich die Thatsache, dafs es Thutmosis III. (in
der Schreibung O tüiä M ) gewesen ist. der den einen der beiden von Thut-
mosis I. errichteten Obelisken von Karnak, der jetzt umgestürzt liegt, mit In-
schriften versehen hat (Ciiamp., Not. II 128/1); Mar., Karn. Text S. 27). Tliut-
mosis III. erscheint dadurch als der erste Nachfolger Thutmosis' I., der Zeit
lind Lust fand, den von diesem seinem Vorgänger unfertig hinterlassenen Obe-
lisken zu vollenden. Dals Thutmosis III. dies nun aber niclit etwa erst unter
seiner endgültigen Alleinregierung nach dem Ende der Makere, also über 20 Jahre
nach dem Regierungsende Thutmosis"!. gethan hat, dafür bürgen, wie mir
scheint, die Worte, " mit denen Makere in den Inschriften ihrer eigenen Kar-
naker Obelisken auf die Ol^elisken Thutmosis" I. Bezug nimmt: «Ihre weibliche
Majestät hat den Namen ihres Vaters (Thutmosis" I.) auf diesem Denkmal ver-
ewigen {iiinn iCili) lassen, als") {hft) König Thutmosis I. durch die Majestät dieses
ehrwürdigen Gottes (Amon-Re) gepriesen wurde {rdj i^ic), als (hft) die beiden
Obelisken diu-cli ihre weibliehe IMajestät aufgestellt wurden ziun ersten Male
(des Äi-.sy/-Jubila('inns?). Es sagte nämlich der Herr der Götter (Amon-Re) dieses:
'Dein Vater, König Thutmosis I., hat Anweisung gegeben, Obelisken zu errichten,
deine weibliche Majestät wird (solche) Denkmäler wiederholen, damit du ewiglich
lebst'«. Es ist nach diesen Worten nicht anzunehmen, dafs die Königin in den
verflossenen 1 .') Jahren ihrer (ziun Theil allerdings nominellen) Regierung ver-
säumt hal)en sollte, den Obelisken ihres Vaters zu ihrem eigenen Ruhme mit
ihren eigenen Inschriften zu versehen, wenn er in dieser verhältnifsmäfsig
') Ob auch die Namensform ^[^(lil^l. die sieh auf der Säule/ (IJ). 111. .".lei uud auf
der angebauten Mauer (LI). 111. .")-Ja) tindet. ist ungewifs, da das Aller dieser Inschi-iften uicht
iienau festzustellen ist.
■) Oder »geniäfs der Thatsache. dals«;'
1898.] Kurt Sethe : Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. 63
langen Zeit noch unbesclirieben gewesen wäre. Dafs sie dies nicht gethan hat,
spricht gewifs dafür, dals der Obelisk bereits vorher von Thutmosis III. be-
schriel)en worden war. der, wie wir geftinden haben, in der That schon min-
destens 472 Jahre lang (s. Unters. I, § 38) vor der Makere den Thron allein
eingenommen hatte. So haben wir in den Inschriften des jetzt gestürzten Obe-
lisken Thutmosis" I. in Karnak wahrscheinlicli ein Denkmal aus dieser ersten
Alleinregierung Thutmosis' III. zu sehen, das in der Form seiner Namen mit
der Inschrift von Sehel tuid der zweiten Bauperiode von Semneh übereinstimmte.
A"II. Makere'.s Berufung zur Königswürde.
Neben den Einwänden, die Naville gegen die einzelnen Ergebnisse meiner
Untersuch vmg erhoben hat und die bereits oben zurückgewiesen worden sind,
steht auch eine Reihe solcher, die sich gegen die Gesammtheit meiner Ergeb-
nisse oder gegen mehrere zugleich richten.
Der erste Punkt, durch den sich nach Naville die Unhaltbarkeit meines
ganzen Systems, insbesondere aber die Unmöglichkeit der AUeinregicrung Thut-
mosis" III. vor der Makere. erweisen soll, ist die angebliche Tliatsache. dafs
3Iakere durch ihren Vater Thutmosis 1. gegen Ende seiner Kegierung zur Mit-
regentin berufen worden sei. Dies hatte man bekanntlieh schon früher aus der
Inschrift LD. 111,18 erschliefsen wollen; nun glaubt Naville es durch die In-
schriften und Darstellungen von Dei-elbahri, die sich auf die Jugendzeit der
Königin beziehen, auf's Neue bestätigt zu haben. Betreffs der Inschrift LD. III, 18
habe ich in meiner Arbeit (Unters. I, §40) ausgeführt, dafs sie nicht von Thut-
mosis I.. sondern erst von der Makere herrühre. Naville bestreitet das, ob-
wohl doch die analogen Darstellungen von Derelbahri nach seiner eigenen An-
nahme (Rec. de trav. XVIII. 97) auch erst aus der Regierung der Makere stammen.
Meine Datirung der Inschrift stützte sich darauf, dafs sie ihrer Stelle nach
jünger als die darüber befindliche Darstellung LD. 111 , 11 sein müsse, die. wie
ich damals vermuthete und wie sich jetzt bestätigt hat (s. oben S. 33), ur.sprüng-
licli von Makere herrührte und später von Thutmosis IL in Beschlag genommen
worden ist. Die Decoration der entspreclienden Wand des anderen Pylonflügels
bestätigte das, indem dort die obere Darstellung LI). lil , 15 ebenfalls von Ma-
kere war, die später durch Thutmosis II. verdrängt worden ist, der untere
Theil der Wand dagegen erst sehr viel später von Ramses III. ausgeschmückt
worden ist. Hinsichtlich des Gegenstandes der Inschrift hatte ich Aveiter ge-
zeigt, dafs es sich nur um die Thronbesteigung der Makere iiMiidelc. bei der
Thutmosis I. die Hand mit im Spiele geliabt haben solle. Von einer Mitregent-
scliaft ist gar nicht die Rede. Genau so steht es aber auch mit der »Inthroni-
sationsinschrift« von Derell)ahri (Rec. de trav. X^'1II, Tai". 2). Auch hier wird
mit keinem Worte gesagt, dafs Makere Mitregentin Thutmosis' I. werden solle;
Thutmosis I. überträgt ihr die Königswürde, damit »sie auf seinem Sitze sitze«
64 Krur Skthk: Altes u. Neues z. (loscliiolitc d. TlironstreitigkeitiMi. |XXXM. Baiul.
(Z. 13). was unliefangen nur so verstanden werden kann, dafs sie seine Nacli-
l'oltrorin wird. So liat es auch Petkie (Hist. II, 6(5) richtig als eine Ahdan-
kung des alten Königs zu Gunsten seiner Tochter aufgefalst. Naville führt
tiir seine abweichende Auffassung, dafs es sich um eine Einsetzung zur Mit-
regentin handele, noch eine andere Inschrift an, die zu derselben .Serie von
Darstellungen und Inschriften, die die Jugend der Königin behandeln, gehört,
die »Reise-Inschrift« (Rec. de trav. XVIII, Taf. 1). In dieser wird erzählt, wie
die Makere, nachdem sie zu einer »schönen Jungfrau« [hnt nfrt) »frischer als
alle Kräuter zu ihrer Zeit« ') herangewachsen war, ihren Vater auf seinen Reisen'"')
in's Nordland begleitete und wie die Götter dabei zu ihr kamen, sie aufforderten,
in ihrer Regierung Gutes zu thun, und ihr dafür alles das verhielsen, was
sich ein ägyptischer König niu- wünschen konnte. Dafs sich auch diese Inschrift,
nicht wie es zunächst scheinen will, auf eine Mitregierung der Makere mit
Thutmosis I. beziehen kann, zeigt die Stelle, an der sie sich befindet; sie setzt
die Darstellungen der Erzeugung, Geburt und ersten Kindheit der Königin fort
und geht den Darstellungen, die sich auf ihre Inthronisation durch Thutmosis 1.
und ihre Krönung durch die Götter beziehen, voran. Von Rechts wegen kann
die Inschrift demnach, wie Naville selbst zugieV)t (Rec. de trav. XVIII, 94/5),
nur auf eine Zeit, die der Thronbesteigung der Makere (nach Naville als Mit-
regentin) voranging, bezogen werden. Ich denke, es wird die Zeit der letzten
15 Regierungsjahre Thutmosis' I. gemeint sein, während derer Makere zur
Thronerbin l)estimmt war, wie daraus zu schliefsen ist, dafs sie »das erste Mal
des hb-sd« , d. h. das HOjährige Jubilaeum einer Ceremonie, die mit dem Thron-
folger vorgenommen wurde, schon in ihrem 15. Regierungsjahre gefeiert hat!*).
Ks i.st zu lesen J ] '^'1 ^ ^ fl ^}-^ ^ €^ I
'■) „ V y »jedes Mal»: ein anderes 'Slnl. wie Xavii.i.k iiliersetzt. kann doch nnr /■</ sn
DO
lieil'sen.
^) Mi-ine .■\iif'iassnnü dieses Festes uedaelite irli in einrr besonderen Arlieit aust'iihrlichei' zu
begi-ünden. Da mir hierzu aber gegenwärtig die Zeit fehlt und da das Fest gerade neuerdings
öfter in anderen Auffassungen zu chronologischen Bei-echnungen verwendet worden ist, so will
ich hier kurz die Hauptpunkte meines Gedankenganges mittheile.n, indem ich mir die genauen Be-
lege füi- spätere Zeit aufspare. Dafs das Fest schon in älterer Zeit, ebenso wie in der Ptolemäer-
zeit, wo es mit r^tcty.ov-asTY.^iq übersetzt wird, den Abschlufs einer i?0 jährigen Periode bezeichnete,
geht daraus hervor, dafs es mehrmals gerade im 30.. nie aber später als im 31. Regierangsjahre
eines Königs gefeiert worden ist, nändich im 30. von Thutmosis 111. (Obelisk von Constantinopel mit
Erwähimiig de.s Feldzugs vom Jalire 33 und der Wiederholung des Festes), Amenophis 111.. Ranises IL,
Ramses III. (Könige des n. II.). im 31. von Xefci'kcrr Phiops 11. und Fseitesen 1. (Könige des
a. und m. R.). Die-s Zusannnentretlen . das unmöglich zufallig sein kaini. sowie der rnistand, dafs
das Fest, wenn es von einem Könige zum ersten Male gefeiert worden war. in kurzen Zwischen-
räumen von .3 — 4 Jahren wiederholt wurde (Thutmosis III., Amenophis III., Ramses II.), zeigt zu-
gleich, dafs es kein astronomisches Fest sein kann, sondern irgendwie mit der Regierung der
Könige zusamnienhängcn mufs. So im Grunde schon Bbigsch. Dafs es aber andererseits nicht
einfach das 30 jährige Regierungsjidiilaeum sein kann , wie er nuMute. beweist wieder die Thatsache,
dafs es oft vor dem 30. Regierungsjahre gefeiert worden ist. näudicli von Phiops 1. im IS., von
1898.] KirtSetue: .Vltes u. Neues z. ücscliidite d. Tliroiistreiligkeiten. 65
Kann ich somit in den Angaben der Makere über ilire Berufung zur K<)nigs-
würde nic-lits finden , was auf eine Mitrcgentschatl mit Thutmosis I. deutete,
so stimme icli mit Naville in dem Punkte überein, auf den es ihm bei seiner
Bcweisfülirung hauptsnehlicli niikonnnen mufs: die Angalicn der Ivönigin können
nur so verstanden werden, ditls Thutmosis I. ihr direc-t die Ivrone üloertragen
habe und sie ihm also als erste und allein berechtigte Erbin auf dem Thron
gefolgt sei. Mit meinen Ergebnissen steht das allerdings im schroffstem Wider-
spruch. Im Gegensatz zu N.willk bin ieJi aber der l iK'rzcugung. dafs man
den Angaben der Makere über die \'orgescl)iclite ihres Kiuugthums keinen ob-
jectiA'en Werth lieimessen darf. Sie scheinen mir vielmehr eine durchaus sub-
jective Darstellung zu bieten, wie Xavillk es selbst ganz treffend l>ezeichnet
hat, eine »version donnee par llatsliepsou dun e])isode qui fut pour eile l'cvene-
ment de sa jeunesse« (S. 55). In dieser subjectiven Darstellung sind gewisse
Thatsachen mit Fictionen umhüllt, die den Zweck hal)en , gerade das glauben
zu machen, was Naville als historische Wahrheit daraus erschliefsen will. Als
Makere im Lauf der Thronstrcitigkeiten den Thron ])estieg, nndste sie folge-
richtig die Auffassung vertreten , dafs die vorhergehende Alleinregierung Thut-
mosis" III. ungesetzlich war, da sie in dieser Zeit selbst mit demsell)en Rechte
hätte König sein müssen , mit dem .sie es jetzt geworden war. In dircn Augen
hatte sie demnach schon beim Rücktritt ihres Vaters den Thron bestiegen und
war liisher nur widerrechtlich von der thatsäclilichen Ausübung der Herr.schaft
ferngehalten oder darin von Thutmosis III. vertreten worden. Kam dann viel-
leicht noch hinzu, dafs Thutmosis I., wie es nach meinen Ergebnissen der Fall
war. noch am Leben war, als sie thatsächlich den ihr nach ihrer Auffassung
bisher vorenthaltenen Thron bestieg, und dafs er ni("iglic]ierweise ihrer Erhebung
Ec-nbtiwj ^lentuhotep im 2.. von Makere im 1.5., von Osorkoii II. irii -J:'.. .lalire, .sowie von Kö-
ninen. die überhaupt nicht 30 Jahre regiert haben, wie Dadkere (Dyn. .')). Wf-Ary-mry (I)yn. fl — 10).
Aineno])his II., .Sethos IL, Psaminetich II. Der Anfaus.spunkt der 30jäiirigen Perioih- iiiuls also
ein solcher gewesen sein, der bei den meisten Königen vor ihrem Regierungsantritt lag. lici man-
chen aber mit diesem zusammenfiel oder höchstens in ihr erstes Regierungsjahr, niemals später,
fiel. Das pafst nur für eine Cerenionie mit dem Thronfolger, die bei manchen Königen nicht voi-
ihrem Regierungsantritt stattgefunden hat, weil sie entweder nicht vorher zur Thronfolge bestimmt
waren (so Neferkere Phiops II. und Thutmosis 111.) oder noch nicht das zu der Ceremonie er-
forderliche .\lter erreicht hatten (so wohl Ramses II. und Ramses III.). Dafs in einem solchen
Falle die Könige des a. und m. R. da-s Jubilaeum. wie es .seheint, erst im 31., die des n. R. .schon
ün 30. Jahre ihrer Regierung feierten, wird daraus zu erklären sein, dafs da.s P'est stets am er.sten
Tage de,s ^lonats Tybi gefeiert wurde und demnacli nur durch einen seltenen Zufall auf den wirk-
Uchen Thronbesteigungstag fallen konnte. Wähi-end nun die Könige der älteren Zeit wohl den-
jenigen ersten Tybi als Tag der Ceremonie annahmen, den sie wirklich als König zuerst erlebten,
d.h. den ihres ersten Regierungsjahres, nahmen die des n. R. als Anfangspunkt der 30jährigen
Periode denjenigen ersten Tybi an, der ihrer Thronbesteigimg vorangegangen war. also den des
letzten Regierungsjahres ihres Vorgängers. Zur Steuer der Wahrheit sei schliefslich noch bemerkt,
dafs das Verb\im sd »zum Thronfolger bestimmen« o. ä., von dem ich den Namen des Festes hb-sd
ableiten wollte, nach GRiFKrrn' richtiger Bemerkung (Academy 189G. 315) vielmehr sr zu lesen ist
und mit dem Feste also nichts zu thun hat.
ZeiUchr. f. Ägypt. Spr., XXXM. Band. 189«. 9
{\{] Kl RT Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXM. Band.
nicht feindlich gegenüberstand, so konnte sie um so leichter Darstellungen
wagen, wie die von Karnak und von Derel1)aliri . in denen der alte König ihr
selbst die Königswürde überträgt. Auf (Iprsoll)en nur folgerichtigen Fiction,
dafs sie die alleinberechtigte Nachfolgerin Tliutmosis" I. sei. beruht es ja auch,
wenn sie ihre Regierung von demselben Tage datirt, wie Thutmosis III. Denn
dafs das trotz Gkiffith" und Naville's Zweifeln in der That der Fall war, ist
nicht luu' deshalb wahrscheinlicli, weil beider Herrscher Regierungsjahr inner-
hall» derselben sieben Monate begann'), sondern auch deshalb, weil die bekannten
Daten aus der (mit Thutmosis III. gemeinschaftlich geführten) Regierung der
3Iakere Jahr !b 15 mid IG gerade in die Lücke fallen, die zwischen den l)e-
kannten Daten aus der ersten Alleinregierung Thutmosis' III. Jahr 2 und 5 vmd
dem ältesten Datmn seiner endgültigen AUeini-egierung nach dem Tode der
Makere Jahr 21 klafft (s. oben S. 52; vergl. auch unten Capitel VIII). P^ine
blofse Fiction ist es weiter doch offenbar, wenn Makere es so darstellt, als ob
sie von Geburt an ziu- Königswürde bestimmt gewesen sei. In Wahrheit ist
dies gewifs erst geschehen, nachdem ihre thronberechtigten Brüder gestorben
waren (s. Unters. I, § 15) und jede Aussicht auf die Geburt neuer männlicher
Erben geschwunden war. Und als dieser Fall eingetreten war, wird Makere
auch nicht, wie sie es durch die Feier des hb-sd darstellt, gleich dazu bestimmt
worden sein, selbst später die Königskrone zu tragen, sondern wie vermuthlich
auch ihre Mutter Ahmes nur dazu, dermaleinst ihrem Gemahl die Krone zuzu-
bringen. In der That ist ja Makere, trotz ilirer Angaben über ihre Vorbestim-
mung und inimittelbare Folge auf Thutmosis L, eine Zeit lang »grofse königliche
Gemahlin« gewesen (s. Unters. I, §§ 31. 36), eine Tliatsache, die Naville un-
begreiflicherweise anficht (S. 39). So beruht also auch das A6-.sd'Jubilaeum, das
die Königin in ihrem 15. Regierungsjahre gefeiert hat (s. oben S. 04). auf einer
Fiction, die die wahre Thatsache, dafs sie 30 Jahre vorher die Erbberechtigung
erlangt hatte, umkleiden wird. — Der Endzweck aller dieser Fictionen ist der-
selbe, das gegen alles Herkommen verstofsende und deshalb auch so heftig
bestrittene Königthum eines Weibes gesetzlich erscheinen zu lassen.
') LD. HI, 24f/; s. Unters. I. § 17. Im Widersjii-iicli zu dieser vöUiü; klaien Stelle will
Naville aus der unklaren Stelle Rec. de trav. XVIII, Tai'. 2 Z. 40 schüefsen , dafs der Throu-
be-steigungstag der Makere auf den ersten Thoth fiel, was jedenfalls ein merkwürdiges Zusammen-
trefTen wäre. Falls das Datum sich wirldich auf die Thronbesteigung der Königin bezieht, so
wird hier wohl der officiell angenommene Thronbesteigungstag, der auf den 4. Pachons de,s bürger-
lichen .Jaiu-es fiel, als "Neujahrstag« {wpt-mpt) oder ■• erster Thoth« des Regierungsjahres be-
zeichnet sein. Die Worte ® j j i 5 > ebenda, die Naville tp frtc hfpt liest und aus denen
er die folgenschwereten chronologischen Schlüsse zieht, sind tp rnpict htp(w)t zu lesen und be-
deuten "Anfang friedlicher Jahre«; ebenso auch hct rnpul h/p{ii)t an der ähnlichen Stelle Z. 33/4,
wo vermutiilich (Infinitiv) statt und <§4s. -c:r> statt s=> <c:r> zu lesen ist. Das Wort
Ci — «— Ci o
^ tr ".lahreszeit", kopt. th, ist inasc. und könnte (l.-ihcr niclit eine Irin. I'nrin litpt zum
.\ttribut hallen.
ls',iN.| KiRT Sethk: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronslreitigkeiten. 67
Die in den vorstehenden Zeilen vertretene skeptiselie AiifCassung gei>enül)er
der Darstelliuiii', die Makere von ihrer Benifuiiii' zur Könift-swürde theils direet
(in di'ii Darstelhniii'en und Insclirif'len von Karnak und Derdliahi-i). theils in-
direet (in tler Feier des lib-sd, der Datiruiii;- ih'r Reg'ierungsjahre) g'iel)t, läCst
sieh natürlieh nicht beweisen, sie seheint mir alier ang'(\siehts der olijeetiven
Thatsachen. die zu so ganz eiitgegengesetzt{>n Ergebnissen rülirru. wnlil lic-
reehtigt und aufserdem vor AUeni auch durchaus natürlieh zu sein').
Aul'ser Makere's eigenen Thronbesteigungsberichten führt Navu-lf. für ijire
Mitregierung mit Thutmosis I., die nach seiner Meintuig die Stelle Aev von mir
constatirten ersten Alleinregierung Thutmosis" III. einnehmen soll, noch die so-
genaiuite »Todtencapelle Thutmosis"!." in Derclbaliri an. liier ^\•are^ auf der
Hinterwand (Nav., Derelli. I 9) Makere uiul hinter ihr Thutmosis 1. dargestellt,
beide in der üblichen Haltung '^f's ] -jk: . | ■ ."), den Anubis verehrend. Die Kö-
nigin, die hi(>r voransteht, erscheint sonst in der (.'apelle üIxTall allein: nur
auf der einen Wand der Nische (ib. I, 13/4) soll Thutmosis I. nach Naville noch
einmal mit seiner Mutter Snj-snb zusammen erscheinen als Gegenstück zur
Makere. die auf der anderen Wand ebenso mit ihrer INIutter Ahmes dargestellt
war (ib. I. K)); doch besteht begründeter V(>rdacht, dafs der Name Thutmosis" I.
hier nicht ursprünglich ist, sondern erst an Stelle de.sj(!nigen der Makere ein-
gesetzt worden ist (s. oben S. BO). — Falls nun aber wirklieh aus der ersteren
Darstellung und den von mir in § 41 meiner Arbeit angeführten Denkmälern zu
schliefsen wäre, dafs eine gemeinsame Regierung Thutmosis" 1. und der iMakere
stattgefunden hat, so müfste Thutmosis I. nach der Art, wie er in der »Todten-
capelle« auftritt, zu urtheilen, darin eben.so die Nebenrolle gespielt haben, wie
er es unter Thutmosis" II. und wie es Thutmosis III. officiell unter Makere gethan
hat. Die eventuelle gemeinsame Regieriuig brauchte denniacli keineswegs die
Fortsetzung der Alleinregierung Thutmosis" I. gewesen zu sein, sondern könnte
sehr wohl erst auf die erste Alleinregierung Thutmosis" III. (vor der Regierung
der Makere) gefolgt sein. Ja hierfür würde man sogar einen Beweis haben,
wenn der Name Thutmosis"!. in der Ni.sche der »Todteiu-ipelle« wirklich, wie
Naville versichert, ur.sprünglich wäre. Hier tragen nämlich in der Darstellung
Nav., Dereib. I 1() einige Krüge halbhierati.sche Aufschriften mit Königsnamen,
unter denen wir aufser Thutmosis I. und Makere auch der K(",nigin Ahmes-
Nfrt-irj und vor Allem zweimal Thutmosis III. ©e^^^, das eine 3Ial mit den
Königstiteln 1!^^, begegnen. Navu.le (Dereib. I, Text S. 11) erklärt diese
Krugaufschriften für späte Zusätze, aber weshalb? Etwa weil der Name des
Amon in ihnen nicht ausgemeifselt ist? Dies wird aus demselben (u-unde
') Auch P. Rost CMitth. d. vordeivi.siat. Ges. 1897. 228 Aimm.) Iiiilr .Makci-e"s Thronbcstfisungs-
bericlit für tendenziös unwahr.
2) Vert,'l. Petrie. Ilist. I 211: I.D. II. KIT«. III 22A'. 23S. li.j^/. Kii. 84c; Nav., Dereib. II
29 u. s. w.
9*
(58 Kurt Sktue: Altes u. Xeuos z. üescliichte d. Tliroiisticitijiki-itcn. | XXX VI. ßiiiul.
unterlilieben sein, aus dem auch der Name der Makere unverletzt geblieben ist.
während er sonst in der Capelle überall radical getilgt ist Ihre Unauffälligkeit
hat beide Namen vor der Zerstörung bewahrt; ganz ebenso ist in der Kammer 0
von Derelbahri auf mehreren kleinen Kasten, die hier unter den Opfergaben
darge.stellt sind, das Bild der dem Amon opfernden Makere beide Male, l)ei
der Verfolgung unter Thutmosis IL und der unter Amenophis IV., übersehen
worden und deslialb unverletzt geblieben (s. Champ., Not. I 575 Z. 9). Wer
sollte aber ülierhaupt später ein Interesse daran gehabt liaben, hier (und nur
IiiiM") auf den Krügen die Namen älterer Könige anzubringen, da doch die Krüge
niclit notlnvcndig Aufseliriften zu haben liraucliten? Vor Allem aber, Avie will
Na villi: es denn erklären, dafs auch der Name der Makere darin vorkommt?
Ihn würde doch später nach der Regierung der Makere gewifs Niemand ein-
gesetzt haben. Sein Vorkommen zeigt also klar, dafs die Aufschriften, was ja
auch das Natürliche ist, ebenso alt wie die Darstellungen, zu denen sie ge-
hören, sind. Für die Uneclitheit der Aufschriften ist aus Navilles Publication
nicht der geringste Grund zu ersehen; und man wird sie, ehe Naville Gründe
dafür erbracht hat, unbedenklich für echt ansehen dürfen. In diesem Falle
würden sie aber lehren, dafs Thutmosis III., ganz im Einklang mit meinen Er-
gebnissen, die Königswürde schon Ijesessen hat, als Thutmosis 1. mit Makere
zusammen regierte; ja nach der Schreibung seines Namens ©tiüü ö müfste diese
gemeinsame Regierung jünger als das 2. Jahr der ersten Alleinregierung Tluit-
mosis' III., das im ältesten Theile des Tempels vorkommt, gewesen sein.
Dieses für Naville gewifs nicht erwünschte Ergebnifs ist aber wohlver-
standen nur die natürliche Folge seiner Auffassung der Darstelhuigen der
Nische. Sollten dagegen Steindokff und ich mit miserer' Meinung, dafs der
Name Thutmosis' I. hier nicht ursprünglich, sondern erst an Stelle dessen der
3Iakere gesetzt sei, Recht behalten, so würde das Vorkommen Thutmosis' III.
in den Krugaufschriften wieder ein Beleg dafür sein, dafs er bereits vor der
Einsetzung des NanuMis Thutmosis" I. und . da diese von Thutmosis I. selbst
lierrüliren mufs, also noch zu Lebzeiten Thutmosis' I. König gewesen ist. Dafs
in den Krugaufschriften neben Makere, Thutmosis III. und Thutmosis 1. nicht
auch Thutmosis II. genannt wird, wie in der Kammer P von Derelbahri, stimmt
daz»i vortrefflich, denn die Krugaufschriften müfsten ja vor seiner Regierung,
dii- 'riiutiiKisls I. niclit mehr überlel)t hat, angebracht worden sein.
MIL Die Kr)nig.sfblge nach den Biographien, den Königslisten und
nach Manetlios.
Ein weiterer Punkt, durch den nach Navu-le's mid auch nach Ro.st"s Mei-
nung (Mitth. d. Vorderasiat. Ges. 1897, 227 Anm.) meine Ergebnisse aufs Stärkste
erschüttert werden sollen, ist, dafs .sie im Widerspruch zu den uns erhaltenen
Biographien tnid König.slisten ständen, in denen sich keine Spur von ihnen fände.
1S9S.] Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. 69
Was sind denn aber zunächst diese »Biographien«? Die meisten sind docli
nur kurze Aufzähhtngen der Könige, denen der Verstorbene gedient hat. oder
der Ehren, die sie ihm erwiesen halten. Selbst die ausführlichsten, wie dii'
des Ahraose-Penneehbet und die des 'Innt, erzählen ein langes Leben von 70
oder mehr Jahren in wenigen Zeilen. Ist es da wirklich so verwunderlich,
dafs in einem solchen kurzen Resume nicht alle die kleinen, im (ianzen wenig
folgenschweren und meist sehr kurz dauernden Umwälzungen, die sich in einem
Zeitraum von wenigen Jahren abgespielt haben, Erwähnung linden? Sie nacli
der Reihe aufzuführen, hätte in der That mehr Platz erfordert als jetzt die
ganze Biographie einnimmt. Was jene Männer wollten, war doch nicht, eine
dynastische Geschiclite ihrer Zeit zu geben, sondern ihre persönlichen Erleb-
nisse oder besser ihre Ehren der Nachwelt zu überli(>fern. Da scheint es mir
nur natürlich, dafs sie die Beziehungen, in denen sie zu den linzelnen Königen
gestanden hatten, als Ganzes nach einander und niclit aus einander gerissen
erzählten.
Da al)er die uns erhaltenen «Biographien«, die ül)er die Zeit der 'fhron-
streitigkeiten unter Thutmosis" I. Nachfolgern berichten, alle erst nach dem Tode
Thutmosis" II. , also entweder unter Makere"s und Thutmosis' III. (zweiter) ge-
meinsamer Regierung oder unter des Letzteren endgültiger Alleinregierung ab-
gefiifst .sind, so ist es begreiflich, dafs diese beiden Herrscher überall zuletzt,
erst nach den bereits verstorlienen anderen Herrschern genannt Averden, auch
wenn diese (wie Thutmosis IL nach meinen Ergebnissen) erst nach ihnen den
Thron bestiegen hatten.
Daraus, dafs die von mir erschlossenen Phasen der Thronwirren in den
"Biographien« nicht erwähnt wei-den. einen Beweis gegen ihre Thatsächlich-
keit herzuleiten, ist aber um so weniger gerechtfertigt, als mehrere der »Bio-
graphien« auch die Regierung der Makere, an deren Wirklichkeit docli nicht
zu zweifeln ist. ganz mit Stillschweigen übergehen. Aber so wenig Navh.lk
hier an der Nichterwähnung der Makere Anstofs nimmt, so wenig aucli in
einem anderen Falle. In der Inschrift des 'Inni (Reede trav. XII, lOSfl".), der
ausführlichsten von allen, wird weder die gemeinsame Regierung Thutmosis' I.
und der Makere, noch die Alleinregierung der Makere, bevor Thutmosis III.
Mitregent wurde, auch mit nur einem Worte erwähnt — zwei Dinge, von
denen N.wille trotz alledem auf das Festeste überzeugt ist. — In dieser Bio-
graphie folgt auf Thutmosis I. bei .seinem Tode gleich Thutmo.sis 11. und auf
diesen, als er stirbt, »sein Sohn« (gemeint ist nach meiner Überzeugung sein
Bruder Thutmosis III.) zusammen mit seiner Schwester Makere. Dabei wird von
der Letztgenannten in so lobrednerischer Weise gesprochen, dafs Voreingenommen-
heit gegen sie hier nicht, wie bei den anderen Biographien, der Grund für ilire
Übergehung im Vorhergehenden gewesen sein kann. — Was für N.\villk"s Er-
gebnisse recht ist, mufs auch für meine billig sein; wenn Naville es nicht
tür nöthig hält, aus dem Stillschweigen der Biographien einen Beweis gegen
'Q Kl RT Seihk: Altes u. Neues z. Gescliiclite il. Tlironstieitigkeiteii. [XXXVI. Band.
seine mir recht fraglich erscheinenden Theorien zu ziehen, so darf ich für die
meinigen dasselbe Recht beanspruchen.
Nach meinen Ergel)nisspn würde die Inschrift des Inni nur diejenigen
Pliasen der Thronwirren übergehen, die in die Lebenszeit Thutmosis" L, von
dem vorher die Rede war, fielen, also die erste Alleinregierung Thutmosis' III.,
die erste Regierung der Makere mit Thutmosis III., eventuell auch die mit Thut-
mosis I., und endlich die gemeinsame Regienmg Thutmosis' I. und II. Von allen
diesen Herrscliern, die Thutmosis I. überlebten und noch nach seinem Tode re-
gierten, mul'ste nachher noch die Rede sein. Wollte Tnni also seine Beziehungen
zu den einzelnen Herrschern ungetheilt erzählen, so konnte er naturgemäfs nur
die Reihenfolge wählen, die wir hier finden: Thutmosis I., IL, III. und Makere.
Dafs auch die Art, wie in derselben Biographie der Tod Thutmosis' I.
erzählt wird, nichts gegen die von mir geforderte vorhergehende gemeinsame
Regierung desselben mit Thutmosis IL beweist, dafür habe ich mich bereits in
meinem Buche (Unters. I, § 2^) auf zwei ganz analoge Beispiele berufen. In
der Bioü'raphie des Amenemheb heifst es, dafs Amenophis IL beim Tode Thut-
mosis' 111. den Thron bestiegen habe, und doch wissen wir, dafs er schon vor
diesem Ereignifs mehrere Jahre als König an der Seite seines Vaters geherrscht
hatte. Und eben.so verlautet in der Sinuhe- Erzählung beim Tode Amenemmes' I.
nichts davon, dafs der neue König Usertesen I. schon 10 Jahre lang König ge-
wesen wsiY. Dafs Thutmosis IL in der Inschrift des 'Innt so auf Thutmosis I.
folgt, wie Amenophis II. und Usertesen I. in den el)engenannten Beispielen auf
ihre Väter folgen , stimmt ganz zu meinem Ergebnifs , nach dem Thutmosis 1.
einerseits noch unter Thutmosis IL gelebt haben, andererseits (wegen der Tu-
riner Statue) noch unter ihm gestorben sein mufs.
Wie w'enig auch auf die Reihenfolge zu geben ist, in der die »Biographien«
die Könige nennen, lehrt die Biographie des Ahmöse Pen-nechbet (LD. III, 48 ö);
in dieser wird das, was die Makere dem Verstorbenen gethan hat, erst nach
der Aufzählung der anderen Könige, Amosis, Amenophis L, Thutmosis L, Thut-
mosis IL »bis zu Thutmosis III.« berichtet. Wenn Makere nicht ausdrücklich
als »verstorben« imd Tinitmosis III. als lo])end bezeichnet wäre, so wäre nach
N.wille's Theorie daraus zu schliefsen, dafs Thutmosis III. vor Makere regiert habe.
Wie stellt sich Naville endlich zu der seit dem Erscheinen meiner Arbeit
von Spiegelberg (Rec. de trav. XIX, 9718) veröfifentlichten »Biographie« des
^ v\ y — Bei der Wichtigkeit, die mir diese Iu.schrift für die C4e.schichte
der Thronwirren zu haben scheint, gebe ich eine vollständige Übersetzung da-
von, indem ich nur die wenigen wesentlicheren Abweichungen von Spiegel-
berg's Übersetzung in den Anmerkungen begründe.
»Gegeben (ist diese Stele) durch die Gunst des Königs, des Königs von
Ober- und Unterägypten Thutmosis III. i !z.. 'mj' der ewiglich lel)t. dem ersten
Propheten des Osiris (von Abydos) Nb-iC^irj.^^
lf>9S.] KiHT Setiii:: Altes h. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. 71
»Er spricht: Ich hm ein Diener, der seinem Herrn nützlich ist und (h>r
den Weo: dessen, der ihm wolikliat, hefolgt').«
(I.) "Icli hekleidete {ho irj-n-j) das erste Amt im Hause seines (?) Vaters
Osiris. h'li wurde gemacht {'Ij-kirj) zum r,'-/irj im Ternjicl des
Gotteshauses. Ein königlicher Befehl gelangte |//r s/ir) tiiglicli vor mich . . .
im Geheimnils (h's Herrn von Aliydos'-). Ich
r||— ^llfinv«
liJ o -fi-1i 1 •
(II.) «Mein Herr lobte mich (/»■ //.v-« irj ii/i-J) deslialli. der KTmig von Hhev-
und Unterägyi)ten Thutmosis III. i !z.. ^) ■ i*^"!' wurde gemacht [(Ij-kirj) zum
ersten Propheten seines (?) Vaters Osiris. Alle Ämter dieses Hauses {pr) waren
unter die Aufsicht des Königsdieners gestellt [sind Pseudop.). — Ein and(M-es Mal
wurde mir aufgetragen, dafs ich ginge, um seinen(?) Vater Harcndotes im Hause
des Min des Heri'n von 'Ipw (Achmim) erscheinen zu lassen an allen Festen in
'Ipw (Achmim), indem ich dort war') (und der? oder als?) Vorsteher der Pro-
pheten und alle l^ediensteten (h's fTempelsl inse-esaunut. V „ [^ .Es
war das das Mal des im thinitischen (Jauc«
(III.) »Es lobte mich (lir hs-n irj) die Majest<ät meiu(\s Herrn (///< n nb-j).
Ich wurde gemacht {dj-kirj) zum ri-hrj in seines Vaters des Königs von
Ober- und Unterägypten Amosis. Seine Schatzhäuser Maren auf meinen Siegeln
(genannt). Ich war(?) dort heil und gesund') J (] [] ^^ <rr> |
(IV.) »Ich leitete {tw hrp-n-j) die Arbeit an dem Schifle'). Ich wehrte
ab (shr-n-j) den, der gegen ihre weihliche Majestät {knt-s) rebellirte. "
Der Bericht, den uns hier Nh-u<ivj von seinen Erlebnissen giebt, zerfällt,
wie man sieht, in vier ganz gleicji gebaute Abschnitte, deren jeder mit einem
Satze in der Form tic sf/»?,-?i-/ beginnt und bis auf den letzten, — der mitten
in der Erzählung abbricht und sich nach Spiegelberg's Vermuthung auf einer
zweiten Stele fortsetzte — , mit einer Zeitbestimmung schlielst. Der Herrscher,
unter dem der erste Ab.schnitt spielte, ist nicht genannt, nach der Ul)erschrift
der Stele wird man al)er an Thutmo.sis III. denken müssen, der dann im zweiten
Abschnitte wirklich auftritt und auch nach dem Zusammenhange und den männ-
lichen Iledeformen im dritten Abschnitte gemeint sein mufs: erst im vierten
tritt, wie Spiegelbeeg richtig erkannt hat, die Makere als 0^1 auf. Wird N.\vn.i,E
') Vergl. ÄZ. XXX. r,4. -) Vergl. Mar.. .\l)yd. II L'.j Z. :i.
^) tj wj im. \ bedeutet hier, wie an den meisten der von Erman (.\Z. XXX. .'il) und Piehi.
(Proc. XV. 471 ff".) nngerahrten Stollen, nicht ..zugehörig zU", sondern ist eine Partikel, die wie
(I 1^3^ und [1 la > iioinin:d(^ Zust.-indssjitze einleitet.
•*) pr-n-j im Oid-ku-j. Vergl. den Gebrauch von J\ als Iliilfsveibuni Kioian. Agypt.
Granirn. § -'iD und Pap. K».. 99. 20. 22. 100, 21. 101. 4. Ü.
^) SiMEGELBERG übersctzt ..ich hatte geleitet", was aber die parallelen Glieder der vorher-
gehenden Abschnitte und der Zusammenhang verbieten.
KiRT Skihe: Altes a. Neues z. Geschichte d. Thvoiistieitigkeiten. [XXXVI. Band.
auch hier noch an seinem Grundsatze festhalten, dafs die ..Biographien« die Er-
eignisse in chronologischer Folge und ohne etwas zu verschweigen erzählen
müssen? Gewils nicht, denn wenn es zuträfe, so konnte doch keine hesscre
Bestätigung ftir mein Ergebniis, dafs Thutmosis III. bereits vor Makere allein
regiert hat, gefundeji werden.
Aber ich selbst bin weit entiernt davon zu leugnen, dais die hier vorliegende
Erzähhuig die ehronologisclie Folge der Ereignisse beoltachtet: die Zeitangaben
am Schlüsse der einzelnen Abschnitte machen es mir vielmelir recht wahr-
scheinlich. Leider sind aber gerade diese wichtigen Stellen wieder nicht ganz
klar. Dafs die Worte f~ir^Tl in den beiden ersten Abschnitten soviel wie
«die Zeitdauer dieser Dinge« bedeuten müssen, hat Spiegelberg ohne Zweifel
richtig gesehen; es fragt sich nur. wie die darauf folgende Angabe, bestehend
aus der Praeposition r, dem Worte i-iipt »Jahr« luid einer Zahl, zu verstehen
ist. Spiegelberg übersetzt ..bis zum Jahre x«, doch müfste in diesem Falle,
wie PiEHL gezeigt hat (Proceed. 189H, 200). das Wort rnpi »Jahr« von Rechts
W'Cgen mit dem Determinativ O versehen sein: \ ; ohne dieses Zeichen würde
die Gruppe vielmehr nach der Regel nur »x Jahre« bedeuten können, zumal
die Praeposition <=> r in der That in der dazu passenden Bedeutung »während«
noch sonst vorzukommen scheint'). Da Spiegelberg aber die Insclirift nur in
gröfster Eile abschreiben konnte und manche Stellen nachher aus dem Gedächt-
nifs ergänzen mufste und da ihm, wie seine Übersetzung zeigt, die Wichtigkeit
der Schreibung des Wortes rnpt »Jahr« noch niclit l»ekannt war, so ist es
wohl möglich, dafs das Wort auf dem Original doch mit O geschrieben ist.
Für Spiegelberg's Deutung scheint mir jedenfiiUs die etwa.s anders gefafste Zeit-
bestimmung des dritten Abschnittes zu sprechen: T [1 [1 _ <=> j nfryt-r
rnpt !). Denn dies kann doch wohl nur »bis zum Jahre 9« bedeuten und enthält
also wold sicher in dem j ci der SpiEGELBERG'schen Abschrift eine Verschreilmng
oder Verlesung für |^. Diese Auffassung wird noch wahrscheinlicher, wenn
der Satz, der den folgenden vierten Altschnitt einleitet, »icli leitete die Arbeit
an dem Scliiffe«, wie Spiegelberg aussprechend verinuthet, auf die Puntexpedition
Bezug nimmt. Denn die Inschrift Rec. de trav. XVIIl, Taf 3, die über diese Ex-
pedition berichtet, ist vom neunten Regierungs jähre (der Makere) datirt, also
wenn, wie es meine Auffassung ist, Thutmosis III. und Makere ihre Regierungs-
jahre gleich zählten, von demselben Jahre, bis zu dem der vorhergehende dritte
Abschnitt der Biographie die Erzählung zu führen .scheint (Jahr 9 Thutmosis' III.).
— Für den Fall, dafs auch in den vorhergelienden Zeitl)estimmungeii, die die
beiden ersten Abschnitte der Biographie sclilielsen. Regierungsdaten Thut-
') l^?(]^'^r^„'^^<==>lr^f ^ *^ ■^■"- /"• ''tn If-a-J r rhr rnpa-t Cs!w(t) »er
TJI I 1 A«VWV 'J~=il === 4 O I I I I II I I
regierte die beiden Länder während der /citdancr vieler .l;ilii-i'" : Bd.. Wli. Siippl. 1.59.
1898.] Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thrunsuciügkcitcn. 73
mosis" III. zu verstehen sein sollten, so müfste natürlich von den Jahreszahlen
jede niedriü'er als die folgende sein; l)ei der zweiten (()) und dritten (9) ist das ja in
der Tliat auch (l(>r Kall, Ix'i dci- ersten, die Spikgei.hkri; ','' las, ist es nicht aus-
geschlossen, wenn z.B. statt der fraglichen H 10 eine II 2 .stand. Beobachtet
die Inschrift ührigens wirklich, wie es nach den Daten scheinen mufs, die chrono-
logische Folge der Ereignisse, so würde die Nichterwähnung Thutmo.sis' II. von
Bedeutung sein. Es würde danach seine Regierung wohl erst hinter das !). Jahr
Thutinosis" III. zu setzen sein ; von ihr wurde vielleicht erst auf dem zweiten
Denksteine berichtet, der die Biographie nach Spiegelbergs Vermuthung fortsetzte.
So sehr ich, wie man sieht, im Allgemeinen mit .Spierelberg in der Auf-
fassung der Inschrift übereinstimme, so mufs ich doch lel)haft dagegen Einspruch
erheben, wenn er schliefst: für denjenigen, der die Inschrift vorurtheilslos be-
trachte, könne es nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dafs Makere im
Jahre It allein regierte und dals die Puntexpedition vor dieser Zeit stattfand.
— Der letztere Schlufs beruht lediglich auf der falschen Übersetzung der Worte
hc hrp-n-j »ich hatte geleitet« (s. oben S. 71 Anm. 5); fafst man die Form i'ir
sdni-n-f hier ebenso auf, wie in den vorhergehenden Abschnitten, so geht aus
der Stelle vielmehr hervor, dafs die Expedition nicht vor dem neunten Jahre
stattgefunden haben kann, aus welchem der Bericlit über ihre Ausführung datirt
ist, Dafs Thutmosis III. zur Zeit der Expedition Mitregent der Makere war,
war schon nach den Darstellungen und Inschriften von Dereliiahri (M.\r., Der-
elb. 5 — 10), die die Expedition betreffen , wahrscheinlich. Es wird, sclicint mir,
durch unsere Biographie nur noch wahrscheinlicher, da mit keinem Worte an-
gedeutet ist, dafs im Jahre 9 ein Regierungswechsel stattgefunden hat, und da
Makere, die auch im Folgenden nicht mit Namen, sondern nur als »ihre weib-
liche Majestät« erwähnt wird, doch gewifs schon vor dem neunten Jahre mit
Thutmo.sis III. regiert hatte, obwohl dies die Biogra])hie vcrscliweigt.
Wie man sich aber auch zu der Biograidiie des Nh-w^cj stellen möge,
eins wird man immer zugeben müssen, dafs durch sie die Autorität der .so-
genannten Biographien, die von N.wille u. A. bedeutend überschätzt zu werden
scheint, bedenklich untergraben wird. Ob nun Nb-iC^icj den Verlauf der Er-
eignisse genauer berichtet als die anderen Zeitgeno.ssen oder umgekehrt, einer
von beiden Theilen mufs auf jeden Fall ohne chronologische Folge und mit Über-
gehungen erzählt haben, wenn es nicht, wie ich wahrscheinlich gemacht zu
haben glaube, beide Theile gethan haben.
Was oben von den »Biographien« gesagt worden ist, gilt nun auch für
die Königslisten von Abydos und Sakkarah. Auch sie übergehen die Makere,
wie sie die Hyksoszeit und die Ketzerkönige nach Amenopiiis III. übergehen,
ein Zeichen, dafs sie keine historisch genauen Regierungslisten sind. In der
That ist ja ihr Zweck auch ein ganz anderer. Sie sind ja nichts als Auf-
zählungen vergangener Könige, denen später in Abydos Sethos I., in Sakkarah
sein Zeitgenosse Twnr^y, ihre Verehrung erweisen. Es ist ganz selbstverständ-
Zeitschr. f. Äg)-pt. Spr., X.X.KVl. Band. 1898. ^^
74 KiRT Sethe: Altes u. Neues /.. Geschiclite d. Tliionstieiti,i;Ueiteii. |XXXV1. Baiul.
lieh , dafs in einer solchen Liste ein König nicht deshalb , Aveil seine Regierung
durch das Auftreten anderer Praetendenten in mehrere Theile zerrissen war. mehr
als einmal aufgefiihrt wird. Es ist mindestens ebenso selbstverständlich wie,
dafs wir Ptulemacus EuergeteslI. und Ptolemaeus Soterll. nicht deshalb doi^pelte
(3rdnungsziflern geben, weil ihre Regierungen durch andere Könige unterbrochen
worden sind. So nennen denn die Königslisten die Regenten, die sich in der
Zeit der Thronwirren in der Herrschaft abgewechselt halxMi. nur je einmal,
und zwar in derselben Reihenfolge, in der sie die Biograpliien nannten und
die eben nacli Lage der Dinge die natürliche war: Thutmosis I., der vor den
Wirren (walirscheinlich über HO Jahre) allein geherrscht hatte, zuerst: Thut-
mosis III., der nach den Wirren fast 34 Jahre und nach Thutmosis II. fast
44 Jahre geherrscht hat, zuletzt; zw'ischen beiden Thutmosis IL, dessen
Regierung ganz in die Zeit der Wirren fällt und der beim Tode Thutmosis" I.
den Thron einnahm und nachher bei seinem Tode wieder von Thutmosis III.
(mit der absichtlich übergangenen Makere) al)gelöst wurde.
Aber nicht nur die ägyptischen Königslisten, sondern auch Manethos
wird mir von N.wille und Rost entgegengehalten. Seitdem Lepsius in seinem
Königsbuche die heillos verderbten manethonischen Königslisten auf Grund
der damals bekannten ägyptischen Quellen wiederherzustellen versucht hat,
und, wie heute unbedingt zugegeben werden mufs, ohne Erfolg, hat man in
aegyptologischen Kreisen verständigerweise von jeder Erneuerung eines solchen
Vei-suches Abstand genommen. Man ist sich eben klar geworden, dafs Mane-
thos, so wie er uns einmal überliefert ist, niemals eine selliständige 6'eschichts-
quelle werden kann, dafs er vielmehr die aus den ägyptischen Denkmälern zu
erzielenden Ergebnisse immer nur bestätigen, niemals widerlegen kann. Die
erste Voraussetzung für eine Heranzlelumg des Manethos zur Vergleichung mit
den Denkmälern überhaupt mufs es demgemäfs aber sein, die t berlieferung
ganz unangetastet zu lassen, damit man sich nicht selbst den Boden entzieht.
Diese Voraussetzung erfüllen nun aber meine beiden Gegner nicht. Was sie
meinen Ergebnissen entgegenstellen, ist nicht etwa der überlieferte, sondern
ein angeblich wiederhergestellter Manethos.
N.WILLE zunächst beruft sich am Schlufs seiner Besprechung auf die von
Lepsius herrührende Wiederherstellung der manethonischen Königslisten, indem
er auf den unversöhnlichen Widerspruch hinweist, der zwischen dieser Recon-
struction und meinen Ergebnissen besteht. Irgend ein Beweis kann doch aus
dieser Reconstruction , die auf der von mir gerade bekämpften früheren Auf-
fassung aufgebaut ist, nicht gezogen w-erden. Will sie mir Naville aber, wie
es fast scheint, nur deshalb vorhalten, weil ich selbst mich am Schlüsse meiner
Arbeit einmal betreffs Manethos' auf Lepsius' Königsbuch berufen habe, so ver-
fehlt er seinen Zweck damit, da ich nur auf Lepsius" Wahrnelimung, dafs sicdi
in der Überlieferung bei Thutmosis III. noch ein Dynastie -Einschnitt bemerk-
bar zu machen scheine, verwiesen habe, nicht auf seine Reconstruction, die
l^i•8.] Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. 75
mir schon wegen der damit verbundenen ge-waltsamen Änderungen der ülicr-
liel'erten Namen und der .sprachlich ziun grolsen Theil unmöghchen (ilcicli-
setzungen dieser rcconstruirten Namen mit (Umi hieroglyphischen Namen un-
haltbar erscheint.
Rost dagegen, der die von den Aegyptologen als unlösbar und nutzlos
aufgegebene Manethosrecon.struction wieder aninehmen will, erklärt kurzweg,
meine Auffassung der Geschichte (h>r Tiironwii-i'en sei zu verwerfen, da sonst
die manetlionischen Angaben durchweg falsch sein mülsten, während sie »ge-
rade hier sich in ziemlicher Übereinstimmung mit den Denkmälern« l)cfän(len.
Dafs zwisclien dem uns überUeferten Manethos und den Denkmälern nichts
Aveniger als Übereinstimnuuig über die 18. Dynastie herrsclit, ist allbekMiu\l ;
nirgends ist die manethonische Überlieferung in scldimmerer Unordmnig als
gerade liier, hi der That bedurfte es denn auch für Ro.st erst der allerge-
waltsamsten Änderungen, um zu dem. was er »ziemliche Übereinstimmung mit
den Denkmälern« nennt, zu gelangen. Nicht weniger als drei Könige der Dy-
nastie sind von ihm an eine andere Stelle versetzt worden, darunter auch C'lie-
bros, in dem Rost Thutmosis I. erkennen will, und Amenophis (III.), der in
der Überlieferung als Nachfolger Thutmo.sis' (IV.) erscheint und ausdrücklich
als der Memnon bezeichnet i.st, trotzdem von Rost aber an die Stelle Ame-
nophis' II. gerückt wird. Dagegen wird die Königin Amessis, die auf Ame-
nophis I. folgt, ausgeschieden, weil Ro.st sie der Makere gleichsetzen will. Es
hat sich also, wie man sieht, gerade die für die Zeit der Thronwirren in Be-
tracht kommende Königsfolge verschiedene Änderungen von Rost gefallen lassen
müssen. Und wie steht es nun mit der so zurechtgestutzten Königsliste und
ihrer angeblichen Übereinstimmung mit den Denkmälern?
Zunächst die Namen. Dem umgestellten Chebros soll der erste Scliild-
name Thutmosis' I. ^^'-hpr-kJ-r^ entsprechen, eine Identification, die schon
daran scheitert, dafs das h des Wortes hpr bekanntlich später überall in .s-
übergegangen ist (kopt. U}0)nc, lyoon, jgnHpf, ns.no) und demücmäls auch bei
Manethos in dem Namen Mis])hragmut]iosis {Mn-hpr-r'' Thutmosis, s. Unters. I,
S. 71 ff.) richtig durch rr wiedergegeben erscheint. Die von Rost ausgeschie-
dene Amessis oder Amensis soll nicht, wie Lr.rsius ihrer Stellung wegen an-
nahm und wie die Namensform erlaul)t, der Königin Al.imes, der Gemahlin
Thutmosis' I., entsprechen, sondern der Makere. Nun hat diese aber nie den
ihr von Rost zugeschriebenen Beinamen Amen-sat (nebenbei i'ine (Mische Le-
.sung für Sat-amun); ihr Beiname lautet vielmehr Chnemt-amun luid hat also
mit den Namen Ames.sis, Amensis keine Ähnlichkeit. Der auf die Amessis
folgende König Misphres, Misaphris soll nach Rost Thutmosis IL entsprechen,
mit dessen Namen H-hpr-n-r'^ er aber nur die den meisten Namen dieser
Königsfamilie gemeinsamen Elemente hpr und /•'' gemein hätte. In Wahrheit
ist es der Name Thutmosis' III. Mn-ljpr-r<^, der bei Plinius Mesphres lautet,
derselbe, der in Misj^hragmuthosis wiederkehrt (s. Unters. I, S. 71ff.). Rathotis
10*
76 Kurt Sethk: Altes n. Neues z. Geschichte d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
endlich kann schon deshalb nicht si-re^ Ttj sein, weil dieser König bekanntlich
gar nicht in die 18. Dynastie gehört, sondern der alte König der G. Dynastie
ist. der unter der 19. Dynastie mehrmals auf Denkmälern aus der Nckropole
von .Sakkara, in der Nachbarschaft seiner Pyramide verehrt erscheint.
Weiter die Regierungszahlen. Nach Rost"s Manetliosreconstruction würde
Tliutniosis 1. nur IH Jahre regiert haben, was wegen seines /(i-.«f/-Jubilaeums
trotz des niedrigen Hanges seiner Mutter niclit walirscheinlieli ist: el)en.so lange
wie diese bedeutsame Regierung würde nach Rost die Regierunt;' Thutmosis' II.
gedauert ]ia])en, aus der wir aber fast gar keine Originaldenkmäler haben und
die durchaus den Anschein einer ephemeren Regierung erweckt. Die von Rost
ausgemerzte Regierung der Amessis mit 22 Jahren ist wieder etwas zu lang
für Makere, da Thutmosis 111. schon in seinem 21. Jahre wieder selltständig
erscheint. Auf Thutmosis 111. entfallen nach Rost's Liste nur 2C) statt der ihm
nach den Denkmälern zukommenden 54 Jahre, auf Amenophis II., dessen Re-
gierung nacli den Denkmälern wieder kurz gewesen zu sein sclieint, dagegen
31 Jahre. Die Übereinstimmung mit den Denkmälern, die man liier vermifst,
hat Rost freilich bald wieder hergestellt: er nimmt an. in den 81 Jahren seien
die 27 Jahre, die Thutmo.sis III. fehlten, einbegriften, weil Amenophis II. zeit-
weilig Mitregent seines Vaters (und nachher wieder abgesetzt?) gewesen sei;
alles Vermuthungen , für die die Denkmäler keinerlei Anhalt l)ieten; Ameno-
phis II. kann erst kurz vor dem Tode seines Vaters zur Mitregentschaft Tterufen
worden sein, da er nur sehr selten mit ihm zusammen erscheint und in seinem
dritten Jahre bereits allein auftritt (s. Unters. I, § 72)^). Der König endlich,
den Rost mit Amenopliis IV. identificirt , bekommt nur 12 Jahre, während
in Wirklichkeit für Amenopliis IV. schon sein 17. Jahr bezeugt- ist (Petrie,
Ilist. II, 207).
Ich denke, dies wird genügen, um zu zeigen, dafs es aucli mit der an-
geblichen Ubereinstinimung zwischen dem von Rost so gewaltsam und will-
kürlich hergestellten, besser entstellten Maiiethos und den Denkmälern nicht
eben weit lier ist"). Wenn nun, wie Rost bemerkt, meine Ergel)nisse mit den
seinigen in schroffem Widerspruch stehen, so darf man wohl auch an die
Möglichkeit erinnern, an die Ro.st gar nicht zu denken scheint, dafs dieser
AViderspruch vielleicht eher gegen seine, doch nur auf willkürlichen Ände-
') Die Jalire ihrer Mitregent.sclial't zählen die ä<;yptischen Könige ebenso als Regicruiinsjahrc
wie die, die sie allein herrschten, vergl. unten S. 77.
') Rost's Reconstruction und Erklärung des ^lanethos ist auch bei den anderen minder
verwirrten Dynastien nicht annehmbarer. So beispielsweise, wenn er in dem A«w«oic. Lampares
Xayjtt^riQ (bei Kratosthenes Ma^fi) der 12. Dynastie, von dem ausdrücklich gesagt wird, er habe
das Labyrinth erbaut, Usertesen IlL ^-Ka-cha-ra' erkennt. In Wahrheit hiefs dieser König be-
kanntlich lU -kiw-rc, was nach Analogie von Mn-kitc-rc Menclieres bei Manethos etwa durch
C'bacberes oder (mit Übergang von h in i) Sacheres wiedergegeben sein würde. Der Name La-
maris gieV)t vielmehr, wie längst erkannt, recht gut den Namen N-mlct-rc des Königs Amenem-
mes" III. wieder, der in der That der Erliauer des Labyrinthes war.
1898.] KvRT Skikk: Altes ii. Neues z. Geschichte J. Thronstreitigkeiten. 77
ningen und Deutungen einer verderbten Ülierliefennig beruhenden Ergelinisse
spriclit, als gegen die meinigen, die ledlglicli auf dem, was die Original-
denkmäler zeigen, aufgebaut sind. Irgend Avelche Beweiskraft ist jedenfalls dem
RosT"schen Manethos ebenso wenig wie dem LEPsius'schen tuid auch dem unbe-
rührt gelassenen zuzuerkennen. Thatsächlich lassen sich aber m(Mne Ergebnisse,
wie ich schon in meiner Arbeit ausgeführt hal)e, mit dem überlieferten Manethos,
wenn man von den Zahlen absieht, sehr wohl vereinigen. Wenn die auf Ame-
nophis 1. folgende Amessis der Königin Ahmes entspricht, deren Ileiiath Thiit-
mosis I. den Thron verdankte, und wenn in dem 3Ianethosauszug damit die Re-
gierung Thutmosis" I. zu ihren Lebzeiten bezeichnet ist, so ist es ganz in der Ord-
nung. (Infs ihr Misphres, d. h. Tluitinosis III., folgt, der nach meinen Ergebnissen
als (iemaiil der Erbtochtcr Ijat.schepsowet zunächst allein den Thron bestieg, als
Thutmosis I., vermuthlich in Folge des Ablebens der Ahmes -Amessis, die Re-
gierung niederlegte. Die Regierungen derMakere, die Thutmosis III. zeitweilig
als Mitregentin dulden mufste, und Thutmosis" II. sind in der manethonischen
Liste mit Recht übergangen, da sie beide in die fast Ö4jährige Regierung Thut-
mosis' III. fielen, die demnach allein zu verrechnen war. Diese Regierung er-
scheint in dem überlieferten Manethos In zwei Posten aufgeführt, einmal als
311sphres, womit die ersten 20 Jahre der Wirren tnid Mitregierungen gemeint
sein dürften, das andere Mal als Misphragmuthosis, worunter die übrigen 84
Jahre, während deren er allein herrschte, verstanden sein dürften. Die Zahlen
niüfstcii freilich bei allen diesen Posten der Liste falsch (ilicrlicfert sein.
IX. Die chroMologiscli(Mi iK'dcnkon.
Gegen meine Auffassung von der (iesehichte der Thronstreitigkeiten werden
endlich noch einige Bedenken chronologischer Art erhoben. So meint zunächst
N.wiLi.E, dafs meine Ergebnisse ein ganz unnatürlich langes Leben für Thut-
mosis III. erforderten und diesen König erst im Alter von 70 Jahren seine
grofsen P'eldzüge unternehmen lassen würden. Allein die Berechnung, durch
die Naville zu diesem allerdings unannehmbaren Resultat gelangt, beruht auf
der falschen Vorau.ssetzung, dafs das /ib-sd-Fost, das die Makere in ihrem 15. Re-
gierungsjahre feierte, das 30jährige Julülaeum ihrer Thronbesteigung (nach
Naville als Mitregentin Thutmo.sis' I.) .sei: ein Irrthum, der .schon durch die
Thatsache widerlegt wird, dafs es das 15. und nicht das BO. Regierungsjahr
ist, in dem die Königin das Fest feierte. Denn bekanntlich zählten die ägyp-
tischen Könige, wie es nur natürlich ist, auch die Jahre ihres Mitregententhums
als Regierungsjahre mit, von ihrer ersten Thronbesteigung anfangend (vergl.
die Könige der 12. Dynastie und die Ptolemäer)'). Dafs das /ib-sd kein Re-
') Ebenso werden auch die .lalire. während dereti eine Regierung unterbrochen wurde, von
dem betreffenden Regenten nach seiner Wiedereinsetzung selbstverständlich mitgezählt (vergh wieder
die Ptolemäer). Daher ist auch die Auffassung, die Rosr an Stelle der von mir gegebenen für
78 Ki-BT Sethe: Altes u. Neues l. Geschiclite d. Thronstreitigkeiten. [XXXVI. Band.
gierung-sjubilaeum sein kann, habe ich oben (S. 64 Anm.3) gezeigt. Nach meiner
Auffassung der Dinge wäre Tbutmosis III. vielmehr, wenn er schon vor dem
Regierungsantritt Tlnitmosis' I. geboren war. nur mindestens HO Jahre alt ge-
wesen, als er zum ersten Male zur Regierung kam. mindestens 50. als er
seine Feldzüge begann, mindestens 83, als er starb (s. Unters. I. %~\). \\;w
er dagegen erst unter der Regierung Thutmosis' I. geboren, was durch die
oben (S. 29) festgestellte Modification meiner Auffassung von den Verwandt-
schaftsverhältnissen der Familie Thutmosis' I. möglich geworden i.st, so ist statt
des Wortes »mindestens« in der eben mitgetheiltcn Berechnung ein »höchstens«
zu setzen. In beiden Fällen ergiebt sicli für den König ein Alter, das mit
den Thatsachen wohl vereinbar ist.
Was das Alter der ^lakere angeht, so haben wir nach meiner Überzeugung
einen Anhalt dafür nur in dem äZ* -■«(/- Jubilaeum, das sie im 1 5. Regierungs-
jahre gefeiert hat. Es lehrt uns, dafs die Königin an dem Tage, an dem sie
den Thron bestiegen halben wollte (Abdankung Thutmosis' I. zu Gunsten Thut-
mosis' III.), mindestens 15, wahrscheinlich aber ein gut Theil mehr Jahre alt
gewesen war. Im Gegensatz hierzu will Naville aus der Inthronisationsdar-
stellung von Derelbahri (Rec. de trav. XVIII, Taf. 2), in der Makere in kleinerer
Figur vor Thutmosis" I. steht, schliefsen, dafs die Königin in so jugendlichem
Alter den Thron bestiegen habe, dafs sie nicht schon vorher, wie es nach mir
der Fall sein soll, mit Thutmosis III. vermählt gewesen sein könne. Ich habe
schon oben glaubhaft zu machen versucht, dafs die Darstellungen und In-
schriften, die die Berufung der Makere auf den Königsthron behandeln, keinen
objectiven Werth haben; aber ganz abgesehen davon, glaulie ich auch nicht
einmal, dafs mit dem Gröfsenunterschiede zwisclien Makere und ihrem Vater
in der erwähnten Darstellung überhaupt eine Andeutung besonders jugendlichen
Alters beabsichtigt war; der Unterschied wird vielmehr gewifs denselben Zweck
haben wie so oft. nämlich den Alters- und Rangunterschied zwischen Vater
und Tochter, oder zwischen dem handelnden König, der sein Amt abtritt, und
dem passiven Unterthanen, der es von ihm empfängt, auszudrücken. Ob ich
mit dieser Auffassung Recht lial)e, werden ja wohl die anderen von Naville
noch nicht veröffentlichten Darstellungen erweisen, die sich an jene Inthroni-
sationsdarstellung anschliefsen und die Krönung der eben von ihrem Vater zum
König eingesetzten Makere durch die Götter betreffen (vergl. Rec. de trav. XIX,
212). Vermuthlich wird Makere dort, wo sie ohne ihren Vater erscheint, in
voller Gröfse dargestellt sein.
Ein anderes chronologisches Bedenken wird mir von Rost entgegengehalten,
die ge-sammten Ereignisse der Thronwirren könnten unmöglich in den ersten
die Geschichte der Thronwirren vorschlägt, widersinniü. Denn nach ilii- wiiidi' Makere ilne .lahre
weder von ihrem ersten noch von ihrem zweiten wirklichen Kejiierungvsantritt gezählt liaben, sondern
von dem zwischen beiden liegenden Tage, an dem Thutmosis III. zum ersten Male, und zwar ohne
sie. den Thron bestiegen hätte.
1898.] KiRi- Seihk: Altes ii. Neues 7.. Geschiehle d. Tliroiistreitigkeiteu. 79
20 Jaliren der Regierung Thutmosis" lü. Platz finden. Da diese ganz allgemein
gehaltene Behauptung ohne jede Begründung aulgestellt ist, bedarf sie wohl
keiiKM- Widerlegung. Anders steht es dagegen mit einem verwandten Einwände
Navili.e's, der sich auf be-stimmte Thatsachen bezieht und mit (Gründen belegt
wird. Die Stelle, die die kurze Regierung Thutmo.sis" II. in der langen Re-
gierung Thutmosis" 111. einnahm, war von mir auf das achte oder neunte Jahr
bestimmt worden, da aus der Inschrift M.\r., Dereib. 7 hervorzugehen schien,
dal's die Darstellungen und hischriften, die sicli auf die Puntexjiedition vom
Jahre U beziehen, kurz nach der Regierung Tluitmosis" II. liergestellt worden
sind (Unters. I, §§ 53. 55). Naville wendet gegen diese Ansetzung der Re-
gierung Thutmosis" II. nun aber ein, der Zeitraum, der dann nacli mcincMi Er-
gebnissen für die erste Regierung der Makere (vor Thutmosis IL und nacli
Thutmosis' m. Alleinregierung) übrig bliebe, etwa drei bis vier Jahre, sei zu
kurz, um die Denkmäler, die wir aus dieser Zeit liaben, zu errichten. Dem
gegenüber sei auf die für uns geradezu erstaunliche Schnelligkeit, mit der die
Ägypter zu arbeiten pflegten (vergl. Petrie, Hist. U 87/8), verwiesen, wie auch
darauf, dafs ja die betreffenden Denkmäler, deren Sculpturen aus der ersten
Regierung der Makere stammen , nicht nothwendig ganz und gar in dieser Zeit
entstanden sein müssen, dafs vielmehr der Bau oder die Vorbereitungen schon
vorher fertiggestellt imd nur die Sculpturen erst in jener Periode angeliracht
sein könnten. Sollte aber Naville"s Bedenken auch unter Berücksichtigung
dieser Möglichkeiten noch immer Berechtigung behalten , was ich nicht zu be-
urtheilen wage, so steht dann aber auch nichts im Wege, die Regierung Thut-
mosis"TI. noch um einige Jahre hinunterzurücken ; die sichere äufserste Grenze
für sie ist erst das Jahr 15, in dem Thutmosis II. liereits gestorben gewesen
sein nmfs. Dafs das Jahr 9, in dem die Puntexpedition stattfand, vor der Re-
gierung Tliutmosis" II. lag, wie es dann ja der Fall sein müfste, wird vielleicht
auch durch die Biographie des 'Nh-w'^wj bestätigt, die in chronologischer Folge
zu erzählen scheint und hinter dem neunten Jahre abbricht, ohne Thutmosis II.
genannt zu haben (s. ol)en S. 7H). Die auf die Puntexpedition bezüglichen Sculp-
turen von Derelbahri würden trotzdem erst nach Thutmosis" II. Tode entstanden
sein, selbstverständlich aber das wirkliche Datum der Expedition (Jahr 9) be-
kommen haben. So ist ja auch die Insclirift von A.ssuan (LD. III, 16a; Un-
ters. I, §§ 18. 50), die die Niederwerfung des nubischen Aufstandes unter Thut-
mosis II. erzählt, dennoch vom Thronbesteigungstage') des Königs datirt, an
dem er in seinem Palast (natürlich in Theben) die Nachricht von dem Auf-
stande empfangen und dessen Niederwerfung befohlen hatte.
^3
') Da.s zum Datum gesetzte " voi' den Woi-ten hr hn n -seitens der Majestät des» kann
nicht, wie Naville will (S. 45), auf irgend einen Gott, sondern nur auf den König bezogen werden,
wie das folgende hr ist Hr nt (nhw »auf dem Throne des Horus der Lebenden« lehrt.
80 KrRT Setbe: Altes ii. Neues z. Geschichle d. Tlixonstreitigkeiten. [XXXVI. B;iiul.
Schlufs.
Es blieben nun nur noch die Einwände zu bespreehen, die Naville gegen
meine Auffassung des Verhältnisses zwischen Makere und Thutmosis III. und
gegen meine Deutung der in den Inschriften vorkommenden männlichen For-
men auf Thutmosis III. erhoben hat. Da ich jedoch den Raum dieser Zeit-
schrift schon ungewöhnlich in Anspruch genommen habe, nuils ich jetzt daraiit
verzichten und mich darauf beschränken , in der unten stehenden Anmerkung
(mehr tiir N.wille als für andere Leser) nur einige der wichtigsten Punkte mit
wenigen Worten zu berühren'). Die ganze Frage ist in der That für mich
auch von nebensächlicher Bedeutung. Denn ich lege weniger Gewicht auf meine
(suV)jective) Auffassung von Ursache und Bedeutung der Thronwirren , als auf
die (objectiven) Tliatsachen, die icli für den ^'erlauf der Wirren, die Folge der
Regierungen, festgestellt zu haben glaube. Hinsichtlich der ersteren bin ich
Modificationen durchaus zugänglich (s. oben S. 2öft'.), so gebe ich auch gern zu,
dafs ich in dem Bestreben, der allgemeinen Überschätzung des »Mannweibes«
Makere, der »ägyptischen Semiramis«, wie man sie genannt hat, entgegenzu-
treten, vielleicht etwas zu weit gegangen bin und meinerseits die persönliche
Bedeutung der Königin unterschätzt habe. Dagegen mufs ich mehr als je an
meinen Ergebnissen, die den Verlauf der Wirren betreffen, festhalten, nachdem
ich die dagegen erhobenen Bedenken und Einwände sämmtlich , wie mir scheint,
entkräftet und für nicht wenige Punkte meiner Ausführungen neue Beweise
oder Bestätigungen beigebracht habe. Ja, ich sehe nicht einen einzigen Punkt,
in dem ich mich zu einer Modification meiner Schlüsse bequemen müfste. Der
Verlauf, den die Thronwirren nach meinen Ergebnissen genommen haben, sieht
ja gewifs complicirt aus, aber er ist doch in der ägyptiscken Geschichte keines-
wegs beispiellos. Man sehe sich nur einmal die Geschichte Ptolemaeus' VI.
Philometor's und seiner Nachfolger daraufhin an. Dort wechseln die Allein-
■¥- Nav., Rec. de trav. XVIII, Taf. 3.
') a) Die männliche Form . , in der Titulatur des Ka's der Makere kl stnj cnh nb tSicj be-
zieht sich nicht auf die ]Makere, sondern ist ein Titel des Ka\s, vergl. die andere Titelfolge
b) Auf Grundsteingeralhen von Derelbahri im Berliner Museum (s. Unters. I, S. 132^) hat Makere da.s
weibliche Praedicat neben dem Titel | 1 . der also defective Schreibung für | ciT ist, wie
7.. B. in I 1 ■ ^ . (Nav., Dereib. I 7. II 45 u. o.). Zu den zahlreichen defectiven Schreibungen dieser
.'Vrt gehört auch der von Naville Hatschepsu gelesene Name der Königin, der in Wahrheit nur eine
defective Sclireibung für ji\ oder ji (Nav., I Ut. ^I. II 44 u. 5.) Hatscliepsowet ist. — c) Thut-
mosis III. wird auf der neuentdeckten Statue des Sen-mut mit seinem Horusnamen erwähnt; S.
nennt sich hier: »Vorsteher des Hauses des weiblichen Ilorus Wsrt-lciw (d. i. Makere), im Herzen
des Horus He-m-wlst (d.i. Thutmosis III.) befindlich, indem er ihre (plur.) Denkmäler für die Ewigkeit
herstellte, in Gunst bleibend bei ihnen allezeit». — d) Aus den Darstellungen Nav., Dereib. I 21. 24
ist kein Beweis für die untei-geordnete Stellung Thutmosis' III. zu ziehen, da er eine andere Hand-
lung {wlh htp-ntr) als Makere {sm!C htp-ntr) vollzieht und da dieselbe Haltung, die er hat, auch
andere selbständige Könige bekommen, wenn sie eine äluiliclic Handlung vollziehen (LD. 111, tlTa).
Derelbahri,
Thürpfosten der Kammer X.
Nach LepsiuB' Not. B. 12» VII 202.
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In
Nach Naville,
Archaeol. Report
for 1895 6.
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Nach L D UI 21
Derelbahri 0.
Nach Lepsius' Notiz B. 12" VII 177,
aus Derelbahri.
111%^
Nach Naville, Derelbahri I 18.
5br. f. Ägypt. Spr., XXXVI. Band. 1898.
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Von der Spitze eines Obelisken
im Garten des Museums in Gizeh.
(Nach einer Photographie von Borchardt)
Von der Spitze des Obelisken von
Kamak.
(L. J). lU 23 0)
Königsstatue aus den Neujahrs-
geschenken.
(L.D. m 64)
Königsstatuen beim Min-Fest.
(L. D. III 1(J2. 213. Champ. Mon. 213)
Thutmosis I als Exkönig
in einer Prozession vor dem regierenden König.
(Mar. Dereib. 4)
111
Vorderseite (L D III 58. 59").
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Darstellung
Thutmosis' III.
Thür
Thutmosis" IL
Dai"stellung der Makere.
Figur getilgt, Haltung der
Götter geändert, Namen ver-
wandelt in Thutmosis II.
Thür
Thutmosis" III.
Rückseite (L D III 57).
Thür
Thutmosis' III.
Darstellung
Thutmosis' III.
Thür
Thutmosis' II.
Darstellung
der Makere,
verwandelt in Thutmosis II.
Wand im Tempel von Kummeh,
Nach den Originalzeichnungen von Otto Georgi.
Nur Fugen und Kanten der Steine sind angegeben.
Massstab etwa '/30 nat. Gr.
IV
Beispiel der ersten Vertblgimg der Makere.
Nach Nav. Dereib. II 43.
Beispiel der ersten Verfolgung der Makere.
Nach Nav. Dereib. I 3.
Zeilachr. f. Ägypt. Spr., XXXVI. Band. 1898.
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Die später
rchgebrochene Thür.
Hier
die angebaute Mauer.
Tempel von Semneh. Rechtes Ende der äusseren Westwand.
Jetziger Zustand (mit den Resten der älteren Skulpturen)
Hier später die angebaute Mauer.
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Nur was punktiert ist, ist er^lw'/.i.
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Hier später
[irchgebrochene Thür
Gmndriss
Hier flpät«r die anf;ebaute Mauer
Tempel von Semneh. Rechtes Ende der äusseren Westwand.
Erstes Stadium (Jahr 2 Thutmosis' Hl)
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Hier später
die durchgebrochene Thiir,
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Hier
die angebaute Mauer.
Grundriss
Tempel von Semneh. Rechtes Ende der äusseren Westwand.
Zweites Stadium (nach Anbau der Mauer)
IX
Die später
rchgebrochene Thür
Tempel von Semneh. Rechtes Ende der äusseren Westwand.
Drittes Stadium (nach Durchbrach der Thür)
ir. f. Ägypt Si.r.. XXXVI. Band. 1898.
X
Die später
irchgebroch«!ne Thür
Tempel von Semneh. Rechtes Ende der äusseren Westwand.
Viertes Stadium (nach der ersten Verfol(,fung der Makere)
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181)8.] Kurt Sethe: Altes u. Neues z. Geschichte d. Throiistreilii'kcitcMi. 81
und Mitregierungen von Pliilometor, Euergetes II. und Klcopatra III., von Eu-
pator, Neos Pliilopator, Soter II. und Alexander I. in iiiclit minder bunter Folge
mit einander ab; und auch in einem anderen Punkte zeigen diese Tlirouwirren
eine auffällige Älinlielikeit mit denen der Naclifoliicr Thutuiosis" I.. uäudieli in
der Rolle, die Frauen dabei .spielen.
Wenn sich nun heute noch Mancher dagegen sträubt, meine Ergebnis.se
anzuuelunen , so entspringt das wohl im Grunde nur der natürlichen Abnei-
gung, die wir Alle dagegen liaben, wenn uns der Hesitz von etwas, Avas wir
seit lange rechtmäfsig erworben glaubten, mit eiuem Male l)estritten wird.
Fänden wir diesel1)en Erscheinungen, die uns auf den Denkmälern der Na(di-
folger Thutmosis' I. entgegentreten, bei Königen, über die uns zuvor nichts
bekannt war, ich zweifle nicht, dals wir dann ohne Bedenken fiir ihre Auf-
einanderfolge dieselben Schlüsse ziehen würden, dir ich für die Nachfolger Tinit-
mosis' I. aus dem vorliegenden Inschriftenmatcrial gezogen habe tmd die .sich,
wie die obigen Ausführungen gezeigt hal)en dürften, bisher ntir in bester Über-
einstimmung unter einander erwiesen haben. — Im Übrigen ))in icli selbstver-
ständlich nicht der Meinung, die ganze Wahrheit über den Verlauf der Thron-
wirren aufgedeckt zu liaben; nach dem eVjen citirten Beispiel der späteren
Ptolemäergeschichte müssen wir vielmehr darauf gefasst sein, dafs sich die
Wirren in Wahrheit noch viel complicirter erweisen werden, als sie jetzt nach
meinen Ergebnissen erscheinen. Was ich mit diesen aber festgestellt zu liaben
glaube , sind die Hauptepochen jener Zeit in ihrer richtigen Folge , also gleich-
sam das Gerippe, in das sich alle neu zu findenden Ereignisse einordnen lassen
werden. Ob mich diese Zuversieht trügt, mufs die Zukunft Idiren.
Slate palette from Hieraconpolis.
Von J. E. QuiBELL.
Hierzu Tafel Xll und XI 11.
One of the objects found this winter at lIieraeoiip<)lis (Koni cl Ahmar) is so
important that I gladly accept Prof. P^kman's permission to publish it provisio-
nally in the Zeitschrift. Photographs and a more detailed account of the objects
found with it will foUow in the volume of the Egyptian Research Account for
this year.
The object in question is a slab of that green slate of which the {lalettes
of the Neolithic graves and many bowls of the early Old Empire are made. It
is 24 in long and about 72 in thick, the thickness however varying in a rather
irregulär manner.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVI. Band. 1898. H
82 J- E. QriBELL: Slate palette from Hieraconpolis. [XXXVI. Band.
It is covered on "both sides with sculptures in low relief. These are given
in pure line in the plates.
At the top of each side is the name of the King, written with a fish
(perhaps HeterobrancMts anguülarisY) and with the chisel; this is clearly the same
name as tliat given hy de Morgan from an alabaster bowl at Abydos (Tomb.
royal de Nögadali , p. 241 fig. 811). Below on one side the King is smiting
a kneeling ^oq. Before him the hawk god of Nekhen liolds with a Imman
arm a t-ord which is passed through the lip or upper jaw of an enemy's head.
The papyrus sign may be the symboI of the Delta and the wliole scene may
comniemorate a victory of S. over N. Egypt, or, as Prof. Erman suggests on
the analogy of another inscription found with this, the sign may mean 6000
(i. e. prisoners).
The two figures in the lowest register are naked and represent the dead.
On the other side the King wears the crown of Lower Egypt. He is
depicted Walking out to view the dead aftei' a battle. His name is wi-itten
again before him, this time without the frame. The sign on the Square label
I Ä??| is perhaps the throne-name.
The official in front of the King is carved with such care and delicacy,
both in this scene and also on a limestone mace found with it, that it seems
probable the figure is a portrait and that this *"^ had charge of the making
of the palette. (For the two pendants(?) on his Shoulder cf. Newberry, Beni
Hassan I PI. XVII rt. band top.)
Before him go four banner-men carrying, presumably, Images of the
deities of four cities. The two who carry hawks are similar in dress and ap-
pearance , but the other two differ both from each other and from the first pair.
The dead lie in two rows, beheaded and with arms bound; their heads
lie between their feet. All but one wear two-peaked helmets. Above them
are four signs of which two, the boat and the hawk riding on a harpoon,
also oceur on the ivory plaque in Menes' tomb.
The middle of this side is occupied h\ the circular depression which was
used for mixing the green paint.
This Space is defined by the necks of the two raonsters, Compounds, as
it seems of a lion and a snake.
The lowest group is more typically Egyptian. The »streng bull« has
broken into a town and expelled its inha])itants.
]Most of the detail is clear enough in the drawings and need not be futher
described. To explain the scenes fiiUy or translate the inscriptions is beyond
my power; but of the period and general nature of the objccts there can be
little doubt.
') In Egyptian apparently ^^_ • T'i's is the iiaine given to a siniilar fisli in a scene
in Thy.
1898.] J. E. Quibell: Slate palette tVoiii llifracoiipolis. 83
That it is earlier than Sneferu is obvious; tho ])resence of the two crowns
makes one suppose it later than Menes; and nothing niore precise than this
can yet be said. That this, and also the slate plaqne described by Steindorff
(Ebers' Festschrift 1897), are of tlie same class as the green slates we found
at Naqada and Ballas, is also clear: and still more evidence is brought for
the view, which every one now accepts, that the »New Race« is earlier than
the IV"' Dynasty.
It should be added that the detail of features and of dress is given with
such care in the figures of the King's enemies that we niay possihly idcntify
the race to whieh they belonged.
This palette was only one of a singular group of objects which 1 had
the good fortune to find in the lowest layers below the temple of Hieracon-
polis. The number and nature of the finds would .suggest tliat they eanie
from a royal burial, but, though careful search was niade, no briek walls.
were found nor any human bones.
There were two other slates. One was of an ordinary aninial s]ia[)ed
Ballas type . undecorated ; the other was almost as fine as the one figured,
though much smaller (15 in). It represents on one side two of the «snake and
lion« monsters licking the body of an antelope before devouring it. Below,
lop-eared dogs wearing collars are hunting antelopes of four different kinds.
On the other side are lions chasing antelopes and oxen, one of the Compound
animals with a lion's body and a bird's head and wings (akliekh), a jaekal(?)
playing a tlute, and a giraffe.
Near this was a great heap of ivory statuettes, tusks, cylinders, See. all in
terribly bad condition. Many pieces were liowcver saved. And of these sonie
are inscribed with scenes in tlie style of the ivory handle of Gen. Pitt- Rivers'
knife (Naqada and Ballas, PI. LXXVII). More than 100 maces of dierty liiiie-
stone were piled together with figures of monkeys and scorpioiis in faieiice
and in glazed stone, alabaster bowls, maces of rock crystal, a model bcdstead
or hier of stone (3 ft long), llint knives of fine (piality, a very coarsc Uint
knife whicli Avhen complete must have been 4 ft long(I), beads, red and black
pottery, model chisels of glazed quartz and other objects.
Besides the.se were two very important pieces, a limestone mace (10 in
high) and part of another, both covered with scenes in low relief of a similar
character to tho.se on the palette. And a small lime.stone statue of a King
bears round the base a sceiie in a very sketchy and un-Egyptian style. It
represents dead bodies lying on a battle field; the lines are not draw n in
with one l)old sweep as in most Egyptian work, but put in l)it liy blt and
repeatedly corrected.
Not quite close to this group, but on the same level and probably be-
longing to it were three other objects; an alabaster vase nearly 3 ft high with
an inscription of a king ^ . a large heniLspherical porphyry vase over 2 ft
84 .'. E- Qt'iBEi.i.: Slatc palette IVoiii Ilieraconpolis. [XXXA'I. Haiul.
in diameter, and a kneeling limestone statue of a king, this last in very bad
condition. The king kneels on one knee: the foreanns resting on tlie thighs.
The only dress is a smnll kilt like that of the conquered enemy in the scene
on the slate palette.
Whether all these objects were temple furniture "buried by Usertesen I.
vhen he rebuilt the shrine, or whether, as seems more likely, they belong to
an carly royal Inirial over whicli the temple was afterwards erected, I cannot
yet leel sure. But that all the ol),ject.s are of nearly tlie same date is almost
certain, and this gives them an additioiial imiiortnnce.
Miscellen.
xVnsiedelung Kriegsgefangener in Tempeln. — Zu den Schenkungen
von Kriegsgefangenen, welche die ägyptischen Könige den einzelnen Tempeln
des Landes machten und worüber uns u. A. Papyrus Harris I Aviederholentlich')
belehrt, bieten die bei Petrie, Six temples at Thebes, Taf. 1, Nr. 7 und 8 (auch
S. 9; übersetzt S. 20,21) veröffentlichten Bi-uchstücke aus dem Tempel Thut-
mosis" IV. eine sehr anschauliche Illustration. Sie rühren nämlicli beide von
Stelen her"), welche die Stellen im Tempelbezirk bezeichneten, wo solche Kriegs-
gefangenen angesiedelt worden waren, wie die beiden Inschriften ganz klar zeigen:
Nr. 7: »Besiedelung des 'Hauses Thutmosis' IV." (wohl Name des von Petrh-:
gefundenen Tempels) mit den Syrern, die S. M. in der Stadt KmJ! ... zu Kriegs-
gefangenen machte«.
Nr. 8: »Ansiedelung von elenden Nu])iern, die S. 31. von seinen Kriegs-
zügen brachte«.
Bei dem Interesse, das diese Inschriften gewähren, wäre es vielleicht ganz
nützlich gewesen, wenn einige genauere Angal)en über Material und exacten
Fundort der Stelen mitgetlieilt worden wären'). Ludwig Borciiardt.
') Taf. 10, 1.5 und Itj, Tlieben; Taf. 31. 8. Heliopolis; Taf. 51(7. 7 und 9, Memphis, v. liissiNO
macht mich noch auf das "^^ |^ "^ ^"^^1 »Hettiterfeld.. in Memphis [Rec. IC).
8.123]. da.s '^l^^'^Q^ "^ [Q]|lcy^£l .Kyijriotciifeld.. in Anibe [LI). 111 ■229c. Z. 12|
und auf das Tvstu.v TT^uTCTzihov beim memphitischen Ptahtempel aufmerksam (Herodot 11, 112:
Tri atciy.iO'jTi oi to Ti\xtvoQ tcZtc icwiy.zc Tvaioi, xct'f.iSTUi Ss e '^/^wcoq ovro>; o TwaTvccc Tvpiwi' ttdcc-
') In einer analogen Localitätsbe/.eichnung diente wohl die bei Mariette. "Slou. div. 47 A ver-
öflentlichte Grenzstele eines Priesters einer »grofsen Statue Thutmosis" IV.«.
') Hängt diese Ansiedelung von Kriegsgefangenen etwa mit dem im Tempelbezirk gefundenen
Massengrab (a. a. O. S. 8) von Nichtägyptern zusamiiien:'
■lafd xn.
Slate palette from Hieraconpolis,
front (63 cm long).
Tafel XIU.
Slate Palette from ffieraconpolis.
back (63 cm longV
l^it8.] Miscelleii. — Erseliienene Schriften. 85
cluri
La lecture du sigiu' ^^ • — Uiu' Ixuuie prcuve eii iaveur de la l<cti
Jljo, proposee par M. Kurt Sethe [ZcZ/w/iri/); XXX, p. 113] pour lo sigue qui
rcpresente la guepe, nous est fouriiio par im passage du »Toniplo dEdfou-
<le de Rochemonteix. C'est ä la iiago 41)5, oü se lit cc (jvii suit :
^ '""'i'''^ ri '^ I I 1^^=^ »Lest) la le uuoi (lui sort de \ <m\
d'Horus, rfcoulemput qui dörive de [je lis: Z.\] Dieu. Je le souleve (= le
miel) pour tou hi , h reöVt de soiguer ton f. je presume (jue le suffixe -k a ete
saute ici par l'editeiu- d''E(ltüu"| (i'il, pour iuonder \ petit-etre: 'remplir"] ton
XIX I
cell de ses necessites; ton ceil lä ('■taut sain en sa place fie lis: / ri ^
11, etc.] et rendu prospere au luoyen de tous .ses lüens«.
Le tableau oü se voit la legende citee, nous fait voir un pliaraon oß'rant
deux vases ü au dieu Anion . action (lui est deerite ainsi: ll^ -^ <=> ^ ^
"^0^:1 ^ ^^ T MI "^^'^'""" ''"^ "li''^ l)Our faire prosperer l'oeil et proteger
I'oeil au moyen de la substance qu'il renferme (= le mlel)«.
Les deux passages que nous venons de reproduirc et de traduirc, luoutreiit
que \^.TT^ equivaut ä ra^^t, e"est-ä-dire. ils donnent >ui Ibrt M])])ui ä la theorie
qui veut conferer au groupe l^orsfj »Roi de la hasse Egypte« la leeture hat.
La forme l^^'^^OQ^j] [Zeitschrift XXX, p. 59] de ce dernier mot merite
d"ailleurs detre rememoree ä propos du passage emprunte au »Temple d'Edfou«.
Kaki. Pu:iii..
E r s e ll i e n e n e S c h r i f t e n.
Karl Bsdeker, Egypte. Manuel du voyageur. Leipzig 1898. — CXCll und 1^99 88. mit vielen
Karten, Plänen und Abbildungen. — Französische, vielfach verbesserte Ausgabe des von
.Steindorff neu bearbeiteten Handbuchs.
F. von Bissing, Eine Bronzeschale niykenischer Zeit (Jahrbuch des Kaiserlich Deutsclirii Ar-
chaeolog. ln.stituts, Band XllI 1898. 1. Heft, .S. 28 — 56; dazu eine Tafel und viele Abb. im
Text). Veröffentlichung einer in einem Grabe von Schech Abd el Gurnah gefundenen ägypti-
schen Bronzeschale aus der Zeit Amenopliis' HI. und IV.
L. Borchardt, Bericht über die Corrosion des Sandsteinmaterials der Temprlb.iiitrn iiiil' l'liil.ic
(Sitzungsber. d. Berliner Akad. 1898, S. -291 — 303). 8. 13 SS. mit Abb.
') Je pense (|up le V i|iii suit le "guillemet" est fautif. Des textes jjaralleles montreiit qu'il
est de trop ici.
Zeitschr. f. Ägyi.t. Spr., XXXVI. Band. 1898. 12
86 Erschienene Schriften. [XXXVl. Hand. 1898.]
Jean Capart, Une page de Thistoire de l'ligyptologie d'apres des documents inedits (Extrait
de la Revue de rUniver.site de Bnixelles. Tome 111. 1897—98. Mar.s). Bruxelles 1898. 14 SS.
— Die Bro.schüre bringt mehrere wichtige Actenstiicke zn dem Streit, der sich an die erste,
durch Diiinichen in dieser Zeitschrift gemachte VeröfVcntHclnnig der Ivünigstafel von Abydos
geschlossen hatte.
The Coptic Version of the Xew Testament in the Northern Diälect, othervvise called Mem-
phitic and Bohairic. with introdnction, critical apparatus, and literal English translation.
Vol. I. The gospels of S. Matthew and S. Mark edited irom Ms. Huntington 17 in the Bod-
leian Library. CXLVIII und 484 SS. Vol. 11. The gospels of S. Luke and .S. Juhn edited
from Ms. Huntington 17 in the Bodl. Libr. 583 SS. — 8. Oxford, Clarendon Press 1898. —
Eine der werthvoUsten imd wichtigsten Pnblicationen, die die koptische Litteratur seit
langem zu verzeichnen gehabt hat imd die sich Lagarde's vortrefflichen Ausgaben würdig
anreilit. Mit bewimdernswerther Bescheidenheit hat sich der Herausgeber nicht genannt; wir
begehen hoffentlich keine Indiscretion, wenn wir seinen Namen hier veröffentlichen : Reverend
Georges Horner; ihm sei der wärmste Dank für diese mit gröfstem Fleilse und ausdauernder
Hingebung besorgte kritische Ausgabe dargebracht und der Wunsch an"s Herz gelegt, den
Evangelien bald die Ausgabe der Briefe des N. T. folgen zu lassen. G. S.
W. Golenischeff, Hieratischer Papyrus aus der Sammlung von W. Golenischeff, enthaltend
den Bericht über eine Reise des Ägypters L^nuamon nach Phoenicien (Russisch; aus der Fest-
schrift für Prof. Baron W. R. Rosen, p. 45 — 57 und 2 Taff.). Petersburg 1897.
G. ilaspero. Nouvelles fouilles d'Abydos 1896 — 1897 (Extrait de la Revue critique, uumero du
15 dec. 1897). 4 SS.
J. de Morgan, Carte de la Necropole Memphite. Dahchour. Sakkarah. Abou Sir. Gravee au
bureau de dessin au ministere des travaux publics sous la direction d'H. Ravon Bey. Cju. gr.
Fol. (11 farbige Karten und ein Übersichtsplan). Le Caire (Leipzig, K. W. Hiersemann).
W. Max Müller, Studien zur vorderasiatischen Geschichte (Mittheilungen der Vorderasiatischen
Gesellschaft 1898, 3; 3. Jahrgang). 8. 62 SS. Berlin.
W. M. Flinders Petrie. Religion and conscience in Ancient Egypt. 8. ^lit vielen Abbildungen.
London.
— — , Syria and Egypt from the Teil el Aniarna Tablets. 8. London 1898. 187 SS.
— — , Six temples at Thebes. 1896. With a chapter by W. Spiegelberg. 4. With 26 jdates.
London 1897.
, Deshasheh. With a chapter by Fr. LI. Griffith (15"><- Menioir of The Egypt Expldi'atiou
Fund). 4. 52 SS. und 38 Taff. London 1898^
Karl Piehl, Texte provenant du grand temple d'Edfou (Actes du Congres de Geueve 4<^ partie
p. 109— 121). 1897.
— — , Reponse ä M. Gaston Maspero a jinipos de son "Avant- Pi-opos» du temple d'Edfou.
Upsala 1897.
, Quelques petites inscrij)tions provenant du teuiple d'Horus ä Edfou. Traduites et annotees
(Skrifter utgifna af K. Humanistiska Vetenskapsamfundet i Upsala V 10). Upsala 1897. 8. 12 SS.
E. Revillout, Las actions publiques et privees en droit egyptien. Vol. 1. 4. Paris 1897.
B. A. Turajew, Der Ostergottesdienst der koptischen Kirche (Russisch). Petersburg 1897. 8. 20SS.
Leipzig, J. C. Hinrichs'sclie Buchhandlung. — Verantwortl. Redacteur Prof. Dr. A. Krman, Berlin, Südendc
Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei.
Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes. [XXXA'I. Band. 1898.] 87
Das Grrab des Menes.
Von LuDWKi BoHCIIAKDT.
Iliciv.u Tafel XIV— ^X\T, XVIll und XIX.
Im letzten Fol)i-uar liattc icli dii' güiistigr Gelegenheit, mit Dörpff.ld zusannnen
(las von DE MoR(;.\N im vergangenen Jalire au.sgegi"ibene Ivönig.sgral) hei Negga-
deli zu hesuclien . jene MastaLa. von der sieh lierau.sgestelU hat, dal's .sie dem
von den Ägyptern selbst als ersten König betraehteten Menes angehch'te').
Da aul" den ersten Bliek zu sehen war, dal's die von dk Morgan im zweiten
Theile seiner Recherclies sur Torigine de rEgyi)te im vierten Capitel") gege-
bene Aufnahme und Baubeschreibung Mifsverständni.sse zeigen in Punkten, die
für die Auffassiuig des Ganzen von wesentlicher Bedeutung sind. s(j wurde von
der Erlaubnils, die der Service des antiquites in zuvorkommendster Weise an
DöRPFELD ertlieilt hatte, Gebrauch gemacht, und eine kleine, eintägige Grabung
zur Klarstellung zweifelhafter Punkte vorgenommen, sowie gleichzeitig eine
Controlaufnahme des Grabes gemacht.
Die Resultate dieser kurzen Untersuchimg sollen durch Zeiehnuni^cu er-
läutert hier vorgelegt werden, doch mvds gleich vorausgeschickt werden, dals
von der liierliei veröflentlichten Gesammtaufnahnie wegen der Eile der Auf-
messung keine zu grofse (ienauigkeit in den Mafsen^) verlangt werden kann.
Der bei de Moegan gegebene (irundrifs wird Iiollentlicli in diesem Punkte ge-
nauer sein.
Baugc'sclüclite.
Die neue Aufnahme ist so angelegt, dafs durch die Färbung der einzelnen
Bautheile .sogleich die nach der neuen Untersuchung nunmehr klare Bauge.schichte
der Mastaba ersichtlich wird; der zuerst errichtete Kernl)au ist in Schwarz wieder-
gegeben, die .sjjäteren Bautheile in immer heller werdenden 'l'nneii.
Die Erbauung der Mastaba stellt sich wie folgt dar:
') Sitmngsher. d. Berl. Akad. d.Wiss. IS<)7. XlA'Ill: Masi-ero. Wev. ci-il. vom 1.".. l'.'. '.i7.
2) A. a. O. S.147 ff.
^) Die Aufnahme gescliali nur mit dem 10 m-Stalilbaiid und einer Diopterbu.ssole von
IJciM Durciiniesser, und sind die Mal'se auf den jetzt siciitbaren Oberlläciien der nach unten
briitei- werdenden Mauern f.;enommen. Eine Aufgrabun;; de.s Fufses der Mauern, wo der.selbe
nicht zu Tage lag. konnte nicht stattfinden. Zur Krleichterung der Me.ssungen sind ferner die
nördliche und westliche Innenkante der äufseren Wand des Grabes als gerade angenommen
worden, während in Wirklichkeit diese Linien in den einzelnen .\bthiileii vor- und zin-ücksjiringen.
Auch hierin liegt eine Quelle von weiteren Ungenauigkeiten.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XX.WI. Hand. 189S.
13
88 Lddwig Borchardt: Das Grab des Menes. [XXXVI. Band.
Zuerst errichtete man einen mit dor Schmalseite nacli Norden gewendeten,
liinürlieh rechteckigen Ziegelhau mit starken Mauern. Eine Thür in der Nord-
seite lührte zu einer Reihe von fiinf unter einander verbundenen Räumen von
verschiedener Gröfse. Der mittelste, gröfste derselben sollte als Hauptraiun
das eigentliche Grab für die Leiche des Königs bilden, die vier anderen,
schmäleren Räume waren nur zur Aufnahme von Beigaben bestinnnt. Dieser
innere Kernbau wurde gleicli bei seiner Anlage so eingerichtet, dals er nach
der Beisetzung von einem äul'seren Schalenbau umgeben werden konnte, und
zwar hatte man vorgesehen, dafs die Schale mit dem Kern durch kurze Zungen-
mauern verbunden werden sollte. An den Stellen, wo diese Zungen auf" den
Kern trefi'en mufsten, wurden an den Aufsenseiten') des Kerns in der Breite
der später aufzuführenden Zungenmauern verticale Ausklinkungen von etwa
10 cm Tiefe ausgespart (Taf. XVIII oben giebt die Photographie einer solchen
Ansatzstelle).
Nach Fertigstellung des Kernbaues, der wahrscheinlich auch erst nach dem
Tode des Königs errichtet wurde, erfolgte die Beisetzung. Sobald die Leiche
des Königs und alle Beigaben in den fünf Räumen geborgen waren, wurden die
Thüren sämmtlich vermauert') und dann mit der Errichtung des Schalenbaues
begonnen. In einiger Entfermmg um den Kern legte man eine starke, nach
aufsen architektonisch verzierte Umfassungsmauer an, die in ziemlich regel-
mäfsigen Abständen durch Zungenmauern mit dem Innenbau in Verbindung
stand. Die Zungenmauern griffen in jene oben bereits erwähnten, gleicli von
Anfang an vorgesehenen Ausklinkungen des Kernbaues ein. Sobald die Aufsen-
mauer hoch war, hatte der ganze Bau das Aussehen einer grofsen thürlosen
Mastaba. Derselben fügte man nur noch einen kleinen, niedrigen Sockel'*) Iiin-
') DE Morgan giebt solche Ausklinkuiigcn niclit nur aufsen am Kenilmu. soiuleiii aui-li auf
der Innenseite der Schalenmauer an. Diese sind nicht vorhanden . sondern die Zungenniauern mit
der Schalenmauer gleichzeitip; in Verband errichtet. Wenn sicli de ^Morgan [a. a. O. S. 1.58] die
Entstehung der Zungenmauei'n so denlit, »que ce rectanüle eüt, ä lorigiue, tte forme d'un couloir
recoupc plus tard en chambres par des mui-s transversaux de peu d'epaisseur et penetrant legei-e-
ment dans des gros murs-, so ist diese Auffassung nidit mir die Folge des eben erwähnten Beob-
achtungsfehlers. Er hätte auch bedenken müssen, dafs man in ein allseitig geschlossenes Gebäude
nicht leicht noch Innenniauern hineinsetzen kann.
') Die Vennauerung der Thüren fand vor Errieiitung des .Schalenbaues statt, denn die Lage
der mittleren Zungenmauer an der Nordseite zeigt deutlich, dafs die Eingangsthür bereits cassirt
war, als man diese !Mauer davorbaute. Es wäre also, wie oben auch ausgefülu-t. daraus weiter
zu folgern, dafs nur die inneren Räume des Kernbaues .Stücke der Grabausrüstung enthalten haben
könnten, und dafs die äufseren Constructionskainmern leer gewesen sein müfsten. Da.s wurde durch
den Befund bestätigt. Nur die Constructionskammer C enthielt P'ragmente von einiger Bedeutung
[de Morgan. a.a.O. S. 160 und 163]. Bei näherem Vergleichen der Inventare dei- einzelnen Ivannnern
zeigt sich aber, dafs die.se Fragmente nur aus den Innenkanunern ß und 7 [a.a.O. S. 160/1] bei
der .\usraubung und Zerstörung des Grabes nach Ivaminer C hinübergeworfen sein können. Hierzu
pafst die Beobachtung, dafs Kammer C an der Seite nach dem Fruchtlande zu neben den Kammern
ß und 7 liegt, also da, von wo ein Einl)ruch am ehesten zu ei-warlen war.
') DK Morgan [a.a.O. S.155 — 1.')7 und l.')8[ ninunt an. die niiiauiinlirtr Aufsenseite des
Schalenbaues wäre völlig in Ziegehnauerwerk geliüllt gewesen. Nach unsiren Beoliachtuniien war
1898.1
Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes.
89
zu und uniiinl) cndlifh das ganze Geb.äudo in cineni passenden Abstände mit
einem niedrigen Grenzuiäuerclien ') [s. den Selinitt"). Taf. XVI. und die per-
spectivisolie Ansicht einer Ecke hierunter].
deMorgan, oder eigentlicli mehr seine Mitarbeiter ja.a.O. S. ir)2 luid 'ilHtr.],
nelimen niui an. dal's dieses ganze massive (ieiiäude nur zu dem Zweck er-
richtet wurden sei. den Todten darin zu verhrennen. Aiigeselien davon, dals
wir von Leichenverhrciinung bei (b'u Ägyptern bisiicr niclits wufsten, und also
eine solche Annalune nur nach allersorgfältiuster PrüCun.e' liereclitigt wäre.
das nicht der Fall. Vor den Fuls ilcr gepiit/len .Viirseinnauer ist mir eine zwei .Steiiif starke
niedrige flauer vorgelegt gewesen, von der an der iinter.siicliteii Stelle nur noch zwei l)is drei
Schichten vorhanden sind. Die Zwischcnräiiine zwischen dieser Sockelmaiier und den Rückseiten
der ornamentalen Nischen sind mit unregelmiirsigem Mauerwerk gelullt. Der Sockel war, wie die
ganz,e Mastaha, geputzt und gewcifst. Die unten gerade verlaufende Grenze der noch erhaltenen
weifsen Tünche auf der Aufseniläche der llastaba zeigt vielleicht die insprüngliclie Hohe des
Sockels an [s. Taf. XVIIl links]. Hinen Sockel unter demsi-llicii Kac^adcnmotiv zeigt ütirigens
LI). 1, 25 unten.
') Ein kurzes, zwei Schichten hohes Stück dieser vier Steine starken Mauer lag am Nord-
ende der Ostseite des Grabes offen zu Tage (Taf. XIX imten) und wurde durcli die Ausgraliuiig etwas
weiter verfolgt. Verlauf und Abmessungen berechtigen zu der Annahme, tlafs dieses .Mäuerchen ziu'
Mastaba gehört und dieselbe rings mngab (vergl. die seitdem veröffentlichten Mastabagrundrisse von
El Kab bei Qt:ii)ELL, El Kab Taf. 2.^, die auch sonst für das Mene.sgrab viele Analogien bieten).
Über die Höhe der Grenzmauer koimle ohne weitere Grabungen nicht-s ermittelt werden.
') Die im Schnitt angegebene Grube rührt von einem inm>rhalb der Grenzmauer vorgefun-
denen, mit der Mastaba orientirten Grabe her, das ein auf dem I{ü<-ken ausgestreckt liegendes
Skelett ohne Heigaben enthielt.
13*
90 Ludwig BoRCHARDT : Das Grab des Menes. [XXXVI. Band.
zeigt auoli der noch heute sic'htl)are Bel'und an Ort und SteUe. dal"s nichts uns
zwingt, (Umi grolsen Brand, der da.s Gebäude verwüstet hat. auf ein Leichen-
feuer zurückzutiiliren, mit dem mau die Übei-reste des Königs eingeäschert hätte').
Es weist vielmehr Alles darauf hin. dafs iler Brand erst bei Zerstörung des
Grabes entstanden ist, und dafs einfach das einstürzende i)rennende Dach Leiche
und Beigaben unter sicli begrub und vernichtete. An einigen Stellen der Wände
sieht man deutlich, dafs Enden von brennenden Balken nach dem Zusammen-
bruche des Daches dagegengefallen waren. In dem Dache müssen etwa 200 cbm
Holz verbaut gewesen sein, und das genügt wohl, um ein Feuer /u unter-
halten. wi(> es nötliig war, um selbst Schiefergeräthe zu schmelzen [a.a.O. S. 15H].
Constructionen.
Die Ziegel, aus denen der Kern und die inneren Theile der Schale gebaut
sind, bestehen aus lufttrockenem, etwas mit Stroh untermischtem Nilschlamm.
Sie haben ziemlich grofses, nicht immer ganz gleiches Format; an verschiedenen
Stellen nahmen wir die folgenden Mafse:
0,2!) X 0,135 X 0,07 m 0,2ß x ^^12 X 0.07 m
0,2ß X 0,18 X 0,08 .. 0.255 X 0,125 X 0,07 »
Nur vorn in der Lisenenfagade der Schale sind der Architektur wegen
kleinere Ziegel verwendet, etwa in "/s-Format, nämlich: 0,17 X 0,09 X 0,07m.
In welcher Tiefe in der Aufsenmauer der Übergang vom kleincMi ins grofse
Format stattfindet, konnte aus Mangel an Zeit nicht untersucht -werden. Die
Schichten liegen sämmtlich flach, Hochkantschiehten") scheinen nur stückweise
und ganz vereinzelt vorzukommen. Ein regelmäfsiger Tiefenverband im mo-
dernen Sinne existirt nicht. Nur das ist beobachtet, dafs mit Ausnahme sehr
vereinzelter innerer Läufer, im Innern der Mauer nur Binder vorkommen, eine
Regel, die die Ägypter auch später noch innehalten. Die Aufsentlächen zeigen
Läuferschichten und zwar zuweilen drei solcher mit einer Binderschicht ali-
wechselnd. Einen Längsverband, der bei unseren Bauten das verticale Über-
einanderliegen von Stofsfugen verhindern soll, giebt es niclit. Die Stärke der
Fugen zu mes.sen, wurde leider in der Eile übersehen. Der Lelimputz, mit
dem die Innenwände imd die Fagade überzogen sind, variirt an Dicke von
') Ein absichtlich zum Zwecke der Leiclienverlirenniini; ;uii;eli'fite.s Sclieitfihnui'fni'eui'r. wenn
man überliaupt vernünftiger Weise in diesen geschlossenen Räumen ein solches anu;ele,ü;t hätte, würde
wohl auch alle Überreste der Beigaben radicaler vernichtet haben . als es der Dachbi-and konnte. Es
giebt übrigens auch Brandspuren an einer Art von Beigaben, die auf ein Brennen ror der Beiset-
zung zurückzuführen sind. Der Thon der \'erschlüsse einei' Reihe von Krügen ist näuiiicli gehrannt.
da diese Verschlü.sse aber alle [38 bez. 6] die in Fig. 058 und 1)09 [a. a. 0. S. 108/16',»] abgebildeten
Siegel tragen, und ungebrannte Verschlü.sse mit denselben beiden Siegeln niciit vorkommen, so
werden diese Thonkegel wohl schon bei der Ablieferung in's Grab gebrannt gewesen sein.
') In einem der Königsgräber bei Abydos konnte Verf. etwas ausgedehntere Ilochkaiit-
schichten beobachten.
1898.] LüDwio Borchardt: Das Grab des Ments. 91
2 — ö i"in. er war dünn weils gctünclit . jcdenCalls aiilscn, wo sicli die Tünche
noch bis zur Sockolliöhe herab vielfaeh gut erhalten liat [Taf. XVIII untenj.
Es erübrigt noeh von Fundanientirung und Bedaeliung zu sprechen. Wie
das Funihunent unter dem Fulse der Aufsenmauern aussah, soll der Schnitt
bei Di: Morgan [a. a. 0. 8.156] zeigen. Wir haben an Ort und Stelle nichts dem
Ähnliches finden können, vielmehr schien uns das Gebäude glatt auf dem Boden
aufzusitzen [Taf. XVI unten]. Vielleicht beruht die de MoRGAN'sche Angal)e auf
eingehenderer Prüfung.
Die Bedachung des Gebäudes wird wohl so gewesen sein, wie sie de Morgan
[a. a. O. S.158] auf Grund einer Beobachtung in abydenisehen Königsgräbern
;uininnnt. nämlich eine Schicht von dicht an dicht gelegten Palmstämmen. Die
Si)annweiten der Räume sind für diese Art Decke nicht zu bedeutend. Spätere
Nachahmungen solcher Decken in Stein zeigen uns auch, dafs wirklich .solche
Palmstammdächer einmal in Gebrauch waren, man erinnere sich nur der Decken
in dem Felsengrabe des Neb-m-ihwet westlich von der zweiten Pyramide von
(n.seh') und im Grabe des Meten aus Abusir'), die beide der 4. Dyna.stie an-
gehören, sowie der Decke im Grabe des Ptahhotep zu Saq(]arah aus der
5. Dynastie ■').
.\rcliitcktiir.
. Die Facaden der Mastaba zeigen uns an den Schmalseiten (i. an den Lang-
selten 13 Axen von Ni.schengrup])irungen [s. das Detail, Taf. XVI oben). Je eine
tiefe, grofse Nische, deren Hinterwand wieder in eine breite, von zwei .schmä-
leren flankirte Nische aufgelöst ist, wechselt mit einem dreifach ausgeni.schten
Pfeiler. Auch in die Seiten der grofsen Ilau])tnischen ist nocli je eine .schmale
Ni.sche eingeschnitten. Die breite Nische in der Haujitaxe und die Nischen vorn
auf den Pfeilern sind jede einmal abgesetzt, die übrigen Nischen sind einfach.
Diese Anordnung ist uns in der ägyptischen Architektur nichts Neues, wir
kennen sie schon von den Scheinthüren aus den Grabkammern des a.R. : nicht
von der einfachen Thüranordnung, die sich nachher als Stelenmotiv l)is in den
Anfang des m. R. und vereinzelt selb.st noch bis in das n. R. gehalten hat'),
sondern von jenem complicirten, sogenannten Lattenwerk, das so oft als Beweis
für die Ableitung der ägyptischen Architekturformen aus dem Holzbaue lieran-
gezogen wird'), (nite Beispiele desselben finden sich unter Anderem in den
Mastabas des Ptahhote])'') uiul des Sa^bw'). sowie in der des Sepsi") |s. hierunter
') LD.. Textl 30. 31. ') LD. 1. :iS und 'IVxt I. 143.
') Griffith. Tonili of l'Uil.ihotci) S.->'). und I'kuhiit-Chiimi:/.. Ilist. de l'.-ul I IDi-uIscIk' Aus-
•iühe] .Vbb.ll.i.
*) dp; Morgan. a.a.O. S. :i.j.").
ä) Perrot- Chipikz, a.a.O. .\bb. 83 und S. 4(j4 ff.
") I)a.selb.st Taf. 13/4 und S. 176 Abb. 115; an letzterer Stelle sind der »Stelentypus- und
der »mit Lattenwerk., gut neben einander zu sehen. Vergl. auch GRiFFrrn, a. a. O. Taf. 3!) und 40.
') Pf.rrot-Ciupiez, a.a.O. S. 168 Abb. 106 (zweimal, dazwischen gewGlmliche .Schcinthür).
') Mar., Mast. S. 206/7 [D. 13].
92
Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes.
[XXXVI. Band.
nach Cusi'li Nr. KiTi), Kat. 1895 Nr. 10 Saal 1 1. Verkleinerte Darstellungen der-
selben Architektur hat das Grab des Setw ') geliefert. Diese drei Beispiele zeigen
niis dieselbe Anordnung wie die Facade des Menesgral)es, aber in geringerer
Tiefenausdehnung, es sind ge-
wissermafsen nur in Flachrelief
s ,s g g, /j I ausgeführte Vorderansichten des
Aus dem Grabe des 8epsi (beiderseits abgebroclieu). MotivS der Menesfacadc
Wir brauchen aber gar nicht weit zu gehen, um dasselbe Motiv auch mit
den ihm zukommenden Tiefendimensionen zu finden. Das bekannte Stück aus
dem Grabe des Ha^-b'aw -Sokar") [s. hierunter, nach Giseh Nr. 1385 und Mar.,
Mast. S. 71] ist nämlich das Mittelstück
einer solchen Architektur, es ist nur die
Hinterwand der grofsen Hau2:)tnische, auf
der sich die breite mittlere mit ihren beiden
□ 1 ^8 •'*("^ii"'^l<^rf^" Seitennischen abzeichnet. Die
"^ n^ - j i\'; -i^M seitlicli vorspringenden Pfeiler mit ihren
drei weiteren Nischen waren aus Ziegeln
erbaut und sind daher von Marif.tte im
Grabe zurückgelassen worden. Die Ansatz-
stellen dieser Pfeiler sind jedoch durch Reste der Mörtelfuge an den im Giseli-
museum befindlichen Stücken noch nachweisbar.
I
Mitteliiische aus dem Grabe des Hac-biaw-Sokai-
(Giseh Nr. 1385).
Aus dem Gral
Diese w-enigen Beispiele von solchen Scheinthüren des a. R. sollen hier
nur zur vorläufigen Orientirung dienen, eine vollständigere Statistik über das
Vorkommen solcher Nischenarchitekturen folgt weiter unten.
Die Nischen der Menesfagade untersclieiden sich also, wie der Vergleich
mit diesen wenigen Beispielen schon lehrt, in niclits von den späteren Schein-
thüren mit umgebender Nisclienverzierung. Da wir also hier das älteste Bei-
spiel, vielleiclit gar den Ursprung jenes Motives vor uns haben, so ist es wohl
am Platze, hier einen Excurs einzuschalten ül)er
') PERRor-CniPiEZ, a.a.O. S. 4(i6 Abb. 291; Giseliinusoiini Nr.1377/8; Maspero, Guide,
Tafel gegenü))er S. 33.
") Maspero, Guide, Tafel gegenüber 8. 31.
1898.]
Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes.
93
Das Piuiiksclu'inthor.
Dii'ser Name ist liier mir ücwälilt wnrdcii . um (!!<' im Fol.u-oiulcii /u be-
sprechende Art von der gewölnilielieu Sclieintliür aueli im Ausdrucke zu unter-
sclieiden. Denn dafs in 'Wirklichkeit beide Anordnin)gen zwei ganz verschiedene
Dinge sind und dafs nicht etwa die eine sich als die Abkürzung d<'r anderen
Sclieintliiii-.
-„Hl
— L4J
Pruiikschciiithur.
auifassen Lälst. muls dem Beobachter sogleich autVallcn'). \\äiirend die ein-
lache Scheinthür nur einen grofsen glatten Rahmen zeigt, der eine Thür und
vielleicht darüber liegende Fenster einfalsf-') [s. Abb. hierüber], so scheint das
n — r
') Siehe auch Griffith , a. a. O. S. 26.
^) Der umrahmende Rundstab und die Hohlkelilbckrönuiig sind erst spätere Zutliaten. die etwa
niii Ende der ö., Anfang der 6. Dynastie auftreten. Man kann also die IliernKlyphe jj. die älter ist
als die 4. Dynastie, nicht mit der Scheinthür
zusammenbringen [GRiFFrrn. a.a.O. S. 32],
besonders nicht, wenn man berücksichtigt, dafs
in sorgfältig detaillirten Inschriften [z.B. Mar..
Mast. S.741 die Wand dieser CapelleG') als
riechtwerk dargestellt wird. Die Scheinthür,
die nach Giseh Nr. 1433 und 1482 [Dyna-stie ä]
-2J^ Tis
sowie nach Wni 39 [Dynastie 6] J^ ^
heifst, wird an der eben zu zweit citiiten
Stelle vielmehr so determinirt, wie bei A, an
der zuletzt citirten, wie bei B in nebenstehender
.Skizze angegeben ist.
A.
94 Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes. [XXXVI. Band.
Prunksc-liointlior doch eine i>;uizt% reicligegliederte FaQade, oder wenigstens den
eharakteristisclisten Tlieil einer solclicn, darzustellen [s. Abb. auf S. 1)3]'). Man
wird sich also fragen müssen, ob diese beiden, so ganz verschiedenen Motive
wirklich gleichweithig neben einander stehen und proniiscue für ein und den-
selben Zweck gebraucht werden, oder ob die eine etwa nur in bestimmten
Füllen Anwendung findet. Eine tlüchtige Durchzählung der vorkommenden Bei-
spiele scheint die letztere Annahme zu bestätigen. Auf die grofse Anzahl der
gewöhnlichen Scheinthüren — es sind mindestens 500 derselben bekannt —
kommen nur etwa 40 Prunkscheinthore. Es scheint also das Auftreten des Prunk-
scheinthores sich nur auf einen ganz engen Kreis von Fällen zu beschränken. In
der folgenden Statistik soll versucht werden, die Art dieser Fälle näher zu be-
stimmen . und zwar sind zu diesem Zwecke die gerade auffindbaren Beispiele von
Prunkscheinthoren aus dem a. R. in Gruppen nach dem Range ihres Besitzers an-
geordnet worden. Man erhält so die folgende Liste. Prunkscheinthore kommen vor:
I. In und an den Gräl)ern von folgendcMi Königen.
^- "^ ^°lr^"^^ ■ Neggadeh; Dynastie 1 [de Morgan. a.a.O.: Sitzungsber. d.
^"^erl. Akad. d.Wiss. 1897. XLVIIIJ. An der Facade.
2. ^\^(o^;i4Pl . Giseh, Pyr. i): Dynastie 4 [Pekring and Vyse, Operations II,
Taf 2 Fig. 6]. In der ersten Kammer im Gang. Nicht ganz normal.
:}. 4\^r^[|pT Saqqarah. Pyr. 35; Dynastie 5 [Maspero, Inscr. des Pyr.
S. 2]. In der Sargkammer.
4. ^r^^n. Saqqarah, Pyr. 30: Dynastie R [Maspero, a.a.O. S. 89]. Desgl.
5. |i^ fo""^— 1 . Sa(iqarah, Pyr. 39 : Dynastie (i [Maspero , a. a. 0. S. 269].
Wie vor.
6. ^^{q\\S\- Saqqarah, Pyr. 41: Dyna.stie (> [Maspero. a. a. O. S. 347].
Wie vor.
II. Von Prinzen.
1. . Meidum, Gral) H; Dynastie 4 [Petrie , Medum Taf 7 und 9 — 15;
"^"mah., Ma.st. 478-487]. ;^ °@^ ^ ^ ^ -^ Ik °° fl f 3l^
w.
scheinthor ist als Ziegelmantel vor die Mastaba gelegt.
') Nach Besichtigung der Facade von Neggadeli ist es mir wieder selu' zweifelhaft ge-
worden, ob wir wirklich die luneuan.sicht einer Tliür in dem ol)en besprochenen Motiv zu erkennen
haben [vergh ÄZ. 1897, S. 117]. Vielleicht ist die Thiir hinter der Vorhalle des Palastes gemeint.
leiuchr. f. Agypt. Si»r., XXXVI r.ati<j i«.,rt
Das il
0 äg Ellen.
XIV
XVI
äg. Etlen.
Einzelheiten <ler Fnssade {Nischüiipruppierunn).
j_ll lUla
-) "t !
Qufrsi:hnitl drr Ag^scnmancrn.
Das Grab des Menes.
Zeitschr. f, Ägypt. Spr,. XXXVI Pand
1898.] Ludwig Borchardt: Das Grab des !Mones. 95
. Meidum , Grab 1 6 ; Dynastie 4 [Petrie . a. a. 0. Taf. 7 und 1 B
H. I'"'"^!?)- Meidum, Grab !) ; Dynastie 4 [Petbie, a. a. (). Taf. 7 ; Mar.,
Mast. 477]. Wie vor. Titel fraglich, jedoch ist Ra<'-nefer nach der
Lage seines Grabes tinter den Prinzengräbern wahrscheinlich auch
ein Prinz.
-^- LJD^'^-=-- Daschur, südl. Mast, r;; Dynastie 4 [Gisehmuseum Nr. 1381
— 83: DE Morgan, Dalichour I 12.131. 1 ^ "^ ^ 11 11 \
1^. Reste eines Prunkscheinthores, Stellung derselben unbekannt.
^ c^- Giseh, Gral) 57; Dynastie 4 [LD. II, 17; T. I, S2 — S3:
Ma^, Mast. 525, 530/1]. ^J^.%>|| %^\l%- Sein über
dem Prunkscheiuthor angebrachter Stammbaum beginnt mit ^>^
\\V^^^'W^ wolil mit II, 2 identisch. Prunkscheiuthor in der Cult-
Kammer.
(;. -.o=-g^._. Giseh, Grab ()(): Dynastie 4 [LD. I, 2r>. IL 33: T. I. S4J. o1
%Xs ^*;r^ % H i ~^ u. s.w. Wie vor.
7. N. N. Giseh, Grab östl. vor Pyr. 7; Dynastie 4. Titel und Name uicht
festgestellt, nach der Lage ist das Grab als das einer Königin, eines
Prinzen oder einer Prinzessin anzusehen. Das Prunkscheiuthor sitzt auf
der Ostseite eines von N. nach S. orientirten Mauerstücks, das später
in den Bau des Isistempels daselbst mit hineingezogen wurde. Nur
da. wo spätere Mauern das Prunkscheiuthor verdeckten, ist es erhalten
geblieben. Die freiliegenden .Stellen haben den Tempelreliefs der Spät-
zeit weichen müssen. Die Thür mufs zu einer ganz dicht vor Pyr. 7
liegenden Mastaba oder gar zu dem alten Teiupelelieu vor dieser Py-
ramide gehört haben.
8. ^^h. Giseh, Grab 92; Dynastie 4 [LD. L 2SI. IL 34^/; T. I, 113: M.xr.,
Mast. WS-.,451. }|>pf r^^XP^^ ^^ -2 -- ' ' ' 4 JJ
liehe Thür mit umgebender Nischenarchitektur,
i). ^^^'^^^ <^^ispli. Grab 86; Dynastie 4 [LD. I, 2<S, II, 12 — 14, T. I,
102—104; Mar., Mast. S. 549J. ^^^^ffiOllfi^^
ftllir^Pfl^Z iP^Z- r>i^'^I^I>-T. 1,104 er-
wähnte Blendthür zwischen den Niselien ist ein Prunkseheinthor.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVI. Ban.l. 1898. '•*
96 Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes. [XXXVI. Band.
10. I '^^^(.z:^. Giseli, Dynnstie 4 — 5 [Gisoliimisouin , Kat.l8!)5 Nr.74;
Kat. Masp., Nr. iKni S. 22B; Kat. Mar., Nr. ()]. 1£ . Das Pmnk-
seheintlior ist auf jeder Seite de.s Granitsarcrc-s abgebildet.
11. ^^^n|lJ. Giseli, Grab 89: Dyna-stie 5 [LI). II. 41/2 ; T. 1,110: Mar..
^^^i^^f^^^^^fe^'"^ "■ "*■ "''■ ^^^'" Scheinthore
zwischen drei Pfeilern, jeder Pfeiler nur mit zwei Nischen.
III. Von Prinze.ssinnen und Frauen von Köni.^-en.
1. y ^^X • Saqqarah, Mast. C. 15; Dynastie 5 — G [Giselimu.seum, Prunk-
scheinthor Nr. 1380; Statue Nr. 95; Mar.. Mast. 1H7]. lö*'°^ ^
2. ci fi "^ . Saqqarah. nördl. von Pyr. 30; Dynastie G
r-tv-i r-rr-i La <:=. c^ c^ Ch i
[Daeessy, Le Mastaba de Mera in Mem. de I'Inst. eg. 98, 521 flf.,
ic li I^^Ik^^ ^ ■ ^^"" ^I'"'""' f^^i" nicht Prinz ist, hat nur eine
gewöhnliche Scheinthür.
IV. Von Verwandten des Königs.
1. ^:z:^i^s,Q 8 n ■'^;^\ . Saqqarah, Mast. A. 2; Dynastie 4 [3Iar., Mast.
71—79 ; Gisehmuseum Nr. 1 385]. ^ ^ ^^1 fl^^ S ^^l)-
2. ^^^^^- tJiseh, Grab 73; Dynnstie 4 [LD. II, 93c/, e-. T. I, 90]. k
Prunkscheinthore.
3. (O^ji^. Giseh, Grab 75: Dynastie 4 [LD. II. 8— 1 1 ; T. I, 91— 94;
Fünf PrunkscJieintliore mit gewöhnlichen Scheinthüren abwechselnd.
4. ^ ^ p- Saqqarah, Ma.st. B. 2; Dynastie 4? [Mar.. Mast. 91]. 1<^
2"] l J^ CÖ¥^5] MI f T ^1 f • ^*'"''^ »""■■'""^ Wiedergabe
des sonst üblicJien Prunkscheinthores.
1898.] Ludwig Borchardt: Das Grab des !Menes. 97
ö. IT"^*. Saqqarah, Mast. D. 58: Dynastie 5 [Mar.. Mast. 335 — 9].
6. ^0(1. Saqqarah, Mast. D. IH: Dynastie 5 [Mar., Mast. 206 — 7; Giseli-
_^nn.seumNr.i:^!)7]. ^ J} <^ ^kÜ If"
^- \l^' S^qqai'^^^' Mf'^t. B. 7: Dynastie 5? [Mar., Mast. 97; Giseli-
mnseum Nr. 1377/8; Kat. Masp., Abb. gegenüber S. 33; Perrot-Ciui'iez,
Hist.del'art (Deutsche Ausgal)e) I Abb. 291 ; üpferständer, Gisehnuiseum
N,..i2.s.„„ii:io,]. i^^.=jf^ l-r^PT^ J?^—.
Zwei kleine Prunksclieinthore zu beiden Seiten einer grölseren , höl-
zernen Stele.
S. fj^^^"^. Saqqarah: Dynastie 5 [Gisehnuiseum Nr. 1422]. ffl|J^Pf
^^^^la uli. Mehr Titel nicht erhalten, seine Tochter T I ist aber
J <~> . Roll dargestelltes Prunkscheinthor in der Nische neben der
oberen Tafel (>iner gewölinlichen Scheintliür.
\". Von Freunden!?) des Königs 1 ^ \, gleichzeitig Überpriester
von Memphis.
1 . PIJ % • Saqqarah, Mast. C. 1 B ; Dynastie 5 [Mar., Mast. 1 42—1 47 : Perrot-
chip.ez.i, ir,8 Abb.iiG]. iirD-|iiiili|iira " L". ^i«
ganze Facade mit Prunksclieinthoren geziert.
2. °|^PP- Saqqarah, Mast. C. i»: Dvnastie 5 [Mar., Mast. 129/30]. ^*
|inn. Saqqarah, Mast. C. 1 ; Dynastie 5 [Mar., Mast. 110 — 114
= DüMicHEN, Resultate Taf. 6]. ^^=f§fl ^ ^^"'''^^^^^cr^itr^i
. ^"1 0 u. s. w. Er wurde mit den Königskindern erzogen und
mit einer Prinzessin verheirathet '^x^ki^^^ wk \
D
14*
98 Ludwig BoRCHARDT : Das Grab des Aleues. [XXXVI. Band.
VI. A'on Königs (?) l}^ s. V, hI.
1. O'^^'*!- Gisoli. Gral) TiB. (54); Dynastie 5 [LI). I. 20. 11.79 — 81, (!)0);
T. I. 77— Sl: Mar., Mast. 525, 529— 30]. ^<=>^q -^[If
I c
VII. Von »Ersten nach dem Könige«.
1. 0^'%- Saqqarah, Grab 22 = Mast. C. 11 ; Dynastie 4? [LD. II, 100.
^101^ T. I, 174; M.K., Mast. 132-134]. J f ||--^ J^-i||
TttkSkilf^P^- Z"" kleine Prnnkseheinthore in
den Nischen neben der oberen Tafel der gewöhnlichen Scheinthür.
2. U'^8- Saqqarah, Mast. D. 19; Dynastie 5 [Mar., Mast. 2 2ß ff., Giseh-
museum, Opferständer Nr. 1299, 1301, 1303]. ^Imv^ ^ ^%
Zwei Prunkscheinthore zu beiden Seiten eines gewöhnlichen.
3. d|"TU- Saqqarah, Grab 15 = Mast. D. 70; Dynastie 5 [LD. I, 38,
41, II, 45, 46 — 48; T. I, 162—65; Mar., Ma.st. 370—73]. Igffi
Thür mit Nischenpfeilern.
4. 8 ^. Saqciarali: Dynastie 5 [de Rouge, Rech. 308: Dümichen, Resultate;
Perrot -Chipiez, I Abb. 115 Taf. 13/14: Griffith, Tomb of Ptahhotep
T„f.40]. i|{%,fll^ is^"^'
I u. s. w.
5. ®^:f-- Saqqarah, Mast. D. 10: Dynastie.') [Mar., Mast. 193 — 195. 45(5/7;
Gisehmuseum Nr. 1 5 1 0 in Saal G]. -=^ ^ ^W fe P ? *^ (SP]
U.S.W. Zwei kleine Prunk.scheinthore in den Nischen neben der oberen
Tafel einer gewöhnlichen Scheinthür.
(). j\ ^ • Saqqarah, Grab südl. von Pyr. 41; Dynastie (! bis m. R. [LD..
""Text 1187], ig/ßi^l^^^ ffllJ. Vielleicht schon m.R.
l^'JS.] Ludwig Borchardi : Das Grab des Menes. 99
VIII. Von Priestern des Apis oder Mnevis.
I. (Tj^^JI ^ • <-^iseh, Gral) 5B; Dynastie 4 [LD. I, 25, II, 16; T. I, 82;
Mar., MTst. 525, 530, 531-4]. |^^ j|^^ [1 ^ -^^^®
„ „^37. Stammt im vierten Gliede von Snefrw ab. Stammbaum über
D ©
dem Prunkscheiutliore.
■-• Upr^- ^i^^^^' ^^^^ '^^'^ Dynastie 4? [LD. II, 85; T. I, GS: Mar., Mast.
3. r ®^ '^^^-^ j ■¥- ^ . Giseli; Dynastie 4? [Sarg im Gisehmuseum , Kat.1895
Nr. 96; Kat. M.\sp., Nr. <)64 S. 223; Kat. Mar., Nr. 970]. ]M^
An jeder Langseite des Sarges ein Prunkselieinthor').
Die Gruppen der vorstehenden Liste sind etwas willkürlieh znsannnengefarst,
man hätte ebenso gut z. B. eine besondere Grupi)e der Obcrrichter Inlden kiuinen,
die recht stark geworden wäre. Es sind daher stets nach Möglichkeit die vollen
Titelreihen aufgeführt worden, damit der Leser leicht andere Gruppirungen ver-
suchen könne. Aber auch eine andere Anordnung dürfte an dem sicher nicht
zutalligen Ergebnifs der Statistik nicht viel ändern.
Man sieht nämlich aus ihr: dofs das Prunkscheinthor nur in den Gräbern von
Königen^ Mitgliedern oder Verwandten der königlichen Familie, vnd, von Inhahern
sehr hoher civiler wid geistlicher Ämter rorkonnid. Der Kreis der letzteren krmute
sich etwa auf solche Personen beschränken, die ihr Amt als dirccte Stellver-
treter des Königs verrichten, die etwa wie die Oberrichter eine ursprünglich
nur dem KTinige zukommende (Gewalt ausül)en.
Es ist damit nicht gesagt, dafs jeder Beamte dieser Kategorie, ja selbst
nicht jedes Mitglied der königlichen Familie nun in seinem Grabe das Prunk-
scheinthor angebracht haT)e, es finden sich genug Beispiele, wo dies nicht der
Fall ist; es kann also damit noch irgend eine besondere Bew'andtnifs haben,
die sich unserer Kenntnifs — hoffentlich nur vorläufig — entzieht.
Auf einen Punkt möchte ich aber noch hinweisen, der uns der definitiven
Lösung der Frage noch etwas näher bringt. In Darstellungen von Däinonen-
reihen auf späten Särgen'') findet sich nämlich öfter die eines solchen Priud<-
scheinthores , das hier, dem (Jebrauche des ni. R.'') ents])rechend. innner mit
') Der Sarg aus üiseh, Grab 98 [LI). L 3Ü; T. L 1'21|, bat kein l'runkscbfintbor. soikUtm
nur einfache Scheiritliüren, umgeben von ungruppirten Nisclien als Zierat.
2) Sarg aus Giseh, Grab 83, LD., T. 1 100 = Mar.. Mast. 5.59 — Tat. criM-niitage. Nr.TGfJ;
ferner Särge im Gisehmuseuni , Kat. 189.5 Nr. 1285 und 1299.
^) Das Prunkscheinthor kommt im m. E.. ja sogar sciion vom Kiidi- der Dynastie 6 an, so-
wohl in der Decoration der Särge als auch in d('r der Grabkannnern häulig vor |s. verschiedene
100 Ludwig Borchabdt: I);is Grab des Menes. [XXXA'l. Band.
den zwei WeQat-Augcn versehen ist. Als Namen finden Avir jedes Mal dabei
ra ^bhf-l>tDi »das Tlior(?) beider Länder«'). Man möchte aus diesem Namen
schliefsen, dafs es ein Palastthor oder besser ein Stück der Palastt'agadc dnr-
stellen soll. So würde sich das Auftreten des Prunkscheihthores in den Gräbern
der königlichen Familie also als Abbild des Palastes oder eines besonders cha-
rakteristischen Theiles desselben erklären lassen; diese Bevorzugten hätten ge-
wissermafsen als Scheinthür ein Thor ähnlich dem, das sie im Lelien täglich
durchschritten. Wie sich die Häuser des Königs und der königlichen Familie
durch besonderen conventioneilen Schmuck ausgezeichnet haben dürften — ist
docli die landläufigste Bezeichnung für König ^^ »das grofse Haus« sogar
von dieser Auszeichn\nig hergenommen — , so haben elien diese Hochgestellten
auch im Tode ein ähnliches Vorrecht.
Auffellen mufs es auch, dafs so viele Oberricliter. deren Titel ra '^^ docli
sichtlich mit diesem Thor ra irgendwie zusammenhängt, auch das Recht haben,
das Prunkscheinthor, also das Lpp . in ilirem Grabe anzidn-ingen. Vielleicht
hängt das mit dem Orte der Gerichtssitzungen zusammen, die nach allgemein
orientalischer Sitte") bei einem Thore, also wohl vu'sprünglich vor dem Palast-
thore, stattfanden.
Wichtig für die Auffassung des Prunkscheinthores als Palastthor ist auch
noch der Umstand, dafs wir, wie bereits Petkie^) richtig erkannt hat, in dem
unteren Theile der Umrahmung der sogenannten Horus- oder Bahnernamen in
den Königstitulaturen die Darstellung einer Scheinthür oder besser, nach dem
oben Ausgeführten, eines Prmikscheinthores zu sehen halben. Also hier wiederum
finden wir das Prunksclieinthor in enger Verbindung- mit königlichen Vorrechten.
Beispiele in ÄZ. 1897, 117 ff., sowie in Maspero. Trois annees de fouilles]. Das beweist aber
nichts gegen den oben ausgesprochenen Satz. Im m. K. verlieren viele Abzeichen und Würden
des a. R. ihren früheren Werth und werden vulgarisirt. So kommt der Schurz mit dem gefältelten
Mittelstück, der ursprünglich neben dem Könige nur von ganz hohen Personen getragen wurde
[s^isehmuseum, .Statuen Nr. 37. 196 und -.'Ol des P^ ^f ^g J_^[f,+J I^P^S
, JT) ^ , 0 nr V*' ^^^' ^i''''' ^""^ Pi'inzessin zur Frau hat], im m. R. bei gewöhnlichen
Crm l\ Ci (I (Mar.. Tat. d'.\b. .StiO),
Nr. 4H4 des titello.sen °'^'in(], Nr. 46.5 des ^^^l'^IH ^ (Mar., Cat. d'Abyd. 369)
u. s. w.]. Das alte Königsabzeichen des Löwenschwanzes findet sich in fast allen Särgen des m. R.
abgebildet [s. Steindorff, Grabfunde des m. R. Taf. M und .S. 22] und Ähnliches. Für die analoge
Knlwerthung der Titel s. Erman, Äg)-pten S. 14.")/6.
') Auf Giseh. Kat. 189.5 Xr. 1299. ist in dem der Überschrift folgenden Text einmal Hl]®
Cpp ib^t ausgeschrieben.
*) Ägyptische Gerichtssitzungen an Thoren s. Erjian. Ägyjit. S. 202. Dieselbe Gerichtsstelle
auch Num.l6, 18/19; 27, 2; Deut. 22, 15; 2.5. 7 ff.; Rutli 1. 1/2 u. s. w.
') Pktrie, SeasonTaf. 20 und S. 21.
1.S9S.] Ludwig Bükciiardt: Das (ira!) des Menes. 101
Nur des Königs Name darf so auf die Darstellung eines Palasttliores aufge-
sflirielxMi Averdcn ').
Das sogenannte »Banner« ist nämlich weiter nichts als die conventionelle
Ahliildung des Palasttliores, über \velches der Königsname, nnd zwar in späterer
Zeit ein besonderer nur für diesen Zweck gelu'äuehlicher königlicher Beiname,
gcscliriclien ist. Die Inschrift steht natürlich an der Stelle, wo auch scmst
bei gewölmlichen Bauwerken der Name des llauseigenthümers steht. Die bei
Petrie. Season Tat". 20 Nr. H, gegebene Figur zeigt am klarsten, dals in der
" Banner i'-Eintassung nur der mittlere Tlu'il eines ganzen Prunkscheinthores,
(1. h. der ornamentirte Hintergrund der grofsen Mittelnische (s. die Skizzen oben)
gemeint ist; die seitlichen dreimal ausgenischten Pfeiler sind fortgelassen, f^ber
der Thür steht der Name des Hausbesitzers, also der Königsname.
AVir haben übrigens auch Beispiele, wo .sich l>ei Prunk.scheinthoren an
(lieser Stolle der Name des Prinzen, dem das (Iral) gejiörte, tindet. Die oben
unter II. (') und 10 aufgeführten Beispiele haben an der betreffenden Stelle, also
ü!i(>r der Thürnische zwischen den höher geführten Pfeilern, die Aufschriften
^^ Prinz Ded-f- 311)1" bez. «Prinz Ba^-f-Hor».
Bei den ül)rigen Prunkscheinthoren findet sich solclie Aufschrift nicht, wohl
aber zeigt sich bei einigen an der fraglichen Stelle eine merkwürdige Zeichimng,
die zuerst richtig erkannt zu haben. Wiedemann's') Verdienst ist, nämlich die
deutliche Wiedergabe der Hieroglyphe t^^ ^).
Da man diese Aufschrift nicht gut für etwas Anderes als für den Namen
des Besitzers des dargestellten Palastes halten kann, so werden wir also in
den Prunkscheinthoren, sicherlich in denen der späteren Zeit, nicht allgemein
nur irgend eine beliebige Palastfacade sehen dürfen, sondern müssen die Zeich-
nung für den Palast des Menes selbst erklären. Man hat also nicht nielu- den
Palast des regierenden Königs oder etwa den eines Mitgliedes der königlichen
Familie in dessen Grabe dargestellt, sondern den Palast '') xoct' i^oyjy]v, den Palast
des Vereinigers beider Länder lS , d.h. den Palast des Menes.
') Daher auch der Name i'iir soh-hc iiiul andere lÜMrahinmigen I ^ i\ ■'"'!! '"l^s, was kennt-
lieli macht, .\usy.eiclinung« (Petrie, a.a.O., und AZ. DO, I(i7).
^) WiEDEMANN, Das Brettspiel bei den alten Ägyptern S. 48. Anm. 2.
^) f^^^^ findet .sich hei den in der ()l)en gegebenen Statisliic aiifgeriilirteii Prnnkseheintlioreii
in Dynastie 4 (die zwei h-t/.tgenannten s|iäter.^) liei 11,7; 1\'. 1 und \'lll. .'i; in Dyna.stie .'J bei
I. .i; IV, 7 und 8; V. 1 und \'11.4; in Dyna.stie 6 bei 1, 4 — ti; 111. 2(;') nnd VII, (j. In noch
späteren Beispielen aus di r Zeil dci- gänzlich verallgemeinerten Anwendung des Prunkscheinthores
auf Särgen und Grabwänden fehlt das ti^ so gut wie nie, s. Maspero, Trois annccs de fouilles;
SiEiNDORPF, Grabfunde des m. R.; ÄZ.1897, S.llf) u. s. f. Es ist nicht au.sgeschlossen, dafs einige
I'iunkscheinthore der alten Zeit das r^^ nur aufgemalt hatten und es mit der Zeit verschwunden ist.
*) Ob die allgemein gewordene Darstellung des Palastes neben den Opfergaben etwa mit dem
J A »dem Opfer, das der König giebt« und mit den aus dem Palaste kommenden Todten-
gaben (s. Mar., Mast. S.397 = Gisehmuseum Nr. 1421 ; de Rouge, In.scr. hierogl. 9.3 — 9.5; Dümichen,
Resultate Taf. 7) zusammenhängt:' Die Darstellung aus dem Grabe des Ptahhotep (s. oben VII, 4)
102 Ludwig BoKciiAKDi: Dns Grub des Menes. [XXXVI. Band.
Damit wollen wir diese Abschweifung über die Prunkscheinthoi-e scliliefsen
uiul zur weiteren Besprechung der Architektur des Menesgrabes zurückkehren,
nachdem wir gesehen haben, dal's die Anbringung jenes Nischenmotivs an der
Facade nicht etwa eine ganz willkürliche Erfindung des Erbauei-s ist, sondern
das Grab als Königsgrab bezeichnet.
Wenn wir so zwar die Bedeutung des Prunkscheinthores verstehen gelernt
haben, so sind wir doch von der Erkenntnifs seiner Entstehung und Erklärung
im Einzelnen noch weit entfernt. Nur so viel würde ich als sicher ansehen,
dals das Ganze nicht dem Holzbau nachgeahmt ist. da die einzige Holzform,
die man daran entdecken kann, die der runden Tromniclu ül»pr den Nischen
ist. Diese stellt wohl ein zur Abdeckung der Nischen verwendetes unliehauenes
Stück eines Palmstammes dar. Alle übrigen Formen des Prunkscheinthores
sind, wie l)ereits ]\Iariette') richtig erkannt hat, zwanglos aus dem Ziegelbau
zu erklären').
Unsere ."\Iastaba zeigt überhaupt, dafs der Ziegel])au (Ue in Ägypten ur-
sprünglicli lieimische, ältere Bauart war, die erst allmäldich bei fortschreitender
Technik durch den Hausteinbau verdrängt wird und welche die ihr eigenthüm-
lichen Ziegelformcn auf die Hausteinarchitektur vererbt liat. Gerade an den
Mastabas kann man das allmähliche Eindringen des Hausteins zeigen. Neggadeli
und die abydenischen Bauten, also solche aus den Zeiten der 1. und 2. Dy-
nastie, weisen reinen Ziegelbau auf, in Meidum, also aus der Übergangszeit
der H. zur 4. Dynastie, werden schon die Haujittheile, wie Thür und Kammer,
mit Hausteinplatten verkleidet, und erst in Giseli. also in der 4. Dynastie
selbst, hat sich der Haustein die ganze 31astaba erobert^). Dafs später natür-
hell Ziegel als das bilhgere Material immer noch Verwendung finden, ist selbst-
verständlicli.
läfst dies fast venmihten; liier werden (s. PicRRor-CHiriKz, 1 Abi), ll.i) von dem rnuikscbeinthoi-e,
also dein Palaste her. Opfergaben in Massen zu dem vor seiner Haustliür, der gewöhnlichen Schein-
thür, sitzenden Todten gebracht. Diese Deutung des häufigen Vorkommens des Prunkscheinthoras
in jüngeren Gräbern kann jedoch für die Gräbei- der älteren Zeit nicht gelten; hier ist das Prunk-
scheinthor nur das Haus des Todten selbst, wie die oben citirten Beispiele II, 6 und 10 gut zeigen.
') Mastabas .S.72.
') Nischenai'chitekturen finden sicii iibei-nl! d;i . wo Ziegeib.-ui in Folge des reichlichen Vor-
kommens d&s erforderlichen Rohmaterials heimisch ist: in Ägypten, in der Lombardei, in der nord-
deutschen Tiefebene und natürlich auch in Mesopotamien (s. die bei dk Morgan, a.a.O. S. 255
angeführten Beispiele). Einen Zusanunenhang der Baustile dieser Länder deswegen construiren zu
wollen, «lazii berechtigt nichts.
') .\ls Parallele zu diesem Vordringen des Hausteins könnte man die steigende Verwendung
des Granits beim Pyramidenbau anführen. Sein Vorkommen in der Stufenpyramide von Saqqarah
ist zweifelhaft, Meidum und Daschur Nr. 40 [wohl .Snfrw, s. unten] verwenden Hin noch nicht,
die erste Pyramide von Giseh wendet ihn nui- im Innern und zwar auch da nur in den zu-
letzt gebauten Theilen an, die zweite verwendet ihn bereits zu zwei Sockelschichten in der
Bekleidung und die dritte ist gar in ihrem ganzen unteren Theile damit verblendet gewesen. Mit
dem Ende der 5. und in der 6. Dynastie ist übrigens die Granitverwendung in Pyramiden wieder
bedeutend eingeschränkt.
Tafel XVIII.
■•.SJ^ ^^:- "-^
'^'m
'^ W<iL::^ v.,^.^^':^ ^■^»;^^ -,1Ä 3
Die drei südlichsten K
stlirli vom Ker.ibau,
Das Grab des Menes.
Tafil XIX.
'^^-*-- '^.-'^i:; *"-*•
;'^^.
.•k diT C.Stil. -In
Das Grab des Menes.
1898.] Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes. 108
EiuUieli ist die 3Iastal)n des Menes von grofser Bedeutung für das Ver-
ständniCs der Entwickelung sowohl der Mastaba wie des Königsgralies im a. 1\.
Der Typus des Menesgrabes bleibt näinlieli füi- die Form des liessereu
Privatgrabes eharakteristiseli , nur d(>r äul'sere Faeadenschunudc konniit uatür-
licli in Wegfall. Aber auch dieser seheint sich bei einigen Gräbern, (h^-en In-
hal )er wohl besondere Ehrenrechte besaisen , erhalten zu haben, wenigstens ist
uns ein Beispiel, das Grab des Sa^^bw in Sa([(|arah. überliefert, das nach M.\-
riette's Beschreibung') äufserlieh ganz der Mastaba des Menes mit ihren Reihen
von Prunkscheinthoren '"') geglichen halx'u uuils. Wie die Architekturform, so
erhält sich auch eine der hauptsächlichsten Constructionsideen des Menesgrabes
bei den Mastai)as der darauffolgenden Zeit, nämlich die Errichtung eines all-
seitig geschlossenen Schalenbaues um den inneren, die Kammern enthaltenden
Kernbau. Solche Ziegelhüllen um die Mastabas finden sich öfter in Meidum')
und einmal in Saqqarah^). Sehr lange scheint sich diese Bauart aber nicht
gehalten zu haben.
Wir sehen also auch hier, wie oft in der ägyptischen Culturgeschichte, das
Gesetz in Kraft, nach welchem Reservatrechte der Höchststehenden, mögen sie
nun in Titeln. Tracht, Bauanlagen oder Ahnlichem bestanden haben, in Bälde
auf die nächst niedrigere Classe übergehen und so, sich innner mehr und nu'hr
verbreitend, ihren exclusiven Charakter verlieren. Naturgemäfs suchen in solclum
Fällen die, deren Sonderrechte bei dieser Verallgemeinerung von den 'I'iefer-
stelienden in Anspruch genommen sind, alsbald nach Ersatz. F^s l)ilden sich
dann aus den alten verallgemeinerten neue F'ormen, die für einige Zeit wenigstens
wieder von den Bevorzugten allein angewendet werden dürfen.
So kommt es, dafs das Menesgrab als Mastaba der Ausgang für die sieh w (>iter
und weiter verbreitende Form des Privatgrabes des a. R. ist und gleichzeitig als
Königsgrai) den Keim der Entwickelung zur König.spyramide in sich trägt.
Die auf die Masta])a folgende Phase der Eutwickeluui;- ist die Stufenpyra-
inide. Die F^ntstehung einer solchen hat man sich etwa so zu denken, dafs
der Kernbau der Mastaba^) aufsergewöhnlich hoch errichtet wui-de , der Schalen-
bau aber niedrige Dimensionen behielt. Dies wünh- ein zweistufiges Grab geben.
Bei Umlegung weiterer Sclialen') von immer niedrigeren Abmessungen ergiebt
') :Mastaba C.16; Mar.. Mast. S. 14-2 — 147.
-) Die bei Quibell. El Kab Tai". 7, S und i."}, neuerdings verölVentlu'liten GrälxT /.eif,'en da-
ueneii nur einfache Nischenarchitektur, haben aber sonst viel Verwandtschaft mit dem .Menesgrabe.
')■ Petrif. , Medum Taf. 7.
*) Ma-staba C. 5 des RaC-nefer; M.^r.. Mast. ll'l.
") Dieser iiberhöhte Kernbau könnte auch sciion beim Menesgrabe vorhanden gewesen sein.
Da jedoch nur der untere Theil des Grabes erhalten ist, so läfst sich mit Sicherheit darüber
niclits sagen.
") Die von mir ÄZ. lS'J-2, <S'.) Anm. li aufge.stellte Ansiclit, die Stidenpyrainide von Saciciaraii
bestehe aus mehreren glatt auf einander gesetzten Ma.stabas , hat sich nach Besichtigung an Ort und
Stelle als unhaltbar erwiesen. Die Fugen der eitr/.elnen Schalen gehen wirklich, wie auch schon
Perring angiebt. von oben bis unten durch. An der am angeführten < )rte gegebenen Haugeschichte
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXVI. Band. 1898. ^•>
104 LruwiG BoRCHARin: I);is (.iiab dos Meiies. [XXX\"1. liaud.
sich daraus die richtige Stufenpyramide, wie wir sie in der des Deser bei
Saqqarali vor uns haben. Diese lint sogar nucli den oblongen Mastabagrund-
ril's g<'wahrt. welcher erst bei der für die Construction der Schalen äufserst
lehrreichen Stufen pyramide des Snefrw bei Meidum in . das Quadrat ül)ergeht.
Snefrw entwickelt den Bau des ägyptischen Königsgrabes al)er noch weiter, in-
dem er 7.ur richtigen Pyramide übergeht. Ihm möchte ich nändich als seine
zweite Pyramide') die in der Construction schon der ersten Gisehpyramide sehr
nahe verwandte nördlichste Steinpyramide von Daschur [Nr. 49 nach Lepsius]
zuweisen, um die herum Gräber aus seiner Zeit liegen"'). Die Giselqnramiden
mid bis auf weuige Ausnahmen auch alle späteren behalten dann die von
Snefr\\' angcgel)ene Form bei. Auch noch ein Detail des Menesgrabes hat sich
bei den späteren Königsgräbern erhalten und weiter entwickelt. Das kleine um
die Mastaba gelegte Ziegelmäuerchcn nämlich tritt zu einer grofsen Grenzniauer
umgewandelt bei jeder späteren Pyramide auf und sehliefst den Pyramiden-
bezirk ■^) gegen aufsen ab.
Nur eins ist bei den späteren Pyramiden nicht vom Menesgrabe hergeleitet,
sondern hat einen anderen Ursprung: die unterirdische Kammer. Aber auch für
diese sind die Anfänge in jenen alten Königsgräbern nachzuweisen, nämlich in
dem zerstörten Grabe bei Negadeh, süd\\ estlich vom Menesgralx'^) und in dem
Grabe des Den bei Abydos'').
Metrologisches.
Bereits beim Aufmessen des Grabes fiel es uns auf. dafs die meisten Einzel-
mafse sich in ägyptischen Ellen von rund 0,525 m sehr einfach ausdrücken
lieisen. So war die Axweite der Facadengliederung 3,90 m, d.h. 7'., Ellen
[zu 0,52 m], die untere Breite der Kammer £, an welcher Stelle wir den Schnitt
ändert diese Erkenntnifs nichts, vielmehr liat die loeale Untersnehung der Südostecke jetzt mit
aller nur wünschensvverthen Deutlichkeit gezeigt, dafs die als erste Anlage ausgeführte kleinere.
vollständige Stufenpyramide wirklich noch unter der grorscn, der zweiten Baujieriode entstam-
menden, nachzuweisen ist [vergl. a.a.O. Blatt 2, Fig. I und 2].
') Die Namen [fj^^ Q^ PIak.. Mast. IDS], (^p j^ <^>^] Q /\ /\ [Berl. Mus.
Nr. 7334] und C\ J <c==.^ 1 Q /\ % [M asp., Miss. 1 1 90] /.eigen, dafs Snefrw zwei Pyramiden hatte.
*) Siehe tiisehmuseum Nr. 131.5; Kat. 1892 [Grebaut] S. 25. .\uch die bei LD., T. I 20(;
gegebene Steinbruchsmarke S könnte man als Theil des oben citirten Pyramidennamens ansehen.
') Die überlieferten Namen [s. ÄZ. 92, S. 88 — 90] beziehen sich nicht auf die Pyramiden
allein, sondern auf den ganzen dazugehörigen Bezirk, wie folgende Stelle der Inschrift im Giseli-
museum Nr. 1432 [de Rougk, Inscr. hier. Taf. 1] zeigt: h | jn, '^ ^^ Cq ^^l ^=f /\
"das Grab, das in dem Pyramidenbezirk -grols ist Haff-RpC liegt...
*) DE Morgan, a.a.O. S. 148, 159. Der Augenschein zeigt, dafs hier eine grofse unter-
irdische Kammer bestand, über der eine Mastaba mit mehi-eren Kanunern errichtet war. Heute
ist nur ein tiefes Loch zu sehen und an den oberen Längsrändern desselben die Schnitte von
mehreren früher quer darüberlaufenden Ziegelmauern. Eine kleine Au.sgrabiniu winde wuhl den
Plan der Mastaba noch zu Tage fördern.
') DE Morgan, a. a. O. S. 233.
1898.] Ludwig Borchardt: Das Grab des Menes. 105
der Aulsomiiauer im Detail nialsen . 2.(53 m. d. li. 5 lillen [zu 0,ö26 mj, die
\iiitore Stärke der Aulsenmauer da.sell)st 8,14m, d.h. (> Ellen |zu 0.52!5 m], die
Stärke des Sockels 0,50 — 0,5(im. d. Ji. lEUe, <ler Abstand der (ireiizmauer
vom Sockel 2,01 m, d.h. 5 Ellen [zu 0.522m]. die Dicke der (ireuzmauer
selbst, mit Putz gemessen, 1.10 m, d.h. 2 Ellen [zu 0.525 m nach Alizuü' von
0,05 m für die beiderseitige Putzstärke] u. s. f.
Diese Messungen sind natürlich, so wie wir sie genommen halien. metro-
logisch nicht zu verwerthen , sie sollen nur zeigen, dals hier für die Metrologie
reiches Material zur Bestimmung der ältesten ägyptischen Elle vorhanden ist.
Man müfste aber dazu den Fufs aller Mauern der Mastaba auf das Sorgfältigste
aufgraben und dann so genau wie möglicli das Ganze aufmessen.
Namentlich die grofsen Ilauptmafse werden dabei schöne Resultate ergeben,
denn schon aus unserer flüchtigen Aufnahme ist z.B. ersichtlich, dafs der Kern-
bau genau 25 Ellen l)reit und 75 Ellen lang angelegt worden ist. Für vor-
läufige Versuche zu solchen Messungen ist dem Grundrifs [Taf XIVXV| ein
EUenmafs beigeze-ichnet worden.
Auch die Detailmafse der Facade geben altägyptische Mafse, und zwar Sieben-
tel-Ellen, d.h. Handbreiten: um diese zu ermitteln sind natürlich die Mafse im
Rohbau zu nehmen, ohne den Putz. Auf dem beigegeben(>n Detailblatte [Taf XVI
obenj sind versuchsweise einige solche Mafse in Handl)reiten eingeschrieben. Die
JMafse der Lisenenvorsjirünge hängen natürlicli mit denen der Ziegel eng zu-
sammen. Nach den oben in Centimetern angegebenen Mafsen dürfte der Voll-
ziegel- des Menesgrabes wohl die Abmessungen a'Ou '/j zu '/j Elle bei I Sjianne
Schiclithöhe gehabt haben.
Es läfst sich auch zeigen, dafs die Theilung der Handbreite in 4 Finger,
nder '/.,s Elle, den Ägyptern der Meneszeit bereits geläufig war. Die Böschung
der Fa(.'ade des Grabes beträgt nämlich nach un.seren Messungen 2°. 2° 2' 7"
entspricht aber einer Böschung') von '/._,(,, d. h. von 1 Finger Kücksprung auf
1 Elle Steigung.
Diese wenigen Angaben über die Mals(> des Grabes, die liotlentlicli Andere
zu einer genauen Untersuchung an Ort und Stelle anregen, zeigen uns deutlich,
dafs in jenen weit zurückliegenden Zeiten des Eintritts des ägyptischen König-
thums in die Geschichte das ägyptische Mafssystem l)ereits vollständig so aus-
gebildet war, wie wir es später vorfinden.
') Sielie ÄZ. 1S93. 9 tV. .SciiXfkr iiiaclit inicli dai-aul' aiifinerksain . dals das Zciclicn
|y 1 »die Böschung« geschrieben wii-d, wohl weiter
einem Handgriff versehene Lehre zum Bau solclier Böschungen.
lern |l\] jjl »die Böschung« geschrieben wii-d, wohl weiter nichts vorstellt als die oben mit
15*
106 Georg Ebers: Mciischeiirresserci in Ägypten ;' [XXW'I. Bund.
Menschenfresserei in Ägypten^)?
A 011 Georg Ebers.
IMr. FuNnERS Petrie schlols aus dem Zustande, in dem er bei seinen Grabungen
zu »Naqada und Ballas« die Gebeine der Bestatteten fand"), diejenigen, denen
sie angehört hatten, wären Menschenfresser gewesen, und seine Gründe sind so
gewinnend, dafs diese Hypothese schon melirfach nachges])rochen wurde. Den-
noch ivönnen wir uns nicht mit ihr befreunden; — ist sie aber falsch, so ergiebt
sich recht deutlich , welche -weiteren Irrthümer sie nach sich ziehen kann , wenn
■wir Flinbers Petrie selbst behaupten hören. Nachklänge dieser alten Unsitte
hätten sich bis in nachchristliche Zeit erhalten^) und diese Meinung dann von
Anderen näher ausführen sehen. Es geschah dies auch von Seiten des wohl-
unterrichteten Berichterstatters ü])er die jüngsten Denkmäler- und Papyrusfunde
am Nil in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung*). Hier sagt der mit der Chiffre
Cr. zeiclmende Gelehrte, indem er sich an Petrie an.schliefst, zu den Erinne-
rungen an den Kannil)alismus in Ägypten gehöre zweifellos auch die 15. Satire
des Juvenal, in der ähnliche »von den Römern nicht recht verstandene Vor-
gänge« geschildert würden.
Den Inhalt dieser Dichtung, die in jüngster Zeit die Philologen auch zu
Textänderungen veranlafste, dürfen wir sammt dem in wildem Fanatismus auf-
gefressenen Tcntyriten als bekannt voraussetzen. In dieser ünthat meinen wir
aber ebenso wenig eine Erinnerung an alte kannibalische Gebräuche sehen zu
sollen als etwa in den Ausschreitungen einiger von wildem Glaubenshafs er-
fiillter christlicher Geusen, die zur Zeit des Abfalles der Niederlande Soldknechten
der spanischen Unterdrücker die Herzen ausrissen und sie frafsen. Sähe Petrie
aber auch recht, und hätte von der 6. Dynastie an wirklich eine ziemlich zahl-
reiche Gesellschaft von Kannibalen am Nile gelebt, so ging in den folgenden
Jahrtausenden doch jedenfalls die Unsitte der Menschenfresserei bis auf die letzte
Spur verloren, ja, was dem unglücklichen Tentyriten begegnete, ist ein der
national -ägyi)ti.schen Cultur des alten, mittleren und neuen Reichs, soweit die
Denkmäler sie uns kennen lehren, scharf widerstrebender Frevel. Wenn es
von Osiris heifst^), er hätte dem alten Kannil)alismus der Ägypter ein Ende
') Dei' folgende Aufsalz ist der Redaction wenige Monate vor dem Tode Georg Ebers' über-
geben worden. Die Redaction hat geglaubt, dafs es ihre Pflicht sei, ihn unverändert zum Ab-
druck zu bringen, obwohl ja durch die neueren Untersuchungen die zeitliche und ethnologische
Stellung der -new race- eine andere geworden ist, als sie der verewigte Verfasser annahm.
') W. M. Fi-iNDERS Petrie and .J. E. QiiifEi.i. . I.ondoii 181)(), p.'-Vl. AVir hörten Nai(a(la an
Ort und Stelle Neqade vocalisiren. i] :
') A.a. O. p.62. ^ ■•) Reilage zur All-. Xti;. lsT)7. Nr.2(;2. S..-).
') Flinders Petrik a.a.O. p.62.
189S.1 Georg Ebers: Mciist'hciilVi'sscrei in Ägypten? 107
gemacht und sie zum Bau der Brotfrucht veranlafst. so kann sich diese ganz
alliicniein gclialtciic Kunde aus später Zeit docli nur aul' eine Epoche beziehen,
ilie der Einwanderung (U'r »lunv raee« weit voranging und die — auch das
lehren die Denkmäler — trotz der fremdartigen Colonen auf dem Boden Ober-
ägyptens nie wieder für das Pharaonenreich zurückkeliren sollti'. Übrigens ver-
gelit sich bis zur Raserei gesteigerter Glaubenshafs weit eher gegen die herr-
schende Sitte, als dafs er sich an alte Gebräuche anschliefst.
Höchst auffallend ist die Bestattungsweise der »new race« allerdings, und
jedem Denkenden wird die Frag(^ sich aufdrängen, warum sie die Körper iln'cr Vei"-
storbenen aus einander schnitt. — Bei vielen Leichen wurde der Kopf vom Kumpfe
entfernt. Bei anderen finden sich die Vorderarme imd Hände vom Oberarme
und bei wieder anderen die Finger, die man l)isweilen iinter dem Schädel ■\vieder-
fnnd. von den Händen getrennt. Von der Wirbelsäule abgelöste Ri])pen kommen
häufig vor. und merkwürdigerweise liegt oft eine Anzahl von gleichartigen
Knochen gruppenweise bei einander: Bein bei Bein, Arm bei Arm u. s.w. Nicht
selten scheint die Zerlegung der Körper schon vor der Bestattung vorgenommen
worden zu sein; denn die Ordnung, die in noch unberührten (Jräljcrn, wo sich
vom Köri)er getrennte Gliedmafsen fanden, liei-rschte. zwingt zu der Annahme,
dafs die Zerlegung der Leiche nicht erst an ihrer Ruhestätte eriblgte. An
manclien Knochen sind die Kronen beschädigt, und an etlichen Schädeln zeigen
sich gewaltsame Eingriffe an der Stelle des Gesichts. Dennoch linden sich bei
ihnen Perlen und andere Ziergegenstände, die darauf hinweisen, dafs man die
Körpertheile , denen man sie beigab, zu ehren oder zu weihen beabsichtigt hatte.
Dieser Befund war es, der Petrie zu der Vermuthung führte, die Hinter-
bliebenen hätten das Fleisch der Verstorbenen gegessen. Um es zu vers])eisen,
wäre es vom Gesichte und von den Knochenkronen entfernt worden, aus den
Röhren aber hätte man das Mark gesogen. Dies konnte geschehen sein, um
die Eigenschaften des Verstorbenen gleichsam in das eigene P'leiscii und Blut
des Lebenden überzuführen. — Unmögliches zu glauben, verlangt diese Er-
klärung durchaus nicht, doch will mir eine andere Deutung w^eniger wider-
wärtig und dazu wahr.scheinlicher dünken.
Bevor wir auf diese eingehen, sei bemerkt, dafs das Zu.sammenlegen der
gleichen Theile des Knochengerüstes mehrerer Leichen in einer (iruft noch bis
vor Kurzem auch in Kreisen geübt wm-de, die wohl ;un letzten der IMenschen-
fresserei verdächtig sind. Wir meinen die friedlichen Mönche am Sinai, in
deren Leichenhalle wir selbst Schädel bei Schädel, Bein- bei Bein- und Arm-
bei Armknochen gruppenweise neben einander liegen sahen. Auch in Italien
fanden wir die Reste von Klo.sterbrüdern in ähnliclier Weise bewahrt und
wunderten uns, dafs fromme Genossenschaften, die anf die Auferstehung des
Fleisches hofften, ihren Leichnam solcher Behandlungsweise prei.sgaben.
Dafs auch die »new race« an ein Fortleben ihrer Verstorbenen im Jen-
seits glaubte, wird durch die Ausschmückung der (iräber, die Regelmäfsigkeit
108 Georg Ebers: MiMiscliontVi'ssoiTi in Ai;y|)t(>ii ;' [XXWI. Band.
der Lage der Leichen u. s.w. aufser Fra,^:e gestellt. Die Darstellung, die Petrie,
indem er sich streng an ihren Nachlass liält, von dem Culturzustande der
»new race« giebt, zeigt sie als ein keineswegs niedrig stehendes Volk, das sieh
unter den Bewohnern Oberägyptens nicht nur selbständig zu behaupten wufste,
sondern sie sogar verdrängt und sich ihres Landes bemächtigt zu liaben scheint.
Von Gegenständen im Stil der Kunst und des Handwerks der Ägypter
fond sich in diesen Gräbern mu- wenig. Die mit Hieroglyphen verselienen
Stücke besagen auch nicht viel, da sie in Folge der Nachbarschaft, in der die
»new race« mit den Ägyptern lebte, leicht in diese Grüfte gelangen konnten.
Um so bedeutungsvoller sind aber die Figuren mit den bärtigen Gesichtern, in
denen Petrie vielleicht mit Recht die Züge der hier Bestatteten wiederzufinden
meint. Diese Figuren nun. die sich Taf. LIX seines Werkes abgebildet finden,
(besonders B und 4 und 7 — 11) sind Nachl)ildungen der in Binden einge-
wickelten bärtigem Osirismumie und scheinen zu beweisen, dafs der »new race«
der Cult des Osiris keineswegs fremd war, ja, dafs sie sich die Verstorbenen
in Gestalt der Osirismumie vorstellte. Diese Wnlinicliiuuuü' ist von gröfster
Bedeutung für die darzulegende Vermuthung.
So weit die hockende Stellung vieler Leichen und die Bestattuiigsart der
Todten überhaupt auch von der ägyptischen Weise nl) weicht, so sind beide
dennoch mit einander verwandt. Zwar sah die "uew race« von der Einbalsa-
mirung der Verstorbenen ab, sie gönnte ihnen al)er doch gesicherte Ruhestätten
und l)rachte ihnen Opfer zu Gunsten der Verbesserung ihres Schicksals im Jen-
seits dar. Wenn Petrie sicli weigert, die »new race« wegen der an ihren
Resten völlig mangelnden Brüche und Verletzungen für einen kriegerischen
Stamm zu halten, so will uns dies nicht unberechtigt erscheinen; ist es alier
nicht schwer, so friedfertigen Leuten Menschenfresserei zuzutrauen?
Die Pyramidentexte lehren nun . wie mächtig die Osirismythe schon in
der wahrscheinlichen Zeit der Kinwaaderung der »new race« in das Nilthal
(6. Dyna.stie) die Vorstellung der Ägypter ülier die Schicksale des Verstorbenen
im Jenseits beherrschte, und es kann sehr wohl sein, dafs die Colonen sich
diesem Theile der religiösen Überzeugungen der vorgeschrittenei'en früheren
Landesherren anschlössen — ja, die olien erwähnten inuinienförniigen Figuren
machen dies wahrscheinlich genug.
Woher die Einwanderer kamen , welchem Stamme sie angehörten , was
die starken Spuren von Feuer, das indefs mit den Leichen nichts zu thun hatte,
in den Gräbern bedeuten u. s. w., kann und braucht hier nicht erörtert zu werden.
Bevor wir die von Petrie und Amelineau an's Licht gezogenen Gegenstände
nicht sell)st sahen, würden wir es auch nicht wagen, zu den Hypothesen Petrie's,
Schweinfurth's und der sehr ansprechenden Maspero's Stellung zu nehmen.
Notliwendig ist es dagegen, darauf liinzuwrlsen . dafs sich zu Abydos das
vornehmste aller Osirisgräber befand. In ilun wurde der Kopf sammt dem
Nacken des Gottes als licilige Reli(iuien aufhewalirt. Nur nach seiner Zer-
IMIS.] Georg Ebers: MensclienlVesserei in Ägypten:' 109
sclineidung in 14 Stücke konnten die erwähnten Körpertlieile dorthin gelangt
sein, oder besser sollten gelangt sein, und (Mfriger als dort wurde die Mythe
vom Osiris und der Isis nirgends gepflegt. An sie sehlol's sich die gesainmte
Unsterblichkeitslehre der Ägypter. Auch die an der Leiche vorzunehnieuden
Ceremonien wurden durch sie bedingt. Dem Verstorbenen sollte genau das
Nämliche widerfahren, was dem Osiris geschehen war. »Sein Weg«, sagt der
Abgeschiedene von diesem Gotte im 17. Cap. des Todtenlmches »ist mein Weg,
und mein Weg umgekehrt der seine«; in der Wnis-Pyramide aber heilst es
■2()8: »Dein (des Osiris) Leib ist der dieses W^nis, Dein Fleisch ist das Fleisch
l[l Q I dieses Wnis, Deine Knochen (|||| sind die Knochen dieses Wnis.
So wie Du leitest \~n~ = ~7T~ [I 0 1 die Bahn dieses Wnis, so leitet dieser Wnis
Deine Bahn«.
Wer nun diese Lehre von der Nachfolge in nllen Stücken genau nahm
und bei der materiellen Auffassung verblieb, der mufste an der Forderung fest-
halten, dals der Todte in die 14 Tlieile zerlegt werde, in die Osiris von Set
zerschnitten worden war. Ein Volk von bescheidener geistiger Ausl)ildung wie
die »new race« konnte leicht in der Zerstückelung eine der wichtig.sten mit
dem Verstorbenen vorzunehmenden Ceremonien sehen , während die geistig weiter
vorgeschrittenen Ägypter verhältnifsmäfsig früh von ihr alisahen. In allcrältester
Zeit wird sie allerdings auch von ihnen geübt worden sein, und aus ihrer Vor-
.stellung ist sie niemals völlig gewichen. Wenn die »new race« zu Abydos
den Osiriskopf verehren sah , Gefallen daran fand und ihre Verstorbenen , wie
den Gott, dessen Schicksale zu theilen, ihren Verstorbenen bestimmt war, gleich-
falls in verschiedene Theile zerlegte, so findet sich bis in's Einzelne erklärt,
was die zerschnittenen Körper von Naqada und Ballas zu rathen aufgeben.
Schon in den Pyramidentexten geschieht der Knochen des zerstückelten Osiris,
die geordnet, gesammelt und zusammengefügt werden sollen, so vielfach Erwäli-
nung, dafs ich nur für die weniger mit ilmen Vertrauten einige Stellen anführe.
So heifst es Mr n R^ 44G — 447 Ö ^^ ^ (]^ ■ • • ■ ij '^ Q^l^l '^^
»Ich bin Ilorus. Ich kam zu Dir, um zusammenzufügen für Dich Deine
Knochen« und Ppy Nfr k? Rf 1258: h t tt^=^ "i^l' sammle Dir Deine
Knochen« oder ähnlich Mr n Rf 425 — 42(): »Ich sammle Dir Deine Glieder«
( ^ ° |. In der Wnis-Pyramide hören wir sogar Ix'stinnnt erwähnen, dals
(h^r Verstorbene zerschnitten werden soll, wie es dem Osiris geschehen war.
Es wird dort nämlich 272 — 273 die grofse Zauberin Isis (^5|4y) ''^'^^^'
rufen: A £=> [z^ C^^ Q PI Q <=' '^ »Gicb, dafs Wnis zerschnitten werde, so
wie Du zerschnitten wurdest«. Im Todtenbuche begegnen uns die näniliclien An-
schauune-en wieder. Cap. 13)^, 4 heifst es dort: [1 ^=^y ^=^ ^ q\^^^^^
(oder (1 '^ I' ' 'n 11 "^ \ '^^^z::^) "Ich ordne Deine Knochen und füffe zu-
110 Georg Ebkrs: Moiisi-liciilVesserei in Ai;v[)tciu' [XXWl. Band.
samincn Doine Glieder«'). Cap. H9. 9 liöreii wir: P r t . a ■ ■ J ? r"^"
I
- T J I ^3^
»Zerbrochen sind Deine Knochen und aus einander geschnitten Deine Glieder«.
Regelmäfsig sollte die Zcrtheilung des Osiris, wie gesagt, in 14 Stücke
erfolgen. Wenn im liil. Pap. Riund V, 6 von 17 die Rede ist, so ändert das
nichts an der allgemein anerkannten und geheiligten Zahl. Als erste sieben
Glieder werden hier nämlich »die .sieben Offnungen des Kopfes« genannt. Unter
diesen, die hier ülirigens nicht einzeln aufgezählt werden, sind drei doppelt
zu fassen (Augen, Ohren, Nasenlöcher), die sonst als »Auge«. »Ohr« und »Nase«
nur einzeln aufgezählt werden. Dadurch werden drei zu viel, und zieht man
sie von der 17 ab, so kommen wir wieder auf 14 zurück.
Diese Aufzählung der Osiristheile im Pap. Rhixd V. R ist aber auch sonst
brauchbar fiir die Klärung dieser zweifelhaften Angelegenheit. Der betreffende
°i^ W l'^"Ss.<2>??Ss,^X'^lll ^"^^ "^^*^ " *"'^"""g''" ^^-"^ Kopfes, die
4 Horuskinder, die 2 Beine, die 2 Arme, die Brust, der Rücken — zusammen
17«. Da für Augen. Ohren und Nase des Osiris je ein besonderes Grab her-
gestellt werden mufste, hatte man auch jeden dieser Körpertheile für sich aus
seinem (Gesichte entfernen müssen. Ganz ebenso war dann mit der Leiche jedes
Sterblichen zu verfahren, und dafs es dabei nicht ohne Beschädigung des Ant-
litzes abging, ist ja natürlich. In der Wnis- Pyramide heilst es Z. 214: — ^
liegend in der Klinikhalle diesen Horus und Set, und Du schneidest ab dem
Horus das Gesicht«. Die Verletzungen der Gesichtsstelle bei vielen Schädeln
von Naqada und Ballas brauchen also, wie mir diese Stellen zu beweisen scheinen,
keinen Menschenfressern zugeschrieben zu werden.
Die vier Horuskinder, die der Pap. Rhind vuid andere Texte als Körper-
theile des Osiris bezeichnen, sind die Eingeweide. Um sie zu entfernen, mufste
der Leib geöffnet werden. Die grofse Menge der gefundenen Gefäfse ersetzen
wohl zum Theil die allbekannten Kanopenkrüge , deren Deckel die Köpfe der
vier Horuskinder darstellen. Die dem Körper entnonnnenen inneren Theile der
Leiche können sehr wohl in etlichen Aufnahme gefunden haben. Was von
Körpertheilcn übrig l)leil)t, sind die Beine und Arme (besonders die Unterarme),
die Hände und Finger, die Brust und der Rücken, und gerade diese Glied-
mafsen finden sicli von den Körpern getrennt in den Gräbern der »new race«.
') Ähnlich auch Todtenhiicli 147.27—28 und 14!). 2.
') W.-inini D 'Q/ p'^ff -ahschiieiden. sclineiden. verwunden» und nielit "Spucken« zu
überseUen i.st, beweist Ma.spero, Les inscriptions de.s Pyramides de Sa(|qaraii. Pari.s 1894, p. 27,
A. 6. Da.s / bezieht sich als Detprininativ auf das Blut, das beim .\hschni>idi'n des (ie.sichtes
aas der Wunde hervoi-cjuillt.
1898.] Georg Ebkus: Meiiscli(.-iilres.serei in Ai;v|itcii;' 111
Was man hier besonders oft zusammenlegte sind die ßciiiknochen, die Arm-
knoflicn, die Brustknoehen (Rippen) und die Wirbel der spina dorsalis.
Haben die Priester oder Vorsteher desTodteiicultus unter der »new race« sich
eingehender über die ägyptische Unsterl)lichkeitslehre unterrichtet, so nmCsten sie
die Annahme . aui" die auch (iRiriiTii hinwies, kennen, dafs die Knochen sicli
in weibHclic Falken verwandelten, um das Körpergerüst des Verstorbenen an
den Himmel zu bringen, wu die verklärte Persönlichkeit des Dahingegangenen
als Stern glänzen sollte. So heifst es Wnis 209: ^ U=^0 333 '^z^
0 J 1 k::^^ N N n Ji c^
'y&^y01^&]<=z=>T)r,T)r,T)nT ' "Du reinigst Dich. Deine Knochen sind weib-
,>^ ,ii= ,i=J^ I Ci liJl'uKülci i^=q
liehe Falken, weibliche göttliche Wesen, die zum Himmel gehören«: aus dem
Todtenbuch aber geht deutlich liervor. dafs diese Viigcl als Knochen der (iott-
lieit angesehen wurden, an diMien sich zu vergreifen i'ine schwere Sünde war,
<lic nicht begangen zu haben der Verstorbene bei seiner Keclitl'ertigung ver-
sichert"). Dies knüpft sieh an die alte Auffa.ssung der Pyramidentexte, in denen
es z. B. heifst: S^XZ-^zii^^^^^^i^^^^ip^»') »Du trittst hervor mid
niaclist Dich auf den Weg als Knochen des Schu". d. i. des Luftgottes. So
bedeutet denn dieser Satz etwa: »Nachdem Deine Knochen sich in Vögel ver-
wandelten, schwingst Du Dich auf«, und 2i)l heifst es weiter: X i|,^ J^ ^
ö «kreist Du in den Armen Deiner Mutter Nut«, d.h. »ziehst Du
>^
Deine Kreise am Himnud«. Ob nicht mit diesen Anschauungen die Vögel in
Verbindung stehen, die man auf den bemalten Töpferwaaren (Nacpula und Bailas
LXVIl, 14) den Booten mit dem Sarge enttliegcn sieht? Wir erinnern nuch an
den Vogel über dem Nachen und Sarge auf der alten, von Stkindorit mitge-
theilten Reliefplatte von grünem Stein'). Auch in Schwalbengestalt dachte man
sich feste Bestandtheile des Körpers, die an den Himmel zu gelangen bestimmt
waren, oder ist der Satz: (j '^ ^^ ^=*^ ^^^'^^^'^ ""^il Dir
Schwalbe, die zu den Körpertheilen des Harueris gehört« anders zu fas.sen?
Aufserdem heifst es: »Sind Deine Knochen göttliche Falkenweibchen am Himmel,
•so bist Du an der Seite des (iottes« ''). und dazu: /^'^^^^ ^_-, j),k 1 V^'' "D"
reinig.st Dich mit dem frischen Nafs der Sterne«. Sätze wie Pl]v^\|* i<=>^^
') T statt f .
2) Im Turiner Tedtcnhucli stoht T2.-). 9: ' ]M ^^ ^^111 """
die X'üücl. ilir Knociicn.. , was erst durrli (Ins NAVUXE'sche Tlieban. Todtenb. verständlich wird, wo
hint.'r I noclii'1'1 steht. Dies .■il)er liann nur übersetzt werden: "Nicht fing ich die Vogel.
die Knochen der G5tter« . d.h. hier -der Osiris gewordenen Verstorbenen». Nacli llorapollon
soll der Knochen der Wachtel Fortdauei- und IJe.ständigkeit oder Sicherheit, «t</)«>.£i«. bezeichnen.
=>) Wnis-Pyr. 290.
*) Aegj^ptiaca. Fe.stschrift für Geoho Kbehs. Leipzig 1897. S. 124.
') Wnis 3.57 und S.VS. ") ^^,_^J^SP^^ Wnls 209.
') Wnis 210.
Zcitschr. f. Ä-ypt Spr., XXXVI. Band. 1898. '*'
W'2 Georg Ebers: ^IciiscliciitVesserei in Agy[)ten!' [\XX\'l. Uiintl.
»Ausgesucht sind die Sterne für Deine Glieder« beweisen, dafs man sich an
Stelle jedes Körpcrtheils, der an den Ilinimel gelangte, einen besonderen Stern
dachte. Audi von dem höchsten der Lichtgöttcr denkt man sich einzelne Theile
am Himmel. So ist es das Auge') oder das Haupt des .K^'"'). das die Welt er-
leuchtet. An der unten Anm. 1 angeführten Stelle handelte ich (S. löR ft'.i über
die Gliedmaisen der einzelnen in menschlicher und thicrischer Form gedachten
Sternbilder. Hier mufs der Hinweis auf diese Dinge genügen. Schon aus dem
Gesagten geht abei\ denke ich , hervor, dafs die merkwürdige Behandlung des
Knochengerüstes der zu Naqada inid Bailas bestatteten Mitglieder der »new
race« sich auch anders erklären läfst als durch die Menschenfresserei dieser
Leute. Jedenfalls steht nichts der Annahme entgegen, dafs sie den Wunsch
ilirer ägypti.schen Nachbarn theilten, auch zu erleben, was dem Osiris begegnet
war, zumal wir sie dies Verlangen nur in der alleri-ohesten Form zur Ausfühnuig
bringen sehen. Abvdos, die Hauptstätte des Osiriscult, lag in der Nähe ihres
Wohnsitzes, vmd die Zerschneidung des Gottes war, wie gesagt, eine der be-
deutendsten und am stärksten in's Auge fallenden Episoden des Isis- und Osiris-
Mythus. Schon in Folge des Umstandes, dafs das Grab jedes einzelnen Osiris-
gliedes zur Wallfahrtstätte geworden war, machte sie sicli überall bemerklich
imd war auch dem schlichtesten Vorstellungsvermögen verständlich. Unter den
Mythen, die Plutarch die Ägypter von den Göttern erzählen hörte'), nennt er
aufser den Irrfahrten und ihren anderen Leiden nur noch ihre gliederweise Zer-
stückelung {8tCCUS?.l(TlJL0g).
Da der »new race«, wie Avir schon liemerkten. das mit Binden umwickelte
Bild des Osiris bekannt war, konnte ihr auch der so stark in's Auge fallende
Vorgang der Zerschneidung des Gottes nicht fremd geblieben sein. Dafs ihre
Mitglieder sich die Verstorbenen in seiner Gestalt vorstellten, geht aus dem
Umstände hervor, dafs .sie nicht nur an der Mumienform des Osiris festhielten,
sondern auch mit entschiedener Assimilationsfähigkeit an Stelle des ägyptischen
Kopfes mit dem angefügten Barte ein Haupt setzten, das ihre eigenen Gesichts-
züge sammt dem natürlichen Barte wiedergab.
Kannte aber die »new race« den Osiris, verehrte sie ihn und erinnerte
sich seiner beim Todtencult, indem sie Bilder von ihm in di(> Gräber stellte,
so sind wir auf Grund des oben Mitgetheilten zu der Annahme berechtigt, ihre
Verstorbenen habe der Wunsch erfüllt, das Schicksal luid damit auch die Zer-
stückelung des Osiris und ihre Folgen zu theilen. Trifft dies aber zu, so kann
sie schwerlich dem Kannibalismus ergeben gewesen sein ; wird doch gerade
Osiris als derjenige bezeichnet, der die Unsitte der Menschenfresserei aus der
') G. Eber.s, Die Körpertheile, ihre Bedeutuiii; niul Naim-ii im Alt;ii;y|)tischen. (Abliaiul-
liingen d. k. bayer. Akad. d. Wiss.. 1. C'l., XXI. Bd., I. Abtli.. KS'.lT) S.\M tX.
erleuchtet die Welt und erhält die Menschen«.
') Plutarch, Isis und O.siris, ed. PARinEY, raj).!!.
1898.] Georg Kbers: Mi-nsclicnfresserei in Ägypten;' 113
Welt scliaffte. Zu Naqada musste dazu nicht nur frisch geschlachtetes, sondern
in der Regel das Fleisch von verschiedenen Krankheiten erlegenen Männern
und Frauen verspeist worden sein, und solche Verirrung einem A'olke zuzu-
schreiben, dessen Nachlals ihm eine keineswegs ganz geringe Cultur zuzusclireiben
gestattet, wird nicht uns allein widerstehen.
Anhang.
Nachdem ich das Blanuscript liereits der Zeitschrift abgeliefert hatte, er-
hielt ich die letzte, 15. Publication des Egypt Exploration Fund »De.sha.sh eh«,
die wir wieder dem Fleifse Flinders Petruc's verdanken. Hier fanden wir
nun in Cap.ö von p. 20 an eine merkwürdige Bestätigung unserer Erklärung;
denn der Verfasser macht uns mit Leichen aus dem a. R. bekannt, die wie die
iler "uew race« zerstückelt worden waren. Hände und P'üfse hatte mau von
ihnen abgeschnitten. Eine abgetrennte Hand lag auf der Brust, die Füfse
landen sich auf dem Bauche. Ferner waren Arme von den Schulteiblättern
abgeschnitten und zur Seite des Körpers (eines grofsen Mannes) niedergelegt
worden. An einem Rückgrat hatte man die Wirbel von einander getrennt, und
der näudichen Leiche fehlten die Rippen. In einer Felseukammer war die EU-
bogenröhi'e an beiden Armen von der Armspindel (radius) abgetrennt und neben
das- Schulterbein gelegt, keine Hand aber an den ArnuMi gelassen worden. Die
Wirlx'lsäule hatte man abgeschnitten inid umgekehrt, uiul die Rippen fehlten.
Der linke Fufs und die Kniee lagen im Becken u. s. w. Die Zehen waren vom
rechten Fufse entfernt.
Auf eine nähere Erklärung dieser merkwürdigen Zerstückelung von fraglos
iiyyptisclien Leichen aus dem a. R. läCst Petrie sich nicht ein. Er bemerkt nur:
»The disseverance must have beeu a i)rivate family custom. whieh did not iu-
tluence the public arrangements or make any bar visible in .social life«. Solche
Sonderweise der Bestattung will uns aber unter den vom Hergebrachten, Ty-
])ischen so schwer abweichenden Äpyptern kaum glaubhaft vorkommen, während
i's uns leicht möglich erscheint, in dieser Zerstückelung der Todten einen späten
Gebrauch der alten Sitte zu erkennen, die Leichen dem Schicksal des getödteten
Osiris zu unterwerfen, und sie wie diesen zu zerschneiden. Der hier in den
Inschriften oft als Ilauptgottheit genannte | | »grofse Gott« kann, wie auch
(iRU-FiTH meint (]). 4:1), kein anderer sein als Osiris. Das Volk, dem die >Liler
und Bildhauer angehörten, die diese Grüfte ausschmückten, für Menschenfres.ser
zu halten, möchte auch Flinders Petrie schwer fallen.
114 Kmil Schmidt: Die Rasse der iiltesteii Bewohner Ägyptens. [XXWl. Baiicl.
Die Rasse der ältesten Bewohner Ägyptens.
Von Emil Sch.midt.
l)ie beiden letzten Jahre haben den Aegyptologen eine grofse Überraschung
gebracht: etwas von den bisher gekannten Funden der historischen Zeit ganz
Abweichendes, eine ganz neue Welt von Menschen und Erzeugnissen ihres
Geistes und ihrer Hand that sich vor ihren erstaunten Augen auf. Denn nicht
nur in ihren Artefacten, sondern auch in ihrem Körperbau schien diese »new
race« von den bekannten Formen der historischen Altägypter abzuweichen.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier auf die ethnische Seite der Frage
(technische, aestheti-sche, sociale u. s. av. Gesichtspunkte) einzugehen; ich möchte
hier nur das rein Somatische betrachten und kritisch untersuchen, welche Be-
deutung die bisher an den von jenen Ausgral)ungen zu Tage getorderten Knochen
angestellten Untersuchungen für unsere Kenntnils der praeliistorischen Menschen-
rassen und Typen im Nilthal haben.
Den Reigen eröffnet Flinders Petrie mit seinen Ausgrabungen in Naqada
und Ballas'). Eeider sind die Beschreiliungen der dabei gefundenen mensch-
lichen Reste (S. 51 — 54) zu kurz und unliestinnnt, als dafs wir uns ein klares
Bild von der körperliehen Beschaffenheit des dortigen Menschen in älterer Zeit
machen könnten. Wir erfahren nichts über die genaue Zahl der untersuchten
Schädel (nur an einer Stelle ist gelegentlich angegeben, dals naliezu 100 Schädel
beobachtet wurden), niclits über die Taugliclikeit der einzelnen Objecte für die
Untersuchung (Erhaltung, Alter, pathologische Dinge), nichts über die Methoden
der Beobachtung. Die Capacität, das Längenbreitenverhältnifs und die Kiefer-
stellung (Ortliognathie und Prognathie) sind durch Curven ausgedrückt, die
leider wegen des Fehlens eines Abscissen- imd Ordinatennetzes eine genauere
F^insicht in die Dinge nicht gestatten.
Prüfen wir die einzelnen Curven und mit(>r ihnen zunächst die der Sehädel-
capacität, so müssen wir zunächst feststellen, dafs die Messungen mit secd
(Samen welcher Pflanze?) von H. Thomson gemacht sind, dov sellist Zweifel au
der Genauigkeit der Resultate äufsert (distrusts thc amount for any minute
aceuracy). Sodann fällt die sehr eigenthümliche Form der Curve für die weib-
lichen Schädel auf: bei nur annähernder Symmetrie würde sie (wie die Curve
der männlichen Schädel) sich etwa zwischen 1170 und 14S0crni bewegen:
statt dessen zeigt .sie an ihrem unteren Ende (kleine Schädel) ein beuierkens-
') W. M. Flinders Petrie and .1. K. (^rii)i:i.i, . Na(|a(la and Ballas. willi ehaiilers Ijy F. ('
Spurrell. London 1895.
1S98.] EImii. Schjiuit: Die Rasse der ältesten Bewoliiier Ägyptens. 115
werthes Wiederansteigen . und erst hei 1100 ccm einen jähen Abfall. Das
IicUst also: es findet sieli eine Gruppe selir kleiner Weiberschädel, die sieh
als etwas ganz Besonderes von den übrigen Schädeln al)hebt. Und als solches
zeigen sie auch die Fundverhähnisse: sie alle wurden nur in einer einzigen
Nekropole. kein einziger von ilmen in einem der li(>iden anderen untersuchten
(iräberfelder gefunden. Flinders Petkik fafst sie seihst als ein fremdes, allo-
]iiiyles Rassenelenient auf, wahrscheinlich als Schädel von Weibern, die aus
fremdem Stamme, vielleicht einer Oase, geraubt worden seien, ^^'ill man also
die Rassenverhältnisse der alten Bewohner des Nilthaies tuitersuchen, so hat
man diese fremden Elemente auszuscheiden und allein die übrigbleibenden mit
denen des pharaonischen Ägyptens zu A'ergleichen. Es giebt eine gröfscre Anzahl
von Untersuchungen über die Schädelform der alten Ägypter (Morton, Prini-r,
Ijkoca u. s.w.): ich möchte hier zum Vergleich um- die Schädel meiner Schiidid-
sammlung heranziehen, einmal, weil bisher anderen üntersuchuniicu kein so um-
fangreiches Material zu th-unde gelegen hat. inid dann, weil ich lür die (Ge-
nauigkeit dieser Messungen einstehen kaini {Emil S( ii.mu)T, Über alt- und luni-
ägypti.sche Schädel. Archiv f. Anthropologie. Band XVII, S. 1H9 ff.). Nach der
dort S. 218 gegebenen Tabelle kommen von 1 20 Schädeln auf eine C'apacität
von 1050—1099 cciii 4 Scli-Ulel
.. 1100—1149 .. 3
" 1150—1199 "11
. 1200—1249 .. 16
. 1250—1299 .. 12
.. 1.300—1349 .. 12
.. 1350 — 1.399 .. 22
Die Durchschnittsgröfse der ganzen Reihe ist \'MVJ ccm. Scheidet man
von den durch Flinders Petrie in Na(|ada gesammelten Schädeln die von Pktrik
selbst als fremdartig bezeichneten aus, so bleibt für beide Reihen keine wesent-
liche Gröfsendiflerenz bestehen. Nach dem Eindruck der Curve liegt auch hier
der Durchschnitt etwas über IHOO ccm: in beiden Reihen von Schädeln finden
wir zwei Höhenmaxima, in denen die Differenz der Geschlechter zum Ausdruck
kommt, nämlich eins zwischen 1200 und 124!) (Schädel von Tlielien) und etwa
von 1200 für die Naqadaschädel, und ein zweites zwi.schen HJäO und 13fli)
(Theben) und IBOO — 1400 (Naqada). Eine Verschiedenheit der Rasse läfst sich
aus diesen Verhältnissen gewifs nicht ahleiteii.
(rehen wir üher zur zweiten Curve, der des Längcnbreitenverhältiiisses am
llirnschädel (Schädelindex), so bewegen wir uns auf etwas unsicherem Boden,
<la wir einerseits nicht wissen, ob die Länge mit Ein.schhifs oder mit Au.sschlufs
des Glabellarvorsprungs gem(!ssen ist, und da andererseits auch die fremden,
sehr kleinen Schädel bei der Curvenberechnung mit hinzuqenominen wurden,
von denen Flinders Petrie selbst angiebt, dafs sie besonders schmal seien. Es
ist deshalb sehr wahrscheinlich, dafs durch Hinzurechnung dieser sehr .scJimalen
fremden Schädel der (Jesammtdurchschnitt etwas schmaler erscheint, als er es
■oa 1400—1449 cci
11 14 .Sfliiidel
„ 1450—1499 -
15
. 1.500—1549 »
:?
.. 15.50 — 1599 »
6
. 1600—1649 ..
—
- 1650—1699 •■
1
„ 1700—1749 ..
1
116 Kmil Schmidt: Die Rasse der ältesten Bewohner Ägyptens. [XXX^'1. Band.
sein würilo, wenn sicli Petrie blofs auf die einheimischen beschränkt hätte.
El- beti-ägt für die Schädelbreite der Gesannntreihe 74,1, nach meinen Beobach-
tungen an 1H8 thebanischen Scliädeln 75,9. Es ist daher sehr wahrscheinlich,
dafs das Schädel-Längenbreitenverhältnils bei den vorhistorischen mid den histo-
rischen Altägyptern sehr ähnlich gewesen ist. Dasselbe gilt von den Grenzen,
innerlialb welcher sich beide Curven bewegen; läCst man die sehr sehmalen
fremden Schädel aufser Betracht, so dürfte das Minimum der PETRiE'schen Reihe
mit dem meiner Reihe zusammenfallen, und das Maximum 82.0 ist bei beiden
gleich. Soweit sich also aus Petrie's Angaben der Längenbreitenindex er-
kennen läfst, scheinen seine vorhistori.schen und die historisclien ägyptischen
Schädel sowohl in ihrem mittleren Verhalten , sowie in ihrer individuellen Ab-
weichiuig von demselben sehr ähnlich gewesen zu sein , und es ist mit gröfserer
Wahrscheinlichkeit eine typische Übereinstimmung als eine Verschiedcidicit beider
anzunelimen.
Die dritte Curve behandelt die Kieferstellung (Orthognathie oder Prognathie),
ist aber leider für die Beurtheilung der Rassenstellung jener Schädel niclit zu
verwertlien. Denn abgesehen davon, dafs Petrie uns gar nicht angieiit. welche
der verschiedenen Methoden, den Kieferwinkel zu messen, er angewendet liat,
ist sie auch überhaupt falsch gezeichnet. Für jede Stufe der Curve setzt sich
die in sie fallende Gesammtzahl zusammen aus den männlichen und weiblichen
Schädeln: die Gesammtcurve zeigt aber an den wenigsten Stellen eine solche
Summirung. sondern weicht davon in ganz willkürlicher Weise' ab. V.s ist
daher mit ihr nichts anzufangen.
Andere Daten giebt uns Petrie nicht. Er vergleicht wohl noch einige
Mafse seiner »new race« mit Schädeln, die in algerischen Dolmen gefunden
wurden und die denen der letzteren ähnlich zu sein scheinen , allein das Vei-
gleichsmaterial (10 Schädel) ist zu sichereren Schlü.ssen an Zahl nicht ausreichend.
Die Wahr.scheinlichkeit. dafs die Formen der Schädel von Naqada und der .späte-
ren von Theben nahe verwandt sind, wird dadurch auch gar nicht vermindert.
Gehen wir nun über zu den de MoRG.\N"schen Ausgrabungen'), deren osteo-
logische Objecte in Dr. Fouquet ihren Bearbeiter gefunden haben. Seine Mühe
verdient alle Anerkennung, doch sagt er selbst, dafs er in anthropologischen
Dingen nicht Specialist ist und dafs ihm Hülfsmittel (litterarisclie und Vergleichs-
objecte) fehlten. Wer Anfanger in die Kraniometrie eingeführt hat. weifs, wie
leicht .selbst bei aller Vorsicht sich Fehler einschleichen können. Mit der Be-
scheidenheit des echten Jüngers der Wissen.schaft erkennt auch Fouquet die
') Mobgan, J. de. lleclierches sur les origines de l'Egypte. L'äge de la pierre et les metaux.
Paris, E. Leroux. 1896. (Appendice: Fouquet, Note sur les squelettes d'El Ainrah. p. 241 — 270.)
Mobgan, J. de. Recherches sur les origines de l'Egypte. Etlmograj)hie prehistorique et tombeau
royal de Negadah. .\vec la collaboration de MM. le professeur Wiedemann, O. Jeqiuer et le
Dr. Fouquet. Paris, E. Leroux. 1897. (Appendice: Fouquet, Recherohes sur les cränes de
l'epoque de la pierre taillee en Egypte. p. 269 — 380.)
1S9S.] Kjiii. .ScHMiui-: Die Rasse der jiltesteii Bewoliiier Ä>i\-pteus. 117
Unzulänglichkeit seiner Untersuchungen an und er weist wicili rliult auf die
Xotli wendigkeit einer Nachprüfung mid einer Untersuchung an unifänglicliereni
]Materinl hin. Von den PKTRiE"schen kraniologischen Angal»en zeichnet sich
FdiTi.iUKTs Arbeit durch Individuahnafse und -beschreibungen aus, die es ermög-
lichen, im einzelnen Falle öfters die Brauchbarkeit des Materials zu prüfen.
Die erste Arbeit Fororr:T"s lieharulelt eine Keilie von Schädeln aus de Mor-
gan's Ausgrabungen von Ei-Anirah. Letztere hatten '20 Skelete zu Tage gefordert,
die aber so zerbrochen in die Hände des Bearbeiters kamen, dafs er sich allein
auf die elf l)eschränken mufste, qui etaient dans un süffisant etat de conser-
vation et ne necessitaient pas trop de reparations prealables pour recoller les
pieces ])lus ou moins brisees. Es scheint danach, als ob auch die mitersuchten
Schädel erst mehr oder weniger zusanunengeleiint werden nnifsten, ein Vor-
gehen. welches die Krkeiuitnifs der natürlichen Formen erschweren niufs. (Die
Capacität konnte bei keinem dieser Schädel gemessen werden.)
FouQUET hat nun diese Schädel eingehen<l initersucht und l)eschrii'l)en. Aus
seinen Angaben geht hervor, dafs einzelne von ihnen zur Berechmuig von Durch-
schnittsgröfsen nicht hinzugezogen werden dürfen. In erster Linie Scliädel 5,
der unvollständig erhalten (wahrscheiidich stark zusannnenzuleinien) war und
dirtere absolument de tout ce que Ion rencontre en Egypte haliituellement;
dann Schädel Nr. 8. der differe essentiellement de tout ce que j'ai eu Loccasion
d'observer jus(iu'ä ce jour en Egypte: er scheint relever de la pathologie: ce
sont des traces probables d"hydroce])halie. Aufser gegen diese entschieden aus-
zuscheidenden Schädel erheben sich Bedenken gegen Nr. 1 (nicht erwaclisen
tnid unvollständig), gegen Nr. 2, der eine dissymmetrie tres remarquable de
la boite cranienne zeigt (sein Längenbreitenindex ist aufscrdem falsch berechnet,
fast um drei Einheiten zu klein), endlich gegen Nr. 4 (nicht erwachsen). Es
bleilien dann \n\v noch Nr. H, (>. 7. il. 10 luid 11 übrig. Aus ihnen erhält
man ein ganz anderes Resultat, als es F()1(,)ui:t a\is der ganzen Reihe berechnete:
ihr Durchschnittsscliädelindex (Verhältnifs der Breite zur Länge, diese -- 100
gesetzt) ist 74.4, anstatt des aus der (icsammtreihe berechneten von 72,7, und
die Vertheilung der Schädel ist so, dafs nur ein einziger auf das mittlere Niveau
der Dolichocejihalie herabsinkt, währeiul alle anderen hart an der Grenze der
Snbdolichocephalie stehen (74.4 — 75,5). Solche Durclischnittswerthe stellen aber
so nahe an dem Durchschnittswerth der historischen Schäth'i aus Theben, dafs
man daraus eher aul' eine Üliereinstimniung. als auf eine W'i'scliiedcidieit der
Schädelform sclilieCsen mülste. Aber die Reihe dir lirauchbaren Scliädil von
E!-"Amrah ist so klein (f) Stück), dafs sie die Fragen nach der Rassenstellung der
Vdrhi.storischen Schädel nicht entscheiden kann, und Fougur.T weist auch sell)st
auf die Nothwendigkeit einer Untersuclnmg an umfänglichere Reihen hin.
Schon das folgende Jalir brachte gröfseres Material, de Morgan förderte, zum
Theil an den Fundorten Petrie's, eine grofse Anzahl von Skeleten und Schädeln
zu Tage, die Fouquet zur B(\ar]ieitung erhielt. Es konnten für die T'ntersuchung
118 Emil Schmidt: Die Rasse der ältesten Bewoliiier Ägyptens. [XXX\"1. Band.
verwendet werden: von Beit-AUam 25 Schädel (13 d* und 12 9), von Kawamil HO
(li)o- und 11?), von Negadah Süd (Naqada) 4H ('28 c und lö), von Negadali
Nord 6 Cid-, 3v) und von üebl Silsildi !) (4 c^ 5 i).
FouQUET sagt, dafs aus der Untersucliung eine sehr. klare Thatsaclie (uotioii
tres nette) hervorgellt, nämlich dal's keine der Reihen dem Typus der pharaü-
nischen Zeiten entspreche. Das gehe allein schon aus dem Längenhreitenindex
liervor. (A delaut de toute autre preuve l'examen des moyennes de l'indice
cephalique sufirirait ]»our le tlemontrer.) Auch wir wollen uns hier auf die
Prüfung dieses Index beschränken.
Die durchschnittlichen Längenhreiteuverhältnisse sind l'ür die einzelnen
Fundorte niclit ganz gleich, und Fouquet, der von der Vorstellung ausgeht,
dal's die dolichocephalste Form die roheste sei und sich allmählich nach der
brachycephalen Seite hin weiter entwickelt ha1)e, glaubt, dafs die Schädel von
Bcit-Allam mit einem Index von 70,6 für die männlichen, mit 70,77 für die
weibliehen Schädel der allerfrühesten Zeit angehört hätten , während die übrigen
Fundorte in dem 3Iafs jünger seien, als ihre Schädel l)reiter seien. Xegadah
Süd 72,73 c'', 73,13 i; Kawamil 73.12 und 73,8. Negadah Nord haben zu kleine
Reihen von Material geliefert, als dafs sich daraus mit Sicherheit Schlüsse ziehen
liefsen. Fouquet vergleicht die Schädel von Beit-AUam der »race elevee de
rinde, qui a fournie les Guebres, dont Tindice est de 70« (nicht zu controliren,
da das Citat falsch angegeben ist): den etwas breiteren Schädel von Negadah Süd
stellt er zu den Hottentotten, Buschmännern und Kaflern (Index. 72,4 — 72. ö):
er Aveist auf die Funde steatopyger Menschendarstellungen in Naqada hin und
deutet die Möglichkeit an, dafs diese Rasse der Buschmänner, Hottentotten und
Kaffern (on sait que cette race a penetre jusqu'en France) auf ihrem Rückzug
aus Frankreich durch Ägypten gekommen sein könnte (!), doch will er darüber
vorläufig nocli kein bestimmtes Urtheil aussprechen. Die Schädel von Kawamil
sollen dem nubischen Typus von der Insel Elephantine nahe stehen und ihre
gröfsere Breite vielleiclit der Beimischung von berberiscliem oder tTuanclien-
blut verdanken.
Wir wollen zunächst die Zahlen scUist und dann ihre Bedeutung für die
Rassenbeurtheilung betrachten. Über die (Genauigkeit der Ausführung der Messun-
gen steht uns kein Urtheil zu. Ohne Zweifel hat Fouquet dieselben so exact
wie möglich vorgenommen. Aber wenn man die beigegebenen Abbildungen
der einzelnen Schädel vergleicht mit dem Bilde, das die Zahlen der Indexreihen
geben würden, so drängen sicli dem unbefangenen Beobachter doch erhebliche
Bedenken auf. Man vergleiche nur Fig. 2 auf S. 283 (Schädel von Beit-AUam
Nr. 3), der nach Index (70,4) und Abbildung liochgradig dolichocephal , ist mit
Fig. 9 auf S. 289 (Schädel von Beit AUam Nr. 23''''). Dieser Schädel ist nach
der Abbildung entschieden breit, während sein Index sogar noch geringer als
jener, nämlich fi9,8, sein soll. In gleicher Weise erscheint Schädel Negadah
Süd Nr. 38 in Fig. 20 auf S. 305 recht breit, nach seinem Index 69,0 gehört
1898.] Kmil Schmidt: Die Rasse der ältesten Bewohner Ägyptens. 119
er jedodi zu den extremen Doliclmccplinloii. Und andere ähnliche Zweifel
diäii,i;eii sieh nielirtaeli auf. Sdlltcn da nicht Messunt^s- und Aufzeiehnungs-
fclder mit untergelaufen .seiny
Auch die Indexberechnung zeigt melirfach grolx' Irrungen. Schädel Ncgadah
Süd Nr. 10 hat Länge = 11)3, Breite = 1)58, al.so Index = 71,5 — sein Index
ist angeführt mit 71,05. Statt 73,2 ist der Index von Schädel 19 Beit-Allam
(Länge = 183. Breite 134) nur mit 72,6 angegeben, statt 75,0 nur mit 71.1 (also
4 Einheiten zu klein) bei .Schädel Beit-Allam Nr. 5 (Länge 184, Breite 138), ja
bei Schädel Nögadah Süd 37 steigt der Irrthum auf volle 5,4 Einheiten (Länge 188,
Breite 143. wirklicher Index 76,1, angegebener Index 70,7)! Kleine Ungenauig-
kciten in der Abrundung der Decimalen sind häufig.
Auch die Abbildungen, so gut sie rein technisch auch sind, lassen in
wissenschaftlicher Beziehung viel zu wünschen übrig. Sie sind alle nach photo-
graphischen Aufnahmen gezeichnet, besitzen also alle Fehler des perspectivi.schen
Bildes. Dann sind die verschiedenen Ansichten eines und dessell)en Seliäd(4s
nicht in gleichem Mafsstabe wiedergegeben, so dafs man z. B. den Längsdurch-
messer (Seitenansicht) nicht mit dem Querdurchmesser (Ilinterliauptsansicht) ver-
gleichen kann ; endlich genügen fast alle nicht der Grundforderung wissenschaft-
licher Scliädeldarstellung, dafs sie nach exacten Normen aufgestellt sein sollten.
Man sieht sie fast immer in einem mehr oder weniger stum]ifen oder s])itzen
Winkel zur Median- oder zu den beiden Ti-ansversalebenen, bald ein wenig
zu sehr von rechts oder liidvs. ein wenig von oben oder unten, oder zu sehr
von vorn oder hinten.
Man verliert bei solchen Irrthünn^rn und Unrichtigkeiten das (iefüld. auf
dem Boden gesicherter Thatsachen zu stclim.
Aber wir wollen davon absehen und prüfen, was man aus den Zahlen (diese
als richtig angenommen) für die Rassenverhältni.s.se an den einzehien Fundstellen
und ihre Bezieliungen zu den Scliädcdn der j)liaraonis(4icn Zeit ibli^iM-n kann.
