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Full text of "Zeitschrift für ägyptische sprache und altertumskunde"

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^1 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 


ÄGYPTISCHE  SPRACHE 


UND 


ALTERTHUMSKUNDE 

MIT  UNTERSTÜTZUNG  DER  DEUTSCHEN  MORGENLÄNDISCHEN  GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN  VON 

A.  ERMAN  UND  G.  STEINDORFF 

SECHSUNDDREISSIGSTER  BAND 


LEIPZIG 

^.  r.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1898 


634997 


Inhalt  des  36.  Bandes. 


Seite 

BUting,  Fr.  W.  v.    Altägyptische  Gefälse  im  Museum  zu  Gise  (mit  4  Abbildungen) 122 

Borchardt,  L.    Das  Grab  des  Menes  (mit  5  Tafeln  und  7  Abbildungen) 87 

—  Über  das  Alter  der  Chefrenstatuen  (mit  12  Abbildungen) 1 

Capart,  J.    Note  sur  la  decapitation  en  Egypte  (mit  1  Abbildung) 12') 

Crum,  W.  E.    Ein  verlorenes  Tenipuspräfix  im  Koptischen 139 

Bhers,  G.    Menschenfresserei  in  Ägypten? 106 

Muller,  W.  Mojt.    Zum  Obelisken  des  Antinous 131 

Kaville,  E.    A  propos  du  groupe     ju^ ^32 

Pietschmann ,  R.    Benennung  und  ("itiren  ägyptischer  Texte  und  ägyptologischer  Veröffentlichungen     .     .  18 

Qiiibell,  J.  E.    Slate  palette  from  Hieraconpolis  (mit  2  Tafeln) 81 

Schäfer,  H.    Ein  Spruch  gegen  Brandwunden  aus  dem  Papyrus  Ebeks 129 

Schmidt,  E.    Die  Rasse  der  ältesten  Bewohner  Ägj^tens 114 

Seihe,  K.    Altes  und  Neues  zur  Geschichte  der  Thronstreitigkeiten  unter  den  Nachfolgern  Thutmosis'  I. 

(mit  11  Tafeln) 24 

Spieyelberg,  W.    Die  Lesung  des  Zaldwortes  "hundert.. 135 

—  imd  Erman,  A.    Grabstein  eines  syrischen  Söldners  aus  Teil  Amarna  (mit  1  Tafel) 126 

Kachruf: 

Georg  Ebers 140 

Miscellen: 

Borchardt,  L.    Ansiedelung  Kriegsgefangener  in  Tempeln 84 

—  Die  Königinmutter  N-mKt-Hp 142 

•  —  Die  "Totenmaske  Amenophis"  IV.. 144 

Crum,  W.  E.    l]       Q             Westcar  IX.  2  im  Koptisclien        146 

Grißith,  F.  LI.    Zum  ägyptischen  Namen  des  Usaphais 142 

NaviUe,  E.  und  Sethe,  K.    Le  titre  "^  ®  ^  "^^^  R     .     .     . 143 

Piehl,  K.    La  lecture  du  signe    \u^^ 8.5 

Schäfer,  II.    Eine  altägyptische  Schreibersitte 147 

Spieyelberg,  W.    Die  Lesung  des  Titels    rCT)'  Q        1^* 

Erschienene  Schriften 85.  148 


LvDWiG  Borchardt:    über  das  Alter  der  Chefrenstatuen.     [XXXVI.  Band.   1898.] 


Über  das  Alter  der  Chefrenstatuen. 

^'oll   Ludwig   Bokchardt. 


(]Mit    12  Ahhilduno'en.) 

Iveinem  Historiker  des  Mittelalters  würde  es  je  eingefallen  sein,  das  Dürer- 
sclie  Bild  KarFs  des  Grol'sen,  das  für  die  deutsche  Kunst  den  Typus  jenes 
ersten  deutsehen  Kaisers  geschaffen  hat.  l'ür  ein  authentisches  Portrait  auszu- 
geben. Tausend  Kleinigkeiten  in  Stil.  Tracht,  ^\'app('ullei^verk  und  Ausführung 
würden  ihn  schon  davon  al)i;'elinheu  liahen.  aucli  wenn  noch  so  grofs  dabei- 
stünde:  Carolus  Magnus   iniperavit   annis    14. 

In  der  Aegyptologie  sin<l  wir  noch  niclit  ganz  so  weit.  AVenn  auf  einem 
unserer  Funde  ein  Königsname,  etwa  Men-kew-Rc'^')  oder  Men-kew-llor')  steht, 
dann  ist  das  Stück  sicher  aus  der  Zeit  dieser  Könige,  imd  wenn  auch  alle 
Anzeichen  der  Tracht,   des  Stils  oder  des   Ornaments   dagegen   sprächen. 

Vielleicht  das  krasseste  Beispiel  für  diese  Vertrauensseligkeit  in  die  Da- 
tirung  dundi  die  Inschrift  sind  die  im  Brunnen  im  Granittempel  hei  Giseh  1860 
gefundenen  Chefrenstatuen,  bei  denen  bis  auf  den  heutigen  Tag  nur  einige 
der  jüngeren  Aegyiitologen^)  Zweifel  Betreffs  ihres  Alters  zu  hegen  wagten. 
Und  doch  mufs  es  jedem  Unbefangenen,  wenn  er  sie  jetzt  im  Gisehmuseum 
inmitten  der  wirkliehen  Statuen  des  a.  K.  sieht,  sofort  auffallen,  dafs  er  hier 
ganz  etwas  Anderes  vor  sich  hat  als  die  Kunst  der  4.  Dynastie.  Dieser  allge- 
meine P^indruck  genügt  aber  für  die  wissenschaftliche  Datirung  einer  Statue 
nicht,  tmd  so  soll  denn  im  Folgenden  möglichst  ausführlich  Alles  liesproclien 
werden,  was  uns  zwingt,  die  Chefrenstatuen  nicht  als  Werke  des  a.  R.  zu  be- 
trachten, imd  zum  Schlüsse  soll  dann  auch  versucht  werden,  wenigstens  an- 
Utähernd  die  Epoche  zu  bestimmen,   der  sie  entstannnen. 

Die  Statuen  und  Statuenre.ste .  die  zu  untersuchen  sind,  zerfallen  nach 
dem  Material  in  zwei  Gruppen.  Die  erste  bestellt  aus  nur  drei  Stück,  bei 
denen  das  Material  ein  graugrüner  metamorphisclier  Scjiiel'er  ist.  wie  er  z.  B. 
—  allerdings  nur  in  dünnen  Platten  —  zu  jeuen  bekniinteu  Sehnilid<tal'eln  aus 
den  (iräbern  der  ersten  Dynastien  verwandt  wiu'de.  Statuen  aus  diesem  Ma- 
terial scheinen  erst  vom   m.  R.   an  und  auch  da,   sowie  auch  noch  im  n.  R.,  nur 


')    Vergl.  l7..  1892,  S.  94  ff. 
^)    Vergl.  ÄZ.  1894,  S.  133. 

^)    Ansgesiirocheii  nur  von  Steindoui  r  im  .l.-ilirliiicli  des  diMitscIicn  iirfliacDlog.  Inst.  189.'!  S.  (i."). 
Zcitscl.r.  f.  Ä^'ypt.  Spr,.  XXXVI.  Baiul.    1898.  1 


LrmviG  Horchardt:    Vhev  das  Alter  der  Chefrenstatuen. 


[XXXVI.  Band. 


A/,/,.  l. 


äufserst  selten')  vorzukommen.  In  der  Spätzeit  jedoch  wird  dieses  Gestein, 
dessen  Bearbeitung  leicht  ist  und  das  eine  feine  Politur  annimmt,  sehr  beliebt; 
Statuen")   wie  Sarkophage^)   werden   dann  in   grofser  Zalil  daraus  gefertigt. 

Die  drei  Statuen  aus  diesem  Material 
sind   also   die   folgenden: 

Nr.  lö  (Kat.  M.-^r.  Nr.  7i)-2:  Kat.  Masp. 
Nr.  1)74.  S.  217:  Kar.  1S9.Ö  Nr.  42,  Saal  B]. 
Die  bekannte,  stark  ergänzte  Statue  des  sit- 
zenden Chefren,  die  in  Folge  reichlichen  Ölens 
rine  intensive  grüne  Färbung  angenommen. 
Neuerdings  (1897)  sind  vom  Verf.  der  Bart 
und  die  Bandenden  in  der  rechten  Faust  noch 
dazugefunden  und  angesetzt  worden:  s.  Abb.  1. 
Nr.  16  [Kat.  Grebaut  Nr.  G206,  S.  4B; 
jetzt  in  Saal  3].  Bruchstück  einer  Statue, 
Beine  eines  Schreitenden. 

Nr.  17  [Kat.  Geebaut  Nr.  620.5,  S.  42; 
Kat.  1895  Nr.  46,  Saal  H].  Zwei  zusammen- 
gehörige Bruchstücke  der  Statue  des  sitzen- 
den Königs^). 

Di(>  übrigen  sechs  Stücke  sind  aus  grauem 
Diorit    mit    hellgrauen  Flecken,   weifsen    und 
schwarzen  Adern  und  stellenweise  etwas  in 's 
Grünliche   fallendem  Grundton.      Es    ist   dies 
,,,,,,,,,„„.  >,r  15  ein  Material,   das  schon   in  der  ältesten  Zeit") 

verwendet  worden  ist:  bereits  in  der  4.  Dy- 
nastie finden  sich  Statuen  aus  diesem  Stein");  aber  auch  noch  in  der  Spätzeit 
finden  sich   Dioritstatuen'). 


Die  sechs  Chefrenstücke  aus  Diorit  sind   nun   die  folgenden : 


')    M.  R.:    Giseh   Nr. -164    [Kat.  189r)   Xr.  723.   Saal  63.    Schrank  Cl.    Statue    des    ^ 

aus  Elephantine  18.08.  N.R.:  Giseh  Nr.  630  [Saal  21^.  We'stseite].  Statue  des  _  |  ^^'?J^^|^  ^' 
Dynastie  19. 

-|  Giseh  Xr.  677  lind  679  [Saal  34,  Südseite].  Statuen  eines  qY'Ö'-  '''"'^  Qnddaba  bei  Sais, 
Dynastie  26. 

')    Giseh.   Kat.  189.')  Nr.  1279.   1:501,   1302,   13ii.").    13iit;   u.  s.  w..  siiuuntlieh   in  Saal  88. 

*)  Vielleicht  (?'.')  gehört  zu  dieser  Gruppe  von  .Statuen  auch  noch  ein  in  einem  Mau;a7.in  auf- 
gefundenes Fragment  [Nr.  378],  linke  Brust  und  Schulter  einer  lebensgrofsen  Statue  von  demselben 
Material  und  in  der  Arbeit  sehr  ähnlich  wie  die  {'hefrenstatuen. 

')  Schalen  daraus  sind  1896/97  von  Qimhell  in  El  Kab  gefuudiMi.  eine  davon  mit  dem 
Nanien  des  Snefru. 

")  Giseh  Nr.  46  [Kat.  Grebaut  Nr.  622.i.  S.  44;  Kat.  189.i  Nr.  .r2,  SaaKi],  Statue  eines  Prinzen 
der  4.  Dynastie  aus  Giseh.     Berl.  Mus.  Nr.  1 122  [Ausfiihrl.  Verz.  S.  47],   Statue  eines  Mannes,  a.  R. 

')    Berl.  Mus.  Nr.  12n.-)   [Ausfiilirl.  Verz.  .S.  .■)7|.  Nektanebos  knieend. 


1898. 


LiDWKi  Bdhchardt:    l'ber  das  Alter  der  Chefrenstati: 


3 


Abf>.  2. 


Nr.  !)  fSaal  2].  Bmclistück  dor  Statue  des  sitzenden  Könitrs  auf  dem  Löwen- 
throne. 

Nr.  10  |Kat.  1895  Nr.  V.\.  Saal  "ij.  Desi>leichen  auf  einladiem  eubi- 
schen  f^itz. 

Nr.  11  |Kat.  C4rebaut  Nr.  ()22){.  S.  44:  jetzt  Saal  8].  Bruchstück  einer  (iruppe. 
der  Köni.q-  neben  der  Göttin  Bastet').  VeriiHithlich  dazu  gehöri,"'  Nr.  l"24r),  Bruch- 
stück  der  rechten  hinteren   Sitzkante. 

Nr.  VI  [Kat.  Grebaut  Nr.  6222,  S.  44:  jetzt  Saal  H].  Bruclistück  (nur  Ober- 
leib)   der  Statue  eines  sitzenden  Königs. 

Nr.  i:^  [Kat.  Grebaut  Nr.  (5207,  S.  43:  Kat.  18il5  Nr.  45.  Saal  '.\\.  Brueli- 
stücke  der  Statue  eines  sitzenden  Königs  auf  dem  Löwenthrone'').  Ein  Stück  der 
rechten  Thronseite  ist  lSi)7  von  Barsanti  hinzuget'unden  und  angesetzt  worden. 

Nr.  14  |Kat.  3Iar.  Nr.  57S:  Kat.  Masp.  Nr.  HDfil. 
S.  75:  Kat.  l(Si)5  Nr.  ()4,  Saal  5|.  Das  bekannte,  groi'se, 
nur  wenig  beschädigte  Sitzbild  des  Chefren  auf  dem 
Löwenthrone:   s.  Abb.  2. 

Die  Theilung  in  diese  zwei  Grupp(Mi  soll  im  Fol- 
genden l)eibehalten,  und  also  in  jedem  Al)schnitt  un- 
serer Arbeit,  soweit  es  nöthig  ist,  zuerst  die  Gruppe 
aus  metamorphischem  Schiefer,  daiui  die  aus  Diorit 
besprochen   werden. 

Die  Haltitny  aller  Figuren  bietet  nichts  Ungewöhn- 
liches. Dieser  stereotype  Sitz  und  das  Schreiten  mit 
vorgesetztem  linken  Fufs  kommen  in  jeder  Epoche  der 
ägyptischen  Kunst  gleichmäfsig  vor,  sie  geben  uns  also 
keinen   Anhalt    für  die   Datirung. 

And(>rs  ist  es  schon  mit  der  Tracht.  Hier  inufs 
es  zuerst  auffallen,  dafs  der  Löwenschwanz  an  dem 
sonst  richtig  beliandelten  Königsschurze'")  bei  allen 
Statuen  fehlt.  Das  ist  aber  wohl  nur  eine  bedeutungs- 
lose Nachlä.ssigkeit,  die  .sich  zwar  selten,  aber  doch  in 
jeder  Epoche  der  ägyptischen  Sculptur  nachweisen  läfst. 
Von  den  allerdings  sehr  zahlreiclien  Königsstatnen  in 
Giseh  fehlt  der  Löwenscliwanz.  aulser  bei  sänuntlirlien 
sogenannten  a.  R. -Königsstatuen,    bei   den    folgenden: 

Nr.  411— 420  [Kat.  1895  Suppl.  3  Nr.  1365,  Saal  21].  Statuen  U.sertesen"sL, 
Dynastie  12. 


CliPtr,-MSt.-,lu,-  Nr.  14. 


')  Schon  Grebaut,  der  hei  diesei'  (irii|i|ic  /ucil'el  oh  ilires  .\ltcrs  hegte,  sagt  a.a.O.:  »il 
parait  d'mie   epoiiiic  posterieure  a  Tancieii  ('iiii)ire». 

^)  Nr.  \'.\  hat  ausnahmsweise  glatten  Schurz  und  gar  keine  Königsinsignien.  Die  ZeieluMi 
der  Vereinigung  beider  Länder  aiu  Thron  /.eigen  jedocii ,  dafs  die  Statue  auch  einen  König  dar- 
stellte.    Inschriften  fehlen. 

!• 


4  LrnwiG  Horch AKiir:    i'Wy  (lii>   Alter  der  ClietVeiistalueii.  |  \XXM.  Band. 

Nr.  423  [Kat.  Grebaut  Nr.  6247,  S.74:  Kat.1895,  S.  4^.  Saal  21].  Statue 
Aiucnonihe^t's  III..   Dynastie  12. 

Nr.  ö'i.'i  [Kat.l8!)5  Siqipl.  2  Nr.  IHöö,  Saal  25].  Statin-  Knnise.s"  II..  Dy- 
nastie l!t. 

Nr.  ()20   [.Saal  26].      Statue  Ramses'  IL.   Dynastie  19. 

Nr.  655   [Kat.  185)5  Nr.  250,  Saal  Hl].      Statue  Seliabatyka".s.   Dynastie  25. 

Aulser  dem  Fehlen  des  Löwensehwanzes  ist  noeli  die  äufserst  sonderbare 
Beliandlung  der  Königshaube  auff'älliii-.  deren  Zopf)  und  Erustlappen  richtig 
gerippt  und  gefältelt  sind,  wälirend  der  Obertlieil  glatt  erscheint.  Auch  legt 
der  Uraeus  sich  ganz  llach  an  die  Ilaulie  an.  Das  Letztere  kommt  ganz  ebenso 
bei  dem  der  12.  Dynastie  angehörigcn")  grolsen  Sphinx  vor,  inid  man  könnte 
(lalier  annehmen,  dafs  liier  eine  l)eAvufste  Nachahmung  dieser  Eigenthümlicli- 
keit  vorliegt.  Dals  jedoch  der  übertheil  der  Haube  ganz  glatt  gelassen  wird  und 
nur  die  Brustlappen  gefältelt  erscheinen,  findet  sich  mit  Ausnahme  einiger  un- 
fertiger Statuen  L'sertesen"s  I.  aus  Lischt,  die  in  jedem  Stadium  der  Vollendung  auf 
uns  gekommen  sind,  soweit  es  sich  von  hier  aus  feststellen  läfst.  nirgends  sonst'). 

Den  aus  der  Königstracht  hergeleiteten  Kriterien  soll  aber  nicht  zu  viel  Werth 
beigemessen  werden,  da  uns  bisher  zum  Vergleiche  sicher  alte  Königsstatucn 
fehlen .  man  also  nicht  behaupten  kann .  dafs  die  Chefrenstatuen  hierin  von 
echten  alten  Standbildern  abuichen.  Auch  bei  der  Barttracht  befindet  man 
sich  noch  vor  derselben  Schwierigkeit,  jedoch  kann  man  auch  hier  zeigen,  dals 
der  Bart  der  Chefrenstatuen  von  der  ältesten  uns  bekannten  Bartform  bei  Königs- 
statuen merklich  abweicht.  Vorwegnehmen  müssen  wh'  erst,  dafs  der  Bart  von 
Statue  Nr.  14  überhaupt  von  jedem  gebräuchlichen  Typus  eines  Königs  hartes  ab- 
weicht. Er  ist  fast  cylindrisch  und  verjüngt  sich  nach  unten  ein  wenig.  Da 
das  unterste  Stück  abgebrochen  ist  und  man  also  nicht  weifs,  ob  er  unten  nach 
vorn  aufgerollt  war,  so  kann  man  nicht  mit  Sicherheit  behaupten ,  dafs  es  ein 
Götterljart  .sei;  es  hat  aber  ganz  den  Anschein.  Die  Statue  Nr.  15  aber  zeigt 
siclier  den  langen,  welligen  Königsbart.  Die  gewöhnliche  Form  eines  solchen 
ist  die  gerade,  bis  auf  die  Brust,  etwa  bis  an  die  untere  Kante  des  Halskragens 
reichende.  Zwischen  Bart  und  Bru.st  ist  dabei  aus  (iiündeii  der  Festigkeit  stets 
das  Steinmaterial  in  Form  eines  Steges  stehen  gelassen.  Die  nach  unten  merklich 
breiter  werdende  Form,  wie  sie  Nr.  15  hat.  tritt  nur  selten  an  Stelle  der  ganz 
geraden,  sie  konimt  z.B.  bei  dem  .Sobekhote]i  iiih!  der  q-rofsen  Ramsesbüste 
im  British  Museum ,  auch  bei  einer  Statue  Thutmosis'  III.  in  Giseh  [Nr.  594] 
vor.  Aber  aucli  diese  seltenere  Form  hat  stets  den  Steg  zwischen  Brust  und 
Bart.      Der  Bart    der   grünen    Chefrenstatue    aber,    sowie    der    der    kleineren    so- 


')    Bei  Nr.  17  ist  auch  der  Zo])!'  u,latt. 

»)    Siehe  .Sitzmigsber.  der  Berl.  Akad.  1897.  .S.7.'>2ff. 

')  Ganz  jiiatte  Königsiiaubeii.  die  bemalt  waren,  kommen  dagegen  /ii  jeder  Zeit  \(ir.  z.  B. 
Giseh  Nr.  :W3  [Kat.l  Sit.".  Nr.l-J4.  .Saal  18],  m.  R.,  ans  Hiibastis:  Nr.  Ii0:5  [Kat.IS;i,j  Xr.I97.  .^aal  -ilil, 
n.  R.,  aus   Karnak:   Nr. 7(11    |I\:at.I8!).-,   Nr.  308.  Saal    lii|.   I'tid..   ans   Karnak. 


1898. 


LiDWic;  BoRc  iiAHLvr:    liier  d;is  Alter  der  ChetVeustatuen. 


i) 


,2:("nnnntoii  a.  Tv.-Knnia'f"  in  (iisoli.  hnt  diesen  Steg  nicht  so,  sondern  liier  setzt 
er.  wenn  man  ihn  dann  iidcli  Sicy-  nennen  kann,  ganz  oben  üher  dem  IJrnst- 
lii'in  am  An.satz  des  Halses  an.  Der  Uart  sieht  so  weniger  hängend,  sondern 
mehr  vorsteheiul  aus.  Aber  aueli  auf  diese  Eigenthündield<eit^,  die  sieh  sonst 
nirij-ends  an  erhalteni'n  Beispielen  \vie(h>r  zeigt,  wollen  wir  nicht  zu  viel  (iewicdit 
legen .  da  auch  hier  uns  wieder  wirklich  alte  Königsstatuen  als  Vergleichsobjecte 
fehlen.  Das  einzige  Kriterium  der  Tracht,  bei  dem  wir  directe  Vergleiche  mit 
vorhandenen  Statuen  des  a.  R.  anstellen  köiuuMi,  sind  die  Schminkstreifen.  Keine 
Statue  des  a.  R.  hat  solche'),  der  C'hefrenko[)f  Nr.  15  zeigt  deutlicli  in  Relief 
ausgeführte  Schminkstreifen .  also  ist  die  Statue  sicher  nicht  zur  Zeit  des  dar- 
gestellten  Königs,   in   der  4.  Dynastie,   gefertigt  worden. 

Gehen  wir  nun  zur  Besprechung  des  Beiwerks  und  des  Ornaiiieiüs  an  den 
Statuen  über,  so  fällt  hier  zuerst  die  Anordmuig  des  Sperbers  auf  der  Stuhl- 
lehne bei  Nr.  14  avd".  die  übrigens  auch  ähnlich,  aber  mit  etwas  geänderter 
Stellung,    auf   Xr.  9    und    13 

vorhanden     war.       So     uni;e-  Ahh.  3. 

wölmlicli  dies  auf  den  ersten 
Blick  erscheint,  so  \venig 
Bedenken  hat  es  dennoch. 
Schon  unter  den  ältesten  Kö- 
nigsstatuen, denen  des  m.R.'l. 
kommen  Beispiele  mit  Sper- 
bern auf  dem  Rückenpfeiler 
vor  und  im  n.  R.)  wiech-r- 
holt  sich  diese  Anordnuni;'. 
Es  ist  also  ein  ganz  ge- 
brauch Ucher  Typus. 

Der  Thron  selbst  hat  bei 
einigen  Statuen  die  im  a.  R. 
üliliche  Form  eines  einfachen 
Khjtzes,  dessen  hintere  Kan- 
ten nur  um  Weniges  heiher 
sind    als    die    vorderen,    und  Löwc-nkopCc  des  a. r. 

der    noch    ohne    die    erst    im 

m.  R.  vorkommende  niedrige  Lehne,  sowie  auch  noch  ohne  die  in  derselben  Zeit 
(U'ter  auftretende  ATirunduni;-  der  vorderen  Ilorizontalkante  sich  zeigt.  Bei  drei 
Statuen  der  Dioritgruppe   aber   |Nr.  '.I.   ]?>    und   14|   sind   die  Seiten  des  Tiironcs 


')    Siehe  Sitziing.sber.  der  licrl.  Ak;id.  ISüT.  S.754. 

-)  Giseli  Xr.4aO  [Kat.  LSI).-)  Nr.  i'-Ji;.  llnf-JS.  aus  Taiiis].  Statue  des  m.  R..  viiu  T?.anisi's  IT. 
usurpirt. 

')  Giseli  Xr.74:'.  |SaalG41.  Statue  Auieuoplus' III. :  Nr.  tll!!;  IRnt.ls;).")  Nr.lTCi.  Saal  lli;.  aus 
liuliastisl,  Statue   Kaiiises'  11. 


1,1  null.  BoiuHARDi:    über  das  Alter  der  Cliel'renstatiuMi.  [XXX^'I.  Band. 


je  von  einem  stilisirten  Löwen  gebildet,  und 
liiin-  kann  man  ü'anz  dcutlk-li  zei,i;on.  dals  diese 
Statuen  recht  jungen  Ursprungs  sein  n)üssen'). 
^Vie  im  a.  R.  ein  Löwenkopf  an  einem  Stuhl 
oder  ähnlichem  Möbel  aussehen  mufs,  zeigen 
uns  die  bekannten  in  Saqqarah  gefundenen  ala- 
liasternen  Opfcrtafeln  [Kat.  1895  Nr. 4/5,  Saall, 
vergl.  Mar.,  Mast.  S.  8G];  s.  Abb.  3.  Hier  um- 
giebt  die  eigentliche  Mähne  das  Gesicht  des  Lö- 
wen rings  fast  kreisförmig,  und  die  Ohren  sehen 
hinter  der  Mähne  hervor:  das  Fell  auf  der  Brust 
geht  glatt  bis  zu  den  Vorderfüfsen  herab.  Eben- 
so sehen  wir  die  Mähne  bei  den  m.  R.-Sphinxen 
angeordnet"),  uiul  die  gleiche  Frisur  zeigen  die 
Löwen  vom  Barkai  aus  der  18.  Dynastie^). 
Auch  alle  löwenköpfigen  Möbelfüfse,  die  uns 
in  grofser  Zahl  aus  dem  n.  R.  und  aus  späterer 
Zeit  erhalten  sind,  geben  uns  die  Löwenmähnen 
noch  ebenso  wieder.  Lehrreich  sind  hierfür 
auch  die  zahlreichen  Sechmetstatuen ,  bei  denen 
al)er  noch  etwas  Neues  hinzutritt.  Hier  ist  näm- 
lich die  Löwenmähne  mit  der  Göttinnen-  bez. 
Frauenperücke  in  Verbindung  gebracht.  Bei  den 
älteren  Statuen  aus  der  Zeit  Amenophis"  111.  sieht 
diese  Perücke  noch  ganz  decent  unter  der  schei- 
benförmigen Mähne  hervor,  auch  die  meisten  Bronzen  ver- 
mischen noch  nicht  Mähne  und  Perücke:  s.Abb.  4.  Das 
hier  abgebildete  Beispiel  einer  Bronze  (Abb.  5)  aber  zeigt, 
wie  sehr  man  die  Frisur  der  Sechmet  mifsverständlich  um- 
bilden konnte.  Hier  ist  die  Löwenmähne  schon  hinter  den 
Ohren  gescheitelt  und  geht  dann  in  die  Göttinnenperücke 
ülier.  d.  h.  zwei  Tlieile  der  Mähne  fallen  lang  auf  die  Brust 
herab,  die  Rundung  der  IMähne  unter  dem  Unterkiefer  ist 
also  ganz  fortgefallen.  Sehen  wir  uns  nun  die  Löwenköpfe 
der  Chefrenthrone  an  (Abb.  6),  so  wird  es  uns  jetzt  so- 
gleich   auffallen,    dafs    sie   gar  keine    ordentlichen  Löwen- 


:.w,  iikopf:  Mlthnt'  unil 
f-nperöfkr  Vfrurlimulzi 


')  Dafs  Throne  mit  Löwenfigiiren  an  den  .Seiten  aucli  im  a.  R.  vor- 
icamen ,  zeigen  zwei  Darstellungen  aus  dem  Grabe  des  Mereruka  zu 
.Saiiqarali .  wo  die  Tlironseiten  mit  je  einem  sitzenden,  nicht,  wie  beim 
Chefren.  mit  stehenden  Löwen  ornainentirt  sind. 

*)    Siehe  Goi.f.nischkff  im  Recueil  1893  .S.  131  ff. 

')    Brit.  Mus.  Nr.l    und  34  [Guide  S.  5(3]. 


1898. 


LvDwiG  Bürchardt:    Über  das  Alter  der  Clielreiistatiien. 


niälinen   aufweisen   können,    sondern   mit   fein   hinter  den  Ohren  gescheitelten, 

Iniiijzopfigen  Göttinnenperücken  begabt  sind,   ganz  wie  wir  es  bei  jener  .s])ät('n 

Bronze    (Abb.  5)    fanden.      Von    einer 

Ähnliclikeit  mit  den  Löwen  der  a.  R.-  •'    ■    • 

Opfertafeln  aus  Saqqarah  ist  keine  Spur. 

Ebenso  verderbt  wie  dieses  Löwen- 
ornament sind  nun  auch  die  an  den 
beiden  Seiten  der  Sitze  und  hinten  auf- 
tretenden pflanzlichen  Embleme.  VA- 
gentlich  wjire  es  an  dieser  Stelle  nur 
nöthig,  auf  ältere  Ausführungen  des 
Verf.')  zu  verweisen .  der  Genauigkeit 
wegen  wollen  wir  aber  hier  nochmals 
kurz  darauf  eingehen,  das  Ornament 
jeder  einzelnen  Statue  beschreiben  und 
(la))ei  die  Anomalitäten  durch  den  Druck 
hervorheben. 

Die  Zeichen  der  A'ereinigung  bei- 
der Bänder  haben  also  an  den  Statuen 
aus  metamorphischem  Schiefer  folgen- 
des  Aussehen : 

.  Nr.  15:  Das  T- Zeichen  mit  un- 
gegliedertem Untertheil,  geripp- 
tem Stiel ,  der  im  Unterglied  längs- 
getheilt  ist,  und  viereckigem  Kopfe. 
Die  Nordpflanze  Papyrus  mit  Angabe 
der  Kopfblätter  und  der  Linie  am  ol>e- 
ren   Rande    der   Dolde,    sowie    mit   je 

zwei  Bändern  unter  jeder  Dolde.  Gemeinsame  Fufsblätter.  Die  Südptlanze 
als  dreiblättrige  Palme  gebildet  mit  je  zwei  Bändern  unter  dem  Kopfe. 
Die  drei  Stengel  durch  vier  (an  der  linken  Throns  ei  te  nur  drei)  Bänder 
in  geringer  Höhe   über  dem   Boden   vereinigt. 

Nr.  17  (Abb.  7):  Das  T^-Zeichen  hat  ungetheiltes  Unterglied,  gerippten 
Stiel,  der  im  Untergliede  glatt  wird,  vierblättrige  palmenartige  Blüthe 
unter  dem  viereckigen  Kopfe.  Zwei  oder  drei  Bänder  unter  der  Blütlie. 
Die  Nordpflanze  ist  wenig  detaillirter  Papyrus  mit  dreikantigem  Stengehjuer- 
schnitt  und  sehr  einfach  dargestellten  Fufsblättern.  Die  Südpflanze  zeigt  drei- 
oder  vierblättrige  palmenartige  Blumen  mit  drei  Bändchen  unter 
den  Köpfen.  Die  drei  Stengel  derselben  in  einiger  Höhe  über  dem  Boden 
durch   vier  Bänder  gefafst. 


Lowiik,.!)!' 


')    Die  ägypt.  Pdanzensäule.   S.  20  —  2'2. 


8 


Lriiwii:  BouinAnnr:    Ülier  das  Alter  der  ClielVenstatueii. 


[XXXVl.  Haud. 


AUj.  7. 


Bei  den  Dioritstatuen  zeigen  sich  die  folgenden  Ornamente: 

Nr.  9:  Das  T-Zeiclion  hat  ungetlieiltes  Unterglied,  gerippten  Stiel,  der 
nicht  durcli  das  Unterglied  liindurchgelit.    viereekigon  Koiif  und  dnnniter  drei- 

1 )  1  ä  1 1  r  ig  e  j)  a  1  m  e  n  a  r- 
tige  Blüthe.  DieNord- 
ptlanze  ist  Papyrus  mit 
Kopf-  und  Fufslilättern. 
die  Südptlanze.  durcli 
drei  Bänder  zusam- 
mengebunden, hat  drei- 
l)lättrige  palmenar- 
tige Blüthen ,  unter 
denen  je  ein  Bänd- 
chen sitzt. 

Nr.  10:  Rechts.  Das 
T- Zeichen  wie  vor,  je- 
doch mit  glattem,  durch 
das  Unterglied  durcli- 
greifendem  Stiel  ohne 
Ptlanzenbekrönung.  Die 
Nordptlanze  wie  vor.  nur 
ohne  Details:  Süd- 
pflanze  desgl. 

Links.  Ebenso,  je- 
doch sehr  roh,  vielleicht 
unfertig.    • 

Hinten.  Wie  vor. 
vielleiclit  unfertig,  je- 
doch ist  an  Stelle  der 
Südptlanze  das  Zeichen 
Jlj    getreten'). 

Nr.  1  1 :   Links.      Wie 
bei  Nr.  10    hinten,    nur 
weniger  detaillirt,   der  Stiel   des  V  aber    gerippt    und    halb     in     das    Unterglied 
eingreifend. 

Hinten,  (ianz  roh.  ^  wie  links,  der  Stiel  geht  jedoch  gar  nicht  in  das 
Unterglied  Innein.  Bilanzen  ganz  nlmr  Details.  Südptlanze  fast  wie  Nord- 
pflanze, nur  schlanker,  aber  ohne  Theilung  in  Blätter.     Die  drei  Stengel  unten 


Cliefrcnstatuc  N 


')    KlieiKso  in   Petrik.  Taiiis  I    r.-il'.  1    Sr.'Mi. 


1S9S.1 


LiDwui  UouriiAKDT:    Über  das  Alter  der  ClietVenstatuen. 


9 


gebunden.     Von   den  Seiten  —  nur  die  linke  ist  noch  erhalten  —  gingen  zwei 

Nilgötter,   ein  — q-^  und  zwei  -^  tragend,   auf  das  Vereinigungszeichen   zu'). 

Nr.  IH;    Das  X- Zeichen   wie    bei    Nr.  9,    aber    mit    ungeripptem    Stiel    und 
ohne   Kopl'  auf  der  palmenartigen   Blüthe.     Die  Nordplhuize    ist  Papyrus, 


Abb.  S. 


die  Südptlanze  dreiblättrig,  palmen- 
artig. Beide  Pflanzen  in  einiger- 
Höhe  über  dem  Boden  durch  je  vier 
Bänder  gebunden. 

Nr.  14  (Abb.  8).  Ganz  wie  bei  Nr.  i), 
nur  je  drei  Bändchen  unter  den 
Blüthen  der  Südpflanze  und  rechts 
vier  (anstatt  drei  bei  Nr.  9)  die  Stengel 
zusammenhaltende  Bänder. 

So  hätten  wir  also  die  an  den 
^-Zeichen  der  (^hefrenstatuen  auftreten- 
den abnormen  Bildungen  herausgehoben, 
soweit  sie  bei  Vergleicliung  mit  den  im 
m.  R.  und  n.  R.  vorkommenden  gleich- 
artigen Zeichen  sofort  in  die  Augen 
springen  müssen.  Es  giebt  aber  an  eini- 
gen älteren  Denkmälern  Spuren,  die 
wenigstens  einige  dieser  tollen  Bildun- 
gen verständlicli  machen  können. 

So  kommt  auf  der  Scheinthür  des 

Mry-R<^-fnh   alias  'IhynS   [GiSeh,   Kat.  1895  Zeirl.in  .ler  Vercinigun^  von  Chrfnustatne  Nr.U. 

Nr.  73,  Saal  5,  Dynastie  6,  aus  Saqqarah] 

das  ^-Zeichen  mit  ungetheiltem  Untertheil  einmal  vor,  während  allerdings  die 
Beispiele  vom  m.  R.  ab,  wenn  sie  überhaupt  Innenzeichnung  haben,  stets  ein 
zvveigetheiltes   Untertheil   aufweisen'). 

Noch  merkwürdiger  sind  —  worauf  mich  Daressv  zuerst  hinwies  —  einige 
Anzeichen,  dafs  es  in  alter  Zeit  eine  Südpflanze  gegel)en  haben  nnifs.  die  einige 
Blüthenblätter  mehr  zeigte  als  die  später  übliche.  Die  Beis])iele  dafür  sind 
interessant   genug,   um   hier  aufgezählt  zu  werden: 

Giseh  Nr.  430  [Kat.  1895  Nr.  226,  Hof  28,  aus  TanisJ. 
m.R.,  von  RamsesII.  usurpirt.  Die  Südpflanze  an  den  Thron- 
seiten zeigt  in  Folge  der  Überarbeitung  die  nebenstehenden 
ungewöhnlichen  Formen. 


Königsstatue  des 


')    Ähiilieh  auf  dem  Throne  der  Statue  des  Seliabataka  |(  iischiiiiiseuin  Ni-.  1',.",.").  | 
Saal  M;  vergl.   Mar..  :Mon.  div.  Taf.  :^9e   1  — 3|. 

^)    Siehe  z.B.   Gisehiiiuseum  Saal  7.  Mitteivitriiie  bei  Xr.  131);!.  aus  Daseiiur 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898. 


\at.l.S95  Nr.i.öO. 


10 


Lii>\vi<;  BomiiARor:    Über  das   Altt-r  der  C'hetVenstatiien. 


I XXXVI.  Band. 


Auch  zeigen  sich  Spuren  eines  Bandes,  das  die  drei  Stengel  zusammenhielt: 
Ebcndort  Nr.  432  [Kat.  1895  Nr.  196.  Saal  26.  aus  Tanis].   Königsstatue 


.    Auch  hier  zeigen   •*='^ 
Stengel :     .,  i,  t    . 
Saal    70.    FT   aus3Ieir, 
darauf  an  der  Hin- 


"^  dam  1860]  Königsstatue 
ses  III.  üie  Südptlanze 
durch  die  Stengel 
nicht  unmöglich, 
ü-ewordenes      S?ni- 


wie  vor.      Die  Südptlanze  zeigt   diese  Form 
sich  zwei  Linien   in   einiger  Höhe  durch  die 
Ebendort  Nr.  4.59    [Journal  Nr.  30965, 
m.  R.].      Gruppe    von    mehreren    Personen, 
terwand  eine  Südpllanzc  nebenstehender  Form   p 
Ebendort  Nr.  538   [Halle  90  aus  Teil  Mok-    ^ 
des    m.  R..    usurpirt  vom   Nhsi   und  von   Ram- 
zeigt diese  Form  crrrp  und  hat  wiederum  Linien 
Es   ist  nach    Wj   diesen      Beispielen      also 
dals  in  ganz  alter      'i     Zeit  ein  später  unmodern 

zeichen    existirt    habe,    von    dem    nur    geringe     JIL     Spuren  auf  uns  gekommen 
sind   und  von   dem  auch   noch   einige  späte  Nachbildungen   existiren.   die   schon 

einmal  an  anderer  Stelle')  citirt  sind. 
Aiif).  '.I.  Es  sind  dies : 

das  in  Koptos  gefundene  Thron- 
fragnient     [Petrie  ,    Photogr. 
K  36], 
ein    ähnliches    im   Kairiner  Mu- 
seum    [Nr.  1178,     Saal  55, 
Schrank  B]. 
und    eine  Südptlanze   an    einem 
Pfeiler    der    Spätzeit    [Prisse 
d'Avennes,   L"art  egypt..   Co- 
lonne.«^  Isiaques  Nr.  (i]. 
Durch  diese  Hypothese,   dafs  es 
ein    älteres,    später   aufser   Mode   ge- 
kommenes   Zeichen    der  Vereinigung 
beider  Länder  mit  einer  frühen ,  auch 
später  ungebräuchlichen   Form  der  Südptlanze  gegeben  habe,   werden   al)er  auch 
nicht   alle  AnomaHtäten    der  S5mzeichen   der  Chefrenstatucn   erklärt,    es  bleiben 
immer  noch   als  unverstandene  Ornamenttheile  zurück: 
der   Palmen -lilii'n-k(j])f  auf  dem  Y  und 
die  Bänder  unter  den  Köpfen   der  Palnien-lilien. 
Auch  das  genügt,   um   ein  so  mifs verstandenes  Ornament  nicht  als  alt  erscheinen 
zu  lassen. 

Es  mufs  jedocJi  bei  diesem  Abschnitte  über  die  Ornamente  der  Chefren- 
statuen hervorgehoben  werden,  dafs  sich  der  Unterschied  zw-ischen  der  Scliiefer- 
und  der  Dioritgruppe  gerade   hier  besonders  documentirt.      Es    Infst    sicli   nicht 


Thr<.iifrai;mi-nt  Nr.UT 


')    Dil-  iiirypt.  Ptlan/.i-nsäiile .  S.  21. 


1898.1 


Lri)\vu:  Bihuuardt:    Über  das  Alte 


er  (-'iR-lVciistatucii 


11 


Ipuffnen.   dnls  die  Dioritstatiien  in  «Ion  Yerzieruna:?!!  der  Tlironseiten  etwas  alter- 

tliünilielier  niisseliauen  als  die  ii'rüiieii  Statuen,  dazu  koanut  iioeli,  dal's  die» 
Hierogly])lie  ^  auf  dieser  Gruppe  von  Statuen  nielirere  Male  für  die  Süd- 
ptlanze  auftritt.  Da  aber  sonst  ganz  dieselben  VerstiUse  auftreten  wie  in  dem 
Ornament  der  Sehieferstatuen.  so  ist  eben  dieser  ganze  Unterschied  nur  aul 
das  verschiedene  Material  zurückzuführen,  dessen  schwierigere  Bearbeitung  l)ei 
den  Dioritstatuen  die  ])lunipere  Ausführung  der  Ornamente  mit  sich  bracht(\ 
Ein  zeitlicher  Unterschied  ist  hier  ebenso  wenig  zu  construiren,  wie  etwa 
zwischen  den  Elfenbeintäfelchen  aus  den  (iräbei'u  der  ersten  Dynastien  und 
den  »grünen  Steinen«  d('rsell)en  Epoche.  Auch  bei  diesen  ist  der  Unterschied 
nur  durch   das  Material   bedingt. 

Für  Fachgenossen .  die  auf  solche  stilistischen  Studien  und  Untersuchungen 
über  Ornamentik  weniger  geben  und  mehr  Werth  auf  inschrifflichr  Beweise  legen, 
ist  aber  auch  gesorgt. 

Es  giebt  hinreichend  3Iifsverständnisse  und  Anachronismen  in  den  Inschriften 
der  Chefrenstatuen .  um  auch  von  dieser  Seite  aus  zeigen  zu  können,  dafs  diese 
Bildwerke  nicht  aus  dem  a.  R.  stanunen  können.  Die  Inschriften  lauten  nämlich 
folgendermafsen :   und   zwar  zuerst   die   der  grünen   Statuen: 

Nr.  15:  Vorn   am   Sitz   imd   auf  der  Fufsplatte   zu  beiden  Seiten   der  Beine: 

""fr 


4' 


O 

Q 


O 


1 
III 


■ 


U 


Q, 


■I 
IUI 


Kante 
Nr.  1():    Auf  dem   Rückenpfeiler: 


O 


o 


:f 


Nr.  17:    Auf  der  Fufsplatte   rechts:   ^  .     links:    q 


II 


IIP 


12 


LrnwiG  BoRrnARDr:    UIht  das  Alter  der  ChelVenstatuen.  [XXXVl.  Band. 


und  an  den  Seiten  des  Sitzes  oben  über  den  Ornamenten: 


Kante 


Die  der  Dioritstntuen   lauten: 


Nr.  9:   Auf  dem  Rückenpfeiler :      -^Ö 

's 


Kante 


Nr.  10:   Am  Sitz  zu  beiden  Seiten  der  Beine: 


I  Ol 

I 


Nr.  1 1 :   Am   Sitz   links   neben   der  C4öttin : 


PH 


rechts 


n 


Nr.  14:    Auf  der  Fufsplatte  neben  den  Füfsen   zweimal:   fj^ 

s 

In  Nr.  15  haben  wir  drei  Mifsverständnisse  bez.  junge  Schreibungen.     Zuerst 
*^^^    ^-.     ^  ■   ^^■''  '^  *•  ^-  \>   geschrieben    worden   wäre,    wie   der   ebenso 

lautende  Horusname  des  Sfehw-Rö<^  [Leps.,  Königsb.  Nr.  14]  zeigt  und  wie  die  ana- 
logen Schreibungen  \\  [daselbst  Nr.  2<l|  und  |  ^  [daselbst  Nr.  30]  darthun. 
Es  scheint  auch  ferner   ein  Aiiachroiüsmus  darin   zu  liegen,   dafs  man  überhaupt 


1898.]  LrnwiG  Boi»iiaiu)i  :    Clicr  das   Alter  der  ( 'iK-IVcMstatiR-ii.  13 

den   Titel  ik     hier   dem  Chefren    beigelegt   hat,    da   man    wohl    annohmon 

niiils,  dafs  erst  nach  Se^hw-Ref  ^  zu    einem    Titel    geworden    ist.      ¥.s    ist 

wenigstens  sehr  nnwahrselieinlich,  dals  dieser  König  einen  bekannten  Titel  zu 
seinem  Ilorusnamen  gewühlt  ]ial)e.  Zweitens  ist  der  Titel  "^^^  für  die  4.  Dy- 
nastie verdächtig,  da  nach  Petrie's')  bisher  unwiderlegter  Ansicht  diese  Be- 
zeichnung des  Königs  erst  mit  der  5.  Dynastie  sich  einbüi'gert.  Endlich  liegt 
noch  ein  ganz  eclatantes  Mifsverständnils  in  dem  I  N^-  das  so  gar  keinen  Suin 
giebt.  Es  muls  wold  aus  J-il,  der  alten  Schreibung  für  1  T,  entstanden  sein. 
^Merkwürdigerweise  findet  sich  diese  curiose  Schreibung  noch  einmal  anderswo 
wieder  und  zwar  auf  dem   Altare  des  Tal^arka  vom  Gebel   Barkal"). 

In  Nr.  IC)  sind  nur  zwei  Felder:  |  ^\  anstatt  |>0'  nnd  oQ-T-^1  an  Stelle 
von  -f-Xloy.  Namentlich  der  erstgenannte  Irrthum,  bei  dem  der  Horusname 
des  Königs  verkehrt  wiedergegeben  ist,  wäre  für  ein  Denkmal  aus  der  Zeit 
des  Chefren  unerhört. 

Nr.  17   liat  wieder  drei  grobe  Versehen:    es    fehlt   einmal  das  -t-  vor  ^1, 

dann  "iebt  wieder  ^^  zu  Zweifeln  Anlafs,  nnd  endlich  kommt  nochmals  T  V\   vor. 

In   den  Inschriften   der  Dioritstatuen   sind  die  Fehler  nicht  ganz  so  häufig. 

Auf  Nr.  10:  ^ a'^  anstatt  ""^^  "^  um^  "^  für  ^'^■ 

Auf  Nr.  11  ist  die  Schreibung  "^011'^  für  alt  JR^'^^^  [PI.  5(19.  Petrik, 
Medum  Taf.  16  und  ähnlich  oft]  mindestens  ungewöhnlich  (PI,  2!)0  aber  z.B. 
mit  stehendem  ^),   auch  der  Titel         -T-T04  fi"'         "T  giebt  zu  denken. 

()  als  /^  -name  des  Chefren  auf  Nr.  14  ist  sonst  nicht  belegt,  und  sind 
Zweifel  gegen  die  Richtigkeit  dieses  Namens  l)er<'chtigt,  weil  Nel'r-kei-Ref  Pe})y  der 
fi.  Dynastie  denselben  jfr^y -namen  v  führte  (Lepsuis,  Königsb.  Nr.  30C'  und  ein 
neuerdings  in  den  Besitz  des  Berliner  Museums  gelangtes  Alabnstergefäfs  mit 
Titulatur  Pepy's).  ist  aus  Platzmangel   unvollständig. 

Dieses  Dutzend  von  Verstöfsen  in  diesen  ])aar  ilierogly[)]ien  dürfte  wohl 
genügen,  um  ernste  Bedenken  dagegen  aufkommen  zu  lassen,  dals  diese  Sta- 
tuen  wirklich   aus  der  Zeit  des  Chefren  stammen   sollten. 

In  dem  nun  folgenden  letzten  Abschnitte  unserer  P)es])reeliung  ^\ollen  wir 
noch  versuchen,  die  Statuen  rein  stilistisch  mit  ähnlichen  zu  vergleichen.  Hier 
müssen  wir  nochmals  auf  das  hinweisen,  was  oben  liei  der  Untersuchung  des 
Ornaments  schon  einmal  gestreift  worden  war,  nändicli  die  augenfällige  Verschie- 
denheit der  Statuen  der  Schiefer-  uiiii  der  l)ioritgrup])e  in  stilistischer  Beziehung. 
Diese  liegt  aber,   wie   dort  schon   erwälmt,    weniger  ;iii    einem   zeitliclien  Unter- 


')    Petrie,   Historyl   S.  fi9.  =)    Schäfer  in  ÄZ.  1897    S.  98;    LD.  V,  13. 


14 


Lruwiii  BoiuiiAiun  :    V\ifv  »las  Alter  der  Clielreiistatuen.  [XXX\'l.  Biiml 


A/>/..  Kl. 


scliieile.  sondern  nur  an  der  Verseliieilenlieit  des  Materials.  Der  grüne  Scliiefer 
ist  verliältnilsmäfsig  loiclit  zu  licarbeiten.  und  daraus  erklären  sieh  die  leinen. 
glatten  Fornu-n   und  die   last  jxilii'ten  Oberllächen.     Der  Diorit  aber  ist  vielleiclit 

das  liärteste  Gestein,  das  die  Ägypter  je  be- 
arbeiteten, es  ist  also  aueli  nicht  zu  ver- 
wundern, dals  die  in  diesem  Steine  ausge- 
führten Chefrenstatuen  in  der  Ausliibrung 
etwas  Derbes,  Grobes  haben  und  uns  daher 
alterthümlicher  ersclieinen .  als  sie  sind. 
Dals  sie  aber  von  wirkliehen  alten  Diorit- 
statuen  verschieden  sind,  zeigt  der  Vergleich 
jnit  erhaltenen  Statuen  desselben  Materials 
aus  dem  a.  R.  Es  sind  dies  die  Statue 
eines  Prinzen  der  4.  Dynastie  [Kair.  jMuseum 
Nr.  4(),  Kat.  1895  Nr.  52,  in  Saal  3,  aus 
Giseh]  und  eine  Gruppe  etwa  aus  der  6.  Dy- 
na.stie  [Nr.  900.  Herkunft  unbekannt].  Beide 
haben  in  dir  gesammten  Durchtuhrung,  na- 
mentlich aber  in  der  Ausbildung  der  Hände 
und  Fülse  so  viel  Plumpes  und  Ungeschick- 
tes, dals  man  an  ihnen  ganz  deutlicli  zeigen 
kann,  wie  sehr  sich  die  technische  Fähig- 
keit in  der  Bearbeitung  so  harter  Steine 
von  den  Zeiten  der  Pyramidenerbauer  bis 
Dinnt.iaiuc  .k>  ;,  u  Nr  IG  zuT  Hcrstellungszeit  der  Chefrenstatuen  ge- 

hoben hat. 
Derselbe  Vergleich  ist  aber  für  die  Schieferstatuen  leider  nicht  möglich, 
da  wir  aus  demselben  Material  keine  a.  R.-Standl)ilder  haben.  Zeigte  man  aber 
um-  die  enormen  Verschiedenheiten  zwischen  Kalksteinstatuen  des  a.  R.  und 
unseren  Chefrenliildern,  was  an  sich  sehr  leicht  wäre,  so  wäre  man  doch  immer 
nicht  gegen  den  gewifs  richtigen  Einwand  sicher,  dafs  eben  in  jenem  anderen 
Material,  aus  dem  die  Chefrenstatuen  hergestellt  sind,  auch  anders  gearbeitet 
worden  wäre  als  in  Kalkstein.  Mit  späteren  Statuen  aus  demselben  Material 
ist  der  Vergleich  leichter,  und  es  ist  da  namentlich  eine  Statue  des  Giseh- 
musemns,  die  diesen  Vergleich  ganz  direct  herausfordert.  Inmitten  der  n.  R.- 
Sculjituren  haben  nämlich  die  Bruchstücke  einer  Amonsstatue  [ohne  Nummer. 
Umgang  26]  ihren  Platz  gefunden,  bei  denen  die  Behandlung  der  Bru.st,  die 
Wiedergabe  der  Brustwarzen,  die  Angabe  der  Beinmusculatur,  die  Bearbeitung 
des  gefältelten  Schurzes,  kurz,  Alles  mit  den  Chefrenstatuen  Nr.  Di  und  17. 
deren  Steinfarbe  auch  noch  dazu  ganz  dieselbe  ist,  so  sehr  übereinstimmt,  dals 
Verf.  .sogar  einmal  versucht  war.  die  Stücke,  deren  Unterschenkel  und  Fufs- 
platte    leiden,    auf  die    Beinbruchstücke   von   Nr.  Ib   aufzu])assen.      Es    ist    wohl 


1898.1 


Li  DwiG  BoRCHARin  :    Über  das  Alter  iIlt  ('lielrfiislatucu. 


15 


kaum  zu  bezweifeln,  dafs  die  «rrüneu  Statuen  Nr.  IH 
und  17  und  dieses  Amonsbild  .ffleiciizoiti"-  entstanden 
sind,   vielleicht    gar   von   derselben    Hand   herrühren. 

Die  frappante  AhidichkcMt  hat  übrigens  einen 
selir  phuisiblen  Grund.  Der  1892  er  Katalog  des 
Gisehniuseums ,  von  Greb.wt  herausgegeben,  li'ielit 
nämlich  auf  S.  D4  zu  unserer  Amonsstatue  Avörtlleh 
Folgendes  an: 

Xr.  (U58.     Basalte  gris.  —  Haut.  1';'41. 

Statue  d"Ammon(?)  brisee  au  front  et  aux  jamlies. 
Benu  travail,  saite?  Cette  piece  remarquable  etait 
emmagasinnee  avec  les  fragments  trouves  par  ÖMa- 
RiETTK  dans  le  puits  du  temple  de  Gizeh.  en  meme 
temps  que  les  statues  de  Chephren'). 

Der  Amon  ist  also  wohl  mit  den  Chefrenstatuen 
zusammen  aus  dem  Brunnen  des  Granittempels  her- 
ausgezogen  worden. 

Wenn  wir  durch  diese  Notiz  erfahren ,  dafs  eine 
.so  sicher  späte  Statue  wie  dieser  Amon  mit  den  C  hef- 
renbildern  zusammen  gefunden  wurde,  und  hier- 
durch die  an  .sich  schon  grofse  Wahrscheinlichkeit, 
dafs  die  Chefrenstatuen  jungen  Datums  sind,  zur  Ge- 
wifsheit  wird .  so  fehlt  uns  doch  bisher  immer  nocli 
jeder  Anhalt  zur  genaueren  zeitlichen  Festlegung  der 
Herstellungszeit  der  fraglichen   Standbilder. 

Aber  auch  für  diese  Frage  scheint  eine  Lösung 
möglich.  Oben  war  schon  darauf  hingewiesen  wor- 
den, dafs  sich  ein  Fehler,  den  die  Chefreninschriften 
mehrmals  zeigen  I^v  •  merkwürdigerweise  auf 
einem  Denkmal  des  Taharka  wiederholt.  Das  kann 
Zufall  sein,  aber  es  ist  doch  zu  beachten,  denn  an- 
dere Spuren  führen  uns  in  dieselbe  Zeit.  Wenn  man 
nämlich  unter  den  vielen  Königsstatuen  des  Giseh- 
museums  eine  den  Chefrensratuen  stilistisch  ähnliclu- 
sucht,  so  wird  man  nur  eino  einzige  finden,  und  (la> 
ist  der  in  Karnak  gefundene  Statuenrest  mit  dem 
Namen  des  Schabataka  [Nr.  655,  Kat.l8!)5  Nr.  25(1. 
Saal  31,  s.Mar.,  mon.  div.  Taf  2!)r.   1  —  B],   welch«  n 


')  Dares.sv  theilte  mir  übrigens  auch  mit,  dafs  er  sich  aus 
den  ersten  Tagen  seines  Dienstes  in  Biilaii  noch  gut  erinnere,  wie 
diese  Amonsstatue  aus  einem  Jlagazin  zu  Giseli  liereingebracht 
worden  sei  und  im  Hofe  vor  dem  Bulacimuseum  gelegen  iiabe. 


16  Lri>\vic.  BoRcnARDT:    Über  das  Altfi-  iler  Clict'renstatui'ii.  |XXX\I.  Band. 

wir  sclion  oben  gelegentlich  der  Nildarstellungen  auf  Statue  Nr.  10  zum  Vergleich 
heranzogen.  Dieser  gleicht  den  Chefrenstatuen  bis  in  alle  Einzelheiten.  Behand- 
lung der  Tracht,  Durclifühning  der  Musculatur,  das  äufser(>  Beiwerk,  wie  der 
cubische  Sitz  ohne  Lehne,  das  Fehlen  des  Rüekenpfeilers ,  kurz,  Alles  erinnert  an 
jene  Pseudo-a.R.- Statuen,  und  wenn  die  Inschriften  nicht  besagten,  dafs  die 
Statue  den  Schabataka  darstelle,  so  würde  man  ihr  wohl  iliren  Platz  bei  den 
Chefrenstatuen  angewiesen   haben. 

Auch  die  Inschriften  dieser  Statue  sind  für  unsere  Untersuchung  nicht 
ohne  Interesse,  bringen  sie  uns  doch  mit  ihren  alterthünilichen  Titulaturen') 
darauf,  dafs  wir  die  Entstehung  der  Chefrenstatuen  jener  gesuchten  Anlehnung 
an  die  alte  Kunst  und  an  die  Einrichtimgen  und  Titel  des  a.  R.  zu  danken 
haben,  die  mit  der  25.  Dynastie  aufkommt.  In  dieser  Epoche  schmückte  man 
wieder  die  Gräber  im  Stile  des  a.  R.  aus"):  luan  ging  sogar  in  der  \'crehrung 
des  Alten  so  weit,  dafs  man  die  Priesterthümer  jener  alten,  längst  vergessenen 
Könige  der  Pyramidenzeit  Wiederaufleben  liefs.  Aus  dieser  Zeit  eben  stammen 
unsere  Königsstatuen^)   des  Chefren. 

Man  darf  dabei  aT)er  nicht  aus  dem  Auge  lassen,  dafs  die  Schöpfer  dieser 
Statuen  die  Absicht  hatten,  im  Stile  des  a.  R.  zu  arbeiten,  und  dafs  sie  sich 
dabei ,  wie  wir  bei  der  Besprechung  des  Ornaments  der  Thronseiten  gesehen 
haben,  an  alte  Muster,  etwa  an  die  Statuen  der  im  Osten  vor  jeder  Pyramide 
gelegenen  alten  Tempel,  anschlössen.  Diese  mögen  oftmals  in  (Muem  recht  trau- 
rigen Zustande  der  Erhaltung  gewesen  sein  und  so  den  nachahmenden  Künst- 
lern viel  Spielraum  für  eigene   Erfindung  gelassen   haben. 


')    ff  Q    v^  1  ganz  wie  König    Issi  der  '>.  Dynastie,   als  Bannei'nanie  des  Sciiabataka.  Ijei  dem 

auch,  ebenso  wie  bei  Scliabaka  undTaharka.  Horus-  und  yeniawtiname  wieder  gleich  sind,  ganz 
wie  in  den  Zeiten  vor  Usertesen  II.;  Vereinigung  des  Horus-  und  Stni  biti-na'inens  in  einem  Sc'nilde. 
ganz  wie  im  a.  R.  (Lepsiüs,  Königsb.  Nr.  16o  und  30  o)  u.  s.w. 

')  Die  von  Scheil  [Mission  V,  4  Taf.  1  u.  s.  w.]  publicirten  Seulpturen  aus  dem  Gralie  des 
^Intw-m-hft  sind  sicher  in  enger  Anlehnung  an  Gräber  der  6.  Dynastie  entworfen. 

^)  Bei  einer  ähnlichen  Gelegenheit  hatte  man  mir  einmal  [Petrie  ,  History  I  S.  60]  entgegen- 
gehalten, dafs  in  solchen  Fällen,  wie  die  oben  erwähnten,  wohl  die  Könige,  die  die  Statuen  ihrer 
Vorfaliren  errichten  liefsen,  sich  inschriftlich  auf  denselben  würden  verewigt  haben,  etwa  wie 
Usertesen  III,  auf  der  von  ihm  dem  Dsr  gewidmeten  Statue  [Berl.  Mus.  Nr.  7702,  Ausf.  Verz.  S.7"2]. 
Um  ähnliclien  Einwürfen  hier  gleich  von  vorn  herein  zu  begegnen,  will  ich  nur  erwähnen,  dal's 
es  eine  ganze  Anzahl  von  Denkmälern  giebt,  die  theils  später  angefertigt  sind,  als  die  Inschrift 
glauV)en  lassen  könnte,  theils  restaurirt  sind,  ohne  den  Namen  des  Wiederherstellers  anzudeuten. 
Ks  sind  dies  z.  B.  ei-stens  die  Statue  .\menophis"  I.  zu  Turin ,  die  nach  der  Behandlung  der  Königs- 
haube  jünger  als  die  19.  Dynastie  anzusetzen  ist,  sowie  zweitens  die  poetische  Siegesstele  Thut- 
mosis' III,  [Gisehmuseum,  Kat.  189.5  Nr.  213,  Saal  20],  die  nach  der  Zeit  Amenophis' IV.  wieder- 
hergestellt ist,  ohne  dafs  man  eine  Spur  des  Namens  des  Wiederherstellers  nachweisen  könnte. 


•1898.1 


LiDWiG  BoRCHARDi  :    Über  das  Alter  der  Clieireristatucn. 


17 


Anhang. 

Über  das  Alter  der  übrigen   Statuen   von   Königen   des   a.  K. 

Aufser  den  Chefrenstatuen  finden  sieh  noeli  fünf)  kleinere  Sitzbilder,  welche 
Könige  des  a.  R.  darstellen  sollen,  im  (iisehmuseum.  Dieselben  sind  sämmtlich 
im  Jahre  1888  gekauft,  über  ihre  Herkunft  ist  also  nichts  Authentisches")  fest- 
zustellen. Da  wir  die  Chefrenstatuen  so  ausführlieh  behandelt  haben,  so  k()nnen 
wir  uns  bei  diesen  Statuen  nunmehr  kürzer  fassen  und  bei  jeder  einzelnen  nur 
angeben,   weshalb  sie  kein  Werk  des  a.  R.   sein   kann. 

Nr.  H8  [Kat.  1895  Nr.  39;  Grebaut,  Musee  eg.  Livr.  I  TaflO].  Rothbunte 
Granitstatue  mit  der  Inschrift:  ^1^  ■  Hat  reliefirte  Schminkstreifen.  König.s- 
haube  wie  T)ei   der  Chefrenstatue  ^ — >   Nr.  1."). 

Nr.  39  [Kat.  1895  Nr.  37,  ®  ,  a.  a.  0.  Taf  12].  Alabasterstatue  eines 
namenlosen  Königs.  Bart  und  |  '1  Königshaube  wie  bei  der  Chefrenstatue 
Nr.  15.  ^ 

Nr.  40  [Kat.  1895  Nr.  38,  a.  a.  0.  Taf  11].    Alabasterstatue  mit  der  Inschrift: 
1L^.      Hat  reliefirte  Schminkstreifen. 

^-^  Nr.  41    [Kat.  1895   Nr.  41,   a.a.O.   Taf  8].      Bemalt    gewesene   Ala- 

basterstatue   mit    den    Inschriften :    4=^  ( O  ^   1   |  T    und 
Hat    reliefirte    Schminkstreifen.       Königshaube    und    Bart  u 

genau   wie  bei  der  Chefrenstatue  Nr.  15.  I 

■f"^  Nr.  42    [Kat.  1895    Nr.  40,    a.  a.  0.   Taf  9].      Graue 


uu: 
I  u 


\\ 


Ol 


Dioritstatue  mit  den  Inschriften: 
name')  des  Mykerinos  ist  sonst 
liches  Determinativ  wie  bei  die- 
wie  mir  Wif,dem.\nn  freundlichst 
von  Palermo  [Vorderseite,  3. 
sich  findende  Schreibung  von 
alt.  Die  Statue  ist  aus  einem 
Diorit  gearbeitet.  Reste  der  alten 
noch  sichtbar. 

Das  Resultat  unserer  Unter- 
ausdrücken : 


\ 


o 

UU 

u 


O 

lUU 

u 


Der  hier  auftretende  Horus- 
nicht  zu  belegen.  Ein  ähn- 
sem  Dämonennamen  kommt, 
mittheilt,  noch  auf  dem  Stein 
Reihe  Zeile  9]  vor:  die  liier 
IJnt'i-ist-f  al)er  ist  sicher  niclit 
schon  einmal  benutzten  Stück 
Politur  sind  auf  der  Unterseite 

suchungen   läfst    sicli    kurz    so' 


')  Da.s  im  Kat.  1892  [Grebaut|  S.  42.  Nr.  (i2(i4  angegebene  Bniclistikk  einer  Statue  des 
SeChw-Ret  konnte  Verf.  im  Museum  nicht  constatiren.  Nach  einwandsfreien  Zeugnissen  wurde  es 
nach  Ankauf  der  übrigen  Statuen  bei  Nachforscliungen  in  Mitrahineh  ausgegraben.  Einige  der 
jetzigen  Museumsbeamten  erinnern  sich   noch  dunkel  an  die  Existenz  dieses  Stückes. 

=)  Bei  Nr.  38  sehreibt  das  Journal  unter  Nr.  28466  ...Juli  1888«  ohne  Ortsangabe;  die  Nr.  .39 
—  42  sind  später  in  das  Museimi  gelangt  und  unter  Nr.  28577 — 80  journaHsirt,  und  zwar  mit  der 
Herkunftsangabe  »Memphis».  Nach  Mittheilung  von  BRUGSCH-Bey  ist  Nr.  38  für  80  £  von  einem 
Händler  DingU  in  Kairo  und  Nr.  39  —  42  von  den  Händlern  Ali  und  Farag  in  Giseh  gekauft  worden. 

^)    Die  richtige  Lesung  desselben  verdank(^  ich  Ski  he. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898.  3 


18  LvDwiG  Borchardt:   Über  das  Alter  der  Chefrenstatuen.  [XXXVl.  Band. 


Authentische  Königsstatuen    aus    dem  a.  R.')   sind   bis  jetzt   nicht    bekannt 
geworden,   die   bislier   dafür  gehaltenen   sind    Arbeiten   späterer  Zeit. 


Benennung  und  Citiren  ägyptischer  Texte  und  ägyptologischer 

Veröffentlichungen"-). 

Von   Richard  Pietschmann. 


A.Bei.ei.nui.g  A.     Benennung  der  Texte. 

1.  Ejs  kommt  darauf  an,  eine  Unterscheidung  zwischen  der  Benennung 
der  Texte  und  dem  Citiren  von  Publicationen  durclizuführen,  um  immer  deut- 
lich erkennen  zu  las.sen,   ob 

(i)    der  Wortlaut  des  Textes   an   sich   gemeint  ist,   oder 
b)    nur    die    in    einer   bestimmten   Ausgalie    enthaltenen   Abweichungen 
oder  Fehler,    oder  die  Angaben   von  Herausgebern  und  Ergebnisse 
von   Untersuchungen   erwähnt   werden   sollen. 
Benennung  2.    Die  Benennung  der  Texte  ist  möglichst  nach   dem  Inhalte  des  Textes 

nach  Inhalt.  ^^  wählen,  namentlich  wenn  der  Erläuterung  oder  Verwerthung  eine  Revision 
oder  kritische  Wiederherstellung  vorangegangen  ist.  Nach  dem  Herausgeber 
wird  ein  Text  nur  benannt,  wenn  dies  aus  Rücksicht  auf  die  Kürze  der  Be- 
nennung vorzuziehen  ist  (vergl.  besonders  §  8). 

So  dient  z.  B.  die  Benennung  »Bauer«  für  den  Text  von  dem  beredten  Bauern.  Hiernach 
heifst  es  auch  »Lebensmüder"  und  nicht  etwa  »Erman,  Lebensmüder",  und  bedeutet  »Amenemheb  18« 
den  Wortlaut  von  Zeile  18  der  grolsen  Inschrift  aus  dem  Grabe  des  Amenemheb  (vergl.  §  5),  während 
die  Anführung  der  Stellen,  an  welchen  der  Text  veröffenthcht  ist  (also  etwa:  AZ.  1873,  S.5  Z.18  = 
ZD:MG.30,  Taf.  II  18  =  Chabas,  Mel.  111  2  Taf.  16,  IS  =  Miss.  arch.V,  8.239),  nur  zur  An- 
führung einer  Besonderheit  aus  einer  der  betreffenden  Veröffentlichungen  dienen  würde. 

')  Hierbei  rechne  ich  die  im  Winter  1896/97  vom  A'eif.  in  den  Trüniniern  des  Tempels  vor 
der  Cheopspyramide  gefundenen  kleinen  Bruchstücke  von  Königsstatuen  aus  Diorit  und  echtem 
Basalt  (es  sind  Stücke  vom  Schurze,  Bruchtheile  vom  Throne  und  ein  Wadenfragment;  jetzt  im 
Berliner  Museum  Nr.  14009).  sowie  ein  1888  in  Koni  el  ahmar  gegenüber  El  Kab  gefundenes  Bruch- 
stück einer  Statue  König  Pepy's  [Giseh  Nr.  43.  Kat.  1.S92  (Guebait)  S.  43,  Nr.  iriOS]  als  unsicher 
nicht  mit. 

-)  Versuchsweise  sind  hier  einige  Anhaltspunkte  imd  Regeln  zusammengestellt,  welche  der 
Leser  der  Zeitschrift  lediglich  als  Vorschläge  betrachten  möge,  die  auf  etwas  mehr  Einheitlichkeit 
in  der  Citirmethode  hinwirken  sollen  und  hoffentlich  auch  etwas  helfen  können  zwischen  den 
beiden  Extremen  —  einer  in  Arbeiten  rein  fachwissenscliaftlicher  Art  entbehrlichen  Ausführlichkeit 
und  einem  im  Lesen  stöi'enden  Häufen  von  Kürzungen  —  die  Mitte  innezuhalten.  Niedergeschrieben 
wurde  diese  Zusammenstellung,  welche  in  allem  Wesentlichen  auf  schon  lange  Übliches  und  Be- 
währtes zurückgeht,  zimächst  nur  ziun  Gebrauche  für  die  Mitarbeiter  am  ..Wörterbuch  der  ägypti- 
schen Sprache«,  doch  sind  von  den  .Vngaben,  welche  blols  dieses  Wörterbuch  betrafen,  einzelne 
in   vorliegendem   .\bdriicke  bei  .Seite  gelassen,  andi.ic   im  Wortlaute  verallgeineiuert. 


1898.]  Eichard  PiETscHMA NN :    ßenerniuiig  und   C'itiiTii  iigvpt.  Texte.  19 

"Pvr.«  bedeutet  die  Pyraniidentexte;  für  .sie  f;ilt  Giaf  .Scha(k"s  f';i|iitel/.iililuMi;  unter  Ilin- 
/.ut'ügung  der  Benennung  des  einzelnen  Texte.s  (in  den  Alikin/iuigen  \\'..  T.,  I'..  'S]..  N.)  mit  dei- 
Zeilenzahl  nach  dem  Muster:    »P)'i'.  255   nach  P.  18-J.. 

"Todtb."  (Todtenbuch)  erhält  die  CapitelzUhhiMg  nach  Lioi'sirs-jXAVu.i.i-:;  die  '{"odteiilnich- 
texte  werden  also  nicht  etwa  ii.-ich  einzelnen  Exemplaren  des  Todlenbuehes  (also  nicht  etwa  nach 
"Pap.  Ani".  »Pap.  Sutinies»  u.  s.  w.)  benannt,  sondern  nach  diesen  werden  tun-  A'w.  Lesarten  be- 
zeichnet, soweit  es  mit  NAvir.T.i;'s   Hc/.eiehnungen   sicii   nicht  thun   läfst. 

3i    Lst  ein  Text   nur  auf  «'//."/«  Denkmal   erlialtea,   so   wird   er  nach  die.sem  Texte  einzelner 
Denkmal  benannt,   ebenso  eine  besondere  Textredaction  aus  alter  Zeit,  -wenn  sie      i^'iikmaler. 
nur  in  einem   Denkmal  vorliegt. 

4i  Auch  hierbei  ist  möglichst  eine  Benennung  zu  wählen,  welche  zugleich 
den  Inhalt  des  Textes  berück.sichtigt ,  Avie  z.  B.  »Traumstele«  für  den  Text, 
welchen  Maspero  1868  in  der  Rev.  arch.  als  »Stele  du  songe«  veröffentlicht 
hat,  »Bentreschtstele«  für  die  Stele  in  der  Nationalbibliothek,  welche  zuerst 
DE  Rouge  üV)ersetzte. 

5i  Die  Hauptinschrift  eines  Grabes  wird  bisweilen,  wie  das  oben  (Jj  2)  an- 
geführte Beisj^iel  »Amenemheb«  erläutert,  am  besten  km-z  nach  dem  ehemaligen 
Inhaber  des  Grabes  benannt  werden.  P]benso  wird  es  in  einzelnen  Fällen  sich 
empfehlen ,  die  Hauptinschrift  einer  Ortlichkeit  einfach  mit  dem  Namen  dieser 
Ortlichkeit  zu  benennen. 

Im  Unterschiede  zu  der  Hauptinschrift  eines  Grabes  werden  die  anderen 
Inschriften  desselben  Grabes  so  bezeichnet,  dafs  die  Benennung  mit  »Grab  des  .  . .« 
(also  »Grab  des  Amenemheb«,  »Grab  des  Chnemhotp«  u.  s.w.)  beginnt.  Weitere 
Untersclieidungen  werden  durch  Zusätze  wie  »Eingang«,  »Vorhalle«,  »Innenraum 
I«,    »11«    U.S.W,   gemacht. 

In  ähnlicher  Weise  können  auch  Inscliriften ,  die  nach  einer  Ortlichkeit 
benannt  sind,  von  einander  unterschieden  werden.  »Hammamat  VI«  z.B.  be- 
zeichnet  die   Inschrift  zu   Hammamat,   die   LD.  III,  11.')  f.    veröff"entlicht  ist. 

6.  Ist  in  einer  als  mafsgebend  zu  V)etrachtenden  Publication  eine  bestimmte       Ziililung. 
Zählung  von  Inschriften,   Baulichkeiten   oder  Räumlichkeiten  durchgeführt,   wie 

z.  B.  in  Griffith'  Ausgabe  der  Texte  von  Siut,  so  empfiehlt  es  sich  bei  allen 
Anführungen  sich  der  als  recipirt  zu  betrachtenden  Zählung  möglichst  anzu- 
schliefsen . 

7.  Soweit  für  die  in  Sammlungen  befindlichen  Gegenstände  mit  Inschriften  Denkmäler  in 
nicht  Benennlmgen  wie  »Bentreschtstele«,  »Metternichstele«  u.  s.  w.  zur  Anwen-  Sammlungen, 
(hing  kommen,   sind   die   Inschriften   zu    Ix'iieniicii : 

(i)    nach   der  Sammlung, 
/.*)    nach  der  Inventarnummer, 

c)    nach   dem  Gegenstande,   der  die  Inschrift  trägt. 
Beispiele:    »Louvre  C  12   Stele«,    »Berlin  7261,   Widder  aus   Ben  Naga«. 
Zu  a:    Wenn   nitdit   ein   kurzer  Name   für  die   Sammhnig   existirt,    sind   die 
grölseren,   vor  Allem    die    staatlichen   vSammitmgen    nach    dem   Orte   zu   bezeich- 
nen.     Also: 


20  Richard  Pietschmann:    Benennung  und  Citiren  ägypt.  Texte.       [XXXAl.  Band. 


Athen  =  Sammlung  ägyptischer  Altcrthümer  im   Museum  7.u  Athen 

Berlin  =  Königliche  Museen  zu  Berlin 

Bologna  =  3Iuseo  civico  zu  Bologna 

Brit.  Mus.  =  Britisches  Museum 

Eremitage  =  Eremitage  imperial  zu  St.  Petersburg 

Fku-enz  =  Museo  archeologico  zu  Florenz 

Kairo  =  Sammlung  ägyptischer  Alterthümer  zu  Gizeh 

Leiden  =  Rijksmuseum  van  oudheden   zu  Leiden 

Louvre  =  Musee  du  Louvre 

Marseille  ^  Musee  de  Marseille 

München  =  Glyptothek  zu  München 

Turin  =;  Regio  Museo  di  Torino 

Vatican 

Wien  =  Sammlung  ägyptischer  Alterthümer  des  Kaiserhauses  zu  Wien. 

Nach  diesem  Cluster  können  auch  kleinere  Sammlungen  eine  kurze  Be- 
zeichnung erhalten ,   wie   z.  B. : 

Brera  =  Museo  di  antichitä  in   der  Brera  zu  Mailand 
Scliackenhorg  =  Sammlung  des   Grafen  Schack  auf  Schackenborg. 

Doch  empfehlen  sich  für  die  kleineren  Sammlungen  im  Ganzen  ausführ- 
lichere Benennungen   wie: 

Frankfurt  a.  M.,  Histor.  Mus. 
Antwerpen,  Steen 
Brüssel,   Hagemans 
Brüssel,  Ravestein 
Hannover,   Kestner 
Leipzig,   Universität 
München,   Antiquarium 
Osnabrück,  Museum 
Petersburg,  Akademie. 

Privatsamndungen  werden  in  den  meisten  Fällen  besser  nach  dem  Namen 
als  nach  dem  Aufcntluiltsorte  des  Eigentliümers  bezeic]in(>t,  also  z.  B. :  "Sammig. 
Ebers«. 

Zu  h:  Inventarnummern  oder  Katalogbezeichnungen,  die  nicht  als  endgültig- 
feststehende  betrachtet  werden  können,  dürfen  in  keinem  Falle  für  die  Be- 
nennung der  Texte  Verwendung  finden.  Jede  irgendwie  zweifelhaft  erschei- 
nende Numerirung  ist  gänzlich   aufser  Berücksicjitigung  zu  lassen. 

Zu  c:  Im  Allgemeinen  wird  die  Bezeicliinmg  des  (iegenstandes  nach  der 
Kategorie,  der  er  angclK'h't,  oline  weitere  Beschreibung  ausreichen.  Als  solche 
Kategorien    werden    probeweise   hier  angeführt: 


1898.]  Richard  Pietschmaxn  :   Benennung  und  Citiren  ägj'pt.  Texte.  21 

Altar  Grundstinntäft'lclien  Scliiiiinkhüclise 

Ammonfignr  Herzskarabäus  Sclimuckstiick 

Amulett  Holzfigur  Schreibtafel 

Apisstcle  Holzleiste  Schreibzeug 

Halu-e  Holztafel  Skarabäus 

liauinsi'luil't  Kapelle  Spliiux 

Baustein  Kopftafel  Stab 

Beil  Lederstreif  Steinsarg 

Brusttafel  Muiiiienbiiide  Teinpelrelief 

Denkstein  iVIuniienetikette  Uschebti 

Dienerfigur  Opferstein  Uschebtikasten 

Eimer  Osirisfigur  Waclistafel 

Eingevveidi'krug  Osti'akon  Wandmalerei 

Elle  Ring  Widder 

Grabstein  Sarg  Ziegel 

Grabtafel  Scheingefäfs 

Grab\x  and  .Selieinthür 

Soweit  es  für  die  Datirung  und  Auffassung  der  Inschrift  notliwendig  oder 
Ibrderlich  erscheint,  ist  die  Provenienz  des  Gegenstandes  anzugeben,  wenn  diese 
sich  mit  Sicherheit  feststellen  läfst;  z.  B.  »Altar  aus  Ben  Naga«.  Bildliche 
Darstellungen  sind  zu  erwähnen,  wenn  sich  aus  ihnen  für  den  Sinn  der  Inschi'ift 
oder  die  Bedeutung  eines  Wortes  etwas  ergiebt.  Meist  wird  völlig  genügen, 
hierbei  nur  kurz  die  Kategorie,  welcher  die  Darstellung  angehört,  anzugeben, 
z.  B.    »König  vor  einer  Göttin",    »Anbetung  vor  Osiris«    u.  s.  w. 

8i  Papyrustexte  werden  nach  dem  Inhalte  bezeichnet,  sofern  damit  Litte-  i'apyrus. 
raturerzeugnisse  überliefert  sind  —  wie  die  oben  (§  2)  unter  den  Benennungen 
»Bauer«,  »Lebensmüder«  angeführten  Texte.  In  den  meisten  Fällen  allerdings 
ist  es  praktischer,  an  den  Bezeichnungen  fest  zu  halten,  unter  denen  bestimmte 
Papyrus  —  der  Papyrus  Ebers,  der  Paj)yrus  Westcar  u.  s.  f.  —  bekannt  ge- 
worden sind.  Die  Benennung  braucht  in  diesem  Falle  die  Bezeichnung  Papyrus 
nicht  zu  enthalten.  Auch  köinien  AliUürzungen  der  betreffenden  Personennamen 
U.S.W,   zur  Anwendung  kommen.      Al.so: 

Abi).  =  Papyrus   Abbott  Math.  Hdb.  =  iMatbemat.  Papyrus  des   Urit.  Mus. 

An.  =  Papyius  Anastasi  Orb.  =  Papyrus  d'Orbiney 

Bol.  —  Papyrus  von  Bologna  Prisse  =  Papyrus  Prisse 

Butler  =  Papyrus  Butler  Sali.  =  Papyrus  Sallier 

El).  =  Papyrus  Ebers  Salt  =  Papyrus  Salt 

Hari'.  =  Grofser  Harris  Papyrus  Weste.  —  Papyrns   Westcar 

Mni;.  Harr.  =  Pap.  niaf;i(|ne  Harris  Wilbour  —  Papyrus  AX'illionr 

Benennungen,  In  denen  eigens  hervorgehoben  ist,  dafs  es  sich  um  einen 
Papyrus  handelt,  sind  als  Ausnalimen  gestattet,  so  die  Benennung  »Sign  Pap.« 
tuid  »Pap.  Kahun«,  letztere  im  Unterschiede  zu  der  Publication:  »Petrie,  Kahun«. 

Papyrus,  für  welche  Benennungen  dieser  Art  sich  nicht  ergeben,  sind  in 
der  Weise  anderer  Denkmäler  nach  den  Sammlungen,  denen  sie  angehören  — 
also  »Pap.  Berl.  .  . .«  ,  »Pap.  Leid.  .  . .«,  »Pap.  Tur.  . .  .«  — ,  und  mit  der  Inventar- 
mimmer  zu  benennen,  imd  dazu  ist  eine  kurze  Andeutung  des  Inhalts  zu  geben. 


22  Richard  Pietschmanx:    Benennung  und  Citiren  ägypt.  Texte.       [XXXVI.  Band. 


y\av. 

.   All 

1.  = 

3Iai 

riette , 

Abvdo,s 

Mar. 

.   Ca 

t.  Ah 

1.  = 

:  Mariette.  Catalogue 

gene- 

ral 

des 

HUI 

numents  d'.\l)vdos 

Mar. 

.   De 

Md. 

.Mar. 

.  :Mast. 

Rüs. 

.  M. 

c. 

Ros. 

.  :\i. 

d.  c. 

Ro.s. 

.  M. 

St. 

Runse .   1 

iiscr. 

llR 

•r. 

Shar 

■pe. 

Inst'i 

B.    Citiren  R-    Citiren  von  Publicationen. 

von  Pubh-  j^    Texte  werden  im  Ganzen  nur  dann  nach  Publicationen  zu  benennen  sein, 

caiioiien. 

wenn    sie    nur    noch   aus   einer  Publication  bekannt   oder  nur   in    ihr  zugänglich 

sind.     Diese  Nothwendigkeit   wird   sich  hauptsächlich   bei   der  ältei-en  Litteratur 

geltend    machen    —   z.  B.    bei    .1.  Baker -Greene,    Fouilles    executees    ä   Thebes, 

J.  G.  Wilkin.son,   Manners  and  Custonis  —  und  bei  Zeitschriften. 

2,  Die  Bezeichnungen  für  die  Denkniälerwerke  .sind  möglichst  so  zu  wählen, 

dafs  der  Name   des   Herausgebers  ])erücksiclitigt   wird.      Also: 

Brugsch.   Geügr.  Insclir. 

Brugsch,  Gräberw. 

Brugsch .  Reo. 

Chah. ,  Egyptologic 

Chal...  :SK-1. 

Chaiiip..  Mon. 

Dum.,  Flotte 

Dum. .  Photogr.  Re.sult. 

Dum..  Result. 

LD.  =  Lepsius.   Denkmäler 

aber  nicht  etwa  «Geogr.  Inschr.,  ges.  v.  H.  Brugsch«  oder  »Denkmäler  aus  Ägyp- 
ten und  Äthiopien,   hrsg.  v.  Lepsius«.      Wegen   Todtb.   und    Pyr.   vergl.   A.  §2, 

3.  Zerfallen  Publicationen  —  wie  die  Memoires  publies  par  les  membres 
de  la  mission  archeologique  franQaise  au  Caire,  die  Hieratischen  Papyrus  aus 
den  Königlichen  Museen  zu  Berlin,  die  Memoirs  des  Egyjit  Exploration  Fund 
u.  dei-gl.  —  in  selbständige  Einzelpublicationen ,  so  sind  diese  für  sich  zu  be- 
nennen, z.  B.  »Lefeb. ,  Hypog.  .  .  .«,  nicht  »Miss.  arch.  ft-ang.  2  .  .  .«,  »Lefeb., 
Rites  .  .  .«,  nicht  »Publications  de  Tecole  des  lettres  d' Alger,  Bulletin  de  cor- 
respondence  africaine  IV  .  .  . « . 

Zeitschrirteii.  4.    Dasselbe   gilt   für    die   Bezeichniuig  der  Zeitschriften  und  zeitschriften- 

artigen   Publicationen ,   für  die  hier  angeführt  werden : 

ÄZ.  =  Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache  und  Alterthumskunde 

Beitr.  /,.  Assyr.  ;=  Beiträge  zur  Assyriologie  und  semitischen  Sprachwissenschaft 

Bihl.  Kcol.  Hautes  Etud.  =  Bibliotheque  de  I'ecole  des  hautes  etndes 

HmU.  bist.  Egypt.  =  Bulletin  de  l'Institut  egyptien 

Conipt.  Rend.  =  Comptes  rendiis  de  rAcadcmie  des   Inscriptions 

J.  A.s.  =  Journal  a.siatique 

M(il.  =^  Melanges  d'archeologie  cgyptienne  et  assyrienne 

Miss.  arch.  franQ.  =  Memoires    publies    par    le.s    membres  de  la    mission  archeologique 

francjaise  au  Cai're 
Proc.  Bibl.  Arch.  =  Proceedings  of  the  Society  of  Bililical   Archa^ology 
Rec.  =  Recueil    de    travaux    relatifs    ;i    l;i    pliilologie    et    a   rarclieoliigie  egyptiennes  et 

assyrienne.s 
Rep.  Eg.  Expl.  Fund  ;^  Egypt   Exploitation   Fund.   Report 
Rev.  Arch.  =  Revue  archeologique 
Rev.  Egypt.  =  Revue  egyptologi<iue 
Sitzb.  Bayer.  Akad.  =;  Sitzungsberichte  der  philolog.-histor.  ("lasse  der  Bayer.  Akademie 

der  Wissenschaften 


1898.]  Richard  PiETSCHMANK :   Benennung  und  Citiren  ägypt.  Texte.  2o 

Spli.  =  Sphinx 

Trans.  Bibl.  Arch.  =  Transactions  of  the  Society  i)f  Biblical  Areliaeology 
Wien.  Zeitschr.  =  Wiener  Zeitschrift  für  die  Kunde  des  Morgenlandes 
ZDMG.  -     Zeitschrift  der  Deutschen  Moriienländischen  Gesellschaft. 


C.     Form   des  C'itircns   u.  s.  w.  C.  Form  des 

Citirens 

1.  Die   lateinischen   Zifl'ern   (I.    IL    III.)   werden   verwandt  u.  s.  w. 

a)  zur  Zählung  der  grölseren  Aliselinitte  in  welche  der  einzelne  Text 
zerfallt  oder  gegliedert  wird; 

b)  zur  Zählung  von  Baulichkeiten,  Eäumlichkeiten  (z.  B.  einer  t4ral)- 
anlage,  eines  Tempels  u.  s.  w.)  und  Inschriften  einer  hestimmten 
Örtlichkeit  oder  Provenienz; 

c)  zur  Zählung  von  Papyrus  gleicher  Provenienz  (z.B.:  »Sali.  I  1,"2«; 
nicht    »1.  Sali.  1,  2«,  auch   nicht  Sali.  1,  1,  2); 

d)  zur  Zählung  der  Bände  eines  Buches  (z.  B. :  »LD.  IV  2'2.  1  ■•  :  niclit 
4.  LD.  22,  1). 

Doch  gilt  für  alle  diese  Fälle  die  Regel,  dafs  hohe  lateinische  /Ufern  niclit 
angewandt  werden  sollen,  dafs  vielmehr  im  Princip  ihre  Verwendung  sicli  auf 
die  Ziffern  von   I — X  zu   beschränken   hat. 

2.  Für  das  Anführen   einer  Zahlenreihe  gelten  die  Schemata 

I  2 

und   ,  .  ; 

also:  LD.  II  2 

und:   Sali.  III  2.  1.  4:   B.  4.  G. 

3.  Benennungen  wie:  Bd.,  Jahrg.,  Tome,  Vol..  Ahth.,  Bl.,  S.,  Zi'ile  kom- 
men nicht  zur  Anwendung. 

4.  Zeitschriften   werden   nach   BandzaJden   und  diese  in  arabischen   Ziffern    Zeitsdiriften. 
citirt,   mit   der  Ausnahme,   dafs   liei 

ÄZ. 
und   bei  der  ersten  Serie   der 

Rev.  Arch. 
die  Jahrgänge   mit  den  Jahreszahlen  gezählt   werden. 

NS.  bedeutet:  Nouvelle  serie 

8"  S.        »  Huitieme  serie. 

Göttingen.  Januar  1898. 


24  KiRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Throiistieitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 


Altes  und  Neues  zur  Gresehiehte  der  Thronstreitigkeiten  unter  den 

Nachfolgern  Thutmosis'  I. 

Von  KuKT  Sethe. 


Hierzu  Tafel  I — XL 

Im  vorin-en  Jahrgange  dieser  Zeitsclirift  liat  Naville  meiner  Untersuchung  über 
die  Thronwirren,  die  der  Regierung  Tliutmosis"  I.  folgten,  eine  eingehende  Be- 
sprechung gewidmet,  in  der  er  sich  in  fast  allen  Punkten  in  Gegensatz  zu 
meinen  Ausfuhrungen  stellt.  Die  Rechtfertigung,  die  ich  ihm  wie  meinen  Lesern 
darauf  schulde,  nöthigt  mich  leider,  im  Folgenden  Manches,  was  ich  in  meinem 
Buche  bereits  gesagt  habe,  noch  einmal  zu  begründen,  sie  giebt  mir  zugleich 
aber  auch  die  erwünschte  Gelegenheit,  mich  mit  dem  seither  neu  hinzugekomme- 
nen reichen  Material  abzufinden.  So  wird  denn  der  Leser  in  den  folgenden  Seiten 
nicht  nur  Altes,   sondern  auch   einiges  Neue  finden. 

I.    Die  Vervvandtschaftsv'erhältuisse. 

Der  erste  Theil  des  NAViLLE'schen  Aufsatzes  richtet  sich  gegen  meine  Aus- 
führungen über  die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  um  den  Thron  streitenden 
Familie.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dafs  die  diesbezüglichen  Angaben  der  Li- 
schritlen  theils  zweideutig  sind,  theils  sich  einander  widersprechen,  wie  vor 
Allem  in  der  wichtigsten  Frage,  der  Verwandtschaft  Thutmosis'  IIL  und  der 
Makore.  Unter  diesen  Umständen  ist  selbstverständlich  Naville's  Auffassung 
an  sich  ebenso  möglich  wie  die  meinige ;  eine  Entscheidung  läfst  sich  aus  einem 
derartigen  Material  allein  el^en  nicht  gewinnen  und  deshalb  mufs  das  für  die 
Regierungsfolge  der  streitenden  Familienmittilicdcr  anderweitig  zu  gewinnende 
Ergebnifs  den  Ausschlag  geben.  Es  hätte  daher  keinen  Zweck ,  mit  Naville 
hier  über  die  Deutung  der  zweifelhaften  oder  widerspruchsvollen  Stellen  zu 
rechten,  docli  mufs  ich  in  den  folgenden  Zeilen  einige  seiner  Entgegnungen 
zu  entkräften  suchen,  damit  es  nicht  scheine,  dafs  diese  wirkliche  Hindernisse 
für  meine  Neuordnung  der  Regierungen   bilden. 

Abstammung  Thutmosis'  L  Die  Stelle  der  Inschrift  LD.  III,  18,  aus 
der  man  die  königliciie  AV)kunft  Thutmosis'  I.  (von  Amenophis  I.)  gefolgert  hat 
(Unters.  I  §  1),  wird  durch  die  Berichtigung,  die  sie  durch  Naville  erfahren  hat 
(und  die  mir  bereits  durch  Lepshs'  Notizen  bekannt  war),   schlechterdings  nicht 


1898.]  Klrt  Seihe:  Altes  u.  Neues  z.  Gescliidite  il.  Tlir(>iistieitiij;kciten.  25 

verständlicher.    Wenn  Naville  die  Worte  nW'=^(]'^^9W)'U4!) "U 

fl^lTl?l^'^-=^'^^^.^]='^'fl  mit  »Amon  Ra  a  elevö  le  fil.s  de  son  i'üs 
au  pouvoir,  il  Ta  couronne  comme  roi«  übersetzt,  so  heilst  das  den  Knoten 
durchhauen,  nicht  lö.sen.  Gerade  das  Felden  eines  Hinweises,  auf  wen  sich  das 
Wort  s>'  »Sohn«  bezieht,  macht  die  Schwierigkeit;  Naville  bezieht  es  auf  den  Gott 
Amon  und  läfst  den  König  sich  den  »Sohn  seines  (des  Amon)  Sohnes«  nennen, 
woraus  hervorgehe,  dafs  sein  Vater  ein  König  gewesen  sei.  Aber  wie  unwahr- 
scheinlich, dafs  sich  Thutmosis  I.  deshalb  »Enkel  des  Amon«  genannt  habe, 
anstatt  »Sohn  des  Amon«,  wie  es  son.st  üblich  ist.  Die  Gruppe  sy  n  s>  kommt, 
ebenso  absolut  dastehend  wie  hier,  auch  sonst  oft  im  Parallelismus  zu  ^^"t^, 
iii<  n  iiL-c  »von  Erbe  auf  Erbe«  vor,  wo  es  sicli  imi  die  Vererbung  an  zu- 
künftige Generationen  liandelt  (z.  B.  Petrie,  Koptos  pl.  )-(.  Inscr.  in  the  hierat. 
and  dem.  char.  29,  4.  15).  Dies  wird  auch  hier  der  Fall  sein;  genau  zu  über- 
setzen ist  die  Stelle  aber  vorläufig  nicht ,  da  uns  die  Bedeutung  von  [1  V=^  | 
sdsr  unbekannt  ist  und  wir  nicht  wissen,  w^is  in  der  Lücke  stand.  Die  Con- 
struction  ist  aber  im  Ganzen  klar:  »den  Amon  sds?'  gemaclit  hat  .  .  .  von  Sohn  auf 
Sohn  in  der  Heri-schaft,  die  er  ergriffen  (?)  hat  als  König«.  Für  die  Herkunft 
des  Königs  ist  jedenfalls  nichts   daraus  zu   ersehen. 

Einen  weiteren  Beweis,  dafs  Thutmosis  I.  die  Krone  von  seinem  Vater 
übernommen  habe,  glaubt  Naville  in  einer  Phrase  der  Inschrift  von  Tombos 
(LD.  III,  5«  Z.  H)  gefunden   zu  haljen,   wo  es  heifst,   der  König  habe   »sein  Erbe 

genommen«   l"-'-'  S;a^     .^  ).     Ich  kann  in  dieser  Plira.se  nichts  weiter 

sehen  als  eine  der  häufigen  Ansjiielungen  darauf,  dafs  der  König  der  Sohn 
und  Erbe  der  Götter  ist.  der  auf  ihrem  Sitze  sitzt  (^'ergl.  »der  Erbe  des  Re 
auf  seinem  Sitze«  LD.  III,  I'Mj),  wie  denn  auch  von  Thutmosis  I.  ebenda  kurz 
vorher  ausdrücklich  gesagt  wird,  dafs  »er  sich  auf  (1(mi  Thron  des  Geb  gesetzt 
liaVje«  (sndrn-f  hr  itst  Gb).     Auch   die  Könige  von   nichtköniglicher  Abkunft  sind 

»Söhne  des  Re«,  die  auf  dem  »Sitze  des  Horus«  (  n^^v)  <^'*l^i"  ^"^"  ^^^^  »Throne 
des  Geb«  sitzen,  und  können  also  von  sich  sagen,  dafs  sie  ihr  Erbe  in  Besitz 
genommen  haben  (vergl.  Mar.,  Abyd.  II  30,  36). 

In  dem  Zusatz  »geboren  von  der  Königsmutter  S/i-J-snh«,  den  sicli  Thut- 
mosis I.  in  der  Thronbesteigungsanzeige  (AZ.  XXIX,  1 17)  beilegt,  wollte  ich 
einen  Beweis  dafür  sehen,  dafs  Thutmosis  I..  wie  die  Könige  der  13.  Dynastie, 
die  einen  solchen  Zusatz  erhalten,  in  der  That  nicht  der  Sohn  eines  Königs 
gewesen  sei.  Naville  bestreitet  das,  und  ich  nnifs  ilini  hierin  jetzt  selV)st  Recht 
geben.  Das,  was  er  dagegen  einwendet,  kann  mir  aber  nicht  stichhaltig  er- 
scheinen. Weder  der  Umstand,  dafs  die  Mutter  des  Königs  noch  am  Leben 
war,    noch   die  Möglichkeit,    dafs    ihr   Name    dem   Empfänger   der  Anzeige   un- 

')    Diese  Lücke  von  Lepsius  ausdrücklicli  coiistatirt, 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVI.  Band.     1898.  -t 


■Jl)  ICuRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVl.  B;iiul. 

bekannt  war,  erklären  den  ungewöhnlichen  Zusatz.  Dafs  es  sich  auch  nicht 
um  ein  privates  Schreiben,  wie  Naville  zur  Entkräftung  seiner  Bedeutung  an- 
nimmt, sondern  um  ein  im  höchsten  Grade  amtliches  Schriftstück  handelt, 
lälst  meines  Erachtens  schon  der  ganze  Inhalt  erkennen.  Es  wird  aber  vollends 
l>ewiesen  durch  die  Thatsaclie,  dal's  Borciiardt  ein  ganz  gleichlautendes  Dupli- 
cat  derselben  Inschrift  beim  heutigen  Kuban  gefunden  hat'),  und  durch  die 
Überschrift,  die  das  Schriftstück  nach  Borchardt"s  Mittlieilung  in  beiden  Fällen 
hat:   1  1  1  ^>:^^1  i    n     V       i    "^   »königlicher  Befehl  an   den  Königs- 

T   i  /WVWK   T  /W^A/^^     _Q*  <r.  III  (.  X  I      I      I       Jf  I         SI 

söhn.  Vorsteher  der  Südländer  r«--/V«.  Der  Adressat  ist  also  kein  Geringerer  als 
der  Vicekönisr  von  Nidiien,  den  wir  auch  aus  anderen  Inschriften  derselben  Zeit 
kennen  (Morgan,  Cat.  gen.  I  85,  11)).  —  Was  mich  zu  dem  Zugeständnils,  dafs 
in  dem  Zusntz  »geboren  von  der  Königsmutter  N.  N. «  an  sich  noch  kein  Beweis 
liir  die  unkönigliclie  Abkunft  des  lietreftenden  Königs  zu  sehen  ist.  nöthigt,  ist 
vielmelir  eine  von  mir  früher  übersehene  Stelle,  wo  ein  König,  der  sicher  der 
Sohn    eines    Königs   war.    denselben    Zusatz   hat.      Ramses  II..    Sethos'  I.    Sohn, 

wird   Mar..    Abyd.  IlKi   aii.q-eredet:    [jj  #  l'\\  Tc^^  [j [|  ^ j  f     ..,a-e])oren     von     der 

Köniesmutter  Ticy,  die  lebt«.  Immerhin  ist  dieser  Zusatz,  abgesehen  von  den 
Königen  der  18.  Dynastie,  die  thatsächlich  nicht  Söhne  von  Königen  waren, 
so  selten,  dafs  sein  Erscli(>inen  in  der  Tlironbesteigungsanzeige  Thutmosis'  I. 
auffallen  mufs.  Vielleicht  liatte  aber  Erman  Recht,  wenn  er  annahm,  dafs  der 
Zusatz  in  der  Eidesformel,  in  der  er  hier  vorkommt,  allgemein  üblich  gewesen 
.sei  (ÄZ.  XXIX.  HS). 

Da  Ramses'  11.  Mutter  in  dem  elien  mitgetheilten  Beispiel  nur  »Königs- 
mutter« genannt  ist,  obwohl  sie  aucli  den  Titel  einer  »grofsen  königlichen  Ge- 
mahlin« be.safs  (s.  Lepsius,  Königsb.  Nr.  417.  423),  so  lehrt  dieses  Beispiel  zu- 
gleich, dafs  auf  das  Fehlen  eines  solchen  Titels  in  dem  Zusatz  »geboren  von 
der  König-smutter  N.  N.«  ohne  Weiteres  nichts  zu  geben  ist.  Dennoch  mufs 
es  befremden ,  dafs  die  Mutter  Thutmosis"  I.  in  einer  Staatskundgebung  ersten 
Ranges,  wie  es  die  Thronbesteigungsanzeige  ist,  keinen  anderen  Titel  als  den 
einer  »Königsmutter«  hat,  zumal  der  Zusatz  mit  ihrem  Namen  für  jeden  Eid, 
den  ein  Bürger  beim  Namen  des  Königs  leistete,  vorgeschrieben  wird  und  also 
doch  wohl  gevvissermafsen  einer  »proclamation  ä  tont  le  jieuple  d'Egypte«  gleich- 
kommt. Da  ihr  ebenso  auch  in  der  Darstellung  von  Derelbahri  (N.w.,  Dereib.  I  IH) 
jedweder  Titel,  der  eine  Beziehung  zwischen  ihr  und  dem  Vorgänger  des  Königs 
ausdrückte,  fclilt.  während  ebenda  in  der  Pendantdarstellung  (ib.  Ifi)  Ahmes, 
die  Mutter  der  Makere,  sowohl  »Königsschwester«  als  »grofse  königliche  Ge- 
mahlin« lieifst,  so  ist  daraus  gewifs  zu  schliefsen,  dafs  der  Mutter  Tliutmosis' I. 
derartige  Titel  wirklich  nicht  zukamen:  dafs  ilir  Name  in  der  Thronbesteigungs- 


')  Jetzt  in  ßerhii  Nr.  i:572.j  (Saiifl.stein,  76X67  cm);  das  andere  ÄZ.  XXIX.  117  publicirte 
PLxemplar  (iihrii^ens  kein  Ostrakon,  sondern  auch  ein  84X72  cm  grofser  Stein)  stammt  nach  Da- 
iiESsv's  .^ngahe  aus  Waili  Haifa   (Mitthcil.ung  von  Borchardt). 


189S.]  KtRT  Seihe:  Altes  u.  Neues  l.  Geschichte  iL  Tluuiisireitigkeiten.  2  i 

anzeige  nicht,  wie  die  Namen  der  Prinzessinnen  und  Königinnen,  in  ein  Schild 
eingeschlossen  ist,  bestätigt  das.  Für  die  Geschichte  der  Thronstreitigkeiten 
kommt  es  aber  eigentlich  nur  hierauf  an.  Denn,  ob  nun  Thutmosis  I.  der 
.Sohn  seines  Vorgängers  war  oder  nicht,  jedenfalls  war  seine  Mutter  von  ge- 
ringerem Range  als  die  Mutter  seiner  »grofsen  königlichen  (Jemaldin"  Ahmes, 
ebenso  wie  später  die  Mutter  Thutmosis"  III.  von  geringerem  Range  als  die 
Mutter  der  Makere  war.  Daher  gie])t  für  die  Erbberechtigung  seiner  Kinder 
die   Al)stammung  von   der  Ahmes   den   Ausschlag. 

Ist  es  nach  alledem  noch  immer  sehr  wohl  möglich,  dafs  Thutmosis  I..  wie 
ich  glaubte,  niclit  der  Sohn  eines  Königs  war.  so  gebe  ich  andererseits  ohne  Wei- 
teres zu.  dafs  in  dem  Namen  Thutmosis  keine  Bestätigung  liierfür  zu  sehen  ist. 
Nach  der  Inschrift,  in  der  sich  König  Kamose  »Sohn  des  Mondes  (/^A),  geboren 
vom  Thoth«  nennt  (Petrie,  Ilist.  II  14).  mufs  es  in  der  That  möglich  scheinen, 
dafs  Thutmosis  I.  mit  dem  alten  Königshause,  das  sich  nach  dem  Monde  {f^li) 
benannte,  verwandt  war.  Er  könnte  eventuell  (wie  Ramses  VI.)  einer  Seiten- 
linie dieses  Königshauses  angehört  haben. 

Herkunft  Thutmosis'  III.  Über  das  verwandtschaftlif-he  Verhältnifs 
zwischen  Thutmosis  III.  luid  den  anderen  Nachfolgern  Thutmosis'  I.  haben  wir, 
wie  gesagt,  leider  rmr  Angaben,  die  sich  widersprechen.  In  der  Inschrift  des 
'Inbn'i  wird  Thutmosis  III.  der  Bruder  der  Makere  genannt,  in  dei'  des  'Innt 
scheint  er  als  der  Sohn  Thutmosis' II.  bezeichnet  zu  sein,  den  er  selbst  in  der 
Dedicationsinschrift  einer  Statue  zu  Karnak  seinen  »Vater»  nennt.  Da  die 
Richtigkeit  der  einen  Angabe  die  der  anderen  ausschliefst,  so  mufs  eine  von 
ihnen-  ungenau  sein.  Der  ersteren ,  die  Thutmosis  III.  als  »Bruder«  der  Makere 
bezeichnet,  den  Vorzug  zu  geben,  bestimmten  mich  in  erster  Linie  die  Ergeb- 
nisse, die  ich  anderweitig  für  die  Reihenfolge  der  Regierungen  gewonnen  zu 
haben  glaid)e,  und  die  unten  auf's  Neue  gerechtfertigt  werden  sollen;  sodann 
die  Thatsache.  dafs  es  der  allgemein  gehegten  Annahme.  Thtitmosis  II.  sei 
der  Gemahl  der  Makere  gewesen,  dessentwegen  sie  auf  niancjien  Denkmälern 
die  Titel  einer  »grofsen  königlichen  Gemahlin«  führte,  an  jedem  Anhalt  fehlt. 
Thutmosis  II.  ist  fast  überall,  wo  er  auf  den  Denkmälern  der  Makere  erscheint, 
entweder  als  verstorben  bezeichnet,  oder  sein  Name  ist  erst  an  Stelle  desjenigen 
der  Makere  eingesetzt,  hat  diesen  also  verdrängt.  Das  Letztere  ist  auch  bei 
den  von  Naviixe  zum  Beweis  einer  gemeinschaftlichen  Regierung  des  Kfinigs 
mit  der  Makere  angeführten  Inschriften  der  Thür  ziun  Räume  X  auf  der  ober- 
sten Terrasse  von  Derelbahri  und  auf  dem  Ebenholzschrein  im  Museum  von 
Gizeh  der  Fall,  siehe  das  nächste  Gaj)itel.  Ob  es  sich  mit  den  noch  unver- 
öfientlichten  anderen  Stellen,  aid'  die  sicli  Naville  weiter  beruft,  anders  verliält, 
mufs  die  Zukunft  lehren,  vorläufig  wird  man,  da  er  die  eben  genannten  Fälle 
verkannt  hat,  seiner  Versicherung,  dafs  der  Name  des  Königs  dort  ursprüng- 
lich sei,  mit  einem  gewissen  Mifstrauen  begegnen  dürfen.  Da,  wo  der  König 
sicher  ursprünglich  und  zugleich  am  Leben  zu  sein  scheint,   wie  auf  der  Laibung 

4* 


28  Kurt  Setue:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 


der  Thür  zum  Räume  A'  (N.w.,  Doroll).  I  2),  i.st  die  Königin  nicht  genannt, 
und  ist  es  durchaus  möglich,  dafs  diese  Laibung  erst  ausgeschmückt  worden 
ist.  als  die  Inschriften  auf  der  Umrahmiuig  der  Thür.  die  ihrer  Stelle  nach 
wahrscheinlich  älter  als  die  der  Laibung  waren,  geändert  wurden.  Da,  wo 
Thutmosis  II.  sonst  nocli  auf  Denkmälern  der  Makere  ursprünglich  erscheint 
und  nicht  als  »verstorben«  bezeiclmet  i.st,  wne  in  den  Inschriften  der  Punt- 
expedition  (Mar..  Derelli.  7)  und  auf  dem  Berliner  Relief  (LD.  III.  \7(i).  ist  er, 
nach  der  Art,  wie  seiner  Erwähnung  geschieht,  zu  schliefsen,  wahrscheinlich 
auch  verstorben;  aber  selbst  gesetzt  er  wäre  (\s  nicht,  so  tritt  doch  die  Makere 
an  diesen  Stellen  niclit  als  "königliche  Gemahlin«  auf,  .sondern  als  König  und 
spielt  die  Hauptrolle,  und  noch  mehr:  Thutmosis  III.  erscheint  in  beiden  Fällen 
lebend  an  ihrer  Seite,  und  zwar  im  Verhältnils  zu  Thutmosis  II.  an  so  viel 
hervorragenderer  Stelle,  dafs  man  unbefangen  nur  in  ihm  und  niclit  in  Thut- 
mosis II.  den  Gemahl  der  Königin  vermuthen  kann.  Thutmosis  III.  ist  es  ja 
auch ,  der  sonst  aller  Orten  als  Mitregent  schon  ursprünglich  neben  der  Königin 
erscheint:  der  sie  als  erwachsener  Mann  begleitet,  wo  hinter  ihnen  die  Erb- 
tochter der  Makere,  die  Prinzessin  Ranofru  jugendlich  dargestellt  er.scheint. 
Das  Alles  legt  es  nahe,  in  Tluitmosis  III.  den  Gemahl  der  Makere,  jedenfalls 
aber  einen  derselben  Generation  angehörenden  Mann  zu  sehen,  nicht  ihren 
Neffen  und  Stiefsohn.  Als  solcher  müfste  er  bei  der  kurzen  Dauer,  die  die  Re- 
gierung (nach  der  Zald  der  Originaldenkmäler  zu  schliefsen,  s.u.)  und  das  Leben 
(ca.  30  Jahre,  nach  dem  Aussehen  seiner  Mumie)  seines  angeblichen  Vaters  Thut- 
mosis' II.  gehabt  hat .  sehr  jung  gewesen  sein ,  als  er  mit  seiner  angeblichen 
Tante  und  Stiefmutter  den  Thron  theilte,  und  könnte  sich  im  Alter  nicht  viel 
von  der  Ranofru ,  seiner  angeblichen  Stiefschwester  (nach  Naville  Tochter  Thut- 
mosis" II.  und  der  Makere),  unterschieden  haben.  —  Zu  diesen  Wahrscheinlich- 
keitsgründen, die  mir  für  die  Angabe  der  Inschrift  des  'Inbni  zu  sprechen 
schienen,  kam  endlich  noch  die  Erwägung,  dafs  die  Ausdrücke  »Vater«  und 
»Sohn«  auch  sonst  oft  ül)ertragen  zur  Bezeichnung  des  »Vorgängers«  und  »Nach- 
folgers« auf  dem  Thron  gebraucht  vorkommen,  wo  von  Verwandtschaft  keine 
Rede  ist'),  während  der  Ausdruck  »Bruder«  nur  noch  im  Sinne  von  »Gemahl« 
(in  Folge  der  beliebten  Geschwisterehe),  welche  Bedeutung,  wie  eben  ausgeführt, 
ja  auch  in  unserem  Falle  passen  könnte,  zu  belegen  ist,  nicht  aber  in  dem  Sinne 
von    »Stiefsohn«,    »Neffe«    (oder  gar    »Schwiegersolm«,   wie  Maspero   wollte). 

Daraus,  dafs  Thutmosis III.  in  seinem  Todteniiuche,  ähnlieh  wie  Thutmosis I. 
in  seiner  Regierungsanzeige,  das  Praedicat  »geboren  von  der  Königsmutter  Isis« 


')  Auch  für  "BrudiT«  koinint  das  Wort  .1)  .Sdlui«  iiljcrtra.ncii  vor  in  dem  Titel  I '^^ 
■•K.6nigs.sohn".  dfii  die  Icililichen  linidei-  der  von  Privatleuten  erzeugten  Könige  der  13.  Dynastie 
ITihren:  H  "T'  als  Bruder  de.s  Kr.iiiKs  CofP|^^l  (-\Z.  188.i.  79)  und  die  späteren  Könige  Si- 
liathor  und  Sehek-hote])  als  Brüder  des  Könijis  Nei'er- l.iotep  (.Mokgan,   Cat.  j;en.  I  17,  7i).   .S7.  44; 


I'KIRIK.   .Season  XlII    :'.:^7). 


1S9S.]  IvcRT  Sf.the:  Altes  ii.  Neues  z.  Gescliichte  d.  Tlironstrcitigkeiten.  29 

erhält,  war  nacli  meiner,  mittlerweile  durch  das  neue  Beispiel  Ramses'  II.  er- 
schütterten, Theorie  wieder  zu  schliefsen,  dal's  sein  Vater  nicht  Könis'  war:  (hi 
es  nun  aber  (u.  A.  wegen  der  Gleichheit  der  Namen  Thutmosis)  mindestens 
recht  wahrscheinlich  war,  dal's  Thutmosis  111.  ein  Sohn  Thutmosis"  1.  war,  so 
nnifste  ich  diesen  Schlul's  dahin  modificiren,  dals  Thutmosis  1.  noch  nicht 
König  war,  als  Thutmosis  III.  gcl)orcn  wurde.  Wenn  Naville  dagegen  ein- 
wendet, hei  einer  solchen  Deutung  könne  Thutmosis  I.  auch  von  Amcnophis  I. 
erzeugt  sein,  bevor  dieser  König  wurde,  so  gäbe  icli  diese  Möglichkeit  gern 
zu,  es  würde  dann  aber  nach  meiner  alten  Theorie  Amenoplns  I.  selbst  wieder 
nicht  von  Geburt,  sondern  erst  durch  Heirath  auf  den  Tlu'on  gekommen  sein 
müssen,  wofür  es  bisher  an  Anhaltspunkten  fehlt.  —  Naville  will  natürlich 
auch  hier  wieder  der  Herkunftsangabe  keinen  Wertli  beimessen ,  trotzdem  eine 
solche,  wie  ich  gezeigt  habe,  immerhin  aufsergewöhnlich  ist  und  auch  in  kcMuem 
der  uns  sonst  überkommenen  Todtentexte  von  anderen  Königen  jemals  dem 
Namen  des  Königs  zugefügt  erscheint.  Naville  hält  mir  entgegen,  es  sei  doch 
undenkbar,  dafs  Amenoplns  IL,  der  seinem  Vater  TJiutmosis  III.  das  Todtenbuch 
besorgt  hat,  einen  solchen  Zusatz  (»geboren  von  der  Königsmutter  Isis«)  ge- 
braucht hätte,  wenn  daraus  die  bürgerliche  Herkunft  Thutmosis'  III.  zu  er- 
kennen gewesen  wäre.  Dieser  Einwand  widerlegt  sich  von  selbst  durch  das 
Beispiel  der  Könige  der  13.  Dynastie,  die  ihre  bürgerliche  Herkunft  seilest  oft 
und,  wie  es  scheint,  mit  einem  gewissen  Stolze  in  derselben  Weise  durch  den 
Zusatz  »erzeugt  vom  Gottesvater  X«  oder  »geboren  von  der  Königsmutter  Y« 
])etonen.  Erzählt  nicht  auch  Haremheb  seine  Vergangenheit  als  Staatsbeamter 
vor  seiner  Berufung  zur  Königswürde,  und  gedenken  nicht  die  Könige  Ty  und 
Hre-hor  ihrer  ehemaligen  Priesterwürde  (»göttlicher  Vater«  und  »erster  Prophet 
des  Amon«)  in  ihren  Königsnamen'?  Haben  nicht  auch  andere  Herrscher  stets 
auf  ihre  unkönigliche  Herkunft  etwas  gelialten,  in  dem  Bewufstsein,  nur  der 
eigenen  Kraft,  nicht  der  ihrer  Vorfahren  die  Königswürde  zu  A^erdanken?  Warum 
sollte  also  Amenoplns  IL  niclit  einen  Ausdruck  gel)raucht  haben,  der  doch  die 
Achtung  vor  der  Bedeutung  seines  Vaters  nur  heben  konnte? 

Aus  welchem  Grunde  nun  aber  auch  Amenophis  II.  seinem  Vater  den  un- 
gewöhnlichen Zusatz  beigelegt  haben  mag,  eins  ei-giebt  sich  jedenfalls  daraus, 
wie  auch  Maspero  und  Naville  zugeben:  Thutmosis' III.  Mutter  Isis,  die  hier 
keinen  Königinnentitel  erhält  und  nicht  einmal  der  Ehre  des  Namensringes  ge- 
würdigt wird,  nahm,  wenn  sie  ül)erhaupt  dem  Harem  eines  Königs  angehörte, 
einen  so  untergeordneten  Rang  darin  ein,  dafs  iln'  Sohn  an  und  für  sich  keine 
Ansprüche  auf  den  Thron  hatte.  Dafs  er  deiinocli  den  Tln-on  bestieg,  ist  nach 
meiner  Auffassung  ebenso  wie  bei  Thutmosis  1.  durcli  seine  Heiratb  mit  der 
erbberechtigten  Prinzessin  erreicht  worden. 


30  KiRT  Seihk:  Alles  ii.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXX^■1.  Band. 

II.  Die  Ersetzung  der  Namen  der  Makere  durch  die  anderer  Könige. 

Der  Kernpunkt  meiner  Untersuchung  war  die  Frage  nacli  den  Urliehern 
der  verschiedenen  Ersetzungen  der  Namen  der  Königin  durch  die  Namen  Thut- 
mosis'  II.  imd  I.  gewesen.  Seit  dem  Erscheinen  meiner  Arbeit  ist  das  Material 
tur  diese  Frage  namentlicli  durch  Naa'ille's  Ausgrabungen,  zum  Theil  jedoch 
auch  durch  bessere  Erkenntnii's  sclion  frülier  bekannter  Denkmäler  niclit  un- 
wesentlich  bereichert   worden. 

Thutmosis"  I.  Name  findet  sich  zunächst  allein  an  Stelle  des  Namens  der 
Makere  eingesetzt  sehr  wahrscheinlich  in  der  Darstellung  Nav.,  Dereib.  1  14. 
nach  der  weiblichen  Form  des  Titels  |  -^  I  und  dem  weiblichen  Suffix  in  dem 
Satze  "^^^  A-?-  »damit  sie  mit  Leben  beschenkt  sei«  zu  schlielsen  (vergl.  Stein- 
DORFF  in  Baedf.ker's  Ägypten  181)7,  28B).  Naville  behauptet  dagegen,  dals  der 
Name  Thutmosis"  I.  liier  ohne  allen  Zweifel  ursprünglich  sei;  er  will  den  weib- 
lichen Titel  als  Schreibfelder  ansehen;  das  weibliche  Suffix,  von  dem  er  gar 
nichts  erwähnt,  wird  er,  wie  auf  dem  P^benholzschrein  (s.  u.),  auf  die  Königin 
in  absentia  beziehen  wollen,  so  dafs  also  »Darbringen  von  Ojifern  (durch  Thut- 
mosis I.),  damit  sie  (die  Makere)  mit  Leben  beschenkt  sei«  zu  übersetzen  wäre. 
Dals  diese  Auffassung  unzulässig  ist,  wird  Niemand,  der  mit  den  Formeln  der 
Tempelinschriften  vertraut  ist,  zweifelhaft  sein,  da  überall  das  Subject  eines 
solchen  Satzes  entweder  (in  der  18.  Dynastie,  wie  es  scheint,  stets)  auf  den 
handelnden  König  (z.  B.  LD.  III,  230.  576)  oder  seltener  auf  den  empfangenden 
Gott'),  niemals  auf  eine  dritte  ungenannte  Person  geht.  Wenn  der  zweifellos 
ursprüngliche  Thutmosis IIL  bei  N.w.,  Dereib.  II  i.ö  und  LD.  III,  '2'SS  (s.  S.  117, 
2   meines  Buches)    ein  Opfer  darbringt  A-V-  »dnniit  sie  mit  Leben  beschenkt 

sei«,  .so  liegt  da  eben  ein  Schreibfehler  vor  (für  ^^),  wie  olien  das  |  ^^  I  nach 
Naville  ein  Schreibfehler  sein  soll  und  wie  solche  in  der  That  vielleicht  auch 
sonst  zu  belegen  sind  (vergl.  S.  93  oben  meines  Buches).  Was  Navilles  Be- 
hauptung von  der  Ursprünglichkeit  Thutmosis"  I.  aber  wenig  wahrscheinlich 
macht,  ist,  dafs  hier  nicht  nur  eine,  sondern  zwei  weibliche  Formen  versehent- 
lich angebracht  sein  müfsten.  Vielleicht  läfst  sich  die  ganze  Streitfrage  durch  die 
leider  noch  unpublicirte  Rede  des  Gottes   an   den  opfernden  König  entscheiden. 

Thutmosis  I.  und  Thutmosis  II.  kommen  zusammen  eingesetzt,  wie  so 
oft  im  Tempel  von  Medinet  Habu,  auch  im  Tempel  von   Derelbahri  vor: 

1 .  Auf  <ler  inneren  Umrahmung  der  Thür  zur  Kammer  X  erscheinen  nach  Na- 
ville (Dereib.  I  Text  p.  3)  »die  Namen  Thutmosis'  I.  und  IL,  aber  nicht  die  der 
Königin«.  Nach  Lep.sius'  Notizen  ist  der  Name  Thutmosis'  II.  auf  dem  Architrav 
und  dem  rechten  Pfosten   nicht  ursprünglich ,   sondern   erst  aus  dem  der  Makere 

')    Unter   Ramses  III.    findet    sich    nach    Lf.psics    in    Medinet   Habu    oft  A  T" '  "°  '^®'' 

König  einer  Göttin  opfert.  In  diesem  Falle  ist  natürlich  »damit  sie  mit  Leben  beschenke-  zu 
übersetzen.     Zur  grammatischen   Krklärung  der  Formel  siehe  meine  Fonnenlclire  §  74t),  2.   201. 


1S98.]  KiRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Gescliiclitc  d.  Tlirunstrcitigkeilen.  ol 

verwandelt,  wie  auch  die  von  ilnn  mitgetheilte  Inschrift  des  Thürpfostens  (s. 
lue  beigegobcne  Taf.  la)  bestätigt;  demnach  wird  aucli  der  Name  Thutmosis'  I., 
den  Lepsius  nicht  erwälmt  mid  der  wohl  auf  dem  anderen  Pfosten  steht,  in 
Walirheit  ebenso  an  Stelle  dessen  der  Makerc  eingesetzt  sein,  wie  in  Medinet  Ilabu. 
2.  Die  Inschriften  des  Ebenliolzsclireins,  den  Naville  im  Tempod  von 
Derelbahri  gefunden  hat  und  der  sich  jetzt  im  Museum  von  Gizeli  })efindet, 
sind  für  Naville  der  beste  Beweis  für  eine  gemeinsame  Regierung  Thutmosis'  II. 
und  der  Makore.  weil  in  ilmen  neben  den  Namen  Thutmosis' II.  weibliche  Formen 
vorkommen,  die,  wie  er  richtig  bemerkt,  auf  die  Königin  zu  beziehen  sind. 
So  heifst  es  z.  B.,  »König  Thutmosis  II.  hat  es  als  sein  Denkmal  gemacht  für 
ihren  Vater  Amon-Re,  damit  sie  seinetwegen  lebe')  und  dauere  wie  Re  ewiglich« 
(Nav..  Dereib.  II  27  und  ähnlich  ib.  25  =  27,  wo  das  Suffix  _»_  in  !<.=_  und 
-^g>-  ausgemeifselt  ist);  oder  »König  Thutmosis  II.  geliebt  vom  Amon-Re,  mit 
Leben,  Dauer,  Glück  und  Gesimdheit  beschenkt,  indem  sich  ihr  (_„_  ausge- 
meifselt) Herz  freut")  mit  ihrem  Ka  wie  Re  ewiglich«  (ib.  2S  und  älinlich 
ib.  25  zweimal,  wo  stets  das  „  ausgemeifselt  ist).  Endlich  redet  Amon  den 
König  zweimal  so  an;  «ich  gebe  dir  (masc.  .^^)  ewige  Jahre,  wie  icli  dich 
(fem.  ° — ')  liebe«  (Nav.,  Dereib.  II  25.  2(5).  Die  UnmögHcldceit  dvv  von  Navh.li; 
vorgeschlagenen  Deutung  dieser  logischen  Ungeheuer  von  Sätzen  auf  eine  Zu- 
sammenregierung Thutmosis'  IL  und  der  nicht  genannten  Königin  Makere  liegt 
auf  der  Hand;  nach  den  mizähligen  Beispielen  dieser  stereotypen  Formeln  unter- 
liegt es  keinem  Zweifel,  dafs  sich,  wie  es  auch  die  Logik  erfordert,  die  weib- 
lichen Foriuen  und  Pronomina  auf  denselben  König  beziehen  müssen,  der  vorher 
mit  Namen  genannt  oder  angeredet  und  zum  Theil  mit  männlichen  Redeformen 
eingeführt  ist  (Thutmosis  II).  Mit  anderen  Worten,  aus  dem  Vorkommen  von  weib- 
lichen Formen  in  den  obigen  Sätzen  kann  nur  eins  geschlossen  werden,  niindich 
dafs  an  Stelle  Thutmosis'  II.  ursprünglich  eine  weibliche  Person,  also  die  Makere, 
genannt  war.  deren  Namen  dann  in  die  Thutmosis'  IL  geändert  worden  sind, 
während  die  weiblichen  Pronomina  grofsentheils  unverändert  stehen  geblieben 
sind,  wie  es  auch  anderwärts  so  oft  (z.  B.  Nav.,  Dereib.  I  18;  LD.  III,  206.  21) 
geschehen  ist.  Und  so  ist  es  in  der  That.  Wie  ich  mich  in  Borchardt's  Bei- 
sein am  Original  im  Museum  von  Gizeh  überzeugt  habe,  stehen  die  auf  den 
ersten  Blick  so  ursprünglich  sclieinenden  Namen  Thutmosis'  IL  auf  einer  leicht 
und  von  allen  Seiten  allmählich  sich  vertiefenden  Fläche.  Die  mittlerweile  er- 
.schienene  photographische  Reproduction  (Nav.,  Dereib.  II  25.  2('i)  zeigt  nun  auch 
in  den  Inschriften  deutUch  die  helleren  Stellen,  wo  ursprünglich  die  weiblichen 
Endungen  und  Suffixe  gestanden  haben,  die  .später  getilgt  worden  sind.  So  ist 
z.  B.   auf  Taf.  25   in  der  obersten  wagerechten  Zeile  noch  deutlich  zu  erkennen, 

')    ^^^  ^\    f"""    den  Dativ    des    Gottes,    der    d.-is   Leben    },'el)en    soll,    ver^l.  die    lelir- 

reiehen  Beispiele  LD.  III,  38c.  49i.  54c.  rf.  576. 

2)  Dafür,  dafs  das  Suffix  hier  nötliig  ist,  vergl.  z.B.  Nav.,  Derelb.  I  3.  4.  «.  18.  21.  23.  24 
(ausgemeifselt,  Raum  dafür  vorhanden),  II  34.  36  {i^  2  f.  sg.).  42. 


32  KcRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  CJescliiclite  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVl.  Band. 

dafs  Aci-?-^ci1  n  ^  j  dagestanden  hat.  elienda  stellt  die  Stellung  der  Z(>iclien  f^ 
im  Verliältnifs  zu  den  üTirigen  Zeielien  aufser  Zweifel,  dafs  darunter  noch,  wie 
zu  erwarten,  ein  Suffix,  natürlich  das  weibliche  _ «_ .  gestanden  haben  mufs. 
Ebenso  hat  in  den  beiden  untersten  Keihon  das  o  in  ^  (1  (1  deutliche  Spuren 
hinterlassen.  Auch  in  den  Götterdarstelhuigen  auf  der  Innenseite  der  Thür  und 
auf  den  Seitenwänden  des  Sclireines  fehlt  es  nicht  an  Spuren  weggenommener 
weiblicher  Endungen,  so  stand  auf  Taf  25  unten  links  z.B.  ^^^  statt  des 
jetzigen  ^^  da.  Auf  Taf.  2(>  sind  die  Namen  Thutmosis"  II.  zu  den  falschen 
Titeln  gesetzt  worden,  der  erste  zu"^,*»^  ,  der  zweite  zu    |T,  unter  den  Zeichen 

des    ersten    Namens  fö  '>~^~w  glaube  ich  sogar  noch  die  helleren  Stellen 

zu  sehen,   wo   die  Zeichen   h  des  zweiten  Namens    der  Makere  ||  U  _g^ 

Jfi  ^  o-estanden  hatten.  —  Alle  diese  Veränderungen,  von  denen  Naville's 
Zeichnung  (Dereib.  II,  27.  28)  und  Text  (ib.  S.  1  ft.)  nicht  die  geringste  Spur 
erkennen  lassen,  sowie  die  noch  stehengebliebenen  weiblichen  Formen  in  den 
oben  citirten  Sätzen,  Leweisen  wohl  auch  für  den,  der  das  Original  nicht  unter- 
sucht hat,  unzweifelhaft,  dafs  Thutmosis  II.  überall  erst  an  die  Stelle  der  Makere 
eingesetzt  ist,   die   ursprünglich   allein  genannt  war. 

Aufser  Thutmosis  II.  finden  wir  auf  dem  Schrein  aber  in  der  einen  Dedi- 
cationsinschrift  (Nav.,  Dereib.  II  25)  noch  einen  anderen  König  genannt,  Thut- 
mosis I.;  und  auch  dieser  ist  erst  an  Stelle  der  ursprünglich  genannten  Makere 
eingesetzt,  wie  die  weiblichen  Formen,  die  sich  auf  ihn  beziehen,  zeigen.  «König 
Thutmosis  I.  er  hat  es  gemacht  als  sein  Denkmal  für  [seinen]  Vater  Amon-Re 
aus  Ebenholz,  damit  sie  (ausgemeifselt)  seinetwegen  lebe  und  dauere  I  •¥■  l 

u  jl)  wie  Re  ewiglich.«  Navillk  will  hier  freilich  den  Namen  Thutmosis'  I. 
(    ^   ^Lj]  ^^^  ^"'  V)lofses  Versehen  des  Künstlers  für  den  Namen  Thutmosis"  II. 

f  ®  ^/vwv«  j  erklären.  Da  der  Name  Thutmo.sis"  I.  al)er  in  Medinet  Ilabu  sicher, 
durch  den  zugefügten  Horusnamen  legitimirt,  an  Stelle  der  Makere  eingesetzt 
vorkommt  (LD.  III,  27,  2),  so  ist  Naville's  Annahme  durchaus  willkürlich.  Der 
Beweis,  den  er  für  sie  zu  haben  glaubt,  dafs  dem  Namen  dieselben  Praedieate 
vorangehen  wie  dem  Namen  Thutmosis"  II.  in  der  entsprechenden  Inschrift  (auf 
Taf.  27)  '1T=-<^  q  '"^^^  °''^'n  A  I'^w'  ^^^  hinfällig:  denn  erstens  war  ja  in 
beiden  Inschriften  ursprünglich  dieselbe  Person,  die  Makere  genannt,  es  ist  da- 
her die  Gleichheit  der  Praedieate  nicht  merkwürdig,  und  zweitens  sind  die  be- 
trefi'enden  Praedieate  niclit  speciell  einem  bestimmten  Könige  (Thutmosis  II.) 
geliörende  Namen,  sondern  ganz  allgemeine  Königstitel,  die  jeder  König  des 
n.  R. ,    also    auch  Thutmosis  L,    fuhrt').      Es   ist   zu    bemerken,    dafs    der   Name 

')  Der  einzige  von  den  obigen  Titeln,  der  nielit  gair/.  gcwöliiilich  ist,  tt  nfr-luU  »der.  wel- 
cher die  weifse  Krone  genommen  hat"  (vergl.  mein  Buch  S.  "i.j  Anin.  '!),  kommt  z.  B.  vor  bei  Thut- 
mosis III.  (LI).  III,  hhh),  Amenopliis  IL,  Ramsas  IL  (Louvre  B.  19),  Psammetich  IL  ((3bel.  Campensis). 


lSi<8.1  IvvRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geseliielite  d.  'riinnistreiiiijkeiten.  80 


Thntmosis'  I.  auch  hier  wieder  derart  neben  ilciu  Namen  Tliutmnsis'  IL  (ihn 
nennt  z.  B.  das  Gegenstück  zu  der  hctreiVenden  üedicationsinschril'tl  iiin;csetzt 
erscheint,   dals  beide   Namen   nur  zu  gleicher  Zeit  eingesetzt  sein   knuncn. 

Thutniosis  II.  allein  an  Stelle  der  Makere  eingesetzt,  ist  vnii  Navii.i.k 
in  Dci-clliahri  nur  an  zwei  nevii-n  Stellen  constatirt  worden,  auf  der  llinter- 
wand  der  » north -western  hall  ot"  oflerinus«  (Nav.,  Derelli.  I  |S)  und  auf  einigen 
Blöcken,  die  seiner  Ansicht  nach  zu  der  Darstellung  des  Olieliskentransports 
auf  der  untersten  Terras.se  gehören  (Arch.  Report  for  18i)5/!K')).  Aulsenleni  er- 
weist sieh  .sein  Name  noch  auf  einigen  der  wenigen  Denkmäler,  auC  denen  er 
bisher  für  ursprünglich  gehalten  werden  konnte,  als  eingesetzt,  nruulich  erstens 
nach  SxEiNDORFF's  Bemerkung  auf  dem  Pfeiler  aus  Esneh  im  Louvre  D.  3')  (Un- 
ters. I,  S.  86),  zweitens,  wie  ich  bereits  vermuthet  hatte,  in  der  Darstellung 
LD.  III,  14  vom  dritten  südlichen  Pylon  von  Karnak,  wie  das  weibliche  Suffix 
in    dem    Satz  A  '^^ /i    »gegeben   wird  dir  das   /C/«')   zeigt. 

Thutmosis  III.   an  Stelle   der  Makere  eingesetzt  Ist  nicht  neu   zu  lielegen. 

Bei  der  Frage  nach  dem  Urheber  dieser  verschiedenen  Ersetzungen  war 
ich  zu  dem  Ergebnifs  gekommen,  dafs  nur  die  betrcfrenden  Könige  die  Ein- 
setzung ihrer  Namen  selbst  veranlafst  haben  könnten.  Denn  Thutmo.sis  III., 
dem  man  die  Einsetzung  früher  zuschrieb,  weil  man  von  ihm  allein  wufste, 
dafs  er  die  Regierung  der  Makere  überlebt  hat,  war  da,  wo  die  Namen  Thut- 
mosis" I.  und  II.  eingesetzt  sind,  schon  urs])rünglich  nel)en  der  Makere  dar- 
gestellt oder  genannt").  Diese  Denkmäler  waren  also  unter  seiner  und  der 
Makere  gemeinschaftlichen  Regierung  erriclitet  worden;  hätte  er  mm  den  Namen 
seiner  Mitregentin  auf  ihnen  tilgen  wollen,  so  hätte  er  doch  nur  seine  eii;-enen 
Namen  an  ihre  Stelle  setzen  können,  lucht  nhev  die  zweier  Könige,  die  bereits 
verstorben  waren,  als  die  Denkmäler  von  ihm  und  Makere  errichtet  wurden.  Es 
scheint  mir  deiuiiacli  geradezu  undenkl)ar,  dafs  Thutmosis  111.  dii'  Nauien  Tliut- 
mosis"  I.  und  11.  eingesetzt  hat;  sie  müssen  von  Jemand  anders  herrühren ..  und 
da  i.st  es  das  einzig  Natürliche,  an  die  betrelVendeu  Könige  selbst  zu  denken, 
wie  man  es  auch  bei  allen  ähnlichen  Fällen  gethan  hat.  Nnr  durch  eine  solche 
Annahme  verschiedener  Urheber  für  die  verschiedenen  Ersetzungen  des  Namens 
der  Königin  kann  auch  die  auffallende  Tliatsache  erklärt  werden,  dafs  die  ver- 
schiedenen Ersetzungen  jede  immer  nur  an  ganz  bestimnit(>n  Tlieilen  der  Tenqiel 
auftreten. 

Es  ist  begreiflich,  dafs  sich  Navu^le,  Griffith  und  Alle,  die  an  den  alten 
Auffassungen  über  die  Regierungsfolge  festhalten  wollen,  dieser  meines  Erachtens 
nur  natürlichen  Erklärung  Widerstand  leisten,  weil  sich  daraus  eine  vollständige 


')    Für  das  Wort  Af/ verirl.  den  Titel     „  ..Herrdri)  des  /jc/«   Dum.,   111.  11   :il. 

^)    So  in   Kiiirinicli,    Medinet   Habu,    Karnak,    Pfosten   des    südlichen    Pylons,    Derelbahri  0, 
Nischen    in  E  und  Q,    eventuell   auch    Obeliskentransportdarstellung   (Mar..    Dereib.  1 1    unter  dem 
von  Naville  publicirten  Stück)  und   »Todtencapelle  Thutmosis"  I."   (s.  unten  C'apitel  VII). 
Zcitselir.  f.  .\!:ypt.  Spr.,  XXX^^.  Rand.    1898.  ^ 


34  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 

Umordnung  der  Regierungen  ergäbe ;  denn  Thutmosis  I.  und  II.  müfsten  danach 
noch  nach  der  gemeinschaftlichen  Regierung  Thutmosis'  ITI.  und  der  Makere  am 
Lehen   gewesen  sein  und  regiert  haben. 