Zunächst die dolichocephalste Reihe der Schä(h'l von Beit-Allam. Es läfst
.sieh nicht leugnen, dafs hier, selbst wenn man die Indexberecliiunigen corrigirt
und dadurch das Mittel der Schädelbreite der Männer von 70, (; auf 70. 1)5 und
das der Weiber von 70,77 auf 70,85 erhöht, wesentlich kleiner ist, als l)ei
den Schädeln pharaonischer Zeiten. Aber man nnds dabei bedenken, dafs die
Reihen sowohl für männliche als für weibliche S(4iädel selir klein sind (\'ü g
und 12 9); lassen wir die Schädel, die nacJi ihrer Breite den historischen Schädeln
Thebens entsprechen würden, aulscr Betra(4)t, so 1)leiben für die Mäiuier nui'
etwa 6 — 8, für die Weilx'r auch nur etwa 7 sehr schmale Schädel übrig, die
allein das niedrige Durchschnittsniveau der verhältnifsmäfsigen Schädell)reite
bedingen. Das Beispiel von den sehr klein(>n W^eiberschädeln , die Flindkus
Petrie in Naqada. aber nur an einer einzigen Stelle seiner Gra])ungen, gefunden
hat. mufs uns vor.siciitig mit d(>r Deutung solcher Funde machen: wie leicht
kann es sieh hier um eine kleine Gruppe fremder, durch Krieg, Stdaven-
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXVI. Band. 1898. ^ '
120 Kmii. Scd-MIDt: Die Rasse der ältesten U.'W.ihner Äüvpteiis. |XXXM. Band.
handel u. s.w. hereingekommener Leute handeln! Auch Fouquet sieht in diesen
hoc-hgradigen Dolichoeephalen einen von den übrigen vSchädeln verschiedenen
Typus. Wir würden also diese Gruppe nicht tiir die Beurtlieilung der Rassen-
stellung der praehistorischen Ägypter verwenden können, falls sich nicht ähnlich
schmale Schädel in erhebliclier Zahl in anderen Gräberstätten finden. Das ist aber
nicht der Fall : nur ganz ausnahmsweise kommt an den anderen Fundstellen einmal
ein extremer Dolichocephale vor, der Durchschnitt aller Schädel in den übrigen
Gruppen hält sich in der oberen Hälfte der Doliclioceplialie. So zeigen die
corrigirten Indices der Schädel von Kawainil einen Index von 73,12(0") (wobei
unter 18 Schädeln nur 2 sehr schmale vorkommen), und von 73,8(2) (kein so
extrem .schmaler Schädel wie in Beit-Allain). Die 28 männlichen Schädel von
Negadah Süd haben einen Durchschnittsindex von 73,0 (nur 5 steigen mit ihrer
Indexzahl unter 70 hinab, der schmälste zeigt Index 68,1): 15 Weiberschädel
von derselben Fundstelle zeigen fast dieselbe Breite (Durchschnittsindex 73,0).
6 Schädel von Negadah Nord haben einen Index von 74,8, 9 Schädel von Gebel
Silsileh einen solchen von 74,5.
Das Längenbreitenverhältnifs der Schädelreihen in den einzelnen Fundorten
DE Morgan's und Petrie's bewegt sich also in zicinlicli engen Grenzen . nämlich
zwischen 73,1 und 74,8; alle Reihen sind durchschnittlich ziemlich gleich breit.
Die von mir gemessenen Schädel Theliens aus historischer Zeit sind etwas breiter,
sie haben einen Durchschnittsindex von 75,9. Ist dieser Unterschied bedeutend
genug, um zur Annahme einer wesentlichen Rassenverschiedenheit zu zwingen?
Zunächst mufs ich auf einen Punkt hinweisen, durch den die Difterenz
freilich um einen nicht exact auszudrückenden Betrag vermindert wird. Fouquet
wandte das französische Messungsschema (Broca) an, das als vorderen Mefs-
punkt der Schädellänge den am weitesten nach vorn vorspringenden Punkt der
Glabella annimmt, während ich, der Messung deutscher Forscher folgend, bei
stark hervortretendem Glabellarwulst die messende Zirkelspitze nicht auf die
Höhe, sondern auf die Basis desselben (an seinem oberen Ende) aufsetzte. Durch
das Mitme.ssen der Dicke des von der eigentlichen Hirnschädelform ganz un-
abhängigen Glabellarvvulstes wird eine zu grofse Länge der Hirnschädelkapsel,
also eine verhältnifsmäfsig gröfsere Schmalheit vorijetäuscht. Wie Fouquet"s
Abbildungen zeigen, l)esitzt eine grofse Zahl der von ihm gemessenen Schädel
eine .sehr kräftige Glabcllarentwickclung, und seine Diu-chschnitts-Längenbreiten-
indexe müüsten daher, um mit den meinigen ganz vergleichbar zu sein, um
einen gewissen Betrag vergröfsert, d. h. die Diflerenz zwischen seinen und
meinen Angaben verringert wei-den. Da sich jedoch dieser Betrag auch nicht
annähernd bestimmen läfst, will ich hier davon absehen und nur noch die Be-
deutung eines Indexunterschiedes an 2 Einheiten liir die Beurtheilung der Rassen-
verhältnisse 1)etrachten.
Es gab für die Kraniologie eine Zeit, in der man einem Unterschied von
2 Eiidieitcn im Längenbreitenindex eine grofse Bedeutung zuschrieii. Man hatte
l,s;(S.| Kmh. .Schmidt: Die Ras.sc drr älti'.stcii Bowoliiifr Ägyptens. 121
aus einer bescliränkten Zahl von Schädeln die Durchsclmittsindices eines Volkes
oder Stammes ausgerecluH>t und ,iibHd>te darin eine wcsentliclic Clinrakteristilc
eines Typus oder einer Kasse zu besitzen. Daran erinnern aueli die Vergleiche
Flinders Pf,trie"s und Fouquet's, von denen der erstere gewissen Indices seiner
C'urven die Namen von Völkern, ja von Erdtheilen hinzufügte (Neger, Polynesier
Kuropäer u. s. av.), während Fouquet bei einem Index von 70 an Verwandtschaft
mit dei' »höheren Kasse Indiens, aus der die Guebres hervorgegangen sind", bei
einem Index von 72,4 an die Hottentotten. BuscJimännern und Kafl'ern, bei
einem solchen von 73,1 an Nubier denkt. Solche Anschauungen stammen aus
der Zeit, in der man anfing, Rassenmerkmale metrisch festzustellen. Al)er je
mehr Material zur Beobachtung gelangte, um so klarer wurde es, dafs es solche
feste Zahlenwerthe für die einzelnen Typen nicht giebt, und dafs ebenso wie
\on Indi\iduum zu Individuum, so auch von Ort zu Ort, von Landschaft zu
Landschaft, von einer socialen Gruppe (Kaste) zur anderen gewisse Abweicjuingen
und Variationen bestehen, die theils durch ursprüngliche Misclunigen verschiede-
ner Typen, theils durch Einflüsse der Umgel)ung bedingt sind. Man kann
nicht erwarten, dafs zwei verschiedene Örtlichkeiten desselben Stammes oder
Volkes genau diesell)e Durchschnittszahl irgend eines Mafses ergeben, und Schwan-
kungen von 1 — 2 P^inheiten im Längenbreitenindex verschiedener Orte werden
keinen Grund abgeben , die körperliche Verwandtschaft der Mitglieder eines
Stammes in Frage zu ziehen. Wie sehr die Ortlichkeit und ihre Verschieden-
heit ihrer Lebensbedingungen modificirend einwirken können, haben die Unter-
suchungen Ammon"s, Lapouge's und Anderer gezeigt, die bei demselben Stamm
in den Städten ganz andere Durchschnitt.sindices fanden, als auf dem umgel)end(>n
Lande, aus dem doch die städtische Bevölkerung abstammte. Diese Verschieden-
heit der Existenzbedingungen bestand alier auch zwischen den thelianischen
Schädeln aus der späteren Zeit und den ältesten von Negadah u. s. w.: erstere
gehörten Bürgern einer Grofsstadt an. letztere Leuten, deren Leiiensweise sicher
mehr der unsei'cr ländlichen Bevölkerungen sich näherte. Eine Verschiedenheit
des Längenbreitenindex von 2 Einheiten hat daher durchaus nichts Auffallendes
und widerspricht nicht der Annahme einer Einheit des Typus lieider.
Darin aber stimmen wir mit Fouquet vollkommen üliercin, dafs so wichtige
Fragen sich nicht durch so kleines Material, wie es bisher zur Veröffentlichung
gelangte, entscheiden lassen. Auch nicht durch die Betraditung eines ein-
zelnen Merkmals, wie des Längenbreitenindex, sondern nur durch allseitige Be-
rücksichtigung aller der Beobachtung zugänglichen Körpereigenthümliclikeiten.
Bis aber solche umfängliche und eingehende Untersuchungen erscheinen, dürfen
wir wohl daran festhalten, dafs die bisherigen Veröft'entlicliungen keine wesent-
liche Verschiedeidieit zwischen der ältesten und der späteren B(>völkerung Ober-
ägyptens dargethan haben.
122
1-"r. W. V. BissiNo: Altägyiitisdic CieiTifse im Museum zu Gise. |XXX\"I. liaiul.
Altägyptische Grefäfse im Museum zu G-ise.
\'on Fr. W. v. Bissing.
I.
Als Nr. 2B99 {indet sich im neuen Inventar des Museums zu Gise der neben-
steliend ab.e:ebildete Topf. Es lieilst dort: bauchiger Tojit' mit tlachcm Boden,
nach oben und unten sich verjüngendem Bauch, durch eine Rille abgesetzter,
wulstiger Schulter, kurzem Hals mit weit ge-
öffnetem, welligem Rande. Von der Schulter
aus steigt senkrecht ein Rolir auf, zu dessen
beiden Seiten je ein Buckel sich liefindet. Höhe
0,227, Breite oben 0,12. Das Getafs ist aufsen,
am Boden und innen am Hals mit einer ziem-
lich hellen, rothen Farbe ülierzogen. Auf (h'r
oberen Seite des Bauches laufen drei, auf der
Scludter eine vertiefte Linie im Kreis um das
Getlifs. Oberhalb der drei Kreise, dicht unter
dem Rohr beginnend, befindet sich eine auf
der Abbildung deutlich lesbare linear- hiero-
glyphisclie Insclirift. Sie ist in den Thon ein-
gekratzt und zwar von dem Fabrikanten des
Gefäfses, da die rothe Farbe sich auch in den Vertiefungen der Buchstaben
findet. Wir dürfen also erwarten aus der Inschrift eine ungefähre Datirung
des Topfes zu erhalten.
Die Gestalt der Buchstaben entspricht den Formen, die wir in der ältesten
Cursive, z. B. im Papj^rus Prisse und Sinuhe finden. Bezeiclmend ist dafür
das ^v und auch die Gestalt des U . Die Inschriften der Särge des m. R. zeigen
hier schon meist jüngere Formen. Wir würden also aus palaeographischen
Gründen das Gefäls in das m. R. setzen, und zwar mehr in den Anfang als
in das Ende.
Dem widerspricht die Technik keineswegs: die helle, matte rothe Farbe
findet sich bereits bei Gefäfsen des a. R. (Petrie, Medum p. 35; Neues Inventar,
Gise, z. B. 2202 — 2203, bWde aus Daschur). Für ein verhältnifsmäfsig holies
Alter spricht auch der dicke Thon und die plumpe Form bei der sonst sorg-
fältig gearbeiteten Vase.
Ganz vereinzelt steht die Form. Man möchte denk(>n, dnfs die weite Ofl-
nung, nachdem das Gefäfs einmal gefüllt war, vollständig ge.schlossen wurde.
1898.
Fr. W. V. BissiNc;: Altiiüvptische üfiafsc im iliiseuiii /.u (!isc.
123
Vielleicht griff in den wellig geformten Rand ein entsprechend ausgeschnittener
Decliel ein. Nur das enge Rohr Mioli dann oflen, das durt-li ciuen beliebigen
Stöpsel, etwa aus Lehm und Stroh, leicht verschlossen werden konnte. Zum
Giefsen eignete sieh das Gefafs kaum, eher, ähnlich den mykenischen Bügel-
kannen, zimi Verdunsten einer Flüssigkeit oder eines Parfüms.
Die Herkunft des Gefal'ses ist unbekannt, aber seiner guten Krhaltung nach
stannnt es wohl sicher aus einem Grabe. Welchem Zweck es da diente, weil's
ich nicht. Sein Inhalt scheint unter dem Schutze der Hatlior gestanden zu
haben, denn die von i-echts nach links geschriebene Inschrift
=^-
f
See wirft Jedes Tödtl/r/ie nieder, das (jeyen das
ist wohl so zu übersetzen:
^'Hathor vor allen Göttern.'
Lehen gemacht wird« \jrt r ^/?A].
bV 0^ findet sich aucli Pap. Prisse 17. 7, wo Lautm. Paji. Prissk. III. Tlieil
p. 40, es mit Unrecht für fehlerhaft hielt.
Hathor als Spenderin des Lebens kennen wir auch sonst (vergl. z.B. Biuu.srH,
Mythologie S. 314), aber eine nähei-e Beziehung' dieser Ilnthor zu unserem (Jc^fäfs
vermag ich nicht nachzuweisen. Man könnte an einen Mediclnkrug denken.
Vielleiclit findet sicli in einer anderen Sammlung ein ähnlich(>s (iefäfs. d;is uns
zum Verständnifs des liier veröffentlichten hilft.
IL
Nebenstehend ist ein Thongefäfs in Gestalt eines Nilpferdes aus dem Museum
zu Gise (Nr. 2147 des neuen Inventars) abgebildet. Es ist in Koptos gekauft,
mifst 0,115 m Höhe. II. Ki ni Länge und hat 0.0^4 m Breite an d(>r Odhung
auf dem Rücken. Vier plumpe Beine tragen den holden Leib, an dem ein
dicker Kopf mit plastisch aufgesetzten Augen und Ohren sitzt. Die runde
124 I'u. \V. V. Bissing: Altägj-ptische Getalse im Musfuiii zu Gise. [XXX\ I. üaiid.
Schnauze ist schematisch in A'ier Tlieile getheilt, zwei Löcher geben die Nasen-
öflnuniren an. Die Öffnung des Gefäfses hat eine breite Lippe, an jeder Seite
.sitzt ein satteltormiger, durchbohrter Schnurhenkol.
Bemerkenswerth sind die Ornamente, die sich rotli vom schmutzig- gel''t''i>
unbemalten Thongrund abliclien. ÄhnUch wie die Nilpferde des m. R., nach
Maspf.ro's Deutung'), mit Schilf. Lotos und SchmetterHngen bemalt sind, weil
sie sich im Schilf aufhalten und Schmetterlinge um sie herumtlattern , so mag
der Künstler die lange Reihe langhalsiger, hochbeiniger Sumpfvögel, wie sie
lür die älteste ägyptische Kunst bezeichnend sind"), auf beiden Seiten der Nil-
])ferdvase angebracht haben, weil er das Nilpferd in der Natur von solchen
Vögeln umgeben sah. Anders müssen wir die Harpunen erklären, die meist
zu dreien oder vieren über den Henkeln, unter der Lippe, unter dem Kopfe
und am Schwänze sich finden. Offenbar ist das Nilpferd auf der Jagd von
den Harpunen getroffen zu denken. Die Form dieser Harpunen erkennt man
am besten auf der Abbildung rechts über dem Henkel.
Die weiteren Ornamente, die einander mit der Basis berührenden Dreiecke
unter den Vögeln, das durch sich kreuzende Linien in Quadrate eingetheilte
Viereck unter dem Bauche, die senkrechten rothen Striche an den Schnur-
lienkcln und die sich kreuzenden dicken Striche auf der Lippe sind sämmt-
lich nur raunifüUend. Vielleicht dafs das eine oder andere dieser Ornamente
einmal sinnvoll war: in der Kunst, die uns jetzt als die älteste in Ägypten
entgegentritt, sind sie längst zu schematischen Figuren erstarrt-. Überhaupt
scheinen in vielen Fällen die Maler dieser Gefafse sich kaum noch der Bedeu-
tung ihrer Figuren bewufst zu sein: wie selten
z. B. ist die immer wiederkehrende Darstellung
des Nilbootes mit den hohen Kajüten , dem
grolsen Steuerruder und den Reihen kleinerer
Ruder noch voll verstanden.
Im Anschlufs hieran mag hier noch ein
zweites Nili)ferd aus den ältesten Gräbern be-
s]n-ochcn werden, das der directe Vorfahr jener
ohen erwähnten Nilpferde des m. R. ist. Ma.s-
i'ERü hat es 1885 aus Gebelen mitgebracht
(Journal 26559): es mifst 0,1 (i Länge, 0,085
Höhe. Leider feldt jede figürliche Bemalung:
der sehr grobe röthliche Thon hat nur einen
Überzug von demselben Braunroth erhalten, mit dem die Töpfe der ältesten Zeit
bemalt sind. Bei allem Ungeschick der Formen erkennt man in dieser alten
') Maspero, Arc-htiol. Kgypt. 253, wo ein solches Nili)ferd abgebildet ist. — lüiie Kildäiung
dieser Nilpferde als Grabbeigaben ist mir nicht bekannt. (Sollten sie dein Todteii mitgegeben
worden sein, damit er sich mit der Nilpferdjagd mitcrhaltcn kann;' SrnÄiF.R.)
') Z.B. Petrie, Naqada u. s. w. Taf. 39.
1898.] Kk. W. V. IJissixc: Altägyptische Gefäfse im Museum zu Gise. 12Ö
Thierterracotte sofort die charakteristischen Merkmale des Nilpferdes, wie es
jene primitive Kunst darstellt, wieder: die kurzen Beine, den ]iliiin2)en Leib
mit dem kurzen Schwanz, den gesenkten viereckigen Kopf.
Man vergleiche nur die Darstellungen bei de Morgan, Origines I '['nW 2
Fig. 1 (neues Inventar 2071'), Petrie, Naqada u. s. w. Taf. 51 , 1171. 141(1 und
dazu die Darstellung aus dem n. R., Wilkinson. Manners u. s. w. "II \'l^. An
der Datirung der Terracotte kann nach alledem kein Zweifel sein, zumal auch
der Fundort dafür spricht.
Wie in jeder »primitiven« Kunst siuil auch in der ältesten ägyptischen
Thiergefäfse und Thierfiguren verhältnilsmäfsig häufig; so bewahrt das Museum
von Kairo auch noch mehrere Vasen in Vogelgestalt'").
Note sur la decapitation en Egypte.
Par Jean Capart.
i\n- cours de recherches sur Ic droit criniinel et la procedurc i)cnal(' de Tan-
cienne Egypte, j"ai ete amene fi emettre deux hypotheses basees stn- les signes:
g et 'TOf. Comment decapitait-on fi repo<pic primitive?
Dans la septieme heure de VA/n Tuat sont fiches en terre neuf signes
bizarres de Thieroglyplie n ■'</ios (pii signific lui serviteur, mais iniuiis d'un
couteau et iFune tete humaine. — »Cc (\n"i\s fönt, c'est de (saisir) les ennemis
de IIa en [tous] endroits de cette cite, puis de passer leurs tetes au fil de Tepee
(Maspero, Bibliotheque egyptologique , t. II, ]>. 111).
J'ai cherche s"il n'etnit pas possible de trouver un rapport entre le röle de
ces serviteurs et la forme singuliere qui leur est donnee. Notre figure m'a semblc
illustrer pnrfaitemcnt le recit d'une decapitation au Congo, cite par A. Chapaux
dans sou ouvrage sur le Congo (Bruxelles 1894 p. 534): »Le malheureux destine
au trcpas est assis, completement nu. — Les mains tombant un jicii en arriere
du Corps sont attachees au sol par de petits piquets. — Les pieds sont maiiit«-
nus de la meme maniere que les mains. Puis ä quatre nictres en avant, une
grande perche tres flexible, ayant au moins deux h;uitciu-s d'homme, est en-
ehassee verticalement dans le terrain , dans le ])rolongement du misera])le. Un
homme grimpe ä son sommet et s'y laisse pendre de fagon ä la plier vers la
t^te ä couper. Celle-ci est prise dans un filct ä fibres de jonc, termine en haut
•) Das Seil mit der Kugel, da.s auf der Schale dem einen Nilpferd /.um Maul li<"rans hängt,
wird wohl das Wurfseil einer Harpune sein (Wilki.nson a.a.O. 128).
'') Eine lik Mor(;an. Origines I KiO.
126
■Ieax Cai'ari : Note sur la dicaiiitatiuu cii Egy|ite.
[XXX\I. Band.
par une ganso que Ton passe sur roxtremite de la perche recourbee. Nous compre-
uons: reiulu libre ikw la clecollatioii , l'arbuste se redressera coinme un ressort et
enverra la tote tombor au loin«.
Cp qui pourrait rendre cette hypothösp vraisemblablo , rcst que le signe
g est toujours ]tlac('' dans la l)ai'que solaire oii il rcniplace Set tuant de sa
lance le serpent A]>ap et le.s ennemis du dieu.
Quoiqiril eil soit . ee iiiode d'execution dut disparaitre de l)onne heure
pour faire place ä im autre dont nous trouvons des traces plus certaines: il
consiste ä Her le eondamne de\'ant uii pieu ficlie eu terre et ä lui tranclier la
tete dans cette position. Voir Ics
signes raf et |^ . Une decoiiverte
recente vieiit confirmer cette nianiere
de voir. Dans le mastaba de Merru-
Ka, Monsieur Dakessy avait Signale
des scenes d'execution de peines.
Je dois ä son extreme obligeance
des estainpages de ces represen-
tations. Nous y voyons notamment
un lioinme accroupi devant un pieu.
Circonstance particuliere, cet liomme
est entierement nu. Sur le pieu se
trouvent deux tetes, a])paremment Celles de condamnes anterieurement executes.
Cette scene misc en rapport avec les signes ™ et [w ne peut laisser aucun
deute sur la realite de la decapitation ä cette epoque.
Grrabstein eines syrischen Söldners aus Teil Amarna.
Vau Wilhelm Spiegelbekg und Adolf Ehman.
Hierzu TatVl XVII.
I.
Uie auf Taf XVII abgebildete Steinplatte befand sich im Winter 1897 im
Antikenhandel zu Kairo und ist mir durch Hrn. Dr. Reinhardt in einer Photo-
graphie in freundlichster Weise zugänglich gemacht worden.
Auf einem Feldstuhl, welcher mit einem Thierlell ül)er(leckt ist'), sitzt ein
bärtiger Mann, mit kurzem, buntem Schurz mit schwarzen Troddeln Ix-kleidet.
') Die Stuhlbeine <-iidigen wolil in Löwciitatzeii. Im Ührii^fii sei tVir die Möliel auf die
einschlägigen Capitel l)ei Krman, .\gypteii. und Wilkinson , Manners, verwie.sen.
Grabstein eines syrischen Söldners Amenopiiis" IV.
Zeitechr. f. Ä^ypt. Sp,-.. WXVI. Band. iSqS.
1898.] W. Spiegelberg u. A. Erman: Grabstein e. S3'risclu'n .Söldners. 127
Z\visclipn dem Leibefürtel und dem damit befestigten Schurz steckt ein kurzes
Scliwert in der Scheide'), wälirend eine Lanze hinter dem Stuhl an die Wand
gelehnt scheint. Ein um den Hals gelegter Blumenkranz und ein das halblange
Haar umschlingendes Stirnband vollenden den äulscren Sclimuck.
Vor dieser auch durch ihre Gröl'se als solche gekennzeichneten llaiiptligur
sitzt auf einem Schemel in dem langen, zweiärmeligen Kleid des ausgehenden
n. R. eine Frau mit lang herabfallender Perücke. In der Mitte steht eine männ-
liche Figur mit einem bis zu den Knieen reichenden Schurz bekleidet und mit
einem Blumenkranz geschmückt. In der Linken Iiält sie einen Becher, die Rechte
ergi'eift eine Röhre, welche im rechten Winkel abbiegend in ein grol'ses auf ein
Gestell gesetztes Gefäfs mündet. Ein Zwischenstück befestigt die beiden Röliren-
theile in ihrer Lage"').
Was hier dargestellt ist, wird uns sofort klar, wenn wir eine von Wil-
KiNSON {Manners II j). 314)^) veröffentlichte thebanische Grabdarstellung zu Rathe
ziehen. Der Diener — so ist wohl unsere in der Mitte stehende Figur zu
deuten — hat mit dem kleinen becherartigen Krug den Wein in dem grofsen
Gefäfs gemischt und läfst den vor ihm sitzenden Mann, welcher den Mund
weit geöffnet hat, die Weinprobe vornehmen. Es ist also die Vorbereitung zu
dem Weingelage dargestellt, welches die dasitzende Frau dem auch durch den
Kranz dazu geschmückten*) Verstoi'benen darbringt.
Olj der noch erhaltene Name dieser »Hausherrin« Irhwr^i semitisch ist,
erscheint mir mehr als zweifelhaft, sicher aber gehört die Hauptfigur, in welcher
wir den Vater oder den Mann der Adorantin erkennen mögen , der semitischen
Rasse an. Dafür sprechen Haar- und Barttracht deutlich genug, und die Be-
waffnung läfst uns unschwer an einen jener syrischen Söldner") denken, welche
neben den Libyern am Ausgang des n. R. die Kerntruppeu der ägyptisclien
Heere stellten. In diese Zeit (Dynastie 1*.) — 20) ist ja auch, wornuf Co.stüm,
Möbel, (iefäfse und die etwas mageren Körper])roportioncn deuten, unser Mo-
nument zu setzen.
Das Hauptinteresse der behandelten Scene liegt in der Composition des
Ganzen. Zum ersten Male sehen wir hier, wenn ich mich so ausdrücken darf,
ein Todtenopfer in Handlung aufgelöst. Sonst sitzt der Verstorbene bei der-
artigen Opfern theUnahmlos den Opfernden gegenüber, hier nimmt er die Sjjende
nicht nur in Empfang, sondern er geniefst sie auch. Eine solche Darstellungs-
wei.se ist gewifs für den Ägypter eine barbarische gewesen, und nur Ausländern
') Vergl. Max Müller, Asien S. 30.5.
^) Wa,s das Material anlangt, so wird man vielleicht an ein Schilfrohr denken dürfen.
') Vergl. auch Erman. Ägypten .S. 279.
*) Siehe Erman, Ägypten S. 272.
^) Vergl. namentlich den syrischen Söldner ans dei- Zeit des Ec/inaton, der hei Max :Müller,
Asien S. 303 abgebildet ist und dessen Bewaft'niiiii; und Kh"i(hing fast ganz der hier dargestell-
ten gleicht.
Zcitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXVl. Baii.l. 1898. ^^
128 W. Spiegelberg u. A. Erman: Grabstein e. sj'rischen Söldners. [XXXVI. Band.
gegenülicr. wck-lio ja auch den stilistischen Gesetzen der Conventionellen Kunst
niclit unterworfen waren'), wird sie zulässig gewesen sein.
Wie sich in der Kunst des a. R. die niederen Volkskreise eine iVeiere Be-
handlungsweise gefallen lassen mufsten als die herrschende Classe, so erstreckte
sich dieser freie Stil im n. R. namentlich auf die Ausländer. Ist doch die scharfe
"Wiedergabe der Rassentypen das künstlerisch werthvolLste Vermächtnils der rea-
listisclien Schule in jener Kunstepoche. Unser Stück ist nur eine Dut/endarheit
ohne künstlerischen Werth, alier inhaltlich verdient es volle Beachtung.
W. Spiegelbeeg.
II.
Das von Dr. Spiegelberg hier besprochene kleine Denkmal ist inzwischen
durch das Vermächtnifs des Dr. 0. H. Deibel in die Königl. Museen gelangt und
lälst sich nun genauer beurtheilen; gleichzeitig ist bekanntgeworden, dal's es,
■vvoliir auch schon der Stil spricht, aus Teil Amarna stammt. Ich erlaube mir
daher noch dem Vorstehenden einige Bemerkungen zuzufügen.
Der Stein, der jetzt die Nr. 14122 trägt, ist 30 cm hoch: die Arbeit ist
flüchtig, aber nicht ohne Geist. Die Bemalung Lst gut erhalten; die Umrahmung
ist roth. die Basis weifs, der (jrund des Bildes gelb: der Schurz des Mannes
ist dunkelgell) mit schwarzen Punkten, die Kleider des Knaben und der Frau
sind weifs. Alle drei Personen haben braune Hautfarbe. Söldner ganz gleiciier
Tracht und Bewaftnung finden sich auch sonst unter der Leibwache Amen-
ophis'IV.; vergleiche aufser dem schon von Spiegelberg herangezogenen Bilde,
dessen Original mir nicht bekannt ist, auch das Relief eines Grabes von Teil
Amarna, dessen Abgufs unsere Sammlung (G 119) besitzt. Ich veidanke diesen
Hinweis Hrn. Dr. Schäfer, der mich auch darauf hinwies, dafs auch die 1 ¥ix^^i
in dem herkömmlichen Bilde der vier Menschenrassen in den Königsgräbern
den gleichen bunten, troddelbesctzten Schurz tragen.
Die Namen ^ "^"^^^ ""'^ ^i ^ ^ "^^ Jl "V^ "fe^ j) ''^""^ "'"" '■°^'
mit Far))e aufgemalt, während alles Übrige auch gemeifselt ist. Daraus darf man
wohl .schliefsen, dafs der Stein nicht gerade für dieses Paar gearbeitet ist. der
Steinmetz hatte ihn wohl ohne Auftrag gearbeitet zum freien Verkauf an irgend
Einen aus der fremden Soldateska des Königs"). Er pafste gewifs für Alle, denn
ein hübsches Weib und einen Burschen zum Aufwarten wird ja jeder dieser
Land.sknechte besessen haben, und Allen wird es erfreulicher erschienen sein, im
Tode bei einem Gelage heimatlicher Art zu sitzen, als zu dem Osiris der neuen
Heimat zu beten und die frugalen Speisen seines Tisches zu empfangen'').
') Barbarentypen werden l)ckanntlicli niclit si'ltin in N'ordfransiclit k''«»'')»'"-
*) Aus dieser nachträgliclicn Einfügung der Namen mag es sich auch erklären, dals die
Frau, die ihrem Namen nach doch eine Barbarin sein wird, als Ägypterin dargestellt ist.
') Als eine Weiterbildung der üblichen ägyptischen Grabsteinbilder darf man die Darstellung
kaum ansehen; wohl aber darf man an die Grabreliefs von Scndjirli und Marasdi erinnern, die
ebenfalls den Toten schmausend und trinkend und mit dem aufwartenden Diener daneben /.eigen.
1898.]
W. Spiegelberg u. A. Erman : Grabstein e. s)Tisclien Söldners.
129
leli nannte es ein Giela.q-e heiniatlicher Art, denn in der Tliat entspriclit
das, was liier dargestellt ist, iiielit einer ägyptischen Sitte, sondern ein(>r nord-
syriseli-kleinasiatisehen. Es ist keine Weinprobe nnd ist auch nicht (h'ni bei
WiLKiNsoN, II 'Mi abgebildeten Relief gleichzusetzen, das nur das Mischen ver-
schiedener Flüssigkeiten mittelst Hebers darstellt, sondern der Soldat schlürft
seinen Trank mit einem Rohre direkt aus dem
grolsen Kruge, in dem er gebraut ist.
Man vergleiche dazu den hier skizzirten nord-
syrischen Siegelcylinder der Berliner Sammlung
(VA 522) und die folgende bekannte Stelle Xeno-
phon's (Anabasis IV, 5. 2()). in der er von den
Bauern der armenischen Berge erzählt: es gab
bei ihnen oTvoi; y.ci^ivcs h x.poi.Tiip(nv fvvicroii' Ss aou uvtocI oii Kcurou idoyjEiXHc , km
Y.cü.a.o.01 iv'5X£ti'To, Ol Wfv fXii^Qvc Ol ^£ sXdTTcvg, yovoi.To!, oly. z^/jivTzq' rovTovc ^ e^ei
o—ori ri~ ^i\l:;;y] XcL^ovra, sk ro Troaa. fjx/y-Hv. Kou ~a.vv ccy.cuToc y\v, eiur'n; v^uip
s-t'^^sor Kxi —am ribv (TvixfxoL^ovTi ro iro^xa. yiv.
Es ist also eine Art Bier, die so genossen wurde. A. Erman.
Ein Spruch gegen Brandwunden aus dem Papyrus Ebers.
Von Heinhich Schäfek.
Isis hielt sich mit ihrem Sohne Horus im Delta vor dem bösen Set verborgen.
Aber auch dort hatte sie ihr Kind vor allerlei Anfechtungen zu schützen, als
deren Anstifter im Grunde wohl immer wieder Set anzusehen ist, der den künf-
tigen »Rächer« des Osiris auf alle mögliche Weise zu vernicliten suchte. Bald
stach eine Schlange oder ein Skorpion den Kleinen'), bald plagten ihn greuliche
Leibschmerzen-), bald endlich war die Hütte, in der er lag, in Brand gerathen.
Von solch einem Brande erzählt der Zauberspruch gegen Brandwunden auf S. (5!)
des Papyrus EIbers. Wegen einer kleinen Textverderbnifs ist der Spruch, wenn-
gleich öfter behandelt, doch bisher nicht richtig verstanden worden. Les(>n wir
in Z. 4 statt des c, hinter ^(1 H ^i" '^' ^'^ ergiebt sich folgendes ganz ver-
ständliches leVihaftes Gespräch:
') Metternichstele Z.189 ff.
^) Berliner »Ägyptische Urk.». kopt. Pap. S. 2.
130 H. Schäfer: Ein Spruch gegen Braudwuiiden a. d. Pap. Ebers. [XXXVI. Band.
Isis hat sich also auf lairze Zeit von ihrem Kinde entfernt'). Da winl ihr
von irgend Jemand gemeklet: ^Bein Sohn Horm brennt auf drm Lande^^'). Er-
schreckt fragt Isis: ^>ht Wasser da?«.^). Die traurige Antwort Lautet: «Ss ist
kein Wasser da«^. Aher kurz entschlossen weifs .sich die Göttin doch zu helfen,
denn: »Das macht nichts«, erwidert sie, y Wasser ist (ja) in meinem Munde und
ein Nil ist (Ja) zwischen meinen Beinen. Ich komme^ um das Feuer zu löschen '<■.
Die Ausdrücke sind verständlich genug. Und mancher verfeinerte Ägypter
scheint an dem etwas urwüchsigen Auskunftsmittel der Göttin Anstofs genommen
zu haben. Denn der Papyrus Ebers bringt gleich hinterher eine andere gemilderte
Fassung des Spruchs, die aber leider .so verderbt ist, dafs nicht genau zu sehen
ist, wie sich danach die Göttin geholfen haben soll. Doch seheint etwas Ähnliches
gemeint zu sein, wie im Londoner medicinischen Papyrus^), der ebenfalls beide
Fassungen unmittel])ar hinter einander giebt. Hier lautet diese zweite Fassung so'^) :
M^^rr,
"(Mein) Sohn Ilorus brennt auf dem Lande
Es ist kein Wasser in mir.
Mein Mund ist im Wasser,
Meine Lippen sind in der Fluth.
Ich komme, um das Feuer zu löschen«'')
') Vergl. den angeführteu koptischen Text und das vSf'i ^»V "''^'' '''" "''•'''' ^''^" "'
der unten besjjrochenen zweiten Fassung unseres Sjiruches.
') _ 1 das trockene, wasserlose Land. ') .So nach einem ^'orschlage Erman's.
*) Ich will damit nicht sagen, dafs der l.oiidciiicr Papyrus den richtigen Text erhalten hat.
Es sieht mir eher aus, als habe sein Schreiber den Versuch gemacht, einem verderbten Text einen
Sinn zu geben. Im Grofsen und Ganzen wird er aber dabei das Richtige getroffen haben.
') Nach GoLENMSCHEFF, Mettemichstcle S. 9, wo die »Stellen zusammengestellt sind. Der
Londoner Papyrus ist leider immer noch nicht einmal in einer ümschi'eibung veröflentiicht.
•) Die Ge-sjjrächsfoi-m ist in beiden llandsriniften sclum verschwunden.
1S<IS.] H.Schäfer: Ein Spruch gegen Brandwunden <i. d. Pap. Ebers. 131
Hier henimmt sich Isis schon etwas gesitteter. Denn man wird sich etwa
zu (lenken haben, dafs sie zum Fhisse eilt, den Mund voll Wasser nimmt und
d;unit den Brand löscht.
Aber auch dies Benehmen ist Einigen für eine (löttin noch zu menschlich
erschienen. Es mul'ste doch mindestens irgend ein Wunder (hibei sein. Darum
hat denn der Verfasser des Textes in Z. 5") der MetternicJistele, der von dem-
sel])en Brande erzcählt'), lieher einen unverhofften Regengufs") erfunden und da-
mit die naive alte Geschichte glücklich auf (hni üblichen Ton der kalten aus-
geklügelten Göttei'- und AVundergcscliichten gebracht.
Zum Obelisken des Antinous.
Von W. Max Müllkh.
In den Mittheilungen des KaLserh Deutschen archaeol. Inst. XI, 1SS)G, S. 120
hat Erman dem Obelisken des Antinous in Rom das wichtige Resultat ent-
nommen, dafs Hadrian's Liebling nicht, wie man bisher glaubte, zu Antinou-
polis in Ägypten ])estattet wurde, sondern »im Grenzfelde von Rom«. Auf
näjjere Erklärung des etwas sonderbaren Au.sdruckes geht Ek.man nicht ein,
scheint aber darin eine Bezeichnung des Grabes als noch im Stadtgebiet von
Rom gelegen zu sehen. So fafst es auch Huelsen auf, der (ebendort S. 130)
daraus eine Bestätigung für die» Theorie erschliefst, dafs der etwa HOO ni ;uifser-
halb der Aureliansmauer gelegene ursprüngliche Standjilatz des Obelisken früher
Stadtgebiet gewesen und aus fortificatoi-ischen Rücksichten von Aurelian aus-
geschlossen worden sei.
Aus dem ägyptischen Text oder wenigstens aus Erman's Angaben üher
denselben (S. 119, vergl. bes. Anm. 4) glaulx' icli nun aber das Gegentheil her-
auszulesen. »Im Feld [sncJwt) des Gebietes (tösch) von Ilrome« kann nämlich nicht
heifsen »auf dem Stadtgebiet von Rom«. Der Ausdruck ist .sehr .sonderbar.
Vernnithlich ist er aus einem griechischen Entwurf der Inschrift ungeschickt
übersetzt: der Hierogrammat, der auf Bestellung die schwülstigen Inschriften des
Obelisken anfertigte, wird wold eine griechische (oder lateinische?) Skizze des
historischen Inhaltes von wenigen Zeilen gehabt haben, wciclic er durch Ein-
schiebungen im ägyjitischen Geschmack frei ausführte, hier aber wohl plum])
übersetzte. Ich wüfste sonst keine Erklärung für diese sehr eigenthündiclie und
unägyptische Ausdrucksweise. Worauf es aber hier ankommt, ist das:
') Mit Recht nimmt das auch Golenischeff, Metteinich.stclc, S. 8 .\nni. 23, an. Zwar wird
die Geschichte hier von dem Sohne der Wosret erzählt, hei der Isi.s übernachtet. Aber Wo.sret
ist eine Form der Isi.s und dafs zwei Formen dersel1)en Gottiieit einander redend und liandelnd
gegenübertreten ist nichts Verwunderliches.
^) »Der Himmel regnete in das Haus der Wosret, wo doch nicht die .lahres/.eit dazu war.«
132 W. Max Müller : Zum Obelisken des Antinous. [XXXVI. Band.
tösch lieifst »Grenze, Grenzmarke, Grenzstein«, aber auch »Gebiet«, so Avird
z. B. »die Thehais» in den demotischen Contracten immer mit »das Gebiet
(p-tösc/i) von Theben« ungeschickt übertragen. Sachet (koptisch sösche) »Fehl«
dagegen hat nie jene Bedeutung (= tösch, älter auch tvw), sondern heifst »das
offene, freie, iinhegrenzte Land« im Gegensatz zur Stadt; la campagna'). Dem-
nach wollte der Ägypter die Lage des Antinousgralies besehreiben, als »in d(>r
Umgegend des Stadtgebietes von Rom«, d. h. als aufserhall) der Stadtmauer
gelegen. Daran wird sich wohl nichts ändern lassen. Sollte das den (mir
ganz unbekannten) topographischen Forschungen widersprechen, so müfste man
den Ausdruck der ägyptischen Inschrift für ungenau erklären (?).
S. 119 hat Erman das soiiderbare u~ci^ Ksycucvov hgkc ausführlich besprochen,
das nach dem Zusammenhang, wie er riclitig sah. eine festliche Veranstaltung
bedeuten mufs. In diesem hecjau (lesbar hog u. s. w.) steckt wohl nichts als
das bekannte semitische Wort hag »Fest, Festversammlung namentlich religiöser
Art, (syrisch) Menschengetümmel«. Für ein Fest im unägyptischen Stil ist also
ein sonst noch nicht im Ägyptischen belegtes Fremdwort gebraucht, das spät-
ägyptisch *hög lauten würde'").
Ich kann den Wunsch nicht unterdrücken. Erman möge seiner verdienst-
vollen Arbeit noch ein neues Facsimile der Obeliskeninsclirift folgen lassen.
Die Copien von Ungarelli und Zoi:GA sind ja den Wenigsten zugänglich (ich
kann sie mir auf keine Weise verschaffen) und sind aulserdem, wie Erman
selbst hervorhebt, sehr veraltet. Eine berichtigte Neuherausgabe dieser In-
schriften würde gewifs noch manclies Interessante ergeben. Derartige Texte
besitzen ja nicht nur für die Geschichte Interesse, sie sind auch philologisch
sehr interessant.
A propos du groupe M,-
Par Edouard Naville.
Uans une note publice en ISÜl daus ce Journal (p. 57), M. Erman a propose
pour la lecture du groupe J^P le phonetique TljOci ouT^V^o qu'il lit smiwt
smlwti. Cette lecture a ete adoptee par ])iusieui-s egyjitologues allemands, et
') Vergl. das von mir, Asien und Europa S. 30 nach den alläfjvpt. Deiikm. .\usi;efülirte, wo
auf ÄZ. 26, 72, 82, Anast. 5, 7, 6; 15, 7 verwiesen ist.
') Steht übrigens etwas von Wettkämpfen bei diesem Fest in dem Texti' Mir scheint es
weit einfacher, die Anwesenheit »der Tapferen, die in diesem Land sind, und der Rudermann-
schaften- bei dem Fest in moderne Prosa umzusetzen: bei diesem Fest rechnet man vor Allem
auf Betlieiligung der römischen Beamten, Soldaten und Schiffsmannschaften, welche im Dienst nach
Agj'pten kommen.
1S98.1
Edouaku Xaville: A propos du groupe 3^^- 133
Ton iious parle maintenant souvent du »smhvti name«. L'ötude des textes
de Deir el Bahari m"a convaincu quo Ics textes cites par mon savant confrere
a Tapimi de la leeture qu"il cliei-ehe ä etal)!!!- devaieiit etre iiiterpretes dirte-
reininent. et que iioiis devions abaiidoimer la leeture s>ii>ii:f pour le groupe en
questiou.
Les inserijjtious de Deir cl Bahari j)arlaut de la reine itj nous apprenuent
que Tun de.s titres qu'elle portait etait: ^ü 0 ^^»^r (]tj ^(^ compayiie d'Homs
qiii Voliitf (II pl. 48) ou '^Til 0 ci (pl. 49). Un peu avant, dans la serie nous
trouvons celui-ci s\ 1 T o ci Vamie d'Horus qui raime.
Reprenons maintenant les exeniples cites par AI. Erman: ce sont dahord
des titres de reines de l'Ancien Empire (Mariette, Mastabas p. 188).
'kn'^T\-nm, . ,, ,,„ . . , .
/ amif PI 1(1 rovTpaqiw d lloru^^ qiii (inne le roi.
_aro
II me sendile que les exemples de Deir el Bahari prouvent qu'il faut con-
siderer ^. 1 T T^o comme la reunion des deux titres qui sont separes
dans l'inscription d'Aahmes; au lieu d'ecrire ^^ M T ^*'^^X ri^^' ^^ ^^
hörne ä ecrire une seide fois \A^^ le nom du Dieu, en tete de Texpression. On
])ourait traduire aussi: Vamie d'Horus^ la compagne du rol^ qui Valme; mais ce
qui me fait penclier pour la premiere traduction, c'est que nous avons ä Deir
el Babari un autre exemple du dedouhlement d'une expression unitiue de l'An-
cien Empire. Parmi les titres de la reine on lit S^.3&^ *^'^ suivi de ^^^
^3=^ '♦^'^ oü le nom eftace ne peut etre que ^5-=J- Kn regardant ä nouveau
attentivement la muraille, j'ai pu discerner le corps de l'animal, et Textremite
de la (jueue. La reine se serait donc appelee eelle qui roit Ilorus, et Celle qui
voU Set. Les textes de l'Ancien Empire n'en fönt qu'une seule expression
^>$_j .=^'^ci Celle qui voit Horus et Set (Mariette, Mastabas p. 18H, 208, 225).
L'exemple que M. Erman tire d'un texte de la Xll' dyuastie est partieu-
lierement interessant, parce que nous avons un parallele a Deir el Bahari.
MI^^MO^^P RouoE, Inscr.pl. 02.
^©^-^— ^ Deir el Bahari II pl. 48.
.^^1
II parait evident que ^£^ et ^v correspondent Tun ä Lautre dans ces
<leux phrases. Ces mots indiquent la personne dont chacune des reines est
appelee la compagne. Dans un cas c'est le roi represente par le grouj)e ideo-
graphic^ue ^£, dans Lautre c'est Horus. Au lieu du grou])e ideographique
134 Edouard Naville: A propos du groupe ^B^- [XXXVI. Band.
\ 0|
uous pourrions avoii- le nom iiropre du souvcrain XMli-^^lrOO'
\7o'
(RovGE, Inscr. pl. 75) ä rapproclier de ^^T(l[lci= de Deir el Raliari.
II resulte de ces passages que T(l(lc^ ou Y^ ci est un titre de reine
ou de princesse, que nous devons traduire par compagne ou associee, et uon la
lecture du groupe ^£-
A propos de ce groupe je ferai remarquer que dans les exemples de l'An-
cien Empire, il signifie le roi, et qu"il n'est pas necessairement suivi d'un
nom propre, ou de titres royaux. II semble avoir un emploi analogue ä l'ex-
pression du Nouvel Empire.
Plus tard le sens du groupe ^R chnnge. Je le traduis jtrovisoirement par
»les deux deesses«. A Deir el Baliari oii ce groupe est un pluriel, »les deux
deesses« designent une couronne, un diadcnie, l'une de ces nombreuses eoiffures
qui etaient des emblemes de la souverainete sur les deux parties de l'Egypte,
et qui par leur vertu magique assuraient la possession du pays au roi qui en
etait revetu. Ce sens me parait resulter de ces plirases, dont la premiere est
tiree des textes du couronnement de H. par les dieux.
Horus et Set sont renus h Hotephenit , ils sont venus de Ne'kheb et de BufOj
'les deux deesses«^ sont dans kur mnin; ik disent: nous lui donnons «les deux
deesses«^ sn tete prend possession des deux pays pai- leur moyen.
Ailleurs Ammon dit ä la reine II pl. 36:
I ^^iizn:
Je joindrai pour toi les deux poijs en paix; (juanil tu prends «les deux deesses^',
et que tu t'en couronnes, ta volonte est grande (tu regnes en maitre) dans tous les
paySj conime Ra Tum pendant ses annees brille heureux sur le trö?ie d' Horus eter-
nellement.
II semhierait d'apres cette phrase que les deux deesses conferent non seule-
ment la domination mais aus.si la joie o\; cela me parait ressortir egalement
de ce texte qui malheureusement est incomplet et que je ne comprends pas bien.
1898.] Edouard Naville: A propos du groupe ^^. 135
A cöte de cette signification. le groupe ^^ est devenu le coiniuencenieiit
de la seeonde partic du ^^ du iioni (jue le roi adoptait ä son couronne-
inent. Cette inuovation renionte ä üsertesen II: e'est depuis ce souverain que
le iioin suivaut le groupe ^P a eesse d'etre le nieme que celui du \ | ou
coinme on Ta longtemps appele de eelui de l'etendard').
Die Lesung des Zahlwortes «hundert«,
Von Wilhelm 8pie(;elheho.
Als SicTiiE in dieser Zeitschrift ujht 200 als den Dualis von lye 100 in seharl-
sinniger Weise erwies, bemerkte er ausdrücklich, dals der für die koptischen
Formen vorauszusetzende Lautwerth *M, se-fy) nicht nothwendig der ursprüng-
liche gewesen sein müsse. Gegenüber der bekannten Schriftspielerei des Pap.
Leiden HöO bemerkte derselbe Verfasser weiter, dafs man daraus nicht auf den
Lai.itw(M'tli .<'"' für lIlO schliefsen dürfe, sondern nur so viel stehe fest, dafs
»dies Zahlwort mit .<■ anfing und im Unterschied von *st -'iOO' nach dem ,v keinen
starken Consonanten mehr hatte«.
Inwieweit diese zum Theil zutreffende Bemerkung zu modificiren ist. sollen
die folgenden Ausführungen zeigen.
Bei der Betrachtung der uns bekannten Decimalzahlen
n nur) (AIHT) "l (//"' (Tf-cV)
? Ä.' (lyo) ^Ä hfn
springt sofort in die Augen, dafs wir hier Wortzeichen vor mis haben. Es
liegt also von vchmi herein nahe, fiir das nocli fehlende Glied in dieser Kette
(§. = 100 den ents])rechendeu Lautwerth einzusetzen. Nach BoRcnARD'r's') Bemer-
kungen über die Entstehung des ^ ic bedarf es kaum noch der besonderen Her-
vorhebung, dafs das Zahlzeichen für 100 und das aus einem hieratischen Zeichen
entstandene ic trotz der späteren Zusammenwerfung nichts mit einander zu tliun
hallen. Vielmehr ist das erstere eine Hieroglyphe, welclie in der ältesten Form
<^''| deutlich einen Strick mit zwei Enden zeigt und sich auch später im
') Cet article ecrit ;i Deir el Bah.ui cii .l.nivier 18'.I8. c'est poiir cula qu'il n"y est pas fait
mention de la lecture nebti proposee par MM. Dakkssv et Piehl pour le <i;roiipe en (|iie.stion,
lecture qui me parait bien etablie.
2) ÄZ. 1893, S. 11-2—113. *) ÄZ. 1891. S.45 ff-.
^) Sethe. ÄZ. 1896 S. 90. °) Grab des Mtn (LI). II, 7).
Zeitschr. f. ÄgyiJt. Spr., XXXVI. B.and. 1898. ^^
mO Wilhelm Spiegelberg: Die Lesung des Zahlwortes »hundert«. [XXXVI. Band.
in. R.'l iiüc-h .so Hndet'). Es crührist (IciniiMch mir, den l)islang noch niclit or-
kiuintt'ii Laiitwcrrli von ^ zu onnitteln''), wck-lior mir ein (Uippeltcr zti sein selieint,
I. Snf, bez. vom m. R. al) sjif.
II. Sn.
Freilieli lietrt der Nachweis dieser Lautwertlie niclit ganz oÜeii zu Tage, da
namentlich der Übergang des / in / arge Verwirrung nach sich gezogen hat*).
Der Lautwerth inf liegt nun in einem Verbum vor, welches im a. R. einmal
(Ppii I, KU) iihonetisch '~n~' geschrieben ist und später als X ^ ^ kopt.
lycoHT »rixari« Mieder erscheint^). Gewifs hat Erman Recht. Avenn er das Wort-
zeichen ^ auf ein auf Grund des kopt. igtiMiT zu ]iostulirendes .vif. später .snf
» flechten « , zurückfuhrt").
Den letzteren koptischen Verben gegenüber setzt iguie ein Verbum III ae
hifirmae, also einen Infinitiv gn{t) voraus. Dieses bislang im a. R. nicht nach-
gewiesene Verbum liegt in der bekannten Wendung ^ mt Iht »einen Procefs
führen« vor. Dafs hier s?z/ Verbum III ae Inf.') ist, ergiebt sich aus einer Stelle
des bekannten Vertrages des a. R. (Z. 9)"):
snnu-f »jeder Todtenpriester des Wakf, welcher gegen seinen Nächsten pro-
cessiren wird « .
Vergl. auch LD. II, 43 ^-s=- 9 "'^V^^J'^^^ n sp tri sunt r)iit[t) nb »ich
" DO /wwv^ Cl ^ iü -
that nie das. was alle Menschen «.
Die übliche spätere Schreibung von snt (ujine) ist f @ S[) (so Wkstcar),
V @ Q() (Annalen Thutm., Z. 15), wenn ich die ganz fehlerhaften varr. aus-
schliefse. Hier läfst sich die orthograjjhische Verwirrung klar aufzeigen. Das
t in int ist, wie wir sahen, Infinitivendung, also kann ^ nur Wortzeichen zu
in sein''). Und ebenso ist es in der Wendung J^^<i. \\'-'^ »was die Sonne
') Gayet, Steles du Louvre LX i= Shari'k Ol).
') .Siehe übrigens S. 2 Anni. 9. Die epigiajihischi- .'^citf der Fraae ist liici- als liclaunlos für
unsere Untersuchung nur gestreift worden.
') Von Erman nur als Deterininativum angefiilirt. — .Nncliträitlicli srW ich. d;ils ln'reit.s
Griffith (Beni Hasan III, p. 18) für ^ den Lantwertli shrn ;uii;rMiini[ni-n Imt. ulmr iiulis.si>n cini'
Begründung zu geben.
*) Zu den folgenden Ausführunj;cii vcri;!. Kuman. Märchen des l',i|iyriis WicsrcAR S. .")9.
') Erman, ÄZ. 1893 S.76.
') Der Lautwerth mt liegt aiicli in Avm ;imi Schlu.s.sf lifsprocliciicu 'rilcl im- .int \cir.
') Die Annahme eines Verbum 111 ae gem. (Er.man , Wkstcar S. 59) ist durcli das er.ste Bei-
sjiiel ausgeschlossen. Denn in ilieseui Falle niüfste ja die Geminiruug (also sniitlß) eintreten.
') DK RotTGK, Inscr. liier. I ^= Brugsch, Thesaurus 1211.
') Das ^ ist also kein !f, wie v. Bissing (Tabula statistica. .'^. I.'i) amicliiiirn mricliir. scindcrn
WorfzeichiMi. Eine -neuägyptische- Schreibung lie^t dcmnücli nicht voi-.
1898.] Wilhelm Spiegelberg: Die Lesung des Zahlwortes »hundert«. 137
vinikrcist')« nuf'/.uthsspn. Dirscr Lnutwcrth sn golit wohl auf das Wort X
Q%> ^ "' ■^""' »Strick« (). ä.-') zuriu-k.
Welcher von den beiden gewonnenen Lautwerthen für die Lesung der Zahl
100 anzunehmen ist, darüber lälst un.s das Koptische nicht im Zweifel, uje
ist nur aus s/if zu ei'klären, in welchem /die fvir die Zahl 100 vorauszusetzende
weibliclie F.ndung ist. Ein s/ift hcätte nie das koptische Derivat ergeben können.
Aut'tallend bleibt ja zuneäclist die sehr starke Verschleifung des letzteren. Al>cr
wir können meines Erachtens liier doch eine ganz ähnliche Verkürzung heran-
ziehen, das aus smt »gehen« entstandene u|€. Als Intransitivum III ae ini". ')
wird dieses Verbum unverkürzt etwa ///// ("uj.uAie : *iijeAti) gelautet haben. Und
ebenso ist das ursprüngliche .fnt (vergl. .weg^e »Feder« aus 7if///) zu ige ver-
kürzt worden. In beiden Fällen, wo ja häufig gebrauchte Worte vorliegen,
ist die Nasalis mit der folgenden Femininendung nach dem kurzen Bildungs-
vocal verschwunden"). Vielleicht gehört hierher auch eie< »Thal«, welches man
sich aus /"i/f (Bildung wie cjvTe aus s"(fi) entstanden denken könnte — mit
dem bekannten Genuswechsel gegenül)er dem Prototyp.
Neben ige hat sich mui mt. wie ich vernmthe. auch in unverkürzter Form
im Koptischen erhalten, nämlich in 200 ^TvTcnTe. welches unsere Granmia-
tiker") als Fem. zu ujht anführen. Man wird hier in üfiiT das durch das fol-
gende engverlnmdene cÜtc geschützte Prototyp Mt wiederzuerkennen haben.
In (lieser Bildung ist snt 100 als Substantiv behandelt, welchem das Zahlwort
2 in dem betreflenden Geschlecht folgt"). So findet die vorgeschlagene Lesung,
falls meine Auffassung richtig i.st. in diesem Derivate eine weitere Bestätigung.
Damit stellt es aber um die Erklärung des sonst üblichen koptischen Zahl-
wortes für 200 .sehr schlecht. Zweifellos ist ja ujht mit Setui: als Dual zu
100 aufzufassen. Der Dual der gewonnenen Lesung mti läfst alier nur zwei
Derivate'') zu: *^Te (vergl. cÜtc aus snfi') und *^T (vergl. \LyjvT-), deren Ver-
hältnils zu UJHT nicht ohne Weiteres klar ist. Die Annahme, dafs die.ser Dual
erst spät aus einer zu .<<" verschliflfenen Form gebildet worden sei, ist ausge-
.schlo.ssen. Denn schon im n. R. ist die DuaUnldung nur noch rudimentär vor-
M M.MiiETTE. Abydus II Hl Z.19.
') Siehe Erman, Lebensmüder 19, und üriffitii. Kahun XXXIl 6. 9.
') Demnach giebt es für sn zwei Zeichen, Q und ^ (s. die genauen Foinu-n in GniFirni.
Heni Hasan 111 '>2. 78). Beide stellen ein Tau dar, welches einmal als kurzes Stück zusammen-
genommen uiiil das andere Mal als ein längeres Seil in eine Spirale zusammengerollt ist. und mögen
auch auf diese Weise Wortzeichen für den Begriff des »Umgebens, Unikreisens., geworden sein.
■*) Steixdorff, Kopt. Gramm. § 2 18.
■•| Auch dir Li(|iTidae theilen diese l';rscheiiMaig: vergl. ^ c^ g^i^i = (ge c^ m'^r't =^ ms.
(s. Steindorff, ÄZ. 1889 S. 109). Aucii die Verkürzung von ujiipc und ujccpe (rias) zu uje- (ts-)
mag hierher gehören (s. Stf.indorff, AZ. 1889 S.öl).
*) Stern, § 279; Steindorff, § 1.57.
') Vergl. boheir. ige c«»kT nach Sifr.v, !; 27'.l.
*) Siehe Sethe. ÄZ. 1893 S. 11-2.
19'
138 Wilhelm Spiegelberg: Die Lesung des Zahlwortes "hundert». [XXXVI. Band.
liaiulcn. Hiul tnr das a. R. oder m.\l. eine verkür/to F(irm anziinclimen. ist
sclileolitonling.s uniiiöglioli. Klu'u.so ■wenig lälst sich der Üliergaug von *iyHT,
der einen niöglielien Form, in ujht lautlicli motivircn. Aber eins fällt vuis bei
diesen Formen aul". dafs sie, 7'ein äufsei'Uch behandelt, dasselbe Bild gewähren
wie die beiden Formen des Zahlworts 10 mht nnd ÄvÄTtt (vor Zehnern). Ety-
mologisch hallen diese beiden Fälle nichts mit einander zu tliun. denn in auit
10 ist das n dialektales Einschiebsel, während umgekehrt in ujut das n ur-
sprünglich ist. Aber es ist doch möglich, dafs das .uht:.viut die Analogie-
bildung von ujHTrüjÜT nach sich gezogen liat. Ein jgTvTcenTe neben ujht er-
innert ja formal aulfallend an die Zehnerlnldung, z. B. ÄmTigo.uTe nelien .mht.
Das Ergebnils der obigen Ausführungen läfst sich demnach kurz so zu-
sammenfa.ssen. Die Zahl 100 lautet im Ägyptischen .ixt (vocalisirt s n t) und
ist im Koptischen unverkürzt in der toidosen Form ^ut-, verkürzt in uje er-
halten geblieben. Die für das Zahlwort 20(1 zu erwartende Dualforni siitt (kopt.
•|gnT:*^nTe) könnte nach Analogie von .«ht:ÄÜTt- zu ujht geworden sein.
Anhans'. — Zu dem Titel ^1.
Im Anschlufs an den vorstellenden Aufsatz seien hier einige Bemerkungen
über diese häufige Grupj^e') beigefügt, deren Lesung iiir .int u. A. durch die
var. ^ X o gesichert ist"). Die Stellung des c^ läfst an dem radicalen Cha-
rakter des Consonanten keinen Zweifel^). Welches Verl)um wir hier aber vor
uns haben, lehrt eine alte Schreibung des Titels, welche sich a.uf dem Sarg-
brett 10989 des Berliner Museums^) befindet — ^^ 9 ^ ""' •?"-^'')- I" diesem
i«/ liegt nun aller Walirseheinlichkeit nach das Prototyp des kopt. igtoiiT »rixari«
vor"). So werden wir auch auf Grund der muthmafslichen Übersetzung »Vor-
steher des Procefsveriahrens« in mr snt einen richterlichen Titel sehen, welchen
man ja auch auf anderem Wege) zu erweisen versucht hat.
') Der Titel findet sicli nur im in. R. und in der ersten Hälfte der Dyna.stie 18, einer Periode,
die ja auch sonst cultnrgeschichtüch noch üanz von den Traditionen des m. R. zehrt.
*) Grikfith. Kahnn papyri p. "Jlj.
') Es ist also ausgeschlossen, mit Morep (Rec. XVII 48) an ujine zu denken.
*) Von Erman im Katalog des BcrUner ^luseums (.S. 57) in die Zeit zwischen a. R. und
m. R. gesetzt. Die volle Titulatur des \'crstorl)eni'n , Namens i , lautet ""^^ l^C jf=r\ ' T
') Der Wechsel von g i und c^ im m. H. ist liciianjitlieh i'iljiTiius häulin.
°) Siehe oben S. 13t).
') MoRET, a.a.O. S. 44 fl'. — .Mit dem doi-t erwähnten 7)('rfrtr-W/- ist \crimithlicli eine Per-
sönlichkeit gleichen Namens identisch, welchei- die Stele 830 des Rrit. .Museum zugehört. Dort
führt <5c=:^ ^ die folgenden richtei-liehi-n Tili'l naeii den epithet. iirn.: 0 '"'^^^ \i&\ X^
nT^'zi^nM^ 'ük'-
Ih!l8.] Wilhelm Spiegelberg: Die Lesung des Zalilworlfs »liuuderl«. 139
Zum Scliliüs niöclito icli nicht unterlassen, Hrn. Prof. Erman und Hrn.
Dr. Setiie für eine Reihe von Benierkuiijien zu (hinken, welelie meine ersten
Anseliauung'en üher die liier berührten Frayen nicht unwesentlich modiücirt
hat)en.
Ein verlorenes Tempuspräfix im Koptischen.
Von W. E. Ckum.
1 Jurch die Güte des Ilrn. C ulonel T. L. Fr.\ser in London bin ich in (h'r La^'e,
hier ein koi^tisches Bruchstück nutzutheilen . das Colonel Fräser vor nicht langer
Zeit mit einer Anzahl ,i;riechiseh und koptisch beschriebener Papyrus- bez. Perga-
mentstücke in Siüt erworben hat. Merkwürdig ist es vielleicht luHite nicht mehr,
dafs. einige Pergamentstücke (liturgischen Inhalts) ausgenommen, die Mundart
sämmtlicher koptischer Fragmente eiile mittelägyptische ist; die Thatsaclie läfst
sieh genügend aus Bedingungen des gegenwärtigen Antikenhandels erklären.
Das Bruchstück, womit wir uns hier zu l)eschäftigen haben, hat eine
Gröfse von nur 6,50 X •>.''i" t-m. Der Papyrus ist von dunkelbrauner Farbe
und. feinem Gewebe. Es bildete den oberen Theil eines Blattes, dessen ur-
.sprünglicher Umfang jetzt nicht mehr zu liestimmen ist. Reste von Seiten-
zahlen scheinen auf ic und i^ zu deuten. Die Schrift ist eine selir schöne
und regelmäfsige und gleicht dem Typus des Cod. Alexandrinns. Zu liemerken
ist aber die Form des uj, welche gewissen mittelägyptischen Hss. eigen zu sein
scheint (vergl. Küai.l in Mitth. Rainer I, 111 und meine Copüc Ji.v.v., 1). F. G.
Kenyon theilt mir freundlichst mit, dafs obenerwähnte griechische Stücke der-
selben Samndnng fast ausschliefslich dem 4. Jahrlunulert zuzuschreiben sind —
eins ist sogar 338 datirt.
Im F'olgenden sind unsichere Buchstaben durcli uidergesetzte Punkte, feh-
lende durch Sternchen bezeichnet.
ie ^
M'/WlVl' »Tivi^i §ioc/f /fne-rcü)!/
/ftJT*."\^vc egTV.Hi e-xtoq/f /////h' *.-tu> ge^incir egen/f
/fAie^q ii-xe nequjH"\i gÄ./f #€A<AViv7r' a^TO) !iec*.|T/f
MfKion gj!.qKJi.Tq ü's[€/f /fncl-xc nujoic -xc»./!
/# Ainecge. eq'2£Ho[Tr/f /f eq-xi^x ^/g
llllln'.c-^ n<$\VTclllll
J40 W. E. Crom: Ein verlorenes Teinpuspräfix im Koptischen. [XXXVI. Band.
Unten aut" hoiden Seiten sind noch Si)Ufen anderer Zeilen. Ein zweites
tranz kleines Stückchen trägt folgende Zeichen:
/fü>nK/f /fcKe.\/f
/fenn/f IIIIImmhIIIII
iiiii^i>xiiiii iiiii^isii^yiii ■
lllllMsmolllll lllll^viTvKlUII
M-re' awTT/f /fiMTTC/f
Auf dem Recto könnte man Z. 1 gcoo. Z. 8 &.ion, auf dem Verso Z. 1 neucto
lesen; auf dem kleineren Fragment ?V.n statt &.u. Die Stellung der Seitenzahlen
ist mir unerklärlich, anders lassen sie sich aber kaum lesen. Und wie ist der
Text zu deuten? Biblisch scheint er nicht zu sein. Man könnte vielleicht darin
einen Rest homiletischer bez. exegetischer Litteratur sehen. Oder l)ezieht er
sich auf Abba Samuel von Kalamon? Dafür sprechen vielleicht die Worte ign»T.
igioc: doch hat er mit keinem der mir bekannten Texte dieser Heiligengeschichte
nur annähernd Ähnlichkeit').
Die Bedeutung des Textes liegt in dem vier- (oder fünf-) mal wiederkehren-
den, sonst nicht zu belegenden Tempuspraefix ^\i; ^^^''■, g^-T«, welches ganz
wie das gewöhnliche A.q* (auch einmal hier!) die Erzählung fortsetzt und genau
dem demotischen V/^ p entspricht, das sich in einer Inschrift aus Pliilae findet.
GrEORG Ebers,
geb. I.März 1837. gest. T. August 1898.
Uer Freund, der von uns gescliieden ist, hat unserer Wissenschaft den grofsen
medizinischen Papyrus in einer mustergültigen Ausgabe gegeben , er hat uns
die Inschrift des Amenemheb geschenkt imd so manche gröfsere und kleinere
Untersuchung, die der Aegyptologie imd der Geschichte der Medizin zu Gute
gekommen ist. Die wissenschaftliche Arbeit war ihm ein Bedürfnifs, und mit
einem Heroismus, dessen nicht Viele fähig sein würden, hat er sie selbst noch
in den langen Jahren schweren Leidens fortgesetzt, als ihm die Benutzung
jedes gröfseren Buches Sclimerzen bereitete.
') Ich mache hier beiläufig auf das Hniclistück einer nitrischen Hs. des 10. Jahrhunderts
aufmerksam, welches seit 20 Jahren im Brit. Museum liegt und uns einige Zeilen der höh. Gestalt
dieser Encählung bewahrt hat. Es handelt sicli darin um den Versuch der Barbaren, Samuel zum
Sonnenanbeter zu machen. Besonders interessant dabei ist die Bezeichnung de,s Sonnengottes als
lupH ^-^ nnLU«,K^. wohl die der Syrtis Minor naiie wolmenden Md^vst; — wenn die Entfernung
nicht zu grofs ist. Pereira, Vida do Ahha Samuel hl, bietet Mazikes als wahrsclieinlichste Iden-
tification.
1898.] Nachruf. 141
Und (Idcli köiiiitc .li'inaiul nlle seine wissensdiaftliclien Sclirif'ten kennen
und würde damit doeli niclil einen richtigen Begnif von P^bers' Bedeutung lür
die Aegyptologie gewonnen IimIkmi. Denn was er neben der eigentlichen ge-
lehrten Arbeit durch sein persönliches AVirken geleistet hat. das hat nicht weniger
die Wissen-schaft gefördert als diese.
In den sechziger Jahren hatte die Aegyptolugif^ in l)e\itsciiland. trotz der
Arbeit von LErsius. Brugsch und Dümichen . doch nui- in einem engeren Kreise
Beachtung gefunden. Das grolse Publikum kannte \dni alten Ägypten nur die
Mumien und die Pyramid(>n. die wissenschaftliche Welt kümmerte sich um unsere
Disciplin nicht sehr viel mehr als etwa heute um die Sinologie, der Mitarbeiter
waren nur wenige und an Nachwuchs fehlte es ganz. Dals hierin Wandel ge-
schaffen ist, das ist in der Hauptsache Ebers' Verdienst, der Andere lieranzu-
zichen mid zu begeistern vermochte, da er sell)st von Begeisterung erfüllt war.
Denn er sah das Alterthum nicht an als ein Trümmcrfi-ld . dessen einzelne Steine
und Mauern wir zu messen und zu beschreiben lial>en. sondern ihn liefs die
.schöne dichterische Phantasie, die ihm gegeben war, statt der traurigen Reste
die alte Herrlichkeit wieder in Glanz und Lelien schauen. Und ebenso erging
es ihm mit dem modernen Ägypten; auch da sah er als Künstler das zaul)ei'-
hafte Gesammtbild inid übersah gern all die Flecken, die einem trockenen Be-
schauer zunächst in die Augen fallen.
■ Eine solche Anschauungsweise birgt für den (ielehrten auch eine (iefahr.
und es stände nicht gut um die Wissenschaft, wenn sie die herrschende wäre.
Aber desto reicher ist der .Segen, den sie in einer einzelnen genialen Persönlich-
keit bringt, denn durch sie werden der Wissenschaft die Wege geebnet und
frische Kräfte gewonnen.
So erweckte denn Ebers durch seine geschiclitliclu-n Kouiauc und durch
sein »Ägypten in Wort und Bild« das Interesse der breiten Schichten des Volkes,
durch sein »Ägypten und die Bücher Mosis« und zahlreiche kleinere Arbeiten
lenkte er die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Kreise auf unsere Studien
hin, und die Studirenden gewann er durch die Schönlieit und die Wärme seines
Vortrages. Denjenigen aber, die der Aegy])tologie ernstlich näher traten, war
er der eifrigste und treueste Lehrer und Berather, voller Liebe und voller (ieduld.
Auch son.st war er unermüdlich bestrel)t. fremde Arbeit zu iordern: gerade
da zeigte sich die ganze vSellistlosigkeit und Lielienswürdiykeit seines Wesens,
es war ihm die lieste Fi-cude, wenn er Anderen zu heiren vermocht hatte. Und
ebenso war die Art, wie er an der Weiterentwickelung miserer Disciplin theil-
nahm, von jeder Engherzigkeit frei. Freudig begrüfste er jeden Fortschritt,
von welcher Seite er auch kommen mochte; gewifs war es ihm nicht inuner
leicht, sich von alten lieben Ansichten zu trennen, aber hatte er sich einmal
von der Richtigkeit eines neuen Gedankens überzeugt, dann lebte er sich aucli
wirklich in diesen ein. So blieb er geistig jung und stand bis zuletzt inmitten
der wissenschaftlichen Bewegung.
142 Nachruf. — Miscellen. [XXXVI. Band.
Wenn oimnnl die Geschichte der Altertliiuusw issensehal'ten in Deut.scldand
geschrieben wird, so wird man Gkorg Ebeks zusanimenstellen mit einem anderen
allverehrten Manne, der unlängst von uns geschieden ist, mit Ernst Curtius.
Beide hatten die gleiche ideale und liebenswürdige Gesinnung, Beider Natur
war von Grund aus eine dichterische und Beide haben,. dank dieser Begabung,
ihre Wissenschaft dem Herzen unseres Volkes nahe gebracht, ihr Anhänger ge-
worben und ihr die Wege bereitet. Und das wird ihr Andenken für immer
in Ehren bewahren. A. E.
Miscellen.
Zium ägyjitischen Namen des Usaphais. — In einer brieflichen Mittheilung
macht der Unterzeichnete darauf aufmerksam, dafs in einem guten, aus der
18. Dynastie stammenden Todtenbuche (Budge, Book of the dead p. 285) der
Name des Usaphais f^^c^^^£il geschrieben ist. Es ist dies ein neuer Beleg für
die ÄZ. 181)7, S. 3 ausgesprochene Annahme Sethe's. dafs die Schreilmng ( ' ' '|
aus einem ursprünglichen ^^^^ mifsverstanden ist. Der Schreiber der 18. Dy-
nastie hatte eben noch nicht ganz das Verständnifs tür die Bedeutung und
Lesung jenes Königsnamens verloren. F. Ll. Griffith.
Die Königinmutter N-m?'^t-Hp. — Auf die JEQUiER"sche Zeichnung in
DE Morgan"s Recherches sur les origines de l'Egypt II, Nr. 821,- wclclie einen
Cylinderabdruck auf thönernen Krugverschlüssen aus Abydos darstellt, hat
bereits M.\spero in der Revue critique vom 15. December 1897 hingewiesen,
indem er die Frage aufwarf, ob die dort vorkommende Frau N-m!<^t-Hp etwa
identisch wäre mit der aus dem Grabe des Mtn bekannten Königinmutter
gleichen Namens. Maspero hätte diese Frage sicher sogleich bejahend lieant-
wortet, hätte er die Originale sehen können. Nach den sieben im Gisehmuseum
befindlichen Abdrücken jenes Cylinders lautet die Inschrift') nämlich:
^^■"^ t=^ iK\ ******** ^;»-. "***
0. o
Die Stelle aus LI). IL i; aber lautet: ^^^fnlk^S ® _^l9cl^ ^'^^I
^^^ y r?' ^^^' f'"'8"li<"hf' N-m!''t-Hp hat also beide Male den gleich
') Nach der jEQuiER'sclien Zcicliiiiiiii; iiiitiT Kinlr.-igiing der ( 'oriecturen in lialbcr natürlichei'
Ciiöfse wiedo'gegeben.
=) nn.s Zeiclien \ wohl nur tilil,ili.-irt für i .
n m
1898.] Miscellen. 143
merkwürdiji' gescliriebencn Titel, den man entwedei- 3Iid-)nst-stni »die Mutter.
die den Köniij' geboren hat«, oder Jlwf-/ii.^w-sfn'i «Mutter der Königskinder«
zu lesen hahen dürfte, sie wird also wold an ])eiden Stellen ein und dieselbe
Person sein.
Dies giebt ein neues Datian für die Abydeiüsciieu Funde: Der Todten-
tempel der X-ni^^t-Hp muls zu Zeiten des 3Itn , also im Antange der 4. Dy-
nastie, nocl) in vollem Betriebe gewesen sein, da Mtn aus ihm täglieh 1(111 Hrodte
erhält. Sehr grofs kann also der zeitliehe Zwischenraum zwischen jenem (irai)e
in Abydos und dem Grabe des Mtn in Abusir nicht sein.
Lidwk; Boki iiardt.
Le titre | ^^ 1. — I-a vue des monuments ])ort;uit le nom et les
C=:3\ ^~7 A^VW\A I
titres de Li reine ^ n^ aww^ / 1 a permis de rectifier sur un point le texte du
cylindre n" 821 tel qu'il est public dans l'ouvrage de M. de MorcxAN. Ainsi que
le montre la copie de M. le Dr. Borchardt reproduite dans la note ci-dessus,
le jn-emier signe de la H"" colonne est | et non 0==. . Cette 15" colonne nous
fournit le plus ancien exemple connu du titre j 1 qui sc perpctuera
a travers la XU' dynastie, jusqu'ä la XVIir, et peut-etre plus tard.
A Deir el Bahari . ce titre est donne deux fois k jft , la mere de la reine
Hatsiiepsou (Deir el B. II).
v'-^>^ m-%mz^^^'^z
."■^" iz-^^^-izz%m----
Ce titre, je le traduirais ainsi: celle gut dlt toutes les choses qui sont faifrs
pour eile, c'est-ä-dire celle qui prescrit, qui ordonne elle-m^me tous les honneurs
royaux f>u divins qui lui seront rendus. Cette traduction «jui demande de nou-
velles preuves ä l'appui me jiarait ressortee du sens habituel de Texpression ^
Je connais im autre exenijile de ce titre qui est donne ä une reine de
la IV" dynastie (Rouge, Inscr. pl. 02) M'J^^flfl ^^^P' 1« ^o™^' <"■'** ici
identique ä celle du texte du cylindre. P^oouard Naville.
Über denselben Titel. — Der oben besprochene Königiiuientitel ist mir
in der jüngeren Form, wie sie in Der elbahri vorliegt, noch aus einem Beis])iel
bekannt, in der .Schreibung ^| c^ ^^~~^ '^" f] i" (1pi' Titulatur der Königin
3It-//i-irh\ der 31utter Amenophis' III., vSharpe, Eg. Inscr. I, ?>~ . Als il)ersetzun,ür
möchte ich für den Titel vorschlagen: "die. welclie alle Dinge sagt (.sagen kann)
und man tliut sie ihr«, d. li. «wenn sie irgend etwas .sagt, so wird es ihr
gethan«'). Diese Deutung scheint auch durch die Form bestätigt zu werden,
die der Titel, wie Steindorvf bemerkt hat. einmal unter Amenophis IV. hat:
') <2^ in dei' älteren Form des Titels ist ilns sofieiiaiinte »endungslose" Passiv, ^Xh. in der
jüngeren Form das Passiv des Tempus sdm-f.
Zcitschr. f. Ägj-pt. Spr., XXXVI. Ban.l. 1898.
20
144 Miscellen. [XXXVl. Band.
LI). 111. !ll//. ^®^' ' '■'^^^^^%^n ^ »wenn .sie alle Dinge sagt, so werden
sie [ihr] getlian« (der Schlufs tr-tw-sw ist wold aus ir-tic-to-n-s verderbt). Zu
dem Gegensatz von dd »sagen« und irj »thun« ist zu vergleichen, was User-
tesen III. auf dem Siegcsdenkmal von Semneh (LI). 11, \'M\h) von sich sagt: Q
^^ — *
1 ^ ffl ^^ V V "''^^' ^''" ''^" ^^önig, der sagt und thut« (d.h. »wenn er
etwas sagt, es aucli thut") und »was mein Herz denkt, das geschieht (auch)
durcli meinen Ann-'. Sethe.
Die »Totenmaske Amenophis" IV.«') [Giseh Nr. 753 aus Teil el Aniarna,
Saal (i 3, Schrank B] läfst sich, wenn man zwei analoge Stücke , die sich auch
im Gisehmuseum [Nr. 746 und 752, Herkunft u. s. w. wie vor] befinden, damit
vergleicht, doch etwas anders auffassen, als es bisher gescliehen ist. Das eine
dieser Stücke [Nr. 746] ist ein in dem Gröfsenverhältnisse der »Totenmaske« ge-
haltenes Gesicht Amenophis" IV. aus krystallinischem Kalkstein. Der König war
mit dem sogenannten Kriegshelm bekleidet, von dem der untere Theil über
der Stirn sichtltar wird. Merkwürdigerweise ist aber dieser Helm kurz über
seinem untei-en Rande glatt horizontal abgeschnitten, und auch hinten zeigt das
Gesicht eine glatte Fläche, aus der nur ungefähr in Ohrhöhe eine schwalben-
schwanzförmige, horizontal verlaufende Feder nach hinten lierausragt. Beim
ersten Anblick denkt man, es wäre das Gesicht einer aus verschiedenen Stein-
sorten vielfarbig hergestellten Statue. Dagegen spricht aber, dafs ein Theil des
Kriegshelms und nur Theile der Ohren an unserem Stück mit ausg:earbeitet sind.
Es ist also nur die von Daressy richtig gefundene Deutung möglich, dafs man
dieses Gesicht in den Kopf einer vorhandenen Kalksteinstatue an Stelle eines
anderen, zerstörten Gesichtes einschob.
Vielleicht hatte man eine zerstörte Statue wiederhergestellt") oder es ist
möglich, dafs es sich um die Änderung einer Statue Amenophis' IV. handelte,
die noch nach den alten Normen der ägyptischen Sculptur^) ausgeführt war
und nun umgearbeitet werden sollte nach den freieren Kunstformen , die gleich-
zeitig mit Einführung des neuen Sonnencultus modern wurden.
Solcher umgearbeiteter Statuen mufs es mehr^) gegeben haben, denn die
beiden anderen oben angefülirten Stücke gehören aller Wahrscheinlichkeit nach
auch zu solchen. Das Granitfragment [Nr. 752] ist zwar zu gering, um eine
sichere Bestimmung zuzulassen, desto klarer ist dies aber bei dem Gesicht aus
Mörtelgufs [Nr. 753], der »Totenmaske«. Es stellt den König mit einer glatten
') Petrie, Teil el .Vinarna §90, 8.40.
') .'Ms Analügon könnten die wiederlierge-stelltcii (Jicnzstelen ansicrülnt \vci<lcn (Ret'. 1893,
XV S. .57 Z. 2.5 — 26).
») Vergl. Berl. Mus. Nr. 2072 | Ausf. Verz. S. 101 ] Relief Aincndpliis' IV. ik.cIi im herluHiini-
lichen Stil.
*) Vergl. LD. III. 94. 101 und 102.
1898.] Miscelleu. 145
Stinibiiul(> vor. unter welcher an dei* Scliläfe, nur in Umril'slinien antirgeben,
(las Haar hervorsieht. Es kann dies (Jesielit nur zu einem Kopfe mit Königs-
liaube gehört haben'), und daher hat man hier davon absehen müssen, es mittels
einer Feder in den Kopf einzuschieben. Die seitlichen Lappen der König.shauhe
hätten dies nicht zugelassen. Man nnifste also dieses Gesicht glatt ansetzen, und
die Ansatztlächen sind auch heute noch nachzuweisen. Die hintere verläuft ver-
tical. die obere, von der noch ein Kantenstückchen erhalten ist, geht horizontal,
und die untere folgt in einer Bogenlinie dem oberen Rande des Halsbandes oder
Halsausschnitts. Die Totenmaske ist also nichts weiter als ein Gesicht, das man
einer vorhandenen Statue einfügte. Ein Abgufs ist es allerdings, aber nicht über
der Leiche, sondern über einem aus hartem Stein gefertigten Porträt des Königs,
das man so auf einfache Weise vervielfältigte. Die beiden anderen P'xemplare des
Gesichts Amenophis" IV. [Nr. 74() und 752] gleichen nämlich dem gegossenen
vollständig: sie haben dieselben undetaillirten Augen, dieselben Falten vom
Nasen- zum Mundwinkel, dieselben hervorstehenden Backenknochen, denselben
spitzen Mund und dasselbe hängende Kinn. Nur die »beim Abgiefsen ange-
drückten« Ohren scheinen sie nicht zu haben. Aber die hat der Abgufs auch
nicht, sie sind nur so beschädigt, dass sie bei ungenauer Beobachtung die Vor-
stellung erwecken können, sie wären angedrückt. Ludwig Borchardt.
Die Lesung des Titels ^^ , Q. — Für die Lesung der in letzter Zeit
mehrfach l)ehandelten identischen Zeichen ,^ und Q hat Crum*) kürzlich auf
eine unbeachtet gebliebene Möglichkeit hingewiesen. Indem er davon au.sging,
dafs der Titel auf Grund einiger Varianten die Adjectivbildung eines weiblichen
Wortes auf irt sein müsse, glaidite er in dem Wort sdhct die gesuchte Gröfse
gefunden zu haben.
Das ist nun — abgesehen von einer inu' unwesentlichen Moditicirung —
in der That richtig. Der in Frage stehende Titel ist uns nämlich bereits längst
in phonetischer Schreibung bekannt und wird uns jetzt erst nach Crum"s Funde
verständlich. In den von Lepsius (Denkm. II, 117) und Stern (ÄZ. 1S75, Taf I)
veröffentlichten Felseninschriften von El Kab befindet sich sehr häufig eine bis-
lang nicht gedeutete Gruppe | 0 o , deren volle Schreibung eine von Quibell
im letzten Winter ebendort gefimdene Opfertafel giebt.
In rgestellte Pause nicht überflüssig sein.
Die Opfertafel gehört dem P f ^i i P 1 ] 1 ^1 1 ^ P T '^1 «^ ^^
Namens ao^H"]^ Ä"/ an. Dieser Mann ist vermuthlich mit dem Träger
gleichen Namens identisch, dessen Inschrift Stern (Taf 1 r.) in Kl Kab aufgc-
') Unter dem Kriegshelm und den Ivronen sii-lit da.s Haar nie hervor.
^) ÄZ. 1894, S. 65. — Für die Deutung der Hieroglyplie siehe Borchardt. AZ. 1897 .S.10(;.
') Ich habe die .sämmthchen Titel vereinigt.
20*
146 Miscellen. [XXXVI. Band.
nüuuuen hat"), wo.selbst der ^^^ffi^"^^^ erzählt ^"jf^P'^s"^
yw^^X^) ^ , also die we.sentliehen Titel des Besitzers der Opfertafel angiebt.
Für uns ist aber vor Allem wielitig, dafs wir in d^'^'^ti'-) die volle Schreibung
des Titels IHci erhalten, welche gleichzeitig den von der Gruppe aU, ö ge-
stellten Bedingungen entspricht. Denn d^kctl ist eine Adjectivbildung von diiwt,
und es fragt sich nur noch, wie sich dieses Wort zu dem von Crum ermittelten
Mhct verhält. Dafs beide Worte identisch sind, liegt auf der Hand und geht
ja auch daraus hervor, dafs das von Crum sähet gelesene Wort für «Schatz«
sich einmal iyi^ (LD. II, 56«) geschrieben findet^). W^elche Lesung aber die
richtige ist, Miwt oder dSswt, ist ohne das Koptische, welclies uns hier im
Stich läfst, nicht zu entscheiden. Haben wir aber überhaupt in solchen Fällen
immer ein Recht, die eine B'orm unter Annahme einer orthographischen Um-
stellung*) auszuschliefsen ? Wenn wir uns vergegenwärtigen, dafs im Koptischen")
zwei Formen eines Wortes mit veränderter Consonantenstellung gelegentlich neben
einander erscheinen, so werden wir auch der älteren Sprache die Möglichkeit i\i-
l)illigen müssen, dals für iU. ^ die Lesungen dlkd und idivd (bez. diküti-.idhcti)
neben einander bestanden haben'').
Zum Schlufs möchte ich noch erwähnen, dafs sich der phonetisch ausge-
schriebene Titel auch auf einem Siegelcylinder der »Frühzeit« (Dynastie 1 — 3)
findet. Dort ist der Titel yc^i ^ ^ Miwtl iht nb(t) »Schatzmeister aller Dinge«
zu lesen. Unter den iht mögen hier wie so häufig »Opfergaben« im weitesten
Sinne zu verstehen sein. W. Spiegelberg.
n Q Westcar IX. 2 im Koi)tischen. — Im Laufe meiner Arbeit am
1 Ci I I I
Katalog der im Britischen Museum aufbewalirten koptischen IIss. wurde ich
vor Kurzem auf ein meines Wissens sonst noch nicht belegtes W^ort aufmerksam.
') Es ist also wolil statt des .Scliilfblatts, wfU'hes ja sonst iil)rnill die arcliaische Form hat.
I zu lesen. Dieses Determinativ erkliirt sich aus der Bedeutung des Wortes »Fremder, Barbar«
(s. Müller, .\sien S.19S A.l).
^) Das Silbenzeielien a wird im a. K. häutig ohne folgendes ^^^ geschrieben (cf. Wiii's -17.")
i, •xoi: ib.lSö ft u. s. \v.).
^) Alle Beispiele mit der leicht erUHirlichen Ausnahme eines Citates des n. R. (Bonomi. Sar-
copli. A'IIl) zeigen ein I.
♦) Cf. Müller, ÄZ.1893 S. 27 fl".
') Stern, Kopt. Gi'amm. §61; Steindokif. Kopt. Uramni. §31. Dieses Sehwanken findet
auch in demselben Dialekt statt: wnt tmd ü)m. Auf dieser Erscheinung beruht es auch, dafs die
Griechen den Namen tmn-htp in zwei Transsci'iptiouen , Atxsvjjcpti und AiJi.si'u:Br]e , übei'liefert haben.
Bei der ersteren Form hat dann auch der häulige Xame i'nui->ii i'pt mitgewirkt (s. auch Maspero,
ÄZ.1882 S.128).
°) Ob und in wie weit hier dialektale Verschiedenheiten in Frage komniin niiigcn. will ich
hier nicht entscheiden. Nur so viel will ich bemerken, dafs sich in Fl Ivab iltxirli durehgehends
findet, während in Mempliis sdiicti überwiegt (Ausnahme nui' LD. 11. 'An).
1898.1 MisceUen. 147
Am Anfang eines dem Cod. sahid. Zokcja no. CCXCI angehörenden Blatts — wie
sich u. A. aus den ebenfalls hier wiederkehnMiden Ubersehriften ergiobt —
liest man Folgendes: .uuTpJpo H-unH-^'e oy^c oit .wuenio o^^e AVU-uo-y^x^Xoc
(uc-/y~c~) .... Mit der Frage, ob es auf eine befriedigende hieroglyphische Vorlage
für eni<) (was bei Brugsch. Wb. nicht vorhanden zu .sein schien) gäbe, tlieilte
ich Prof. Erman obige Zeilen mit. Ihm kam das räthselhafte (1 Q des
. 1 ci I I I
Westcar sofort ins Gedächtnils. und er meinte, dafs diese (Ueichsetzung jenen
dnnkelen Text einen guten Schritt tier Auflösung näher bringen könnte. Das
"Wort möchte Erman mit «Schlüssel« übersetzen. Leider hatte ich es aber ver-
säumt, ihm auch die weitere Fortsetzung des Textes zu geben: epfiipo ne^p
.wuAi.uo'^'5(;^\oc c^'ujoon o\cs.unK6.o oscitnc'Y'xio'Ye ncAwue'ycpH'^* .... o-^' i'ö^pTC
Tf|>([^piÄ. iyjeiu) CTA-OfiyoiyT OAin.UÄ. CT.w.vte^.'Y : des Weiteren ist von den Schlüsseln
die Rede (ujoigT). welche Petrus vom Herrn erhielt. Hier steht also für »Schlüssel«
das gewöhnliche Wort, enco kann also nicht »Schlüssel« bedeuten. Wenn nun
meine obige Ergänzung »Himmelreich« anzunehmen und nirlit vielleicht einfach
»Hiinmelsthür« zu lesen ist, so mufs man vielleicht eine lieabsichtigte Gleichung
zwisclien enco und po erkennen und für enco würde eine älmliche Bedeutung wie
für po anzunehmen sein.
Schliefslich bemerke ich. dafs die koptische Bibel, soweit mir gedruckt
oder handschriftlich zugänglich, unser neues Wort in Zusammenhang mit iJ.a%Kc<;
an keiner Stelle zu gebrauchen sclieint. W. E. (,'rum.
Eine altägyptische Schreibersitte. — Auf dem Wassernapf für einen
Schreiber') steht folgende Aufschrift: Thoth. Herr d^?- Göttericortr'-). Jeder Schreiber,
der mit diesem Wassernapf schreibt, der soll das Trattkopfer aus ihm ausyiefsen Mj b m
und dabei sprechen: Der König giebt ein Opfer: Tausend Brote und Kriige Bier für
den /.•/ des Fürsten .... Pa-ser. Es ist nicht recht wahrscheinlich, dafs Pa-ser,
der Stifter des Napfes, mit diesem Trankopfer aus dem Schreibnapf etwas Neues,
sonst nicht Übliches hat fordern wollen. Vielmehr wird er die künftigen Be-
nutzer nur haben ermahnen wollen, eine kleine Fürbitte für ihn selbst anzu-
hängen, wenn sie nach einer alten Ironimen Schreibersitte, an die er sie er-
innert, vor Beginn ihrer Arbeit aus ihrem Wasserna])f ein kleines Trankopfer
lür den Gott der Wei.sheit au.sgiefsen. Dafs diese Erklärung riciitig ist und
wirklich allgemehi die.se hübsche Sitte bestand'), beweist die Aufschrift auf den
Büchern, die der Halbgott Indiotep in den Figuren der Spätzeit^) zu halten
') Im Loiivre, vergl. Pieurkt. Kcc. d'in.scr. I p. 99.
-) Der Zusammenhang dieser Worte mit dem Rest der Inschrift ist iniklar.
') Sie erinnert an die griechische Sitte des (t-sV&ii'. d. h. bevor man trinkt, aus der Schale
etwas für die Götter auf die Erde zu giefsen.
*) Häufig, z.B. Berlin S.tIT. Doch meist mit kleinen Fehlern; richtig z.B. auf einer grofseu
Imhotep- Figur des Louvic (Abklatsch der LEPSius'schen Sammlung).
148 Erschienene Schritten. [XXXV]. Band.
ntl<\i;t : Jh'f Wa.tse?- aus dem Wassernopfe jedes Sc/uribrrs fi'ir dehicn k>. o Lii/totep.
Die Foniit'l n />>-k, die sich aus "dieser Inschrift zu ergehen scheint, ist genau
dieselbe, mit der ein Diener dem Herrn beim Mahle die Speisen darreichte').
IIkinrich Schäfer.
Erschienene Schrift en").
E. Anielineaii, Le.s nouvelles fouillos d'Abydos (189(;— 1897). 4. Paris 1899. Mit Plänen. Ab-
bildnngen und 42 Taff.
B. Apostolides, Essai sur rHellcnisme Egyptien et ses rapports avec rHellenisme clas.sique et
rilelleni.sme moderne. Tome I. L'Hellenisme sous l'Ancien et le Moyen Empire. 2. fasc. 8.
Paris 1899. SS. 63— 154.
Umberto Benigni, Paradignii Copti. intrüduzione alla grammatica Copta (aus der ital. Zeit-
schrift »Bessarioiic. piibblicazione pei'iodica di stiiili (irirntali». 111. .Tahru'. Xr. 25 — 2(1. .Tnli liis
August 1898).
Benson and Gourlay, The Temple oi" ^Mut in Asher. An accüunt of tlie excavation of tlie
temple and of the religious representations and objeets found therein, as illustrating the
history of Egvpt and the main religious ideas of the Egyptians. The iuscriptiüns and trans-
lations by Percy E. Newberry. With plans and illustrations. 8. London (John Murray)
1899. — "XVI und 399 SS.
F. V. Bissing, Les origines de l'Egypte (L'Anthrüpologie, IX. 1898).
— — , Stierfang auf einem ägyptischen Holzgefäl's der 18. Dynastie (Mittheiluugen des Kaiser!.
Deutschen archaeol. Instituts. Athen 1898. XXIII. SS. 242^ — 266; dazu 2 Taff. und mehrere
Abbildungen im Text).
G. Botti, Plan de la ville d'Alexandrie k repoque ptolema'i'qne. ;\Ionunients et localites de l'an-
cieime .\lexandrie d'apres les eci'ivains et les fouille^s (Veröffentlichung der Societe archeo-
logique d'Alexandrie). 8. Alexandrien 1898. 138 SS. und 1 Plan.
— — , Bulletin de la Societe archeologique d".'^lexandrie. Nr. 1. 8. Alexandrien 1898. 68 SS. und
2 Taff. — Enthält: 1. Fouilles dans le Cerami«iue dWlexandrie en 1897: 2. Deuxieme trou-
vaille de Samanoud; 3. Inscriptions grecques decouvertes en Egypte en 1897 — 1898; 4. Ad-
ditions au "Plan d'Alexandrie, etc.« par G. Botti.
British Museum. A Guide to the flrst and second Egyptian Rooms. IMummies, ^Nlummy-Cases,
and other Objeets connected with the Funeral Rites of the .\ncient Egyptians. Printed by
Order of the trustees. 1898. X und 92 SS. 25 Taff.
E. A.Wallis Budge, The earliest known Coptic Psalter. The text. in tlie dialect of upper
Egypt, edited from the unique papyrus codex Oriental 5000 in the Britisli Museum. 8. Lon-
don 1898. XIV und 154 SS. 2 Taff.
Jean Ca|)art, Notes sur les Origines de l'Egjpte d"apres les fouilles recentes (Revue de l'Uni-
versite de Bruxelles. T. IV. 1898—1899. Novembre). Bruxelles 1898. 39 SS. und 4 Taff.
Emile Chassiiiat, Une Statuette de bronze de la reine Karomama (XXII'' dynastie). INIusee du
Louvre (Monuments et Memoires publiees par IWcadeinie des Inscriptions et Beiles -Lettres.
t. IV fa-sc.l). 4. Paris 1897. 13 SS. mit 1 Taf. imd 2 Abb. im Text.
') Z.B. LD. III, 42; LD. II, 90 zu einem N'erstorbenen bei Darbringung des Totenopfers.
'■') Ein für allemal sei bemerkt, dafs die Bibliograiihie der ÄZ. auf Vollständigkeit keinen
.Ajispnich erhebt, sondern nur diejenigen Schriften verzeichnet, die der Redaction bekannt geworden
sind. Nicht aufgenommen werden die in den Fachzeit,schriften : Proceedings, Recueil . Revue
egj'ptologique, .Sphinx, veröffentlichten .\ufsätze. Die Redaction.
lh9S.] Ei-sc-hienene 8cliriften. 149
George St. Clair, Creation Records discovered in K^ypt (Stiidies in tlie Book of tlie Dead). 8.
London 1898. XII und 492 SS.
.lenn CKulat. Le tombeau de la daine Ainten (Revue arclieologique 1898, 11 p.l.jfi'.).
W. E. Cruni. .\rtikel "Esypt" in llastings, Dietionary of tlie Bible, \'ol. 1 p. (5.52 — 667.
G. Daressy, Notice explicative des luines de Medinct Ilaboii. 8. Le Caire 1897. 210 .S.'^. und
mehrere Pläne.
— — , Le Mastaba de ]Mera (Mi'-moires de Tlnstitul eijypticn . t. 111 p. .521 — .■)74. mit einem Plan).
Le Caire 1898.
— — . l'n plan eg\'ptien dune tonibe royale (Revue arcbeologique 1898, I p. 2;5."> — 2411).
— — , Yanoem et Israel (Revue ai'cheologique 1898, II p. 263 — 266).
A. Furtwängler, Römische Bronzen aus Deutschland (Jahrb. d. Vereins von Alterthumsfreunden
im Rheinlaude, 103 S.l — 11. mit 1 Taf.). — Veröffentlicht eine im Museum zu Regensburg
befindliche Bronzestatuette des Hermes -Thoth aus der Kaiserzeit.
r. LI. Griffith. A collectiou of Hieioglyphs. A contribution to the history of egyptian writing
(Archajological survey of Egypt. Sixth Memoir). 4. London 1898. 74 .SS. und 9 Farben-
tafehi nach Facsimiles von Rosalind F. E. Paget. Aiinir l'irie und Howard Carter.
— — , .\rchceoIogicaI report 1897 — 1898, comprising the woi'k of the Egypt Exploration Fund
and the pi-ogress of egj'ptology during the year 1897 — 1898. 4. London. 70 SS., I Taf. und
mehrere Karten.
Fi-iedrich Hultsch, Die Gewichte des Alterthunis, nacli ilu'em Zusannnenliange dargestellt
(X^'I1I. Band der Abhandlungen der philologisch -liistorisclien ('lasse der Königl. Sächsisciien
Gesellschaft der Wissenschaften, Nr. II). 8. Leipzig 1898. 20.j SS.
.1. Krall, Beiträge zur Geschichte der Blem^'er und Nubier (Denkschriften der Kaiserl. Akademie
der Wissenschaften in Wien, philosophisch -historische Klasse, Band XLVI, Nr. IV). 4. Wien
1898. 26 SS. und 3 Lichtdrucktafeln.
C. F. Lehmann. Zwei Hauptj)robleme der altoricntalischen Clu-onologie und ihre Li'isung. 8.
Leipzig 1898. X und 224 SS., je 1 Taf. in .\utotypie und in Autographie, sowie "j Tabellen.
— Behandelt mit grofser Besonnenheit auch Fragen der ägyptischen Chronologie, l)esonders
Thutmosis' III. Regierungszeit, die 1.51.Ö — 1461 v. Chr. angesetzt wird, und dir ägyptisch-
babylonischen Synchronismen für die 18. Dynastie.
Orazio Marucchi, La biografia di un personaggio politico dell" antico Egitto scritta sopra la
sua statua nel Museo Egizio Vaticano (Zeitschrift .Bessarionc". III. Jahrg. Nr. 2.') — 26, Juli
bis August 1898). — Neue ^■el•öffentlichung der bekannten naophoren .Statue mit 2 Taff. in
Autotypie.
G. Maspero. Etudes de mythologie et d"ai'clu-ol<)gie cgyptiennes. t. III (Bibliotlu-ciue Egyi)to-
logique Vll). 8. Paris 1898. 436 SS.
, .\usführliche Anzeige von F. LI. Griffith, The Petrie Pajjyri, hieratic Papyri froni
Kahun and Gurob (London 1898) und desselben Wills in Ancient Egj^pt (Law Quartcrly
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, Manuscrits coptes du Deir Amba Shenoudali (ausfüiu-liche Anzeige von Steindorff's
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150 Ersclüenene Schriften. [XXX VI. Band. 1898.]
,1. K. Quibell. Kl Kab. in association \\ ith tlie woik ul" Soniers Claike and .1. .1. Tyldi-
^El!;v|ltian Research Account 18117). 4. Lonilon USUS. IV und 23 .SS. und XW'Il TalV.
— — . Tlie Ramesseum, with translations and comments by W. Spiegelberg, and The tonib
of Ptah-llotep copied by R. F. K. Paget and A. A. Pirie. with comments by F. LI. Griffith
(Egvptian Research .Vccount IStUi). 4. London ISDS. IV und o(i .S.S. mit I l'rontispicce und
41 iaff.
Rliind Mat liematical Papyrus. Facsimile of the Rhind Math. Pap. in tlie British Museum.
•21 pl. with a preface by E.A.Wallis Budge. Gr. Fol. London 1S9S.
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Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologi.sch - historische Classe. 1898. Heft 2
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Copte en Francjais avec une introduetiou". Paris 18!).") (aus den Göttingischen Gelehrten An-
zeigen 1898, Nr. 6 SS. 436 — 444).
Wilhelm Spiegelberg, Zwei Beiträge zur Geschichte und Topographie der thebanischen Ne-
cropolis im n. R. I. Der Grabtemjael Amenophis' 1. zu Drah Abu'l-Negga. II. Plan einer
Gesammtai-beit über die Verwaltimg der thebanischen Necropolis im n. R. (Vortrag). 4. .Strass-
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(Egyptian Re.search Account. Extra X'olunie. 1898). 4. London. 3 SS. und LU' Taft'.
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— — . Zu den semitischen Eigennamen in ägyptischer Umschrift aus der Zeit des "neuen Reiches..
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Georg Steindorff, Die Apokalypse des Elias, eine unbekannte .\pokalvpse imd Bruchstücke
der Sophonias-A])okalypse. Koptische Texte, Übersetzung, Glossar (Texte und Untersuchungen
zur Geschichte der altchristlichen Litteratur, herausgegeljen von Oscar v. Gebhardt und
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mit 30 Farbentafeln und 187 .\bbildinigen im Text.
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Hugo Winckler, Musri, Meluhha, Main II. Nachtrag zu M.V. A. G. 1898. I. (Mittlieil. der
Vorderasiat. Gesellschaft 1898, 4). 8. Berlin, Peiser. 10 SS.
Rudolf Zeller, Ein Austlug zu den Natronseen in der lybischen (so!) Wüste (Jahrbuch des
Schweizer Alpenclubs. Jahrg. 33, 1897— 1898. SS. 216— 237). Mit 1 Taf.: Das Kojitenklo-ster
Der Baramus: und einer Beilage: Rliek auf die Natronseen imd die Klöster.
Leipiig, J. C. Hinricha'ache Buchhandlung. — Verantwortl. Redacteur Prof. Dr. A. Erman, Berlin, Südende.
BtTÜii. gedruckt in der Reichsdnickerei.
ZEITSCHRIFT
FÜR
ÄGYPTISCHE SPRACHE
UNI)
ALTERTHUMSKUNDE
ilir UNTERSTÜTZUNG DER DEUTSCHEN MORGENLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT
HERAUSGEGEBEN VON
A. KRMAN UNI) G. STEINDORFF
SIEBEN UNDÜREISSIGSTER BAND
LEIPZIG
.1. C. HINRirHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1899
Inhalt des 37. Bandes.
Seite
Bi.-'sing, Fr. W . i\ YAne altägyptische Mädcheiitraclit (mit ö Abbildungen) 7.i
— und Borchurdt, L. Ein Pyramideiitext in ursprünglicher Fassung (mit 18 Seiten autogi-aphirter Texte) 103
Borchardt, L. Kiii altägyptisches aslrononiisclies Instrument (mit 3 Abbildungen) 10
— Der zweite Pa])ynisfund von Kalmn und die zeitliche Festlegung des mittleren Reiches der ägyptischen
GesohiihtP (mit 1 Skizze) S9
Breatderl. J. II. The Length and Season ot' Thutmose 111. 's First Campaign 123
— Ranises II. and the Princes in the Karnak Reliefs "1' Seti 1. (mit 5 Abbildungen) 13"
Aaville, E. Un dernier niot sur la succession des Thoutmcs (mit 1 Abbildung) 48
Oef'ele, F. i\ Zur Erklärung des Veterinärpapyrus von Kahun 55
— Medicini.sche Realien zu Papyrus Brugsph major 13,3 bis 13, 6 = Peritonitis 140
Prke, F. (!. H. Two objects froni prehistoric tombs (mit 1 Abbildung) 47
Reisner, G. The Dated Canopic Jars of the Gizeh Museum (mit 11 Abbildungen) 61
Schäfer, H. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen bei Abusir im Winter 1898/99 (mit 2 Tafeln
und 4 Abbildungen) 1
— Die Wiedercinrichtung einer Ärztcschule in Sa'i's unter König Darius 1 72
Spiegelberq, W. Demotisohe Miscellen IV. Zur DcHiiition des ■■Demotischen- 18
Miscellen :
"^^ "" " *" ^ 14.-)
Buisiny, Fr. W. v. Das Wort '^f] ^^A
— Zu Herodot II, 112 " 79
— Zu Teil el Yahudiyeh ed. Egypt Exploration Fund Tafel VIll 86
Burchar<lt, L. Die Hieroglyphe 0 82
— Hieroglyphen iur -Brauer, (mit :! Abbildungen) !■'■-
— Pflastersteine '^O
— Usurpirte (jrundsteinbeigaben. Mit einem Zusatz von (i. RA-iner 143
— Zu Pap. Wkstcar V, 1 1 ff. 81
Calii:e, Fr. v. Weiteres über die Art der Hinrichtung im alten Ägypten 1 4ti
Schack-Schackenliiirg, H. Die angebliche Bereclnuuig der Halbkugel 7.S
Schüfer, II. Das Wort für -Brauer 84
— Das Wort für -worfeln» 85
— Zu Anast. IV, 11 (Sali. 1, 9) 8.->
Spiei/elhrrff, W. Berichtigung 81)
Erschienene Schriften 88. 14/
Heinrich Schäker: Bericht über d. Ausgrabuugen b. Abusir. [XXXVIl. Band. 1899.
Abb. 1.
Das von König I{a-cii-user liei Aluisir erbaute R.--Heiligtlmiii Sspii--ib-r<:^).
Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen bei Abusir
im Winter 1898/99.
\'()n Heinrich Schäfer.
Hierzu Tafel I und H.
Die Güte unseres Fachgenossen Dr. v. Bissing hat es dem Berliner Museum er-
möglicht, eine auf mehrere Jahre berechnete Ausgrabung bei der nördlichsten
sogenannten Pyramide von Abusir zu beginnen. Da im verflossenen Winter
nur etwa ein Drittel der dort zu leistenden Arbeit gethan ist, so wird eine
endgültige Veröffentlichung noch Jahre auf sich warten lassen. Darum soll
dieser Bericht vorläufig wenigstens in grofsen Zügen ein Bild von dem, was
bis jetzt erreicht ist. geben.
>) In dieser Planskizze sind die bis jetzt freigelegten Tlunle des Geländes scliraffirt.
Zcitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVIl. BanJ. 1890. ^
2 Heinrich Schäfer : Bericht über d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXVII. Band.
Im Frühjahr 18it8 ■wimh' durch (hns Vcriniiclitiiirs des verstorbenen Dr.
O. H. Deibel eine Reihe von Reliefs des a. R., dcii'unter ein Portrait des Königs
Ra-en-user, erworben'), die angeblieh aus einem Grabe bei Abusir stammen
sollten. Nach der Art der Darstellungen aber, die an gewisse Reliefs in Bu-
bastis") und Soleb^) erinnerten, konnten diese Reliefs mimöglich aus Griiliern
kommen , sondern mufsten vielmehr einem Tempel angehört haben. Die Ver-
muthung, dafs die Reliefs dem von Lepsius als Pyramide XV ^), von Peeeing als
Pyramide Nr. 12") bezeichneten Gebäude entstammten, bestätigte sich, als es
Ilrn. Dr. Reixhakdt, dem unermüdlichen Förderer unserer Museen, gelang, den
Herkunftsort jener Reliefs zu erkunden. Schon F^duaed Meyee") hatte dieses
Bauwerk als eines der Heiligthümer des Re angesprochen, eine Vermuthung,
die durch Sethe fast zur Gewifsheit erhoben worden war, indem er ein von
Peeeing gefundenes Inschriftenbruchstück in glücklichster Weise als die Weih-
inschrift des Heiligthums ~^ v^tQj, das dem Ra-en-user gehörte, ergänzte"). Da
sicli also die Hoftnung bot, nun endlich die Anlage und Ausschmückung eines
jener merkwürdigen Gebäude kennen zu lernen, wurde eine Freilegung des
Bauwerks ins Auge gefafst, nachdem noch vorher von den HH. Prof Döepfeld
und Dr. Boechakdt durch eine nochmalige Untersuchung des Ortes festgestellt
war, dafs eine Grabung wohl Aussicht auf F^rfolg habe. Doch waren sämmt-
liche Betheiligte sich darüber klar, dafs bei dem Unternehmen auf glänzende
Museumsstücke nicht zu rechnen sei, die Ergebnisse vielmehr vorwiegend rein
wissenschaftlicher Art sein würden.
Das Gebäude liegt etwa 1200 m nordöstlich von der nördlichsten der drei
grofsen Pyramiden von Abusir in der Mündung eines tlachen Wüstenthals, dicht
am Rande des Fruchtlandes.
Ein niedriger natürlicher Hügel ist mit Hülfe mäclitiger geböschter Futter-
mauern zur Bautläche umgestaltet worden. Dabei wurden ältere Ziegelgebäude,
etwa Mastabas, die sich dort vorfanden, eingeebnet. Reste von Ziegelmauern
haben sich an mehreren Stellen unter dem Pflaster des Hofes gefunden.
Auf dieser künstlichen Plattform wurde das Heiligthum in Form eines
offenen, rings von bedeckten Räumen umgebenen Hofes errichtet, in dessen
hinterer Hälfte sich der wichtigste Theil des Ganzen, der Sonnenobelisk, erhob.
Hof und Obelisk sind nach den Haupthimmelsrichtungen orientirt, so dafs die
FVont des Obelisken und das vorspringende Thorgebäude des Hofes nach Osten
gerichtet sind. Das Gebäude bildet ein Rechteck von rund 75 X 100 m.
') Siehe .\usf. Verz. 1899. S. 42, sowie Taf. I.
^) Siehe N.\vii.le, The festival Hall u. s. w.
') Siehe LD. III, 83 ff. ') Perring -Vyse III. 10 ff.
*) LD. I 32, Textl S. 129. ") Gesch. Ägypt. S.71, Anm. 2.
') Wie unten erwähnt, ist dieser Block wieder aufgefunden worden. Es scheint nicht
.sondern I y dazustehen, was ja auch besser zu einem Obelisken pafst.
Iöy9.| Heinrich Schäfer: Bericht über d. Ausgrabungen b. Abusir. 3
All der Süd- und Ostseite bestehen die Räume, die den Hof einscliliefsen,
aus einem eintaelien . tlacli gedeckten Umgänge von etwa 2 m liehter Breite.
Die bedeckten Räume der Nordseite sind bedeutend breiter, da liier liinter
einem sclimalen Gange von rund 1,50 m Breite die Scliatzkammern des Tempels
in langer Reihe neben einander liegen. Es sind schlichte Kammern von etwa
2X5 m. deren Längsachsen von N. nach S. gerichtet sind und deren Thüren
an den südlichen Schmalseiten nach dem (iange hinausgehen. Nur die erste
Kammer nach Osten zu erstreckt sich von (). nacli W. und ihre Thür liegt in
der Längsseite. Das kommt daher, daCs hier zwischen diese Kammer und
den Gang eine Treppe eingeschaltet ist, die wohl auf das Dach der den Hof
umgebenden Räume ging. Schatzkammern wie Treppe waren sänmitlicli nur
von dem schmalen (Jang aus zugänglich, und, da dieser keine Thür nach dem
Hof hinaus gehabt zu haben seheint, so waren alle diese Räume an einer ein-
zigen Thür zu bewachen , da wo der schmale Gang auf den östlichen Umgang
stöfst. Dieser östliche Umgang selbst ist am Nordende durch eine Thür ab-
geschlossen , die durch einen kleinen Vorraum , etwa ein Pförtnerziminer, ins
Freie führt. El)enso wie der nördliche schmale Gang vor den Schatzkammern
ist auch tler südliche Umgang von dem östlichen durch eine Einziehung abge-
schlossen. AMe die architektonische Verbindung des östlichen Umgangs mit dem
Thorgebäude gestaltet war, läfst sich noch nicht sagen. Es .sind in dieser
Gegend mehrere Tlieile von sogenannten falschen Gewölben gefunden worden,
sowie Stücke von Bündelsäulen oder Pfeilern, ähnlich den von Borciiardt,
Pflanzensäule S. 50, abgebildeten. Docli haben sich Standspuren von Säulen
auf dem Thorpflaster nicht nachweisen lassen. Der Beleuchtung der Räume
dienten kleine Fenster in der auch sonst bekannten Schlitzform. Wenigstens hat
sich die Hälfte der Einfassung eines solchen in der Gegend der Schatzräume
gefunden.
Die Hauptmauern sind in ilireni Kern aus grofsen Blöcken des gelben Kalk-
steins gebaut, wie er in der Nähe überall ansteht. Die Fugen sind durch kleine
Steine ausgezwickt und mit Nilschlamm verschmiert. Viel schlechter ist schon das
Werk der Mauer nach dem Hofe zu, und einige Zwischenmauern in den Schatz-
kammern bestehen ül)erliaupt nur aus aneinandergesetzten B(>kleldungs])latten.
Genügend fundamentirt ist nur die Aufsenmauer und zwar durch eine breitere
Lage gelber Blöcke auf einer Schicht von Ziegelbrocken, die mit Thon.scherben')
gemischt sind. Der Boden des ganzen Gebäudes i.st mit einer Schicht flacher
gelber Kalksteine belegt. Über dieser liegt das eigentliche Pflaster aus gutem
weifsem Kalkstein, das bis an die Kernmauern heranreicht, wo sein Niveau
durch wagerechte rothe Linien bezeichnet ist. Auf dieses Pflaster nun ist die
Wandbekleidung aus grofsen, bis 50 cm dicken Platten des feinsten weifsen
Kalksteins aufgesetzt. Rothe Fluchtlinien in den Ecken der Kernmauern sowie
') Beides wohl aus den erwähnten älteren Ziegelbauten.
4 Heinrich Schäfer: Bericht über d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXVII. Band.
auf dein Plattcnptlaster geben den Laut" der Bekleidung genau an. Bei der Ver-
wüstung, die in dem ganzen tiebäude lierrscht. sind inis diese rothen Linien von
unseliätzltarem Wertli ').
Da gerade die Bekleidungslilöcke als das WertlivoUste zuerst herausgerissen
und zerschlagen sind, wir also nur lauter Bruchstücke .vor uns haben"), läfst
sich über die Ausschmückung der Innenräunie bis jetzt nur ganz Allgemeines
sagen. Im südlichen und östlichen Umgang fanden sich zahlreiche Blöcke und
Bruchstücke mit Darstellungen aus einem Feste, genau entsprechend den Berliner
Stücken. Nacli den oben erwähnten älmlichen Reliefs aus Bubastis und Soleb
haben wir hier eine Darstellung des sd-Vestes vor uns, zu dessen Feier also
der Bau errichtet sein wird^). Ordnen werden sich die vielen einzelnen Stücke
erst später lassen. Die Darstellungen begannen über einem schwarzen gemalten
Sockel und den bekannten schwarz und rotlien Streifen erst in 1,75 m Höhe,
waren natürlich bunt ausgemalt und oben durch ein grofses Fransenornament
abgeschlossen. Die Decke war mit gelben Sternen auf blauem Grunde verziei-t.
In der Thorgegend fanden sich aufser den erwähnten Säulenresten Stücke mäch-
tiger Rundstäbe und Hohlkehlen. Im Thor selbst scheinen die Reliefs auf einem
Sockel von Granit geruht zu haben. Hier war wohl der König in Riesengröfse
vor dem Gotte dargestellt. Wenigstens haben sich Blöcke mit Theilen der
Königsfigur sowie mit Worten aus den Reden eines Gottes gefunden. Hervor-
gehoben sei ein Block von vorzüglicher Arbeit, auf dem der König von einem
Gotte mit ganz ungewöhnlichem runden Volll)art umarmt wird . ferner ein an-
derer Block mit dem Hinterteil eines grofsen Ochsen^).
Die Schatzräume nn der Nordseite sind innen ganz un verziert, dagegen
sind ihre sandsteinenen Thürpfosten aufsen mit den Namen des Königs ge-
schmückt. Auf den AVänden des Ganges waren niedrige Tische der bekannten
Art dargestellt, auf denen goldene und silberne Schmucksachen lagen. Auch
fanden sich hier mehrere Blöcke mit den schön ausgeführten Namen des Königs,
sowie Darstellungen von Göttern, unter Anderem eines sperberköpfigen Gottes
mit Sonnenscheibe*). Übrigens sind einige der Reliefs unvollendet geblieben.
Von dem Mittelbau der ganzen Anlage, der im Hintergrund des Hofes
liegt und nach den Determinativen des mehrmals auf unseren Bruchstücken
vorkommenden Gebäudenamens Sspw-ib-Rc Jie Form J] gehabt haben mufs, ist
nur die Nordhälfte der Ostfront von uns zur Gewinnung der Basislänge frei-
gelegt worden. Was jetzt noch steht, ist wahrscheinlich nicht viel mehr als
') In der Planskizze sind ;iiicli die nur diircli solche rotlien Linien nachgewiesenen Mauern
voll ausgezeichnet.
^) Bei jedem Bruchstück ist natürlich die Fundstelle in der Liste der Funde genau ver-
zeichnet.
') Also auch in iiirer Bezielninii zum .5^- Feste sind diese Sonnenobelisken die X'orläufer
der späteren Monolithen.
*) Hat man dabei an den Mnevis. das heilige Thier des Atuni. zu denken?
') Man denkt an Re-Atum.
1. Oben rechts: der Fufs des Königs wird gesalbt. 1:
2. Oben links der König, rechts ein Sclii
Aus den Darstellungen der Feier des »SV/- Festes unter Ki
Tafel I.
3. Die Könisskinder werden zum Fest geü-agcn. 1 : 8.
4. Portrait des Königs Ra-en-uscr. 1:10.
ras dem von ihm erbauten Heiligthum des Re bei Abusir.
1899.]
Heinrich Schäfer: Bericht über d. Ausgrabungen b. Abusir.
der niastabnäliiiliclie Unterbau. Der Kern des Baue.s besteht wieder au.s ft'rolsen
Blöelven des gell)en Kalksteins, nur die Nordosteeke ist aus aulTallend kleinen
.Steinen naelilä.ssii;' ij-ebaut. Die Mitte der Ostfront ist dureli einen senkrechten
rothen Strieli niarkirt. Das Fundament lülden drei Sehichten sorgfältig ge-
legter ni.äejitiger Kalksteinblöeke, an denen sich wieder die Niveaulinie für
das Ptlaster des Hotrs findet. Von der Bekleidung ist die unterste Lage, die aus
grofsen (Jranitblöcken besteht, noch wohl erhalten. Sie hat eine Böschung von
U^ und eine Basislänge von rund HC) m. Auf diese (Tranitsehielit setzt sich in
derselben Böschung feiner Kalkstein auf. von dem intlessen nur ein Block nocli
in seiner Lage gefunden worden ist. Von den im Schutt gefundenen Beklei-
(hmgsbruchstücken ist ein Kalksteinstück erwähnenswerth, das an der gebösch-
ten und der wagerechten Fläche die gelbe Luftpatina zeigt, also nur von der
oberen Kante des Mastababaues stammen kann. Der Fufs dieses Unterbaues
scheint von einer kleinen Stufe eingefafst gewesen zu sein.
Abb.
Der gi-ol'se .Xlabasteraltar im Hole vor dein MitteH)au.
Vor der Mitte des Obelisken liegt im Hofe das Prachtstück der Anlage,
der grofse Altar aus Alaliaster'). Er besteht aus fünf gewaltigen Alabaster-
1) Sielie Abb. 2.
6 Heinrich Schäfer: Bericht über d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXVII. Band.
blocken: vior, mit den Spitzen nach aulsen, zu einem Recliteck in einander ge-
schobene r » ■ Optertaf'eln iimschlielsen einen fünften trommeiförmigen Block,
der den runden Brotteller vorstellt. Bei seiner Gröfse — er mifst von Spitze
zu Spitze 5,50x6 m und ist etwa 1,20 m hoch — , bei seiner ungewöhnlichen
Form und seiner prächtigen Erhaltung hat der Altar wohl kaum seinesgleichen.
Die Beschaflfenheit des auf ihm lagernden Schuttes zeigte, dafs er schon einmal
freigelegt und dann absichtlich wieder verschüttet worden war. Erst nach-
träglich sind wir darauf aufmerksam geworden , dafs de Morgan bei der Her-
stellung seines Planes, Carte de la necropole memphite, Taf 11 ob(>ii rechts,
irgend eine Notiz von diesem Altar gehabt haben mufs, denn die auf diesem Plan
eingezeichnete seltsame Figur kann, trotzdem sie an falscher Stelle steht und in
falschem Mafsstab gehalten ist, doch nur eine Entstellung unseres Altares sein').
Ich weifs nicht, woher ihm diese Skizze zugegangen ist. In die wissenschaftliche
Welt ist, soviel ich weifs, keine nähere Nachricht darüber gedrungen. Auch dem
Gedächtnifs der Leute war jede genauere Erinnerung entschwunden. Nur die
Leute aus Abusir hatten eine dunkele Ahnung von emer grofsen Alabaster-Oda,
durch deren Entdeckung sie sich ein versprochenes gröfseres Bachschisch ver-
dienen wollten. Doch suchten sie an einer ganz anderen Stelle.
Wie die Gestalt des Pflasters um den Altar zeigt, war er rings von
einer Mauer eingeschlossen, stand also wohl in einem kleinen Tempelchen.
Doch läfst sich über dessen Form bis jetzt noch nichts sagen. Vor der Ost-
spitze des Altars steht ein treppenähnliclier Granitblock in situ, mit Vertiefungen
auf seiner Oberfläche, die etwa zum Einschieben eines Metallstücks gedient
haben könnten"). In dem hier zu vermuthenden Gebäude sind wohl auch die
grofsen granitenen Thüreinfassungen mit Angellöchern und grün ausgefüllten
Inschriften unterzubringen, die sich hier gefunden haben.' Auch das eingangs
erwähnte, von Perring abgebildete Stück mit der AVeihinschrift ist darunter.
In der Altargegend lagen auch viele kleinere Alabasterstücke mit fein au.sge-
führten Schriftzeichen, die etwa aus Opferlisten stammen könnten.
Die bis jetzt allein freigelegte Nordhälfte des Hofes trug kein weiteres
(ieliäude, sondern war von einer eigenthümlichen Anlage eingenommen. Das
ganze Hofpflaster ist hier von Westen nach Osten von flachen, etwa 20 cm
breiten Rillen durchzogen, die sich nach Osten hin allmählich vertiefen. Dieses
Rillenpflaster liegt höher als das Pflaster des übrigen Hofes. Man hat sich
wohl diese Fläche als den Schlachthof des Tempels zu denken. ANOliin die
Rillen mündeten, ist noch unklar, da der entsclieidende Theil des Pflasters fehlt.
Zweifelhaft ist es also auch, ob sie mit den 9 (wold früher 10) grofsen
Alabasterbecken einen Zusammenhang gehabt haben, die an der (Jstseite des
') Ich kann dabei nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dafs wenigstens fiii- unser Re-
Heiligthum und seine nähere Umgebung de Morgan's Plan nur eine ^'erbaIllu)^nung der ge-
wissenhaften LEPsius-ERBKAsi'schen Aufnahme ist.
») Siehe Abb. 2.
Heinrich Schäfer: Bericht über d. Ausgrabunj!;en b. Abusir.
Hofes, etwa 2,50 m von der Mniicr. in einer Reihe neben einander stellen'). Es
sind rnnde Becken, die aus quadratischen Alabasterblöcken ausgearbeitet sind.
Der erhabene Rand des eigentlichen Beckens ist von einer Menge kleiner NfipC-
chen eingefalst. Das runde Eintlursloch l)efindet sich auf der Ostseite. An
dem siebenten von Süden aus stellt in lialbcursiven Zeichen eingemeifselt die
Inschrift f\ 1 "die a-''b-t des .... liauses des König-s«, die doch
wohl eine Hinweisung auf die Bestininiung der Becken enthält. Das achte
Becken von Süden aus ist schon früher herausgerissen und zerstört. Die
Becken werden schon von Villiers Stuart in seinem »Egypt after the war«
1883 erwähnt. In de Morgan's Plan sind nur sieben eingetragen, und .so viel
fanden auch wir bei unserer Ankunft sichtbar vor. Die beiden anderen waren
wieder verschüttet").
Ahh. :;.
Die Alahasterbecken und der östliche Umgang mit dem Hauptthi)
A'^on der (jegeiid der Treppe aus gesehen.
») Siehe Abb. 3.
^) Aus ViLLiER Stuart's viTWorrciiciii Hericlit iilier .seine ..Aii.sf,'rabung.. ist nichts Brnuciil)ares
/.ii entnehmen. Stark wäre es, weini mit den folgenden Worten wirklich der grofse Altar erwähnt
uiirde: »At a depth of 16 feet below llie snrface and at a di.stance of about 50 yards behind the
basins. and (lose to the Pyrainid , we came upon the walls of the teiiiple 1 expected to find.
They also wi-re of alabaster, in enorinous blocks and quite uninjnred. I laid bare the lloor,
which 1 fniinil tn he of limestone".
Heinrich Schäfer: Bericht über d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXVII. Band.
Das üaiize Iloiligthum bietet sieli lieute in einer wüsten Zerstörung dar.
Die Bekleidnn.i? ist fast überall berau.sgeri.ssen und wegq-esclilejipt oder in kleine
Stücke zerschlagen : das Plattenpllaster ist an den meisten Stellen aufgehoben
oder ganz entfernt.
^Vir dürfen aber nicht alle Zerstörungen den modernen Bewohnern der
GegfMid zuschieben. In den Schatzkammerräumen hat sich die Ecke eines Grab-
steines aus der Zeit zwischen altem und mittlerem Reich gefunden , sowie
melirere Reste von Begräbnissen aus dem Anfange des neuen Reichs. Aufsen
an der nördlichen Futtermauer fand sich eine halb zerfallene römische Mumie,
und im Innern des Hofes waren überall Ziegelhäuser an die Wände gebaut.
und zwar zu einer Zeit, wo die Bekleidung noch an ihrer Stelle stand. Seihst
auf dem Schutt der Obeliskenbekleidung sind solche Ziegelhäuser gebaut, die
zum Tlieil sicher erst aus früharabischer Zeit stammen. Zu all diesen späteren
Einbauten sind mit Vorliebe die Platten des Pflasters verwendet worden.
Unter diesen Umständen ist es erklärlich , wenn noch sehr viele Fragen
ungelöst geblieben sind. Die kommenden Jahre werden zeigen , wie weit eine
Lösung überhaupt möglich ist. Es blei])t uns noch die Reinigung der süd-
lichen Hofhälfte und der ganzen Umgebung des Obelisken. Aber selbst dann
ist noch nicht Alles geleistet, was hier zu thun ist. Denn das Heiligthum
nimmt nicht den ganzen Raum der künstlichen Plattform ein. Zwischen seinen
Aufsenmauern und den Futtermauei'n des Plateaus bleibt noch ein breiter Raum,
der im Norden und im Osten mit wohl alten Ziegelgebäuden bedeckt ist. Ferner
liegt unten im Thal, in einer Entfernung von etwa lüO m, ein kleiner, fast
ganz zerstörter Tempel in einer schon in Ekbkam's Aufnahme angegebenen Um-
wallung, die wohl ein Quadrat von rund 300 m l)ildete. Dies ist ofl'enbar die
»Stadt« ^ , die zu dem Heiligthum gehörte. Sie steht mit der oberen An-
läge durch eine Rampe in Verbindung. Docli liegt ihre Mittelaxe niclit in der
Verlängerung der des Heiligthums, sondern weicht, wohl des Geländes wegen'),
von dieser um etwa 40° nach W. ab. Diese Abweichung hat auch Unregel-
mäfsigkeiten in der Fühi-ung der östlichen Futtermauer des Plateaus zur Folge
gehabt, über die sich aber bis jetzt noch nichts Sicheres sagen läfst.
Die Arbeit wurde begonnen am T.November mit etwa 30 Arbeitern, deren
Zahl im Lauf des Winters bis gegen 150 wuchs. Vom Ende des Decembers
an koimte eine Kleinbahn benutzt werden, die, obgleich sie nur in schlechtem
Zustand war, gute Dienste geleistet hat. Am 4. Februar wurde das Arlieits-
feld verlassen.
Die Leitung der Ausgrabung war, da ich ohnehin zu einem anderen Zwecke
nacli Ägypten gescliickt war, mir übertragen worden. Vom Anfang December
an erliielt ich erwünschte Hülfe an Hrn. Dr. Rubensohn, der, einer Aufforderung
des Athenischen Instituts folgend, sich den Königl. Museen für diese Ausgrabung
') Vergl. die EnBKAji'.sche Auinalinip.
Taßl IL
SpäU-a Tl.ürgewitlit? 1:
UnfiTUge Vase aus K.ilkst.'in. 1 : a'/j.
T.ipfe <l,s a,R. I-',-iiorstcininfsscT. (ii-wi.lil. 1:1.
Aus den Funden von Abusir.
Zusaiiiiiiengestellt und aufgenoniiiieii durch Dr. v. IJissinc
1899.1
Heinrich Schäfer : Bericht über d. Ausgrabungen b. Abusir.
9
hereitwilligst zur Verfüigung gestellt hatte. Vom Ende December an hat er
dann selbständig die Arbeiten geleitet. Ende Januar kelirte ich zum Absclduls
der Arbeit zurück.
Mit lebhaftem Dank gedeid<('n alle Hetlieillgten des Hrn. Dr. Lindl. der
durch fast zwei Monate seine ganze Kraft freiwillig in den Dienst unserer
Sache gestellt hat.
Meinem Freunde Quibell danke ich für die gute Stütze , die er mir durch
Überlassung von zweien seiner l)esten früheren Arbeiter gegeben hat.
Die Planaufnahmen sind an Ort und Stelle von mir und Rubensoiin ge-
macht, dann von Borchardt für die Publication umgezeichnet worden. Wie oft
BoRCHARDT aber an Ort und Stelle mit Rath und That geholfen hat, wieviel
Zeit er vor, während und nacli der Grabung dem Unternehmen freutlig geopfert
liat, können nur die recht beurtheilen, die selber den Gang der (irabung ver-
folgt haben.
Abb. 4.
Versuch einer Reconstruction der ganzen Anlage.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXVII. Band.
10
Ludwig Borchardt: Ein altägypt. astronom. Instrument. [XXXVII. Band.
Ein altägyptisches astronomisches
Instrument.
Von Ludwig Borchakdt.
Uie äg-yptisclie Abtheihing dei' Köiiig-
liclien Museen zu Berlin liat kürzlicli zwei
zusammengehörige astronomische Instru-
mente erworben, die unter den Inventar-
nunimern 14084 und 14085 verzeichnet
wurden. Beide Stücke sind zusammen
in Kairo gekauft').
Das Instrument Nr. 14085 ist ein
11,5 cm langes, 1,3 cm breites und
0,4 cm dickes Lineal aus gelblichweifsem
Knochen, auf dessen einem Ende ein
1.25 cm hoher, 0,8 cm tiefer, rechteckiger
Aufsatz angearbeitet ist. Dieser hat oben
eine 0,2 cm im Durchmesser grofse Quer-
bohrung, von deren seitlichen Öffnungen
je eine kleine Rille senkrecht nach unteji
verläuft. So kam das Instrument in den
Besitz des Museums ; die hierneben mit-
dargestellte Lothschnur ist eine Elrgän-
zung. von der weiter luiten die Rede
sein wird.
Das zweite Instrument Nr. 14084
besteht nur aus einer 84 cm langen, oben
3,4cm, unten 1.2cm breiten, dunkel-
') Der Händler gab als Fundort Araba, d.h.
Ahvdos, an. Trotzdem mit den beiden Gegenstän-
den eine ganze Heilie von anderen, sicher aus Aby-
dos stannnenden Altei-thümern erworben wurde,
ist dennoch bei den beiden Instrumenten auf
diese Herkunftsangabe nicht viel zu geben, da z. Z.
wegen der erfolgreichen Ausgrabungen in Abydos
fast alle in Kairo ausgeboteuen Anti(|uitäten von
dort kommen sollen. Eis ist also sicherer, die
Frage nacli der Herkunft der Instrumente offen
zu lassen.
1899.] Ludwig Borchardt: Ein altägj'-pt. astronom. Instrument. 11
braunen Kippe eines Dattelpahnwedels, in dessen breites Ende ein 3.7 cm langer,
etwa 0,3 cm breiter Schlitz geschnitten ist. Etwa im unteren Drittel war der
Stab zerbrochen, ist jedoch wieder zusammengefügt worden, ohne dai's von der
Länge etwas verloren gegangen wäre.
Beide Stücke sind nun durch hieroglyphische, in eingeritzten Linien aus-
geführte Inschriften geschmückt, welclie die Erklärung der Instrumente wesent-
lich erleichtern. Auf dem Knochenlineal steht auf der Unterseite, am Ende
mit dem Ansatz anfjingend, zwischen zwei Begleitlinien folgende nach rechts
sehende Yerticalzeile. die hier der leichteren Wiedergabe wegen horizontal und
nach links gesetzt ist:
'J\ A'^^O^ |^_^<^nfl=^ U IXfx ^Ö^K^^vtki
»Ich weifs den Gang der Sonne [,des Mondes?')] und der Sterne, jedes zu
seiner Stelle. Für den Ka> des Horoskopen Hör, des Sohnes des Hor-iveda^n
Auf der Palmrippe steht ebenso zwischen zwei Begleitlinien und gleichfalls
in einer nach rechts sehenden Yerticalzeile am dickeren Ende anfangend:
I ^ ISQ *
»Aufmerken auf die Einleitung des Festes, alle Leute auf ihre Stunde
stellen. Für den Kai des Horoskopen Ilor, des seligen , des Sohnes des Sohnes
des Königs, des Herrn beider Länder, Hor-iC('da>, des seligen, und seiner Mutter
Eset- heb. «
Die Inschriften zeigen uns also die ungefähre Datirung der beiden Instru-
mente"). Eine Königin mit dem Namen Eset- heb kommt nämlich auch auf der
Statue Nr. 10192 des Berliner Museums (Ausf. Verz. ^ S. 1 82) vor und gehört
danach etwa in die 26. Dynastie, wenn man ihre genaue zeitliche Stellung auch
nicht näher fixiren kann. Die beiden Gegenstände werden also auch aus dieser
Zeit, d. h. etwa aus dem 6. Jahrhundert vor Christo, sehi. Die aufser der
Eset- heb noch genannten beiden Personen lassen sich vorläufig nicht wieder-
finden, da ihre Namen zu gewöhnliche sind.
Der TiteP), den der ehemalige Besitzer der Instrumente, d. h. der, für
dessen Grab sie gefertigt worden waren, führte, ist seit Langem bekaiuit und
') Das zweite Zeichen O ist vielleicht fiir O »Mond, verschrieben.
^) Nach Drucklegung des Obenstehenden macht mich Schäfer noch auf ein seitdem in den
Besitz des Berliner Museums gelangtes, mcher datirtes Bruchstück eines gleichen a.stronomischen
Instruments aufmerksam: Nr. 14573, 3,3 cm hoch, 3 cm breit, aus Ebenholz, verticales Stück eines
Instruments wie Nr. 14085, mit Durchbohrung und Rille für das Loth, auf der Kopfseite in ein-
gekratzten, früher gelb ausgefüllten Linien Darstellung einer Opferscene, Amenophis III. bringt
dem Harmachis Wein dar.
3) -fl-^^ -^^ ^ ^ ^ "<^er Horoskop- iiat weder mit -^"ö ^ .Laienpriesterschaft(?).
eines Tempels [s. Brugsch. Wörterb. Suppl. S. 318], nocii mit Hh^^ ^^O ^ ,<^^ »dienst-
habender Priester« etwas zu thun.
12 Ludwig Borchardt: Ein altägypt. astronom. Instrument. [XXXVIl. Band.
bereits von Lauth') in Anlehnung an Horapollinis Hieroglypliiea I, Cap. 42,
richtig mit »Horoskop« übersetzt worden.
Glücklicherweise sind uns nun auch die Instrumente der Horoskopen an
einer anderen Stelle, auf die mich Erman gütigst hinwies, genannt, und zwar
bei Clemens Alexandrinus , Stromata VI, Cap. 4, §B5..wo die verschiedenen
ägyptischen Priester mit ihren Attributen und heiligen Büchern aufgezählt
werden :
ju£ra ^s Tov m^sv ö woocrjcoTroc wpo?^oytov rs ij-stu %s^pci xäi (poivixx xcrTpoXoyMs ey^uiv
(TifjilooXoi. TrpceKTiv.
Die beiden Instrumente sind also als das wpcXÖyiov »der Stundenzeiger« und
die (potvi^ ot.drpG'koyioLQ »der astronomische Palmstab« anzusehen. Dafs das zu
zweit beschriebene mit dem letzteren identisch ist, zeigt schon sein Material,
und dafs das knöcherne Lineal wirklich zum Stundenangeben gebraucht wurde,
werden wir noch weiter unten darthun.
Auch der ägyptische Name wenigstens des einen dieser Instrumente, des
Stundenzeigers, läfst sich ermitteln. In ptolemäischen Inschriften wird näm-
lich das Wort für Stunde häufig mit einem Zeichen !==• determinirt"), in dem
man unschwer die Darstellung des oben beschriebenen wpoXÖytov, d. h. unser In-
strument Nr. 14085 einschliefslich des zu ergänzenden Lothes, erkennt, man
determinirt also den Zeitabschnitt mit dem Instrument zu seiner Beobachtung.
Dasselbe Zeichen tritt nun hinter dem Worte ■''=3^ 1= ^) Merket auf, das, von
rh »wissen, erkennen« abgeleitet, wörtlich etwa mit »Instrument, wodurch man
erkennt«, etwa »Zeiger«, zu übersetzen wäre.
Das Wort Merket wird also dem griechischen wpoXoyiov entsprechen und
der Name unseres zuerst beschriebenen Instruments sein.
Aus den Inschriften, in denen dieses Merket auftritt, läfst sich nun auch
ein Schlufs auf seine Anwendung ziehen. Es findet sich nämlich stets in den
Beischriften zu dem in fast allen ptolemäischen Tempeln*) stereotyp wieder-
kehrenden Bilde, welches schildert, wie der König mit der Weisheitsgöttin
zusammen die Axe des Tempelgrundrisses abschnürt (»die Schnur spannt«) und
die Ecken des Gebäudes festlegt. Der Text zu dieser Scene ist, abgesehen
von Varianten , die das Wesentliche nicht beeinflussen . stets fast gleichlautend
und in Edfu (nach de Rochemonteix-Chassinat II . S. Hl) z.B. der folgende:
') Sitzungsber. der Königl. Bayr. Akad. d. Wiss. 1876, S. 99. Die betreffende Stelle des Hora-
pollon lautet nach der LEEMANNs'schen Ausgabe: ligoTxonov hi SriXovvrsg m/S'^unron rctc ao^etg sV&iout«
^u/ygaifyovTii'. Es liegt bei dieser Deutung eine durch die Ähnlichkeit von Ah- ^\ QÄ und -11- ^^^
hervorgebrachte Verwechselung vor.
') Brucsch, Wörterb. S. 256. ^) Brigsch, Wörterb. Suppl. S. 619.
*) Denderah s. Dümichen, Baugesch. des Denderahtempels, Taf. 44 ff.; AZ. 1870, S. 155 ff.;
1872, S. 39. Edfu s. de Rochemonteix-Chassinat, Edfu I , Taf. 40 rf und 46a', 46a^, und Brugsch,
Thes. S. 1264 ff., 1272. Kom Ombo s. Berl. Mus. Ph. 2849. Esneh s. Brugsch, Thes. S. 1271.
Alter: Thutm. III. in Amada, s. Brugsch, Thes. S. 1279.
1899.] Ludwig Borchardt: Ein altägypt. astronom. Instrument. IH
Allgemeine l liorsclirift :
über der Königsfigur:
Spruch des Königs:
"«""^"n^^fs xq^^f,t,
INI I all •
»Spannen der Schnur im Tempel zwischen den lieiden Fluchtstäben. Zu
opfern eine Gans').
Der König N., der Sohn der Sonne N., das Al)bild des 'Jsdn"), der tüchtig
ist mit dem Zeiger [Merket, wpoXoyiov] . und der den (irundrils legt gleichwie
die Weisheitsgöttin.
Zu sprechen: Ich fasse den Fluchtstab, ])acke das Ende des Schlägels'')
und ergreife die Schnur zusammen mit der Weisheitsgöttin. Ich wende mein
Gesicht nach dem Gange der Sterne. Ich richte meine Augen nach dem kleinen
Bären"*). Der . . . steht neben(?) seinem Zeiger [Mei-het, uipoXoytov]. Ich lege die
vier Ecken') deines Tempels fest.«
Für die Anwendung des Merket ersehen wir aus diesen Stellen nichts weiter,
als dafs dies In.strument bei der Bestimmung der Riclitung der Tem])elaxe")
und bei der Festlegung der Ecken eine Rolle spielt und dafs bei Benutzung des
Instruments irgendwie die Nordrichtung, d. h. die nach dem kleinen Hären,
oder allgemein Richtungen nach Sternstellungen in Frage kommen.
Wie kann nun aber mit dem wpoXiyiov und der tpolvi^ eine Richtung be-
stimmt werden? Eine Besichtigung der beiden Instrumente ergiebt das ohne
') Die Inschriften sclicincn ciiiciii Uitu.il mit OpI'erx (irsclirifti'ii eMitiioniiiicii zu
^) Name des Gotte.s Tliot.
ä) Die Bedeutungen von J (1 [1 v.r-^.^ ..Fhu-Iitstab. iiiul I I ^-::^^ ..Scliliiij;cl" (s. auch Hn..
Thes. S. 1269) sind durch die Bilder gesichert. Der König und die Weisheitsgöttin halten in
den rechten Händen je einen .Schlägel und trcil)cn damit Fhichtstäbe, die sie mit der Linken
fassen, in den Boden. Die Schnur spannt sich zwischen den Fluchtstäben. Modelle solcher Flucht-
stäbe, ürundsteinbeigaben aus der Zeit Thutmes' IlL, sind im Kairener Museum.
') Das Ritual scheint ursprünglicli für Tempel bcstinnnt gewesen zu sein, die nach den
Haupthimmelsrichtungen orientirt waren, wie /. B. die Pyramidentempel, der Ref-Tempel von
Alnisir, der Anubis- und Totentempel von lUahun.
■^) Dafs die Ecken der Bauten genau ausgelegt wurden, zeigt ein neuerer Fund in der .Stadt-
ruine bei lUahun. Hier liefs sich der Markstein der NW- Ecke des Pala.stes unter der Ecke der
.Stadtmauer nachweisen. Die oben beschriebene Ceremonie handelt eben von der Absteckung
und Auslegung dieser Ecksteine.
'^} Die Spuren der auf das Pflaster de^s Tempels aufgerissenen Axe der Anlage finden sich
noch heute, z.B. im Tempel zu Edfu und im Arsnuphisheiligthum zu Philae.
14 Ludwig Borchardt: Ein altägypt. astronoin. Instrument. [XXXVII. Band.
Weiteres. Die (i^civi^ mit ilireni Schlitz am oberen Ende ist nichts weiter als
ein Visir.stab, der vertical dicht Aor das eine Auge zu halten ist, ^während man
das andere schliefst. Das wfoXoyiov aber ist, so wie es uns in Nr. 14085 vor-
liegt, erst noch etwas zu vervollständigen. Das hieroglyphische Zeichen S==,
das ja unser Instrument vorstellt, hat nämlich als Hauptbestandtheil eine durch
ein Gewicht in Herzvasenform') beschwerte Lothschnur, die nur in der Zeichen-
form stets unproportionirt kurz ausfällt. An unserem KnochengriiT — denn
eigentlich ist uns nur der Griff des Instruments erhalten — sind auch deutlich
Befestigungsstelle und Richtung dieses Loths zu sehen. Daher war auch in
der Zeichnung oben das Ganze gleich so reconstruirt worden.
Unser Merket ist also weiter nichts als ein Loth mit horizontalem Griff,
der es ermöglichte, die Lothschnur so zu halten, dafs der haltende Arm nirgends
die Sichtbarkeit des Fadens beeinträchtigte.
Denken wir uns nun den Horoskopen durch die, etwa in der linken Hand
gehaltene ipsivi^ nach dem von der erhobenen ausgestreckten Rechten herab-
hängenden Loth des wpoXÖyiov visirend, so ergiebt es sich von selbst, wie er,
nur mit diesen beiden Instrumenten ausgerüstet, jede beliebige Richtung —
etwa die nach dem Polarstern — auf der Erde bestimmen kann. Er braucht
nur etwa einen zweiten Horoskopen , der sich, ihm zugekehrt, in angemessener
Entfernung vor ihm befindet, so einzuwinken, dafs das anvisirte Loth des
wccXoyjov scheinbar durch den Polarstern und den Scheitel seines Gegenübers
geht, so bezeichnet die Linie zwischen den beiden Horoskopen, oder genauer
die nach dem Scheitel des zweiten, eben die auf die Erde übertragene Nordlinie,
d. h. in unsere heutige Astronomensprache übersetzt: den Meridian des Ortes.
Umgekehrt kann imn jener zweite Horoskop, der also nach Süden blickt
und den man sich mit denselben l)eiden Instrumenten versehen denken nuifs,
genau feststellen, wann ein Stern den Meridian passirt, d. h. wann er culminirt.
Er braucht nur von seinem Standpunkt aus mit Hülfe seines Lothes am wpoXoyiov
zu sehen, ob die augenblickliche Stellung des Sternes sich genau vertical über
dem Scheitel seines Gegenübers, des nach Norden blickenden Horoskopen, be-
findet. Kleinere Abweichungen von dieser Verticalen, d. h. von der Culminations-
stellung, werden sicli ihm so darstellen, dafs der betreffende Stern vor der Cul-
mination etwa über dem rechten Ellenbogen , dem rechten Ohr oder dem rechten
Auge seines Gegenübers steht, während nach der Culmination sich der Stern
über dem linken Auge , dem linken Ohr und endlich über dem linken Ellenbogen
einlothen lassen wird.
Dafs diese Art des Einlothens von Sternen während ihrer Culmination so-
wie kurz vor und nach der.selben wirklich so stattfand, dafür haben wir nun ein
') Diese Form ist für sämmtliche altägyptische Lothgewichte selir häufig, sie kommt auch
z.B. an den gewöhnlichen Wagen, an den Setzwagen, sowie an den Latten zur Bestimmung der
Böschungen vor.
1899.] Ludwig Borchardt: Ein altägypt. astronom. Instrument. 15
elassisclics Zeugnils: die .sogenannten Stundentafeln aus den Gräbern Ramse.s' VI.
und IX.') zu Theben.
Diese zwei gleichlautenden, im 13. vorehristliclien Jahrhundert in den ge-
nannten Königsgräbern ausgeführten Deckeninschriften, welche für das ganze
Jahr in Intervallen von 1.') zu 15 Tagen die im Beginn einer jeden der 12 Nacht-
stunden culminirenden'") oder der Culmination nahen Fixsterne angeben, sind
nämlich für Horoskopen angefertigte illustrirte Tabellen, aus denen nach Beob-
achtung der Culminationen und der wenig vom Höchststande abweichenden
Stellungen der Fixsterne die Nachtstunden abzulesen wai-en.
Als Beispiel mag hier die Tabelle vom 1. Paophi aufgeführt werden: sie
lautet :
I I S
ko I mAJ^Oc. ^ NU I
^11^ TlH?
,ö*l I
'2SyU ^fl^x*' Till?
,ö*lllö ® ll^ ^^-^--k 11 "^^
.Ol lo ,vwv«,^ -<S>- I T
^..-— s>
ooiiio ^^e=w^ zj IMJi
£^OIIIc. iii A IIUl
^:.ö^llllö ^ in a^fe^^ <=>o^^3
oOllll^ \<c=>^' ^S>-lP.^^
^.Ö^IIIIIO ^ \%S '=^^l'
^Ollll^ __il^ .<s:- I F
^^ö^n^ ^ 1^5 ^^^^
.oOllo I I ^'^ ^ 11^ I
') LD. III, 227— •2■28'''^
=) Siehe Lepage Rknouf. Transact. snc. bihl. aicli. VllI 2. S. 401 ff., v. .Sciiack-.Schackenburo,
Aegyptologische Studien , Heft 1 .
') ^^^'^ II ""^ f<'l'lt in '!«• -/-weiten uns erhaltenen Ahsehrift |L1). III. 228'"''].
*) Für die richtige Form dieses Determinativs vergl. die folgende Abbildung.
16
Ludwig Borchardt: Ein altägypt. astronom. Instrument. [XXXVII. Band.
[Er.ster Tag] des zweiten Monats der S?t-Jalireszeit.
[Zeit Stern
Anl
ang
der Nacht
der Nacken des Riesen
?
1.
Stunde")
sein Bgs
X oder o Pegasi")
2.
8.
j,
» Schenkel (?)
.. Sockel
lo Cassiopeiae(?)
4.
..
die <^ri//
p
5.
"
der Kopf des Vogels
sein Hintertheil
£ Persei
7.
»
der Tausendstern
Hyaden u. Aldebarai
8.
..
» S<^r -Stern
;3 Aurigae
i).
..
■> Oberarm des Orion
u Orion is
10.
«
Orionstern
•j
11.
..
» Dreiecksstern
u Canis maioris
12.
»
'• Vorgänger der l)ei-
den Sterne
at. Hydri
Stellung]
in der Mitte
ül)er dein 1. Auge
in der Mitte
über dem r. Auge
.. 1. »
in der Mitte
Neben dieser Tabelle ist gewissermafsen als Illustration und zur Ei-
leichterung des Ablesens ein sitzender Mann, von vorn gesehen, dargestellt,
eben jener nach Norden sehende Horoskop
von dem oben die Rede war.
Und über ihm sind die Sterne in
Verticalcolumnen eingezeichnet,
die den jeweiligen Stellungen:
Mitte, rechtes und linkes Auge,
rechtes und linkes Ohr u. s. w.,
entsprechen').
Die Benutzung solcher Ta-
bellen hat man sich etwa so zu
denken : Zwei Horoskopen — wir
bleiben immer noch bei dem Bei-
spiel vom 1. Paophi — wachen
auf dem Dache des Tempels in
den oben beschriebenen Positionen, d. h. beide im Meridian des Ortes sitzend,
der nördliche nach Süden und der südliehe nach Norden blickend. Nun wartet
der nördliche den Moment ab, wann der »Nacken des Riesen« genannte Stern
culminirt, d. h. wann er ihn mit seinem Merket auf den Scheitel seines Gegen-
übers ablothen kann. In dem Momente verküudet er den Eintritt der Nacht.
r
m^f^ILlATeMi"
!
:ffgra&^^
?ff^/Ünä'Ä
^
h
7
;
':\\xmm'
.— j
k
!
nf^AHT^fS'
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k'*
/
/
:
i^^j^Yr^m'
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J
,
^ ^
\
\
£ni^'*?^f%
A
k-k
^m<=^^rm'
M^
K\
^^ff^'^v^ff
—
—
3
^I^^Ts,
^^.ff^^cm
—
.Ä=S
ä*^
?rrxiv??,^^Lt^^r^f?i
') Bedeutet genauer: Knde der ersten .Stunde.
') Die hier gegebenen, ungefähren Identificationen entstammen einem früheren, von Dr. Brix
und dem Verf. unternommenen, aber nicht zu Ende geführten Versuche, die Sterne der Tabellen
auf graphischem Wege zu bestimmen.
') Die beiden uns überlieferten Texte sind namentlich in den Abbildungen sehr liederlich
angefertigt. Tabellenangabe und eingetragene .Sternstellung stinHucn sehr wenig überein.
1899.] Ludwig BoRCHARDT : Ein altägypt. astronom. Instrument. 17
Ebenso meldet er nach einer geraumen Zeit ])ei Beoljaelitung der Culmination
des Sternes r,Bys des Riesen« den Ablauf der I.Stunde u. s. f. Bei Ablauf
der 5. Stunde aber zeigt sieh iliin eine kleine Schwierigkeit. Es culniinirt
nämlich zu dieser Zeit kein Stern von irgend nennenswerther Bedeutung, wohl
aber ist der »Kopf des Vogels« gerade über die Culmination hinaus. Er be-
obachtet also den Moment, in dem dieser Stern sich über dem linken Auge
seines Collegen ablothen läfst. und bestimmt so den Ablauf der ."). Stunde.
Die weiteren Variationen sind von selbst klar.
Diese Anwendung des Merket zur Zeitbestimmung, auf die ja auch die In-
schrift auf Nr. 14084 anspielt, und die der Grund war, weshalb man in ])tole-
mäischen Inschriften das Zeichen f=^ direct als Determinativ von Stunde ge-
brauchte, erklärt es uns, warum die Griechen dieses Instrument als wccAs'yjov
bezeichneten: es ist eben wirklich die altägyptischc Uhr.
Dafs diese nicht allzu genau gehen würde, konnte man bei dem Cliarakter
die.ses Volkes, dessen Nachkommen heute noch nicht (h'u Werth der Zeit kennen,
schon von vorn herein erwarten.
Wenn wir auch annehmen dürfen, dafs der Abstand, in ' dem sicli die
beiden Horoskopen aufstellten , immer constant war, so geben doch so allge-
meine Bestimmungen wie »über dem rechten Ohr« oder »über der linken S(;hulter«
zu so grofsen Beobachtungsfehlern Gelegenheit, dafs die Stunden einer und der-
selben Nacht gewifs ungleich genug ausgefallen sein werden.
Wenn die Ägypter uns also mit diesem Instrument nicht eine Uhr geliefert
haben, die werth gewesen wäre, späteren Völkern überliefert zu werden, so
hal)en.sie uns doch hiermit für die Richtungsbestimmung die Methode gezeigt,
die bis auf den heutigen Tag sich erhalten hat. Die Festlegung einer Richtung,
wie sie damals mit (polvi^ und üüpo?.cyiov, d. h. durch Visirschlitz und verticalen
Faden, ausgeführt wurde, nehmen wir noch heute mit denselben Mitteln vor.
Die Diopter an der einfachen Boussolc und an der Kippregel auf dem Mefstisch
sind weiter nichts als in feste Verbindung zu einander gebrachte (pctvi^ und
wpoXoyiav.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVll. Band. 1899.
18 Wilhelm Spiegelberg: Deinotische Miscellen. [XXX VIT. Band.
Demotische Miscellen').
Von Wilhelm Spiegelberg.
IV. Zur Definition des » Demotischen «^).
Uie folgenden Ausführungen enthalten in aller Kürze das Ergebnifs längerer
Untersuchungen, welche mir als Vorarbeit für eine demotische Palaeographie
dienen sollen. Nur in der Absicht, durch diese vorläufige Mittheilung eine Dis-
cussion herbeizuführen, habe ich sie gewissermafsen in programmatischer Form
liierhergesetzt.
An der Bezeichnung » demotisch « rüttele ich nicht, so unzulänglich und
schief sie ist^). Da sich der Name einmal eingebürgert hat und jeder Aegyptolog
weifs, was er darunter zu verstehen und nicht zu verstehen hat, so ist das
Unglück eben nicht grofs, wenn Schrift und .Sprache einer bestimmten Periode
unter einer falschen Flagge segeln. Wollte man »demotisch« nur für die Schrift
und für die Sprache, welche in dieser Schrift vorliegt, etwa »frühkoptisch«
o.a. einführen, so würde man zwar gröfsere Klarheit, aber auch gröfsere Un-
bequemliclikeit schaffen. Ganz klar wäre auch damit das demotische Problem
noch nicht gemacht. Man bleibt eben vor Allem gleich an der Frage hängen:
Was verstehen wir unter demotischer Schrift? Die übliche Antwort klingt zu-
nächst sehr klar und verständlich : Die aus dem Hieratischen verkürzte Cür-
sive. Wie unbestimmt und unzulänglich diese Definition ist — ■ ich halte sie
fiir die einzig ernsthafte unter den bislang gegebenen — , stellt sich heraus,
falls Jemand danach fragen sollte, wann die demotische Schrift anfangt. In
dieser Frage liegt eben die Schwierigkeit des ganzen Problems. Ich gestehe,
dafs ich lange Zeit unter dem Eindruck gestanden habe, dafs das Demotische
im eigentlichen Sinne erst mit den Ptolemäertexten beginne, dafs die frühdemoti-
schen (»archaischen«) Texte, welche etwa die Dynastien 25 — HO umfassen, oder,
gemeinverständlicher gesprochen, die Texte aus der Zeit des TirJiahi. der Saiten
und Perser noch der hieratischen Cursive angehörten und die Ausläufer dieser
Schrift bezeichneten, die in das Demotische endigen. Es läfst sich Manches
für diesen Gesichtspunkt anführen. Sicher ist eins: dafs in der genannten
Periode, die ich als Übergangsperiode bezeichnen will, sich alle jene Ligaturen
und Abkürzungen entwickelt haben, welche sich in der Cursive der Ptolemäer
') Siehe Recueil de Tiavaux XVI , •_'4 ff.
') Aus dem Folgenden geht hervor, dass die Definition nur die demotische Schrift in's Auge
fafst. Die Spraclie der deniotischen Texte ist hier ganz aufser Aclit gelassen.
') Bekanntlic'li steht es inn die Bezeichnung ..hieratisch" um nichts besser.
1899.] Wilhelm Spiegelberg: Demotjsche Miscellen. 19
und Kaiserzeit iiiedergesclilagen haben. Die Abkürzung in weitestem Sinne, welche
in der Übergangszeit in der Schrift noch als lebendige Entwickelung le1)t, ist
in der letzteren Epoche ein stereotypes Charakteristicum der Schrift geworden.
Denn eben die Abkürzung ist doch, kurz gesprochen, das charakteristische Unter-
.scheidungsmerkmal zwischen dem « Demotischen« und dem »Hieratischen», oder,
wenn ich mich mehr psychologisch ausdrücke, das Restreben, .schnell und bequem
zu schreiben. Zwar zeigt auch die hieratische ('ur.sive, welche icli hier k>irz
unter »Hieratisch« verstehe, im Gegensatz zu der hieratischen Unziale die Hin-
neigung zur Abkürzung'). Aber wenn letztere im Hieratischen nur hier und da
gelegentlieh verwendet wird, so entwickelt das Denioti.tc/ie in dieser Hinsiclif erst
ein Sj/stei)i. So enthält das Hieratische eigentlich nur die Keime, welche im
Demotischen üppig in die Höhe schiefsen. Damit hängt es auch zusammen, dafs,
rein technisch betrachtet , das Demotische — wie Maspero zuerst ausgesprochen
liat — mit einem spitzeren Schreibrohr geschrieben wird als das Hieratische.
Da bei einer feineren Spitze die Feder seltener mit Farbstoff versehen zu werden
brauchte als bei einer breiten Öffnung, so konnte sie länger auf dem Papyrus
bleiben. Ansätze zu dieser feinen Schrift zeigt auch hier das Hieratische"), aber
es steckt noch kein System dahinter, welches eben erst in der Übergangszeit
entwickelt wird.
Auf (irund dieser Darlegung wird man zunächst folgende Definition auf-
stellen dürfen.
Das Dcnwtische ist die im S. bis J.Jakrhvndert (Vbercjanysperiode) durch sijsleiua-
tische Abkürzungen aus dem HieratLschen enticicMte Cursire^ welche um die Wende
des 3. Jahrlmnderts ihre stereotype Form erhält.
Damit ist zunächst die Frage offen gelassen, ol) man die Ül)ergangsj)eriode
— die irülidemotischen Texte — zum Hieratischen oder Demotischen rechnen
will. Ich glaube, auch hier läfst sich eine befriedigende Antwort geben, wenn
man das Verhältnifs des Hieratischen und Demotischen zu der liieroglyphischen
Schrift berücksichtigt. Man kann als einen sehr wesentlichen Unterschied beider
den Umstand bezeichnen , dafs sich das Hieratische im Gegensatz zum Demoti-
.schen Zeichen für Zeichen, wie wir es ja gewohnt sind, hieroglyphisch trans-
scribiren läfst. M.\spero's Versuch, dasselbe bei einem demotisciien Texte durch-
zuführen, hat schlagend gezeigt, dafs es ein Ding der Unmöglichkeit ist'). Wir
können zwar — und ich werde darauf gleicli zurückkommen — einen demoti-
schen Text hieroglyphisch übersetzen, wie es unsere Rilinguen thun , aber eine
hieroglyi)liisehe Uniselirift — Zeichen um Zeichen — ist für das Demotische
schlechterdings ausgeschlossen.
Demnach steht und fällt die Frage nach der Zugehörigkeit der frülidemoti-
schen (archaischen) Texte mit der Frage, ob sich diese Texte noch hieroglyiihiscli
') Siehe Erman, Märchen de.s Pnpyi-ns Wcstcar II . S. lU ff.
2) Vergl. Rec. XVI/lS-2.
3) ÄZ. 1877, S. 132 ff.; 1878. .S. 72 ff.; 1880, .S. l.") ff.
20 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXX^^I. Band.
transscribiren lassen. Die Antwort lautet verneinend. Denn die für die Über-
gangsperiode belegten Zeichen J* ') oder V) ") lassen keine Umschrift zu,
welche eine hieroglyphische Älöglichkeit wäre. Unter diesem Gesichtspunkt
betrachtet, gehört also die Cursive der Übergangszeit der demotischen Schrift
an, und das S.Jahrhundert bezeichnet den Beginn des Demotischen.
V. Über den Ursprung einiger Abkürzungen im Demotiselien.
Die methodische Bedeutung von Maspero's obenerwähnter Studie über
den Setnatext ist noch immer nicht genügend gewürdigt worden. Sie hat zum
ersten Male den Versuch gewagt , demotische Gruppen auf ihren Ursprung zurück-
zufiiliren, wähi'end man sich vorher vor Allem bemühte, die entsprechenden
hieroglyphischen Gruppen zu finden. Ich möchte hier noch einmal betonen,
dafs die Aufgabe der zukünftigen demotischen Palaeographie nicht darin besteht,
demotische Gruppen durch hieroglyphische zu übersetzen, sondern sie wirklich
zu umschreiben , wie wir hieratische Texte in Hieroglyphen aufzulösen pflegen.
Eine solche hieroglyphische Transscription ist aber, wie ich oben angedeutet
habe, im Demotischen nicht möglich, welches bereits den Zusammenhang mit
den Hieroglyphen zu stark gelöst hat. Vielmehr mufs das Hieratische bei
demotischen Transscriptionen diejenige Rolle übernehmen , welche die Hiero-
glyphen fär die hieratischen Texte spielen. Einige Erläuterungen mögen hier
folgen. Wenn wir «Äy ^) *2Si »nehmen« durch s^ (oder '^~z^ % /l) wiedergeben,
so ist das eine durch die Bilinguen gewährleistete hieroglyphische Übersetzung,
aber keineswegs eine palaeographische Übertragung oder eine Auflösung der
Gruppe. Vielmehr Ijelehrt uns das Hieratische, welches fiir derartige Unter-
suchungen immer als Führer zu dienen hat. dafs -^^ niclit aus
ISallier II 5/5)
^
entstanden sein kann und klärt uns gleiclizeitig ülier den Ursprung der demo-
tischen Gruppe auf. Das Verbuni Uj («xi) zeigt im Neuägyptischen n. A. fol-
gende Formen:
') Z. B. Th&s. pap.aegypt. 10/5 (s. S.22). =) Siehe unten S. 22 ff.
') Archaisch (Psammetich): rJ^ Thes. pap. IX/4.
Ptol. (Setnaroman) : 'If Ivrai.l, Deinot. Lesestiicke 3/37
Römisch: ' - Pap. Rhinu
1899.1 Wilhelm Spiegelberg : Demotische Miscellen. 21
ZW, ■' utti'
Dieses Verbiiin wird nun sclion gelegentlich im IHei-atiscIien dadurcli abgekürzt,
dafs man nur die Determinative schreibt, so Pap. Abbott 7/5
in dem bekannten Titel ^ l-=.[l[lp^ )^ »Bannerträger«. Damit wäre für
Yt die entsprechende Umschrift ^ gefimden.
Die eben erörterte Gruppe ist nur ein einzelnes Beispiel aus einer ganzen
Reihe von Gruppen, welche durch Abfall des ersten Bestandtheils entstanden
sind. Einen weiteren Fall der Art bietet das Possessivpronomen /O neq,
welches schon die archaischen Texte neben älterem JUq^ ') so^) schreiben.
Auch hier belehrt uns die späthieratische Cursive über die Entstehung. In den
Handschriften dieser Epoche wird bekanntKch »u=^ nicht selten Ä geschrie-
ben, mit Ilinzufügung des l)ekanntcn Füllpunktes^). Vergleiche Schreibungen wie
^\/, A > fSM
A')-
Zweifellos ist diese immer mehr entwickelte Schreibung, welche ich vor der
Hand nur aus verhältnifsmäl'sig wenigen Beispielen kenne, in der uns noch so
wenig bekannten späthieratischen Cursive sehr häufig zu belegen. Und so zweifle
ich nicht, dafs sich in diesen Texten die von mir noch nicht angetroffene
Schreibung
AfifJr
') d'Orbiney 12/10.
^) Abbott, Verso8/a. 13.
ä) Thes. pap. Nr. 18/3.
♦) Ib. 10/.5.
') Siehe ÄZ. 1891. S. 77 A. 2. — Er ist dei- Vorläufer des im Demotischen /u iiiiiner gi-öfserer
Verbreitung gelangten Füllpunktes, der sich namentlich bei t L-, , b ^ — , r y, • f /,
h y eingebürgert hat.
und
«) P. Turin 54/15.
') P. d'Orbiney 6/10.
22 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
belegen lassen wird. Aus iliesor Gruppe ist unter Aliiall des ^^"^00 ^^'is
demotische /o entstanden. Kin weiteres Beispiel dieser Abkürzung ist das unten
(S. 28) besproelicnc AI .
Der Urs})rung von ^ und J\\ .
Für - fl besitzt das Demotisclie zu allen Zeiten zwei Wertlie:
1. S. 2. <^.
Für die Ptoleniäer- und Römerzeit kann man sich darü])er leicht in den
Glossaren von Hess (Setna und Londoner gnost. Papyrus) vuiterrichten , für die
archaische Periode citire ich folgende Beispiele:
Adl. Ad 2.
jL^ ) if» )
/♦/e^' ^)
/"
Dafs ^, später^ , auf hierat. - — d zurückgeht, liegt auf der Hand. Was
4^ anlangt, so glaube ich — freilich gebe ich diese Veriuuthung nur unter
allem Vor])ehalt'') — , dafs es aus der bekannten hieratischen Gruppe «"y ent-
standen ist.
o) männlicii (P. d'Obb. 6/6) li) weiblich
'J P. d'Orb. 16/6 ^
r^'
P. Abbott 7 2
P. Leiden I. H.'iO 4 2(1
<9
') Thes. 9/5.
») Thes. 9/5. ■•) 11.. Nr. -.'2 4.
') Ib. 9/3. 5. 5) Ib. Nr. 21 4.
*) Ich möchte dabei vor Allem die Fachgenossen , denen für die l'bergang.speriode besseres
Material als mir selbst zur Verfügung steht, auf diese Gruppe aufmerksam machen. Erst durch
den Nachweis der entsprechenden Form im Sjiäthieratischen würde die hier betonte Mri(/lirfikeit
zur Sicherheit erhoben werden können.
') Gi'affito aus der Zeit des Mei-ntMital.i (SiMKnKLHKRn: Zwei Beiträge, Texte l.i — IH).
1899.] Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. 23
Das entweder ;nis t *-7 oder aus 49 entstandene ^^ wurde vielleiclit füi
ein - — fl gehalten und so als Variante des bereits vorhandenen o in das de-
motische Alphabet übernommen.
Das demotische Alphabet besitzt ja auch .sonst liii einen Buchstaben eine
doppelte Bezeichnung, z.B.:
— ne1)en ü
A neben ^
Ji^ neben ^ i
/ neben y/ ,
lerner:
die B // ^o U '""^ ^
die B ,** *1 -». und <i).
Nicht alle sind richtig') erklärt worden , aber sie zeigen klar, dals eine Reihe
dieser alphal)etischen Zeichen aus Silbenzeichen entstanden sind. Dabei liat
zweifellos die Orthographie der hieroglyphischen Texte der Spätzeit mitgewirkt.
So glaube ich z.B.. dals das /• 1\ der demotischeu Texte der Ptolemäer- und
Kaiserzeit — die frühdemotischen (»archai.schen«) kennen es noch nicht — aus
der Gruppe V ^ entstanden ist.
Das demotisclie y/' ist. wie mir scheint, in ähidicher Weise aus ein(>r mifs-
verstandenen Gruppe entstanden. Es ist nämlich, wenn mich nicht Alles täu.scht,
das vervielfachte v: ^ , welches .schon die hieratischen Texte der li). Dynastie
aufweisen ; vergl.
Zweifellos dankt diese Schreibung der schnellen Bewegung des Schreibrohrs ihr
Dasein und findet sich besonders häufig in dem vielgebrauchten Verbum des
Gebens, namentlich in Rechnungen. Viele Beispiele bietet der Pr/;?. /.w/yr/. I, B50
') So steht noch eine Erklärung; von </( aus. denn die von Maspero vorgeschlagene .\b-
leitung aus MÜ^ ist uinn<"iu;li('h.
-) P. .VHBOTT .5/1.
24 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
oder ein späthieratisches . bei dem Ramesseum gefundenes Ostrakon'), welchem
ich die folgende Form /tf% entleline. 3Ian mag- über die genaue Transsoription
dieser Gruppe im Zweifel sein, denn es ist schwer auszumachen, ob man ^~^
(2 oder (] (] i transscribiren soll. Die alten Schreiber werden sich darüber
schon nicht mehr klar gewesen sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach hielten sie
die drei Striche dieses Partie, passivi (f;y = toi) schliefslich für die Bezeichnung
eines /. und so mag ))) in das demotische Alphabet gerathen sein
Damit möchte ich diese kurzen Streifzüge auf dem Gebiete der demotischen
Palaeographie abbrechen. Sie werden hoffentlich gezeigt haben . wie unendlich
viel hier noch zu thun bleibt und wie wir der vielfachen Schwierigkeiten all-
mählich Herr werden können. Vor Allem aber werden diese wie die folgenden
Untersuchungen zeigen, wie nothwendig uns zunächst noch palaeographisch
brauchbare Veröffentlichungen sind. So ist es mit Freude zu begrüfsen . dafs
das Berliner Museum") noch im Laufe des kommenden Jahres seine kostbaren
demotischen Urkunden zum Gemeingut der Wissenschaft zu machen gedenkt.
Möge das gute Beispiel bald auch von anderen Sammlungen befolgt werden!
VI. Die Gruppe !i_ = ~]~".
Die obige Gruppe ist dem Demotiker vor Allem aus einer Phrase der
Heirathscontracte bekannt, welche ich nach P. B. B145, Z. 3 citire:
t' wdit jft (noT) \v"m s" 'nt 's f'^ h'p'r e ^i ic" r°np'i.
»die Garantie(?) deines Unterhalts^) ist es, Avelche mir zur Last fallen wird
ein Jahr lang«.
ÄhnUch P. B. 3109, Z. 4:
') Spiegelbebg, Papyrus and Ostraca of the Ramesseum I. Tafel XL.
') Die als P.B. bezeichneten Citate sind sämmtlich den Photographien entnommen, welche
der in Aussicht genommenen Veröffentlichung der demotischen Papyri des Berliner Museums zu
Grunde Hegen.
') Wörtlich »Essens und Trinkens«.
♦) Synonym mit e e steht e-d<>d (eotio) z. B. P. B. 3103/11:
P
ere p h'^p n ff s^<" 'nt hr"* e k'p'r e dodi,
• die Wirkung (wörtlich das Gesetz) der obigen rrkuntlc wird auf mir lasten«
1899. 1 Wilhelm Spiegelbebg : Deinotisdie Miscellen. 25
Im Folgenden gebe ich die Gründe meiner Lesung und Auffassung der in
Frage stehenden Gruppe. Wa.s die letztere anlangt, .so lassen uns die folgen-
den Stellen der Rosettana darüber nicht im Unklaren.
Z. 8 ist in Bezug auf dem Könige zu entrichtende Abgaben ') gesagt :
.... n Pr-<^°! r w^if f if fme" 'nt n K''m',
TU T£ jüsccriAtxoi cipi.i'k-^y.ciToL u. 7rpoeu}(peiXov oi sv Aiyv—TM'),
und ib.
n"' ufrf -w'n Iwk (\o\S(i) <'?< n ss <"'«"/,
Tot;c kv oLiTiaiQ GvTcic EX. TToXXov y^povov.
Wir liaben hier also jenes ' " vor uns, welches ich unlängst näher be-
sprochen habe '). hi unserer Bedeutung, freilich mit anderen Praepositionen ver-
bunden, findet es sich z.B.
Siut (ed. Griffith) 7/292:
u:nn (jrt U hd pn hr ^n hn-kSf.
»Es soll ferner dieses Weilsbrot seinem Todtenpriester unterstellt sein«,
ib. 6/271 — 272 (vergl. 7/B04):
I I 1 el /vwv.^ <=> -^zz:^
ihti nh rdm(i) hr '^-k,
»alle meine Dinge, welche ich dir unterstellt Iial)e«.
Pap. Kahun 40 2() hahen y I i'i dieser Bedeutung. Ks heilst dort
von Abgaben oder Steuern (////•) Y N. »welche dem N. zur Last sind«
(d. h. welclie N. zu zahlen hat), und auf einem unveröft'entüchten aus dem N. R.
.stammenden Ostrakon des Museums von Gizeh lautet diese Wendung:
»der Rest von öl'/j» welcher dem W. zur Last fallt» (?).
Gelegentlich fällt nun schon im Neuägyptischen die Praeposition') vor
. weg, wenn anders ich zwei Stellen aus Turiner Papyri richtig deute.
') Das Wort i.st zerstört, aber aus dem grieohischeii Text zu ergänzen.
^) Ähnlich 17. ^) Recueil de travaux XXI j). 21.
*) Im Demotischen fehlt sie häufig seit der I'Lergangsperiode (vergl. die Beispiele der Rosettana).
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVII. Band. 1899. " ^
26 Wilhelm Spif.gklberg : Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
P. Turin 7/1 :
»was geschuldet Avurde(?) den Aufsehern: 18 Kleider«
und ähnlich 9/8.
Für die Lesunj; sind naturgemäfs die Texte der Übergangsperiode ent-
scheidend , weil sie die in der Ptolemäerzeit bereits stereotyp gewordenen Formen
noch in der Entwickelung zeigen. An zwei Stellen kann ich unsere Gruppe
nachweisen.
'r/tes. pap. aegypt. XV, Z. 15 — Ifi:
j/jr/v^/^d/y. .V^jof-^ irfv-üs^jS
cpe p' nby n ffp'r °r <^-k
und ibid. XVl/7 — 8:
epe p' nhi 'nt 's e Up'r e <^-k.
Die Sätze sind mir beide im Einzelnen unverständlich'), aber der Schlufs
enthält zweifellos die im Anfang citirte Wendung, und zwar enthält das erste
Beispiel die Auflösung unserer Gruppe. Danach ist '^ = j V ') = . , und
es erübrigt nur noch, eine Erklärung für die zweite Form zu finden, welche die
erste schliefslich gänzlich verdrängt hat.
Ich habe gelegentlich darauf hingewiesen, welche Rolle in der ägyptischen
Palaeographie der horror vacui spielt. Nicht nur der Füllstrich gehört in die
Reihe der sich daraus erge])enden Erscheinungen, sondern auch ein Fall wie
Ij^ = ® statt des einfachen |^ *).
So glaube ich auch, dafs die unschöne Gruppe L dadurch "gefüllt« wurde,
dafs ein Horizontalstrich unter das gehobene ^— gesetzt wurde. Möglicherweise
wirkte dabei der Um.stand mit, dafs durch den nachfolgenden Genitiv mit ~w»« ,
falls er nicht pronominal war, dieselbe Gruppe geschafien wurde. Vergl. z. B.
P. Turin 9/8.
Mi^^'tiT^.
w
') Die von Revillout gegebenen Übersetzungen entbehren jeder Grundlage.
') Der zweite Verticalstrich in den frühdeinotischen Texten mag eine Erinnerung an die
Dualendung . enthalten. Ich lege aber auf diese Verinuthung kein Gewicht.
') Siehe Spiegelberg , Studien und Materialien .Vnm. 99.
1899.] Wilhelm Spiegelberg : Demotische Miscellen. 27
Wie dem auch sei, an der Bedeutung wie Lesung ist nicht wohl zu zweifeln,
um so weniger, als die letztere auch anderweitig Bestätigung findet. Zuvor noch
ein Beispiel, welches die aus der Rosettana gewonnene Deutung bestätigt. Es
ist die Überschrift eines Brettes'), auf welchem sich ein Schreiber die Namen
der Leute notirt hat, welche für Grundstücke nocli Summen schuldeten.
])' r^n n n' r'me ''nt e-ic'n. (ene) p' .fp <'« hn S'W^7i n° ivrh,
»das Verzeichniis der Leute, welche den Restbetrag schulden für(?) den
Preis der Grundstücke«.
Für r''n »Verzeichnifs« (sowohl von Tagen wie Personen) sei auf P. BcrUn
Z. 115, Col. V verwiesen. Im Übrigen vergleiche die ähnliche Wendung Rosett.
1()/17:
If^Aofl^l- p D% mii^l'lX
n' s°p Pr-f^"} 'nt f n" 'rpi,
oLipriKEv §£ y.xl ToL i[v] Toiq kpoi^; ccpsiXopLevot, sk ro ßaTiXiKov.
Die nächste Bedeutung, welche der mir unvergefsliche Brugscr bereits in
seiner letzten Vorlesung als solche richtig erkannte, liegt in einer Verbindung
vor, die sich in Heirathscontracten nicht selten findet. In der Aufzählung der
zu der Mitgift der Frau gehörigen Gegenstände trifft man gelegentlich die Gruppe
\i, in bestimmten Verbindungen. Die häufigste ist t' c • S^ W ') """'' ^ »'l^i
»ein Paar icth'^^).
Hier steht also ^7^ in der auch in der älteren Litteratur belegton Bedeu-
tung. Vergl. Miss. arch. fran?. I/1H7 ^~" ' ^^=*J \^ "^ »ein Paar Sandalen«. Inscr.
hieratic charact. XVI "^'^ ° ^%.i »Paar Geflügel«*). Dieses*:-^ »Paar«
ist im Koptischen als hi erhalten geblieben, wie das Beispiel niHi «s'poAinuj&.\
^e\Jyoc rpvycvwv (Lev. 5/11) lehrt.
Am häufigsten begegnet man aber unserer Gruppe in dem Worte hi »Haus«.
Hier der Zeit nach die wichtigsten Formen:
A. (Darius) P. B. I'.IIO,^ ^^J4
') Im Winter 1897/98 zu Luxor von dnii Mar(|ui.s of Northampton civvorben. welcher es
mir in liebenswürdigster Weise zum Geschenk gemacht li.it.
-) Nach P. Bibl. Nat. 236 (nach eigener Umschrift, daher palaeographiseh nicht verwerthbar).
') Brcgsch dachte sehr ans|)rechend an .Ohrringe«, aber die Bedeutung ist sonst nicht
nachweisbar.
*) Vergl. P. Harris 19ä 3 = 11. TS/li. 23/" ™n Sandalen.
4*
28 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
P. P. B. 3103 10 *-M^
P. B. 30i)l
P. 3115 3 12 />»i-
Daneben findet sich vereinzelt noch z. B. Pap. B. 3096/5 die Form /^f ').
Hier ist nach dem oben (S. 21) besprochenen System der erste Bestandtheil der
Gruppe weggelassen. Die Steininschriften geben '^J>sjj^d Rosett. 10.
R. P. B. 6857/4 (Trajan) ^\ y_
Paji. gnost. London 5/5 «)|t—
Pap. Lugd. I, 384 A713 W/£_
Pap. RmND 29/3 -^^I^
Die Lesung hi ist für dieses Wort durch die griechischen Transscriptionen
des gnost. Papyrus London verbürgt'). Nach den obigen Ausführungen ist
. CTZD die allein mögliche Umschrift^), nicht etwa 1331 , wie Maspero um-
schreiben möchte. Das Demotische bietet also, abgesehen davon, dass es über-
all bedenklich ist, diese Schrift für etymologische Zwecke verwerthen zu wollen,
keinerlei Veranlassung, Steindokff's Erklärung*) von hi aus j)V aufzugeben. Ich
glaube vielmehr, dafs die Gruppe |^ = . , deren Aussprache hi z. B. in
dem oben erörterten Wort »Paar« vorlag, zur Schreibung- des aus pr entstan-
denen Wortes Hl «Haus« benutzt wurde.
^t liefft vielmehr — wenn ich mich nicht täusche — in einer anderen
Gruppe vor, welche ich zunächst in folgender Verbindung citire:
Setm 5/20 '^<^^<.'\^^(&Ai \
Die auf der Hand liegende Identification mit I jNf^^f^i^z: ^ Ä^n-^Hli
u. varr.") ergiebt die Gleichung i^JS'y =
') Vergl. auch die von Revillout, Nnuvelle ehrest, p. 97 fl'.. p. 152 mitgetheilten Texte von
7"««'» und Wien.
^) Siehe Maspero, Rec. XVIII/6.3.
') Diese Umschrift läfst sich auch hieroglyphisch in einem Text der Spätzeit (Sharpe : E. I. II,
Taf. 1 ff.) nachweisen, welcher aX^ von IJ, unterscheidet.
[Ah I ca W oCT]
*) AZ. 1889, S.108.
') Ebenso Pap. Louvre 2425 bei Revillout , Chrest. demot. p. 284.
•) Siehe Maspero , Recueil XVni/63.
1899.] Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. 29
Diese findet eine weitere Bestätigung in Pap. Rhino (5/1), woselbst
^(0^'^^^<^(^\ A clureli _Q^r— -1 übertragen ist.
Dieses '^t ist nicht dasselbe Wort, welches im Decret von Rosette und Ca-
nopus in der Form XJ^^ ^) auftritt und einmal durch faecs? wiedergegeben ist.
Die Verbindung J ^ yy\^ ^ O »Südseite« läfst sich aus verschiedenen
Papyrusstellen der Ptolemäerzeit nachweisen. Für die Kaiserzeit citire ich die
Gruppe irix^ ') nach P. Lugd. 1, H84, 14/22. Wie schon Brugsch (Wörterb.
Suppl. V 294) richtig gesehen hat, liegt hier das Wort '^id {A. R. ''Sd) vor.
Von HI unterscheidet sich die ihm häufig angeglichene Gruppe für n
vor Allem durch das Geschlecht. Hier die wichtigsten Formen:
A. Thes. pap. aeg. 22/3 (Darius) A««»i-»-
P. P. B. 3112,7 %.s\ti0m
Steininschrift: Rosettana Z. 1 ^ÄD^
R. Pap. gnost. Lond. 8'9 <'S\<^ .
Pap. Rhini. 21/9 <h\Vc^
Das Ergebnifs der letzten Untersuchung stellt sich demnach folgendermafsen:
111. s/>^^ = Ti = ^-
Zimi Scldul's seien noch einige Verbindungen mitgetheilt, in denen sich
die Gruppe I ^— findet. -"7^ in der allgemeinen örtlichen Bedeutung liegt Pap.
Rhind XXV 9 vor
p' hr-hh .... h '^ n if nifru tfm n r°nif.
Der hieratische Text:
giebt _// f die Bedeutung »füliren«. Ich übersetze daher »0, Vorlesepriester
(Taricheut), führe die Götter und Menschen«.
') Nach Rosett. 12.
^) Nach der Copie von Rkvillout, Nouvelle ehrest. 115. Veigl. Chrest. 406.
30 Wilhelm Spiegelberg : Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
In zeitlicher Bedeutung steht unsere Gruppe P. Berlin S^äl 5/2:
rnpi Ifi-k 'r ^ dt.
»Es verjüngt sich deine Seele bis in Ewigkeit.«
Eigentliümlich und anscheinend mit der örtlichen Bedeutung im Zusammen-
hang steht die Vcrl)indung '"T^'^ '' o''» vielleicht ein Ausdruck für »Hand-
fläche». Ich kenne sie nur aus zwei Beispielen, die beide eine übertragene
Bedeutung voraussetzen.
Rosett. Z. 31:
nfs h'p'r 's <" cft n r°nf (fl-ä'rei^^) <^°n,
el^eivou §£ xod rolg aAAotc i6iwToi,ig.
Setna 5/36 — 37:
^^>3v-^x^^ u / y<<^^ "^y^-kt- ^^l]k.2f/ w ::^
d' P'r-<^V Stne(?) 'ri '^ fti n-'k t Jft de eu e . . . . -k 'k fiu ü pei d'nfe e
p m" n 'ntef er°k.
»Es sprach der König: S., ich habe dich früher gewarnt [?].'), indem ich
sprach: Man wird dich tödten, wenn du nicht dieses Buch wieder an den Platz
legst, von wo man es dir gebracht hat'").«
Vn. Die Gruppe ^J^ deb.
Die obige Gruppe ist bislang nach dem Vorgange von Brugsch^) >Sbk gelesen
und als Variante des bekannten Sbk gedeutet worden. Und doch sprachen zwei
schwerwiegende Momente gegen die Lesung. Einmal ist der Wechsel von an-
lautendem s und i ohne jede palatale Beeinflussung ganz undenkbar, und dann
spricht die positive Gleichung des Papyrus Rhind'') dagegen, welche unsere
Gruppe hieratisch durch ^jlJj Gb wiedergiebt. In dem bekannten Titel des Erd-
gottes »Fünst der Götter« entspricht dem demot. '3-~\i,(J^^' S^- Dl— "^ f'i»
') Vielleicht ist das -machen der Ilandiläciie» ein warneiuler gestus.
') 'ntef ist der Infinitiv von eine mit Objectssuffix, also wörtlich .Platz des es (sc. ■stoioAie)
Bringens*.
•) Gram. dem. p. 4.5 und P. Rhino Nr. 391.
«) P. Rhino 19/10, 20/4 in der Publication von Brugscii.
1899.] Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. 31
Wenn man die hieratische Form für den Gottesnamen')
Mt Ö^
mit der demotischen Form vergleicht, so wird man sich die Entstehuns: aus
der Gruppe ^>,J<2J| leicht erklären.
Die einzig auffallende demotische Zuthat ist das <r . Ich glaube , dal's
dieses Zeichen, welches zweifellos ein k ist. hier aber als bedeutungsloser Zu-
satz steht, durch die Gruppe
^^-^
[vergl. hieratisch P. Anast. U 4 "i -.
in mifsl)räuchlicher Weise in die Schreibung des Gottesnamens eingedrungen
ist. Wie dem auch sei, an der Lesung Gh ist nicht zu zweifeln, und damit
ist auch für den in der Ptolemäerzeit sehr verbreiteten Namen')
die Lesung Pa-c/b gesichert. Vielleicht entsprechen ihm die Namen Uci.y.v,ovi<;,
Yluy.vßig der griechischen Contracte.
Neben der oben gegebenen Form des Gottesnamens, welche ich nur für
die römische Zeit^) belegen kann, bietet ein ptolemäischer Text unsere Gruppe
in etwas veränderter Form'") hfl^ ^ /JlU) 1-^ > « 1 \ O (H) e V rpai if nt^r, das
hierogl. ^>^ Jl^'^'IT'i. Die sonst noch lielegtc Form') fyll^ ist natürlich
aus der hieroglyphischen Schreibung der Spätzeit übernommen.
') I. Anast. IV 4/1 ; II. Anast. V. Taf. I.
^) P. Rhino 3/10.
') Der Name ist besonders häufig auf den aus Gebelen stammenden Urkunden.
*) Ostrakon 573 der Ägypt. Samml. der I'nivcrsität Strafsburg. Die folgende Stelle
li(b3^töl
nPa-Geb, Sohn des S^hlt-hotp.' desselben Textes /.cigt Gcb neben Sohle.
S) Vergl. aufser P. Rhino Gnost. Lugd. 6/10, •20/-2 ib. Verso 13/4.
^) Thes. pap. aegypt. 1/3.
') Hess. Glossar zum Londoner gnost. Papyrus S. 15.
32 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXXVIl. Band.
VIII. (1^<=>"^ "^-^ "1 '^^^ frühdemotischen Texten.
Die obige im Demotischen (d. h. den Texten der Ptolemäer- und Kaiserzeit)
zu (_)lf : \ if verkürzte Gruppe zeigt in den frülidemotiselien Texten noch die
dem Hieratischen nahestehende Form, oline bislang erkannt worden zu sein.
Ich kenne sie aus folgenden Beispielen.
P. Berlin 3078/6 (Darius):
nt n'm nk" n'm n p' f 'nt e' [€.-\) t'-hprw (-snooT) ir-m-k (ne-Wf^K).
»Alles und jedes, was ich mit dir erwerbe.«
Thes. pap. 11/6 — 7 (Amasis):
ntk [\vxbM.) f I aifk f 1 ir-m- (neu) n" hli'r (igfiHp).
»Dir gehört ein Theil, mir gehört ein Theil mit meinen Genossen.«
IX. Die Bedeutung von {^^<^ Jfnft.
In den Contracten über Darlehen von Weizen {^oLveiov) findet sich stets eine
Wendung, in welcher der Schuldner sich dem Gläubiger gegenüber verpflichtet,
bis zu einem bestimmten Termin das entnommene Getreide mit oder ohne Zin-
sen wieder zurückzuerstatten'). Die Formulirung lautet in' dem P. Berlin 3103
folgendennafsen :
') Vergl. Revillout, Rev. eg. III/27 und ferner die in/.w isclien bekannt i;e\vordenen gi'ie-
«hischen Urkunden , welche weiter unten herangezogen sind.
1899.] Wilhelm Spiegelbf.rg: Demotische Miscellen. BH
Ri« /;r/(- (oTHTivK) . . .(y) .7 f« y/',s' Pj-j r . . .(?) 3 '"'n r p'u hir" /jnir r ''r n"i
r"/! pr"l v-tik (CTCK'^) n"i ntl (llT^.) // n"k jfk . . .(?) -i 'nt hr"i r Im r/ij)f J\' (/)
("Ift 1 ^/)i jf innk rift 8 c /-"np^l "/,, r i"/ft S <'"/« /i sir" "f w'^'"'b m'n shl(^) in^n dh
r f mdit e-hyk (cTCKim) ifi pr"t '/n"s "u hi (ujhtt) 'u ß 'u .fwh(?) e f p'k rdw p'k
H« n ift nfn h' li'^i^t "nt n'm "iit kr"' r hn r"np't JV (t) rb°t I s"m.
»Du hast H Artalien — ihre Hälfte beträgt l'/^ Artaben — wiederholt H Ar-
ta])en mit den zugehörigen Zinsen von mir zu verlangen für (wörtlich im Namen)
das Getreide, welches du mir gegeben hast. Ich will dir deine !5 olien erwähn-
ten Artaben (zurüclv)gelien bis zum letzten Pachons des Jahres IV, macht 8 Monate
= ■/j Jahr, wiederholt 8 Monate an Getreide, rein, ohne ...(?), ohne ntJi. nacli
dem Mafs, mit welchem du mir Getreide zugemessen hast, indem es gemessen,
transportirt und eingeliefert [?]') ist in die Hand deines Verwalters in dein Haus
in Tlieben ohne Unkosten und Transportberechnung, alles Obige bis zum Pachons
des Jahres IV.«
Man sieht aus der Übersetzung, dnCs l'iir mich die Bezeichmuigen, welche
die Qualität des Getreides betreflen, noch nicht feststehen. Über den unge-
fähren Sinn köimen uns griechische Urkunden i)elehren. Man vergleiche Brunet
DE Presle, Pajwrus du Louvre p. 172 (Piiilometor?):
» . . . 1T\JQ0V MTÖ.ßU'^ ElXOdl ^VO TifJ-KTV XTCiKOVi:' TO Ss ^MEIOV TOVTO d—OOOTW 'AdxA*]-
■üiotc 'kpmr,<jsi im rr ■nci.yjjiv A toxi äOtoij IrL TtooiiV vzov KaB-apov cnjxvXov [ävS- wv
zrT\/ß,v.t XM oi.iTGy.ccTc/.ur-/\Ta.r'jj eic oI-kov irpoc avTov ro?s idioic oi.vyi?Mfj.ci'n k. t. /.»
Grenfell, Greek papyri XVIII/1 2 fl".") (Euergetes II) . eine Urkunde, die auch
.sonst zu dem demotischen Texte zu vergleichen ist:
» TTVOwv upTcißdi; TpiaxcvTci ~fi'[T|£ scToy.x. ro oaveiav tgvto ä—odoTuiTav ot
SE^a.vet(JiJ.evot 'X.TroXÄU)vien efx fj-vivi ]\ct%u}v \t\ov ä&L Trvpov viov KuB-apov a^oÄov Ü7t\ox.u\
^E<j-TUfX£vov 6JC o7-/.ov -poQ a.vT[y]v iSio\tc: kvfi'KwixcKJw , [j.\i\rp^i &i Kcu [tt |otce(A;i(/)o6v Trpec
tÖ xS-x« (= TTfoc TS £iV.oi7(i'Evv£a7jOiVtxoi' nach Wilcken).
Ib. X/14 (Philometor):
» \vitiv y.cura.pov a]7rö iravTCi; x.\ocl d,\y.ivdv\vov iJ.\cTpu]i tjot xai ~apziXY\(pctTi KUi
(ii7ro\Kot^£<JTYiiJievov eic olx,ov ].«
Für die Kaiserzeit vergl. Grenfell, The Oxyrhynchus pa])yri CI Z.IJCifl". :
') Die Varianten haben e jj'k hi. ") \'ergl. XX1I1/10(T.
Zcilschr. f. Ägypt. Spr., XXXVII. Band. 1899.
34 Wilhelm Sp[Egelberg: Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
y>~v:sv vsov y.auroioov olooXov c/l'/x&ov x,eKG>jy.tvevusvov wg sie; bvi/i>ic[a"](cv'. uetc avfxevov
Daraus lassen sich Iblgende sichere GkMchungen aufstellen:
sw" ^ ~vcov nav
ef w^""h = ■A.o&a.pcv.
Aber alles Andere, mit Ausnahme der gleich zu liesprechenden Wendung,
bleibt unsicher. Auch die Varianten
/;>^')^\\^rA<^y>^
\C %: i' ?OiCi
p^'y-^'-^i^T^fl//,
')
lösen die Schwierigkeit nicht. Die Varianten der von Revillout veröffentlichten
Urkunden^) sind bei der willkürlichen Art der Publication für unsere Zwecke
völlig werthlos.
Niu- für die Phrase k^/ck uvyiXwßa'nv läfst sich noch ein sicheres demotisches
Aequivalent ermitteln. Die Bedeutung von If ist aus vielen Beispielen , nament-
lich auch aus der Rosettana (^ (^a-osvac) bekannt^), und die Bedeutung von
h'tn't läfst sich aus dem Koptischen erschliefsen.
Krall hat für gH.UH : g^cMC in seiner vortrefflichen Bearbeitung der koptischen
Texte der Wiener Papyrussammlung^) die Bedeutung »Fahrgeld, Transportkosten«
nachgewiesen. Dieses Wort ist aber zweifellos mit der in Frage stehenden
demotischen Gruppe identisch. Demnach umschreibt iSicic; oLw^Xitifj-ctdiv nur all-
gemein das genauere demotische »ohne Unkosten und Trans])ortberechnung«.
y^/v^
V. Die Gruppe 9'»V^*^ = <3-€"<^€^o-
In dem Choachytenregloment der Berliner Sammlung, P. 3115, welches
eine Reihe von Vereinbarungen enthält, die unter der genannten Priesterclasse
getroffen wurde, befindet sich Col. 111 Z. 15 folgende Stelle:
') Aus einem aus Gebelen stainnieiiflcm mir von \)v. Reinhardt freundlichst übersandten
PajnTus (Jalir 5 der Sammtregierung der Kleopatra III. und des Ptoleniaeus Philonietor II. Soter II.).
Die Urkunde enthält wie P. B. 3103 eine Schuldverschreibung.
") P. B. 3102 Z.19.
') Chrcstom. demotique jj. 114. Revue ig. III Tafeln zu p. 20 ff. \'ergi. auch Brugscii, Thes.
p. 10.50 (Ostrakon des Berliner 3Iuseums).
*) Siehe Spiegelberg, Rechnungen aus der Zeit Setis' 1. j). G4ff.
') Band II des Corpus papyrorum Raineri archiducis Austriae p. 38.
1899.] Wilhelm Spiegelberg: Deinotische Miscellen. 35
' hn fni p' t" s'iii ' (jp (Jny't) ms" iC '"'6-"/(?).
Revillout') überträft:
»Personne au monde, parini les clioacliytos. iie peut aller prendrc («Ten),
ou deraander («ywoT), sa cruche de vin (<5'Xw^v^:'), par derriere les chantres«.
An dieser Übersetzung ist Vieles zu beanstanden, abgesehen davon, dafs
sie überliaupt keinen rechten Sinn ergiebt. Die Ungenauigkeit "jtarini les ehoa-
"V—
chytes« — eine willkürliche Ergänzung — lasse ich bei Seite. Aber ^ —
ohne üeterminativ! — als Verbum ffuoiy zu fassen und das nächste mit dem
Determinativ des Vogels versehene Wort als Gefafs — gli = 3'\ma^\?\ — zu
deuten, ist mindestens unerlaubt. Für Jeden , der die deinotische Orthographie
kennt, liegt es auf der Hand, dals wir hier </}i[//i zu lesen haben. Die Iden-
tificirung mit (yeufTe^o »Fledermaus« ist damit ohne Weiteres gegeben. Die
Übersetzung von ;/p («s'cijn) ist möglich, aber keineswegs gesichert; falsch ist da-
gegen wieder die Übertragung »chantres« (hsiv), wie Z. 1 der Columne zur Ge-
nüije zeigt, wo die unzweifelhafte Grupj)e /js nel)en der hier in Frage stehen-
den erscheint. Vielmehr Ist aller Wahrscheinlichkeit nach '^sf') (e^uj^vi) zu lesen.
Leider ist an beiden Stellen, an welchen unsere Gruppe sich findet, das ihr
folgende Stück zerstört, .so dafs ich nicht zu entscheiden wage, ob hiou- nicht
das Wort / ^s^f »die Menge« vorliegt. Was die Bedeutung anlangt, so möchte
ich darunter vermuthungsweise die »gewöhnlichen, niederen Priester« im (iegen-
satz zu den höheren verstehen. Dabei sei an die Bezeichnung ] U <g=<y^ neben
]!]<'"=■ [3lARn:TTE, Abydos II 21 1') erinnert.
Ich übersetze also:
»indem (e) Niemand auf der Welt gehen kann, um Fledermäuse zu fangen (?),
aufser den gewöhnlichen Priestern (?)«.
Die Bedeutung von nc*.. »aufser« in Negativsätzen ist aus dem Koptischen
bekannt'). Auch im Demotischen ist diese Bedeutung zu belegen, soSetnaI/9,
wo gewifs folgendermafsen zu lesen ist:
bn 'f N"itfr-lf-Pt"h p" s"n i'ft h'r jf t" ms" m"".? h'r n' /yswl(?) n M'n-rffr
1) ÄZ. 80/139.
2) Zu der Gruppe « s. Hess, Glo.s.sar zum Setna- Roman 8.150.
') Vergl. auch Borchardt, ÄZ. 1890 S. 81, Anm. I.
*) Vergl. Stern, Kopt. Gr. §561. .-Ms weiteres Beispiel citire ich Pistis Sophia 381 Z. 25.
36 Wilhelm Spiegklberg: Demotische Miscellen. [XXXVll. Band.
»mein Hriuler N. tliat nichts (icpf) auf der Welt als umlierwandeln in (l(>r
Nekropolis von Memphis«.
Ganz klar ist damit die Stelle noch nicht, da vor Allem die Bedeutung
von (/p nicht feststellt. Vielleicht galt die -Fledermaus« als unreines Thier,
de.ssen Berührung nur der niederen Priesterciasse') gestattet war. Aber die Be-
deutung von (/n(//> »Fledermaus« ist über jeden Zweifel erhal)en.
XI. Der Titel li'ivfe in di'inutiselu'ii TextcMi.
In den Texten der lil)yschen Zeit (Dyn. XXII — XXV) findet sich gelegent-
lich der oben in Transseription wiedergegebeue Titel in folgender Orthographie:
Mon. de Leide (ed. Plevte). M. 24 (Taf. I/II):
Für den Sohn sind die Varianten:
und
für den Vater:
_2ai O
Das Amt des «khcHe des Amontempels zweiter Classe« vererbte sich nach
den Inschriften des hier erwähnten Sarges durch vier Generationen.- Eine andere
Orthographie des Titels bietet Lieblein. Dict. 879:
»der klwif des Äf- Tempels PefeheS'^,
und verinuthlieh steckt auch in M.\riette, Catal. d'Aln'dos 1227:
un.ser Titel.
Man darf aus der zufällig in den angeführten Stellen belegten Verbindung
<les Titels mit Tempeln nicht etwa auf ein Priesteramt schliefsen. Dieser Schlufs
wäre sicher voreilig. Ebenso wenig darf man in so sj^äten uiul unorthogra-
phi.schen Texten auf Grund der schwankenden Orthographie in unserem Titel
ein Lehnwort sehen. Mir ist es viel walirscheinlicher — freilich möchte ich
diese Vermuthung nur vuiter allem Vorbehalt gelx'ii — , dafs in diesen Worten
der Spätzeit nur Varianten des bekannten Titels vorliegen, welchen ich aus dem
»neuen Reich« (Dyn. XVIII — XXI) in folgenden Schreibungen l)elegen kann:
') Auch bei den Juden (Lev. 1 l/l'.t, Dt. 14/18) j^alt die Fledermaus als u
T Aufenthalt des Thieres in Gräbern , der Stätte der Geistei-, die letzte Ve
als unrein. Melleicht
ist der Aufenthalt des Thieres in Gräbern, der Stätte der Geistei-, die letzte Veranlassuiii; dieser
.\nschauung.
1899.1 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. 37
>; n Loiicrf C. 5(),
c^ W
^^ SiiARPE, E.G. 1/42,
'— ^ S( iiiAPARELLi. C";it;il. Fircnze 422').
(2 W '
In diesen (Irci Reispiolcn ist der Titel mit (iötternanien, in den beiden
ersten mit,l///o//, in dem letzten mit Osh'is veri)unden. Daneben aber werden
unter Setlios I. (LD. III. 1 4(lb. Z. .')(;): U '^ ^ ^ S) '^-^ #'* j ^= fl ^ «"'"-
wähnt, welche zum Brunnenbau verwendet werden. Hier legt der Znsammen-
liang wie die Orthograplüe nahe, in /i'y(rff eine Adjectivbildung von k>t »Ai'beit«
zu seilen^), und führt zu der Übersetzung »Arbeiter» oder vielleicht besser »Bau-
arbeiter«. Denn k>t hat s])eciell diesen Sinn. Dieser Titel, über dessen Be-
deutung und Identität mit demjenigen der libyschen Periode man nocli streiten
mag, ist nun noch im Demotisclien anzutreffen. Eine Urkunde aus der Perser-
zeit*) {üarius).
' "Der ;/irff' des Hauses des Anion von Djeme'^) Hari/offS"
und ii). Z. 2
»der f/trfe . . . Animirilh"
enthält zweifellos den aUen Titel, welcher sich für die Ptolemäerzeit auch in
einem von Revillout") mitgetheilten Papyrus des Brit. Museinns (Pap. Ilay) nach-
weisen läfst. Bei der willkürlichen Al)schrift des Herausgebers ist jedoch die
l)alaeographische Verwerthung der in Frage stellenden Stelle
ausgeschlossen. Die Übersetzung »der r/«'/r des Amonteinpels K'i\l)d (KoAAoü^>ic)«
ist indessen gesichert.
') noch könnte hier das Wort [_) ^ , ..(iaitiii-i« [l'ahcri (ed. GitiiTiiii) Tat. \'1II1
)rlie}>en.
■') X'ariaiite Z. 10 ^J ^ ';^^ V\?i | .
3) So auch Briigsch, Wb. IV 8.1476.
*) The^. pap. aegypt. XXIII , no. 23.
") Für die Schreibung von •shmc vergl. I5rir(is(ii, Dict. geogr. 988.
«) Rev. eg. I Taf. 1.
38 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
XIl. Der Titel lepoünooAoc; "biboq luer^-^Hc; im Demotischen.
Der angegebene Priestertitel findet sit-li ver.scliiodentlicli in dem Protokoll
griechischer Contracte aus der Regierung der Kleopatra III. und ihres Sohnes
Ptolemaeus X., Soter IL, in welchen ein kpovirwXog "icri&e lUEyaAvjc |U»)Tpoe B-ewv er-
vähnt Avird'). Dieser Titel steckt nun zweifellos in folgenden bislang mifsver-
standenen demotischen Contracten, welche derselben Sammtregierung angehören.
1. Pap. Buhg bei Revillout, Chrest. demot. p. 402.
II. Pap. Leiden CLXXXV (Rev. eg. 1/91 Taf. H).
III. Pap. Vatkan, Rev. eg. III/25.
IV. Pap. New York, Rev. eg. III/26.
Die einzige palaeographisch brauchbare Stelle (Pap. Leiden CLXXXV)
ist leider zu zerstört, um eine sichere Lesung zu gestatten. Die anderen .Stellen
sehen in Revillout's Umschrift so aus:
IV. // rf <■' uy-2_ ^r1 p-t f/l? t(/ny xp
Wer das hier vorgelegte Material vorurtheilslos betrachtet, bekommt einen
Begriff davon , wie traurig es noch um die Fundamente bestellt ist , auf denen
sich einmal eine exacte demotische Forschung aufbauen nud's.. Hier sind wir
einmal auf Grund der griechischen Papyri in der Lage, den correcten Text
wieder herzustellen, der aller Wahrscheinlichkeit nach so aussieht:
01) auch die letzte Gruppe richtig ergänzt ist. bleil)e dahingestellt, ebenso
wäre auch eine Verbesserung in [ ^ / {i_ (/"i/0 hinipiihi denkbar. Eine
letzte Entsclieidung ist nur von den Originalen oder Photographien zu erwarten.
Aber so viel ist sicher, dafs von »(la deesse) Aerpole, grande Isis, Evergete,
mere divine«") nichts dasteht, dafs vielmehr der demotische Text den Titel »des
Hierupolos der grofsen Isis, der göttlichen Mutter« enthalten mufs. Übrigens
zeigt das Demotische die dem griechischen kooinrwXog entsprechende Form an
Stelle des correcteren tEpu-ö'Aoc.
') Siehe Grenfell, Greek papyri p. .53. Oxford 189(>. Veigl. aiicli Strack, Dyna.stie der
Ptolemäer S. 202 und Mahaffy, Empire of the Ptolemies p. 374 Anm. 1 .
') Bereits Strack, Die Dynastie der Ptolemäer S. 174, hat daran Anstofs genommen.
1899.] Wilhelm Spiegelberg : Demotische Miscellen. 39
XIII. Die Partikel cic im Demotischen.
Ich lialie inicli oft gefragt, was aus der bekannten Partikel (11 eic im De-
motischen geworden ist. Die folgenden Ausführungen sollen eine vorläufige Be-
antwortung dieser Frage enthalten und andere Fachgenossen zu weiteren Nach-
forschungen anregen. Die der hieroglyphischen Gruppe (1 I entsprechende Form
bieten die archaischen Texte, wie aus folgender Stelle hervorgeht:
än'''k t's °i H rfk Tft rim pr't n'm nt 'u (cTeT oder ctot) r ^k e If'tk i's dn°k
jfk fr' <^°7i M rfj hr°d f<^ dt.
»Ich gebe dir also alles Sill)er und alles Getreide, was deinem Herzen
beliel)t (wörtlich : in dein Herz eingeht). Ich bin also dein .Sohn wiederum (d. h.
ausdrücklich wiederholt) mit meinen Kindern bis in Ewigkeit').«
Für k giebt es, abgesehen von der plionetischen Schreibung, noch eine
solche mit den Silben und Wortzeichen ft . ~JT' , ^S-
Das Silbenzeichen ft kennen wir im Demotischen aus einer Grujipe, die als
solche bislang noch nicht erkannt worden ist. Hier einige Beisj^iele:
P. Rhini, IS/IO:
my Sbnf (jw.Ä.peq sbii) n'm f ist n Usir
»er möge sich mit der Schiffsmannschaft des Osiris vereinigen!«
ahnt n t° ist n n' Ifme n f" hnt fm'nt't.
') Thesaurus pap. aegypt. IX , 4/5.
'') Ähnlich ib. Z. 3, doch ist mir die Stelle nicht ganz verständlich. Dafs nicht kopt. g(u-
geineint ist, zeigt Z. ,5 zur Genüge mit der deutlich geschriebenen Gruppe hct. Vergl. auch Thes.
XXIII/.5.
40 WiLHELJi Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
»du vereinigst dich mit der Schiff'smannscliaft der Frauen der Herrin des
Westens« (ähnlich H3/5).
Ebenso schreibt ein aus der Ptoleniäerzeit stannnender Papyrus der Berliner
Sammlung (P. B. 8278, passim) die Gruppe y^\ .
^9» als Wortzeichen is findet sich in der Gruppe ^^5, ^ tsu-'i i^cor. Diese
ist für das Demotische aus der Rosettana (Z. 2(i) als Z 1/ 7 /' ''■''"' l'clcgt, die
Form der Papyrushs. ist d\/t) Für die Spätzeit citire ich die Schreibung
^^WS^ ■-). Es liegt nahe, in 7^ und Ähnlichem die demotische Form fiir ^3i
zu sehen, obwohl noch die hieratischen Zwischenglieder fehlen. Der Papyrus
Rhind (27/6) bietet nun in der Gruppe Jd^T C \^^^A '' ''*"' ^'" '^^'^it'-res
Zeichen für is, in welchem ich das hierogl. ~Tr erkennen möchte, freilich unter
allem Vorbehalt. Es ist dasselbe Zeichen, welches in ptolemäischen Texten^)
häufig als ^ erscheint und vielleicht den Pachtzins bezeichnet. . Somit haben
wir folgende Werthe erschlossen:
I. X^ -P = -^(■)
"• ^ =&
m. x^ = ^^.
Dabei habe ich von der Gruppe ganz abgesehen, mit welcher man das
Verbalpraefix €c (0^0) 2I- ^"*^ *^'^ Gru])pc ^^ (i/U'°) e^c »alt« zu schrei-
ben pflegt, welche aber auch sonst (vergl. die oben citirte Gruppe") für »Grab»)
für ts verwendet wird, imd eben diese läfst sich, wenn ich mich nicht irre,
gelegentlich als Partikel eic nachweisen , so
') Nach einem mir von Dr. Reinhardt niitRetheilten Papyrus.
') P. Rhino 8/8. ') P. & 3102/16 u. .s.
*) Es ist keinesfalls sU zu lesen, welches wesentlich andere Formen zeigt.
») P. gnost. Verso 5/13. «) P. B. 3114 Verso (Ptol.).
18i)0.) Wii.HKi.ji SriEGEi.nERO : Demntisflie Miscellen. 41
Pap. Imgd. I, 3730:
fs s't h'vft Hr-h"st s'f d^swfi rifr (1,|°t)) ^bfX^) ••• "'"'■" <f s'p sh"L
»Siehe, die Frau Eri-lxtd, Tochter des T ^^^ <S7//(?) und der .... spricdit:
Nimm die Schrift« u. s. w. „ ,,
Ebenso steckt vicUeicht in den Zeichen j^ \/^ ')• mit weichen da.s Decret
von Canopus beginnt, unsere Grupj^e.
Dagegen schreibt dersellae Text an einer anderen Stelle (Tlies. 1574) ^// ,
Avo der hieroglyphische Text (1 I zeigt. Ich lasse es dahingestellt, wie sich
diese demotisclie Gruppe entwickelt hat, sondern will hier nur weitere Fälle
dies.es Vorkommens feststellen. So glaube ich, dafs unsere Partikel in der Gruppe
steckt, mit welcher die demotischen Contracte die Aufzählungen der Nachbarn
eines Hauses und Ackers beschliefsen. Die Wendung lautet nach meiner Lesung
i's (€ic) n" hine n »siehe, das sind die Nachbarn des (Hauses oder Ackers)«.
Hier einige Proben nach Papyri des BerUner Museums, welclie säninitlicli
der Ptolemäerzeit angehören.
P.E. 3111/3:
e\c n' hin ...(?) j"J/ 'iä hr'" trih.
P. 311H/5:
c\c if hin n p' irrh hi T/;/".
P. 3097/5:
') Vergl. dazu die Copie von Rf.villout: Rev. eg. p.91 und Tafel.
^) Deux versions p. 2. Nach Groff (a) und Brugsch (6) (Thesaurus 1.555). .\ndere Repro-
ductionen sind mir leider nicht ziigänfflich.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXVII. Band. I89U. 6
42 WrLHELM Spiegelberg : Detnotische Miscellen. [XXXVII. Band.
= P. 3070/5:
€ic n' hin n jf mh Itn II 'nt hr'" i'ru.
P. B. 3105 12:
eic «' hin n p' Hi «*»« ifnt nis"f 'ni hi'"' t'rf.
Pap. Reinhardt:
9» v^(^ p ::?-^ij}j2_. ^ 1.-2 T.'XiDj/iA ^y/// .)
€ic 7t hin n n' j"U f k"j 'nt hr"' frs.
P. B. 31 4B A/():
P. B. 314G B/6: l '
ö) eic n" h'n tf i"h" 'nt hr'" t'ru.
b) hat statt cic die Variante r (= »macht, beträgt«), die sich auch sonst
findet, z. B.
P.B. 3096/5:
e n' hin n p' J''h' 3 'nt hr"' t'ru.
P.B. 3096/5:
f n' h'n p' Hl 'nt hr"' t'rf.
In etwas veränderter Form findet sieh die Partikel in römischer Zeit. Hier
zwei Beispiele aus dem Pap. Lugd. 1, 384.
XVm/27:
Vs «■"A"'' p' i'm n p'n "r h'r p' nf.
»Siehe, da stand die kleine Maus vor dem Löwen.«
') Im Jahre 1897 im Besitz von Dr. Reinhauiu. Ich nebe die Stelle nach einer Transscription.
Die Grujijje für cic hat im Oiiirinal diese Form fi^^ (P- R- a.).
1S99.] Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. 48
XVII 31:
i's p" p'n ti s^ (= -xo) r"/ ms" n' snh"^% (c«6.to) n p' iti".
»Siehe, da braehte die Maus ihren Mund an die Fesseln des T.öwen.«')
Sehr fraglich ist, ob in der Partikel Ti^ in der folgenden St(dle des
Setnaromans') (2 5 — ^^):
e!c(?) hr Th'T ij'ni iii"t't n'iit "nt h"p'r n Ä^'/ffr-k'-Pf'h 't(f p' d'rrf
»Siehe, Thot hat Alles gefunden, was demiV. wegen des Buches geschehen war«
unsere Gruppe steckt. Noch zweifelhafter steht es um das Wort 9^ <■;> ))J (Pap.
Lugd. gnost. XIII 4), in welchem IIess^) die hier in Frage stehende Partikel er-
kennen möchte. — Zum Schlufs sei noch einmal der problematische ('harakter
dieser Ausführungen betont, welche noch in vieler Hinsicht der Ergänziuig und
Berichtigung bedürfen.
XIV. Eine Formel der demotisclien Contractc.
Zunächst seien hier eine Reihe von Beispielen angeführt, welche die in
Frage stehende Formel enthalten:
P.Berlin 3105/12:
"r-k Ick) //is"! /i p" Jfp n pei sh"' n wi") ii fni n k'nf.
»Du darfst mich gerichtlich verfolgen kraft dieser ägyptischen Cessions-
urkunde. «
ib. Z. 18:
V^> f'U ^/,J>^ yil^-^^'
VA' itis"i n 'r /fk r mdt n'ni °nt hr"' ""'//.
»Du darfst mich zwingen, dir auch nach jedem oltigen Wort zu tinin. «
') .\n einer anderen .Stelle dessellien Papyrus \I1I 1 -£1-0 ^/i jIT lli' .-5 I) K/'^p \A
|iiach Kr.\ll: Deinot. Lesestücke] i}s hri 'r h'r t" hnu-t »siehe, ich hin vor meiner II<Trin.. scheint
die ursprünglichere Form der Partikel vorzuliegen, welche der Form 111, ti.i'A entsiirechen dürfte.
^) Nach Krall, Deinot. Lesestücke.
') Über die der Partikel vorhergehende Grup|)e s. CiRiFFHu, P. .S. B. A. liSlMi, p. Idl.
*) Siehe das Glossar der Publication s. v.
^) Vergl. J/a«/i. ^) 31 otc.6i üotci. freilich in anderer Bedeutung.
6*
44 Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
r. B. :ni8 2i
p ^ r^ KrAj^-^^j •*'5«'
eu im"/ e-ti-'rf (eTpoq) c If indt ii'm 'nt s'h hr"'.
»Sie sind hinter ihm her, dafs er nach jedem Wort handelt, welches oben
geschrieben steht.«
P. B. 3100/15 (= 3099/17 = 5508/16):
'rk (= K) )»s°f n fhhi 3000 P Urh°r 10 P tnln 3000 ^"n Ute 24 f ^\jo e ti
ti-f s7 n''k.
»Du bist hinter ihm her (d. h. du kannst ilin bestrafen) mit 3000 Silber-
fb'n = 10 Talenten = 3000 SilberfÄ'«, nach dem Verhältnifs 24 (Kupfer)A-'r =
7io Silberr//« ') , damit er es dir thue. «
Diese Beispiele lassen sich noch um zahlreiche'-) vermehren. Ich denke aber,
die oben mitgetheilten zeigen klar, dafs wir in der Wendung mit iic&. einen No-
minalsatz vor uns haben, in welchem bei pronominalem Subject das Praesens II
auftritt^). Diesem Tempus gehören ja die Formen 'i-k (= k)*) und eu (ct) an.
') Diese bereits von Brugsch (ÄZ. 1892/8) aufgestellte allein mögliche Lesung und Auffassung
bestätigt Grenfell's (Revenue laws p. 208) Vermiithung auf das Glänzendste, dafs wir hier die
demotische Übersetzung von ?.v;\l/o^£S^«( sie rov TTccrri^ce oßoXoii'; h§ vor uns haben.
^) Ich möchte nur ein Beispiel darunter herausgreifen (AZ. 1880, Taf. II, Xr. 3, Pap. Brit.
Musemn) :
^o3 p^ fö ^ 1
e n'k hr"d ms" n" (ir"t' e n" hr't' n n" hrot'ins" )t' hr^d ?i''k hf"t' f'ii ji^' /i"ic 'nt /ir"' i" dt.
»Deine Kinder sind hinter meinen Kindern und meine Kindeskinder hinter deinen Kindes-
kindern von dem obigen Tage an bis in Ewigkeit.-
Vergleicht man dazu ib. Xr. 4 (Pap. Brit. Mus.):
^^•3pjl'«ui:.l»i
e n" hr't' sfms' Ji'k hr«t' n" hr°i? n n" hft^ n'k hi-"t' thi p" h^w 'nt hr"' i" dt,
so kommt man auf die Vermuthung, dafs in diesen nahezu identischen Sätzen S^ms' "folgen» eine
Variante von -hinter Jemand sein« ist, und erhält auch so die weiter unten nachgewiesene Bedeutung.
') Siehe Steindorff, Kopt. Gram. § 2ü().
*) Zu der Schreibung vergl. ^ v^ v, (Praesens I); Gmi-i i iii. P. 8. B. .V. 189(i/103.
1899.] Wilhelm Spiegelberg: Demotische Miscellen. 45
Auch die bei Revillout, Nouv. clirest. deinot. p. 118 u. 120') anzutrefleiideu
Beispiele:
't (= cpe) ms''i e ti-wi P hrt >inii°ir r"ni '^°n.
»Du bist hinter mir (d. Ji. du kannst mich gerichtlich verfolgen), um sie
von dir abzuwehren in meinem Namen wiedenun.«
ib. 120:
ei (ei) im"t pe s/j"' (1. e pe sh'") wi t'"r' 'rf (A.»>q) «"' n fnp't XXI.
»Ich verfolge dich (mit) der Cessionsurkunde , welche du mir im Jahre XXI
ausgestellt hast.«
Dieser grammatische Befund stimmt nun auch mit dem älteren Sprachgebrauch
ülierein, welchen die folgenden neuägyptischen Beispiele klar stellen mögen.
Siecjpshyinnus des MerneptaJi , Z. 1 3 :
' »Das Auge jedes Gottes verfolgt den Frevler« (o. ä.).
LD. III, 229 ß-):
»Jeder, der gegen ihn spricht, möge Amonrasonter (ihn) verfolgen, lun ihn
zu verderben (?) , möge Mut sein Weib verfolgen, Chonsu seine Kinder!«
ib. 140c:
"Jeder, der taub sein wird gegen diese Stele, möge üsiris ihn verfolgen,
tmd Isis sein Weib verfolgen und Horus seine Kinder verfolgen.«
Wir haben hier überall einen Nominalsatz vor uns, welcher in den beiden
letzten Beispielen durch den Im])erativ //•■') optativisch eingeleitet und in dem
zweiten Citat durch [1 %> fortgeführt ist. Und ferner steht auch liier iti s,' in
dem Sinne »verfolgen«, welchen ich ihm in allen Beis[)ieleii untergelegt hal)e
') Die Publication des Leidener Papyrus 1 374, ist last ganz unlji-auclibar.
^) Dieses wie das folgende Beispiel nach Piehl, AZ. 1891, S. 50/51.
^) Vergl. Erman, Gram. §182.
46 Wilhelm Spiegelbero : Demotische Miscellen. [XXXVII. Band.
und der sich aus der ursprünglichen Bedeutung »hinter Jemand sein« unschwer
ergiebt. Neben dieser Construction im Nominalsatz ist noch eine andere in
Verbindimg mit ■^ zu nennen.
Pap. Berlin 3097/7:
p <^°nh p <^''he-r''t p "nt-eu (neTOTr) e ti-s (Tevi^c) ms"k n p f'i n wpt,
»der Eid, die Bürgschaft, welche sie dir auferlegen werden vor dem Ge-
richtshof« .
K
^viV/^>^^-fu»
eu ti ms" e tl-'rf {cTpoq) e // mot n'm,
»sie sorgen daiiir, dals er gemäfs jedes Wortes handelt«.
Audi hier lälst sich die gegeljene Bedeutung aus der Übersetzung »hinter
Jemand geben« entnehmen.
Der von Revillout') vorgeschlagenen Lesung liegt eine Verwechselung der
beiden bekannten Gruppen itcj». und (Tme zu Grunde. Im Setnaroman und
dem Londoner gnost. Papyrus stellen sich beide folgendermafsen dar:
Setna '/., ^y nc&.") Setna '/g \S s\\\^
Lond. gnost. '"j-, )v^ nc*^ Lond. gnost. ^/.^^ Atö (^me.
Über die immögliche Lesung ^e;^,^^ *^| ist heute kein- Wort mehr zu
verlieren*).
') Rev. eg. 11/285 ff.
') Beiläufig sei hier nur bemerkt, dals z. B. sowohl im Setnaroman wie im gnost. Papyrus
Lugd. (s. Brugsch, Gr. demot. § 347)^ J unteischiedslos neben lOo S'5^J'''"'ncht wii-d.
') Vergl. Hess, Setna S. 18.
1899.]
F. G. HtLTON Price: Two objects from prehistoric tombs.
47
Two objects from prehistoric tombs.
Bv F. Ci. HiLTON Price.
J\t Negadeh. in the necropolis of Toukh, Prof. Petrie found some curious
objects shaped out of elepliant tusks. Three of tliese are figured in his «Naqada
and Ballas«, Plates LXII and LXIV, and doscril>od on pages 19 and 47. One
of them lias a human face .scratclied upon the upper
end, another has only tlie eyes and eyebrows. and
tlie third only parallel lines. They are all pierced
for -Suspension.
Recently through the kindness of Mr. Henry
Wallis, I have acquired a specimen Oy, inches long,
and said to have been found at Negadeh '). It is
better finished than any of the above mentioned.
It has the apjiearance of a small tusk, the ])oint
of which has been carved intö the form of a nian"s
liead with a long pointed beard quite Asiatic in
character. The face is oblong and narrow, the lines
of the eyes show remains of a black bituminous(?)
filling, the nostrils and mouth are indicated merely
by two notches, the ears are very prominent. Upon /
the top of the liead tlie ivory is carved into a
loop for Suspension. At the opposite extreniity the
object is very slightly convex (it could not ])e set
up on end), with a raised rim. The natural hoUow
of the tusk is here seen to a depth of l'/4 inch.
It has been fractured at the neck and across the | ||
middle: here and there too it is cracked, but the
ivory is in good condition.
There is in my possession another object, evi-
dently of the same nature, but in this instance cut « wory
out of a flat piece of gold. It measures S'^l, inches
in Icngth, and % o^' ^m hich in widtli below the head, the width gradually
increasing to one inch at the base. It is thin and flexible. At tlie upper end
is a kind of rudo human head in profile, cut symmetrically on either side.
This object was found in the neighbourhood of Abydos.
— b Sectio!
üf the ivory-
of the lower end
c Gold.
') Ein zweites, ganz ähnliche.s Exemplar besitzt das Berliner Mu.seinn.
.\. E.
48 Ed. Naville : Un dernier mot sur la succession des Thoutmes. [XXX■\^I. Band.
Un dernier mot sur la succession des Thoutmes.
Par Edouard Naville.
v/n me dit que la discussion entre M. Sethe et moi sur la succession des Thout-
mes prend des proportions inquietantes et qu'on desirerait en voir la fin. Aussi
me ijarderai-je de la prolonger. Je vais le plus brievement possible expliquer
pourquoi, en ce qui me concerne, je clos la discussion. J'ecris de Thebes, de
Deir el Bahari , de ce temple que j'ai deblaye entierement, et ä l'etude duquel
j'ai consacre plus de cinq hivers. J"ai sous les yeux les textes et les represen-
tatious dont je parle. J'estime que je dois ä ceux de mes savants confreres
qui croient encore que lorsqu'on discute sur un monument c'est quelque chose
que de pouvoir en parier de visu, et d'y avoir passe des mois entiers, de
leur communiquer les resultats auxquels je suis arriA-e dans cette derniere
Visite. Les resultats, on le verra, dans leur ensemble ne sont pas nouveaux;
mais ils confirment d'une maniere eclatante ce que j'ai soutenu des le debut,
c'est que nos maitres, en particulier Lepsius et E. de Rouge, avaient raison; ils
ont exactement etabli la succession des Thoutmes. J'invite mes confreres ä
consulter sur la valeur de mes assertions MM. Percy Newbekky, Spiegelberg et
F. VON Bissing avec lesquels j'ai eu le plaisir de parcourir cet hiver le temple
de Deir el Bahari. et d'examiner ä fond la theorie de M. S'. J'en appelle aussi
ä rautorite de M. Carter qui copie depuis cinq ans les textes du temple, et
qui a acquis dans ce long travail une connaissance de la facture et du style
des hieroglyphes, dans laquelle il ii'a guere de rival.
De Fexamen minutieux de toutes les parties du temple il ressort que je
n'avais pas ete assez loin en attribuant ä Ramses II la majorite seulement des
restaurations de cartouches. C'est l'unanimite que j'aurais du dire. Tous les
cartouches refaits, sans exception, que ce soient ceux de T. 11 ou de T. III, ceux
qu'on appelait »usurpes« sont l'oeuvre de Ramses 11. Cette inscription du car-
touche de T. II ou de T. UI ä la place de celui de la reine na jamais lieu que
lä oü le nom et la personne d'Amon ont ete retablis ou remplaccs. Elle est
du reste loin d'ßtre generale. Dans la plupart des cas le nom de la reine est
efface, et rien n'a ete mis ä sa place, tandis qu'ä c6te le nom d'Amon a ete
restaure. Ailleurs on a retabli dans le second cartouche de la reine le nom
d'Amon par lequel il commence, et rien d'autre. Lä oü Ion n'a rien fait aux
dieux, on n'a rien fait ä la reine. Ainsi dans ce que j'ai appele la chapelle
iimeraire de T. I, parce que la reine s'y est fait representer avec son pere, il
1899. 1 Kd. Naville: Vn dernier inot sur la succession des Thoutmes. 49
n'y a aucune restauration quelconque ni dieu ni roi. Dans cette chapelle il est
particuliereinent interessant de voir los deux destructions successives. Tout ee
qui concerno la reine a ete enleve au ciseau, en particidicr le | j de roi-ncnieiit
de la IVise: (piant h la destruetion des dieux dont rnuteur iic ]i('iit (Mrc ([uc
Kliouenaten , eile a ete faite avec un marteau en metal qvii allait plus pro-
tbndement et ne laissait rien subsister du contour. ün n'a eparg-ne que les
deux representations de T. I, la reine Aahmes, et la reine Senseneb.
S'il y a une chambre oii le cartouche de H. devait etre usnrpe c'est la
grande salle d'offrandes qu'elle s'etait batie (Sonth-western hall of offer ings) ä cote
de Celle qu'elle elevait a son pere. car il y a une l^fof^Uj') eontigne
ä Celle de H. Dans celle de la reine son nom et sa personne ont ete effaces
partout, mais comme il n'y a eu aucune restauration de dieux, le nom de la
reine n'a ete usurpe nulle part. En revanclie dans le vestibule sur Icqucl ouvrcnt
ces chambres, et qui a ete horriblement maltraite, il y a des mui\s rcstaures
grossierement presque en entier. Pour adopter le langage de M. S. il y a lä
un des exemples de la persecution »pliase des processions« cjui se retrouve
ailleurs. Ici c'est une procession de dieux.
Apres avoir etudie Deir el Baliari, nous nous sonunes transportes ä Medinet
Habou, et nous avons constatc qu'il en etait absolument de meme. Tous les
changements de cartouche fönt partie des restaurations des Ramessides.
La preuve la plus evidente de ce que toutes les restaurations sont l'dHivre
de Ramses II, ce sont les inscriptions du roi lui-meme. A cüte de la ]>hrase
Cent fois repetee oü il nous parle de ce qu'il a renouvele le monument de son
pere Ämon, vous voyez son cruvre. Ici c'est un cartouche de T. II (]u"d a
grave dans un espace vide devant la reine effacee. Lä le nirine ])iuceau a
inscrit le nom de T. II et le nom d'Amon, ou a trace le contour de la figure
du dieu. Sur la porte de granit c'est le meme ciseau qui a grave le t^^ du
nom d'Amon et celui du cartouche de T. III. Lä le restaurateur a grave le
nom de T. III i)arce qu'il l'avait au-dessus de .sa tete. Ailleurs, dans le sanc-
tuaire, face Sud, le sculpteur qui a rcfait la barque d'Amon, car eile est res-
tauree, a grave le nom de T. III ä la place de celui de la reine, pourquoi?
parcc (pic de l'autre cöte de la barque etait, au-dessous de T. I, la figure en
pied de T. II mort, et qu'on ne pouvait guere supposer sur le meme mur le
roi vivant en adoration devant lui-meme mort.
Evidemment Ramses II ne reconnaissait pas la legitimite de la reine, comme
<lu reste les propres sujets de IL, et partout oü il a change son nom il l'a
remplace par celui de T. II ([u'il considerait comme seul roi legitime, et (pii
avait regne en meme temps (prelle, qu'il füt son epoux ou non , jjcu Importe
Dans le petit nombre de cas oü le nom de la reine a ete remplacr p;ir T. lil
>) Cette salle a ete foi-t inaltraitee par les Coptes, iiiais on y voit encore la reine (effacee)
faisant des ofFrandes ä son pere assis sur iin tröne.
Zcitschr. f. Ägypt Spr., XXXVII. Band. 1899. ^
fjO Ed. Naville: Un dernier mot sur la succession des Thoutmes. [XXXVII. Band.
cela s'explique tont simplement. Dans scs listcs Ramses II a supprime la reine;
et (lans Ic.s temples oü H. se voyait associee k T. III., Ramses en inscrivant le
nom ile T. II ä la place de celui de la reine, faisait croire ä une association
de pere et fils.
Un des cas ou Ton voit de la niauierc la plus frappante que toutes les
restitutions sont dues ä Ramses II, c'est le seul exemple qu'il y ait h Doir el
Baliari de la soi-disant persecution »pliase des autels«. II se trouve dans une
petite chambre eclairee seulement par la porte, et qui donne sur la grande
eour centrale. La ä droite en entrant. la figure de In reine a ete remplacee
par un autel. Devant cet autel Anion a otr ri'fait dans le style Ramesside;
siM- une mince couche de stuc l)lanc on a trncr la figure du dieu par une
ligne rouge. Le meme stuc blanc, les memes contours en rouge, se retrouvent
sur Tautel, et non sur la personne du \ ) qui est derriere, dont le nom seul
est transforme. Amon et Tautel ont ete faits par la meme main, et il en est
de meme dans tous les cas qu'on peut citer de la persecution »phase des autels«.
J"ai dejä fait remarquer que cette persecution ne se trouve jamais que devant
Amon. II saute aux yeux que lorsqu"on a refait le dieu. on ne voulait pas
laisser devant lui un espace vide, sans prötres ni oifrandes, et comme Ton ne
voulait pas refaire la reine, on l'a remplacee par un autel.
Singuliere cliose que cette »persecution« ä laquelle M. S. tient particu-
lierement, et sur laquelle il s'etend ä plaisir. Voici une reine qui a construit
un grand temple destine ä etre un monument ä sa memoire. Un jour il prend
fantaisie a son mari de la persecuter. Pour cela il se garde bien de touclier
aux grandes scenes que cliacun peut voir. II s'en va dans une petite chambre
ä demi obscure, oü vraisemblablement presque personne n'avait acces , lä il
choisit l'une des trois representations de la reine et la fait remplacer par un
autel. II repete le meme jeu, au sommet d'un obelisque, c'est-ä-dire ä quelques
25 metres de hauteur oü l'oeil des passants devait difficilement distinguer quoi que
ce soit. On conviendra que pour une »persecution« eile est bien k Teau de
rose. Mais ce qui me parait encore plus etonnant que l'interpretation que
M. S. donne ä ces scenes, et ce contre quoi je ne saurais trop m'elever, c'est
«ju'on s"appuie serieusement sur des idees de ce genre, et qu'on en tire des
conclusions importantes ä Faide desquelles on pretend nous refaire Thistoire.
A ce compte-lä je signalerai ä M. S. deux pliases de persecution (jui tiennent
ä Deir el Baliari beaucoup plus de place que celle des autels: la »pliase des
processions«, et la »pliase des bouchers«. Cette derniere se trouve dejä trois
fois rien que dans la grande cour centrale. A la place de la reine et d'Ainon
se trouvent des hommes qui depecent un bcEuf. Du moment qu'on entre dans
la thcorie des persecutions , on ne saurait negliger celle- lä.
Je ne veux point reprendre en detail le second memoire de M. S. Je
voudrais seulement insister sur deux points qui me paraissent mettre bien en
lumiere la metliode par laquelle M. S. arrive ä ses resultats, methode dont
■^99.] Ed. Naville: Un dernier inot sur la siiccession des Thoutin.' >. 51
nies sjivants confroros appiTcicront la valcur. aiiisi (jup celle dos traductions
(jui pn (Ipcoulent.
Jp prends daliord la ropivsentatioii du traiis^iort dps olipli.s(]up.s ipip j"ai
]iul)lipp daus rArclr.i'ological Report, aiiiiep 1S!)5 ä 18i)6. II y a lä deux
liloes sur lesqupls le cartnuflie de la reine a ete reniplace par T. II. Or eomnie
rinscription nous dit (|U(' ee.s obeli.sques sont eeux de Karnak, j'cn ai eonclu
(|iie de deux cLoses l'une: ou le changement de cartouelie n'est ])as du ä T. II
lui-meme. ce qui enleve la pierre angulaire du Systeme, ou que T. II avait
regne apres rereetion des oLelisques de Karnak e'est-a-dire apres Tan XVI,
ce (|ui renver,sc la reconstruction elironologique de M. S. Ces conclusions sont
"certainenient fausses« (ganz gewils falsch p. 13). Voyons donc les conclusion.s
vraies, celles de M. S.
En Premier lieu un fait qui va aussi completement ä l'encontre de la
theorie ne doit pas etre. Je dois m'etre trompe en rapportant ccs blocs ä la
terrasse d'uii l)as (p. 14). Ils n'appartiennent ä cette terrasse que d'apres mon
opinion (seiner Meinung nach), et j'aurais du les laisser ä la terrasse su])prieure
oü il y a des representations de hateaux. Ce dernier point est vrai, 11 y a eu
dans la cour superieure quatre representations de transports de colosses, dont
nous avons encore des fragments. Je ne bornerai ä faire remarquer que ces
representations sont sur des proportions dilVerentes de Celles des obelis(pies, et
que surtout elles vont en sens contraire. Je ne crois pas m'etre trompe en ne
remettant pas ces blocs ä contresens. Sur ce point -lä dpcidc'nient I'erreur
n'est pas de mon cöte. Puis il s'agit bien ici de mon opinion (seiner Meinung);
il s'agit d'un fait brutal, los blocs sont ä leur place ou ils ne le sont pas;
ce qui l'indique ce sont les proportions, les mesiuTs. Ips marques de magons,
les lignes et les figures qui se continuent. Eh bien, il faut que M. S. en prenne
son parti, le bloc du taureau, le plus important est maconne ä l'endroit pour
lequel il a ete fait. dans la rangee superieure des bateaux qui renioniuent les
obelisques. Le taureau a devant et derriere lui un cartouche refait, de T. II;
])ar consequent d'apres la theorie. T. II a usiu-pe lui-meme et ä son profit la
representation des oVjplisques.
Mais quels sont ces obelisques'? Ce qui nous l'apiJreudra ce n'est pas
comme on pourrait le croire l'inscription qui accompagne la representation , ce
sont ces premisses posees a priori: qu'il ne pcMit etre question que des obeli.sques
de Deir el Bahari. (Endlich ist von vorn herein anzunehmen, dals die Obe-
lisken, deren Transport und Aufstellung im 'I'empel von Deir el länliari aligp-
luldet worden ist, zu keinem anderen als zu diesem Tempel gehörten.) Au-
dessus de la rangee införieure de bateaux on lit ces mots: <r:> ^^\ Ifö^r^
H{ ^, ^\ ? "^^^^^ 11 ^R ^v § ""^ vT ''" u^orde Jumreusement n Uastnekht (Thebes
Orientale que j'appelle Karnak pour simplifier), le ciel estenfete, le pays est en
joie, etc. Vous croyez peut-etre que cela veut dire qu'on abordc ä Karnak auquel
52 Ed. Naville: Un dernier mot sur la succession des Thoutmes. [XXX VII. Band.
les obelisques etaient destines et oü ils devaient etre dresses. Dctrompez-vous;
cela veut dire qu'on n'aborde pas ä Karnok \ on se borne ä y »doharquer les
soldats de l'escorte« (dafs die den Obeliskentransport geleitenden Truppen in
dem östliclien Theben landeten). A en juger d'apres le tableau, ces soldats
etaient fort peu nombreux; on n'en A'oit que neuf. Pour les debarquer je ne
pense pas qu'on ait atterri avec le grand chaland des obelisques et ses trente
remorqueurs. II aura suffi d'un canot ou meme deux pour les amener ä terre,
et c'est de cela que le ciel est en fete, et que le pays ne se sent pas de joie.
Les soldats sont rentres ä bon port ä Karnak; cet evenement marquera dans
les annales de H. il faudra le consigner sur les murs de son Memnonium parmi
les faits glorieux de son regne.
Ainsi en depit de cette inscription d'une clarte si absolue, il est etabli
qu'on n'aborde pas ä Karnak avec les obelisques. Je demande alors ä quoi
servent des textes aussi simples, et comment on s"y serait pris autrement pour
dire qu'on abordait reellement ä Karnak? M. S. n'admet pas qu'il puisse etre
question d'autres obelisques que de ceux de Deir el Baliari dont Wilkinson a
retrouve les bases, et que je mentionne dans mon memoire d'introduction. II
est vrai qu'au debut de mes travaux j'ai parle d'obelisques a Deir el Baliari;
mais je ne suis pas sans avoir appris quelque cliose au cours de mes fouilles,
et Tun des rcsultats les plus interessants a ete de nous prouver qu'il n'y avait
jamais eu d'obelisques k Deir el Baliari. Nous avons fouille dans ce que Wil-
kinson prenait pour les bases de ces monuments, et nous avons trouve qu'au
contraire c'etaient des puits dans lesquels etaient plantes des arbres dont les
troncs sont encore en place, comme sur la terrasse du jardin. J'ai envoye du
bois de ces arbres ä un botaniste francais M. le Dr. Beauvisage, qui en fait l'ana-
lyse; mais de l'examen de ces troncs que M. le Prof. Schweinfurth vient de
faire sur place, il y a peu de jours, il ressort d'une maniere ä peu pres certaine
que ce sont des Mimusops, des perseas. II y avait donc un persea de chaque
c6te de l'entree du temple, comme dans le palais dont parle le conte des deux
freres , ainsi que me le rappelait M. Spiegelberg. La porte du temple etait toute
simple, ce n'etait point un pylone. Le mur d'enceinte n'est pas plus large lä
qu'ailleurs.
Ainsi il n'est plus question d'obelisques ä Deir el Baliari et c'est bien
ä Karnak comme le dit l'inscription qu'on debarque ces deux monuments, les
plus grands que nous connaissions , et dont l'erection est annoncee solennellement
dans la proclamation de la reine (celle que M. S. considere comme un dialogue).
J'ajoute que des documents decouverts cet hiver ä Gournah par MM. Percy
Newberry et Spiegelberg , et d'autres trouves ä Karnak par M. Legrain montrent
que H. n'a jamais eleve que les deux grands obelisques de Karnak. M. Legrain
a eu l'obligeance de me communiquer toute une serie de basreliefs qui faisaient
partie d'une chambre elevee par la reine, et transformee plus tard par Ramses III.
La reine n'a ete effacee qu'un petit nombre de fois; dans la majorite des cas
1899.]
Ed. Naville : Un dernier mot sur la succession des Thoutines.
53
die est iiitacte, ainsi que son cartouche, et commc Amoii n"a pas ete effaee,
et n"a pas eu ä etre refait, il n'y a dusurpations nulle part. Sur Tun de ces
lilocs la reine debout, ayant ses deux eartouches, oflre deux oLelisques ä Amon.
L"inscrij)tion ((ui est devant la reine est ainsi con(,'ue: 1 _n| l i ^^'^2 ^
__n v^^^. „Le roi lui-meme eleve deux grands obelisques ä son pere Amon Ra. «
Je ne pense pas que dans ce cas-ci M. S. soutienne comme dans son preinier
memoire, a propos de l'inscription Deir el Bahari III pl. LXXVII, que le groupe
1 _i^ n'appartient pas ä Tinscription , ([u'il remplit le röle d'une date, et que
le mot -1^ applique ä la reine n"a pas de sens. II est diffieile d'exprimer plus
clairement, que c'est H. qui est I
En resume il n'y a pas eu d'obelisques ä Deir el Bahari. Sur les l)locs
oü est represente le transport de ces monuments il y a des eartouches de T. II.
Ces obelisques sont ceux de Karnak, comme l'enseigne Tinscription qui les accom-
jiagne, et comme le confirment des textes nouvellement decouverts. Je pose
maintenant cette question-ci: Est-ce les conclusions que j'ai tirees de ces faits
qui sont certainement fausses, ou est-ce la theorie?
Une representation (|ul (>st un des arguments capitaux de M. S. en favcur
de la pretendue royaute de T. III avant T. II ä la suite de l'abdication de T. II
en sa faveur, c'est celle que Mariette a pul)liee d'apres Duemichen, pl. IV de
son ouvrage et que M. S. re])roduit \)\. II de son memoire. La nous sommes
censes voir T. I vivant, s'avangant pour rendre hommage ä un roi ([ui ne pcut-6tre
54 Ed. Naville: Un dernier mot sur la succession des Thoutinös. [XXXVII. Band.
quo T. III. M.MUETTE etait d'avis que T. I etait une statue. M. S. trouve cctte
opinion ab.surde, et il revient lä-dessus dans son second memoire ou il iie retire
rien de la severite de son jugement, puisque T. I n"a pas de base (Postament)
coiiime Tont toujoiirs les statues. Le malheur est, ainsi qu'on i)eiit le voir dans
la photograpliie ci-dessus, que cette base y est parfaitement: et meme il y a eu
lä ßl. C.\RTEK en a reeonnu de nombreux exemples). un faux depart du seulp-
teur; l'artiste avait commenee ä sculpter la figure marchant sur le sei, puis il
s"est repris et a fait la base sur laquelle le pied est encore marque, cette base
etait donc bien une partie essentielle de In r(^]iresentation. La statue de T. I
a ete laissee intacte (]uand on a detruit tout ce qui Tentourait. J"avoue avoir
commis une erreur quand j'ai parle de cette scene. Je croyais cpie le roi debout
etait T. II. e'est bien T. III: nous avons retrouve son torse, mais non sa tete;
le medaillon sur sa poitrine nous Fa nomme. II a les bras leves, et etait re-
presente faisant une offrande derriere la reine qui le precedait. Sous le texte
qui est devant lui et qui est Ramesside, on voit la jambe de la reine. Le
dieu qui etait deAant eile, sans doute Amon , a ete detruit: ä la place oü etaient
le dieu et la reine on a grave le texte, et plusieurs registres de pi-etres. M. S.
appellerait cela la persecution «phase des processions«. II n'y a d'ancien que
la figure de T. III et la statue de T. I. Ainsi »Tex-roi« n'est qu'une statue
qui figurait dans une ceremonie celebree par H. et T. III. L"opinion »absurde«
de Mariette n'etait donc que la stricte verite.
Je ne veux pas allonger. Je ponrrais reprendre point par point le second
memoire de M. S.; je pourrais y relever de nombreuses erreurs-de fait, dans
sa description du panneau d'ebene, dans les soi-disant exceptions qu'il cite ä
la regle que j'ai trouvee en vigueur ä Deir el Bahari. au sujet de remp'loi des
deux cartouches de T. III fo t^^^ ^1 et foiii^^^ljj, dans ce qu"il dit des
graffites de la cbapelle de T. I et d'autres encore. Je constate encore une fuis que
devant le temple de Deir el Bahari, et j"ajoute devant celui de Medinet Habou
comme devant les nouveaux textes decouverts, le Systeme ne tient par debout.
Point de phase des autels, ä laquelle succede apres le regne de T. II la phase
du pardon. Point de persecution de H. autre ({ue celle qui a consiste a eflacer
son nom et sa figure, apres sa mort comme le montrent les nouveaux textes
de Karnak. Je crois encore que Tauteur de cette destruction est T. III, mais
il est bien possible qu'il n'ait pas commenee aussitot apres son accession au
tröne. Plus tard Amenopliis IV a detruit les noms et les figures des dieux:
Ramses II en les retablissent a mis qk et lä le nom de T. II a la jibice du
nom efface de la reine, parce qu'il ne reconnaissait pas la legitimite de celle-ci.
II l'a remplacee par le prince qui avait regne en meme temps qu'elle, et qui
avait precede T. III.
En finissant, je rcpete que j'ai la satisfaction de constater que nos maitres
avaient raison. C'est qu'ils interpretaient les textes simplement, et ils ne con-
Is!i9.] Kn. Naville: Un dernier mot sur la succession des Thoutmes. 55
naissaient pas le principe nouveau de M. S. qui veut que les inscriptions aient
iin sens apparent ou of'ficiel, ot un sons vrai qui est eii general le contraire. .T"ai
citi' rinscription du debaniuenuMit ä Karnak, et Uinterpretatioii quVn donne
M. S. Un autn^ exemple de la uirtliode est cette idoe-ci (|ui est developpee
(lans le premier memoire: quand nieme sans exception aucune, T. III associe ä
la reine est toujours represente dans une position subordonnee, jusqu'ä etre
;i la suite de la reine dans les processions, tont cela n'est (\\\ ofßricl. La rralite
est tout l'oppose. T. III est le niari de IL, il a le pouvoir en main, et la
preeminenee (das tliergewielit). Je demande, ecmnne precedemment, de quelle
maniere ou s"y serait pris pour ex])rimer cpie reellement T. III etait le sul)-
ordonne de H. Je fais la meme question ä propos d'une assertion (jue par
respeet pour le Systeme M. Steindorff a imprinie dans le B.ideker, et qui u"a
pas ete sans causer quelque gaite aux lecteurs de ce guide d"ailleurs si estiuiable;
je demande comment il se t'ait qu'une femme qu'on ne voit Jamals que sous l'ap-
parence d'un lioiume barbu, d"uu adolescent eourt vetu ou portant un pagne, ou
cnliu d'uü petit gar^on completemcut nu, (je pense qu'il n"est pas necessaire
de niettre les points sur les i), n'a pas l'intention de dissimuler son sexe, (nicht
absichtlich ihr Geschlecht verleugnet).
Lä-dessus je elos pour ce qui me coneerne cette tliscussion dans la Zeit-
schrift, qui j"en conviens n'a que trop dure. Mes savants confreres me par-
donueront de l'avoir provoquee, car de mon cöte eile n'avait qu'un but, montrer
a l'aide de ce (pic j'ai trouve ä Deir el Bahari que Lepsius et E. de Rouge etaient
dans le vrai.
Zur Erklärung des Veterinärpapyrus von Kahun.
Von F. V. ÜEFELE.
In den Kaliunpapyri ist ein Veterlnärpai)yrus enthalten, dem ich nicht als
Aegyptologe, sondern als medicunscher Fachmann nähertreten will. Da ich selbst
auch nicht Thierarzt, sondern Menschenarzt bin, habe ich meine Deutung des
Veterin<ärpapyrus einer combinirten Section der Medicohistoriker und Veterinär-
ärzte gegenüber auf der Düsseldorfer Naturforscherversammlung 1898 analysirt und
eine eingehende Debatte über die einzelnen Punkte angeregt. Nach nochmaliger
Überarbeitung will ich jetzt mit Zeilencitat nach der Transscription Griffith' den
Inhalt besprechen.
56 F. V. Oefele: Zur Erklärung des Veterinärpapyrus von Kahun. [XXXVII. Band.
Der Versclilufs des Vogels kann nur Legenoth heim Legen des ersten Eies
des Vogels sein. Die heutige Beliandlung bestellt in einer operativen Erweite-
rung der Afteröffnung.
Die Fischerkrankung ist ohne Text undeutbar.
Von Zeile 5 ab beschäftigt sich ein verstümmelter Abschnitt mit der sehr
praegnant beschriebenen Kolik. Eine Reihe von Symptomen könnte ebenso gut
auf die Kolik des Pferdes wie des Rindes bezogen werden; die Beschreibung
der Excremente läfst aber nur die Deutung der Kolik des Rindes zu. Da überall
im übrigen Papyrus die Augensymptome den Vorrang haben, dürfte Zeile 5 die
2. Zeile dieses Abschnittes von der Kolik sein. Als Parallele für die antike
Veterinärmedicin will ich das entsprechende Capitel der Geoponika des Scho-
lastikers Cassianus Bassus, Buch 17, Capitel 19, in Übersetzung voraussenden:
Die, Kolik. (1) Das Bind mit Kolik bleibt nicht auf einem Platze stehen; auch wendet
es sich nicht zum Futter^ sondern stöfst Klagelaute aus. (2) Man darf ihm nur wenig
Futter voricerfen und ?nufs die Weichtheile am Hufrande scarificiren^ bis es blutet.
(3) Auch wnstichelt man den Schtoanz rings und umbindet ihn (an seiner Wurzel)
mit Lappen^ damit das Blut ausfliefst. (4) Andere formen aus einer Mischung von
Zwiebeln und Salz Stuhlzäpfchen^ drücken sie in den Mastdarm und zwingen das
Thier darnach zum Laufen. Andere contundiren Nitron und giefsen es durch das
Maul ein.
Mit dieser Parallele und den wirklichen Beobachtungen kolikkranker Rinder
möchte ich den Sinn der Fragmente Zeile 5 — 16 folgendermafsen herstellen.
Wenn ich ein Rind mit Kolik sehe, so treten die Augen glotzend aus ihren
Höhlen (Zeile 5). Der Fufs scharrt fortwährend und steht keine Secunde ruliig
(Zeile 6 und 7). Der Geruch der Excremente gleicht dem von Mäuse- odei'
Rattenkoth und das Aussehen dem von Hundekoth (Zeile' 8, 9 und 10). Be-
handlung: (Zeile 10) Scarification mit der Skorpionpeitsche 3"ipy (Beleg: Prosper
Alpinus) am Hufrande (Zeile 12, 11 und 16) oder am Schwänze. Umschnürung
der Schwanzwurzel oder des Schienbeines (Zeile IH) zur Steigerung des Blut-
a1)rtusses. Zeichen der Wirkung wäre der Stillstand des Fufses. Wenn der Fufs
noch nicht ruht (Zeile 14), wird das Stuhlzäpfchen verwendet und das Herum-
jagen durch einen Hund (Zeile 15).
Zeile 17 — H3 bespricht die Dasselbeule des Rindes. Wie gefurchtet die
Dasselfliege im Alterthume war, ersehen wir auch aus der Verfolgung der lo
als Kuh dui'ch den Oestrus. Auch in Virgil's landwirthschaftlichen Gedichten
wird die Dasselfliege besprochen, trotz der Oberflächlichkeit, mit welcher er
sonst die Veterinärkunde abthut. Die Geoponika trennen die beiden Oestrus-
arten, deren einer Larven in den Nasenliöhlen schmarotzen als Buprestis und
deren anderer Larven sich in die Haut einnisten als Oistros oder Myops. Im
Kahimpapyrus handelt es sich um die Dasselfliege der Haut. Für diese bietet
Cassianus ein Excerpt, dem er beifügt, dafs es dem häufig excerpirten XwtIwv
entnommen ist, im 17. Buche Capitel 7: ol^<jTpot; auch yivw-Jy genannt nach Sotion.
1899.] F. V. Oefei.e: Zur Erklärung des Veteiinärpapyi-iis von Kaliun. 57
(\) Bekanntlich machen die Dasselflier/en dvrch ihren Stich das Rind verrückt. Ihre
Aiinähf'niiKi irinl verliindert^ ire/in man Lorbeerzweige contundirtj, in Wasser siedet
und mit (lim Alisud den Weideplatz besprengt. Dann bleibt die Dasselfliege aus Anti-
pathie fern. (2) Wenn sie aber schon gestochen haben, mvfs man die Rinder mit
einer Verreibung aus Bleiweifo u/iil Wasser salben.
In dieser Darstellung aus griecliiselier Zeit iiiulet sich eine Unikeliruiig von
Vorhergehendem und Späterem. Das Rind wird nieht wüthend, weil es schon
gestochen ist, sondern es Avird vom Sununen der Fliege w'üthend, um dem Sticlie
zu entgehen. Eine gleiche Umkehrung findet sich wohl in Zeile 18 — 20 des
Kahunpajjyrus. Die Überschrift spricht vom Rind mit einer Dasselbeule als
von dem Rind mit dem Nest eines Wurmes in sehr bezeichnender Weise, indem
in jeder Beule, d.h. jedem Neste, eine Larve sitzt.
Die Operation der Dasselbeiile findet sich in den Geoponika 17, 27 unter
ly.wXyi^: Während man die Maden (eOAv)) herausnimmt , mufs man die Wunden mit
kalte/u Wasser abspiden.
Den Sinn von Zeile 18 — 33 möchte ich danacli folgendermafsen geben.
Das Rind, das von der Dasselfliege nach ägyptischer Ansicht schon gestochen
ist, läuft, ohne Ruhe zu finden (Zeile 18 und 19). Seine Seele ist von Wuth
befangen (Zeile 20). Während es so wüthend herumläuft, hält es die Nase zu
Boden und den Schw'anz hoch (müssen wir ergänzen) (Zeile 21). Man soll es
niederwerfen und jedenfalls fesseln, damit es in seiner Wuth keinen Schaden
anrichten kann (Zeile 21 und 22). Dazu sollst du die Diagnose stellen, dafs
es verborgene Körner unter der Haut liat, welche der Anfang zur Ent Wicke-
lung der Dassellieulen sind (Zeile 22 und 23). In kühnem Sprunge setzt sidi
nun der Ägypter über eine Reihe von Monaten hinweg bis zur Entwickelung
der Das.selbeulen und überschreil)t dies mit: Operation für das Rind, wol)ei er
dem Worte für Operiren, wie auch später, statt des Messers den Mann mit dem
Finger am Munde') Ijeigiebt, ebenso wie dem Zeitwort für die Castration des
Typhon in der Einleitung des Paiiyrus Ebers. Die Hand des Operateurs sticht
di(> Dasselbeule an, welche hier als die (Gebärmutter des Dasselwurmes be-
zeichnet wird (Zeile 23 und 24). Die folgende Operation durch Ausdrücken
ist die gleiche Behandlung, wie sie heute der wissenschaftlich gebildete Thier-
arzt vornimmt. Die Dassellarve i.st in ilncr Höhle wie der Embryo im Mutter-
leibe vom Fruchtwasser so von serumartiger Flüssigkeit, Schleim und Blut-
gerinnsel umgel)en. Die Hand des Op(>rateurs wird dadurch so schlüpferig, dafs
sehr bald wegen Ausgleitens der schleimlienetzten Hand der Druck nüt der
Hand nicht mehr auf bestimmte Stelh'n localisirt werden kann. Die Notii-
wendigkeit der stets erneuten Reinigung der Hand kennt auch schon der Kahun-
papyrus. Ein Topf mit Wasser zur Seite des Operatetn-s zum Iländewaschen
wird aufgestellt (Zeile 24, 25 und 2()). In der wechselnden aber sehr bezeich-
') Vielleicht der Mann der ersten Person und zu lesen: "ich operirc
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVII. Band. 1899.
58 F. V. Oefele: Zur Erklärung des Veterinärpapyriis von Kahun. [XXXVII. Band.
nenden Nomenclatur wird jetzt die Dasselbeule als Pustel(?) auf dem Rücken des
Rindes bezeichnet. Diese Rückenpusteln und die Hand des Operateurs werden
bei Bedarf in dem Wasserkruge gereinigt (Zeile 26, 27 und 28) und zwar so
oft als Schleim an der Hand sitzt (Zeile 28 und 29), bis beim Ausdrücken der
Dasselbeule Blutgerinnsel (Zeile 29) mit der Larve (hier. Sache, Zeile 29) oder
mit Käsemolke erscheint (Zeile 30). Man erkennt die Beendigung der Operation
an dem Ersclieinen von Flüssigkeit vom Aussehen saurer Milch unter dem Drucke
der Finger (Zeile 31 und 32). Es scheint, dafs der ägyptische Operateur sofort
beim Ausdrücken die Dassellarve zerdrückte. Auch heute noch wird diese Larve
sorgfaltig vernichtet, imi ihre Entwickelung zu einer neuen Generation zu ver-
liindern. Ob in dem kurzen Schlüsse darauf hingewiesen Avurde, diese Larven
bestimmt zu vernichten, oder einen Verband anzulegen, oder die leere Höhle
mit dem Glüheisen auszubrennen, läl'st sich nicht entscheiden, da gerade hier
Sotion und der Veterinärpapyrus zwei ganz verschiedene Theile der Behandlung
der Dasselbeule erhalten haben.
Der nächste Abschnitt des Veterinärpapyrus behandelt den Meteorismus des
Rindes. Diese Krankheit wird vom deutschen Volke als Wind.sucht, Trommel-
sucht, Auflaufen u. s.w. bezeichnet. Beschuldigt wird als Ursache grünes nasses
Futter, besonders junger frischer Klee, wodurch der Pansen bis zum Platzen
gespannt mit Gasen angefüllt wird. Die moderne Behandlung besteht als
Schlufsmittel in dem Anstechen des Pansen mit dem Troicart. um die Luft ent-
weichen zu lassen. Vor diesem heroischen Mittel wird durch Zurückbinden des
Kopfes, Zerren und Rütteln an der Zunge, Begiefsen, Drücken und Massiren
in der Magengegend der Versuch gemacht, die Entfernung der Gase auf natür-
licherem Wege als Ructus und Flatus zu beseitigen. Merkwürdigerweise über-
gehen die Geoponika beim Rinde und seinen Erkrankungen den Meteorismus
völlig. Die Krankheiten der Schafe werden nur ganz kurz besprochen; aber
gerade liier findet sich die Windsucht. Buch 18, Capitel 17, im vierten Absatz
steht: yWenn der Unterleib in Folge unzuträglichen Futters unschu-illt, so mufst du
die Sc/uife mit Blutentziehung tiehanäeln. indem du nn dm Venen über der Ober-
lippe und an denen unter dem Schwänze zur Seite des Afters zur Ader läj'st. Aufser-
dem macht man einen Eingufs (durch das Maul) von anderthalb Kotylen Memchen-
uriti'^. Diese Parallele des Schafes habe ich deswegen hierher gesetzt, da ich
darin die Übersetzung von Zeile 49 und 50 sehe. In der Eifel wird am Rind
der Doppeladerlafs heute noch vorgenommen, aber am Gaumen statt Nase und
an der Schwanzwurzel. Die Symptome des Kahun])apyrus bei Meteorismus
kommen auch bei anderen Krankheiten vor und ersclieinen griechisch als: oow
xaTui vevei, Öxxpvsi, X*)jMot? s'/ji, ~ept rovg 0(/)9-aA|Uoi/? x,oikuivsra.i u. s. w.
Darnach ergäbe sich für mich der Sinn von Zeile 35 — 5() ungefähr folgen-
der Weise. Die Augen des Rindes mit Trommelsucht thränen (Zeile 35 und 36).
Die Wangen sind eingefallen (Zeile 37), das Zahntleisch (als Vertreter der
.sichtbaren Schleimhäute) ist stark injicirt, d. h. geröthet (Zeile 37 und 38). Aus
1899.] F. V. Oefei.e: Zur Erklärung des Veterinärpapyrus von Kaliun. 59
Luf'tliunger für die erschwerte Atlimung wird der Nacken steif erhoben (Zeile 38
und ii'.t). Die Behandking ist wieih'r chirurgisch (Zeile H9). Zuerst wird das
Tliicr ganz zweckmäfsig , um ungehindert zu den Bauchdeckon zuzuköniicn, auf
seine eine Seite geworfen (Zeile B!) und 40). Zur niiheren Ilhistrnliou wird
diese Procedur mit den bekannten Alibildungeu bei der Zeiclinung der Herde
(kopt. eevuj) verglichen (Zeile 40). Der Bauch wird mit Wasser begossen, wie
es auch heute noch gescluclit, oder das ganze Kind erliäU ein Sturzl)ad (Zeik' 40
und 41). Augen, Schien])eine und alle Glieder werden mit Cucurbitaceen be-
]illastert (Zeile 41 — 43). Vielleicht rüttelt der Hirte die Zunge (Zeile 45) und
folgt jetzt erst das Begiefsen der Bauchdecken mit Wasser (Zeile 46). In der
befeuchteten Pansengegend werden mit der Faust abwechselnd die gespannten
Bauchdecken in die Tiefe gedrückt (Zeile 47), so dafs eine vorübergehende Delle
entsteht und retlectoriscli die beabsichtigten Ructus hervorgerufen werden. Wenn
der Urineingufs(?) gemaclit ist (Zeile 48) und die Bepllasterung mit Cucurbitaceen
vorgenommen ist (Zeile 48 und 49), folgt als weiterer Versuch der Aderlafs an
Nase und Schwanz (Zeile 49 und 50). Während des Aderlasses sagt der Ope-
i-ateur, wahrscheinlich als gutes Omen: Für gewöhnlich tödtet man ein Tliier
mit einem Schnitte. Ich mache es aber in diesem Falle wieder lebendig, aucli
mit einem Schnitte (Zeile 50 — 53). Wenn dies nicht hilft, indem die Schwellung
des Leibes unter der Hand des Operateiu's einsinkt (Zeile 53 und 54), d. li.
wenn also der Leib wie eine Trommel auch nach dem Aderlasse gespannt bleibt,
und wenn es weiter seine herausgetriebenen Augen nicht schliefst (Zeile 54),
so nnds man die Augen mit einem Lappen verbinden (Zeile 54 und 55) und
die Operation mit dem Glüheisen (Zeile 55 und 5(')), dem gebräucldicbsten Ope-
rationsinstrumente des ganzen Alterthumes auch i)cini Menschen, vornehmen,
um die fauligen Gase entweichen zu lassen (Zeile 5()). Das wäre nach meiner
Auffassung der moderne Pansenstich, mit dem antiken Glüheisen ausgeführt.
Den letzten Abschnitt bezog icli zögernd auf das perniciöse Katarrhfieber
des Rindes, das im Volke auch Kopfkrankheit lieifst. Die anwesenden Thier-
ärzte in Düsseldorf erklärten, dafs gar keine andere Diagnose in Frage konnnen
könne, schon wegen des Auftretens nach Jahreszeiten. Die Erkrankung entspricht
den Pubertätserkrankungen Ijei Mensch und Säugethier. Die parallele Erkran-
kung bei Hunden ist im Publicum allgemeiner bekannt. Cassianus Bas.sus bringt
dafür ein Excerpt aus Didymos. welcher die Krankheit als Brennfieber bezeichnet:
^'Eiii liiiid /ti/'f Brfnaißchcr (jclit nirlil :iiiii Futlcr, läßt den Kopf ainkcn. thränt,
IkiI AiKiiiilnittcr., vnrl um die Augen wird es hohh^. In der Behandlung wenlcMi
Vorscliriften für Futter und Trank, für die mechanische Reinigung von Ohr
und Nase, für Cauterisation des Gesichtes, für Schröpfen der Ohrgegend und
für innere Arzneimittel gegeben.
Der Inhalt von Zeile 58 — 69 würde sicli akso ungefähr so gestalten. Das
Rind mit Kopfkrankheit, vielleicht wörtlich »Dcntitionskrankheit« als ägyptische
Bezeichnung für die Kopfkranklieit, im Winter leidet an Bindeliautenfzündung
s*
ßO F. V. Oefele: Zur Erklärung des \'eterinärpapyrus von Kahun. [XXXVII. Band.
{2^ile 59), und seine Augen buttern (Zeile (iO). liier wird der gleiche Aderlafs
wie bei dem Vorhergehenden vorgenommen (Zeile 60 und Gl). Schlimmer steht
es, nach der längeren Besprechung zu schliefsen (und so ist es auch thatsächlich),
mit der Kopfkranklieit in der Übergangsjahreszeit zum Sommer (Zeile Gl — G3).
Die Wangen sind eingesunken (Zeile GB und G4). Die Augen thränen (Zeile G4)
und der Appetit ist schlecht (OrLlQ^^^) (Zeile (U). Die Bewegungen sind
träge (Zeile 65). Irgend welche Schleimhäute oder vielleicht Gelenke sind ge-
schwollen (Zeile 65). Vom Schlüsse ist wenig zu lesen, so dafs ich nach den
empfohlenen Bähungen des Didymos imr vielleicht Zeile 67 und 68 auf feucht-
warme Umschläge für alle Glieder beziehen möchte.
Dafs der späte Grieche der Geoponika auch sclion äufserlich das Recht
giebt, ihn zu Vergleichen mit ägyptischen Texten heranzuziehen, ergiebt sich
aus seiner Einleitung des dritten Buches, wo er den lateinischen Monatsnamen
die koptischen Bezeichnungen: Tvioi, Me%ip, ^awEfwS-, ^otp^ouS-/, lluy^wv, Tla.vvi und
nach einer merkwürdigen Einschiebung von drei Capiteln: 'Eiricpt, MsTwci, @w^,
^uo<pi, aS-Jc und \vocx, beifügt. Deutlicher hätte er seine Beeinflussung aus
Ägypten nicht documentiren können. Die Deutung des Textes in dieser Weise
mit Zuhülfenahme der Geoponika giebt aber auch erst einen Sinn, Avelcher den
Kenner der Geschichte der Medicin befriedigt.
Nachtrag.
Nach weiteren Correspondenzen mit Thierärzten , besonders Bezirksthierarzt
ZippELius, mufs ich meine Deutung des letzten Capitels des Veterinärpapyrus
widerrufen. »Ein Rind, das leidet an Bissen im Winter« mufs es heifsen und
bezieht sich auf die Tsetsefliege (Glossina morsitans). Di-e beschriebenen Er-
scheinungen stimmen auch darauf, da die Symptome bei Tsetsestich und per-
niciösem Katarrhfieber sehr ähnlich sind. In den Geoponika ist das Capitel ge-
kürzt: Bssc« (j~o fxviwv fJLYi d^izehB-xi Aippix-uvoC. Für den Südeuropäer ist diese
Plage nicht recht verständlich mehr gewesen. Ich erinnere mich, dafs eine ganz
vereinzelte Tsetsefliege nach Föhnwind als Naturseltenheit einmal in der Schweiz
gefunden wurde, welche ich in meiner Knabenzeit zu sehen bekam. Die Krank-
heit nach Tsetsestich heifst Nagana.
^;I9.] G. Reisner: The Dated Canopic Jars of the Gizeh Museum. 61
The Dated Canopic Jars of the Gizeh Museum.
By George Reisner.
l lie Gizeli Museum possesses 7H2 (•ano[)ic jars and parts of jars. This nuinl)er
indudes dated jars of the 6'\ 12"'. l.S'\ li)"', 2V\ 26* and 30"" dynasties.
In spite of tlie gaps in the list. the niaterial gives a tolerably ch^ar iiicture of
tlie development of the forms of canopic jars, — a picture which niay be
coniph'ted hy dated jars in other niuseums.
Sixih Dynasty.
The earliest indication of the use of jars for preserving the entrails of tlie
niuminy, is the cliest for canopic jars found by Maspero in the pyramid of
Mr-n-r<^-Pepy at Saqqarah in 1881') and still in the pyramid. Parts of tliree
alabaster vases were also found. partly by Maspero in 1881 and partly by
others this spring. Owing to the character of the dark stains insidc these
vases and to the presence of tlie ehest, it is likely that at least one of the
vases is a canopic jar. The jar in question [Cat. 1895, no. 58 and Inv. 5020 -)]
is tall and \Aa.m, vvith broad mouth and base, straight sides, rounded .Shoulder,
short neck and hroad flat Up. An inscription consisting of one horizontal line
runs around the Shoulder, as follows:
Eleventh and Twelfth Dynasties.
The dated jars of this period come from Meir, Lisht, Dahshur and Bersheh:
1. Series of four jars without cover.s, wood (11. ca. 0,40). Meir, 1892/9:}.
Inv. 4253 — 4256. Fig. 1,6.
2. Series of four Covers, wood (H. ca. 0,12). Meir, 1892/93. Inv. 4260
— 4263. Fig. 1,6.
3. Single jar, without cover, wood (H. 0,30). Meir, 1892/93. Inv. 4307.
4. Single jar, without cover, wood and six heads, wood. Meir, 1892/93.
Inv. 4194 (flg. 1, (;), 4195, 4245, 4257—4259, 4264.
5. Series of four covers with fragments of jars, alabaster. Lisht, 1883.
Inv. 4001— 4004, 5006 — 5018. Fig. 1, «.
') Maspero, Rec. Trav. V p. 1.j8.
^) NumViers of the new inventory will be cited thus.
62
G. Reisner: The Dated Canopic Jais of the Gizeh Museum. [XXXVII. Band.
(>. Series of four jars, witli covcrs, red baked elay (H. ca. 0.37). Lisht,
1895. Inv. 4077—4080. Fig. 2. h.
7. Series of four jars'), witli covor.s. ycllow liincstone (H. ca. 0,33). Lislit,
1890. Inv. 4081 — 4084"). Fig. 2, n and c.
8. Two jars, without Covers. alal>aster (fragUKMitarv). inscribed with the
name of the 1 ^^Q^Iu '^' ^^'^li^''^^''' gallerv of ]irincesses, 1894.
Inv. 400ö/()^). "^ "^
9. Series eon.'^isting of two jars and two oblong boxes, all with covers, ala-
ba.ster (II. ca. 0,3(i). Dahshur. gallerv of princesses, 1894. Inv. 4023 — 4026').
10. Two series of four jars each, with Covers, alabaster. Dahshur, 1894.
Inv. 4015 — 4018 (H. ca. 0,40), 4030 — 4033 (H. ca. 34).
11. Six series of four jars each, almost all with covers. alabaster (H. from
ca. 0,34 — 0.4G). Dahshur, 1894. Inv. 4011— 4014, 4051— 4070. Fig. 3. r7.
12. Two series of four jars each, with covers, alabaster. Dahshur, Tonib
of the king ( ^ ^^l- also named fo/^'ö']- and tomb of the princess f*^
4007—4010 (H.ca. 38) and
Inv. 4019— 4022 (H. ca. 38).
Fig. 3. h and c.
13. Four jars and four
Covers, not of same series,
alabaster. Bersheh, 1898.
Inv. 4994 — 5Ö01:
The Covers, except those
tuulcr 13, have uniformly
human heads. The faces ai-c
]iroportionally large with
short throat. and the wigs
usually have either painted
l-'i(j. I. stripes or fine incised lines.
Tho features are beautil'nlly
cut and painted in detail, — white of eye, wdiite; corners of eye, red; iris.
red, brown or black; hair parts, including edge of natural hair on forehead and
corners of natural hair on temples. ])lue or black. The series from Lisht (no. 5)
has four heads, all with long divine chin beards. Usually, each series has t/wee
hearded heads and one beardless one, — the bearded heads, when painted. having
') Three of the heads have on under.side of chin a
of wood.
') Two of the Covers of these jars have liici;itic inscriptions in red ink
the coloring, apparently directions for paintinj; tlie ^vij;.
') DE MoBOAN, Fouilles ä Dahchoiir, p. .5G/.57 and (ig. 121).
*) DE Morgan, Fouilles ä Dahchour, p. 73, fig. «.
lor fii.slpning on a beard prohably
n tiic wiir. nnder
1S1I9.1
G. Reisxer: Tlie Datcil f'anopic Jar.s df the Oizeli Museum.
6H
f;,j.2.
red or black skin, the beardless one (Amset), yellow skin (nos. 2, 6, 7, 11), see
fio-. "2, (/ Mild r. Tlie lieards arc soinetimcs loiii;- diviiR' cliiu beards (no. 2). bat
more ül'teii short cliin beanls (nos. (j, 7. 11). Tlic .serics of Ibiir hcnnllcss licnd.s
with covered throats are pos-
.sibly .somewhat later (no. 12
and cf. no. 14, bolow). Tho
Bersheh jars liave simple nl-
niost hemisplierieal Covers.
without licads, — a form
whieli (iccui's also in the
New Empire and later.
Tlie tbrms of tlie Jars
niay be seen trom figures 1
— 3. Perliaps, tlie most elia-
racteristie [)oint in the t'orni
i.s tlie s(|iiareiiess of the
Shoulder on the alabaster
jars, — a form which does
not seem to occur after the XVIII''' dynasty. The alabaster jars are distinguished
technically from the later jars by the prominent boringmarks inside and liy
the exquisite ])oli.sh outside. The -wooden jars are, as later made of two halves
divided vertically and pegged together. The jars, nos. 1 and B, are remarkable
for having a distiiictly ])er-
ceptdile mummy form'); and
the jars of no. 5, for having
human arms hanging down
the sides, two on each jar
opposite each other, hands
open , palms against side of
jar. The jars of no. 5 also
have .short neck and lij),
like the Pejiy jars.
The rnntrnfs of these
jars are packages of en-
trails neatly wrapped in /■'(/. .;.
linen.
Most of the canopic jars of this period have no inscriptions. In nos. 1
and 4, each jar has the name of one of the four genii, Amset, Hapi, Duametef
or Kel)ehs(>nuf. Nos. 8 and 12 short formulas as follows:
') The .small cases in inuininy lorui. of a later tlate, fi-oin the tomb of Sen-nedem (luv. 4249
-42.52), and the case with the uanie of Awen-ps.^ (luv. 4248) are not real va.ses.
64
G. Reisner: The Dated Canopic Jars of the Gizeh Museum. [XXXVII. Band.
I. «7.
(jNN. Secondjar.
IL
with names of Nephthys and Hapi. No. 8, Inv. 4005/6.
Like Iö: with s== instead o*" 0 ^k^^^- With namcs of Isis and
Amset, Nephthys and Hapi, Net and Duametef, Serket and Kebehsenuf
No. 1 2 . Inv. 401 9 — 4022 .^^
in II. No. 12, Inv. 4007— 4010.
The museum contains the foUowing undated jars and covers bearine: the
above characteristics: Inv. 4094 — 4097. Series of four heads (since 1S7S(?)
on the jars oi' Nai) like no. 5, but with sliort chin beards. alabaster. Bai) el-
Muluk(?), January 1859 (?).
Inv. 4197 — 4200. Series of four jars with covers [beardless one, Amset')]
siniilar to (), 7 and 11, yellow limestone. Saqqarah. January 1859.
Period between the Twelfth and the Eighteenth Dynasty.
Although there are no dated jars of this period, there are five jars whicli
probal>ly belong here.
14. Single jar, with cover, baked clay. With the name of the J^v f^
'^^' ~~^^o^]fl^*^^- '^^»^^^«'s, 1884. Inv. 4196--).
15. Series of four jars,
with Covers, in a ehest, wood.
With name of the f^^|<4
•i, otii^=^= ü' ,
^=\ ), ß . Purchase.
A c G
luv. 4727— .473 P). Fig. 4.
The ehest of no. 1 5 pre-
sents the eharacteristic form
and techniqup of sarcophagi
and canopic cliests of the
IMiddle Empire. It is like
the ehest of Sbk-m-s>-f,
t'iy- l- described by Borchardt, in
') In this series, as well as in luv. 4194. 419."). 4-220 — 42-24, 42.58/.59, the cover and the
va.se of eaeh jar is furnished with the sarae iDark t'ur tlx' puiposf of identification (|. ||. ||| ^.
III). Inv. 4059 — 4062 have the signs t, ^s>- % -t"' <=>•
') Berlin, no. 9498, aceording to a description kindly sent ine by Schäfkr and Möller,
is exactly like no. 15. Unfortunately the name is ruhhed off. All niy notes on the canopie jars
in Berlin are due to the kindness of the same gentlemen.
') For this title, see Griffith. in this Journal 1H91 p. Iil7, and Marikttk, Cat. d'Abydos
p. 364, no. 1018.
*) A series of four Covers, wood, i'eeeived hy l'.iran-, the Arab dealer in aiiticputic.s in Gizeh
as part of his share of the objects excavated by hiiii in Bcisheh in 1897/98, present the same cha-
racteristics as no. l.'>.
1899.] G. Reisser: The Datcd Catiopic Jars of tlie Gi/.eh jMuseuin. 65
this Journal, 1894, p. 23ff., except that the ground color is black instead of
wliite and that the inside lid is wanting. Thus it is quite prohaV)le that thcse
jars are hetween tlie 12"" and the 18"" dynasties. The form of the wooden jar
is given in fig-ure 4, o: the elay jar has a small hase and mouth and a very
hulging Shoulder. The covers all bear beardle.ss human heads (cf. heads painted
on Cover of ehest of Shk-ni-s^-f, this Journal, 1S94 p. 25) with si/ia/l faees
and comparatively long neeks (fig. 4). The features are painted on in detail:
but the blue color is a dull greenish blue. Technically, the jars are similar to
those mentioned above except that the clay head was covered with a thin coat
of plaster before painting.
Contents are not preserved: but the eondition of the jars indicates that
the entrails were wrapped in linen.
The ins(ri:ptions present fortnula II (above).
Eiyhteenth Dynasty.
The museum eontains :
If). Series of four jars with covers, alabaster. With the name of the
(jueen Ahnes -nefert- tri Der-el-Bahri, 1881. Fig. 4, /^
17. Two jars and three covers, baked clay (H. ca. 0,295). Name of Min-
holep (dated according to statue of same man, no. 958). Provenance unknown.
Inv. 4518 — 4520. Fig. 4, ^.
18. Four Covers, white limestone (H. ca. I*,12). Tomb of Anienophis II,
Thebes 1898. Inv. 5030 — 5033').
19. One jar, cover missing"), alabaster (H. 0,31). Name oi' Mery-nies (Ame-
nophis lU). Der-el-Bahri, 1881. Inv. 408(5.
The Covers still bear hui/inn Iieads, either all with beards or all without
beards^); the faces are small, the necks long with tliroat exposed, similar in
part to 14 — 15. The jars still resemble those of the 12"" dynasty (cf fig. 4
with figs. 2 and 3). The workmanship is not quite so good; the polish on the
alabaster jars, not so high.
The Contents are wrapped in linen.
The inscriptions show the following tbrmula:
') In Order not to anticipatt- tliu ijublicatioii oC the Contents of tliis toml) as a whole, it is
impossible to give a reproduction of these heads. Since this article was written, M. Loret, 1)1-
lecteur general du Service des antiquites, lias found at Thebes in the tomb of a favorite of Thoth-
nies 111 (Miw-hr-pri) a set four canopic jars. Two of the jars are like the fine Square shoulderd
jars of Daiishur and two are more roughly niade. The heads are all four human, without beards —
resembling the rougher Dahshur covers. The inscriptions show formula 111.
'') Found with a cover (human head?) j)ainted blue and red. according to Maspeeio, Momies
royales de Der-el-Bahri, p. .583.
') There are in the museum a number of undated series of c^lay heads, similar to nos. 4518
— 4520 and undoubtedly of tliis and the following dynasty: tliey all have the four heads alike.
Zcitschr. f. ÄgypU Spr., XXXVII. Band. 1899. 9
6ß
G. Reisnfr: The Dated Canopic Jai-s of the Gizeli Museum. [XXXVIl. Band.
III. a.
Ici \\
(two jars oniit the phrase sfp s>-f Iir): iio. 17. Inv. no. 4.")KS — 4ril9 (liotli
omit stp S)-f /(/•).
No. 19. luv. no. 408(1.
The mu.seum contains , in atldition to a large number of clay heads of
this dynasty, the following undated jars: 4523, 4525, 4531, 4545 — 4548,
all of clay.
NineteentJt Dynasty.
The mu.seum contains the following dated jars:
20. Two jars. without cover, white limestone. Name of H<'-m-irs. Bab-
el-Muluk, 1859 (purch.ase?). Inv. 4085.
21. Two jars, without covers, alabaster. Name ofPy-w (dated according
to statues of same man. Inv. 561 and 630). Saqqarah, 18G1. luv. 4325 — 4320.
Fig. 5, b.
Unfortunately the museum offers no materlal for determiniiiq- tlie forms
of the Covers; but the use of the four human heads certainly continued. The
jars') dedicated by fli^-^rt-iü/.« to the use of ^4// have human heads. It is how-
ever possible that the use
of animal heads for three
of the genii on the covers
was introduced in the latte.r
part of this dynasty although
the earliest indication I have
noticed is the representation
of the four jars with one
human and three animal
heads in the tomb of Ram-
ses IV.
The jar of Q'^-tn-ic^s is
about like that of Ahmes-
nefert-lri in form, while
the jars of P>'-xr show a
distinct change (fig. 5). The Shoulder is roundcd and less prominent: the ala-
baster is whitish and opaque instead of translucent; the outside bears horizontal
smoothing Scratches above, vertical below and is not polished.
Fiy. ö.
') Now in the Louvre, Cat. Salle Ilistoriquo (I'ierrft). 1S,s9. p. 90. nos. 370 — 37-2. Tliere
also .seem to he canopic jars with human heads in tlic Louvre, froiii tlie .Serapeiuii: but .Marif.tte,
Serapeum. is not .Trof.ssiljlc to me.
1899.1
G. Reisner: Tlie Dated Canopic Jars of tlie Gizeh Museum.
67
o
Tl)o Contents of no. 20 is not intact, of no. 21 not preserved.
Tlic i/iscrij)f/o>is prcsont n slinlit niodifu-ation of l'ornmla III: [1
Q , X;c'., and c^ at tinics instcad of s= .
Jars in tlie muscum appcaring to lielong to tliis group are: 420<S, 4328, 450(5.
There aro in addition a numbcr of jars wliich seem to Ijclong hetween
tlie li)"' and 21" dynasties or in tlie latter part of tlie 1!)"'.
22. One jar and tliree Covers, alabaster. Provenance not reeorded. Inv.
4201 — 4203.
23. One jar, greenish l)Iue fayence. Gadra. Inv. 4225.
24. Series of four jars, with Covers, alabaster. Saqqarali, 1851). Inv. 41()I
— 41 ()4. Fig. 5 all except jar in the middle.
To tliese must be grouped Berlin 11G38, without cover, of alabaster. All
tliese jars have the same general forin. The shonlder is rounded, not pro-
minent, and the side, l)et"\veen Shoulder and base, is ])erceptil)ly eoneave. The
jar of no. 22 bears a necklace on the front like tliat on the alabaster offering
jar of Har-ni-heb. — Nos. 23 — 24 have in addition to the inscriptions, of-
fering scenes representing
genius, offering table and
Standing figure, in style
of • New Empire. The in-
.scription on Berlin ll(i38
sliows the formula III
(Ne])hthys and Diianietcf):
tliat 011 110. 23 coiitains
siniply tlie iiame of Kebeh-
senuef; the inscriptions on
no. 24 are not aecording to
any of the formulas and
sliow considerable irregii-
larity (two Amset inscrip-
tions and none with the '''9- ''■
name of Duametef). The
Covers of no. 22 have all human heads without beards; those of 23 and 24
have large animal heads elaborately ornamented — resembling those of the 21"'
dynasty except that tliey are of same matei'ial as the jars. On aecount of
the human heads on the covers of no. 22 and the use of formula III on Beilin
11()38, on the one band and on aecount of the use of highly ornamental ani-
mal heads on the other, it seems probable that this group bclongs between
the middle of the 19"" and beginning of the 21" dynasty. In eonfirmation of
this, the technicpie of the fayence jar no. 23 is like that of jars of the latter
part of the New Empire (aecording to v. Bissing).
ß8
G. Reisner: The Dated Canopic Jars of tlie Gizeh Museum. [XXXVIl. Band.
Twentij-ßrst l)i/nasty.
'l'S. Series of four jars, alabaster witli wooden Covers. Name oi Nes-ta-neht-
Airu. Der-el-Bahri, 1S81. Fig. G, a.
26. Series of four jars, alabaster witli wooden covers. Name o^ Eset-ni-heh.
Der-el-Bahri, 18S1. Fig. 6 all except jar on left.
The jars of Pinotem and Nesi-Honsu may be coiisidered also witli tliese').
The jars themselves are of opaque alabaster unpolished , with smoothing marks
like the later jars of the 19"" dynasty. The cavity is not bulging but bored
straight down. The outward form is to be seen in fig. (i.
The niost characteristic part is however the cover. Each series shows
one human and three animal heads, usually of wood even on the stoiie Jars.
The heads all have lon(jf
necks and are pointed fan-
tasticaUij in the most glaring
colors witli striped wigs
and witli necklaces painted
across breast between ed-
ges of wig. For example,
the heads of the jars of
Esft-nt-heb have the follo-
wing colors: jackal's head,
green skin, white cosmetic
stripes, green and blue stri-
■■
■
* ^ -^^^^H ^«^1
■^3
w
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Wt ^|t<
\ =^.- — .
— ^^
^■■k-
^^^^^^^^^^B
/•■./.
ped wig; ajie's liead, red skin, white ear-si^ots with red lines, red and yellow
necklace, l)hie and green striped wig, &c. The wooden cover§ were covered
with plaster ])efore painting.
The inscriptions, when not of the simplest sort, usually use one of the
formulas for offerings. The inscrijitions in 2.^ are as follows:
a_fl öto I I ,NN.
A|
3in-
■NN.
— NN.
■NN.
One or more lines of the inscription face in the opposite direction from
the others.
Twenty-second to Twenty -ßftli Dynastles.
The museum contains no dated jars of this period"). There are a num])or
of jars which can be assigned with more or less certainty to this period : but
') Described by Miss Edwards, Rec. 1883 p. 7'.i IV. Sc- also Birch, PSBA. V p. 79.
») Berlin 2105/6 belong to the 22'"' dyna.sty and ürrliii ll(i41 to the 24'^ dynasty.
1899.1
G. Reisnkr: The Dated Caiiopic Jais ot' tlie (ii/ch Museuiii.
69
they do not present distinctive characteristics , resembling in part the jars of
the 21" dynastv (fig- ~, Inv. 4157 S) and in part tliose of the Saite pcriod (see
fig. 7, Inv. 417") fi). All the
series have, of course, Co-
vers with aninml heads. The
inscriptions very often con-
tain the phrases Q "4:^
^::z^ or similar ones. In
the latter part of the pe-
riod, there is certainly an
ap2>roach to the regulär
Saite forms; see, for exauiple, the .series of <=^='J fi (fig- <*^), Inv. 42<S1 — 428H,
4Ö12, with inscriptions nearly like those of Saite period').
Twenty-sixth to Thirtieth Dynasties.
No. 25. Five series of four jars with covers, alabaster'). Names of:
1 (^ r n (luv. 4118 — 4121, provenance unknown; dated by sta-
tue ri53, fig. i)).
^^ 9 (1 ^ '^^.=^ -?• (Inv. 4290 — 4293, provenance unknown: dated from
'ov. (Inv. 4098 — 4101, Saiicjarah, 1<S59; see Wiedemann »Geschichteo
p. ()35).
D/'l>^^v (| (Inv. 418(i — 4189, from the IIuber CoUection ; dated from
0|"ö' I (Inv. 4114 — 4117, provenance unknown: dated from naine).
All of the 2(;"' dynasty.
2(i. Two series of four jars with covers, alabaster. Names of: e»-=> cissi
J o| [Inv. 4089 — 4310; Saqqarah, 18(i3: found in same tomb with statues
784 and three others')]. Fig. 10*).
') The Gizeli Museum contains l'urtlier: 4179— 11S2, 4(574. 440(5 — 4409, all appai-eiitly
of tliis period.
^) Berlin 71(37, also of Sö"" dynasty (Name of ■^-oI'Ö')-
') Cat. Mar. nos. 385 — 387, 5(30.
*) In fig. 10 the heads on the Duametef and the Kebel.isenuf jars were aceidentally exchanged
while photographing.
70
G. Reisner: The Dated Canopic Jars of the Gizeh Museum. [XXXVII. Band.
Dp^ (Inv. 4308— 4310: Abydos, 18ä9(?); dated from statue 784).
Botl) are of 30"" dynasty.
The jars of this period sliow a great variety of forms . eveii in the same
series, but all forms liave swelling sides -svitli the thickest pnrt not initch ahoce
the middle. There is possibly a tendency towards uniform series of slender jars
in the 30"" dynasty but the material is insuffieient. The cavities are sometimes
deep, but usually shallow,
with straight walls. The
alabaster is opaque and un-
polislied, with snioothing
Scratches.
The Covers, of same ma-
terial as jar, have the aui-
mal heads'). The heads are
smaller and more graceful
than in the preceeding pe-
riods, but are not usually
cut in detail or much or-
namented. They have very
seldoni even traces of black
on parts covered with hair
and on the iris. The wig
almost in variably covers
throat: and tlie beard.when
present. is a divine chih
l)ear(l.
The Contents consist of
entrails, usually wrapped in
linen . covered with pitch
whicli has l^een poured in
until the Contents were co-
vered.
The inscriptions show
the well known formula:
Fig. <).
Fig. 10.
IV.
"■hi
°«««»
NN.
^=0,
-NN. d'
il4"
') The jars of Pi- gm- mi {41H6 — -H89) liavc Iniiiian lieads; but a.s the jars liave been polLslied
and the inscription.s colored green in modern times. it is abnost certain that tbese heads do not
belong to this .series. Another set, now in the Louvre {that ot Psmifc-Pta/i-7»eri/), also have human
heads. see Cat. de sculpture egyptienne l)y E. Rkvillont, p. B8, nos. 904 — 907. If the covers of
this series prove to have belonged originallv to tlie series, it may l»; asked liow far the use of
four human lieads is duo to a revival of ancient forms, cf. preceeding mimber of this Journal, p. 16.
1 s;)9.]
G. Reisner: The Dated Canopic Jars of the Gizeli Museum.
71
NN. <w.p()y,i-c.
similar to n.
dsZD ...n...
I
)7°M««°, Szc. similar to a.
°s«w°
&c. similar to a.
Tliere arr in the museum n(>arly a score of series and jjarts of series
])resenting the characteristics of this period: 4102 — 4105, 4106 — 4109,
4114 — 4117, 4122 — 4125, 4130 — 4135, 4137—4152 {4series), 4153—4156,
4165—4169, 4170 — 4173. 4266 — 4269, 4294 — 4296, &c.
To sum up, the period from the ()"' to the 18* dynasty is characterized
hy the use of Covers with human heads and by Square- shouldered , highly polished
jars, when the matei-ial is alabaster, with a slight degeneration in execution
and technique towards the end. The 11"' and 12* dynasties are further cha-
racterized by the use of three bearded and one beardless head in each series.
The embalmed entrails are simply wrapped in linen. In the 19"' and 20"' dy-
nasties, the ornamentation of both jar and cover increases at the expense of
the execution and the use of aniiiKil heads is introduced. Series with four human
heads do not occur (or occur only exceptionally) after the beginning of the
2P'dynasty. In the 2P' dynasty, the jars are characterized by low round Shoulder,
poor material and technique: and the covers, of wood, by the useof gaudily painted
animal heads. The contents from this tinie are covered with bitumen (orming a
solid mass which usually fills tlic jar. Between the 22'"' and the 25"' dynasties,
the jars and the covers grow l)ulkier, more formless and less ornamental, with
forms resembling on the one liand those of the 21*'' dynasty and on th(> other
tjiose of the 20*. The peri(.d from tlu' 26"' to the 30"' dynasty is marked
by jars wliose thickest part
is not much aT)0ve the
middle and by covers with
small, at times graceful
heads whose features are
only indicated and whose
tlu-oat is covered by the
wig').
') The peculiar forins showii
hy Inv. 4"274/7.5 (fig. ll.a, and the
two heads above) seeins to belong
to the time foUowing tlie 30''' dy-
nasty. Tlie l'ornis like Inv. 4243,
Fig. 11.
72 G. Reisner: The Dated Canopic Jais of the Gizeh Museum. [XXXVII. Band.
The inscriptions on the jars are even more characteristic of the period
than the forms.
Miildle Empire: formula I and IL
Eitrhtecnth and nineteentli dynasties: formula III.
Twentyiirst dynasty: offering fornmlas.
Twentysecond to twentyfifth: no uniformity in inscriptions.
Twentysixth to thirtieth: foi-mula IV.
Thus the material of the Gizeh Museum is poor for the ll)"" and 20"" dy-
nasties on the one hand and for the 22"'' to the 25"' on the other. It would
be very desirable to have these deficiencies made good by dated jars from
these two periods, which may be in other museums.
Die Wiedereinrichtung einer Ärzteschule in Sais unter
König Darius I.
Von Heinrich Schäfer.
Unter den vielen merkwürdigen Texten, die die Statue des Wd^-Hr-rsnt^) im
Vatikan bedecken, ist der Text auf dem Rückenpfeiler in seiner eigentlichen
Bedeutung, wie mir scheint, von allen Bearbeitern") völlig mifsverstanden
worden. Der Text lautet:
;^iii3i
4239, 4244 (fig. II, jar on right and the two heads hehivv), of which there are a Large nuniber
of examples seem al.so to be later than the 30'*', but 1 have found no evidence of their date.
') 11 ^. *1^ '^ , es ist die bekannte »statue naojiliore«.
*) Ich habe folgende Bearbeitungen einsehen können: de Rouge, Rev. arch. 1851 Theil I
S. 37; Brucsch, The.s. S. 682 ff.; Revillout, Rev. eg. I S.77; Piehl, Inscr. hier. Serie] Theil II
S.41; WiEDEMANN, Gesch. Ägj'pt. S. 239. Die Übersetzung von Lk Paoe Renouf, Rec. of tlie
Fast X ist mir nicht zugänglich gewesen.
1899.] H.Schäfer: Die Wiedereinrichtiing einer Ärztesehule in Sais. 73
Für das Verständnifs dieser ganzen Erzählung- niuls man von d(>ni letzten
Satze ausgehen, der den Zweck angeben soll, den der König mit der im Vor-
hergehenden erzählten Stiftung verfolgte. Nun steht in der zweiten Hälfte des
Satzes, der König habe diese Stiftung gemacht, »um den Namen aller Götter
imd ihre Tempel imd ihre Opfer zu befestigen und damit ihre Feste gefeiert
würden ewiglich«. Dadurch verführt, hat man auch in der ersten Hälfte des
Satzes nur einen allgemeinen Ausdruck vom «Erneuern alles Verfallenen« ge-
sucht und dabei wohl vor Allem an Gebäude gedacht. Aber die Ausdrücke
der Inschrift sind keineswegs die üblichen allgemeinen Redensarten, sondern
lauten recht bestimmt. lOOn^^ ^^^ ^^^^ ^^^ ^^^ medizinischen Litteratur
wohlbekannte Wort für «Krankheit«'), und so kann '^ I ') '] g v^' "^^ ""^
nimmer, heifsen «alles, was den Verfall an sicli trug« o. ä., sondern kann nur
von einem lebenden Wesen gebraucht sein und heifsen : »jeder, der eine Krank-
heit hat«. .So erscheint denn auch die Wahl des Ausdrucks l-V- »beleben«
natürlicher und erhalten wir für einige andere Worte im Texte genauere Be-
deutungen. \ ^ werden wir mm nicht mehr als eine Bezeichnung für die
erzählte Stiftung des Königs ansehen, sondern es übersetzen: »diese Kunst«,
nämlich die Arzneikunst. Ebenso werden wir kaum fehlgreifen, wenn wir in
dem Worte f^^ einfach einen Ausdruck für «die Instrumente« des Arztes sehen,
wie ja auch die Geräthe des Schreibers als sein dbh bezeichnet werden"'^).
Der ganze Text lautet danach im Zusammenhange:
«Der Fürst ^), der Oberarzt Wdi-Hr-rsnt , geboren von der Atum-
erdas , spricht :
»S. M. der König Darius befahl mir, dafs ich nach Ägypten käme') —
»S. M. war nämlich in Elam als Grofskönig aller Fremdländer und Grofsfürst
«von Ägypten — , um den hS des Pr-'^nh und das Pr- nach ihrem Verfall
»zu befestigen. Die Barbaren brachten mich von Land zu Land und geleiteten ■')
»mich nach Ägypten, wie der Herr der })ei(len Länder befohlen hatte.
') Beispiele im SrEBN'schen Wörterbuch zum Pap. Ebers , und Bruosch , Wb. Suppl. S. 884.
2) Vergl. PiETscHMANN in »Aegyptiaca für Ebers.. S. 83, der auch die hübsche Bruosch-
sche Übersetzung »Necessaire« für dbh anführt.
') Das cnh im-sn verstehe ich nicht.
*) Als der Befehl erging, war der Schreiber mit dem Könige in Elam. Man sollte also
nicht i-t «kommen.., sondern etwa im-i »gelien.. erwarten. Doch als er die Inschrift verfafste,
war er natürlich in Ägypten, und von diesem Standpunkt aus ist wunderlicher Weise ..kommen«
auch in den Befehl selbst hineingebraciit. Ähnliches findet sich auch sonst.
') Doch wohl kein Kausativum von iv^d, sondern einfach Schreibung für s-icd.
Zeitachr. f. Ägypt Spr., XXXVD. Band. 1899. ^^
74 H.Schäfer: Die Wiedereinrichtung einer Ärzteschule in Sais. [XXXVII. Band.
»Icli tliat nacli dem Befehl Sr. M. und stattete sie') aus uiit allen ihren
»Schülern"). Söhnen von Leuten (vom Stande)^), kein Sohn eines Bettlers^) war
»darunter. Ich stellte sie unter die Aufsicht aller kundigen^) alle
»Uire Arbeiten.
»S. M. befahl, ihnen alle guten Dinge zu geben, damit sie alle ihre Ar-
»lieiten thun könnten. Ich versah sie mit allen ihren Bedürfnissen, mit allen
»ihren Instnmienten, die in den Schriften stehen, wie sie vorher gewesen waren.
»Das that S. M., weil er den Nutzen dieser Kunst (der Arzneikunst) kannte,
»um jeden Kranken zu beleben"), um den Namen aller Götter und ihre Tempel
»und deren Einkünfte zu befestigen und damit ihre Feste gefeiert würden,
»ewiglich.«
Wd!-Hr-rsnt war Oberpriester der Neith von Sais und führte als solcher
den Titel "^^ ^ »Oberarzt«. Wir dürfen also wohl annehmen, dafs diese
Ärzteschule im 1 1^^ des o und dem JiS^piÄ mit dem grofsen Neithtempel
zusammenhing, der bei der Eroberung von Sais durch Kambyses) stark gelitten
haben mufs. Die Schüler der Anstalt werden natürlich vor Allem als Priester er-
zogen worden sein , und ihre künftige Doppelstellung als Priester und Arzte ist
in den beiden Hälften des Schlufssatzes unseres Abschnittes deutlich ausgedrückt.
Der Text ist so interessant, weil er bis jetzt der einzige ist, durch den wir
etwas Näheres von der Stellung einer Art hölierer Schule in Ägypten erfahren.
') Dieses »sie« zeigt, dafs vorhin mit dem J 0 SJSSSp^p mindestens zwei Gebäude
gemeint sein müssen.
^) So auch PiEHL und Revillout.
^) So auch Piehl; diesen praegnanten Gebrauch von vÄ . lienne ich sonst nicht.
*) Eine Anspielung auf das Kastenwesen ist in dem Ausdruck nicht unl)edingt zu suchen,
doch ist man versucht, dies Tuet mit »Paria« zu übersetzen.
') So auch Piehl, Revillout. Die Übersetzung ist nicht ganz sicher, wird aber das Richtige
treffen. In der Lücke dürfte etwa gestanden haben: »die sie beaufsichtigen sollten in« o.a.
*) Piehl: ... a fait cela parcequ'elle savait l'efficacite de cette oeuvre, comme inoyen de
restituer tout ce qui se trouvait delabre. Revillout: . . . parcequ'elle savait (que c'etait le ineilleur
nioyen pour) reveiller une vie nouvelle au milieu de toutes les ruines. Brugsch : weil er den Vorzug
dieses Werkes erkannte zur Belebung alles dessen, was den Verfall an sich trug. Wiedemann:
weil er wufste, dafs dies das beste Mittel sei, um alles m Verfall Gerathene wieder herzustellen.
') Dem »Unglück, das in diesem Gau eintrat, (und ein Theil war des) sehr grofsen Unglücks,
das im ganzen Lande geschah, wie kein ähnliches in diesem Lande geschehen ist«.
1899.]
Fr. W. V. Bissing : Eine altägyptische Mädchentracht.
75
Eine altägyptische Mädchentraclit.
Von Fr. W. v. Bissing.
xi-uf einer ziemlicli beträchtlichen Anzahl von Bildern aus dem a. und m. R.
begegnen wir bei jungen Mädchen einer absonderlichen Haartracht, die bisher,
soviel ich sehe, noch nicht besprochen worden ist'). Das Gemeinsame dieser
Tracht besteht darin , dals bei sonst kurzem Haar ein oder
mehrere Zöpfe herunterhängen, die unten durch eine Quaste
abgeschlossen werden.
Die ältesten mir bekannten Beispiele, die uns auch den
Ursprung dieser Tracht zeigen, reichen in die ä. Dynastie zu-
rück. Es sind Mädchen, die ausnahmslos noch in zartem Alter
stehen — soweit dies die Verschiedenheit der Proportionen er-
kennen läfst. Von dem kurzen Haar löst sich hinten eine ein-
zelne Flechte ab, die lose herabhängt. Das Ende der Flechte
ist dabei, wie die nebenstehende Abbildung aus dem Grab des
v^^^" ( )( jt ) zeigt, nach oben gebogen, so wie sich da-
natürliche Haar an der Spitze biegt").
Mit der 6. Dynastie scheint die Mode zu wechseln, wii-
sich auf einem jetzt in Gise') befindlichen Relief aus dem
Grabe des UDü zeigen läfst. Auf demselben steht hinter dem
Sitz ihres Vaters die eine Tochter L (]!•?• ^ 0- Sie trägt das lange, an-
liegende Frauengewand mit Tragbändern, Halskragen und kurzes Haar. Sie
') WiLKiKSüN hat sie allerdings verzeichnet (Manners and Custonis 2 II 338), meinte aber,
ohne genauer darauf einzugehen , es sei die Tracht der Sclavinnen.
=) Weitere Beispiele: LD. II 54 aus dem Grabe des 0 (1 n in Gise; LD. Text Taf.9 aus
dem Grabe des ^ ? ^"«^ (die Datirung Text S. 49 in die 6. Dynastie ist ungenau). Mariette,
]Mastaba p.309 (wo aber bei der zweiten Tochter der Zopf mit Unrecht fortgelassen ist und die
beiden Seiten der .Scheinthür durchweg vertauscht sind) aus dem Grabe des ^^ ( ]i die
Textabbildung stammt aus dem Grabe des ^^LJ^ (Kat. Gise 1895 ed.ViREV Nr.23); das Relief
wurde 1887 aus Saqqarah in's Museum von'GiTe gebracht, wird also vielleicht zu dem Grabe des
unter mehreren Königen der 5. Dynastie lebenden .. a'-r^y gehören (Mariktte, Mastaba 313),
jcdenfaUs nicht zu dem eines älteren in Gise begi-abwTen (vergl. Lieblein, Wörterb. 1368, 1376).
') Gise, Kat. 1895 Nr. 82. Die Reste der unter einem späteren Grab verschütteten Mastaba
hat Maspero 1884 geborgen (Eist. anc. I 298 Anm. 2. Situationsplan des Grabes Mem. du Caire I,
Tafel zu S. 200).
10*
76
Fr. W. V. Bissing: Eine altägyptische Mädchentracht.
[XXXVII. Band.
h
rieclit an einer Lotosblütlie. An ihrem Hinterkopf hängt ein gerader Zopf herab,
der unten mit einer runden Platte oder Kugel beschwert ist. E]ine zweite
Tochter gleichen Namens steht vor dem Throne des Vaters: sie ist gröfser
dargestellt (also wohl älter) und hat keinen Zopf). Diese neue
Form des Zopfes ist die bezeichnende für die ß. Dynastie; sie
■ .••■-> ■ i fiiiilct sich auch auf einer im Saal 14 des Museums von Gise
I ' ll ausgestellten Stele aus Kalkstein , die vielleicht etwas jünger
sein kann"), und im Grab des Mrj. Hier sind im Zimmer A 10
(des Plans Bjedeker S. 141) an der üstwand Tänzer und Tänze-
rinnen dargestellt, von denen wir einige nach einer Photographie
L. Borchardt's wiedergeben.
Die Tänzerinnen, die sich als junge Mädchen kleiden, tragen
daher auch den steifen Mädchenzopf mit rundem Gegengewicht,
der wohl durch reichliches Tränken mit Fett seine strickartige
Festigkeit erhielt. Daneben findet sich noch (möglicher Weise aus
einer älteren Vorlage mit herübergenommen) gerade im Zimmer
A 10 die Zopfform der 5. Dynastie. In der Kleidung unterscheiden sich die
Mädchen: die eigentlichen Tänzerinnen tragen einen kurzen Schurz, der Ober-
körper und Beine vom Knie an freiläfst; die Musikantinnen, die in die Hände
klatschen, sind ganz wie ge-
wöhnliehe Mädchen S'ekleidet.
I
Ik
Mit der 1 2. Dynastie tritt
anscheinend eine neue Verän-
derung ein: man trägt jetzt
zwei oder drei solcher Zöpfe,-
hinten und ah den Schläfen,
und das Gewicht nimmt längliche Form an , so auf einer unpublicirten Stele aus
dem zehnten Jahr Könis: Sesonchosis' I. aus dem Grabe des ;;?''^. wo die kleine
Tochter ^ (] zwei Zöpfe trägt, deren einer hinten, der andere zur Seite her-
abhängt. Jeder Zopf endigt in ein (Tcwicht in der Gestalt einer Lotosblütlie.
Am anschaulichsten wird uns die Tracht T)ei einer der Dienerinnenstatuen aus
') Lieblein, Wörterb. 1,599, nimmt an, dafs dieselbe Tochter zweimal dargestellt sei; sie
wäre zuerst als Kind und dann in etwas reiferem Alter abgebildet. Doeli kommen gleichnamige
Geschwister öfters vor.
^) Kalkstein, h. 0.90, br. 0.97. Vor dem Opfertiseli sitzen nach links sich anfassend v\ V\
und seine Frau auf einem ochsenfüfsigen Divan. Darunter, in der zweiten Reihe, die Tochter
<::> (.sie) nach links stehend, vollbekleidet, mit kurzem Haar und Zopf. Sie hält in beiden
^ —» —
Händen Blumen. Ihr gegenüber ein Mann, der die Linki> auf die Brust legt, in der gesenkten
Rechten eine Bhime hält. Dahinter eine Frau, die mit d(^r Linken einen Kurb auf dem lvo])t
hält, in der vorgestreckten Rechten Blumen. Hinter ihr ein Jlann mit einem Schenkel. Darunter
Hirtendarstellungen. Ziemhch rohe Arbeit.
1899.1
Fr. W. V. BissiNG : P'ine altägyptische Mädchentracht.
Meir, die die nebenstehende Abbildung wiedergiebt. Sie gehört docli \\olil an
den Anfang der 12. Dynastie: von iliirn drei ans drei Strähnen gewundenen
Zöpfen (einer in der Mitte des Hinterkojifs. je einer etwas li()]ier an den S(MteTi)
ist nur der mittelste gut erlialteii. von den iiei-
den anderen aiier mehr oder minder lange Ansätze
kenntlich.
BoRcnAKDT hat für die Figur schon ver-
mutliungsweise den Namen »Tänzerin« vorge-
sclilagen'). Dafs er damit Recht hat, lehren die
Darstellungen aus Benihassan. Auf den vielfach
abgebildeten Wandgemälden in den Gräbern des
^^^ A und des uir) sehen wir Mädchen theil-
weise im langen, tlieilweise im kurzen Gewände
Vieim Ballspielen, Hüpfen und Tanzen: sie alle
tragen kurzes Haar und zwei oder drei Zöpfe mit
länglichem Gewicht, genau von der Form, wie die
«Tänzerin« aus Me'ir sie hat. Die 'Zahl der Zöpfe
schwankt, und wenn beim Reitball die »Pferde«
drei und die Reiterinnen zwei Zöpfe zu haben
})tlegen. so mag das Absicht sein (um die Parteien zu scheiden) oder aucli nur
Zufall. Aus dem m. R. stammt auch die liierneben abgebildete Berliner Kalk-
steinstatuette (h. 0,050, 1. 0,105 m) einer Akrobatin, die auf Händen und Beinen
nach hinten übergelegt sich in wage-
rechter Lage hält: sie ist mit einem
Lendenschurz bekleidet, trägt die
Haare aber ganz wie die Tänzerin
ans Meir. Die Zeit wird durch ähn-
liche Kalksteinfiguren bestimmt, die
sich in El Berscheh kürzlieh in Grä-
bern des m. R. fanden: aucli macht
mich BoRCH.iiRDT auf die »Puppen« des m. R. aufmerksam, die die gleichen
Zöpfe tragen.
In der Folge seheint die Zopftracht ganz abhanden gekonnnen zu sein.
Die Tänzerinnen des n. R. kleiden sich anders (Wu-kinson ■ II S. 37): nur ge-
legentlich taucht einmal wie eine Reminiscenz an die alte Tracht auf: so
') Ägypt. Zeitschr. 1898, S. 134 Anm. 1. Statueninventar Gise 248. Die Figur .stanunt aus
ISIeir (Kat.ViREv 1340), wo .sie mit mehreren anderen Dienerfiguren in einem Grabe gefunden sein
soll. Der gänzlich abweichende Stil aber läfst mich an der Richtigkeit der Angabe /.weifeln, und
L. BoRCHARDT ist Selbständig zur gleichen Ansicht gelangt. Die Haartracht weist auf eine etwas
jüngere Zeit als die 6. Dynastie; sonst ist die Figur unbekleidet. — Eine Publication der wichtigen
Funde von ISIeir oder ein au.sführlicher Fundbericht mit Plänen fehlt noch immer.
■) Benihassan ed. Nf.wberuy 11 Taf. 4, 8a, 13.
78 Fr. W.v. Bissing: Eine altägyptische Mädchen tracht. [XXX Vll. Band.
^\■lI,KI^■s^l^■ - II S. 38, ^vo eine Dienerin drei Zöpfe nach hinten und etwa fünf
an den Seiten trägt, und nocli mehr Wu^kinson - II S. 501 : hier tanzt ein Mädchen
iui weiten, langen Gewände; es trägt das Haar kurz, aber hinten hängt eine
starke unten sich verdickende Flechte herab und fünf dünnere Zöpfe hängen
anscheinend zur Seite. Die Zahl der Zöpfe hat sich also wiederum vermehrt').
Anfangs eine Tracht der Mädchen, vielleicht ganz allgemein der Kinder"),
kommt sie im m. R. für diese aus der Blode^) und wird von den Tänzerinnen
und Akrobatinnen angenommen, die sie nachweislich schon in der (i. Dynastie
trao-en. Aus dem einen Zopf werden dabei alhnählieli zwei, drei, schliefslich
nocli mehr. Ob sie vor der 5. Dynastie üherliaupt vorkommt, läfst sich nicht
entscheiden; dafs aber der Übergang von dem natürlich heralihängenden Zopf
zu dem steif abstehenden , unten besehwerten mit dem Aufkommen der fi. Dy-
nastie zusammenfällt, ist nur natürlich, denn die 6. Dynastie (oder vielmehr
das Ende der 5.) bedeutet in der Entwickelung der ägyptischen Cultur einen
tiefen Einschnitt; von da geht die Entwickelung des »mittleren« Reiches bis
in die Zeit der von Steindorff richtig erkannten Könige der 17. Dynastie fast
lückenlos fort.
Miscellen.
Die angebliche Berechnung der Halbkugel. — Die von Borchaedt
(ÄZ. 1897, S. 150) auf die Berechnung einer Halbkugel gedeutete Stelle des
mathematischen Papyrus von Kahun scheint mir eine andere Erklärung zu
12
fordern. Mit 8 (l365i) des Kahun-Papyrus ist gemeint ein JtttT ^ O '^^^
12-8. Nach Art der Nrn. 41 und 42 des Math. Handb. wäre der Inhalt so
zu berechnen:
12-4-12= lOf
9 " 3
«r= '14
113^.8 = OlOg
ll.910|^= 1365-- ,
wie oben.
') Eine seltene Ausnahme bildet die Tiinzcrin im Harem des Ey, LD. III 106(7, die langes
Haar und eine seitliche Locke trägt.
*) Dafür spricht, dafs im Grabe des Mrj sowoid in A 10 wie in A 6 Knaben den steifen
Zopf der 6. Dynastie tragen; der wesentlichste Unterschied besteht, so viel ich sehe, darin, dafs
bei ICnaben die - Kinderlocke •■ an der (linken) Kopfseite, bei Mädchen am Hinterkopf sitzt, und
dafs die Kinderlocke der Knaben mit ganz wenigen Ausnahmen (wie im ]Mrj - Gral)e) die Gestalt
behält, die die Kinderlocke auch der Mädchen in der 5. Dynastie hatte.
') Knaben tragen im a. R. und im m. R. ganz allgemein die Kinderlocke , die späterhin
Harpokrates trägt und (als seine Incorporation auf Erden?) die Prinzen; vergl. Erman, Ägypten
S. 235.
1899.] Miscellen. 79
Es handelt sich also nur um eine vereinfachte Form der Berechnung, es
ist nämlk-li:
Math. Ilandl).: ia — a\ •i-l-., = '^Za"b und
Kaliuii-Pap. : («•.y) •^b=^'^a'b.
In Nr. 4B des Math. Ilandb. liat der Verfasser versucht, die vereinfechte Art
der Bereclinung anzuwenden, dabei aber irrthümlich die bei der früheren Ilecli-
nungsweise erforderliche Subtraction von '/g des zu quadrirenden Durcliniessers
beibehalten, weshalb er nur ''^g, des riclitigen Resultats erhält.
H. ScHACK-ScH.\rKKNBURG.
Zu Herodot II, 112. — Die Angabe des Herodot von einer Ansiedelung
plioenikischer Tyrier in der Nähe eines tj^eusc des Proteus, der südlich vom Ptali-
tempel lag, hat sehr verschiedene Beurtheilung erfahren. Während R.\wlinson,
Hist. of Phoenicia, S. 4()7 (und ähnlich v. Gltschmid, Kleine Schriften II ii, 49)
an eine ziemlich junge Handelsniederlassung denkt, etwa aus Necho's Zeit, hatte
bereits Movers, Phoenicier II 1, S. ISTff. , ein hohes Alter für diese in un-
mittelbarer Nähe des Ptahtempels, in der Altstadt, gelegene Ansiedelung gefor-
dert. Ohne ihm in seinen weiteren Auseinandersetzungen zu folgen, wird man
ilim hierbei Recht geben und auch seine Verwunderung über diese Nieder-
lassung theilen, zumal es andere Colonien der Phoeniker in Ägypten nicht gab').
Vielleicht ist aber eine andere Auffassung der Stelle möglich. Borcii.vrdt
hat (ÄZ. 1S98, S. 84) das Material über die Ansiedelung von Kriegsgefangenen
als Tempelsclaven gesammelt. Wenn das Tvpiwv (TTpocroTTsSov sich so auffassen
Hefse, würden alle Bedenken schwinden. Möglich ist das jedenfalls, vielleicht
läfst es sich noch durch folgende Hypothese stützen: auf einer von Daressy,
Rec. IG, 123 publicirten Inschrift im Gizeh-Museum findet sich die Erwähnung
eines Feldes der Hetiter in der Nähe des Ptahtempels. Die Inschrift stammt
aus der Zeit des Ey, und die Hetiter werden dort wohl als Gefangene zur Zeit
Thutmosis' III. angesiedelt worden sein.
Lst dieses « Stück der Hetiter f^^Nc] ^ ® D "^ ] [^^j auf dem Feld der
Güter [^~^] des Königs Tuthmosis I. und Tuthmosis IV.« identisch mit dem
Tvpiwv crridTOTrs^ov? Der Name der Hetiter timftifste in späterer Zeit auch Phoe-
nikien, und Herodot's Führer hätte die Hetiter kaum besser griechisch wieder-
geben können. Auch dafs gerade die Tyrier genannt sind, läfst sich aus der
Vormacht von Tyros in jener Zeit und seinen vielfochen Beziehungen zu Ägyi)ten
rechtfertigen. Nur ein Bedenken bleibt, aber ich denke, ein scheinbares. Hero-
dot setzt den riy^svoQ des Proteus südlich vom Ptahtempel an ; die Inschrift setzt
das Hetiterfeld nördlich von dem TE^evoi;. Über die Lage des Tupt'wv (jrparoiTs^ov
im Verhältnifs zum Tempel ist aber nichts liekannt, und es läfst sicli immerhin
') V. GuTSCHMiD, Kleine Schriften II. 49.
80 Miscellen. [XXXVII. Band.
denken, dals der Bezirk der »Tyiüer« zugleich nördlich vom Ptahtenipel und
in der Nähe des gegen Süden gelegenen Proteus -Tfiuet-sc lag. Ob wir im TjpiEvoc
des Proteus, der ja einer der Pharaonen gewesen sein sollte, eins der in der
Inschrift genannten ■— ,— ' erkennen dürfen , wage ich nicht zu entscheiden. Lei-
der steht in der Inschrift ja nichts vom Tempel der fremden Aphrodite (Astarte?),
der im rsuevag des Proteus lag, mit der phoenikischen Niederlassung aber in
keinem Zusammenhang steht.
Es wäre interessant, festzustellen, ob sich in der antiken Überlieferung noch
sonst Hetiter unter dem Namen der Phoeniker verbergen. v. Bissing.
Pflastersteine. — Für die Frage nach der Bedeutung der sogenannten
»Grabkegel« oder »Opferbrote')« möchte ich, von Petrie aufmerksam gemacht,
auf eine Stelle hinweisen , die anscheinend die einzige Angabe über in situ ge-
fundene Gegenstände dieser Art ist. Bei Rhind, Thebes S. 136, heifst es näm-
lich in der Besehreibung der Fagade eines thebanischen Grabes:
»Above the scarp and flush with it, there remained about two feet of
coarse Iniilding, in continuation, as it were, of the elevation of the front of
the tomb; and I mention this here because, imbedded in the building, and
stretching A'eiy nearly its entire length, were two rows of clay cones, im-
pressed with a liieroglyphic subject on the ends turned to the light. «
Danacli sind die fraglichen Kegel also in diesem Falle ganz wie Pflastersteine
zur Befestigung der Bergfläche über dem Eingange des Grabes verwendet worden.
Schäfer weist mich noch auf den einzigen Bericht über altägyptisches Ziegel-
pflaster hin, den Amelia B. Edwards in A Thousemd Miles up the Nile Th. II
S. IIH [TAuniNiTz] giebt und der bestätigt, dafs Pflastersteine eine sehr grofsfe
Ähnlichkeit mit unseren »Opferbroten« haben. Die Stelle, welche Ausgrabungen
in Abu Simbel betrifft, lautet: ». . . the landing, which was curiously paved
with cones of rüde pottery like the bottoms of amphorae. These cones, of
which we took out some twenty-eight or thirty, were not in the least like")
the celebrated funereal cones found so abundantly at Thebes. They bore no
stamps, and were much shorter and more lumpy in shape«. Es ist demnach
ernstlich zu erwägen, ob man die »Grabkegel« oder »Opferbrote« niclit fortan
weniger mysteriös einfach »Pflastersteine« nennen soll.
Für diese Deutung sprechen noch ferner folgende Umstände:
1. die Form der Kegel, welche der unserer modernen Pflastersteine analog
ist; diese sind auch an der oberen Ansichtsfläche am breitesten und verjüngen
sich nach unten,
') Bulaq, Kat. Mar. S.177; Kat. Masp. S.138; Wiedemann, Die altägj-pt. Grabkegel , Ley-
dener Congrefs 1884; Petrie, Season S.23ff.; Daressy, Recueil de cönes funeraires. Miss. VIII 2;
Berlin, Ausfuhr!. Verz. 8.127 u. s.w.
') Diese Bemerkung scheint mifslich für unsere These. Nach der voraulgchenden iiiul nach-
folgenden Besdireibung der Kegel aber ist das »not in the least üke« wolil nicht ganz ernst zu nehmen.
1S',)9.] Miscellen. 81
2. (las Material, das für die Verwendung im Äufseren gebrannt sein mufs;
ungebrannte Ziegel würden bei dieser exponirten Lage durcli den ersten Regen
Ibrtgewasclien werden .
H. die Fundstellen, die stets vor den Gräbern liegen, also da. wo die
zerstörte obere Pflasterung hinfallen nuifste,
4. die Stempelung, welche der der gewöhnlicher Ziegel analog ist. und endlich
5. das gelegentliche Vorkommen von »Grabkegeln«, die in einer seitlichen
Nilschlammumhüllung gefunden wurden'), d.h. also von Pflastersteinen, die Ihre
Nilschlammfuge anhaftend erhalten haben. Ludwig Borchaedt.
Zu Pap. Westcar V, 1 1 ff . — Die Stelle | ^^A ^^^^^^fl
[Pap. Westcar 1, 3G] schon fast richtig gedeutet worden, nur hätte die erste
von ihm gegebene Möglichkeit ganz wegfallen können. Es handelt slcli hier
nämlich anscheinend nur um eine Beschreibung einer im a. R. von vornehmen
Frauen getragenen Kleidung. Auf vielen Statuen sehen wir in Farben ein Perlen-
netz , dessen Maschen schräg liegende Qua<lrate bilden , über dem engen Frauen-
gewande angegeben. Bei-spiele hierfür sind die folgenden:
Giseh Nr.fi [Kat. 1892 (Grebaut) Nr. fil71 S. 32], Cirujipe eines Paares
aus Sileli im Fayoimi. Über das enge Frauengewand war einst ein Perlennetz
gemalt, von dem nur die Knotenperlen noch sichtbar sind.
Ebendaselbst Nr. 22 [Kat. Mae., Nr. 588; s. Mar., Mast. S. 2(!2J, Familien-
gruppe aus Saqqarah, Mastaba D iJB. Über das Gewand der Frau, Namens
N-hic-Hthr, war ebenso ein Perlennetz gemalt, von dem auch nur noch Spuren
der Knotenperlen zurückgelilleben sind.
E])endort Nr. 5.0 [Kat. 1892 (Grebaut) Nr. fi220 S. 5B], Famillcngrnppe aus
Saqqarah. Über das Kleid der Frau N wh- jrt- wptt- ir^ict ist ein Perlennetz ge-
malt mit i-unden, blauen Knotenperlen und länglichen, grünen Verl)indungsstücken.
Louvre A 102 [abgebildet PEEEOT-Cnirncz, bist, de Fart I, 143; Erman, Ägypt.
1, 295], Familiengruppe des Shm-kL Über das Gewand der Frau, das auch
von schön gemusterten Tragbändern gehalten wird, ist ein vollständiges Netz
gemalt.
Auch woraus diese Netze bestanden, läfst .sich angeben, da unter dem
Daschurschmuck sich sehr wahrscheinlich eins oder mehrere solcher Netze oder
wenigstens die Perlen dersel])en erlialten lia])en. Es sind längliche Perlen von
grüner Fayence, Karneol, Lapis lazuli, einige auch von Malachit und Gold.
Die Knotenperlen sind aus hellgrüner Fayence und haben Kreuzform. Abge-
Itildet sind solche Netze auch auf den Särgen in Mumienform aus dem P^nde
') Siehe Dares.sy, Recueil de cöne.s tuneraires S. 270; die a. a. 0. citirte Färbung von Grab-
cegeln .spricht nicht gegen die oben angeführte Deutung. Mit diesen bunten Steinen führte man
ui,s irgendwelchen ornamentalen Rücksichten farbiges Pllaster aus.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVII. Band. 1899. ^
82 Miscellen. [XXXVIl. Band.
des 111. R. [z.B. Giseliiiniseuiii , Sarg ohne Nummer in Sani ".')]. Davon .sind
ferner wohl die Perlennetze der .späteren Mumien abzuleiten.
Die oben angeführte Stelle des Pap. Westcar wäre also nach alledem wohl
so zu übersetzen : » Und laß mir 20 [Perlen]neLe bringen und gieb diese [Perlen\netze
diesen Frauen über ihre Kleider {zu ziehen^^. . Lvdwig BoRrn.\RDT.
Die Hieroglyphe 0. — ÄZ. 1897, S. 105 Nr. 44 hatte ich zweifelnd das
Zeichen 0 als einen Spiegelgrift" aus Ebenholz gedeutet. Trotz der Ähnlichkeit
des Zeichens mit einem Spiegelgriff ist diese Erklärung falsch. Wie Griffith')
ganz richtig vorschlug, ist das Zeichen als Keule aufzufassen. Es giebt sogar
ein Verbum hn »schlagen«, wie die Beischrift in Benihassan (Newberry, Beni-
hassan I Taf 29) über zwei Wäsche auf Steinen ausschlagenden Wäschern zeigt:
0 AvvA^ »das Wasser herausschlagen«. Gleich daneben sind zwei andere Leute ab-
gebildet, die mit Schlägeln, welche dem y sehr ähnlich sehen, Wäschestücke
bearbeiten. Die Beischrift lautet: V ^^ "die Schläger(?)«. Schäfer macht
mich auch noch auf einen Ausdruck des n. R. für Keule aufmerksam, der mit
unserem 0 zusammenhängt: die 5 ^^ (jil ci ? in den Thutmosisannalen (Brügsch,
Wörterbuch S. 967).
Ob das Wort 0^ »Diener, Knecht» ursprünglich damit zusammenhing")?
Und ob der Ausdruck 0 ' für den König etwa in alter Zeit die Bedeutung
hatte »seine Keule ^)«? Ludwig Borihardt.
Hieroglyjilien für »Brauer«. — Auf der Leydener Stele V. G*) aus
der Zeit Amenenihet's IL steht über der Darstellung eines arbeitenden Brauers:
K&J \v /www o J:i
Das Zeichen"), mit dem der Titel des Mannes geschrieben ist, stellt einen
Mann dar, der mit den Füfsen in einem grofsen Bottich herumknetet und sich
dabei am Rande desselben festhält. Es ist die ungeschickte zeichnerisclie Nach-
') Benihassan III, Nr. 44 und S. 17.
') In der Inschrift de.s Wnj wird (I.-ls bedeutiiiigsverwaiulte i'^^v « 1^ mit i-iiioin eine
solche Keule haltenden Manne determinirt.
') Vergl. den deutschen Ausdruck "die Krone« für -der König».
*) Nach dem Berliner Abklatsch A.r265.
') Derselbe Titel auch sonst häufig. Bei arbeitenden Brauern: JIah., Cat. d'.\b. Nr. 606
sonst: Mar., Cat. d' Ab. Nr. 549, 634, 779, 780, 82.5 und 861, sämnitlich m. R.
•) Die Hieroglyphe HJ, z.B. im Dorfnamen fl] ZH^lllÄf '"'^ "f" ® t^"' "' ^^- °'''^''
dem Original Berl. Mus. Nr. 1128 (Ausf. Verz., S.42) verglichen], hat mit VnA nichts zu tlmn, sie
stellt vielmehr einen Mann mit zwei Schlangen dar und scheint irgend einen Dämon zu bezeichnen.
Der soeben citirte Ortsname ist zu übersetzen: "Der ... .-Dämmt will, da/s König ^Li-ii' lebe».
ISini.] IMiscellen. 83
bililun^ jener Phase des Brauprocesses, welche auch die ÄZ. 1896, S. 161 (Abb. 12
iiiiil IH) und 185)7, S.1H3 besprocluMic Thontig-ur, sowie das ebenda 18!)7. S.129
al)e;'el)ildete Relief Nr. 91 zu Giseli darstellen.
Das für uns Ungewöhnliche dabei ist die Wiedergabe des im Schnitt ge-
zeichneten Gefäfses. Solche zeichnerischen Leistungen kommen alx-r auch sonst
auf ägyptischen Bildern vor. Bekannt sind aus den Darstellungen aller Zeiten
die Fruchtkörbe'), die auch luu- den mit Früchten gefüllten Schnitt des
Korlies zeigen. Ferner wird z. B. eine Kanne in einer tiefen Schale auf einer
Opiertafel zu Giseh (Nr. 1H31, Saall. a. R., Saqqarah, 1892) .so abgebildet:
Und der auf einem Dorn aufsitzende kurze Fufs der
Platte eines Opfertisches auf der Stele des Hfnr zu Berlin
(Nr. 1197; LD. II, 144.^: Ausf Verz., S. 62, m. R.) wird
ganz toll wie nebenstehend verdeutlicht.
Das soll die Darstellung einer runden
Tischplatte von darunterstehendem Querschnitt") sein. HoüU!
Gegenstände werden also in der ägyptischen Zeichnung öfter
im Schnitt gezeigt, namentlich wenn der Darstellende auch noch
den Inhalt der Höhlung zeigen wollte.
Die Hieroglyphe rM stellt demnach Avirklieh einen in einem grofscn Gefäfse
stehenden Mann vor.
Auf der Stele C. 1 96 des Louvre'') wird unser Titel, trotzdem ihm sicher
dieselbe Bedeutung zukommt, wenn kein Fehler des Copisten vorliegt, etwas
anders geschrieben, nämlich '^^- Hier scheint das betreffende Zeichen auch
einen Brauer darzustellen, der aber nicht wie vorhin das unfertige Bier durch-
tritt, sondern es durchseiht. Er scheint ein Tuch, in das der gcgohrene
Brotteig eingeschlagen ist, au.szuwringen , um die Flüssigkeit, eben das Bier,
herauszupressen, ähnlich \\W die Trauben'') zur Weingewinnung in Tüchern aus-
gewrungen werden.
Mit dieser Hieroglyphe -^ dürfte das im Papyrus Ebers oft"') vorkommende
Zeiclien \!hf ^ zusammenhängen, das man jetzt wohl allgemein richtig
*
mit »durchzuseihen« übersetzt.
Als drittes Zeichen für Brauer tritt dann das ÄZ. 1897, S.l HB gegebene
^•') auf, das keiner weiteren Erklärung bedarf. Ludwig Borciiardt.
') Z.B. a. R.: LD. II, 126, 36f; m. R.: LD. II, 129; n. R.: III, 45a.
=*) Nach Giseh Nr. 1317— 20 Saal 66 Schrank E. a. R.
») Nach Gayet, Steles de la 12™- Dynastie. Taf. 59.
*) DÜMicHEN, Resultate Taf. 8. ''■) l'np' K^ers, 39, 16; 18, 22; 74, 1 und oft.
°) Dieses Zeichen J>, noch auf der Berliner ni. R.-Statue Nr. 10115 und Mar., Cat. d'Ab.
Nr. 1073. Auch die bekannte Statue des Nfr, Giseii Nr. 145 [Kat.1895 Nr. 79; Kat. Masp., Nr. 4454
S. 244; Kat. IMar. Nr. 458] zeigt dasselbe Zeichen. Der Dargestellte ist nämlich nicht »Baumeister.,
11*
84 Miscellen. [XXXVII. Band.
Das AVort l'iir »Brauer«. — In seinem Aufsatze über ilie Dienerstatuen')
führt BoHCjiARDT eine Darstellung an, in der ein »Brauer« die Bezeichnung pj^ , ^
fährt. Die Lesung dieses Titels hlieb unbekannt. Ich glaulie, sie ergiel)t sich
aus einem Bilde im Grabe des Chneinhotep in Benihassan (Newbekry, Benih. I
Taf. 29 = LD. II. 12(i). wo über der Figur eines arbeitenden »Brauers« ^.^^^■^^^
»der Brauer Mht« steht. i<^ ist also die Bezeichnung für »Brauer«'").
Die Konsonanten dieses Wortes erinnern an das Wort (1 (LD. II, 12(1)
oder "r^^) (Newberry, Berscheli 1 Taf. IH) für »wringen«. Ich denke wir
haben in diesem VerT)um den Stamm zu a;^ zu sehen. In Berscheh wird es
von den Leuten gebraucht, die auf die bekannte Art in einem Tuche die Wein-
beeren »auswringen». Sie thun ja auch im Grunde nichts anderes als der
»Brauer«. Beide pressen aus einer feuchten Masse die Feuchtigkeit aus. Die
Form des Wortes '^^ ist die einer Nisbe von einer femininen Form des Stammes
^f, also vielleicht vom Infinitiv oder von einem abgeleiteten Nomen. Sethe weist
mich darauf hin, dafs noch im Koptischen das Verbum loqe, loqi vom Pressen von
Öl, vom Keltern des Weines und vom Auswringen der W.äsche gebraucht wird*).
BoRCHARDT führt uuu in der vorstehenden Miscelle nocli -^ als eine an-
dere Form des Zeichens für »Brauer« an und verweist auf die Ähnlichkeit
mit dem bekannten hieratischen Zeichen \^pf des Papyrus Ebers. Wir halten
*
also auch die Lesung dieses viel umstrittenen Zeichens gewonnen. Es ist
^f zu lesen. Beweisend dafür ist nach dem oben Ausgeführten die Stelle
Ebers 53, 22, wo ausdrücklich steht: <S^y(]^^<r>g " »durclischlngen. wie
n §1 ci III A Cii I I .
man es mit Bier macht«.
Dafs der »Brauer« also nach dem »Durchschlagen, Durchseihen» benannt
ist, ist nicht weiter auffällig; denn gerade diese Thätigkeit mufs den Ägyptern
bezeichnend für einen Brauer erschienen sein, sonst hätten sie nicht so oft nur
einen solchen am Korbsieb arbeitenden Mann als Vertreter der Brauerei dem
Toten beigegeben. Heinrich Schäfer.
sondern Y— 4^ »Braumeister«. Sie gehört also wohl .lucli zu den ÄZ. 1897, S. 119 ff. besprochenen
Dienerstatuen, denen ebenso die berühmte Statue des Zwerges, Giseh Nr. 144. hinzuzurechnen ist.
da er die Titel Vv, <::r>'^ »Weifszeugbewahrer« oder ähnlich und \ n| »Totenpriester» l'ührl.
') ÄZ.1897, S.133.
'■') Die ÄZ. 1897, S.123 vom Sarge des 'Ini citii'te Beischrift ist nicht wie dort angegeben,
sondern nach Vergleichung des Originals auch ^.^^^ " 'm "'^''^ Braucrin Dklits« zu lesen; die
Darstellung dazu giebt eine Frau wieder, die Getreide zur Bierbereitung schrotet.
') Das rS n Eb. 57, 1 1 ist auch wohl dasselbe Wort. Der Wechsel in der Schreibung
des Anlautes findet sich auch sonst bei Worten mit fl (vergl. Erman, Ägypt. Gramm. § "28).
*) Gen. 40, 11; Micha 6, 15; Cod. Paris. 44, 90: toti = arab. juic »Wein pressen», »Wäsche
auswringen-.
ISOO.l :Miscellen. 85
Zu Anast. IV. 11 (Sali. 1. $)). — Den Anfang der bekannten Warnung an
einen lüderliclien j>nigen Mensrlicn. Anast. IV. 11 (nlinlieh Sali. I, 9). übersetzt
man ge\v<")linlieli '):
Man sagt mir: du verlälst die Büclier,
du giel)st dich dem Vergnügen hin,
du gehst von Straße zu Sfraße'),
der Biergeruch allabendlich.
der Biergeruch verscheucht die Menschen (von dir).
Mit der Übersetzung »Stralse« scheint mir hier der Sinn des Wortes hlrw
nicht genau -wiedergegeben zu sein. In dem Berliner Papyrus P. 805H C, Z. 1 — 2
heifst es nun:
»Du (Göttini) siehst den Temjjel von Meiu])his am Fest der Hitze,
wenn sein ^/rio voll ist von Brot und Bier. «
Das (ilrw ist also nicht eine »Strafsc«, sondern ein Gebäude, in dem Bier
und Brot au("l)ewahrt wird. Wir köimen Iblglich im Anast. IV wohl getrost
übersetzen :
»du läufst von Kitcipe zu KnPipe'-i.
Das palst auch besser in diese sonst so anschauliche Schilderung von dem
Treiben des jungen Herrn. Wieweit das demotische Wort Jiir, kopt. gip:Äip,
dessen Bedeutung als pu|U»i »Strafse« gesichert ist, mit unserem ]ßrw zusanunen-
hängt wage ich nicht zu entscheiden. Heinrich Schäfer.
Das Wort für »worfeln«. — In .seinem Wörterbuch. Suppl. 223, giebt
Brugsch nach einem Turiner Totenpapyrus das nebenstehende Bild. Die er-
klärende Beischrift lautet '^^ '"''flVjS' ^'^ I^'^"^"
lang selbst vermag sich Brugsch nicht zu erklären. Doch
kann es nicht zweifelhaft sein, dafs die Geräthe, die der
Mann in der Hand hat, die bekannten Worfelhölzer sind'),
die Skizze also das »Worfeln« vorstellt. Die Beischrift
^ , in der das =ooo etwa einem .--^ o. ä. ent-
sprechen mag, giebt uns wohl kaum genau die Kon-
sonanten des Wortes, doch haben wir dadurch einen Anljalt, das W^ort einmal
in einem besseren Text wiederzuerkennen. Heinrich Schäfer.
Nach Ermax, Ägypt. 348.
ä) Petrie, lUali.-Kah. IX, 11; erhaltene: Berlin 10773. 10950. 12478.
8n Miscellen. [XXXVII. Band.
Borifhtigung. — In der Notiz über die Lesung des Titels j^^, Q')
habe ieli uiidi bei der Ermittelung der Lesung d>swti' : sd>wfi' vor Allem auf die
Insclirift einer Opfertal'el von El Kab bezogen, welche inzwischen") in einem
guten Lichtdruck zugänglich geworden ist. Danach ist an der fraglichen Stelle
n? *" I Ho 5v |y zu lesen. Vor Allem aber ist niclit ntir hier, sondern auch
an den übrigen angezogenen Stellen | als eine Variante von ,^^, Q zu be-
trachten. Demnach bleiben die von Crum herangezogenen Stellen die einzigen
Stützen für die neue Lesung. Nur möchte ich aus dem vierten der von Crum
gegebenen Beispiele (Sharpe, E. L I 79) eine andere Bedeutung erschliefsen:
Wenn man sich folgender Wendungen erinnert:
D if 21' _a^ I 1 !^.=^-S5-_Mi Ä o o o o o o I Jl oool !C=^ o o o Ci C) O
»h'h leitete viele Arbeiten im Hause (meines) Vaters Osiris in Silber, Gold,
Lapislazuli, Malachit und allem kostbaren Gestein, und alles dies war auf
meinen Siegeln«. Mariette, Abydos II 32,
oder Champollion, Not. I p. 836^): ^^ ^ffl j^ ^^^^^l Q^^— "^ie
beiden Silberhäuser sind unter ihm, die beiden Goldhäuser sind auf seinem
Siegel«,
so wird man bei Siiarpe I. 79. 13: 1^ ^ 1 A ci %>. Q vca unsch^ver auf die
rÄSin<=> I tu Jf ^ Sil
Übersetzung geführt: »das Elektron war unter meinem Sieijeh^. Der Ausdruck
»auf« oder »unter dem Siegel Jemandes sein« heifst zweifellos »imter der Ver-
waltung Jemandes stehen«.
Der t^^, Q, sdhcCi würde also ein «das Amtssiegel führender Beamter«
sein. Ich würde damit für den Titel \^. Q ^u derselben Bedeutung kommen,
welche bereits Borchardt auf anderem Wege ermittelt hat^).
W^. Spiegelberg.
Zu Teil el Yahudiyeh ed. Egypt Exploration Fund Tafel VIII. —
Das Teil el Yahudiyeh Tafel VIII abgebildete Gefäfs trägt im neuen Inventar des
Museums von Kairo die Nr. 3842. Es mifst 0,335 m Höhe und 0,102 m Breite an
der Mündung. Gegenüber der ersten Ausgabe ergaben sich mir bei der Revision
') ÄZ. 1898, S. 145. — Wir benutzen diese Gelegenlieit. um ein urdiebsames Veivsehen zu
berichtigen. Bei dem Abdruck der angeführten Notiz niufste ein von dem Verfasser vorgesehener
Zinkdruck fortbleiben und mehrere darauf bezügliche Zeilen gestrichen werden. Dabei hätte auch
Z.4 von unten getilgt werden müssen. Dies ist leider überseiien worden, und wir bitten es nacli-
träglich zu thun. Die Redaction.
») QüiBEi-L, i:i Kab Taf. IV.
') Ähnlich Rhmlrc (ed. Nf.wberry) Vll, Z. .'3.
*) ÄZ. 1S07, .S. 10«.
1899.] IMiscellun. 87
einige Abweichungen; Hr. Prof. Naville ging daraufliin die Inschrift wieder
mit mir durcli und erklärte im AVesentlichen sein Einverständnifs. Ich trans-
scribire so:
2 j o nnn
Das heifst etwa: gegeben ist ein Gefafs für den Opfertiseh der grofsen
Isis, der Göttermutter, als Speise (?) für den grofsen (?) Fürsten der .. . [irgend
ein Fremdvolk] P(a)u(a)rm, seitens seines Sohnes Har m s!i, des Sohnes des
Pulinf. Kite(?) 33(?).
Zur Lesung: das Naville'scIic Facsimile ist im Ganzen zuverlässig, nur
Einzelheiten sind wie folgt zu berichtigen. Pffi c ist nach dem Original zweifel-
los. ra| ist zwar nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich statt raT(sic); die
schwarze Farbe ist hier, wie häufig, ganz abgeblättert, und nur noch die Um-
risse des Zeichens sind sichtl)ar. Von dem folgenden Fremdnnmen kann man
nur sagen, dafs er auf ü endigte, für den gewöhnlichen Titel »Cirofsfürst der
lil)yschen Söldner« die Zeichenreste aber nicht stimmen.
Ganz unsicher bleibt der Schlufs. Dafs hinter dem deutlichen 30 noch
Einheiten standen, lehrt das Original: aber was die Zahl bedeutet, bleibt unklar.
Naville sah darin (a. a. O. S. 29) die Regierungszahl irgend eines Herrschers
und las I • aber eine solclie Angabe wäre docli sehr ungewöhnlich an der
Stelle-, wo wir ihr begegnen. Auf Gegenständen hellenistisch -römischer Zeit
I)tlegt das Alter, in dem der »Besitzer« der Beigabe gestorben ist, angegeben
zu werden , und daran könnte man liier denken. Aber das Zeichen für | hat
eine so ungewöhnliche Form, dafs ich darin eher ^ erkennen möchte und in
der Zahl die Gewichtsangabe der darin enthaltenen Opfergaben (Getreide oder
Früchte?) sehen möchte. Sie hätten etwas über HOOg gewogen.
Schwierigkeiten bleiben auch so noch genug: aber das lästige thu ist doch
beseitigt, und LJI als »Speise« zu fassen, sclieint durch die Grammatik geboten.
Freilich , für die anscheinend doppelte Sohnschaft des Har m s'i habe icli ebenso
wenig eine genügende Erklärung, wie ich dem Hinweis Navillk's auf das Vor-
kommen eines P(a)urm auf der Pianchistele etwas hinzuzufügen habe. Die
schlechte Technik mit der hellblauen Fayencefarbe und nicht sehr guten Glasur
würde aber für jene Zeit gut passen, und der Charakter der Schrift scheint
nicht zu widersprechen. v. Bissinc;.
88 Erschienene Schriften. [XXXVII. Band. 1899.]
Erschienene Schriften.
E. Aniclineau. Le tombeaii d'Osiris. Monographie de la decouverte faite en 1897 88. Pari.s
(Leroiix) 150 SS. mit 5 Taff. und 1 Plan.
F. W. V. Bissing, Funde und Erwerbungen in und aus .\egypten 1897 — 189S 99. (.\rchaeolog.
Anzeiger 1899,2.)
E. .\. W. Budge, Egyptian religion: Kgyptian ideas of the future life. London (Kegan Paul,
Trench. Trübner & Co.) 1899. 8. XV und 198 SS.
Bulletin de la societe archeologique d'.\lexandrie, redige par le Dr. G. Botti. No. 2. Alexandrie
1899. — Darin .\bbildung und Beschreibung des am Serapeuui von .\lexandrien gefundeneu
Apiskolosses.
Frederic Chabas et Philippe Virey, Notice biographique de Fran^ois-Joseph Chabas
(Bibliotheque egyptologique tom. 9). Paris (Leroux) 1898. 8. 152 SS. und 1 Taf.
H. Le Chatelier, Sur la porcelaine egyptienne (Comptes rendus CXXIX 387).
J.Ulrich Durst, Die Rinder von Babj'lonien, Assyrien und Aegj-pten und ihr Zusammenhang
mit den Rindern der alten Welt. Berlin (Reimer). 94 SS. und 8 Taff.
William Groff, On the religious significance of .sculpture and painting among tlie ancient
Egvptians. Cincinnati (Museum association 1899). 20 SS.
O. von Lemm, Kleine koptische Studien I — IX (Bulletin de TAcadeniie Imperiale des Sciences
de St. Petersbourg X, No. 5). — Darin auch Geographisches.
— — , Zwei koptische Fragmente aus den Festbriefen des heiligen Athanasius. (In: Recueil des
travaux rediges en memoire du jubile scientifique de Mr. Daniel Chwolson. Berlin 1899.)
Expositio totius mundi et gentium, con note di Giacomo Lumbroso. (.\ccademia dei Lincei
1898, p. 124 — 168.) — Ein Schriftchen des vierten Jahrhunderts, neu herausgegeben und
konimentirt; darin eine bemerkensvverthe Schilderung Ägyptens, das noch immer als das Land
der Götter und der Gelehrsamkeit gilt.
A. Moret, Stele de la IS*^""' dynastie representant une fahrique d'arcs (Musee du Louvre) — aus
der Revue archeologique, 1899.
W.^I. Müller. Die Liebespoesie der alten Ägypter. 46 SS. !Mit 18 Tatf. in Autographie inid
3 Taft', in Lichtdruck. Leipzig (Hinrichs) 1899.
V. Oefele, Zur Geschichte der AUiumarten (aus der PJiarmaceutischen Rundschau, Wien 1899).
— Berührt auch die ägyptische Medicin.
W. M. Flinders Petrie, The development of the. tonib in Egypt. (Royal Institution of Great
Britain, 3. Juni 1898.)
, The relations of Egypt and early Europe. (Transactions R. S. L.. Vol. XIX. Parti).
Eugene Revillout, Le concile de Nicee d'apres les textes coptes et les diverses collections
canoniques. Second volume, dissertation critique (Suite et fin). Paris (Maisonneuve) 1899.
8. p. 217— 622. — Darin S. 519 — 550 koptischer Text.
Heinrich Schäfer, Bruchstück eines koptischen Romans über die Eroberung Aegyptens durch
Kambyses. Sitzungsberichte der Königl. Prenfs. Akademie der Wissensch. zu Berlin 1899.
S. 727—744.
Kurt Sethe, Das aegyptische Verbum im Altaegyptischen . Neuaegyptischen und Koptischen.
Bd. 1: Laut- und Stammeslehre. XXXV und 292 SS. Bd. II: Formenlehre und Syntax der
Verbalformen. XII und 469 SS. Leipzig (Hinrichs) 1899.
Ulrich Wilcken, Griechisciie Ostraka aus Aegypten und Nubien. Ein Beitrag zur antiken Wirth-
schaftsgeschichte. 2 Bde. 860 und 497 SS. 3 Taff. Leipzig-Beriin (Giesecke & Devrient) 1899.
Leipzig, J. C. Hinricha'ache Buchhandlung. — Verantwortl. Redacteur Prof. Dr. A. Erman, Berlin, Südende.
Brrlin, ccdnipkt in der Rcichsdruckerci.
Ludwig BimruARDr: Der zweite Pajjvnisfmul
Uli. [XXXVIl. Band. I,s99.] 8!)
Der zweite Papyrusfund von Kahun und die zeitliche Festlegung
des mittleren Reiches der ägyptischen Geschichte.
Von Ludwig Bohchardt.
Im Antanff des Jahres llSS)!) tauchten in Kairo einige Fragmente von Mittleren-
Reichs-Papyri auf, deren Herkunft nicht zu verkennen war; die auf ihnen vor-
kommenden Königs- und Ortsnamen wiesen deutlich auf die von Petrie ent-
deckte Stadtruine der 12. Dynastie bei IHaliun, das sogenannte Kaliun. Die
zuständigen Beamten des Kairiner Museums wurden davon in Kenntnlis gesetzt
und gloiclizeitig aucli dem gerade in Ehna.sje anwesenden Dr. Schäfer davon Mit-
theilung gemacht. Diesem gclaug es, eine gröfsere Anzahl der Fragmente zu
erwerlien. Gleichzeitig brachte auch Grenfell davon nach Kairo. Den Ixm Weitem
gröfsten Tlieil des Fundes aber war Dr. Reinh.\rdt so glücklich ankaufen zu
können, und er befindet sich heute, dank seiner Güte, im Königl. Museum zu
Berlin. Um die Herkunft dieses Schatzes .sicherzustellen , erbat sich das Ber-
liner Museum dann noch die Erlaubuifs, Nachforschungen an der vermuthlichen
Fundstelle vornehmen zu dürfen, was die Ägyptische Alterthümcrverwaltung
auch in zuvorkonnnendster Weise gestattete.
Die Untersuchungen an Ort und Stelle fanden in den Tagen vom l'i. bis
26. Juni d. J. statt und ergaben folgenden Befund. Aufserhalh dci' alten Stadt
liegen drei Schutthügel, die alten Abfuhrplätze vor den Thorcn. Der östliche
Stadt
D
G
Ost-
Strifsi-
1
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D
Pyiainide
Usertcseii's II.
o
Noi'dkoin
(a: F'undstelle des neuen I'aiiyi-us)
und nördliche davon waren — wenigstens an den untersuchten Stellen — ohne
Papyri; nur in dem neben dem Tempel gelegenen, den auch die Anwohner als
die Fundstelle bezeichneten, waren Papyri nachzuweisen, nicht gerade reichlich,
aber genügend, um diesen Platz als den Fiindoi-t der angekauften Stücke be-
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVIL Band. 1899. '"-
90 Ludwig Borchardt: Der zweite Papyrusfund von Kahun. [XXXVII. Band.
zeiclinoii zu können. Ein dort gefundener Brief war an denselben Tempelvorstehpr
Kmhc gerichtet, der aueli in den gekauften Stüeken einige Male auf Briefiulre.ssen
vorkommt.
Da anzunehmen war, dafs der Tempelkoni sich im Wesentlichen aus dem
Müll und den Abgängen des Tempels gebildet habe, so lag. die Vermuthung nahe,
dafs die dort gefundenen Papyrusfetzen Theile der Tempelcorrespondenz sein
würden. Eine nähere Dnrchsiclit des Fimdes bestätigte dies sogleich, und jetzt,
wo die ganze Masse in Berün wenigstens vorläufig verglast ist — auch Griffith
stellte die ihm von Grenfell übergebenen Stücke dem Berliner Museum freund-
lichst leihweise zur Verfügung — , kann man wohl sagen , dafs kein Stück irgend
einer Privatcorrespondenz sich in dem Funde befindet: es sind nur Tempelacten
und die dazu gehörigen Belege. Eine kurze Übersicht mag dies zeigen.
Ungerechnet die in Kairo aufbewahrten Fragmente, besteht der Fund aus:
41 Tafeln eines Tempeltagebuchs,
ö » Festlisten,
ö " Priesterlisten,
()3 " Rechnungen des Tempels,
53 " Briefe an Tempelbeamte,
f> » pappeartige Conglomerate,
2B » vorläufig nicht ruln-icirte Fragmente,
zusammen 199 Tafeln von im Durchmesser etwa 25 X 40 cm.
Die Gröfse der Stücke variirt sehr, von wenigen Centimetern bis zu der
ganz respectablen Länge von ^4 ™- ^^^ bisher noch die Zeit mangelte, Ver-
suche zum Zusammensetzen der Fragmente zu machen, so läfst sich noch nicht
überblicken, inwiefern die oben gegebenen Zahlen noch modi.ficirt- werden müssen.
Die Briefe sind nur an einen .sehr beschränkten Kreis von Tempelbeamten
gerichtet. Am häufigsten (15 Mal) tritt fft'1 1 J , ^ , ^^, laV ^ »der Tempel-
schreilier IIr-m-sif<^^ auf, der übrigens auch einige (3) Male als Absender er-
scheint. Nächst ihm ist 5^ ] J ,_^ 4/^"^^ v 1 ^ ^ »der Tempelvorsteher Ä'w/io«
besonders häufig (5 Mal) vertreten, dann folgen zwei weitere Priester, «ss^ *4 mä
Shk-nht und -^=5=-^^ ^ Shk-m-s;f. Merkwürdig ist ein leider nur in der
Anfangszeile erhaltener Brief des ^^ y ^1^ .^JU '^ Vw Wr-mhc H'^-
Tchc-r^-m-'^J/t an den Tempelvorsteher von Illahun. Auch Briefe mit der roth da-
neben geschriebenen Antwort, wie sie auch Griffith schon publicirt hat, finden
.sich wieder. Unter den Briefabschriften, die auch in unseren Acten vorkom-
men, betrifft eine Reihe die fortgesetzten, aber erfolglosen Mahnungen um Liefe-
rung von Opfern. Die Briefe unter.sclieiden sicli in ilirer Fassung selir von ein-
ander, je nach dem Range des Empfängers; neben schwülstigen, langen Briefen
befinden sich ganz kurze Bestellzettel. Einen derselben wollen wir hier folgen
lassen, da er fiir die weiteren Ausfuhrungen noch von Interesse sein wird.
1899-1
Ludwig Borchardt: Der zweite P.ipvi'usfund von Kalmii.
i)l
r^ >-=-v C3SZI -«"^ —
loiiiiiiii on=
»Jalir 4, 4. Erntemonat, am 13.
»Lals ein gutes Rindsleder l)ringen. Ich brauche es(?).
»Icli schicke den NN. danach. Gieb es ihm.
"Der Tempelschreiber Hr-iii-s>f.'-<-
Die Quittungen über gelieferte Opfer beziehen sich auf die Götter:
r:\^h^..
®
»Anubis auf seinem Berge«
»Suchos von <SW/«
»Hathor von Atfih«
und andere, die sämmtlicli in
der Stadt «Mräclitig ist
der selige Usertesen«, verehrt wurden. Natürlich kommen auch Opfer für den
verstorbenen König Usertesen II. und Angehöi-ige seiner Familie vor, z. B. :
«■■•"^1™!^5|M^
»die königliclie Gemahlin und
Mutter, die mit der weifsen
Krone vereinigte « ,
»den Prinzen Wsrtsn-snh^'.,
»die Prinzessin 'Tl>-k>i/l«,
»die Prinzessin Nßi^'^ u. s. w.
Ihre Geburts- und Todestage scheinen im Tempel gefeiert zu werden.
So finden wir z. B. auf verschiedenen Documenten die /^ <r^
» das
Fest des Zum - Himmel -aufsteigens«, womit nur der Todestag Usertesen's II.
gemeint sein kann, auf den 14. des 4. Wintermonats angegeben.
Auch über das Todesjahr dieses Herrschers giebt eine Rechnung Auskunft.
Da sie auch als Beispiel der Abfassung solcher Rechnungen interessant ist, so
mag sie liier wiedergegeben werden :
^
A
^\%^^%.K^^z:lAll^/^\TM=-MfM'z'A^
lo'' ill I
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92 Ludwig Borchard i : Der zweite Papyrusfund von Kahun. [XXXVII. Band.
'IUI '■~^^^
onn
fSiJloi •i?IJIIB-V'
»Li.ste der Gänse, die dem Anubis auf seinem Berge in »Mächtig ist der
selige Usertesen« dargebracht wurden der Sbk-tn-s^s Sohn
Imny. «
»Von Jahr /.'^ 4. Wintermonat, an bis Jalir i, 2. Wintermonat, Ende.«
Jahr 19, 4. Wintermonat, Tag 9: Lieferung des .... der HH-hr-sH-'^nh Sohn
Wsrtsn, »§/•- Gänse S- Gänse ....
Tag 21 : Lieferung des .... Wih-kS,
Tag 21 : Lieferung des .... Hp,
\. Erntemonat bis 2., Tag 13,
bis 3., Tag 20,
.... Tag 2fi bis 4., Tag 10.
.... Tag 20 bis (Jahr 1) 1. Cberschwemmungsmonat, Tag 1,
Jalir 1. 1. Ü barsch wemmungsmonat, Tag 1: Lieferung des .... W^h-k?
u. s. \v.
Dieses Document lehrt uns: erstens, dafs Usertesen 11. — denn die langen
Regierungen seiner Nachfolger passen nicht zu unseren Angaben — 19 Jahre
regiert hat, was zu dem im Turiner Papyrus enthaltenen Zahlenrest stimmt,
und zweitens, dafs im m. R. die neue Zählung nicht vom Todestage des alten
Königs, sondern erst von dem auf ihn folgenden ersten Thoth beginnt.
Über andere Fragen der altägyptischen Zeitbestimmung klärt uns die fol-
gende Rechnung auf:
ö ^
,(-!
<" ^^-v- »a^n-^^i^-^ (gn^
® c^x I i<=»o -k O -iii I I
' — I ci I I il li;, I o © ci /
1899.] LiDwio Borchardt: Der zweite PapyrusCuiul von Kalniri. 93
tifrzt
0(
iPTZV'-f;
im'
[Zahlen fortgelassen]
I^J^iTi
»Berechnung von .... und .... auf ein Jahr.
»Betrag der sechs Monatseinkünfte für den Tempelschreiber Hr-m-s(f. Jahr 81.
» Abzug (?) von diesem Betrage:
»Monat des AV)theilungsvorstehers :
der M<'k(n vSohn . . . .-snb, vom 26. d. 2. Erntem. bis 25. d. 3.
.... Sohn Wsrtsn, vom 25. d. 4. Erntem. bis 20. d. 1. Überschw.
Jahr 31.
.... Sohn . . . ., vom 20. d. 2. Überschw. bis 11). d. 3.
des Hr-hr-nht Sohn Hr-wr-nljt, vom 11). d. 4. Überschw. bis 18. d.
1. Wintern! .
des Snbi Sohn g<- - /jpr - K^ - mb , vom IS. d. 2. Wuitenn. l)is 17. d. 3.
des Wsrtsn Sohn -'^n/j, vom 17. d. 4.Winterm. bis 1(5. d. 1. Erntem.
Summe: m , , . , i
Zahlen iortgelassen
Rest, der . . . .«
Betrachten wir die hier gegebenen Daten genauer, so sehen wir, dals wir
hier nur ein Jahr von 354 Tagen, also ein Mondjahr, vor uns haben und dafs
die Grenzen der angegebenen Monate immer etwa 29 Tage, also einen Mond-
monat, von einander entfernt sind. Die hier wohl gemeinten Neumonde sind
aber, wie eine Rechnung ergiebt, nicht beobachtet, sondern nur durcli Taxat
94 Lddwig Borchardt: Der zweite Papyrusfund von Kahun. [XXXVII. Band.
bestimmt. Aber so viel geht sicher aus dieser Tabelle und aus anderen ähn-
lichen hervor, dal's die Einkünfte der Priester nach Mondmonaten l)erechnet
wurden und dafs die Abtheilungsvorsteher im Jahre wechselten.
Über diesen Wechsel gewisser Priester — der uns als ^ . H^i »Laienpriester-
schaft« bekannten — giebt uns die folgende, einer Rechnung entnommene Liste
willkommenes Material. Dieselbe zählt auf:
JT)
I 1. den Fürsten und Tempel Vorsteher,
1 1 ^ V "!^ ir^v -^ D '^"^^ ' "■ ^^^ Abtheilungsvorsteher in seinem Monat
Xffljl'^'® I 3. den er.sten Vorlesepriester,
ß|| J^_^ af-jr^. ^ r\ '^^=— 1 ^- d^'^ Tempelschreiber in seinem Monat,
8fflJ. -^^^"^^ n^^ ^ G) "^^^ ' ^' •^^"Rf"^^'öhnlichen Vorlesepriester ins. Monat
^^C3^-[|-^'^'^'^-=- I ß- <1™ W-Priester in seinem Monat,
^l^^'D"^^^''^ " 8. die 2 .... in ihrem Monat,
I fj''^'"^^ ir^X. Sr n *^^^ " '^" ^^^ "^ Priester des Königs in ihrem Monat
v^-ünnir'^ |||| 11. die 4 Thürhüter,
•^^ II !"-• '•^'^^ - Thürhüter, die im
'Gl Ci .
Man sieht also , dafs nur der Tempelvorsteher, der erste Vorlesepriester
und die Unterbeamten des Tempels ständig sind: alle übrigen sind wechselnde
Laienpriester, die zu ¥ ^ ^ '^ »den Phylen der Laienpriesterschaft« ver-
einigt sind. Hiervon gab es schon damals, Avie in der Ptt)lemäerzeit bis zum
Decret von Canopus, vier, die sich im Dienste ablösten. Wie diese Abthei-
lungen sich gegenseitig den Dienst abtraten, sich die Abgabe und Übernahme
der Tempelgeräthe u. s.w. quittirten, darüber liefert uns das Tempeltagel)uch,
von dem wir jetzt eingehender reden wollen, viel Material.
In 41 Tafeln unseres Fundes ist uns nämlich in gröfsereii und kleineren
Stücken ein Document erhalten geblieben, auf dem von Tag zu Tag die wichtige-
ren Ereignisse der inneren Verwaltung des Tempels verzeichnet wurden.
Die Einrichtung eines solchen Tagebuchs war sehr einfach. Jeder Tag
beginnt mit dem Datum und dem Namen des diensthabenden Priesters; gelegent-
lich wird auch bemerkt, ob es nur ein Vertreter des Diensthabenden sei, z. B. :
1899.] Ludwig Borcharut: Der zweite Papyrusfund von Kahun. 95
»Jahr 6, 4. Wintermonat . am 28.: der Priester des Königs, des N/r Solm,
Wsrtfin. «
Dahinter folgen dann allerlei Notizen. Häufig sind Inventarverzeichnisse
von Temi)elgeräthen , in denen es etwa heifst:
n 5^ £!|| Kupfer: fls^ Krüge 2
^. . ]j\ » Deckel?? 1
jj^ n a(](] £)\ Elektron: Räuchergetafs 1
£) I » sein Untersatz?? 1
n ® ]j\\\ Kupfer: Gn 3
1^^ 1,11 . Alt.,-? 2
— (j^-r^"^^ D\ " -^'«■«'•- 1
^^ nill ^^ Dnt 4
£) 1 1 1 1 » Z>sr<- Krüge 4
ffj- 2
J
17
^111 Cedernholz: ff^yt 3
u. s. w.
Interessanter wird solches Verzoichnifs, wenn gar Statuen inventarisirt
werden, z. B. :
i" 'dDII^J. , .
irrr. -isimmid^i s
96 Ludwig Borcbardt : Der zweite Papyrusfund von Kahun. [XXXVII. Band.
Statuen und Königinnenbilder
Akazienholz: Statue des seligen Us. II.
Was darauf ist: Hülle?
■■^"^
Ebenholz: Statue des seligen Us. II.
Was darauf ist: Schurz
Elfenbein : Statue des regierenden Us. III.
Was darauf ist: Schurz
Hammamat- Stein: Statue des seligen Us. II.
Statue des regierenden Us. III.
Ssmjni -'H.olz: Statue der königlichen Frau und Mutter, der mit der
weifsen Krone vereinigten, Grofsen, der seligen
Was daran ist: Schurz
«Ssw^m-Holz: Statue der königlichen Frau, der mit der weifsen
Krone vereinigten, der Kleinen, der regierenden
Was daran ist: Schurz
Hhihi/w -Stein: Statue der königlichen Frau und Mutter, der mit
der weifsen Krone vereinigten, Grofsen, der seligen
Granit: Statue der königlichen B'rau, der mit der weifsen Krone
vereinigten. Kleinen, der regierenden
Es werden übrigens auch Statuen von Prinzen und Prinzessinnen, ja selbs
solche von liohen Würdenträgern genannt, z.B.:
^ fefP Ssnd»! -Holz: Statue des Gouverneurs .
l§ 5sw////-Holz: •' » Siegelträgers .
.4^
A
noch dreimal
1S99.] Ludwig Borchabdt: Der zweite Papyrusfund von Kaluin. Il7
des Siei>:elträgers . .
\^.Q ^ Q,^^.^ " " des Vorstehers der Schatzinoister
1^ n 1 fofl^ " " *^*''^ Schreihers vor (Umii Ki'uiiire
Solche Inventarisirungen treten (h'shalh so li;iuflg auf. weil sie sehr oft,
anscheinend zum Zwecke der Übergabe des Tempelinventars von einer Phyle
an die andere, aufgenonmien werden nndsten. Auf die Inventaie folgen nämlich
ständig Abschriften von ÜbergabeverJiandlungen, etwa in folgender Form:
CT] o I I I o Ci I LD cm . ^ . Jü & _B£^ A I I I
II 111/
^Q
*TlQc^ZW:^kToi
»Es lierichtet die vierte Abtheilimg des Tempels, die Laienpriesterscliall,
die in diesem Monat abtritt.
Sie sagen nändich: Alle deine .... sind in Ordnung. Wir liaben alles
Temi)eleigenthuni aufgenommen. Alles Tempeleigenthum ist in Ordnung für
die erste Phyle der Laienj^riester des Tempels, welche in diesem Monat antritt.«
Auf ein solches Abgabeattest folgt regelmäfsig die Bescheinigung der An-
nahme:
.111 ^/^...- I I UJ im /V.AA«A O Cl .
7:\ .k^ ^ 0
I I
IQc77ZkPZ-^k7Ti ^¥lQ^k=!^-kJ^-j:
»Es berichtet die erste Al)theilung der Laienpriester dieses Tempels, die
in diesem Monat antritt.
Sie sagen dies: Alle deine .... sind in Ordnung. Wir übernehmen alle
Geräthe des Tempels, alles Eigenthum des Tempels in Ordnung von der vierten
Phyle der Laienpriester dieses Tempels, die in diesem Monat abtritt. Der Tempel
ist in gutem Zustande."
Diesen Verhandlungen pllegt dann die Namensliste der neu antretenden
Phyle zu folgen :
■•^^,?, M h-^ZWJ ^ l'\- -\-\\
Zciesi-I.r. r. .\gypt. Spr.. ,X.\.\VII. Bai..l. 1899. '•'
98
Ludwig Borchardt: Der zweite Papynisfund von Kahun. [XXXVII. Band.
-k5fP%-1PT:
lk1PT
iit^r
D
Namensliste der Laienpriesterabtlieiluiig dieses Tempels, die in diesem Monat
antritt :
.... ///»'s Sohn linny-snb, vertreten durch .... Twtw
.... Hr-Mps Sohn Nfit.
Der Tempelsclireiber Sbk-m-s^s's Sohn Ws7-tsen
.... Nbt-<'?it's Sohn Tmw-pw . . ., vertreten durch .... Nht
Ht-itr-sH's Sohn Wsrtsn
.... Jif/'s Sohn Hnti-htp
Piy's Sohn 'Imnw.
Der Thürhüter, Asiat WJsrfe/«
.... Asiat Mrl, vertreten durcli .... Hnti-htp.
Die übrigen Aufzeichnungen betreffen Tempeleinkünfte, üpferquittungen und
Ähnliches. Es sind wohl meist Abschriften solcher Bestellzettel, wie wir Eingangs
einen, den über das Rindsleder, erwähnten. Ein diesem gleicher Vermerk findet sich
übrigens, wenn auch mit einem anderen Datum, in unserem Tagebuch ; er lautet:
l
ifT¥°I^T
a_D
U
D
• Absclirift des Briefes .... nach der Stadt 'Zufrieden ist der selige Wsrtan ,
>überl)racht von dem Schuster des Pth-s'^nh Sohn, Pth-icr.
• Lafs ein Rindsleder oder ein (. .?)- Leder bringen.
• Gieb es dem Schuster Pth-wr, und lasse es aufschreiben.
• 1 Rindsleder diesem Schuster übergeben. «
1899.] LiDwu; BoRCHAKDi : Der zweite Pnpypusfuiul vim Kaliun. 99
Das bei Weitem wichtigste Resultat, das die Durchsuchung dieses Tage-
Imclis bisher ergeVx'H hat, ist aber ein ehronologisclios. Wir finden nämlich unter
den Aufzeichnungen ein neues Sothisdatum , thirch das unsere Kenntnisse der
absoluten Clironologie der älteren ägyptischen (Jesc.hichte wieder um ein gutes
Theil erweitert werden. Auf einem der Fragmente steht die folgende Notiz:
^hl\i^;f ."^.i^-MX^^^t-:
':^z:^ooW c^ ^-"UN-ßT^llll ci "■■ 1 ,=£=^3 " ■ 1 -Ä»^ i
»Jahr 7 [3. Wintermonat, am 25.]') .... der SU-tp-ihw Sohn Rhw-fnh
»Abschrift des Briefes .... Stadt 'der selige Usertesen ist mächtig'
»ül)erbracht durch (nicht ausgefüllt)
»Der Fürst und Tempelvorsteher Nh-kho-r<^ an den ersten Vorlesepriester
Ppy-htp.
»Du sollst wissen, dals der Aufgang des Sirius am 16. des 4. Wintermonats
stattfindet. Mögest Du [benachrichtigen?] die Laienpriester des Tempels
der Stadt 'mächtig ist der selige Usertesen' und des Anubis auf seinem Berge
und des Suchos .... Und la.sse diesen Brief an (das Anzeigebrett?) des Tem-
pels machen.«
Zufälligerweise ist uns auch ein zu derselben Handschrift gehöriges Frag-
ment erhalten, auf dem unter dem 17. des 4. Wintermonats des Jahres 7, also
einen Tag nach jenem von dem Tempelvorstcher angekündigten Aufgange des
Hundssterns, unter den Einkünften des Tempels vermerkt sind:
fg',:m-T°nEEöPkflfi|
f
»Jahr 7, 4. Wintermonat, am 17
»Einkünfte: Festgaben des Sothi.saufganges ....
»200 venschiedene Brote. f)0 Krüge Bier . . . .«
Die zweite der eben genannten Notizen über den Siriusaufgang war übrigens
bei der Durchmusterung des Fundes die erste, welche dem Verfasser in die Hände
') Ergänzt nach den vorlier<;ehendpn D.iteii.
100 Ludwig BoRCHARDT : Der zweite Papyrusfund von Kaluin. [XXX VII. Band.
fiel; au ihrer richtig'en Lesung hat aueli Sethe, der gerade anwesend war,
wesentlichen Antlieil.
Auf die Wichtigkeit, die beide Autzeichnungen für die ägyptische Chrono-
logie haben, brauchen Aegyptologen nicht erst besonders liingewiesen zu werden.
Es ist allgemein bekannt, wie die bisher bekannten Angaben über Siriusaufgänge
zur Fixirung verscliiedener Punkte in der ägyptischen Gesclüclite gedient haben.
Das ägyptische Kalenderjahr, dessen Anfang theoretisch mit dem Frühauf-
gang des Hundssterns zusammenfallen sollte, bestand nur aus 12 Monaten zu
je 30 Tagen und 5 zum letzten Monat hinzugerechneten Schalttagen, war also
mit seinen 3fi5 Tagen um rund ^j^ Tag zu kurz. Die Folge davon war die
Verschiebung des astronomischen Jahresanfanges, d. h. des Frühaufganges des
Hundssterns, gegen den kalendarischen Jahresanfang. Der Siriusaufgang fiel
rund alle 4 Jahre um einen Tag weiter in das kalendarische Jahr hinein. Die
Unzuträglidikeiten , die sich daraus ergaben, sind sehr anschaulich im Decret
von ('anopus geschildert worden, als es sich darum handelte. (U^n Kalender zu
reformiren :
Es heilst daselbst unter Anderem: rij vißscu, sv Yi ettitsXXsi to ucTTpov tc tj^c
'icTJoc, ») vofJLi^eTa.1 ^lot, rwv lepwv ypciiJ.iJ.ciTwv vsov eroc sivai, ölyeroci Ss vvv iv rüj svoctm
£T£» vovixv]via rov ttuwi ju.jii'oc, ev w km oiyera,i y.xi r, trvva.ywyiri r'2v y.up—u)v xoci vj rov
iroTdfXov uvoL^oLCiq yivETM' Eocv Ss >iou (jVfj.,Qccivr: TYiV sttitoXyiv tov ccttdov fj.i.Tcciouive.iv
£jV krspobv VjuepoLv Sioi TeuauptjDv srwv y..T.X. Endlich wird dann die Kalender-
reform (die übrigens nur von kurzer Dauer gewesen ist) vorgeschlagen, ■»damit
die Jahreszeiten icieder ihre Schuldigkeit thuen«.
Von einem früheren Versuch, den Kalender zu reformiren. wird hier nie
gesprochen, trotzdem die Verfasser des Decrets sich stets auf die alten Schriften
beziehen; es ist al.so wohl anzunehmen, dafs bis auf die Tage Ptolemaeus" 111.
(Euergetes' I.) die Ägypter sich immer mit ihrem zu kurzen Jahre ohne vi<>r-
jährige Schaltung beholfen haben. Es sind also alle vor dieser Zeit liegenden
Süthisdaten für die absolute Fixirung der ägy{)tischen Chronologie verwendbar,
und auch die nach pAiergetes I. liegenden sind noch benutzliar. da seine Kalender-
reform nur etwa 120 Jahre in Kraft war und dann, ohne eine Spur zu hinter-
lassen, verschwand. Die Ägypter müs.sen also neben dem Jahre des Euergetes,
das wohl nur officiell in Gehratich war. sieh (loeli noeii immer ihres alten Jahres
bedient haben, wie sie ja auch später nach P^inführung des augusteischen Jahres
ruhig noch nach ihrem alten Kalender weiter rechnen, wie das die Doppeldatirun-
gen nach dem »Jahre des loniers« und nacli dem »Jahre des Ägypters« zeigen.
Die durch die sich regelmäfsig verschiebenden Sothisdaten ermittelten Fix-
punkte der ägyptischen Chronologie sind nun folgende:
1. der von Cen.sorinus für das Jahr 139 n.Chr. angegebene Anfang einer
Sothi.speriode, wo also der Frühaufgang des Sirius am 1. des ersten Monats
stattfand ;
2. das Datum des Decrets von Canopus: Sotliisaufgang am 1. des 10. Monats.
1899.] Ltnwiii HtiRtMARDr: Der /.weite I'apvriisfiiiul von Kaliun. iHl
Zwischen diesem und dem näclisten Datum fan^t eine neue Sotliispi ridde
an. D;is von Petkie antjenonnncne Sothisdatuni aus drr Rcüioriuig 31('n'ii])tM!i's
ist nicht als solches anzusehen, es folgt vielmolir erst:
H. die Kalendernotiz von Elephantine aus der Zeit Tlnitniosis' III. : Sotlii.s-
aufgang- am 28. des 11. Monats:
4. der Ebers- Kalender aus dem !). Jalire Amenophis" 1. : Sothisaulgang am
9. des 11. Monats.
Zu diesen vier tritt mm als fünftes das aus unseren Papyri hinzu, näudich
das vom 7. Jahre Usertesen's III. : Sothisaufgang am 16. des 8. Monats.
Um allen Zweifeln zu liegegnen, Avollen wir erst erörtern, was tms zwingt,
unsere Notiz in die Regierung Usertesen's III. zu setzen, trotzdem der Königs-
name an keiner der beiden Stellen ausdrücklicli genannt ist. Die Fragmente
des Tempeltagehucdis. aus dem unsere Aufzeichnungen entnommen sind, zeigen
für die Jahre 5 his i) die gleiclie Handschrift, eine kleine, sehr klare und deut-
liche, fette Schrift, die sich von den sonst aid' imseren Papyri vorkünunendcn
Schriften ganz charakteristiscli unterscheidet. Es kann daher keinem Zweifel
unterliegen, dafs in diesen fünf Jaliren das Tempeltagebueh vttii ein und der-
selben Person g(^führt wurde. Nun sind aber in den Aufzeichnungen des neunten
Jahres Königsnamen erwähnt, und zwnr kommen ui(duf;ich Statuen des »seligen«
Usertesen II. und des »ewig lebenden", nlso regierenden. Usertesen III. vor.
Hieraus folgt, dafs auch die von gleiclier Hnnd geschriebenen Fragmente aus
dem Jahre 7, die eben die Sotliisdaten enthalten, unter Usertesen III. verfafst
wurden.
.Wir können also die Regierung Usertesen« III. nun astronomisch berechnen.
Dies ist unter Zugrundelegung der von Oppolzek in den Sitznngsber. d. Kaiserl.
Akail. (1. Wiss. in Wien. Hd.DO. Alith. II . S. :)77 veröircutlicliten Ermittelungen
durcli Hrn. Dr. Bkix zu Berlin geschehen und ergiebt für das 7. Jahr Usertesen'sIII.
die Jalire 1<S7() bis IS72 v.Chr.
Bei diesem Resultat mü.ssen wir uns aber stets vergegenwärtigen, in welchen
Fehlergrenzen es sich bewegen kann. Die OproLZEu'sche Formel selbst ergiebt
einen möglichen Felder von zwei Jahren: ferner Ix'i'echnet Oitolzer nui- die
wirklichen Frühaufgänge des Sirius für die mittlere Breite von Mittelägyjjten.
Nimmt man dagegen an, unser Datum vom Ifi. des 8. Monats liezögc sich auf
einen irgendwie berechneten oder taxirten Siriusaufgang und nuf irgend eine
andere Breite, .so wird sich das Resultat noch etwas, wenn auch nur wenig,
verschieben. Endlich ist es auch unsi(;her, ob die ÜPi'oi.zEK'sche Annahnu' zu
Recht besteht, dafs das Jahr 131) n. Chr. das erste Jalir der vierjährigen
Periode des Zusammenfallens des astronomischen und kalendarischen Jahres der
Ägypter .sei. Brandis behauptet vielmehr auf (Jrund zweier Stellen des Ptole-
maeus, dafs es das letzte Jahr eines solchen vierjährigen Zeitraums .sei. Unter
dieser Voraussetzung würde also unser Resultat sich um vier Jahre zurück ver-
schieben. Wir sehen also, dafs kleinere Ungewifsheiten bestehen bleiben, die
102 Ludwig Borcuardt: Der zweite Papj'iusfiind von Kahun. [XXXVII. Band.
aber l)oi der sonsti.sren Unscliärle der ättyptisclicn Chronologie zu iiuluMleutend
sind, um weiter borücksiclitigt zu werden. Selbst wenn man durchaus an-
zweifeln wollte, dals das Datum sich auf Usertesen III. bezöge und etwa User-
tesen 11. oder Amenenihet III.. die beiden einzigen nocli möglichen Könige, dafür
einsetzen wollte, würde man nur eine Verschiebung von.lit bez. 38 Jahren
erhalten, was tiir diese weit zurückliegenden Zeiten auch noch nicht so un-
erhört wäre.
Es ist also das 7. Jahr Usertesen's III. als in die Jahre von 1876 — 1878
v.Chr. fallend anzusehen, d.h. immer nocli etwa 100 Jahre später als es der
am niedrigsten greifende Historiker Ägyptens, Eduard Meyer, in seinen Minimal-
daten annahm. Es bleiben uns also für die Zeit zwischen Usertesen III. und
Amenophis I. , dessen !>. Jahr durch die Sothisangabe des Papyrus Ebers auf die
Jahre von 1545 — 1542 v. Chr. ])estimmt ist, nur rund 330 Jahre und für die Zeit
vom Ende der 12. bis zum Anfang der 18. Dynastie gar nur 200 bis 210 Jahre
übrig. Ist das mir den sonst bekannten historischen Angaben vereinbar?
Zuerst scheinen die in der ül>erlieferung nach Manetho gegebenen Zahlen
dagegen zu sprechen. Aber diese sind so ungereimt, dafs sie bisher überhaupt
kein Bearbeiter der ägyptischen Chronologie hat stehen lassen. Er giebt für
die fragliche Periode der 13. bis einschliel'slich 17. Dyna.stie nämlich zusammen
1350 Jahre an.
Dann scheint der Turiner Papyrus mit seiner gi-ofsen Anzahl von Königs-
namen unserer Annalime zu widers])rechen. Diese Königsliste, die übrigens in
ihren Angaben, wie wir oben gesehen haben, durch unseren neuen Fund sehr
sciiön bestätigt wird, gieht aber hier nur Namen; die Zahlen sind leider zer-
stört, sonst würden wir wohl gesehen liaben, dafs alle diese Herrscher der'
13. imd 14. Dynastie nur ganz ephemere waren. Die anderen Königslisten
überspringen die fragliche Epoche fast gänzlich, wonius auch wiederum zu
scldiefsen. dafs sie wohl nui- wenig Zeit ausfüllte. Endlich ist der ^Mangel an
Denkmälern aus jener Zwischenzeit sehr grofs, was wold auch nur auf dns
Fehlen langer Regierungsdauern zurückzufuhren ist.
Dies Alles sind Gesichtspunkte, die die Annahme von nur zwei Jahrhunderten
als Zwischenzeit zwischen 12. imd 18. Dynastie wahrscheinlich machen. Ferner
mufs aber die Betrachtung der Kunstentwickelung uns davon überzeugen, dafs
man bisher jene Epoche viel zu lang annahm. Henry Wallis wies l)ereits
früher darauf hin, dafs die geringe Weiterentwickelung der Kunst zwischen
mittlerem und neuem Reich eigentlicli v(>rl)iete. einen grofsen zeitlichen Abstand
zwischen ix'iden E])ochen zu construiren; und wenn man berücksichtigt, dafs
wirklich schon ein archaeologisch .sehr geschulter Blick dazu gehört, um eine
.'>culptur aus den ersten Jahren Thutmosis' UI. von einer aus dem Ende der
12. Dyna.stie zu unterscheiden, so wird man dieser WALLis'schen Ansicht nur
beitreten können. Also auch in Hinblick aui" die Kunstgeschichte dürfen wir
mit der neuen Ansetzung des mittleren Reiches zufrieden sein.
1899.] Ludwig Borchardt: Der zweite Papyrusfund von Kahun. 103
Neben der engeren ägyptischen Kunstgeschichte wird aber auch die weitere
allgemeine Culturgescliiclite von unserer neuen Feststellung Nutzen ziehen können.
Sollten sich nämlich die von Petrie bei Illahun gefundenen Scherben nicht
ägyptischer Herkunft wirklich, wie es den Anschein lint, als der ältesten
mykenischen Periode entstammend erweisen, so wäre (hurh unsere neue Datinnig
der 12. Dynastie auch diese erste mykenisclie Periode in das 1 9. Jahrhundert
v.Chr. gewiesen, eine Zeit, die, wie Prof. Loesciike mittheilt, ihm auch aus
anderen Gründen sehr wahrscheinlich ist.
Ein Pyramidentext in ursprünglicher Fassung.
^ on Fr. W. v. Bissing und L. Bükciiaudt.
Als im Winter 1897/98 Hr. Dr. Heinze, damals dem Kaiserl. Deutschen General-
consulate zu Kairo attacliirt. für das Altägyptische Wörterbuch die beschriebenen
Pyramiden liei Saqqarah wieder öffnen und ihre Inschriften vollständig ah-
klatsciien liefs, machte in der Pyramide Pepi's I. einer der Arbeiter den zweiten
Verfasser dieses Aufsatzes auf die vielen alten Correcturen') aidmerksam, die
sich dort in den Inschriften des südlichen, hinter den Fallsteinen gelegenen
Theiles des Einganges [Z. 234 — 389 der MASPERo"schen Publication] finden.
Da man sofort .sehen konnte, dafs diese Textveränderungen sich fast nur
auf den Namen des Verstorbenen sowie auf die Personalpronomina und -suffixe
beschränkten, also durch die Umsetzung einer anderen, älteren Fassung des
ganzen Textes in die jetzt vorhandene >)edingt waren, da auch in der Ver-
öffentlichung diese Correcturen nur gelegentlich erwähnt werden, so lohnte es
sich wohl der Mühe, den ganzen corrigirten Theil mit besonderer Berücksicliti-
gung der veränderten Stellen noch einmal genau durclizusehen.
Hierbei wurde so vorgegangen: zuerst wurden von beiden Verfassern ge-
meinsam in die MA.spERo"sche Publication die unter dem heutigen Text iidcji
') Diese sind entweder durch Ausnieifselung oder so hergestellt, daTs die alte Lcsmi mir
mit Gipsmörtel verschmiert und dann die neue danihergeschnitten ist. Der ausgefallene Gi\)s
läfst Jetzt vielfach beide Lesungen erkennen; an den Stellen, wo er noch haftet, zeigten sie die
verschiedene Färbung oder kleine Niveau -Unterschiede an.
104 V. Bissing u. Borchardt: Ein Pyramidentext in urspr. Fassung. [XXXVII. Band.
sichtbaren älteren Lesarten vor dem Original eiiiuetniii-en und aueli vermerkt..
welche Textworte liente in Rasuren stehen, sell)st wenn die ältere Lesart nicht
nielir sichtbar ist. Dann wurde vom zweiten Verfasser allein nach den neuen
Abklatsdien, die scharf genug sind, die meisten der Correcturen auch auf ihnen
sichtbar zu zeigen, eine Neuabsclirift des Textes hergestellt, und zwar mit der
Zeichenanordnung des Originals und initer Eintragung der in die MA.sPERo'sche
Publieation eingetragenen cälteren , fortcorrigirten Lesarten sowie der auf den
Abklatschen noch gefundenen.
Hierbei stellte sich lieraus, dafs es sicli l)ei einem grofsen Theile des Textes
eigentlich tun drei übereinandersitzende Lesarten liandle. Die erste, älteste,
gab den Text in der ersten Person, die zweite in der dritten und die letzte
erst führte den Namen des Verstorbenen ein. Bei so complicirter Lage der
Sache war es natürlich sehr wahrscheinlich, dafs, wenn schon die zweite Les-
art unter der letzten schwer erkennbar war, von der ältesten oft nur unbe-
stimmte Zeichenspuren sichtbar schienen. Um hier ganz sicher zu gehen, wurde
der von uns so bearbeitete Text an Sethe, den besten Kenner der Pyramiden-
texte, gesandt mit der Bitte, uns anzugeben, wo er aus textkritischen und
grammatischen Gründen Zweifei an unserer Wiederherstellung habe und welche
Stellen nochmals nachzuprüfen seien. Etwa 40 Punkte, die Sethe uns so an-
gab, wurden darauf nochmals am Original nachgesehen.
Auf diese Weise glauben wir einen leidlich correcten Text hergestellt zu
haben.
Sollten noch Stellen zu Zweifeln Veranlassung geben , so i.st leider eine
niicjimalige Nachprüfung, der wir uns gern unterziehen würden, zur Zeit un-
möglich, da, entgegen unserem Antrage, die mit so grofsen Kosten wieder ge-
öffneten Pyramiden durch Einsetzen von eisernen Thüren den Gelehrten offen
zu lialtcu. der interimistische Director des Service des antiquites sie im Sommer
\X'.)H hat wieder verschütten lassen.
Im Folgenden ist der Text in der Anordnung des Originals gegeben, die
vielfach für das Verständnifs der Correcturen wichtig ist. Die auf Rasuren
stehenden Stellen sind l)esonders hervorgehoben. Ist die ältere Lesart unter
der Rasur siclitbar, so ist sie rechts daneben angegeben. Ist unter dieser noch
die erste, älteste Lesung zu ermitteln gewissen, so ist dieselbe noch weiter nach
rechts vermerkt.
Einen Commentar zu <><'ben überlassen wir sern Berufeneren.
F. W. von Bissing und L. Borchardt, Kiu P.vrainidentext. fXXXVII. Band. 18901105
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1S99.| ,1. H. Brea.sted: Tliutniose 111. "s First Campaign. 123
The Length and Season of Thutmose III. 's First Campaign.
By James Henry Bkkasted.
Ir is a avpU kiiown fat't tliat Tliutmosc III. celo})ratc(l throp great f'oasts of
victorv in Thebes on hi.s retiirn froiii liis first campaign in Syria. Strangely
enougli Iiowever, that of Brugsch') i.s tlie only one of the later historie.s wliicli
mentions these feasts, and none") has taken note of the fact tliat the record
of the.se feasts furnishes the data for determining the lengtli of tlie (•anij)aigii
wliose .success they celebrate. The passage is a.s folknVs^):
') Geschichte 328—329.
^) Lieblein (Rec. I, 68 — 69) has inade use of this date, but employed only Brugscm's Re-
cueil (143) which gives the year 22! as the year of Thiitmose's retiirn. Heiice Liebi.ein supposed
tliere was a campaign of the year 22, and aiiother of year 2.3. A coUation of Lepsius vvould have
ohviated this error.
') LD. 111. ."50/; 11.1 — 6; Bmcsdi, Kec. des Mon. 1 43; heginning at ijw w'A (1.2) the text
is again n-prodiict-d l>y liiucscii. Tlies. 11 363 with .sonie onii.s.sions ; but he unfortunately stops
iiear tlie ciid of 1. 3 and strangely enough does not inchide the important date (in 1. ^) in his
finlhcr cxlracts froiii this inscription. I have collated all three pid)lications and LErsn;s' squeeze.
'I Uli.: '^^^Qlä^ f'^; Lels.: '^^^ lUl^ -^ÄS U©; sqneeze asabove; the
AwwA 1 U i<^ iS © (ww^ ^^ U <::ir> ^
rradiiig is certain therefore.
*) Neitlier Lki-siis ikii- Biugscii lia.s any iiidication of tlic aniount lost at the beginnings
of thf liues.
'■) Hr. has '[[' but in view of the aiinals, .iceording to wliich llie first campaign was con-
ducted in tlie year 23, Lia-sirs is of eourse eorrecf in giviiig So. S((uee-/,e has 23.
") The tc is uncertaiii on the s(pi('('/.e.
Z.its.l.r. f. A'rypt. Spr., .XXXVII. Hai.<l. 18'.)9. 1^
124
J. H. Breasted: Tliutmose lll.'s First Campaign.
[XXX VII. Band.
Ist Feast of Victorv
2nd
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List of offerings (5)
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\ List of* offerings (R)
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»Behold he landcd at Thebes, — (?) (2) My majesty established foi-
him a feast of victory anevv, at the return of my majesty from the first vfc-
torious campaign, overtlirowing wretclied Rethenu (and) widening the confines
of Egypt, in the year 23 by the victories which he gave to nie. (3) «
[»Tlie first feast of victory, was celebrated at the feast: (name of the feast
of Amon)], the first feast of Amon, in order to make it of 5 days duration.«
»The second feast of victory^) was celebrated at the feast: 'Day of Bringiiig
in tlie God', the second feast of Amon, in order to make it of 5 days duration.«
') M /pi n n^t after U) tpi n 'Imn. in the foUovving plirase. Br.. Tlies. is totallv confuscd.
*) A^ is waiiting in Br., both Rec. & Thes. Squeeze lia.s it.
») Br.. Rec. ® ! !
*) Br. give.s no trace of tlie nioiilh iiuinlit-r.
') The tpxt shows a ditlogra])liy of ti hh. Tliis genetive n to express apiiositioii is not iin-
cominon, cf. ^^ , Ic^ (j^ '^^3 j=i3ic (.Miniose-si-Eliene 1. .j) -tlie sliip (uf) Tlie BiiUock».
IMlü.l ,1. IL Breastkd: riiiitiiiüse III. "s First Ciuiipaign. 125
»The tliird feast of victory was celebrated. at tlie 5th feast of Amon, in
Hnkf-<'/i/j^) [in ordcr to mako it ol' 5 days (lurati()n|.«
»[My majesty ostaMished tbr him] a g-reat olToring Ibr tliis feast of victory,
whicli uiy majesty made anew, consistiiig of: (List of ofl'eriiigs). «
»[Year 23, Moiitli] 2 of S't, day 14, wlien the majesty of tliis aiigust god
proceeded, to make liis voyfige in liis Soutliern Opet, my majesty established
a great offering for this day, at tlie entrance into Southern Opet, consisting of:
(List of offerings), from the first of the victories which lie gave to me.«
As the tliree feasts of victory are distinctly stated to have heen estai)Ushed
at the return froni the fii-st canipaign, the date of any one of tliese feasts
would determine approximately tlie date of the king's return. The first feast
of victory coincided in date with the first feast of Amon. Unfortunately the
feasts of Amon are not numbered in any of the surviving calendar fragments,
but the first feast of Amon can hardly he any other than the Amon-feast occur-
ring first in the year. As the name of the feast has disappeared it is impossible
tf) compare with the calendar of Amon at Medinet Habu"), and it is a question
whether the astronomical feasts in Thoth could be called feasts of Amon^). In
view of the uncertainty. we can do no more than affirm tliat the first feast
of victory took place early in the calendar year, and that Thutmos(> TU. had
therefore returned to Thebes by that time from bis first campaign.
The second and third feasts of victory again, cannot be dated by the
numbers of the Amon -feasts with which they coincide, but the name of the
second feast of Amon, coincident with the second feast of victory, is preserved as
O I I l"^, »the day of bringing in the god«. This name is not found in
any of the calendars. It belongs to an incident connected with Amon's «Southern
Opet festival«, ciz. the return from Luxor (Southern Opet) to Karnak. Tliis is
clear from the words of Piankhi in liis great inscription (11. 25 — 2())'):
P^il^kt>l-'-^"'Ti
Here fortunately the date of tliis return to K;irii;ik is added: the 2nd of
Hathor^); henee the second feast of victory was celehrated on this day. But
it is clear that Thutmo.se TU. was present in Thebes befbre this date.
After fixing the calendar of the three feasts of victory (11. H — 4) the text
goes on to enumerate lists of offerings to be presented to Amon on these and
0 D
') The name of tlie inortnaiy teni|)le ofTliiitiiiose 111.: n^ail 0 ^ — IJnl-t-Oi/i. See Spiegel-
berg, Rec. XIX 80— 89.
•-) Br.. Tlies. II 364 aiul DCm.. Kai. X— X1\'.
') Althoiigh the feast of the iiew year is caUed a feast of Aiikhi on tlic Kh']iliaiit,iiie frag-
ment, Br.. Thes. II .S63.
■•) From a photoiriaph. ') See de KofGii, Mel. d'Arch. 1 134.
17*
126 J. H. Breasted: Thutmose III. 's First Campaign. [XXXVII. Band.
other feasts ol" tliis god (11. 4 — fi). At the teast of Aiiioii in Southern Opct
(Luxor) there appear offerings iVom the first of the king's victories. The date
of this feast is givon, hut vinfortunately is not completely pre.served. The
nuniher of the ^7-month cannot be less than two, but it niay l)e three'). This
wouhl leave a month.s niargin of uncertainty. We must therefoie turn to
the Amon-Calendar for the date of this feast. Unfortunately we possess
no complete Amon-Calendar of this period. The Karnak fragments') of Thut-
mose III.'s tirae do not contain this feast. It is luckily preserved however on
the Elephantine fragment^) as follows:
1 ik^iiiii'^fe^ ö ± ni
It is liere given as beginning on the 15th of the second s'^-month
(whereas our text has the 14th) and lasting 11 days. Later, in the tinie of
Ramses III.*), it began on the 19th^) of the second ^'^-month, continued dur-
ing the remaining 1 2 days of that month and 1 2 more in the next (continuing
therefore 10 days after the return to Karnak on the 2n(l). a total of 24 days'').
It is clear therefore that the month -number in our passage is two). The arrival
of Thutmose III. in Thebes after his first campaign eould therefore not have
been later than the 14th of the second «'/-montli (Paophi) of his 23rd year*)
and it is possible that he arrived there several weeks earlier than this. The
dates for his first campaign from beginning to end are therefore as follows"):
') It is reinarkable that Brugsch (Thes. II 363) has not included this date. He has evidently
used it later, for he speaks of »ein grofses. zu Ehren des Gottes Amon gefeiertes thebanisches
Fest« taking place on the ]4th of Paophi (Aegyptologie 362, also Gesch. 329) which shows that
he accepts the month number as »two».
') Br., Thes. II 362 aud Mar., Kar. pl. 14. ^) Br., Thes. II 363; LD. III, 43c.
*) Great calendar of Ramses III. on the south wall at Medinet. Habii, Brugsch, Thes. II .364
and Düsi., Kai. XV — XVIII. It is here called simply: »his feast of Opet» ; it bears the sanie des-
ignation in the fragments of Ramses II. 's calendar (DÜJt., Die Kalendarischen Opferfestlisten im
Tempel von iNIed. Hab. Taf 1 Nr. 10, Taf. 2 Nr. 13); but it can hardly be any other than the
feast of the Elephantine fragnient above. So also Brugsch, Gesch. p. 329, footnote, referring only
to Ramses III.
') DÜMICHEN (Taf. XIV) has ISth; his own text (Taf. XV) wliere the 19tii is called the
■ first day of the feast«, shows that this is an error.
') ku increase in the lengtli of the feast is what we should expect under Ramses III.
') This may also be denionstrated from the date in the Piankhi passage above, for the voyage
in .Southern Opet« must of course have preceded the return to Karnak on the 4nd of the 3rd -ft-
month; hence, in order to take place on a 14th day, it must have happened in the preceding. ri:. the
2nd Ä'/-month. Hence also, the later name of the 2nd month: »Paophi» (:= Pä-'Opet).
*) I take it no one will question the restoration »year 23«; for the context places it beyond
doubt. Lieblein also restoi-es 23 (Reo. I, 68 — 69) but curiously places the date at the begmning
of ThutMiose's 23rd year for he says: »ce fut au commencement de l'an 23 que Thotmes III fit
l'ofTrande, dont parle l'inscription , pour la victoire qu'il avait remportee l'an 22". Tliis confusion
renders any conclusion as to the length of the first campaign impo.ssible, for there was no caTn-
paign of the year 22, and the second iV-month is 6 months distant from the »commencement •
of Thutniose's 23rd year (Pachon 4).
') From the texts of the Annais LI). 111, 31/; 11.1 — 67; ib. 32 11. 1 — 32 = Br.. Thc>. V
pp. 1153—1166. 11. 1—79 and 1—21.
.1. 11. linKAsiT.ii: TliutiiioM' lll.'s Firsi ( 'ampaiun. 127
Approximate distanre
Kveiit. vn„i;«i, ,„;i.c Year of rei-iii.
1 Znni )
im
1 GazM : Kcast of Coroiiatioii \ '2lU-i
c.sntoOO
•epartui'c Crom Gaza /
1 Yflinn / \
y
1 Eruiie \
'eparturc f'roiii Krunc i
ji-ival Ix'forc .Alrtiuldo ^ < . oi ,) _^ ^^ •20th-) (c. 1 -Od p. iii.)
attlc of 3Iegi(l(lo
eginning of Siege of Megiddo
apture of Megiddo j
, , ^ , , ( ;it least?')
larcii to J.ehaiioii \
apture ofYeuoani, Neges and ^ 14<Sdavs
Hiirenkeru')
onstruction ofFort in Lcli;iiion /
etui'ii to Tlielx's \
overltlMl')
In less tliaii 148 days. rouglily five months. Tliutiiiose III. fouglit tlie hattle
of Megiddo, completely invested witli a wall tlie powerftd fortress of Megiddo
itself and captured it; marclied north-\vord 75 niiles to the Lebanon Region,
captured three cities and l)uilt a fortress tliere; coni})leted tlie return to the
Delta coast and tlie voyage up i-iver to Thebes; and eeLebrated lii.s first feast of
vietory tliere. Tlie entire eainpaign from the departure from Zaru to the arri-
val in Thebes lasted a niaximuni of 175 days; tliat is, in 5 months and
25 days from the day on which he left Zaru he was eelebrating his great
feast of Amon at Thebes. Fortunately we are able to looate this ])eriod
a})proximately in the a.stronomical ealendar and teil in what niontli he went
and returned. According to a fragment in Elepliantlne, as is well known,
a heliacal rising of Sothis took place during the reign of Thutniose III. on the
2S of Epiphi^). Calculated from this datum, the march from Zaru took place
aliout April r7th and the cele})ration in Thebes after Thutmose's return, about
Oct. 9"). The entire campaign in terms of our own ealendar is as follows:
') Lackinji in LI), and Buudscn Imt presei-ved in Ciiami'.. Not. descr. II I.'il.
^) D.Tte is not ^ivcn in Üic. texl. Imt is clcni' IVoni tl».' eontext.
') Tlif tliree cities may liave been cajjtured dnriiif;' tlie inai-ch tu Lebanon; st-o Mi'i.i.Kn, Asien
IJji. 21 MI ir.
■*) Of this distance at least .^00 miles would be made on the Nile. It is extremely pro-
bable that the northern half was also by vvater on the Mediterranean. Otherwise \v<? mnst a.ssuine
that Thutmose travelied wilb iinusiial lapiditv. Of course he would return far in advanee of
liis army.
°) Brugsch, Thes. II 3(53; LI). 111, 43e; de Morgan, Cat. des Mou. I 121.
") I piirposely refrain from introducing here any coniputation for the yar B.C.. as 1 ile-
sire inerely to establish the season of the vear. not the ycar. Leaving sueh oompntations i-ntirely
128 J. H. Breasted: Thutinose Ill.'s First Campaign. [XXXVIl. Band.
Event. A|ipro\iinate (iate.
In Zani Ajiril ITth
In Gaza. F«>a.st of Coronation » 2()th
Departurt' tVoni Gaza » 27th
In YelicMH May 8th
In Eruno » llth
Departure f'roni Erune » 12th
Arrival bcfore Meftidtlo » 12th
Battle of Megiddo » IBth
Beginning of Siege of Megiddo » 13th
Capture of Megiddo ? ?
Marcli to Lebanon ? ?
Capture of Yenoam, Neges and Hurenkeru ? ?
Construction of Fort in Lebanon ? ?
Return to Thebes not later tlian Oct. 9th
I have not at band the data for comparing tbis itinerary with tbe mar-
ches of later armies. but it is interesting to note tliat tbe campaign falls
exactly witbin tbe limits of tbe dry season in Palestine. Tbe rains of
Winter in Palestine liave ceased by tbe middle of April and begin again
by tbe end of October'). Tbutmose moved out of Zaru just as tbe rainfall
ceased, and allovving bim, five or six vveeks for bis return journey from
Lebanon to Thebes, be would bave left Lebanon not long befope tbe return
of the rains'-).
It is furtber evident tbat Thutmose's campaign was in tbe summer, frorri
tbe fact tbat be arrived at Megiddo in time to cut tbe standing grain as
forage for the army. Afterward be barvested the fields of Megiddo and
registered tbe yiebP).
Tbe month of bis otber campaigns is omitted. except in the case of the
seventh in »year Hl, first month of s)nw, day H«, which would also fall in
the latter part of ApjriP).
aside, we can establisli the daie in the vearlv caleudar wilhiii a inaxiinuni iiiaii^iii of tincertainty
of — 5 or +7 days, as we do not know the exact data in Thutmose's reign to which the Ele-
pliantine calendar l)elon:;s. .\ssuining its date to be the same year as the campaigns, we have
the calendar as 1 have given it with the above nncertainty. Dr. Mahi.er (.\Z. 1889, S. 101 — 10-2)
regards tlie dates in the .\nnals as given in terms of the fixed year. This places the departure
from Zaru as early as the 9th or lOth of Marcii. That the dates in the annals are as usual in
tcnns of the shifting calendar is a priori certain; further, a march from Zaru so early as March
lOth 5 weeks before the close of the rainy season is exceedingly imjjrobable.
') G. A. SuMTH, Historical Geography of the Holy Land pp. 63 — 64.
') They are often a month earlier in Lebanon tlian elsewhere. ibid. p. 64. note 1.
') LD. 111,32 11.20—21.
*) Text: Lkps. .\usw. XII 1. 9 = Brigsch. Tlies. p. 1171.
l.S!)9.] .1. 11. Uheasted: Thiiliiu.M- 111. 's Fir.st (■.-iiupaign. 12i)
The Syrian campaign of Amenliotep II. falls also in the dry season'). On
the 2()tli üC Paclioiis he crossed thc Oroiite.s: tliis was aliout tlic niiddle of May"),
just at the time Thutmose III. arrived in Northern Palestine. B'ourteen days
lateral, that is about the first of June Amenliotep arrived in Niy. Ten days
later \ve find him capturing an unknown city in the snnie rei^ion, l>ut uu-
fortunately \ve are not able to pursue Ins itinerary further. Rainses II. also
employed the summer for liis Syrian campaigns. On the i)th of Ejjiphi he
was in Phoenicia*) on the niarch against Kadesli. Admilting with BiiuGscn'^)
tliat the rising of Sothis took place on the first of Tliotli in the HOth year
of Ramses Il.'s reign. tliis would date his mareh through Phoenicia ahout the
HOth or 3 Ist of May. Twenty years ago, without the aid of the above Sothis
dates, Lieblein inade it very probable that the Pharaohs conducted tlieir Syrian
campaigns in the dry season"). He adduced in addition to his ehronological
arguments, the very convineing testimony of Hebrew references to the season
of war.
It would be of great interest, as well as very iinportant for our chroiiology,
to establish the season of eampaigiiiiig in Nubla also. With th(> new Sothis
date diseovered by Borchaedt, this could unw Ix« done for the middle as well
as the new einpire.
') Tlie foUowing hased on a collation of: Champ., Not. desc. II 185 — 18ü (oiily 11. 1 — 10,
1.9 i.s not oinitted as indieated); Maspero, AZ. XVII 56- — 57 (copie.s Chabip.); RIH. 175 — 176;
BoiRiANT. Rpc. XIII ir;n — Kil : AViEDEMANN, PSBA. XI , 422 — 4-2:? ; cnicndations hy Erman,
ÄZ. 1889 S. 39 — 41.
^) .\llo\vini;- for n few davs gained .since Thutino.se III. '.s calendar of Elepliantine.
') "2nd iiiiiiith of Smw (l'auni) lOth day« ; tho text.s of dk IloroK, Bouriani-, Wikdkmann
and BR'Gsrn (tran.slation) all show »inontli 2" against Chamhoi.lion's »nioiitli H« nsually accejjted.
Note furtliei- that the /ollotring date w alxo in miinth 2. Tliat imw. not st. is to be read liere is
dcar fiom tlie determinative and the Smw-date precediny find follnwiny. Maspero now acce])ts this,
although lie forinerly read .?'< (Struggle, p. 211 and 291). The old siipposition that Ainenhotep
wintered in .^sia is without basis, although it is still defended (I'eirie, Ilistoryll 155).
') Abu Sinibel text: Champ., Mon. 27— 29. Ros., Mon. stör. IdO — 1(12. 1.1). 111. lH7r/an(U-;
Rainesseuni text, LD. III, 153. Sharpe, Insc. 2nd part pl. 52.
5) Thes. I, p.ll5; Makler (ÄZ.1889. 8.99 — 1(10). and ibi,l. 1894, 99 tV.
") Rec. I, 03. 95 and 141.
180
J. H. Bkeasted: Rninses II. and Üu- Princes, &c.
[XXXVII. Band.
Ramses II. and the Princes in the Karnak Reliefs of Seti I.
Bv .Iamks Henry Breasted.
Jt is oiic of tlie well kiiown tacts of tlu^ reign of Seti I.. that his reliofs on
the nortli wall of the great hypostvle hall at Karnak. represent Ramses II. as
prince, aecompaiiying his fathor in battle. This relief together with the State-
ments coiicerning Ramses" youth in the great Abydos inscription and the
Kubbän stela, have led to tlie conclusion that lie assumed important duties
of State and was destincil for the throne at a very early age. The Karnak
relief in question has also l>een regarded as evidence that the reign of Seti I.
was a short one, because if Ramses came to the throne very young, bat was
nevertheless old enough to be in a battle of Seti's first year, Seti could not
liave reigned very long afterward. Thus Maspero (Hist. II, 387 n. 5) says :
»I liad at first supposed his reign (Seti's) to have been a long one merely on
tlie evidence afforded by Manetho's lists, hut the jiresence of Ramses II. as
a stripling in the campaign of Seti's Ist year forces us to limit its duration, &c.«
The only date in these reliefs of Seti is the »year 1«, which occurs twice:
Ist in the text belonging to the capture of P/AVrt^«/'): 2nd in the return from
') TiiAMP.. Not. de.scr. 86 = fiiAMP., Mon. 290 I :^ Ros., Mon. stör. 48 2 = LD. 126a.
Ks!»9.1
.1. 11. Bkeasteü: Ranises II. aiid tlie Princes, &c.
131
Fk,.2.
Fiff. 5.
132 J. H. Breasxed: Ramses II. and tlie Princes, &c. [XXXVII. Band.
the same Si/rian campaign'). Now Ramses appears in the Libman cauipaign
•without any ilate"); and it might be questioned wliether tliis campaign was
also in the »year 1<>^). But in the scene^) of the presentation of the Libyan
prisoners to Amon , we find these words:
p:
^v
~K.
»He has desolated Rinw: he has shiin their chiefs, causing the <^mw to
say: 'See this! He is Uke a flame when it goes fortli and no water is
brought".« Strangely enough the people over whom this text appears are Lihyans,
and one is incHned to think that the artist has simply })ut over them a few
conventional phrases which we are not to construe too literally. Such phrases
might be put over the Libyans at any time after the Syrian campaign. It there-
fore remains uncertain whether the campaign in whicli prince Ramses is repre-
sented as ])articipating took place in the »year 1«.
A further examination of the princes in these reliefs reveals some curious
and important facts to which, I believe attention has never b.een called. Ät
the extreme right (west) end of the reliefs in the seeond scene") of the Libyan
war is the famous figure of Seti I. with uplifted spear. fighting on foot and
hurling backward the Libyan chief (see photograph, tig. 1). Behind this cliief
Stands an Egyptian prince (fig. 2 , broken lines) facing toward the left and
watching or possibly taking part in the contlict. Behind Seti Stands prince
Ramses (fig. 3, dotted lines) facing towanl the right and likewise watching the
conflict. Fig. 2 cannot also be Ramses for he could not a])pear twice in the
') Champ., Not. descr. 91 — 94 = Champ., Mou. 292 = Kos.. .Moii. .stör. .JO — 51 = LI). l_'s„. I,
= Brugsch, Rec. 48rf — 49a. b = Burton, Exc. hierog. .S6.
^) At a considerable distance on the other (west) side of the door.
') Meyer reached this conchision, because of the presence of Ramse.s in the l)nttlc witli
the Libyans; for he speaks of a campaign »den er (Seti), wie es scheint, in .seinen s|)äteu Jahren
gegen den libyschen Stamm der Tehenu westlich von Ägypten ausführte und auf dem ihn .sein
junger .Sohn Ramses begleitet hat. (Gesch. 284 — 285). So also Wiedkmann, Gesch. 418.
*) Champ., Not. descr. 100 — 101 = Champ., Mon. 299 = Ros., Mon. stör. 56 = Brcgsch,
Rec. 47a. b. c. d — 48 a. b.
') The text is a collation of all tlic i)ul)licatioiis. no one of whicli is cont'Ct.
') Champ.. Not. descr. 98 — 99; Champ.. Mon. 2'.t7 2; Ros., Mon. stör. .') 1 2.
I.s;i9.| ,1. U. BuK.vsTEu: Riuiises II. and the Princes. &c. 133
snme secne. Its accompanying inscription ') is as follows: q l^^f S/'^ 'PPP
»Princ(>. first hodily son of the king «, in which unfortuiiately the
nanio is wanting; wlicrc it eould liavo stood hefore its disappearanco is a
question, for tlie skirt of the princc projects under the titlos, and tlic nanie
must therefore have been piislicd to tlie left under the Libyan chicfs ell:)Ow-).
The liistorical conelusion, here is importaiit: tlie l^^f of Seti I. was not Ins
successor Ramses, that is, that Ramses II. had an older brother, who did not
reach the throne. This conelusion has also been reached but not demonstrated
by WiEDKMANN''), for he ])y no means proved that the 1^^ ff was not Ramses,
but merely assuined his identity with another prince on this wall (fig. 4), who
is eertainly not Ramses.
But a further examination of this figure discloses a fact which was over-
looked by Wiedemann, viz. : that this figure of Ramses' eider brother (fig. 2)
is not original and does not belong where it Stands. The first glance shows
that the contracted space between the chariot wheel (belonging to the next
scene to the right) and the leg of the falling Libyan is too narrow for an-
other figure, and the artist has barely been able to squeeze the prinee in.
Thus he is as much in one scene as the other, an anomalous arrangementi He
Stands with fan upraised in his right hand as if to smite the falling Libyan.
The fan runs directly across the vertical line of text! It is diffieult to say
where the right arm is : it seems to haA^e been raised and it may be that he
was seizing his father's foe, as his father is doing. Passing through the fan,
the largo column of text extends down through the prince's head and body!
In his head is ||| »Troglodytes« continuing the sentence above: »who felis
his enemies, who smitos tlie Troglodytes«; then i 1 , the reniaiiis (jf i*^^^ in
^>i\ sie! which follows the same context elsewhere on this wall^):
and finallv at the liottom W» v^o^y^-'). of course the remnant of J 1 ö \> l^-^^
»Libya«, against wliicji this camjtaign was direetod. It is clear therefore that
') It is very faint and has been overlooked in Champ.. Mon. "297 i. and in Ros.. Mon. stör.
54 2; tlie only publication containing it is Champ.. Not. desci-. i)9. Kvery sign is traeeable in thf
photograph froin which fig. 1 was made.
-) Thei-e is now no trace of it tiiere. owing to a large üssnre in the stone (see fig. 1).
I am unfortnnately obligcd to werk from pliotographs as 1 did not study these reliefs when at
Karnak. atKl the figures of tlie princes are now nearly covered with debris again.
') A. WiKDKMANN, \ Forgotten Prince. P8BA. XII, 258 — 2(51.
*) CiiAMP., Mon. 294. inscription over the king.
'") These last signs (except aaaaaa) are so piain that tliey were seen and copicd by Rosf.i.i.ini,
but in bis publication (Mon. stör. 54, 2) they are jilaced so far to the left of the column above
that it is iinpossible to connect the two. — It is also noticeable in the original, that the column
above was added after the figure of the Libyan had been sketched, for his hand projects into
the coluiiiii. the two (I [] have been placed on one side to avoid it, and the left hand line of the
column has been earefully stoppcd nn eacb side just betöre reaching the band.
18*
134 J. H. Breasted: Rainses II. and the Princes, &c. [XXXVII. Band.
at some time after Seti liad completed these reliefs his eklest son had hiinself
inserted here, as taking part in Seti"s Libyaii campaign. It is clear also tliat
some one desired his removal. for his figure has been rudely chiseled away.
Ch.\mpollion speaks of liim (Not. descr. II, 99) as a »prinee martele et sur-
charge avee debris de legende«: (his titles foUow), showing that also liis
accompanying inscription has been hammered out'). The person to whom the
figure of the eldest son would be most unwelcome and who would tlieretbre
be most desirous to remove it, is of course the otlier 2)rince in the same
scene, Ramses. We are certainly correct in attributing the mutilation to him.
Moreover it is quite certain that he did this in Order to have the figure of
himself ins^erted in the same scene, for his own figure (fig. H, dotted lines) is
not original to this scene.
In the first place we notice in fig. 3, as in fig. 2, the narrowness of the space
into which the prince's figure has been squeezed , so that his left foot passes
through the feather of the fallen Libyan, whom Seti is trampling, and liis left
band collides with the other feather. Further, we again notice a column of text
extending down through the prince's head into his body: ^, ^) (with remairis of
an uncertain sign before it) in the head and . (1'^) in the body. Ramses Stands
with riglit hand raised palm outward as usual in salutation, and carrying his fan
vertically before hini in the left hand. A Joint in the masonry has obliterated
Shoulders and face. The accompanying text, as Wiedemann noticed, is partly
in one scene and partly in the next. It is as foUows: g l^^i'^. '|k^^^
x=c iJTl '1'^ »Prince, bodily son of the king, crownprince, his beloved,
Ramses«. The historical conclusions to be derived from this text will be
taken up later.
A closer inspection of Ramses' figure shows that in having himself in-
serted here, he at the same time improved the opportunity to efface another
figure, which we will call X, over which his own has been cut. The niotives
') Above his head is a horizontal line dravvn directly across llic (iriginnl coliiiiiii of text.
Below and parallel to it, was doubtless another line, now lost in the jnint of tlie ni.isdnry. He-
tween these tvvo lines was a line of text, of which slight traces nie visilili' in the |iliot()»''.i|ili
extending on each side of the feather and also across the origiiinl roliuini n\' tcxtl Wliat this
text contained and what inay be its relation to the prince's figure I iiiii iin.-ihle to cdiijecture.
An examination of the original wall would doubtless throw some lii^ht on tlir qucslion.
') After making the sketches for this artide, I notice that Wikdemann reniarks (l'SBA. XI 1,
2.59) regarding Ramses' figure: »his head is drawn through an hieroglyph of the sepaiating liiic,
and the very small signs of his name are partly engraved in one, partly in the second incident,
as if the figure had been only inserted at a later time in the already finished lias-relief". His evideiice
was regarded as unconclusive for he states further: »It is douhtfnl if Riiinses nlso assisted- (in
this campaign).
') These signs are so clear that they were copied by Rosellini, l)ut in his jiublication
(Mon. stör. 54, 2) he has shifted the column above too far to the right. If Wieuejiann had noticed
them. they would have settled his ..doiihtful» case for hini.
189!».] .1. H. HuKASTRi.: Rnmses II. mikI th.- I'iiiuvs, &c. 135
for this second effaeement are undoubtedly the saiiie as for tlie first, and X
was therefore Rauises' eider brother. Bat, as the eider brother has already
lieen once effaced in this scene, we should expect that this second occurrence
ot' liis figure belonged to another scene, and such is clearly the case. Under
Ramses' figure appears a second pair of f'eet striding in the opposite direction
(the left; see broken lines): hehind Ramses is thi' front point of a skirt; l)ehind
him is a third arm; across Ins figure is a quiver') witli the opening fo tlie left;
above him is a fan'), witli the tip of the feather turned to tJie left^). All these
belong of course to the figure X (broken lines), facing to the left. A com-
parison of X witli fig. 5 shows clearly that X was striding in same way after
the chariot behind which he is. Especially characteristic are lirs left foot poised
for the next step, the arm hanging down in front and the fan over the Shoulder.
X therefore belongs to the scene to the left, representing Seti's triumphant return*)
from the Libyan war, riding in his chariot and driving liis prisoners before him').
This is what we should expect ; before Ramses" interference the figure of his
eider brother appeared once in each of the two scenes: the battle a\ ith the
Libyans and the return. Ramses preferred to figure in the battle and liad liimself
insertcd facing the right.
But if the figure of Ramses is a later insertion. that of his brother (X)
is equally so: the latter's fan, quiver, and indeed his whole figure cut directly
mto the original column of text, as tlie figure of Ramses does. X lias had
himself inserted here. It is this fact which renders certain the identity of X
and Seti's eklest son (fig. 2); both desired to figure in Seti's Libyan war, both
were the object of Ramses" liatrcd and both were elVaced by him.
To recapitulate, we find thus far three stages on this wall:
1. An uninterrupted column of text on each side of the battle scene;
and no princes in either it or the scene of the return.
2. Seti's eldest son inserts his own figure at tiie right of the battle .scene
and at the right of the return.
') Tlie cjuiver was always cairied on the left side. witli tlie oiieiiing in front; lieiicc in
tlii.s case belonging to a person facing the left. ff. fig. 1 .
^) The fan was always boin with the tip of the feather pointing toward the front. a.s in
Ramses' figure and in fig. .5. The hieroglyphic 1 is also regiilarly tiirned the same way, viz.
toward the heginning of the text.
^) The feet and the quiver were seen and copied by Rosellini and ("hampom.ion and appear
in their puhlications (Hos., Mon. stör. 54; Champ.. Mon. 297 2), but seem to have remained un-
noticed since. Whether Mr. Lf.febure saw this figure or not. I am iinable to decide; his remarks
(PSBA. XII, 447) admit only two figures of the eider brother on this wall. vi/,, fig. 2 and fig. .i,
and yet he speaks of a »Substitution.., but without fiirther explanation.
*) Champ.. Not. de.scr. 11 99 — 100; Champ.. Mon. 298; Ros., Mon. stör, .i.'.; BRrcstii. Hec.
des Mon. 4.5 r/. e.
•') Fig. ö is a siniilar return from the .Syrian war.
!;{() J. 11. Breasted: Ramses II. and tlie Princes, &:c. [XXX\'1I. Band.
B. Prince Ramses efiaces the figure of liis eider l)rotlier in both places,
biit over that ol' liis brothcr in tlie return .sceiie, lie iii.serts Ins own figure
so facing as to l>elong to tlie battlc .seeiie.