N.WILLE  stöfst  sich  bei  dem  Gedankengang,  der  niicli  zu  dem  oben  aus 
einander  gesetzten  Ergebnifs  führte,  zunächst  daran,  dal's  Thutmosis  III.  der 
3Iiterbauer  der  Denkmäler  der  Makere  gewesen  sein  solle.  Er  l)etont  dem- 
gegenüber seine  untergeordnete  Rolle  und  sein  Fehlen  auf  vielen  Denkmälern 
der  Königin,  insbesondere  in  den  Dedicationsinschriften  und  auf  den  Griaid- 
steingeräthen.  Es  ist  aber  klar,  dafs  die  Art  des  Verhältnisses  der  beiden  Mit- 
regenten für  unsere  Frage  völlig  belanglos  ist.  Es  genügt  die  Thatsache,  dafs 
Thutmosis  III.  an  nicht  wenigen  Stellen  schon  ursprünglich  genannt  war,  wo" 
die  Namen  der  Königin  in  die  Namen  Thutmosis'  I.  und  II.  verwandelt  worden 
sind.  Dadurch  wird  unzweifelhaft  für  ihn  ein  Antheil  an  der  Königsherrschaft 
l)ewiesen  für  eine  Ztnt,  bevor  diese  Änderungen  vollzogen  wurden;  je  weniger 
aber  dieser,  dadin-ch  als  tliatsächlich  bezeugte,  Antheil  auf  den  betreffenden  Denk- 
mälern hervortritt,  desto  unwahrscheinlicher  ist  es,  dafs  Thutmosis  III.  hier 
die  Namen   anderer  Könige  und  nicht  seine  eigenen   eingesetzt  hätte. 

Doch  läfst  Naville  auch  diesen  letzten  Schlufs  nicht  gelten:  er  meint,  es 
sei  sehr  wohl  denkbar,  dafs  Thutmosis  III.  den  Namen  seines  Vaters  Thut- 
mosis" II.  eingesetzt  habe,  um  dadurch  eine  Zusammenregierung  von  Vater  und 
Sohn,  wie  sie  in  der  12.  Dynastie  üblich  war,  darzustellen.  Da  aber  Naville 
selbst  nicht  glaubt,  dafs  Thutmosis  II.  mit  Thutmosis  III.  in  Wirklichkeit  zu- 
sammen regiert  hat,  noch  auch,  dafs  er  während  der  Regierung  des  Letzteren  mit 
der  Makere  noch  am  Leben  gewesen  ist,  so  würde  Thutmosis  III.  jene  Zu- 
sammenregierung mit  seinem  Vater  einfach  erdacht  und  dabei  auch  noch  einen  ' 
Anachronismus  begangen  haben  müssen,  da  der  angebliche  Vater  längst  ver- 
storben gewesen  war,  als  er  (Thutmosis  III.)  den  Thron  bestieg.  Die  Unwahr- 
sclieinlichkeit  dieser  Erklärung  scheint  mir  so  klar  zu  Tage  zu  liegen,  dafs  es 
keines  Wortes  weiter  bedarf. 

Ein  ferneres  Bedenken  Naville's  gegen  meine  Annahme,  dafs  die  Könige 
ihre  Namen  selbst  eingesetzt  haben,  ist,  dafs  Thutmosis  I.  und  II.  in  Medinet 
Habu  mitten  durch  einander  eingesetzt  erscheinen.  Er  fragt,  weshalb  der,  welcher 
von  ihnen  zuerst  gekommen  sei,  nicht  alle  Darstellungen  einer  Wand  oder  alle 
Inschriften  einer  Thür  für  .sich  in  Beschlag  genommen  habe,  und  statt  dessen 
hier  und  da  welche  iiir  den  Andei'en,  der  später  kam,  übrig  gelassen  habe. 
Diese  Frage  ist  Ijereits  von  mir  in  meinem  Buche  und  oben  l)ei  der  Besprechung 
des  Ebenholzschreins  beantwortet  worden:  Thutmosis  I.  und  IL  haben  sich 
nicht  nach  einander,  sondern  gleichzeitig  zusammen  als  Mitregenten  eingesetzt, 
wol)ei  Thutmosis  I.  ein  ähnlicher  Antheil  gewährt  wurde,  wie  ihn  Thutmosis  III. 
in   den   ursprünglichen  Sculpturen   der  Makere  gehabt  hatte. 

Meine  Bemerkung  endlicli,  dafs  die  verschiedenen  Arten  der  Namenser- 
setzungen   nur   an   ganz   bestimmten  Stellen   vorkämen,    weist  Naville   mit  der 


18i>8.]  KiRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Gescliiclite  il.  Tliroiistreitigkeiten.  35 

Bohauptung  zurück,  dafs  sich  Thutmosis  II.  im  Gegentlieil  sehr  oft  eingesetzt 
lande.  Hier  hat  mich  Nayille  augenscheinlicli  milsverstanden ;  denn  meine  Be- 
merkung bezog  sieh  nicht  auf  die  Häufigkeit,  sondern  auf  die  räuinliclic  Schei- 
(hmg  der  verschiedenen  Ersetzungsarten  in  den  Tempehi,  die  eben  aucli  darauf 
fülirt,  dafs  sie  xon  verschiedenen  Urhebern  und  zu  verschiedener  Zeit  lierrüliren 
müssen.  Ich  habe  in  meinem  Buche  diese  räumliche  Scheichuig  an  (k^n  Räu- 
men des  Tempels  von  Medinet  Ilabu  gezeigt.  Naville's  Pu1)lieation  (Derelbaliri) 
bestätigt  dasselbe  für  den  Tempel  von  Derelbaliri.  Die  Darstellungen  und  In- 
schriften der  Makere  im  sogenannten  Anubisspeos  sind  alle  in  der  radicalen 
Weise  getilgt  und  geändert,  über  die  unten  noch  nälier  zu  sj)rechen  ist;  aueli 
die  Darstellungen  der  Jugendzeit  der  Königin  sind  einlach  zerstört  ohne  Namens- 
einsetzungen,  desgleichen  die  der  Puntexpedition ,  luid  ebenso  in  der  »north- 
western  hall  of  offerings« ,  wo  Thutmosis  II.  nur  einmal  an  der  Ilinterwand 
eingesetzt  erscheint;  auf  dem  Ebenholzschrein  ist  überall  Tluitmosis  II.  und  mit 
ihm  Thutmosis  I.  eingesetzt,  in  der  Kammer  0  überall  Thutmosis  II.  allein,  in 
der  Halle  P  nur  Thutmosis  111.  oder  kein  Name,  wo  dieser  König  schon  lu'spniiig- 
lich   hinter  der  Makere   stand. 

Als  Bestätigung  für  meine  Tlieorie,  dafs  Tluitmosis  II.  seinen  Namen  selbst 
eingesetzt  habe,  hatte  ich  die  von  Lepsius  herrührende  Bemerkung  angeführt, 
dafs  die  Thür  mit  den  ursprünglichen  Namen  Thutmosis"  II.  im  Tempel  von 
Kummeh  erst  später  in  die  Wände  eingesetzt  sei,  deren  Darstelhingen  Thut- 
mosis III.  und  Makere,  die  letztere  in  Thutmosis  II.  verwandelt,  nennen.  Na- 
viLLE  weist  dies  zurück,  weil  die  Darstellungen  der  Wände  von  der  späteren 
Thür  nicht  durchschnitten  würden,  sondern  sie  berücksichtigten,  demnach  jünger 
als  die  Thür  sein  müfsten ;  da  diese  von  Thutmosis  II.  lierrühre ,  könne  er  seine 
Namen  also  nicht  selbst  an  Stelle  derer  der  Makere  in  den  Darstellungen  ein- 
gesetzt hal)en,  welche  zu  seiner  Zeit  noch  nicht  existirten.  Diese  Widerlegung 
trifi't  aller  nur  scheinliar  zu.  Denn,  wie  die  Skizze  auf  Taf  III  (nach  Otto 
Georgi's  Originalzeichnungen)  zeigt,  ist  Tliutmosis'  II.  Thür  a  a  a  a  aus  beson- 
deren Steinen  in  einen  l)ei  Anlage  der  Mauer  ausgesparten  Durchgang  b  />  h  b  ein- 
gesetzt, dessen  Seiten  ebenso  wie  bei  der  benachbarten  alten  Thür  cccv  (von  Thut- 
mosis III.  auf  beiden  Seiten  beschrieben)  (hnch  die  Knden  der  Wandblöcke  ge- 
bildet wurden.  Auf  diesen  älteren  Durchgang  bbhh,  nicht  auf  die  darin  eingesetzte 
Thür  aaaa,  nehmen  die  Wanddarstellungen  Rücksiclit.  Dafs  die 'i'heile  dieser 
später  eingesetzten  Thür  später  als  die  Wände  beschrieben  sein  werden,  ist  an 
sich  walu-scheinlich,  da  wie  gesagt  die  Tliüren  im  Allgemeinen  zuletzt  be- 
schrieben  zu  werden   ptlegten').     Es   wird    in    unserem   Falle,    wie   Lepsus   sclion 


1)  Nach  der  Zeichnung  sclieint  es,  dafs  der  Stein,  der  iiljer  dem  Aicliitrav  Hegt  iiiid  daher 
vermuthlich  erst  nach  der  Einsetzung  der  Thür  an  seine  .Stelle  versetzt  sein  wird,  in  der  That 
nur  rechts,  nicht  links  sculpirt  ist,  wo  er  die  linke  Darstellung  von  Thutmosis  III.  unterbricht, 
nicht,  wie  rechts  die  Darstellung  der  getilgten  und  von  Thutmosis  11.  verdrängten  Makere.  ergänzt 
(vergl.  die  Skizze). 


36  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 

richtig  bemerkt,  vielleicht  auch  dadurch  bestätigt,  dafs  die  Rückseite  der  Thür 
noch  immer  unbeschrieben  geblieben  ist.  Giebt  die  Thür  nun  auch  keinen 
klaren  Beweis  für  meine  Theorie,  so  passt  sie  doch  vorzüglich  dazu;  etwas 
Anderes  habe  ich  auch  nicht  von  ilir  erwartet,  als  ich  sie  zur  Bestätigung 
heranzog. 

Dagegen,  ilals  Thutmosis  II.  seine  Namen  selbst  an  Stelle  der  Makere  ein- 
gesetzt haben  soll,  führt  Naville  weiter  die  von  ihm  veröftentlichte  Darstellung 
des  Obeliskentransports  in's  Feld,  bei  der  zweimal  der  Name  Thutmosis'  II. 
eingesetzt  erscheinen  soll  und  die  nach  meiner  Theorie  daher  aus  der  Zeit  vor 
seiner  Regierung  stammen  müfste.  Da  nun  aber  in  einer  der  zugehörigen  In- 
schriften davon  die  Rede  ist,  dafs  die  den  Obeliskentransport  geleitenden  Truppen 
in  T^"-^='^^^.  d.i.  dem  östlichen  Theben,  landeten,  so  bezieht  Naville  die 
Darstelhmg  auf  die  Karnaker  Obelisken;  da  diese  aber  in  den  Jahren  15 — 16 
der  Makere  und  sicher  erst  in  der  Zeit  nach  Thutmosis'  IL  Tode  hergestellt 
worden  sind,  so  hält  Naville  es  damit  für  bewiesen,  dafs  Thutmosis  II.  seine 
Namen  in  der  Darstellung  des  Transports  dieser  Obelisken  nicht  selbst  eingesetzt 
haben  kann.  Naville's  Schlufs  ist  aber  ganz  gewifs  falsch.  Denn  erstlich  ist 
von  vorn  herein  anzunehmen,  dafs  die  01)elisken,  deren  Transport  und  Auf- 
stellung im  Tempel  von  Derelbahri  abgebildet  worden  ist,  zu  keinem  anderen 
Tempel  als  zu  diesem  gehörten.  Auch  Naville  sell)st  hat  die  Obelisken  in 
seinem  Introductory  meinoir  (p.  4)  für  die  Obelisken  des  Tempels  von  Derel- 
bahri gehalten,  deren  Basen  noch  Wilkinson  vorgefunden  hatte.  -Aber  ange- 
nommen, es  seien  wirklich  andere  Obelisken,  die  fiir  einen  Ttmpel  des  öst- 
lichen Thebens  bestimmt  Avaren,  so  brauchen  es  deshalb  doch  noch  nicht  die  ' 
bekannten  vom  Jahre  lö/lß  zu  sein.  Es  könnten  ja  auch  ebenso  gut  diejeni- 
gen gewesen  sein,  von  denen  die  Spitze  im  Garten  des  Museums  von  Gizeh 
stammt.  Sie  soll  nach  dem  Katalog')  auch  aus  Karnak  kommen  und  zeigt  auf 
allen  vier  Selten  die  Makere  in  einen  Opfertiseh  verwandelt  vor  Amon  (s.  die 
Abb.  a  auf  der  beigegebenen  Taf.  II),  weist  also  die  erste  Verfolgungsart  auf, 
die,  wie  ich  gezeigt  habe  (s.  u.),  wahrscheinlich  der  Regierung  Thutmosis'  II.  vor- 
angegangen  ist. 

Zu  diesen  Möglichkeiten,  die  wohl  die  Beweiskraft  der  Darstellung  ge- 
nügend widerlegen,  kommt  endlich  noch  ein  Zweifel,  den  icli  nicht  unter- 
drücken kann.  Ist  es  wirklich  sicher,  dafs  die  beiden  von  Naville  auf  der 
obersten  Terrasse  gefundenen  Blöcke  mit  dein  eingesetzten  Namen  Thutmosis' II. 
zu  der  Darstelhmg  des  Obeliskentran.sports  auf  der  untersten  Terrasse  gehört 
haben  müssen?  An  allen  anderen  Stellen  dieser  Darstellung  und  in  den  Nacliljar- 
darstellungen  (Mar.,  Dereib.  11;  Steindorff  in  Baedeker's  Ägypten  1897,  S.  280) 
sind  die  Namen  der  Königin  stets  nur  getilgt,  niclit  in  die  Thutmosis"  II.  oder 
eines  anderen  Königs  verwandelt.     Sollten  da  die  beiden  Blöcke  mit  dem  Namen 


')    Thude,  Führer  S.l,  wo  es  irrig  mit   dciii    1,1).  111.  22   vei'üfi'entliclitfii  identifieirt  wii'd. 


1898.]  Kurt  Sethe:  Altes  ii.  Neues  z.  Geschichte  d.  Tliroiisireitigkeiten.  B  ( 

Tliutinosis'  II.  nicht  doch  am  Ende  von  Naville  mit  Unrecht  von  der  obersten 
Terrasse  heruntera:eholt  sein  und  in  Wahrheit  zu  einer  der  zerstörten  Scliiffs- 
darstellungen ,  die  auch  auf  dieser  Terrasse  vorhanden  waren,  gehcirt  haben, 
zumal  hier  in  der  That  der  Name  Thutmosis'  II.   oft  genug  eingesetzt  vorkommt? 

Dafs  Tlmtmosis  II.  seinen  Namen  selbst  eingesetzt  habe,  soll  nach  Naville 
lerner  unmöglich  sein  in  der  Kammer  0  von  Derelbahri  (s.  Unters.  I,  S.  3B/34. 
97,  (')).  Diese  sei  wie  die  Halle  P  jünger  als  der  Hof  £"  und  stamme  wie  die.se 
Halle,  in  der  Thutmosis  II.  als  Verstorbener  erscheint,  erst  aus  (h'r  Zeit  nach 
seinem  Tode,  während  der  Hof  £"  noch  während  seiner  Regierung  angelegt  sei, 
da  er  in  ihm  überall  lebend  vorkomme.  Ich  kann  diesem  Gedankengang  nicht 
beipflichten.  Dafs  die  Räume  0  und  P  jünger  als  die  aufgebauten  Wände  des 
Hofes  E  sind,  scheint  mir  nach  dem  Plane  nicht  noth wendig,  mag  sich  aber 
durch  Betrachtung  an  Ort  und  Stelle  als  nothwendig  ergeben.  Dafs  die  Halle  P 
erst  nach  dem  Tode  Thutmosis'  II.  angelegt  worden  ist,  bestreite  ich  aber 
direct:  sie  ist  meiner  Meinung  nach  ebenso  wie  der  Hof  ^  und  die  Räume  0 
und  Q  bereits  vor  seiner  Regierung  angelegt,  aber  wie  der  Raum  Q  (mit  Aus- 
nalime  seiner  Nischen)  erst  nach  seinem  Tode  ausgeschmückt  worden.  (Jb  Thut- 
mosis IL,  wie  Naville  behauptet,  im  Hofe  E  als  lebender  König  ursprünglich 
vorkommt,  ist  noch  zweifelhaft.  Bisher  ist  er  dort  nur  in  Inschriften,  die  ur- 
.sprünglich  Makere  und  Thutmosis  III.  nannten,  entweder  übergesetzt  (Unters.  I, 
S.  9H)  oder  ursprünglich,  dann  aber  anscheinend  verstorben  (LD.  III,  17«)  nach- 
gewiesen. Aber  selbst  wenn  er  wirklich  an  einzelnen  Stellen  des  Hofes  E  lebend 
imd  ursprünglich  vorkäme,  so  würde  das  doch  für  die  Zeit  der  Aussclimückung 
des  Raumes  0  ebenso  wenig  beweisen  wie  für  die  der  llinterwand  des  Hofes  E, 
auf  der  die  Namen  der  Makere  ebenso  wie  im  Räume  O  dtireh  die  'i'hutinosis'  II. 
ersetzt  sind. 

Indessen  ist  Naville  selbst  keineswegs  der  Meinung,  dafs  Thutmosis  III. 
die  Tilgung  und  Ersetzung  der  Makere  veranlafst  liat,  sondern  er  hält  die  Zer- 
.störungen  für  das  Werk  Amenophis"  IV.  und  seiner  Anhänger,  die  Namen.sein- 
setzungen  dagegen  für  das  der  Rame.s.siden  (Sethos' I.,  Ranises' II.) ,  die  ja  be- 
kanntlich die  von  Amenophis  IV.  verletzten  Denkmäler  vielfach  wiederhergestellt 
haben.  Was  konnte  aber  Amenophis  IV.  veranlassen,  die  Makere,  die  etwa 
100  Jahre  vor  ihm  regiert  hatte,  so  erbarmungslos  zu  verfolgen,  und  was  die 
folgenden  Könige  der  19.  Dynastie,  sie  bei  der  Restanrirung  niclit  wiederher- 
zustellen? Naville  erklärt  die  angebliche  Verfolgung  durch  Amenophis  IV.  theils 
daraus,  dafs  die  Figur  der  Königin  in  den  Darstellungen  so  nalie  bei  dem  ver- 
hafsten  Amon  gestanden  hätte,  dafs  sie  (also  uiiab.sichtlich?)  bei  der  Verfolgung 
dieses  Gottes  in  Mitleidenschaft  gezogen  wurde,  theils  daraus,  dals  sie  durch  ilire 
grofsartige  Verehrung  vor  Amon  und  durch  ihre  Legende  von  ilirer  Erzeugung 
durch  diesen  Gott,  den  blinden  Ilafs  des  fanatischen  Reformatorkönigs  auch 
auf  sich  gelenkt  habe.  Glaubt  aber  Naville  im  Ernst,  dafs  die  Königin  sich 
in   den    üblichen    Darstellungen    weniger    weit   von    der  Figur    des    Amon    habe 


38  KvRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVl.  Band. 

darstellen  las.sen  als  andere  Könige?  Glaubt  er  wirklich .  dafs  ihre  Verehrung 
vor  Anion  grölscr  gewesen  sei  als  die  anderer  Könige,  und  dals  nicht  auch 
sdion  vor  ihr  andere  Könige  die  uralte  Auffassung,  dafs  der  König  der  Sohn 
des  Gottes  sei,  in  derselben  Weise  illustrirt  haben  wei-den,  wie  es  die  Königin 
in  der  mittleren  Colonnade  gethan  hat?  Dafür,  dafs  die  Könige  der  19.  Dynastie 
die  von  Amenophis  IV.  verfolgte  Königin  bei  der  Restaurirung  der  Denkmäler 
nicht  wieder  in  ihre  Rechte  eingesetzt  halben,  braucht  Naville  natürlich  einen 
anderen  Grund.  Er  nimmt  an.  man  habe  damals  an  dem  Erscheinen  einer  Frau 
nul'  dem  Thron  Anstofs  genommen,  wie  ja  auch  die  Weglassung  der  Makere 
in  den  Königslisten  zeige.  Dieses  Argument  ist  leicht  durch  das  Beispiel  der 
Skemiophris  zu  widerlegen,  die,  obwohl  ein  Weib,  dennoch  in  den  Königslisten 
der  IS).  Dynastie  ohne  jedes  Bedenken  aufgeführt  wird  und  die  ebenso  auch 
bei  Manethos  erscheint,  während  die  Makere  auch  hier  wieder  fehlt,  obgleich 
Manethos  oft  genug  Frauen  als  Regentinnen  auffuhrt.  Aber  auch  diese  angeb- 
liche Abneigung  der  Ramessiden  gegen  die  Makere  zugegeben,  was  konnte 
Ramses  II.  dazu  veranlassen,  nicht,  wie  es  natürlich  gewesen  wäre,  Thvitmosis  III., 
der  auf  den  betreftenden  Denkmälern  neben  der  Makere  erschien,  einzusetzen?; 
Aveshalb  zog  er  ihm  Könige  vor,  die  auf  den  betreffenden  Denkmälern  kein 
einziges  Mal  genannt  waren?  Thutmosis  III.,  der  grofse  P^roberer,  stand  Ram- 
ses II.  doch  gewifs  viel  näher  als  der  unbedeutende  epliemere  Thutmosis  II. 
und  der  zeitlich  von  ihm  noch  weiter  zurückliegende  Thutmosis  I.  Sethos  I. 
und  Ramses  II.  hal)en  nun  aber  bei  der  Wiederherstelhmg  der  von  Amenophis  IV. 
zerstörten  Denkmäler  auch  gerade  Thutmosis  II.  mehrfach  selbst  verdrängt 
(Pierret,  Rec.  II  43;  LD.  III,  15.  27,  12),  lassen  also  von  einer  besonderen  Hoch- 
achtung vor  ihm,  wie  sie  zur  Erklärung  der  NAvu,LE"schen,  Annahme  erforder- 
lich wäre,  keine  Spur  erkennen. 

Naville's  Annahme,  dafs  es  Ramses  II.  gewesen  sei,  der  bei  seinen  Restau- 
rirungsarboiten  in  Derelbahri  (und  also  auch  anderwärts?)  die  Namen  Thut- 
mosis" I.  und  II.  eingesetzt  hal)e,  wird  aber  auch  recht  vmwahrscheinlich,  wenn  man 
sich  einmal  die  Inschriften  daraufhin  genauer  ansieht.  Oft  genug  ist  in  Derel- 
bahri gerade  da,  wo  die  Götternamen  und  -darstellungen  (zum  Theil  laut  den 
Restaurirungsvermerken  von  Ramses  II.)  restaurirt  sind,  kein  Königsname  ein- 
gesetzt, so  /..  B.  im  Altarhof,  in  der  mittleren  Säulenhalle  (Jugendzeit,  Punt- 
expedition),  und  umgekehrt  sind  geradi'  da.  wo  Thutmosis  II.  eingesetzt  ist, 
die  Götter  zwar  restaurirt  worden,  es  steht  aber  nicht  da,  dafs  dies  von  Ramses  II. 
besorgt  worden  ist.  —  Dafs  die  Einsetzung  der  Königsnamen  Thutmosis"  I. 
und  II.  von  dem  herrührt,  der  die  unter  Ameno]ihis  IV.  zerstörten  Götternamen 
wiederhergestellt  hat,  ist  aber  auch  deshalb  sehr  unwahrscheinlich,  weil  dieser 
von  dem  zerstörten  zweiten  Schilde  der  Makere  oft  nur  das  (1  ,  mit  dem 
dieser  Name  begonnen  hatte,  wiederhergestellt  hat  (z.  B.  Mar.,  Dereib.  7)  und 
dabei  nicht  selten  so,  dafs  es  auf  das  alte  Königsschild  gar  keine  Rücksicht 
nimmt  (s.  unten  Taf.  Ir.  d  =  Unters.  I,  S.  i)2/r.   !)7).     Bisweilen   ist  von  ihm  das 


1.S9N.1  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  ■/..  Gescliiclitc  d.  Tlii-onstreitiü;lii'itcii.  39 

(1  auch  in  dem  falschen  Schikle  restaurirt  worden,  wie  z.B.  Nav.,  Dcrclli.  IT  42. 

Das  scheint  doch  zu  beweisen,  dafs  es  dem  Restaurator  gar  nicht  dnraul"  an- 
kam, die  Namen  der  Könige,  sondern  einzig  und  allein  die  der  Götter  wieder- 
herzustellen, ob  nun  dadurch  der  Zusannnenhang  der  Inschriften  wiederherge- 
stellt oder  gar  zerstört  wurde').  Damit  stinnnt  es  denn  auch  ganz  überein,  dafs 
er  die  alten  Königsnamen  nicht  selten  für  sich  in  Beschlag  ninunt  (Unters.  I, 
S.  15  oben;  Mak.,  Dereib.  6)  und  dafs  er  seinen  Restaurirungsvermerk  ("Erneue- 
rung des  Dcidcmals,  die  König  Ramses  II.  gemacht  hat«)  mitten  in  die  alten 
Inschriften  setzt,  nicht  selten  so,  dafs  er  die  alten  Schriftzeichen  durchschneidet 
(Nav.,  Dereib.  II  47  ft'.).  Nach  diesen  Anzeichen  ist  es  schon  recht  wenig  wahr- 
scheinlich, dafs  derselbe  Restaurator  an  anderen  Stellen  die  Königsnainen  der 
Makere  in  die  der  Könige  Thutmosis'  I.  und  II.  geändert  Iiaben  soll.  Geradezu 
unmöglich  scheint  es  bei  der  Inschrift  des  rechten  Thürpfostens  der  Kammer  X 
von  Derelbahri  (s.  Taf.  Ifl).  Hier  sind  die  sogenannten  Vornamen  und  das  zwei- 
mal wiederkehrende  erste  Schild  der  Makere  in  die  ents]ireclienden  Namen 
Tliutniosis'  II.  verwandelt,  nur  das  zweite  Schild,  das  mit  dem  Namen  des 
Amon  begonnen  hatte,  nicht,  an  seiner  Stelle  ist  vielmehr,  wie  in  den  eben 
beigebrachten  Beispielen,   allein   der  Name  des  (1  restaurirt  (ohne  Rücksicht 

auf  das  ehemalige  Schild),  der  Rest  einfach  freigelassen.  Statt  des  ursprüng- 
liclien  »Tochter  des  Amon-Re  Hniiit-iiim-H<^t-Spsid^^  steht  jetzt  da:  \\  y 
^^ö  Pü-  Nach  Naville  würde  diese  blofse  Wiederherstellung  des  Amon 
an  Stelle  des  zv/eiten  Schildes  und  die  Ersetzung  der  anderen  Namen  durch 
die  Thutmosis'  IL  von  einem  und  demselben  Urheber  (Ramses  II.)  herrühren.  Ver- 
gebens fragt  man  sich,  weshalb  hier  das  zweite  Schild  niclit.  wie  sonst,  mit- 
ersetzt ist.  Es  mufs  für  diese  verschiedenartige  Behandlung  doch  ein  Grund 
vorgelegen  hai)en.  Und  der  ergiebt  sich  von  selbst,  wenn  man  mit  mir  an- 
nimmt, dafs  die  Namen  Thutmosis'  II.  schon  vor  Amenophis  IV.  eingesetzt  worden 
sind:    es  hat  dann  das  zweite  Schild,    in   dem  das  \\  bei    der  Namensände- 

rung wie  so  oft  beibehalten  worden  war  (vergl.  Unters.  I,  S.  1 15  Anni.l),  unter 
der  Amons-Verfolgung  durch  Amenophis  IV.  leiden  müssen,  während  die  anderen 
Namen  verschont  wurden,  weil  sie  keinen  Götternamen  aufser  dem  officiell  ge- 
duldeten O  enthielten;  Ramses  II.  hat  dann  bei  seiner  Restaurirung  das  ver- 
letzte Schild  ganz  beseitigen  und  nur  den  Namen  des  \\  wiederherstellen 
lassen,  genau  wie  er  es  auch  liei  den  nicht  veränderten  Namen  der  Makere 
gethan   hat  (s.  oben). 

')  VLTfii.  dafür  Xavii.le's  eiüene  Bcmerkurii;  Kit.  de  triiv.  XVIII  it.j  Aniii.  W  und  die  falschen 
RestaurirunR-en  des  Amon  für  ^^^^  m  \\^^^^  \\^'\^^  mtnw  .. Halteplatz «  LI).  III.Hna  und  für 
I  ~"~^  in  \\  ^^^^  0      '       chOi  hn-f  ib. 


40  KiRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschiclite  d.  Tlironstreitigkeiten.      [XXXVl.  Band. 


Alle  diese  Gründe  gegen  Naville's  Datirung  der  Namensveränderungen 
■würden  nun  aber  niclits  wiegen,  wenn  sich  seine  Behauptung  bewahrheitete, 
dafs  die  an  Stelle  der  Makere  eingesetzten  Namen  Thutmosis'  I.,  II.  und  III. 
im  Stile  so  augenscheinlich  mit  den  Rcstaurirungen  der  19.  Dynastie  überein- 
stimmten, dal's  sie  noth wendig  von  derselben  Hand  herrühren  mül'sten.  Er 
citirt  dazu  zwei  Fälle,  in  denen  das  l)esonders  in  die  Augen  springe  (S.  45/4(). 
57),  beide,  wie  ich  glaube,  mit  Unrecht.  Auf  der  von  Petrie  anfg-enommenen 
Photographie  der  Aufsenseite  des  Granitthores  g  von  Derelbahri  (LD.  III,  20/;; 
s.  Unters.  I,  S.  91)  scheint  mir  deutlich  der  von  Ramses  II.  wiederhergestellte 
Name  des  Amon  tiefer  eingegraben  zu  sein  als  der  eingesetzte  Name  Thut- 
mosis" III.  darüber.  Von  der  Kammer  0  desselben  Tempels  hat  das  Berliner 
Museum  leider  nur  Abdrücke  von  Theilen  der  Thürinschriften  (Nr.  1^)3);  danach 
unterscheiden  sieh  aber  in  den  eingesetzten  Namen  Thutmosis'  II.  die  leicht 
erhabenen  Zeichen  |  M  ^_  und  ^jj]  H-  obwohl  sie  sehr  flüchtig  und  schlecht 
gemacht  sind,   doch  deutlich  A'on  dem  unter  der  19.  Dynastie  restaurirten  (I 

(im  zweiten  Schilde),   das  nur  ganz  leicht  eingekratzt  ist;   sie  werden,   wie  mir 
auch   Schäfer  bestätigt,   gewifs  flüchtige  Arbeit  der   18.  Dynastie  sein. 

Naville's  Urtheil  über  den  Stil  der  Hieroglyphen  in  den  eingesetzten  Königs- 
namen steht  aber  auch  das  von  Steindorff  gegenüber,  der  bei  seinem  Besuch 
des  Derelbahritempels  keineswegs  den  Eindruck  gewonnen  hat,  dafs  die  ein- 
gesetzten Namen  von  dem  Restaurator  der  19.  Dynastie  herrührten,  sondern 
davon  überzeugt  ist,  dafs  sie  aus  der  18.  Dynastie  stammen  (Baedeker,  Ägypten 
S.  276).  Am  schlagendsten  läfst  sich  aber  Naville's  Behauptung  durch  seine 
eigenen  Publicationen  widerlegen ,  die  überall  deutlich  die  von  Ramses  IL  restau- 
rirten Zeichen  in  den  Götternamen  und  -titeln  A^on  den  ursprünglichen  Zeichen 
aus  der  Zeit  der  Makere  unterscheiden.  Im  Gegensatz  zu  Naville's  Behauptung 
geben  sie  die  eingesetzten  Namen  Thutmosis"  IL  nicht  so  wie  die  von  Ramses  IL 
restaurirten  Zeichen,  sondern  ganz  wie  die  ursprünglichen  Zeichen  der  Makere, 
so  z.  B.  deutlich  in  der  Darstellung  des  Obeliskentransports  (Archaeol.  Report 
1895/96  s.u.  Taf  \h  1.  2),  so  auch  Nav.,  Dereib.  I  18,  wo  sich  die  Sculpturen 
Thutmosis'  IL  von  den  ursprünglichen  der  Makere  allerdings  in  Folge  ihrer 
Flüchtigkeit  unvortheilhaft  abheben  (wie  LD.  III,  21),  aber  doch  von  denen 
Ramses'  IL  nach  der  Publication  deutlich  unterschieden  sind  (s.  u.  Taf.  I^).  Das 
beste  Zeugnifs  gegen  Naville  legt  er  aber  selbst,  ohne  es  zu  ahnen,  ab.  Wenn 
er  in  der  Hälfte  aller  Fälle,  wo  Thutmosis  I.  oder  IL  an  Stelle  der  Makere 
eingesetzt  sind,  überhaupt  nicht  bemerkt  hat,  dafs  dies  geschehen  ist.  vielmehr 
ihre  Ursprünglichkeit  ausdrücklich  betheuert  und  daraus  Beweise  zieht  (Eben- 
holzschrein, Thür  zu  A',  »funerary  chapel»  s.o.).  .so  erkennt  er  damit  selbst 
an,  dafs  sich  die  eingesetzten  Namen  von  <leii  daneben  stehenden  ursprünglichen 
Inschriften  der  Makere  nicht  unterscheiden.  Diese  Übereinstimmung  im  Stil 
zwisdien   den    eingesetzten   Namen   Thutmosis'  IL    und   den    ursprünglichen    In- 


1898.]  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Ni'ucs  /..  Cieschiclitf  d.  Tlnuiislrcitigkcitcii.  41 

Schriften  der  Makere  wird  auch  durch  die  Fälle  üherzeugend  helegt,  wo  ein 
so  feiner  Kenner  ägyptischen  Stils  wie  Lepsivs  (der  die  Veränderungen  in  den 
Königsnamen  sonst  am  besten  erkannt  hat)  ausch'ücklich  die  Ursprünglichkeit 
Thutniosis'  IL  ausspricht,  wir  al)er  noch  aus  den  weililichen  Redeformen  ei"- 
kennen  können,  dafs  er  sich  geirrt  hat.  So  hei  der  Darstellung  LÜ.  111,  ÖT/^ 
im  Tempel  von  Kummeli')  und  vor  Allem  Leim  dritten  südlichen  Pylon  von 
Karnak  (LD.  111,  14 — IR),  wo  Lepsius  von  den  Inscliriften  der  Thürpfosten  mit 
den  Namen  Thutniosis"  II.  luid  III."')  sagt,  sie  schienen  von  einer  uud  dersel1)en 
Hand  gearbeitet  zu  sein. 

Somit  ist  N.wille's  Datirung  der  Nanienseinsetzungen  gewiCs  gänzlich  ab- 
zulehnen. Diese  müssen  vielmehr  fast  gleichzeitig  oder  können  nvu-  wenig- 
jünger  als  die  ursprünglichen  Inschriften  der  Makere  gewesen  sein,  so  dafs  zum 
Theil  vielleicht  noch  dieselben  Künstler  die  Inschriften  ändern  koiniten,  die  sie 
unter  Makere  geschaflen  liatten.  Damit  bestehen  dann  aber  alle  die  Schwierig- 
keiten weiter,  die  ich  nicht,  wie  liehauptet  worden  ist,  geschailen .  sondern  nur 
aufgedeckt  habe,  und  die  eben  meines  Erachtens  nur  durcli  meine  Theorie  von 
der  Selbsteinsetzung  der  Namen   durch  ihre  Eigenthümer  zu  lieben   sind. 

Mit  dieser  meiner  Theorie  niufs  ich  aber  auch  die  Folgerungen,  die  ich 
daraus  gezogen  habe,  aufrecht  erhalten,  nämlich:  1.  dafs  Thutniosis  III.  und 
Makere  bereits  vor  Thutniosis  II.  zusammen  regiert  haljcn  und  2.  ilafs  Tliut- 
mosis  I.  noch  während  dieser  und  bis  in  die  Regierung  Thutniosis"  IL  am  Leben 
gewesen  sein  niufs.  Dafs  diesem  Ergeljnifs  nichts  ernstlich  im  Wege  steht, 
dafs  es  vielmehr  durch  manche  neuen  Thatsachen  augenscheinlich  gestützt  wird, 
denke   ich,   werden   die  weiter  unten   folgenden    Abschnitte   zeigen. 

III.    Die   einfachen  Tilgungen  der  iMakere. 

Unter  den  selir  zahlreichen  Fällen,  in  denen  die  Namen  der  Makere  nicht 
in  die  anderer  Könige  verwandelt,  sondern  einfach  getilgt  sind,  sind,  wie  ich 
bereits  in  meinem  Buche  au.sgeführt  habe,  deutlich  wenigstens  zwei  ganz  ver- 
schiedene Verfolgungsarten   zu  unterscheiden. 

Die  eine  Art,  welche  z.  B.  in  den  Darstellungen  der  Puntexpedition  (Mar., 
Dereib.  5 — 10:  Nav.,  Rec.  de  trav.  XVIll  Taf  3)  und  in  der  « north -we.stern  hall 
ofofferings«  (Nav.,  Dereib.  I  1  7  ff.  TextK^)  überall  auftritt,  besteht  nur  in  einer 
theilweisen  Tilgung  der  Darstellungen  und  Inschrii'ten,  die  sich  auf  die  Kö- 
nigin beziehen.  Die  Figur  (l(>r  Königin  selbst  wird  entweder  ganz  unberührt  ge- 
lassen oder  nur  an  gewissen  Theilen  (besonders  im  Gesicht)  verletzt ,  von  ihren 
Titeln  und  Praedicaten  werden  nur  die  weiblichen  Endungen  und  Pronomina 
ausgemeifselt ,  alles  Andere  wird  stehen  gelassen;  ebenso  in  den  Reden,  die 
die  Gottheiten  an  die  Königin   richteten.     Die  Namen   der  Kcinigin  werden  ge- 


')    Siehe  Unters.  I,  S.79,  15,  wo  aber  ■¥- A  zu 

')    Siehe  Unters.  I,  S.  56.  114.  ~*~ 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898. 


42  Kürt  Sexhe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXX VI.  Band. 

tilg-t ,  (loch  in  den  beiden  Schildern  das  O  und  das  (1  .  mit  dem  die  Schild- 
uamen  begannen,  stehen  gelassen.  Wo  der  Königin  ihr  Schutzgeist  (Ka)  folgte, 
werden  sowohl  seine  Gestalt  als  seine  Inschriften  verschont,  nur  der  Name, 
den  er  auf  dem  Haupte  trägt,  wird  ausgemeifselt  (Mar.,  Dereib.  7;  Rec.  XVIII, 
Tat".  3).  Diese  theilweise  Verschonung  der  alten  Sculpturen  läfst  sieh  befriedi- 
gend nur  so  erklären,  dafs  auch  bei  dieser  Tilgung  eine  Wiederbenutzung  der- 
sell)en  für  einen  nnileren  König  vorgesehen  wurde.  In  der  Tliat  ist  alles  das, 
was  hier  verschont  worden  ist,  auch  da  gerade  verschont  geblielien,  wo  man 
die  Namen  der  Königin  in  die  der  anderen  Könige  umgeändert  hat.  Es  ist 
daher  sehr  wohl  möglich,  dafs  wir  in  dieser  theilweisen  Tilgung  überhaupt 
nur  das  Vorstadium  zu  der  Namenseinsetzung  haben ,  über  das  man  in  den 
obigen  Fällen  niclit  liinweggekommen  ist,  so  dafs  diese  also  eigentlich  nur  un- 
vollendete Namenseinsetzungen  darstellen  würden  (s.  Unters.  I,  S.  12(i  ff.). 

Von  dieser  theilweisen  Tilgung  ebenso  wie  von  den  Einsetzungen  neuer 
Königsnamen  grundverschieden  ist  dagegen  die  eigenthümliche  Verfolgung,  die 
sich  im  Tempel  von  Medinet  Habu  an  bestimmten  Stellen,  von  den  Namens- 
einsetzungen räumlich  geschieden,  consequent  angewandt  findet  und  von  mir 
in  §§  46  —  48  ff.  meiner  Arbeit  ausführlich  ])esprochen  ist.  Bei  dieser  Verfol- 
gung hat  man  sich  nicht  damit  begnügt,  die  Figur  der  Königin  sorgsamst  bis 
zur  völligen  Unkenntlichkeit  zu  beseitigen,  sondern  hat  sie  da,  wo  sie  dem 
dasitzenden  Gotte  Anion  opferte,  noch  durch  eine  neue  Darstellung  ersetzt,  und 
zwar  durch  einen  Opfertisch,  vor  dem  nun  der  Gott  sitzt.  Die  Namen  nicht 
nur,  sondern  auch  die  Titel  und  Praedicate  der  Königin  sind  dabei  gleichfalls 
so  gründlich  getilgt,  dafs  sie  kaum  noch  Spuren  hinterlassen  haben.  Was 
diese  eigenartige  Verfolgung,  die  ich  kurzweg  als  die  Opfertischverfolgung  be- 
zeichnen will,  von  den  anderen  Verfolgungsarten  so  tief  unterscheidet,  ist,  dafs 
ihr  Urheber  die  Königin  lediglich  spurlos  zu  beseitigen  sucht,  ohne  sich  ihre 
Darstellungen  selbst  anzueignen,  dafs  er  also  nur  indirectcn,  nicht  directen 
Nutzen  lür  sich  daraus  zieht.  Diese  Absicht  schien  sich  mir  in  der  ganzen  Er- 
scheinung dieser  Verfolgungsart  deutlich  zu  offenbaren,  sie  Avar  es  auch,  die  mich 
nicht  im  Zweifel  liefs,  dafs  die  Namen  Thutmosis'  II.  oder  III.,  die  wir  einmal 
in  Derelbahri  in  der  Kammer  0  und  mehrere  Male  im  Tempel  von  Karnak 
über  .solchen  eingesetzten  Opfertischen  an  Stelle  der  stehengebliebenen  Namen 
der  Makere  eingesetzt  finden  (Unters.  I,  S.  H3  ff.),  damit  nichts  zu  thun  haben 
können.  Diese  Namenseinsetzungen,  deren  Zweck  dem  der  Opfertischverfolgung 
.so  diametral  entgegengesetzt  ist,  müssen  von  einem  anderen  Urheber  herrühren; 
und  zwar  können  die  Namen  nicht  vor  der  Beseitigiuig  der  Königsfigur  ein- 
gesetzt sein,  weil  sich  diese  sonst  nicht  mehr  gegen  die  Makere,  sondern  gegen 
die  Könige,   deren  Namen   die  der  Königin  verdrängt   lialwii.   gerichtet  hätte. 

Ein  neues  Bei.spiel  für  die  Ersetzung  der  Makere  durch  Opfertische  liefert 
uns  nun  die  schon  oben  (8.  86)  ciwüluite  ( )beiiskenspitze  im  (iarten  des  Museums 
von   Gizeh.      Sie  zeigt  auf  jeder  ihrer  vier  Seiten   (also   ebenso   regelmäl'sig  wie 


189S.]  KiRT  Seihe:  Altes  ii.  Neues  /.  Gesdiielite  d.  'riirdnMnitlukriiin.  43 


in  Medinet  Halm  und  Karnak)  den  Gott  Amol)  mit  l  und  -p  in  den  Händen  A'or 
zwei  kleinen  Opfertiselien  sitzend  (s.  die  Ahli.  u  auf  'l'af.  11  uaeii  einer  Photo- 
graphie von  Borciiakdt')).  Bei  seitlieliem  Besehen  erweist  es  sieli  deutlich, 
dafs  diese  Optertische  auf  einer  vertieften  Fläclie  stehen,  die  sieh  aueli  noch 
etwas  oben  über  sie  hinaus  erstreekt,  imd  dafs  sie  an  Stelle  eines  Königs  ein- 
gesetzt sind,  der  genau  so  wie  di<'  Maken-  auf  den  Spitzen  ihrer  Karnaker 
Obelisken  (LD.  III,  22  —  24,  vergl.  die  Abi).  6  auf  Taf.  II)  vor  dem  (iotte  kniete, 
ilim  den  Rücken  kehrend.  Von  der  Königsfigur  ist  einmal  uocii  der  llehn 
und  die  eine  Schulter,  einmal  noch  der  Lchvenschwanz  sichtbar,  der  ilir  filier 
die  Kniee  herabliing:  die  Namen  des  Königs,  die  darüber  standen,  sind  last 
spurlos   getilgt,    nur   vom    zweiten   Schilde    ist  noch    (h'r   Anfang-  zu  sehen,    mir 

fs     .1 1 1 1 1 1  I.  f.       pi  ri  ri 

den  Zeichen  (l/w.^^,  die  (von  Ramses  11.)  an  Stelle  des  (1  ,  mit  dem  der  Name 
begann,  eingesetzt  sein  werden,  darüber  (>inmal  noch  die  Reste  von  ^^ .  Dafs 
es  die  Makere  war,  die  hier  dargestellt  war.  was  wohl  Niemand  bezweifeln  wird, 
bestcätigen  die  Worte  über  dem  Ciotte,  die  fast  genau  mit  denen  übereinstinnnen, 
die  Amon  auf  den  Spitzen  der  Karnaker  Obelisken  an  die  K/uiigin  richtet:    1 

kT^'^ri^sV        T  V    "^^^^  befestige  deine  (2  f.)  Krone  als  König  auf 
dem  Throne  des  Horus  der  Lebenden«   (so  mit  Varianten   auf  drei  Seiten  wieder- 

Iiolt)  und  ^^iy^si"^jj^P'X]f]®Eä  "''■''  '"'''"'  ''"■  *"  ^"^ 
das  Königthum  über  die  beiden  Länder,  indem  du  erscheinst  auf  dem  Throne 
des  Horus,  gesund  mid  lebend  wie  Re  ewiglich«  (so  auf  der  vierten  Seite). 
Wenn  demnach  nun  die  ursprüngliche  Darstellung  durchaus  den  Darstellungen 
der  Karnaker  Obeliskenspitzen  (LD.  III,  22  —  24)  entsprochen  hat,  so  ist  auch 
anzunehmen ,  dafs  der  Amon  ursprünglich  seine  Arme  eljenso  wie  dort  aus- 
streckte, um  der  Königin  die  Kron(^  aufzusetzen,  wie  es  seine  Worte  sagen, 
und  dafs  diese  Ilaltinig  des  Gottes  erst  l)ei  der  Tilgung  der  Königsfigur.  dm'(di 
die  sie  sinnlos  wurde,  in  die  jetzige  geändert  worden  ist.  In  der  That  steht 
auch  das  |  Scepter,  das  der  Amon  Jetzt  mit  dem  einen  Arme  vor  sieh  hält, 
an  der  Stelle,  wo  vorher  Kopf  und  Arm  der  Königin  gestancb'u  haben.  Dafs 
von  dieser  wahrscheinlichen  Änderung  der  Armhaltung  des  Amon  jetzt  nichts 
mehr  zu  bemerken  ist,  wird  darauf  beruhen ,  dafs  die  ganze  jetzige  Gestalt  des 
Gottes  erst  von  Ramses  II.  an  Stelle  einer  gleichen  älteren  restaurirt  worden  ist, 
ebenso  wie  sein  Name  (j/wvws,  der  zum  Theil  an  der  Stelle  des  Wortes  n  dei-  alten 
Inschrift  steht. 

Dieselbe  Veränderung  in  der  Ilaivung  des  nach  der  Til.nung  der  Königin 
allein  übrig  bleibenden  Gottes,  wie  wir  sie  hier  bei  der  Opfertisclieinsetzung 
angetroffen  haben,  liegt  nun  aucii  bei  der  Darstellung  von  Kummeh  vor  (LI).  III, 


')    Borchardt's  Güte  verdanke  icli   es  auch,  (iais  ich   im  Folucndeu   ineiue  an  Ort   und  Stelle 
gemachten  Wahrnehmungen  mit  allen   Einzelheiten  belegen   kann. 

6» 


44  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z,.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 


59fl),  deren  Veränderung  ich  schon  derselben  »Opfertischverfolgung«  zugewiesen 
hatte  (Unters.  I,  §  47).  Sie  ist  ferner  häufig  in  den  von  Naville  public-irten 
Darstellungen  des  >.  Anubisspeos «  und  einiger  Nischen  der  obersten  Terrasse  des 
Tempels  von   Derelbahri,   die  hier  kurz   erläutert   werden  mögen. 

Nav.,  Dereib.  I  H,  s.  Taf.  V.  Amon  steht  allein  da  n^iit  1  und  •¥■  in  den 
Händen.  Ursprünglich  stand  vor  ilnn  die  Königin,  die.  nacli  dem  Mangel  an 
Platz  zu  schliefsen,  von  ihm  umarmt  sein  mufste,  wie  LD.  111,  33.  34  (vergi. 
Taf.  Vll.   IX).   ihre  Inschrift  ist  noch  erhalten. 

Ibid.  .').  Re-llarmachis,  die  linke  Hand  mit  ■¥-  gesenkt,  reicht  mit  der 
rechten  erhobenen  das  Leben  dem  Amon,  der  ihn  mit  |  und  •¥-  in  den  Händen  ge- 
genültersteht  (wie  ibid.  3).  Ursprünglich  stand  zwischen  beiden  (-Jöttern  die  Kö- 
nigin dem  Amon  zugewandt')  (wie  die  sttdiengebliebenen  Praedicate  l)  ,  ciU  T  Ä 
zeigen),  der  mit  der  einen  Hand  ihre  Linke  fafste,  mit  der  anderen  das  Leben  an 
ihre  Nase  hielt,  während  Re-Harmachis  mit  dem  jetzt  herunterhängenden  Arm 
die  Königin  umfafste  und  die  noch  jetzt  erhobene  Hand  fast  ebenso  hinter 
ihrem   Kopfe  hielt;  ganz  so,   wie  Thutmosis  II.   Nav.,   Dereib.  I   2   erscheint. 

Nav.,  Dereib.  II  33.  Anubis  schreitet  nach  rechts  gewandt  (sein  Name 
in  der  1  D.Dynastie  restaurirt  mit  e  statt  v\)  mit  |  und  -?•  in  den  Händen.  Ur- 
sprünglich führte  er,  wie  die  Titelinschrift  der  Darstellung  zeigt,  die  Königin, 
deren  Figur  und  Inschriften  getilgt,  aber  noch  zum  Tlieil  kenntlich  sind,  in 
das  Innere  des  Speos  ein.  Dabei  wandte  er,  wie  bei  derartigen  Darstellungen 
üblich  ist  (vergl.  LD.  III,  14.  37.  56.  58;  Nav.,  Dereib.  II  49),  sein  Haupt  nach 
ihr  um,  das  bezeugt  noch  die  Richtung  der  Hiei-oglyphen  in  seiner  Rede.  Dem- 
nach mufste  er  auch  mit  der  Hand,  die  jetzt  das  -V-  hält.  ihre. Hand  lassen, 
und  die  Hand,  die  jetzt  das  1  hält,  mit  dem  Leben  an  ihre  Nase  führen.  Hier 
liegt  also  aufser  der  Veränderung  der  Arme  noch  eine  solche  des  Kopfes  vor. 

Iliid.  35.  Die  Eileithyia  und  Re-Harmachis  stehen  sich  beide  unthätig, 
mit  l  und  ■?-  in  den  Händen,  gegenüber  (vergl.  Taf  IV).  Ursprünglich  stand 
zwischen  ihnen  die  Königin  nach  rechts  gewandt  (Meifselspuren  angegeben); 
von  ihrer  Inschrift  ist  nur  noch  das  Zeichen  U  erkennbar  und  der  Name  (1 
y  Jr ,  <ler  wohl  später  an  Stelle  der  Königsnamen  wiederhergestellt  ist.  Nach 
dem  verfügbaren  Räume  zu  schliefsen,  thaten  die  Götter  mit  ihr  Ähnliches, 
wie   Nav..    Derell).  1    2    und    5    (s.  oben). 

Ibid.  41.  Auf  jeder  der  drei  nach  dem  Plane  (Nav.,  Dereib.  II  30)  etwa 
gleich  breiten  Seiten  einer  Nische  steht  eine  (iottheit  unthätig  mit  |  und  ■¥- 
in  den  Händen.  Ursprünglich  stand  vor  jeder  die  Königin  und  zwar  mufs  sie, 
wie   aus  dem  knappen  Räume    zu    entnehmen,   wie   ibid.  I   3   (s.  o])en)   von    den 

')  Er  stand  wahrscheinlich  etwas  weiter  zurück  und  Ist  erst  nach  der  A'crf'oli^ung  durch 
Amenophis  IV.  hei  der  Restaurirung  weiter  vorgerückt  worden,  während  Re-IIarinnr!iis.  den  Auie- 
nophis  IV.  grundsätzlich  verschonte,  seine  ursprüngliche  Stellung  beiialten  hat. 


lieh  die  Könio'in  ffestandeu 


l.SilS.]  Kurt  Seihk:  Altes  ii.  Neues  z.  Gescliiclite  d.  Tliioiislreiti^keitcii.  45 

Gottheiten  umfafst  und  ev.  mit  Leben  beschenkt  sein  (vergl.  Taf.  VII).  Als 
ilire  Figur  beseitigt  wurde,  wurde  die  Haltung  der  Götter  geändert  und  auf 
den  Seitenwänden  aulserdem  das  Randornanient  | — |  uiunittelbar  vor  die  be- 
treffende Göttin  verschoben,  dahin,  wo  ursprüug- 
halien   mufs. 

Ibid.  43.  Darstellung  wie  die  oben  geschilderte  ibid.  3ö,  s.  Tai".  IV.  Hier 
hat  aber  die  Änderung  der  Haltung  der  Ilathor  vielleicht  noch  eine  hand- 
greifliche Spur  hinterlassen  in  den  Re.sten  des  Zeichens  u,  das  zu  der  ursprüng- 
lichen Inschrift  hinter  der  Göttin  gehörte  und  jetzt  durch  den  herunterhängenden 
Ann  gestört  wird,  der  früher  erhoben  war  und  der  Königin  das  Leben  gereicht 
haben   wird. 

Über  zwei  weitere  Beispiele  dieser  Verfolgungsart  (Derelliahri-Nisclie  /  und 
Semneh)   s.  unten  S.  46/47   und  Capitel  VI. 

Naturgemäfs  ist  diese  Veränderung  in  der  Haltung  der  Götter  nur  bei 
solchen  Darstellungen  vorgenommen  worden,  in  denen  die  Götter  niclit  sclion 
ursprünglich  die  Haltung  mit  |  und  •¥-  hatten,  die  alltnu  tiir  den  vereinsamt  da- 
stehenden Gott  pafste  und  die  ihm  in  allen  obigen  Fällen  gegeben  worden  ist. 
Wo  der  Gott  dagegen  schon  von  vorn  herein  diese  Haltung  gehabt  liatte.  weil 
ihm  der  König  opferte  oder  zu  ihm  betete,  da  ist  im  Aimbisspeos  ül)erMll  blofs 
die  Figur  der  Königin,  aber  vollständigst,  getilgt  worden ;  dabei  ist  dann  wieder 
in  ihren  Inschriften,  wie  in  jenen  Beispielen,  die  die  Veränderung  aufwiesen, 
Zeichen  für  Zeichen  getilgt,  nicht  nur  die  Namen,  sondern  auch  die  Titel  und 
Praedicate  (Nav.,  Dereib.  II  34  —  45);  wo  ihr  ihr  Ka  folgte,  ist  auch  dieser  in 
.seiner  s'anzen  Gestalt  und  mit  allen  seinen  Inschriften  beseitigt  worden  (ibid.  36. 
37)  im  Gegensatz  zu  der  anderen  theilweisen  Tilgung,  bei  der  er  verscliont  blieb. 
Dementsprechend  sind  auch  die  Thürinschriften  der  Makere  im  Anubisspeos  radi- 
cal  Zeichen  für  Zeichen  getilgt  (Nav.,  Dereib.  II  34.  40),  ganz  wie  bei  der  einen 
Thür  in  Westsilsilis  (LD.  III,  28,  7),  deren  Ausmeilselungen  ich  gleichfalls  der 
«Opfertischverfolgung«   zugewiesen  hatte  (Unters.  I,   S.  36). 

Meiner  Überzeugung  nach  haben  wir  also  in  den  sänuntÜehen  Darstellungen 
und  Inschriften  des  »Anubisspeos«  nur  eine  einzige  Verfolgung  vor  ims,  die 
nicht  nur  in  ihrer  Tendenz  (gänzliche  Tilgung  der  Königin  ohne  Beschlagnahme 
ihrer  Gestalt  und  Inschriften),  sond(>rn  auch  in  charakteristischen  Einzelerschei- 
nungen (Veränderung  der  übrig  bleil)enden  Darstellung)  mit  der  »Opfertisch- 
verfolgung« übereinstimmt  und  die  vermuthlich  mit  ihr  zusammenhängt.  — 
Andere  Beispiele  der  einfachen  radicalen  Tilgung,  die  vielleicht  derselben  V(>r- 
folgungsart  zuzuzählen  sind,  liegen  in  der  sogenannten  «funerary  chapel  of 
Thothmesl.«  (Nav.,  Dereib.  I  *.»  — 12.  16)  und  in  den  Darstellungen  aus  der 
Jugend   der  Königin  (ibid.  II,   46  ff. ;   Rec.  de  trav.  XVIII,  Taf.  II)  vor. 

Für  die  Datirung  der  » Opfertischverfolgung«  glaubte  ich  einen  Anhalt 
darin  gefunden  zuhaben,   dafs  sie  an  gewissen  Stellen   (Derelbahri  0,   Kunuueh, 


46  KvRT  Sethe:  Altes  ii.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 

Karnak)  in  einer  luid  derselben  Darstellung  mit  der  Einsetzung  der  Namen 
Thutmosis"  II.  zusaninientriflFt.  Hier  mufste  diese  Namensänderung,  die,  Avie  oben 
auf's  Neue  ausgelührt  wurden  ist.  von  Thutmosis  II.  selber  herrührte,  später 
als  die  Opfertischeinsetzung  erfolgt  sein .  weil  andernfalls  nicht  mehr  die  Gestalt 
der  Makere,  sondern  die  Thutmosis"  II..  der  ihre  Namen  in  Beschlag  genommen 
hatte,  dadurch  beseitigt  worden  wäre.  Geliörte  die  »Opfertischverfolgung«  da- 
nach aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  Zeit  vor  Thutmosis  II.  an.  so  war  die 
andere  Art,  die  theilweise  Tilgung,  die  vermuthlich  nur  das  Vorstadium  zu  den 
Einsetzungen  der  neuen  Königsnamen  bildet  (s.  oben),  in  mehreren  Fällen  ebenso 
sicher  der  Zeit  nach  Thutmosis  II.  zuzuweisen  (z.  B.  in  den  Darstellungen  der 
Puntexpedition).  Das  A^on  Naville  herbeigeschaffte  neue  Material  für  beide  Yer- 
folgungsarten  scheint  mir  nun  dies  Ergebnifs  durchaus  zu  bestätigen  durch 
die  folgenden  Fälle .  in  denen  eine  der  Iteiden  Verfolgungsarten  mit  einer  an- 
deren  in   einem   und   demselben   Räume   zusammentrifft. 

1.  » North- western  hall  of  offerings«.  Hier  sind  an  der  Hinter- 
wand Namen  und  Figur  der  Makere  für  Thutmosis  II.  in  Beschlag  genommen 
(N.W.  I.  18).  Auf  der  Thürwand.  wo  die  Königin  allein,  sowie  auf  den 
Seitenwänden,  wo  sie  mit  Thutmosis  III.  zusammen  erschien,  sind  dagegen 
ihre  Namen  nicht  verwandelt,  sondern  wie  ihre  Figur  nur  theilweise  verletzt, 
die  Titel  und  Praedicate  bis  auf  die  weiblichen  Suffixe  und  Endungen  ganz 
unberührt  gelassen :  es  liegt  also  die  theilweise  einfaclie  Tilgung  vor,  die  sehr 
wohl  auch  von  Thutmosis  II.  zum  Zweck  der  Einsetzung  seiner  Namen  her- 
rühren könnte,   N.w.,   Dereib.  117.  19  —  24.   Text  18. 

2.  Nische  im  Vestibül  vor  dem  Altarhof  (Lepsius  X).  An  der  Hin- 
terwand ist  die  Figur  der  Königin  getilgt  und  die  Haltung  des  übrig  bleiben- 
den Gottes  A'erändert  (»Opfertischverfolgung«),  die  Inschriften  sind  aber  ver- 
schont bis  auf  das  erste  Schild  der  Königin,  in  dem  aber  auch  das  O  noch 
stehen  gelassen  ist  (also  die  theilweise  einfache  Tilgung)  Nav.,  Derell).  I  )},  s.  u. 
Taf.  V.  An  den  Seiten  wänden  sind  die  Inschriften  ebenso  behandelt,  aufserdem 
ist  aber  auch  die  Figur  der  Königin  verschont  Nav..  Derell).  I  4;  es  liegt  hier 
also  ganz  diese  theilweise  Tilgungsart  vor. 

3.  Nische  im  Altarhof.  An  der  Hinterwand  ist  Makere  mit  ihren 
Namen  und  Titeln  spurlos  getilgt  und  die  Stellung  der  Götter  verändert  (»Opfer- 
tischverfolgung«), Nav.,  Dereib.  I  .^.  An  den  Seitenw'änden,  wo  sie  vor  einer 
Opferliste  safs,  ist  ihre  Figur  ebenfalls  gründlich  getilgt  (dieselbe  Verfolgung), 
ihre  Inschriften  aber  wie  in  der  vorigen  Nische  verschont,  bis  auf  das  Schild, 
von  dem  aber  wieder  das  O  stehen  gebliel)en  ist  (also  die  theilweise  Tilgungs- 
art).  Nav.,  Dereib.  I  0.  7. 

4.  Hierzu  kommt  endlich  ein  von  Lepsius  etwas  unklar  beschriebenes  Beispiel 
der  »Opfertischverfolgung«  in  der  Nische  i  der  obersten  Terrasse.  Hier  war, 
wie  es  scheint,  auf  der  Hinter  wand  die  Königin,  die  zwischen  zwei  Göttern 
stand,  getilgt  worden   ( »Opfertisch Verfolgung« ) :    ihre  Namen,    die  dabei  stehen 


1898.]  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.  4 1 

geblieben  waren ,  sind  dann  in  die  Thutmosis'  II.  verwandelt  worden  inid  die 
Figur,  wenn  ich  Lepsius  recht  verstehe,  an  Stelle  der  beiden  alleinstehenden 
Götter  wieilerhergestellt  woi'den.  Aul'  den  Sei  tcn  wänden  sollen  Tliutniosis  II. 
und   III.   beide   ursprünglich   vor  Opfertischen    sitzen. 

Nimmt  man  an,  dals,  wie  es  natürlich  ist,  in  diesen  vier  Fällen  die  llinter- 
wände  eher  als  die  .Seitenwände  in  Arbeit  genommen  worden  sind,  so  ergiebt 
sich  aus  1..  dafs  die  theilweise  Tilgung  jünger  als  die  Einsetzm)g  der  Namen 
Thutmosis'  II.  resp.,  was  wahrscheinlicher  ist,  jünger  als  die  zu  dieser  noth- 
wendige  theilweise  Tilgung  ist;  aus  2.  und  3.,  dal's  diese  theilweise  Tilgung 
jünger  als  die  » Opfertisch  Verfolgung « ;  aus  4.,  dafs  die  Sculpturen  Thutmosis'  II. 
(wenigstens  die  auf  der  Hinterwand)  jünger  als  die  »Opfertischverfolgung«  sind. 
Wie  man  sieht,  stimmt  dies  Wahrscheinlichkeitsergebnifs  auf's  Beste  zu  der  Da- 
tirung  der  beiden  einfachen  Tilgungsarten,  zu  der  wii'  auf  anderem  Wege  ge- 
kommen waren.  Die  »Opfertischverfolgung«  erscheint  überall,  wo  sie  mit  anderen 
Verfolgungsarten  zusammentrifft,  als  tue  ältere.  Es  pafst  auch  zu  ihrem  mehr 
objectiven  Charakter  besser,  dafs  sie  die  Vorläuferin,  als  dals  sie  die  Nachfol- 
gerin der  weniger  scrupellosen  Namenseinsetzungen  gewesen  ist.  Die  (iewissens- 
bedenken,  die  der  erste  Verfolger  noch  hatte,  brauchten  die  späteren  nicht 
mehr  zu  haben,  nachdem  einmal  die  Namenseinsetzungen  von  einem  Könige 
gewagt  waren. 

Aus  dem  Alter  der  »Opfertischverfolgung«  gegenül)er  den  anderen  Ver- 
folgungen ergiebt  sich  als  selbstverständliche  Folgerung,  dafs  sie  da,  wo  sie 
von  diesen  in  einem  und  demselben  Räume  oder  gar  in  einer  und  derselben 
Darstellung  abgelöst  wird,  unvollendet  geblieben  oder  unterbrochen  worden  ist. 
Eine  solche  Annahme  macht  auch  die  radicale  Ten<lenz  der  ganz(>n  \'erfolgimg 
nothwendig  für  die  Fälle,  wo  die  Inscliriften  über  der  getilgten  Königin  stehen 
geblieben  waren  und  später  entweder  von  Thutmosis  II.  beschlagnalimt  (Derel- 
])ahri  0,  Nische/,  Kummeh .  Karnak)  oder  für  diese  Beschlagnahme  vor1»ereitet 
worden   sind   (Nav.,   Dereib.  IB,   s.  oIjcu   S.  42.   44). 

Was  nun  den  Urheber  der  eigenthümlichen  Verfolgungen ,  die  ich  unter 
dem  Namen  »Opfertischverfolgung«  zusaminengefafst  hal>e,  und  die  wahrschein- 
lich vor  Thutmosis  IL  stattgefunden  haben  müssen,  betrifft,  so  kann  dabei 
in  erster  Linie  nur  an  Thutmosis  III.  gedacht  werden,  weil  er  auf  den  meisten 
der  betreß'enden  Denkmäler  schon  ursprünglich  nelien  der  Königin  genannt 
Avar')  luid  daher  als  derjenige  erscheinen  mufs,  der  den  indirecten  Nutzen  aus 
der  Beseitigung  der  Königin  gezogen  hat.  Nur  in  der  »funerary  cha])el  of 
Thothmes  I.« ,  in  der  vielleicht  auch  dieselbe  Verfolgung  vorliegt,  erscheint  Thut- 
mosis I.  als  der  Interessent,  doch  ist  auch  in  dieser  Capelle  Thutmosis  III. 
genannt  (s.  unten  Capitel  VII). 


')  In  Derelbahri  0.    Kviinmeh ,   Silsilis,    Medinct  Ilabu,    und  so  aucli  im   .\niil)i.ssi)ci)s  (Nav., 
Derelb.  U  40.  4.5). 


48  KiRi'  Skiuk:  Altes  u.  Neues  z.  Geschielilc  d.  Tln-onsti-eitigkeiten.      [XXX\'I.  B.uul. 

Wie  stellt  sich  nun  Naville  zu  allen  diesen  Dingen?  Zunächst  will  er  die 
»Opfertisch Verfolgung«  überhaupt  nicht  als  eine  besondere  Art  der  Verfolgung- 
gelten  lassen,  unbekümmert  um  die  tiefgehenden  Unterschiede,  die  sie  von  den 
anderen  Verfolgvmgsarten  trennen ,  unbekümmert  auch  um  die  doch  selir  merk- 
würdige Tliatsache,  dal's  sie  nur  an  bestimmten  Stellen  und  da  meist  mit  grölster 
Regelmälsigkeit  (Anubisspcos.  Medhiet  Habvi.  übeliskenpyramidion,  Karnak)  auf- 
tritt und  da,  wo  sie  mit  den  anderen  Verfolgungsarten  zusammentrifTt,  offen- 
bar unvollendet  unterbrochen  ist.  Nach  Naville  wäre  die  Gestalt  der  Königin 
wieder  erst  von  Amenophis  IV.  getilgt  und  die  Opfertische  wieder  erst  von 
Ramses  II.  oder,  wer  sonst  später  die  unter  Amenophis  IV.  verletzten  Denk- 
mäler restaurirt  hat,  eingesetzt  worden.  Die  Annahme,  dafs  Amenophis  IV. 
der  Urheber  der  Tilgung  der  Makere  gewesen  sei,  erledigt  sich  schon  diu-ch 
das,  was  oben  über  die  Einsetzung  der  Namen  Thutmosis"  11.  gesagt  worden 
ist.  Da  die  Namen  Thutmosis"  IL,  wo  sie  sich  bei  der  «Opfertisch Verfolgung« 
finden,  offenbar  erst  nach  der  Tilgung  der  Figur  der  Makere  eingesetzt  sein 
können ,  so  mufs  diese  Verfolgung  der  Königin  vor  der  Regierung  Thutmosis'  II. 
erfolgt  sein ,  von  dem  ja  die  Einsetzung  seiner  Namen  selbst  herrühren  mufste. 
Dafs  die  Einsetzung  der  Opfertische  an  Stelle  der  getilgten  Makere  und  die 
Veränderungen  in  der  Haltung  der  übrigbleibenden  Götter  von  einem  späteren 
Urheber  herrühren  könnten,  als  die  Tilgung  der  Makere,  ist  ja  an  sich  nicht 
undenkbar.  Doch  ist  es  sehr  wenig  wahrscheinlich,  besonders  in  den  Fällen, 
wo  die  Namen  Thutmosis'  II.  dabei  eingesetzt  sind.  Denn  ob  nun  diese  Namen 
schon  dastanden,  als  Ramses  II.  die  Veränderungen  anbrachte,  oder  ob  sie,  wie 
Naville  will,  auch  erst  von  ihm  herrührten,  in  beiden  Fällen  wäre  doch  ohne 
Zweifel  zu  erwarten,  dafs  Ramses  zu  den  Namen  die  zugehörige  Königsfigur 
gesetzt  und  nicht  Opfertische  oder  andere  Veränderungen  angebracht  hätte,  durch 
die  nichts  weniger  als  herkömmliche  Darstellungen   entstanden   sind. 

Dafs  die  Namen  der  Makere  in  Derelbaliri  0,  in  den  Nischen,  in  Karnak,  in 
Kummeh  stehen  geblieben  waren,  als  die  »Opfertisch Verfolgung«  unterbrochen 
wurde,  fuhrt  allerdings  darauf,  wie  Naville  mir  entgegenhält,  dafs  man  an  den 
verschiedenen  Orten  bei  Ausführung  der  Tilgung  gieichmäfsig  vorgegangen  ist. 
Das  ist  meines  Erachtens  aber  durchaus  nicht  wunderbar.  Dafs  die  Verfolgung 
der  Königin  an  den  verschiedenen  Stellen  Ägyptens  nach  einem,  von  oben  ausge- 
gebenen, Plane  au.sgeführt  ist,  ist  doch,  wie  die  Uberein.stimmung  zeigt,  einmal 
eine  Tliatsache,  die  nicht  weggeleugnet  werden  kann.  Es  wäre  ja  doch  auch  wohl 
möglich,  dafs  die  einfache  Beseitigung  der  Inschriften  von  einem  anderen  Hand- 
werker besorgt  werden  sollte,  als  die  schon  einen  gewissen  Grad  von  Kunst- 
fertigkeit erfordernde  Veränderung  der  GöttcrHguren  und  Einsetzung  von  Opfer- 
tischen. Dafs  die  Inschriften  der  Makere  ü1)er  den  Opfertischen  resj).  über  den 
Göttern  (LD.  III,  59<7;  Nav.,  Derelb.I  3)  nach  der  Absicht  des  Urhebers  der  Opfer- 
tischverfolgung getilgt  werden  sollten,  wird  durch  ihr  regelmäfsiges  Fehlen  in 
INIedinet  Ilabu,  im  Aiiubisspeos,  auf  der  Oheliskens])it/.c  wolil  hinlänglich  erwiesen. 


1898.]  Ki-RT  Sethe:  Altes  ii.  Neues  z.  Gescliiclite  d.  'riiionsiieitii;keitcii.  49 

Dafs  Thutmosis  III.  der  Urheber  der  »(^pfertiscli Verfolgung«  gewesen  sei, 
findet  Naa'ille  unwalirscheinlich ,  weil  in  der  Kaunner  0  des  Tempels  von  Der- 
elliahri  mir  in  einer,  nicht  in  allen  Darstellungen  der  Opfertisch  eingesetzt  sei. 
Ich  niufs  gestclien,  dafs  ich  diesen  Grund  nicht  ganz  verstehe.  Dasselbe  könnte 
doch  aueh  ebenso  gegen  Ramses'  II.  wie  jedes  anderen  Königs  Urheberscliaft 
eingewandt  werden.  Meiner  Annahme,  dafs  die  Verfolgung  hier  vor  ihrer  Voll- 
endung unterbrochen  worden  sei,  weifs  denn  N.wille  auch  keine  andere  Er- 
klärung für  das  auffällige  vereinzelte  Erscheinen  eines  Opfertisciies  in  dieser 
Kammer  0  entgegenzustellen.  Weiter  wendet  er  gegen  meine  Bemerkung,  Thut- 
mosis III.  erscheine  als  der.  der  von  der  »Opfertisch Verfolgung«  Nutzen  gehal>t 
habe,  ein,  dieser  Nutzen  habe  nur  darin  bestanden,  dafs  Tliutmosis  III.  den 
anderen  Königen  Thutmosis  I.  und  II.  den  Weg  zu  ihren  Usurpationen  gezeigt, 
d.  h.  auf  Deutsch,  er  habe  gar  keinen  Nutzen  davon  geha1)t.  li'u  r  muls  Navu^le 
ofl'enbar  ganz  die  Thatsache  übersehen  haben,  auf  die  ich  jene  Bemerkung  ge- 
stützt hatte,  nämlich,  dafs  Thutmosis  III.  auf  den  betreffenden  Denkmälern 
schon  ur.sprünglich  neben  der  Makere  erschienen  war.  ehe  sie  durcli  dii-  "Opfcr- 
tischverfolgung«  beseitigt  wurde  (s.  oben).  Damit  erledigt  sich  daiui  auch 
dieser  Einwand  gegen  meine  Auffassung  dieser  merkwürdigen  Verfolgung,  und 
ich   sehe  keinen   Grund,   sie  in  irgend   einem   Punkte  zu  modificiren. 

Es  bleibt  mir  nun  nur  noch  eine  Frage  zu  beantworten,  die  Navu-le  aufwirft, 

wie  die  Ausmeifselung  des  Zeichens  [ j  in  dem  Wandornament   jgj   in  Derell)aliri 

zu  erklären  ist?    Dafs  zwischen  diesem  Ornament  und  der  Königin  ^lakere  irgend 

eine  Beziehung   bestanden   haben    mufs,    die    durch    die  Ausmeifselung    des   [ j 

beseitigt  wurde,  darin  stimme  ich  Naville  durchaus  bei.  Dagegen  scheint  mir 
seine  Deutung  des  Ornamentes  unannehmbar.  Er  deutet  es  nämlich  als  »Ka 
der  Hathor«  und  sieht  darin  eine  .Sinnvariante  zu  dem  Namen  der  Königin 
fo^  UT  *'^"  ^^'  (^^"ol'l  "■'^■1'  '1''"'  ^'"i'''il'l  ^'on  fo^^^^l  Ninuiiurija)  K<i-nia-m 
liest  und  mit  «der  wahre  Ka  des  Re«  ül)ersetzt').  Was  Navili.e  in  dieser  eigen- 
artigen Deutung  bestärkt,  ist  der  llorusname  der  Königin  ]  1.  .^  »die  reicli 
an  Ka's  ist«.  Dieser  kann  docli  aber  nur  so  verstanden  werden,  dafs  die 
Königin  viele  Ka's  habe,  nicht  dafs  sie  der  Ka  vieler  P<'rsonen  sei.  Ich 
möchte  in  dem  Ornament  von  Derelbahri  vielmehr  eine  directe  Spielerei  mit 
diesem  Horusnamen  selbst  vermuthen,  indem  ich  daran  denke,  dafs  die  Göttin 
Isis-Hathor,   die  die  Schlange  mit  dem  Koi)fsehmuck  X/  darstellt,   häufig  den 

Beinamen   -4=-^   ^^'^^  ^^^^"^  ^'"^-  ^^-  '^  '  ~^'  ''   ""'^   '^'"'^   ■'^'*'''   •'^'*"^'  ''''"'''"''   "^ 

')  Die  Lesung  Ka-ma-ra  ist  uiindastens  selu-  /.weilclliaft.  und  <lic  Übersetzung  ist  jedenfalls 
unrichtig,  da  %n  in  guter  Zeit  niemals  das  Adjectiv  mi<:   Mvaln--.  sondern  stets  das  Substantiv  mW 

»Wahrheit«   bezeichnet,  wie  auch  die  Varianten   mit  ^7  (Nav..  Dereib.  I  10)  und   (j   (Leps., 

Königsb.  Nr.  347  p.  r.)  bestätigen.  Dieses  weibliche  Substantiv  liatte  ich  in  dem  Namen  Makere 
mit  niac  wiedergegeben,  weil  das  Wort  nach  Ausweis  von  Niminurija  das  t  verloren  hatte  und 
da  das  !   im   n.  R.  in  der  Mitte  der  Worte  fast  überall  weggefallen   war. 

Zeitschr.  £  Äajpt,  Spr.,  XXXVI.  Band.    1898.  ' 


50  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Tlironstreitigkeiten.      [XXXM.  Band. 


der  Rebusinschrift  LD.  III,  14!)i')  das  Bild  derselben  Göttin  Ä  (stehend)  zum 
Ausdi'uck  des  Wortes  f:^^  tib  »Gold«  verwendet  findet,  weil  sie  den  Beinamen 
'^  M-t  »die  Goldene«  führte  (LD.  IV,  25,  1).  —Welcher  Verfolgungsart  ist 
nun  die  Ausmeifselung  des  Zeichens  [_J  zuzurechnen,  durch  die  der  Fries  von 
Symbolen  des  Horusnamens  M^sri-kiic  in  einen  gewöhnlichen  Schlangenfries, 
wie  er  oft  vorkommt  (z.  B.  Todtb.  ed.  Naville  Cap.  125),  verwandelt  Avurde? 
Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  dafs  es  dem  Princip  nach  die  » Opfertischver- 
folgung" ist;  deslialli  braucht  die  Ausmeifselung  al)er  doch  nicht  überall  auch 
thatsächlich  dieser  Verfolgungsperiode  anzugehören,  sondern  sie  kann  hier  auch 
jeder  anderen  Verfolgungsart  angehört  haben ;  denn  da  eine  Wiederbenutzung 
des  Ornaments  für  die  anderen  Könige  wegen  der  Verschiedenheit  ihrer  Namen 
ausgeschlossen  war,  so  gab  es  kein  anderes  Mittel,  das  Andenken  der  Königin 
zu  tilgen  als  die  einfache  Ausmeifselung.  Übi-igens  liegt  an  den  liisher  liekannt 
gew'ordenen  Stellen,  an  denen  der  Fries  vorkommt  (»funerary  chapel  of  Thoth- 
mes  I.«,  Anubisspeos,  Darstellungen  aus  der  Jugendzeit  der  Königin,  Punt- 
expedition)  theils  die  radicale  (>> Opfertischverfolgung «),  theils  die  theilweise 
Tilgung  der  Königin  vor.  —  Der  19.  Dynastie  kann  ich  jedenfalls  auch  diese 
Ausmeifselung  nicht  zuschreiben,  zumal  es  mir  sehr  fraglich  scheint,  ob  man 
damals  noch   den   geheimen  Sinn   des   Ornamentes  enträthselt  haben  Avürde. 


IV.  Die  Entwicklung  der  Namen  Thutmosis'  IIL 
In  den  §§  HH  ff.  meiner  Arbeit  hal)e  ich  an  der  Hand  der  von  Lepsius 
festgestellten  Baugeschiehte  des  Tempels  von  Semneh  zu  zeigen,  versucht,  dafs 
die  Namen  Thutmosis' III.,  ebenso  wie  die  mancher  anderen  Könige,  während 
seiner  Regierung  eine  Entwicklung  durchgemacht  haben .  die  im  Ganzen  bei 
den  Formen  der  Namen  vom  Einfachen  zum  Complicirteren ,  bei  ihren  Schrei- 
bungen vom  Ausführlichen,  der  gewöhnlichen  Ortliographie  der  Bestandtheile 
Entsprechentlen ,  zum  Abgekürzten,  Siglenhaften  (wie  z.  B.  von  ££J^  oder  a/w^ 
zu   ä^^)  geführt  hat. 

Gegen  die  von  mir  aufgestellte  Entwicklungsgeschichte   der  Namen  wendet 

Naville  zunächst  ein,  dafs  der  J^^-  und  der  Goldhorusname  des  Königs  in  Der- 
elbahri  auf  den  Pfeilern  der  obersten  Terrasse  (»terrasse  centrale»),  einem  der 
jüng.sten  Thcile  des  Tempels,  stets  Avechselnde  Formen  hätten.  Bevor  der  Wort- 
laut dieser  Inschriften  l)ekannt  gemacht  und  festgestellt  ist,  ob  Thutmosis  III. 
an  diesen  Stellen  ursprünglich  oder  an  Stelle  der  Makere  eingesetzt  ist,  läfst 
sich  damit  nichts  anfangen.  Man  wird  vielmehr  darauf  verweisen  müssen,  dafs 
ein  solcher  Wechsel  der  Formen  in  keiner  der  bis  jetzt  bekannt  gegebenen  In- 


')    So  aufzulösen:   Cn/>   Hr  kl-nht-nb-mKt  smitctj  m(k-kmt  v-i"/- siini-t  IJr-iib  wsr-riipict  rs-nlitw 
s!-Re  Re-ms-sw  mrj-Imn  'Ij-'^nh  ....  V/sr-  m!Ct-Rc  .  .  .  .  inrj  Imn-Rc  nh  nst-thcj  hntj   Ipt  \-f\. 


18yS.]  IvcRT  Sethe:  Altes  ii.  Neues  z.  Geschichte  d.  Tlinnisircitigkelteii.  51 


Schriften  der  älteren  Zeit  des  Königs,  weder  in  Semneli,  imcli  in  Ktnnmeh, 
noch  auch  in  den  ül)ri,t;('n  Iiischrii'tcii  von  Dei-elhaliri  /u  licleij'cn  ist.  In  diesen 
herrsclit  vielmehr  die  grölstc  Regehnäfsisikeit.  Sollte  N.wn.i.K  mit  den  wech- 
selnden Formen  aber  die  z.B.  auf  den  Obelisken  von  London,  New  York,  Con- 
stantinopel  und  im  Lateran  wechselnden  vier  Namensreihen  meinen,  so  würde 
sich  daraus  einfach  ergeben,  dals  jene  von  NAvn.i.E  zu  den  jüngsten  Theilen 
des  Tempels  von  Derelbahri  gerechneten  Pfeiler  erst  in  der  endgültigen  Allein- 
regierung Thutmosis'  III.  und  zwar  wahrscheiidich  nach  dem  HO.  Jahre  beschrie- 
ben worden  sind  (s.  Unters.  I,  S.  24  Anm.  5).  Die  (Jeschichte  der  Namen  Thut- 
mosis" III.  glaubt  Naville  weiter  mit  dem  Hinweis  daratd'  zu  widerlcLten .  dafs 
Tluitmosis  III.  auf  seinem  Leichentuche  .sowohl  ^  (D  Im'  ■'''■'^  einfach  .^-  n\  I 
genannt  werde,  dafs  hier  also  zwei  Namensformen,  die  nach  mir  verschiedenen 
Perioden  seiner  Regierung  geeignet  haben  sollen,  nelicn  einander  gleiclizeitii;' 
in  Gebrauch  vorkämen.  Naville  hat  dabei  aber  üV)ers(dien ,  dafs  icli  ausdrücklich 
aus  der  letzten  Bauperiode  des  Tempels  von  Semneh  constatirt  habe,  dafs  in  der 
letzten  Zeit  der  Regierung  des  Königs  neben  dem  vollen  Namen  Thutmosis  mit 
nfr-hpnc  oder  anderen  Zusätzen  wieder  der  einfache  (in  der  ältesten  Bauperiode 
von  Semneh  allein  gebräuchliche)  Name  Thutmosis  olme  jeden  Zusatz  in  Ge- 
braucli  komme,  wobei  er  sich  besonders  an  untergeordneteren  Stellen  der  In- 
schriften (z.B.  in  den  Götterreden,  auf  den  Spitzen  der  Obelisken,  auf  den 
Untersätzen  der  Götterbarken)  fände,  während  der  volle  Name  an  den  hervor- 
ragenden Stellen  üblich  blieb  (z.  B.  auf  den  Tempelwänden  bei  den  Königs- 
darstellungen und  auf  den  Obelisken  in  den  Mittelzeilen,  die  die  Dedication 
enthalten).  Genau  so  ist  es  auch  in  den  Inschriften  des  Leichentuches,  das  von 
AmenophisII.  seinem  Vater  gestiftet  ist  mid  daher  naturgeinäfs  die  Namensformen 
aufweisen  mufs,  die  in  den  vorhergelienden  letzten  .lahi'en  des  Königs  üblich 
waren.  In  der  Dedicationsinschrift  heilst  der  König  feierlicli  (^(|ilH°J-  '"* 
Todtentexte  selbst  nur  r,:;^|pT  (ierade  dieses  von  Naville  gegen  mieh  an- 
geführte Bei-spiel  bestätigt  also  nur  meine  Ati.sführungen.  Im  Übrigen  hat  dei- 
Name  Thutmosis  in  der  Regierung  der  Makere  überall  ohne  Ausnahme  den 
Zusatz  1^1  oder  tfö  eben.so  regelmäfsig,  wie  dieser  in  der  ältesten  Bau- 
periode von   Semneli  stets  fehlt. 

Es  kann  hier  nun  nicht  meine  Aufgabe  sein,  die  umständliche  Begründung 
für  die  Geschichte  der  Namen  Thutmosis'  III.  noch  einmal  zu  wiederholen.  Wer 
sich  nicht  der  Mühe  unterzogen  hat,  meine  Belege  ernstlich  zu  prüfen,  den 
würden  auch  noch  so  viele  Worte  nicht  überzeugen.  Vielleicht  gelingt  es  der 
Übersichtstabelle  (Taf  XI)  besser.  —  Das,  worauf  es  für  die.  Chronologie  der 
Thronwirren  ankommt,  wird,  denke  ich,  Jedem,  der  diese  Tabelle  vorurtheils- 
los  prüft,  einleuchten:  die  Namen,  die  Thutmosis  III.  als  Mitregent  der  Makere 
regelmäfsig  im  Tempel  von  Kummeh  und  in  einer  Inschrift  von  Silsilis  führt 
(Taljelle  b),  bilden  die  natürliche  Übergangsstufe  von    den   einfachen   und  alter- 


52  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiteu.      [XXXVI.  Band. 

tluinilicli  i?esehrieboneii  Namen,  die  er  in  der  ersten  Bauperiode  des  Tempels 
von  Semneli  hat  (Tabelle  a),  zu  den  erweiterten  und  in  Abkürzungen  geschrie- 
benen Xamen.  die  er  auf  anderen  Denkmälern  der  Makere')  hat  (Tabeller)  imd 
die  mit  den  in  .seiner  endgültigen  Alleinregierung  (vom  Jahre  21  ab)  üblichen 
Namen   überein.stimmen.      Es   ergiebt  sich  daraus: 

1.  dals  die  erste  Bauperiode  von  Semneh,  in  der  Thutmosis  111.  als  Allein- 
herrscher auftritt,  seiner  gemeinschaftlichen  Regierung  mit  Makere  (und  zwar 
aucli  der  vor  Thutmosis  II.)  vorangegangen  sein  mufs;  dafs  also  die  beiden 
niedrigsten  bekannten  Daten  aus  seiner  Regierung,  sein  zweites  (Semneh)  und 
sein  fünftes  Jahr  (Papyrus  Turin  I  mit  den  gleichen  Namensformen  wie  in 
Semneli)  in  der  That,  wie  schon  die  Zahlen  erwarten  lassen,  vor  die  Zeit  der 
Makere  fallen,  die  vor  dem  21.  Jahre  des  Königs  endigte  und  aus  der  die 
Daten  des  *.)..  ITi.  und  Ifi.  Jahres  bekannt  .sind.  Weitere  Bestätigungen  für 
dieses   Ergebnils   s.  unten   in   CapitelVI: 

2.  dafs  diejenigen  Denkmäler  aus  der  Regierung  der  Makere  und  Thut- 
mo.sis"  III.,  auf  denen  die  Namen  des  Letzteren  die  Übergangsphase  6  aufweisen, 
älter  als  die  übrigen  sein  müssen,  auf  denen  sie  die  noch  später  nach  dem  Jahre  21 
ülilichen  Formen  c  haben.  Dafs  jene  Denkmäler  (mit  der  Phase  b)  die  »(Jpfer- 
tisch Verfolgung«  diu-chgemacht  haben,  die  ich  für  die  älteste  Verfolgung  der 
Makere  vor  Thutmosis  II.  erklärt  hal)e,  ist  gewifs  eine  Bestätigung  für  ihr 
Alter  Avie  für  meine  Datirung  dieser  Verfolgung. 

Weniger  für  die  Chronologie  der  Thronwirren  als  für  die  Datirung  einzelner 
Denkmäler  von   Bedeutung  ist  die  Namensform    O  r^"^^^  M  | ) .    die   auf  manchen 

Denkmälern  der  3Iakere  die  gewöhnliche  Form  O  i"^"^  CT    vertritt.      Der    Platz,  ■ 

den  diese  Nebenform  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  Namen  Thutmosis"  III. 
einnimmt,  ergiebt  sich  aus  der  Schreibung  des  Wortes  f^^-"^  ohne  a«w«  und  aus 
den  Formen,  die  die  andei-en  Namen  dabei  haben.  Sie  gehört  danach  in  die 
dritte  Entwicklungsphase  c,  die  in  der  Regiervmg  der  Makere  und  in  der  späteren 
.Mleinregierung  üblich  ist.  Damit  stimmt  auch  üljerein,  Avas  sich  sonst  für  die 
Datirung  der  Denkmäler,  auf  denen  der  Name  vorkommt,  ermitteln  läfst.  Hs 
sind  theils  solche,  die  nach  der  Regierung  Thutmosis"  II.  errichtet  sind  (Punt- 
darstellungen  nach  Jahr  9,  Inschrift  von  Magara  aus  dem  Jahre  1()),  theils 
solche,  die  von  Thutmosis  IL  beschlagnahmt  sind  und  nach  meiner  Theorie  also 
vor  seiner  Regierung  errichtet  sein  müssen  (LI).  III.  Ki:  Dum.,  HI.  II  '.V.\).  Weniger 
einfach  ist  das  Verhältnifs  zu  bestimmen,  in  dem  der  Name  zu  der  gewöhn- 
lichen Form  O  tii^  M  steht,  die  in  derselben  Entwickhmgsphase  vorkam.  Es 
war  mir  —  und  ist  mir  noch  heute  —  nicht  wahr.scjieiniicli ,  dafs  zwei  der- 
artig verschiedene  Formen  eines  Namens  (von  denen  die  kürzere  nicht  etwa 
eine    Abkürzung   der   längeren    ist)    gleichzeitig   in    Gebrauch   gewesen    und   be- 


')    Und    zwar    auch    soldifii,    die    von    Thutmosis  11.    bcscilhiLjMiiliinl    sind     inid    (l:ihiT    iinch 
meiner  Theorie  vor  seiner  Regierun"-  errichtet  sein  müssen. 


1S;),S.]  Kurt  Sethe:  Altt-s  ti.  Neues  /..  Geschichte  il.  'rhroiisti-eiti^keitoii.  53 

liebig  mit  einander  vertauscht  worden  sein  sollten.  Und  in  der  Tliat  fand  sich 
denn  auch  in  den  meisten  Fällen  nur  die  eine  oder  die  andere  von  beiden 
Formen  consequent  angewandt;  nur  an  zwei  Stellen  kamen  beide  nelx'H  ein- 
ander vor,  was  für  die  Gleichzeitigkeit  beider  Namensformen  zu  sprechen  scheint. 
Die  Beweiskraft  dieser  beiden  Stellen  wurde  aber  auf  das  Bedenklichste  er- 
schüttert durch  die  Thatsache,  dafs  an  der  einen  (der  Thür  der  Kammer  0 
von  Derelbaliri)  der  Verschiedenheit  der  Namen  Thutiuosis"  III.  auch  eine  Ver- 
scliiedcnlicit  der  A'ci'fnlguiig  der  Makere.  die  nclicii  ilini  geiiMiiiil  war.  ent- 
s2)ric]it.  Auf  dem  Architrav,  wo  Thutmosis  III.  ©  i*^"^^  m  heifst ,  sind  die  Namen 
der  Makere,  wie  überall  in  der  betreflenden  Kammer,  in  die  Thutmosis'  II.  ver- 
wandelt:  auf  den  Tliürpfosten.   wo  Thutmosis  III.    0  i*^^^^  M  1 1    li<'i^"^t  •   sind   sie 

blofs  theilweise  getilgt,  iiielit  verwandelt  worden.  Dieser  Thatbestand  machte  es 
mir  höchst  wahrscheinlich,  dafs.  als  Thutmosis  IL  die  Namen  der  Makere  in  Be- 
schlag nahm,  die  Pfosten  der  Thür  noch  nicht  mit  Sculpturen  versehen  waren 
und  dafs  diese  dann  erst  nach  seiner  Regierung  zugefügt  worden  sind  zu  einer  Zeit, 
als  Thutmosis  III.  den  Namen  O  r^^  ö  (_J  angenommen  hatte  (zwischen  den 
Jahren  9  und  IG).  Wenn  Naville  dem  gegenüber  betont,  daCs  er  in  der  Sculptur 
keinen  Unterschied  zwischen  den  Pfosten  und  dem  Architrav  sehen  könne,  so 
l)eweist  das  ebenso  wenig  ihre  Gleichzeitigkeit,  wie  wenn  er  (Navh-le)  keinen 
Unterschied  zwischen  den  Inschriften  der  Makere  und  den  an  Stelle  ihrer  Namen 
eingesetzten  Namen  Thutmosis'  IL  auf  dem  Ebenliolzschrein  l)emerkt  hat.  Beide, 
Pfosten  und  Architrav,  können  so  l)ald  nach  einander  beschrielien  worden  sein, 
dafs  iioch  ein  und  dersen)e  Künstler  die  Arbeit  ausführen  konnte.  —  Für  die 
andere  Stelle,  an  der  die  beiden  Namensfoniien  nehen  einander  erscheinen,  habe 
ich  eine  ähnliche  Erklärung  voi-geschlagen.  woliei  ich  allerdings  annclinicu  niufste, 
dafs  der  Name  O  ^^"^  ^  «'i"st  später  neigen  den  Namen  der  Makere  gesetzt  worden 
sei,  eine  Vermuthung,  die  ja  möglicherweise  durch  den  Anblick  des  Originals 
direct   widerlegt  werden    kann. 

Naville  nimmt  an,  dafs  die  beiden  Namen  zu  gleicher  Zeit  neben  einander 
in  Geltrauch  waren,  und  sucht  ihre  Verwendung  an  verschiedenen  Orten  aus 
ehiem  Bedeutungsunterschied  zu  erklären,  den  er  zwischen  beiden  Namen  ver- 
muthet.  Der  Name  ©t^^ölLj,  der  .so  viel  Avie  »der  Men-eheper  des  Ka's  des 
Re«  bedeute,  drücke  im  Unterschiede  zu  dem  Namen  O  ^^  ^  "der  Men-cheper 
des  Re«  die  Unterordnung  des  Königs  imter  die  Makere  aus.  die  sich  nach 
Naville  ja  als  der  »wahre  Ka  des  Re«  bezeiclinet  liaben  soll  (s.  oben  S.  45»). 
Demgemäfs  werde  der  Name  O  ii^^  ^  da  angewandt,  wo  ein  Zweifel  über  die 
untergeordnete  Stellung  des  Königs  nicht  aufkommen  konnte,  wie  z.  P..  im 
Anubisspeos  und  in  der  » north -western  hall  of  offerings«,  wo  der  König  nur 
vereinzelt,  die  Königin  sehr  oft  dargestellt  ist:  dagegen  erscheine  der  Name 
Otii^ÖLJ  an  Stellen,    wo  man  auf  den  ersten  Blick  beide  Regenten  für  gh'ich- 


54  RiH  i-  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Gescliielitc  il.  Tlironstreitigkeiten.      [XXX\'I.  Band. 


berechtigt  halten  würde,  wie  auf  den  Pfeilern  vor  den  Geburtsdarstellungen, 
wo  Tliutuiosis  III.  Hüll  die  Königin  gleich  oft  abwechselnd  ersclieincn.  N.wille 
wendet  diese  TluHnic  dann  auf  die  fragliche  Stelle  (M.\e.,  Derclb.  12).  an  der 
beide  Namensformen  neben  einander  vorkommen,  an.  Er  erklärt,  dals  über 
dem  ersten  Schiffe  der  Name  O  tiiiii  m  LJ  8'<'l'i"''>ni'lit  sei,  'weil  der  König  hier 
allein  genannt  sei  und  daher  fiir  gleichberechtigt  mit  der  Makere  oder  ihr  gar 
übergeordnet  gelten  konnte;  über  dem  dritten  Schifte  dagegen  sei  er  unbedenklich 
0  """^  ^  genannt,  weil  er  hier  hinter  der  Makere  und  ilir  daher  untergeordnet 
erscheine.  Soweit  pafst  ja  Alles  recht  schön;  leider  hat  N.wille  aber  vergessen, 
uns  auch  noch  zu  erklären,  weshalb  ebendaselbst  in  der  vierten  Darstellungs- 
reihe ülier  den  Soldaten  der  Name  O  i^^i^  ^  LJ  gebraucht  ist,  obwold  die  Ma- 
kere hier  el)enso  vorher  genannt  ist,  wie  über  dem  dritten  Schifte  und  wie  in 
einer  ganz  entsprechenden  Inschrift  Mar.,  Dereib.  11,  wo  beide  Male  der  Name 
O  ^'^^^  'm  erseheint.  Oder  sollte  Naville  etwa  diese  bedenkliche  Ausnahme  von 
seiner  Regel  im  Sinne  gehabt  haben,  als  er  seiner  eben  citirten  Erklärung  den 
abschwächenden  Zusatz  zufügte,  es  sei  selbstverständlich,  dafs  jene  Regel  nicht 
mit  mathematischer  Genauigkeit  befolgt  werde? 

Versucht  man  nun  aber  einmal  Naville's  Theorie  auf  die  bekannten  Denk- 
mäler der  Makere  anzuwenden ,  so  stellt  sich  bald  heraus ,  dafs  fast  jedes  Denk- 
mal .  auf  dem  der  eine  oder  der  andere  der  beiden  Namen  angewandt  ist,  eine 
Ausnahme    von    seiner    Regel    bietet.      Weshalb    heilst   Tluitmosis  111.    auf  den 

Pfeilern  im  Speos  Artemidos  O  t*^^^^  m   und  nicht  wie  in  Dcrelbahri  Q  ^^^^^  ^  [ )  ? 

weshalb  führt  er  denselben  Namen  nicht  selten  da,  wo  die  Makere  gar  nicht 
mitgenannt  ist  (wie  Mar.,  Dereib.  4)  und  da,  wo  er  häufiger  als  sie  genannt 
ist,   wie  im  Tempel  von  Kumnieh?    Hier  lag  doch  Grund  genug  vor,   den  Namen 

O  t^^  W  I )  anzuwenden,   wenn   dieser   wirklich   den  Zweck   gehabt  hätte,   den 

ihm  Navu-le  zuschreibt.  Umgekehrt,  weshalb  heilst  der  König  das  eine  einzige 
Mal,  wo   er  in   den  Puntdarstellungen   neben  der  dort  unendlich   oft  genannten 

Makere   auftritt,    O  »"^"^  ^  \ )   »nd    nicht    wie    im    »Anubisspeos«    und    in    der 

" north -western  hall  of  offerings«  O  i^^^^  m  ^  ^''^''  -^Heni  aber:  wie  will  Naville 
seine  Theorie  noch  vertheidigcn  angesiclits  der  oben  besprochenen  Thür, 
LD.  III,  21,  auf  der  die  beiden  Namensformen  zugleich  und  jede  als  Gegen- 
stück zu  den  Namen  der  Makere,  also  ganz  gleich  angewandt  erscheinen?  Ich 
denke,  die  Tliatsache,  dafs  Na\'ille"s  Theorie  gerade  in  den  lieideu  Fällen 
versagt,  die  allein  für  die  Gleichzeitigkeit  der  beiden  Namensformen  zu  spre- 
chen schienen,  zeigt  wold  am  besten  ihre  Uidialtbarkeit:  davon,  dafs  mir  Na- 
ville's Deutung  der  beiden  Namen,  die  er  in  einer  späteren  Arbeit  nälier  be- 
gründen  will,   im   höchsten   Grade   unwahr.scheinlich   ist,   gar  niclit  zu   reden. 

Jedenfalls  steht  für  micli  fest,  dafs  die  beiden  Namen,  wenn  sie  Avirklich 
gleichzeitig    in    Gebrauch    gewesen    sein    sollten,    gleiclien  Wertli    gehabt    haben 


a  h 

Th.  I.  Tli.  III 

vor  und 

König  X.  -M. 


I89S.]  KiRT  Seihe:  Altes  ii.  Neues  z.  Geschielite  d.  Tliroiisticitigkeilcii.  55 

müssen   und   dafs    es   unter  Makere   eine   Zeit   gegeben   hat,    in  der  der  Name 
O  1*^"^  ^  t 1  noch   nicht  aufgekommen  war  (zweite  Entwicklungsphase  h). 

V.  Bestätigungen  tür  Uie  Ergebnisse  der  Theorie  der  Xamenseinsetzungen. 
Meine  Theorie,  dals  die  an  Stelle  der  Makere  eingesetzten  Namen  Thut- 
mosis"  I.  und  II.  von  diesen  Königen  selbst  herrühren  müssen ,  führte  zu  dem 
Ergebnisse ,  dafs  Thutmosis  III.  und  Makere  vor  Thutmosis  II.  regiert  haben 
und  dafs  Thutmosis  I.  die  Regierung  des  letzteren  Königs  noch  erlebt  Iiaben 
müsse.  Bestätigt  schien  mir  dies  Erge])nifs  durch  zwei  Stellen  zu  werden,  an 
denen  Thutmosis  I.  unter  seinen  Nachfolgern  lebend  aufzutreten  schien ,  deren 
Beweiskraft  alier  von   N.wille   angefochten   wird. 

In   der   «Exkönigdarstellung«    Mae.,   Derell).  4   tritt    in    der  linken  Seene  a 

Thutmosis  I.   in   einer  Procession   von  M.ännern   vor  einen  König,   des.sen  Namen 

leider  nicht  erhalten  sind,  der  aber  nach  den  männlichen  Suffixen  in  den  Resten 

Osivvand  (Mau  .  D.rell).  4).  seiner    luschrift    nicht    die    Makere.    sondern    nur 

Thutmosis  II.    oder    III.    dargestellt    haben    kann. 
'  "  ]      Ich    entschied    mich    für   das  L(>tztere,  da    in   der 

wand. 

unijubl.  Nachbarscene  h  Thutmosis  III.  ij-enannt  und  seine 
Mitregentin  Makere  als  //y//-.s  ..ihre  weibliche  Ma- 
jestät« erwähnt  ist.  N.wille  ist  anderer  Ansicht.  Er  will  in  dem  unbekannten 
König  vielmehr  Thutmosis  II.  sehen,  der  auf  der  (aber  an  die  Nachbardar- 
stellung h)  anstofsenden  AVand  e  ursprünglich  dargestellt  erscheine.  Die  beiden 
Darstellungen  a  und  h  sollen  nach  ihm  nicht  aus  einer  und  derselben  Zeit 
stammen:  während  a  von  Thutmosis  II.  herrühre,  sei  b  erst  nach  der  Piuit- 
expedition  unter  Makere"s  und  Thutmosis'  III.  gemeinsamer  Regierung  hergestellt 
worden.  Die  Möglichkeit  einer  solchen  verschiedenen  Datiriuig  zweier  Nachbar- 
dar.stellungen  ist  gewifs  zuzugeben:  aber  es  ist  doch  entschieden  von  vorn 
herein  wahr.scheinlicher,  dafs  die  beiden  benachbarten,  nur  durch  eine  unvoll- 
ständige Trennungslinie  getrennten  Darstellungen  a  und  b  gleichzeitig  sind'), 
als  dafs  die  Darstellungen  n  und  c,  die  sich  auf  verschiedenen  Wänden  befinden 
und  durch  eine  angeblich  spätere  Darstellung /j  von  einander  getrennt  sind,  aus 
derselben  Zeit  stammen.  Aus  welchen  Gründen  die  Darstellung/;  (mit  dem  Namen 
Thutmosis'  III.)  jünger  als  die  Puntexpedition  sein  mufs,  sagt  Navu.le  nicht; 
ich  vermuthe  wegen  der  Panther,  die  dort  dargestellt  sind :  da  von  ihnen  aber 
nicht  gesagt  ist.  dafs  sie  aus  Punt  stammen,  sondern  nur,  dals  sie  »ihrer  Ma- 
jestät als  Kostbarkeit  des  Fremdlandes  gebracht  waren«,  so  l)rauchen  es  doch 
nicht  dieselben  zu  sein,  wie  die  unter  den  Gaben  von  Punt  und  der  anderen 
Südländer  dargestellten  Panther.     Was  Naville  weiter  gegen  meine  Annahme, 

')  Wie  doch  augenscheinlich  die  in  analogem  Verhältnifs  zu  einander  stehenden  Darstellungen 
der  Makere  und  Thutmosis' III.  in  Kununeh,  INIedinet  liabu,  Derelbabri  (Nav.,  I  19  —  24.  II  33 
—  45).  Thutmosis' III.  und  .\menophis' II.  in  .Vniada  und  die  Nainenseinsetzungen  Thutmosis'!. 
und  II.   Hl   Minlinet   Habu  gleichzeitig  sind. 


56  KvRT  Sethe:  Altes  ii.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 


dafs  der  vuiliekaiuito  König,  vor  dein  Tliiitniosis  I.  erscheint.  Thutmosis  III.  war. 
einwendet,  ist  mir  einfacli  unverständlich.  Er  meint,  eine  Darstellung,  in  der 
Thutmosis  III.  oline  die  3Iakere  dastehe  und  diese  kleiner  dargestellt  sich  ihm 
nähere,  stehe  im  Widerspruch  zu  allen  an<leren  Denkmälern.  Ich  stinnne  ihm 
darin  durchaus  hei,  aber  was  soll  diese  an  sich  ganz  richtige  Bemerkmig  hier? 
Es  ist  doch  nicht  die  Jlakere,  sondern  Thutmosis  I.,  der  sich  dem  regierenden 
Könige  in  kleinerer  Gestalt  nähert.  —  Kurz  und  gut,  es  ist  zwar  nicht  un- 
möglich ,  dafs  der  unbekannte  König  Thutmosis  II.  war.  es  ist  aber  nach  der 
Nachbardarstellung  wahrscheinlicher,   dafs  es  Thutmosis  III.   war. 

N.WILLE  zweifelt  die  Beweiskraft  der  Darstellung  aber  noch  von  einer  an- 
deren Seite  an.  Er  kann  nicht  daran  glauben,  dafs  Thutmosis  I.  hier  lebend 
erscheine,  weil  es  etwas  ganz  Aufsergewöhnliches  wäre,  dafs  ein  alter  König 
unter  den  Unterthanen  seines  Nachfolgers  auftrete.  Er  will  deshalb  M.\riette"s 
Verlegenheitsdeutung,  dafs  es  sich  nicht  um  den  leibhaftigen  Thutmosis  I., 
sondern  um  eine  Statue  von  ihm  handle,  wieder  aufnehmen.  Angesichts  der 
Darstellungen,  auf  die  sich  Maeiette  beruft  (LD.  III,  162/3  ^  213  =  Ch.\mp., 
Mon.  III  213;  Mar.,  Abydos  II  8),  findet  er  es  summarisch,  wenn  ich  diese 
Deutung  als  absurd  l)ezeichnet  habe.  Bieten  Mariette's  C'itate  aber  wirklich 
etwas  unserer  Darstellung  Analoges?  Nein,  sie  belegen  nur  die  von  mir  keines- 
wegs bestrittene  Thatsache,  dafs  Königsstatuen  in  Processionen  vorkommen.  Wie 
man  sich  aus  den  Abbildungen  c.  d  auf  Taf.  II  überzeugen  kann ,  haben  diese 
Statuen,  ob  sie  nun  getragen  werden  oder  auf  dem  Boden  stehen,  ausnahms- 
los ein  Postament').  Dieses  fehlt  aber  der  Figur  Thutmosis' I.  in 'unserer  Dar- 
stellung: er  schreitet  genau  wie  die  vor  und  hinter  ihm  gehenden  Leute  auf 
ebener  Erde  einher  |s.  die  Abb.  e  auf  Taf.  II),  und  es  ist  dalier  ineiner  Meinung 
nach  nicht  daran  zu  deuteln ,  dafs  er  am  Leben  sein  soll.  Eine  derartige  Dar- 
stellung eines  ägyptischen  Königs  ist  in  der  That  etwas  ganz  Aufserordentliches 
und  nur  aus  einer  aufsergewöhnlichen  Rolle  desselben  zu  erklären,  wie  es  eben 
fvir  ägyptische  Verhältnisse  die  eines  abgedankten   Königs  ist. 

Sollte  sich  Naville's  Annahme  bestätigen,  dafs  der  unbekannte  König,  vor 
dem  Thutmosis  I.  steht,  Thutmosis  II.  war,  so  würde  die  Darstellung  allerdings 
nichts  für  eine  gemeinschaftliche  Regierung  Thutmosis"  III.  und  der  Makere  vor 
Thutmosis  II.  beweisen,  sie  würde  dann  aber  ein  anderes  Ergebnifs  meiner  Theorie 
der  Namenseinsetzungen  bestätigen,  nämlich  dafs  Thutmosis  I.  noch  unter  der 
Regierung  Thutmosis'  II.  (die  er  nach  der  Turiner  Statue  nicht  überlebt  liaben 
kann)  gelebt   hat. 

Eben  dieses  letztere  Ergel)nifs  schien  mir  mm  ferner  diu'ch  die  Inschrift 
des  bestätigt  zu  werden,    in    der    nach  Eisenlohr's  Mittheilung  (1881) 


')  Bei  Mar.,  .\byd.  II  8  ist  das,  was  der  Priester  trägt,  keine  Statue,  sondern  die  Figur 
eines  räuchernden  Königs,  wie  sie  aucli  in  unserer  Darstellung  vor  Thutmosis  1.  einhergetragen 
wird.     I'brigens  steht  auch  diese  Fi^ur  in  liciden  Darstellungen  .luf  einer  Bodenplatte. 


18!.I8.]  Kurt  Setiik:  Altes  ii.  Neues  /,.  GesL-liiflite  d.  'riii'unstreiliy.keitrji.  57 

von  den  drei  gleichartis"  hinter  einander  genannten  Königen  Amenophis  I.,  Tliut- 
niosis  I.  und  Thiitmosis  II.  nur  der  erstere  das  Praedicat  »verstorben«  liat.  Na- 
viLLE  beruft  sich  dagegen  auf  die  von  (iIriffitii  herrührende  s^ijiterc  Al)S(diril't 
(bei  Petrie,  Season  1887),  (hireh  die  Kiseni,oiik"s  Bemerkung  in  Frnge  gestellt 
(»doubtful«  nach  Petrie's  eigenem  Urtlieil)  wurde,  da  in  ilii'  nucli  lliutmosis  1. 
das  Praedicat  »verstorben«  hat.  Dabei  berücksichtigt  al)er  Navu^le  gar  nicht, 
dafs  durch  Sayce,  der  die  Inschrift  auf  beide  Abscliriften  hin  ge])rüft  hnt, 
bereits  zu  Gunsten  der  EiSENLOiiR'sclien  Lesung  entschieden  worden  ist  (Ae.'i- 
deniy  12.  März  1892):  »Prof.  Eisenlohr  was  right  in  bis  copy  .  .  .  the  epilhet 
mä-klieru  »deceased«  is  attached  oidy  to  the  cartouehe  ol"  Anienii}ihis  1..  mit 
to  those  of  the  other  two  kings,  proving  that  they  reigned  contemporaneously  ■<. 
Wie  man  liiernach  nocli  der  GRiFFixn'schen  Abschrift  den  Vorzug  vor  der 
von  EisENLonu  geben  kann,  ist  mir  schlechterdings  unverstiimllich.  Navu.le 
begnügt  sicli  aber  nicht  allein  damit,  er  will  aucli  für  Thutmosis  II.  das  Prae- 
dicat »verstorben«  beans]iruchen.  Weil  nämlich  bei  diesem  Kcinig  nach  (huFFiTn' 
Abschrift  (b'r  Pbitz  für  dieses  Wort  freigelassen  zu  sein  scheint,  so  scddieCst 
Naville  daraus,  dafs  d;is  Wort  vom  Urheber  der  Inschrift  lieabsichtigt  e(.\vesen 
und  luu-  in  der  Hast,  mit  der  derartige  Inschriften  einiicgraben  Avürden .  ver- 
gessen worden  sei.  Dieser  Schlufs  scheint  mir  indessen  sehr  anfechtbar  zu 
sein;  ich  würde  gerade  das  Gegentheil  daraus  schliefseu.  Wenn  man  beim 
Sciireil^en  ein  Wort  vergifst,  so  läfst  man  doch  gewifs  keiiuui  Plntz  dnlur  frei. 
Hätte  also  der  Steinmetz  in  der  Inschrift  hinter  dem  Namen  Thutmosis"  II. 
keinen  Platz  freigelassen,  so  wäre  es  möglich,  dafs  er  das  Wort  »verstorben« 
aus  Versehen  übergangen  habe;  da  er  aber  den  Platz,  au  dem  es  stellen  luülste, 
freigelassen  hat.  so  kann  er  es  nur  absichtlich  übergnngen  haben.  Hierzu 
können  ihn  alier  nicht  etwa  technische  Gründe  veraidn Ist  lufheu.  wie  z.  Ik  den 
Schreiber  einer  Handschrift,  der  Worte,  die  er  mit  rother  Tinte  schreiben  will, 
vorläufig  wegläfst  und  nachher  den  dafür  leergelassenen  Raum  auszufüllen  ver- 
gifst. P]s  können  nur  .sachliche  (irümle  zur  Weglassuuii'  di's  Wortes  » vei'storbeu" 
vorgelegen  haben,  d.h.  Thutmosis  II.  war  eben  noch  nicht  verstoi'ben .  als  die 
In.schrift  gesetzt  wurde.  Freilich  erklärt  diese  Thatsache  allein  nur  die  Weg- 
lassung des  Wortes,  nicht  aber  die  Fi-eilnssuug  des  Platzes  dafür.  Hierzu  hat 
augenscheinlich  ein  aesthetischer  (irund  den  Steinmetzen  veranlafst.  Er  wollte 
die  drei  ganz  gleich  abgefafsten  Zeilen  der  Inschrift  symmetrisch  ausrichten, 
so  dafs  sowohl  die  drei  Königsschilder  wie  der  dreimal  wiederholte  Name  des 
^  ^"^^  genau  über  einander  ständen:  zu  diesem  Zwecke  mufste  in  den  l)eiden 
unteren  Zeilen  die  Stelle,  die  das  Wort  »verstorben«  in  der  ersten  Zeile  (hinter 
dem  Namen   Amenophis'  I.)   einnimmt,   freigelassen   werden. 

Nach  alledem  behalten  also  die  beiden  Denkmäler,  die  ich  zur  F>estäti- 
gung  meiner  Ergebnisse  aus  meiner  Theorie  von  den  Namenseinsetzungen 
herangezogen  hatte,  ihre  Beweiskraft.  <1ie  nur  bei  dem  einen  allenfalls  etwas 
zu  modificiren   wäre. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XX.WI.  Haml.     189B.  ^ 


58  Kurt  Setue:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiteii.      [XXXVl.  Band. 


M.    Bestätigungen  für  die  Alleinregierung  Thutmosis'  III.  vor  IMakere. 

Aus  der  von  mir  festgestellten  P^ntwicklungsgescliichte  der  Namen  Thut- 
mosis" III.  ergab  sieli  fiir  die  Geschichte  der  Thronwirren  das  bedeutsame  Re- 
sultat, dafs  der  gemeinsamen  Regierung  Thutmosis'  III.  und  der  Makere  vor 
Thutmosis  IL  eine  Alleinregierung  Thutmosis"  III.  vorangegangen  sein  mufs, 
während  der  der  älteste  Theil  des  Temjiels  von  .Semneh  (mit  dem  ältesten  be- 
kannt(>n  Datum  aus  der  Regierung  des  Königs,  Jahr  2)  ausgeschmückt  worden 
ist.  Auch  fiir  dieses  Ergebnifs,  zu  dessen  Bestätigung  ich  früher  nur  die  l)eiden 
Daten  des  Jahres  2  und  5  anführen  konnte,  glaube  ich  jetzt  einen  schlagenden 
Beweis  gefunden  zu  haben  in  den  Sculpturen  am  rechten  Ende  der  äufseren 
Westwand  des  Tempels  von  Semneh.  da.  wo  sjiäter  eine  Thür  durch  die  alten 
Wandsculpturen  aus  dem  zweiten  Jahre  Thutmosis"  III.  durchgel)roc]ien  und  eine 
3Iauer  angebaut  worden  ist,  die  einige  Veränderungen  in  der  Pfeilerstellung  ver- 
ursacht hat  (s.  Unters.  I,  S.  21/2).  In  den  Denkmälern  (III  58)  ist  diese  wichtige 
Stelle  in  Folge  eines  Mifsverständnisses  vom  Zeichner  ungenau  wiedergegeben: 
der  heilte  geltende  Zustand,  wie  ihn  die  Originalzeichnung  von  Max  Weidenbach 
wiedergiebt,  ist  auf  Taf.  X  abgebildet').  Schon  beim  Betrachten  dieser  wie  der 
pubücirten  Zeichnung  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Darstellung  manche  Verände- 
rungen durchgemacht  haben  mufs.  So  stimmt  die  Richtung  der  Göttin  Satis 
nicht  zur  Richtung  ihrer  Inschrift,  und  über  der  Thür  stehen  die  Namen  User- 
tesen's  III.,  die  offenbar  zu  einer  Darstellung  dieses  vergötterten  Königs  gehört 
haben,  die  (wie  die  Eileithyia  in  der  benachbarten  linken  Darstellung  LD.  lU, 
52  i.  53)  durch  die  Thür  beseitigt  worden  ist.  Anfser  diesen  noch  in  den 
gegenwärtig  geltenden  Sculpturen  erhaltenen  Si)uren  hat  Lepsius  mit  seinem 
nicht  genug  zu  bewundernden  Scharfblick  noch  eine  Anzahl  anderer  Überreste 
von  älteren  Darstellungen  bemerkt,  die  er  in  seinen  Aufzeichnungen  beschreibt 
und  in  jMax  WEmENBAcn's  Originalzeichnung  theils  etwas  ungeschickt  eingetragen, 
theils  durch  Notizen  vermerkt  hat").  Diese  Überreste  älterer  Sculpturen  sind 
auf  Taf.  VI  in  die  noch  gültigen  Sculpturen  schrafflrt  eingetragen  genau  nach 
Lepsius'  Angaben :  nur  die  Figur  des  Königs ,  von  der  keine  zeichnerische  Dar- 
stellung vorliegt,   mufste  reconstruirt  werden. 

Was  sich  aus  diesen  Überresten  noch   ermitteln  läfst,   ist  Folgendes: 

1.    Der  Raum  vor  der  Satis  ist  so  klein,   dafs  der   »ausgemeifselte«   König 

notliwendig   unmittelbar   vor   der   Göttin   gestanden    haben  mufs,    da.    wo  jetzt 

der   vorgestreckte   Arm   mit  dem   1    Scepter    steht.      Die    Göttin    kann    (lenmach, 

als   der  König  vor   ihr    stand,    nocli    uiclit    ilire  jetzige   Haltung   gclial>t    haben 


')    Nur   das  Zeichen  U  ist  nach  Lepsius'  Ahschrifl  bericlitii^t. 

'■')  Eine  solche  Notiz,  »vier  weggemeifselte  Zeilen  über  der  weggemeifselten  Figur  des  Königs«, 
ist  vom  Zeichner  der  Publication  mifsverstanden  worden  und  hat  ihn  zu  der  falschen  Reconstruction 
LD.  in,  .")3  verleitet. 


lS;i8.1  KtRT  Skthe:  Altfs  ii.  Neues  /..  Ueseliielite  d.  'riirDiisIrcitigkeitcii.  59 

sondern  sie  mvils  ihn  mit  dem  Arm,  der  jetzt  das  Scepter  hält,  unilnl^t  linlien. 
und  wird  ihm  mit  dem  anderen  vcniiullilich  (his  Leben  gereicht  hnlicii.  vcriil.  die 
Keconstruetion  auf  Tal".  IX  nach  den  analogen  DarsteUungcn  LD.  III,  H3.  34 
(insbesondere  vergl.  LD.  III,  78  für  die  Entfernung  der  Cicittin  vom  Könige). 
Es  ist  nicht  unwalirschcinlich,  (hd's  (h'r  Arm  mit  dem  Syndxil  des  Lebens,  den 
Lepsils  noch  auf  der  Brust  d(>r  (J(>ttin  Satis  Ix'merkt  Jiat  (s.  j'af.  \'i).  von  eben 
dieser  Darstellung  herrührt,  unter  der  Voraussetzung,  da(s  seine  Haltung  von 
Lepsius  nicht  ganz  correct  wiedergegeben  ist.  Dals  es  der  in  der  Zeichnung 
hintere  Arm  einer  Gottlieit  war.  ist  wahrscheinlicii .  da  die  (iötter  in  der  ganz 
ül)erwiegenden  Mehrzahl  aller  Fälle  mit  diesem  Arme  das  Lel)en  reichen').  — 
Die  Vertänderung  in  der  Haltung  der  Göttin  Satis,  die  wir  hier  im  (iefolge  der 
Tilgung  der  Königsfigur  constatiren  müssen ,  stinnnt  nun  aber  aid"  das  Genauste 
mit  den  eigenthümlichen  Beispielen  überein,  die  wir  oben  (S.  44.  4.").  Taf  IV.  V) 
bei  der  ersten  Verfolgung  der  Makere  ( »()i)fertisch Verfolgung " )  ii'etrolVen  haben. 
Dafs  es  auch  in  unserem  Falle  die  Makere  war.  deren  Figur  unter  so  eigen- 
artigen Begleiterscheinungen  getilgt  worden  ist.  und  nicht  etwa  Thutmosis  III., 
der  sonst  nirgends  verfolgt  wird,  bedarf  wohl  kaum  noch  eines  Woi-tes.  eben 
so   wenig,    wie   dafs  die  Tilgung  derselben  Verfolgung  an,i;-eiiöi't   halien    nnds. 

2.    Bevor    die  Thür    durch    die    Sculptiiren    Thutmosis"  III.    durcligebrochen 
wurde,    mufs    einmal    links   Usertesen  III.    dargestellt    gewesen    sein,    wie    seine 

I) 


Namen  zeigen.  Die  Hieroglyphen  |  T  === ,  ^1  und  das  grofse 
erst  nach  Durchbruch  der  Thür  zur  Füllung  des  Raumes  angel)racht  zu  sein 
scheinen,  .standen  damals  noch  nicht  da,  an  ihrer  Stelle  l)efand  sich  der  Kopf 
Usertesen's  III.  Unmittelbar  vor  Usertesen  und  ihm  zugewendet  stand  der  re- 
gierende König,  wi(>  noch  die  Finger  zeigen,  die  ihm  eine  hinter  ihm  stellende 
Gottheit  auf  die  in  der  Zeichnung  vorgekehrte  Schulter  legte").  Zu  dieser 
hinter  dem  Könige  stehenden  Gottheit  (vermuthlich  Satis)  gehörten  olTeidiar 
die  vier  jetzt  weggemeifsciten  Zeilen  rechts;  denn  sie  enthalten  Worte,  die  eine 
Gottheit  an  einen  Gott   (^         (ÄBl    »dein  geliebter  Soim    K/uiiu").  dem  d(>r 

Tempel   üreweiht    war   {'^^  »der  dir  das  Denkmal  ei'ficiitet  hat"    .   d.  li.  wohl 

Usertesen  III.,  richtete.  Wegen  des  knafjpen  Raumes  mufs  auch  Usertesen  den 
vor  ihm  stehenden  König  undafst  haben.  Vergl.  die  Reconstruction  auf  Taf.  VIII 
nach   den  analogen   Darstellungen    LI).  III,    '.Via.    34ß  —  c;   Nav.,    Dereib.  I    2. 

?>.  Auch  diese  Darstellung  war  noch  nicht  die  ursprüngliciie.  Das  zeigt 
die  Richtung  der  In.schrift  der  Satis;  sie  erfordert,  dafs  die  Göttin  einst  dar- 
unter, also  etwa  an  derselben  Stelle,  an  der  sie  jetzt  steht,  nach  links  gewandt 
gestanden  hat.  Und  in  der  That  sind  noch  Reste  ihrer  beiden  Füfsc  in  der 
richtigen  Stellung  und  an  der  richtigen  Stelle  zu  sehen   (s.  Taf.  VI).     Sie  kreuzen 


die    olleiihai 


1)    Ausnahmen  LD.  III.  47.  W.     .\av..  I),tc11..  II    17. 

^)    Es  ist  stets  die  Gottheit,  die  die  Hand  :iui'  die  .Schulter,  und  /.war  stet.s  die  v()rij:eUelirte 
Schuher  des  Königs  legt,   nie  umgekehrt. 


GO  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschiclite  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 


sicli  mit  einem  einzelnen  Ful'se,  der  also  einem  mäunliclien  Wesen  gehört  haben 
miifs.  mul  zwar  augenscheinlieh  demselben,  dem  der  noch  auf  dem  Leib  der 
Satis  siehtliare  Unterarm  mit  dem  Stabe  gehörte.  Aus  der  Stellung  der  Füfse 
und  dem  Mangel  an  Raum  links  von  der  Satis  ist  zu  ersehen,  dals  die  eine 
der  beiden  sich  gegenüberstehenden  Personen  die  andere  umfalst  haben  mufs. 
Es  kann  demnach  nur  der  König  gewesen  sein,  der  vor  der  Satis  stand  und 
von  ihr  umfalst  ^\•ln•de.  Denn  soviel  mir  bekannt,  konnut  es  nie  vor.  dafs 
sich  zwei  (iottlieiteu  so  umfassen:  die  umfai'ste  Person  ist  vielmehr  stets  der 
König.  Aus  deniscUien  Grunde  kann  der  König  aber  auch  nicht  Usertesen  III. 
gewesen  .sein,  der  ja,  wie  wir  sahen,  späterhin  thatsächlich  an  derselben  Stelle 
gestanden  hat;  denn  er  wird  im  Tempel  von  Semneh  überall  als  Gott  behandelt. 
Es  muls  also  der  leliende  König,  der  den  Tempel  ausschmückte,  gewesen  sein. 
aller  ^Vahrsc]leinlichkeit  nach  Thutmosis  III.,  der  in  der  Nachbardarstellung 
(Lü.  III,  52/>.  58)  und  auf  den  ül)rigen  Theilen  desselben  (ältesten)  Gebäudes 
überall  erscheint.  Siehe  die  Reconstruction  der  Darstellung  auf  Taf.  VII  nach 
den  analogen  Darstellungen  LD.  III,  33.  34.  Der  Raum  rechts  von  der  Satis 
könnte  während  dieser  Periode  mit  dem  später  durch  die  angebaute  Mauer 
verdeckten  Räume  zusammen  entweder  eine  besondere  Darstellung  oder  einen 
Theil  der  linken   Darstellung  enthalten  haben. 

Die  Darstellung  hat  also  im  (ianzen  drei  Verän<lerungen  erlitten.  Davon 
ist  die  jüngste  dui-ch  die  gegen  Makere  gerichtete  »02:)fertisch Verfolgung«,  der 
sie  angehört,  l)egründet;  es  ist  klar,  dafs  die  Gründe  für  die  lieiden  vorher- 
gehenden Änderungen  in  den  räumlichen  A'^ei'änderungen  zu  suchen  sind,  die 
durch  den  Durchbruch  der  Thür  und  den  Anbau  der  Mauer  verursacht  wurden. 
Daher  denke  ich   mir  die  Geschichte   der  Darstellung  etwa  so:   . 

Erstes  Stadium:   Taf  VII.     Links  wird  König  Tliutmosis  III.  (O  ^ 

mit  A/w.^),  nach  rechts  gewandt  (davon  jetzt  noch  erhalten:  Arm  mit  Stab,  Fuls 
und  Königstitulatur),  von  der  Göttin  Satis  umfalst  (erhalten:  Füfse,  Inschrift). 
Rechts  daneben   eine  andere  Darstellung. 

Zweites  Stadium:  Taf  VIII.  Durch  den  Anbau  der  Mauer  wird  die 
rechte  Hälfte  der  rechten  Darstellung  verdeckt,  und  dies  macht  eine  Änderung 
der  linken  Darstellung  nöthig.  Man  verwandelt  deshalb  den  lebenden  Kfhiig 
Thutmosis  III.  in  Usertesen  III. ,  den  Gott  des  Tempels  (erhalten:  die  Inschrift), 
setzt  den  lc))eii(len  K(")nig,  nach  links  gewandt,  an  die  Stelle  der  Satis.  stellt 
diese  Göttin,  deren  Inschrift  man  stehen  gelassen  liat,  rechts  hinter  den  König, 
diesen  umfassend  (erhalten:  die  Hand),  und  legt  ihr  eine  Rede  an  Usertesen  III., 
den  König  betreffend,  in  den  Mund  (vier  Zeilen  theilweise  erhalten).  Der  König 
war,  nach  den  männlichen  Formen  (i=i,  ^2=-)  zu  schliefsen,  noch  immer  Thut- 
mosis III.,  der  aber  mittlerweile  bereits  die  später  übliche  Schreibung  O  i*^"^  ^ 
angenommen  hatte,  wie  die  Pfeilerinschriften  (LD.  III,  54r.  d),  die  älter  als 
•lie  angebaute  Mauer  sind   (s.  Unters.  I,   S.  '2'1,   3),   lehren. 


1898.]  Kurt  Setiie:  Altes  u.  Neues  z.  üescliiclite  d.  Thronstieitigkeiten.  61 

Drittes  Stadium:  Taf.  IX.  Die  so  entstandene  zweite  Darstellung  wird 
ihrerseits  entstellt  durch  den  Durehbruch  der  Thür,  wobei  die  Gestalt  User- 
tesen's  III.  und  Arm  und  Fufs  des  von  ihm  umfalsten  Königs  (Thutmosis"  III.) 
weggeschnitten  werden .  sodals  tlieser  nun  verstümmelt  unmittelbar  vor  der  Thür 
.steht.  Eine  Änderung  der  Darstellung  ist  unter  diesen  Umständen  geradezu 
unabweislich.  Die  Inschrift  U.sertesen's  III.  ül)er  der  Thür  wird,  wie  die  der 
Eileithyia    in    der    benachl)arten    Darstellung   (LD.  III,   58)    stehen    gelassen,    es 

werden  aber  die  Worte  |  T  =^=  und  ^°1  zugefügt,  sowie  das  kleine  y  ent- 
sprechend verlängert,  vmi  den  leeren  Raum  über  der  Tliür  auszufüllen.  Die 
Göttin  Satis  wird  rechts  von  der  Thür  fast  genau  an  ihren  urs])rüniilichen  Platz 
gestellt,  aber  nach  rechts  gewandt,  vor  ilir  der  Könii;'  \(in  ihr  uinlnfst  luid 
mit  Leben  beschenkt  (erhalten:  Figur  der  Göttin  bis  auf  den  in  der  Zeichnung 
vorderen  Arm,  der  die  Schulter  fafste.  und  Reste  der  Königsfiyur).  l)(>r  König 
ist  diesmal  nicht  mehr  Thutmosis  111..  sondern,  wie  die  nachfolgende  Verände- 
rung lehrt,  Makere,  die  also  mittlerweile  auf  den  Thron  gekonunen  war').  Die 
ehemalige  Rede  der  Satis  an  Usertesen  III.,  unter  der  jetzt  der  König  steht, 
scheint  man   ebenso   wie  Usertesen's  Namen  stehen  gelassen   zu  haben. 

Viertes  Stadium:  Taf  X.  Auch  diese  dritte  Darstellung  wird  l)ei  der 
Verfolgung  der  Makere  (»OptiM-tischverfolgung«)  verändert,  indem  die  Figur 
der  Königin  sowie  die  vier  Zeilen  über  ihr,  falls  sie  noch  nicht  vorher  beseitigt 
waren,  weggemeifselt  werden  und  die  Armhaltung  der  Satis  geändert  wird.  — 
In   diesem   Zustande   ist   die   Darstellung  nunmehr  erhalten. 

Läfst  man  nun  diese  Reconstrnction .  dii'  mir  sehr  walirscheinlicli  zu  sein 
scheint,  gelten  oder  nicht,  jedenfalls  ist  das  eine  siclier.  dafs  eine  Darstellung 
der  Makere  (drittes  Stadium)  ikm-Ii  naeli  dem  Durchbruch  der  Thür  durch  die 
Wanddanstellungen  Thutmosis"  III.  (I.D.  III.  4.S/;  —  49r/.  'V2h — ;iH)  entstanden 
ist.  Die  erste  Bauperiode  des  Tempels  von  S<'mneh  (Jalir  '!].  der  diese  Dar- 
stellungen angehören,  ist  demnach  sicher  älter  als  diejenige  Periode  der  Re- 
gierung der  Makere,  aus  der  die  Darstellung  der  Königin  stammt.  Zur  näheren 
zeitlichen  Bestimmung  dieser  Periode  bietet  uns  nun  die  Art  der  Verfolgung, 
die  die  Makere  erfahren  hat,  einen  Anhalt.  Es  ist  die  »Opferti.schverfolgung«, 
die,  wie  ich  gezeigt  zu  haben  glaube,  vor  der  Regierung  Thutmosis' II.  statt- 
gefunden hat.  Die  Darstellung  der  Königin  müfste  also  ihrer  Regierung  vor 
Thutmosis  II.  angehören,  und  dieser  Regierun.«-  der  Makere  vor  Thutmosis  II. 
müfste  wieder  die  erste  Alleinregierung  Thutmosis"  III..  die  sieh  älter  als  die 
Darstellung  erwiesen  hat,  vorangegangen  sein.  Das  ist  al)er  genau  dasselbe, 
was  ich  aus  den  Namensformen   Thutmosis'  III.   gefolgert   habe.      Damit    zeigen 


')  Auf  einen  Versuch  der  Makere.  'riiutiuosis  III.  zu  verdiängen,  wie  sie  fts  liei  der  oben 
hesprochenen  Darstellungsänderung  in  gutem  Rechte  getlian  liat,  würde  die  scheinbare  .\usnieilselung 
des  Suffixe.s  *l-=^  in  der  Inschrift  LD.  III.  52i  von  der.selben  Wand  zu  deuten  sein,  wenn  sich 
das  Vorhandensein  von  Meifselspuren  bestätigte  (s.  Unters.  I,  .S.7ti).  Die  ( )riginalzelchMung  von 
ÜAX  Weidenbach  giebt  sie  nicht  an. 


02  KiKi-  t^KiiiK:  Altes  u.  Neues  i.  Geschichte  d.  Thiulisti-eiti.iikeiteii.       [XXXVI.  Band. 


sich  zwei  auf  verseliiedenen  Wegen  gewonnene  Ergebnisse  meiner  Theorie  der 
Namensersetzungen  in  völliger  Ühereinstinnnung  mit  cinnndcr  und  bestätigen 
sich   so  gegenseitig. 

So  gut  wie  sicdier  ist  t'eriuT  auch,  dnls  die  Darstellung  der  Makere  erst 
nach  dem  Anbau  der  Mauer,  die  in  die  dritte  Bauperiode  des  Tempels  von 
Semneh  gehört,  angebracht  worden  ist.  Sie  wird  daher  wahrscheinlich  auch 
jünger  als  die  Inschriften  der  Pfeiler  und  des  Architravs  LI).  III,  54 r.  d  sein, 
die  älter  als  die  angebaute  Mauer  sind  und  der  zweiten  Bauperiode  des  Tempels 
aiigejiören  (s.  oben  S.  60).  Auf  diesen  Pfeilern  wird  der  Name  Thutmosis"  III. 
schon  überall  ©  ti^  ^  ohne  aw^  geschrielien,  wie  später  unter  der  Makere. 
Es  ergäbe  sich  daraus  also,  dafs  diese  Schreibung,  wie  es  schon  nach  de  Moegan"s 
Publication  der  Inschrift  von  Sehel  scheinen  mufste  (s.  Unters.  I,  §  37),  noch 
während  der  ersten  Alleinregierung  Thvitmosis'  III.   aufgekommen   ist'). 

Dies  zu  constatiren,  ist  nicht  unwesentlich  für  eine  weitere  Bestätigung 
meines  Ergebnisses,  daCs  der  Regierung  der  Makere  eine  Alieinregierung  Thut- 
mosis" III.  vorangegangen  ist,   nämlich   die  Thatsache,   dafs   es  Thutmosis  III.   (in 

der  Schreibung  O tüiä  M  )  gewesen  ist.  der  den  einen  der  beiden  von  Thut- 
mosis I.  errichteten  Obelisken  von  Karnak,  der  jetzt  umgestürzt  liegt,  mit  In- 
schriften versehen  hat  (Ciiamp.,  Not.  II  128/1);  Mar.,  Karn.  Text  S.  27).  Tliut- 
mosis  III.  erscheint  dadurch  als  der  erste  Nachfolger  Thutmosis'  I.,  der  Zeit 
lind  Lust  fand,  den  von  diesem  seinem  Vorgänger  unfertig  hinterlassenen  Obe- 
lisken zu  vollenden.  Dals  Thutmosis  III.  dies  nun  aber  niclit  etwa  erst  unter 
seiner  endgültigen  Alleinregierung  nach  dem  Ende  der  Makere,  also  über  20  Jahre 
nach  dem  Regierungsende  Thutmosis"!.  gethan  hat,  dafür  bürgen,  wie  mir 
scheint,  die  Worte, "  mit  denen  Makere  in  den  Inschriften  ihrer  eigenen  Kar- 
naker  Obelisken  auf  die  Ol^elisken  Thutmosis"  I.  Bezug  nimmt:  «Ihre  weibliche 
Majestät  hat  den  Namen  ihres  Vaters  (Thutmosis"  I.)  auf  diesem  Denkmal  ver- 
ewigen {iiinn  iCili)  lassen,  als")  {hft)  König  Thutmosis  I.  durch  die  Majestät  dieses 
ehrwürdigen  Gottes  (Amon-Re)  gepriesen  wurde  {rdj  i^ic),  als  (hft)  die  beiden 
Obelisken  diu-cli  ihre  weibliehe  IMajestät  aufgestellt  wurden  ziun  ersten  Male 
(des  Äi-.sy/-Jubila('inns?).  Es  sagte  nämlich  der  Herr  der  Götter  (Amon-Re)  dieses: 
'Dein  Vater,  König  Thutmosis  I.,  hat  Anweisung  gegeben,  Obelisken  zu  errichten, 
deine  weibliche  Majestät  wird  (solche)  Denkmäler  wiederholen,  damit  du  ewiglich 
lebst'«.  Es  ist  nach  diesen  Worten  nicht  anzunehmen,  dafs  die  Königin  in  den 
verflossenen  1 .')  Jahren  ihrer  (ziun  Theil  allerdings  nominellen)  Regierung  ver- 
säumt hal)en  sollte,  den  Obelisken  ihres  Vaters  zu  ihrem  eigenen  Ruhme  mit 
ihren    eigenen    Inschriften    zu    versehen,    wenn    er    in    dieser   verhältnifsmäfsig 


')    Ob  auch  die  Namensform   ^[^(lil^l.  die    sieh  auf  der  Säule/  (IJ).  111.   .".lei   uud   auf 

der  angebauten  Mauer  (LI).  111.   .")-Ja)    tindet.    ist    ungewifs,    da    das   Aller    dieser  Inschi-iften    uicht 
iienau  festzustellen  ist. 