Tiiere are evidences ol" a siniilar inserfion itig. 4) at the top of this same
wall, on a few i.solated blocks at the left of the capturt' of Kadesh'). Here
we see a figure (fig. 4, broken lines) with uplifted arm like that of Ramses in
the battle scene aiid wearing a (]uiver. Betöre this figure are the arms of a
captive bound behind his baek, showiug that tiie figure foUows the king's
chariot (as in fig. 5). behind which, however the king leads a line of captives.
But tliis figure is likewise a later insertion, for a colunin oftext extends down
througli it. and the head of the Syrian. who has fallen beneath the chariot,
prqjects into the skirt. It i.s impossible to decide whether this figure is that
of Ramses or his brother.
Auother prinee is to be found in tliese reliefs, for to the east (the left),
on the left of the door. in the famous scene of Setis arrival at the canal on
his return from the Syrian campaign of the "vear 1«') (fig. ö)^). There seems
to be no question of insertion here^). The inscription above is unfortunately
niueh niutihitrd. It niay be rendered as fbllows: »FoUowing the king at his
going in the eountries of Btnw, by tlie prince, great in pleasing") by
real royal scrilie, his beloved, bodily son of the king, his beloved,
[prince of Kush] decease(l(?)<<. This prince has been identified
by WiEDEM.^NN, with Seti's eklest son in the Libyan battle scene (fig. 2), but
it is difficult to see on what grounds: indeed Wiedemann does not offer any
but nierely as^umes the identity. Fortunately enough of tlie titles reinains to
show that this prince lacks the designation u »first«, which shöuld ajipear be-
') CiiAMi".. Mon. "295 = Ros., Moii. stnr. '>'.]. but tliese hlocks <lo not apjieai' in any of tlie
piililications; both facts and sketch are froni a pliotogiaph.
») Champ., Not. descr. II 91 — 94; Chajii-.. Mon. 292; Ros.. .Mon. stör. öO — .51 ; I.D. 12Srt. Ä;
BinjGSCH, Rec. Mon. 48rf — 49a. b; Burton, Kxc. hier. 3(i.
^) It wa.s this figure which served as a inodel for X in Hü. •!.
*) I had onh' one very faded photograph of this scem-. and cannot asseit this with cer-
tainty. There is one slight indication against the authenticity of the figure. .'\bove it is a line
of captives; — in every case on this wall, where such an upper row of captives appears, there
is under it a similar hicer row (Ros., Mon. stör. 47 2; 48 1; 52; 55; 56; 58 twece; 59; &c.). We
niight suspect therefore that this figure had replaced the lower row of captives; but I can discovcr
no trace of this in the photograph or any of the pnblications.
'• P m ö[) • P V rO dl) '"' P V rO'^Sv d^ mcnns ..ploasi'.. or ■■ prai.se - : in three of
Briosch's exainpjes (WB., .'>uppl. 1017. 1019) it is also followcd by C\ inti-oducing ibat which
pleases, that is: .pleasing by ••. The gen. aa/ww or \y( »great of") is also l'ound in Biuosin's
examples as well as in that furnished by Lefehcre (P8B.\. XII, 447). Wiedemann has invented
a title to explain this ])hrase and renders: »high praiser at (follows the naine of a teinple)». He
diies not furnish any other exam])les of this title!
1S99.| .1. II. HiiKASTKo: R,-iiiiM-s II. .-iiid ihr I'riiife.s, &c. 1:57
tween I ^^ and »-=• k^=_ . It i.s quite impossible to suppose that it has T)eon
omitted in a scene where tlie ])riiu-(> is so prominent as liere; The .surviving
fragment of tlie nanic'l: ^z::^ shows that it was not Ramses, hence (lic nio.st
proliahk' fonehi.siüii i.s, tliat we have here a third .son ol'Scti, whom we call Y').
The (luestion of tliis prinee's relations with liis two brotlier.s niust of eourse
remain unsetth'd. His figure is the onli/ one original to the reliefs on tliis
waU. He is not likely to have had any ciain» to the throne or his figure
would liave heen rcinoved l)y Ramses"').
Prince Y (fig. "i) and the l^s^f (%• 2) are further both identified hy
WiEDEMANN witli an officer appearing at the Submission of Lebanon^). Again
no reasons are offered: tlie identifieation is simply assumed. The officers name
is. strangely enougli, omitted; his only title in ^^11 T ff : he Iins no
si(leh)ek. There is not the .slightest reason for regarding him as a jiriiicc at
all, and Iie does not enter further into the prolilem of the princes ou this wall.
\Ve may here reca[)itulate the history of our reliefs. They contain five
figures of ])rnic(>s: oiie original and four latei- insertions; as follows:
1. Two figures of Seti's eldest son: one (fig. 2) in the Libyan battle seene;
and one (fig. B i»roken lines) in the return from that eampaign ; neither is ori-
ginal: both were effaced by Ramses II.
'1. One figure of prince Ramses in the Libyan battle scene; (fig. 8 dotted
lines) not original.
'.\. One figure impossible to identify, in a fragmentary scene connected
with the capture of Kadesh: (fig. 4) not original.
4. (Jne figui'c of au iiuknow n |ii'iuce (not the eldest son and not Ramses)
in tiic return from the Syrian eaui])aign; (fig. ii) almost certainly original.
Tiic historical results to lic drawn from the above facts are not nume-
rous. but are im])nrtaut. It is clear in tiie first place, tliat these reliefs ofler
no evidence whatever that Ram.ses II. ever took part in any eampaign of his
father, of whatever year. It is therefore no longer neeessary to shorten the
reign of Seti in order that Ram.ses may be suffieiently young at his aece.ssion,
') It is uncert.-iin Ihiw thi.s name i.s to be read. Wikdemann (I'SB.V. XII. "JliU) (•(iiijectures
. Lefebure (ibid. 4 Ui 14!)) would read vN, "Sjx VÄ,./ believing this |iriiice lo be the brothrr
of Ram.ses identified as 'A^iunQ, by Manetho in the late storie.s of the Greeks (Ilerod. II, lil7 — lOS;
Diod. I, 57), biit the legend is so confused. and Manetho is so uncertain in his distinction of Seti
and Ramses, that is seems to nie iinsafe to inake any iise of it at all. Wiedemann has later
(Ret-. X^■III. 121) attempted to identily our nanu- with (| T for whicli there is certainly
luit rooni.
^) It is not impossible that we have here a brother of Seti, tliough this would be very unusual.
') Lefebure (in PSBA. XII, 446) speaks of the name in this inscription as -niartele», but
1 can find no evidence of this in the photogra[)h.
*) At the extreme east (left) end around the corner from the north wall, and facing east;
reproduced: Champ., Mon. 290 2; Ros., Mon. stör. 4f) I; cf. CiiAMr., Not. descr. II 87 — SS.
138 J. H. Breasted: Ramses II. and tlie Princes, &c. [XXXVII. Band.
a.'< MA.-^rERO foiisidcrcd uiinvnidal)!*'. As tar as tlieso rclicfs are concerned,
Kamsos mitflit havo becn l)()rn evcn after Seti".s accossion. The fact alone
tliat Ramses wa.s obliged to iiisert Ins own figure in bis father's battle scenes,
in onhM- to appear tbere at all, ol" conrse creates a strong suspicioii if not tbe
certainty that he had notbing to de Avitb tbe events tliey depict. If further,
he really was not old enougb to take part in Seti"s wars, Seti's reign may
liave been eonsiderably longer than tbe nine years usually attribnted to liim').
Furtberinore , -vvhen \ve consider tbat we liave bere a elear example of
misrepresentation') by Ramses II. perpetrated wHli tbe particular purpose of
jn-oducing tbe inipression tbat wbile a young prinee he played a jirominent
part in State affairs. it becomes equally clear tbat tbe Statements of tbe great
Al)vdos inscription and tbe Kubban stela, in wbicb \ve see Ramses assuming
in cbildbood a position in government l)eside bis fatber, are similar misrepre-
sentations baving tbe same purpose in view. Tbe reliefs at Abydos show him
as crownprince in Company with bis fatber. e. g. before the great list of kings
(Mar., Abyd. I j)l. 4H) and in tbis scene be bears the crownprineely name and
titles in preeisely the same form and u-ords as in the Karnak insertions above
discussed (fig. H). Tliat tbese Abydos seenes were cut after Ramses was king
is of course evident . but is rendered doubly certain by the fact tbat in one
of tbem (ihld. ]d. 44) the crownprince . Ramses, altbough accompanied by the
crownprineely titles, and standing in tbe presence of bis father, bears upon
his embroidered apron the two cartouches containing the royal names! (see
pl. 4<)). This is clear evidence tbat after he was king. be was- accustomed
to bave himself represented as crownprince engaged in important offices in
Company with bis father. This was a favorite theme with most New Empire-
kings, but it was necessarily carried further by Ramses for the very reason
tbat be was not from tbe beginning destined to such functions, but must
for a considerable time bave played a subordinate role l)eside tbe eider
brother whose name and figure he was afterward so careful to eftace. This
raises an intercsting question. Seti's eklest son is almost certain to bave
lived and retained bis right to the throne until just before Ramses' accession.
For Sethe's shrewd explanation of tbe Sed-festivals ') .shows elearly tbat tbe
3ll year pei-iod Ix'gan with some ceremony of tbe crownprince, when he
was proclaimed as such. Now Ramses II. celebrated his first Sed-fe.stival
in the 30th year of his reign, showing that bis acknowledgement as crown-
prince was practically coutemporaneous with his accession. Such a late cele-
bration, as Skthe showed, occurred in the cases of certain kings, »weil sie
') Tliis is rendered uiore probable by the well known fact tliat already in Ramses fiftli
year, bis sons aceompany him in battle.
') Misrepresentations of Ramses II. are of coui'se common eiionsli; the aifiinnent here tiirns
upon the niotive of this particular fraud.
>) ÄZ. 1898, S. 64 — 65 Note 3.
1.S99.] J. H. Breastkd: Kainses II. aiid tlie Princes, &c. 139
entweder nicht vorher zur Thronfolge bestimmt waren (so Neferkerc-Phiops
und Tliutmosis III.) oder noch nidit da.s zu der Ceremonie erforderliclie Alter
erreicht liatten (so wohl Ramses II. und Ramses III.)«. In the cases of Neferkere-
Phiojis and Thutmoso III. another hrother') stood in the way until the accession.
It can hardly he douhted now, that this same reason explains the late cele-
hration of Ramses' Sed-festival"). The l^tf "f Seti's Kariiak reliefs stood
in Ramses' way until his very accession'). If this eider brother really reached
the throne for a brief period, the incident would then exactly repeat the
succession: Pepi I. - Metusuphis-Pepi IL Of such an ephcmeral reign, no trace
has reaclied us, unless we find it in the Aigyptos-Danaos tale*).
There is no doubt that, a careful examination of Seti's reliefs in the
original stone would throw much more light on the relation of the princes'
figures and perhaps of the princes thcmselves. Unfortunately a carefully col-
lated publication of these reliefs does not exist°).
') Tliere is of coiirse .soine uncei'tainty what the relationsliip was in llie case ofT. III.. Imt
tliis does not affect the result as concerns the hh-.td.
^) The only reniaining cases of the celebratioii of the Sed-festival in the 30th year are
those of Usertesen I., Ramses III. and Amenhotep III. Is it not probable, tliat age had nothing
to do with a prince's eligibility to be proclaimed crownprince, biit that also here some one eise
stood in the way, who eventually did not succeed to the throne;'
^) This alone is a demonstration of the untnith of the representations in the Abydos in-
scription according to whicli Ramses was crowned while a lad by his father (Abydos inscr.
II. 4.5 — 46).
■•) Such a brief reign, would explain liow Seti's eldest son obtained the power and oppor-
tnnity to insert his own figure in his father's reliefs.
^) That of GuiEYSSE (Rec. XI), which purports to be an exhaustive collation of the te.rtK by
« I « I _gf3i
nieans of |)h(itograj)hs is exceedinglv ineorreet. Krrors like the Omission of (<^* in (C^-j I ^^^'"^
(j). 59) abound, lines are numbered incorrectly and the like. This occasions no wonder if one
notes that the texts were not understood, a fact which is clear from such translations as: .il est
alle au ]iays de Tennou et (Ta niis) en affaiblissement" for the line: J\\r>J\ ° ' yJ^ |
l^/^^ v^ « -n Q I
V\ i^ I (p. 72). The independent value of the old large publications also, is clearly
d<iubtful in places e. g. Champ., Mon. 290 1 1. 7 end shows a lacuna, which naturally appears in
Ros., Mon. stör. 47 2: and has been copied in LD. 111, 1260, and doubtless from the same Ms.
soiu'ce in Champ., Not. descr. 11 86; altliough the cast shows there is no lacuna there. This is
ajiart iVoni the numerous inaccuracies in costume. physiognouiy and the like.
Zpitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVII. Band.
140 F. V. Oei-ele: Medicinisclie Realit'ii zu I'M|iyrus Brigsch. [XXXVII. Band.
Medicinische Realien zu Papyrus Brugsch major 13, 3 bis 13, 6
= Peritonitis.
^\^n Baron Oefele.
llEiNKiCH Schäfer liat in seiner Dissertation vom Jahre 1892 diesen Abschnitt
transscribirt und auf die zugehörigen Scholien im Papyrus Ebers hingewiesen.
Ich lege diese Arbeit zu Grunde und weiche wesentlich nur in der Lesung des
letzten Wortes der (>. Zeile ab, indem ich T 9 1 statt X v /-, lese.
Für die Deutung des AV)Schnittes ist der erste Satz der Zeile 4 bestim-
mend, dals dem Patienten die Decken zur Last werden. Es ist dies medicinisch
ein sogenanntes pathognomisches Symptom, das luu- bei einer Erkrankung vor-
kommt und somit jede Möglichkeit einer zweiten oder dritten Diagnose, welche
dirt'erential aucli noch in Betracht käme, aus.schliefst. Es kann sich nur um
Peritonitis (Bauchfellentzündung) handeln, wobei es hier einstweilen aufser Be-
tracht bleiben soll, ob primären oder secundären Charakters, und zwar um
acut<' Peritonitis. Ich will aus dem Handbuch der Pathologie und Therapie
von EicHHORST hier stets die parallelen Sätze in moderner Darstellung als Beleg
anführen. Zu dem pathognomischen Symptome Eichhorst: »Kaum sind die
Patienten im Stande, den Druck einer leichten Bettdecke, eines verordneten
Kataplasmas und selbst des Hemdes zu ertragen«. Nun zum Text von Anfang
""= fl^I^'^'^^l3iP^fl^T?^T^i Eichhorst: »Unter
den manifesten Symptomen nimmt der Schmerz eine hervorragende Rolle ein.
Bald verlegen ihn die Kranken an eine ganz bestimmte Stelle des Abdomens,
am häufigsten in die Nabelgegend I , | ?), bald wird das ganze Abdomen als
schmerzhaft angegeT)en. Die leiseste Berührung ruft die heftigsten Schmerzen
hei-vor, so dafs die Kranken meist tlehentlich bitten, eine Betastung der Bauch-
decken zu unterlassen«.
H V ^v V '1 Eichhorst: »Fast immer ist bei diftuser acuter Peri-
tonitis die Köri)ertemperatur erhöiit. Alieiidtem])eraturen von 40° C. und dar-
über .sind nichts Ungewöhnliches«.
'^-A (vagari?) Eichhor.st: »Auch ist der hohe Stand des Diaphragmas
an der abnormen Lage des Herzens kenntlich. Der Spitzenstofs des Herzens
kann bis in den dritten Intercostalraum und um mehrere Centimeter nach aus-
wärts von der linken Mamillarlinie verschoben sein. Meist ist die Herzbewegung
in mehreren Intercostalräumen auffällig deutlich sichtbar«.
1S!I9.] F". V. Oei-ei.k: Medicinisclie Kealieii zu Papynis Brit.sch. 141
I] %> % ^^^^ 1 ' ' I j! P ^ ^ ^^ ^^*' ^^^ pathognomisches Symptom be-
sprochen, und schliefst sich daran der folgende Satz als Detailmalerei: _fu. ^
s 1 ] ^^ ^~wv^ g7\ ^^ Ek'hhokst: "Die suhjectiven Klagen beziehen sich
meist auf (Angegebenes) und unstillliaren Durst«.
%>t"^|=^ fl^^^=_ Eichhorst: »Die Zunge ist in der Regel grau-
Aveifs oder bräunlich belegt. Bei manchen Kranken stellt sich sehr unan-
genehmer, zuweilen fast faecaler Foetor ex orc ein«.
^"^ "^ '^, ZS"^, D^IÄ etc. Eichhorst: »Fast olnie Ausnahme stellt .sicli
bei Peritonitis Erbrechen ein. Es kommen Anfangs die geno.ssenen S^iei-sen
nach aufsen, .späterhin wird das Erbrochene gallig-gelb oder grünlich. lauch-
oder grünspanartig: vomiriis aeruginosus s. herbacous«. Letzteres .sclieint nur
eine treffliche Übersetzung der Beschreibung durch M(](] 9i — i "^^O'-
ziehe das Bild aut den verhungerten oder erscliö[)ften Wanderer, welcher am
Strafsenrand stirbt. Eichhorst: »Die Augen bekommen einen gläsernen und
stieren Ausdruck; sie .sind tief in die Augenhöhlen zurückgesunken und von
blaugrünen Schatten umrahmt. Das Gesicht verliert selir schnell seine Völle
und Rundiuig, so dafs die Backenknochen .spitz hervortreten und ei)en.so aucji
die Nase spitz hervors]'>ringt. Oft sprechen die Krank<'ii nur mit Flüster-
stimme « .
,-' O Eichhor.st: »Der Harn wird gewöhnlich spärlich gelas.sen. Zu-
weilen machen sich Störungen bei der Harnentleerung bemerkbar. Die Patien-
ten empfinden Harndrang oder klagen über Schmerz beim Harnlassen oder sind
nicht im Stande, den Harn zu entleeren«.
Hierauf folgt die Diagnose. Am Schlüsse derselben, noch vor der The-
rapie, i.st der Zusatz gemacht: fj <=-^ j ^(] ^ ^ ^^f ]^, ^ ,<''•
Eichhorst: »Der Stuhl ist meist angehalten; nur zu Anfang der Krankheit lie-
stehen nicht selten Durchfälle«.
Zur Begründung der vorstehenden Gleich.setzungen wird es genügen, wenn
ich noch anfüge, dafs aufser dem Athemtypus, den Befunden, welche Anscul-
tation und Percussion sowie chemische Untersuchungsmethoden ergeben, in
dieser Beschreibung alle von Eichhor-st angeführten wesentlichen Erscheinun-
gen bei Peritonitis aufgeführt sind. Die lexikalischen Consequenzen daraus
zu ziehen wird den Lesern, als Philologen von Fach, leichter fallen als mir,
einem Arzte.
19*
142 F. V. Oefele: Medicinische Realien zu Papyrus Brugsch. [XXXVll. Band.
Zum Verständnifs der rotlien Überschrift und der Diagnose möchte ich
auf das Vicariiren von fTl'^. J V^ "'"' V hinweisen. In Ersterem
niöclite ich darum nicht irgend eine Specification des Begriffes der Therapie,
sondern g^fefic pejor, deterior wiederfinden und mit Vbel übersetzen. Dann er-
gäbe die Überschrift: ^Xest des hitziyrn Vbeh«. Es müfste dies also dem Ein-
drucke entsprechen, welclien es bei einem ägyptischen Arzte hervorrief, wenn ein
an Peritonitis verstorbener Patient zur Einbalsamirung eröffnet wurde. Auch hier
möge wieder der Sectionsbefund im einschhägigen Theile-aus Eichhorst folgen.
»Sehr bald verliert die Serosa den spiegelnden Glanz (des gesunden Zu-
standes). Sie wird trülic und gewinnt das Aussehen einer angehauchten Glas-
platte. Allmählich überdeckt sich das Peritoneum mit dünnen tlorähnlichen
Membranen, welche man mit der Messerklinge abschaben und abheben kann,
hn weiteren Verlaufe werden diese häutigen Auflagerungen dicker und dicker.
Dabei büfsen sie die Durchsichtigkeit ein und gewinnen eine schwartenartige,
gelbliche, croupartige Beschaffenheit. Sie stellen ein abnormes Verklebungs-
mittel zwischen den einzelnen Darmschlingen oder Baucheingeweiden über-
haupt dar. •<
Danacli glaube ich in Zeile (i ^ als krankhaften Überzug^) über-
setzen zu dürfen, so dafs die Diagnose lautet: Sagen sollst du ihm: er leidet an
Ä'^est (-artiger Verklebung) krankhafter Überzüge im Bauch und auf der Zunge.
Seine Magengegend schmerzt. Ich icerdc sie behandeln.
Noch eine Bemerkung sei gestattet. Weim Schäfer Scholien zu dieser
Stelle nachweist, in welchen ein Wort durch ein anderes Wort der gleichen
Sprache erklärt wird, so kann es sich doch wohl nur um zwei Dialekte der-
selben Sprache handeln; denn ein Terminus technicus kann doch nie durch ein
einzelnes Wort der Vulgärsprache ersetzt werden. Wohl aber sind Scholien
dieser Art denkbar, wenn altsahidische Texte von einem altboheirischen Arzte
benutzt wurden. Denn auch der Fortschritt der Sprache von Altägyptisch zu
Neuägyptisch kann nicht weitgehend genug gewesen sein, um Scholien zu recht-
fertigen, zudem ja aucli die Scholien sellist noch in artikelloser Sprache abge-
fafst sind. Auch diese Perspective aus medicinisclien Texten, wie so manches
Andere, ist für den Philologen verwertlibar, wenn die Realien der medicinisclien
Texte sich erklären lassen. Und bei der Fülle der ägyptischen medicinisclien
Texte wäre intensive Zusammenarbeit eines Philologen mit einem Arzte, aber
nur mit einem medico- historisch geschulten Arzte, sicherlich wissenschaftlich
fruchtbar").
') Griechisch und koptisch = 4^u^a.
■) In dem Abschnitt ö % '^ ' ^ "^ ^ Qi P ^ -^ '"" ^^^^ meiner Sache nicht ganz
sicher, ob nicht acute Lagmeränderung des Jhrzen.s als ein einziges Symptom zu übersetzen ist.
1S99.
JMiscellen.
143
Miscellen.
L'surpirte Grundsteinbeigaben. — Auf einer Reihe von Gnindsteinlx'i-
gaben, die im Kairener Museum aufbewahrt werden, zeigt sich die merkwürdige
Thatsache , dafs die Inschrift darauf nicht ursprünglich , sondern über oder neben
eine ältere, getilgte gesetzt ist. Bisher konnte dies an folgenden Stücken nach-
gewiesen w^erden:
Nr. 16007, Alabastergefafs aus den Grundsteinbeigaben des Terrassentempels
der Hat-sepsowet (Der-el-bahri, 1895, Eg. expl. f.). Rechts neben der blau aus-
gemalten Verticalzeile :
MlMXi,
die Spur einer ea. 3x5 cm
grofs gewesenen Inschrift, die sorgfältig getilgt ist, so dafs nur von der untersten
Horizontalzeile noch die folgenden in einfachen Linien eingekratzten Zeichen
zu sehen sind:
Nr. 16029, desgl. aus dem Tempel Amenophis' II. auf der Westseite von
Theben (1895/96, Eg. expl. f.). Links neben und unter der mit schwarzer Farbe
aufgeschriebenen Inschrift: | T(o | ^ IAt') ^^^^ Reste einer in vertieften Hiero-
glyphen ausgeführten älteren, von der noch Folgendes sichtl)ar ist:
1J k
il
Mi
im
1 1 1 1
was leicht wie folgt zu erefuizcn ist:
1 ^
^^ If ( Name des
düiiü III I
d. h. »als der von Amon geliebte gute Gott König N. N. den Strick im Tempel
so und so .spannte«, d. h. den Tempelgrundriss abschnürte.
') Andere Stücke desselben Fundes haben iiüch (1 ''"^3^ hinter dem KöniKsnamen
144 -Miscellen. [XXXVII. Band.
Das Gefäfs war geborsten und am Rande stark beschädigt, es ist im Alter-
tlium sclion mit einer braunen Masse geflickt worden.
Nr. 16087, desgl. aus Abydos (s. Mar., Cat. d"Ab. Nr. 14()4). Link.s neben
der a. a. 0. veröffentlichten Inschrift des Königs Teti .sind schwache Spuren
einer älteren erlialten. Man kann nur einen Theil der Wespe des Königstitels
und eine Hälfte der Grenzlinie des Königsringes erkennen.
Nr. l()08fi, desgl. angeblich aus Bersche. Die Inschrift des N-woser-Re<^
scheint über einer älteren zu stehen, von der noch ein Tlieil des über dem
Königsnamen stehenden *^. erhalten ist.
Von den letzten beiden Nummern ist mangels Angabe von Fundumständen
nicht sicher zu sagen, ob sie Grundsteinbeigaben sind. Nach Form und Auf-
schrift der Gefafse würde icli sie aber dafür halten.
Nr. 16032, Alabasterstückchen in Form einer geschlossenen Muschel aas
den Grundsteinbeigaben eines Tempels Amenophis' II. (El Kab 1896 97, Eg. res.
acc). Das blau ausgeführte Königsschild [o| ^ 1 steht ütier einer getilgten
Inschrift, deren Reste am oberen Ende des Schildes noch zu sehen sind.
Nr. 16034, Alabastermodell einer Thürangel(?) oder eines Drillbohrer-
kopfes(??) aus den Grundsteinbeigaben eines Tempels Thutmosis' III. (El Kab
1896/97, Eg. res. acc). Der aufsen auf das Stück in blau ausgefüllten Hiero-
glyphen geschriebene Name ] T m t^^ ^ j At" scheint über einer getilgten Iii-
schrifl zu stehen. Sicher sind Reste einer schwarz geschriebenen Inschrift
nlfo^il auf dem Rande der flachen Seite des Stückes erhalten.
Die hier constatirte Usurpirung von Grundsteinbeigaben hat sich bisher
nur auf Alabastergegenständen nachweisen lassen. Auf Holzmodellen von Werk-
zeugen konnte dergleichen nicht beobachtet werden. Vielleicht waren diese zu
billig, als dafs eine Usurpirung lohnte, oder man konnte die alte Inschrift so
radical tilgen, dafs ihre Stelle uns heute entgeht. Dafs wir auf den Metall-
theilen derselben Werkzeuge solche Usurpinuig nicht finden, ist wegen der
Schwierigkeit der Ersetzung der Inschriften darauf ganz begreiflich. Die Metall-
theile mufsten eben bei der Usurpirung eines Grundsteins neu hergestellt werden.
Die Erklärung der oben aufgezählten Thatsachen kann nur die sein, dafs
bei einem Wiederaufbau der fi'aglichen Tempel die alten (irundsteinbeigabcn
unter den Fundamenten aufge.suclit und unter Tilgung des darauf befiiuUichcM
Namens des Gründers oder früheren Wiederherstellers zu Documenten mit dein
Namen des regierenden Königs umgewandelt wurden. Ein weiterer Schlufs
ist der, dafs der Tempel von Der-el-bahri nicht von Hat-sepsowet , der so-
genannte Tempel Amenophis' II. auf der Westseite von Theben nicht von diesem
Könige, und dafs die betreffenden Tempel von El Kab nicht von Amenophis II.
und Thutmosis III. ursprünglich angelegt worden sind, sondern nur an Stelle
von älteren, schon bestehenden Heiligthümern durch diese Herrscher wieder-
hergestellt worden sind, allerdings von Grund aus. Ludwig Borcii.\rdt.
1.^99.] ]Miscellen. 145
Bemerkung zu der vorstehenden Miscelle. — Cf. the Avell known
Assyrinii and Babylonian inscriptioiis cursing' the future priiice who, in restoring
a templc, shall erase tlio name of the buihler t'rom the fouiidation stones and
set his own name in its place. On tlie other liand, restorers of teini)les often
Claim to have presei-ved the foundation doposits of the buihh'r and of tlie
previou.s restorers and to have returned them to their okl places togetlier -with
their own deposits. See, for example, the inscription of Tiglatli-Pileser I froui
the founthition of the Temple of Ashur at Karat-Sherkat, CoL VIII 1.47, fi3 ff.,
»KeiUnschriftHche Bibliothek« I. S. 47 — 48, and the inscriptions of Nabonidu.s,
1. c. III. 2ndpart, pp. 80 — 93 and 106—107. Reisner.
Das Wort "^ ^(j \i^-— Deveria, Pap. Jud. Turin. IV, 1 2 (Memoires II,
p. 244), bemerkt zu dem Satz : -^ e ^^ <:^ ^"^(j (5 1 _^ ^(| S ^.^ J "^ ° ö
X s
^j^- rq>jiii = peK, p*wK, pi^Ki m declinare, avertere, recusare, renuere etc. Le
Papyrus no. 3148 col. 5 au Louvre contient cette phrase relative au c(i>ur:
^ , »f K^ü v> A vJi "tu es dans mon sein, ne te detourne
pas de moi«. Er sieht also in rq/jw eine Variante von dem sonst immer ;•(//
gescliriebenen Worte, das, soviel ich sehe, stets das Determinativ ^-r-^a liei sieh
hat, niemals aber ^.
Das ist dann in die Wörterbücher von Pierret und Levi übergegangen,
und auch Erman scheint in der Neuägyptischen Grammatik diese Auffassung
zu theilen (S. 162).
Allein die Varianten zu der angefiihrten Stelle in (^ap. 27 des Todtenbuchs,
die Deveria unbeachtet liefs, zeigen, dafs der Text an dieser Stelle augen-
scheinlich an zwei Stellen verderl)t ist und man vielmehr zu lesen hat: juk ni
htj, '^ /, v;zr=«<r=>W (Z. 4 — ö ed. Lepsius, vergl. Z. (> Pap. Any).
J\
Damit wird Deveria's Argument erschüttert.
Soviel ich sehe, blieb das Wort aber cItto.^ Xe'yo\x£vov, bis uns der soeben von
GoLENisciiEFF herausgegebene Papyrus seine wahre Natur zeigte. Wir lesen da:
146 Miscellen. [XXXVII. Band.
Aus diesen Beispielen ergiebt sicli mit Sicherheit, dafs q?jw eine Conjunction
ist mit der Bedeutung »bei, vor, zu», die in allen vorliegenden Fällen mit der
» Praeposition « wj^ verbunden ist.
Was ist dann aber <=:> qijw"^ Schwerlieh etwas Anderes als einer der
zaldreielien mit der »Praeposition« <:=> zusammengesetzten Ausdrücke, über
die Brugsch, Grammatik S. 231, den besten Überblick giebt.
Was q!jw ursprünglich ist, vermag ich nicht zu sagen. Den oben aus
dem Turiner Papyrus citirten Satz aber müssen wir, glaube ich, so übersetzen:
»(er Avard gebracht, weil er die Reden von diesem Hausvorsteher hörte), er
war boi ihm gewesen, berichtete sie aber nicht«. Der Sinn scheint mir da-
durch nur zu gewinnen. Fr. W. v. Bissing.
Weiteres über die Art der Hinrichtung im alten Ägypten. —
Die von Hrn. Capart auf" S. 125 f. des vorjährigen Bandes dieser Zeitschrift
gebrachte Notiz über die Enthauptung im ägyptischen Alterthume findet eine
willkommene Ergänzung und Bestätigung durch die Stelle Gen. 40, 1!), wo
Joseph dem Oberbäcker des Pharao seine Hinrichtung weissagt: ns WiB SO"'
yy"'';y ins nbm "X^bya "TBSI, »Er wird dein Haupt über dir wegnehmen und
dich an einen Pfahl hängen«. Aus der Fortsetzung des genannten Verses geht
übrigens hervor, dafs der Körper nach Vollzug der Strafe noch einige Zeit hin-
durch am Pfahle hängen blieb, indem »die Vögel des Himmels von seinem
Fleische essen« sollen. In Vers 21 wird dann diese Strafe kurzweg als »Hängen«
bezeichnet.
Eine Reminiscenz an diese Strafart hat uns ferner, Avie icli glaulie, aucli
Herodot in der Erzählung von König Rhampsinit aufbewahrt; Ich meine nämlich
die Stelle'), wo der geköpfte Leichnam des Schatzdiebes öffentlich zur Schau
ausgehängt wird.
Ob nicht auch der Ausdruck djj hr tp ht des Papyrus Abbot (5, ())'■) hiermit
in Verbindung zu bringen wiire? Man könnte allenfalls \'ielleicht an ein blol'ses
An-den-Pranger-stellen des Übelthäters, dem Nase und Ohren abgeschnitten
worden .sind, denken. Angesichts der Hieroglyphe \% neben TOf läfst sich ja
ohnedies vennuthen, dafs die Strafe des Pfaliles niclit notli wendigerweise mit
der Todesstrafe verbunden sein mufste. Franz Freiherr v. Calice.
') Her. II, 121. 1.
*) Bisher nach Erman's Vorgang (AZ. 1879, S. 83 Amn.) mit »pl'ählcn» übeisel/.t.
1.^99.1 Erscliienene Schrilteu. 147
Erschienene Schriften.
B. Apostülides. Defense de rautlienticite de la statue de Ivafra (sie) contre les attaciues de la
critique moderne. Alexandrie 1900. 4. 11 SS.
Collection des guides Joanne: Egypte. Paris (Hachette) 1900. LII und 629 SS. 8. (mit
7 Karten und 104 Plänen). — Gänzlich umgestaltete Ausgabe des französischen »Baedeker-.
Der Herausgeber Georges Benedite hat ausführliche Einleitungen gegeben; die arabischen
Denkmäler haben in Herz-Bey einen kundigen Bearbeiter gefunden.
Bessarione, Pubblicazione periodica di studi orientaH. .\nno H'. (vol. VI), N. 37 — 4"2. 8. Rom
1899. 624 und XLVIII SS. — Nr. 37—38 enthält u. A.: Le liste dei Metropoliti d' Abi.ssinia.
— Litaniae Defunctorum Copticae. — Lo Scarabeo onorario di una regina d' Egitto nel Museo
Egizio Vaticano. Nr. 41 — 42 enthält u. .\. : Benigni, Un papiro Copto-Greco, inedito, con
frammenti biblici.
E..\. Wallis Budge, On the Orientation of the Pyramids and Temples in tlie Sudan. Com-
municated by Prof. Sir Norman Lockyer (Proceedings of the Royal Society. Vol. 65.
Ni. 420. S. 333—349).
■lean f'ledat, Fragment d'une version copte de l'apocalypse de Saint -Jean (Revue de l'Orient
chretien. .\nnee 4 (1899). S. 263 — 279). [Ms. copte no. 4 du Musee du Louvre.]
F. Daressy, Fouilles de Deir el Bircheh (nov.-dec. 1897). — Rapport .sur el Yaouta (Fayouni).
Kairo 1898. 31 SS.
— — . Deux vases gradues du musee de Gizeh (Bulletin de l'Institut eg\'ptien 1897).
— ' — . Vase gradue egyptien du musee du Louvre (ebenda 1898).
— — , Exploration archeologique de la montagne d'Ab^'dos (Bulletin de l'Instit. egypt. 1899 p. 27911'.).
Georg Ebers, Ägyptische Studien und Verwandtes zu seinem Andenken gesammelt. Mit dem
Bildnifs des Verfassers nach dem Gemälde von Franz v. Lenbach. Stuttgart (Deutsche V^erlags-
anstalt) 1900. 8. IX und 517 SS. — Dabei ein Verzeichnifs seiner Schriften.
Ad. Erman und Fr. Krebs, .\us den Papyrus der Königl. Museen. Berlin (Spemann) 1899. 8.
291 SS. und 24 Taff. — Aus der Reihe der populären «Handbücher der Königl. Museen zu
Berlin. Enthält Übersetzungen imd Erläuterungen der intere.s.santesten Papyrus aller Zeiten.
die sich in der Berliner Sammlung befinden.
Egypt Exploration Fund, .\rchffiological rejjort 1898 — 1899. Edited by F. LI. G riffith.
London 1899. 63 SS. 4.
F. G. Fleay, Egyptian chronology. An atteinpt to conciliate the ancient scliemcs and to educe
a rational System. 8. London 1899, David Nutt. XIV und 167 SS.
L. Fonck, Streifzüge durch die biblische Flora. Freiburg (Herder) 1900 (= Biblische Studien,
herausgeg. von O. Bardenhewer, V 1). 8. Xl\' und 167 S.S. — Darin auch manches für
die Aegyptologie Interessante.
.\dolf J acoby, Ein neues Evangelienfragment. Strafsburg (Trübner) 1900. 8. 55 SS. 4 Taif.
Oscar v.Lemm, Eine dem Dionysius .\reopagita zugeschriebene Schrift in koptischer Sprache
(Bulletin de l'.\cad. Impei-. des Sciences de .St- Petcrsbourg, März 1900. Hd. XII. Nr. 3.
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— — . Sahidische Bruchstücke der Legende von Cyprian von Antiochien (aus Mem. de l'academie
de St-Petersbourg 1899). 90 SS. 4.
William P. P. Longfellow, The f'olumn and The .Vrch. Essays on architectural history, with
illustrations. London (Sampson Low. Marston and Company) 1899. 8. — Darin S. 1 — 18:
The Lotus Column. Im Wesentlichen Besprechung der Ergebnisse der Monographie von
Georges Foucart.
Victor Loret, Le-s tombeaiix de Thoutmes III et d"Ameno])his II et la cachette royale de Biban-
el-molouk. Le Caire 1899 (aus dem Bulletin de l'Institut egyptien). 8. 24 SS. 15 Taff.
Zeits,-hr. f. Ägj-pt. Spr.. ,\XXV1I. Band. ISW. 20
148 Erschienene Seln-iften. |XXXV1I. Bniid. 189'.».]
Or. Marucchi, La biografia di un personaggio politico dell' antico Egitto scritta sopra la sua
statiia nel Museo egi/.io Vaticano (aus Bessarione 1898). — Neue Pnhlication der "Naopho-
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Namen des Bokchoris giebt.
W. Spiegelberg, Eine Vernmthung über den Ursj)rung des Namens rrr.^ (Zeitsein', d. Deutscheu
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G. Steindorff, Die Blüthezeit des Pharaouenreiches. Bielefeld (Velhageii & Klasing) 1900. 8.
170 SS. 3 Taff. 140 Abb. und 1 Karte.
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Imp. des Sciences de St-Petersbourg 1899, Mai).
Ägyptische Urkunden aus den Königl. ]\Iuseen zu Berlin. — .Arabische L'rkiindeii. Heft 2.
Berlin 1900.
Lcipiig, J. C. Hinricha'sclie Bucliliandlung. — Verantwortl. Rcdacteur Prof. Dr. A. Ermaii, Berlin. Slcylitz
Hcrliii. gedruckt in der Reichsdruckerei.
ZE1T8(11R1F1^
FÜR
ÄGYPTISCHE SPRACHE
UND
ALTER TUMSKUN DE
3I1T UNTERSTÜTZUNG DER DEUTSCHEN MORGENLANDISCHEN GESELLSCHAFT
HERAUSGEGEBEN VON
A. ERMAN UND (i. STEINDORFF
ACHTUNDDREISSIGSTER BAND
r
LEIPZIG,
.1. C. HINRICHS'SCHE BWOH HANDLUNG
1 '.)()(!
Inhnlt des 88. Bandes.
Seite
Bericht, voiläuliger, ülmr die Ausgiahiingen liei Ahusir im Winter lS99/UKj().
I. Borchardt , L. Das Re^-IIeiligtiini des Königs Ne-vvoser-i-ef (mit 1 Tafel und li Al>bildung('ii) . . !I4
II. Sc/iüfer, IL Versurlisgrabuiig im Tempel der Pyramide des Ivüiiigs Neler-er-ke-n-f (mit 1 Alihild.) Uli
Hieasted, J. II. King Harmhab aiid liis Sakkara Toinb (mit "J Alibildnngcii) 47
Kniian, A. Bilder der Jahreszeiten (mit 1 Abbildung) 107
— Eine Reise nach Pliönizien im 11. Jahrhundert v. Clir 1
— Gebete eines ungerecht Verfolgten und andere Ostiaka aus di'n Ki'inigsgiäbern 19
— Geschichtliche Inschriften ans dem Berliner Museum (mit )i Abbildungen) 112
— Kupferringe an Tempelthoren ,'>:!
und Sc/uifer, IL Zwei Rekrutenaushebungen in Abydos aus dem mittleren Reich (mit "J Abbildungen) -12
- und Wikken, U. Die Naukratisstele 127
i'.rijßth, F. Li The Old Coptic Horoscoiie of ihe Stohaht Gollccli.)!! (mit ;{ Tafeln) 71
— The Old Coptic magical texts of Paris 8")
Lange, IL O. und lyc/iäler, IL d "Beeiäbnisnlat/.- auf Grabsteinen des mittleren Reichs ans Abydos 109
Lidzbarski, M. Zu einigen koptischen Paiiyri 62
l^e/il, IC. Une lecture, jus(|u'ici inconnue, du signe _/^ 56
Sc/iack-Scharkenliur</, IL Der Berliner Papyrus 6619 (mit 1 Tafel) 1155
— Ein Zusammenhang zwischen der Sonnenlitanei und dem Kaji. 47 der Pyramidentexte 141
Sc/mjh; H. Ein Skarabäus mit der 1 A -Formel aus der Zeit Anienophis' IV. (mit 1 Abbildimg) 4.')
— Zur Inschrift des Taharka aus Tanis 51
Seihe, K. Eine bisher unbeachtete Bildinig für die Ordinalzahlworte im Neuagyptischen 144
— Der Name der Uberschwemnnnigsjahreszeit (mit 2 Abliildungen) 11*3
— Der Titel "Richter., als allgemeiner Ehrentitel (mit 1 .\bbildung) .'>4
— Kopti-sche Etymologien 145
— 1 lÄ rJI ^^" 1 '"' Neuagyptischen 14.'!
>lihidorJf, G. Eine ägyptische Liste .syrischer Sklaven (mit 2 Abbildungen) 15
- Ein kojjtischer Grabstein 57
Slmh, ('. IL Über die Kleidung der ägyptischen Täirzerirnicn (mit 2 Abl)ildungciO 148
Mi.scellen :
Hissmj, Fr. W. r,. Das Detejniinativ ^ (mit 11 Abbildungen und Zusatzbcmi-rkung V(m C. Molli-r) 150
— Zur Geschichte des Kamels (mit 1 .\bliildung) 68
Ennun, A. Das Lied der Sänftenträger 64
— I"/in Unterstritzungsgesuch 151
— Teti der Kleine 150
— Wechsel von /' und w 152
Lorel, V. A propos des obclisipies de Bcni'vent 67
Xüldeke, TL Alaschia 152
linMfn, A. .»«.'Aä-cca. im Ko])iischen 152
Scliäfer, H. I in Reden eines (iottes als sulTix 1. sing ... 65
— Zu Herodot III, 21 66
Seihe, K. Zur Datierung der Pyraniidentexte 64
Erschienene Schriften 69. 153
Auoi.i Kkman: Eine RL'i>L' ii. l'liöi.i/.i.ii i. 1 1. .lahih. v. Clir. ] X \ Will. I?;iiiil. l'.tmt
Eine Reise nach Phönizien im 11. Jahrhundert v. Chr.
\'()ii Adoi.i- Kkman.
1 '(M- Rcischerii'ht des TcnipclltcMintcn Wen- Ainoii . den W.Goi.knischeff vor einer
Reilio von Jalireii iii Ägypten orwarli, liegt uns jetzt in einer vorläufigen Ver-
öftentlielnmg seines glüeklichen Entdeckers vor') und zeigt sich als ein kultur-
geschichtliches Denkmal, das auch unsere hochgespannten Erwartungen noch
üliertrill't. Die Üherset/.ung. die (ioi-ENiscuEFF seiner Ausgabe heigegeben hat,
verdient alles Lob; es war eine schwere Aufgabe, diesen Text in vulgärster
Sprache mit all den lel)haften Wechselreden als Erster zu interpretieren. Natür-
lich wird aber ein anderer, der ja die erste Arbeit schon gethan vorfindet,
hier noch, in den Einzelheiten richtiger übersetzen und damit denn doch auch
ein anderes Gesamtbild gewinnen. So glaul)e ich nichts Überth'issiges zu
thui.. wenn icli die folgende neue Übertragung hier zum Abdruck bringe").
Ich liatte sie atn '). April d. .1. in der Berliner Akademie vorgelegt; seither ist
aucli von W. M.\x Müller'') eine Ül)ersetzung des Papyrus veröffentlicht worden,
die mich al)er nur an einer Stelle (II (il) zu einer Änderung der meinen be-
wogen liat. Im ganzen folgt W. Max Müller Golenlscheffs InteriJretation, vor
allem auch darin, dafs er wie dieser die Ilaupterzählung (von I x+ 1 an) noch
in Dor in der Philistaea spielen läfst, während sie augeiuscheinlich an dem
Orte sjiielt. wohin sich eine Reise zum Erwerbe von Hauholz zunächst richten
inulste, am Fulse des Lil)anon. in Hy])los. Ich halte dies für völlig evident.
Auch das als III l>ezeiclinete Bruchstück, das Golehlscheff als den Anfang
einer dritten oder vierten Seite ansieht, glaube ich in die grofse Lücke der
ersten Seite einreihen zu müssen^). Bei dic\sen Änderungen erklärt sich alles
ungezwungen: von dem allem, was nach W. M.\x Miller aus dem Papyrus
für die Kultur und (beschichte der Philister folgen sollte. bleil)t freilich nicht
eben viel übrig.
Für Nichtägyptologen bemerke ich noch, dafs die in unserem Text mehr-
fach genannten »Zakar« (T/r) uns schon aus den Inschriften Ramses' III. als
ein raubendes Barbarenvolk bekannt waren, das zusammen mit den Philistern
') Rec. de Trav. XXI (auch .sep.arat ei-.scliieiien).
'-) Sie beruht iiui- auf Golenischefi-,s hieroglyphischer Traus.skiiptioii , die aber, wie das
von ihm mitgeteilte Fak.siinile des Anfang.s zeigt, bis auf Kleinigkeiten zuverläs.sig ist.
^) Studien zur vorderasiatischen Geschichte II. Die Urheimat der Philister. Der I'ai)yrus
Goi.KNiscHEKK. Die Chronologie der Philistereinwanderung (Mitteil. d. \'orderasiat. Gesellsch. 1900, I).
") Nach dem Inhalt mufs ich so urteilen; ob es dem Original gegenüber materiell möglich
ist, wird uns nur Golenischeff sagen können.
Zrite.-hr. i: Äuyi.l. S|)r.. XXXVIll. Kaii.l. IWKI. ^
Adolf Erhan: Eine Reise n. Phönizien i. 11. Jalirh. v. Chr. [XXXX'III. Band
(Prst), den okrs und Wss Nordjialästina und Ägypten angriff. In unserem Reise-
bericht (also ein Jalirliundert s]);itiT) treffen wir dieses Volk angesiedelt und
als Besitzer der Stadt Der an. die sütllieh von der Spitze des Karinel am
Meere lag. Sie hatten sieh also in demselben Laiidstrielie festgesetzt wi(^ ihre
alten Verbündeten , die PInlister, und wenn ihr Name für das alte Testament
verschollen ist, .so werden wir annehmen dürfen, dafs sie sjiäter ganz mit
diesen verschmolzen sind.
Die Zeit des Rei.seberichts hat Goleniscjieff schon bestinnnt: der Hohe-
priester Ilrihor ist der Priesterkönig dieses Namens, und der Smendes ist der
erste König der tanitischen Dynastie. Aber ich möchte noch darauf hinweisen,
dafs weder der eine noch der andere hier irgend einen königlichen Titel führt;
Hrihor ist einflich der Hohepriester des Amon, Smendes und die Frau Tent-
Amon') sind »die Befehlshaber (?), die Amon dem Norden seines Landes gegeben
hat«, daneben existieren noch »andere grofse Fürsten«. Das macht es für
mein Gefühl unwahrscheinlich, das Datum des »Jahres ö«, mit dem der Papyrus
beginnt, auf Hrihor zu beziehen; es wird vielmehr das Jahr des letzten Rames-
siden sein, von dem wir ja ohnehin angenommen hahen, dafs er nur noch
als Schattenkönig vuiter Hrihor regiert habe. Nur einmal ist in unserem ganzen
Texte von dem regierenden »Pharao« die Rede und auch dies geschieht nur
in der spöttischen Bemerkung eines ägyptischen Dieners am phönizischen Hofe;
es könnte wohl eine besondere Bosheit in seiner P>wähnung liegen").
Dafs der Bericht wirklich so erstattet ist, glaube ich auch^); ich möchte
ihn sogar fiir das Original oder die aktenmäfsige Kopie halten*)." Den Grund,
weshalb Wen -Amon sich so ausführlich über seine Reise äulsert, hat W. Max
Müller gewifs richtig dahin angegeben, dafs er sich bei dem ungenügenden Er-
folge des Unternehmens rechtfertigen wollte: er hatte ja lucht viel erreicht, aber
wie sollte er auch etwas erreichen ohne genügendes Geld, ohne Empfehlungs-
briefe, ohne Schiffe? Denn das Götterbild, das man ihm zum Reisegenossen
mitgegeben hatte und das Heil und Segen mit sich brachte, hatte dem Bar-
l)aren wenig Eindruck gemacht — dem wäre vieles Geld lieber gewesen — ,
') Diese Mitregentin des Smendes <^ilt dem Boten des Ili-ilior oflenliar als eine sehr wichtige
Person; man könnte deid^eri, dafs sie eine an Smendes verheiratete .\ngehörif;e des Hohenpriester-
hauses gewe-sen .sei.
*) Dafs die Bemerkung sehr boshaft sein mufs, sielit man (hiraus. dafs sie aueh dem Piu'lni/.ier-
fürsten zu stark ist; er weist den Diener zurecht.
') Icli vermisse in dem Berichte nur eins: wie unten gezeigt, iiat Wen -Amon dem Fürsten
von Byblos schliefslich ein Zahlungsversprechen gemacht; das wird aber nicht so vag gehalten
gewe.sen sein wie in unserem Text, sondern auf eine bestimmte Sunun(! gelautet linlien. Aber
unser Bericht war wold nur der Generan)ericht über das l'nternehmen; daneben wird in einem
Spezialbericht angezeigt worden sein, wieviel Holz erworben war und was dafür zu zahlen lihiO).
*) Die Schreibfehler und Auslassungen, die nach W. .Max Müller diese Annahme nnmüs-
lich machen sollen, sind nach meinem Gefühl um nichts zahlreicher als in jedem ägyptischen Text,
denn die P'ortlassung der Präpositionen darf man nicht dazu rechnen, sie zeigt nur, dafs Wen-
.\mon kein irelehrter Schreiber ist.
1900.] Adolf Erman: Kiiic Reise n. Pliöni/.ieii i. 1 1. Jaliili. v. Ciir. 3
und auch den Hinweis auf Ägyptens altes Verhältnis zu seinem Lande hatte
dieser mir mit einem Hinweis aul' die Zahlun,i;-sialii,i;i<eit iler t'rüliereii Pliaradiieii
l>eant\vort(H. Dazu nocli der Diebstahl in Dor, der sehlechte Wille des dortigen
Fürsten und was sonst noch an Unglück geschah — es war begreiflicii, dal's
eine solche Reise keinen glatten Erfolg ergeben hatte.
Es ist ja natürlich unmöglich, nach dreitausend Jahren noch über Recht
und Unrecht in einer solchen Sache zu urteilen, aber i<di niöclite doch sagen,
dal's mir Wen-Amons Darstellung nicht unglaubwürdig aussiclit; er liätt(! sie
ja auch nicht so abfassen können, wenn nicht der Hauptpunkt, seine mangel-
hafte Ausstattung, ein unleugbares Faktum gewesen wäre. Ist dem al)er so,
dann giebt uns sein Bericht auch ein Bild für den traurigen Verfall .\gyptens
in dieser Zeit der staatlichen Zerrüttung.
Der thebanische Priesterstaat hat zwar noch die Bedürfnisse der früJieren
Jalirliunderte, aber keine Mittel melir, um sie zu befriedigen; er ist verarmt
und ist zudem für den Verkehr mit dem Auslande auf den guten Willen des
Deltafürsten angewiesen. Und dieser gute Wille reicht eben auch nicht allzu
weit; Smendes entsendet den Gesaiulten des Amon nicht auf einem seiner Haupt-
schiffe, das man auch in Phönizien als das seine erkennen würde, sondern setzt
ilin auf das Schiff eines fremden Ka])itäns, das dem Smendes untergeben sein
mag, das aber die Phönizier für ein [irivates phönizisches Schiff ansehen müssen
und das nicht einmal seine Rückkehr abwartet. Und wie traurig steht es nun
erst mit Agyiitens Einflufs im heiligen Lande; seine Vorherrschaft ist völlig
dalnn. und nicht ohne Mitgefühl lesen wir, wie scluiöde sich der arme ägyptisclie
Gesandte von den dortigen Dynasten beliandeln lassen mufs. Ägypten hatte
l)ei diesen wold noch seinen Nimbus als das Land der hölieren Kultur und
Bildung (wie das der Fürst von Byblos selbst dem W>n-Amon versichert),
aber zu fürchten brauchte man es nicht melir.
Ich habe geschwankt, ol) ich dieser Arbeit eine graunnatische Skizze dieses
vulgärsten aller iieuägyptischen Texte') beigeben sollte: ich habe es schliefslich
unterlassen, weil ich ohnehin diese Untersuchungen in gröfserem Zusammen-
hange aufnehmen möclite. Aber auf einige Erscheinungen mufs ich doch hier
kurz hinweisen, da sie meine Übersetzung vielfach ]»estimmt halx'u.
Das Pseudopartizip ist ])is aufs äufserste reduziert: es l)esitzt nur noch
die B'ormen sod/ii und sdoiiil, deren letztere auch für die 1. sg. gilt.
Wie Sethe nachgewiesen hat"), hat das Neuägyptische die emphatische
Form der Konjugation durch die Umschrei])uiig mit 0^1'^^^' <l''r emphatisciien
Form von eipe ersetzt. Der Veifasser unseres Textes benutzt diese Form mit
besonderer Vorliebe, manchmal schon fast wie ein i^qcoT.w.
') .Nur die »Maxiine.s crAiiii- koiiimei] iliiii uicieh. deren nahe Verwaiidtscliul't aueh Chii.kni-
.SCHKIF mit licclil. liei-\()i-liel>t.
-) Skthe, Das Ägyptiselie Verliiuii 11. ^ -inG. :!5n.
4 Adolf Eruan: Eine Reise n. Phönizien i. 11. Jahrh. v. Chr. [XXXVIII. Band.
Irli halte frülipr .schon') darauf liiiiiivwioscn, dals stark vuloäre Hand-
.schril'ton häufig- die Präpositionen ti, c und g^i sowie das genetivisclie R un-
liezeielmet lassen. Der Schreiher unseres Papyrus geht darin so weit, wie icli
es nur nocli hei dem der Maxinies d'Anii kenne:
i]r unterdrückt (his y in der mit dem Infinitiv /.usanimengesetzten Verhal-
Ibrni ausnalinislos. Er unterdrückt es auch sonst vor dem Infinitiv (Ix +10;
II :i 2."). -M). 47. (U. Cü).
Er unterdrückt sogar <=> im P'uturum (II 3S).
Er unterdrückt <^ melirtach vor Suhstantiven: »ich ,i;ing [zinn| Stiaiide«
UI H2: aucli II 44. 58).
Er unterdrückt ^^\ oft vor Substantiven: »ich liesie |in] seinem Hafen«
(I '2'2: auch Ix + 24): »geh heraus [aus] meinem Hafen« (Ix + H: x + !'); »einer
[von] seinen Jünglingen« (Ix+H): »icli stattete ihn aus |mit| meinen Schiften«
(II 57). Andere Beispiele: Ix + 13; II 14. 52. 51)).
Er schreibt sehr oft (n) für |\ (18; Ix + 2: x+15: x + li); 117. T.\.
52. 53. (iH. 70. 71. 7(). 79).
Er unterdrückt das dativische /ww« (Ix + 3: II 17. 30. 71).
Er unterdrückt das genetivische /wwv^ (I 21 sogar in ^eiigooT: II 8. 32).
In der Iner folgenden Übersetzung sind die Zeilen des Originals von 5
zu 5 angegeben.
^^Im Jahre 5, im dritten Sommermonat, am. Ifi. Tage, an diesem Tage reiste
^\en-Amün, hit.sw-liSyt') der Verwaltung des Amon [von Karnak?]') al), um das
Holzwerk zu holen für das grofse, herrliche Schilf des Amon-Re, des Götterr
königs, das .sich auf . . . befindet, Wir-fff^t-Amon^).
An dem Tage, wo ich in Tanis ankam, am Wohnorte des Smendes und
der Teilt- Amon, übergab ich ihnen die Schreiben des Amon-Re, des Götter-
königs. Sie Sliefsen sie sich vorlesen und sagten: »Ja, ich thue nach dem, was
Amon-Re, der Götterkönig, unser Herr, sagt«.
Ich blieb bis zum vierten Sommermonat in Tanis. Smendes und Tent-
Amon sandten mich zusammen mit dem Schiftskapitän Mnc/ht") ab, und ich fuhr
am Ersten des vierten Sommermonats zum grofsen syrischen Meere herab.
Ich kam nach Dor"), einer Zakar-Stadt, und ihr Fürst Bär liefs mir
viele Brote, ein msh Wein ^Ouiid eine Rinderkeule bringen"). Ein Manu von
meinem Schiff enttloli, indem er folgendes stahl:
') \Z. 189(5, S. 154.
') Wa-S dieses uralte .Viiit in dicsei- späten Zeit v.n iKHli'utcM liattr. ist iiiir iiii-lit lickiinril
') Die Krgän/.iingeii Golknischeiks in Z. 2 und :! sind vm grols iiir die Lücken.
*) So nennt unser Text das Götter.schiff des Amnn .iiicli II ■!■).
') M-n-g!-bw-ti.
") Die Namen .sind D-r. 7V-A-;-;-,' und lii-di-r geseln-ielien.
') Als Gastgesclienke; als Qn.-intität der lirote ist wörtlich KKK») ani;egel)en.
Auoi.i- Ekman: Eine Heise ii. l'hüiii/.ieii i. 1 1 . .hilirli. v. Chr.
Gold [Gefafse] .... (an Gewicht) 5 Dbn
Silber, 4 Gefäfse, 20 Dbn
SillHT liii oiiioin) Snck') 11 Dhii
iZusamineii, wa.s| er [stahl ]: .') Dhn Ciolil und
:\\ DIm Silber-').
Ich .stand früh (?)'') aul", g'ing zum Wohn.sitz des Fürsten und .sagte zu
ihm: »Ich hin in deinem Hafen hestohlen worden. Du bist docli der Fürst
dieses l.nndi's uu<l du bist doch sein Richter'), so suche du mein (icld. Wahr-
lich, das Geld gehört dem Amon-Re, ' ^5,|,.]i, Ciötterkönig, dem Herrn der Länder,
es gehört dem Smendes. es gehört meiiu'm Herrn, dem llrihor und den anderen
greisen Fürsten Ägyptens'); es gehört l'erner dem Wrt''), es gehört dem Mknir,
es gehört dem Zekarbafnl, dem Fürsten von Byblos«.
Er sagte zu mir: »Deinem Zorn und deiner Güte('P)'). Aber si(di , ich
weifs nichts von dieser Geschichte, die du mir sagst. Wenn der Dieb, der in
dein Schift' gekommen ist und dein Geld gestohlen hat, aus meinem Lande
wäre, so hätte ich es dir aus meinem Schatz erstattet, bis man 20,l,>„ Namen
deines Diebes enuittelt hätte. Nun gehört aber der Dieb, der dich bestohlen
hat, doch zu deinem SchilT. So bleibe einige Tage hier bei mir, dafs icli
ihn suche«.
Ich verbrachte neun Tage, indem ich in seinem Hafen lag. Ich ging zu ihm
und .sagte zu ihm: »Sieh, du hast mein Geld nicht gefunden, [.so lafs mich
abreisen?! mit [dem':'| Ka})itäu und mit denen, die .... gehen ...«
Hier heginnt die grofse Lücke, an deren Sciiliifs icii da.s van Goi-eni.schei-k als 111 he/.eiclinete
Fragment .setze; «lucli so feiiien immer nocli ca. 23 Zeilen ganz, und aueii die Zeilen de.s Fi!igmente.s
sitid grofsenteil-s zerstört. Icii gebe von diesen die vei.ständlichen Worte und ergänze den Zu-
sammenhang, so gut es geilt.
ni 1. . . Er sagte zu mir »Schweige . . . .«
{•;s folgen drei Zeilen, in ileneii noch vom .Suchen der Diehe die Rede ist. oUVnhar mil
Ijezug auf den Diebstahl in Dor.
') Das lieifst kleinere Silbersachen, Mruclisilber u. s. w.
=") 4,ö5 g Gold und 2,821 kg Silber.
3) Ol) f\ .steht;' Die Lesung Ci"^^ ist wohl irrig.
*) Wörtlich .'l'ntersuclier".
^) Inwiefern das Geld des .\uion aueli dem lliihor, Smendes und den anderen Fürsten ge-
hört, ist nicht klar; vielleicht meint er, dafs diese Herren es dem .\moii gespendet haben zur
Herstellung seinei- Bai-ke. Die dani] noch genannten Nichtägypter sind «nhl die l''ürsteu, für die
das Geld bestimmt war, also die, zu denen Wen-.\mon gesendet ist.
(■■) Wi-r-tt, M-kl-m-rw und T; -ki-rw-k -r. Dafs der letztere Name 5>-:-:t ist, hat auch
W. Max Müli.kr gesehen.
") Seil, füge ich mich. So auch (Jolknischkfi-; (\s inufs eiiH- ägyptische llöllichUeitsphrase sein.
Adolf Erman: Eine Reise n. Phönizien i. 11. Jahrh. v. Chr. [XXXVIII. Band.
U' 5 ,1er Ilal'cn Tynis. Ich ging aus Tyrus licraus bei Morgen-
grauen . . .
Kr hat also seine Hrisi' fort^eset/t . vcniiutlicli auf dem .SchilVc. das er voiliei' Ijciiut/t hat;
er (ahrt weiter, um zu
Zekarba'^al , dem Fürsten von Byblos,
zu koinuien.
Irgendwie IrilVt er mit ZaUarleuten zusanimen, die wohl ciiifn Sack (icld liei sich hahcn, und
er mag denken, sich an diesem schadlos zu halten für das Geld, das ihui in l)or gestohlen ist').
[Icli öiTnete ihn?] und icli fand 30 Deben Silber darin. Icli ergriif es
[und sagte zu ilinen: »Ich nehme] euer Geld, es ])leilit ])ei mir, bis ihr [mein
Geld] finden werdet"). [Denn ihr sagt, ihr wüst niclit, wer] ^O^s gestolilen hat:
kein Dicb(?) , so Averde icli es fortnelinien «
Nach einer kleineu Lücke folgt daiui:
Sie gingen fort; ich gelangte dem Hafen von
Byblos.
Kr geht in Byblos ans Land und vei-hirgt dort irgendwo seine Hahe^):
[Ich verbarg in einem . . . .] den Amon des Weges^) tmd ich legte seine
Sachen in es hinein.
Der Fürst von Byblos liefs mir sagen: »Mach' dafs du aus meinem Hafen
kommst")». Ich liefs ihm sagen: » «
Hieran schliefst nach einer nicht grofsen Lücke der Schlufs von Blatt I; die ersten erhaltenen
Worte gehören nocii zu der Vei'handlimg mit dem Fürsten von Byblos, die diesen, wie man aus
dem Folgenden sieht, zur Genüge über die Lage des Boten des Amon und das, was er bei sich
hat, unterrichtet. Er w-eigert sich daher, den Wen-Amon und seinen Gott zu emfifangen. Der
arme Gesandte würde aucli gern nach Ägypten zurückkehren, aber das Schiff, das ihn nach
Byblos gebracht hatte, ist offenbar wieder fortgefahi-en.
*^"'"^». . . wenn man fährt, so möge man mich(?) nach Ägypten führen (?)■>.
Ich verbrachte li) Tage in seinem [Hafen], und täglich liefs er mir sagen :
«Macir, dafs du aus meinem Hafen kommst«.
Als er nun seinen Göttern (einmal) opferte, so ergrift' der Gott einen von
seinen grofsen Jünglingen; er machte ihn rasend (?)''), und er sagte: »Bring'
') Diese -fragwürdige Selbsthilfe wird es auch sein, weshalb die Zakarleute nachher ihn
verhaften wollen (11 62 ff.).
") Nach U}i>. -Ijis« steht nicht nur der Konjuidviiv (1 19; 11 tili mit Kontraktion uja.tot-,
Uie>.Te-), sondern auch (liier sowohl wie II i5G) die durch jl QA umschriel)eue ein])liatische Forin
des Verbums, die ja auch sonst nach Präpositionen steht,
') Dies ergiebt sich aus dem Folgenden (I x + 7).
*) Dafs dies ein Götterbild ist, das ei- bei sich hat. hat (ioLKNisciin-F sehmi erkaruit (vergl.
seine Anmerkung zu II 55).
') Die Stelle mufs im Original teilweise schlecht ei'halten sein, doch schlägt auch tioi.ENiscHEFF
die.se Lesung vor. Übrigens würde man die erhaltenen Worte ohneliin nicht wohl anders ergänzen.
") Auf die verschiedenen «tt«^ Xsyoaii'ct ähnlichen Aussehens, die man mit diesem Worte
^)ic( vergleichen könnte, will ich hier nicht eingehen; um was es sich ungefähr handelt, sieht
man schon aus dem Determinativ ^ . Jedenfalls gerät der Knabe in \'erzückung. er wird ein
trss, ein »Prophet« und verlangt in .seiner Ekstase, dafs der Gott und sein Begleiter nicht länger
schlecht behandelt werden. Und der Fürst wird diuch diese ( )fl'enliainng des göttlichen Willens
IIHMI.I Anoi.r Human: Kiiic K.-isr ii. I'luiiii/icii i. 1 1 . .hilirii. v. ( 'lii-.
[den Gott]') hinauf! Bring den Boten, der ihn bei sich hat, '^^^zu Amon!
Sende ilui al), lasse Um nchcnl«
Als der Käsende (?) so in dieser Naelit raste(?), wälirend ich (ii'crade) ein
Schiff gefunden hatte, (bis nach Ägypten gerichtet war. und iiatle all das
Meinige in <'s geladen und sah nach Avv Dunkelheit aus und sagte: »Wenn sie
eintritt, so laih> i(di (auch) den (uilt ein. so dafs ihn kein anderes Auge sieht«'"),
da kam der Hatenvorsteher zu mir und sagte: «Hleihe l)is morgen zur Ver-
Ciigung') (U>s Fürsten«. Ich sagte ihm: »Bist du es nicht, der täglich zu
mir gekonnnen ist und mir gesagt hat: 'Mach", dafs du aus meinem Hafen
kommst?'« Sag.st du nicht heute: "Bleihe«. ^"•"^Oj-miit ,1^^ Schiff, das icdi ge-
funden liahe, abreist? imd (dann) wirst du kommen imd wirst wieder sagen:
«Beeile dicli!«
Da ging er und sagte es dem Fürsten, und der Fürst sandte zu (h'in
Kapitän des Schiffes und liefs ihm .sagen: »Bleibe bis morgen zur Verfügung
des Fürsten«.
Als es Morgen geworden war, so schickte er und führte micli hinauf, als
das Ciottesopfer') in der Festung war, in welcher er sich aufhält, am Meeres-
ufer, hdi traf ihn, wie er in seinem Obergemach'') safs, indem sein Rücken
an einem Fenster lehnte, und die Wellen des grofsen syrischen Meeres s(dilugen
gegen .... ^"♦"^^iiinter ihm').
Ich .sagte zu ihm: »Milde(?) des Amon!» Kr sagte zu mir: »Wie lange
ist es bis heute her, seit du vom Wolmsitz des Amon fortgegangen l)ist?« Icli
antwortete ihm: »Fünf Monate und einen Tag bis heut«. Er sagte zu mir:
»Sieh, bist du wahrhaft? Wo ist denn das »Schreiben des Amon, das du bei dir
hast? Wo ist denn der Brief des Hohenjiriesters des Amon, den du bei dir
hast?« Icli antwortete ihm: »Ich gab sie an Smendes und Tent-Amon«.
Kr wurde solir ärgerlich und sagte zu mir: »Nun sieh, Scln-eiben und Briefe
hast du (also) luclit'). Wo ist denn (weingstens) das Schiff aus Akazien (?)-Holz,
umgestimmt. Was der .Xjiviitor uns iiiichtci-u oiv.älilt. ist fiir uns als ältestes Beispiel der alt-
te.stamentlichen I'ropiietie, von K''"''^eni Interesse. — .Kucli W. ISL-vx Müller fafst das Wort als
' •^'e^7.ückuIlg".
') So ergänzt aneli Golknischkfi' in der .Xinnerkung zu II .")."). Der .Sinn wird sein: lass
das Götterbild zu dir herbringen und weise seinen segens])endenden Besuch nicht ab: dann thue
weiter auch dein Begleiter des Gottes seinen Willen. — Dafs da,s Götterbild dem Fürsten von
Byblos Segen bi'ingen sollte, geht aus II 29. 30 hervor.
^) So schwerfällig ist diese Periode auch im Original; Wen -Amon ist kein grofser Stilist,
^) Oder: in erreichbarer Nähe (wörtlich: angesichts).
■*) Diese Notiz giebt gleichzeitig an, wohin Wen-.\mon geholt wurde luid wann dies geschah
(zur Zeit des Frühopfers),
^) fr-ti' ist offenbar r^b.
•"') Kinen äufseren Grund zu dieser Bemerkung sehe ich nicht; sie scheint lediglich durch
die Kiiinieiung an da,s hübsche Bild veranlafst zu sein,
') In diesem und folgenden Sätzen hebt der Fürst die mangelnde Legitimation des Wen-
Amon hervor und spricht den freundlichen \'erda<-lit aus, er sei vielleicht ein Staatsverbrecher,
8 Adolf Erm an: Eine Reise n. Phöni/.ien i. 11. Jahrh. v. Chr. [XXXVllI. Band.
da.s dir Sinoiides gegeben Iiat? Und wo ist denn ^^'+"20seine syrische Mann-
schaft? Er wird dich (doch) nicht diesem Kapitän übergeben haben,
damit sie dich töten und dich ins Meer werfen? Von wem hätten sie den
Gott gewoUt . . . .? Von wem haben sie dicli gewollt?« So sagte er zu mir.
Ich sagte zu ihm: »Doch ist es ein') ägyptisches Schifl". und es ist auch
eine ägyptische Mannschaft, die für Smendes rudert. Er hat keine syrische
Mannschaft«. Er antwortete mir: »Es liegen doch 20 Sciiiffe hier in meinem
Hafen, die mit Smendes in Verbinduiig(?)") sind. Und in diesem Sidon. H ly,,
welchem du auch hin wolltest(?). sind doch aucli 10000 Schiffe, die mit
Wrktr'^) in Verbindung sind und zu seinem Hause liinfahren«. Ich schwieg
in diesem grolsen Augenblick. Er antwortete und sagte zu mir: »Wegen
welches Auftrags bist du hierhergekommen?« Ich sagte zu ihm: »Ich l)iu
nach dem Holzwerk des grofsen herrliclien Schiffes des Amon-Re. des Götter-
königs, gekommen. Dein Vater hat (es) gethan ^und dein Grofsvater hat (es)
gethan. so wirst du es auch thun«. So sagte ich zu ihm.
Er sagte zu mir: »Sie haben es wirklich gethan. Du wirst mir (etwas)
dafiir geben, dafs ich es thue und so werde ich es (auch) tiiun. Gewifs, die
Meinen hal)en diesen Auftrag ausgefiihrt, aber der Pharao schickte auch sechs
Schifte her, die mit ägyptischen Waren beladen waren: man lud sie in iiire
Speicher aus. Du sollst auch mir etwas l>riugen«.
Er liefs Tagelaicher seiner Väter holen und liefs sie mir vorlesen, und
man fand, dafs es 1000 Dbn ') von allerlei Silber waren, was in seinem
Buche stand.
^''Er sagte zu mir: »Wäre der Herrscher von Ägypten der Herr meines
Eigentums und wäre ferner ich auch sein Diener, so hätte er nicht Silber
und Gold bringen lassen'), als er sagte: »Thue den Befehl des Amon«. Es war
kein Herrscliaftsauftrag(?)''), was sie meinem Vater thaten. Ich aber, ich, ich
bin weder dein Diener noch der Diener dessen, der dich geschickt hat. Schreie
den man mit Bciliülfe de.s Kapitän.s Mnght hnhe lie.*;eitigen wollen. Die Schlnfs.sätze verstehe ich
nicht; der Gott i.st natürlich da.s Götterbild, zu wlh mdr »suchen von jemand» vergl. II .58 dbh
mdr -erbitten von jemand«, sowie II 2S tr sine mdr .Handel treiben mit jemand».
') Die doppelten Verneinungen J (auch II 4'.t; II S2). J (s (11 li."): 11 titi),
.(^^ (I X -f 2S; II I; II 77) dienen alle zin- starken l!ejnhuMg.
■■") Das hier gebi-;niclite Wort /ihr ist viclleiclit -:-; im Koplischi-n li;il sich auch -zrr in
u]&Hp erhalten.
') Gewifs ein Vs— r;-:; es nnifs ein in Taiiis ansässiger (irofsU.Tufin.Tun sein. — Was der
Kürst mit seiner Bemerkiuig will, sehe ich nicht.
*) 91 kg.
■'') Nämlich meinen Vätern.
") Fly-mrk; in dem fremden mrk steckt gewifs -s-:. Der Sinn ist: wir sind auch früher
nicht eure tril)ntplliclitigen Vasallen gewesen, das siehst du ja daraus, dafs ihr uns das UdIz l)e-
zahlen unifstet.
Adoi.k iütMAN: Kille Hi'isi' ii. I'liöiiizieii i. 1 I . .Inliili. v. ( 'lir.
ich zum Libanon'), so öffnet sirli der Himmel, und die Bäuiiu' liegen hier nm
Strande des Meeres"). Giel) HlSmirdie Segel, die du (doch gewifs) mitgeliraelit
hast), um deine Schifte, die mit deinem Holz lieladea sind, nach [ÄgyiUen|')
zu fiilireu. Gieb mir die Stricke bäume, welche ich falle,
um sie dir zu maclien
ich mache sie dir fur(?) die S>^gel deiner .Schifle , und die
SpitzcMi') siiul (zu) schwer und sie zerbrechen, und du stirbst inmitten des
Bleeres. Sieh, Amon donnert (ja) am Himmel, indem er den Sutecli in seine
Zeit setzt").
Denn Amon 20.s()fgt(":') für alh» Länder, er stattete sie aus. indem er zuerst
das Land Ägypten, aus dem du herkommst, ausstattete. Denn das TreiVliclie
kam aus ihm liis zu meinem Wohnort, und die Lehre kam aus ilim bis zu meinem
Wohnort') — was soll (da) diese jämmerliche (?) Reiserei "), die man dich
machen läfst':*«
Ich antwortete ilun: »Schändlich! Giebt es denn W()hl(?) jäunnerlielies(?)
Reisen bei dem, wozu icli gehöre")? Es giebt ja kein Schift" auf dem Strom.
das nicht Amon gehörte. Er ist das Meer und er ist der Täliauou. von dem
du sagst, du seiest es. P^r'") ist 25(>i,| Landstrich für die Barke Wir -h'^t -Amon,
den Herrn aller Schiffe. Wahrlich, so hat er, Amon-Re, der Götterkö^iig, ge-
sprochen, indem er zu Hri-hor, meinem Herrn, sagte: »Sende mich«"), und
so hat er mich mit diesem grofsen Gotte'') ausgeschickt. Nun alier sieli . du
hast diesen grofsen (iott diese 2!) Tage verbringen lassen, indem er in deinem
Hafen gelandet war, oh.schon du wold wufste.st(?)' '), dafs er hier war. Kr ist
') Rhrn mit dem Artikel gebi-auclit und ;ils Wald <let.ei-iinijii'rt.
'') Der Sinn ist: Wollte i('li euch Hol/, geben, .so wäre mir da.s freilich ein leichtes, denn
auf meinen Befehl rollt das Hol/, gleich bis an den .Strand. Auf diese Renommage erteilt ihm
Wen-.\iiion dann II 24 die gebührende Antwort.
') Sinn der folgenden Sätze: Und wenn ich nun euch wirklich Holz verablnlgeii wollte.
womit wolltest du es denn transportieren:' Du hättest doch zum mindesten für genügende Segel
und Stricke sorgen müssen, denn grofse Stämme lassen sicli nicht ohne besondere Vorrichtungen
verschiffen; sonst gehst du ja beim ersten Sturme unter.
■*) Vom Schreiber aii.sgelassen.
^) Vergl. II 38, wonach es die grofsen Blöcke für Vorder- und Ilinter.steven sein werden.
'■') Wohl nur ironisciie Ausführung der Warnung vor dem Sturm: dein Gott und der meine,
der ihm untergeben ist, erregen ja doch zuweilen Stürme. Diese Nennung des .Vinoii bringt ihn
dann auf eine ganz andere Gedankenreihe.
') Er meint: wir verehren Ägypten als das Land, aus dem wir Kunst und Technik und
höhere Bildung erhalten haben, da ist doch ein solches Auftreten unter eurer Würde. So fasst
es auch Golknischeff.
') Diese swg!-gängp; sirgl inuls nach dem Dcteriiiiiiativ etwas Elendes sein.
') Das heifst wohl nach dem Folgenden: bei dem Amon -Tciiipel.
'") Der Libanon.
") Amon hat also durch einen Orakelspriicli verkündet, dafs man (Miis seiner lüliler zum
Abholen des Holzes entsenden solle.
■2) Dem Götterbild.
") Wörtlich: »indem du nicht wufstest, er sei nicht hier«
Zeitschr. f. Ägypt. Spr„ .XXXVIII. Band. 1900. 2
10 Adolf Erman: Kine Reise n. Phönizien i. 11. .Iiilirli. v. Chr. [XXXVIII. Band.
noch derselbe, derer gewesen ist'), und (doch) stehst du da und machst Ge-
schäfte wegen des Libanon mit Amon, seinem Herrn. Wenn du nun aber sagst:
»Die früheren Könige haben Silber und Gold geschickt« — wenn sie Leben und
Gesundheit") geschenkt hätten, so hätten sie nicht die Sachen geschickt! n30,Si,.
liaben (eben) statt des Lebens und der Gesundheit deinen Vätern die Sachen
geschickt. Nun aber Anion-Re, dei' (iöttorkönig, der ist der Herr des Lebens
und der Gesimdheit : er war der Herr deiner Väter, und') sie l>racliten ihre
Lebenszeit zu , indem sie dem Amon opferten , und auch du , du bist (auch) ein
Diener des Amon. Wenn du zu Amon «Ja, ich thue es« sagst und seinen
Befehl ausrichtest(?), so wirst du leben und heil sein und gesund sein und
wirst deinem ganzen Lande und deinen Leuten angenehm sein.
Wünsche dir nichts, was Amon-Re, dem Götterkönig, gehört, wahrlich:
ein Löwe liebt seine Habe^).
Lasse mir meinen") Schreiber holen, damit ich 35j]ii| ^u Sniendes und Tent-
Amon sende, den Befehlshabern (?), die Amon dem Norden seines Landes ge-
geben hat, und damit sie dir alles schicken, weswegen ich ihn zu ihnen senden
werde, dals es gebracht werde''), bis dals ich auch') nach Süden kommen, und
dir dein elendes Zeug*), alles, alles, schicken werde«. So sagte ich zu ilim.
Er legte meinen Brief in die Hand seines Boten: er lud die plpit. die
Spitze des Vorderteils und die Spitze des Hinterteils samt vier anderen be-
hauenen") Hölzern (im ganzen sieben) auf und liefs sie nach Ägypten bringen'").
Sein Bote reiste nach Ägypten ab und kam im ersten Wintermonat zu mir
nach Syrien zurück. Smendes und Tent-Amon sandten:
40an Gold: l Tb- und 1 ÄVÄ•-w«^Gefafs.
an Silber: 5 r/^-Gefäfse.
') Also ist Amon für die Leute von Byblos einst ein angeseliener Gott gewesen, wie das
auch gleich nachher ausdriiokUcli gesagt wird. ITberhaujit deutet hier alles auf alte Be/.ieiuingen
zu Ägypten, und in der That sind diese gerade bei Byblos auch sonst als uralt nachzuweisen.
') Den himmlischen Segen »Leben und Gesundheit« bringt das Göttcrliild mit sieh; dir
■ Sachen« sind das feldende Geld.
') Es fehlt wohl iw.
*) Vielleicht ein Sprichwort. Der Satz soll wohl sagen: Aniiui würde es rächen, weiui
du sein Eigentum, die Cedern des Libanon, ihm vorenthieltest.
') Lies -deinen«!', denn Wen-Amon hat doch wohl keinen Sciireilier bei sirh , und weiter-
hin wird der Bote als der des Fürsten bezeichnet.
°) Wörtlich: -indem ich sage: es möge gebracht werden».
') ^1. bedeutet in unserem Texte wiederholt sicher »auch« (so II 5. 10. 13. 3'2); die
Stellung ist die gleiche wie die von gr »auch«, am Ende des ganzen Satzes.
') Wörtlich: -dein Jämmerliches«, d.h. das Geld, dem du den Voi-zug giebst. Wen -Amon
bequemt sich also nach allen grossen Reden zu einem Kompromifs: von Tanis besorge ich dii-
eine Anzahlung, den Rest schicke ich später aus Tiieben.
») Lies 1 1 ikh-
'") Der Füi-st schickt diese Balken (die er also vorrätig liegen hat), um auch seinerseits
guten Willen zu zeigen.
1900.] Adolf Erhan: Eine Reise n. Phönizien i. 11. Jaln-h. v. Chr. 1 1
an Königsleiiicn: 1 D Stück zu (?) 1 <•////<- //n/(?),
tViiics Paj)ier: T)!)!).
Ocliscnliäute: fiOO,
Stricke: 500,
Linsen: 20 Sack,
Fische: 30 )iisU.
Sie sandte') mir:
Leinen: ;") [Stück zu(?)| .') /i/ii-/jr(l(?),
Linsen : 1 Sack,
Fische: 5 niiitL
Der Fürst freute sicli und stellte (V) 300 Mann und HOO Ochsen an und
setzte Aufseher an ihre Spitze, damit sie die Bäume fällten. Sie fällten sie
und verbrachten die . . . .') Winterjahreszeit damit. Im dritten Sommermonat
aber zogen sie sie an den Strand des Meeres. Der Fürst ging aus und trat
zu ihnen. Er lief's mir sagen: ^^ 45„i<;ii,ii, ,,,.„_ ^\is ich nun vnr ihn ti-at, so fiel
der Schatten seines Wedels') auf mich, uiul Pen-Amon, ein Truclisef's, der trat
zwischen mich und sagte: »Der Schatten des Pharao, deines Herrn, fällt aul"
dich"'). Er wurde auf ihn ärgerlich und sagte: »Lafs ihn«. Ich trat vi »r iini.
Er antwortete vuid sagte zu mir: »Sieh, den Auftrag, den meine Väter vordem
ausgeführt hal)en. habe ich auch ausgeführt, oljschon du mir nicht das gethan
hast, was deine Väter mir gethan haben'). Sich, (auch) das Letzte deines IIolz-
werks ist angekommen und liegt da. Thue nun nach meinem Wunsch und
komme, es einzuladen, denn wahrlieh, man giebt es dir.
.SOKomme'') (aber) nicht, die Schrecklichkeit des Meeres zu l)etrachten :
(oder) wenn du dir (doch) die Schrecklichkeit des Meeres betrachtest, so betrachte
auch meine eigene'). Wahrlich, ich ]ial)e dir nicht das gethan, was man den
C4e.sandten des Cha-em-wese gethan hat, als sie 15 Jahre in diesem Lande
blieben"). Sie starben, wo sie waren«. Er sagte zu seinem Truchsefs: »Führe
ihn und lafs ihn ihr Grab, in dem sie ruhen, betrachten«.
') Lies: sie sandten(:'), er erhält also aticli nocli ein jiersöiiiiches Geschenk.
^) Was ///f soll, weifs ich niciit.
') Oder .Schirmes? Ein Fremdwort srpl, den ungefäiireii Sinn ergiebt das Determinativ T.
*) Über diesen uns unverständiiclu^n Witz vergl. oben S. 2. Pen-Amon ist natürlidi ein
.\gypter.
'') Also auch jetzt nocfi betraciitet der Fürst sicli als schlecht oder gar nicht bezalilt.
") So wöi-tlich, es vvii'd eine Redensart sein, wie unser »Ivomme mir nicht damit, dafs du
') TOM £W(DT. Der Sinn ist: Nun mache aber auch, dafs du fortkommst und bh-ibe nicht
etwa aus Angst vor der See noch hier, sonst geht es dir schlimm.
*) Was ist diesen Gesandten des Qc-m-wist geschelien P Hat man sie nicht iiacii Hause ge-
lassen? Oder blieben sie auf eigene Hand in ßyblos und gingen dort zu Grunde? — ßei Hc-m-
wlst handelt es sich wohl nicht um den bekannten Prinzen, denn dessen Boten würden Gesandte
Ramses' II. heifsen. Vielleicht darf man daran denken, dals Ramses IX. und Ramses XH. diesen
üeinamen in ihrem zweiten Scliild führen; dann könnte es sich um eine Gesandtschaft des ersteren
handeln.
12 Adolf Erman: Eine Reise n. Phönizien i. 11. Jahrh. v. Chr. [XXXVIII. Band.
Ich sagte: »Lafs es niicli iiiclit l)etraoliten. Bei Clia-em-wese waren es
Meiisehen , die er dir als Gesandte seliickte: aber Mensclien und es
war kein [Gott] unter seinen Boten. (Und doch) sagst du: Geh uiul sieli dir
deine Genossen an').
Freust du dich nicht (viehnelir)") USSmid läf^t du dir nicht einen Denkstein
machen und sagst auf ihm: "Amon-Re. der Götterkönig, hat') mir den Amou
des Weges, .seinen [göttliclienj Boten gesandt nebst dem VVen-Amon, .seinem
mensddichen Boten, wegen des Holzwerks des grolsen heiTÜchen Schiffes des
Amon-Re. des (Jötterkönigs. Ich habe es gefallt, ich habe es eingeladen, ich
habe ihn mit meinen Schiffen und meiner Mannschaft ausgerüstet^), ich habe
sie nach Ägypten kommen lassen, um für mich bei Amon 10000 Jahre des
Lebens zu ertlehen noch hinzu zudem mir bestimmten (Lel)en), und so ist es
geschehen«"). Wenn dann zu anderer Zeit ein Bote aus dem Lande Ägypten
kommt, der die Schrift kennt, und er liest deinen Namen auf dem Denkstein,
so wirst du W" asser im Westen empfangen gleich den Göttern, die 60]ijei.') sind«.
Er sagte zu mir: »Das ist ein grofses Zeugnis'), was du zu mir gesagt hast«.
Ich sagte zu ihm: »Was nun das Viele anbetrifft, was du mir gesagt
liast**), wenn ich zu dem Wohnort des Hohenpriesters des Amon komme und
er deinen Auftrag in deinem Auftrag sehen wird"), so wird [er]'") dir etwas
herbeischaffen lassen«.
Ich ging am Strande des Meeres bis dahin, wo die Balken lagen, und icii
erblickte elf Schiffe, die auf dem Meere kamen und den Zakar gehörten (und
mit dem Auftrag kamen)"): Verhaftet ihn. lafst kein Schiff von. ihm'"') nach
dem Lande Ägypten.
Da setzte ich mich hin und weinte. Der Briefschreiher des Fürsten kam-
zu mir heraus. ^Y.r sagte zu mir: »Was hast du?« Ich sagte zu ihm: »Du
') Sinn: Unsere Gesandtschaft besteht aus einem Gott, da sind das nicht unsere Genossen.
') Anstatt so ärgerlich auf mich zu sein.
') Bei dieser Inschrift, die Wen -Amon entwirft, wendet ei- die älteren Formen ohne lliilfs-
verb im selbständigen Satz an, um feierlich zu sprechen.
*) Danach mnl's man annehmen, dafs der Fürst dem Wen -Amon auch so zu lliilie kommen
will. Auch aus II 82 gelit iiervor, dal's er nachher wirklich mit einem .Schifte des Fürsten von
Bylilos heimfahrt.
') Steht wirklich mlir fiprf, wie Goi.ENiscnKrr i;ielit. so hat Wen-.\mon diese Unform ge-
bildet, weil ihm mticf hpr üqujione zu vulgär schien.
') Man erwartet »dort" (im Totenreicii). doch weifs ich nicht, ol) man <f ^ ■''O geijrnuciien
kann. Bemerkenswert ist, dafs Ijei dem Fürsten N'crstiiMdnis für den ägy|itischcri Tolcnkidl und
seine .\iisdrücke und Formen vorausgesetzt wird.
') Ist das Ernst oder Ironie?
*) I). h.: Deine Klagen wegen des Geldes.
') Der Satz ist wohl entstellt (lies etwa: Deine Krfüllung seines Auftrags (?) ).
'") Die Ergänzung »er- verdanke ich W. Max Müi.i.ek.
") Im Text ist dieses alles nur mit einem •st ansgediückt; älmlich. wenn auch nicht ganz so
aig. 11 ;}(;. i;9.
") Wie OTmuyic n-rj^'j ; ähnlich 11 .SU.
1900.] Adolf Erman: Eine Reise n. Phönizien i. II. .lalirh. v. Chr. 1)5
siehst doch die Vögel'), die wieder(?) nach Ägj^-pten ziehen. Sieh sie an, sie
u-clieu zum külileii 'IVicli , und liis waiuK":')") blcilic ich hier verlas.s('n y Demi
(hl sii'hst docli (He, welche koimncii . inicli wieder'') zu verhaften".
Fa- ging weg und sagte es dem Fürsten. Dn- Fürst fing zu weinen an
wegen der Worte, die man ihm sagte und die so traurig waren. Kr schickte
seinen Brietschreiber zu mir heraus, und der brachte mir zwei insh Wein und
einen Wid(ler(?) '). Kr scliiektc mir die Tent-Nawt, eine ägypti.sche Siingerin,
die liei ihm war, und sagte ihr: »Singe ihn); er fange keine Grillen ')«. Kr
liefs mir sagen: H70„ifs mid trink und fange keine Grillen. Morgen wirst du
aUes hören, was ich .sagen werde«.
Als es Morgen war, liefs er (die Leute) in seinen rufen und trat
in ihre Mitte und sagte zu den Zakar: »Was soll es. dafs ilir konunt?« Sie
antworteten ihm: »Wir werden die ganz zerschlagenen") Schitle vertijlgen, die
(hl nach Ägypten mit unseren -genossen') schick.st«. Kr sagte zu ihnen:
»Ich kann den Gesandten des Ainon nicht in meinem Lande verhatten. Lafst
ilm mich absenden und verfolgt ihn (dann), um ihn zu verhaften«.
F]r scliiffte mich ein und sandte mich ai) dem Hafen des Meeres.
Der Wind trieb mich nach dem Lande ^öAlaschija*'). Die von der Stadt zogen
heraus gegen mich, um mich zu töten. Ich wurde zwischen ilnien zum Wolin-
sitz der W-fl-lh'. der F'ürstin der Stadt, geschleppt (?). Ich traf sie, wie sie
aus. ihrem einen Hause') herauskam und in ihr anderes eintrat. Ich begrüfste sie
und sagte zu den Leuten, die bei ihr standen: »Es giebt gewil's einen unter
euch, der Agyi)tisch verstellt«. Einer von ihnen sagte: »Ich verstehe es«'").
Ich sagte zu ihm: »Sage meiner Herrin: Bis nach Thel)en, nach dem
Wohnsitz des Amon hin, hatte ich gehört: in allen Städten thut man Unrecht,
') Es ist eine bestimmte Sorte, g^s, gemeint. Da.s »wieder» ist fraglich, wörtlich heilst es:
»zweimal".
'') Was hier stellt, entspräche einem iy«.nTe2kU) et "liis welche .Sache koiimit;'» Aber kann
man einen solchen Satz vor den Hauptsatz stellen;'
'') Danach haben ihn die Zakarleiite schon einmal verhaftet gehabt.
*) li-yw-r! steht, wie Golenischeff gesehen liat, wohl für Vs.
'") »Sein Herz nehme niciit Gedanken."
""j Oder »geprügelten», wohl nur eine despektierliche Bezeichnung dtn- Schule.
') Das Wort Hti ist nach Abb. h, 22 ein Wort des Redens mit irgend einem li(-igcsch(nack.
Sind die »/ift- genossen» daher nicht vielleicht einfach die i\litbarbaren:' Die Zakarleute gel)en
vor, es sei schon Unrecht, dafs der Fürst seine kananäischen Matrosen zu dem vei-hafsten Ägypten
schicke.
") .\gvi)tiscli (i-rl-.si, d. h. ;•.<, ich benutze die ans den 'i'eilamnrnatexten bekannte keilschrift-
liclie Form, die wenigstens anssprechbai' ist. Über das Land steht fest und aucli unser Text be-
stätigt es, dafs es bei dem nördlichen Syrien liegt; die von II. Winxkler gegebene Deut(mg auf
Cypern scheint auch mir seiir wahrscheinlich.
') Wohl nicht das alte Wort wc »der Palast» , sondern wie aucli Golkmsuhkff es gefafst
hat: ji! a-r pr »das eine Haus«.
'") In Alaschija spricht man also eine ander(! .S])rach(,' als in l'liönizien. und das Ägyptische
liegt den .\lascliijaleuten ganz lern.
14 Adolf Erman: Eine Reise n. Phöni/.ien i. 11. Jahrh. v. Chr. [XXXVIII. Band.
im T-andc Alaschija tliut man Recht'). Und nun tliut man auch hier täglich
Unrecht!« Sie sagte: »Was soll das, O 80(i;i(s ,l^^ so redest?« Ich sagte zu ihr:
»Wenn das Meer wütend war und der Wind mich zu dem Lande verschlagen
hat. in dem du lebst, so wirst du nicht erlauben, dafs sie mein '"')
fassen, um mich zu töten, da ich doch ein Bote des Amon bin. Sieh wohl
zu, nach mir wird man'') immerfort suchen. Diese Mann.schaft des Fürsten von
Byblos'), die sie töten wollen ■'^) — wahrlich, wenn ihr Herr zehn Mannschaften
von dir antrefl'en wird , so tötet er sie auch " .
Sie liefs die Leute herbeirufen, und man stellte sie hin. Sie sagte zu mir:
»Leir dich schlafen ...»
Damit l)richt d<M' Papyrus at), und falls die verlorene Seite nicht unerwartet
noch irgendwo auftaucht, wird unsere Neugierde über Wen-Amons weitere
Schicksale nie befriedigt werden. Nehmen wir an. dafs es ihm gelungen ist, heil
mit seinem Schifie aus Alaschija zu entkommen und dafs er auch den lauernden
Zakar entgangen ist, so wird sein Empfang in Theben doch kein allzu freudiger
gewesen sein. Denn er brachte zwar das gewünschte Holz mit, aber umsonst
hatte er es doch nicht bekommen, und es lag Hrihor noch ob, dem habgierigen
Phönizier auch »das Jämmerliche«, die zugesagte Bezahlung, zu scliicken.
') Klingt wie ein Citat ans einem Lied oder wie ein Sprichwort.
-) Wörtlicli: »mein Vorderteil« ; man könnte es von dem Entern des Schiffes verstehen, docli
ist er ja am Land angegriffen worden. Es hegt also wiihl nur eine Redensart für iiljerralleii oder
ähnUclies vor.
^) J). h.: ich bin ein vornehmer Mann, den ihr niclit ind)enierkt und straf h)s aus der Welt
schaffen könnt. . — (1 ^^, ist eine auch in den Maxiincs d'Aiiii ül)liclu> Schreibimg für (J yJ>_?
die wohl nur graphisch daraus entartet ist.
*) D.h.: die Scliiffsmannschaft, die Wen-Amon und das Hol/, fährt.
°) Er meint ccoyeiy - ooific ; dafs das sw liier, wie nicht selten, ungenaue Schreibung des
Suffixes s ist, ergiebt sich schon daraus, dafs ein siv als Pronomen alisolutum ja nicht vom In-
finitiv abilängen dürfte. Wen-.\mon droht also liier .■nicli mit dem Zorne des Fürsten von Byblos;
den moclite man in Alaschija woiil nieiir fürc'liten .-ils den Zorn des fernen Ägypten.
l!1liil.| Georc Steinduri r: Kiiic ägyptisolR- Liste syiisi-her Sklaven. l'-)
Eine ägyptische Liste syrischer Sklaven.
^'üu Cii:üK(; Stkindükff.
Als im Alltang des n. R. unter Aniosis, Thutniosis I. und III. zum (M-stcn ^lalo
ägyptische Heere siegreieli nacli Palästina und Syrien vorgednmgen waren,
brachten sie mit den mannigfachen Beutestücken auch zahlreiche Kriegsgefangene
in die Heimat zurück. Diese blieben teils in den Händen des Königs oder
wurden der königlichen Verwaltung überwiesen, teils kamen sie in den Besitz
der Heiligtümer des Landes, nicht wenige wurden von dem Herrscher besonders
verdienten Soldaten und Heerführern zum Geschenk gemacht. So erhielt der
bekannte Schiffsführer Ahmes von Elkab nach den verschiedenen Siegen, die
er miterfochten, auch von den gefangeneu Feinden einen Teil als Sklaven, und
in seinem Grabe ist uns eine Liste erhalten geblieben, in der sein Besitz an
erlieuteten Sklaven namentlich aufgeführt wird').
■ Eine ähnliche Liste, die aber nur die Namen ."yri.'^chei- Sklaven enthält,
möchte icli hier mitteilen. Sie steht auf einem kleinen, dünnen Kalksteinsplitter,
den ich durch die Vermittelung Dr. Karl ScHniroTS 1895 in Ägypten erwürl)en
ha])e und der sich jetzt in der ägyptologischen Sammlung der Universität Leipzig
befindet. Er kommt aus Oberägypten; die genaue B'undstätte (ich vermute
Thel)en) liefs sich leider nicht feststellen.
Das unregelmäfsige Kalkstein- »Ostrakon« hat eine Höhe von G cm und
mifst an .seiner breitesten Stelle G'/., cm. Es ist beiderseitig glatt geschlagen
und mit einer kleinen, ziemlich llüchtigen Kursive beschrieben. Der Charakter
der Schrift ist, wie dies auch aus dem unten gegebenen Faksimile zu ersehen
ist, recht altertümlich: die Formen des ^, "i^, ^ und anderer Zeichen
stehen denen des m. R. und des Papyrus F]bkrs noch sehr nahe. So glaulie
ich niclit fehlzugehen , wenn ich das Schriftstück , wie ich das ja aucli anfangs
schon andeutete, in die erste Hälfte der 18. Dynastie, etwa unter 'fhutmosis III.,
vielleicht auch noch etwas früher, ansetze.
Den Inhalt des Textes giebt die Übersclirift »Die neuen Syrer« (Hr n mJ-t)
deutlich an. Denn dafs es sich bei diesen »neuen Syrern«, deren Namen weiter-
hin aufgezählt werden, um Sklaven, vermutlich um Kriegsgefangene, handelt,
die irgend einer Verwaltung überwiesen worden sind, steht Avohl aufser Zweifel.
Das W^ichtigste aber sind die Namen dieser Syrer selbst, 21 an Zahl, dunh
'1 LI). III. 12r.
1(» Georg Stbinuorfk: Eine ägyptische Liste syrischer Sklaven. IXXXVIII. Band.
die un.ser Material an semitiselien Eigoiiiianien in ägyptischer Umschreibung')
eine grolse und wertvolle Bereicherung erfalirt. Vor allem ist dabei wichtig, dals
liier sicher beglaubigte »choritische", also wirklich ])alästinensische Namen vor-
liegen, wälirend man bei den bisher bekannten Namen hier und da noch zweitel-
liaft sein konnte, ob sie wirklich, wie ihre Schreibung andeutete, nach Syrien
gehören und semitisches Spracligut enthalten.
Die Mehrzahl der Namen, welche unsere Liste bietet, ist neu. So erfreulich
dies ist, so schlimm ist es doch, dafs .sie fast alle noch einer vernünftigen
Erklärung spotten und sich für die meisten kein semitisches Äquivalent auf-
finden läfst'). So wird von dem Schatze alten Spracliguts, der in ilmen ruht, vor-
läufig o\n Teil nocli ungehoben lileiben. Wen dies befremdet, der sei daran
erinnert, wie wenige der in den Thontafeln von EI-Amarna überlieferten
syrisch -palästinensischen Personennamen sich bis jetzt befriedigend haben er-
klären lassen.
Vorderseite
Dem Faksimile des üstrakon lasse ich zunächst eine Wiedergabe in Hiero-
glyphen folgen und gebe danach eine Umschreibung in lateinischer und eine
fiir Semitisten })estimmte in hebräischer Schrift. Bei der lateinischen Trans-
skription habe ich die nichtssagenden /, w, i (7) unbedenklich weggelassen, da
sie auch nach meiner Ansicht keinerlei Wert für die P>rschliefsung der Vokali-
sation besitzen^).
') Vergl. die Zusammenstellung von Spieoei.berg in der Zeitschr. f. Asxt/rinlogir XIII. 47 fl'.
') Icli habe darauf verzichtet, bei der Krklärung besondere Kunststiickchen anzuwenden.
Ks mag ja sein, dafs man mit küliiicii Ilypotliesen weiter kommen mag, aber viel ist damit iiiciit
gewonnen.
') Vergl. SE-raE, Das ägyptische Verbimi I § 76. 131. 1 1 1. l'dl . W. Max Müllers Vokali-
sationssystem, das Spiegelberc; (Zeit,schr. f. Assyriologie X\'I. 17) mit einzelnen Einschränkungen
angenommen hat, halte ich von Anfang bis zu P^nde für verfehlt.
!'• -1
tiKciui: SiMMpiiiii r: V.\i\v ji^v ntisi-ln' Liste s\ liM-licr SUl.-ni'ii
17
Vorderseite.
!- I I I I
e
15. I^^W^-ilj
17. Sa(ä'
V
Rückseite.
■^^
.^\^,tii|y
•20
21
Umschreibung und Bemerkungen.
iV7?^ Hr n i>iJ-l''). Dir iimni Syrer.
1. Sl)j, entspricht ehiem ■'Iffi, vielh'icht ;uich "'IC (S2D). — (iewölmHcli
.i;i('})t ein ägypt. .s ein hebr. TB (TB), seltener c wieder. Die Endung (1 '^, die
(lieser und noch andere Namen unserer Liste zeigen, entspricht wohl einem
\\\\ j, hebr. '''). Sie giebt wahrscheinlicii die Kndung ki {Ja) wieder, die zmIiI-
reiche syrische Namen der Thontafeln von El-Aniarna aufweisen; z. B. Ji/la,
"J
') Da.s ist rot durcli.stricln
r.st "esclirielicn, das danii in
III"
^) Der Sclir(Ml)er hatte statt des oberen a,
be.ssert wurde.
') Der Name ist mit einem roten (}uei'stricli (Inrciislrielien.
*) Vielleicht 1(s(l ^^1 ^ zu h'scn;'
'") Spiegelbero wies micli brieflich darauf hin, ob dieses 7nii niciit der.sell)e geographische
Ausdruck sei, der in seinen «Rechnungen aus der Zeit Setis 1.», Text S..51, in dem Zu.samincnhange
in(]()(S ^sD AA/wvA ^''•K ^ Y "die Neger von Mlwt~ v<u'kc)mnit. Mir scheint die verschiedene
Orthographie von vornherein gegen eine solche .'\nnalime zu spi'echen.
") Spiegelberg, Zeitschr. f. Assyriologie XIII .')<i.
Zeitschr. f. Ägypt, Spr., XXXVIII Band. 1900. 3
1}^ Georg STEiNDORrp: Eine ägyptisclie Liste syrischer Sklaven. [XXX Vlll. Band.
Satij'a, Gilio. Lapaia, Biridija, Ar:aidja u. a.') Ob diese Endung ia (Ja) einem
liel>r. n""~ entspricht, sei daliingestellt. Vielleicht wäre dann unser ShJ (-212:)
ein mit n-~ zusammengesetzter Personenname, der dem in den Thontafeln von
El-Amarna vorkommenden Sabi-il'-) entsprechen kimnte.
2. RbJ, wohl ein "«m (snn) oder -nb (snb).
3. <^icr, iTy ('iiy). Vielleicht ein i;;» »der Blinde«.
4. Jhtk = irn\ Unklar.
5. J?ih>» = rnr. Gewil's der in den Thontaieln von El-Aniariia liäulige
Name Janhamu. Wie hier, so entspricht auch sonst ägypt. // keilschr. h; z.B.
keilschr. Atnanhathi, Winckler, Thontafeln 'M'>*, ägypt. 'Imn-htp [Amenhotep] :
keilschr. IJdraniaS.ii, lla»ia^si, Winckler, Thontafeln 88*. ägypt. Hr-ms; assyr.
Pi^anlmi'u, ägypt. P.^rn-Hr, Beitr. zur Assyriol. I, 347 u.a. Jnhm — Janhamu ist
eine Bildung wie das hehr. =ni"' ( leceweviÄ), wenn nicht gar mit diesem identisch.
6. mnsft = rEC:^s. — Das auslautende n kann die Femininendung sein.
7. ThJ = -an.
8. Kr = -Q oder bD.
9. Ptj =: -TE oder auch "zt.
10. Hjj = ■^■"n (S-n). Vergl. den .syrischen Namen Haja in den Thontafeln
von El-Amarna.
11. Jsbh = ~2Tr' (n2C-). Vergl. den Namen naö' ('Ua-ou) 1. Chr. 4. 17.
12. Hbt= rnn.
13. <S".^(?) = nsB. Die ägyptische Le.sung i.st nicht ganz sicher.
14. rj = ""S oder -bs. Das Ägyptische giebt wohl ein n^bs HXiug wieder.
15. NTcr =^ "ip: oder bp:. Statt des p liefse sich auch 5 einsetzen.
16. J?i/jm = anr, vergl. Nr. .").
17. '7rt6; = -nies. Die Thontafeln von El-Amarna erwähnen eine Stadt
Amöi in Syrien; 'uibj könnte vielleicht »der Bewohner von Ambi« bedeuten.
18. f^prbf^r (<^prb<^l) = bymsy. Dieser Name war uns bereits in der Schrei-
bung J\ Jj <3>Ma bekannt''). Er enthält ein Element ^pr und den Gottes-
namen bya*).
19. Trwsr = "Wnri; statt des "i liefse sich auch b. statt TS auch c setzen.
20. 'Imrk ('Imlk) = Tts-s. Es ist dies der uns aus den Thontafeln von
El-Amarna bekannte Personenname Ihinnlki bez. Milk-iU (bs-sbic).
21. "Ay = "ps (oder auch "3S). Die Thontafeln von El-Amarna kennen
einen Akia (mit 3 geschrielienl).
') Spiegelberg, Zeitsclir. f. A.ssyriologie XIII .")ii.
') Vergl. das Eigennamen -Verzeichnis zu Wincki.krs Thontafeln von Tcll-I'.l-Ani.-i
') Spiegelberg, Studien und Materialien 36. 37.
*) Zeit.<;clir. f. .Vssyriologie XIII, 4'.t.
1000.1 Adolf Erman: Gebete e. nii-nrclii Vcrfolüfcn u. n. OstrnUn. 1 U
Gebete eines ungerecht Verfolgten und andere Ostraka aus den
Königsgräbern.
^^oll Adolf Ekm.\n.
vJeorges Daressy hat bei der Untersucliung der thebanisclicn Königsgräber eine
grofse Anzahl beschriebener Kalksteinscherben gefunden, die jetzt im Museum
von Gizeh ausgestellt sind'). Sie tragen zumeist Skizzen zu Hildern und In-
schriften oder geschäftliche Notizen und Konzepte, also Schriftstücke'), wie
man sie an dieser Stelle, an der einst so viele Beamte, Handwerker und Priester
tliätig gewesen sind, wohl erwarten kann. Um so auffälliger heben sich einige
Stücke hervor, die sich durch die steife Schrift und die roten Verspunkte sclion
äufserlich als litterarischen Inhalts kennzeichnen.
Wie sind diese litterarischen Stücke in diese Wildnis gekommen? Das
Rätsel löst sich einfach; das eine Stück (unten als IX veröffentlicht) trägt
auf seiner Vorderseite die bekannten Verbesserungen einzelner Schriftzeiehen,
wie sie die ägyptischen Lehrer auf allen Büchern ihrer Schüler liinterlassen
haben. Unsere Ostrnka sind also Schr<>ibübungen. Und diese Annahme wird
dann weiter bestätigt durch den Inhalt eines derselben: VIII enthält jene Muster-
briefe, die eins der wesentlichsten Lehrmittel im Unterrichte des n. R. waren.
Auch die sehr fehlerhafte Orthographie und die ungelenke Schrift passen
für einen jugendlichen Schreiber, wenn schon man lieute nach den bemerkens-
werten Ausführungen von Griffitii') über die Sehreibkunst nichtgelelirter Ägypter
darin allein keinen Beweis für die Schülerhand mehr sehen darf.
Da niemand so schwere Kalksteinstüeke — einige sind wahre Blöcke —
mit sich in das Tlud der Königsgräber nehmen wird, so müssen sie in Biban-
elmoluk selbst bescliriebeu sein. Natürlich l)rnucht man aber darum niciit an-
zunehmen, dafs in dieser Einöde einst eine SclnUe existiert habe; es genügt ja
schon, dafs einer der hier stationierten Beamten sich die lange Zeit damit ver-
trieben hat, den ihm beigegebenen jungen Gehilfen in der schweren Kiuist
des ,Schreil)ens weiter auszulnlden. Sind doch diese Ostraka, weim niclit alle,
so doch zum gröfsten Teil von derselben Hand geschrieben.
Nach Schrift und Orthograi)hie zu urteilen, gehören unsere Stücke an das
Ende des n. R., und wirklich trägt das eine den Namen eines späten Ramses
') Der gedruckte populäre Katalog erwähnt sie nicht.
'') Vier von diesen hat Spieoei.hrro (Zwei Beiträge zur tiescliichtc mid 'r()])()nr;ipiiii' <lcr
thelianischen Nekropole, S. 13f.) veröfl'entliclit, das eine aus der Zeit Kainses' V.
^) Im einem Beitrag zu der amerikanischen Puhlikation: »Library of the wiirld's best liter-
ature«, die von C Ditdlev Warner herausgegelien wird (p. .5228 f.).
3*
20 Adolf Ehman: Gebete e. ungerecht Verfolgten ii. a. Ostraka. [XXXVIII. Band.
— des IX. nnc'li der LEPSiusschen Zälilunii'. In der Tliat sind .sie, wie mir
ihr Entd('ck(M- uiittcilte, auch im (irabc dieses Herrschers gefunden worden.
Ich halte diese zwölf Texte zunächst für die Zwecke unseres Wörter! luchs
abgescliriehen : da sie sich alier aucli als inhaltlich merkwürdig gezeigt haben,
so will ich sie hier, mit freundlicher Erlaubnis Daressys, mitteilen. Ich be-
merke dabei, dafs meine Abschrift nur einmal revidiert werden konnte, und das
ist bei einer lialb abgeriebenen hieratischen Schrift erfahrungsgemäfs nicht genug.
Es ist daher zu erwarten, dafs eine erneute Vergleichung noch einzelnes be-
richtigen oder hinzubringen würde. Wieviel am Anfang und Schlüsse der Zeilen
fehlt, ist bei der ganz unregelmäfsigen Gestalt solcher Steinsplitter nie auszu-
machen: zum Glück sind aber die wichtigsten dieser Stücke in der Hauptsache
unversehrt erhalten.
I. Lied an den Sonnengott.
'^3'7^t:.mM~~~''fni'~~' ° -r?aji*'=='i4'='|
Kft,p:7'rt£:*y±ip,"7'^:A^kflK:^s^t
0 (3
mrr.z*i:^iiir-^^\zi'i\n\'kS'
') Man kann natürlich ebensogut T le.sen; mir ist da,s Wort hiero!;ly|)liiscli nicht bekannt.
') Nicht bibi, was man erwarten würde.
') Dies kann wohl für ( ) .stehen, doch ist das K'irsr Ja auch sonst als ein i=i bezeichnet;
vergi. Bri f;scn, Dict. geogr. p. 359.
*) Kr schreibt ^fl .
') Das hieratische ZcicJien Jl . das auch sonst (/. B. .'>ai.i.. 2, 2. 8) hinter /5f/;/ voikoniinl. ist
wohl nicht H. sondern mag etwa einem MiilsverslandeMen alten r=^ sein Da.sein verdanken.
") Verspunkt nicht sichtbar. ") In Ligatin- ^"l.
111(1(1.1
Aniii.i' Krman: Gchctc i\ iiiii;ei-fclit Vcrfoliitcii ii. ;i. ( )str;ik.-i.
21
^Pr,P^,>>^^^IP2^,^^K'^'1ira^
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\l)u tcnrhst] schön [i'"/\, iIk llorus. der über diu lUmnirl ßihii , du Kind,
des aus de/ji Phallus hnn . du Fnierhialir . (jUni: funkelnder, der Flnslernis iind
Dunkel, vertreiht. Grofswerdendes(?) Kindj, ?nit angenehmer Gestalte der innen in
seinem Auge ruht. Der die Menschen auf ihren Betten erweckt und die Würmer in
ihren [J^öchern].
Dieser erste Abschnitt des Liedes feiert die erwachende') I\h)rgens()nne,
die Avie so oft als Kind") gedacht ist. Was es liier lieifsen soll, dals dies
Kind "aus dorn Phallus herauskonnut«, weifs ich nicht: gewöhnlich l)egnügt
man sich damit, dals der Sonnengott Morgens von der llimmelsgöttin gehören
wird und fragt niclit nach seiner P]rzeuguiig,
') Man würde in dieser Zeit nocli Q erwarten, docli liifst sich die Lif;;itin- ± iiiehl wuM
anders lesen als ^.
2) Oder flj q;'
^) Man |ille,ü;t das Zcielien hiiitiT rju/l/ als I /ii fassen; hier lial der Selireiher aher sichei-
die Gruppe *i« gesetzt.
*) Hier könnte man znr Not noch (I j 1 lesen, im letzten \'erse steht aber deutlich (1(1 I-
■'} Der Ausdruck ;•?/■ n/r «du erwachst seliön" auch in dem .Sonnenlied Totli. 1 .">. A 1 19;
ferner unten in II und in dem Osirislied V.
^
Totl). l.-i.A \\-2;
ö\ J-J) "'• l"'-\ I'-'' l^"i-AIV 1.
22 Adoi.k Kuman: Gebete e. un,u,tM-eclit Verlol,u,tcn u. a. < Istrnk.i. [XXXXllI. liii
Die Vorstellung, dafs das Gestirn der Sonne das Auge des Sonnengottes
ist. ist alt: damit ist hier eine andere verquickt, die den jungen Sonnengott
in der Sonne sitzen läl'st.
Audi (las Lied Totb. 1 ."). A I\' 10 liiCst ^loiischcii und "\Vürn)er — die liöelisten
Wesen und die ä:erinii;sten — von den- Sonne erweckt werden: f r, 1 D^
^ _^ ä Vi ^:zP6l <:z=>
^^ ' IRR. I w ^'•'■"'^ »vor dir stehen die Schlafenden a<d' und die Würmer
auf ihren Schwänzen«. Dagegen v(n-wertet der Dicliter des Tellamarnahymnus
die Würmer gerade umgekehrt: wenn es Nacht wird, kommen Diebe, Löwen
luid \Vürmer aus ihren Schlupfwinkeln hervor.
Mit rLl^\ M "^^ meint der Schreiber natürlich [1 m _ ; wenn er statt
ra
^°1 ISISL ^^S^^' 1 ms. schreibt, so zeigt das, dafs er | »es sagen«
ähnlich wie "ÄawTqe »Wurm« gesprochen hat, also etwa **xoTq').
Deine Barke fährt auf dem Wasser [^) Nsrir und du fährst über den Hi/mnel
mit seinem (wessen?) Winde. Die beiden Niltöchter zerbrechen dir den Feinde Set
[tütet ihn] init seinen Pfeilen. Keb bezeugt^) es auf dem Rücken seines . . .,Selket
in seiner Kehle. Es verbrennt ihn die Glut dieser Sclilanyeii^ die auf dem Thor
deiner Kajüte (?) sind. Die grofse Neunheit iHltet gegen ihn. und sie jauchzen^ weil
er zerschnitten icird. Die Horuskinder e?'g reifen Messer und machen seine Wunden (?)
viel. Hurrah/ dein Feind ist gefallen und die Wahrheit bkibt vor dir bestehen.
Dieser zweite Abschnitt scliildert in übliclier Weise die Fahrt der Sonne
über den Himmel"), wobei sie die Gewitter- und W^olkenschla'nge^) Apophis
besiegt, .so dals »die Wahrheit besteht« oder, wie wir sagen würden, »das Recht
triumphiert«. Die beiden Niltöchter, die ihr beistehen, keime ich nicht; man
denkt an die ^^'^>. 1^'^> i^ie beiden vogelgestaltigen »Königstöchter", die in
einem Pyramidentext (Kap. 220 = P. 79 u. s. w.) vorkommen. Dafs Set mit
Pfeilen schiefst, erinnert an die Bilder, in denen er und Horus den König im
Bogenschiefsen unterrichten.
ly gA soll, wie aus dem Vergleich von Totb. ed. Leps. IBO, 15 (ed. Nav.
130, 21) hervorgeht, das von der Vernichtung des Apophis gebrauchte Wort
1 ^ r . »zerbrechen« sein.
Bist du (dann) wieder zu Atum gen-orden. so reichst du die Hand den Be-
wohnern des Totenreichs. Die Schlafenden insgesamt (?) verehren deine Schönheit.
wenn dein Licht vor ihnen leuchtet. Sie erzählen dir^ was ihr Herz wünscht^, dafs
') Vergl. auch meine Neuäg. Grainin. § 156.
^) Nsrsr (oder, wie die Pyraiiiidentexte .sclireiben, Nsisi) i.st meist eine Insel, wo der Sonne
gott lebt (Tütb. l.^.B 1. 14) und seinen Keiiid besiegt (Pyr. Knp. 48 - W. :!i>3); liier scheint
das Gewä.sser zu sein, wo Re siegt.
') Dafs Apopiiis wirklich dem Unwetter entjiijriclil , bestätigt ausilrücklieh das .Viiujjliisljii
(Bi-i)(iE, Nesianisii p. 122).
Adoi.k Eioian: (ifbete c. iniiifieclit Vcrfolutcii ii. a. Ostrnka. 23
du ihnen deinen Anblick erneuern mörje^i. Gelid du IhI ihm n lorbei^ so verbirgt
sie Finsternis und jeder liryl (irirder) In sri/ieni Sarg.
Als Atum, die Abendsonne'), lalirt der Sonnengott durch d;is Totcnreicli
und tröstet dessen Bewohner durch sein Ersciieinen. Der Gedaidvc. dafs sie
ihn bitten, morgen wiederzukeliren . findet sich auch, wenn sclion \veniger (h'ut-
üch, in dem Liede Toth. Ifi, BIIIT. il). '22. Und auch dieses Lied (ih. 22) liat
die merkwürdige VorsteUung, dal's die Toten, die die Sonne so besucht, dabei doch
in ihren Särgen A j) ' liegen oder, wie unser Lied es sicli denkt, nacli dem
Vorbeigehen der Sonne sicli wieder in ihre Särge legen. Für die Lage des
Totenreiches darf man tVeilich nicht zu viel daraus schliel'sen: für Ilinnnel und
Hölle giebt es auch bei den Ägyptern keine genaue Geographie').
Dil bist der Herr dessen, der auf Um .... du trefflicher ewiger Gott^ du Richlcrj,
du Oberster des Gerichtes, der die Wahrhed feststellt und die Sünde .... 31öge man
rechten nid diesem^ der mich verlelztj, sieh^ er ist stärker als ickj, der mein Amt raubte^
das er (;«,»•) 7nit Lüge nahm. Mochte man mir es wiedergeben. Sieh_, ich bin es^ der
es bei . . . sehe, er ist in
Wenn unser Lied bis hierher den ül)lichen Sonnenliymnen gleicht und
ebenso gut auf irgend einem Grabstein oder in einem Totenpapyrus stellen könnte,
so nimmt es hier am SchluCs auf einmal persönliche Färbung an: der Sonnen-
gott als oberster Lenker und Richter der Welt wird sich auch des Unglück-
lichen annehmen, der so zu ihm betet. Er wird ihm »sein Amt« wiedenschaffcn,
um das ihn ein Intrigant gebracht hat. Wem dieses Gebet zu j)rosaisch er-
scheint, der bedenke, was für den alten Ägypter die (1 ^^ y • '^^^ »Amt«,
ist: der höchste Besitz, den seinen Kindern zu hinterlassen eines jeden heifsester
Wunsch ist, den »befestigt« zu haben sich die Könige rühmen.
IL Lied an den Sonnengott.
f=S)
^^Sld«^^;fl^-J"^-^'°'^-"''°"^ '
np'/.eicnruiiii; iier .ADeiiuMiiiiie w^
Fotl). 1.5. B Sff-.
') Zinn Ausdruck verml. die Br/.eichruuii; der Al)endsonne ,.,., ,, ...^ „
^ o ' -ö?^ c^ W I^^ -ß^ <=> -2^ 1 I I
^) Zu Ä ]| ^ ..Sarg" vei-R-l. /.. 15. ÄZ. 1 S.S 1 , 1114 (vom Osiris.sarg); Ajihuks r •>, :\. 7. S; Aiui. 4. I H.
^) Schrii'ten, die wie das .Ani-duat" -IJucli eine sy.stematische Darstellung dieser I)irig(^ gelieii,
sind ohne Zweifel gelehrte Produkte, ahgcfafst, um diesen Unklarheiten abzuhelfen.
■*) ly /T ,ils(i nicht wohl anders y.u lesen: das zweite Zeiclien k.ann natürlich auch
oder >r sein.
24
Addi.f Krman: Gel>ete e. tiiijieri'clit \'(Mf()ly,tcii ii. .-i. Ostraka. [XXW'III. Band.
T.LG'M^^i^f'.i'^Mi
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illläv '^1*111111111111* 1^^^ l"er noch Verse folgten/ist nicht
zu ersehen.)
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:k%4wr,iiiiiiii
') Sic; die .Sclireiliiiiig von 1 c^ls ^ mit ^ finde! sicli auch scnist in diesci' Zeit . /. Ii.
dein Briefe P. 8523 unserer .Sammlung.
Vl°"-J1'k"^l
. Man erwartet ^ ^KX •, was liier steht, läl'st sich alier
"'"•JÖ
lesen.
') ^^ nur als senkrechter Strich.
♦) Sic.
'.HIO.| Adolf Erman: Gebetf e. ungerecht \'ertolgten ii. a. Ustraka. 25
Vx^n "^ •<=>[! S §e'"-"ii (Wieviel hier lelilt. ist ni.-lil /,u
seilen.)
Du ivarhst schön auf, du Sperber des Morgens, du der Nacht, du
herrlicher Lichkjeist. der die Augen öffnet. Du Stier .... Phallus! Du Hoher^
des.<ien Lauf man nicht kennt, wie geheim ist dein Wesen! Du Grofser. Blächtiger,
der an der Spitze des Lichtreiches steht, sehr Holier, Tlierreichbarer. Grofse Knospe,
die int Ozean aufgeht, als ein Kind der 31h t- irrt.
Auch dieses Lied beginnt als Morgenlied, es verfolgt aber den Laut' der
Sonne nicht wie das vorige durch den llinmiel und das Tütenreich, sondern
]n-eist ihr Wirken in der Welt der Menschen. Zunächst mit Ausdrücken, die
den herkömndichen Bildern entsi)rechen. Er ist ein Sperber, ein Lichtgeist,
dessen Augen leuchten, ein zeugungskräftiger Stier'), eine Lotusknospe, die im
Ozean des Himmels aufblüht"). Er ist weiter »der Grofsmächtige«, ein Aus-
druck, den schon die Pyramidentexte für den obersten Herrscher des Himmels
verwenden^). Dagegen ist das Hervorheben des geheimen, mibegreifüchen,
unerreichbaren Wandels des Gottes, das sich ebenso aucli im folgenden Liede
findet, nicht den alten Sonnenliedern entnommen und wohl ein eigener (iedanke
des Dichtei's.
_S&& "^ ^^ ist der Gott, den die Totenbucht(>xte J| schreiben, als be-
deute der Name »die beiden Löwinnen«. Unsere Stelle fafst ihn schlechtweg
als Namen der Sonne (wenn nicht sogar der Abend.sonne), und ebenso scheint
(>r mir auch in einigen Totenbuclitexten ') gebraucht zu sein, während es in
anderen ein besonderes himmlisches od(>r unterweltliches Wesen zu sein scheint ').
Das Wort ^^l]|]o'=^0 findet sich Totb. ed. Nav. 15, R 20 als [^
'^•=ir' wieder.
Bemerkenswert und auch sonst in dieser Zeit zu belegen'') ist die Schreibung
J fürjc.
'l Ich vermute, dafs pr hmif zu lesen sein \\ ini.
-| hl der Regel ist die Knospe nur der Ort. wo der Clott erseheiiit; vergl. z.B. Toth. ed.
Nav. I.-.. .\1V3.
^) Nebenbei: in dem merkwürdigen Ka|).()3 der Pyramidentexte (W. 496 — 5'25 ^^ T. 319 — 3;!!)
erhält der tote König, der zum liinimelslcönig eingesetzt wiid. von dem Orion, als dem Vater der
(lötter, ein Diplom (ein —77-°), das ihn zum "Grofsmächtigen.. ernennt. Man sieht, der Dichter,
der mit so vielem Behagen erzählt, wie sein König im llinmiel Menschen und Götter kocht und
fiil'st. ist im Grunde doch schon ein sehr civilisierter Kannibale.
') rotb. ed. Nav. 41. 1 ; 72. 1 I : 130, 22 (= ed. I.eps. 15).
') Totb. ed. Nav. 12.') als Totenrichter aus dem Himmel; ili. l.').'!. A 10 neben Atuin genannt:
ib. I.'jB in Af die ^jä ^ ^ im Totenreich.
«) Max. d'Anii 4. 2.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVIII. B.ind. lilOO. 4
'2(^ Adolf Erman: Gebete e. ungerecht Verfolgten ii. a. Ostraka. [XXXVIII. Band.
Lichtbringer, Fimternisvertre'il)er, wenn die Erde in 'Wolken war. Der jedem
Auge 2U schauen giebt und die unkenntlicJien (?) Gesichter vertreibt Gesichter
in dem Ei, verborgen ah ein Kind der acht Götter. Als er baute die Menschen aus
den Thränen seines Auges und .... ivas die Götter brauchen.
Der Gedanke, dals wir Menschen es der Sonne verdanken, dafs jeder seinen
Nächsten erkennen könne, findet sicli aucli in einem älteren Sonnenliede (Totb.
ed. Nav. 15, B 10)'). Ich glaube daher nicht zu irren, wenn ich den Ausdruck
er vertreibt die vergehenden Gesichter in diesem Sinne fasse: er hebt ihre Un-
kenntlichkeit auf; der Ausdruck kehrt übrigens auch in III wieder {die Finster-
nis läj'st die Gesichter vergehen) und kommt auch in dem »Gespräch des Lebens-
müden« vor").
Was dann folgt, scheint den Gott als Schöpfer zu schildern, und zwar
anscheinend in Vorstellungen, die nicht zusammengehören. Das Ei wird das
sein, das Ptah oder Chnum geformt hat; es wird irgendwie mit den acht
schöpferischen Urgöttern zusammengebracht, und daran wird die Sage geknüpft,
die die Menschen aus den Thränen des Sonnengottes entstehen läfst'). Zu dem
letzten Vers vergleiche man die Stelle ÄZ. 1895, S. 123, wo die hrt-ntric offen-
bar das den Göttern zukommende Einkommen u.s. w. bezeichnet; aber was soll
das hier?
Du führst den Nil zu der Stätte^ wohin du willst; sein Haupt ist auf dem
und dieses ganze Land ist ein Ozean und kein Feld hat eine Stelle zui/i Betreten. Du
findest StädtCj, du gründest Ortschaften., du setzest die Götter auf ihren Sitz.
(Acht oder mehr Verse fehlen.)
Dem Sonnengott wird hier auch die Leitung des Nils und damit all der
Segen der Überschwemmung zugeschrieben, die Städten und Tempeln ihr Be-
stehen ermöglicht. Der zweite und dritte Vers besagen offenbar, dafs der
Nil auf der Erde strömt, obgleich doch sein Ursprung ganz wo anders sei.
Es liegt nahe, das betreffende Wort 1 (1 n^ '^ U=^ zu lesen: dann wäre die
Nilquelle liier am Himmel gedacht^).
Dafs auch die zerstörten Verse sich noch meist mit dem Sonnengott be-
schäftigten, geht aus den erhaltenen Worten aufgehend imd die Ewigkeit durch-
schreitend^) hervor.
') Audi der Teil .•\iii;iiiialiyrniiiis (ed. Breasi kd 27) liebt hervor, dals in der Naciit kein Auge
das andere sieht.
') S. 63 meiner Ausgabe. Der Vers ist \ieileiclit so zu übei'setzen : •■die Genichter sind un-
kenntlich, jeder hat seinen Brüdern geyi-niilur rlrt.i Gexicht nach vnten«. d. h. liciner läl'st sieh durrli-
schauen, sie sind alle versteckt.
') Vergl. ÄZ. 1891, 56; Brugsch, Mythologie S.741; Buugk, Nesiamsti p. 149. 169.
*) Der Teil .•\marnahyinnus (ed. Breasted .52), der auch seinen Sonnengott den Nil erschallen
läfst, läfst diesen in der Tiefe, der ^ . '^ , entsjjriiigen ; daneben nimmt er iiocli einen zueilen Nil
am Himmel an, der den Barbaren den Regen herabsendet.
■•) V.M-;;!. Totl). ed. Nav. 15. AlII 19.
;liiii.| Addi.k Erman: (iel)ctc e. iiii^iTcclit N'crfoliitcii ii. n. Ostriika.
\I))' bist] ein (/erechter Richter^ dt r lo im Bt.-ilivltuiKj nimmt, der den Nichtigen
erhihl. \ Du beschützest] Woi'ien; (abr?-) dem Sfa7'ken reichst du nicht dir Hand.
3Iüchlc uuin nicht saije/i . . . (Lücke von zwei Versen.) Weh?'e dem
irus (?) er thid. Stärke den Elenden (?), du Vezier
Lafs ihn (jclolit sein, beim llnrus des Pti/astes er wird sie richten, iim sie
zur Ruhe zu bringen ....
VV'o (1er erhaltene Text wieder lie.^innt , liat er .sich wieder in ein (iehet
verwandelt, ähnlich dem, mit dem der vorige .schlol's. Es ruft den Gott an,
dem der Arme lieber ist als der Reiche, den unbestechlichen Richter. Leider
ist der Text so zerstört, dnfs man nicht erselien kann, was der Grund der
Klage i.st. Was erlialten ist. kann man dahin erklaren, dafs der Gott, wie ein
gerechter Vezier'). den Unglücklichen wieder vom Könige zu Gnaden annehmen
lasse. 3I;in nuils dann annehuKMi . dals j für 1 v^ ^'^^ steht, älinlicli wie in
den Max. d'Anii 4, Kl.
111. Lied an den Sonnengott.
') Vergl. das Gebet in dem Papyni.s Bologna 1094, 2.4, wo Ainon-Re ebenfalls
7'^AAA/v^ i^"^C\ (I f\ fiS"^^^ 'ler Vezier des Waisen heifst, der keine Gesc/ien/ce nimmt
'') Der S])ei-ber bat im Original die weifsr Krone.
^) Das t in ^ ist zweifelhaft.
<) y . was wdIiI aus © und ^^^ bestellt,
'l ^f^T • "'"•'' verschiedene Dcutuui; /uläfst.
•2S Ai.oi.F Kuman: (iel)ctc r. uii.i;iTcclil N'riloliitcM u. ;i. ()stnik;i. |\\X.V11I. limul.
Tr^irMvumm.^^^ ■
Du Hohe?', dessen Lauf man nicht kennt, irie geJteun ist dein Wesen/ Herr-
licher Bunter, der mit seinen göttlichen Augen erleuchtet , die Erde ist hlind^ wenn
er untergeht. Du schöne Sonne ^ glamleuchtende{?), der die rereinigende Finsternis
vertreibt, grofser Sperber, Gndmo, der die Himmel durchläuft, der den
unteren Himmel in der Länge seiner Breite durchfährt, und untericegs schläft er
nicht. Wi}'d es Tag, so zeigt er sich an seinem Platz als ein Leuchtender, de,<:sen
Lauf man nicht kennt. [Aber) icie geheim {ist er), wenn es Finsternis wird, die
Dunkelheit , die die Gesichter unkenntlich, macht.
Das Lied ist dem A^origen sehr ähnlich, und die beiden ersten Verse sind
ihm direkt entnommen : an die gewöhnUchen Sonnenhymnen erinnert es wenig.
Die Kkw smlw sind ein Wort für Finsternis, das in dfnn » Amduat«-Buch,
wie Maspero gezeigt hat, die Regionen bezeichnet, durch die die Sonne in das
Totenreicli eingelit und durch die sie es verlälst; es ist also etwa die Dämme-
rung, die Tag und Nacht »vereinigt«.
Grofser Sperber heilst der Sonnengott auch Totb. 15, AI 18; aucli die darauf
folgenden Worte werden ihn als vogelgestaltig bezeichnen.
Bemerkenswert ist der ausgeschriebene Pluralis pwt nHire.- Die nahe-
liegende Konjektur r Ur.s lo.shs »in ihre Länge und Breite« wird man besser unter-
lassen, da die Sonne ja das Totenreich doch nur in einer Richtung durchfalireil
kann ; auffallend ist der Ausdruck aber doch , denn waruni soll er gerade der
Breite nach es durchqueren?
Was mit dem <^::> jj a;^ gemeint ist, lehrt Totb. 15. A II 12, wo es
von der aufgehenden Sonne heifst, sie ersclieine wieder jung <z=> | /wvw\ 1
an dem gestrigen Platze^).
Herrliche Sonne, mit weifsem Licht, durch deren Strahlen die Men.'^chen .schauen.
Luft ist in seiner Nase und Seele {?) in seinein ..... der Tote lebt durch seine ....
Verschlossenen Nasen giebt er zu atmen und dem mit enger Kehle, soiHel{?) er es
wünscht. Es giebt keine/t, der ohne ihn lebte, n-ir alle kommen aus .'meinem Auge.
Gieb mir deine Hand .... komme zu mir du Richter, der nicht
Die Sonne, die allen von ihrer Lebenskraft mitteilt und sell>st die Toten
erwecken kann, wird sich auch des Betenden annehmen und ilini ein Richter.
der nicht [Bestechung nimmt], sein. Das Wort IjO^^'^m "Strahlen« muls richtig
') Das <:i^ könnte auch Vra oder ~vw\a .sein.
°) Hinter könnte i'ine Lücke sein.
') Vergl. ancli Lonvre C 07: Sie zeigt sich <z=>
Aixii.K Ehman: Oel)ete c. miiicreclit \'iTrol"lcii ii. :i. C).strak;i
29
sein, denn Totb. ed. Nav. Ir». B TI 20 findet sicli ebenfalls ein (lA^c.fj{, das
dort freilieli nur eine unrielitiiic \';iriante fiir -^[-^\^^ ist. Wenn es vom Osiris
heilst, er habe ^^— ^ "die Sech' des Re«'), so hat dies Sinn, aber vom Sonnen-
gotte selbst kann man es docli iiiclit wohl sagen. Man wird daher wohl das
0 hier zu streichen haben.
Die rustopfte Nase gilt dem Ägypter als Zeiehen des Todes, da er ja den
Atem wesentlich der Nase zuschreibt").
IV. Lied auf ilie Sonne im Totenreich.
....^|||^ra^,0| =(lf7-|^|,^l i
■^%|... Ko,.,.ou,„.: Y-.f7-kJHI "^^[M^-t:
ZMkhTTb^'m ? I «I;™|f MS
^-^?3ii \mK\^i —
Der Text, in den die Ver.spuid<te noch nicht eingesetzt sind, ist zu zer-
stört, als dals wir mehr als raten könnten.
Der die (jiDiZf Erdr erniiliii. wird sich auf den angeredeten Gott beziehen,
dessen die in dem Tntciirnchc harr(Mi. Kommt' auf das Lob (das sie dir .spenden)")
und der (iott erhört sie: .... S'udie^ er gelangt zur Aufsenhalle des Palastes in
To-zoser .... (es reicht ihm) das Grab seinen Arm, und der Erdcersiegeler streckt
seinen Arm ans, damit er .... So tritt der Sonnengott in das Totenreich ein.
Dann redet ihn der Dichter wi(>der an und jn-eist, wie er in der Unterwelt
') O.sirisliyinniis einer Pariser Stele. Z. "2 (lierausgeg. von CnAiiA.s, Revue arciienl. 1H58).
-) Indessen wirf) sie auch Schlafenden .schon zugeschrieben: Teil Anianiahyrunus ed.
Breasted, p. 27.
^) Oder (2? *) Vergl. oben S.S.
^) Nicht wohl anders zu lesen.
") Die Lesung ist wohl sicher, da m n-hin auch sonst vorkommt, /.. B. Harr. I, 79 "2.
') Man könnte auch (2(2 lesen.
») Wie aber das dazwischen erhaltene irtn »ihr macht- sich hincinfügen kann, sehe ich nicht.
30
Adoi.k Khman: Gebete e. ungerecht Verfolgten n. a. Ostraka. [XXXVllI. Hmul.
dem Osiris leuchtet: dein Glariz ist auf seinem Rücken,, und du strahkt auf der
Haut des Sokaris_, des Herrn des Erdbodens. Du läfst ihn loieder leben.
Im Folgenden möchte man iJ[^/f "^ H verbessern und etwa lesen:
|du giebstj Atem [dem] Osiris. und er sieht auf seinen Fiifsen; er ist nicht ver-
nichtet^). Darüber freut sicli alles: die .... des ^^Aker^^ stehen ror dir auf lob-
preisi'nd und ihre Fiifse .... und ebenso froh .sind die Bewohner der krtj wenn
du aber ihren Leichen leu,chtest.
V. Lied an Osiris.
ITT
^
kfT,^lll^*S5.T^j;tl
lo e»*
>&miZeiij%
\^o
(2 ^A'
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■:^3-
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f
'■^S=Q»
21'
'^fevU'
') Zu »i /IC vergl. Abb. 2, 15. ^) (2 fViifilicIi.
') O vielleiclit irrig; der Sciireiber hat korrigiert.
•' (c/(B>
') Oder
'"■) Oder
') Vergl. oben S.
*) ^\, i.st durch /// wiedergegeben, al.so eine Unisclireibnng nnnuiglicli
) .4^^^ • ■■df'O i.st es ebensogut auch niilglich ■■ — v a^ zu lesen.
I<u/^ä?j_
>ind die sichtbaren Reste.
19"0.1 Adolf Krman: Gebete e. migereflit W-i-folffteii u. ;i. Ostraka. 31
^ rp^kT 2 ?f°:i ±— i-k :, 1*2 'i # -^- f I
Der hier vorstehende Text ist der merkwürdigste, den unsere üstraka ent-
halten; er feiert, wie aus seinem Anfang hervorgeht, siclier den auferstehenden
Osiris-Sokaris, aber die Art, wie er ihn scliildert, ist so eigenartig, dnk, wäre
niclit der Anfang erhalten, wir das Lied schwerlich auf Osiris beziehen würden.
Wohl kennen wir Osiris als Nil und als Mond^) und als Sonne''), aber die hier
vorliegende Umdeutung zu einem Gott der Erde ist meines Wissens noch nicht
bekannt gewesen. Angedeutet ist sie übrigens auch schon in dem vorigen
Hymnus, der ebenso wie dieser den Osiris dm Hm-n des Erdbodens nennt, ein
Titel, den er sonst meines Wissens nicht trägt.
[Gelobt seist du?\_, der seine Anne ausbreitet, der auf seiner Seite schläft, der
auf dein Sande liegt ^ der Herr des Bodens, du Munde ntit langem Phallus. Der
Wurmj alt an Jahren, deinem Haupt und zieht undwr über deinen Sohlen.
Re- Chepre glänzt auf deinem Leib, wenn du als Sokaris gebettet(?) bist, dafs er die
Finsternis, die auf dir ist, vertreibe und Licht spende deinen Augen. Er strahlt
eine Zeit lang über deinem Leib und weint über dich .... sich.
Die ersten beiden Verse, in denen ü'T'ö ( L^''^^-^ ^'" <'rgänzen sein
wird, schildern, wie Osiris vom Tode erwacht: er reckt den Arm und legt sich auf
die Seite, wie uns das die Bilder der späten Tempel so anschaulich darstellen.
— In dem Folgenden geht allerlei durcheinander. Der Gott liegt auf dem
Sand der Nekropolis') und ist der Herr des Rodens, in dem er bestattet ist.
Er ist der, der auch im Tode noch zeugung.skräftig war**). Daiui tritt der
') Oder ^ statt o. ^) Ligatur £.
^) Sic, vergl. ol)('n 3. ') Nach '^ könnte eine Lücke .sein.
") Auf (lein Denkstein Ranises' IV. aus At)ydos (Kaii-iner Museum).
") Festival Songs of Isis and Ne[)iitiiys hei Bldgk, Nesiamsu p. 8"2 — s:?.
') Dies als Osirisnanie auch Totb. ed. Nav. 141 — 143, 76 = ed. Lei-s. 14"J, 24.
*) Wie Ilorus von Osiris im Tode erzeugt wurde, ist in Ka[). 154 der Pyramidentexte
(P. ,W = T. -iTt; — yi. 40 ,_ N. (39) erzählt; dargestellt ist es in Ahydos und oft. Isis hatte dabei
Sperbergestalt.
'.\'2 Aiuii.i Kuman: Gel)ete e. ungerecht \'i'if<)li;tfn u. a. dsli-ilca. |XXXV1II. üaiiil.
langlebende Wurm auf, von dem der Text Totb. 87 erzählt, dafs er täglich
einschlafe und täglich neu geboren werde an den Grenzen der Erde; ist damit,
wie anzunehmen ist, die Sonne gemeint, so werden uns die betreffenden Verse
das Gleiche erzählen wie die nächsten : dals die Sonne bei ihrem nächtlichen
Wege durch das Totenreich dem armen Osiris mitleidsvoll Lielit spendet.
fl A 't^O niit. transitivem Gebrauch von rici lindet sich auch im
Teil Amarnahymnus (ed. Breastf.d H4).
Dais Rc über Osiris weint, ist mir neu: was das y y j| k^^_ dabei soll,
verstehe ich nicht.
Der Erdboden Ueyt auf deinem Arm und seine Ecken auf dir bis hin :u den
vier Stützen des Himmels. Regst du dich, so bebt die Erde^ der du gröfser bist
als [der Nil] komjnt hervor aus dem Schweifs deiner Hände. Du .'^peist
die Luft aus. die zwischen deiner Kehle ist. in die Na.se der Menschen. Göttlich
ist daSj, wovon man lebt. Es in deinen Nasenlöchern^ der Baum, und sein
Kraut, das Rohr und das . . . ., Gerste, Weizen und der Fruchtbaum.
Da Osiris als Leiche unter der Erde liegt, so trägt er gleichsam die Erde
und alles, was auf ihr ist; ja sein Rücken kann, wie das der folgende Abschnitt
ausführt, als die Erde selbst gelten. Es ist das, wie schon oben bemerkt,
eine ungewöhnliche Vorstellung: am nächsten kommt ihr noch das u. a. von
Jkquier angeführte Bild aus dem »Livre des Portes« vom Sarge Sethos' L, in
dem Osiris. kreisförmig zusammengekrümmt, die ^ . die Unterwelt, umschliefst').
Was uns am Leben erhält, ist die Lebenskraft dieses göttlichen Leibes,
auf dem Avir leben: sein Schweifs ist das Wasser, sein Atem ist die Luft");
wie dann auch die Pflanzen mit der Atmung des Gottes in V<n-l)iii<lung gebraeht
werden , verstehe ich nicht.
Die Bedeutung von ktkt war l)isher nicht genau bestimmt.
Gräbt man Kanäle baut man Häuser und Tempel^, schleppt man Denk-
mälerj, macht man Acker, gräbt man Felsgräber und Gräber — ,. sie liegen auf dir^
du bist es^ der sie macht. Sie befinden sich aif deinem Rücken. Ihrer sirul mehr,
als sich schreiben läfst; es giebt keine leere Stelle deines Rückens, sie liegen alle auf
deinem Rücken [und du sagst] nicht: ich bin belastet.
Die hübsche Stelle mit ihrem naiven Schlufs bedarf keiner Erklärung.
°^^ °1\, ' ^"'^^t '^''"li i'^ einem Brief aus dem Ende des n. R.
(Berlin P. 8523) als Wort für eine Art Acker.
') Dafs da-s Bild so zu viM-.stehen ist. sa^t auMli'ücklicli die iicischril't. DaHir. dafs die
nach der gewöhnlichen Vorstellung unter der Erde liegt, vergl. Lefkuure's Aufsatz Sphinx
I. 32. Zu dem gleichen Resultat kam auch Sethk in seiner bisher nicht gedruckten Antrittsvorlesung.
^) Etwas anderes ist es, wenn dem Osiris in dem oben angeführten Pariser Osirishynnuis
(Z. 10. 11) die Herr-schaft über Erde, Wasser, Luft und Pflanzen zugeschrieben wird, denn aus-
drücklich ist daVjei gesagt, dafs ihm sein Vater, der Erdgott, dieses sein Reich überwiesen habe.
Dagegen i.st in den Festival Songs of Isis and Nej)hthys (Budoe, Nesianisu 82) der Nil als eine
P'euchtigkeit aus dem Osirisleibe bezeichnet, luul das könnte auf der obigen Vorstellung lieruheii.
Anoi.F Krjian: Gebete e. iiiitrerecht \'erlnlnteii ii. a. dstraka.
HH
n^ ~ wird trotz seines Detenninativs mit f)^\> »Iperp Stelle« (vercjl.
BKUGsni, Wb. Supj)l. S.1171) identisch sein.
Dil hL^f Vater iind Mtttfir der Menschen, sie leben von deinem Atem, sie \esse/t\
com Fleische deines Leibes. Urgott ist dein Aame.
Es folgen noch vier Verse, die ich nicht v(>rst('li(>. Nur das sieht man,
(laCs der Dichter hier von sich seihst spricht {ich habe ..... in de/Hj was du weifst),
alier eine Klage über persöidiches Leid sdieint es diesmal nicht zn sein: die
verständlichen Worte scheinen sich auf das Wesen des Osiris zu heziehen.
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VI. Lied an Osiris.
T Korrektur
i^ftic^r:ni^i-iiiiiiiiiTpyr:yiiii^*f
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MizrKM^^Jym. ■ ■ ■ 'iiiiii^i^i^ -ii
') Das zweite ^ vielleicht nur ein Strieii. -) .\nselieiiieii(l .stand nieiit
') 3 ist ^ . man kann also nielit M?^ lesen.
*) Erhalten t| . also wohl [LI.
«) Oder j6 J?
Zeitsclir. f. Ägj-pt. Spr., XXXVIII. Band. V.W.
•^ .Siehe oben 8.2.
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Aixii r lüs.MAx: Cielx'te c. mi^oreclil \'i'rl'i)lntcn u. .-i, O.strnL
IXXXVIII. 15.1
Rs.
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Wenn das vorliergeheiide Lied in seinem Hauptteile wenig an die ülilielien
Osirishymnen erinnerte, so scheint sicli dies hier mehr in dem herkönunliclien
theologischen Detail hevvegt und die verschiedenen Heiligtümer aufgezählt zu
haben mit ihren ^Eigenheiten. .So lautet der Anfang, der den Gott als wieder-
auferstehenden") begrüfst, so:
Du erwacMt schön, du mit holiein du \("dti'stfr\ Sohn des Keh, du herr-
licher Dedpfeikr, an der Spitze von Ahydos. Du Sfin-, du in der Stadt
.... Du bi^t hoch, u'cnni?) dein Leih im Scelaud (jelirttet iM; Du König, der To . . .
') .So meine .\b.sclirift . djis Drij^iniil wird i^| lialicii.
^) Die S[iiir<Mi passen niclit
fehlt der Kaum.
, was also aiicli U sein Rain
kai
') has r.ih n/r. mit deni aiicli die Lieder 1 und II begannen, wird auch sonst vom er-
wachenden Toten gebraucht, vergl. »Paheri" '.), '20.
Anoi.K Erman: Gebete e. iingei'etlit X'erl'oljiteii u. a. Ostraka. 3;
keifst. Man [Irringt] dir den Papyiiut der T^berschwemmung und die jungen Pflanzen
des Gottesfeldes, die Vögel, dir in den Sümpfen sind, und die FiM-fw mm.s' ihren
])i'in Alihild i.'if der. den man zu Memphis ."tchnnt. wenn dein Feind unter deine \S(in-
d(den\ ßillt. Sokuris. der Herr des gfi/t.
Ks sind vier üsiris genannt, ilnbei die von Abyclos. vom Faijuni und von
Menipliis: dem des Faijum wird naclincrüiinit . was sein sumpfiges 1/ind nlles
Iiervorhringe. dem von Memphis seine Macht über seine Fein<h\
Was weiter folgt, ist zu stark zerstört, um eine zusammenliiingende Uher-
setzung zu erlauben. Zunäclist wird noeli Memphis geseliildcrt, dem das A7/-
haus bei Heliopolis folgt. An einem Oi-t wird Osiris mit .meinen drei Vätern zu-
.sammen verehrt: ein Ort im Delta liat anscheinend Gelegenheit gegeben, das
belie])te Thema der dortigen Papyrus und Wasservögel zu behandeln.
Das p]n(le der Vorderseite und die Rückseite') brachten das unerschöpfliche
Thema des Osii'is im Totenreiehe an, imd hier scheint die Färbung lebhafter
geworden zu sein, und mit einem ieli ireifs, dafs du herrlich, bist, tritt der Dichter
selbst hervor. Zuucächst bleibt er freilich noch bei dem Drachen Nh>-hr, der
in der Unterwelt die Sonne liedroht, und bei den TJnteriivlM)ew()hnrrn. welche
zittern^ wenn sie dich sehen, aber dann lieilst es mit einem nicht verständliclien
Übergang: Ich hin mit Lüge verletzt^ nwin And L'^t geraubt, und diese Klage, die
wir fast wörtlich ebenso in I fanden, war dann des Weiteren ansg(>führt, doch
sind die letzten vier Zeilen zu schlecht erJialten, als dafs ich eine l'ljcrsetzung
wagen möchte.
VIT. Lied an ThothV
Vs.?
^IITTTllf--l»,-1.4--l?^^*™^M
u=fli
') Der Ri'icUseitf siml iiocli keine \'ei>|iiinkte ein,i;el'iif,'t.
•M\
Adolf Erman: Gebete e. ungerecht Verfolgten ii. a. Ostraka. [XXXVIII. Baiiil.
>1
Rs.?
■^1
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Es fehlen etwa 19 Verse, von denen nur einzelne Zeiclion lesbar sind.
^
Die Erhaltung dieses Stückes ist so schlecht, dafs ich nicht sicher sagen
kann, was Vorder- und was Rückseite ist. Man würde zunächst denken, dals
es die Göttin der AVahrheit feiere, aber aus dem
das auf
der Rückseite lesbar gehlieben ist, sieht man, dals ein männlicher Gott der An-
geredete ist. Vermutlich ward Thoth gepriesen um seiner trefflichen Genossin,
der Wahrheit, willen.
Verständlich ist mir nur, dafs von zwei Sitzen der Wahrheitsgöttin die
Rede ist. Sie ist fest aufgestellt auf der . . Ti'eppe von Theben, dem Gericht .....
und ferner gehört sie zu den Favoritinnen, die im Hause des Ptah sind, also in
Memphis, dessen Gott ja von alters her als Herr der Walirheit bezeichnet wird.
Als solche wird sie in einem beliebten Vergleich mit Zünglein und Balken
einer Wage verglichen.
Der niutmarsliche Schlufs des Textes enthielt wieder ein Gebet, von dem
sich aber nur ein gieh erkennen läf'^t.
VIII. Musterbriefe.
4. am Rand.
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19(in.| Adolf Erman: Uehete e. mimrcclit \'crl'()l,meii ii. a. Ostraka. 87
IPC3||||RRUÄS,?iPo|nn]ixh?IIV,'™J«T^.IS
II-'
Darunter steht besonders:
Am Rande links noidi in rolier. i>-rnrscr Sclirift etwa
Ständen nicht die Forniehi 9 | und ^:z::p6 (1 (1 ^| in ihm. so wiinh«
man das erste Stüek dieses Ostrakons für ein Gehet an den Gott der (Jelelirten,
(h^i Tlioth . haUen :
Danach: 0 Thoth. stclye lu-rah, du \fs jauchzt \ iccr dich s(-huut als
den Schreiber des Jüchens. Brot, Atem. Wasser fohjen dir. deine Füfse
eilen, es flutet mit Wasser zu dem Jicker. Die Herden, trinken, die
Bäume sind trunken, das ganze Land erhältst du am Leben.
Diese üherselnvengUehen Sätze steHen wohl den Sehreil)erc;'Ott, der seinen
Getreuen die guten Ämter verseluvfft'), als einen Nil dar. der segensseh wanger
zu den Feldern kommt und alles ernährt.
l)i(> Form ptrk für "dich sehend«, hei der /: iiineinkorrigiert ist, ist merk-
würdig, und nicht minder ist es der mutmalsliche Schreibfehler /^^^xT" ^
pef^önh für . ■¥■ pl-'^onh.
Von dem zweiten durch n []^cS| eingeleiteten Abschnitt v(>rslelie ich nur:
Chons-TliOth, du Ibis, der grofs mac.JU den in \seinem\ Amte Geschickten, wolx'i
ii-li das sinnlose .'^sn »Lotus« in s.?>'ir »geschickt« ändere.
Das zweite Stück ist die Vorlage zu einem Geschäftsbrief'-):
Danach: Ich hin nach W^ht gelangt und habe die Abgaben der Gärtner meines
I lernt, die in dem [Garten] von W>'ht sind, in Empfang genommen. Ich bringe
sie In die ySpelchei'^.
Dies ist geschrieben, damU mein Herr iris.^e alles, icas ich ron Ihnen em-
pfangen habe:
') Verp;l. die naive Anniruric; :\ii. •'). !•, - fl'.
=) Ein äluilicliPi- An. t. ti. Id.
HS Adolf Ermav: Gebete e. ungerecht Verfolgten ii. a. Ostraka. [XXXVIII. Hand.
Wein 470^/2 Krug u. s. w.
left schreibe, um es meiwni Herrn mitzuteilen.
Der Brief ist in einer Hinsicht nicht ohne Interesse: er zeigt, dal's selbst
solclie Briefe trivialsten hilialts fingiert sind uiiil nicht einem wirkliclien Dienst-
verhältnis zwisclien Lehrer und Schüler entstanmieii. Denn ein Beamter, der
in Bilian d nioluk arbeitete, wird schwerlich zugleich so reiche AVeinberge be-
sessen oder verwaltet haben.
IX. Bitte an die Königin?
Grol'se Schrift:
l , :^M.
i
\j\u^ "^^ ^ Hierzwischen als Lelirerkorrektnren
], , , I ^
Darunter als einzelne Woi'tc:
I I I
Rs.
Gewöhidiche Schrift:
-^^iJim^tLtm-^muTv.
Die Schreibübungen und Korrekturen der Vorderseite geben uns den Namen
eines Schreü)ers Pn-pS-Un, der wohl der des Scliülers oder Lehrers sein könnte.
Den Resten des Textes auf der Rückseite ist schwer ihr Inlialt abzu-
gewinnen :
. . Brot, Bier, Fleisch^ Kuchen, Kraut . . . Leben, Heil, Gesundheit ruhen auf
dir, und si'ifse Luft . . . dich (Palast-)Fenster. Du In,'<t es, die sayt, und
der Köniy befiehlt (lies wd iiidn-) Fürsten. Thue irie ich sage.
Die Angeredete ist eine Frau. Bittet etwa jemand die Königin um ihn'
Fürsprache?
Aiioi.K E[!Jian: Gcbrtc i-. miiicrci'lil \'err(ilj>;teii ii. ii. ( »sti;iUii. BS>
X. Soll n. SU eil 1 uMfli Aii'vptcn?
'T--l^
¥1lll^rrll---^ll ilH
c^i
-^ne
^^Jil^^^T
Ks foly-ton noch vier Zeilen :
^il'niiz zerstört.
^Zeilenende . . . p I (2 "^W^
/e.le„enae...|^ ^ ^ 7^ (. J^ ^ ^ __
"Zeileneu.le • • • |(] ^^ ^^ ^ f 1® ^
Niiuint man an. was ja bei den Selireilikünsten dieses Schülers unl)e(leid<-
licli ist, dals er bei dem zweiten Wort den Auslaut fortgelassen habe, so kann
man einen wohlbekannten Ausdruck herstellen, den I (2 QA P® "^*, J S ^ .
den im Harr. .")()(), 4, 5 der gefangene Vogel ausstöl'st. Der Ausdruck wird ein-
fach "Schrei" bedeuten; sgb, sgp »schreien« ist das in Achm. \^ff^\\. Höh. lyne^n,
Sah. iyK2^K erhaltene Wort: vergl. Stkinhorkf, Apokalypse des Elias S. '.M .
Wir hab(>n also:
Schrei Eines ^ der in Äthiopien ist_, einer Akazicj welche [in | ivächst . .
und da gleich nachlier von einem fremden Land und von Ägyi^ten die Rede
war. so handelt es sich anscheinend um die sehnsüchtige Klage eines Ägypters,
der in Nubien leben mufs. Al)er was mau von dem Texte noch erkennt, ent-
spricht wenig dieser Erwartung; er seiieiut sieh mit dem Lobe Thebens oder
einer anderen Residenz Ram.scs" IL befafst zu haben. Man segelt zu ihr, der
schönen, und man ferlUfst jeden Hott, vermutlich, um in Theben den Amon zu
verehren. Dann folgte das Lob des Königs, zu dem alle L-inder hunnicn. sich
verneigend , und dem jeder Gott befohlen hat, zu siegen.
XI. An Ramses II.
i
^^ P P P Rest der Zeile zerstört^ganz zerstört^. • • |
40
Adolf Krman: Uebfte c. ungcreclit Verfoliiton ii. :\. (Xsliakn. IXXW'Ill. H.iilcl.
^^-^^:^k^?--p-?i ^..i
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15
II
]Man fragt sicli, ob dieses Ostrakon nicht nur ein Teil des vorigen ist.
Auch liier war von Rarases II. die Rede und von seiner Stadt, in drr jeder (intt
ist. Über die gewöhnlichen Lobesphrasen scheint der Text ül)rige]is nicht
hinausgegangen zu sein.
ii lim i ^
XII. An Ranises IX.
Verspunkte, vom Text nur lesbar:
C^J^MI] ASWZI---
Die vereinzelten Worte, die noch lesbar sind, lehren niu-, dals Ramses IX.
gefeiert wird. Dals es das Bruchstück eines Liedes ist, zeigen die auf dem
Stein sichtbar gebliebenen roten ^'erspunkte.
Von den hier mitgetheilten Liedern schliersen vier (1, 11. III, VI) mit einem
(icliete gegen Unrecht, das dem Betenden widerfahren ist; ein Frevler li;it iliii
betrügerisch um sein Amt gebracht (I, VI), und der Gott, der gerechte, unbe-
stechliche Richter, der sich der Schwachen annimmt, soll ihm beistehen (II,
III). Audi VII cntliiclt ein (4ebct an die Wahrheitsgöttin oder an (l(>n (i()tter-
ricliter Thotli. Es liegt auf der Hand, dafs diese Texte denselben Verfasser
liaben. und diese Bemerkung wird des weiteren bestätigt durch die in ihnen
wiedcrkelirenden gleichen Gedanken und Wendungen. Es kehrt wieder;
I!'UU.| Aiioi.r EiiMAN : Gebete, c. imgereelit Verfül;^teii u. ;i. O.str.'iUii. 41
r.sJi nfr »du erwachst schön« als Anfang in I, IT, VI:
»(hl Holicr, dessen Lauf man niclit kennt« in II, III;
»wie geheim ist dein Wesen« in II. III;
»die vergehenden Gesichter« in II. III:
die Menschen sehen dank der Sonne in II. III:
»Herr des Erdbodens« als Osiristite! in IV. V;
die Sonne leuchtet »über den Leichnamen« in IV, V;
t in I, IV, V in eigentümlichem tiebrauch;
^0 ^ in III, VI.
Wie man sieht, erstreckt sich die Gleichlieit einmal auch auf die unter
einander zusammengeliörigen Texte IV und V, und man wird daher aiuiehmen
können, dal's auch diese zu jenen gehören, was ja bei der Ähnlichkeit ilii'cs
Iidialts und Tones ohnehin wahrscheinlich ist.
Es sind also sechs oder sieben Gedichte eines Mannes, die ims hier er-
halten sind, und wenn dieser Dichter sich auch nicht mit jenem groCsen Un-
bekannten messen kann, der den Sonnenhyninus Amenophis' IV. geschaflen hat,
so erheben sich seine Lieder doch über die landläufige religiöse Poesie Ägyptens.
Gern wüfste man daher Näheres über ihn.
Scheinbar nahe liegt der Gedanke, dals dieser Dichter kein anderer ist
als jener Bewohner der König.sgrälx'r, der in Hiltan el 3Ioluk einst seinem
Schüler diese Lieder diktiert hat; er hätte daiui l)ei diesem Unterricht zugleich
seinem (4rolle Luft gemacht.
Al)er was die ägyptischen Lehrer ihren Schülern zu diktieren pflegen, sind
ja fast niemals eigene Arbeiten; .sie schöpfen alle aus demselben grofsen Be-
stände von Musterbriefen, Gedichten, Weislieitssprüclien u. s. w., und aucii unser
Lehrer von Biban el Moluk hat oflenbar nicht anders gehandelt. Denn die
Stücke X und XI, die er diktiert hat, gehören ja sicher einer älteren Zeit als
der seinen, der Zeit Ramses" IL. an.
Somit spriclit die Wahrscheinlichkeit dafür, dafs auch die Lieder I — VII
der allgemeinen ägyptischen Litteratur angehört haben und dals ihr Dichter,
dem so übel im Leben mitg(>spielt war, irgend eine bekannte litterarische (irölse,
ein in Ungnade gefallener Poet, war.
Dals er nach seiner Sprache dem n. K. angehört, ist klar, aber näher
möchte ich seine Zeit nicht bestinunen. Einen Gedanken, den wohl jeder
haben wird, der die hier mitgeteilten Texte liest, will ich niclit verschweigen.
Könnte nicht der Dichter von X, der in Äthiopien sich nach Ägypten und
dem Hofe Ramses" II. sehnte, mit unsenun aljgesetzten Beamten identisch .sein?
Gewifs kiinnte er es, al)er es läfst sich auch nicht das Geringste als Beweis
dafür anführen.
Zeitsihr. f. Ägypl. Spr., XXXVIII. K.-iiul. IWn.
42 Krman 11. Schäfkr: Zwei Ktikruteiiauslifbuiinoii in Abyclcis. [XXW'lIl. IJniul.
Zwei Rekrutenaushebungen in Abydos aus dem mittleren Reich.
A. Ein Denkstein in Berlin.
Villi Adolv P^rman.
INiclit wenige der kleinen niitl grol'sen Stelen von Abydus rühren von ägyiiti-
sclien Beamten her. die irgend eine amtliche Thätigkeit in die heilige Statlt
geführt hatte und die nun bei dieser Gelegenheit dem Gotte ihre Eiirfurcht
bezeugt haben. Meist haben sie natürlich bei dem Wichtigsten, das Abydos
enthielt, bei seinen Heiligtümern, zu thun gehabt; sie haben dort »die Künstler
geleitet«, »die geheimnisvolle Stätte verschönert« oder sind für »das Opfergut«
tliätig gewesen'). Aber auch andere Verrichtungen kommen so vor, die inter-
essanteste vielleicht die, die der kleine Denkstein 1198 der Berliner Sainnilung")
nennt; er ist unter Amenemhe''t III. dort von einem Manne aufgestellt, der im
Gaue von Abydos Truppen auszuheben hatte. Die unterste seiner Inschriften
lautet nämlich:
»Er war gesund, als er südwärts kam, um die schöne junge Mannscliaft
des abydenischen Gaues der Südprovinz ^) auszuwählen im Jahre 20 unter der
Majestät des Königs Amenemhe''t, der ewig lelit. «
Den Errichter dieses Denksteines möchte man zunächst in dem fjpi }#
fl I [Jfi »Soldatenschreiber Tlnmi» sehen, der auf ihm mit seiner Frau x J c^y
iht-jl) dargestellt ist und den auch die Opferformel nennt. Aber bei näherem
Zusehen trifft man hinter den vielen Verwandtennamen , die vor diesem Bilde
.stehen, die besclieidene Notiz: 1\ ^o" liH k^ ^~^^ \> »von dem. was der
Soldatenschreiber Mnhc-htp machte«. Es ist also dieser Mann, der die Aus-
liebung vorgenommen hat und der bei diesem unangeiichnuMi (ifscliäflc (das
gewifs wie heute unter dem Wehklagen der Fellachen und dem (ielieul ihrer
') Berlin 1183. 1204. läOO; älitiliclie Beispiele bei Mar.. Cat. d'Ab. und sonst.
*) Ausfiilii-l. Verzeiclin. 1899, S. 91. Derselbe wird deinnäclist an anderer Stelle vollsliimliü
veröflentliclit.
') Zur Kunstniktiün vergl. meine Grannnatik § 1 19, 'J.. Über den ^jL veigl. Ghifkuh. K:diiiM
Papyrns S. "JU.
Ermax II. ScnÄFF.n: Zwei Rckiiitciiaiislieljuniren in Alivdüs.
4H
Weiber vor sich ging) sich dem Gmir nn pfähl und fromm seiner Eltern ge-
dachte.
Dals der |jp|^ <li(^ Ausliebungen leitet, 2)al'st gut zu seinem Titel').
Ülirlgens gehören aueh andere Mitglieder dieser Familie dem Soldaten-
striiide an. Das Amt des fjp) f^ bekleidet aulser unserem Mentulintcp und
seinem Vater auidi sein Sohn v^^: von den ül)rigen mäiiidich(Mi 1^'amilien-
mitgUcdeni ist eines pfs "Soldat« imd eines n^ »Leibwächter«. Dagegen sind
zwei andere Verwandte lipi^LL^^:^ »Oberharemsschreiljer« und i 1 »Gütervor-
steher«. und wieder zwei andere füliren überhaujit keinen TiteL
B. Ein Denkstein in Kairo.
Von Heinrich Schäfer.
JcLiner ähnliehen C4elegenlieit verdankt ein Denkstein in Kairo, Nr. 20782 des
neuen Katalogs, seine Entstehung. Docli liat ihn sein Errichter seinem eigenen
Andenken hei dem grofsen Gott geweiht.
Die Opferformel lautet hier:
') Wrf^l. mein -Ägyiiten« S.723, sowie (iniri-iTH. Rahun Papyi-iis IX. 1 lo.
44 Erman u. Schäfer: Zwei Rekrutenaiishebungen in Abydos. [XXXVIII. Band.
H,
'1^^'"1^5,f„?
1 I^h::^! C=£1 I ä ül
Die grolsp Flüchtigkeit der Arbeit macht die Insclirif't nicht ganz h>icht
leshar. Doch scheint mir ihr Sinn nicht zweifelhaft. Nur bedürfen ein
paar Stellen weiterer Besprechung. Der Name dieses »ersten Königssohnes«
ist nicht ganz sicher. Er kann "^^^^ oder, wohl besser, "^^^ heifsen. Z<i
" Olli ' Ci O I
lesen ist wohl Nljt-Sbk-R''. Vielleicht gehört auch das vorhergehende Zeichen als
^ schon zu dem tilif. Am Ende dersell^en Zeile sind dem Steinmetz die Buch-
staben durcheinandergekommen. Er mag sich auf einem Ostrakon') notiert haben
Bei der Umsetzung in die wagerechten Zeilen des Steins ist dann das
(2 zwischen das ^^ und das ^^ geraten: . vÄ^^(2 ^^0 Ü ''^'^^2 statt
1 © ^^"v^ ü 0 i°^=S) . Im Schlufs der letzten Zeile haben Schrei) ler
r\ h und Steinmetz Dehler auf dem Gewissen. Es ist klar, dals in dem
]— J llj\^'A^ *'"' •^^^^^Ail ^^''^^^- ^^^' Steinmetz hat aber den GrilV
des i* — . in zwei Striche aufgelöst. Natürlich ist auch das A ungehörig. Der
Schreiber sprach eben ctonT statt cto-rn und hat diese Verwechselung auch in
die Schrift hineingebracht. Ähnlich finden wir auf Gralisteinen des m. R. häufig
statt 9 geschrieben").
Nach diesen Bemerkungen ist einfacli zu übersetzen:
»Ein Opfer, das der König giebt für den Ä7 des ersten (grofsen?)
Königssohnes Sebk-Ref-naht, der 1 von je 100 männlichen Personen seinem Herrn,
dem Herrn des Schwerts, gegeben hat, als er geschickt wurde, um eine Com-
pagnie I AI Vorkämpfer (o. ä.) auszuhe1)en«.
I S
') Auf einem Denkstein des m. K. im Museuiii von Kairo, Nr. 2021)9 des neuen Katalogs,
hat der Verfertiger des Steines sich eine entsprechende Notiz in Kursivsclirift auf die eine Seiten-
lläche des Steins gesclirieben. Vergl. den im Druck l)efindlichen Teil des Katalogs: Grab- und
Denksteine des mittleren Reichs im Museum von Kairo von II. 0. Lanck und IL Schäfer.
') In der Formel «was der Himmel giebt, die Krde hervorbringt und der Nil aus seinen
Quelllöchern bringt-. Vergl. Sethe. \crbuni I ^ (JS. \'iclleiclit gehört hieilier auch ^^ ^ ^
'P'=^ 1 I I
für römef auf dem Grabstein aus Edfu: .Mar., uion. div. Taf. 4(1 (Ni-. 2n."):iii des neuen Katalogs).
KiiMAN 11. Sciiäi-kr: Zwei lu'kiütciianslieliuiigi'ii in Aliydos.
45
Der »Herr des Schwerts« ist selhstverständlich der König. Das Inter-
essanteste ;iii der ganzen IiisehriCt ist die Angabe des Prozentsatzes, nach dem
der Prinz bei der Aushehung verfaliren ist. Soviel ich
sehen kann, ist 1 Prozent der männlichen Bevölkerung ein
nicht allzu hoher Satz. Die Vertauschung von in und n,-
alsu 1 n s 10(1 statt 1 ms 100 ist niclits Ungewöhnliches.
Unten auf dem Stein hat der Prinz zwei dieser Soldaten
al)l)il(len lassen, den einen sogar mit seinem Namen (M
Die nel)enstehende Skizze zeigt das Aussehen der Leute.
Vor den Soldaten her gehen drei Männer, von denen L
Cin- eine lA heifst. o
Auch ^_^ das Haupthild des Steins ist merkwürdig. '^
=■ seiner Frau. Hinter ihrem Stniil stellt ihr
^ sich an den Tönen einer Harfen.spielerin und
einem erhöhten Podium vor ihnen .s])ielcn. l!ci
^. der hinter der Säimerin steht . denkt man an
Links sitzt der Prinz mit
Sohn o. ä. Alle drei erlVeuen
einer Sängerin, die rechts auf
dem eit>('ntümlichen Kegel,
LD. II. ■.\C^.
Ein Skarabäus mit der ]/\ ^-Formel aus der Zeit Amenophis' IV.
Von Heiniuch Schäfer.
Mit einer Abbildung.
Wir wissen so gut wie gar nichts über das Begräbnis we-sen unter der neuen
Religion Amenophis" IV., doch vermutet man wohl mit Hecht, dals es sicli
äulserlicli wenig von dem luiter dem alten Glauben üblichen unterschieden hat.
Einen beachtenswerten l>eitras- zu dieser Frage liefert der oben al)gebildete
Skarabäus, der sich in Berlin unter Nr. 1 .■')01)'.) befindet. Er ist aus dem be-
kannten, für Herzskarabäen liäutig verwendeten, grünen Stein, undurchbolirt
und (),5 cm lang. Äulserlicli unterscheidet er sich in niclits von einem ge-
wöhnlichen Ilerzskarabäus des n. R. Über seine Herkunft ist nichts Sicheres
bekannt, denn auf die Angabo des Kairener Händlers, er stamme aus Sa(|(|ara.
ist nicht viel zu geben.
Die vertiefte Inschrift, (Vh« in dw 'rechnik eine nicht ungeübte Hand ver-
rät, enthält zahlreiche Fehler. Vielleicht ist das Stück deshalb verworfen
worden. Der Name des Besitzers ist, wie es öfter vorkommt'), nicht au.sgefüllt.
') Berlin, Ausf. Verz. 1899. S. ISS und 1S9.
4«;
H. Schäfer: Ein Skarabiius mit der sfn-di'-/itj)-Foi-me]. [XXXVIII. Band
Trotz ihrer Fehler ist aber die Inschrift völlig klar. Sic hcifst:
»Der König gebe ein Opfer. Der lebende 'Itn, der jedes Land mit Schön-
heit erhellt, er gebe ein langes Leben mit dem. Avas sein AV begehrt, ein Begräb-
nis im schönen Horizont, wie es der 'I(7i giebt, er gebe Brot, Bier. Ochsen,
.... Weihranch (?1, Ol. (alle) guten reinen Dinge flir den A'/ des N. N.«
Das Zciclien am Anfang der zweiten Zeile ist das T, das erst in den Beginn
der folgenden Zeile gehört.
In Zeile 4 ist aawv. statt "Cx geschrieben. Nacli der von Steindorff. ÄZ. 1S!)().
besprochenen Inschrift: ]
würde man auch aid'
(^
»ein schönes Begräl)nis im
unserem Skarabäus erwarten: I
<rr> w=S5 0
Horizont«.
Die Aufzählung der einzelnen Oi)ferga1>en ist stark verderbt', doch ist nichts
Wesentliches unklar. In Zeile G fehlt natürlich ^^.
Der Skarabäus ist für ein Grab l)estimmt gewesen. Daran, dal's dem
Besitzer dabei ein »langes Leben« gewünscht wird, wird man sich nicht stofsen,
wurde doch vielleiclit die ganze (4i-abausrüstung von dem Betreffenden schon
bei Lebzeiten bestellt. Dafs das Stück als Ilerzskarabäus hat dienen sollen,
ist walirscheinlicli, aber nicht zu beweisen.
Wir haben hier wieder ein Bei.spiel für die Verwendung der JA -Formel
unter Amenopliis IV. Denn dafs der Skaraliäus aus dessen Zeit stammt, ist
unzweifelhaft. Icli meine, wir haben ganz und gar keinen Grund anzunehmen,
dafs man diese Formel unter der neuen Religion gemieden hal)e. wie Borch.\rdt,
AZ. 1S1)7 S. 167, will. Auf der von ihm dort besprochenen Statuette ist die
Formel nur wegen der Namen des Amon getilgt.
Ein ähnlicher Skarabäus ist, wie ANikdemann, Proceed. XVll p. 155 Nr. 3
erwähnt, in Turin, Nr. 5!)'.)".}. Proceed. VII. p. 2(10 f liat Wiedemann eine Toten-
figur veröffentlicht, auf der ebenfalls an Stelle <ler üblichen Aufsclirift ein
J. H. Brea.sted : Iviiiu ll,iiiiili:ili iiiul liis S;ikkaia 'rmul),
47
King Harmhab and bis Sakkara Tomb.
By James IIenky Breasii:!).
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tlic idciility dt' llarnilial) tlic kini;-. aiiil llarnilial)
toiiili was oiicc at Sakkara and is iiow scattcrcd
lyiiy]iti;ni muscuiiis. NeverUiclcs.s, tliis idcntity,
liowsoever probahle'), lias iicvcr yet
Ix'cii cloarly demoiistratcd. Tlns is diio
to tlic iact that thc fVaii'incuts Iiavc iicvcr
Im'cii eoUcctcd and studicd (ouctlicr''). In
1) It is aniied liy WiKi.ioiANN, (icscli. 1 lii.
-) See tlic couiiiarisdii iil' ihc l'iiiu-tidiis ol' tlic
kiiii; aiid tlic -eiicral. Iiy rETUii;. Ilistoiy II --'11.
— it, is liardly worth wliile t» iMiiiiiicratr llic
various tlieories vvhicli have bt^eii (■minciated oii tlu;
siibject; they niay be foiind in Mastkro, Strugsle
iil' tlie Nations p. 34:i ii. 2.
^) A Statement ol' thc niatcrial scatlrrcd
tlirouu.b tlie nuKseums may be usefiil:
1. Cairo: Mar., Mon. div. 74 and 75: Hokü';,
hiscr. liicT. XXXVI f. ClV-C'VIIl.
2. Lcyden: Leejians, Descr. rais. |).40c I — 15:
and Mon. du Mu.see d^Antiq. I. .'i I — 31; Wikdi.:-
51ANN. ÄZ. 188.0, 80 r.
:!. London: Doori-osts, Birch , (iuide to tlic
1 ix-ptian Cialleries, Nos.ööO and ö.öS |).3(1; SiiAEtpi;.
V^'^?^
■n-""" ir""
VUj.l.
48 .1. H. Breastkd: Kin- Ilarmlinli :iiul liis Sakkaia Toiiil). [XXWIII. Itai
particular, a fragment of the tomb in Vienna has never been compared witli the
tragments in the other museums. It lias been published by Bergmann and by
WiEDEMANN (sce notc below). Bergmann says tbe inscription occupies: »die obere
Hälfte eines rechteckigen Kalksteinblockes ..... der aus der Wand eines the1)ani-
schen Grabes herausgesägt ist« (AZ. 1889, S. 126). If the block rcally came
froni Thebes, it Avould of course have nothing to do with Harmhab's tomb
in Sakkara, although Wiedemann says: »Anothcr calcareous fragment of quite the
sanie style, very probably of the same tomb [viz. of Harmliab] «. It
contains a relief (fig. 1, upper block) showing a nuuiber of officials bowing
toward the lefl; over their heads is a text containing the directions of the
official (lost at the left) to whom they are bowing, in which he gives into their
Charge a number of ^^1<^' ^^ course Asiatics. wliose country has l)een
devastated and their town laid waste, so that they are seeking protection in
Egypt and begging the Egyptians to grant them a home, as they say: »After
the manner of your fathers' fathers since the beginning« (I. (>). The official
then States to bis bowing subordinates : »Now the Pharaoh L. P. H. gives them
into your (plural) band to protect their borders»'). Further the remains of
the last line to the right show:
»They give praise to the Good God , great in strength Dsr-hprw- R'^-).'^
According to this short text, we are dealing with an audience before the king
Harmhab; the Asiatics (lost at the right) ^) are then doing obeisance to this
king, whose figure is lost at the left; and the »Pharaoh« in the official's
Inscr. II 92; Stela with suiihymn, Meyer. AZ. 1877 148 ff. ; j)hotographs by Clarke and Davies,
Museum St. London.
4. Alexandria: Wiedemann. l'SBA. XI 424.
.5. Vienna: Wiedemann, «6/rf. XI 425 and Bergmann, ÄZ. XXVII 125 — 127.
There is a toinb-door in the Louvre (C 68, C 69; Pierret, Rec. d'Inscr. II 57; Cha.ssinai-.
Miss. V 486 ff.) belonging to the tomb of a general Harinhab. This man however, lived tinder
Tliutniose 111.. Amenhotep II., Thutmose IV. and Amenhotep III. (Miss. V, j). 432) and his tomb is
at Tliebes (Bouriant, Miss. V 413 to 433). Wilkinson emjiloyed much niaterial from it.
') The autotype may be compared with the jn-inted texts of Wiedemann and Bergmann.
As no ver.sion has been inade in English, 1 append a translation: »(1) .... Asiatics; othei-s liave
been placed in their abodes (2) .... they have been destroyed and their town laid waste, and
fire lia.s been thrown (3) [into their grain:'.^] .... |they have coine to entreat??] the Great in
Strength (Pharaoh) to send his iniglity sword before (4) .... Their countries are starving, they
live like goats of the moiintain, [their] children (ö) .... saying: 'A few of the Asiatics who knew
not liow they should live; iiave coine (6) [begg]ing |a home in the domainiM'] of Pharaoh, L.P.II.
after tlie manner of your fathers" fatliers since the beginning. imder (7)' .... Now tiie Pharaoh
L. P. H. gives them into your band, to protect their borders«.
') The \^ and W signs are not (piite complete and only one of tlie |)lural strokes after
M can be .seen; but there is no doubt about the reading, a.s I repeatedly examined the original
by varj-ing lights.
') Before dt-sn »they give-, the remains of t'i-sn -tlieir bonndaries" can be seen; showing
that this Short text belongs to the Asiatics.
lltdil.l .1. II. Brfi-AsiEn: King Harinhab luul liis Sakkara Toiiili. 49
above ilirections is also Harmhab. Tliis is all very simple, as long as we do
not know to wliose tomb tlie Vieiina ])lock bclongs. Wo inay simply infer
tliat it l)olongs to an unknown of'ficial under king Harmhab.
But beiieatii the liowing officials are thc fragmonts of a relief, belonging
to a socond aiid lowcr scene. Neithcr dC thc old ])u1)lications reproduces or
inakes aiiy relercnce to tliis lowost relief. üuring a visit in Vicnna last autumn,
I photograplied tlie entire piece') (upper block, fig. 1). A coniparison witli the
Leyden {"ragineiits, nf whicli I later secured photograplis"), shows tliat tlic
Vienna block belongs to the Leyden series. That the Vienna fragnient exactly
fits the Leyden block (fig. 1) and completes its lacking npper portion, will be
clear at the first glance: for we see that it completes:
1. the Upper portion of the head of Harmhab, with the inwus, as nsual
in Ins toml);
2. the extreme upper point of his fan'):
H. the upper third of the raised rectangular panel intended ibr an in-
scription which was never inserted.
The Asiatics spoken of in the Vienna inscription are therefore the sanie
ones depicted as prisoners in the other Leyden reliei's^), of whom somc appear
in fig. 1 apparently among the household of Harnihal), congratulating hini'') after
Iiis reccption of the gold.
But the question of the king is now no longer so simple. The extcnsion
of the Leyden reliefs to the left shows Harmhab the general, before a king
who is presenting hini with gold. According to the Vienna inscription tliis
king would be Harmhab. But the first glance at the figure of the king un-
inistakably proclainis it to be that of Amenhotep IV.'''), with his queen Stand-
ing behind him, as usual in the Amarna scenes of the presentation of gold.
The question then arises: how is this to l)o reeonciled with the occurrence of the
name of king Harmhab in the .samc toml)? Thc Solution of a similar ineon-
gruity will also answer this question for us. Throughout tlie reliefs in this
tomb, the general Harmhab wears the royal ura^us-serpent, the special pre-
rogative of kings. The matching of the Vienna l)lock on the Leyden fragments
i'urnishes the explanation of this unparallelod anomoly. It will be noticed that
Harmhab's fan') is very awkwardly made. Thc left band cdge above the arm
') I was indebted for this privilege to tlic fiistos. Dr. Dkdkkind, ior wiioso atteiitivc kiiid-
ness 1 cannot (Express sufficient thanks.
^) Through the kindne.ss of the Director. Dr. Pleyte.
') This i.s quite clear in the photograph, but hardly to be seen in the aiitotype; see also (ig. 2.
*) Not shown in our Illustration.
■') With the two prostrate figurcs conipare tiie grecling in tlie Ainai-ra {(^ters: ».\t the feet
of my lord .... seven times and seven tiins with breast and hack I thiovv myself» (ed. Wincki.er,
No. 1.58 11.9 — 13). No. l.")? has «jctM hMy and back-. 1 owe tlic remark to Dr. Mksserschmidt.
^) The upper blacks containing the head of the king and tlie inscriptions is unfortnnalely lost.
~) Fig. 1, Leyden fragments, exti-eme left.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVIII. Band. 19IK). ''
50 .1. 11. BuKAsiKi.: Kinj; llaniilial) ;iiul liLs .S;ikU;iia l'uiiib. [XX Will. Bau
is far fi-om matcliiiic: the same edge helow the arm. The pliotograph show.s
cloarlv tlmt this Imd luatcliing is not original. Imt tliat a linc fnrtlu'r to the
lell exactly matching the left hand edge below the arm, runs upward from
the arm (.see broken line, fig. -) and curves inward to Harmhab's forehead.
Where it continued is sliOAvn by (lie dotted line') across the iira'us-serpent
(fig. 2). It is perfecth' clear therefore that the lel't hand edge
of the fan above") the arm has been shifted to the right from
its original position, to make room for the uneus serpeiit, wliich
is therefore a later Insertion after general Harndiab"s tomb was
finished, and of course after he had become king'^). Tliis proven,
it now becomes clear that the line with the name of king Ilarmhab
on the Vienna block, is also a later insertion, probably made
at the same time that the ura^us was added. Its purpose is
evident: the Asiatics bowing to the qeneral Harmhal) are now
Fig. 2. ^
designated by the inserted line^) as giving praise to king
Harmhab. This addition is therefore in entire harniony with the addition
of the unens.
Recapitulating, we find:
1. that after the completion of the yeneral Harmhab's tomb, the unens
was every where added to his figure ; and
2. over Asiatics bowing to tlie general Harmhab is added an inscription
stating that they are giving praise to the king Harmhab.
To the.se new facts is to be added the testimony of the coronalion in-
scription, in which the king Harmhab states that before he was king he oc-
cupied on official position") in the state similar to that hehl by the general
Harmhab according to the inscriptions in his tomb. In view of this evidence
there can no longer be any doubt that the general Ilarmhab is he who after-
ward became the king of the same name.
') This cannot be .seeri on the pliotograpli, biit its iio.sition i.s inadc certaiii by tlu' visil)lc
portions.
') Tliose who cannot .see the original edge in the aiitntype (iig. I) inay acrepl the [iresenl
po.sition of the left band edge belmc the arm, as evidence for its original po.sition, ahore the arm.
') I learn that on the basis of the other pieces, Steindorff and Borchahdt had sii.spected
such later insertion. As far as 1 have been able to examine the other block.s, the fan nowhere
interferes with the insertion of the urseus, as on the Vienna block.
*) Sigiis of the later insertion of this inscrij)tion could doubtless lic (Iclcctcd on Ihc original;
biit when in Vienna 1 supposed that the block belonged in Thebes and hiwici" did luil siispcct the
later insertion of the line.
'') The king whose favor he narrate.s in tiie coronalion inscriptioii inav Iic .Vnienhotep 1\'.,
as shown by the Leyden fragments. Possibly we are to look for Ilannh.ib in the oflicial A^(l
"^j^^ i X ] Va,/. who built a tomb at Amarna under Amenholc]i 1\'. .Sucii clianges of tlic
god's name are common in proper names at this time. The tomb at Sakkai-a woiild thcn have
lieen built under the cphemeral successors of Ameniiotep I\'., for Harmhab was in favor under
Tutenkhamon (I'.SBA. XXI. 111).
Heinurh SciiÄri.u: /ur Insclirit't des 'I";ili;irk;i ans 'I'aiiis. 51
Zur Inschrift des Taharka aus Tanis.
^^)ll IIkinkich Sciiäkkr.
In der von Petrie wieder aufQ-efuiidenen und Tanis IL Taf. IX Nr. K5(i') ne>i
veröflentlicliten wielitigen Insclirif't des Taliarka aus Tanis lauten Zeile 11 — 14
unter Einsetzung der von Griffith gegebenen Verl)esserungen :
"• lischt s?™^^r:k^2
Griffith' vortreffliche Übersetzung der Inschrift scheint mir jcdueh einiger
\'erbesserungen bedürftig:
1. Unzweifelhaft ist zunächst wohl, dafs an Stelle des sinnlosen ^^°^
oder f\, o^. wie die Tafel hat. zu lesen ist f\ 1^ "^ »in Napata«. Etwa an
das%^-^=>?^ oder ähnlieh, das auf dem Skarabäus Proe. XXI Taf. ili Nr. ;'>*.)
(Text 8.15(5) vorkommt luul danach 12 Stunden zu Schiff nördlich von Mem-
phis (?) lag, ist wohl kaum zu denken.
2. Am Anfang von Z. IH hat die Tafel nur ^^. Man sieht also daraus,
dafs wenigstens das ^^ ganz sicher ist, und das ist das Wichtigste. Es fragt
.sich nur. wer mit diesem ^^ gemeint ist. Griffith übersetzt: >>For] he (that
is king Tahaniay) went to the north land«. Mir scheint es aber unni(\uiich,
unter dem ^.=_ hier Taharka zu verstehen. Ev .spriclit eben noch in der Zeile
vorher von sich in der er.sten Person und ebenso gleich wieder in der folgen-
den Zeile. Es ist doch wohl sicher von einem anderen die Hede. Rlir scheint
es am iiMtnrliehsten, etwa zu ergänzen: [»indem ich S. M. folgte,] als er nach
dem NnriUaiul kam«'').
8. In Z. () hat die Tafel: "^^ ^ '^<='\ö\%%- Griffith verb.^ssert
SO '^ "^ U.S.W, und übersetzt: |..loIwas] loved by my fathcr more than
') Text S. 12. 7. :!(). GRrFKna' Übcrsct/.mii; S.-Ji). 17. Seine Verbe.sscruiigeii /.iir Lesiiiiy; S.:!8.
2) Die Lücken am Anlan,!;- der /eilen sind dnn'lisclinittliel] vier P.nelistal)enc|nadnite grofs.
3) Griffith liest in den \'erbesseningen I ü . leli behalte die alte Lesnn,^- bei. Der
Stein ist überall sehr zerstört.
■') Ist das nfl hier sicher, so ist es wieder, wie öfter, aus dem Sinne des Verla.ssers d(M-
Inschrift, der ja im Nordland ist, gesprochen. Wir würden »ging., erwarten. Vergl. AZ. 1899, 73
Amii. 1 lind oft.
?•
52 Heinrich Schäfer: Zur Inschrift des Taharka aus Tanis. [XXXVIII. Band.
(the rest of) tlic royal cliiklren«. Ich lasse clahingestellt , oli wirklich l^Ö
■^ "^ zu lesen ist und nicht einfach lcilo% ^ • Sicher ist doch aber der,
der den junijen Taharka so sehr liebte, der damals regierende König. Wenn nun
vorher in Z. ö gesagt worden ist, Taharka [sei auferzogen] ^v 4Jl_^ 1 ^ J Ö
%> "^ , so geht klar aus diesem Ausdruck hervor, dals er eben nicht der Soiin
des regierenden Königs war. Ich bleibe also vorläufig l)ei der Lesung der Tafel
und übersetze: »er liebte mich mehr als u. s. w.«
DerZusammenhang der ganzen Inschrift ist nach diesen Verbesserungen also der :
In dem unklaren Anfang*) ist eigentlich nur verständlich: »Er (der König)
gab mir (dem jungen Taharka) ein gutes Feld«, und es scheinen ein paar Sätze
über die Bewirtschaftvmg dieser Felder dazustehen. Dann scheint zu folgen:
»[Ich wurde aufgenommen] in die Zahl der J Q v\ ^ des Königs . . ., und er
liebte mich mehr als die übrigen«. Nach einer Lücke finden wir dann die
Worte: »alle Länder unter meine Sohlen«. Taharka ist also plötzlich König
geworden. [»Während dessen war nun meine Mutter] in Napata, die Schwester
eines Königs, die süfsgeliebte, die Mutter eines Königs''), [die Herrin des Nordens
und Südens (o. ä.)]. Ich hatte mich aber von ihr getrennt als ein junger Mann
von 20 Jahren [als ich S. M. (meinem Vorgänger, von dem oben die Rede war)]
auf seinem Zuge nach Unterägypten begleitete. Und nun kam sie stromab ge-
fahren nach [dem Nordlande, um ihren .Sohn wiederzusehen] nach so langen
Jahren und fand mich gekrönt [als König von Ober- und LTnterägypten] . . .
Sie freute sich aufserordentlich, als sie die Schönheit Sr. M.^) sah, wie Isis (sich
freute als sie) ihren Sohn Horus auf dem Throne [der Lebenden] erschienen
sah». Im Sehluis wird der Empfang der Königin liesclirieben.
Man wird also hiernach bei dem durch das »;.=_ erwähnten, aber wohl
nicht mit Namen genannten König an Schabako denken müssen. Es mag der
Zug des Schabako gegen Bokchoris mit diesem Zug nach Untei'ägypten gemeint
sein. Zeitlich wäre das nicht unmöglich. Taharka wäre danach mit 20 Jaliren
nach Unterägypten gezogen, W'äre dort die ganze Zeit beim Heere geblieben,
ohne, wie aus unserer Inschrift hervorgeht, vor seinem Regierungsantritt wieder
nach Nubien gekommen zu sein und wäre dann als höchstens 46jäliriger Mann
auf den Thron gekommen, wohl auf seine kriegerischen Erfolge gestützt und
vielleicht durch eine gewaltsame Erhebung gegen Schabataka (vergl. AZ. 35,
S. G9, 3). Bei seinem Tode wäre er so 72 Jahre gewesen. Gegen Ende seiner
Regierung hat er den Tanutamun zum Mitregenten angenommen.
') Der erhaltene Teil sclieint nur die letzte Hälfte des ganzen Textes zu sein. Die erste
stand wohl auf der zerstörten anderen Seite des Steins. Mit unserer Z. 1 kann die Inschrift nicht
angefangen haben.
') Die Mutter wird schon mit diesem Titel genannt, den sie erst durch ihres Sohnes Tliron-
be^teigung bekonunt.
') In diesem, einer Apotheose ähnlichen Schlafs, ist der Ubei'gang in die 3. Person (8. M.)
wohl verständlich.
AiHii.K Kioian: Kiiiilrrriiinc lui 'roiniirllluij-iMi. 53
Kupferringe an Tempelthoren.
Von Adolf Ekman.
r^s sind nicht viele Dinge anf ägyptiscliem Boden, die wir so gut zu kennen
glauben wie die Tempel der griecliiscli -römischen Zeit. Dals aber auch liier,
trotz Philä, Kom Ombo, Edfu und Dendera, unsere Kenntnis noch ihre Lücken
hat, zeigen drei Klassikerstellen , auf" die mich die IIH. R. Schöne und H. Diels
hingewiesen haben. Sie sprechen von einer Sitte bei den ägyptischen Tempeln,
die sie als etwas allgemein Bekanntes darstellen und die uns doch, soweit
meine Kenntnis reicht, noch an keinem jener Heiligtümer entgegengetreten
ist : An den Eingängen der ägyptischen Tempel befanden sich kupferne Ringe,
die die Besucher beim Eintritt berührten, um sich durch ihre Berührung zu
reinigen. Die eine Stelle findet sich in einem Citat, das uns Clemens .Mcxau-
drinus (Strom. V, 672, 2ß — 35) erhalten hat:
AisvucTicc c Qp^(^ 0 ycuiJ.iJ.ciTiy.og iv T'jj Tlspl 77]^ ifj-ipacreuii: tov (~£oi twv TpoyjTx.wvy)
(jviXiCs'aov (jy/icrl y.a,Tot, AeAjv • 'V.(TYifJ.oi.ivovv jovv od ^lot, Xs^swg jxovov ocXXd kou dta <j\j\x^o-
}mv Bvioi rctg ~poc,^sig, Sia ?'.£^suig \mv thg Eyj.i rot. Xsycfxevx AeAc^ixä TrcipotyysXjjLXTci , To
yVfi^sv -oLyciv y.ocl tc Fvöo^i crocvrov kuI to. rovToig aijoioi, Sia Se 0"Li|U/3oAwf, dig ore rpoy^og
0 'jTpscpofj.evog iv ToTg tüüv SsüHv rs^j-vtcriv üKy.v(TfJ.cvog tvclco. \iyjiiriwv.
Der Grammatiker Dionysius Thrax führt also als Beispiel einer symbolischen
Handlung an «den drehbaren Reifen an d(>n Bezirken der Götter, an dem ge-
zogen wird, bei den Ägyptern». Deutlicher äutsert sich der Physiker Heron,
der zwei seiner Prol)leme an diese Sitte knüpft. Das erste lautet (Ileronis
Alex. Pneumatica 1,32 ed. Schmidt, S. 148):
'Kl/ Tolg Aiyv—riMv ieoalg irpog rcdg ■KU.pa.TTci'Ti jcoyjn. yoiXy.ioi £TTii7Tpe~T0i yniovToi.i
~pog TO Toig EiCTspy^oixevovg e7ri(jTps(f)£Lv cwrovg ^lot, to ^okuv tov yjx,Ky.ov kyvii^eiv ' eCTi 6s
Keil 7TSpiCCCiVTY]DlOt TTCOg TO TOVC EtTEpy^OIJ.SVOVg TTSCippUlveij^M. ^SOV CVV ETTU) TrOlYj(7Cil,
(JoTTs s-iCTpcicjysvTog tov Tpoyjiv vSujp sr ciVTov STTippseiv £i"c TO otJc eipYiTcii —epippaiveijB-cii.
»In den Tempeln der Ägypter befinden sich an den P'ingangspfosten dreh-
bare Räder aus Bronze, damit die Besucher des Tempels sie drehen, weil man
glaubt, dafs das Kupfer eine reinigende Wirkung ausübe. Dazu gehören auch
Weihbecken, die zum Besprengen der Eintretenden dienen. Es sei nun die
Aufgabe, eine derartige Einriclitung zu treflen, dafs infolge der Umdrehung
des Rades das Wasser, wie gesagt, zum Besprengen heraustliefst. «
Wie mir Diki.s zeigte, sind diese Worte, ;ds vom Rande in den Text verirrt, zu streichen.
54 Aiioi.F Krman : Kupterringe an Teinpeltlioi'en. [XXXVIII. Band.
Das zweite (ib. II, 32 S. 298) beginnt so:
(äYiCatv^ov xuTUiTKeiiYi Tpay^ov eyjOvTog <TTOS(f>oiJievov yjih'Azov, sc y.u.XCi-a.i äyvcTTvicioi'"
'ovTo 7ÄC zm^c/.<iiv et sie Tot. lepa. EiciovTEq (TTcecpeiv.
"Eine Schatzkamnier mit einem rotierenden Broiizerado, dem sogenannten
Reinigungsrade, zu bauen; dieses pflegen nämlich die Tempelbesueher zu drelieu."
(Es wird verlangt, dal's ein als Ornament auf dem »Thesaurus« angebrachter
Vogel bei dem Drehen des Ringes sich auch drehen und pfeifen soll.)
An der Existenz dieser seltsamen Sitte im griechischen Ägypten wird man
demnach nicht wold zweifeln können , und es verlohnt sich schon die erhaltenen
Tempeleingänge einmal daraufhin anzusehen; denn wenn auch die Bronzeringe
selbst längst verschwunden sein werden, so müssen sich doch noch die Löcher
nachweisen lassen, in denen sie einmal befestigt waren.
Auch andere Fragen knüpfen sich an unsere Stellen. Haben wir irgend
einen anderen Beleg dafür, dafs nach ägyptischer Anschauung das Kupfer
»reinigt»? Und ist uns sonst etwas davon bekannt, dafs an dem Tempeleingange
ein «Thesaurus« stand, d. h. doch wohl ein Opferstock, ein Gotteskasten, in
den die Besucher Geld zum Besten des Heiligtumes warfen')?
Dagegen sind uns die in der ersten Stelle des Hero erwähnten Wasser-
becken wohl erhalten in jenen grofsen Steinbecken, die uns das griechische
Ägypten mehrfach hinterlassen hat und die nach ihren Aufschriften aus Tempeln
stammen"'^). Der Gedanke selbst, dafs man sich vor dem Besuche des Gottes-
hauses waschen und reinigen mufs, ist ja echt ägyptisch.
Der Titel «Richter« als allgemeiner Ehrentitel.
Von Kurt Sethe.
üis wird gewifs schon vich'ii aulgefallen sein, wie oft bei Herkunftsangaben
in Inscliriften des n. R. der Vater eines Mannes den Titel "^^ »Richter«, sei es
allein, sei es von einem anderen selbständigen Titel gefolgt, hat, während dieser
Titel sonst in dieser Zeit kaum noch vorkommt. So nennt sich, um aus der Fülle
von Beispielen nur einige herauszugreifen, Pw-t/ii-r'', der ()berl)aumeister Thut-
mosis' III., wo er seine Herkunft angiebt. »erzeugt von <leni Richter P?r-A'"''),
Amenhotep, der weise Ratgeber Amenophis" III.. »erzeugt von dem Richter
*) Ich verdanke diese Aiifia.ssiing Dikl.s.
') .So z.B. in Berlin 8033. 11592 (Ansf. V<tz. S. 38')); ver<,d. aiicli die von Pki mi- in Knpid
gefundenen Becken (Petrie, Koi)to.s 8. 24).
^) Kairo. .Stalne !M(I (ans di-ni .MiitIcMiipi'l).
l!liMi.| KiRT .Sethk: Der 'l'itol »Ricliter« als ;illgemeim>r Klirentitcl. 55
///)H-" '). II. s. -\v.°). Der (>iiifadie Titel »Rieliter«, don die Yätor dieser hoh(>ii
Stn.'itslieninten erli;ilten. stellt in seltsaiiieni Kontrast zu der zum Teil t;'erndezu
uiin'eheureii Fülh^ von Titeln, die sie. die S("iline. sicdi selbst in denscilien lu-
sclirif'tcMi lteilei:>'en.
Die P^rklärung für diese eigentüniliehe Erselieinung giebt uns der (u-ali-
stein Louvre C. Gl, der einem /^O , wY gehörte und etwa aus der Zeit der
IS. Dynastie stammen dürfte. Hier ist (nach dem Berliner Abdruek Sl'i) ül)(>r
einem Khepaare, das dem Toten und seiner Frau gegenübersitzt, an Stelle
der üblichen Beischrift, die die Titel und Namen der dargestellteu Personen
nennen sollte, nur folgendes in Relief ausgefülirt: »
erzeugt von dem Richter geboren von der Haus-
hcrrin «. Wir haben es hier also mit einem
Denkmal zu thun, das im voraus zum Verkauf angefer-
tigt wonlen war und auf dem erst nachher die Titel und
Namen des Abnehmers und seiner Angehörigen eingesetzt wurden, was übrigens
in den Inschriften auch deutlich zu erkennen ist. Da nun der Titel "^^s^ in
der obigen Darstellung bereits ausgeführt war, während für die dem Ver-
fertiger noch unbekannten Namen der dargestellten Personen und ihrer Eltern
Platz gelassen werden mufst(>, so mufs er ebenso selbstverständlich gewesen
sein wie der Titel der Mutter ^^ »Hausherrin« unil die Worte »erzeugt
von« und »geboren von«, die gleichfalls schon in Relief au.sgeführt waren. Es
war also gewifs ein allgemeiner Ehrentitel, der Leuten von gewissem Stande
zuzukommen ptlegte und den der Steinmetz daher unbedenklich schon ausführen
konnte, obwold er den späteren Käufer des Steins noch nicht kaniiti'. Almiich
ist ja auch der Titel juchje in gewissen Teilen Amerikas zu einem allgemeinen
Ehrentitel geworden, den jeder einigermafsen angesehene Mann beansi)rucht.
Für die Bedeutung des Ehrentitels ^)^ ist wohl noch folgender Fall zu
lieachten: Auf dem Grabstein Louvre C. 50 führt der Tote, ein | Uiii| /ww^ (1
"Vorsteher der Maler des Amon« seine Vorfahren, die alle das gleiche Amt
liekleidet hatten, durch sechs Generationen hin auf: nur der älteste hat vor
dem allen gemeinsamen Titel den Titel \jk^: das .sieht fast so aus, als ol) der
Titel den Zweck hätte, für den ältesten Ahnen, dessen Vater .selb.st nicht
mehr genannt ist, eine gute Herkunft zu bezeugen, wie sie sich für die fol-
genden (ienerationen aus der Neniunig ihres Vaters ergab.
Ob und wie mit dein hier besjirochenen Gel)rauch des Titels \f^ der
spätere Gebrauch der Hieroglyphe \r^^ für .v- »Sohn« zusaininenhängt . mufs
dahingestellt bleiben.
') Kairo. Statue 583 (RlH.2.'i).
'') .\ndere Bei.spiele Mar.. Cnt. .r.M.yd.is H).-,:,. Illti. ll.-);i. Luiivi-e V.M.
56 KaRI. l'lKHI.L UnC It'l'tlllC. jUSC|ll'ici illCdlllHU'. du siLlllC A. I XXWllI. l'.,lll(l.
Une lecture, jusqu'ici inconnue, du signe A.
Par Karl Piehl.
Au n(Miil)r(> des liirrnglyphes phonotiques dont la lecture a ete la plus contro-
versee, il faut conipter le signe 7^. On l'a lu tantot m'), tantot tir), teile fois
meine nu^), sans qu'aucune de ces valeurs se soit etablie d'une maniere definitive.
II est vrai que la premiere de ces le(.'ons, eelle de lu, grace aux textes des
pj'ramides, a obtenue une forte eonfirmation par suite de la Variante ^^ |
"^^P© qu'offre le texte de Pepi II ä la place de y^^n^^-^O© de celui de
Pepi I, ce qui evidemment conduit ä requation J\ = '^^, c"est-ä-dire montre
que J\ = S;a (au)^).
Lorsque je me crois etre en mesure de proposer et de soutenir ä cette
occasion une nouvelle lecture, il me faut reconnaitre la grande Obligation dans
laquelle je me trouve vis-ä-vis des monuments ptolemaiques pour cette trouvaille
comme pour beaucoup d'autres qu'il m'a ete accorde de faire sur le terrain du
syllabaire hieroglypliique. En effct, c'est un monument ptolemaique auquel je
dois la phrase ä allitteration que voici: l\^ «c <-^ tk a
^ ^ J J ^' ^3^ !^^=^ 2^,=^. J\ \ /WW^^ Pill WW« ü (2
^"""^(Itl -'-^ ''^^ ') "^^ tr presente l'inondation qui court vers ton sol, la crue qui
part ;i son epoque« ; d'oü il est certain, suivant les regles adoptees pour Falli-
teration en egyptien, que le groujie J\'^ »courir« doit se lire ä Taide d"un n
initial. Ne connaissant aucun mot egyptien ayant les dites particularitos (j'entends
Celles de signifier »courir« et de se lire, a la fois, <ä l'aide d'un n initial) en
dehors du groupe J ^ et varr."), il est evident a priori que je penclierai ä lire
le mot J\'^ nemt.
D"ailleurs, il ne manque pas d'autres preuves ä alleguer en faveur de cette
lecture du groupe y^^. A cet egard, il est fort instructif de comparer entre
eux les exemples suivants:
') DE RouGK. Chrestomathie Eyyptieiuii W y.\'i.
') Bri'gsch. Hiernglyph. Grammatik |i. l'Jl' nci. r_'0.
^) Erman, Neuägyptische Granmiatih p. ITtl ^ll.'iT; IjRir.scii , Dir/. Geogr. ji. 11"25.
*) Griffith, Ilieroglyphs p. 1().
') DE KocHEMONTKix, Le Temple d' Kdfon p. .").S1.
') Brugsch, JIi)royl.-Demot. Wörterbuch \\ ]>. 1)75.
Kaki. 1'ikiil: Une lecluru, jiis(iu'ici iiicuiiiiiic. ilii sigiie J\. O?
D'un cäfr: De Fmdre cötr:
,TI'
Ell pirsfiicc ilc CCS prcMivcs. nous pouvons at'firmer acec cerütvdf absoluc
(|uc Ic t;rou|)C' y^ . (''(|iiiv;iut ä (■cliii de ( ^, et pnr consequent (|ue le sigiie J\
du pi'cinier est a lire /lem. La leetiire nouvelle »'excliit niiUeineiit Celle de tu,
poiir le signe J\ . II .se jxiurrait (|ue toutes les deux t'usseiit \raics. Dans ce
cas, les desinences '? et (2. (pic ikhis rciicontrons toiir ä tour a L-i suile du sigiie
J\ . sollt proliablciueiit a regarder C(jiiiiiie des indicateurs plioiieticpies ').
Xota. Dans ce ([ui precedc . je n'al point [larle de la particiile a . ([ui
se voit au papj'rus n'ÜRBiNEY (VI ö, XV 10) et au ])ap. Salliek, no. II (IX 4).
niais il nie parait clair que cette forme milite fortenient en i'aveur de racecption
(|ue j'ai soutenue ci-dessus, si tant est que cette acception ait hesoiii de [ireuves
ultcrieures, ce qui me semble sujet ä caution.
Ein koptischer Grrabstein.
\o\\ Geohi; Si'i;iNi)()Ki-F.
I /il' Inschriften der kiiptisclien (iralisteine sind meist von einer trostlosen Lann'cn-
wcile: der Name, der Todestag des Bestatteten, die Aul'lnrderuini-. Cur ihn ein
(ielx't zu sprechen, sind meist alles, was sie enthalten, dazu höchstens noch
ein kurzes Bibelcitat, das auf die Vergänglichkeit alles Irdischen hinweist. Um
so erfreulicher ist es, auch hier einmal ein Stück anzutreft'eii , das mehr als
die alltägliclien Phrasen bietet und in dem sich schlichte, froninie Poesie er-
halten hat, die noch heute ergreifen kann. Ks sei nur an die von Kevii.i.out")
') PiEHi. , Inscriptiotis Hieroylijphiqiaa. .sJecüiick' .Si'-i'ic. ri.\lll 1...
^) DÜMicHEN. Tempr! - Inschriften I pl. 1\'.
3) PiEHL, Inc. dt. [.1. XVIIl 1.2. CIV. In loniu' (Ifx vxT^- ''''.i'' '■''''■ I''"' '!"' <■■•*("•
*) PlEHL, loc. Vit. [)1. W 1. i.
'") DE ROCHEMONTEIX, hc Templc d' Kdßlll II ]ll..'>n.
^) Lepsius, Auswahiy^WX .\1.
') Cfr. Brcgsch dans la Zeitschrift IfStiS, p. 13 — !■'>. 11 i'st fort i'tonnaMt (|iii' livs ■■'"i'i""«"''«'.'*
t'!;yiitienne.s ne tiennent point comptc de cette adrnirahlc (Iccoiiverte de Bhci^si ii , l.ic|iicllc peiit
.s'applifiiier ä tant de cas, en dehois de cenx enuincres jiar liii — leinoignage iihilaiit iii I'aveur
de la solidite de sa decouverte.
") Miilanges d'archeologie egypt. et a.ssyr. II, IHT.
Zdtschr. f. Äig-pt. Spr., XXXVllI. Ban.l. IWO. ^^
58 Gkori; SiEiNDOiü f: Hin k<i|iti.sclu'r (ir.ilisicin. | XXWlll. Iknul.
veröfiFentlichto Grabinschrift des Diakon Johannes mit ilirer innigen Totenklage
oder an (Umi Grabstein der kleinen Maria erinnert'), die noch gestern »als inid
trank und deren Mund heute verschlossen wurde, so dals sie nie nielir essen wird«.
Auch der von TiKAJEri jüngst ver()i1'entlichto Grabstein des Kairiner Museums")
w'äre hier als rühmliche Ausnaluiic zu nennen.
Wohl das schönste Stück aller mir bekannten koi)tisc]u'n Grabsteine hat
aber vor kurzem das Berliner Museum durch Dr. Reinhardts Vermittelung er-
worben, und ich bin Erman zu grolsem Danke verptliclitet, dals er mir seine
Abschrift des Steins nel).st einer Reihe von Kemerkungen ül)crlassen hat, um
sie hier den Freimden koptischen Schrifttums mitzuteilen.