■)    Oder   »geniäfs  der  Thatsache.  dals«;' 


1898.]  Kurt  Sethe  :  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.  63 

langen  Zeit  noch  unbesclirieben  gewesen  wäre.  Dafs  sie  dies  nicht  gethan  hat, 
spricht  gewifs  dafür,  dals  der  Obelisk  bereits  vorher  von  Thutmosis  III.  be- 
schriel)en  worden  war.  der,  wie  wir  geftinden  haben,  in  der  That  schon  min- 
destens 472  Jahre  lang  (s.  Unters.  I,  §  38)  vor  der  Makere  den  Thron  allein 
eingenommen  hatte.  So  haben  wir  in  den  Inschriften  des  jetzt  gestürzten  Obe- 
lisken Thutmosis"  I.  in  Karnak  wahrscheinlicli  ein  Denkmal  aus  dieser  ersten 
Alleinregierung  Thutmosis'  III.  zu  sehen,  das  in  der  Form  seiner  Namen  mit 
der  Inschrift  von  Sehel  tuid  der  zweiten  Bauperiode  von  Semneh  übereinstimmte. 

A"II.    Makere'.s  Berufung  zur  Königswürde. 

Neben  den  Einwänden,  die  Naville  gegen  die  einzelnen  Ergebnisse  meiner 
Untersuch vmg  erhoben  hat  und  die  bereits  oben  zurückgewiesen  worden  sind, 
steht  auch  eine  Reihe  solcher,  die  sich  gegen  die  Gesammtheit  meiner  Ergeb- 
nisse  oder  gegen   mehrere  zugleich   richten. 

Der  erste  Punkt,  durch  den  sich  nach  Naville  die  Unhaltbarkeit  meines 
ganzen  Systems,  insbesondere  aber  die  Unmöglichkeit  der  AUeinregicrung  Thut- 
mosis" III.  vor  der  Makere.  erweisen  soll,  ist  die  angebliche  Tliatsache.  dafs 
3Iakere  durch  ihren  Vater  Thutmosis  1.  gegen  Ende  seiner  Kegierung  zur  Mit- 
regentin  berufen  worden  sei.  Dies  hatte  man  bekanntlieh  schon  früher  aus  der 
Inschrift  LD.  111,18  erschliefsen  wollen;  nun  glaubt  Naville  es  durch  die  In- 
schriften und  Darstellungen  von  Dei-elbahri,  die  sich  auf  die  Jugendzeit  der 
Königin  beziehen,  auf's  Neue  bestätigt  zu  haben.  Betreffs  der  Inschrift  LD.  III,  18 
habe  ich  in  meiner  Arbeit  (Unters.  I,  §40)  ausgeführt,  dafs  sie  nicht  von  Thut- 
mosis I..  sondern  erst  von  der  Makere  herrühre.  Naville  bestreitet  das,  ob- 
wohl doch  die  analogen  Darstellungen  von  Derelbahri  nach  seiner  eigenen  An- 
nahme (Rec.  de  trav.  XVIII.  97)  auch  erst  aus  der  Regierung  der  Makere  stammen. 
Meine  Datirung  der  Inschrift  stützte  sich  darauf,  dafs  sie  ihrer  Stelle  nach 
jünger  als  die  darüber  befindliche  Darstellung  LD.  111 ,  11  sein  müsse,  die.  wie 
ich  damals  vermuthete  und  wie  sich  jetzt  bestätigt  hat  (s.  oben  S.  33),  ur.sprüng- 
licli  von  Makere  herrührte  und  später  von  Thutmosis  IL  in  Beschlag  genommen 
worden  ist.  Die  Decoration  der  entspreclienden  Wand  des  anderen  Pylonflügels 
bestätigte  das,  indem  dort  die  obere  Darstellung  LI).  lil ,  15  ebenfalls  von  Ma- 
kere war,  die  später  durch  Thutmosis  II.  verdrängt  worden  ist,  der  untere 
Theil  der  Wand  dagegen  erst  sehr  viel  später  von  Ramses  III.  ausgeschmückt 
worden  ist.  Hinsichtlich  des  Gegenstandes  der  Inschrift  hatte  ich  Aveiter  ge- 
zeigt, dafs  es  sich  nur  um  die  Thronbesteigung  der  Makere  iiMiidelc.  bei  der 
Thutmosis  I.  die  Hand  mit  im  Spiele  geliabt  haben  solle.  Von  einer  Mitregent- 
scliaft  ist  gar  nicht  die  Rede.  Genau  so  steht  es  aber  auch  mit  der  »Inthroni- 
sationsinschrift« von  Derell)ahri  (Rec.  de  trav.  X^'1II,  Tai".  2).  Auch  hier  wird 
mit  keinem  Worte  gesagt,  dafs  Makere  Mitregentin  Thutmosis'  I.  werden  solle; 
Thutmosis  I.   überträgt  ihr  die  Königswürde,   damit  »sie  auf  seinem  Sitze  sitze« 


64  Krur  Skthk:  Altes  u.  Neues  z.  (loscliiolitc  d.  TlironstreitigkeitiMi.      |XXXM.  Baiul. 


(Z.  13).  was  unliefangen  nur  so  verstanden  werden  kann,  dafs  sie  seine  Nacli- 
l'oltrorin  wird.  So  liat  es  auch  Petkie  (Hist.  II,  6(5)  richtig  als  eine  Ahdan- 
kung  des  alten  Königs  zu  Gunsten  seiner  Tochter  aufgefalst.  Naville  führt 
tiir  seine  abweichende  Auffassung,  dafs  es  sich  um  eine  Einsetzung  zur  Mit- 
regentin  handele,  noch  eine  andere  Inschrift  an,  die  zu  derselben  .Serie  von 
Darstellungen  und  Inschriften,  die  die  Jugend  der  Königin  behandeln,  gehört, 
die  »Reise-Inschrift«  (Rec.  de  trav.  XVIII,  Taf.  1).  In  dieser  wird  erzählt,  wie 
die  Makere,  nachdem  sie  zu  einer  »schönen  Jungfrau«  [hnt  nfrt)  »frischer  als 
alle  Kräuter  zu  ihrer  Zeit«  ')  herangewachsen  war,  ihren  Vater  auf  seinen  Reisen'"') 
in's  Nordland  begleitete  und  wie  die  Götter  dabei  zu  ihr  kamen,  sie  aufforderten, 
in  ihrer  Regierung  Gutes  zu  thun,  und  ihr  dafür  alles  das  verhielsen,  was 
sich  ein  ägyptischer  König  niu-  wünschen  konnte.  Dafs  sich  auch  diese  Inschrift, 
nicht  wie  es  zunächst  scheinen  will,  auf  eine  Mitregierung  der  Makere  mit 
Thutmosis  I.  beziehen  kann,  zeigt  die  Stelle,  an  der  sie  sich  befindet;  sie  setzt 
die  Darstellungen  der  Erzeugung,  Geburt  und  ersten  Kindheit  der  Königin  fort 
und  geht  den  Darstellungen,  die  sich  auf  ihre  Inthronisation  durch  Thutmosis  1. 
und  ihre  Krönung  durch  die  Götter  beziehen,  voran.  Von  Rechts  wegen  kann 
die  Inschrift  demnach,  wie  Naville  selbst  zugieV)t  (Rec.  de  trav.  XVIII,  94/5), 
nur  auf  eine  Zeit,  die  der  Thronbesteigung  der  Makere  (nach  Naville  als  Mit- 
regentin)  voranging,  bezogen  werden.  Ich  denke,  es  wird  die  Zeit  der  letzten 
15  Regierungsjahre  Thutmosis'  I.  gemeint  sein,  während  derer  Makere  zur 
Thronerbin  l)estimmt  war,  wie  daraus  zu  schliefsen  ist,  dafs  sie  »das  erste  Mal 
des  hb-sd«  ,  d.  h.  das  HOjährige  Jubilaeum  einer  Ceremonie,  die  mit  dem  Thron- 
folger vorgenommen  wurde,   schon   in   ihrem   15.  Regierungsjahre  gefeiert  hat!*). 


Ks  i.st  zu  lesen   J  ] '^'1  ^  ^  fl  ^}-^  ^  €^  I 


'■)  „  V y    »jedes   Mal»:    ein   anderes  'Slnl.    wie  Xavii.i.k   iiliersetzt.    kann   doch   nnr  /■</  sn 

DO 
lieil'sen. 

^)  Mi-ine  .■\iif'iassnnü  dieses  Festes  uedaelite  irli  in  einrr  besonderen  Arlieit  aust'iihrlichei'  zu 
begi-ünden.  Da  mir  hierzu  aber  gegenwärtig  die  Zeit  fehlt  und  da  das  Fest  gerade  neuerdings 
öfter  in  anderen  Auffassungen  zu  chronologischen  Bei-echnungen  verwendet  worden  ist,  so  will 
ich  hier  kurz  die  Hauptpunkte  meines  Gedankenganges  mittheile.n,  indem  ich  mir  die  genauen  Be- 
lege füi-  spätere  Zeit  aufspare.  Dafs  das  Fest  schon  in  älterer  Zeit,  ebenso  wie  in  der  Ptolemäer- 
zeit,  wo  es  mit  r^tcty.ov-asTY.^iq  übersetzt  wird,  den  Abschlufs  einer  i?0  jährigen  Periode  bezeichnete, 
geht  daraus  hervor,  dafs  es  mehrmals  gerade  im  30..  nie  aber  später  als  im  31.  Regierangsjahre 
eines  Königs  gefeiert  worden  ist,  nändich  im  30.  von  Thutmosis  111.  (Obelisk  von  Constantinopel  mit 
Erwähimiig  de.s  Feldzugs  vom  Jalire  33  und  der  Wiederholung  des  Festes),  Amenophis  111..  Ranises  IL, 
Ramses  III.  (Könige  des  n.  II.).  im  31.  von  Xefci'kcrr  Phiops  11.  und  Fseitesen  1.  (Könige  des 
a.  und  m.  R.).  Die-s  Zusannnentretlen .  das  unmöglich  zufallig  sein  kaini.  sowie  der  rnistand,  dafs 
das  Fest,  wenn  es  von  einem  Könige  zum  ersten  Male  gefeiert  worden  war.  in  kurzen  Zwischen- 
räumen von  .3 — 4  Jahren  wiederholt  wurde  (Thutmosis  III.,  Amenophis  III.,  Ramses  II.),  zeigt  zu- 
gleich, dafs  es  kein  astronomisches  Fest  sein  kann,  sondern  irgendwie  mit  der  Regierung  der 
Könige  zusamnienhängcn  mufs.  So  im  Grunde  schon  Bbigsch.  Dafs  es  aber  andererseits  nicht 
einfach  das  30  jährige  Regierungsjidiilaeum  sein  kann ,  wie  er  nuMute.  beweist  wieder  die  Thatsache, 
dafs  es  oft  vor  dem  30.  Regierungsjahre  gefeiert  worden  ist.   näudicli  von  Phiops  1.   im    IS.,    von 


1898.]  KirtSetue:  .Vltes  u.  Neues  z.  ücscliidite  d.  Tliroiistreiligkeiten.  65 

Kann  ich  somit  in  den  Angaben  der  Makere  über  ilire  Berufung  zur  K<)nigs- 
würde  nic-lits  finden ,  was  auf  eine  Mitrcgentschatl  mit  Thutmosis  I.  deutete, 
so  stimme  icli  mit  Naville  in  dem  Punkte  überein,  auf  den  es  ihm  bei  seiner 
Bcweisfülirung  hauptsnehlicli  niikonnnen  mufs:  die  Angalicn  der  Ivönigin  können 
nur  so  verstanden  werden,  ditls  Thutmosis  I.  ihr  direc-t  die  Ivrone  üloertragen 
habe  und  sie  ihm  also  als  erste  und  allein  berechtigte  Erbin  auf  dem  Thron 
gefolgt  sei.  Mit  meinen  Ergebnissen  steht  das  allerdings  im  schroffstem  Wider- 
spruch. Im  Gegensatz  zu  N.willk  bin  ieJi  aber  der  l  iK'rzcugung.  dafs  man 
den  Angaben  der  Makere  über  die  \'orgescl)iclite  ihres  Kiuugthums  keinen  ob- 
jectiA'en  Werth  lieimessen  darf.  Sie  scheinen  mir  vielmehr  eine  durchaus  sub- 
jective  Darstellung  zu  bieten,  wie  Xavillk  es  selbst  ganz  treffend  l>ezeichnet 
hat,  eine  »version  donnee  par  llatsliepsou  dun  e])isode  qui  fut  pour  eile  l'cvene- 
ment  de  sa  jeunesse«  (S.  55).  In  dieser  subjectiven  Darstellung  sind  gewisse 
Thatsachen  mit  Fictionen  umhüllt,  die  den  Zweck  hal)en ,  gerade  das  glauben 
zu  machen,  was  Naville  als  historische  Wahrheit  daraus  erschliefsen  will.  Als 
Makere  im  Lauf  der  Thronstrcitigkeiten  den  Thron  ])estieg,  nndste  sie  folge- 
richtig die  Auffassung  vertreten ,  dafs  die  vorhergehende  Alleinregierung  Thut- 
mosis" III.  ungesetzlich  war,  da  sie  in  dieser  Zeit  selbst  mit  demsell)en  Rechte 
hätte  König  sein  müssen ,  mit  dem  .sie  es  jetzt  geworden  war.  In  dircn  Augen 
hatte  sie  demnach  schon  beim  Rücktritt  ihres  Vaters  den  Thron  bestiegen  und 
war  liisher  nur  widerrechtlich  von  der  thatsäclilichen  Ausübung  der  Herr.schaft 
ferngehalten  oder  darin  von  Thutmosis  III.  vertreten  worden.  Kam  dann  viel- 
leicht noch  hinzu,  dafs  Thutmosis  I.,  wie  es  nach  meinen  Ergebnissen  der  Fall 
war.  noch  am  Leben  war,  als  sie  thatsächlich  den  ihr  nach  ihrer  Auffassung 
bisher  vorenthaltenen  Thron  bestieg,   und  dafs   er  ni("iglic]ierweise  ihrer  Erhebung 


Ec-nbtiwj  ^lentuhotep  im  2..  von  Makere  im  1.5.,  von  Osorkoii  II.  irii  -J:'..  .lalire,  .sowie  von  Kö- 
ninen.  die  überhaupt  nicht  30  Jahre  regiert  haben,  wie  Dadkere  (Dyn.  .')).  Wf-Ary-mry  (I)yn.  fl  — 10). 
Aineno])his  II.,  .Sethos  IL,  Psaminetich  II.  Der  Anfaus.spunkt  der  30jäiirigen  Perioih-  iiiuls  also 
ein  solcher  gewesen  sein,  der  bei  den  meisten  Königen  vor  ihrem  Regierungsantritt  lag.  lici  man- 
chen aber  mit  diesem  zusammenfiel  oder  höchstens  in  ihr  erstes  Regierungsjahr,  niemals  später, 
fiel.  Das  pafst  nur  für  eine  Cerenionie  mit  dem  Thronfolger,  die  bei  manchen  Königen  nicht  voi- 
ihrem  Regierungsantritt  stattgefunden  hat,  weil  sie  entweder  nicht  vorher  zur  Thronfolge  bestimmt 
waren  (so  Neferkere  Phiops  II.  und  Thutmosis  111.)  oder  noch  nicht  das  zu  der  Ceremonie  er- 
forderliche .\lter  erreicht  hatten  (so  wohl  Ramses  II.  und  Ramses  III.).  Dafs  in  einem  solchen 
Falle  die  Könige  des  a.  und  m.  R.  da-s  Jubilaeum.  wie  es  .seheint,  erst  im  31.,  die  des  n.  R.  .schon 
ün  30.  Jahre  ihrer  Regierung  feierten,  wird  daraus  zu  erklären  sein,  dafs  da.s  P'est  stets  am  er.sten 
Tage  de,s  ^lonats  Tybi  gefeiert  wurde  und  demnacli  nur  durch  einen  seltenen  Zufall  auf  den  wirk- 
Uchen  Thronbesteigungstag  fallen  konnte.  Wähi-end  nun  die  Könige  der  älteren  Zeit  wohl  den- 
jenigen ersten  Tybi  als  Tag  der  Ceremonie  annahmen,  den  sie  wirklich  als  König  zuerst  erlebten, 
d.h.  den  ihres  ersten  Regierungsjahres,  nahmen  die  des  n.  R.  als  Anfangspunkt  der  30jährigen 
Periode  denjenigen  ersten  Tybi  an,  der  ihrer  Thronbesteigimg  vorangegangen  war.  also  den  des 
letzten  Regierungsjahres  ihres  Vorgängers.  Zur  Steuer  der  Wahrheit  sei  schliefslich  noch  bemerkt, 
dafs  das  Verb\im  sd  »zum  Thronfolger  bestimmen«  o.  ä.,  von  dem  ich  den  Namen  des  Festes  hb-sd 
ableiten  wollte,  nach  GRiFKrrn'  richtiger  Bemerkung  (Academy  189G.  315)  vielmehr  sr  zu  lesen  ist 
und  mit  dem  Feste  also  nichts  zu  thun  hat. 

ZeiUchr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXM.  Band.    189«.  9 


{\{]  Kl  RT  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXM.  Band. 


nicht  feindlich  gegenüberstand,  so  konnte  sie  um  so  leichter  Darstellungen 
wagen,  wie  die  von  Karnak  und  von  Derel1)aliri .  in  denen  der  alte  König  ihr 
selbst  die  Königswürde  überträgt.  Auf  (Iprsoll)en  nur  folgerichtigen  Fiction, 
dafs  sie  die  alleinberechtigte  Nachfolgerin  Tliutmosis"  I.  sei.  beruht  es  ja  auch, 
wenn  sie  ihre  Regierung  von  demselben  Tage  datirt,  wie  Thutmosis  III.  Denn 
dafs  das  trotz  Gkiffith"  und  Naville's  Zweifeln  in  der  That  der  Fall  war,  ist 
nicht  luu'  deshalb  wahrscheinlicli,  weil  beider  Herrscher  Regierungsjahr  inner- 
hall» derselben  sieben  Monate  begann'),  sondern  auch  deshalb,  weil  die  bekannten 
Daten  aus  der  (mit  Thutmosis  III.  gemeinschaftlich  geführten)  Regierung  der 
3Iakere  Jahr  !b  15  mid  IG  gerade  in  die  Lücke  fallen,  die  zwischen  den  l)e- 
kannten  Daten  aus  der  ersten  Alleinregierung  Thutmosis'  III.  Jahr  2  und  5  vmd 
dem  ältesten  Datmn  seiner  endgültigen  AUeini-egierung  nach  dem  Tode  der 
Makere  Jahr  21  klafft  (s.  oben  S.  52;  vergl.  auch  unten  Capitel  VIII).  P^ine 
blofse  Fiction  ist  es  weiter  doch  offenbar,  wenn  Makere  es  so  darstellt,  als  ob 
sie  von  Geburt  an  ziu-  Königswürde  bestimmt  gewesen  sei.  In  Wahrheit  ist 
dies  gewifs  erst  geschehen,  nachdem  ihre  thronberechtigten  Brüder  gestorben 
waren  (s.  Unters.  I,  §  15)  und  jede  Aussicht  auf  die  Geburt  neuer  männlicher 
Erben  geschwunden  war.  Und  als  dieser  Fall  eingetreten  war,  wird  Makere 
auch  nicht,  wie  sie  es  durch  die  Feier  des  hb-sd  darstellt,  gleich  dazu  bestimmt 
worden  sein,  selbst  später  die  Königskrone  zu  tragen,  sondern  wie  vermuthlich 
auch  ihre  Mutter  Ahmes  nur  dazu,  dermaleinst  ihrem  Gemahl  die  Krone  zuzu- 
bringen. In  der  That  ist  ja  Makere,  trotz  ilirer  Angaben  über  ihre  Vorbestim- 
mung und  inimittelbare  Folge  auf  Thutmosis  L,  eine  Zeit  lang  »grofse  königliche 
Gemahlin«  gewesen  (s.  Unters.  I,  §§  31.  36),  eine  Tliatsache,  die  Naville  un- 
begreiflicherweise anficht  (S.  39).  So  beruht  also  auch  das  A6-.sd'Jubilaeum,  das 
die  Königin  in  ihrem  15.  Regierungsjahre  gefeiert  hat  (s.  oben  S.  04).  auf  einer 
Fiction,  die  die  wahre  Thatsache,  dafs  sie  30  Jahre  vorher  die  Erbberechtigung 
erlangt  hatte,  umkleiden  wird.  —  Der  Endzweck  aller  dieser  Fictionen  ist  der- 
selbe, das  gegen  alles  Herkommen  verstofsende  und  deshalb  auch  so  heftig 
bestrittene  Königthum   eines  Weibes   gesetzlich  erscheinen   zu  lassen. 


')  LD.  HI,  24f/;  s.  Unters.  I.  §  17.  Im  Widersjii-iicli  zu  dieser  vöUiü;  klaien  Stelle  will 
Naville  aus  der  unklaren  Stelle  Rec.  de  trav.  XVIII,  Tai'.  2  Z.  40  schüefsen ,  dafs  der  Throu- 
be-steigungstag  der  Makere  auf  den  ersten  Thoth  fiel,  was  jedenfalls  ein  merkwürdiges  Zusammen- 
trefTen  wäre.  Falls  das  Datum  sich  wirldich  auf  die  Thronbesteigung  der  Königin  bezieht,  so 
wird  hier  wohl  der  officiell  angenommene  Thronbesteigungstag,  der  auf  den  4.  Pachons  de,s  bürger- 
lichen .Jaiu-es  fiel,  als  "Neujahrstag«  {wpt-mpt)  oder  ■•  erster  Thoth«  des  Regierungsjahres  be- 
zeichnet sein.      Die  Worte  ®  j  j  i  5       >  ebenda,   die  Naville   tp  frtc  hfpt  liest  und   aus  denen 

er  die  folgenschwereten    chronologischen  Schlüsse   zieht,    sind    tp   rnpict  htp(w)t   zu    lesen    und    be- 
deuten  "Anfang  friedlicher  Jahre«;  ebenso  auch  hct  rnpul  h/p{ii)t  an  der  ähnlichen  Stelle  Z.  33/4, 

wo  vermutiilich  (Infinitiv)  statt  und  <§4s. -c:r>  statt  s=>  <c:r>  zu  lesen  ist.     Das  Wort 

Ci  — «—  Ci  o 

^    tr    ".lahreszeit",    kopt.  th,    ist   inasc.    und    könnte    (l.-ihcr    niclit    eine   Irin.    I'nrin    litpt  zum 

.\ttribut  hallen. 


ls',iN.|  KiRT  Sethk:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronslreitigkeiten.  67 

Die  in  den  vorstehenden  Zeilen  vertretene  skeptiselie  AiifCassung  gei>enül)er 
der  Darstelliuiii',  die  Makere  von  ihrer  Benifuiiii'  zur  Könift-swürde  theils  direet 
(in  di'ii  Darstelhniii'en  und  Insclirif'len  von  Karnak  und  Derdliahi-i).  theils  in- 
direet  (in  tler  Feier  des  lib-sd,  der  Datiruiii;-  ih'r  Reg'ierungsjahre)  g'iel)t,  läCst 
sieh  natürlieh  nicht  beweisen,  sie  seheint  mir  alier  ang'(\siehts  der  olijeetiven 
Thatsachen.  die  zu  so  ganz  eiitgegengesetzt{>n  Ergebnissen  rülirru.  wnlil  lic- 
reehtigt   und   aufserdem   vor  AUeni   auch   durchaus   natürlieh   zu   sein'). 

Aul'ser  Makere's  eigenen  Thronbesteigungsberichten  führt  Navu-lf.  für  ijire 
Mitregierung  mit  Thutmosis  I.,  die  nach  seiner  Meintuig  die  Stelle  Aev  von  mir 
constatirten  ersten  Alleinregierung  Thutmosis"  III.  einnehmen  soll,  noch  die  so- 
genaiuite  »Todtencapelle  Thutmosis"!."  in  Derclbaliri  an.  liier  ^\•are^  auf  der 
Hinterwand   (Nav.,  Derelli.  I  9)   Makere   uiul   hinter   ihr  Thutmosis  1.   dargestellt, 

beide  in  der  üblichen  Haltung  '^f's  ] -jk: .  |  ■  ."),  den  Anubis  verehrend.  Die  Kö- 
nigin, die  hi(>r  voransteht,  erscheint  sonst  in  der  (.'apelle  üIxTall  allein:  nur 
auf  der  einen  Wand  der  Nische  (ib.  I,  13/4)  soll  Thutmosis  I.  nach  Naville  noch 
einmal  mit  seiner  Mutter  Snj-snb  zusammen  erscheinen  als  Gegenstück  zur 
Makere.  die  auf  der  anderen  Wand  ebenso  mit  ihrer  INIutter  Ahmes  dargestellt 
war  (ib.  I.  K));  doch  besteht  begründeter  V(>rdacht,  dafs  der  Name  Thutmosis"  I. 
hier  nicht  ursprünglich  ist,  sondern  erst  an  Stelle  de.sj(!nigen  der  Makere  ein- 
gesetzt worden  ist  (s.  oben  S.  BO).  —  Falls  nun  aber  wirklieh  aus  der  ersteren 
Darstellung  und  den  von  mir  in  §  41  meiner  Arbeit  angeführten  Denkmälern  zu 
schliefsen  wäre,  dafs  eine  gemeinsame  Regierung  Thutmosis"  1.  und  der  iMakere 
stattgefunden  hat,  so  müfste  Thutmosis  I.  nach  der  Art,  wie  er  in  der  »Todten- 
capelle« auftritt,  zu  urtheilen,  darin  eben.so  die  Nebenrolle  gespielt  haben,  wie 
er  es  unter  Thutmosis"  II.  und  wie  es  Thutmosis  III.  officiell  unter  Makere  gethan 
hat.  Die  eventuelle  gemeinsame  Regieriuig  brauchte  denniacli  keineswegs  die 
Fortsetzung  der  Alleinregierung  Thutmosis"  I.  gewesen  zu  sein,  sondern  könnte 
sehr  wohl  erst  auf  die  erste  Alleinregierung  Thutmosis"  III.  (vor  der  Regierung 
der  Makere)  gefolgt  sein.  Ja  hierfür  würde  man  sogar  einen  Beweis  haben, 
wenn  der  Name  Thutmosis"!.  in  der  Ni.sche  der  »Todteiu-ipelle«  wirklich,  wie 
Naville  versichert,  ur.sprünglich  wäre.  Hier  tragen  nämlich  in  der  Darstellung 
Nav.,  Dereib.  I  1()  einige  Krüge  halbhierati.sche  Aufschriften  mit  Königsnamen, 
unter  denen  wir  aufser  Thutmosis  I.  und  Makere  auch  der  K(",nigin  Ahmes- 
Nfrt-irj  und  vor  Allem  zweimal  Thutmosis  III.  ©e^^^,  das  eine  3Ial  mit  den 
Königstiteln  1!^^,  begegnen.  Navu.le  (Dereib.  I,  Text  S.  11)  erklärt  diese 
Krugaufschriften  für  späte  Zusätze,  aber  weshalb?  Etwa  weil  der  Name  des 
Amon    in    ihnen    nicht    ausgemeifselt    ist?      Dies    wird    aus    demselben    (u-unde 


')    Auch  P.  Rost  CMitth.  d.  vordeivi.siat.  Ges.  1897.  228  Aimm.)  Iiiilr  .Makci-e"s  Thronbcstfisungs- 
bericlit  für  tendenziös  unwahr. 

2)    Vert,'l.  Petrie.  Ilist.  I   211:   I.D.  II.  KIT«.   III  22A'.  23S.   li.j^/.  Kii.  84c;  Nav.,  Dereib.  II 
29  u.  s.  w. 

9* 


(58  Kurt  Sktue:  Altes  u.  Xeuos  z.  üescliichte  d.  Tliroiisticitijiki-itcn.       | XXX VI.  ßiiiul. 

unterlilieben  sein,  aus  dem  auch  der  Name  der  Makere  unverletzt  geblieben  ist. 
während  er  sonst  in  der  Capelle  überall  radical  getilgt  ist  Ihre  Unauffälligkeit 
hat  beide  Namen  vor  der  Zerstörung  bewahrt;  ganz  ebenso  ist  in  der  Kammer  0 
von  Derelbahri  auf  mehreren  kleinen  Kasten,  die  hier  unter  den  Opfergaben 
darge.stellt  sind,  das  Bild  der  dem  Amon  opfernden  Makere  beide  Male,  l)ei 
der  Verfolgung  unter  Thutmosis  IL  und  der  unter  Amenophis  IV.,  übersehen 
worden  und  deslialb  unverletzt  geblieben  (s.  Champ.,  Not.  I  575  Z.  9).  Wer 
sollte  aber  ülierhaupt  später  ein  Interesse  daran  gehabt  liaben,  hier  (und  nur 
IiiiM")  auf  den  Krügen  die  Namen  älterer  Könige  anzubringen,  da  doch  die  Krüge 
niclit  notlnvcndig  Aufseliriften  zu  haben  liraucliten?  Vor  Allem  aber,  Avie  will 
Na  villi:  es  denn  erklären,  dafs  auch  der  Name  der  Makere  darin  vorkommt? 
Ihn  würde  doch  später  nach  der  Regierung  der  Makere  gewifs  Niemand  ein- 
gesetzt haben.  Sein  Vorkommen  zeigt  also  klar,  dafs  die  Aufschriften,  was  ja 
auch  das  Natürliche  ist,  ebenso  alt  wie  die  Darstellungen,  zu  denen  sie  ge- 
hören, sind.  Für  die  Uneclitheit  der  Aufschriften  ist  aus  Navilles  Publication 
nicht  der  geringste  Grund  zu  ersehen;  und  man  wird  sie,  ehe  Naville  Gründe 
dafür  erbracht  hat,  unbedenklich  für  echt  ansehen  dürfen.  In  diesem  Falle 
würden  sie  aber  lehren,  dafs  Thutmosis  III.,  ganz  im  Einklang  mit  meinen  Er- 
gebnissen, die  Königswürde  schon  Ijesessen  hat,  als  Thutmosis  1.  mit  Makere 
zusammen  regierte;  ja  nach  der  Schreibung  seines  Namens  ©tiüü  ö  müfste  diese 
gemeinsame  Regierung  jünger  als  das  2.  Jahr  der  ersten  Alleinregierung  Tluit- 
mosis'  III.,   das  im  ältesten  Theile  des  Tempels   vorkommt,   gewesen  sein. 

Dieses  für  Naville  gewifs  nicht  erwünschte  Ergebnifs  ist  aber  wohlver- 
standen nur  die  natürliche  Folge  seiner  Auffassung  der  Darstelhuigen  der 
Nische.  Sollten  dagegen  Steindokff  und  ich  mit  miserer'  Meinung,  dafs  der 
Name  Thutmosis'  I.  hier  nicht  ursprünglich,  sondern  erst  an  Stelle  dessen  der 
3Iakere  gesetzt  sei,  Recht  behalten,  so  würde  das  Vorkommen  Thutmosis' III. 
in  den  Krugaufschriften  wieder  ein  Beleg  dafür  sein,  dafs  er  bereits  vor  der 
Einsetzung  des  NanuMis  Thutmosis"  I.  und .  da  diese  von  Thutmosis  I.  selbst 
lierrüliren  mufs,  also  noch  zu  Lebzeiten  Thutmosis'  I.  König  gewesen  ist.  Dafs 
in  den  Krugaufschriften  neben  Makere,  Thutmosis  III.  und  Thutmosis  1.  nicht 
auch  Thutmosis  II.  genannt  wird,  wie  in  der  Kammer  P  von  Derelbahri,  stimmt 
daz»i  vortrefflich,  denn  die  Krugaufschriften  müfsten  ja  vor  seiner  Regierung, 
dii-   'riiutiiKisls  I.    niclit   mehr  überlel)t  hat,   angebracht   worden   sein. 

MIL     Die    Kr)nig.sfblge  nach  den   Biographien,   den  Königslisten   und 

nach  Manetlios. 

Ein  weiterer  Punkt,  durch  den  nach  Navu-le's  mid  auch  nach  Ro.st"s  Mei- 
nung (Mitth.  d.  Vorderasiat.  Ges.  1897,  227  Anm.)  meine  Ergebnisse  aufs  Stärkste 
erschüttert  werden  sollen,  ist,  dafs  .sie  im  Widerspruch  zu  den  uns  erhaltenen 
Biographien  tnid  König.slisten  ständen,  in  denen  sich  keine  Spur  von  ihnen  fände. 


1S9S.]  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.  69 

Was  sind  denn  aber  zunächst  diese  »Biographien«?  Die  meisten  sind  docli 
nur  kurze  Aufzähhtngen  der  Könige,  denen  der  Verstorbene  gedient  hat.  oder 
der  Ehren,  die  sie  ihm  erwiesen  halten.  Selbst  die  ausführlichsten,  wie  dii' 
des  Ahraose-Penneehbet  und  die  des  'Innt,  erzählen  ein  langes  Leben  von  70 
oder  mehr  Jahren  in  wenigen  Zeilen.  Ist  es  da  wirklich  so  verwunderlich, 
dafs  in  einem  solchen  kurzen  Resume  nicht  alle  die  kleinen,  im  (ianzen  wenig 
folgenschweren  und  meist  sehr  kurz  dauernden  Umwälzungen,  die  sich  in  einem 
Zeitraum  von  wenigen  Jahren  abgespielt  haben,  Erwähnung  linden?  Sie  nacli 
der  Reihe  aufzuführen,  hätte  in  der  That  mehr  Platz  erfordert  als  jetzt  die 
ganze  Biographie  einnimmt.  Was  jene  Männer  wollten,  war  doch  nicht,  eine 
dynastische  Geschiclite  ihrer  Zeit  zu  geben,  sondern  ihre  persönlichen  Erleb- 
nisse oder  besser  ihre  Ehren  der  Nachwelt  zu  überli(>fern.  Da  scheint  es  mir 
nur  natürlich,  dafs  sie  die  Beziehungen,  in  denen  sie  zu  den  linzelnen  Königen 
gestanden  hatten,  als  Ganzes  nach  einander  und  niclit  aus  einander  gerissen 
erzählten. 

Da  al)er  die  uns  erhaltenen  «Biographien«,  die  ül)er  die  Zeit  der  'fhron- 
streitigkeiten  unter  Thutmosis"  I.  Nachfolgern  berichten,  alle  erst  nach  dem  Tode 
Thutmosis"  II. ,  also  entweder  unter  Makere"s  und  Thutmosis'  III.  (zweiter)  ge- 
meinsamer Regierung  oder  unter  des  Letzteren  endgültiger  Alleinregierung  ab- 
gefiifst  .sind,  so  ist  es  begreiflich,  dafs  diese  beiden  Herrscher  überall  zuletzt, 
erst  nach  den  bereits  verstorlienen  anderen  Herrschern  genannt  Averden,  auch 
wenn  diese  (wie  Thutmosis  IL  nach  meinen  Ergebnissen)  erst  nach  ihnen  den 
Thron   bestiegen  hatten. 

Daraus,  dafs  die  von  mir  erschlossenen  Phasen  der  Thronwirren  in  den 
"Biographien«  nicht  erwähnt  wei-den.  einen  Beweis  gegen  ihre  Thatsächlich- 
keit  herzuleiten,  ist  aber  um  so  weniger  gerechtfertigt,  als  mehrere  der  »Bio- 
graphien« auch  die  Regierung  der  Makere,  an  deren  Wirklichkeit  docli  nicht 
zu  zweifeln  ist.  ganz  mit  Stillschweigen  übergehen.  Aber  so  wenig  Navh.lk 
hier  an  der  Nichterwähnung  der  Makere  Anstofs  nimmt,  so  wenig  aucli  in 
einem  anderen  Falle.  In  der  Inschrift  des  'Inni  (Reede  trav.  XII,  lOSfl".),  der 
ausführlichsten  von  allen,  wird  weder  die  gemeinsame  Regierung  Thutmosis' I. 
und  der  Makere,  noch  die  Alleinregierung  der  Makere,  bevor  Thutmosis  III. 
Mitregent  wurde,  auch  mit  nur  einem  Worte  erwähnt  —  zwei  Dinge,  von 
denen  N.wille  trotz  alledem  auf  das  Festeste  überzeugt  ist.  —  In  dieser  Bio- 
graphie folgt  auf  Thutmosis  I.  bei  .seinem  Tode  gleich  Thutmo.sis  11.  und  auf 
diesen,  als  er  stirbt,  »sein  Sohn«  (gemeint  ist  nach  meiner  Überzeugung  sein 
Bruder  Thutmosis  III.)  zusammen  mit  seiner  Schwester  Makere.  Dabei  wird  von 
der  Letztgenannten  in  so  lobrednerischer  Weise  gesprochen,  dafs  Voreingenommen- 
heit gegen  sie  hier  nicht,  wie  bei  den  anderen  Biographien,  der  Grund  für  ilire 
Übergehung  im  Vorhergehenden  gewesen  sein  kann.  —  Was  für  N.\villk"s  Er- 
gebnisse recht  ist,  mufs  auch  für  meine  billig  sein;  wenn  Naville  es  nicht 
tür  nöthig  hält,   aus  dem  Stillschweigen    der  Biographien    einen  Beweis    gegen 


'Q  Kl  RT  Seihk:  Altes  u.  Neues  z.  Gescliiclite  il.  Tlironstieitigkeiteii.       [XXXVI.  Band. 


seine  mir  recht  fraglich  erscheinenden  Theorien  zu  ziehen,  so  darf  ich  für  die 
meinigen   dasselbe  Recht   beanspruchen. 

Nach  meinen  Ergel)nisspn  würde  die  Inschrift  des  Inni  nur  diejenigen 
Pliasen  der  Thronwirren  übergehen,  die  in  die  Lebenszeit  Thutmosis"  L,  von 
dem  vorher  die  Rede  war,  fielen,  also  die  erste  Alleinregierung  Thutmosis'  III., 
die  erste  Regierung  der  Makere  mit  Thutmosis  III.,  eventuell  auch  die  mit  Thut- 
mosis I.,  und  endlich  die  gemeinsame  Regienmg  Thutmosis'  I.  und  II.  Von  allen 
diesen  Herrscliern,  die  Thutmosis  I.  überlebten  und  noch  nach  seinem  Tode  re- 
gierten, mul'ste  nachher  noch  die  Rede  sein.  Wollte  Tnni  also  seine  Beziehungen 
zu  den  einzelnen  Herrschern  ungetheilt  erzählen,  so  konnte  er  naturgemäfs  nur 
die  Reihenfolge  wählen,   die  wir  hier  finden:   Thutmosis  I.,  IL,  III.  und  Makere. 

Dafs  auch  die  Art,  wie  in  derselben  Biographie  der  Tod  Thutmosis'  I. 
erzählt  wird,  nichts  gegen  die  von  mir  geforderte  vorhergehende  gemeinsame 
Regierung  desselben  mit  Thutmosis  IL  beweist,  dafür  habe  ich  mich  bereits  in 
meinem  Buche  (Unters.  I,  §  2^)  auf  zwei  ganz  analoge  Beispiele  berufen.  In 
der  Bioü'raphie  des  Amenemheb  heifst  es,  dafs  Amenophis  IL  beim  Tode  Thut- 
mosis' 111.  den  Thron  bestiegen  habe,  und  doch  wissen  wir,  dafs  er  schon  vor 
diesem  Ereignifs  mehrere  Jahre  als  König  an  der  Seite  seines  Vaters  geherrscht 
hatte.  Und  eben.so  verlautet  in  der  Sinuhe- Erzählung  beim  Tode  Amenemmes'  I. 
nichts  davon,  dafs  der  neue  König  Usertesen  I.  schon  10  Jahre  lang  König  ge- 
wesen wsiY.  Dafs  Thutmosis  IL  in  der  Inschrift  des  'Innt  so  auf  Thutmosis  I. 
folgt,  wie  Amenophis  II.  und  Usertesen  I.  in  den  el)engenannten  Beispielen  auf 
ihre  Väter  folgen ,  stimmt  ganz  zu  meinem  Ergebnifs ,  nach  dem  Thutmosis  1. 
einerseits  noch  unter  Thutmosis  IL  gelebt  haben,  andererseits  (wegen  der  Tu- 
riner Statue)  noch  unter  ihm   gestorben   sein  mufs. 

Wie  w'enig  auch  auf  die  Reihenfolge  zu  geben  ist,  in  der  die  »Biographien« 
die  Könige  nennen,  lehrt  die  Biographie  des  Ahmöse  Pen-nechbet  (LD.  III,  48 ö); 
in  dieser  wird  das,  was  die  Makere  dem  Verstorbenen  gethan  hat,  erst  nach 
der  Aufzählung  der  anderen  Könige,  Amosis,  Amenophis  L,  Thutmosis  L,  Thut- 
mosis IL  »bis  zu  Thutmosis  III.«  berichtet.  Wenn  Makere  nicht  ausdrücklich 
als  »verstorben«  imd  Tinitmosis  III.  als  lo])end  bezeichnet  wäre,  so  wäre  nach 
N.wille's  Theorie  daraus  zu  schliefsen,  dafs  Thutmosis  III.  vor  Makere  regiert  habe. 

Wie  stellt  sich  Naville  endlich  zu  der  seit  dem  Erscheinen  meiner  Arbeit 
von    Spiegelberg    (Rec.  de  trav.  XIX,    9718)    veröfifentlichten    »Biographie«     des 

^  v\  y  —  Bei  der  Wichtigkeit,  die  mir  diese  Iu.schrift  für  die  C4e.schichte 
der  Thronwirren  zu  haben  scheint,  gebe  ich  eine  vollständige  Übersetzung  da- 
von, indem  ich  nur  die  wenigen  wesentlicheren  Abweichungen  von  Spiegel- 
berg's  Übersetzung  in   den  Anmerkungen  begründe. 

»Gegeben  (ist  diese  Stele)  durch  die  Gunst  des  Königs,  des  Königs  von 
Ober-  und  Unterägypten  Thutmosis  III.  i  !z..  'mj'  der  ewiglich  lel)t.  dem  ersten 
Propheten   des  Osiris  (von  Abydos)  Nb-iC^irj.^^ 


lf>9S.]  KiHT  Setiii::  Altes  h.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.  71 


»Er  spricht:  Ich  hm  ein  Diener,  der  seinem  Herrn  nützlich  ist  und  (h>r 
den  Weo:  dessen,   der  ihm   wolikliat,  hefolgt').« 

(I.)    "Icli    hekleidete    {ho  irj-n-j)    das   erste   Amt   im   Hause   seines  (?)  Vaters 

Osiris.      h'li    wurde    gemacht    {'Ij-kirj)    zum    r,'-/irj    im  Ternjicl    des 

Gotteshauses.  Ein  königlicher  Befehl  gelangte  |//r  s/ir)  tiiglicli  vor  mich  .  .  . 
im    Geheimnils    (h's   Herrn    von   Aliydos'-).      Ich    

r||— ^llfinv« 
liJ  o  -fi-1i  1  • 

(II.)  «Mein  Herr  lobte  mich  (/»■ //.v-«  irj  ii/i-J)  deslialli.  der  KTmig  von  Hhev- 
und  Unterägyi)ten  Thutmosis  III.  i  !z..  ^)  ■  i*^"!'  wurde  gemacht  [(Ij-kirj)  zum 
ersten  Propheten  seines  (?)  Vaters  Osiris.  Alle  Ämter  dieses  Hauses  {pr)  waren 
unter  die  Aufsicht  des  Königsdieners  gestellt  [sind  Pseudop.).  —  Ein  and(M-es  Mal 
wurde  mir  aufgetragen,  dafs  ich  ginge,  um  seinen(?)  Vater  Harcndotes  im  Hause 
des  Min  des  Heri'n  von  'Ipw  (Achmim)  erscheinen  zu  lassen  an  allen  Festen  in 
'Ipw  (Achmim),  indem  ich  dort  war')  (und  der?  oder  als?)  Vorsteher  der  Pro- 
pheten und  alle  l^ediensteten  (h's  fTempelsl  inse-esaunut.  V  „  [^  .Es 
war  das   das   Mal des im   thinitischen   (Jauc« 

(III.)    »Es   lobte   mich   (lir  hs-n   irj)   die  Majest<ät   meiu(\s  Herrn   (///<  n  nb-j). 

Ich  wurde  gemacht  {dj-kirj)   zum   ri-hrj  in seines  Vaters   des  Königs  von 

Ober-   und  Unterägypten  Amosis.     Seine  Schatzhäuser  Maren   auf  meinen  Siegeln 

(genannt).      Ich   war(?)   dort  heil  und   gesund')    J  (]  []    ^^    <rr>  | 

(IV.)  »Ich  leitete  {tw  hrp-n-j)  die  Arbeit  an  dem  Schifle').  Ich  wehrte 
ab  (shr-n-j)  den,   der  gegen  ihre   weihliche  Majestät  {knt-s)  rebellirte. " 

Der  Bericht,  den  uns  hier  Nh-u<ivj  von  seinen  Erlebnissen  giebt,  zerfällt, 
wie  man  sieht,  in  vier  ganz  gleicji  gebaute  Abschnitte,  deren  jeder  mit  einem 
Satze  in  der  Form  tic  sf/»?,-?i-/ beginnt  und  bis  auf  den  letzten,  —  der  mitten 
in  der  Erzählung  abbricht  und  sich  nach  Spiegelberg's  Vermuthung  auf  einer 
zweiten  Stele  fortsetzte  — ,  mit  einer  Zeitbestimmung  schlielst.  Der  Herrscher, 
unter  dem  der  erste  Ab.schnitt  spielte,  ist  nicht  genannt,  nach  der  Ul)erschrift 
der  Stele  wird  man  al)er  an  Thutmo.sis  III.  denken  müssen,  der  dann  im  zweiten 
Abschnitte  wirklich  auftritt  und  auch  nach  dem  Zusammenhange  und  den  männ- 
lichen Iledeformen  im  dritten  Abschnitte  gemeint  sein  mufs:  erst  im  vierten 
tritt,  wie  Spiegelbeeg  richtig  erkannt  hat,   die  Makere  als  0^1  auf.    Wird  N.\vn.i,E 

')    Vergl.  ÄZ.  XXX.  r,4.  -)    Vergl.  Mar..  .\l)yd.  II   L'.j  Z.  :i. 

^)  tj  wj  im.  \  bedeutet  hier,  wie  an  den  meisten  der  von  Erman  (.\Z.  XXX.  .'il)  und  Piehi. 
(Proc.  XV.  471  ff".)  nngerahrten  Stollen,  nicht  ..zugehörig  zU",  sondern  ist  eine  Partikel,  die  wie 
(I    1^3^  und   [1    la >   iioinin:d(^  Zust.-indssjitze  einleitet. 

•*)    pr-n-j  im  Oid-ku-j.    Vergl.    den   Gebrauch    von  J\  als  Iliilfsveibuni   Kioian.  Agypt. 

Granirn.   §  -'iD   und  Pap.  K»..  99.  20.  22.    100,  21.    101.  4.  Ü. 

^)  SiMEGELBERG  übersctzt  ..ich  hatte  geleitet",  was  aber  die  parallelen  Glieder  der  vorher- 
gehenden Abschnitte  und  der  Zusammenhang  verbieten. 


KiRT  Skihe:  Altes  a.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thvoiistieitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 


auch  hier  noch  an  seinem  Grundsatze  festhalten,  dafs  die  ..Biographien«  die  Er- 
eignisse in  chronologischer  Folge  und  ohne  etwas  zu  verschweigen  erzählen 
müssen?  Gewils  nicht,  denn  wenn  es  zuträfe,  so  konnte  doch  keine  hesscre 
Bestätigung  ftir  mein  Ergebniis,  dafs  Thutmosis  III.  bereits  vor  Makere  allein 
regiert  hat,  gefundeji  werden. 

Aber  ich  selbst  bin  weit  entiernt  davon  zu  leugnen,  dais  die  hier  vorliegende 
Erzähhuig  die  ehronologisclie  Folge  der  Ereignisse  beoltachtet:  die  Zeitangaben 
am  Schlüsse  der  einzelnen  Abschnitte  machen  es  mir  vielmelir  recht  wahr- 
scheinlich. Leider  sind  aber  gerade  diese  wichtigen  Stellen  wieder  nicht  ganz 
klar.  Dafs  die  Worte  f~ir^Tl  in  den  beiden  ersten  Abschnitten  soviel  wie 
«die  Zeitdauer  dieser  Dinge«  bedeuten  müssen,  hat  Spiegelberg  ohne  Zweifel 
richtig  gesehen;  es  fragt  sich  nur.  wie  die  darauf  folgende  Angabe,  bestehend 
aus  der  Praeposition  r,  dem  Worte  i-iipt  »Jahr«  luid  einer  Zahl,  zu  verstehen 
ist.  Spiegelberg  übersetzt  ..bis  zum  Jahre  x«,  doch  müfste  in  diesem  Falle, 
wie  PiEHL  gezeigt  hat  (Proceed.  189H,  200).  das  Wort  rnpi  »Jahr«  von  Rechts 
W'Cgen  mit  dem  Determinativ  O  versehen  sein:  \  ;  ohne  dieses  Zeichen  würde 
die  Gruppe  vielmehr  nach  der  Regel  nur  »x  Jahre«  bedeuten  können,  zumal 
die  Praeposition  <=>  r  in  der  That  in  der  dazu  passenden  Bedeutung  »während« 
noch  sonst  vorzukommen  scheint').  Da  Spiegelberg  aber  die  Insclirift  nur  in 
gröfster  Eile  abschreiben  konnte  und  manche  Stellen  nachher  aus  dem  Gedächt- 
nifs  ergänzen  mufste  und  da  ihm,  wie  seine  Übersetzung  zeigt,  die  Wichtigkeit 
der  Schreibung  des  Wortes  rnpt  »Jahr«  noch  niclit  l»ekannt  war,  so  ist  es 
wohl  möglich,  dafs  das  Wort  auf  dem  Original  doch  mit  O  geschrieben  ist. 
Für  Spiegelberg's  Deutung  scheint  mir  jedenfiiUs  die  etwa.s  anders  gefafste  Zeit- 
bestimmung des  dritten  Abschnittes  zu  sprechen:  T  [1  [1  _  <=>  j  nfryt-r 
rnpt  !).  Denn  dies  kann  doch  wohl  nur  »bis  zum  Jahre  9«  bedeuten  und  enthält 
also  wold  sicher  in  dem  j  ci  der  SpiEGELBERG'schen  Abschrift  eine  Verschreilmng 
oder  Verlesung  für  |^.  Diese  Auffassung  wird  noch  wahrscheinlicher,  wenn 
der  Satz,  der  den  folgenden  vierten  Altschnitt  einleitet,  »icli  leitete  die  Arbeit 
an  dem  Scliiffe«,  wie  Spiegelberg  aussprechend  verinuthet,  auf  die  Puntexpedition 
Bezug  nimmt.  Denn  die  Inschrift  Rec.  de  trav.  XVIIl,  Taf  3,  die  über  diese  Ex- 
pedition berichtet,  ist  vom  neunten  Regierungs jähre  (der  Makere)  datirt,  also 
wenn,  wie  es  meine  Auffassung  ist,  Thutmosis  III.  und  Makere  ihre  Regierungs- 
jahre gleich  zählten,  von  demselben  Jahre,  bis  zu  dem  der  vorhergehende  dritte 
Abschnitt  der  Biographie  die  Erzählung  zu  führen  .scheint  (Jahr  9  Thutmosis'  III.). 
—  Für  den  Fall,  dafs  auch  in  den  vorhergelienden  Zeitl)estimmungeii,  die  die 
beiden    ersten    Abschnitte    der    Biographie    sclilielsen.    Regierungsdaten    Thut- 

')    l^?(]^'^r^„'^^<==>lr^f   ^     *^    ■^■"-  /"•  ''tn   If-a-J   r    rhr    rnpa-t   Cs!w(t)    »er 

TJI       I        1    A«VWV    'J~=il    ===  4    O         I     I    I       I       II       I       I 

regierte  die  beiden   Länder  während   der  /citdancr  vieler  .l;ilii-i'"  :   Bd..  Wli.   Siippl.  1.59. 


1898.]  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thrunsuciügkcitcn.  73 

mosis"  III.  zu  verstehen  sein  sollten,  so  müfste  natürlich  von  den  Jahreszahlen 
jede  niedriü'er  als  die  folgende  sein;  l)ei  der  zweiten  (())  und  dritten  (9)  ist  das  ja  in 
der  Tliat  auch  (l(>r  Kall,  Ix'i  dci-  ersten,  die  Spikgei.hkri;  ',''  las,  ist  es  nicht  aus- 
geschlossen, wenn  z.B.  statt  der  fraglichen  H  10  eine  II  2  .stand.  Beobachtet 
die  Inschrift  ührigens  wirklich,  wie  es  nach  den  Daten  scheinen  mufs,  die  chrono- 
logische Folge  der  Ereignisse,  so  würde  die  Nichterwähnung  Thutmo.sis'  II.  von 
Bedeutung  sein.  Es  würde  danach  seine  Regierung  wohl  erst  hinter  das  !).  Jahr 
Thutinosis"  III.  zu  setzen  sein ;  von  ihr  wurde  vielleicht  erst  auf  dem  zweiten 
Denksteine  berichtet,  der  die  Biographie  nach  Spiegelbergs  Vermuthung  fortsetzte. 

So  sehr  ich,  wie  man  sieht,  im  Allgemeinen  mit  .Spierelberg  in  der  Auf- 
fassung der  Inschrift  übereinstimme,  so  mufs  ich  doch  lel)haft  dagegen  Einspruch 
erheben,  wenn  er  schliefst:  für  denjenigen,  der  die  Inschrift  vorurtheilslos  be- 
trachte, könne  es  nicht  dem  geringsten  Zweifel  unterliegen,  dafs  Makere  im 
Jahre  It  allein  regierte  und  dals  die  Puntexpedition  vor  dieser  Zeit  stattfand. 
—  Der  letztere  Schlufs  beruht  lediglich  auf  der  falschen  Übersetzung  der  Worte 
hc  hrp-n-j  »ich  hatte  geleitet«  (s.  oben  S.  71  Anm.  5);  fafst  man  die  Form  i'ir 
sdni-n-f  hier  ebenso  auf,  wie  in  den  vorhergehenden  Abschnitten,  so  geht  aus 
der  Stelle  vielmehr  hervor,  dafs  die  Expedition  nicht  vor  dem  neunten  Jahre 
stattgefunden  haben  kann,  aus  welchem  der  Bericlit  über  ihre  Ausführung  datirt 
ist,  Dafs  Thutmosis  III.  zur  Zeit  der  Expedition  Mitregent  der  Makere  war, 
war  schon  nach  den  Darstellungen  und  Inschriften  von  Dereliiahri  (M.\r.,  Der- 
elb.  5 — 10),  die  die  Expedition  betreffen ,  wahrscheinlich.  Es  wird,  sclicint  mir, 
durch  unsere  Biographie  nur  noch  wahrscheinlicher,  da  mit  keinem  Worte  an- 
gedeutet ist,  dafs  im  Jahre  9  ein  Regierungswechsel  stattgefunden  hat,  und  da 
Makere,  die  auch  im  Folgenden  nicht  mit  Namen,  sondern  nur  als  »ihre  weib- 
liche Majestät«  erwähnt  wird,  doch  gewifs  schon  vor  dem  neunten  Jahre  mit 
Thutmo.sis  III.    regiert   hatte,   obwohl   dies   die   Biogra])hie   vcrscliweigt. 

Wie  man  sich  aber  auch  zu  der  Biograidiie  des  Nh-w^cj  stellen  möge, 
eins  wird  man  immer  zugeben  müssen,  dafs  durch  sie  die  Autorität  der  .so- 
genannten Biographien,  die  von  N.wille  u.  A.  bedeutend  überschätzt  zu  werden 
scheint,  bedenklich  untergraben  wird.  Ob  nun  Nb-iC^icj  den  Verlauf  der  Er- 
eignisse genauer  berichtet  als  die  anderen  Zeitgeno.ssen  oder  umgekehrt,  einer 
von  beiden  Theilen  mufs  auf  jeden  Fall  ohne  chronologische  Folge  und  mit  Über- 
gehungen erzählt  haben,  wenn  es  nicht,  wie  ich  wahrscheinlich  gemacht  zu 
haben  glaube,  beide  Theile  gethan   haben. 

Was  oben  von  den  »Biographien«  gesagt  worden  ist,  gilt  nun  auch  für 
die  Königslisten  von  Abydos  und  Sakkarah.  Auch  sie  übergehen  die  Makere, 
wie  sie  die  Hyksoszeit  und  die  Ketzerkönige  nach  Amenopiiis  III.  übergehen, 
ein  Zeichen,  dafs  sie  keine  historisch  genauen  Regierungslisten  sind.  In  der 
That  ist  ja  ihr  Zweck  auch  ein  ganz  anderer.  Sie  sind  ja  nichts  als  Auf- 
zählungen vergangener  Könige,  denen  später  in  Abydos  Sethos  I.,  in  Sakkarah 
sein  Zeitgenosse   Twnr^y,  ihre  Verehrung  erweisen.     Es  ist  ganz  selbstverständ- 

Zeitschr.  f.  Äg)-pt.  Spr.,  X.X.KVl.  Band.     1898.  ^^ 


74  KiRT  Sethe:  Altes  u.  Neues  /..  Geschiclite  d.  Tliionstieiti,i;Ueiteii.      |XXXV1.  Baiul. 

lieh ,  dafs  in  einer  solchen  Liste  ein  König  nicht  deshalb ,  Aveil  seine  Regierung 
durch  das  Auftreten  anderer  Praetendenten  in  mehrere  Theile  zerrissen  war.  mehr 
als  einmal  aufgefiihrt  wird.  Es  ist  mindestens  ebenso  selbstverständlich  wie, 
dafs  wir  Ptulemacus  EuergeteslI.  und  Ptolemaeus  Soterll.  nicht  deshalb  doi^pelte 
(3rdnungsziflern  geben,  weil  ihre  Regierungen  durch  andere  Könige  unterbrochen 
worden  sind.  So  nennen  denn  die  Königslisten  die  Regenten,  die  sich  in  der 
Zeit  der  Thronwirren  in  der  Herrschaft  abgewechselt  halxMi.  nur  je  einmal, 
und  zwar  in  derselben  Reihenfolge,  in  der  sie  die  Biograpliien  nannten  und 
die  eben  nacli  Lage  der  Dinge  die  natürliche  war:  Thutmosis  I.,  der  vor  den 
Wirren  (walirscheinlich  über  HO  Jahre)  allein  geherrscht  hatte,  zuerst:  Thut- 
mosis III.,  der  nach  den  Wirren  fast  34  Jahre  und  nach  Thutmosis  II.  fast 
44  Jahre  geherrscht  hat,  zuletzt;  zw'ischen  beiden  Thutmosis  IL,  dessen 
Regierung  ganz  in  die  Zeit  der  Wirren  fällt  und  der  beim  Tode  Thutmosis"  I. 
den  Thron  einnahm  und  nachher  bei  seinem  Tode  wieder  von  Thutmosis  III. 
(mit  der  absichtlich   übergangenen   Makere)   al)gelöst  wurde. 

Aber  nicht  nur  die  ägyptischen  Königslisten,  sondern  auch  Manethos 
wird  mir  von  N.wille  und  Rost  entgegengehalten.  Seitdem  Lepsius  in  seinem 
Königsbuche  die  heillos  verderbten  manethonischen  Königslisten  auf  Grund 
der  damals  bekannten  ägyptischen  Quellen  wiederherzustellen  versucht  hat, 
und,  wie  heute  unbedingt  zugegeben  werden  mufs,  ohne  Erfolg,  hat  man  in 
aegyptologischen  Kreisen  verständigerweise  von  jeder  Erneuerung  eines  solchen 
Vei-suches  Abstand  genommen.  Man  ist  sich  eben  klar  geworden,  dafs  Mane- 
thos, so  wie  er  uns  einmal  überliefert  ist,  niemals  eine  selliständige  6'eschichts- 
quelle  werden  kann,  dafs  er  vielmehr  die  aus  den  ägyptischen  Denkmälern  zu 
erzielenden  Ergebnisse  immer  nur  bestätigen,  niemals  widerlegen  kann.  Die 
erste  Voraussetzung  für  eine  Heranzlelumg  des  Manethos  zur  Vergleichung  mit 
den  Denkmälern  überhaupt  mufs  es  demgemäfs  aber  sein,  die  t  berlieferung 
ganz  unangetastet  zu  lassen,  damit  man  sich  nicht  selbst  den  Boden  entzieht. 
Diese  Voraussetzung  erfüllen  nun  aber  meine  beiden  Gegner  nicht.  Was  sie 
meinen  Ergebnissen  entgegenstellen,  ist  nicht  etwa  der  überlieferte,  sondern 
ein  angeblich  wiederhergestellter  Manethos. 

N.WILLE  zunächst  beruft  sich  am  Schlufs  seiner  Besprechung  auf  die  von 
Lepsius  herrührende  Wiederherstellung  der  manethonischen  Königslisten,  indem 
er  auf  den  unversöhnlichen  Widerspruch  hinweist,  der  zwischen  dieser  Recon- 
struction  und  meinen  Ergebnissen  besteht.  Irgend  ein  Beweis  kann  doch  aus 
dieser  Reconstruction ,  die  auf  der  von  mir  gerade  bekämpften  früheren  Auf- 
fassung aufgebaut  ist,  nicht  gezogen  w-erden.  Will  sie  mir  Naville  aber,  wie 
es  fast  scheint,  nur  deshalb  vorhalten,  weil  ich  selbst  mich  am  Schlüsse  meiner 
Arbeit  einmal  betreffs  Manethos'  auf  Lepsius'  Königsbuch  berufen  habe,  so  ver- 
fehlt er  seinen  Zweck  damit,  da  ich  nur  auf  Lepsius"  Wahrnelimung,  dafs  sicdi 
in  der  Überlieferung  bei  Thutmosis  III.  noch  ein  Dynastie -Einschnitt  bemerk- 
bar  zu    machen    scheine,    verwiesen   habe,    nicht   auf  seine  Reconstruction,   die 


l^i•8.]  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.  75 

mir  schon  wegen  der  damit  verbundenen  ge-waltsamen  Änderungen  der  ülicr- 
liel'erten  Namen  und  der  .sprachlich  ziun  grolsen  Theil  unmöghchen  (ilcicli- 
setzungen  dieser  rcconstruirten  Namen  mit  (Umi  hieroglyphischen  Namen  un- 
haltbar erscheint. 

Rost  dagegen,  der  die  von  den  Aegyptologen  als  unlösbar  und  nutzlos 
aufgegebene  Manethosrecon.struction  wieder  aninehmen  will,  erklärt  kurzweg, 
meine  Auffassung  der  Geschichte  (h>r  Tiironwii-i'en  sei  zu  verwerfen,  da  sonst 
die  manetlionischen  Angaben  durchweg  falsch  sein  mülsten,  während  sie  »ge- 
rade hier  sich  in  ziemlicher  Übereinstimmung  mit  den  Denkmälern«  l)cfän(len. 
Dafs  zwisclien  dem  uns  überUeferten  Manethos  und  den  Denkmälern  nichts 
Aveniger  als  Übereinstimnuuig  über  die  18.  Dynastie  herrsclit,  ist  allbekMiu\l  ; 
nirgends  ist  die  manethonische  Überlieferung  in  scldimmerer  Unordmnig  als 
gerade  liier,  hi  der  That  bedurfte  es  denn  auch  für  Ro.st  erst  der  allerge- 
waltsamsten  Änderungen,  um  zu  dem.  was  er  »ziemliche  Übereinstimmung  mit 
den  Denkmälern«  nennt,  zu  gelangen.  Nicht  weniger  als  drei  Könige  der  Dy- 
nastie sind  von  ihm  an  eine  andere  Stelle  versetzt  worden,  darunter  auch  C'lie- 
bros,  in  dem  Rost  Thutmosis  I.  erkennen  will,  und  Amenophis  (III.),  der  in 
der  Überlieferung  als  Nachfolger  Thutmo.sis'  (IV.)  erscheint  und  ausdrücklich 
als  der  Memnon  bezeichnet  i.st,  trotzdem  von  Rost  aber  an  die  Stelle  Ame- 
nophis' II.  gerückt  wird.  Dagegen  wird  die  Königin  Amessis,  die  auf  Ame- 
nophis I.  folgt,  ausgeschieden,  weil  Ro.st  sie  der  Makere  gleichsetzen  will.  Es 
hat  sich  also,  wie  man  sieht,  gerade  die  für  die  Zeit  der  Thronwirren  in  Be- 
tracht kommende  Königsfolge  verschiedene  Änderungen  von  Rost  gefallen  lassen 
müssen.  Und  wie  steht  es  nun  mit  der  so  zurechtgestutzten  Königsliste  und 
ihrer  angeblichen   Übereinstimmung  mit  den   Denkmälern? 

Zunächst  die  Namen.  Dem  umgestellten  Chebros  soll  der  erste  Scliild- 
name  Thutmosis'  I.  ^^'-hpr-kJ-r^  entsprechen,  eine  Identification,  die  schon 
daran  scheitert,  dafs  das  h  des  Wortes  hpr  bekanntlich  später  überall  in  .s- 
übergegangen  ist  (kopt.  U}0)nc,  lyoon,  jgnHpf,  ns.no)  und  demücmäls  auch  bei 
Manethos  in  dem  Namen  Mis])hragmut]iosis  {Mn-hpr-r''  Thutmosis,  s.  Unters.  I, 
S.  71  ff.)  richtig  durch  rr  wiedergegeben  erscheint.  Die  von  Rost  ausgeschie- 
dene Amessis  oder  Amensis  soll  nicht,  wie  Lr.rsius  ihrer  Stellung  wegen  an- 
nahm und  wie  die  Namensform  erlaul)t,  der  Königin  Al.imes,  der  Gemahlin 
Thutmosis'  I.,  entsprechen,  sondern  der  Makere.  Nun  hat  diese  aber  nie  den 
ihr  von  Rost  zugeschriebenen  Beinamen  Amen-sat  (nebenbei  i'ine  (Mische  Le- 
.sung  für  Sat-amun);  ihr  Beiname  lautet  vielmehr  Chnemt-amun  luid  hat  also 
mit  den  Namen  Ames.sis,  Amensis  keine  Ähnlichkeit.  Der  auf  die  Amessis 
folgende  König  Misphres,  Misaphris  soll  nach  Rost  Thutmosis  IL  entsprechen, 
mit  dessen  Namen  H-hpr-n-r'^  er  aber  nur  die  den  meisten  Namen  dieser 
Königsfamilie  gemeinsamen  Elemente  hpr  und  /•''  gemein  hätte.  In  Wahrheit 
ist  es  der  Name  Thutmosis'  III.  Mn-ljpr-r<^,  der  bei  Plinius  Mesphres  lautet, 
derselbe,   der  in  Misj^hragmuthosis  wiederkehrt  (s.  Unters.  I,   S.  71ff.).     Rathotis 

10* 


76  Kurt  Sethk:  Altes  n.  Neues  z.  Geschichte  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 

endlich  kann  schon  deshalb  nicht  si-re^  Ttj  sein,  weil  dieser  König  bekanntlich 
gar  nicht  in  die  18.  Dynastie  gehört,  sondern  der  alte  König  der  G.  Dynastie 
ist.  der  unter  der  19.  Dynastie  mehrmals  auf  Denkmälern  aus  der  Nckropole 
von  .Sakkara,   in   der  Nachbarschaft  seiner  Pyramide  verehrt  erscheint. 

Weiter  die  Regierungszahlen.  Nach  Rost"s  Manetliosreconstruction  würde 
Tliutniosis  1.  nur  IH  Jahre  regiert  haben,  was  wegen  seines  /(i-.«f/-Jubilaeums 
trotz  des  niedrigen  Hanges  seiner  Mutter  niclit  walirscheinlieli  ist:  el)en.so  lange 
wie  diese  bedeutsame  Regierung  würde  nach  Rost  die  Regierunt;'  Thutmosis'  II. 
gedauert  ]ia])en,  aus  der  wir  aber  fast  gar  keine  Originaldenkmäler  haben  und 
die  durchaus  den  Anschein  einer  ephemeren  Regierung  erweckt.  Die  von  Rost 
ausgemerzte  Regierung  der  Amessis  mit  22  Jahren  ist  wieder  etwas  zu  lang 
für  Makere,  da  Thutmosis  111.  schon  in  seinem  21.  Jahre  wieder  selltständig 
erscheint.  Auf  Thutmosis  111.  entfallen  nach  Rost's  Liste  nur  2C)  statt  der  ihm 
nach  den  Denkmälern  zukommenden  54  Jahre,  auf  Amenophis  II.,  dessen  Re- 
gierung nacli  den  Denkmälern  wieder  kurz  gewesen  zu  sein  sclieint,  dagegen 
31  Jahre.  Die  Übereinstimmung  mit  den  Denkmälern,  die  man  liier  vermifst, 
hat  Rost  freilich  bald  wieder  hergestellt:  er  nimmt  an.  in  den  81  Jahren  seien 
die  27  Jahre,  die  Thutmo.sis  III.  fehlten,  einbegriften,  weil  Amenophis  II.  zeit- 
weilig Mitregent  seines  Vaters  (und  nachher  wieder  abgesetzt?)  gewesen  sei; 
alles  Vermuthungen ,  für  die  die  Denkmäler  keinerlei  Anhalt  l)ieten;  Ameno- 
phis II.  kann  erst  kurz  vor  dem  Tode  seines  Vaters  zur  Mitregentschaft  Tterufen 
worden  sein,  da  er  nur  sehr  selten  mit  ihm  zusammen  erscheint  und  in  seinem 
dritten  Jahre  bereits  allein  auftritt  (s.  Unters.  I,  §  72)^).  Der  König  endlich, 
den  Rost  mit  Amenopliis  IV.  identificirt ,  bekommt  nur  12  Jahre,  während 
in  Wirklichkeit  für  Amenopliis  IV.  schon  sein  17.  Jahr  bezeugt-  ist  (Petrie, 
Ilist.  II,  207). 

Ich  denke,  dies  wird  genügen,  um  zu  zeigen,  dafs  es  aucli  mit  der  an- 
geblichen Ubereinstinimung  zwischen  dem  von  Rost  so  gewaltsam  und  will- 
kürlich hergestellten,  besser  entstellten  Maiiethos  und  den  Denkmälern  nicht 
eben  weit  lier  ist").  Wenn  nun,  wie  Rost  bemerkt,  meine  Ergel)nisse  mit  den 
seinigen  in  schroffem  Widerspruch  stehen,  so  darf  man  wohl  auch  an  die 
Möglichkeit  erinnern,  an  die  Ro.st  gar  nicht  zu  denken  scheint,  dafs  dieser 
AViderspruch   vielleicht    eher   gegen   seine,    doch    nur   auf   willkürlichen   Ände- 


')  Die  Jalire  ihrer  Mitregent.sclial't  zählen  die  ä<;yptischen  Könige  ebenso  als  Regicruiinsjahrc 
wie  die,  die  sie  allein  herrschten,  vergl.  unten  S.  77. 

')  Rost's  Reconstruction  und  Erklärung  des  ^lanethos  ist  auch  bei  den  anderen  minder 
verwirrten  Dynastien  nicht  annehmbarer.  So  beispielsweise,  wenn  er  in  dem  A«w«oic.  Lampares 
Xayjtt^riQ  (bei  Kratosthenes  Ma^fi)  der  12.  Dynastie,  von  dem  ausdrücklich  gesagt  wird,  er  habe 
das  Labyrinth  erbaut,  Usertesen  IlL  ^-Ka-cha-ra'  erkennt.  In  Wahrheit  hiefs  dieser  König  be- 
kanntlich lU -kiw-rc,  was  nach  Analogie  von  Mn-kitc-rc  Menclieres  bei  Manethos  etwa  durch 
C'bacberes  oder  (mit  Übergang  von  h  in  i)  Sacheres  wiedergegeben  sein  würde.  Der  Name  La- 
maris  gieV)t  vielmehr,  wie  längst  erkannt,  recht  gut  den  Namen  N-mlct-rc  des  Königs  Amenem- 
mes"  III.  wieder,  der  in  der  That  der  Erliauer  des  Labyrinthes  war. 


1898.]  KvRT  Skikk:  Altes  ii.  Neues  z.  Geschichte  J.  Thronstreitigkeiten.  77 

ningen  und  Deutungen  einer  verderbten  Ülierliefennig  beruhenden  Ergelinisse 
spriclit,  als  gegen  die  meinigen,  die  ledlglicli  auf  dem,  was  die  Original- 
denkmäler zeigen,  aufgebaut  sind.  Irgend  Avelche  Beweiskraft  ist  jedenfalls  dem 
RosT"schen  Manethos  ebenso  wenig  wie  dem  LEPsius'schen  tuid  auch  dem  unbe- 
rührt gelassenen  zuzuerkennen.  Thatsächlich  lassen  sich  aber  m(Mne  Ergebnisse, 
wie  ich  schon  in  meiner  Arbeit  ausgeführt  hal)e,  mit  dem  überlieferten  Manethos, 
wenn  man  von  den  Zahlen  absieht,  sehr  wohl  vereinigen.  Wenn  die  auf  Ame- 
nophis  1.  folgende  Amessis  der  Königin  Ahmes  entspricht,  deren  Ileiiath  Thiit- 
mosis  I.  den  Thron  verdankte,  und  wenn  in  dem  3Ianethosauszug  damit  die  Re- 
gierung Thutmosis"  I.  zu  ihren  Lebzeiten  bezeichnet  ist,  so  ist  es  ganz  in  der  Ord- 
nung. (Infs  ihr  Misphres,  d.  h.  Tluitinosis  III.,  folgt,  der  nach  meinen  Ergebnissen 
als  (iemaiil  der  Erbtochtcr  Ijat.schepsowet  zunächst  allein  den  Thron  bestieg,  als 
Thutmosis  I.,  vermuthlich  in  Folge  des  Ablebens  der  Ahmes -Amessis,  die  Re- 
gierung niederlegte.  Die  Regierungen  derMakere,  die  Thutmosis  III.  zeitweilig 
als  Mitregentin  dulden  mufste,  und  Thutmosis"  II.  sind  in  der  manethonischen 
Liste  mit  Recht  übergangen,  da  sie  beide  in  die  fast  Ö4jährige  Regierung  Thut- 
mosis' III.  fielen,  die  demnach  allein  zu  verrechnen  war.  Diese  Regierung  er- 
scheint in  dem  überlieferten  Manethos  In  zwei  Posten  aufgeführt,  einmal  als 
311sphres,  womit  die  ersten  20  Jahre  der  Wirren  tnid  Mitregierungen  gemeint 
sein  dürften,  das  andere  Mal  als  Misphragmuthosis,  worunter  die  übrigen  84 
Jahre,  während  deren  er  allein  herrschte,  verstanden  sein  dürften.  Die  Zahlen 
niüfstcii    freilich    bei   allen    diesen    Posten    der   Liste    falsch    (ilicrlicfert   sein. 


IX.    Die  chroMologiscli(Mi    iK'dcnkon. 

Gegen  meine  Auffassung  von  der  (iesehichte  der  Thronstreitigkeiten  werden 
endlich  noch  einige  Bedenken  chronologischer  Art  erhoben.  So  meint  zunächst 
N.wiLi.E,  dafs  meine  Ergebnisse  ein  ganz  unnatürlich  langes  Leben  für  Thut- 
mosis III.  erforderten  und  diesen  König  erst  im  Alter  von  70  Jahren  seine 
grofsen  P'eldzüge  unternehmen  lassen  würden.  Allein  die  Berechnung,  durch 
die  Naville  zu  diesem  allerdings  unannehmbaren  Resultat  gelangt,  beruht  auf 
der  falschen  Vorau.ssetzung,  dafs  das  /ib-sd-Fost,  das  die  Makere  in  ihrem  15.  Re- 
gierungsjahre feierte,  das  30jährige  Julülaeum  ihrer  Thronbesteigung  (nach 
Naville  als  Mitregentin  Thutmo.sis' I.)  .sei:  ein  Irrthum,  der  .schon  durch  die 
Thatsache  widerlegt  wird,  dafs  es  das  15.  und  nicht  das  BO.  Regierungsjahr 
ist,  in  dem  die  Königin  das  Fest  feierte.  Denn  bekanntlich  zählten  die  ägyp- 
tischen Könige,  wie  es  nur  natürlich  ist,  auch  die  Jahre  ihres  Mitregententhums 
als  Regierungsjahre  mit,  von  ihrer  ersten  Thronbesteigung  anfangend  (vergl. 
die  Könige    der   12.  Dynastie    und   die  Ptolemäer)').      Dafs   das    /ib-sd   kein    Re- 


')  Ebenso  werden  auch  die  .lalire.  während  dereti  eine  Regierung  unterbrochen  wurde,  von 
dem  betreffenden  Regenten  nach  seiner  Wiedereinsetzung  selbstverständlich  mitgezählt  (vergh  wieder 
die  Ptolemäer).     Daher   ist  auch    die  Auffassung,   die  Rosr   an  Stelle   der  von   mir  gegebenen    für 


78  Ki-BT  Sethe:  Altes  u.  Neues  l.  Geschiclite  d.  Thronstreitigkeiten.      [XXXVI.  Band. 


gierung-sjubilaeum  sein  kann,  habe  ich  oben  (S. 64  Anm.3)  gezeigt.  Nach  meiner 
Auffassung  der  Dinge  wäre  Tbutmosis  III.  vielmehr,  wenn  er  schon  vor  dem 
Regierungsantritt  Tlnitmosis'  I.  geboren  war.  nur  mindestens  HO  Jahre  alt  ge- 
wesen, als  er  zum  ersten  Male  zur  Regierung  kam.  mindestens  50.  als  er 
seine  Feldzüge  begann,  mindestens  83,  als  er  starb  (s.  Unters.  I.  %~\).  \\;w 
er  dagegen  erst  unter  der  Regierung  Thutmosis' I.  geboren,  was  durch  die 
oben  (S.  29)  festgestellte  Modification  meiner  Auffassung  von  den  Verwandt- 
schaftsverhältnissen der  Familie  Thutmosis' I.  möglich  geworden  i.st,  so  ist  statt 
des  Wortes  »mindestens«  in  der  eben  mitgetheiltcn  Berechnung  ein  »höchstens« 
zu  setzen.  In  beiden  Fällen  ergiebt  sicli  für  den  König  ein  Alter,  das  mit 
den  Thatsachen   wohl  vereinbar  ist. 

Was  das  Alter  der  ^lakere  angeht,  so  haben  wir  nach  meiner  Überzeugung 
einen  Anhalt  dafür  nur  in  dem  äZ* -■«(/- Jubilaeum,  das  sie  im  1 5.  Regierungs- 
jahre gefeiert  hat.  Es  lehrt  uns,  dafs  die  Königin  an  dem  Tage,  an  dem  sie 
den  Thron  bestiegen  halben  wollte  (Abdankung  Thutmosis'  I.  zu  Gunsten  Thut- 
mosis' III.),  mindestens  15,  wahrscheinlich  aber  ein  gut  Theil  mehr  Jahre  alt 
gewesen  war.  Im  Gegensatz  hierzu  will  Naville  aus  der  Inthronisationsdar- 
stellung von  Derelbahri  (Rec.  de  trav.  XVIII,  Taf.  2),  in  der  Makere  in  kleinerer 
Figur  vor  Thutmosis"  I.  steht,  schliefsen,  dafs  die  Königin  in  so  jugendlichem 
Alter  den  Thron  bestiegen  habe,  dafs  sie  nicht  schon  vorher,  wie  es  nach  mir 
der  Fall  sein  soll,  mit  Thutmosis  III.  vermählt  gewesen  sein  könne.  Ich  habe 
schon  oben  glaubhaft  zu  machen  versucht,  dafs  die  Darstellungen  und  In- 
schriften, die  die  Berufung  der  Makere  auf  den  Königsthron  behandeln,  keinen 
objectiven  Werth  haben;  aber  ganz  abgesehen  davon,  glaulie  ich  auch  nicht 
einmal,  dafs  mit  dem  Gröfsenunterschiede  zwisclien  Makere  und  ihrem  Vater 
in  der  erwähnten  Darstellung  überhaupt  eine  Andeutung  besonders  jugendlichen 
Alters  beabsichtigt  war;  der  Unterschied  wird  vielmehr  gewifs  denselben  Zweck 
haben  wie  so  oft.  nämlich  den  Alters-  und  Rangunterschied  zwischen  Vater 
und  Tochter,  oder  zwischen  dem  handelnden  König,  der  sein  Amt  abtritt,  und 
dem  passiven  Unterthanen,  der  es  von  ihm  empfängt,  auszudrücken.  Ob  ich 
mit  dieser  Auffassung  Recht  lial)e,  werden  ja  wohl  die  anderen  von  Naville 
noch  nicht  veröffentlichten  Darstellungen  erweisen,  die  sich  an  jene  Inthroni- 
sationsdarstellung  anschliefsen  und  die  Krönung  der  eben  von  ihrem  Vater  zum 
König  eingesetzten  Makere  durch  die  Götter  betreffen  (vergl.  Rec.  de  trav.  XIX, 
212).  Vermuthlich  wird  Makere  dort,  wo  sie  ohne  ihren  Vater  erscheint,  in 
voller  Gröfse  dargestellt  sein. 

Ein  anderes  chronologisches  Bedenken  wird  mir  von  Rost  entgegengehalten, 
die  ge-sammten  Ereignisse   der  Thronwirren   könnten    unmöglich    in    den    ersten 


die  Geschichte  der  Thronwirren  vorschlägt,  widersinniü.  Denn  nach  ilii-  wiiidi'  Makere  ilne  .lahre 
weder  von  ihrem  ersten  noch  von  ihrem  zweiten  wirklichen  Kejiierungvsantritt  gezählt  liaben,  sondern 
von  dem  zwischen  beiden  liegenden  Tage,  an  dem  Thutmosis  III.  zum  ersten  Male,  und  zwar  ohne 
sie.  den  Thron  bestiegen  hätte. 


1898.]  KiRi-  Seihk:  Altes  ii.  Neues  7..  Geschiehle  d.  Tliroiistreitigkeiteu.  79 

20  Jaliren  der  Regierung  Thutmosis"  lü.  Platz  finden.  Da  diese  ganz  allgemein 
gehaltene  Behauptung  ohne  jede  Begründung  aulgestellt  ist,  bedarf  sie  wohl 
keiiKM-  Widerlegung.  Anders  steht  es  dagegen  mit  einem  verwandten  Einwände 
Navili.e's,  der  sich  auf  be-stimmte  Thatsachen  bezieht  und  mit  (Gründen  belegt 
wird.  Die  Stelle,  die  die  kurze  Regierung  Thutmo.sis"  II.  in  der  langen  Re- 
gierung Thutmosis"  111.  einnahm,  war  von  mir  auf  das  achte  oder  neunte  Jahr 
bestimmt  worden,  da  aus  der  Inschrift  M.\r.,  Dereib.  7  hervorzugehen  schien, 
dal's  die  Darstellungen  und  hischriften,  die  sicli  auf  die  Puntexjiedition  vom 
Jahre  U  beziehen,  kurz  nach  der  Regierung  Tluitmosis"  II.  liergestellt  worden 
sind  (Unters.  I,  §§  53.  55).  Naville  wendet  gegen  diese  Ansetzung  der  Re- 
gierung Thutmosis"  II.  nun  aber  ein,  der  Zeitraum,  der  dann  nacli  mcincMi  Er- 
gebnissen für  die  erste  Regierung  der  Makere  (vor  Thutmosis  IL  und  nacli 
Thutmosis' m.  Alleinregierung)  übrig  bliebe,  etwa  drei  bis  vier  Jahre,  sei  zu 
kurz,  um  die  Denkmäler,  die  wir  aus  dieser  Zeit  liaben,  zu  errichten.  Dem 
gegenüber  sei  auf  die  für  uns  geradezu  erstaunliche  Schnelligkeit,  mit  der  die 
Ägypter  zu  arbeiten  pflegten  (vergl.  Petrie,  Hist.  U  87/8),  verwiesen,  wie  auch 
darauf,  dafs  ja  die  betreffenden  Denkmäler,  deren  Sculpturen  aus  der  ersten 
Regierung  der  Makere  stammen ,  nicht  nothwendig  ganz  und  gar  in  dieser  Zeit 
entstanden  sein  müssen,  dafs  vielmehr  der  Bau  oder  die  Vorbereitungen  schon 
vorher  fertiggestellt  imd  nur  die  Sculpturen  erst  in  jener  Periode  angeliracht 
sein  könnten.  Sollte  aber  Naville"s  Bedenken  auch  unter  Berücksichtigung 
dieser  Möglichkeiten  noch  immer  Berechtigung  behalten ,  was  ich  nicht  zu  be- 
urtheilen  wage,  so  steht  dann  aber  auch  nichts  im  Wege,  die  Regierung  Thut- 
mosis"TI.  noch  um  einige  Jahre  hinunterzurücken ;  die  sichere  äufserste  Grenze 
für  sie  ist  erst  das  Jahr  15,  in  dem  Thutmosis  II.  liereits  gestorben  gewesen 
sein  nmfs.  Dafs  das  Jahr  9,  in  dem  die  Puntexpedition  stattfand,  vor  der  Re- 
gierung Tliutmosis"  II.  lag,  wie  es  dann  ja  der  Fall  sein  müfste,  wird  vielleicht 
auch  durch  die  Biographie  des  'Nh-w'^wj  bestätigt,  die  in  chronologischer  Folge 
zu  erzählen  scheint  und  hinter  dem  neunten  Jahre  abbricht,  ohne  Thutmosis  II. 
genannt  zu  haben  (s.  ol)en  S.  7H).  Die  auf  die  Puntexpedition  bezüglichen  Sculp- 
turen von  Derelbahri  würden  trotzdem  erst  nach  Thutmosis"  II.  Tode  entstanden 
sein,  selbstverständlich  aber  das  wirkliche  Datum  der  Expedition  (Jahr  9)  be- 
kommen haben.  So  ist  ja  auch  die  Insclirift  von  A.ssuan  (LD.  III,  16a;  Un- 
ters. I,  §§  18.  50),  die  die  Niederwerfung  des  nubischen  Aufstandes  unter  Thut- 
mosis II.  erzählt,  dennoch  vom  Thronbesteigungstage')  des  Königs  datirt,  an 
dem  er  in  seinem  Palast  (natürlich  in  Theben)  die  Nachricht  von  dem  Auf- 
stande  empfangen   und   dessen  Niederwerfung  befohlen   hatte. 


^3 
')    Da.s  zum  Datum  gesetzte  "  voi'  den  Woi-ten  hr  hn  n   -seitens  der  Majestät  des»    kann 

nicht,  wie  Naville  will  (S.  45),  auf  irgend  einen  Gott,  sondern  nur  auf  den  König  bezogen  werden, 
wie  das  folgende  hr  ist  Hr  nt  (nhw  »auf  dem  Throne  des  Horus  der  Lebenden«   lehrt. 


80  KrRT  Setbe:  Altes  ii.  Neues  z.  Geschichle  d.  Tlixonstreitigkeiten.      [XXXVI.  B;iiul. 

Schlufs. 

Es  blieben  nun  nur  noch  die  Einwände  zu  bespreehen,  die  Naville  gegen 
meine  Auffassung  des  Verhältnisses  zwischen  Makere  und  Thutmosis  III.  und 
gegen  meine  Deutung  der  in  den  Inschriften  vorkommenden  männlichen  For- 
men auf  Thutmosis  III.  erhoben  hat.  Da  ich  jedoch  den  Raum  dieser  Zeit- 
schrift schon  ungewöhnlich  in  Anspruch  genommen  habe,  nuils  ich  jetzt  daraiit 
verzichten  und  mich  darauf  beschränken ,  in  der  unten  stehenden  Anmerkung 
(mehr  tiir  N.wille  als  für  andere  Leser)  nur  einige  der  wichtigsten  Punkte  mit 
wenigen  Worten  zu  berühren').  Die  ganze  Frage  ist  in  der  That  für  mich 
auch  von  nebensächlicher  Bedeutung.  Denn  ich  lege  weniger  Gewicht  auf  meine 
(suV)jective)  Auffassung  von  Ursache  und  Bedeutung  der  Thronwirren ,  als  auf 
die  (objectiven)  Tliatsachen,  die  icli  für  den  ^'erlauf  der  Wirren,  die  Folge  der 
Regierungen,  festgestellt  zu  haben  glaube.  Hinsichtlich  der  ersteren  bin  ich 
Modificationen  durchaus  zugänglich  (s.  oben  S.  2öft'.),  so  gebe  ich  auch  gern  zu, 
dafs  ich  in  dem  Bestreben,  der  allgemeinen  Überschätzung  des  »Mannweibes« 
Makere,  der  »ägyptischen  Semiramis«,  wie  man  sie  genannt  hat,  entgegenzu- 
treten, vielleicht  etwas  zu  weit  gegangen  bin  und  meinerseits  die  persönliche 
Bedeutung  der  Königin  unterschätzt  habe.  Dagegen  mufs  ich  mehr  als  je  an 
meinen  Ergebnissen,  die  den  Verlauf  der  Wirren  betreffen,  festhalten,  nachdem 
ich  die  dagegen  erhobenen  Bedenken  und  Einwände  sämmtlich ,  wie  mir  scheint, 
entkräftet  und  für  nicht  wenige  Punkte  meiner  Ausführungen  neue  Beweise 
oder  Bestätigungen  beigebracht  habe.  Ja,  ich  sehe  nicht  einen  einzigen  Punkt, 
in  dem  ich  mich  zu  einer  Modification  meiner  Schlüsse  bequemen  müfste.  Der 
Verlauf,  den  die  Thronwirren  nach  meinen  Ergebnissen  genommen  haben,  sieht 
ja  gewifs  complicirt  aus,  aber  er  ist  doch  in  der  ägyptiscken  Geschichte  keines- 
wegs beispiellos.  Man  sehe  sich  nur  einmal  die  Geschichte  Ptolemaeus'  VI. 
Philometor's  und  seiner  Nachfolger  daraufhin    an.      Dort    wechseln    die  Allein- 


■¥-    Nav.,  Rec.  de  trav.  XVIII,  Taf.  3. 


')    a)  Die  männliche  Form   . ,   in  der  Titulatur  des  Ka's  der  Makere  kl  stnj  cnh  nb  tSicj  be- 
zieht  sich    nicht   auf  die   ]Makere,    sondern    ist    ein   Titel   des    Ka\s,    vergl.    die   andere   Titelfolge 

b)  Auf  Grundsteingeralhen  von  Derelbahri  im  Berliner  Museum  (s.  Unters.  I,  S.  132^)  hat  Makere  da.s 
weibliche  Praedicat  neben   dem  Titel     |   1  .  der  also  defective  Schreibung  für     |  ciT  ist,  wie 

7..  B.  in  I  1  ■  ^  .  (Nav.,  Dereib.  I  7.  II  45  u.  o.).  Zu  den  zahlreichen  defectiven  Schreibungen  dieser 
.'Vrt  gehört  auch  der  von  Naville  Hatschepsu  gelesene  Name  der  Königin,  der  in  Wahrheit  nur  eine 

defective  Sclireibung  für  ji\  oder  ji  (Nav.,  I  Ut.  ^I.  II  44  u.  5.)  Hatscliepsowet  ist.  —  c)  Thut- 
mosis III.  wird  auf  der  neuentdeckten  Statue  des  Sen-mut  mit  seinem  Horusnamen  erwähnt;  S. 
nennt  sich  hier:  »Vorsteher  des  Hauses  des  weiblichen  Ilorus  Wsrt-lciw  (d.  i.  Makere),  im  Herzen 
des  Horus  He-m-wlst  (d.i.  Thutmosis  III.)  befindlich,  indem  er  ihre  (plur.)  Denkmäler  für  die  Ewigkeit 
herstellte,  in  Gunst  bleibend  bei  ihnen  allezeit».  —  d)  Aus  den  Darstellungen  Nav.,  Dereib.  I  21.  24 
ist  kein  Beweis  für  die  untei-geordnete  Stellung  Thutmosis'  III.  zu  ziehen,  da  er  eine  andere  Hand- 
lung {wlh  htp-ntr)  als  Makere  {sm!C  htp-ntr)  vollzieht  und  da  dieselbe  Haltung,  die  er  hat,  auch 
andere  selbständige  Könige  bekommen,  wenn  sie  eine  äluiliclic   Handlung  vollziehen  (LD.  111,  tlTa). 


Derelbahri, 
Thürpfosten  der  Kammer  X. 

Nach  LepsiuB'  Not.  B.  12»  VII  202. 


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Nach  Naville, 

Archaeol.  Report 

for  1895  6. 


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Nach  L  D  UI  21 

Derelbahri  0. 


Nach  Lepsius'  Notiz  B.  12"  VII  177, 

aus  Derelbahri. 


111%^ 


Nach  Naville,  Derelbahri  I    18. 


5br.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898. 


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Von  der  Spitze  eines  Obelisken 
im  Garten  des  Museums  in  Gizeh. 

(Nach  einer  Photographie  von  Borchardt) 


Von  der  Spitze  des  Obelisken  von 
Kamak. 

(L.  J).  lU  23  0) 


Königsstatue  aus  den  Neujahrs- 
geschenken. 

(L.D.  m  64) 


Königsstatuen  beim  Min-Fest. 

(L.  D.  III  1(J2.  213.  Champ.  Mon.  213) 


Thutmosis  I  als  Exkönig 
in  einer  Prozession  vor  dem  regierenden  König. 

(Mar.  Dereib.  4) 


111 


Vorderseite  (L  D  III  58.   59"). 


a  a 


Darstellung 
Thutmosis'  III. 


Thür 
Thutmosis"  IL 


Dai"stellung  der  Makere. 

Figur  getilgt,  Haltung  der 
Götter  geändert,  Namen  ver- 
wandelt in  Thutmosis  II. 


Thür 
Thutmosis"  III. 


Rückseite  (L  D  III  57). 


Thür 
Thutmosis'  III. 


Darstellung 
Thutmosis'  III. 


Thür 
Thutmosis'  II. 


Darstellung 
der  Makere, 

verwandelt  in  Thutmosis  II. 


Wand  im  Tempel  von  Kummeh, 

Nach  den  Originalzeichnungen  von  Otto  Georgi. 

Nur  Fugen  und  Kanten  der  Steine  sind  angegeben. 

Massstab  etwa  '/30  nat.  Gr. 


IV 


Beispiel  der  ersten  Vertblgimg  der  Makere. 

Nach  Nav.  Dereib.  II  43. 


Beispiel  der  ersten  Verfolgung  der  Makere. 


Nach  Nav.  Dereib.  I  3. 


Zeilachr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898. 


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Die  später 
rchgebrochene  Thür. 


Hier 
die  angebaute  Mauer. 


Tempel  von  Semneh.  Rechtes  Ende  der  äusseren  Westwand. 

Jetziger  Zustand  (mit  den  Resten  der  älteren  Skulpturen) 


Hier  später  die  angebaute  Mauer. 


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Andere  Darstellung. 


Nur  was  punktiert  ist,  ist  er^lw'/.i. 


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Hier  später 
[irchgebrochene  Thür 


Gmndriss 


Hier  flpät«r  die  anf;ebaute  Mauer 


Tempel  von  Semneh.  Rechtes  Ende  der  äusseren  Westwand. 

Erstes  Stadium  (Jahr  2  Thutmosis'  Hl) 


VIII 


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Hier  später 
die  durchgebrochene  Thiir, 


IV", 


Hier 
die  angebaute  Mauer. 


Grundriss 


Tempel  von  Semneh.  Rechtes  Ende  der  äusseren  Westwand. 

Zweites  Stadium  (nach  Anbau  der  Mauer) 


IX 


Die  später 
rchgebrochene  Thür 


Tempel  von  Semneh.  Rechtes  Ende  der  äusseren  Westwand. 

Drittes  Stadium  (nach  Durchbrach  der  Thür) 


ir.  f.  Ägypt    Si.r..  XXXVI.  Band.     1898. 


X 


Die  später 
irchgebroch«!ne  Thür 


Tempel  von  Semneh.  Rechtes  Ende  der  äusseren  Westwand. 

Viertes  Stadium  (nach  der  ersten  Verfol(,fung  der  Makere) 


XI 


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181)8.]  Kurt  Sethe:  Altes  u.  Neues  z.  Geschichte  d.  Throiistreilii'kcitcMi.  81 


und  Mitregierungen  von  Pliilometor,  Euergetes  II.  und  Klcopatra  III.,  von  Eu- 
pator,  Neos  Pliilopator,  Soter  II.  und  Alexander  I.  in  iiiclit  minder  bunter  Folge 
mit  einander  ab;  und  auch  in  einem  anderen  Punkte  zeigen  diese  Tlirouwirren 
eine  auffällige  Älinlielikeit  mit  denen  der  Naclifoliicr  Thutuiosis"  I..  uäudieli  in 
der  Rolle,   die  Frauen   dabei  .spielen. 

Wenn  sich  nun  heute  noch  Mancher  dagegen  sträubt,  meine  Ergebnis.se 
anzuuelunen ,  so  entspringt  das  wohl  im  Grunde  nur  der  natürlichen  Abnei- 
gung, die  wir  Alle  dagegen  liaben,  wenn  uns  der  Hesitz  von  etwas,  Avas  wir 
seit  lange  rechtmäfsig  erworben  glaubten,  mit  eiuem  Male  l)estritten  wird. 
Fänden  wir  diesel1)en  Erscheinungen,  die  uns  auf  den  Denkmälern  der  Na(di- 
folger  Thutmosis'  I.  entgegentreten,  bei  Königen,  über  die  uns  zuvor  nichts 
bekannt  war,  ich  zweifle  nicht,  dals  wir  dann  ohne  Bedenken  fiir  ihre  Auf- 
einanderfolge dieselben  Schlüsse  ziehen  würden,  dir  ich  für  die  Nachfolger  Tinit- 
mosis'  I.  aus  dem  vorliegenden  Inschriftenmatcrial  gezogen  habe  tmd  die  .sich, 
wie  die  obigen  Ausführungen  gezeigt  hal)en  dürften,  bisher  ntir  in  bester  Über- 
einstimmung unter  einander  erwiesen  haben.  —  Im  Übrigen  ))in  icli  selbstver- 
ständlich nicht  der  Meinung,  die  ganze  Wahrheit  über  den  Verlauf  der  Thron- 
wirren  aufgedeckt  zu  liaben;  nach  dem  eVjen  citirten  Beispiel  der  späteren 
Ptolemäergeschichte  müssen  wir  vielmehr  darauf  gefasst  sein,  dafs  sich  die 
Wirren  in  Wahrheit  noch  viel  complicirter  erweisen  werden,  als  sie  jetzt  nach 
meinen  Ergebnissen  erscheinen.  Was  ich  mit  diesen  aber  festgestellt  zu  liaben 
glaube ,  sind  die  Hauptepochen  jener  Zeit  in  ihrer  richtigen  Folge ,  also  gleich- 
sam das  Gerippe,  in  das  sich  alle  neu  zu  findenden  Ereignisse  einordnen  lassen 
werden.      Ob  mich   diese   Zuversieht   trügt,   mufs   die   Zukunft    Idiren. 


Slate  palette  from  Hieraconpolis. 

Von    J.   E.   QuiBELL. 

Hierzu  Tafel  Xll  und  XI 11. 
One  of  the  objects  found  this  winter  at  lIieraeoiip<)lis  (Koni  cl  Ahmar)  is  so 
important  that  I  gladly  accept  Prof.  P^kman's  permission  to  publish  it  provisio- 
nally  in  the  Zeitschrift.  Photographs  and  a  more  detailed  account  of  the  objects 
found  with  it  will  foUow  in  the  volume  of  the  Egyptian  Research  Account  for 
this  year. 

The  object  in  question  is  a  slab  of  that  green  slate  of  which  the  {lalettes 
of  the  Neolithic  graves  and  many  bowls  of  the  early  Old  Empire  are  made.  It 
is  24  in  long  and  about  72  in  thick,  the  thickness  however  varying  in  a  rather 
irregulär  manner. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898.  H 


82  J-  E.  QriBELL:    Slate  palette  from  Hieraconpolis.  [XXXVI.  Band. 


It  is  covered  on  "both  sides  with  sculptures  in  low  relief.  These  are  given 
in   pure  line  in   the  plates. 

At  the  top  of  each  side  is  the  name  of  the  King,  written  with  a  fish 
(perhaps  HeterobrancMts  anguülarisY)  and  with  the  chisel;  this  is  clearly  the  same 
name  as  tliat  given  hy  de  Morgan  from  an  alabaster  bowl  at  Abydos  (Tomb. 
royal  de  Nögadali ,  p.  241  fig.  811).  Below  on  one  side  the  King  is  smiting 
a  kneeling  ^oq.  Before  him  the  hawk  god  of  Nekhen  liolds  with  a  Imman 
arm  a  t-ord  which  is  passed  through  the  lip  or  upper  jaw  of  an  enemy's  head. 
The  papyrus  sign  may  be  the  symboI  of  the  Delta  and  the  wliole  scene  may 
comniemorate  a  victory  of  S.  over  N.  Egypt,  or,  as  Prof.  Erman  suggests  on 
the  analogy  of  another  inscription  found  with  this,  the  sign  may  mean  6000 
(i.  e.   prisoners). 

The  two  figures  in  the  lowest  register  are  naked  and  represent  the  dead. 

On  the  other  side  the  King  wears  the  crown  of  Lower  Egypt.  He  is 
depicted  Walking  out  to  view  the  dead  aftei'  a  battle.  His  name  is  wi-itten 
again  before  him,   this  time  without  the  frame.     The  sign  on   the  Square  label 

I  Ä??|   is  perhaps  the  throne-name. 

The  official  in  front  of  the  King  is  carved  with  such  care  and  delicacy, 
both  in  this  scene  and  also  on  a  limestone  mace  found  with  it,  that  it  seems 
probable  the  figure  is  a  portrait  and  that  this  *"^  had  charge  of  the  making 
of  the  palette.  (For  the  two  pendants(?)  on  his  Shoulder  cf.  Newberry,  Beni 
Hassan  I  PI.  XVII  rt.  band  top.) 

Before  him  go  four  banner-men  carrying,  presumably,  Images  of  the 
deities  of  four  cities.  The  two  who  carry  hawks  are  similar  in  dress  and  ap- 
pearance ,  but  the  other  two  differ  both  from  each  other  and  from  the  first  pair. 

The  dead  lie  in  two  rows,  beheaded  and  with  arms  bound;  their  heads 
lie  between  their  feet.  All  but  one  wear  two-peaked  helmets.  Above  them 
are  four  signs  of  which  two,  the  boat  and  the  hawk  riding  on  a  harpoon, 
also  oceur  on   the  ivory  plaque  in  Menes'   tomb. 

The  middle  of  this  side  is  occupied  h\  the  circular  depression  which  was 
used  for  mixing  the  green  paint. 

This  Space  is  defined  by  the  necks  of  the  two  raonsters,  Compounds,  as 
it  seems  of  a  lion  and  a  snake. 

The  lowest  group  is  more  typically  Egyptian.  The  »streng  bull«  has 
broken   into  a  town   and  expelled  its  inha])itants. 

]Most  of  the  detail  is  clear  enough  in  the  drawings  and  need  not  be  futher 
described.  To  explain  the  scenes  fiiUy  or  translate  the  inscriptions  is  beyond 
my  power;  but  of  the  period  and  general  nature  of  the  objccts  there  can  be 
little  doubt. 


')    In  Egyptian  apparently  ^^_  •     T'i's  is  the  iiaine  given  to  a  siniilar  fisli   in  a  scene 

in  Thy. 


1898.]  J.  E.  Quibell:   Slate  palette  tVoiii  llifracoiipolis.  83 

That  it  is  earlier  than  Sneferu  is  obvious;  tho  ])resence  of  the  two  crowns 
makes  one  suppose  it  later  than  Menes;  and  nothing  niore  precise  than  this 
can  yet  be  said.  That  this,  and  also  the  slate  plaqne  described  by  Steindorff 
(Ebers'  Festschrift  1897),  are  of  tlie  same  class  as  the  green  slates  we  found 
at  Naqada  and  Ballas,  is  also  clear:  and  still  more  evidence  is  brought  for 
the  view,  which  every  one  now  accepts,  that  the  »New  Race«  is  earlier  than 
the  IV"'  Dynasty. 

It  should  be  added  that  the  detail  of  features  and  of  dress  is  given  with 
such  care  in  the  figures  of  the  King's  enemies  that  we  niay  possihly  idcntify 
the  race  to   whieh   they  belonged. 

This  palette  was  only  one  of  a  singular  group  of  objects  which  1  had 
the  good  fortune  to  find  in  the  lowest  layers  below  the  temple  of  Hieracon- 
polis.  The  number  and  nature  of  the  finds  would  .suggest  tliat  they  eanie 
from  a  royal  burial,  but,  though  careful  search  was  niade,  no  briek  walls. 
were  found  nor  any  human  bones. 

There  were  two  other  slates.  One  was  of  an  ordinary  aninial  s]ia[)ed 
Ballas  type .  undecorated ;  the  other  was  almost  as  fine  as  the  one  figured, 
though  much  smaller  (15  in).  It  represents  on  one  side  two  of  the  «snake  and 
lion«  monsters  licking  the  body  of  an  antelope  before  devouring  it.  Below, 
lop-eared  dogs  wearing  collars  are  hunting  antelopes  of  four  different  kinds. 
On  the  other  side  are  lions  chasing  antelopes  and  oxen,  one  of  the  Compound 
animals  with  a  lion's  body  and  a  bird's  head  and  wings  (akliekh),  a  jaekal(?) 
playing  a   tlute,   and  a  giraffe. 

Near  this  was  a  great  heap  of  ivory  statuettes,  tusks,  cylinders,  See.  all  in 
terribly  bad  condition.  Many  pieces  were  liowcver  saved.  And  of  these  sonie 
are  inscribed  with  scenes  in  tlie  style  of  the  ivory  handle  of  Gen.  Pitt- Rivers' 
knife  (Naqada  and  Ballas,  PI.  LXXVII).  More  than  100  maces  of  dierty  liiiie- 
stone  were  piled  together  with  figures  of  monkeys  and  scorpioiis  in  faieiice 
and  in  glazed  stone,  alabaster  bowls,  maces  of  rock  crystal,  a  model  bcdstead 
or  hier  of  stone  (3  ft  long),  llint  knives  of  fine  (piality,  a  very  coarsc  Uint 
knife  whicli  Avhen  complete  must  have  been  4  ft  long(I),  beads,  red  and  black 
pottery,   model  chisels  of  glazed  quartz  and  other  objects. 

Besides  the.se  were  two  very  important  pieces,  a  limestone  mace  (10  in 
high)  and  part  of  another,  both  covered  with  scenes  in  low  relief  of  a  similar 
character  to  tho.se  on  the  palette.  And  a  small  lime.stone  statue  of  a  King 
bears  round  the  base  a  sceiie  in  a  very  sketchy  and  un-Egyptian  style.  It 
represents  dead  bodies  lying  on  a  battle  field;  the  lines  are  not  draw  n  in 
with  one  l)old  sweep  as  in  most  Egyptian  work,  but  put  in  l)it  liy  blt  and 
repeatedly  corrected. 

Not  quite  close  to  this  group,  but  on  the  same  level  and  probably  be- 
longing  to  it  were  three  other  objects;  an  alabaster  vase  nearly  3  ft  high  with 
an  inscription   of  a   king     ^   .   a   large  heniLspherical  porphyry  vase  over  2  ft 


84  .'.  E-  Qt'iBEi.i.:    Slatc  palette  IVoiii   Ilieraconpolis.  [XXXA'I.  Haiul. 

in  diameter,  and  a  kneeling  limestone  statue  of  a  king,  this  last  in  very  bad 
condition.  The  king  kneels  on  one  knee:  the  foreanns  resting  on  tlie  thighs. 
The  only  dress  is  a  smnll  kilt  like  that  of  the  conquered  enemy  in  the  scene 
on  the  slate  palette. 

Whether  all  these  objects  were  temple  furniture  "buried  by  Usertesen  I. 
vhen  he  rebuilt  the  shrine,  or  whether,  as  seems  more  likely,  they  belong  to 
an  carly  royal  Inirial  over  whicli  the  temple  was  afterwards  erected,  I  cannot 
yet  leel  sure.  But  that  all  the  ol),ject.s  are  of  nearly  tlie  same  date  is  almost 
certain,  and   this  gives  them  an  additioiial  imiiortnnce. 


Miscellen. 

xVnsiedelung  Kriegsgefangener  in  Tempeln.  —  Zu  den  Schenkungen 
von  Kriegsgefangenen,  welche  die  ägyptischen  Könige  den  einzelnen  Tempeln 
des  Landes  machten  und  worüber  uns  u.  A.  Papyrus  Harris  I  Aviederholentlich') 
belehrt,  bieten  die  bei  Petrie,  Six  temples  at  Thebes,  Taf.  1,  Nr.  7  und  8  (auch 
S.  9;  übersetzt  S.  20,21)  veröffentlichten  Bi-uchstücke  aus  dem  Tempel  Thut- 
mosis"  IV.  eine  sehr  anschauliche  Illustration.  Sie  rühren  nämlicli  beide  von 
Stelen  her"),  welche  die  Stellen  im  Tempelbezirk  bezeichneten,  wo  solche  Kriegs- 
gefangenen angesiedelt  worden  waren,  wie  die  beiden  Inschriften  ganz  klar  zeigen: 

Nr.  7:  »Besiedelung  des  'Hauses  Thutmosis' IV."  (wohl  Name  des  von  Petrh-: 
gefundenen  Tempels)  mit  den  Syrern,  die  S.  M.  in  der  Stadt  KmJ!  ...  zu  Kriegs- 
gefangenen machte«. 

Nr.  8:  »Ansiedelung  von  elenden  Nu])iern,  die  S.  31.  von  seinen  Kriegs- 
zügen brachte«. 

Bei  dem  Interesse,  das  diese  Inschriften  gewähren,  wäre  es  vielleicht  ganz 
nützlich  gewesen,  wenn  einige  genauere  Angal)en  über  Material  und  exacten 
Fundort  der  Stelen  mitgetlieilt  worden   wären').  Ludwig  Borciiardt. 


')  Taf.  10,  1.5  und  Itj,  Tlieben;  Taf.  31.  8.  Heliopolis;  Taf.  51(7.  7  und  9,  Memphis,  v.  liissiNO 
macht   mich   noch    auf  das   "^^     |^  "^  ^"^^1  »Hettiterfeld..   in  Memphis    [Rec.  IC). 

8.123].  da.s    '^l^^'^Q^  "^    [Q]|lcy^£l   .Kyijriotciifeld..    in  Anibe   [LI).  111   ■229c.    Z.  12| 
und   auf  das  Tvstu.v   TT^uTCTzihov   beim   memphitischen   Ptahtempel   aufmerksam   (Herodot  11,  112: 

Tri atciy.iO'jTi    oi   to    Ti\xtvoQ  tcZtc    icwiy.zc  Tvaioi,    xct'f.iSTUi   Ss    e   '^/^wcoq    ovro>;  o   TwaTvccc  Tvpiwi'  ttdcc- 

')  In  einer  analogen  Localitätsbe/.eichnung  diente  wohl  die  bei  Mariette.  "Slou.  div.  47  A  ver- 
öflentlichte  Grenzstele  eines  Priesters  einer  »grofsen  Statue  Thutmosis"  IV.«. 

')  Hängt  diese  Ansiedelung  von  Kriegsgefangenen  etwa  mit  dem  im  Tempelbezirk  gefundenen 
Massengrab  (a.  a.  O.  S.  8)  von  Nichtägyptern  zusamiiien:' 


■lafd  xn. 


Slate  palette  from  Hieraconpolis, 

front  (63  cm  long). 


Tafel  XIU. 


Slate  Palette  from  ffieraconpolis. 

back  (63  cm  longV 


l^it8.]  Miscelleii.  —  Erseliienene  Schriften.  85 


cluri 


La  lecture  du  sigiu'  ^^  •  —  Uiu'  Ixuuie  prcuve  eii  iaveur  de  la  l<cti 
Jljo,  proposee  par  M.  Kurt  Sethe  [ZcZ/w/iri/);  XXX,  p.  113]  pour  lo  sigue  qui 
rcpresente  la  guepe,  nous  est  fouriiio  par  im  passage  du  »Toniplo  dEdfou- 
<le  de  Rochemonteix.      C'est  ä  la  iiago  41)5,   oü   se  lit  cc   (jvii   suit : 

^  '""'i'''^  ri        '^  I   I   1^^=^    »Lest)  la  le   uuoi  (lui   sort  de  \  <m\ 

d'Horus,   rfcoulemput  qui   dörive  de  [je  lis:    Z.\]  Dieu.      Je    le    souleve    (=  le 

miel)  pour  tou   hi ,   h  reöVt  de  soiguer  ton  f. je  presume  (jue  le  suffixe  -k  a  ete 
saute    ici    par    l'editeiu-    d''E(ltüu"|   (i'il,    pour    iuonder    \  petit-etre:    'remplir"]    ton 


XIX  I 

cell   de    ses  necessites;    ton    ceil    lä    ('■taut    sain    en  sa   place   fie  lis:  / ri  ^ 

11,   etc.]   et  rendu  prospere  au  luoyen  de  tous  .ses  lüens«. 

Le  tableau  oü  se  voit  la  legende  citee,  nous  fait  voir  un  pliaraon  oß'rant 
deux  vases   ü   au   dieu  Anion .   action   (lui   est  deerite   ainsi:  ll^  -^  <=>  ^  ^ 

"^0^:1  ^  ^^  T  MI  "^^'^'"""  ''"^  "li''^  l)Our  faire  prosperer  l'oeil  et  proteger 
I'oeil  au   moyen  de  la  substance  qu'il  renferme  (=  le  mlel)«. 

Les  deux  passages  que  nous  venons  de  reproduirc  et  de  traduirc,  luoutreiit 
que  \^.TT^  equivaut  ä  ra^^t,  e"est-ä-dire.  ils  donnent  >ui  Ibrt  M])])ui  ä  la  theorie 
qui  veut  conferer  au  groupe  l^orsfj  »Roi  de  la  hasse  Egypte«  la  leeture  hat. 
La  forme  l^^'^^OQ^j]  [Zeitschrift  XXX,  p.  59]  de  ce  dernier  mot  merite 
d"ailleurs  detre  rememoree  ä  propos  du  passage  emprunte  au  »Temple  d'Edfou«. 

Kaki.  Pu:iii.. 


E  r s  e ll  i  e  n  e  n  e   S  c  h  r i f t e  n. 


Karl  Bsdeker,  Egypte.  Manuel  du  voyageur.  Leipzig  1898. —  CXCll  und  1^99  88.  mit  vielen 
Karten,  Plänen  und  Abbildungen.  —  Französische,  vielfach  verbesserte  Ausgabe  des  von 
.Steindorff  neu  bearbeiteten  Handbuchs. 

F.  von  Bissing,  Eine  Bronzeschale  niykenischer  Zeit  (Jahrbuch  des  Kaiserlich  Deutsclirii  Ar- 
chaeolog.  ln.stituts,  Band  XllI  1898.  1.  Heft,  .S.  28  —  56;  dazu  eine  Tafel  und  viele  Abb.  im 
Text).  Veröffentlichung  einer  in  einem  Grabe  von  Schech  Abd  el  Gurnah  gefundenen  ägypti- 
schen Bronzeschale  aus  der  Zeit  Amenopliis' HI.  und  IV. 

L.  Borchardt,  Bericht  über  die  Corrosion  des  Sandsteinmaterials  der  Temprlb.iiitrn  iiiil'  l'liil.ic 
(Sitzungsber.  d.  Berliner  Akad.  1898,  S.  -291  —  303).    8.     13  SS.  mit  Abb. 


')    Je  pense  (|up  le  V  i|iii  suit  le   "guillemet"   est  fautif.     Des  textes  jjaralleles  montreiit  qu'il 
est  de  trop  ici. 

Zeitschr.  f.  Ägyi.t.  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898.  12 


86  Erschienene  Schriften.  [XXXVl.  Hand.    1898.] 

Jean  Capart,  Une  page  de  Thistoire  de  l'ligyptologie  d'apres  des  documents  inedits  (Extrait 
de  la  Revue  de  rUniver.site  de  Bnixelles.  Tome  111.  1897—98.  Mar.s).  Bruxelles  1898.  14  SS. 
—  Die  Bro.schüre  bringt  mehrere  wichtige  Actenstiicke  zn  dem  Streit,  der  sich  an  die  erste, 
durch  Diiinichen  in  dieser  Zeitschrift  gemachte  VeröfVcntHclnnig  der  Ivünigstafel  von  Abydos 
geschlossen  hatte. 

The  Coptic  Version  of  the  Xew  Testament  in  the  Northern  Diälect,  othervvise  called  Mem- 
phitic  and  Bohairic.  with  introdnction,  critical  apparatus,  and  literal  English  translation. 
Vol.  I.  The  gospels  of  S.  Matthew  and  S.  Mark  edited  irom  Ms.  Huntington  17  in  the  Bod- 
leian  Library.  CXLVIII  und  484  SS.  Vol.  11.  The  gospels  of  S.  Luke  and  .S.  Juhn  edited 
from  Ms.  Huntington  17  in  the  Bodl.  Libr.  583  SS.  —  8.  Oxford,  Clarendon  Press  1898.  — 
Eine  der  werthvoUsten  imd  wichtigsten  Pnblicationen,  die  die  koptische  Litteratur  seit 
langem  zu  verzeichnen  gehabt  hat  imd  die  sich  Lagarde's  vortrefflichen  Ausgaben  würdig 
anreilit.  Mit  bewimdernswerther  Bescheidenheit  hat  sich  der  Herausgeber  nicht  genannt;  wir 
begehen  hoffentlich  keine  Indiscretion,  wenn  wir  seinen  Namen  hier  veröffentlichen :  Reverend 
Georges  Horner;  ihm  sei  der  wärmste  Dank  für  diese  mit  gröfstem  Fleilse  und  ausdauernder 
Hingebung  besorgte  kritische  Ausgabe  dargebracht  und  der  Wunsch  an"s  Herz  gelegt,  den 
Evangelien  bald  die  Ausgabe  der  Briefe  des  N.  T.  folgen  zu  lassen.  G.  S. 

W.  Golenischeff,  Hieratischer  Papyrus  aus  der  Sammlung  von  W.  Golenischeff,  enthaltend 
den  Bericht  über  eine  Reise  des  Ägypters  L^nuamon  nach  Phoenicien  (Russisch;  aus  der  Fest- 
schrift für  Prof.  Baron  W.  R.  Rosen,    p.  45  —  57  und  2  Taff.).     Petersburg  1897. 

G.  ilaspero.  Nouvelles  fouilles  d'Abydos  1896 — 1897  (Extrait  de  la  Revue  critique,  uumero  du 
15  dec.  1897).     4  SS. 

J.  de  Morgan,  Carte  de  la  Necropole  Memphite.  Dahchour.  Sakkarah.  Abou  Sir.  Gravee  au 
bureau  de  dessin  au  ministere  des  travaux  publics  sous  la  direction  d'H.  Ravon  Bey.  Cju.  gr. 
Fol.  (11  farbige  Karten  und  ein  Übersichtsplan).     Le  Caire  (Leipzig,  K.  W.  Hiersemann). 

W.  Max  Müller,  Studien  zur  vorderasiatischen  Geschichte  (Mittheilungen  der  Vorderasiatischen 
Gesellschaft  1898,  3;  3.  Jahrgang).    8.    62  SS.    Berlin. 

W.  M.  Flinders  Petrie.  Religion  and  conscience  in  Ancient  Egypt.  8.  ^lit  vielen  Abbildungen. 
London. 

—  — ,  Syria  and  Egypt  from   the  Teil   el   Aniarna  Tablets.    8.    London  1898.     187  SS. 

—  — ,  Six  temples  at  Thebes.     1896.    With  a  chapter  by  W.  Spiegelberg.    4.  With  26  jdates. 

London  1897. 
,  Deshasheh.    With  a  chapter  by  Fr.  LI.  Griffith  (15"><-  Menioir  of  The  Egypt  Expldi'atiou 

Fund).    4.    52  SS.  und  38  Taff.    London  1898^ 
Karl  Piehl,  Texte  provenant  du  grand  temple  d'Edfou    (Actes  du  Congres   de  Geueve  4<^  partie 

p.  109— 121).    1897. 

—  — ,  Reponse  ä  M.   Gaston  Maspero  a    jinipos    de    son    "Avant- Pi-opos»    du    temple  d'Edfou. 

Upsala  1897. 
,  Quelques  petites  inscrij)tions  provenant  du  teuiple  d'Horus  ä  Edfou.    Traduites  et  annotees 

(Skrifter  utgifna  af  K.  Humanistiska  Vetenskapsamfundet  i  Upsala  V  10).    Upsala  1897.  8.  12  SS. 
E.  Revillout,  Las  actions  publiques  et  privees  en  droit  egyptien.    Vol.  1.    4.    Paris  1897. 
B.  A.  Turajew,  Der  Ostergottesdienst  der  koptischen  Kirche  (Russisch).   Petersburg  1897.  8.  20SS. 


Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sclie  Buchhandlung.  —  Verantwortl.  Redacteur  Prof.  Dr.  A.  Krman,  Berlin,  Südendc 
Berlin,  gedruckt  in  der  Reichsdruckerei. 


Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes.     [XXXA'I.  Band.   1898.]  87 


Das  Grrab  des  Menes. 

Von    LuDWKi    BoHCIIAKDT. 

Iliciv.u  Tafel  XIV— ^X\T,  XVIll   und   XIX. 
Im  letzten  Fol)i-uar  liattc  icli  dii'  güiistigr  Gelegenheit,  mit  Dörpff.ld  zusannnen 
(las  von  DE  MoR(;.\N  im  vergangenen  Jalire  au.sgegi"ibene  Ivönig.sgral)  hei  Negga- 
deli   zu  hesuclien .  jene  MastaLa.   von  der  sieh  lierau.sgestelU   hat,   dal's  .sie  dem 
von   den    Ägyptern   selbst   als   ersten    König   betraehteten   Menes   angehch'te'). 

Da  aul"  den  ersten  Bliek  zu  sehen  war,  dal's  die  von  dk  Morgan  im  zweiten 
Theile  seiner  Recherclies  sur  Torigine  de  rEgyi)te  im  vierten  Capitel")  gege- 
bene Aufnahme  und  Baubeschreibung  Mifsverständni.sse  zeigen  in  Punkten,  die 
für  die  Auffassiuig  des  Ganzen  von  wesentlicher  Bedeutung  sind.  s(j  wurde  von 
der  Erlaubnils,  die  der  Service  des  antiquites  in  zuvorkommendster  Weise  an 
DöRPFELD  ertlieilt  hatte,  Gebrauch  gemacht,  und  eine  kleine,  eintägige  Grabung 
zur  Klarstellung  zweifelhafter  Punkte  vorgenommen,  sowie  gleichzeitig  eine 
Controlaufnahme   des  Grabes  gemacht. 

Die  Resultate  dieser  kurzen  Untersuchimg  sollen  durch  Zeiehnuni^cu  er- 
läutert hier  vorgelegt  werden,  doch  mvds  gleich  vorausgeschickt  werden,  dals 
von  der  liierliei  veröflentlichten  Gesammtaufnahnie  wegen  der  Eile  der  Auf- 
messung keine  zu  grofse  (ienauigkeit  in  den  Mafsen^)  verlangt  werden  kann. 
Der  bei  de  Moegan  gegebene  (irundrifs  wird  Iiollentlicli  in  diesem  Punkte  ge- 
nauer sein. 

Baugc'sclüclite. 

Die  neue  Aufnahme  ist  so  angelegt,  dafs  durch  die  Färbung  der  einzelnen 
Bautheile  .sogleich  die  nach  der  neuen  Untersuchung  nunmehr  klare  Bauge.schichte 
der  Mastaba  ersichtlich  wird;  der  zuerst  errichtete  Kernl)au  ist  in  Schwarz  wieder- 
gegeben,   die   .sjjäteren   Bautheile  in   immer   heller   werdenden   'l'nneii. 

Die  Erbauung  der  Mastaba  stellt  sich    wie   folgt  dar: 


')    Sitmngsher.  d.  Berl.  Akad.  d.Wiss.  IS<)7.   XlA'Ill:   Masi-ero.   Wev.  ci-il.  vom  1."..  l'.'.  '.i7. 

2)    A.  a.  O.  S.147  ff. 

^)  Die  Aufnahme  gescliali  nur  mit  dem  10  m-Stalilbaiid  und  einer  Diopterbu.ssole  von 
IJciM  Durciiniesser,  und  sind  die  Mal'se  auf  den  jetzt  siciitbaren  Oberlläciien  der  nach  unten 
briitei-  werdenden  Mauern  f.;enommen.  Eine  Aufgrabun;;  de.s  Fufses  der  Mauern,  wo  der.selbe 
nicht  zu  Tage  lag.  konnte  nicht  stattfinden.  Zur  Krleichterung  der  Me.ssungen  sind  ferner  die 
nördliche  und  westliche  Innenkante  der  äufseren  Wand  des  Grabes  als  gerade  angenommen 
worden,  während  in  Wirklichkeit  diese  Linien  in  den  einzelnen  .\bthiileii  vor-  und  zin-ücksjiringen. 
Auch  hierin  liegt  eine  Quelle  von  weiteren   Ungenauigkeiten. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XX.WI.  Hand.     189S. 


13 


88  Lddwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes.  [XXXVI.  Band. 

Zuerst  errichtete  man  einen  mit  dor  Schmalseite  nacli  Norden  gewendeten, 
liinürlieh  rechteckigen  Ziegelhau  mit  starken  Mauern.  Eine  Thür  in  der  Nord- 
seite lührte  zu  einer  Reihe  von  fiinf  unter  einander  verbundenen  Räumen  von 
verschiedener  Gröfse.  Der  mittelste,  gröfste  derselben  sollte  als  Hauptraiun 
das  eigentliche  Grab  für  die  Leiche  des  Königs  bilden,  die  vier  anderen, 
schmäleren  Räume  waren  nur  zur  Aufnahme  von  Beigaben  bestinnnt.  Dieser 
innere  Kernbau  wurde  gleicli  bei  seiner  Anlage  so  eingerichtet,  dals  er  nach 
der  Beisetzung  von  einem  äul'seren  Schalenbau  umgeben  werden  konnte,  und 
zwar  hatte  man  vorgesehen,  dafs  die  Schale  mit  dem  Kern  durch  kurze  Zungen- 
mauern verbunden  werden  sollte.  An  den  Stellen,  wo  diese  Zungen  auf"  den 
Kern  trefi'en  mufsten,  wurden  an  den  Aufsenseiten')  des  Kerns  in  der  Breite 
der  später  aufzuführenden  Zungenmauern  verticale  Ausklinkungen  von  etwa 
10  cm  Tiefe  ausgespart  (Taf.  XVIII  oben  giebt  die  Photographie  einer  solchen 
Ansatzstelle). 

Nach  Fertigstellung  des  Kernbaues,  der  wahrscheinlich  auch  erst  nach  dem 
Tode  des  Königs  errichtet  wurde,  erfolgte  die  Beisetzung.  Sobald  die  Leiche 
des  Königs  und  alle  Beigaben  in  den  fünf  Räumen  geborgen  waren,  wurden  die 
Thüren  sämmtlich  vermauert')  und  dann  mit  der  Errichtung  des  Schalenbaues 
begonnen.  In  einiger  Entfermmg  um  den  Kern  legte  man  eine  starke,  nach 
aufsen  architektonisch  verzierte  Umfassungsmauer  an,  die  in  ziemlich  regel- 
mäfsigen  Abständen  durch  Zungenmauern  mit  dem  Innenbau  in  Verbindung 
stand.  Die  Zungenmauern  griffen  in  jene  oben  bereits  erwähnten,  gleicli  von 
Anfang  an  vorgesehenen  Ausklinkungen  des  Kernbaues  ein.  Sobald  die  Aufsen- 
mauer  hoch  war,  hatte  der  ganze  Bau  das  Aussehen  einer  grofsen  thürlosen 
Mastaba.     Derselben  fügte  man  nur  noch  einen  kleinen,  niedrigen  Sockel'*)   Iiin- 


')  DE  Morgan  giebt  solche  Ausklinkuiigcn  niclit  nur  aufsen  am  Kenilmu.  soiuleiii  aui-li  auf 
der  Innenseite  der  Schalenmauer  an.  Diese  sind  nicht  vorhanden .  sondern  die  Zungenniauern  mit 
der  Schalenmauer  gleichzeitip;  in  Verband  errichtet.  Wenn  sicli  de  ^Morgan  [a.  a.  O.  S.  1.58]  die 
Entstehung  der  Zungenmauei'n  so  denlit,  »que  ce  rectanüle  eüt,  ä  lorigiue,  tte  forme  d'un  couloir 
recoupc  plus  tard  en  chambres  par  des  mui-s  transversaux  de  peu  d'epaisseur  et  penetrant  legei-e- 
ment  dans  des  gros  murs-,  so  ist  diese  Auffassung  nidit  mir  die  Folge  des  eben  erwähnten  Beob- 
achtungsfehlers. Er  hätte  auch  bedenken  müssen,  dafs  man  in  ein  allseitig  geschlossenes  Gebäude 
nicht  leicht  noch  Innenniauern  hineinsetzen  kann. 

')  Die  Vennauerung  der  Thüren  fand  vor  Errieiitung  des  .Schalenbaues  statt,  denn  die  Lage 
der  mittleren  Zungenmauer  an  der  Nordseite  zeigt  deutlich,  dafs  die  Eingangsthür  bereits  cassirt 
war,  als  man  diese  !Mauer  davorbaute.  Es  wäre  also,  wie  oben  auch  ausgefülu-t.  daraus  weiter 
zu  folgern,  dafs  nur  die  inneren  Räume  des  Kernbaues  .Stücke  der  Grabausrüstung  enthalten  haben 
könnten,  und  dafs  die  äufseren  Constructionskainmern  leer  gewesen  sein  müfsten.  Da.s  wurde  durch 
den  Befund  bestätigt.  Nur  die  Constructionskammer  C  enthielt  P'ragmente  von  einiger  Bedeutung 
[de  Morgan.  a.a.O.  S.  160  und  163].  Bei  näherem  Vergleichen  der  Inventare  dei-  einzelnen  Ivannnern 
zeigt  sich  aber,  dafs  die.se  Fragmente  nur  aus  den  Innenkanunern  ß  und  7  [a.a.O.  S.  160/1]  bei 
der  .\usraubung  und  Zerstörung  des  Grabes  nach  Ivaminer  C  hinübergeworfen  sein  können.  Hierzu 
pafst  die  Beobachtung,  dafs  Kammer  C  an  der  Seite  nach  dem  Fruchtlande  zu  neben  den  Kammern 
ß  und  7  liegt,  also  da,  von  wo  ein  Einl)ruch  am  ehesten   zu   ei-warlen   war. 

')  DK  Morgan  [a.a.O.  S.155 — 1.')7  und  l.')8[  ninunt  an.  die  niiiauiinlirtr  Aufsenseite  des 
Schalenbaues  wäre  völlig  in  Ziegehnauerwerk  geliüllt  gewesen.     Nach   unsiren  Beoliachtuniien  war 


1898.1 


Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes. 


89 


zu  und  uniiinl)  cndlifh  das  ganze  Geb.äudo  in  cineni  passenden  Abstände  mit 
einem  niedrigen  Grenzuiäuerclien ')  [s.  den  Selinitt").  Taf.  XVI.  und  die  per- 
spectivisolie   Ansicht  einer  Ecke  hierunter]. 

deMorgan,  oder  eigentlicli  mehr  seine  Mitarbeiter  ja.a.O.  S.  ir)2  luid  'ilHtr.], 
nelimen    niui    an.    dal's    dieses    ganze    massive  (ieiiäude    nur   zu   dem   Zweck   er- 


richtet wurden  sei.  den  Todten  darin  zu  verhrennen.  Aiigeselien  davon,  dals 
wir  von  Leichenverhrciinung  bei  (b'u  Ägyptern  bisiicr  niclits  wufsten,  und  also 
eine    solche    Annalune    nur    nach    allersorgfältiuster    PrüCun.e'    liereclitigt    wäre. 

das  nicht  der  Fall.  Vor  den  Fuls  ilcr  gepiit/len  .Viirseinnauer  ist  mir  eine  zwei  .Steiiif  starke 
niedrige  flauer  vorgelegt  gewesen,  von  der  an  der  iinter.siicliteii  Stelle  nur  noch  zwei  l)is  drei 
Schichten  vorhanden  sind.  Die  Zwischcnräiiine  zwischen  dieser  Sockelmaiier  und  den  Rückseiten 
der  ornamentalen  Nischen  sind  mit  unregelmiirsigem  Mauerwerk  gelullt.  Der  Sockel  war,  wie  die 
ganz,e  Mastaha,  geputzt  und  gewcifst.  Die  unten  gerade  verlaufende  Grenze  der  noch  erhaltenen 
weifsen  Tünche  auf  der  Aufseniläche  der  llastaba  zeigt  vielleicht  die  insprüngliclie  Hohe  des 
Sockels  an  [s.  Taf.  XVIIl  links].  Hinen  Sockel  unter  demsi-llicii  Kac^adcnmotiv  zeigt  ütirigens 
LI).  1,  25  unten. 

')  Ein  kurzes,  zwei  Schichten  hohes  Stück  dieser  vier  Steine  starken  Mauer  lag  am  Nord- 
ende der  Ostseite  des  Grabes  offen  zu  Tage  (Taf.  XIX  imten)  und  wurde  durcli  die  Ausgraliuiig  etwas 
weiter  verfolgt.  Verlauf  und  Abmessungen  berechtigen  zu  der  Annahme,  tlafs  dieses  .Mäuerchen  ziu' 
Mastaba  gehört  und  dieselbe  rings  mngab  (vergl.  die  seitdem  veröffentlichten  Mastabagrundrisse  von 
El  Kab  bei  Qt:ii)ELL,  El  Kab  Taf.  2.^,  die  auch  sonst  für  das  Mene.sgrab  viele  Analogien  bieten). 
Über  die   Höhe  der  Grenzmauer  koimle  ohne  weitere  Grabungen  nicht-s  ermittelt  werden. 

')  Die  im  Schnitt  angegebene  Grube  rührt  von  einem  inm>rhalb  der  Grenzmauer  vorgefun- 
denen, mit  der  Mastaba  orientirten  Grabe  her,  das  ein  auf  dem  I{ü<-ken  ausgestreckt  liegendes 
Skelett  ohne  Heigaben  enthielt. 

13* 


90  Ludwig  BoRCHARDT :    Das  Grab  des  Menes.  [XXXVI.  Band. 

zeigt  auoli  der  noch  heute  sic'htl)are  Bel'und  an  Ort  und  SteUe.  dal"s  nichts  uns 
zwingt,  (Umi  grolsen  Brand,  der  da.s  Gebäude  verwüstet  hat.  auf  ein  Leichen- 
feuer zurückzutiiliren,  mit  dem  mau  die  Übei-reste  des  Königs  eingeäschert  hätte'). 
Es  weist  vielmehr  Alles  darauf  hin.  dafs  iler  Brand  erst  bei  Zerstörung  des 
Grabes  entstanden  ist,  und  dafs  einfach  das  einstürzende  i)rennende  Dach  Leiche 
und  Beigaben  unter  sicli  begrub  und  vernichtete.  An  einigen  Stellen  der  Wände 
sieht  man  deutlich,  dafs  Enden  von  brennenden  Balken  nach  dem  Zusammen- 
bruche des  Daches  dagegengefallen  waren.  In  dem  Dache  müssen  etwa  200  cbm 
Holz  verbaut  gewesen  sein,  und  das  genügt  wohl,  um  ein  Feuer  /u  unter- 
halten. wi(>  es  nötliig  war,  um  selbst  Schiefergeräthe  zu  schmelzen  [a.a.O.  S.  15H]. 

Constructionen. 
Die  Ziegel,   aus  denen  der  Kern  und   die  inneren  Theile  der  Schale  gebaut 
sind,  bestehen  aus  lufttrockenem,   etwas  mit  Stroh  untermischtem  Nilschlamm. 
Sie  haben  ziemlich  grofses,  nicht  immer  ganz  gleiches  Format;  an  verschiedenen 
Stellen   nahmen   wir  die  folgenden  Mafse: 

0,2!)  X  0,135  X  0,07  m  0,2ß    x  ^^12    X  0.07  m 

0,2ß  X  0,18     X  0,08  ..  0.255  X  0,125  X  0,07  » 

Nur  vorn  in  der  Lisenenfagade  der  Schale  sind  der  Architektur  wegen 
kleinere  Ziegel  verwendet,  etwa  in  "/s-Format,  nämlich:  0,17  X  0,09  X  0,07m. 

In  welcher  Tiefe  in  der  Aufsenmauer  der  Übergang  vom  kleincMi  ins  grofse 
Format  stattfindet,  konnte  aus  Mangel  an  Zeit  nicht  untersucht -werden.  Die 
Schichten  liegen  sämmtlich  flach,  Hochkantschiehten")  scheinen  nur  stückweise 
und  ganz  vereinzelt  vorzukommen.  Ein  regelmäfsiger  Tiefenverband  im  mo- 
dernen Sinne  existirt  nicht.  Nur  das  ist  beobachtet,  dafs  mit  Ausnahme  sehr 
vereinzelter  innerer  Läufer,  im  Innern  der  Mauer  nur  Binder  vorkommen,  eine 
Regel,  die  die  Ägypter  auch  später  noch  innehalten.  Die  Aufsentlächen  zeigen 
Läuferschichten  und  zwar  zuweilen  drei  solcher  mit  einer  Binderschicht  ali- 
wechselnd.  Einen  Längsverband,  der  bei  unseren  Bauten  das  verticale  Über- 
einanderliegen  von  Stofsfugen  verhindern  soll,  giebt  es  niclit.  Die  Stärke  der 
Fugen  zu  mes.sen,  wurde  leider  in  der  Eile  übersehen.  Der  Lelimputz,  mit 
dem    die    Innenwände    imd    die    Fagade    überzogen    sind,    variirt    an    Dicke    von 


')  Ein  absichtlich  zum  Zwecke  der  Leiclienverlirenniini;  ;uii;eli'fite.s  Sclieitfihnui'fni'eui'r.  wenn 
man  überliaupt  vernünftiger  Weise  in  diesen  geschlossenen  Räumen  ein  solches  anu;ele,ü;t  hätte,  würde 
wohl  auch  alle  Überreste  der  Beigaben  radicaler  vernichtet  haben .  als  es  der  Dachbi-and  konnte.  Es 
giebt  übrigens  auch  Brandspuren  an  einer  Art  von  Beigaben,  die  auf  ein  Brennen  ror  der  Beiset- 
zung zurückzuführen  sind.  Der  Thon  der  \'erschlüsse  einei'  Reihe  von  Krügen  ist  näuiiicli  gehrannt. 
da  diese  Verschlü.sse  aber  alle  [38  bez.  6]  die  in  Fig.  058  und  1)09  [a.  a.  0.  S.  108/16',»]  abgebildeten 
Siegel  tragen,  und  ungebrannte  Verschlü.sse  mit  denselben  beiden  Siegeln  niciit  vorkommen,  so 
werden  diese  Thonkegel  wohl  schon  bei  der  Ablieferung  in's  Grab  gebrannt  gewesen  sein. 

')  In  einem  der  Königsgräber  bei  Abydos  konnte  Verf.  etwas  ausgedehntere  Ilochkaiit- 
schichten  beobachten. 


1898.]  LüDwio  Borchardt:    Das  Grab  des  Ments.  91 


2  —  ö  i"in.  er  war  dünn  weils  gctünclit .  jcdenCalls  aiilscn,  wo  sicli  die  Tünche 
noch   bis  zur  Sockolliöhe   herab   vielfaeh   gut   erhalten    liat   [Taf.  XVIII  untenj. 

Es  erübrigt  noeh  von  Fundanientirung  und  Bedaeliung  zu  sprechen.  Wie 
das  Funihunent  unter  dem  Fulse  der  Aufsenmauern  aussah,  soll  der  Schnitt 
bei  Di:  Morgan  [a.  a.  0.  8.156]  zeigen.  Wir  haben  an  Ort  und  Stelle  nichts  dem 
Ähnliches  finden  können,  vielmehr  schien  uns  das  Gebäude  glatt  auf  dem  Boden 
aufzusitzen  [Taf.  XVI  unten].  Vielleicht  beruht  die  de  MoRGAN'sche  Angal)e  auf 
eingehenderer  Prüfung. 

Die  Bedachung  des  Gebäudes  wird  wohl  so  gewesen  sein,  wie  sie  de  Morgan 
[a.  a.  O.  S.158]  auf  Grund  einer  Beobachtung  in  abydenisehen  Königsgräbern 
;uininnnt.  nämlich  eine  Schicht  von  dicht  an  dicht  gelegten  Palmstämmen.  Die 
Si)annweiten  der  Räume  sind  für  diese  Art  Decke  nicht  zu  bedeutend.  Spätere 
Nachahmungen  solcher  Decken  in  Stein  zeigen  uns  auch,  dafs  wirklich  .solche 
Palmstammdächer  einmal  in  Gebrauch  waren,  man  erinnere  sich  nur  der  Decken 
in  dem  Felsengrabe  des  Neb-m-ihwet  westlich  von  der  zweiten  Pyramide  von 
(n.seh')  und  im  Grabe  des  Meten  aus  Abusir'),  die  beide  der  4.  Dyna.stie  an- 
gehören, sowie  der  Decke  im  Grabe  des  Ptahhotep  zu  Saq(]arah  aus  der 
5.  Dynastie ■'). 

.\rcliitcktiir. 
.  Die  Facaden  der  Mastaba  zeigen  uns  an  den  Schmalseiten  (i.  an  den  Lang- 
selten  13  Axen  von  Ni.schengrup])irungen  [s.  das  Detail,  Taf.  XVI  oben).  Je  eine 
tiefe,  grofse  Nische,  deren  Hinterwand  wieder  in  eine  breite,  von  zwei  .schmä- 
leren flankirte  Nische  aufgelöst  ist,  wechselt  mit  einem  dreifach  ausgeni.schten 
Pfeiler.  Auch  in  die  Seiten  der  grofsen  Ilau])tnischen  ist  nocli  je  eine  .schmale 
Ni.sche  eingeschnitten.  Die  breite  Nische  in  der  Haujitaxe  und  die  Nischen  vorn 
auf  den  Pfeilern  sind  jede  einmal  abgesetzt,  die  übrigen  Nischen  sind  einfach. 
Diese  Anordnung  ist  uns  in  der  ägyptischen  Architektur  nichts  Neues,  wir 
kennen  sie  schon  von  den  Scheinthüren  aus  den  Grabkammern  des  a.R. :  nicht 
von  der  einfachen  Thüranordnung,  die  sich  nachher  als  Stelenmotiv  l)is  in  den 
Anfang  des  m.  R.  und  vereinzelt  selb.st  noch  bis  in  das  n.  R.  gehalten  hat'), 
sondern  von  jenem  complicirten,  sogenannten  Lattenwerk,  das  so  oft  als  Beweis 
für  die  Ableitung  der  ägyptischen  Architekturformen  aus  dem  Holzbaue  lieran- 
gezogen  wird'),  (nite  Beispiele  desselben  finden  sich  unter  Anderem  in  den 
Mastabas  des  Ptahhote])'')  uiul  des  Sa^bw').  sowie  in  der  des  Sepsi")  |s.  hierunter 

')    LD..  Textl  30.  31.  ')    LD.  1.   :iS  und  'IVxt  I.  143. 

')  Griffith.  Tonili  of  l'Uil.ihotci)  S.->').  und  I'kuhiit-Chiimi:/..  Ilist.  de  l'.-ul  I  IDi-uIscIk'  Aus- 
•iühe]  .Vbb.ll.i. 

*)    dp;  Morgan.  a.a.O.  S.  :i.j."). 

ä)    Perrot- Chipikz,  a.a.O.   .\bb.  83  und  S.  4(j4  ff. 

")  I)a.selb.st  Taf.  13/4  und  S.  176  Abb.  115;  an  letzterer  Stelle  sind  der  »Stelentypus-  und 
der  »mit  Lattenwerk.,  gut  neben  einander  zu  sehen.    Vergl.  auch  GRiFFrrn,  a.  a.  O.  Taf.  3!)  und  40. 

')    Pf.rrot-Ciupiez,  a.a.O.  S.  168  Abb.  106  (zweimal,  dazwischen  gewGlmliche  .Schcinthür). 

')    Mar.,  Mast.  S.  206/7  [D.  13]. 


92 


Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes. 


[XXXVI.  Band. 


nach  Cusi'li  Nr.  KiTi),  Kat.  1895  Nr.  10  Saal  1 1.  Verkleinerte  Darstellungen  der- 
selben Architektur  hat  das  Grab  des  Setw ')  geliefert.  Diese  drei  Beispiele  zeigen 
niis    dieselbe    Anordnung  wie    die  Facade    des  Menesgral)es,   aber  in  geringerer 

Tiefenausdehnung,    es    sind  ge- 

wissermafsen   nur  in  Flachrelief 

s  ,s  g  g,  /j  I  ausgeführte  Vorderansichten  des 

Aus  dem  Grabe  des  8epsi  (beiderseits  abgebroclieu).  MotivS    der    Menesfacadc 

Wir  brauchen  aber  gar  nicht  weit  zu  gehen,  um  dasselbe  Motiv  auch  mit 
den  ihm  zukommenden  Tiefendimensionen  zu  finden.  Das  bekannte  Stück  aus 
dem  Grabe  des  Ha^-b'aw -Sokar")   [s.  hierunter,  nach  Giseh  Nr.  1385  und  Mar., 

Mast.  S.  71]  ist  nämlich  das  Mittelstück 
einer  solchen  Architektur,  es  ist  nur  die 
Hinterwand  der  grofsen  Hau2:)tnische,  auf 
der  sich  die  breite  mittlere  mit  ihren  beiden 

□                                       1  ^8    •'*("^ii"'^l<^rf^"   Seitennischen  abzeichnet.      Die 

"^ n^  -  j i\';  -i^M    seitlicli    vorspringenden    Pfeiler    mit    ihren 

drei  weiteren  Nischen  waren  aus  Ziegeln 
erbaut  und  sind  daher  von  Marif.tte  im 
Grabe  zurückgelassen  worden.  Die  Ansatz- 
stellen dieser  Pfeiler  sind  jedoch  durch  Reste  der  Mörtelfuge  an  den  im  Giseli- 
museum  befindlichen  Stücken  noch   nachweisbar. 


I 

Mitteliiische  aus  dem  Grabe  des  Hac-biaw-Sokai- 
(Giseh  Nr.  1385). 


Aus  dem  Gral 


Diese  w-enigen  Beispiele  von  solchen  Scheinthüren  des  a.  R.  sollen  hier 
nur  zur  vorläufigen  Orientirung  dienen,  eine  vollständigere  Statistik  über  das 
Vorkommen   solcher  Nischenarchitekturen   folgt   weiter  unten. 

Die  Nischen  der  Menesfagade  untersclieiden  sich  also,  wie  der  Vergleich 
mit  diesen  wenigen  Beispielen  schon  lehrt,  in  niclits  von  den  späteren  Schein- 
thüren mit  umgebender  Nisclienverzierung.  Da  wir  also  hier  das  älteste  Bei- 
spiel, vielleiclit  gar  den  Ursprung  jenes  Motives  vor  uns  haben,  so  ist  es  wohl 
am  Platze,  hier  einen  Excurs  einzuschalten   ül)er 


')    PERRor-CniPiEZ,    a.a.O.    S.  4(i6    Abb.  291;     Giseliinusoiini    Nr.1377/8;    Maspero,    Guide, 
Tafel  gegenü))er  S.  33. 

")    Maspero,  Guide,  Tafel  gegenüber  8.  31. 


1898.] 


Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes. 


93 


Das   Piuiiksclu'inthor. 
Dii'ser  Name   ist  liier  mir  ücwälilt   wnrdcii .    um   (!!<'   im   Fol.u-oiulcii   /u   be- 
sprechende Art  von  der  gewölnilielieu  Sclieintliür  aueli   im  Ausdrucke  zu  unter- 
sclieiden.     Denn  dafs  in  'Wirklichkeit  beide  Anordnin)gen  zwei  ganz  verschiedene 
Dinge  sind   und  dafs   nicht  etwa  die   eine  sich  als  die  Abkürzung  d<'r  anderen 


Sclieintliiii-. 


-„Hl 


— L4J 


Pruiikschciiithur. 


auifassen  Lälst.  muls  dem  Beobachter  sogleich  autVallcn').  \\äiirend  die  ein- 
lache Scheinthür  nur  einen  grofsen  glatten  Rahmen  zeigt,  der  eine  Thür  und 
vielleicht  darüber  liegende  Fenster  einfalsf-')    [s.  Abb.  hierüber],   so  scheint  das 


n — r 


')    Siehe  auch  Griffith  ,  a.  a.  O.  S.  26. 

^)  Der  umrahmende  Rundstab  und  die  Hohlkelilbckrönuiig  sind  erst  spätere  Zutliaten.  die  etwa 
niii  Ende  der  ö.,  Anfang  der  6.  Dynastie  auftreten.  Man  kann  also  die  IliernKlyphe  jj.  die  älter  ist 
als  die  4.  Dynastie,  nicht  mit  der  Scheinthür 
zusammenbringen  [GRiFFrrn.  a.a.O.  S.  32], 
besonders  nicht,  wenn  man  berücksichtigt,  dafs 
in  sorgfältig  detaillirten  Inschriften  [z.B.  Mar.. 
Mast.  S.741  die  Wand  dieser  CapelleG')  als 
riechtwerk  dargestellt  wird.  Die  Scheinthür, 
die  nach  Giseh  Nr.  1433  und  1482  [Dyna-stie  ä] 

-2J^  Tis 
sowie  nach  Wni  39    [Dynastie  6]  J^  ^ 

heifst,  wird  an  der  eben  zu  zweit  citiiten 
Stelle  vielmehr  so  determinirt,  wie  bei  A,  an 
der  zuletzt  citirten,  wie  bei  B  in  nebenstehender 
.Skizze  angegeben  ist. 


A. 


94  Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes.  [XXXVI.  Band. 


Prunksc-liointlior  doch  eine  i>;uizt%  reicligegliederte  FaQade,  oder  wenigstens  den 
eharakteristisclisten  Tlieil  einer  solclicn,  darzustellen  [s.  Abb.  auf  S.  1)3]').  Man 
wird  sich  also  fragen  müssen,  ob  diese  beiden,  so  ganz  verschiedenen  Motive 
wirklich  gleichweithig  neben  einander  stehen  und  proniiscue  für  ein  und  den- 
selben Zweck  gebraucht  werden,  oder  ob  die  eine  etwa  nur  in  bestimmten 
Füllen  Anwendung  findet.  Eine  tlüchtige  Durchzählung  der  vorkommenden  Bei- 
spiele scheint  die  letztere  Annahme  zu  bestätigen.  Auf  die  grofse  Anzahl  der 
gewöhnlichen  Scheinthüren  —  es  sind  mindestens  500  derselben  bekannt  — 
kommen  nur  etwa  40  Prunkscheinthore.  Es  scheint  also  das  Auftreten  des  Prunk- 
scheinthores  sich  nur  auf  einen  ganz  engen  Kreis  von  Fällen  zu  beschränken.  In 
der  folgenden  Statistik  soll  versucht  werden,  die  Art  dieser  Fälle  näher  zu  be- 
stimmen .  und  zwar  sind  zu  diesem  Zwecke  die  gerade  auffindbaren  Beispiele  von 
Prunkscheinthoren  aus  dem  a.  R.  in  Gruppen  nach  dem  Range  ihres  Besitzers  an- 
geordnet worden.   Man  erhält  so  die  folgende  Liste.   Prunkscheinthore  kommen  vor: 


I.    In   und   an  den   Gräl)ern   von   folgendcMi   Königen. 

^-     "^  ^°lr^"^^  ■      Neggadeh;    Dynastie  1    [de  Morgan.   a.a.O.:    Sitzungsber.   d. 

^"^erl.  Akad.  d.Wiss.  1897.  XLVIIIJ.      An   der  Facade. 
2.     ^\^(o^;i4Pl .    Giseh,  Pyr.  i):  Dynastie  4  [Pekring  and  Vyse,  Operations  II, 

Taf  2  Fig.  6].     In   der  ersten   Kammer  im   Gang.     Nicht  ganz  normal. 
:}.     4\^r^[|pT      Saqqarah.    Pyr.  35;    Dynastie  5    [Maspero,   Inscr.  des  Pyr. 

S.  2].      In  der  Sargkammer. 

4.  ^r^^n.    Saqqarah,  Pyr.  30:  Dynastie  R  [Maspero,  a.a.O.  S.  89].    Desgl. 

5.  |i^  fo""^— 1 .     Sa(iqarah,  Pyr.  39  :  Dynastie  (i  [Maspero  ,  a.  a.  0.  S.  269]. 

Wie  vor. 

6.  ^^{q\\S\-      Saqqarah,    Pyr.  41:    Dyna.stie  (>    [Maspero.   a.  a.  O.    S.  347]. 

Wie   vor. 

II.   Von  Prinzen. 
1.  .     Meidum,  Gral)  H;   Dynastie  4   [Petrie ,  Medum  Taf  7  und  9 — 15; 

"^"mah.,  Ma.st.  478-487].      ;^  °@^  ^   ^  ^  -^  Ik  °°  fl  f  3l^ 


w. 


scheinthor  ist  als  Ziegelmantel  vor  die  Mastaba  gelegt. 


')  Nach  Besichtigung  der  Facade  von  Neggadeli  ist  es  mir  wieder  selu'  zweifelhaft  ge- 
worden, ob  wir  wirklich  die  luneuan.sicht  einer  Tliür  in  dem  ol)en  besprochenen  Motiv  zu  erkennen 
haben   [vergh  ÄZ.  1897,  S.  117].    Vielleicht   ist   die  Thiir   hinter  der  Vorhalle  des  Palastes  gemeint. 


leiuchr.  f.  Agypt.  Si»r.,   XXXVI    r.ati<j      i«.,rt 


Das  il 


0  äg  Ellen. 


XIV 


XVI 


äg.  Etlen. 


Einzelheiten  <ler  Fnssade  {Nischüiipruppierunn). 


j_ll lUla 


-)  "t  ! 


Qufrsi:hnitl  drr  Ag^scnmancrn. 


Das  Grab  des  Menes. 


Zeitschr.  f,  Ägypt.  Spr,.   XXXVI    Pand 


1898.]  Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  !Mones.  95 


.      Meidum ,   Grab  1 6  ;    Dynastie  4    [Petrie  .   a.  a.  0.   Taf.  7  und   1 B 

H.  I'"'"^!?)-     Meidum,  Grab  !) ;  Dynastie  4  [Petbie,   a.  a.  ().   Taf.  7 ;  Mar., 

Mast.  477].  Wie  vor.  Titel  fraglich,  jedoch  ist  Ra<'-nefer  nach  der 
Lage  seines  Grabes  tinter  den  Prinzengräbern  wahrscheinlich  auch 
ein   Prinz. 

-^-  LJD^'^-=--  Daschur,  südl.  Mast,  r;;  Dynastie  4  [Gisehmuseum  Nr.  1381 
—  83:    DE  Morgan,   Dalichour  I  12.131.     1    ^   "^  ^      11      11         \ 

1^.  Reste  eines  Prunkscheinthores,  Stellung  derselben  unbekannt. 
^ c^-  Giseh,  Gral)  57;  Dynastie  4  [LD.  II,  17;  T.  I,  S2  — S3: 
Ma^,  Mast.  525,  530/1].  ^J^.%>||  %^\l%-  Sein  über 
dem  Prunkscheiuthor  angebrachter  Stammbaum  beginnt  mit  ^>^ 
\\V^^^'W^   wolil   mit   II,  2   identisch.      Prunkscheiuthor  in   der  Cult- 


Kammer. 


(;.    -.o=-g^._.     Giseh,   Grab  ()():    Dynastie  4   [LD.  I,  2r>.   IL  33:  T.  I.  S4J.     o1 

%Xs  ^*;r^  %  H  i  ~^    u.  s.w.     Wie   vor. 

7.  N.  N.      Giseh,    Grab   östl.  vor  Pyr.  7;    Dynastie  4.      Titel    und    Name    uicht 

festgestellt,  nach  der  Lage  ist  das  Grab  als  das  einer  Königin,  eines 
Prinzen  oder  einer  Prinzessin  anzusehen.  Das  Prunkscheiuthor  sitzt  auf 
der  Ostseite  eines  von  N.  nach  S.  orientirten  Mauerstücks,  das  später 
in  den  Bau  des  Isistempels  daselbst  mit  hineingezogen  wurde.  Nur 
da.  wo  spätere  Mauern  das  Prunkscheiuthor  verdeckten,  ist  es  erhalten 
geblieben.  Die  freiliegenden  .Stellen  haben  den  Tempelreliefs  der  Spät- 
zeit weichen  müssen.  Die  Thür  mufs  zu  einer  ganz  dicht  vor  Pyr.  7 
liegenden  Mastaba  oder  gar  zu  dem  alten  Teiupelelieu  vor  dieser  Py- 
ramide gehört  haben. 

8.  ^^h.      Giseh,   Grab  92;   Dynastie  4   [LD.  L  2SI.   IL  34^/;  T.  I,  113:   M.xr., 

Mast.  WS-.,451.     }|>pf  r^^XP^^  ^^ -2 -- '  '  '  4  JJ 

liehe  Thür  mit  umgebender  Nischenarchitektur, 
i).     ^^^'^^^     <^^ispli.  Grab  86;   Dynastie  4   [LD.  I,  2<S,    II,  12  —  14,  T.  I, 
102—104;  Mar.,  Mast.  S.  549J.     ^^^^ffiOllfi^^ 

ftllir^Pfl^Z  iP^Z-  r>i^'^I^I>-T.  1,104  er- 
wähnte   Blendthür  zwischen   den   Niselien    ist   ein    Prunkseheinthor. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVI.  Ban.l.     1898.  '•* 


96  Ludwig  Borchardt:   Das  Grab  des  Menes.  [XXXVI.  Band. 

10.  I    '^^^(.z:^.      Giseli,    Dynnstie  4  — 5    [Gisoliimisouin ,    Kat.l8!)5    Nr.74; 

Kat.  Masp.,    Nr.  iKni    S.  22B;    Kat.  Mar.,    Nr.  ()].      1£   .      Das    Pmnk- 
seheintlior  ist  auf  jeder  Seite  de.s  Granitsarcrc-s  abgebildet. 

11.  ^^^n|lJ.      Giseli,    Grab  89:    Dyna-stie  5    [LI).  II.  41/2 ;   T.  1,110:    Mar.. 

^^^i^^f^^^^^fe^'"^  "■  "*■  "''■      ^^^'"    Scheinthore 
zwischen  drei  Pfeilern,  jeder  Pfeiler  nur  mit  zwei  Nischen. 

III.   Von   Prinze.ssinnen  und   Frauen   von   Köni.^-en. 

1.  y  ^^X  •      Saqqarah,  Mast.  C.  15;   Dynastie  5  —  G    [Giselimu.seum,  Prunk- 

scheinthor Nr.  1380;   Statue  Nr.  95;    Mar..   Mast.  1H7].     lö*'°^      ^ 

2.  ci    fi    "^  .      Saqqarah.    nördl.    von    Pyr.   30;    Dynastie   G 
r-tv-i  r-rr-i      La  <:=.  c^  c^    Ch   i 

[Daeessy,    Le   Mastaba    de    Mera   in    Mem.    de    I'Inst.   eg.   98,   521  flf., 

ic  li     I^^Ik^^   ^  ■     ^^""  ^I'"'""'   f^^i"  nicht  Prinz  ist,   hat  nur  eine 
gewöhnliche  Scheinthür. 


IV.   Von   Verwandten   des  Königs. 

1.  ^:z:^i^s,Q    8    n    ■'^;^\  .      Saqqarah,    Mast.   A.  2;    Dynastie  4    [3Iar.,    Mast. 

71—79 ;  Gisehmuseum  Nr.  1 385].      ^  ^  ^^1  fl^^  S  ^^l)- 

2.  ^^^^^-     tJiseh,   Grab  73;   Dynnstie  4    [LD.  II,  93c/,  e-.   T.  I,  90].       k 

Prunkscheinthore. 

3.  (O^ji^.      Giseh,   Grab  75:    Dynastie  4    [LD.  II.  8— 1 1  ;   T.  I,  91— 94; 

Fünf  PrunkscJieintliore   mit   gewöhnlichen  Scheinthüren   abwechselnd. 

4.  ^   ^    p-      Saqqarah,    Ma.st.  B.  2;    Dynastie  4?    [Mar..    Mast.  91].      1<^ 

2"]  l  J^     CÖ¥^5]  MI  f  T  ^1  f  •    ^*'"''^  »""■■'""^  Wiedergabe 


des  sonst  üblicJien  Prunkscheinthores. 


1898.]  Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  !Menes.  97 

ö.    IT"^*.     Saqqarah,    Mast.  D.  58:    Dynastie  5    [Mar..    Mast.  335  — 9]. 

6.  ^0(1.  Saqqarah,  Mast.  D.  IH:  Dynastie  5  [Mar.,  Mast.  206 — 7;  Giseli- 
_^nn.seumNr.i:^!)7].      ^  J}  <^     ^kÜ      If" 

^-  \l^'      S^qqai'^^^'   Mf'^t.    B.  7:    Dynastie  5?    [Mar.,   Mast.  97;    Giseli- 

mnseum  Nr.  1377/8;  Kat.  Masp.,  Abb.  gegenüber  S.  33;  Perrot-Ciui'iez, 
Hist.del'art  (Deutsche  Ausgal)e)  I  Abb.  291 ;  üpferständer,  Gisehnuiseum 

N,..i2.s.„„ii:io,].  i^^.=jf^  l-r^PT^  J?^—. 

Zwei  kleine   Prunksclieinthore  zu  beiden   Seiten   einer  grölseren ,    höl- 
zernen  Stele. 
S.    fj^^^"^.      Saqqarah:    Dynastie  5    [Gisehnuiseum    Nr.  1422].      ffl|J^Pf 
^^^^la  uli.     Mehr  Titel   nicht   erhalten,   seine  Tochter   T  I  ist  aber 

J  <~> .  Roll  dargestelltes  Prunkscheinthor  in  der  Nische  neben  der 
oberen   Tafel    (>iner  gewölinlichen   Scheintliür. 

\".    Von  Freunden!?)  des  Königs     1    ^    \,    gleichzeitig    Überpriester 

von  Memphis. 

1 .  PIJ  %  •    Saqqarah,  Mast.  C.  1 B ;  Dynastie  5  [Mar.,  Mast.  1 42—1 47 :  Perrot- 

chip.ez.i,  ir,8  Abb.iiG].  iirD-|iiiili|iira  "   L".  ^i« 

ganze  Facade  mit  Prunksclieinthoren   geziert. 

2.  °|^PP-      Saqqarah,   Mast.   C.  i»:   Dvnastie  5   [Mar.,   Mast.  129/30].      ^* 

|inn.  Saqqarah,  Mast.  C.  1  ;  Dynastie  5  [Mar.,  Mast.  110  — 114 
=  DüMicHEN,   Resultate  Taf.  6].      ^^=f§fl   ^   ^^"'''^^^^^cr^itr^i 

.  ^"1  0  u.  s.  w.     Er  wurde  mit  den  Königskindern  erzogen  und 
mit   einer   Prinzessin   verheirathet  '^x^ki^^^  wk  \ 


D 


14* 


98  Ludwig  BoRCHARDT :    Das  Grab  des  Aleues.  [XXXVI.  Band. 

VI.   A'on   Königs (?)    l}^  s.  V,  hI. 

1.    O'^^'*!-      Gisoli.   Gral)  TiB.  (54);    Dynastie  5    [LI).  I.  20.  11.79  —  81,  (!)0); 
T.  I.  77— Sl:  Mar.,  Mast.  525,   529— 30].    ^<=>^q      -^[If 


I     c 


VII.   Von    »Ersten  nach  dem   Könige«. 

1.  0^'%-      Saqqarah,   Grab  22  =  Mast.   C.  11  ;    Dynastie  4?    [LD.  II,    100. 

^101^  T.  I,  174;  M.K.,  Mast.  132-134].     J  f  ||--^  J^-i|| 

TttkSkilf^P^-    Z""  kleine  Prnnkseheinthore  in 
den  Nischen   neben   der  oberen  Tafel  der  gewöhnlichen   Scheinthür. 

2.  U'^8-      Saqqarah,   Mast.   D.  19;    Dynastie  5   [Mar.,  Mast.  2 2ß  ff.,    Giseh- 

museum,  Opferständer  Nr.  1299,  1301,  1303].      ^Imv^  ^  ^% 

Zwei  Prunkscheinthore  zu  beiden   Seiten   eines  gewöhnlichen. 

3.  d|"TU-      Saqqarah,    Grab  15  =  Mast.   D.  70;    Dynastie   5    [LD.  I,   38, 

41,   II,  45,  46  —  48;   T.  I,  162—65;   Mar.,  Ma.st.  370—73].     Igffi 

Thür  mit  Nischenpfeilern. 

4.  8       ^.     Saqciarali:  Dynastie  5  [de  Rouge,  Rech.  308:  Dümichen,  Resultate; 

Perrot -Chipiez,   I  Abb.  115   Taf.  13/14:   Griffith,  Tomb  of  Ptahhotep 
T„f.40].    i|{%,fll^      is^"^' 


I  u.  s.  w. 


5.    ®^:f--    Saqqarah,  Mast.  D.  10:  Dynastie.')  [Mar.,  Mast.  193  — 195.  45(5/7; 
Gisehmuseum  Nr.  1 5 1 0   in   Saal  G].     -=^  ^  ^W  fe  P  ?  *^      (SP] 

U.S.W.    Zwei  kleine  Prunk.scheinthore  in  den  Nischen  neben  der  oberen 
Tafel  einer  gewöhnlichen   Scheinthür. 

().    j\   ^    •      Saqqarah,    Grab   südl.   von   Pyr.  41;    Dynastie  (!    bis    m.  R.     [LD.. 

""Text  1187],    ig/ßi^l^^^      ffllJ.    Vielleicht  schon  m.R. 


l^'JS.]  Ludwig  Borchardi  :    Das  Grab  des  Menes.  99 

VIII.    Von   Priestern   des  Apis   oder  Mnevis. 
I.     (Tj^^JI  ^  •     <-^iseh,   Gral)  5B;   Dynastie  4   [LD.  I,  25,   II,  16;  T.  I,  82; 
Mar.,  MTst.  525,  530,  531-4].     |^^  j|^^  [1  ^ -^^^® 

„  „^37.     Stammt  im  vierten  Gliede  von  Snefrw  ab.    Stammbaum  über 

D  © 

dem   Prunkscheiutliore. 
■-•    Upr^-     ^i^^^^'  ^^^^  '^^'^  Dynastie  4?  [LD.  II,  85;  T.  I,  GS:  Mar.,  Mast. 

3.    r ®^ '^^^-^  j  ■¥-  ^  .     Giseli;   Dynastie  4?   [Sarg  im  Gisehmuseum ,   Kat.1895 
Nr.  96;    Kat.  M.\sp.,    Nr.  <)64    S.  223;    Kat.  Mar.,    Nr.  970].     ]M^ 

An  jeder  Langseite   des  Sarges   ein   Prunkselieinthor'). 

Die  Gruppen  der  vorstehenden  Liste  sind  etwas  willkürlieh  znsannnengefarst, 
man  hätte  ebenso  gut  z.  B.  eine  besondere  Grupi)e  der  Obcrrichter  Inlden  kiuinen, 
die  recht  stark  geworden  wäre.  Es  sind  daher  stets  nach  Möglichkeit  die  vollen 
Titelreihen  aufgeführt  worden,  damit  der  Leser  leicht  andere  Gruppirungen  ver- 
suchen könne.  Aber  auch  eine  andere  Anordnung  dürfte  an  dem  sicher  nicht 
zutalligen   Ergebnifs  der  Statistik  nicht  viel   ändern. 

Man  sieht  nämlich  aus  ihr:  dofs  das  Prunkscheinthor  nur  in  den  Gräbern  von 
Königen^  Mitgliedern  oder  Verwandten  der  königlichen  Familie,  vnd,  von  Inhahern 
sehr  hoher  civiler  wid  geistlicher  Ämter  rorkonnid.  Der  Kreis  der  letzteren  krmute 
sich  etwa  auf  solche  Personen  beschränken,  die  ihr  Amt  als  dirccte  Stellver- 
treter des  Königs  verrichten,  die  etwa  wie  die  Oberrichter  eine  ursprünglich 
nur  dem    KTinige   zukommende   (Gewalt  ausül)en. 

Es  ist  damit  nicht  gesagt,  dafs  jeder  Beamte  dieser  Kategorie,  ja  selbst 
nicht  jedes  Mitglied  der  königlichen  Familie  nun  in  seinem  Grabe  das  Prunk- 
scheinthor angebracht  haT)e,  es  finden  sich  genug  Beispiele,  wo  dies  nicht  der 
Fall  ist;  es  kann  also  damit  noch  irgend  eine  besondere  Bew'andtnifs  haben, 
die  sich    unserer  Kenntnifs  —  hoffentlich    nur  vorläufig  —   entzieht. 

Auf  einen  Punkt  möchte  ich  aber  noch  hinweisen,  der  uns  der  definitiven 
Lösung  der  Frage  noch  etwas  näher  bringt.  In  Darstellungen  von  Däinonen- 
reihen  auf  späten  Särgen'')  findet  sich  nämlich  öfter  die  eines  solchen  Priud<- 
scheinthores ,    das    hier,    dem    (Jebrauche    des    ni.  R.'')    ents])rechend.    innner   mit 


')  Der  Sarg  aus  üiseh,  Grab  98  [LI).  L  3Ü;  T.  L  1'21|,  bat  kein  l'runkscbfintbor.  soikUtm 
nur  einfache  Scheiritliüren,   umgeben  von  ungruppirten  Nisclien  als  Zierat. 

2)  Sarg  aus  Giseh,  Grab  83,  LD.,  T.  1  100  =  Mar..  Mast.  5.59  —  Tat.  criM-niitage.  Nr.TGfJ; 
ferner  Särge  im  Gisehmuseuni ,   Kat.  189.5  Nr.  1285   und  1299. 

^)  Das  Prunkscheinthor  kommt  im  m.  E..  ja  sogar  sciion  vom  Kiidi-  der  Dynastie  6  an,  so- 
wohl  in   der  Decoration  der  Särge  als  auch  in  d('r  der  Grabkannnern   häulig  vor  |s.  verschiedene 


100  Ludwig  Borchabdt:    I);is  Grab  des  Menes.  [XXXA'l.  Band. 

den  zwei  WeQat-Augcn  versehen  ist.  Als  Namen  finden  Avir  jedes  Mal  dabei 
ra  ^bhf-l>tDi  »das  Tlior(?)  beider  Länder«').     Man  möchte  aus  diesem  Namen 

schliefsen,  dafs  es  ein  Palastthor  oder  besser  ein  Stück  der  Palastt'agadc  dnr- 
stellen  soll.  So  würde  sich  das  Auftreten  des  Prunkscheihthores  in  den  Gräbern 
der  königlichen  Familie  also  als  Abbild  des  Palastes  oder  eines  besonders  cha- 
rakteristischen Theiles  desselben  erklären  lassen;  diese  Bevorzugten  hätten  ge- 
wissermafsen  als  Scheinthür  ein  Thor  ähnlich  dem,  das  sie  im  Lelien  täglich 
durchschritten.  Wie  sich  die  Häuser  des  Königs  und  der  königlichen  Familie 
durch  besonderen  conventioneilen  Schmuck  ausgezeichnet  haben  dürften  —  ist 
docli  die  landläufigste  Bezeichnung  für  König  ^^  »das  grofse  Haus«  sogar 
von  dieser  Auszeichn\nig  hergenommen  — ,  so  haben  elien  diese  Hochgestellten 
auch   im  Tode  ein  ähnliches  Vorrecht. 

Auffellen  mufs  es  auch,   dafs  so  viele  Oberricliter.  deren  Titel   ra '^^  docli 

sichtlich   mit   diesem  Thor  ra  irgendwie  zusammenhängt,  auch  das  Recht  haben, 

das  Prunkscheinthor,   also   das   Lpp         .    in   ilirem   Grabe   anzidn-ingen.     Vielleicht 

hängt  das  mit  dem  Orte  der  Gerichtssitzungen  zusammen,  die  nach  allgemein 
orientalischer  Sitte")  bei  einem  Thore,  also  wohl  vu'sprünglich  vor  dem  Palast- 
thore,  stattfanden. 

Wichtig  für  die  Auffassung  des  Prunkscheinthores  als  Palastthor  ist  auch 
noch  der  Umstand,  dafs  wir,  wie  bereits  Petkie^)  richtig  erkannt  hat,  in  dem 
unteren  Theile  der  Umrahmung  der  sogenannten  Horus-  oder  Bahnernamen  in 
den  Königstitulaturen  die  Darstellung  einer  Scheinthür  oder  besser,  nach  dem 
oben  Ausgeführten,  eines  Prmikscheinthores  zu  sehen  halben.  Also  hier  wiederum 
finden  wir  das  Prunksclieinthor  in  enger  Verbindung-  mit  königlichen  Vorrechten. 


Beispiele  in  ÄZ.  1897,  117  ff.,  sowie  in  Maspero.  Trois  annees  de  fouilles].  Das  beweist  aber 
nichts  gegen  den  oben  ausgesprochenen  Satz.  Im  m.  K.  verlieren  viele  Abzeichen  und  Würden 
des  a.  R.  ihren  früheren  Werth  und  werden  vulgarisirt.  So  kommt  der  Schurz  mit  dem  gefältelten 
Mittelstück,   der   ursprünglich   neben  dem  Könige   nur  von    ganz  hohen  Personen  getragen  wurde 

[s^isehmuseum,  .Statuen  Nr.  37.  196  und  -.'Ol    des  P^  ^f  ^g  J_^[f,+J  I^P^S 

,  JT)  ^  , 0      nr  V*'    ^^^'    ^i'''''    ^""^  Pi'inzessin   zur  Frau  hat],  im  m.  R.  bei  gewöhnlichen 

Crm  l\    Ci   (I  (Mar..  Tat.  d'.\b.  .StiO), 

Nr.  4H4   des  titello.sen         °'^'in(],  Nr.  46.5  des   ^^^l'^IH  ^  (Mar.,  Cat.  d'Abyd.  369) 

u.  s.  w.].  Das  alte  Königsabzeichen  des  Löwenschwanzes  findet  sich  in  fast  allen  Särgen  des  m.  R. 
abgebildet  [s.  Steindorff,  Grabfunde  des  m.  R.  Taf.  M  und  .S.  22]  und  Ähnliches.  Für  die  analoge 
Knlwerthung  der  Titel  s.  Erman,  Äg)-pten  S.  14.")/6. 

')  Auf  Giseh.  Kat.  189.5  Xr.  1299.  ist  in  dem  der  Überschrift  folgenden  Text  einmal  Hl]® 
Cpp  ib^t  ausgeschrieben. 

*)  Ägyptische  Gerichtssitzungen  an  Thoren  s.  Erjian.  Ägyjit.  S.  202.  Dieselbe  Gerichtsstelle 
auch  Num.l6,  18/19;  27,  2;  Deut.  22,  15;  2.5.  7  ff.;  Rutli  1.  1/2  u.  s.  w. 

')    Pktrie,  SeasonTaf.  20  und  S.  21. 


1.S9S.]  Ludwig  Bükciiardt:    Das  (ira!)  des  Menes.  101 

Nur   des  Königs  Name   darf  so   auf  die   Darstellung   eines   Palasttliores   aufge- 

sflirielxMi   Averdcn '). 

Das  sogenannte  »Banner«  ist  nämlich  weiter  nichts  als  die  conventionelle 
Ahliildung  des  Palasttliores,  über  \velches  der  Königsname,  nnd  zwar  in  späterer 
Zeit  ein  besonderer  nur  für  diesen  Zweck  gelu'äuehlicher  königlicher  Beiname, 
gcscliriclien  ist.  Die  Inschrift  steht  natürlich  an  der  Stelle,  wo  auch  scmst 
bei  gewölmlichen  Bauwerken  der  Name  des  llauseigenthümers  steht.  Die  bei 
Petrie.  Season  Tat".  20  Nr.  H,  gegebene  Figur  zeigt  am  klarsten,  dals  in  der 
" Banner i'-Eintassung  nur  der  mittlere  Tlu'il  eines  ganzen  Prunkscheinthores, 
(1.  h.  der  ornamentirte  Hintergrund  der  grofsen  Mittelnische  (s.  die  Skizzen  oben) 
gemeint  ist;  die  seitlichen  dreimal  ausgenischten  Pfeiler  sind  fortgelassen,  f^ber 
der  Thür  steht  der  Name   des   Hausbesitzers,   also   der  Königsname. 

AVir  haben  übrigens  auch  Beispiele,  wo  .sich  l>ei  Prunk.scheinthoren  an 
(lieser  Stolle  der  Name  des  Prinzen,  dem  das  (Iral)  gejiörte,  tindet.  Die  oben 
unter  II.  (')  und  10  aufgeführten  Beispiele  haben  an  der  betreffenden  Stelle,  also 
ü!i(>r  der  Thürnische  zwischen  den  höher  geführten  Pfeilern,  die  Aufschriften 
^^ Prinz  Ded-f- 311)1"    bez.    «Prinz  Ba^-f-Hor». 

Bei  den  ül)rigen  Prunkscheinthoren  findet  sich  solclie  Aufschrift  nicht,  wohl 
aber  zeigt  sich  bei  einigen  an  der  fraglichen  Stelle  eine  merkwürdige  Zeichimng, 
die  zuerst  richtig  erkannt  zu  haben.  Wiedemann's')  Verdienst  ist,  nämlich  die 
deutliche  Wiedergabe   der  Hieroglyphe    t^^  ^). 

Da  man  diese  Aufschrift  nicht  gut  für  etwas  Anderes  als  für  den  Namen 
des  Besitzers  des  dargestellten  Palastes  halten  kann,  so  werden  wir  also  in 
den  Prunkscheinthoren,  sicherlich  in  denen  der  späteren  Zeit,  nicht  allgemein 
nur  irgend  eine  beliebige  Palastfacade  sehen  dürfen,  sondern  müssen  die  Zeich- 
nung für  den  Palast  des  Menes  selbst  erklären.  Man  hat  also  nicht  nielu-  den 
Palast  des  regierenden  Königs  oder  etwa  den  eines  Mitgliedes  der  königlichen 
Familie  in  dessen  Grabe  dargestellt,  sondern  den  Palast '')  xoct'  i^oyjy]v,  den  Palast 
des  Vereinigers  beider  Länder     lS  ,   d.h.   den   Palast  des  Menes. 

')  Daher  auch  der  Name  i'iir  soh-hc  iiiul  andere  lÜMrahinmigen  I  ^  i\  ■'"'!!  '"l^s,  was  kennt- 
lieli  macht,   .\usy.eiclinung«   (Petrie,  a.a.O.,  und  AZ.  DO,  I(i7). 

^)    WiEDEMANN,  Das  Brettspiel  bei  den  alten  Ägyptern  S.  48.   Anm.  2. 

^)  f^^^^  findet  .sich  hei  den  in  der  ()l)en  gegebenen  Statisliic  aiifgeriilirteii  Prnnkseheintlioreii 
in  Dynastie  4  (die  zwei  h-t/.tgenannten  s|iäter.^)  liei  11,7;  1\'.  1  und  \'lll.  .'i;  in  Dyna.stie  .'J  bei 
I.  .i;  IV,  7  und  8;  V.  1  und  \'11.4;  in  Dyna.stie  6  bei  1,  4  — ti;  111.  2(;')  nnd  VII,  (j.  In  noch 
späteren  Beispielen  aus  di  r  Zeil  dci-  gänzlich  verallgemeinerten  Anwendung  des  Prunkscheinthores 
auf  Särgen  und  Grabwänden  fehlt  das  ti^  so  gut  wie  nie,  s.  Maspero,  Trois  annccs  de  fouilles; 
SiEiNDORPF,  Grabfunde  des  m.  R.;  ÄZ.1897,  S.llf)  u.  s.  f.  Es  ist  nicht  au.sgeschlossen,  dafs  einige 
I'iunkscheinthore  der  alten  Zeit  das  r^^  nur  aufgemalt  hatten  und  es  mit  der  Zeit  verschwunden  ist. 

*)    Ob  die  allgemein  gewordene  Darstellung  des  Palastes  neben  den  Opfergaben  etwa  mit  dem 

J  A   »dem  Opfer,    das    der  König   giebt«   und  mit  den  aus  dem   Palaste  kommenden  Todten- 

gaben  (s.  Mar.,  Mast.  S.397  =  Gisehmuseum  Nr.  1421  ;  de  Rouge,  In.scr.  hierogl.  9.3 — 9.5;  Dümichen, 
Resultate  Taf.  7)  zusammenhängt:'      Die   Darstellung  aus  dem   Grabe  des  Ptahhotep  (s.  oben  VII,  4) 


102  Ludwig  BoKciiAKDi:    Dns  Grub  des  Menes.  [XXXVI.  Band. 

Damit  wollen  wir  diese  Abschweifung  über  die  Prunkscheinthoi-e  scliliefsen 
uiul  zur  weiteren  Besprechung  der  Architektur  des  Menesgrabes  zurückkehren, 
nachdem  wir  gesehen  haben,  dal's  die  Anbringung  jenes  Nischenmotivs  an  der 
Facade  nicht  etwa  eine  ganz  willkürliche  Erfindung  des  Erbauei-s  ist,  sondern 
das  Grab  als  Königsgrab  bezeichnet. 

Wenn  wir  so  zwar  die  Bedeutung  des  Prunkscheinthores  verstehen  gelernt 
haben,  so  sind  wir  doch  von  der  Erkenntnifs  seiner  Entstehung  und  Erklärung 
im  Einzelnen  noch  weit  entfernt.  Nur  so  viel  würde  ich  als  sicher  ansehen, 
dals  das  Ganze  nicht  dem  Holzbau  nachgeahmt  ist.  da  die  einzige  Holzform, 
die  man  daran  entdecken  kann,  die  der  runden  Tromniclu  ül»pr  den  Nischen 
ist.  Diese  stellt  wohl  ein  zur  Abdeckung  der  Nischen  verwendetes  unliehauenes 
Stück  eines  Palmstammes  dar.  Alle  übrigen  Formen  des  Prunkscheinthores 
sind,  wie  l)ereits  ]\Iariette')  richtig  erkannt  hat,  zwanglos  aus  dem  Ziegelbau 
zu  erklären'). 

Unsere  ."\Iastaba  zeigt  überhaupt,  dafs  der  Ziegel])au  (Ue  in  Ägypten  ur- 
sprünglicli  lieimische,  ältere  Bauart  war,  die  erst  allmäldich  bei  fortschreitender 
Technik  durch  den  Hausteinbau  verdrängt  wird  und  welche  die  ihr  eigenthüm- 
lichen  Ziegelformcn  auf  die  Hausteinarchitektur  vererbt  liat.  Gerade  an  den 
Mastabas  kann  man  das  allmähliche  Eindringen  des  Hausteins  zeigen.  Neggadeli 
und  die  abydenischen  Bauten,  also  solche  aus  den  Zeiten  der  1.  und  2.  Dy- 
nastie, weisen  reinen  Ziegelbau  auf,  in  Meidum,  also  aus  der  Übergangszeit 
der  H.  zur  4.  Dynastie,  werden  schon  die  Haujittheile,  wie  Thür  und  Kammer, 
mit  Hausteinplatten  verkleidet,  und  erst  in  Giseli.  also  in  der  4.  Dynastie 
selbst,  hat  sich  der  Haustein  die  ganze  31astaba  erobert^).  Dafs  später  natür- 
hell  Ziegel  als  das  bilhgere  Material  immer  noch  Verwendung  finden,  ist  selbst- 
verständlicli. 


läfst  dies  fast  venmihten;  liier  werden  (s.  PicRRor-CHiriKz,  1  Abi),  ll.i)  von  dem  rnuikscbeinthoi-e, 
also  dein  Palaste  her.  Opfergaben  in  Massen  zu  dem  vor  seiner  Haustliür,  der  gewöhnlichen  Schein- 
thür,  sitzenden  Todten  gebracht.  Diese  Deutung  des  häufigen  Vorkommens  des  Prunkscheinthoras 
in  jüngeren  Gräbern  kann  jedoch  für  die  Gräbei-  der  älteren  Zeit  nicht  gelten;  hier  ist  das  Prunk- 
scheinthor nur  das  Haus  des  Todten  selbst,   wie  die  oben  citirten  Beispiele  II,  6  und  10  gut  zeigen. 

')    Mastabas  .S.72. 

')  Nischenai'chitekturen  finden  sicii  iibei-nl!  d;i .  wo  Ziegeib.-ui  in  Folge  des  reichlichen  Vor- 
kommens d&s  erforderlichen  Rohmaterials  heimisch  ist:  in  Ägypten,  in  der  Lombardei,  in  der  nord- 
deutschen Tiefebene  und  natürlich  auch  in  Mesopotamien  (s.  die  bei  dk  Morgan,  a.a.O.  S.  255 
angeführten  Beispiele).  Einen  Zusanunenhang  der  Baustile  dieser  Länder  deswegen  construiren  zu 
wollen,  «lazii  berechtigt  nichts. 

')  .\ls  Parallele  zu  diesem  Vordringen  des  Hausteins  könnte  man  die  steigende  Verwendung 
des  Granits  beim  Pyramidenbau  anführen.  Sein  Vorkommen  in  der  Stufenpyramide  von  Saqqarah 
ist  zweifelhaft,  Meidum  und  Daschur  Nr. 40  [wohl  .Snfrw,  s.  unten]  verwenden  Hin  noch  nicht, 
die  erste  Pyramide  von  Giseh  wendet  ihn  nui-  im  Innern  und  zwar  auch  da  nur  in  den  zu- 
letzt gebauten  Theilen  an,  die  zweite  verwendet  ihn  bereits  zu  zwei  Sockelschichten  in  der 
Bekleidung  und  die  dritte  ist  gar  in  ihrem  ganzen  unteren  Theile  damit  verblendet  gewesen.  Mit 
dem  Ende  der  5.  und  in  der  6.  Dynastie  ist  übrigens  die  Granitverwendung  in  Pyramiden  wieder 
bedeutend  eingeschränkt. 


Tafel  XVIII. 


■•.SJ^  ^^:- "-^ 


'^'m 


'^  W<iL::^    v.,^.^^':^  ^■^»;^^  -,1Ä  3 


Die  drei  südlichsten  K 


stlirli  vom  Ker.ibau, 


Das  Grab  des  Menes. 


Tafil  XIX. 


'^^-*--   '^.-'^i:;  *"-*• 


;'^^. 


.•k   diT  C.Stil. -In 


Das  Grab  des  Menes. 


1898.]  Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes.  108 

EiuUieli  ist  die  3Iastal)n  des  Menes  von  grofser  Bedeutung  für  das  Ver- 
ständniCs   der  Entwickelung  sowohl  der  Mastaba  wie   des  Königsgralies   im    a.  1\. 

Der  Typus  des  Menesgrabes  bleibt  näinlieli  füi-  die  Form  des  liessereu 
Privatgrabes  eharakteristiseli ,  nur  d(>r  äul'sere  Faeadenschunudc  konniit  uatür- 
licli  in  Wegfall.  Aber  auch  dieser  seheint  sich  bei  einigen  Gräbern,  (h^-en  In- 
hal )er  wohl  besondere  Ehrenrechte  besaisen ,  erhalten  zu  haben,  wenigstens  ist 
uns  ein  Beispiel,  das  Grab  des  Sa^^bw  in  Sa([(|arah.  überliefert,  das  nach  M.\- 
riette's  Beschreibung')  äufserlieh  ganz  der  Mastaba  des  Menes  mit  ihren  Reihen 
von  Prunkscheinthoren '"')  geglichen  halx'u  uuils.  Wie  die  Architekturform,  so 
erhält  sich  auch  eine  der  hauptsächlichsten  Constructionsideen  des  Menesgrabes 
bei  den  Mastai)as  der  darauffolgenden  Zeit,  nämlich  die  Errichtung  eines  all- 
seitig geschlossenen  Schalenbaues  um  den  inneren,  die  Kammern  enthaltenden 
Kernbau.  Solche  Ziegelhüllen  um  die  Mastabas  finden  sich  öfter  in  Meidum') 
und  einmal  in  Saqqarah^).  Sehr  lange  scheint  sich  diese  Bauart  aber  nicht 
gehalten   zu   haben. 

Wir  sehen  also  auch  hier,  wie  oft  in  der  ägyptischen  Culturgeschichte,  das 
Gesetz  in  Kraft,  nach  welchem  Reservatrechte  der  Höchststehenden,  mögen  sie 
nun  in  Titeln.  Tracht,  Bauanlagen  oder  Ahnlichem  bestanden  haben,  in  Bälde 
auf  die  nächst  niedrigere  Classe  übergehen  und  so,  sich  innner  mehr  und  nu'hr 
verbreitend,  ihren  exclusiven  Charakter  verlieren.  Naturgemäfs  suchen  in  solclum 
Fällen  die,  deren  Sonderrechte  bei  dieser  Verallgemeinerung  von  den  'I'iefer- 
stelienden  in  Anspruch  genommen  sind,  alsbald  nach  Ersatz.  F^s  l)ilden  sich 
dann  aus  den  alten  verallgemeinerten  neue  F'ormen,  die  für  einige  Zeit  wenigstens 
wieder  von   den   Bevorzugten   allein   angewendet   werden    dürfen. 

So  kommt  es,  dafs  das  Menesgrab  als  Mastaba  der  Ausgang  für  die  sieh  w  (>iter 
und  weiter  verbreitende  Form  des  Privatgrabes  des  a.  R.  ist  und  gleichzeitig  als 
Königsgrai)   den   Keim   der   Entwickelung  zur  König.spyramide   in   sich   trägt. 

Die  auf  die  Masta])a  folgende  Phase  der  Eutwickeluui;-  ist  die  Stufenpyra- 
inide.  Die  F^ntstehung  einer  solchen  hat  man  sich  etwa  so  zu  denken,  dafs 
der  Kernbau  der  Mastaba^)  aufsergewöhnlich  hoch  errichtet  wui-de ,  der  Schalen- 
bau aber  niedrige  Dimensionen  behielt.  Dies  wünh-  ein  zweistufiges  Grab  geben. 
Bei  Umlegung   weiterer  Sclialen')   von    immer   niedrigeren   Abmessungen   ergiebt 


')    :Mastaba  C.16;  Mar..  Mast.  S.  14-2  —  147. 

-)  Die  bei  Quibell.  El  Kab  Tai".  7,  S  und  i."},  neuerdings  verölVentlu'liten  GrälxT  /.eif,'en  da- 
ueneii  nur  einfache  Nischenarchitektur,  haben  aber  sonst  viel  Verwandtschaft  mit  dem  .Menesgrabe. 

')■   Petrif. ,  Medum  Taf. 7. 

*)    Ma-staba  C.  5  des  RaC-nefer;  M.^r..  Mast.  ll'l. 

")  Dieser  iiberhöhte  Kernbau  könnte  auch  sciion  beim  Menesgrabe  vorhanden  gewesen  sein. 
Da  jedoch  nur  der  untere  Theil  des  Grabes  erhalten  ist,  so  läfst  sich  mit  Sicherheit  darüber 
niclits  sagen. 

")  Die  von  mir  ÄZ.  lS'J-2,  <S'.)  Anm.  li  aufge.stellte  Ansiclit,  die  Stidenpyrainide  von  Saciciaraii 
bestehe  aus  mehreren  glatt  auf  einander  gesetzten  Ma.stabas ,  hat  sich  nach  Besichtigung  an  Ort  und 
Stelle  als  unhaltbar  erwiesen.  Die  Fugen  der  eitr/.elnen  Schalen  gehen  wirklich,  wie  auch  schon 
Perring  angiebt.  von  oben  bis  unten  durch.     An  der  am  angeführten  < )rte  gegebenen  Haugeschichte 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVI.  Band.     1898.  ^•> 


104  LruwiG  BoRCHARin:    I);is  (.iiab  dos  Meiies.  [XXX\"1.  liaud. 

sich  daraus  die  richtige  Stufenpyramide,  wie  wir  sie  in  der  des  Deser  bei 
Saqqarali  vor  uns  haben.  Diese  lint  sogar  nucli  den  oblongen  Mastabagrund- 
ril's  g<'wahrt.  welcher  erst  bei  der  für  die  Construction  der  Schalen  äufserst 
lehrreichen  Stufen pyramide  des  Snefrw  bei  Meidum  in .  das  Quadrat  ül)ergeht. 
Snefrw  entwickelt  den  Bau  des  ägyptischen  Königsgrabes  al)er  noch  weiter,  in- 
dem er  7.ur  richtigen  Pyramide  übergeht.  Ihm  möchte  ich  nändich  als  seine 
zweite  Pyramide')  die  in  der  Construction  schon  der  ersten  Gisehpyramide  sehr 
nahe  verwandte  nördlichste  Steinpyramide  von  Daschur  [Nr.  49  nach  Lepsius] 
zuweisen,  um  die  herum  Gräber  aus  seiner  Zeit  liegen"').  Die  Giselqnramiden 
mid  bis  auf  weuige  Ausnahmen  auch  alle  späteren  behalten  dann  die  von 
Snefr\\'  angcgel)ene  Form  bei.  Auch  noch  ein  Detail  des  Menesgrabes  hat  sich 
bei  den  späteren  Königsgräbern  erhalten  und  weiter  entwickelt.  Das  kleine  um 
die  Mastaba  gelegte  Ziegelmäuerchcn  nämlich  tritt  zu  einer  grofsen  Grenzniauer 
umgewandelt  bei  jeder  späteren  Pyramide  auf  und  sehliefst  den  Pyramiden- 
bezirk ■^)  gegen  aufsen  ab. 

Nur  eins  ist  bei  den  späteren  Pyramiden  nicht  vom  Menesgrabe  hergeleitet, 
sondern  hat  einen  anderen  Ursprung:  die  unterirdische  Kammer.  Aber  auch  für 
diese  sind  die  Anfänge  in  jenen  alten  Königsgräbern  nachzuweisen,  nämlich  in 
dem  zerstörten  Grabe  bei  Negadeh,  süd\\  estlich  vom  Menesgralx'^)  und  in  dem 
Grabe  des  Den  bei  Abydos''). 

Metrologisches. 

Bereits  beim  Aufmessen  des  Grabes  fiel  es  uns  auf.  dafs  die  meisten  Einzel- 

mafse    sich   in    ägyptischen   Ellen  von    rund   0,525  m    sehr    einfach    ausdrücken 

lieisen.      So    war   die   Axweite    der   Facadengliederung    3,90  m,    d.h.    7'.,  Ellen 

[zu  0,52  m],  die  untere  Breite  der  Kammer  £,  an  welcher  Stelle  wir  den  Schnitt 

ändert  diese  Erkenntnifs  nichts,  vielmehr  liat  die  loeale  Untersnehung  der  Südostecke  jetzt  mit 
aller  nur  wünschensvverthen  Deutlichkeit  gezeigt,  dafs  die  als  erste  Anlage  ausgeführte  kleinere. 
vollständige  Stufenpyramide  wirklich  noch  unter  der  grorscn,  der  zweiten  Baujieriode  entstam- 
menden, nachzuweisen  ist  [vergl.  a.a.O.  Blatt  2,   Fig.  I    und   2]. 

')     Die   Namen   [fj^^  Q^  PIak..  Mast.  IDS],  (^p  j^  <^>^]  Q /\    /\    [Berl.  Mus. 

Nr.  7334]  und  C\  J  <c==.^  1  Q /\  %  [M asp.,  Miss.  1 1 90]  /.eigen,  dafs  Snefrw  zwei  Pyramiden  hatte. 

*)  Siehe  tiisehmuseum  Nr.  131.5;  Kat.  1892  [Grebaut]  S.  25.  .\uch  die  bei  LD.,  T.  I  20(; 
gegebene  Steinbruchsmarke  S  könnte  man  als  Theil  des  oben  citirten  Pyramidennamens  ansehen. 

')  Die  überlieferten  Namen  [s.  ÄZ.  92,  S.  88 — 90]  beziehen  sich  nicht  auf  die  Pyramiden 
allein,  sondern  auf  den  ganzen  dazugehörigen  Bezirk,  wie  folgende  Stelle  der  Inschrift  im  Giseli- 
museum   Nr.  1432    [de  Rougk,  Inscr.  hier.  Taf.  1]  zeigt:  h  |  jn,    '^  ^^  Cq  ^^l  ^=f /\ 

"das  Grab,  das  in  dem  Pyramidenbezirk  -grols   ist  Haff-RpC  liegt... 

*)  DE  Morgan,  a.a.O.  S.  148,  159.  Der  Augenschein  zeigt,  dafs  hier  eine  grofse  unter- 
irdische Kammer  bestand,  über  der  eine  Mastaba  mit  mehi-eren  Kanunern  errichtet  war.  Heute 
ist  nur  ein  tiefes  Loch  zu  sehen  und  an  den  oberen  Längsrändern  desselben  die  Schnitte  von 
mehreren  früher  quer  darüberlaufenden  Ziegelmauern.  Eine  kleine  Au.sgrabiniu  winde  wuhl  den 
Plan  der  Mastaba  noch  zu  Tage  fördern. 

')    DE  Morgan,  a.  a.  O.  S.  233. 


1898.]  Ludwig  Borchardt:    Das  Grab  des  Menes.  105 


der  Aulsomiiauer  im  Detail  nialsen .  2.(53  m.  d.  li.  5  lillen  [zu  0,ö26  mj,  die 
\iiitore  Stärke  der  Aulsenmauer  da.sell)st  8,14m,  d.h.  (>  Ellen  |zu  0.52!5  m],  die 
Stärke  des  Sockels  0,50 — 0,5(im.  d.  Ji.  lEUe,  <ler  Abstand  der  (ireiizmauer 
vom  Sockel  2,01  m,  d.h.  5  Ellen  [zu  0.522m].  die  Dicke  der  (ireuzmauer 
selbst,  mit  Putz  gemessen,  1.10  m,  d.h.  2  Ellen  [zu  0.525  m  nach  Alizuü'  von 
0,05  m   für  die   beiderseitige   Putzstärke]   u.  s.  f. 

Diese  Messungen  sind  natürlich,  so  wie  wir  sie  genommen  halien.  metro- 
logisch nicht  zu  verwerthen ,  sie  sollen  nur  zeigen,  dals  hier  für  die  Metrologie 
reiches  Material  zur  Bestimmung  der  ältesten  ägyptischen  Elle  vorhanden  ist. 
Man  müfste  aber  dazu  den  Fufs  aller  Mauern  der  Mastaba  auf  das  Sorgfältigste 
aufgraben   und  dann   so  genau   wie  möglicli   das  Ganze   aufmessen. 

Namentlich  die  grofsen  Ilauptmafse  werden  dabei  schöne  Resultate  ergeben, 
denn  schon  aus  unserer  flüchtigen  Aufnahme  ist  z.B.  ersichtlich,  dafs  der  Kern- 
bau genau  25  Ellen  l)reit  und  75  Ellen  lang  angelegt  worden  ist.  Für  vor- 
läufige Versuche  zu  solchen  Messungen  ist  dem  Grundrifs  [Taf  XIVXV|  ein 
EUenmafs   beigeze-ichnet   worden. 

Auch  die  Detailmafse  der  Facade  geben  altägyptische  Mafse,  und  zwar  Sieben- 
tel-Ellen, d.h.  Handbreiten:  um  diese  zu  ermitteln  sind  natürlich  die  Mafse  im 
Rohbau  zu  nehmen,  ohne  den  Putz.  Auf  dem  beigegeben(>n  Detailblatte  [Taf  XVI 
obenj  sind  versuchsweise  einige  solche  Mafse  in  Handl)reiten  eingeschrieben.  Die 
JMafse  der  Lisenenvorsjirünge  hängen  natürlicli  mit  denen  der  Ziegel  eng  zu- 
sammen. Nach  den  oben  in  Centimetern  angegebenen  Mafsen  dürfte  der  Voll- 
ziegel- des  Menesgrabes  wohl  die  Abmessungen  a'Ou  '/j  zu  '/j  Elle  bei  I  Sjianne 
Schiclithöhe  gehabt  haben. 

Es  läfst  sich  auch  zeigen,  dafs  die  Theilung  der  Handbreite  in  4  Finger, 
nder  '/.,s  Elle,  den  Ägyptern  der  Meneszeit  bereits  geläufig  war.  Die  Böschung 
der  Fa(.'ade  des  Grabes  beträgt  nämlich  nach  un.seren  Messungen  2°.  2°  2' 7" 
entspricht  aber  einer  Böschung')  von  '/._,(,,  d.  h.  von  1  Finger  Kücksprung  auf 
1  Elle  Steigung. 

Diese  wenigen  Angaben  über  die  Mals(>  des  Grabes,  die  liotlentlicli  Andere 
zu  einer  genauen  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  anregen,  zeigen  uns  deutlich, 
dafs  in  jenen  weit  zurückliegenden  Zeiten  des  Eintritts  des  ägyptischen  König- 
thums  in  die  Geschichte  das  ägyptische  Mafssystem  l)ereits  vollständig  so  aus- 
gebildet war,   wie   wir  es  später  vorfinden. 


')    Sielie   ÄZ.  1S93.   9  tV.      .SciiXfkr  iiiaclit   inicli  dai-aul'  aiifinerksain .    dals  das  Zciclicn 
|y  1    »die  Böschung«   geschrieben  wii-d,    wohl    weiter 

einem  Handgriff  versehene  Lehre  zum  Bau  solclier  Böschungen. 


lern  |l\]  jjl  »die  Böschung«   geschrieben  wii-d,    wohl    weiter    nichts  vorstellt    als    die    oben    mit 


15* 


106  Georg  Ebers:    Mciischeiirresserci   in   Ägypten ;'  [XXW'I.  Bund. 


Menschenfresserei  in  Ägypten^)? 

A  011  Georg  Ebers. 


IMr.  FuNnERS  Petrie  schlols  aus  dem  Zustande,  in  dem  er  bei  seinen  Grabungen 
zu  »Naqada  und  Ballas«  die  Gebeine  der  Bestatteten  fand"),  diejenigen,  denen 
sie  angehört  hatten,  wären  Menschenfresser  gewesen,  und  seine  Gründe  sind  so 
gewinnend,  dafs  diese  Hypothese  schon  melirfach  nachges])rochen  wurde.  Den- 
noch ivönnen  wir  uns  nicht  mit  ihr  befreunden;  —  ist  sie  aber  falsch,  so  ergiebt 
sich  recht  deutlich ,  welche  -weiteren  Irrthümer  sie  nach  sich  ziehen  kann ,  wenn 
■wir  Flinbers  Petrie  selbst  behaupten  hören.  Nachklänge  dieser  alten  Unsitte 
hätten  sich  bis  in  nachchristliche  Zeit  erhalten^)  und  diese  Meinung  dann  von 
Anderen  näher  ausführen  sehen.  Es  geschah  dies  auch  von  Seiten  des  wohl- 
unterrichteten Berichterstatters  ü])er  die  jüngsten  Denkmäler-  und  Papyrusfunde 
am  Nil  in  der  Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung*).  Hier  sagt  der  mit  der  Chiffre 
Cr.  zeiclmende  Gelehrte,  indem  er  sich  an  Petrie  an.schliefst,  zu  den  Erinne- 
rungen an  den  Kannil)alismus  in  Ägypten  gehöre  zweifellos  auch  die  15.  Satire 
des  Juvenal,  in  der  ähnliche  »von  den  Römern  nicht  recht  verstandene  Vor- 
gänge«   geschildert  würden. 

Den  Inhalt  dieser  Dichtung,  die  in  jüngster  Zeit  die  Philologen  auch  zu 
Textänderungen  veranlafste,  dürfen  wir  sammt  dem  in  wildem  Fanatismus  auf- 
gefressenen Tcntyriten  als  bekannt  voraussetzen.  In  dieser  ünthat  meinen  wir 
aber  ebenso  wenig  eine  Erinnerung  an  alte  kannibalische  Gebräuche  sehen  zu 
sollen  als  etwa  in  den  Ausschreitungen  einiger  von  wildem  Glaubenshafs  er- 
fiillter  christlicher  Geusen,  die  zur  Zeit  des  Abfalles  der  Niederlande  Soldknechten 
der  spanischen  Unterdrücker  die  Herzen  ausrissen  und  sie  frafsen.  Sähe  Petrie 
aber  auch  recht,  und  hätte  von  der  6.  Dynastie  an  wirklich  eine  ziemlich  zahl- 
reiche Gesellschaft  von  Kannibalen  am  Nile  gelebt,  so  ging  in  den  folgenden 
Jahrtausenden  doch  jedenfalls  die  Unsitte  der  Menschenfresserei  bis  auf  die  letzte 
Spur  verloren,  ja,  was  dem  unglücklichen  Tentyriten  begegnete,  ist  ein  der 
national -ägyi)ti.schen  Cultur  des  alten,  mittleren  und  neuen  Reichs,  soweit  die 
Denkmäler  sie  uns  kennen  lehren,  scharf  widerstrebender  Frevel.  Wenn  es 
von   Osiris   heifst^),    er   hätte    dem    alten   Kannil)alismus    der  Ägypter  ein   Ende 

')  Dei'  folgende  Aufsalz  ist  der  Redaction  wenige  Monate  vor  dem  Tode  Georg  Ebers'  über- 
geben worden.  Die  Redaction  hat  geglaubt,  dafs  es  ihre  Pflicht  sei,  ihn  unverändert  zum  Ab- 
druck zu  bringen,  obwohl  ja  durch  die  neueren  Untersuchungen  die  zeitliche  und  ethnologische 
Stellung  der   -new  race-   eine  andere  geworden  ist,  als  sie  der  verewigte  Verfasser  annahm. 

')  W.  M.  Fi-iNDERS  Petrie  and  .J.  E.  QiiifEi.i. .  I.ondoii  181)(),  p.'-Vl.  AVir  hörten  Nai(a(la  an 
Ort  und  Stelle  Neqade  vocalisiren.     i]  : 

')    A.a.  O.  p.62.  ^  ■•)    Reilage  zur  All-.  Xti;.  lsT)7.   Nr.2(;2.  S..-). 

')    Flinders  Petrik  a.a.O.  p.62. 


189S.1  Georg  Ebers:    Mciist'hciilVi'sscrei   in  Ägypten?  107 

gemacht   und  sie  zum   Bau  der  Brotfrucht  veranlafst.    so  kann   sich  diese  ganz 

alliicniein  gclialtciic  Kunde  aus  später  Zeit  docli  nur  aul'  eine  Epoche  beziehen, 
ilie  der  Einwanderung  (U'r  »lunv  raee«  weit  voranging  und  die  —  auch  das 
lehren  die  Denkmäler  —  trotz  der  fremdartigen  Colonen  auf  dem  Boden  Ober- 
ägyptens nie  wieder  für  das  Pharaonenreich  zurückkeliren  sollti'.  Übrigens  ver- 
gelit  sich  bis  zur  Raserei  gesteigerter  Glaubenshafs  weit  eher  gegen  die  herr- 
schende  Sitte,   als  dafs  er  sich   an   alte   Gebräuche  anschliefst. 

Höchst  auffallend  ist  die  Bestattungsweise  der  »new  race«  allerdings,  und 
jedem  Denkenden  wird  die  Frag(^  sich  aufdrängen,  warum  sie  die  Körper  iln'cr  Vei"- 
storbenen  aus  einander  schnitt.  —  Bei  vielen  Leichen  wurde  der  Kopf  vom  Kumpfe 
entfernt.  Bei  anderen  finden  sich  die  Vorderarme  imd  Hände  vom  Oberarme 
und  bei  wieder  anderen  die  Finger,  die  man  l)isweilen  iinter  dem  Schädel  ■\vieder- 
fnnd.  von  den  Händen  getrennt.  Von  der  Wirbelsäule  abgelöste  Ri])pen  kommen 
häufig  vor.  und  merkwürdigerweise  liegt  oft  eine  Anzahl  von  gleichartigen 
Knochen  gruppenweise  bei  einander:  Bein  bei  Bein,  Arm  bei  Arm  u.  s.w.  Nicht 
selten  scheint  die  Zerlegung  der  Körper  schon  vor  der  Bestattung  vorgenommen 
worden  zu  sein;  denn  die  Ordnung,  die  in  noch  unberührten  (Jräljcrn,  wo  sich 
vom  Köri)er  getrennte  Gliedmafsen  fanden,  liei-rschte.  zwingt  zu  der  Annahme, 
dafs  die  Zerlegung  der  Leiche  nicht  erst  an  ihrer  Ruhestätte  eriblgte.  An 
manclien  Knochen  sind  die  Kronen  beschädigt,  und  an  etlichen  Schädeln  zeigen 
sich  gewaltsame  Eingriffe  an  der  Stelle  des  Gesichts.  Dennoch  linden  sich  bei 
ihnen  Perlen  und  andere  Ziergegenstände,  die  darauf  hinweisen,  dafs  man  die 
Körpertheile ,  denen  man  sie  beigab,  zu  ehren  oder  zu  weihen  beabsichtigt  hatte. 

Dieser  Befund  war  es,  der  Petrie  zu  der  Vermuthung  führte,  die  Hinter- 
bliebenen hätten  das  Fleisch  der  Verstorbenen  gegessen.  Um  es  zu  vers])eisen, 
wäre  es  vom  Gesichte  und  von  den  Knochenkronen  entfernt  worden,  aus  den 
Röhren  aber  hätte  man  das  Mark  gesogen.  Dies  konnte  geschehen  sein,  um 
die  Eigenschaften  des  Verstorbenen  gleichsam  in  das  eigene  P'leiscii  und  Blut 
des  Lebenden  überzuführen.  —  Unmögliches  zu  glauben,  verlangt  diese  Er- 
klärung durchaus  nicht,  doch  will  mir  eine  andere  Deutung  w^eniger  wider- 
wärtig und   dazu   wahr.scheinlicher  dünken. 

Bevor  wir  auf  diese  eingehen,  sei  bemerkt,  dafs  das  Zu.sammenlegen  der 
gleichen  Theile  des  Knochengerüstes  mehrerer  Leichen  in  einer  (iruft  noch  bis 
vor  Kurzem  auch  in  Kreisen  geübt  wm-de,  die  wohl  ;un  letzten  der  IMenschen- 
fresserei  verdächtig  sind.  Wir  meinen  die  friedlichen  Mönche  am  Sinai,  in 
deren  Leichenhalle  wir  selbst  Schädel  bei  Schädel,  Bein-  bei  Bein-  und  Arm- 
bei  Armknochen  gruppenweise  neben  einander  liegen  sahen.  Auch  in  Italien 
fanden  wir  die  Reste  von  Klo.sterbrüdern  in  ähnliclier  Weise  bewahrt  und 
wunderten  uns,  dafs  fromme  Genossenschaften,  die  anf  die  Auferstehung  des 
Fleisches  hofften,   ihren   Leichnam  solcher  Behandlungsweise  prei.sgaben. 

Dafs  auch  die  »new  race«  an  ein  Fortleben  ihrer  Verstorbenen  im  Jen- 
seits glaubte,   wird   durch   die    Ausschmückung  der  (iräber,   die   Regelmäfsigkeit 


108  Georg  Ebers:    MiMiscliontVi'ssoiTi   in   Ai;y|)t(>ii ;'  [XXWI.  Band. 

der  Lage  der  Leichen  u.  s.w.  aufser  Fra,^:e  gestellt.  Die  Darstellung,  die  Petrie, 
indem  er  sich  streng  an  ihren  Nachlass  liält,  von  dem  Culturzustande  der 
»new  race«  giebt,  zeigt  sie  als  ein  keineswegs  niedrig  stehendes  Volk,  das  sieh 
unter  den  Bewohnern  Oberägyptens  nicht  nur  selbständig  zu  behaupten  wufste, 
sondern  sie  sogar  verdrängt  und  sich  ihres  Landes  bemächtigt  zu  liaben  scheint. 

Von  Gegenständen  im  Stil  der  Kunst  und  des  Handwerks  der  Ägypter 
fond  sich  in  diesen  Gräbern  mu-  wenig.  Die  mit  Hieroglyphen  verselienen 
Stücke  besagen  auch  nicht  viel,  da  sie  in  Folge  der  Nachbarschaft,  in  der  die 
»new  race«  mit  den  Ägyptern  lebte,  leicht  in  diese  Grüfte  gelangen  konnten. 
Um  so  bedeutungsvoller  sind  aber  die  Figuren  mit  den  bärtigen  Gesichtern,  in 
denen  Petrie  vielleicht  mit  Recht  die  Züge  der  hier  Bestatteten  wiederzufinden 
meint.  Diese  Figuren  nun.  die  sich  Taf.  LIX  seines  Werkes  abgebildet  finden, 
(besonders  B  und  4  und  7 — 11)  sind  Nachl)ildungen  der  in  Binden  einge- 
wickelten bärtigem  Osirismumie  und  scheinen  zu  beweisen,  dafs  der  »new  race« 
der  Cult  des  Osiris  keineswegs  fremd  war,  ja,  dafs  sie  sich  die  Verstorbenen 
in  Gestalt  der  Osirismumie  vorstellte.  Diese  Wnlinicliiuuuü'  ist  von  gröfster 
Bedeutung  für  die  darzulegende  Vermuthung. 

So  weit  die  hockende  Stellung  vieler  Leichen  und  die  Bestattuiigsart  der 
Todten  überhaupt  auch  von  der  ägyptischen  Weise  nl) weicht,  so  sind  beide 
dennoch  mit  einander  verwandt.  Zwar  sah  die  "uew  race«  von  der  Einbalsa- 
mirung  der  Verstorbenen  ab,  sie  gönnte  ihnen  al)er  doch  gesicherte  Ruhestätten 
und  l)rachte  ihnen  Opfer  zu  Gunsten  der  Verbesserung  ihres  Schicksals  im  Jen- 
seits dar.  Wenn  Petrie  sicli  weigert,  die  »new  race«  wegen  der  an  ihren 
Resten  völlig  mangelnden  Brüche  und  Verletzungen  für  einen  kriegerischen 
Stamm  zu  halten,  so  will  uns  dies  nicht  unberechtigt  erscheinen;  ist  es  alier 
nicht  schwer,   so  friedfertigen   Leuten   Menschenfresserei  zuzutrauen? 

Die  Pyramidentexte  lehren  nun  .  wie  mächtig  die  Osirismythe  schon  in 
der  wahrscheinlichen  Zeit  der  Kinwaaderung  der  »new  race«  in  das  Nilthal 
(6.  Dyna.stie)  die  Vorstellung  der  Ägypter  ülier  die  Schicksale  des  Verstorbenen 
im  Jenseits  beherrschte,  und  es  kann  sehr  wohl  sein,  dafs  die  Colonen  sich 
diesem  Theile  der  religiösen  Überzeugungen  der  vorgeschrittenei'en  früheren 
Landesherren  anschlössen  —  ja,  die  olien  erwähnten  inuinienförniigen  Figuren 
machen  dies   wahrscheinlich  genug. 

Woher  die  Einwanderer  kamen ,  welchem  Stamme  sie  angehörten ,  was 
die  starken  Spuren  von  Feuer,  das  indefs  mit  den  Leichen  nichts  zu  thun  hatte, 
in  den  Gräbern  bedeuten  u.  s.  w.,  kann  und  braucht  hier  nicht  erörtert  zu  werden. 
Bevor  wir  die  von  Petrie  und  Amelineau  an's  Licht  gezogenen  Gegenstände 
nicht  sell)st  sahen,  würden  wir  es  auch  nicht  wagen,  zu  den  Hypothesen  Petrie's, 
Schweinfurth's  und  der  sehr  ansprechenden   Maspero's  Stellung  zu  nehmen. 

Notliwendig  ist  es  dagegen,  darauf  liinzuwrlsen .  dafs  sich  zu  Abydos  das 
vornehmste  aller  Osirisgräber  befand.  In  ilun  wurde  der  Kopf  sammt  dem 
Nacken    des   Gottes    als    licilige    Reli(iuien    aufhewalirt.      Nur   nach    seiner   Zer- 


IMIS.]  Georg  Ebers:    MensclienlVesserei  in  Ägypten:'  109 


sclineidung  in  14  Stücke  konnten  die  erwähnten  Körpertlieile  dorthin  gelangt 
sein,  oder  besser  sollten  gelangt  sein,  und  (Mfriger  als  dort  wurde  die  Mythe 
vom  Osiris  und  der  Isis  nirgends  gepflegt.  An  sie  sehlol's  sich  die  gesainmte 
Unsterblichkeitslehre  der  Ägypter.  Auch  die  an  der  Leiche  vorzunehnieuden 
Ceremonien  wurden  durch  sie  bedingt.  Dem  Verstorbenen  sollte  genau  das 
Nämliche  widerfahren,  was  dem  Osiris  geschehen  war.  »Sein  Weg«,  sagt  der 
Abgeschiedene  von  diesem  Gotte  im  17.  Cap.  des  Todtenlmches  »ist  mein  Weg, 
und  mein  Weg  umgekehrt  der  seine«;  in  der  Wnis-Pyramide  aber  heilst  es 
■2()8:  »Dein  (des  Osiris)  Leib  ist  der  dieses  W^nis,  Dein  Fleisch  ist  das  Fleisch 
l[l     Q   I    dieses   Wnis,    Deine    Knochen    (||||    sind    die   Knochen    dieses   Wnis. 

So  wie  Du  leitest  \~n~  =  ~7T~  [I  0  1  die  Bahn  dieses  Wnis,  so  leitet  dieser  Wnis 
Deine   Bahn«. 

Wer  nun  diese  Lehre  von  der  Nachfolge  in  nllen  Stücken  genau  nahm 
und  bei  der  materiellen  Auffassung  verblieb,  der  mufste  an  der  Forderung  fest- 
halten, dals  der  Todte  in  die  14  Tlieile  zerlegt  werde,  in  die  Osiris  von  Set 
zerschnitten  worden  war.  Ein  Volk  von  bescheidener  geistiger  Ausl)ildung  wie 
die  »new  race«  konnte  leicht  in  der  Zerstückelung  eine  der  wichtig.sten  mit 
dem  Verstorbenen  vorzunehmenden  Ceremonien  sehen ,  während  die  geistig  weiter 
vorgeschrittenen  Ägypter  verhältnifsmäfsig  früh  von  ihr  alisahen.  In  allcrältester 
Zeit  wird  sie  allerdings  auch  von  ihnen  geübt  worden  sein,  und  aus  ihrer  Vor- 
.stellung  ist  sie  niemals  völlig  gewichen.  Wenn  die  »new  race«  zu  Abydos 
den  Osiriskopf  verehren  sah ,  Gefallen  daran  fand  und  ihre  Verstorbenen ,  wie 
den  Gott,  dessen  Schicksale  zu  theilen,  ihren  Verstorbenen  bestimmt  war,  gleich- 
falls in  verschiedene  Theile  zerlegte,  so  findet  sich  bis  in's  Einzelne  erklärt, 
was  die   zerschnittenen   Körper  von   Naqada  und   Ballas  zu   rathen   aufgeben. 

Schon  in  den  Pyramidentexten  geschieht  der  Knochen  des  zerstückelten  Osiris, 
die  geordnet,  gesammelt  und  zusammengefügt  werden  sollen,  so  vielfach  Erwäli- 
nung,  dafs  ich  nur  für  die  weniger  mit  ilmen  Vertrauten  einige  Stellen  anführe. 

So  heifst   es   Mr  n   R^  44G  — 447     Ö    ^^ ^  (]^  ■  •  •  ■  ij '^  Q^l^l '^^ 

»Ich  bin  Ilorus.  Ich  kam  zu  Dir,  um  zusammenzufügen  für  Dich  Deine 
Knochen«    und  Ppy  Nfr  k?  Rf  1258:   h  t  tt^=^  "i^l'  sammle  Dir  Deine 

Knochen«  oder  ähnlich  Mr  n  Rf  425  —  42():  »Ich  sammle  Dir  Deine  Glieder« 
(  ^  °  |.  In  der  Wnis-Pyramide  hören  wir  sogar  Ix'stinnnt  erwähnen,  dals 
(h^r  Verstorbene  zerschnitten  werden  soll,  wie  es  dem  Osiris  geschehen  war. 
Es    wird   dort    nämlich   272  —  273    die   grofse   Zauberin   Isis   (^5|4y)  ''^'^^^' 

rufen:  A  £=> [z^  C^^  Q  PI  Q  <=' '^  »Gicb,  dafs  Wnis  zerschnitten  werde,  so 

wie  Du  zerschnitten  wurdest«.  Im  Todtenbuche  begegnen  uns  die  näniliclien  An- 
schauune-en  wieder.    Cap.  13)^,  4  heifst  es  dort:  [1  ^=^y  ^=^  ^         q\^^^^^ 

(oder  (1    '^    I'    '    'n  11    "^    \ '^^^z::^)     "Ich    ordne    Deine    Knochen    und    füffe   zu- 


110  Georg  Ebkrs:    Moiisi-liciilVesserei   in   Ai;v[)tciu'  [XXWl.  Band. 


samincn    Doine    Glieder«').      Cap.  H9.  9    liöreii    wir:    P  r  t  .  a  ■  ■  J  ?  r"^" 


I 

-    T  J   I    ^3^ 

»Zerbrochen  sind  Deine  Knochen   und  aus  einander  geschnitten  Deine  Glieder«. 

Regelmäfsig  sollte  die  Zcrtheilung  des  Osiris,  wie  gesagt,  in  14  Stücke 
erfolgen.  Wenn  im  liil.  Pap.  Riund  V,  6  von  17  die  Rede  ist,  so  ändert  das 
nichts  an  der  allgemein  anerkannten  und  geheiligten  Zahl.  Als  erste  sieben 
Glieder  werden  hier  nämlich  »die  .sieben  Offnungen  des  Kopfes«  genannt.  Unter 
diesen,  die  hier  ülirigens  nicht  einzeln  aufgezählt  werden,  sind  drei  doppelt 
zu  fassen  (Augen,  Ohren,  Nasenlöcher),  die  sonst  als  »Auge«.  »Ohr«  und  »Nase« 
nur  einzeln  aufgezählt  werden.  Dadurch  werden  drei  zu  viel,  und  zieht  man 
sie  von  der   17  ab,   so  kommen   wir  wieder  auf  14   zurück. 

Diese  Aufzählung  der  Osiristheile  im  Pap.  Rhixd  V.  R  ist  aber  auch  sonst 
brauchbar  fiir  die  Klärung  dieser  zweifelhaften  Angelegenheit.     Der  betreffende 

°i^  W  l'^"Ss.<2>??Ss,^X'^lll  ^"^^  "^^*^  "  *"'^"""g''"  ^^-"^  Kopfes,  die 
4  Horuskinder,  die  2  Beine,  die  2  Arme,  die  Brust,  der  Rücken  —  zusammen 
17«.  Da  für  Augen.  Ohren  und  Nase  des  Osiris  je  ein  besonderes  Grab  her- 
gestellt werden  mufste,  hatte  man  auch  jeden  dieser  Körpertheile  für  sich  aus 
seinem  (Gesichte  entfernen  müssen.  Ganz  ebenso  war  dann  mit  der  Leiche  jedes 
Sterblichen  zu  verfahren,  und  dafs  es  dabei  nicht  ohne  Beschädigung  des  Ant- 
litzes  abging,    ist   ja   natürlich.      In   der  Wnis- Pyramide  heilst   es  Z.  214:   — ^ 

liegend  in  der  Klinikhalle  diesen  Horus  und  Set,  und  Du  schneidest  ab  dem 
Horus  das  Gesicht«.  Die  Verletzungen  der  Gesichtsstelle  bei  vielen  Schädeln 
von  Naqada  und  Ballas  brauchen  also,  wie  mir  diese  Stellen  zu  beweisen  scheinen, 
keinen  Menschenfressern   zugeschrieben   zu   werden. 

Die  vier  Horuskinder,  die  der  Pap.  Rhind  vuid  andere  Texte  als  Körper- 
theile des  Osiris  bezeichnen,  sind  die  Eingeweide.  Um  sie  zu  entfernen,  mufste 
der  Leib  geöffnet  werden.  Die  grofse  Menge  der  gefundenen  Gefäfse  ersetzen 
wohl  zum  Theil  die  allbekannten  Kanopenkrüge ,  deren  Deckel  die  Köpfe  der 
vier  Horuskinder  darstellen.  Die  dem  Körper  entnonnnenen  inneren  Theile  der 
Leiche  können  sehr  wohl  in  etlichen  Aufnahme  gefunden  haben.  Was  von 
Körpertheilcn  übrig  l)leil)t,  sind  die  Beine  und  Arme  (besonders  die  Unterarme), 
die  Hände  und  Finger,  die  Brust  und  der  Rücken,  und  gerade  diese  Glied- 
mafsen  finden  sicli   von  den  Körpern  getrennt   in   den  Gräbern  der  »new  race«. 


')    Ähnlich  auch  Todtenhiicli  147.27—28  und  14!).  2. 

')  W.-inini  D  'Q/  p'^ff  -ahschiieiden.  sclineiden.  verwunden»  und  nielit  "Spucken«  zu 
überseUen  i.st,  beweist  Ma.spero,  Les  inscriptions  de.s  Pyramides  de  Sa(|qaraii.  Pari.s  1894,  p.  27, 
A.  6.     Da.s  /  bezieht  sich   als   Detprininativ  auf  das   Blut,    das   beim   .\hschni>idi'n   des   (ie.sichtes 

aas  der  Wunde  hervoi-cjuillt. 


1898.]  Georg  Ebkus:    Meiiscli(.-iilres.serei  in  Ai;v|itcii;'  111 


Was   man   hier  besonders    oft  zusammenlegte   sind  die   ßciiiknochen,    die  Arm- 

knoflicn,   die   Brustknoehen   (Rippen)   und  die  Wirbel  der  spina   dorsalis. 

Haben  die  Priester  oder  Vorsteher  desTodteiicultus  unter  der  »new  race«  sich 

eingehender  über  die  ägyptische  Unsterl)lichkeitslehre  unterrichtet,  so  nmCsten  sie 

die  Annahme .    aui"  die   auch    (iRiriiTii   hinwies,   kennen,   dafs  die   Knochen   sicli 

in   weibHclic    Falken   verwandelten,    um    das   Körpergerüst  des  Verstorbenen    an 

den  Himmel   zu   bringen,   wu   die  verklärte  Persönlichkeit  des  Dahingegangenen 

als  Stern  glänzen   sollte.     So  heifst  es  Wnis  209:     ^      U=^0  333 '^z^ 

0  J  1  k::^^  N  N  n         Ji    c^ 

'y&^y01^&]<=z=>T)r,T)r,T)nT  '  "Du  reinigst  Dich.    Deine  Knochen  sind  weib- 

,>^  ,ii=  ,i=J^     I    Ci    liJl'uKülci     i^=q 

liehe  Falken,   weibliche  göttliche  Wesen,   die  zum  Himmel   gehören«:   aus  dem 

Todtenbuch  aber  geht  deutlich  liervor.  dafs  diese  Viigcl  als  Knochen  der  (iott- 
lieit  angesehen  wurden,  an  diMien  sich  zu  vergreifen  i'ine  schwere  Sünde  war, 
<lic  nicht  begangen  zu  haben  der  Verstorbene  bei  seiner  Keclitl'ertigung  ver- 
sichert"). Dies  knüpft  sieh  an  die  alte  Auffa.ssung  der  Pyramidentexte,  in  denen 
es  z.  B.  heifst:  S^XZ-^zii^^^^^^i^^^^ip^»')  »Du  trittst  hervor  mid 
niaclist  Dich  auf  den  Weg  als  Knochen  des  Schu".  d.  i.  des  Luftgottes.  So 
bedeutet  denn  dieser  Satz  etwa:  »Nachdem  Deine  Knochen  sich  in  Vögel  ver- 
wandelten, schwingst  Du  Dich  auf«,  und  2i)l  heifst  es  weiter:  X  i|,^  J^  ^ 
ö    «kreist   Du   in    den   Armen   Deiner   Mutter  Nut«,    d.h.    »ziehst  Du 


>^ 


Deine  Kreise  am  Himnud«.  Ob  nicht  mit  diesen  Anschauungen  die  Vögel  in 
Verbindung  stehen,  die  man  auf  den  bemalten  Töpferwaaren  (Nacpula  und  Bailas 
LXVIl,  14)  den  Booten  mit  dem  Sarge  enttliegcn  sieht?  Wir  erinnern  nuch  an 
den  Vogel  über  dem  Nachen  und  Sarge  auf  der  alten,  von  Stkindorit  mitge- 
theilten  Reliefplatte  von  grünem  Stein').  Auch  in  Schwalbengestalt  dachte  man 
sich  feste  Bestandtheile  des  Körpers,  die  an  den  Himmel  zu  gelangen  bestimmt 
waren,  oder  ist  der  Satz:  (j '^  ^^  ^=*^  ^^^'^^^'^  ""^il  Dir 
Schwalbe,  die  zu  den  Körpertheilen  des  Harueris  gehört«  anders  zu  fas.sen? 
Aufserdem  heifst  es:  »Sind  Deine  Knochen  göttliche  Falkenweibchen  am  Himmel, 
•so  bist  Du  an  der  Seite  des  (iottes« '').  und  dazu:  /^'^^^^  ^_-,  j),k  1  V^''  "D" 
reinig.st  Dich   mit  dem   frischen  Nafs  der  Sterne«.      Sätze   wie  Pl]v^\|*  i<=>^^ 


')    T  statt  f  . 

2)     Im   Turiner   Tedtcnhucli    stoht    T2.-).  9:  '        ]M    ^^        ^^111     """ 

die  X'üücl.  ilir   Knociicn..  ,  was  erst  durrli  (Ins  NAVUXE'sche  Tlieban.  Todtenb.  verständlich  wird,  wo 
hint.'r  I  noclii'1'1  steht.      Dies  .■il)er  liann  nur  übersetzt  werden:   "Nicht  fing  ich  die  Vogel. 

die    Knochen    der    G5tter«  .    d.h.    hier    -der   Osiris    gewordenen  Verstorbenen».      Nacli    llorapollon 
soll  der  Knochen  der  Wachtel  Fortdauei-  und  IJe.ständigkeit  oder  Sicherheit,  «t</)«>.£i«.  bezeichnen. 

=>)    Wnis-Pyr.  290. 

*)    Aegj^ptiaca.     Fe.stschrift  für  Geoho  Kbehs.   Leipzig  1897.  S.  124. 

')    Wnis  3.57  und  S.VS.  ")    ^^,_^J^SP^^   Wnls  209. 

')    Wnis  210. 

Zcitschr.  f.  Ä-ypt  Spr.,  XXXVI.  Band.     1898.  '*' 


W'2  Georg  Ebers:    ^IciiscliciitVesserei  in   Agy[)ten!'  [\XX\'l.  Uiintl. 

»Ausgesucht  sind  die  Sterne  für  Deine  Glieder«  beweisen,  dafs  man  sich  an 
Stelle  jedes  Körpcrtheils,  der  an  den  Ilinimel  gelangte,  einen  besonderen  Stern 
dachte.  Audi  von  dem  höchsten  der  Lichtgöttcr  denkt  man  sich  einzelne  Theile 
am  Himmel.  So  ist  es  das  Auge')  oder  das  Haupt  des  .K^'"').  das  die  Welt  er- 
leuchtet. An  der  unten  Anm.  1  angeführten  Stelle  handelte  ich  (S.  löR  ft'.i  über 
die  Gliedmaisen  der  einzelnen  in  menschlicher  und  thicrischer  Form  gedachten 
Sternbilder.  Hier  mufs  der  Hinweis  auf  diese  Dinge  genügen.  Schon  aus  dem 
Gesagten  geht  abei\  denke  ich ,  hervor,  dafs  die  merkwürdige  Behandlung  des 
Knochengerüstes  der  zu  Naqada  inid  Bailas  bestatteten  Mitglieder  der  »new 
race«  sich  auch  anders  erklären  läfst  als  durch  die  Menschenfresserei  dieser 
Leute.  Jedenfalls  steht  nichts  der  Annahme  entgegen,  dafs  sie  den  Wunsch 
ilirer  ägypti.schen  Nachbarn  theilten,  auch  zu  erleben,  was  dem  Osiris  begegnet 
war,  zumal  wir  sie  dies  Verlangen  nur  in  der  alleri-ohesten  Form  zur  Ausfühnuig 
bringen  sehen.  Abvdos,  die  Hauptstätte  des  Osiriscult,  lag  in  der  Nähe  ihres 
Wohnsitzes,  vmd  die  Zerschneidung  des  Gottes  war,  wie  gesagt,  eine  der  be- 
deutendsten und  am  stärksten  in's  Auge  fallenden  Episoden  des  Isis-  und  Osiris- 
Mythus.  Schon  in  Folge  des  Umstandes,  dafs  das  Grab  jedes  einzelnen  Osiris- 
gliedes  zur  Wallfahrtstätte  geworden  war,  machte  sie  sicli  überall  bemerklich 
imd  war  auch  dem  schlichtesten  Vorstellungsvermögen  verständlich.  Unter  den 
Mythen,  die  Plutarch  die  Ägypter  von  den  Göttern  erzählen  hörte'),  nennt  er 
aufser  den  Irrfahrten  und  ihren  anderen  Leiden  nur  noch  ihre  gliederweise  Zer- 
stückelung   {8tCCUS?.l(TlJL0g). 

Da  der  »new  race«,  wie  Avir  schon  liemerkten.  das  mit  Binden  umwickelte 
Bild  des  Osiris  bekannt  war,  konnte  ihr  auch  der  so  stark  in's  Auge  fallende 
Vorgang  der  Zerschneidung  des  Gottes  nicht  fremd  geblieben  sein.  Dafs  ihre 
Mitglieder  sich  die  Verstorbenen  in  seiner  Gestalt  vorstellten,  geht  aus  dem 
Umstände  hervor,  dafs  .sie  nicht  nur  an  der  Mumienform  des  Osiris  festhielten, 
sondern  auch  mit  entschiedener  Assimilationsfähigkeit  an  Stelle  des  ägyptischen 
Kopfes  mit  dem  angefügten  Barte  ein  Haupt  setzten,  das  ihre  eigenen  Gesichts- 
züge sammt  dem  natürlichen  Barte  wiedergab. 

Kannte  aber  die  »new  race«  den  Osiris,  verehrte  sie  ihn  und  erinnerte 
sich  seiner  beim  Todtencult,  indem  sie  Bilder  von  ihm  in  di(>  Gräber  stellte, 
so  sind  wir  auf  Grund  des  oben  Mitgetheilten  zu  der  Annahme  berechtigt,  ihre 
Verstorbenen  habe  der  Wunsch  erfüllt,  das  Schicksal  luid  damit  auch  die  Zer- 
stückelung des  Osiris  und  ihre  Folgen  zu  theilen.  Trifft  dies  aber  zu,  so  kann 
sie  schwerlich  dem  Kannibalismus  ergeben  gewesen  sein ;  wird  doch  gerade 
Osiris  als  derjenige  bezeichnet,    der  die  Unsitte  der  Menschenfresserei  aus  der 


')    G.  Eber.s,    Die  Körpertheile,    ihre  Bedeutuiii;   niul    Naim-ii    im   Alt;ii;y|)tischen.     (Abliaiul- 
liingen  d.  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss..  1.  C'l.,  XXI.  Bd.,  I.  Abtli..   KS'.lT)  S.\M  tX. 

erleuchtet  die  Welt  und  erhält  die  Menschen«. 

')    Plutarch,  Isis  und  O.siris,  ed.  PARinEY,  raj).!!. 


1898.]  Georg  Kbers:    Mi-nsclicnfresserei  in  Ägypten;'  113 


Welt  scliaffte.  Zu  Naqada  musste  dazu  nicht  nur  frisch  geschlachtetes,  sondern 
in  der  Regel  das  Fleisch  von  verschiedenen  Krankheiten  erlegenen  Männern 
und  Frauen  verspeist  worden  sein,  und  solche  Verirrung  einem  A'olke  zuzu- 
schreiben, dessen  Nachlals  ihm  eine  keineswegs  ganz  geringe  Cultur  zuzusclireiben 
gestattet,    wird   nicht   uns   allein   widerstehen. 

Anhang. 

Nachdem  ich  das  Blanuscript  liereits  der  Zeitschrift  abgeliefert  hatte,  er- 
hielt ich  die  letzte,  15.  Publication  des  Egypt  Exploration  Fund  »De.sha.sh eh«, 
die  wir  wieder  dem  Fleifse  Flinders  Petruc's  verdanken.  Hier  fanden  wir 
nun  in  Cap.ö  von  p.  20  an  eine  merkwürdige  Bestätigung  unserer  Erklärung; 
denn  der  Verfasser  macht  uns  mit  Leichen  aus  dem  a.  R.  bekannt,  die  wie  die 
iler  "uew  race«  zerstückelt  worden  waren.  Hände  und  P'üfse  hatte  mau  von 
ihnen  abgeschnitten.  Eine  abgetrennte  Hand  lag  auf  der  Brust,  die  Füfse 
landen  sich  auf  dem  Bauche.  Ferner  waren  Arme  von  den  Schulteiblättern 
abgeschnitten  und  zur  Seite  des  Körpers  (eines  grofsen  Mannes)  niedergelegt 
worden.  An  einem  Rückgrat  hatte  man  die  Wirbel  von  einander  getrennt,  und 
der  näudichen  Leiche  fehlten  die  Rippen.  In  einer  Felseukammer  war  die  EU- 
bogenröhi'e  an  beiden  Armen  von  der  Armspindel  (radius)  abgetrennt  und  neben 
das- Schulterbein  gelegt,  keine  Hand  aber  an  den  ArnuMi  gelassen  worden.  Die 
Wirlx'lsäule  hatte  man  abgeschnitten  inid  umgekehrt,  uiul  die  Rippen  fehlten. 
Der  linke  Fufs  und  die  Kniee  lagen  im  Becken  u.  s.  w.  Die  Zehen  waren  vom 
rechten   Fufse   entfernt. 

Auf  eine  nähere  Erklärung  dieser  merkwürdigen  Zerstückelung  von  fraglos 
iiyyptisclien  Leichen  aus  dem  a.  R.  läCst  Petrie  sich  nicht  ein.  Er  bemerkt  nur: 
»The  disseverance  must  have  beeu  a  i)rivate  family  custom.  whieh  did  not  iu- 
tluence  the  public  arrangements  or  make  any  bar  visible  in  .social  life«.  Solche 
Sonderweise  der  Bestattung  will  uns  aber  unter  den  vom  Hergebrachten,  Ty- 
])ischen  so  schwer  abweichenden  Äpyptern  kaum  glaubhaft  vorkommen,  während 
i's  uns  leicht  möglich  erscheint,  in  dieser  Zerstückelung  der  Todten  einen  späten 
Gebrauch  der  alten  Sitte  zu  erkennen,  die  Leichen  dem  Schicksal  des  getödteten 
Osiris  zu  unterwerfen,  und  sie  wie  diesen  zu  zerschneiden.  Der  hier  in  den 
Inschriften  oft  als  Ilauptgottheit  genannte  |  |  »grofse  Gott«  kann,  wie  auch 
(iRU-FiTH  meint  (]).  4:1),  kein  anderer  sein  als  Osiris.  Das  Volk,  dem  die  >Liler 
und  Bildhauer  angehörten,  die  diese  Grüfte  ausschmückten,  für  Menschenfres.ser 
zu  halten,   möchte  auch  Flinders  Petrie  schwer  fallen. 


114  Kmil  Schmidt:    Die  Rasse  der  iiltesteii   Bewohner  Ägyptens.        [XXWl.  Baiicl. 


Die  Rasse  der  ältesten  Bewohner  Ägyptens. 

Von  Emil  Sch.midt. 


l)ie  beiden  letzten  Jahre  haben  den  Aegyptologen  eine  grofse  Überraschung 
gebracht:  etwas  von  den  bisher  gekannten  Funden  der  historischen  Zeit  ganz 
Abweichendes,  eine  ganz  neue  Welt  von  Menschen  und  Erzeugnissen  ihres 
Geistes  und  ihrer  Hand  that  sich  vor  ihren  erstaunten  Augen  auf.  Denn  nicht 
nur  in  ihren  Artefacten,  sondern  auch  in  ihrem  Körperbau  schien  diese  »new 
race«    von  den  bekannten  Formen   der  historischen  Altägypter  abzuweichen. 

Es  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  hier  auf  die  ethnische  Seite  der  Frage 
(technische,  aestheti-sche,  sociale  u.  s.  av.  Gesichtspunkte)  einzugehen;  ich  möchte 
hier  nur  das  rein  Somatische  betrachten  und  kritisch  untersuchen,  welche  Be- 
deutung die  bisher  an  den  von  jenen  Ausgral)ungen  zu  Tage  getorderten  Knochen 
angestellten  Untersuchungen  für  unsere  Kenntnils  der  praeliistorischen  Menschen- 
rassen und  Typen  im  Nilthal  haben. 

Den  Reigen  eröffnet  Flinders  Petrie  mit  seinen  Ausgrabungen  in  Naqada 
und  Ballas').  Eeider  sind  die  Beschreiliungen  der  dabei  gefundenen  mensch- 
lichen Reste  (S.  51  —  54)  zu  kurz  und  unliestinnnt,  als  dafs  wir  uns  ein  klares 
Bild  von  der  körperliehen  Beschaffenheit  des  dortigen  Menschen  in  älterer  Zeit 
machen  könnten.  Wir  erfahren  nichts  über  die  genaue  Zahl  der  untersuchten 
Schädel  (nur  an  einer  Stelle  ist  gelegentlich  angegeben,  dals  naliezu  100  Schädel 
beobachtet  wurden),  niclits  über  die  Taugliclikeit  der  einzelnen  Objecte  für  die 
Untersuchung  (Erhaltung,  Alter,  pathologische  Dinge),  nichts  über  die  Methoden 
der  Beobachtung.  Die  Capacität,  das  Längenbreitenverhältnifs  und  die  Kiefer- 
stellung (Ortliognathie  und  Prognathie)  sind  durch  Curven  ausgedrückt,  die 
leider  wegen  des  Fehlens  eines  Abscissen-  imd  Ordinatennetzes  eine  genauere 
F^insicht  in   die  Dinge   nicht  gestatten. 

Prüfen  wir  die  einzelnen  Curven  und  mit(>r  ihnen  zunächst  die  der  Sehädel- 
capacität,  so  müssen  wir  zunächst  feststellen,  dafs  die  Messungen  mit  secd 
(Samen  welcher  Pflanze?)  von  H.  Thomson  gemacht  sind,  dov  sellist  Zweifel  au 
der  Genauigkeit  der  Resultate  äufsert  (distrusts  thc  amount  for  any  minute 
aceuracy).  Sodann  fällt  die  sehr  eigenthümliche  Form  der  Curve  für  die  weib- 
lichen Schädel  auf:  bei  nur  annähernder  Symmetrie  würde  sie  (wie  die  Curve 
der  männlichen  Schädel)  sich  etwa  zwischen  1170  und  14S0crni  bewegen: 
statt  dessen   zeigt    .sie    an   ihrem   unteren    Ende   (kleine   Schädel)   ein    beuierkens- 


')    W.  M.  Flinders  Petrie  and  .1.  K.  (^rii)i:i.i, .   Na(|a(la  and  Ballas.   willi  ehaiilers  Ijy   F.  (' 
Spurrell.     London  1895. 


1S98.]  EImii.  Schjiuit:    Die  Rasse  der  ältesten  Bewoliiier  Ägyptens.  115 

werthes  Wiederansteigen .  und  erst  hei  1100  ccm  einen  jähen  Abfall.  Das 
IicUst  also:  es  findet  sieli  eine  Gruppe  selir  kleiner  Weiberschädel,  die  sieh 
als  etwas  ganz  Besonderes  von  den  übrigen  Schädeln  al)hebt.  Und  als  solches 
zeigen  sie  auch  die  Fundverhähnisse:  sie  alle  wurden  nur  in  einer  einzigen 
Nekropole.  kein  einziger  von  ilmen  in  einem  der  li(>iden  anderen  untersuchten 
(iräberfelder  gefunden.  Flinders  Petkik  fafst  sie  seihst  als  ein  fremdes,  allo- 
]iiiyles  Rassenelenient  auf,  wahrscheinlich  als  Schädel  von  Weibern,  die  aus 
fremdem  Stamme,  vielleicht  einer  Oase,  geraubt  worden  seien,  ^^'ill  man  also 
die  Rassenverhältnisse  der  alten  Bewohner  des  Nilthaies  tuitersuchen,  so  hat 
man  diese  fremden  Elemente  auszuscheiden  und  allein  die  übrigbleibenden  mit 
denen  des  pharaonischen  Ägyptens  zu  A'ergleichen.  Es  giebt  eine  gröfscre  Anzahl 
von  Untersuchungen  über  die  Schädelform  der  alten  Ägypter  (Morton,  Prini-r, 
Ijkoca  u.  s.w.):  ich  möchte  hier  zum  Vergleich  um-  die  Schädel  meiner  Schiidid- 
sammlung  heranziehen,  einmal,  weil  bisher  anderen  üntersuchuniicu  kein  so  um- 
fangreiches Material  zu  th-unde  gelegen  hat.  inid  dann,  weil  ich  lür  die  (Ge- 
nauigkeit dieser  Messungen  einstehen  kaini  {Emil  S(  ii.mu)T,  Über  alt-  und  luni- 
ägypti.sche  Schädel.  Archiv  f.  Anthropologie.  Band  XVII,  S.  1H9  ff.).  Nach  der 
dort  S.  218    gegebenen   Tabelle    kommen   von    1 20  Schädeln    auf   eine   C'apacität 

von  1050—1099  cciii  4  Scli-Ulel 

..  1100—1149  ..  3 

"  1150—1199  "11 

.  1200—1249  ..  16 

.  1250—1299  ..  12 

..  1.300—1349  ..  12 

..  1350  —  1.399  ..  22 

Die  Durchschnittsgröfse  der  ganzen  Reihe  ist  \'MVJ  ccm.  Scheidet  man 
von  den  durch  Flinders  Petrie  in  Na(|ada  gesammelten  Schädeln  die  von  Pktrik 
selbst  als  fremdartig  bezeichneten  aus,  so  bleibt  für  beide  Reihen  keine  wesent- 
liche Gröfsendiflerenz  bestehen.  Nach  dem  Eindruck  der  Curve  liegt  auch  hier 
der  Durchschnitt  etwas  über  IHOO  ccm:  in  beiden  Reihen  von  Schädeln  finden 
wir  zwei  Höhenmaxima,  in  denen  die  Differenz  der  Geschlechter  zum  Ausdruck 
kommt,  nämlich  eins  zwischen  1200  und  124!)  (Schädel  von  Tlielien)  und  etwa 
von  1200  für  die  Naqadaschädel,  und  ein  zweites  zwi.schen  HJäO  und  13fli) 
(Theben)  und  IBOO  — 1400  (Naqada).  Eine  Verschiedenheit  der  Rasse  läfst  sich 
aus   diesen  Verhältnissen   gewifs   nicht  ahleiteii. 

(rehen  wir  üher  zur  zweiten  Curve,  der  des  Längcnbreitenverhältiiisses  am 
llirnschädel  (Schädelindex),  so  bewegen  wir  uns  auf  etwas  unsicherem  Boden, 
<la  wir  einerseits  nicht  wissen,  ob  die  Länge  mit  Ein.schhifs  oder  mit  Au.sschlufs 
des  Glabellarvorsprungs  gem(!ssen  ist,  und  da  andererseits  auch  die  fremden, 
sehr  kleinen  Schädel  bei  der  Curvenberechnung  mit  hinzuqenominen  wurden, 
von  denen  Flinders  Petrie  selbst  angiebt,  dafs  sie  besonders  schmal  seien.  Es 
ist  deshalb  sehr  wahrscheinlich,  dafs  durch  Hinzurechnung  dieser  sehr  .scJimalen 
fremden   Schädel   der  (Jesammtdurchschnitt  etwas   schmaler  erscheint,   als   er  es 


■oa  1400—1449  cci 

11     14  .Sfliiidel 

„     1450—1499     - 

15 

.     1.500—1549     » 

:? 

..     15.50  —  1599     » 

6 

.     1600—1649     .. 

— 

-     1650—1699     •■ 

1 

„     1700—1749     .. 

1 

116  Kmil  Schmidt:    Die  Rasse  der  ältesten  Bewohner  Ägyptens.         [XXX^'1.  Band. 


sein  würilo,  wenn  sicli  Petrie  blofs  auf  die  einheimischen  beschränkt  hätte. 
El-  beti-ägt  für  die  Schädelbreite  der  Gesannntreihe  74,1,  nach  meinen  Beobach- 
tungen an  1H8  thebanischen  Scliädeln  75,9.  Es  ist  daher  sehr  wahrscheinlich, 
dafs  das  Schädel-Längenbreitenverhältnils  bei  den  vorhistorischen  mid  den  histo- 
rischen Altägyptern  sehr  ähnlich  gewesen  ist.  Dasselbe  gilt  von  den  Grenzen, 
innerlialb  welcher  sich  beide  Curven  bewegen;  läCst  man  die  sehr  sehmalen 
fremden  Schädel  aufser  Betracht,  so  dürfte  das  Minimum  der  PETRiE'schen  Reihe 
mit  dem  meiner  Reihe  zusammenfallen,  und  das  Maximum  82.0  ist  bei  beiden 
gleich.  Soweit  sich  also  aus  Petrie's  Angaben  der  Längenbreitenindex  er- 
kennen läfst,  scheinen  seine  vorhistori.schen  und  die  historisclien  ägyptischen 
Schädel  sowohl  in  ihrem  mittleren  Verhalten ,  sowie  in  ihrer  individuellen  Ab- 
weichiuig  von  demselben  sehr  ähnlich  gewesen  zu  sein ,  und  es  ist  mit  gröfserer 
Wahrscheinlichkeit  eine  typische  Übereinstimmung  als  eine  Verschiedcidicit  beider 
anzunelimen. 

Die  dritte  Curve  behandelt  die  Kieferstellung  (Orthognathie  oder  Prognathie), 
ist  aber  leider  für  die  Beurtheilung  der  Rassenstellung  jener  Schädel  niclit  zu 
verwertlien.  Denn  abgesehen  davon,  dafs  Petrie  uns  gar  nicht  angieiit.  welche 
der  verschiedenen  Methoden,  den  Kieferwinkel  zu  messen,  er  angewendet  liat, 
ist  sie  auch  überhaupt  falsch  gezeichnet.  Für  jede  Stufe  der  Curve  setzt  sich 
die  in  sie  fallende  Gesammtzahl  zusammen  aus  den  männlichen  und  weiblichen 
Schädeln:  die  Gesammtcurve  zeigt  aber  an  den  wenigsten  Stellen  eine  solche 
Summirung.  sondern  weicht  davon  in  ganz  willkürlicher  Weise'  ab.  V.s  ist 
daher  mit  ihr  nichts  anzufangen. 

Andere  Daten  giebt  uns  Petrie  nicht.  Er  vergleicht  wohl  noch  einige 
Mafse  seiner  »new  race«  mit  Schädeln,  die  in  algerischen  Dolmen  gefunden 
wurden  und  die  denen  der  letzteren  ähnlich  zu  sein  scheinen ,  allein  das  Vei- 
gleichsmaterial  (10  Schädel)  ist  zu  sichereren  Schlü.ssen  an  Zahl  nicht  ausreichend. 
Die  Wahr.scheinlichkeit.  dafs  die  Formen  der  Schädel  von  Naqada  und  der  .späte- 
ren von  Theben  nahe  verwandt  sind,  wird  dadurch   auch   gar  nicht  vermindert. 

Gehen  wir  nun  über  zu  den  de  MoRG.\N"schen  Ausgrabungen'),  deren  osteo- 
logische  Objecte  in  Dr.  Fouquet  ihren  Bearbeiter  gefunden  haben.  Seine  Mühe 
verdient  alle  Anerkennung,  doch  sagt  er  selbst,  dafs  er  in  anthropologischen 
Dingen  nicht  Specialist  ist  und  dafs  ihm  Hülfsmittel  (litterarisclie  und  Vergleichs- 
objecte)  fehlten.  Wer  Anfanger  in  die  Kraniometrie  eingeführt  hat.  weifs,  wie 
leicht  .selbst  bei  aller  Vorsicht  sich  Fehler  einschleichen  können.  Mit  der  Be- 
scheidenheit  des    echten    Jüngers    der  Wissen.schaft   erkennt   auch    Fouquet    die 


')  Mobgan,  J.  de.  lleclierches  sur  les  origines  de  l'Egypte.  L'äge  de  la  pierre  et  les  metaux. 
Paris,  E.  Leroux.  1896.  (Appendice:  Fouquet,  Note  sur  les  squelettes  d'El  Ainrah.  p.  241 — 270.) 
Mobgan,  J.  de.  Recherches  sur  les  origines  de  l'Egypte.  Etlmograj)hie  prehistorique  et  tombeau 
royal  de  Negadah.  .\vec  la  collaboration  de  MM.  le  professeur  Wiedemann,  O.  Jeqiuer  et  le 
Dr.  Fouquet.  Paris,  E.  Leroux.  1897.  (Appendice:  Fouquet,  Recherohes  sur  les  cränes  de 
l'epoque  de  la  pierre  taillee  en  Egypte.  p.  269  —  380.) 


1S9S.]  Kjiii.  .ScHMiui-:    Die   Rasse  der  jiltesteii  Bewoliiier  Ä>i\-pteus.  117 


Unzulänglichkeit  seiner  Untersuchungen  an  und  er  weist  wicili  rliult  auf  die 
Xotli wendigkeit  einer  Nachprüfung  mid  einer  Untersuchung  an  unifänglicliereni 
]Materinl  hin.  Von  den  PKTRiE"schen  kraniologischen  Angal»en  zeichnet  sich 
FdiTi.iUKTs  Arbeit  durch  Individuahnafse  und  -beschreibungen  aus,  die  es  ermög- 
lichen,  im   einzelnen  Falle  öfters  die  Brauchbarkeit  des  Materials  zu  prüfen. 

Die  erste  Arbeit  Fororr:T"s  lieharulelt  eine  Keilie  von  Schädeln  aus  de  Mor- 
gan's  Ausgrabungen  von  Ei-Anirah.  Letztere  hatten  '20  Skelete  zu  Tage  gefordert, 
die  aber  so  zerbrochen  in  die  Hände  des  Bearbeiters  kamen,  dafs  er  sich  allein 
auf  die  elf  l)eschränken  mufste,  qui  etaient  dans  un  süffisant  etat  de  conser- 
vation  et  ne  necessitaient  pas  trop  de  reparations  prealables  pour  recoller  les 
pieces  ])lus  ou  moins  brisees.  Es  scheint  danach,  als  ob  auch  die  mitersuchten 
Schädel  erst  mehr  oder  weniger  zusanunengeleiint  werden  nnifsten,  ein  Vor- 
gehen.  welches  die  Krkeiuitnifs  der  natürlichen  Formen  erschweren  niufs.  (Die 
Capacität  konnte   bei   keinem   dieser  Schädel   gemessen    werden.) 

FouQUET  hat  nun  diese  Schädel  eingehen<l  initersucht  und  l)eschrii'l)en.  Aus 
seinen  Angaben  geht  hervor,  dafs  einzelne  von  ihnen  zur  Berechmuig  von  Durch- 
schnittsgröfsen  nicht  hinzugezogen  werden  dürfen.  In  erster  Linie  Scliädel  5, 
der  unvollständig  erhalten  (wahrscheiidich  stark  zusannnenzuleinien)  war  und 
dirtere  absolument  de  tout  ce  que  Ion  rencontre  en  Egypte  haliituellement; 
dann  Schädel  Nr.  8.  der  differe  essentiellement  de  tout  ce  que  j'ai  eu  Loccasion 
d'observer  jus(iu'ä  ce  jour  en  Egypte:  er  scheint  relever  de  la  pathologie:  ce 
sont  des  traces  probables  d"hydroce])halie.  Aufser  gegen  diese  entschieden  aus- 
zuscheidenden Schädel  erheben  sich  Bedenken  gegen  Nr.  1  (nicht  erwaclisen 
tnid  unvollständig),  gegen  Nr.  2,  der  eine  dissymmetrie  tres  remarquable  de 
la  boite  cranienne  zeigt  (sein  Längenbreitenindex  ist  aufscrdem  falsch  berechnet, 
fast  um  drei  Einheiten  zu  klein),  endlich  gegen  Nr.  4  (nicht  erwachsen).  Es 
bleilien  dann  \n\v  noch  Nr.  H,  (>.  7.  il.  10  luid  11  übrig.  Aus  ihnen  erhält 
man  ein  ganz  anderes  Resultat,  als  es  F()1(,)ui:t  a\is  der  ganzen  Reihe  berechnete: 
ihr  Durchschnittsscliädelindex  (Verhältnifs  der  Breite  zur  Länge,  diese  --  100 
gesetzt)  ist  74.4,  anstatt  des  aus  der  (icsammtreihe  berechneten  von  72,7,  und 
die  Vertheilung  der  Schädel  ist  so,  dafs  nur  ein  einziger  auf  das  mittlere  Niveau 
der  Dolichocejihalie  herabsinkt,  währeiul  alle  anderen  hart  an  der  Grenze  der 
Snbdolichocephalie  stehen  (74.4 — 75,5).  Solche  Durclischnittswerthe  stellen  aber 
so  nahe  an  dem  Durchschnittswerth  der  historischen  Schäth'i  aus  Theben,  dafs 
man  daraus  eher  aul'  eine  Üliereinstimniung.  als  auf  eine  W'i'scliiedcidieit  der 
Schädelform  sclilieCsen  mülste.  Aber  die  Reihe  dir  lirauchbaren  Scliädil  von 
E!-"Amrah  ist  so  klein  (f)  Stück),  dafs  sie  die  Fragen  nach  der  Rassenstellung  der 
Vdrhi.storischen  Schädel  nicht  entscheiden  kann,  und  Fougur.T  weist  auch  sell)st 
auf  die  Nothwendigkeit  einer  Untersuclnmg  an    umfänglichere   Reihen    hin. 

Schon  das  folgende  Jalir  brachte  gröfseres  Material,  de  Morgan  förderte,  zum 
Theil  an  den  Fundorten  Petrie's,  eine  grofse  Anzahl  von  Skeleten  und  Schädeln 
zu  Tage,  die  Fouquet  zur  B(\ar]ieitung  erhielt.     Es  konnten  für  die  T'ntersuchung 


118  Emil  Schmidt:    Die  Rasse  der  ältesten  Bewoliiier  Ägyptens.        [XXX\"1.  Band. 

verwendet  werden:  von  Beit-AUam  25  Schädel  (13  d*  und  12  9),  von  Kawamil  HO 
(li)o-  und  11?),  von  Negadah  Süd  (Naqada)  4H  ('28  c  und  lö),  von  Negadali 
Nord  6  Cid-,   3v)  und  von  üebl  Silsildi   !)  (4  c^   5  i). 

FouQUET  sagt,  dafs  aus  der  Untersucliung  eine  sehr. klare  Thatsaclie  (uotioii 
tres  nette)  hervorgellt,  nämlich  dal's  keine  der  Reihen  dem  Typus  der  pharaü- 
nischen  Zeiten  entspreche.  Das  gehe  allein  schon  aus  dem  Längenhreitenindex 
liervor.  (A  delaut  de  toute  autre  preuve  l'examen  des  moyennes  de  l'indice 
cephalique  sufirirait  ]»our  le  tlemontrer.)  Auch  wir  wollen  uns  hier  auf  die 
Prüfung  dieses  Index  beschränken. 

Die  durchschnittlichen  Längenhreiteuverhältnisse  sind  l'ür  die  einzelnen 
Fundorte  niclit  ganz  gleich,  und  Fouquet,  der  von  der  Vorstellung  ausgeht, 
dal's  die  dolichocephalste  Form  die  roheste  sei  und  sich  allmählich  nach  der 
brachycephalen  Seite  hin  weiter  entwickelt  ha1)e,  glaubt,  dafs  die  Schädel  von 
Bcit-Allam  mit  einem  Index  von  70,6  für  die  männlichen,  mit  70,77  für  die 
weibliehen  Schädel  der  allerfrühesten  Zeit  angehört  hätten ,  während  die  übrigen 
Fundorte  in  dem  3Iafs  jünger  seien,  als  ihre  Schädel  l)reiter  seien.  Xegadah 
Süd  72,73  c'',  73,13  i;  Kawamil  73.12  und  73,8.  Negadah  Nord  haben  zu  kleine 
Reihen  von  Material  geliefert,  als  dafs  sich  daraus  mit  Sicherheit  Schlüsse  ziehen 
liefsen.  Fouquet  vergleicht  die  Schädel  von  Beit-AUam  der  »race  elevee  de 
rinde,  qui  a  fournie  les  Guebres,  dont  Tindice  est  de  70«  (nicht  zu  controliren, 
da  das  Citat  falsch  angegeben  ist):  den  etwas  breiteren  Schädel  von  Negadah  Süd 
stellt  er  zu  den  Hottentotten,  Buschmännern  und  Kaflern  (Index.  72,4 — 72. ö): 
er  Aveist  auf  die  Funde  steatopyger  Menschendarstellungen  in  Naqada  hin  und 
deutet  die  Möglichkeit  an,  dafs  diese  Rasse  der  Buschmänner,  Hottentotten  und 
Kaffern  (on  sait  que  cette  race  a  penetre  jusqu'en  France)  auf  ihrem  Rückzug 
aus  Frankreich  durch  Ägypten  gekommen  sein  könnte (!),  doch  will  er  darüber 
vorläufig  nocli  kein  bestimmtes  Urtheil  aussprechen.  Die  Schädel  von  Kawamil 
sollen  dem  nubischen  Typus  von  der  Insel  Elephantine  nahe  stehen  und  ihre 
gröfsere  Breite  vielleiclit  der  Beimischung  von  berberiscliem  oder  tTuanclien- 
blut  verdanken. 

Wir  wollen  zunächst  die  Zahlen  scUist  und  dann  ihre  Bedeutung  für  die 
Rassenbeurtheilung  betrachten.  Über  die  (Genauigkeit  der  Ausführung  der  Messun- 
gen steht  uns  kein  Urtheil  zu.  Ohne  Zweifel  hat  Fouquet  dieselben  so  exact 
wie  möglich  vorgenommen.  Aber  wenn  man  die  beigegebenen  Abbildungen 
der  einzelnen  Schädel  vergleicht  mit  dem  Bilde,  das  die  Zahlen  der  Indexreihen 
geben  würden,  so  drängen  sicli  dem  unbefangenen  Beobachter  doch  erhebliche 
Bedenken  auf.  Man  vergleiche  nur  Fig.  2  auf  S.  283  (Schädel  von  Beit-AUam 
Nr.  3),  der  nach  Index  (70,4)  und  Abbildung  liochgradig  dolichocephal ,  ist  mit 
Fig.  9  auf  S.  289  (Schädel  von  Beit  AUam  Nr.  23'''').  Dieser  Schädel  ist  nach 
der  Abbildung  entschieden  breit,  während  sein  Index  sogar  noch  geringer  als 
jener,  nämlich  fi9,8,  sein  soll.  In  gleicher  Weise  erscheint  Schädel  Negadah 
Süd  Nr.  38   in  Fig.  20   auf  S.  305   recht  breit,   nach  seinem  Index  69,0  gehört 


1898.]  Kmil  Schmidt:    Die  Rasse  der  ältesten  Bewohner  Ägyptens.  119 


er  jedodi  zu  den  extremen  Doliclmccplinloii.  Und  andere  ähnliche  Zweifel 
diäii,i;eii  sieh  nielirtaeli  auf.  Sdlltcn  da  nicht  Messunt^s-  und  Aufzeiehnungs- 
fclder  mit   untergelaufen   .seiny 

Auch  die  Indexberechnung  zeigt  melirfach  grolx'  Irrungen.  Schädel  Ncgadah 
Süd  Nr.  10  hat  Länge  =  11)3,  Breite  =  1)58,  al.so  Index  =  71,5  —  sein  Index 
ist  angeführt  mit  71,05.  Statt  73,2  ist  der  Index  von  Schädel  19  Beit-Allam 
(Länge  =  183.  Breite  134)  nur  mit  72,6  angegeben,  statt  75,0  nur  mit  71.1  (also 
4  Einheiten  zu  klein)  bei  .Schädel  Beit-Allam  Nr.  5  (Länge  184,  Breite  138),  ja 
bei  Schädel  Nögadah  Süd  37  steigt  der  Irrthum  auf  volle  5,4  Einheiten  (Länge  188, 
Breite  143.  wirklicher  Index  76,1,  angegebener  Index  70,7)!  Kleine  Ungenauig- 
kciten   in  der  Abrundung  der  Decimalen  sind  häufig. 

Auch  die  Abbildungen,  so  gut  sie  rein  technisch  auch  sind,  lassen  in 
wissenschaftlicher  Beziehung  viel  zu  wünschen  übrig.  Sie  sind  alle  nach  photo- 
graphischen Aufnahmen  gezeichnet,  besitzen  also  alle  Fehler  des  perspectivi.schen 
Bildes.  Dann  sind  die  verschiedenen  Ansichten  eines  und  dessell)en  Seliäd(4s 
nicht  in  gleichem  Mafsstabe  wiedergegeben,  so  dafs  man  z.  B.  den  Längsdurch- 
messer (Seitenansicht)  nicht  mit  dem  Querdurchmesser  (Ilinterliauptsansicht)  ver- 
gleichen kann ;  endlich  genügen  fast  alle  nicht  der  Grundforderung  wissenschaft- 
licher Scliädeldarstellung,  dafs  sie  nach  exacten  Normen  aufgestellt  sein  sollten. 
Man  sieht  sie  fast  immer  in  einem  mehr  oder  weniger  stum]ifen  oder  s])itzen 
Winkel  zur  Median-  oder  zu  den  beiden  Ti-ansversalebenen,  bald  ein  wenig 
zu  sehr  von  rechts  oder  liidvs.  ein  wenig  von  oben  oder  unten,  oder  zu  sehr 
von   vorn   oder  hinten. 

Man  verliert  bei  solchen  Irrthünn^rn  und  Unrichtigkeiten  das  (iefüld.  auf 
dem   Boden  gesicherter  Thatsachen   zu    stclim. 

Aber  wir  wollen  davon  absehen  und  prüfen,  was  man  aus  den  Zahlen  (diese 
als  richtig  angenommen)  für  die  Rassenverhältni.s.se  an  den  einzehien  Fundstellen 
und    ihre  Bezieliungen    zu    den    Scliädcdn    der   j)liaraonis(4icn    Zeit    ibli^iM-n    kann. 

Zunächst  die  dolichocephalste  Reihe  der  Schä(h'l  von  Beit-Allam.  Es  läfst 
.sieh  nicht  leugnen,  dafs  hier,  selbst  wenn  man  die  Indexberecliiunigen  corrigirt 
und  dadurch  das  Mittel  der  Schädelbreite  der  Männer  von  70, (;  auf  70. 1)5  und 
das  der  Weiber  von  70,77  auf  70,85  erhöht,  wesentlich  kleiner  ist,  als  l)ei 
den  Schädeln  pharaonischer  Zeiten.  Aber  man  nnds  dabei  bedenken,  dafs  die 
Reihen  sowohl  für  männliche  als  für  weibliche  S(4iädel  selir  klein  sind  (\'ü  g 
und  12  9);  lassen  wir  die  Schädel,  die  nacJi  ihrer  Breite  den  historischen  Schädeln 
Thebens  entsprechen  würden,  aulscr  Betra(4)t,  so  1)leiben  für  die  Mäiuier  nui' 
etwa  6  —  8,  für  die  Weilx'r  auch  nur  etwa  7  sehr  schmale  Schädel  übrig,  die 
allein  das  niedrige  Durchschnittsniveau  der  verhältnifsmäfsigen  Schädell)reite 
bedingen.  Das  Beispiel  von  den  sehr  klein(>n  W^eiberschädeln ,  die  Flindkus 
Petrie  in  Naqada.  aber  nur  an  einer  einzigen  Stelle  seiner  Gra])ungen,  gefunden 
hat.  mufs  uns  vor.siciitig  mit  d(>r  Deutung  solcher  Funde  machen:  wie  leicht 
kann    es    sieh    hier    um    eine    kleine    Gruppe    fremder,    durch    Krieg,    Stdaven- 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVI.  Band.     1898.  ^  ' 


120  Kmii.  Scd-MIDt:    Die  Rasse  der  ältesten   U.'W.ihner  Äüvpteiis.         |XXXM.  Band. 


handel  u.  s.w.  hereingekommener  Leute  handeln!  Auch  Fouquet  sieht  in  diesen 
hoc-hgradigen  Dolichoeephalen  einen  von  den  übrigen  vSchädeln  verschiedenen 
Typus.  Wir  würden  also  diese  Gruppe  nicht  tiir  die  Beurtlieilung  der  Rassen- 
stellung der  praehistorischen  Ägypter  verwenden  können,  falls  sich  nicht  ähnlich 
schmale  Schädel  in  erhebliclier  Zahl  in  anderen  Gräberstätten  finden.  Das  ist  aber 
nicht  der  Fall :  nur  ganz  ausnahmsweise  kommt  an  den  anderen  Fundstellen  einmal 
ein  extremer  Dolichocephale  vor,  der  Durchschnitt  aller  Schädel  in  den  übrigen 
Gruppen  hält  sich  in  der  oberen  Hälfte  der  Doliclioceplialie.  So  zeigen  die 
corrigirten  Indices  der  Schädel  von  Kawainil  einen  Index  von  73,12(0")  (wobei 
unter  18  Schädeln  nur  2  sehr  schmale  vorkommen),  und  von  73,8(2)  (kein  so 
extrem  .schmaler  Schädel  wie  in  Beit-Allain).  Die  28  männlichen  Schädel  von 
Negadah  Süd  haben  einen  Durchschnittsindex  von  73,0  (nur  5  steigen  mit  ihrer 
Indexzahl  unter  70  hinab,  der  schmälste  zeigt  Index  68,1):  15  Weiberschädel 
von  derselben  Fundstelle  zeigen  fast  dieselbe  Breite  (Durchschnittsindex  73,0). 
6  Schädel  von  Negadah  Nord  haben  einen  Index  von  74,8,  9  Schädel  von  Gebel 
Silsileh   einen   solchen  von   74,5. 

Das  Längenbreitenverhältnifs  der  Schädelreihen  in  den  einzelnen  Fundorten 
DE  Morgan's  und  Petrie's  bewegt  sich  also  in  zicinlicli  engen  Grenzen .  nämlich 
zwischen  73,1  und  74,8;  alle  Reihen  sind  durchschnittlich  ziemlich  gleich  breit. 
Die  von  mir  gemessenen  Schädel  Theliens  aus  historischer  Zeit  sind  etwas  breiter, 
sie  haben  einen  Durchschnittsindex  von  75,9.  Ist  dieser  Unterschied  bedeutend 
genug,  um  zur  Annahme  einer  wesentlichen  Rassenverschiedenheit  zu  zwingen? 

Zunächst  mufs  ich  auf  einen  Punkt  hinweisen,  durch  den  die  Difterenz 
freilich  um  einen  nicht  exact  auszudrückenden  Betrag  vermindert  wird.  Fouquet 
wandte  das  französische  Messungsschema  (Broca)  an,  das  als  vorderen  Mefs- 
punkt  der  Schädellänge  den  am  weitesten  nach  vorn  vorspringenden  Punkt  der 
Glabella  annimmt,  während  ich,  der  Messung  deutscher  Forscher  folgend,  bei 
stark  hervortretendem  Glabellarwulst  die  messende  Zirkelspitze  nicht  auf  die 
Höhe,  sondern  auf  die  Basis  desselben  (an  seinem  oberen  Ende)  aufsetzte.  Durch 
das  Mitme.ssen  der  Dicke  des  von  der  eigentlichen  Hirnschädelform  ganz  un- 
abhängigen Glabellarvvulstes  wird  eine  zu  grofse  Länge  der  Hirnschädelkapsel, 
also  eine  verhältnifsmäfsig  gröfsere  Schmalheit  vorijetäuscht.  Wie  Fouquet"s 
Abbildungen  zeigen,  l)esitzt  eine  grofse  Zahl  der  von  ihm  gemessenen  Schädel 
eine  .sehr  kräftige  Glabcllarentwickclung,  und  seine  Diu-chschnitts-Längenbreiten- 
indexe  müüsten  daher,  um  mit  den  meinigen  ganz  vergleichbar  zu  sein,  um 
einen  gewissen  Betrag  vergröfsert,  d.  h.  die  Diflerenz  zwischen  seinen  und 
meinen  Angaben  verringert  wei-den.  Da  sich  jedoch  dieser  Betrag  auch  nicht 
annähernd  bestimmen  läfst,  will  ich  hier  davon  absehen  und  nur  noch  die  Be- 
deutung eines  Indexunterschiedes  an  2  Einheiten  liir  die  Beurtheilung  der  Rassen- 
verhältnisse 1)etrachten. 

Es  gab  für  die  Kraniologie  eine  Zeit,  in  der  man  einem  Unterschied  von 
2  Eiidieitcn  im  Längenbreitenindex  eine  grofse  Bedeutung  zuschrieii.     Man  hatte 


l,s;(S.|  Kmh.  .Schmidt:    Die   Ras.sc  drr  älti'.stcii  Bowoliiifr  Ägyptens.  121 

aus  einer  bescliränkten  Zahl  von  Schädeln  die  Durchsclmittsindices  eines  Volkes 
oder  Stammes  ausgerecluH>t  und  ,iibHd>te  darin  eine  wcsentliclic  Clinrakteristilc 
eines  Typus  oder  einer  Kasse  zu  besitzen.  Daran  erinnern  aueli  die  Vergleiche 
Flinders  Pf,trie"s  und  Fouquet's,  von  denen  der  erstere  gewissen  Indices  seiner 
C'urven  die  Namen  von  Völkern,  ja  von  Erdtheilen  hinzufügte  (Neger,  Polynesier 
Kuropäer  u.  s.  av.),  während  Fouquet  bei  einem  Index  von  70  an  Verwandtschaft 
mit  dei'  »höheren  Kasse  Indiens,  aus  der  die  Guebres  hervorgegangen  sind",  bei 
einem  Index  von  72,4  an  die  Hottentotten.  BuscJimännern  und  Kafl'ern,  bei 
einem  solchen  von  73,1  an  Nubier  denkt.  Solche  Anschauungen  stammen  aus 
der  Zeit,  in  der  man  anfing,  Rassenmerkmale  metrisch  festzustellen.  Al)er  je 
mehr  Material  zur  Beobachtung  gelangte,  um  so  klarer  wurde  es,  dafs  es  solche 
feste  Zahlenwerthe  für  die  einzelnen  Typen  nicht  giebt,  und  dafs  ebenso  wie 
\on  Indi\iduum  zu  Individuum,  so  auch  von  Ort  zu  Ort,  von  Landschaft  zu 
Landschaft,  von  einer  socialen  Gruppe  (Kaste)  zur  anderen  gewisse  Abweicjuingen 
und  Variationen  bestehen,  die  theils  durch  ursprüngliche  Misclunigen  verschiede- 
ner Typen,  theils  durch  Einflüsse  der  Umgel)ung  bedingt  sind.  Man  kann 
nicht  erwarten,  dafs  zwei  verschiedene  Örtlichkeiten  desselben  Stammes  oder 
Volkes  genau  diesell)e  Durchschnittszahl  irgend  eines  Mafses  ergeben,  und  Schwan- 
kungen von  1 — 2  P^inheiten  im  Längenbreitenindex  verschiedener  Orte  werden 
keinen  Grund  abgeben ,  die  körperliche  Verwandtschaft  der  Mitglieder  eines 
Stammes  in  Frage  zu  ziehen.  Wie  sehr  die  Ortlichkeit  und  ihre  Verschieden- 
heit ihrer  Lebensbedingungen  modificirend  einwirken  können,  haben  die  Unter- 
suchungen Ammon"s,  Lapouge's  und  Anderer  gezeigt,  die  bei  demselben  Stamm 
in  den  Städten  ganz  andere  Durchschnitt.sindices  fanden,  als  auf  dem  umgel)end(>n 
Lande,  aus  dem  doch  die  städtische  Bevölkerung  abstammte.  Diese  Verschieden- 
heit der  Existenzbedingungen  bestand  alier  auch  zwischen  den  thelianischen 
Schädeln  aus  der  späteren  Zeit  und  den  ältesten  von  Negadah  u.  s.  w.:  erstere 
gehörten  Bürgern  einer  Grofsstadt  an.  letztere  Leuten,  deren  Leiiensweise  sicher 
mehr  der  unsei'cr  ländlichen  Bevölkerungen  sich  näherte.  Eine  Verschiedenheit 
des  Längenbreitenindex  von  2  Einheiten  hat  daher  durchaus  nichts  Auffallendes 
und   widerspricht   nicht   der   Annahme   einer   Einheit   des   Typus   lieider. 

Darin  aber  stimmen  wir  mit  Fouquet  vollkommen  üliercin,  dafs  so  wichtige 
Fragen  sich  nicht  durch  so  kleines  Material,  wie  es  bisher  zur  Veröffentlichung 
gelangte,  entscheiden  lassen.  Auch  nicht  durch  die  Betraditung  eines  ein- 
zelnen Merkmals,  wie  des  Längenbreitenindex,  sondern  nur  durch  allseitige  Be- 
rücksichtigung aller  der  Beobachtung  zugänglichen  Körpereigenthümliclikeiten. 
Bis  aber  solche  umfängliche  und  eingehende  Untersuchungen  erscheinen,  dürfen 
wir  wohl  daran  festhalten,  dafs  die  bisherigen  Veröft'entlicliungen  keine  wesent- 
liche Verschiedeidieit  zwischen  der  ältesten  und  der  späteren  B(>völkerung  Ober- 
ägyptens   dargethan   haben. 


122 


1-"r.  W.  V.  BissiNo:    Altägyiitisdic  CieiTifse  im  Museum  zu  Gise.      |XXX\"I.  liaiul. 


Altägyptische  Grefäfse  im  Museum  zu  G-ise. 

\'on   Fr.  W.  v.  Bissing. 


I. 