Die 43 Zeilen lange Inschrift — Nr. 1445(5 des Berliner Museums — steht
auf einer rechteckigen Platte grauen Marmors von 81 cm Höhe und 52 cm Breite,
die als einziges Ornament ein paar kleine Kreuze am Anfang und Schlufs so-
wie an einigen Zeilenenden trägt''). Erman weist mit Recht darauf hin. dafs die
ungeschickte kleine, steife Schrift und die ganze Art der Arbeit an die gleich-
zeitigen arabischen Grabsteine Ägyptens erinnert, und auch die Menge von Sclireil)-
fehlern macht es wahrscheinlich, dafs der im Jahre 805 n. Chr. hergestellte
Gralisteln das Werk eines des Koptlsclien unkundigen, arabischen Steinmetzen
ist, der die koptlsclien Buchstaben seiner Vorlage ohne Verständnis nachl)lldete^).
Als Herkunftsort des Steins wurde das oberägyptische Kau angegeben.
Der Text ist sahidisch und weist mancherlei, in späteren Texten häufige
Abweichungen von der klassischen Form dieses Dialektes auf. Die bemerkens-
wertesten seien hier angeführt:
1. n ist meist vor einem folgenden n (ohne Assimilation zu .u ')) stehen ge-
l)lleben, z.B. g^nnKü^g 3; g^nnqeoo'y 8; itnoo-y 18; «nKtoTC 2"; iinno'yTe 24.25;
giTMnno«? 33. 35.
Auch sonst steht vielfach nn, wo in der klassischen Sprache mm gesagt
wird, z. B. un&.Te (für Mnei>.Te) 24 und ebenso nn&.T*.eiM€ 2(), iinA.Ti.uo'Y 40;
iinutee'yc 28.
2. Vor M liat sieh ii nicht assimiliert in Tiioar uMCTefuHn 38; dagegen
ist tiMOi 31 (neben a*moc 34) wohl nur ein Schreibfehler.
3. Das genetivische ü (bez. m) ist häufig in e übergegangen, hat sich
also dem folgenden Konsonanten assimiliert, z. B. ts'ot enujm 1 für klassisches
.unu}\K und ebenso exf^OT enT;s.KO 37 lür .unTNKo: •siueujopii 2 flu- -xihu*
lyopn; nno(7 eT^^.lo (> : niio«? eujtoiie 33. 35: eiipco.ue 38.
') Von Revillout, ebenda II 1(J8, veröffentlicht.
'') Zai'iski 10, 79 — 82 (Band von 18i)0, St. Petersburg 1897).
') Die letzteren sind in dein Abdruck nicht wiedergegeben worden.
*) Man könnte vielleicht auf den Gedanken konunen, dafs der Stein eine nioihMni- Fiilscliiing
und nach einem unbekannten Original mit vielen Mifsvcrständnisscii kopiert wdiden ist. Doch
werden derartige Zweifel an seiner Echtheit durch diu ;ui den Kcken und in vielen der verlieftcii
Buchstaben vorhandenen Kalksinter leicht widerlegt.
') Stkindokfk, Kopt. Gr. § 20.
liliMl.| (iF.oRC Steiniiorik: lliii kdptiscliei' (ii'abstein. 59
4. Das nominale Präfix ÄmT- lautet (wie im Boh.) M€t-; z. B. mcttä.«
ö. fe stellt liäufiq' für q: UT^v.feTiAHO'^'pri 2: A-fst^jociw 7: efiAiHO S; .\fc^.;vfe «S:
^vfi-SCOK 1 7.
Für die Orthographie ist zu bemerken, dafs der Text überall statt der
Ligatur •^ die Schreibung t\ bietet. — Das kurze Hilfs-^^ wird meist unbezeielmet
gelassen ; luu- einige Male ist dafür ein e eingesetzt: enoce gIeMK^.§ 1 0 ; eiiefeiH» 1 7;
€ii&.i\ivnrf ;](). Umgekehrt ist ein c ungeschrieben geblieben in den Formen
des Possessivartikels nq- 4. 8; Tq '.\. ö.
Ich gebe nunmehr den interessanten Text. Worttrennung. F)in(lc- und
'l'rennungsstriche rühren natürlich von mir her.
-|- 10 TS^OT enujiK UTcot^iiw UÄwTS'npA.TC cnuo-^'n
Ki^g ^^.qT^vAlio uo-^'pcoMe Ke>.T&. nqeine ai\i-
-. Tqg^iKcovv ^vqKJvJvq 0iinn;^p;v7\coc iiTfTpot^H
UTepe-iv^i;vf!0?V.oc u^v-^* fnvio<5^ ct*.\o UTÄ.-n*
iio-yTe Ti\Ä.q €npo».ue »>f«t^eoui epof{ ;«.q»0'xq efioTV.
gunrjpoo*^* eop*.i en\KocAioc €f<.v<Hg^ Hg^ice ev-^xo Ä^fe^^^kfe
10 nig.wAio eTe-nifsioc-ne eqMHg^ ciioce g^i€.wKÄ.g^
HÖHT g^\pi.we g^iJvuj - A.goAi ncT^oo-y ne^pjv ujv»
Tupo-^'-ne n&.i g.wnTpc-niio'^'Te u*.-^' •se-Ä.q-»^
ep-i^TccoT.u *.q;«.not^;«.uf g^i-xiocj iio'^'T\Aiop\*.
eTc^lvlye eTn-wo-^'-ne ^^T^vq^.^.q u-xoeif
ir. cxojq .uuneqcnep.u^v lyNfuto -sf - ;>.'X*.ai
UTK-0"J'KN0 fKll^vCTOK Oll CnKivO HÄ-l TfUO*
"Y e^fi-iscoK fiio'X g«':so)\ is.iiOK n\T;v.Ai\inopoc eue<-
icuHU CHicoo'Y» .WMOJ-ne g^fv^H iinoo-^* fiujO'j
on g^iiT.wHTe u^^s.Hl eipoo'yT »»e ho-^'ujhu
•.i" eqpoo*^" «pe-T*vCg^iMC AVUHÄ.iyHpc unKcoTf
HTÄ.TpÄ.ni'^^v e\p;viye iifAi^N-^* e-^'piXiye iifAievi
oio-^-con cpen^vHi o'^'o'Xe g\iTi\iio'\fqcic uniKO'S'
CAVoc ei-xi HRTHnof iin;«.iyopn hui)t ;v2k.ev.^i
eqg^jinnevpNTicoc u^^vTe-T.\^ot^>^.c^c Hniio-^*«
■£. Te ci e-xcoq nT€pc-n<?ii-nu}\iie mniOY'rt- t;^«-
gOT giio-^-tyenH nnd^T*.€iMe kä^t». nexcHg^ -xc-tne-*
2. cn*.!"*.-» ;V «7«-S-w ist wolil irrig hiei'lipr s'eküiniiieii; es wird wohl hintci- <l;is KriMi/. im diMi
Anfang der ersten Zeile gehören. D. Das i von gi ist unsicher. 14. cTnAioy-ne für ctc-
Tuio-y-ne; ifaLoeie .Sehreibfehler für iiTiOEic. IG. cuns-CTOK Fehler für Kn*.KTOK oder kka-kotb
Gen. 3, 19 (ed. Ciasca). LS. .«.iioi Fehler fiir MMoq. 20. Lies eqpooyr. 22. Lies
epe-n«>Hi o-^oAe giiTe^noA^YCC- 2.5. Lies nurHiioc. 24. Verschrieben fi"ir cq2nnnikp6.Ticoc.
2(i. TÄ.O0T vtnsclirieben für t*.ooi (Zeile 2S); iu\.\iivei.iic lehlerhaft für Mn*v-Vei.we.
()0 G KORO Stein dorff: Kin koptischer Grabstein. [XXXVIIl. Band.
intfuH» o.u-nTpe-TenpoeHc.u\Ä. -sojk efco*\ c\"j*KopeT
:« ii»£ uo-yiOHn cigÄ.'^'Kopq ^viigione g^ttO'^nio«? \iAitTT.\^
^;>.\nopOC OUT.WHTC uuctcoo'y.w umoi THpo*^'
Tiintyf oiTi\-niio(5 fiyout u'Xenoc i\TÄ.qei e'2iio\
giioujnuujcoiie ly^vg^p^v^ fT*.iyo'^'o£!e cv'Y*>Ai*.OTe MM-i^
■& oc g^iTii-nnos' cigcoHC eT^opeiy eT.wKi^-'\c«.Ä.'y .wTpo*
«^11 fccOK egpis.\ g^HTC HKJvlCOH CO T\HO<5 t\l^vll^.^TC■e lil
nc^Mtoq ooTC co ct^ot cnTivKO .uunitcotope efsoA
cnpoxuf to T\yo& HMeTefeiHU nnevujHpe tqgmiy*
.«.«o eis^ioujT eiioTV. g^HToq «noq»>iv::^|)(|^c nj<\ lye^.T'S.
iH o-^'e» TÄ.nev^' epoo-y HK^^.lco^ iinj-.TiAio'y is.*ycii Te^.*
■Äio ^^vUJ^v'xe epoo*^* ivuoK niTCvAiMnopoc kocavcv npg^oo'y
HTCvqCAtTOU .UOq Ug^HTq »S'-HAlJi.K^.piOC KOCMJv -UAtccopH e
*.no •:^iK t^ie cto ce^pÄ.K pne
27. nnnHci.ue felileilial't liir .uniei.ue. '29. jk^KopeT ITir klassisches «.yKoopT. HO. euj*."^«
Kopcj für klassisciies £iy«iY'''"'PM i ".w£TT&.'.\A.inopoc für Al.^lIv^r^^.A^>.ml.opoc. 31. Versclirleben
für imcTcoof" n.uoi. 32. *kYi"*iy^ steht für *>Y°T''^iy^- ^•^- <^£"0C ist vielleicht das griechische
/.ciacc; das n könnte, wie öfters auf diesem Stein, für .u verschrieben sein. 34. Lies oiioYy*
nniyion; ujo^fofee steht für ujoT^'^fec 3.'). MTpot^H für irrpot^H. 3(1. ohtc wohl fni' iiohtc:
uKikicoH versclniebcn für iiK».icon (iiiiecon); vergl. Zeile 40. 37. neYno-y 2°f*^ '■'''■ fehlerhaft;
ich vermute, ilafs es für Ttyiioy ng^oTC verschrieben ist; eTcJ'oT (mit ^'orscilla^s-e) für t<3'ot Zeile 1.
38. cqoiTiuj.w.wo für CTfgmiyAv.wo ; auch in der folgenden Zeile ist zweimal q für y geschrieben
(oHToq, nnoqjwn-^j^e). 39. nnoq».ii'a.|xic ist natürlich fehlerhaft; steht es vielleicht für mtioy».<>
Hc^e!' ujA-TO-y- steht für klassisches u}A.nTOY. 40. nKjwicon für nKecon wie Zeile 36. 41. •sio
n&.uj&.'^se für klassisches ■xio .wnikUj&Tie. 42. .uoq für Ai.uoq; n^ für ris'i. 43. Das n der
letzten Zahl ist kursiv gesehrieben und hat die auf der Tafel in Sterns Ivoj)t. Gramm.. S. 131
angegebene Form. .Vuf die Zald pn-» folgt noch ein einem c ähnlicher Schlnsssclmörkel.
U li er Setzung.
U welch eine Tiefe der Weisheit ((jOijyioi), unergründlicher als der Ab-
grund'), wie er (ihn) von Anbeginn in seiner grofsen Wei.slieit (iroc/x'at) erschuf
{ÖYiUiavsyeh). Fa- nahm Krde von der Erde") und machte einen Menschen nach
(y.uToi) seiner Älmhcldveit und ^seinem Bihle (EiXW';)^), er setzte ilin in das
Parailies (-u:a.dei(joc) (h'r Nalirung (rcst/)-/)). Als der Teufel (^laSsAec) die grofse
Ehre gesehen hatte, welche Gott dem Menschen erwiesen hatte, l)eneidete
((/jS-si'eTv) er ihn^) und warf ilin aus seiner Glorie herab auf diese Welt
(y.orrßot;), die voll ist von I.eid, und er entfremdete ihn dem ganzen guten
Genufs (u-ö'Axvcrtc). Er lebte in 'Oder Fremde, welche dieses Leben ist,
das erföllt ist mit Schaden und Herzeleid und Weinen und Seufzen. Das
') Frei nach Köm. 11, 33. ') Gen. 1. 2t). 27.
') Gen. 3, 19. ••) Vergl. Sap. 2. 24.
IIIOO.] Georg Steindorkf: Kin koptischer Urabstein. 61
Schlimmste von diesem allen ist aber das: als Gott sah, dafs er ungehorsam
geworden, da verkündete {öi-cfoiivBiv) er über ihn eine bittere Strafe (Ttixwpiot),
und zwar den Tod, den er zum Herrn ^5^1)^^ i],ii ^n^^\ seinen Samen (t-scixu)
machte bis in Ewigkeit (mit den Worten): »Adam, du ])ist Krde und du wirst
wieder zu Erde werden-'). Dieser (der Tod) vollendete sieli jetzt für uiicli,
diesen armen Elenden (TodÄai'-oiccs-). Nicht hatte ich ihn vor dem heutigen Tage
iiekauut. Icli war inmitten meines Hauses, frisch wie ein frischer Baum 20_
meine Frau und meine Kinder waren um meinen Tiscli [rcä-e^u], ich freute
mich mit ilmeu, und sie freuten sich mit mir zugleich, mein Haus war frucht-
bar in dem Genüsse (ct-sAcivrju) dieser Welt (xs'crasc), und ich war das Ab])ild
(Tii-oc) meines ersten Vaters Adam , als er noch im Paradiese {-oicäSsKTsg) war,
bevor der Ausspruch (uTS(j>x<7t<;) Gottes 25z,i üjui gekommen war. Als die
Heimsuchung Gottes mich traf eilig, oliue dafs Icli es wufste. wie (xcctu) ge-
geschrieben steht""): "der Tag d(>s Herrn kommt wie ein Diel)«, da wulste ich
es nicht, noch (oii6i) dachte ich, dafs dieser micli in diesen Tagen triiVf. uiicli,
diesen Armen. Da der Termin (-cs&scrm'a) sich vollendete, wurde ich gefällt
30 wie ein Baum, den man fällt, und ich kam in grofse Drangsal (tuKui-
■jTwcGc) inmitten aller, die mich kennen. Alle meine Knochen wurden zermalmt,
mein ganzer Körper [cr'xixx) kam in Gefahr (y.tvSvjev'jü) durch die grofse verderb-
liche (/,ciW!:V(?))- Krankheit, die ülter mich gekommen ist plötzlich bis an meine
Ke-hle, sie wurde ergriffen 35 (im-^.], dje grofse, schwere Krankheit, so dafs
keine Nahrung (Tcccpr,) melir durch sie hinal\ging. 0 diese grofse Not (xvdyy.-/]). o
die fürchterliche Stunde (?). o welches Verderben und Vernichtung des Men.schen,
0 über die grofse Trül)sal meiner Kinder, die in der Fremde sind und nach
denen ich ausschaue: nicht liraciiten {xvr/jTSrai?, xva^syjcrB-cii?) es die.se fertig (?),
dafs 40 sie kommen und ich sie uncji einmal sehe, bevor ich sterbe und ihnen
meine Rede sage, ich. dieser arme (TÄÄaiTracss) Kosmas.
Der Tag, an dem heimging der selige {uocxclpiot;) Ko.smas, ist der 1). Mesore,
nach Diokletian 515. Jahr der Sarazenen ISl)^).
') Gen. 3. 19. -') 1 . Tliess. 5, 4; vergl. Matth. 24, 42.
') Das Jalir 189 der .Sarazenen (d. i. der Ilcgra) entspricht dein Jaiire 804 (8. Dez.) — 80.")
(26. Nov.) unserer Zeitrechnung (nach WCstenfelds Vergleicliungstahelle der inohamniedanisclien
und ciiristlichen Zeitrechnung), während das Jahi- .')15 der DiokU'tianischen Ära unserem Jahre 799
gleichzusetzen ist. Beide- hier angegebenen Daten stimmen also nicht miteinander überein, in einem
davon mufs ein Fehler stecken. Ähnliche Irrtümer konuiien übrigens auch sonst vor; so ist bei-
spielsweise der von Revilldut. .\ctes et contrats . ])ublizierte Pap. Nr. 1 des Museums von »Bulak«
(ivairo) aus dem .Jahre 451 der Diokletianisciien Ära und den\ Jahre 114 der Sarazenen datiert;
i\:)s erstere entsiiricht dem Jahre T.'i.i. das zweite dem Jahre 7.'52 — 7:]3 unserer Zeitrechnuns;.
()2 M. LiDZBARSKi: Zu einigen ko])tischen Papyri. [XXXVIII. Band.
Zu einigen koptischen Papyri.
Von M. LlDZBAK.SIvI.
1 /ie Ühorsotzuiigi'ii koptisclior 'IVxto. dio Erman in "Aus den Papyrus der
Königliclicn Museen«. S. 240 ff'.') niittlieilt, enthalten Züge, die man aucli in der
belehrenden inid unterhaltenden Litteratur anderer Völker findet. Bei einigen
lassen sieh aucli die Zusammenhänge mit einiger Sicherheit nachweisen.
Das Grunduiotiv in der Erzählung von Theodosius und Dionysius ist ein
sehr beliebtes und weit verbreitetes Sujet. Ein armer Mann zieht in die Fremde,
um seinen Lebensimterhalt zu gewinnen, und kommt in eine Stadt, in der
gerade die Wahl eines neuen Oberhauptes vorgenommen werden soll. Die Wahl
vollzieht der »Vogel der Herrschaft«. Dieser wird losgelassen, und derjenige,
auf den er sich herabläfst, wird zum Könige ernannt. Der Vogel läfst sich
nun auf den armen Fremden nieder, und dieser wird trotz des anfänglichen
Sträubens der Gemeinde als Herrscher eingesetzt"). Die kojitische Erzählung
ist ganz in die Form der Legenden gekleidet. In den ersten Theil ist sogar
die biblische Josephsage eingewebt. Den Vogel hat man beibehalten, machte
ihn aber nebenbei zum verehrungswürdigen Erzengel Ra])haeP). Ob sich noch
anderwärts der Zug findet, dafs der Mann vom Vogel auf den Thron getragen
wird, kann ich zur Zeit nicht feststellen.
Die zweite Geschichte, »Salomo und die Königin von Saba« (S. 243), zeigt
eine liöchst eigenartige Form. Das Motiv mit dem Becher Wein und dem Ringe
findet sich meines Wissens sonst in keiner Version des so oft und so ausführ-
lich behandelten Themas. Allerdings ist diese Stelle im Papyrus sehr verderbt,
aber aus dem Erhaltenen kann man doch- ersehen, dafs ein ähnlicher Zug wie
in der aethiopischen Version, nach dem Salomo die Königin durch einen Trunk
Wasser ül)erlistet*), hier nicht erzählt wird. Auch scheint es sich hier nicht
um den Ring zu liandeln. den Salomo ihr zum Andenken geschenkt hat").
Dagegen ist der Inhalt des zweiten Tlieils wohlbekannt. Kv ist auf das
Engste mit Sure 27, Vers 88 ff"., verwandt. Während es sich nun im kojitischen
Texte um eine Säule mit lehrreichen Inschriften und Darstellungen liandelt,
ist es im Koran der Thron der Bilqis, der herbeigeschaff"t werden soll. An
Stelle der » Geisterhälfte « volUiringt hier das Kunststück ^[x^\ ^y. |Jlc -ijc^ i_5-^''
nach den Commentaren und Legenden})ücliern Salomo's Kanzler Asaf ben Barakia.
') Vergl. die koptischen Texte bei Erman, Bruchstücke Icoptischer \'iilkslitterntur. Herliii
1897 (Abhandl. d. Berl. Akad. 1897) und in dieser Zeitschrift ISi».'), S. 51.
') Vergi. die Nachweise in meinen »Neuarain. Handscliriften», Bd. II S. 93. 101.
') Es liefse sich vielleicht feststellen, ob der .\dler mit Krone und Scepter nicht irgend
einem Wappenljilde seine Entstehung verdankt.
*) \'ergl. Praf.torius, Fabula de regiiia Sabaea, caj). 30.
■■■) Ibid. cap. 31.
M. LiDZiiARSKi : Zu i-iiiijii'ii koptisclicii Papyri. UO
Die Darstellung im Papyrus ist tloslialb von Interesse, weil die Quelle der
koiaiiisclien Erzählung bis jetzt noch niclit aufgefunden ist. Das koptisclie Ge-
sfliiehtc'heu könnte ja von cineni Araber übernommen, imd der Zuii- mit der
Säule, die mit gelieinuiifsvollen Zeielien ])edeekt ist, in Ägypten in Anleluuuig
an die cinliciiniselien Denkmäler entstanden sein. Doeli ist es nicht ausge-
schlossen, dafs es auf diesell)e Quelle zurückgeht, wie die koranische Krzähliuig.
Jedenfalls ist es unwahrscheinlicli , dafs der Kopte die Geschichte so, wie er sie
iiiedersclirieb. von einem 3Iusliin gehört lialie. da dieser die wohlbekannte ko-
ranische Erzählung nicht so entstellt hätte.
Die Recepte in P. 8110, 8117 finden sich mit einigen Abweiclmngen aucli
liei Qazwini (gest. 1276) 1, p. 42(i: »Wenn du es (d.h. das Auge des Wiede-
hopfes) auf Jemanden liindest, so erinnert er sich alles dessen, was er vergessen
hat Wenn ein Mensch seine Zunge zu sich nimmt, so kann .sein Feind
ilim nichts anhaben. Hängt mau diese und dessen Auge an Jemanden, so
wird die Überhandnalime der Vergefslichkeit von ihm zurückgedrängt. Wenn
man sein Herz an einen Menschen hängt, nimmt er zu an Stärke im Coitiren.
Röstet man es, zerstöfst es zusammen mit Zucker und thut es auf einen Kuchen,
luid wird dieser dann von zwei Menschen gegessen, so lieben sie sich derart,
dafs der eine es ohne den anderen nicht aushalten kann. Macht man von der
Galle einem, der an der Mundklemme leidet, drei Tage lang Naseninjectionen und
läfst ihn an einem dunklen Orte sitzen, so wird ihm zusehends bes.ser. Aucii
wenn ein Paralytiker damit eingerieben wird, hilft es ihm. Thut man den
rechten Flügel unter den Kopf eines Schlafenden, so wird sein Schlaf schwer«.
Ähnliches auch bei Damiri (Kairo 1284) II. p. 44() f. Zum letzten Recept vergl.
Qazwini 1. i). 4(14 1. !)f.: »Legst du einen Stein, den man nach einem Hunde
geworfen, dieser in das Maul genonniicii und daiui wieder weggeworfen hat,
in Wein, und trinkt Jemand davon, so wird er zänkisch«. Die koptischen
und arabisclien Aufzeichnungen sind kaum demselben Buche entnommen, doch
dürften sie letzten Endes auf eine Quelle zurückgehen.
Das durcli die Worte »Ein Weiser liat gesagt« eingeleitete Geschichtchen
ist identisch mit der Jlrzählung von Salomo und dem Steine Samir, die von
M. GRrNB.\UM in ZDMG. XXXI, S. 205 if. und in seinen Neuen Beiträgen zur
semitischen Sagenkunde (Leyden 189H), S. 227ft"., eingehend behandelt wurde.
In den jüdi.schen Erzählungen ist es 1)ald d<r Wiedehopf, bald der Auerhahn,
bei den Aral)ern wird der Adler genannt: vergl. Tha'labi, Aräis (Kairo 130G)
p. 194 und Qazwini I, p. 218. Der i^rc ist der Diamant, mithin almoeS'-^JS\.
Die Araber haben aus T'BÖ einen ^_yi^ gemacht, einen »Stein, weifs wie Milch«,
doch nennt aucli Zaiiiach.sari in diesem Zusammenhange den ^jJJ\ (Kas.säf,
ed. Lees, p. 12;)'i 1.7 von unten).
(54 .Misccllcn. IXXWllI. P.ai
Miscellen.
Ziur Datierung di'i- Pyramidentexte. — Dafs unter ilen Totentexten, die
wir in den Pyramiden der Könige der (!. Dynastie aufgezeichnet finden, wold
mancher ist. der älter als das sogenannte a. R. (Dyn. 4 — ()), ja vielleicht sogar
älter als Menes, der erste König, von dem man im alten Ägypten noch Er-
innerungen besals. sein k("')nnte, das ist wohl eine weit verbreitete Überzeugung;
doch ist dafür, soviel ich weits, irgend ein Beleg bisher nicht erbracht worden.
Wir haben einen solchen aber augenscheinlich in der Stelle P. 084, auf die
ich bereits bei anderer Gelegenheit aufmerksam gemacht habe. Es wird dort
zu einer heiligen Sykomore i^nh-t) gesagt:
d''H->^Ä,y,^»l
»dein Schrecken ist bei denen, die zum Himmel gehören, deine Furcht bei
denen, die zur Erde gehören, du hast deinen Schrecken in tlas Herz der Könige
von Unterägypten (hjtjiv) , die in Buto (P) sind, gelegt». In dem" A«v^/v^ n, das
den letzten Satz (in der Form Min-n-f) einleitet, sehe ich dasselbe n, das in
den sogenannten i\^(t;/-Texten (M. 88. P. 63) vorkommt; doch könnte es auch
die Negation n sein.
Es ist klar, dafs die obigen Worte aus einer Zeit stammen, in der das
Königtum der »l)eiden Länder« noch nicht in einer Person vereinigt war. in
der vielmehr noch selbständige Könige von Unterägypten {hjtj-ic) in Buto resi-
dierten. Ebenso leuchtet es sofort ein, dafs, Avenn das n nicht gerade die Ne-
gation ist, die Heimat des Textes das oberägyptische Reich gewesen miifs,
das naturgemäfs . wie noch manclie Züge im Mythus von Horus und Set er-
kennen lassen, zu dem unterägyptischen nicht immer in den liesten Beziehun-
gen gestanden hat. Sethe.
Das Lied der Sänftenträger. — Auf dem Grabreliefeines (InO aus Dy-
nastie (i, das in Kairo unter Nr. löHfi bewahrt wird, stehen neben den ein-
zelnen Trägern seiner Sänfte kurze Worte, die zusammen ein Lied l)ilden, das
die Leute singen :
') Die alte P'firiii des Zeiclieiis \ß ist in der Druckerei iiielit vorliaruleii.
1900.J :Slisci;lleu. 65
^rp:
°°s
foop^.
Ifh verstehe von den ersten fünf Zeilen nur das 0 rn ^^ »geh liinal»", aher
die Sehhifsverse sind klar: »sie ist uns lieher, da sie voll ist, als wenn sie
leer w.äre«. Mag die Sänfte, nun der Herr darin sitzt, noch so schwer sein,
diese Last zu tragen ist unsere höchste Freude.
Diese beiden Schlufsverse kehren dann auch sonst wieder, wo Sänften-
träger im a. R. dargestellt sind; auf dem Grabstein Kairo 1419 (=: Mar., Mast.
381 — 384) lauten sie:
im Grabe des Merei-uka (A (i. Westwand)'):
1
in Reden eines Gottes als Suffix 1. sing. — Üafs man zur Schrei-
liung des Suffixes der 1 . sing, die Formen ^ - J) • '^ '^'- ^<- verwendet, je nach-
(Iciu (in Manu, eine Frau oder ein (iott der Rech'nde ist, ist eine alte (ie-
schichte (vergi. Erman. (iramui. i^ 74). Ich wüfste aber nicht, dafs innii in dem
letzten Falle schon ^ als Suffix der I. sing, beobachtet hat").
Auf dem grofsen Altar des Königs FiMiiclii im Tempel 7> vom Harkal huitet
die eine Hälfte der Weihinschrift ^):
') Felilt in Daressy.s ['tiMikation.
'-) Maspero wenigstons, der vor langer Zeit, Melaiigcs (r.irrli. IS77. Nr. in S. 12tl. einige
Stellen dieser Inschrift besprochen hat, hat es nicht bemerkt.
') Die andere Hälfte ist /um gröfsten Teil zerstört.
') 7.\\ beiden Iliiirtcn fehlt der .Anfaii-, der niif dem vors|iriMnenden Teile des .Mtars stand,
bei Lki'Sii s.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXVIIl. Baiul. 19(XI. '''
66 Miscellen. [XXXVIII. Haml.
Die Inschrift ist Avio gemacht, um Soliüler zu prüfen, ob sie ilirc Rcgehi
üT)er Stellung des indirekten pronominalen Objekts im Kopfe haben. Können
I ''^^ ^""^ '-'öl
Mi^Mi darauf fuhren, dafs ] i'ür ein Pronominalsuflix, also das der 1. sing.,
steht. Die Inschrift wird so vollständig klar:
»[Es sprechen] Amen Re, der Herr vom Barkai und jene Götter: 'Ich, ieli
wufste von diesem Kind, ich, ich kannte es, ehe es geboren war und ehe es zur
Welt gekonmien war. Ich gebe ihm meine Königsdinge. Ich vernichte (o. ä.) ihm
die Feinde. Er ist es, der mein Herz befriedigt dadurch, dafs er meine grofsen
Sitze aufgestellt hat, er, der König von Ober- und Unterägypten Pianchi ....'.«
Heinrich .Schäfer.
Zu Herodot III, 21. — Die bekannte Inschrift von Amada, LD. III, ()5«,
die die Siege Amenophis' II. feiert, beginnt, wie üblich, mit allgemeinen Phrasen,
die die Kraft und Macht des Königs preisen sollen. Unter diesen heifst es in
Z. 2 f. :
■ r~^n
Schwierigkeiten sind in den Worten nicht zu finden. Es wird vom Könige
gesagt:
»Er ist schwertgewaltig, nicht giebt es seinesgleichen, und ein zweiter wie
er ist nie gefunden. Er ist ein König mit wuchtigem Arm, es giebt keinen,
der .seinen (des Königs) Bogen .spannen kann unter seinen Soldaten'), noch den
Fürsten der Fremdländer und den Grofsen von Rfmr, weil seine Kraft gröi'ser
ist als die jedes anderen Königs. «
Durch das t\ ^ ist es ausgeschlossen, in dem ^^^ von pdt-f jemand
anders zu sehen als den König. Ich denke, man braucht die Stelle sich nur
ernsthaft zu übersetzen, statt wie gewöhnlicli ü]>er solche Phrasen hinwegzu-
lesen, um an die Geschichte Herodots zu denken. III, 21, in der der Äthiopen-
könig den Boten des Kambyses seinen Bogen ül)ergiebt und ihrem Herrn sagen
') Lange weist niich auf die iihnliclie Stelle Siiiiilie (i-J — Gl! liiii: jUAia;^ -^^
■^^^^ y 0-A CHi y !]'=>« "«'■ tütet, mid niemand entgeht seiner Waffe. Es
giebt keinen, der seinen Bogen spannen kann«.
i'.iiM».] Miscelleu. fi?
läl'st, erst wenn er diesen Bogen spannen könne, solle er daran denken, gegen
Äthiopien zu ziehen. Kambyses vermag es nicht, und so unterliegt er denn
auch gegen die Äthiopen. Es ist das wieder ein kleiner Zug, der zeigt, wie
gut die »Geschichten« Ilerodots im allgoincinen die ihr zu Grunde liegenden
ägyptischen Volkserzählungen wiedergeben. Heinrich Schäfkr.
A propros des obelisques de Benevent. — L'une des legen<les des
obelisques de Benevent (ÄZ. XXXIV, 149) porte un mot T ^[](]i, T iT^^ «lue
ScHiAi'ARELLi rap[)r()ch(' du nom du Kranit rose -J^ , • *^^ qu'apres l'avoir, daiis
un j)ivcedent article sur le meme sujet, compare a MÄ.To'i »soldat«, I\l. Krman
eousidere finalement comme une Variante de ¥\ OOHO' »ennemi«.
En examinant la planche qui accompagne le memoire de M. P^rman, je
constate que l'ordre des signes n'est pas des plus clairs, particulierement en
ce qui concerne le signe ö. Si nous reproduisons strictement le texte, nous
aurons f^^^^ T .. Oü 1 dans un cas, et f^-^'^ W% ö T dans l'autre. Ce dernier e-roupe
etant dispose en ecriture retrograde, il semble qu'on doive le lire r^/N/i 1 ö(]Fi|, ce
qui amenerait pour l'autre groupe la lecture f^-^^ T ^ [1 1 1 1 .
Nous aurions dans ö [j 0^ "i^^ orthographe du mot ecrit ordinaircincnt
"^(lO"^^, "^ 00^» ^^ '1 s'agirait des »pays soum'iS'i. Je trouve la meine
orthographe, sans determinatif, dans Br. et Dum., RecW , 65: "^
Peut-etre pourrait-on m'objecter quo ^v "^ (10 ''^ s'emploie ordinairement
derriere un verbe, soit le verbe A, comme dans KmIk;)^ \\\ °^'T'^^t
^le/L-lPn (Dvyi., Baugesch.ylÄ), soit le verbe ctre sous-entendu, comme dans
la phrase precedemment citee.
Voici pourtant un exemple de basse epoque (Beeret de Caiiope, texte de
Rcnlia, 1.5), dans lequel 1\ "^ (1 Q "^^ ^^t simplement le complement d'un
substantif: -J^^^^ ^(j(j ^^ f^ fl Y= KAI TÜlS AAAOIC TOIS YRO
THN AYTßN BACIAEIAN TaSSOMENOIC.
Dans les trois phrases que je Signale, le mot "^ öü"^^ est suivi d'un
complement, — »soumls n ta persomie, soumis ä Leur Majesti^«-, — ce qui
n'est pas le cas pour les obeliscjues de Beiievent. Mais voici un dernier exem])le,
egalement de basse epoque, dans lequel le mot "^ i]i]^ ^s^ emi)loy('' au seiis
absolu: ^ ^ ^^^ l-X '^DO ^ 1 (Mar., Bend.. I, 18).
Je crois que toutes les difficultes grammaticales sont ainsi ecartees et qu"en
somme il s'agit tout simplement, dans le texte de Bencvent, du retour de
Domitien des pays qu'il vient de soumettre, \jT:o7a.(j<Jzw.
Lyon, 7 fevrier l!l(MI. Victor Loret.
68
Miscellen.
[XXXVlll. Baiiil.
Zur Geschichte des Kamels. — Die hierunter abgebildete Fayencevase
(Gise 3830) stellt ein liegendes Kainel dar, auf dessen Rücken, dicht am
Hals ein langhaariger und vollbärtiger Asiat sitzt. Kr hielt, wie Löcher in
den Händen beweisen, ehe-
mals die Zügel. Auf beiden
Seiten des Tieres hängen je
zwei unten spitz zugehende
Krüge, während ein Kelch von
Nyniphaea caerulea gleich-
sam aus dem Rücken des
Kamels herauswächst.
Das Stück wurde von
31ariette in Abydos ge-
funden').
Die Nationalität des
3Iaunes auf dem Tier kann
man niclit zweifelhaft finden:
(las ist wichtig um der Zeit
willen, der die Terrakotte
angehört. Während noch Wallis sie in die Ptolemäerzeit setzt, müssen wir,
glaube ich, .sogar über Ma.speros Ansatz hinausgehen, der 1884 das Stück für
saitisch hielt: die kräftige hellblaue Farl)e, die schwarz aufgemalten Einzelheiten.
die eigentümliche Form der Amphoren'), das Kelchgefäfs, alles das weist in
das n. R. und zwar nach dem besonderen Ton des Blau und der ziemlich nach-
lässigen Arbeit in die Zeit der Ramessiden, etwa um 1100 — 1000 v. Chr.
Ein fremder Manu sitzt auf dem fremden Tier: man mag sich dabei
einzelner Proceed. Bibl. Arch. 1880, S. 82 zusammengestellter Bihelstellen er-
innern. Aber für die Einführung des Kamels in Ägypten folgt daraus nichts.
Man setzt diese gewöhnlich in ptolemäische Zeif^). Dafür hat man einerseits
Strabo 17, 45, andererseits Lukian Ilpcu. el sv Aoy. 4 angeführt. Allein Strabo
spricht nur von y.a,jj.ri?Jfx-opGt, die in der Wüste ziehen, beweist also nichts für das
Nilthal, und Lukians Anekdote von dem W'iderwillen imd Schrecken, den das
schwarze baktrische Kamel in Alexandrien erregte, scheint trotz des Nach-
drucks, den der Chiasmus xaavjAsc ~uiJi.iJ.EKMva, und §i%pu)iJ,og ölv^pwwog auf die Farbe
legt, eher für Unbekanntschaft als für Vertrautheit der Ägypter mit dem Tier
') Eneeinte du uonl. terii|il(> d'Osiris; verijt- ^Iakiei te , Ahydos III Nr. 149.'i. II Tal'cl 10;
Masi'kro, Catalogiie Boulai| Nr. (j 148 S. 417; Wallis, Egyptiaii ceraiuic <irt.s 8.521'. 112.
-) Wenn diese auch häufiger erst in saiti.scher Zeit auftritt (Petrie, Tanis-Defenneh 23 f. 4
und .sonst), so besitze ich selbst eine kleine Anij)hora dieser Form in der charakteristisclicn 'ri-chiiik
des n. R. ( weiss -gellje, geglättete Oberiläche), die vermutlich eben syrischen Ursprungs ist.
') Keller, Tiere des .\ltcrtums .S. 2,S. Vergl. auch W^iedemann. Proceed. B. .Vrch. 1890 8.32.
i;i(IO.| Miscfll.Mi. — lüi-sfliiciiciH' Si-liiil'tcn. ()*.)
ZU sprechen. Wie dem auch sei'), jedenfalls ist die Thatsache autCallciul. dafs
liis jetzt keine ptoleniäisclie Urkunde das Dromedar in Ägypten kennt"). So
erselieint es wahrselieinlieii , dals das Tier er.st in der Römerzcit eingeführt
wurde. Der reg(dniälsige Wüstenverkehr, wie er nach der schon citierten Straho-
stelle und dem Tarif von Koptos (Petrie. K()[)tos S. "27f) im ersten Jahrhundert
unserer Zeitrechnung bestand, wird die Einführung begünstigt hal)en^).
F. \V. V. Bissing.
Erscli i eilen e Seliriften.
Aiin.-ilcs du Service des aiitiquiles de I " Kfjy )> t c. Tome I. iasc. 1. S. '.)(! SS. I.c C-iii-c
1.S99. — Ein neues, von Loret liefi;i'i''"detes Publikationsorgan der ägyptisclien .Mtertinuer-
verwaltuni;-. Das 1. Heft enthält: Legrain, Notes archcologiques piises au Gebel .»Vhou
Fodah. — Derselbe, Un autograplie de rhaini)ollion a Beni Hasan. — Daressy, Fouilles de
Deir el Bircheli (Novembre — Decembre 1897). — Derselbe, Rapport .snr El-Yaouta (Knyouin).
— Loret, Les livres HI et IV (aniinaux et vegetaux) de la Scala magna de Schatns-ar-Kiä-
sah. — Legrain, Notes sur la ni'cropole de Meir. — Derselbe, Renseigneinent snr Tounali
et notes snr reniplaceinent probable de Tebti ou Tanis superior et de sa nücroi)ole. —
Dai-essy, Une ancienne liste des docans egyptiens. — Derselbe, Le nilunirtrc de Knni v\
Gi/.eli.
K. W. \i]M Hissing, Ein tliel)anisclier Grabfund aus dem Anfang des neuen Reichs. 1. Lieferung.
Fol. 3 .SS. 3 Taff. Berlin (A. Duncker) 190(1. — Xernflentlichung der 18.59 bei der Mumie
der Königin Al.ihotep gefundenen Kostbarkeiten; die |)r;iclitigen Farbentafcln sind nach Vor-
lagen Howard Carters angefertigt.
L. Borchardt. Beiicht über einen Einsturz im Amonstempel von Karnak am ;!. ()ktol)er 1899
(Sitzungsberichte der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, philos.-histor.
Klass(^ vom I.Februar 190(1).
.lean Cajiart, E.squisse d'une liistoire du droit penal egyptien (extraits). (Extrait de la Ke\ue
de rUniversite de Bruxelles, Tome V. 1899 — 1900. — Fevrier.) Brüs.sel 1900.
W. K. Cium and F. G. Kenyon, Two chapter.s of St. John in Greek and Middle Egyptian (.juuni.il
of Theological Studies. 1900, Oxford).
N. de G. Davies, The Mastaba of I'tahhetep and Akhethetep al Saticjareh. Part 1. Tbc .bap.'!
of Ptahhetep and tlie hieroglyjjhs. 4. 12 SS. 32 Taff. (Archaeologica! Survcy of Egypt,
Sth Meinoir). London 1900.
') Man könnte auch meinen, das zweihöckerige schwarze Kamel habe gerade durch diese
.\bwi'ichungen von der Gestalt des Dromedars so abschreckend gewirkt.
'■') \'ergl. Mahaffy, Empire of the Ptol. 135, 3.
') Bei Abschlufs dieser Miscelle geht mir Schwkinfurtii, Begagräber (Verliandl. (br IJcrl.
Anthr. Gesellsch. 1899, S. .5.52) -zu, der den Begastämmen das Verdien.st der Einführimg di's K: eis
zuweist und dabei offenbar ebenfalls an die Wüstensti'afse von Koptos nach Berenike denkt, die
die Araber mit ihren Dromedaren schon lange vor der Einführung des Tieres nach Agyi)ten
zogen. Dafs Einführung des Kamels und Benutzung als La.sUier durch Völker im Verkehr mit
Ägyptern nicht dasselbe ist, lehren die Schwierigkeiten, auf die die indische Regierung stöl'st, um
sich das starke baktrische Kamel zu beschaffen.
Zeitsohr. f. Ägypt. Spr.. XXXVIII. Band. l'.l"0. ^^
7(1 Erschienene Schriften. [XXXVIII. Band. lOOO.j
George Foiicart, Le mobilier funeraire sous la XII« dyna.stie d'apri-s iine publication recente de
M. Steindorff (Revue archeologit|ue 1898, II. p. 366 — 398). — Behandelt ausführlich die
Bestattung de.s ni. R. nacii Steindorff.s (irabfundeu des mittleren Reichs 1. Das Grab des
Mentuhotep.
( F. LI. G riffith), Bcni Hasan, Part 1\'. Ziuilonical and other dctails froni faesinüles by Howard
Carter, M.W. Blackden, Percy Brown and Percy Bucknian. 4. ü SS. 27 Taft'.
(Archa^ological Survey of Egypt, 7th Menioir). London 1900.
J. Krall, Ein neuer nubischer König. — Mitteilung über einige im alexandrinischen Museum
aufbewahrte koptisclie Urkunden aus Nubien.
Oscar von Lenim, Kleine koptische Studien X — XX (Bulletin de rAeademie Imperiale des sciences
de St. Petersl)ourg. Bd. XIII Nr. 1, Juni 1900). St. Petersburg 1900.
Richard Lepsius. Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien. Text herausgegeben von Eduard
Naviile. unter Mitwirkung \on Ludwig Borchardt bearbeitet von Kurt Sethe. Dritter
Textband: Tlieben. 4. 310 SS. Ergiin7.ungs-(Tafel-)Band, 2. Lieferung, Tafel XVII -XXXII.
Leipzig (Hinrichs) 1900.
G. Maspero. Histoire ancienne des ])eu|)les de l'orient classique. Les enipires. 4. 826 SS. und
3 Taff. — III. (Schhiss-)Band der grofsen. glänzend geschriebenen Geschichte des alten Orients.
Ludwig Mitteis, Aus den griechischen Paj)yrasurkunden. Ein Vortrag, gehalten auf der \T. Ver-
sammlung deutscher Historiker zu Halle a. S. am ö. April 1900. 8. 50 SS. Leipzig (Teubner)
1900.
Percy E. Newberry, The Amherst Papyri, being an account of the Egyptian Papyri in the
CoUection of the right hon. Lord Amherst of Hackney at Didlington Hall. Norfolk. Witii
an appeiidix on a Coptic Papyrus by W. E. Crum. 4. 61 SS. und 24 Taft'. London
(Quaritch; 1899.
, The life of Rekhmara, vezir of Upper Egypt under Thotmes III. and Amenlietep IL (ca.
B.C. 1471—1448). 4. 40 SS. und 22 Taff. London 1900.
Carl Niebuhr, Die Amarna-Zeit. Ägypten und Vorderasien um 1400 v. Chr. nach dem Thon-
tafelfunde von El-Amarna. 8. 32 SS. (Der alte Orient. I.Jahrgang, 2. Heft). Leipzig
(Hinricks) 1S99.
W. M. Flinders Petrie, The royal tombs of tlie first dynasty. 1900. Parti. With chapter
by F. LI. Griffith. 4. .il SS. 68 Taff. (Egypt Exploration Fund, 18th Memoir). Lon- .
don 1900.
.1. E. Quibell, Hierakonpolis I. Plates of discoveries in 1898. With notes by W. M. Flindei-s
Petrie. 4. 12 SS. 43 Taff. (Egyptian Research Account IV). London 1900.
('. Sclimidt, Recension von Adolf Jacoby, Ein neues Evangelienfragment (aus den Göttingi-
schen gelehrten .\nzeigen 1900, Nr. 6).
Kurt Sethe, Sesostris (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens 11, 1). 4.
24 SS. Leipzig (Hinrichs). 1900.
W Spiegelberg, Zu Exodus. I, 16 (aus der Zeitschrift für Assyriologie XIV, 269 — 276). —
Über die "Steine-, auf denen die Gebärende sitzt.
H. Thiersch, Zwei Gräber der römischen Kaiserzeit in Gabbari (Alexandria). 8. 40 SS. 9 Taft'.
und 1 Lichtdruck (Bulletin de la Societe archeolog. d'Alexandrie, no. 3). Municli 1900.
J. J. Tylor, The wall drawings of El Kab, Part IV. Tomb of Renni of tlie time of Amenlietep I.
With plans, sections and architectural notes by Somers Clarke. 17 Taff". London.
Henry Wallis, Egyptian Cei-amic Art, typical examples of tlie art of the Egyptian potter. 4.
Mit 12 Taff. London 1900.
C. WachsMi u th. Wirtschaftliche Zustände in Ägypten während der griechisch-römischen Periode
(aus den Jalirbüchern für Nationalökonomie und Statistik, dritte Folge, Bd. XIX, 771 — 809).
A. Wiedemann, Die Toten und ihre Reiche im Glauben der alten Ägyi)ter. S. 36 SS. (Der alte
Orient 2. Jahrgang, Heft 2). Leipzig (Hinrichs) 1900.
Leipiig, J. C Hinrichs'schc Biiclihandlung. — Veraotwort!. K«darteiir Prof. Dr. A. Er
Berlin, gedruckt in der KeichsdruckereL
K. l.i. Ciuii im: VUr I Md Copli.- Iloicscopf. Vc. | \ XWIII. M;iiiil. I'.MIII.|
The Old Coptic Horoscope of the Stobart Collection.
!)}■ F. Li,. (Iiuii UM.
Ili.T/u V:,\\-\ 1 111.
1 Ihm'c is ;i \('ry rnri' (•l;i>s dl' |);it;;in Icxls in w liidi tlic ii;ili\ c Ei;y|it i;iii l;int;'ii;iiio
is writtcii out w'itli füll \ i)CMli/;i1 idii liy llic ;ii(l nf (irci'k Ictici-s.
(•will!;' In llii' wiilc UM' (ilMJrcck ;in iIii' iil'lici;!! l;iiiuii;iii'(' ol" I']ii\]i1 diiriiiL;' tlic
(ilMTii- iv()|ii;iii |ii'i'i<iil. .•111(1 t(i llic |i|-csciicr dt' ;i coiisiilri-Mliic rni'ci^n | id| Mil;il idii l'dr
w iidiii tlic ii;iti\c l;ini;u;iL;c ;ni(l writiiiy wcrr imt';iiiiili;ii-. ;is cmiIv .ms llic jihI
cciilury rcsdri w.'is ()cc;isinii;il!y iii;iilc In llic (ircck ;il]ili;il)i'( l'dr llic s|icl!iii,i;' dl'
Kn'\|ili;iii Wdi'ds. ;iiii| c\('ii dl' wlidlc li'xts. j-'di' llic nMli\cs. Idd. lliis iiictliod
li;ii| ils ;i(l\ ;iiiI;il;-c : llic \dc;ili/;il idii dl' llicii- \\d|-i|s could llicrcliy lic c\|i|-css('d.
>Sd I'mi- ;is WC kiidw. ;ill llic ii;ili\c wriliiii;' dl' ( lirisliaii lvuy|il was dii IJijs |il;in.
Mild WC li;i\(' ;iisd ;i l'cw c\;iiii|>lcs dl' ils ciii|ild\ iiiciil cvcii winic |i;ii;;inisiii \\;is
still sujircinc. Tlicsc ;irc cs]icci;illy cdiilicclcd willi iii.-iyic ;iiid ;ist i-dldyy . |iii|--
siiits In w hicli llic n;ili\cs ;ind llic (Jreeks \V(Hiid coiisull cacli ollici's iiicllidils
jiiid wdiild w isli td j-ccdrd llic i])s/ssf)iin rcrhd of tlic sonthsjiy'T.
( )iily Iwii cdiisidcrJiMc texts. or sci'ii's dl' tcxis. dl' lliis kiiid ;irc ;is yct
kiidwii. ;iiid tlic |ircsciil Icxt. tlidUt;'li iiol (|iiilc tlic Idiii^csl . is |)rdli;il(l\ llic
ciirlicsl dl' mII tlic cx;iiii|i|cs. Il is ;i|i|)ciidcd Id ;i (;rcck lidrdscdjic in llic ürilisli
!\lnsciiiii '). 'i'lic |i;i|iynis mi wliicli il is wrillcn licldnu'cd lo llic Srdi;\iM cd|-
Icclidii ;iiid li;is ;ic(|niii-d nrc;il cciclirity licc;iiisc il lic;irs dii ils vcrsd llic I<'iincr;il
(l|-;itidii dl' I lyjici'idcs. Tlic d;ilc dl' llic ddciinicnl is nnroii iiiuil c|\ |dsl . Iml cir-
ciiinstimce.s seeiii Id |idiiil lo llic lidrdscd|ic li;i\iiiL!' Iiccn wrillcn ;il 'l'liclics^ mIioiiI
'l The pliotographic facsiiiiile of tlic uliolc dl' llic rreto is given in Cnt. of Hu (Inrh l'ajii/ri
in Ihr lirili.sh Miisnim, I, pls. LXXII — LXXIII, u itli .i tianscript of the Greek liy Kknvon in the
Text (I. |i|i. 12t; <f xiqq.). where a bihliogra|ihy is also given. The Greek text of the Horoscope,
with iKitcs IUI llic nanies of the decans, was pnblished liy GoonwiN In Cliahas" Mehliges Egi/ptn-
IngHjiifx , ll.ser., p]). 204 et seqq., and a copy nf tlic Old ro|)tic text was piililislied liy tlie saine
Scholar in ÄZ. 1868, ])p. 18 et seqq.
^) SroitAHi visitcd Kf;ypl in I8.")3/;")4, and. thougli not an arrha>olo<;ist, liad the extreme
good fortiine lo liriiii; lioiiic a siii;ill collection of aiitifpiities and |)apyii of exceptional interest,
acfjiiircd. as I li;i\c liccii told hy liis cnvioiis aiili(|iiariari friends, at very sinall ntithiy. A large
l)art of this cdllcclidii wciit tu ciiricli tlic Mayku cnllcctioii at Liver|)ool, and soiiic nC llic (dijeets
in it wvvi- piililislicd hy II. üniuiscii {Egi/jiHfm Aiithjuiliis ,-i,ll,H('<l in Upper Egi/jil 1);/ Ihr R/r. II.
SidiiAni). Aiii(in.i;,st tliciii wcrc fom- wooden tal)Iets, »foiiiid al Tliclics« (Hrucscii, ihid. pl. 21, in-
scrilicd with dcnioti(- and ibriniiig an alinanack that rccordcd llu- position of the (ive plaiicis in
the siutis of the /.odiac froni the eiglith year of Trajan to the seventeenth of Hadrian (a. d.
105 -i:i4). These t.ablets were hrilliantly intei-]5reted by HRCfiscii in 18.i(), in liis Xoiirellrs rc-
ihrrehts siir In ilirisioii di- l'aiint'r . pp. Kl et se(|i|. It can liardly lie nierc accidciit llial in tlic
Zritsolir. f. ÄKypL Spr., XXXVIII. Baii.l. IflcO. H
I-. 1,1.. (iRiKKiiH: The Old Coptic Horoscope, &c. [XXXVIII. Band.
ISO. v.u.') Linguist ic-illy tlic \r\\ is \ci-\ |icciiliMi-. Sumcwlial l;ilcr llinii lliis
is :\ si'i'w^ nl' iii\ iicMlimis [irclixcd tn m- cdnl ;iiiic(l in ;i (irrrlv iii;ii^ic;il |i;iii\ ciis-
cDilcx in llir I.iiuN i-c'-). wliicli Inniicd |i;ii'I iifn uri'.'il liml nl' iii,-iL;ic;il Icxis ;ici|iiirc<l
liy .\M;i>l;i--i .-it Tlirlics. ;iml dnli's. |iriili;iMy . iVoin llic l;illcr li.-iH' nf i lic mtiumI
ct'iiturx . In Ijaohmam"^ Cnlnlnii' >!' llic Au;ist;i>i ( nllcc-iiiin . IS.')/. il is nuni-
Itcrt'd ln7i?. I-"nini llic smuic lind l licrc ■■irr ;dsii ilncr ni;inic;d drinnlic |i;i|iyri.
— iiow rcs|K'cli\ clx ;it I.cydcn. in tlic üi-ilisli Mnscuin. ;ind in llic i,(iii\ rc'l — .
wincli contnin ;i iiniitcil uiinilirr nf dcinotic uDrds I riinscrilird in (l|-cck cliii-
r.-ii-tri-N. Tlic l.c\(lrn !MS. \\;is ;ici|uir(Mi \<\ lIiMl Miiscnni in IS!!/; llic I.diidnn
MS. (Aii;ist;i>i 1111. lO'il*). wliicIi is ]i;irl nf llic s;iiiic di icnnicnl . \\;is ;ici|uin'(l
in IS'i?. ;is \v;is ;ilso llic P;ii-is ;\iS. ( Aiinslnsi iio. JIMil. <■{'. I)i:\i'i;ia. Caf. i/rs
MSS. l-jj. du Lourre. p. 17(i). Tln' dinlccl dT llic Aii;isl;isi duciinicnls is ipiilc
dilTcrcni iVnm llml (iC Siokai; i's llnr()scii|ic.
A i'cw iiiiininiy lickcls willi Kricl' inscriiil i<ins in ( )|d ('n|iiic cxist . ;ind
;i]H>;irciitly llicy coiiic iVoiii Akliiiiiin: Iwo of llicni li;i\c liccii cililcd Ky Sii:iN-
i.oRii .\Z.. IS'.M). 4!l. Oiic nii-lil liopc lur llic ;i|)|ic;ii-;iiicc ofOI.I Cnplic Icxis
;iiii<>iii;si ihc rcccnl iiniuciisc liiids (ifCircck ]i;i|i\ri: Iml iiu siicli disc()\crics
lia\c ;is ycl liccii nniiniinccd.
Tlic inniii inicrcsl u[' ihcsc tcxis is ]p|iili>|(nii<';d, i'licy i;i\c ns \Mc;dizc(l
KilApl i;in niic nr Iwn ccnlnrics oldcr') lli;iii llic cnrlicsl Clirisl i;iii (nplic 3i.SS. :
collection oi" n .single winli'r associatcd llii'se rnre oljjects willi tlic ahiHist ciiunlly rare aiul reinarkalilt-
Horo.scope-]ia])yrii.s; \X(' iiiay alnin.st assiiiiu' llial lliey were fomid togetlier.
') Tlie foiir talplel.s iiientioiicd in tlic last iiote are conseciitive and pi-oliably furiiiiMl ihe
complete siimiiiary of the asti'oIogei'.s obscrv atioiis or calciilations on the siibject. We, tliiis liave
-soiiie groiind for siippo.sin.u; tliat iiis work cea.sed iti or .soon after the yeai- 134. By a.stionoiiiical
calcidation fi-oni the ])Osition.s nf the planels as giveii in tlie Hmosedpe, Gnonw in niid '!. D. K.
Wkyf.r ohtained two dates l'nr llic Miativity« in (]iie,stiiin . llic iiuirc ludlialilc licinn it.") .\. n..
tlie les.s proliahle 1.5.5 a. d. (Kenyon, I. <•., p. 127). The . pruliahlc • datc of '.).") a. n. for llie naiivity»
seems too early for the Horoscope itself; the latter niight, however. Iiave liecii ca.sl at aiiy tiine
during tlie life of the »native... The "les.s piobalile« date nf 1.55 a.m. sceiiis Icss likelv also l'rniii
the date of the woodeii talilets which we conjectiire In lia\r ln-cn fniiiid w Itli tlii' IIcirnsco[)e.
'■) The first lliree leaves of the codex, which iMiilain iicaih all ils < Md Cnplic texts. wcre
carefiilly edited hy Krman, ÄZ., 188H, jjp. 89 Pt sajii.. w itli plinlnmaphic facsimiles. Tlicy liad
previoii.sly lieeii eojiied liy IlEViM.oin-, whn had identilicd a feu wnrds in thein (Me.l. d'Arrli. Eij.
rt Ass. IIl). Brucsih (ÄZ., 1884, IS) pninlcd nut a clo.sely parallel lc\l in deiiiotic (Ln/fl. (iiiosl..
XIV, 1) fnr the passage fo. II, vectn II. 7 —In. and also fiii-nished s iher deinntic illiistrations.
A transcript of tlie whole MS. — .'$3 fcs.. 1)271 II. »as piiiited li\ llie (ircck srholar \Vf.ssi:i.y
in iiis Grinliisrhr Xniihirpnpi/nis iti Pnrif inirl homloii . Wien. IS.SS. Kmi.xNs copy liaving lieen
iiiade froiii the photographs only, Wesski.y's copy slidiild \\v coniparcd uilli it fnr additional letlers
in the ohsciirer places nn the first tliree |iages. .iml Im' ; » h\l (II. rj:! I - 12311) fronifo. 14.
Of the last, Wessei.y prints a rendering hy Ki\iii.ni i (I. c. ]i. 12). willi uliiili sl Id l>c cniii-
pared Cncsi's reinarks, P.S. H.A.. I8!IS. |I12. I linpc In rcvert In Ihr Old ( 'nptii' Irxis nn this
papynis in a later article.
■■') i'iililislied rcspectively in Lkema.xs, Mimnmnils di, Miiser i/rs l'di/s-Biis ä Lri,/^: Hkss^
Gimstisr/w I'ri/ti/ni.s rrm London; Maspkro, Kinde siir ipirhjws papijrns du Lniirrc.
') |AI)ove date of Paris MS. wrong; Kenyon makes Horoscope, heg. 2nd ceiit: Leydeii \;e.
Gno.stie, 3rd cent.: I.niivn- Greek inanic. e. 4tli eeiit.|.
Iftlld.) 1". 1,1.. CiRiFFirii: rill- ()|(l Coi.ti.- HoniscDpe. ,tc 73
niid . iiiitw itlistMiuliiiii: tliis coiniijMviiixc iiciinicss in |i()iiil <p(" iiiiic llic ]);in';in
\<ic;ilMil;iry .-iiid i;T;iiiiiii;ii- |ii-c<ciit iiini-kcil |icculi;iritips and ;ii'cli;iisiiis in slroiiü,'
aii<l uii('\|i<'clril mnlrasl In ilir (lialccis i>\' imniial ('u|ilii'.
\\liali'\(r ihc prccisc ilatr nflhc I Idiux-opc may Im- it lidoiiüs niidnuldcdly
to tlic sccdiid rciitiiry'). I'lic dcmiitic siyiis iiM-d in ihr s|)<-lliiiL;' arc hiciit nunic-
niiiv liiaii in otlier texts. and llic acrrni iial inn is ]icculiar''i. Tliniiüli tlic liand-
writinii' il^<'lf' lacks iiiiiConuity. iIhtc can Kr iio dnnlil llial llic asti'nloiicr was
not aitnyciluT unaccii>liiuicd in iliis s|icllinü' >>{' I'!L;y |it ian tcxls. Ini- llir Imr-
iu\\i-d dcniDtic siyiis liad airrady aci|iiii-i-d spn-ial tnrnis and llic style is <\(-
tidrdl\ cursisc iIkhiuIi ci-aniiird. 'llic laiiitnanc sccnis alisululcU iVcc rroni (d-cck
wiirds and llic dialcci is ditVcrcnl iVoin tlial (jC llic Anaslasi niayical |ia|i\ri. ( >nc
niay jici-lia|is say tlial in li'cncral llic nianical IcxK rcscniMc Saliidic '). w liilc llic
Il(p|-nscii|)c i-cscnihles Akliiiiiiiiic and llic Middlc Knyptian dialccls. Iml apparcnlly
witliciiit (Mn|)liiyinü- A lui- Saliidic and Huliairic p').
Tlic snlijccl iil' ihc Ic\l i> Hill willhiiil intcrcsl : nllicr (ircck 1i(M'iisci)|ics
i-cciird iinly tlic [»isiliuns of ihc stars at llic tinic (il'liirtli. Inil t liis yiv es also
tlic [ircdict iuns tVnni tlicm. In tlic sccnnd <-ciilur\ llic Umnaii world was jillcd
W'itli aslnilciiiy and asi n ildyi-rs. ( )|ic In u'i iscc ipisl ''1 rc|ircscnts Kyypt ;is ;in ;iiicicnt
Imnic of astroloii'y . Inil iliis was |irnli;il>l\ td rccdiinncnd tlic warcs (il'tlic I-;i>-\p-
tiaii astroli)i>-i'r (•(Hisiillcd im llic nccasinn. and wc lia\c imt mncli c\ idcncc tliat
tlic cai'lici- lyyyptians wcrc addi<-lcd In i)liscr\inL;' llic lica\i'iis (nr purtcnls''). Tlic
iiricin i>{' astni|im-y sccins lallicr tu In- sitiiyiit in nllicr lands. cspccialU in
Hal]\ lunia.
llic tcxt was writtcn in at Icast six cnliiiiius. ihc fii-st and last (il'whicli
arc ahniist cntircK torii awa\. 'Ihc ( )ld Cdplic licyins al lh<' cnd urthc liiiirlli
coliinin. I iiliirtunatcly Imth icxts ai-c sliatlcrc<l. and luncli nl' llic (ircck is
crascd. The lirsl cnliinin. willi dalc ;ind iiaiiie. is pi'actically idsl: in llic
sccdud and lliinl cdIiiiiiiis Mr. Ki:\mi\ and cillicr scholai's lia\"c liceii ahle to
restiirc iiiaiiy nC tlic laciina'. 'Plicsc cnluniiis i-ccnrded ihc |insilii)ns nl' siin.
iiHKiii aiiil plancls in tlie sii^iis "l' ihe /<idiae. and tlic ndiiiy dccaiis: tu
K!iypln|,)cists tlicy arc spccially imlahlc as (•iiiilainiiii;- llic Ky-ypliaii iianics
tor ihc last. The dccaiis ari' llic Uli slais niarkini; pcriods ot' lOdays in tlic
solar ycar, nuicli as tlic siuns ul' tlic y.odiac mark iiiDiitldy pcriufis in ihc I)ai>y-
') Kenyon, Caf. Gk. JJSS. in liril. J/mv., I., ]i. TiT.
*) The demotic graffiti at Phiki' incliicle onc dated in tlie leigii dI' .Viirciiaii . "JTO — 2~'> a.D..
IHess. ÄZ. 97. 146, iiote ö) and otliers are dated a.s late as 4.")3 a.u. (Briusch, AZ. .SS, (J7).
^) See the excellent aiialysis of tlic language, Erman, AZ. 1883, p. lOfi el se/jr/. There is
IUI in.stance of 'A for p, eAgiofc (ibid. 11, ver.so 54) heing »steain«, and not for cpgcofe.
^) The Faiyumic A appear.s well niarkcd in deinotie in Krall'.s Hi.ston.sc/w Roman.
■■•) Kenyon. 1. c. Pap. CXXX., pp. 132 — 133.
••) Times and seasons were of coiirse (ixed hy ohservation. The very ancieiit woid for
-Star« I Ht > *'^ is froui the root .v// »teach-, »giiidc« {Hicniylyphs. p. 3(1). Cüiiipaic I>()Hiiiari)1'"s
di.scovery of astrouomieal lustruments, AZ. 1899. lU.
ir
74 F. Li.. (iRiKUTii: riie OIJ C.iptic Iloro,s(X)i)e, A:i-. [X XWlll. H;mil.
Idiiian and modorii caloiidars. It lias loiiij- Leen knowii tliat dccads. or lO-day
Werks aiid (Ircaii stars occiii- in tlir XIXlli Dyii.-iNty. iVdin Scty I. oiiwanls. in
lists ot" l'cstivals and asti-ononiicai rcincscnlntions: Iml Daukssy lias now dis-
covcrcd a coniiplcir lisl datini;- iVoni tli<' linic oTtlic Middlc Kinndoni'). A ncarly
(•i.in|ilcli- s<'rif.s iif llic ld('ro,ii'lyi)liic lists of dccaiis iVuni vaiinns jicriods is |iul>-
lislicd in Biutiscii. ThesauruK Dil el .'irc/i/.: a cuniiilclc iist oT tlic nanics in a
Grcek tonn is preservcd by II<'|>lia'sti(in (Leps.. Chroii. d. All. Aiji/pl.. \). 71). Bcsidcs
these wo liavc sonic ih-can nanics in mw jiapyrns. and tlircc utlici's in anothci'
horoscuiM' (Brit. Mns. Pap. (XXX. col. :{. 1. 22: (-01.4. I. 20: i-ol. 7. 1. 18) tlir
last ut' wliicli. (r>svfjLu.&. canmil l>c idcntiticd.
Tlif naincs of tlic dccan stars \ari('(l i-onsidcralily exen in tlic Ranicssidt'
|icrind. tlic spcllinys indicatiiiy ditVcrcnt ctyniological c(incc[itiiins and pi-djialily
dlHV'iH'ul jironuncialidiis. as iC tlic nanics wcrc inxcntions oC tlic Icanicd and
wcrc not snf'ficicntly cnrrciit for tlic pninnnciatinn and nicaiiinn- to lic well
knuwii. Tlic latc Ncrsions arc also varialilc. and tlic (ircck rcndcfiny's ol* Ilc-
piiu'stion arc in sonic cases esseiitially diÜ'cfciit iVoni tlic liicroi^lypliic naincs,
and diffcr aiiain iVoin tlic i'ew namcs ])rpsci-vpd in tlic lioroscojicsl
Aniony tlic iiaiiHs in onr papynis w c inay notc eT\\-s (*oe'2£t') in llic sccoiid
colmiin (hl. 72. I. ')) = Kt>'. =^ Ao. ^^ | c^- llcrc iK') is prcciscly tlic dcniotic
c: in 1.12 it rcciirs. Imt rcdnccd alniost to f- and a Ibnn dcrivcd tVoin i- {: in
tili- ilcin. of I.f'ijd. Mor.)- is coninion in tlic ( )ld Coptic portion ol' tlic tcxt.
One dccan iiaiiic. in llic tliird colnnin (pl. 71). 1. 11). '^tuüv . or i,Tai|w(?), is of
sjiccial intci"<'st to tlic prcsciit writcr'). It sccins to sliow tliat tlic ieS-wv of
llcrodolns is at Icast a wurd tliat niinlit well exist in Kti'yptian. and it is also
an cxecllcnt \ ocali/at ioii of tlic deniotic lici'o-titlc Sint'. jnsl as deniotic Ine.
" w liilliery" . is in (dptic tcoh. \\ iicn \vc cxaniinc tlic liicroL;iy[iliic lisl of
decans WC liiiil nodiini;- olixioiisly su.n'gcstiii.ii;' sncli a reading as Xtwv: tliis,
lio\ve\ci- adniits of explanal ion. It is impossililc to ai't;iic lliat Sine is a trne
derivative froin s//i . tlioin;li \vc can provc tliat tlic t wo arc c(pii\alcnts in
tlic title of Klianinas '). It appears in fad tliat tlic title s//i was one of tliosc
Miifainiliar nanics wliicIi iniglit in tlic nioiitli of tlic pcoplc lic coincrtcd into
alniost aiiytliinti'. and so it passed tlironnii a \aricly of strande sliapcs iintil
tlic loiaii Sl/ii \\;is estalilislied .'is tlic .appcllat i \ c for a certain popiil;ir liero of .sv//-
rank. St/nc (in II Kh.) Iicjini' |)crliaps an atlenipt at reversion lo ;i closcr ren-
dcriiiM- of .s7//''). Now aiiiong tlic decans \\c lind an I\i;yptiaii I ^|\ c:^:^ ^k: , siikL
in tinecu-Konian tiuics [l "^X ,^£= :A: ''I in Hcplnesiioirs lisl XiJ.a.r (= S. and B.
') Annalex du sirrirr di-.s Aiitii/uite.s , I., 79.
') .Slrenf;tliened liy i ; cl". nciS'&q Ibr lu-siwq in <).('. l'ar., 11/'. 15; .Si.;iiit, \Wbiaii 11.
p. 434. iiolel. ^) Kluimiias (.ilurii's of th Uiijh Prii-Ms), jj. 141, iiote.
*) Khamiias p. 4. '•) ihlil. iiote 4.
') See Dabessy, Aniialm, and Brugsch, TliesuKrus 11. cc.
litüO.J
F. Li.. Grikfi iH : Tlie ( )U1 ('o])tic Horoscope, &c.
75
Ci O'
i'.woT "form«?). Tlic liist iii;iy vcry w<'ll lic ,'i üdixI rcii(lcriu.ti' nf tlic Ktiy]iti;iii.
wliicli '^Tujv ciTtMiiily is mit: luil llic ci iiil'iisiDii whicli rci^ncil in rri^nnl Id niust
iif tlic (lcc;iii ii;iiiics iii;iy li;i\i- linuii;lit .•iliinil llic miIisI ii iil inii dfllic w rll - k m i\\ ii
ii.'iiuc irc/v l'ui- S/i//. Such \ Mi-i;!! iiiii iii.-iy In- illu>t itiIc(I l'rdui (Jiir papynis out-
sidc tlic (IccMii uaiiics: c. i;-. tlic |il;iiicl .iii|iilcr. thc Riiiucssidc
t=' '^^ ?\ \ ^r.^^^^ä^'^^ .1 I>, 1 ■ 1 1)
^S=^- ^VD,^._^- '!"■ I'<-'l''>n:nc .-nnl K',.ni,-,n
'-^ etc.. licrc appcai-s in lln- ()|il ('i)|itic as §*,puiijiOT.
In llic Iniirtli cDJunin lici;'an llic ilciliiclion.-^ tu- ]ii-('(licti<ins. wliicli |inil>aliiy
conliiiucil t(i thc cnil. 1 iilnrtunatcly (inl_\ a Icw nlisciirc an<l iin|)ci'l'ccl lincs
iA' tiie tin^ek reniaiii: tlii.s seciii.s to cnd witli y_,c-/iuuTid,st , in 1. 2(S. In llic
ncxt liiie tlic Old ('()|ilic tcxl Iteiiiiis, a|i|iarcii1 ly a.s a contimiatiuii iii' tlic ( Jrcck,
linl il is wrillcii in a lliiniicr and innre cnrsiNC liand. It nia\' lic sii|i|)iiNcd
tu rcciird llic |ii'cdicl iciii cillicr in llic iiali\c lanniia^c iil' thc sootlisaycr, or
in llial (iT tlic |icr,Min wlm was cniisull inii' liini. 'riioiiii-li two («reck licadini^'.s
Dccui- in llic lil'tli cdluinn. tlic tcxl is Küy|ilian In llic cnd nf llic .MS. ( »f llic
sixtli (•(iliinin iinly a fcw Icitcrs al llic licuinniiii.;' <il' cacli liiic liaxc sur\i\c(l.
'I lic ( )ld ('(i[itic Icxt was lirsl nnliccd iiy (ioonwiN. wlio in ISIiS !;avc
a rnuuli lranscri[)t ut' it in tlic paiics eil' tliis Journal . witli iiotcs and reiidcrin.^s.
A traciiii;- of tlie ]MS. was at'lcrw ards |iulilislicd liy Hkvii.lout in ßlrhi/ii/r.s III.
(iiioDAViNs ai'ticic was writlcn al Sliani;liai. and llicrcfnrc iiiidcr t^rcat dil'li-
cidtics. Littlc was known at tliat datc <>{' llic » .Middlc Egyptian« diaiccts and
niitliiiii;- dl' Aklnniinic. all of wliicli tliinw so nmcli lis^-lit on tliis text. Morc-
dVcr Kgyjitolosjy was tlicn nnly in an initial sta^c, and ('d|itic i;raniinar liad
Udt \<'t liccn stndicil willi niiniilcncss. Tlic tcxt is cxcccdiimly dil"li(Milt and
tlic liaiidw ritint;- \ cry dliscurc. and it spcaks liinlily lur (iodHWiN's iusii;lil tlial
lic siiccccdcd in idcntii'yiiiiJ' scvcral of tlic wnrds and inosi oT llic |icciiliai-
letters liy wliicli tlie (ircck al|ilialMt was liere sujiplemenled. A cdiii| larisun
df Uoodwin's transeript witli tlic plioldürapli |inlilislicd in tlie IJritisli .Aliisciini
Cat. ul" (ireck Papyri slidwcd lliat niiieli iiiore dl' llic Icxt Wdiild iidU lie iii-
tellin-ihle: tlic dcnidtic - l'or /i . dccurriiiL;' in aliiiosl c\(r\ linc. espccially
afVordcd niany l'rcsli eines. I llicrcrdrc niade a liand cdpy frnin tlie |ilioto-
Urapli. and, witli Mr. Ki:nyo\'s aid. cnrrceled lliis liy llic original, tlie writiin»-
ol' wliicli is ndt diilv cralilied Id lpc!;iii witli liiit also niucli wuni and injiircd.
Kvery letter was carcfnlly cliccked: even in tlic C(jplie portion tlic pali<nce
and ])ractis('d eye ot* tlie cditor of tlie (Jreek Catalogiie werc ul' irreal service;
iinl nidic valiialilc still was liis clear n-adinti' of tlie Greek ]iassae('.s wliicli
now Tor tlie firsi linie tlirow tlieir lie-|it on tlic nieaninn' dl" tlie wlidle Icxt.
Finally. tlial tlic Iranseripl nii,L;lit not waiil tlic seal df a (dptie selidlar,
Mr. Ckum kindly cliccked thc lirsl two pa^es witli llic dii^inal: liis iidtes and
readings are given helow . In spite ol' all tliis lalioin- llic reading reniains
extremely uncertain. As lo tlie inleiprelation . tlie text alinost tliroiie|idiit
7() F. I.i,. CiRiKKirn: The OKI Cuplir Hoio.sf.)i)(". i:c. j X XWIII. I!;in<l.
seeins hopclessly obscure to tlie ]n'esent writer. Nevertlieless, sonie veiv
iiittMvstiiiti- illiisti-itiiuis nf (Iciiitilic nir (■i>iis|iiciii>iiN in il . ;iii(l it is liu|ic(l tliat
if l'o|>tic M-Iii>l;irs will i^ivc tiicir atti'iit iuii . lliry iii;iy src tlii'ir \\;iy tu ;i lull
rciulfrinn'. llif trniislntidii |iriiit('<l belnw is l;iri;ciy liiirssw mli . and ijic ica<lcr
will jierhaps partltm lln- apparciit aliMinlity (il'llif iilras: llic i-( inh riiiii ot' niaiiy
i>a.ssa,i>"('s is iuteiKlrd mih tu |iiiiiit (nit sduic w ords tliat sccni to cxist tiicri'.
tliougli in an iuiiiiti'llii;ililf cnnlrxt. Tlif bad and iu'sitatini;- writini^'. tlie iii-
(•unsistencit's and jj-larini;- taiilts of .spoUinii' and tiic neucral ()l)sciirity suuiiest
tliat tlie scril)C was imt an Iviiy])tian and tlial liis knowlcdoe ot' tlie E^yptian
lani^ua,!*'«' was insut'licicnt tu cnalih' lüni in w rite it plinnctically witli correct-
ness. or even so as tu he juMpt-rly intrllinililc.
Till' first 2t) lines in col. W arc (W-ick: tlic two sncfeodini;' lincs wei'c
in tlic saiiir iiand. The "iStli linc cnds witli tlic woi-d '/^pr,ijLctri/^et . wliicli ur-
curs prunüncnlly in tiii' ('uptic portiun. l)ut lias also heen recognizrd by 3Ir.
Kenyon auiongst the tlebris of tlie Greek toxi above on tlic same page. To
all appearancp tlie Coptie text began at 1. 29.
IV. 28 y^cyiiAUTii^si | IV. 28. Second perlod. froni . . . . to ;
//] is callcd [of the Siin'^\.
211. Ä.q^Tc» u|Hq npe -coT.i»>u' COT ' 21). TIic Sun becanic(":'l to liiiii as
KH - coTii-SÄ.'xe - nie 0 a o o ne'i j iVimdly star. Mcivury a> li.istili'
■xq ueqcTtone ^^^H" «^'H <1"' l'''''.V:' ol'l liis ....
Iic sliall ndHy) lip
1*. I\'. 1. ■J9. 'riit;i'e is iio träte of tlie liiie.s iiaviiig extendetl lieyond tiie hicmia at the hl't
iiaiid eiul U'iili the [ilicitiinraph in Caf. ()f (Ik. MSS.); I'or the re.stoi"ation e>.q<3'o)n]HC|, wiiich woiihl
tili the gap, et". \'. li. 14, niiq oi' iiÄ.q a.s in V. i), i'i. «^qS'to (f'or i.qS'ionc;', see \. 'i-) mif^ht lie
interpreted a.s "jncl ])ies., as in .\kh. and Boh., but the gnoinic ineaning of the Snd pres. (Si.,
§ 372) wouid not snit the context weil. It can iiardly represent the dem. conditional pliiase e-f
hpr ( A'Äo/«. ]). 82 , note), which iniist certainlv l)e the attributive form »equjconc, al)breviated to
eujcoiie : eu](.i>i\. Tlie last occurs belovv, \'. 'Jl. ^wq<3'w inust therefove be Ist perf. The absence
of n(i\ : w's.i before the resumed subject is not anex])ected in view of .\\s\\. and dem. {k'/mni.
]). 14.j , note 1. ti).
npc; the same form in transi'ription in Loiiil. (Inosl., \'ll."il; X.30; and in an eai-ly astro-
logical fragment in llie Hi-ilish .Muscnni. of w hieb .Mr. ('[un bas lundly ni\eii nie a eopy (no. .jl'.'!
in Cnusi's Catalogiie; cf. PSIiA.. IlMlii, k;:',).
- (deinotic sign) foi- Ti, Äi. eillier as a separate wind or as the lirst eli-mi-nl in a coinpoimd,
e. g. -O'S'TSikgpe^oT , V. 27, where ot is consonantal(!'). -co"*', -u.iiq. \'. I. -inq. -ii^q (.«.«oq),
\'. 30, etc. etc.; bnt nnq, V. 9; itjvoyiivf j . VI. 1. We lia\e also -kj dem. //////' (\uq : nuxq). etc.:
noooT - AiiCTq . \'. (j. Biit in covitsiwst . I\'. 29. itA.wi\no-s-fc, V. 2n. the i;in(li\e \\ illi ii forms
a close Compound with ihe |)receding word, which is thei'efore tonlos.. In such cases some-
times 11 and sometiines - is used, l)nt generallv the foiiner. cf. .«iiimc*. . \'. lö. .*i\ny>.«'ii7piiior
(i.e. -piiiOT), V. 2U; -•sitp«>.wne, V. 31.
coTÄi^n. The tirst dement is cot. fnnn ciot ■ slar . r.itbcr tliari froiii chot. cotcot,
i. e. COT- in llie sense of -day. Kgyptian caleiulars e\ist in which the days an' marked as good
IV. 1.29. For the number of letters to be restored at the begiiining of II. 29 — 32 see tlie
note above; nt'i. oi- ne'; Tsq, Cr. i,q.
l'.HHI.I
F. Ll. Gkiku 1 ii: riif ()I<1 ('()|)lic lloroscope, &c.
77
1\'. !50. oooc - CJTf - OOT-Xiv-Xf HHOTTf TV. !>0.
CHe\.OT lipo a 5 U
i.\|n|i-j(i)\ii
!} I . sei Ci)UOTÄ.f7S.\ia" .\OT.\^J ivS
-fco)\i' .\p|.\|'-\ ir\(')itÄ
!{2. a : *.Jvf\pc' AimiH- A«OirHf -TO)T<"J
-^vq<3■co fOTUTrj |coy iioT^lq
-ntj Kp^.oToyo)T"
liCc
. . . . ;is ImikI ilc sImi'. tlic
i'uds Inriy) liis
Ml iuuli?) 24 ;is cvil
t(i !iiinC:') iiiiy)
liis lil'i'. Iiis ocnipMl i(iii
M2 iVciiii liiiii. Il li;i|i-
pciicd tlint lii' liiul ;i -|(Mi(l
■-tnriyil ;is l:is
i>r li.iil [K'iiliiiii l'(ipi/ri. \>\.\\\. nnil p l'iL'l. |iprliM|ps witli sniin' rctercnci! to st;ii's. ;is (piie lisl
lakcs iKiti- iil' tliioe jispects tu be considcied , one day Ix'iiiu; "^(lod, Ko<'fU ^ood,» anntlicr .liad. good,
g()()<l". and Sil ori. We liave coTfe(i)ii (\'. 2) and coviio'vcic (\'. \'2) opposed to ea<'li ntlici- as lici'e. \ve
liavc coTH'S^v'SE I. 27 (coTTS*w3,e in I. üd) and ^.•o•^.6iMl. As Goiidwin jieiceived cotii-s<>.'SC nieans »star
nrcni'Miy.'. ■■Iiostile, star» ; eo-v;*Mi uunld tlicifloii' sccrn to nw.nn »star offriend (:')«, or at least »favour-
alilf stai'". I cnnnot liouevcr ciiiinrcl it willi anv wmd in iiieroglypliic, deniotic, oi' ('(iptic. Tiie
siiri and tlic ninon \\ ith tili' livr |ilanrts Saturn. .In|iiti'r. Mars, Venus and Mercnry wcre tlie
Stars nr .plancts.. cm wliicli tlic liciriiscopist liMnulcii liis cali-iilatiiins. Ol" liiesc .Iniiitcr and \'cnus
u «Tc inckv, Saturn and Mars nidncky. and .Mcrciirv duulilliil : tlic siiii was niinc Incky ihan
tlic niddii.
Note llic dot al'tci- .6jvu. and lliat n at tlic end of a wind is ucncrally Coli. lu cd liy a dot
or a linc dircctcd iipwards: fcciu'. oT\r. etc.
to>KH is cvi.lcntly tlic star na d N///.-. NA/v in dcinotic, H jl S%> >lc (Hanicssidc) 0 J ö
etc.. in liieroglyphic (Br.. 77/>x. pp. liT et sci|i|.), Ilic planet 'Kow'-' "i' Rlercury: et'. Ict/x«'-' " tlie
god ^hk n "
nccja'ionc iniglit be inipt'.. Imt llic diaieets cxcept Sali, liave ii<vq: it may hc neg. t'nt. mu'|.
in Akli. iicq. 3" seeins to correspond to uj xvlien deii\eil froni Q. Tims ^ in .\kli. Stands wlicre
f? an<l ^ would be found in tlie present text.
1. .'50. Tc; a siinilar .sign 'A or T occurs also \'. Hl, 11, •_>(;-. \I. 7. L'O: in sonic casps it
-ccnis t<i read t; an indubitable A occni's in k'A.w" (\'. "iH)-
ch».ot' has tlie dividing accent wliicli often marks llic cikI of n Word al'tcr ollier icttcrs tliaii u.
;6*.nq(.)itÄ occiirs again \'. H3. Note tlic imariablc spelling "'| ■ '''l- "'1 (^'•7) l'or iifj-,
Teq-, Hf'j-.
l.i'il. ^■sA.i.i: ei". l^•sHO■^', »lociist;c«.
ÄO^*v-|; it" the q may be read a.s for g (ef. V. (j). tliks niay repre.sent e.,T(.> : orcig, .and".
Or *.^-xiv(.i'.' *^o^'*.o niight inean .docusts(:') shall add« 24 (years) as(:') evil.
~\'\: tlie liiie above should probably bc read Ti as in \'. 2ll. 2ö.
fi^ni-, "tonlos« cicn' (V. 8).
1. :'.2. Tliere were probably one or two letters preccding <v*vipc'. 'I'lie last sign seems to
be c ratlicr lliaii f : biit c inay perliaps stand for Sah.«'.
Tlic Strange combination alter .mm seems to be llie resiilt of a correction. It siiggesis tlie
reading eipc .vin ncg.wo mif »ncrrq. ■■. . . and takc llic .... froni liini ■. lliongli in Coplic and demolic
MW docs not seem to be nsed to eonm^et infinilives.
1. :iii. -qTe, Cr. •X»»«; tc, or 'Ac see the note; Ts*.-sf. the second s. sliaped a.s ii" tlie. srribe
liad l.cgiin a tall Ifitter instead. 1.31. ■s*.0)', jiossibly !5'i.wi.)', Cr. h'Ao'; TlJq, Cr. ciiq. I. :'.2.
» tlic cro.ss rejiresents a deletion. the sign g s*'-em.s distinguishable. Cr. ii erased : above c' or
possibly c'; Tic. or ime.
78
F. 1,1.. (Irikkiih: Tlie ( )|(1 Coptic Horo.scope. &r.
iXXXVlll. H.in(l.
V. 1. A.p*wTq «.cMOTne ÄnoTnqpeTC
TOTCOt" .NfJJvUJH «N-ST^vO JvCnpo'
V. 1. liis (rot sliall stay in one of
tili' sniiic kiiidl?) ;i,o-Miii(':'). It
hniipcMi'il lli.'it liis iHiinlxT <>!'
li;urs(?). liis iniiiilicr ol"
2. It Ii;i|i|i('ilcil (li;it liiere \v;is an
cvil Star: it did not (?)
lic sliall li'o to lan.nourl':') inl?)
the winlerl?)
«TIC. ni'it (cf. B. ffM\. ]il. (^Miof /inrs. or i^'ie : kih li(eduii).
•i(>)Tq. Tliis form is iiut knowii i'lsewliiTf. Imt is regulär in tiiis tcxl. ct. feo)ne ;^ £ioonr:toni
(V. ■>,).
-Ä.qa'ii) EO-vinq; tS'di wiiicli occurs agaiii in \'. 1. (an iiarilly represeiit «(•):^i'i. noi- s"!.) : a"!.)
•furmanfre-, .see Äio in \". '2. It niwst rather l)e an abbreviation Ibr 3'ionE as in \'. S, wiieip it
lias beeil conipleted in llic rorirction, etc. While the n.snal .s|)elling is (^'(onc \ve also iiave :io)ne
(V. 9) and ;*ti) (V. •2); tliis inay lie explained partly by the reseniblanee of the dem. Symbol for /ipr
to i: eoTn and o■^■lt foIh)\ving' it seein abliest er|nalh' coniiiion; with other words than oTit therc
is no c (?).
We iiiav no doubt read c|o•^■ llO■^■lq(f ) aftfr eoTUfq , on the aiialcigy of \'. 2; the absence of
the c niay perhaps be explained partiv by the ii followiiig. tlidiigii there is no parallel to lliis
in the text.
- inay stand for »in«, as in dem.; -nq . however. niay be the past negative »it did not«
(rf. V. 2 for the saine jiiirase).
KpewoTOTdiT. In this text k see'nis tn correspond to a" : 's, or 's : S'; ef. -ue {pnss.), and T£*.pKq
(\'. 23); biit in KA.w'.Mitito-vfe it is — ^ : 5(^. The presenl Compound, which is no doubt soine
technieal terni of astrologeis, may therefore be coniposed of «"poo, »deHciency. . "weakness». froni
Kg.(/rA, and to'''Ii)t, •■join«, and so niean »incomplete conjnnetion" ; hardly from •2S(.)po, ..night»
(Eg. f/rA), or TO-vioT. ■•Image". Ov o-vdt iniglit be the adjective "iinirpie« and Kp».oT be for
C'3'p*>gT : cxpegT.
1. I. *^p^>.Tq iooks like the common Sah. cp».Tq; l)ut, as in tlie parallel 1. 2. a fnture is re-
fpiired. *. in Akii.. as c in dem., is the formative of tiie 3rd fiit. before a noun. corresponding
to epc in other dialects; Stern, ÄZ. IS8(i. 132 (cf. below 11. 10, 22, 23 for tlie same form).
CMOTitc seeins — cjuine. perhaps a false writing. The scribe was not over earcful, as can
be seen by .«ncTq (1. 29), and niany inconsistencies.
OT nqptTf woiild seem to correspond to Bob. ot ncqpH"^. "one of its sort» ; this use of O"»
is, however, only allovved as the predicate of a .sentence in Coptir (.Sr.. § 30.5). The second sign.
which corresponds exactly to q in the rest of tiie papyrus, was read t by Goodwin, wlio com-
jiared the word to Trvjsroe, "burning heat«, -fever«.
The sign .,:::J recurs in 11. 10, 16. It closely resembles the demotic "«, which Stands for the
interrogative enc:2wn, and the post- negative e^n. In the present t(-xt it seeins always to be al
the end of a sentence, ])robabIy not as a inere jiunctuation. Ilere it iniglit lie either *.n nf tlie
Meinph. and Akh. dialects — on »agaln«, or the post- negative *,ii. -not one of its sort- ; but tiie
use of ».n withoiit the previoiis h is ])erhaps not very old.
Änq . . . . *.nq ; cf. Sah. «>nc "numerus, multi«. and on^ fioiii lon ■ iimnerare •. so liere »some
. . . . others:'". With this passage cf. 11.32 — 3 n*.iiq -qi.i ii,\iiq f',N.|ii|: I. 22 i*.iiq ii qi.i -(*.)nq
fe*.u. Note the variant ii for - Ix^fore the vowel.
-qoi occurs also 1.31 and -uqco 1. LS; but tliese may not eoiitaiii llie same wind: qi.i inay
possilily be qio:qwi, Akh. qoTc.
1. 2. ^K is the IMeinpli. form of ujc i : U|c.
\'. 2. Äcnpio". A.C fairly cerlain , possibiy intemled lor .« wbieli oiigiit to have been written -.
Horoscope page 4 (Kenyon Cat. of Greek Papjni I PI. 73) I
>tfHM,)L-nz.ti
Horoscope page 5 (Kenyon Cat. of Greek Papyri I PI. 74)
Zeilschr f. Ägypt. Spr., XXXVIIl. Band. 1900.
Horoscope page 5 (Kenyon Cat. of Greek Papyri I PI. 74) II
3-A-i^ >7/WA*v c/^M'^ — -^-—Kf-ri'^iJ Ay. •«-"; — r»-rJiTj>*7y^
'/ys r-7— \.' — y^. *W •* — "^ /-K.y ^ny-n <^^^lc&- Cj^ h v
/-^^ujn<^ ^v«''r»v^n'Vy P tH/t^'P tM^ qr»^ ryy^ 'YTi^
Horoscope page 6 (Kenyon Cat. of Oreek Papyri I PI. 74) m
1
IKfMHTTi^
18
— -J rr' 3A* * > y y
2
u»|,^MJ7*--\. n«^rt;»u*vfi, M^
19
i\(y<^-J}~-, /.<i G
3
/•^v nM^fX: ^^^»Y^^^
20
^— ^ ^ t^.^y ^
4
3A^^ /iA^Ciry^v^^vy^ ..
21
'/ ^J '^'^ ^ *^*" '"' "
5
«*7 3.h«^^/^'^f^;yA» — m/r.
22
6
.i^Wfw^ /n^v C^^^ y,.
23
7
'-y-Jfc».vr..^7v*7 ^.»^
24
^nrnp^ /y^^n
8
C^wV^Wf^aA'/ Ji^*t*f</»:»
25
^V>rt7v^ ^ o - ^t>».,
9
''~^r*^^fr >,^.o., —
20
^j'A/yi). »-...i — i..,
10
jrtittP ^).^yyrfA.
27
;t'^v^ --I^A ;..
11
<^ Ao'vyW/i - ^ ^ ^;__ ^
28
>*tftt<(/V -V(
12
Hx^tHfV^ ^C^v.'iv^^ /^.
29
n^s^v 7^^ ...
13
j)/^(v^v*. -jj.^w/i)
30
r^ruuf)^y. -CA
14
0 Vft77 '■ r-i".v ^rt^»-
31
A^ <Af7 A tfWi <-
15
rlh-r
32
— n^-h^/^f^^ rx'H
IC
11
33
/*^«*inf JuA-|3 -**' >*(■ /
17
34
«!>S'/CM*->UP VSM^ -<-
F. 1,1.. (iiii Krim : Tlic ( »lil Ciiplic i liirDSCupe, &c.
75)
V. H. -Kf n«OTrTe-i..q*>UjH ÄnoT.uuT ' V. '?. or tho o-nd: lic sliall walk iiitn(?)
fetoiie -ue n^vOT ä..uot -ptij.uc
4 . ivqivf i -TCOTCJ -Kt -THq ^or j -ptrog
(). Ai5^- . . . . (i^£( es.qfS'tone gpnujtOT'
t . ÄwpeOir ».q^>OTHH -TqOl.Vif -K€
llliNlnl-tUlH'. or M'C (Icalll n|' (df
l)\ ?) luan.
4. it shall conie Jrom liiin f)r to
himsclf. T/itJ'd period , ir/iir/i is
ralled that of Jupiter ;
5. froiii 28 years 2 mont/is /■') ihn/a
tn 31 years r, )iH)/if/is 21 dai/s: it
() of Jupiter. .lu|Mlcr lir-
caiiii' a liiislilr slar (ni llic A;\\
of liis l.irtli
7. pcrliajis he will dcscrtl?) Iiis
W il'r iii' !)(■ Iinslilc ti) her DT
fowards liis cliililrcii
■XTA.O, iniglit he froiii Ki;. :(lh "iniprison", so "prisori" :'; or froin Sah. -sioto Intiijvrscere;
hardiv r^ioTg : ■sioTg, »pierce".
*.cnpii)' ; GooDWiN read Mnp('>'. liiit Ihr lirst letter.s ari' clearlv foniied as A.c. mii'i' -kc mio">Tf
woiild looU like »the man or the god», p(.).«f liein^ al)hrevialed like 3'ioiit. I'hi' »sc hilorc pci'
is po.ssihly intended for ai, wliich oiij^ht to have heeii written with -.
1. W. -KC ap[)ears to he "Oi-.. d(>iii. iiuji'. ik/i . .Sali, sc (vL 1.7 etc.. and see Kluiiinias . p. I I "_'. iiiitry.
- af'ter nnovre seenis a kind i>f sln|i followiiii; c licfoi-e A.qik ef. 1. 8.
UJH .^u; in dein, sin hii is ihpI iincoiiiiiKin : e. u. / Kli. \'I, 7 — S.
Mm- is the nominal prefix also in Akli. In / k'li. 1\'. "J<> ml Im is "inislurliine.. (et'. 1.17).
i\».or n».-v, .\kh. iio. IMemph. Iu■■^•.
.woT-pdi.ue »man"s deatli», »death liyniaii'. or ■iniirdi'i" !', or "dealh of a iiiaii". '!"his text
ein|iloys the iiuh'finite article (cf. \". 1. .!. 'll \ t'ar iiioie spaiiiiülv thaii does the deinolie of the
.stories . etc.
I. 4. I had tran.scrihed eq with »sei oi:o. .Mrinpli. m. "he», ■•il lieini; . ; hut Mr. Kknvon
prefers a'j : in ttie latter ca.se read -he will ediiii-- (').
-KC ; liiere is a false stroke in tln' k; and tlie seiilie sceins tu have hren ahoiit lo write
-Tgotj instead of -THq. iiTKq (cf 1. 11) is a common form in Mein[ih. for in>sq, Sr., ^2!);). ooq
^ gtot] : odx.iq. -Tgoq for -THq ooq wonld he iinpossihle. even in dejii.
II. 1 — h. The decipherment of tiiis iinportanl (ii-eek passaf;c is cntirely Air. Kknvon's.
1. •) i'ii. not y^ruccTt^it (Kf.nyon).
opnuj(i)T' ; in I. 1 1 and in VI. 1. 13 inore coi'iectiy gft.pnui('n' : the name of Ihc planet ,lii|)iter,
as (ioonwiN pointed oiit. For the Kgyptian and the deinotic foiins Hr-xl. IJr-p -xf see Hhigsch,
Thf's. 67 et seipp. and Noiir. Rrcli., p. 44. It is perhaps gi.i'.V in the lirit. .Mos. Pap. ')2'.\ (cf I'SliA,
1000, 16.S), compare the variable forms (pioted ahove. p. .').
nqooT is the a|i])arent reading; is q a mistake lor g, or docs nq render the initial oft^oo-v:'
-uiCTq - .w».CTq : .UA.cq. This short i for the shortencd chief vowel is foiind also in
'>.('. I'ar. (cf. pinoT. 1.20). The parallels in 11. Hi, 2'.) give .mhct'J. .«uciq (sie).
1. 7. A.pcOT — A.pHT : ivpHOT (cf. 1. 29).
Probably othci- should be read, fir otc:othi. "reinotiis esse- (constrncled with ii).
1.4. ewqjvci. Ken VON prefers jvq. possihly f q ; -KC. a filse stroke in (he u ; tlie scril)e s(!ems
to have heen aboiit to vvn'te -Tooq instead of -THq. 1. >>■ •xev'se probably written ■Sft.KC at first;
iioooT written as though nqooT. 1. 7. othh-. iu' o'xhh*, very doubtful. -tc, or -i"c.
Zeitsciir. f. Ägvpt. Spr.. .X.XXVIII. R.in.l. !!)(». 12
80
F. I.I.. (ifiiKKiiii: The Old Cniitic ll(.r(
.<cc.
IXXW 111.
V. 8. ^pn.vie - ^>q^v^(op•x' ÄuoTt\tn' , V. S or(?) li(> slmll s(']i;irntr(?)
lyiOT A.CJ(TlO fOTU COTBtOU
niifj -0fC| \\\\e lytpf iome »hcj
1(1. 0 o.\ •«=] .\c^v'i\.f!(i)\v' .\(?oi -cti)rj
in ;i nici'ciiiil ilc Imsincss. It
li;iii|ii'ncil lli;il tluTc \\;is an
(■\ il star
1* sull'cr sd'ait
liiniscir [)i'i-s()iially(y) a cliild
sliall iKit lic Ihh-ii ti) liiiii
•1 ai;aiii(y). iiiisfofliiiH'
shall Inlldwl?) al'tci- liiiii. tlicy
sliall inipris()ii(?) Iiirc-
lings
oi.wc. Tills woril in llic siriüiilnr iiii'niis "wite" iiol "Wdiiiaii" in all [la.ssages in wliicli 1
(■an Irace il in Sah. (i-f. Kluuiiiaix, ji. S7, nulf).
ivpTievsc; e^p- — . p- : ep-, Meniph. eA-, Akhni. yi-.
A.pA.c form a.s in Akhm. : Meniph. *>'Ae>.c.
^ptoT* Höh. ^po*^. »This Word is cni-icnt in dem. indv in ihi' pl.. as liere: Ihe sinj;. is
Ibnnd in divine titles. 'Aa-oys«j-»;c; ei', the nlo.ss np*.T /' 11'''' in /''"'/'/. GnoxI.. XII. l'J. The
meaninj; of the ' nt the end of the \vord is \('i-y iineertain: it oecnrs with .wnpc'i' in I. '1. oj^puuiciT'
II. 6, II, ewpikc' 1. 7. ncop-s' 1. 8. nopü' I. "J 1 , eien'u)ori' I. S. -.«jvo'>' I. 1 1 . ii)t.ii' kc.uh 1. \-,
k'.V.w'.mh no'vfe 1.20, np.ll'lleplllO■^■ 1.20, gi^n' 1.21, e>.qevTfc».T' 1.2(i, (?'t»..u' 1.29. Il thns a|ii)eais
not to mark an ahhrevialion sn nuicli as the en<l of a word wliere this niinht be dniilitCnl, in
composition or otherwise, itpM'n?piiio-v is a ciiriou,s exception, 1ml here it is intiudMc-ecl perhaps
because one syllaMe end.s wifli the .« , and n l)ep;ins a n«\v syllahle.
I. S. ».pn.iie. or opn.uf. The - followinj;- the c, as in nno->-re- (I. ■'>). nia\ he n slnp.
GooDWiN translates •lie .shall depart npun a inercantile liusiness'. Bot ncops has a stronger
meaning thati »deiiart». The woids nnist latlier niean »he will break off' his jiartner.ship in a
biisines.s«. Crum note.s tliat niop'x is the word lor a ( jiidieial) dividinx of p'roperly. Coiild it
mean »he shall take a sliare in«:'
cicn'ujdiT' = cienujtoT : icfcujOjT. Tlu^ scribe lind wronj;lv begiin u)(')t' willi f. as il' fc.r the
absolute form eujoiT, but vvrote the uy over the f.
1. 9. c^kO■v. This word, which ocenrs afiain in W. 1. S. seeins like Ihe Meinph. lorin ol'
Sah. S'iiMjT, »arctari". and e>.pcA.OT dem.';- (/u-r. /: ef. Klinnunix. \\. IIS. noie lo / Kh.. W . 1. 1)0.
The first sifjn, if a Greek letter, can only be read c, but it iiiight be l'roni dem. «j— .
HHq; Mem|>h. form for n*^q : «cq, Akhm. ncq. The word rea|)pears as n*.q in 1. 2:!. Ckim
notes tliat a careless scril)e is in nothini; iiiore irregulär than in the lenglhs of the vowels; on
ostraca longs and shorts are constanth' inlerehanged. iiHq-^cq (sie:') is apparently for i\Hq ooq
(cf. 1. 4). There .seems no Justifieation in demotle or Coptie for inseitinjj; - be.fore oeq: yet it
mifiht coneeivably be an old form, for demotie often omits to in.n k an ii lliat was certainly pro-
nouneed. -gcq might of coiirse be interjireted as .jn his liiiie". ii h -f. uv in some similar way.
lyepe (so also I. IM ) iyHpe:iyHpi; no Coptie dialect gives short f in this word.
1. 10. read cevnfe(»ii ; ».ot^. .— f-vc; unle.ss »and". a.t(i) Akhm. äo^v be heie.
T^kgTO (:'), ef. Hob. T*>.Tgo »inclusio'', (pial. TA.TgHO'vr from t</lh\ by inetalhesisi'
■sekCi tiKC =: Sah. ■SLewifecKC. "inercenarius.' , as GoonwiN recognized.
1.8. «,pnA(e. oropu.wf; uji.ri. u| eia.sinj; c, as if the .scribe liad begun to wrile tuii'iT. 1.1b
«>o«,, Cr. egik; Cr. c*.pci>.o-^'. 1. 10. .g*, ])erhaps no letter before o, *>. or c following, Cr. -gc; c*.'.\,
hardly COT, possibly ca.n, cewr; a.(S'w, Cr. e^Äio; ivo-ro^, Ci-. ».t»."^';'; friu»-. h seems to have been
written at firsi for b..
r.)iiii.|
I'. 1.1. (iiiiFn in : Till' ( >ltl Cojitif iloioseope, &c.
81
\'. 11. i^^p^.p . . KOT A.Tpenp o eij^nf ' \'. 11 so tli;it llic Sun
.sliiuc in s|ilcn(lc)iii' tlicrc op-
positc .)u]iiti r
rj. für tili- wniii.-in It
li;i|i|icnc(l tliat ;i li-ond stnr ü;i\c
In Iiim
IH. . . . ti> liiT. Fourfhpfrio(l,\ichirh\
/.-• ni//e<l \lknf\ of M(ir.-:C^). fr um
34 yrar.s .J iiionths, 21 ihn/s.
14. lo ') l fjciirs II !['■!) itioiitlis l (1(1 t/s.
It li;i[)]icnc(l llial llir .Mnnn w .-is
lo liiiH a l'a\ iiiiralilc slar oii
Ihr <lay
1 .'). of coiinliiiii- it In liini(?l . | il |
colli iiin' iip. at'liT ciosinyl?) to
liiiii. as a ta[\-oLirablc| star |on
tlirl ilav
qroTe>.tiT -.ua>ot oi>"r«e ^^^.pn
iyt'>T'
12. -TCgi.uf ns.Mt\ (St^w 3 CO *.q(?oi
neOTn' COT nOTrjf ti Htq ujf.u'
Kf.MW
\'.\. - ■• ^.p^.c ö 'A--'---' h '''''^] <^p^<^
14. ECi'c Li'd \x-f^va.i r |-<^]|U££st'; h a>.q
<?ionf ccog^" -THq -coTit.ii>^tt -
noooT
c
lö. -Ä.ncj Jvp s rj OT ^.opHe\
AVHHUC&. S'^^xC -THq -COT ^\is.\\
-\\\ 0 |oot|
1. 11. .*».jiA.o. Thiis CuiM, will) i|iii-sti(>ii.s ulu'tlici- it c;iii lii' .i*.pikq: tlio .saiiie idea liad
su'ggested itself to nie.
Tpe, the Ilse siijigesteil in tlic Iranslatioii is (•(iiiiiiioii in (iiMiinlic.
read *.ipeiip|c| ii*.',\ r'(iori>.f it.
TOTrö.eiT (|iial. of lo-iv». llere \ve liaxc llie rare arcliaic *.eri (oen) form of llie i|iial. of
coiniidiind (?) verhs witli iiiliii. eiuliiij; in o. tr.iccaMe .-ilso in llie dem. of llie Giiostie iiapyi. l'or
Sah. See Sethe, Vcrhiitn 11. § Ulli and .S i , y. 17(1; for AUliiii. (T*.speiT. t A.'sp a-'i-f ) , Siern. AZ.,
1880, 132, ibr dem. 'l-r.j/l in ]i filix iit ')-r.i/l — 15. iii.iSiifcc ct •?'cpiiorr (■a;epo:3'epo is s|jeU as if
°=-rr^ I n in Gnost.), Hi:ss. l.oiid. Gnosl. rirs(j \"ll, 3 1; ly-'l.yt in <-/ ly-'l.j/t r ic hir -- B.
t'jiivAiioiT fo-yo'fo. ibid. rirsi> l\. 1.
-.W&.OT can liardly lie for iit.wi,-»-. it miist ratlier lie .w.«».ot, and tliis may lie eitiier llie
.Meiii|ili. form of .M.uooT (Sr. § "Jit.S), or -— .m.w&.t, ■liiere..
1. 13. or ikpoei, "to me».
Aifuj. .\ccordiiig to Mr. Kenvon , wlio deci|ilieied llie passage, lliis. as an alilirevialioii l'or
Aj=i/!i;, seems llie most proliahle of all likely naines.
1. 14. (Do' is evideiillv Sah. ooo ..liina'. Il seems enrioiis tiiat »siiii" is iipc wiiile "inonii"
is i.)g without the articie; hiit the artide is inseparable from . Sn as a deily, in the |)0])iilar
language as early as llie New Kingdoni, lo distingiiish the smi-deity from the co oii word for
»day-. The word ■mooii» was less open to ,i double iiieaning. In A7i. (e. g. III, 14) bolh liave
the aitiile. biil in Lci/tl. Mor. XXXI, l'O, we have // R' cni«' " li . as liere. (In the astrological
fragnienl in llie Bril. !\liis. llie siiii is npc . the moon n».g. new».o and ccAhiih , Cmiji).
1. 1.'). -«.nqevp-tj; el'. I. 17 -«,p«,q i.piiq, 1. 'Ivi. /// iHq ^pnq; in I. i 1 we have iitoy A.opiiti.
<3't*..w tt sKjij., cf. 1. "Jö.
1.11. .6i.p&.p • • KOT. ( r. .^^p».'!' - ■ co-> ; tijv\i. m ii.\i . or fi6.'A.
1.!. *kp&.i:. ^'y. i^poci.
I. I;
82
K. Li.. GEiiKi-mi: Tlu- Olil (diilic lIon),sc()|.... i;c. | \ X X\l 11. BmimI.
\. Iti. -.uh|ct|c| Np.\ Tnq -COT j y. 10. of liis hirtli. ])orlin|is(y) | it will
-Tq o g///
18.
l!l.
•)(i
•Jl
.wHTfci«mc ^.^«>^|Hfr•l *.coi.uf -p /
p egreq - nqu)
-TWTq' *.q&.oipe -e eq.ien e..pV/
-n Kf luoiyu -^.^Tv^pl^/
-Tf .ie>>u pe iieqptM ccq -sevei
oTn' II e
•2i\ KtV.u'.wnnoTrfc a.-xwot .inup
.w'ntpnioT -Tq'2£(i> -tot eipe
^.ip^.c^
-Tq UÄ.OT J^jivn' CH ^vcieq
-gTfq ei^confOTu' cot fecoii'
ueoT ^vgpHf\
Ih'I 1(1 him ;i iMNoiiraMc slnr
an;iiii(y). 'I'lic ni.-iii iiniucillV) to
llic liail" of iiis
17 iiis niouIhlV)
will ili)(V) iiiin laisCdrtimc to a
_i;rcat cxlciiliy) iiKirc tliaii(?)
wiiiuaii ....
18 liis licart : it was
not (■(iiiccivcd (^l iViiin liiiu(y).
Ur will
11) or .scr\(' a.s pficst?
slialKy)
■20. takc crowii of yold to llicir
licads in tiic ycars iianicd. and
lic shall spcak and tlicy sliall
(lo accordinti' toi?) liis xdicc
21 . and lic sliall scc law(?)
in liis licart. IT it bc tliat an
pA'il star Ih* foniin^' iij)
1. Ui. np.u'.UHpi'i looks liUc < uyi.niipiHq, cf. 1. '20. lor Joiiblinu, oi" tlie .w and for pjn^.
1. 17. Äpiiq.winfeioue, »to liiiu to do liis evil.s» (■') or caii ;>.piitj be a »üoiistnict- form ol"
&eipe iiÄ.q before .winfeioitc. Words seeni niore freely coiitracted b\' ainalgainatioii in tlie.se old
texts tliaii latcr. BiDne is fem. adj. ajjreeinii' witii a\iit: cf. B. AieTitoqpj, dem. n/t.t /;/)• -nia.se. (?)
11 Khaiii. W . 15. see 1. 3.
«.«.UjHCi looks like r's\i/ (jf / Kh. 111. 'l; l)ut it riiay represent sim|ily the adj.'.vy so common
in deniotic (e. i?. / Kli. 111 7. etc.). likr carlii-r lluviitiaM ^^ . In deniotic tlic sulislantive u liicli
III
it iiualilies is in llic sinf;iilar (ef. Knulisli »nianv a iiiaii"). bul tlie i-(imliiii;itl(]ii is treated as a
jilural: 1 Kli. \. Iti. It is llie saiiie witli nb .all».
1.18. gTcq for oiHtj;'; so also 1.21.
1.19. nioujii : i^('iu)ei\, to "Ordain» or .serve as priest".
1. "2(1. iiyvu'iifpiHOT; for the ' after p.ii , see iiote to 1.7. l'or Ibe - (i\) atiove tlie liiie. see
below 1. "J.')-, lor yiiiioT in tlie coni|)oiiiid, cf. Khaiiiinis . p. MS. note, and tlie furiii piin fnr ..niy
iiaiiie-. in O. ('. Pur. 11 verso. 'l'.\.
1.21. ucoT HUT : HHOT. Kor tlic oiiniii of lliis Word as ii-io- see note to II K'li. II. S
wliere llie words i|noted sliould be translated as denoting a state of motioii »cominn», •entering-,
• pa-ssing-, not -liaving come», "having entered«, »liaving passed«. »ht seems to be liistorieally
the pseudoi)arlici|ile of 7^ ^. bnt in form it miülil iM|ii.ill\ bi' tln- cpial. of 11, fi; cf. qti : qiir, etc.
1.16. Tq-ö, Cr. -(qo tlie o eertain. 1.17. -p/ . t'r. iip^. 1. IS. ( r. itoitq ; Cr. -mmtc';
«> •ipc. Cr. «kiipc or ».xipe. 1.19. • Kt. Cr. -Kt; Cr. .■6».npf ; Cr. tqpf i tq-si.ti. tlie loterval bbink.
F. Lt.. Grifui ii: Tlit- t)ld ('iij)tir lloiDSCope, kc.
83
\'. '22. >, ccooT f^<^q «qo» -nqfijvn' ' Y. 22. .-ilicr llicm. ilMiimilicr(.rii;iii-.s(?)
Iiciiii;- In its ;i woinaii
sli;ill cause liiiii Id lakc sli.-mic
or tlicy sliall
2'.]. captiinM":') liiiii. rioiii 12 ycars
iipwanls. .\ wdiiiaii >liall Im-
to liiin. he sliall lakiM'/l her
•J4. until '.II. Ur sliall scc (Icalli .if
a man. (U' sliall sc|iaralc to
iii'riyi scck liiiii
2•^.
24.
2(;.
ujÄ. q-^ *.q^>\l^.oY cv.vior -[poi
M\e -Kf no}p-:s" o<.p^.c -tot ^t
ioTq'
equjcTco o - q iyc>.tj' -
THq Jvpuq iicToevOT -ne tp
-THq
is.qiijconf fOT«' cot uo^cj . . .
' ivqevTf!&.T' i^Tq c\ TA.g^
Tgq OTll'
llOTT» TA. -OT -XÄ. OpA>0^- fjptO
<•{ peoTC -Toy goT \ä.
iipiD i\':iio///'
25.
.... (I() tu liiiii tliat wliicli is
cvil Ol- Jo to hiiii
2('). It liajjpoiicd lliat tlicrc was a
nood star lic sliall
:{i
- llh'il inav
Ul p.M'llMpS
It ncissihlv
1.22. \: Jipiiareiitlv dem. »i :^ J^N" , ust'il for .w as opposeil to \\ i\ ,
liere ii.seil t'or tlie latter: iinless it bc a ioi-iii (if -.
ccoo'v; tliis readin-; i.s alino.st certain.
-iiq (cf. 11. 1, 33). Tlie a. .seeins to l»' oiiiltled, hiit tliere is a liiie l)eiii>;ith lli
he iiiteiided f'or it.
Ä-iniieq ujine ; po.ssibly tlie verlj i.s ty^n-f^ "caiise liiiii to bring« .sliaine. Tliis \v
explaiii tlie Ibrin TcnnoOTce, Kliamiia.s, p. H5. witlioiit recoiirse to false anaiogy.
1.23. •x<>.pKq si'eiii.s liardly duuhlfiil (cf. (S'iDpi?' : soyvs. "Catcli").
-■Sil (cf. Kliaiiiiias, p. 1;M. iiote to 1. t>).
•xio->'i; liere Cor ■s.i'y'!
1.24. q i.s here the Gk. nmiieral iUI, not a ('()[<tie letter.
Tlie re^storation [pio.uje seciii.s certain Iroin 11. 3. 2;( — 3ii.
1. 2.j. u)«>q' or uj.wi' .seeni eciually po-ssible.
I. 2i;. •ifc»,T; Kenyon would read A&&it bv pieference, soiiie l'oriiis ol' ii re.senibliiig tliis i
Greek wiitiiig. (Crim: ft.Afi».'A - epfcoX;')•
l. 22. eiooT liardly donbtl'ul. -iiq, «. seenis to be oniitted, biit tliere is a line beneatli
tlie - lliat iiiay be intended Ibr it. 1.22. Cr. •siorit. 1.24. ii.pewc, Cr. «kpoc. tlie
foUowiiig - niight be another c. 1.25. ujekq', or uj.ui'; THq, Cr. --iHq; -Ke , tlie - is not
ink (Cr.). I. 26. t&«.t', Kenvon prefers '.Vfiö-n'. Crum «>'.Vi!i«.'A'; Cr. cn*.o. 1. 27. iiot.
Cr. Aiov, Kenyon |)refers hotiiAa.; llit- leinains at tlie gap suggest eipdui and »q; oTf
or 0-s.e..
84
K. Li.. (iRiKum: Tli.' OKI ('.iptii- ll.ir.i.scope. .*C(
IXXW III. B:ni.l.
\ Ü^. c\'-uvs»uTo)0 -Tnco\Ai*-- i\ . . . V. 28. Iic slinll l;ikc lirc(y) tVinii ;i
IN». t.
w (iiii.-iii. |;i w iiiii;m yl -^Il-iII t;il<r
lirc iVdiii liiiii. ll li;i|i|M'iicil
lIiMt tlicrc \\;i>
■2'.l. ;i nnixl st;ir (akiunl?) ;i closiini-
Oll tlic il|;i_\ I uf liis liii-lli. Per-
liaps lic shall ><■!■ (Iratii
"30. ül' a man t(nicliiii<i' liiiu
"i'.l. TCJ COT UOTCJf -21» (STt^M- 11
o|oOTy| - .MWCTq ^>p^•OT tTJC
HO. -pco.uf t-q'isiDO ,\p^vq kc.m|o|t
-cun.uOiNOYfc" -itq ^.p^^^.q piyÄ.fi
-Atä^q
H 1 . -TCTcq -qo) ■*- i^ ji.wf -XHivq
-ly^pf — :inpt\.unf .vifc — sw pjv.u
ue
'^'2. .ufe Js.li OTis.o Ä.e€ -.uis.q en . . . .
Ä.e\ -npTOT ■^ev.T nq u&.nq -qto
HH. iiqf!A>n' -TCTPq -fjco .iis.ncnoui
-\\r\ .MOT .WOTIIOT -n*.OOT
34. H&.OT € - ODni iiqc 'S» ujepe
tUTCiJOT Jv' ne ujvti Tepor ct
Cf.ipHfr\
\ I. 1 . KC .WUT n*. . . .
■J. OTpÄ..wne CO iicq \\e loui ; Hq . . .
'.\. cx.wov »».vopjvq ^OT^^p•2£^>^H
cpei . . .
1.28. K lia.s lieen ileleteii. -i.io The fir.st sign closelj' resembles Uk. ^. l.s'it uj
notf -m . . . . -ii'Vfq.
I. 29. Tlie II in AiitcTq is clear.
cqenikOT. 'l'liis i.soliited instaiice of Sah. vocali/.atioii fnr the iisual »^q«» is curioiis.
1.31. The fir.st Word is correcteil. It looks as if -leoieq liad beeii written, but 1.33 gives
only -TETfq.
1.32. *k«c; tlie oiily ocfiiri-eiice of »; -. ctoh!'
I. 34. -icpor; evideiitly t'or -iHpor.
fTCC;*piifi; iiearly as ce^V*"' '" .Miliiii.. .Sikiniioukk. KL, 28. (i.
I'. \'l. 1.4. ■ lill six niciiillisC): he shall see death [(jI' iikiii|.. c f. \', 3. efcikT cj^ov. onler
as in deinotic.
1. .5 "going to a (!') village».
31 Cor a wifc ........
tu fliiltl tVoni yenr 4'J, t'roni
year
32. 42 agaiii(?) and Ix-tbrc it . . . .
33 loi- liis lifc:
lic .shall not die in a nioinent
afterwardsiy!
34 taUc <-iiiId
all tlicsc \vliirli
tollciW.
VI. 4. ujiv cfeiv Tc;vOT(_^ j>.i:jevi\*.oT*.|.w
OT.-?| . . .
f). eqiyH A.Ti.He cqcp -tot n . . .
(). Ä^e HOT TCTnoq OTg.wg^ -n . . .
(ir n.}
I. 2M. u-i-)g. K deleted; coi.wf <>r -oi.nc. 1.30. -cn , better th.-in -i\\. \.'.\\. ll louks
as if -uo-rcq had been written, Cr. -teoicti : h-tter era-sed after qw. 1.32. orvvo or o:s*.o;
-*>•!. belter -A.'A as Ke.nyon and Cr. 1.34. c-OTii, Cr. cot«: iiqc . Cr. lu' ; .N'iit. Cr. ^.iiu-.
\ 1.2. iCiin^, c coi'iected \<v |ins>ililv -i : scareelv rooin Cor lettei- lietwei'n ii :irid ^. l.ll sno-jl!').
1-". 1,1. (iniiirm: Tlir olil ('i,|ilic Hiiihscchm-. &c.
S.')
lt. -TiDTq ^>wgcq ^itqu) - . . . .
in. TlWf fj' ^vOT -OTtTJ flJv. . . .
11.
.\q.\c.M.u\v c Ufopc^cj - . . . .
12.
pi\.unf Ä . . , p . . . . Ai\ ....
13.
5^ivpnujo)|T| . . . gooTi . . .
14.
OTHTCj . . . f.iHOT ecjue^f J
15.
ll-XOCJ
1(>.
17.
(|H'rli;i|i> liL'iiik]
IS.
-§^..ei\...
li).
neqcoH^ . . .
20.
eiwtosi -ir\ •;|*>iui-j ....
1. 12. ..yi-;ir :!(! |l(il (Hl.,,
1. -Ji». -.Niuq cf. w :;•-'.
I.-Jl. ..;iM(i li<- .shnll t;ikr a u ilr .'iiiil .»II
1. lio. ■■ 10 ycars...
I. •_'!. he >liall ild.«
1. 2."). •■ ATMcnti.»
Iic shall .!,....
22. \i.\cj ^.pill^.p^\(•J ;vci\.u .
23. pA..Wnf g.Mf tMO)(?p . . . .
24. ccHTHne *.rj.\ .\po . . . .
2"). ;«..uiiTf ^^.l:^ toT . .
2(). «xqjv^wpÄOJ 5 t c o'- . . . .
27. l\fOT ^0|pHflJ ■/ Civ . . .
25. .U\VTl\»tC
2'.). •2£.\A.\OT
ÜO. tcjncop'S Ä.p ;(i>c.» . . . .
o 1 . ^vtNS.CM iM^lOIlC . . ,
1)2. - lu- •s'Xtp.uiio ....
'.V.\. f^i>n\.it^ : ly.vi'.up ....
34. c\CJ*.Mt\OTHf' .\.V* . . . f
shall |,iit.
1. 21 ;
1.27
"!'
sfriiis iiserl aficr aiiother lilter lliaii n.
The Old Coptic magical texts of Paris.
1)V I-". Li,, (ii.'iiiri'ii.
i lip bihlion-rnpliy (iftlicsf tcxt^ I liavp givcii ;il)ovo (j). 72). 4"li(' l'öllowiiiii- notcs
i-onconi solcly tlic Olil (()|)tic tcxis on tlic üTcat p.npynis. '!4iis ]\IS. is writtcii
(IinniLrliuiit willi ;ii|iiiif;ililc clc-ii-iicss ;iii(l ex ciiiicss t llll^ luriiiiiiL;- ;i lirc-if cnnl riisl
t(i tlic ll(ir(isc(ipc p;ip\i-iis: ImH iiiilnfl iiii;iI rly tlic lirsl pii^vs ;ii-c s(iiiic\vli;i1 iiijurcd
;ni(l i-ci|uirc Cur llicir cdiliii-;- r.-ii-dul cx.-iiiiin.-it imi uf tlic ni-i,uin;ii. In tli<' prcscnl
stiiily I iiMvc t;ikcii ;Hlva,nl.a,g(' of Wesski.v's puliiicalMui wliicli slmws iii;iny Icticr.s
llial w (■!•(■ iKil Nisihlc to Erm.\n on thc ]iholo,nTajili liy wliicli lic clicckiMl Rk-
1.7. jj'^so^c. thp ;* or 'S" coircrtccl. I. H. uoi, er -uvr. I. Ifl. ncj. or iiTsq. 1.24. ccirr
tlie fir.sl sign jjroUably a large c.
86 K. I.i. Gkiifhh: IIr- < 11,1 Cnplir iiLi-icnl li-xls nf Paris. | WXVIl 1. Bniid.
viu.nrT's copy: Wessely's ro]iy of the Co])tu' is not very accurate. but for
tlio roadiiii;' ol" tlie (iirt'k |>assMi;('s w liicli accdiiqiaiiy tlic ( njitic liis i'<i])y is
iiulispensihlo.
Text (\ f"IIr7. 11.7—10.
GoTtOTq') OTTCjpt- . nfpOÜTH n«Hfe HTKJvHCP.
A _ -" ■ ^ -
Tt^Ä. iiuoTnc . unepoTf . CTciieq . eooT n nev
»Hail(?) Osiris. king of the Underworld . Lonl of hurial. who art in the
south of 'rhi.s, who give.st oracles? in Abydos. who art undcr the shadow?
of the niihs-ivcc in Perue, wliose glory is in Pa-slialoni.«
The parallel text of the Gno.stie papyrns. first ])ointed out by BRUGScn"),
niay be tran.sliterated and translated as follows. The title is worth notieing.
Li'ijden (iiiostir, Fi. XIV, 11. 1 et se(|({.
1. p' sn hiie n Wsr »The divination of (by) O.siris«.
mhne, a.s it Avere X g() ö yS- bterally »va.se-questioning« the Boheirie
ujfii oin »divination« Ibund in pfqujfngiii. AiCT^eng^in . epujengui (Peykon.
Lexicou ]). Hli). and (iramniaticri). For .s/i see Hess, (inost. G/o.s.v. p. 14. .vi /iii is
a connnon «■x|irfssi(»n in the Gnostie papyri and originates no doubt in tlie
employnient of hnwls and buxesC:'). lain]is(?). >S:c. ;is nie;ins of divinntidn.
Ol« := "['n ((■!'. Hu.. Wf/i. 1)01) lias alri'ady been fnuud in Coiitic as a nanic
for a measure (Goonwix. AZ. ISTI. 1 2H == Brixii: . Sf. Gcniye of Cappadoria
|>. 4('). 1.24). S;di. OHO. gUiX^^T nnist be froni | ^ö^ü- \ ^ ö^'"'^^- •
2. 'wf.t-f Vr.v'r // Pr-^'ii f (g ^^ ;/ ;/// // I (/s. |/y| /;" /lif ^\ '^ ti Ttnj r rt-f
n N p nt 9 ich u Bt
H. f fp-f rrlii'. t {//) Pr-si/lf'iii p iil Ijr ji iihs n Mnrr
»Hail(?) Osiris. king of the Underw nrld , lord of Imrial. he whose head
is in This. liis foot being in Thebes: lic (hat !;ivclli oracles l?) in Aliydos.
his bein^- in tlie liouse of Sliilenir:') . he that is under th<' »f/irs-tree
in Meroe«, i^ce.
There are inaiiy diflieidties heri'. The Oid ('(t|iti(' jtaraJIe! ofteii coniiilclely
elianges the sense wliilc |ireser\ing a good deal of the souiid.
inf.t-f fTTOiTfj in this text is ;dways in the )b-d ]>erson: literally »his
adoration" : in / KIkiiii. IV. 84. it is in the 2nd ])ers.. wt-k. The meaning and
the derivation of the wonl froni 1 *€\ v^ 1 seeni well tix<'d by Bricsch witli
') Tlie first letter seeins tu l>c c nf n l'oiiii coiniiinn in niisivc wriliiii;, Imt not L;c-Mcrally
«■riiployed in tlii.s jmpvriis. The cxceptioiial slia]ic inay lic diic to il.s bcinj; Joini'd to llic lall
)iaraj^rapli-mark. Wessf.i.y read it as k.
') nnrr.Rcii's paper AZ. 18H4. 18. is frc(|iioiitly nlVM-rcd tc. in tlicsc notes. I'nif. Kioian's
cominentary is oT course i\w startiiif; point of tlie iiili'rpr<'tali<iii in j;ciifr,il.
IIM)0.| K. Li.. Grikfitii: Tlie OUl Coptic iiiagic.-il texts o( Paris. 87
liis quotatinns frnm tlie Rhinrl hil. XII. S: XXX. 10. The tormination t is not
justitiell liy tlir .•mcicnt ^\■|)l•(l. hiit iiiiist Ix'idiiL;- lo a latc triniiiiiir (?) tnrinat imi.
ji l'r-'' aiiil /' ^ traiiscrihcd nfy>o aiid tu. inay iiiilicatc lliat liic lirst
Icttcr in cacli case was takcii toj- llic artidc In Lri/d. (liiost. \. 'Jll. lio\\c\cr,
^ alono is rendcnMl th». In // k/i. (h'/ic/ii.. p. l.")'i). liic word is always
writlcn witli tlic article. Voy tlic reading Pr-'' . scc Mi:ss. Sr/i/r pp. J^ — *•'.
A ..'riiclu's". IIkss. Scfiir pp. 81 — 82: ai)pan'ntly iif of /.. (IIA. 1')).
ß ich -xioTCO. For ir/j. Y X ■— '•^, sop Hkss. (liiost. d/nss. p. 5. In tlic (inost.
Iitsidcs oTtoo. it ciinstantly cc)rres[)onds tu otoj in tlic sciisc ol" "ri'ply. and
tliis inay jiossibly bc dcrived from ic/i in tlic sciisc ol' "st()])|)ini;« . "satisfyinn"
ipicstinns Iiy answers. The loss ol' the final o niay he illustratcd liy Jv7)-c>) :
|OTOg):;^OT = imperative r.wh {K/ni/ii. p. liUi). The meaniiii;- ot' ß irh -xioTtii
is not very rertain: Eem.w attrihutcd tlic aliove meaning to it; peq-XJOTVto is
(JxcTToc. a »watchniau« wiio rcports wlial lic sees (in Pf.vron's (iraniniar). and
•sinoTTd) is nunciare '). l'ossibly tlic translation sliould l)c »whn dwclls".
tQj^v is inn'cnionsly intcr]irct cd hy I)Kr(;s( ii as a constiMict l'orni 'A' üoli.
^Hific, Dem. hjjli.t. 1 do not know wlictlicr tliis tlicory is plionetically jirolialilc:
one would liave expeeted to lind tlic article t, *i>&;v (':'): perlia|)s tlie woi'd is
corruptcd Crom an expression t'or »the shadow«. the aspirate, as usual, liriiiiiinn'
tln.' scribe into dif'Hculties.
HWOTfec niicpoTe ])' nhs ii Mnrc. Tlic ///■hrs-ivcc is thiuii;lit hy Lorkt (Flore
Pliar. 2iid <m1. ^ ICiC. p. IIS) tobe tlie iichck. At Pniilis it was sacred toTliotli.
('an nfpoTf i'cally rp])resent Meroc':' üiitp Cor vetitixc .unpp ( »bc not l'arolV«,
as Erman) secms less [irobable.
nfc^t-oOT "liis i^'lory« C:*). corresponds to ti-J'irhf.l. Tlie latter I do not
undci-stMiid : tlic deterniinali\ (' sccnis to indicate di\inity. as in p.l "liea\eii".
Pr-si)lrni M.X'TJv'A.iii.u. S///r/i/ niay jiossibly rcjircsent a promineiat ion Sliah'mi :
sinee fi/k = TA.«? in Land. Gitost. III. 1). prolialily on the analogy of »tonlos«
///// = Al^s.-. "givel«. (T. ÜiXwoLfx. ribon. Pr in the Dcmotic might ])ossibly re-
prescnt the article nc-'"). for the llcbrew article "H. .so »the Shaloni" . and \\i-
in the Coptic inio-ht be misinterpreted as = >— |— ' and so eliange to nev- hel'ore
the u} "house ol' Shalom«. Gf. also Late Eg. 2?>%v i '^^^'^ Sethe, V>?7w7« I
5 4;U. II ^ 201).
11. Kl — i:^.
fTOTU PTrti)TC| iS4Veii)\u\» iioto .\n.\OTf
tTo'i uTf.wnnoTTe
1) 5=^^ in // Kl,. Iwirc [Kimm. |i. lIlTl. l>ut ;i|i|i!irer](ly n(il in (hiost.; see 1.20.
-) See tlie eiM|il()ynierit lA' jir for tlic dclinite iirticle. Khnni. iip. 8ft — 87.
Zeitsrlir. r. ÄgypI. S|ir.. X.X.Wlil. Ii.in.l. liWIO. 13
88 F. I.I.. (iiiiimii: riie Old Coptic magical texts of Paris. [XXXVllI. Band.
»Mail Althabot! brinp: in Sahnolh to me
ll;iil AlthoiiMi I ürcnl VaM?). vcit \Mli;n\lI
luiiiii' in !Mii'li;H'l tu nie. tliiil mii^lity .■iiiu<'i
lli;it is in \hv liniid nf (uxl.«
r. tu/ \. II - !/ I' liii "BriiiU' llii' u««! N. in In ini'«. is a conslanl cxprcssioii
in Dcnmtic incantatiims: r.iri/ (jvt»--) varics uitli r.'iii/.
A.n^vOTf: soe I^kicsch I.e. p. lü. Tlic tcrni is nut uncnninKiii in llir (inost..
sjicll r-pljl witli variatiuns: scc Hess, (inost. (lloss. \\. li.
fT»\ci I ili' not rccnllrct lliis Word as an adjcctivc. l)nl sfi'.l occurs as an aii-
stracl nonn »nii.si'hl " • <-'i"- llic uioss \\ (1 (1 "^^^ Jj ,", ujfee ly^H Wli. (>. nif^j^q
i\&.rrfAoc is a tliorony'ldy ('o|itic construction very varely f'ound in tlic Dcniotic
evoii ol' lln- Gnostic [lapyri.
fTo"\: o'\ sct'nis to lic wriitcn /• (-<s>-l in Dcniotic [hhnin.. p. S5. last notc).
11.1:5 1.1.
n7;v.l\ClHCf Tfc.XlTCilT OTTCOOT HTCp TCVUC
ÜTfp ■;^ci.vif and ÜTfp tootut arc cvidcnlly "tlic iVnialc i;<ids" and "tlic
male ,ü;ods". iiTtp prohably irprcscnling' iiUTep; et', llie ix\nss .iilr.ir uTt'p.
Lnnd. Gnosl. \\\. 21 (Hes.s, Gloss. p. i)) and Ekman. AZ. 189ö 47. // iilr.iv x-Ijm.t
occnrs in l.ond. (hiosf.W. '.]'2: i'or s-/iiii.f in I)<'ni.. cf". KIkiiii.. p. S7 ; licrc, as
also in Li'ijd. (hiost.W. 1(1 »Icnialc cow", tlic word is adjcclival. as in Roh.
(St. p. !t:^).
OTTcooT niiuiil lic an iinpci'ativc sncli as "hriiii;':' tlic Icnialc i^'ods«. \c.
I)Ul 1 <lo not kiiow tliat .\nuliis and Tliotli wcrc rcs])ccti\ cly connected witli
rciiiale and male yods. P()s>ilily tlic sorccrcr lias niiiddlcd tlic liii'iiiiila and
onc niii^ht rcstorc tlms euHOTq ».iioTn (fTtoTcj) ooott .... fTdJTOT
HTfp "^OOTHT «-'TOiTOTT UTcp TcM.wf. So it iiiii.;iit lic rcndcrc<l: »liail
Anul)i.s. tlic inlialiitaiil of llansicsc. chicl" of liis liiHV: Mail Tliolli. llic lircal.
tlic jjfroat'). tlic wisc; Ilail male t;-ods. Iiail Icnialc ^odsn.
The Dciiiolic ol" PI. XII licrc lias aiiolhcr imporlant parallel in 1.7. as was
jioinicd ont hy BRf(;scH. 'irf.t-f 'Ä'p n p' tse )i 11 /ir-ii-ic^ir. »Ilail Annliis ol"
tlic country of thc Do^-Faccs lo whoni hcloniis tliis carth. wlio cari'i(>s .... witli
thc siii,i;-le paw" (nt fij 'ks hr I' li.t ir^l.t). 'riie Ki;vB>c£f/)«/,ci wcrc a inonstrons
rac-o in the We.st of Libya (Ildl. IV. litll. Cf. Lrijd. Ihinst. XIII. '.\ «tlic country
of the Man-Eater.s« (".\i'^c!i)-o(/)a7Ci).
') 'Iliis Tiiiist l)e tli« iMcaniri'; in sjiitc of wliat I!ri csch s.ny.s. p. 23.
F. Li.. Gkikkiih: Tlic OKI Cnntio m.iiricil texts cif l'aris. 89
TfeA.'iTC07t' iiiay lu' corrujjfcd (Vom iit J)/. ^Vi-. oC (lic Dcinofic roninil;! : c-iii if
iiii'iiii "tlic (t'ciii.) s;iii(l;il-lic;n'cr« conl iiiiiint;- .■;iiiiiiin;st llu-in. ii;ii:icl\- llic ('cm.-ilc
u'ods. 'I'licilli twice great, llic wiscst aiunun'.st tliciii. iiamch llic male n^ods«?
I. 17.
fy>«'\i'i. Ml also in II (IIA. \.'1'.\) fpiiiT. 'I'lic initial f is (lil'ticiilt, \n\v iiiiLilit
suspcrt nf. In tlic ctirrcsiiundin.ü,' [)a!s.sat;cs of tlic Dcniolic \\c lia\c i\' . rii-i/l,
M . p' 1/ jir nt )i iiilc >'N. is niy nanic. IM. is niy (in- nis.) trnc nanic". iVoni u ln<-li
WC scc tliat rit-ijl rc(|iiircs nn \\e. In nldcr Dcniotic rii-ijl wonld lic wi-iticn
/•/(-//. Inil as tlic siil'lix ol' llic Ist pcrs. bccainc t. / was adilcd (in tu lliculd
s|icllinu' w'itli llic siiriix //: and lliis // iM'inn' sdnndlcss. it lici^an tu lic writtcn
falsciy witli llic 2nd ]ici-snn alsd. s(i tliat w c incct sonictiincs witli rii-i/k in
tlic (iniistic. \aryin!4' witli tlic corrcci rn-k. llic initial f. wliicli sccins tci lichmt;'
tu thc siiftix - fiirni (if tlic wiird pj^iv. is c\idcn1ly mit iiTaininal ical ; it wnidd
sccin In lia\(' liccn jirclixcd likc tliat in cxcopg^. \.'c. withont any i^-ood rcasnn.
K<ii- pfnn.uHT. scc i)Kr(is( II . ]i. 24, lint it is sonictinics spellcd rn n iii'' .lif').
As i-ci>ards thc next icw lincs I l)a\c imtliinu' tu add tu Kuman's intcr-
jirctatiun.
II. •20 — 21.
ilCfV f^OTH ÜCfXl OTd) UcnV
e>>t^Oife CTl'SHO^^ .VIAIOOT fr'pOT K
"'i'liat tlicy niay niay cunic in aii<l rcply tu nie
as tu thc tliiiin' aliiiiit wliicIi I |iclitiun thcin. kiZÄwc.«
'i'iic nsual c<inj. lird pl. in Dcniutic is /i/r-ir. Imt in Loiid. (liiosl. II. '.) I havc
iiutcd it-st (»cf|.
One \aricty uf thc cuniniun lurinnla is as lulluws (Lond (iiiosl. II. 21). »()
Annliis .... cunic tu thc muiith fp«--(n) uf thc niunths uf niy ncsscI (oui. docs
this incan thc niunths uf thc laiii|r:'| tu-day (vW \u-«-V »"^OTivI iilr-k :l \^\\
n-y ich n inf.t iii''.t Ijr iiil.l iil) iih-y sn Ijrr-ir »and ti-ll nie ncw s (otco) in
Inith iA' cvciy matter aliuiit wliich I (sliall':^! cn([nirc".
•siOTto: see aho\-c. TIiitc is iiu inslancc u[' H (^-x»:«?!) in this lurinnla. so
•s\OTii> lici-c niay lic l'ur nurnial *'2£fOTto tVoin -xd». and is pruhaldy iiut (piilc ihc
sanic as •2s\oyco (h irlj) in I. S. 'l irli . I.rijd. Gitost. \\\ . 2 ahuvc, rccnrs in \l. 2:>.
«^cofe. /(// is ali-cad\ iiscd in thc (Jiiust. in lliis scnsc. thuiinh pcrhaps iiut
in this rurnnila.
f-T\ --- uti-tj: this is inlcrcstini;-. and sccni-. tu sliuw tlial nlf-y is in this
turinula prcscnt . nut tutnrc (r-y ul'tcn = eie-). W'iicl her fT\ is lur *«"r-\- ur für
*€Tei 1 du not feel certain.
') So Wessely.
'') Agreeing witii Ebman'.s (•(iiiji-clnn'. .\Z. fSI! p. 9().
13'
90 K. Ll. Grikkuh: The Old Coptic uiagical texts of Paris. [XXXVIU. Band.
■snoT. Tliis early instance of tlie rare and ratlier niysterious Boli. verh
(Thot') is parlicularlv intcrcstiiii;-. I( is curioiis tliat it sliould correspond liere
to tili' Dcinutic iii'<ni|i .V« u}\i\e. "ciKiuire".
fpoT si-euis tu lic fbr cpoq. A similar confusion oi' q .and g lias takon jdacH'
in Akhni. fTikg^- ^= nTi<q- : cta-cj- (Steind.. Elias p. 41): cl'. also 0. ('. llorusc).
Doi's K nican xx/.x-:? ( T. TT. \;c. in Lti/d. Gnost. XVI. XVII at tlie end
nl" pre.scriptions.
F. 1"" Il/y. I. 1"). "('onu' in (() nie (-sfivuOK . .). ior I am N. tlie yreat god"
{vi'. Lond. Gnost. 11.22 "and answer nie :t'/ik'S./. for I am Isis, tlie learned»).
L. t'"llb. 1. :^H et seq.|.
38. »Beliold. lie tlial conietli froinC:') tlie mountaiii at midday in summer
t<t tlie (yirl) disligiired(?) witli 34 dnst. her eyes being teart'ul, her lieart groau-
ing: Her lather 35 Great Thotli eame in unto her, he a.sked her .saying, "Wliat
i.s tlic iiiattcf willi lliee, iiiy «iaughter 3(5 Isis, tlion iiKnirnerC:') witli dust,
thine eyes iieing teart'nl, tliy heart witli groaiis 37, in place otY:*) tliy rainient?
Refrain froni Aveeping witli thine eyes". Said slie 38 to liim saying, 'Not to
nie (1. e. it is noI ni\ l'aiilt) niy father Ape-Thoth, Ape-3i) 'llioth iiiy tatlier.
I have liecn Mipj)!aiite(l (Vi hy myC:') woman-friend, I found 40
Neplithys tliat sjie was sleeping witli Osiris , [while was (eue or epfV)] my
hrother, the .son of niy niother. with me'. He said to her 42 saying. "It is a
eoncnhitns against thee my daughte.r Isis 43 " Slie said to liini. "It is
a coni-uliitiis against thee 0 my father Ape-Thoth, A])e-Thoth my father. it
is a conceiving of niiiie .... (or »woe is iiieny)'. 45 He said to her, 'Arise
my daughter Isis 4(). |go s('el<(?)| to the South in Thehes. to the North in
AliydosC:*). tiicri- 17 |are iiiany of thosc tliat| trainpie(?) tliere, saying, •'Pake
to him Belf soll of I'xlf. hiiii nf the liiazcii foot 4S. him of tliese iroii ankles 4'.).
fastenedlVl for tliec witli a doiilile iroii nail "»O in his liead,
lieing twisted in Ins feet, heing tied in his tongiie .') 1 . i>eiiig light with his
swordf:'): liring it hefore nie. pltiiige (or stain) 52 it in tiie l)loo(l of ( )siris.
place it in the liaiids of . . . r)3 .... do work'.
'Pliis fire wliich is niysterious : r)4 every hurning. cvcry cooking.
every gnianing. e\ cry steaining 111. 1 every sweating(?) tliat tlioii (niasc.) art
going to iiiakc iipou ihis hrazicr 2, thoii will makc thciii in tlie licnri and
in the ma^otc lor llic layiiig my KdJTt-iy) '.> oii IJic uavel and on tiie lieliy <>f
N. hörn of N.. tiie ln-inging 4 iier to the dweliings of N. son of N. tliat slie
inay put wliat is in 5 hn- liaiid to in\ liaiid. wliat is in her moiitli to my
moutli . Sic.«
') ZoKtiA . j). 102 1. 2(j. Boh. cTCKÄ'noT .u.uoi epoe c-»picpTnofpÄ.(^in cpoc. s'noT .seem.s
liere to iiieaii »ask (a favour)«, biit Sah. •siiot* i.s »enquire. : aiul tlie oiily indication iif ■siio as
inf. sci-iiis to \)p. mtno f^sr.(3-/.io« (IVov. I, 32, Rev. Kg. II. H.")9). Stkindorkf, Kopt. tiiaiiiiii. !; 245
derives 'Xiior'» froiii u}o-xiie(:coi^iii).
1900.] F. Ll. Griffith: The Olcl Coptic inagical texts of Paris. 91
TliiTc ;ii-c in.-iiiy i'X|irrssii)iis licrc rcc;illiiiL;- tlir (iiiostic |)M|i\ riis: ;i c/ircriil
(•nll;ili(in is niiicli iiccdcd. ^laiiy ul' Ki;ma\"s rnnjcctiii-al rcstorat idiis iVnm ihc
|iIiolciL;raiili aml Ri:\ illut i"s i'"!»)' arc (•(Hilirnicil liy AN'ksski.y. IhiI in ullirr
cascs liiere ai'e iiii|icirtaiil (lilTerences of reailiiii^-.
\.'.\'.\. HTf is |ii-esuiiialily =: OHTTf. 1 lia\ c Ulli yet reed^ui/cd ii in ihe
Giiustie DeiiiDlic |(ir »I.n. iIkhi tlial coiiicsl oii Tt^OT lieiini"|.
Conipare JmikL Gnost. verso 1\. 1 : /• llr {''-]/' >"^'' '' h^'ll /"' '"" '' """'' n k' '),
»Horus \va.s [taken ill], goiny ii|i u|i(Mi n liill at midday in tlie iniindation
season, mounted on a white liorsc". '\'\w iiumdatioii. as well as tlie suiniiier
seasoii, is excessively liut.
KTOT is puzzling: t^^ot es. <SiS\s seems a cdosely knit ex]>ression, »tlie
dustcovered uiourner« V
1. 3"). W. lias cyocTO. Ki;v. t»oo . . .: read «»otto?
cpi ec |>ei-lia]is sliuuld he »i^opevc or fope^c.
kfe^^fuc; iiote tlie lalse .. and tlie tonn already without T.
1. )5(k ^e eTH for eg^TH (not uidike f/)(;^eii in III 7 für oe») lias heeii
already pointed out l)y Erman on ]>. 1<>7 of his iiivalualile conniienlary. wliieli.
tliougli written nearly twenty years ago, eleared away so niauy difticulties froni
the translator"s path. \V. has tlie hci.
1. 37. HMi^HiiefTcuTco A\'. ev-nns". uiven in tlie next liiie liy l\i:\ .. iiiiist
belon.ü' liere. (Tcutcij is fem.
opii . uep.uooT : one sus[)ects a comiexioii witli oipcj. wliieli liowever takes
e, not. u (eiuopq .w.uo« fx^isA II r'w. N'IIi. 2(1). al least in tlie sense of "avoid«.
»ifTcnt^Tpe W Incfäfc Kkv.). wlio eonlirins tlie ae in tlie next line. WC
may tlierefure restore 11. H7— 3S mcTf nfffec |«ftj| 3e.
n*>»OTT Ilev., ües. nÄ>\OTT. I do not remeniber tliis kiiid of eoiintereliangcd
rejtetition in tlie Deniotic (iiiostic tlioiigli p^ ooeiirs.
1. 31). iio'K: tlie precise meaniiiy I do not know.
T&.pfj. contirined l>y W. I slioiild correct to sonietliiiii; like Te>.p«'"i »-wc^i.uf.
»niy woman-associate«, ff. pe-k'r n'ds »tliy fello\v-I\tliiopiaii" // KIkiiii.
VI. 9—10. It suggests tliat the sini;-. of fpiir w.-is willionl the initial e. hiit
txpHOT exists (ÄZ. 74, 12r)).
Ki.ue miglit be for (^me : •x\.u\ , (»r kuw e »diegin to«.
1. 40. VV. begins with «V.o) Ixev. \oi)co<ye.
1.40. «pHC iiiif enPAiiT iiu^fecDT: Kkm.vn's excellent suggestion of Tiiebes
for ii€ and ä.£scot (Abydos) for iie»iicoT is strongly confinned by tlie passage
in tlie Gnostic (pioted alxjve: "wliose (Üsiri.s') head is in the south of Tliis
') By tlie kindiiess u\' Dr. HuixiK iiiid ]Nh'. U.m.i. 1 liave heen a\Ae. tu collate in.-iny pa.ssages
in tlie MS. of the |)a|)yiiis which are very ohsciire in llr.s.s' piihliratinri. The \V(ini liere i.s
cerlaiiilv C_b, not '>A/>~^^ .
92 F. Li.. Grüiinii: Tlic Olli ('oiitie iiiagiciil texls of l'niis. [XXW'lll. IViiia.
(Al)y«l<>.s). Avlidse feet nir in Tliebes«. epHc . . . encAigiT a^rccs witli tlu> usaijp
ol" tlic article in l Kh. {Khmii. j». !)S 1.21).
1. 47. UUHÖOAl = UHfTglO.Uy
<Tf, tlie variaiit i^ives SiCf i-atliiT tliaii xt. |irrlia]is Inr (Tf jvt "tliat
iIh'V liavc laivcn«.
/y/ ..eye", (ake.s tlio arlicli" nut Mit'fixcs in Dcnidtic. fieAcj tliercf'orc cannot
nu-an "lii.s cyc".
1. 411. fC.WOTT' P]k:M.\N. fC.WOWT W .
1..')!. fit'iwin .seonis here ii.spil Ibr m weapon. WVi' ferruiii.
*-u»\'\. iM\i\\ [\\ . lia.s tlie i) seems the true fnll form ol' *is.ii\- (;v»nHe : A.nioTi).
tlius giving llif \ (icalization oi' tlii.s cla.ss oi" ini[)('fativ('s. >'■ "i/- >'-i'!J- arc verv
coinmon in (hiost. Ijrlorc direct aml indireft olijccts. N<i douiit llicsc iui[)crati\e
Ini-nis werc fvu».\. .\in-ev»»T* (cl'. Cvp\- and ^.•2£\<•)').
eg^HT Dem. rJ/.l-y. Kham. p. 1)9, 1.25; or po.ssibly fiHT "ndi-lliward".
^7) n mf Land. Gnosf. III, H4; mfnWsr Lexjd. Gnust. \\\\. 13. 14.
111. 2. II .w^,OTC = j)' /tiics in a paralhd ])as.sag(' Lri/il. G)t(>!<f. WY . iU. witli
iirail. Iniigs, \;c.
KOiT€. KCOTf liardly KfOTf . T liinil)n.s.
1. 4. Hill. In // h/i. tlic Word O/ Ibr »dwelling-lionse« , is always in the
plural . // ''ij-ir, and the nicaning hcrc is ccrtain from the parallel nt--^ ''y . ir
»her dweüinns" . Iji/d. Guost. \IY, 41.
CM€Cie; f'or thi.s form in Demotie ef. Khani. ]). 94. note to L 2<1. In Lfyd.
Gnost. verso XVII )}. the gloss give.s d^MCic.
-AI. 1.12. Read üoiOT, as W. and the facsimile.
1. IC). Tf"\ nnooT »here to-day« i.s extremely eomnron at the (Mid of ad-
jinaticiii> in IJic Di'niotie. wliieh distinguishes (Ji)rw in nooT from linr in ooot.
(). 1. 2)i. »Soarf:') to licaven. aronse the Snjireme Spirit to follow the
Noide Lady: soar? to hotu (( Jeeanus?) , aronse Thoth to follow tlie ^fem.
Rou.se tili- heart of <• The lettering beyond is very donhtfnl, v. Wkssei.v.
(5'oi seems to he hy of Lond. Gnost. II, 2, Leyd. Gnost. X. 14. in tlie Ibi--
mnla ''ir> ''w /)' u-yn pyr pyr ji' wyn ^se ^se p' uiyn hy hy p iryii. "(rrow, grow
liuht: Come forlh. come forth li-ht 1 K'isc. risc Üght 1 Soar. soar iightlu t'f.
I.ryd. Gno.sl. verso XXI. 1.
iifLcf, \\ KssEi.vs rcadiiii;- conlirnird !)\ the facsimile. seems Wdrili n<iting
as a slightly shorleiH'd Ibi-m lidbrc tlir direct olijcct. \\'i:ssi:i,v"s iyuctjüv (Cor
i-il'wv) in 1. HO illnsti-ates tiiis word.
iKToi: cf. \\;oi iji l.I()4i{ (hclow) // .S'y vIäk (Stkindoiut, .l/T.l S90. 52; Kham.
p. ;)4). in tiie Kiiji papyrus, e. g. XVlIl. 2() . psy seems to lie llic snprenu'
dcily. T^Ä-iiQ"! is evidenlly '=>'\\A4f'i] }> >i''!J ■ ■ ■ ■ I ■'^P'^'-/ ocenr Ibr ()siris(?)
'l r.:/.i/-.s &-X1C is tlie rfniilar l'nriii in Dciiiotic. / h'/i.V, 1 mit jvsoc ct. Siruiir. Vir/nim
II, ^ ;.n7.
Hino.] F. Ll. Griffith: Tlie Olli Cnplic magical texts of Paris. 93
and Isis at PliiliP, Br., Tlies. 1004. Both names are regularly determined by
|^jg_^. sliowiiiii- llint tlicy .•irc coniHM-tcil witli sii;iki'- \v()i'slii|i.
Q. 1. HH. nft-p is j)hr "encliaut« [l\hnni. p. !)2), (icciirrint;- alsn in (liiosl.
as ^ and pljr (Hess, Lond. Gnost., Gloss. ])]>. 0. !)).
For fCTUC t^iiT et'. Ij''l-y p <• Ij''! Lfjjd. (iiiosl. wvsi^ W\. \. "Iicarl of
miiic. my Iieart". Ih. XIV, 'l'l. 24 wc find r Ij.t-s sp-sn: caii tliis lir Cor
*f^HTC «TCCÄny ^V."s rradins' t^cHH >dicr Ix'llv" is worth iinliu^-.
1. !)7. .«eunfTec.wtT . op«? W. "and tliat lnl'l wliicli >\\r tliinksiy). \\yv-
ciscIyC:'!« . I takc op«? to lic ad\i'rl)ial . likc /////'/ in // KIkiiii. \\ . 8. iV'c.
licsidcs llic ( )ld ('n]itic ]iassaiir> pii 1 ilislicd li\ l'i-df. Kijman lliprc is (iiic
(Wrssri.v. Zauberpapjjri 1.1231 et stM|i|.) lo wliich Ckim (P.S7/,1. 181)8, l()2)]ias
addc(l ciiricctidiis and satisfactorv ('X]ilanatiiins. 1.1233 in-x^pHCTOc . 1.123")
(5■o)felc^.. In 1.1235 fnN»Ä.(i) I\lr. Crcm lias rccdiinizcd tlic iilirasc ■> Briiit;' Jan« .
Wt niay cnmiiarc ilic absolute form euevi noted a]io\c.
Twii iir tlirce iuterestiii.ii' seraps are noticeablc in turnini;' uwv llic i('av(>s
of \Vi:ssi;i.y's pulilicat ion . 1. .'il2 ro üfov irvp y.vcl>e. 1. 1022 vw'iep. 1.1323 y.cU(l'To
y.ifj.a.Ti'i y.oß vow a G"(C"ac y.ui cri'jjv tyiv 9iy.ovuevY\v o y.a.rci—i~'j}y.'j}c: tcv ciEt^ojcv ot/ni' y.oi.t
yu%fX€pov s^spojv Tcv y.vKAcv tcv Yi?,iov y.cii tv^q cr£Xy(V»]<.- »Eartii -sliakin.i;'" (cf. kmto)
niav jierliaps lic n false meanin.t»' attaelied to au old expression »cartli-creator" ')
owini;' to tlie woi-d '//// »ereate« beine obsolete. ey.siMpiw oceurs in Lrijd. (inosl.W.
21: ef. IX. 17 Spelt or traiisliterated ipiite uninteliiL;ciit ly in tlie Deniotic. ('f.
»11/ ' r jit?) ip/if {■^y^'^^J\>^) »'l" P ' " "'Z/"' "^''-ly tlie Creatoriy) tili tlie
World witli lidit". /.»/id. (iiio.^f. II. 2Ci. ('an olti^ be tlie 5(/)ic ^^=^^Ml •''• *-'''""'
Cf. tlie ilerivation of ii-fciiT. ! am iiielined to reiider tlie Coptic titl(> «Crni/or
of tlie World, (Wrilor of tlie Drapnityi or riiderworld (?), Cmdor of Oeeanus
(= t\jv y.\jy.Aov. kv.)".
1.1()43. "Tlioii wlio hast the Be,<;-iniiiiiL;- of lyuypl Ino doubt as tlie firsl
of crcated tliing-s) and tlic End of tlie IJniverse. lliat rillest in ()eeaini'< -loi
(pvav^i vivßvip (corrccted from vev^p) Pslioi (Fate). tlie (Jod ol' (iods.«
A l'nll edition of tlie Demotie ..(inoslic" pMi>yri. witli ebihorate indices.
lexical and yrammatieal . is iiow beiiiy- commeni-ed in London, llie lieaviest part
of tliis laborious biit very interestiim' work beiiiL;- undi'rtaken by ^\v. 1 li:i;nr.i(T
TiioMP.soN. In the coiirse of il lie lias just discovered tlie iiidubilalile s<ilution
of tlie »enigmatic" writinu-. readinu' in it y.:-yy.c'jil>a.T. vcrry.vuix:-. . kv.
') Earthquakes and thunderstoriiis are nf tlie iitmo.st rarity in Kuy|)t.
1)4
Bdrchardt u. Schäfer: Bericht üb. d. Ausgrabun}!;en h. Abiisir. [XXXVllI. Band.
Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen bei Abusir
im Winter 1899/1900.
Das von König Ne-woscr-ret bei Ahusir erbaute Ref-Heiligtiini nach den Ausgralmngen 1899 1900').
I. Das Re^- Heiligtum des Königs Ne-woser-re^.
\'()11 I-ri>\VI(; RnliillARDT.
Hierzu Tafel \' .
LJ'ie im vorigen .Ijiiiic liei ilcr "Pyramide 1 5" des LEPsiu.ssohen Planes 1)e-
STonnenen Ansgral)uni^en des Hij-liner IMuseiims. ülicr welclie fVnlici' in dieser
Zeilselirift ■) l)erielitet woimIcii ist. sind niil den \\ie(leruni xmi Hrn. i>arnn
V. Bissing freniidlielist dazu bestimmten 3Iitteln in diesem .lalire rortgesetzt
worden. Die neuen Ergebnisse der diesjährigen Ai'beit sind Unrz Iblgende:
') In den Lageski/zen .sind die l)isher freigelegten Gebäudeteile sehr.-iffiert. \'ergi. dazu die
ßenierkiin;,' .ÄZ. ISOil, S. 4 Ariin. I. ^) .Siehe A'/.. fSilO. S. 1 ff.
_^^^'.,- .^ J^^^^v^^
Reliefbruchstück aus dem Umgang hinter der »südlichen Kapelli'
Ztitwhr. f. Ägypl. Si)r.. XXXVIII. Band. 1900.
Tafel V.
ReliefbruchstQck aus der »südlichen Kapelle». Aus den Darstellungen der Grundsteinlegung.
(Berlin. 1:8.)
'00. .Vus den Darstellungen der Jahreszeiten. (Berlin. 1 : 8.)
Verlag: .1. C. üinnchs, I.cipz
HoRiiiARDi u. .Schäfer: Bericlit iih. d. Aus";rabaiigen b. Abusir.
95
Allgemeine Anlage. Das Haupterucimis fiir die weitere Erl<eiiiitiiis des
(.rundrisses der gesamten Anlage ist die teilweise Freilegiing i'iiiei- in der
vttrderen Hälfte des Ilofteiles zwischen der Südseite des Ohelisken und dem
südliehen Umgang gelegenen Kapelh'. Der in (h'i- südlielien l"nd;issunusniaiH'r
liegende schmale Gang maelit nändich kurz vor der Süd-Xnnl- Achse des ( )lielisken
einen rechtwinkligen Knick nach Norden und geht gerade ;iuC den <)lielisken
zu. l'^in Ausgang nach dem hierdurch nhyeschnittenen westlii'heu Teile des
lliiles. südlich Hellen dem (Jl lelisken . scheint inclil hestiindeii zu h;ilien. In
diesem hinteren Teile, der sicher, wie die ndcli vorhandenen geiiiischten Be-
kleidnngsLlöcke am ()lielisken und an dei- I nit'assimgsmaner zeigen, unhedeekt
war. lauen vielleicht noch Bauanlauen. von denen aliei- nui' einiuc unsichere
Die Maiieneoie der -ȟaikl.cii Kapi-lle... (Vuiu t)l,eli.skcii au> gc=elicii.^
Spm'cn erst l)ei Alischlids dei- Arltciten zu Tage traten, so dals Niiheres dnrüher
erst spät(>r ermittelt wei'den kann. Den liol'ieil (istlieh von dem nach Norden
liHifenden Schenkel des Iiuyangs nimmt nun eine l)esondere Ka|ielle ein. \nii der
hisjier zwei Räume, deren .Alanen: noch last mannshoch stehen. nacliLicwiesen
sind. Wie weit die I\;i|ielle sich nach Osten erstreckt, win! hoHenllich auch
die nächst jähriue .ViTeit zeis^-en. I)cliniti\' gesäuliert ist von der "südlichen
Kapelle« nui- ein schmales, von Süden naeii Norden sich erstreckendes Zimmer,
das ihu-ch eine mit (iranitpfosten') eingeCafst gewesene Thür in der Glitte') der
östlichen Langseite nnt einem davor licgemlcn Kaume in ^'er^)indl^lg steht.
Zu dieser Thür luid e\-entuell zu einer (istlich daxorliegenden U'ehr>ren ilie
') Nur Standspuren. Granitstaub und kleine (iranitfraiinierite der Pfosten .sind f;efunden.
-) Die Mittelachse findet sicli westlich hinter dem Gebäude noch auf dem Pflaster aufgezeichnet.
Zeitsclir. f. ÄKj-pt. Spr.. XXXVIII. B.-»!!,!. IftOO. 14
9(i BoRciiARivr »1. Schäfkr: Bericht üli. d. Ausgrabungen b. Al)usir. [XXW'llI. Hand.
Stücke von zwei Thürsturzeu mit der von Pekrixg veröffentlichten Inschrift,
die im k'tztcn .Jahn- in der Nähe des iirol'sen Al;ili;ist('ralt;ircs vei-woit'en ye-
lunden \vm'<hMi').
Ob etwa ;nd" der Xordscitc des ( )l)eli.sk('n eine cntsprcclicmU' »n<">rdliclie
KaiiellC" voi'handen war, läl'st sich noch nicht sayen. Es haben sich liis jetzt
mir in dem hinteren. westhcli<'n Tcih' des Kaumes zwisclien Nor(hnauer nnd
Obelisken eini' Anzahl von Kalksteinbccken getimden, die nnt yerinucn ,\1>-
weichungen den Alabasterbecken des Vorjahres ähnlich sind. Hier dürfte also
irgend ein Opferhof gelegen haben. Daher ist die in dem Plane am Kopfe
des ersten Berichtes gegebene Hypothese, wonach die Blagazinreilic an der
Nordmaner sich bis an das westliclie Ende der ganzen Anlage erstreckte, wohl
anfzugeben.
In der östlichen inid westlichen Umf;issnngsmauer sind zwei ganz schmale
Dnrchgänge auigefunden worden, die aber wohl nur während des Baues 1)en\iizt
und später zugesetzt worden sind. Der auf der Ostseite scheint sogar zuerst
so grofs gewesen zu sein, dafs man breite Lasten hindurchbringen konnte.
Aufserhalb der Umfassungsmauern sind einige kleine Änderungen gegen
das Vorjahr zu notieren. Erstens fallen die bisher angenommenen Ziegelhäuser
auf dem Plateavi nördlich von der Nordmauer fort; die dort sich findenden
Ziegel rüliren nur von der Aidfütterung tiir das Plateau her. Zweitens haben
sich auf der Südostseite im Thal sehr geringe Reste einer zweiten, der Stadt-
mauer ]>arallellaufenden Mauer nachweisen lassen.
Konstruktionen. Die im A'origen Berichte geschilderten Konstruktionen der
3Iauern und des Pflasters haben sich auch an den in diesem Jahre freigelegten
Teilen gezeigt. Nur für die Errichtung des Plateaus, auf dem die Tempel-
anlage steht, hat sich unsere Kenntnis etwas erweitert. Hier sind Ziegelbrockcn
imd Krugscherben mu- für einige ludjedeutendere Vertiefungen als Ausfüll-
material benutzt worden. Die gröfseren Anflickungen an den bestehenden
AVüstenhügel sind in i-egulärem Ziegelmauerwerk ausgeführt, das gegen das
Thal zu von den bereits im ersten Berichte erwähnten Kalksteinfuttermauern
zusammengehalten wurde. Diese Kalksteinfuttermauer liefs sich an der Nordseite
noch weit gegen Westen liin in der Oberiläche des jetzt sehr unregelmäfsig
verlaufenden Schutthügels verfolgen. Danach gegraben wurde in diesem Jahre
noch nicht. An der Südseite des Obelisken wurde, wie schon im erslen Jalire
an der Ost.seite, auf dem Kernmauerwerk des Obelisken die rot gezeichnete
.senkreclite Mittellinie gefunden.
') Der Beweis für diese bei der gän/.liciien Zerstörung unseres Heiligtums gar niclit weiter
merkwürdige Versclilepi)ung liegt darin, dafs ein kleines, die Inschrift der PERRiNOsciien Steine
ergänzendes Stück an der Steile der otien l)eschripbenen Thür gefunden wurde. Dies Stückchen
bestätigt übrigens die im letzten Bericht für die B.iuinscliiift des 01)elisken bereits vermutete
Lesung 1'
1900.] BuRc iiARor u. Schäfkr: Bericht üb. il. Aiisgrahuiigcn li. .Vhiisir. 97
Ausschmüching. Für die ägyptische KunstQ-e.schichte brachte die die.s-
jälirige AiisgTabung.'speriode eine .selir erfreiüiclie ülKTraschung, die der lii.sher
.•dlueiiH'in verbreiteten Ausiclit von der Sdmuieklo.sigkeit der 'rciupcl des nllcii
IxL'iehs mit einem Schlage ein Ende macht. Das vorige Jalir hatte /war scliuii
gezeigt, (hifs die Umgänge innen mit ReUet's verziert waren, und dassell)e zeigte
sich auch in diesem Jalire in dem km-zen Stück (h's Umganges hinter (hn*
»südhchen Kapelle«. Aber durch diesen Befund iiätte man sich noch nicht
ülicrzeugen zu lassen brauclicn : unsere Anlage liraiiclile ja mif einer eigentlichen
'renipehudage gar nichts zu thun zu haben. Nun ist aber in diesem Jahre
auch die »südliche Kapelle« selbst vollständig mit Reliefs verziert aufgefunden
worden und z\var mit solchen, die aus S2)äteren Tempeldarstenungen liis in
die Römerzeit himniter tuis geläufig shul. Es kann also jetzt gar kein Zweilel
mehr sein, dafs die ägyi)tisclien Tempel bereits im alten Reiclie ganz wie
später dekoriert waren.
An Ort und Stelle noch an den 31auern sitzend sind zwar nur die lieiden
Reliefstücke rechts und links vom Eingang, sowie ein kurz<'s Stück auf der
^Vestseite des Zimmers gefunden worden, aber alle übrigen Fragmente lagen
mit verschwindenden Ausnahmen so, dafs über ihre Ztigehörigkeit zu diesem
Räume kein Zweifel walten kann.
Die Darstellungen geben einestheils die Gründtmgszeremonien des Tem])els
wieder: der König schnürt mit der Göttin der Rechenkunst zusanmu'n die
Achse des Tempels ali; schreitet die Baustelle ab: hebt die Finidament grübe aus:
opfert mit einer Göttin ülier der Grundsteingrube: läfst die Tiiürangeln des
Tempels herbeibringen u. s. av. Eine andere Reilie von Reliefs bezieht sich auf
das Bjtjährige Jubiläum des Königs zur Erinneriuig an seine Ernennung zum
lvron]irinzen . das Ileb-sed'): Der König sitzt auf dem liohen. unter einem
Baldachin steinenden Dop[)eltln'on''). zu dem Treppen Iiinaufführen: ersteigt die
Stiden des Thrones lierab; ein tragbarer Thron von ganz einfacher Form wird
herl)eigebracht: der König wird auf einem Tragsesscl getragen; die Träger
.setzen die Sänfte ab: eine Reihe von Leuten wirft sich vor dem KTinig. dem
die Standarten der Horu.sdiener^) vorgetragen werden, nieder: verschiedene
Priester und lloflieamte, einer davon mit den Sandalen, ein anderer mit Keide
und Bogen, ein dritter mit der Peitsche, folgen dem Könige: der Kernig ist
mit verschiedenen Festgew'ändern bekleidet: dem Könige werden die Füfse
gewaschen; die Königskinder werden in Sänften liei-beigetragen: Reihen heiliger
Tiere werden vorgeführt u. s. av.
'l Wie aus dem vorjährigen Bericht hervorgeht, kamen diese Darslclliingen auch si'hon
in dem südhchen Umgang vor.
^) Merkwürdig ist, dafs der eine Sitz hier stets gröfser und breiter als der andere dar-
gestellt und dafs der kleinere immer unbesetzt ist.
') Sehr ähnlich der Darstellung auf der Sehieferplatte von Rom el ahniar, s. AZ. 1898 S. 81.
14*
9S BoRciiARDr II. Schäfer: Bericht üb. d. Aiisgi-abungen li. .\biisir. [XXXVIII. Band.
Diese Darstellungen scheinen ebenso wie die der Tenipelgrüudung je in
zwei Exemidnrcn vnrlianden gewe.scii zu sein. In den liiicn tritt der König
mit der Krone von ( )l)erägyi)ten. in den ;iiidcnMi n:il der \i>n rnterägypton
;uit'. vnid zwar waren diese l>eiden Serien, wie aus den ilrei nneli in situ ge-
l'undenen Stücken ersielitlieli . entspreeliend auC die Nord- und Südliäll'te des
Zimmers verteilt.
Die Auslulirung dieser Darstellungen ist ein llaelies, sehr feines Hoclirelief
von mälsigen Alnnessungen. jede Bilderreihe etwa 4(1 eni lioeji. Farlienreste
sind nicht darauf hemerkt worden.
Die in dem Stücke des Umgangs hinter der Tempelkammer gefundenen
Reliefs sind dagegen mit allen Farben noch erhalten geblieben. Hier ist das
Dargestellte ganz anderer Art wie in der Kaiielle. (rrofse Figuren von Gott-
heiten'), die nach den Beischriften — oa ^"^^ ^^^^^^ ttTtt sind erhalten —
die Jahreszeiten darstellten , bringen dem Sonnengotte oder dem Könige Opfer.
Der P^rntegott") hat ein Ährenfeld und davor das Zeiclien j »Jahr« auf dem
Kopfe. Hinter den Gottheiten ist nun in mehreren Reilien ül)ereinander
alles dargestellt, was für die T)etrel?enden Jahreszeiten charakteristisch ist. Die
unterste Reihe scheinen Personifikationen der Gaue Ägyptens mit ihren hiero-
glyphisehen Wappen einzunehmen. Die Führung hat jedesmal eine Nilfigur,
deren Körper blau und mit Wasserlinien bemalt ist. Weiter liöher stehen
Reihen von Bäumen und Pflanzen, teilweise mit beigeschriebenen Namen, ver-
scliiedene Vögel, flatternd oder auf den Eiern im Neste sitzend, Fische im
Wasser, Haustiere und wdlde Tiere, sich begattend und Junge werfend . ferner
die Menschen in allen ihren Beschäftigungen; beim Fischfang mit dem grofsen
Zugnetz und in Reusen, beim Vogelfang im Schlagnetz, beim Kahnbau. lieini
Bootfahren, ])eim Säen, beim Gartenbau, beim Mähen des Getreides. l)ei der
Feigenernte, beim Brauen, beim Ilonigsannneln . auf der Jagd in der Wüste,
beim Vieliweid(>n u. s. w.
Die Bilder geben an Erfindung und Feinheit der Dai'stcdlung den aus
derselben Zeit stammenden im Grabe des Ptah-hotej) bei Sacjqara nichts nach.
Man i.st sogar manchmal infolge der auffallenden Ähnlichkeit in Zeichmmg und
Farbengebung versucht, an einen Zusammenhang Iieider zu denken.
Wenige Relieffragmente sind auch gefunden, deren Zugehörigkeit zu einem
oder dem anderen der beiden in diesem Jahre ausgegrabenen Räume nicht mit
voller Sicherlieit angegeben werden kann. Neben den Gauprozessionen aus
dem Umgange kommt nändieh aurli ein Fragment einer solchen vor. l)ei der
der König von der einen Seite und der sperberkiqifige Gott llorus \'on der
anderen Seite die Gaue Ägv])tens unter ^'orantritt des Nils aufeinander zuführt.
') Audi diese Gottiieiten sciieinen zweimal abgebildet gewesen zu sein.
') Die Allgen dieser Figuren waren eingesetzt, ebenso wie bei dem Relief des von einem
Gotte geküfsteii iümigs, das im ersten Jahic ^el'iuulrii wurde.
llti»'.] BoRiHARDT u. ScHÄFER : Bericlit üb. d. Ausgrabungen li. Al)usir. 99
N'criiiutlicli aehört dieses Relief zur Temijclkaminci- und iiiclit zum Tniiinnii-.
jcdiicli wcnliu sieh solehe luid ähnliche Fr;it;cn erst im I.;iul'r der weiteren
Ziisnmmensetzuniisarhcit IfKeii InsNcii. zu der lii^licr nudi krim- Zeil u.-ii-.
Ein:elfu)ide. Die üIxtmII im Sch\itt vcrslrriitcu Steinmesscr und Pfi-lni.
die jeder Datiernui;- ihu'ch die i-'un(hnnstände entbeliren. sind kaum drr Kr-
wälinunii' wert: aucli wurden einige Gewichte ji-el'undcn. Xdn Inicrcsx' war
aller ein Münztund. Vor der Südseite des ObeUsken wurde im Seliutt ein
verschlossener kleiner Tlioidvmn' mit Gojd- und Sillicrnuinzen Pliili|i|i-~ vnn
]\rarednnien mid Alexanders lici'unden.
(leschirhte des Bauwerks. tdier die Scliicksale. die unser Ileiliuliim seit
seiner Bei^TÜnduni;' diu'chzuniachen liatt(% hat sieh eiiiiiics neue in diesem Jahre
ermitteln lassen. Im n. R. muls ein nielit näher zu Ix'stiuuuender KTmiu' seinen
Namen in die Bekleidiuiii' des Obelisken haben einhauen lassen. Bruchstücke
Aon ilieser Inschrift sind uns erhalten. Der Oljelisk selbst nnü's erst eingerissen
worden sein, als die »südliche Kapelle« schon teilweise zerstört war, denn
nur ein Teil der Reliefs dieser Kapelle fand sieh nueh \ur und ülier ihnen
die ziemlich starke Schicht der gestürzten llintermauerungslilrieke des ()b(disiien.
Dieser Einsturz des Obelisken, oder wohl liesser dii' absieht li<'lie Zersti'u-ung zur
(iewininuig der weifsen Kalksteiid)l(")cke der Bekleidung, nuifs \ nr dem \ eriiralien
des 3Iünzfuudes stattgefunden haben. Als Zeichen \on Arbeiten in unserem
Jährliundert fand sich auf der Nordseite, wu Perrixg gesucht hatte, ein alter
Arbeitskorb luid (dienso auf der Südseite in der Kapelle sen)si fast diidit auf
<lem Pilaster ein solelier luid aufserdem eine moderne arabische Perlensehmn-.
Diese k(")iuH'ii nur von Ausgrabungen herrühren, die Reis i\uiii llanizaui. wie
er uns mitfeilte, auf Anordnung ]M.\riktti:s und .M asi-i:i!<is zu zweien .Malen vor-
nahm. Min denen alier nichts in die I )(rentliehkeit gednnui'en ist.
Verlauf de?- Arbeit. Am II. Januar wurde die Arbeit begonnen. Bis zur
Ankuid't tind Verlegung der beiden Fi'ldl)a]uien . die xom ])reul"sischen Kriegs-
ministerium Ireimdliehst herncliehen waren, und die auf den nru-dlielien und
südlichen rmfasstmgsmauern den .Schutt nach \\"esien brachten, verstrieli einige
Zeit, so dafs erst etwa zelui 'Page später der xulle Beti-iei. aufi^enommen werden
konnte. Am IJl . Januar wurden die ersten wesentlielien Sjiureii der »südlichen
Kapelle« e-et'iindeu und drei 'i'age darauf das erste noch in situ betindliche
Relief. Daraui' wurde die Stelle, die ausnahmsweise tief ausgegralien war.
wieder mit weichem Schutt zugedeckt uiul erst die ganzen auf Kapelle und
Umgang lagei-nden schweren Blöck<' der Obeliskeniüntermauernng entfernt. Krsi
nacli dem In. Februar konnte dann die Ausgraliung der »südlichen Kapelle^
Avieder aulgenonnuen werdin. .\m IT.FcIiruar war sie beendet. Die Tage
bis zum '11., dem Selduls der diesjälirigen kurzen (rrabung. wurden durch
Magazinieren und Veri)acken der Funde und des Arbeitsmatcrials in Anspruch
genommen. Die höch.ste Arl)eiterzahl betrug ir)0 3Iann, Männer und Knaljen
zusammengerechnet.
100
BoRCHARnr u. Schäfer: üi'richl Uli. (1. Au,suial>uiigeii li. Almsir. [WWIII. U.iiu
Fast während der ganzen Dauer der Grabun.c: hatte ich mich der that-
krärtiiien. selbst bei unaniieiiclinicii Arlicitcn nie A'ersageiulcii Hilfe des
Hrn. Dr. Tiiiekscii, Assistenten beim Köniulielien Antiqiiarium zu 31ünelien. zu
erfreuen, dem ich aueh an dieser Stelle meinen Dank auss]ireclu'. Eine AVoclip
lau«: in der Pause zwischen seinen Reisen nach Siwn luid nach Nubien \uiter-
stützte uns auch Steixdorff. gerade zu einer Zeit, wo wir besf)nders der llilfo
bediu'ften. Den yriUstcn Dank liin ich jcdoc-li meinem Freunde Schäfer schuldig,
der seine ganze freie Zeit der Arbeit füi- unsere Ausgrabung opferte und dem
ich mieli namentlich für wiclitige Avifklärungen über die Grundrifsgestaltung
der »südliclicn Kapelle« verptlichtet fühle.
Dafs auch Daron v. Bissing, dessen Freigelngkeit die Grabunii' zu danken
ist. ihrem Fortgange mit regem wissenschaftlichen Interesse folute. bedarf wühl
keiner besondei"en Hervorhebung').
') Einem von Baron v. Bis.sing ausgetl rückten Wunsche gemäfs, mag liier noch als lur die
Vorgeschichte der Ausgrabung interessant hinzugefügt werden, dafs derselbe sich seiner Zeit aus
eigenem Antriebe den von der Generalverwaltung der Königlichen IMuseen um Abgabe eines Gut-
achtens ersuchten beiden Herren bei der N'orbesichtigung anschlofs, und dafs dabei in ihm der
Entsclilufs gereift sei, den Königlichen Museen die IMittel l'ür die Grabung zur \'erl'ügung zu
stellen.
gvi«;.
Si'liiiitt von Süden nach Norden.
i;»oo.
BoRCHARDT u. Schäfer: Bericht üb. d. Auss'rabunj'eii b. Abusir.
101
Pyramide des Nc-woser-Re*
Der Tempel der Pyramide des Königs Nefer-er-lic-re'.
IL Versuchsg-rabuüg im Tempel der Pyramide des Königs Nefer-er-ke-re'
^'oii IIeixrkii Sciiäfkk.
Wälu-end der Arlx-itcn im Ref-Heili,ü:tum des Ne-woser-Re^ im AVinter 18!)8;9J)
waren uns die ofi'en zu Tage treten<l(>n Reste der Temjx'l vv den grofsen
Pyramiden \ on Almsir ;iui'gefall(>n. die rincr (u-dtung günstige Ergehnisse zu
verspre<-iieu seidenen. Im IlinUliek d;ir;iuf hat sieii die Generalverualtnnu- der
Königlielieii Museen ilire Ausgraliungserlaulinis auf das ganze Gebiet der i'yraniidcii
von Abusir ausdelinen bissen.
"Wegen der Ziegelhäuser im Re'- licibgtum') hatten v(ir allem die gri)(scn.
verhältni-smälsiü- i;ut erhaltenen Reste vcm Zicgclmauerwcrk vor der grölsten, der
südliehsten der drei Pyramiden (Lri'sns. Nr. 21l unsere Aulnierk-samkeit erregt.
Dazu kam. dals da.s Geräeht sieh immer mehr MTsliirkte. der Kairener Ileclmung.s-
papyru.s des a. R.') .stamme aus diesen Ziegelhäusern. So beseldols die General-
') Die sich inzwisdien als; sjjätere Bauten erwiesen haben.
-) Vergl. Aegyptiaca, Festschrift für Georg Ebers, S.S.
1 02 BoRCHARDT u. Schäfer: Bericht üb. d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXVIII. Band.
vorwaltiinsr an diospv Stelle eine kurze Versuelise-ralinnü' vorzunehmen, die dieses
Cn-rüelit prül'cn und ülicr den Zustand der Bauten Klarheit versclialVen solUe.
Die Gehäude lie,i>'en in dem Winkel, der von der südlieli.sten und der mitt-
leren, dem Ne-woser-Re^ gehöri.s^'en . Pyramide yehildet wird. Gerade die Stelle,
an der die Ziegelhäuser zu Tage gelegen hatten, Avar von Sehaehgrähern, die
die.sen Platz, Avie das Re*"- Heiligt um de.s Xe-wo.ser-Re<^, lange ausgeheutet
liahen. stark zerstört. Dagegen landen sich östlich und südlich und Avestlich
davon di(> gewcilsten Ziegelmaiiern unter dem Sande meist his zu einer Höhe
von 2.00 ni gut erhalten Aor. Ihren Verlauf zeigt die olien gegehene Plan-
skizze. Über die Erkläriuig des Grundrisses enthält man sicli A'orläufig am
besten jeder Vennutung. Kein ZA\-eitel aber kann darüber sein, dal's Avir einen
Teil des Tem]iels der Pyramide A'or uns haben, jedoch nur den aus Ziegeln
gebauten A"orderen. Der aus Kalkstein gebaute Ilauptteil ist Aon dem Schutt
der dahinter liegenden Pyramide A^erdeckt. Wir konnten A'on ihm nur seine
allerersten Anfänge feststellen. Von einer Verfolgung dieser Reste aber mufste
zur Zeit abgesehen Averden. Es fand sich hier ein ganz kleines Bruchstück
eines Reliefs. Auch die Nordhälfte des Aorderen Teiles ist hoch A'om Schutt
der Pyramide des Ne-Avoser-Ref bedeckt. Von den Mauern sind einige sicher
erst später eingebaut, Avieviel etwa einem Bau angehrirt. der älter als unser
Tempel ist. können erst spätere Untersuchungen lehren.
Zwischen den beiden östlichsten 3Iauerzügen der Skizze liegt ein merk-
Avürdig gestalteter Ziegel -Estrich, der A'on der westlichen der bei(leii 3Iauern in
einer konkaven KnrA'e zu einem ihr parallel laufenden niedrigen AVulst abfällt.
In dem langen Querraum hinter dem Thor fand sich die. allerdings A'ei'Avorfene.
Kalksteinbasis einer vierteiligen Bündelsäule. \'on besondereni Interesse sind
die kleinen Käiuue in der SüdAvestecke der Grabung. Hier liegen Wirtschafts-
räume. In dem einen. A'on dem eine tlache Rampe zu einem steilen Treppen-
aul'ii'anü' führt, stand ein sauber gearbeiteter unterer 3Iahlstein noch an seiner
urspi-üiiiilichen Stelle, der A-orn un<I an den Seiten Fächer l'ür das 31ehl ent-
hält'). Die beiilen anscliliefsenden Räume sind Speicher, in denen sich Reste
der Ilolzsclnvellen und Verschlüsse gefunden haben. Auch Feuersteinmesser,
sowie ein GcAvicht Avaren hier zerstreut.
Durch die Auftinihiny eines Fayenccstüeks mit dem Zeichen [_J und einer
Scherbe mit dem vollen Namen (oj"??"] konnte festgestellt werden, dals die
Pyramide dem IvTiniiic Xefer-er-ke-ref angeliört"). Ein KrugA-erschlufs') nennt
die Titel eines Beamten und den Ilornsnamen Tq^K. der einem amieren Könin-
angehört.
') Jetzt im Berliner Museum Nr. l.")42"2.
') Dazu stimmt aucli der Inhalt des erwähnten Kaiiencr He( linungsbuchs.
') Jetzt im Berliner Museum Nr. 15423.
l'JOO.] BoRCHAiuiT II. Schäfer: Bericlil üli. d. Ausgrabungen li. Aliusir. 103
Wie das Re^- Heiligtum des Ne-woser-re^ ist auch dieser Tenijx'l scliou
zii'inlich früh verfallen gewesen. Wir haben aufsen an der Mauer, nördlich
vom Thor, zwei schlecht erhaltene unbeschriebene Kastensärge gefunden, die
nncli ihrem Bau unzweifelhaft dem m. R. angehören^). Glitten im Tlior. sowie
an der südlichen Längsmauer waren ferner rohe Särge .später Zeil in Mumien-
form, darunter ein weil'sgesTrichener. Iieigesetzt, die mit Stricken zugebunden
waren.
Die Grabung wurde am 30. Januar mir zelui .Alänncru und '2n .Inngen l)e-
gonnen und am ö. Feliruar geschlossen, hinterher aber wurden noch zwei weitere
Tage darauf verwendet, das Freigelegte wieder sorgfiiltig zuzvischütten. Die
Arbeit wurde von mir geleitet, da mir meine damalige Thätigkeit im Musemn
von Kairo wegen des Beiramfestes gerade einige Tage freie Zeit liefs, die durch
die Güte des Hrn. Generaldirektors M.\spkro noch etwas verlängert wurde.
Gelegentlich wurde ich von Borchardt abgelöst. Avährend ich ihn im Re^-
Heiligtum vertrat. Von ihm ist auch die Aufnahmeskizze angefertigt. Die
3Iittel auch zu dieser VersuchsgTabung sind von Hrn. Dr. v. Bissing den König-
lichen 3Iuseen in freundlichster Weise zur Verfügung gestellt worden.
Wenn auch vorläufig tler eine Zweck unserer Grabung nidii cireichr und
kein Stück eines Papyrus gefunden worden ist. so hat doch diese kurze Ver-
suchsgrabung gezeigt, dass sich einer gröfseren Arbeit an dieser Stelle Aussicht
auf Erfolg bietet.
Der Name der Überschwemmungsjahreszeit.
\'on IvuKT Setiie.
Uer Name der ersten Jahreszeit des altägy|3tischen Jahres, der Überschwemmung")
wurde bisher meist sS-t gelesen auf Grund der in späterer Zeit, vom n. R. an
üblichen Schreibungen I^H') oder IM^) und TiLT-'^) oder IM,"). IhA's diese hesung
indessen nicht richtig sein kann, geht aus der älteren hierogly])Iiischen Sclireibung
hervor, die im a. R. und m. R. die Regel ist und sich auch in den älteren In-
schriften des n. R. bis in die Regierung Thutmosis' III. hinein noch behauptet.
') Neben dem einen stand ein einfacher Tlionkrug.
2) Vergl. Brcgsch, ÄZ.1866, -21.
3) LO. m, 43. 68. 141f; Berlin 2074 (= LD. III, 114»).
*) LD. III, 81(/. 170; Kairo 583 (Dynastie 18).
^) Nastesen.
") Kanopus 32.
Zeitschr. f. Äeypt. Spr., XXXVIII. Band. 1900. 1 5
104 KiRr Seihe: Der Name der ("lierschweiiiiiiiingsjnhreszeit. [XXW'III. Band.
Diese Schreibung liegt in folgenden Varianten vor:
AVle man sieht, stellt hier das O stets vor der Femininal- Endung o /; es kann
daher niclit, wie man es sieh bisher dachte, das Determinativ der Zeit O sein.
Dem widerspräclie auch schon die Thatsache, das dieselben Inschriften, die den
Namen der ÜberschAvemmungszeit so schreiben, die Namen der beiden anderen
Jahreszeiten ohne das Determinativ O lassen: <rr> und r:;^, "vvie das in älterer
Zeit überliaupt das Gewöhnüche ist*). Überdies ist in manclien Inschriften
das O tles Namens MU aucli deutlich von dem O unterschieden, so z. B. stets
O o
in den Inschriften von Siut nach der Publikation von Griifitii: li MUÖ «erster
O o —
Monat der Uberschwemmimgsjahreszeit Tag 1«, 1 '-"" (vergl. ibid. 299 u. oft, so-
wie LD. II, USa. b. f. 149/).
Thatsächlich ist denn das O in unserem Namen auch , wo es detailliert
ausgelulirt ist, deutlich ein ® h: so ^^^22^2:^::::::;^^-^!«:^^^ i" *^^t'r Darstellimg der
Jahreszeiten aus dem Sonnenheiligtum ^'f^^%'^^ '^'"■'' ^^önigs K-icir-r<: bei
Abusir. jetzt in Berlin"), und rrTr J^^'*^^ g in der Inschrift LD. IL
136o, wo das // stets die ©^ Form © hat"').
Hierzu stimmen auch die cälteren hieratischen Formen:
^C-i' LD. II, \(j (Pyramide von Dascliur) : ^*^k Kaluui II, 17;
GS! Ilarhotep 384. 393"): _-, >^ Kbeks OLG.
•) A. R.: Kairo 1330 (= Mar., Mori. div. 94). Mereruka.
=) A.R.: LD. II, 115. Pyr. N. 996; m.R.: LD. II, 136c. 1386./. 149rf./. Sinti, 277.
•299 u. oft; u.R.: LI). III, IGo. Derelbaliri III, 83.
ä) A. R.: Ilerchuf (ÄZ. 1893, 65); m.R.: LD. II, 138a. 149?.
*) N. R.: Petrie. Six teinples IX; LD. IH, 5. ") M. R.: Iinny 4 (= Benihassan 1, 8).
») M.R.: Loiivre C. 3 (.\bdr.). ') M.R.: LD. II, 149c (Dynastie 11).
') Das O, das in Daten dem Namen der Jahreszeit folgt, wie in dem oben mitgeteilten
Beispiel aus Siut. ist nicht Determinativ, sondern das Wort -Tag«, das im Dekret von Kanopus
M ' yi^G **■" geschrieben ist und sicii im Koptischen als coy- erhalten hat. .\ls Determinativ der
Jahreszeiten findet sich O zuerst in dem Hymnus auf Senwosret III. in den Kahunpapyrus (ed.
GHiFFirH II, 17), sodann Ebers 31,6, in beiden Fällen niciit im Datum. In älteren Inschriften
findet sich statt dessen auch s (JiljT Imny 4) oder \ . das Zeichen des Wortes \ tr
• Jahreszeit" I a, \ und 1 u 1 ^\ Grab des Bbj bei Klkabj.
') Siehe oben den Bericht von Borchardt.
'") Vergl. auch LD. II, 138a. b, wo die Publikation in dem Namen .'^^l aber nur O giebt.
") Ich verdanke den Hinweis auf diese Schreibung Hrn. Dr. Georg Möller. Maspero iiat
die Grup])e beide Male falsch gelesen.
1900.] IvLKT Seihe: Der Name Jer Übeischweiimiungsjahreszeit. 105
Und auch die kursiven Formen, welche in den Datieruiiuen ühlich sind,
lassen sich wohl au.s J-tM ableiten :
KaJiun XI 15. XII (!. Xlll !> u. oft:
J^ Kalender des Pap. Ebers; ^^
.AI;itlicni. liandh.. Scliliirsuntizcn.
Da das Zeichen TtTtT als Silbenzeichen den Lautwert aV hat . so könnte man
den Namen der Üherschwemmungszeit nach den älteren Schreibung'cn an und
für sicli ^y/t-/ lesen. In diesem Falle wäre es aber auffallend, dafs dem Zeichen
TdtT im Ilieratischi'n niemals sein ])hoii(tisches Kom]i!eni<'nt v zui;efüi;t wir<l,
wie es doch son.st im allgemeinen üblich ist'). Des weiteren wäre es dann
ujierklärlich. dafs man auch IM. TiM. IM.. IlM ohne ® li schrieb"). Diese
Schreibungen könnte man dann doch nur, wie es ja auch bislicr stets geschehen
ist, ^/-Hjez. ^/-(O lesen; denn das ® h gehört nicht zu den Konsonanten, die
beliebig unbezeichnet gelassen werden können. Andererseits ist auch ein Weg-
fall dieses Konsonanten sonst nicht zu belegen, so dafs nn die Entstellung einer
jüngei-en Form si-t aus einem alten slh-t nicht w^ohl zu glauben ist.
Man wird nach alledem vielmehr zu dem Schlufs genötigt, dafs das Zeichen
JtTtT in dem Namen der Uberschwemmungszeit nicht ;d> phonetisches Silben-
zeichen äV. sondern als ideographisches Wortzeichen stellt, das die I'berschwem-
numg darstellen soll'). Dieser Schluls wird durch die bereits erwähnten Berliner
Tvcliefs von Abusir bestätigt, die die Gottheiten der Jahreszeiten ilarstellten.
AVie hier der Gott des Sommers ^^^|^^ hinter dem Zeichen | für Jahreszeit
als Abzeichen ein Kornfeld auf dem Haupte trägt, so trug die (iöttin der Uber-
schwemmungszeit TtTtT ^ ein Wasserbecken, aus dem Ptlanzen mit langen Stengeln
em])orwachscn (s. nebenstehende Zeichmuig). Wenn hier auch
nur die Stengel der Pflanzen erhalten sind (ebenso wie links
davor vom ] nui- das untere Ende), so kann doch wolil kein
Zweifel sein, dafs diesem Bilde der trberscliwcninuuig die Hiero-
glyphe TtTtT in dem Namen der Jahreszeit entspricht.
Als ideographisches Zeichen ist uns die Hieroglyphe TtTtT nun aber auch sonst
noch bekannt. In den Pyramidentexten begegnet uns nicht selten ein Verbum IV
infinnae Ulm oder A'///, das mit diesem Zciclicn') geschrirlirn wird: (j '^v ©
') Setiie. \'(>i-lmin I. § 72. 3.
-) Sielie nhcii, ein ältt-res Bei.spicl LI). II. Ilitf ebenda.
') Hiei-aus erklärt sich vielleielit aneli der Strich in der Srln'eilmn^ iMÜ Loiivre ('. 3.
I ^
■"j Die Vermutung von Griffith (Ilieroglyph-s j). -JS), dal's sich da.s Zeichen in dem Worte
tih möglicherweise von dem Silbenzeiclien hi derart unterschieden habe, dafs es im ersteren Falle
Papyrus-, im letzteren Lütus])flan7.en darstellte, l)estätigt sich nicht. Das Zeichen sieht in beiden
Fällen gleich aus und stellt beide Male Lotuspflanzen, Blüten imd Knospen dai", so ist z. B. zwischen
15*
106 KiRT 8et!ie: Der Name der Ühersclnvemmiingsjahreszeit. [XXXVIII. Banci.
TtTJ '). wotiü- sich einmal auch die bedeutungsvolle Variante U "^J^-) findet. Das-
selbe Verbuni lieyt in gewissen Texten aucli in der Sclireibung (1 ^^®il[^) '^'or:
in anderen Texten tritt datur die Nebenform '^"''A/-^"^® ¥'') Ofl^i" ^® X^^ ^'"'
die auch noch in siiäterer Zeit vorkommt"). Wh- pflegen dieses Wort mit »grünen«
zu übersetzen: in Wahrheit i.st es aber, wie die folgenden Beispiele deutlicli
erkennen lassen, recht eigentlich das Wort för die Überschwemmung:
P. 247 = 31. 469 = N. 1059: «geöffnet wird {wh^) das JZ/f- Gewässer, über-
schwemmt wird (/V/;) der See {mr) ^Z«.
P. 123 = M. 92 = N. 99: »gefüllt werden [ni/j) die Seen (mr-ic). über-
schwemmt werden (i^hic) die Kanäle {itr-w)^^.
N. 885: y'htp werden die Sümpfe (s^-ic), überschwemmt werden (i>hjj) die
«y'«-?<7- Gewässer für Neferkere an diesem Tage«.
P. 485: »geöffnet wird {tcbi) der Ammensee {mr-mn^j), gefüllt wird das Ge-
filde der Binsen, überschwemmt wird [t^h) der See {mr) ^/« ; desgl. in anderer
Reihenfolge: M. 684. P. 1 71 (mit J geschrieben). P. 277 = M. 52 1 = N. 1 1 02 (h-/ä).
P. 417 = M. 597 = N. 1203: »geöffnet wird {wbS) das Pyf-^ Gewässer, ge-
füllt wird {mh) das P/<"-^- Gewässer mit Wasser, überschwemmt wird iiih mit w" j
das Gefilde der Binsen, gefilllt wird (/////) das Geßlde der Ojjfergaben mit Wasser«.
M. 695: »gefällt werden (mh) dir die Sümpfe {s^-ic), überschwemmt werden
(/VÄ mit |r] dir die Ufer {icdb-iv)'<.
P. 707^8: »es zittern die, welche den Nilsehen, wenn er wogt {/no), wenn
die Sümpfe (s>'-w) shf sind und die Ufer {wdb-ic) überschwemmt werden (ic/A)«.
Es bedarf wohl eigentlich kaum noch eines Wortes, dak mit diesem Ver-
bum iihj, lihic »überschwemmen« offenbar der Name der Überschwemmungszeit,
der gewils nidits anderes als der Name der Überschwemmung selbst gewesen
sein wird, zusammenhängt. Man wird iliu demnach gewifs l!h-t (bez. wSh-t
oder }^-t?) lesen düi-fen.
dem Zeichen TtTtT in oa"^ JjTtT ii P. 440 und dem in Q "k^ ® Blil '^ä P- 48.1 auf dem Ab-
druck kein Unterschied zu erkennen.
') P. 247. 485; M. 92. 469. 684; N. 99. 885. 1040. 1059.
ä) P. 123. «) W.519: T. 329: P. 277. 708: M. 521.
') P. 171. 417; ^1.597. 695; N. 1203. ') N. 1075. 1076. 1102.
") Im »Verbum- I § 183. II § 287ff. habe ich das [1 der Formen mit dem Stamiue /Mw. i's'dj
als [I prosth. erklärt. Ich kann das heute nicht mehr aul'reclit erhalten. Aufser dem bereits ebenda
I §§ II. 13 geäufserten Bedenken spricht dagegen der Umstand, dafs eine solche Bezeichnung des
(J prosth. gerade bei w sehr unwahrscheinlich und sonst unbelegt ist, sowie dafs nur die Formen
des Stammes /;/; mit TtTtT . die des ."^tanunes tcs/i dagegen stets mit "^f geschrieben werden.
1900.1
Adolf Erman : Bilder der Jahreszeiten.
107
Bilder der Jahreszeiten.
Von Adolf Erman.
^vLs ich 1899 zusammen mit N. d. G. D.vvies das Grab des 3Iereruka in Sak-
karali kollationierte, besprachen wir auch das merkwüi-dige Bild im Eingang
von Zimmer AI. Wie Daressy richtig erkannt liat, ist auf ihm ein Künstler
dargestellt, der. an einer Art Staffelei sitzend,
ein Tafelbild zeichnet. Was er darstellt, sind
<lie Figuren der drei Jalireszeiten:
Je nach dem grammatischen Geschlechte ihres
Namens sind sie als zwei Frauen und ein
31ann dargestellt: eine jede Figiu' trägt ein
Oval mit vier Monatszeichen und bringt zu-
dem besonderen Segen: die TtT^T Q q das T.
die c^ das =^ , der das -^.
Daressy sah in dem dargestellten Künstler
den Mereruka selbst: aber warum soll dieser
vornehme Mann, der sonst überall im Grabe
nur als der mächtige Gebieter ersclieint. sicli
hier in einer so bescheidenen Thätigkeit dar-
stellen lassen? Ich halte es daher für sehr
wahrscheinlich, dafs Davies das Richtige traf, als er angesichts dieses Bildes
die Vermutung aussprach, hier im Eingange des Grabes habe sicli der Künstler
selbst dargestellt, der die zahllosen Bilder des Grabes gezeichnet liat. Almliclie
Fälle haben wir ja ti-üher schon nachgewiesen'), und sie haben nichrs Auf-
fälliges mehr.
Leider ist der Name dieses neuen Künstlers, der gewifs einst über ihm ge-
standen hat, verloren gegangen. Dafür ist uns aber aller AVahrschciulichkcit nach
der Name seines Sohnes erhalten, denn die kleine Person, die. das Schrei])zeug
in der Hand, ehrfui-chtsvoll vor dem Künstler steht und als ( ^ (j 1 H J (| j^ /\
^©11!^ ^I^JUft^^^ '"^"' ^^•'^5e»Pr»>pl'<^t «If-f Pyramide des
') Vergl. meinen Aufsatz ÄZ. 1S93, .S. 97 und Sethes Bemerkungen ib. S. 99, sowie Steix-
DORFFs Angabe ÄZ. 1894, S. 126.
lOS Adolf Erman: Bilder der Jahreszeiten. [XXXVIII. Band.
Teti, der (vom König) mit Grundbesitz Beschenkte (?), sein Sohn, der Cherheb,
der Sclireiber des Gottesbuches ^mc« bezciclinot ist. ist niclit als Sohn des
Mereruka zu belegen"). Es wird der Sohn des Künstlers sein: Wenn dieser
sicli im Grabe darstellen durfte, so hatte er gleich.sam selbst einen kleinen An-
teil an dem Grabe erhalten, und er konnte demnach aucli seinen Sohn als den
ihn verehrenden Hinterbliebenen in besclieidener Weise darstellen lassen.
Aber die hier besprochene Darstellung liat neuerdings noch ein anderes
Literesse gewonnen. Was der Künstler malt, sind die drei Jahreszeiten und
Bilder der drei Jahreszeiten, die ihre Erzeugnisse dem Könige überbringen.
sind es, die uns die oben besprochenen neuen Funde der Grabung in Abusir
geliefert haben. Hier wie dort waren die Jahreszeiten in gleicher Weise ]ier-
sonifiziert . die Feminina TtU und 55 1=^ als Weiber, das Maskulinum ' ' """'^
als Mann. Ja, die Ähnlicldveit geht noch weiter, denn auch hier hielt die eine
eine ■¥-. die andere ein ==5=: was die dritte brachte, ist heute verloren. Und
nocli kann man sehen, dafs es ein Weib war. die das ^-Q-^ hielt, wie auch im
Grabe des 3Iereruka das —"-^ das Attribut der ^^ c^ ist.
Ich möchte aus diesem Befunde scldiefsen, dafs das Bild, das der Künstler
des Mereruka auf seiner Staffelei stehen hat. gleichsam als Abküi'zung einen
älnilichen Kreis von Bildern andeuten soll, wie wir ihn jetzt in Abusir kennen
gelernt liaben: die drei langweiligen Figuren der Jahreszeiten gemalt zvi haben,
w<äre ja überhaupt nichts, dessen er sich hätte rühmen können. Es hat also
mehr solcher «Jahreszeiten« gegeben, und die scliönen Bilder aus dem Sonnen-
tempel von Abusir sind nichts A'ereinzeltes gewesen. Und wer weifs, ob uns
nicht auch sonst noch solche Bilder erhalten sind? Es wäre wohl möglich -r-
es ist das eine Vermutung Sethes — . dafs die Ägypter in solchto Bilderreihen,
wie sie das Grab des Jlereridca enthält . auch eben eine Darstellung des Treibens
in den drei Jahreszeiten gesehen hätten.
') Aufser dem Soline ('^ll Jv^lJÜ- der i)rinzliciie Titel führt und dem der Teil C des
Grabe.s gewidmet ist, sind sicher noch Söhne des JMereiuk.i die beiden inA13, auf deren Hände
er sich stützt: f\ (falls das der Name ist) und ( l-r _ . Die hinter Mererukas Bruder
(||i|(] genannten »Söhne.. ^ 1\ ö (A 3) pp T ^"^^^^ und ® o [j (A13), werden Söhne von
diesem, also Neffen des Mereruka sein. Für Enkel des Mereruka halte ich die in den Grab-
räumen des C^HlVÖÖ genannten »Söhne« """°"Ä (C :5; fehlt bei Daressy) und (]?[](] ^9
»^^ (C4). '^
lOOO.] Lange 11. ycHÄFER: »Hegräbnisplat/." a. Grabsteinen d. in. R. 109
^ «Begräbnisplatz« auf Grabsteinen des mittleren Reichs
aus Abydos.
A^)ii li. 0. Lange und 11. Sciiäfkr.
B,
i der Bcnrijcituiii;' der (irnhstcinc <li's m. R. im 3Iu.sciiiu \<iii K;i
;iirn nir den
wissciiscliariliclicii KntnldH- IniKlcn wir lU'tcr ein ^ in ciüciiliiiiiliclicr Weise
in die 'I'otentbnnel oder scjnstwie in den Zus;innuenli;ing der Insehritten liinein-
sj'Czoii'en. I);il)ei Init d;is ^Vort olt eine iinu'ewölinlielie s])pzi;üi.sierte Bodeu-
runii'. Da lieides. soN'iel wir wissen, noeli nicht lienliaelitet worden ist. stellen
wir im lulu'enden die einzelnen Fälle znsannnen: \\\\- üliersetzen '^ ' dni'cli-
geliends mit »BegTä1)nisplatz'i. da dieses \\'()rt sännntliclien Stellen gerecht wird.
Eine Fürl)itte für sämtliche anl' dem 'i'otenl'cld \(in Ahydos Begraliene ent-
hält Nr. -20007:
1 ^ ATTxund v=^t^« ° ^-^ o^^ l'^u.s.w. ..ein
Totenopfer für x mid y. für jeden, der anf diesem Clralistein steht, für den süd-
lichen nnd n("irdlichen Be^rälmisplatz \on .Miydos« n. s. w . I>ei dieser getrenn-
ten Krwähnung des südlichen nnd ih-s nrirdlichen I)egrälinis|ilatzes von Ahydos
liranclit man noch niclit an eine alte Zweiteilung der Nekropole zu denken. Es
wird damit nur die (iesamtheit der Totenstadt bezeicinn't werden sollen"). Will
man nicht ainichnien. dals die Fornn'l |J V("illig ahgelirauchl ist. so wii-il man
natürlich ^ ..BeiirälinisplatZ" als ..die anf dem i'latz Ruhenden« verstehen. Das-
seihe ist auch in allen folgenden Beispielen der lall, und ilalier konnnt es dann,
dals das Wort ^~ öfter |20(I8S. •200i)5, 205H()) die Attrihute dei' Toten ^1
r^r\y^ __^ aO
und ^;~:7^ erhält nnd dals ^ . wie in der im Folgenden angeführten Stelle
2053f), durch das Suffix " wieder aufgenonunen wird.
Weniger w(>itlierzig ist der Errieliter des (irahsteins Nr. 201G4 (Mak. (iDT).
Er will nicht die ganze Nekropole von Abydos hedenken. sondern hezeichm-t
als seine Absielit nur A □ [I T a«^a^ ^^ =<.=_ y ^ 4] C^^^ ..seinen ^■älern ein
Andenken zu siehern auf dem Begräl)nis])latze von Al)y<los«. Inhaltlich nähern
wir tms damit schon den nachher zu lies])rechendeu Foruu'in . inunerhiu alier
ist '^ sellisl auch hier noch in dem iH'kanutcii weiteren Sinuc l'iir ..Totenstadt«
gebraucht. ,\udei-s in den ührigcu Stellen.
') Es kann wohl kein Zweifel mehr sein, dals (^i!^ in dieser Bedeiitinis smt (oder nacii
Giseh 20011 smyt) zu lesen ist.
^) Eine ähnliche Zweiteilung eines Begrills /.u demselben Zweck ist .\Z. 31, S. .3.") l)esproclien.
1 1 () Lange u. Schäfer: -Begriibnisplnf/." ,i. Grahsteinen cl. iii.R. (XXXVIII. Band.
Von diesen ist weitaus die wichtigste Nr. 20536:
:?:
?ir¥™^^'~'?^™i:fVi:'iki'-^i
l©o^2=- I, ^-11 rrrzA^i^ Di,. Stolle ist völli- klnr und dcurlicli
lesbar, aber (ifl'enbar durch den Steiinuotzen verderbt. Die eckigen Klammern
enthalten unsere Vorschläge tiir die Verbesserung des Textes. 3Iit deren Be-
luitzung ist leicht zu übersetzen: »Er spricht: Icli habe dies (den Gralistein
mit allen Namen darauCi <"üi- diesen Begräbnis^slatz gemacht, damit ihr (der
auf dem Stein trenannteii Inhal )er des ^ ) Name a:edeihe, damit sie hören.
was die A'äter hören, wenn die Zeremonien verrichtet werden. Liste des Be-
gräbnisplatzes«. Auf der anderen Seite desselben Steines steht entspreclieiid
die Totenformel U ^ ^ J^^ fllKr7'/ «Ein Totenopfer für diesen ge-
^!w«^^ f^-^^^ /www ^ Cl 0 I ^
rechten, ehrwürdigen Begräbnisplatz«.
Am bedeutsamsten ist der der (M'sten Fornnd ohne Zusammenhang angefiigte
Ausdruck »Liste dieses Begräbnisplatzes«. Er kann nichts anderes besagen,
als dafs auch die in dieser Liste genannten Namen die Inhaber des ^ sind.
Aufser dem eigentlichen Besitzer des Steins, dem Gütervorsteher Sbk-/it -$>-/.
dem Sohne der Hnt. tinden sicli genannt: seine Frau Nt-ub: ein anderer Güter-
vor.steher Shk-di-di-w. woiil sein Vater, imd dessen Frau Hnt: sein Bruder
Jftpr. sein Bruder Sbk-<^i: seine Schwester Gß: eine andere Schwester: — sein
Bruder Imny: sein Bruder Mntw-htp: der Gütervorstelier Htpi und seine Frau
Gff: der ^^ Sbk-flt'-ch'-ic: der \\ n Rnfsnh. Die Namen von dem Bindestrich
all sind als riclitige Liste, -JU~wwn. in kurzen senkrechten Zeilen geordnet, vor
denen <ler Bruder des Sbk-/ii-s>-f opfert. Alle diese Namen umfassen also die
Leute dieses '^ »Bea,"räbnisplatzes« . Man sieht, dafs es die Familie im weiteren
Sinn ist. "Wenn nun als ZAveck der Aufzeichnung der Namen angegeben ist, dafs
die (benannten »hch'en sollen, was die A'äter hriren. wenn die Zeremonien A'crrich-
tet werden«, damit auch »ilir Name gedeihe«, so kann man doch nvu' aiutehmen.
dafs die Leute eben auch auf diesem Platz begTaben zu denken sind. Es folgt
daraus, dafs wir die Grabanlagen \on Abydos, diese einzelnen smi/t, gewisser-
mafsen ursprünglich als Familiengräber anzuseilen hal>en. Angelegt wurde so
eine smi/t fär das lebende Haupt der Familie. In ilirem Bezirk sollten aber
auch andere P'amilienangehörige begraben werden — Familie innner im Sinne
des lateinischen familia'). Diese Nebenpersonen wurden alier nicht der Ehre
eines besonderen Grabsteins gewürdigt, soudeni erliiritcn ihren .Vnteil ;ui den
Opfern und dem Segen der Gebete durch Erwühnuiiu' unter dem Namen (h's
Grabsteins des Familienoberhaujits.
') Vergl. die Nehenbestattiingen in den Königsgrähern der eisten Dynastien, die Griiber
der Beamten im Bezirk der Pyramiden iin'es Künigs, ferner die grolsen Familiennia.staljas.
U'iiO.I Lange u. Schäfer: "BegräbnisplatZ" a. Grabsteinen d. in. R. 111
So sind uns nun auch die beiden fol^-endon Formcia vcrstnudlicli :
20038: Xr^" ^ und XT"^^^^"^
2009.') (3Iak. 746): '^^ ~^ ^ =^^
Wenn w'iv liishcr nur A-ermutct liattcn. (bils es sich hei (h'ii heuten (h's
^ um die F;nuiiic hjuuh'lt. so linden wir (h-is klar und deutlicii nusii-csiiroclien
in FäUen \vic:
i.JU "Ein Totenoprer . . . für aih- seine KiiKh-r inid i'ür (He (ü1iriii-eu) hihahcr
(h's Beti-rähuisphitzes der väterhc]u>n und mütterlichen Familie«.