Als  Nr.  2B99  {indet  sich  im  neuen  Inventar  des  Museums  zu  Gise  der  neben- 
steliend  ab.e:ebildete  Topf.  Es  lieilst  dort:  bauchiger  Tojit'  mit  tlachcm  Boden, 
nach   oben    und  unten  sich  verjüngendem  Bauch,   durch  eine  Rille  abgesetzter, 

wulstiger  Schulter,  kurzem  Hals  mit  weit  ge- 
öffnetem, welligem  Rande.  Von  der  Schulter 
aus  steigt  senkrecht  ein  Rolir  auf,  zu  dessen 
beiden  Seiten  je  ein  Buckel  sich  liefindet.  Höhe 
0,227,  Breite  oben  0,12.  Das  Getafs  ist  aufsen, 
am  Boden  und  innen  am  Hals  mit  einer  ziem- 
lich hellen,  rothen  Farbe  ülierzogen.  Auf  (h'r 
oberen  Seite  des  Bauches  laufen  drei,  auf  der 
Scludter  eine  vertiefte  Linie  im  Kreis  um  das 
Getlifs.  Oberhalb  der  drei  Kreise,  dicht  unter 
dem  Rohr  beginnend,  befindet  sich  eine  auf 
der  Abbildung  deutlich  lesbare  linear- hiero- 
glyphisclie  Insclirift.  Sie  ist  in  den  Thon  ein- 
gekratzt und  zwar  von  dem  Fabrikanten  des 
Gefäfses,  da  die  rothe  Farbe  sich  auch  in  den  Vertiefungen  der  Buchstaben 
findet.  Wir  dürfen  also  erwarten  aus  der  Inschrift  eine  ungefähre  Datirung 
des  Topfes  zu   erhalten. 

Die  Gestalt  der  Buchstaben  entspricht  den  Formen,  die  wir  in  der  ältesten 
Cursive,  z.  B.  im  Papj^rus  Prisse  und  Sinuhe  finden.  Bezeiclmend  ist  dafür 
das  ^v  und  auch  die  Gestalt  des  U .  Die  Inschriften  der  Särge  des  m.  R.  zeigen 
hier  schon  meist  jüngere  Formen.  Wir  würden  also  aus  palaeographischen 
Gründen  das  Gefäls  in  das  m.  R.  setzen,  und  zwar  mehr  in  den  Anfang  als 
in   das  Ende. 

Dem  widerspricht  die  Technik  keineswegs:  die  helle,  matte  rothe  Farbe 
findet  sich  bereits  bei  Gefäfsen  des  a.  R.  (Petrie,  Medum  p.  35;  Neues  Inventar, 
Gise,  z.  B.  2202  —  2203,  bWde  aus  Daschur).  Für  ein  verhältnifsmäfsig  holies 
Alter  spricht  auch  der  dicke  Thon  und  die  plumpe  Form  bei  der  sonst  sorg- 
fältig gearbeiteten  Vase. 

Ganz  vereinzelt  steht  die  Form.  Man  möchte  denk(>n,  dnfs  die  weite  Ofl- 
nung,    nachdem   das  Gefäfs  einmal  gefüllt  war,   vollständig  ge.schlossen   wurde. 


1898. 


Fr.  W.  V.  BissiNc;:    Altiiüvptische   üfiafsc   im  iliiseuiii   /.u   (!isc. 


123 


Vielleicht  griff  in  den  wellig  geformten  Rand  ein  entsprechend  ausgeschnittener 
Decliel  ein.  Nur  das  enge  Rohr  Mioli  dann  oflen,  das  durt-li  ciuen  beliebigen 
Stöpsel,  etwa  aus  Lehm  und  Stroh,  leicht  verschlossen  werden  konnte.  Zum 
Giefsen  eignete  sieh  das  Gefafs  kaum,  eher,  ähnlich  den  mykenischen  Bügel- 
kannen,  zimi  Verdunsten   einer  Flüssigkeit  oder  eines  Parfüms. 

Die  Herkunft  des  Gefal'ses  ist  unbekannt,  aber  seiner  guten  Krhaltung  nach 
stannnt  es  wohl  sicher  aus  einem  Grabe.  Welchem  Zweck  es  da  diente,  weil's 
ich  nicht.  Sein  Inhalt  scheint  unter  dem  Schutze  der  Hatlior  gestanden  zu 
haben,   denn   die  von  i-echts  nach  links  geschriebene   Inschrift 


=^- 


f 


See    wirft  Jedes    Tödtl/r/ie    nieder,    das    (jeyen    das 


ist   wohl  so   zu  übersetzen: 

^'Hathor   vor   allen   Göttern.' 
Lehen  gemacht  wird«    \jrt  r  ^/?A]. 

bV  0^  findet  sich  aucli  Pap.  Prisse  17.  7,  wo  Lautm.  Paji.  Prissk.  III.  Tlieil 
p.  40,   es   mit  Unrecht  für  fehlerhaft  hielt. 

Hathor  als  Spenderin  des  Lebens  kennen  wir  auch  sonst  (vergl.  z.B.  Biuu.srH, 
Mythologie  S.  314),  aber  eine  nähei-e  Beziehung'  dieser  Ilnthor  zu  unserem  (Jc^fäfs 
vermag  ich  nicht  nachzuweisen.  Man  könnte  an  einen  Mediclnkrug  denken. 
Vielleiclit  findet  sicli  in  einer  anderen  Sammlung  ein  ähnlich(>s  (iefäfs.  d;is  uns 
zum  Verständnifs   des   liier  veröffentlichten  hilft. 


IL 

Nebenstehend  ist  ein  Thongefäfs  in  Gestalt  eines  Nilpferdes  aus  dem  Museum 
zu  Gise  (Nr.  2147  des  neuen  Inventars)  abgebildet.  Es  ist  in  Koptos  gekauft, 
mifst   0,115  m   Höhe.    II. Ki  ni   Länge    und    hat   0.0^4  m    Breite    an   d(>r  Odhung 


auf  dem    Rücken.     Vier    plumpe    Beine    tragen    den    holden    Leib,    an    dem    ein 
dicker    Kopf   mit    plastisch    aufgesetzten    Augen    und    Ohren    sitzt.      Die    runde 


124  I'u.  \V.  V.  Bissing:    Altägj-ptische  Getalse  im  Musfuiii   zu  Gise.      [XXX\  I.  üaiid. 


Schnauze  ist  schematisch  in  A'ier  Tlieile  getheilt,  zwei  Löcher  geben  die  Nasen- 
öflnuniren  an.  Die  Öffnung  des  Gefäfses  hat  eine  breite  Lippe,  an  jeder  Seite 
.sitzt  ein   satteltormiger,   durchbohrter  Schnurhenkol. 

Bemerkenswerth  sind  die  Ornamente,  die  sich  rotli  vom  schmutzig- gel''t''i> 
unbemalten  Thongrund  abliclien.  ÄhnUch  wie  die  Nilpferde  des  m.  R.,  nach 
Maspf.ro's  Deutung'),  mit  Schilf.  Lotos  und  SchmetterHngen  bemalt  sind,  weil 
sie  sich  im  Schilf  aufhalten  und  Schmetterlinge  um  sie  herumtlattern ,  so  mag 
der  Künstler  die  lange  Reihe  langhalsiger,  hochbeiniger  Sumpfvögel,  wie  sie 
lür  die  älteste  ägyptische  Kunst  bezeichnend  sind"),  auf  beiden  Seiten  der  Nil- 
])ferdvase  angebracht  haben,  weil  er  das  Nilpferd  in  der  Natur  von  solchen 
Vögeln  umgeben  sah.  Anders  müssen  wir  die  Harpunen  erklären,  die  meist 
zu  dreien  oder  vieren  über  den  Henkeln,  unter  der  Lippe,  unter  dem  Kopfe 
und  am  Schwänze  sich  finden.  Offenbar  ist  das  Nilpferd  auf  der  Jagd  von 
den  Harpunen  getroffen  zu  denken.  Die  Form  dieser  Harpunen  erkennt  man 
am  besten   auf  der  Abbildung  rechts  über  dem  Henkel. 

Die  weiteren  Ornamente,  die  einander  mit  der  Basis  berührenden  Dreiecke 
unter  den  Vögeln,  das  durch  sich  kreuzende  Linien  in  Quadrate  eingetheilte 
Viereck  unter  dem  Bauche,  die  senkrechten  rothen  Striche  an  den  Schnur- 
lienkcln  und  die  sich  kreuzenden  dicken  Striche  auf  der  Lippe  sind  sämmt- 
lich  nur  raunifüUend.  Vielleicht  dafs  das  eine  oder  andere  dieser  Ornamente 
einmal  sinnvoll  war:  in  der  Kunst,  die  uns  jetzt  als  die  älteste  in  Ägypten 
entgegentritt,  sind  sie  längst  zu  schematischen  Figuren  erstarrt-.  Überhaupt 
scheinen  in  vielen  Fällen  die  Maler  dieser  Gefafse  sich  kaum  noch  der  Bedeu- 
tung ihrer  Figuren  bewufst  zu  sein:  wie  selten 
z.  B.  ist  die  immer  wiederkehrende  Darstellung 
des  Nilbootes  mit  den  hohen  Kajüten ,  dem 
grolsen  Steuerruder  und  den  Reihen  kleinerer 
Ruder  noch   voll   verstanden. 

Im  Anschlufs  hieran  mag  hier  noch  ein 
zweites  Nili)ferd  aus  den  ältesten  Gräbern  be- 
s]n-ochcn  werden,  das  der  directe  Vorfahr  jener 
ohen  erwähnten  Nilpferde  des  m.  R.  ist.  Ma.s- 
i'ERü  hat  es  1885  aus  Gebelen  mitgebracht 
(Journal  26559):  es  mifst  0,1  (i  Länge,  0,085 
Höhe.  Leider  feldt  jede  figürliche  Bemalung: 
der  sehr  grobe  röthliche  Thon  hat  nur  einen 
Überzug  von  demselben  Braunroth  erhalten,  mit  dem  die  Töpfe  der  ältesten  Zeit 
bemalt    sind.      Bei    allem   Ungeschick    der  Formen   erkennt   man    in   dieser  alten 


')  Maspero,  Arc-htiol.  Kgypt.  253,  wo  ein  solches  Nili)ferd  abgebildet  ist.  —  lüiie  Kildäiung 
dieser  Nilpferde  als  Grabbeigaben  ist  mir  nicht  bekannt.  (Sollten  sie  dein  Todteii  mitgegeben 
worden  sein,  damit  er  sich  mit  der  Nilpferdjagd   mitcrhaltcn   kann;'     SrnÄiF.R.) 

')    Z.B.  Petrie,  Naqada  u.  s.  w.  Taf.  39. 


1898.]  Kk.  W.  V.  IJissixc:    Altägyptische  Gefäfse  im  Museum  zu  Gise.  12Ö 

Thierterracotte  sofort  die  charakteristischen  Merkmale  des  Nilpferdes,  wie  es 
jene  primitive  Kunst  darstellt,  wieder:  die  kurzen  Beine,  den  ]iliiin2)en  Leib 
mit   dem   kurzen   Schwanz,   den   gesenkten   viereckigen   Kopf. 

Man  vergleiche  nur  die  Darstellungen  bei  de  Morgan,  Origines  I  '['nW  2 
Fig.  1  (neues  Inventar  2071'),  Petrie,  Naqada  u.  s.  w.  Taf.  51 ,  1171.  141(1  und 
dazu  die  Darstellung  aus  dem  n.  R.,  Wilkinson.  Manners  u.  s.  w.  "II  \'l^.  An 
der  Datirung  der  Terracotte  kann  nach  alledem  kein  Zweifel  sein,  zumal  auch 
der  Fundort   dafür  spricht. 

Wie  in  jeder  »primitiven«  Kunst  siuil  auch  in  der  ältesten  ägyptischen 
Thiergefäfse  und  Thierfiguren  verhältnilsmäfsig  häufig;  so  bewahrt  das  Museum 
von   Kairo  auch   noch   mehrere  Vasen   in  Vogelgestalt'"). 


Note  sur  la  decapitation  en  Egypte. 

Par  Jean  Capart. 


i\n-  cours  de  recherches  sur  Ic  droit  criniinel  et  la  procedurc  i)cnal('  de  Tan- 
cienne  Egypte,  j"ai  ete  amene  fi  emettre  deux  hypotheses  basees  stn-  les  signes: 
g  et  'TOf.      Comment  decapitait-on   fi   repo<pic   primitive? 

Dans  la  septieme  heure  de  VA/n  Tuat  sont  fiches  en  terre  neuf  signes 
bizarres  de  Thieroglyplie  n  ■'</ios  (pii  signific  lui  serviteur,  mais  iniuiis  d'un 
couteau  et  iFune  tete  humaine.  —  »Cc  (\n"i\s  fönt,  c'est  de  (saisir)  les  ennemis 
de  IIa  en  [tous]  endroits  de  cette  cite,  puis  de  passer  leurs  tetes  au  fil  de  Tepee 
(Maspero,  Bibliotheque  egyptologique ,   t.  II,   ]>.  111). 

J'ai  cherche  s"il  n'etnit  pas  possible  de  trouver  un  rapport  entre  le  röle  de 
ces  serviteurs  et  la  forme  singuliere  qui  leur  est  donnee.  Notre  figure  m'a  semblc 
illustrer  pnrfaitemcnt  le  recit  d'une  decapitation  au  Congo,  cite  par  A.  Chapaux 
dans  sou  ouvrage  sur  le  Congo  (Bruxelles  1894  p.  534):  »Le  malheureux  destine 
au  trcpas  est  assis,  completement  nu.  —  Les  mains  tombant  un  jicii  en  arriere 
du  Corps  sont  attachees  au  sol  par  de  petits  piquets.  —  Les  pieds  sont  maiiit«- 
nus  de  la  meme  maniere  que  les  mains.  Puis  ä  quatre  nictres  en  avant,  une 
grande  perche  tres  flexible,  ayant  au  moins  deux  h;uitciu-s  d'homme,  est  en- 
ehassee  verticalement  dans  le  terrain ,  dans  le  ])rolongement  du  misera])le.  Un 
homme  grimpe  ä  son  sommet  et  s'y  laisse  pendre  de  fagon  ä  la  plier  vers  la 
t^te  ä  couper.    Celle-ci  est  prise  dans  un  filct  ä  fibres  de  jonc,  termine  en  haut 

•)    Das  Seil  mit  der  Kugel,  da.s  auf  der  Schale  dem  einen  Nilpferd  /.um  Maul   li<"rans  hängt, 
wird  wohl  das  Wurfseil  einer  Harpune  sein  (Wilki.nson   a.a.O.  128). 
'')    Eine   lik  Mor(;an.   Origines  I    KiO. 


126 


■Ieax  Cai'ari  :    Note  sur   la   dicaiiitatiuu  cii   Egy|ite. 


[XXX\I.  Band. 


par  une  ganso  que  Ton  passe  sur  roxtremite  de  la  perche  recourbee.  Nous  compre- 
uons:  reiulu  libre  ikw  la  clecollatioii ,  l'arbuste  se  redressera  coinme  un  ressort  et 
enverra   la  tote  tombor  au  loin«. 

Cp  qui  pourrait  rendre  cette  hypothösp  vraisemblablo ,    rcst   que   le  signe 
g  est    toujours    ]tlac(''    dans    la    l)ai'que    solaire    oii    il    rcniplace    Set    tuant    de    sa 

lance  le  serpent   A]>ap   et   le.s   ennemis  du  dieu. 

Quoiqiril    eil    soit .    ee    iiiode    d'execution    dut    disparaitre    de    l)onne    heure 

pour  faire    place    ä    im    autre  dont    nous   trouvons  des   traces  plus  certaines:    il 

consiste  ä  Her  le  eondamne  de\'ant   uii   pieu  ficlie  eu  terre  et  ä  lui  tranclier  la 

tete  dans  cette  position.  Voir  Ics 
signes  raf  et  |^ .  Une  decoiiverte 
recente  vieiit  confirmer  cette  nianiere 
de  voir.  Dans  le  mastaba  de  Merru- 
Ka,  Monsieur  Dakessy  avait  Signale 
des  scenes  d'execution  de  peines. 
Je  dois  ä  son  extreme  obligeance 
des  estainpages  de  ces  represen- 
tations.  Nous  y  voyons  notamment 
un  lioinme  accroupi  devant  un  pieu. 
Circonstance  particuliere,  cet  liomme 
est  entierement  nu.    Sur  le  pieu  se 

trouvent  deux  tetes,  a])paremment  Celles  de  condamnes  anterieurement  executes. 

Cette    scene   misc    en    rapport   avec    les    signes   ™  et  [w  ne  peut  laisser  aucun 

deute  sur  la  realite  de  la  decapitation  ä  cette  epoque. 


Grrabstein  eines  syrischen  Söldners  aus  Teil  Amarna. 

Vau  Wilhelm  Spiegelbekg   und  Adolf  Ehman. 

Hierzu  TatVl  XVII. 


I. 

Uie  auf  Taf  XVII  abgebildete  Steinplatte  befand  sich  im  Winter  1897  im 
Antikenhandel  zu  Kairo  und  ist  mir  durch  Hrn.  Dr.  Reinhardt  in  einer  Photo- 
graphie in   freundlichster  Weise  zugänglich   gemacht  worden. 

Auf  einem  Feldstuhl,    welcher  mit  einem  Thierlell  ül)er(leckt  ist'),   sitzt  ein 
bärtiger  Mann,   mit  kurzem,    buntem  Schurz   mit  schwarzen  Troddeln  Ix-kleidet. 


')    Die   Stuhlbeine    <-iidigen    wolil    in   Löwciitatzeii.     Im   Ührii^fii    sei    tVir   die   Möliel    auf  die 
einschlägigen  Capitel  l)ei   Krman,   .\gypteii.  und   Wilkinson  ,  Manners,  verwie.sen. 


Grabstein  eines  syrischen  Söldners  Amenopiiis"  IV. 


Zeitechr.  f.  Ä^ypt.  Sp,-..   WXVI.  Band.     iSqS. 


1898.]  W.  Spiegelberg  u.  A.  Erman:  Grabstein  e.  S3'risclu'n  .Söldners.  127 

Z\visclipn  dem  Leibefürtel  und  dem  damit  befestigten  Schurz  steckt  ein  kurzes 
Scliwert  in  der  Scheide'),  wälirend  eine  Lanze  hinter  dem  Stuhl  an  die  Wand 
gelehnt  scheint.  Ein  um  den  Hals  gelegter  Blumenkranz  und  ein  das  halblange 
Haar  umschlingendes  Stirnband  vollenden   den  äulscren  Sclimuck. 

Vor  dieser  auch  durch  ihre  Gröl'se  als  solche  gekennzeichneten  llaiiptligur 
sitzt  auf  einem  Schemel  in  dem  langen,  zweiärmeligen  Kleid  des  ausgehenden 
n.  R.  eine  Frau  mit  lang  herabfallender  Perücke.  In  der  Mitte  steht  eine  männ- 
liche Figur  mit  einem  bis  zu  den  Knieen  reichenden  Schurz  bekleidet  und  mit 
einem  Blumenkranz  geschmückt.  In  der  Linken  Iiält  sie  einen  Becher,  die  Rechte 
ergi'eift  eine  Röhre,  welche  im  rechten  Winkel  abbiegend  in  ein  grol'ses  auf  ein 
Gestell  gesetztes  Gefäfs  mündet.  Ein  Zwischenstück  befestigt  die  beiden  Röliren- 
theile  in  ihrer  Lage"'). 

Was  hier  dargestellt  ist,  wird  uns  sofort  klar,  wenn  wir  eine  von  Wil- 
KiNSON  {Manners  II  j).  314)^)  veröffentlichte  thebanische  Grabdarstellung  zu  Rathe 
ziehen.  Der  Diener  —  so  ist  wohl  unsere  in  der  Mitte  stehende  Figur  zu 
deuten  —  hat  mit  dem  kleinen  becherartigen  Krug  den  Wein  in  dem  grofsen 
Gefäfs  gemischt  und  läfst  den  vor  ihm  sitzenden  Mann,  welcher  den  Mund 
weit  geöffnet  hat,  die  Weinprobe  vornehmen.  Es  ist  also  die  Vorbereitung  zu 
dem  Weingelage  dargestellt,  welches  die  dasitzende  Frau  dem  auch  durch  den 
Kranz  dazu  geschmückten*)   Verstoi'benen  darbringt. 

Olj  der  noch  erhaltene  Name  dieser  »Hausherrin«  Irhwr^i  semitisch  ist, 
erscheint  mir  mehr  als  zweifelhaft,  sicher  aber  gehört  die  Hauptfigur,  in  welcher 
wir  den  Vater  oder  den  Mann  der  Adorantin  erkennen  mögen ,  der  semitischen 
Rasse  an.  Dafür  sprechen  Haar-  und  Barttracht  deutlich  genug,  und  die  Be- 
waffnung läfst  uns  unschwer  an  einen  jener  syrischen  Söldner")  denken,  welche 
neben  den  Libyern  am  Ausgang  des  n.  R.  die  Kerntruppeu  der  ägyptisclien 
Heere  stellten.  In  diese  Zeit  (Dynastie  1*.) — 20)  ist  ja  auch,  wornuf  Co.stüm, 
Möbel,  (iefäfse  und  die  etwas  mageren  Körper])roportioncn  deuten,  unser  Mo- 
nument  zu   setzen. 

Das  Hauptinteresse  der  behandelten  Scene  liegt  in  der  Composition  des 
Ganzen.  Zum  ersten  Male  sehen  wir  hier,  wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf, 
ein  Todtenopfer  in  Handlung  aufgelöst.  Sonst  sitzt  der  Verstorbene  bei  der- 
artigen Opfern  theUnahmlos  den  Opfernden  gegenüber,  hier  nimmt  er  die  Sjjende 
nicht  nur  in  Empfang,  sondern  er  geniefst  sie  auch.  Eine  solche  Darstellungs- 
wei.se  ist  gewifs  für  den  Ägypter  eine  barbarische  gewesen,  und  nur  Ausländern 


')    Vergl.  Max  Müller,    Asien  S. 30.5. 

^)    Wa,s  das  Material  anlangt,  so  wird  man   vielleicht  an  ein   Schilfrohr  denken  dürfen. 

')    Vergl.  auch  Erman.  Ägypten  .S.  279. 

*)    Siehe  Erman,  Ägypten  S.  272. 

^)  Vergl.  namentlich  den  syrischen  Söldner  ans  dei-  Zeit  des  Ec/inaton,  der  hei  Max  :Müller, 
Asien  S.  303  abgebildet  ist  und  dessen  Bewaft'niiiii;  und  Kh"i(hing  fast  ganz  der  hier  dargestell- 
ten gleicht. 

Zcitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVl.  Baii.l.     1898.  ^^ 


128  W.  Spiegelberg  u.  A.  Erman:  Grabstein  e.  sj'rischen  Söldners.       [XXXVI.  Band. 


gegenülicr.    wck-lio  ja   auch  den  stilistischen  Gesetzen  der  Conventionellen  Kunst 
niclit   unterworfen   waren'),   wird  sie  zulässig  gewesen   sein. 

Wie  sich  in  der  Kunst  des  a.  R.  die  niederen  Volkskreise  eine  iVeiere  Be- 
handlungsweise  gefallen  lassen  mufsten  als  die  herrschende  Classe,  so  erstreckte 
sich  dieser  freie  Stil  im  n.  R.  namentlich  auf  die  Ausländer.  Ist  doch  die  scharfe 
"Wiedergabe  der  Rassentypen  das  künstlerisch  werthvolLste  Vermächtnils  der  rea- 
listisclien  Schule  in  jener  Kunstepoche.  Unser  Stück  ist  nur  eine  Dut/endarheit 
ohne  künstlerischen   Werth,   alier  inhaltlich   verdient  es  volle   Beachtung. 

W.   Spiegelbeeg. 

II. 

Das  von  Dr.  Spiegelberg  hier  besprochene  kleine  Denkmal  ist  inzwischen 
durch  das  Vermächtnifs  des  Dr.  0.  H.  Deibel  in  die  Königl.  Museen  gelangt  und 
lälst  sich  nun  genauer  beurtheilen;  gleichzeitig  ist  bekanntgeworden,  dal's  es, 
■vvoliir  auch  schon  der  Stil  spricht,  aus  Teil  Amarna  stammt.  Ich  erlaube  mir 
daher  noch  dem  Vorstehenden   einige  Bemerkungen  zuzufügen. 

Der  Stein,  der  jetzt  die  Nr.  14122  trägt,  ist  30  cm  hoch:  die  Arbeit  ist 
flüchtig,  aber  nicht  ohne  Geist.  Die  Bemalung  Lst  gut  erhalten;  die  Umrahmung 
ist  roth.  die  Basis  weifs,  der  (jrund  des  Bildes  gelb:  der  Schurz  des  Mannes 
ist  dunkelgell)  mit  schwarzen  Punkten,  die  Kleider  des  Knaben  und  der  Frau 
sind  weifs.  Alle  drei  Personen  haben  braune  Hautfarbe.  Söldner  ganz  gleiciier 
Tracht  und  Bewaftnung  finden  sich  auch  sonst  unter  der  Leibwache  Amen- 
ophis'IV.;  vergleiche  aufser  dem  schon  von  Spiegelberg  herangezogenen  Bilde, 
dessen  Original  mir  nicht  bekannt  ist,  auch  das  Relief  eines  Grabes  von  Teil 
Amarna,  dessen  Abgufs  unsere  Sammlung  (G  119)  besitzt.  Ich  veidanke  diesen 
Hinweis  Hrn.  Dr.  Schäfer,  der  mich  auch  darauf  hinwies,  dafs  auch  die  1  ¥ix^^i 
in  dem  herkömmlichen  Bilde  der  vier  Menschenrassen  in  den  Königsgräbern 
den  gleichen  bunten,   troddelbesctzten  Schurz  tragen. 

Die  Namen  ^  "^"^^^  ""'^  ^i  ^  ^  "^^  Jl  "V^  "fe^  j)  ''^""^  "'""  '■°^' 
mit  Far))e  aufgemalt,  während  alles  Übrige  auch  gemeifselt  ist.  Daraus  darf  man 
wohl  .schliefsen,  dafs  der  Stein  nicht  gerade  für  dieses  Paar  gearbeitet  ist.  der 
Steinmetz  hatte  ihn  wohl  ohne  Auftrag  gearbeitet  zum  freien  Verkauf  an  irgend 
Einen  aus  der  fremden  Soldateska  des  Königs").  Er  pafste  gewifs  für  Alle,  denn 
ein  hübsches  Weib  und  einen  Burschen  zum  Aufwarten  wird  ja  jeder  dieser 
Land.sknechte  besessen  haben,  und  Allen  wird  es  erfreulicher  erschienen  sein,  im 
Tode  bei  einem  Gelage  heimatlicher  Art  zu  sitzen,  als  zu  dem  Osiris  der  neuen 
Heimat  zu  beten  und   die  frugalen   Speisen   seines   Tisches   zu   empfangen''). 

')    Barbarentypen  werden  l)ckanntlicli  niclit  si'ltin   in   N'ordfransiclit  k''«»'')»'"- 
*)    Aus   dieser   nachträgliclicn   Einfügung   der  Namen    mag   es   sich    auch    erklären,   dals    die 
Frau,  die  ihrem  Namen   nach  doch  eine  Barbarin  sein   wird,  als  Ägypterin  dargestellt  ist. 

')  Als  eine  Weiterbildung  der  üblichen  ägyptischen  Grabsteinbilder  darf  man  die  Darstellung 
kaum  ansehen;  wohl  aber  darf  man  an  die  Grabreliefs  von  Scndjirli  und  Marasdi  erinnern,  die 
ebenfalls  den  Toten  schmausend   und   trinkend   und   mit  dem   aufwartenden    Diener  daneben   /.eigen. 


1898.] 


W.  Spiegelberg  u.  A.  Erman  :  Grabstein  e.  s)Tisclien  Söldners. 


129 


leli  nannte  es  ein  Giela.q-e  heiniatlicher  Art,  denn  in  der  Tliat  entspriclit 
das,  was  liier  dargestellt  ist,  iiielit  einer  ägyptischen  Sitte,  sondern  ein(>r  nord- 
syriseli-kleinasiatisehen.  Es  ist  keine  Weinprobe  nnd  ist  auch  nicht  (h'ni  bei 
WiLKiNsoN,  II  'Mi  abgebildeten  Relief  gleichzusetzen,  das  nur  das  Mischen  ver- 
schiedener Flüssigkeiten  mittelst  Hebers  darstellt,  sondern  der  Soldat  schlürft 
seinen  Trank  mit  einem  Rohre  direkt  aus  dem 
grolsen   Kruge,   in   dem   er  gebraut  ist. 

Man  vergleiche  dazu  den  hier  skizzirten  nord- 
syrischen Siegelcylinder  der  Berliner  Sammlung 
(VA  522)  und  die  folgende  bekannte  Stelle  Xeno- 
phon's  (Anabasis  IV,  5.  2()).  in  der  er  von  den 
Bauern  der  armenischen  Berge  erzählt:  es  gab 
bei  ihnen  oTvoi;  y.ci^ivcs  h  x.poi.Tiip(nv  fvvicroii'  Ss  aou  uvtocI  oii  Kcurou  idoyjEiXHc ,  km 
Y.cü.a.o.01  iv'5X£ti'To,  Ol  Wfv  fXii^Qvc  Ol  ^£  sXdTTcvg,  yovoi.To!,  oly.  z^/jivTzq'  rovTovc  ^  e^ei 
o—ori  ri~  ^i\l:;;y]  XcL^ovra,  sk  ro  Troaa.  fjx/y-Hv.  Kou  ~a.vv  ccy.cuToc  y\v,  eiur'n;  v^uip 
s-t'^^sor   Kxi   —am  ribv   (TvixfxoL^ovTi  ro   iro^xa.  yiv. 

Es   ist   also   eine   Art   Bier,   die   so   genossen    wurde.  A.  Erman. 


Ein  Spruch  gegen  Brandwunden  aus  dem  Papyrus  Ebers. 


Von   Heinhich   Schäfek. 


Isis  hielt  sich  mit  ihrem  Sohne  Horus  im  Delta  vor  dem  bösen  Set  verborgen. 
Aber  auch  dort  hatte  sie  ihr  Kind  vor  allerlei  Anfechtungen  zu  schützen,  als 
deren  Anstifter  im  Grunde  wohl  immer  wieder  Set  anzusehen  ist,  der  den  künf- 
tigen »Rächer«  des  Osiris  auf  alle  mögliche  Weise  zu  vernicliten  suchte.  Bald 
stach  eine  Schlange  oder  ein  Skorpion  den  Kleinen'),  bald  plagten  ihn  greuliche 
Leibschmerzen-),  bald  endlich  war  die  Hütte,  in  der  er  lag,  in  Brand  gerathen. 
Von  solch  einem  Brande  erzählt  der  Zauberspruch  gegen  Brandwunden  auf  S.  (5!) 
des  Papyrus  EIbers.  Wegen  einer  kleinen  Textverderbnifs  ist  der  Spruch,  wenn- 
gleich öfter  behandelt,  doch  bisher  nicht  richtig  verstanden  worden.  Les(>n  wir 
in  Z.  4   statt    des  c,  hinter  ^(1  H  ^i"  '^'   ^'^  ergiebt  sich  folgendes  ganz  ver- 

ständliches  leVihaftes  Gespräch: 


')    Metternichstele  Z.189  ff. 

^)    Berliner   »Ägyptische  Urk.».  kopt.  Pap.  S.  2. 


130  H.  Schäfer:  Ein  Spruch  gegen  Braudwuiiden  a.  d.  Pap.  Ebers.      [XXXVI.  Band. 


Isis  hat  sich  also  auf  lairze  Zeit  von  ihrem  Kinde  entfernt').  Da  winl  ihr 
von  irgend  Jemand  gemeklet:  ^Bein  Sohn  Horm  brennt  auf  drm  Lande^^').  Er- 
schreckt fragt  Isis:  ^>ht  Wasser  da?«.^).  Die  traurige  Antwort  Lautet:  «Ss  ist 
kein  Wasser  da«^.  Aher  kurz  entschlossen  weifs  .sich  die  Göttin  doch  zu  helfen, 
denn:  »Das  macht  nichts«,  erwidert  sie,  y Wasser  ist  (ja)  in  meinem  Munde  und 
ein  Nil   ist  (Ja)  zwischen  meinen  Beinen.      Ich  komme^    um  das  Feuer  zu  löschen '<■. 

Die  Ausdrücke  sind  verständlich  genug.  Und  mancher  verfeinerte  Ägypter 
scheint  an  dem  etwas  urwüchsigen  Auskunftsmittel  der  Göttin  Anstofs  genommen 
zu  haben.  Denn  der  Papyrus  Ebers  bringt  gleich  hinterher  eine  andere  gemilderte 
Fassung  des  Spruchs,  die  aber  leider  .so  verderbt  ist,  dafs  nicht  genau  zu  sehen 
ist,  wie  sich  danach  die  Göttin  geholfen  haben  soll.  Doch  seheint  etwas  Ähnliches 
gemeint  zu  sein,  wie  im  Londoner  medicinischen  Papyrus^),  der  ebenfalls  beide 
Fassungen  unmittel])ar  hinter  einander  giebt.    Hier  lautet  diese  zweite  Fassung  so'^) : 


M^^rr, 


"(Mein)  Sohn   Ilorus  brennt  auf  dem   Lande 


Es  ist  kein  Wasser  in  mir. 

Mein  Mund  ist  im  Wasser, 

Meine  Lippen   sind  in  der  Fluth. 

Ich  komme,   um  das  Feuer  zu   löschen«'') 


')    Vergl.  den  angeführteu  koptischen  Text  und  das  vSf'i  ^»V  "''^''  '''"  "''•''''  ^''^"    "' 

der  unten  besjjrochenen  zweiten  Fassung  unseres  Sjiruches. 

')     _     1  das  trockene,  wasserlose  Land.  ')    .So  nach  einem  ^'orschlage  Erman's. 

*)  Ich  will  damit  nicht  sagen,  dafs  der  l.oiidciiicr  Papyrus  den  richtigen  Text  erhalten  hat. 
Es  sieht  mir  eher  aus,  als  habe  sein  Schreiber  den  Versuch  gemacht,  einem  verderbten  Text  einen 
Sinn  zu  geben.     Im  Grofsen  und  Ganzen  wird  er  aber  dabei  das  Richtige  getroffen  haben. 

')  Nach  GoLENMSCHEFF,  Mettemichstcle  S.  9,  wo  die  »Stellen  zusammengestellt  sind.  Der 
Londoner  Papyrus  ist  leider  immer  noch  nicht  einmal  in  einer  ümschi'eibung  veröflentiicht. 

•)    Die  Ge-sjjrächsfoi-m   ist   in   beiden    llandsriniften  sclum   verschwunden. 


1S<IS.]  H.Schäfer:  Ein  Spruch  gegen  Brandwunden  <i.  d.  Pap.  Ebers.  131 

Hier  henimmt  sich  Isis  schon  etwas  gesitteter.  Denn  man  wird  sich  etwa 
zu  (lenken  haben,  dafs  sie  zum  Fhisse  eilt,  den  Mund  voll  Wasser  nimmt  und 
d;unit  den   Brand  löscht. 

Aber  auch  dies  Benehmen  ist  Einigen  für  eine  (löttin  noch  zu  menschlich 
erschienen.  Es  mul'ste  doch  mindestens  irgend  ein  Wunder  (hibei  sein.  Darum 
hat  denn  der  Verfasser  des  Textes  in  Z.  5")  der  MetternicJistele,  der  von  dem- 
sel])en  Brande  erzcählt'),  lieher  einen  unverhofften  Regengufs")  erfunden  und  da- 
mit die  naive  alte  Geschichte  glücklich  auf  (hni  üblichen  Ton  der  kalten  aus- 
geklügelten  Göttei'-   und  AVundergcscliichten   gebracht. 


Zum  Obelisken  des  Antinous. 

Von  W.  Max  Müllkh. 


In  den  Mittheilungen  des  KaLserh  Deutschen  archaeol.  Inst.  XI,  1SS)G,  S.  120 
hat  Erman  dem  Obelisken  des  Antinous  in  Rom  das  wichtige  Resultat  ent- 
nommen, dafs  Hadrian's  Liebling  nicht,  wie  man  bisher  glaubte,  zu  Antinou- 
polis  in  Ägypten  ])estattet  wurde,  sondern  »im  Grenzfelde  von  Rom«.  Auf 
näjjere  Erklärung  des  etwas  sonderbaren  Au.sdruckes  geht  Ek.man  nicht  ein, 
scheint  aber  darin  eine  Bezeichnung  des  Grabes  als  noch  im  Stadtgebiet  von 
Rom  gelegen  zu  sehen.  So  fafst  es  auch  Huelsen  auf,  der  (ebendort  S.  130) 
daraus  eine  Bestätigung  für  die»  Theorie  erschliefst,  dafs  der  etwa  HOO  ni  ;uifser- 
halb  der  Aureliansmauer  gelegene  ursprüngliche  Standjilatz  des  Obelisken  früher 
Stadtgebiet  gewesen  und  aus  fortificatoi-ischen  Rücksichten  von  Aurelian  aus- 
geschlossen  worden   sei. 

Aus  dem  ägyptischen  Text  oder  wenigstens  aus  Erman's  Angaben  üher 
denselben  (S.  119,  vergl.  bes.  Anm.  4)  glaulx'  icli  nun  aber  das  Gegentheil  her- 
auszulesen. »Im  Feld  [sncJwt)  des  Gebietes  (tösch)  von  Ilrome«  kann  nämlich  nicht 
heifsen  »auf  dem  Stadtgebiet  von  Rom«.  Der  Ausdruck  ist  .sehr  .sonderbar. 
Vernnithlich  ist  er  aus  einem  griechischen  Entwurf  der  Inschrift  ungeschickt 
übersetzt:  der  Hierogrammat,  der  auf  Bestellung  die  schwülstigen  Inschriften  des 
Obelisken  anfertigte,  wird  wold  eine  griechische  (oder  lateinische?)  Skizze  des 
historischen  Inhaltes  von  wenigen  Zeilen  gehabt  haben,  wciclic  er  durch  Ein- 
schiebungen  im  ägyjitischen  Geschmack  frei  ausführte,  hier  aber  wohl  plum]) 
übersetzte.  Ich  wüfste  sonst  keine  Erklärung  für  diese  sehr  eigenthündiclie  und 
unägyptische  Ausdrucksweise.    Worauf  es   aber   hier  ankommt,   ist  das: 

')  Mit  Recht  nimmt  das  auch  Golenischeff,  Metteinich.stclc,  S.  8  .\nni.  23,  an.  Zwar  wird 
die  Geschichte  hier  von  dem  Sohne  der  Wosret  erzählt,  hei  der  Isi.s  übernachtet.  Aber  Wo.sret 
ist  eine  Form  der  Isi.s  und  dafs  zwei  Formen  dersel1)en  Gottiieit  einander  redend  und  liandelnd 
gegenübertreten  ist  nichts  Verwunderliches. 

^)    »Der  Himmel  regnete  in  das   Haus  der  Wosret,  wo  doch  nicht  die  .lahres/.eit  dazu  war.« 


132  W.  Max  Müller :    Zum  Obelisken  des  Antinous.  [XXXVI.  Band. 

tösch  lieifst  »Grenze,  Grenzmarke,  Grenzstein«,  aber  auch  »Gebiet«,  so  Avird 
z.  B.  »die  Thehais»  in  den  demotischen  Contracten  immer  mit  »das  Gebiet 
(p-tösc/i)  von  Theben«  ungeschickt  übertragen.  Sachet  (koptisch  sösche)  »Fehl« 
dagegen  hat  nie  jene  Bedeutung  (=  tösch,  älter  auch  tvw),  sondern  heifst  »das 
offene,  freie,  iinhegrenzte  Land«  im  Gegensatz  zur  Stadt;  la  campagna').  Dem- 
nach wollte  der  Ägypter  die  Lage  des  Antinousgralies  besehreiben,  als  »in  d(>r 
Umgegend  des  Stadtgebietes  von  Rom«,  d.  h.  als  aufserhall)  der  Stadtmauer 
gelegen.  Daran  wird  sich  wohl  nichts  ändern  lassen.  Sollte  das  den  (mir 
ganz  unbekannten)  topographischen  Forschungen  widersprechen,  so  müfste  man 
den  Ausdruck  der  ägyptischen   Inschrift  für  ungenau   erklären  (?). 

S.  119  hat  Erman  das  soiiderbare  u~ci^  Ksycucvov  hgkc  ausführlich  besprochen, 
das  nach  dem  Zusammenhang,  wie  er  riclitig  sah.  eine  festliche  Veranstaltung 
bedeuten  mufs.  In  diesem  hecjau  (lesbar  hog  u.  s.  w.)  steckt  wohl  nichts  als 
das  bekannte  semitische  Wort  hag  »Fest,  Festversammlung  namentlich  religiöser 
Art,  (syrisch)  Menschengetümmel«.  Für  ein  Fest  im  unägyptischen  Stil  ist  also 
ein  sonst  noch  nicht  im  Ägyptischen  belegtes  Fremdwort  gebraucht,  das  spät- 
ägyptisch *hög  lauten   würde'"). 

Ich  kann  den  Wunsch  nicht  unterdrücken.  Erman  möge  seiner  verdienst- 
vollen Arbeit  noch  ein  neues  Facsimile  der  Obeliskeninsclirift  folgen  lassen. 
Die  Copien  von  Ungarelli  und  Zoi:GA  sind  ja  den  Wenigsten  zugänglich  (ich 
kann  sie  mir  auf  keine  Weise  verschaffen)  und  sind  aulserdem,  wie  Erman 
selbst  hervorhebt,  sehr  veraltet.  Eine  berichtigte  Neuherausgabe  dieser  In- 
schriften würde  gewifs  noch  manclies  Interessante  ergeben.  Derartige  Texte 
besitzen  ja  nicht  nur  für  die  Geschichte  Interesse,  sie  sind  auch  philologisch 
sehr  interessant. 


A  propos  du  groupe  M,- 

Par  Edouard  Naville. 

Uans  une  note  publice  en  ISÜl  daus  ce  Journal  (p.  57),  M.  Erman  a  propose 
pour  la  lecture  du  groupe  J^P  le  phonetique  TljOci  ouT^V^o  qu'il  lit  smiwt 
smlwti.     Cette   lecture    a   ete  adoptee   par  ])iusieui-s  egyjitologues  allemands,    et 

')  Vergl.  das  von  mir,  Asien  und  Europa  S.  30  nach  den  alläfjvpt.  Deiikm.  .\usi;efülirte,  wo 
auf  ÄZ.  26,  72,  82,  Anast.  5,  7,  6;   15,  7  verwiesen  ist. 

')  Steht  übrigens  etwas  von  Wettkämpfen  bei  diesem  Fest  in  dem  Texti'  Mir  scheint  es 
weit  einfacher,  die  Anwesenheit  »der  Tapferen,  die  in  diesem  Land  sind,  und  der  Rudermann- 
schaften- bei  dem  Fest  in  moderne  Prosa  umzusetzen:  bei  diesem  Fest  rechnet  man  vor  Allem 
auf  Betlieiligung  der  römischen  Beamten,  Soldaten  und  Schiffsmannschaften,  welche  im  Dienst  nach 
Agj'pten   kommen. 


1S98.1 


Edouaku  Xaville:    A  propos  du  groupe  3^^-  133 


Ton  iious  parle  maintenant  souvent  du  »smhvti  name«.  L'ötude  des  textes 
de  Deir  el  Bahari  m"a  convaincu  quo  Ics  textes  cites  par  mon  savant  confrere 
a  Tapimi  de  la  leeture  qu"il  cliei-ehe  ä  etal)!!!-  devaieiit  etre  iiiterpretes  dirte- 
reininent.  et  que  iioiis  devions  abaiidoimer  la  leeture  s>ii>ii:f  pour  le  groupe  en 
questiou. 

Les   inserijjtious  de  Deir  cl  Bahari  j)arlaut  de  la  reine     itj     nous  apprenuent 

que  Tun  de.s  titres  qu'elle  portait  etait:  ^ü  0  ^^»^r  (]tj  ^(^  compayiie  d'Homs 

qiii  Voliitf  (II  pl.  48)  ou  '^Til  0  ci  (pl.  49).     Un  peu  avant,  dans  la  serie  nous 

trouvons  celui-ci  s\    1 T  o   ci    Vamie  d'Horus  qui  raime. 

Reprenons    maintenant   les    exeniples   cites  par  AI.  Erman:  ce  sont  dahord 
des  titres  de  reines  de  l'Ancien  Empire   (Mariette,   Mastabas  p.  188). 

'kn'^T\-nm,  .  ,,       ,,„     . .  ,  . 

/  amif  PI  1(1   rovTpaqiw  d  lloru^^   qiii  (inne  le  roi. 


_aro 

II  me  sendile  que  les  exemples  de  Deir  el  Bahari  prouvent  qu'il  faut  con- 
siderer  ^.  1 T  T^o  comme  la  reunion  des  deux  titres  qui  sont  separes 
dans   l'inscription  d'Aahmes;   au  lieu  d'ecrire  ^^  M  T  ^*'^^X   ri^^'    ^^  ^^ 

hörne  ä  ecrire  une  seide  fois  \A^^  le  nom  du  Dieu,  en  tete  de  Texpression.  On 
])ourait  traduire  aussi:  Vamie  d'Horus^  la  compagne  du  rol^  qui  Valme;  mais  ce 
qui  me  fait  penclier  pour  la  premiere  traduction,  c'est  que  nous  avons  ä  Deir 
el  Babari  un  autre  exemple  du  dedouhlement  d'une  expression  unitiue  de  l'An- 
cien Empire.  Parmi  les  titres  de  la  reine  on  lit  S^.3&^  *^'^  suivi  de  ^^^ 
^3=^  '♦^'^  oü  le  nom  eftace  ne  peut  etre  que  ^5-=J-  Kn  regardant  ä  nouveau 
attentivement  la  muraille,  j'ai  pu  discerner  le  corps  de  l'animal,  et  Textremite 
de  la  (jueue.  La  reine  se  serait  donc  appelee  eelle  qui  roit  Ilorus,  et  Celle  qui 
voU  Set.  Les  textes  de  l'Ancien  Empire  n'en  fönt  qu'une  seule  expression 
^>$_j  .=^'^ci  Celle  qui  voit  Horus  et  Set  (Mariette,  Mastabas  p.  18H,  208,  225). 

L'exemple  que  M.  Erman  tire  d'un  texte  de  la  Xll'  dyuastie  est  partieu- 
lierement  interessant,   parce   que   nous   avons   un   parallele   a    Deir  el    Bahari. 

MI^^MO^^P   RouoE,   Inscr.pl.  02. 

^©^-^— ^    Deir  el   Bahari  II  pl.  48. 


.^^1 


II  parait  evident  que  ^£^  et  ^v  correspondent  Tun  ä  Lautre  dans  ces 
<leux  phrases.  Ces  mots  indiquent  la  personne  dont  chacune  des  reines  est 
appelee  la  compagne.  Dans  un  cas  c'est  le  roi  represente  par  le  grouj)e  ideo- 
graphic^ue   ^£,    dans    Lautre    c'est    Horus.      Au    lieu    du    grou])e   ideographique 


134  Edouard  Naville:   A  propos  du  groupe  ^B^-  [XXXVI.  Band. 


\  0| 
uous  pourrions  avoii-  le  nom  iiropre  du  souvcrain   XMli-^^lrOO' 


\7o' 


(RovGE,   Inscr.  pl.  75)  ä   rapproclier  de  ^^T(l[lci=  de  Deir  el  Raliari. 

II  resulte  de  ces  passages  que  T(l(lc^  ou  Y^  ci  est  un  titre  de  reine 
ou  de  princesse,  que  nous  devons  traduire  par  compagne  ou  associee,  et  uon  la 
lecture   du   groupe  ^£- 

A  propos  de  ce  groupe  je  ferai  remarquer  que  dans  les  exemples  de  l'An- 
cien  Empire,  il  signifie  le  roi,  et  qu"il  n'est  pas  necessairement  suivi  d'un 
nom  propre,   ou  de  titres  royaux.     II   semble   avoir   un   emploi  analogue  ä  l'ex- 

pression   du  Nouvel  Empire. 

Plus  tard  le  sens  du  groupe  ^R  chnnge.  Je  le  traduis  jtrovisoirement  par 
»les  deux  deesses«.  A  Deir  el  Baliari  oii  ce  groupe  est  un  pluriel,  »les  deux 
deesses«  designent  une  couronne,  un  diadcnie,  l'une  de  ces  nombreuses  eoiffures 
qui  etaient  des  emblemes  de  la  souverainete  sur  les  deux  parties  de  l'Egypte, 
et  qui  par  leur  vertu  magique  assuraient  la  possession  du  pays  au  roi  qui  en 
etait  revetu.  Ce  sens  me  parait  resulter  de  ces  plirases,  dont  la  premiere  est 
tiree  des  textes  du  couronnement  de  H.   par  les  dieux. 


Horus  et  Set  sont  renus  h  Hotephenit ,  ils  sont  venus  de  Ne'kheb  et  de  BufOj 
'les  deux  deesses«^  sont  dans  kur  mnin;  ik  disent:  nous  lui  donnons  «les  deux 
deesses«^  sn  tete  prend  possession  des  deux  pays  pai-  leur  moyen. 

Ailleurs   Ammon  dit  ä  la  reine  II  pl.  36: 


I   ^^iizn: 


Je  joindrai  pour  toi  les  deux  poijs  en  paix;  (juanil  tu  prends  «les  deux  deesses^', 
et  que  tu  t'en  couronnes,  ta  volonte  est  grande  (tu  regnes  en  maitre)  dans  tous  les 
paySj  conime  Ra  Tum  pendant  ses  annees  brille  heureux  sur  le  trö?ie  d' Horus  eter- 
nellement. 

II  semhierait  d'apres  cette  phrase  que  les  deux  deesses  conferent  non  seule- 
ment  la  domination  mais  aus.si  la  joie  o\;  cela  me  parait  ressortir  egalement 
de  ce  texte  qui  malheureusement  est  incomplet  et  que  je  ne  comprends  pas  bien. 


1898.]  Edouard  Naville:    A  propos  du  groupe  ^^.  135 

A  cöte  de  cette  signification.  le  groupe  ^^  est   devenu   le  coiniuencenieiit 
de   la  seeonde  partic  du  ^^  du  iioni   (jue   le   roi  adoptait  ä  son  couronne- 

inent.     Cette   inuovation    renionte   ä   üsertesen  II:   e'est   depuis   ce   souverain   que 

le    iioin    suivaut    le    groupe    ^P    a    eesse    d'etre    le    nieme   que  celui   du   \ |   ou 

coinme   on   Ta  longtemps   appele   de   eelui  de   l'etendard'). 


Die  Lesung  des  Zahlwortes  «hundert«, 

Von   Wilhelm  8pie(;elheho. 


Als  SicTiiE  in  dieser  Zeitschrift  ujht  200  als  den  Dualis  von  lye  100  in  seharl- 
sinniger  Weise  erwies,  bemerkte  er  ausdrücklich,  dals  der  für  die  koptischen 
Formen  vorauszusetzende  Lautwerth  *M,  se-fy)  nicht  nothwendig  der  ursprüng- 
liche gewesen  sein  müsse.  Gegenüber  der  bekannten  Schriftspielerei  des  Pap. 
Leiden  HöO  bemerkte  derselbe  Verfasser  weiter,  dafs  man  daraus  nicht  auf  den 
Lai.itw(M'tli  .<'"'  für  lIlO  schliefsen  dürfe,  sondern  nur  so  viel  stehe  fest,  dafs 
»dies  Zahlwort  mit  .<■  anfing  und  im  Unterschied  von  *st  -'iOO'  nach  dem  ,v  keinen 
starken   Consonanten  mehr  hatte«. 

Inwieweit  diese  zum  Theil  zutreffende  Bemerkung  zu  modificiren  ist.  sollen 
die  folgenden   Ausführungen   zeigen. 

Bei  der  Betrachtung  der  uns  bekannten   Decimalzahlen 

n     nur)     (AIHT)  "l     (//"'    (Tf-cV) 

?   Ä.'  (lyo)  ^Ä  hfn 

springt  sofort  in  die  Augen,  dafs  wir  hier  Wortzeichen  vor  mis  haben.  Es 
liegt  also  von  vchmi  herein  nahe,  fiir  das  nocli  fehlende  Glied  in  dieser  Kette 
(§.  =  100  den  ents])rechendeu  Lautwerth  einzusetzen.  Nach  BoRcnARD'r's')  Bemer- 
kungen über  die  Entstehung  des  ^  ic  bedarf  es  kaum  noch  der  besonderen  Her- 
vorhebung, dafs  das  Zahlzeichen  für  100  und  das  aus  einem  hieratischen  Zeichen 
entstandene  ic  trotz  der  späteren  Zusammenwerfung  nichts  mit  einander  zu  tliun 
hallen.  Vielmehr  ist  das  erstere  eine  Hieroglyphe,  welclie  in  der  ältesten  Form 
<^''|    deutlich    einen   Strick    mit    zwei    Enden    zeigt    und    sich    auch    später   im 


')    Cet  article  ecrit  ;i  Deir  el  Bah.ui  cii  .l.nivier  18'.I8.    c'est  poiir  cula  qu'il  n"y  est  pas  fait 

mention  de  la  lecture  nebti  proposee  par  MM.  Dakkssv  et  Piehl  pour  le  <i;roiipe  en  (|iie.stion, 
lecture  qui  me  parait  bien  etablie. 

2)    ÄZ.  1893,  S.  11-2—113.  *)    ÄZ.  1891.  S.45  ff-. 

^)    Sethe.  ÄZ.  1896  S.  90.  °)    Grab  des  Mtn  (LI).  II,  7). 

Zeitschr.  f.  ÄgyiJt.  Spr.,  XXXVI.  B.and.     1898.  ^^ 


mO  Wilhelm  Spiegelberg:  Die  Lesung  des  Zahlwortes  »hundert«.       [XXXVI.  Band. 

in.  R.'l  iiüc-h  .so  Hndet').  Es  crührist  (IciniiMch  mir,  den  l)islang  noch  niclit  or- 
kiuintt'ii  Laiitwcrrli  von  ^  zu  onnitteln''),  wck-lior  mir  ein  (Uippeltcr  zti  sein  selieint, 

I.  Snf,  bez.   vom   m.  R.   al)  sjif. 
II.   Sn. 

Freilieli  lietrt  der  Nachweis  dieser  Lautwertlie  niclit  ganz  oÜeii  zu  Tage,  da 
namentlich  der  Übergang  des  /  in  /  arge  Verwirrung  nach  sich  gezogen  hat*). 
Der  Lautwerth  inf  liegt  nun  in  einem  Verbum  vor,  welches  im  a.  R.  einmal 
(Ppii  I,  KU)  iihonetisch  '~n~'  geschrieben    ist    und  später  als     X    ^  ^   kopt. 

lycoHT  »rixari«  Mieder  erscheint^).  Gewifs  hat  Erman  Recht.  Avenn  er  das  Wort- 
zeichen ^  auf  ein  auf  Grund  des  kopt.  igtiMiT  zu  ]iostulirendes  .vif.  später  .snf 
» flechten « ,   zurückfuhrt"). 

Den  letzteren  koptischen  Verben  gegenüber  setzt  iguie  ein  Verbum  III ae 
hifirmae,  also  einen  Infinitiv  gn{t)  voraus.  Dieses  bislang  im  a.  R.  nicht  nach- 
gewiesene Verbum  liegt  in  der  bekannten  Wendung  ^  mt  Iht  »einen  Procefs 
führen«  vor.  Dafs  hier  s?z/ Verbum  III ae  Inf.')  ist,  ergiebt  sich  aus  einer  Stelle 
des  bekannten  Vertrages  des  a.  R.   (Z.  9)"): 

snnu-f  »jeder  Todtenpriester  des  Wakf,  welcher  gegen  seinen  Nächsten  pro- 
cessiren   wird « . 

Vergl.  auch  LD.  II,  43   ^-s=-  9   "'^V^^J'^^^  n  sp  tri  sunt  r)iit[t)  nb  »ich 

"  DO  /wwv^      Cl       ^    iü  - 

that  nie  das.   was  alle  Menschen «. 


Die  übliche  spätere  Schreibung  von  snt  (ujine)  ist  f  @  S[)  (so  Wkstcar), 
V  @  Q()  (Annalen  Thutm.,  Z.  15),  wenn  ich  die  ganz  fehlerhaften  varr.  aus- 
schliefse.  Hier  läfst  sich  die  orthograjjhische  Verwirrung  klar  aufzeigen.  Das 
t  in  int  ist,  wie  wir  sahen,  Infinitivendung,  also  kann  ^  nur  Wortzeichen  zu 
in  sein'').     Und   ebenso   ist   es   in   der  Wendung   J^^<i.    \\'-'^    »was    die    Sonne 


')    Gayet,  Steles  du   Louvre  LX  i=  Shari'k  Ol). 

')  .Siehe  übrigens  S.  2  Anni.  9.  Die  epigiajihischi-  .'^citf  der  Fraae  ist  liici-  als  liclaunlos  für 
unsere  Untersuchung  nur  gestreift  worden. 

')  Von  Erman  nur  als  Deterininativum  angefiilirt.  —  .Nncliträitlicli  srW  ich.  d;ils  ln'reit.s 
Griffith  (Beni  Hasan  III,  p.  18)  für  ^  den  Lantwertli  shrn  ;uii;rMiini[ni-n  Imt.  ulmr  iiulis.si>n  cini' 
Begründung  zu  geben. 

*)    Zu   den  folgenden   Ausführunj;cii   vcri;!.   Kuman.   Märchen   des   l',i|iyriis  WicsrcAR   S.  .")9. 

')    Erman,  ÄZ.  1893  S.76. 

')    Der  Lautwerth  mt  liegt   aiicli   in  Avm  ;imi   Schlu.s.sf  lifsprocliciicu  'rilcl   im-  .int  \cir. 

')  Die  Annahme  eines  Verbum  111  ae  gem.  (Er.man  ,  Wkstcar  S.  59)  ist  durcli  das  er.ste  Bei- 
sjiiel  ausgeschlossen.     Denn  in  ilieseui  Falle  niüfste  ja  die   Geminiruug  (also  sniitlß)  eintreten. 

')    DK  RotTGK,  Inscr.  liier.  I  ^=  Brugsch,  Thesaurus  1211. 

')  Das  ^  ist  also  kein  !f,  wie  v.  Bissing  (Tabula  statistica.  .'^.  I.'i)  amicliiiirn  mricliir.  scindcrn 
WorfzeichiMi.     Eine   -neuägyptische-   Schreibung  lie^t  dcmnücli   nicht   voi-. 


1898.]  Wilhelm  Spiegelberg:  Die  Lesung  des  Zahlwortes  »hundert«.  137 

vinikrcist')«    nuf'/.uthsspn.      Dirscr    Lnutwcrth    sn    golit    wohl    auf    das  Wort      X 
Q%>  ^  "'  ■^""'    »Strick«    ().  ä.-')   zuriu-k. 

Welcher  von  den  beiden  gewonnenen  Lautwerthen  für  die  Lesung  der  Zahl 
100  anzunehmen  ist,  darüber  lälst  un.s  das  Koptische  nicht  im  Zweifel,  uje 
ist  nur  aus  s/if  zu  ei'klären,  in  welchem  /die  fvir  die  Zahl  100  vorauszusetzende 
weibliclie  F.ndung  ist.  Ein  s/ift  hcätte  nie  das  koptische  Derivat  ergeben  können. 
Aut'tallend  bleibt  ja  zuneäclist  die  sehr  starke  Verschleifung  des  letzteren.  Al>cr 
wir  können  meines  Erachtens  liier  doch  eine  ganz  ähnliche  Verkürzung  heran- 
ziehen, das  aus  smt  »gehen«  entstandene  u|€.  Als  Intransitivum  III ae  ini". ') 
wird  dieses  Verbum  unverkürzt  etwa  /////  ("uj.uAie :  *iijeAti)  gelautet  haben.  Und 
ebenso  ist  das  ursprüngliche  .fnt  (vergl.  .weg^e  »Feder«  aus  7if///)  zu  ige  ver- 
kürzt worden.  In  beiden  Fällen,  wo  ja  häufig  gebrauchte  Worte  vorliegen, 
ist  die  Nasalis  mit  der  folgenden  Femininendung  nach  dem  kurzen  Bildungs- 
vocal  verschwunden").  Vielleicht  gehört  hierher  auch  eie<  »Thal«,  welches  man 
sich  aus  /"i/f  (Bildung  wie  cjvTe  aus  s"(fi)  entstanden  denken  könnte  —  mit 
dem  bekannten   Genuswechsel  gegenül)er  dem  Prototyp. 

Neben  ige  hat  sich  mui  mt.  wie  ich  vernmthe.  auch  in  unverkürzter  Form 
im  Koptischen  erhalten,  nämlich  in  200  ^TvTcnTe.  welches  unsere  Granmia- 
tiker")  als  Fem.  zu  ujht  anführen.  Man  wird  hier  in  üfiiT  das  durch  das  fol- 
gende engverlnmdene  cÜtc  geschützte  Prototyp  Mt  wiederzuerkennen  haben. 
In  (lieser  Bildung  ist  snt  100  als  Substantiv  behandelt,  welchem  das  Zahlwort 
2  in  dem  betreflenden  Geschlecht  folgt").  So  findet  die  vorgeschlagene  Lesung, 
falls   meine  Auffassung  richtig  i.st.   in  diesem  Derivate  eine  weitere  Bestätigung. 

Damit  stellt  es  aber  um  die  Erklärung  des  sonst  üblichen  koptischen  Zahl- 
wortes für  200  .sehr  schlecht.  Zweifellos  ist  ja  ujht  mit  Setui:  als  Dual  zu 
100  aufzufassen.  Der  Dual  der  gewonnenen  Lesung  mti  läfst  alier  nur  zwei 
Derivate'')  zu:  *^Te  (vergl.  cÜtc  aus  snfi')  und  *^T  (vergl.  \LyjvT-),  deren  Ver- 
hältnils zu  UJHT  nicht  ohne  Weiteres  klar  ist.  Die  Annahme,  dafs  die.ser  Dual 
erst  spät  aus  einer  zu  .<<"  verschliflfenen  Form  gebildet  worden  sei,  ist  ausge- 
.schlo.ssen.     Denn   schon   im   n.  R.   ist   die  DuaUnldung  nur  noch   rudimentär  vor- 


M    M.MiiETTE.   Abydus  II  Hl    Z.19. 

')    Siehe  Erman,  Lebensmüder  19,  und  üriffitii.  Kahun  XXXIl  6.  9. 

')  Demnach  giebt  es  für  sn  zwei  Zeichen,  Q  und  ^  (s.  die  genauen  Foinu-n  in  GniFirni. 
Heni  Hasan  111  '>2.  78).  Beide  stellen  ein  Tau  dar,  welches  einmal  als  kurzes  Stück  zusammen- 
genommen uiiil  das  andere  Mal  als  ein  längeres  Seil  in  eine  Spirale  zusammengerollt  ist.  und  mögen 
auch  auf  diese  Weise  Wortzeichen    für   den  Begriff  des   »Umgebens,  Unikreisens.,    geworden    sein. 

■*)    Steixdorff,  Kopt.  Gramm.  §  2 18. 

■•|    Auch  dir  Li(|iTidae  theilen  diese  l';rscheiiMaig:  vergl.    ^    c^  g^i^i  =  (ge  c^  m'^r't  =^  ms. 

(s.  Steindorff,   ÄZ.  1889  S.  109).     Aucii   die  Verkürzung  von   ujiipc   und   ujccpe  (rias)  zu  uje- (ts-) 
mag  hierher  gehören  (s.  Stf.indorff,  AZ.  1889  S.öl). 

*)    Stern,  §  279;  Steindorff,  §  1.57. 

')    Vergl.  boheir.  ige  c«»kT  nach  Sifr.v,  !;  27'.l. 

*)    Siehe  Sethe.  ÄZ.  1893  S.  11-2. 

19' 


138  Wilhelm  Spiegelberg:  Die  Lesung  des  Zahlwortes  "hundert».       [XXXVI.  Band. 


liaiulcn.  Hiul  tnr  das  a.  R.  oder  m.\l.  eine  verkür/to  F(irm  anziinclimen.  ist 
sclileolitonling.s  uniiiöglioli.  Klu'u.so  ■wenig  lälst  sich  der  Üliergaug  von  *iyHT, 
der  einen  niöglielien  Form,  in  ujht  lautlicli  motivircn.  Aber  eins  fällt  vuis  bei 
diesen  Formen  aul".  dafs  sie,  7'ein  äufsei'Uch  behandelt,  dasselbe  Bild  gewähren 
wie  die  beiden  Formen  des  Zahlworts  10  mht  nnd  ÄvÄTtt  (vor  Zehnern).  Ety- 
mologisch hallen  diese  beiden  Fälle  nichts  mit  einander  zu  tliun.  denn  in  auit 
10  ist  das  n  dialektales  Einschiebsel,  während  umgekehrt  in  ujut  das  n  ur- 
sprünglich ist.  Aber  es  ist  doch  möglich,  dafs  das  .uht:.viut  die  Analogie- 
bildung von  ujHTrüjÜT  nach  sich  gezogen  liat.  Ein  jgTvTcenTe  neben  ujht  er- 
innert ja  formal  aulfallend  an  die  Zehnerlnldung,  z.  B.  ÄmTigo.uTe  nelien  .mht. 
Das  Ergebnils  der  obigen  Ausführungen  läfst  sich  demnach  kurz  so  zu- 
sammenfa.ssen.  Die  Zahl  100  lautet  im  Ägyptischen  .ixt  (vocalisirt  s  n  t)  und 
ist  im  Koptischen  unverkürzt  in  der  toidosen  Form  ^ut-,  verkürzt  in  uje  er- 
halten geblieben.  Die  für  das  Zahlwort  20(1  zu  erwartende  Dualforni  siitt  (kopt. 
•|gnT:*^nTe)  könnte  nach   Analogie  von   .«ht:ÄÜTt-  zu   ujht  geworden   sein. 

Anhans'.   —  Zu   dem  Titel  ^1. 

Im  Anschlufs  an  den  vorstellenden  Aufsatz  seien  hier  einige  Bemerkungen 
über  diese  häufige  Grupj^e')  beigefügt,  deren  Lesung  iiir  .int  u.  A.  durch  die 
var.  ^  X  o  gesichert  ist").  Die  Stellung  des  c^  läfst  an  dem  radicalen  Cha- 
rakter des  Consonanten  keinen  Zweifel^).  Welches  Verl)um  wir  hier  aber  vor 
uns  haben,  lehrt  eine  alte  Schreibung  des  Titels,  welche  sich  a.uf  dem  Sarg- 
brett 10989  des  Berliner  Museums^)  befindet  —  ^^  9  ^  ""'  •?"-^'')-  I"  diesem 
i«/ liegt  nun  aller  Walirseheinlichkeit  nach  das  Prototyp  des  kopt.  igtoiiT  »rixari« 
vor").  So  werden  wir  auch  auf  Grund  der  muthmafslichen  Übersetzung  »Vor- 
steher des  Procefsveriahrens«  in  mr  snt  einen  richterlichen  Titel  sehen,  welchen 
man  ja  auch  auf  anderem  Wege)   zu   erweisen   versucht   hat. 

')    Der  Titel  findet  sicli  nur  im  in.  R.  und  in  der  ersten  Hälfte  der  Dyna.stie  18,  einer  Periode, 
die  ja  auch  sonst  cultnrgeschichtüch   noch  üanz  von  den  Traditionen  des  m.  R.  zehrt. 
*)    Grikfith.  Kahnn   papyri  p.  "Jlj. 

')    Es  ist  also  ausgeschlossen,  mit  Morep  (Rec.  XVII   48)  an   ujine  zu  denken. 
*)    Von    Erman    im    Katalog    des    BcrUner  ^luseums  (.S.  57)    in    die  Zeit    zwischen  a.  R.    und 

m.  R.  gesetzt.      Die  volle  Titulatur  des   \'crstorl)eni'n ,   Namens  i    ,  lautet  ""^^  l^C  jf=r\    '  T 

')    Der  Wechsel  von   g       i   und   c^   im   m.  H.   ist   liciianjitlieh   i'iljiTiius  häulin. 
°)    Siehe  oben  S.  13t). 

')  MoRET,  a.a.O.  S.  44  fl'.  —  .Mit  dem  doi-t  erwähnten  7)('rfrtr-W/-  ist  \crimithlicli  eine  Per- 
sönlichkeit  gleichen  Namens   identisch,   welchei-   die  Stele  830    des  Rrit.  .Museum    zugehört.     Dort 

führt  <5c=:^  ^  die  folgenden  richtei-liehi-n   Tili'l   naeii   den   epithet.   iirn.:      0      '"'^^^  \i&\  X^ 


nT^'zi^nM^ 'ük'- 


Ih!l8.]  Wilhelm  Spiegelberg:   Die  Lesung  des  Zalilworlfs  »liuuderl«.  139 

Zum  Scliliüs  niöclito  icli  nicht  unterlassen,  Hrn.  Prof.  Erman  und  Hrn. 
Dr.  Setiie  für  eine  Reihe  von  Benierkuiijien  zu  (hinken,  welelie  meine  ersten 
Anseliauung'en  üher  die  liier  berührten  Frayen  nicht  unwesentlich  modiücirt 
hat)en. 


Ein  verlorenes  Tempuspräfix  im  Koptischen. 
Von  W.  E.  Ckum. 


1  Jurch  die  Güte  des  Ilrn.  C  ulonel  T.  L.  Fr.\ser  in  London  bin  ich  in  (h'r  La^'e, 
hier  ein  koi^tisches  Bruchstück  nutzutheilen .  das  Colonel  Fräser  vor  nicht  langer 
Zeit  mit  einer  Anzahl  ,i;riechiseh  und  koptisch  beschriebener  Papyrus-  bez.  Perga- 
mentstücke in  Siüt  erworben  hat.  Merkwürdig  ist  es  vielleicht  luHite  nicht  mehr, 
dafs.  einige  Pergamentstücke  (liturgischen  Inhalts)  ausgenommen,  die  Mundart 
sämmtlicher  koptischer  Fragmente  eiile  mittelägyptische  ist;  die  Thatsaclie  läfst 
sieh  genügend   aus  Bedingungen   des  gegenwärtigen   Antikenhandels  erklären. 

Das  Bruchstück,  womit  wir  uns  hier  zu  l)eschäftigen  haben,  hat  eine 
Gröfse  von  nur  6,50  X  •>.''i"  t-m.  Der  Papyrus  ist  von  dunkelbrauner  Farbe 
und.  feinem  Gewebe.  Es  bildete  den  oberen  Theil  eines  Blattes,  dessen  ur- 
.sprünglicher  Umfang  jetzt  nicht  mehr  zu  liestimmen  ist.  Reste  von  Seiten- 
zahlen scheinen  auf  ic  und  i^  zu  deuten.  Die  Schrift  ist  eine  selir  schöne 
und  regelmäfsige  und  gleicht  dem  Typus  des  Cod.  Alexandrinns.  Zu  liemerken 
ist  aber  die  Form  des  uj,  welche  gewissen  mittelägyptischen  Hss.  eigen  zu  sein 
scheint  (vergl.  Küai.l  in  Mitth.  Rainer  I,  111  und  meine  Copüc  Ji.v.v.,  1).  F.  G. 
Kenyon  theilt  mir  freundlichst  mit,  dafs  obenerwähnte  griechische  Stücke  der- 
selben Samndnng  fast  ausschliefslich  dem  4.  Jahrlunulert  zuzuschreiben  sind  — 
eins  ist  sogar   338   datirt. 

Im  F'olgenden  sind  unsichere  Buchstaben  durcli  uidergesetzte  Punkte,  feh- 
lende  durch  Sternchen   bezeichnet. 

ie  ^ 

M'/WlVl'  »Tivi^i  §ioc/f  /fne-rcü)!/ 

/ftJT*."\^vc   egTV.Hi   e-xtoq/f  /////h'  *.-tu>  ge^incir  egen/f 

/fAie^q   ii-xe  nequjH"\i   gÄ./f  #€A<AViv7r'   a^TO)   !iec*.|T/f 

MfKion  gj!.qKJi.Tq  ü's[€/f  /fncl-xc  nujoic  -xc»./! 

/# Ainecge.  eq'2£Ho[Tr/f  /f  eq-xi^x  ^/g 

llllln'.c-^  n<$\VTclllll 


J40  W.  E.  Crom:    Ein  verlorenes  Teinpuspräfix  im  Koptischen.        [XXXVI.  Band. 


Unten  aut"  hoiden  Seiten  sind  noch  Si)Ufen  anderer  Zeilen.  Ein  zweites 
tranz  kleines  Stückchen  trägt  folgende  Zeichen: 

/fü>nK/f  /fcKe.\/f 

/fenn/f  IIIIImmhIIIII 

iiiii^i>xiiiii  iiiii^isii^yiii    ■ 

lllllMsmolllll  lllll^viTvKlUII 

M-re'    awTT/f  /fiMTTC/f 

Auf  dem  Recto  könnte  man  Z.  1  gcoo.  Z.  8  &.ion,  auf  dem  Verso  Z.  1  neucto 
lesen;  auf  dem  kleineren  Fragment  ?V.n  statt  &.u.  Die  Stellung  der  Seitenzahlen 
ist  mir  unerklärlich,  anders  lassen  sie  sich  aber  kaum  lesen.  Und  wie  ist  der 
Text  zu  deuten?  Biblisch  scheint  er  nicht  zu  sein.  Man  könnte  vielleicht  darin 
einen  Rest  homiletischer  bez.  exegetischer  Litteratur  sehen.  Oder  l)ezieht  er 
sich  auf  Abba  Samuel  von  Kalamon?  Dafür  sprechen  vielleicht  die  Worte  ign»T. 
igioc:  doch  hat  er  mit  keinem  der  mir  bekannten  Texte  dieser  Heiligengeschichte 
nur  annähernd  Ähnlichkeit'). 

Die  Bedeutung  des  Textes  liegt  in  dem  vier-  (oder  fünf-)  mal  wiederkehren- 
den, sonst  nicht  zu  belegenden  Tempuspraefix  ^\i;  ^^^''■,  g^-T«,  welches  ganz 
wie  das  gewöhnliche  A.q*  (auch  einmal  hier!)  die  Erzählung  fortsetzt  und  genau 

dem   demotischen     V/^  p  entspricht,  das  sich  in  einer  Inschrift  aus  Pliilae  findet. 


GrEORG  Ebers, 

geb.  I.März  1837.   gest.  T.  August  1898. 

Uer  Freund,  der  von  uns  gescliieden  ist,  hat  unserer  Wissenschaft  den  grofsen 
medizinischen  Papyrus  in  einer  mustergültigen  Ausgabe  gegeben ,  er  hat  uns 
die  Inschrift  des  Amenemheb  geschenkt  imd  so  manche  gröfsere  und  kleinere 
Untersuchung,  die  der  Aegyptologie  imd  der  Geschichte  der  Medizin  zu  Gute 
gekommen  ist.  Die  wissenschaftliche  Arbeit  war  ihm  ein  Bedürfnifs,  und  mit 
einem  Heroismus,  dessen  nicht  Viele  fähig  sein  würden,  hat  er  sie  selbst  noch 
in  den  langen  Jahren  schweren  Leidens  fortgesetzt,  als  ihm  die  Benutzung 
jedes  gröfseren  Buches  Sclimerzen  bereitete. 


')  Ich  mache  hier  beiläufig  auf  das  Hniclistück  einer  nitrischen  Hs.  des  10.  Jahrhunderts 
aufmerksam,  welches  seit  20  Jahren  im  Brit.  Museum  liegt  und  uns  einige  Zeilen  der  höh.  Gestalt 
dieser  Encählung  bewahrt  hat.  Es  handelt  sicli  darin  um  den  Versuch  der  Barbaren,  Samuel  zum 
Sonnenanbeter  zu  machen.  Besonders  interessant  dabei  ist  die  Bezeichnung  de,s  Sonnengottes  als 
lupH  ^-^  nnLU«,K^.  wohl  die  der  Syrtis  Minor  naiie  wolmenden  Md^vst;  —  wenn  die  Entfernung 
nicht  zu  grofs  ist.  Pereira,  Vida  do  Ahha  Samuel  hl,  bietet  Mazikes  als  wahrsclieinlichste  Iden- 
tification. 


1898.]  Nachruf.  141 

Und  (Idcli  köiiiitc  .li'inaiul  nlle  seine  wissensdiaftliclien  Sclirif'ten  kennen 
und  würde  damit  doeli  niclil  einen  richtigen  Begnif  von  P^bers'  Bedeutung  lür 
die  Aegyptologie  gewonnen  IimIkmi.  Denn  was  er  neben  der  eigentlichen  ge- 
lehrten Arbeit  durch  sein  persönliches  AVirken  geleistet  hat.  das  hat  nicht  weniger 
die  Wissen-schaft  gefördert   als   diese. 

In  den  sechziger  Jahren  hatte  die  Aegyptolugif^  in  l)e\itsciiland.  trotz  der 
Arbeit  von  LErsius.  Brugsch  und  Dümichen .  doch  nui-  in  einem  engeren  Kreise 
Beachtung  gefunden.  Das  grolse  Publikum  kannte  \dni  alten  Ägypten  nur  die 
Mumien  und  die  Pyramid(>n.  die  wissenschaftliche  Welt  kümmerte  sich  um  unsere 
Disciplin  nicht  sehr  viel  mehr  als  etwa  heute  um  die  Sinologie,  der  Mitarbeiter 
waren  nur  wenige  und  an  Nachwuchs  fehlte  es  ganz.  Dals  hierin  Wandel  ge- 
schaffen ist,  das  ist  in  der  Hauptsache  Ebers'  Verdienst,  der  Andere  lieranzu- 
zichen  mid  zu  begeistern  vermochte,  da  er  sell)st  von  Begeisterung  erfüllt  war. 
Denn  er  sah  das  Alterthum  nicht  an  als  ein  Trümmcrfi-ld .  dessen  einzelne  Steine 
und  Mauern  wir  zu  messen  und  zu  beschreiben  lial>en.  sondern  ihn  liefs  die 
.schöne  dichterische  Phantasie,  die  ihm  gegeben  war,  statt  der  traurigen  Reste 
die  alte  Herrlichkeit  wieder  in  Glanz  und  Lelien  schauen.  Und  ebenso  erging 
es  ihm  mit  dem  modernen  Ägypten;  auch  da  sah  er  als  Künstler  das  zaul)ei'- 
hafte  Gesammtbild  inid  übersah  gern  all  die  Flecken,  die  einem  trockenen  Be- 
schauer zunächst  in   die  Augen   fallen. 

■  Eine  solche  Anschauungsweise  birgt  für  den  (ielehrten  auch  eine  (iefahr. 
und  es  stände  nicht  gut  um  die  Wissenschaft,  wenn  sie  die  herrschende  wäre. 
Aber  desto  reicher  ist  der  .Segen,  den  sie  in  einer  einzelnen  genialen  Persönlich- 
keit bringt,  denn  durch  sie  werden  der  Wissenschaft  die  Wege  geebnet  und 
frische  Kräfte  gewonnen. 

So  erweckte  denn  Ebers  durch  seine  geschiclitliclu-n  Kouiauc  und  durch 
sein  »Ägypten  in  Wort  und  Bild«  das  Interesse  der  breiten  Schichten  des  Volkes, 
durch  sein  »Ägypten  und  die  Bücher  Mosis«  und  zahlreiche  kleinere  Arbeiten 
lenkte  er  die  Aufmerksamkeit  der  wissenschaftlichen  Kreise  auf  unsere  Studien 
hin,  und  die  Studirenden  gewann  er  durch  die  Schönlieit  und  die  Wärme  seines 
Vortrages.  Denjenigen  aber,  die  der  Aegy])tologie  ernstlich  näher  traten,  war 
er  der  eifrigste  und  treueste  Lehrer  und  Berather,  voller  Liebe  und  voller  (ieduld. 

Auch  son.st  war  er  unermüdlich  bestrel)t.  fremde  Arbeit  zu  iordern:  gerade 
da  zeigte  sich  die  ganze  vSellistlosigkeit  und  Lielienswürdiykeit  seines  Wesens, 
es  war  ihm  die  lieste  Fi-cude,  wenn  er  Anderen  zu  heiren  vermocht  hatte.  Und 
ebenso  war  die  Art,  wie  er  an  der  Weiterentwickelung  miserer  Disciplin  theil- 
nahm,  von  jeder  Engherzigkeit  frei.  Freudig  begrüfste  er  jeden  Fortschritt, 
von  welcher  Seite  er  auch  kommen  mochte;  gewifs  war  es  ihm  nicht  inuner 
leicht,  sich  von  alten  lieben  Ansichten  zu  trennen,  aber  hatte  er  sich  einmal 
von  der  Richtigkeit  eines  neuen  Gedankens  überzeugt,  dann  lebte  er  sich  aucli 
wirklich  in  diesen  ein.  So  blieb  er  geistig  jung  und  stand  bis  zuletzt  inmitten 
der  wissenschaftlichen  Bewegung. 


142  Nachruf.  —  Miscellen.  [XXXVI.  Band. 


Wenn  oimnnl  die  Geschichte  der  Altertliiuusw  issensehal'ten  in  Deut.scldand 
geschrieben  wird,  so  wird  man  Gkorg  Ebeks  zusanimenstellen  mit  einem  anderen 
allverehrten  Manne,  der  unlängst  von  uns  geschieden  ist,  mit  Ernst  Curtius. 
Beide  hatten  die  gleiche  ideale  und  liebenswürdige  Gesinnung,  Beider  Natur 
war  von  Grund  aus  eine  dichterische  und  Beide  haben,. dank  dieser  Begabung, 
ihre  Wissenschaft  dem  Herzen  unseres  Volkes  nahe  gebracht,  ihr  Anhänger  ge- 
worben und  ihr  die  Wege  bereitet.  Und  das  wird  ihr  Andenken  für  immer 
in  Ehren  bewahren.  A.  E. 


Miscellen. 

Zium  ägyjitischen  Namen  des  Usaphais.  —  In  einer  brieflichen  Mittheilung 
macht  der  Unterzeichnete  darauf  aufmerksam,  dafs  in  einem  guten,  aus  der 
18.  Dynastie  stammenden  Todtenbuche  (Budge,  Book  of  the  dead  p.  285)  der 
Name  des  Usaphais  f^^c^^^£il  geschrieben  ist.  Es  ist  dies  ein  neuer  Beleg  für 
die  ÄZ.  181)7,  S.  3  ausgesprochene  Annahme  Sethe's.   dafs  die  Schreilmng  ( '   '   '| 

aus  einem  ursprünglichen  ^^^^  mifsverstanden  ist.  Der  Schreiber  der  18.  Dy- 
nastie hatte  eben  noch  nicht  ganz  das  Verständnifs  tür  die  Bedeutung  und 
Lesung  jenes  Königsnamens  verloren.  F.  Ll.  Griffith. 

Die  Königinmutter  N-m?'^t-Hp.  —  Auf  die  JEQUiER"sche  Zeichnung  in 
DE  Morgan"s  Recherches  sur  les  origines  de  l'Egypt  II,  Nr.  821,-  wclclie  einen 
Cylinderabdruck  auf  thönernen  Krugverschlüssen  aus  Abydos  darstellt,  hat 
bereits  M.\spero  in  der  Revue  critique  vom  15.  December  1897  hingewiesen, 
indem  er  die  Frage  aufwarf,  ob  die  dort  vorkommende  Frau  N-m!<^t-Hp  etwa 
identisch  wäre  mit  der  aus  dem  Grabe  des  Mtn  bekannten  Königinmutter 
gleichen  Namens.  Maspero  hätte  diese  Frage  sicher  sogleich  bejahend  lieant- 
wortet,  hätte  er  die  Originale  sehen  können.  Nach  den  sieben  im  Gisehmuseum 
befindlichen   Abdrücken  jenes  Cylinders  lautet  die  Inschrift')   nämlich: 


^^■"^  t=^    iK\  ********  ^;»-.       "*** 

0.  o 


Die  Stelle  aus   LI).  IL  i;   aber  lautet:   ^^^fnlk^S  ®  _^l9cl^ ^'^^I 

^^^  y         r?'      ^^^'   f'"'8"li<"hf'   N-m!''t-Hp    hat  also   beide    Male    den   gleich 


')    Nach  der  jEQuiER'sclien  Zcicliiiiiiii;  iiiitiT  Kinlr.-igiing  der  ( 'oriecturen  in  lialbcr  natürlichei' 
Ciiöfse  wiedo'gegeben. 

=)    nn.s  Zeiclien  \  wohl   nur  tilil,ili.-irt   für   i  . 
n  m 


1898.]  Miscellen.  143 

merkwürdiji'  gescliriebencn  Titel,  den  man  entwedei-  3Iid-)nst-stni  »die  Mutter. 
die  den  Köniij'  geboren  hat«,  oder  Jlwf-/ii.^w-sfn'i  «Mutter  der  Königskinder« 
zu  lesen  hahen  dürfte,  sie  wird  also  wold  an  ])eiden  Stellen  ein  und  dieselbe 
Person   sein. 

Dies  giebt  ein  neues  Datian  für  die  Abydeiüsciieu  Funde:  Der  Todten- 
tempel  der  X-ni^^t-Hp  muls  zu  Zeiten  des  3Itn ,  also  im  Antange  der  4.  Dy- 
nastie, nocl)  in  vollem  Betriebe  gewesen  sein,  da  Mtn  aus  ihm  täglieh  1(111  Hrodte 
erhält.  Sehr  grofs  kann  also  der  zeitliehe  Zwischenraum  zwischen  jenem  (irai)e 
in   Abydos   und   dem   Grabe   des   Mtn    in   Abusir   nicht  sein. 

Lidwk;  Boki  iiardt. 

Le   titre        |  ^^ 1.    —   I-a   vue   des   monuments  ])ort;uit  le   nom  et  les 

C=:3\  ^~7  A^VW\A     I 

titres    de   Li    reine    ^  n^  aww^  / 1   a  permis   de   rectifier  sur  un   point  le  texte  du 

cylindre  n"  821  tel  qu'il  est  public  dans  l'ouvrage  de  M.  de  MorcxAN.  Ainsi  que 
le  montre  la  copie  de  M.  le  Dr.  Borchardt  reproduite  dans  la  note  ci-dessus, 
le  jn-emier  signe  de  la   H""  colonne  est        |   et  non    0==. .     Cette   15"  colonne   nous 

fournit    le    plus    ancien   exemple   connu    du   titre        j  1  qui  sc  perpctuera 

a   travers   la   XU'  dynastie,  jusqu'ä  la  XVIir,   et  peut-etre   plus   tard. 

A  Deir  el  Bahari .  ce  titre  est  donne  deux  fois  k  jft  ,  la  mere  de  la  reine 
Hatsiiepsou   (Deir  el  B.    II). 

v'-^>^ m-%mz^^^'^z 

."■^" iz-^^^-izz%m---- 

Ce  titre,  je  le  traduirais  ainsi:  celle  gut  dlt  toutes  les  choses  qui  sont  faifrs 
pour  eile,  c'est-ä-dire  celle  qui  prescrit,  qui  ordonne  elle-m^me  tous  les  honneurs 
royaux  f>u  divins  qui  lui  seront  rendus.  Cette  traduction  «jui  demande  de  nou- 
velles  preuves  ä  l'appui  me  jiarait  ressortee  du  sens  habituel  de  Texpression  ^ 

Je  connais  im  autre  exenijile  de  ce  titre  qui  est  donne  ä  une  reine  de 
la  IV"  dynastie  (Rouge,  Inscr.  pl.  02)  M'J^^flfl  ^^^P' 1«  ^o™^' <"■'**  ici 
identique  ä   celle   du   texte   du   cylindre.  P^oouard  Naville. 

Über  denselben  Titel.  —  Der  oben  besprochene  Königiiuientitel  ist  mir 
in  der  jüngeren  Form,  wie  sie  in  Der  elbahri  vorliegt,  noch  aus  einem  Beis])iel 
bekannt,  in  der  .Schreibung  ^|  c^  ^^~~^ '^"  f]  i"  (1pi'  Titulatur  der  Königin 
3It-//i-irh\  der  31utter  Amenophis'  III.,  vSharpe,  Eg.  Inscr.  I,  ?>~ .  Als  il)ersetzun,ür 
möchte  ich  für  den  Titel  vorschlagen:  "die.  welclie  alle  Dinge  sagt  (.sagen  kann) 
und  man  tliut  sie  ihr«,  d.  li.  «wenn  sie  irgend  etwas  .sagt,  so  wird  es  ihr 
gethan«').  Diese  Deutung  scheint  auch  durch  die  Form  bestätigt  zu  werden, 
die    der  Titel,   wie  Steindorvf   bemerkt    hat.    einmal    unter  Amenophis  IV.   hat: 


')    <2^  in  dei'  älteren  Form  des  Titels  ist  ilns  sofieiiaiinte  »endungslose"  Passiv,  ^Xh.    in   der 
jüngeren  Form  das  Passiv  des  Tempus  sdm-f. 

Zcitschr.  f.  Ägj-pt.  Spr.,  XXXVI.  Ban.l.     1898. 


20 


144  Miscellen.  [XXXVl.  Band. 

LI).  111.  !ll//.  ^®^'  '  '■'^^^^^%^n  ^  »wenn  .sie  alle  Dinge  sagt,  so  werden 
sie  [ihr]  getlian«  (der  Schlufs  tr-tw-sw  ist  wold  aus  ir-tic-to-n-s  verderbt).  Zu 
dem   Gegensatz  von  dd   »sagen«    und  irj  »thun«    ist  zu   vergleichen,   was  User- 

tesen  III.   auf  dem  Siegcsdenkmal  von  Semneh  (LI).  11,  \'M\h)  von  sich  sagt:     Q 

^^ — * 

1    ^    ffl  ^^    V  V    "''^^'   ^''"   ''^"    ^^önig,   der  sagt  und  thut«  (d.h.  »wenn  er 

etwas   sagt,    es    aucli   thut")   und    »was  mein   Herz  denkt,   das  geschieht  (auch) 

durcli  meinen  Ann-'.  Sethe. 

Die  »Totenmaske  Amenophis"  IV.«')  [Giseh  Nr.  753  aus  Teil  el  Aniarna, 
Saal  (i 3,  Schrank  B]  läfst  sich,  wenn  man  zwei  analoge  Stücke ,  die  sich  auch 
im  Gisehmuseum  [Nr.  746  und  752,  Herkunft  u.  s.  w.  wie  vor]  befinden,  damit 
vergleicht,  doch  etwas  anders  auffassen,  als  es  bisher  gescliehen  ist.  Das  eine 
dieser  Stücke  [Nr. 746]  ist  ein  in  dem  Gröfsenverhältnisse  der  »Totenmaske«  ge- 
haltenes Gesicht  Amenophis"  IV.  aus  krystallinischem  Kalkstein.  Der  König  war 
mit  dem  sogenannten  Kriegshelm  bekleidet,  von  dem  der  untere  Theil  über 
der  Stirn  sichtltar  wird.  Merkwürdigerweise  ist  aber  dieser  Helm  kurz  über 
seinem  untei-en  Rande  glatt  horizontal  abgeschnitten,  und  auch  hinten  zeigt  das 
Gesicht  eine  glatte  Fläche,  aus  der  nur  ungefähr  in  Ohrhöhe  eine  schwalben- 
schwanzförmige,  horizontal  verlaufende  Feder  nach  hinten  lierausragt.  Beim 
ersten  Anblick  denkt  man,  es  wäre  das  Gesicht  einer  aus  verschiedenen  Stein- 
sorten vielfarbig  hergestellten  Statue.  Dagegen  spricht  aber,  dafs  ein  Theil  des 
Kriegshelms  und  nur  Theile  der  Ohren  an  unserem  Stück  mit  ausg:earbeitet  sind. 
Es  ist  also  nur  die  von  Daressy  richtig  gefundene  Deutung  möglich,  dafs  man 
dieses  Gesicht  in  den  Kopf  einer  vorhandenen  Kalksteinstatue  an  Stelle  eines 
anderen,   zerstörten  Gesichtes  einschob. 

Vielleicht  hatte  man  eine  zerstörte  Statue  wiederhergestellt")  oder  es  ist 
möglich,  dafs  es  sich  um  die  Änderung  einer  Statue  Amenophis'  IV.  handelte, 
die  noch  nach  den  alten  Normen  der  ägyptischen  Sculptur^)  ausgeführt  war 
und  nun  umgearbeitet  werden  sollte  nach  den  freieren  Kunstformen ,  die  gleich- 
zeitig mit  Einführung  des  neuen  Sonnencultus  modern   wurden. 

Solcher  umgearbeiteter  Statuen  mufs  es  mehr^)  gegeben  haben,  denn  die 
beiden  anderen  oben  angefülirten  Stücke  gehören  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
auch  zu  solchen.  Das  Granitfragment  [Nr. 752]  ist  zwar  zu  gering,  um  eine 
sichere  Bestimmung  zuzulassen,  desto  klarer  ist  dies  aber  bei  dem  Gesicht  aus 
Mörtelgufs  [Nr. 753],  der   »Totenmaske«.     Es  stellt  den  König  mit  einer  glatten 


')    Petrie,  Teil  el  .Vinarna  §90,  8.40. 

')  .'Ms  Analügon  könnten  die  wiederlierge-stelltcii  (Jicnzstelen  ansicrülnt  \vci<lcn  (Ret'.  1893, 
XV  S.  .57  Z.  2.5  — 26). 

»)  Vergl.  Berl.  Mus.  Nr.  2072  | Ausf.  Verz.  S.  101  ]  Relief  Aincndpliis'  IV.  ik.cIi  im  herluHiini- 
lichen  Stil. 

*)    Vergl.  LD.  III.  94.   101    und   102. 


1898.]  Miscelleu.  145 

Stinibiiul(>  vor.  unter  welcher  an  dei*  Scliläfe,  nur  in  Umril'slinien  antirgeben, 
(las  Haar  hervorsieht.  Es  kann  dies  (Jesielit  nur  zu  einem  Kopfe  mit  Königs- 
liaube  gehört  haben'),  und  daher  hat  man  hier  davon  absehen  müssen,  es  mittels 
einer  Feder  in  den  Kopf  einzuschieben.  Die  seitlichen  Lappen  der  König.shauhe 
hätten  dies  nicht  zugelassen.  Man  nnifste  also  dieses  Gesicht  glatt  ansetzen,  und 
die  Ansatztlächen  sind  auch  heute  noch  nachzuweisen.  Die  hintere  verläuft  ver- 
tical.  die  obere,  von  der  noch  ein  Kantenstückchen  erhalten  ist,  geht  horizontal, 
und  die  untere  folgt  in  einer  Bogenlinie  dem  oberen  Rande  des  Halsbandes  oder 
Halsausschnitts.  Die  Totenmaske  ist  also  nichts  weiter  als  ein  Gesicht,  das  man 
einer  vorhandenen  Statue  einfügte.  Ein  Abgufs  ist  es  allerdings,  aber  nicht  über 
der  Leiche,  sondern  über  einem  aus  hartem  Stein  gefertigten  Porträt  des  Königs, 
das  man  so  auf  einfache  Weise  vervielfältigte.  Die  beiden  anderen  P'xemplare  des 
Gesichts  Amenophis"  IV.  [Nr.  74()  und  752]  gleichen  nämlich  dem  gegossenen 
vollständig:  sie  haben  dieselben  undetaillirten  Augen,  dieselben  Falten  vom 
Nasen-  zum  Mundwinkel,  dieselben  hervorstehenden  Backenknochen,  denselben 
spitzen  Mund  und  dasselbe  hängende  Kinn.  Nur  die  »beim  Abgiefsen  ange- 
drückten« Ohren  scheinen  sie  nicht  zu  haben.  Aber  die  hat  der  Abgufs  auch 
nicht,  sie  sind  nur  so  beschädigt,  dass  sie  bei  ungenauer  Beobachtung  die  Vor- 
stellung erwecken   können,   sie  wären  angedrückt.  Ludwig  Borchardt. 

Die  Lesung  des  Titels  ^^  ,  Q.  —  Für  die  Lesung  der  in  letzter  Zeit 
mehrfach  l)ehandelten  identischen  Zeichen  ,^  und  Q  hat  Crum*)  kürzlich  auf 
eine  unbeachtet  gebliebene  Möglichkeit  hingewiesen.  Indem  er  davon  au.sging, 
dafs  der  Titel  auf  Grund  einiger  Varianten  die  Adjectivbildung  eines  weiblichen 
Wortes  auf  irt  sein  müsse,  glaidite  er  in  dem  Wort  sdhct  die  gesuchte  Gröfse 
gefunden   zu   haben. 

Das  ist  nun  —  abgesehen  von  einer  inu'  unwesentlichen  Moditicirung  — 
in  der  That  richtig.  Der  in  Frage  stehende  Titel  ist  uns  nämlich  bereits  längst 
in  phonetischer  Schreibung  bekannt  und  wird  uns  jetzt  erst  nach  Crum"s  Funde 
verständlich.  In  den  von  Lepsius  (Denkm.  II,  117)  und  Stern  (ÄZ.  1S75,  Taf  I) 
veröffentlichten  Felseninschriften  von  El  Kab  befindet  sich  sehr  häufig  eine  bis- 
lang nicht  gedeutete  Gruppe  |  0  o ,  deren  volle  Schreibung  eine  von  Quibell 
im  letzten  Winter  ebendort  gefimdene  Opfertafel  giebt. 
In  rgestellte   Pause   nicht  überflüssig  sein. 

Die  Opfertafel  gehört  dem  P  f  ^i  i  P  1  ]  1  ^1  1  ^  P  T  '^1  «^  ^^ 
Namens  ao^H"]^  Ä"/  an.  Dieser  Mann  ist  vermuthlich  mit  dem  Träger 
gleichen   Namens  identisch,    dessen    Inschrift  Stern   (Taf  1  r.)   in   Kl   Kab   aufgc- 


')    Unter  dem  Kriegshelm   und  den   Ivronen  sii-lit  da.s  Haar  nie  hervor. 

^)    ÄZ.  1894,  S.  65.  —  Für  die  Deutung  der  Hieroglyplie  siehe  Borchardt.  AZ.  1897  .S.10(;. 

')    Ich  habe  die  .sämmthchen  Titel  vereinigt. 

20* 


146  Miscellen.  [XXXVI.  Band. 

nüuuuen  hat"),  wo.selbst  der  ^^^ffi^"^^^  erzählt  ^"jf^P'^s"^ 
yw^^X^)  ^  ,  also  die  we.sentliehen  Titel  des  Besitzers  der  Opfertafel  angiebt. 
Für  uns  ist  aber  vor  Allem  wielitig,  dafs  wir  in  d^'^'^ti'-)  die  volle  Schreibung 
des  Titels  IHci  erhalten,  welche  gleichzeitig  den  von  der  Gruppe  aU,  ö  ge- 
stellten Bedingungen  entspricht.  Denn  d^kctl  ist  eine  Adjectivbildung  von  diiwt, 
und  es  fragt  sich  nur  noch,  wie  sich  dieses  Wort  zu  dem  von  Crum  ermittelten 
Mhct  verhält.  Dafs  beide  Worte  identisch  sind,  liegt  auf  der  Hand  und  geht 
ja  auch  daraus  hervor,  dafs  das  von  Crum  sähet  gelesene  Wort  für  «Schatz« 
sich  einmal  iyi^  (LD.  II,  56«)  geschrieben  findet^).  W^elche  Lesung  aber  die 
richtige  ist,  Miwt  oder  dSswt,  ist  ohne  das  Koptische,  welclies  uns  hier  im 
Stich  läfst,  nicht  zu  entscheiden.  Haben  wir  aber  überhaupt  in  solchen  Fällen 
immer  ein  Recht,  die  eine  B'orm  unter  Annahme  einer  orthographischen  Um- 
stellung*) auszuschliefsen ?  Wenn  wir  uns  vergegenwärtigen,  dafs  im  Koptischen") 
zwei  Formen  eines  Wortes  mit  veränderter  Consonantenstellung  gelegentlich  neben 
einander  erscheinen,  so  werden  wir  auch  der  älteren  Sprache  die  Möglichkeit  i\i- 
l)illigen  müssen,  dals  für  iU.  ^  die  Lesungen  dlkd  und  idivd  (bez.  diküti-.idhcti) 
neben   einander  bestanden  haben''). 

Zum  Schlufs  möchte  ich  noch  erwähnen,  dafs  sich  der  phonetisch  ausge- 
schriebene Titel  auch  auf  einem  Siegelcylinder  der  »Frühzeit«  (Dynastie  1  —  3) 
findet.  Dort  ist  der  Titel  yc^i  ^  ^  Miwtl  iht  nb(t)  »Schatzmeister  aller  Dinge« 
zu  lesen.  Unter  den  iht  mögen  hier  wie  so  häufig  »Opfergaben«  im  weitesten 
Sinne   zu  verstehen   sein.  W.  Spiegelberg. 

n     Q  Westcar  IX.  2  im  Koi)tischen.  —  Im  Laufe  meiner  Arbeit  am 

1  Ci         I      I      I 

Katalog  der  im  Britischen  Museum  aufbewalirten  koptischen  IIss.  wurde  ich 
vor  Kurzem  auf  ein  meines  Wissens  sonst  noch  nicht  belegtes  W^ort  aufmerksam. 


')  Es  ist  also  wolil  statt  des  .Scliilfblatts,  wfU'hes  ja  sonst  iil)rnill  die  arcliaische  Form  hat. 
I  zu  lesen.  Dieses  Determinativ  erkliirt  sich  aus  der  Bedeutung  des  Wortes  »Fremder,  Barbar« 
(s.  Müller,  .\sien  S.19S  A.l). 

^)    Das  Silbenzeielien   a    wird    im  a.  K.  häutig  ohne  folgendes   ^^^    geschrieben   (cf.  Wiii's  -17.") 

i,  •xoi:  ib.lSö    ft  u.  s.  \v.). 

^)  Alle  Beispiele  mit  der  leicht  erUHirlichen  Ausnahme  eines  Citates  des  n.  R.  (Bonomi.  Sar- 
copli.  A'IIl)  zeigen   ein     I. 

♦)    Cf.  Müller,  ÄZ.1893  S.  27  fl". 

')  Stern,  Kopt.  Gi'amm.  §61;  Steindokif.  Kopt.  Uramni.  §31.  Dieses  Sehwanken  findet 
auch  in  demselben  Dialekt  statt:  wnt  tmd  ü)m.  Auf  dieser  Erscheinung  beruht  es  auch,  dafs  die 
Griechen  den  Namen  tmn-htp  in  zwei  Transsci'iptiouen ,  Atxsvjjcpti  und  AiJi.si'u:Br]e ,  übei'liefert  haben. 
Bei  der  ersteren  Form  hat  dann  auch  der  häulige  Xame  i'nui->ii  i'pt  mitgewirkt  (s.  auch  Maspero, 
ÄZ.1882  S.128). 

°)  Ob  und  in  wie  weit  hier  dialektale  Verschiedenheiten  in  Frage  komniin  niiigcn.  will  ich 
hier  nicht  entscheiden.  Nur  so  viel  will  ich  bemerken,  dafs  sich  in  Fl  Ivab  iltxirli  durehgehends 
findet,   während   in   Mempliis  sdiicti  überwiegt  (Ausnahme   nui'  LD.  11.  'An). 


1898.1  MisceUen.  147 

Am  Anfang  eines  dem  Cod.  sahid.  Zokcja  no.  CCXCI  angehörenden  Blatts  —  wie 
sich  u.  A.  aus  den  ebenfalls  hier  wiederkehnMiden  Ubersehriften  ergiobt  — 
liest  man  Folgendes:  .uuTpJpo  H-unH-^'e  oy^c  oit  .wuenio  o^^e  AVU-uo-y^x^Xoc 
(uc-/y~c~)  ....  Mit  der  Frage,  ob  es  auf  eine  befriedigende  hieroglyphische  Vorlage 
für  eni<)   (was  bei   Brugsch.   Wb.    nicht  vorhanden   zu   .sein   schien)  gäbe,   tlieilte 

ich    Prof.   Erman    obige    Zeilen    mit.      Ihm    kam    das    räthselhafte   (1      Q  des 

.  1  ci      I    I    I 

Westcar  sofort  ins  Gedächtnils.  und  er  meinte,  dafs  diese  (Ueichsetzung  jenen 
dnnkelen  Text  einen  guten  Schritt  tier  Auflösung  näher  bringen  könnte.  Das 
"Wort  möchte  Erman  mit  «Schlüssel«  übersetzen.  Leider  hatte  ich  es  aber  ver- 
säumt, ihm  auch  die  weitere  Fortsetzung  des  Textes  zu  geben:  epfiipo  ne^p 
.wuAi.uo'^'5(;^\oc  c^'ujoon  o\cs.unK6.o  oscitnc'Y'xio'Ye  ncAwue'ycpH'^*  ....  o-^'  i'ö^pTC 
Tf|>([^piÄ.  iyjeiu)  CTA-OfiyoiyT  OAin.UÄ.  CT.w.vte^.'Y :  des  Weiteren  ist  von  den  Schlüsseln 
die  Rede  (ujoigT).  welche  Petrus  vom  Herrn  erhielt.  Hier  steht  also  für  »Schlüssel« 
das  gewöhnliche  Wort,  enco  kann  also  nicht  »Schlüssel«  bedeuten.  Wenn  nun 
meine  obige  Ergänzung  »Himmelreich«  anzunehmen  und  nirlit  vielleicht  einfach 
»Hiinmelsthür«  zu  lesen  ist,  so  mufs  man  vielleicht  eine  lieabsichtigte  Gleichung 
zwisclien  enco  und  po  erkennen  und  für  enco  würde  eine  älmliche  Bedeutung  wie 
für  po   anzunehmen   sein. 

Schliefslich  bemerke  ich.  dafs  die  koptische  Bibel,  soweit  mir  gedruckt 
oder  handschriftlich  zugänglich,  unser  neues  Wort  in  Zusammenhang  mit  iJ.a%Kc<; 
an   keiner  Stelle  zu   gebrauchen   sclieint.  W.  E.  (,'rum. 

Eine  altägyptische  Schreibersitte.  —  Auf  dem  Wassernapf  für  einen 
Schreiber')  steht  folgende  Aufschrift:  Thoth.  Herr  d^?-  Göttericortr'-).  Jeder  Schreiber, 
der  mit  diesem  Wassernapf  schreibt,  der  soll  das  Trattkopfer  aus  ihm  ausyiefsen  Mj  b  m 
und  dabei  sprechen:  Der  König  giebt  ein  Opfer:  Tausend  Brote  und  Kriige  Bier  für 
den  /.•/  des  Fürsten  ....  Pa-ser.  Es  ist  nicht  recht  wahrscheinlich,  dafs  Pa-ser, 
der  Stifter  des  Napfes,  mit  diesem  Trankopfer  aus  dem  Schreibnapf  etwas  Neues, 
sonst  nicht  Übliches  hat  fordern  wollen.  Vielmehr  wird  er  die  künftigen  Be- 
nutzer nur  haben  ermahnen  wollen,  eine  kleine  Fürbitte  für  ihn  selbst  anzu- 
hängen, wenn  sie  nach  einer  alten  Ironimen  Schreibersitte,  an  die  er  sie  er- 
innert, vor  Beginn  ihrer  Arbeit  aus  ihrem  Wasserna])f  ein  kleines  Trankopfer 
lür  den  Gott  der  Wei.sheit  au.sgiefsen.  Dafs  diese  Erklärung  riciitig  ist  und 
wirklich  allgemehi  die.se  hübsche  Sitte  bestand'),  beweist  die  Aufschrift  auf  den 
Büchern,    die    der  Halbgott    Indiotep    in    den    Figuren    der    Spätzeit^)    zu    halten 


')    Im   Loiivre,  vergl.   Pieurkt.   Kcc.  d'in.scr.  I    p.  99. 

-)    Der  Zusammenhang  dieser  Worte  mit  dem  Rest  der  Inschrift  ist  iniklar. 

')  Sie  erinnert  an  die  griechische  Sitte  des  (t-sV&ii'.  d.  h.  bevor  man  trinkt,  aus  der  Schale 
etwas  für  die  Götter  auf  die  Erde  zu  giefsen. 

*)  Häufig,  z.B.  Berlin  S.tIT.  Doch  meist  mit  kleinen  Fehlern;  richtig  z.B.  auf  einer  grofseu 
Imhotep- Figur  des  Louvic  (Abklatsch  der  LEPSius'schen  Sammlung). 


148  Erschienene  Schritten.  [XXXV].  Band. 


ntl<\i;t :  Jh'f  Wa.tse?-  aus  dem  Wassernopfe  jedes  Sc/uribrrs  fi'ir  dehicn  k>.  o  Lii/totep. 
Die  Foniit'l  n  />>-k,  die  sich  aus  "dieser  Inschrift  zu  ergehen  scheint,  ist  genau 
dieselbe,    mit  der  ein  Diener  dem   Herrn   beim  Mahle  die  Speisen   darreichte'). 

IIkinrich  Schäfer. 


Erschienene   Schrift  en"). 

E.  Anielineaii,  Le.s  nouvelles  fouillos  d'Abydos  (189(;— 1897).    4.    Paris  1899.     Mit  Plänen.  Ab- 

bildnngen  und  42  Taff. 

B.  Apostolides,  Essai  sur  rHellcnisme  Egyptien  et  ses  rapports  avec  rHellenisme  clas.sique  et 
rilelleni.sme  moderne.  Tome  I.  L'Hellenisme  sous  l'Ancien  et  le  Moyen  Empire.  2.  fasc.  8. 
Paris  1899.    SS.  63— 154. 

Umberto  Benigni,  Paradignii  Copti.  intrüduzione  alla  grammatica  Copta  (aus  der  ital.  Zeit- 
schrift »Bessarioiic.  piibblicazione  pei'iodica  di  stiiili  (irirntali».  111.  .Tahru'.  Xr.  25  —  2(1.  .Tnli  liis 
August  1898). 

Benson  and  Gourlay,  The  Temple  oi"  ^Mut  in  Asher.  An  accüunt  of  tlie  excavation  of  tlie 
temple  and  of  the  religious  representations  and  objeets  found  therein,  as  illustrating  the 
history  of  Egvpt  and  the  main  religious  ideas  of  the  Egyptians.  The  iuscriptiüns  and  trans- 
lations  by  Percy  E.  Newberry.  With  plans  and  illustrations.  8.  London  (John  Murray) 
1899.  — "XVI  und  399  SS. 

F.  V.  Bissing,  Les  origines  de  l'Egypte  (L'Anthrüpologie,  IX.   1898). 

—  — ,  Stierfang  auf  einem   ägyptischen   Holzgefäl's   der  18.  Dynastie   (Mittheiluugen   des  Kaiser!. 

Deutschen  archaeol.  Instituts.  Athen  1898.    XXIII.  SS.  242^ — 266;  dazu    2  Taff.  und   mehrere 
Abbildungen  im  Text). 

G.  Botti,  Plan  de  la  ville  d'Alexandrie  k  repoque  ptolema'i'qne.     ;\Ionunients  et  localites  de  l'an- 

cieime  .\lexandrie   d'apres    les    eci'ivains    et   les   fouille^s    (Veröffentlichung  der  Societe  archeo- 
logique  d'Alexandrie).    8.    Alexandrien  1898.    138  SS.   und   1  Plan. 

—  — ,  Bulletin  de  la  Societe  archeologique  d".'^lexandrie.    Nr.  1.    8.    Alexandrien  1898.    68  SS.  und 

2  Taff.  —  Enthält:    1.  Fouilles  dans  le  Cerami«iue  dWlexandrie  en    1897:    2.  Deuxieme  trou- 

vaille  de  Samanoud;    3.  Inscriptions  grecques  decouvertes  en   Egypte  en  1897 — 1898;    4.  Ad- 

ditions  au   "Plan  d'Alexandrie,  etc.«   par  G.  Botti. 
British  Museum.     A  Guide  to  the  flrst  and  second  Egyptian  Rooms.    IMummies,  ^Nlummy-Cases, 

and   other  Objeets   connected  with   the   Funeral   Rites  of  the  .\ncient  Egyptians.     Printed  by 

Order  of  the  trustees.  1898.    X  und  92  SS.    25  Taff. 
E.  A.Wallis  Budge,   The    earliest   known    Coptic    Psalter.     The    text.    in    tlie    dialect   of  upper 

Egypt,  edited  from  the  unique  papyrus  codex  Oriental  5000  in  the  Britisli  Museum.    8.    Lon- 
don 1898.     XIV  und  154  SS.    2  Taff. 
Jean  Ca|)art,  Notes   sur   les  Origines  de  l'Egjpte  d"apres  les  fouilles  recentes  (Revue  de  l'Uni- 

versite  de  Bruxelles.  T.  IV.  1898—1899.    Novembre).    Bruxelles  1898.    39  SS.  und  4  Taff. 
Emile  Chassiiiat,  Une  Statuette   de  bronze   de  la  reine  Karomama  (XXII'' dynastie).  INIusee  du 

Louvre   (Monuments   et  Memoires  publiees  par  IWcadeinie  des  Inscriptions  et  Beiles -Lettres. 

t.  IV  fa-sc.l).    4.    Paris  1897.    13  SS.  mit   1  Taf.   imd  2  Abb.   im  Text. 


')    Z.B.   LD.  III,  42;  LD.  II,  90  zu  einem  N'erstorbenen   bei   Darbringung  des  Totenopfers. 

'■')  Ein  für  allemal  sei  bemerkt,  dafs  die  Bibliograiihie  der  ÄZ.  auf  Vollständigkeit  keinen 
.Ajispnich  erhebt,  sondern  nur  diejenigen  Schriften  verzeichnet,  die  der  Redaction  bekannt  geworden 
sind.  Nicht  aufgenommen  werden  die  in  den  Fachzeit,schriften :  Proceedings,  Recueil .  Revue 
egj'ptologique,  .Sphinx,  veröffentlichten   .\ufsätze.     Die  Redaction. 


lh9S.]  Ei-sc-hienene  8cliriften.  149 

George  St.  Clair,  Creation  Records  discovered  in   K^ypt  (Stiidies  in  tlie  Book  of  tlie  Dead).  8. 

London  1898.     XII  und  492  SS. 
.lenn   CKulat.  Le  tombeau  de  la  daine  Ainten  (Revue  arclieologique  1898,  11  p.l.jfi'.). 
W.   E.   Cruni.   .\rtikel    "Esypt"    in   llastings,  Dietionary  of  tlie  Bible,  \'ol.  1  p.  (5.52  —  667. 
G.   Daressy,    Notice   explicative    des  luines  de  Medinct  Ilaboii.    8.    Le  Caire  1897.    210  .S.'^.  und 

mehrere  Pläne. 

—  — ,  Le  Mastaba  de  ]Mera  (Mi'-moires  de  Tlnstitul  eijypticn .   t.  111   p.  .521  —  .■)74.  mit  einem  Plan). 

Le  Caire  1898. 

—  — .  l'n  plan  eg\'ptien  dune  tonibe  royale  (Revue  arcbeologique  1898,  I  p.  2;5.">  —  2411). 

—  — ,  Yanoem  et  Israel  (Revue  ai'cheologique  1898,  II  p.  263  —  266). 

A.  Furtwängler,  Römische  Bronzen  aus  Deutschland  (Jahrb.  d.  Vereins  von  Alterthumsfreunden 
im  Rheinlaude,  103  S.l — 11.  mit  1  Taf.).  — Veröffentlicht  eine  im  Museum  zu  Regensburg 
befindliche  Bronzestatuette  des  Hermes -Thoth  aus  der  Kaiserzeit. 

r.  LI.  Griffith.  A  collectiou  of  Hieioglyphs.  A  contribution  to  the  history  of  egyptian  writing 
(Archajological  survey  of  Egypt.  Sixth  Memoir).  4.  London  1898.  74  .SS.  und  9  Farben- 
tafehi  nach  Facsimiles  von  Rosalind  F.  E.  Paget.    Aiinir   l'irie    und    Howard  Carter. 

—  — ,  .\rchceoIogicaI    report  1897 — 1898,    comprising    the  woi'k    of  the  Egypt  Exploration  Fund 

and  the  pi-ogress  of  egj'ptology  during  the  year  1897 — 1898.  4.  London.  70  SS.,  I  Taf.  und 
mehrere  Karten. 

Fi-iedrich  Hultsch,  Die  Gewichte  des  Alterthunis,  nacli  ilu'em  Zusannnenliange  dargestellt 
(X^'I1I.  Band  der  Abhandlungen  der  philologisch -liistorisclien  ('lasse  der  Königl.  Sächsisciien 
Gesellschaft  der  Wissenschaften,  Nr.  II).     8.    Leipzig  1898.    20.j  SS. 

.1.  Krall,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Blem^'er  und  Nubier  (Denkschriften  der  Kaiserl.  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Wien,  philosophisch -historische  Klasse,  Band  XLVI,  Nr.  IV).  4.  Wien 
1898.    26  SS.  und  3  Lichtdrucktafeln. 

C.  F.  Lehmann.  Zwei  Hauptj)robleme  der  altoricntalischen  Clu-onologie  und  ihre  Li'isung.  8. 
Leipzig  1898.  X  und  224  SS.,  je  1  Taf.  in  .\utotypie  und  in  Autographie,  sowie  "j  Tabellen. 
—  Behandelt  mit  grofser  Besonnenheit  auch  Fragen  der  ägyptischen  Chronologie,  l)esonders 
Thutmosis' III.  Regierungszeit,  die  1.51.Ö  — 1461  v.  Chr.  angesetzt  wird,  und  dir  ägyptisch- 
babylonischen Synchronismen  für  die   18.  Dynastie. 

Orazio  Marucchi,  La  biografia  di  un  personaggio  politico  dell"  antico  Egitto  scritta  sopra  la 
sua  statua  nel  Museo  Egizio  Vaticano  (Zeitschrift  .Bessarionc".  III.  Jahrg.  Nr.  2.')  —  26,  Juli 
bis  August  1898).  —  Neue  ^■el•öffentlichung  der  bekannten  naophoren  .Statue  mit  2  Taff.  in 
Autotypie. 

G.  Maspero.  Etudes  de  mythologie  et  d"ai'clu-ol<)gie  cgyptiennes.  t.  III  (Bibliotlu-ciue  Egyi)to- 
logique  Vll).    8.    Paris  1898.    436  SS. 

,    .\usführliche    Anzeige    von    F.  LI.  Griffith,    The    Petrie   Pajjyri,    hieratic    Papyri    froni 

Kahun  and  Gurob  (London  1898)  und  desselben  Wills  in  Ancient  Egj^pt  (Law  Quartcrly 
Review,  London  1898),  veröffentlicht  im  Journal  des  Savants,  Avril  1897,  Fevrier  et  Mars  1898. 

,    Manuscrits    coptes    du    Deir    Amba   Shenoudali    (ausfüiu-liche   Anzeige   von    Steindorff's 

Apokalypse  des  Elias).     Journal  des  Savants,  Jan  vier  1899. 

,  Les  nouvelles  fouilles  d'Abydos  (1897—1898).  —  Extrait  de  la  Revue  criti(|ue  d'histoire  et 

de  litterature,  26  dec.  189.S. 

Edouard  Naville,  The  tenii)le  of  Deir  el  Baliari .  Pari  111  (End  of  northern  haifand  southeni 
half  of  the  middle  platform).  Fol.  London.  21  SS.  und  pl.  L\I— l.XXXVI  (Veröffentliehunn 
des  Egypt  Exploration  Fund). 

,  Une  boite  de  .stj'le  mycenien  trouvee  en  Egypte   (Revue  arcbeologique  1898,    II    p.  1  — 11). 

Richard  Pietschmann.  Apophthegmata  patrum  boheirisch  (aus  den  Nachrichten  der  K.  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften  zu  Göttingen.    Philologi.sch-histor.  Klasse  1899.    Heft  1,  S.  36 — 48). 

AV.  Plevte  et  P.  A.  A.  Boeser.  Manuscrits  Coptes  du  Musce  d'antiquites  des  Pays-Bas  ä  Leide, 
pid)liees  d'apres  les  ordres  du  gouvernement.  4.  Leide  1897.  VI  und  490  SS.  und  2  Licht- 
drucktafeln. 


150  Ersclüenene  Schriften.  [XXX VI.  Band.   1898.] 

,1.  K.  Quibell.    Kl   Kab.    in    association    \\  ith    tlie    woik    ul"  Soniers  Claike  and  .1.  .1.    Tyldi- 
^El!;v|ltian  Research  Account  18117).    4.    Lonilon  USUS.    IV  und  23  .SS.  und  XW'Il  TalV. 

—  — .  Tlie  Ramesseum,  with    translations   and   comments    by  W.  Spiegelberg,  and  The  tonib 

of  Ptah-llotep  copied  by  R.  F.  K.  Paget  and  A.  A.  Pirie.  with  comments  by  F.  LI.  Griffith 

(Egvptian  Research   .Vccount  IStUi).     4.     London  ISDS.    IV  und  o(i  .S.S.  mit   I    l'rontispicce  und 

41  iaff. 
Rliind  Mat liematical  Papyrus.     Facsimile    of  the  Rhind  Math.  Pap.    in    tlie  British   Museum. 

•21  pl.  with  a  preface  by  E.A.Wallis  Budge.    Gr.  Fol.    London  1S9S. 
Korl)es  Robinson.    .Vrtikel    über    "Egyptian  Versions  of  the  Bilile«    in    Ilastiiigs.    Dietionary    of 

llie  Bible. 
r.  Schmidt.  Der  Osterfestbrief  des  Athanasius  vom  Jahre  367  (aus  den  Nachrichten  der  Königl. 

Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen.     Philologi.sch  -  historische  Classe.     1898.    Heft  2 

SS.  167—203). 

—  — ,   Anzeige  von   »E.  .Vnielineau .    Flir-ie   üci/n«,    ouvrage   gnostique   de  Valentin,    tradiüt    ilii 

Copte  en  Francjais  avec  une  introduetiou".  Paris  18!).")  (aus  den  Göttingischen  Gelehrten  An- 
zeigen 1898,  Nr.  6  SS.  436  — 444). 
Wilhelm  Spiegelberg,  Zwei  Beiträge  zur  Geschichte  und  Topographie  der  thebanischen  Ne- 
cropolis  im  n.  R.  I.  Der  Grabtemjael  Amenophis' 1.  zu  Drah  Abu'l-Negga.  II.  Plan  einer 
Gesammtai-beit  über  die  Verwaltimg  der  thebanischen  Necropolis  im  n.  R.  (Vortrag).  4.  .Strass- 
burg  1898.    III   und  16  autograph.  SS.  und  VI  Taft". 

—  — .    Hieratic    Ostraca    and   Papyri   fouiid    by    .1.  !•].  Quibel  1    in    the    Ramesseum.    is;».")  — 1896 

(Egyptian  Re.search  Account.  Extra  X'olunie.    1898).    4.     London.    3  SS.  und  LU'  Taft'. 
,  Die  Novelle  im  alten  .\egypten.     Ein  litterar-historisciier  E.ssay.    8.    .Strassburg  1898.    .53  .S.S. 

—  — .  Zu  den  semitischen  Eigennamen  in  ägyptischer  Umschrift  aus  der  Zeit  des  "neuen  Reiches.. 

(um  1500—1000)  (Zeitschr.  f.  AssjTiologie,  XIII  SS.  47— ,ö6). 
Georg  Steindorff,  Die  Apokalypse  des  Elias,  eine  unbekannte  .\pokalvpse  imd  Bruchstücke 
der  Sophonias-A])okalypse.  Koptische  Texte,  Übersetzung,  Glossar  (Texte  und  Untersuchungen 
zur  Geschichte  der  altchristlichen  Litteratur,  herausgegeljen  von  Oscar  v.  Gebhardt  und 
Adolf  Harnack,  Neue  Folge.  Band  II  Heft  3«).  8.  Leipzig  1899.  VIII  .und  190  .SS.  mit 
einer  Doppeltafel  in  Lichtdruck. 

—  — ,  Das  Kimstgewerbe   im    alten    Aegypten    (Ilochschulvorträge    für   Jedermann,   Heft  XII).    8. 

Leipzig  1898.    20  SS. 
B.  A.  Turajew,  Gott  Thot.     Untersuchung   auf  dem  Gebiete   der   altägvptischen  ^lythologie.    S. 
Petersburg  1898.  \TII  und  182  SS.  und  16  autograph.  Taff.  (in  russischer  Sprache). 

—  — ,  Beschreibung    der    ägyptischen   Denkmäler    in    den    russischen    Museen    und   Sannnlungen. 

Lief.  1 :  Die  kleinen  Petersburger  Sammlungen  und  die  Museen  in  den  baltischen  Gouvernements. 

8.  Petersburg.  Mit  9  Taft",  (in  russischer  Sprache). 
Henry  Wallis,    Egyptian    ceramic    art.     The    Mac    Gregor   CoUection.     .\    contrilnition    towards 

tlie   history   of  egyptian    pottery,    with    illustrations   by    the   antlior.    4.     1898.   VI   luid  8.j  .S.S. 

mit  30  Farbentafeln  und  187  .\bbildinigen  im  Text. 
A.  Wiedemann,    Ein    altägypti.scher  Wcltschöpfungsmythns    (Der  Urquell.    Neue  Folge    Band   11. 

Heft  3  und  4,  S.  57  ff".). 

—  — ,  Zwei  ägyptische  Statuen  des  Mnseinns  zu  Leiden   (( )riental.  Litteratur -Zeitung.   1   Nr.  9  vom 

15.  Sept.  1898). 
Hugo  Winckler,    Musri,    Meluhha,    Main  II.     Nachtrag    zu    M.V.  A.  G.    1898.    I.    (Mittlieil.    der 

Vorderasiat.  Gesellschaft  1898,  4).    8.    Berlin,  Peiser.    10  SS. 
Rudolf  Zeller,    Ein    Austlug   zu   den    Natronseen    in   der   lybischen  (so!)  Wüste    (Jahrbuch    des 

Schweizer  Alpenclubs.    Jahrg.  33,  1897— 1898.    SS.  216— 237).    Mit  1  Taf.:  Das  Kojitenklo-ster 

Der  Baramus:   und  einer  Beilage:   Rliek   auf  die  Natronseen   imd  die   Klöster. 


Leipiig,  J.  C.  Hinricha'ache  Buchhandlung.  —  Verantwortl.  Redacteur  Prof.  Dr.  A.  Erman,  Berlin,  Südende. 
BtTÜii.  gedruckt  in  der  Reichsdnickerei. 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ÄGYPTISCHE  SPRACHE 


UNI) 


ALTERTHUMSKUNDE 


ilir  UNTERSTÜTZUNG  DER  DEUTSCHEN  MORGENLÄNDISCHEN  GESELLSCHAFT 


HERAUSGEGEBEN  VON 


A.  KRMAN  UNI)  G.  STEINDORFF 


SIEBEN UNDÜREISSIGSTER  BAND 


LEIPZIG 

.1.  C.  HINRirHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 
1899 


Inhalt  des  37.  Bandes. 


Seite 

Bi.-'sing,  Fr.  W .  i\    YAne  altägyptische  Mädcheiitraclit  (mit  ö  Abbildungen) 7.i 

—  und  Borchurdt,  L.    Ein  Pyramideiitext  in  ursprünglicher  Fassung  (mit  18  Seiten  autogi-aphirter  Texte)  103 
Borchardt,  L.    Kiii  altägyptisches  aslrononiisclies  Instrument  (mit  3  Abbildungen) 10 

—  Der  zweite  Pa])ynisfund  von  Kalmn  und  die  zeitliche  Festlegung  des  mittleren  Reiches  der  ägyptischen 
GesohiihtP  (mit  1  Skizze) S9 

Breatderl.  J.  II.    The  Length  and  Season  ot'  Thutmose  111. 's  First  Campaign 123 

—  Ranises  II.  and  the  Princes  in  the  Karnak  Reliefs  "1'  Seti  1.  (mit  5  Abbildungen) 13" 

Aaville,  E.    Un  dernier  niot  sur  la  succession  des  Thoutmcs  (mit  1  Abbildung) 48 

Oef'ele,  F.  i\    Zur  Erklärung  des  Veterinärpapyrus  von  Kahun 55 

—  Medicini.sche  Realien  zu  Papyrus  Brugsph  major  13,3  bis  13,  6  =  Peritonitis 140 

Prke,  F.  (!.  H.    Two  objects  froni  prehistoric  tombs  (mit  1  Abbildung) 47 

Reisner,  G.    The  Dated  Canopic  Jars  of  the  Gizeh  Museum  (mit  11  Abbildungen) 61 

Schäfer,  H.    Vorläufiger  Bericht   über   die  Ausgrabungen   bei  Abusir   im  Winter  1898/99   (mit   2  Tafeln 

und  4  Abbildungen) 1 

—  Die  Wiedercinrichtung  einer  Ärztcschule  in  Sa'i's  unter  König  Darius  1 72 

Spiegelberq,  W.    Demotisohe  Miscellen  IV.    Zur  DcHiiition  des  ■■Demotischen- 18 

Miscellen : 

"^^ ""       "  *"          ^             14.-) 


Buisiny,  Fr.  W.  v.    Das  Wort  '^f]  ^^A 

—  Zu  Herodot  II,  112 " 79 

—  Zu  Teil  el  Yahudiyeh  ed.  Egypt  Exploration  Fund  Tafel  VIll 86 

Burchar<lt,  L.     Die  Hieroglyphe   0 82 

—  Hieroglyphen   iur    -Brauer,    (mit  :!  Abbildungen) !■'■- 

—  Pflastersteine '^O 

—  Usurpirte  (jrundsteinbeigaben.     Mit  einem  Zusatz  von  (i.  RA-iner 143 

—  Zu  Pap.  Wkstcar  V,  1 1  ff. 81 

Calii:e,  Fr.  v.    Weiteres  über  die  Art  der  Hinrichtung  im  alten  Ägypten 1 4ti 

Schack-Schackenliiirg,  H.    Die  angebliche  Bereclnuuig  der  Halbkugel 7.S 

Schüfer,  II.    Das  Wort  für  -Brauer 84 

—  Das  Wort  für  -worfeln» 85 

—  Zu  Anast.  IV,  11   (Sali.  1,  9) 8.-> 

Spiei/elhrrff,  W.    Berichtigung 81) 

Erschienene  Schriften 88.  14/ 


Heinrich  Schäker:  Bericht  über  d.  Ausgrabuugen  b.  Abusir.     [XXXVIl.  Band.    1899. 


Abb.  1. 

Das  von  König   I{a-cii-user  liei   Aluisir  erbaute   R.--Heiligtlmiii  Sspii--ib-r<:^). 

Vorläufiger  Bericht  über  die  Ausgrabungen  bei  Abusir 
im  Winter  1898/99. 

\'()n   Heinrich  Schäfer. 


Hierzu  Tafel  I  und  H. 
Die  Güte  unseres  Fachgenossen  Dr.  v.  Bissing  hat  es  dem  Berliner  Museum  er- 
möglicht, eine  auf  mehrere  Jahre  berechnete  Ausgrabung  bei  der  nördlichsten 
sogenannten  Pyramide  von  Abusir  zu  beginnen.  Da  im  verflossenen  Winter 
nur  etwa  ein  Drittel  der  dort  zu  leistenden  Arbeit  gethan  ist,  so  wird  eine 
endgültige  Veröffentlichung  noch  Jahre  auf  sich  warten  lassen.  Darum  soll 
dieser  Bericht  vorläufig  wenigstens  in  grofsen  Zügen  ein  Bild  von  dem,  was 
bis  jetzt  erreicht  ist.   geben. 


>)    In  dieser  Planskizze  sind  die  bis  jetzt  freigelegten  Tlunle  des  Geländes  scliraffirt. 

Zcitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVIl.  BanJ.     1890.  ^ 


2  Heinrich  Schäfer  :  Bericht  über  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXVII.  Band. 

Im  Frühjahr  18it8  ■wimh'  durch  (hns  Vcriniiclitiiirs  des  verstorbenen  Dr. 
O.  H.  Deibel  eine  Reihe  von  Reliefs  des  a.  R.,  dcii'unter  ein  Portrait  des  Königs 
Ra-en-user,  erworben'),  die  angeblieh  aus  einem  Grabe  bei  Abusir  stammen 
sollten.  Nach  der  Art  der  Darstellungen  aber,  die  an  gewisse  Reliefs  in  Bu- 
bastis")  und  Soleb^)  erinnerten,  konnten  diese  Reliefs  mimöglich  aus  Griiliern 
kommen ,  sondern  mufsten  vielmehr  einem  Tempel  angehört  haben.  Die  Ver- 
muthung,  dafs  die  Reliefs  dem  von  Lepsius  als  Pyramide  XV ^),  von  Peeeing  als 
Pyramide  Nr.  12")  bezeichneten  Gebäude  entstammten,  bestätigte  sich,  als  es 
Ilrn.  Dr.  Reixhakdt,  dem  unermüdlichen  Förderer  unserer  Museen,  gelang,  den 
Herkunftsort  jener  Reliefs  zu  erkunden.  Schon  F^duaed  Meyee")  hatte  dieses 
Bauwerk  als  eines  der  Heiligthümer  des  Re  angesprochen,  eine  Vermuthung, 
die  durch  Sethe  fast  zur  Gewifsheit  erhoben  worden  war,  indem  er  ein  von 
Peeeing  gefundenes  Inschriftenbruchstück  in  glücklichster  Weise  als  die  Weih- 
inschrift des  Heiligthums    ~^  v^tQj,  das  dem  Ra-en-user  gehörte,  ergänzte").    Da 

sicli  also  die  Hoftnung  bot,  nun  endlich  die  Anlage  und  Ausschmückung  eines 
jener  merkwürdigen  Gebäude  kennen  zu  lernen,  wurde  eine  Freilegung  des 
Bauwerks  ins  Auge  gefafst,  nachdem  noch  vorher  von  den  HH.  Prof  Döepfeld 
und  Dr.  Boechakdt  durch  eine  nochmalige  Untersuchung  des  Ortes  festgestellt 
war,  dafs  eine  Grabung  wohl  Aussicht  auf  F^rfolg  habe.  Doch  waren  sämmt- 
liche  Betheiligte  sich  darüber  klar,  dafs  bei  dem  Unternehmen  auf  glänzende 
Museumsstücke  nicht  zu  rechnen  sei,  die  Ergebnisse  vielmehr  vorwiegend  rein 
wissenschaftlicher  Art  sein   würden. 

Das  Gebäude  liegt  etwa  1200  m  nordöstlich  von  der  nördlichsten  der  drei 
grofsen  Pyramiden  von  Abusir  in  der  Mündung  eines  tlachen  Wüstenthals,  dicht 
am  Rande  des  Fruchtlandes. 

Ein  niedriger  natürlicher  Hügel  ist  mit  Hülfe  mäclitiger  geböschter  Futter- 
mauern zur  Bautläche  umgestaltet  worden.  Dabei  wurden  ältere  Ziegelgebäude, 
etwa  Mastabas,  die  sich  dort  vorfanden,  eingeebnet.  Reste  von  Ziegelmauern 
haben  sich  an   mehreren  Stellen   unter  dem   Pflaster  des  Hofes  gefunden. 

Auf  dieser  künstlichen  Plattform  wurde  das  Heiligthum  in  Form  eines 
offenen,  rings  von  bedeckten  Räumen  umgebenen  Hofes  errichtet,  in  dessen 
hinterer  Hälfte  sich  der  wichtigste  Theil  des  Ganzen,  der  Sonnenobelisk,  erhob. 
Hof  und  Obelisk  sind  nach  den  Haupthimmelsrichtungen  orientirt,  so  dafs  die 
FVont  des  Obelisken  und  das  vorspringende  Thorgebäude  des  Hofes  nach  Osten 
gerichtet  sind.      Das  Gebäude  bildet  ein  Rechteck   von   rund   75  X  100  m. 


')  Siehe  .\usf.  Verz.  1899.  S.  42,  sowie  Taf.  I. 

^)  Siehe  N.\vii.le,  The  festival  Hall  u.  s.  w. 

')  Siehe  LD.  III,  83  ff.  ')    Perring -Vyse  III.   10  ff. 

*)  LD.  I  32,  Textl  S.  129.  ")    Gesch.  Ägypt.  S.71,  Anm.  2. 

')  Wie    unten    erwähnt,    ist  dieser  Block   wieder   aufgefunden   worden.     Es   scheint   nicht 

.sondern    I  y  dazustehen,  was  ja  auch  besser  zu  einem  Obelisken  pafst. 


Iöy9.|  Heinrich  Schäfer:  Bericht  über  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.  3 

All  der  Süd-  und  Ostseite  bestehen  die  Räume,  die  den  Hof  einscliliefsen, 
aus  einem  eintaelien .  tlacli  gedeckten  Umgänge  von  etwa  2  m  liehter  Breite. 
Die  bedeckten  Räume  der  Nordseite  sind  bedeutend  breiter,  da  liier  liinter 
einem  sclimalen  Gange  von  rund  1,50  m  Breite  die  Scliatzkammern  des  Tempels 
in  langer  Reihe  neben  einander  liegen.  Es  sind  schlichte  Kammern  von  etwa 
2X5  m.  deren  Längsachsen  von  N.  nach  S.  gerichtet  sind  und  deren  Thüren 
an  den  südlichen  Schmalseiten  nach  dem  (iange  hinausgehen.  Nur  die  erste 
Kammer  nach  Osten  zu  erstreckt  sich  von  ().  nacli  W.  und  ihre  Thür  liegt  in 
der  Längsseite.  Das  kommt  daher,  daCs  hier  zwischen  diese  Kammer  und 
den  Gang  eine  Treppe  eingeschaltet  ist,  die  wohl  auf  das  Dach  der  den  Hof 
umgebenden  Räume  ging.  Schatzkammern  wie  Treppe  waren  sänmitlicli  nur 
von  dem  schmalen  (Jang  aus  zugänglich,  und,  da  dieser  keine  Thür  nach  dem 
Hof  hinaus  gehabt  zu  haben  seheint,  so  waren  alle  diese  Räume  an  einer  ein- 
zigen Thür  zu  bewachen ,  da  wo  der  schmale  Gang  auf  den  östlichen  Umgang 
stöfst.  Dieser  östliche  Umgang  selbst  ist  am  Nordende  durch  eine  Thür  ab- 
geschlossen ,  die  durch  einen  kleinen  Vorraum ,  etwa  ein  Pförtnerziminer,  ins 
Freie  führt.  El)enso  wie  der  nördliche  schmale  Gang  vor  den  Schatzkammern 
ist  auch  tler  südliche  Umgang  von  dem  östlichen  durch  eine  Einziehung  abge- 
schlossen. AMe  die  architektonische  Verbindung  des  östlichen  Umgangs  mit  dem 
Thorgebäude  gestaltet  war,  läfst  sich  noch  nicht  sagen.  Es  .sind  in  dieser 
Gegend  mehrere  Tlieile  von  sogenannten  falschen  Gewölben  gefunden  worden, 
sowie  Stücke  von  Bündelsäulen  oder  Pfeilern,  ähnlich  den  von  Borciiardt, 
Pflanzensäule  S.  50,  abgebildeten.  Docli  haben  sich  Standspuren  von  Säulen 
auf  dem  Thorpflaster  nicht  nachweisen  lassen.  Der  Beleuchtung  der  Räume 
dienten  kleine  Fenster  in  der  auch  sonst  bekannten  Schlitzform.  Wenigstens  hat 
sich  die  Hälfte  der  Einfassung  eines  solchen  in  der  Gegend  der  Schatzräume 
gefunden. 

Die  Hauptmauern  sind  in  ilireni  Kern  aus  grofsen  Blöcken  des  gelben  Kalk- 
steins gebaut,  wie  er  in  der  Nähe  überall  ansteht.  Die  Fugen  sind  durch  kleine 
Steine  ausgezwickt  und  mit  Nilschlamm  verschmiert.  Viel  schlechter  ist  schon  das 
Werk  der  Mauer  nach  dem  Hofe  zu,  und  einige  Zwischenmauern  in  den  Schatz- 
kammern bestehen  ül)erliaupt  nur  aus  aneinandergesetzten  B(>kleldungs])latten. 
Genügend  fundamentirt  ist  nur  die  Aufsenmauer  und  zwar  durch  eine  breitere 
Lage  gelber  Blöcke  auf  einer  Schicht  von  Ziegelbrocken,  die  mit  Thon.scherben') 
gemischt  sind.  Der  Boden  des  ganzen  Gebäudes  i.st  mit  einer  Schicht  flacher 
gelber  Kalksteine  belegt.  Über  dieser  liegt  das  eigentliche  Pflaster  aus  gutem 
weifsem  Kalkstein,  das  bis  an  die  Kernmauern  heranreicht,  wo  sein  Niveau 
durch  wagerechte  rothe  Linien  bezeichnet  ist.  Auf  dieses  Pflaster  nun  ist  die 
Wandbekleidung  aus  grofsen,  bis  50  cm  dicken  Platten  des  feinsten  weifsen 
Kalksteins   aufgesetzt.     Rothe   Fluchtlinien   in   den  Ecken  der  Kernmauern  sowie 


')    Beides  wohl  aus  den   erwähnten  älteren  Ziegelbauten. 


4  Heinrich  Schäfer:  Bericht  über  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXVII.  Band. 

auf  dein  Plattcnptlaster  geben  den  Laut"  der  Bekleidung  genau  an.  Bei  der  Ver- 
wüstung, die  in  dem  ganzen  tiebäude  lierrscht.  sind  inis  diese  rothen  Linien  von 
unseliätzltarem  Wertli '). 

Da  gerade  die  Bekleidungslilöcke  als  das  WertlivoUste  zuerst  herausgerissen 
und  zerschlagen  sind,  wir  also  nur  lauter  Bruchstücke  .vor  uns  haben"),  läfst 
sich  über  die  Ausschmückung  der  Innenräunie  bis  jetzt  nur  ganz  Allgemeines 
sagen.  Im  südlichen  und  östlichen  Umgang  fanden  sich  zahlreiche  Blöcke  und 
Bruchstücke  mit  Darstellungen  aus  einem  Feste,  genau  entsprechend  den  Berliner 
Stücken.  Nacli  den  oben  erwähnten  älmlichen  Reliefs  aus  Bubastis  und  Soleb 
haben  wir  hier  eine  Darstellung  des  sd-Vestes  vor  uns,  zu  dessen  Feier  also 
der  Bau  errichtet  sein  wird^).  Ordnen  werden  sich  die  vielen  einzelnen  Stücke 
erst  später  lassen.  Die  Darstellungen  begannen  über  einem  schwarzen  gemalten 
Sockel  und  den  bekannten  schwarz  und  rotlien  Streifen  erst  in  1,75  m  Höhe, 
waren  natürlich  bunt  ausgemalt  und  oben  durch  ein  grofses  Fransenornament 
abgeschlossen.  Die  Decke  war  mit  gelben  Sternen  auf  blauem  Grunde  verziei-t. 
In  der  Thorgegend  fanden  sich  aufser  den  erwähnten  Säulenresten  Stücke  mäch- 
tiger Rundstäbe  und  Hohlkehlen.  Im  Thor  selbst  scheinen  die  Reliefs  auf  einem 
Sockel  von  Granit  geruht  zu  haben.  Hier  war  wohl  der  König  in  Riesengröfse 
vor  dem  Gotte  dargestellt.  Wenigstens  haben  sich  Blöcke  mit  Theilen  der 
Königsfigur  sowie  mit  Worten  aus  den  Reden  eines  Gottes  gefunden.  Hervor- 
gehoben sei  ein  Block  von  vorzüglicher  Arbeit,  auf  dem  der  König  von  einem 
Gotte  mit  ganz  ungewöhnlichem  runden  Volll)art  umarmt  wird .  ferner  ein  an- 
derer Block   mit  dem  Hinterteil  eines  grofsen  Ochsen^). 

Die  Schatzräume  nn  der  Nordseite  sind  innen  ganz  un verziert,  dagegen 
sind  ihre  sandsteinenen  Thürpfosten  aufsen  mit  den  Namen  des  Königs  ge- 
schmückt. Auf  den  AVänden  des  Ganges  waren  niedrige  Tische  der  bekannten 
Art  dargestellt,  auf  denen  goldene  und  silberne  Schmucksachen  lagen.  Auch 
fanden  sich  hier  mehrere  Blöcke  mit  den  schön  ausgeführten  Namen  des  Königs, 
sowie  Darstellungen  von  Göttern,  unter  Anderem  eines  sperberköpfigen  Gottes 
mit   Sonnenscheibe*).      Übrigens    sind  einige  der  Reliefs  unvollendet  geblieben. 

Von  dem  Mittelbau  der  ganzen  Anlage,  der  im  Hintergrund  des  Hofes 
liegt  und  nach  den  Determinativen  des  mehrmals  auf  unseren  Bruchstücken 
vorkommenden  Gebäudenamens  Sspw-ib-Rc  Jie  Form  J]  gehabt  haben  mufs,  ist 
nur  die  Nordhälfte  der  Ostfront  von  uns  zur  Gewinnung  der  Basislänge  frei- 
gelegt worden.    Was  jetzt   noch    steht,    ist  wahrscheinlich  nicht  viel  mehr  als 

')  In  der  Planskizze  sind  ;iiicli  die  nur  diircli  solche  rotlien  Linien  nachgewiesenen  Mauern 
voll  ausgezeichnet. 

^)  Bei  jedem  Bruchstück  ist  natürlich  die  Fundstelle  in  der  Liste  der  Funde  genau  ver- 
zeichnet. 

')  Also  auch  in  iiirer  Bezielninii  zum  .5^- Feste  sind  diese  Sonnenobelisken  die  X'orläufer 
der  späteren  Monolithen. 

*)    Hat  man  dabei  an  den  Mnevis.  das  heilige  Thier  des  Atuni.   zu  denken? 

')    Man  denkt  an  Re-Atum. 


1.  Oben  rechts:  der  Fufs  des  Königs  wird  gesalbt.     1: 


2.  Oben  links  der  König,  rechts  ein  Sclii 


Aus  den  Darstellungen  der  Feier  des  »SV/- Festes  unter  Ki 


Tafel  I. 


3.  Die  Könisskinder  werden  zum  Fest  geü-agcn.     1 : 8. 


4.  Portrait  des  Königs  Ra-en-uscr.     1:10. 


ras  dem  von  ihm  erbauten  Heiligthum  des  Re  bei  Abusir. 


1899.] 


Heinrich  Schäfer:  Bericht  über  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir. 


der  niastabnäliiiliclie  Unterbau.  Der  Kern  des  Baue.s  besteht  wieder  au.s  ft'rolsen 
Blöelven  des  gell)en  Kalksteins,  nur  die  Nordosteeke  ist  aus  aulTallend  kleinen 
.Steinen  naelilä.ssii;'  ij-ebaut.  Die  Mitte  der  Ostfront  ist  dureli  einen  senkrechten 
rothen  Strieli  niarkirt.  Das  Fundament  lülden  drei  Sehichten  sorgfältig  ge- 
legter ni.äejitiger  Kalksteinblöeke,  an  denen  sich  wieder  die  Niveaulinie  für 
das  Ptlaster  des  Hotrs  findet.  Von  der  Bekleidung  ist  die  unterste  Lage,  die  aus 
grofsen  (Jranitblöcken  besteht,  noch  wohl  erhalten.  Sie  hat  eine  Böschung  von 
U^  und  eine  Basislänge  von  rund  HC)  m.  Auf  diese  (Tranitsehielit  setzt  sich  in 
derselben  Böschung  feiner  Kalkstein  auf.  von  dem  intlessen  nur  ein  Block  nocli 
in  seiner  Lage  gefunden  worden  ist.  Von  den  im  Schutt  gefundenen  Beklei- 
(hmgsbruchstücken  ist  ein  Kalksteinstück  erwähnenswerth,  das  an  der  gebösch- 
ten  und  der  wagerechten  Fläche  die  gelbe  Luftpatina  zeigt,  also  nur  von  der 
oberen  Kante  des  Mastababaues  stammen  kann.  Der  Fufs  dieses  Unterbaues 
scheint  von  einer  kleinen  Stufe  eingefafst  gewesen  zu  sein. 


Abb. 
Der  gi-ol'se  .Xlabasteraltar  im  Hole  vor  dein  MitteH)au. 


Vor    der    Mitte    des   Obelisken   liegt  im    Hofe   das   Prachtstück   der  Anlage, 
der   grofse   Altar   aus   Alaliaster').      Er   besteht    aus    fünf  gewaltigen  Alabaster- 

1)    Sielie  Abb.  2. 


6  Heinrich  Schäfer:  Bericht  über  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXVII.  Band. 


blocken:  vior,  mit  den  Spitzen  nach  aulsen,  zu  einem  Recliteck  in  einander  ge- 
schobene r  »  ■  Optertaf'eln  iimschlielsen  einen  fünften  trommeiförmigen  Block, 
der  den  runden  Brotteller  vorstellt.  Bei  seiner  Gröfse  —  er  mifst  von  Spitze 
zu  Spitze  5,50x6  m  und  ist  etwa  1,20  m  hoch  — ,  bei  seiner  ungewöhnlichen 
Form  und  seiner  prächtigen  Erhaltung  hat  der  Altar  wohl  kaum  seinesgleichen. 
Die  Beschaflfenheit  des  auf  ihm  lagernden  Schuttes  zeigte,  dafs  er  schon  einmal 
freigelegt  und  dann  absichtlich  wieder  verschüttet  worden  war.  Erst  nach- 
träglich sind  wir  darauf  aufmerksam  geworden ,  dafs  de  Morgan  bei  der  Her- 
stellung seines  Planes,  Carte  de  la  necropole  memphite,  Taf  11  ob(>ii  rechts, 
irgend  eine  Notiz  von  diesem  Altar  gehabt  haben  mufs,  denn  die  auf  diesem  Plan 
eingezeichnete  seltsame  Figur  kann,  trotzdem  sie  an  falscher  Stelle  steht  und  in 
falschem  Mafsstab  gehalten  ist,  doch  nur  eine  Entstellung  unseres  Altares  sein'). 
Ich  weifs  nicht,  woher  ihm  diese  Skizze  zugegangen  ist.  In  die  wissenschaftliche 
Welt  ist,  soviel  ich  weifs,  keine  nähere  Nachricht  darüber  gedrungen.  Auch  dem 
Gedächtnifs  der  Leute  war  jede  genauere  Erinnerung  entschwunden.  Nur  die 
Leute  aus  Abusir  hatten  eine  dunkele  Ahnung  von  emer  grofsen  Alabaster-Oda, 
durch  deren  Entdeckung  sie  sich  ein  versprochenes  gröfseres  Bachschisch  ver- 
dienen wollten.      Doch  suchten  sie  an   einer  ganz  anderen   Stelle. 

Wie  die  Gestalt  des  Pflasters  um  den  Altar  zeigt,  war  er  rings  von 
einer  Mauer  eingeschlossen,  stand  also  wohl  in  einem  kleinen  Tempelchen. 
Doch  läfst  sich  über  dessen  Form  bis  jetzt  noch  nichts  sagen.  Vor  der  Ost- 
spitze des  Altars  steht  ein  treppenähnliclier  Granitblock  in  situ,  mit  Vertiefungen 
auf  seiner  Oberfläche,  die  etwa  zum  Einschieben  eines  Metallstücks  gedient 
haben  könnten").  In  dem  hier  zu  vermuthenden  Gebäude  sind  wohl  auch  die 
grofsen  granitenen  Thüreinfassungen  mit  Angellöchern  und  grün  ausgefüllten 
Inschriften  unterzubringen,  die  sich  hier  gefunden  haben.'  Auch  das  eingangs 
erwähnte,  von  Perring  abgebildete  Stück  mit  der  AVeihinschrift  ist  darunter. 
In  der  Altargegend  lagen  auch  viele  kleinere  Alabasterstücke  mit  fein  au.sge- 
führten  Schriftzeichen,   die   etwa  aus  Opferlisten   stammen  könnten. 

Die  bis  jetzt  allein  freigelegte  Nordhälfte  des  Hofes  trug  kein  weiteres 
(ieliäude,  sondern  war  von  einer  eigenthümlichen  Anlage  eingenommen.  Das 
ganze  Hofpflaster  ist  hier  von  Westen  nach  Osten  von  flachen,  etwa  20  cm 
breiten  Rillen  durchzogen,  die  sich  nach  Osten  hin  allmählich  vertiefen.  Dieses 
Rillenpflaster  liegt  höher  als  das  Pflaster  des  übrigen  Hofes.  Man  hat  sich 
wohl  diese  Fläche  als  den  Schlachthof  des  Tempels  zu  denken.  ANOliin  die 
Rillen  mündeten,  ist  noch  unklar,  da  der  entsclieidende  Theil  des  Pflasters  fehlt. 

Zweifelhaft  ist  es  also  auch,  ob  sie  mit  den  9  (wold  früher  10)  grofsen 
Alabasterbecken    einen  Zusammenhang  gehabt    haben,    die    an    der  (Jstseite    des 


')  Ich  kann  dabei  nicht  unterlassen,  darauf  hinzuweisen,  dafs  wenigstens  fiii-  unser  Re- 
Heiligthum  und  seine  nähere  Umgebung  de  Morgan's  Plan  nur  eine  ^'erbaIllu)^nung  der  ge- 
wissenhaften LEPsius-ERBKAsi'schen  Aufnahme  ist. 

»)    Siehe  Abb.  2. 


Heinrich  Schäfer:  Bericht  über  d.  Ausgrabunj!;en  b.  Abusir. 


Hofes,  etwa  2,50  m  von  der  Mniicr.  in  einer  Reihe  neben  einander  stellen').  Es 
sind  rnnde  Becken,  die  aus  quadratischen  Alabasterblöcken  ausgearbeitet  sind. 
Der  erhabene  Rand  des  eigentlichen  Beckens  ist  von  einer  Menge  kleiner  NfipC- 
chen  eingefalst.  Das  runde  Eintlursloch  l)efindet  sich  auf  der  Ostseite.  An 
dem  siebenten  von  Süden  aus  stellt  in  lialbcursiven  Zeichen  eingemeifselt  die 
Inschrift  f\  1  "die  a-''b-t    des   ....  liauses  des  König-s«,   die    doch 

wohl  eine  Hinweisung  auf  die  Bestininiung  der  Becken  enthält.  Das  achte 
Becken  von  Süden  aus  ist  schon  früher  herausgerissen  und  zerstört.  Die 
Becken  werden  schon  von  Villiers  Stuart  in  seinem  »Egypt  after  the  war« 
1883  erwähnt.  In  de  Morgan's  Plan  sind  nur  sieben  eingetragen,  und  .so  viel 
fanden  auch  wir  bei  unserer  Ankunft  sichtbar  vor.  Die  beiden  anderen  waren 
wieder  verschüttet"). 


Ahh. :;. 

Die  Alahasterbecken  und  der  östliche  Umgang  mit  dem  Hauptthi) 
A'^on  der  (jegeiid  der  Treppe  aus  gesehen. 


»)    Siehe  Abb.  3. 

^)  Aus  ViLLiER  Stuart's  viTWorrciiciii  Hericlit  iilier  .seine  ..Aii.sf,'rabung..  ist  nichts  Brnuciil)ares 
/.ii  entnehmen.  Stark  wäre  es,  weini  mit  den  folgenden  Worten  wirklich  der  grofse  Altar  erwähnt 
uiirde:  »At  a  depth  of  16  feet  below  llie  snrface  and  at  a  di.stance  of  about  50  yards  behind  the 
basins.  and  (lose  to  the  Pyrainid ,  we  came  upon  the  walls  of  the  teiiiple  1  expected  to  find. 
They  also  wi-re  of  alabaster,  in  enorinous  blocks  and  quite  uninjnred.  I  laid  bare  the  lloor, 
which   1   fniinil   tn   he  of  limestone". 


Heinrich  Schäfer:  Bericht  über  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXVII.  Band. 


Das  üaiize  Iloiligthum  bietet  sieli  lieute  in  einer  wüsten  Zerstörung  dar. 
Die  Bekleidnn.i?  ist  fast  überall  berau.sgeri.ssen  und  wegq-esclilejipt  oder  in  kleine 
Stücke  zerschlagen :  das  Plattenpllaster  ist  an  den  meisten  Stellen  aufgehoben 
oder  ganz  entfernt. 

^Vir  dürfen  aber  nicht  alle  Zerstörungen  den  modernen  Bewohnern  der 
GegfMid  zuschieben.  In  den  Schatzkammerräumen  hat  sich  die  Ecke  eines  Grab- 
steines aus  der  Zeit  zwischen  altem  und  mittlerem  Reich  gefunden ,  sowie 
melirere  Reste  von  Begräbnissen  aus  dem  Anfange  des  neuen  Reichs.  Aufsen 
an  der  nördlichen  Futtermauer  fand  sich  eine  halb  zerfallene  römische  Mumie, 
und  im  Innern  des  Hofes  waren  überall  Ziegelhäuser  an  die  Wände  gebaut. 
und  zwar  zu  einer  Zeit,  wo  die  Bekleidung  noch  an  ihrer  Stelle  stand.  Seihst 
auf  dem  Schutt  der  Obeliskenbekleidung  sind  solche  Ziegelhäuser  gebaut,  die 
zum  Tlieil  sicher  erst  aus  früharabischer  Zeit  stammen.  Zu  all  diesen  späteren 
Einbauten  sind   mit   Vorliebe  die  Platten  des  Pflasters   verwendet  worden. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  erklärlich ,  wenn  noch  sehr  viele  Fragen 
ungelöst  geblieben  sind.  Die  kommenden  Jahre  werden  zeigen ,  wie  weit  eine 
Lösung  überhaupt  möglich  ist.  Es  blei])t  uns  noch  die  Reinigung  der  süd- 
lichen Hofhälfte  und  der  ganzen  Umgebung  des  Obelisken.  Aber  selbst  dann 
ist  noch  nicht  Alles  geleistet,  was  hier  zu  thun  ist.  Denn  das  Heiligthum 
nimmt  nicht  den  ganzen  Raum  der  künstlichen  Plattform  ein.  Zwischen  seinen 
Aufsenmauern  und  den  Futtermauei'n  des  Plateaus  bleibt  noch  ein  breiter  Raum, 
der  im  Norden  und  im  Osten  mit  wohl  alten  Ziegelgebäuden  bedeckt  ist.  Ferner 
liegt  unten  im  Thal,  in  einer  Entfernung  von  etwa  lüO  m,  ein  kleiner,  fast 
ganz  zerstörter  Tempel  in  einer  schon  in  Ekbkam's  Aufnahme  angegebenen  Um- 
wallung, die  wohl  ein  Quadrat  von  rund  300  m  l)ildete.  Dies  ist  ofl'enbar  die 
»Stadt«  ^  ,  die  zu  dem  Heiligthum  gehörte.  Sie  steht  mit  der  oberen  An- 
läge  durch  eine  Rampe  in  Verbindung.  Docli  liegt  ihre  Mittelaxe  niclit  in  der 
Verlängerung  der  des  Heiligthums,  sondern  weicht,  wohl  des  Geländes  wegen'), 
von  dieser  um  etwa  40°  nach  W.  ab.  Diese  Abweichung  hat  auch  Unregel- 
mäfsigkeiten  in  der  Fühi-ung  der  östlichen  Futtermauer  des  Plateaus  zur  Folge 
gehabt,  über  die  sich   aber  bis  jetzt  noch  nichts  Sicheres  sagen  läfst. 

Die  Arbeit  wurde  begonnen  am  T.November  mit  etwa  30  Arbeitern,  deren 
Zahl  im  Lauf  des  Winters  bis  gegen  150  wuchs.  Vom  Ende  des  Decembers 
an  koimte  eine  Kleinbahn  benutzt  werden,  die,  obgleich  sie  nur  in  schlechtem 
Zustand  war,  gute  Dienste  geleistet  hat.  Am  4.  Februar  wurde  das  Arlieits- 
feld   verlassen. 

Die  Leitung  der  Ausgrabung  war,  da  ich  ohnehin  zu  einem  anderen  Zwecke 
nacli  Ägypten  gescliickt  war,  mir  übertragen  worden.  Vom  Anfang  December 
an  erliielt  ich  erwünschte  Hülfe  an  Hrn.  Dr.  Rubensohn,  der,  einer  Aufforderung 
des  Athenischen  Instituts  folgend,   sich  den  Königl.  Museen  für  diese  Ausgrabung 


')    Vergl.  die  EnBKAji'.sche  Auinalinip. 


Taßl  IL 


SpäU-a  Tl.ürgewitlit?     1: 


UnfiTUge  Vase  aus  K.ilkst.'in.     1 :  a'/j. 


T.ipfe  <l,s   a,R.      I-',-iiorstcininfsscT.     (ii-wi.lil.      1:1. 


Aus  den  Funden  von  Abusir. 

Zusaiiiiiiengestellt  und  aufgenoniiiieii  durch  Dr.  v.  IJissinc 


1899.1 


Heinrich  Schäfer  :  Bericht  über  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir. 


9 


hereitwilligst  zur  Verfüigung  gestellt  hatte.  Vom  Ende  December  an  hat  er 
dann  selbständig  die  Arbeiten  geleitet.  Ende  Januar  kelirte  ich  zum  Absclduls 
der  Arbeit   zurück. 

Mit  lebhaftem  Dank  gedeid<('n  alle  Hetlieillgten  des  Hrn.  Dr.  Lindl.  der 
durch  fast  zwei  Monate  seine  ganze  Kraft  freiwillig  in  den  Dienst  unserer 
Sache  gestellt  hat. 

Meinem  Freunde  Quibell  danke  ich  für  die  gute  Stütze ,  die  er  mir  durch 
Überlassung  von  zweien   seiner  l)esten   früheren   Arbeiter  gegeben  hat. 

Die  Planaufnahmen  sind  an  Ort  und  Stelle  von  mir  und  Rubensoiin  ge- 
macht, dann  von  Borchardt  für  die  Publication  umgezeichnet  worden.  Wie  oft 
BoRCHARDT  aber  an  Ort  und  Stelle  mit  Rath  und  That  geholfen  hat,  wieviel 
Zeit  er  vor,  während  und  nacli  der  Grabung  dem  Unternehmen  freutlig  geopfert 
liat,  können  nur  die  recht  beurtheilen,  die  selber  den  Gang  der  (irabung  ver- 
folgt haben. 


Abb.  4. 

Versuch  einer  Reconstruction  der  ganzen  Anlage. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVII.  Band. 


10 


Ludwig  Borchardt:    Ein  altägypt.  astronom.  Instrument.         [XXXVII.  Band. 


Ein  altägyptisches  astronomisches 

Instrument. 

Von   Ludwig  Borchakdt. 


Uie  äg-yptisclie  Abtheihing  dei'  Köiiig- 
liclien  Museen  zu  Berlin  liat  kürzlicli  zwei 
zusammengehörige  astronomische  Instru- 
mente erworben,  die  unter  den  Inventar- 
nunimern  14084  und  14085  verzeichnet 
wurden.  Beide  Stücke  sind  zusammen 
in   Kairo  gekauft'). 

Das  Instrument  Nr.  14085  ist  ein 
11,5  cm  langes,  1,3  cm  breites  und 
0,4  cm  dickes  Lineal  aus  gelblichweifsem 
Knochen,  auf  dessen  einem  Ende  ein 
1.25  cm  hoher,  0,8  cm  tiefer,  rechteckiger 
Aufsatz  angearbeitet  ist.  Dieser  hat  oben 
eine  0,2  cm  im  Durchmesser  grofse  Quer- 
bohrung, von  deren  seitlichen  Öffnungen 
je  eine  kleine  Rille  senkrecht  nach  unteji 
verläuft.  So  kam  das  Instrument  in  den 
Besitz  des  Museums ;  die  hierneben  mit- 
dargestellte Lothschnur  ist  eine  Elrgän- 
zung.  von  der  weiter  luiten  die  Rede 
sein    wird. 

Das  zweite  Instrument  Nr.  14084 
besteht  nur  aus  einer  84  cm  langen,  oben 
3,4cm,    unten    1.2cm    breiten,    dunkel- 


')  Der  Händler  gab  als  Fundort  Araba,  d.h. 
Ahvdos,  an.  Trotzdem  mit  den  beiden  Gegenstän- 
den eine  ganze  Heilie  von  anderen,  sicher  aus  Aby- 
dos  stannnenden  Altei-thümern  erworben  wurde, 
ist  dennoch  bei  den  beiden  Instrumenten  auf 
diese  Herkunftsangabe  nicht  viel  zu  geben,  da  z. Z. 
wegen  der  erfolgreichen  Ausgrabungen  in  Abydos 
fast  alle  in  Kairo  ausgeboteuen  Anti(|uitäten  von 
dort  kommen  sollen.  Eis  ist  also  sicherer,  die 
Frage  nacli  der  Herkunft  der  Instrumente  offen 
zu  lassen. 


1899.]  Ludwig  Borchardt:    Ein  altägj'-pt.  astronom.  Instrument.  11 

braunen  Kippe  eines  Dattelpahnwedels,  in  dessen  breites  Ende  ein  3.7  cm  langer, 
etwa  0,3  cm  breiter  Schlitz  geschnitten  ist.  Etwa  im  unteren  Drittel  war  der 
Stab  zerbrochen,  ist  jedoch  wieder  zusammengefügt  worden,  ohne  dai's  von  der 
Länge  etwas   verloren  gegangen   wäre. 

Beide  Stücke  sind  nun  durch  hieroglyphische,  in  eingeritzten  Linien  aus- 
geführte Inschriften  geschmückt,  welclie  die  Erklärung  der  Instrumente  wesent- 
lich erleichtern.  Auf  dem  Knochenlineal  steht  auf  der  Unterseite,  am  Ende 
mit  dem  Ansatz  anfjingend,  zwischen  zwei  Begleitlinien  folgende  nach  rechts 
sehende  Yerticalzeile.  die  hier  der  leichteren  Wiedergabe  wegen  horizontal  und 
nach  links  gesetzt  ist: 

'J\ A'^^O^    |^_^<^nfl=^ U    IXfx    ^Ö^K^^vtki 


»Ich  weifs  den  Gang  der  Sonne  [,des  Mondes?')]  und  der  Sterne,  jedes  zu 
seiner  Stelle.     Für  den  Ka>   des  Horoskopen  Hör,  des  Sohnes  des  Hor-iveda^n 

Auf  der  Palmrippe  steht  ebenso  zwischen  zwei  Begleitlinien  und  gleichfalls 
in   einer  nach  rechts  sehenden  Yerticalzeile  am  dickeren  Ende  anfangend: 


I  ^  ISQ  * 

»Aufmerken  auf  die  Einleitung  des  Festes,  alle  Leute  auf  ihre  Stunde 
stellen.  Für  den  Kai  des  Horoskopen  Ilor,  des  seligen ,  des  Sohnes  des  Sohnes 
des  Königs,  des  Herrn  beider  Länder,  Hor-iC('da>,  des  seligen,  und  seiner  Mutter 
Eset-  heb. « 

Die  Inschriften  zeigen  uns  also  die  ungefähre  Datirung  der  beiden  Instru- 
mente"). Eine  Königin  mit  dem  Namen  Eset- heb  kommt  nämlich  auch  auf  der 
Statue  Nr.  10192  des  Berliner  Museums  (Ausf.  Verz.  ^  S.  1 82)  vor  und  gehört 
danach  etwa  in  die  26.  Dynastie,  wenn  man  ihre  genaue  zeitliche  Stellung  auch 
nicht  näher  fixiren  kann.  Die  beiden  Gegenstände  werden  also  auch  aus  dieser 
Zeit,  d.  h.  etwa  aus  dem  6.  Jahrhundert  vor  Christo,  sehi.  Die  aufser  der 
Eset- heb  noch  genannten  beiden  Personen  lassen  sich  vorläufig  nicht  wieder- 
finden,  da  ihre  Namen  zu  gewöhnliche  sind. 

Der  TiteP),  den  der  ehemalige  Besitzer  der  Instrumente,  d.  h.  der,  für 
dessen  Grab  sie  gefertigt  worden   waren,   führte,   ist  seit  Langem   bekaiuit  und 

')    Das  zweite  Zeichen  O  ist  vielleicht  fiir  O   »Mond,   verschrieben. 

^)  Nach  Drucklegung  des  Obenstehenden  macht  mich  Schäfer  noch  auf  ein  seitdem  in  den 
Besitz  des  Berliner  Museums  gelangtes,  mcher  datirtes  Bruchstück  eines  gleichen  a.stronomischen 
Instruments  aufmerksam:  Nr.  14573,  3,3  cm  hoch,  3  cm  breit,  aus  Ebenholz,  verticales  Stück  eines 
Instruments  wie  Nr.  14085,  mit  Durchbohrung  und  Rille  für  das  Loth,  auf  der  Kopfseite  in  ein- 
gekratzten, früher  gelb  ausgefüllten  Linien  Darstellung  einer  Opferscene,  Amenophis  III.  bringt 
dem  Harmachis  Wein  dar. 

3)    -fl-^^  -^^  ^  ^  ^  "<^er  Horoskop-  iiat  weder  mit  -^"ö    ^     .Laienpriesterschaft(?). 

eines  Tempels    [s.  Brugsch.  Wörterb.  Suppl.  S.  318],    nocii    mit  Hh^^  ^^O  ^  ,<^^  »dienst- 
habender Priester«   etwas  zu  thun. 


12  Ludwig  Borchardt:   Ein  altägypt.  astronom.  Instrument.         [XXXVIl.  Band. 


bereits  von  Lauth')  in  Anlehnung  an  Horapollinis  Hieroglypliiea  I,  Cap.  42, 
richtig  mit    »Horoskop«    übersetzt  worden. 

Glücklicherweise  sind  uns  nun  auch  die  Instrumente  der  Horoskopen  an 
einer  anderen  Stelle,  auf  die  mich  Erman  gütigst  hinwies,  genannt,  und  zwar 
bei  Clemens  Alexandrinus ,  Stromata  VI,  Cap.  4,  §B5..wo  die  verschiedenen 
ägyptischen  Priester  mit  ihren  Attributen  und  heiligen  Büchern  aufgezählt 
werden : 

ju£ra  ^s  Tov  m^sv  ö  woocrjcoTroc  wpo?^oytov  rs  ij-stu  %s^pci  xäi  (poivixx  xcrTpoXoyMs  ey^uiv 
(TifjilooXoi.  TrpceKTiv. 

Die  beiden  Instrumente  sind  also  als  das  wpcXÖyiov  »der  Stundenzeiger«  und 
die  (potvi^  ot.drpG'koyioLQ  »der  astronomische  Palmstab«  anzusehen.  Dafs  das  zu 
zweit  beschriebene  mit  dem  letzteren  identisch  ist,  zeigt  schon  sein  Material, 
und  dafs  das  knöcherne  Lineal  wirklich  zum  Stundenangeben  gebraucht  wurde, 
werden  wir  noch   weiter  unten   darthun. 

Auch  der  ägyptische  Name  wenigstens  des  einen  dieser  Instrumente,  des 
Stundenzeigers,  läfst  sich  ermitteln.  In  ptolemäischen  Inschriften  wird  näm- 
lich das  Wort  für  Stunde  häufig  mit  einem  Zeichen  !==•  determinirt"),  in  dem 
man  unschwer  die  Darstellung  des  oben  beschriebenen  wpoXÖytov,  d.  h.  unser  In- 
strument Nr.  14085  einschliefslich  des  zu  ergänzenden  Lothes,  erkennt,  man 
determinirt  also  den  Zeitabschnitt  mit  dem  Instrument  zu  seiner  Beobachtung. 
Dasselbe  Zeichen  tritt  nun  hinter  dem  Worte  ■''=3^  1=  ^)  Merket  auf,  das,  von 
rh  »wissen,  erkennen«  abgeleitet,  wörtlich  etwa  mit  »Instrument,  wodurch  man 
erkennt«,   etwa   »Zeiger«,   zu  übersetzen   wäre. 

Das  Wort  Merket  wird  also  dem  griechischen  wpoXoyiov  entsprechen  und 
der  Name  unseres  zuerst  beschriebenen  Instruments  sein. 

Aus  den  Inschriften,  in  denen  dieses  Merket  auftritt,  läfst  sich  nun  auch 
ein  Schlufs  auf  seine  Anwendung  ziehen.  Es  findet  sich  nämlich  stets  in  den 
Beischriften  zu  dem  in  fast  allen  ptolemäischen  Tempeln*)  stereotyp  wieder- 
kehrenden Bilde,  welches  schildert,  wie  der  König  mit  der  Weisheitsgöttin 
zusammen  die  Axe  des  Tempelgrundrisses  abschnürt  (»die  Schnur  spannt«)  und 
die  Ecken  des  Gebäudes  festlegt.  Der  Text  zu  dieser  Scene  ist,  abgesehen 
von  Varianten ,  die  das  Wesentliche  nicht  beeinflussen .  stets  fast  gleichlautend 
und  in   Edfu   (nach   de  Rochemonteix-Chassinat  II .   S.  Hl)   z.B.  der  folgende: 


')  Sitzungsber.  der  Königl.  Bayr.  Akad.  d.  Wiss.  1876,  S.  99.  Die  betreffende  Stelle  des  Hora- 
pollon  lautet  nach  der  LEEMANNs'schen  Ausgabe:    ligoTxonov  hi  SriXovvrsg  m/S'^unron  rctc  ao^etg  sV&iout« 

^u/ygaifyovTii'.  Es  liegt  bei  dieser  Deutung  eine  durch  die  Ähnlichkeit  von  Ah-  ^\  QÄ  und  -11-  ^^^ 
hervorgebrachte  Verwechselung  vor. 

')    Brucsch,  Wörterb.  S.  256.  ^)    Brigsch,  Wörterb.  Suppl.  S.  619. 

*)  Denderah  s.  Dümichen,  Baugesch.  des  Denderahtempels,  Taf.  44  ff.;  AZ.  1870,  S.  155  ff.; 
1872,  S.  39.  Edfu  s.  de  Rochemonteix-Chassinat,  Edfu  I ,  Taf.  40 rf  und  46a',  46a^,  und  Brugsch, 
Thes.  S.  1264  ff.,  1272.  Kom  Ombo  s.  Berl.  Mus.  Ph.  2849.  Esneh  s.  Brugsch,  Thes.  S.  1271. 
Alter:  Thutm.  III.  in  Amada,  s.  Brugsch,  Thes.  S.  1279. 


1899.]  Ludwig  Borchardt:    Ein  altägypt.  astronom.  Instrument.  IH 

Allgemeine   l  liorsclirift : 

über  der  Königsfigur: 


Spruch   des  Königs: 


"«""^"n^^fs  xq^^f,t, 


INI  I  all  • 


»Spannen  der  Schnur  im  Tempel  zwischen  den  lieiden  Fluchtstäben.  Zu 
opfern   eine   Gans'). 

Der  König  N.,  der  Sohn  der  Sonne  N.,  das  Al)bild  des  'Jsdn"),  der  tüchtig 
ist  mit  dem  Zeiger  [Merket,  wpoXoyiov] .  und  der  den  (irundrils  legt  gleichwie 
die  Weisheitsgöttin. 

Zu  sprechen:  Ich  fasse  den  Fluchtstab,  ])acke  das  Ende  des  Schlägels'') 
und  ergreife  die  Schnur  zusammen  mit  der  Weisheitsgöttin.  Ich  wende  mein 
Gesicht  nach  dem  Gange  der  Sterne.  Ich  richte  meine  Augen  nach  dem  kleinen 
Bären"*).  Der  .  .  .  steht  neben(?)  seinem  Zeiger  [Mei-het,  uipoXoytov].  Ich  lege  die 
vier  Ecken')   deines  Tempels   fest.« 

Für  die  Anwendung  des  Merket  ersehen  wir  aus  diesen  Stellen  nichts  weiter, 
als  dafs  dies  In.strument  bei  der  Bestimmung  der  Riclitung  der  Tem])elaxe") 
und  bei  der  Festlegung  der  Ecken  eine  Rolle  spielt  und  dafs  bei  Benutzung  des 
Instruments  irgendwie  die  Nordrichtung,  d.  h.  die  nach  dem  kleinen  Hären, 
oder  allgemein   Richtungen   nach   Sternstellungen  in  Frage   kommen. 

Wie  kann  nun  aber  mit  dem  wpoXiyiov  und  der  tpolvi^  eine  Richtung  be- 
stimmt werden?     Eine   Besichtigung    der    beiden    Instrumente    ergiebt  das    ohne 


')    Die  Inschriften  sclicincn   ciiiciii   Uitu.il   mit  OpI'erx  (irsclirifti'ii   eMitiioniiiicii   zu 
^)    Name  des  Gotte.s  Tliot. 


ä)  Die  Bedeutungen  von  J  (1  [1  v.r-^.^  ..Fhu-Iitstab.  iiiul  I  I  ^-::^^  ..Scliliiij;cl"  (s.  auch  Hn.. 
Thes.  S.  1269)  sind  durch  die  Bilder  gesichert.  Der  König  und  die  Weisheitsgöttin  halten  in 
den  rechten  Händen  je  einen  .Schlägel  und  trcil)cn  damit  Fhichtstäbe,  die  sie  mit  der  Linken 
fassen,  in  den  Boden.  Die  Schnur  spannt  sich  zwischen  den  Fluchtstäben.  Modelle  solcher  Flucht- 
stäbe, ürundsteinbeigaben  aus  der  Zeit  Thutmes'  IlL,  sind  im   Kairener  Museum. 

')  Das  Ritual  scheint  ursprünglicli  für  Tempel  bcstinnnt  gewesen  zu  sein,  die  nach  den 
Haupthimmelsrichtungen  orientirt  waren,  wie  /.  B.  die  Pyramidentempel,  der  Ref-Tempel  von 
Alnisir,  der  Anubis-  und  Totentempel   von  lUahun. 

■^)  Dafs  die  Ecken  der  Bauten  genau  ausgelegt  wurden,  zeigt  ein  neuerer  Fund  in  der  .Stadt- 
ruine bei  lUahun.  Hier  liefs  sich  der  Markstein  der  NW- Ecke  des  Pala.stes  unter  der  Ecke  der 
.Stadtmauer  nachweisen.  Die  oben  beschriebene  Ceremonie  handelt  eben  von  der  Absteckung 
und  Auslegung  dieser  Ecksteine. 

'^}  Die  Spuren  der  auf  das  Pflaster  de^s  Tempels  aufgerissenen  Axe  der  Anlage  finden  sich 
noch  heute,  z.B.  im  Tempel  zu   Edfu  und   im   Arsnuphisheiligthum   zu   Philae. 


14  Ludwig  Borchardt:   Ein  altägypt.  astronoin.  Instrument.         [XXXVII.  Band. 


Weiteres.  Die  (i^civi^  mit  ilireni  Schlitz  am  oberen  Ende  ist  nichts  weiter  als 
ein  Visir.stab,  der  vertical  dicht  Aor  das  eine  Auge  zu  halten  ist,  ^während  man 
das  andere  schliefst.  Das  wfoXoyiov  aber  ist,  so  wie  es  uns  in  Nr.  14085  vor- 
liegt, erst  noch  etwas  zu  vervollständigen.  Das  hieroglyphische  Zeichen  S==, 
das  ja  unser  Instrument  vorstellt,  hat  nämlich  als  Hauptbestandtheil  eine  durch 
ein  Gewicht  in  Herzvasenform')  beschwerte  Lothschnur,  die  nur  in  der  Zeichen- 
form stets  unproportionirt  kurz  ausfällt.  An  unserem  KnochengriiT  —  denn 
eigentlich  ist  uns  nur  der  Griff  des  Instruments  erhalten  —  sind  auch  deutlich 
Befestigungsstelle  und  Richtung  dieses  Loths  zu  sehen.  Daher  war  auch  in 
der  Zeichnung  oben  das  Ganze  gleich  so  reconstruirt  worden. 

Unser  Merket  ist  also  weiter  nichts  als  ein  Loth  mit  horizontalem  Griff, 
der  es  ermöglichte,  die  Lothschnur  so  zu  halten,  dafs  der  haltende  Arm  nirgends 
die  Sichtbarkeit  des  Fadens   beeinträchtigte. 

Denken  wir  uns  nun  den  Horoskopen  durch  die,  etwa  in  der  linken  Hand 
gehaltene  ipsivi^  nach  dem  von  der  erhobenen  ausgestreckten  Rechten  herab- 
hängenden Loth  des  wpoXÖyiov  visirend,  so  ergiebt  es  sich  von  selbst,  wie  er, 
nur  mit  diesen  beiden  Instrumenten  ausgerüstet,  jede  beliebige  Richtung  — 
etwa  die  nach  dem  Polarstern  —  auf  der  Erde  bestimmen  kann.  Er  braucht 
nur  etwa  einen  zweiten  Horoskopen ,  der  sich,  ihm  zugekehrt,  in  angemessener 
Entfernung  vor  ihm  befindet,  so  einzuwinken,  dafs  das  anvisirte  Loth  des 
wccXoyjov  scheinbar  durch  den  Polarstern  und  den  Scheitel  seines  Gegenübers 
geht,  so  bezeichnet  die  Linie  zwischen  den  beiden  Horoskopen,  oder  genauer 
die  nach  dem  Scheitel  des  zweiten,  eben  die  auf  die  Erde  übertragene  Nordlinie, 
d.  h.   in   unsere  heutige  Astronomensprache  übersetzt:   den  Meridian   des  Ortes. 

Umgekehrt  kann  imn  jener  zweite  Horoskop,  der  also  nach  Süden  blickt 
und  den  man  sich  mit  denselben  l)eiden  Instrumenten  versehen  denken  nuifs, 
genau  feststellen,  wann  ein  Stern  den  Meridian  passirt,  d.  h.  wann  er  culminirt. 
Er  braucht  nur  von  seinem  Standpunkt  aus  mit  Hülfe  seines  Lothes  am  wpoXoyiov 
zu  sehen,  ob  die  augenblickliche  Stellung  des  Sternes  sich  genau  vertical  über 
dem  Scheitel  seines  Gegenübers,  des  nach  Norden  blickenden  Horoskopen,  be- 
findet. Kleinere  Abweichungen  von  dieser  Verticalen,  d.  h.  von  der  Culminations- 
stellung,  werden  sicli  ihm  so  darstellen,  dafs  der  betreffende  Stern  vor  der  Cul- 
mination  etwa  über  dem  rechten  Ellenbogen ,  dem  rechten  Ohr  oder  dem  rechten 
Auge  seines  Gegenübers  steht,  während  nach  der  Culmination  sich  der  Stern 
über  dem  linken  Auge ,  dem  linken  Ohr  und  endlich  über  dem  linken  Ellenbogen 
einlothen   lassen  wird. 

Dafs  diese  Art  des  Einlothens  von  Sternen  während  ihrer  Culmination  so- 
wie kurz  vor  und   nach  der.selben  wirklich  so  stattfand,   dafür  haben  wir  nun  ein 


')  Diese  Form  ist  für  sämmtliche  altägyptische  Lothgewichte  selir  häufig,  sie  kommt  auch 
z.B.  an  den  gewöhnlichen  Wagen,  an  den  Setzwagen,  sowie  an  den  Latten  zur  Bestimmung  der 
Böschungen  vor. 


1899.]  Ludwig  Borchardt:    Ein  altägypt.  astronom.  Instrument.  15 

elassisclics  Zeugnils:  die  .sogenannten  Stundentafeln  aus  den  Gräbern  Ramse.s' VI. 
und   IX.')   zu  Theben. 

Diese  zwei  gleichlautenden,  im  13.  vorehristliclien  Jahrhundert  in  den  ge- 
nannten Königsgräbern  ausgeführten  Deckeninschriften,  welche  für  das  ganze 
Jahr  in  Intervallen  von  1.')  zu  15  Tagen  die  im  Beginn  einer  jeden  der  12  Nacht- 
stunden culminirenden'")  oder  der  Culmination  nahen  Fixsterne  angeben,  sind 
nämlich  für  Horoskopen  angefertigte  illustrirte  Tabellen,  aus  denen  nach  Beob- 
achtung der  Culminationen  und  der  wenig  vom  Höchststande  abweichenden 
Stellungen  der  Fixsterne  die  Nachtstunden  abzulesen   wai-en. 

Als  Beispiel  mag  hier  die  Tabelle  vom  1.  Paophi  aufgeführt  werden:  sie 
lautet : 


I  I   S 


ko    I  mAJ^Oc.         ^    NU  I 

^11^      TlH? 


,ö*l  I 


'2SyU     ^fl^x*'      Till? 

,ö*lllö       ®  ll^  ^^-^--k  11  "^^ 


.Ol     lo  ,vwv«,^  -<S>-    I     T 


^..-— s> 


ooiiio  ^^e=w^  zj   IMJi 

£^OIIIc.  iii  A      IIUl 

^:.ö^llllö  ^     in a^fe^^  <=>o^^3 

oOllll^  \<c=>^'  ^S>-lP.^^ 

^.Ö^IIIIIO  ^     \%S  '=^^l' 
^Ollll^  __il^  .<s:-    I   F 

^^ö^n^  ^  1^5  ^^^^ 


.oOllo  I     I    ^'^  ^    11^  I 


')    LD.  III,  227— •2■28'''^ 

=)    Siehe  Lepage  Rknouf.  Transact.  snc.  bihl.  aicli.  VllI  2.  S.  401  ff.,  v.  .Sciiack-.Schackenburo, 
Aegyptologische  Studien ,   Heft  1 . 

')    ^^^'^    II    ""^      f<'l'lt  in  '!«•  -/-weiten  uns  erhaltenen   Ahsehrift   |L1).  III.  228'"'']. 
*)    Für  die  richtige  Form  dieses   Determinativs  vergl.  die  folgende  Abbildung. 


16 


Ludwig  Borchardt:    Ein  altägypt.  astronom.  Instrument.         [XXXVII.  Band. 


[Er.ster  Tag]   des   zweiten   Monats   der  S?t-Jalireszeit. 
[Zeit  Stern 


Anl 

ang 

der  Nacht 

der  Nacken  des  Riesen 

? 

1. 

Stunde") 

sein  Bgs 

X  oder  o  Pegasi") 

2. 
8. 

j, 

»      Schenkel  (?) 
..      Sockel 

lo  Cassiopeiae(?) 

4. 

.. 

die  <^ri// 

p 

5. 

" 

der  Kopf  des  Vogels 
sein  Hintertheil 

£  Persei 

7. 

» 

der  Tausendstern 

Hyaden   u.  Aldebarai 

8. 

.. 

»      S<^r -Stern 

;3  Aurigae 

i). 

.. 

■>     Oberarm  des  Orion 

u  Orion  is 

10. 

« 

Orionstern 

•j 

11. 

.. 

»     Dreiecksstern 

u  Canis  maioris 

12. 

» 

'•     Vorgänger  der  l)ei- 
den   Sterne 

at.  Hydri 

Stellung] 
in  der  Mitte 


ül)er  dein  1.  Auge 
in   der  Mitte 

über  dem  r.  Auge 

..      1.      » 
in   der  Mitte 


Neben     dieser    Tabelle    ist    gewissermafsen    als    Illustration    und    zur    Ei- 
leichterung   des   Ablesens    ein    sitzender   Mann,    von   vorn    gesehen,    dargestellt, 


eben    jener    nach    Norden    sehende    Horoskop 


von  dem  oben  die  Rede  war. 
Und  über  ihm  sind  die  Sterne  in 
Verticalcolumnen  eingezeichnet, 
die  den  jeweiligen  Stellungen: 
Mitte,  rechtes  und  linkes  Auge, 
rechtes  und  linkes  Ohr  u.  s.  w., 
entsprechen'). 

Die  Benutzung  solcher  Ta- 
bellen hat  man  sich  etwa  so  zu 
denken :  Zwei  Horoskopen  —  wir 
bleiben  immer  noch  bei  dem  Bei- 
spiel vom  1.  Paophi  —  wachen 
auf  dem  Dache  des  Tempels  in 
den  oben  beschriebenen  Positionen,  d.  h.  beide  im  Meridian  des  Ortes  sitzend, 
der  nördliche  nach  Süden  und  der  südliehe  nach  Norden  blickend.  Nun  wartet 
der  nördliche  den  Moment  ab,  wann  der  »Nacken  des  Riesen«  genannte  Stern 
culminirt,  d.  h.  wann  er  ihn  mit  seinem  Merket  auf  den  Scheitel  seines  Gegen- 
übers ablothen    kann.      In   dem  Momente  verküudet  er  den  Eintritt  der  Nacht. 


r 

m^f^ILlATeMi" 

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K\ 

^^ff^'^v^ff 

— 

— 

3 

^I^^Ts, 

^^.ff^^cm 

— 

.Ä=S 

ä*^ 

?rrxiv??,^^Lt^^r^f?i 

')    Bedeutet  genauer:     Knde  der  ersten   .Stunde. 

')  Die  hier  gegebenen,  ungefähren  Identificationen  entstammen  einem  früheren,  von  Dr.  Brix 
und  dem  Verf.  unternommenen,  aber  nicht  zu  Ende  geführten  Versuche,  die  Sterne  der  Tabellen 
auf  graphischem  Wege  zu  bestimmen. 

')  Die  beiden  uns  überlieferten  Texte  sind  namentlich  in  den  Abbildungen  sehr  liederlich 
angefertigt.     Tabellenangabe  und  eingetragene  .Sternstellung  stinHucn  sehr  wenig  überein. 


1899.]  Ludwig  BoRCHARDT :   Ein  altägypt.  astronom.  Instrument.  17 

Ebenso  meldet  er  nach  einer  geraumen  Zeit  ])ei  Beoljaelitung  der  Culmination 
des  Sternes  r,Bys  des  Riesen«  den  Ablauf  der  I.Stunde  u.  s.  f.  Bei  Ablauf 
der  5.  Stunde  aber  zeigt  sieh  iliin  eine  kleine  Schwierigkeit.  Es  culniinirt 
nämlich  zu  dieser  Zeit  kein  Stern  von  irgend  nennenswerther  Bedeutung,  wohl 
aber  ist  der  »Kopf  des  Vogels«  gerade  über  die  Culmination  hinaus.  Er  be- 
obachtet also  den  Moment,  in  dem  dieser  Stern  sich  über  dem  linken  Auge 
seines  Collegen  ablothen  läfst.  und  bestimmt  so  den  Ablauf  der  .").  Stunde. 
Die  weiteren  Variationen  sind   von  selbst  klar. 

Diese  Anwendung  des  Merket  zur  Zeitbestimmung,  auf  die  ja  auch  die  In- 
schrift auf  Nr.  14084  anspielt,  und  die  der  Grund  war,  weshalb  man  in  ])tole- 
mäischen  Inschriften  das  Zeichen  f=^  direct  als  Determinativ  von  Stunde  ge- 
brauchte, erklärt  es  uns,  warum  die  Griechen  dieses  Instrument  als  wccAs'yjov 
bezeichneten:   es  ist  eben   wirklich  die  altägyptischc   Uhr. 

Dafs  diese  nicht  allzu  genau  gehen  würde,  konnte  man  bei  dem  Cliarakter 
die.ses  Volkes,  dessen  Nachkommen  heute  noch  nicht  (h'u  Werth  der  Zeit  kennen, 
schon   von   vorn   herein  erwarten. 

Wenn  wir  auch  annehmen  dürfen,  dafs  der  Abstand,  in  '  dem  sicli  die 
beiden  Horoskopen  aufstellten ,  immer  constant  war,  so  geben  doch  so  allge- 
meine Bestimmungen  wie  »über  dem  rechten  Ohr«  oder  »über  der  linken  S(;hulter« 
zu  so  grofsen  Beobachtungsfehlern  Gelegenheit,  dafs  die  Stunden  einer  und  der- 
selben Nacht  gewifs   ungleich  genug  ausgefallen  sein  werden. 

Wenn  die  Ägypter  uns  also  mit  diesem  Instrument  nicht  eine  Uhr  geliefert 
haben,  die  werth  gewesen  wäre,  späteren  Völkern  überliefert  zu  werden,  so 
hal)en.sie  uns  doch  hiermit  für  die  Richtungsbestimmung  die  Methode  gezeigt, 
die  bis  auf  den  heutigen  Tag  sich  erhalten  hat.  Die  Festlegung  einer  Richtung, 
wie  sie  damals  mit  (polvi^  und  üüpo?.cyiov,  d.  h.  durch  Visirschlitz  und  verticalen 
Faden,  ausgeführt  wurde,  nehmen  wir  noch  heute  mit  denselben  Mitteln  vor. 
Die  Diopter  an  der  einfachen  Boussolc  und  an  der  Kippregel  auf  dem  Mefstisch 
sind  weiter  nichts  als  in  feste  Verbindung  zu  einander  gebrachte  (pctvi^  und 
wpoXoyiav. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVll.  Band.     1899. 


18  Wilhelm  Spiegelberg:    Deinotische  Miscellen.  [XXX VIT.  Band. 


Demotische  Miscellen'). 
Von  Wilhelm  Spiegelberg. 


IV.    Zur  Definition  des    » Demotischen  «^). 

Uie  folgenden  Ausführungen  enthalten  in  aller  Kürze  das  Ergebnifs  längerer 
Untersuchungen,  welche  mir  als  Vorarbeit  für  eine  demotische  Palaeographie 
dienen  sollen.  Nur  in  der  Absicht,  durch  diese  vorläufige  Mittheilung  eine  Dis- 
cussion  herbeizuführen,  habe  ich  sie  gewissermafsen  in  programmatischer  Form 
liierhergesetzt. 

An  der  Bezeichnung  » demotisch «  rüttele  ich  nicht,  so  unzulänglich  und 
schief  sie  ist^).  Da  sich  der  Name  einmal  eingebürgert  hat  und  jeder  Aegyptolog 
weifs,  was  er  darunter  zu  verstehen  und  nicht  zu  verstehen  hat,  so  ist  das 
Unglück  eben  nicht  grofs,  wenn  Schrift  und  .Sprache  einer  bestimmten  Periode 
unter  einer  falschen  Flagge  segeln.  Wollte  man  »demotisch«  nur  für  die  Schrift 
und  für  die  Sprache,  welche  in  dieser  Schrift  vorliegt,  etwa  »frühkoptisch« 
o.a.  einführen,  so  würde  man  zwar  gröfsere  Klarheit,  aber  auch  gröfsere  Un- 
bequemliclikeit  schaffen.  Ganz  klar  wäre  auch  damit  das  demotische  Problem 
noch  nicht  gemacht.  Man  bleibt  eben  vor  Allem  gleich  an  der  Frage  hängen: 
Was  verstehen  wir  unter  demotischer  Schrift?  Die  übliche  Antwort  klingt  zu- 
nächst sehr  klar  und  verständlich :  Die  aus  dem  Hieratischen  verkürzte  Cür- 
sive.  Wie  unbestimmt  und  unzulänglich  diese  Definition  ist  — ■  ich  halte  sie 
fiir  die  einzig  ernsthafte  unter  den  bislang  gegebenen  — ,  stellt  sich  heraus, 
falls  Jemand  danach  fragen  sollte,  wann  die  demotische  Schrift  anfangt.  In 
dieser  Frage  liegt  eben  die  Schwierigkeit  des  ganzen  Problems.  Ich  gestehe, 
dafs  ich  lange  Zeit  unter  dem  Eindruck  gestanden  habe,  dafs  das  Demotische 
im  eigentlichen  Sinne  erst  mit  den  Ptolemäertexten  beginne,  dafs  die  frühdemoti- 
schen  (»archaischen«)  Texte,  welche  etwa  die  Dynastien  25  —  HO  umfassen,  oder, 
gemeinverständlicher  gesprochen,  die  Texte  aus  der  Zeit  des  TirJiahi.  der  Saiten 
und  Perser  noch  der  hieratischen  Cursive  angehörten  und  die  Ausläufer  dieser 
Schrift  bezeichneten,  die  in  das  Demotische  endigen.  Es  läfst  sich  Manches 
für  diesen  Gesichtspunkt  anführen.  Sicher  ist  eins:  dafs  in  der  genannten 
Periode,  die  ich  als  Übergangsperiode  bezeichnen  will,  sich  alle  jene  Ligaturen 
und  Abkürzungen  entwickelt  haben,   welche  sich   in   der  Cursive  der  Ptolemäer 


')    Siehe  Recueil  de  Tiavaux   XVI ,  •_'4  ff. 

')    Aus  dem  Folgenden  geht  hervor,  dass  die  Definition  nur  die  demotische  Schrift  in's  Auge 
fafst.     Die  Spraclie  der  deniotischen  Texte  ist  hier  ganz  aufser  Aclit  gelassen. 

')    Bekanntlic'li  steht  es  inn  die  Bezeichnung   ..hieratisch"   um   nichts  besser. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotjsche  Miscellen.  19 

und  Kaiserzeit  iiiedergesclilagen  haben.  Die  Abkürzung  in  weitestem  Sinne,  welche 
in  der  Übergangszeit  in  der  Schrift  noch  als  lebendige  Entwickelung  le1)t,  ist 
in  der  letzteren  Epoche  ein  stereotypes  Charakteristicum  der  Schrift  geworden. 
Denn  eben  die  Abkürzung  ist  doch,  kurz  gesprochen,  das  charakteristische  Unter- 
.scheidungsmerkmal  zwischen  dem  « Demotischen«  und  dem  »Hieratischen»,  oder, 
wenn  ich  mich  mehr  psychologisch  ausdrücke,  das  Restreben,  .schnell  und  bequem 
zu  schreiben.  Zwar  zeigt  auch  die  hieratische  ('ur.sive,  welche  icli  hier  k>irz 
unter  »Hieratisch«  verstehe,  im  Gegensatz  zu  der  hieratischen  Unziale  die  Hin- 
neigung zur  Abkürzung').  Aber  wenn  letztere  im  Hieratischen  nur  hier  und  da 
gelegentlieh  verwendet  wird,  so  entwickelt  das  Denioti.tc/ie  in  dieser  Hinsiclif  erst 
ein  Sj/stei)i.  So  enthält  das  Hieratische  eigentlich  nur  die  Keime,  welche  im 
Demotischen  üppig  in  die  Höhe  schiefsen.  Damit  hängt  es  auch  zusammen,  dafs, 
rein  technisch  betrachtet ,  das  Demotische  —  wie  Maspero  zuerst  ausgesprochen 
liat  —  mit  einem  spitzeren  Schreibrohr  geschrieben  wird  als  das  Hieratische. 
Da  bei  einer  feineren  Spitze  die  Feder  seltener  mit  Farbstoff  versehen  zu  werden 
brauchte  als  bei  einer  breiten  Öffnung,  so  konnte  sie  länger  auf  dem  Papyrus 
bleiben.  Ansätze  zu  dieser  feinen  Schrift  zeigt  auch  hier  das  Hieratische"),  aber 
es  steckt  noch  kein  System  dahinter,  welches  eben  erst  in  der  Übergangszeit 
entwickelt  wird. 

Auf  (irund  dieser  Darlegung  wird  man  zunächst  folgende  Definition  auf- 
stellen  dürfen. 

Das  Dcnwtische  ist  die  im  S.  bis  J.Jakrhvndert  (Vbercjanysperiode)  durch  sijsleiua- 
tische  Abkürzungen  aus  dem  HieratLschen  enticicMte  Cursire^  welche  um  die  Wende 
des  3.  Jahrlmnderts  ihre  stereotype  Form  erhält. 

Damit  ist  zunächst  die  Frage  offen  gelassen,  ol)  man  die  Ül)ergangsj)eriode 
—  die  irülidemotischen  Texte  —  zum  Hieratischen  oder  Demotischen  rechnen 
will.  Ich  glaube,  auch  hier  läfst  sich  eine  befriedigende  Antwort  geben,  wenn 
man  das  Verhältnifs  des  Hieratischen  und  Demotischen  zu  der  liieroglyphischen 
Schrift  berücksichtigt.  Man  kann  als  einen  sehr  wesentlichen  Unterschied  beider 
den  Umstand  bezeichnen ,  dafs  sich  das  Hieratische  im  Gegensatz  zum  Demoti- 
.schen  Zeichen  für  Zeichen,  wie  wir  es  ja  gewohnt  sind,  hieroglyphisch  trans- 
scribiren  läfst.  M.\spero's  Versuch,  dasselbe  bei  einem  demotisciien  Texte  durch- 
zuführen, hat  schlagend  gezeigt,  dafs  es  ein  Ding  der  Unmöglichkeit  ist').  Wir 
können  zwar  —  und  ich  werde  darauf  gleicli  zurückkommen  —  einen  demoti- 
schen Text  hieroglyphisch  übersetzen,  wie  es  unsere  Rilinguen  thun ,  aber  eine 
hieroglyi)liisehe  Uniselirift  —  Zeichen  um  Zeichen  —  ist  für  das  Demotische 
schlechterdings   ausgeschlossen. 

Demnach  steht  und  fällt  die  Frage  nach  der  Zugehörigkeit  der  frülidemoti- 
schen  (archaischen)  Texte  mit  der  Frage,  ob  sich  diese  Texte  noch  hieroglyiihiscli 


')    Siehe  Erman,  Märchen  de.s   Pnpyi-ns  Wcstcar  II .  S.  lU  ff. 

2)  Vergl.  Rec.  XVI/lS-2. 

3)  ÄZ.  1877,  S.  132  ff.;  1878.  .S.  72  ff.;  1880,  .S.  l.")  ff. 


20  Wilhelm  Spiegelberg:   Demotische  Miscellen.  [XXX^^I.  Band. 


transscribiren  lassen.  Die  Antwort  lautet  verneinend.  Denn  die  für  die  Über- 
gangsperiode belegten  Zeichen      J*      ')   oder    V)  ")  lassen   keine  Umschrift  zu, 

welche  eine  hieroglyphische  Älöglichkeit  wäre.  Unter  diesem  Gesichtspunkt 
betrachtet,  gehört  also  die  Cursive  der  Übergangszeit  der  demotischen  Schrift 
an,  und  das  S.Jahrhundert  bezeichnet  den  Beginn  des  Demotischen. 

V.    Über  den  Ursprung  einiger  Abkürzungen  im  Demotiselien. 

Die  methodische  Bedeutung  von  Maspero's  obenerwähnter  Studie  über 
den  Setnatext  ist  noch  immer  nicht  genügend  gewürdigt  worden.  Sie  hat  zum 
ersten  Male  den  Versuch  gewagt ,  demotische  Gruppen  auf  ihren  Ursprung  zurück- 
zufiiliren,  wähi'end  man  sich  vorher  vor  Allem  bemühte,  die  entsprechenden 
hieroglyphischen  Gruppen  zu  finden.  Ich  möchte  hier  noch  einmal  betonen, 
dafs  die  Aufgabe  der  zukünftigen  demotischen  Palaeographie  nicht  darin  besteht, 
demotische  Gruppen  durch  hieroglyphische  zu  übersetzen,  sondern  sie  wirklich 
zu  umschreiben ,  wie  wir  hieratische  Texte  in  Hieroglyphen  aufzulösen  pflegen. 
Eine  solche  hieroglyphische  Transscription  ist  aber,  wie  ich  oben  angedeutet 
habe,  im  Demotischen  nicht  möglich,  welches  bereits  den  Zusammenhang  mit 
den  Hieroglyphen  zu  stark  gelöst  hat.  Vielmehr  mufs  das  Hieratische  bei 
demotischen  Transscriptionen  diejenige  Rolle  übernehmen ,  welche  die  Hiero- 
glyphen  fär  die   hieratischen  Texte  spielen.      Einige  Erläuterungen  mögen  hier 

folgen.    Wenn  wir    «Äy  ^)  *2Si    »nehmen«   durch  s^  (oder  '^~z^  % /l)  wiedergeben, 

so  ist  das  eine  durch  die  Bilinguen  gewährleistete  hieroglyphische  Übersetzung, 
aber  keineswegs  eine  palaeographische  Übertragung  oder  eine  Auflösung  der 
Gruppe.  Vielmehr  Ijelehrt  uns  das  Hieratische,  welches  fiir  derartige  Unter- 
suchungen immer  als  Führer  zu  dienen   hat.   dafs    -^^    niclit  aus 

ISallier  II  5/5) 


^ 


entstanden  sein  kann  und  klärt  uns  gleiclizeitig  ülier  den  Ursprung  der  demo- 
tischen Gruppe  auf.  Das  Verbuni  Uj  («xi)  zeigt  im  Neuägyptischen  n.  A.  fol- 
gende Formen: 

')   Z.  B.  Th&s.  pap.aegypt.  10/5  (s.  S.22).  =)    Siehe  unten  S.  22  ff. 

')   Archaisch  (Psammetich):    rJ^     Thes.  pap.  IX/4. 

Ptol.  (Setnaroman) :  'If  Ivrai.l,   Deinot.  Lesestiicke  3/37 

Römisch:  '  -        Pap.  Rhinu 


1899.1  Wilhelm  Spiegelberg  :    Demotische  Miscellen.  21 


ZW,  ■'       utti' 


Dieses  Verbiiin  wird  nun  sclion  gelegentlich  im  IHei-atiscIien  dadurcli  abgekürzt, 
dafs  man  nur  die  Determinative  schreibt,   so  Pap.  Abbott  7/5 

in   dem  bekannten  Titel  ^        l-=.[l[lp^   )^    »Bannerträger«.      Damit  wäre   für 

Yt    die   entsprechende   Umschrift   ^         gefimden. 

Die   eben   erörterte  Gruppe   ist  nur  ein   einzelnes  Beispiel   aus   einer  ganzen 
Reihe  von  Gruppen,   welche   durch   Abfall    des    ersten  Bestandtheils    entstanden 

sind.  Einen  weiteren  Fall  der  Art  bietet  das  Possessivpronomen  /O  neq, 
welches  schon  die  archaischen  Texte  neben  älterem  JUq^  ')  so^)  schreiben. 
Auch   hier  belehrt  uns  die  späthieratische  Cursive  über  die  Entstehung.      In  den 

Handschriften  dieser  Epoche  wird  bekanntKch  »u=^  nicht  selten  Ä  geschrie- 
ben, mit  Ilinzufügung  des  l)ekanntcn  Füllpunktes^).    Vergleiche  Schreibungen  wie 


^\/,  A  >    fSM 


A')- 


Zweifellos  ist  diese  immer  mehr  entwickelte  Schreibung,  welche  ich  vor  der 
Hand  nur  aus  verhältnifsmäl'sig  wenigen  Beispielen  kenne,  in  der  uns  noch  so 
wenig  bekannten  späthieratischen  Cursive  sehr  häufig  zu  belegen.  Und  so  zweifle 
ich  nicht,  dafs  sich  in  diesen  Texten  die  von  mir  noch  nicht  angetroffene 
Schreibung 


AfifJr 


')  d'Orbiney  12/10. 

^)  Abbott,  Verso8/a.  13. 

ä)  Thes.  pap.  Nr.  18/3. 

♦)  Ib.  10/.5. 

')  Siehe  ÄZ.  1891.  S.  77  A.  2.  —  Er  ist  dei-  Vorläufer  des  im  Demotischen  /u  iiiiiner  gi-öfserer 


Verbreitung    gelangten  Füllpunktes,    der    sich    namentlich  bei   t    L-,  ,    b  ^ — ,    r   y,    •  f  /, 
h    y    eingebürgert  hat. 


und 


«)    P.  Turin  54/15. 
')    P.  d'Orbiney  6/10. 


22  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


belegen  lassen  wird.  Aus  iliesor  Gruppe  ist  unter  Aliiall  des  ^^"^00  ^^'is 
demotische  /o  entstanden.  Kin  weiteres  Beispiel  dieser  Abkürzung  ist  das  unten 
(S.  28)  besproelicnc   AI  . 

Der    Urs})rung    von     ^    und    J\\    . 

Für  - fl  besitzt  das  Demotisclie   zu  allen  Zeiten   zwei  Wertlie: 

1.   S.        2.  <^. 

Für  die  Ptoleniäer-  und  Römerzeit  kann  man  sich  darü])er  leicht  in  den 
Glossaren  von  Hess  (Setna  und  Londoner  gnost.  Papyrus)  vuiterrichten ,  für  die 
archaische  Periode  citire  ich   folgende  Beispiele: 

Adl.  Ad  2. 

jL^  )  if»  ) 

/♦/e^'  ^) 


/" 


Dafs  ^,  später^   ,   auf  hierat.  - — d  zurückgeht,   liegt  auf  der  Hand.     Was 

4^    anlangt,    so  glaube   ich  —  freilich    gebe    ich    diese   Veriuuthung   nur   unter 

allem   Vor])ehalt'')  — ,    dafs    es    aus   der  bekannten  hieratischen   Gruppe  «"y    ent- 
standen  ist. 

o)    männlicii   (P.  d'Obb.  6/6)  li)   weiblich 

'J  P.  d'Orb.  16/6  ^ 


r^' 


P.  Abbott  7  2 

P.  Leiden  I.  H.'iO  4  2(1 


<9 


')    Thes.  9/5. 

»)    Thes.  9/5.  ■•)    11..  Nr. -.'2  4. 

')    Ib.  9/3.  5.  5)    Ib.  Nr.  21  4. 

*)  Ich  möchte  dabei  vor  Allem  die  Fachgenossen ,  denen  für  die  l'bergang.speriode  besseres 
Material  als  mir  selbst  zur  Verfügung  steht,  auf  diese  Gruppe  aufmerksam  machen.  Erst  durch 
den  Nachweis  der  entsprechenden  Form  im  Sjiäthieratischen  würde  die  hier  betonte  Mri(/lirfikeit 
zur  Sicherheit  erhoben  werden  können. 

')    Gi'affito  aus  der  Zeit  des  Mei-ntMital.i  (SiMKnKLHKRn:   Zwei  Beiträge,    Texte  l.i  —  IH). 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  23 

Das  entweder  ;nis    t  *-7  oder   aus  49  entstandene   ^^  wurde  vielleiclit  füi 

ein  - — fl  gehalten  und  so  als  Variante  des  bereits  vorhandenen  o  in  das  de- 
motische Alphabet  übernommen. 

Das  demotische  Alphabet  besitzt  ja  auch  .sonst  liii  einen  Buchstaben  eine 
doppelte   Bezeichnung,   z.B.: 

—  ne1)en  ü 
A  neben  ^ 
Ji^    neben     ^  i 

/    neben     y/  , 
lerner: 

die   B   //    ^o       U     '""^     ^ 

die   B    ,**      *1     -».     und    <i). 

Nicht  alle  sind  richtig')  erklärt  worden ,  aber  sie  zeigen  klar,  dals  eine  Reihe 
dieser  alphal)etischen  Zeichen  aus  Silbenzeichen  entstanden  sind.  Dabei  liat 
zweifellos   die  Orthographie  der  hieroglyphischen  Texte  der  Spätzeit  mitgewirkt. 

So  glaube  ich  z.B..  dals  das  /•  1\  der  demotischeu  Texte  der  Ptolemäer-  und 
Kaiserzeit  —  die  frühdemotischen  (»archai.schen«)  kennen  es  noch  nicht  —  aus 
der  Gruppe    V      ^    entstanden    ist. 

Das  demotisclie  y/'  ist.  wie  mir  scheint,  in  ähidicher  Weise  aus  ein(>r  mifs- 
verstandenen  Gruppe  entstanden.  Es  ist  nämlich,  wenn  mich  nicht  Alles  täu.scht, 
das  vervielfachte  v:  ^  ,  welches  .schon  die  hieratischen  Texte  der  li).  Dynastie 
aufweisen ;   vergl. 

Zweifellos  dankt  diese  Schreibung  der  schnellen  Bewegung  des  Schreibrohrs  ihr 
Dasein  und  findet  sich  besonders  häufig  in  dem  vielgebrauchten  Verbum  des 
Gebens,   namentlich   in  Rechnungen.    Viele  Beispiele   bietet  der  Pr/;?. /.w/yr/.  I,  B50 


')    So  steht  noch   eine  Erklärung;  von  </(    aus.   denn  die  von  Maspero  vorgeschlagene  .\b- 
leitung   aus    MÜ^     ist  uinn<"iu;li('h. 

-)     P.  .VHBOTT    .5/1. 


24  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

oder  ein  späthieratisches .   bei  dem  Ramesseum   gefundenes  Ostrakon'),   welchem 

ich  die  folgende  Form  /tf%    entleline.     3Ian  mag-  über  die  genaue  Transsoription 
dieser  Gruppe  im  Zweifel  sein,   denn  es   ist  schwer  auszumachen,   ob  man  ^~^ 
(2  oder  (]  (]  i    transscribiren   soll.     Die  alten  Schreiber  werden   sich  darüber 

schon  nicht  mehr  klar  gewesen  sein.     Aller  Wahrscheinlichkeit  nach   hielten  sie 
die  drei  Striche  dieses  Partie,  passivi  (f;y  =  toi)  schliefslich   für  die  Bezeichnung 

eines   /.   und  so  mag   )))    in  das  demotische  Alphabet  gerathen   sein 

Damit  möchte  ich  diese  kurzen  Streifzüge  auf  dem  Gebiete  der  demotischen 
Palaeographie  abbrechen.  Sie  werden  hoffentlich  gezeigt  haben .  wie  unendlich 
viel  hier  noch  zu  thun  bleibt  und  wie  wir  der  vielfachen  Schwierigkeiten  all- 
mählich Herr  werden  können.  Vor  Allem  aber  werden  diese  wie  die  folgenden 
Untersuchungen  zeigen,  wie  nothwendig  uns  zunächst  noch  palaeographisch 
brauchbare  Veröffentlichungen  sind.  So  ist  es  mit  Freude  zu  begrüfsen .  dafs 
das  Berliner  Museum")  noch  im  Laufe  des  kommenden  Jahres  seine  kostbaren 
demotischen  Urkunden  zum  Gemeingut  der  Wissenschaft  zu  machen  gedenkt. 
Möge  das  gute  Beispiel  bald  auch  von   anderen  Sammlungen  befolgt  werden! 

VI.    Die  Gruppe  !i_  =  ~]~". 

Die  obige  Gruppe  ist  dem  Demotiker  vor  Allem  aus  einer  Phrase  der 
Heirathscontracte  bekannt,   welche  ich  nach   P.  B.  B145,   Z.  3   citire: 

t'  wdit  jft  (noT)   \v"m  s"  'nt  's  f'^  h'p'r  e  ^i  ic"  r°np'i. 

»die  Garantie(?)  deines  Unterhalts^)  ist  es,  Avelche  mir  zur  Last  fallen  wird 
ein  Jahr  lang«. 

ÄhnUch  P.  B.  3109,  Z.  4: 


')    Spiegelbebg,  Papyrus  and  Ostraca  of  the  Ramesseum  I.  Tafel  XL. 

')  Die  als  P.B.  bezeichneten  Citate  sind  sämmtlich  den  Photographien  entnommen,  welche 
der  in  Aussicht  genommenen  Veröffentlichung  der  demotischen  Papyri  des  Berliner  Museums  zu 
Grunde  Hegen. 

')    Wörtlich   »Essens  und  Trinkens«. 

♦)    Synonym  mit  e  e  steht  e-d<>d  (eotio)  z.  B.   P.  B.  3103/11: 


P 


ere  p  h'^p  n  ff  s^<"  'nt  hr"*  e  k'p'r  e  dodi, 

•  die  Wirkung  (wörtlich  das  Gesetz)  der  obigen   rrkuntlc  wird  auf  mir  lasten« 


1899. 1  Wilhelm  Spiegelbebg  :    Deinotisdie  Miscellen.  25 

Im  Folgenden  gebe  ich  die  Gründe  meiner  Lesung  und  Auffassung  der  in 
Frage  stehenden  Gruppe.  Wa.s  die  letztere  anlangt,  .so  lassen  uns  die  folgen- 
den Stellen   der  Rosettana  darüber  nicht  im  Unklaren. 

Z.  8  ist  in   Bezug  auf  dem  Könige  zu  entrichtende  Abgaben ')  gesagt : 

....   n  Pr-<^°!  r  w^if  f  if  fme"  'nt  n  K''m', 
TU   T£   jüsccriAtxoi   cipi.i'k-^y.ciToL  u.   7rpoeu}(peiXov   oi  sv  Aiyv—TM'), 
und   ib. 

n"'  ufrf  -w'n  Iwk  (\o\S(i)  <'?<  n  ss  <"'«"/, 
Tot;c  kv   oLiTiaiQ   GvTcic  EX.   TToXXov  y^povov. 

Wir  liaben  hier  also  jenes  '  "  vor  uns,  welches  ich  unlängst  näher  be- 
sprochen habe ').  hi  unserer  Bedeutung,  freilich  mit  anderen  Praepositionen  ver- 
bunden,  findet  es   sich   z.B. 

Siut  (ed.  Griffith)  7/292: 

u:nn  (jrt  U  hd  pn  hr  ^n  hn-kSf. 

»Es   soll   ferner  dieses  Weilsbrot   seinem  Todtenpriester  unterstellt  sein«, 

ib.  6/271  —  272  (vergl.  7/B04): 

I    I    1  el  /vwv.^  <=>  -^zz:^ 

ihti  nh  rdm(i)  hr  '^-k, 
»alle   meine   Dinge,   welche   ich   dir   unterstellt   Iial)e«. 

Pap.  Kahun  40  2()    hahen   y  I       i'i    dieser    Bedeutung.      Ks    heilst    dort 

von  Abgaben  oder  Steuern   (////•)  Y  N.  »welche  dem  N.  zur  Last  sind« 

(d.  h.  welclie  N.  zu  zahlen  hat),   und  auf  einem  unveröft'entüchten  aus  dem  N.  R. 
.stammenden   Ostrakon   des   Museums   von   Gizeh  lautet  diese  Wendung: 

»der  Rest  von  öl'/j»   welcher  dem  W.  zur  Last  fallt»  (?). 
Gelegentlich    fällt   nun    schon    im    Neuägyptischen    die    Praeposition')    vor 
.      weg,   wenn   anders  ich  zwei  Stellen   aus  Turiner  Papyri  richtig  deute. 


')     Das  Wort  i.st  zerstört,  aber  aus  dem  grieohischeii  Text  zu   ergänzen. 

^)    Ähnlich  17.  ^)    Recueil  de  travaux  XXI   j).  21. 

*)    Im  Demotischen  fehlt  sie  häufig  seit  der  I'Lergangsperiode  (vergl.  die  Beispiele  der  Rosettana). 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVII.  Band.     1899.       "  ^ 


26  Wilhelm  Spif.gklberg  :    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


P.  Turin  7/1 : 

»was  geschuldet  Avurde(?)  den  Aufsehern:    18  Kleider« 

und  ähnlich  9/8. 

Für   die   Lesunj;   sind    naturgemäfs    die   Texte    der   Übergangsperiode    ent- 
scheidend ,  weil  sie  die  in  der  Ptolemäerzeit  bereits  stereotyp  gewordenen  Formen 
noch  in   der  Entwickelung   zeigen.      An    zwei  Stellen    kann    ich    unsere  Gruppe 
nachweisen. 
'r/tes.  pap.  aegypt.  XV,   Z.  15 — Ifi: 

j/jr/v^/^d/y.  .V^jof-^  irfv-üs^jS 

cpe  p'  nby  n  ffp'r  °r  <^-k 

und   ibid.   XVl/7 — 8: 

epe  p'  nhi  'nt  's  e  Up'r  e  <^-k. 

Die  Sätze  sind  mir  beide  im  Einzelnen  unverständlich'),  aber  der  Schlufs 
enthält  zweifellos  die  im  Anfang  citirte  Wendung,    und    zwar  enthält  das  erste 

Beispiel  die  Auflösung  unserer  Gruppe.    Danach  ist   '^  =  j V     ')  =     .    ,  und 

es  erübrigt  nur  noch,  eine  Erklärung  für  die  zweite  Form  zu  finden,  welche  die 
erste  schliefslich  gänzlich  verdrängt  hat. 

Ich  habe  gelegentlich  darauf  hingewiesen,  welche  Rolle  in  der  ägyptischen 
Palaeographie  der  horror  vacui  spielt.  Nicht  nur  der  Füllstrich  gehört  in  die 
Reihe  der  sich    daraus    erge])enden  Erscheinungen,    sondern    auch    ein   Fall  wie 

Ij^  =  ®  statt  des  einfachen    |^  *). 

So  glaube  ich  auch,  dafs  die  unschöne  Gruppe  L       dadurch  "gefüllt«  wurde, 

dafs  ein  Horizontalstrich   unter  das  gehobene  ^—  gesetzt  wurde.     Möglicherweise 

wirkte  dabei  der  Um.stand  mit,  dafs  durch  den  nachfolgenden  Genitiv  mit  ~w»« , 
falls  er  nicht  pronominal  war,  dieselbe  Gruppe  geschafien  wurde.  Vergl.  z.  B. 
P.  Turin  9/8. 


Mi^^'tiT^. 


w 


')    Die  von  Revillout  gegebenen  Übersetzungen  entbehren  jeder  Grundlage. 

')    Der  zweite  Verticalstrich   in   den   frühdeinotischen   Texten   mag   eine  Erinnerung  an   die 

Dualendung      .  enthalten.     Ich  lege  aber  auf  diese  Verinuthung  kein  Gewicht. 

')    Siehe  Spiegelberg  ,  Studien  und  Materialien  .Vnm.  99. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg  :    Demotische  Miscellen.  27 

Wie  dem  auch  sei,  an  der  Bedeutung  wie  Lesung  ist  nicht  wohl  zu  zweifeln, 
um  so  weniger,  als  die  letztere  auch  anderweitig  Bestätigung  findet.  Zuvor  noch 
ein  Beispiel,  welches  die  aus  der  Rosettana  gewonnene  Deutung  bestätigt.  Es 
ist  die  Überschrift  eines  Brettes'),  auf  welchem  sich  ein  Schreiber  die  Namen 
der  Leute  notirt  hat,   welche   für  Grundstücke   nocli  Summen   schuldeten. 

])'  r^n  n  n'  r'me  ''nt  e-ic'n.  (ene)  p'  .fp  <'«  hn  S'W^7i  n°  ivrh, 
»das  Verzeichniis    der    Leute,    welche    den   Restbetrag   schulden    für(?)   den 

Preis  der  Grundstücke«. 

Für  r''n   »Verzeichnifs«    (sowohl  von  Tagen   wie  Personen)   sei  auf  P.  BcrUn 

Z.  115,  Col.  V  verwiesen.     Im  Übrigen  vergleiche  die  ähnliche  Wendung  Rosett. 

1()/17: 


If^Aofl^l-  p  D%  mii^l'lX 


n'  s°p  Pr-f^"}  'nt  f  n"  'rpi, 

oLipriKEv   §£   y.xl   ToL   i[v]   Toiq   kpoi^;   ccpsiXopLevot,   sk  ro   ßaTiXiKov. 

Die  nächste  Bedeutung,  welche  der  mir  unvergefsliche  Brugscr  bereits  in 
seiner  letzten  Vorlesung  als  solche  richtig  erkannte,  liegt  in  einer  Verbindung 
vor,  die  sich  in  Heirathscontracten  nicht  selten  findet.  In  der  Aufzählung  der 
zu  der  Mitgift  der  Frau  gehörigen  Gegenstände  trifft  man  gelegentlich  die  Gruppe 

\i,         in  bestimmten  Verbindungen.     Die  häufigste  ist  t'  c  •  S^     W  ')  """''  ^  »'l^i 

»ein  Paar  icth'^^). 

Hier  steht  also  ^7^  in  der  auch  in  der  älteren  Litteratur  belegton  Bedeu- 
tung. Vergl.  Miss.  arch.  fran?.  I/1H7  ^~" '  ^^=*J  \^ "^  »ein  Paar  Sandalen«.  Inscr. 
hieratic  charact.  XVI  "^'^  °  ^%.i  »Paar  Geflügel«*).  Dieses*:-^  »Paar« 
ist  im  Koptischen  als  hi  erhalten  geblieben,  wie  das  Beispiel  niHi  «s'poAinuj&.\ 
^e\Jyoc  rpvycvwv   (Lev.  5/11)   lehrt. 

Am  häufigsten  begegnet  man  aber  unserer  Gruppe  in  dem  Worte  hi  »Haus«. 
Hier  der  Zeit  nach   die  wichtigsten   Formen: 

A.    (Darius)   P.  B.  I'.IIO,^    ^^J4 


')    Im  Winter  1897/98   zu  Luxor  von    dnii   Mar(|ui.s  of  Northampton    civvorben.    welcher  es 
mir  in  liebenswürdigster  Weise  zum  Geschenk  gemacht  li.it. 

-)    Nach   P.  Bibl.  Nat.  236  (nach  eigener  Umschrift,  daher  palaeographiseh  nicht  verwerthbar). 

')    Brcgsch    dachte   sehr    ans|)rechend    an    .Ohrringe«,    aber    die    Bedeutung    ist   sonst    nicht 
nachweisbar. 

*)    Vergl.  P.  Harris  19ä  3  =  11.   TS/li.   23/"  ™n  Sandalen. 

4* 


28  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

P.    P.  B.  3103  10   *-M^ 
P.  B.  30i)l 

P.  3115   3  12    />»i- 

Daneben   findet  sich  vereinzelt   noch  z.  B.  Pap.  B.  3096/5   die   Form  /^f  '). 
Hier  ist  nach  dem  oben  (S.  21)  besprochenen  System  der  erste  Bestandtheil  der 
Gruppe   weggelassen.      Die   Steininschriften    geben    '^J>sjj^d    Rosett.  10. 
R.    P.  B.  6857/4  (Trajan)   ^\  y_ 

Paji.  gnost.  London  5/5      «)|t— 

Pap.  Lugd.  I,  384  A713  W/£_ 
Pap.  RmND  29/3    -^^I^ 

Die  Lesung  hi  ist  für  dieses  Wort  durch  die  griechischen  Transscriptionen 
des    gnost.  Papyrus   London    verbürgt').      Nach    den    obigen  Ausführungen    ist 
.     CTZD  die  allein  mögliche  Umschrift^),  nicht  etwa  1331 ,   wie  Maspero  um- 

schreiben möchte.  Das  Demotische  bietet  also,  abgesehen  davon,  dass  es  über- 
all bedenklich  ist,  diese  Schrift  für  etymologische  Zwecke  verwerthen  zu  wollen, 
keinerlei  Veranlassung,   Steindokff's  Erklärung*)  von  hi  aus  j)V  aufzugeben.     Ich 

glaube  vielmehr,  dafs  die  Gruppe  |^  =  .  ,  deren  Aussprache  hi  z.  B.  in 
dem  oben  erörterten  Wort  »Paar«  vorlag,  zur  Schreibung-  des  aus  pr  entstan- 
denen Wortes  Hl    «Haus«   benutzt  wurde. 

^t  liefft  vielmehr  —  wenn  ich  mich  nicht  täusche  —  in  einer  anderen 
Gruppe   vor,   welche  ich  zunächst  in  folgender  Verbindung  citire: 

Setm  5/20  '^<^^<.'\^^(&Ai  \ 

Die  auf  der  Hand   liegende  Identification  mit  I  jNf^^f^i^z:  ^  Ä^n-^Hli 

u.  varr.")  ergiebt  die  Gleichung  i^JS'y  = 


')    Vergl.  auch  die  von  Revillout,  Nnuvelle  ehrest,  p.  97  fl'..  p.  152  mitgetheilten  Texte  von 
7"««'»  und  Wien. 

^)    Siehe  Maspero,  Rec.  XVIII/6.3. 

')    Diese  Umschrift  läfst  sich  auch  hieroglyphisch  in  einem  Text  der  Spätzeit  (Sharpe  :   E.  I.  II, 

Taf.  1  ff.)  nachweisen,  welcher    aX^  von   IJ,  unterscheidet. 

[Ah  I  ca  W  oCT] 

*)    AZ.  1889,  S.108. 

')    Ebenso  Pap.  Louvre  2425  bei  Revillout  ,  Chrest.  demot.   p.  284. 

•)    Siehe  Maspero  ,  Recueil  XVni/63. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg:   Demotische  Miscellen.  29 

Diese  findet  eine  weitere  Bestätigung  in  Pap.  Rhino  (5/1),  woselbst 
^(0^'^^^<^(^\  A    clureli  _Q^r— -1  übertragen   ist. 

Dieses  '^t  ist  nicht  dasselbe  Wort,  welches  im  Decret  von  Rosette  und  Ca- 
nopus  in  der  Form  XJ^^  ^)   auftritt  und  einmal  durch  faecs?  wiedergegeben  ist. 

Die  Verbindung  J  ^  yy\^  ^  O  »Südseite«  läfst  sich  aus  verschiedenen 
Papyrusstellen  der  Ptolemäerzeit  nachweisen.  Für  die  Kaiserzeit  citire  ich  die 
Gruppe  irix^  ')  nach  P.  Lugd.  1,  H84,  14/22.  Wie  schon  Brugsch  (Wörterb. 
Suppl.  V  294)  richtig  gesehen  hat,   liegt  hier  das  Wort  '^id  {A.  R.  ''Sd)  vor. 

Von   HI  unterscheidet  sich  die  ihm  häufig  angeglichene  Gruppe   für    n 

vor  Allem  durch   das  Geschlecht.      Hier  die  wichtigsten  Formen: 

A.    Thes.  pap.  aeg.  22/3   (Darius)  A««»i-»- 

P.    P.  B.  3112,7  %.s\ti0m 

Steininschrift:  Rosettana  Z.  1   ^ÄD^ 

R.    Pap.  gnost.  Lond.  8'9   <'S\<^  . 

Pap.  Rhini.   21/9  <h\Vc^ 
Das  Ergebnifs  der  letzten  Untersuchung  stellt  sich  demnach  folgendermafsen: 

111.   s/>^^  =  Ti  =  ^- 

Zimi  Scldul's  seien  noch  einige  Verbindungen  mitgetheilt,  in  denen  sich 
die  Gruppe  I  ^—  findet.  -"7^  in  der  allgemeinen  örtlichen  Bedeutung  liegt  Pap. 
Rhind  XXV  9   vor 

p'  hr-hh  ....   h  '^  n  if  nifru  tfm  n  r°nif. 
Der   hieratische  Text: 

giebt  _//  f  die    Bedeutung    »füliren«.      Ich    übersetze    daher    »0,   Vorlesepriester 
(Taricheut),   führe  die   Götter  und  Menschen«. 

')    Nach  Rosett.  12. 

^)    Nach  der  Copie  von  Rkvillout,  Nouvelle  ehrest.  115.     Veigl.  Chrest.  406. 


30  Wilhelm  Spiegelberg  :    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


In  zeitlicher  Bedeutung  steht  unsere  Gruppe  P.  Berlin  S^äl  5/2: 

rnpi  Ifi-k  'r  ^  dt. 

»Es  verjüngt  sich   deine  Seele  bis  in  Ewigkeit.« 

Eigentliümlich  und  anscheinend  mit  der  örtlichen  Bedeutung  im  Zusammen- 
hang steht  die  Vcrl)indung  '"T^'^  ''  o''»  vielleicht  ein  Ausdruck  für  »Hand- 
fläche». Ich  kenne  sie  nur  aus  zwei  Beispielen,  die  beide  eine  übertragene 
Bedeutung  voraussetzen. 

Rosett.   Z.  31: 

nfs  h'p'r  's  <"  cft  n  r°nf  (fl-ä'rei^^)  <^°n, 
el^eivou  §£  xod  rolg  aAAotc  i6iwToi,ig. 
Setna  5/36  —  37: 

^^>3v-^x^^  u  /  y<<^^  "^y^-kt-  ^^l]k.2f/  w  ::^ 

d'  P'r-<^V  Stne(?)  'ri  '^  fti  n-'k  t  Jft  de  eu  e  .  .  .  .  -k  'k  fiu  ü  pei  d'nfe  e 
p  m"  n  'ntef  er°k. 

»Es  sprach  der  König:  S.,  ich  habe  dich  früher  gewarnt [?].'),  indem  ich 
sprach:  Man  wird  dich  tödten,  wenn  du  nicht  dieses  Buch  wieder  an  den  Platz 
legst,   von   wo   man  es  dir  gebracht  hat'").« 

Vn.    Die  Gruppe  ^J^    deb. 

Die  obige  Gruppe  ist  bislang  nach  dem  Vorgange  von  Brugsch^)  >Sbk  gelesen 
und  als  Variante  des  bekannten  Sbk  gedeutet  worden.  Und  doch  sprachen  zwei 
schwerwiegende  Momente  gegen  die  Lesung.  Einmal  ist  der  Wechsel  von  an- 
lautendem s  und  i  ohne  jede  palatale  Beeinflussung  ganz  undenkbar,  und  dann 
spricht  die  positive  Gleichung  des  Papyrus  Rhind'')  dagegen,  welche  unsere 
Gruppe  hieratisch  durch  ^jlJj  Gb  wiedergiebt.  In  dem  bekannten  Titel  des  Erd- 
gottes   »Fünst  der  Götter«    entspricht  dem   demot.   '3-~\i,(J^^' S^- Dl— "^  f'i» 

')    Vielleicht  ist  das   -machen  der  Ilandiläciie»   ein   warneiuler  gestus. 

')  'ntef  ist  der  Infinitiv  von  eine  mit  Objectssuffix,  also  wörtlich  .Platz  des  es  (sc.  ■stoioAie) 
Bringens*. 

•)    Gram.  dem.  p.  4.5  und  P.  Rhino  Nr.  391. 

«)    P.  Rhino  19/10,  20/4  in  der  Publication  von  Brugscii. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  31 

Wenn   man  die  hieratische  Form   für  den   Gottesnamen') 


Mt        Ö^ 


mit  der   demotischen  Form    vergleicht,    so  wird    man    sich    die   Entstehuns:   aus 

der  Gruppe   ^>,J<2J|   leicht  erklären. 

Die   einzig  auffallende  demotische  Zuthat  ist  das    <r .      Ich  glaube ,  dal's 

dieses   Zeichen,    welches   zweifellos   ein   k  ist.   hier  aber  als  bedeutungsloser  Zu- 
satz  steht,   durch   die   Gruppe 


^^-^ 


[vergl.  hieratisch  P.  Anast.  U  4  "i -. 


in  mifsl)räuchlicher  Weise  in  die  Schreibung  des  Gottesnamens  eingedrungen 
ist.  Wie  dem  auch  sei,  an  der  Lesung  Gh  ist  nicht  zu  zweifeln,  und  damit 
ist  auch  für  den   in   der  Ptolemäerzeit  sehr  verbreiteten  Namen') 

die  Lesung  Pa-c/b  gesichert.  Vielleicht  entsprechen  ihm  die  Namen  Uci.y.v,ovi<;, 
Yluy.vßig  der  griechischen  Contracte. 

Neben   der  oben    gegebenen  Form  des  Gottesnamens,   welche    ich    nur   für 
die  römische  Zeit^)  belegen  kann,   bietet  ein   ptolemäischer  Text  unsere  Gruppe 

in   etwas  veränderter  Form'")    hfl^  ^  /JlU)  1-^  > «  1  \ O     (H)  e  V  rpai  if  nt^r,  das 

hierogl.  ^>^  Jl^'^'IT'i.      Die  sonst   noch   lielegtc  Form')    fyll^  ist    natürlich 

aus  der  hieroglyphischen  Schreibung  der  Spätzeit  übernommen. 


')  I.  Anast.  IV  4/1 ;  II.  Anast.  V.  Taf.  I. 

^)  P.  Rhino  3/10. 

')  Der  Name  ist  besonders  häufig  auf  den  aus  Gebelen  stammenden  Urkunden. 

*)  Ostrakon  573  der  Ägypt.  Samml.  der  I'nivcrsität  Strafsburg.     Die  folgende  Stelle 


li(b3^töl 


nPa-Geb,  Sohn  des  S^hlt-hotp.'   desselben  Textes  /.cigt  Gcb  neben  Sohle. 
S)    Vergl.  aufser  P.  Rhino  Gnost.  Lugd.  6/10,  •20/-2  ib.  Verso  13/4. 
^)    Thes.  pap.  aegypt.  1/3. 
')    Hess.  Glossar  zum  Londoner  gnost.  Papyrus  S.  15. 


32  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVIl.  Band. 

VIII.    (1^<=>"^  "^-^  "1  '^^^  frühdemotischen  Texten. 
Die  obige  im  Demotischen  (d.  h.   den  Texten  der  Ptolemäer-  und  Kaiserzeit) 
zu    (_)lf  :  \  if  verkürzte  Gruppe   zeigt  in  den   frülidemotiselien  Texten  noch  die 

dem   Hieratischen   nahestehende   Form,    oline   bislang   erkannt  worden    zu   sein. 

Ich   kenne  sie  aus  folgenden   Beispielen. 
P.  Berlin  3078/6   (Darius): 

nt  n'm  nk"  n'm  n  p'  f  'nt  e'  [€.-\)   t'-hprw  (-snooT)  ir-m-k  (ne-Wf^K). 
»Alles  und  jedes,   was  ich  mit  dir  erwerbe.« 
Thes.  pap.  11/6 — 7  (Amasis): 

ntk  [\vxbM.)  f  I  aifk  f  1  ir-m-  (neu)   n"  hli'r  (igfiHp). 

»Dir  gehört  ein  Theil,  mir  gehört  ein   Theil  mit  meinen  Genossen.« 

IX.    Die  Bedeutung  von    {^^<^   Jfnft. 

In  den  Contracten  über  Darlehen  von  Weizen  {^oLveiov)  findet  sich  stets  eine 
Wendung,  in  welcher  der  Schuldner  sich  dem  Gläubiger  gegenüber  verpflichtet, 
bis  zu  einem  bestimmten  Termin  das  entnommene  Getreide  mit  oder  ohne  Zin- 
sen wieder  zurückzuerstatten').  Die  Formulirung  lautet  in'  dem  P.  Berlin  3103 
folgendennafsen : 


')    Vergl.  Revillout,   Rev.  eg.  III/27    und   ferner  die    in/.w  isclien  bekannt  i;e\vordenen  gi'ie- 
«hischen  Urkunden ,  welche  weiter  unten  herangezogen  sind. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelbf.rg:    Demotische  Miscellen.  BH 

Ri«  /;r/(-  (oTHTivK)  .  .  .(y)  .7  f«  y/',s'  Pj-j  r  .  .  .(?)  3  '"'n  r  p'u  hir"  /jnir  r  ''r  n"i 
r"/!  pr"l  v-tik  (CTCK'^)  n"i  ntl  (llT^.)  //  n"k  jfk  .  .  .(?)  -i  'nt  hr"i  r  Im  r/ij)f  J\'  (/) 
("Ift  1  ^/)i  jf  innk  rift  8  c  /-"np^l  "/,,  r  i"/ft  S  <'"/«  /i  sir"  "f  w'^'"'b  m'n  shl(^)  in^n  dh 
r  f  mdit  e-hyk  (cTCKim)  ifi  pr"t  '/n"s  "u  hi  (ujhtt)  'u  ß  'u  .fwh(?)  e  f  p'k  rdw  p'k 
H«   n  ift  nfn  h'  li'^i^t  "nt  n'm  "iit  kr"'  r  hn  r"np't  JV  (t)  rb°t  I  s"m. 

»Du  hast  H  Artalien  —  ihre  Hälfte  beträgt  l'/^  Artaben  —  wiederholt  H  Ar- 
ta])en  mit  den  zugehörigen  Zinsen  von  mir  zu  verlangen  für  (wörtlich  im  Namen) 
das  Getreide,  welches  du  mir  gegeben  hast.  Ich  will  dir  deine  !5  olien  erwähn- 
ten Artaben  (zurüclv)gelien  bis  zum  letzten  Pachons  des  Jahres  IV,  macht  8  Monate 
=  ■/j  Jahr,  wiederholt  8  Monate  an  Getreide,  rein,  ohne  ...(?),  ohne  ntJi.  nacli 
dem  Mafs,  mit  welchem  du  mir  Getreide  zugemessen  hast,  indem  es  gemessen, 
transportirt  und  eingeliefert [?]')  ist  in  die  Hand  deines  Verwalters  in  dein  Haus 
in  Tlieben  ohne  Unkosten  und  Transportberechnung,  alles  Obige  bis  zum  Pachons 
des  Jahres  IV.« 

Man  sieht  aus  der  Übersetzung,  dnCs  l'iir  mich  die  Bezeichmuigen,  welche 
die  Qualität  des  Getreides  betreflen,  noch  nicht  feststehen.  Über  den  unge- 
fähren Sinn  köimen  uns  griechische  Urkunden  i)elehren.  Man  vergleiche  Brunet 
DE  Presle,   Pajwrus   du   Louvre  p.  172   (Piiilometor?): 

»  .   .   .     1T\JQ0V    MTÖ.ßU'^    ElXOdl  ^VO    TifJ-KTV     XTCiKOVi:'    TO   Ss   ^MEIOV  TOVTO   d—OOOTW  'AdxA*]- 

■üiotc  'kpmr,<jsi  im  rr  ■nci.yjjiv  A  toxi  äOtoij  IrL  TtooiiV  vzov  KaB-apov  cnjxvXov  [ävS-  wv 
zrT\/ß,v.t   XM   oi.iTGy.ccTc/.ur-/\Ta.r'jj   eic   oI-kov   irpoc  avTov   ro?s   idioic  oi.vyi?Mfj.ci'n   k.  t.  /.» 

Grenfell,  Greek  papyri  XVIII/1 2 fl".")  (Euergetes  II) .  eine  Urkunde,  die  auch 
.sonst  zu   dem   demotischen  Texte   zu   vergleichen   ist: 

» TTVOwv  upTcißdi;  TpiaxcvTci  ~fi'[T|£    scToy.x.   ro    oaveiav    tgvto    ä—odoTuiTav   ot 

SE^a.vet(JiJ.evot  'X.TroXÄU)vien  efx  fj-vivi  ]\ct%u}v  \t\ov  ä&L  Trvpov  viov  KuB-apov  a^oÄov  Ü7t\ox.u\ 
^E<j-TUfX£vov  6JC  o7-/.ov  -poQ  a.vT[y]v  iSio\tc:  kvfi'KwixcKJw ,  [j.\i\rp^i  &i  Kcu  [tt |otce(A;i(/)o6v  Trpec 
tÖ   xS-x«    (=  TTfoc  TS   £iV.oi7(i'Evv£a7jOiVtxoi'   nach  Wilcken). 

Ib.  X/14   (Philometor): 

» \vitiv  y.cura.pov   a]7rö    iravTCi;   x.\ocl   d,\y.ivdv\vov   iJ.\cTpu]i  tjot  xai   ~apziXY\(pctTi   KUi 

(ii7ro\Kot^£<JTYiiJievov   eic   olx,ov    ].« 

Für  die   Kaiserzeit  vergl.  Grenfell,    The   Oxyrhynchus   pa])yri   CI  Z.IJCifl". : 


')    Die  Varianten   haben  e  jj'k  hi.  ")    \'ergl.  XX1I1/10(T. 

Zcilschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVII.  Band.     1899. 


34  Wilhelm  Sp[Egelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

y>~v:sv   vsov   y.auroioov   olooXov  c/l'/x&ov   x,eKG>jy.tvevusvov    wg   sie;   bvi/i>ic[a"](cv'.     uetc avfxevov 

Daraus  lassen   sich   Iblgende  sichere  GkMchungen  aufstellen: 

sw"  ^  ~vcov   nav 
ef  w^""h  =  ■A.o&a.pcv. 

Aber  alles  Andere,   mit  Ausnahme   der  gleich  zu   liesprechenden  Wendung, 
bleibt  unsicher.      Auch  die  Varianten 


/;>^')^\\^rA<^y>^ 


\C %:  i'  ?OiCi 


p^'y-^'-^i^T^fl//, 


') 


lösen  die  Schwierigkeit  nicht.  Die  Varianten  der  von  Revillout  veröffentlichten 
Urkunden^)  sind  bei  der  willkürlichen  Art  der  Publication  für  unsere  Zwecke 
völlig  werthlos. 

Niu-  für  die  Phrase  k^/ck  uvyiXwßa'nv  läfst  sich  noch  ein  sicheres  demotisches 
Aequivalent  ermitteln.  Die  Bedeutung  von  If  ist  aus  vielen  Beispielen ,  nament- 
lich auch  aus  der  Rosettana  (^  (^a-osvac)  bekannt^),  und  die  Bedeutung  von 
h'tn't  läfst  sich  aus   dem   Koptischen   erschliefsen. 

Krall  hat  für  gH.UH  :  g^cMC  in  seiner  vortrefflichen  Bearbeitung  der  koptischen 
Texte  der  Wiener  Papyrussammlung^)  die  Bedeutung  »Fahrgeld,  Transportkosten« 
nachgewiesen.  Dieses  Wort  ist  aber  zweifellos  mit  der  in  Frage  stehenden 
demotischen  Gruppe  identisch.  Demnach  umschreibt  iSicic;  oLw^Xitifj-ctdiv  nur  all- 
gemein   das   genauere    demotische    »ohne  Unkosten    und   Trans])ortberechnung«. 


y^/v^ 


V.    Die  Gruppe    9'»V^*^  =  <3-€"<^€^o- 

In  dem  Choachytenregloment  der  Berliner  Sammlung,  P.  3115,  welches 
eine  Reihe  von  Vereinbarungen  enthält,  die  unter  der  genannten  Priesterclasse 
getroffen  wurde,  befindet  sich   Col.  111  Z.  15   folgende  Stelle: 


')  Aus  einem  aus  Gebelen  stainnieiiflcm  mir  von  \)v.  Reinhardt  freundlichst  übersandten 
PajnTus  (Jalir  5  der  Sammtregierung  der  Kleopatra  III.  und  des  Ptoleniaeus  Philonietor  II.  Soter  II.). 
Die  Urkunde  enthält  wie  P.  B.  3103  eine  Schuldverschreibung. 

")    P.  B.  3102  Z.19. 

')  Chrcstom.  demotique  jj.  114.  Revue  ig.  III  Tafeln  zu  p.  20 ff.  \'ergi.  auch  Brugscii,  Thes. 
p.  10.50  (Ostrakon  des  Berliner  3Iuseums). 

*)    Siehe  Spiegelberg,  Rechnungen  aus  der  Zeit  Setis'  1.  j).  G4ff. 

')    Band  II  des  Corpus  papyrorum  Raineri  archiducis  Austriae  p.  38. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg:    Deinotische  Miscellen.  35 

'  hn   fni  p'  t"  s'iii  '  (jp  (Jny't)   ms"  iC  '"'6-"/(?). 

Revillout')   überträft: 

»Personne  au  monde,  parini  les  clioacliytos.  iie  peut  aller  prendrc  («Ten), 
ou   deraander  («ywoT),    sa  cruche   de   vin   (<5'Xw^v^:'),   par  derriere  les  chantres«. 

An  dieser  Übersetzung  ist  Vieles  zu  beanstanden,  abgesehen  davon,  dafs 
sie   überliaupt   keinen  rechten  Sinn  ergiebt.     Die  Ungenauigkeit  "jtarini   les  ehoa- 

"V— 

chytes«  —  eine  willkürliche  Ergänzung  —  lasse    ich   bei  Seite.     Aber     ^    — 

ohne  üeterminativ!  —  als  Verbum  ffuoiy  zu  fassen  und  das  nächste  mit  dem 
Determinativ  des  Vogels  versehene  Wort  als  Gefafs  —  gli  =  3'\ma^\?\  —  zu 
deuten,  ist  mindestens  unerlaubt.  Für  Jeden ,  der  die  deinotische  Orthographie 
kennt,  liegt  es  auf  der  Hand,  dals  wir  hier  </}i[//i  zu  lesen  haben.  Die  Iden- 
tificirung  mit  (yeufTe^o  »Fledermaus«  ist  damit  ohne  Weiteres  gegeben.  Die 
Übersetzung  von  ;/p  («s'cijn)  ist  möglich,  aber  keineswegs  gesichert;  falsch  ist  da- 
gegen wieder  die  Übertragung  »chantres«  (hsiv),  wie  Z.  1  der  Columne  zur  Ge- 
nüije  zeigt,  wo  die  unzweifelhafte  Grupj)e  /js  nel)en  der  hier  in  Frage  stehen- 
den erscheint.  Vielmehr  Ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  '^sf')  (e^uj^vi)  zu  lesen. 
Leider  ist  an  beiden  Stellen,  an  welchen  unsere  Gruppe  sich  findet,  das  ihr 
folgende  Stück  zerstört,  .so  dafs  ich  nicht  zu  entscheiden  wage,  ob  hiou-  nicht 
das  Wort  /  ^s^f  »die  Menge«  vorliegt.  Was  die  Bedeutung  anlangt,  so  möchte 
ich  darunter  vermuthungsweise  die  »gewöhnlichen,  niederen  Priester«  im  (iegen- 
satz  zu  den  höheren  verstehen.  Dabei  sei  an  die  Bezeichnung  ]  U  <g=<y^  neben 
]!]<'"=■    [3lARn:TTE,   Abydos  II  21 1')   erinnert. 

Ich   übersetze   also: 

»indem  (e)  Niemand  auf  der  Welt  gehen  kann,  um  Fledermäuse  zu  fangen  (?), 
aufser  den   gewöhnlichen   Priestern  (?)«. 

Die  Bedeutung  von  nc*..  »aufser«  in  Negativsätzen  ist  aus  dem  Koptischen 
bekannt').  Auch  im  Demotischen  ist  diese  Bedeutung  zu  belegen,  soSetnaI/9, 
wo   gewifs   folgendermafsen   zu   lesen   ist: 

bn  'f  N"itfr-lf-Pt"h  p"  s"n  i'ft  h'r  jf  t"  ms"  m"".?  h'r  n'  /yswl(?)  n  M'n-rffr 


1)  ÄZ.  80/139. 

2)  Zu  der  Gruppe  «  s.  Hess,  Glo.s.sar  zum  Setna- Roman  8.150. 
')  Vergl.  auch  Borchardt,  ÄZ.  1890  S.  81,  Anm. I. 

*)  Vergl.  Stern,  Kopt.  Gr.  §561.     .-Ms  weiteres  Beispiel  citire  ich  Pistis  Sophia  381   Z.  25. 


36  Wilhelm  Spiegklberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVll.  Band. 


»mein  Hriuler  N.  tliat  nichts  (icpf)  auf  der  Welt  als  umlierwandeln  in  (l(>r 
Nekropolis  von  Memphis«. 

Ganz  klar  ist  damit  die  Stelle  noch  nicht,  da  vor  Allem  die  Bedeutung 
von  (/p  nicht  feststellt.  Vielleicht  galt  die  -Fledermaus«  als  unreines  Thier, 
de.ssen  Berührung  nur  der  niederen  Priesterciasse')  gestattet  war.  Aber  die  Be- 
deutung  von   (/n(//>    »Fledermaus«    ist  über  jeden   Zweifel   erhal)en. 

XI.     Der   Titel   li'ivfe  in   di'inutiselu'ii   TextcMi. 

In  den  Texten  der  lil)yschen  Zeit  (Dyn.  XXII — XXV)  findet  sich  gelegent- 
lich der  oben  in  Transseription  wiedergegebeue  Titel  in  folgender  Orthographie: 
Mon.  de  Leide  (ed.  Plevte).  M.  24  (Taf.  I/II): 


Für  den  Sohn  sind  die  Varianten: 

und 

für  den  Vater: 


_2ai    O 


Das  Amt  des  «khcHe  des  Amontempels  zweiter  Classe«  vererbte  sich  nach 
den  Inschriften  des  hier  erwähnten  Sarges  durch  vier  Generationen.-  Eine  andere 
Orthographie  des  Titels  bietet  Lieblein.   Dict.  879: 

»der  klwif  des  Äf- Tempels   PefeheS'^, 
und  verinuthlieh   steckt  auch  in  M.\riette,   Catal.  d'Aln'dos  1227: 

un.ser  Titel. 

Man  darf  aus  der  zufällig  in  den  angeführten  Stellen  belegten  Verbindung 
<les  Titels  mit  Tempeln  nicht  etwa  auf  ein  Priesteramt  schliefsen.  Dieser  Schlufs 
wäre  sicher  voreilig.  Ebenso  wenig  darf  man  in  so  sj^äten  uiul  unorthogra- 
phi.schen  Texten  auf  Grund  der  schwankenden  Orthographie  in  unserem  Titel 
ein  Lehnwort  sehen.  Mir  ist  es  viel  walirscheinlicher  —  freilich  möchte  ich 
diese  Vermuthung  nur  vuiter  allem  Vorbehalt  gelx'ii  — ,  dafs  in  diesen  Worten 
der  Spätzeit  nur  Varianten  des  bekannten  Titels  vorliegen,  welchen  ich  aus  dem 
»neuen  Reich«    (Dyn.  XVIII — XXI)   in   folgenden   Schreibungen   l)elegen  kann: 


')    Auch  bei   den  Juden  (Lev.  1  l/l'.t,   Dt.  14/18)    j^alt    die  Fledermaus    als   u 
T  Aufenthalt  des  Thieres  in  Gräbern ,  der  Stätte  der  Geistei-,    die  letzte  Ve 


als  unrein.  Melleicht 
ist  der  Aufenthalt  des  Thieres  in  Gräbern,  der  Stätte  der  Geistei-,  die  letzte  Veranlassuiii;  dieser 
.\nschauung. 


1899.1  Wilhelm  Spiegelberg:   Demotische  Miscellen.  37 


>; n  Loiicrf  C.  5(), 


c^  W 

^^  SiiARPE,  E.G.  1/42, 

'— ^       S(  iiiAPARELLi.  C";it;il.  Fircnze  422'). 

(2  W  ' 


In   diesen    (Irci   Reispiolcn    ist    der  Titel    mit  (iötternanien,    in    den    beiden 
ersten    mit,l///o//,    in    dem    letzten    mit  Osh'is  veri)unden.     Daneben   aber  werden 

unter  Setlios  I.  (LD.  III.  1  4(lb.  Z.  .')(;):  U '^  ^  ^  S) '^-^  #'*  j  ^=  fl  ^  «"'"- 
wähnt,  welche  zum  Brunnenbau  verwendet  werden.  Hier  legt  der  Znsammen- 
liang  wie  die  Orthograplüe  nahe,  in  /i'y(rff  eine  Adjectivbildung  von  k>t  »Ai'beit« 
zu  seilen^),  und  führt  zu  der  Übersetzung  »Arbeiter»  oder  vielleicht  besser  »Bau- 
arbeiter«. Denn  k>t  hat  s])eciell  diesen  Sinn.  Dieser  Titel,  über  dessen  Be- 
deutung und  Identität  mit  demjenigen  der  libyschen  Periode  man  nocli  streiten 
mag,  ist  nun  noch  im  Demotisclien  anzutreffen.  Eine  Urkunde  aus  der  Perser- 
zeit*) {üarius). 

'    "Der  ;/irff'  des   Hauses   des    Anion    von    Djeme'^)   Hari/offS" 
und   ii).   Z.  2 

»der  f/trfe   .  .  .   Animirilh" 
enthält  zweifellos   den   aUen  Titel,    welcher    sich    für  die    Ptolemäerzeit    auch    in 
einem  von  Revillout")  mitgetheilten  Papyrus  des  Brit.  Museinns  (Pap.  Ilay)  nach- 
weisen   läfst.      Bei  der   willkürlichen   Al)schrift  des   Herausgebers   ist  jedoch    die 
l)alaeographische  Verwerthung  der  in    Frage   stellenden   Stelle 

ausgeschlossen.  Die  Übersetzung  »der  r/«'/r  des  Amonteinpels  K'i\l)d  (KoAAoü^>ic)« 
ist   indessen    gesichert. 


')    noch    könnte    hier    das    Wort    [_)  ^   ,      ..(iaitiii-i«     [l'ahcri    (ed.    GitiiTiiii)    Tat.  \'1II1 
)rlie}>en. 

■')     X'ariaiite   Z.  10    ^J  ^ ';^^  V\?i  | . 


3)  So  auch   Briigsch,  Wb.  IV  8.1476. 

*)  The^.  pap.  aegypt.  XXIII ,  no.  23. 

")  Für  die  Schreibung  von  •shmc   vergl.   I5rir(is(ii,   Dict.  geogr.  988. 

«)  Rev.  eg.  I  Taf.  1. 


38  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


XIl.    Der  Titel  lepoünooAoc;  "biboq  luer^-^Hc;  im  Demotischen. 

Der  angegebene  Priestertitel  findet  sit-li  ver.scliiodentlicli  in  dem  Protokoll 
griechischer  Contracte  aus  der  Regierung  der  Kleopatra  III.  und  ihres  Sohnes 
Ptolemaeus  X.,  Soter  IL,  in  welchen  ein  kpovirwXog  "icri&e  lUEyaAvjc  |U»)Tpoe  B-ewv  er- 
vähnt  Avird').  Dieser  Titel  steckt  nun  zweifellos  in  folgenden  bislang  mifsver- 
standenen  demotischen  Contracten,   welche  derselben  Sammtregierung  angehören. 

1.   Pap.  Buhg  bei  Revillout,   Chrest.  demot.   p.  402. 
II.  Pap.  Leiden  CLXXXV  (Rev.  eg.  1/91   Taf.  H). 

III.  Pap.  Vatkan,  Rev.  eg.  III/25. 

IV.  Pap.  New  York,  Rev.  eg.  III/26. 

Die    einzige   palaeographisch  brauchbare  Stelle  (Pap.  Leiden  CLXXXV) 

ist  leider  zu  zerstört,  um  eine  sichere  Lesung  zu  gestatten.  Die  anderen  .Stellen 
sehen  in  Revillout's   Umschrift  so  aus: 

IV.  // rf <■'  uy-2_  ^r1  p-t  f/l?  t(/ny  xp 

Wer  das  hier  vorgelegte  Material  vorurtheilslos  betrachtet,  bekommt  einen 
Begriff  davon ,  wie  traurig  es  noch  um  die  Fundamente  bestellt  ist ,  auf  denen 
sich  einmal  eine  exacte  demotische  Forschung  aufbauen  nud's..  Hier  sind  wir 
einmal  auf  Grund  der  griechischen  Papyri  in  der  Lage,  den  correcten  Text 
wieder  herzustellen,   der  aller  Wahrscheinlichkeit  nach   so  aussieht: 

01)  auch   die   letzte  Gruppe  richtig  ergänzt  ist.   bleil)e  dahingestellt,   ebenso 

wäre  auch    eine  Verbesserung    in    [  ^  / {i_  (/"i/0     hinipiihi    denkbar.       Eine 

letzte  Entsclieidung  ist  nur  von  den  Originalen  oder  Photographien  zu  erwarten. 
Aber  so  viel  ist  sicher,  dafs  von  »(la  deesse)  Aerpole,  grande  Isis,  Evergete, 
mere  divine«")  nichts  dasteht,  dafs  vielmehr  der  demotische  Text  den  Titel  »des 
Hierupolos  der  grofsen  Isis,  der  göttlichen  Mutter«  enthalten  mufs.  Übrigens 
zeigt  das  Demotische  die  dem  griechischen  kooinrwXog  entsprechende  Form  an 
Stelle  des  correcteren  tEpu-ö'Aoc. 

')  Siehe  Grenfell,  Greek  papyri  p.  .53.  Oxford  189(>.  Veigl.  aiicli  Strack,  Dyna.stie  der 
Ptolemäer  S.  202  und  Mahaffy,  Empire  of  the  Ptolemies  p.  374  Anm.  1 . 

')    Bereits  Strack,  Die  Dynastie  der  Ptolemäer  S.  174,  hat  daran  Anstofs  genommen. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg  :    Demotische  Miscellen.  39 

XIII.    Die  Partikel  cic  im  Demotischen. 

Ich  lialie  inicli  oft  gefragt,  was  aus  der  bekannten  Partikel  (11  eic  im  De- 
motischen geworden  ist.  Die  folgenden  Ausführungen  sollen  eine  vorläufige  Be- 
antwortung dieser  Frage  enthalten  und  andere  Fachgenossen  zu  weiteren  Nach- 
forschungen anregen.  Die  der  hieroglyphischen  Gruppe  (1  I  entsprechende  Form 
bieten   die  archaischen   Texte,   wie  aus  folgender  Stelle   hervorgeht: 

än'''k  t's  °i  H  rfk  Tft  rim  pr't  n'm  nt  'u  (cTeT  oder  ctot)  r  ^k  e  If'tk  i's  dn°k 
jfk  fr'  <^°7i  M  rfj  hr°d  f<^  dt. 

»Ich  gebe  dir  also  alles  Sill)er  und  alles  Getreide,  was  deinem  Herzen 
beliel)t  (wörtlich :  in  dein  Herz  eingeht).  Ich  bin  also  dein  .Sohn  wiederum  (d.  h. 
ausdrücklich   wiederholt)  mit  meinen  Kindern  bis  in  Ewigkeit').« 

Für  k  giebt  es,  abgesehen  von  der  plionetischen  Schreibung,  noch  eine 
solche  mit  den  Silben  und  Wortzeichen   ft .    ~JT'  ,    ^S- 

Das  Silbenzeichen  ft  kennen  wir  im  Demotischen  aus  einer  Grujipe,   die  als 
solche   bislang   noch   nicht  erkannt   worden   ist.      Hier  einige  Beisj^iele: 
P.  Rhini,  IS/IO: 

my  Sbnf  (jw.Ä.peq  sbii)  n'm  f  ist  n    Usir 

»er  möge  sich   mit  der  Schiffsmannschaft  des  Osiris  vereinigen!« 

ahnt  n  t°  ist  n  n'  Ifme  n  f"  hnt  fm'nt't. 


')    Thesaurus  pap.  aegypt.  IX ,  4/5. 

'')  Ähnlich  ib.  Z.  3,  doch  ist  mir  die  Stelle  nicht  ganz  verständlich.  Dafs  nicht  kopt.  g(u- 
geineint  ist,  zeigt  Z.  ,5  zur  Genüge  mit  der  deutlich  geschriebenen  Gruppe  hct.  Vergl.  auch  Thes. 
XXIII/.5. 


40  WiLHELJi  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

»du  vereinigst  dich  mit  der  Schiff'smannscliaft  der  Frauen  der  Herrin  des 
Westens«   (ähnlich  H3/5). 

Ebenso  schreibt  ein  aus  der  Ptoleniäerzeit  stannnender  Papyrus  der  Berliner 

Sammlung  (P.  B.  8278,  passim)  die  Gruppe    y^\    . 

^9»  als  Wortzeichen  is  findet  sich  in  der  Gruppe  ^^5,  ^  tsu-'i  i^cor.  Diese 
ist  für  das  Demotische  aus  der  Rosettana  (Z.  2(i)  als  Z  1/  7  /'  ''■''"'  l'clcgt,  die 
Form   der  Papyrushs.   ist  d\/t)       Für   die  Spätzeit  citire  ich   die  Schreibung 

^^WS^    ■-).      Es  liegt  nahe,   in     7^     und  Ähnlichem  die  demotische  Form  fiir  ^3i 
zu  sehen,   obwohl  noch   die  hieratischen   Zwischenglieder  fehlen.      Der  Papyrus 

Rhind  (27/6)  bietet  nun  in  der  Gruppe    Jd^T  C  \^^^A    ''  ''*"'  ^'"  '^^'^it'-res 

Zeichen  für  is,  in  welchem  ich  das  hierogl.  ~Tr  erkennen  möchte,   freilich  unter 
allem  Vorbehalt.      Es   ist   dasselbe  Zeichen,   welches  in  ptolemäischen   Texten^) 

häufig   als    ^  erscheint  und  vielleicht  den  Pachtzins  bezeichnet.  .  Somit  haben 

wir  folgende  Werthe  erschlossen: 

I.      X^     -P  =  -^(■) 

"•  ^    =& 

m.    x^  =  ^^. 

Dabei  habe  ich  von  der  Gruppe  ganz  abgesehen,  mit  welcher  man  das 
Verbalpraefix  €c  (0^0)  2I-  ^"*^  *^'^  Gru])pc  ^^  (i/U'°)  e^c  »alt«  zu  schrei- 
ben pflegt,  welche  aber  auch  sonst  (vergl.  die  oben  citirte  Gruppe")  für  »Grab») 
für  ts  verwendet  wird,  imd  eben  diese  läfst  sich,  wenn  ich  mich  nicht  irre, 
gelegentlich  als  Partikel   eic   nachweisen ,   so 


')  Nach  einem  mir  von   Dr.  Reinhardt  niitRetheilten   Papyrus. 

')  P.  Rhino  8/8.  ')    P.  &  3102/16  u.  .s. 

*)  Es  ist  keinesfalls  sU  zu  lesen,  welches  wesentlich  andere  Formen  zeigt. 

»)  P.  gnost.  Verso  5/13.  «)    P.  B.  3114  Verso  (Ptol.). 


18i)0.)  Wii.HKi.ji  SriEGEi.nERO  :    Demntisflie  Miscellen.  41 


Pap.  Imgd.  I,  3730: 


fs  s't  h'vft  Hr-h"st  s'f  d^swfi  rifr  (1,|°t))   ^bfX^)  •••   "'"'■" <f  s'p  sh"L 

»Siehe,   die  Frau   Eri-lxtd,   Tochter  des  T  ^^^    <S7//(?)  und   der  ....  spricdit: 
Nimm   die   Schrift«    u.  s.  w.  „         ,, 

Ebenso  steckt  vicUeicht  in  den  Zeichen  j^   \/^  ')•  mit  weichen  da.s  Decret 
von  Canopus  beginnt,   unsere  Grupj^e. 

Dagegen  schreibt  dersellae  Text  an   einer  anderen  Stelle  (Tlies.  1574)  ^// , 

Avo  der  hieroglyphische  Text  (1  I  zeigt.  Ich  lasse  es  dahingestellt,  wie  sich 
diese  demotisclie  Gruppe  entwickelt  hat,  sondern  will  hier  nur  weitere  Fälle 
dies.es  Vorkommens  feststellen.  So  glaube  ich,  dafs  unsere  Partikel  in  der  Gruppe 
steckt,  mit  welcher  die  demotischen  Contracte  die  Aufzählungen  der  Nachbarn 
eines  Hauses  und  Ackers  beschliefsen.  Die  Wendung  lautet  nach  meiner  Lesung 
i's  (€ic)   n"  hine  n    »siehe,   das   sind   die   Nachbarn   des   (Hauses   oder  Ackers)«. 

Hier  einige  Proben    nach    Papyri   des  BerUner  Museums,   welclie   säninitlicli 
der  Ptolemäerzeit  angehören. 

P.E.  3111/3: 

e\c   n'  hin   ...(?)  j"J/  'iä  hr'"   trih. 
P.  311H/5: 

c\c   if  hin  n  p'   irrh   hi   T/;/". 
P.  3097/5: 

')    Vergl.  dazu  die  Copie  von  Rf.villout:  Rev.  eg.  p.91   und  Tafel. 

^)    Deux  versions  p.  2.     Nach  Groff  (a)  und  Brugsch  (6)  (Thesaurus  1.555).     .\ndere  Repro- 
ductionen  sind  mir  leider  nicht  ziigänfflich. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVII.  Band.     I89U.  6 


42  WrLHELM  Spiegelberg  :    Detnotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


=  P.  3070/5: 

€ic   n'  hin  n  jf  mh  Itn  II  'nt  hr'"  i'ru. 
P.  B.  3105  12: 

eic   «'  hin  n  p'  Hi   «*»«  ifnt  nis"f  'ni  hi'"'  t'rf. 
Pap.  Reinhardt: 

9» v^(^ p ::?-^ij}j2_. ^  1.-2 T.'XiDj/iA ^y/// .) 

€ic  7t  hin  n  n'  j"U  f  k"j  'nt  hr"'  frs. 
P.  B.  31 4B   A/(): 

P.  B.  314G  B/6:  l       ' 

ö)    eic   n"  h'n  tf  i"h"  'nt  hr'"  t'ru. 

b)  hat  statt  cic   die  Variante  r  (=  »macht,   beträgt«),    die  sich   auch  sonst 
findet,   z.  B. 

P.B.  3096/5: 

e  n'  hin  n  p'  J''h'  3  'nt  hr"'   t'ru. 
P.B.  3096/5: 

f  n'  h'n  p'  Hl  'nt  hr"'  t'rf. 

In  etwas  veränderter  Form  findet  sieh   die  Partikel  in  römischer  Zeit.     Hier 
zwei  Beispiele  aus  dem  Pap.  Lugd.  1,   384. 
XVm/27: 

Vs  «■"A"''  p'  i'm  n  p'n  "r  h'r  p'  nf. 

»Siehe,  da  stand  die  kleine  Maus  vor  dem  Löwen.« 


')    Im  Jahre  1897  im  Besitz  von  Dr.  Reinhauiu.    Ich  nebe  die  Stelle  nach  einer  Transscription. 
Die  Grujijje  für  cic   hat   im   Oiiirinal   diese   Form     fi^^    (P-  R-  a.). 


1S99.]  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  48 

XVII  31: 

i's  p"  p'n  ti  s^  (=  -xo)   r"/  ms"  n'  snh"^%  (c«6.to)   n  p'  iti". 

»Siehe,   da  braehte  die   Maus   ihren   Mund   an   die   Fesseln   des  T.öwen.«') 

Sehr    fraglich    ist,     ob    in    der    Partikel    Ti^    in    der    folgenden   St(dle    des 
Setnaromans')  (2  5  —  ^^): 

e!c(?)  hr   Th'T  ij'ni   iii"t't  n'iit  "nt  h"p'r  n  Ä^'/ffr-k'-Pf'h  't(f  p'  d'rrf 
»Siehe,  Thot  hat  Alles  gefunden,  was  demiV.  wegen  des  Buches  geschehen  war« 
unsere  Gruppe  steckt.      Noch  zweifelhafter  steht  es  um  das  Wort  9^  <■;>  ))J    (Pap. 

Lugd.  gnost.  XIII  4),  in  welchem  IIess^)  die  hier  in  Frage  stehende  Partikel  er- 
kennen möchte.  —  Zum  Schlufs  sei  noch  einmal  der  problematische  ('harakter 
dieser  Ausführungen  betont,  welche  noch  in  vieler  Hinsicht  der  Ergänziuig  und 
Berichtigung  bedürfen. 

XIV.    Eine  Formel  der  demotisclien  Contractc. 
Zunächst   seien    hier   eine  Reihe  von   Beispielen    angeführt,    welche   die   in 
Frage  stehende  Formel  enthalten: 
P.Berlin  3105/12: 

"r-k  Ick)   //is"!  /i  p"  Jfp  n  pei  sh"'  n   wi")   ii  fni  n  k'nf. 

»Du   darfst    mich   gerichtlich    verfolgen    kraft    dieser    ägyptischen    Cessions- 
urkunde. « 


ib.  Z.  18: 


V^>  f'U  ^/,J>^  yil^-^^' 


VA'  itis"i  n  'r  /fk  r  mdt  n'ni  °nt  hr"'  ""'//. 

»Du   darfst  mich   zwingen,    dir   auch    nach  jedem   oltigen  Wort    zu   tinin. « 


')    .\n    einer   anderen    .Stelle   dessellien    Papyrus   \I1I   1   -£1-0  ^/i  jIT  lli' .-5  I)  K/'^p  \A 

|iiach  Kr.\ll:    Deinot.  Lesestücke]  i}s  hri  'r  h'r  t"  hnu-t   »siehe,   ich   hin  vor  meiner  II<Trin..   scheint 
die  ursprünglichere  Form  der  Partikel  vorzuliegen,  welche  der  Form  111,  ti.i'A  entsiirechen  dürfte. 

^)    Nach  Krall,  Deinot.  Lesestücke. 

')    Über  die  der  Partikel  vorhergehende  Grup|)e  s.  CiRiFFHu,   P.  .S.  B.  A.  liSlMi,   p.  Idl. 

*)    Siehe  das  Glossar  der  Publication  s.  v. 

^)    Vergl.  J/a«/i.  ^)  31    otc.6i  üotci.   freilich   in   anderer  Bedeutung. 

6* 


44  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


r.  B.  :ni8  2i 


p  ^  r^  KrAj^-^^j  •*'5«' 


eu  im"/  e-ti-'rf  (eTpoq)  c  If  indt  ii'm  'nt  s'h  hr"'. 

»Sie  sind  hinter  ihm  her,  dafs  er  nach  jedem  Wort  handelt,  welches  oben 
geschrieben  steht.« 
P.  B.  3100/15  (=  3099/17  =  5508/16): 

'rk  (=  K)  )»s°f  n  fhhi  3000  P  Urh°r  10  P  tnln  3000  ^"n  Ute  24  f  ^\jo  e  ti 
ti-f  s7  n''k. 

»Du  bist  hinter  ihm  her  (d.  h.  du  kannst  ilin  bestrafen)  mit  3000  Silber- 
fb'n  =  10  Talenten  =  3000  SilberfÄ'«,  nach  dem  Verhältnifs  24  (Kupfer)A-'r  = 
7io  Silberr//« ') ,   damit  er  es   dir  thue. « 

Diese  Beispiele  lassen  sich  noch  um  zahlreiche'-)  vermehren.  Ich  denke  aber, 
die  oben  mitgetheilten  zeigen  klar,  dafs  wir  in  der  Wendung  mit  iic&.  einen  No- 
minalsatz vor  uns  haben,  in  welchem  bei  pronominalem  Subject  das  Praesens  II 
auftritt^).      Diesem  Tempus  gehören  ja  die  Formen  'i-k  (=  k)*)   und  eu  (ct)  an. 


')  Diese  bereits  von  Brugsch  (ÄZ.  1892/8)  aufgestellte  allein  mögliche  Lesung  und  Auffassung 
bestätigt  Grenfell's  (Revenue  laws  p.  208)  Vermiithung  auf  das  Glänzendste,  dafs  wir  hier  die 
demotische  Übersetzung  von  ?.v;\l/o^£S^«(  sie  rov  TTccrri^ce  oßoXoii';  h§  vor  uns  haben. 

^)  Ich  möchte  nur  ein  Beispiel  darunter  herausgreifen  (AZ.  1880,  Taf.  II,  Xr.  3,  Pap.  Brit. 
Musemn) : 


^o3  p^  fö  ^  1 


e  n'k  hr"d  ms"  n"  (ir"t'  e  n"  hr't'  n  n"  hrot'ins"  )t'  hr^d  ?i''k  hf"t'   f'ii  ji^'  /i"ic  'nt  /ir"'  i"  dt. 
»Deine  Kinder  sind  hinter  meinen   Kindern   und    meine  Kindeskinder  hinter  deinen   Kindes- 
kindern von  dem  obigen  Tage  an  bis  in  Ewigkeit.- 
Vergleicht  man  dazu  ib.  Xr.  4   (Pap.  Brit.  Mus.): 


^^•3pjl'«ui:.l»i 


e  n"  hr't'  sfms'  Ji'k  hr«t'  n"  hr°i?  n  n"  hft^  n'k  hi-"t'  thi  p"  h^w  'nt  hr"'  i"  dt, 
so  kommt  man  auf  die  Vermuthung,  dafs  in  diesen  nahezu  identischen  Sätzen  S^ms'  "folgen»   eine 
Variante  von  -hinter  Jemand  sein«  ist,  und  erhält  auch  so  die  weiter  unten  nachgewiesene  Bedeutung. 

')    Siehe  Steindorff,  Kopt.  Gram.  §  2ü(). 

*)    Zu   der  Schreibung  vergl.     ^        v^  v,  (Praesens  I);  Gmi-i  i  iii.   P.  8.  B.  .V.  189(i/103. 


1899.]  Wilhelm  Spiegelberg:    Demotische  Miscellen.  45 

Auch    die    bei    Revillout,   Nouv.   clirest.  deinot.   p.  118  u.  120')    anzutrefleiideu 
Beispiele: 

't  (=  cpe)  ms''i  e  ti-wi  P  hrt  >inii°ir  r"ni  '^°n. 

»Du  bist  hinter  mir  (d.  Ji.  du  kannst  mich  gerichtlich  verfolgen),  um  sie 
von   dir  abzuwehren  in   meinem   Namen   wiedenun.« 

ib.  120: 

ei  (ei)  im"t  pe  s/j"'  (1.  e  pe  sh'")   wi  t'"r'  'rf  (A.»>q)   «"'  n  fnp't  XXI. 

»Ich  verfolge  dich  (mit)  der  Cessionsurkunde ,  welche  du  mir  im  Jahre  XXI 
ausgestellt   hast.« 

Dieser  grammatische  Befund  stimmt  nun  auch  mit  dem  älteren  Sprachgebrauch 
ülierein,   welchen   die  folgenden  neuägyptischen  Beispiele  klar  stellen  mögen. 

Siecjpshyinnus  des  MerneptaJi ,  Z.  1 3 : 

'    »Das  Auge  jedes  Gottes  verfolgt  den  Frevler«    (o.  ä.). 
LD.  III,    229  ß-): 

»Jeder,  der  gegen  ihn  spricht,  möge  Amonrasonter  (ihn)  verfolgen,  lun  ihn 
zu   verderben  (?) ,   möge   Mut  sein  Weib  verfolgen,   Chonsu   seine  Kinder!« 

ib.  140c: 

"Jeder,  der  taub  sein  wird  gegen  diese  Stele,  möge  üsiris  ihn  verfolgen, 
tmd  Isis  sein  Weib  verfolgen   und   Horus   seine   Kinder  verfolgen.« 

Wir  haben  hier  überall  einen  Nominalsatz  vor  uns,  welcher  in  den  beiden 
letzten  Beispielen  durch  den  Im])erativ  //•■')  optativisch  eingeleitet  und  in  dem 
zweiten  Citat  durch  [1  %>  fortgeführt  ist.  Und  ferner  steht  auch  liier  iti  s,'  in 
dem  Sinne    »verfolgen«,   welchen    ich    ihm   in    allen   Beis[)ieleii   untergelegt   hal)e 


')    Die  Publication  des  Leidener  Papyrus  1  374,  ist  last  ganz  unlji-auclibar. 
^)    Dieses  wie  das  folgende  Beispiel  nach  Piehl,  AZ.  1891,  S.  50/51. 
^)    Vergl.  Erman,  Gram.  §182. 


46  Wilhelm  Spiegelbero  :    Demotische  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

und  der  sich  aus  der  ursprünglichen  Bedeutung  »hinter  Jemand  sein«  unschwer 
ergiebt.  Neben  dieser  Construction  im  Nominalsatz  ist  noch  eine  andere  in 
Verbindimg   mit  ■^  zu  nennen. 

Pap.  Berlin  3097/7: 

p  <^°nh  p  <^''he-r''t  p  "nt-eu  (neTOTr)  e  ti-s  (Tevi^c)   ms"k  n  p  f'i  n  wpt, 
»der  Eid,   die  Bürgschaft,   welche  sie   dir  auferlegen  werden  vor  dem  Ge- 
richtshof« . 

K 


^viV/^>^^-fu» 


eu  ti  ms"  e  tl-'rf  {cTpoq)  e  //  mot  n'm, 

»sie  sorgen  daiiir,   dals  er  gemäfs  jedes  Wortes  handelt«. 

Audi  hier  lälst  sich  die  gegeljene  Bedeutung  aus  der  Übersetzung  »hinter 
Jemand   geben«    entnehmen. 

Der  von  Revillout')  vorgeschlagenen  Lesung  liegt  eine  Verwechselung  der 
beiden  bekannten  Gruppen  itcj».  und  (Tme  zu  Grunde.  Im  Setnaroman  und 
dem  Londoner  gnost.  Papyrus  stellen  sich  beide  folgendermafsen   dar: 

Setna  '/.,     ^y  nc&.")  Setna  '/g  \S  s\\\^ 

Lond.  gnost.   '"j-,  )v^  nc*^  Lond.  gnost.  ^/.^^  Atö  (^me. 