201(;!) (3hu;. 848): 20184 (Mak. 1)B5): 20268 (Mar. 728): 204:51 ist ~^
I [I I I VN o. ä. ciiilaeli an eine Ueilie vdu Xauu'n. also an das
<'/«« ni/* des Begrähni.splatzes anft'ehäunt. Es ist darin aulzufassen als «i<ur/. die
sämtlichen Inhaher des Begräbnisjjlatzes der väterlichen und mütterHclien Famihe«.
Dui-eli Anhänsi'uno- dieses allgemeinen Ausdru(d\s. ilei- Ja ahe iHe anigezäidien
Namen mit umtal'st. soll jedes Verseilen, wie Auslassung eines Namens, aus-
ü'cglichen Averdcn.
211282 ist ein Gralistein mit daranhänycnder ( )|it'ei-taiel. A\i deren vor-
derem Rand steht ohne weiteren Zusanunenhani'- ~vwa c:^ , M , \\ , ,
Avcidurch also der Stein in etwas ahgerissener Form »für den Hegrähiiis])latz
der \;iterlichen und nn'ittcrliclien Familie" hestimmt wird. l)ieses üeispiel zeigt
dctUlich. dafs nicht irgend ein anderer Platz gemeint ist. sondern eben die
(irahanlage. auf der der Stein steht, smyt nt pr itf \x. s.w. bezeichnet genau
dassclhe wie .'<m>jt tu.
In seiner Anwendung im weiteren Sinne giebt uns das hier hesprociiene
"^ nidits neues als die immerhin interessante Form der Fürbitte (tir die ge-
samten übrigen Toten von Abydos. Xcu und wichtig ist aber dei- (ielirauch
im engeren Sinne. AN'ir versteln'n mm erst die Anhäidung von Namen auf
den Grabsteinen des m. R. richtig. An der lü-kläruni;'. die durchaus incht mit
den XCrliessei'unyen im Text von N'i'. 2n.");5() steht und fällt, si'heini uns kaum
ein Zweitel mriyiicli. Der Beweis durch Auflimlimg eines noch iniliei-iihrteu
(dabes mit seinen Neljenbestattungen bleibt allei-diugs no(di zu fiihren. do(di
ist i)ei dem Zustand des Totenfehles \on .\bydos daraid' wcniu' llolfnunu'. Hätte
uns 31ahiettf. i;-cnaue Nachrichten über Standort imd Auflinduni;' der \<in ihm
entdeckten Steine gegeben, so könnten wir der Frage wohl auch so noch etwas
nähei' kommen. Warnen aber m("ichten wirilavtn', unsere Ansicht zu üliertreiheii
und anzunehmen, dafs nun immer alle in dem JUw^^ oder .sonst auf den Stelen
uenannten Personen wirklich ihre Kuhcstättc in dem betreffenden ^ gefunden
hallen. Erstens sind ja oft auch no(di Icliende Personen geninmt , die dadin'cli
Zeits.-Iir. f. Äsrpt. Spr.. XXWIII. Ranil. 1900. 16
112 Lange u. Schäfer: "BeijräbnisjilatZ" a. Grabsteinen d. in. R. [XXXMll. Bond.
ein Anrecht auf die Stelle samt den Gebeten und Opfern bekamen, vielleicht aber
diu'di irüfcnd welche Umstände später aiuhTswohin \'erschln,ü('ii \\ur(h'u. Zweitens
aber nnils man bedenken, wie unnintilieh es oft ist. rein aus den Forniehi Urab-
und Denksteine zu unterscheiden. Das ist wohl siciicr Absiclit. Denn die Er-
richter der Denksteine wollten eben nenati derselben Reehte teilhaftig werden
wie die wirklich in Abydos Beiirabeuen. Ebenso ist gewifs dieses Zusammen-
ruhen der »väterlichen tnid müttei'licheu Familie" oft eine reine Fiction. deren
Ursprung aus Thatsachen man sich aber immer vor Augen halten mufs.
Ein ähnliches Nebeneinander der umfassench'u tuid der prägnanten Be-
deutung bei einem Wort findet sich ja in allen Sprachen. Hier möchten
wir nur noch auf einen ähnlichen Vorgang im Ägyptischen, der dersel-
ben BeüTiflfssphäre wie ^ angehört, hinweisen. Bekannt ist das Wort
^ ^!=^. das BoHCHARDT ÄZ. 1894 Ijcspriclit und uut mit »Nekronolenplateau«
übersetzt. Proc. Soe. Bibl. A. 1900 S. 166 zeigt nun Newberry die engere Be-
deutung des Wortes in dem Titel 1 St^ 1\ "^ "^ 1 /yl »Vorsteher der
Arbeiten auf dem Begräbnisplatz des Königs (Thutmosis II.)«.
Greschichtliche Inschriften aus dem Berliner Museum.
Von Adolf Erman.
Aus der Ketzerzeit.
JL/afs die Herrscher, die als Wiederhersteller der Orthodoxie auf Amenophis IV.
folgten, vordem selbst zu Lebzeiten des Ketzers seiner »Lehre« gehuldigt haben,
tritt immer deutlicher hervor. Für Ai ist es von Lepsius seit lange erkannt'),
für Haremheb hat es jetzt Bre.\sted bewiesen"), und für beider Vorgänger Tuet-
anchamon steht es demnach auch zu vermuten. Nun hat schon Brugsch er-
kannt^), dafs die Gemahlin des Tuetanchamon. (1 T I . mit einer Tochter Ame-
nophis IV., -«^ |A«w^^'^^qA~w^A. idcut jsc] 1 Ist. uHil luau hat daraufhin angenommen^).
') Lepsics, Reisebriefe S. 415.
») ÄZ. 1900, 49.
') Brug.sch, Gescliiclite S. 433.
*) So WiEDEMANN, üeschiclite S. 40:V. Ed. Mever. Gesch. d. .\ltert. I. ■2~Z.
lÜOO.
A. Ermax: Gescliiclitliche Iiisclirifteii a. d. Berliner iluseuiii.
113
dafs er so wie sein Vorgänger Semneh-ke-re*^ einst ein getreuer Schwieger-
sohn des Ketzers gewesen sei'). Petrik hat dann Aveiter geglaubt"), auf einem
Hill!;' aus el Amarna diesen Krmig udcli auf dem l'herüaniic zwischen Ketzerei
und Urthodoxie zeigen zu
können: der Name A;^
(XV, 11 8) sei absieht- ^^ O
Hell so geschrieben, | p^
ilals man in ihm so- ^^— ^ ^^Hi^^^lB\WI\W'j![ ' '^^
Wühl (1 ~j^ als (1 ~wv« lesen
könne. Doch ist dies irrig,
denn bei einer solchen Auf-
fassung würde ja ganz das
Wort ,r>^ »Teil« fehlen, das
der Sinn erfordert: es ist daher
ohne Zweifel Avie sonst überall
O M i ''^::^^ ü » Ted des
Amoii« herzustellen.
Indessen auf der richtigen F.ährte sind Avir alle gewesen, als Avir (h'u Tuet-
anchamon initer den Ketzern suchten: der hier abgebildete kleine Denkstein'),
der der Königlichen Sammlung A^or zwei Jahren als Geschenk der Uli. BoRcnARDT
und V. Bissing zuging, zeigt ihn uns als
also noch als einen ketzerischen Tuet-anch-aton. A1)er er
steht schon an der Wende seines Geschickes: noch trägt er
seinen Ketzernamen, aber schon dürfen seine Unterthanen
ihn im Gebet A'or Anioii Re und Mut. [] ^^r^ 1 \\\ ^""^
s ^1 Ar
^iS
M O
Pv\ ^ 9 \]\- darstellen. Und dabei stammt der Ueiiie
Stein wiijd aus Tellamarna selbst, wo doch die thebanischen Götter niclits zu
suchen hatten. Denn nicht nur ist das Königsbild im 'rellamarnastile gezeichnet,
auch die Götterbilder sind es. Aufserlich haben Amon Re und Mut ihre richtige
Bildung erhalten, aljcr dem 31ann, der sie zeichnete, AA'ar der alte Stil der
Götterdarstellung fremd geworden. Sein Amon und seine Mut sehen so ver-
gnügt aus, als seien sie gar nicht die ehrAvürdigen (iötter des alten Glaubens.
Im Anschlufs an dieses Denkmal, das das Ende der KetzerbcAvegung be-
zeichnet, möchte ich ein anderes kleines Stück dersellien Ejxiche mitteilen, das
zunächst uns frcilicii nur ein Rätsel auftriebt.
') Ob er daneben, wie das Maspero (Histoire II, 334 Anni.) jetzt wieder aniiiinint. auch
ein Sohn Amenophis' III. war, la.sse ich dahin gestellt. Die von Loret (Rec. XI, 212) dafür an-
geführte Inschrift beweist doch bei der Unbestimmtheit des Wortes »Vater« im Ägyptischen nur,
dafs Tuetanchamon in Amenophis III. seinen legitimen Stammvater sah, und dazu genügte doch
schon, dafs er seine Enkelin zur Frau hatte.
-) Petrie. Teil el Amarna S. 29.
^) Nr. 14197, Kalkstein, hoch 18, breit 2.5 ein.
16'
114
A. Erman: Geschielitliche Inschriften a. d. He
>r Museum. IXXWIII. Banr
Das Berliner Museum besitzt unter 13290 einen grofsen Skarabäus Amen-
opliis' IV., der sieli sclmn in der Grölso (7,5 cm) an die bekannten Erinnerungs-
skarabäen seines Vaters anseldielst'). Nur erzäblt er nicht von Löwenjagden
oder Teichen, sondern verherrlicht den neuen Sonnen-
gott des Herrschers. Die Inschriften sind auf dem
Original natürlich umgekehrt gewendet (s. nebenstehende
Inschrift).
Der Vorname des Königs und der Name der Königin
sind ausgekratzt. Zwischen den Beinen des Käfers und
zwischen der Unterseite steht
„ oT pm^z ein g
^ 'W$ Üi q?^
einerseits O
III O^
andererseits
/C-^LU^
li:
Wir haben also folgenden Befund:
1. Der Name des neuen Gottes steht in Ehren;
2. der Familienname Amenophis wird geachtet;
3. die Namen des Königs"') und seiner Gattin
werden verfolgt.
Es ist ein persönlicher Hafs gegen das König.spaar, der sich darin aus-
spricht; gegen seinen Gott hat man nichts einzuwenden, aber er selbst soll aus
der Erinnerung getilgt werden. In welche Zeit der Bewegung diese Austil-
gung fällt, läfst sich natürlicli nicht sagen, denn einen Skarabäus aus dem
Anlang der Regierung kann man ja auch noch an ihrem Ende im Gebrauch
haben. Es wüi'de dalier z.B. möglicli sein, an einen Sturz des 'Königs durch
seinen Nachfolger zu denken, eine Annahme, bei der die Nichttilgung des Gottes-
namens verständlich wäre; aber es giebt ja genug andere Erklärungen, die ebenso
zulässig- sind.
Die Verehrung der alten Könige in der Spätzeit.
Durch das Vermächtnis des Dr. H. 0. Deibel, dem die Königliclien Museen
so viele und wertvolle Skulpturen verdanken, ist die Berliner Sammlung auch
in den Besitz zweier ägyptischer Statuen gekommen, die einst den Palazzo
Sciarra zu Rom geschmückt haben. Nach der Überlieferung sollen sie ursprüng-
lich Urban ^TII. (1623 — 1644) gehört haben und später mit dem Barberinischen
Familienbesitze in (hn dei- dilonna übergegangen sein. Dafür, dafs diese An-
gabe richtig i.st, spriclit der Umstand, dafs ein genaues Seitenstück zu der
kleineren der beiden Statuen') sich nocli lieute im Vatikan befindet: es ist die
') In der That staiiiiiit tlas .Stück aus dem Anfang der Regierung Anierioj)his' I\'., da er
auf ihm noch seinen alten Namen trägt.
') Dafs er unter den Beinen der Auskrat/ung entgangen ist, liat natürlich niclits zu besagen:
entweder hat der Auskratzende iiui hier ül)ersehen, oder es war ilini zu mühsam, ihn an dieser
tief liegenden Stelle zu tilgen.
') Nr. 1-4 704 , Material sciiwarzer .Stein, hoch l.iiT m.
A. Krman: Geschiclitliclie liisclirit'ten a. d. Be)liner Miiseuin.
115
bei 3L\EUCCHi, Museo Egizio Vaticano, unter Nr. 103 bescliricbone insehriftlose
Königsstatue aus selnvarzem Stein.
Von dieser Königsstatue soll hier niclit die Rede sein: es ist eine .späte
dekorative Arljeit oline gi-öfseres Interesse. Desto mehr aber verdient die
Priesterstatue') aus dem Palazzo Sciarra hier liesproehen zu werden. Nielit aus
künstlerischen Gründen, denn der Leib ist in üblicher Weise durch das glatte
Priesterkleid verhüllt, und Kopf und Füfse sind nur als Ergänzung des 17. Jahr-
hunderts von Interesse"). Aber auf dem Rüekenpl'eiler zidden uns drei Zeilen
kleiner Hieroglyphen (vergl. vmistehend) die Priesterlünur des Dargestellten auf:
und unter den heiligen Wesen, denen er dient, treuen wir drei alte Könige
der Urzeit an.
Aber ehe wir uns den interessanten Fraii'en zuwenden, die sieh an die
Erwähnung dieser alten Pharaimen knüpfen, nn'issen wir wuhl diNm- üliej den
übrigen Titeln des 3Iannes gerecht zu werden suchen, so schwierig untl so lui-
fruchtbar es auch ist, der Geheimniskrämerei dieser überlebten Priesterscliaft
nachzugehen. Der Dargestellte, der Priester Amasis. | U ^--x [T| und | 0 f ..-=-v |] J ,
') Nach der Inschrift stammt sie aus Mempiiis; sie wird aber ebenso wie jene Künigsstatiicn
und unzählige andere ägyptisclie Skulpturen in der Kaiserzeit nach Rom verschleppt sein, um dort
bei der Ausstattung von Isisheiligtümern oder Villen im ägyptischen Modestil verwertet zu werden.
^) Nr. 14765, Material grauer Granit, hoch 1,23 m. Die Ergänzung hat den Stil gar nicht
übel getroffen, so dafs es nicht iiöthig ist, sie zu entfernen. So mag sie denn erhalten bleiben,
schon als Erinnerung an den Gründer der Priii)aganda, mit der sich ja auch die .Vnfänge der
Ägyptologie verknüpfen.
116 A. Erman: Geschichtliche Inschriften a. d. Berliner Museum. [XXX\'lll. Baiul.
heifst zimäclist wolil [geehrt von der Bast und der Isis\. der Sothis^ dem Sonnen-
auge, der Herrin des Himmels^ der Herrscherin aller Götter. Er hat die Priester-
shifo eines r ]4- ""f^ ist insbesondere Diener des Ptah und der Bast: er ist 7}f,')
und ^^~>AMA-JU^ V^- ^^''^ i*^''' "if'l't deuten kann. Er ist weiter Priester des
Königs Zoser und Priester des Zoser-^ft, sowie Priester der im Tempel der Bast
von Anch-taui aulgestellten Statuen des Königs Amasis.
Die nächsten Priestertümer beziehen sieh auf den Tempel »Stirn (TC^ne)
von Anchtaui«. a'ou dem Avir .sehen aus noch jüngeren Quellen Avufsten, dafs
er unweit »vom Dromos des Inihotep« belegen war'): unser Geistlicher ist dort
»Priester«, »Priester des Imhotep. Sohnes des Ptah« und Priester der anderen
dortigen Götter.
Das Folgende kehrt wieder zur Göttin A'on Anch-taui ziuäick: er ist »Priester
der Bast von Anch-taui« und (ich verbessere nach dem analogen Schlufs der
zweiten Zeile) »Priester der Götter vom Hause der Bast«: er ist »Grofser ice^b
der Satins« und »eingeweiht in das Geheimnis der grofsen Stätte«.
So weit die erste Zeile, die auszugsweise auf der linken Seite der Kapelle
wiederholt ist: die zweite führt uns in andere Tempel, zunächst wohl in den
des Ptah. Unser Amasis ist »Diener des Ptah«, er ist C| i ^), ist »Herr des
-=,01=- 11
Ruhmes«^), ist ö ((1 /')' i^^ tyi"^ ^^^^ \/'^" ^^ ^^^ »Diener der grofsen
^ n
Stätte«, , »AVnhlriechender« *). »3Iachtreicher« "). »Sclireiber des Gottes«,
»Offner der Thore des Himmels« und endlich, nach mehreren Titeln, die sich
mir ganz entziehen, auch »Priester des Königs 'IH".
Die folgenden Titel führen in das oft genannte Heiligtum Tnnt. Er ist
in diesem »Priester der Isis, die Amme, Avelche den Harjiokrates aufzieht«; er
ist Priester des dortigen Hauptgottes, Priester der anderen dortigen Götter und
eingeAveiht in die Geheimnisse von Tnnt.
Auch diese Zeile'**) Aviederholt sich auf der Kapelle und zwar auf der rechten
Seite, Avie dies der »Diener des Ptah«, der fl und der »Priester des Gottes
von Tnnt« zeigen. Scheinbar darüber hinaus sind dort noch erwäluit der »Ein-
') Als besonderer Titel auf einer Serapeunisstele der gleichen Zeit, in Chassinats Publi-
kation Rec. de Trav. 21. 67.
') Brcgsch . Dict. geogr. p. 958.
') Vergl. Reo. de Trav21,67; -\l- % ibid. 68; Ü-^K ^"-^ ibid. 22. 179. was die Auf-
lösung sein wird.
«) Ib. 21, 60. 67. 68; 22, 176. ') Ib. 21, 60. 65. 67.
') Ib. 21. 60. 65. 67. 68. ») Ib. 22. 178.
«) Ib. 22, 176. ■') El)enda.
'") An ihrem Schlufs erhält Amasis aucii noch zwei Ehrentitel, uSh-tb und rh ist rdf. die ich,
so liäufig sie sind, nicht zu übersetzen wage.
1900.1
A. Erman: Gescliichtliclie Inschriften a. d. Berliner ISIiiseinn.
117
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Iff S^'
In I
Auf ilcr K;i]icllc mit dcni Bililc der B;ist, die der Priester liält. .stellt links:
rechts :
f^/^.^
HS
A. Erman : Gesfliiditliclie Inschriften a. d. BerliiuT Museiiiii. [XXW'III. Band.
geweihte von Ro-seta« und der »We^b der Götter der weilsen flauer«, was
indessen wohl am-li nur andere Fornuilienniii'eu der in der HaupTinsclirift ge-
brauchten Titel sein könnten.
Die dritte Koliunne giebt luis (buni die Abstanmiunu' des Amasis an luid
nennt zum Schlufs den Namen seines Sohnes, der ilun die Statue erriclitet hat.
l'ni iHese genealogisehen Angaben der dritten Zeile verständlieh zu maelien,
will ich sie hier zuerst in abgekürzter Form Aviederliolen :
%:z
%■>!<'
Aufserdem :
O?^'
^ra^
¥>J^
r3 I — «— iCi o c^
Wir haben demnaeh , abgesehen A-on dem stiftenden Sohne, drei Gene-
rationen: Amasis, seinen Vater und Grofsvater imd bei jedem der drei ist neben
der Mutter noch der Vater der Mutter angegeljen, der aucl) stets dem priester-
lichen Stande angehörte. So erhalten wir folgenden Stamml)aum (ich drucke
die Frauennanien in Lnischreibung):
(Unbekannt)
T>'-ivhi
Öj^
öl^l
l.^f-wri
Nfr-shmt
Ts-iiiht-prt
Oj^l genannt D|J)^
In den Namen , die die.se Vorfahren tragen , gewinnen wir nun ein Mittel,
die Statuen zu datieren. Der älteste Ahne unseres Amasis, sein Ururgrofsvater
OlO ist nach Psammetich II. lienannt, wird also in der kurzen Regienuig dieses
Königs geboren sein: der Urgrofsvater heifst weiter in der richtigen Rcilien-
folge nach Apries mid der Grofsvater nach Amasis. und wir sind .somit wirk-
licji siclier, dafs diese di-ei älti'sten Vertreter der Familie jenen drei Regierungen
A. Krjian: Cicsfliiclitliclie liiscluil'li
r>i-iliiii'i- Miisciiin.
119
ciitsjirci'lien. Dcinnacli lialx'ii wir etwa — ich scliät/c die Alisländc iincli den
imxlcriion änyptisclicu l'-IirNcrliiiltnisscn — :
öhO- ,!;■'•''• Hill ')\)'2 V. Chr.
soiiio Toclitcr. ii'i'h. um .) < 2
■rrn Sdliii '^^fn I, S'cl). um 5r»7
OY'Ö', S'p''- •im .')7"2
ine 'i'dclilrr. ijvli. iilll r)52
l.cidcr Sohn OYO'^, Ki'l>- Hin nH?
dessen Sohn (der Darft-estollte) .->^f|in. ocli. um fil?
dessen Sohn (der Stifter) 0?'ö'|r, «''l'- "in 4;)7.
Somit ist unser Amasis schon in (h>r Perserzeit nclioi-en: niimiit man an.
dals er mit etwa 1)0 oder 70 .lahren ij-estorlien ist, so würde die Statue um
4')<t V. ('Iir., also unter Arlaxerxes, errichtet sein — ein KesuHat , mit dem
wir nicht allzuweit von der Wahrheit ahirren wenleii.
Und nocii etwas anderes lehrt uns diese (ienealoijie.
Der Vater des Amasis war ^1^ f ^| f Tl f EW ^
sein (irolsvater yl-l^
der A'ater seiner IMutter iTk,
der \'ater der (irolsmutter CM-i"sA\'
,,,.,. V,,,,.,. ,,,.,. r,.«,,.r,„„„„.,. ^i:i^ffl:i:iffi'^;jis°l7.
Daraus sieht man. dals die i'riestertiimer der iJast von Aiieh-taui und
des Imhotep von der "Stirn von AnehtMiii" als Kriiteil der I r^rolsmutter
in die Familie uckninmeii sind, die ihrerseits zum 'renipel \oii 7W/// ,i;-ehr)rt
hallen wii-d.
Xaehdem wir so unserer I'llicht ,i;'ei;-en diese Priesterlamilie (Jenii.ti'e ^cthaii
haheii. k("innen wir uns den allen Köiii,i;-en zuwenden, die für uns der Statue
vor allem Iiitere.sse verleihen.
Amasis dient vier Herrschern
1. den Statuen des Sf-'^^rtil'
2. demMQ^.
H. demM(g^|j,
Mit dem ersten Kiuiii;-. der im riiterschied zu di'U alten "Sohn de.s ReO"
heifst und der nur in seinen Statuen verehrt wird, ist ohne Zweifel der
saitische Amasis ncmeiut , denn wir linden <len uleichen Kultus der Statuen
Zcilsclir, f. Äsyiil. Si.r, XX.XVIll. B.in.l. l'.KKI. '^
1 "Jll A. Ekiuan: Gescliichtlidie Inscliriften a. d. Berliner Miiseiiiii. [XXXX'lIl. Hand.
bei anderen Herrschern der Spätzeit. Ein Priester des Anubis und eines Amon
von ngfl ist Priester der Statuen des 1 T ^S Toi ol ^^^^'). und ein Priester
/u ^lempliis, der alten Köni.ij'en dient, dient dnuelicn auch den Statuen des
N(M-litharbbot, die in einem Osiristempel stehen").
bn h'tzteren Fall ist aueh die Art, wie daliei der '['enipel lie/.eiclniet wird,
uanz der unseren ähnlieh, vergl.
mm ^ "■-■'■"'■■' HQ:^T ji^T-^fl-
so dafs es scheint, als sei das ein geregelter Braueh der saitisehen Zeit gewesen.
Von den alten Herrschern sind die beiden ersten offenbar die l)eiden
Könige der dritten Dynastie, die in der Abydosliste die 16. und 17. Stelle
eiunelnnen:
Abydos \^5J und ^(1,
Tur.Küu.Pap. ^(||(?oder ^ ^ ?) und ^;!(](?o'ler ^^i'),
Sakkara^ und ^^().
Wenn d(>r zweite nach unserer Statue V^(| heifscn soll, so ist das gegen-
über d(Mi älteren Listen gewils nicht zu halten: der erstere aber trägt bei uns
eine Naniensf'orni, die von grorseni Interesse ist.
Als Heinrich Biufiscn vor einem Jahrzehnt die Inschrift der sielieujiilirigeu
Hungersnot übersetzte, erkannte Steinuokff scharfsinnig'), dafs der darin ge-
nannte Kfuiig mit dem angeblichen Namen ( CHi<~> 1 ''■'' ('^^^^1 *'*^''^ müsse
und scidofs weiter daraus, dals dem Zoser nun auch der 'l'itel | (in Sehel
] geschrielien) eigne mul dals er somit der KTmig der Stufenp^'VTamide
von Sakkaraii sei, in (k-r dieser Titel ja vorkonnnt.
\\'enn nun aucii diese Entdcckimg eigentlich keines weiteren Beweises lie-
ihirf, so ist es docli eine Freude, in unserer Inschrift in^kundlicli belegt zu
seilen, was bisher nur erschlossen \\ar: hier führt der alte Zoser wirklicli in
.seinem Schilde jenen Titel, den die Thür der Stufenpyramide trägt. Auch
die kleine Variante, die er aufweist, hat nichts zu besagen. Der Titel lautet:
auf <lcr Stufeniivrainide I und 1 \Q,
aui einer s])äteu Serapeumsstide | ^.
in Sr'hel 1 ^ ^ um! 1 ^ «-=- M, ( t-^ JL 1,
auf unserer Statue \ »■^=-\^.
') Berlin 2108. 210'.l. die .Statii.n .sind als TO und al.s Sphinxe dcti-rriiinlerl.
') R.-c. de Trav. 21. (J!l. h .'\Z. -.'S. 111.
l',IUU.| A. Kkjian: (jesfliiL-litlicIiL- liiscliririni ,i. ,1. Bcrliiifr Miisi-iiiii. 121
Wie mau siclit. stellt auf unserer Statue O f>ir <c::>; Avenn dies uiclit mir
ein Scliriilifehler ist. sii w ii'il das O aus dem Seliluls des 'l'itels sieli vor das
o—= N'erirrl liaiieu.
Der letzte KinHij: uusei-er Statue, der (1^ oj*| • ist uielit so leicht /u 1ie-
stiuiuieu. deiiu der zwi'ile. dritte uud vierte K(")uig der 1 . D\ uastie tragen älin-
lielie Namen. Sie lieilseu:
^h (Ahydos), Ijf ('i'ur. Kön. Pa)).) "x^w^ic
(J o |l (Al;)ydüs) Kei'XfV/jc,
(Ici^ (Abydos) Ovsvs<l)Yii;.
Da aller d(M'sell)e König, wie wir sehen werden. and(M'\veitiü' mit Menes
zusananeii \crelirt wird, und da .Vthothis ein lieriihniterer llei-rsclier war als
die lieiden anderen, so xcrnuite ich. dals Athotliis gemeint ist.
Bekanntlich ist nun ein solcher Kultus ältester Könige auch sonst hier
und da zu belegen, und es verlohnt schon, sich die Krage vorzulegen, wuraui'
derselbe eigentlich beruht. Xatürlicii mul's man dabei absehen von dem eigent-
lichen Toteid<ultus. der sicIi an den (Trabern der Herrscher längere oder kürzere
Zeit erhalten hat. und ebenso von der \'erehriuig eines Kc'migs innerhalb seiner
eigenen histoi'ischen E[)oche: wenn es in d<-n alten (o'äliern \(>n Si'hech Sau!
Priester des ('lieops uud Userkai' gieht . oder wenn ein Satt die Statuen Psam-
nietichs I. \('i-ehrt. so kommt das für unsei-e l-"rage nicht in Ijctraclil. Uml
ebenso scheiden die l'jille aus. in denen der alte KTinin' nur als liegründer des
'fempi-ls genannt ist, wi<' der »l'tah des Bleues" auf dem lierliner Sclireihzeug
des Amen-uah-su'). wii- »die Sechmet xom Hause dei- Sechniet dei' Saliurc""),
oder der »llorus im Hause des Snofru" 1.
Endlich gehört auch die Sitte der I hebaniseiien und meni|ihil isclien Nekro-
])olen, ilurt bestattete alte Herrscher gleichsam als die Kühici- der Toten von
den dort Beigesetzten in den (Jräbern verehren zu lassen, niehl hierhei'').
Scheidet man dies alles aus. so bleilil etwa folgendes übrig"):
II) (Jegen Knde des m. Iv. weiht ein Beamter ein kleines Denkmal nach
Aliydos, auf dem di.' ( )|)ferforniel 1 ^ A^^^'^(Pi5] •''''''''' ^^'^ "'^°
König Snofru als Gott anücrufen ist (M.\k.. Cat. dAl.. 1 l'.Xi).
') ÄZ. 1892, H. 4;!; .'\ii.sf. Ver/.. (1899). 8.218.
'■') Aus Dynastie 21 hei Bru(;.scu, llec. I 4; ans spiUci- Zeit .uil' den .Si-ia|ieiinisteleii Uli
und 427; der Prie.ster. der die letztere geweilit lial. war in imsiTcni Saiiie US liestattet und tiäi^t
auch auf diesem den gleichen Titel.
^) Leiden V, 1; nach Mitteilung von Bokskr und Wikukjiann.
') Dahin gehören aus Meni()liis auch die Bruchstücke Berlin II Hl ll.H. II. I.'rji/) und IltH
sowie das Relief B 50 des l.oiivie. auf (li'ui ein Toter liehen den .. IIoruss<\liiieii" auch den KJJiiig
Menkauhor verehrt.
') Ich hahe dahei die Zusaiiuucustelliuincii in Pi:iuu;s Ilistory und in WiruEMANNs Geschichte
zu Grunde gelegt.
17*
122 A. Krman: Gesi-Iilclitliclie liiscliiiftfii :i. .1. Heiliner Miiseiiiii. |XXX\'I11. H;iiul.
b) Stele aus einem Apisirrab der 22. Dynastie (Mah., Serap. III 28), auf
der iielifii dein Apis .•iiicli das Bildclifii eines hctciiden Königs, des 4'^ ^£,
^ . also ties Zuser. verehrt wild.
r) Londoner Stele 380 (spät) nennt naeli treundlielier Mitteilung Wiede-
MANNS einen 1 J^ (pfe] ■
i!) Sarg 1)13 im Louvre (spät: BRitisni. 'i'lies. 1 2r)() : Pieeret, Inscr. Hie-
rogl. II, !()): ein Priester des Ptali . der ^^ zu Letopolis und Z*^ der Tempel
der »Aveilseu flauer" ist und <ier l)ei jeder dritten und vierten Phyle des Tempels
von 3Iemi)his bedienstet ist. ist aueli p1>/=ÄK5( 'I V. 1-
e) Bnielistüek aus Gizeh (Rouge, LH. (12). auf dem der Tote ° | A [^
Priester de.s Dedefre Tof f »^l=^11 0 heilst.
/) Serapeumstele 291 des Louvre (Ree. 22, 173: aus der Perserzeit): die
Priester Psamnu-tik-moneh und sein Grofsvater Psammetik, die Priestei" der
fj^g Q/^=/\ und des ^^^ (d.h. der grofsen Sphinx) sind, sind auch jö
M(%^], |(^^] und 1(51^].
(/) Ring der Sammlung Abbott (Aufsatz von Prisse, Rev. areh. I Ser., II 733),
der Tote oto '^t ^ j. 1 ?U was viellcieht nurlieilst:. »Priester der
Isis des Cheoijs«. -^J!^ '=• n /''^"^
A) Später Sarg t^^^ "^ 34 in Berlin (Austiihvl. Verz. S. 27(;:
LD. m, 27G): ein (g) V^ Priester des Ptah. des Osiris von
HH I ^ ^'). desAnu- bis, eines Thoth. des Serapis und
Omn-rist aueh lfM(Sl][l| ""'OfMCH]-
/) Serapemnstele Ree.21,()i): Wen-nofre, der Vater des Weihenden. Priester
lies Ptah. /^ der Tempel der weilsen flauer, Priester des Osiris zu <=:=>^
<=^>4~rjL Priester dei- Statuen des Kiinigs Nektanebus 1. in demselben Tempel,
Priester des Anui,is u. a. n... is, aueh HVMCS] ""'^ iVMCfe]-
k) Unsere olien besjjroehene Statue: dci- Priester des Ptali und <ler Bast,
Priester der im Basttempel aufgestellten Statuen des Amasis. ist auch
') .\mI' (leiM in England IjefliKlliolicn Teile (.Shaui-k II. 9tl) <;i> ^^ M~P 1^ üescliriebeii.
A. Ekman: Gescliiclitliclir Inschiiftm a. il. li.-iliii.M- iMii.si'Mim. 12H
Ks sind also im q^anzen aclit alli' llcrrscluM', fiir (lio sifli ein miIcIhi- Kultus
ii;icli\\ i'iM'ii liil'st :
Ment's (//. /|. Iiciilciii;il \crclirl von (•inciii l'ricNtcr ilcs Plali iiinl di-^ Osiris
\<)ii Ried:
Atlintliis (/. A"). \crclirt 1. \(in rincin Priester des Plali und des ()sii'is vi>ii Ria/,
'2. \<in einem Priester des Plali und dci' Hasl :
Zoser 1. (//. /r|. Ncreiii't 1. \c>u einem Prie^ler des l^tali und des ()siris \()u A'/zv/.
'2. \(>i> einem Priestei- des Ptali um! der !>ast :
Zoser II. (/i'). \erejirt \ uu einem Priester des Plali und der Hast:
Snnfru , zweimal {ii. h] als wirklicher volkstündielH'r ( iol t \-ereIii't nelien Sokaris-
Osiris und nelien Apis. Aulscrdem (r. (/) \ un zwei Prieslern \crelirt.
deren einer Priester des Ptali ist;
C']ieii|is ( /'. (j\. \-erelirt \iin Prie>tern des nelien d(n- uriilsen Pyramide lieleti'enen
Isistenipids :
('he|iliren ( /'). desi>leielien:
Dedefre [f'.f\. in einem Fall sicher desi;leichen . im anderen jedenfalls aucli
in (dzeli.
Man sieht, \()lkstümlieli ist \iin dem allen nur der Kultus des Snol'ru ge-
wesen, der allein auch in älterer Zeit (ni. K. und Dynastie 22) und aulserhall) \(>n
Menijihis'l Yorkonnnt. Alle andeirn Kulte nchrireu s])äten mem]ihitisclieu Temiieln
an und niöifen aulserhalli dersellien kau.m liekannt gewesen sein. Der .Menes,
Atjiuthis. die heiden Znser und der SnnlVu m(inen Statuen im Ptahlenipel oder
in anderen Ileiliiitümern der SladI i;-ehali1 halieu: dii' Krinin'e dei- 4. Dynastie
sind aiigensciieinlieli so^ar nur in dem 'l'emjielehen uehi-n der Cheopspyramide
verehrt worden. Jedeidalls sind all diese Kulte späte und zulallii;c Eini'ichtuniicn
gewesen, und die .\ ul'lassuun'. dal's ^\vv und jeuei- Krmiii' noch bis in die späteste
Zeit \erehrt worden sei. ist nicht wohl zu hallen.
Auguslus und Tilierius in Kai-nak.
In dem Buche dei- Damen 1>i;ns(in \md (ioi ki,.\v ist die (o'schichte des
Mutt.empels von Karnak his in die spätei'e Ptolemäerzeil hinah geCülii-t ; für die
Kaiserzeit fehlte den Verfasserinnen jedes jAlaterial. und sie mufsten sieh auf die
Vennutung heseliränken, dafs das angebliche grolse Krdiieben vom Jahre 27
V. Clir. dem Temjiel \erderl)licli geworden sei.
\is verlohnt daher hier zwei Inschi-iften zu l)es])rechen. die uns noch ülier
Bauten des Tiberius an diesem Ileiliutum unterrichten. Di«' eine erwarheu
wir unlängst von einem ägyptischen Händler: die andere, auf die mich die
HH. SeiiÄi'EK und .Sirnii: hinwiesen, befindet sich seit lange im British Museum
(Nr. 3!tS).
') Allercliiigs aiicli da ni-ln-n dfiii iiii'iii|iliitisclien Soliaris.
1-24 A. Krman: Gesrlii.l.tlu-he Ins,!,, Hl.-n .1. .1. [Sriüiier .Mus.'uiii. IXXXVlll. Haiul.
Icli gebe zuerst den Text der Londoner Inschrift').
ii I 1:
^TlTlüfsäsJ^iiTi,^^!,
lilK-rius (_';is;ir liat also dieses als Sfi/i DtitkiiKil yniKtcJit für sei/ie Mutter,
die ijrofse Mut ron Karnak . dir yi'ofse Isis, die Mutter der Sotinr, in der diese auf-
geht, die den Himmel ,")
(nämlkh) die. yrofse Festungsmauer riiigs vin iJtr Heiligtui/i, deii Lieblingssitz
des Aman, in dem er sich freut, icenn er in ihm bi^ zum Morgen schläft''')
auf (?) dem trefflichen Bau seines Vaters Cäsar, (ds ein gi'ofser Nil .meiner
Majestät sie hatte
und er rollendete alle Bauten trefflich , tun abzuweltren Böses ron allen Leuten,
welche kommen^ um ihre (iaben :u bringen^ wenn sie ihn umringen , um ihre Gebete
:u ßefien.
Daiiir lolinen iliiii die Götter mit tlem Künigtume des Atum. indem die !) Bogen-
riilker unter seinen Srjhlen liegen., auf dem ihnine des Horus, glrich deui Ke, ewiglich.
Die Berliner Inschrift^) lautet:
'1 Veröffentliclit hei 8 11 au im;, Eg. Iii.scr. I, llil; ilcr iilun gegcl)eiie Text ist m:uIi einem Ali-
klaLscIi der LEPSiussciien Samiiiliinf; herielitiijt. — l'het- der Inselirift opfert Tiheriiis Mir o \S
<=> i-£a.^ ÖiJ<^ .Ä»^ 1 ^^ 1 i®0 G Ä 'Ö'
') Ks liegt liier also die Verniis<'liiing von Mut. Isis und Nut vor.
') Ariioii br'iiigt die Naciit im Unrein seiner (laltin /u.
*) Nr. 1)4(11; .Sandstein, breit 4 4,.^ ein, iiocii :'.! cm. ijri Relief darüber Ist nielit voih.iiiden.
dofli wird es unbl auch hi.-r nielit gefehlt haben. Die sehr rohe .Schrift war blau ausgefüllt.
A. Kkman: (icM-liii-lillicI.i' IiiM'lniricM ;i. d. l'MTliiici- MiiscMiii. 125
■m
Jn^^ilfl.1^^P2^1«ll«s:;fW'l
C ' /E=^ sie *''■ iS»
ac^PMPTS¥3,!^,©^'TL're^li!"4Pirkr,
Köiiiii' Tibrruis Cilsiir. hiijunitar \\:\\ ilcnin.icli einen H:iu als lin Diiiktiinl
für sich erriclitet für seilte Mutter^ die Mut von Karnnk^ die (jrofs mi (l/a/i: iM
eil Opel, das grnfse Wvnd/'r der Götter, die (jroße Mutier, die TocJiier ,
deren (jleirhen nicht L'ft, und hat collendet die Arlicil im \dieser\ Mauer, loelcJw sein
Vater ijeniacht hatte aii/sen(?) am , dem .... Pa/as({?) der Wosret, dem lierr-
lichen. Horizont des Amon des lie , der amjefüllt ist »lit seinem (lernt und,
versehen und \verschönert'i\ ij^t mit dem für ihn erforderlichen,
als er (jefunden hatte, dafs die Vherschivemmunij ihn sehr Ins zu ."einejn ....
aufyeioüJilt') hatte.
Er machte es für die Wo,iret('^), um ihr herrlichrs (lol/eshmis :ii rerhi'd/i n . ireil
es .s'o viel herrlicher ist als das der Vorfahren.
ihre Schlanye üit auf seinem Haupte als ijnfse Ki'iiuijssehlamjr. damil sie Fn/er
f/etjen seine Feinde .leidendere, indem er sitzt auf dem Throne des llorus, ewiijlich.
Beide InsHirifteii erzählen uns al.so ül)ereinstimmen(l, dnls Ausustus die
Ündjissuiiysinnuer ') um den Mu1teni])(>l erltnut lintte. .Als (Imiiu dieser I!;iu von
einiM- 'mlien rherseli wenunuii:;' zerstört oder ])escli;idii;l wui'de. n;dini 'l'iiiei-ius
sieh seiner ;in und stellte ihn lertin'.
Dafs die Umwalhui.y des Muttempels gerade unier Aunuslus hat neu erhaut
werden müssen, wird übrigens kein Zulall sein. Als sein erster Statthalter
Cornelius (Jallus im Jahre 2il v.Chr. den Aulstand niederselihiy. der in Oher-
äi;y])ten weg-en der Steuern aus.ncl)roelien wai', liat er ja gerade auch in Thehen
zu kämpfen gehabt, und naeh der tll)erliei'erung dürfte die heilige Stadt dabiü
»bis auf den Grund zerstört« worden sein'). In Diospolis niegale uu'l ()|iliie<in.
') Das Zeichen .sieht jetzt et\v;i unten wie ein I ans. doch liat e.s oben einen Kopf.
^) Lies Ijfl grmif xj, tihxii y iinnj »als er .sie gefunden hatte, wie die Cherseliweinniung .sie
anfgehackt liaUe-, die beiden Striche stehen für zw-ei — ••— . In dem uniibersetzt gela.ssenen wird
etwas stecken wie »bis in die F'iindaniente".
') Fi-aglich könnte vielleiclit sein, ob etwa die beiden Denlisteine auf zwei verschiedene
liesondere Teile der Befestigung gehen, denn der Londoner- nennt das 'In | f QJ ^aaawv
® I. der Berliner das 00 00^^=^^ o ll '^ • f'"'"'' '•'*'■ '''^'"^ ""''' "'"' *"'" Variieren
des Ausdrucks.
*) Vergl. hierüber Otto Hikschff.M) , .'^itznngsl)er. d. Bcrl. Akad. d. Wiss. IS'.k;, l. ISI.
12() A. Krman: Gescliichtliche liiscliriflen a. d. Berliner Museum. [XXXVllI. Band.
die er auf dem Ostufer eroberte, war gewifs auch der Muttempel einbegriffen.
I);nii;ils wird seine rinw.illuiiii Ix-i dem Angriff gefnllcu sein. Als dann später
keine Aufstände nirlir zu liclurcliten waren, wird Augustus die Herstellung
der Unifassungsmau(M' criinilit li;d)en: al)er elio sie noch ganz fertig war. warf
die Uberseliwemmiuig sie um und so wurde sie erst unter Tiberius beendet.
Dal's die Zerstörungen, die den Muttenijiel lieimsuehten, aueli den benacli-
l>arten Teinjtchi des ( lions und Anion nieiit erspart gel)lielien sein W(>rden, ist
vcm vornlierein walu'seiieinlieli. Und in iler 'fliat ist auch am Amonstempel
unter 'I'iberius in grcU'serem MaCsstabe Verfallenes erneitert worden; das zeigt
ein Bruelistück , das LEtiRAiN') unlängst verciffentliclit hat und das dem alten
Kern des Tempels angehört.
Eine Herstellung am C'honst (Mupc^l.
Im Anschlufs an die.se beiden Bauinsehriften des Muttempels will idi ciiicii
v('rwan<ltiMi kleinen Denkstein") unserer Sammlung l)espreehen. dessen Lesung
nach (li'l w i( ilcrlHilten Versuchen jetzt Hrn. Sethe und mir in der Hauptsache
geglückt ist. Ohen sind ein König und eine Königin mit leergelassencn Namen
dargestellt, wie sie dem C'hons das [|j||] darreichen. Darunter steht in roher
und kaum nocli sichtbarer Schrift:
^I^G
-ga, 1 Hl I ^ V Q X %^ SR^^ JSfc^ H.=_ *L=_ /ww« t //w ® I I I I A £i ö ,::i D
König PtolemäuSj der Ewlgbbrnde^ von Ptah(?) Geliebte hat dies ah sein Denk-
mal yemacht für seinen Vater ChonSj der in Theben . . . .^ Nefr-hotep^ den (jrnfsen
Gottj indem er ihm von neuem die Zief/el{?)ma)ier bauten um ihn zu umgeben(??)
in bester Arbeit . . .
Die Nennun.ii' des Krmigs ist so unsicnan. dal's man versucht ist. darin
Absicht zu sehen. Wenn die Priesterscliaft die ]\Iauci' in einer jener wirren
Perioden erbauen liefs, an denen es in der Ptolemäergeschichte ja nicht fehlt,
so komi)romittierte sie sich sicher nicht, wenn sie den Herrscher schlechtweg
»Ptolemäus« nannte, das jialste Cur jeden, wer auch schliefslich o))siegen mochte.
') Recueil de Travaux XXII, H:i.
^) Nr. 7.51.5 (Sandstein, hoch 40 cm); AiLsführi. \eiv.. 1899, S. 327.
Ar)()i.K Erwan II. Ulrich Wii.<'kkn : Die NauUratisstele.
12i
Die Naiikratisstele.
Von Adolk Kkwan und Tlhich Wilckkn.
Kommentar von Adolf Erman.
1/ci- präclitii^c |)('iil<stcin des Nrkt;uirliiis . der uiil;inns( zu N;uikr;itis ncriiinlcn
ist. ist \(in (». Maspero in den ('(»miitcs rciidus de l'Ac. des Iiiscr. ]S!)!) nli-
ii('l)ild('t und in seinem Ilniiptinlialt ,iicwfir<li.i;i woi'dcn. Icli will hier \ crsiiclien,
<lii' nicrkwürdi^r Inschrii't ;iucli im cinzolncn zu ci'klärcn. ('iiminl um eine
(;rundi;ii;c l'ür Wn.CKENs u;ichsteliond(» Untfi-suclnun;' zu iiclicn. sodnnn filier
;nicli. weil es wii'klieli ein int(>r<>ss;intes Sjiiel ist. di(> Ixiitse! zu lr)sen, die
dieser IIiei-i)i;i';nuin;it des 4. .Inlirliuuderts nusuchecdvl linf. leli drücke uiicli ;ili-
siehtlieli so aus. denn das rein Willkürli(die \i(d(n' dieser Sehreihuu.n'en lie^'t
MuC der Uniul. In dem Bestreiken. m<),niielist ;dt('rtrnnli(di zu sclireilien. hat
sicli der Sclireilier Miiii^'c wie ^ <c:r> l'ür -^^^ . I' ' füi' 1 j] u. s. w. erfunden,
ilie man aucdi /u I\Ienes Zeit so nicht ^'eschriehen hallen wii-d. um von so
widersinniiicn Dingen wie 0 für | oih'r 5n l'ür X ^ß* uanz zu
schweiii'en. Icii kaiui uiir daher aucli nifdil (h'id^en. dal's diese Ins(du'iri für die
priesterhclien Zeit.^'enossen ihres Vert'ei-ti.^'ers j^latt h\sbar gew(!sen sei . mochten
diese aucli noch so sehr an derartisj'e Kunststücke gewöhnt sein. Aher gerade
das wird auch liezwcckt t^'eweseu sein: was au heihnei' Stätte aul'u'estelM wurile.
sollic i.;eheiumis\ 1)1! sein und luu' den tidehrlesten I'riestern verständlich. I )a
ich nicht lieliau|ite. zu diesen \\ eisen zu iieliTiren . so darf ich auch wnid auf
\a(disicht rechnen, wenn ich einzelnes falsch \erslandeu uinl niauches uun'e-
deiitet ii'plassen halie.
A. Datum.
O -^
lon o
: 111.=
om ¥(S.a fö:
,111-
Jahr I. im '■>. Simiiiirniioiial. cnn /.'>. T(i(/r lüifrr (Irr MajeMöl d/'s llonis: ». . . .«.
di'.^ Hrrrn der Diadnnr: ^••dcr den beiden Lmulern iij»hllliut'^^ des (Inldhonis: ^ukr timt,
nxis die Götter liehen.«, des Königs, von Olier- und J^ntrr- At/i/pten «('■lieper-ke-re''« .
des Hohnes des Jie<' ^^Nektanelmsi-.
') So, uririchtip; j^e.stplit , wie das in dieser Zeit oft j;escliielil.
Zeitsrhr. f. Äsypt. Spr. XXXVIII. Han.l. llmn. l'H
128 Adiii I- Krsian II. Ui.hk II Will kkn: Die Naiikratisstele. | XXW'III. liniic!
B. Der König als Liehliiii? der Neitli.
yQ I I 1^
Der (ßde Gott, der Teil des Re<^ der Erbe der Neitli. s/r .... seine Majestät an
der Spitze der beiden Länder^ sie hat ihn zum Herrseher licidrr Länder gemacht^ sie
hat ihren Kopfschmuck auf sein Haupt gesetzt^ sie spirrt ih)n die Herzeti der Menschen
ein(?), sie .... ihm die Herzen der Menschen^ sie vernichtet alle seine Feinde.
I)as°(] ist -ewils Oo(j^. Die Sclireilnin«- |) J für "^ auch in 0. Von
ilcii \'ci-lM'n (Irr drei letzten Sätze ist ^x^ gewils htm und J — hnr; '^ kann
icli nielit deuten.
C. Der König als Schützer Ägyptens.
\7
1 1 I I
c^
AA»AA I I 1
Er, der starke König, drr Agt/pten schül2t['^). die Mauer, die die . . . Ägyptens
rettet, grnfs an Ruhm. I hat ig mit den Ariueii. Herr des Siehelsehn-ertes ; /itit ....
Herzeiij n-enn er seine Feinde erblickt Jmt . der die Herzen der Elenden abschneidet
und iDohlthut dem, der ihm treu Ust, so dafs sie bis in den Tag .schlafen, indem ihre
Herzen voll sind von seinen Wunderthaten der alle Uinder grünen
macht, wenn er aufgeht und gesund mneht den. der seine Speise hat (i); jedes Antlitz
rerhiillt sich, wenn es auf ihn blickt, als iräre er Re''. iren/i er im Horizont aufgeht.
Seine Liebe grünt in allen Leü)ern, seine Schönheit L^t Leben für{?) die Leiher.
Bei ■^ rate ich auf mk »schützen« (vergl. Pikiil. Proc. XIII. 245); der
l>arallele Vers wird nhm tnb enthalten. Was il;inii lnli;t . siejit in gewölndieliei'
Ortliograj)hic so aus:
<3> 7j fl T I -CO::^ i<^ w,^ Vv J^ ^^ X I ^'5^^ I I I
•) Wie ein © oder ©. =) Wolil niclil "f\ . ■') Wie .-■;.
Addi.i- Human ii. Tihk ii Wii.ckkn : Die Natikratisslelc. 129
IP.T.^fe """'^'
■ • 1
Des Wfit.Tcn ist fl ^ ^^3- üvwils pp j|"|. ^(j 'st |(j und ü^ ist ^
D. l)('i' KüiiiiJ' soryt l'ü 1' die (i(")Uc-r.
Dif GötlfT freuten sich über Um . (i/s sir ihn <ji\sf]t.f'n liatlcn. dir wacht, im /cm
er Gutes für ihre Heiliytii/ncr sucht, der ihre Priester indem er sie um
Rat frayt l>ei jeder Amjeleycnheit des Tempels. Der speiu/cf. irenn sie es sa(/en{?)^
(il)ir iuul) treu (Inf dmi Wcye des Gottcs(?). der ihre Häuser mauert
and ihre Mauern baut, der ihren Opferstein )nit Speise rersieht und ihre Geräte riel
muclit. der Zuwuclis^^) an allen Dingen bereitet.
?§mmm isl iiMlürlich Qß p^%^^^-^: das wi dalnntcr stellt, wie so ul't im
Neuägypt., fu,-M (ü). Dann tb^t T'"'' 1 ! f !,T,T t '^' iT,^,"=P^
^=7 ^in<s>.®^®^'^^. Im n.l.nviidei. ist M.M-Ii "2" tur "] hemerkens-
wert: dieselbe Sehreibuiim' kelirt in II wieder.
E. Der Reielitvim des Küni^'s.
TK^^rr: ^^^z^c "irvs^K k^z
Der einziij wunder reiche Gott, dem die Strahlen der Sonne dienen^ die Berye
sagen ihn, tvas in ihnen ist und das Meer yicht ihm sein Nafs, die Wmfen brinyen(?)
ihm ihre Speise, er zähmt i^^) ihre Antilopen in ihren TMlern.
Die 1^(1^'^^ sind wohl sielier die "^ ^1'^"^- ''''^ Fol«-eiide snli sein:
^z-»"^,ikPZ,^oir'^^r-- ■ '-■» ('"r,
') Das Zeiclieii Ijestelit iin Original ans dein \J und drei 1).
18*
11^0 Adolf Erhan u. Ulrich Wilcken: Die Naukratisstele. [XXXVIll. Band.
vom Wilde brauchen kann, ist mir sonst nicht bekannt: (In h ist natürlich
1 /vw^^ I I I
F. Kröimnn' des Königs.
Seiiw Majestät icurd im Palast ron Sa'is gekrönt und begab sir/i in ihit 'JV/iij/c/
der Neith, der König wurde in den Teinprl der Neilli eingeführt , indem er mit der
roten Krone glänzte neben seiner Mutter, /mm braclite ihm ['i) seinen (io/dkran:(?),
. . . die Gal>e des Tempels der Neith dar.
Bei der feierliclicii Kiiit'ühruiii;' in (h'u Tempel spendet oder erhält der neue
König ^ FS^. Man denkt unwillkürlich an die ^ '. den »Cioldkranz«,
den die Tempel dem neuen Könipe in gTieehiseher Zeit schenkten. Ist diese
\'erniutunu' i-ielitiii'. so ist lüese Sitte, ülier die jetzt ANin ken (üstraka 11. 2!t5fV.)
aust'üiirlich _ü-eiiandelt hat. nicht erst von den Ptolemäern nach Ägypten gebracht.
G. Die Schenkung.
sie 4
Z-^MU,?,-!^ -IfsrT^-^^SZö-^kä
I 1 G ^^."pyiTiiÄ.^ k"
12
l°11~1, , ,-
') So geschrieben in il.-r Pillionistele (ÄZ. I.s91, .S. 8(i).
') ^'ielleicht fehlt hier ein q »Teil., vergl. Z. 10.
') So gestellt Q~^21 ^° •^^'>* " ^'^ Wort fiir sich .sein dürfte.
' ') Unrichtig für © I — ' ^ , wie unten steht. Demnach wird
K\ ®. in Zusammensetzuns'en etwa naii- irelautet hal)en.
1!IIHI.| AuoLK Kkman u. lIi.KKii Wii.ckkn: Die NaiiUi'alisstele. 131
Seinp Majestät sagte: Man gehe ein Zehntel von dem Gold und dem Silber und
dem Hol: und dem Zimmerwerk^) und allem anderen, iras ram (jricchisrhcu Meer
herkommt, von jedem , das man versteuert {?)_, an den Fisku^s in der Stadt,
dir Hnwt-hnt heij'st, soivie ein Zehntel von dem Gold und dem Silber und allem,
ifds in Pi-emro, (jenaiiiU \Nau\h'atiSj, am Uj'rr des ''iiw- Flusses, pnidicirrl ivird,
was man an den Fiskus versteuert ('^] , au das OpJ'eryut tneiner Mutter Neith bis in
alle Ewigkeit hi/iCH :u dem, was bisher darin war, und man mache von ihnen:
I Ochsen. I . . . . Gans. '> Krug Wein als dauerndes tägliches Opfer. Die Überweisung
davon (erfolgt.'') an den Sch(dz meiner Mutter Neith, dieioeil sie die Herrin des Meeres
ist, und sie es ist, die seine Nahru/ig giebt.
\\';is der König dem Neithtciiipel stdieidvt. ist i;cwiss:
1. dir Zelinte, der im Hai'cii Hnwt-hnt von allem vom gricichi.sclicii
^li'cr her Iiii])oi'tici'trii erhoben wird.
2. der Zelinte. der in Nankratis \(hi allem dort Fal)ri/.ierlen erhoben wii-d.
Aber so lest ich \iin der j-vielit ii^keit dieser Auflassuni;' überzeugt bin. so
wenig will ieli \('rliehlen, dals iU'v ägyptische Ausdruck uiid<'utlich genug ist.
Dafs der Relativsat. j;.^|(lj^. ^.^|flj^^_ das pluralische Suftix
dei- jungen Sjirache entliält (eToy*gocfeo'!)'), ist klar. .Alan dail' diesen Relativ-
satz also nicht an »ein Zehnt(d" ankiu'ipt'en: er mul's sicdi vielmehr au die im-
l)oi;tiertcn imkI fabrizierten Gegenstände anknü]ifen, und hsb wird denuiach hier
etwa »versteuern" bedeuten. Eine weitere S(divvierigkeit liegt in dem H \\\\ ,
was doch nicht wohl dem gleichgesetzt werden darf: J\I.\si'i;kos Vorschlag,
es mit diMiit de [leage zu übersetzen, erscheint mir wahi'scheinlieii.
Auch der Ausdruck l'ür ein Zehntel, der wohl lieidemal of) zu lesen
ist. ist nur so nicht bekannt: man erwartet -. , wie ja der Zehnte auch ko[)tisch
noch .pcMHT heil'st."")
Endlich liegt eine kleine Schwierigkeit in der Stellung iU'v Ortsangabe in
Zeile 1): "Von allem, was vom griechischen Meere einkoinmt . von jedem /.s(;.
das man an den P'iskus versteuert in der Stadt IJ/iirt- h/if« . (Jenieint ist gevvils.
dals auch die Im])ortiertnig in dieser Stadl erlblgl . während nach dem W'oi't-
laut dort nur die Versteuerung statthätte.
Den (irund aller dieser buk larlieiten braucht man wohl nicht lauge zu
suchen: die Spi-achkennt nisse des llierogrammaten reichten aus. solange es
sich um die übliche Schilderung der königlichen Macht u. ä. handelte, aber
nni von Steuern und Z(jllen in alter Sprache zu reden, dazu l'ehlleu ihm die
Vorbilder, mnl das gelang nur halb.
') Rohes Holz und verarbeitetes.
-) r)a.s bühairische Präfix &.n- (Stkrn § 175), da.s vor ZaiilwiMteni st(;lit, fi;f}d gevvils auf
ein I ziirücli. doch hMvl es Kolleiuiv a (Zt-lmiieit) und i>als(, dt-sbalt) liier nicht.
\'.\'2 Anoi.K Erman u. Ulrich Wiloken: Die Naukratisstele. [XXXVIII. Bancl.
Im einzelnen ist noch zu hemerken: In der Aufzählung der Opfer ist das
I oliiif Zwcit'fl niclit /u lesen, denn wenn täi;lich ein Ochse ij-eselilnelitet wird,
s(,> ist das ja sehuii ein sehr ansehnliehes Geschenk. Andererseits gehört aber zu
dem Ocliisen wohl mehr als eine (xans. und man muls daher vielleicht in dem C3
hier irgeuil eine Zahlliexeichnung sehen, während ^^ sonst in den (>|iferlisten
wohl die Mastgans lie/eiehnet.
Der Sehlulssatz . in dem mir die Auflassung des 1[|d[|(1 unklar ist.
besagt, dal's Neiili als die Herrin des Meeres aiu-li auf dessen »Nahrung", d.h.
den von ihm erzielten tiewimi. ein Anrecht hat: man sieht also, dafs es Al>sicht
ist, dafs ihr gerade die .Steuern von den griechischen Schitfeu und griecluscheu
Falirikeu zutliefsen sollen, hh kann daher nicht umhin, in dieser Spende des
Nektanehus eine jtolitische. antigriechische Mafsregel zu sehen. Die Priester-
sehatt der Neith mochte über die Begünstigung der unreinen (kriechen besonders
aufgebracht sein, imd Nektanebus, der seiner jungen Herrschaft den Beistand
der vornelimsten (Teistlichkeit sichern mufste. grift' nun zu dem Mittel, ihr die
Zehnlen. soweit sie von den Griechen erliolicn Avurden. zu überlassen.
H. Z u s a t z b e s t i m m u n g.
. . . befehlen .... schützen und heuu ihren das Opfen/ut meiner Mutter Neith, (die
Din(/e(?) festzustellen
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ist, so wild das Zeichen dahinter hier die Neith bedeuten sollen. In '^. ö
^ooöj .sehe ich f^^^-
J. Aufstellung des Denksteins.
^(3EI¥(o:s£]f^ rAfTSlTPl
Seine Majestät sagte {weiter): Man verewige dieses (die eben gesagte Verfügung)
auf dieser (sie) Slele_, die man nach Naukratis am Ufer des ^nw- Flusses setzt. Möge
man meiner Güte bis in Ewigkeit gedenkoi (durch Gebete?) für das Heil des Königs
Nektanebus^ dumit er mit Leiten u. s. w. Iteschenkt werde wie Re, ewiglich.
I'.'IM'.| Adolk Krman u. Ur.HitH Wii.ckrn: Die Nniikratisstele. 133
(]<=.[jf\^ '^' '=''*^^— '^1 ('^^'''■•'-''- ^' '"*■ '*=''' DciiK.iistnitiv in '■//'' ]m
ist iiiclil yniiz Idiiiscli, da die Stele ja nocli nicht crriclitcl war. als der K(">nii;'
diese Worte spracli.
Das llauptcxrinplar dci- Stele wii-d i;-ewi(s in Sais im Teniiiel der Xeitli
licstanden liahen. je ein amleres in Naukratis und Hnwt-hnl, un die Steuern
zu ei-lielie]i wari'ii.
Die Steuern.
\'()n Ui.incn A\ ii,( kei\.
i 'ie von P^kman') im vorstehenden inter[>retier(e Inselirift von Naukratis er-
innert inieh an eine Aufhalte der fiilseldieh unter Aristoteles" Namen gehenden
Oeeonomiea. Unter den zalilreiehen vom ägvi)tisehen Könif;' 'Volwq auf Anraten
des Atheners ('hahrias ein.fjcführten neuen Steuern ])eg-egnet daselbst") au(di
fnlgende: ol—o tujv tt'agiwv ts y.ui ipyuiTTYiptwv xai twv ocAAjji/ tivu ipyci,(Ti(X,v iyjtvjwv Trji;
ifyaiylui ws'pcs ro SixctTov y.e'/.evcrcci ä.TTorsX€iv. Trotz der hei diesem tlüchtigeii Skri-
Iteiiten nicht überraschenden Inkonzinnität des Aiisdrueks^) — verul. die Koor-
dination der Steuerobjekte (irXoioL und spyciTTYipici) und di'r Steuersubjekte (oi . . .
s'/jOvTEi,-) — ist der Sinn im ganzen nicht zw eifelhal't. Der Verfasser unterscheidet :
1. eine zelinprozentige Steuer-, die \(>n den SchilTeu erhoben wird.
2^ eine gleichtalls zelinprozentige Steuer. <lie
a) von falirikmälsigem IIandwerksl)etriebe (ä-o ep-yctiTYiplu.'v).
h) von nicht fabrikmäCsigem Retriebe (oiine ipyxTTYipioc) . denn das soll
wohl (las iud\lare rwv u?J.yiv nvot, hya.T\.civ r/ji\nu)v heilsen.
iM'lioben wird.
Die allgeineine Ähnlichkeit- dieser Angaben mit der Stele von Nauki'atis
.s]iringl in die Augen. Die zelinprozentige Gewerbesteuer wird mau ohne He-
denken mit der ebenso hohen Steuer »von dem. was (in Naukratis) labriziert
wiril". identifizieren dürfen. Dagegen zeigt sich bei der SchifTssteuer eine Diffe-
renz: nach dem ägyptiscdien 'IVxt .scheint eine zelinprozentige Hesteiieriing aller
vom griechi.sehen ^leere eingeführten Waren, also ein Einfuhrzoll, dei- au den
Nilmündungen erhoben wurde, gemeint zu sein: nach dem griechischen aber soll
der zehnte Teil der £fi7a(j-iÄ. d.h. des Ertrages der -Äoisc. erhoben werden, was
') Die Behandlung der Stele durch JNIaspero ist mir nicht zugänglich.
^) 112. 2.5 p. 1351o, 10 ff. Vergl. hierzu Griech. O.straka I, S. 329.
') Sonne, Genethliacon Gottingen.se (mir jetzt nicht zugänglich) will emendieren: nno riv
ir/.oiK'i' T£ -Acii ipyceTTijprM' y.cci TOf cOXriv twh i^rcTutu 'sy^ovTct r?? I^yari«? u.i^o<; xt}.. Das ist al)-
zulehnen, denn es würde heilsen, dafs von SciiilTen und WciUstätten auch dcrjenigf 10 Prozent
zahlen soll, der einen anderen Betrieh iirilic
i;{4 Aiiiii.K Krman u. l'i.Rii II Wii.cKKN : Die NauUratissIclo. |X\\\'11I. Hand.
etwa auf eine Besteuenme: der mvy.Xripoi hinauskämet. Trotz dieser Differenz ist
es mir mclir als walirsc]i(-iiilicli. «Inl's licidc Tcxti^ dicscllicii Steuern meinen, zumal
diese l)eiden Er\vä]nuin,Q;en . l)eim Grieelien mid heim As;y])(er. elininoloü^iseli sieh
uumittelhar foltjen (s. unten). Da der jrrieehiselie Verfasser als ein liederlielier
Ar1>eiter heknnnt i>t . andererseits alier aucli dem Ai;y])t(''r die präzise Rezeicli-
min.e: dieser ])inu<' olV(>idiar Sehwieriükeiten uiaclil . so kami man dem einen
wie dem anderen eine schiefe Besehreihunu' der hetrefVenden Steuer zuti-auen.
Das Detail alier, das der Ägypter giebt, spricht wohl zu Gmisten seiner Dar-
stellung, imd so möchte ich eher glauben, dafs der Grieclie aus Flüchtigkeit
oder Denkfaulheit die SeliilTssteu(>r und die Gewerbesteuer in einen Topf ge-
worfen und irrtümlich auch jene zu einer Besteuerung der ipy!X.iTia. gemacht hat.
Unter d<'r ^'oraussetzung, dafs die Stele von Naukratis auf dieselben Steuern
Bezug nimmt, die die Oeconomica 1. c erwähnen, würden sleli die Dinge
historiseli folgi'mh'ruiafsen zugetragen haben:
Etwa im Jahre H(i2/H61 v. Chr."). als Taös gegen Persien rüstete. I'ülirte
er auf Rat des Gliabrias unter anderem die beiden zehnprozentigen Steuern ein.
Dafs es vorher noch keinen EinfidirzoU an der Deltaküste und keine Gewerbe-
steuer in .\gypten gegeben haben sollte, ist unwahrscheinlicli : vermutlieh wurde
damals nur die (^^uote auf ein Zehntel erliöht^). Nach einigen 3Ionaten schon
hraeli die Ilenliehkeit des Taos zusannnen. und sein Nachfolger, der Usurpator
Nektanebus II., fand unter anderem diese beiden Steuern als regelmäfsig(> Kin-
nalnnen seiner Staatskasse vor. Nachdem er aus Syrien, wo er kommandiert
hatte, zurückgekehrt und in Sais, wie es scheint, noch im Herbst'SBl^) gekrönt
wai'. überwies er der Neilh von Sa'is als (opferst iftung") einen Teil der Erträge
jener l)eiden Steuern, nämlich von den Einfuhrzöllen die von Hnict-hnt und
von «h'u auf das ganze Land gelegten Gewerbesteuern die von Naukratis. Die
liald darauf ausbi'ecjienden Kämpfe gpgen einen Prätendenten in l\Iendes zeigen,
<lafs er alle \'eranlassung hatte, seinen jungen Thron durch die (Geistlichkeit
zu stützen'"). Dafs er gerade die von Ausländern zu entrichtenden Steuern stnner
Schutzjiatronin zuwendete, habe auch ich anfangs wie Erman als Austhifs einer
»nationalen« Politik deuten wollen, bin aber wieder zweifelnd gewoi'den ange-
sichts der Thatsache, dafs Nektane1)us sicii damals ebenso wie um die Svui-
') Oder, wie Boeckh, Staatshaiish. d. Atli. 1\ S. H96 e.s fafst, -eine Kitikonimensteuer von
zehn vom Hundert von den Schiffern».
') Zur Chronologie vergl. W. .Iudeich, Kleinasiatische Studien 1892.
') Über die zum Teil viel höheren (zu 2.5 Prozent) Einfuhrzölle der ptolem'aischen Zeit vergl.
meine üriecli. Ostraka 1 , S. 398 f.
*) Vorausgesetzt, dafs er 361 .schon so früh zur Regierung kam, dafs er das von Taös an-
gefangene Regierung.sjahr (21. November 362 bis 20. November 361) als sein erstes weiterzahlen
konnte. Der Stein stammt aus den letzten Tagen des ersten Jahres.
') Kbenso wird imter Philadelphos die «jto/xoi^« der neuen Göttin it'>.ähc>.ipoc übertragen sie tyv
^■xjTinv xcti Tfv ■n:cvhrv (P. Rev. 36, 10). Dem entsprechen hier die Ochsen, Gänse und der Wein.
') .Uinlicli verfährt Ptolcniaios, des Lagos Sohn, im .lahre 311 (vergl. die Satrai)eiistele).
Adiii.k KnjiAN II. Ui.iju II Wii.UvKN : l)ic N;iiiUr:ilis.sli'lf. 135
|i;itlii('ii der Priester aiicli um die ünterstüt/tinc: der Grieelieii bewarli (verc:l.
■Irnricii S. !()()). Sein N'ornclicn ist iiiilcr (iicscii NCriiältiiisscii ;ils sclir (ii|)li)-
ni;iti>cli zu lie/cicliiicii : den Neilli])rie.stcni innelilc n- liiircli 1 lirrwcisiini;'
lirr.-liii' (Ici- ü-riecllisclieil Steuern ,i;'e\vi(s eine lieNOiidere {•'reude. den i;fierliisr|ieu
Steueiv.nldern ;diei- l<oniite es zieuilieli ,i;l<'i'"lii;idt is;' sein, dit iiir (ield ;in den
Kfuiii;- iider den Teinjicl verreciiiiet \\urde.
Vi'w ilir ;iuT]ilis(die Steueru-escliielite jerneii wir dureli die iuseiiriil. iImIs
diese Steuern, dir l'.Mds in der I\rieusni>t ein^-efülirt iintte. Ilielll e|)|iriurr wie
seine KeLj'ieruiii;- waren, wie ieli nucli in Grlecli. ü.straiva 1, S. )}2'.) anuainn,
siindern ihn ül>erdauert lialieu.
Auch t'üi' die EeurteiluiiS' der Oeeononuea ist dei- nhigc Fund nicht nlnu'
Interesse: (l(>r ägyptisclie Stein (le(d<t zwar einerseits, wie uns s(diien, eine neue
Unklarlieit iu dem ij'riechiscdien Ausdru(d< auf (in IJezu^' auf die -?xlä.), liietet
sacldich al)er im S'anzeu ])etra(ditet doeh eine n■|.^visse Bestätitiuiii;' (h's griechi-
schen Bericlites. Die (^)u(dle. ans der der \'erlasser die oliin'en .Vnn'alien H'e-
scliiijift hat, ist jedentalls aulsei'onh'ntlicli sacldvundig gewesen. Besonch'rs auf-
fällig ist, dafs ancli Pseudo- Arist()t<>les , wiewohl er docli aiudi anilei'e Steuern
des Taös aidzählt, gei'ade diese lieiden. (h'r»*u AhfüliiMiug, wie wir jetzt wissen,
sjiäler \u]{ Nektaueiius neu ycnrdnet worden ist. eni;' nnteinander N-erl)indet.
(iei-ade diesi' N'ei'iiindung hat ihn \iellei(dd dazu \crführt, auch die »SclnfVs-
ste'iier« t;ilse|ili(di als Ertragssteuer aufzufassen (s. olien). Man sieht sieh iiu-
w illküi'lieh nach einem LokalhislorikiT um. dei- wo mrnilich auch \on diesrr
•späteren i^enieiusanien Tinwandlunu' dri- liridcu Steuern Kunde nclialil liiitte.
Dafs ührigens die Heis])ielsanindnng uuserei- Oeconomica (H. Jalirlnuidert v. (dir.)
auf eine ältere zurückgeht, die scIkui liald nacli Alexanders Tode zusammen-
gestellt worden ist. werde i(di im Aiirilheft des Hermes (XXX\'l) zu zeigen
versuelien.
Der Berliner Papyrus 6619.
Von 11. SciiACK -S(!ia«mvi:nhurg
Hierzu 'lalVi IV.
I.
Auf 'l'af. S dei- Kahuner Papyri hat (iuuimi zum ersten .Male eine ;ig\ |i1 iselie
K'eehmuii;' \ci-rilVenI lieht . die unseren i'ein <|uadral isehen (deiehiiimcn enls|n-ielit :
dem gütigen Kntgegenkoimnen der ISerliuer .Musemnsverwaltiing verdanke iidi
die Möiiiichkeit . ein zweites Heispiid aus dem Berliner Papyrus ()()li) vorlegen
zu ki'innen.
Zeilschr. f. Äcjpt. Spr . XXXVIII. Band. 1000. 1^
vn\
II. äi'iiAL'K-SciiACKKNnuRc: Der Berliner l'apyrus (5619. [XXW'III. Band.
■■^fTIIII
Von der hctrclVciKlcn Aufgabe, die auf der X'orderseite (vergl. Taf. IV ])
slaufl. ist naeli.stelieiules erhalteu:
1.
2.
3.
4.
5.
(i.
^A.^
-(r^
I I 1^ D I.
MMmm
niii III
D
p;
iii
^^- 11111111111. S^® iiiiiiiiiiiiiliiiiiiiiiiii
Zur 'rransskrijjtiou ist folgendes zu bemerkeu;
1. Zeile 3: ■#" "^^ (| (1 ci "^^^ ist undeutlicli. docli ist die Kicjitiükcit der
\(>ii Kkman vorgesclilaii'eiien Lesiuiu' durcli Kaliun Pap. S. 42 gesichert.
2. Die lauge Zahl auf Zeile (i : Die ersteu drei Zeielieu sind sicher 1 '/j '/i
zu lesen. Auf diese Brüche können nin- kleinere Brüche folgen: das fnlgende
Zeichen uiufs also niclit 20. scindern 10 mit dem Bruchpunkt sein, der allei--
dings liakenifu-niii'- Giraten ist. Zu deniscHien Resultat führt eine Vcrüirichuni;'
mit Kahun Paji. S. 10. wo 21 und '/,, neheneinan<ler stehen. Das fuid'te Zeielieu
ist, wie die Vergleieluinu' mit Kahuu Pap. S. 14 erüielit. sidicr eine ('). Ks \\äi-e
also 1 y.j Y^ '/,« zu lesen.
Diese Zalil ist al.er sielier Celilerliaft :
xUs (^)iia(h-at\\ ui-zel dersellien wird ,i;ieirh darauf 1'', aiui-egchcn. '/) '^' alier
die (^luadral Wurzel aus -■',,. oder 1' > '/u'- '""' """ dürfte statt ly-j'/i'/ii; zu lesen
sein. Der Schreil)er. der iui Norhergeheuden su oft ',-j'/, iicschrielieii liat. lälst
auch hier irrtüudicli ' , auf '/., folgen.
Auch aus den \(irlierü-eheiulen Zahlen . 1 uiul ^ ,. läfst sich 1 '/j '/4 'A« ~ 'V"«
nicht wojd al)leiteu. wälirend 1 '/.. '/i,, = 1'+ ( 7,)' ist.
Mit dieser Beriehtiiiung würde der üi>erlieferte Text etwa so zu eru;inz(Mi
und zu üiiersetzeii sein:
^:3^(l(j Kin ferneres [Beispiel der Verteihmg einer gegebenen P'iäciie
a.d- mehrere Quadrate]. W^ <'.""''':'*''.""^"! ^1 TV ^ 1 1^^= X '.w.^
.'.^''.'". ^Pf"T^"^^l ^^^=^^flf~?r^''^^ Wenn dir ge.sa.ül wird: 1 1 00 (,)nadrat-
ellen(?)')] auf |2| unbekannte (iWUsen (zu verteilenl |uiid V, der Seile der] einen
Grö.sse fiir die andere |zu nehmeu|.
') Ol) CS sich lim Kllcn odiT eine aiulciT Kinlicit liaiidclt. ist ans dem I'ajiynis nicht zu
ersplien.
utoii.j
11. ScHACK -ScHACKKN rifun: Der Iifiliiicr I'apvriis (ilil'.K
1H7
lickniintt'ii (iri'Uscii ;ui.
Die Aiil'i;;il)c ist so zu verstellen . dnls lOll (^tii;i(lr;itelleii iiiil' "_* <,>ii;iili-;ile zu
xcrteileu sillil. (le|-cn Seilrli sieli \rrli;ilten wie 1 ZU '' ,.
Muh foliit die Ausi-erlinuun . die in der Weise ;iusL;crülui wird, dal's die
Si'iteul;ini;cu der ii('suelit<'u <j>u;idr;ile \ crsuelisw eise zu 1 luid ' , I'üleu ;iii!4'esetzt
Werden. I)iese Iiciden <^)u;idi';il e würden zusnunnen einen l-'l;i<-heninliall von
1 d- '. 1,, ndi'i- "' ,,; 'i'uadi'atellen lialieii. /v// (^»uad^al \ nn diesem Iniialt würde eine
Scilcnlänni- xnn '^| Mllcn lialien. wiilirend das ,i;'ei>'el)e)U' .Vn-al \iin HM) l^luadi-at-
(dleii einem t^tuadrat xnn 10 l-',lleii Sciteidäiii^c e]its])i-iclit. Id ist S mal sn \ icj
als ^j^. also müssrii aueli die aniicnounnenen Seiten der L;csueliten (^)uadra1i-
S mal so yrols nenuuuueu werden. l)ies(dlien sind alsd S-l imd S-',. oder S
und li I-',llen iany.
S-+ (i- = (U + :?(') ^ lOll.
Diese Reeliinmi;' drückt der \ erlasser so aus:
'Trk1(l-r^kr^-=-™li° ^'•■""'■- ■■'■ '- - '•
1. d. li. iiinnu ein tjuadi-at nut der Seite = 1.
<^\(?^® ^^x| Und lumm ^'' , von 1. |das -iel.t ^',|.
|^^^|^^x.^vfY,"7^^ — ^(JUSj^^x |Nimml7,
(de'r Seitenlange) der einen (Jn'Use l'ür die andere, das n'ielit (also) y^.
O . .n. I~^ ^& O ^-—'^^^'j .■Multi|ilizien' das nnl |7i. das
<r=. I iD ® ' W <==> nm
fielit ''/|,.|. (Das ist nl.so der Inhalt des kleiiiei-en (^luadrals mil der Seite ', ,.)
Ulli ^^ 0 ij W <:3> I n IM III
'74 (Mllen Seitenläiii;-e) anii'euommen ist. so \ereiniue |diese| Ijeideu (ii-iifseii |,
\\'enn so die eine (d'i'd'se zu 1. <lie anden' zu
einer (d-örse|. das i;ielit (einen I-'l;iclieniidiall \ini) "' ,,., ((iliiadratelleii I.
^s>. ^;:^^ P W 'i-^r^ Ninini die (^liiadral würze! daraus, das
'~""^^^[[p|~w.(= r8^'niTl^^--/^¥nS
|*-==>| Nimm die |(,)uadral w iirzel Acv liciiclienen 1 00 <t)uadi-atellen |. das
I .yielit |1()|. Teile lO diindi diese ■';',. das yielil den (,>iHit ieiil eil ('') S.
; Dcj- Ixest ist zu selir zersITirt. um eine l']rL;;inziinL;' zuzulassen. Das auf
]]] IM-ende [j dürCl«' einem Satze an-elirn-l lialieii. der liesaüie. daCs diese S
j die Seile des einen (j)iiadrals sind.
Die in Zeile S erlialleueii Zeielien Q "'' lieliTirt eli wulil ZU dem
Satze: |Ninim -'/iVuiil diesen S. das i^ielit |(i. das ist die Seile des anderen
Quadi-als|.
Die im oliiu'en li-eLiclieneii I'',ru;inzuimen sind ni<-lil als im einzelnen U'e-
sieherl zu liel laelil eii . sie sulien ziinäelisl iiaeli wei-eli . dal's eine der i;eti-elienen
y.r
1 ;iS H. Schack-Schackenburg: Der Berliner Papyrus 6619. [XXXVIII. Band.
ErkläSruns: <lev Rochnimg entsprecliende Er^iinzunQ: zu etwa gleich langen Zeilen
lulirt. A\'it' L-iiiy- (li<' /.{mIcii ui-s|irüiiiili<-li wiircii. ist icidrr iiiclit luclir Ccst-
zustcllcn.
Intcressniit ist lici dieser Reeliniiiiii- — nelteu den Ausdrücken [p" j Wiu-zcl
und ->-=> Quotient (sonst DilTcreuz) — besonders der Unistnnd . dnl's liier die so-
genannte Regula l'alsi durch eine i^cstdiickte ^lodilikation aul'die rein (|uadratische
(ileiclnuiü- anwendliar iicniacht wird. Niclit die gefundene /alil "'/,,., wird mit
der t;-eu'elieneu Zaid 10(1 Ncrtiliclicu . sondern es wird \or der \'eruieiclnini;'
aus densclheu die Quadratwurzel nczo^cn.
II.
Oliulcich die im Kalnnu'r Papyrus. Taf. 8 Zeile 31 — 42. lieliaiidelte rein
(|uadratische (dcichuiiiJ' in sianz anderer Weise gelöst wird, ci-scheiut eine \'cr-
ü:leicliunn lieider <loch angezeigt:
Ztierst ist dort in sonst zerstörten Zeilen von Q V^g |-I\lal"sen die Rede.
Dann wird 4n mit I! nndti|iliziert . um 1"2<> Knliiktdlen zn finden. l>als es sich
um Kuliik^-//r// handelt, kann mit Siclierlieit aus Zeile 42 geschlossen werden,
und es ist sehr wahrscheiidich . dnls durch die Multiplikation mit )> der Kaum,
dessen l'assnutis\'ermr)0'en in Koriunal'sen gegeben war. in KuhikcUen ausge-
rechnet wurde. Ks nn'ii'stc also ein dem ö v5l "'^•^^^*^'" angehöriges Mals
jreiiclicn hallen, das L;leicli 'A Kuhikellen war. Das kann nur das- 1 ()0 //Ä'-Z-lMafs
sein, ilas ovnau IdlMt ^ Ö%b' la'ste. Setzen wir dies gleich 0.4ä() Kubik-
meter, so würde also die Kubikelle 0.1 52 Ktd)iknietcr und die Länge der Klh'
"))5.37 cm ci-i;-elien. W ar die Mlle w irklich 52.;") cm hiuii'. so würde der Fehler
von S.7 mm kaum I>edeid<cn erretten. ScIdinnncL' ist, dals wir. wenn wii- \(in
der i'.lle zu 52. ") cm austi-chen . zn einem 100 M'-/-Ma(s gef'ülirt werden, das
mn- 0.4i)4 Kidiikmeler falste. Doch wird ein Fehler \'on 5 I'rozeiit . wie er
sich dann cruielit . kaum unzulässiy- erscheinen, üedaucrlich ist . dals die Ihn-
rechmmucn zwischen Ktirnmalscn und Knbikellen. die im ».Alat heniat ischeu
Ilandliuch" \(irkommen. nicht ziun \(rnicich herangezogen werden köinien.
Der dort statt des Faktors )'> ani^cw endete Faktor 20 oder *"j-^ ist ja leider noch
unerklärt.
Ks dai'l' also wohl aniiciiounncn werden, dals der nc^cbcne I\aum 40
10(1 ///,-/-.M;d'se ,, der 40001) ^ ö\ Q \ lassen .sollte und zu 120 Kul.ikcllen um-
iCercehnct war.
Dann wird mit 10 dixidiert und 12 iicCnnden. ^^'as damit bezweckt wm'dc.
ist zmiäclist unklar, doch kehrt die Z;dd lO in der letzten Zeile wieder:
10 ix'eehtecke von 4 ZU '.i Fllell.
.^^ f ^.
IV
Zeilschr f. Agypt. Spr.. XXXVIII. Band.
Der Berliner Papyrus 6619.
1900.) H. Slhack -ScHACiiKNiicRc: Der lierliiier l'ajjynis GÜ19. 135)
Da 3»4-in = 120 ist, werden ontwedcr 10 i-pchtpckiijp TJänine von 4 xu
3 KUcn ncnu'inl sein, die eine l-]llc liocli MUHcl'üUt werden, oder und das
ist ddcli Wdld das W'aiirsclieinlicliere — 10 ellenhohe .Schichten odei- l,ai;cu ühei'-
einander sind ji'enieint . so dals die lirihe des Kanmes 10 Ellen lielrui;'.
.ledenfalls drückt die Zahl 12 den Iidiall einei- recliteekii;cn I''läciii' ans.
Nun folut der .Misehnill dei- iveelinuny. i\f\- der IJerliner Aufi^alie enls|ii-ielil .
In der .Xul'yalie nnd's nändi(di ncslandeii lialii'U. dals si(di die Seiten di's K'celil-
ecks wie 1 ZU '4 verhalten sollten. Dals wirkliidi so etwas in dn- Aul'ii'alx'
ii'estanden hat. i>'eht schon daraus her\(ir. dals '■ , . wd es in der .\ usrecliinni^'
zuerst N'orkoinnit, als ax^ ^\^ ^ lie/.eichnet wird, was nur liei selinii er-
wähnten Zahlen ühlich ist. Die Weiden AuTnalien lialien also, um modern /.u
reden, die eine (ileichnng' gemeinsam:
x:y = l:7,:
während alier der Herliin'r Papyiais aufserdeni die Sunnni' der (^'uadrate der
Uniiekamiten aui^ah. ist im Kahuner l'apyrus das Pi-ddukt dersellicii n'eiii'hen.
Hätte nun der \ Crl'asser des Kahuner Papyrus auch die Ivenida falsi au-
H'eWendet lUld die Seiten des Hechte(d\S \ ersneliswcise yieieli 1 und ', i;csel/.t.
so hätte er den i''läeheninhalf — y, (j)uadrat (dien L;eliuidi'n. Der |-"aktiir. mit
dem die an^'enonunenen (o-rilseii midti|ili/ieri werden nndslen. wiire also
= y\'2:y j, ii'cworden. \\ Cnn dei- \ Crlasser niui i;iaidite. dals er <lie \\ ur/ehi
aiis/.iehi-u müsse, ehe er die DivisiciU ausrührle. so kam er auf irrat ii male Zahlen.
Das uiae- dei- (d'uud sein, weshalli er einen tianz andei'eii \\ ei;' eins(diluL;'.
V.v yeht da\on aus. dals er den Inhalt des Iveelile(d<s mu' mil dem rezi-
|ir(d\en WCrthe \ on ', , zu mult ipliziei-en lirauchl. inn den lidiall des (^)uadi-ats
üher der eridseren Seile zu linden. Ini lelzti^re seihst zu linilen. hraueht er
dann mu' noch die (^)uadi-al wiu'Zid zu ziehen.
Diese iJereehmuit;' wird folneudei-uiaCsen ausL;cdrü(d< t :
Dividiere 1 dui-eh ',. das L;iehl I'/:. iden l'eziproken \\'e|-t \dn -'/i)-
I\lnlti|iliziere die \'2 mit 1';-;. das üieht I((, Niuuu ilie (^)uadrat u nrzel
=: 4. Idas ist die Lallte der einen Seite). Nimm ■ , Min 4. das yieht 11 (so
AVird die andere .Seite i^eluuden).
Darauf lol.i^t dei- olien auucführte Salz:
Was herauskommt sind Dl I\echte(dve von 4 zu '.] Kllen.
Die .VulValie dürl'te also etwa i;cwesen sein, die si(h wie 1 zu ', \<-r-
haltenden Seiten eiiie> III Kllen h.phenr:'! HanuH's zu liinlen. der Iniini) ^
III.
Auf der Iv'üeksiite des P.erliuer Papyrus COl!) (very;]. Tal". I\' 'J) hat eine der
uns aus dem "31ath. llandh." wohl li(dwinnten Ä JvN Reclimmucn licstanden,
von der nadistehendes erhalten ist :
') Vei-irl. Ni-.4.j ihrI 40 (l<'.s »Matli. Ilamll..
14() H. Schack-Sihackeniiurg: Der Berliner Papyrus 6619. [XXXVllI. Band.
i-i riÄJiSMJs .R..S, ,i,.,- z..ii,. M
4- llllll ^" IÄiX^¥P=ir-+,;,I,*',
I)i<' Aniirilnunü' i^t dicsclhc. wie lici der AuCyiilic ;nil' der X'nrdcrscitc:
1. AiiLinlK' der Kccliiniii.n'snrt . der die Aiil'i;;ilic ;mii(li('irt. Wm dieser ist
d;is wielitit;ste ^\'o^t Ä 1^'" erlmlteii. das uns /.eint. d;ds es sieli um eine
der liekniiiiteii Ai |ui\ idciit -Koclnuiii^'eii linndelt.
'2. N;ieli den WUrteii vil |^ »wenn dii' ncsMur wird" ilie Aii.ualiedcr
■ rco-elielli'll (irril'seil.
:5. Nach dem Wdi-f | )> ^ ^^ •d)ittc o.a.«. dort inil den Worten ' "
O W »lal's mieli wissen«, hier mit ^ ^^^^-^^ »teile mir mi!« einii'eleitet.
die Auiyalie der ucsncliten (irrdsen.
Daraus ,t>-elii liei-vor. dals die Zeilen 2 und 3 und der Ant'an»- der 4. Zeile
nur die Aiigalie iler et-iiehenen (irölsen undalsteu. Die l'ltersetzung Avürde
etAva lauten:
2|Es lirinii-tC:') ein Bauer|":'l| «'.O hk-t l.estes Südkorn und '10 H'-l liesten Spelt.
3|fei-ner(y) lirintiKy)! dieser | I';nii-riyi| 4.') Z/-^--/ Südknru und ()0 ///•-/ Spelt. Das
niaelit znsannnen * ■
Zunäelist könnte man erwarten, dals zu ergänzen sei »lll.') ///>•-/ Südkorn
und 80 //^-/ .Spelt«. Das würde jedoeii 1. eine sehr ürolse Zi'ilenlan,i>-e ergehen'.
2. würde daiui vor § ^^ ^ die rot geseliriehene Zaiil '^\> (=: SO fik-f)-)
stellen müssen. Ks st(dit al)er ein schwarz gescdiriehenes Zeichen da. das eher
wie die Zahl "JH aussiejit . ?>. würde eine einl;ii-he AihHliciU t\r\- t;-ei;elieiien (irrifsell
in dei- -Vulgalie zwecklos sein. l]s ist <laiier anzuni-iimen . dals nach "das macht
zusannn<-n" mu' rinf Summe stand, die ihn Weil der yaiizen Koridiel'eruuii' in
einer Kornart angah. AufyalK' des Recliners war es dann, das Werl \ erhältnis
der heidc]! Kornarten anzu<;clien . älinlicli wie in Ni-. (i'.l des ".Alath. llandli.«
der '^ll- ''■''■ "'''"^ N'erhällnis zwischen Ih-otkorn und Drol . uesuchl wird.
Zeile 4 wüi-de dann elwa so zu ühertragen sein: lütte teih' mir mit das
Werl Verhältnis Idie Wcrtfeststeliung, den Kurs) des Südkorns |ziim Spelt |. woln'i
*-. .1 1 1 1 1 1 1, -. Nf-l
dii- Hedeulimii' des Wortes I /| allcrdiui;s inn' dem Zusauunenhani^c ent-
I •.■AAA^ vli. I I I
nomnicn ist.
Die .). Zeih- läl'st eine einin'ermarsen sicliere Dcutuni;' niclit zu.
') Statt 20 und 45 könnte 1.") iiiid lu zu lesi-n .sein.
») Oder X>. (^ 75 /ik-t).
r.Hiii.| SrHAiK-Si-iiAc KKNiu [u; : ■Siiriiiciilil.iiiri. I'n r- Ti-vlc K.ij). 17. 141
Ein Zusammenhang zwischen der SonnenUtanei und dem Kap. 47
der Pyramidentexte.
W)n II. HciIACK-lSciIACKlONHUUG.
I ';ils rill ZusniniiiciiliniiL;- zwisclicn ilicscn licidcn ;iltcn 'l'rKicii lirsirlil . ci'uiclit
sicli MUS roIi;('ii(lcr Zusninnicnslclluin;':
I'yiaiiiidciitextc Kap. 17.
\V 420 — 421 = T 240 — 241. SiMiiicnlilnnci äli — 55.
-rt3>r
.-.7j''
_£aE.
I I I
Der Text (1<t 2ii. Dyii.-i.slio liifct da.x \V aus.
1 -J"_' ScHAcK-ScHA.KKNiU'iin: Soiiiiiiilil.inci, l'vi.-Ti-Mc K:i|i. 17. |XXX\1II. H.iml.
Die drei Annifunp:eii licürinnoa also alle mit rlem Pyramidentext entnom-
iiii'iii'ii W'urtcii. die diirt umIic iM'isMiniiicnsIclicii . ;il>cr mir in den zwei ersten
cntlialteii dir-sc Worte den Nmiikii des hei relVeiideii <cz> -\ Orsteheis. Die
jö. (iottlieil lieilst sowohl im l'ext als aucli in den Heiseliriften zu den Hildern
d.T 74 (i..tll.eit<Ml (K) ü(j(].
Der Pyrainidentexf wird wold auf die Namen <lei- zwei (lottlieiten an-
s]iieleii lind das kann den \'erl'asser der l>itanei xcrMiiialsl li;il)(>ii. denselhen
auch i)i'i der näelisliMi AnrniiiiiL;' zu Itenutzen. Die Art der Benutzung' ist aber
reeht auflalüy.
Dalier ist es vielleiclit riciitiner. anzunelimen. die fif). (iottlieit lialie einmal
Q y;elieilsen. Dafür s]>ric]it auch, dal's die ')(>. AnrnCnim' wieder mit
dem Namen il<'s IietrelTenden <=zr>^ ^-Vorstehers anfangt. Der Zusammenhang
der lieiden 'l'ext e wüi'de dann darauf hinauslaufen, dafs der Pyramidentext niehl
auf zwei, sondi'rn auf drei Namen \on <rr> -Vorstehern ansiiielt.
Die Annahm«', eine diesei- (iottheiten liahe im Laufe der Zeiten den NanuMi
geweehseli . ist durchaus zidässig. deiui auch sonst giel)t das \'ei'zei<']uiis der-
se|l)en zu ähnlichen \ «'i'mutungen Veraidassuiig:
Dem (iolte A"^* I der Uilderreihen entspricht keine Anrulung. während
zweimal lin lüld zu zwei Anrufungen gehTirt . indem nämlicli die Namen aus
ilen Anrutiingen (iS und 72 unil aus (II uml /4 in den Hildlx'iseliriflen zu Je
einer (ioitheit \'ereinigt werden. A\\\' diese ^^'eise ergelieii sich in (Jrali 17
74 Bilder, und das isl . wie die drei (irälier der l'.l. Dynastie und (irah 11
(Ramses 111.) liezeugen '). die richtige Zald"). Dem stellen aher 7.') Anrufungen
und / () ( iritternamen idii' < "i der Anrul'ungen und ^"^^ M gegenülier. Also
müssen wohl wenigstens füi' zwei der (iottheiten dojijielte Namen vorliegen.
Jedenfalls scheint sich der Zusanimenhang der heiden Texle auf diesen
einen S;itz des Pyraniidentexles zu hescliränken: denn dafs weiterhin in der
('.4. Anrufung von h ^%l ((h'r <=^ "^ -Vorsteher heifsl ö' ^3) und ^
1 iZ^i Ci -il I
■WtiJ
'^ vS^' '^'*' ^^'''''' ''^^- ^vährend dieselben Wörter auch \V 422 und 42H nicht
weit voneinander entfernt \orkoinmen. kann sehr wohl auf Zufall lieruhen. Auch
das <^{j±l] \V 41!) T 240 wird mit den <b>'^". die die 74 (iottheiten
bewohnen, wie auch das abweichende (_ie.schlecht zeigt, kaum etwas zu thun hahen.
') LD. Textlll. S. 200. -jOT. 211 iiiid 21 II.
') Vielleicht ein Gr)ltri|i:Kir ITn jcdi' di'i' :it; Drk.idc'n inid eins für die Scli;dU;i;?c des
Sonnenjalusf?).
190U.] KuRr Setue: tcisl l'ür ic>s im Neuägyptischen. I4ö
{2^ für 1 im Neuägyptischen.
Von Kl RT Sethe.
Opiegelbeeg liat seiner Zeit (Rec. de trav. XIX, 89) au.s zwei Stellen des Papyrus
Sallikr H in der Gruppe "T 1 <^^ iJf ^^'^ Namen des Köniffspalastes Ramses' II. in
der Deltastadt Pr - R<mst<iv- /iir -Inm »es lebt Tlieheu" uaclizuweiscu t;et;iniiii1 und
daran die Ilotlnung geknüpft, dals es mit Hülfe (lieser Feststellung dermaleinst
gelingen werde, die Lage des l)ililisehen Ramses festzustellen. Diese Ilonhung
ist a1)er trügeriseh. Wer die Ix'iden Stellen unbefangen las. konnte niciit
wohl im Zweifel sein, dafs die fragliche CTrup])e in Wahrheit niciits als eine
irrige Sehreibung fiir den hävdigen Ausdruck -r 1 »Leben inid tilüek" — oder
wie man ihn sonst übersetzen will — sein kann. Die 1>eiden Stellen lauten
alsdann in Übersetzung so:
Sali,. B. 10, 9: »Da kehrte Seine Majestät heim in Lclicu und (iiüek wie
sein Vater ]\I(>ntu in seinem Zorne«').
Sall. B, 11, .') — 6: »Seine Majestät gelangte zu dem Hause des Ramses
Miamun, des grolsen Ka des Re-Harmachis und ging zur Ruhe in seinem
Palaste von LeT)en und Glüek wie Re auf seinem Throne«.
An der letzteren Stelle liegt somit ders<dbe Ausdruck <^liX-f n nih-wli »sein
Palast von Leben und Glück« vor wie in den von Spiegelbeiu; richtig ge-
deuteten Stellen, die er a. a. 0. Anm. 3 erwähnt.
Die Richtigkeit der im vorstehenden ausgesjiniclicnen Auffassung wird
nun durch den Berliner Pa]arus P. 3050 bestätigt. In dem LI) VI, Vllr \mh\\-
zierten 'Text auf der Rückseite dieser Handschrift liest man an zwei Stellen
j^^ für das AVort | »(duck«:
Seite 1, 6: »Iliunnel und Erde sind unter der Güte des Amon«. J ofi
hat t'berllufs an Leben und Glück für die Nase des guten Gottes (d. h. des
Königs)" .
Seite 2, 2: Die Götter und die Menschen sagen zu Amon: ö^^|^'«'«~^ 'S
^ ^^I^J) »deine Nase ist erfüllt mit Dauer und (duck«.
Ebendaselbst (Zeile 1) ist aucii das Wort | ify.i-t »Zepter« in gleicher
Weise ijeschrieben :
') ii(l-t, wörtlich "Tau«.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXVlll. Ban.l. 11)0(1.
20
144 KurtSetiie: tdst l'üv ir!s im Xeuägj'ptisclien. |XXX\'II1. Band.
iS^C^itiP^^AkZ^I^ "'^^^^ ../.'-^Zepter und das /;».^
Zepter sind in deinen Händen«.
Zwei weitere Beispiele für diesen Gel)r;UK'h der tiruppe | an Stelle der
einfachen Hierog'lyplie l teilt mir Hr. Prof. Ekman freundlichst mit:
In den Maximes d'Anii 4, 10 liest man 1 2 |k ^ ^^ ^"'''^" '^''^ ^^ '""^
»Elender«, das korrekt 1^^'''^ "^'*'"' ,i>'eschriel)en wird (Brigsch, Wli. Hr)0).
Und auf einem der (_)straka von Bilian el moluk in Kairo lieifst es: 11 jl j]^^
»stärke den Elenden«, avo entweder dasselbe Wort u:s7n oder aher das alte
Wort ^Ifl I I ^^ iviij n'emeint sein wird (s. oben S. 27).
Eine bisher unbeachtete Bildung für die Ordinalzahlworte
im Neuägyptischen.
A'^oii Kurt Sethe.
1/ie altägyptisclie Bildvuig der Ordinalzahlworte, die in der Anhängung des
Suffixes ö nw, fem. ö mo-t an den Stamm des Kardinalzaldwortes bestand,
a ■
ist im Neuägyptischen durch die Bildung mit dem Worte >^=^ 7nh, die auch
ncjch im Koptisclien vorliegt, verdrängt worden. Neben dieser Bildungsweise
besafs das Neuägvptisclie aber noch eine andei-e, die bisher nicht erkannt oder
unbeachtet geblielien ist. Sie ist mir aus folgenden Beispielen') bekannt:
ÜKii. 115, .1 : ^'I/qjw verbrachte 3 Jahre damit, das Herz seines Bruders zu
suclien, ohne es zu finden«. (]<c^.^^*4 o "vi, N^i »Aber als er
das vierte Jahr (W ntj 1 rnp-t) begonnen hatte, da Avünschte sein Herz nach
Ä gy pten zurückzukeli ren « .
Sai.l. 3. .). 9: «Da ging seine Majestät eilig vor und drang ein in das
sechsten Male") {p! ntj 6 sp) da ich eindrang in sie'), indem icli wie Baal war in
seinem Zorn*), da tötete ich [eine Menge] vdu ihnen; niemand war. der entrann«.
Petrie, Koptos 18, 1 findet sich in einer Inschrift Ramses" IL in zerstörtem
Zusammenhang ^i^J^ , ^11 »zum zweiten Male« [p! tifj sp 2).
'i Vergl. Erman, Neuägj'pt. Gramm. § S.") Aiim. 1, wo die Bedeutung der beiden .Stellen aber
uicht erkannt ist.
') So richtig Brcosch. Gesch. Ägypt. 507.
") Wörtlich: -des Eindringens in sie«. *) i','f/-t. wörtlich: »Tau".
1900.] KiRr Seihe: Bildung für die <Jrdinalzalii\voi'te im Neuägypt. 145
Wie man sieht, besteht diese Bilclimg darin, dafs toi- das Kardinalzahl-
Avort das RelatiA^wort ^^^ mit dem singularischen Artikel im Gesclileehte des
iiczäliltcu Gegenstandes gesetzt ist. Die P'.rklärung für diese Ausdrueksweise
liegt auf der Hand. Es ist eine Ellipse, in der hinter diui Relativwort nlj
dasselbe Wort nih »voll machen« zu ergänzen ist, mit dem man den ücuölin-
lichen Ausdruck für das Ordinalzahhvort bildete: U ntj 4 rnp-t bedeutet »das
(Jahr), welches vier Jahre (voihnacht)« : p/ ntj sp 2 »das (Mal), welches zwei Male
(vollmachtl«. ucnau wie das koptische T.vieo-r{Toe iipo.kine uml n.ut'o-con cu^.'^•.
Koptische Etymologien.
Von Kurt Sethe.
1 . .MTO.
1 'er Ausdruck .TincAiTO efco'X ü- "Vor« (liez. .Tineq.TiTO efcoA »vor iluu")
enthält, wie bereits Stern erkannt hat. ein A\'orl .Tito (boli. e.u€>o). «las etwa
»Gegenwart« oder ähnliches bedeuten nud's. Das e£>oA. das diesem ^\'^^le inst
inuner folii't , lehrt nun aber, dafs wii- in ihm eine verbale P'orm zu erl^ennen
liaben. Es ist oflenbar ein InHniti\' in der intransili\'en Eiu-enscliatlsloi-m dei-
dreilautiiicn Verben von der Bildimu' hujot'i. und zwar eine Form, die Acw
dritten Radikal verloren hat. wie die Formen oko »Innigem« (aus *///,-or). Tgo
»elend sein« (aus *dhor). -spo : (ypo »stark sein«') und die lileicliai'tin'eu Nomina
£TO : geo »Pferd« (aus *htor). und e<go »Schatz« (aus "e' hör}. Nimmt man an.
dafs diM- felilende dritte Kadikal wie in den meisten dei' hier anucrülifleu i>ei-
spiele ein /' war. so erliäit man eine Grundform "riiitoi'. Von dem X'erliaistannne
/////■ »zuyen'cn sein«, dessen lnfiiiiti\' wir in diesei- l''oi'm zu erkennen liaiien.
kommt dann augenscheinlieli audi das liekannte Nomen c vi I '"'''"''' "Zeu,i''e«
(Pyr. \\'. 4Ö4). ko]itisc]i .«ÜTpe : .ucepe. Iier.
2. CCHT.
Das W^ort ccht, das mit dem männlichen Artikel n verseluMi in den ail-
verbiellen oder präpositionelleu Ausdrücken .ünecHT "unterhalb«, cnccHT »iiiii-
unter«, ce^necHT oder ce^MnecHT »von unterhali)«, g^inecHT, ge^necHT »unterhalb«
erscheint, ist bisher nicht befriedigend erklärt worden. Werm BRitiscii es seiner-
zeit mit f^^^^ »Wüste« zusammenbringen wollte^), so bedarf das wold kaum
') Sethe, Verbum 11 § 623.
'■') Sethe, Verbum II § 624, 3 und der Zusatz dazu auf S. 466.
3) \VB. 1331.
20*
14(» KiRr Seihe: Koptische Etymologien. [XXXVllI. Band.
einer Widerlegung; Ge.schlecht, Lautbestand (sm-t) und Bedeutung dieses Wortes
passen nicht zu ccht. Auch Stf.indokits GhMclisetzunti' mit I -v M »Schwanz«,
boh. cht'), ist nidit annelimbar. da (htbei das e von €cht unerklärt Idcibt inid
die Bedeutung obenialls nicht gut jial'st: zudem ist die gewöhnliche Form
dieses Wortes nuch cjvt und nicht cht.
Ich glaube nun in der Lage zu sein, fiir ccht eine I]tymologie A'orzu-
.scldagen, die in jeder Beziehung einwandfrei ist. ccht ist gewils nichst
anderes als das alte Wort ^^ .S)V oder voll gesclirieben mit der Enduntf w
^^o\^ s}t-w') »Boden«, »Erdboden«, das männlichen Geschleclits wnr
(Brcgscu. WB. 1330, Totb. 99,27). Das c ist der Hülfsvokal, der der an-
lautenden Doppelkonsonanz voranging {*'es!etew) und der im Koiitisclicn in-
folge des Wegfalls des / ganz der Regel gemäfs durch c bezeichnet wird^),
wie in den analogen Formen es'oiuj : eecouj masc. »Nidjicr« aus *'ek?6sej (Ni.sbe
von ^zi75 \<\ KSs »Xubien«), eeoun boh. fem. »Nu])ierin« aus *'ek>ösjpt.
CfTooig : €»»..'Yig plur. »Nubier« aus *'ek^ösjew , eigo) fem. »Sau« aus *'es>6Jft
(von IlM'^'Tr^' IlM'^fl'2^ s^J »Schwein«), e-sH-y plur. »Schiffe« aus
*' edi ejew (xoi\ | *^^^ dij 's.o\ »Schilf«). Die Existenz dieses Vorschlagvokales
ist auch für das Wort s>t-w bezeugt einmal durch das (1 prostheticum, mit
dem dieses in Ptolemäertexten bisweilen gesclirieben wird: ^^INc^Hfe^^^
D 111 »Geb, der Herr des Erdbodens, der rp^-(fj) der Götter« LD: Text IV. 159
(Philä); sodann durch die demotische Schreibung, die ein ^^^ vor dem — h—
zeigt (BmcscH, WB. 1330).
Auch die Bedeutimg von sH-w »Boden« stimmt zu dem Gebrauch \"(in
ecHT. Sie liegt in den Fällen, wo die Zusammensetzungen mit ccht rein ad-
verbiell gebraucht sind*), vielfach noch klar zu Tage, o-ytog^ chccht; "^ chccht,
RIO enccHT, Tt^yo enecH7 »niederlegen». pcogT enccHT »niederfaUen«. gio-ye
enecHT »hinwerfen«, igo-^'o enecHT »vergiefsen« heifsen augenscheinlich eigent-
lich »auf den Boden« bez. »zu Boden legen«, »fallen«, »werfen«, »giefsen«.
Auch ei cnecHT »herabkcjmmen« und die synonymen Ausdrücke, soAvie -x«
CHCCHT »hinabführen« kann man sich leicht aus »auf den Boden kommen«,
»zu Boden nehmen« erklären^). Wo die Zusammensetzungen mit ecHT dagegen
mit einem folgenden Beziehungswort | Genetiv bez. Prä]iosition n-, m.mo->] ver-
bunden präpositioncll gebraucht sind, wie in ct hc^^ccht "welche unter ilmcn
') Steindorff, Kopt. Giannn. § SB4.
') Medizinischer Pa])yrus von Kahun "J. "27. 3,15. Zu der .Schrciljiin!; mit i i i wegen der
Endung w s. Xerhnm I § 17G, II § 602.
') Sethf,, Verbum I § 49.
*) Stern, Kopt. Gramm. S. 339. 343.
•') Stern, Kopt. Gramm. .S. 370.
li'Oii.] KiRT .Skthe: Koptisclie Ktyinologien. 147
sind« (wörtlich: »welche ihr ccht sind«) Pist. Soph. 241, ÄüTfcHT ÄTüocj »nnter-
halli vdii ihm« (wörtlirli: »in dem ecHT von iliin«|. leuchtet es ein. d.-ils ecHT
nicht den »nntereu Teil« des hetreilenden Gei^enstandes. wie es nach Peyrons
l'bersetzung- »pars inferior« scheinen könnte, sondern etwas, das unter dem-
selben befindlich ist, bedeuten nmls. und das trilVt ja für das Wort »Boden«
in (hn- That zu').
'.\. eigtone.
Dals das Wort eujtone (eigcon) : fU}con\ (fiyoin), mit dem im Koi)tisclien
so oft Bedin,!;-un,t>-ssätze eingeleitet werden, irgendwie das Verbum fö <:^> hpr
»werden« enth.ält. ist längst erkannt worden. Wie es aber im einzelnen zu
erklären ist. war bisher unbekannt. Sterns Herleitung aus (]<;i>fö<r=» h- hpi-
»wenn es gescliieht«") kann nicht richtig sein, weil hp?- hier eine Form des
Tempus Mm-f sein und demnach koptisch etwa *sp6 (vergl. -xno »eiv.eugen«
aus djt hpr) lauten müfste, während eigcone docli augenscheinlich den im Kopti-
schen selbst noch erhaltenen Infinitiv ujoine enthält.
eigcone ist in Wahrheit wohl aus ecujcone »wenn es geschieht« (Präsens II,
'^. fem. sing.) entstanden, indem das c dem folgenden ig assimiliert worden ist:
das so entstandene *ess6pe mufste dann nach der Regel eujtone geschrieben
werden^). eu}cone eqcioTÄv oder e^ione equjöwUccoTÄi »wenn er hört« bedeutet
also eigentlich »wenn es gesehielit, weiui er hört«, desgleichen eujtone c^'ppo
ne »wenn es ein König ist«, eigentlich »wenn es gesehielit, es ist ein König«,
eujtone .w.uou »wenn nicht«, eigentlich »weini es geschieht, es ist nicht«. Wie
hier ein unpersönliches Präsens II *'es-S6pe »weun es gesehielit« den Bedingungs-
satz einleitet, so findet man im Koptischen ja auch zur Einleitung eines Aus-
.sage.satzes ein unpersönliches ^vcigtone »es geschah« vor dem Perl'ckluni I.
€ceujo>ne oder cu^^ujoine vor dem Futurum, und endlieh vor Bedingungssätzen
auch ein €ciu;>.nigoine. das genau unserem cujoine entsjn-echen würde''). Dals
eine solche F>klärinig von eujo)ne. als unpers(")uliclies »wenn es gesciiicht« i'iclitig
ist. wird wohl dadurch bestätigt, dais es im Bohairischen auch mit dem Kon-
junktiv konstruiert wird: fujton «TeqcoTM »wenn es geschieht und ir hört«:
genau ebenso können ja auch die anderen oben genannten nn]>ersönlichen Aus-
drücke ciidwUjojne, ccigdwiitgcone u. s. w. konstruiert werden^).
Dem *es-s6pe, das wir hier als Grundform für das kopt. fiytone erschlossen
haben, entsjnicht nun im Demotischen in (h>r 'i'liat ein ef-sope'), das nur statt
ih's Suffixes B. fem. sing, .s das Suffix )5. masc. sing. /zeigt. Durch dieses Suffix
') \'erü;l. hierzu übrigens den Ijekimiiten Aiisdi'uck j v\ '^ y »dcM- Oi't. der unter
.*>einer Majestät ist« für »der Aidentiialtsort .Seiner Majestät".
-) Kopt. Gramm. §626. ^) Ster.n, Kopt. Gramm. §442. 1)21.
^) Sethe, Verbum I § 272 r. ") Brugsch, üemot. Gramm. §301.
^) Stekn. Kopt. Gramm. § 1121.
148 Kurt Sethk: lvoj)tisclie Ktyniologien. [XXW'IH. Band.
wird eigentüinliclierweise das unpersönliche »es« im Demotischen bei dem
Verbum Sope auch sonst ausgech'ückt. avo das Koptische (his Sut'Hx H. fem. sinü'.
Iiat. z.B. im Dekret von Kauojnis sp-f »es ptleut zu ,i>oschehen. dals« (de-
motisdier Text zu Z. B4 des liieroghphischen Textes der LErsirssclieu Ausgabe),
"(hunit es geschähe, dafs« (ib. "22), »es geschah, dals« (entsprechend dem kopt.
Ä.cu}con€, ib. 13. 1(>. 2:5. 27). ///■-/ ip »es ])flegt zu geschehen, dafs« (ib. 25). Wir
liabeii in ileni lU'niotisclien ef-iöpc also den Vorgänger eines späteren koptisclHMi
*es-iüpe :=^ cujoine zu sclien. lüclit das kopt. eigionc selbst.
Über die Kleidung der ägyptischen Tänzerinnen.
Von C. H. Stk.\tz.
X3ei der Hcsprcchuny der ägyptischen TracliT erwähnt Eeman'). dals Tänzerinnen
und junge Sklavinnen, »welche Herren luid Damen des neuen Reiches beim
Gelage bedienten, als einziges Ivleidmigsstück zwischen den Beinen einen Leder-
.streifen trugen, der von einem gestickten Gürtel gehalten wird«.
Als Beweis führt Erman die zwei bekannten, auch in seinem Buche als
Tafeln beigefügt (>n thel)anischen Wandbilder aus dem Brit. 3Ius. an und i'ügt
hinzu: »Den schwarzen, die Scham bedeckenden Streifen erkt'iuit ninn auf den
Photograjthien mit Sicherheit".
Es schien mir. als ob <liese herrschende. ;uich von Erman vertretene ,Vnf-
fassung nicht unanfeclitbai' sei: denn zunächst rulit der (nirtel nicht auf ilem
festen Hüftl)einkamm. sondern tielV'r. auf den C)l)erschenkelknochen. die sich
bei jedem Schritte verschieben. Ein Gürtel, der in dieser Lage durch ein
Schamband nach unten fixiert wird, mid's notwendigerweise bei jeder Bewegung
lierunterrutschen. A\ifser diesem rein ])raktischen Bedenken erinnerte ich mich
an eine ganz ähidiche liefest iuunii' der Ilüftschnur bei den Fniuen am Sanga-
flufs") soAvie bei den Andamanen. wol)ei elienfalls die Sclianiliiude feldt.
Icji äufserle lli'u. Direktftr Eioi an meine P)edeul<en. und er war so iiebens-
würdi.u:. mit mir die Berliner S;innnluuy- zu (hirdmuisti iii . wniiei sicii in iler
Tliat Beweise linden liefsen. ihx^-^ die liislnriye Xdrstellunu' i'ine iiiiii'e war.
Das schwarze Dreieck untei-iialb des (o'irtels stellt keine Binde, sdudei'u
die Schambehaarung dar. Abgeselien von analogen I);ustelluni;en oJnu- (o'irti'l
können folii-ende Gegenstän<le als beweisend tielten.
') Ägypten und ägyptisches Leben. S. iOQ.
-) Straiv.. Frauenkleidnn!;. Ferdinand Knke. li'OO. Fiir. .5, .S. 19.
lilOO.
C. H. Straiz : Ul)or d. Kleidung d. iigvjit. Tänzerinnen.
14i
Don oi'sten rleutliclien Beweis lieforto der (iriil' oiiios Hrnii/ospieii'cls (Rcrl.
31uN. Nr. KnS7). der ciiu' 'l';iii/ci-in iiiil I l(itt!-;i"ii-tcl ilnrsicllf. Dnls es sich um
einen CJürtel liandelt. ist liesonders au der Ivückseite (Flu. ll /u ei'kcinien. wo-
sellist das Reliet' stärker liervortritt. wälireud Nnrn nur einine (|uer\crlauleude
Streifen /u sehen sind. UnterliaJl) des (nirtels ist der 3I()ns A'encris im (ie^-eu-
.satz zu der sonst glatten üherlläelu' des Kr>rpers punktiert, und aulsei'dein ist
eine unzweifelliat'te Sclianispalte einijefni't.
Als /weite.s BeAvei.s.stüek randeii \vii- eine kieiiu' hlaue FayeneeflLjur (Nr. DSSB),
iiei der. eiienso wie ol)en. die Darstelluiii;- der Sclianispalte (Fig. 2) den Beweks
Fiff. I.
F;y.2.
liefert, dals die Schaniteile nicht durch eine Binde verhüllt sind. Auch ])ei
einer sogenannten Pn])pe mit Ilaaren aus rhonperlcu tjudet sicii. unlerhall)
einer *ihierleiste. ein stilisiertes Scliamdreieck mit üehaarung und Sclianispalte.
Bei der den ägv])tisclien I)arstelluiigeii eigenen Xat urt rene. welche liäulig
auch eine \rillig unliehaarte \'nl\a zur Aiiscliammg hringcn. darf man wohl
annehmen, dals das Kasieren der .Sch.nn haare, wie luxdi heute im Orient, ein
allgemeiner (Jebraueh war und dals in den hier erwähnten Abbildungen der
stopjielige Nachwuchs dargestellt ist. dei- durch ilie Punktierung ziemliidi genau
wiedergegelien wird.
150 Miscellen. [XXXVIll. Band.
Miscellen.
leti ilcr Kloiiic. — Im IMuscuiu zu Kairo lictindcn sic-li Bruclistückc von
Reflinuntroii in einer Sclirift, die etwa der des Ebeks und AVestcar .ii-l(>ielit.
Der Papyrus war noch in der 18. Dynastie zum zweiten Male benutzt worden.
mn ein 'rotenbucli auf die Rückseite zu schreiben; gefunden sind die Fragmente
nach einer Notiz in Ahusir. in den »tombes des chiens«.
Sie entliielten Angaben über geliefertes Getreide: an die Zi/innerlrute auf
der Werft, als Futter für 790 loeibliche und 990 männliche Gänse oder als Proviant
für die Gärtner. Bei dieser letzteren Notiz ist die dazugehörige Liste beigefügt,
und von dieser ist erhalten:
'(|^,^^]]®i4n
3Iau hat kein Reclit. das ^~r~^ hier anders zu fassen als gewöhnlich, d. h.
als «Haushalt«: zudem würden die (iärtner nicht wohl zu Gräber-stiftungen
pa.ssen. Dann sind aber »Tcti dci- Kleine« tuid die «S>t-k>-ni.'^" lebende Füi'st-
lichkeiten. und in der That kennen wir ja die letztere als eine P-rinzessin aus
den Anfangen des n. K.. also aus der Zeit dieser Reclinungen'). In den An-
fang des n. R. wird also auch der (I a) als ein Prinz gehören.
Adolf Erm.\n.
Das Determinativ ^. — Soviel mir bekaimt. ist die Bedeutung des De-
lerininativs . das liiiitci' dem Wort j . ) ^^X 0 und Varianten, sowie dem
Verbuni V stellt, noch nicht erklärt. Beide Wörter Hnch'n sicli häutig in den
Pyramidentexten (Schack s. v.) und zeigen dort nach G. Möllers Angabe, der die
Formen an den Berliner Abklatschen nachprüfte, folgende Formen :
Die Determinative stellen hinter einem Wort, das irgenil ein 31etall II 11
bezeielinet. Man liat in C bisher anscheinend eine Variante von - .
^ oder ^ erkannt (I.evi. Dizionario. in der Zeichentafel zum ^ , ,
II. Supplement), das dazu gehririnc O aber yanz unbeachtet ge-
fasseu. Bei der Inventarisieruni^- der äilestcn 3b'tallgei'äfse in Gizeh ergab sich
mir mm. dafs die Lötfläche. /.. B. bei d<'r Kinführung des Sehnahels in die da-
für gelirochene Öffnung des Bauches eines »Gufsgefäfses« der Form:
(Kairo H42H) rcgehnäfsig die Form ^ZZ7 oder O hatte (z. B. Gizeh 3428
3445, 3471, 3475 ff.)
•■(7
') Maspero, Momies royales j). .541. 623.
Uli Hl.
Jlisc.llr
151
Ich iiiöclito fflnulien. dafs dainit das Dotcnninativ erklärt ist. Triffl diose
I\rkl;iniiiL;' das Kiclil lyc . sn isi ciiiinMl das I )i't('riniiia1 iv siiiulus \(iiii Xiiiiicii aiil'
da-- \ rrlium ülirrl rayrn wdrilrn. und /.w riiciis dürl'lc die l hci'scizimu' "I-Ümmi"
kaum licstclica lilcil)i ii. \ irlniclir wird man an eine l\upf('i'iiiis<'liuin;' zu dcnki'ii
hallen. Fu. W. \. I^issing.
He nie rk u n ü'. Zu (iliiii'er Krklärunij'. die mir wcniu'sicns Tür O ivclit er-
\v;i^■en^^\(•rl zu sein selieini . stimmt ansehiMnenil die im m. 1\. und n. K. ye-
liräueldieiie \ariaute . ij ^ recht i;ut. '5::3 ki'umle der Sclinaliel des "(iiilV
celalses« sein.
<=J)'^
(ilCOKC ]\I(')I,I.r.K.
Ein Unt erstüt zuniisiicsueli. — Unter dei' alten Nununer "JUiCi" he-
wahrt das 3Iuseuni von Kairo nenn grolse Bogen, auf die zahli'ciehe Hrnehstiicke
verschiedener Papyrus aut'ii"ekleht sind, die ans (nirnah stammen. R(>i näherem
Zusehen l'üii't sieli allerlei \'(in diesen I*"rat;inenten zusammen, uud wenn aueli
nichts voUständii^' znsaiunienkonnnt . so verlohnt manches doch die 31itteiluny.
80 das fole:ende Stück').
I&.nnl
I I I
i
¥M
ir
I
f
czzD L a
I I lä D
e^ kbOd
lol
L)ai-unter in grofser ])räcliti,!ier Seliril"t :
Der Adres.sat des Briefes \vii-d der in der ersten Zeile genannte Schreilier Neh-
seni .sein: er soll wohl die Botschaft weitergehen, »|daniit man es] im Palaste
I wisse]", also ;iu den Köniü-. Der Brief ;iliei- dreht sieh um "dieses Brot, das
mir aus der Scheune gegelien wird, damit ich \(in ihm lehe. denn ich liahe
keinen Acker in .Ägypten. .Alrichte man es wissen... Ks ist also die Bitte eines
Bedürftigen, vielleicht eines Ausländers. Dafs sie gewährt wurde, meldet uns
Uli
') flier der ersten Zeile fehlt nichts. Zwei Stückclien mit und p''""~^^ ^omP
kann icli nii-lit anfügen.
Zcilsrlir. f. Ägypt. .Spr.. X.X.WllI. Bnul. 1900.
Ill^l
21
1 52 Miscellen. [XXXVIII. Band.
die tlarimtcr stflii-iult' Notiz: »yicli iliiu l'üiil' Brote und zwei ....": dies w ird
dir Eut.sclu'iduu.ü; des Ilerrsclier.s sein. di(> der Adressat beim V'ortrasie notiert liat.
Aueli die neuänyptiselie (irannnatik enthält einen kleinen Beitrag. Das
w underlii-lie ■^^il^Jof '^'""' "'"''''^ weiter sein als ein unoillunirapiiisch ge-
sehriebenes -^" ^ »mir ist nielil". das man also 'n-w^)inaj (*Ro'yi\-Udwi)
siiraeh. Adolf Kkman.
Alasehia. — Dafs Alasehia f'ypern sei. will mir deslialb nielit in den Kopf,
weil man dann gezwungen ist. nTS. das dtxli nach den Glänzen wirklieh der
Name der Stadt ist. welche die Gi'ieelien Kiriav nennen, anders wo zu suchen,
^löglicherweise kiinnte Alasehia das G('l)iet von Vj.ci.l:\i'7(7ol sein (Küstenstadt.
oder nacli Stralio eigentlich Insel westlich \'on Tarsus): die griechische Form
ist wohl volksetymologisch. Im IVühcren Mittelalter arabisch Auläs. im jcru-
salemi-schen Tahnud obis oder ob^SC, i\. i. eben auch Auläs. ^LOJi^.
Th. Nölueke.
AN'echsel von / und w. — Den Wechsel \(n\ fe. q und ots- schreibt Stern
(K. (ir. ^ Hl) den »späten verwilderten Texten des niittelägyptischen und ober-
ägyptisclicn Dialektes" zu. und in dei- That halten die älteren koptischen Texte
diese Buchstaben auseinander. Und doch wäre es unrichtig, wenn man darauf-
hin annehmen wollte, die drei Laute seien erst In der spätesten Sprache ein-
ander iiliidich gcw oi'den. sie haben sich zu allen Zeiten nahe gestanden, und
mir die orthographische Zucht läl'st die alten llierogrammaten und di(> kopti-
sclien Schreiber nicht leicht in ihrer Anwendung iri'en. Dals schon in den
Pyramiden gelegentlich h für / geschrieben wird (®|M für ® iYai^=_|. hat
Sethe (Ag. Verb. I i "JK!) gezeigt: dafs auch / früh für u" vtirkommt. zeigt
folgendes Beisjiiel.
Totb. ed. Nav. 48, 3 sagt der Tote von sich :
wnnmj in r>j, fg>nj m <'i-/j
»ich esse mit meinem ÄIuikI. ich .... mit meinen Kinnbacken«.
Es liegt auf der Hand, dafs an Stelle des sinidosen /r/>' v^^V^'^^dll
wgi »kauen« zu lesen isi. l'nd doch schreibt so schon die Ilandschril't An. die
der 1 S. I)yiiaslie angeh(")rl (die einzige des U.K.. die den Text cihallen lial). und
so stand otleuiiar auch schon in ihrer \'orlage, tlenn auch das daraus ai>ge-
leitete .späte Totenbuch mit seinem ''^'^S'^^^ ^ zeigt dieselbe Korruptel.
Adolf Erman.
e«».?V.^cciik im Koptischen. — Stern, Kopt. Gramm. J; 22S hat die von
Steindokkk. Kopt. Gramm. § 1H7 wiederholte Vernmtung ausgesprochen, dafs
o&.'XekCCN im Koi)tischen deshalb meist ohne Artikel gebraucht wird, weil
■■man es als T-o»,^i^cc&. aufyt'falst zu haben scheint". Diese Nei-mutunü' wird
190(1.1 Miscolleii. — F.iscliifiieiic Sclniflci]. 15H
licstätiijt duirli Pistis Sophia 2iifi. 2fi; 257. ;^, wo zu T-£*.^»>ccis. pin Phiral
noi\?Vi\cc;v ncliililct wird. I);ils diese von den llcr;ui.snc1icrii der I'islis nicht
NtTstandeiic Form in der 'lliat niclifs anderes sein kann, beweisl der Ziisaininen-
lianu-. 2r>(). 17 ist \(in »te^AcXccx ÜKcogT, 257,15 aou «kiooT üufo^^^^wCCA.
die I\ede. und dazwlsolien steht 2')(i. 2() imoigT üügis.'Xevcc*., was (ilVeidmr das-
sejlie i)cdentet. Der AVeelisel zwischen ufo.\Aivci'.\ und ^o^.'«\^.Cl•.\ kann niciit
auf'laih-ii. da in der Pistis i>-ern zwischen zwei niritiiiclien i'"i)rinen licweciiselt
wird: su steljt. um ein paar l)eliel)i,i;-e B(>ispiele heraiiszui.;reilen, i\f\\r-Y'^n ;}7('). 1 :
H77. 1 nelien nt-\\_r-Y;)(;^oo'^H- !{7(). 1 15. 21 : H78. 1 . ujo.u-7 ÜSÜ.III nelien ujOAmT
HS:!. i;! IT.. ,i;,s lajjum. -^ üo^yin 14S.il nehen (h^ni saliid. -^ o-Y^ün 150,4. das
aehmim. und Imliair. .vu\o l'dO.4. li. 7 uehen dem im S;iiiid. iUiHchen .ufg 11)0.2. iltV.
A. R.\iri,vs.
P'rscli ieueu e Seh r i l'\ en ').
Ai-cliiv für I';i p y i-ij s k u lul !■ iiiul v ciw ii mite (; eliiolc. llcraii.sgpgehen vnii l' I ri rli W'iIckiMi.
•S. Bd. 1. l.L'. Leipzi- (T«iil)iier).
iLiulwin Horcliarilt.) Bericht über die Tliätigkeit des dem (HMieiaiki.iiMil.-ite ITir .'Vnv|)lcii atta-
c'liiei-ti-M wissiMiscIial'tlicIieii Saclivei'stäiidiiieii Dr. Ludwig l'.oichai-dt in der /eil \oiii OkliilM-r
IS'.I'.I lii.s .liili l'.lllll (Sil/,iiil.n>liei-icliti> dei' Küiiii;!. rn-iils. .\kadeiiii.' der Wi.ssciiseli. /ii Berlin
l'Jtll,\'). ;i tss.
.laiiie.s Henry Breasted. A iiew ehapter in tiie lile (ifriinlinnse III. ( l'ntei-snelninni'n /.ni- (!e-
scliichte und Altertumskunde .Vnyptens . In-raiisgei;. vcm Knrl Selhi- ll.-_'). 1. :',IS,S. Leip/jj;-
(Il'iiuielis). l!)(l(l.
I-'raii/. Freili. v. Calice, Zur Ge(if;i"i])liie Syriens in der Ka ssidenzeit. Das Land Opa (Wienei-
/ischr. f. d. Kunde des Morgenl. XI\'. S. 271 IV.).
Jean ('a]iai-l. .Monuments egyptien.s du Mnsee de Briixelles (aus den Aiuiales de la Sueiele
d'archeologie de Bruxelles Tome XI\' IV et -l'' Liv. liHKI). I-'a.se. 1 1 — III. ,S. IS SS. und 7 'I'alV.
Bruxelle.s lOOl.
- — . Pourcpioi le.s Egyptiens faisaient d(;s m()ini<'s:' Bi'uxelles I !«•(). S. I.j SS.
Alexander Dedekiiul, .Mtägvptlselie.s Bienenwesen im Lielile der modernen Well - Bienenu irl-
seliaft. S. .",■_' SS. Berlin (Mayer & I\liiller| \'.M)].
Kgypt l';Ni)loralion Fund. Ai'elia-ologieal report IStÜt l'.MIll. Kdiled l,y F. I.l. ( niflilli. 1.
JSl pp. willi illustration.s and map.s. London,
tieiirge Fräser. A C'atalogue of searabs belonging lo (ieorge Fräser. S. \'III und (il! SS.,
X\I TalV. I don (Quariteh) 1!)IK).
P. (i a r n an 1 1 , La tlieorie paheo -egyptienruMle la eirculation, dans ses rap|)(n'ls avee la tlieorie du
pneuma. — L;i ibeorie pala'0-egy])tiemie de la re.spiration et de la ])lionation, dans ses rap-
porls a\ce la Iheoiii' du pneuma. — L'otologie, I'otiatrie et la tlieorie paheo-egy|)tienne de
l'audition, dans ses ra|>ports avec la tlieorie du pneuma (aus Comjjtes lendus de la Soe. de
Biologie 1 900). 9 SS.
') In diese Übersiclit werden diejenigen .\rbeil(ui nielit aufg(niounnen, welelii' in l'olgenelen
Fachzeitsehril'ten erschienen sind: Annales dn Service des antiquites de l'Kgypte; ()i-ientalische
Litteraturzeitung; Proeeedings of the Society for Bibl. Archaology; Recueil; Revue egyptologhpie;
Sphinx. Die Redaktion.
154 Ei-schienene Schriften. [XXXVIII. Band. 1900.1
K. 1,1. (Jrirfilli. Stoi-ics of the lii^li liriests of Mi-iiipliis : thc Sctlinii ol' Ilcrodcitiis .tihI the De-iimtic
t.Tk'.s of Kliaiim.ns. S. X uml "iOS SS. iiiul Atl.is (racsiiiiilcs nl" llic Dciiiiilic text of tlic si-coiul
l.nU'). Oxrc.nl (Claii-tuloii l'res.s) 1900.
— — , Till" sy.sli'iri of wriliii^ in .\iK'iotit Kjiyiit (ans .Imirii. nf tlic Aiitliiii|iiil(ii;. Inst. XXX,
S. I53fl".).
Leon Heuzey. Kgyptc im CiiaKK-e;' (Coni|)t. reniln.s de IWtad. des.lnsri-. 1899 S. (il tV. )
O.skar von Lenun, Kleine koptische Studien XXI — XXV (Bulletin de l'Aeadeniie !in|ieriale des
.seience.s de St- IVtcrsl.ouig, Bd. XIV. Nr.:!. März 1S91). retersliuri;- 1901.
K. von Luselian, Zur anthropologiselien .'"^leilnng der alten .Vnyjilei- (aus »(lldlius« Bd. LXXIX.
.\r. K! vom 1. Aiuil 19111).
Kdward iMahler, 'flie Kxodns (.lournal of ihr Koyal Asialie Soeiely. .L-niiiaiy l'.tol. |, .;'>:!- HT).
di-a/.io Marueelii. Gli autielii o,t;netti e^i/.iani in\iati in diuio al soinnio ponteliir da S. A. K. il
Kliedivi' d'Egilto (Bes.sarioue N. ö.j — .5(5 S. 1 — I>1).
Kduai'd Meyer, Geschichte des Altei'tunis. Drillcr Band. Das I'erserreioh und die Grieelien.
Krste Hälfte: Bis zu den Friedensschli'issen von 44S und 441) v.Chr. S. Xl\' und 691 SS.
mit einer Karte. Stuttgart (Cotta) 1901.
.\. Moi-el, Qiielc|ue.s scenes du houchier d'Achille (Revue ai-cheologi(|ue 1901, I |i. 198 — '2\'2).
B.Moritz, Kxcursion aux Oasis du desert liliyi|ne. S. 49 S.S. (Bulletin de la soeiete Kliediviale
de Geograi)hie, 1900).
\V. jM. Fliiiders I'etrie, Se(|uenees in iireliistorie leinains (aus dem .lournal of tlie .\nthro-
]H)lon;ical Institute, V(d. XXIX, New Series, Vol. II. p. iO.') — .iOl with plates XXX — XXXIll).
London 1900.
Francesco Kossi. (ii'ammatica egizia nelle tre scrittnre gero^litiea, dcmotiea e eopta. 8. 814 SS.
Turin 1901.
Otto Ruhensohn, Das .'Vushängeschild eines Traumdeuters (aus Festschrift für Johannes Vahlen).
Said Ruete, Ein Fremdenbuch aus Thehen. S. 3(j SS. Berlin (Liebheit & Thieseu) 1900.
Carl .Schmidt, Fragmente einer Schrift des Märtyrerbischofs Petrus von Alexandrien (Gebhardt
und llai-nack, Texte und L^ntersuchungen zur altchiistlichen Litteratur, Neue Folge \'4b). S.
.')(> SS. Leipzig (Hinrichs) 1901. — Veiötfentlichung von 2 Blättern einer saliiil. Handschrift
in der Bibliolhcque Nationale.
G. Schweinfurth, Am westlichen Rande des Nilthaies zwischen Farschüt und Rom Omljo (aus
I'etennanns Mitteilungen 47. Band 1901, S. 1 — 10, uiit einer Karte).
\V. Spiegelberg, Bnchis, der heilige Stier von Herinnnthis (Archiv für l'apyrusfoischung).
Georg Steindorff. Vorläufiger Bericht über seine im Winter 1899/1901) nach dei- Oa.se Siwe
und nach Nubien unternommenen Reisen (aus den Berichten der philologisch -historischen
Klasse der Königl. Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, 1900 S. 209 — -239).
— — , Grabfunde des mittleren Reichs in den Königlichen Museen zu Bei-Iin 11. Der Sarg des
Sebk-o. — Kin Gi'abfund aus Gebelen (Mittheiinngen ans den orientalischen Sannnlungen der
Königl. Mu.seen). Fol.\III und :i4 SS. XXII laff. und zahlreiche IVxtabbildun-en. Berlin
(Spemann) 1901.
Ernst Trampe, Syrii-n viu- dem Kindritigen der Israeliten (wissensch. Beilage zum .lahresber.
des Lessing-Gymn.isinms zu Berlin 1898. 1901). 1. 34 luid 29 SS.
Karl Wessely. Über die Lage des antiken .Möris-Sees (Anzeigei- der pliilos. - liisttu'. Klasse der
Wiener Akademie, 7. Nov. 1900).
.\. Wiedeinann. Neue Ergebnisse dei- .Au.sgrabungen in Ägypten (Die Umschau 1901. V. Nr. 14. 1.5).
Karl Woermann, Geschichte der Kunst aller Zeiten imd X'ölkei-. Ki'stei- Band: Die Kunst der
vor- und aufserrhristlichen Völker. 8. XVI und Ü(i7 SS. mit .")0 TalV. und zahlreichen Ab-
bildungen im Text. Leijjzig und Wien (Bibliogi-a|ihisches Institut) l'JOO.
Gg. Zip|ielins, Das I'ferd im I'liaraonenlande (Ztschr. I'üi' I'fcrdckundr und l'lcrdeziu'ht. 1900.
Nr. 17— 20).
Leipzig. .1. C. Ilinrichs'urlic Buchhandlung. — Vcrantwortl. Kerfacteur Prof. Dr. A. Erman. Berlin, Steslitz
Brrlin, «i-.lrnckl in der Rci.-hs.lriiel.erei.
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HERAUSGEGEBEN VON
A. ERMAN UND G. STEINDORFF
NEUNUNDDREISSIGSTER BAND
"mm
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1901
Inhalt des 39. Bandes.
Seite
Bi'^'iing, Fr. W. v. und Cnpnrt , J. Zu Kbmas.s Aufsatz -Kupfeniiigc an Tempelthoren", AZ. XXXVIII,
p. 53sq. (mit 2 Abbilciuiigeii) 144
Borchardt. L. und Schäfer, H. Vocläufiger Berielit ül)ei' die Ausgrabungen bei Abusir im Winter
1900 1901 (mit 9 Abbildungen) 91
Äcovte/, J. H. Die Eigennamen auf dem Vatikanskarabäus Anienhoteps III 65
— The 01)olisks of Tluitmose III. and bis Building Season in Egypt (mit 1 Tafel) 55
— The Philosophy of a Meinphitc Priest (mit 2 Tafeln) 39
Calice, F. V. Die Verba des Gebens 75
Ennan, A. Monatsnamen aus dem neuen Reich 128
— Zur Entstehung der jüngeren Flexion des Verbums 123
Gri(fith, F. LI. The Date of the Old Coptic Texts and their Relation to Christian Coptic 78
Hess, J. J. Die Geheimschrift der gnostischen Papyri von London und Leiden 143
Kolter, A. Zur ägyptischen Pflanzensäule 138
Lehmann, C. F. Chronologisches 74
Loret, V. La grande inscription de Me-s a Saqqarah (mit I Abbildung) 1
Möller, G. Das Hh-xil des Osiris nach Sargdarstellungen des neuen Reiches (mit 2 Tafeln und 2 Ab-
bildungen) 71
— Eine neue koptische Liederhandschrift (mit 1 Abbildung) 104
— Zu den Bruchstücken des koptischen Kambysesromans. Mit einer Bemerkung von II. Schäi-er . . 113
Moret, A. Un proces de famille sous la XIX'' dynastie 11
Sethe, K. Der Lautwert von __^ 135
— Zu den Verben des Gebens 130
— Zur Erklärung der Naukratisstele 121
Steindorjf. G. Amcnophis' 111. Gedächtnisskarabäus auf die Anlage eines Sees 62
— Ein Grabstein des mittleren Reichs im Museum von Stuttgart (mit 1 Abbildung) 117
W'ileken, U. Die Bedeutung der ägyptischen Ptlanzen.säulen 66
Miscellen :
Boll, F. Salnieschoiniaka 152
Brensted, J. H. Die königlichen Totenopfer 85
— Zur Hb -.sd -Flüge 85
Calice, F. r. Zur ägyptisch -semitischen Wurzelverwandtschaft 146
— Zur Lesung von "^^7 1-19
Erman , A. Bruchstück eines Liebesliedes 147
— Der Name Antef 147
— Die Topfscherben hinterm Dorf 148
— Eine Weihung des Hyksos Apophis 86
Grifßth, F. LI. Addenda to the Commentary on Old Coptic Texts in ÄZ. XXXVIIl .... 86
— The old magical Texts of Paris (ÄZ. XXXVIII p. 85 S(|.) 86
Möller, G. Zu den -Bruchstücken kopti.scher Volkslitteratur von Ad. Erman- 150
Oefele,F.r. Mittelniederdeutsche Parallele zu Berl. P. 3027, 7, 3 —5 150
tk O ^ Pemphigus 149
nni Jli I I
— Schlangenöj , Pap. Ebers 66, I 84
Quibell, .1. E. Wann starb das Koptische aus? 87
Bubensohn , 0. Der Grabstein des syrischen Söldners 83
Schäfer, H. Das Zeichen für dmdi -verbinden- (mit 5 Abbildungen) 83
— Die Wirkung der Skarabäen mit einem Krokodil und einer Hand (mit I Abbildung) ... 87
— Ein Triditer mit koptischer Weihinschrift (mit 2 Abbildungen) 151
— Zu der Erklärung des »Steines von Palermo- 153
Sethe, K. Zu Totenl). ed. Nav. 48, 3 148
— Zu Westcar II, 13 85
— Zu ciS'Hp "ZU Schilf fahren- 87
E. T. Der Lautwert von J\'t' =^ "<"'"' 85
Erschienene Schriften 88. 153
\'. Ldrf.t: La grnnde inscriptidii ile JA.« :> Sa(|i|arali. | XXXIX. Band. IHOI,
La grande inscription de Mi.s ä Saqqarab.
Par VicTOK Luret.
xjc cdiii de cimetiere que j'ai döblayö k Saqqarah, de 1807 ä IS'.ID'). — (>t,
ce (juc ji' dis de ce coin de cimetiere peut 'STai.seinblablenient s'a])i)ii([ii('r n une
\A\\% ij:niiide j>ai-tie de la iircnijiole de MemphLs, — est forme de plusieurs
couehe.s de tombes, superpo.sees eomme se superpo.sent le.s diflerents lits d'un
terrain de .stratifieation. Le-s plus anciennes de ces tombes. eelles qui soiit
edifiees ä meme le sol du plateau funeraire, datent de In fiii de lAueien Knipire.
T.es tombes inimediatement superieures, bäties sur Ics niines des preiuieres,
sunt (kl temps des derniers AInnessides et des plus anciens Ramessides. Au
dessus s'etag'ent des sepultures de diverses epoques, doat re.spacement (>t la
pauvrete nous raeoutent l'irremediable deeadenec de l'antique capitale de TK^ypte").
Deux des grands mastabas d'Ancieu Empire de la couclie iuferieure, celui
de la reine (JD^ci et celui de la reine ®^0o, ])rincesses eoutemporaines de
Teti et de Pepi I", sont contigus et mitoyens sur une longueur dune dizaine
de metres. C'est en cet cndroif . et ä elieval sur les toitures eeroulees des
deux. edifiees. que tut eleve le tombeau de fßl'^itiP^[]|')-
{'e tomlieaii dcvait etre assez ,ö;rand. mais tonte la i)arti(' sud eii a ('le
drtniite et il ue reste ]ilus ([ue dciix sallcs (|iii soiciil k jxu |)r(''s cdiiscrvee.s:
la salle ä la stele. oriiee autrcrois de dciix pili<Ts (piadrannulnires duut les
liases sunt cucorc en place. ]>uis une salle ]iliis urande. precedaiit celle-ci, et
dans ia(|uc!ie s"ouvre le puits'). C'esl daiis cette derniere salle que se trouve
la lii-aiidc inscription ilnni je doniie plus loin le texte. La partie superieure
de la salle n'existe plus: les dalles du plafond et les dernieres as.sis(>s des
])arois ont ete enlevees dans ranti(|uite. et il n'en .subsiste ancuue trace.
L'in.scription occupait le mur uurd. Inuu' <le cinq metres, et le uiur sud. de
meme longueur, mais pei'ce dune jiorte. Ce mur sud sest ecroidc lors de
') Le rectangle de terrain, (|ue jp coinptais delilayer en son entier et dont l'etnde a ete
iiiten-()in]nie preniaturement, est liinite au sud jiar la pyramide de Teti et ä 1'oue.st par le tombeau
de Ka-qeni -rw'i.
-) Poui- plus de details sur (-es fouilles, cf. V. Loüki-, Fonilks danx la nncropolr mt-mjihitr
(1S97 — 1HU9), C'aire. l.S9!l ~ Bullrtin dr I' Insiitiä i'tjypüpn, W" Serie, vol. X, p. 85 — 100.
') C'est du inoius ce per.sonnag(; (|ui, au niili(!u de beaucoup d'autres re|)resentes sur las
paroi.s, .seuible jiiucr le rnle |)rineii)al daus la tonilic. Sa femnie etait .=^ ^_^^ | ^
,r
') Puits no. 44 du plan d'ensembli' juint au ineuioire cite ci-dessus.
Zeitschr. f. Äavi.t. Si.r., XXXI.X. Band. l'JOl. 1
\'. LoRKi: l.;i <;r;iM(li' inscii|iti<in de Mes h Satiqarali.
[XXXIX. Haiul.
renlevenient du plafond et des dernieres assises et, lorsque nous sommcs
arrivi's au dallagc de la sallc. iious cu avoiis trouvr In i)lu]iart des picrrcs
renversöes sur !(> sol.
L'inscription ilii inur imrd. — dont je nunierotc Ics Hirnes et les coloanos
cu iaisant preceder le.s cliillivs de In lettre N, — dflmfc par dix-sopt ligiics
lioriziiutalrs (N. 1 — 17) qxw suivcnt dix-iicuf coloniies vorticales (N. 18 — HC)).
La pcrtc de la pnrtic siiprricure du iiiur nous cniprclie de snvoir: 1" si
riuseriptiou gravoe sur cette paroi etait iudependantc de rinseriptioii gra\ee
sur la paroi sud, ou si eile en faisait partie: 2" si Ics dix-se^it ligncs et
les dix-neuf" colonnes constituaient deux textes diircrcnts. ou les deux moities
divcrsoincut dis])osc(>s d'un uuMnc texte. 11 est proliatilc, si liuscriptlou du
nun- uord et ecile du inur sud sc fnisnieat suite, ([ue cctait Tiuscription du
mur sud qui devait Ibruicr la iircuüerc partie du texte, ear c"etait celle-ci (pie
l'ou rcncoutrait inuuediatement eu eutraut. Mais ce n"est lä quiuie sui)positiou
et, seule. Uetude des inseriptious pourra fournir la Solution du problenie. Si
je donue l'inscription N. en premier, cest uniqucuient pareequ'ellc est la plus
lougue et la mieux eonservee. II ue doit, en effet. y uiauquer que trois ou
<iuati-e lignes liorizoutalcs. si les restitutions (|ue je propose pour le deliut des
coloiuies N. H5 — H(> sont reconiuics justcs ])nr (|ui etudiera le texte').
L'iuscrijition du nnu' sud. eouuue je In! dit, a ete disjointe et deuKMubrce
])ar suite de recrnuleuicut total de ja ])ai'oi. Les pierres etaieut tombecs dans
la sallc. face coutre tcrre, et c"est scideiucnit
en retnuniant l'unc dCutrc elles que ja! soup-
connc (jue le miu- sud portait uue inscriplion
aualogue ä celle du mur uord. .Jai pris alors.
avaiit de touclicr aux autres pierres. Ic cro-
<iuis ci-joiut. indi(|uaut la place des onze blocs
i'euvcrscs, et ce cro([uis lua permis de re-
■w. ^.,„^4;^jt,j(>j. ]., pi,!,^ grande partie de Tinscription.
II est certaiii. cependaut, (]ue ces pierres ont etc. sinon dcplacces, du uioins
remuees par ceux qui, eu enlcv;iut les dallcs du jjlatbnd. out amenc la cliute
du mur sud. Les blocs. cu cll'ct . ]\i' sont ])as ]>]accs ä angle droit; ils sont
dejetes dans toutes les directions, <-oninic si cliacuu deux avait ctc soidevc.
examine, puis lache.
Les blocs nos. H. 7. '.'. 11. (|ui. sc trouvaut le plus au sud. d(ii\(Mit cvi-
demment M|i]i;irtcnir ä la ])artic inl'ci'icui'c de la unu'aillc. sc suivent liien cxactc-
nicnt dans 1 ordi'c ou Ils sont tonibcs. Des luots") sont coupes en deux. et
') Fidi'le ä iine idce ([iie j'ai exiiriniee par ailleur.s (Sp/iiii.r, I, 187 — 188), je prcfere laisser
ä d'aiitre.s le soin de U-adiiii'c et de commenter les textes ([iie j'ai decoiiverts. M. Ai.exandrk Mouki',
i|ni -s'est deja fait reinariiuer par des travaux tri's intiressants, a bien voulii se cii.-ir^'iM' (l\'tii(liei'
linscriptioii de 3lex, et smi memoire doit siiivi'c le iiiieii de ffcs pres.
') Le lectcur <lcvra nolei' i[\it', les iM,si-ri|itioiis sont gravi'-cs de droite ;'i naui'iie.
1901.
y. LoKEr: La graiule inscri()tioii de Jli-i ;i Sa(|qarali.
3
Icurs (Icux moitirs si' rcjoiijuent eii ra]iprocliaiit Ics picrrcs, ]);u- exeiiiplc ^"^
"■■'• '''"'^■•^+"'- f,^, 'i-"- i'i'"- "+•>). ^^Jj^ <!•■*' i>ii'<-^» + n). ^^^5J
(1.1(1. l.loc7+<)). ^^(|(]| d-l": l.locD+ll). ]J^^ ^'•^^- ''l*^'^- <"+••>' ^'^^••
La place dr ces quatrc [jIcitcs est doiu- absolumout cortaine. Une ciiKpiiAine
jiicriT. meine, vient s'ajouter ä ee prcmier s'roupe. Le bloc no. 6. eii etVel.
pnri<- hl ]iartie superieure de la ^'"■"""•l«' Tf |](l'^^^T||^^T^'l)|- <1*'"^ l-"' P--"1ie
iiilVricure sc tmiivc au liaul des blucs 7+9, et en rapprochant Ic tdiit, les sit;iies
eoiiicident pafl'aitcineiit. Voici. daiis soii ciiscinMe, la restitiit imi du |ii-ciiiicr
gnjupe:
Uli .sccoiid liToupe est eyalciiicnt
certaiii. II est constitue par les Mocs
iios. '). S. 10. Des expressious cmiinic
ine "■>■-''■ rxv^f
I I I
Nu.i;
N.
11
\., ',1
N.. :
N.. ;;
N.i in
N.. :.
N-. -
(l.K}). -^ ^ (1.14) ehevauclient sur les lilocs S et Hl et cn deiiK.iitreiit l'or-
I © o I
iiicllciucnt la juxtapdsitidii. II pnurrait y a\(iir doute pour le petit liluc no. ').
(|ui MC ((inticut ([HC deux liunes. .Mais, dune part. il s'ciuliiiilc exactcnicnt
dans fannlc laissc ])ar le rapprdclienu'nt des iilocs S + jO ct. (rantre jiart . le
preiiDUi dlloremliel) (liloe 5) sc trcnive sepnre du noni du inenie roi (i)l(ie 10)
]i;ii- 1 csjiace strietenient necessaire ])()ur conteinr le i;r(iupe v^i^- L ensendilc de
'1 ilcuxieme. li'rovipe presente l'aspect snhant :
Si. maintenant. [xuir tenter nn rapproelieuicnt plus
.i>'eneral, nous cxaniinims soinneuseuient la nature des deu\
gTOupes ainsi obtciius. nous eon.statons les iaits suivants:
1" Le prenner gTOupe nous ollVe, ä droitc (\\i hloc uo. /!.
Ic dehut des liii'nes, tajidis qua .iJ-auelie, en liaut et en lias. les pierres ue por-
tent (|ue des ])arties de sit>iies, (pii devaient, se continuei' sur (lautres picri-cs:
2" Le second UTonpe est exaetenient dans le meine cas. axcc cette dilTerenee
i|ue (-"est a (jauche du ])loe no. ID «pie les liiiiies [laraisscnt sarivtcr.
La (piestion est de reclicrelicr si ces uroupcs devaient sc super])oser oii
se juxta])oser.
Le prcmier liPoujx' (-(»ntient 12 lit;nes et le second 8 Heiles. Nous avons
vu (pie la paroi nord devail . (piand eile etait intaete, porter de 20 ä 21 liuiics.
et il est vi-aiseml)la1)le ipTil devait en etre de meme [)Our l;i paroi sud. Les
deux t;i-ou[>es superjioscs nous fourniraient vingt ligm's, ee qui rentrerait bien
dans les donnei-s du probleme. 3Iais ici intervient ini nouvel element. le bloe
no. 2, qui j)orte cinq lignes, et dont la lignc iul'ericui'c. suivie (Tun large espaee
vide, etait certainement tout au bas de riuseription. II nous faudniit donc
ajouter ces eine] lignes aux vingt lignes obtenues par la su|ier])osition des deux
]iremiers groupes. sans coni|itei' ipic nous n'aurions pas encore ainsi (oute la
4 V. Loret: La grande inscription de Mes k Saciqarah. [XXXIX. Band.
hajiteur de la paroi, puisque la premiere ligne du bloc no. 6 et la premiere
lii^nie du liloc m>. 10 portent des moitie de signes, ee qui nous prmive que ces
blot's etnieut surmt)ut('s dnutres Idocs. Nous ol)tiendi'ions de l;i sorte plus de
vingt-cinq lignes de liaiitcur. tnndis i\no uous ne devous pas cn avoir plus de
vingt-et-unc. Conclusion: Ics deux groupes iir pouvaicnt pas se superposer.
Examiuons la socondo liypotliese et voyons s'ils pouvaient se juxta[)()ser.
Les lignes 8 — 9 du prcmicr groupe sc tcrmiiienr. a gaiu'lie du hloc uo. 11.
liar les lunis suivauts:
" ^-Mt
or. d(Mix liüiies du
deuxienu' groiipe (les deux lignes du 1>lipc nn. 5) eoninieiiceiit de celle taeon:
'- Ell rajqnNicliant ees troneons de lignes. nous olitenons
^Uä ■•■■
deux phrases se reliant tres exactement, et il parait iuipossil)le qu'iuu* teile
comcidence puisse etre due ati liasard.
D'autre part, si nous considerous les resultats que donnerait ce rapproelie-
inent au sujet de la relation entre les fins de lignes (gauelie du hloc no. 10)
et les debuts de ligues (droite du bloc no. H) nous obtenons: 1. 9, bloc uo. 10:
f 7[f ,]+ '■ '»• »'°" "- ■'■ ^[.T.Täf I7f ,-M^ril^
I. in. l,l„o 110.10:410^'=' i +1.11. W„c 11.,. 3: VT'°^^lldi!y
^T^' P'""'^«^ ^"i^i<^ '^e quatre n..ius. puis de ^ ^ 1 1 "f ^^^^ I Vj -vX
"= 11 0(1' ^^*'- ^-^•'^ lignes. comiue oii le voit. se suiveut on ue peiit niieux.
Kulin. le t(jtal des lignes ainsi obtenues serait d(> seize pour le mur sud. tandis
((uil est de dix-s(>pt pour le uiui" norcl, ee (|ui nous rainene sensibleinent a la
nieme hauteur pour les deux parois.
Je crois donc cpie la position relative des deux groupes est absolument
certaine et que ces deux groupes devaient se juxtaposer. Cela , il est vrai , nous
donnera la inention de Tan 58 (ou plutöt 59) d'IIoreuilieb, dont on n'osait
meme ])as af'lirnier qu'il avait regne vingt-et-un aus. Qu"im})orte':' Nous u'aNons
pas le droit, etant donne le peu de renseiguements cpie nous ])ossedons sur la
lin de la W'llP dynastie, d'at'firiner qu'IIoremheb n'a pu reiner 59 ans. Nous
ignorons sil na pu. laisant table rase de ses predecesseurs (lirt'ets. dater a
un eertain monient les annees de son regne ;i partir de la mort (rAnien()pliis III,
coniptant comme siennes les annees des regnes d'Ameuojiliis IV et de ses
f'liliemeres succe.sseurs '). I/examen de ces que.stions sera d'ailleurs un attrail
ile plus pour Tetude des inseriplinns de 3Ies.
') M. FiJNDERS Pe'irie, A History of Egypt , t. II, 2'' i-dit., ipp. 24(1, 251, tinct uiu' opiiiioii
analogiie.
1901.
V. Loret: La grande inscriiilicin de .lAv m Sa(|(iara]i.
Huit blocs sur onze etant aiiisi cases, il ne noiis i-este plus ä en examiner
i|ue tuns.
Le bloc no. 1 n'a aucuiic iiiscrifitioii . iii nucuiic (iiiurc: iious n'avons done
pas ä (>n tenir conipte.
Lc bldc no. 2, coiiunc jr Tai dit. tonnait la parlir iiilVTicurc de la inuraillr;
il vicnt (lonc immodiatcmcnt au dcssous des Mocs '^ , 7. '.). 11. siins (|ii'i)ii juiissc
(■II drtcniiiiicr la place cxaclc.
Le petit bloc no. 4 est iinpnssilile ä plnccr. ;'i cniise de ses laililes diiiieiiNioiis.
Kii voioi la reproductioii :
.le ddiiiie. pdiir teriiiiiiei-. la cdiiie de riiiseriiit ii ui iinrd.
puis Celle de lillseripl ioli siid. en fnisanl [ireceder de N. les
'^— ^ _L'_ ^ imiueros des lii;iies de liiisci-ipt iun iiord . et de S. les iiuiiieros
SiSjSSüs' — 'Ua^va^js^^sssj (les liiJ-nes de I insci-iiit luii sud. ,1 ai pns. le iinir meine de
— |.i (l(>c()u\erte, la ])lioti)i;rapliie de ces iiiscri[)ti(iiis: Jen ai
repris iine sec<jnde p]ii>tiii;Tapliie plusienrs jours apres. Enfin. j ai t'ait une copie
soli^iice ä meme le monument, j'ai coiupare cette copie avec les epreuves [)lioto-
Uraplucpies, et, ä dcux re[)nses, je suis alle verifier, coUationner et ])arfaii-e
sur place le texte ainsi obteini. De la sdrte. jai tont liien d'esperer i|n'il ne
s"y sera pas t>-lisse trop de lautes').
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l)mr'q)ti()n de la paroi Nord.
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') Trois -signes, dans ccs in.sri'i[>ti()ns, .sont paitoiit cnrits en hierati(|ue liiieaire. Cc. soiit
les .signes Q— ', I et (j . Je les ai paitoiit. poiir la coiiiiiiodite de rimpression , doniies sous leur
fonnc liiei'oglypliiciue.
V. Lohet: La grande inscription de Mes a Saqqarah. [XXXIX. Band.
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1901.1
V. Loket: La grande inscription de Jlex ;'\ Saimaiali.
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V. LoRKi : La iiiaiiclo iiiscriplion de .)/ra i'i Sa(|qaia
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Inficriptirm de hi parol Sud.
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S.3-4.
Zeitsclir. f. Änypt. Spr., XXXIX. Band. 1901.
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W Lorkt: La grantle inscription de Jles ä Saiiqarali. [XXXIX. Baiiil.
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S. 13.
S. 14.
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1901.] A. Mokkt: l'n procivs de liiinille .soiis 1;\ XIX'' dyiiastie. 11
ün proces de famille sous la XIX*" dynastie.
Par Alexandre Moret.
1 j'iniportant texte nouveau que M. Loket a su drcuiivrir dniis Ic toiiilicaii de
Mes de la neero])ole de Sacjqarali . d (lu'il pulilie ici- meine . ollVe n dixcrs
jiiiints de ww un uraud interrt. I) aliurd liiisci-iptidn de Mes iioiis doiinc iiiie
date iiiMltciiduc du rrtiue de Ilurciidiel) . I Jiiiin-e ")!). .-dors i|ir(m r(''[ninu;iit
d"attril)uer ;'i ee jilinrnou un ini)mini('iit datr de \';\i\ 21. Puis — et ecei sei'a
!"(il)jcl de nion elude — eile jious l;iit coiinnilre clniremeat . nial,nre <iuel(|ue
(il)sciiritr ])rovenaiit des laeune.s du drliut et de In liu. les jx'Tipeties d'iin proces
de Inuiille a jJi'opos d'IieritMg'e. (_)ii \crr;i ]i;ir l;i ti-adueti(»n que 31. Ldrkt ni'a
permis de donner de son texte, que ee proees. reiatil'n des aetes jiasses au temps
du roi Alimes (vers 1(100 avant J.-C), jn-end son pnint de depart ä une epoipie
iueunnuc de nous, niais non intV'ricure ;ui rri^iie d ^Vuirimpliis IV. se pdursuit
sDus llureniliel) et se deiioue a luie diitc ]i(isterieui'e h lau IS de Rnuisrs II
(vers 12;)0). Ainsi, la periode eliriiui)liiL;ii|ue sur laquelle se rrpMrtissent les
diseussions eontradietoires des generatioas sueeessivcs est pcu inlerleure ä cpiatre
sieeles. Le texte meine de rin.scription de Mes doit avoir ete grave vers le
niilieu du rryne de Ramses IL
1. iuseri]il i(in se divise eil un recit prineipal sous lormc de <!rposition en
justici', et en ]iieees annex<>s. — Le reelt princi]);d , i;r;i\r cii lii^urs liori/im-
tnles. oeeu|)e la jiaroi Nord du toinlie;ni (1. N. 1 — 2<l). L<'s (\v[[\ drrniriTs
ligiies sollt ,ü-r;ivrcs \-ertiealeinent : elles introduisent ;'i une serie de drpositions
de temoins. re]iro(luit('s d'nprrs des proces-verhaux d'nudienee. et y;r;ivees daus
eette di.sposition grapliicpie verticale (1.N.20 — )}(!), sans doiitc poin- hs disl iiigiier
du reeit pro])rement dit: ces 2)roees-verbaux sont ee que j;i[ipclle li's ]iieces
annexes. L;i paroi Sud du tonibcau . ni;dlii'ureuseni('iil elTondree et drtruile en
partie (LS. 1 — Ki) rej)ro(luisait aussi des proers -Ncrliaux d'nudienee; Ic contcnii
en Sern done clnsse aussi aux j)ieees nnnexes. ( )n pcut [)re\ nii' drs inniulcnnnl
l'intrrrt jur'idiipie A\i rreit doeunieiitr de ee long |>roees. .1 en presente ici In
traduction dapres le texte qu'eu doiine M. Lohi'.t dans un nrticlc |)n'cedcnl '),
et j'essayerai d'en commenter avec j)reeision les ])oiiits e.ssentiels. .I'exprimc ici
a i\L Loket ina vive reconnai.ssanee d'avoir hien voulu nie eonlicr eilte etii(l(;
et de inavoir eommunique ses pliotographies et sa propre copie innnuserite
du texte.
') y. LoRF.r, La graiide in.scriptioii de Jilcs ;'i 8ai|i|arali, |i. L
12 A. MoREr: Un proces de famille sous la XIX" dynastie. [XXXIX. Band.
Un mot d"abord au sujet du domaine dont l'lieritage fait Tobjet du proces.
raison dans Y>T|llOl^ 1^ copte OTes-ge »oasis« et dans _ y le copto
ooniie = 7r>)')ii ».sourcc«. et il cstime ([uc »Toasis de Neshä«') rocclait uiic
».sourcc de Nesliä« <|ui (lunuait nu (lomniiic une valeur particulirrc. Aussi
M. l.OKET a-t-il i'tv ainciir a clierclKr ilu i'ötr (rilclouaii-les-Baiiis — cette oasis
eil pleiii desert, voisiiie de ]\[ein[)lns. rielie eii .sources sulfureuses et .salines —
reiuplacement du domaine de Neshä"). ([ui semMe etre sitiie sur la rive droite
du Nil (1. N. 19).
Inscription de la paroi Nord^).
Deposhioii de Mos.
(1) (eil laeuiie) ....
(2) [on int] ä ainener les [hommes] notal)les [pour eii-
tendre] leurs bouelies (leurs depositions)^).
Dit par") le [scrilie?] du pterophore, taxateur des hommes [de la niaisoii? |
de Ramses 11 [Mcs]: »Or, e"est moi ([ui suis le ])etit'') de Ilou'i. fils
(FOurnouro ffilie] de Neshä')«.
Pai'tage eiilre Oiirnouro et ses freres et soeurs'').
On a fait partage eiitre Ournouro et ses f'reres et sopurs (]>ar dovant) le
[granil] eonseil des Qonbltiou (H) [au temps du roi]") Zosir-Kliopirou-ri sotpou-
n-ri (Horeniliel)) vivificatenr.
') Nom du preniier proprietaire.
^) V. LoRET, Fouille.s dans la necropole Memphite (1897 — 99) p. 12.
') Je inets les rcstitutions entre [ ] , les explications entre ( ).
*) Sur cette expression, voir 1. S. 10: 11 faut retablir: jö^^'^ T ji ''^ | ^ J) '
'■') Le recit de Mes est donc jiresente sous forme de deposition en justice par devant les
notables; en realite, la foi-me de dt'position est souvent oubliee; c'est plutot le recit historique du
conflit. Kn tant qua deposition, ce ne peut-etre (jue Celle faite au dernier proces (1. N. 13).
*) ^ r'^' *"'' '^ *^"^ ^^ '^'^ ""'' ^'°''" P^'oC suivante, note 2.
') Ce Neshä est-il l'aTeul, qui regut d'Ahnies, prcs de 400 ans avant, le domaine dont il
va i-tre questioni' list-ce l'arriere-grand-pere de Mes, (jui aurait repris le nom? Je penclie pour
la premiere hypotliese, mais il y a confusion, voulue peut-etre, dans cette fa(;on de s'exprimer.
') Ce pai'tage doit s'appliquer aux terres »divisibles«, patrimoine coiiunun de tous les des-
cendants de Neshä. Voir le commentaire.
') Restituer au di-hut de la ligne :? : \^ r—, Ks llJ^f/j- Le pnHre Aiiii, un des notables
des Qonbitiou, fait partie du grand conseil, d'oü la restitution jj o est a.ssuree; pour le reste
de la formule voir ligne N. 11.
19iH.l A. Moret: l'ii jirocus de lamille soiis la \IX'' dyiiastie. 13
Partage <lu domaine de IVosliä ontro Mos et ses freres et s(rurs').
(Et) Ton fit aller Ic prrlri' du ilivan') Aiiii. i|in rtait im des imlalilcs du
iiTaiid coiiscil dos Qonhitiou \vvs Toasis') de Ncsha et Von lil [lartai^c i-iilrc
moi et mes firres et sdMirs.
Et l'oii fit de ina (yrand-) nieri'. la "\illica"') Ouniouro »riuspcclrice"
(roiidou '^^^ ^ \^^) ''•' ^''^ iVercs cl s(rurs.
Takliaroii. sa'iii* d"()iini(Mii'o. n'clame ou jiisfice Ic paHa^e du doiiiaiiie
de iVeshä").
Takliarou, la sd'ur (TOurnoufo (4) (it frapport? jiar devaiit] le ijTaiHl conseil
des Qo/i/iitiou. Oll (it allei- le imlaiile des Qonhltlou, et Ton fit |eoiiiiaitre| a
(■lia([ue persoiuie ses parts eii (aut i|iie sixieiue lieritiev').
') Ce partage s'appli(iue ä la partie "indivisible« (voir 1. N. 4) du patriiiioiiie des descciidants
de Nesda; en droit, il est i'eserve ä iine seule lignee des heritiers de Neshä, eelle d'Ouriiüuro-
liüui-Mes. Le partage entre Mes et ses firies, ou cousins, est donc une premic're ilK'galitc.
Voir le coinnientaire. D'autre part, il y a LS. 1-1 — Mi iiulicatiuii d"uiie tentative sur le doiiiaiiu'
d(\s le teiups d'Ainenoj)his IV.
^) Sur les inots /^ | et (J ^ voir l'iiitei'pretatioii de Maspero (AVm*.s- rf^; J/yMo/. IV. ]). L'.l ).
Le texte du roinan de Setua est evideniment instructif j)our ropposition entre "lioinine ou feinnie
de conditio!) pure et de condition petite, vile«. Cependant, je ne sais si , K l'epoi|ue classii|ue,
cette Opposition existe d(!J;i dans ces teriiies. Sur la stMe de Karnak, citee au coinnientaire
le fils d'un graiid pretre d'Ainon, (|ui re(^oit donation d'iin apanage, est qualifie (1 S)
et ne peut rti-e de condition vile. Je traduirai donc f | par » pietre» et noii par "piii-" dans
un texte de cette epo(|iie. (,)uant au inot \\\\ a, deterinine [lar le divan i|ui dans li' noin
d'dsiris a ecliange si souvent avec r , je le considere comnie un doublet de ^ -j-j siege,
divan (Brigsch, Wiirth. p. 1460, Suppl. p. 1254), oii le deterininatif -py est une forme cursive du
ti-nne piirtatif. (^)enit ine semble signifier la salle il'audience, le di\an du rni; c'est Sans doute
un ildublet de [\<$_ ([ui se trouve au Pap. .Mall(;t (cf. M.\si'Kko, Recueil [. p. ."ifj).
^) Sur le inot ^f ffjfj'l^' ''""' I'" -•
*) ■¥" ^ I "Celle (|ui vit sur le doinaine,- la .villica" plutöt ([ue la "citadinC" ou la
1 © dl
"bourgeoise» (cf. KEViLi-orr, Rnme Eyi/ptoloi/ujur \\\. p. .'.-i). Le titre ine semble caractcriser
d'babitude les femines de condition vulgaire. les tenanei/ res. par oppo.sition anx |)roprietaires
1 "inaitresses de maison«.
o I
'") Sur le sens de ce titre, voir le coinnientaire.
") Seconde illfgalite, ])lus grave que la jjremiere. Le doinaine »indivisible» est partage
I)our cette seconde fois, non plus entre les seiils freres ou sreurs de Mes, inais entre les freres
et stpiirs d'Onrnouro. c'est-ä-dire devient patriinoine cominun a toutes les branches coUaterales de
la famille. — Sur le sens (pril faut attacher ä »freres et sfrurs«, voir p. 1.^ n. 4.
M Re-stituer: (j ^ ^ ^ ^ |Ü J ^ S X '^' ^ ^ , , i^-^^"
Faut-il Interpreter »en taut que sixieme heritier.- dans le sens qu'il y a eu t> jiortions attribiiees
il 6 meinbres de la communaute, oii bieii »i|u'on fait connnitre a cliacun ses jmrtions depiiis le
sixieme lieritage«, c'est-a-dire, dejiuis la sixii'iiie generatioiL' Je prefere la premiere liypotliese :
14 A. Moret: Un proces ilo famillc sous la XIX'' dynastie. [XXXIX. Band.
Origiiie du domaiiic de iVcshi\.
Or c'ctait le roi Nib-poli-ri (A]ime.s) <nii |;ivnit donne ce domaine] comme
»doiiation«') ä Ncshä, mon pcri' (aicul): or, dcpuis lo roi Ni])-peh-ri (Ahmes),
fcs c]iamp.s ötaient propriet«' d'uii scul (tran.smis.sil)lt^) ;V un .scul'). ä partir |de
CO jour|V
Ournoiiro et lloiiT pro(estt'iil coiitro lo parlagc ilii dumaino de Nesliä^).
(5) |Le .scTÜx'l lliuii. luon [lore. et .sa mcre Ournouro Ifureiit] ä dcposer'"')
(c'ontradic'toirement avcc) Icurs frercs et sd'iir.s dcvnnt le grand conseil des
Qonhitiou avee les Qonhitlou de jMemplds Le scribe A
|lils de Noubounofrit fut| ä (dire): »(Voici) que Noubounof Vit , ma niere. tut
ä aller jiour la1)oui"er les parts de (f!) IToasis] de Neshä. mon pere (a'ieid):
mais on ne les lui laissa pas lal>ourer''). Elle a t'ait rapport ä rinspeeteur
Khä'i. On tut |;i faire rapi)ort au Zat d'|Heliopolis ....') en Fan 14 + • • • •
du roi de la Ilaute et Basse Kgypte, Ousir-märä sotpou-n-ri, fils du soleil,
Kamses II vivilicateur« |Voiei] ee que |je dis:] »C'est un l'ait que j'ai
ete chas.se dehors de ces cliamps de Neshä, mon (7) pere (aieul)«. Elle
1" jiarce i\\ic d'aj)ri-s le tableau genealogiijue i)u"on peut dresser de la famille de Neshä ä cette
i-poiiiie (voir p. 1.')), il y a en effet (i branches coUaterales repriseiitt-es et jionvant avoir jiai't
ä iin partage; 2° paice (]ue 6 generations sont xin cliiffre faible potir l'espace «jui separe Ainnts,
donatenr de Neshä, de Horemheb, environ 250 ans.
La niission du notable, qui ne peut etre autie ini'Ani'i, felui (pii a dejä opcrc daiis le
partage entre Mes et ses freres, est connue en diHail i)ar iine copie du rapport du ])retre Ani'i
(1. S. 9 et sulvantes). " . . :
') La restitution A ^v i •^ . nie senible certaine. Voir, sur ce terme. j). 19.
■*) P, < '"'' peut se traduire: 1" »Sous un, ä un«; 2" "Certes, unlcpie ä un»; 3" "pro-
prii'ti- unicjue a im«, mais dans ee cas l'orthographe est ordinaireiiient J uu <:zr> < (cf. 1. .S. 14).
Quelle que soit la traduction, le sens "proprietr dun seid transmissible ;'i un seul« nie semble
ressortir. Cf. le coniiiientaire p. 22.
^ ^, Retablir fin de la 1. .5, debut de la '• '- ^ ^ [^ ^ ^ ^f H ^] ft ' «'-'
d'ajires 1. N. 12.
■*) Entre le partage, de date indilerniinee, sous Horemheb et la ciimparution d'üunuiuro-
Uoui contre Noubounofrit- A devant les Qonbitiou en lau 18 de Ramsis II, il s'ecoule
plus de trente annees (les pieces annexes 1. S. 8 inentionnent un aiitre riiglenient en justice de
l'an 59 d'Horemheb, qui peut servir de point de di-part). Ce laps de temps correspond ä la vie
d"Houi, de Noubounofrit et de Takharou ; et pendant ce teinps les reclainations , violences, voies
de fait, jiillages ne cessent entre IIouV (|iii ne veut j)as quitter ses chanips et ses parents rivaiix
qui lui enlevent ses inoissons; les depositions des temoins nous niettent au. courant de ces l'aits
(I. N. 20—36).
') ' o >C -''^ Sn "^'^ poser, diposer en Justice»; voir im bon exemplc (Pap. Aiia-
sta.si \\ 14, 4) dans Spieoei.berg, Studien ji. 11 et 12.
") Ainsi, HouT ne reconnait pas le partage fait sous Horemheb-, ceei apparait niieiix
1. N. 20—20.
1901.) A. Moret: l'n proces de faniille soiis la XIX' dynastii'. 15
(Ninil)ounofrit) dit: »Puisse-t-on m";ipportor In divisinn carlastrale') de Im dnnlilc
inaisoii de rarü'cut et jiarcillcnient i-cllc du Itiircau du doulilc ürciiici- ilc
Pliaraoii v. s. 1'.! Car inoii nrur sr jilait a dirc"): je suis la ]i('lit(' de Ncslia.
Oll a iait ])artai;c ciitre iiini et cux!'»
AriV'f. M«'s est spolir tic soii donuiiiir a la suKc <rim l'aiix.
('online rinspeeteiir Kliäi iie (■(nuiul [loiiit la -. erite de la part de iiion
irere') (le scribe A . . . .), rinsjieetenr Kliäi fit im rapport dans le jn-nind cnn-
seil des Qonbitiou eii Tau 18. On fit (8) aller le pretre du divan Ainenleniiäpit.
([ui etait nn des notables du iiraud eonseil des Qonbitiou: il avait avee lui,
certes, une divisioii cadastrale fausse') dans sa iiiaiii. Je fus depossede") par
■V- n 1. f,e iiiot f/'/«V vieiit dune racine f/«ra, ten, »divisei-, pai-tai^er, coinpter, mesurer" (lui a donne
d(\s iiiüts tcls (lue •porlions de ten-e, mesui-e de graitis, divisioii du ini)is", etc., [lour iic ra])|)eler
([iie ceux dont le sens Importe ici (cf. BRiicsrn, 'Wiirfh. \t. l(i4'J .sfpi., SnppL p. liitis sii(|..
Thesaurus p. 538 1.2). Dans les textes de Kaiiiak et de Daehel. coiiiiiientcs plus loin (]fnit
devient c:S5i V/ (j {] • a^'ec le detenninalif du niauuscrit di-roule; sur ce inanuscrit etaient cori-
signcs (voir ]). "20 — 21) le noni, la contenance, les voisins des domaines, le noin des proprietaires,
les laxes payees comine di-oits de inutation (aussi le registie denit est-il aux inains des scribes
de la trcsorerie et du grenier). A la ligneN. 10 on parle du »registre« v\ <r=> "^"^ ; on verra
p. 6 n. 4. (|ue ce registre est celui sur leipiel on lerivait la rie/tit. Je traduirai denit .divisioii
cadastrale" en sous-entendant qu'il s'agit d'uu registre de trcsorerie autant que d"im registre
darpentage. I,e raisonneinent de Noubounofi'it est celiii-ei: ..Si la lignee Ournouro-Houi-Mes est
vcrital)leinent jjroprictaire d'une donation indivisil)le. les registres du cadastre de la tiesorerie et
des magasins royaux doivent en faire foi... Kn effet, toute donation doit ctre »etaljlie« par un
acte transcrit sur les registres royaux, ipii constate la (ilialion de celui qui re(;oit la donation et
le paieinent d'une taxe de mutation (voir le commentaire p. 20 — 21). Or la lignee Ournouro-
Houi-Mes ctant veritablement •ctahlie". Nouhounofrit fabriquc. ou fait fabriquer, un registi'e faux,
dont eile demande l'apport; sur ce registre. Ourmmro- lloui' ne trouveront ])lus les »titrcs
d'ctablisseinent".
') C'est le rcsvune de la these des adversaires de la lignee Ournouro-Houi-Mes: ■ nous
sommes descendants conune eux de Nesha; nous avons pour nous l'autoritc de la cliose .jugce,
puls qu'il y a eu partage sous Horemhel)". — Une formule relative au canir se retrouve aux
picces annexes dans une plirase prctce ä Hou'i (cf. 1. N. 32).
^) D'apn's les photograiihies je crois jiouvoir lire: (I Y\ | V> © cjr^'" /.— rr^^^ ^
QA^\ y^^. Le .rapport" de Ivliä'i doit nccessairement avoir ctc favorable ä Noubounofrit.
Khäi est Towhni de i)rofession et a ctc consultc comine tel; niais comme il est le frcre (ou le parent)
des plaignants et (ju'il prend part au partage, il sera dcsignc plus tard comme . I'insjiecteur«
roudou de la famille. »
») I d^za (I (1 L^ f \ r . I r\ \ .une division cadastrale de mensongc en sa
main«. Sur le sens de Azacm, voir |)lus loin p. 8 n. 7 (1. N. 15).
'' ^ V ^ ^ -/^ 3r' ^^ terme ^ (1 V^ ^^''-"^ "" ^^"^ <^^=* jirctixe exprimc. Juri-
di(|ueuient, la ccssion ou la depossession d'un bien (voir counnentaire p. 21). 11 senible (pie Mes
soit a ce moment completenient depossedc, comme sanction de son proces perdu. Auparavant il
avait sa jiart de son domaine morcele; en ce m<iment il n'aiirait plus rien.
16 A. Morkt: l'n pioces ili" fainille sous l.a XIX" dynastie. [XXXIX. Band.
la petite de Neshä et Ton fit de l'inspectcur Khai r»inspecteur« {roudou) de
ses lVere.s et sa'urs sur ce licu de iiioii licri(;n;(>, ({ui rtait riirritngo (provennnt)
de Nesliä. inon (9) pöre (aieul).
.Mfs doniaiido uiic enquete et proxive le faux devaid Ic nolahlo.
Or voici: .le fus dans Toasis de Neslu'i nion ])rrc (;ncul) ou est la "Sdiircc
de Nt'sliä moii iirrc« : »Piiissö-jo etre scmuiis aux ti'inoiuiiancs. ([iie je voic co
t[ui a])particnt m ( )iiriiiniri) la iiirrc du scrilic lloui inoii perel«
[Le notable des Qonbitlou me|') dit: «|Le domaiue] deNeslia. ü n'est pas
eta])li sur la division eadastralc (10) (pia faite rinspecteur Khäi')«. Tel tut
mon (entretien) avee le notable des Qonbitlou.
(Voiei (pie) vint eelui tpii etait avec lui (son seeretaire): il tit ee rapj)()rt,
ä savoir: »C"e.st uno division eadastrale fausse. eelle qui a ete faite pour lui«').
Or, je fus somnis aux tenioignage.s des temps anterieurs et je fus trouve
sur le registre"*).
Mos demande ä coiiiparaitro dcvaut les Qonöltioii de la ville. Depo-
sitions de Mes et de KhtVi.
»Puisse-je etre somnis aux temoignages avec nies e(_)lieritiers par de\aut
les notables de la ville. ■<
.) Restitue.. d'apW.s N.IO: ^ ^ (| ^ ^ ] ] J ^ (] J ^ e...
") C'est en sa qualitO de roudou A\ r . public iine Khä'i rcdige (litt.: fait -cs>-) la division
eadastrale. l/inscription de Dachel (Spiegei.berg, Recu-eil 'S.'S.l p. 14 — 1."), I. 10) notis dit que "le
registre de la division cada.strale est redigt' par un roudou^ A^v ^^ ' — s; (1(1 ....
U Vn^ 1 ö^i=±f=> .... Les terres con(iuises en Svrie etaient "niesun-es i)ar les rotir/ou de
la maison du roi pour en saisir les ri-coltes» 1 1(1 '-' vv» ^SiQ 1 "tI A'I'J^'' n
A^ I r-yr-i /ww^^ .■" (Bm'GscH, Thcsavrns p. llBli; cf. Revii.loit, Ketnw Eqypt.XW ]i. S3),
i/Tr^ I I I I /vw^ 111/
c'est-ä-dire pour etablir le tribut; les roudou arpentaient de inenie les terres d'Kgypte pour les inscrire
sur les registres du fisc. Ce sont sans doute le-s nnidou qu'on voit dans les tableaux d'arpentage
(Prisse, Mon. Ey. pl. XL; Scheil, Mission du Caire,\, tomb. de Razerkasenb. pl. I\').
Du fait (|ue Khäii tenait ä jour le registre de la division eadastrale, on ne peiit eonclure ä
sa coinplicitc dans le iaux de Noubounofrit. Ni-aninoins il parait ctrange que ce faux ait passe
inaj)er(;u de lui.
') Litt, »contre moi» <:::> W^. Sil n'y a pas a considerer M« coinnie = a;^ oii J vX,
il faul admettre un de ces cliangeinents de [lersonfte IVi'quents dans le discoius cgyptien.
*) yS<=> i , i)lus gcneraleinent ^K '^'^ . ]iar chüte de <:r> (Biugsch. Wörter/).
|>. 16.5, Suppl. p. 188 — 189); c"est le uiot technique (|ui dcsigne le »registre de la division eadastrale^.
Dans la stele de Dachel (lifcueil, XXI, p. 14, 1. 10) on dit de nienie (luun bien est "trouve sur le
registre de la d.nU. (/^ |^ j] ^ ^ ^^' "T" ^ ^ ^ (| (j .^^J - voir aussi le texte
important de L. D. III -J-Jltr (Buigsch, Wörter/), p. lljö).
l'.'Ol.] A. MoRKi: l'ii i)rac('s de iHiiiille soiis l;i \1 X'' dyiiastie. 17
(11) »Voici les (faits): Moi . jo suis \o p(>tit do Neslin : cos clioscs soiil
stuiirfi;int('s')!"
L'iiisix'ctcur Kliä'i dit : »Moi. Je suis Ic jiciit de rinsppctcur Oursiliä'it.
lils de Znnui. |(ils de Plirä |-li()tpi>u. II Imtiii jiri-r) mc doiina scs portious de
(•liam]is sui\'ant actcs du tcnips du roi Z(isii'-Klin|)iri(u-R;i sotjiou-n - Hi (llurciulicli)
vivilicatcur. i)ai' dcvant Irinoiiis"). Ia' clicf d'rcuru Iloui 112). lüs de I'lira-
linl(^]i. ccla est cci-taiii. laltoiira ccs clianiiJs dcpuis Ic tciups i\\^ roi (Mcri-Anidn
Ilni-ciulicli) vi\ iticatcur. cii ayaut pris possessioii au tcmps de Werl- Aiiimi Ilorcin-
iirl). ;'i partir de vv jour'). Lc scrilx' Hou'i et la "vdlifa" NtiuluiiniiitVit sc sai-
sircut de cette portioii de eliamiis et eile les doniia a lOuNrier Kliäi «').
.>l«'s f;u( rapporl an Zfff (Fllrliopolis. Renvoi dcvaiil Ic ^raiul coiisril
des t^onhilKßii. ä Meiiipliis.
Je fis rapport au Zat (13) (rHeliopolis. II nie lit deposer avec Nou^ouuo-
l'rit ])ar dcvant le Zat daus le qrand coHscil des Qonhiüou. J'anicuai mes tc-
iiioignages .... tpii etaieiit du tenips de Nib-peli-ri (Ahmc.s): Novdjouuolrit
') 1 ü ^\ ^ ^ ^^ ineme .sens que dans ee passnge de ia stMe ('. 2() <lii Louvre:
^.T.^°i\ k±^-^^fl^ii)^k "^^ ■^""\':' "'- ■""■■^^'•■■^'
des choses reelle.s, oii il n'y a rien (jui .soit fictif (1. 'Jl)«. Äin// a donc le sens d'"etonnant, stu|n''-
fiants ])ris suivant le cas, an boiine ou en niauvaise part. Ici c'est au sens pejoratif: »ces choses —
fpidn a ose faire contre moi — sont stupefiantes«. On coni[)rend la stupefaction de Mes apres
la dccouverte du faux en ecritures publiques de ses adversaii-es.
La deposition de Mes paraitra breve. Mais, comme je l'exposerai [iliis lniii (p. "J'5 s(|r|.).
il suffit aMes, pour etablir son bon droit, de prouver 1" sa filiation, 2" racquittenient des droits
et la transcription des actes sur les registres de la tresorerie et du double grenier, au iiKiineiil
de la donation du roi Ahmes h Neshä. Aussi Mes atteste-t-il ici sa filiation et se cimfie-l-il
inipliciteinent pour le reste au temoignage des registres du cadastre non falsifies.
^) Ces actes Hii]^ par devant tenioins ('=u) c^ Y^8() " '"" '•'-'^'l""''^ "" I"'''"^
donnait ses portions de terres ii son fils, sont, nous le verrons plus loin, les -J[- i?\ l— — l Amit-
prm (voir p. 20).
■' - ••»■■ ^ra^Hivi-^JQ[=^^]]Af^^iS-i
■*) La deposition du roiidou Khäi n'est pas claire, peut-6tre parcequ il se trouve dans une
Situation genante: rmidou de ses freres et soeurs, il jiarle cn leur nom (voir conunentaire p. 24)
et il est responsable dans une certaine inesure du faux coniinis par Noubounofrit, bien qu'il
ne semble pas y avoir participe. Aussi KliäV, au lieu de defcndre Noubounofrit, se borne-t-il a
dire que les terres qu'il occupe personnelleinent, sont bien ä lui: il invoque suivant la regle
1" sa filiation, 2" les actes passes par son pere. II n'ignore pas le conllit IIoui- Noidumnofrit,
et ne peut l'ignorer, iiiais il ne donne son avis ni siu- l'uu ni sin- l'autre. — Aux pieees annexes
(1. N. 23 — 2r3) il y a une autre disposition de KliäV. niais trcs mutilee. 11 y con.state l'etat de
rixe existant entre Houi et ses adversaires.
La Noubounofrit (|ui agit ici (1. N. 12) de concert avec llouV n'est pas sa rivale, niais sans
doute sa fenime (|ui porte ce meine nom et figure aux cötes d'lloui dans les tableaux funerairiw
de la toinbe de Mes (d'apres une Photographie communiquee par M. Loret).
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., XXXI.X. BanJ. 1901. 3
18 A. MoREi : Un proces de famille sous la XIX' dynastie. [XXXIX. Band.
amoiia ses tcMnoiiinaucs ii.-ircillcinciil. Oii Ics (Irploya jmr (lc\;iiit \v Zaf') i];\ns
le irrand coiiseil des Qonhilioii.
Lo Z(if lui (lit (ä NouliouiKilVit) : (14) "<t)u'('st -cc (pic ccs (''critsy In scul
('■(•rii (prösontö) par dcux ihtsoiuics'")?« Noul>oiuH)lVii dil au Zat: »Piiissc-t-ou
in"a|i])(>i'r('r la [division cadastrale de la douliU^ inaison de rai-ticiit et du I)ui-(\-iu
du dindile UTPiiior de Pliaraon v. s. f.« Le Zat\ lui dit : »('est j)adaiteinent
liicn ce (|U(' tu dis«*).
Ou les lit ]>rendre (les reijnstres) eu descendaut vers la residence'') de Meri-
Auinn Kanises II: on cutra ä la doulilc niaison de laruent de Pliaraon v. s. 1'.,
et pan'illeineiil au liureaii du doid)le grenier llö) de Pliaraon v. s. f. (hi apporta
In deuxieme division eadastrale ") par devaut le Ziif dans le i;rand couseil des
Qo)i/>itiou.
Le Zat dit a Noidiounofrit : "(t)uel est ton (droit ä r)lieritag"e ])armi les
ayant droit ä llieritage ([ui sont') sur la deuxieme division cadastrale (pü
est dans nos niains?» — Noubounolrit dit: »11 n'y a pas d'(ayant droit ä)
riieritage ]>arnii eux«. — »Alors tu es une f'aussaire') (ou eoupalile)!« Voila ee
(ju"il lui dit . en sa ([ualite de Zat.
') Rctablir a~^\ , Mt> • •■ n(''i)lovLT les actes« tt V\ r^' n est uiu' iciciitiini tfcliiiiinie
IG^ I I ^J uo .M^ V— -^
i|iiand on paile du Zat (cf. Newberrv, T/u> Life of Rfkhmarii I. pl. II. 1. l(j. cite au coniiiieii-
taire [>. 25).
-) La lignee Onrnouro-IIoui-Mes est seule inscrite sur les registres non lalsifios; il n\ a
donc d'actes, dV'crits, (pie pour une des paities. Aussi Noubounofrit deinande (|u"on se leli-ie
aux registres falsifies.
>Ss *^^^ vir ^» m' C'est In fonnule ordinaire d'acquiescenient ;i une
r^'^;
deinande foiinulee au conseil. Le roi dit de inöiiie au Pap. d"(1il)iney XI, 7: 1 <:!:>(] g —
1 -ü (2 I ci IfeV _ffi."^ <>=il I I
') La •deuxieme division cada-strale« Ci V\ ij ü • C'est-ä-dire celle iiui na pas
-£e^ /wwvA 1 1 d\> o
ete falsifiee, la preniiere etant celle que Noubouuofrit avait produite dejä l'an 18.
1 Idee de Tlieritier et de 1 heritage. L"acte de donation specifiant comnie ou le verra plus loin
(p. 22) quel sera Tlieritier i)rivilegie, on deinande ä Noubounofrit si I'acte. que inentionue la
divi.sion cada-strale, designe la lignee dont eile fait partie, coinine lieritiere. II fandrait traduire
»qiiel est ton heritier, ton droit a Theritage parini les heritiers«, etc. La "division cadastrale- se
rapporte ä Mes et non ä Noubounofrit.
') Ci Y^ -W I *^v r n r^4 • Azaout s'oj)pose dans les textes juridiques et autres ä
■— ^ni c'est le »faiix« oppose au "Vrai» ; dans les fonnules de serinent, on verra ce sens (1. X.2I s(|([.).
C'est aussi le terini- techniiiue pnur di'siguer le .roupable" (SviKGicLnERG, Stiirlieri . . . p. 10, 70, 75,
77, 84, 86, 89). \'()ir aussi le texte eite dans inon nu'iiioire sur VA/ijii'l an roi p. 1 12 n. 2 et 143.
1901.] A. Moret: Un proces de f'ainille sous In XIX" dyiiastie. 19
Appel et eiiqiiete du scribe royal Kha,
(K!) Lc scril)e royal de la taMc KliA. (ils de I\I()iit<ni-ciii-niin-;i . dil au
Zat: »(Ju'('s(-cc (\ut' ccttc drcisidii ') (|uc tu prcuils \is-;'i-vis de NdulHiunolVit V« —
Lc Zat dit ;i Klia: »Toi (|ui es de la cuur. \a dune a la dduMi- niaisDU de
raryciil . i|U(' tu \(iirs la Situation de (•cHc-ci (Nuuliounol'rit l""').
I.ni's(|uc Kha sdi-tit (de la dnuldc uiaiMiu de rarn-cnt). il dit a ccllc-ci:
»J ai l'air unc ciniurtc sur les (''ci-its: Tu iTcs pas sur Ics rolcs«'').
AiTt'( (l«'s i^onbitioii: Aouvcllc ivpaHitiun des «>liani|>s.
(17) ()n ajijM'ia le ])retrc' du divaii Anicnciiiä]iit . et oii lc lit aller, cu llui)
disant : "IJasscudilc Ics colicriticr.s '), pour i|uc tu Icur iasscs vuir Ics cliaui]is
et [)our ijuc tu Ics Icur partat>-es«. Voila cc (pi'on') lui dil de coMcert. avec
les Qonbitiou de i\lciuplii.s.
Je lis aller rollicicr Rou-än-ai>uiuä
Re,stihi(ion «le sou doniaiiic a illos. (labiles verticahs. N. 18 — :}(!.)
(18) .... ([ui etait adininistratcur de la cavalerie'').
Le notable des Qo/tbäiau Amenemkiiit ap|icla 31es') en disnut: »Viens....«
(li)) Oll appcla ])our lui sur la rivc occideiitale. Oii nie
<loiina \ii aroui'es de cliarnjis''). ( )u dnima des chanips ...
') M i\ est le iiuit tefiiiii(|ii(' qni drsigne les arriH/'s iXn Znt (cl". iiioii iiirrn(iii-i> siir l',-l/;yW
'/" roi |). 147). Le iiieiiie iiiot seva eiii])l(iyr |i(iiii- di'sigiHM- la "Situation^ de NDulHHiiiofrit sui- les
i'Histres de la tresorerie.
^) L Intervention , ["»aiipel" interjete pai- le scribe i-oyal KliA, ne peut se coMijirendre ([iie
si Klu'i est un frere ou cousin de NoubounotVit . un uu^nibre, par consequent, de la coinniunaute
i'auiiliale des descendants de Xe.shä. C'est ä ce litre (jue je le fais figurer au tablenu gi-nealogi(pie
de la page 1.5.
'^ J.^^3k^k^S,T,- '" ■'" '•"""■^'■^ '"^^ '''•^"'■•" "^•■■"•''" ''"^'
M Ki^ ü>V t°n ' '^""'' '^ ^'"■"s liest pas dnuteux iei ; il coiivient d(' le rapprocber d(^ ü"ir O
"l)andelette" (Tddi. II,'), 1. 31); (hneiitim designerait peut-eti-e les actes roules, les roideaux de
papyrus . les röles.
*) j: r n \\ '^->*^ Y^^SM+^J4 I. Le seiis du \ f.vhp. ne.nou a|)i)arait dans iiii iiassage
identique (1. IS. 10), oü l'on -rassenible les colieritiers avec les notables de la ville pour entendre
leiirs temoignageS". L'ojieration confiee au ])!-('tre du divan Aineneiiiäpit est double: 1" i'endre
:i Mes la terra indivisible de Nesliä, distraite du Int des terres partagees au i'este de la fainilbr,
'■!■" repartagei' ces terres divisibles ä la fauiille. Cela se fait devant tenioins et devant les notal)les
de la ville (I. N. 20). On ne sait s'il y a une iieualitt- [jour Xoubounofrit.
■') On se rapporte iei sans deute au Zat.
") Je ne me represente pas bien le röle de roffieier et de radniinistrat(!ur de la cavalerie.
a nioins qu'ils ne soient lä pour tenioigner de la (iliation de Mes.
') La forinule est ^ <cr> fll I II JPA?; "'''''''s n''C iNIes est aiinele iei J/tw-/«™. Puis on
ein 21' llllsy.U^ _ fiKoö o/pA^wv>
appelle poiu' lui, c'est-a-dire on va ranpc^Uer, sur la rive oceidentale (J v;> „ , S7\ <^^>
V\ , L ft^- f'eci indifuie tirobableuieut nue 1 oasis de Nesba est situee sur la rive
op]K)see du Nil, conformement ä Tidee de .M. LouKr <|ui la place aux environs d'Helouan.
") Le texte porte v\ fi ^ ' ' Ig sinne _(l» a en hieratinue une forme analogue
' J^Ai I iCiWi I I , , , ,
il Celle du signe — ^ ; I inscription ayanl cte gravee d api-is un original bierati(|ue (qiii a laisse
20 A. Moret: Un proces de fainille sous la XIX* dynastie. [XXXIX. Band.
(20)
Dt-posilioiis (It'vaiit los iiotahlos do la villo. (Piöces aniiexes.)
("ilt) |()u'i Ics liciis ildiit la liste suit par devant| Ics notables de la ville'):
Dit ]iar le iiardien de Iroupeaux M es -inen"): (21) "IPar Amon, par
le prince| ce ipie je dis est la verite du Pliaraon \.s..l'. : je ne dis pas de
mensonijfe: que si je dis niensonii'e, je sois iVappe') (22) |siir le nez et les
nreilles. tpie je sois povu" les travaux lbi'ees| de Kousli. Cest le serilx' llou'i
(([ui est) le petit d'Om-nonro» .
Ün tut ä Uli dire: «Petit de Neslia , tu vois (23) |ee ([ui a[)partient ä
Durjnouro') (en tait) de champs.
Dit ])ai- rinspecteur Khäi"'): "ParAnion. par le prince, c"est le seribc
llou'i le petit de (24) |()urnouro|. la tille de Neslia. (^)ue si je ne proelaiiu'
des traces dans le travai! du giaveur. ct. le ineinoire de M. Loret), je crois (lue le graveur a In
-JUo pour —Q—, et tuiil laut retablir ^^ "13 aroiires". II est iirobable qu'on nailait
ensiiite des tenes divisibles re])arties au leste de la fainille. — 13 aroures e(iuivaudraient ä
84828 mrtres caires c'est-ä-dire environ 3 liectares et denii (cf. Brugsch, Die Ägyptologie \\. 'Ali).
') Avant les mots ^?iro4l D ^W '0 A ^ ü v a iiuelciues traces de sienes. Peut-
etre, si Ton tient compte du docuinent analogue que nous ont consei-ve. poui- une |)eriüde antc-
rieure du proces, les pieces annexes du mur Sud, doit-on restituer: ^___ (J ü QA ' "1 r ^i^
^K f^^Si IK . vir NT ' ''''^" "C^i" les gens dont la liste (suit) par devant les notables de la
ville.» Le premier entendu est Mes qui tenioigne de sa filiation et rcQoit restitution de son patri-
moine. Les teinoignages (jui suivent portent sur deux points: 1° Etablir la filiation de Mes, en
tcmoignaut que Hoiii, pere de Mes, est bien le fils d'Ournouro, fiUe de Nesha.^ 2" Etablir (jue
Houi a toujours proteste contre rattribution de son doniaine a ses pai-ents. Les depositions
tantöt portent sur les deux points, tantöt sur un seul. Elles sont precedees de forniules de
serment (|ui ont ete etudiees par Spiegelberg (Sferfiere, p.71 sqq.); deux formules semblent noü-
velles; elles seront signalees plus loin.
^) Le preniier teinoignage est celui de Mes. lui-nieme, dont le noni est ici Orthographie
Mes -inen coinine 1. N. 19. A ce inonient de sa vie 11 a l'huinble position de »gardien de trou-
peaux«; phis tard, apres avoir repris possession de son pairiinoine, 11 sera au inoment oü il redige
son inscri])tion «scribe du pterophoi-e , taxateur des liommes dans une interidance de Rainses II"
(1. N. 2), ce (|ui Concorde avee le titre [jis] T cite par M. Loret au debut de son memoire. Mes,
comiiie son pere Hoiii, est aussi »scribe du tresor du teniijlc de Phtah» (d'apn's des plioto-
grapliies de M. Lorei).
) Retablir ainsi le drhut d.' la ligne 21 : "^ (21) l^^^'f ^^[110 "^ ^^^ll'^l
jlQy\£). I^e premier inot t^n semble rtre Tabreviation de -cs>- H r X . ; peut-e
• cznzi
I w
vaudrait-il inieux i i-tablir I ^ X ■?, ^ ^' coninie dans le texte cite par SriEOEi.HKRC,
Studien, p. ()9.
*) La foriniile, qui. d'aj)res la place, doit ütn; courte, seudile etre \\\ -^ö- "IK ^
^^ , J), comme 1. N. 9.
■') Le Ttmdon Khäi, representant la partie adveise, parle de suite apres J)/f.s-. Sa diposition
est trop inutilee pour etre claiie. Peut-etre la forinule Dit par (I. N. 26) Sans noin propre fait-elle
encore ])artie de sa deposition; KluVi s'y disculperait d'avoir abusti de ses privileges de rmidou de
la coiiiiniiiiaiite.
1901.] A. Moret: Un proces de famille sous la XIX° dynastie. 21
pas la verite, je sois battu'). Par Amon, par le prince, on n'avait pas (25)
labourer: on los doiuiM oii plus de Icurs pcr-
soiiiH's: (in prit leurs miüssons {'2i\)
Dit pur (sie): >'Par Amon, par Ic prince (pic Ton lasse en([uete: ipie si
Ton 1rou\c (pie jaie labonre (27) les portions (U; ])()m-
nioi, ijue je sois liattu.
Dit par le pretre Pa])a du teni])le de Phtali: »Par Amon, ])ai' lo
])i'ince. ee <pie je (li.s (28) jost la verite, je ne dit pas de| mensonge'"); (^ue
si je dis un mensonge, (jue Ton me coujie le nez et les oreilles^) et <pie je
sois pour |les travaux forces de| Kousli. J"ai eu connaissanec ('2'.)) |du scrihe
lloui le| petit de Ournouro, (pii lal)ourait se.s eliamps dannee en annee'). cur
lors([ii"il laisait le lalionrage de ees ({•]iam])s) il disait: »Cest moi le petita de
Ournouro«").
(HO) |Dit par] le'') de la double niaison de rargeut du
Pliaraon v. s. f. »Par Amon. ]iar le jirinee. si je dis mensonge ipu' Ton me
coupe le nez et les oreilles, (Hl) |i|ne je sois pour les tra\'anx forces de Kousli.
("est le scrilx' lIoui]') le petit de ()urnour(). et e'est ()ui-nouro la pctite de
Neshä. «
Dit par le clief d'ecurie Nihncd'ir ])areillement, ä savoir: »(^est le
scribe Houi cpii etait ä (H2) [labourer ses ehampsl") d'annee en annee. II l'ut
Icalme) comme un (lunnme) maitre de son c(i>ur (piand ils tnrent a lui empörter
les grains des ses cliamps d'annee en annee. Or il fut ä deposer (HH) |eon-
tradietoirement avec|'') Takliarou. la mere de roCiicier Snientoou'i: or il de-
l)osa .(aussi) avee Snientoou'i le petit de celle-ei. pour i[ue l'uw lasse (Hl)
') V\ %=J1 niot rai'p; il e\|iriMie uiie idt'-e de violciicc! difliL-ilc ;\ pruciser, coiniiie
[lar exeiiij)lc, dans la stMe C 'M \.\0. — .Si'iKiiia.HKRO ne cite pa.s de fonnidc de ce genre.
2) Rrlablir an dehnt de la ligne 'iS: ^= \^ | I J ( ^ etc. (cf. 1. N. 21 ).
3) Ri-I,al)lir ^2=-.^'^r'==^[^^'f '^l^ '■' changer ^ de Mks/.er en ^.
«) .\u delnit de la ligne 29 retablir: fl|°| "^^^ Q ^ ^ • '^I"'^'* O*"'""'"'" MJ^'^'^^I
'") Sur cette conduite de IIoii'i, voir ic ipii a ete dit ]i. 1 n. 4, ee (lui e>it dit |p. Ul. Cl. la
dej)o.sition de Nibnofir, 1. N. 31— 34. lloni refuse d'aceeptei- le partage et se n'-clanie de sa lliia-
tion; llou'i agit \)av la force, aide de sa feinine (1. N. 12).
") Retalilii- au debut de la ligne 30: ^^ , puis un titre et le nom propre.
') Retablir au debut de la ligne 31: [O ^ ^ ^ \\ ci^ <L> ^ ,=^^ M | m J ""''
», Retablb- au debut de la ligne 32: |PU^.^\Ü^I, ) ^jj -'^
') Rt-tablir au debut de la ligne 33 [-devant le.s Qmi/>iliou?~ Ö |.
22 A. Moret: Un proci-s de fainille sous la XIX' dynastie. [XXXIX. Band.
|cciiiii;iitri' ä OurnnuiM i't ;hi sci-il>o|') Ilotü s'ils (Ournouni et son fils) rtaieiit
• «•taMis« «").
Dit par lotTicicr Ijouzaroutcr: pm-cillcincut . ;i savdir: «('est I(> scribc
lloii'i Ic j>elit de Ounioiiro. cCst Ouniouro l^i'i) |la tillr de Ncslin]".
Dit par la "villica« Tenitpaäliai: »Par Amon. .par Ir princo. ([uc si
je (lis iiKMisonsje, je sois (rolös^iuV) aux froiitiöros'). ("est le seribe {?)(\) [lloiü
le petit (lc| OiiriKuird. Or (•'cNt Ourimurd. la lillc de Nesliä.«
Dit par la »\'illica« Pi |i(Miiiuiuä: iiai-rillcmcnt.
Dit par la »villica" 'rmi'i: parcillcmi'nt. iFiu.l
Inscription de la paroi Sud. (Pieces annexes.)
Les fraiJ'inents de la jiaroi .Sud, (|ue M. Loret a sii classer iort haliilcinciit.
iious (nit coiiserve une in.seription qui comprend:
1" des depositions de temoins par devant les Qonbitinu de Idasis de Xeshä.
2" Uli arret des Qonbitiou, date de lau 5!) de Horemhcb, dont ou ii'a
garde (pie les considörants bases siir laudition de temoins (doiit la liste suit)
et siir lauditidii dun rapjKirt du pretre Ani'i, un des notables (dont eopie
est doiinee). ('e rapport senil )le etre celui que le notable Ani'i fit dans les
cireonstanees relatees ä la ligne 4 de la paroi Nord, ä la suite du conllit
Ournouro-Takliarou, dont les dires soiit mentionnes ]«ir le pivtre (1. S.IO).
ün l'invcxpie ici, ä titre de tenioignage; le proces que les Qonbltlou du doinaine
de Nesliä jugent est doiic posterieur ä la niission du notalde Anii de la ligne
N. 4. D'autre ])ai't il est antericur de plus de trente ans au })roces juge par
les Qonbition de jM('ni])]iis en l'an IS de Raiiises II (1. N.-T s(|([.). Ainsi l'ius-
erijition de la ]iaroi Sud nous a conservc'.' une [liece ol'ticielle de cette ])eriode
agitee de riiistoire de la fainille de Nesliä, qui va du partage illegal, fait .sous
Iloreniheb ä une date non fixee (1. N. 4). jusqu"au partage confirme l'an 18 de
Ramses 11 apres le faux de NoubounotVit. Cette ])eriode est eelle des depre-
dations. rajits de moissons. contlits de tont ticure eutre Ilou'i (pii veut eultiver
ses bieiis et Takliarou. Noubnunol'rit . ipii \ eulcnt les lui eiile\('r: aux allusions
du recit priiieipal. rinscription luutilee de la })aroi Sud ajoute des l'aits piveis:
') Rital.lir .-111 (K'but de !a ligno M: |0 '^^=f
^) Cette duposition fait allusioii aux actioiis inteiitees j)ar Takliarou i:i sou fils (1. N. 3 — 4
cf. .S. JS S(|ii.) ä la (in du n'-gne d'IIorcmliel) contre Ournouro- HouV. .Si iiia restitution e.st adinise,
on met d('jii en deincure Ournourn-IIouV (li> pi-ciuxcr iju'ils soiit »ct.-ililis • h 3 siir les actes
de la tre.sorerie.
') Foiiiinle nouvelle. La plirase U V^ V\f <::> ~^ ■ l'ait saus doule nllu.sion ;'i uri(! irlc
S W I
gation liors d'PZgypte, dans une region cloignee, aux "Confins« de l'Egypte (cf. le passage de Dio-
dore 1, 60, relatif ä une deportation de coupables, ä qui Ton avait coupe le nez, dans une ville
aux confins de rKgT.pte et de la Syrie; cite pai- Devkria , (Eurrcs II. \). 1!I"J).
lilOl.) A. MoHKi: l'n prociVs de l'jimillc soiis la XIX'' dyiinslic. 23
In incntion (ruiio scssioii dos Qonbitiou, l'ati 59 dTIoremhel). et la mention
(riinc sciilciu'c juilici;iin' (|iii n'cut (l'.-iillcurs |);is Li'rniid ('iTct.
Piiiii' iM's r;iisi)iis. il comiciit de ddiiiicr ;> 1 inscript ioii du imir Sud Ic
niriur cMi'.Mctrrc (ju ;i l"iiisci'i|itioii des li^'ucs \ crt iciilrs (N.20 — )!()): Ccsl unc
pircc Minicxc du rrcil ]ii'inci|i,-d.
KiKiui'to (laus la "SOiirce de iVosliä« (S.l — !()). Drpositidu des Irnidiiis.
(2) . . . Dil |i;ir l;i «viHicM« IMän';! |t;ir dcvaiit les Qon')itiou
()}) .... ()uriiiuii-o s;i ük'ti'') (int cuIcnA Irs (UTaiiis?)
(4) m"a d(''2)0uiU('' ("?) de uics ,i;raiiis: j'aniciiMi ä iiidi riiiN[i('ctcur
(")) |I)it par . . . .|: Par Aiiion, par Ic princc
(()) Commc j'ai (Ho d(''])()iiill('"'") dv mos parts dv lorraiii, Jo l'ais uuo
"plaiiito« (?! aupivs de riiitoiidaiioe de Pliaraou v. s. 1'. .Ic Ins
(7) Arrel des (|oiibitioii.
Ou'i (ooux qui soiit sur) oolto listo <\v iiduis'): I/altaclii'' a radiiii-
iiislivitcur de l;i \illc Zdi. rattacli('' a (umu pr(>|irc) de la cavaloi'io.
radiniiiistr;itcur de l"iidantorio i\aa , lo chcf dos arcliors lldu'i
(<S) lo .... KdiiiKiurii, lo . . . . Ainoiiinosdu. lo scrilio dos 3Ia/a'i()u (?)
lo sorilio dos 3IäzaiOu (?) 3Ios — par dovaiit los QonlntioK cii rc jnur
Tau ")!)') sous la inajost('' du roi do la Haute et Basso Egypte Zusir-lvliopiixiu-ra
sotpoimri, fils du solod. Mori Aiiioii ii(iroinliol).