Über  die  immögliche  Lesung  ^e;^,^^  *^|  ist  heute  kein- Wort  mehr  zu 
verlieren*). 


')    Rev.  eg.  11/285  ff. 

')    Beiläufig  sei  hier  nur  bemerkt,  dals  z.  B.  sowohl  im  Setnaroman  wie  im  gnost.  Papyrus 

Lugd.  (s.  Brugsch,  Gr.  demot.  §  347)^   J  unteischiedslos    neben     lOo  S'5^J'''"'ncht  wii-d. 
')    Vergl.  Hess,  Setna  S.  18. 


1899.] 


F.  G.  HtLTON  Price:  Two  objects  from  prehistoric  tombs. 


47 


Two  objects  from  prehistoric  tombs. 
Bv  F.  Ci.  HiLTON  Price. 


J\t  Negadeh.  in  the  necropolis  of  Toukh,  Prof.  Petrie  found  some  curious 
objects  shaped  out  of  elepliant  tusks.  Three  of  tliese  are  figured  in  his  «Naqada 
and  Ballas«,  Plates  LXII  and  LXIV,  and  doscril>od  on  pages  19  and  47.  One 
of  them  lias  a  human  face  .scratclied  upon  the  upper 
end,  another  has  only  tlie  eyes  and  eyebrows.  and 
tlie  third  only  parallel  lines.  They  are  all  pierced 
for  -Suspension. 

Recently  through  the  kindness  of  Mr.  Henry 
Wallis,  I  have  acquired  a  specimen  Oy,  inches  long, 
and  said  to  have  been  found  at  Negadeh ').  It  is 
better  finished  than  any  of  the  above  mentioned. 
It  has  the  apjiearance  of  a  small  tusk,  the  ])oint 
of  which  has  been  carved  intö  the  form  of  a  nian"s 
liead  with  a  long  pointed  beard  quite  Asiatic  in 
character.  The  face  is  oblong  and  narrow,  the  lines 
of  the  eyes  show  remains  of  a  black  bituminous(?) 
filling,  the  nostrils  and  mouth  are  indicated  merely 
by  two  notches,  the  ears  are  very  prominent.  Upon  / 
the  top  of  the  liead  tlie  ivory  is  carved  into  a 
loop  for  Suspension.  At  the  opposite  extreniity  the 
object  is  very  slightly  convex  (it  could  not  ])e  set 
up  on  end),  with  a  raised  rim.  The  natural  hoUow 
of  the  tusk  is  here  seen  to  a  depth  of  l'/4  inch. 
It   has   been  fractured   at  the   neck   and  across  the    |  || 

middle:  here  and  there   too  it  is  cracked,  but  the 
ivory   is  in   good   condition. 

There  is  in  my  possession  another  object,  evi- 
dently  of  the  same  nature,  but  in  this  instance  cut  «  wory 
out  of  a  flat  piece  of  gold.  It  measures  S'^l,  inches 
in  Icngth,  and  %  o^'  ^m  hich  in  widtli  below  the  head,  the  width  gradually 
increasing  to  one  inch  at  the  base.  It  is  thin  and  flexible.  At  tlie  upper  end 
is  a  kind  of  rudo  human  head  in  profile,  cut  symmetrically  on  either  side. 
This  object  was  found  in   the  neighbourhood  of  Abydos. 


—  b  Sectio! 
üf  the  ivory- 


of  the  lower  end 
c  Gold. 


')    Ein  zweites,  ganz  ähnliche.s   Exemplar  besitzt  das  Berliner  Mu.seinn. 


.\.  E. 


48  Ed.  Naville  :  Un  dernier  mot  sur  la  succession  des  Thoutmes.      [XXX■\^I.  Band. 


Un  dernier  mot  sur  la  succession  des  Thoutmes. 

Par  Edouard  Naville. 


v/n  me  dit  que  la  discussion  entre  M.  Sethe  et  moi  sur  la  succession  des  Thout- 
mes prend  des  proportions  inquietantes  et  qu'on  desirerait  en  voir  la  fin.  Aussi 
me  ijarderai-je  de  la  prolonger.  Je  vais  le  plus  brievement  possible  expliquer 
pourquoi,  en  ce  qui  me  concerne,  je  clos  la  discussion.  J'ecris  de  Thebes,  de 
Deir  el  Bahari ,  de  ce  temple  que  j'ai  deblaye  entierement,  et  ä  l'etude  duquel 
j'ai  consacre  plus  de  cinq  hivers.  J"ai  sous  les  yeux  les  textes  et  les  represen- 
tatious  dont  je  parle.  J'estime  que  je  dois  ä  ceux  de  mes  savants  confreres 
qui  croient  encore  que  lorsqu'on  discute  sur  un  monument  c'est  quelque  chose 
que  de  pouvoir  en  parier  de  visu,  et  d'y  avoir  passe  des  mois  entiers,  de 
leur  communiquer  les  resultats  auxquels  je  suis  arriA-e  dans  cette  derniere 
Visite.  Les  resultats,  on  le  verra,  dans  leur  ensemble  ne  sont  pas  nouveaux; 
mais  ils  confirment  d'une  maniere  eclatante  ce  que  j'ai  soutenu  des  le  debut, 
c'est  que  nos  maitres,  en  particulier  Lepsius  et  E.  de  Rouge,  avaient  raison;  ils 
ont  exactement  etabli  la  succession  des  Thoutmes.  J'invite  mes  confreres  ä 
consulter  sur  la  valeur  de  mes  assertions  MM.  Percy  Newbekky,  Spiegelberg  et 
F.  VON  Bissing  avec  lesquels  j'ai  eu  le  plaisir  de  parcourir  cet  hiver  le  temple 
de  Deir  el  Bahari.  et  d'examiner  ä  fond  la  theorie  de  M.  S'.  J'en  appelle  aussi 
ä  rautorite  de  M.  Carter  qui  copie  depuis  cinq  ans  les  textes  du  temple,  et 
qui  a  acquis  dans  ce  long  travail  une  connaissance  de  la  facture  et  du  style 
des  hieroglyphes,   dans  laquelle  il  ii'a  guere   de  rival. 

De  Fexamen  minutieux  de  toutes  les  parties  du  temple  il  ressort  que  je 
n'avais  pas  ete  assez  loin  en  attribuant  ä  Ramses  II  la  majorite  seulement  des 
restaurations  de  cartouches.  C'est  l'unanimite  que  j'aurais  du  dire.  Tous  les 
cartouches  refaits,  sans  exception,  que  ce  soient  ceux  de  T.  11  ou  de  T.  III,  ceux 
qu'on  appelait  »usurpes«  sont  l'oeuvre  de  Ramses  11.  Cette  inscription  du  car- 
touche  de  T.  II  ou  de  T.  UI  ä  la  place  de  celui  de  la  reine  na  jamais  lieu  que 
lä  oü  le  nom  et  la  personne  d'Amon  ont  ete  retablis  ou  remplaccs.  Elle  est 
du  reste  loin  d'ßtre  generale.  Dans  la  plupart  des  cas  le  nom  de  la  reine  est 
efface,  et  rien  n'a  ete  mis  ä  sa  place,  tandis  qu'ä  c6te  le  nom  d'Amon  a  ete 
restaure.  Ailleurs  on  a  retabli  dans  le  second  cartouche  de  la  reine  le  nom 
d'Amon  par  lequel  il  commence,  et  rien  d'autre.  Lä  oü  Ion  n'a  rien  fait  aux 
dieux,  on  n'a  rien  fait  ä  la  reine.  Ainsi  dans  ce  que  j'ai  appele  la  chapelle 
iimeraire    de  T.  I,  parce  que  la  reine  s'y  est  fait  representer  avec  son  pere,   il 


1899. 1  Kd.  Naville:   Vn  dernier  inot  sur  la  succession  des  Thoutmes.  49 

n'y  a  aucune  restauration  quelconque  ni  dieu  ni  roi.     Dans  cette  chapelle  il  est 

particuliereinent  interessant  de  voir  los  deux   destructions  successives.    Tout  ee 

qui   concerno   la   reine   a   ete  enleve  au  ciseau,  en  particidicr  le  | j  de  roi-ncnieiit 

de  la  IVise:  (piant  h  la  destruetion  des  dieux  dont  rnuteur  iic  ]i('iit  (Mrc  ([uc 
Kliouenaten ,  eile  a  ete  faite  avec  un  marteau  en  metal  qvii  allait  plus  pro- 
tbndement  et  ne  laissait  rien  subsister  du  contour.  ün  n'a  eparg-ne  que  les 
deux  representations   de  T.  I,   la  reine   Aahmes,   et  la  reine  Senseneb. 

S'il  y  a  une  chambre  oii  le  cartouche  de  H.  devait  etre  usnrpe  c'est  la 
grande  salle  d'offrandes  qu'elle  s'etait  batie  (Sonth-western  hall  of  offer ings)  ä  cote 
de  Celle  qu'elle  elevait  a  son  pere.  car  il  y  a  une  l^fof^Uj')  eontigne 
ä  Celle  de  H.  Dans  celle  de  la  reine  son  nom  et  sa  personne  ont  ete  effaces 
partout,  mais  comme  il  n'y  a  eu  aucune  restauration  de  dieux,  le  nom  de  la 
reine  n'a  ete  usurpe  nulle  part.  En  revanclie  dans  le  vestibule  sur  Icqucl  ouvrcnt 
ces  chambres,  et  qui  a  ete  horriblement  maltraite,  il  y  a  des  mui\s  rcstaures 
grossierement  presque  en  entier.  Pour  adopter  le  langage  de  M.  S.  il  y  a  lä 
un  des  exemples  de  la  persecution  »pliase  des  processions«  cjui  se  retrouve 
ailleurs.      Ici  c'est  une  procession   de  dieux. 

Apres  avoir  etudie  Deir  el  Baliari,  nous  nous  sonunes  transportes  ä  Medinet 
Habou,  et  nous  avons  constatc  qu'il  en  etait  absolument  de  meme.  Tous  les 
changements  de  cartouche  fönt  partie  des   restaurations  des  Ramessides. 

La  preuve  la  plus  evidente  de  ce  que  toutes  les  restaurations  sont  l'dHivre 
de  Ramses  II,  ce  sont  les  inscriptions  du  roi  lui-meme.  A  cüte  de  la  ]>hrase 
Cent  fois  repetee  oü  il  nous  parle  de  ce  qu'il  a  renouvele  le  monument  de  son 
pere  Ämon,  vous  voyez  son  cruvre.  Ici  c'est  un  cartouche  de  T.  II  (]u"d  a 
grave  dans  un  espace  vide  devant  la  reine  effacee.  Lä  le  nirine  ])iuceau  a 
inscrit  le  nom  de  T.  II  et  le  nom  d'Amon,  ou  a  trace  le  contour  de  la  figure 
du  dieu.  Sur  la  porte  de  granit  c'est  le  meme  ciseau  qui  a  grave  le  t^^  du 
nom  d'Amon  et  celui  du  cartouche  de  T.  III.  Lä  le  restaurateur  a  grave  le 
nom  de  T.  III  i)arce  qu'il  l'avait  au-dessus  de  .sa  tete.  Ailleurs,  dans  le  sanc- 
tuaire,  face  Sud,  le  sculpteur  qui  a  rcfait  la  barque  d'Amon,  car  eile  est  res- 
tauree,  a  grave  le  nom  de  T.  III  ä  la  place  de  celui  de  la  reine,  pourquoi? 
parcc  (pic  de  l'autre  cöte  de  la  barque  etait,  au-dessous  de  T.  I,  la  figure  en 
pied  de  T.  II  mort,  et  qu'on  ne  pouvait  guere  supposer  sur  le  meme  mur  le 
roi   vivant  en   adoration   devant  lui-meme   mort. 

Evidemment  Ramses  II  ne  reconnaissait  pas  la  legitimite  de  la  reine,  comme 
<lu  reste  les  propres  sujets  de  IL,  et  partout  oü  il  a  change  son  nom  il  l'a 
remplace  par  celui  de  T.  II  ([u'il  considerait  comme  seul  roi  legitime,  et  (pii 
avait  regne  en  meme  temps  (prelle,  qu'il  füt  son  epoux  ou  non ,  jjcu  Importe 
Dans  le  petit  nombre   de  cas   oü   le   nom   de   la  reine   a   ete   remplacr  p;ir  T.  lil 


>)    Cette  salle  a  ete  foi-t  inaltraitee  par  les  Coptes,  iiiais  on  y  voit  encore  la  reine  (effacee) 
faisant  des  ofFrandes  ä  son  pere  assis  sur  iin  tröne. 

Zcitschr.  f.  Ägypt  Spr.,  XXXVII.  Band.    1899.  ^ 


fjO  Ed.  Naville:  Un  dernier  mot  sur  la  succession  des  Thoutmes.      [XXXVII.  Band. 

cela  s'explique  tont  simplement.  Dans  scs  listcs  Ramses  II  a  supprime  la  reine; 
et  (lans  Ic.s  temples  oü  H.  se  voyait  associee  k  T.  III.,  Ramses  en  inscrivant  le 
nom  ile  T.  II  ä  la  place  de  celui  de  la  reine,  faisait  croire  ä  une  association 
de  pere  et  fils. 

Un  des  cas  ou  Ton  voit  de  la  niauierc  la  plus  frappante  que  toutes  les 
restitutions  sont  dues  ä  Ramses  II,  c'est  le  seul  exemple  qu'il  y  ait  h  Doir  el 
Baliari  de  la  soi-disant  persecution  »pliase  des  autels«.  II  se  trouve  dans  une 
petite  chambre  eclairee  seulement  par  la  porte,  et  qui  donne  sur  la  grande 
eour  centrale.  La  ä  droite  en  entrant.  la  figure  de  In  reine  a  ete  remplacee 
par  un  autel.  Devant  cet  autel  Anion  a  otr  ri'fait  dans  le  style  Ramesside; 
siM-  une  mince  couche  de  stuc  l)lanc  on  a  trncr  la  figure  du  dieu  par  une 
ligne  rouge.     Le  meme  stuc  blanc,  les  memes  contours  en  rouge,  se  retrouvent 

sur   Tautel,   et  non    sur  la  personne  du  \ )   qui   est  derriere,   dont  le  nom  seul 

est  transforme.  Amon  et  Tautel  ont  ete  faits  par  la  meme  main,  et  il  en  est 
de  meme  dans  tous  les  cas  qu'on  peut  citer  de  la  persecution  »phase  des  autels«. 
J"ai  dejä  fait  remarquer  que  cette  persecution  ne  se  trouve  jamais  que  devant 
Amon.  II  saute  aux  yeux  que  lorsqu"on  a  refait  le  dieu.  on  ne  voulait  pas 
laisser  devant  lui  un  espace  vide,  sans  prötres  ni  oifrandes,  et  comme  Ton  ne 
voulait  pas  refaire  la  reine,   on   l'a  remplacee  par  un   autel. 

Singuliere  cliose  que  cette  »persecution«  ä  laquelle  M.  S.  tient  particu- 
lierement,  et  sur  laquelle  il  s'etend  ä  plaisir.  Voici  une  reine  qui  a  construit 
un  grand  temple  destine  ä  etre  un  monument  ä  sa  memoire.  Un  jour  il  prend 
fantaisie  a  son  mari  de  la  persecuter.  Pour  cela  il  se  garde  bien  de  touclier 
aux  grandes  scenes  que  cliacun  peut  voir.  II  s'en  va  dans  une  petite  chambre 
ä  demi  obscure,  oü  vraisemblablement  presque  personne  n'avait  acces ,  lä  il 
choisit  l'une  des  trois  representations  de  la  reine  et  la  fait  remplacer  par  un 
autel.  II  repete  le  meme  jeu,  au  sommet  d'un  obelisque,  c'est-ä-dire  ä  quelques 
25  metres  de  hauteur  oü  l'oeil  des  passants  devait  difficilement  distinguer  quoi  que 
ce  soit.  On  conviendra  que  pour  une  »persecution«  eile  est  bien  k  Teau  de 
rose.  Mais  ce  qui  me  parait  encore  plus  etonnant  que  l'interpretation  que 
M.  S.  donne  ä  ces  scenes,  et  ce  contre  quoi  je  ne  saurais  trop  m'elever,  c'est 
«ju'on  s"appuie  serieusement  sur  des  idees  de  ce  genre,  et  qu'on  en  tire  des 
conclusions  importantes  ä  Faide  desquelles  on  pretend  nous  refaire  Thistoire. 
A  ce  compte-lä  je  signalerai  ä  M.  S.  deux  pliases  de  persecution  (jui  tiennent 
ä  Deir  el  Baliari  beaucoup  plus  de  place  que  celle  des  autels:  la  »pliase  des 
processions«,  et  la  »pliase  des  bouchers«.  Cette  derniere  se  trouve  dejä  trois 
fois  rien  que  dans  la  grande  cour  centrale.  A  la  place  de  la  reine  et  d'Ainon 
se  trouvent  des  hommes  qui  depecent  un  bcEuf.  Du  moment  qu'on  entre  dans 
la  thcorie  des  persecutions ,   on  ne  saurait  negliger  celle- lä. 

Je  ne  veux  point  reprendre  en  detail  le  second  memoire  de  M.  S.  Je 
voudrais  seulement  insister  sur  deux  points  qui  me  paraissent  mettre  bien  en 
lumiere    la   metliode   par   laquelle    M.  S.    arrive   ä   ses   resultats,    methode    dont 


■^99.]  Ed.  Naville:  Un  dernier  inot  sur  la  siiccession  des  Thoutin.' >.  51 


nies  sjivants  confroros  appiTcicront  la  valcur.  aiiisi  (jup  celle  dos  traductions 
(jui   pn   (Ipcoulent. 

Jp  prends  daliord  la  ropivsentatioii  du  traiis^iort  dps  olipli.s(]up.s  ipip  j"ai 
]iul)lipp  daus  rArclr.i'ological  Report,  aiiiiep  1S!)5  ä  18i)6.  II  y  a  lä  deux 
liloes  sur  lesqupls  le  cartnuflie  de  la  reine  a  ete  reniplace  par  T.  II.  Or  eomnie 
rinscription  nous  dit  (|U('  ee.s  obeli.sques  sont  eeux  de  Karnak,  j'cn  ai  eonclu 
(|iie  de  deux  cLoses  l'une:  ou  le  changement  de  cartouelie  n'est  ])as  du  ä  T.  II 
lui-meme.  ce  qui  enleve  la  pierre  angulaire  du  Systeme,  ou  que  T.  II  avait 
regne  apres  rereetion  des  oLelisques  de  Karnak  e'est-a-dire  apres  Tan  XVI, 
ce  (|ui  renver,sc  la  reconstruction  elironologique  de  M.  S.  Ces  conclusions  sont 
"certainenient  fausses«  (ganz  gewils  falsch  p.  13).  Voyons  donc  les  conclusion.s 
vraies,   celles   de  M.  S. 

En  Premier  lieu  un  fait  qui  va  aussi  completement  ä  l'encontre  de  la 
theorie  ne  doit  pas  etre.  Je  dois  m'etre  trompe  en  rapportant  ccs  blocs  ä  la 
terrasse  d'uii  l)as  (p.  14).  Ils  n'appartiennent  ä  cette  terrasse  que  d'apres  mon 
opinion  (seiner  Meinung  nach),  et  j'aurais  du  les  laisser  ä  la  terrasse  su])prieure 
oü  il  y  a  des  representations  de  hateaux.  Ce  dernier  point  est  vrai,  11  y  a  eu 
dans  la  cour  superieure  quatre  representations  de  transports  de  colosses,  dont 
nous  avons  encore  des  fragments.  Je  ne  bornerai  ä  faire  remarquer  que  ces 
representations  sont  sur  des  proportions  dilVerentes  de  Celles  des  obelis(pies,  et 
que  surtout  elles  vont  en  sens  contraire.  Je  ne  crois  pas  m'etre  trompe  en  ne 
remettant  pas  ces  blocs  ä  contresens.  Sur  ce  point -lä  dpcidc'nient  I'erreur 
n'est  pas  de  mon  cöte.  Puis  il  s'agit  bien  ici  de  mon  opinion  (seiner  Meinung); 
il  s'agit  d'un  fait  brutal,  los  blocs  sont  ä  leur  place  ou  ils  ne  le  sont  pas; 
ce  qui  l'indique  ce  sont  les  proportions,  les  mesiuTs.  Ips  marques  de  magons, 
les  lignes  et  les  figures  qui  se  continuent.  Eh  bien,  il  faut  que  M.  S.  en  prenne 
son  parti,  le  bloc  du  taureau,  le  plus  important  est  maconne  ä  l'endroit  pour 
lequel  il  a  ete  fait.  dans  la  rangee  superieure  des  bateaux  qui  renioniuent  les 
obelisques.  Le  taureau  a  devant  et  derriere  lui  un  cartouche  refait,  de  T.  II; 
])ar  consequent  d'apres  la  theorie.  T.  II  a  usiu-pe  lui-meme  et  ä  son  profit  la 
representation  des  oVjplisques. 

Mais  quels  sont  ces  obelisques'?  Ce  qui  nous  l'apiJreudra  ce  n'est  pas 
comme  on  pourrait  le  croire  l'inscription  qui  accompagne  la  representation ,  ce 
sont  ces  premisses  posees  a  priori:  qu'il  ne  pcMit  etre  question  que  des  obeli.sques 
de  Deir  el  Bahari.  (Endlich  ist  von  vorn  herein  anzunehmen,  dals  die  Obe- 
lisken, deren  Transport  und  Aufstellung  im  'I'empel  von  Deir  el  länliari  aligp- 
luldet  worden  ist,  zu  keinem  anderen  als  zu  diesem  Tempel  gehörten.)  Au- 
dessus  de  la  rangee  införieure  de  bateaux  on   lit  ces  mots:   <r:>  ^^\  Ifö^r^ 

H{  ^,  ^\  ?  "^^^^^  11  ^R  ^v  §  ""^  vT  ''"  u^orde  Jumreusement  n  Uastnekht  (Thebes 
Orientale  que  j'appelle  Karnak  pour  simplifier),  le  ciel  estenfete,  le  pays  est  en 
joie,  etc.    Vous  croyez  peut-etre  que  cela  veut  dire  qu'on  abordc  ä  Karnak  auquel 


52  Ed.  Naville:  Un  dernier  mot  sur  la  succession  des  Thoutmes.      [XXX VII.  Band. 


les  obelisques  etaient  destines  et  oü  ils  devaient  etre  dresses.  Dctrompez-vous; 
cela  veut  dire  qu'on  n'aborde  pas  ä  Karnok  \  on  se  borne  ä  y  »doharquer  les 
soldats  de  l'escorte«  (dafs  die  den  Obeliskentransport  geleitenden  Truppen  in 
dem  östliclien  Theben  landeten).  A  en  juger  d'apres  le  tableau,  ces  soldats 
etaient  fort  peu  nombreux;  on  n'en  A'oit  que  neuf.  Pour  les  debarquer  je  ne 
pense  pas  qu'on  ait  atterri  avec  le  grand  chaland  des  obelisques  et  ses  trente 
remorqueurs.  II  aura  suffi  d'un  canot  ou  meme  deux  pour  les  amener  ä  terre, 
et  c'est  de  cela  que  le  ciel  est  en  fete,  et  que  le  pays  ne  se  sent  pas  de  joie. 
Les  soldats  sont  rentres  ä  bon  port  ä  Karnak;  cet  evenement  marquera  dans 
les  annales  de  H.  il  faudra  le  consigner  sur  les  murs  de  son  Memnonium  parmi 
les  faits  glorieux  de  son  regne. 

Ainsi  en  depit  de  cette  inscription  d'une  clarte  si  absolue,  il  est  etabli 
qu'on  n'aborde  pas  ä  Karnak  avec  les  obelisques.  Je  demande  alors  ä  quoi 
servent  des  textes  aussi  simples,  et  comment  on  s"y  serait  pris  autrement  pour 
dire  qu'on  abordait  reellement  ä  Karnak?  M.  S.  n'admet  pas  qu'il  puisse  etre 
question  d'autres  obelisques  que  de  ceux  de  Deir  el  Baliari  dont  Wilkinson  a 
retrouve  les  bases,  et  que  je  mentionne  dans  mon  memoire  d'introduction.  II 
est  vrai  qu'au  debut  de  mes  travaux  j'ai  parle  d'obelisques  a  Deir  el  Baliari; 
mais  je  ne  suis  pas  sans  avoir  appris  quelque  cliose  au  cours  de  mes  fouilles, 
et  Tun  des  rcsultats  les  plus  interessants  a  ete  de  nous  prouver  qu'il  n'y  avait 
jamais  eu  d'obelisques  k  Deir  el  Baliari.  Nous  avons  fouille  dans  ce  que  Wil- 
kinson prenait  pour  les  bases  de  ces  monuments,  et  nous  avons  trouve  qu'au 
contraire  c'etaient  des  puits  dans  lesquels  etaient  plantes  des  arbres  dont  les 
troncs  sont  encore  en  place,  comme  sur  la  terrasse  du  jardin.  J'ai  envoye  du 
bois  de  ces  arbres  ä  un  botaniste  francais  M.  le  Dr.  Beauvisage,  qui  en  fait  l'ana- 
lyse;  mais  de  l'examen  de  ces  troncs  que  M.  le  Prof.  Schweinfurth  vient  de 
faire  sur  place,  il  y  a  peu  de  jours,  il  ressort  d'une  maniere  ä  peu  pres  certaine 
que  ce  sont  des  Mimusops,  des  perseas.  II  y  avait  donc  un  persea  de  chaque 
c6te  de  l'entree  du  temple,  comme  dans  le  palais  dont  parle  le  conte  des  deux 
freres ,  ainsi  que  me  le  rappelait  M.  Spiegelberg.  La  porte  du  temple  etait  toute 
simple,  ce  n'etait  point  un  pylone.  Le  mur  d'enceinte  n'est  pas  plus  large  lä 
qu'ailleurs. 

Ainsi  il  n'est  plus  question  d'obelisques  ä  Deir  el  Baliari  et  c'est  bien 
ä  Karnak  comme  le  dit  l'inscription  qu'on  debarque  ces  deux  monuments,  les 
plus  grands  que  nous  connaissions ,  et  dont  l'erection  est  annoncee  solennellement 
dans  la  proclamation  de  la  reine  (celle  que  M.  S.  considere  comme  un  dialogue). 
J'ajoute  que  des  documents  decouverts  cet  hiver  ä  Gournah  par  MM.  Percy 
Newberry  et  Spiegelberg  ,  et  d'autres  trouves  ä  Karnak  par  M.  Legrain  montrent 
que  H.  n'a  jamais  eleve  que  les  deux  grands  obelisques  de  Karnak.  M.  Legrain 
a  eu  l'obligeance  de  me  communiquer  toute  une  serie  de  basreliefs  qui  faisaient 
partie  d'une  chambre  elevee  par  la  reine,  et  transformee  plus  tard  par  Ramses  III. 
La  reine  n'a  ete   effacee  qu'un  petit  nombre  de  fois;   dans  la  majorite  des  cas 


1899.] 


Ed.  Naville  :  Un  dernier  mot  sur  la  succession  des  Thoutines. 


53 


die  est  iiitacte,  ainsi  que  son  cartouche,  et  commc  Amoii  n"a  pas  ete  effaee, 
et  n"a  pas  eu  ä  etre  refait,  il  n'y  a  dusurpations  nulle  part.  Sur  Tun  de  ces 
lilocs  la  reine  debout,  ayant  ses  deux  eartouches,  oflre  deux  oLelisques  ä  Amon. 
L"inscrij)tion  ((ui   est  devant  la  reine   est  ainsi  con(,'ue:    1  _n|  l  i  ^^'^2    ^ 

__n  v^^^.  „Le  roi  lui-meme  eleve  deux  grands  obelisques  ä  son  pere  Amon  Ra. « 
Je  ne  pense  pas  que  dans  ce  cas-ci  M.  S.  soutienne  comme  dans  son  preinier 
memoire,  a  propos  de  l'inscription  Deir  el  Bahari  III  pl.  LXXVII,  que  le  groupe 
1  _i^  n'appartient  pas  ä  Tinscription ,  ([u'il  remplit  le  röle  d'une  date,  et  que 
le  mot  -1^  applique  ä  la  reine  n"a  pas  de  sens.  II  est  diffieile  d'exprimer  plus 
clairement,   que  c'est  H.  qui  est  I 

En  resume  il  n'y  a  pas  eu  d'obelisques  ä  Deir  el  Bahari.  Sur  les  l)locs 
oü  est  represente  le  transport  de  ces  monuments  il  y  a  des  eartouches  de  T.  II. 
Ces  obelisques  sont  ceux  de  Karnak,  comme  l'enseigne  Tinscription  qui  les  accom- 
jiagne,  et  comme  le  confirment  des  textes  nouvellement  decouverts.  Je  pose 
maintenant  cette  question-ci:  Est-ce  les  conclusions  que  j'ai  tirees  de  ces  faits 
qui  sont  certainement  fausses,   ou  est-ce  la  theorie? 


Une  representation  (|ul  (>st  un  des  arguments  capitaux  de  M.  S.  en  favcur 
de  la  pretendue  royaute  de  T.  III  avant  T.  II  ä  la  suite  de  l'abdication  de  T.  II 
en  sa  faveur,  c'est  celle  que  Mariette  a  pul)liee  d'apres  Duemichen,  pl.  IV  de 
son  ouvrage  et  que  M.  S.  re])roduit  \)\.  II  de  son  memoire.  La  nous  sommes 
censes  voir  T.  I  vivant,  s'avangant  pour  rendre  hommage  ä  un  roi  ([ui  ne  pcut-6tre 


54  Ed.  Naville:  Un  dernier  mot  sur  la  succession  des  Thoutinös.      [XXXVII.  Band. 

quo  T.  III.  M.MUETTE  etait  d'avis  que  T.  I  etait  une  statue.  M.  S.  trouve  cctte 
opinion  ab.surde,  et  il  revient  lä-dessus  dans  son  second  memoire  ou  il  iie  retire 
rien  de  la  severite  de  son  jugement,  puisque  T.  I  n"a  pas  de  base  (Postament) 
coiiime  Tont  toujoiirs  les  statues.  Le  malheur  est,  ainsi  qu'on  i)eiit  le  voir  dans 
la  photograpliie  ci-dessus,  que  cette  base  y  est  parfaitement:  et  meme  il  y  a  eu 
lä  ßl.  C.\RTEK  en  a  reeonnu  de  nombreux  exemples).  un  faux  depart  du  seulp- 
teur;  l'artiste  avait  commenee  ä  sculpter  la  figure  marchant  sur  le  sei,  puis  il 
s"est  repris  et  a  fait  la  base  sur  laquelle  le  pied  est  encore  marque,  cette  base 
etait  donc  bien  une  partie  essentielle  de  In  r(^]iresentation.  La  statue  de  T.  I 
a  ete  laissee  intacte  (]uand  on  a  detruit  tout  ce  qui  Tentourait.  J"avoue  avoir 
commis  une  erreur  quand  j'ai  parle  de  cette  scene.  Je  croyais  cpie  le  roi  debout 
etait  T.  II.  e'est  bien  T.  III:  nous  avons  retrouve  son  torse,  mais  non  sa  tete; 
le  medaillon  sur  sa  poitrine  nous  Fa  nomme.  II  a  les  bras  leves,  et  etait  re- 
presente  faisant  une  offrande  derriere  la  reine  qui  le  precedait.  Sous  le  texte 
qui  est  devant  lui  et  qui  est  Ramesside,  on  voit  la  jambe  de  la  reine.  Le 
dieu  qui  etait  deAant  eile,  sans  doute  Amon ,  a  ete  detruit:  ä  la  place  oü  etaient 
le  dieu  et  la  reine  on  a  grave  le  texte,  et  plusieurs  registres  de  pi-etres.  M.  S. 
appellerait  cela  la  persecution  «phase  des  processions«.  II  n'y  a  d'ancien  que 
la  figure  de  T.  III  et  la  statue  de  T.  I.  Ainsi  »Tex-roi«  n'est  qu'une  statue 
qui  figurait  dans  une  ceremonie  celebree  par  H.  et  T.  III.  L"opinion  »absurde« 
de  Mariette  n'etait  donc  que  la  stricte  verite. 

Je  ne  veux  pas  allonger.  Je  ponrrais  reprendre  point  par  point  le  second 
memoire  de  M.  S.;  je  pourrais  y  relever  de  nombreuses  erreurs-de  fait,  dans 
sa  description  du  panneau  d'ebene,  dans  les  soi-disant  exceptions  qu'il  cite  ä 
la  regle  que  j'ai  trouvee  en  vigueur  ä  Deir  el  Bahari.  au  sujet  de  remp'loi  des 
deux  cartouches  de  T.  III  fo  t^^^  ^1  et  foiii^^^ljj,  dans  ce  qu"il  dit  des 
graffites  de  la  cbapelle  de  T.  I  et  d'autres  encore.  Je  constate  encore  une  fuis  que 
devant  le  temple  de  Deir  el  Bahari,  et  j"ajoute  devant  celui  de  Medinet  Habou 
comme  devant  les  nouveaux  textes  decouverts,  le  Systeme  ne  tient  par  debout. 
Point  de  phase  des  autels,  ä  laquelle  succede  apres  le  regne  de  T.  II  la  phase 
du  pardon.  Point  de  persecution  de  H.  autre  ({ue  celle  qui  a  consiste  a  eflacer 
son  nom  et  sa  figure,  apres  sa  mort  comme  le  montrent  les  nouveaux  textes 
de  Karnak.  Je  crois  encore  que  Tauteur  de  cette  destruction  est  T.  III,  mais 
il  est  bien  possible  qu'il  n'ait  pas  commenee  aussitot  apres  son  accession  au 
tröne.  Plus  tard  Amenopliis  IV  a  detruit  les  noms  et  les  figures  des  dieux: 
Ramses  II  en  les  retablissent  a  mis  qk  et  lä  le  nom  de  T.  II  a  la  jibice  du 
nom  efface  de  la  reine,  parce  qu'il  ne  reconnaissait  pas  la  legitimite  de  celle-ci. 
II  l'a  remplacee  par  le  prince  qui  avait  regne  en  meme  temps  qu'elle,  et  qui 
avait  precede  T.  III. 

En  finissant,  je  rcpete  que  j'ai  la  satisfaction  de  constater  que  nos  maitres 
avaient  raison.     C'est  qu'ils  interpretaient  les  textes  simplement,   et  ils  ne  con- 


Is!i9.]  Kn.  Naville:  Un  dernier  mot  sur  la  succession  des  Thoutmes.  55 

naissaient  pas  le  principe  nouveau  de  M.  S.  qui  veut  que  les  inscriptions  aient 
iin  sens  apparent  ou  of'ficiel,  ot  un  sons  vrai  qui  est  eii  general  le  contraire.  .T"ai 
citi'  rinscription  du  debaniuenuMit  ä  Karnak,  et  Uinterpretatioii  quVn  donne 
M.  S.  Un  autn^  exemple  de  la  uirtliode  est  cette  idoe-ci  (|ui  est  developpee 
(lans  le  premier  memoire:  quand  nieme  sans  exception  aucune,  T.  III  associe  ä 
la  reine  est  toujours  represente  dans  une  position  subordonnee,  jusqu'ä  etre 
;i  la  suite  de  la  reine  dans  les  processions,  tont  cela  n'est  (\\\  ofßricl.  La  rralite 
est  tout  l'oppose.  T.  III  est  le  niari  de  IL,  il  a  le  pouvoir  en  main,  et  la 
preeminenee  (das  tliergewielit).  Je  demande,  ecmnne  precedemment,  de  quelle 
maniere  ou  s"y  serait  pris  pour  ex])rimer  cpie  reellement  T.  III  etait  le  sul)- 
ordonne  de  H.  Je  fais  la  meme  question  ä  propos  d'une  assertion  (jue  par 
respeet  pour  le  Systeme  M.  Steindorff  a  imprinie  dans  le  B.ideker,  et  qui  u"a 
pas  ete  sans  causer  quelque  gaite  aux  lecteurs  de  ce  guide  d"ailleurs  si  estiuiable; 
je  demande  comment  il  se  t'ait  qu'une  femme  qu'on  ne  voit  Jamals  que  sous  l'ap- 
parence  d'un  lioiume  barbu,  d"uu  adolescent  eourt  vetu  ou  portant  un  pagne,  ou 
cnliu  d'uü  petit  gar^on  completemcut  nu,  (je  pense  qu'il  n"est  pas  necessaire 
de  niettre  les  points  sur  les  i),  n'a  pas  l'intention  de  dissimuler  son  sexe,  (nicht 
absichtlich  ihr  Geschlecht  verleugnet). 

Lä-dessus  je  elos  pour  ce  qui  me  coneerne  cette  tliscussion  dans  la  Zeit- 
schrift, qui  j"en  conviens  n'a  que  trop  dure.  Mes  savants  confreres  me  par- 
donueront  de  l'avoir  provoquee,  car  de  mon  cöte  eile  n'avait  qu'un  but,  montrer 
a  l'aide  de  ce  (pic  j'ai  trouve  ä  Deir  el  Bahari  que  Lepsius  et  E.  de  Rouge  etaient 
dans   le    vrai. 


Zur  Erklärung  des  Veterinärpapyrus  von  Kahun. 

Von    F.  V.  ÜEFELE. 


In  den  Kaliunpapyri  ist  ein  Veterlnärpai)yrus  enthalten,  dem  ich  nicht  als 
Aegyptologe,  sondern  als  medicunscher  Fachmann  nähertreten  will.  Da  ich  selbst 
auch  nicht  Thierarzt,  sondern  Menschenarzt  bin,  habe  ich  meine  Deutung  des 
Veterin<ärpapyrus  einer  combinirten  Section  der  Medicohistoriker  und  Veterinär- 
ärzte  gegenüber  auf  der  Düsseldorfer  Naturforscherversammlung  1898  analysirt  und 
eine  eingehende  Debatte  über  die  einzelnen  Punkte  angeregt.  Nach  nochmaliger 
Überarbeitung  will  ich  jetzt  mit  Zeilencitat  nach  der  Transscription  Griffith'  den 
Inhalt  besprechen. 


56  F.  V.  Oefele:  Zur  Erklärung  des  Veterinärpapyrus  von  Kahun.     [XXXVII.  Band. 


Der  Versclilufs  des  Vogels  kann  nur  Legenoth  heim  Legen  des  ersten  Eies 
des  Vogels  sein.  Die  heutige  Beliandlung  bestellt  in  einer  operativen  Erweite- 
rung der  Afteröffnung. 

Die  Fischerkrankung  ist  ohne  Text  undeutbar. 

Von  Zeile  5  ab  beschäftigt  sich  ein  verstümmelter  Abschnitt  mit  der  sehr 
praegnant  beschriebenen  Kolik.  Eine  Reihe  von  Symptomen  könnte  ebenso  gut 
auf  die  Kolik  des  Pferdes  wie  des  Rindes  bezogen  werden;  die  Beschreibung 
der  Excremente  läfst  aber  nur  die  Deutung  der  Kolik  des  Rindes  zu.  Da  überall 
im  übrigen  Papyrus  die  Augensymptome  den  Vorrang  haben,  dürfte  Zeile  5  die 
2.  Zeile  dieses  Abschnittes  von  der  Kolik  sein.  Als  Parallele  für  die  antike 
Veterinärmedicin  will  ich  das  entsprechende  Capitel  der  Geoponika  des  Scho- 
lastikers Cassianus  Bassus,  Buch  17,  Capitel  19,  in  Übersetzung  voraussenden: 
Die,  Kolik.  (1)  Das  Bind  mit  Kolik  bleibt  nicht  auf  einem  Platze  stehen;  auch  wendet 
es  sich  nicht  zum  Futter^  sondern  stöfst  Klagelaute  aus.  (2)  Man  darf  ihm  nur  wenig 
Futter  voricerfen  und  ?nufs  die  Weichtheile  am  Hufrande  scarificiren^  bis  es  blutet. 
(3)  Auch  wnstichelt  man  den  Schtoanz  rings  und  umbindet  ihn  (an  seiner  Wurzel) 
mit  Lappen^  damit  das  Blut  ausfliefst.  (4)  Andere  formen  aus  einer  Mischung  von 
Zwiebeln  und  Salz  Stuhlzäpfchen^  drücken  sie  in  den  Mastdarm  und  zwingen  das 
Thier  darnach  zum  Laufen.  Andere  contundiren  Nitron  und  giefsen  es  durch  das 
Maul  ein. 

Mit  dieser  Parallele  und  den  wirklichen  Beobachtungen  kolikkranker  Rinder 
möchte  ich  den  Sinn  der  Fragmente  Zeile  5 — 16  folgendermafsen  herstellen. 
Wenn  ich  ein  Rind  mit  Kolik  sehe,  so  treten  die  Augen  glotzend  aus  ihren 
Höhlen  (Zeile  5).  Der  Fufs  scharrt  fortwährend  und  steht  keine  Secunde  ruliig 
(Zeile  6  und  7).  Der  Geruch  der  Excremente  gleicht  dem  von  Mäuse-  odei' 
Rattenkoth  und  das  Aussehen  dem  von  Hundekoth  (Zeile' 8,  9  und  10).  Be- 
handlung: (Zeile  10)  Scarification  mit  der  Skorpionpeitsche  3"ipy  (Beleg:  Prosper 
Alpinus)  am  Hufrande  (Zeile  12,  11  und  16)  oder  am  Schwänze.  Umschnürung 
der  Schwanzwurzel  oder  des  Schienbeines  (Zeile  IH)  zur  Steigerung  des  Blut- 
a1)rtusses.  Zeichen  der  Wirkung  wäre  der  Stillstand  des  Fufses.  Wenn  der  Fufs 
noch  nicht  ruht  (Zeile  14),  wird  das  Stuhlzäpfchen  verwendet  und  das  Herum- 
jagen  durch   einen  Hund  (Zeile  15). 

Zeile  17 — H3  bespricht  die  Dasselbeule  des  Rindes.  Wie  gefurchtet  die 
Dasselfliege  im  Alterthume  war,  ersehen  wir  auch  aus  der  Verfolgung  der  lo 
als  Kuh  dui'ch  den  Oestrus.  Auch  in  Virgil's  landwirthschaftlichen  Gedichten 
wird  die  Dasselfliege  besprochen,  trotz  der  Oberflächlichkeit,  mit  welcher  er 
sonst  die  Veterinärkunde  abthut.  Die  Geoponika  trennen  die  beiden  Oestrus- 
arten,  deren  einer  Larven  in  den  Nasenliöhlen  schmarotzen  als  Buprestis  und 
deren  anderer  Larven  sich  in  die  Haut  einnisten  als  Oistros  oder  Myops.  Im 
Kahimpapyrus  handelt  es  sich  um  die  Dasselfliege  der  Haut.  Für  diese  bietet 
Cassianus  ein  Excerpt,  dem  er  beifügt,  dafs  es  dem  häufig  excerpirten  XwtIwv 
entnommen  ist,  im   17.  Buche  Capitel  7:  ol^<jTpot;  auch  yivw-Jy  genannt  nach  Sotion. 


1899.]  F.  V.  Oefei.e:  Zur  Erklärung  des  Veteiinärpapyi-iis  von  Kaliun.  57 

(\)  Bekanntlich  machen  die  Dasselflier/en  dvrch  ihren  Stich  das  Rind  verrückt.  Ihre 
Aiinähf'niiKi  irinl  verliindert^  ire/in  man  Lorbeerzweige  contundirtj,  in  Wasser  siedet 
und  mit  (lim  Alisud  den  Weideplatz  besprengt.  Dann  bleibt  die  Dasselfliege  aus  Anti- 
pathie fern.  (2)  Wenn  sie  aber  schon  gestochen  haben,  mvfs  man  die  Rinder  mit 
einer  Verreibung  aus  Bleiweifo  u/iil  Wasser  salben. 

In  dieser  Darstellung  aus  griecliiselier  Zeit  iiiulet  sich  eine  Unikeliruiig  von 
Vorhergehendem  und  Späterem.  Das  Rind  wird  nieht  wüthend,  weil  es  schon 
gestochen  ist,  sondern  es  Avird  vom  Sununen  der  Fliege  w'üthend,  um  dem  Sticlie 
zu  entgehen.  Eine  gleiche  Umkehrung  findet  sich  wohl  in  Zeile  18  —  20  des 
Kahunpajjyrus.  Die  Überschrift  spricht  vom  Rind  mit  einer  Dasselbeule  als 
von  dem  Rind  mit  dem  Nest  eines  Wurmes  in  sehr  bezeichnender  Weise,  indem 
in  jeder  Beule,   d.h.  jedem  Neste,   eine  Larve  sitzt. 

Die  Operation  der  Dasselbeiile  findet  sich  in  den  Geoponika  17,  27  unter 
ly.wXyi^:  Während  man  die  Maden  (eOAv))  herausnimmt ,  mufs  man  die  Wunden  mit 
kalte/u   Wasser  abspiden. 

Den  Sinn  von  Zeile  18  —  33  möchte  ich  danacli  folgendermafsen  geben. 
Das  Rind,  das  von  der  Dasselfliege  nach  ägyptischer  Ansicht  schon  gestochen 
ist,  läuft,  ohne  Ruhe  zu  finden  (Zeile  18  und  19).  Seine  Seele  ist  von  Wuth 
befangen  (Zeile  20).  Während  es  so  wüthend  herumläuft,  hält  es  die  Nase  zu 
Boden  und  den  Schw'anz  hoch  (müssen  wir  ergänzen)  (Zeile  21).  Man  soll  es 
niederwerfen  und  jedenfalls  fesseln,  damit  es  in  seiner  Wuth  keinen  Schaden 
anrichten  kann  (Zeile  21  und  22).  Dazu  sollst  du  die  Diagnose  stellen,  dafs 
es  verborgene  Körner  unter  der  Haut  liat,  welche  der  Anfang  zur  Ent Wicke- 
lung der  Dassellieulen  sind  (Zeile  22  und  23).  In  kühnem  Sprunge  setzt  sidi 
nun  der  Ägypter  über  eine  Reihe  von  Monaten  hinweg  bis  zur  Entwickelung 
der  Das.selbeulen  und  überschreil)t  dies  mit:  Operation  für  das  Rind,  wol)ei  er 
dem  Worte  für  Operiren,  wie  auch  später,  statt  des  Messers  den  Mann  mit  dem 
Finger  am  Munde')  Ijeigiebt,  ebenso  wie  dem  Zeitwort  für  die  Castration  des 
Typhon  in  der  Einleitung  des  Paiiyrus  Ebers.  Die  Hand  des  Operateurs  sticht 
di(>  Dasselbeule  an,  welche  hier  als  die  (Gebärmutter  des  Dasselwurmes  be- 
zeichnet wird  (Zeile  23  und  24).  Die  folgende  Operation  durch  Ausdrücken 
ist  die  gleiche  Behandlung,  wie  sie  heute  der  wissenschaftlich  gebildete  Thier- 
arzt  vornimmt.  Die  Dassellarve  i.st  in  ilncr  Höhle  wie  der  Embryo  im  Mutter- 
leibe vom  Fruchtwasser  so  von  serumartiger  Flüssigkeit,  Schleim  und  Blut- 
gerinnsel umgel)en.  Die  Hand  des  Op(>rateurs  wird  dadurch  so  schlüpferig,  dafs 
sehr  bald  wegen  Ausgleitens  der  schleimlienetzten  Hand  der  Druck  nüt  der 
Hand  nicht  mehr  auf  bestimmte  Stelh'n  localisirt  werden  kann.  Die  Notii- 
wendigkeit  der  stets  erneuten  Reinigung  der  Hand  kennt  auch  schon  der  Kahun- 
papyrus.  Ein  Topf  mit  Wasser  zur  Seite  des  Operatetn-s  zum  Iländewaschen 
wird  aufgestellt  (Zeile  24,  25  und  2()).      In   der  wechselnden   aber  sehr  bezeich- 


')    Vielleicht  der  Mann  der  ersten   Person   und  zu   lesen:    "ich  operirc 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVII.  Band.    1899. 


58  F.  V.  Oefele:  Zur  Erklärung  des  Veterinärpapyriis  von  Kahun.     [XXXVII.  Band. 

nenden  Nomenclatur  wird  jetzt  die  Dasselbeule  als  Pustel(?)  auf  dem  Rücken  des 
Rindes  bezeichnet.  Diese  Rückenpusteln  und  die  Hand  des  Operateurs  werden 
bei  Bedarf  in  dem  Wasserkruge  gereinigt  (Zeile  26,  27  und  28)  und  zwar  so 
oft  als  Schleim  an  der  Hand  sitzt  (Zeile  28  und  29),  bis  beim  Ausdrücken  der 
Dasselbeule  Blutgerinnsel  (Zeile  29)  mit  der  Larve  (hier. Sache,  Zeile  29)  oder 
mit  Käsemolke  erscheint  (Zeile  30).  Man  erkennt  die  Beendigung  der  Operation 
an  dem  Ersclieinen  von  Flüssigkeit  vom  Aussehen  saurer  Milch  unter  dem  Drucke 
der  Finger  (Zeile  31  und  32).  Es  scheint,  dafs  der  ägyptische  Operateur  sofort 
beim  Ausdrücken  die  Dassellarve  zerdrückte.  Auch  heute  noch  wird  diese  Larve 
sorgfaltig  vernichtet,  imi  ihre  Entwickelung  zu  einer  neuen  Generation  zu  ver- 
liindern.  Ob  in  dem  kurzen  Schlüsse  darauf  hingewiesen  Avurde,  diese  Larven 
bestimmt  zu  vernichten,  oder  einen  Verband  anzulegen,  oder  die  leere  Höhle 
mit  dem  Glüheisen  auszubrennen,  läl'st  sich  nicht  entscheiden,  da  gerade  hier 
Sotion  und  der  Veterinärpapyrus  zwei  ganz  verschiedene  Theile  der  Behandlung 
der  Dasselbeule  erhalten  haben. 

Der  nächste  Abschnitt  des  Veterinärpapyrus  behandelt  den  Meteorismus  des 
Rindes.  Diese  Krankheit  wird  vom  deutschen  Volke  als  Wind.sucht,  Trommel- 
sucht, Auflaufen  u.  s.w.  bezeichnet.  Beschuldigt  wird  als  Ursache  grünes  nasses 
Futter,  besonders  junger  frischer  Klee,  wodurch  der  Pansen  bis  zum  Platzen 
gespannt  mit  Gasen  angefüllt  wird.  Die  moderne  Behandlung  besteht  als 
Schlufsmittel  in  dem  Anstechen  des  Pansen  mit  dem  Troicart.  um  die  Luft  ent- 
weichen zu  lassen.  Vor  diesem  heroischen  Mittel  wird  durch  Zurückbinden  des 
Kopfes,  Zerren  und  Rütteln  an  der  Zunge,  Begiefsen,  Drücken  und  Massiren 
in  der  Magengegend  der  Versuch  gemacht,  die  Entfernung  der  Gase  auf  natür- 
licherem Wege  als  Ructus  und  Flatus  zu  beseitigen.  Merkwürdigerweise  über- 
gehen die  Geoponika  beim  Rinde  und  seinen  Erkrankungen  den  Meteorismus 
völlig.  Die  Krankheiten  der  Schafe  werden  nur  ganz  kurz  besprochen;  aber 
gerade  liier  findet  sich  die  Windsucht.  Buch  18,  Capitel  17,  im  vierten  Absatz 
steht:  yWenn  der  Unterleib  in  Folge  unzuträglichen  Futters  unschu-illt,  so  mufst  du 
die  Sc/uife  mit  Blutentziehung  tiehanäeln.  indem  du  nn  dm  Venen  über  der  Ober- 
lippe und  an  denen  unter  dem  Schwänze  zur  Seite  des  Afters  zur  Ader  läj'st.  Aufser- 
dem  macht  man  einen  Eingufs  (durch  das  Maul)  von  anderthalb  Kotylen  Memchen- 
uriti'^.  Diese  Parallele  des  Schafes  habe  ich  deswegen  hierher  gesetzt,  da  ich 
darin  die  Übersetzung  von  Zeile  49  und  50  sehe.  In  der  Eifel  wird  am  Rind 
der  Doppeladerlafs  heute  noch  vorgenommen,  aber  am  Gaumen  statt  Nase  und 
an  der  Schwanzwurzel.  Die  Symptome  des  Kahun])apyrus  bei  Meteorismus 
kommen  auch  bei  anderen  Krankheiten  vor  und  ersclieinen  griechisch  als:  oow 
xaTui   vevei,  Öxxpvsi,  X*)jMot?  s'/ji,  ~ept  rovg  0(/)9-aA|Uoi/?   x,oikuivsra.i  u.  s.  w. 

Darnach  ergäbe  sich  für  mich  der  Sinn  von  Zeile  35  —  5()  ungefähr  folgen- 
der Weise.  Die  Augen  des  Rindes  mit  Trommelsucht  thränen  (Zeile  35  und  36). 
Die  Wangen  sind  eingefallen  (Zeile  37),  das  Zahntleisch  (als  Vertreter  der 
.sichtbaren  Schleimhäute)  ist  stark  injicirt,  d.  h.  geröthet  (Zeile  37  und  38).     Aus 


1899.]  F.  V.  Oefei.e:  Zur  Erklärung  des  Veterinärpapyrus  von  Kaliun.  59 

Luf'tliunger  für  die  erschwerte  Atlimung  wird  der  Nacken  steif  erhoben  (Zeile  38 
und  ii'.t).  Die  Behandking  ist  wieih'r  chirurgisch  (Zeile  H9).  Zuerst  wird  das 
Tliicr  ganz  zweckmäfsig ,  um  ungehindert  zu  den  Bauchdeckon  zuzuköniicn,  auf 
seine  eine  Seite  geworfen  (Zeile  B!)  und  40).  Zur  niiheren  Ilhistrnliou  wird 
diese  Procedur  mit  den  bekannten  Alibildungeu  bei  der  Zeiclinung  der  Herde 
(kopt.  eevuj)  verglichen  (Zeile  40).  Der  Bauch  wird  mit  Wasser  begossen,  wie 
es  auch  heute  noch  gescluclit,  oder  das  ganze  Kind  erliäU  ein  Sturzl)ad  (Zeik'  40 
und  41).  Augen,  Schien])eine  und  alle  Glieder  werden  mit  Cucurbitaceen  be- 
]illastert  (Zeile  41  —  43).  Vielleicht  rüttelt  der  Hirte  die  Zunge  (Zeile  45)  und 
folgt  jetzt  erst  das  Begiefsen  der  Bauchdecken  mit  Wasser  (Zeile  46).  In  der 
befeuchteten  Pansengegend  werden  mit  der  Faust  abwechselnd  die  gespannten 
Bauchdecken  in  die  Tiefe  gedrückt  (Zeile  47),  so  dafs  eine  vorübergehende  Delle 
entsteht  und  retlectoriscli  die  beabsichtigten  Ructus  hervorgerufen  werden.  Wenn 
der  Urineingufs(?)  gemaclit  ist  (Zeile  48)  und  die  Bepllasterung  mit  Cucurbitaceen 
vorgenommen  ist  (Zeile  48  und  49),  folgt  als  weiterer  Versuch  der  Aderlafs  an 
Nase  und  Schwanz  (Zeile  49  und  50).  Während  des  Aderlasses  sagt  der  Ope- 
i-ateur,  wahrscheinlich  als  gutes  Omen:  Für  gewöhnlich  tödtet  man  ein  Tliier 
mit  einem  Schnitte.  Ich  mache  es  aber  in  diesem  Falle  wieder  lebendig,  aucli 
mit  einem  Schnitte  (Zeile  50 — 53).  Wenn  dies  nicht  hilft,  indem  die  Schwellung 
des  Leibes  unter  der  Hand  des  Operateiu's  einsinkt  (Zeile  53  und  54),  d.  li. 
wenn  also  der  Leib  wie  eine  Trommel  auch  nach  dem  Aderlasse  gespannt  bleibt, 
und  wenn  es  weiter  seine  herausgetriebenen  Augen  nicht  schliefst  (Zeile  54), 
so  nnds  man  die  Augen  mit  einem  Lappen  verbinden  (Zeile  54  und  55)  und 
die  Operation  mit  dem  Glüheisen  (Zeile  55  und  5(')),  dem  gebräucldicbsten  Ope- 
rationsinstrumente des  ganzen  Alterthumes  auch  i)cini  Menschen,  vornehmen, 
um  die  fauligen  Gase  entweichen  zu  lassen  (Zeile  5()).  Das  wäre  nach  meiner 
Auffassung  der  moderne  Pansenstich,   mit  dem   antiken   Glüheisen   ausgeführt. 

Den  letzten  Abschnitt  bezog  icli  zögernd  auf  das  perniciöse  Katarrhfieber 
des  Rindes,  das  im  Volke  auch  Kopfkrankheit  lieifst.  Die  anwesenden  Thier- 
ärzte  in  Düsseldorf  erklärten,  dafs  gar  keine  andere  Diagnose  in  Frage  konnnen 
könne,  schon  wegen  des  Auftretens  nach  Jahreszeiten.  Die  Erkrankung  entspricht 
den  Pubertätserkrankungen  Ijei  Mensch  und  Säugethier.  Die  parallele  Erkran- 
kung bei  Hunden  ist  im  Publicum  allgemeiner  bekannt.  Cassianus  Bas.sus  bringt 
dafür  ein  Excerpt  aus  Didymos.  welcher  die  Krankheit  als  Brennfieber  bezeichnet: 
^'Eiii  liiiid  /ti/'f  Brfnaißchcr  (jclit  nirlil  :iiiii  Futlcr,  läßt  den  Kopf  ainkcn.  thränt, 
IkiI  AiKiiiilnittcr.,  vnrl  um  die  Augen  wird  es  hohh^.  In  der  Behandlung  wenlcMi 
Vorscliriften  für  Futter  und  Trank,  für  die  mechanische  Reinigung  von  Ohr 
und  Nase,  für  Cauterisation  des  Gesichtes,  für  Schröpfen  der  Ohrgegend  und 
für   innere   Arzneimittel  gegeben. 

Der  Inhalt  von  Zeile  58  —  69  würde  sicli  akso  ungefähr  so  gestalten.  Das 
Rind  mit  Kopfkrankheit,  vielleicht  wörtlich  »Dcntitionskrankheit«  als  ägyptische 
Bezeichnung   für  die   Kopfkranklieit,   im  Winter   leidet  an   Bindeliautenfzündung 

s* 


ßO  F.  V.  Oefele:  Zur  Erklärung  des  \'eterinärpapyrus  von  Kahun.     [XXXVII.  Band. 

{2^ile  59),  und  seine  Augen  buttern  (Zeile  (iO).  liier  wird  der  gleiche  Aderlafs 
wie  bei  dem  Vorhergehenden  vorgenommen  (Zeile  60  und  Gl).  Schlimmer  steht 
es,  nach  der  längeren  Besprechung  zu  schliefsen  (und  so  ist  es  auch  thatsächlich), 
mit  der  Kopfkranklieit  in  der  Übergangsjahreszeit  zum  Sommer  (Zeile  Gl — G3). 
Die  Wangen  sind  eingesunken  (Zeile  GB  und  G4).  Die  Augen  thränen  (Zeile  G4) 
und  der  Appetit  ist  schlecht  (OrLlQ^^^)  (Zeile  (U).  Die  Bewegungen  sind 
träge  (Zeile  65).  Irgend  welche  Schleimhäute  oder  vielleicht  Gelenke  sind  ge- 
schwollen (Zeile  65).  Vom  Schlüsse  ist  wenig  zu  lesen,  so  dafs  ich  nach  den 
empfohlenen  Bähungen  des  Didymos  imr  vielleicht  Zeile  67  und  68  auf  feucht- 
warme Umschläge   für  alle   Glieder  beziehen  möchte. 

Dafs  der  späte  Grieche  der  Geoponika  auch  sclion  äufserlich  das  Recht 
giebt,  ihn  zu  Vergleichen  mit  ägyptischen  Texten  heranzuziehen,  ergiebt  sich 
aus  seiner  Einleitung  des  dritten  Buches,  wo  er  den  lateinischen  Monatsnamen 
die  koptischen  Bezeichnungen:  Tvioi,  Me%ip,  ^awEfwS-,  ^otp^ouS-/,  lluy^wv,  Tla.vvi  und 
nach  einer  merkwürdigen  Einschiebung  von  drei  Capiteln:  'Eiricpt,  MsTwci,  @w^, 
^uo<pi,  aS-Jc  und  \vocx,  beifügt.  Deutlicher  hätte  er  seine  Beeinflussung  aus 
Ägypten  nicht  documentiren  können.  Die  Deutung  des  Textes  in  dieser  Weise 
mit  Zuhülfenahme  der  Geoponika  giebt  aber  auch  erst  einen  Sinn,  Avelcher  den 
Kenner  der  Geschichte  der  Medicin  befriedigt. 

Nachtrag. 
Nach  weiteren  Correspondenzen  mit  Thierärzten ,  besonders  Bezirksthierarzt 
ZippELius,  mufs  ich  meine  Deutung  des  letzten  Capitels  des  Veterinärpapyrus 
widerrufen.  »Ein  Rind,  das  leidet  an  Bissen  im  Winter«  mufs  es  heifsen  und 
bezieht  sich  auf  die  Tsetsefliege  (Glossina  morsitans).  Di-e  beschriebenen  Er- 
scheinungen stimmen  auch  darauf,  da  die  Symptome  bei  Tsetsestich  und  per- 
niciösem  Katarrhfieber  sehr  ähnlich  sind.  In  den  Geoponika  ist  das  Capitel  ge- 
kürzt: Bssc«  (j~o  fxviwv  fJLYi  d^izehB-xi  Aippix-uvoC.  Für  den  Südeuropäer  ist  diese 
Plage  nicht  recht  verständlich  mehr  gewesen.  Ich  erinnere  mich,  dafs  eine  ganz 
vereinzelte  Tsetsefliege  nach  Föhnwind  als  Naturseltenheit  einmal  in  der  Schweiz 
gefunden  wurde,  welche  ich  in  meiner  Knabenzeit  zu  sehen  bekam.  Die  Krank- 
heit nach  Tsetsestich   heifst  Nagana. 


^;I9.]  G.  Reisner:  The  Dated  Canopic  Jars  of  the  Gizeh  Museum.  61 


The  Dated  Canopic  Jars  of  the  Gizeh  Museum. 

By  George  Reisner. 


l  lie  Gizeli  Museum  possesses  7H2  (•ano[)ic  jars  and  parts  of  jars.  This  nuinl)er 
indudes  dated  jars  of  the  6'\  12"'.  l.S'\  li)"',  2V\  26*  and  30""  dynasties. 
In  spite  of  tlie  gaps  in  the  list.  the  niaterial  gives  a  tolerably  ch^ar  iiicture  of 
tlie  development  of  the  forms  of  canopic  jars,  —  a  picture  which  niay  be 
coniph'ted   hy   dated  jars   in   other  niuseums. 

Sixih  Dynasty. 
The  earliest  indication  of  the  use  of  jars  for  preserving  the  entrails  of  tlie 
niuminy,  is  the  cliest  for  canopic  jars  found  by  Maspero  in  the  pyramid  of 
Mr-n-r<^-Pepy  at  Saqqarah  in  1881')  and  still  in  the  pyramid.  Parts  of  tliree 
alabaster  vases  were  also  found.  partly  by  Maspero  in  1881  and  partly  by 
others  this  spring.  Owing  to  the  character  of  the  dark  stains  insidc  these 
vases  and  to  the  presence  of  tlie  ehest,  it  is  likely  that  at  least  one  of  the 
vases  is  a  canopic  jar.  The  jar  in  question  [Cat.  1895,  no.  58  and  Inv.  5020 -)] 
is  tall  and  \Aa.m,  vvith  broad  mouth  and  base,  straight  sides,  rounded  .Shoulder, 
short  neck  and  hroad  flat  Up.  An  inscription  consisting  of  one  horizontal  line 
runs  around   the  Shoulder,   as  follows: 

Eleventh  and  Twelfth  Dynasties. 
The  dated  jars  of  this  period  come  from  Meir,   Lisht,  Dahshur  and  Bersheh: 

1.  Series  of  four  jars  without  cover.s,   wood  (11.  ca.  0,40).      Meir,  1892/9:}. 
Inv.  4253  — 4256.     Fig.  1,6. 

2.  Series    of  four  Covers,   wood    (H.  ca.  0,12).     Meir,  1892/93.      Inv.  4260 
—  4263.     Fig.  1,6. 

3.  Single  jar,  without  cover,  wood  (H.  0,30).     Meir,  1892/93.     Inv.  4307. 

4.  Single  jar,   without  cover,   wood  and  six  heads,   wood.     Meir,  1892/93. 
Inv.  4194  (flg.  1,  (;),  4195,  4245,  4257—4259,  4264. 

5.  Series  of  four  covers   with   fragments   of  jars,   alabaster.      Lisht,   1883. 
Inv.  4001— 4004,  5006  —  5018.     Fig.  1,  «. 


')    Maspero,  Rec.  Trav.  V  p.  1.j8. 

^)    NumViers  of  the  new  inventory  will  be  cited  thus. 


62 


G.  Reisner:  The  Dated  Canopic  Jais  of  the  Gizeh  Museum.        [XXXVII.  Band. 


(>.  Series  of  four  jars,  witli  covcrs,  red  baked  elay  (H.  ca.  0.37).  Lisht, 
1895.     Inv.  4077—4080.     Fig.  2.  h. 

7.  Series  of  four  jars'),  witli  covor.s.  ycllow  liincstone  (H.  ca.  0,33).  Lislit, 
1890.     Inv.  4081 — 4084").     Fig.  2,  n  and  c. 

8.  Two  jars,  without  Covers.  alal>aster  (fragUKMitarv).  inscribed  with  the 
name  of  the  1  ^^Q^Iu  '^'  ^^'^li^''^^'''  gallerv  of  ]irincesses,  1894. 
Inv.  400ö/()^).       "^                          "^ 

9.  Series  eon.'^isting  of  two  jars  and  two  oblong  boxes,  all  with  covers,  ala- 
ba.ster  (II.  ca.  0,3(i).     Dahshur.   gallerv  of  princesses,  1894.    Inv.  4023  —  4026'). 

10.  Two  series  of  four  jars  each,  with  Covers,  alabaster.  Dahshur,  1894. 
Inv.  4015  —  4018  (H.  ca.  0,40),  4030  —  4033  (H.  ca.  34). 

11.  Six  series  of  four  jars  each,  almost  all  with  covers.  alabaster  (H.  from 
ca.  0,34  — 0.4G).     Dahshur,  1894.     Inv.  4011— 4014,  4051— 4070.     Fig.  3.  r7. 

12.  Two  series  of  four  jars  each,  with  covers,  alabaster.  Dahshur,  Tonib 
of  the    king  (    ^  ^^l-   also  named  fo/^'ö']-  and    tomb  of  the  princess  f*^ 

4007—4010  (H.ca.  38)  and 
Inv.  4019— 4022  (H.  ca.  38). 
Fig.  3.  h  and  c. 

13.  Four  jars  and  four 
Covers,  not  of  same  series, 
alabaster.  Bersheh,  1898. 
Inv.  4994  — 5Ö01: 

The  Covers,  except  those 
tuulcr  13,  have  uniformly 
human  heads.  The  faces  ai-c 
]iroportionally  large  with 
short  throat.  and  the  wigs 
usually  have  either  painted 
l-'i(j.  I.  stripes  or  fine  incised  lines. 

Tho  features  are  beautil'nlly 
cut  and  painted  in  detail,  —  white  of  eye,  wdiite;  corners  of  eye,  red;  iris. 
red,  brown  or  black;  hair  parts,  including  edge  of  natural  hair  on  forehead  and 
corners  of  natural  hair  on  temples.  ])lue  or  black.  The  series  from  Lisht  (no.  5) 
has  four  heads,  all  with  long  divine  chin  beards.  Usually,  each  series  has  t/wee 
hearded  heads  and  one  beardless  one,  —  the  bearded  heads,  when  painted.  having 


')    Three  of  the  heads  have  on  under.side  of  chin  a 
of  wood. 

')    Two  of  the  Covers  of  these  jars  have  liici;itic  inscriptions  in  red  ink 
the  coloring,  apparently  directions  for  paintinj;  tlie  ^vij;. 

')    DE  MoBOAN,  Fouilles  ä  Dahchoiir,   p.  .5G/.57  and   (ig.  121). 

*)    DE  Morgan,  Fouilles  ä  Dahchour,  p.  73,  fig.  «. 


lor  fii.slpning  on   a  beard  prohably 
n   tiic  wiir.   nnder 


1S1I9.1 


G.  Reisxer:  Tlie  Datcil  f'anopic  Jar.s  df  the  Oizeli  Museum. 


6H 


f;,j.2. 


red  or  black  skin,  the  beardless  one  (Amset),  yellow  skin  (nos.  2,  6,  7,  11),  see 

fio-.  "2,  (/  Mild  r.    Tlie   lieards   arc   soinetimcs   loiii;-  diviiR'   cliiu   beards   (no.  2).   bat 

more  ül'teii   short  cliin  beanls  (nos.  (j,  7.  11).    Tlic  .serics  of  Ibiir  hcnnllcss  licnd.s 

with  covered  throats  are  pos- 

.sibly  .somewhat  later  (no.  12 

and  cf.  no.  14,  bolow).    Tho 

Bersheh  jars  liave  simple  nl- 

niost    hemisplierieal    Covers. 

without   licads,    —    a    form 

whieli     (iccui's     also    in    the 

New    Empire   and   later. 

Tlie  tbrms  of  tlie  Jars 
niay  be  seen  trom  figures  1 
— 3.  Perliaps,  tlie  most  elia- 
racteristie  [)oint  in  the  t'orni 
i.s  tlie  s(|iiareiiess  of  the 
Shoulder  on  the  alabaster 
jars,   —  a  form  which  does 

not  seem  to  occur  after  the  XVIII'''  dynasty.  The  alabaster  jars  are  distinguished 
technically  from  the  later  jars  by  the  prominent  boringmarks  inside  and  liy 
the  exquisite  ])oli.sh  outside.  The  -wooden  jars  are,  as  later  made  of  two  halves 
divided  vertically  and  pegged  together.  The  jars,  nos.  1  and  B,  are  remarkable 
for  having  a  distiiictly  ])er- 
ceptdile  mummy  form');  and 
the  jars  of  no.  5,  for  having 
human  arms  hanging  down 
the  sides,  two  on  each  jar 
opposite  each  other,  hands 
open ,  palms  against  side  of 
jar.  The  jars  of  no.  5  also 
have  .short  neck  and  lij), 
like   the   Pejiy  jars. 

The  rnntrnfs  of  these 
jars  are  packages  of  en- 
trails     neatly    wrapped    in  /■'(/.  .;. 

linen. 

Most  of  the  canopic  jars  of  this  period  have  no  inscriptions.  In  nos.  1 
and  4,  each  jar  has  the  name  of  one  of  the  four  genii,  Amset,  Hapi,  Duametef 
or  Kel)ehs(>nuf.      Nos.  8  and  12   short   formulas   as    follows: 


')    The  .small  cases  in  inuininy   lorui.   of  a  later  tlate,  fi-oin  the  tomb  of  Sen-nedem  (luv.  4249 
-42.52),  and  the  case  with   the  uanie  of  Awen-ps.^  (luv.  4248)  are  not  real  va.ses. 


64 


G.  Reisner:  The  Dated  Canopic  Jars  of  the  Gizeh  Museum.        [XXXVII.  Band. 


I.     «7. 


(jNN.  Secondjar. 


IL 


with   names  of  Nephthys  and  Hapi.      No.  8,   Inv.  4005/6. 
Like  Iö:   with  s==   instead   o*"  0  ^k^^^-     With    namcs    of  Isis   and 

Amset,  Nephthys  and  Hapi,  Net  and  Duametef,  Serket  and  Kebehsenuf 
No.  1 2 .  Inv.  401 9  —  4022 .^^ 

in  II.     No.  12,  Inv.  4007— 4010. 

The  museum  contains  the  foUowing  undated  jars  and  covers  bearine:  the 
above  characteristics:  Inv.  4094  —  4097.  Series  of  four  heads  (since  1S7S(?) 
on  the  jars  oi' Nai)  like  no.  5,  but  with  sliort  chin  beards.  alabaster.  Bai)  el- 
Muluk(?),  January  1859  (?). 

Inv.  4197 — 4200.  Series  of  four  jars  with  covers  [beardless  one,  Amset')] 
siniilar  to  (),  7  and  11,   yellow  limestone.      Saqqarah.  January  1859. 

Period  between  the  Twelfth  and  the  Eighteenth  Dynasty. 
Although  there  are  no  dated  jars  of  this  period,  there  are  five  jars  whicli 
probal>ly  belong  here. 

14.    Single   jar,   with    cover,    baked    clay.    With    the  name   of  the  J^v  f^ 

'^^'  ~~^^o^]fl^*^^-    '^^»^^^«'s,  1884.     Inv.  4196--). 

15.   Series  of  four  jars, 

with  Covers,  in  a  ehest,  wood. 

With   name  of  the  f^^|<4 

•i,    otii^=^=      ü'     , 
^=\  ),  ß  .    Purchase. 

A c  G 

luv.  4727— .473 P).  Fig.  4. 
The  ehest  of  no.  1 5  pre- 
sents  the  eharacteristic  form 
and  techniqup  of  sarcophagi 
and  canopic  cliests  of  the 
IMiddle  Empire.  It  is  like 
the  ehest  of  Sbk-m-s>-f, 
t'iy-  l-  described  by  Borchardt,  in 


')  In  this  series,  as  well  as  in  luv.  4194.  419.").  4-220  —  42-24,  42.58/.59,  the  cover  and  the 
va.se    of  eaeh  jar    is    furnished  with    the  sarae  iDark   t'ur  tlx'   puiposf   of  identification   (|.  ||.  |||  ^. 

III).     Inv.  4059  — 4062   have  the  signs  t,  ^s>-   %  -t"'  <=>• 

')  Berlin,  no.  9498,  aceording  to  a  description  kindly  sent  ine  by  Schäfkr  and  Möller, 
is  exactly  like  no.  15.  Unfortunately  the  name  is  ruhhed  off.  All  niy  notes  on  the  canopie  jars 
in   Berlin  are  due  to  the  kindness  of  the  same  gentlemen. 

')  For  this  title,  see  Griffith.  in  this  Journal  1H91  p.  Iil7,  and  Marikttk,  Cat.  d'Abydos 
p.  364,  no.  1018. 

*)  A  series  of  four  Covers,  wood,  i'eeeived  hy  l'.iran-,  the  Arab  dealer  in  aiiticputic.s  in  Gizeh 
as  part  of  his  share  of  the  objects  excavated  by  hiiii  in  Bcisheh  in  1897/98,  present  the  same  cha- 
racteristics as  no.  l.'>. 


1899.]  G.  Reisser:  The  Datcd  Catiopic  Jars  of  tlie  Gi/.eh  jMuseuin.  65 

this  Journal,  1894,  p.  23ff.,  except  that  the  ground  color  is  black  instead  of 
wliite  and  that  the  inside  lid  is  wanting.  Thus  it  is  quite  prohaV)le  that  thcse 
jars  are  hetween  tlie  12""  and  the  18""  dynasties.  The  form  of  the  wooden  jar 
is  given  in  fig-ure  4,  o:  the  elay  jar  has  a  small  hase  and  mouth  and  a  very 
hulging  Shoulder.  The  covers  all  bear  beardle.ss  human  heads  (cf.  heads  painted 
on  Cover  of  ehest  of  Shk-ni-s^-f,  this  Journal,  1S94  p.  25)  with  si/ia/l  faees 
and  comparatively  long  neeks  (fig.  4).  The  features  are  painted  on  in  detail: 
but  the  blue  color  is  a  dull  greenish  blue.  Technically,  the  jars  are  similar  to 
those  mentioned  above  except  that  the  clay  head  was  covered  with  a  thin  coat 
of  plaster  before  painting. 

Contents  are  not  preserved:  but  the  eondition  of  the  jars  indicates  that 
the   entrails  were   wrapped   in   linen. 

The  ins(ri:ptions  present  fortnula  II  (above). 

Eiyhteenth  Dynasty. 
The   museum   eontains : 

If).  Series  of  four  jars  with  covers,  alabaster.  With  the  name  of  the 
(jueen   Ahnes -nefert- tri      Der-el-Bahri,  1881.      Fig.  4,  /^ 

17.  Two  jars  and  three  covers,  baked  clay  (H.  ca.  0,295).  Name  of  Min- 
holep  (dated  according  to  statue  of  same  man,  no.  958).  Provenance  unknown. 
Inv.  4518  — 4520.     Fig.  4,  ^. 

18.  Four  Covers,  white  limestone  (H.  ca.  I*,12).  Tomb  of  Anienophis  II, 
Thebes  1898.     Inv.  5030  —  5033'). 

19.  One  jar,  cover  missing"),  alabaster  (H.  0,31).  Name  oi'  Mery-nies  (Ame- 
nophis  lU).      Der-el-Bahri,  1881.      Inv.  408(5. 

The  Covers  still  bear  hui/inn  Iieads,  either  all  with  beards  or  all  without 
beards^);  the  faces  are  small,  the  necks  long  with  tliroat  exposed,  similar  in 
part  to  14 — 15.  The  jars  still  resemble  those  of  the  12""  dynasty  (cf  fig.  4 
with  figs.  2  and  3).  The  workmanship  is  not  quite  so  good;  the  polish  on  the 
alabaster  jars,   not  so  high. 

The  Contents  are  wrapped   in   linen. 

The   inscriptions  show   the  following  tbrmula: 


')  In  Order  not  to  anticipatt-  tliu  ijublicatioii  oC  the  Contents  of  tliis  toml)  as  a  whole,  it  is 
impossible  to  give  a  reproduction  of  these  heads.  Since  this  article  was  written,  M.  Loret,  1)1- 
lecteur  general  du  Service  des  antiquites,  lias  found  at  Thebes  in  the  tomb  of  a  favorite  of  Thoth- 
nies  111  (Miw-hr-pri)  a  set  four  canopic  jars.  Two  of  the  jars  are  like  the  fine  Square  shoulderd 
jars  of  Daiishur  and  two  are  more  roughly  niade.  The  heads  are  all  four  human,  without  beards  — 
resembling  the  rougher  Dahshur  covers.    The  inscriptions  show  formula  111. 

'')  Found  with  a  cover  (human  head?)  j)ainted  blue  and  red.  according  to  Maspeeio,  Momies 
royales  de  Der-el-Bahri,  p.  .583. 

')  There  are  in  the  museum  a  number  of  undated  series  of  c^lay  heads,  similar  to  nos.  4518 
—  4520  and  undoubtedly  of  tliis  and  the  following  dynasty:  tliey  all  have  the  four  heads  alike. 
Zcitschr.  f.  ÄgypU  Spr.,  XXXVII.  Band.    1899.  9 


6ß 


G.  Reisnfr:  The  Dated  Canopic  Jai-s  of  the  Gizeli  Museum.        [XXXVIl.  Band. 


III.    a. 


Ici  \\ 


(two  jars  oniit  the  phrase  sfp  s>-f  Iir):   iio.  17.   Inv.  no.  4.")KS  —  4ril9  (liotli 
omit  stp  S)-f  /(/•). 


No.  19.  luv.  no.  408(1. 


The  mu.seum  contains ,  in  atldition  to  a  large  number  of  clay  heads  of 
this  dynasty,  the  following  undated  jars:  4523,  4525,  4531,  4545  —  4548, 
all   of  clay. 

NineteentJt  Dynasty. 

The  mu.seum  contains  the  following  dated  jars: 

20.  Two  jars.  without  cover,  white  limestone.  Name  of  H<'-m-irs.  Bab- 
el-Muluk,  1859  (purch.ase?).     Inv.  4085. 

21.  Two  jars,  without  covers,  alabaster.  Name  ofPy-w  (dated  according 
to  statues  of  same  man.  Inv.  561  and  630).  Saqqarah,  18G1.  luv.  4325 — 4320. 
Fig.  5,  b. 

Unfortunately  the  museum  offers  no  materlal  for  determiniiiq-  tlie  forms 
of  the  Covers;  but  the  use  of  the  four  human  heads  certainly  continued.  The 
jars')  dedicated  by  fli^-^rt-iü/.«  to  the  use  of  ^4//  have  human  heads.     It  is  how- 

ever  possible  that  the  use 
of  animal  heads  for  three 
of  the  genii  on  the  covers 
was  introduced  in  the  latte.r 
part  of  this  dynasty  although 
the  earliest  indication  I  have 
noticed  is  the  representation 
of  the  four  jars  with  one 
human  and  three  animal 
heads  in  the  tomb  of  Ram- 
ses  IV. 

The  jar  of  Q'^-tn-ic^s  is 
about  like  that  of  Ahmes- 
nefert-lri  in  form,  while 
the  jars  of  P>'-xr  show  a 
distinct  change  (fig.  5).  The  Shoulder  is  roundcd  and  less  prominent:  the  ala- 
baster is  whitish  and  opaque  instead  of  translucent;  the  outside  bears  horizontal 
smoothing  Scratches  above,   vertical  below  and  is   not  polished. 


Fiy.  ö. 


')  Now  in  the  Louvre,  Cat.  Salle  Ilistoriquo  (I'ierrft).  1S,s9.  p.  90.  nos.  370 —  37-2.  Tliere 
also  .seem  to  he  canopic  jars  with  human  heads  in  tlic  Louvre,  froiii  tlie  .Serapeiuii:  but  .Marif.tte, 
Serapeum.   is   not  .Trof.ssiljlc   to  me. 


1899.1 


G.  Reisner:  Tlie  Dated  Canopic  Jars  of  tlie  Gizeh  Museum. 


67 


o 


Tl)o  Contents  of  no.  20   is  not  intact,   of  no.  21  not  preserved. 
Tlic   i/iscrij)f/o>is  prcsont  n   slinlit   niodifu-ation   of  l'ornmla    III:    [1 

Q         ,  X;c'.,    and   c^   at    tinics   instcad   of  s=  . 


Jars  in  tlie  muscum  appcaring  to  lielong  to  tliis  group  are:  420<S,  4328,  450(5. 
There  aro    in   addition   a  numbcr   of  jars   wliich    seem   to    Ijclong   hetween 
tlie  li)"'   and    21"    dynasties   or  in   tlie   latter  part  of  tlie  1!)"'. 

22.  One  jar  and    tliree   Covers,   alabaster.     Provenance   not   reeorded.     Inv. 
4201  —  4203. 

23.  One  jar,  greenish   l)Iue  fayence.      Gadra.      Inv.  4225. 

24.  Series  of  four  jars,  with  Covers,  alabaster.    Saqqarali,  1851).    Inv.  41()I 
—  41  ()4.      Fig.  5   all  except  jar  in   the   middle. 

To  tliese  must  be  grouped  Berlin  11G38,  without  cover,  of  alabaster.  All 
tliese  jars  have  the  same  general  forin.  The  shonlder  is  rounded,  not  pro- 
minent, and  the  side,  l)et"\veen  Shoulder  and  base,  is  ])erceptil)ly  eoneave.  The 
jar  of  no.  22  bears  a  necklace  on  the  front  like  tliat  on  the  alabaster  offering 
jar  of  Har-ni-heb.  —  Nos.  23  —  24  have  in  addition  to  the  inscriptions,  of- 
fering scenes  representing 
genius,  offering  table  and 
Standing  figure,  in  style 
of •  New  Empire.  The  in- 
.scription  on  Berlin  ll(i38 
sliows  the  formula  III 
(Ne])hthys  and  Diianietcf): 
tliat  011  110.  23  coiitains 
siniply  tlie  iiame  of  Kebeh- 
senuef;  the  inscriptions  on 
no.  24  are  not  aecording  to 
any  of  the  formulas  and 
sliow  considerable  irregii- 
larity  (two  Amset  inscrip- 
tions and  none  with  the  '''9-  ''■ 
name    of  Duametef).     The 

Covers  of  no.  22  have  all  human  heads  without  beards;  those  of  23  and  24 
have  large  animal  heads  elaborately  ornamented  —  resembling  those  of  the  21"' 
dynasty  except  that  tliey  are  of  same  matei'ial  as  the  jars.  On  aecount  of 
the  human  heads  on  the  covers  of  no.  22  and  the  use  of  formula  III  on  Beilin 
11()38,  on  the  one  band  and  on  aecount  of  the  use  of  highly  ornamental  ani- 
mal heads  on  the  other,  it  seems  probable  that  this  group  bclongs  between 
the  middle  of  the  19""  and  beginning  of  the  21"  dynasty.  In  eonfirmation  of 
this,  the  technicpie  of  the  fayence  jar  no.  23  is  like  that  of  jars  of  the  latter 
part  of  the   New   Empire   (aecording  to   v.  Bissing). 


ß8 


G.  Reisner:  The  Dated  Canopic  Jars  of  tlie  Gizeh  Museum.        [XXXVIl.  Band. 


Twentij-ßrst  l)i/nasty. 
'l'S.   Series  of  four  jars,  alabaster  witli  wooden  Covers.    Name  oi  Nes-ta-neht- 
Airu.     Der-el-Bahri,  1S81.     Fig.  G,  a. 

26.  Series  of  four  jars,  alabaster  witli  wooden  covers.  Name  o^  Eset-ni-heh. 
Der-el-Bahri,  18S1.     Fig.  6  all  except  jar  on  left. 

The  jars  of  Pinotem  and  Nesi-Honsu  may  be  coiisidered  also  witli  tliese'). 
The  jars  themselves  are  of  opaque  alabaster  unpolished ,  with  smoothing  marks 
like  the  later  jars  of  the  19""  dynasty.  The  cavity  is  not  bulging  but  bored 
straight  down.    The  outward  form   is   to   be   seen  in   fig.  (i. 

The  niost  characteristic  part  is  however  the  cover.  Each  series  shows 
one    human   and    three    animal   heads,    usually    of  wood  even   on   the  stoiie  Jars. 

The  heads  all  have  lon(jf 
necks  and  are  pointed  fan- 
tasticaUij  in  the  most  glaring 
colors  witli  striped  wigs 
and  witli  necklaces  painted 
across  breast  between  ed- 
ges  of  wig.  For  example, 
the  heads  of  the  jars  of 
Esft-nt-heb  have  the  follo- 
wing  colors:  jackal's  head, 
green  skin,  white  cosmetic 
stripes,  green  and  blue  stri- 


■■ 

■ 

*    ^               -^^^^H                                      ^«^1 

■^3 

w 

jy 

Wt      ^|t< 

\ =^.-  — . 

—  ^^ 

^■■k- 

^^^^^^^^^^B 

/•■./. 


ped  wig;  ajie's  liead,  red  skin,  white  ear-si^ots  with  red  lines,  red  and  yellow 
necklace,  l)hie  and  green  striped  wig,  &c.  The  wooden  cover§  were  covered 
with   plaster  ])efore  painting. 

The   inscriptions,   when  not  of  the  simplest  sort,    usually    use  one    of  the 
formulas   for  offerings.      The  inscrijitions   in   2.^   are  as  follows: 


a_fl  öto  I  I  ,NN. 


A| 


3in- 


■NN. 
—  NN. 


■NN. 


One  or  more  lines  of  the   inscription   face   in   the  opposite    direction    from 
the  others. 

Twenty-second  to   Twenty -ßftli  Dynastles. 

The  museum  contains  no  dated  jars  of  this  period").     There  are  a  num])or 
of  jars  which  can  be  assigned  with   more   or  less  certainty  to   this  period :   but 


')    Described  by  Miss  Edwards,  Rec.  1883  p.  7'.i  IV.     Sc-  also  Birch,  PSBA.  V  p.  79. 
»)    Berlin  2105/6  belong  to  the  22'"'  dyna.sty  and   ürrliii  ll(i41    to  the  24'^  dynasty. 


1899.1 


G.  Reisnkr:  The  Dated  Caiiopic  Jais  ot' tlie  (ii/ch  Museuiii. 


69 


they  do    not  present  distinctive  characteristics ,  resembling  in  part  the  jars  of 

the  21"  dynastv  (fig- ~,  Inv.  4157  S)  and  in  part  tliose  of  the  Saite  pcriod  (see 
fig.  7,  Inv.  417")  fi).  All  the 
series  have,  of  course,  Co- 
vers with  aninml  heads.  The 
inscriptions  very  often  con- 
tain      the     phrases     Q  "4:^ 

^::z^    or    similar    ones.       In 

the    latter   part   of  the    pe- 

riod,    there    is   certainly  an 

ap2>roach     to     the     regulär 

Saite  forms;   see,   for  exauiple,   the  .series  of  <=^='J  fi  (fig-  <*^),   Inv.  42<S1 — 428H, 

4Ö12,   with   inscriptions   nearly   like  those  of  Saite  period'). 


Twenty-sixth  to  Thirtieth  Dynasties. 
No.  25.   Five  series  of  four  jars  with  covers,  alabaster').     Names  of: 
1  (^  r     n  (luv.  4118 — 4121,  provenance  unknown;    dated  by  sta- 

tue   ri53,   fig.  i)). 

^^      9  (1  ^ '^^.=^ -?•    (Inv.  4290  —  4293,    provenance    unknown:    dated    from 

'ov.  (Inv.  4098 — 4101,   Saiicjarah,  1<S59;   see  Wiedemann    »Geschichteo 

p.  ()35). 

D/'l>^^v   (|   (Inv.  418(i  —  4189,    from    the    IIuber   CoUection ;    dated    from 

0|"ö'  I  (Inv.  4114  —  4117,  provenance  unknown:  dated  from  naine). 
All  of  the   2(;"'   dynasty. 

2(i.  Two  series  of  four  jars  with  covers,  alabaster.  Names  of:  e»-=>  cissi 
J  o|  [Inv.  4089  —  4310;  Saqqarah,  18(i3:  found  in  same  tomb  with  statues 
784  and  three  others')].     Fig.  10*). 


')  The  Gizeli  Museum  contains  l'urtlier:  4179— 11S2,  4(574.  440(5  — 4409,  all  appai-eiitly 
of  tliis  period. 

^)    Berlin   71(37,   also  of  Sö""  dynasty   (Name  of   ■^-oI'Ö')- 

')    Cat.  Mar.  nos.  385  —  387,  5(30. 

*)  In  fig.  10  the  heads  on  the  Duametef  and  the  Kebel.isenuf  jars  were  aceidentally  exchanged 
while  photographing. 


70 


G.  Reisner:  The  Dated  Canopic  Jars  of  the  Gizeh  Museum.        [XXXVII.  Band. 


Dp^  (Inv.  4308— 4310:   Abydos,  18ä9(?);    dated   from   statue  784). 

Botl)  are  of  30""  dynasty. 

The  jars  of  this  period  sliow  a  great  variety  of  forms .  eveii  in  the  same 
series,  but  all  forms  liave  swelling  sides  -svitli  the  thickest  pnrt  not  initch  ahoce 
the  middle.  There  is  possibly  a  tendency  towards  uniform  series  of  slender  jars 
in  the   30""  dynasty  but  the  material  is  insuffieient.     The  cavities  are  sometimes 

deep,  but  usually  shallow, 
with  straight  walls.  The 
alabaster  is  opaque  and  un- 
polislied,  with  snioothing 
Scratches. 

The  Covers,  of  same  ma- 
terial as  jar,  have  the  aui- 
mal  heads').  The  heads  are 
smaller  and  more  graceful 
than  in  the  preceeding  pe- 
riods,  but  are  not  usually 
cut  in  detail  or  much  or- 
namented.  They  have  very 
seldoni  even  traces  of  black 
on  parts  covered  with  hair 
and  on  the  iris.  The  wig 
almost  in  variably  covers 
throat:  and  tlie  beard.when 
present.  is  a  divine  chih 
l)ear(l. 

The  Contents  consist  of 
entrails,  usually  wrapped  in 
linen .  covered  with  pitch 
whicli  has  l^een  poured  in 
until  the  Contents  were  co- 
vered. 

The  inscriptions  show 
the  well   known   formula: 


Fig.  <). 


Fig.  10. 


IV. 


"■hi 


°«««» 


NN. 


^=0, 


-NN.     d' 


il4" 


')  The  jars  of  Pi- gm- mi  {41H6  —  -H89)  liavc  Iniiiian  lieads;  but  a.s  the  jars  liave  been  polLslied 
and  the  inscription.s  colored  green  in  modern  times.  it  is  abnost  certain  that  tbese  heads  do  not 
belong  to  this  .series.  Another  set,  now  in  the  Louvre  {that  ot  Psmifc-Pta/i-7»eri/),  also  have  human 
heads.  see  Cat.  de  sculpture  egyptienne  l)y  E.  Rkvillont,  p.  B8,  nos.  904  —  907.  If  the  covers  of 
this  series  prove  to  have  belonged  originallv  to  tlie  series,  it  may  l»;  asked  liow  far  the  use  of 
four  human  lieads  is  duo  to  a  revival  of  ancient  forms,  cf.  preceeding  mimber  of  this  Journal,  p.  16. 


1  s;)9.] 


G.  Reisner:  The  Dated  Canopic  Jars  of  the  Gizeli  Museum. 


71 


NN.  <w.p()y,i-c. 


similar  to  n. 


dsZD  ...n... 


I 


)7°M««°,   Szc.   similar  to   a. 


°s«w° 


&c.   similar  to  a. 


Tliere  arr  in  the  museum  n(>arly  a  score  of  series  and  jjarts  of  series 
])resenting  the  characteristics  of  this  period:  4102  —  4105,  4106 — 4109, 
4114  —  4117,  4122  —  4125,  4130  —  4135,  4137—4152  {4series),  4153—4156, 
4165—4169,  4170  —  4173.  4266  —  4269,  4294  —  4296,  &c. 

To  sum  up,  the  period  from  the  ()"'  to  the  18*  dynasty  is  characterized 
hy  the  use  of  Covers  with  human  heads  and  by  Square- shouldered ,  highly  polished 
jars,  when  the  matei-ial  is  alabaster,  with  a  slight  degeneration  in  execution 
and  technique  towards  the  end.  The  11"'  and  12*  dynasties  are  further  cha- 
racterized by  the  use  of  three  bearded  and  one  beardless  head  in  each  series. 
The  embalmed  entrails  are  simply  wrapped  in  linen.  In  the  19"'  and  20"'  dy- 
nasties, the  ornamentation  of  both  jar  and  cover  increases  at  the  expense  of 
the  execution  and  the  use  of  aniiiKil  heads  is  introduced.  Series  with  four  human 
heads  do  not  occur  (or  occur  only  exceptionally)  after  the  beginning  of  the 
2P'dynasty.  In  the  2P' dynasty,  the  jars  are  characterized  by  low  round  Shoulder, 
poor  material  and  technique:  and  the  covers,  of  wood,  by  the  useof  gaudily  painted 
animal  heads.  The  contents  from  this  tinie  are  covered  with  bitumen  (orming  a 
solid  mass  which  usually  fills  tlic  jar.  Between  the  22'"'  and  the  25"'  dynasties, 
the  jars  and  the  covers  grow  l)ulkier,  more  formless  and  less  ornamental,  with 
forms  resembling  on  the  one  liand  those  of  the  21*''  dynasty  and  on  th(>  other 
tjiose  of  the  20*.  The  peri(.d  from  tlu'  26"'  to  the  30"'  dynasty  is  marked 
by  jars  wliose  thickest  part 
is  not  much  aT)0ve  the 
middle  and  by  covers  with 
small,  at  times  graceful 
heads  whose  features  are 
only  indicated  and  whose 
tlu-oat  is  covered  by  the 
wig'). 


')  The  peculiar  forins  showii 
hy  Inv.  4"274/7.5  (fig.  ll.a,  and  the 
two  heads  above)  seeins  to  belong 
to  the  time  foUowing  tlie  30'''  dy- 
nasty.   Tlie    l'ornis    like    Inv.  4243, 


Fig.  11. 


72  G.  Reisner:  The  Dated  Canopic  Jais  of  the  Gizeh  Museum.        [XXXVII.  Band. 


The  inscriptions  on  the  jars  are  even  more  characteristic  of  the  period 
than  the  forms. 

Miildle  Empire:   formula   I  and  IL 

Eitrhtecnth   and  nineteentli   dynasties:   formula  III. 

Twentyiirst  dynasty:   offering  fornmlas. 

Twentysecond  to  twentyfifth:   no  uniformity  in   inscriptions. 

Twentysixth   to  thirtieth:   foi-mula  IV. 

Thus  the  material  of  the  Gizeh  Museum  is  poor  for  the  ll)""  and  20""  dy- 
nasties on  the  one  hand  and  for  the  22"''  to  the  25"'  on  the  other.  It  would 
be  very  desirable  to  have  these  deficiencies  made  good  by  dated  jars  from 
these  two  periods,   which   may  be  in   other  museums. 


Die  Wiedereinrichtung  einer  Ärzteschule  in  Sais  unter 
König  Darius  I. 

Von  Heinrich  Schäfer. 


Unter  den  vielen  merkwürdigen  Texten,  die  die  Statue  des  Wd^-Hr-rsnt^)  im 
Vatikan  bedecken,  ist  der  Text  auf  dem  Rückenpfeiler  in  seiner  eigentlichen 
Bedeutung,  wie  mir  scheint,  von  allen  Bearbeitern")  völlig  mifsverstanden 
worden.      Der  Text  lautet: 


;^iii3i 


4239,  4244   (fig. II,  jar   on   right  and  the  two  heads  hehivv),  of  which  there  are  a  Large  nuniber 
of  examples  seem  al.so  to  be  later  than  the  30'*',  but  1   have  found  no   evidence  of  their  date. 

')    11  ^.  *1^    '^    ,  es  ist  die  bekannte  »statue  naojiliore«. 

*)  Ich  habe  folgende  Bearbeitungen  einsehen  können:  de  Rouge,  Rev.  arch.  1851  Theil  I 
S.  37;  Brucsch,  The.s.  S.  682  ff.;  Revillout,  Rev.  eg.  I  S.77;  Piehl,  Inscr.  hier.  Serie]  Theil  II 
S.41;  WiEDEMANN,  Gesch.  Ägj'pt.  S.  239.  Die  Übersetzung  von  Lk  Paoe  Renouf,  Rec.  of  tlie 
Fast  X  ist  mir  nicht  zugänglich  gewesen. 


1899.]  H.Schäfer:  Die  Wiedereinrichtiing  einer  Ärztesehule  in  Sais.  73 

Für  das  Verständnifs  dieser  ganzen  Erzählung-  niuls  man  von  d(>ni  letzten 
Satze  ausgehen,  der  den  Zweck  angeben  soll,  den  der  König  mit  der  im  Vor- 
hergehenden erzählten  Stiftung  verfolgte.  Nun  steht  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Satzes,  der  König  habe  diese  Stiftung  gemacht,  »um  den  Namen  aller  Götter 
imd  ihre  Tempel  imd  ihre  Opfer  zu  befestigen  und  damit  ihre  Feste  gefeiert 
würden  ewiglich«.  Dadurch  verführt,  hat  man  auch  in  der  ersten  Hälfte  des 
Satzes  nur  einen  allgemeinen  Ausdruck  vom  «Erneuern  alles  Verfallenen«  ge- 
sucht und  dabei  wohl  vor  Allem  an  Gebäude  gedacht.  Aber  die  Ausdrücke 
der  Inschrift  sind  keineswegs  die  üblichen  allgemeinen  Redensarten,  sondern 
lauten  recht  bestimmt.  lOOn^^  ^^^  ^^^^  ^^^  ^^^  medizinischen  Litteratur 
wohlbekannte  Wort  für  «Krankheit«'),  und  so  kann  '^  I ') ']  g  v^'  "^^  ""^ 
nimmer,  heifsen  «alles,  was  den  Verfall  an  sicli  trug«  o.  ä.,  sondern  kann  nur 
von  einem  lebenden  Wesen  gebraucht  sein  und  heifsen :  »jeder,  der  eine  Krank- 
heit hat«.  .So  erscheint  denn  auch  die  Wahl  des  Ausdrucks  l-V-  »beleben« 
natürlicher  und  erhalten  wir  für  einige  andere  Worte  im  Texte  genauere  Be- 
deutungen. \  ^  werden  wir  mm  nicht  mehr  als  eine  Bezeichnung  für  die 
erzählte  Stiftung  des  Königs  ansehen,  sondern  es  übersetzen:  »diese  Kunst«, 
nämlich  die  Arzneikunst.  Ebenso  werden  wir  kaum  fehlgreifen,  wenn  wir  in 
dem  Worte  f^^  einfach  einen  Ausdruck  für  «die  Instrumente«  des  Arztes  sehen, 
wie  ja  auch  die  Geräthe  des  Schreibers  als  sein  dbh  bezeichnet  werden"'^). 

Der  ganze  Text  lautet  danach  im   Zusammenhange: 

«Der  Fürst ^),    der   Oberarzt  Wdi-Hr-rsnt ,    geboren   von    der   Atum- 

erdas ,   spricht : 

»S.  M.  der  König  Darius  befahl  mir,  dafs  ich  nach  Ägypten  käme')  — 
»S.  M.   war  nämlich    in  Elam  als  Grofskönig   aller  Fremdländer  und  Grofsfürst 

«von  Ägypten  — ,   um  den  hS  des  Pr-'^nh  und  das  Pr- nach  ihrem  Verfall 

»zu  befestigen.  Die  Barbaren  brachten  mich  von  Land  zu  Land  und  geleiteten ■') 
»mich  nach  Ägypten,   wie  der  Herr  der  })ei(len   Länder  befohlen  hatte. 

')    Beispiele  im  SrEBN'schen  Wörterbuch  zum  Pap.  Ebers  ,  und  Bruosch ,  Wb.  Suppl.  S.  884. 

2)  Vergl.  PiETscHMANN  in  »Aegyptiaca  für  Ebers..  S.  83,  der  auch  die  hübsche  Bruosch- 
sche  Übersetzung   »Necessaire«   für  dbh  anführt. 

')    Das  cnh  im-sn  verstehe  ich  nicht. 

*)  Als  der  Befehl  erging,  war  der  Schreiber  mit  dem  Könige  in  Elam.  Man  sollte  also 
nicht  i-t  «kommen..,  sondern  etwa  im-i  »gelien..  erwarten.  Doch  als  er  die  Inschrift  verfafste, 
war  er  natürlich  in  Ägypten,  und  von  diesem  Standpunkt  aus  ist  wunderlicher  Weise  ..kommen« 
auch  in  den  Befehl  selbst  hineingebraciit.     Ähnliches  findet  sich  auch  sonst. 

')    Doch  wohl  kein  Kausativum  von  iv^d,  sondern  einfach  Schreibung  für  s-icd. 
Zeitachr.  f.  Ägypt  Spr.,  XXXVD.  Band.    1899.  ^^ 


74  H.Schäfer:  Die  Wiedereinrichtung  einer  Ärzteschule  in  Sais.      [XXXVII.  Band. 

»Icli  tliat  nacli  dem  Befehl  Sr.  M.  und  stattete  sie')  aus  uiit  allen  ihren 
»Schülern").  Söhnen  von  Leuten  (vom  Stande)^),  kein  Sohn  eines  Bettlers^)  war 

»darunter.      Ich    stellte  sie  unter  die  Aufsicht  aller  kundigen^) alle 

»Uire  Arbeiten. 

»S.  M.  befahl,  ihnen  alle  guten  Dinge  zu  geben,  damit  sie  alle  ihre  Ar- 
»lieiten  thun  könnten.  Ich  versah  sie  mit  allen  ihren  Bedürfnissen,  mit  allen 
»ihren  Instnmienten,  die  in  den  Schriften  stehen,  wie  sie  vorher  gewesen  waren. 

»Das  that  S.  M.,  weil  er  den  Nutzen  dieser  Kunst  (der  Arzneikunst)  kannte, 
»um  jeden  Kranken  zu  beleben"),  um  den  Namen  aller  Götter  und  ihre  Tempel 
»und  deren  Einkünfte  zu  befestigen  und  damit  ihre  Feste  gefeiert  würden, 
»ewiglich.« 

Wd!-Hr-rsnt  war  Oberpriester  der  Neith   von  Sais  und  führte  als  solcher 

den  Titel  "^^   ^     »Oberarzt«.     Wir    dürfen    also    wohl    annehmen,    dafs    diese 


Ärzteschule  im  1 1^^  des  o  und  dem  JiS^piÄ  mit  dem  grofsen  Neithtempel 
zusammenhing,  der  bei  der  Eroberung  von  Sais  durch  Kambyses)  stark  gelitten 
haben  mufs.  Die  Schüler  der  Anstalt  werden  natürlich  vor  Allem  als  Priester  er- 
zogen worden  sein ,  und  ihre  künftige  Doppelstellung  als  Priester  und  Arzte  ist 
in  den  beiden  Hälften  des  Schlufssatzes  unseres  Abschnittes  deutlich  ausgedrückt. 
Der  Text  ist  so  interessant,  weil  er  bis  jetzt  der  einzige  ist,  durch  den  wir 
etwas  Näheres  von  der  Stellung  einer  Art  hölierer  Schule  in  Ägypten  erfahren. 


')    Dieses   »sie«   zeigt,  dafs  vorhin  mit  dem  J  0     SJSSSp^p  mindestens  zwei  Gebäude 

gemeint  sein  müssen. 

^)    So  auch  PiEHL  und  Revillout. 

^)    So  auch  Piehl;  diesen  praegnanten  Gebrauch  von  vÄ    .  lienne  ich  sonst  nicht. 

*)  Eine  Anspielung  auf  das  Kastenwesen  ist  in  dem  Ausdruck  nicht  unl)edingt  zu  suchen, 
doch  ist  man  versucht,  dies  Tuet  mit   »Paria«    zu  übersetzen. 

')  So  auch  Piehl,  Revillout.  Die  Übersetzung  ist  nicht  ganz  sicher,  wird  aber  das  Richtige 
treffen.     In  der  Lücke  dürfte  etwa  gestanden  haben:   »die  sie  beaufsichtigen  sollten  in«   o.a. 

*)  Piehl:  ...  a  fait  cela  parcequ'elle  savait  l'efficacite  de  cette  oeuvre,  comme  inoyen  de 
restituer  tout  ce  qui  se  trouvait  delabre.  Revillout:  .  .  .  parcequ'elle  savait  (que  c'etait  le  ineilleur 
nioyen  pour)  reveiller  une  vie  nouvelle  au  milieu  de  toutes  les  ruines.  Brugsch  :  weil  er  den  Vorzug 
dieses  Werkes  erkannte  zur  Belebung  alles  dessen,  was  den  Verfall  an  sich  trug.  Wiedemann: 
weil  er  wufste,  dafs  dies  das  beste  Mittel  sei,   um  alles  m  Verfall  Gerathene  wieder  herzustellen. 

')  Dem  »Unglück,  das  in  diesem  Gau  eintrat,  (und  ein  Theil  war  des)  sehr  grofsen  Unglücks, 
das  im  ganzen  Lande  geschah,  wie  kein  ähnliches  in  diesem  Lande  geschehen  ist«. 


1899.] 


Fr.  W.  V.  Bissing  :    Eine  altägyptische  Mädchentracht. 


75 


Eine  altägyptische  Mädchentraclit. 
Von  Fr.  W.  v.  Bissing. 


xi-uf  einer  ziemlicli  beträchtlichen  Anzahl  von  Bildern  aus  dem  a.  und  m.  R. 
begegnen  wir  bei  jungen  Mädchen  einer  absonderlichen  Haartracht,  die  bisher, 
soviel  ich  sehe,  noch  nicht  besprochen  worden  ist').  Das  Gemeinsame  dieser 
Tracht  besteht  darin ,  dals  bei  sonst  kurzem  Haar  ein  oder 
mehrere  Zöpfe  herunterhängen,  die  unten  durch  eine  Quaste 
abgeschlossen  werden. 

Die  ältesten  mir  bekannten  Beispiele,  die  uns  auch  den 
Ursprung  dieser  Tracht  zeigen,  reichen  in  die  ä.  Dynastie  zu- 
rück. Es  sind  Mädchen,  die  ausnahmslos  noch  in  zartem  Alter 
stehen  —  soweit  dies  die  Verschiedenheit  der  Proportionen  er- 
kennen läfst.  Von  dem  kurzen  Haar  löst  sich  hinten  eine  ein- 
zelne Flechte  ab,  die  lose  herabhängt.  Das  Ende  der  Flechte 
ist  dabei,   wie  die  nebenstehende  Abbildung  aus  dem  Grab  des 

v^^^"  ( )( jt )   zeigt,    nach   oben  gebogen,    so  wie  sich   da- 

natürliche  Haar  an   der  Spitze  biegt"). 

Mit  der  6.  Dynastie  scheint  die  Mode  zu  wechseln,  wii- 
sich  auf  einem  jetzt  in  Gise')  befindlichen  Relief  aus  dem 
Grabe   des  UDü   zeigen  läfst.     Auf  demselben  steht  hinter  dem 

Sitz   ihres  Vaters   die   eine  Tochter   L   (]!•?•  ^    0-      Sie  trägt   das  lange,    an- 

liegende   Frauengewand    mit  Tragbändern,    Halskragen    und    kurzes   Haar.      Sie 


')    WiLKiKSüN   hat   sie    allerdings  verzeichnet  (Manners  and  Custonis  2  II  338),  meinte  aber, 
ohne  genauer  darauf  einzugehen ,  es  sei  die  Tracht  der  Sclavinnen. 

=)    Weitere  Beispiele:    LD.  II  54  aus  dem  Grabe  des   0  (1      n   in    Gise;    LD.  Text  Taf.9    aus 

dem  Grabe  des  ^  ?  ^"«^  (die  Datirung  Text  S.  49  in  die  6.  Dynastie  ist  ungenau).    Mariette, 

]Mastaba  p.309   (wo   aber  bei  der  zweiten  Tochter  der  Zopf  mit  Unrecht  fortgelassen  ist  und  die 

beiden  Seiten    der  .Scheinthür   durchweg   vertauscht   sind)    aus   dem  Grabe  des  ^^    ( ]i   die 

Textabbildung   stammt   aus  dem  Grabe  des  ^^LJ^  (Kat.  Gise  1895  ed.ViREV  Nr.23);  das  Relief 
wurde  1887  aus  Saqqarah  in's  Museum  von'GiTe  gebracht,  wird  also  vielleicht  zu  dem  Grabe  des 

unter  mehreren  Königen  der  5.  Dynastie  lebenden  .. a'-r^y  gehören    (Mariktte,    Mastaba    313), 

jcdenfaUs  nicht  zu  dem   eines  älteren  in  Gise  begi-abwTen  (vergl.  Lieblein,  Wörterb.   1368,   1376). 
')    Gise,  Kat.  1895  Nr.  82.    Die  Reste  der  unter  einem  späteren  Grab  verschütteten  Mastaba 
hat  Maspero  1884  geborgen  (Eist.  anc.  I  298  Anm.  2.    Situationsplan  des  Grabes  Mem.  du  Caire  I, 
Tafel  zu  S.  200). 

10* 


76 


Fr.  W.  V.  Bissing:    Eine  altägyptische  Mädchentracht. 


[XXXVII.  Band. 


h 


rieclit  an  einer  Lotosblütlie.  An  ihrem  Hinterkopf  hängt  ein  gerader  Zopf  herab, 
der  unten  mit  einer  runden  Platte  oder  Kugel  beschwert  ist.  E]ine  zweite 
Tochter  gleichen  Namens  steht  vor  dem  Throne  des  Vaters:  sie  ist  gröfser 
dargestellt  (also  wohl  älter)  und  hat  keinen  Zopf).  Diese  neue 
Form  des  Zopfes  ist  die  bezeichnende  für  die  ß.  Dynastie;  sie 
■    .••■->  ■      i  fiiiilct    sich    auch    auf   einer    im   Saal  14    des  Museums  von   Gise 

I     '  ll  ausgestellten    Stele    aus   Kalkstein ,    die    vielleicht    etwas  jünger 

sein  kann"),  und  im  Grab  des  Mrj.  Hier  sind  im  Zimmer  A  10 
(des  Plans  Bjedeker  S.  141)  an  der  üstwand  Tänzer  und  Tänze- 
rinnen dargestellt,  von  denen  wir  einige  nach  einer  Photographie 
L.  Borchardt's  wiedergeben. 

Die  Tänzerinnen,  die  sich  als  junge  Mädchen  kleiden,  tragen 
daher  auch   den   steifen  Mädchenzopf  mit  rundem  Gegengewicht, 
der  wohl  durch   reichliches   Tränken  mit  Fett  seine  strickartige 
Festigkeit  erhielt.    Daneben  findet  sich  noch  (möglicher  Weise  aus 
einer  älteren  Vorlage  mit  herübergenommen)   gerade  im  Zimmer 
A  10    die  Zopfform    der    5.  Dynastie.      In    der    Kleidung   unterscheiden  sich   die 
Mädchen:   die   eigentlichen  Tänzerinnen  tragen  einen  kurzen   Schurz,   der  Ober- 
körper und   Beine  vom  Knie  an  freiläfst;   die  Musikantinnen,   die   in   die  Hände 

klatschen,   sind  ganz  wie  ge- 
wöhnliehe Mädchen  S'ekleidet. 


I 


Ik 


Mit  der  1 2.  Dynastie  tritt 
anscheinend  eine  neue  Verän- 
derung ein:  man  trägt  jetzt 
zwei  oder  drei  solcher  Zöpfe,- 
hinten  und  ah  den  Schläfen, 
und  das  Gewicht  nimmt  längliche  Form  an ,  so  auf  einer  unpublicirten  Stele  aus 
dem  zehnten  Jahr  Könis:  Sesonchosis' I.  aus  dem  Grabe  des  ;;?''^.  wo  die  kleine 
Tochter  ^  (]  zwei  Zöpfe  trägt,  deren  einer  hinten,  der  andere  zur  Seite  her- 
abhängt. Jeder  Zopf  endigt  in  ein  (Tcwicht  in  der  Gestalt  einer  Lotosblütlie. 
Am  anschaulichsten   wird  uns  die  Tracht  T)ei   einer  der  Dienerinnenstatuen  aus 


')  Lieblein,  Wörterb.  1,599,  nimmt  an,  dafs  dieselbe  Tochter  zweimal  dargestellt  sei;  sie 
wäre  zuerst  als  Kind  und  dann  in  etwas  reiferem  Alter  abgebildet.  Doeli  kommen  gleichnamige 
Geschwister  öfters  vor. 

^)    Kalkstein,  h.  0.90,  br.  0.97.  Vor  dem  Opfertiseli   sitzen   nach  links  sich  anfassend  v\    V\ 

und  seine   Frau   auf  einem   ochsenfüfsigen    Divan.     Darunter,   in   der  zweiten  Reihe,   die  Tochter 

<::>  (.sie)  nach  links  stehend,  vollbekleidet,  mit  kurzem  Haar  und  Zopf.     Sie  hält  in  beiden 

^    —» — 
Händen  Blumen.     Ihr   gegenüber   ein  Mann,    der    die   Linki>  auf  die  Brust  legt,    in  der  gesenkten 
Rechten    eine    Bhime    hält.     Dahinter   eine  Frau,    die    mit    d(^r  Linken    einen  Kurb   auf  dem  lvo])t 
hält,  in  der  vorgestreckten  Rechten  Blumen.     Hinter  ihr  ein  Jlann   mit  einem  Schenkel.     Darunter 
Hirtendarstellungen.     Ziemhch  rohe  Arbeit. 


1899.1 


Fr.  W.  V.  BissiNG :    P'ine  altägyptische  Mädchentracht. 


Meir,  die  die  nebenstehende  Abbildung  wiedergiebt.  Sie  gehört  docli  \\olil  an 
den  Anfang  der  12.  Dynastie:  von  iliirn  drei  ans  drei  Strähnen  gewundenen 
Zöpfen  (einer  in  der  Mitte  des  Hinterkojifs.  je  einer  etwas  li()]ier  an  den  S(MteTi) 
ist  nur  der  mittelste  gut  erlialteii.  von  den  iiei- 
den  anderen  aiier  mehr  oder  minder  lange  Ansätze 
kenntlich. 

BoRcnAKDT  hat  für  die  Figur  schon  ver- 
mutliungsweise  den  Namen  »Tänzerin«  vorge- 
sclilagen').  Dafs  er  damit  Recht  hat,  lehren  die 
Darstellungen  aus  Benihassan.  Auf  den  vielfach 
abgebildeten  Wandgemälden  in  den  Gräbern  des 
^^^     A  und  des         uir)  sehen  wir  Mädchen   theil- 

weise  im  langen,  tlieilweise  im  kurzen  Gewände 
Vieim  Ballspielen,  Hüpfen  und  Tanzen:  sie  alle 
tragen  kurzes  Haar  und  zwei  oder  drei  Zöpfe  mit 
länglichem  Gewicht,  genau  von  der  Form,  wie  die 
«Tänzerin«  aus  Me'ir  sie  hat.  Die 'Zahl  der  Zöpfe 
schwankt,  und  wenn  beim  Reitball  die  »Pferde« 
drei  und  die  Reiterinnen  zwei  Zöpfe  zu  haben 
})tlegen.  so  mag  das  Absicht  sein  (um  die  Parteien  zu  scheiden)  oder  aucli  nur 
Zufall.  Aus  dem  m.  R.  stammt  auch  die  liierneben  abgebildete  Berliner  Kalk- 
steinstatuette (h.  0,050,  1.  0,105  m)  einer  Akrobatin,  die  auf  Händen  und  Beinen 
nach  hinten  übergelegt  sich  in  wage- 
rechter Lage  hält:  sie  ist  mit  einem 
Lendenschurz  bekleidet,  trägt  die 
Haare  aber  ganz  wie  die  Tänzerin 
ans  Meir.  Die  Zeit  wird  durch  ähn- 
liche Kalksteinfiguren  bestimmt,  die 
sich  in  El  Berscheh  kürzlieh  in  Grä- 
bern   des  m.  R.   fanden:    aucli  macht 

mich   BoRCH.iiRDT   auf  die    »Puppen«    des   m.  R.    aufmerksam,    die    die    gleichen 
Zöpfe  tragen. 

In  der  Folge  seheint  die  Zopftracht  ganz  abhanden  gekonnnen  zu  sein. 
Die  Tänzerinnen  des  n.  R.  kleiden  sich  anders  (Wu-kinson  ■  II  S.  37):  nur  ge- 
legentlich   taucht    einmal    wie    eine    Reminiscenz    an    die    alte    Tracht    auf:    so 


')  Ägypt.  Zeitschr.  1898,  S.  134  Anm.  1.  Statueninventar  Gise  248.  Die  Figur  .stanunt  aus 
ISIeir  (Kat.ViREv  1340),  wo  .sie  mit  mehreren  anderen  Dienerfiguren  in  einem  Grabe  gefunden  sein 
soll.  Der  gänzlich  abweichende  Stil  aber  läfst  mich  an  der  Richtigkeit  der  Angabe  /.weifeln,  und 
L.  BoRCHARDT  ist  Selbständig  zur  gleichen  Ansicht  gelangt.  Die  Haartracht  weist  auf  eine  etwas 
jüngere  Zeit  als  die  6.  Dynastie;  sonst  ist  die  Figur  unbekleidet.  —  Eine  Publication  der  wichtigen 
Funde  von  ISIeir  oder  ein  au.sführlicher  Fundbericht  mit  Plänen   fehlt  noch  immer. 

■)    Benihassan  ed.  Nf.wberuy  11  Taf.  4,  8a,   13. 


78  Fr.  W.v.  Bissing:    Eine  altägyptische  Mädchen tracht.  [XXX Vll.  Band. 


^\■lI,KI^■s^l^■  -  II  S.  38,  ^vo  eine  Dienerin  drei  Zöpfe  nach  hinten  und  etwa  fünf 
an  den  Seiten  trägt,  und  nocli  mehr  Wu^kinson  -  II  S.  501 :  hier  tanzt  ein  Mädchen 
iui  weiten,  langen  Gewände;  es  trägt  das  Haar  kurz,  aber  hinten  hängt  eine 
starke  unten  sich  verdickende  Flechte  herab  und  fünf  dünnere  Zöpfe  hängen 
anscheinend  zur  Seite.  Die  Zahl  der  Zöpfe  hat  sich  also  wiederum  vermehrt'). 
Anfangs  eine  Tracht  der  Mädchen,  vielleicht  ganz  allgemein  der  Kinder"), 
kommt  sie  im  m.  R.  für  diese  aus  der  Blode^)  und  wird  von  den  Tänzerinnen 
und  Akrobatinnen  angenommen,  die  sie  nachweislich  schon  in  der  (i.  Dynastie 
trao-en.  Aus  dem  einen  Zopf  werden  dabei  alhnählieli  zwei,  drei,  schliefslich 
nocli  mehr.  Ob  sie  vor  der  5.  Dynastie  üherliaupt  vorkommt,  läfst  sich  nicht 
entscheiden;  dafs  aber  der  Übergang  von  dem  natürlich  heralihängenden  Zopf 
zu  dem  steif  abstehenden ,  unten  besehwerten  mit  dem  Aufkommen  der  fi.  Dy- 
nastie zusammenfällt,  ist  nur  natürlich,  denn  die  6.  Dynastie  (oder  vielmehr 
das  Ende  der  5.)  bedeutet  in  der  Entwickelung  der  ägyptischen  Cultur  einen 
tiefen  Einschnitt;  von  da  geht  die  Entwickelung  des  »mittleren«  Reiches  bis 
in  die  Zeit  der  von  Steindorff  richtig  erkannten  Könige  der  17.  Dynastie  fast 
lückenlos  fort. 


Miscellen. 

Die    angebliche    Berechnung    der    Halbkugel.    —    Die    von    Borchaedt 
(ÄZ.  1897,   S.  150)    auf   die   Berechnung    einer   Halbkugel   gedeutete    Stelle    des 
mathematischen    Papyrus   von    Kahun    scheint    mir    eine    andere    Erklärung    zu 
12 

fordern.      Mit  8  (l365i)  des  Kahun-Papyrus  ist  gemeint  ein  JtttT  ^ O  '^^^ 


12-8.      Nach  Art   der  Nrn.  41   und   42    des  Math.  Handb.   wäre    der  Inhalt  so 
zu  berechnen: 

12-4-12=       lOf 


9     " 3 


«r=  '14 

113^.8  =    OlOg 

ll.910|^=  1365--  , 

wie  oben. 

')  Eine  seltene  Ausnahme  bildet  die  Tiinzcrin  im  Harem  des  Ey,  LD.  III  106(7,  die  langes 
Haar  und  eine  seitliche  Locke  trägt. 

*)  Dafür  spricht,  dafs  im  Grabe  des  Mrj  sowoid  in  A  10  wie  in  A  6  Knaben  den  steifen 
Zopf  der  6.  Dynastie  tragen;  der  wesentlichste  Unterschied  besteht,  so  viel  ich  sehe,  darin,  dafs 
bei  ICnaben  die  -  Kinderlocke  •■  an  der  (linken)  Kopfseite,  bei  Mädchen  am  Hinterkopf  sitzt,  und 
dafs  die  Kinderlocke  der  Knaben  mit  ganz  wenigen  Ausnahmen  (wie  im  ]Mrj  -  Gral)e)  die  Gestalt 
behält,  die  die  Kinderlocke  auch  der  Mädchen  in  der  5.  Dynastie  hatte. 

')  Knaben  tragen  im  a.  R.  und  im  m.  R.  ganz  allgemein  die  Kinderlocke ,  die  späterhin 
Harpokrates  trägt  und  (als  seine  Incorporation  auf  Erden?)  die  Prinzen;  vergl.  Erman,  Ägypten 
S.  235. 


1899.]  Miscellen.  79 

Es  handelt  sich  also  nur  um  eine  vereinfachte  Form  der  Berechnung,   es 

ist  nämlk-li: 

Math.  Ilandl).:    ia —    a\  •i-l-.,   =  '^Za"b  und 


Kaliuii-Pap. :    («•.y)  •^b=^'^a'b. 


In  Nr.  4B  des  Math.  Ilandb.  liat  der  Verfasser  versucht,  die  vereinfechte  Art 
der  Bereclinung  anzuwenden,  dabei  aber  irrthümlich  die  bei  der  früheren  Ilecli- 
nungsweise  erforderliche  Subtraction  von  '/g  des  zu  quadrirenden  Durcliniessers 
beibehalten,   weshalb  er  nur  ''^g,   des  riclitigen  Resultats   erhält. 

H.    ScHACK-ScH.\rKKNBURG. 

Zu  Herodot  II,  112.  —  Die  Angabe  des  Herodot  von  einer  Ansiedelung 
plioenikischer  Tyrier  in  der  Nähe  eines  tj^eusc  des  Proteus,  der  südlich  vom  Ptali- 
tempel  lag,  hat  sehr  verschiedene  Beurtheilung  erfahren.  Während  R.\wlinson, 
Hist.  of  Phoenicia,  S.  4()7  (und  ähnlich  v.  Gltschmid,  Kleine  Schriften  II  ii,  49) 
an  eine  ziemlich  junge  Handelsniederlassung  denkt,  etwa  aus  Necho's  Zeit,  hatte 
bereits  Movers,  Phoenicier  II  1,  S.  ISTff. ,  ein  hohes  Alter  für  diese  in  un- 
mittelbarer Nähe  des  Ptahtempels,  in  der  Altstadt,  gelegene  Ansiedelung  gefor- 
dert. Ohne  ihm  in  seinen  weiteren  Auseinandersetzungen  zu  folgen,  wird  man 
ilim  hierbei  Recht  geben  und  auch  seine  Verwunderung  über  diese  Nieder- 
lassung theilen,   zumal  es  andere  Colonien  der  Phoeniker  in  Ägypten  nicht  gab'). 

Vielleicht  ist  aber  eine  andere  Auffassung  der  Stelle  möglich.  Borcii.vrdt 
hat  (ÄZ.  1S98,  S.  84)  das  Material  über  die  Ansiedelung  von  Kriegsgefangenen 
als  Tempelsclaven  gesammelt.  Wenn  das  Tvpiwv  (TTpocroTTsSov  sich  so  auffassen 
Hefse,  würden  alle  Bedenken  schwinden.  Möglich  ist  das  jedenfalls,  vielleicht 
läfst  es  sich  noch  durch  folgende  Hypothese  stützen:  auf  einer  von  Daressy, 
Rec.  IG,  123  publicirten  Inschrift  im  Gizeh-Museum  findet  sich  die  Erwähnung 
eines  Feldes  der  Hetiter  in  der  Nähe  des  Ptahtempels.  Die  Inschrift  stammt 
aus  der  Zeit  des  Ey,  und  die  Hetiter  werden  dort  wohl  als  Gefangene  zur  Zeit 
Thutmosis'  III.   angesiedelt  worden   sein. 

Lst  dieses  « Stück  der  Hetiter  f^^Nc]  ^  ®  D  "^  ]  [^^j  auf  dem  Feld  der 
Güter  [^~^]  des  Königs  Tuthmosis  I.  und  Tuthmosis  IV.«  identisch  mit  dem 
Tvpiwv  crridTOTrs^ov?  Der  Name  der  Hetiter  timftifste  in  späterer  Zeit  auch  Phoe- 
nikien,  und  Herodot's  Führer  hätte  die  Hetiter  kaum  besser  griechisch  wieder- 
geben können.  Auch  dafs  gerade  die  Tyrier  genannt  sind,  läfst  sich  aus  der 
Vormacht  von  Tyros  in  jener  Zeit  und  seinen  vielfochen  Beziehungen  zu  Ägyi)ten 
rechtfertigen.  Nur  ein  Bedenken  bleibt,  aber  ich  denke,  ein  scheinbares.  Hero- 
dot setzt  den  riy^svoQ  des  Proteus  südlich  vom  Ptahtempel  an ;  die  Inschrift  setzt 
das  Hetiterfeld  nördlich  von  dem  TE^evoi;.  Über  die  Lage  des  Tupt'wv  (jrparoiTs^ov 
im  Verhältnifs  zum  Tempel   ist  aber  nichts    liekannt,    und  es  läfst  sicli    immerhin 


')    V.  GuTSCHMiD,  Kleine  Schriften  II.  49. 


80  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

denken,  dals  der  Bezirk  der  »Tyiüer«  zugleich  nördlich  vom  Ptahtenipel  und 
in  der  Nähe  des  gegen  Süden  gelegenen  Proteus -Tfiuet-sc  lag.  Ob  wir  im  TjpiEvoc 
des  Proteus,  der  ja  einer  der  Pharaonen  gewesen  sein  sollte,  eins  der  in  der 
Inschrift  genannten  ■— ,— '  erkennen  dürfen ,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Lei- 
der steht  in  der  Inschrift  ja  nichts  vom  Tempel  der  fremden  Aphrodite  (Astarte?), 
der  im  rsuevag  des  Proteus  lag,  mit  der  phoenikischen  Niederlassung  aber  in 
keinem  Zusammenhang  steht. 

Es  wäre  interessant,  festzustellen,  ob  sich  in  der  antiken  Überlieferung  noch 
sonst  Hetiter  unter  dem  Namen  der  Phoeniker  verbergen.  v.  Bissing. 

Pflastersteine.  —  Für  die  Frage  nach  der  Bedeutung  der  sogenannten 
»Grabkegel«  oder  »Opferbrote')«  möchte  ich,  von  Petrie  aufmerksam  gemacht, 
auf  eine  Stelle  hinweisen ,  die  anscheinend  die  einzige  Angabe  über  in  situ  ge- 
fundene Gegenstände  dieser  Art  ist.  Bei  Rhind,  Thebes  S.  136,  heifst  es  näm- 
lich in  der  Besehreibung  der  Fagade  eines  thebanischen  Grabes: 

»Above  the  scarp  and  flush  with  it,  there  remained  about  two  feet  of 
coarse  Iniilding,  in  continuation,  as  it  were,  of  the  elevation  of  the  front  of 
the  tomb;  and  I  mention  this  here  because,  imbedded  in  the  building,  and 
stretching  A'eiy  nearly  its  entire  length,  were  two  rows  of  clay  cones,  im- 
pressed  with   a  liieroglyphic  subject  on  the  ends  turned  to  the  light. « 

Danacli  sind  die  fraglichen  Kegel  also  in  diesem  Falle  ganz  wie  Pflastersteine 
zur  Befestigung  der  Bergfläche  über  dem  Eingange  des  Grabes  verwendet  worden. 
Schäfer  weist  mich  noch  auf  den  einzigen  Bericht  über  altägyptisches  Ziegel- 
pflaster hin,  den  Amelia  B.  Edwards  in  A  Thousemd  Miles  up  the  Nile  Th.  II 
S.  IIH  [TAuniNiTz]  giebt  und  der  bestätigt,  dafs  Pflastersteine  eine  sehr  grofsfe 
Ähnlichkeit  mit  unseren  »Opferbroten«  haben.  Die  Stelle,  welche  Ausgrabungen 
in  Abu  Simbel  betrifft,  lautet:  ».  .  .  the  landing,  which  was  curiously  paved 
with  cones  of  rüde  pottery  like  the  bottoms  of  amphorae.  These  cones,  of 
which  we  took  out  some  twenty-eight  or  thirty,  were  not  in  the  least  like") 
the  celebrated  funereal  cones  found  so  abundantly  at  Thebes.  They  bore  no 
stamps,  and  were  much  shorter  and  more  lumpy  in  shape«.  Es  ist  demnach 
ernstlich  zu  erwägen,  ob  man  die  »Grabkegel«  oder  »Opferbrote«  niclit  fortan 
weniger  mysteriös  einfach   »Pflastersteine«   nennen  soll. 

Für  diese  Deutung  sprechen   noch  ferner  folgende  Umstände: 

1.  die  Form  der  Kegel,  welche  der  unserer  modernen  Pflastersteine  analog 
ist;  diese  sind  auch  an  der  oberen  Ansichtsfläche  am  breitesten  und  verjüngen 
sich  nach  unten, 


')  Bulaq,  Kat.  Mar.  S.177;  Kat.  Masp.  S.138;  Wiedemann,  Die  altägj-pt.  Grabkegel ,  Ley- 
dener  Congrefs  1884;  Petrie,  Season  S.23ff.;  Daressy,  Recueil  de  cönes  funeraires.  Miss.  VIII  2; 
Berlin,  Ausfuhr!.  Verz.  8.127  u.  s.w. 

')  Diese  Bemerkung  scheint  mifslich  für  unsere  These.  Nach  der  voraulgchenden  iiiul  nach- 
folgenden Besdireibung  der  Kegel  aber  ist  das  »not  in  the  least  üke«  wolil  nicht  ganz  ernst  zu  nehmen. 


1S',)9.]  Miscellen.  81 

2.  (las  Material,  das  für  die  Verwendung  im  Äufseren  gebrannt  sein  mufs; 
ungebrannte  Ziegel  würden  bei  dieser  exponirten  Lage  durcli  den  ersten  Regen 
Ibrtgewasclien    werden . 

H.  die  Fundstellen,  die  stets  vor  den  Gräbern  liegen,  also  da.  wo  die 
zerstörte  obere  Pflasterung  hinfallen   nuifste, 

4.  die  Stempelung,  welche  der  der  gewöhnlicher  Ziegel  analog  ist.  und  endlich 

5.  das  gelegentliche  Vorkommen  von  »Grabkegeln«,  die  in  einer  seitlichen 
Nilschlammumhüllung  gefunden  wurden'),  d.h.  also  von  Pflastersteinen,  die  Ihre 
Nilschlammfuge   anhaftend  erhalten  haben.  Ludwig  Borchaedt. 

Zu  Pap.  Westcar  V,  1 1  ff .  —  Die  Stelle  |        ^^A        ^^^^^^fl 

[Pap.  Westcar  1,  3G]  schon  fast  richtig  gedeutet  worden,  nur  hätte  die  erste 
von  ihm  gegebene  Möglichkeit  ganz  wegfallen  können.  Es  handelt  slcli  hier 
nämlich  anscheinend  nur  um  eine  Beschreibung  einer  im  a.  R.  von  vornehmen 
Frauen  getragenen  Kleidung.  Auf  vielen  Statuen  sehen  wir  in  Farben  ein  Perlen- 
netz ,  dessen  Maschen  schräg  liegende  Qua<lrate  bilden ,  über  dem  engen  Frauen- 
gewande  angegeben.      Bei-spiele  hierfür  sind   die  folgenden: 

Giseh  Nr.fi  [Kat.  1892  (Grebaut)  Nr.  fil71  S.  32],  Cirujipe  eines  Paares 
aus  Sileli  im  Fayoimi.  Über  das  enge  Frauengewand  war  einst  ein  Perlennetz 
gemalt,    von   dem   nur  die   Knotenperlen   noch   sichtbar  sind. 

Ebendaselbst  Nr.  22  [Kat.  Mae.,  Nr.  588;  s.  Mar.,  Mast.  S.  2(!2J,  Familien- 
gruppe aus  Saqqarah,  Mastaba  D  iJB.  Über  das  Gewand  der  Frau,  Namens 
N-hic-Hthr,  war  ebenso  ein  Perlennetz  gemalt,  von  dem  auch  nur  noch  Spuren 
der  Knotenperlen   zurückgelilleben   sind. 

E])endort  Nr.  5.0  [Kat.  1892  (Grebaut)  Nr.  fi220  S.  5B],  Famillcngrnppe  aus 
Saqqarah.  Über  das  Kleid  der  Frau  N wh- jrt-  wptt-  ir^ict  ist  ein  Perlennetz  ge- 
malt mit  i-unden,  blauen  Knotenperlen  und  länglichen,  grünen  Verl)indungsstücken. 

Louvre  A  102  [abgebildet  PEEEOT-Cnirncz,  bist,  de  Fart  I,  143;  Erman,  Ägypt. 
1,  295],  Familiengruppe  des  Shm-kL  Über  das  Gewand  der  Frau,  das  auch 
von  schön  gemusterten  Tragbändern  gehalten  wird,  ist  ein  vollständiges  Netz 
gemalt. 

Auch  woraus  diese  Netze  bestanden,  läfst  .sich  angeben,  da  unter  dem 
Daschurschmuck  sich  sehr  wahrscheinlich  eins  oder  mehrere  solcher  Netze  oder 
wenigstens  die  Perlen  dersel])en  erlialten  lia])en.  Es  sind  längliche  Perlen  von 
grüner  Fayence,  Karneol,  Lapis  lazuli,  einige  auch  von  Malachit  und  Gold. 
Die  Knotenperlen  sind  aus  hellgrüner  Fayence  und  haben  Kreuzform.  Abge- 
Itildet  sind  solche  Netze  auch    auf  den  Särgen    in   Mumienform    aus   dem   P^nde 


')  Siehe  Dares.sy,  Recueil  de  cöne.s  tuneraires  S.  270;  die  a.  a.  0.  citirte  Färbung  von  Grab- 
cegeln  .spricht  nicht  gegen  die  oben  angeführte  Deutung.  Mit  diesen  bunten  Steinen  führte  man 
ui,s  irgendwelchen  ornamentalen  Rücksichten  farbiges  Pllaster  aus. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVII.  Band.    1899.  ^ 


82  Miscellen.  [XXXVIl.  Band. 


des  111.  R.   [z.B.   Giseliiiniseuiii ,    Sarg   ohne  Nummer   in   Sani  ".')].      Davon    .sind 
ferner  wohl   die   Perlennetze  der  .späteren  Mumien   abzuleiten. 

Die  oben  angeführte  Stelle  des  Pap.  Westcar  wäre  also  nach  alledem  wohl 
so  zu  übersetzen :  »  Und  laß  mir  20  [Perlen]neLe  bringen  und  gieb  diese  [Perlen\netze 
diesen  Frauen   über  ihre  Kleider  {zu  ziehen^^.  .  Lvdwig  BoRrn.\RDT. 

Die  Hieroglyphe  0.  —  ÄZ.  1897,  S.  105  Nr.  44  hatte  ich  zweifelnd  das 
Zeichen  0  als  einen  Spiegelgrift"  aus  Ebenholz  gedeutet.  Trotz  der  Ähnlichkeit 
des  Zeichens  mit  einem  Spiegelgriff  ist  diese  Erklärung  falsch.  Wie  Griffith') 
ganz  richtig  vorschlug,  ist  das  Zeichen  als  Keule  aufzufassen.  Es  giebt  sogar 
ein  Verbum  hn  »schlagen«,  wie  die  Beischrift  in  Benihassan  (Newberry,  Beni- 
hassan  I  Taf  29)  über  zwei  Wäsche  auf  Steinen  ausschlagenden  Wäschern  zeigt: 
0  AvvA^  »das  Wasser  herausschlagen«.  Gleich  daneben  sind  zwei  andere  Leute  ab- 
gebildet, die  mit  Schlägeln,  welche  dem  y  sehr  ähnlich  sehen,  Wäschestücke 
bearbeiten.  Die  Beischrift  lautet:  V  ^^  "die  Schläger(?)«.  Schäfer  macht 
mich  auch  noch  auf  einen  Ausdruck  des  n.  R.  für  Keule  aufmerksam,  der  mit 
unserem  0  zusammenhängt:  die  5  ^^  (jil  ci  ?  in  den  Thutmosisannalen  (Brügsch, 
Wörterbuch  S.  967). 

Ob  das  Wort  0^  »Diener,  Knecht»  ursprünglich  damit  zusammenhing")? 
Und  ob  der  Ausdruck  0  '  für  den  König  etwa  in  alter  Zeit  die  Bedeutung 
hatte   »seine  Keule ^)«?  Ludwig  Borihardt. 

Hieroglyjilien  für  »Brauer«.  —  Auf  der  Leydener  Stele  V.  G*)  aus 
der  Zeit  Amenenihet's  IL   steht  über  der  Darstellung  eines  arbeitenden  Brauers: 

K&J  \v  /www  o  J:i 
Das  Zeichen"),   mit  dem  der  Titel  des  Mannes  geschrieben  ist,   stellt   einen 
Mann  dar,  der  mit  den  Füfsen   in  einem  grofsen  Bottich  herumknetet  und   sich 
dabei  am  Rande  desselben  festhält.     Es  ist  die  ungeschickte  zeichnerisclie  Nach- 


')    Benihassan  III,  Nr.  44  und  S.  17. 