(OuT) Coijio du tonioig'uago (!•) du pr("'tro Aiiii (|ui (''lait uii dos
iiolalilcs des Qonhitioii do la »souroo do radniinistratour dos liai-(|ucs de ti'aus-
port Nosliä. ipii est lo dduiaiuc de Noslia«: »11 \ a ([uc jo suis arrivc'' vofs
of ddmaiiic do Noslia . ootto ])laoo ou sont los ohanips doiit dut paih'
la »villica» (10) Oununiru et la »viliica«'') Takliarou. Ou rassembla') los oo-
') On devait parier prccedemment du .scribe Hoin. 11 seiiible que ce soit la plaiiitc d'iiii de
ris cnltivateiir.s in.stall(!'.s sur le domainc de N(islia, apres le partage, et (jue Ouiiioind et lldui oiil
d('|ioiiille de leurs inoissons, eu rei)r(*sailles de ce Cjui leur (itait fait d"autre part.
■) Est-ce IIouV ([ui parli^:' Kst-ce un des eultivatenrs c|u"il a iiiolestcs;' I! est malai.s(i de
"""^"^ O ^ , ■
ri-noiidre. I'eut-(:'tre faut-il ediiinieiidre ^""^ , cotiime X . _ , .plainte. re(|uetc..
') Les forinules qui commencent par -Oui'.. sc retrouvent dans les proc(-s- verbaux des d(j-
cisions des Qnnhilirm. ff. Spikoelberg, Stiidirn p. 18. L'an ... en ce .jour ... ^1^ "OuT
la bouclie de . . . « ete. Cette forniule se rctrouvait |irobal>leincnt aussi 1. N.2, dans la partie
en laciuie: Lj^^X N i '"'^ ; cHc i-cvicnt, cnliii 1. S. lu.
I -Kf^^tJ U 1 I I I
■') L'inseription donne ölS, niais il est certain (|u'il nianc|iie une liarrc au |inint de conlact
des deux fi'aginents; il laut donc lire 59.
•') Ce renseigneuient noiis pi-()uv(^ (]u"il s'agit liien d"un tciinoignage du n(ital)le Anii sin- la
inission a lui confii'e 1. N. 4.
0, ()^^,^^ö^(l(l^: eVst la n„-u,e inrmu],. que L.X.IT.
24 A. Moret: Un proces de famille sous la .XIX° dynastie. [XXXIX. Band.
lirriticrs de Neshä .-ivcc Ics uotahk's de la villc (jui fönt Ics drcisknis') de la
»source de Nesliä« pimr enleudre leurs iMuielies (temoignages).
Liste des iKuiis (11) des (einoins de Neshä"): la »villica« Ka-Kai. la
»villica« Ilduiiitoutlxm. .. . (iioin propre . . .) .... ha ka . t-c ipii l'ait 4 jicr-
soiines.
I.isle des uoius des teiuoins (pii soiit veiiiis de la \ille''') jiour [ti-eter
seriiieiil : le lalioureur llerouinolirlier .... (12) (traces de (piehnies noms [(ro])i'es|.
Ils oiit dit dune seule liouelie (uuaninienn'iit ): »Par Anion. par le
priiice. (•(> (pie nous disons est la verite
(IH) Dit par (traces de nom propre): «Or, je suis de la ville
pour voir la »souree de radniinistratein- des barqucs de transport Neshä«.«
Elle est la ])ropriete d(>s eolieritiers') |de Neshä] ....
(14) an tenips du Vaineu de Khou-n-aton (Amenophi.s IV)
on tut lä . . . La »villiea« Sherait-Rä, la mere de la »villiea" (15)
(Takharon) Ari'i deviut .... sur la «Souree" pour laliourer')
(IG) pour Sherait-Rä la mere de Takharou. ( )r voiei
(pi"en (l'iii.)
Historique du Proces.
L"inscri])tion de 3Ies est d'nne redaetion tres elaire: niais eile n'en olVre
pas moins des oliseurites, soit paree que nons n'en avons, au eomplet, ni le drluit
ni la conclusion . soit paree que les renseignements sont disperses dans un recit
prineipal et dans des ])ieees annexes. Aussi ne sera-t-il pas inutile de gi'ouji.er
les faits aussi elairenient qu'il se pourra, avant d"en presenter le eomnientaire.
Le proces met en eonllit une famille nombreuse qni se repartit autant
ipi'on ])eut le voir. dans le tablean genealogi(pu^ snivant :
]>. 9 n. 1. La restitiition \\ ^ "^ ,-^-^i est conjecturale.
-) IVaprcs cette indication il semble (m'en Taniiee de Horeinheb, [lendant lai|iielle le notal)le
.'\ni'i fit son enquete, Neshä, le pöre de Oiirnouro, vivait encore. Coinme cela ,se i)a.s.sait d'iiabi-
tiide, il avait dispose de ses terres divisibles (par l'acte appele Amit-pmi) de son vivant ontre ses
enfants (1. N. 2).
') Par Opposition, le.s teinoins de Neshä .seraient des ruranx du dninaine de la source.
*) Le temoignage unanime des temoins citadins est que le domaine de Neshä appaitieiit ä
(tous) les heritiers de ceux-ci, donc doit ötre terre divisible, donnee en partage ä la coinniunaute,
contrairement ä ce ([ue soutient la lignee Ournouro-IIou'i- Mes.
') II semble (|ue des le temps d'Ainenophis IV, du vivant de Neshä pcre d'( >uiri(iuio, la
mere de Takharou avait envoye .\rii pour labourer en son nom la "souri-e". Le ])aitage de la
ligne N. 2 — 3 ne ferait donc que sanctionner une illcgalite dcjä anciennc, niais dont nous n'avons
|ias dautre inentioii ailleurs iju"ici.
1901. 1 A. Moret: Un procis ilc tnniille sous la XIX" dynastie. 25
Neshä 1 l'aieul (roi Ahmcs)
phisit'urs i^oiu'iations inconnues
I'h|-|ll,,t|M,U h
Neslu'i II li. Zacmi li,
(l'une t'poiise x de Slierai't-RA f.
OiiniDuro f. NoiihoiinotVit 1'. T.ikliaroii 1'. Oiisirhait h. Piiräliotpou (:') iMoiitoii-ciii-ininä h.
Sciibe lloui ii. Sci-ibe A h.-j SmentoouT li.') Rmuhm Kliai li.'') lloui h. ') .Scribc royal Kliä li.")
Gl' I.'ililcaii ;i(liiict rcxisiciicc ilc In liii <lii ivunr d"! lurciiilicli jusi|ircii
l';iii ]S ilc Ix.Miiisrs II de () lii-;inrlics (•(ilL-itrrMlcs (jui coiisl ituciit l;i riiiuillc issiic
de Ncsliä I.
.Sous irorcnihcli il y i'iit uii p.-irtMti-c ciilrc Ournniiro et scs firrcs (.'1 srnirs
ll. X. "2). (V iKirtngc portait sur des tciics ditcs "divisiblos« (pesshiMi) (|uc l;i
iMinillr cidliNMit sjins doutc. k titrc de tcnurr. drpcndant soit des »dininps (1(>
Plijuviun«. sdil des »biens sacres« (Tun tciiiplc. soll de tout nutrc [ir<i|)rirl;urc.
.Alais la lignoc N(\s]iä Il-Oui-iioui-n- IIou'i-.AIcs ('•tnil lieiitierc d"uiic tmc iii-
divisUjlc, (loiiatioii du roi Aliiiies ä V:\\v\\\ Ncslin (I. N. 4). ('cttc douation avait
ile falte saus deute ä titre de lief nulitaire a "raduiniistrateur des lianiues de
') rriiici|)al(>ineiit 1. X. 2. On rii' sait qiicilo est la mi're d'Oiirnonro. — Siir Neslia I et
Xcsha 1! voir \^.^l ii. 7. Xcslia II a vii Ic ri'gne (rAmenophis I\': vL in/m n. 3.
2) L. X. ."). XouhoiiiiolVit se tlit «petite de Neshä- (1. X. 7). <)n ne sait si eile est de la
iiirme iniTe ([u'Oiirnoiiro.
Dans la salle 2, paroi X.. du t()iiil>e"au de Mes, je vois d'a])ri\s ime plioto,i;ra[>liie de
M. l.oiiKT. qii'on fait les rites fiineraires au scrihe Hoiii (pere de Mes) et ä sa feiiime XoiiboiinolVit.
II liest pas admissible ipie cette Nouboimofrit soit la meine que celle cpii a voulii deposseder
IIoui de son patrimoine; c"est une femme du meme noni . qui est peut-etre la mi're de Mes. II
peilt y avoir deux Noubounofrit, comine il y a deux lloui.
') Takharoii est dite scpur d'Ournouro (1. N. 3), mais fille de Slierait-Rä (1. S. IC); je .su])-
pose (lu'on precise cette filiation parce que Sherait-Rä n"est pas la meie d'Ournouro, mais une
secondc femme de Neshä II. — Smentooui a sa filiation indiiiuee 1. N. .S."?— .■?4. Sherait - IIa et
Neshä II ont vu le regne d'Amenophis IV (1. S. 14).
*) Khäi est dit fn-re dOurnouro, de Noubounofrit, de Takharoii (1. X. S); mais ses a,scen-
dants ne sont pa-s les memes que ceux de ses freres (1. N. 11); frere est donc ici pris au .sens
vagiie, comme peut Tetre «Sf>.(/)oe »fri-re, coiisiu".
■•) I.c clief d'ecurie IIoui, fils de Phrähotpou (1. N. 11 — 12), qui cultive la terre de Khäi
peilt (Hre iin fils ou l'enfant d'iin fils (par reprise du nom) de Phrähotpou, aieiil de Kliai. Ce
dernier en use avec IIoui comine avec iin i)aierit moiiis äge; aiissi IIoui est-il ]ilutMt im coiisin
qu'un grand-oncle vis -ä- vis de Khä'i.
«) Le scribe Kliä (|ui intervient 1. N. 16 semble etre im parent, cousin ou neveii, de la
coiipable Noubounofrit; saus quoi on ne comprendrait giiere son Intervention. Sa jilace au tableaii
est dubitative.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr., X.X.XIX. Band. 1901. ^
26 A. MoRE-r: Un proces de famille sous la XIX' dynastie. [XXXlX.Band.
ininsport Ncsliä" <|ui avnit pcul -rii-c rciulu .•ui roi Aliiiics des sci-Niccs ■•iiinloyiics
;i cciix tlu taiiU'ux caiiitaiiic de nM\iri's .\liinrs lils dWlma. rrcoinpciisr lui-
iiiriiir fii tcrrcs par li' iiiriuc |iliaraiiii. I,ni-s ilu partayc des »bicns diNisdilcs"
ciilri' (^uriiuuni et scs tVri'cs et sd'iirs. oii a\'ail attriliur Ic doniainc iiidi\'isililc
»la simicr de Ncsliä" ä 31es. rclui (jui jiarlr, et a scs ti-rrcs i't sanirs (|ui nc
sollt jias coniius (1. N. !i). Ya\ fait, c'ptait la iiiii' jircinirrc illcft-alite: lo (loniaiiic
apjM'lr »soiu'cc de Ncsliä« iic ]K)ii\ait rcNcnir ijuä 31('s scui. ou a uii seid de
scs Ircrcs. piiis(|u"il ctait "iiidh isililc« . Ccttc illcyalitc i'ut la soiircc (riiiic
aiilrc plus li'ravc. 'lakliai'du '). scriir (r(_)uriiiiuri>. voyaiit Ic diiiuainc dil »iii-
divlsililc" partage en rcalilc cntrc Mcs et scs Ircrcs et scEur.s, tous fils de lloui,
rcclama auprcs des Qonli/fiov le ]>artaii'e de cc doniainc non plus entre les üls
d'lliMii. uiais enlre tous les nienilires de. la taniille (1. N. 3 — 4): puiscpie le do-
niMiiie ctait tei-re de ])artan-e. tous dcvaient en avoir leiw part. Le ^rand coii-
scil des Qoiihitiou Cul de eet a\ is et envoya ä la »souree de Ncsliä" un de
scs notables (1. X. 4) i|ui. d'apres les pieces annexcs, fut celui-lä inciue (|ui a\ait
prcsidc au partai;e de la "soiure» cntrc Mcs et scs frercs, le j^i'^'tre Anii
(1. S. i)). Dans son rapjxirt. (|ui a ctc eonservc (1. S. i) stpp), Ani'i contc com-
nicnt il arriva ä eette terre »la soiirce de Nesliä«, ohjet de contcstation cntrc
Ournouro et Takharou. II rasscmble les cohcriticrs de Nesliä par devant les
notables du conscil ilc la villiM sont appeles de part et dautre des teuioius.
Autant (ju"on en pcut juger au travers des laeiiiies du texte, les teiuoiiis di-
clarerent la terre »projn'ictc des eolieritiers« (1. S. 14). Aussi. au lieii de traiter
le domaine en terre indivi.sible, on la cousidere eomme terre de jtartaii-e: on
cn fait () 2)arts (1. N. 4) attriluiees ä eliaenn des (! licritiers, en (pii je vois les
representants , ä rcpoque d"HorcmIicb, des (i branelies eollaterales dont j")ii
dresse plus haut le tableau.
Le .second partage, la scconile illeiialite vis-ä-vis du domaine indivisilile
de Nesliä consommcs, on ne sait <[u"iui]iariaiteinent cc ([ui sc passa de ccttc
date indeterminee du regne (rHorendieb justpi'ä Tan 18 de Ramses II. Une
des pieces annexcs nous apprend i|u"eu lau 59 d'Horemhel), probablcnicnt apres
reelamation d'Ournouro, il y cut jiroecs devant l(>s Qonbitiou de la ville, et (pie
le domaine de Nesliä, rcsta aux iiiaius de la eoinmunautc (1. S. 1 — Ifi)"). Dc-
possedes une troisicine fois, Ouniouro et llou'i ne vculent [)as accepter la cliose
') II semble d'apres les lij^nes S. 14 — Iti, iiiallieurcii.sonipnt trcs niiitiiees, ijue de.s Ip tenip.s
d'Amenophis IV, Sherait-R;i, niere de Takliai-oii, a tcntc de mettre la iiiaiii siir la .soiircc
de Neshä".
^) Cette date de Tan 59 d'Horeinheb est la preiiiiei-e (|ui iious soit donnee. On peut siip-
poser (pie la reelamation d'Ournouro contre Takharou (voir 1. S. !l — 10) a stiivi de pres la scntenee
du partage; cehii-ci peut etre attribue, en consequence, ;i Tan .J8 ou nu'iiie 59 d'Horenilicli.
Ales prend dejä sa part au partage; niais il est ])robable (pi'il est encore enfant, puisqiie jusqu'au
|)roces de Tan 18 de Ramses II, il est toujours question d'Ournouro sa grand-mere et d'Houi
son pere. jilutöt qiie de lui. Aussi dans le calcul des dates, proposerai-je d'attribuer ä Mes
Tage de 10 ans en l'an 59 d'Horeinheb.
1901.] A. MoRKi : Uli [iidcis ili> tainille soiis l,i XIX'' dynastie. 27
jugee: ils prötondont oontiniier ä labourer Icur domaine d'annee en amiöe
(1. N. l2!ls(|(i.). ('in|u"cli('nt l;i riv;ilr XniiliniinulVit de iairc Iniioiircr s<'s [iMrls (1. N. (i);
llmri et s;i (■(•imur iiiiniiiirc nussi XonlKHiiKilVit (et', p. 1.') u. "il |irciiii('iit cidiii
de l'iircc Ics clianips et Ics tunt cultixrr par im (iii\rirr (1. N. \'2). t'c|i('n(laiit
'rakliarnii et suu fils Sin<'iit()()ui Irur \ulciit lciii-s i;raiii> (1. N. '.\'2].
('•■t rtat de ciiiillit ])i'rsista Jiis(|ira rr i|uc la ri\;dc .NoulKiiuKirrit et smi
tils cusscnt jitirtr de iKnivcau l'alVaifi' sui- im tcrrain Irii'al. Eil l'an 18 (\o
Rainses II (cnviron H() ans apirs !<■ dcriücr ju,i>('nicnt des Qonhitiou conmil Oiir-
iiouro et Houi sunt di'dV'res dcvaiit Ic li-raiid conspil des Qonhittoii rt dcNaiit
Ic Zdf d'Ilrlioixilis. jiar XoulKUiiioi'ril (1. X. S), et '{"akliaroii sdiuiuc aiissi ildu'i
de l'airt' la. ]>rcu-\(' de sdu Ikhi drdit (1. X. 34). Crst alurs (pic NduliouiinlVit.
aviTlic saus doiitc (lUc cc l)i)ii droit ctait rrel. sc rrsout a pi-dduirr mir di\isioii
cadastralc lausse rrdiuve avcc ou saus la (•oiuiivcncc du roudou Kliäi (1. N. 7 — 8).
Sur ccttc division cadastralc. la liüiu'c Oiiniouro-lloui-^los u'rtait ])as »etablie«
coniini' ]ir(i|)ri(''tairc iini(|Uc i\n ddiiiaiiic de Xcsiiä (1. X. 9). Aussi 3I('s ((iiToii
voit apparaitrc au prciiiicr ])laii dcjiuis cc momcnt) l'ut-il drliimtr et drpdssrdr
de ses I)ieiis. Le partafi'c ^\\\ ddiiiaiiii' confinne, (ni unnmia »iiisiicctcur« de
la coiiiiimiiaute le roudnii Kliäi. co]n[)lice ediiscieiit ou iion du l'aux (1. N. l'M.
La tili du eontlit est presentee lieaueoup plus elaireiiieiit. I'eu de tciiips
apri'-s Tan 18'). 3Ies deiioiiee le l'aux au iiotalile, [luis au Zct d'lIeli(i]H>iis
(X.. 1(1. 13). L'aftaire revint au graiid conseil de Memphis. L'inseriiitidii jiriii-
eipale niontre elaireineiit') <jue NouliouiidlVit l'ut couvaiucue de faux par ];i ju-o-
ductiiiu d'im sceniid cxcmiilaire de la vrritalilc divisinii cadastralc sur latiuellc
lue HC ti.iiurait pas coiiiiuc projirirtairc iii commi' licriticrc (1. N. 1.")) laiidis i|uc
la ligncc Ournouro-IIoiü-Mes y ctait "ctalilic". Xouliouuofrit deinas(|ucc, Ics
droits de ses freres (>t so'urs ctaiciit iiiliriiics comiiic ics siciis; iiial^-rc le retour
olTeusil' du scribe royal Klui. (]ui lui-ineme diit sc dcclarcr coiivaiucii sur le
vu des documcnts (1. N. 16), le partaye illegal du domaine de X'esliä ne lut jias
luaiutcnii. et Mcs l'ut remis eu jiosscssion de 13 aroures de tcrrain (jui coii-
stituaicnt la »donation iiidivisible« du roi Alimes ä son aicul Xeslui (1.N.18 — li)).
Ya\ rcsuiiic la cliroiiolonic i\\\ proccs s ctalilit aiiisi:
Sous Alinies. donation ä Xesliä TauMil:
sous Amenopliis I\ . tentative de Slierait-Rä sur le domaine;
sous Ilorcinlicl), an .')(S ou Ö5)(":'), partai;cs cntrc ()iirnouro et ses frcrcs
et steurs. cntrc Mcs et ses frcrcs et so-uis:
') La date de la revision obtenue par Me.s des arröts anterieurs, n'est pas doniiee. Eile
doit etre posterieiire de peu <ä l'an 18, ear c'cst le niiiiie notat)Ie Aineneiiiäpit qui preside au
partage des terres de l'an 18 et au.ssi ü la restitutiori de son domaine ä Mes (cf. l.N. 8, N. 18 — 19).
-) En supposant (jue Horemhel) ait regne (iO ans, Rainses 1 2 ans, Seti 1 15 ans, l'espace
entre l'an 59 de Horemhel) et l'an 18 de Ramses II est de 36 ans. (Sur les annees que l'on
peut attribuer aux regnes de Ram.ses I et Seti 1 voir Maspero, Histoire d'Orient 11, p. 369 n. 4;
386 n. 6 ; 387 n. 5.)
4'
28 A. Moret: Un proces de famille sous la XIX"' dynastie. [XXXIX. Band.
sous Horemlicl» an 59 jm'ocos Ournoitro-Takliaidii dcvant Ic conseil
(lo la vill.-
sous Rains(!s II an 14 + x jirocrs lldui-NouliniiiiolVit . arrrt Tan 18;
1. » an ? i\l<'s proinc Ic faux et rcntrc <'n ])()sscssioH du
(loniain(> de Nesliä.
Kn attriliuant ä Mos 10 ans. Tan "iD de IIdiciuIh'Ii, il avail cuvirdu 4() ans')
jors du proces de lau IS de Uanises II sui\ i pcu a|irrs de la drcouv i rtc i.\\\
faux et de la eassalidu des arrets de partai;e ;niterieurs.
Commentaire.
Le texte ([ui vieut (Fetre traduit definit les eduditious ovuei'ales de la pro-
priete des terres eu E.iiTJ'te. II y est questiou de deux categories de terres:
1" une »donation liereditaire indivisible« falte par le roi Ahmes ä Nesliä ot
reservee ä une scule lignee de ses lieritiers, lignee dont les trois derniers re-
iiresentants sout Oiu'uouro. Houi et Mes; 2" des »terres divisibles«
' — «— c> Xi I I
pesfi/iitou re])arties par partages ä cliacpie generation entre les autres lieritiers
de Nesliä. (Quelle est rorigine de cctte distinetion entre ces deux categories
de proprietes territoriales? Autant <pi"on peut s'eu reudre eompte. le sol du
pays. en Egypte, appartenait tout entier au Pliaraon, lieritier des dieux erea-
teurs du sol: ä ee titre l'Egypte entiere etait Theritage du roi. ä lui transmis
par les dieux sous les fornies ordinaires de rinveutaire-testamj^nt Amit-pou
rzi''). Mais. i)our la culture. les «eliauiiis du Pharaon« >\ X "^
etalent eouties en partie aux sujets du roi. Ou l)ieu Pharaou les donnait, ä
titre de fiets ou d'apanages, eu donatious liereditaires iudivisibles. ä des i^ri-
vilegies: ainsi se formerent les bieus des temples geres par la classe saeerdotale.
»blens .sacres« |(^3). et les fiefs aceordes aux soldats. aux t'onetionnaires, aux
1 1 I I
parents et auiis du rois, ä tous les faA^orises et les donatious f'uneraires d(>s
Aniiik/toir. ou liieu le sol etait attribue ä des tenanciers (ceux (pie les textes
appellent •¥• ^'' '.ylvaut sur le douiaine«, (1^ 8 © ^ ^ »petits. miserables«,
M?» I »eontribuables" etc.): ä elia(pie generation. ces terres de teiiures etaient
»])art<igees« suivant le gre du rlicl' de (aniillc par les soins des Quitlti/iuit entre
les inenibres des lauiilles de tenaneiers: elles portaient alors le noni de »por-
tioiis. terres divisibles« ^"^^^ ou '^^ "^ pfsshitou ou shodou. D'ailleurs
H — C^ X\ \ \ CI^S III
les "bieiis sacres« et les li(>ls de (pi(d(pie etendue abritaieut aussi leurs lauiilles
de tenanciers, (pii se ])aitageaii'iit entre eiix les terres teinies ä Cernie des ])ro-
prietaires euiinents.
') Voyer p. 16 note2.
') Texte d'Kdfou. — Brug.soh, Thesauru.i p. (;04.
1901.] A. Moret: Un proces de famille sous la XIX"^ dynastie. 29
Dan» la famille de Nesliä, la lignee Ournouro-Hoiü-Mes possedc nn fiel"
iiKlivisililc: Ics autrcs (l(\'Nccni!aiits de Ncsliä iie sont (jue des tenancii'i's de
tcrrcs (livisililcs. On ciiiK-dit (|Ufllc i-i\nlit('' a pu s'elevcr entro ccs iiicinljrcs
de In iiiriuc l'ainillc iiici;alciiiciit laNorisrs: Ics possesseiirs des terres divisil)l('s
oiit \niilii |iar tiius l(>s luoyens legaux ou dlegaiix faire rentrer dans les par-
taucs la Icric iiidi\ isiMc»: d"oii les ])r(j('('s, les violences, les favix. Lc coiillit
a i'u ccci (riirurciix pmii- iiuiis At- iious (airc jiarvciiir une iiiscriptiou plciuc
ilf teriiics terlinl<[ues siir la coiiditioii juridicpic des terres: ce sunt ees teniies
<|u'il iioiis fallt eliicider par uue eouiparaisini avec les iiiseriptions doiinant
des renseigueiiieiits siiuilaires.
A. Donation uidivlftllih' attrilnu'e ä Neshä.
I. Deiituni ua t loii. La •■(litnatinii" *^ ,-^-^ (1. N. 4) de Neshä pro-
vieiit du i'oi Ahmes. Elle est (•(iiu[»<)see de cliaiups ^^ 5 ^ i 'H'' lnrinciit le
^■"^"■'"* -^^ZTV^^I^ ^'^ »souree ^ Neshä« (L N. !•) qu-on
appede aussi „roasis ^e Neshä » o^^|y(|] J ^(|J^ (1. N. I^). La eon-
teiiaiice seinl)le etre de 13 aroures ( ^^ X '* ,, 1. N. 1!)| au luoins.
Le uKit v^ ,-w-. fekaoii ne earaeterise pas seuleiiient les donaiiuiis
territoriales. 11 s'euiploie jxjur les dons d'or, de \ eteuients'). cdlliers, jiroxisious
eil liraiiis'-) (pie le roi distrilme ä ses lideles: la donation falte ä Neshä est
(\i>\\r liieii une gratifieation . uu tief niilitaire donne ä Neshä »admlnistrateur
des banpies (U' transport« sans doute pour iaits de i>uerre acconiplis ä rep()(|ue
de rexjjulsion des llykso.s par le roi Ahmes. Sur uue stele datee de .\'i'),
predecesseur d'Horemheb, le mot '^"'^ "^ v\ earaeterise une donation
royale de terres cultiA^ees ä la })rineesse Moutno/.emtit^).
IL Etablis.sement sur la division cadastrale de la tresorerie et
du grenier. La donation faite ä Neshä [lour ^'tre valable a du (Mre »etablie
sur la division eadastrale de la tresorerie et du doulile i^renier de Pharaon«
■?■ I n (1. N.IO et 7, 14). Ce registre, teiiu ä doiilde exeni])laire, est dresse
') hisci-i|)ti()n (rAriioiicinliclj (ÄZ. IST!'. |i. 1 . (J, 7).
■-) LI). III 70 1) (.'Vim'Tiopliis IV).
^) Dares.sy, Recueil de travaux XVI p. 123; le texte a ete coininente p;ir Hi:vn.i.oi;T, Pri'cis
du Droit Eyyjitien p. 70.
^) Le mot fekarm earaeterise encore les apports des iiümes aiix dieux d'un temple (J.df.Rouok,
Edfmi j)l. LVl, 22'= nouie), les »epice-s« off'ertes par un plaideur aux juges (Maspero, Du genre,
Epistolaire p. 80 — 81; cf. Pap. de. Boloijne. 101)4 II, 3,4); il apparait aussi sur le livre de coinptes
royaux du moyen empire, public par MM. Borchardt et GRiKFrrH {AZ. XXVIII p. 82, XXIX p. 109,
113—115).
30 A. Moret: Un proces de fainille sous la X]X° dynastie. [XXXTX. Band.
par les rotidmi (1. N. 10). Los acte.'; nrces.saire.s ä rrtablissement d'uno \n-o-
priete sunt drsiti-nos aussi par rcxprossioii ^riirralc (r»act('s. ('■critsu nipl^
(1. N. 14).
Quelles ecritures eraieiit- olles necessaircs pour »rtaMir« uur doiiation sur
la (ifnil? L'inscription de Mes supjiose les faits eoiuiiis; niais d'autres iiiseriptioiis
nous permettent de ]in''ciser: eiitre autres rimportaiite stele dcKarnak. puLliee
par M. Legrain, traduite par 31. Erman, la stele de Daeliel, publiee [)ar M. Spiegel-
berg, et les decrets relatifs ä divers memlires des laiiiilles sacerdotales tliebaines,
etiidies par M. Maspero et IM. Revillout. La stele de Karnak ') est celle (pü
dniijie les renseignements les plus complets.
Un graiul-pretre d'Aiuou, Aou-oua-ronierit, fils d'Osorkon I", avait acliete
dans sa jeune.sse un domaine de terres eultivees par des tenauciers (^.X Y
rt f\ 5 S) 1 1 et drpenilant des »biens sacres« |o=<) d'Amon. Plus tard. le
grand-pretre voulut faire »etablir« ce bien eu donation povu- le compte de son
fils (litt, petit) KliäuDuasit: on obtint d'Amon un deeret, oü suivant rusage
au teuips des dynasties sacerdotales, le dien prend la parole lui-meme pour
disposer de ses domaines. Voiei ([uelles furent les fonnalites 2)<>ur retablissement
de cette donation.
1" On redige un acte etablissant Forigine de la propriete: c'etait une
terre cultivee ])ar des tenauciers et dependant des biens sacres d'Amon , aclietee
par le grand-pretre l'an 10 d'Osorkon I", mais non encore etablie en donation
ä s(in compte. Une liste -^^^^ Aiiil-rrn des noms des tenanciers, des
champs cultives par cliacun d'eux est dressee (Stele, 1. S — 23): pareil "etat«
etait necessaire pour tout acte de transmission de biens. S"agissait-il d'un
heritage, Tinventaire etait dressr par le testateur et s'apjielait -\ V- ^^ ' ' ")
Anüt-pou »ce qui est dans la niaison«. Quand Alimes fit ä Nesliä sa donation,
on dressa assurement un inventaire de ce genre.
2" L'inventaire termine, »on amene (les registres de la) division cadastrale
des champs du temi)le d'Amon, lesquels (i-egistres) sont dans les mains des
scribes des comptes et des revenus du temple d'Amon« I H li IKI'' ^ OOi i '
■s^iYi^,r;s¥Äas?j^ ■**■ '■^-•')- '- ■■•■«'■*-"^
1 inscription de Mes sont ceux de la (lesorerie et du grenicr de Pliaraon,
car 11 s'agit d'une donation jirise sur les cliamps du mi, tandis i|uc cclle-ci
vient des champs d'Amon: ä cette dürcrence ])res, c'est la memo doulde ad-
ministration des revenus en metal (tresorerie, Tpot-TTi^a pt()lcmai(|ue) et en
nature (üfrenier, 9-/)0"at;coc ptolema'i(pie).
') .1/. I>i97, ]). 13 .s(|(i. »Stele de l'apanage." Vf. Revii.i.out, Pr/'ci.'i du Droit j). .'>G7 .si|q.
') Les Amü-pou sont mentiüiine.s des les IV''' ä V dynasties (Rill. . iil. I 1. ti. 18; Marie tik,
Mastahas p. 318) et ;i l'epoque ptolcniaüpie on les dresse encore pour les ilonations au temple
d'Kdfou (IJriioscu, Thexmtnts ]>. (Uli).
19iM.| A. Moret: Un proci's de (aiiiille sous In XIX'' ilynastie. 31
Sm- cos roüfistres on inscrit Tactc de mutniion de |ii-(i]ii-ietö qui detache les
i'li;iin|is des »l)i('iis sacrrs« il'Aiiioii — piiis la taxr de Imitation (|iii constato
i|U(' 1 ai-tc a ('tr reü;uli(''reiii('iit circctur. »(Lc yi-and-priHre) lit iaire la iiiutatioii
des cliaiiins I ^ — ^')1 et 11 ddiiiia rarticiit cnmiiie paicnicut (do la taxc)
de ccux-ci (|ui furent dötacln's des (•liain[>s i\\\ ti'iii|il(' (rAiiKHi (aiiisi (|iu' de)
'■■ '■-:i;""i':i:' '' - ■ (4^-=ÄJn;''^Ti\'l^TI1ZT
^lyi-^lY Strlc. 1.5— (;].« — Puls (Ui traiiMTil r.l/y//-/V7/ dout il
a ('tr |iarl(''. (|ui donne la descriptioii des cliaiiiiis et roriniiic de la ])r()pri(''t('>.
Au total trois actes sont net'cssaircs : 1" un iii\('ntaii-(>. 2" un (''crit do
cessifui, H" un roru de la taxc de mutalion. Nous sonnnes cn druit de croire
(|ne tels etaient les aetes Inserits au noni de Neslia sur les registres de la
divisiou eadasti-aie.
Ces aetes transerits, la stele de Kaniak fait dire au dieu Aukui: ».l'etalilis
ees eliamps pour le ])i-()phete Khännuäsit — son lils [dn ^rand-preti-e) ([ue lui
a eni'ante la tille de la Hlle royale Tadenit-n-bast - — ä ])erpetulte«. (0 VrVf
#^^5oJ St(Me, 1. 2:{— 24). La Innnule H^^] sinen a une iuipm-tauee
]iai:ticuliere: eile resume l'acte entier^), eile eertilie rautlienlieite des aetes jiour
les hiens et pour les per.sonnes (1. N. 9 et H3).
III. La ilnnatinn lieredit aire i nd i visil) 1 e. I>es donations "etablies«
eomme eelle de Nesha ont generalenient le earaetV-re d"eti-e rtalilies ä perpetuite
[s.:^^''^!©? Stele de Kaniak, 1. 24| dans une lignee deterniinee d"liei-itiers,
') C'est la iiicme fonimle (|i]"('iii|ili)ieiit le.s eorits de ces.sion deinoticiucs (RKVir.i.our, La
l'roprii'tr p. 447 — 448).
^) Sur ce setis de tri) voir Briki.sch dans la Revue Kgyptologiiiue 1, p. 23 «([(p
^) La formule I ij suffit .souvent ;V eile seulc jiotir exprimer le caraettrc aiillieiitKiiie
d'une (Idiiatioii. La sti-lc oi'i le roi .\iitef a Koptos (Petrii;, pl.\'lll) .•(•tahlit» im ])reti-e dan.s
iin doiiiaiiie dependant du tein|)le de Min, porte (|ue »son bien f'ut c-tal)li" dans les ecritiires du
temple de Min ( 0 ^ ] 8 <ä. t^ftl | ^J] Q ''^'■•) = '"'■■'* '1'" l"* f<'"(l--'ti.)n d'une chapelle
funeraire per Amenophis III ])(nir .son grand - officiant Anienoj)liis, on dit <|ue le roi donne ipie
"Son temple Häit-ka-k soit etabli« l^ ü || o"^ ^ "^ U '^ ^^_^® (Kgyptinn hiscriptimis
in hieratic pl. XXIX 1.4); la dotation du roi .Vi k Moutnozenitit porte aussi une niention un peu
confuse. on je lis ^](|^^^|, ^ ,^7^^^^. "'^"^■^■^^•- ''''"'"''''' "-'''^^
Ramscs II rappelle en termes analogues ses donations (Revilloi-t, Retnie Egyjitolnyique. \\\ p. 103);
A l'epoque du gouverneuient des rois-pretres les donations jjar le dieu se fönt toujours avec
• etablissement ecrit« (Stele de Karnak, ÄZ. 181)7 p. 14 s(|q. analysee ici; stele de Dachel. liecueil XXI
p. 12 sqq.; decrets d'Auion publies par Ma.spero, Mixsion du Cnire I p. 694 sqq.); enfin sous les
Ptolemees. les textes hieroglypliiques des donations aux t«!nii)les eomportent les meines formules
(Edfou, Brugsch, Thesauruf! p. 531 — 607).
32 A. Mdukt: l'n priuH-s de Ininille sous In XIX'^' dyiinstif. |XXX1\. Hniul.
et (Vetre soustraites k la coutumc lies partages. On (ioncoit mal, en effet,
([u'iino torre puisse »'"tre ot.-iMic ä perpotuito sous uiic lonne (loiint'C ot \)(mv
im but (Icterminö, sans iiiic clniisc irindivision <(ui assurc soii int ciiTite et
sa i)eimanence.
C'cst pcmniuoi le (loinainc de Xesliä ost »jiroiirirtr (11111 sciil transiuissililc
;i \u\ soul" l,'*"'^^ (1.N.4). La foriiiule ost clli2)tit|U('. iiiais rllc sW-laircit
par l;i <-(miparais(>ii avec Ics (locuiiicnts siinilaircs; on y dit grneralemcnt (|uo
la (lonation est faitc a un tcl, au tils de son (ils, ou, si la descendance est
feminine, h In fillc d(> sa lillc. et, en nenernl. ä riieritier de son lieritier:
soiivent une clause precisc prevoit et defend le pnrtage. C'est ;iinsi ([u(> l;i
stelc de Karnak ajonte de svüte apres la formnle d'»eta1)lissement poiir Tetei-nite« :
»II ne sera pas fait cpie les antres enfants qni lui (au pere de Kliänouäsit)
sont nes ou bien les enfants de son pere (les oncles de Khänouasit) tous
ensemble (pnissent) connaitre une entree en possession sur ces biens pour
jiartager ce qu'ils renferment, ä partir de ee jonr (litt, matin). Ils sont au
eompte de Khänouäsit .... ils lui ont ete donnes par son pere (pii a fait ipi'ils
soient donnes a nouveau au ßls de son lils, ä l'heritier de son heritier. Et
nioi (Amon) je serai avec eux coniine garant eternellement ').« Suiveat les
nialedicticms d'usage pour qid de^'l^cera ou detruira la stele (|ui »etablit« la
pro]iriete (1. 26 — 32). Les actes de donation cites precedemnient com[)ortent
des foriHulcs nnaloguespour gjirantir a certains liei'itiers une beredite indivisi])le'"').
Ainsi , la «division cadastrale« indi([uait ä quels heritiers etait reserve le
bien qui y etait »etabli« , et donnait les renseignements xitiles sur la filiation
'^^^^^^'^^ V®^ ^ Cf. la lemarque d'ERMAN p. -21 n. 2.
2) Texte d'Anief ä Koptos (Petrie, pl.VllI 1. 1 1—12) '^'^ ^ '^^'&;s^' 'exte du tenii)le
de Iläit-kä-k ^- , "^äiy^ csr-, ^ (^9- l"'" I'l- XXIX, 1.4); stele de Dacliel {KecueilXXl p. IT)
1.14 — 17) "(pie ces biens soient etablis pour le fils de son fils , l'heritier de ses heritiers , sa femnie
et ses enfants. Qu'aucim autre parini les tenanciers .... ne puisse avoir sa j)art de ces biens, k
rexception de Nesoiibastit, fils de Pahäti« ; inscription de Mäkeri, fille de Psioiikhänou (XXP dynastie)
• .'\inon etablit ces biens dans la inain de la princesse, et ces biens seront etablis dans la main de
son fils, du fils de son fils, de sa fille, de la fille de sa fille et de l'enfant de ses enfants ä per-
petuite.- (Maspero, Mission du Caire 1, p. 69.5 1.4; cf. stele de Honit-taoui, fille de la reine
Isiemkheb, p. 706 1.2.5 — 26). II convient de rapprocher de ces textes emanant du roi ou du
dien, la Convention des princes de Siout avec les pretrcs du temple d'Anubis, a la XIF dynastie;
le prince etablit un pretre dans un bien, et ce pretre s'engage ä choisir paruii ses enfants un
.seul (|ui heritera du bien, et celui-ci ne pourra non plus en faire jiartage ä tous ses enfants.
(GniFFirn, Siut pl.\'l 1.270 — 72. ff. Maspero, Etmlfs dr Alytholnyic \ , p. 63 — 64.)
1I'"1-| A. MoRF.r: l'n piocis de tainille soiis la XIX'' dynastie. 33
de cpux (]ui pouvaient pretendre ä riirritaire. Oii comprond mnintonnnt ponrqiioi
Mvs (irc do cettc "divisidii cailastralo« tous los arij-uiiu'uts de snn Ixui di-oit
et j)()iir(iuoi Noiibounofrit en lalsiliaiit cettc divisiuji cadastralc niiiia du niciiie
eoup tous CCS arfjiiments').
II laut noter ([ue les n'araiities (|ui entouraicut 1" »('■talilisseineiit « d'uiic
|iropriete conccdee par le roi, et qui remoiiteiit si haut dans lliistoii-e ei>Tp-
ticniie, se sont conservees sans moditicatioii ä re])0(iue grecque. Un celebre
jiassayc du jiajiyrus urec de Turin iv 1 cite la »loi du pays« T*)e xwpocg vojuoc
cest-ä-dire la »coutunie c,i;y]>tiennc" apjiliqucc pour les transinissions de ])i-o-
jiriete vers 117 avant J.-C. lors du proces d'Ilennias, ]iar les Ju,u-es indi,t;-enes
Aacy.piTcci. Pour recevoir un doniaine en donation. pour lieriter ou acheter. il
lallait 1" (pie raclieteur, le g-ratifie ou riieritier fit eta1)Iir sa tiliation {y.?.-^ccvoßiav
a.Tvoypa,4/oi.<T^cii) sur les registres en sjjecifiant (pi'll etait tils (Tun tel et d'une
teile, fils eux-memes de tel et teile; 2" que l'aclieteur ou llieritier payät la
faxe (rarUfxivoi; r^v a,ita.p'%-/\v) des droits de mutation d'une propriete; laut(> de (juoi,
IUI etait frappe d'une amende et deeliu de tous droits'-). L'eiisemMe de ees
dlspositioiis legales etait favorable aux acheteurs et heritiers: en cas de con-
testations. ils etablissaient leurs droits gräce ä la filiation inscrite et au lenioi-
gnage de la taxe payee; c'est ee (ju'on appelait la »garantie des contrats« :
(TTvpi'jo(Ti(; Tüüv a'vyypu<puiv^) . — L'inseri])tion de Ries nous inontre que Tlieritier de
Nesliä ]irocede <le nienie facon i|ue le plaideur <!u pa])yrus de 'Turin: llnu'i ou
Mes (■■talilisseiit leurs droits: 1" en attestant leur filiation (1. N. "i. 11. etc. I et
en la t'aisant constater par tenioins (I. N. 2<) — 30): d'ailleurs les parties adverses,
Noubounol'rit ou Kliä'i. agi.ssent de meme (1. N.7, 11); — 2° en citant la »division
cadastrale« (pü porte mention de cette filiation et de la taxe payee: tenioignage
si concduant (pie Noubounofrit n'a d'autre ressource (pie de falsifier les registres
de la tresorerie. Tont ceci .seuible eonf'orme ä la jui'is]irudence suivic encore
l>ar les Aciox.piTut du proces d'Hermias.
') La Stele de l'oasi.s de Dachel (piil)liee par Si'ikgf.i.bero dans le Reciieil XXI. p. I'2 siiq.)
a pour but d'-etalilir« iin personnage dans un fief dependant ä Torigine des biens sacres du dieu
de l'oasis, Soutkhou. Un pnHre du dieu croyait tenir de sa nicre des droits ä la pro])riete de
sources qu'un "tenancier" |( V\ «'2(1(1 ^yt'l '"' disputait comine terre a partager. Ici encore
11 y a conflit entre l'ljeritier d'un doniaine indivisible et des tenanciers de terres divisihles. L'an .5
du regne d'un des Sheshonc], le prince de l'oasis fit une enqucte par devant le diiMi; oii con-
sulta les "registres de la division cadastrale des sources» et la sentence fut rcnduc daprcs ■■vv,
(jue l'on y trouva« ; une partie des sources fut »etablie« I fl ^" """' ''" '"'^ '^"' «lemaiuh-ur
et reseivce ä sa posterite, ä l'exclusion des tenanciers. .I'ai deja inontre dans les notes de la
traduction de l'inscription de Mes la concordance de tous les passages essenticis de cette stcle
avec les passages analogues du texte de Mos.
^) A. Peyron , Papi/ri yraeci rcyii taurinen.iis Mxisii Aegyj^tü p. 38 — 39. ff. G. Lusiimoso, Re-
chenhps p. 307; Revillout, Remie EyyptolngiqueWW, p. 142, Precis du Droit Egypiwn p. 10.
') Sur la yTiiaiuiTtQ et la ßißctiwrn: (pii en est In conscquence, cf. Revii.i.oiit , La l'mprii'te
p. 4-J.H siiq.
Zeilsclir. f. .\gy|.t, .Slir., X.KXIX. Band. 1901. 5
34 A. Moret: Un proces de famille soiis la X1X° dynastie. [XXXI X. Band.
B. Terres dirisibles de la farinUe rJp NesJiä.
l,a (lonatiiiii renale ii'aNait rtr im rNriicinont lieui-cux daiis la lainillc (1(>
Nosliä (|U0 pour la ÜLinrc ( )ur]iiiuro- llmii-^AIcs: Ics aiitrcs (Icscciidaiits de Ncslia
avairnt coiitiniu' ä vivrc, comino tenaiiciers. sur des terres'divisililcs (|it"ä cliaiiuc
jjrneration on parta<>;eait. Ces i)artatirs '-' „ ^"rr^, pesshiton sc laisai<'ut i^riir-
ralemont du A'ivant des chefs de faniilh'. Linscriptioii de Mes nientiomie uue
Serie de ees partages: nous avons vu que rainbition inlassable des j^arents de
Ournouru-Houi-3Ies etait (ren^lober le domaine indivlsible daiis les partages.
Les tcrres divisililcs de la famille de Nesliä, tout en etaiit reparties entre
les inembres de la eommunaute, n'en sont pas moins soumises a la direction
principale d'une seule personne, ({ui peut etre un Iiomme ou une femme. Ainsi
ilans riiiscription de ^les, la femme Ournouro a le titre et rautorite d""iiispeetriee«
^ V\ r n roudou, apres le j^r^iwiPi" partage mentionne, vis-ä-vis de ses freres
et soeurs (1. N. 3): jniis, apres le seeond partage, dans la generatiuii suivante,
Khäi (de son metier "inspecteur« sans doute de terres royales) devient »in-
specteur« de ses freres et soeurs (1. N. 8): en cette qualite, Khä'i jirend la parole
(1. N. 11 — 12) au nom de la eommunaute eontre la lignee Ournouro-Houi'-Mes,
(piand eelle-ei proteste eontre le partage impose aux terres indivisibles de la
donatiim royale. On sait, en eflet, par d'autres textes'), que le roudou d'une
famille represente en justice la eommunaute. II est probable que le role de
roudou etait reserve au frere aine ou a la soeur jünee, autant qu'oji en peut
juger par la tradition populaire sur le röle du frere aine') dans le conte des
deux freres; en tout eas le roudou de l'epoque pliaraonique semble etre ce qile
le frere aine Kvpiog, ou la soeur ainee )ivpia,, sera ä l'epoque ptolemaique ^) : un
chef de eommunaute, souvent avantage dans le partage, mais responsable des
interets generaux de la eommunaute. Ainsi malgre le partage des terres et la
division en branches eollaterales une famille qui ne possede pas de domaine
indivisible, reste neanmoins une association groupee sous une direction unique.
Tel est le cas pour la eommunaute des heritiers de Neshä.
') C{. ÄZ. 1879, i).71s(ji|.: Kkman, Bi'itriiyr zur Kenntniss des äyi/ptischcn Gcric/itsri'rfa/irrn.i^
et Rf,vii.i,out, Revue Et/yptoloj/ifjucXU , yt. 49 sim- Dans un texte de l'epoque de Ranist-sII, le
pri'tre Nofiräbou prend la parole en justice pour defendre ses interets et ceux de ses freres
(.iif. p.73) eontre un personnage <|ui agit, lui aussi, ^\ r /i ^r """^X t^r rJT »conime
roudou de ses freres et sopurs" (ÄZ. p.73).
") Voir ä ce sujet REVir.t.ouT, Precis flu Dralf Egi/ptiin p. Ki, '27; Mastkuo, Etnihv de mytha-
logie el (Tarcheologip W . p. 412. Le roudou Kliai fait cultiver se,s terres par un de ses parents
Houi. Cf. p.7.
') Sur le y.v^iov voir Rkvim.out, Prtkis du Droit Eyyptien p. "27, 'iSÖ, 308 et La Proprute
p. 240, "242, 249, 252. On y voit (]ue la fenune peut etre »u^i« coinine Ournouro dans I'inserip-
tion de Mes.
1001.] A. äIouet: Vn proci's de fiuiiille sous la XLN."^ dyiinstiu. B5
C. Röle du Zat et des Qonbitioii.
L'inscription de M(\s lums niontrc ([uc les prot-rs rc'lntils ;'i In [irojirirtc
mettent en mouvemeiit la jiiridiction du Zal ct. dos Qonliitiou. A ([uel titre
CCS Ibnctionnnires intervieiinent-ils? C'est cc (|ue dos dociinionts antöriours ä
ri'|H)(iiie du [irooos de Mes ou prosque contem])oraiiis . (ols ([uo los papyrus de
Kalnin et riuseription de Rekhmarä, nous j)ermettent dolueider.
1. Ell ee (pü coneerne les proprietes possedees ä titro de donation indivi-
silile, le röle du Zat s'ex])Iiquo par ceci: Quand uu acte de doiiatiuii etait
ötabll. il devait etre »scelle« 1\ c^^ iinxii^ les bureaux du iionianpie ^^'?,
Zut. Linseriptiou de Rekhmarä ([ui nous retrace les dovoirs dun Z(d ideal
sous la XVIIP dynastie nous dit: Tout acte (fft' ' ') doit etre ouvert (ttQ)
par le Zat et »apres qu'il l'a vu. il \a ä soii bureau le sceller du sceau du
Zat, et apres qu'il a accorde aux ecrits d'etre revetus (du sceau) conformemeut
au reglement, il les renvoie a leurs possesseurs« '). Au noinbre de cos »ecrits«
ou »actes« figurent expressoment des »iiiventaires« \\-Vt- ämit-pon. necessaires,
comme nous Tavons vu, ä »retablissement« de toute donation ou transmission
de propriete, et c'est le Zat (pii les seelle ^ H ^^"^^A JL n I 'X' ® ^g"^^
Reklimarä 1. 1!)|. L'aete une fois seelle. le Zat s"occiq)ait aussi de la niise
en joui.ssance du nouveau pi'oprietaire , et il verifiait les llmitos dos domainos
en cas de contlit, gräce aux registres du cadastre dont il ])ouvait disposer:
"II y a uu registre du nome en soii bureau (d'apres lequel) il entend (les afi'aires)
de toute terre cultivee. C'e.st lui (pii otablit les limites de tout doiuaine, de
tout clianip, de tout bien sacre. de toute propriete dont il a seelle les actes
(litt, de tout scellement)« "). Les papyrus de Kahun nous niontrent en action,
SOU.S les Xir — XIIP dynasties, le recit du toiubeau de Rekhmarä: Uu »inven-
taire-testament" Amit-poii dun certain i)retre AhduisdiibDU-Ouahou ikius y a
ete conserve; apres le texte de la donation, figiire la liste des temoins, — jiuis
ä une dato [)osterieure qui est celle de la mise en vigueur de l'aete, renregistre-
mont au ])ureau du Zat et le paiement de la taxc de mutation de pr()])riete
sont eonsignrs. La fonnule d'enregistreinent est: »1/an 2il. le W iiiois de Sha'it.
le 7. Fait dans ja sallc d'audience du Zal, ])ar devaiit radmiiiisirateur de la
') New KERRY, 7fcA-/(//!ar« pl. II, 1. Kl — IT. CL yiAsvv.Ro , .J(mrnnl des Havants , s<'i)tenibre llHtO,
p. 543. Voir aussi siir cette insci'iption les trathictions et coninientaircs de Kevii.i.out (litinie Kyypto-
logiqueWX, p. 90 sqq.).
restitiiee d'api-i-s iin des textes siinilaires cites par Newherry ([i. "2*)). Ci. Maspeuo, .Toirninl di-s
Savants p. 545.
36 A. Moret: l'n procös de famille sous la XIX'' dynastie. [XXXIX. Band.
ville Zat Khäiti, par le scribe du sceau de la salle d'audience des laboiireurs
Amenemhäit Ameni. — - Taxe (payee) . . . \y<iv Ahouisoubou-Oualiou . . .«').
Gräoe ä ces textes, ou voit poiiriiuoi, apres la deiioneiatiou de 31('s, le
proces est porte par devant le Zat (1.12): pourquoi eelui-ei fait eomparaitre
devant lui et deviuit le coiiseil des Qonbitiou la deliiKjuaüte Noubouuofi'it et le
jdaigiiant 3Ies: commeiit il a ä sa disposition. pour les eumpul.ser, les actes
([u'il a scelles et les registres du cadastre, oii il trouvera nientiou de la taxe
payee et du titre d'etablissement du doniaine indivisible de Nesha. Le Zat,
enfin, prend une decision. uu »arrete« [l<:zp> (1. 16) vis-ä-vis de la femme Nou-
bounofi'it: mais les laeunes du texte ne permettent pas de savoii* quelle piuütion,
en deliors de la depossessiou du bien illegalement u.surpe, atteiut la laussaire.
Notons eomme detail d'audience interessant, 1' Intervention du seribe royal de
la table Kliä tils de Montou-em-niin : il (juestionne le ifo/ sur son »arrete«. et le
Zat l'envoie se faire une opinion personnelle, par une enquete dans les bureaux,
sur la culpabilite de Noubounofrit qui apparait indiscutable (1. 16). La com-
petence du Zat lui permet de recevoir seance tenante un »apjiel« sur le juge-
ment et d'y donner la reponse convenable"), qu'il sagisse de contlits relatifs
a des terres ou de tous autres.
II. En ce qui eoncerne les terres divisibles, (pii sont dans les lamiUes
Tobjet de partages '~~^"^^^ pesshitou, la competence du Zat n'est pas moindre
(|ue j)our les donations indivisibles. L'inseription de Rekhmarä nous a dejä
appris que le Zat »entend les affaires de toute terre cultivee _et etablit les
ümites de tout domaine, de tout cliamp, etc.« (1. 27); il y est dit aussi ex-
pressement (jue »c"est lui (le Zat) >[\n fait les portions des terres divisees«
^ '^ I laV ^^ 'v ' ,' {1-20). Que ces »terres divisees« shedou soient bien
Celles qui sont souniises aux »partages« pesshitou, nous le savons par les pa-
pyrus de Kahoun qui mentionnent »les partages des terres divisees« ^~^
"^^ ^); nous iiossedons le lu'oces- verbal d'un partage de ces terres
divisees, avec Tindication du nombre de mesures de terres re])arties ä chaque
Iiomnie^). Nous avons, (Vautre part, des » denombrenients de persounes«
{Apout - retoii ^^\"Mm\ doiinant les noiiis des eultivateurs depeudant <rtine
■) P.TM..O.™™, M,»K,„„.,,i. XIII I.. 1-1-2. (gn; 1 1^ ^ ,gi---=-M^
"fe-TÄZ^fifeTTfl^^XÄTf^siri^rm
eSi.s®iiCflfl^~^,--ilM^['7i- "~- —'....»
!i 444; REvrLLOur, Revue EgyptoloyiquiYWl, j). 17.5.
') Sur ces appels regus par le Zat cf. A. Moret, L'appel au roi, p. 149.
') Petrie-Griffitb, Kahun Papyri pl. XXII , 1.39. Cf. Revii,li)i:t. Rr-vuf EyyptüloyiqueWW,
p. 164.
*) Kahttn Papyri pl.XXlII, 1. lösiicj. Cf. Revilloup, ibid. p. 165.
lüOl.] A. äIorft: l'n proci'S de tamille sous la KIX' dynastie. 37
memo fVimille et repartis sur dos portions de terres divisililos; cos »dönom-
liromoiits«. vörita1)l(>s »invontairos de jtorsoiinos« sorvant de cDinjilrincut au\
»iuvoutairos« dos bions iiniiioi\lil(\s ') {.[iint-pou], olaiont comme los Amlt-pou
»aiTÖtos sous sormont daiis la sallo d"andioiioo du Zat'^ I a ^ ■ • •^vl^^
^Sf I ^)')" ^'^ couooit dos lurs (^uo lo ]irocös do Mos, niottaut ou ooullit Ic
proi)rlötairo d'uuo torro iMdi\isilil<' ot los cullivatours di^ torros ]iarlanoos. ait
iutorossö ä doulilo titro lo tribunal du Zat.
Mais il y a\ait uu aiitro tribunal i\\\\ s'y intorossait on niöino (omps. ooliii
du .•(•(insoil do notables« (lu'on aiiiiolait los Üonbitiou ^ VOi i . ],es oorps ad-
iniuistratil's (|ui .i^ouvornaieut lo sol de rKnypte, adnnnistration royalo'). adniini-
stration dos toniplos^), avaient leurs oonsoils de Qojih/Iiou: los \illos') et los
dlstriots ruraux'') possedaient aussi los leurs. L'importauoo de oos oouseils va-
riait sans deute suivant rimportanoo du eorps aduiiuistratif dout ils depoudaient
ou do la localite oü ils si(\t>eaiout, oar los toxtes distiuguout »lo graud oonseil
dos QonbitioU'<^ "^^v Sr' "^ '^*'''^ oouseils looaux sans ojiitiieto. Ainsi i'ius-
oriptiou do Mes fait connaitro:
1" Los ^'QonbUiou de la sourco de Nosliä« r "^^'c^, ^ '^W |f
2" Los »liommos notables do la ville« ^^Ji alVl^ g^^,© (l.N.ll )
(jui (Tajjres inio Variante »f'ont los (alVairos) do la sourco de Nosliä« . ^ ^ r
lo texte ajontc ipi'ils «eiitendent los depositions« (1. N. 2, S. 10). Poiit-ötre cos
»notables de la ville« ropresentent-ils uno juridiction suporioure dun douro ä
') Kahun Papyri pl. XXI, 1.2 — 3. Ce docimient nous doiuie »h; compte des tenes cid-
tivees. ^K\ Ö d'un ceitain pretre, pui.s »la iiotice du conipte des lioiiiines. qui ressort du
dt-noinhremeut des personiics (fall) Tan 33« "^ ^^^ Q ^ I ^^ "^ '^ ^s9 [q "p^ 1 | <■'"
Uf.villout, lifvue E(/i/jj(olo(/iqiie\Ul, p. 1G9. Des copies de ces ..denombrements de personnes-
sollt donnees pl. IX i.2s(|f|., 1. lljsqq. Voir sur la definition das Apmtt-retou Griffith, loc. cit.
text p. 20; Masi'ero, Etudm W . p. 42.') — 420; Revili.oi .t, Rivue Egyptnlogkiiu-WW , p. ITH.
^) Kahun Papyri pl. IX, 1. 1(.
') SpEKfiEi.iiERn, Studien und Materialim cite des U VOs i AT) ^ . '•Qfmliiiiou de la
cour» (11.14). 11 ri-sulte de iioinbreux textes ([ue les Qoii/tititm dcsisiies sout eeux de radiniiiistra-
tion royale. Le roi se vante d'assister aux siiances des Qo/i/jilinii (ibid. p. 3'«, ef. A. Mohki-, L'apjirl
au roi p. 143 — 147).
*) Les teinples de Siout, des la XU"" dyna.stie, orit des Qtmbitiou (Griffitii, Sita pl.VlI, 283).
') Spif.gei.bkkg, Inc. cit. \\.\h (Pap. Ab.\\\ , d: , Pap. Turin 128 , tj , etc.).
") Petrie-Griffmh, h'a/iu>i Papyri pl. XI, 1.22: il est question (sous la XH'' dynastie)
d'un .inembre regulier des Qmi/>lti(/u du dislrict. JU Y ^ LT ^ VN.lW. Cf. GRirFnii,
Text p. 31.
38 A. Morkt: Vi\ [H-oci-s de famille sous la XIX"^ dynastie. [XXXIX. Band.
eclle des »notables de la source de Neshä« ; on comprendi-ait alors qu'ils »fassent
k's .Mnvtös, Ics aflaires« de la source de Neshä. (jii'ils deeident des eas au de.s.su.s
de la eompetence des Qonhitiou luraux.
H" Le »Strand eon.seil des Qonhlliou'^ "^"^ ^^ ^ 1^ ^^- -^^^ '^' ^' "• ^' ^■^'
13. lö). Ce sollt eux (|ui reeoivent la plaiute de Takharou, sopur d'Ournouro
(1. N. 3 — 4), de Nouhounotrit et du roudoii Khä'i (1. N. 5 — 7). Quand ■Mes reussit
ä faire la ])reuve de rillegalite eominise ä son egard, il eut recours dabord aux
»notables de la villc" (1. N. 10) qui Teeoutent eontradictoirement avec Iviiju;
]Miis il s'adressa par eerit (il »fit rapport« 1. N. 12) au Zat d"Heliopolis; celui-ei
fit >Mlrposer« Mes et Noubounofrit par devant lui, le Zat, et le «grand eonseil
des Qonhitiow^ (1. N. 13). II semble donc que le »grand eonseil« represente une
juridiction superieure k eelle des »notables de la ville«. de meine que ceux-ei
semblent etre au-dessus des ^■•Qonhitiou ruraux de la souree de Neshä«.
Ce »grand eonseil« siege dans la ville de Mempliis. Dans la premiere
affaire, Ournouro et Houi son fils deposent eontradictoirement avec leurs ireres
et sfinirs. par devant »le grand conseil des Qonbitiou avec les Qonhitiou de
Memphis« c^^fP'" ^ | "=^1 "^ ?^" ^' '^^^ I A © (LN. 5). Faut-il entendre
([ue le »gi-and conseil des Qonbitiou^^ est distinct des -«Qonhitiou de Memphis«
et (|ue les deux assemblees sont reunies pour la circonstanee? Ce qui semble
devoir faire adopter cette opinion c'est que, dans la deuxieme aftaire, Mes depose
devant »le Zat et le grand conseil des Qonbltlow (1. N. 13, 15); puis, lors de
la decision, on dit que le Zat rend son arret »avec les Qonbifiow de Memphis«
ö ^r^ t ^"^ P^'^ Vi^' ^^ I A ® (1- N. 1 7). 11 semble donc que la
decision derniere soit au grand conseil uni au conseil de Memphis, sous la
direction , ou en la presenee du Zat.
Notons que c'est le Zat dHeliopolis (jui siege dans le grand conseil de
Memphis et (pii a re^u le rapjiort de Noubounofrit (1. N. 6) et de Mes (1. N. 13).
Je ne sais s'il laut conclure que le Zut d'uiie vilh^, fonctionnaire royal, peut
etre delegue ä la direction du eonseil de teile autrc ville, ou s'il y a ici un
cas partieulier pour la villi' de Memphis.
()n voit, par l'inscription de Mes et d'autres textes, que ces conseils de
Qonhitiou avaient speeialement dans leur juridiction les (juestions relatives aux
partages des terres divisibles: on s'explicpie cette iutcrveiition administrative
dans les affaires familiales si ces terres divisibles sont des tenures dependant
des terres royales ou des biens saeres. Spiec;elbkkg, dans son etude speciale
sur les Qonlntlou. cite quantite de textes oü il est ([ucstion des partages'), et
des proces-verbaux de partages'^) operes par les Qonhitiou. ou nous retrouvons
des f(n-mules du texte de Mes. On voit, i)ar l"inscri|)tion de Mes. dune fa(;on
') Spieoelbero, Studien, p. 17.s(|(|
») Studien, p. 18 — -20.
Ifldl.] A. MoREr: l'n proci's de lainille sous la XIX"^ dynastie. o9
tivs vivjintc rintervcntioii des Qonhliinii ;\ clijKiuc ]\'n-t;iüc: ricn iic sc Oiit (\no
(Icvniit CHX. et jiprrs clijuiuc ;irr(''( uii des iidtalilcs') est ciivdyi'' mvcc Ics liri-il ici-s
siir Ics tcrrcs ;'i dhiscr >>]iour Inirc \(iir Icurs cliniiiiis.« d »l'nirc rinniMit rc Iciirs
purtions« ;ni\ Interesses (I. N. !5. 4. S. 17. 11). 1. S. '.) s(|(|. ). Peii(l;in( ees opernt ioiis.
Oll (Iressnit des pr(ices-\'erliMUx: e"est avce le seeoiirs de ees ddeuineiits ipie
.Ales a irdine le reeit de son proces. et ce soiit ees (iuetuneiils eux-ineiiies ([u"!!
a rei)rodiiits aux pieees annexes.
^lise eil reuard des textes siiiiilaires . riiiseri|)1 imi ipie .AI. I.diiKT a eu la
lioiiiie Ibrtinie de deeouvrir iimis periiiel de (•(nupliier ee (pie 1 nii sa\ait du
regime des terres souinises aux ])artages et de eelles ipii eii etaieiit exeiiiples:
eile nou.s apporte de precieiix reiiseiynonients sui- le röle aelit' des eoiiseüs de
Qonliifiou (pi'oii yoh ]ieii souveut defini d uiie l'aeou aussi e()in])]ete. p]st-il pos.sible
enfiu. d"etre inseusilile ä lintei-et de ee drame de fainille Oi'i l'äjji-ete des eoii-
\oitises inatefielles entraiiie tVeres eoutre l'reres. pareiits (•(nitre ]iareiits jus(pi"ati
crime de faux? Dans ee draine \ ('cu le Ixiu dmit ICinporte au deruier acte:
aussi iie sY'tounera-t-oü poiut (pu' .Mes alt dedi('' un ex-\(>ti> au dieu Amou
»juii'c (Zrit) du uiis(''rablc""). Sur uiie des parois adjaecutes au lutu' (pii a eou-
scrvi' riiis('ri])tioii du jjroces. on voit .Ales ollrir la tuniig'atinu d'eucens a \u\
lu'licr eoinV'. du diademe au.x dcux plumes et repo.sant sur un uaos: ce Indier
iiVst autre (pi">>Am()u de l'oasis de N(>sliä«'') ([1 -^"L I g^i » . TO ) '' ''"' "
protecteur du foyer: apparenmieut. I\Ies liii avait (l(''di('' uiic eliapelle sur les
lieux memes sauve.s par l'aide diviiie au eours d'uu pnxM's sf'culaire.
The Philosophy of a Memphite Priest.
By James Henry Brea.sied.
Hierzu Tafel 1 und II.
ihere i.s in the British Museum^), a sadly damai^ed stone, wlueli in tlie ojiinidu
of tlie present writer contains the oldesl known f'ormulatioii oC a ])hil(>s(ij)lncal
Weltanschauung. It was early pulilislied hy SuAiii-K (Insc. I. 'M') — )5S). lud so
d'apres la re.stitiUioii [ilaii.sible de Orifiiiei. — ( >ii Uonvc de iiu-iiie rcx[)i-es.siüri \\ ^^ (^^
I ^^, dont une abreviation est 1. N.lö, in Jhic.
") Pap. de Bologne 1094, II, 1.3.
^) Amon est par excellence h; dien des oa-sis. .le citc d'apres une plioti>gra|>liit^ du M. Loret.
*) No.l35*.
40 •!• H. HüKASTKn: I'lie I'lülosopliy of a Meinpliite Priest. [XXXIX. Band.
liadly as to be unusable. The first two lines were copied from Sharpk by
Rouge and employcd lor liistorical jiurposo.s'): Goodwin mnde n Lntin trans-
lation from SiiARPEs laulty tcxt") Imt since tlion. witli tlir cxecption ol" a low
plirases from Siiarpe translatcd liy Renoui'^), it lias licon eiitirrly lu'iilcctcd,
until it was ajialn publislicd a few weeks ago by IMessrJs. Bryant and Read^).
I had ab-eady inade a cojiy of tlie inonumcnt for tlip Berbn dit-tionary,
Ix'forc I saw tlicir fOj)y; a comparison of (bcir pbite witb inine wdl cxpbuu
the nccossity of anotlier pubbcation"): for it seemed imperative to iinmediately
put as füll a text as possible liefere studeiits of Egyptian tbouglit and religion.
Tliis nnexpeptedly early publieation of my plate therefore makes it impossible
to jn't'sent witli it tbe füll study of tlie doeument, and especially of rognate
material, botb Eyyptian and Greek , whicb 1 liad contemplated. Wbat I bave
to ofler therefore is only an account of tbe stone itself, and a rapid sketcb
of tbe more important ideas of the remarkable inscription whicb it bears.
Tlie stone itself is a rectangular slab of black granite, 0,92x1,375 m,
and the inscribed surfoce is considerably smaller, being 0,G88Xl,H2m, thus
occupying only the upper three quarters of tbe stone, as it lies upon the long
edge. The inscription consists of two horizontal lines at the top and beiieatb
these. sixty one vertical lines. It lias suffered a fourfold defacement: 1. tbe
name of king Shabaka in the s>'-R^ ring Iias been everywhere (3 times) cbiseled
out: 2. the name of Set, as a tyjihonic god, has eA^erywbere (at least, 3 times)
been cbiseled out"); 3. a deep rectangular hole about 0,12x0,14 m has been
chiscb'd in tlie centre of the stone, witb rough Channels some 0,23 m to 0,38 m
in lenij'th. radiating from it; 4. the surface thus mutilated has been used as
a nether mill stone. the upper stone revolving about the central hole and
Crossing transversely the radiating Channels, thus wearing off the surface of
the stone and totally oblitering the inscription in a circle some 0,78 m across,
around the central liole, witb the exception of a few signs near tbe edge of
the hole. In the plate, tbe first three mutilations, all due to the chisel, are
represented l)y lined shading; the incidental wear. due to time and tbe upper
mill stone, is represented by dotted sliading. Tlie scale of tbe plate is 1 : 4
and paheogra])hically the comraouer signs are only rougbly correct; for the
') Mel. d'Aivh. Kg. 1, pp. 12 and 20 ff.
■-) M61. Kg. 3id ser. I. 247.
') Hibbert Lectures 187!», pp. l.id and 220.
*) PSBA. March 1901.
•') For example, their plate nuinhers the line.s hackward, inaiiy of Sharimc's i-rrors rcniain
iiiicon-ected, the laciinae iiave by no mean.s been exhaiisted and there Ls no distinction niade
lietween the gap.s made intentionally by the scribe, and those due to wear oi- mutilation. The
aiithnr.s de.serve inuch credit for devoting them.selves to sucli a ta.sk, ainid the duties of bn.siness
life, and that they have not fuUy appreciated its extreme difficnlty, i.s cpiite pardonal)le. Their
essay on the inonument doe.s them great credit.
•■') Incidentally, this shows that the hostility toward 8et, niu.st have begnn after the
Kth Century B. C
U)(il.] J. H. Breastkd: The I'liilosojiiiy of a Meini)liite Priest. 41
insrription is cxcessively time worn nnd so faint that eitlier a squeeze or a
photonniiili was out of the question . and I liad not tlic appliaiices for a rul)1)in,i^'.
llie plate was therefore drawn from a hand coin . and tlicn (Mirri'ctcd l)of(>re
tlip oriijinal. All tlie rarer and more important siiiiis Iiowcvcr wcro di-awii
from tlie oriij'inal. The inseription is, palaeo^raplncally an exeeedinuly Inlaut i-
l'id <ine, and wortliy of tlie best age. The si^iis are in ^eneral very mueh
lii^e tliose reprodueed in modern hieroii'lyphie type All laevmae without ex-
ception were carefuUy nieasured and it is to lie notcd that all naps in Ihc
plate not shaded Ity lines or dots, are orininai and intcntionai on the j)art of
the serilie. 'I'Iie si^ns are vei^y faint. and in liadiy worn plaees, reading is
cxcessively difficult, l)ein,i>' a matter of repeated and long' examination. I s])ent
several days on the laeunae, l)ut I have no doul)t that with a hetter light than
it is possible to get in the nmseum gallery, more eould in places he g'otten
(lut of them.
The line at the top contains the fall titniary of King Si-hs-kL reading
iiotli ways from tlie middle; and the second line is the record of the king's
renewal of the nionument as follows: »His majesty wrote this docunient anew,
in (he honse of his father Ptah, &e.. his majesty having diseovered it. a wori<
of the aneestors. being eaten of worms; it was not legible from beginning to
end. Then [he| wrote [this document')| anew, more beautiful — than the one
that was liefore (it). in order that his name inight abide, and bis ninnnnicnt
be Hxed in the house of bis father, Ptah. &e.. ibr all eternity, being a work
of the Son of Ref \S^-b^-ki\, for his father Ptah. kv., in order tliat he ndght
lie giTen life eternally«.
Tliis record shows tht'n , t]ia( onr inscri|)tion is a eo])y by S>-l)>-/c< of
an older doeument on more perisha])le ina(erial: for tlie king is partiodai- not
to call the older doeument a stela (wd), but refers to it sim])ly as »tliis doeument
or writing rfii"^^^ ", a term conveniently a])plicable alike to the new stela
and the older wooden tablet, or whatever niay iiave been the worm-eaten
material of tlie older doeument. The fact that llie iatter had become »illegible
from beginning to end", might east suspicion upon tlic eorreetness and authenti-
city of the eopy. but there are degrees of iliegibility and the success of the
renewal would indieate that the older doeument was not totally illegible, but
only very difficult to read. There are evidences of such early loss however,
iike (he Omission of ^^5-J at the liead of 1. l'iA. and the gap in i.Ül. P>u1
the regularity of the arrangement in 11.)} — 7. and tlie continuity of the sense
in 11. 13a — 18«, show clearly that some ga]is were intcntionai in the eariier
original. Li any case this superscription of itself ])roves that the reniarkaiile
ideas in our inseription are as old as the 8th Century B.C., wi(h strong |)i-e-
') There is exacth' rooiii fur this restdratioii . as at tiie hej!;iiiniiig of th<! line.
tschr. f. .ViJiypl. S),!-., XXXIX. liaiul. IMl. ^
42 J. H- Breasted: The IMiilosophy of a Meniphite Priest. [XXX IX. Band.
siiin]ition that they are older. The internal evidence that they are mucli older
will lic fiiiuid below.
Of tili' (il verticnl liiics iimlcr tlic .-iLovc hradiiin-, (uily one tliinl liavc
survivod ciitiir, tliounli scaiity Iragmciits of a fcw luoi-c arr still lo^lblr. Uiidcr
tlie.se eireiimstanee.s one cannot determine at a glance, in whieli direction tlie
lines .sliould be read. Wc notice in 1. 7 that its clo.sinQ- word.s are: »He jiidged
Htirus and Set«: now 1.8 begins: »Ile scttled (?) their litigation«, eontinning
witli tlie appoiiitmeiit of Set as king of Upper and Horu.s as King of Lower
Egypt. Looking in 1. 8 at the mention of Set before Ilorus, preceding the
niention of the two together in I.D. \ve see elearly that 11.10^? and 10/; headed
by Set .should preeede 1. 1 1 o and 111) headed by Horus, and that both should
precede 1. 12r/ headed by l)oth together. But it Is to be noted that the hori-
zontal lines divide the text into seetions eoherent in themselve.s; thu.s 11, 10«
to 12a must be read together: 11.106 —126 likewi.se: and similarly U.lHr/ — 18«;
11. \'Mt — 18 A. and 11. 13r — 18p. The sueeession of 11. 13r — 15c is A'ery clear,
as 3Iessrs. Read and Bryant liave notieed').
U.2U and 22 are joined thns: W$M^^M^ ^'WU- aml the same
phrase in the mlddle of 1. G4 sliows that the junction is correct. Again at the
other end of the inseription, the following plirases oecupying the end of one
line and the beginning of another, must elearly be conn(!cted:
«) ku'
'»:r^-!^.!f1kfl^v^-
'i..-^ I I I _eF^ A/WW\ I ^ i^^ t/ /TH C^ /wwu\
As regards o, the conclusion is reinforeed 1)y the phrase ( ) '^'v^,^"^
in tlie iniddle of 11. 58 and 5(). The conneetion between the (nid of 1. 58 and
tlie beginning of 1. 59 is equally clear. Imt the peenliar arrangement of the
last words of 1. 58 compel referenee to tlie plate. The end of 1. (50 eonnects
') After 1. 18a. h, &c. the sueeession is not easily demonstrated owing to the wear of the
inillstone in the middle, and the fact that the fragments at top and bottom do not always belong
togetlier, owing to tlie intervening liori/.ontal line, now largcly lost. L. 18c probabiy joins I. 19;
in any case 1. 19 was not cnt by the horizontal line as is shown by 1.62, which corres])oiids with
it at top and bottom; biit 11. '20 and 21 were ciit liy it. ns all the lines introduced by \\ are
so ciit, and ftirtliermore the t;nd of 1. 20i is in continiiation of 1. 19 and not of 20a, as is shown
by comparison with 11. 62 — 63. LI. 22 — 23 were [ii-obably not so cnt, for 1. 21 h joins 22 a.s shown
above. LI. 25 — 28 were cut l)y the liorizontal line, as shown by the reinains of jTl. 'I"he ])roper
sueeession of lines 8 — 24 is also clear froin their content, as is shown furtiier on.
') The sueeession is Iiere so patent that Massrs. Read and Bryant have inverted the order
(if the-se two lines in their transiation, in order to accoinodate thein to their order, on the sup-
position that the xcrihr lias inverted tlioni.
1901.] .1. H. Breasted: The Wiilosophy uf a M,>ni|.liit,> Priest. 43
c4e;irly witli 1. fil, where ^Hfl ^^ ^^ ■' i'<'l;>t'\<' »'lause licldii.i-'iiiu- to
^ ^ '<^=^ (fiid oflil): at llic l»on'iiinini>- of 1. ()"2 I am not sure ol' tlic iiioaniiiif,
but connectidu witli tlic ciid ofLIIl. is cloarlv jiossible. Finally 1.(52 uarratos
the (lrowniii.i>- of üsiris, -wliilc in 1. {^'^ Isis and Neithtliys pnll liini asliore
{spr.sn sw r t>') a clear sequence of events; wiiile 1.64 proceed.s witli tlie ovonts
foUowing his death, Avhich liave been be^un in 1. 63.
The dircction in wliicli tlie lincs .sliould lic numbered is thereforo ccrtain,
and WC liave again before u.s a text witli the si^-ns facin^' baekward, as in
tlie soutliern jtvion inscription of Hatshepsut, tlie coronatioii inseriptioii of
Tliutmoso III. (both at Thebcs) or the Der-el-Bahri texts of Hatshepsut. Tlic
fact tliat thi.s peculiarity is so common in tlic 18tli dynasty, toscthcr witli the
orthography and grammnr of tlie inscription, which certainly eaniiot lie latei-
than the 18th dynasty, Avould indicate that our stela is an unaltered copy of
a document at least as ohl as that period, wliile some points in ortli(>gTa|)hy
would indicate a much earlicr date. Furthennore. it will l)e sliowii liclow
that one of the chief ideas sct fortli in the document, was currcnt in the
l<Sth dynasty; there are strong indications thcrefore, l)oth in form, laiiguai;-e
and content, that the inscription is to be dated in or hefore the bcginning of
tlie New Kingdoin. Regarding the content of the document let me repoat,
tlint. wliat foUows is a mcrely preliminary skctcli, to accompany the uiiexpcct-
edly early publication of the text. I hojie tliat a morc elaborate study may
foHow. hiit at present I can only call attention to the most hnportant ol' the
remarkable ideas preserved to us in thi.s ancient docvmicnt, not attempting to
treat more than incidentally its mythological content, nor to observe closely
tlie Order foUowed hy the text. It once coiitained a complete exjiosition of
tlie functions and qualities of Ptah, and it begins (1.3) thus:
"This Ptah is he, who is ])roclaimed under tliis great name.« 'l'lie word
for «proclaim« or »publish« is ^^^ ä . tlie only other occurrences of wliicli
are, so far as I know, in the coronatioii inscriptions of Hatshepsut, where it
is used of the proclamation of her name as king. This is of cause tlie
meaniiii;' Iiere also. Atiim is his father (1. 6). «to wliom the gods ollered,
\\heii hl' liad judtied Ilorus and Set«. Aller settling »tlieir litigation , he avX.
up Set as kiiii;- of f'pper Kgy])t in the Southland, from the place where iie
was )>orii« ; (cf 1. lOr/) and Keb »set up Horus as king of Lower Egypt
in the Northland, from the ])lace where his father was drow^ned«. The dia-
logue accompanying these füll lines, now ioUows in the upper portions of the
cut lines (10a — 17a):
»Keb (to) Set, .speecli : "Hasten from the place, wlierein tliou wast liorn'.«
»Keb (to) Horus, speeeh: 'Hasten from the place, wdierein tliy father was
droAvned".«
»Kell (to) Ilorus and Set, speeeh: "I will judge you'.«
()•
44 .1. II- Brf.asted: Tlie I'liilosopliy of a Memphite Priest. [XXXIX. Band.
»Keb (to) the enncad, speech: 'I have assigned the inheritance to that
lioir, to the .son ol" tlic fir.st l)orii son".«
It is clear tliat »tliat lioir« is Honis, for the accompanying half lines
(106 — 126), after afiiniimg tliat, »it i.s evil for the heart of Keb that the portion
of Horus should (only) be equal to the portion of Set«, th'en .state in aeeordance
with the dialogue: »K(>b gives his inheritance to Horus, he being the son of
his first born son«. The preeminence of Horus is again indicated by tho
obscure lines 1B6 to 186, each beginning with '^. , and it is clearly stated
(U. 13c, lic, 15c): »Horus Stands on the earth, he is the uniter of this land,
proclaimed under the gi-eat name Ti-tnn-rsi-inh .f, lord of eternity. Tlie
crown (Wrt-hklw) flourishes on his head; he is Horus, appearing as king of
I'pper and Lower Egypt, Uniter of the Two Lands at the stronghold, at the
]>lace') wliere the Two Lands are united«. A new subject is now introduced
with tlie same mechanieal arrangement as before, viz. first the narrative in
füll lines (18c — 19) and then the dialogue in half lines (20 — 21), the narrative
(18c — 19) related the di'owning of Osiris, with tlie subsecpient dialogue and
Offices of Horus, Isis and Nephthys'). This narrative is resumed and partiaUy
repeated at the end of our inscription (11. 62 — 64). From 25 — 35 the text
again took up the conflict of Horus and Set, and then practically everything
is lost, to the end of 47. The mythological references in the foregoing, of
course suggest many parallels in other texts, but these we here intentionally
pass by, for it is in the last 15 lines of the inscription that we. find enume-
rated the essential funetions of Ptah which make the document, to my mind,
the most remarkable monument of Egyptian thought which we possess. In
1.48 we have a title, probably to be read: Q ^^ W % | | 1' the meaning
of which is of course doubtfuP). It is the title of a list of eiglit capacities
or funetions of Ptah, arranged in two fours. The upper four are nearly
complete; of the lower fom- only traces remain. The Ptah-figures in the
shrines are determinatives of the precedhig designations of Ptah. The last of
the Upper four (1. 52«) reads: »Ptah, the great is the heart and tlie tongue of the
gods« I n I ])• Tliis enigmatic utterance is, as we .shall see the text or
theme of tlu; dcvelopment in the ibllowing lines, and we shall best understand
what is meant by it if we first turn to the clear passages of these fre(]uently
obscure lines. LI. 57 (end) — 58 are very explicit: (liey state:
') Tliis is undoubtedly a reference to 1=1, which first occurs in tlic Middle Kingdoin.
') The narrative continued through 1.22 at least, as a coinparison with 1.64 shows.
') It may mean: »Ptah as the being of tiie gods", for as he is later shown to be their
intelligence and their medium of expression, he might easily be called their very being; bnt this
is of coui-se vei7 doubtfid. Anotiier possible rendering is: »Ptah as the forms of the gods», meaning
tliat the other gods are only different forms of his.
1901.] J. H. Breasted: The Philosoph)' of a Mempliite Priest. 45
l^^U.
»He') is the maker of every work, of every liaudicraft , tlie doing of llic
hands, the going of the feet: the movement of every member i.s according to
liis command, (viz.) the expression (lit. »word«) of tlie heart'.s thought, tliat
oometh forth fi'om tlie tongue and doeth the totality of everj'thing. « Here it
is clearly stated tliat everything fir.st exists in the mind as thought, of wliicli
the »hoart« i.s the seat: this thought becomes real and objective by Unding
expre.s.sion , and of this the tongue is the Channel. »Heart« is thus by meto-
nomy, the concrete term for »mind«, while in the .same "vvay »tongue« is the
ooncrete tenn for »word« or »command«, the expression of the thought. Tlius.
mind and the expression of its content are denoted by »heart« and »tongue«.
The ancient thinker leaves us in no ddubt about tliis. for he ag;iin explicitly
-tates (11. 5G — Ö7):
»It is the tongue. whicli repeats the thought of the heart; it (the heart) is llie
former of all gods, Atum and his ennead; at the time when every hieroglyph") even,
came into existence as a^) thought of the lieart which the tongnie connnanded.«
It is ahvavs the heart (=^ or "^ <•''• TIebrcw n;| or the »body« ( , lit.
»T)elly« cf. Hebrew 2'"'!2n-i), which the Egyptian conceives as the seat of mind;
cf among many examplcs the words of IIatshe]isut on her olx'lisk at Karnak
(LD. III. 2id):
') This pronoun inay refer to -heart«, but as "heart- i.s identified witli Ptali. this will inake
HO difference in the conclusion.
^) As the Kgyptian for hieroglyph is ]| -divine word", it is iirobahle tliat it is iised of
words. whether written or not, in the above pa.ssage or the «body«.
^) Or "by the thought of the heart and command of the tongue«.
46 ,]. II. Bheasted: The l'liilosopliy of a Meinpliite I'riest. [XXXIX. ISaiul.
»My heart letl me to make for him two obelisks.« Similarly over a vessel
aiiiouii- tlio olVi'riugs to Amon m;uk' liy I'Imtiiinsc III. in tlie ofiVrin,«- sci'ue tlr-
picteil on tho wall of the annals at Karnak (BuKi.siii. 'VUcs. 1187)'):
»(Of) costly stone. wliich liis inajesty iiiade afcordiiig to tlu' dcsi,nu of
Ins own heart.« These examples will suffiee for «heart«: a convinciiig example
for 2^ is oftered below in another coniiection.
Ptah is. therefore. aeoording to the affirmation of 1. 52. the niind and speecli
of the gods. This statement. made in an age so remote. if understood meta-
physically. is a remarkable, philosophical Interpretation of Ptah's ftmctions and
]>Iace among the gods. Yet I am not inclined to credit the E.g^-ptian of that
age with any clear metaphysical conception of niind: it is not mind as the
c-apability of thought, with whieh Ptah is here identified: liut assuming mind
as already existent. Ptah is here the sonree of the ideas, notions and plans
wliich the mind entertains. He is to be sure. called the =¥ »heart« or »mind«
of the gods without qualification: and -=^ is clearly explained as the seat and
source of LJ'^^'^v^ »thought«. Nevcrtheless when we examine the develop-
ment of tlie idea, we find that it is not »li/id ]iurc and sinii)le. but the content
(if mind or better the source of that content, with wliicli Ptah is identitied.
'Iliis is clearly stated in the followhig (1. 54):
fo
k «0.1 «o c^ '"==5^'^^
BMI
"(He is) the one who makes to — (?)^) that whicli comcs forth from every
body (thought)^), and from every mouth (speech), of all gods, of all people,
of all cattle. and of all reptiles, wliich live'), thinking and commanding every-
thing that he wills.« Thought is fre(jucntly co]u'eivi'(l as that which gocs on
in the »body« as could be shown by many examples. The most convincing
ones known to me are on the stela of Intef in the Louvre (C. 2(), 1.15; it is
l'Stli dynasty):
') See my Varia, PSBA. .\pril 1901. This example offers tlie usual spelhiig o( ki.t; whereas
oiir text regularly employs | j .
') The lower end of the •¥■ is perhaps visible after I.
') Causative verb lost.
*) Wn m hnt is an idioin for »come fortli früiii».
■') The j)articiple agrees with the last noiiii.
10(11.1
.1. 11. Breasikd: Tlif l'liil()S()))liy of a Moiiipliilc Priest.
47
ICi I
'^^<=>A I c w
"One- whi) kiiow.s \\li;it is in llic liody. liclorc .•iiiytliiiii;- ]»;isscs ciul mcr
tlir lijis.« FnrtlicniKirc tliis cxniniilc piits "Iinily« and ■>li|i.s" in ;i |i;ir;iilcli,siii
|irrciscly likc "liixly« ;in(l "UKmlli" in (iui- in-^criiit inn. 'Tlic lost \ erb ;it tlic
lic.u'iniiinL;' is dil'ficnlt tu su|i|ily. hnt tlic (•(inclndiiii;- ])lir;is(' provcs all \\c liavc
avcrri'd: tlic initiative thunnlit . and tlie execnti\(' etimmand are in every creatnre
even animals(!), the ])ru(luet of tlie nod's will. Tliis is anain clear in a plirase
already ([uoted (1. 5cS): »'I'lie movement ol' e\ci-y mem)iei- is aceoi-dinn' (o liis
eoniniand". It is im[)()rtant Cor tlie date o(* oiir docnnienl to notiee tliat tliis is
an itlea already curreut in the 18th dynasty. Tlie conrt herald Intel", after re-
rounting liis exeellent Services to the king' says'):
. © ^^^
tt:^-
A
c^ I o
c^ IO,=±f=,
"It was my heart wliirli eansed tliat I slioiild du tlieni (liis serviees) liy
its g-viidaiiee of my alVairsl':'). it liein.i;- an excelh'nt witness. 1 did not
transs're.ss its") s])eeeh, I feared to overste]i its i;iiidanee: I prosjx'i'cd therefure
pxceedinii'ly: I was distinuiiislied liy ri'Msun ufthat whieli it caused lliat 1 sliuiild
do; I was exceUent tlii-uni;li its liMiidMiiee. "Lo '. said tlic pcuple, 'it
') Loiivre Stela C. 2(), 11. 22 — 21. Tliis stda, a.s wa.s lon^ since evident froni tlie inscription.
belong.s to the 18th dynasty; Intef was an officer of Tlmtmose III., for Mr. Newuerry lias dis-
covered his tomb at Thebe.s.
^) The pronoun »it« (Kgyptian ••he") refer-s llir()iif;lioiil to .dieart...
48 J. 11. Breasikd: Till' l'liilosni.liy of a Meinphite Priest. [XXXIX. Band.
i.s an orack^) of the god, ichicJi is in etery body; prcsperous Is he, whom it hath
iriiidi'd t() tlic priii>itious way dl" afhicvciiK'iit". Bolidld. thii.s I wa,s").«
TIh' univer.sal ]M-oinptiii.i>- of the god is tlius clearly recognized ni tlie
IStli dynasty. A inan's hcart is the seat of .sug-g-estion and guidance. and
this content of liis mind is »an oradc of tlio god wliich' is in evcry hody«').
It i.s therefore particnlarly Ihr content of tiie niind wliiidi is diie to the god.
Hnt our priostlv thinkin* goes evcn a step further than this, for he savs (1. Ö4):
"The i)ower of heart and tongue eame into exi.stence fi-oni liim.« Tlie
»power of tlie lieart«, ]iroliahly does not mean here tlie capahility of thinking:
bat, as the addilion ol" tongue .shoAvs, it siniply means that Ptah is the .sonrce
of the power hy which heart and tongue carry out the plans and idea.s Avhieli
he furni.she.s.
Of cour.se if Ptah is the suggester of every idea or plan, and at the same
time furnishes the power to execute them, he is the anthor of all things and
this conclusion nur document logically reaches (1. 58):
» Everything has come forth from him'^).« This universal claini is now
explained in detail, 2:)articularly with reference to the other gods (.see plate
11.58 — 60): »Everything has come foi-th frcmi him, whether offering, or food,
or (1. 59) divine ohktion, or anV good thing since he
iormed rhe gods, lie made the towns, he equipped the nomes, lie placed the
gods in their adyta (1. fiO), he made their offerings llouri,sh , he equi})ped their
adyta. he made likenesses of their bodies to the satisfaetion of their hearts,
then the gods entered into their ])odies, of every wood, of every costly stone,
of every metal(?), and every thing«. Similarly (1.56) as ahove quoted: »He
is tlie former of all gods, of Atum (and) Ins ennead«. Now as Atum is the
traditional father and creator of gods. this view of Ptah as their creator mu.st
') See niy ..New Chai.ter in the Life of TluUmo.se III... p. 2-2 (4.'?).
') There seeins to be a similar idea in tlie stränge words of the long text in I'al.iri's tiinib:
"Mayest thou spend eternity in gladness of heart, in the favor of ttir (/od, w/io ix i?i thce«
(K^ypt. Kxpl. Fnnd lltli Mein., pl. IX, 11.20—21). But it is a dead man, to whom the words refer.
') -Heart" and body are here used interchangeably as indicated above; this is probably
because ~=^ or Y "s conceived as being in
9 ' ' . c^ \
*) The restoration of x.^ is almost certain: for liie sentencc is really .i relative clause:
• by w^hose iiand tlie jiower of heart and tongne came into existence," as is siiowii in the i|ii(ita-
tion below.
') Or -from it. (the heart).
ütill.] ,1. II. Brkasted: The l'liilosophy of a .Aleiiipliitc l'rifst. 41)
lic rcconcilcd to tlic old mythic traditlon. Ilenco, wo find in-occdiim- tlio ;il)ov(>
><t;ttemoiits dC PlnliN creating and equipping tlic gods. ;i ninrvcllniis cxiiL-inMliun
()(' it , wliicli Icads iip I(i it. 'I'Iiis cxplanation licgiiis liy acknow li'dyiiig Aiimi
as crciitni' iif tili' gnds, sayiiig (1.. ')"));
"Ilis cnncad is Ix'l'orc Iiini. licing tlic tcctli aiid the lijis. tlu' plialliis and
liand.s ot' Atum, [For| the eiinead ol' Atum ramc into cxi.stenfe
from his phallus, and liis fingers'); the ennead being indced the teeth and
the li]).s in tliis inniith. whicii [)r(iclainis the name of everything, froni which
.SV and Tfuwt eame tbith. 'l'liis ennead so oreated .seem.s now to have
taken tlie next .step (1. 5(1): »Tlie einiead formed the .sight of the eycs, the
liearing ol' the ears, the .smelling of the no.se, that they might .send up the
desire of the lieart«. That is tliese senses render to the heart that wlncli it
dcsires. For the lieart is the gniding and conunanding intelllgence to wliicli
the senses are merely servants (11. 55 — SG): »It (the heart)") is the one that
causes every consummation to come forth ; it is the tongne whieli re])eat.s the
llionght of the heart; it (the heart) was tlie former of all gods, of Atmn and
ilis ennead. when every hieroglyph even canie into existcnce tlirougli tlic thought
of the lieart wliicli tlic tongne conimanded«. Now as Ptah lias ali'cady heen
idcntified (l. 52f/) as the »heart« of the gods, he is therefore their creator;
lliiis paradoxieal as it .seenis, Ptah is the one who formed the very god that
[ Legat liim') (Ptah). After this reconciliation oiir philosopher caii procecd witli
unlimitcd claiins li)r the »heart« or »Ptah<», and it is evident that the mase.
prdiionn. froni this point on refers to »heart«, beeau.se »heart« is »Ptah«, the
i origin- of everything. For even tlie works of nien, are primarily his: thiis he
is (1. 57): »The maker of every food oHering and every oblation, by this word;
the maker of that wliich is loved and that whieli is liated; he i.s the giver
of life to him who bear.s peace, the giver of death to him who bears guilt«.
Not satisfied witli this development of the functions ofPtah, our Egyptian
thiiiker iiiiist now elalxn-a.tc tli(! theoloijical jujsition of the god more fiiily still.
\Ve have already seen (I.IH) that Ptah is identified witli liorus: he is now
identified vvith Thotli (1.5!)): »He is Tlioth, the wise, greater is his strength
than (that of) the gods: he iinitcd witli Ptali, aftcr lic liad madc all tliings,
every hieroglyph; when he had Ibrnied the gods, had made the tow'iis«, (&c.
■IS above). But it has already been stated in the inseription (1. 54) that:
I "Ilorus came into existence tlirougli him, Thoth came into existenee through
him, through Ptali, from whom the power of the heart and the tongue came
') This is undoubtedly a refereiice to the Onaiii.siii of Atiiiii.
^) Tlie example from the Iiitef-steha (Loiivre C. "Jü) quoted ahove. sliows clcarly tliat the
■ heart- niay be thus referred to by a iiiasc. iironoiin.
^) This Identification of Ptah, with tlie ..inind« of the god who begat him, cannot bat
reinind of the New Testament >.e7of; e. g. : 'Ei' ä^')(^ii y(v ö Xo^yo? x«i o Xoyoe tt^oq tom Qeov, xcci &so<:
»ji» 0 Xeiyoc. OijTo« r)i' iv itsyjÄ T^pos rov Qsci>. Hkit« S'i c<\jtov iyn'sro, x«i ywoiQ ci\jto\j iyii'STO
ovSs iv. Jolin I. I — 3.
Zuitsclir. r. .V^yi.t. Spi-., X.KXlX. Hiii.,1. 11101. • 7
50 J. H. Breasted: The Philosophy of a Memphite Priest. [XXXIX. Band.
into existence«. This is close to affirmation that Hoi'u.s i.s 'O and Thoth is
^. A daiK-e at tlu- iirofeding liiie (53) in tlic plate. wliero ^^^ and j]1
stand in parallelisni witli ^ and ^ render tliis conchision certain. Wo miglit
aiTan,y:e a nicclianical ocjuation tlnis:
(^ »lirart« = '^ ..Ilorusu
• ^^ (p I »tons'ue.. = ^ »Thoth...
Apparently both Honis and 'Photh aro conceived as enianations of Atuni , for
the obscure liali' line (."i3) prolialjly .statps'): «Ilr tliat became heart and he
that became tongnc arc an emanation of Atmn their Kä's lieing
this heart and tlii.s tongue», meaning the heart and tongne which lie has just
identified with Ptali hi the preceding line (52). The identification of Thoth
with tongue coincides Avith what wo kno\v of him elsewhere as the god
of spceeh and writing: bnt Horiis as heart or mind is, as far as I know,
entirely new.
Tlie text now (11.61 — 64) reverts to the Osiris mytli. his drowning. the
rescue of his body h\ Isis and Noplithys. its preparation for burial. his ascent
to the gods, and Iiis reception among tlieni. Ptah is here brought in and left
as Horus »in the presence of his fatlier Osiris and the gods who are before
hini and behind him«, Avith which words the inscription is concliided.
In estimating the above exposition of the main ideas of tliis stela, it
must be remembered that these ideas are in a language little suited to the
conveyance of philosophieal notions; I have therefore tried to employ only the
mo.st uneqnivocal passages. leaving aside all the niany passages, of which several
difl'erent, but aU gramniatically admissible versions inight be made. It nuist
be remembered also, that the thinker iising this lauguage was as little skilled
in such thought as liis language was ill- suited to its expression. And finally
it is to be noted that modern study of the language lias given us but slight
ac(|uaintance with Egyptian of this kind. 1 liave tried to express in English
the thoughts of the Egyptian in all their rrudity. as he thought and ex])re.ssed
them. Tliat they thus exhi1)it nunierous ])aradoxes. is only in hannony with
wliat we know is everywhere comnion in Egyptian religious thought. tluis
iUu.strating again what is almost an axioui in modern anthropology, that the
mind of early man unconsciously and therefore witliout the slightest difficulty,
') The only uncertainty is in tlie reiuli'riiif; of tlic prejjo.sition m (tjefore "heart' and tongue»),
whicli i.s like the cognate prejjo-sition z in Hebrevv or v in Arabic, being lused to intrüduce either
a predicate or an in.strnment. Is the m in this passage a z instnunenti or a 2 e.ssenti;e i' I have
rendered it as the latter, introducing the predicate; but it is quite possible to render it as tiie
formen, introducing the instruinent, thus: »He tliat canie into existence l)y the heart, and he that
caine into existence by tlie tongue, &c.".
1901.] J. H. Breasted: The I'liilosophy uf a Jleinphite Priest. 51
entertain.s numeroiis glarin^' paradoxes. Biit in spite of all tliis. we liave liero.
at au astoni.sliingly carly dato, a pliüosojijiical conceptiou of tlio Avorld. wliicli is to
.some extent valid even at the prcscMit day. It inay bc suiuuied u]t tlnis: assuiiiiiii»'
matter, all things first exist idcally in niind: speecli, or its nunlium tlic toiig-up,
{•onstitutes the Channel, as it werc. by wliicli the.se ideas ])ass iiitn tlic world of
olijective reality. In tliat world, the thouglit imiudscs oC all living oreature.s
are due to the same niind that ereated .sucli creaturcs; licucc all products of
ihc ihought of such crcatures arc priniarily due U> the all pcrvasive mind,
and ()nly secondarily to llic living' creatures concerned. Tlicir works therefore
form no exccption to the ])ostulate ahove assumed that all things first exi.st
idcally in the mind of the god. To iatcrweave these philosophical conccptions
witli the existent Egyptian mythology and pantheon was not an easy task,
aiid has residted in ninch inconsequence and contradiction. üf coiirse the
original Ptah had no more connection with such philosophical notions, than
had the early Greek gods with the later philosophical interpr(>tation of their
functions and relations hy the post (Christian (ireek thinkers. whose manner
of thiidving on this svd)ject indeed, forms an exact 2)arallel to the iiitcrpreta-
tion of Ptah in our inscri})tion. And just as, to the (ireek niiud, the philo-
sophical Interpretation of a god was sugge.sted hy lüs place <ir functidii in
inythic story, so in our inscrijition. Ptah, as sliown l)y a thousaud rcfercnccs,
was the god of the arclntect and craftsnian. That tius was his place in the
earliest times is sliown (anioug other proofs). mcst strikingly by the hoary
title of his high priest: '^£=577 »great in the execution of handiwork« . Ptah,
therefore from the earliest timcs was known as the patron of the craHsmen,
to wlioni he furnished plans and designs. It was Imt a step further to niake
hiin tlie autlior oi' all thoughts and plans, and from the architect of the crafts-
uian's works, he became the ai'chitect oi' tlic wnrld. ludced it sei'uis td nie
elear that the mind of our Egyptian priest, little used as it was to abstrac-
tions, gained his aliove philo.sophical conception of the world by thinking
about Ptah. The Workshop of the Memphite temple, wliicli produced statues,
Utensils and oiferings for the temple service, expands into a world, and Ptah
its lord, gi'ows into the master woi-kmaii of the universal worksho]). This is
elear from the fact that our inscription actually rcgards the world more as a
vast temple workshoj) and diniiain, producing oilerings and Utensils for the
gods, under the guidance of Ptah. Likc some thinkers of the present day,
our Egyptian priest cannot get away from his eccle.siastieal ])oiiit <<{' view. It
was a point of view, the evidences for which are particulaily piciitirul in ihe
l.Sth dynasty. To quote only two: Ameuhotep IV . ( Amanta Jiouudary Sicia
11. 2— H)') calls himself:
© D =^ lUv^rl ^ =o_
') See also my de Ilyiiinis, p. ;i2. See al.so speecli of Rariis(!s II. in tlie Kadcsli -|ioeiii.
52 .1. 11. BiiKASiEo: The Pliilosopliy of a Mciiipliite Priest. [XXXIX. Baiul.
»Tlie one who In-injfs tlie earth to him (tlie god) that placed him on his
tlimiie«. Similarlv 'riuitinoso III. savs (BKiciscii, Tlios. 1283 — 1284):
»I bring Uns laiul to tho ]>la('e Avlicrc lio (thc god) is«. Fov king and
priest aliko the world i.s only a grcat doniain ol' tlic god. but for tlie priest
ot'Ptali. it is not only bis domain, biit also bis Workshop. And nioving along
tliis tangible line oiu' priest arrives finally at a gi'eat pbilosopbieal Weltanschauuwj.
I cannot Ibrbear a sbort excursus bere, on what seeuis to nie the
real explanation of tbe most important religious movement in eai-ly Egypt,
viz. tliat of Amenbotep IV. Continiiing tbe above evidenees of tbe Egyptian's
attitude of mind townrd tbe world. wc see tiiat even tbe teinples symliolized
this notion tbat tbe laiid was tbe god's domain, for tbe decorations, re-
present tbe lloor as tbe land and tbe roof as tbe sky, tlnis putting bis domain
into hi.s bouse. Similarly all tbe king"s victories and tbe list oC bis con-
quered towns are engraved on tbe temple walls; they are all tbe god's').
Tliis view of tbings brings tbeologieal tbinking into close and sensitive rela-
tionsliip witb political eonditions for tbe domain of the god so conceived, is
limited by the military and politieal power of tbe king. Tbe god goe.s
where Pbaraob's sword earries bim. Tbe advance of Pharaob's boundary
stelae in Ethiojjia and Syria , is tbe advance of tbe god's. Tbutmose III. after
bis first campaign in Asia instantly gives three towns in tbe Lebanon to Amon,
and enlarges tlie Tbeban temple of Amon. Now tbe theoIogy,of tbe time
could not eontemplate for 150 years the vast extension of tbe god's domain
nortbward and soutbward witbont feeling its inlhienee. Tlieological tlieory
miist inevitably extend tbe active government of tbe god to the limits of
tbe domain, whence be receives tribute. ■ It can be no aceident that we first
find in Egypt, tbe notion of a praetieally univer.sal god, at tbe moment
wjien be is reeeiving praetieally universal tribute Crom tbe world of tbat day.
Fm'thermore tbe analoyy of tbe Pharaob's power un([uestionably oj^erated
powerfully, witb the Egy})tian tlieologian at this time, as it bad done in the
past, furnisbing him in tangible form tbe world -concept, the indispensable
prerequisite to the notion of tbe world -god. Our Egyptian nnist see his
world before be can see bis world-god; tbat world eoncpiered and organized
and governed by tbe Pbaraoh bad now been before bim for 150 years. Again,
it is no aceident therefore tliat the Egyptian's notion of a praetieally universal
god arose at ju.st this time; any more tban is the ri.se of monothei.sm anifmg
the Hebrews accidental, at a time wlien nations were being swallowed up
in worldempires. Under Ameidiotep IV., tliis ncwly extended government of
tJK! god is thus expre.ssed'"):
') It i.s hardly necessary to point out that the -same view prevailed in Assyria.
*) F'roin my own copy of the great liyiiin, iiiade the season after I publi.shed a coiiiinentary
lipon it (De Ilymnis in Solem sub Rege Amenophide IN', conceptis, Berlin, 1894, see p. 47) fioni
|\
53
G
■Vi
cforc tlie ihcc,
•eate the eartli
ge and small,
those that are
h, the land of
ir necessities;
utcMl." Thcn
• mainteiiancc
1j(' ]i;ii-ti<Mil;ir
:)nt a tliinl of it
ways b(! oblij^cid
luiiient, anotlier
are those novv
)e inferred froni
Is to the second
54 J. II. Breasted: Tlie Pliilosopliy ol' a Mciiipliite I'ricst. [XXXIX. Haiul.
point to be observed is this : Syria on the north , Kush on the south , and
Egvpt in the niidst, are exai-tlv tho doniain of tlic Pliaraoli and it is over
this that the h;^Tnn now extends tlie governniont of the god. This in brief
is the kernel of an article I had contemplated: but of course the bulk of the
evidence is omitted, together witli the discussion of the particular measures
taken by Auienhotep IV., like the introduction ofAton, the change of capital,
and the extermination of other gods; lest tlie excursus shoidd become too long.
I (U'sired to take up Amenliotep IV. here, only with regard to the extent of
bis god's domain. This side of the question however compels me to present
one further remark. While believing that Amenliotep IV. "s tlieology is mainly
due to the inlluence of the ^o/Z^/cö/ conditions around him; there is some evidence
tliat contemplation of the natural world was also an inthience, though a minor
one, in leading him to so extend the domain of bis god. Thns. lie says to
bis god:
T-¥,!,=^^^:
»Thy rays are in the midst of the sea«; showing that he had not failed
to note the obvious universal sway of the sun. But as far back as tbe old
kingdom they had viewed the sun from Punt to the slopes of Lebanon, yet
no Egyptian extented bis god's government thither, tili the time when the
Pharaoh's government was so extended.
Returning now to our inscription it seems to me that its content justifies
tliree important conclusions : First: that the early Egyptian did mucli more and
nuich better tliinking on abstract subjects tban we have hitliertcj believed, haviiig
formcd a philosophieal conception of tlie world of men aild thihgs, of whicli
no peojjle need be ashamed. Second: it is obvious that the above conception
of the World forms quite a sufficient basis for suggesting the later notions of
vovQ and Koyoc;, hitherto supposed to have been introduced into Egypt from
abroad at a much later date. Thus the Greek tradition of the origin of their
pliilosopliy in Egypt undoubtedly contains more of truth tban has in recent
years been conceded. Third: the liabit, later so prevalent among the Greeks
of interpreting pliilosoplilcally the ruiictions and relations of the Egyptian gods,
thus importing a [jrolound signiticance which tliey originally never possessed,
had ah'eady begun in Egypt, centuries before tlie earliest of tlie Greek philo-
sophers Avas born; and it is not impossiblc tlial rlie Greek praetice of so inter-
preting their own gods, received its first Impulse irom Egypt.
') From iny own copy of the original (copy in de Ilymnit. p. 39, is only from Bouriant).
1!101.] .1. II. Bi!EA.sTKi>: The Olu-Iisks of Tlmtiiiosc III.. &c.
The Obelisks of Tliutmose III. and bis Building Season in Egypt.
By .].\3iEs Henry Bkeasted.
Hierzu Tafel III.
In (•('Icliratioii ol" tlic ustinl juliilt'c nn tlio HOfli ,Mimiv(M-s;iry nf liis liciiiü' |in>-
claiaied crown jn-iiR-e ;in<l mi recurrcnccs oC tlic sniiic tonst. 'UnitiiHisc III.
i'rc'cted a series of at least scvcii olx'lisks. of whicli lixc wirc in 'Hirlics ;uu\
Iwo in Ii('Iio]i(ilis. 'I'lic lallcr now stanil face to face on cacli sidc dl' tlic
Atlantic, as tlicy (ince stdod sidc l)y sidc at llic jxirtal iif a IIcIiojHilis tciniilc.
Of" tlic fi\e at Tlicbes, not onc .survivcs in l'!iiy|)t: all liaviny ]icrislicd save
t\\o. and tlicsc arc now in Europc: one in tlic [liaz/.a ol'tlic Lateran in Roinc,
tlic otlici- in (.'onstantinople. W(» ai'c llius pi-cscnlcd wiili llic surprisini;'
sjiectaele of tlic üreatest of flic Pliaraoli's witlioiit a sing-lc survivin,t>' ohclisk
in tlic land lic ruicd, wliilc the modern world [)osscsses a linc of tlicni rcacli-
inii" from Constaiitinoplc to New York.
'i'lie later hi.story of the two surviving' Tlieban obelisks is tolerably well
known. The one in Constantino])le was reniovcd tliitlicr by tlic eini)cror 'I'Iieo-
iliisius'): wliile tliat of tlie Lateivin after ))ciiii;' set iip in the Cireus Maxinius
hy Constantius on lii.s visit to Romc in 857, was disoovered broken into tliree
pieces in 1587 and erectcd on its prcsent site in the next year by Pope Sixtus V.
l>ut rog'ardinii' the nunibcr and the carlicr history of the Tliclian olielisks of
Tliutmose III., the greatest confusion prevails. This seems to be owiiig to the
fact that the inscriptional material has been very sparingly employcd or in
some ca.ses not at all; whereas it i.s im])ossible to Icarii tlic story of such
uKmuments without exhaustive use of the inscrii)tions.
'i1ie Lateran obelisk itself teils us much of its carlicr history. In the lirst
place, it stood alone and was not one of a pair: for the dedication inseri|)tion-)
(south side, middle column) speaks of «erecting for hini (Ainoii) a singic {ii-fü)
obelisk as the first beginning of erecling a single oljclisk') in Thebes.. .
Ilcncc we have not its fellow to aecount for. As to its original site,
its own inseriptions are rather explieit, referring no less than four tinies to
its location in Thebes:
') WiEDEMANN , GcSCh. p. 3fi.5.
^) Marvcchi, Uli Obeli.schi Egiziani di Roma, Tav. I.
') Hence WiEDEMANNS idea (Ge.soli. .SHÖ) tliat tlio, Lateran o})elisk and tliat of ronstaritinople
belong together, must be given up.
5(5 J. II. Breasieu: The Obelisks of Tlmtmose III., &c. [XXXIX. Band.
'• %kf ^'''^rD^'5°l|' " ' tl^<''l'<"iti"ii (if'I'liutniosc III.) »in (lic l'nn-
fourt of tlic tem])lp uvri Mi;;iiiist Kariink" .
-■ T^^i"^"^?^ ^^°il' ' ' '^^'"'" i*'i'"<U it was lyiiig) »oii tlic sdiitli
side of Kamak«.
4. <=>nj?j' '^ ^ — ^^°il' ^ ' (It^vascrcctcd) »attlieupporportalofKanink«.
In \\f\\- of tliesc (lata tluM'c is (inly one place in tlie XVlIIth dynasty
Karnak tcmplc wlicre tlic obelisk could liave stood. The only »forecourt«
wliicli is "in Karnak" and in whicli an olielisk could be crected »at tlie upper')
portal of Karnak«, is tlic onc before the pylon (No. VIII on Bjedekees map)
of Tliutmose III. , on the south side of the temple, where, according to No. 2
above, the obelisk had been found, as left lying by Tlmtmose III. It was in
front of bis southern pylon tlien , between it and the one (IX) erected by his
father and Ilatshepsut, that Tlmtmose III. 's i^reatest oi' surviving obelisks was
sct up. Its p(jsition when found would indicatc that tliis was furthermore the
loeation intended for it by Thutniose III. himself. The datc of its erection is
both interesting ami important. as is well known; being in the reign of Thut-
mose TV., after it had »spent 35 years hing upon its side in the hands of
the craftsmen«. The beginning of tliis B5 year period can hardly have lieen
at any othcr time than the death of Tlmtmose III.. the only event wiiich could
conceivably stop the work upon a great monument of so energetic a king.
But as the date of the erection in Tlmtmose IV. "s reign is not stated, the
only conclusion furnished by tliis monument is: that Amenliotcp II. and Tlmt-
mose IV. reigned at least a total of H5 years.
The Constantinople obelisk has been the subject of niuch discussion. The
latest treatment") would identify it with the enormous obelisks some 185 feet
high, mentioned on the Northampton Stela^). But with the discovery of the
entire stela, it appcars that the obelisks mentioned upon it wcre the work of
Ilatshepsut*), whercas the inscriptions on the Constantinople obelisk show
clearly that it is the work of Tlmtmose III. Fortunatcly the Karnak temple
still preserves inscriptional evidence for the ccmipletc Identification of the Con-
') It is tnie that hnl is the usiial word for indicating »iipper«, with reference to the rivor,
Imt in connection with the place where the obehsk was found, tiiere can be no (iiiestidii of tiie
Mieaning here.
') Petrie, Historv, II 131 — 13:?; before tiic discovery of the wholc of the North,'Hii|i|.iM Stola.
^) Rec. XXII, lis — 125.
*) Not her pair of which onc still Stands in Karnaiv, for the iieif^iit. 185. feet wiiethcr of
eacli or of both coinbined, does not coineide with the surviving Karnak obelisk of Hatshepsut.
The IH.") foot obelisks inust be a pair now perished, of which the top of one now Stands in the
gardcn of the Gi/.eli Museum (SKiiir; AZ. ;50.47).
Tafel in.
5^0
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1 2
Obelisks of Thutmose III.
Zeitschr. f. Ägypt. Snr.. XXXIX. Raml. 1001.
l'.KIl.l .1. II. Brf.a.sied: The Obelisks of 'rimtiiKisf III., &c. 57
.stantinople oLeli.sk. On tlio wall ol" tlie Annais is a rolief) sliowinij- Tliutnio.se HI.
dflVrinii' the splendid plunder oC liis Asiatic wars to Anion. Innnediatcly lietore
liiin ;ire two ohelisks. liotli hcMriiiL;- cssciitially thr sain<' dcdicat imi iii'<cri|iliiiii.
A iilaiice at niie ol' tliese two (pl. III lii^-. 2)-) side liy sidc willi ijic ( uiiNlaiil i-
noplc nlii'iisk Ipl. III lii^'. ll'l will slmw tliat tlic iiiscri]iti()iis are ]ii'acticall\ idcuiicai.
■riic <iiil_v (lilTerciKvs are ||^ | for ?|^ and tiie omissinn ^A' XJ' ^ in tlie
(idldcii lli>i-us nanie on tlie relief olielisk (lii;-. 2). Tliese are such Irilliu^'
\ariati(ins of coninion i-oyal epitliets as wniild lie inade liy a serilx' iii cariyini;'
tlie titiilary in rtmyli notcs Iroiu tlic ohclisk nutside tlic tcinpli' ddor In tlie
wall witliin tlie lein|ilc. Hut tlic iiKist strikiiii;' c\ idi'uec ni' thc idciitity oC
llie two «dielisks (üix. 1 and 2) is tlie ritual seene ol' tlic winc (ilVeriiiu' al tlie
to]i lir/oic tJip pjjrdiindlon aml üe('u])ying the entire widtli cif tlie dliclisk. T'liis
is Mu uiii([ue ])eeuliarity ainoui;- tlie Tliehan obelisks uf TliutitiDsc III.. whieli
in \ie\v ii[' tlic practical idcntity of tlie dcdieaticin iiiscrijitinns . Inrnis eou-
(•lusi\c jiroof tliat tlie ('onstantino|ilc ohelisk is noue otlier tlian tlic onc ollcrcd
liy 'riiutnidsc 111. ti) Anion on tlie wall ol' tlic Kai-iiak tcinplc'). 'Tliis rcliel"
lliu'. 2) tlici-ernrc i-estorcs ti) iis tlic lost cdneliisiun oC tlic dcdicatnry inscri| itioii
on tlie ('onstanliiKiple obeli.sk. 'riie (•oni|)ani<>n ol' lii;'. '1 (in tlic relief) ruriiislies
two interestinii' variants: n 1] | "^ ^^ ^4k(> i^reat , Iar,i;-c oliclisks«, in tlie ])laee
ol'-tlie ]ilural: aud tlie addition (hel'orc ^) of <=> 1^ tÖ^ 1 1 ..at llic dmililc
l'acadc oC tlie tcniplc«. Tliis last is a common desiü-nalion l'or tlicsitc of a pair
ol' olicljsks. as Oll tlic ol.elisk ol'Tliut mose I. (I.D. III . ()| and. rcrerrini;' In the
saine |iair. in thc iiiseri])ti(>n of Iiini (I\ce. XII. \'''^^'^ 1. '.'): Iicnee it is not
distine!i\'e enoimli to loeatc l'or ns in Karnak the original site of tlie Con-
stantinoiile obdisk and its lost fcllow. 'l'hey niay ha\i' stood al thc castern
cntrancc bcforc the L;-|-cat colonnadcd hall whieli 'kinitmosc 111. Iiad addcd
liiere. As to their dale. we sliall prcsentlv pi'ove Ihat llic\^ w crc civctcd bc-
l'orc Ihe kiii.i.;''s 42nd yeai', a liniit whieh is fiii-thcr narrowcd hy a referenee
on the Constantinople obelisk to thc i-rossiny nf the Ku])liralcs (»the ^Teat
hciid of A7trw«). an evcnt whieli look jilacc on ihe eompaiiiii of the HiJrd year.
We niay place the ereetioii of tliis pair tlicn, hetwcen the years '.V.\ and 42.
') Champ., Mon. IV 81(j; ]);iitially Ro.ski.l., Mihi. St<ir. Text III I p. IlT); HrinoN, Exe.
Hier. 29; Brucsch, Thes. V I185fl'.
^) The drawing (fig. 2) i.s from Ciiamp. Mon. whieh he.side minor iiiaeciiiacii's is iiieorreet
in .showing the naine of Airion intaet; as the other pulilieations prove, it was cut ont.
') From LD. III, 60.
■') The Omission in fig. 2 of the seene rm the pvramidion of fig. 1 is of no wiMglit in the
diseiission ; for 1: none of cur publications is aceurate and com])lete iience it inay ea.sifv he that
the onii.ssion is not in the original; 2. but if the Omission is reaily in the original, it is easily
accounted for by the fact that it would have been very diffieult for the scribe w'lio cojiied the
great obelisk when Standing to see this seene; 3. his obelisk in the relief is on a very small scale,
and he may therefore iiave intentionally omitted the seene on the pyramidion , as has been done in fig. 3.
Zeilsclir. f. .\i;yiit. Spr.. XXXIX. Band. ÜIOl. 8
58 .1. H. Brfasied: Tlie Ohclisks ol' Tlmtmose III.. .*cc. |XXXIX. Haml.
There was still another jiair of obelisks erected by Thutmose IE. at Thebes.
'I"lic\- li;i\(' both perisbed without loavin,i>- a trace, and it is only from a scenc')
in the tonib of Pu-em-Rc'^, one of the architects, wlio assi.sted in tlieir erection,
tbat wp know anytliing of theni. Even here one of tliem lias disappeared leaving
(inlv traccs of its base. The otlier (pl. III tis'. 3) shows by its inscription that it
is not to be identified witli any of (he obelisks alrcady discussed. It is clearly
one of a second i)air, tlie date and site of wliich in Karnak, niust reniain iin-
certain. To rccapitulate, we have at Karnak, due to Thutmose III. the following
obelisks: the sin,tjle one now by the Lateran in Ronie; and tAvo pair, of wliich
the one nnw in Constantinople is the sole surviver. This is strikingly cor-
roborated by 'l'hutmose III. 's great list*) of feasts and ofierings, Avhieh forms
the continuation of the annals, and in its introduction proeeeds with the
narrative of the conclusion of his first campaign^). Tlie date of the erection
of this table of fea.sts and offerings is important, as shoAving to what period
its e\ idcnce refers. The faet that it continues the annals Avould indicate that
it is one Avhole witli them, and of the same date, viz. the year 42. This
conclusion is rendered certain by a casual reference in the list. of foreign
cajjtives presented to Amon. which, so says the inscription (1.7), continues
"from the year XXHI until tlie reeording of this inscription (wd pn) upon this
sanctuary«. This reference would have no meaning tmless the date of »tlie
reeording of this talilet« had been already indicated, whicli we find to be the
case. After tiie narration of the last canniaign. the annals inscrijition is siim-
marized as »reeording the victories wliicli he (Thutmose III.) won from the
year XXII[I] to tlie year H2 {siel), when this iiiscriiition ivd pn was recorded
ujion this sanctuary«''). It is clear that lod pn refers to the entire record wall
around the sanctuary and thus the inscription^) of feasts and ofierings from
the wars is dated as inchuling nothing after the year 42"). Its testimony on
tlie obelisks therefore will refer to those existing in or before that year. Among
its ofi'ering-li.sts appear (1. Ki):
■Wk>^-^^Ä
>) LD.III, 39.
=) LD.III, 30i = BRi'.i.scH, Her. des INIoii.I 4:',- 14.
') See iny »Length and Sua,soii of 'riiutmose III. 's First ('ani|iaiKii«. AZ. ;17.
*) LD.III, 30a 1.20 = Brugsch, Thes. 1184 — S.") 1. -jn.
'■) That a door inti^rvenes in the wall between tlic la.st caiii|)aigii of tlif annals and llir
inscri])tion of fea.sts and offering.s, is of no significance; for the annals ai'e tliein.selve.s interruptcd
by a door, and a corner of the rooin round wliich they turn , but this does not prevent tlieir
actiially being included by the scribe, in the term wd pn.
") •32- lias long been recognized as an error for •■42«, and it is not nece.ssary to reiterate
the proof for it here.
i;t01.] J. H. Breasied: Tlie Ohelisks of TImtinose III.. &c. 59
»Divine offerings for 4 great obolisks, wliicli my majesty made a new for
iny fatlier f Amon] ; coiisisting of 100 various loavps aiid 4 jars of beer, whieli
are for eacli oue of these obelisks.«
Furtlier oii. the iiiscriiition a<;-nin (I. :V2) rcfers to (.ileriiigs for "^ ® jljljl fl')-
Up to the year 42 tlierefurc. Tliutmost' III. li;i<l crrctcd two ])air of obelisks
at Karnak. aud it caii hardly be dovibted llial ilicsc are tlic two pair wiiicli
we liave already ibuiid in otlier sourees. 'i'licn' aic alsi) otlici' insci-iptidiial
refcreiu-es to tli(>sc dhclisks. ^leiikliciicrrcsciieb mciitioiis in liis Idiiili. in a list
of works whieli he erected
»I iiispected bis majesty s ereetion of niaiiy dliciisks and llatistaves for
liis father, Anion«'). The kinii' rcferred to is Thutninsc III. A scai-al»'). also
bears the words: "ThntnKJsc 111.. wliose ()l)('iisk>^ eniinrc in the Jionsc of Aniou«.
This conipletes the list of 'riu'iian obelisks. ereeted liy TinilniDse III., in .so
far as the sourees are kuown to me^); for the obelisk of Thutmose I.. a]t-
projiriated by Thutmose III.. was not ereeted by him, as Thntmose I.'s dcdi-
eation inscription distinetly states that he ereeted the two. This is eorniboratcd
by the inseription oi' Inni").
It is of some importanee to eorrelate these Thcban obelisks wilii Ihe pair,
which the same king erected at Ileliopolis. Froni the dedieation on oih' of
these \\e know that Thutmose III. celebrated al least 4 /Z6-sr/-jul)il('es''). As
the Lateran obelisk was unfinishcd at bis dcath . it is safe to eonelnde that it
was intended for a still later jubilee. llenee ou the basis of the otlicr IJb-sd
series') known to us we may arrange bis obelisks tlius:
') In 1.33 appear among the offerings A or » obelisk - cakes •• I roni]iare tlie lmhn-cakc%
in tlie Kahun papyi'i.
^) ViREY, Miss.V, 20!l 1. 15, corrected by a carefnl copy kindly loancd to im; by Mr. Xewiierrv.
3) Berlin. Nr. 3530, .\u.sf!ihrl. Verz. p. 417.
■*) An obelisk froni Elephantine, novv in Sion lioiisc is nicntioncd liy Bnu,n (Ilistoiy ji. 102)
and a new obelisk of »Tliotines- (not stating wliicli <>ne) is recordcd in tlie ;\rch. Report of tlie
Eg. Expl. Fund 1898—99, p. 22.
'-) See my note PSB.\., Marcli 1900, p. 90.
") On the obelisk now on the Tliames Enibanknient in London; in .Iniie 1901, 1 vva.s ablc
to discern tliree strokes of the numeral, and there seenn-d to nie no rooin for a 4tii; bnt Brl'gscii
read foiir when the obelisk was prostrate at Alexandria (Thes. 1130), and as the stoiie ha.s since
doubtless weathered some in a northern climate, 1 think his reading is the safer.
') These are as follows (Bruosch, Thes. 1122— 1129):
Amenophis III.:
Ist m-sd, year 30
2nd . . !
3rd . ■• 3Ü
(,f) .,. 11. BuKASTKn: Tl.e Obelisks of Thutmose 111., &c. [XXXIX. Band.
Ist Hh-sd, veav 30') Pu-em-Rc^ pair or lost pai.-'^).
0,^j ■ „ ■ ,. :}3 Fair (.11 Wall -.l' Annais (..nc at ('nnstMntin..i.lc),
3j.^^ „ „ 36 Pu-pm-K<'^-l'air or lost pair.
4tli „ » 40 Heliopolis iiair.
-,,], „ .. 42 Lateran olx'lisk.
While tlK- ol.elisks oller n., lünt as to the seasun or tin,e of year wl,en
Thutniose 111. .as en.a.ed upon them. yet we n.ay he.-e iu.uire how nuu.h
.,„, ,,,,, ,,,,, .,• las year was oecupie.l in sueh enterpr.ses at home. Ihes
... .., ,; ,ue lobest soven obelislcs, all quarried at the tirst eatarae^ repx.s^.t
,.:„,aaMe an.onnt of wovk. can-ie.l on. with the possihle except.ou of the
last while he was still in the thiek of his Asiatie wars: dünn, a penod o.
„IV 12 veavs. Thev are hnt a hint of the eha.aeter of his oeenpat.on. when
,,:,.,,ivrains in Palestiue tuvned his avmies home again: '^^ f]-^ ^^^
evid'ence"ap--t trom these obelisks. that the houndless ener^^y of rhutmosc IL
Luul tun Cnplcyment in Egypt during the rainy seasons ^^f^^^^^
Ms eampaigns in Asia. AWy helbre he began his ean.pa.gns. he had h:ns^
„is nicluan- te^ple in Thebes and was aide to l„.ld u. .. oneof h^s^ 1
of vietorv on the retuvn from his first eampaign^) n. the year 23 His coio
natioii insoription^) likewise reeords great works at Kaniak, betore t e openrng
of his wars One eannot but wonder. in view of these tacts whethei us
dangerous energies were thus intentionally kept employed m buidiug entei-
se! dnring Ilatshepsut's life time, that they niight not beeoine troublesonie
o ,,..,. in politics. Returning however to the main question, I ^^^^^^^
,his Journal (vol. 37 p.l27. 128) indieate.l the season of las can„nmg ^ Au,
and in this connection we may note whether those dates eoineide with be
season of bis aet.H, In Eyy.t. In the great edict of Ha.nihjd,^) i is s^
bv way of precedeiit, that king Mn-hpr-J^^ »niade an expedition at U>e feast
of Opc:t each vear- throughont Egypt for the purpose of suppress.ng olfical ex-
Rainses 11.:
Ist m-xd. year ÜO
2iul » ■• :54
3,,a „ „ :5(i
4tl. .. » 40
5tli ■• " 4-2
„■a ,if the (■rl,-l,nili..ii "1 tli<;.|uliiU
., These dates are not all certain: 153 is IKed by a n....,nl „f "■;';■':;:;:"';;'.;;;;, ,„,,.j
...,.., . .He .et or a .jal-llee . ye. 33; J ;-;;-,- -'^J ^ ::::i, ,,.,., ......
liic nreceding note. — In tl.e placnig ot th. oiunsks . . y ///,., Ws.
a..e entl-elycertain, wl.ile the fifth is „n.y „n.l.al.le =. — l;)^ ''^ ^^ ':: J:,,,/ .,, „.
•^) Or was Thutmose 111. content to appropnale Ins iathu, 1 In.lnu.s
first JJh-sfl?
') See ÄZ. 37, p. 123 1.3.
•) See iny "New Chapter". p. 6.
>) Rec.Vl, 41flf. 1.30.
'^^^■1 •^- H- Breasteu: The ObelLsks „f Thiitiiiüs,. III.. See.
()1
tort.on. Now. in the essay above referred to. T hav. .|„.uu ll,at (1,,. fcasf „f
Upet „ceurn..l ,.rly in October. Hence wc h.-.vc 1.,.:-,. d.ar proof tl,.-.t Thut-
moso III. .s ...unnal .soas.n of work at Lome began about tbe first of Odoher
wind. stnk.no.h- .om.b.„v,te.s tbe condn.sions of tl.e above essay re^•n^lin..■ tbe
s<.ason of c.n.paigning in Asia. Tl,e employment of tliese soas^ns 'in l.un.liu.-
iK'gan at Karnak bef<.re bis sen.n.l campaign. The waltb whieb Amon gained
"•;.... th,. pIun.bT of tbe first e.unpnign, imme.liat.^ly .l..nK.n.b.<] (he enlargement
"f Ims teniple. Hatsliepsut bad niarred tbe west.Tn ..ntnu.,-.. oC tb. buil.Iin-
by .nserting her obelisks bebind ber fatber-s pylou, „nru.„in,- a„d pnr.i.Uy
< enuding tbe ball of its eobnnns in „.-der to do so. Tbe in.biütv to restox^
tins ball satisfaetorily') and unwiüingness ,., l,„ild amund bis fatbe^'s obelisks
wl,H-], stood ar tbe wes.ern entranee, le.l bim (,. n.ak. I,is addition at tbe east
-d. really tbe rear of tbe temple. Tbe pians nn.s, have been nuule verv
M„,n alter bis return fVoni tbe first eanipaign i„ Oetob.T. fbr tbe grcat granit^>
-t.la-) win.-l. n.-ords (be building stat.. tha. Un- foun<lation eer;>monies per-
sonaliy i.erlornied by tbe king, took plaee on tbe IJOtb of Mvdnv tl,-,t is
to..u-d tbe last of Febrnan-, less tban liv,- n.,n,bs afler bis rHurn froin
tbe first campaign. and some Uvo n.ontbs b-fu-e Ins d..partnn. on tbe second
A new bght is tbns tin-oun in partienlar , n Ins lirst winter at bome after
the beginning of bis uars: and mv s... that his personal supervision of bis
en e,^>nses in Egypt began eaeb s.ason in early üetober and eontinned at least
dl tbe end of Febrnary. wbc-n in all probability he vvent north, to „rgani.e
los forees for the expedition whieh ^v.,uld move as earlv in April as thr rains
wnul.I perm.t. It is this ineessant employmcnt of bis gr,>at abiliti.s dnri
h.s wu.ters in Egypt and bis snmmers in Asia, tbat n.ad.- th,- rri^n ..f ThnN
mose III., tbe greatest in the hist.,ry of th.. .arli.T orient. \\V ntav ..asilv
eredit tbe words of Kckbniire \v\u
ays ol iiiin'
±^ Will
A
iHithin
"I-o. his majesty was one whn kn.'U whal happm.d: iherr was
Ol wbu-b be was ignorant: hr was Tl,„lh in ..v-rythin^: therr was nu w,,n
whicdi be did not earry ont.«
■) This is shown by hi.s .•e.storati.,., „f tl.. „ortluT,, half „f th.- rol,,,,,,.-,.!,. (s,.,. ,„.• N,.«.
ha,.e. p.30); an<l by his ..il,.,. to ........aU.. t .„sU-ati,.,, „r ,1... .„U •„ ha,,' U ■ |,^
üf wluch were reerected by AnieMliot..|, II.
'■') Mar., Kam. 12 1.7.
^) Nkwbkhrv. Hekhinara VII, 11.8 9.
fi2 Georo Stkindorff: Amenophis' IIT. Gedächtnisskarabäus. [XXXIX. Band.
Amenopliis' III. Gredächtnisskarabäus auf die Anlage eines Sees.
^"ou Geokg Steindouff.
Von den Godächtnifsskarabäen, die Amenopliis III. zur Vcilierrlicliuni'' einer neuen
Seeanlage anfertigen liels, war bis vor kurzem nur ein Exem])Iar, das in der
ägyptischen Sammlung des Vatikan befindliche, bekannt. Es ist mehrfach publi-
ziert worden: zuerst von Rosellini (Monumenti reali, pl. XLIV 2), dann von Stern
(Ägypt. Zeitschr. 1877, S. 87 Anm. 2) und zuletzt von MARiccni (Bes.sarione 1899,
p. 122)'). Da aber die verschiedenen Textwiedergaben gerade in einigen der
wichtigsten Punkte (so in der Lesung des Stadtnamens und des Namens der
königliclicn Barke) voneinander aT)wichen, so schien eine Neuausgabe der kleinen,
wichtigen Urkunde wünsclienswert. Ich habe daher im Herbst 1899 eine neue
Abschrift nach dem Original genommen und diese mit einer von Eeman gleich-
zeitig gemachten Kopie verglichen.
Noch vor der Veröft'entlichung wurden mir aber zwei andere Exemplare
desselben Skarabäus bekannt, deren Text den des Vatikanischen Stücks in vielen
Punkten bestätigt, an einigen wesentlichen Stellen aber auch verbessert. Das
eine 1)efin(let sich in der Kollektion W. Goleniscueff und ist in einer Sannnlung
von Photograpliien, die der Petersburger Kollege von seinen schönen Skarabäen
liat anfertigen lassen, den P'achgenossen privatim mitgetheilt worden. Das
andere liegt in der ägyptischen Sammlung von Alnwick- Castle: Bnicn hat es
in seinem »Catalogue of the Egyptian antiquities at Alnwick Castle« Nr. 1030
(p. 137) ziemlich ungenau beschrieben: neuerdings hat es Percy E. Newberrv
für seine demnächst zu veröffentlichenden »historischen Skarabäen« gezeichnet
und mir in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt. Das Bruchstück
eines vierten Exem]ilars, das sich in der Sannnlung des University- College zu
London befinden soll, ist mir nicht zu (Jesicht gekommen.
Auf Grund dieser neuen AbscJirirten soll nun der Text dieses (iedächtiiis-
skaral)äus hier noch einmal verölTentlichl wcnlen. Icli lege die Fassung des
Vatikanischen Stücks (V.) zu Grunde uml l'ün«' die der liei(h'u anderen Exein-
])lare (A. = Alnwick Castle; d. (ioi.KMsciiEi f), nur soweit sie \on Jencni ali-
W'i-iclit, hinzu.
') Siehe die Litteratur Itei Ma.si'ero, Histoii-e aucienne des ]>eiij)les de rOi-ient cla.s.siiiiie II Sl.'J,
n. 3, und Maricciii, Bessarione lfS99 p. 122 n. I.
'^*^'' ^^■'""'- ■"^•'■E'M'ORKi-: Anu-iK.|,l,is- III. C;..<lächtni.s,sk,„al,;ius.
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Text.
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A b w e i (• li e n (1 e L o s u n t;- e n
4. A.G. ^■^11.
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(i. G. <K^.^. , aber aui" i]vv Pbolonn.pln,. „i,.h( si,-h<T zu .M-k.
imcii; A.
-cs:^
AAi. 1 C^5
c^ I
7. A. A-^.
it. A. ^111: G. ^^. A. ^^.
1". A. ^^^:G.}^. A.(|^.
10/11- ^•I^H^'^-
tlbersetzunp^.
»Elftes Jahr, am ersten Tlatl.nr unter der Majestät Amennphis' HL,
der mit Leben Ix'schenkt ist, und der grolsen königlielien Gemahlin Teje, die
da lebt. Ks befald Seine Majestät, einen See zu machen für die .^vnCso, 'köniif-
liche Gemahlin Teje in ilirer (der Köni,i.-in) Stadt D'rwh,'- seine Länqe betrir^-
3700 »Oberarme« (Halbellen), seine Breite 700 »Oberarme«"'): es feierte Seine
Majestät das Fest der Eröffnun,i.- der am seehszehnten IlallH.,-. Ind.-».
Seme Majestät in dem Königssehiffe, »in .k>m die Sonne funkelt«, fuiir.«
■) Das ( ) ist von dem Vcrferti.;,.,- ,l,..s Sl<arnl,-his otwas /.u weit nncl, n^lits ....stallt
) -So nach A.G.; V.: tiOO .ülieramie...
64 Georg SiKiN'DOüKFT Aiiienopliis' III. (iodäciitiiissUnr.-iliäiis. | XXXIX. Bam
Boincrkuiificn.
Der Name der Stadt, die der Königin .yeliörte und in deren Weiehbild
{(fi)i/) der See an.nelegt war, ist nneli genauer Lesung Jl3 "vN T © i^y-^ lj<^rich>^).
Die Lesung JJ^rw, die noeli in jüngster Zeit Maspeiso und Pikiil vertraten, ist
aulV.ugeUen. Das dem V:^ folgende Zeiclien ist ein deutliches J. Dafs die zweite
Hcälfte des Namens ich) zu lesen ist, wird endgültig durch das Zeichen ^-^ be-
stätigt, das naeli einer glücklichen Bemerkung Dykofi-s auch hier das Wortzeichen
fiir trhy «Nacht« ist und dem phonetisch geschriebenen ichJ zugefügt ist. Damit
ist dann auch von einer Gleiclisetzung dieser Stadt mit dem Deltaorte ^^ ^
'Hrw {Tr)-) abzusehen.
Über die Lage von D^i'toh}, deren Name sonst nicht zu belegen ist,
wissen wir niclits. Sie im Delta zu suchen, liegt jetzt, wo die Gleiclisetzung
mit T>rir forft"fillt, keinerlei Veranlassung vor. Der Ort kann ebenso gut in
OberägA-pten gelegen haben. Man könnte A'ielleieht an die bei Medinet Habu
gelegene Stadt, in der ja ein grofser Palast Amenophis" III. und der Teje sicli
liefand, denken und weiter die durch den Skarabäus verherrlichte Seeanlage
in dem östlich von dieser Palastruine, südlich von Medinet Habu befindliehen
See, der Birket Habu (vergl. die Karte LD I. 78), dessen künstliche Uniwallung
noch jetzt vorhanden ist, suchen. Nur spricht hiergegen, dafs di(; Ausdehmmg
der Birket Habii die des Amenophis-Sees mn. vieles übertrifft (ich schätze seine
Breite auf etwa 800 m).
Die Gröfse des vom König angelegten Sees (^ mr) wird von dem Ska-
rabäus in ,-r--Si rmn »Oberarm« (niclit in gew()hnlichen o niM) angegeben. Nach
Lepsrs^) beträgt ein rynn ^j., einer Elle, hat also eine Länge von 0,375 m. Da-
nach würde der neue See eine Länge von 1387,5 m bei einer Breite von 2()2.5 m
besessen haben. Ob dieser See in der kurzen Zeit von einem halben Monat
neu gesehalTen worden ist, ist wohl recht fraglich; eher dürfte ein vorhandenes
Sammelbecken durch Hinleitung neuer Kanäle und andere Mittel zu einem »See«
umgestaltet worden sein.
Nach Fertigstellung des Sees feierte der König das Fest der Öffnung
(t zobß) der ^^|*). Was diese letzteren sind, vermag ich nicht anzugeben.
Vielleicht sind es die Kanäle, die den Zullufs des Wassers in das neue Sec>-
becken vermittelten.
') So lasen auch schon Birch, Scai'ali;ri of AiinMiophis III. (Kecnnls of tlic I'ast Ist Si-r.XII 11,
und WiKDEMANN, Ägypt. Geschichte 382.
*) So noch jüngst Maspero (a.a.O.), vvelclicr anniiiimt, dafs AiiuMi(i]iliis III. seiner Gattin
diese Stadt /.um Geschenk gemacht habe.
') Che.r die altägj-ptische Elle und ihre Einteilung, S. 3f) und 4:i; vergl. aiieli (imi-nrH.
Notes on Egy])tian weights and measures (Proc. Soc. I5ilil. .\rch. 1892) ]>. 2.
*) So nach V.; vei'gl. die \'arianten von .V. und G.
Georg Stkimxihkk: AiiR'iiopliis" III. Gedäcliliii.sskaiabiiiis. 65
Die Königsharke, in der der König die erste Lustfahrt uiitciiinliin, fiihrte
den Naiiicii Itn [Jui »die Sonne fuidiclt« : doch ist dieser Name liier ;ittriliuliv,
mit Zusatz von )ti hnw-f i\\\ das vorhergehende Nomen {icl> Mni) augeknü]ii'l : »die
Ivnniusharke. in der die Sonne funkelt«. Andere Namen von Königsseliifl'en s.
liei Ki;man. Agy[iten S.71H.
Die Eigennamen auf dem Vatikanskarabäus Amenhoteps III.')
\'()ii .Jami:s IIknky Bkeastei).
1 ^in Pei'sdneiiiiame. den ieli neidieli ;iuf' einer im l.iMi\re") lieliiidlielien m. R.-
Stele (('• 30) gefunden hal)e, zeigt ganz deutlieli, wie der Stadtname des N'atikan-
skaral)äus zu lesen ist. Mitten in einer langweiligeji, sehleeht gesehriehenen
Liste der I-\-imilienange]i(")rigeu ersclieint einer, dessen Name so aiissieiit :
Dieser Name ist natürlieli nnr sd zu lesen: | r. | ^ © ^IT^ »gehören von
der Msi/-t''. Nnn lautet dei' Sladtname auf <!em N'atikMiiskaraliäiis') : Jj|
v1®'T^- D''ds diese l)eiden Namen identisch sind, unterließt nicht dem
geringsten Zweifel. Die Schreibung des Personennamens zeigt nnn. dals wir es
mit einem znsa nnn en gesetzten Wort zn tliun lialien. deiui die heiden |ili(ineli-
sehen I)estandteile sind diu'cji J\\ getrennt: wir müssen also l_Kr-ivlt! lesen.
Damit verschwindet »ZälTi" oder »Zaru«. denn das /r gehört dem zweiten Be-
slan<lteil, der nicht mehr zu ignorieren ist'). /.Xr nnd hV/.' sind selbstverständ-
lich die gewöhnlichen Winie: ».suehen« und »Nacht", mid das Kompositum
bedeutet vielleicht »Nachtsucher« . Was das heilst, ist fraglich: es muls aber
jedeidalls eine Bezeichnung sein, die ebensf)Wohl für eine Person, als für eine
Stadt i)afst. wie z.B. T eine Bezeichnung Thebens und gleichzeitig ein
0 o D
gewöhnlicher Personenname ist. Betreffs der Frage, welche Stadt wir darin
') Folgende Bemerkungen hatte ich eingereicht, als der vorstehende Aufsatz Stkin'dorkfs
gerade druckfertig war; nach Entfernung einiger Wiederholungen wird das iit)rige unverändert
veröffentlicht.
'') Die Erlaubnis, obige Auszüge aus meinen Ko|)ien für das Berliner Wörterliueii hier zu
publizieren, verdanke ich der Freundlichkeit der Verwaltung des Louvre.
') Nach einer Kopie von Ekman und meiner eigenen Piiotographie. Nur © ist fiaglich;
es könnte vielleicht auch © sein, was natürlich nichts an der Lesung ändern würde.
*) Man hat friilii-r T niristens falsch als 1 gelesen.
Zcitsclir. r. \'iy\,\. Spr., XX.\I.\. Ban.l. lOUl. ^
66 J. H.Bbeasted: Die Kigennanieii aul' tlein Vatikanskarabäus. [XXXIX. Band.
ZU suchen haben, stimme ich ganz mit Steindorff überein: denn dmt, wie die
Stadt auf dem Skarabäus bezeichnet wird, ist bekanntlicli d;i.s se-\völinliche
AVort för ein Quartier, eine Temi)elanl;i,iie mit dem Temenos u. s. w. oder für
das Quartier von Theben, vco ausländische Gefangene untergebraclit wurden.
Der Name der Barke, in der der König auf seinem neuen See gt'iahren
ist, ist gewöhnlidi U'^~y^III gelesen worden. Auf einer Stele der 18. Dynastie
im Louvre (bezeichnet »sans numero«) trägt der Verstorbene den Titel: ^^y
A(wv«A X ^..^ (1 ~vv^ Äf ■ Der Mann war natürlicli ein Sonncnscliirmträger auf der
königlichen Barke, deren Name seinen Titel schliefst. Von solchen Sonnen-
schimiträgern habe ich im Louvre schon zwei gefunden (C 53 und Nr. 217),
die gleichfells alle beide auf der königlichen Barke rüüü >^^^ oder V^M
;=.^iag; thätiü' waren, und das Amt wird uk-lit selten sein. Die erste Barke
ist nun ohne Zweifel mit der Barke Amenhoteps III. auf dem Vatikanskarabäus
identisch, wo thatsächlich M^^/w^Attt steht (so auch
Name natürlicli thn (thn)-Itn d. h. »Aton funkelt«
identisch, wo thatsächlich M^^/w^Attt steht (so auch Steindorff). Zu lesen i.st der
Die Bedeutung der ägyptischen Pflanzensäulen.
Von Ulrich Wilcken.
/vis ich jüiiii-st die grundlegende Studie von Borchardt über »Die ägyjitische
Pflanzensäule« (LSDT) dm-charbeitete, kamen mir Bedeidven, ob die zum Schluls
von ihm vorgetragene Theorie über die Bedeutung dieser Saiden zu Recht
be.steht. Nachträglich fand ich. dafs schon Ciiristi.\n Belger in seiner Be-
sprechung der BoRcii.vRDTsehen Sehrift in der Berliner philol. Wochenschrift
181)1) Sp. 46711'. Zweifel und Vermutungen geäufsert hat, die ganz in der Rich-
tung meiner eigenen Bedenken liegen. Da meine Argumente aber zum Teil
über die von Belger vorgebrachten liinausgehen, so ist es vielleicht nicht über-
llüssig, die Frage nochmals zu behandeln.
Nach Borchardt sind diese Säulen durcli und durch als Pflanzen zu denken,
die entsprechend der ä,ü:yptischen Vorstellung von dem Hause als einem »Ab-
bild der Welt« (Maspero) aus dem Erdboden lier\ oi-wachsen und dem frei dar-
über schwebenden Himmel (der Zimmerdecke) als freie Endigungen entgegen-
streben. Ich möchte demgegenül)er auch nacli dem neuen Ein])lick in die
Formen der Säulen, die wir BoRciiAiiDTs niän/.cndci' Untersuchung verdanken,
1901.] Ulrich Wilckkn: Die üeilfiitiiiiij; der iisypt. I'llanzpnsäuloii. f)7
an der A'on Semper und Lepsii-s') hoijrüiulctcii Aa.siclil rc.stlKdtcn, dal's die
Ji.yfvpt isclie Pnaiizensäule (iiciiaucr: die lUindelsäule. s. unten) als Pl'eiler-
säule aufzufassen ist, die nur äurscrlicli mit Pflanzen verhüllt oder
umkleidet ist.
Zu dieser Vorstellung' kunnnt aucl: Bici.gkk und beruft sicli dafür aid' die
unterliall) der Blüten angebrachten Halsbänder. »Warum sollten naeii der oben
i'ntwiekelten Theorie (Borchardts) die irei iien Himmel wachsenden Blumen zu
Bündeln vereini.ii't zusammengebunden werden?« Die Frage ist in der That
schwer zu beantworten. Die Idee der Bündelsäule ist nach Borchardts X'oraus-
setzungen kaum begreiflich. Es ist das eine Vorstellung, die man bei der
le])endigen Pflanze, an die Borciiardt immer denkt, in der Praxis nicht
einmal gut ausführen könnte. Der Zweck des Zusammenbündeins könnte nur
sein, mehr Kraft zu geben, aber für die freien Endigungen Bohimaruts ist
diese gar nicht nötig. Ich halte somit diesen Einwand Belgers für ein tril'tiges
Argument. Aber es kommen noch andere Gesichtspunkte hinzu.
1. Borchardts Vorstellung, dafs die Pflanzen aus dem Erdboden, im lie-
Minderen der braun bemalten, einen Erdhügel darstellenden Basis, emporwachsen,
wird dm-ch die Thatsache widerlegt, dafs Papyrus und Nymphäen Wasser-
pflanzen sind, die aus dem Wasser und nicht aus der Erde hervorkommen
iidcr doch wenigstens für das Auge des Beschauers oberhalb des Wassers siciit-
bai- werden. Belger, der diese letztere Thatsache auf Sp. 4()!) auch scIkhi
richtig hervorgehoben hat, beseitigt dieses Argument wieder, indem er die Deu-
tung der Basis als Erdhügel bezweifelt. Ich halte diese Deutung für richtig,
und zWar wegen der braunen Bemalung, bestreite deshalb aber Boki n vinns
Auffassung, dafs diese Blumen, deren Charakter als Wasser^^flanzen er bei seiner
Schlufsfolgerung niclit in Betracht gezogen hat, aus dieser Basis »hervor-
wachsen«. Wenn die Ägypter das so aufgelafst hätten wie Borciiardt, würden
sie die Basis gewifs blau angestrichen und mit den üblichen Wasserlinien ver-
ziert haben. Ich folgere daher aus dem angeführten Thatbestande, dafs die
braune Basis mit den darüber bei'indlich en Wasserpflanzen in keinem
natürlichen Zusammen iiange steh t, sondern ebenso wie der .\bakiis
als Teil der in dem Bluinensclimiick steckenden Pfeilersäule aufzu-
fassen ist.
Ich gehe liierbei nicht auf die Krage ein, wie diese Pfeilersäule entstanden
ist, ob sie, wie die herrschende Theorie annimmt, ausschliefslich aus dem
Felsenbau abzuleiten i.st, oder ob nicht unabhängig daneben durch die prak-
tischen Bedürfnisse des Hausbaues aucii aus der primitiven Deckenstütze, dein
Baumstamm — den man vielleicht unten diin'h eine Erdumschüttung, oben (hircli
Einschiebung einer Holzplatte vor dem Verrücken sicherte — , .sich eine Säule
') Vergl. Semper, Der Stil, 2. Aufl. 1S7S, R. IJOHff.; Lepsiis, Abli. d. Heil. Akad. 1S71 ; Eu.
Meyer, Gesch. Ägyptens, S. ISfifl'.; l'Kni«ir et ('iiii'iez, j). 527 fi'.
68 Ulrich Wilcken: Die Bedeutung der ägypt. Pflanzensäulen. [XXXIX. Band.
mit Basis und Abakus entwickeln konnte. Gleichviel wie sie entstanden, icli
will diese schlichte Säule mit Basis und Abakus im folgenden kurz die >> Pfeiler-
säule« nennen imd lasse dabei ganz unentscliiedcn. wie man sicli im einzelnen
die Au.siuhrung des von den Blumen verhüllte)! Schaftes zu denken hat. leli
lege nur darauf Gewicht, dafs man sieh das Ganze, vom'Abnkus bis zur Basis
herab, als eine Einlieit vorstellt.
Darum kann ieli aucli Bklgek in diesem Punkt niclit l)eistimmcn, wenn
er den Abakus der Pllanzensäide für das oberste, von den Blumen nicht ver-
liüUte Stück des vierkantigen abakuslosen Pfeilers erklärt. Dagegen spriclit,
von anderem abgesehen, die Thatsache, dafs die Blumen vielfach untcrlialb
des Abakus sehr scharf eingezogen werden (vergl. z. B. Boechardt S. U Nr. 13).
Wenn I^orciiardts Vorstellung von dem »Emporwachsen« richtig wäre,
dürfte man erwarten , dafs z. B. in der berühmten Fulsbodenmalerei zu Teil
el-Amarna das Wasser des Teiches über die Stand})lätze der Säulen hin aus-
gedelmt wäre. Statt dessen stehen sie auf dem Trockenen, zwischen den Ge-
büschen, in denen sich die Kälbchen tummeln. Folglich haben wir nicht
»emporwachsende« Blumen vor uns, sondern abgeschnittene, mit denen
man die vorhandenen Pfeilersäulen umwunden liat.
2. Es scheint bisher in diesem Zusammenhange nicht beachtet zu sein,
(Infs die Verwendung der Nymphäen an sich schon ein Argument dafür ist,
dais (b'innen in der Pllanzensäule ein fester Kern zu denken ist. Denn mit
dem gepriesenen Natvu'alismus der Ägypter würde es schlecht bestellt sein,
wenn sie den wunderlichen EinMl gehabt hätten , die Stengel der Nympliäen
kerzengerade aufstrebend , als etwas Selbständiges hinzustellen. Sind doch diese
Stengel so biegsam, dafs sie sich am liebsten in posthornartige Windungen
legen. Von einem kerzengeraden Emporwachsen dieser Stengel kann daher
nicht die Rede sein, und dies um so weniger, als diese Stiele bis auf wenige
Zentimeter im Wasser zu sein pflegen. Die Nymphäensäule ist daher nur ver-
ständlich unter der Annalime, dafs die Blumen unterhalb der Blüte an einem
festen Kern (der Pfeilersäule) angebunden sind und nun der Länge nach herab-
hängen. So erklären sicli auf das einfacliste die Halsbänder wie überhaupt
die Bündelsäiden , die uns oben naeh Bokciiakdts Theorie unverständlich blieben.
Für diese Auffa.ssung spricht auch, dafs gelegentlicli noch unterhalb der
Halsbänder mehrere parallele Bänder in bestimmten Abständen von einander
dargestellt sind (vergl. Perrot S. 4S9. 50:{. 505). Will man, dafs die Stengel
sidi glatt an den zu schmückenden Pfeiler anlegen, so mufs man ilm eben
melirfaeli umwickeln. Das drücken diese Darstellungen aus.
3. Bislier ist meines Wissens die Frage, ob die Bündelsäule oder die
einfache Pllanzensäule d;is Primäre ist. überlmuiit Udch nicht gestellt worden.
Ich entscheide mich für die ei-s(ere Alternative, und zwar einmal deshali), weil
die Bündelsäule aus lauter Klenienten besteht, die aus ihrem Wesen heraus zu
erklären sind, wälii-eud die einCaelien Pllanzeusäuli'u mehrere Elemente haben,
\90\.] Ulrich Wilckex: Die BetleiUiiiig der ägypt. I'llaiizensäiileii. Gl)
die erst durch Annahme einer Übertra,ü:un£>: xnn den i;üiid.l>;iulcii verständlich
werden (s. unten).
Diese Annnlnne, dais die einfache Pth^nzeiisäule das Sekundäre ist. wird
lerner aueii durch die ohen vertretene Theorie <>eiordert. Das Ursprünsiliclie
war, wie wir sahen, die Nachahmuuü- von Pleilersäulcu . deren Schäl'te — wold
,ii-ele,i;-entlich von Festlichkeiten, (hdier auch in den bildlichen DarsteUungcn die
Schleifen und Bänder! — rin,t>snni mit Papyrus oder Nympliäen verhüllt waren.
Bei der künsl Icrischen Ausbildung- dieses Typus sdieint man nun in licwisscr
'Weise wieder die einzehie Pllanze — nicht die Pllanzensäule I — vor Anii-en
gehabt zu hal)en, wie bei der lileichmäfsigcn Einzieliuni;- der Fufsblätter der
Papyrussäule, die dem ganzen Bündelende damit das Profd eines einzelnen
Stengelendes giebt, oder bei der kunstvollen Zusannnenlegung der ver-schiede-
nen Loto.skno.spen zu einem Ka])itell. das das Profil einer einzelnen Lotos-
knospe nachahmt. Auf diesem AVege konnte man leicht dazu konnnen. statt
des Bündels schliefslich die einfache Pllanze darzustcTlen , ^vobei man dann
wieder Einzelheiten von der Hündelsäule, wie die Halsbänder, rein schematiscli
übernahm, wiewohl sie hier nun keinen Sinn hatten.
Rein schematisch übernommen sind aber vor allem auch der Abakus und
die Basis. Denn wenn der ganze Schaft eine einheitliche Pllanze darstellt, so
kann in seinem Innern natürlich — das gebe ich Borciiardt ohne weiteres
zu,' beschränke es nur auf diese sekundäre Krscheiniuigl — nicht nieiir eine
Pfeilersäule gedacht wer(h'n. Fehlt diese alier im Innern, ist der ganze Schaft
i^ewissermafsen eine Pllanze, so halien auch Abnkus und Basis ihre Funktion
verloren und sind lediglich von der lUindelsäuh' lierüliergeiionnnen(> und niehl
mehr verstandene Zierstücke.
Ich überblicke im Augenblicl< nicht . oh sichei'c Beis])iele sojclier cinfaclieii
Pllanzcnsäulen schon aus dem alten Reich vorliegen. Ist es der Fall, so spricht
das natürlich nicht gegen ihren sekundären (Iharakter, denn damit ist mn- eine
relative Datierung behauptet.
Wenn es einfache Nymphäensäuh'n gegeben hat, was mir nach Boücm akdts
Beis[)ielen noch zweifelhaft ist'), so liegt darin eine Abw cndinii;' \()n dem ur-
sprünglichen Naturalismus, denn es ist ein Unding, eine solche Pllanze einzeln
geradestehend darzustellen. Der gesunde Simi der Agyi)ter scheint auch für
die einfachen .Säulen Fa])yrus und Palmen, die selbständig eniporra,t;-en . bevor-
') teil bemerke hier im allgemciiieti, dafs die !ig\|ilisi-licn Bilder von Säulen ITm' unsere
Untersuclningen .sehr mit Vorsicht zu benutzen sind. Was da als Abweichung von dem Typus
erhaltener Originale erscheint, erklärt sich vielleicht eher durch die Eigenheiten der ägyptischen
Perspektive, für deren Erkenntnis eine frühere Arbeit von ISorciiardt bahnbrechend ist. - — Auch
die Nachalunungen in der Kleinkunst sind mit Vorsicht zu benutzen. Die Abbildung (il bei
BoRcHARDT (aus Kahuu) stellt meines Erachtens nicht eine "einfache Papyrussäul«!« djir, sondern
einen stilisierten Papyrus mit offener Dolde, denn es fehlt der Abakus (unteres Ende abgebrochen).
Das Fehlen des Halsbandes ist daher hier selbstverständlich. Dieses nur einen halben Meter lange
Stück mag irgendwo als X'erzierung gedient haben.
'0 Ulrich WiLCKEN : Die Bedeutung der ägypt. Pflanzensäulen. [XXXIX. Band.
zugt ZU liaben. Wenn einfache Nymphäensäulen vorkommen, so wird man
diese wolil als Analogiebildungen nach jenen Pajiyru.s- und Pahnensäulen aul-
zufassen haben. Die Analogie erklärt überhaupt vieles in den späteren ver-
wilderten Formen.
4. RoKCH.\KDT schlielst seine Abhandlung mit den Worten: »Der Ägypter
dachte sich seine Pilanzensäulen als freie Endigungen und ornamentierte sie
wie solche." Sind meine obigen Darlegungen richtig, so ist dieser Auffassung
schon der Hoden entzogen. Nach Borchardt hört die Ptlanzensäule mit der
Blütenspitze auf: oben darauf ruht der ihr fremde Abakus, der nur aus kon-
struktiven Gründen vom Baumeister daraufgelegt ist. Ich betrachte als Pllanzen-
säule vielmehr die Verbindung von Abakus, Pflanze und Basis, wobei
die Pflanze den Pfeilerschaft umhüllt (bei der Bündelsäule) oder naturwidrig
an seine Stelle getreten ist {l)ei der einfachen Säule). Hierbei ist die Pflanze
allerdings als freie Endigung gedacht — und darin hat Borchardt völlig Recht,
dafs z. B. die Kelchform nicht etwa den Druck der Last ausdrücken soll — ,
aber die ganze Pflanzen.säule in meinem Sinne, die soll ebenso gut tragen
und stützen wie nur irgend eine griechische Säule. Damit steht durch-
aus nicht im Widerspruch, dafs der Ägypter sich seine Zimmerdecke als
Himmel vorstellte, denn der Himmel schwebt nach ägyptischer Mytliologie nicht
frei, sondern wird durch die bekannten vier Himmelsstützen getragen. So hat
der Ägypter auch seinen Zimmerhimmel gestützt, nicht, wie Borchardt meint,
heimlich durch den kaum sichtbaren Abakus. sondern ganz olTenkundig durch
die mit Blumen undiüUte Pfeilersäule. Wie er aber darauf gekommen i.st , diese
Säule mit Blumen zu umkleiden , das hat Borchardt selbst überzeugend durch
den Hinweis auf das Haus als •Kimage du monde>^ nachgewiesen: wo die Säuion
sich wie aiif jenem Fufsboden von Teil ell-Amarna aus Gartenland erheben, da
liegt es sehr nahe, diese kahlen Pfeiler mit den Blumen aus dem Garten oder
auch dem nahen Teich zu schmücken').
') Der Idee nach liegt nichts anderes voi-, wenn man die Pi'eilersäule mit der aufrecht-
stehenden Osiris - Statue verdeckt. Einen Übergang zur Ptlanzensäule bilden gewissernialsen jene
Pfeiler Thutniosis' III. in Karnak mit ihren schönen Pflanzenreliefs.
Geori; Möi.i.ku: Das Hli-iiil des Osiris. 71
Das IIh-s(l des Osiris
nach Sargdarstellungen des neuen Reiches.
Von Georg Möller.
(Hierzu Tafel IV und \^)
l\e,!i'ieruns'sjuliil;icii der (iriltci' ;ils K("iiiiye \(iii Ai;y]>t('ii wcnli'n in di'n liisclirirtcu
nicht selten erwälint, doch ist der Ausdruck stets so tarl)h)s und lurnielhnll').
d;ds nianclnnal wohl ein Zweifel gerecJitfei'tigt wäre, ol) jedem ein/einen Falle
eine 'i'raditiou in dem Mytlius des betreft'enden Gottes ents]iriciit. Darstellungen
solcher Götterjubiläen vollends sind meines "Wissens bisher gänzlicli unliekannt.
Da mir nun eine solche kürzlich zu (lesicht gekommen ist, so hielt ich es nicht
l'ür zwecklos, dieselbe 7a\ reproduzi<'reii und den Lesern der Zeitsciiril't liiermit
vorzulegen.
Das Berliner Museum besitzt als Nr. 1 1!)7(S einen Sarg, der iiim seiner-
zeit von der ägyptischen Verwaltung als Dublette ans dem zweiten Funde von
Der el bahri ül)erwiesen wurde. Es ist ein ziemlich schlecht gearbeiteter Kasten
in Muinienform. iinicn und aul'sen bemalt und mit jenem cliarakteristisclien,
jetzt gelben P^irnis gestrichen. Die Bilder der Innenseite sowie die des Deckels
— Dämonen des »Amduat«, Anbetung des Toten vor Osiris u. s. w. — bieten
kein weiteres Interesse; um so beachtenswerter sind die Darstellungen auf der
Aufsenseite des Kastens; es handelt sich. \vi(> ein Blick auf die beigelügten
Tafeln {IV und V) lehrt, um Szenen aus den 7/A-.sW-Zeremonien.
Als Feiernder ist, wie aus den Beischriften ersichtlich, (Jsiris gedacht,
natürlich in seiner FÜgenschaft als mythischer König von Agyi)ten. Der (Je-
dankc. dals, wie dem (Jotte Osiris, so aucli dem '{'nlen im Jenseits unzäiilige
•luliiläen zu teil werden möchten, dürfte dann zu der Fcstdarsteliung auf dem
Sarge geführt haben.
Wenden wir uns nunmelir diesen Sargbildern zu, .so möchte ich von vorn-
herein von einer eingehenden 15espreehung und Erklärung der Szenen Absland
nehnien und nur auf einige Punkte aufmerksam machen.
Besonders hervorgelioben zu werden \<'rdient (He grofse Altertinnlicid<eit
der Darstellungen auf dem Sarge. .lechni. <ler mit den bisher bekannten
') Gewöhnlich in der Form: "Ich ijehc dir unziihliiie sd-Fcttr ijlpiclinir lief, (jJeiclmie
Harmachis , Ptah u. s. w. ••
72
Georg Möller: Das IVi-sd des (^siris.
[XXXIX. I'.niu:
Hft-^rf-BiUlern') vertraut ist, wird auffallen, wie viel näher die Sartibilder den
Al)usirreliefs stellen als die ältci-cn Dnrstelhniucu von Sold) (iilrr die von Bn-
liastis. Der Festornat des Königs (in unserem Falle Osiris) lint liis ;uii' Kin/.el-
lieiten .auf dem Sarge dieselbe Form wie im ;i. R.. während er in lht1)astis
(z.B. pl.XXVI, 3()) und besonders in Soh'l) (LD. III, 85(!/. r: 8()0) modernisiert ist.
Aneli die Darstellung der Königskinder — liier folgeriehtig als Amset,
ll.ipi und Duamutef bezeichnet (vergl. Tal'. IV) — steht der \o\\ Abusir (vergl. AZ.
18!)U, Tal". I, H) weit n<äher als die von Solch (LD. 111. SiSa) und von Bubastis
(pl. XVI, 9).
Auf dem Sarge finden sieli einige Szenen, wekdie in den hisiier bekannten
///^-.■«W- Darstellungen nieiit vorkommen. Hierzu geliört vor allem die Obelisken-
erriehtung, wie in der Almsirpublikation dargelegt werden wird, ein integrie-
render Bestandteil der <SW- Feier, aber ebenso wie das Vorführen der Kälber')
bisher meines Wissens nur als Einzelbild zu belegen. Ganz neu ist wohl die mit
der Palette vor der Kuh knieende Göttin sowie der seltsame ^:3:7(0] (vergl. Taf. V).
Hierbei ist aUerdings nicht ausgeschlossen, dals das eine oder das andere
lüld nicht zum Hb-sd geliört, .sondern aus anderen Darstellungen hineingetragen
ist. Dies scheint mir für
unseren Sarg allerdings
nicht recht wahrschein-
licli. doch ist eine solche
Vermengung in einem an-
deren Falle' sicher nach-
zuweisen, und zwar bei
dem Sarge Nr. 1198fi des
Berliner Museums, gleicli-
ialls aus Der el bahri. dem
die nebenstehenden .Sze-
nen entntmimen sind. Ab-
bildung 1 stellt die Olie-
^bb. 1. liskenerrichtung, vor dem
Emblem des Mnevis (der Kopf des Stieres auf <ler Hieroglyphe von Ilelio-
liolis), Abb. 2 die in Abusir, Soleb und Bubastis so häufigen Standartenträger.
die auf dem amleren Sarge fehlen, soAvie aucli die »Königskinder« dar. Diese
') Es sind dies:
1. Reliefs aus dem Sonnenlieiligtuiu des N -wsi-rf zu Abusir (vergl. die vorläufige" Berichte
Bd. 37 dieser Zeitscbr., S. 1 ft'., Bd. 38, 8. 9411".). — Ich bedauere, manches als bekannt voraussetzen
zu müssen, was erst durch die Abusirreliefs klar ^''worden ist. Ich mufs hierbei auf die künftige
Publikation der Au.sgrabungen verweisen.
2. Darstellungen im Tempel von Soleb (Dynastie 18, Amenophis 111.) vergl. LI). III. S3fi".
3. Die Festlialle Osorkons II.. publiziert von N.wille, Tlie festival hall of üsorkon 11. in
tlie great temple of Bubastis. London 1892.
») Obeliskenerriclituiig I.D. 111. 148». IV, 48^/. Vorfiilueii der Kälber LD. IV, -'b. Via.
Taßl IV.
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Zeitschr. f. Äsypt. Spr , XXXIX. Hand.
Verl»!-: J. (;. Hinrlclia. 1.^.;,
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Zeitsrhr. f. Ä^y|lt. Spr. XXXIX. K.ind. 1901.
Vfrlag: J. C. Ilinriclis. Uiiizif
19(1 1.|
Georg Möi.lek: Das Il/i-s'/ des Osiris.
7H
Szenen finden sieh mitten zwiselien Bildern des »Amdnnt" und nndereni dem
Hb-^d-'/.ykhis siclicr Freuidfn').
Ks erübrii't n(X'li, die Frage naeli der Vorlage, welelie der Maler des Sarges
lieuut/.t hat. zu erörtern. Wie oben hervorgeliDlieii. ist der Charakter der Dar-
stellungen recht aitertünilieii. Hierzu kdiinni nucli. dalV in den Hildrrn, soweit
ich es üherseiien kann, wesent-
liehe Mifsverständnisse nielit zu
konstatieren sind"). Die Vorlage
inul's also gut und relativ alt
gewesen sein.
Aber wir Iiaben fiir die Be-
stinnuung ihres Alters noch einen
Anhalt, der uns einen ftritiimts
ante quem non liefert, und zwai-
in der Ciestalt des Königs mit
"Kriegshelm« iQ auf Taf. I\'.
Da dieser Kopfsehmnek für das
U.K. cliarakteri.sti.sch ist. .so läfst
sieh feststellen, dafs die Vorlage der Sargbildcr, wenn auch besser, so doch
kaum wesentlich älter als die der Reliefs von Soleb gewesen sein wir<l. Kben
ditse Gestalt des Königs mit "Kriegslielm« ist aber noch weiter von Interesse.
Bekanntlich ist nach ägypti.scher Aidfassuui;- der Veranstalter des .SV/-Festes .\tum
von Helioi)oiis. der Gegenstand der Feier der Krinii;-. In inisereni l^'aile. wo
dies Osiris ist. mufste dieser überall dort ersclieinen. wo wir .-nif den I\eliefs
von Abusir, Soleb und Bubastis den König zu seilen gewölmt sind. Somit nnd's
die Vorlage das Sr/-Fest eines Königs — nicIit des (iottes — gewesen sein,
gewifs eine Reihe von Tempelreliefs wie jene oben genannten, und der (iott
Osiris ist erst sekundäi- in die Darstellung hineingebraclit.
Hiermit soll nicht gesagt sein. <lafs auch die Vorsleliunn' \om .SV/-Feste
des Osiris sekni:där ist"), im Ciegentei! spreciien manclu' 'riiatsaclien dal'üi'. dals
Osiris von alters Iier mit dem IJIi-sil Ncrkinipft ist (\ielleiclil als dei' erste und
voi-liildliche Feiernde V). Ob bei dem »Fest des Atuni". das Pvr. N. Sil" erwälmt
Abb. 2.
wird
■ o D,
^
') Wie dieser Fall zeigt, ist das Götter-Hb-sd als Sargbild in der 20. Dynastie gewils nicht
vereinzelt. Gewifs würde eine Durchsicht der anderen Särge aus dem zweiten Der el hahri- Funde
noch manches interessante Bild zu Tage fördern.
-) Als vereinzelten Fall helje ich die Geifsel in di-i' Ilnnd des Laufenden iK'rvoi-, die aus
dem Winkelmafse entstellt ist (vergl. LD. III , 'i'i/i; Pkthik. Koptos ]>!. IX). — Das Gesagte gilt
nicht von den Inschriften, die zum Teil sehr verderbt sind.
') In der ganz siiäten religiösen Litteratur, der man .ja gewifs nicht allztigrofse Auliirität
beimessen wird, die aber doch niei.st recht alte \'orstellungen verarbeitet hat, wird da,s IJb-sd
des Osiris iil)rigens gelegentlich mit klai-en Worten erwähnt, so /.. l'. im Buch V(im Durcliwandeln
der Ewigkeit (Berliner Exemplai) I. .31.
Zeitschr. f. Ägypt. Spr.. XXXIX. Band. l'.)t
lU
Gkorc Möi.i.er: Das Wj-sd des Osiris. [XXXIX. Band.
fferade an das Hb-M zu denken ist, bleibe dahingestellt; jedenfalls ist niclit
/u üborsclicn. dnls der Fostoniat des Königs eng an die Kleidung des Osiris
ansjelehnt ist. auch ist das aui' den Treppen zur /fö-i'-'rf- Halle stehende §■
wie aneh der in (Wi\ DarstcUunufn li.äufige ^^ ^ % zu beaeliten, die doch beide
in enger Beziehung zu Osiris stellen, aber mit dem lieliojiölitanisclicu Kult
uiehts zu thun haben. Über diesen Punkt kann aber wohl erst naeli BeselialTung
weiteren Materials Klarheit ge.sc-haftt werden.
Chronologisches.
Von C. F. Lehmann.
In meinem Buche Zwrl Hauptprobifme der altorientaVisclien Chronologie und ihre
Lösimy findet sieh auf S. 1()S Anm. 3 eine irrige Bereehnung von Ramses' des
Dritten Regierungszeit, indem ich Ramses' des Zweiten Regierungsende, statt
wie von mir .selkst S. 160. 164 berechnet, auf »(frühestens) 1258«, an dieser
einen Stelle infolge eines Schreibfehlers auf (frühestens) 1285 ansetzte. Raimes'
des Dritten ca. 50 Jahre danach anzunehmender Regierungsbeginn iallt also
auf 1208. nicht 1235.
Auf dieses'Versehen hat Mahler [Or. Lit.-Ztg., 1900, Sp. 205 — 207) hin-
gewiesen, sucht aber in längeren Ausführungen den Anschein zu erwecken, als
wäre damit ein wesentlicher Ii'rtum in der Basis meiner chronologischen Be-
rechnungen aufgezeigt. — Da für jeden, der mein Buch näher ansieht, klar
ist, dafs das keineswegs der Fall ist, und aus mancherlei anderen Gründen
(vergl. auch Zeitschrift für Assyriologie Xu, S. 39l)f.) hatte ich niclit die Absicht,
auf Mahlers Scheinargumentation zu antworten. Von historischer wie von
ägyptologischer Seite werde ich aber darauf hingewiesen, dafs Mahlers mifs-
verständliche Darstellung, wenn sie meinerseits vmkorrigiert bliebe, leicht in
dem angedeuteten Sinne wirken könnte und auch bereits so gewirkt habe. So
betone ich denn :
An jener einzigen Stelle, wo inneihalh meines Buches, heim Einfall der
Seevölker, der Regierung Ramses' des Dritten gedacht wird, ist lediglich
davon die Rede, dafs Ramses III. , wie wir jetzt wissen, etwas früher regiert
hat, als bisher angenommen (nämlich als »1180- — 1150 v.Chr.«). Das stimmt
auch für den verbesserten Ansatz: (32 Jahre) von frühestens 120S an.
Die Aufnahme von Ramses' des Dritten Regierungszeit am Schlüsse der ägyp-
tisclien Kolumne in Tabelle 111 (dahinter noch »die späteren Ramessiden« ohne
Zahlenliestimmuiiu) war lediglich eine Zugabe (vergl. die Übersicht auf S. KiO,
1901.] C. F. Lkumann: Chninolosisclu-s. 75
die mit Ramses dem Zweiten sclilieCst). T)ns Verselicii ist -ilso für nieino ("Iirono-
logie belanglos. Von wescHtlichcr Hcdcutuiig l'ür incinc l'>cricliniinL;cn siiid
die Ansätze Thutmosis' III. und Ramses' des Zweiten. Maiileks Krage: »Oder
uhud)t Lehmann trotz dieses Fehlers, der sieh in seine Rechnungen einge-
schliclien liat, an der Zahl \'2'.]v) v. Chr. lur den Regierungsantritt Kci/iists' 1 1 1.
l'cstlialten zu müssen und somit das .L-dir 1 "iS.") v. Clir. als Todesjahr Ra»if</'s' II.
annehmen zu sollen":'", dii' den .\iiselieiu erweckt, als ging(Mi meine Bereeh-
mnigen von li<i/ii.'<('.'< dem Dritten aus. \\'ir<l schon durch <lie 'Th ;i t sa c li e
gegenstandslos. dal"s an allen ührigen Stellen iniu'rhalh meiues
Buches wie in 'rahellelll AV////.sy.s' d e r Z w e i t e auf "(frühestens) 11524 his
1258« angesetzt ist. Man Ivorrigiere einfacii S. 1()<S Anm. !} das einmalige
X'ersehen dementsprechend nnd lasse folglich ehenda und in Tabelle III Kainseslll.
frühestens 1208 (statt 128')) beginnen, und alles riirige bleiltt V(")llig
unberührt. —
Auf die thatsäcldicheu Kinwendungen . die. hiervon abgesehen, ]\lAm.Ki{
a. a. (). gegen nu'ine. die IS. und 11). Dynastie l)etren'enden chronologischen
Ermittelungen erhebt, werde ich vielleicht in anderem Zusammenhange zurück-
kommen. Hier genüge die Erklärung, dals ich ihnen gegenüber an nn-iner
Berechnung von Thutmosis" III. Regierungszeit aul" löl.") — 14()1 uinl deren
(irundlayen und I'oliieerii'ebnissen festhalte.
Die Verba des Grebens.
Von Franz v. ("alick.
Hl <L'e
1 ';is Erseheinen von Sethes Verbum hat nun endlich einige Übersieh
Chaos der bisher allzuoft als »SchriH Varianten« nid)eachtet gebliebenen alt- und
n(!uägyptischen Verbalformen gebraclit nnd für eingeiiendere Spezialuntersucliungen
einen festen Boden geschaffen. Unter dem vielen Einzelnen, das noch der Klärung
liedarf. möciite ich im folgenden das Verhältnis der von Setiik als .. Verb;i iinom.-da«
angeführten beiden Verba des Gebens näher besjn-eehen.
Um voi- allem den Thatbestand zusnmmenzufnssen , linden wir — kurz ge-
sagt — zwei Verba, <=>A und A , welche der Bedeutung nach völlig untersehied.s-
los gebrau(-ht werden und deren verschiedene Tempora sieli wie folgt darstellen:
.,, , . . <rz=.fv 1 A D .. , i^ D 1
Pseudopartizip : / Y\ und ^ ; neuagypt. ^^: ko]it. to : toi.
Tempus sdmf: <=>A^^l=_, seltener A><-=^ (Subjunktiv mn- letzteres), neu-
ägypt. V""' emphat.^^«u=_, neuagypt. l\^ ^ =^—
76 FiiAN/. V. Calice: Die N'erba des Gebens. [XXXIX. Band.
Tempora composita: <=>r\ ■ selten '^^=^, ferner mir <=^ Ku
as.-. und <::r>/\^::^ V\ .
Pas.siv ^vie Pseudopartizip.
Ini]ierativ vom Stamme JmJ.
Infinitiv: <rr>/\ci, .'^elten Ac^: neuägy[)t. . nacli dci' Präj)0.sition /• üi'ter.s
audi "^^^ : kopt. '\- : 'V. Ti\üv* : thi*.
Partizipien: Perf. Aet. : ''^ und A. Iniperf. Act. : AA: luniäi^ypt. (] ^ .
Pcrf. Pas.s.: ^'^^ÖQ, selten A||(|. beides aueli neuäsypt. : Imperf. Pass. : A Ar-
icept. »Part.« : tä.i.
Verlialadjektiv: nur A
Prädikativ: <= l\- neuäsypt. a al\l\ ^ . in der Form ^^A o(||] '^ .
Selion aus dieser Tabelle gewinnt man die Überzeugung, dals das Zusammen-
trefl'en dieser beiden Verba kein zufälliges ist, sondern dafs die beiden Stämme
miteinander verwandt sein müssen. Die Natur dieser Verwandtschaft zu bestimnien,
fällt jedoch schwer. Vor allem ist der Lautwert derselben nicht unbestritten ;
indes kann es als siclier gelten, dafs <=>A '"f^ lautet und der Stamm A mindestens
die Konsonanten dj enthält. Setiie will den letzteren Stamm als rfy' aufgefafst
WLssen, bringt aber für das doj^pelte _/ keinen anderen Beweis als den, dafs
die Formen dieses Verbums auf einen Stannn 111. inf. weisen, ein Umstand,
der sich indes auch anders erklären lälst. Wenn man nämlich das geschicht-
liche Verhältnis der beiden Stämme überblickt, so liegt die Vermutung nahe,
fhi/s A nur ein verstümmeltes <=>/\ darstellt. Es fehlt zwar an einer vollkommenefi
Analogie für ein solches Wegfallen des ersten Radikals (zu vergleichen wäre etwa
die \\ andhuig von rh zu ^), wohl aber ist derselbe lavitlich leicht zu motivieren.
Lautete beisjiielsweise die sogenannte Subjunktivfonn des Stammes rdj etwa
erdjöf, so ist es den ägyptischen Lautneigungen ebenso entsprechend, wenn sich
dies zu edjofnwX dann etwa d.jof, d. i. . abkürzte, wie wenn aus <ir>c:^sy[l ^©
regelreclit e-'^Aie wird. So wird aucli die Form AA verständlich, welche die
Stelle der reduplizierten Formen vertritt. Diese mufste stets den Vokal hinter
dem zweiten Konsonanten haben {n-dödef) und konnte daher den Anlaut besonders
früh verlieren. KK-s.^ ist also dd-f zu umschreiben. (Über das neuägypt.
s. unten.) Diese Sc[ireil)ung ist um nichts vcrscliicdcii von dem von Setiik L
ji 120 angeführten rrr^ u. ä. und iTdlt uns nur dcshnlli auf. weil sie auch
in späterer Zeit licilx'lialten wurde. Ks ist übriucns überhaupt Ixunerkenswert,
dafs der Stamm rdj nie mit ausyeschric^lxuiem d vorkommt, und zwar inn so nu'Iir.
als semitische Trans.skriptioueii für diesen, und nur für (besen Stauiui regehnäfsig
anstatt des zu erwartemlen - \ iehnelii' 'C liieteii. i'^s wäre jedneh wohl zu ^-e-
wai^t , auf ilieser ('rinidhiye für unseren Slanuu eine in keinem anderen äi;'\ p-
1901.] Franz V. Camce: Die Vorba des Gebens. / (
tischen Worte vorkommende Au.s.sprae]ie des 2. Radikals anzunehmen. Kher
wird die Schreibung A A aus dem ursprünglichen Mangel eines eigenen /ciclicns
für den Laut d zu erklären sein.
Der im vorstehenden dargelegten Anschauung von dem Verhältnisse iler
Stämme Rdj und Dj wird man jedoch wohl nicht ohne Grund entgegen Iialten,
(lals Formen des Verl )ums dj belegt sind, in wilrlim der Ton. dessen Einilufs
die Verkürzung des Stammes zu verdanken sein soll, gerade umgekehrt das r
geschützt hätte. So im Infinitiv 7'a'r^W und in der 3. Pers. m. s. Pseud. rödjew.
Indes darf man nicht vergessoni, eine wie wichtige Rolle die Analogiebildungen
zu allen Zeiten in der ägyptischen Formenlehre ges])ielt haben. Der Infinitiv
der Form nipe. nach wt-iclier auch das in Frage stellende r//)V/ ("^l gebildet ist.
gilt ohnelnn als wnhrselu'iidiehe Neubildung (Si;tiif. II. >j(17'.))'). Im Pseudu-
partizip aber mulste der Kinllul's der Analogie liesunders l'ülilliai- sein, da
aufser der 3. m. alle anderen Personen (1 s. und p. : '1 m. und f. s. und ]i.: M f.)
den Ton auf der zweiten Silbe hatten und sKinil das /• einbülsen mulsten.
Aufser j(Mien beiden Formen kommt nur ni>ch das »Partizi]!« T^i iiez. dessen
ägyptische Vorgänger in Betracht. Avelches uns alier. solange sein Aller nicht
erwiesen ist, keine Scliwierigkeit machen darf.
Eine wichtige Stütze füi' unsere Ansicht bietet ferner der Umstand, dafs
rdj am Irüliesteu und vollständigsten im Subjunktiv verschwindet. \\u die üe-
tonungs\crliältnisse dem Schwunde des Anlauts am günstigsten waren. Dagegen
konnnen die Formen rdj-jnf, rdj-hrf. rdj-k'f. rdj-tjfj nie ohne /• \uv. wie das
nicht anders zu erwarten ist. Denn, obzwar wir über ihre 15etonungs\crhält-
nisse niclits wissen (Ncrmutlieh \\ui'(len sie als je ■/.\\v\ \\ ('u'ter ausges])rochen|.
genügt ihr seltenes Vorkommen und der Nachdruck, mit dem sie im Satze
stehen, um sie vor jeder Verschleifung zu schützen.
S(miit stellt nur noch für die absonderliche neuägyptische Schreilumg im
Pscudopartizip eine Erklärung aus: und diesbezüglich scheint es mir am iiatür-
liehsten anzunehmen, dals im Neuägyptisehen auch die reduplizierte Tem|uis-
form AA diircii eine Analogiehildung ^Ai;'^ ersetzt wurde uml die heiliehallene
alte Schreibunu- sodann auf jedes döj angewendet wurde.
Es sei schliefslich darauf hingewiesen, dafs A in Texten des a. R. ("ifters
als Aiikürzim.t;- für A liez. <=>[\c^ aufzufassen sein dürfte, so insbesondere im
Titel A-^ sowie in den von .Setiii-: 11. 71'.) angeführten Inlinilivfoiinen ohne /
(z.B. LI). II. 22('v). Dies erklärt sich daraus, dafs das Zeichen ursprünglich
Ideogramm ist. wie es denn auch einmal (N. !")(), vergl. Sktiik II. Ji r))}?) für
V\ Q c 7"!/ >'•" stehen scheint.
') Die im Neiiägyptisciieii als Kdiijunktioii (licnciKlc Inlinitiv Uoiistniktidii hat viciicicijt dir
alte Form erhalten; spiicii iräfljc ('.').
78 F. Ll. Griffith: The Date of the Old Coptic Texts. [XXXIX. Band.
The Date of the Old Coptic Texts and their Relation to Christian
Coptic.
\W V. Lu Gkiffith.
/. Dcife.
1 he Statement is current among Egyptologists and Coptic soholars that the
known 0hl Coptic texts belong to tlie second Century a. d. By the kindness
of several Greek paheographers who have specially examined the evidence I
am enabh^d to oflcr mucli more accurate conclusions as to tlie ages of the dift'e-
rent texts.
Mr. Kenyon is not averse to dating the Horoscope even as early as !)5 a. d.,
and considers that tlie writing could hardly he as late as 155'). He also in-
fonns me that the Great Paris Magical Papyrus was attrihuted to the fourth
Century not ten years ago by M. Omont in his Facsimiles des plus anciens MSS.
(irccs, and that he himself could not place it before the end of the third Cen-
tury at oarliest. Hence there would be an interval of 150 to 250 years between
the two Old Coptic texts discussed in my foregoing article, a view borne out
by the fact that the language of the Horoscope seems the more. archaic. As
to the bilingual Gnostic Papyrus of Leyden and London, Mr. Kenyon, judging
by the Greek texts in it, attributes it to the third Century.
Prof. WiLCKEN, who has seen only the Horoscojae and the Paris Papyrus,
attributes the fornier to the tirst lialf. or perhaps the conimencement of the
second Century a.D.; the latter he attributes to the fourth Century, though not
without some reservation.
Mr. Greniell and Mr. Hunt say of the Gnostic Papyrus: »The London
portion (Hess, PI. IV) we sliould assign with confidence to the third centurj'
A. I». The second Century is out of the (piestion, and we do not think that
it is of tlie fourth Century. Tlie Leyden band (p. XVI, Leemans" facsimile)
represents a soniewhat earlier type Avhicli we should explain by supposing
that the third Century scribe cojned to a large extent the shajies of the letters
in his archetype which was probal)ly of the first Century a. d.«
There is thus ;i vcry close agreement l)etween the views of tlie leadiiig
palseogi-aphers as to the dating of the MSS.
') See ÄX. XXX VIII. 72, n.ite 1.
F. Ll. Griffith: Tlic Dale of tlie Old Coptic Texts. 79
2. Biah'd.
Prof. Erman, iZ. 18HH, 91/92, lias sIk.wh tli;i( tlic Old Cnptic trxts on
tlic lirst ]);iii'Os oC tlic Paris Pa])ynis iiiay lic diNidcd iiitn two scrics. tlic lirst
extciidiiiii' rrmu 15 tu Iv and contaiainy varimis iiicantatii)iis (o Ix- aci-diniianird
l)y cercmoiiios, (he sceond serics exteiuliiit;- Ironi L (o C^) and consisting' cliielly
of love-spells. On p. 106 he lias shown that tliere are im])oi-tant difTerences
ol' f)rtho.t;raphy, it' not of dialect , ol)serval)h> in the two series. 'i'lie h)ng love-
spell, L, is the only one that siiows correetions al)ove the line. and the.se,
as Erman notes on pj). 92'93, tlioui^h ehielly phonetie, are not unifnrm. Some-
tinies th(>y lean to one dialect, sometimes to anotlier. Witli reiiard to Erman's
niites ili. p. 107. Ave may observe that in -^c^ivnHOTffsc and t^CHT tlie ^j has
l)een inlluenced by the aspiratc l'nllowini;'. and may be elassed wilh tlicolher
vagaries of position for tlie aspirate. Tlie second ©^ in ocoot©^. Tkwt. may
be (lue to a similar cause; also cXtofs. meaning "steam« agrees with the Sa-
liidic form, in Kuue = s'inc : -xum.! , k seems to stand for ß (L. IIA W.)).
Ti» fix thi' relationship of tiiese texts to the various diah'cts of ("Iirisdan
Cnptic is extremely difficult. In tlie uncertain experimental (irt]i(>i;ra[)hy \ve
cannot depend on the tests of 's.iß-, e:i; »l:o; -g.:g^, ig: £'.^. The Old Coptic
lixts are sliort and obscurc so that we cannot expect to find in tlieni many
disfinct eines, and ölten the most iiromisinii' prove to be conti-adictory. 'I'lius
Ol and eviTOTT are forms surviving in Bolieiric. and they seem to lie older than
Sahidic o, e^e^.T: l)nt stränge to .say r-tr is the usuai form for »do tliem« in
demolic. showinii' no trace of tlie t. The demotic texts, perhaps. areiiiolher
dialects (the Akhm. is ecTC). wliilc o\. ^.^TOT in the Old Coptic Paris text are sti'ougly
in favour of connecting it with Bolieiric. Bvit in the ,same text (III, 4), we
liave a late form iic- for the conjunctive, wliich in Bohcirie prcserves the old
form iiTfc- {dnw. nti'-s. I.atc E,ii:A'pt. ^y 0 ). H is not likdy that tlic I>o-
lieiric dialect having oncc adojited iTc- went l)ack to the lull carly form. 'I'liis
text L, liowcvcr. seems to me more than strongly inlluenced by Bolieiric: thcrc
is appareutly a distinct attempt to render Boh. .4 by y^ and £ by •-, though
1. 4 sjiows a great confnsion of tliese aspirates. {-"iirther. in this text and
otliers of the .second group (L ro Q) there are many instances, either in the
correetions or otherwise, of final i; but »king« is nepo not noTpo. There is
110 trace of the Faiyumic ^ wliich is seen fuUy developcd in (he dcmotii' of
Kvi.\L\,'s Jlis/on'srhr FoiiKDi . and tlicrc is very little to connect any of the tcxis
with Akhmimic. 'I'lic first serics of the texts (B to K), as Prof. Kkman has
pointed out . is not far removed from Sahidic. The second series, thougli with
scveral distinctive Bolieiric features. is otherwise like Memphitic. Middle Egyp-
tiaii seems to he the safcst description for all the Paris text.
80 F. Ll. Griffith : The Date of the Old Coptic Texts. [XXXIX. Band.
The clialect of the Gnostic traiiscriptions seems in general near to tliat of
tlie second group of tlie Paris text. There Is again iio instancc of TV. for Sali.
p. \o. ^10 being the absohitc form of Sali. ^e-. Kg. mr ».suiKTintciidcnt«.
W'liothci- tho Akhmiinic .-ippriiraiKH' of tlio Iloroscope is nuicli inorc tliau
airliaio (^v for o. &. for e, &c.) is doulitful. Ajiart from ccrtaiii nrcliaisins it
has littlc that is cliaractcristically Aklimimic.
The (lemotic of the (Tiiostic pap_yi'i is writteii witli great frccdom from
arohai.sm and probably represents pretty closely the grammar of tlie foriimh.e.
.See. as pronouiiced by the magieian. The Century that may liave ehipsed ])e-
tween this demotie and the Paris f'optie text is ahno.st in itself suffieient to
explain the more modern style of the latter (nety^wq, &e.). Normal demotie
perhaps represents in general the populär lauguage of the Saite period (700
to 500 b. Chr.). In the Gnostic papyri we seem to have a special attempt to
foroe the demotie writing to express more eh)sely the greatly ehanged language
of Egyi)t. The result is exceedingly clumsy, as it eould not fail to be; but
presumably the Greek aiphabet had not as yet been properly adapted to the
expression of Egyptian, and the scribe ehose what was to him the easiest way
out of the diftieidty, one too that employed the old Egyiitian Avritiiig of his
own saered books.
"We may now elass the three Old t'optic papyri as foUows:
Probable Nearest equivaleiit , . ,
, . . ■ 1. , Ai)proxiiiiate riiite.
Speech -province. m later dialeets.
Bilingual Horoscope .... Thebes. Aklimimic. *)5— 130 a. d.
Old Coptic transcriptions in
Demotie -Greek Gnostic . Memphis? Middle Egyptian. 200 — 300 a. n.
Paris Mauical Memphis'? Middle Egyi>tian. 275 — 400 a. n.
5. Relation to Christimi Coptic.
The following remarks are intended ratlier to raise questions tlian to settle
ilirm. Christian Coptic lying outside iiiy own province of study.
The earliest MSS. of the Cojjtie versions in Aklimimic and Sahidie are
generally attributed to the tifth Century. Thougli A'arying in dialect. the diife-
rent versions agree in a clear and coiisistent system of rendering the .sounds
of the words. In this they present a strong contrast to the variable aiphabet
and ölten puzzled orthography ') of Old Coptic as exemplified even in the great
Magical Papyrus of Paris. With regard to the language. Old Coptic is füll of
archai.sms^) of Word and ex])ression which are not found in normal Coptic: it
') Especially when an aspirate occui-.s.
*) The pagan majjic papyri ])ut)li.slied hy Krman in the Urkunden of Berlin and di.scussed
in ÄZ. 1895, .50 shovv that the iise of certain old words (g^(i)fe ».send»; iirre "sleei)..) was iiiain-
tained in tlie formula; inany centuries after they were obsolete in the language. Hence there is
nr> need to believe that the monuments of Old Coptic represent precisely the vulgär spoken
language of their age.
IlHil.J F. Ll. Griffith: Tlic Dato of tlu- Ol.l Coptic Tfxts. 81
is also prartically froo fVom tlic (ircck Id.-m wonls wliicli iiliound in ilu- l;iltir.
E\iil('ntly tlic task wliirli tlic Cliristian translalors fultillcd was tu obtaiii a
uorkiin;- al|ilial)('t and ajiply it uiiilonnly in rcndcriiiL;' tlie scripturcs clcarly
intn tlic vul.ii'ar toni^'uc. Tliis tlicy did. castinu' aA\ay all tlie litcrary traditions
(iC iiayanisni, and lollowin«;- evcu sliadcs of local dialcct. liut, on tlic otlicr
liand, hoiTOwing treely Irom Grcok, tlic Standard languagc of Clinstiauity. Tlie
clioice of Groek words was oftcn dictatod by a praisewortliy dcsiro for cloarcr
expi'cssions and must havc becomc lialiitual ainongst religious mcn in ccHs and
monasteries , owin^' to tlicii- cdifyinu' cxcrciscs in convcrsatiou and discunrsc.
For attaining uniforniity in tlic Icngths of thc vowcls, guides would lic l'inind
in the steady gravc pronunciation of tlic cldcrs. cacli spcaking according to
iiis own dialect').
Bolicirio prcsents many carly lingnistic pcculiaritics. bat tlicrc sccm to
bc no old Boheiric MSS. in cxistcnce. Nonc of tlie Üld Co[>tic tcxts arc ]\n-
liciric, and tliough demotic shows many of tlic Boliciric arcliaisms 1 liavc not
yct noticcd any demotic tex twhicli liclonus to tliat dialect distinctivcly. Kuai.l
jias 2>uljli-''lied doeuments of thc tcntli Century in Boluüric, pcrliaps the earlicst
l?oheirie MSS. known, written purely in (ireck lett(M's without tli<' aid of thc
Coptic additional cliaracters, and exjiressing tiie peculiar Coptic souiuls ratlicr
clmnsily (iJfiWA. Rainer. Y 41). This might secni to indieate that even at tiiat
date the normal Coptic -writing was not yct adopted in thc Boheiric districl
(Alexandria?).
Mr. Kenyon has drawn niy attention to certain strong evidencc cullected
by historians of the Versions of the BiMc to prove that the Coptic versions
are to be dated very carly. Tills evidencc is as follows:
a) The rnles of St. Paclioniius. wiiich sliould date froni llic (nnrtli Century.
cnjoiii upon the mtmks, who wei-e in general Ignorant nien, the study of thc
scrijitures. implying that these were to be read in a language which they e(nild
nnilerstand.
/;) It is pretty clear that the Apoealypse was not orlginally included in
tlie Boheirie New Testament. This fact points to the Boheiric version liavin«'
been made before the end of the third centnry, while the genuineness of the
Apoealypse was still (juestioned. In the beginning of the third centnry Origen
and Clement, both of Alexandria, a city that eannf)t havc failcd \n inthience
the Boheiric Version in particular, accepted that genuineness fully.
') On retiirning iny co|iv of the Horoscope, Mr. Crum remarketl : "Wliat strikcs nie in llirsc
texts is not their likenes.s to Coptic, t)ut tlieir extreme unlikeness, wliile MSS. of normal t'optic
are dateable .so soon after. Truly there mii.st have been powerful minds at werk to transfonn
the language so tlioroiighly." While agreeing witii Mr. Crum's suggestive remark, I am inclined
to think that it was not the original writings of literary men producing original modos of ex-
pression that transformed the literary language, but rather a painstaking and enlightened adhcrence
to the vulgär tongue by translators with some literary sense and feeling for i)ers])icuity.
Zeitschr. f. .y^ypt. Spr., XXXIX. Band. 1901. H
82 V. I.I.. GuiiFmi: Tlie Dale oC llie OKI Coiitic TexUs. [XXXIX. Vy.uu
c) Tlie Sahidic texts are less piu-e tlian the Boheiric, but that may ratlicr
l>c a sii«-n tliat tlicy an- ol" still c-irlicr (!;itc. Tlic Saliidic version of tlic Old
'l\'staiiii'nt soeiiis cspccially (iM: juduiiiti' liy its pre-Orii;oni;ni toxt oC Joli it
sliould not be latcr tlian thc luiddk' oC tlic third centm-y. ;iiid sliould prolmlily
be earlicr.
Can tlic tlicory eil" tlic carly datc ol' tlic ('oj)tlc vcr.sioiis lic rccoiicn<'d Avitli
llic ovcrlapping- datc of thc Old Coptic tcxts? Tlic Old Co])tic tcxts in tlic
Paris Papyrus, datins from the cnd of tli(> tliird cciitury or probal)ly latcr.
were evidcntlv writtoii by a »g'ood scribc« if not a »Icarned maii" . yct tlic
aiphabet and orthournjihy arc still chnnsy. It secnis sonicwliat iinprobablc that
tlie Coptic alphabct and the vcrsiuns of thc Biblc sliould alrcady havc ln'cn
perfcctcd. thous'h possibly roughcr and ill-s[)clt vcrsions werc current at tliis
tinic. As to deniotic also, the causes that ultiniately brought about its cx-
tiiu'tion wcrc doubtless the sprcad of Greek and the attainnient of a very con-
venicnt aljihabet for Egyptian. Demotic writing .survived tili the end of the
riftli Century (a. 11)2 of the era of Dioclctian)'). at least in the holy Island of
Phihe, but probably it had (piitc disappeared from Egypt wlien the deeree
of Theodosius in )571) drovc the ])rofession of paganism beyond the liorders
of liis empire. Tlii' latcst dciiKitic writing as yct known from Egypt (exclusive
f)f Philae), seems to be thc (uiostic bilingual papyrus. Tliis we liave seen to
belong to the third Century. As the same handwriting and a similar text appear
on the back of the Kufi fable jiapyrns, thc Kufi is probably not nmch oldcr
tlian thc Gnostic bilingual. Thus we miglit be justitied in suspecting that
Coptic writing and the Coptic versions of the Bible were brought to perfection
only carly in the fourth Century. But in view of Mr. Kexyon's warning as
to the prol)ability of an earlier date. we may suppose that paganism exertcd
so strong a conservative intluenee both on the writing and on the literary
language that wliile Christians wrote Christian Co])tic on an excelleiit system,
the pagans of Egypt continucd in their clumsy literary traditions for a Century
or two longer.
We may probably add that the Standards of Coptic literary speech were
fixed ]iy thc dialccts current from thc tinics wlicn the Biblical versions were
madc down to thc timc of thc Arab iiivasion. Soon al'ter thc lattcr epoeh all
real growth of the literary language may hc su])]K)scd to have ccascd").
') Brugsch, Th>-s. lOOa.
l;ti>l.j Miscellen. 83
Miscellen.
l)cv (Jr.-ibstein des syrisclien vSöldncrs. — Bei der Besprccliuiit;' des
tiniLsteins des .syri.sclu'ii Sölducrs, Berl. Museum 141 '2 '2 . hat Ekman, ÄZ. 18*.)8
S. 12'.), fLii- die Art des 'rrinkcns mittels eiues Sfliillrohres auf die vou Xeno-
|>!iiin IV 5, 27 hesclirieliene Sitte eines armeniselien Volksstaiinnrs Iiinycwiescu.
der seinen x.pi^ivov oivov aucli mittels solelier v.a.}^a.\j.ci zu schlürfen gewohnt war.
Es giebt für diese Sitte noch ein weiteres Zeugnis, das uns zeigt, dafs wir ihr
über Syrien und das südliche Kleinasien hinaus imcli eine beiU'utench' räuniliclie
Ausdehnung zugestehen müssen.
Athenäus X, 447i zitiert bei Erwähnung des tliraldschen Bieres zwei Verse
des Arehiloehos. die folgendermafsen lauten:
uxTTrep TTocp' dCXü) ßpvrov >i 0pi]i^ dv/ip
VI ^pv^ ^y-^^^) y-yß^oc ^' i]v TrovsviJLsr/i.
Über den schlimmen Inhalt vergleiche man U. von Wilamowitz-Moellendokff,
Hermes XXXIII S. ')ir). Für die Betraclitung des Reliefs und für die Bestim-
nnnig der Herkunft des 'i'erura ist es von Wichtigkeit, dafs wir aus den \'ersen
ersehen, dafs es zur Zeit des Arehiloehos nodi eine bei den Thrakern und Plu-ygern,
also den Bewohnern der nördlichen und östlichen Küste des Agäisclien Meeres,
uanz geläufige Sitte war. das Bier so zu trinken, wie es der Söldner auf dem
IJelief aus der Zeit Ameno])his" W . thut. Die (iründe werden überall dieselljcn
L;<'wesen sein, wie bei den Armeniern Xenoi>hons. Da Xenoplion. der doch
lange im vorderen Kleinasien Kriegsdienste gethan und Phryger und 'l'hraker
aus näch.ster Nähe kennen gelernt hat, die bei den Armeniern beobachtete Sitte
als besonders auffällig beschreibt, mufs zu seiner Zeit bei den Thrakern uiul
Phrygern diese Art zu trinken nicht mehr anzutreffen gcAvesen sein. Beide \'ölker
liatten den Einflufs der nahen griechischen Kidtur erfahren und gelernt . einen
besseren Stoff' herzustellen , in dem keine Gerstenkörner mehr herumschwanunen:
und mit der Ursache war auch die Folge, der Gebravu'h des Rohres, geschwunden.
Zur Zeit des Arehiloehos und noch mehr zur Zeit Amenophis" W . wird aber das
Scidlfrohr noch bei allen Gelagen der um das Ag'"i''<C'l'C Meer herum wohnenden
Barbarenstämme zu finden gewesen sein. 0. Riiucnsoun.
Das Zeichen für diiidi »verl) i nden «. — \\\v iiaben uns gewöhnt, als
Wortzeichen für diitiji »vereinigen o. ä.« ein wunderiielies Gebilde zu gelirauelieu,
(las aus zwei in einen Ring gesteckten (ieifseln besteht: t^ . Es ist nicht
recht ersichtlich, warum die Erfinder der Schrift, um den einfachen BegrilV
darzustellen, zu einer solchen, doch zum mindesten recht weit hergeholten
11*
84
Miscellen.
[XXXIX. Band.
S_\Tnbolik gegriflFen haben sollen, deren Erklärung übrigens, soviel ich weifs,
liislKT noch niemand versuclit hat').
Kin Blick auf die ältere Form de.s Zeichen.s giebt un.s niclit nur die .sehr
einfaclio Erklärung der Entsteluuig unseres Zeichens, sondern aucli der Grund-
bedeutung des Wortstammes dmdl. Im Gralx' des ^=ü(| i» Saijciara sielit das
Zeichen in der Gruppe c^>^v /^ .so aus:
Es sind deutlicli zwei Zeugstreifen, die mit dem einen Ende aneinander ge-
knotet sind. Dals der Knoten recht schematiscli gezeichnet ist, kann den nicht
verwundern, der einmal selbst versuclit hat, einen Knoten aus dem Kopf zu
zeichnen"). Alle charakteristischen Teile des Knotens sind aber vorhanden,
und auch der freie Teil der Zeugstreifen ist gut wiedergegeben.
Damit ist die Erklärung des Zeichens gegeben und gezeigt, dafs der Stamm
dmät wohl wörtlich mit »verbinden« zu übersetzen sein dürfte. Das uns
gelänfige Zeichen /^ , das auch die Ägypter selbst später gebrauchen , ist
nichts als ein Milsverständnis der richtiaen alten Form. Heinrich Schäfer.
Sclilangenöl, Pap. Ebers GG, 1. — An der bezeichneten Stelle Hndet sich
o"^ ö °^L ^^^ "^ ^^'^ Haarwuchs- oder Haarfärbemittel. Dieses
3Iedikament ist noch in ri)n el Bitars AN'erk Djaini el Mufridat in Kapitel 960
als oLJ. ^■:> erhalten. Es werden 15 bis 20 schwarze Schlangen in 4 Y2 Pfund
Sesam- oder Olivenöl gekoclit. Dies gilt als vorzügliches Mittel zur Verschöne-
rung der Haare und zur Beförderung ihres Wuchses. Zu dieser Identität des
ägyptisclien und aral)isclien Rezeptes ist wohl jedcM- weitere Komiut'ntar uniK'itig.
Schon Ster.v setzte ülirigens in seinem Glossar Q Ij^ = ^'rV=^-
Oefei,e.
') Man hat wohl imklnr au ein Symbol der Vereinigung der beiden Länder o. ä. gedacht.
") Ks ist nicht der Ivnoten dargestellt, der entsteht, wenn man die beiden zu knotenden
Enden parallel nebeneinander gelegt verknotet, sondern der
andere, bei dein man die beiden Enden kreuzweise übereinander
legt, umeinander herumschlingt und dann verknotet. — Dieser
Knoten ist in älterer Zeit ein beliebtes Amulett oder Abzeichen.
Die Leute tragen ihn, vielleicht aus Knochen oder Stein nach-
gebildet, an einer Schnur odei' einer Perlenkette lun den Hals.
<•.. , o.'i'i T /' • 1 n 1 , Der Knoten wird dabin oft recht stark stilisiert und ist manchmal
liKlrriTH, rtaltli. I (irau dcM rcliL*iiiika.
T»r. XVI. Bcrliu U20. kaum nocl; ."ds solcher erkennbar.
1901.] Miscellen. 85
Zur Hh-sd-Fva.s:o. — Auf einer Ushehtistatuette in der sehönen Leidener
Saniniluiin- (P Uli li;il)c ich ciucn 'i'ilcl yctuiidcii. der für die //A-,vV/-I'"r;i,ni' niclit
(iline W'iclitii^keit ist. Der 3I;iiiu \\;ir:
also: "Vorstelier der Arlx'iteii im ///>-«/- Hause, im Palast des Köiii.nsliauses«.
Daraus ersieht mau. dals eiue Halle t'üi' die IJIi-. sä -Feste .sich im Kiinig'spalast
belaud — • Avieder eiu deutliidies Zeichen, dals das Fest sich pers()nlic]i auf
den Köni.iJ' bezieht. J.vmes Henuv Bre.\stei>.
Die königlichen Totenoi)fer. DaCs der König einen Teil der iiir die
vornehmen Hoflente bestimmten Oi)lergaben, sowie auch der Ausstattung des
Grabes liefert, ist wohl allgemein anerkannt. Seit längerer Zeil habe leii die
Beispiele von dieser Sitte gesanuuelt. die ziemUcdi häufig sind. Da ieli noch
nicht die Zeit finde, dieselben zu l)earbeiteu, möclite ich doeli wenigstens hier
ein sehr interessantes Beispiel verölVentlichen, das ich neulich auf einer Stele
in Leiden (V 1) gefunden habe. Unter den Epitheta des Verstorlieneu findest
sich folgendes:
»Welcher veranlafst, dafs darn-e])raclit werden die Gottesopfer den (Jüttern,
und die Totenopfer den Seligen, dui-cli dm Befehl des ITorus, des Herrn ih's
Palastes (d.h. des Königs)« . Der Mann war n\ 2ti , und v(>rfü,nte desliaili
über die 'i'dtenopfer : er hiels Sljip-ili- !{<' -'^iih und lebte uutei' Aineneinhet IV.,
dessen Name oben auf der St(de steht'). J.x.mes IIknky Bkeastkd.
Zu \Vestc.\r 11, 1 )^ — An dieser St(dle lesen wir nach Ekman, dals die (Jötter,
nachdem sie die Reddedet von ihren drei Söhnen entbunden haben, ein Wunder
für die Neugeborenen thuii, indem sie ^ %>^ ^ i1 1 1 ^^3:7 5^ "f"i P "l<''"'.-'i'"'"'
Götterkronen" scIialTen, die sie im Korn verstecken. Das Zeichen, in dem
Erm.vn Reste der Grup[)e für 111 /.u erkennen glaid)(e. [^^I ist in Wahriieit
nichts anderes als die Zahl ' " 1, iJ, die z.B. ebenda in Zeile t) (vergl. auch '.). Kl)
das i-leiche Ausselien hat. Ks sind also einfach »drei Königskronen«, die die
Götter liir die drei Sühne <les Re, die später K('Miige von .\g\pten werden
sollten. i;-eschatTen haben. Setiie.
Der Lautwertli A° = nemt (ÄZ. XXXVIII, r)6) ist nicht neu. Gf 'i\SBA.
Vm, 301); BuDGE, B. of the D. Vocabul. p. 170. K. '1'.
') Erlaubnis, die.se liciilcn .\us/,iV;;<' /u vciötrciitliclicii, viTilinikr icli ilci- (Üitc d.'s Dircktur.-
ilt'i' Leidener Sainniliing, Dr. Pi-kytk.
8fi Miscellen. [XXXIX. Band.
Addenda to the Commentary on Old Coptlc Texts in ÄZ. XXXVIII. — p.80.
Iloroseope V. D. -oeq cnn Iianlly lie »in Iiis timc» wliicli is n pe-f hf,
llKliam.. IV. 1.
p. 92. nf70\. Tßt^wßx. The dcniotic wonls arc alrcady treatod iu Bi!., Wth.
Siipp/. l\7i). 1224. For Pshoy see also Svi-eüelberg, Agi/pt. u. (/riech. Eigeniiainen^
pj). 'ü*. 'iS*: for Tshapslus il). p. 34*, 2ai\i/iu-: p. 4ö*. no. 315 Se-^i?.
p. 513. ops". Spiegelbeeg, in P<SjBj4. XXIII will i^ive tlic oorrect intiTprcta-
tion of tlie passa,i>-e in 11 Khain.. showing that iiimi is not a(lvL'rl)inl. 'riicrc is
tlieirlbro no jnstilicntion for taking op«? as adverlnal. F. Ll. (huFinii.
The old magical te.vts of Paris {AZ. XXXVlll p. 8a seq.). — Dr. Wesskly lias
boen so good as to send me a reprint froni tlie Jahresher. d. k. k. Staatsgymnasiums,
Hernais, 1888/89, of an article previously unknown to me (entitled: Zu den
griech. Pap. des Louvre und d. Bihl. Nat.) in which he gave a new eoUation of
the Paris MS. There are several points of interest in the readiiigs of tlie
O.e. portion. The foUowing are perhaps tlie niost notable:
At the end of Text C , ^ i. e. x-owov.
F. Tiie first word is now read Hce: »Isis is Coming, the bride (?) being«.
'l'iiis agrees with Revillout's reading and is very probable, though ncT- foUowing
is stränge. «yoT I suspect to be a word for »bride« or »girl«.
1. 4'.). ecAiOTc', for ccmout. "Wessei.y's former reading.
(). 1.25. eAiiiceVi at end.
(}. 1. 33. The reading ^chh is given n]).
1. 3'). n€C5(|^oir.
1. 37. ncTecueTJ opo (1. epoq?).
In one or two cases Wessely's readings are contradicted by Eeman's photo-
grapliic iaesimile; there is evidently more still to be done by collation of the
original. F. Fl. Griffith.
Eine Weiliniig des llyksos A]>opliis. — Zn den bei Petkie, Ilistory I
p. 241. 242 neuerdings zusammengestellten wenigen Spuren der Apo})liiskönige
läl'st sich noch eine fügen, die meines Wissens bisher übersehen Avar.
In (Irr Kryptc Nr. 4 von Dcnderali wurden einst, wie die Bilder ln'i
Makiette, Denderah III. 41 lehren, luiter anderen 'I'enipelschätzen aucli sechs
kostbare Sistren aufbewahrt. Während fünf derselben die Form M haben, hat
das sechste die Form S, nur dals die klirrenden Drähte auf dem Bilde feiilen. Fs
bestand aus Holz und Gold und war 1 File. 3 Palmen und 2 Finger hoch, wie
das die Ül)er.schrift \\ angielit. Eine weitere Beisclirift, die innerhalb
des Bügels steht und (IqA lautet, kann man nicht wohl anders als auf den
Namen des Stifters, also auf einen Apophis. deuten. An und für sich kann
dieser A])Opliis natürlich .■lueh ein äi^ypt ischer Privatmann sein, denn der Name
1901.1 Misrpllfii. S7
ist rein fiijA'ptisch und findet .--icli l)(k;iiiiit<Tiu;i(spn auch \(ir der 11\ ks(i>/c:i :
iinincrliiii ist os luiii'U'ich \vnlirsclicinliclicr. dals ein solclios Slück. das man
iiacli .Talirtauscnden iioi-li im 'l"ciiij)rlscliat/. Ix'wahrt hat. das ^^'('illl;■('S(•ll(•ldv
eines alten Köiii^'s ist.
Es ist das wi(>der eine ihmic üestätiyuii!.;- dafür, dals die späteren llyl^sos-
köniiic sieh (h'in Ai^yptertuine an,n('[ialst Iiatten. Aixu.f Eijman.
Zu ^«yHp >'Zii Seliiff fahren«. — In meiner Arbeit üher das äiiyjjtisehe
Verlmm (II § fifiH) habe ieh die Vermutunii- avisges^iroelien . dals die >inver-
änderlichen koptischen Iniinitive mit dem Vokal h nach dem zweiten Kadikal
vielleicht alle unägyptisch seien, da keins von den betreuenden Verben l)is-
lier altägyptisch nachgewiesen sei. Dieser Bemerkung tritt nun Si'n'.ciKLUEiu;
(Sphinx IV 227) mit dem Hinweis entgegen, dafs sich das Verbnm ctTHp »zu
Schill" fahren« nicht nur im Demotischen, was nichts beweisen würde, .sondern
bereits im m. R. in der Geschichte des Sinuhe (Z. 271) als 1 ^ ;^^ linde.
Dieses angebliche Prototyp zu cs'np beruht aber nur auf einer falschen Trans-
scri])tii>n des Hieratischen; die voii Spiegelbekg ^ gelesene (irupjic ist in
Wahrheit, wie es bereits Erman in seiner Bearbeitung für das AVörterliuch
uetlian liat, rm^ zu lesen und die ganze Stelle so zu uniselireil)en: ^^^
\ °n r^ r~cvf, r^Y n % »stromab fahrt die Südkrone (k/n'—.i), stromauf
lahrt die Nordkrone (?«;^-.v)«'). Sethe.
Wann starb das Koptische a>is? — The Revd. l)Avm Strang of the
American Mission at Beni Suef informs nie that when he first came td Ihis
cduntry, 30 years ago, Co[itic had Ix'en sjxiken in Upper P^gypl witliin the
memory of men then living. In jiarticular, a certain Jam Estephanios, an nid
man of (^)ns. i-emembered hearing as a l>oy Ins parents and a few otlier nid
peiil)le in Qus and Na([ada converse togetluM- in Coptic. And this districl nf
(}\is and Na([ada Jam beiieved to have been the very last in which Coptic
survived"). J. E. Quibell.
Die ^\■ irkunii' der Skaraliäen mit einem Kr<d<odil und einer Hand. —
In dem von Erman vor kTirzem herausgegebenen Berliner Papyrus mit den
..Za\d)ersprüclien für Mutter und Kind« soll der Sprucli P. gesprocheji wei'den:
ȟber Kugeln von Gold, Ringen von Amethy.st, einem Siegel, einem Krokodil
') Für die Worte kme-x und jn/i-s vcikI. Siiaki'e. Eg. inscr. 1 79, 6 (in. R.) LI). III. IS Z. 1
(n. R.). nie gleiolie .Vbleitung mittels de.s Suffixes .? zeigt auch der Name des .Scepters kr-s
?A nli^ Pyr. N. •J91ir. (nach den Abklatschen berichtigt), var. S^nil Stkindorff, Grabfunde
1 17, das offenbar von dem Namen des Gottes Horus gebildet ist.
^) 1 have also heard an imiependent statement that there is a village near (Jus wlicre broken
Coptic is still spoken. This is very doubtful: 1 am trying to check it.
88 Miscellen. — Erschienene Schriften. [XXXIX. Band.
und einer Hand«. Man zieht sie auf einen feinen Faden und legt sie als Amulett
(loni Kinde um den Hals.
AVonn unter den Amuletten hier ein Krokodil uiul eine Ihind vorkommen,
so erinnert das an Skarahäen wie der hierneben nacli dem Exemplar Berlin 1H17B
abüehildete. Auf diesen findet sich ebenfalls' ein Krokodil mid eine
Hand, anfserdem aber noch ein dem Bcs älinlich sehender Dämon
mit einer Keule. Vielleicht ist das ein guter, den 3Iensc]u^n freund-
liclier Geist, der die bösen Geister vertreibt.
Ein Zusammenhang zwischen dem Skarabäus imd dem Text ist nicht zu
leugnen, ^^"ir liaben also damit auch die Bestimmung dieser Skarabcäen. Denn
der Spruch soll Ja folgende Wirkung haben:
zu lallen und zu vertreiben diese . . . ., den Leib zu erw<ärmen,
zu fallen diesen Feind und diese Feindin aus dem Totenreich.
Solch ein Skarabäus, wie der abgebildete, soll also gewifs vor dem bös-
artiü'eii Finthil's der Geister Verstorbener schützen.
Ob es möglich ist, die Ähnlichkeit dadurch noch gröfser zu machen, dafs
man Q ^ '^ Pj^^^^^^ übersetzt: »ein Krokodil -Hand -Siegel«, also »ein Siegel
mit einem Krokodil und einer Hand«, wage ich nicht zu entscheiden.
In Spruch Q. kommt ein Q ' vor. und auch dies hat sein Analogon
unter den erhaltenen Skarab.äen. Denn ich glaube mich zu entsinnen, einen
Skarabäus gesehen zu haben, der auf der Siegelfläche nur eine Hand in der
Haltung der auf dem obis:en Skarabäus dargestellten trug. H. Schäfer.
Er seh ienene Schrift en.
K. BjT>deker, .\gy|)ten, Handbuch für Rei.sende. .Mit SfJ Karten und l'läiicn, ö.') (ii-iiiidrissen
und 58 Vignetten. Fünfte Auflage. Leipzig 1902.
F. Ballerini, Le Tribi'i Noinadi della Falestina e del Sinai secondo le ineniorie dcH' l'>gllto an-
tico (Bessarione, vol. IX p. 61. 197. 345). Rom 1901.
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Berlin, uedn.ckl in d,T Itc-idisdnu-kiTci.
BoRCHARDT u. Schäfer: Bericht über d. Ausgrab. b. Ahusir. [XXXIX. Band. 1901.] 91
Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen bei Abusir
im Winter 1900/1901.
Von Ludwig Bokchakdt und Hkinkicu Schäfek.
Abb. 1.
Das von König Ne-woscr-re^ bei Abusir erbaute Ref-Heiligtum nacli den Ausgrabungen 1898 — 1901').
Uie im Jahre 1898 bei »Pyramide 15« des LEPsicsschen Planes begonnenen
Ausgrabungen des Berliner Museums, über deren Fortsehritte an dieser Stelle
bereits zweimal") berichtet worden ist, wurden im Jahre 1901 mit einer dritten
Kampagne beendet, für die wiederum Ilr. Dr. v. Bissing in dankenswertester
Weise die Mittel gewährt hat.
') In obenstehender Lageskizze (vergl. aiicli die früher veröffentlichten) sind die sicher
ermittelten Gebäudeteile schraffiert. ') Siehe ÄZ. 1899, S. Iff.; 1900, S. 94 ff.
Zeitschr. f. Äaypt. Spr.. XXXIX. Hand. l'Ml. 13
92
BoRi HAnor u. Schäfer: Bericht üb. d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXIX. Band.
Die liinzuijekommenen neuen Ergebnisse sollen lii(>r in Kürze erwähnt
venli^n :
Alhjeiiii'ine Anlayr. Das Innere des Hofes in der grofsen Umfassungsmauer ist
luuunelir ganz ausgeräimit worden und die Anlage der Baulichkeiten darin jetzt mit
völliger Sicherheit ermittelt. Der Gang hinter der »südlichen Kapelle«, welcher
gerade auf den Obelisken zuläuft, dringt in das Massiv des Obeliskenunterbaues
ein . wie das schon die vorjälirige Ausgrabung zur Gewifsheit gemacht hatte,
ohne dafs damals die Zeit ausgereicht hätte, die gefundene Spur weit genug zu
verfolgen. Lanii'sani ansteigend, wendet sich der Gang (vergl. die Planskizze),
sobald er die Untermauerung
des eigentlichen Obelisken er-
reicht hat, in rechtem Winkel
nach Westen und steigt dann
bis zum Ende der Obelisken-
untermauerung weiter an, wen-
det sich darauf scharf nach
Norden und so fort, bis er auf
der Nordseite des Baues nicht
mehr weiter A'erfolgt werden
kann . da der 01)eliskenunter-
bau nicht hoch genug erhalten
ist. Nach den als wahrschein-
lich anzunehmenden Höhenver-
Iiältnissen des Obelisken zu
vu-teilen, scheint sich der Gang
zweimal um den Mauerkern
unter dem eigentlichen Obelis-
ken herumgewunden zu haben,
bevor er auf die Plattform des
Unterbaues austrat (s. Abb. 2
und :\).
Die »südliche Kapelle« be-
steht nur aus dem einen, schon
im vergangenen Jahre freige-
legten Räume, den nach Osten zu eine dicke Mauer abschliefst, in deren Mitte
eine grofse mit Granit eingefafste Thür lag. Vor dieser Thür, den Zugang
flankierend, standen in Trögen, die in das Pflaster eingelassen sind, zwei aus
je drei Blöcken zusammengesetzte unbescliriebene, wohl noch unfertige Granit-
stelen, und vor diesen je ein in dfu Boden gesenktes rundes Kalksteinbecken
desselben Modells, wie die im Vorjahre vor der Nordseite des Obelisken') ge-
Abb. 2.
Eingang in den Obeliskenunterbau, von Süden aus.
') Vergl. ÄZ. 1901, S. 9(i.
1901.]
BoRCHARDi' U.Schäfer: Bericht üb. d. Ausgrabungen b. Abusir.
93
fundenen. Nur waren bei diesen beiden die drei Zuflufslöt-lier bereits vor
dem Versetzen durch eingepafste Kalksteinstücke verstopft worden. Es liegt
nahe, anzunehmen, dafs dies die Becken w;iicn. in (leiun die Fufswaschung
lies Königs beim Jubiläum vorgenommen wurde, wie sie auf einigen der ge-
fundenen Reliefs') dargestellt ist. Dies führt weiter zu der von Prof. Furtwängler
bei seiner Anwesenheit in unseren Grabungen ausgesprochenen Vernuitung, dafs
die »südliche Kajjelle« nur ein bei der Jubiläumsfeier zu benutzender Ankleide-
raum tür den König gewesen sei. Die hier gefundenen Reliefs würden dieser
Annahme nicht widersprechen.
Die Ausdehnung der Magazinreihe auf der Nordseite der Anlaye liels •^icji
in dieser Ausgrabungsperiode
ganz scharf bestimmen. Der [ ' HHK
Magazinbau hatte an seinem
Westende eine Zugangsthüi-.
Die einzelnen Räume selbst
waren , wie der Befund an
einer Stelle klar zeigte, durch
eingebaute gi'ofse Kalkstein-
l'latten horizontal in zwei
Fächer geteilt.
Von dem kleinen Schlacht-
hofe, der hinter den Magazinen
v(ir der Nordseite des Obelis-
ken lag. fand sich niu- noch
ein weiteres Becken, also im
ganzen sieben, und ein einziges
Kinnenstück, aber auch dieses
nicht mehr in seiner Lage.
Über den Zusammenhang
der Rinnen des gTolsenSchlacht-
Iiiifes mit den Alabasterbecken
gab ein erneuertes Nivellement
Aufschlufs. Die Becken sind
wold nur zur Aufnahme der
von der Schlachthoftläche ab-
laufenden Flüssigkeiten bestimmt. ."Merkwürdigerweise haben die Bocken selbst
keinen AusfluTs; sie mufsten also ausgeschöpft werden.
Der Grundrifs des Eingangs wurde durch eingehendere Untersuclnmg des
T'nterpflasters etwas modifiziert. Die dort im ersten Jahre gefundenen Säulen-
fnigmente sind vermutlich nur dahin verscldepjit worden. .Sie dürften eher
AOL J.
Westlicher Lauf des Ganges im Obelisltenuntcrl)au. von Süden aus.
') Vergl. ÄZ. 1899, Taf. 1 und ÄZ. 1901, S.97.
94 BoRCHARUT u. Schäfer: Bericht üb. d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXIX. Band.
von der Anlage um den Alaba.steraltar herrühren und vielleicht zu den in
einer der Bauin.scliriften erwälinton. HD "^"^^ lQ[ genannten Zieraten gehören.
Aulserhalb der Umlassungsmauern .sind wiclitige Planänderungen zu ver-
zeichnen: es konnte Klarheit über die Anlage des zum greisen Teile künst-
lich aufgeschütteten Hügels geschaffen werden. Die ganze Nordseite und die
Ostseite zur Hälfte fallen mit einer hohen, ziemlich steilen Futtermauer aus
rohen gelben Kalksteinblöcken gegen das Thal ab. Hinter dieser Kalkstein-
futtermauer liegt eine ältere Ziegelfuttennauer, von der wir weiter unten aus-
fuhrlicher sprechen werden. Die südliche Hälfte der Ostseite des Hügels
steigt in drei Terrassen an, die durch entsprechend niedrigere Kalkstein-
futtermauern begrenzt werden. Die Süd- und Westseite des Hügels, die
gegen die höher liegende Wüste zu verlaufen, bedurften keiner künstlichen
Sicherungen.
Vom Hügel aus führt vor dem Portal ein mäfsig geneigter Aufweg schnur-
gerade in die Stadt hinab. Im Innern aus gelbem Kalkstein, ist er oben und
an den Seitenböschungen mit gutem weifsen Turrakalkstein verkleidet gewesen;
starke, über mannshohe Mauern fafsten die in der Mitte des Aufweges zum
Heiligtum hinaufführende Strafse ein.
Von der Stadt, auf die sich die Grabung nicht ausdehnte, wurde nur die
tief unter dem Sande noch recht gut stehende Umfassungsmauer aus grofsen
Aveifsen Kalksteinquadern an zwei Stellen freigelegt, so dafs über die Breiten-
ausdelmung des Stadtgebiets nun kein Zweifel mehr bleibt.
Aus dem am Fufse des Aufwegs sichtbar gewesenen Haufen von gelbem
Kalkstein, dem »Tempel im Thale« des ersten Berichts'), entwickelte sich bei
der Nachgrabung ein noch recht hoch anstehender Portalbau. Von drei Seiten
aus ist dieses bisher in der ägyptischen Baugeschichte ganz vereinzelt da-
stehende Thorgebäude zugänglich. Jede der drei Eingangsfronten hat in ihrer
Mitte eine hinter die Flucht zurücksjoringende Halle mit Säulenstellung. Durch
diese Vorhallen gelangt man zu den drei Thoren, die entweder geradezu —
beim Mitteleingang — oder auf kleinen Umwegen — bei den Seiteneingängen —
vor das eigentliche Hauptportal führen, hinter dem der Aufweg ansteigt. Im
Innern des Nordtlügels des Portalbaues führte eine in ihren unteren Stufen
noch gut erhaltene Treppe auf das Dach. Der ganze Portalbau war von einer
niedrigen Brüstung umgeben und so von der Stadt, in der er liegt, wenigstens
in der Idee abgeschlossen.
Ein weiteres überraschendes Ergebnis brachte der Zufall. Beim Suchen
nach der von uns angenommenen Futtermauer auf der Südseite des Hügels
stiefsen die Arbeiter auf merkwürdig verlaufende Ziegelmauern, die nach voll-
endeter Ausgi-abung den Unterbau eines etwa 30 m langen Schiffes darstellten,
das genau von Ost nach West orientiert war.
') Siehe ÄZ. 1899, S.S.
1901.1
BoRCHARnr u. Schäker: Bericht üb. d. .\iiss;rabiiiigen b. Abiisir.
95
Sjmreu von vermor-schtein Holze zeigten , dafs auf diesem Unterbau einst ein
vollständige.s Scliift" sich erhob. 3Ian wird wold kaum fehl gehen, wenn man
hierin die Nachbildung eines der beiden Sonnenschifte erblickt, vdii denen die
religiöse Litteratur der alten Ägj'pter zu berichten weifs, und tue wohl im
Kult des Sonnengottes bei allerhand Zeremonien eine grofse Rolle gespielt
haben. Sonden nacli dem zweiten, das mit grofser Wahrscheiulicldicir auch
bei unserem Heiligt um anzunehmen sein dürfte, blieben ei-lulüln>,.
Abb. 4.
Zieselunterbau des Sonnenschill'es, voti Westen aus gesellen.
Koiu^trulilonen. Die in den frülieren Bericliteu angeführten Konstruktiouen
haben sich auch dieses Jahr wieder gefunden, daneben aber auch einige neue,
so vor allen Dingen die Einzellieiten des Ganges im Obeliskemmterbau. liier
scheint der erste Teil bis zu dem Knick nach Westen mit den zu falschen
Gewölben ausgeschnittenen Deckenbalken überdaciit gewesen zu sein, von denen
der erste Bericlit sprach.') Die anderen Läufe des ansteigenden Ganges waren
mit A-erhältnismäfsig schmalen, aber ü])er 2 m liohen Blöcken mit gerader in
der Neigung des Ganges ansteigender Untertläche gedeckt. Ein solcher Riesen-
block mit Sternenornamenten auf der Unterseite hat sich noch gefunden. Man
') ÄZ. 1899, S. 83.
96
BoRCBARDT u. ScHÄFER: Bei'iclit üb. d. Ausgrabungen h. Abusir. [XXXIX. Band.
kann sein Gewicht auf etwa 12 t schätzen. Auch für die Rekonstruktion des
oberen Abschhisses der Umfassungsmauer hat sicli Material yefunden; sie war
mit ireAvaltigen, oben abgerundeten Blöcken gedeckt, ähnlich wie die Ilofmauern
einiger Mastabas bei Giseh'), nur bedeutend llaclur.
Am interessantesten für unsere Kenntnis der alten Ingenieurtechnik waren
aber die Ergebnisse, die die Untersuchung der Konstruktion des Plateaus zeitigte,
auf dem das ganze Ileiligtinn errichtet ist. Der natürliche Sandhüuel. auf dem
es stehen sollte, reichte nach Norden und Osten nicht aus imd mufste daher
hier stark angeschüttet werden. Um sich diese Sandschüttung, die durch eine
hohe und starke Ziegelmauer zusammengehalten Avurde, zu erleichreiii. hat man
rechtwinkelig sich kreuzende Mäuerchen aus leeren Mörteltöpfen und Luftziegeln
trocken hinter der Futtermauer aufgeführt und zwisclien diese, gleichsam in
Kästen, den Sand eingeschüttet. Diese Konstruktion, von der inisere Abbildung
eine Idee geben soll, liefs sich hinter der ganzen Nordfuttermauer nachweisen.
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Abb. 5.
SandsciiOtmng 7.\visoIieii trockeiioii r(i]if- und Ziegclinauerii liiiitci' der luirdliclieu Futteniiauer,
von Osten "eselicn.
Die Ziegelfutterniauer cntstaunut übrigens, wie wir s]iMtcr nocli sehen
werden, einer älteren Periode als der aus dauerhafterem Material errichtete
Sonnentempel. Als das Ref-Heiligtum auf dem Hügel in Stein gebaut wurde,
legte man vor ilie Ziegelfuttermauer eine Futtermauer aus gelben Kalksteinen,
eben die, von der in den beiden früheren Bericliten innner die Rede war.
') LU. I, -21.
1 90 1.1
BoRrHARDT u. Scbäfer: Bericht üb. d. Aii.S2;ral)iiiin;en b. Abusir.
97
Audi für den Verlauf des Baues des Obelisken und der umgebenden Ge-
bäude wvu-de neues Material hervorgezogen, genügend, um sich die Bauthätig-
keit bei einer so gewaltigen Bauanlage wieder vorzustellen.
"Wir können nach den Funden dieses Jahres mit etwas mehr Sicherheit
wie früher uns den Betrieb auf einer solchen Baustelle vergegenwärtigen. Es
haben sich nämlich die Reste der Baugerüste, das iieifst der Ziegelrampen, ge-
funden, auf denen die Alten ihre Steine an den Bau heranlirachten und gleich-
zeitig fast auf Versatzhöhe iioben. Dieselben sind natürlich nur bis zur Unter-
kante des Plattenptlasters im Hofe erhalten geblieben , aber diese zwei oder
drei Schichten genügen vollständig, um das ganze System zu rekonstruieren.
Abb. ü.
Ende der ii.lrdlielien Futteniiauer. von Nordwest gesehen. Die Kalksteiiiluttennauer (linlis)
vor der Zie"elfutteiniaucr (reclits) sirlitl)ai'.
Von der höch.sten Stelle des Aufweges, also von d.-m Punkte an. bis zu
welchem man die Steine vom Thal aus auf das Plateau zu ziehen hatte, gehen
die Rampen fächerförmig zu den verschiedenen Bauteilen, indem sie durch die in
der Umfassuniismauer ausgesparten Materialthore hindurchfuhren. Die äufsersten
versorgen die Magazinbauten und die »südliche Kapelle«, die mittleren den
Hauptbau, den Obelisken selbst. Diese Gerüstrampen für den Obelisken, die
natüi-lich die Hauptarbeit zu leisten hatten und daher besonders breit angelegt
waren, legten sich beim Wachsen des Baues um denselben herum. Ein gutes
Stück dieser Umhüllungsrampe ist noch erhalten. Selbst über die Neigung
der Rampen können wir dank der WiederaufHndung einer roten, auf die Hinter-
mauerung des Obelisken aufgerissenen Marke Auskunft geben. Sie stiegen mit
98
ÜORCBARDT u. Schäfer: Uericlit üb. d. Ausgrabungen b. Abusir. IXXXIX. Band.
einer Neigung von Y7 an. Die Rampen wurden natürlich während des Baues
des öfteren abgebrodien und ver.ändert wieder errichtet . ganz wie unsere modernen
Holzgerüste; daher linden sich Spuren von ihnen in den verscliiedensteji Höhen-
lagen luid Riditungen unter dem Pflaster.
Von den Hebemaschinen, die sowohl auf den oberen Enden der Rampen
als auch auf dem Unterbau des Obelisken aufgestellt gewesen sein müssen,
haben sich vielleicht auch einige Spuren gefunden.
Das Versetzen der Blöcke, das, wie ein von der Hauptrnmpe herabgefallener
und dann unter dem Pflaster liegen gelassener roher Bekleidungsblock zeigt,
nicht immer ohne Unfälle abging, Avurde mit möglichster Sorgfalt nach roten
Horizontallinien ausgeführt, die auf die Hintermauerung aufgeschnürt und nach
ihrer Hölienlage genau bezeichnet wurden, z. B.
[[DDDDDDDDi^
1 TT %. »2 Ellen über der
Fundamentoberkante « . Bei
diesen Nivellements liefen
dem Architekten infolge der
Unvollkommenheit der ihm
zur Verfügung stehenden In-
strumente selbstverständlich
kleine Fehler unter, die wir
ihm heute noch nachkontrol-
lieren können. So kommt die
rote, etwa 160-m lange Ni-
vellement slinie, die um das
Fundament des Obelisken
läuft, an der ' Schlufsstelle
um 8 cm nicht zusammen,
das bedeutet also einen Fehler
von 0,05 Prozent; wahrlich,
keine zu grofse Ungenauig-
keit, wenn man bedenkt, dafs beim Nivellement w^ohl nur Latte und Setz-
wage benutzt worden sind und dafs die Linie viermal um die Fundament-
ecken biegt.
Als Km-iosum mag noch angefiilirt werden, dafs auch der in das gelbe
Unterpflaster des Hofes eingelassene Granitreibstein noch mit der roten Farbe
darauf gefunden wurde, auf dem das Rot für diese Aufzeichnungen gerieben
worden ist.
Die Herkunftsorte der Materialien für den Bau konnten auch fast alle
festgestellt werden; selbst die Brüche für den gelben Kalkstein der Hinter-
mauerung wurden beim Dorfe Abusir wieder gefunden. Es ist also dui-ch diese
Ausgrabung ein ziemlich vollständiges Bild der Bauthätigkeit auf einem gi'ofsen
Staatsbau des alten Reiches gewonnen worden.
Abb. 7.
Verlauf der Gerüstrainpen und Lage des alten, abgerissenen
-Palastes- unter dem Sonnentempel.
1901.] BoRCHARDT II. ScHÄFER: Bericht üb. d. Aiis{.'ialiiiri<rei] h. .Wnis'u: Dil
Reste eines älteren Ziegelbaues. Bei unsercni Suclien iiacli ;ill diesen kon-
struktiven Details, da.s eine teilweise Aul'üTalmnf;- der Schichten in Höhe der
Fundamente erforderlich machte. stieCsen wir mIkt ancli auf etwas i^anz Un-
erwartetes: auf ein älteres Zi(>,«-el,ü-el)äu<le. das. um dem Neul)au des Soiuien-
tempels Platz zu maelien. altgetrayen worden wai'). Die zu den Magazinen
führende Gerüstrampe führte in der Gegend der Alabasterbecken über Ziegel-
mauern mit anderem Ziegelformat und in genau nach Nord -Süd orientierter
Lay-e. Weitere Untersuchungen schälten zwischen den Steinfundamenten des
Sonnenheiligtums ein älteres, bis auf etwa 1 m Höhe glatt abgetragenes Ziegel-
gebäude heraus, dessen Grundrifs, soweit er olme grofse gewaltsame Ausbrüche
aus dem Steinbau des Re<^- Heiligtums sich ermitteln liefs, weder dem einer
Grabanlage noch dem eines Tempels ähnlich i.st. Da das (iebäude eine er-
hebliche Ausdelumng gehabt zu haben scheint — Spuren davon wurden nörd-
lich neben den Fundamenten der iVJagazine und sogar westlich hinter der west-
liclien Aufsenmauer gefunden — und da die Anlage des Eingangs auf ein
Wohngebäude schliefsen läfst, so wollen wir es bis auf weiteres als »alten
Palast« bezeichnen. Seine Hauptfront war der Stadt zugekehrt und zog von
Süd nach Nord. Sie hatte unweit ihrer Südecke eine tiefe Nische, in deren
Mitte sich ein grofses, eintlügeliges Portal öffnete, dessen mächtige Kalkstein-
schwelle noch gefunden wurde. Hinter dem Thor lag linker Hand ein kleines
Pfbrtnerzimmer. dessen Thürcheii dureji den aufscldagenden Tliortlügel ver-
schlossen wurde, so dafs der Thürliüter niclit in sein Kämmerchen zurück-
konnte, so lange das Hauptthor offen war. Vom Eingang aus führte der Weg
durdr einen länglichen Querraum, au dessen anderem Ende ein Ausgang in
den inneren Hof sich befindet. Der Eiidilick in das Innere des Hauses ist so,
auch bei offen.stehender Thür, nicht möglicli ; eine Anordnung, die fast bei
allen orientalischen Häusern wiederkehrt.
Ausschnückumj . Von den Reliefs, die den (iang hinter der »südlicdieu
Kapelle« schmückten, wurden noch einige unter dem vor dem Eingang in den
Obelisken im vergangenen Jahre belassenen Schutt herausgezogen. Darunter ein
sehr grofses Stück der geograj)hischen Li.sten mit vorzüglicher Erhaltung der Far-
ben (jetzt im Kairiner Museum). Eine andere Reihe von Relieffragmenten, die
sich durch eine gelbliche Färbung des Grundes auszeichnen und von denen schon
im vorigen Jalire einige gefunden worden waren, konnten jetzt definitiv unter-
gebracht werden. Sie stammen von den Seitenwänden des Ganges im Obelisken-
unterbau. Nacli den noch erhaltenen Fragmenten war hier wiederum das Jubiläum
des Königs dargestellt, jedoch waren die Bilder wohl noch nicht ganz fertig.
Von den Reliefs aus dem Gange vor den Magazinen wurden noch einige
Stücke gefunden und ebenso einige Darstellungen von Opfergaben, die mit
grofser Wahrscheinlichkeit von den Wänden des hinteren Opferhofes stammen.
') Zu diesem Ziegelgebäude und zu den Gerüstrainpen gehören die im ersten vorläufigen
Bericht erwähnten (ÄZ. 1899, S. 2) Reste von Ziegelmauern unter dem Pflaster.
Zfitschr. f. Äjjyi.t. Spr.. XXXIX. Hanil. 1901. 14
100
BoRciiAnnr u. Schäfer: Beiicht iil). d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXIX. Band.
Zalili'eich waren die Funde architektonischer Einzelheiten : Rundstäbe in
allen Gröl'sen. nocli mit der schwarzen Farbe auf der Verschnürung, ein Eck-
stück eines Kapellcliens. dessen Wände starkes Mattengetlecht nacliahmen
sollten'), ein zum oberen 'riiorT)au gehöriger Eckblock eines mäclitigen Hohl-
kehlgesinises, auf dem die Abwässenuig sorglaltig au.sgeai-beitet ist. Auf die
Wasserabtuhrinig sdieint unser alter Baumeister überhaupt liesonders geachtet
zu haben, denn die Regengüs.se in Mittelägypten wird er wohl ebenso gekannt
haben, wie wir sie leider kennen lernen mufsten. So hat er eine unterirdisclie
Abwässerung für den Aufweg A'orgesehen. Hier sammelte sich das zwischen
die Seitenwände lallende Wasser unten ^■or der Innenseite des Hauptthores
im Portalbau und win-dc -v-on da aus unter dem Pflaster zu einfachen Wasser-
Abb. S.
Wasser.siieier aus Basalt (jetzt im Kairener Miiieum;
speiern geleitet, die an den SL-itcn der Böschung des Aufweges angebracht
sind. Der Tempel selbst hatte prächtigere Wasser.speier. Ein solcher in Ge-
stalt eines Löwen aus Basalt wurde gefunden (jetzt im 31usrinn von Kairo).
Es ist ein ganz hervorragendes Kunstwerk von grofser Kraft und Lebendigkeit.
Nach dem Anblick dieser Musterleistung alter Bildhauerkunst mufs man es
wirklich bedauern, dafs A'on den gewifs aucli sehr schön durchgebildeten
Kapitellen vom Portalbau nur winzige Fragmentchen auf uns gekommen sintl.
Man kann nur aus ihnen ermitteln, dafs es Palmensäulen waren.
Der Tempel mufs aber auch an irgend einer uns uuliekaniiten Stelle mit
farbigen Fayencen geselnnüekt geAvesen .sein. Es sind einzeln eingelegt ge-
') Vergl. Archseol. survey. Ptalihetep I. Taf. XII, Nr. '245.
lüOl.] üoRCHARDT 11. Schäfer: Bericht üb. d. Ausgrabungen b. Abusir. IUI
wesene Ilieroii'lyphen aus diesem Mntcrinl und aufserdem Plättchen von einer
Mattendekoration .ijelunden worden, die aul' ein Haar denen von der Thür aus
der Stufenpyramide') gleich selien.
Insrhriflen. Die bereits von Perking teilweise aut'url'undi'ne Bauinsclirirt
wurde dureli neue Funde vervollständigt: sie lautet nunmehr:
i^'koTc'- o n^^^m
»Der König Ne-woser-re«"] machte es als sein Denkmal für den Gott Ke^, in-
dem er den 01)elisken namens Sspw-ib-Ref aufstellte...«. Also nicht, wie
man naeli späteren Inschriften erwarten sollte: "füi- seinen Vater Re"^«. Merk-
würdigerweise ist auch, trotzdem mehrfach die volle Titulatur des Königs ge-
funden wiu'de, nicjit ein einziges Mal der Titel ^^ ».Sohn des Kei'« in nn.serem
Heiligtum für den König Ne-woser-rC nachweisbar. Dies ist \\m so wuiider-
harer. als gerade der Ursprimg seiner Dynastie in dem Märchen des Pa]tyrus
^Vestcar direkt auf die Vaterschaft des Re<^ zurückgeführt wird.
Eine gröfsere Bauinschrift , in der auch die dem Tem})el geschenkten Ein-
künfte aufgezählt waren, wurde in .Stücken östlich vor dem Portalhau im Thale
gefunden. Sie .scheint liier die Hinterwand der Nisclie der Vorderfront ge-
schmückt zu haben. Aus ihrem Inhalt ist hervorzuheben, dafs an einer .Stelle
gesagt zu sein scheint, dafs der König das, was früher nur aus Ziegeln gebaut
war. nun aus Stein errichten liefse.
Aucli von der Inschrift eines Königs des n. R. oder der Spätzeit, welche
in die Aufsentläche des Obelisken eingegraben war. sind wiederum^) Stücke ge-
funden worden. Jedoch ist der Name des Königs noch immer nicht mit Siclier-
heit festzustellen: vielleicht könnte es .Sabaka sein. Die Inschrift scheint nach
der Titulatur anzufangen: »Da .Seine 3Iajestät zerstört fand ......
Ferner wurden einige flüchtig eingekratzte Grafitti von Besucliern aus dem
n. R. auf Bekleidung-sblöcken gefunden.
Einzelfunde. Einige unfertige und (inige zerbrochene Siegelcylinder und
sonstige weniger wichtige Kleinfunde wurden im Schutt aufgelesen. Von
Interesse war ein kleiner Fund von Feuersteinen und Topfsc]ierl)en, die neben
der Feuerstätte im Pförtnerzimmer des »alten Palastes« lagen, aber auch keine
sichere Datierung zulassen. Um eine bessere Datierung des »Palastes« viel-
leicht zu erhalten, wurde unter der Schwelle nach Grundsteinbeigaben gesucht,
leider aT)er vergeblicli. Unter dem Tempel und dem Obelisken selbst konnten
die Grundsteinbeigaben, die sicher vorhanden sind'), auch nicht hervorgeholt
Averden, da die Unterminierung der Fundamente ohne kostspielige Auszimme-
rung in dem Sandboden für die Arbeiter und die Mauern gleich gefahrlich
geworden wäre.
') Vergl. ÄZ. 1892, Blatt 1.
''j Vergl. ÄZ. 1901. S. 99.
^) Vergl. (las Bild ÄZ. ildM, Taf. 5.
14*
102 HoBCBARDr u. Schäfer: Bericht i'ib. d. Ausgrabungen b. Abusir. [XXXIX. Baiii
Geschichte des Bauwerks. Die Vorgeschichte unseres Baues hat sich nach
den Funden dieses Jalires etwas anders gestaltet, als man bisher annehmen
durfte. Das erste Bauwerk auf dem über der Stadt im Thale liegenden, künst-
lich vergröfserten Wüstenhügel, der damals schon nul' seiner Nord- und Ost-
seite durch die grofse Ziegelfuttei-mauer zusammengehalten wurde, war der
»alte Palast«, der wie eine Citadelle die Hauptstadt überragte. Dafs neben
oder in dem »alten Palaste« auch noch ein Ziegeltempel des Re<^ gelegen hat,
Aväre nicht unmöglich. Jedenfalls wurden alle auf dem Hügel errichteten Ge-
bäude geschleift, als der König zu seinem Jubiläum ein Rc^-Heiligtum mit
Obelisken') zu errichten beabsichtigte. Der Neubau ist übrigens nie ganz fertig
geworden, an vielen Stellen blieben die Reliefs halb ausgeführt. Vielleicht
starb der König vor der Beendigung des Baues.
Ob die anscheinend von einer Restaurierung sprechende Inschrift jenes
Königs des n. R. oder der Spätzeit nur eine leere Prahlerei enthielt oder eine
thatsächliche Ausbesserung zur (Trundlage hatte, mufs zweifelhaft ])leiben, da
die wenigen groben Austlickungen , die im Massiv des Obelisken zu konstatieren
waren, nidit datierbar sind.
Verlauf der Arbeit. Diese letzte Ausgrabungsperiode begann am 5. De-
zember 1900 und endete erst am 18. April 1901. Es wurde mit drei Förder-
balinen gearbeitet. Nach der Verlegung derselben wurde zuerst das Innere
des Hofes völlig ausgeräumt und, als dies am S.Januar beendet war, der
Gang im Innern des Obelisken zu säubern begonnen, was bis zum 25. Fe-
bruar aufhielt. Hier wurde zuerst von Süden her in den Obeliskenunterbau
hineingearbeitet und dann später, sobald der Verlauf des Ganges sich klar
gezeigt hatte, vom westlichen Lauf aus von oben her der Schutt und das
Geröll herausgehoben. Gleichzeitig wurde an Schnitten auf allen Seiten der
Anlage gearbeitet, die nördliche Futtermauer verfolgt und das Sonnenschiff bis
auf die unteren Schichten ausgegraben. Vom 17. Februar an wurde der Auf-
weg, soweit erforderlich, freigelegt und mit der Ausgrabung des Portalbaues im
Thale, der Untersuchung der Stadtmauer und der Terrassen auf der Ostseite
begonnen. Den Portalbau l)is auf das Ptlaster freizulegen, hinderte trotz
des niedrigen Nilstandes und der günstigen Jahreszeit das Grundwasser. Nur
an wenigen Stellen wurde unter Wasser das Pflaster erreicht, .so dafs wenig-
stens eine Bestimmung seiner Höhenlage möglich war. Zuletzt wurden die
unteren Schichten des Sonnenschiffes von ausgesuchten Leuten ausgegraben.
Am 18. Februar wurde die trigonometrische Aufnahme des ganzen Feldes und
die Detailaufnahme des Heiligtums mit seinen Annexen begonnen. Mit Unter-
brechungen durch das Verpacken der wenigen Funde dieses Jahres und der
') Ob etwa die Ref-IIeiligtümef mit Obebsken nur Königen zukommen, die ibr Jubiläum
.schon gefeiert haben? Das würde die verschiedene Sclireibung mit und ohne Obebsken bei einigen
der Sonnenheiligtümer erklären. Ohne Obelisken schriebe man sie dann vor dem Jubiläum, an
dem der Obelisk erst hineingebaut würde.
litOl.
HoRCHARDT II. .ScHÄFER: Bericht üb. d. Aiisgiabungen b. .\biisir.
103
fiir Publikation.szwecke nach Berlin zu transportierenden Frae^nentbostände der
früheren Campagnen dauerte die Arbeit an der Aufnahme bis zum 1(5. April.
Die höeliste Arbeiterzahl betrug in diesem Jahre 2)^5. Männer und .luiigcn
zusammengerechnet.
Die Leitung der diesjährigen Grabungen lag in den Händen der beiden
Berichterstatter, denen leider eine so dringend erwünscht gewesene dritte Kraft
zur Hilfeleistimg nicht hatte beigegeben werden können. Manche Unterlassungs-
sünde, deren wir uns wohl bewufst sind, möge man den für die Leitung so
umfangreicher Grabungen nicht hinreichenden Arbeitskräften zu gute halten.
So ist nach der diesjährigen dritten Grabung die Erforschung des Re«"-
Heiligtums des Königs Ne-woser-re«^ als beendet anzusehen, obgleicli es mög-
lich wäre, dafs man in späteren Jahren, nach Ausgrabung anderer ähnlicher
Anlagen dersell)en Zeit, die sich bei Abusir noch finden, vielleicht für die Er-
ledigung dieser oder jener Einzelfrage nochmals auf dieses Ausgrabungsterrain
zurückkommen könnte.
Was diese Ausgrabung ergeben hat, ist freilich niclit eine Ruine, die eine
Sehenswürdigkeit für Touristen bilden wird. Dazu ist die Zerstörung des Bau-
werks eine zu gründliche. Aber unser Ref^-Heiligtum hat der Wissenschaft und
den Sammlungen reiches 31aterial zugeführt und unsere Kenntnis des a. R. um
ein bedeutendes Stück gelordert. Die Wissenscliaft wird Herrn Dr. v. Bissing
i'i'w dieses Ergebnis stets dankliar sein.
AUk ü.
Versuch ehier Rekonstruktion der Bauten in dei' Südvvestecke des Tenipeihofes.
Unltrbau des Obeliskei
Umging.
Kini;.Tin; zur südtichcD
Kapelle.
] 04 Georg Möller: Eine neue koptische Liederhandschrift. [XXXIX. Band.
Eine neue koptische Liederhandschrift.
^'dU (iEORG 3IÖLLEK.
JJis vor -weniiren Jaliren galt das von Zoega (S. 642 fl". seines Catalogus) im Aus-
züge veröllentliclite »Triadon« als das einzige uns erhaltene koj^tische Gediclit
sahidischen Dialekts. Das Poem geliört zu den jüngsten und verderbtesten
Texten der koptischen Litteratur und mul's daher als eine recht trübe Quelle
für die Kenntnis der koptischen Poesie bezeichnet werden. Proben, "wenn aucli
nicht der Blütezeit der Sprache angehöriger, so doch durchaus lebensfrischer
koptischer Dichtung kennen wir erst seit 1897, wo Erman seine »Bruchstücke
koptischer Volkslitteratur« veröflt'entlichte. Zu dem dort zusammengestellten
Material ist inzwischen noch eine kleine Gedichtsammlung hinzugekommen, die
»Interpretation de la Resurrection«, welche von Pleyte und Boeser in den
»Manuscrits coptes du Musee de Leide« p. 417 — 427 veröffentlicht ist, sowie
ferner ein der Strafsburger Bibliothek gehöriges Fragment, welches Lieder über
die Bekehrung Konstantins des Grofsen, die Auffindung des Kreuzes u. dergl.
entliält. Letzteres ist von Spiegelberg im neusten Hefte des Eecueil (XXXIII,
206 ff.) publiziert worden'). In jüngster Zeit ist schliefslich das Berliner Museum
in den Besitz einer neuen Liederhandschrift gelangt") , welche vermöge ihres
nicht unbeträchtlichen Umfanges — zweiundzwanzig eng beschriebene Seiten
von durciiweg guter Erhaltung^) — wohl geeignet ist, unsere Kenntnis der
koptischen Volkspoesie wesentlich zu erweitern. Der Text ist von mir vor
kurzem in den »Koptischen Urkunden aus den Königlichen Museen zu Berlin« ^)
veröffentlicht worden.
Das Alter der Handschrift.
Die neue Handschrift ist nicht datiert; dennoch glaube ich ihr ungefähres
Alter ermitteln zu können. In der untenstehenden Üliersicht habe ich unter B
die Zeichenformen unseres Textes zusammengestellt; das mit A bezeichnete
Alphabet ist dem Cod. Borgianus Nr. 1 1 (Hyvern.\t, Album de paleographie
') Die \'erüffentlichung ist nur erst zu Gesicht gekommen, als der vorliegende Aufsatz schon
zum Druck eingereiclit war.
') Dieselbe trägt jetzt die Inventarnummer P. 9897. Das Material ist Papier. Die Hand-
sclirift wurde im Winter 1899 von Hrn. Prof. Erman bei einem Händler in Gizeh aus einer Kiste
herausgesucht, welche n. a. allerlei koptische Pcrgamentstücke enthielt, l'ber die Herkunft war
nichts zu ermitteln.
') Nur die erste uns erhaltene Seite {ß) ist abgei-ieben und sonstig beschädigt. Wieviel am
.Scldnsse fehlt, vermag ich nicht zu sagen.
') Bandl. Heft 2 (S. 4.5 — 66).
1901.
Georg Möller : Kine neue koptisclie Liederhandsehrift.
105
copte Taf. 10) entnommen. Die grofse Ähnlichkeit der Sehriftformen wird jedem
auffallen'); man wird die beiden Handschriften meines Erachtens unbedenkiicli
für g-leiclialterig erklären können. Nun ist der Cod. Borgianus durch eine Nach-
schrift genau datiert, und zwar ist er im Jahre 711) der diokletianischen Ära,
(1. h.lOOB unserer Zeitrechnung, angefertigt*). Ferner i.st festzustellen, dafs der
A
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A
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^|>r;iclilicli(^ ( Imniktcr unserer llandx-lii-ilr durcliaus iiiil dem des Arcliellitcs-
ui-diclites üliereiustininit , der, wie Ekman auf S. H seiner »Bruchstücke kopti-
scher A olkslitteratur« bemerkt Iiat. zu den von Krall (Corpus Papyrorum
Kaiueri Nr. I und II) veröffentlichten Notizen aus dem Jahre 1019 bestens ])afst.
!Mit Rücksicht auf diese 'i'hatsachen wer<leii wir den Anfang des ll.Jalir-
Inuiderts ohne Bedenken als die Blütezeit dieser eigenartigen Litteratur be-
trachten dürfen.
Inhalt.
Was den Inhalt der neuen Handschrift anbetrüTt, so ist zunächst festzu-
stellen, dafs die Lieder sämtlich religiöser Art sind und sich zumeist an die
Persdu des Königs Salonio knüpfen. Eine gi'ofse Anzald der Gedichtchen ist
an Sprüclie aus den Proverbien, Ekklesiastes und dem Hohenlied angeleimt:
man kann sie als Paraj^hi'asen') der betreffenden Bibelstellen bezeichnen. Das
Verhältnis zu den Vorlagen mögen folgende ProTien veranschaulichen:
') Charakteii.sti.scli fiii- die beiden Ilandsciiriften ist hesonders das h und das .n. dann auch
das 1. T und y.
-) Ks ist mir interessant, nachti-äglich feststellen zu können, dafs Crum auf Gi'und desselben
Bor.iiianisciien Codex das dem Berliner paläographisch sehr nahestehende StrafsburRer Fragment in
dieselbe Zeit setzt (vergl. Recueil XXIII, p. 206. Anni. 3).
') Den Begriff »Paraphrase« giebt der Kopte durch OYi'>gji' wieder; vergl. den Titel dei-
Leidener Handschrift: oftoo.u fT».ii*.cT».cic »Auslegung der .\uferstehung" (oifi»o.n r=: interpretari.
vergl. Joh.l. 41. 4Z).
106
Georg Möller: Eine neue koptische Liederhandschrift. [XXXIX. Band.
Nr. 12.
.weqHig-q» cpoq oa^-n.ueo-qTOO'Y'
ncsivq f<?i-co^o.uton nppo
°T£-^2*'^ cqiyA.u€p-epO'
nT€-o'yikeHT ci cnoem-
iicyq: —
Prov.24, 56 — 58.
ep€-^K^k.£^' k'im öji-ujo.wut ü^tofe-
cptgevu-o-yg^Moe^^ p-ppo'
is.yM HTC-o'YeK.^HT' ce'i üocik'
iw-yio iiTc-o'ycgi.ue' .ümccth .WÄ.Te
EtAva-s freier liat der Poet bei Nr. 64 geschaltet, womit C'antic 5,1 zu ver-
s:leichen ist :
TÄ.o'j'to.u AvnÄ.oeiK ^^^.€fcu^)•
Tivcio .wnÄ.Hpn nevepcoTC'
]I*kpe-njs.con fjcoK cg^pivi cneqKHnoc...
a^io'yujM Mn*woeiK Mit - ne^cftico •
ik'icio Mn^HpTi .viTi nA^epioTc- |p€!''l
o-yioAi g^toTTH-YTiv nTCTJt'^g^e ne^ig^tee'i
Mit diesen Paraphrasen »salomonischer« Sprüche gehören einige interessante
Liedchen eng zusammen, welche als Zwiegespräche Salomos mit der Königin
von Saba gedacht sind"). Ich lasse hiervon einige Proben in "Übersetzung folgen:
(Nr. 14.) Dein schöner Ruhm ist zu mir gedrungen,
da ich in meinem Lande geweilt^
du seiest ein verständiger Weiser,
der seines Gleichen nicht hat.
Da bin ich zu dir gekommen
mit 7neinen Dienern zumal,
löse sie (seil, die Rätsel^)) mir,
da/s ich deinen Ruhm verkündige.
Von den Rätseln hier ein Beispiel:
(Nr. 8!).) Ein Baum ist in meinem Lande,
0 König Salomo,
ein sehr schöner, herrlicher ist es ... .
zu seiner Rechten ist ein Gefilde,
gefüllt mit Edelsteinen,
danach ein Jeder hegehrt.
') Ciagca: oy^oM gHTTHyfTt »«.uy&Hp liTeTticcT' liTc-fif^gc Il^>.cIlHY•
') Da.s Thema hat sicli in dieser Litteratur offenbar grofser Beliebtheit erfreut, vergl. Erman,
Bruchstücke koptischer Volkslitteratur S. 24. Aus der ßceri'/.irTct —nßd der Septuaginta (3 Reg. 10. 1)
hat der Bibelübersetzer c«>.&ik. Tppio ünetT'ooiye gemacht (vergl. Lemm, Kleine koptische .Studien XX.
.S. 129), bei unserem Poeten heifst sie iec«.£i«k Tepw nites'ooiy (<c 19; x 17).
ä) Vergl. 3 Reg. 10,1.
li'"l] Georg Müller: Kine neue koptisclie I-iederliandschrift. 107
Ein Bote kommt alljährlich^
beladen mit guten Dingen ....
ich möchte^ du lösest sie (.seil, die Rätsel) mii-^ 'Salojno_.
daß ich deinen Ruhm verkündige.
Darauf die Antwort:
Der Baum^ der in deinem Lande wächst.,
Jesaba^ Königin von Athiopienj
er gleicht der Sonne ....
Das Gefilde bei dem Baume,
es gleicht dem Himmel.
Die Edelsteine sind die Sterne^
die zur Nachtzeit leuchten;
wenn die .Sonne aufgeht, so werden sie dunkel
icegen des Lichtes, das die Sonne umgiebt.
Der Bote, der alljährlich in dein Land kommt,
das ist das Wasser des Nils,
das den Durst des Landes alljährlich stillt.
Aus dem Dialog zwischen Salonio und der Königin von Saba scheint ein
Liedclien (Nr. 71) l)esonderer Beachtung wert, da es oHenbar mit einer Stelle
des koptischen Physiologus (puhl. A'on Erman AZ. lSi)5, .'jI fl".) in naiiem Zu-
>aninit'nh;um' steht;
co?V.o.ucou not €ucpcooY fnK^^o«
eq-xoce .w.w».Tf eqnopig ff>o^'
epe-o-^'KÄ-pnoc iv^H-^'M fporj'S-
eKU}Ä>.u<?en-£H(5^(.oiQe eiio'X fOHTcj-
MC'you eqTUTO)» epoq: —
Die Stelle im Physiologus lautet:
Ä.c-ju&.'Y (seil. Salomo) enujHU *.qfp-iynHpf , ^vcjiijv'^' cuoinAht
[e]q*.AH'^* enujHii eq-xv-Tpot^H £i-He6<yo£!i MC-ncTe^i €nei.?V.<\.o)| h |
T».o.\i\q ivqep-<ye ueT*.£e £^^-nepiT, A-q-si HO-YKXevToc pfe(A.^| eoHTq,
^vq-^-uefefyofce c^'ncoT (lies e-^'Ä.noTl |^>|qc^.|^^.|fe iv-neqc^-ucf^'f!!
u}ou) diÄ^TV. g^i-neqco.wiv.
Offenbar ist es die Absieht des Schreibers gewesen, eine Sannnlung »salomo-
nischer« Sprüclie anzulegen"), doch hat er gelegentlich ^'erse eingemengt, deren
Inhalt mit jenem König nichts zu thun hat, so Nr. 18, eine Doppelstrophe, in
<ler Moses redend eingeführt wird, Nr. 78, wo Jesus mit Petrus redet, Nr. 93,
') Diese Texte schreiben stets *.Ao statt t*.Ao, veri;!. y.tc 10; Leiden Ms. coptes S.419 (^)ll,
420 (^ 13, 422 (<2) 12, 423 (ly) 14, 426 (z) 1.
^) Vergl. die Nachsclirifl iß, 22 f. sowie 17. 1 f.
Zeitschr, f. .\!;yiit. S|,r.. XXXIX. Band. 1901. 15
108 Georg Möller: Kiiie neue koptische Liederhnndseluift. [XXXIX. Band.
eine Paraphrase von Marc. 10, 14: das Liedchen Nr. 41, in welchem der Poet
ül)er das Schick.sal de.s Diokk'tian Folgendes zu berichten weifs:
Wi?- sahen gar viele, die sich (jrofs diinkfen,
die Almosen empfingen^ bevor sie starben.
Wir sahen Diokkiianus
und das grofse Ereignis, das ihm loiderfahren :
Gestern noch icar er ein frevelnder König,
tags drauf icard er blind und nahm Almosen.
So sagen unsre heiligen Väter
in ihren erhabenen Geschichten.
Nr. 48 endlich handelt von den vier lirofsen ä.uyptischen Heili.oen: Kyi'ill. Dioskur,
Atliannsius und .'sclienute.
Die V o r t r a g s v e r merke.
"Wie in dem Archelliteso-edicht so sind auch in unsrer Handsclirift und
dem Leidener Text den Liedchen einzelne Worte vorangesetzt'), Avelche Eioian
("Bruchstücke« S. 43) mit grofser Wahrscheinlichkeit als Anfänge von Liedern
gedeutet hat, nach deren Melodie'') das betreflende Gedicht zu singen ist. Für
diese Annahme liefert die neue Handschrift jetzt den Beweis. Der Vermerk
cgo.uT €gioq (Arch.ll), der auch sonst in den Texten häufig wiederkehrt, ver-
weist auf Nr. 20 der neuen Handschrift: "D?y/ Dinge .und auf der Welt, die Gott
alle di'ei lieht ... ". Der Vortragsvermerk zu Nr. 7ß lautet €ic - neigoigT, das so
anfangende Gedicht folgt als Nr. 78; das mit u^wW^Tq (Vermerk zu Nr. 56) be-
ginnende Lied ist als Nr. 57 mitgeteilt. Folgende Melodievermerke kommen in
den mir bekannten Liederhandschriften vor:
Melodie
Verszahl
insgesamt
Verszahl dei-
durch ■5' getrenn-
ten Unterab-
teihnigen
Vergleiche
&.i£i(i>K cfeoA e.-s.\\
8
4
Leiden C". 1
i>.ICO)T(.Ml
6
3
1 12. iu'n. y. P)
M'SO
8
4
i- 2.'). HU 3. Leiden i^
di.AH A^pAinu)«.
6
3
1« 2 6
') Wie eine Durchsicht der neuen llnndschi-if't beweist, gehören dieselben stets zum folgenden.
nie zum vorhergehenden Gediciit. Dies ist in der sehr eng geschriebenen Archelliteshandschrif't
nicht so klar ersichtlich. Das n*..Ko[T] gehört zur Doppelstrophe 5, das (S'idujt zu 6, das ujo.wt co(otj
zu 23. Die Vermerke am Rande links sind erst nachträglich eingefügt, woraiLs es sich erklärt,
dafs bei \h ne,A^oc zweimal geschrieben ist und 5 zwei Vermerke hat. (Dafs ti&hot als Melodie-
Viezeichnung := n'2kie,K/ ist, beweist Ni'. 10 des Archellitesgedichtes.)
') Melodie giebt der Kopte durch cto5(^oc wieder. (Über das gelegentlich davorstehende
?C
noTfiog.« s. oben .S.2 Anm.3. Vergl. Leiden i*i cto oyt^&.picccoc mit dem Vermerk von Nr. 80 unsrer
Handschrift (oif<^e^pic). \"ergl. auch den Beginn dei- Leidener Handschrift: "Interpretation (oifcooM)
der Aufei-stehung- ct-j^oc «^y^iRcoc »Melodie: Ein Gerechter hat" . . .
') Die griechischen .Seitenzahlen ohne weitere Angabe beziehen sich auf die neue Berliner
Handsclirift.
ütOl.l
Georc Möller: Kine neue koptische Liederliandsclirif't.
109
Melodie
Verszalil der
Veiszalil durch ■> getrenn-
insgesamt teil Uiiteral)-
teiluiiKeii
Vergleiolie
Ä.IIOK .ue-n&.uoT
4')
Leiden 17
Ä.nou ucTiTq
6
3
619
ey-n».Au'.\
4
•2
<Ö29
iv-iiy-iii
8
Arch. Str. 3
*>.-nppo
12
4
^'(2.
Ä-nppo cipe
8
4
,5 1 i '
*^Y'2'IKC0C
6
3
Leiden «
eiC-ItCTCHO
12
Leiden -
eic-ncujoigT
8
4
<^1. vergL < L!
cic-n*.KA
9
3
7 12, 5" 14. ICC lö, ,711
cpe-TCKS'ini
8
4
17 20
€Ttc-OYcoi[.«e|
4')
Leiden i5. .Strafsljurger Fragment
A o
H*.>sn.ue (SU)
8
4
z« 17
H P 'l
8
4
<.S-21
OlKOlll €AlO>.pi».
8
I'. ßerl. ',I04.V')
no&.5r *}
8
4
<&7
iu)&. it'')
8
4
/3 20
«■^ICCTll
6
Arcli. .Str. 8
AVtCl*>.C
8
4
Leiden Ä
n*.i*.Tq
8
4
17 2, vergl. 17 7
o
i\*.ioTe (n*.i)
6
3
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. . . ne;p2;m9AiTenpoAine
8
4
Arch. 21
') Folgt Ae^ic. Vergl. S.llO.
') Wohl identisch, vergl. S. 111.
') Darin steckt wohl h^oc. vergl. Khman, Bruchstücke S. 43.
*) Wohl 'lujüvuria 7' bez. i' . .\l.so wahrscheinlich nicht hierher gehörig.
') Siehe meine Miscelle »Zu den Bruchstücken koptischer \'olkslitteratur« (unten S.löO).
15'
110 Geor(; JIöller: Eine neue koj)tisolie Liederliandsclii ift. [XXXIX. Band.
Wo einem Gedicht kein besonderer Vermerk vorausgeschickt ist, hat es
dieselbe Melodie wie das vorhergehende. Dies macht wenigstens die in solclien
Fällen stets gleiche A'erszahl der Strophen Avahrscheinlich. Will der Schreiber
jedoch besonders darauf aufmerksam machen, dafs ein Lied nacli derselben Weise
zu singen ist wie das vorangflionde. so schickt er ilim ein is.<V<Voc (abgekürzt
i^W) auch &.Woc Oll')/ ne^'XtVoc voraus: verul. für ^v<V\oc u. s. w. : Arch. SyD
(beides sechszeilige Doppelstrojilien) und Arcli. 17/18 (aclitzeilige Doppelstrophen);
lur ne>.Woc: Arch.14,1.^ (beide neunzeilig) und Neue Berl. Il.s.,o, 10 (Nr. 2/B —
beides achtzeilige Doppelstro])hen).
Niclit mit den Melodievermerkcn zu verwechseln sind die Beischriften Te*.A.oc
und «V.€^^ic, über welche Erman 1.1. S. 42 Zusammenstellungen gemacht hat. Bei
TJs.Xoc denkt Erman an te'Ao?, ohne diese Vermutung zu begrümlen. Icli möchte
nun darauf hinweisen, dafs in den Psalmenüberscliriften der LXX sig tc te'ac?
hebr. ~3;:r;'; entspriclit. — Was die Bedeutung von Tv.c'^ic anbetrifft, so hat
Lagakde festgestellt, dafs das Wort in den liturgischen Handschriften aniliisdi
durdi «^ wiedergegeben wird. Wie Hr. Kaplan Junker mit Recht vermutet,
entspräche das ,tlaä hier ganz wörtlich dem griech. -e^xs-vJ, ^e^^ic wäre also
die Lesung der zwischen den einzelnen Gesangvorträgen mitzuteilenden Schrift-
stellen. — Zu den Vortragsvermerken gehören schliefslich noch die in dem
Strafsburger Fragment \md auf den beiden letzten Seiten der Berliner Hand-
schrift sich am Rande findenden Notizen, welche Spiegelberg (a.a.O. S. 207 f.)
CO UJ l'l o o
•y, //// und //// liest , sowie \t^t- o\ty.t: Ersteres ist nach der Berliner Handschrift
mit Sicherheit 'S"), d.h. -xoi zu lesen, in Letzterem steckt gewifs Xaog bez. c Aococ^).
Zur Erläuterung diene Strafsb. Frgmt. Verso 8 IT.
[Das aufgefundene Kreuz wird zu Konstantinus gebracht.]
Und als der König es sah.
da hefestigtf er es an seuifin Wagen
und verbeugte sich tief cor ih//i
Und ki/fste es und sprarli :
(*2£) »Ich habe heute Gott gesehen,
den sie auf dir gekreuzigt haben « .
Da baute er eine Kirche
und nannte sie die Auferstehung.
[o\t^'i') »Eine grofse Gnade ist uns zu tiil geicorde/t."
3Ian Avird sicli den Vortrag etwa so zu denken lia])en. dafs die erzählenden
Strophen vorgelesen wurden, die mit -^so) bezeichneten AVorte aber, in diesem
') Rein koptisch KeoY«>, Rcoye^ou, vergl. Leiden Ms. copt. 8.430.
'■') ^'e^gl. i/3, 21. — Es steht ziemlich klar auch .Strafsb. Frgmt. Verso iilicr Z. 11. Dort iiat
es Spiegelberg übersehen.
') Seil. J.iyft, vergl. Tuki, Mi.ssale passini (nacii einem Himveis des Hrn. Kaplan Junker). —
Vergl. aiicli Berl. II.s. S.^Q, yy. 11 n',\A'-. n'At.oci..
Georg JIöller: Eine neue koptische Liederhandsclirift. 111
Falle die Rede des Konstantin, ,ut'suni>:t'ii wurde'), sodann ■wurde dir Krzähluna:
zu Ende geführt, den Schluls bildete dann ein bekanntes, von der Gemeinde
(/.x:-:) zu singendes Lied, von dem nur der Anfang mitgeteilt wird'l.
St roplienba u und 3Ietren.
"Wie auch in dem Archellitesgediclit . das Ekman seinem Kapitel über die
kiiptisehe 31etrik (S. 44f. der oft zitierten Arbeit) zu Grunde gelegt hat. besteht
die 31ehrzald der Lieder in der neuen Handschrift aus acht Verszeilen, welche
durch ein Schlufszeiclien : — getrennt werden, während nach dem vierten ^'erse
ein ■*■') steht. Krman spricht daher von acht/.eiligen Strophen und vierzeiligen
Halbstroplien (1.1. S. 44). Ich glaube, man wird in diesem Falle vielmehr voii
einer achtzeiligen Do})2)elstrophe und einer vierzeiligen Strophe zu reden haben,
da das * (nach Ermans Auffassung Zeichen der IIalbstro])he) bei Gedicliten \nii
neun und fünfzehn Versen nach Je drei Zeilen stellt. (Vergl. z. B. elc-^^.KA.
o Y ,
und T^^..vl eno in der Liste S. ().) Hierzu konnnt noch einr Tliatsaclie. Es
ist wohl mehr als wahrscheinlich, dals der 31elodieverraerk ^.-nppo (insgesamt
12 Verse) mit Ä.-nppo eipe (insgesamt 8 Verse — vergl. die Liste S. 6)
identisch ist, dies setzt aber voraus, dafs die Mi'lodie nur vier, nicht acht Verse
imifafst^). Dazu pafst scldiefslich auch der Umstand, dafs die späteren kopti-
schen Gedichte (Lieder der Theotokia, Triadon u. s. w.) überwiegend aus vier-
zeiligen Strophen bestehen. — Über die Metren der koptischen Volkspoesie hat
EiniAN 1.1. S. 4öff. Zusammenstellungen gemacht, welche auch für die Lieder
unserer Handschrift ihre volle Gültigkeit haben. Hinzuzuliigen Aväre mir, dafs
sich jetzt auch rein jambische Verse nachweisen lassen, z. B. ujev-^^Kiv-nennofee
HJk« ciio\ (la. 21 [Nr. (i4]). ^»>p^^kC■oe\oc eiyo'^'T*.io^j, .x-n'A.A.oc THpq couj cfeo\
(»Bruchstücke" S. 28). Das Schema ist in allen mir liekannten Fällen dies:
_ _ _ _, also mit vier Hebungen. — Verse gemischten Metrums mit fünf
und mehr Hebungen^) sind auch in der neuen Handschril't mehrfach zu belegen
(■/.. B. Nr. '.)4), doch ist das Versmafs derselben durchweg unklar, weswegen icii
sie hici- lieber miberücksichtigt lassen möchte
Grammatisches.
Zum Schluls müssen wir noch mit wenigen Worten auf den s[)rachliclien
Charakter der neuen Handschrift eingehen. Hier ist zunächst eine sich auf
nahezu alle lautlichen, orthogra])hischen und spracldichen Einzelheiten er-
') Vergl. peq'xw cantoi-. _
') Ebenso Strafsb. FrKint. V'erso. 3 oaS-> eyic-ncinj^'jci.) c-i».*, (so nach der Berliner Hand-
schrift mit Sicherheit zu lesen). »Der, welcher David rettete«..., Berl. IIs. y.Q-Z-i, xy \4 »Heil
dem, der Gnade finden wird«.
') Dieses in der Leidener Handschrift aucii am .Schhifs (statt : — ).
*) Der Umfang der bis iet/.t zu belegenden Strophen ist sonach aus der dritten Spalte der
Liste auf S. 5 f. ersichtlich.
'") Vergl. »Bruchstücke« S. 46 unten.
112 Georg Möller: Eine neue koptische Liederhandschrift. [XXXIX. Band.
streckende aul"fallcnde Übereinstimmung mit dem ArchcUitestext festzustellen.
Von den übrigen Handschriften stehen beiden die Stralsburger und die Leidener
Fragmente sprachlich am nächsten. — Den in den »Bruchstücken koptischer
Volkslitteratur« herausgegebenen Texten liat Erman eine grammatische Skizze
beigegeben (S. 5fifl".). zu der ich auf Grund unsrer Handschrift f)lgenile Zusätze
machen möchte:
ön »in« (S. 58). Die neue Hands<-hrift schreibt statt dessen vor Konsonanten
Ol-, also oi-TC'j't^'Ycic, aber ou-o'^'pÄ.iye. Ebenso übrigens der Physiologus.
Konjunktiv (1. 1. S. 63). Die l)eiden Formen TeqctoT.u und nqccoTM Averden
in der Handschrift nebeneinander gebrauclit, vergl. ir -i TeKofco-^* enecHT €n&.noT
nncio.
Interessant ist in den Liederhandscliriften der CTcbrauch des Tempus
lyevqccoT.u. Es hat nämlich doi't nur in einigen Fällen die Bedeutung, welche
ilnn in der klassischen Sprache eignet, nämlicli die eines »praesens consuetudinis«
{s. Steindorff. Gramm. § 281) eines »Tempus der Gewolinheit und des Püegens«
(so Stern, Gramm. § 377), vielmehr wird es in unseren Texten vorwiegend als
Futm'um verwendet. Vergl. :
»Theodosiusmärchen« (Bruchst. S. 27): morgen früh, Sonntaij uj*.iicoo'yg&.
THpw €TeKKA.€CJA. iverden wir uns alle in der Kirche versanmieln (und zu Gott für
diese Sache beten);
Neue Berl. Hs. i 25. Ä.pi-n.ue'^-c •se-ujivK.vvo'^' (jedenke, daß du sterben wirst;
X7 20 f. ug^^p€-0'^'Oll n\Av Atooue enTV-^wiHU en-uo-y ein Jeder wird landen im
Hafen des Todes.
»Salomomärclien « (Bruch.st. S. 24).
Es ist eine Säule in meinem Lande,
o SalomOj du Herr der Könige,
wenn du hinschickst und sie herbeischaffst,
ujd^ep - tgoo'Y gi-ncKn&.TV.^&.'^'on
so wird sie leuchten{'^) in deinem Pcdast.
Der Geist versiiricht: »In der uml der Zeit ^;v\cue u}i«.pe>.K enicT-yWoc
werde ich dir die Säule bringen >< .
Archellites 7, 1 — 4.
Ich bitte euch, meine heiligen Väter,
sagt mir den Ort, wo dieser Mann weilt,
dofs ich gehe und ihn anrufe,
Ä.pH*Y uiÄ.pe-n€qit&. tä^^o?*
vielleicht wird mir seine Earndifrzigkeit zu ted.
ebenso 7, 8. e^pH'y igi^.pe-no'Y'x&.i i\\oo\
vielleicht wird mir die Genesung zu teil.
U'iil.] (}eorg Müller: Kine neue koptische Liederhandschrift. 113
ebenso 10. nrnn ich (/i7if (und i;lücl<licli lieimlu-lire)^
so icerde ich einen Teil der Kirche yeben.
Leiden - (Aulerstehiuii'sa-escliiflite. — Die .luden saücn zu den ^V;■K•llt(•^•n
<les Grabes:)
Ä.'xic •se-ueq.UÄ.e'^'THC ^.'yqiTq
ikUou [yjs.uniee Aint^HKCutou
lolr werden euch große Belohnungen gehen,
sagtj seine Jünger hätten ihn fortgetragen.
Wir werden den BefehlsJidher bereden.
Zu den Bruchstücken des koptischen Kambysesromans.
Von Geohg Mülleh.
^lit einer Bemerkung von II. Schäfer.
/vnlälslicli der Konservierunusnrliciten an ih'v llandschrirt des Kainl)yscsri'nians')
niaelite der technische Hilfsarbeiter liei den Könit;!. Museen, Ilr. 11. liis( iikk. den
Versuch, die verblafsten Stellen der Handschrift durcii ein chemisches Mittel
aufzufrischen, ein Exjierinient, das vollauf ^eiiiückt ist. Der durch dieses Ver-
fahren lesbar gewordene Text ist vmi mir in dem xm- kurzem erschienenen
zweiten Hefte der koptischen Urkunden aus den Knninl. 31useeu zu Berlin neu
veröflentlicht worden. Für die Kruänzuni;' <h-r Lücken habe ich 0. v. Lemms
Bemerkunnen in den »Kleineu koptischen Studien«'), sowie weitere briefliche
A'orschläii'e desselben mit i>-rolsem Nutzen verwertet^). Ich möchte nicht ver-
felden, Hrn. Hr. v. Lemm dafür auch an die>er Stelle nu-iuen lierzliclisten I)ank
zu sauen.
Von einer einu-ehenden Bespreehuni;- aller neu ,<;euonnenen Stellen ylaulie
ich absehen zu können: es wird genügen, Ider einige wenige Kinzellieiten her-
vorzuheben, welche mir Beachtung zu verdienen scheinen.
') Zuerst veröffentlicht von H. Schäfer, Bruchstück eines koptischen Konians iihei' die Kr-
olierung Ägyptens durch Kambyses (SitzunRsber.d. Königl. I'reufs. Akad. d.Wiss. 1899 Nr. XXXVIII).
-) liaiserlich Russische Akademie der Wissenschaften. St. Petersburg 1900.
^) Was ich Hrn. Dr. v. Lemm verdanke, ist natürlich im Texte deutlicli gekennzeichnet.
114 G. Mi'ii.LER: Zu d. Hruchstiickeu d. ko])t. Kaiiibysesromans. [XXXIX. Band.
S. 3. 16. Kambyses hat an die Verbündeten der Ägypter Boten geschickt,
um sie lUireh Drohungen zum Abiall zu bringen. Ihr Berater Botiior prote-
.stiert in einer Rede an seine Volk.sgenossen , welche er als itujHpe [fi«eT]öü-
.■ü.wikRigev' .w[npH| anredet, gegen diese Zumutung. Die Bezeichnung «Söhne
<lcr Bewoliner der Ostgegenden«. d. h. »Orientalen«, i.st h'öciist auffiiUend, und
es verlohnt sich wohl, hier zusammenzustellen, was sich auf Grund des Textes
über diese Bundesgenossen der Ägypter sagen lälst. S. 4, Iß nenncMi sie sich
in dem Briete an Kambyses ^>Ac/t/p{f^r«. bezeichnen aber (4.17) die Perser
trotzdem als y>M^estbewohiier<^ (ueTiyoon 2H-ncis.Mne.viuT). wie denn auch Kam-
byses sie von seinem Standpunkte aus ^> Bewohner des Ostlnndes<-<- nennt (7, 15).
S. 6, 16 f. bezeichnen sie selbst die Chetiter als Bewohner des Nordens'). Nach
dieser Stelle würde man das rätselhafte Volk etwa in Phönizien oder im Phi-
listerlande suchen, während 4, 17 und 7, 15 etwa auf Indien führen würde,
oder vielmelir noch darüber hinaus nach Osten, da die Inder') (neTojv-ugjiTO'y)
4. 17 mit den «Westbewohnern ^•^ zusammen genannt sind. Die Zusammenstellung
zeigt deutlich, wie unklar dem Verfasser des Romans die geographischen Ver-
hältnisse gewesen sind.
S. 5, 10 las Schäfer den Namen Kambyses in der Sprache der (n-wähnten
ägyptischen Bundesgenossen c^wHO'yo, woran v. Lemm^) die Vermutiuig knüpfte,
es läge eine Verdrehung aus c&.tono'y 1a.wv, dem Spottnamen Nechos Jer. 26
(46), 17, vor. Da es sich jedoch herausgestellt hat, dafs c^.no'ye- zu lesen
ist (das e ist aI)solut sicher), so verliert v. Lemms Mutmafsung wohl den
Boden.
S. 6, 15 übersetzt ScnÄFER: Wer hat jemals .... etwas gegen Ägypten ver-
mocht . . . .j, so dafs duj Trai/oVto?^ etwas gegen es vermögen könntest? Ich denke,
es wird n-ävoVfcc zu lesen und »o du Ruchloser ^^ zu übertragen sein. ri)er
den Artikel beim Vokativ vergl. Stern, Gramm. § 230: -uvoaioe zu lesen ver-
bietet wohl die Bedeutung- des griechischen Wortes (»hochheilig")-
S. 8, 25/26 lautete im SiiiÄiERschen Text:
lyopn.v^eul'xuinTe'y.unT]
(es ist die Rede von Erziehung;' der Kinder in Ägypten). Für die Zeile 2() sprach
Lejlm die Vermutung aus, dals iTjc^l^lool-^^el-xIcwcl zu ergänzen sei. wobei er
auf die Erzählung bei Herodot verwies, wonach die Perserkinder zum Walir-
heitreden, Reiten, Bogenschiefsen und Lanzenwerfen angehalten würden, und
meinte, dafs der Erzäider die nuten Kiu-enschaften des feindliclien Volkes auf
') Die gallischen Könige und die Chetiter,
die im Westlande und die in der Kälte.
Offenbar soll sich -Westland« auf "Gallien", »Kälte» auf »Chetiter" beziehen.
') Darauf, dafs wir es mit diesen zu thun haben, wies mich Dr. v. Lemm hin.
ä) 1. 1. S. 76 f.
lüOl.] G.Möller: Zu d. Bruchstücken d. kopt. Kainbj'sesromans. lli)
(las seine übertragen habe. Man wird diese Erklärung fallen lassen müssen,
nachdem jetzt an der fraglichen Stelle iye^'^'[T|c&.£!OOT [tliie-x-ionle] lesbar ge-
worden ist.
S. 12. l)ic Seite war bis vor kurzem, wo sie der cliemischeii IJeliaiidlung
unterworfen ist. so gut wie völlig uulesbar. Aus dem Wenigen, was sicii da-
u)als sieher erkennen liefs. glaubte v. Lf.mm entnehmen zu können, dafs wir die
l'berreste eines Aufrufes zum Kampfe darin vor uns haben. Diese Annahme
hat sieli l)estätigt, doch enthält die Seite noch einiges mehr, h-li mr.clitc im
folgenden von dem neu gewonnenen Text eine Übersetzung vorlegen. Zur
Orientierung schicke ich eine kurze Zusammenfassung des unmittelbar Yorlu r-
gehenden voraus. Kambyses hat auf den Rat seiner Weisen, die einen oftencn
Angrift' auf Agyjtten für unthunlich erklären, in heimtückischer Weise Koten
ausgeschickt, welche die Agyjtter im Namen des Pharao zu einem Feste laden
sollen, mit dem ausdrücklichen Befehl, ohne Wafl'en zu kommen. Der weiir-
losen Menge hofft der Perserkönig dann mit leichter 3Iühe Herr zu werden.
In ÄgA^pten durchschaut man jedoch den Anschlag: Dos') nun ist es, was der
\erräter, nämlich Nehukadnezar% geihan hat, denn er weifs, dafs er nicht kämpfen
kann mit unseren Herren, nämlich den Königen von Ägypten: er hat diesen Brief
geschrieben im Namen unseres Herrn. Wenn wir uns mm ohne Schwert und Lanze
versammeln, so wird er sich gegen uns erheben und uns schlagen (S.XII) und er wird
uns gefangen nehmen und verderben
Nun aber werden wir euch den Rat sagen, durch den ihr bewahrt bleibt.
Si-ht, ihr wifst, dafs es die Zeit ist, wo ihr euch aus euren Häusern und dem Felde
versaiiimelt^). (Es war nämlich die Zeit des Vorabends*).) Nun möge ein jeder seine
Krieger') versammeln mit ihren Waffen. Da hörte ganz Ägypten auf diesen einen
Rat, und sie versammelten sich aus ihren Ortschaften jeder Einzelne, indem sie gegürtet
)caren mit ihren Waffen. Nun nach Verlauf vieler Tage kam zum König mich
Taphnas eine grofse Menge, sehr zahlreich wie Heuschrecken, 7nit Pferden und Wagen,
indem ihr Herz standhaft war wie (das von) Löwen und indem ihre Feldherren
(ij.eyi(7ra,vei) vor ihnen herzogen. Als König Apries sie aber sah [erschrak er]
da seine Fiifse und in seinem Herzen. Denn das Ge-
rücht war abgegangen, dafs Kambyses die Grenzen von Ägypten überschritten habe
.... er .tann in seinem Herzen vor den Assyrern. König
Apries aber rief die Feld/ierren und die Vornehmen unter ihnen und sagte zu ihnen:
Wer hat euch geraten, euch in dieser Weise zu rüsten? Sie aber sagten:
L^t ruhmvoll und deine Macht Die Handlung entwickelt sich als() nach
dem neugewonnenen Text folgendermafsen weiter: die Ratgeber der Agyiiter
') XI, 21 ff.
'') Die Hs. wirft ja Kamby.se.s und Nebukadnezar zusammen.
') So fafst Schäfer die Stelle gewifs mit Reclit auf (vergl. Stern, Gramm. §534).
*) Des Festes , welches X, 4 ff. angesagt ist.
^) A*Aoog, meines Wissens ein bisher nicht belegtes Wort.
Zuitschr. f. Ägjpt. Spr, XXXIX. Band. 190!. Iß
\\{\ G.Möller: Zu d. Bruchstücken d. kopt. Kambysesromans. [XXXIX. Band.
empfehlen , zum Schein die Weisung des Perserkönigs zu befolgen und sich zu
vers;unnieln . was ja mit Rücksicht auf das angesagte Fest unauffällig geschehen
könne. Ein jeder solle sich aber bewaffnen und überhaupt solle das Kriegs-
lieor aulgeboten werden. Dies geschieht, ein zahh-eiches Heer wird zusammen-
gebracht und zieht nach Taphnas zum Pharao, um ihn zu schützen. Dieser
luit offenbar von den Vorgängen keine Kunde: nur ist ihm gemeldet, dafs
Kambyses die Grenze überschritten habe. Apries, der anfänglich das iieran-
ziehende Heer lür ein feindliches gehalten haben mag, erschrickt, wird jedoch
bald aulgeklärt, ruft die Feldherren und Vornehmen zusammen und Ijefragt
sie, auf wessen Rat die Rüstung Aeranstaltet worden sei. Von der Antwoi-t
ist dann noch der Anfang erhalten. Damit bricht das Fragment ab.
Georg Möller.
Der vorstellenden Arbeit über den Kambysesroman , der nun durch die ge-
meinsame Arbeit von v. Lemm, Möller und mir eine ganz annehmbare Gestalt be-
kommen hat. möchte ich nur noch ein i)aar Worte hinzufügen; sie beziehen
sieh auf den Titel, den ich dem Ganzen gegeben habe. v. Lemm behauptet näm-
lich, dafs die Bezeichnung »Bruchstück eines koptischen Romans über die Er-
oberung Ägyptens durch Kambyses« ganz und gar nicht auf unseren Text
passe. Die Ägypter seien in ihm so herausgestrichen, dafs der Roman un-
möglich ihre schliefsliche Besiegung erzählt haben könne. Icli mufs gestehen,
dafs ich diese Begründung nicht recht verstehe. AVarmii soll der Verfasser
nicht erzählt haben, wie ein so kluges, ritterliches und furchtbares Volk
schliefslich doch durch eine gemeine Hinterlist zu Falle gekommen ist? Deutet
nicht unser Text selbst auf einen solchen Ausgang hin, wenn er S. 9, ö sagt:
»cfenra sie (die Ägypter) sind wie die Biene, deren man nicht Herr wird aufser durch
List«^, ferner S. 8, 16: ^•■oder wer imrd mit den Bären kämpfen und wer icird aus-
ziehen zum Streit mit Löwen ohne Überlegimc/j, Klugheit und Schlauheit, daß er
ihrer Herr werdci^. Schliefslich würde ja auch ein solcher Ausgang recht gut
zu der griechischen Ül)erlieferung passen, nach der die Erfolge der Perser zum
grofsen Teil durch den Verrat des Halikarnassiers Phanes erklärt werden. Ich
glaube also, wir können dem Bniclistücke ruhig die von mir voi-geschlagene
Bezeichnung lassen. H. Schäfer.
1901.]
G. Steindorff: Grabstein des ni. K. im Museum v. Stnttirart.
117
Ein Grrabstein des mittleren Reichs im Museum von Stuttgart.
\ 011 (»Kui«; Steindühff.
l^as Museum für Völker- und Länderkunde /.u Stuttt;art ist vor kurzem in den
liesitz einer schönen Sammluni;- von IS Gralisteinen ,<;elau,ut . die yrölstenteils
der Zeit des m. R. angeliören und aus der Xekropole vnn Ahydos stammen'l.
^Vä]lrend aber die meisten Stücke
in Darstellungen und Inschriften,
al)gesehen von einigen Personen-
namen, dem Agyptologen nur
wenig Neues bieten dürften, ist
ein Grabstein in melirfacher Hin-
sicht v(in dem gröfsten Interesse.
y.s ist eine oben abgerundete.
■^'^ cm hohe und 21)'/.2cm breite
Kalksteinplatte. Schon äufser-
lich ist dieses Denkmal merk-
würdig. Es zeigt, was sonst bei
(irabsteinen des m. R. äufserst
selten vorkommt, keinerlei bild-
liche Darstellung, sei es des Ver-
storbenen, seiner Familienmit-
ulieder, der Opfergaben, sei es
irnend welcher Eudileme, etwa
der geflügelten Sonne, der bei-
den Augen, der Schakale des
Totengottes oder der Wasser-
geiafse. Nur IS Inschrifts-
zeilen sind in die Platte eingc-
uieifselt. und was sie enthalten,
Lieht über die sonst bekannten
Phrasen weit hinaus und macht den Stuttgarter Stein zu einem in seiner Art
eiuziyen Denkmal. Die v(m rechts nach links laufenden Zeilen sind ein.yeschnitten
') Unter den Stücken der
Giabstein bemerkenswert.
iteren Zeit ist
dei' Kesierunf' Knnis
II. (latieiter
118
G. Steixuürkf: Grabstein des ni. R. im Museum v. Stuttgart. [XXXIX. Band.
und waren mit blauer Farbe ausgelebt, von der noch jetzt einzelne Spuren zu
erkennen sind. Den eigentümlichen Cliarakter der Hieroglyphen gielit die hci-
gegcbcne photographi.sche Abbildung") wieder.
Text.
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1 I I o
i > — ^o^ — ^15-<S5^
u:
irz-u"^>fl^isik5?>pj:kk^r^v:
Über.setzung.
Ein königliches Opfer, das 0.siri.s, der Führer der Westlichen, der Herr
von Abydos, giebt — er möge geben ein Totenopfer au Brot. Bier, Rindern
und Gän.sen, Kuchen, allen guten und reinen Dingen, von denen ein Gott lebt,
was der Himmel giebt, was die Erde liervorl)rini>t. den süCsen Hauch de.s Nord-
') Die Photographie hat inir in liebenswürdigster ^Veise der thatkräftige Leiter des Museunis,
Graf Carl V. Linden, besorgt, dem icii auch für die freundhciie Erlaubnis, den Grabstein zu ver-
öfTentlichen, meinen Dank wiederholen möchte.
lyOl.] G. Steindorff: Grabstein des in. H. im Museum v. Stuttgart. 11!)
wiiide.s, für den Oberharems.schreiber Sehekhotcp, den Seligen, den Herrn der
^Vürdi,^i■keit, erzeugt von ^deni Oberharems.schreiber Senh-nj, dem Selii^en. ge-
boren \(in dfr llausherrin Reni-rs, der Seligen.
Kr spriclit: »0, ihr Lebenden auf" Erden, alle V()rlese])rie.ster, alle Sclircilicr.
alle Priester und Adeligen, die vorübergehen werden an diesem Grabe, das ich
mir geniaeht habe zu einem .schattigen Platz fiir meine Seele und zu einer Kuhe-
.stätte für meinen Schatten — wenn ihr wün.scht. dafs euch eure heimiscli(>n
Götter loben, dafs ijir bleibt auf euren Sitzen. ^Ojjifs ün- eure Ämter eun'u
Kindern vermacht, dafs ihr glücklich heimkehrt und eure Krieustliaten euren
A\'ei])ern erzählt, so sprecht:
"Ein königliches Opfer, das Osiris, der Herr von Busiris, der grofse Gott,
der Herr von Abydos, giebt — er li'ebe tausend an Broten, tausend an Bier,
tausend an Rindern, tausend an Gänsen, tausend an allen Dingen für den Über-
haremsschreiber SeJ)ekhotep, den Seligen. ^5o-ezeugt von dem Oberharemsschreiber
Sfinl)-nj. dem Seligen'; es konunt ja nicht aus eurem Kasten, und es ist ja nicht
Not in einem Munde, wenn er es sagt'). Wer das thun wird, was ich gesagt
ha])e, für dessen Gesundheit werde ich ein Schutz und dessen Kindei-n ein
Schirmer sein«.
Bemerkungen.
In dem Folgenden sollen nur eiinge grammatische und lexikalische Er-
läuterungen zu dem verölfentlichten Texte geliefert werilen. Auf Sachliches,
namentlich auf die für die ägyptische Religion wichtige Stelle (Z. 7 und S). dafs
das Grab zu einer Wohnstätte für den Schatten und die Seele — nicht aber
für den Ka — erbaut worden ist, will ich liier nicht eingehen.
Zpile 7. j^ I crz] ^^^y »Grab«, eigentlich «das Ehrwürdige», ist wdid ein
I Synonymum zu dem gewöhnlichen M is »Grab». Es findet sich öfter, so
auf der Berliner Grabinschrift des i?MM-''o?«/( Nr. 7H11 : (] I -^-^ i i i^Di^^^f A
Zfile 8. Das erste [^ bedeutet "Schatten« = »schattiger Platz«; in der-
selben Schreibung und in ähnlicher Bedeutung findet sich das Wort aucii in
dem Hymnus auf Senwosret III., Kahun-Papyri 11, 17, wo vom König gesagt
wird: (JP^dJl^Tn^® p "er i«f wie ein Schattendes Frühlingsf?)«. Son.st
kommt das Wort in dieser Schreibuiiu- gewöhnlich, wie auch hier im folgenden,
nur im Parallelismus mit "i^ »Seele» vor, um die beiden Bestandteile des
Mensclien nach dem Tode »Schatten« und »Seele« zu bezeichnen. Vergl. fol-
gende Stellen:
') Die riclitige Übersetzung uiiil .Wiffassung dieser schwierigen Stelle verdanke ich Sethk.
'') Dieses Zitat ist, wie noch viele andere in diesem Aufsatze, den Sammlungen des »Wörter-
buchs der ägyptischen Sprache« in Berlin entnommen.
120 G. Steindorff: Grabstein des iii. R. im Museum v. Stuttgart. [XXXIX. Band.
l)ci dem König, ihre Schatten sind (weggenommen?) von denen, zu denen sie
gehören«, Pyramidentexte "W 523 := T HHO (Kaj). (i!^), naeli Setiies Lesung und
Ül)ersetzung:
•V-A^^^^^^T^W »er (Hannachis) möge gehen, dals meine Seele
lebe und mein Scliatten waclise". Berlin Nr. B910 (18. Dynastie):
•welche die Seelen kauen und die Schatten der Toten verschlingen«. Sonnen-
litanei im Grabe Sethos" I. (Lefebuke, Tombeau de Scti 1" pl. XI). liVI.
Weitere Beispiele s. Trans. Soc. Bibl. Archfeol. 8. j). H86ft". (Bnicii, On the
sjiade or shadow of the dead).
Die Gruppe T , wird gewöhnlich h>bt gelesen und mit T ^, ü ü \\ci\ltß>-t
»Schatten« (l'vv J'^m' Maximes d'Anii9,131 kojit. gevcifeec : ähj£h identifiziert.
Ob dies mit Recht geschieht, ist mir zweifelhaft: ich würde elier beide Worte
voneinander trennen').
® AK f^ljH bedeutet »Aufenthalt« oder ähnliclies und findet sich auch
auf der oben sciion angeführten Grabinschrift Berlin 7B11: »Die, welche vor-
übergehen "^Mi «~^~« vÄ <=> ' J\ an diesem Grabe, das ich mir zum
Aufenthalt gemacht habe«. Dieses Nomen ist wohl eine Ableitung von dem
Verbum ^ti »verw'cilen. still stehen«, das ziemlich häufig ist, z. B. I (1
0/ A— — _fu. ^^=^^11=^-=— "die Sonne verweilte (stand still) bei
Zi AAAAAA AA/WW I il
ihrem (der Isis) Eintreten, nicht rührte sie sich von ihrer Stelle«. Metternich-'
dein Herz verweilt auf den Wegen des Delta, so ist \\ dojet in Buto erfreut«,
Brügsch, Grofse Oase 26. 21). Vcrgl. auch Pap. Ebers 92. U'; LD. III, 140^ 2.
Zeile 11. ^1 ms^-w mufs hier etwa »Kriegsthaten. Kriegszüge« liedeuten;
doch kann ich das Wort in dieser Bedeutung sonst nicht nacliweisen.
Zeile l'if. Der Sinn dieser Stelle ist (nacli Sethf.) etwa der: »Sagt die.se
Opferfomiel für mich her: denn es koynmt ja niclit aus eurem Kasten, was ihr mir an
Opfern wünscht, und es ist Ja nicht Not in einem Munde., icenn er (wörtlich: Aveil
er, nämlich der Mund) es (d.h. die Opferformel) hersagt'^. Das erste Mal steht _jl_
(ohne ~w,~') vor dem subjektlosen Verbum prj (Form .Mitif); das zweite Mal ;;;^
') Ein dritter Ausdruck für »Schatten., ist ß^p, sicjf, Paheri 3; Sjihinxstele (LD. III. (i.S) 8;
I) v>|l(l_^ Louvre C 5.^, 3 und öfter. Dieses Wort ist wohl in der ägyptischen Orthofjraphie mit
i ^VH W 1 r-^ 1 '•"■'''"'""C"l?ewiirfelt worden; dalier kommen .so merkwiirdipe .Scl)i-eitnmf;en wie:
P^Oo '^"'J''""*le'e2; P J?T'^'"^'' ''"'" l>ui-chwandeln der Ewigkeit 8; i\ |J(](|'? ebenda 2<>
lind andere.
1901. J G. Steindorff: Grabstein des m. li. im Museum v. Stuttnait. 121
»es existiert niclit«. da liier oin Xoininalsatz vorliei^t; verül. Kkman. Anypt.
Gramm. § 369.
Zf'ih' 17. Die Schreibung !^-=^ '''j-tj-fj '"'t <=> ist aulVallend: (li(> regel-
mäfsige Schreibung ist vergl. Sethe, Verbum II § 982. Zu der im Re-
lativsatz gebrauchten Form ^°) yüO^ vergl. Sethe, Verbum II § 7G8. Die
Form ddic-J ist hier in periektischer Hedeutimg ftälschlich für die Mtnnf-Form
gebraucht, wie das gewöhnlich im Neu<ägyi)tischen geschieht; Sethe, Verbum II
^ 763. Die Schreibung "^^Q(l^ ("i''^ \^^ ^"' ''^^'^ Endung >r mit dem Suffix
der 1. Sing.) hat. woraiif mich Sethe noch aufmerk.sam macht, ihr Anal<n;i>n in
dem merkwürdigen Pl^\%üi^^^ H'>>'^J-J 1'^'"^ •'^"H ^f"!'!: ■■<l!>J-j\ entstanden
aus ihho-j) »meiner wird gedacht«, das a.a.O. $458 erwähnt ist.
^ mkt-j »Schützer«, nominale Ableitung (Nisbe) mit _;' von dem
Infinitiv tiikl »schützen«.
Zur Erklärung der Naukratisstele.
Von Kurt Sethe.
Im Anschluls an Ermans Behandlung der Naukratisstele im vorigen Jahrgang
dieser Zeitschrift (S. 127fl'.) sei es mir gestattet, hier noch einige Vorscldäge
zur Erklärung dieser wichtigen Inschrift zu machen:
Z. 1. 2. ^ [j 0 ü ^A/^^^ entspricht gewifs einem ^ f] "^g, Xawvaa
»der vortreffliche Erbe der Neit«. a o für vi findet sich in Z. 12 in °-^ mt
»3Iutt(M-" : s. auch unten. Das h des Wortes muh wäre danach wie in der
Mclirzahl der Fälle in .v übergegangen.
Z. 2. Q 1 1 K^ Ts^^^ bedeutet dann »sie krönte seine Majestät« und .steht
parallel zu den folgenden Gliedern »sie machte iim zum Herrscher der 1)eiden
Länder« u. s. w.
Z. 2. 3. Ö^^^D^ä^"^ i^t ^^'"''1 "i<'l't »'^'«^ Mauer, die die
Ägyptens rettet (nAm)«, sondern (1 J jE/v»w-%{) ^^(1 ^^ ^ »eine
Mauer aus Erz um (eigentlich: zu beiden Seiten von) Ägypten«. — Ganz ähnlich
heifst der Weise Ajiienhotep, der Sohn des Hapu. einmal (LD. IV, 67(7): uöj
d E-^ AAAAAA jfw^^ö"^;^^, was PiEHL riclitig mit »la muraille excellente en
fer qui protege FEtrypte (eigentlich: hinter Agj-pten)« übersetzt hat.
Z. 3. I 1 wird vermutlich ein "^, « v\ '^^ wiedergeben sollen und
111
vielleicht »der in die Menge dringt« bedeuten.
7^ j4c^ III
122 KvRT Seihe: Zur Eiklärung der Naukratisstele. [XXXIX. Band.
Z. 5. In -«ss-O""^®^ r ,s5.^"f"^^~! ^^'"'<1 ^l^s '^ hinter
^^ 1 O »~ \ /www AAWVAA ®*Ä/ -^ "^ A D /WWW _^ ^AA/WVA
^^ nicht, wie J!!kman meinte, zu einer Sclireibvme: ;:ZZ^ für ''"~" jjehören.
IaVWV^ ' /WWW III'
sondern die Negation ;^^ Aviedcrgeben. In dem ? ^ könnte man das Wort
I^K c^^ »Wort« vei-muten, so dals das Ganze hiefse;- »der sj^endet, wenn
(oder wie) sie es sagen, ohne taub zu sein {sh hr) auf ihre Worte«.
Z. S. 0 cf] J ist nicht »die Gabe des Tempels derNeit«, .sondern einfach
>im Hause der Neit«, wie am Anfang derselben Zeile. Die vorlier-
gehenden Worte „ c^ fs^ enthalten zunächst Avohl sicher ein
® r^ *^J ? iV '^ "^^ brachte die Libation seinem A'ater«, vergl. die ge-
wöhnliche Darstellung an den Tempelthm-cn, wo der König mit zwei Libations-
krügen zu dem Gotte läuft (s. LD. Text III. 51). dabei die Beischrift ® r '^ „
/www <: 1
|y ci (| . Die übrigbleibenden AVorte müssen dann den Namen des Gottes
enthalten. Sie sind wohl ^li^ßGX ni> Mi (damals etwa *neb-eneh gesprochen)
zu lesen »Herr der Ewigkeit«, wie bekanntlich Osiris oft genannt wird. Der-
selbe Name ist auf dem Denkmal der Sammlung Fetis zu Brüssel (Capakt. Rec.
de trav. XXn, 106) ähnlich o jr i geschrieben, was Capart mit »les ors eter-
nels« übersetzt hat. — Die ganze Stelle lautet nun: »Der König Av^irde in den
Tempel der Neit eingefiihrt, er erschien mit der roten Krone neben seiner
Mutter Neit und brachte die Libation seinem Vater, dem Herrn der Ewigkeit,
(Osiris) im Hau.se der Neit«.
Z. 8 v\ und Z. 9 I V\ für »ein Zehntel A'on« möchte ich nicht-
mit Erman w^ '^ 10 m lesen, sondern, wie dasteht, w^ 10 m (dafs das in am
Schlufs zu lesen ist, zeigen die folgenden Satzglieder) und dies dem koptischen
Ausdruck no'ytoii m.uhT; no'yit-.XiMHT, no'yitAVHT für »das Zehntel« gleichsetzen,
über den ich an anderer Stelle noch besonders handeln werde. Die m-sprüngliche
Bedeutung dieses Ausdi'ucks Avird nach der Form, die er in unserer Inschrift
hat, »eins von 10« gewesen sein, gerade Avie Avir »eins Aom Hundert« oder
»ein Prozent« für '/loo sagen').
Z.H. Nach dem vorstehend Bemerkten ist vielleicht aucli in dem (1 P 5t^
T I -czs»^, I eine ähnliche Angabe »eins vom Tausend« resp. » /lom,« und
»eins von « zu A'-ermuten.
Z. 13. Die Worte ^^^^^"^^^tJ^^v/wA i=in^^^A/^>A^, die den Aon Erman richtig
als ['"^"^'^^^ gedeuteten Worten H ^v ö"^^' ' ö J folgen, stehen wolil für
n V 1 'jf4 ' '^^^ V^P .-^-^ »welche Frühere gemacht haben, um
festzu-stellen « .
') Vei-f;]. dazu ÄZ. 1900. 44.
U'Ol.J KcRT Sethe: Zur Erklärung der Naukratisstele. \'2li
Nachschrift. In SIaspekos Übersetzung, die inzwischen im Musce egyptienl
(texte ]). 41IIV.1 erschienen ist, sind einis'e von den oben besprochenen Stellen
■wenigstens teihveise ähnlich erklärt ■worden, nänüich Z. 2. H, wo Maspero dem
Sinne nach richtig »le mur de bronze ([iii clöt Kiniit<i übersetzt, aber (]-ä| für
1} ^ '^H';^ n n™!!^*^; sodann Z. 5, wo er »qui ne se montrait pas sourd de
face ä donner, lorsqu'ils donnent (aller le eonir sur la voiel« übersetzt: und
endlich Z. 8, wo er übersetzt: >>il a presente son olfrande. Tor de Tofirantle
en don au temple de Neith«. An den anderen Stellen stimmt Maspekos Über-
setzung teils mit Eemans überein, teils giebt er abweichende Erklärungen, die
aber meines Erachtens wohl nicht in Frage kommen können (wie z. B. wenn
er Z. 1. 2 »le grand manjue au sceau tle Neith« übersetzt und dabei ^ ff für
<-^= c; »grofs« nimmt, u. s.w.).
Zur Entstehung der jüngeren Flexion des Verbums.
^"oll Adolf Er.m.\n.
In meinem Aufsatz über die Flexion des Verbums (Sitzung.sber. d. Berl. Akad.
1900) liabe ich auf S. 34(5 if.') den Nachweis versucht, dafs die jüngere Flexion
(^V:\ :<^ >f]i/if. ../ '€\ Mmnf u. s.w.] aus Partizipien und den aUen
Formen des Pronomen absolutum zusannnengesetzt ist. Ein idriik »du hcirst«
geht auf ein altes Mm kw »du bist hörend« zurück; es sind das Verbindungen,
wie sie von jüngeren Spraclien so oft als Ersatz alter Flexion verwendet werden.
Seither sind mir diese Fragen der »prähistorischen Grammatik" in Einzelheiten
deutlicher geworden, und ich will deslialb hier nneh einmal auf sie zurück-
kommen.
Die gegebene Erklärung und die anahige der Possessivsuflixe {prk »dein
Ilaus« aus pr-kiv »das Ilaus von dir«) setzt voraus, dafs in der H. sg. einmal ein
altes Pronomen absolutum, das mit /begann, existiert hat''). Als Beleg für seine
p:xistenz fiUirte ich die Form des Verbaladjektivs ^^^'^ *'^' *^^^' '^^''^ Sethe')
wahrscheinlich gemacht hat. aus einem Adjektiv sdmtj und einem Pronomen
absolutum '^'^^ f) besteilt. Wir kTiunen aber dieses mutmafsliche Pronomen ab-
') S. 30ff. des Separatabdrucks.
^) Wenn die semitischen Sprachen, wie es scheint, es wirklich nicht kennen, so würde
(las -/.eigen, dafs das Anwachsen der Possessivendungen an den Stamm jünger ist als die Abtren-
nung des Ägyptischen.
3) Verbum II, 421 ff'.
Zcitsolir. f. .Ä^ypt, Sj.r., .\XXIX. linii.l. 1901. ''
12-4 A. Erman: Zur Entstehung d. jüngeren Flexion d. Verbuuis. [XXXIX. Barn.!
solutuin fj nocli an einer anderen Stelle der alten Sprache in lebendigem Ge-
brauch nachweisen.
Wer die Sätze') liest:
Jtk^O^ "da, wo er ist« (Borscheh II T.». 1. U),
J-^~^|l^ ..da. wo du bist« (P. G47ft'.. P. 717ff.).
könnte zunächst denken, dals in ihnen das jüngere Pronomen alisdhitum i\Toq,
ÜTOR verwendet sei, so dafs der Relativsatz ohne Verknüpfung an Im angefngt
wäre. Vergleicht man dann aber die analogen Ausdrücke:
Jtk ^ Hcil]^ «da. wo sie sind« OVestc.\r 9, 3).
P>k;
□ — ^^ ^
»diese meine Angelegenheit« (Sinuhe 174),
^ vb.n$0^ ~"~ .. das Si)eisefeld. in welchem ich weile«
(Totenb. ed. N.w. 110, Einleitung, Z. 2H). So in Aa und Pb: Ad Pd Tb
schreiben etwas altertümlicher c> ^ ^ ,
so wird es schon wahrscheinlich, dals auch in diesem ntf. ntk d;is Relativ ntj
und ein Pronomen absolutum steckt.
Und in der That fassen die Äg^^pter es selbst so auf, denn im Totenb.
ed. N.A.V. 24 steht dreimal (Z. 4, 7, 11): "
3Iann, bei dem er ist'")«.
Wir haben also in diesem ^^^^ nocli gewils dasselbe Pronomen absolutum.
das uns in Mmtj-fj erhalten ist, luid ebenso mufs das ^^zr^ in dem j y j^ (]¥\
das alte kw sein. Wenn beide in verkürzter Form geschrieben sind, so wird
das daran liegen, dafs in diesen häufigen Verbindungen die Pronomina bald
zu enklitischen Anhängseln des Relativs geworden sein werden.
Die zweite Frage, Avelche uns die jüngere Flexion stellt, ist die nach den
partizipialen Formen, die ihr zu Grunde liegen. Ich Avill diese Frage hier
noch einmal untei'suchen , da ich jetzt in einem wesentlichen Punkte klarer
seile als bei dem Niederschreiben des gedachten Aufsatzes. Es wird freilich
nicht zu umgehen sein, dafs ich dabei auch einiges wiederhole, was ich dort
schon besprochen hatte.
') Einen Teil der Beispiele verdanke ich .Sethe.
') Das saitische Totenbncli schreibt an den betreuenden Stellen (ed. Leps. '1A. 4: ib. 24. '1)
Der Schreiljer glauVjt also auch ein CTq- voi- sich zu haben . nicht ein moq.
UHIl.] A. Ermak: Zm- Kntstelmiig d. jüngeren Flexion d. \'erl)uais. 12.)
Teil hri'iimc mir dor nktivL'u Form ^ v\ ;<— . "Wie durcli Sktiiks Untpr-
Micliuiiii-cii feststellt. zerHiUt sie in zwei Formen, die zwar l)ei den starken
^'erllen nur dureli ihre \'(ikalisation iiescliieden waren, die sieh aber ii'lüek-
licherweise ])ei den Verbis ult. int", aneh in der Schrift leicht unterschei(h'n
hissen. Es sind dies die gewöhnliche Form sd/n^f und die empliatische Form
sd-mf oder, wie sie bei schwachen Verben lauten, nirj f und iiir-rf^). I>ei(h>
.sind augenscheinlicli nur Difl'erenzierungen ein und derselben Form, die ilirer
verschiedenen Betomuig im Satze entsprechen.
Ist nämlich im K(mditionaLsatz die Bedingung nur durch den beson(h'ren
Ton auf dem Verbum markiert, wie in »findest du jemand, so sage es ilun«.
so brauclit man sd-ink. Ist dagegen tlie Bedingung schon durcli die Partikel
bezeichnet, wie in »wenn du jemand findest, so .sage es ihm«, so lirauclit
man. ebenso wie im gewölinliclien Aussagesatze, die Form Mni^k. Wird aber
(l;inn wiedi-r zwischen die Partikel und das Verb ein AVort eingeschoben, das
den Zusammenhang (h-s Bedingungssatzes unterbricht, so genügt die Partikel
allein nicht mehr, und man muls auch die Verbalfbrm in entsprechender \\'eis(^
betonen: ir wrt id-mk.
Und zu der gleichen Auffassung der emphatisclien Form führt auch ihr
snnstiger üel)rauch; sie steht z. B. in den Fragesätzen, in Verheifsungen, Dro-
liungen, Anordnungen, also in Fällen, in denen jede Sprache das Verbum zu
betonen jUlegt. Auch ihr fakultativer (ieliraueli in bestimmten abliängigen
Sätzen (nach Verben des WoUens, Sagens u. s. w.. sowie nacli Konjunktionen)
widerspridit dieser Auffassung nicht, denn er lindet sieh nur in solchen Sätzen,
in denen der Natur nach das Verl)uin auch wirklicli betont sein kaiui: die
wirklich strenge Unterordnung nach rdj »veranlassen dafs« wird inuner in der
gewr)]inliclien Form idm^k gegeben. Man kann nur sagen 7'djf sdm^f »icli
lasse iJm hören«: aber neiieii dem einfachen wdf sdm^f »er befiehlt, dafs er
liTirt« ist auch ein yc(// w/-w{/' gel )räuch lieh . etwa so wie wir nel)en »ich holVe.
dafs du kommst" aucli ein pointiertes »ich liofte, du kommst« verwenden kruinen.
Die Formen Mm'^k und .^d-mk v(>rhalten sich also etwa .so zueinandiT
wie unser "dti wünschst« zu »du wünschest« und unser »er .sagt« zu »er
saget«: es sind Formen mit verschiedener Nuance und niclit gleichem Gebrauch,
aber sie sind in ihrer Bedeutung nicht grundsätzlich geschieden, und es gab,
wie wir eben gesehen haben, ja auch genug Fälle, wo man so sagen konnte
oder so. Audi konnte sich bei einer Klasse von A' erben der Gelirauch etwas
anders entwickeln als bei der anderen").
') Das Einzelne über ihren Gebrauch l)ei Seihk, N'eibnm II. 323 — 348, vergl. aiicli meinen
oben angeführten Aufsatz .S. 329 (13).
^) Niemand würde bei einem III. inf. anders sagen als " ^ Xi. aber bei den II. gem.
12li A. Erman: Zur Eiitstelmii!; d. jüngeren Flexion d. Verbunis. [XXXIX. Band.
Was uns den Unterschied zwischen den beiden Formen Mm^^f und M-mf
sjröfser erscheinen läfst als er ist. ist der Umstand, dals er sicli l)ei den
A'erhen idt. inf. infolge einer nel)ensächlichen Erscheinung äulserlicli stärker
kennzeichnet: für mr-jf »er lel)t«, iiär-ick »du schlägst« hat man frühzeitig
angefangen mr-rf, ndr-rk zu sprechen, indem man den' schwachen Radikal
nach dem betonten Vokal durch eine Wiederholung des zweiten ersetzte').
Wenn nun so beide Formen, die gewöhnliche t^dm^k (</^^^^=^^ ^^'^:zz^,
^zz:^] und die empliatische M-/)ik (^^\-^::i:^.-^^^z:::^. <=>^^:i:^\. eigentlicli
nur als Varianten einer ur.sprünglichen Form zu gelten haben, so fragt es sich,
welche von beiden den ursprünglichen Charakter am getreuesten bewahrt
haben mag.
Man wii'd diese Frage a priori dahin beantworten, dafs diejenige Form,
die sell)ständig und mit Nachdruck gesprochen wird, sich besser erhalten haben
wird als diejenige, die sich dem allgemeinen Flusse des Satzes anbequemt hat.
Demnach wird die »emphatische Form« id-mf. mr-rf besser der Urform ent-
sprechen als die » geAvöhnliche Form« Mm' f. mrj\f.
Ich glaube aber, wir können noch weiter gelien. Ich habe schon in dem
mehrfach angeführten Aufsatz (S. 318 = 2) vermutet, dafs, wo sich in einem
Worte bei sich verschiebendem Accent der Bildungsvokal des Wortes verschiebt.
dies in letzter Linie davon herrühren werde, dafs das betreflende Wort einmal
in der Urzeit an beiden Stellen Vokale gehabt habe ; wenn ein soIsH beim An-
treten A'on Suffixen zu 5^&d/y Avird, so wird dieses »Umspringen« 'des Vokales
sich daraus erklären, dafs das Wort in unvordenklicher Zeit einmal solsol ge-
hiefsen hat. Und niu' in der gleichen Weise vermag ich mir auch unsere
lieiden Formen M-mk und idm^k zu erklären. Wenn je nacii der Stelle des
Accentes der Vokal bald in der vorletzten und bald in der letzten Silbe er-
scheint, so hat er gewifs einmal in Ijeiden gestan<len; die Urform \vc\\. sd-m k
geheifsen. Wurde diese selbständig mit vollem Ton gesjirochen, so behielt sie
ihren Accent auf dem ersten A'okal und der zweite verkürzte sich mehr und
mehr. Schlofs sie sich dagegen dem allgemeinen Flusse des Satzes an, so
wurde ihr zweiter Vokal betont vmd der erste verschwand.
Wenn nun aber die Urform M-m^-k gewesen ist, so mufs die ]iartizij)iale
Form, die in ihr mit dem Pronomen absolutum zusammengefügt ist, id-rn^
gelautet haben; sie hatte einen betonten Vokal nach dem zweiten Konsonanten
und eine unbetonte Endung nach dem letzten. Sollte es nun Zulall sein, dafs
unter den vier von Sethe nachgewiesenen Partizipien eine Form ist, die diesen
Bedingtmgen genügt und dafs es gerade dasjenige Partizip ist, das die gleiche
imperfektisch -aktivische Bedeutung hat. die dem sdmf eignet? Das Part,
impf. act. hat einen betonten Vokal nach dem zweiten Radikal (vergl. ;^f.
') Vergl. 1. 1. 8. 321 (5). Natürlich ist es die .Analogie der II. gem.. die hierbei eingewirkt hat.
l;iiil.] A. Krman: Zur Entstehung d. jüngeren Flexion d. Verbums. \'2i
V 1. imcl es hat weiter eine Endtmü', die man im Sinifulai- meist ^. im
PUu"al fll]^ schreibt; es liat also M-m^ic gelautet. Demnach wii-d die akii-
vische Form Mmk entstanden sein aus sd-)/i^w Aio »du hist hörend«, lud
wenn man dies erkannt hat. so stellt sicli zunächst eine längst bekannte 'l'liat-
sache als Bestätigung ein. Vor nominalein Sul)jekt endet der Stamm des \ er-
bums ja in alten Texten noch auf^: Mmw nfr »der Gott hört«. In diesem
Falle hat sich also .sogar auch die Endung des Partizips erhalten, die in der
engen Verbindung mit dem pronominalen Subjekt ganz oder last ganz ver-
loren ist. Eine weitere Bestätigung unserer Annahme ergeben die Helniiv-
Ibrmen mrriof, mrrtf, die ja auch mit keinem anderen Partizip gebildet sein
können als mit dem Part. act. im])!'. Ein kmt mrrtf »die Frau, die er liebt«
geht auf ein hwt nirrt fj zurück, und dieses ist, wie ich 1. I. ausgel'idirt liabe,
durch euie unlogische Angleiclnmg des Partizipiums an das Substantiv au.s
hiiit mrr fj »die Frau (die) er liebend ist« entstanden. Man hat das Partizip
ln'handelt, als sei es attributiv dem Substantiv angehängt und hat so eine Ver-
Iiiiidung zwischen dem Relativsatz und dem Sul)stantiv hergestellt.
Üljer diejenigen Formen der jüngeren Flexion, in denen dem Stamme eine
Endung angehängt ist {Mmnf u. s. w.), enthalten wir uns besser jeder Ver-
nnitung: die Verhältnisse sind hier zu kom])liziert , als dafs man mit einiger
Sicherheit u)-teilen könnte. Dagegen ergiebt sich, wie ich schon in jenem
Aulsatze ausgeführt habe, ein klares Resultat für die Passivform Mmwf. Sie
enthält das Part. pass. impf., das ja wirklich eine Endung w besitzt; Sdmwf
geht zurück ;mt' Mmio fj »er ist gehört«. P^ine Differenz besteht anseheinend
bei den III. inf.. liei denen das Partizip itirrw heilst , während das Passiv 7nrjuf
lautet. Aber diese Differenz ist nur scheinbar. Die urs])rüngliclic Form des
Partizips ist gewifs mr-Jw gewesen, was sekundär zu rnr-rw wurde: aber in
der Verbindung mit fj. wo der Aceent ja zum Schlüsse hinrücken inufste,
iiirj-irf. waren die lautlichen Verhältnisse des Wortes andere, und das j blieb
dcsjialb liier erliallen.
Das ider Erörterte legt nun auch für die merkwürdige Erscheinung der
Gemination liei den Ver])is ult. inf eine Erklärung nahe. \\"\r haben eben
gesehen, dafs in dem Passiv naj^uf (his ./ bleibt, dafs es aiier in dem dazu
gehörigen Partizip *mr^jw durch die Gemination rnr-rw ersetzt Avird. AVir haben
Aveiter beim Aktiv gesehen, dafs die gewöhnliche Fenn naj^f ihr,/ bewahrt,
dafs aber die emphatisciie Form *mr^jf das j durch die Gemination tnr-rf be-
seitigt. Beide Fälle haben das Gemeinsame, dafs das 7 sich da erhält, wo es
die Tonsilbe beginnt, dafs es aber fortfällt, wo es nach der Tonsilbe steht.
Das erinnert sogleich an das von Sethe entdeckte Gesetz über die Behandlung
von y und w in der späteren Sprache: ein./ fällt fort, wo es in tonhiscr Silbe
steht, es bleibt, wo es in der Tonsilbe steht. Ein mr-jf würde im s])ätercn
12iS A. Erman: Zur Entstehung d. jüngeren Flexion d. Verbums. [XXXIX. Band.
ÄgA-ptiscli ZU mr^'f werden niü.ssen, ein mrj^f Avüi-de dagegen unA' erändert
lileiben. Ich glaube nun, dals ('l)on dieses Gesetz schon mutatis mutandis in
der ältesten Sprache gewaltet liat. Die )nr -jf wnü mr-jw werden wirklich scliou
zu tnr-'f und mr-'w gewoi'den s(nn und erst diese Verstümmehmg wird den
Anlals zu der weiteren Umbildung gegelien haben. Man' h^liiitc die verstüm-
melten Worte an die entsprechenden Formen der II. gem. ;ni und gewann
ihnen so den verlorenen Konsonanten zurück: mr-rf, mr-rw. Die Gemination
ist also eine Ersatzerscheinung und setzt eine vorhergehende Verstümmelung
des Wortes Aoraus.
Auch die anderen Formen. b(>i denen eine Gemination vorkommt, wider-
sprechen dieser Erldärung nicht. Ich will hier nur noch des einen Falles ge-
denken, der besonders merkwürdig ist. Wie Sethe nachgewiesen hat, lassen
einige alte Texte im Passiv sdmwf, wo die ult. inf. nicht geminieren, auftallender-
weise die starken 3 -rad. Anerben geminieren; man sagt Mf-fk für hif-wk u. a. m.
Ich glaube, es liegt auch hier derselbe A'organg vor wie in den geminierenden
Formen der ult. inf., nur dals der schwache Konsonant, der hier austlillt, nicht
ein Radikal ist. sondern die Endung des Passivs, das w. Das korrekte hsf-wk
wurde zu *^y/'-7r. luid diese unangenehme Form beseitigte die Sprache Avieder
durch Anlehnung au die III. gem. oder IV. inf. und bildete so Jßf-fk. Wie
mau sieht, gelang es aber dieser Form nicht, durchzudringen und Gemeingut
zu werden.
Monatsnamen aus dem neuen Reich.
Von Adolf Erman.
In den »Inscriptions in the hieratic character« ist auf Taf. 28 ein Ostrakon
(Nr. 5(i31)fl) des n. R. A-eröffentlicht . das auf den ersten Blick nur eine Liste
von Efswaren zu sein scheint, die einer Frau ^ 'v^ _P| fi'2'^ Jj. die bei der
8 ü JJltlTT^ |) wohnt, geliefert Avorden sind. Sieht man dann genauer zu, so
fällt einem auf, dafs diese Liste an acht Stellen dvu'cli Wi)rte unterljroclien ist,
die nicht dazu gehören können:
Z. 12. D (1° ■=■
Uini.
Adolf Erman: Monatsnamen aus dein neuen Reicli.
rji»
Z. 15.
Z. 17.
Z. 4.
z. c.
Z. 8.
I I I e i
— 0.
kti
lW
^t
amsEiiw
In einer ZiisnTzljemerkung' (R.s. Z. 18) wird nnfserdem noch n er-
wülmt. Es ist klar, dafs wir in diesen Worten populäre Bezeiclniiin^en der
Monate zu erkennen haben, für die die betreffenden Sachen geliefert waren.
Die Liste umfafst die Zeit vom ersten bi.s zum siebenten Monat des Jalires uml
vermutlieh den davorliegentlen zw()lften. Vergleicht man diese Monatsuinucn
mit denen der bekannten älteren Liste auf der Rückseite de.s Pap. Ehkrs, .so
sieht man, dafs allerlei Veränderungen eingetreten sind; die Namen sind zumei.st
schon dieselben, die wir dann in der griechiseli- koptischen Zeit antrelTen. Es
entsprechen .sich:
Ej:ki!S Ostrakon Kopti.srli
w
sah. eooTT: lioh. öioott
G HD ^
s. nÄ.a«.ne, noone; n. newoni
n "^
ll
s. ge>.Ttop; b. e^ecop
u?u
1 1 1
s. KiewgR, ^oiikgK; b. «jq^oiälK
1 \S l|0
^^^?--1
s. Tco&e; b. Ttofci
^§
° ^^M-l
s. MUjip; b. AiC5(;^ip
AS
""(Gjfi-.mv
s. n&.pMgÄ.T, nA.pcAigA.Tn; b. (^duMcnioe^
•j
2
€\'^%.2-
-^^
?
Was sich aus unserem Ostrakon für die Geschichte der Feste ergiebt,
mögen Kundigere ersehen'); ich will mich beschränken, ]i(r\ (»rzulichi'n . was
sich für die Etymologie der Monatsnamen daraus ergiebt.
') Das unklare Zeichen dahinter habe ic-h nicht auf dem Original kontrollieren kTinnen. da
es durch den Rahmen verdeckt wird.
^) Die "Fahrt der Mut», die hier als Bezeichnung für den Tybi gebrauclit ist. farnl in der
Thal nach Brlgsch, Thesaurus 5'22, am 17. Tybi statt.
130 Adolf Ersian: Monatsnamen aus dem neuen Reich. [XXXIX. Band.
Der 3Ionat Thotli ist, wie zu crwnrtcii w;ir, nach dem Gotte derAVeislieit ge-
nannt. Für den Monat Paophis hatte .selion Bricscii vermutet (Äftvptolojiie 35*.)),
dals der Name »der von Karnak« bedeuten würde; dies hestätii>t sicli. und
wir ffewinnen damit zugleich einen neuen Beleg- für die Herkunft des Possessiv-
nrtikels na.- aus ° (^"■^^'"'^)- Für den Namen des Meehir lag bisher
nur eine Stelle aus einem Edfutext (Brugsch, Drei Festkalender Taf. 11, 11) vor,
wonach am 21. Tage des zweiten p--MVIonats »ein gewaltiges Fest im ganzen
Lande gefeiert wird, welches "^^d|)^0'r^ genannt wird«. Aus unserem Text
sehen wir. dafs der Monat seihst ursprünglich nicht Aiujip. sondern *nii.-nMigip
"der (IMonat) des Mechu-festes«, hiefs. Übrigens zeigt die Schreibung des Wortes
Meciiir auf unserem Ostrakon und in dem Texte von Edfu, dafs die Ägypter
selbst nicht wuIsten, was das AVort bedeutete. Das Merkw^ürdigste aber, was
unser Ostrakon bietet, ist die Erklärung des Namens Phamenoth. Es stellt
sich heraus, dafs dieser Name vcm einem Feste eines Königs Amenophis her-
genommen i.st. Der boheirische Dialekt läfst diese Herkunft noch erkennen.
Im sahidischen Parmhatp^) ist der Anfiuig entstellt, vielleicht durch Anlehnung
an den Namen des folgenden IMonats des Parmute. Wenn also der moderne
Äg;y-pter vom Monat oU<«j spricht, so nennt er damit immer noeli, ohne es
zu ahnen, einen seiner grofsen alten ll(>rrscher.
Zu den Verben des Gebens.
Von Kurt Skthe.
Tr. V. C.\LicE hat ÄZ. 39, 75 ff', das Verhältnis der beiden altägyptischen Verben
des Gebens erörtert und dabei vermutet, dafs das anscheinend jüngere Verbum A
nichts weiter als eine Verstümmlung des anscheinend älteren <=>A ^^"^^ '^^^
') Ich verdanke Cbum die folgenden Angaben über die Formen des Namens im Saliidisciieii:
Formen mit erhaltenem am/n-: Ti&Avno*.Tn Alexandria Mus. stele 17.'): tl)*..uEii».Tn Caiio
Stele 84ß.i.
Formen mit erhaltenem /lotj): n*.p.wooTn Cairo stele 8547; C. Schmidt's new fragment in
GN'190I; ni^pcwgOTn Krall, Rechtsurkunden CX VII. from Schmun pap.; n*.p.uoft.Tn Brit. Mus.
Or. 4882. Jeme pap.; n«,peAiei.Tn Cairo stele 8608.
Formen auf a: na.p.uo«,n«. Cairo stele 8519; n».pAv*.öS Berl. Papyrus P. .").")(il (.")).
Formen auf t: n«.pAi^oT Brit. Mus. Or. 5420, dated A.D. 1048; Brit. Mus. Or. 8.j81. A 2.
parchment; n*,pAig«,T Pap. Joad II (.lerne pap., Goodwin's copy).
Cbum bemerkt dazu, dafs die Formen wie iiei-pMooTn die häufigsten sind. — Man übersehe
nicht, dafs dieser Monatsname uns endgültig nötigt, den Ivünigsnamen Amenhatp. mit kurzem n.
zu lesen, wie das ja auch granunatiscii da.s Wahrsclieinlicliste ist.
l'.l'H.] Kurt Sethe: Zu den VerUen des Gehens. ]'A\
sein <=> r wio so viele Wörter frühzeitig: verloren li;ibe. Dieser Ged.-mke . der
ja ilcin äulsereu Tliatbestande u'ut zu entspreclien scheint, ist. wie icli unicn
zu zeigen Siedeuke. gewils rielitii>-; die Anwendunii', die ('aluk davon uc-
niaclit luxt, .seine Erklärun.ü,- verscliiedener Einzelerseheinunnen im F(irnien1)estaiid
der beiden Ver1)en , scheint mir jcihx-h verfehlt zu sein. Calick ninnnt an,
dafs das ältere Verbum <=> A sein /• zunächst in .solclien Formen verloren habe,
in denen es im Auslaut einer Nebensilbe nach dem Plilfsvokal r stand. Als
Belege dafür will er zwei Formen angeseiien haben, die beide seit den äheslen
Zeiten stets ohne das <:z=> ersclieinen, den »Subjunktiv« (Tempus Min-f nach
<=:^ j\ tnid A "Veranlassen, dafs«) und die Formen mit Gemination, in denen
der Verbalstanun A A geschrieben wird. Was zunächst den »Sulijunktiv« Ix--
triiVt, .so ist die ^'okalisation, die Calice dafür annimmt, *er(1jöf luunöglicli,
da sie gegen die Grundgesetze der Silbenbihlung verstofsen') inid von dei-
Vokalisation aller bekannten Sulijunktivformen dreilautiger Stämme al)wei(Iien
würde, die für ein Verbum rdj vielmehr einen »Subjunktiv« *rprljnf erwarten
Heise"). Audi die von Calice angenommene Subjunktivform *erlj<>f, die nach
Calice aus der unmögliclien Urform *erdjöf entstanden sein soll und in der
That aus der an sich möglichen Urform *redj6f entstanden sein könnte, hat
wenig Wahrscheinlichkeit für sich, da der Subjunktiv A =^-=^ in den I'vra-
midentexten stets oline Ale])h prostheticum bleibt wie die Formen der V(M-Iia II.
geminatae [*kehböf) und 111. infirmae Cmeijöff). — Für die ijcminierenden Foi--
men würde Calices Erklärung dagegen zutreft'en können, wenn dii- (b-upjie
A A in ihnen wirklich, wie er vorschläut, dd zu lesen wäre und die genii-
nierende Form des sdm-f A k'^-- wirklich "dödef (nacli Calke aus *erdödi'f)
,i;-elautet hätte. Auf den ersten Blick scheint hierfür ja allerdings die von
mir') erörterte Yerwendunff der Gruiii)e für Y\ dd in Namen im m. K. zu
s|ireehen: dagegen sprechen aber gewichtige Gründe verschiedener Art. Erstens,
wie ich Ix'i-eits ausgeführt habe, die Verwendung ebenderselben Grup[)e
in den neuägyptisclien Formen des Passivs Mm-w-f") und des P.seudopartizips
(kopt. to:to!)"). Calice suciit die.se eigentümliche Erscheinung durch die An-
nahme zu erklären, dafs das altägyptische A A^.=^. nadi ihm eine verstümmelte
geminierende Form *d6def von rdj, im Xcuägyptischen durcli eine sekundäre
Analogiebildung *d6jcf ersetzt worden sei. durch deren Vermittlung die Schrei-
bung dann audi auf das ähnlidi lautende Pseudopartizip Vd/> (to : toi) und
Passiv Mm-w-f übertragen worden sei. Die von Calice supponierte Form
dojef dürfte aber niemals existiert halien. denn die neuäyvptischen Foi-iiien. die
') Verhtim I 0. 14. =) Verhuin II 21.', ff.
') Verbum II 238. 310. 12a. De Alepli prosthetico § 13.
*) Veibuni I 4.57. '-) Verbum II 491. 2. «) Verbum II 135. 2.
Zeltschr. f. .\ay|,t. «[.r.. XXXIX. B.in.l. 1901.
18
]'.\'2 Kurt Sethe: Zu den Verben des Gebens. [XXXIX. Band.
den alten geminierenden Formen mit A A entsprechen, zeigen sämtlich das
Alepli prostheticum: ÜQhä fl'l. Die eniiiliati.sche Form des .>•■(///(-/ A A »l^ lautete
im Neiiä,ir\-i>tischcn also nicht *dojef, sondern (1 gA "). d.i. etwa >(^"ö/ (vergl.
die Relativlbnn in den Namen mit f^ „ -zrs-, Verbmn II 80H, 2). Diese neu-
ägyptisclien Formen mit Alepli prostheticum spreclien aber nicht nur gegen
(ALICES Erklärunii' der neuäe:vptischpn Verwendunii' A-on , „ , sondern auch
gegen seine Lesung dd der altägyptischen Gruppe A A- Es ist kaum zu Acr-
stelien, wie ein altes *dödef im Neuägyptischen zu *edjdf werden konnte. Diese
Formen mit Aleph prostheticum zeigen vielmehr, ebenso Avie die koptischen
Formen ("V- TevA.q:TH\q. to:toi, tä.i-), den Tyjjus eines Yerbums 111. infirmae
mit den ersten Radikalen dj. \\ g7\ 'dj-f ent.spriclit in der RelatiA-form einem
Höü/'wT ^^ «7/H-/ A'on f/^y "finden«, und Avie dieses ein altes geminieren-
des ginin-ic-f (von (jmm-f) A-ertritt, Avird es ein altes geminierendes djj-w-f
(A'on djj-f) A-ertreten, das Avir eben in A A^^=^ zu erkennen haben. Gegen
Calices Deutung der geminierenden Formen mit A A spricht aber endlich
noch ein Drittes. Neben den ^-eminierenden Formen ohne -cr^ kommen im
Altägyptischen in denselben A'erbalformen, Avenn auch nur selten, auch Formen
mit <=> A'or'^) : nach Calice mül'sten sie die älteren unA'erstümmelten Formen
("erdödef) darstellen, aus denen jene (*d()def) lierA'orgegangen Avären. Aber Avie
kommt es dann, dafs diese Formen mit <=> nicht auch die Verdo'pplung des
A. das Zeichen der Gemination, zeigen? Warum findet man in diesen angeb-
üchen Pi-ototypen der Formen mit A A niemals <=> r\ i\'- ■
Da C.\Li(E A'on der irrigen Voraussetzung ausgeht, dafs für das A'erbiun
<=z=>A der Lautwert )-dJ feststehe, so führt ilm seine Tlieorie zu dem Schlufs,
dafs der A-erstümmelte Stamm A nur zAveilautig dJ gewesen sei und dafs dalier
die koptischen Formen ('^, t*^j>w* : thi« , to:toi, tä.i-), die das Aussehen aoh
Formen eines Stammes III. infirmae djj, djw haben, sekundäre Analogiebildungen
seien, die A-on dem A-erstümmelten zAveilautigen Stamme dj nach dem Muster
der Verba III. iulirmae gebildet seien. Dem ist jedoeli entgegenzuhalten, dafs
überall sonst, Avenn dreilautige Verben durch Verlust eines Radikals zAveilautig
geworden sind, sie sich der Klasse der zAveiradikaligen Verben anschliefsen,
die ja. Avie ich gezeigt habe, überhaupt nur aus solchen A-erstümmelten Verben
bestellt. Demnacli müfsten die Formen eines aus rdj A-erstümmelten Verbums dj
im Infinitiv *döj, *d()je (kopt. also etwa *töi, *töe) anstatt *dtjet (kojit. •\), *döjef
') Verbum I 457.
^) Verbum II 313.
') Im Verbum konnte icli nocli keine sicheren Beispiele dafür beibringen (vergl. indes II
30t). 898). .Seitdem sind mir aber solche wiederholentlicli beirecnet.
l'-'i'l.] Kurt Setue: Zu den Verben des Gebens. \'.]'.i
(kopt. etwa *tööf) anstatt *däßef {kopt. T».A.q : THiq) , im Pscuclopartizip Vr/, *defe
(l<()j)t. etwa */-7", */^) anstatt Vö;'i? (kopt. to:toi) gelautet haben.
Die koptischen Formen von A für Analogiebildungen zu erklären, ist aber
sclion an sich recht bedenklich, weil wir uns damit jeden Boden unter ilcii
Fülsen hinwegziehen würden; denn gerade die koptischen Formen sind es. die
uns den einzigen Anhalt für die Beurteilung der A'erben des Gebens bieten. In
der That haben wir von ihnen auszugehen und nicht, wie es C.vmck iicilian
hat, von dem durch nichts gesicherten ?'dj, um mit Calices Theorie zu durcliaus
befriedigenden Erklärungen für die oben erörterten Erscheinungen zu gelangen.
AVenn das Verbum A ein Verbum III. infirmae djj, djw war, wie (»s die
koptischen Formen, die neuägy})tischen Formen mit () g7\ prostheticuni um! das
Felilen des 1 })rostheticum in den altägy])tiselicn .'^^ubjunktivfnnnen voraussetzen
las.sen, so muls das ältere Verlium <rr> A. aus dem dieses Verbum III. inlirmae
durch Wegfall des r entstanden sein soll, el)en ein A'crbum IV. infirmae rdjj. rdjw
gewesen sein. Bei dieser Annahme lassen sicli dann die oben erörterten Formen
so erklären.
Der Infinitiv *dijet (•\]. ^ddjtrf (T^.^.<•^ :TH»qi, der den Inliuitivtypus der
Verba III. infirmae zeigt (Alice, Al^vCTq). ist verstümmelt aus *prdTjet, *erdnjtef,
einer Form, die den Typus von CAime Ceimmet), CMttxq {*ehn('ntpf im eimäntff
wegen des n] aufweist. Dieser Typus ist zwar inu- bei einem Kausativ zwei-
rail. belegt; aber da die weiblichen Infinitivformen der Kausativa zweirad.
übcriiaupt nichts anderes sind als Formen vom Typus der Kausativa III. in-
firmae, aus deren Klasse die 3Iehrzald der Kausativa zweirad. hervorge.n'anucn
war'), .so haben wir diesen Typus auch für die Kausativa III. infirmae und die
^'erba IV. infirmae, die den gleichen Kon.sonantenbestand und also auch die-
sellx' Infinitivbildung hatten, anzunehmen: ehnlnH (caiuic) und *i'rdrji't (<:z=>Ac:>)
entsprechen sich also genau sowie die Infinitive .sVw/dp/ (ce.uui) und *ljriiisi't (<^eMC\)
von dem Verbum IV. infirmae ^ '^ htmic »sitzen«.
Ebenso ist dann weiter auch das Pseudopartizip *döjjpj, *d()Jirrir (to:toi) \-ei'-
stümmelt aus einer älteren Form *erdöjjpj. *erdüjicew, die den 'fypus der Form
"fhmöswew *phmosjpj (^aiooc) von dem eben genannten Verbum IV. infirmae'-) auf-
weist.
Die gewöhnliche Form des Tempus .sWm-/ (»Subjunktiv«), die in den Pyra-
midentexten stets ohne \\ prostheticuni ersclieint, lautete vermutlich *dejjof und
entsprach genau den Formen der N'erba III. infirmae II ^^^: *k}j'>f (""'^ *-^('^ßf)
»dafs er satt werde« (cioq)^). Die Urform von <=> A. au^ <^"'i' 'bcse Form ent-
standen sein könnte, würde dann V?-^^;/yö/' gelautet haben, d.h. die Vnkalisatinn
') Verbum 1 l:!.'), 1. ^) Verbiini II 98. ') Verbum II 217.
18'
i;;4 Kimr Sf.the: Zu den Verben des Gebens. [XXXIX. Band.
sxehaht haben, die man fiir die vierlautigen gewöhnlichen .v(//H-/-Formeu (»Sulj-
junkrivo«) der Verba IV. infirmae zu erwarten liat').
Die genlinierende .■>■(/»« -/- Form A A ^^=>_, die wir uns etwa *^'r/;'o;>/' vokalisiert
zu denken haben, würde auf ein älteres */rr/;'ö;'e/' zurückgehen. Da I's diese ältere
Form nun nie mit einem doppelten A. sondern immer einlach <=> A k.=_ ge-
schrieben wird, erklärt sich vielleicht daraus, dal's die Form überhaupt niclit
als Lreminierende Form, sondern als eine natürliche emphatische Form emjifunden
w>u-de. die den einfachen Stamm zeigte und nur im Untersclded zu der gewöhn-
liclien Form (»Subjunktiv«) den Vokal vor statt nach dem letzten Eadikal
liatte, wie die Formen *ems5jef, *emiöiL-ef der Verl)a III. intirmae. die neben der
geminierenden Form emiösef standen"). In der Tliat ist ja die Gemination aucli
bei den \'erbis IV. infirmae nur ein Ausnalmiefall , der nur bei einigen ganz
bestimmten Verben dieser Klasse eintritt^). Wenn nun aus dieser nicht gemi-
nierenden emphatisclien Form *redjdjef durch Wegfall des r *edjöjef geworden
war, so konnte diese verstümmelte Foi-m, die ganz das Aussehen der ent-
sprechenden geminierenden Formen der Verba III. infirmae liatte, um so leichter
für eine solche geminierende Form gehalten werden , als bei den Verbis III. in-
firmae die Gemination in der emphatischen Mm-f-Yovm in weitaus den meisten
Fällen ersclieint, in der von dieser abgeleiteten Relativform sogar ausnahmslos
die Regel ist. So mufste es denn geradezu selbstverständlich sein, dafs auch
die Relativform zu *edjöjef und somit auch *edjÖjef seihst für eine geminierende
Form galten. Um nun diese anscheinend geminierenden Formen von den nicht-
geminierenden, die ja zum Teil dieselben Konsonanten djj enthielten, zu unter-
scheiden, land sich nur ein Mittel, die Verdoi3plung des Wortzeichens: A A •
Wie die geminierenden Formen der Verba III. infirmae durch zweilautige Formen
ersetzt wurden, so auch die anscheinend zu ihnen gehörigen Formen von A. für
die wir ja, wie gesagt, im Neuägyptisclien Formen mit (1 g7\ prostheticum an-
treffen. Dieses A^erschwinden der Gemination hatte eine Entwei-tung der Gemi-
nationsschreibung . Q zur Folge, und so kam es denn wohl, dafs diese im Neu-
äg^'ptischen für einfaches dj im Pseudopartiziii und Passiv Mm-ic-f verwendet
wurde. Ganz analog finden wir im Neuägyptischen ja auch die entwerteten
Geminationsschreibungen der Verben m^S »sehen« imd icnii »sein" — ^ >\ v\ -^3-
" .<2::^ J!)^ .tffS'
oder — ^ und ^^ für einfaches //// und wn verwendet, auch wo dieses kein alt-
o o ;i;;;^
ägA"ptisches m// und lonn vertritt'). AN'arum die entwertete Geminationsschreibung
mm nur in den beiden Verbalformen, dem Pseudopartizip und dem Passiv
idm-n>f, in keiner anderen gebrauclit wird, bleibt uns ebenso rätselhaft wie die
Tliatsache, dafs die entwertete Schreibung ^^ ebenfalls nur in ganz bestimmten
') Verbum II 231. 289. =) \cibiim 11 348,2; I S. XXIV.
') Verbum 1 409, 5. ') \'cibuni I 390.
1901.] Ki-RT Seihe: Zu den Verben des Gebens. 1 HO
Verbalformen für tcn (altes und junges) eintritt, in anderen, darunter gerade
solchen, die im AltägA-ptischen die Gemination zeigten, nie.
Die vorstehenden Ausführungen dürften hinreichend gezeigt liaben. (hifs
Calk ES Tlieorie vom Verhältnis der lieiden Verben des Gebens sich sehr gut auf
die uns vorliegenden Formen anwenden lälst, ^venn man in dem \'erl)um <:=> K
einVerbum I\'. intirmae rrijj. rdjic sieht, das seinen ersten Radikal /• frühzeitig ein-
geliüfst liat. Dafs der AVegfall eines r am Anfang eines Wortes niclits Inwalir-
sclielnliches ist. liat Calice bereits durch das Beispiel von ~ i\ rh «wissen«
(kopt. ^-, ujivcj) dargethan. Die Pyramidentexte mit ihrem ö $ — neben
(1 ^ ö 5 — und mit ihren Wortspielen zwischen O und (1 /\ , zwischen Qi
und U "" . zwischen _ Q • ^^^ später ja nur noch (1 Q geschrieben wird,
und (] ^ zeigen deutlicli, dafs das anlautende <=> /• nicht minder zum Über-
gang in [1 j, i neigte als das auslautende. Dafs aber ein (1 am Anfang eines
\A'ortes spurlos verschwinden konnte, dafür ist (Ja Q imj »gieb» (kopt. .uoi, a»jv.-)
ja ein klassisches Beispiel.
Der Lautwert rdjj, rdjw und r/y', djw, den wir ausgehend von den kop-
tischen Formen des Verbums A für die Verben des Gebens erschlossen haben,
braucht nun aber nicht der ursprüngliche Lautwert gewesen zu sein. Wie sclion
die von mir im Verbum') herangezogene Variante a ^ f° fiii" V s" ° ^"
den Pyramidentexten nahelegte, könnte das d des Stammes rdjf, rdjw, djj , djw
ursprünglich ein | d gewesen sein. Der im a. R. vorkommende Personen-
name Dfdj "^^^^^ h. Berlin linCiT. mit den Varianten O, Leiden C. 15,
^^^^^^, Mar., Mast. li)l), ist ein weiterer Beleg dafür.
Der Lautwert von <=^.
Von KuKT Sethe").
VVir sind gewohnt, dem Zeichen ,»=£> den Wert //f zuzuschreiben und lesen
somit ilie häiiHüen Wf)rte ^: »Vorderteil« /j<t, -=^ »Fürst« /(f, --=- t\ »An-
') I 454.
^) An der Formulierung meiner Ausführungen bat Hr. Prof. Erman wesentlichen Anteil, wo-
für ich ihm meinen Dank auch an dieser Stelle aussprechen möchte.
i;i() Kurt Sethe: Der Laiitwert von g). [XXXIX. Band.
fang von« h^-m, -=^■0' »Herz« h<^tj, „^%^ yx »erster« hf^ictj. Dafs diese Lesung
bedenklich ist, zeigt zunächst das Koptische.
Nach den bekannten Gesetzen (Steindorff, Kopt. Gramm. § 34a. B!)) hätte
ein h<^tj, wenn es mit p vokalisiert war {*he<^t°j), etwa *haat. geben müssen: das
Wort lür »Herz« l;uitot aber gHT. Und mit Sui'fixen hätte dasselbe Wort *hatef
(liir 'h'^fpff) ergeben müssen: »sein Herz« heilst aber grnq. Ein h'^uij mit i
vokalisiert hätte *finwTt (für *h''<^wtty) ergeben müssen: das Wort für »erster«
heilst aber oo-^mt. Und wenn h'^t »Vorderteil« wohl auch g^H (für *A^7) geben
könnte, so müfste es mit Suffixen doch *haat'f (für *he<^t\f oder *hd<^ff) lauten;
»sein Vorderteil« heilst aber gHTq. Alle vier Formen ^m, gTHq, g^o-yiT, gHxq
zeigen somit keine Spur eines l\jin ) und sehen aus, als gingen sie einfach auf
*liet'j, *hteff. *hidt'j, *het'f zurück. Nach diesen koptischen Formen würde man
somit '==^ M. ^=^ '^ htj. ,__$?> "y\ '^ ;^ haij umschreiben. Späte Texte (z. B. das
.saitische Totenbucli) schreiben denn ja auch geradezu X^O' für »Herz«, und die
älteren Ägvptologen haben deshalb dieses Wort wirklicli htj gelesen, ganz wie
es den koptischen Formen entspricht.
Und in der That ist die Annahme, dafs ,»J) h'^ zu lesen sei, auch durch
nichts bewiesen; denn sie beruht ausschliefslich auf der Schreibung der beiden
Worte =^ »Fürst« imd °°"^ ^. »Anfang von«. Wäre aber das - — fl in diesen
Worten wirklich der Auslaut des Wortzeichens ,.=£), so würde es auch in den
anderen Worten, die mit — ^ geschrieben werden, irgend einmal -vorkommen
müssen. Es findet sich aber niemals; man schreibt immer nur =^ . ■^t^O'.
=^^^ A ""'^ schreibt das a nur bei -^ und °"=^' ^v ■■ Somit wird das
fl ein Bestandteil sein, der nur diesen beiden Worten eignet, oder vielmehr
diesem einen, denn gewifs sind beide im Grunde identisch oder hängen doch
zusammen. Das -=^ wird nichts als eins der häufigen Komposita mit n »Arm«
sein"), wie z. B. ® . , r| '^ . \^. ^ . und es wird wie so manches
alte Wort und namentlich so mancher alte Titel in einer Abkürzung geschrieben
sein, vergl. ^ hrj-^ und hrt-^ («=^^), J hrj-d^di, ^Nht-ht, ^^imj-is{t),
\^ msw-stnj u.a. Da man das Femininum zu -^^ »Fürst« ^=^ (Beni Hasan I,
25. 26) ^ (ib. II. 2(5) schreibt und seineu Plural "==^\| (Rec. de trav. IX, 94)
und °^V§^1 (ib. XI, (U, späterer Text), so wird die richtige Auflösung von '■^
') Hierauf habe ich bereits im Verlmni I. § 14() hin^^ewiesen.
») Vergl. auch die Schreibungen -y^ W l (Louvre C.l) und =^ ^v (Millingen 1,1 ), die
sogar die spätere gewöhnliche Schreibung von , •Ann» zu bieten scheinen.
1901. 1 KvRT Sethe: Der Lautwcrt von g). ]'M
"Fürst« °=^ , sein'), während ""'^ ^i. »Anfang von« den Ausdruck -=^ .
enthalten wird, von dem der Titel abgeleitet ist; die beiden Wort(> verhielten
.sich dann zueinander so wie ® ipj-^i^'-V) »Vorfahr« zu ® t/i-'^{irj) ..vor«.
Wenn nun die koptischen Formen gHTq. out. graq, go-^MT aucli für das
Zeichen .=£) nur den einkonsonantigen Lautwert // ergeben, so brauciit das doch
nicht der ursprüngliche Lautwert gewesen zu sein. In der That setzt ja auch
der lange A'okal des Wortes oh »Vorderteil« =^', voraus, dafs dem ' uoch ein
Konsonant folgte: */i/^'"f. Wenn die zugeiiörige Form mit Suffixen OHTq */ii't'f
davon keine Spur mehr erkennen läfst, so ist das genau dasselbe wie l)ei oii:,£h
»Leil)«, das aus *he}"'t entstanden ist. und dem zugehörigen gHTcj:ÄHTq, d.i.
einfach "hi't'f. Für £H =^ und seine Derivate könnte aber als zweiter Radikal
wojil nur ein ^^ / in Betracht konnneii. Denn nur dieser Laut ist liisweilen
so frühzeitig weggefallen, dafs er im Koptischen in der \'okalisation keine .*s]>ur
mehr hinterlassen hat"), wie das ja bei den \\'orten g^HTq, g^HT, gTHq, go-^MT
der Fall war. In der That giebt nun Griffitii, Ilieroglyphs p.l8, an, dafs im
m. R. das »Herz« auch hStj gesclirieben vorkomme, doch ist mir die Stelle, die
er dabei im Auge hat, nicht bekannt.
Demnach wird man als Lautwert für das ^Vortzeichen — ^ mit grofser
\\'ahrscheinlichkeit ursprünglich /</, später //, annehmen dürfen. Die Worte, in
denen es sich findet, werden so zu gruppieren sein:
h>t. hl »Vorderteil« '==^' (gH aus *lwft\ gHTq aus *lifU'j\ wie lyH-^v »Altar«
aus *.hP,ii:'t. fiHf« »Höhle« aus *hrUf>).
h>tj, htj »vorn T)efindlich« in ^^'O »Brust«. »Herz« (gHT aus *ljr>l'j wie
oben gHTq aus *h('>t'f, gxHq aus *h'HFff wie TO-^^go aus *dtc'shö. -xcoq »sein
Haupt« aus *d'>dö>'J, vergl. aucli go-yo »mehr« aus hSw-^!j), ^^^ <^ »Vonlertau
der Schiffe«, °^-&=' »feines Ol«. _ja)'V\ 'TTi »feines Leinen«.
h)t-^. Jjt-c »Anfang« =^'' in °=^' ^^ »incipit«.
/'"Y/-'^) l'H-'^ »Fürst« =^ , Fem. »Fürstin« ^-t-
h>n:tj, hu'tj, neuägyptisches Adjektiv für »erster«, das von d<-\n Phu-il von
=^1 gebildet sein könnte, ^\s^ a (go'yiT aus *h''hvit'j wie oben gTHrj aus
V/mff).
') Auch der andere alte Fürstcntitel D , ^ -. . Fem. '^q'^. wird ii.-icli Ekmans Verinu-
tuiig demnacli wohl rptj-c zu lesen sein.
^) Vergl. Sethe, Verbum I, § 70. 24. 60'■i^
13S August Kösieb: Zur ägyptisclien Pflanzensäule. [XXXIX. Band.
Zur ägyptischen Pflanzensäule.
Von August Köster.
Oowohl (jiK. Bei.uer (Berl. philol. Woehensc-hrift lS9i) S. 4()7lV.) wie kürzlich
U. "WiuKF.x (Zeitschr. f. ägypt. Sprache IHOI S. 66fl".) haben gegen die von
L. BoKCiiARDT in seiner bahnbrechenden Arbeit über die ägyptische Ptlanzensäule
aufgestellte Theorie Bedenken vorgebracht, die scheinbar so schwerwiegend sind,
dals sie einer ernstlichen Beachtung wert erscheinen. Beide kommen durch
ihre Betrachtung zu der Ansicht von Semper und Lepsiis zurück, die bereits
früher von Juliis Braix') ausgesprochen wurde, dals die ägyptische Säule aus
einem inneren Kern besteht, der nur A'on Pflanzen bekleidet ist, also dvu"chaus
als tragende architektonische Werkform aufgefafst werden mul's.
Belger führt gegen Borchardts Theorie vor allen Dingen an , dafs die
Entstehung der Bündelsäule sich durch dieselbe nicht erklären lasse, da die
lebendige Ptlanze in natura nie zusammengebündelt Avird, als Voi-bild also nicht
gedient haben könne: eine Anwendung von mehreren Stengeln aus konstruk-
tiven Rücksichten, d. h. um der Säule mehr Widerstandsfälligkeit zu geben,
nach BoRciiARDTs Ausführung aber ausgeschlossen sei und man annehmeii müsse,
dafs der von Papyrus oder Lotos rings uinliüUte Pfeiler als Vorliild der Bündel-
säule gedient habe.
Gegen die Möglichkeit einer solchen Entstehung eines Säulentypus wäre
durchaus nichts einzuwenden, doch dürfte man dann die Umschnürung am un-
teren Teile des Stammes und in der Mitte, die Wilcken für die bisherige An-
sicht anführt, gerade bei den ältesten Säulen erwarten. In Wirklichkeit sind
aber die Säulen , bei denen auch unten Bänder auftreten , wenn auch aus guter
Zeit, so doch nur in einer bestimmten Periode nachweisbar"). Auch hätten
die aus dieser Idee heraus entstandenen Säulen gewifs ein ganz anderes Aus-
sehen. Sehr viele Stengel wären nötig gewesen, um einen Stamm oder Pfeiler
') Julius Braun, Skizzen aus den Ländern der alten Kultur. 18.54. S. 31.5.
') Die bei Perrot et Chipiez, Histoire de l'art (D.A.)I. p. 489 und 505 abgebildeten Säulen
zeigen diese Eigentümlichkeit nicht; was man hier vielleicht als Bänder verstehen könnte, sind
farbige Streifen (Borchardt, Die ägyptische Pflanzensäule S.7), und nur bei den Bauten Amen-
ophis' III. zu Luksor (Description de TEgypte III Taf. 7) läfst sich eine mehrfache Umschnürung
nachweisen. In Medamüt findet sich allerdings bei zwei Ptolemäersäulen dies Motiv wieder auf-
genommen (Description III Taf 68, bessere Abbildung giebt Borchardt S.37), doch gehören die-
selben sehr später Zeit an (Euergetes' II. und Neos Dionysos', Steindorff bei Bajdeker 5. Autl.
S. 262) und können deshalb für die Theorie der ägyptischen Säule nicht in Frage kommen. Über
die Säulen des Tempels zu Ascliniunen vergl. Anhang.
1901.] August Küster: Zur ägyptischen Pllanzensäule. 139
ZU uinldoidcn, und der Künstler, sich eng dem Vorbild anschlicfsond. hätte
vielleicht eine Säule hervorgebracht, ähnlieh der bei BoRriiAKDT a.a.O. S. öO
abgebildeten Rohrsäule. Thatsäehlieh l)estehen aber gerade die ältesten Bündel-
sävden aus wenigen. 4 — (i Stengeln '), sieher ein Zeichen, dals man sich nicht
zu weit von der ursprünglichen Säule, die nur eine aufstrebende Pllanze dar-
stellte, entfernen wollte. Wilckf.n geht allerdings von der Ansicht aus, (hifs
die Bündelsäule das Primäre, die einfache Pllanzensäule das Sekundäre ist.
Mag der Steiubau sich nun aus der Holzarchitektur entwickelt haben oder aus
dem Lehmbau, oder aus beidem gemeinsam, wofür Avohl die gröfste Wahr-
scheinlichkeit spricht, die Säule verdankt jedenfalls der Holzarchitektur ihre
Entstehung'), und möchte ich deshalb die einfache Säule, und zw-ar die Palmen-
säule, als das Primäre in Anspruch nehmen, obgleich im a. R. kaum Spuren
derselben nachweisbar sind'). Der Palmenstamm war das naheliegendste, als
Stütze verwendbare Material, und er ents])rach zugleich der Idee der späteren
Pllanzensäule nach Borchardts Theorie, w-eil er seiner charakteristischen Borke
wegen auch als Stütze noch den Eindruck eines Baumes hervorrufen mufste.
Die Entstehung der Halsbänder, deren Deutung gerade bei den Palmensäulen
bislang Schwierigkeiten machte, liel'se sich vielleicht erklären, wenn wir einen
Blick auf die Bauweise in Babylonien werfen, wo ja die äufseren Verhältnisse
den ägyptischen analog sind. Strabo') erzählt uns, dafs der Holzarmut wegen
in Babylonien Palmen als Säuh>n verwendet werden, um die man aus Ruhr
gedrehte Stricke legte, die hernach angestrichen wurden. Diese rmschnürunt;-
mit Stricken wird aus konstruktiven Gründen, namentlich um den oberen Teil
der Stütze zusammenzuhalten, nötig gewesen sein, da das Holz der Palme')
nicht besonders geeignet ist, als Pfeiler Verwendung zu finden. Vielleicht wird
auch bei anderen Holzsäulen solche Verstärkung und Sicherung zur Anwendung
gekommen sein"). Wurde die Stütze zur Säule dadurch, dafs man ein Kajiitell
') BoRCHARDT a. a. O. S. (i und 7, Fig. 9 und 10.
^) Abgesehen von der sogenannten protodorischen Säule, die im Gräberl)au ihren Ursprung
hat, die nach ägyptischen Begriffen (Borchardis Theorie) aber keine Säule ist. sondern als Stütze
oder Pfeiler bezeiciinet werden mufs.
') Borchardt a. a. O. S.46. Die verbreitete .\nsicht, dals die Palme (phoenix dactylifera L.)
erst zur Zeit der 12. Dynastie nach Ägypten gekommen sei (Franz Woenig, Die Pllanzen im
alten Ägypten S. 307 ff.) ist nicht haltbar. Flinders Petrie giebt uns auf Taf. 51 seiner Publi-
kation "The royal tombs of the first dynastie« sowie auf Taf. 52 von »Naqada and Ballas« aus
der ältesten Zeit einige Darstellungen von Palmen, die als solche gar nicht zu verkennen sind.
Royal tombs II Taf. 3, 1 kommt die Palme bereits als Hieroglyphe vor. Wir können mit Sicher-
heit daraus schliefsen, dafs in den ältesten uns bekannten Zeiten die Dattelpalme in Ägypten nicht
nur bekannt, sondern schon heimisch und verbreitet war und ihre Einführung jenseits aller Ge-
schichte liegt (vergl. Fischer, Petermanns Mitteilungen, Ergänzungsheft Nr. 64 S. 5).
*) Strabo XVI, 739 Siä Se tyiv tii? uX»]? ttzcivw ix (powinlrniv ^v>-uir ctl olxohofxui TMurO-oviiTcii
yat SoxoT"? y.cct ttv>.oi<;- ivsüi & to\jq rrvXoüff TT^zcpovrec ix TrS xce>.nij.r,<; T%ou'tcc -m^iTSiccTw, Sit ina-
y.SiipovTS<; ysmuceri xciTayoctif^ovri.
'") Description XIX, j). 445.
^) Vergl. Perrot et Chipiez a. a. O. V, p. 203 Fig. 138.
ZeiUchr. f. .^gj-pt- Spr., X.XXIX. Band. 1901.
19
140 AvGi-sr Küster: Zur ägyptischen PilanzensSule. [XXXIX. Band.
hinzufügte, das, aus einem besonderen Block gefertigt, durcli Verzapfung und
Verspundung mit dem Stamm verbunden werden mufste, war eine Ver.schnüi-ung
um so nötiger. Als man dann zur Steinarchitektur überging, behielt man diese
Halsbänder natürlich bei, die. so erklärt, auch bei der Palmensäule so sehr
unberechtigt, als man gowöhnlieli anzunehmen geneigt ist; nicht sind'). War
man zum Steinbau übergegangen, so konnte man statt der Palme auch leicht
die so sehr lieliel)te und in allen Darstellungen bevorzugte Lotos- oder Pa]>yrus-
pllanze als Säule nachbilden.
Dafs die Ägypter durchaus nicht davor zurückschreckten oder es als Wider-
spruch emjtfanden, den biegsamen Stengel des Lotos als kerzengerade empor-
gerichtet darzustellen, lehrt uns die vielfache Anwendung dieses Motivs in der
Kleinkunst") sowie in der Ornamentik^). Ja, selbst wo der Lotos als lebende
Pflanze autgefafst und gezeichnet ist. sehen wir ihn bisweilen dem Papyrus
analog mit langen, emporstrebenden Stengeln wiedergegeben*).
Dafs es einige Schwierigkeit verursacht, aus der einfachen Säule nun die
Entstehung der Bündelsäule zu erklären, kann nicht in Abrede gestellt werden,
im anderen Falle, d. h. wenn man die Bündelsäule als das Primäre annimint
und ihre Entstehung aus der Pfeilersäule erklärt, liegt eine mindestens ebenso-
grofse Schwierigkeit vor, die Umbildung zur einfachen Säule zu verstehen.
Vielleicht kam man von der einfachen Säule auf die Bündelsäule lediglich aus
künstlerischen Rücksichten, indem man anstrebte, die Säule durch Gliederung
zu beleben, ein Bestreben, das ja gerade im a. R. den Stil bestimmte und sich
in der Architektur, namentlich auch in der Ornameiitierung der Sarkophage,
widerspiegelt.
Für die Papyrus-Bündelsäulc uar, worauf mich Hr. Prof. Spiegelbkui; freund-
lichst aufmerksam macht, dem Künstler ein direktes Vorbild gegel)en in den
Papyrusbündeln, wie sie uns mehrfach auf Darstellungen begegnen"). Die Pa-
pyrusstaude wächst in Büscheln, und solche Büschel, die. soeben ausgerissen,
zusammengeschnürt und fortgetragen werden, führt der Zeichner uns im Bilde
vor. Ein solches Bündel hat genau die Form einer Säule, selbst die Fufs-
blätter haften noch daran und unihüUeu die Schäfte, und köiuitc luimittelbar
als Vorbild genommen werden.
') Man könnte versucht sein, hier an die vielen Bänder, Faszien u. s. vv. zu denken, wie
sie in der griechischen Architektur, auch bei der Säule, angewendet wurden (vergl. Bö-rricHER,
Die Tektonik der Hellenen S. 82 ff. und S. 91ff.). Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dafs die
ägyptische Säule, ursprünglich allerdings aus ihrer Funktion als Stütze heraus entstanden, doch
ei'ne ganz andere Idee verkörpert. Die ägyi)tisclie .Säule soll den Konflikt zwischen Stütze und
Last niclit ausdrücken und bedarf deshalb des Hinweises darauf nicht. Symbolisch sind also die
Bänder auf keinen Fall zu fassen.
») LD. IH. 115; Prisse. d'.\vennes II Taf. 24.
>) LD. II. 64; II 129; Prisse, d'Avennes II Taf. 56.
*) Beni Hasan II Taf. XI; vergl. auch Petrie, Egyptian decorative art j). tili ff.
'') Prisse. dWvennes II Taf 13 aus dein Grab der Rechmere (= Newberry: Rekliinara Taf. 13).
1901.] AitGüST Küster: Zur ägyptisclien I'llan/.ensäiile. 141
Dil' Auffassung Borciiardts, dafs die Basis der Säule ein(Mi Erdhünrl dar-
stellt, möchte ich mit Belgek bczweileln und anuelmieu, dals die Basis ledig-
lich konstruktiven Rücksichten ihre Entstehung verdankt. Den Bauinstanun
konnte man nicht einlach auf" den Erdboden stellen, ohne dals er eingesunken
wäre: scdbst bei den eintachsten Anlai>-en war man ijenötiijt . eine Platte, die
wohl bald aus Stein heri;estellt wurde'), luiter die Stütze zulegen. Die eigen-
artigen Basen, die sich bei Fundeks Petrie. Dendereli (1898) Tat". XXIII fimlen,
zeigen deutlich, dals sie der Säule nur als Unterlage dienen und weder als
Erdhügel noch als Teil der Säule gedacht sind. Wäre letzteres der Fall, so
mül'sten wir die Basis in ihrer gewöhnlichen Form hier erwarten; erst unter
dei'selben hätte dann zur Erhöhiuig der Standfestigkeit der kreuzförmige Unter-
satz hinzugefügt werden können. Als ein Teil') der Saide ist demnacii die
Basis kaum anzusehen, noch weniger aber der Abakus: die Entstehung desselben
wäre weder nach Borciiardts Theorie noch nach der von AN'ii.ckkn vertretenen
Auff"assung von Sejiper und Lepsu's zu erklären, wenn wir ihn als Teil der
Säule betracliten.
Aus der Darstellung des Fufsbodens zu 'rell-el-Ainarna Infst sich gegen
BoKciiARDTs Ansicht durchaus nichts entnehmen, denn die Säulen stehen ja
niclit auf Gart (Miland, sondern im Sumpf; übrigens hätte das Wasser des Teiches
üljer die Standi)lätze der Säulen hinaus gar nicht ausgedehnt werden können.
Wenn nicht jedes Verliältnis zwischen Teich und I'mgebung verloren gehen
sollte. Zudem wissen wir nicht eiiunal, welche Art von Säulen wir uns hier
zu denken haben.
■ Nach eingehender Betrachtung scheinen die von Belger und Wiecken vor-
gebraciiten Bedenken demnacii doch nicht schwerwiegend genug zu sein, um
die von Hokiiiakdt aufgestellte Theorie über die ägyiitische Ptlanzensäule irgend-
wie zu erschüttern.
Anhang.
Zum Tempel von Aschmunen.
Der früher in der Nähe des Dorfes Aschmunen gelegene, jetzt zerstörte
TempeP) gilt für gewölinlich als der Ptolemäcrzeit^) angehörend, doch ist es
wohl mehr als wahrscheinlich, dafs bei P'rliauung dieses Tempels die Ptole-
mäer nieht in Frage kommen, sondern dal"s es sich hier um einen Bau der
18. Dynastie handelt. Auf einer Säule des Tempels fand sich allerdings der
') In Kahuii wurden von Flinders Petrie tliatsächlich Steinbasen gefunden, die ehemal.s
Holzsäulen al.s Unterlage dienten (Flinders Petrie, Kalnin, Gurob and Hawara p. 23).
") Vergl. GöLLER, Entstehung der architektonischen .Stilforinen S.38 und 42.
') Description IV Taf. .52; die beste .Abbildung bei Minutoli, Voyage ä l'oasis de Ju[)iter
Anunon Taf. XIII.
*) Champollion II p. 46.Ö; .Steindorff bei Itedeker S. 20.5 (.5. Aufl.); Foücart, Histoire de
l'ordre lotifornie p. 275.
19*
142 August Köster: Zur ägyptischen Pilanzensäule. [XXXIX. Band.
Name des Philippus Arrhidäus; die ganze Art uiul Weise, wie diese Instlirift
angebracht ist, macht jedoch den Eindruck, als ob sie später hinzugefügt
worden wäre. Dafs dieser Bau von Philijjpus Arrliidäus errichtet worden ist,
ist auch selir unwahrscheinlich, denn da es sich liier um einen Kolossalbau
hnndeU (Sävdenhölie 16,7m), so ist kaum anzunehmen, dafs der Tempel zu
Pliilil>pus" Zeit bereits bis ziun Architrav vollendet gewesen wäre, selbst wenn
bereits Alexander I. ihn in Angriff genommen hätte, ganz abgesehen davon,
dafs die alte Stadt C'hmunu, die Hauptkultstätte des Thot. viele Heiligtümer
besafs, die genugsam verfallen sein mochten, als dafs nicht vor allen Dingen
zuerst eine gründliche Eestauratiou nötig gewesen wäre, wodurch die Bau-
thätigkeit liinreichend in Anspruch genommen war'). Mehr lehrt uns jedoch
die stilkritische Beti-achtung der Halle selbst. Die Säulen waren als Papyrus-
Bündelsäulen gedaclit, wie die Fufsldätter deutlich anzeigen. Das Kapitell zeigt
die Form der gescldossenen Dolde: solclie Säulen mit geschlossenem Papyrus-
kapitell kommen in der Spätzeit jedoch überhaujit nicht mehr vor"). Am Scliaft
findet sich eine Eigentümlichkeit, die sonst nur in Luksor bei Bauten der 18. Dy-
nastie nachzuweisen ist, dafs nämlich die Säule dreimal durch je fünf Bänder
umschnürt ist. Das obere Drittel des Schaftes sclieint auf den ersten Blick
aus 32 Stengeln zu bestehen, wie auch Fouc art^) annimmt, der sich fragt, ob
vielleicht der Zeichner die Säule falsch verstanden und wiedergegeben habe,
oder der Künstler der Ptolemäerzeit gedankenlos luiverstandene Formen kopierte.
Die 32 Stengel des oberen Teiles liegen jedoch über den 8 Papyrussehäften
und sind weiter nichts als die Zwischenstengel, die sich bei allen Säulen finden
und hier nur etwas weiter herunter geführt sind als gewöhnlich, so dafs sie
bis zum zweiten Bande reichen und man den unteren Abschlufs nicht sieht.
Mifsverstanden sind also die Formen niclit , und wüi-de das schon auf eine
früliere Epoclie hinweisen. Die Verhältnisse der Säule sind aufserdem durcli-
aus nicht der Spätzeit angemessen, beim Kapitell ülierwiegt etwas der Durch-
messer im Vergleich zur Höhe; die Höhe des Kapitells verhält sich zur Länge
des Schaftes etwa wie 1:3, wie wir es in der 18. Dynastie wiederfinden').
Auch vergleiche man die Einziehung der Säule am Fufs über der Basis: diese
Einzielmng setzt nicht in Höhe der Blattspitzen an, sondern viel tiefer und
bildet einen kurzen Bogen.
Soweit wir an der Hand der älteren Publikationen überhaupt im stände
sind zu urteilen, scheint sich aus den angeliilirten Argumenten zu ergelien,
dafs die Erbauung des Tempels von Aschmunen etwa um die Zeit Amen-
ophis" III. anzusetzen ist, oder Amenophis" TV., der ja gerade in allernächster
') \'ergl. .1. P. Mahaffy, The empire of the Ptolemies p.71.
*) Die Papyrussäulen mit geschlossenem Kapitell zu Medainüt setzt Stetndorff mit Kcclit
in ältere Zeit (Ba-deker S.262).
') A. a. 0. p. 277.
*) Medinet-Hahu, Foucart a.a.O. Fig. 73; El Aniarnn LD. 111, 106.
1901.] August Küster: Zur ägyptischen Pllaiizensäule. 14)5
Nähe') von Aschmunön molircrc Bauton aufführen liefs. Der Name fies Plii-
lippus Arrliidäus wird sicli also ledig-lich auf eine WiederliersteUun.ü' iM/.ielicii.
CS sei drim. dals letzterer aus dem vorhandenen alten ."Material den Tciiiiiel
hätte aulVüliren hissen.
Die Greheimschrift der gnostischen Papyri von London und Leiden.
\'on J. J. Hess.
In ÄZ. XXXYIIL S. 9H sehreiht F. Li., ürufitii: In the eovu-se of it he has
just di.scovered the induhitahle Solution of tlie »enigmatie« writini;' readin.y in
it xovx.ov(poi.T vocry.voifj.ov, &c.
Dazu möehte ich bemerken, dals (his Geheinial[)hahet sehon länü'st ent-
ziöert ist auf Grund von parallelen Textstüeken. auf deren Gleichheit icli zucr.st
in meiner Ausgabe S. X auftnerksam gemacht hahe und in denen mehrere Worte
demotisch mid in Geheimschrift vorkommen. Es entsprechen sieh die Formeln
London X, 23 — Bß+Lugd. L 21 — 33 und Lugd. XX. 1—12, in denen die Stellen
f:nnf It- -i-v U3^ Mir [s\nof n- -fl-^A-«-3A li-^ i— .v//o/' it- ^
Lond. X, 31 + Lugd. I. 30
mnfe n- ^Z ^1 mof n-hikupat"-) snof n-anm/d Luiid. WA)
Gänsehhit Wiedehopflilut Eulenhlut
die Löstnig von neun Buehstahen eriichen.
Dies Resvdtat. das keinem entgehen konnte, der den Papyrus aufmerksam
durcharbeitet, wurde vor Jaliren von W. Gkoff in einer mir nicht zugänglichen
Publikation des Institut Egyptien veröfientlicht. Bestätigt und erweitert wird
dieses Ergel)nis durch die Glcssen der Papyri, in denen tt durch // uml /(,
>^ durch fl f\ durch k (alle drei in der Glo.sse '*'^*ßtl'^.=i j<" Luud. XIX. 14)
und h durch / (Lugd. XVIIl. 35) uinschi'ieben werden.
') Felseniiisclirif't Amcnopliis" IV. und Nekro|K)lc bei Tiina el-Gebel, Steindorff bei l!:f-
deker 5. Aufl. 8. "iCj.
^) Vergl. Lugd. v. XVIIl. 7, wo >cc-jy.c\.7T in Gclieini.schrift steht.
144 J.J. Hess: Geheimschrift d. giiost. Papyri v. London u. Leiden. [XXXIX. Band.
Der Kaiser Commodus in einem deniotisehen Texte. — Das Ostnikon 203(10
cle.s Briti.sclien Museums hat Z. 4 und Z. S das Datum ^3" <//"/" "^i—Jit — ^ < \\
rompc.f XJI )i-l'l(/i^, was niclits anderes sein kann als »anno XII Felicis«. Felix
ist bekanntlich der Beiname des Commodus, den dieser im Jahre LS") erliielt.
(GoYAU, Chronologie de l'Empire Romain, p. 233.)
Zu Ermans Aufsatz »Kupferringe an Tempelthoren « ,
I.
Uer Zufall hat mir vielleicht, unmittelbar nachdem mir Ermans Aufsatz zuging,
im Kunsthandel zu Theben einen Tooyjig yjt'kx.ovc; zugeführt. Ich fand einen Kasten
aus Kupfer, 9 cm lang, 4 cm hoch, 6 cm tief. Auf der Mitte der einen Breit-
seite safs senkrecht eine mit dem . Kasten in einem Stück gegossene Kupfer-
platte {K) an, 3,8 cm lang, 1cm dick. 3,1cm
breit. Ihre untere Kante liegt mit der Längsseite
des Kastens in einer Ebene. In diesem Kasten
steckt, durch einen dicken Eisenstift gehalten, eine
massive runde, 2,5 cm dicke, durchbohrte Scheibe
[J] . die an dem Eisenstift drehbar ist. Der Eisen-
stift (ai) ist in der Mitte der Breitseiten des Kastens
gerade vor der Kupferplatte durchgetrieben. Auch
durch die Kupfer^jlatte selbst ist ein dünnerer Eisen-
nagel getrieben. Der Durchmesser der Scheibe be-
trägt etwa 7 cm , die üffnungsweite des Kastens
S cm, die Scheibe steht ungefähr l''.> cm aus dem
Kasten heraus. Dafs der Kasten mit der Kupfer-
])latte in eine Wand oder Ahnliches eingelassen
war, die wohl aus Holz (wegen des Nagels) bestand,
ist wohl einleuchtend. Dann war aber die offene
Seite, zu der die drehbare Scheibe herausragt,
[A-C-G - E). eine Aufsenseite.
Kiiie zweite Aufsenseite muCs die eine Schmal-
seite A-B-F-E gewesen sein, da diese eine leider
schiecht lesbare luid, mir wenigstens, fast unver-
ständliclie Insclirift in drei Vertikalzeilen eingekratzt
trägt (s. nebenstcliend).
Q_
Ol
^>^
1901.] V. BissiNG u. ("apari-: - Kupferringe an Tempelthoren". 14.)
Die Iiisclirift scheint anzudeuten, dafs ,snt n nuh »goldener Hing (oder
Sclieilie)« der Name des Gegenstandes war. Die kupferne Scheibe wäre in
dicsi'in Falle also vergoldet gewesen.
Der Kasten mit der Scheibe safs also mit ch-r Seile ^'- t/'-7i-/' ücgeii die
Wand, in die die Platte K eingelassen wurde: die Gläubigen konnten die
Scheibe J an dem Stift a-,S drehen. Von den sonstigen Vorrichtungen, von
denen die alten Schriftsteller berichten, ist freilieh nichts wahrzuneiimen. Der
Schriftcharakter wie die Vcrwenduni;- von Eisen weisen das Gerät wohl sicher
in die Spätzeit. Fk. ^V. v. Bissixg.
II.
Lcs textes etudies par31. Ic proffsseur Ehman dans hi Zi itscJirift Band XXXVlll,
erstes Heft, S. .).V — 34 sous le titrc de "Ku|ilirringe an Tenipcltlioren« ont . ä nia
connaissance. dejä fait lobjet de deux etudes. Lune de M. le professeur Petiue
de Londres a j^aru dans le «Journal of the Royal Asiatic Society« (Octobre IHSIcS).
L'autre [)his importante a ete faite parM. le comte Goblet d'Alviella sous le titre
dl' "Tu curicux probleme de tran.smission symbolique — Les roues liturgi()ues de
lancienne Kgy]ite«, Bruxelles 1899. (Extrait des bulletins de FAcademie royale
de Belgicpie, H' serie, t.XXXVL n"ll, p. 439— 462; 1898.) Cette .seconde etude
fait suite ä un important travail du meme auteur, public dans la Revue de FUni-
versite de Bruxelles t. II, p. 641 — f)()4 et qui est intitule: »31oulins ä ])ri('Tes.
roues magiques et circumambulations".
II est inutile de rappeler les nonibreux textes egyptiens rdatifs ä \;\ cir-
cumambulation. notamment dans le ritui'l des funcrailles ovi les ]M'etres et les
autres personnages qui prennent jiart a F»ouverture de la bouche« du niort
fönt jiiusieurs fois le toiu- de la statue du (h'^fuiit.
.Ivisqnä present on n'avait i)as signale de »roues liturgiques « . M. le comte
Goiu.ii d'Alviella, cherchant ä etablir la filiation des roues liturgicpies qui
sont encore em]doyees actuellement en Bretagne, etudie Femploi de ia rour
cIh'z les Grecs. II recherche ensuite d'oü leur venait cct usage et croit i-n
trouver Forigine prochaine en Egypte. II sc base ä cct efl'et sur le texte de
Clement d'AIexandrie »signalant, d"apres le grammairien Denys de Thrace, la
roue (|u"on toin-ne dans les temi)les des dicux et qui est tirce de FEgypte«.
Ce texte Joint ä ceux de Ib'-ron lui permet de tirer les conchisions sui-
vantes <[ue je transcris partiellement :
»r Les Egyptiens et les Grecs ont connu Fusage — encore pratiipic
aujourd'liui (hins certains sanctuaires chretiens et bouddhiqucs — de phu-er ä
Finterieur des temples une roue que les fideles fönt tourncr.
2" Cet usage a ete enq)runte par les Grecs aux Egyptiens, qui n'en com-
prenaient plus le sens originaire.
A Fepoque romaine, <|uand, par application d'une idee facile ä reconstituer,
on eut rantie la roue ])armi les attriliuts de Tyche-Fortuna, elle-meme parfois
14»; V. Bissing u. Capart: »Kupferringe an Teiniielthoren». [XXXIX. Band.
a.ssimilee ä Isis, on ne vit plus dans les roues egyptienues, au temoignage de
Plutarque (Numa, XIV), qu'un symbole de rinstabilito des clioses liumaines.«
L'auteur pense que Tusage de la roue aurait ete communique ä rEgyptc
par rinde »qui, lors du 3' siecle avant notre ere, venait precisement d'entrer
on contact aveo le bassin de la iMeditcrranee, ä la suite de l'invasion gi-ecque
et de l'expansion bouddhique«.
Ne laut-il pas admettre plutot que cet usage aurait ete introduit en
Egvpte ])ar les Grecs? C'est lä uu poiut douteux que des recherches ulterieures
öclaircii-ont peut-etre. Ce qui semble certain, c'est que les textes de Clement
d'Alexandrie et de Heron permettent d'ajouter l'Egypte greco-romaine ä la
liste des pays qui ont fait usage de roues sjTiiboliques. J. Capart.
Miscellen.
Liwv ägyptisch-semitischen Wurzelverwandtschaft. — Vor kurzem
habe ich eine längere Liste ägyptisch -semitischer Wurzelgleichungen den HH.
Professoren Ekman und Nöldeke zur Prüfung vorgelegt. Von demjenigen, was
dal)ri unlx'anstandct blieb, glaube ich folgendes mitteilen zu sollen:
jwn Farbe, arab. ^y desgl.
vchj zugrunde gehen, arab. <£j zerbrechen, zerreifsen (intransitiv).
•ptpt zerschlagen, aram. fc>2)\3 desgl. Vergl. }/rrE').
Bei Annahme einer Inversion, Avie sie ja innerhalb des Ägyptischen häutig
vorkommt, stimmen ferner recht genau:
jrib Mauer, arab. j^^ bauen.
jkh weinen, arab. jo desgl.
hhn bellen, arab. „J desgl.
Wie vorsichtig man in der Aufstellung solcher Gleichungen sein muts,
zeigt eine Reihe von prima facie recht plausil)len Zusammenstellungen, die einer
genaueren Erforscliung der semitisclien Grundbedeutung nicht standhalten. Es
ist vielleicht für andere von Nutzen, wenn ich sie hier samt einer kurzen An-
gabe der Bedenken Prof. Nöldekes folgen lasse.
^rq schnüren, j/pi?. [Nachweisbar nur als » Leder riemen".|
wnm essen, neuarab. ^^ speisen (transitiv). [Von iUJ^ »Festmahl«, ur-
sprünglich etwa »Gesellschaft«.]
w^ müfsig sein, neuarab. -iy^ Mufse. [Die Wurzel yai bedeutet »weit«.]
') Den Verweis auf das Aramäische verdanke ich Hrn. Prof. Nöldeke.
lltOl.] Miscellen. 147
phr drehen, l^inc die Töpferscheibe drehen. [Das Wort ine Töpfer seht
durch das Syrische wohl anf das Assyrische zurück. Von einer (Jrundbedeutung
drehen ist nirgends eine Spur.]
nhp sich sorgen, arab. ow- besorgt sein. [Eigentlich : jammern, elend sein.]
hrj zufrieden sein, neuarab. J^ froh sein, [txrundbedeutung: leuchten, danu
von der Stinnne: hell sein.]
hsw kalt liaben, arab. l'-=- '^'f^'i <ler Kälte, welche die Ptlanzen erfrieren
läfst. [Eigentlich: anfassen.]
df'^ Vorrat, arab. JtJo reichlich sein. |Urs]n-üniiiich: lang herunterhängen.]
dd sagen, arab. a*j rufen. | Eigentlich: in Angst aufsciireien.]
F. C.u.icic.
Bruchstück eines Lieliesliedcs. — Aul' der Rückseite des Pap. Anastasi 2
hat der Schreiiier einige Worte tlüchtig hinsieselirieben, die sich auf dem
Original mit Sicherheit so lesen lassen:
^icenn der Wind kommt ^ geht er zur Sj/Jwmore, icenn du komniMj «
Der Schreiber hat seine Federprobe nicht weiter gesehrieben, aber auch so
alnit man, was folgte: ^■■weiin du kommst ^ [i/eJist du zu ??»>)«. Es wird der
Anfang eines Liebesliedes sein; darauf deutet der Ton des Ganzen.
Adolf Ekm.xn.
Der Name Antef. — Den Namen K ^ pllegen Avir -'Antei'« zu lesen und
etwa da])ei an -er wird gebracht" zu denken. Dal's diese Deutuni;- nicht rieht iy
ist und dals in dem ^^ das Wort für Vater steckt, zeigen alte Schreibungen
wie die folgende, die dem (irabstein 7718 des Berliner Museums (Ende des
a. R.) entnommen ist:
An ^^.^ (viermall neben A ^.=^ (einmal).
Was ist nun "der den Vater l)ringende« ? Die Antwort ergiebt sich aus Toten-
buch ed. Nav. !t2, 4. Dort heilst Horus einerseits: ^ ^ j" ^nT^«? i\'^^-
und andererseits: ]\ \^^^^~J\^'^^^\\'^- '^^''*' ^^''^ ^■'' "''"■■
setzen ist, stehe dahin; jedentalls ist es aber ein Beiname des jungen Horus,
der sicii irgendwie auf seine Pietät gegen .seinen Vater bezieht, und als solcher
wird er dann auch auf irdische Söhne übertragen sein.
Da der i/r-ni-_;V/ als Ilarendotes überliefert i.st, so wird man den »Antef"
in griechischer Zeit etwa Enotes gesprochen haben, und unsere Aussprache
Antef wird ein eben solches Unding sein wie Seti, Pepi, U.sertesen und ähnliche
Gespenster. Adolf Erman.
Zeitschr. f. Ägj-pt. Spi-., XXXIX. Bniid. 1901. 20
'On^^' ^ IS^^LH'S ^vobei ein Duplikat (Mar.. Mon. div. 12. 8 — 9)
US Miscellen. [XXXIX. Band.
Die Topfscherben hinterm Dorf. — Im Papyi'us magique Harris 4, 7. 8
liiuk't sich in einem Spruche tler Wunsch :
»Alles Gefährliche, was auf dem Flusse ist, mache es mir V\
Dieselben ^ erse kehren wieder in der Metternichstele (11 < — 119):
"Alle Schlangen, die da beifsen, in ihren Löchern, mache mir sie yj] <=>
Den ersten Vers versteht man leicht: »mache mir sie (die bösen Tiere)
wie Kiesel in der Wüste«, der zweite harrt noch der Deutung. Er ist so her-
zustellen: ^(JP'T'XIS i ^ Sl^ m ^ • ^"^'*'' ^'' ''^ '^''"' ^^^' ^^''•'*' '^''
vom Zerschlagen von Töj^fen und Eiern üblich ist : wenn der Pa])yriis Harris
es durch .--V; ersetzt, so modernisiert er wohl den Sjiruch ein wenig. Das Wort
,'^, das ältere Texte *-* ' (Beni Hasan I, 44) oder U
(Der Rife I, 18) schreiben, bezeichnet wohl nicht schlechtweg ein Haus, sondern
etwa eine t^asse. ein Quartier oder Ahnliclies (vergl. Siut IV. 34: Siut V, .'i ;
Der Rife I, 18): auf der Stele Louvre C 1 scheint es von den Dörfern der
nubischen Beduinen zu stehen. Somit komme ich für unsere Stelle zu der
Übersetzung: »mache sie mir wie die Kiesel in der Wüste und wie die Topf-
scherben hinter der Gasse«. Auf die schrecklichen Tiere will er so ruhig und
verächtlich treten wie auf die Feuersteinknollen des Gebel und auf die Scherben
am Unrathüuel aufsen am Dorf. Adolf Ekiman.
Zu Totenb. ed. Nav. 48, 3. — Im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift
(S. ir)2) hat Ekman den Satz:
¥.
aus der obigen Stelle des Totenbuchs als Beleg fiir den bisher nur im Kop-
tischen nachweisbaren Wechsel von / und lo angeführt, indem er das ül)er-
^'^^^ ^''"^ '^^Ö'^ ^'="-- ^S^,^,^ ^'^^ Variante von^^ffi^-^
qA ^ "ich kaue« erklärte und den Satz »ich esse mit meinem Munde, ich
kaue mit meinen Kinnbacken« übersetzte. Unter Verweis auf das alte Wort
^^_^ »Hinterteil«, »After« (Pvr. P. ()04) niik-lite icli in dem Worte fy>-nj,
das mit Q, dem Determinativ für »Geruch«, determiniert ist, und in .seiner
Variante /rt^/-y eher das bekannte Wort ß Ä^^" <^es Papyrus Ebers erkennen
und die Stelle also übersetzen: »ich esse mit meinem 3Iun(le, ich entleere mich
mit meinem After«. Zu der Weglassunu- des einen 7i in p^ %vO ^ bietet
das 7-r (=a (Ebers 12. 16), das der Schreiber nachher in jr ver-
bessert liat, eine genaue Parallele (vergl. mein Verb um II, § 380). Sethe.
1901.] Miscellen. Ui)
Zur L CSU na' von ^^. — Eine schöne Bestätigung der neuerdings von Setiie
(\'iTliUin II. S.(;. Anm.) verteidigten Lesung von ^=*j alsy^-^ Hndet sich in Ehm.^ns
Aufsatz: .-Die Entstehung eines Totenbuchtextes« (ÄZ. 1894. S. 211".). ^Vie dort
nachgewiesen, steht nämlich in dem ersten der daselbst behandelten Sprüche
in zwei 'rntcnbuchhandscliril'tcn |Pb und Af) anstatt des alten ^. V |] "^
unrichtig ... '^^^2^-=^. Der Schreiber hat also den stat. pnm. von fuoT mit
dem Worte e\is,T* »Auge« verwechselt.
Da di<' l)eiden genannten Handschriften noch der 18. Dynastie aniieJKu-eii.
ist auch der Umstand nicht ojme Interesse, dal's bereits um diese Z(^it das /•
in der geschlossenen Silbe wie im Koptischen verscldiflen war.
Franz Freiherr v. C'alice.
\\ = Pemiihiiius. — Wo die iihiloldtiische Forschung die Px-
rxnJli II ^ ' '
deutung eines medizinischen Terminus nicht crschliefsen kann, darf der Medi-
ziner eintreten, wenn auch das Ergebins kein mathematisch beweisbares ist.
In den Zaubersprüchen für 3Iutter und Kind von Ekman erscheint der
Krankheitsbegriff v\ ^ wiederholt. Aus ü, 1 ersehen wir, dafs dieser He-
griff eine konkrete Erkrankung (also nicht eine Krankheitsursache oder einen
medizinisch -theoretischen Begriff) darstellt. Dieselbe kann auf allen (41iederii
" auftreten. Sie wird '.].] luid 1.4 als Kinderkrankheit i ''")^]
■ ci I I I ci ^ ' 1 £li '
erwähnt. Ermax .sagt (S. 9), dals ihm diese Krankheit unbekannt ist. Ich
glaube darum, dafs es wahrscheinlich eine Krankheit ist, welche besonders
häufig, Avenn nicht ausschliefslich. gerade Kinder belallt. Die grolle Hesehwrirunii'
gegen v\ wird H. 4 — (> iilr)tzlieh mit einer Anrede an den pathohiüi-
" r-n— I _Zl I I I ' '
sehen Begrili" I ^ /"^ luiterbrochen. Die Epitli(>ta dieses Beurilfes ch/iralileri-
sieren densell)en als eine Krankheitsgnmdlage in der Ansicht des Verfassers
des Papyrus. Dieses tC /"^ wird der Vaf/')- von ß Ml ö vi ^ a'enannt. uiul
letzteres übersetzt Erman mit Ufschwukt. \Venn ich dafür nach meiner Ansicht
ÖiicDi als Terminus technicus setze, so geschieht dies, um nicht Tum<ir und
Ollem in dem einen Worte Geschwulst zu konfundieren. Dieser einnestnute
Ab.schnitt hat dann aber mir Sinn, wenn I ik ; auch gleichzeitig der Vetter
~wv>A.^ r^ J P 1 III ^ _
von v> '^ ist. Eine Kinderkrankheit, welche hierfür pafst, ist Pemphigus.
r~n— I Jl I I I
Nach Anlage von P. 3027 möchte ich sogar au die ganz spezielle Form des
y> Pemphigus neonalonun <i denken. Hier ist dann ganz gut verständlich »1.=^/''^
"^"^ '^ \.2^^^\.f^'^^\'^ 3, 4 und B, (i, 5. 1 und 5,7, wa,^uMAN
r-rr-i Jf I I I aL=^ Js^i r\n Jl I I I
üT)ersetzt: hmfe auSj, nsw. Die einzelne Pempliigusldase ist mit Flüssigkeit ge-
füllt und kann somit sehr wohl auslaufen, d. h. das Auslaufen ist die erste
Bedingung der Heilung, soweit sie nicht vertrocknet; und auch letztei-es könnte
in dem «Ifiufe aus^'^ verstanden sein. Die unmittelbare Folge wird aber in
beiden Fällen sein, dafs die Epidermis, welche durch die Pemphigusblase über
die Umgebung hügelig erhöht war. in die Ebene der umgebenden Körperdecken
20*
150 Miscellen. [XXXIX. Band.
zurücksinkt. Dies scheint mir der ständige Begleiter des letzterwähnten Satzes
besagen zu sollen, rö"^^, ^^ ^' - ""^ ^' ~ ""^^ rO^^^^^I^, •^^^'
3.6 und 5,2 ist danach tiir mich eine Aufforderung an die Pemphigusblasen:
'fallet nieder' in dem Sinne, wie wir auch vom Niederfallen von Seifenschaum
und Ähnlichem sprechen können.
hn Anschlüsse daran Avird vielleicht auch @ <5 j ö tl ^- '^ verst.änd-
lich. Für die verschiedenen Kulturen ist häufig ein Erfordernis der Anudett-
befestigiuig die Neuheit des Bindematerials. Hier geht dann die Forderung
der Neuheit und Unbenütztheit so weit, dafs erst ein ungebleichter Faden ver-
langt wird und dann weiter sogar ein Faden, welclier noch nicht einmal zum
Zweck des Bleichens oder AVebens vorher von der Spindel abgespult war, auf
welcher er beim Spinnen aufgedreht wurde. Auch hier scheint mir ein neuer
Faden direkt von der Spindel gefordert, so dal's 'f' Q \\ ' die Spindel wäre.
Allerdings scheint letzteres nicht zu Partiieys Angabe zu passen, dafs im
Koptischen fusus (die Spindel) durch CMn^vi. .üfsj^i wiedergegeben würde. Doch
P.\KTiiEY giebt auch für colus (Spinnrocken) cun».! und .TifsA.« an, so dafs hier bei
Parthey Unkenntnis der weiblichen IIandarl)eiten vorliegen nuds. Oefele.
Mittelniederdeutsche Parallele zu Berl. P. 3027, 7, 3 — 5. — De nicht
ßapen enkan de neme wyt maenfaet vnde hyllenfaet vnde laitickfaetj jewelkes eyn lot;
Stot dyt vnde do dar to vrouwenmelk, de eyn knecMken foyet . . . . dat giß guden flnp.
...= Spt = ci^c^'^ = hyoscyamus =^ byllenfaet, nach Dioscorides cruf^'j:.
Oefele.
Zu den »Bruchstücken koptischer Volkslitteratur« von An. Eeman.
— Eme Durcharbeitung der im genannten Werke verölfentlichten Texte, sowie
die Kollation der Handschriften — beides Vorarbeiten zur Publikation der oben
S. 104 fi'. l)esprochenen neuen koptischen Liederhandschrift — haben einige
FLinzellieiten ergeben, welche ich im folgenden kiu'z zusammenstellen möchte.
S. 6 (Archellitesgedicht). Das Wort ffcoiyT ist nicht das letzte Wort einer
verlorenen Strophe, sondern der Melodievermerk zu der folgenden Dop]iel-
strophe 6 (vergl. die Zusammen.stellungen oben S.108f.). Ül)er die Melodie-
bezeichnungen des Archellitestextes s. S. 108 Anm. 1 — S. '.). Doppelstr. 1 fi
lies Tik.Ti-^ouoc (Druckfehler, vergl. die Übersetzung). — Dopjielstr. 17 ist wühl
Tto(oYU Tt|fei->K zu lesen und zu ergänzen. — S. 24 («Salomomärclien« aus der
ScHMiDTschen Handschrift)'). Der Text ist, wie das schon v. Lem.ai bemerkt
hat"), metrisch; der dritte Absatz z.B. ist eine korrekt gebaute vierzeilige
Strophe. — Str. 2. Am Anfang ist wdid •^wiä.tioo'^'h tjv <• \.unc^ = ivo-^'o zu
lesen. — S. 26 ff. ("3Iärchen von Theodosius und Dionysius"). Auch dieser
Text ist metrisch, die A'ersenden sind ebenso wie bei den S. 31 fl'. mitgeteilten
Liedern aus derselben Ilandsclirift (iureli liWUsere Zwischciuäunie liezeichnet.
Verffl. Abs. 3 auf S. 27:
') Jetzt P. 8774 des Berliner Mu.seunis. ') Kleine koptische Studien XX, S. 128.
l'.'iil.l Miscellen. 151
Hinev-y cpev» jn-o-Ygopo.ujv ^ut;^'^' c^^gjcHfe efso'^H-iAi epio^V
AUVeetpiOU AlllfTfrjl\.\"j'e (.«)\\0'^*CTC0'\ll AlH^vO-^VWl fllUO-^'f!
cMU^k-y eutpouif aihaux tTAiCv-y ''^''l'V »o-^-gonWo« OH-T.Vfyi-x »(o)fto'Yp
UAU\fre|t|piOU AlUfTtiQUev-^'e AU\0"jVtfe\CTH fT^g^lS llO"|M\.\Ai
utiX-^'I^mI Tnpo-^' AinjvAiTO cftoTV. i^qoAico\ jj-su-OYopowoc
*>'^*nii.gTO'y Ä.'j^npocK'^'m aiä^i is.-piOAii n(iM)'^eoo'^* hni.
Beides sind korrekt gebaute aelitzeilige Doppelstrophen. — S. 27. 'A. 'MW ist
Avold so zu ergänzen: i\^coioy^"e\i<^\ ne.no& eTncoX\c [Mnn]Tf.navToc ctä^-y^h
Ai-neppo |;«>"j'fi iy^v-|nitKOT ;^n;^ K-ypoc Ifiyjvsel iiMd^q cy-xco aioc [«xc-
Tt.>|g^.vi eg^o-yu eK'XnpiKoc [nPujiVlHTV. "g^pA>» fimo'^"^. Es versainmclten sielt die
Grofsen der Stadt und die Mächtigen vom llofc des Königs; sie kamen zu unserem
Vater Apa Kyros, um mit ihm zu reden^ und sagten: ^>Versamin/e die Geistlichen
und bete zu Gott" u. s. w. — S. BHr/. Die Worte »21 — 22 feldeii« sind zu
streiehen. O'yiv efilo^l schlieist also direkt an gM-TK;«><Vj'i\.;^u\ (Antwort auf das
o-yi^ ehoX Ton nc nspcoMC uo'j'oeiu, womit die Stroplie hi'ginnt).
Endlich möchte ich nocJi auf ein neues, allerdings recht winziges Bruch-
stück koptischer Volkspoesie aufmerksam machen, welches gleichfalls dem
Berliner Museum gehört. Es handelt sich um ein kleines Pajjierhlatt, worauf
sich ein Kopte ein Liedcheu notiert hat. Das Stück trägt in der Samnihnig
die Nunuiier '.)045. Der Text lautet:
eJKUJit CAi^piÄ.. (Melodie:) Das Bild der Maria
|G|pe m.M THTO)u f poK . Wer gleicht dir').
ne-^-oc eTA.\?^opi aiaiocj. du Kreuz, das ich getrayeny
|*.jKUjoon utAi^^'i .ue-nÄ^uoT. Du bist gewesen mit mir und miiuem \ater.
enA.T».'")TÄ..wif-nK^v^ .uu-ufToo'^'. l)evor ich die Erde und Berge geschallen.
CTOK nc npi^ujf Aie-no-^'uoq. Du bist die Freude und die Wonne,
nA>AVis.U€AiTOU •smpujopn . meine Ruhestätte seit Aidieuimi.
inici e'xu-^K^>.g^ i^it^opi .uok . Ich bin auf die Erde gekonnnen und hahe dich
&.icu)T€«^) ich habe gerettet'") |getragen,
neoo'Y »evK ne^c \c:-> Rvüun dir, C^hristus Jesus.
^(.XiVo Ein andres:
^v\co)T.u eiiÄ^ri'eXoc Ich hahe die Kugel gehört ....
(m:oi{(; Mfii.i.r.K.
Ein Trichter mit kojitischer Wei hl nscli r i ft . — Das hier aligeliildete
Thongefäfs ha1)e ich vor eiidgen Jahren hei eiiicui Ueiucn lijiudici- in Kairo
gekauft. Es ist etwa lOcm lang und ahmt ziemlich genau die Form einer
3Iuschel nach. Im Boden hat es eine etwa 1cm weite <)nuung.
Auf der einen Hälfte der Innen.seite steht folgende koptische Inschrift,
die eingekratzt ist, als der Thon noch feucht wai-.
') Christus spriclit. -) Lies eii*.-\- (cu*.-iii nach ('. .Schmidi- sac^lilicli uriTiiüglicIi).
^) So kürzen die Liederlis. gelefientlicli foniielliafle oder allbekannte \"ei'sschliisse ab.
\y2 Miscellen. [XXXIX. Band.
4ir/iAiNeN-jHu.!iuj
^>uoK nf ne».uufpoc ev\c.w\iie iitcsuju» eg^pennuonTe »Irli liiii PiaiikcrDs.
Irli habe dieses Gelal's vor unseren Gott gestellt.« In der Inschrift wird die
Schale einfach mit dem allgemeinen Ausdruck tgiio «Gefäfs« bezeichnet. Sie
kann aber ihrer Form nach nur als Trichter gedacht sein. Da sie nacli der
Inschrift in eine Kirche geweiht ist, so kann man sie sich doch wohl nur als
Trichter zum Aufgiefsen von Ol auf die Lampen verv.-endet denken. Die antiken
Lampen haben ja an sich schon alle um das OUoch herum eine kleine trichter-
förmige Mulde. Doch Avird gewifs 1)eim Autgiefsen des ( )ls noch ein liesonderer
Trichter nötig gewesen sein.
Der. der diese imscheinbare Schale seiner Kirche gestiftet hat, ist vielleicht
der 3Iann gewesen, der für die Füllung und Instandhaltung der ewigen Lampen
u. s. w. zu sorgen hatte. Er wollte durch diese Schenkung nacli seinen be-
scheidenen Kräften zur Ausstattung seines Gotteshauses beitragen.
H. Schäfer.
Salmeschoiniaka. Eine Anfrage. — Bei Hephaistion von Theben, einem
Astrologen des 4. Jahrhunderts n. Chr., wird an einer noch nicht gedruckten
Stelle als eine der Quellen der \\.TTpo?^oyov!J.evoi. des Petosiris und Nechepso ein
Buch mit dem rätselhaften Titel Xoi.Afxs(7%oivicix,oi, /otß^ioc (genauer heifst das Zitat:
ix TuJv XxXiA.e(Ty^oivixy.!Jüv /3j/3A('wv) erwähnt. Die Schreibweise ist im Parisinus so,
wie angegeben, in einer Wiener Hs. fast genau so: 'Xä.AjMdyjvioi.Tiuiv, was ja
keinen Unterschied maclit. Die 'AurcoAoyoJuei'ci sind nach den neuesten Unter-
sucliungen schon unter den Ptolemäern im 2. Jahrhundei't v. Chr. geschrieben
worden; von dem angeblich darin benützten AVerk 'Xo(,?.iJ.£(Tyjivtoi.y,oi müfste man
also ein noch höheres Alter annehmen. Der Neuplatoniker Porphyrios hat das
Werk ebenfalls gekannt: aus seinem Brief an Anebo überliefert Eusebius Pr.
ev. ni 4 folgende Stelle : Xxip^fJLwv jjlsv yxp y.ul ol uaXoi ov^' xXXo n ttco twv opwusvwv
y.otyiJLwv YiyovvTot,i, h ipyßfi Xoyuj TiS-efJLSvst rsvc \iyv~Ttujv, oii^' aA?^oi;c 3-esvi," ttX'/jv twv
'n7^si.v^T'2v K^yoavjuiv xai röiv <TVfj.~X-fiOo\jvT(jov tov ^w^icckov kou 'o(Toi TovToig Trxcavoi,-
teKacvCi tw; re eig Tovq Sex.ave'ug rojJLUg y.otl niig wcscxsttouc y.cd tov<; XeyofXivovi; y.poL-
Txtovt; Yiyeuova,!; ujv y.M tcc ovofjLuru sv Totg 'Xa/.usvr/ja.y.ite ('XXasviyjcii.y.ci^ schreil)t falsch
Dindorf), (pspeToit y.ai ^epcnzsiai irouruiv y.ai ocvacro/Mt y.ui ävtretg y.sii ixsKXovtwv <jY,aH-
wTEic. Chairemon hat die Xa.Xixeviyjuy.a. also vermutlich ebenialls zitiert. Auf
die gleiche Porphyriosstelle nimmt auch Jambl. de myst. Aeg.VIII 4 Bezug; er
führt die Salmeschoiniaka auf Hermes zurück: ra. n sv roic 'XoiXusviyjoi.y.olc ixs^oc
Ti ßpcc%iiTctTov TTEpisyjt TüJv 'EpixMy.wv ^ioi,Tii,^ewv.
Die Berufung auf Hermes wie die Benützung durch Petosiris -Nechepso
und ( hairemon zwingen fast zu der Voraussetzung, dafs es sich um ein aus
19111. j Miscellen. — Erschienene Schriften. 153
dem Ägyptischen übersetztes oder von einem Griechen für ägyptisch ausge-
gebenes Werk bei den Salmeschoiniaka handelt, und die Erklärung des rätsel-
liaften Titels mülste man demnach ebenfalls in Ägypten suchen. Nach dem.
Avas wir von dem Inhalt aus den obigen Stollen h'rnon, nuiCs das Bucli astro-
nomisch-astrologischen Inhalts gewesen sein und von Planeten. 'I'iorkreis und
Sternbildern geliandelt haben, besonders von iliren Atil- und Untergängen. Ist
es nvm möglich, das Wort -.a,}.\jiE<syjiivia.y.ot. (iaA|U£cr'x,«i'«axa) oder '^a/Miviyja.y.u aus
der ägj'ptischen Sprache zu erklären? Fr.vnz Boi.i, Olünclicii).
Zu der Erklärung des »Steines von Palermo«. — Nachdem der Druck
meiner Arbeit über den Stein von Palermo') beendigt ist, werde ich darauf hin-
gewiesen, dafs ein Teil des darin Gesagten schon von Maspero in seiner Kritik
von QuiBELLs Hicrakonpolis') ausgesprochen ist. M.aspkro erklärt dort richtig die
Jahresnotizen als amtliclie Benennungen der Jahre') und vergleicht auch die baby-
lonischen Datierungen. Der Grundgedanke meiner Arbeit aber, dals es sich näm-
lich bei den Notierungen des Palermosteins gerade um eine lückenlose Auf-
zählung aller Jahre, also eben um wirkliche »Annalen«, handelt, wird durch
Masperos Ausführungen nicht berührt^). IIkinkk ii Schäiek.
Ersch ienen e Schriften.
Ägyptische Inscliriften ans den König!. Jliiseen zu Berlin. Ilerausgegehen von der Generalver-
waltnng. I. Inschriften der ältesten Zeit und des alten Reichs. 4. 72 SS. Leipzig
(Hinrichs) 1901.
Ägyptisclie Urkunden aus den Königl. Museen zu Berlin. Herausgegeben von der General-
verwaltung. Koptische Urkunden I. 2. Heft S. 33 — 66. Berlin 1902. — Enthält die
Xeuausgahe der romanhaften Erzählung der Eroberung Ägyptens durch Kambyses, sowie
Bruchstücke einer Liedersammlung. Vergl. diese Zeitschrift S. 104 und 113 11'.
K. Baedeker, Egypt, Handbook for travellers. Witli 23 maps, 66 plans and 59 vignettes. .5'!' re-
modelled edition. Leipzig 1902.
Aug. Baillet, Vases egyptiens de ia CoUection Desnoyers au Musee d'Orleans (aus den Memoires
de la societe d'.-^griculture , Belies - Lettres et Arts d'Orleans). Orleans 1902.
J. Baillet. Descentes aux enfers classi<[ues et igyptiennes (Revue universitaire, I.Omars 1902). 6 SS.
') Ein Bruchstück altägyptischer .Vnnalcn. .\bliaiidlungen der Königl. .Vkademie der Wissen-
schaften zu Berlin 1902. Die Bezugnahme auf Navilles zweiten Aufsatz in der .\nmerkung auf
S. 10 mit dem Zusatz »nach Maspero« ist erst in der letzten Minute eingefügt, als mir das Nach-
schlagen des Citats unmöglich war.
^) Revue crili(iue, Nouv. .serie 51. 1901. p. 3S1.
') Dieser Teil meiner Ai-beit gehört zu Sethes Beilrag. Sein Nachweis, dafs diese Sitte, die
Jahre zu nennen und nicht zu zählen, sich noch bis in das Ende des -alten Reichs« erhalten hat,
bleibt neu und interessant.
*) Wenn der Verfasser der Inschrift sich sein Material nach Denkmälern, wie das Gefäfs
aus Hierakonpolis o. ä., gesammelt hat, konnte er elieu nichts Vollständiges liefern.
154 Erschienene Schriften. [XXXIX. Band. 1901.]
Georges Benedite. Sur im etiii de tablette trouve ä Thebes et conserve au Miisee du Louvre
(au« den Monuments et Memoires publies par l'Academie des Inscriptions et Beiles -Lettres.
•_'"■■"<■ fasc. du tonie VII. Fondation Eugene Piot). 4. 15 SS. und 1 Taf. Paris 1901.
Jean Capart, Recueil de monuments egyptiens. 50 planches phototypiques avec texte expli-
catif. 4. Bruxelles 1902.
Catalogue General des Antiquites egyptiennes du Musee du Caire. — Xr. SOtU — 8741. f'optic
Monuments, par M. W. E. Crum. 160 SS. und LVII Taff. in Liciitdruck. Le Caire 1002.
— No. 24001— 24990. Fouilles de la vallee des rois (1898—1899). par M. G. Daressy.
Fasel. 168 SS. und LVII TafF. in Lichtdruck. Le Caire 1902.
W. E. Crum. Coptic Ostraca froni the collections of the Egypt Exploration Fund, the Cairo
Museum and otliers; the texts edited with translations and commentaries ; vvitli a contribution
by the Rev. F. E. Brightman. — Special Extra Publication of the Egypt Exploration Fund.
4. XXII. 99 und 116 SS. und 2 TaflF. London 1902.
Demotische Papyrus aus den Königl. ]Museen zu Berlin. Herausgegeben von der Generalver-
waltung mit erläuterndem Text von W. Spiegelberg. 111, 36 SS. Text und 99 LichtdruektafeJn.
Gr. Fol.
Egypt Exploration Fund, .^rchajological report 1900 — 1901, edited by F. LI. Griffith.
Egyptian Research Account 1900. El Aräbah: a cemetery of the middle kingdom; survey of
the old kingdom temenos; graffiti from the temple of Set}' by John Garstang. London 1901.
AI. Gayet, L'art Copte. — Ecole d'Alexandrie, Architecture monastique, sculpture, peinture, art
somptuaire. 8. VIII und 334 SS. mit zahlreichen Abbildungen, nach Zeichnungen des \'erf.
Paris (Leroux) 1902.
J. J. Hess, Der demotische Teil der dreisprachigen Inschrift von Rosette, übersetzt und er-
klärt. 4. X und 99 SS. Freiburg 1902.
G. Legrain et Ed. Naville, L'aile nord du pylone d'Amenophis III. a Kainak. 4. 22 SS.
17 Taff. (.Vnnales du musee Guimet, XXX, 1).
Ricliard Lepsius, Denkmäler aus Ägypten und Athio])ien. Text herausgegeben von Eduard
Naville. Bearbeitet von Kurt Sethe. Vierter Band: Oberägypten. 4. 176 S.S. Ergänzungs-
band, 3. Lieferung: Taf XXXHl- XLVHI. Leipzig (Ilinrichs) 1901.
Felix von Oefele, Studien über die altägyptische Parasitologie. Zweiter Theil: Innere Parasiten.
Zoologische Systematik der .\gypter (aus den Archives de Parasitologie V n° 3 p. 461 — 503).
Paris 1902.
Eugene Revillout, Les drames de la conscience, etude sur deux moralistes egyptiens inedits
des deux premiers siecles de notre ere. 1" fascicule. 165 SS. Paris 1901.
Kurt Sethe, Das ägj'ptische Verbum im Altägyptischen , Neuägyptischen und Koptischen. Dritter
Band: Indices. 4. 119 SS. Leipzig 1902.
— — , Imhotep, der .Asklepios der Ägypter. Ein vergötterter Mensch aus der Zeit des Königs
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ndlung. — Verantwortl. Redakteur Prof. Dr. G. Slci ndorff. Le
Berlin, gedruckt in der Reielisdruckerei.
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PJ Zeitschrift für Ägyptische
lOOA Sprache und Altertumskunde
ZU
Bd. 36-39
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