')    In    der   Inschrift    de.s   Wnj    wird    (I.-ls    bedeutiiiigsverwaiulte   i'^^v « 1^  mit  i-iiioin  eine 

solche  Keule  haltenden  Manne  determinirt. 

')    Vergl.  den  deutschen  Ausdruck    "die  Krone«   für   -der  König». 

*)    Nach  dem  Berliner  Abklatsch  A.r265. 

')  Derselbe  Titel  auch  sonst  häufig.  Bei  arbeitenden  Brauern:  JIah.,  Cat.  d'.\b.  Nr.  606 
sonst:  Mar.,  Cat.  d' Ab.  Nr.  549,  634,  779,  780,  82.5  und  861,  sämnitlich  m.  R. 

•)  Die  Hieroglyphe  HJ,  z.B.  im  Dorfnamen  fl]  ZH^lllÄf '"'^  "f"  ®  t^"'  "'  ^^-  °'''^'' 
dem  Original  Berl.  Mus.  Nr.  1128  (Ausf.  Verz.,  S.42)  verglichen],  hat  mit  VnA  nichts  zu  tlmn,  sie 
stellt  vielmehr  einen  Mann  mit  zwei  Schlangen  dar  und  scheint  irgend  einen  Dämon  zu  bezeichnen. 
Der  soeben  citirte  Ortsname  ist  zu  übersetzen:    "Der  ...  .-Dämmt  will,  da/s  König  ^Li-ii'  lebe». 


ISini.]  IMiscellen.  83 

bililun^  jener  Phase  des  Brauprocesses,  welche  auch  die  ÄZ.  1896,  S.  161  (Abb.  12 
iiiiil  IH)  und  185)7,  S.1H3  besprocluMic  Thontig-ur,  sowie  das  ebenda  18!)7.  S.129 
al)e;'el)ildete   Relief  Nr.  91    zu   Giseli   darstellen. 

Das  für  uns  Ungewöhnliche  dabei  ist  die  Wiedergabe  des  im  Schnitt  ge- 
zeichneten Gefäfses.  Solche  zeichnerischen  Leistungen  kommen  alx-r  auch  sonst 
auf  ägyptischen  Bildern  vor.  Bekannt  sind  aus  den  Darstellungen  aller  Zeiten 
die  Fruchtkörbe'),  die  auch  luu-  den  mit  Früchten  gefüllten  Schnitt  des 
Korlies  zeigen.  Ferner  wird  z.  B.  eine  Kanne  in  einer  tiefen  Schale  auf  einer 
Opiertafel  zu  Giseh  (Nr.  1H31,  Saall.  a.  R.,  Saqqarah,  1892)  .so  abgebildet: 
Und  der  auf  einem  Dorn  aufsitzende  kurze  Fufs  der 
Platte  eines  Opfertisches  auf  der  Stele  des  Hfnr  zu  Berlin 
(Nr.  1197;  LD.  II,  144.^:  Ausf  Verz.,  S.  62,  m.  R.)  wird 
ganz  toll  wie  nebenstehend  verdeutlicht. 
Das    soll    die    Darstellung    einer    runden 

Tischplatte  von  darunterstehendem  Querschnitt")  sein.  HoüU! 
Gegenstände  werden  also  in  der  ägyptischen  Zeichnung  öfter 
im  Schnitt  gezeigt,  namentlich  wenn  der  Darstellende  auch  noch 
den  Inhalt  der  Höhlung  zeigen  wollte. 
Die  Hieroglyphe  rM  stellt  demnach  Avirklieh  einen  in  einem  grofscn  Gefäfse 
stehenden   Mann   vor. 

Auf  der  Stele  C.  1 96  des  Louvre'')  wird  unser  Titel,  trotzdem  ihm  sicher 
dieselbe  Bedeutung  zukommt,  wenn  kein  Fehler  des  Copisten  vorliegt,  etwas 
anders  geschrieben,  nämlich  '^^-  Hier  scheint  das  betreffende  Zeichen  auch 
einen  Brauer  darzustellen,  der  aber  nicht  wie  vorhin  das  unfertige  Bier  durch- 
tritt, sondern  es  durchseiht.  Er  scheint  ein  Tuch,  in  das  der  gcgohrene 
Brotteig  eingeschlagen  ist,  au.szuwringen ,  um  die  Flüssigkeit,  eben  das  Bier, 
herauszupressen,  ähnlich  \\W  die  Trauben'')  zur  Weingewinnung  in  Tüchern  aus- 
gewrungen  werden. 

Mit  dieser  Hieroglyphe  -^  dürfte  das  im  Papyrus  Ebers  oft"')  vorkommende 

Zeiclien    \!hf     ^  zusammenhängen,    das    man  jetzt   wohl    allgemein    richtig 


* 


mit    »durchzuseihen«    übersetzt. 

Als    drittes  Zeichen    für  Brauer  tritt  dann   das  ÄZ.  1897,   S.l  HB   gegebene 
^•')   auf,   das  keiner  weiteren   Erklärung  bedarf.  Ludwig  Borciiardt. 


')    Z.B.  a.  R.:  LD.  II,  126,  36f;  m.  R.:  LD.  II,  129;  n.  R.:  III,  45a. 

=*)    Nach  Giseh  Nr.  1317— 20  Saal  66  Schrank  E.  a.  R. 

»)    Nach  Gayet,  Steles  de  la   12™-  Dynastie.  Taf.  59. 

*)    DÜMicHEN,  Resultate  Taf.  8.  ''■)    l'np'  K^ers,  39,  16;  18,  22;  74,  1  und  oft. 

°)  Dieses  Zeichen  J>,  noch  auf  der  Berliner  ni.  R.-Statue  Nr.  10115  und  Mar.,  Cat.  d'Ab. 
Nr.  1073.  Auch  die  bekannte  Statue  des  Nfr,  Giseii  Nr.  145  [Kat.1895  Nr.  79;  Kat.  Masp.,  Nr.  4454 
S.  244;  Kat.  IMar.  Nr.  458]  zeigt  dasselbe  Zeichen.     Der  Dargestellte  ist  nämlich  nicht  »Baumeister., 

11* 


84  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


Das  AVort  l'iir  »Brauer«.  —  In  seinem  Aufsatze  über  ilie  Dienerstatuen') 
führt  BoHCjiARDT  eine  Darstellung  an,  in  der  ein  »Brauer«  die  Bezeichnung  pj^  , ^ 
fährt.  Die  Lesung  dieses  Titels  hlieb  unbekannt.  Ich  glaulie,  sie  ergiel)t  sich 
aus  einem  Bilde  im  Grabe  des  Chneinhotep  in  Benihassan  (Newbekry,  Benih.  I 
Taf.  29  =  LD.  II.  12(i).  wo  über  der  Figur  eines  arbeitenden  »Brauers«  ^.^^^■^^^ 
»der  Brauer  Mht«    steht.      i<^     ist  also  die  Bezeichnung  für   »Brauer«'"). 

Die  Konsonanten    dieses  Wortes    erinnern    an    das  Wort  (1  (LD.  II,  12(1) 

oder  "r^^)  (Newberry,  Berscheli  1  Taf.  IH)  für  »wringen«.  Ich  denke  wir 
haben  in  diesem  VerT)um  den  Stamm  zu  a;^  zu  sehen.  In  Berscheh  wird  es 
von  den  Leuten  gebraucht,  die  auf  die  bekannte  Art  in  einem  Tuche  die  Wein- 
beeren »auswringen».  Sie  thun  ja  auch  im  Grunde  nichts  anderes  als  der 
»Brauer«.  Beide  pressen  aus  einer  feuchten  Masse  die  Feuchtigkeit  aus.  Die 
Form  des  Wortes  '^^  ist  die  einer  Nisbe  von  einer  femininen  Form  des  Stammes 
^f,  also  vielleicht  vom  Infinitiv  oder  von  einem  abgeleiteten  Nomen.  Sethe  weist 
mich  darauf  hin,  dafs  noch  im  Koptischen  das  Verbum  loqe,  loqi  vom  Pressen  von 
Öl,  vom  Keltern  des  Weines  und  vom  Auswringen  der  W.äsche  gebraucht  wird*). 

BoRCHARDT  führt  uuu  in  der  vorstehenden  Miscelle  nocli  -^  als  eine  an- 
dere  Form    des   Zeichens    für    »Brauer«    an    und    verweist   auf   die    Ähnlichkeit 

mit   dem   bekannten  hieratischen  Zeichen   \^pf   des  Papyrus  Ebers.    Wir  halten 


* 


also    auch    die    Lesung    dieses    viel    umstrittenen    Zeichens    gewonnen.      Es    ist 

^f  zu    lesen.      Beweisend    dafür    ist    nach    dem    oben    Ausgeführten    die    Stelle 

Ebers  53,  22,  wo  ausdrücklich  steht:   <S^y(]^^<r>g         "     »durclischlngen.  wie 

n    §1  ci  III  A  Cii    I    I  . 

man   es  mit  Bier  macht«. 

Dafs  der   »Brauer«   also   nach   dem  »Durchschlagen,   Durchseihen»    benannt 

ist,  ist  nicht  weiter  auffällig;   denn  gerade  diese  Thätigkeit  mufs  den  Ägyptern 

bezeichnend  für  einen  Brauer  erschienen  sein,  sonst  hätten  sie  nicht  so  oft  nur 

einen    solchen    am  Korbsieb   arbeitenden  Mann    als  Vertreter   der  Brauerei    dem 

Toten  beigegeben.  Heinrich  Schäfer. 


sondern  Y— 4^  »Braumeister«.  Sie  gehört  also  wohl  .lucli  zu  den  ÄZ.  1897,  S.  119  ff.  besprochenen 
Dienerstatuen,  denen  ebenso  die  berühmte  Statue  des  Zwerges,  Giseh  Nr.  144.  hinzuzurechnen  ist. 
da  er  die  Titel  Vv,  <::r>'^   »Weifszeugbewahrer«   oder  ähnlich  und  \  n|   »Totenpriester»   l'ührl. 

')    ÄZ.1897,  S.133. 

'■')    Die  ÄZ.  1897,  S.123  vom  Sarge    des  'Ini    citii'te  Beischrift  ist  nicht  wie  dort  angegeben, 

sondern  nach  Vergleichung  des  Originals  auch  ^.^^^ "   'm    "'^''^  Braucrin   Dklits«    zu  lesen;  die 

Darstellung  dazu  giebt  eine  Frau  wieder,  die  Getreide  zur  Bierbereitung  schrotet. 

')  Das  rS  n  Eb.  57,  1 1  ist  auch  wohl  dasselbe  Wort.  Der  Wechsel  in  der  Schreibung 
des  Anlautes  findet  sich  auch  sonst  bei  Worten  mit  fl  (vergl.  Erman,  Ägypt.  Gramm.  §  "28). 

*)  Gen.  40,  11;  Micha  6,  15;  Cod.  Paris.  44,  90:  toti  =  arab.  juic  »Wein  pressen»,  »Wäsche 
auswringen-. 


ISOO.l  :Miscellen.  85 

Zu  Anast.  IV.  11  (Sali.  1.  $)).  —  Den  Anfang  der  bekannten  Warnung  an 
einen  lüderliclien  j>nigen  Mensrlicn.  Anast.  IV.  11  (nlinlieh  Sali.  I,  9).  übersetzt 
man  ge\v<")linlieli '): 

Man   sagt  mir:    du   verlälst   die   Büclier, 

du   giel)st  dich  dem  Vergnügen   hin, 

du  gehst  von  Straße  zu   Sfraße'), 

der  Biergeruch  allabendlich. 

der  Biergeruch   verscheucht   die  Menschen   (von   dir). 

Mit  der  Übersetzung  »Stralse«  scheint  mir  hier  der  Sinn  des  Wortes  hlrw 
nicht  genau  -wiedergegeben  zu  sein.  In  dem  Berliner  Papyrus  P.  805H  C,  Z.  1 — 2 
heifst   es   nun: 

»Du   (Göttini)   siehst  den  Temjjel  von  Meiu])his  am  Fest  der  Hitze, 
wenn  sein  ^/rio  voll  ist  von  Brot  und  Bier. « 

Das  (ilrw  ist  also  nicht  eine  »Strafsc«,  sondern  ein  Gebäude,  in  dem  Bier 
und  Brot  au("l)ewahrt  wird.  Wir  köimen  Iblglich  im  Anast.  IV  wohl  getrost 
übersetzen : 

»du   läufst  von  Kitcipe  zu  KnPipe'-i. 

Das  palst  auch  besser  in  diese  sonst  so  anschauliche  Schilderung  von  dem 
Treiben  des  jungen  Herrn.  Wieweit  das  demotische  Wort  Jiir,  kopt.  gip:Äip, 
dessen  Bedeutung  als  pu|U»i  »Strafse«  gesichert  ist,  mit  unserem  ]ßrw  zusanunen- 
hängt     wage  ich   nicht  zu  entscheiden.  Heinrich  Schäfer. 

Das  Wort  für  »worfeln«.  —  In  .seinem  Wörterbuch.  Suppl.  223,  giebt 
Brugsch  nach  einem  Turiner  Totenpapyrus  das  nebenstehende  Bild.  Die  er- 
klärende Beischrift  lautet  '^^  '"''flVjS'  ^'^  I^'^"^" 
lang  selbst  vermag  sich  Brugsch  nicht  zu  erklären.  Doch 
kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dafs  die  Geräthe,  die  der 
Mann  in  der  Hand  hat,  die  bekannten  Worfelhölzer  sind'), 
die  Skizze  also  das  »Worfeln«  vorstellt.  Die  Beischrift 
^  ,   in   der  das  =ooo  etwa  einem    .--^   o.  ä.  ent- 

sprechen   mag,    giebt    uns   wohl    kaum    genau    die    Kon- 
sonanten  des  Wortes,   doch   haben  wir  dadurch  einen  Anljalt,  das  W^ort  einmal 
in  einem  besseren  Text  wiederzuerkennen.  Heinrich  Schäfer. 


Nach  Ermax,  Ägypt.  348. 


ä)    Petrie,  lUali.-Kah.  IX,  11;  erhaltene:  Berlin  10773.   10950.   12478. 


8n  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 


Borifhtigung.  —  In  der  Notiz  über  die  Lesung  des  Titels  j^^,  Q') 
habe  ieli  uiidi  bei  der  Ermittelung  der  Lesung  d>swti' :  sd>wfi'  vor  Allem  auf  die 
Insclirift  einer  Opfertal'el  von  El  Kab  bezogen,  welche  inzwischen")  in  einem 
guten  Lichtdruck  zugänglich  geworden  ist.  Danach  ist  an  der  fraglichen  Stelle 
n?  *"  I  Ho  5v  |y  zu  lesen.  Vor  Allem  aber  ist  niclit  ntir  hier,  sondern  auch 
an  den  übrigen  angezogenen  Stellen  |  als  eine  Variante  von  ,^^,  Q  zu  be- 
trachten. Demnach  bleiben  die  von  Crum  herangezogenen  Stellen  die  einzigen 
Stützen  für  die  neue  Lesung.  Nur  möchte  ich  aus  dem  vierten  der  von  Crum 
gegebenen  Beispiele  (Sharpe,   E.  L   I  79)   eine  andere  Bedeutung  erschliefsen: 

Wenn   man  sich  folgender  Wendungen  erinnert: 


D  if  21'  _a^    I         1    !^.=^-S5-_Mi  Ä  o    o    o  o    o    o         I  Jl    oool  !C=^    o    o    o  Ci  C)      O 

»h'h  leitete  viele  Arbeiten  im  Hause  (meines)  Vaters  Osiris  in  Silber,  Gold, 
Lapislazuli,  Malachit  und  allem  kostbaren  Gestein,  und  alles  dies  war  auf 
meinen  Siegeln«.    Mariette,  Abydos  II   32, 

oder  Champollion,  Not.  I  p.  836^):  ^^  ^ffl  j^  ^^^^^l  Q^^—  "^ie 
beiden  Silberhäuser  sind  unter  ihm,  die  beiden  Goldhäuser  sind  auf  seinem 
Siegel«, 

so  wird  man  bei  Siiarpe  I.  79.  13:  1^   ^     1 A  ci %>.  Q  vca  unsch^ver  auf  die 

rÄSin<=>  I  tu    Jf  ^  Sil 

Übersetzung  geführt:  »das  Elektron  war  unter  meinem  Sieijeh^.  Der  Ausdruck 
»auf«  oder  »unter  dem  Siegel  Jemandes  sein«  heifst  zweifellos  »imter  der  Ver- 
waltung Jemandes  stehen«. 

Der  t^^,  Q,  sdhcCi  würde  also  ein  «das  Amtssiegel  führender  Beamter« 
sein.     Ich   würde  damit  für  den  Titel   \^.  Q   ^u  derselben  Bedeutung  kommen, 

welche   bereits  Borchardt  auf  anderem  Wege  ermittelt  hat^). 

W^.  Spiegelberg. 

Zu  Teil  el  Yahudiyeh  ed.  Egypt  Exploration  Fund  Tafel  VIII.  — 
Das  Teil  el  Yahudiyeh  Tafel  VIII  abgebildete  Gefäfs  trägt  im  neuen  Inventar  des 
Museums  von  Kairo  die  Nr.  3842.  Es  mifst  0,335  m  Höhe  und  0,102  m  Breite  an 
der  Mündung.     Gegenüber  der  ersten  Ausgabe  ergaben  sich  mir  bei  der  Revision 


')  ÄZ.  1898,  S.  145.  — Wir  benutzen  diese  Gelegenlieit.  um  ein  urdiebsames  Veivsehen  zu 
berichtigen.  Bei  dem  Abdruck  der  angeführten  Notiz  niufste  ein  von  dem  Verfasser  vorgesehener 
Zinkdruck  fortbleiben  und  mehrere  darauf  bezügliche  Zeilen  gestrichen  werden.  Dabei  hätte  auch 
Z.4  von  unten  getilgt  werden  müssen.  Dies  ist  leider  überseiien  worden,  und  wir  bitten  es  nacli- 
träglich  zu  thun.     Die  Redaction. 

»)    QüiBEi-L,  i:i  Kab  Taf.  IV. 

')    Ähnlich  Rhmlrc  (ed.  Nf.wberry)  Vll,  Z.  .'3. 

*)    ÄZ.  1S07,  .S.  10«. 


1899.]  IMiscellun.  87 

einige    Abweichungen;    Hr.  Prof.  Naville   ging   daraufliin   die   Inschrift   wieder 

mit    mir  durcli    und   erklärte   im  AVesentlichen   sein  Einverständnifs.      Ich   trans- 
scribire  so: 


2  j  o  nnn 

Das  heifst  etwa:  gegeben  ist  ein  Gefafs  für  den  Opfertiseh  der  grofsen 
Isis,  der  Göttermutter,  als  Speise  (?)  für  den  grofsen  (?)  Fürsten  der  ..  .  [irgend 
ein  Fremdvolk]  P(a)u(a)rm,  seitens  seines  Sohnes  Har  m  s!i,  des  Sohnes  des 
Pulinf.      Kite(?)  33(?). 

Zur  Lesung:    das    Naville'scIic    Facsimile    ist    im   Ganzen    zuverlässig,    nur 

Einzelheiten  sind  wie  folgt  zu  berichtigen.      Pffi  c  ist  nach  dem  Original  zweifel- 
los.    ra|    ist    zwar    nicht    sicher,    aber    sehr  wahrscheinlich    statt    raT(sic);    die 

schwarze  Farbe   ist   hier,   wie  häufig,   ganz   abgeblättert,   und  nur  noch   die  Um- 
risse  des  Zeichens   sind   sichtl)ar.     Von   dem    folgenden  Fremdnnmen    kann   man 

nur  sagen,   dafs  er  auf  ü  endigte,   für  den   gewöhnlichen  Titel  »Cirofsfürst  der 

lil)yschen   Söldner«    die   Zeichenreste   aber  nicht  stimmen. 

Ganz  unsicher  bleibt  der  Schlufs.  Dafs  hinter  dem  deutlichen  30  noch 
Einheiten  standen,  lehrt  das  Original:  aber  was  die  Zahl  bedeutet,  bleibt  unklar. 
Naville  sah  darin  (a.  a.  O.  S.  29)  die  Regierungszahl  irgend  eines  Herrschers 
und   las   I       •    aber  eine   solclie   Angabe   wäre    docli    sehr   ungewöhnlich    an    der 

Stelle-,   wo   wir    ihr    begegnen.      Auf  Gegenständen    hellenistisch -römischer    Zeit 
I)tlegt  das  Alter,   in   dem   der    »Besitzer«    der  Beigabe   gestorben   ist,   angegeben 

zu  werden ,   und   daran   könnte   man   liier  denken.     Aber  das   Zeichen    für  |    hat 

eine   so   ungewöhnliche   Form,    dafs    ich    darin   eher  ^   erkennen    möchte   und   in 

der  Zahl  die  Gewichtsangabe  der  darin   enthaltenen  Opfergaben  (Getreide  oder 
Früchte?)  sehen  möchte.      Sie  hätten   etwas  über   HOOg  gewogen. 

Schwierigkeiten  bleiben  auch  so  noch  genug:  aber  das  lästige  thu  ist  doch 
beseitigt,  und  LJI  als  »Speise«  zu  fassen,  sclieint  durch  die  Grammatik  geboten. 
Freilich ,  für  die  anscheinend  doppelte  Sohnschaft  des  Har  m  s'i  habe  icli  ebenso 
wenig  eine  genügende  Erklärung,  wie  ich  dem  Hinweis  Navillk's  auf  das  Vor- 
kommen eines  P(a)urm  auf  der  Pianchistele  etwas  hinzuzufügen  habe.  Die 
schlechte  Technik  mit  der  hellblauen  Fayencefarbe  und  nicht  sehr  guten  Glasur 
würde  aber  für  jene  Zeit  gut  passen,  und  der  Charakter  der  Schrift  scheint 
nicht  zu  widersprechen.  v.  Bissinc;. 


88  Erschienene  Schriften.  [XXXVII.  Band.  1899.] 


Erschienene  Schriften. 

E.  Aniclineau.    Le   tombeaii  d'Osiris.     Monographie    de   la  decouverte    faite    en   1897  88.     Pari.s 

(Leroiix)  150  SS.  mit  5  Taff.  und  1   Plan. 

F.  W.  V.  Bissing,    Funde  und  Erwerbungen    in   und  aus  .\egypten   1897 — 189S  99.     (.\rchaeolog. 

Anzeiger   1899,2.) 
E.  .\.  W.  Budge,    Egyptian    religion:    Kgyptian    ideas    of  the    future    life.     London    (Kegan    Paul, 

Trench.  Trübner  &  Co.)   1899.    8.    XV  und  198  SS. 
Bulletin  de  la  societe  archeologique  d'.\lexandrie,  redige  par  le  Dr.  G.  Botti.    No.  2.    Alexandrie 

1899.  —  Darin   .\bbildung  und  Beschreibung   des    am  Serapeuui  von   .\lexandrien  gefundeneu 

Apiskolosses. 
Frederic  Chabas  et  Philippe  Virey,   Notice  biographique  de  Fran^ois-Joseph  Chabas 

(Bibliotheque  egyptologique  tom.  9).    Paris  (Leroux)  1898.    8.    152  SS.  und  1   Taf. 
H.  Le  Chatelier,  Sur  la  porcelaine  egyptienne  (Comptes  rendus  CXXIX  387). 
J.Ulrich  Durst,    Die    Rinder   von  Babj'lonien,    Assyrien  und  Aegj-pten  und  ihr  Zusammenhang 

mit  den  Rindern  der  alten  Welt.     Berlin  (Reimer).    94  SS.  und  8  Taff. 
William    Groff,    On    the   religious    significance    of    .sculpture    and    painting    among    tlie    ancient 

Egvptians.     Cincinnati  (Museum  association    1899).     20  SS. 
O.  von  Lemm,    Kleine  koptische  Studien  I  —  IX    (Bulletin    de  TAcadeniie  Imperiale  des  Sciences 

de  St.  Petersbourg  X,  No.  5).  —  Darin  auch   Geographisches. 
—  — ,   Zwei  koptische  Fragmente  aus  den  Festbriefen  des  heiligen  Athanasius.     (In:   Recueil  des 

travaux  rediges  en  memoire  du  jubile  scientifique  de  Mr.  Daniel  Chwolson.     Berlin  1899.) 
Expositio  totius  mundi  et  gentium,  con  note  di  Giacomo  Lumbroso.     (.\ccademia  dei  Lincei 

1898,   p.  124 — 168.)  —  Ein   Schriftchen   des   vierten   Jahrhunderts,    neu   herausgegeben   und 

konimentirt;  darin  eine  bemerkensvverthe  Schilderung  Ägyptens,  das  noch  immer  als  das  Land 

der  Götter  und  der  Gelehrsamkeit  gilt. 
A.  Moret,    Stele  de  la  IS*^""'  dynastie  representant  une  fahrique  d'arcs  (Musee  du  Louvre)  —  aus 

der  Revue  archeologique,   1899. 
W.^I.  Müller.    Die   Liebespoesie   der   alten   Ägypter.     46  SS.     !Mit   18   Tatf.    in    Autographie    inid 

3  Taft',  in  Lichtdruck.     Leipzig  (Hinrichs)   1899. 
V.  Oefele,   Zur  Geschichte   der  AUiumarten    (aus    der  PJiarmaceutischen   Rundschau,  Wien  1899). 

—  Berührt  auch  die  ägyptische  Medicin. 
W.  M.  Flinders  Petrie,   The  development    of   the.  tonib  in  Egypt.     (Royal  Institution  of  Great 

Britain,  3.  Juni  1898.) 

,  The  relations  of  Egypt  and  early  Europe.     (Transactions  R.  S.  L..  Vol.  XIX.  Parti). 

Eugene  Revillout,  Le   concile   de  Nicee   d'apres   les   textes  coptes   et   les   diverses    collections 

canoniques.     Second  volume,   dissertation   critique   (Suite  et  fin).     Paris   (Maisonneuve)  1899. 

8.    p.  217— 622.  —  Darin  S.  519  — 550  koptischer  Text. 
Heinrich  Schäfer,   Bruchstück  eines  koptischen  Romans  über  die  Eroberung  Aegyptens  durch 

Kambyses.      Sitzungsberichte   der    Königl.  Prenfs.  Akademie    der  Wissensch.  zu    Berlin    1899. 

S.  727—744. 
Kurt  Sethe,    Das    aegyptische  Verbum    im    Altaegyptischen .    Neuaegyptischen    und    Koptischen. 

Bd.  1:    Laut-    und    Stammeslehre.     XXXV  und  292  SS.    Bd.  II:   Formenlehre  und  Syntax  der 

Verbalformen.    XII  und  469  SS.     Leipzig  (Hinrichs)  1899. 
Ulrich  Wilcken,  Griechisciie  Ostraka  aus  Aegypten  und  Nubien.     Ein  Beitrag  zur  antiken  Wirth- 

schaftsgeschichte.    2  Bde.  860  und  497  SS.   3  Taff.   Leipzig-Beriin  (Giesecke  &  Devrient)  1899. 


Leipzig,  J.  C.  Hinricha'ache  Buchhandlung.  —  Verantwortl.  Redacteur  Prof.  Dr.  A.  Erman,  Berlin,  Südende. 
Brrlin,  ccdnipkt  in  der  Rcichsdruckerci. 


Ludwig  BimruARDr:    Der  zweite  Pajjvnisfmul 


Uli.      [XXXVIl.  Band.    I,s99.]         8!) 


Der  zweite  Papyrusfund  von  Kahun  und  die  zeitliche  Festlegung 
des  mittleren  Reiches  der  ägyptischen  Geschichte. 


Von   Ludwig  Bohchardt. 


Im  Antanff  des  Jahres  llSS)!)  tauchten  in  Kairo  einige  Fragmente  von  Mittleren- 
Reichs-Papyri  auf,  deren  Herkunft  nicht  zu  verkennen  war;  die  auf  ihnen  vor- 
kommenden Königs-  und  Ortsnamen  wiesen  deutlich  auf  die  von  Petrie  ent- 
deckte Stadtruine  der  12.  Dynastie  bei  IHaliun,  das  sogenannte  Kaliun.  Die 
zuständigen  Beamten  des  Kairiner  Museums  wurden  davon  in  Kenntnlis  gesetzt 
und  gloiclizeitig  aucli  dem  gerade  in  Ehna.sje  anwesenden  Dr.  Schäfer  davon  Mit- 
theilung gemacht.  Diesem  gclaug  es,  eine  gröfsere  Anzahl  der  Fragmente  zu 
erwerlien.  Gleichzeitig  brachte  auch  Grenfell  davon  nach  Kairo.  Den  Ixm  Weitem 
gröfsten  Tlieil  des  Fundes  aber  war  Dr.  Reinh.\rdt  so  glücklich  ankaufen  zu 
können,  und  er  befindet  sich  heute,  dank  seiner  Güte,  im  Königl.  Museum  zu 
Berlin.  Um  die  Herkunft  dieses  Schatzes  .sicherzustellen ,  erbat  sich  das  Ber- 
liner Museum  dann  noch  die  Erlaubuifs,  Nachforschungen  an  der  vermuthlichen 
Fundstelle  vornehmen  zu  dürfen,  was  die  Ägyptische  Alterthümcrverwaltung 
auch   in   zuvorkonnnendster  Weise  gestattete. 

Die  Untersuchungen  an  Ort  und  Stelle  fanden  in  den  Tagen  vom  l'i.  bis 
26.  Juni  d.  J.  statt  und  ergaben  folgenden  Befund.  Aufserhalh  dci'  alten  Stadt 
liegen   drei  Schutthügel,   die  alten   Abfuhrplätze  vor  den  Thorcn.     Der  östliche 


Stadt 

D 
G 

Ost- 

Strifsi- 

1 

rt 

köm 

1  '■ ■ 

(  a    Te 


nipel 
lupelkoiii 


D 


Pyiainide 
Usertcseii's  II. 


o 


Noi'dkoin 


(a:  F'undstelle  des  neuen  I'aiiyi-us) 


und  nördliche  davon  waren  —  wenigstens  an  den  untersuchten  Stellen  —  ohne 
Papyri;  nur  in  dem  neben  dem  Tempel  gelegenen,  den  auch  die  Anwohner  als 
die  Fundstelle  bezeichneten,  waren  Papyri  nachzuweisen,  nicht  gerade  reichlich, 
aber   genügend,    um   diesen  Platz  als  den   Fiindoi-t  der  angekauften  Stücke   be- 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVIL  Band.     1899.  '"- 


90  Ludwig  Borchardt:    Der  zweite  Papyrusfund  von  Kahun.        [XXXVII.  Band. 

zeiclinoii  zu  können.  Ein  dort  gefundener  Brief  war  an  denselben  Tempelvorstehpr 
Kmhc  gerichtet,  der  aueli  in  den  gekauften  Stüeken  einige  Male  auf  Briefiulre.ssen 
vorkommt. 

Da  anzunehmen  war,  dafs  der  Tempelkoni  sich  im  Wesentlichen  aus  dem 
Müll  und  den  Abgängen  des  Tempels  gebildet  habe,  so  lag. die  Vermuthung  nahe, 
dafs  die  dort  gefundenen  Papyrusfetzen  Theile  der  Tempelcorrespondenz  sein 
würden.  Eine  nähere  Dnrchsiclit  des  Fimdes  bestätigte  dies  sogleich,  und  jetzt, 
wo  die  ganze  Masse  in  Berün  wenigstens  vorläufig  verglast  ist  —  auch  Griffith 
stellte  die  ihm  von  Grenfell  übergebenen  Stücke  dem  Berliner  Museum  freund- 
lichst leihweise  zur  Verfügung  — ,  kann  man  wohl  sagen ,  dafs  kein  Stück  irgend 
einer  Privatcorrespondenz  sich  in  dem  Funde  befindet:  es  sind  nur  Tempelacten 
und  die  dazu  gehörigen  Belege.      Eine  kurze  Übersicht  mag  dies  zeigen. 

Ungerechnet  die  in   Kairo  aufbewahrten  Fragmente,  besteht  der  Fund  aus: 
41  Tafeln   eines  Tempeltagebuchs, 
ö        »       Festlisten, 
ö         "        Priesterlisten, 
()3        "        Rechnungen   des  Tempels, 
53         "        Briefe   an   Tempelbeamte, 

f>         »        pappeartige   Conglomerate, 
2B        »        vorläufig  nicht  ruln-icirte  Fragmente, 
zusammen    199  Tafeln  von  im   Durchmesser  etwa  25  X  40  cm. 
Die    Gröfse    der  Stücke   variirt  sehr,   von  wenigen   Centimetern  bis   zu  der 
ganz    respectablen    Länge  von  ^4  ™-      ^^^    bisher  noch    die    Zeit  mangelte,  Ver- 
suche zum  Zusammensetzen   der  Fragmente  zu  machen,  so  läfst  sich  noch  nicht 
überblicken,  inwiefern  die  oben  gegebenen  Zahlen  noch  modi.ficirt- werden  müssen. 
Die  Briefe  sind  nur  an  einen  .sehr  beschränkten  Kreis  von  Tempelbeamten 
gerichtet.      Am  häufigsten   (15  Mal)   tritt  fft'1 1 J  ,  ^  ,  ^^, laV         ^   »der  Tempel- 
schreilier    IIr-m-sif<^^    auf,    der   übrigens   auch   einige  (3)  Male  als  Absender  er- 
scheint.   Nächst  ihm  ist   5^  ]  J  ,_^  4/^"^^   v  1  ^ ^  »der  Tempelvorsteher  Ä'w/io« 


besonders    häufig  (5  Mal)  vertreten,  dann  folgen  zwei  weitere  Priester,  «ss^  *4  mä 

Shk-nht  und  -^=5=-^^         ^  Shk-m-s;f.      Merkwürdig    ist  ein   leider  nur  in  der 

Anfangszeile    erhaltener  Brief  des   ^^    y  ^1^  .^JU  '^   Vw  Wr-mhc  H'^- 

Tchc-r^-m-'^J/t  an  den  Tempelvorsteher  von  Illahun.  Auch  Briefe  mit  der  roth  da- 
neben geschriebenen  Antwort,  wie  sie  auch  Griffith  schon  publicirt  hat,  finden 
.sich  wieder.  Unter  den  Briefabschriften,  die  auch  in  unseren  Acten  vorkom- 
men, betrifft  eine  Reihe  die  fortgesetzten,  aber  erfolglosen  Mahnungen  um  Liefe- 
rung von  Opfern.  Die  Briefe  unter.sclieiden  sicli  in  ilirer  Fassung  selir  von  ein- 
ander, je  nach  dem  Range  des  Empfängers;  neben  schwülstigen,  langen  Briefen 
befinden  sich  ganz  kurze  Bestellzettel.  Einen  derselben  wollen  wir  hier  folgen 
lassen,   da  er  fiir  die  weiteren   Ausfuhrungen   noch   von  Interesse  sein   wird. 


1899-1 


Ludwig  Borchardt:    Der  zweite  P.ipvi'usfund  von   Kalmii. 


i)l 


r^  >-=-v  C3SZI  -«"^  — 

loiiiiiiii on= 


»Jalir  4,   4.  Erntemonat,   am    13. 

»Lals   ein  gutes  Rindsleder  l)ringen.      Ich  brauche  es(?). 

»Icli  schicke  den   NN.   danach.      Gieb  es   ihm. 

"Der  Tempelschreiber  Hr-iii-s>f.'-<- 

Die   Quittungen  über  gelieferte  Opfer  beziehen  sich  auf  die  Götter: 


r:\^h^.. 


® 


»Anubis  auf  seinem   Berge« 
»Suchos  von   <SW/« 
»Hathor  von   Atfih« 


und   andere,   die   sämmtlicli   in 


der  Stadt   «Mräclitig  ist 


der  selige  Usertesen«,  verehrt  wurden.     Natürlich   kommen   auch  Opfer  für  den 
verstorbenen   König   Usertesen  II.   und  Angehöi-ige  seiner  Familie   vor,  z.  B. : 


«■■•"^1™!^5|M^ 


»die  königliclie  Gemahlin  und 
Mutter,  die  mit  der  weifsen 
Krone  vereinigte « , 

»den   Prinzen   Wsrtsn-snh^'., 

»die   Prinzessin  'Tl>-k>i/l«, 
»die   Prinzessin   Nßi^'^    u.  s.  w. 


Ihre    Geburts-    und    Todestage    scheinen    im    Tempel    gefeiert    zu    werden. 
So    finden    wir    z.  B.    auf  verschiedenen    Documenten    die  /^  <r^ 


» das 


Fest    des    Zum  -  Himmel -aufsteigens«,    womit   nur   der   Todestag   Usertesen's  II. 
gemeint  sein  kann,   auf  den   14.   des   4.  Wintermonats  angegeben. 

Auch  über  das  Todesjahr  dieses  Herrschers  giebt  eine  Rechnung  Auskunft. 
Da  sie  auch  als  Beispiel  der  Abfassung  solcher  Rechnungen  interessant  ist,  so 
mag  sie  liier  wiedergegeben   werden : 


^ 


A 


^\%^^%.K^^z:lAll^/^\TM=-MfM'z'A^ 


lo''  ill  I 


■oj, 


O'   I  I 


M' 


92  Ludwig  Borchard  i :   Der  zweite  Papyrusfund  von  Kahun.        [XXXVII.  Band. 


'IUI  '■~^^^ 

onn 


fSiJloi  •i?IJIIB-V' 


»Li.ste   der  Gänse,    die    dem  Anubis   auf  seinem  Berge    in    »Mächtig   ist   der 

selige    Usertesen«     dargebracht    wurden    der    Sbk-tn-s^s    Sohn 

Imny. « 
»Von  Jahr  /.'^   4.  Wintermonat,   an   bis  Jalir  i,   2.  Wintermonat,   Ende.« 
Jahr  19,   4.  Wintermonat,  Tag  9:   Lieferung  des  ....  der  HH-hr-sH-'^nh  Sohn 
Wsrtsn,  »§/•- Gänse  S- Gänse   .... 

Tag  21  :    Lieferung  des   ....    Wih-kS, 
Tag  21 :   Lieferung  des   ....   Hp, 
\.  Erntemonat  bis   2.,  Tag  13, 

bis  3.,  Tag  20, 

....  Tag  2fi  bis  4.,  Tag  10. 

....   Tag  20   bis   (Jahr  1)   1.  Cberschwemmungsmonat,   Tag  1, 
Jalir  1.    1.  Ü barsch wemmungsmonat,  Tag  1:   Lieferung  des   ....    W^h-k? 

u.  s.  \v. 

Dieses  Document  lehrt  uns:  erstens,  dafs  Usertesen  11.  —  denn  die  langen 
Regierungen  seiner  Nachfolger  passen  nicht  zu  unseren  Angaben  —  19  Jahre 
regiert  hat,  was  zu  dem  im  Turiner  Papyrus  enthaltenen  Zahlenrest  stimmt, 
und  zweitens,  dafs  im  m.  R.  die  neue  Zählung  nicht  vom  Todestage  des  alten 
Königs,   sondern   erst  von   dem   auf  ihn   folgenden   ersten  Thoth  beginnt. 

Über  andere  Fragen  der  altägyptischen  Zeitbestimmung  klärt  uns  die  fol- 
gende Rechnung  auf: 


ö      ^ 


,(-! 


<"  ^^-v- »a^n-^^i^-^  (gn^ 


®  c^x    I    i<=»o   -k       O     -iii    I    I 

' — I   ci  I   I   il  li;,  I  o  ©  ci        / 


1899.]  LiDwio  Borchardt:    Der  zweite  PapyrusCuiul  von   Kalniri.  93 

tifrzt 


0( 


iPTZV'-f; 

im' 


[Zahlen  fortgelassen] 


I^J^iTi 


»Berechnung  von   ....   und   ....   auf  ein  Jahr. 

»Betrag  der  sechs  Monatseinkünfte  für  den  Tempelschreiber  Hr-m-s(f.    Jahr  81. 

» Abzug  (?)   von   diesem  Betrage: 

»Monat  des  AV)theilungsvorstehers : 

der  M<'k(n  vSohn   .  .  .  .-snb,   vom   26.   d.   2.  Erntem.   bis   25.   d.    3. 

....    Sohn   Wsrtsn,  vom    25.   d.   4.  Erntem.    bis    20.   d.    1.  Überschw. 
Jahr  31. 

....   Sohn   .  .  .  .,   vom   20.   d.   2.  Überschw.   bis   11).   d.   3. 

des  Hr-hr-nht  Sohn   Hr-wr-nljt,  vom    11).   d.   4.  Überschw.  bis  18.  d. 
1.  Wintern! . 

des  Snbi  Sohn   g<- - /jpr - K^ - mb ,   vom    IS.   d.    2.  Wuitenn.   l)is  17.  d.  3. 

des  Wsrtsn  Sohn -'^n/j,  vom  17.  d.  4.Winterm.  bis  1(5.  d.  1.  Erntem. 

Summe:  m  ,  ,         .  ,  i 

Zahlen    iortgelassen 
Rest,   der   .  .  .  .« 

Betrachten  wir  die  hier  gegebenen  Daten  genauer,  so  sehen  wir,  dals  wir 
hier  nur  ein  Jahr  von  354  Tagen,  also  ein  Mondjahr,  vor  uns  haben  und  dafs 
die  Grenzen  der  angegebenen  Monate  immer  etwa  29  Tage,  also  einen  Mond- 
monat, von  einander  entfernt  sind.  Die  hier  wohl  gemeinten  Neumonde  sind 
aber,   wie   eine   Rechnung  ergiebt,   nicht  beobachtet,   sondern    nur  durcli   Taxat 


94  Lddwig  Borchardt:   Der  zweite  Papyrusfund  von  Kahun.       [XXXVII.  Band. 

bestimmt.  Aber  so  viel  geht  sicher  aus  dieser  Tabelle  und  aus  anderen  ähn- 
lichen hervor,  dal's  die  Einkünfte  der  Priester  nach  Mondmonaten  l)erechnet 
wurden  und  dafs  die  Abtheilungsvorsteher  im  Jahre   wechselten. 

Über  diesen  Wechsel  gewisser  Priester  —  der  uns  als  ^  .  H^i  »Laienpriester- 
schaft«  bekannten  —  giebt  uns  die  folgende,  einer  Rechnung  entnommene  Liste 
willkommenes  Material.     Dieselbe  zählt  auf: 


JT) 


I  1.  den  Fürsten   und  Tempel  Vorsteher, 

1 1   ^  V  "!^    ir^v  -^     D  '^"^^       '  "■  ^^^  Abtheilungsvorsteher  in  seinem  Monat 

Xffljl'^'®                                                     I  3.  den  er.sten  Vorlesepriester, 

ß||  J^_^  af-jr^.    ^     r\  '^^=—             1  ^-  d^'^  Tempelschreiber  in  seinem  Monat, 

8fflJ. -^^^"^^          n^^  ^      G)  "^^^     '  ^'  •^^"Rf"^^'öhnlichen  Vorlesepriester  ins.  Monat 

^^C3^-[|-^'^'^'^-=-                  I  ß-  <1™  W-Priester  in   seinem  Monat, 

^l^^'D"^^^''^             "  8.  die  2   ....   in  ihrem   Monat, 

I         fj''^'"^^  ir^X.   Sr      n  *^^^       "  '^"  ^^^  "^  Priester  des  Königs  in  ihrem  Monat 

v^-ünnir'^                                               ||||  11.  die  4  Thürhüter, 

•^^                     II  !"-•  '•^'^^   -  Thürhüter,   die   im 


'Gl  Ci  . 


Man  sieht  also ,  dafs  nur  der  Tempelvorsteher,  der  erste  Vorlesepriester 
und  die  Unterbeamten  des  Tempels  ständig  sind:  alle  übrigen  sind  wechselnde 
Laienpriester,  die  zu  ¥  ^  ^  '^  »den  Phylen  der  Laienpriesterschaft«  ver- 
einigt sind.  Hiervon  gab  es  schon  damals,  Avie  in  der  Ptt)lemäerzeit  bis  zum 
Decret  von  Canopus,  vier,  die  sich  im  Dienste  ablösten.  Wie  diese  Abthei- 
lungen sich  gegenseitig  den  Dienst  abtraten,  sich  die  Abgabe  und  Übernahme 
der  Tempelgeräthe  u.  s.w.  quittirten,  darüber  liefert  uns  das  Tempeltagel)uch, 
von  dem   wir  jetzt  eingehender  reden   wollen,   viel  Material. 

In  41  Tafeln  unseres  Fundes  ist  uns  nämlich  in  gröfsereii  und  kleineren 
Stücken  ein  Document  erhalten  geblieben,  auf  dem  von  Tag  zu  Tag  die  wichtige- 
ren Ereignisse  der  inneren  Verwaltung  des  Tempels  verzeichnet  wurden. 

Die  Einrichtung  eines  solchen  Tagebuchs  war  sehr  einfach.  Jeder  Tag 
beginnt  mit  dem  Datum  und  dem  Namen  des  diensthabenden  Priesters;  gelegent- 
lich wird  auch  bemerkt,  ob  es  nur  ein  Vertreter  des  Diensthabenden  sei,  z.  B. : 


1899.]  Ludwig  Borcharut:    Der  zweite  Papyrusfund  von  Kahun.  95 

»Jahr  6,   4.  Wintermonat .   am   28.:   der  Priester  des  Königs,  des  N/r  Solm, 
Wsrtfin. « 

Dahinter    folgen    dann   allerlei  Notizen.      Häufig  sind  Inventarverzeichnisse 
von  Temi)elgeräthen ,   in  denen  es   etwa  heifst: 

n  5^  £!||  Kupfer:   fls^ Krüge  2 

^.  .  ]j\  »  Deckel??  1 

jj^  n         a(](]  £)\  Elektron:   Räuchergetafs  1 


£)  I  »  sein  Untersatz??      1 


n  ®  ]j\\\  Kupfer:   Gn  3 

1^^  1,11  .         Alt.,-?  2 

—  (j^-r^"^^     D\  "      -^'«■«'•-  1 

^^  nill  ^^         Dnt  4 

£)  1 1 1 1  »         Z>sr<- Krüge  4 

ffj-  2 


J 


17 


^111  Cedernholz:   ff^yt  3 

u.  s.  w. 


Interessanter    wird    solches  Verzoichnifs,    wenn    gar    Statuen    inventarisirt 
werden,   z.  B. : 


i" 'dDII^J.  , . 


irrr.   -isimmid^i  s 


96  Ludwig  Borcbardt  :    Der  zweite  Papyrusfund  von  Kahun.       [XXXVII.  Band. 


Statuen  und  Königinnenbilder 
Akazienholz:   Statue  des  seligen   Us.  II. 
Was  darauf  ist: Hülle? 


■■^"^ 


Ebenholz:   Statue  des  seligen   Us.  II. 

Was  darauf  ist:   Schurz 
Elfenbein :   Statue  des   regierenden   Us.  III. 

Was  darauf  ist:   Schurz 
Hammamat- Stein:   Statue  des  seligen   Us.  II. 

Statue  des  regierenden   Us.  III. 
Ssmjni -'H.olz:  Statue  der  königlichen  Frau  und  Mutter,  der  mit  der 
weifsen   Krone  vereinigten,   Grofsen,   der  seligen 
Was  daran   ist:   Schurz 
«Ssw^m-Holz:    Statue    der  königlichen   Frau,   der  mit  der  weifsen 
Krone  vereinigten,   der  Kleinen,   der  regierenden 
Was  daran  ist:   Schurz 
Hhihi/w -Stein:   Statue  der  königlichen   Frau   und  Mutter,   der  mit 

der  weifsen   Krone  vereinigten,   Grofsen,   der  seligen 
Granit:   Statue   der  königlichen   B'rau,  der  mit  der  weifsen  Krone 
vereinigten.   Kleinen,   der  regierenden 
Es   werden  übrigens  auch  Statuen  von  Prinzen  und  Prinzessinnen,  ja  selbs 
solche  von   liohen  Würdenträgern  genannt,   z.B.: 

^        fefP       Ssnd»! -Holz:  Statue  des  Gouverneurs  . 

l§  5sw////-Holz:         •'        »    Siegelträgers  . 


.4^ 


A 


noch   dreimal 


1S99.]  Ludwig  Borchabdt:   Der  zweite  Papyrusfund  von  Kaluin.  Il7 


des  Siei>:elträgers   .  . 
\^.Q   ^  Q,^^.^  "  "  des  Vorstehers  der  Schatzinoister 

1^  n  1  fofl^  "  "  *^*''^   Schreihers  vor  (Umii    Ki'uiiire 

Solche  Inventarisirungen  treten  (h'shalh  so  li;iuflg  auf.  weil  sie  sehr  oft, 
anscheinend  zum  Zwecke  der  Übergabe  des  Tempelinventars  von  einer  Phyle 
an  die  andere,  aufgenonmien  werden  nndsten.  Auf  die  Inventaie  folgen  nämlich 
ständig  Abschriften   von   ÜbergabeverJiandlungen,   etwa   in   folgender  Form: 


CT]  o  I    I    I     o       Ci      I  LD  cm .   ^   .  Jü  &  _B£^  A  I    I    I 


II  111/ 

^Q 


*TlQc^ZW:^kToi 


»Es  lierichtet  die  vierte  Abtheilimg  des  Tempels,  die  Laienpriesterscliall, 
die   in    diesem   Monat  abtritt. 

Sie  sagen  nändich:  Alle  deine  ....  sind  in  Ordnung.  Wir  liaben  alles 
Temi)eleigenthuni  aufgenommen.  Alles  Tempeleigenthum  ist  in  Ordnung  für 
die  erste  Phyle  der  Laienj^riester  des  Tempels,  welche  in  diesem  Monat  antritt.« 

Auf  ein  solches  Abgabeattest  folgt  regelmäfsig  die  Bescheinigung  der  An- 
nahme: 


.111  ^/^...-  I         I   UJ   im    /V.AA«A    O  Cl  . 


7:\  .k^  ^   0 


I    I 


IQc77ZkPZ-^k7Ti  ^¥lQ^k=!^-kJ^-j: 

»Es  berichtet  die  erste  Al)theilung  der  Laienpriester  dieses  Tempels,  die 
in  diesem  Monat  antritt. 

Sie  sagen  dies:  Alle  deine  ....  sind  in  Ordnung.  Wir  übernehmen  alle 
Geräthe  des  Tempels,  alles  Eigenthum  des  Tempels  in  Ordnung  von  der  vierten 
Phyle  der  Laienpriester  dieses  Tempels,  die  in  diesem  Monat  abtritt.  Der  Tempel 
ist  in   gutem    Zustande." 

Diesen  Verhandlungen  pllegt  dann  die  Namensliste  der  neu  antretenden 
Phyle   zu   folgen : 

■•^^,?,     M    h-^ZWJ     ^  l'\- -\-\\ 

Zciesi-I.r.  r.  .\gypt.  Spr..  ,X.\.\VII.  Bai..l.     1899.  '•' 


98 


Ludwig  Borchardt:    Der  zweite  Papynisfund  von  Kahun.        [XXXVII.  Band. 


-k5fP%-1PT: 
lk1PT 


iit^r 


D 


Namensliste  der  Laienpriesterabtlieiluiig  dieses  Tempels,  die  in  diesem  Monat 

antritt : 
....   ///»'s  Sohn    linny-snb,   vertreten   durch   ....   Twtw 
....  Hr-Mps  Sohn  Nfit. 

Der  Tempelsclireiber  Sbk-m-s^s's  Sohn   Ws7-tsen 
....  Nbt-<'?it's  Sohn    Tmw-pw  .  .  .,   vertreten  durch   ....   Nht 

Ht-itr-sH's  Sohn   Wsrtsn 
....  Jif/'s  Sohn  Hnti-htp 

Piy's  Sohn  'Imnw. 
Der  Thürhüter,  Asiat  WJsrfe/« 
....   Asiat  Mrl,   vertreten  durcli   ....   Hnti-htp. 

Die  übrigen  Aufzeichnungen  betreffen  Tempeleinkünfte,  üpferquittungen  und 
Ähnliches.  Es  sind  wohl  meist  Abschriften  solcher  Bestellzettel,  wie  wir  Eingangs 
einen,  den  über  das  Rindsleder,  erwähnten.  Ein  diesem  gleicher  Vermerk  findet  sich 
übrigens,  wenn  auch  mit  einem  anderen  Datum,  in  unserem  Tagebuch ;  er  lautet: 


l 


ifT¥°I^T 


a_D 


U 


D 


•  Absclirift  des  Briefes  ....  nach  der  Stadt  'Zufrieden   ist  der  selige  Wsrtan  , 
>überl)racht  von  dem  Schuster  des  Pth-s'^nh  Sohn,   Pth-icr. 

•  Lafs  ein   Rindsleder  oder  ein   (.  .?)- Leder  bringen. 

•  Gieb  es  dem   Schuster  Pth-wr,   und   lasse  es  aufschreiben. 

•  1  Rindsleder  diesem   Schuster  übergeben. « 


1899.]  LiDwu;  BoRCHAKDi  :    Der  zweite  Pnpypusfuiul  vim   Kaliun.  99 

Das    bei  Weitem   wichtigste   Resultat,    das  die  Durchsuchung  dieses  Tage- 

Imclis  bisher  ergeVx'H  hat,  ist  aber  ein  ehronologisclios.  Wir  finden  nämlich  unter 
den  Aufzeichnungen  ein  neues  Sothisdatum ,  thirch  das  unsere  Kenntnisse  der 
absoluten  Clironologie  der  älteren  ägyptischen  (Jesc.hichte  wieder  um  ein  gutes 
Theil    erweitert   werden.      Auf  einem    der  Fragmente   steht  die   folgende  Notiz: 


^hl\i^;f  ."^.i^-MX^^^t-: 


':^z:^ooW  c^    ^-"UN-ßT^llll  ci   "■■ 1  ,=£=^3  "  ■  1 -Ä»^  i 


»Jahr  7   [3.  Wintermonat,  am  25.]')  ....  der  SU-tp-ihw  Sohn  Rhw-fnh 
»Abschrift  des  Briefes   ....   Stadt  'der  selige  Usertesen  ist  mächtig' 
»ül)erbracht  durch  (nicht  ausgefüllt) 
»Der   Fürst    und    Tempelvorsteher   Nh-kho-r<^   an    den    ersten  Vorlesepriester 

Ppy-htp. 
»Du   sollst   wissen,   dals   der  Aufgang  des  Sirius  am  16.  des  4.  Wintermonats 

stattfindet.    Mögest  Du [benachrichtigen?]  die  Laienpriester  des  Tempels 

der  Stadt  'mächtig  ist  der  selige  Usertesen'  und  des  Anubis  auf  seinem  Berge 
und  des  Suchos  ....  Und  la.sse  diesen  Brief  an  (das  Anzeigebrett?)  des  Tem- 
pels  machen.« 

Zufälligerweise  ist  uns  auch  ein  zu  derselben  Handschrift  gehöriges  Frag- 
ment erhalten,  auf  dem  unter  dem  17.  des  4.  Wintermonats  des  Jahres  7,  also 
einen  Tag  nach  jenem  von  dem  Tempelvorstcher  angekündigten  Aufgange  des 
Hundssterns,   unter  den   Einkünften   des  Tempels   vermerkt  sind: 

fg',:m-T°nEEöPkflfi| 


f 


»Jahr  7,   4.  Wintermonat,   am    17 

»Einkünfte:   Festgaben   des  Sothi.saufganges   .... 
»200   venschiedene   Brote.      f)0   Krüge   Bier  .  .  .  .« 

Die  zweite  der  eben  genannten  Notizen  über  den  Siriusaufgang  war  übrigens 
bei  der  Durchmusterung  des  Fundes  die  erste,  welche  dem  Verfasser  in  die  Hände 


')    Ergänzt  nach   den   vorlier<;ehendpn    D.iteii. 


100  Ludwig  BoRCHARDT :    Der  zweite  Papyrusfund  von  Kaluin.        [XXX VII.  Band. 

fiel;  au  ihrer  richtig'en  Lesung  hat  aueli  Sethe,  der  gerade  anwesend  war, 
wesentlichen   Antlieil. 

Auf  die  Wichtigkeit,  die  beide  Autzeichnungen  für  die  ägyptische  Chrono- 
logie haben,  brauchen  Aegyptologen  nicht  erst  besonders  liingewiesen  zu  werden. 
Es  ist  allgemein  bekannt,  wie  die  bisher  bekannten  Angaben  über  Siriusaufgänge 
zur  Fixirung  verscliiedener  Punkte  in  der  ägyptischen  Gesclüclite  gedient  haben. 

Das  ägyptische  Kalenderjahr,  dessen  Anfang  theoretisch  mit  dem  Frühauf- 
gang des  Hundssterns  zusammenfallen  sollte,  bestand  nur  aus  12  Monaten  zu 
je  30  Tagen  und  5  zum  letzten  Monat  hinzugerechneten  Schalttagen,  war  also 
mit  seinen  3fi5  Tagen  um  rund  ^j^  Tag  zu  kurz.  Die  Folge  davon  war  die 
Verschiebung  des  astronomischen  Jahresanfanges,  d.  h.  des  Frühaufganges  des 
Hundssterns,  gegen  den  kalendarischen  Jahresanfang.  Der  Siriusaufgang  fiel 
rund  alle  4  Jahre  um  einen  Tag  weiter  in  das  kalendarische  Jahr  hinein.  Die 
Unzuträglidikeiten ,  die  sich  daraus  ergaben,  sind  sehr  anschaulich  im  Decret 
von  ('anopus  geschildert  worden,  als  es  sich  darum  handelte.  (U^n  Kalender  zu 
reformiren : 

Es  heilst  daselbst  unter  Anderem:  rij  vißscu,  sv  Yi  ettitsXXsi  to  ucTTpov  tc  tj^c 
'icTJoc,  »)  vofJLi^eTa.1  ^lot,  rwv  lepwv  ypciiJ.iJ.ciTwv  vsov  eroc  sivai,  ölyeroci  Ss  vvv  iv  rüj  svoctm 

£T£»  vovixv]via  rov  ttuwi  ju.jii'oc,  ev  w  km oiyera,i  y.xi  r,  trvva.ywyiri  r'2v  y.up—u)v  xoci  vj  rov 

iroTdfXov  uvoL^oLCiq  yivETM'  Eocv  Ss  >iou  (jVfj.,Qccivr:  TYiV  sttitoXyiv  tov  ccttdov  fj.i.Tcciouive.iv 
£jV  krspobv  VjuepoLv  Sioi  TeuauptjDv  srwv  y..T.X.  Endlich  wird  dann  die  Kalender- 
reform (die  übrigens  nur  von  kurzer  Dauer  gewesen  ist)  vorgeschlagen,  ■»damit 
die  Jahreszeiten  icieder  ihre  Schuldigkeit  thuen«. 

Von  einem  früheren  Versuch,  den  Kalender  zu  reformiren.  wird  hier  nie 
gesprochen,  trotzdem  die  Verfasser  des  Decrets  sich  stets  auf  die  alten  Schriften 
beziehen;  es  ist  al.so  wohl  anzunehmen,  dafs  bis  auf  die  Tage  Ptolemaeus"  111. 
(Euergetes'  I.)  die  Ägypter  sich  immer  mit  ihrem  zu  kurzen  Jahre  ohne  vi<>r- 
jährige  Schaltung  beholfen  haben.  Es  sind  also  alle  vor  dieser  Zeit  liegenden 
Süthisdaten  für  die  absolute  Fixirung  der  ägy{)tischen  Chronologie  verwendbar, 
und  auch  die  nach  pAiergetes  I.  liegenden  sind  noch  benutzliar.  da  seine  Kalender- 
reform nur  etwa  120  Jahre  in  Kraft  war  und  dann,  ohne  eine  Spur  zu  hinter- 
lassen, verschwand.  Die  Ägypter  müs.sen  also  neben  dem  Jahre  des  Euergetes, 
das  wohl  nur  officiell  in  Gehratich  war.  sieh  (loeli  noeii  immer  ihres  alten  Jahres 
bedient  haben,  wie  sie  ja  auch  später  nach  P^inführung  des  augusteischen  Jahres 
ruhig  noch  nach  ihrem  alten  Kalender  weiter  rechnen,  wie  das  die  Doppeldatirun- 
gen   nach  dem    »Jahre  des  loniers«   und  nacli  dem  »Jahre  des  Ägypters«  zeigen. 

Die  durch  die  sich  regelmäfsig  verschiebenden  Sothisdaten  ermittelten  Fix- 
punkte der  ägyptischen   Chronologie  sind   nun    folgende: 

1.  der  von  Cen.sorinus  für  das  Jahr  139  n.Chr.  angegebene  Anfang  einer 
Sothi.speriode,  wo  also  der  Frühaufgang  des  Sirius  am  1.  des  ersten  Monats 
stattfand ; 

2.  das  Datum  des  Decrets  von  Canopus:   Sotliisaufgang  am  1.  des  10.  Monats. 


1899.]  Ltnwiii  HtiRtMARDr:    Der  /.weite   I'apvriisfiiiul   von   Kaliun.  iHl 

Zwischen  diesem  und  dem  näclisten  Datum  fan^t  eine  neue  Sotliispi  ridde 
an.  D;is  von  Petkie  antjenonnncne  Sothisdatuni  aus  drr  Rcüioriuig  31('n'ii])tM!i's 
ist    nicht    als   solches  anzusehen,   es   folgt   vielmolir  erst: 

H.  die  Kalendernotiz  von  Elephantine  aus  der  Zeit  Tlnitniosis' III. :  Sotlii.s- 
aufgang-  am   28.  des  11.  Monats: 

4.  der  Ebers- Kalender  aus  dem  !).  Jalire  Amenophis"  1. :  Sothisaulgang  am 
9.   des   11.  Monats. 

Zu  diesen  vier  tritt  mm  als  fünftes  das  aus  unseren  Papyri  hinzu,  näudich 
das   vom   7.  Jahre  Usertesen's  III. :   Sothisaufgang  am   16.  des  8.  Monats. 

Um  allen  Zweifeln  zu  liegegnen,  Avollen  wir  erst  erörtern,  was  tms  zwingt, 
unsere  Notiz  in  die  Regierung  Usertesen's  III.  zu  setzen,  trotzdem  der  Königs- 
name an  keiner  der  beiden  Stellen  ausdrücklicli  genannt  ist.  Die  Fragmente 
des  Tempeltagehucdis.  aus  dem  unsere  Aufzeichnungen  entnommen  sind,  zeigen 
für  die  Jahre  5  his  i)  die  gleiclie  Handschrift,  eine  kleine,  sehr  klare  und  deut- 
liche, fette  Schrift,  die  sich  von  den  sonst  aid'  imseren  Papyri  vorkünunendcn 
Schriften  ganz  charakteristiscli  unterscheidet.  Es  kann  daher  keinem  Zweifel 
unterliegen,  dafs  in  diesen  fünf  Jaliren  das  Tempeltagebueh  vttii  ein  und  der- 
selben Person  g(^führt  wurde.  Nun  sind  aber  in  den  Aufzeichnungen  des  neunten 
Jahres  Königsnamen  erwähnt,  und  zwnr  kommen  ui(duf;ich  Statuen  des  »seligen« 
Usertesen  II.  und  des  »ewig  lebenden",  nlso  regierenden.  Usertesen  III.  vor. 
Hieraus  folgt,  dafs  auch  die  von  gleiclier  Hnnd  geschriebenen  Fragmente  aus 
dem  Jahre  7,  die  eben  die  Sotliisdaten  enthalten,  unter  Usertesen  III.  verfafst 
wurden. 

.Wir  können  also  die  Regierung  Usertesen«  III.  nun  astronomisch  berechnen. 
Dies  ist  unter  Zugrundelegung  der  von  Oppolzek  in  den  Sitznngsber.  d.  Kaiserl. 
Akail.  (1.  Wiss.  in  Wien.  Hd.DO.  Alith.  II .  S.  :)77  veröircutlicliten  Ermittelungen 
durcli  Hrn.  Dr.  Bkix  zu  Berlin  geschehen  und  ergiebt  für  das  7.  Jahr  Usertesen'sIII. 
die   Jalire    1<S7()    bis    IS72    v.Chr. 

Bei  diesem  Resultat  mü.ssen  wir  uns  aber  stets  vergegenwärtigen,  in  welchen 
Fehlergrenzen  es  sich  bewegen  kann.  Die  OproLZEu'sche  Formel  selbst  ergiebt 
einen  möglichen  Felder  von  zwei  Jahren:  ferner  Ix'i'echnet  Oitolzer  nui-  die 
wirklichen  Frühaufgänge  des  Sirius  für  die  mittlere  Breite  von  Mittelägyjjten. 
Nimmt  man  dagegen  an,  unser  Datum  vom  Ifi.  des  8.  Monats  liezögc  sich  auf 
einen  irgendwie  berechneten  oder  taxirten  Siriusaufgang  und  nuf  irgend  eine 
andere  Breite,  .so  wird  sich  das  Resultat  noch  etwas,  wenn  auch  nur  wenig, 
verschieben.  Endlich  ist  es  auch  unsi(;her,  ob  die  ÜPi'oi.zEK'sche  Annahnu'  zu 
Recht  besteht,  dafs  das  Jahr  131)  n.  Chr.  das  erste  Jalir  der  vierjährigen 
Periode  des  Zusammenfallens  des  astronomischen  und  kalendarischen  Jahres  der 
Ägypter  .sei.  Brandis  behauptet  vielmehr  auf  (Jrund  zweier  Stellen  des  Ptole- 
maeus,  dafs  es  das  letzte  Jahr  eines  solchen  vierjährigen  Zeitraums  .sei.  Unter 
dieser  Voraussetzung  würde  also  unser  Resultat  sich  um  vier  Jahre  zurück  ver- 
schieben.    Wir  sehen   also,    dafs   kleinere   Ungewifsheiten   bestehen    bleiben,    die 


102  Ludwig  Borcuardt:    Der  zweite  Papj'iusfiind  von  Kahun.        [XXXVII.  Band. 

aber  l)oi  der  sonsti.sren  Unscliärle  der  ättyptisclicn  Chronologie  zu  iiuluMleutend 
sind,  um  weiter  borücksiclitigt  zu  werden.  Selbst  wenn  man  durchaus  an- 
zweifeln wollte,  dals  das  Datum  sich  auf  Usertesen  III.  bezöge  und  etwa  User- 
tesen  11.  oder  Amenenihet  III..  die  beiden  einzigen  nocli  möglichen  Könige,  dafür 
einsetzen  wollte,  würde  man  nur  eine  Verschiebung  von.lit  bez.  38  Jahren 
erhalten,  was  tiir  diese  weit  zurückliegenden  Zeiten  auch  noch  nicht  so  un- 
erhört wäre. 

Es  ist  also  das  7.  Jahr  Usertesen's  III.  als  in  die  Jahre  von  1876 — 1878 
v.Chr.  fallend  anzusehen,  d.h.  immer  nocli  etwa  100  Jahre  später  als  es  der 
am  niedrigsten  greifende  Historiker  Ägyptens,  Eduard  Meyer,  in  seinen  Minimal- 
daten annahm.  Es  bleiben  uns  also  für  die  Zeit  zwischen  Usertesen  III.  und 
Amenophis  I. ,  dessen  !>.  Jahr  durch  die  Sothisangabe  des  Papyrus  Ebers  auf  die 
Jahre  von  1545  — 1542  v.  Chr.  ])estimmt  ist,  nur  rund  330  Jahre  und  für  die  Zeit 
vom  Ende  der  12.  bis  zum  Anfang  der  18.  Dynastie  gar  nur  200  bis  210  Jahre 
übrig.      Ist  das  mir   den   sonst   bekannten   historischen  Angaben  vereinbar? 

Zuerst  scheinen  die  in  der  ül>erlieferung  nach  Manetho  gegebenen  Zahlen 
dagegen  zu  sprechen.  Aber  diese  sind  so  ungereimt,  dafs  sie  bisher  überhaupt 
kein  Bearbeiter  der  ägyptischen  Chronologie  hat  stehen  lassen.  Er  giebt  für 
die  fragliche  Periode  der  13.  bis  einschliel'slich  17.  Dyna.stie  nämlich  zusammen 
1350   Jahre  an. 

Dann  scheint  der  Turiner  Papyrus  mit  seiner  gi-ofsen  Anzahl  von  Königs- 
namen unserer  Annalime  zu  widers])rechen.  Diese  Königsliste,  die  übrigens  in 
ihren  Angaben,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  durch  unseren  neuen  Fund  sehr 
sciiön  bestätigt  wird,  gieht  aber  hier  nur  Namen;  die  Zahlen  sind  leider  zer- 
stört, sonst  würden  wir  wohl  gesehen  liaben,  dafs  alle  diese  Herrscher  der' 
13.  imd  14.  Dynastie  nur  ganz  ephemere  waren.  Die  anderen  Königslisten 
überspringen  die  fragliche  Epoche  fast  gänzlich,  wonius  auch  wiederum  zu 
scldiefsen.  dafs  sie  wohl  nui-  wenig  Zeit  ausfüllte.  Endlich  ist  der  ^Mangel  an 
Denkmälern  aus  jener  Zwischenzeit  sehr  grofs,  was  wold  auch  nur  auf  dns 
Fehlen   langer  Regierungsdauern   zurückzufuhren   ist. 

Dies  Alles  sind  Gesichtspunkte,  die  die  Annahme  von  nur  zwei  Jahrhunderten 
als  Zwischenzeit  zwischen  12.  imd  18.  Dynastie  wahrscheinlich  machen.  Ferner 
mufs  aber  die  Betrachtung  der  Kunstentwickelung  uns  davon  überzeugen,  dafs 
man  bisher  jene  Epoche  viel  zu  lang  annahm.  Henry  Wallis  wies  l)ereits 
früher  darauf  hin,  dafs  die  geringe  Weiterentwickelung  der  Kunst  zwischen 
mittlerem  und  neuem  Reich  eigentlicli  v(>rl)iete.  einen  grofsen  zeitlichen  Abstand 
zwischen  ix'iden  E])ochen  zu  construiren;  und  wenn  man  berücksichtigt,  dafs 
wirklich  schon  ein  archaeologisch  .sehr  geschulter  Blick  dazu  gehört,  um  eine 
.'>culptur  aus  den  ersten  Jahren  Thutmosis'  UI.  von  einer  aus  dem  Ende  der 
12.  Dyna.stie  zu  unterscheiden,  so  wird  man  dieser  WALLis'schen  Ansicht  nur 
beitreten  können.  Also  auch  in  Hinblick  aui"  die  Kunstgeschichte  dürfen  wir 
mit   der  neuen   Ansetzung  des   mittleren    Reiches   zufrieden   sein. 


1899.]  Ludwig  Borchardt:    Der  zweite  Papyrusfund  von  Kahun.  103 


Neben  der  engeren  ägyptischen  Kunstgeschichte  wird  aber  auch  die  weitere 
allgemeine  Culturgescliiclite  von  unserer  neuen  Feststellung  Nutzen  ziehen  können. 
Sollten  sich  nämlich  die  von  Petrie  bei  Illahun  gefundenen  Scherben  nicht 
ägyptischer  Herkunft  wirklich,  wie  es  den  Anschein  lint,  als  der  ältesten 
mykenischen  Periode  entstammend  erweisen,  so  wäre  (hurh  unsere  neue  Datinnig 
der  12.  Dynastie  auch  diese  erste  mykenisclie  Periode  in  das  1 9.  Jahrhundert 
v.Chr.  gewiesen,  eine  Zeit,  die,  wie  Prof.  Loesciike  mittheilt,  ihm  auch  aus 
anderen    Gründen   sehr   wahrscheinlich   ist. 


Ein  Pyramidentext  in  ursprünglicher  Fassung. 

^  on   Fr.  W.  v.  Bissing   und   L.  Bükciiaudt. 


Als  im  Winter  1897/98  Hr.  Dr.  Heinze,  damals  dem  Kaiserl.  Deutschen  General- 
consulate  zu  Kairo  attacliirt.  für  das  Altägyptische  Wörterbuch  die  beschriebenen 
Pyramiden  liei  Saqqarah  wieder  öffnen  und  ihre  Inschriften  vollständig  ah- 
klatsciien  liefs,  machte  in  der  Pyramide  Pepi's  I.  einer  der  Arbeiter  den  zweiten 
Verfasser  dieses  Aufsatzes  auf  die  vielen  alten  Correcturen')  aidmerksam,  die 
sich  dort  in  den  Inschriften  des  südlichen,  hinter  den  Fallsteinen  gelegenen 
Theiles   des   Einganges   [Z.  234  —  389   der  MASPERo"schen   Publication]   finden. 

Da  man  sofort  .sehen  konnte,  dafs  diese  Textveränderungen  sich  fast  nur 
auf  den  Namen  des  Verstorbenen  sowie  auf  die  Personalpronomina  und  -suffixe 
beschränkten,  also  durch  die  Umsetzung  einer  anderen,  älteren  Fassung  des 
ganzen  Textes  in  die  jetzt  vorhandene  >)edingt  waren,  da  auch  in  der  Ver- 
öffentlichung diese  Correcturen  nur  gelegentlich  erwähnt  werden,  so  lohnte  es 
sich  wohl  der  Mühe,  den  ganzen  corrigirten  Theil  mit  besonderer  Berücksicliti- 
gung  der   veränderten   Stellen    noch   einmal   genau   durclizusehen. 

Hierbei  wurde  so  vorgegangen:  zuerst  wurden  von  beiden  Verfassern  ge- 
meinsam   in    die    MA.spERo"sche    Publication    die    unter  dem   heutigen  Text   iidcji 

')  Diese  sind  entweder  durch  Ausnieifselung  oder  so  hergestellt,  daTs  die  alte  Lcsmi  mir 
mit  Gipsmörtel  verschmiert  und  dann  die  neue  danihergeschnitten  ist.  Der  ausgefallene  Gi\)s 
läfst  Jetzt  vielfach  beide  Lesungen  erkennen;  an  den  Stellen,  wo  er  noch  haftet,  zeigten  sie  die 
verschiedene   Färbung  oder  kleine  Niveau -Unterschiede  an. 


104  V.  Bissing  u.  Borchardt:  Ein  Pyramidentext  in  urspr.  Fassung.     [XXXVII.  Band. 


sichtbaren  älteren  Lesarten  vor  dem  Original  eiiiuetniii-en  und  aueli  vermerkt.. 
welche  Textworte  liente  in  Rasuren  stehen,  sell)st  wenn  die  ältere  Lesart  nicht 
nielir  sichtbar  ist.  Dann  wurde  vom  zweiten  Verfasser  allein  nach  den  neuen 
Abklatsdien,  die  scharf  genug  sind,  die  meisten  der  Correcturen  auch  auf  ihnen 
sichtbar  zu  zeigen,  eine  Neuabsclirift  des  Textes  hergestellt,  und  zwar  mit  der 
Zeichenanordnung  des  Originals  und  initer  Eintragung  der  in  die  MA.sPERo'sche 
Publieation  eingetragenen  cälteren ,  fortcorrigirten  Lesarten  sowie  der  auf  den 
Abklatschen   noch    gefundenen. 

Hierbei  stellte  sich  lieraus,  dafs  es  sicli  l)ei  einem  grofsen  Theile  des  Textes 
eigentlich  tun  drei  übereinandersitzende  Lesarten  liandle.  Die  erste,  älteste, 
gab  den  Text  in  der  ersten  Person,  die  zweite  in  der  dritten  und  die  letzte 
erst  führte  den  Namen  des  Verstorbenen  ein.  Bei  so  complicirter  Lage  der 
Sache  war  es  natürlich  sehr  wahrscheinlich,  dafs,  wenn  schon  die  zweite  Les- 
art unter  der  letzten  schwer  erkennbar  war,  von  der  ältesten  oft  nur  unbe- 
stimmte Zeichenspuren  sichtbar  schienen.  Um  hier  ganz  sicher  zu  gehen,  wurde 
der  von  uns  so  bearbeitete  Text  an  Sethe,  den  besten  Kenner  der  Pyramiden- 
texte, gesandt  mit  der  Bitte,  uns  anzugeben,  wo  er  aus  textkritischen  und 
grammatischen  Gründen  Zweifei  an  unserer  Wiederherstellung  habe  und  welche 
Stellen  nochmals  nachzuprüfen  seien.  Etwa  40  Punkte,  die  Sethe  uns  so  an- 
gab,  wurden   darauf  nochmals  am   Original  nachgesehen. 

Auf  diese  Weise  glauben  wir  einen  leidlich  correcten  Text  hergestellt  zu 
haben. 

Sollten  noch  Stellen  zu  Zweifeln  Veranlassung  geben ,  so  i.st  leider  eine 
niicjimalige  Nachprüfung,  der  wir  uns  gern  unterziehen  würden,  zur  Zeit  un- 
möglich, da,  entgegen  unserem  Antrage,  die  mit  so  grofsen  Kosten  wieder  ge- 
öffneten Pyramiden  durch  Einsetzen  von  eisernen  Thüren  den  Gelehrten  offen 
zu  lialtcu.  der  interimistische  Director  des  Service  des  antiquites  sie  im  Sommer 
\X'.)H   hat  wieder  verschütten   lassen. 

Im  Folgenden  ist  der  Text  in  der  Anordnung  des  Originals  gegeben,  die 
vielfach  für  das  Verständnifs  der  Correcturen  wichtig  ist.  Die  auf  Rasuren 
stehenden  Stellen  sind  l)esonders  hervorgehoben.  Ist  die  ältere  Lesart  unter 
der  Rasur  siclitbar,  so  ist  sie  rechts  daneben  angegeben.  Ist  unter  dieser  noch 
die  erste,  älteste  Lesung  zu  ermitteln  gewissen,  so  ist  dieselbe  noch  weiter  nach 
rechts  vermerkt. 

Einen    Commentar   zu    <><'ben   überlassen    wir   sern    Berufeneren. 


F.  W.  von  Bissing  und  L.  Borchardt,   Kiu  P.vrainidentext.       fXXXVII.  Band.  18901105 


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Zeltschr.  f.  Agypt.  Spr.,  XXXVII.  Band.    1899. 


106  F-  ^V.  von  Bissing  und  L.  Borcharbt    Ein  PyramidentPxt.       [XXXVU.  Band. 


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1899.] 


F.  W.  von  Bisstsi;  und  L.  BoRrnARi,r.   Ein  Pyramidentext.  107 


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108         F-  ^^■•  von  BissisG  nud  L.  Borchaedt,  Ein  Pyramidentext       [XXXVII.  Band 


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1899 


F.  W.  von  Bissing   und  L.  Horcuard-i,  Ein  Pyrauiidentexl . 


109 


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F.  W.  von  Bissing  und  L.  Bobchärdt.  Ein  Pyramidentext.  111 


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112      F.  W.  von  Bissing  nnd  L.  Borchardt,  Eiu  Pyramidentext.       [XXXVII.  Band. 


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F.  W.  von  BissiKCi   und  L.  Borchardt,  Ein  Pyramidentext. 


113 


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ZeltBuhr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVII.  Band.     1889. 


114         F-  ^V.  von  Bissing  und  L.  Borchabdt,  Ein  Pyraraidentext.       [XXXVII.  Band. 


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1899.1 


F.  W.  von  BissiNc  nnd  1,.  Bobchardt,  Ein  Pyraraidentext.  1 1  5 


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116         F.  W.  von  BigsisG  und  L.  Borchardt,  Ein  Pyramidentext.       [XXXVII.  Band. 


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1899. 


F.  W.  von  BissiNo  nud  L.  Borchardt,  Ein  Pyramidentext. 


117 


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118       F.  W.  von  BissiNO  und  I>.  Borchardt,  Ein  Pyramidentext.       [XXXVII.  Band. 


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119 


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1899.'  F.  W.  von  Bissing  und  L.  Borchardt,  Ein  Pyramidentext.  121 


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^Jr^m^ii<^ij^^d^jfir-^<;l^i<sn-iu 


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Zelteohr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVII.  Band.     189S 


122    F.  W.  von  Bissing  nnd  L.  Borchardt,  Ein  Pyramidentext       [XXXVn.  Band. 


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1S99.|  ,1.  H.  Brea.sted:   Tliutniose  111. "s  First  Campaign.  123 


The  Length  and  Season  of  Thutmose  III. 's  First  Campaign. 

By  James  Henry  Bkkasted. 


Ir  is  a  avpU  kiiown  fat't  tliat  Tliutmosc  III.  celo})ratc(l  throp  great  f'oasts  of 
victorv  in  Thebes  on  hi.s  retiirn  froiii  liis  first  campaign  in  Syria.  Strangely 
enougli  Iiowever,  that  of  Brugsch')  i.s  tlie  only  one  of  the  later  historie.s  wliicli 
mentions  these  feasts,  and  none")  has  taken  note  of  the  fact  tliat  the  record 
of  the.se  feasts  furnishes  the  data  for  determining  the  lengtli  of  tlie  (•anij)aigii 
wliose  .success  they  celebrate.      The  passage   is  a.s  folknVs^): 


')    Geschichte  328—329. 

^)  Lieblein  (Rec.  I,  68  —  69)  has  inade  use  of  this  date,  but  employed  only  Brugscm's  Re- 
cueil  (143)  which  gives  the  year  22!  as  the  year  of  Thiitmose's  retiirn.  Heiice  Liebi.ein  supposed 
tliere  was  a  campaign  of  the  year  22,  and  aiiother  of  year  2.3.  A  coUation  of  Lepsius  vvould  have 
ohviated  this  error. 

')  LD.  111.  ."50/;  11.1  —  6;  Bmcsdi,  Kec.  des  Mon.  1  43;  heginning  at  ijw  w'A  (1.2)  the  text 
is  again  n-prodiict-d  l>y  liiucscii.  Tlies.  11  363  with  .sonie  onii.s.sions ;  but  he  unfortunately  stops 
iiear  tlie  ciid  of  1.  3  and  strangely  enough  does  not  inchide  the  important  date  (in  1.  ^)  in  his 
finlhcr   cxlracts   froiii   this  inscription.     I    have  collated  all   three  pid)lications  and  LErsn;s'  squeeze. 

'I    Uli.:  '^^^Qlä^  f'^;    Lels.:   '^^^  lUl^ -^ÄS  U©;  sqneeze  asabove;  the 

AwwA  1  U  i<^    iS  ©  (ww^  ^^  U  <::ir>  ^ 

rradiiig   is   certain   therefore. 

*)  Neitlier  Lki-siis  ikii-  Biugscii  lia.s  any  iiidication  of  tlic  aniount  lost  at  the  beginnings 
of  thf  liues. 

'■)     Hr.    has   '[['  but   in   view   of  the  aiinals,  .iceording   to   wliich   llie   first  campaign  was  con- 

ducted   in   tlie  year  23,   Lia-sirs   is  of  eourse  eorrecf   in   giviiig  So.     S((uee-/,e  has  23. 
")    The   tc  is   uncertaiii   on   the  s(pi('('/.e. 

Z.its.l.r.  f.  A'rypt.  Spr.,  .XXXVII.  Hai.<l.     18'.)9.  1^ 


124 


J.  H.  Breasted:  Tliutmose  lll.'s  First  Campaign. 


[XXX VII.  Band. 


Ist   Feast    of  Victorv 


2nd 


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List  of  offerings  (5) 


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\    List  of*  offerings  (R) 


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»Behold  he  landcd  at  Thebes,   —  (?)  (2) My  majesty  established  foi- 

him  a  feast  of  victory  anevv,  at  the  return  of  my  majesty  from  the  first  vfc- 
torious  campaign,  overtlirowing  wretclied  Rethenu  (and)  widening  the  confines 
of  Egypt,  in  the  year  23   by  the  victories  which  he  gave   to  nie.  (3) « 

[»Tlie  first  feast  of  victory,  was  celebrated  at  the  feast:  (name  of  the  feast 
of  Amon)],   the  first  feast  of  Amon,   in  order  to   make  it  of  5  days  duration.« 

»The  second  feast  of  victory^)  was  celebrated  at  the  feast:  'Day  of  Bringiiig 
in  tlie  God',  the  second  feast  of  Amon,  in  order  to  make  it  of  5  days  duration.« 


')    M  /pi  n  n^t  after  U)  tpi  n  'Imn.  in  the  foUovving  plirase.     Br..  Tlies.   is  totallv  confuscd. 
*)    A^  is  waiiting  in  Br.,  both  Rec.  &  Thes.     Squeeze  lia.s  it. 

»)    Br..  Rec.  ®  ! ! 

*)    Br.  give.s  no  trace  of  tlie  nioiilh   iiuinlit-r. 

')    The  tpxt  shows  a  ditlogra])liy  of  ti  hh.    Tliis  genetive  n  to  express  apiiositioii  is  not  iin- 
cominon,  cf.  ^^      ,      Ic^   (j^ '^^3  j=i3ic    (.Miniose-si-Eliene   1.  .j)   -tlie  sliip  (uf)  Tlie  BiiUock». 


IMlü.l  ,1.  IL  Breastkd:    riiiitiiiüse  III. "s   First   Ciuiipaign.  125 

»The  tliird  feast  of  victory  was  celebrated.   at  tlie   5th  feast  of  Amon,  in 

Hnkf-<'/i/j^)   [in   ordcr  to  mako   it  ol'  5   days   (lurati()n|.« 

»[My  majesty  ostaMished  tbr  him]  a  g-reat  olToring  Ibr  tliis  feast  of  victory, 
whicli   uiy   majesty   made   anew,   consistiiig  of:    (List  of  ofl'eriiigs). « 

»[Year  23,  Moiitli]  2  of  S't,  day  14,  wlien  the  majesty  of  tliis  aiigust  god 
proceeded,  to  make  liis  voyfige  in  liis  Soutliern  Opet,  my  majesty  established 
a  great  offering  for  this  day,  at  tlie  entrance  into  Southern  Opet,  consisting  of: 
(List  of  offerings),   from   the   first  of  the   victories   which  lie  gave  to  me.« 

As  the  tliree  feasts  of  victory  are  distinctly  stated  to  have  heen  estai)Ushed 
at  the  return  froni  the  fii-st  canipaign,  the  date  of  any  one  of  tliese  feasts 
would  determine  approximately  tlie  date  of  the  king's  return.  The  first  feast 
of  victory  coincided  in  date  with  the  first  feast  of  Amon.  Unfortunately  the 
feasts  of  Amon  are  not  numbered  in  any  of  the  surviving  calendar  fragments, 
but  the  first  feast  of  Amon  can  hardly  he  any  other  than  the  Amon-feast  occur- 
ring  first  in  the  year.  As  the  name  of  the  feast  has  disappeared  it  is  impossible 
tf)  compare  with  the  calendar  of  Amon  at  Medinet  Habu"),  and  it  is  a  question 
whether  the  astronomical  feasts  in  Thoth  could  be  called  feasts  of  Amon^).  In 
view  of  the  uncertainty.  we  can  do  no  more  than  affirm  tliat  the  first  feast 
of  victory  took  place  early  in  the  calendar  year,  and  that  Thutmos(>  TU.  had 
therefore  returned   to  Thebes  by  that  time  from   bis  first  campaign. 

The  second  and  third  feasts  of  victory  again,  cannot  be  dated  by  the 
numbers  of  the  Amon -feasts  with  which  they  coincide,  but  the  name  of  the 
second  feast  of  Amon,  coincident  with  the  second  feast  of  victory,  is  preserved  as 
O  I  I  l"^,  »the  day  of  bringing  in  the  god«.  This  name  is  not  found  in 
any  of  the  calendars.  It  belongs  to  an  incident  connected  with  Amon's  «Southern 
Opet  festival«,  ciz.  the  return  from  Luxor  (Southern  Opet)  to  Karnak.  Tliis  is 
clear  from   the   words   of  Piankhi   in    liis  great   inscription   (11.  25  —  2())'): 

P^il^kt>l-'-^"'Ti 

Here  fortunately  the  date  of  tliis  return  to  K;irii;ik  is  added:  the  2nd  of 
Hathor^);  henee  the  second  feast  of  victory  was  celehrated  on  this  day.  But 
it  is   clear  that  Thutmo.se  TU.    was   present   in  Thebes   befbre   this   date. 

After  fixing  the  calendar  of  the  three  feasts  of  victory  (11.  H — 4)  the  text 
goes  on  to  enumerate   lists   of  offerings  to   be   presented  to  Amon  on  these  and 

0 D 

')  The  name  of  tlie  inortnaiy  teni|)le  ofTliiitiiiose  111.:  n^ail  0  ^  —  IJnl-t-Oi/i.  See  Spiegel- 
berg, Rec.  XIX  80— 89. 

•-)    Br..  Tlies.  II   364  aiul   DCm..   Kai.  X— X1\'. 

')  Althoiigh  the  feast  of  the  iiew  year  is  caUed  a  feast  of  Aiikhi  on  tlic  Kh']iliaiit,iiie  frag- 
ment,  Br..  Thes.  II   .S63. 

■•)    From  a  photoiriaph.  ')    See   de  KofGii,  Mel.  d'Arch.  1    134. 

17* 


126  J.  H.  Breasted:  Thutmose  III. 's  First  Campaign.  [XXXVII.  Band. 

other  feasts  ol"  tliis  god  (11.  4 — fi).  At  the  teast  of  Aiiioii  in  Southern  Opct 
(Luxor)  there  appear  offerings  iVom  the  first  of  the  king's  victories.  The  date 
of  this  feast  is  givon,  hut  vinfortunately  is  not  completely  pre.served.  The 
nuniher  of  the  ^7-month  cannot  be  less  than  two,  but  it  niay  l)e  three').  This 
wouhl  leave  a  month.s  niargin  of  uncertainty.  We  must  therefoie  turn  to 
the  Amon-Calendar  for  the  date  of  this  feast.  Unfortunately  we  possess 
no  complete  Amon-Calendar  of  this  period.  The  Karnak  fragments')  of  Thut- 
mose III.'s  tirae  do  not  contain  this  feast.  It  is  luckily  preserved  however  on 
the  Elephantine  fragment^)  as  follows: 

1    ik^iiiii'^fe^  ö  ±    ni 

It  is  liere  given  as  beginning  on  the  15th  of  the  second  s'^-month 
(whereas  our  text  has  the  14th)  and  lasting  11  days.  Later,  in  the  tinie  of 
Ramses  III.*),  it  began  on  the  19th^)  of  the  second  ^'^-month,  continued  dur- 
ing  the  remaining  1 2  days  of  that  month  and  1 2  more  in  the  next  (continuing 
therefore  10  days  after  the  return  to  Karnak  on  the  2n(l).  a  total  of  24  days''). 
It  is  clear  therefore  that  the  month -number  in  our  passage  is  two).  The  arrival 
of  Thutmose  III.  in  Thebes  after  his  first  campaign  eould  therefore  not  have 
been  later  than  the  14th  of  the  second  «'/-montli  (Paophi)  of  his  23rd  year*) 
and  it  is  possible  that  he  arrived  there  several  weeks  earlier  than  this.  The 
dates  for  his  first  campaign    from    beginning  to  end  are  therefore  as  follows"): 

')  It  is  reinarkable  that  Brugsch  (Thes.  II  363)  has  not  included  this  date.  He  has  evidently 
used  it  later,  for  he  speaks  of  »ein  grofses.  zu  Ehren  des  Gottes  Amon  gefeiertes  thebanisches 
Fest«  taking  place  on  the  ]4th  of  Paophi  (Aegyptologie  362,  also  Gesch.  329)  which  shows  that 
he  accepts  the  month  number  as   »two». 

')    Br.,  Thes.  II  362  aud  Mar.,  Kar.  pl.  14.  ^)    Br.,  Thes.  II  363;  LD.  III,  43c. 

*)  Great  calendar  of  Ramses  III.  on  the  south  wall  at  Medinet.  Habii,  Brugsch,  Thes.  II  .364 
and  Düsi.,  Kai.  XV — XVIII.  It  is  here  called  simply:  »his  feast  of  Opet»  ;  it  bears  the  sanie  des- 
ignation  in  the  fragments  of  Ramses  II. 's  calendar  (DÜJt.,  Die  Kalendarischen  Opferfestlisten  im 
Tempel  von  iNIed.  Hab.  Taf  1  Nr.  10,  Taf.  2  Nr.  13);  but  it  can  hardly  be  any  other  than  the 
feast  of  the  Elephantine  fragnient  above.  So  also  Brugsch,  Gesch.  p.  329,  footnote,  referring  only 
to  Ramses  III. 

')  DÜMICHEN  (Taf.  XIV)  has  ISth;  his  own  text  (Taf.  XV)  wliere  the  19tii  is  called  the 
■  first  day  of  the  feast«,  shows  that  this  is  an  error. 

')    ku  increase  in  the  lengtli  of  the  feast  is  what  we  should   expect  under  Ramses  III. 

')  This  may  also  be  denionstrated  from  the  date  in  the  Piankhi  passage  above,  for  the  voyage 
in  .Southern  Opet«  must  of  course  have  preceded  the  return  to  Karnak  on  the  4nd  of  the  3rd  -ft- 
month;  hence,  in  order  to  take  place  on  a  14th  day,  it  must  have  happened  in  the  preceding.  ri:.  the 
2nd  Ä'/-month.     Hence  also,   the  later  name  of  the  2nd  month:   »Paophi»   (:=  Pä-'Opet). 

*)  I  take  it  no  one  will  question  the  restoration  »year  23«;  for  the  context  places  it  beyond 
doubt.  Lieblein  also  restoi-es  23  (Reo.  I,  68 — 69)  but  curiously  places  the  date  at  the  begmning 
of  ThutMiose's  23rd  year  for  he  says:  »ce  fut  au  commencement  de  l'an  23  que  Thotmes  III  fit 
l'ofTrande,  dont  parle  l'inscription ,  pour  la  victoire  qu'il  avait  remportee  l'an  22".  Tliis  confusion 
renders  any  conclusion  as  to  the  length  of  the  first  campaign  impo.ssible,  for  there  was  no  caTn- 
paign  of  the  year  22,  and  the  second  iV-month  is  6  months  distant  from  the  »commencement  • 
of  Thutniose's  23rd  year  (Pachon  4). 

')  From  the  texts  of  the  Annais  LI).  111,  31/;  11.1  —  67;  ib.  32  11.  1  —  32  =  Br..  Thc>.  V 
pp.  1153—1166.  11.  1—79  and  1—21. 


.1.  11.  linKAsiT.ii:   TliutiiioM'  lll.'s   Firsi   ( 'ampaiun.  127 


Approximate  distanre 


Kveiit.  vn„i;«i,  ,„;i.c  Year  of  rei-iii. 


1   Znni  ) 

im 

1   GazM :    Kcast    of  Coroiiatioii  \  '2lU-i 


c.sntoOO 


•epartui'c   Crom   Gaza  / 

1  Yflinn  /  \ 

y 

1  Eruiie  \ 

'eparturc   f'roiii    Krunc  i 

ji-ival   Ix'forc   .Alrtiuldo  ^  <  .       oi   ,)  _^  ^^  •20th-)  (c.  1 -Od  p.  iii.) 

attlc   of  3Iegi(l(lo 

eginning  of  Siege  of  Megiddo 

apture    of  Megiddo  j 

,      ,     ^      ,    ,  (  ;it  least?') 

larcii    to    J.ehaiioii  \ 

apture  ofYeuoani,  Neges  and  ^    14<Sdavs 

Hiirenkeru') 

onstruction  ofFort  in  Lcli;iiion  / 

etui'ii    to   Tlielx's  \ 


overltlMl') 


In  less  tliaii  148  days.  rouglily  five  months.  Tliutiiiose  III.  fouglit  tlie  hattle 
of  Megiddo,  completely  invested  witli  a  wall  tlie  powerftd  fortress  of  Megiddo 
itself  and  captured  it;  marclied  north-\vord  75  niiles  to  the  Lebanon  Region, 
captured  three  cities  and  l)uilt  a  fortress  tliere;  coni})leted  tlie  return  to  the 
Delta  coast  and  tlie  voyage  up  i-iver  to  Thebes;  and  eeLebrated  lii.s  first  feast  of 
vietory  tliere.  Tlie  entire  eainpaign  from  the  departure  from  Zaru  to  the  arri- 
val  in  Thebes  lasted  a  niaximuni  of  175  days;  tliat  is,  in  5  months  and 
25  days  from  the  day  on  which  he  left  Zaru  he  was  eelebrating  his  great 
feast  of  Amon  at  Thebes.  Fortunately  we  are  able  to  looate  this  ])eriod 
a})proximately  in  the  a.stronomical  ealendar  and  teil  in  what  niontli  he  went 
and  returned.  According  to  a  fragment  in  Elepliantlne,  as  is  well  known, 
a  heliacal  rising  of  Sothis  took  place  during  the  reign  of  Thutniose  III.  on  the 
2S  of  Epiphi^).  Calculated  from  this  datum,  the  march  from  Zaru  took  place 
aliout  April  r7th  and  the  cele})ration  in  Thebes  after  Thutmose's  return,  about 
Oct.  9").      The   entire  campaign   in   terms   of  our  own   ealendar   is  as   follows: 


')    Lackinji  in   LI),   and   Buudscn   Imt   presei-ved   in   Ciiami'..   Not.   descr.  II  I.'il. 

^)    D.Tte  is   not  ^ivcn   in   Üic.   texl.   Imt  is   clcni'  IVoni   tl».'   eontext. 

')  Tlif  tliree  cities  may  liave  been  cajjtured  dnriiif;'  tlie  inai-ch  tu  Lebanon;  st-o  Mi'i.i.Kn,  Asien 
IJji.  21  MI  ir. 

■*)  Of  this  distance  at  least  .^00  miles  would  be  made  on  the  Nile.  It  is  extremely  pro- 
bable that  the  northern  half  was  also  by  vvater  on  the  Mediterranean.  Otherwise  \v<?  mnst  a.ssuine 
that  Thutmose  travelied  wilb  iinusiial  lapiditv.  Of  course  he  would  return  far  in  advanee  of 
liis  army. 

°)    Brugsch,  Thes.  II  3(53;  LI).  111,  43e;  de  Morgan,  Cat.  des  Mou.  I    121. 

")  I  piirposely  refrain  from  introducing  here  any  coniputation  for  the  yar  B.C..  as  1  ile- 
sire  inerely   to   establish   the  season  of  the  vear.   not  the  ycar.     Leaving  sueh   oompntations  i-ntirely 


128  J.  H.  Breasted:  Thutinose  Ill.'s  First  Campaign.  [XXXVIl.  Band. 

Event.  A|ipro\iinate  (iate. 

In   Zani  Ajiril  ITth 

In   Gaza.      F«>a.st  of  Coronation  »  2()th 

Departurt'    tVoni   Gaza  »  27th 

In   YelicMH  May       8th 

In   Eruno  »  llth 

Departure   f'roni   Erune  »  12th 

Arrival   bcfore   Meftidtlo  »  12th 

Battle  of  Megiddo  »  IBth 

Beginning  of  Siege  of  Megiddo  »  13th 

Capture  of  Megiddo  ?  ? 

Marcli   to   Lebanon  ?  ? 

Capture  of  Yenoam,   Neges  and  Hurenkeru        ?  ? 

Construction  of  Fort  in  Lebanon  ?  ? 

Return   to  Thebes   not  later  tlian  Oct.        9th 

I  have  not  at  band  the  data  for  comparing  tbis  itinerary  with  tbe  mar- 
ches  of  later  armies.  but  it  is  interesting  to  note  tliat  tbe  campaign  falls 
exactly  witbin  tbe  limits  of  tbe  dry  season  in  Palestine.  Tbe  rains  of 
Winter  in  Palestine  liave  ceased  by  tbe  middle  of  April  and  begin  again 
by  tbe  end  of  October').  Tbutmose  moved  out  of  Zaru  just  as  tbe  rainfall 
ceased,  and  allovving  bim,  five  or  six  vveeks  for  bis  return  journey  from 
Lebanon  to  Thebes,  be  would  bave  left  Lebanon  not  long  befope  tbe  return 
of  the  rains'-). 

It  is  furtber  evident  tbat  Thutmose's  campaign  was  in  tbe  summer,  frorri 
tbe  fact  tbat  be  arrived  at  Megiddo  in  time  to  cut  tbe  standing  grain  as 
forage  for  the  army.  Afterward  be  barvested  the  fields  of  Megiddo  and 
registered   tbe   yiebP). 

Tbe  month  of  bis  otber  campaigns  is  omitted.  except  in  the  case  of  the 
seventh  in  »year  Hl,  first  month  of  s)nw,  day  H«,  which  would  also  fall  in 
the  latter  part   of  ApjriP). 


aside,  we  can  establisli  the  daie  in  the  vearlv  caleudar  wilhiii  a  inaxiinuni  iiiaii^iii  of  tincertainty 
of — 5  or  +7  days,  as  we  do  not  know  the  exact  data  in  Thutmose's  reign  to  which  the  Ele- 
pliantine  calendar  l)elon:;s.  .\ssuining  its  date  to  be  the  same  year  as  the  campaigns,  we  have 
the  calendar  as  1  have  given  it  with  the  above  nncertainty.  Dr.  Mahi.er  (.\Z.  1889,  S.  101 — 10-2) 
regards  tlie  dates  in  the  .\nnals  as  given  in  terms  of  the  fixed  year.  This  places  the  departure 
from  Zaru  as  early  as  the  9th  or  lOth  of  Marcii.  That  the  dates  in  the  annals  are  as  usual  in 
tcnns  of  the  shifting  calendar  is  a  priori  certain;  further,  a  march  from  Zaru  so  early  as  March 
lOth  5  weeks  before  the  close  of  the  rainy  season  is  exceedingly  imjjrobable. 

')    G.  A.  SuMTH,  Historical  Geography  of  the  Holy  Land  pp.  63  —  64. 

')    They  are  often  a  month  earlier  in   Lebanon   tlian  elsewhere.  ibid.   p.  64.   note  1. 

')    LD.  111,32  11.20—21. 

*)    Text:  Lkps.  .\usw.  XII  1.  9  =  Brigsch.  Tlies.  p.  1171. 


l.S!)9.]  .1.  11.  Uheasted:  Thiiliiu.M-  111. 's   Fir.st   (■.-iiupaign.  12i) 

The  Syrian  campaign  of  Amenliotep  II.  falls  also  in  the  dry  season').  On 
the  2()tli  üC  Paclioiis  he  crossed  thc  Oroiite.s:  tliis  was  aliout  tlic  niiddle  of  May"), 
just  at  the  time  Thutmose  III.  arrived  in  Northern  Palestine.  B'ourteen  days 
lateral,  that  is  about  the  first  of  June  Amenliotep  arrived  in  Niy.  Ten  days 
later  \ve  find  him  capturing  an  unknown  city  in  the  snnie  rei^ion,  l>ut  uu- 
fortunately  \ve  are  not  able  to  pursue  Ins  itinerary  further.  Rainses  II.  also 
employed  the  summer  for  liis  Syrian  campaigns.  On  the  i)th  of  Ejjiphi  he 
was  in  Phoenicia*)  on  the  niarch  against  Kadesli.  Admilting  with  BiiuGscn'^) 
tliat  the  rising  of  Sothis  took  place  on  the  first  of  Tliotli  in  the  HOth  year 
of  Ramses  Il.'s  reign.  tliis  would  date  his  mareh  through  Phoenicia  ahout  the 
HOth  or  3 Ist  of  May.  Twenty  years  ago,  without  the  aid  of  the  above  Sothis 
dates,  Lieblein  inade  it  very  probable  that  the  Pharaohs  conducted  tlieir  Syrian 
campaigns  in  the  dry  season").  He  adduced  in  addition  to  his  ehronological 
arguments,  the  very  convineing  testimony  of  Hebrew  references  to  the  season 
of  war. 

It  would  be  of  great  interest,  as  well  as  very  iinportant  for  our  chroiiology, 
to  establish  the  season  of  eampaigiiiiig  in  Nubla  also.  With  th(>  new  Sothis 
date  diseovered  by  Borchaedt,  this  could  unw  Ix«  done  for  the  middle  as  well 
as   the  new   einpire. 

')  Tlie  foUowing  hased  on  a  collation  of:  Champ.,  Not.  desc.  II  185  —  18ü  (oiily  11.  1 — 10, 
1.9  i.s  not  oinitted  as  indieated);  Maspero,  AZ.  XVII  56- — 57  (copie.s  Chabip.);  RIH.  175  — 176; 
BoiRiANT.  Rpc.  XIII  ir;n  — Kil  :  AViEDEMANN,  PSBA.  XI ,  422  — 4-2:? ;  cnicndations  hy  Erman, 
ÄZ.  1889  S.  39  — 41. 

^)    .\llo\vini;-  for  n   few  davs  gained  .since  Thutino.se  III. '.s  calendar  of  Elepliantine. 

')  "2nd  iiiiiiith  of  Smw  (l'auni)  lOth  day« ;  tho  text.s  of  dk  IloroK,  Bouriani-,  Wikdkmann 
and  BR'Gsrn  (tran.slation)  all  show  »inontli  2"  against  Chamhoi.lion's  »nioiitli  H«  nsually  accejjted. 
Note  furtliei-  that  the /ollotring  date  w  alxo  in  miinth  2.  Tliat  imw.  not  st.  is  to  be  read  liere  is 
dcar  fiom  tlie  determinative  and  the  Smw-date  precediny  find  follnwiny.  Maspero  now  acce])ts  this, 
although  lie  forinerly  read  .?'<  (Struggle,  p.  211  and  291).  The  old  siipposition  that  Ainenhotep 
wintered   in   .^sia  is  without  basis,  although  it  is  still  defended   (I'eirie,   Ilistoryll   155). 

')  Abu  Sinibel  text:  Champ.,  Mon.  27— 29.  Ros.,  Mon.  stör.  IdO  — 1(12.  1.1).  111.  lH7r/an(U-; 
Rainesseuni  text,   LD.  III,  153.     Sharpe,  Insc.  2nd  part  pl.  52. 

5)    Thes.  I,   p.ll5;  Makler  (ÄZ.1889.  8.99  —  1(10).  and   ibi,l.   1894,  99  tV. 

")    Rec.  I,  03.  95  and   141. 


180 


J.  H.  Bkeasted:    Rninses  II.  and  Üu-  Princes,  &c. 


[XXXVII.  Band. 


Ramses  II.  and  the  Princes  in  the  Karnak  Reliefs  of  Seti  I. 

Bv  .Iamks  Henry  Breasted. 


Jt  is  oiic  of  tlie  well  kiiown  tacts  of  tlu^  reign  of  Seti  I..  that  his  reliofs  on 
the  nortli  wall  of  the  great  hypostvle  hall  at  Karnak.  represent  Ramses  II.  as 
prince,  aecompaiiying  his  fathor  in  battle.  This  relief  together  with  the  State- 
ments coiicerning  Ramses"  youth  in  the  great  Abydos  inscription  and  the 
Kubbän  stela,  have  led  to  tlie  conclusion  that  lie  assumed  important  duties 
of  State  and  was  destincil  for  the  throne  at  a  very  early  age.  The  Karnak 
relief  in  question  has  also  l>een  regarded  as  evidence  that  the  reign  of  Seti  I. 
was  a  short  one,  because  if  Ramses  came  to  the  throne  very  young,  bat  was 
nevertheless  old  enough  to  be  in  a  battle  of  Seti's  first  year,  Seti  could  not 
liave  reigned  very  long  afterward.  Thus  Maspero  (Hist.  II,  387  n.  5)  says : 
»I  liad  at  first  supposed  his  reign  (Seti's)  to  have  been  a  long  one  merely  on 
tlie  evidence  afforded  by  Manetho's  lists,  hut  the  jiresence  of  Ramses  II.  as 
a  stripling  in  the  campaign  of  Seti's  Ist  year  forces  us  to  limit  its  duration,  &c.« 
The  only  date  in  these  reliefs  of  Seti  is  the  »year  1«,  which  occurs  twice: 
Ist  in  the  text  belonging  to   the  capture  of  P/AVrt^«/'):  2nd  in  the  return  from 


')    TiiAMP..  Not.  de.scr.  86  =  fiiAMP.,  Mon.  290  I  :^  Ros.,  Mon.  stör.  48  2  =  LD.  126a. 


Ks!»9.1 


.1.  11.  Bkeasteü:    Ranises  II.  aiid  tlie  Princes,  &c. 


131 


Fk,.2. 


Fiff.  5. 


132  J.  H.  Breasxed:    Ramses  II.  and  tlie  Princes,  &c.  [XXXVII.  Band. 


the  same  Si/rian  campaign').  Now  Ramses  appears  in  the  Libman  cauipaign 
•without  any  ilate");  and  it  might  be  questioned  wliether  tliis  campaign  was 
also  in  the  »year  1<>^).  But  in  the  scene^)  of  the  presentation  of  the  Libyan 
prisoners   to  Amon ,   we   find   these   words: 


p: 


^v 


~K. 


»He  has  desolated  Rinw:  he  has  shiin  their  chiefs,  causing  the  <^mw  to 
say:  'See  this!  He  is  Uke  a  flame  when  it  goes  fortli  and  no  water  is 
brought".«  Strangely  enough  the  people  over  whom  this  text  appears  are  Lihyans, 
and  one  is  incHned  to  think  that  the  artist  has  simply  })ut  over  them  a  few 
conventional  phrases  which  we  are  not  to  construe  too  literally.  Such  phrases 
might  be  put  over  the  Libyans  at  any  time  after  the  Syrian  campaign.  It  there- 
fore  remains  uncertain  whether  the  campaign  in  whicli  prince  Ramses  is  repre- 
sented  as  ])articipating  took   place  in   the    »year  1«. 

A  further  examination  of  the  princes  in  these  reliefs  reveals  some  curious 
and  important  facts  to  which,  I  believe  attention  has  never  b.een  called.  Ät 
the  extreme  right  (west)  end  of  the  reliefs  in  the  seeond  scene")  of  the  Libyan 
war  is  the  famous  figure  of  Seti  I.  with  uplifted  spear.  fighting  on  foot  and 
hurling  backward  the  Libyan  chief  (see  photograph,  tig.  1).  Behind  this  cliief 
Stands  an  Egyptian  prince  (fig.  2 ,  broken  lines)  facing  toward  the  left  and 
watching  or  possibly  taking  part  in  the  contlict.  Behind  Seti  Stands  prince 
Ramses  (fig.  3,  dotted  lines)  facing  towanl  the  right  and  likewise  watching  the 
conflict.      Fig.  2   cannot  also   be  Ramses   for   he   could    not   a])pear  twice    in   the 


')  Champ.,  Not.  descr.  91  —  94  =  Champ.,  Mou.  292  =  Kos..  .Moii.  .stör.  .JO  — 51  =  LI).  l_'s„.  I, 
=  Brugsch,  Rec.  48rf — 49a.  b  =  Burton,  Exc.  hierog.  .S6. 

^)    At  a  considerable  distance  on  the  other  (west)  side  of  the  door. 

')  Meyer  reached  this  conchision,  because  of  the  presence  of  Ramse.s  in  the  l)nttlc  witli 
the  Libyans;  for  he  speaks  of  a  campaign  »den  er  (Seti),  wie  es  scheint,  in  .seinen  s|)äteu  Jahren 
gegen  den  libyschen  Stamm  der  Tehenu  westlich  von  Ägypten  ausführte  und  auf  dem  ihn  .sein 
junger  .Sohn  Ramses  begleitet  hat.  (Gesch.  284  —  285).     So  also  Wiedkmann,  Gesch.  418. 

*)  Champ.,  Not.  descr.  100 — 101  =  Champ.,  Mon.  299  =  Ros.,  Mon.  stör.  56  =  Brcgsch, 
Rec.  47a.  b.  c.  d — 48  a.  b. 

')    The  text  is  a  collation   of  all   tlic   i)ul)licatioiis.   no   one  of  whicli   is  cont'Ct. 

')    Champ..   Not.  descr.  98  —  99;   Champ..   Mon.  2'.t7  2;   Ros.,   Mon.  stör.  .')  1  2. 


I.s;i9.|  ,1.  U.  BuK.vsTEu:    Riuiises  II.  and  the  Princes.  &c.  133 

snme  secne.     Its  accompanying  inscription ')  is  as  follows:      q    l^^f  S/'^    'PPP 

»Princ(>.    first   hodily  son   of  the  king «,    in   which    unfortuiiately   the 

nanio  is  wanting;  wlicrc  it  eould  liavo  stood  hefore  its  disappearanco  is  a 
question,  for  tlie  skirt  of  the  princc  projects  under  the  titlos,  and  tlic  nanie 
must  therefore  have  been  piislicd  to  tlie  left  under  the  Libyan  chicfs  ell:)Ow-). 
The  liistorical  conelusion,  here  is  importaiit:  tlie  l^^f  of  Seti  I.  was  not  Ins 
successor  Ramses,  that  is,  that  Ramses  II.  had  an  older  brother,  who  did  not 
reach  the  throne.  This  conelusion  has  also  been  reached  but  not  demonstrated 
by  WiEDKMANN''),  for  he  ])y  no  means  proved  that  the  1^^  ff  was  not  Ramses, 
but  merely  assuined  his  identity  with  another  prince  on  this  wall  (fig.  4),  who 
is  eertainly  not  Ramses. 

But  a  further  examination  of  this  figure  discloses  a  fact  which  was  over- 
looked  by  Wiedemann,  viz. :  that  this  figure  of  Ramses'  eider  brother  (fig.  2) 
is  not  original  and  does  not  belong  where  it  Stands.  The  first  glance  shows 
that  the  contracted  space  between  the  chariot  wheel  (belonging  to  the  next 
scene  to  the  right)  and  the  leg  of  the  falling  Libyan  is  too  narrow  for  an- 
other figure,  and  the  artist  has  barely  been  able  to  squeeze  the  prinee  in. 
Thus  he  is  as  much  in  one  scene  as  the  other,  an  anomalous  arrangementi  He 
Stands  with  fan  upraised  in  his  right  hand  as  if  to  smite  the  falling  Libyan. 
The  fan  runs  directly  across  the  vertical  line  of  text!  It  is  diffieult  to  say 
where  the  right  arm  is :  it  seems  to  haA^e  been  raised  and  it  may  be  that  he 
was  seizing  his  father's  foe,  as  his  father  is  doing.  Passing  through  the  fan, 
the  largo  column  of  text  extends  down  through  the  prince's  head  and  body! 
In  his  head  is  |||  »Troglodytes«  continuing  the  sentence  above:  »who  felis 
his   enemies,   who   smitos   tlie  Troglodytes«;    then    i 1 ,   the   reniaiiis   (jf  i*^^^    in 

^>i\  sie!  which  follows  the  same  context  elsewhere  on  this  wall^): 
and  finallv  at  the  liottom  W»  v^o^y^-').  of  course  the  remnant  of  J  1  ö  \>  l^-^^ 
»Libya«,   against  wliicji    this   camjtaign  was  direetod.      It  is  clear  therefore  that 

')  It  is  very  faint  and  has  been  overlooked  in  Champ..  Mon.  "297  i.  and  in  Ros..  Mon.  stör. 
54  2;  tlie  only  publication  containing  it  is  Champ..  Not.  desci-.  i)9.  Kvery  sign  is  traeeable  in  thf 
photograph  froin  which  fig.  1   was  made. 

-)  Thei-e  is  now  no  trace  of  it  tiiere.  owing  to  a  large  üssnre  in  the  stone  (see  fig.  1). 
I  am  unfortnnately  obligcd  to  werk  from  pliotographs  as  1  did  not  study  these  reliefs  when  at 
Karnak.  atKl  the  figures  of  tlie  princes  are  now   nearly  covered  with  debris  again. 

')    A.  WiKDKMANN,  \  Forgotten  Prince.  P8BA.  XII,  258 — 2(51. 

*)    CiiAMP.,  Mon.  294.  inscription  over  the  king. 

'")  These  last  signs  (except  aaaaaa)  are  so  piain  that  tliey  were  seen  and  copicd  by  Rosf.i.i.ini, 
but  in  bis  publication  (Mon.  stör.  54,  2)  they  are  jilaced  so  far  to  the  left  of  the  column  above 
that  it  is  iinpossible  to  connect  the  two.  —  It  is  also  noticeable  in  the  original,  that  the  column 
above  was  added  after  the  figure  of  the  Libyan  had  been  sketched,  for  his  hand  projects  into 
the  coluiiiii.  the  two  (I  []  have  been  placed  on  one  side  to  avoid  it,  and  the  left  hand  line  of  the 

column   has  been   earefully  stoppcd   nn   eacb  side  just  betöre   reaching  the  band. 

18* 


134  J.  H.  Breasted:    Rainses  II.  and  the  Princes,  &c.  [XXXVII.  Band. 


at  some  time  after  Seti  liad  completed  these  reliefs  his  eklest  son  had  hiinself 
inserted  here,  as  taking  part  in  Seti"s  Libyaii  campaign.  It  is  clear  also  tliat 
some  one  desired  his  removal.  for  his  figure  has  been  rudely  chiseled  away. 
Ch.\mpollion  speaks  of  liim  (Not.  descr.  II,  99)  as  a  »prinee  martele  et  sur- 
charge  avee  debris  de  legende«:  (his  titles  foUow),  showing  that  also  liis 
accompanying  inscription  has  been  hammered  out').  The  person  to  whom  the 
figure  of  the  eldest  son  would  be  most  unwelcome  and  who  would  tlieretbre 
be  most  desirous  to  remove  it,  is  of  course  the  otlier  2)rince  in  the  same 
scene,  Ramses.  We  are  certainly  correct  in  attributing  the  mutilation  to  him. 
Moreover  it  is  quite  certain  that  he  did  this  in  Order  to  have  the  figure  of 
himself  ins^erted  in  the  same  scene,  for  his  own  figure  (fig.  H,  dotted  lines)  is 
not  original  to   this  scene. 

In  the  first  place  we  notice  in  fig.  3,  as  in  fig.  2,  the  narrowness  of  the  space 
into  which  the  prince's  figure  has  been  squeezed ,  so  that  his  left  foot  passes 
through  the  feather  of  the  fallen  Libyan,  whom  Seti  is  trampling,  and  liis  left 
band  collides  with  the  other  feather.     Further,  we  again  notice  a  column  of  text 

extending  down  through  the  prince's  head  into  his  body:  ^,  ^)  (with  remairis  of 
an  uncertain  sign  before  it)  in  the  head  and  .  (1'^)  in  the  body.  Ramses  Stands 
with  riglit  hand  raised  palm  outward  as  usual  in  salutation,  and  carrying  his  fan 
vertically  before  hini  in  the  left  hand.  A  Joint  in  the  masonry  has  obliterated 
Shoulders  and  face.  The  accompanying  text,  as  Wiedemann  noticed,  is  partly 
in  one  scene  and  partly  in  the  next.  It  is  as  foUows:  g  l^^i'^.  '|k^^^ 
x=c  iJTl  '1'^  »Prince,  bodily  son  of  the  king,  crownprince,  his  beloved, 
Ramses«.  The  historical  conclusions  to  be  derived  from  this  text  will  be 
taken   up   later. 

A  closer  inspection  of  Ramses'  figure  shows  that  in  having  himself  in- 
serted here,  he  at  the  same  time  improved  the  opportunity  to  efface  another 
figure,   which   we   will   call   X,   over  which  his  own  has  been  cut.    The  niotives 


')  Above  his  head  is  a  horizontal  line  dravvn  directly  across  llic  (iriginnl  coliiiiiii  of  text. 
Below  and  parallel  to  it,  was  doubtless  another  line,  now  lost  in  the  jnint  of  tlie  ni.isdnry.  He- 
tween  these  tvvo  lines  was  a  line  of  text,  of  which  slight  traces  nie  visilili'  in  the  |iliot()»''.i|ili 
extending  on  each  side  of  the  feather  and  also  across  the  origiiinl  roliuini  n\'  tcxtl  Wliat  this 
text  contained  and  what  inay  be  its  relation  to  the  prince's  figure  I  iiiii  iin.-ihle  to  cdiijecture. 
An  examination  of  the  original  wall  would  doubtless  throw  some  lii^ht   on   tlir  qucslion. 

')  After  making  the  sketches  for  this  artide,  I  notice  that  Wikdemann  reniarks  (l'SBA.  XI 1, 
2.59)  regarding  Ramses'  figure:  »his  head  is  drawn  through  an  hieroglyph  of  the  sepaiating  liiic, 
and  the  very  small  signs  of  his  name  are  partly  engraved  in  one,  partly  in  the  second  incident, 
as  if  the  figure  had  been  only  inserted  at  a  later  time  in  the  already  finished  lias-relief".  His  evideiice 
was  regarded  as  unconclusive  for  he  states  further:  »It  is  douhtfnl  if  Riiinses  nlso  assisted-  (in 
this  campaign). 

')  These  signs  are  so  clear  that  they  were  copied  by  Rosellini,  l)ut  in  his  jiublication 
(Mon.  stör.  54,  2)  he  has  shifted  the  column  above  too  far  to  the  right.  If  Wieuejiann  had  noticed 
them.  they  would  have  settled   his   ..doiihtful»   case  for  hini. 


189!».]  .1.  H.  HuKASTRi.:    Rnmses  II.  mikI   th.-   I'iiiuvs,  &c.  135 


for  this  second  effaeement  are  undoubtedly  the  saiiie  as  for  tlie  first,  and  X 
was  therefore  Rauises'  eider  brother.  Bat,  as  the  eider  brother  has  already 
lieen  once  effaced  in  this  scene,  we  should  expect  that  this  second  occurrence 
ot'  liis  figure  belonged  to  another  scene,  and  such  is  clearly  the  case.  Under 
Ramses'  figure  appears  a  second  pair  of  f'eet  striding  in  the  opposite  direction 
(the  left;  see  broken  lines):  hehind  Ramses  is  thi'  front  point  of  a  skirt;  l)ehind 
him  is  a  third  arm;  across  Ins  figure  is  a  quiver')  witli  the  opening  fo  tlie  left; 
above  him  is  a  fan'),  witli  the  tip  of  the  feather  turned  to  tJie  left^).  All  these 
belong  of  course  to  the  figure  X  (broken  lines),  facing  to  the  left.  A  com- 
parison  of  X  witli  fig.  5  shows  clearly  that  X  was  striding  in  same  way  after 
the  chariot  behind  which  he  is.  Especially  characteristic  are  lirs  left  foot  poised 
for  the  next  step,  the  arm  hanging  down  in  front  and  the  fan  over  the  Shoulder. 
X  therefore  belongs  to  the  scene  to  the  left,  representing  Seti's  triumphant  return*) 
from  the  Libyan  war,  riding  in  his  chariot  and  driving  liis  prisoners  before  him'). 
This  is  what  we  should  expect ;  before  Ramses"  interference  the  figure  of  his 
eider  brother  appeared  once  in  each  of  the  two  scenes:  the  battle  a\  ith  the 
Libyans  and  the  return.  Ramses  preferred  to  figure  in  the  battle  and  liad  liimself 
insertcd   facing  the   right. 

But  if  the  figure  of  Ramses  is  a  later  insertion.  that  of  his  brother  (X) 
is  equally  so:  the  latter's  fan,  quiver,  and  indeed  his  whole  figure  cut  directly 
mto  the  original  column  of  text,  as  tlie  figure  of  Ramses  does.  X  lias  had 
himself  inserted  here.  It  is  this  fact  which  renders  certain  the  identity  of  X 
and  Seti's  eklest  son  (fig.  2);  both  desired  to  figure  in  Seti's  Libyan  war,  both 
were   the   object  of  Ramses"    liatrcd   and    both    were   elVaced   by    him. 

To  recapitulate,   we  find   thus   far  three  stages  on   this   wall: 

1.  An  uninterrupted  column  of  text  on  each  side  of  the  battle  scene; 
and   no  princes  in   either  it  or  the  scene  of  the   return. 

2.  Seti's  eldest  son  inserts  his  own  figure  at  tiie  right  of  the  battle  .scene 
and   at  the  right  of  the  return. 


')  Tlie  cjuiver  was  always  cairied  on  the  left  side.  witli  tlie  oiieiiing  in  front;  lieiicc  in 
tlii.s  case  belonging  to  a  person  facing  the  left.     ff.  fig.  1 . 

^)    The   fan   was   always   boin   with    the  tip  of  the  feather  pointing  toward  the  front.  a.s  in 

Ramses'  figure  and  in  fig.  .5.  The  hieroglyphic  1  is  also  regiilarly  tiirned  the  same  way,  viz. 
toward  the  heginning  of  the  text. 

^)  The  feet  and  the  quiver  were  seen  and  copied  by  Rosellini  and  ("hampom.ion  and  appear 
in  their  puhlications  (Hos.,  Mon.  stör.  54;  Champ..  Mon.  297  2),  but  seem  to  have  remained  un- 
noticed  since.  Whether  Mr.  Lf.febure  saw  this  figure  or  not.  I  am  iinable  to  decide;  his  remarks 
(PSBA.  XII,  447)  admit  only  two  figures  of  the  eider  brother  on  this  wall.  vi/,,  fig.  2  and  fig.  .i, 
and  yet  he  speaks  of  a   »Substitution..,  but  without  fiirther  explanation. 

*)  Champ..  Not.  de.scr.  11  99  —  100;  Champ..  Mon.  298;  Ros.,  Mon.  stör,  .i.'.;  BRrcstii.  Hec. 
des  Mon.  4.5  r/.  e. 

•')    Fig.  ö  is   a  siniilar  return   from   the  .Syrian   war. 


!;{()  J.  11.  Breasted:    Ramses  II.  and  tlie  Princes,  &:c.  [XXX\'1I.  Band. 


B.  Prince  Ramses  efiaces  the  figure  of  liis  eider  l)rotlier  in  both  places, 
biit  over  that  ol'  liis  brothcr  in  tlie  return  .sceiie,  lie  iii.serts  Ins  own  figure 
so  facing  as  to   l>elong  to  tlie  battlc  .seeiie. 

Tiiere  are  evidences  ol"  a  siniilar  inserfion  itig.  4)  at  the  top  of  this  same 
wall,  on  a  few  i.solated  blocks  at  the  left  of  the  capturt'  of  Kadesh').  Here 
we  see  a  figure  (fig.  4,  broken  lines)  with  uplifted  arm  like  that  of  Ramses  in 
the  battle  scene  aiid  wearing  a  (]uiver.  Betöre  this  figure  are  the  arms  of  a 
captive  bound  behind  his  baek,  showiug  that  tiie  figure  foUows  the  king's 
chariot  (as  in  fig.  5).  behind  which,  however  the  king  leads  a  line  of  captives. 
But  tliis  figure  is  likewise  a  later  insertion,  for  a  colunin  oftext  extends  down 
througli  it.  and  the  head  of  the  Syrian.  who  has  fallen  beneath  the  chariot, 
prqjects  into  the  skirt.  It  i.s  impossible  to  decide  whether  this  figure  is  that 
of  Ramses  or  his   brother. 

Auother  prinee  is  to  be  found  in  tliese  reliefs,  for  to  the  east  (the  left), 
on  the  left  of  the  door.  in  the  famous  scene  of  Setis  arrival  at  the  canal  on 
his  return  from  the  Syrian  campaign  of  the  "vear  1«')  (fig.  ö)^).  There  seems 
to  be  no  question  of  insertion  here^).  The  inscription  above  is  unfortunately 
niueh    niutihitrd.      It   niay   be   rendered   as   fbllows:    »FoUowing  the   king  at  his 

going  in    the   eountries  of  Btnw,  by  tlie  prince,   great  in  pleasing")  by 

real  royal  scrilie,   his   beloved, bodily  son  of  the   king,  his  beloved, 

[prince  of  Kush] decease(l(?)<<.    This  prince  has  been   identified 

by  WiEDEM.^NN,  with  Seti's  eklest  son  in  the  Libyan  battle  scene  (fig.  2),  but 
it  is  difficult  to  see  on  what  grounds:  indeed  Wiedemann  does  not  offer  any 
but  nierely  as^umes  the  identity.      Fortunately   enough   of  tlie   titles   reinains  to 

show  that  this  prince   lacks   the  designation  u  »first«,  which  shöuld  ajipear  be- 


')  CiiAMi"..  Mon.  "295  =  Ros.,  Moii.  stnr.  '>'.].  but  tliese  hlocks  <lo  not  apjieai'  in  any  of  tlie 
piililications;  both  facts  and  sketch  are  froni  a   pliotogiaph. 

»)  Champ.,  Not.  descr.  II  91  —  94;  Chajii-..  Mon.  292;  Ros..  .Mon.  stör.  öO  — .51  ;  I.D.  12Srt.  Ä; 
BinjGSCH,  Rec.  Mon.  48rf — 49a.  b;  Burton,   Kxc.  hier.  3(i. 

^)    It  wa.s  this  figure  which  served  as  a  inodel  for  X   in   Hü.  •!. 

*)  I  had  onh'  one  very  faded  photograph  of  this  scem-.  and  cannot  asseit  this  with  cer- 
tainty.  There  is  one  slight  indication  against  the  authenticity  of  the  figure.  .'\bove  it  is  a  line 
of  captives;  —  in  every  case  on  this  wall,  where  such  an  upper  row  of  captives  appears,  there 
is  under  it  a  similar  hicer  row  (Ros.,  Mon.  stör.  47  2;  48  1;  52;  55;  56;  58  twece;  59;  &c.).  We 
niight  suspect  therefore  that  this  figure  had  replaced  the  lower  row  of  captives;  but  I  can  discovcr 
no  trace  of  this  in  the  photograph   or  any  of  the   pnblications. 

'•    P  m  ö[)  •   P    V  rO  dl)   '"'  P   V  rO'^Sv  d^   mcnns    ..ploasi'..     or    ■■  prai.se -  :     in    three    of 

Briosch's  exainpjes  (WB.,  .'>uppl.  1017.  1019)    it    is    also    followcd    by   C\    inti-oducing  ibat  which 

pleases,  that  is:    .pleasing  by ••.    The  gen.  aa/ww  or  \y(  »great  of")  is  also  l'ound  in  Biuosin's 

examples  as  well  as  in  that  furnished  by  Lefehcre  (P8B.\.  XII,  447).  Wiedemann  has  invented 
a  title  to  explain  this  ])hrase  and  renders:  »high  praiser  at  (follows  the  naine  of  a  teinple)».  He 
diies  not  furnish  any  other  exam])les  of  this  title! 


1S99.|  .1.  II.  HiiKASTKo:    R,-iiiiM-s  II.   .-iiid   ihr   I'riiife.s,  &c.  1:57 

tween  I  ^^  and  »-=•  k^=_  .  It  i.s  quite  impossible  to  suppose  that  it  has  T)eon 
omitted  in  a  scene  where  tlie  ])riiu-(>  is  so  prominent  as  liere;  The  .surviving 
fragment  of  tlie  nanic'l:  ^z::^  shows  that  it  was  not  Ramses,  hence  (lic  nio.st 
proliahk'  fonehi.siüii  i.s,  tliat  we  have  here  a  third  .son  ol'Scti,  whom  we  call  Y'). 
The  (luestion  of  tliis  prinee's  relations  with  liis  two  brotlier.s  niust  of  eourse 
remain  unsetth'd.  His  figure  is  the  onli/  one  original  to  the  reliefs  on  tliis 
waU.  He  is  not  likely  to  have  had  any  ciain»  to  the  throne  or  his  figure 
would   liave   heen    rcinoved   l)y   Ramses"'). 

Prince  Y  (fig.  "i)  and  the  l^s^f  (%•  2)  are  further  both  identified  hy 
WiEDEMANN  witli  an  officer  appearing  at  the  Submission  of  Lebanon^).  Again 
no  reasons  are  offered:  tlie  identifieation  is  simply  assumed.  The  officers  name 
is.    strangely    enougli,    omitted;    his    only    title    in   ^^11 T ff  :    he    Iins    no 

si(leh)ek.  There  is  not  the  .slightest  reason  for  regarding  him  as  a  jiriiicc  at 
all,  and   Iie  does  not  enter  further  into  the  prolilem  of  the  princes  ou  this  wall. 

\Ve  may  here  reca[)itulate  the  history  of  our  reliefs.  They  contain  five 
figures    of  ])rnic(>s:    oiie    original    and    four   latei-   insertions;    as    follows: 

1.  Two  figures  of  Seti's  eldest  son:  one  (fig.  2)  in  the  Libyan  battle  seene; 
and  one  (fig.  B  i»roken  lines)  in  the  return  from  that  eampaign ;  neither  is  ori- 
ginal:   both    were   effaced    by   Ramses  II. 

'1.  One  figure  of  prince  Ramses  in  the  Libyan  battle  scene;  (fig.  8  dotted 
lines)    not   original. 

'.\.  One  figure  impossible  to  identify,  in  a  fragmentary  scene  connected 
with    the    capture    of  Kadesh:    (fig.  4)    not   original. 

4.  (Jne  figui'c  of  au  iiuknow  n  |ii'iuce  (not  the  eldest  son  and  not  Ramses) 
in   tiic    return    from   the   Syrian   eaui])aign;   (fig.  ii)   almost   certainly   original. 

Tiic  historical  results  to  lic  drawn  from  the  above  facts  are  not  nume- 
rous.  but  are  im])nrtaut.  It  is  clear  in  tiie  first  place,  tliat  these  reliefs  ofler 
no  evidence  whatever  that  Ram.ses  II.  ever  took  part  in  any  eampaign  of  his 
father,  of  whatever  year.  It  is  therefore  no  longer  neeessary  to  shorten  the 
reign   of  Seti   in   order  that  Ram.ses   may   be   suffieiently  young  at  his  aece.ssion, 


')     It   is  uncert.-iin    Ihiw   thi.s   name  i.s  to   be  read.     Wikdemann   (I'SB.V.  XII.  "JliU)   (•(iiijectures 
.     Lefebure  (ibid.  4  Ui 14!))   would  read  vN,    "Sjx    VÄ,./  believing  this  |iriiice  lo  be  the  brothrr 

of  Ram.ses  identified  as  'A^iunQ,  by  Manetho  in  the  late  storie.s  of  the  Greeks  (Ilerod.  II,  lil7 — lOS; 
Diod.  I,  57),  biit  the  legend  is  so  confused.  and  Manetho  is  so  uncertain  in  his  distinction  of  Seti 
and  Ramses,  that  is  seems  to  nie  iinsafe  to  inake  any  iise  of  it  at  all.  Wiedemann  has  later 
(Ret-.  X^■III.  121)   attempted   to   identily   our   nanu-   with  (|  T  for  whicli   there   is  certainly 

luit  rooni. 

^)    It  is  not  impossible  that  we  have  here  a  brother  of  Seti,  tliough  this  would  be  very  unusual. 

')  Lefebure  (in  PSBA.  XII,  446)  speaks  of  the  name  in  this  inscription  as  -niartele»,  but 
1   can  find  no  evidence  of  this  in  the  photogra[)h. 

*)  At  the  extreme  east  (left)  end  around  the  corner  from  the  north  wall,  and  facing  east; 
reproduced:   Champ.,   Mon.  290  2;  Ros.,   Mon.  stör.  4f)    I;  cf.   CiiAMr.,   Not.  descr.  II   87 — SS. 


138  J.  H.  Breasted:    Ramses  II.  and  tlie  Princes,  &c.  [XXXVII.  Band. 

a.'<  MA.-^rERO  foiisidcrcd  uiinvnidal)!*'.  As  tar  as  tlieso  rclicfs  are  concerned, 
Kamsos  mitflit  havo  becn  l)()rn  evcn  after  Seti".s  accossion.  The  fact  alone 
tliat  Ramses  wa.s  obliged  to  iiisert  Ins  own  figure  in  bis  father's  battle  scenes, 
in  onhM-  to  appear  tbere  at  all,  ol"  conrse  creates  a  strong  suspicioii  if  not  tbe 
certainty  that  he  had  notbing  to  de  Avitb  tbe  events  tliey  depict.  If  further, 
he  really  was  not  old  enougb  to  take  part  in  Seti"s  wars,  Seti's  reign  may 
liave  been  eonsiderably  longer  than  tbe  nine  years  usually  attribnted  to  liim'). 
Furtberinore ,  -vvhen  \ve  consider  tbat  we  liave  bere  a  elear  example  of 
misrepresentation')  by  Ramses  II.  perpetrated  wHli  tbe  particular  purpose  of 
jn-oducing  tbe  inipression  tbat  wbile  a  young  prinee  he  played  a  jirominent 
part  in  State  affairs.  it  becomes  equally  clear  tbat  tbe  Statements  of  tbe  great 
Al)vdos  inscription  and  tbe  Kubban  stela,  in  wbicb  \ve  see  Ramses  assuming 
in  cbildbood  a  position  in  government  l)eside  bis  fatber,  are  similar  misrepre- 
sentations  baving  tbe  same  purpose  in  view.  Tbe  reliefs  at  Abydos  show  him 
as  crownprince  in  Company  with  bis  fatber.  e.  g.  before  the  great  list  of  kings 
(Mar.,  Abyd.  I  j)l.  4H)  and  in  tbis  scene  be  bears  the  crownprineely  name  and 
titles  in  preeisely  the  same  form  and  u-ords  as  in  the  Karnak  insertions  above 
discussed  (fig.  H).  Tliat  tbese  Abydos  seenes  were  cut  after  Ramses  was  king 
is  of  course  evident .  but  is  rendered  doubly  certain  by  the  fact  tbat  in  one 
of  tbem  (ihld.  ]d.  44)  the  crownprince .  Ramses,  altbough  accompanied  by  the 
crownprineely  titles,  and  standing  in  tbe  presence  of  bis  father,  bears  upon 
his  embroidered  apron  the  two  cartouches  containing  the  royal  names!  (see 
pl.  4<)).  This  is  clear  evidence  tbat  after  he  was  king.  be  was-  accustomed 
to  bave  himself  represented  as  crownprince  engaged  in  important  offices  in 
Company  with  bis  father.  This  was  a  favorite  theme  with  most  New  Empire- 
kings, but  it  was  necessarily  carried  further  by  Ramses  for  the  very  reason 
tbat  be  was  not  from  tbe  beginning  destined  to  such  functions,  but  must 
for  a  considerable  time  bave  played  a  subordinate  role  l)eside  tbe  eider 
brother  whose  name  and  figure  he  was  afterward  so  careful  to  eftace.  This 
raises  an  intercsting  question.  Seti's  eklest  son  is  almost  certain  to  bave 
lived  and  retained  bis  right  to  the  throne  until  just  before  Ramses'  accession. 
For  Sethe's  shrewd  explanation  of  tbe  Sed-festivals ')  .shows  elearly  tbat  tbe 
3ll  year  pei-iod  Ix'gan  with  some  ceremony  of  tbe  crownprince,  when  he 
was  proclaimed  as  such.  Now  Ramses  II.  celebrated  his  first  Sed-fe.stival 
in  the  30th  year  of  his  reign,  showing  that  bis  acknowledgement  as  crown- 
prince was  practically  coutemporaneous  with  his  accession.  Such  a  late  cele- 
bration,    as  Skthe  showed,    occurred    in   the  cases   of  certain   kings,    »weil  sie 


')  Tliis  is  rendered  uiore  probable  by  the  well  known  fact  tliat  already  in  Ramses  fiftli 
year,  bis  sons  aceompany  him  in  battle. 

')  Misrepresentations  of  Ramses  II.  are  of  coui'se  common  eiionsli;  the  aifiinnent  here  tiirns 
upon   the  niotive  of  this  particular  fraud. 

>)    ÄZ.  1898,  S.  64  — 65  Note  3. 


1.S99.]  J.  H.  Breastkd:    Kainses  II.  aiid  tlie  Princes,  &c.  139 

entweder  nicht  vorher  zur  Thronfolge  bestimmt  waren  (so  Neferkerc-Phiops 
und  Tliutmosis  III.)  oder  noch  nidit  da.s  zu  der  Ceremonie  erforderliclie  Alter 
erreicht  liatten  (so  wohl  Ramses  II.  und  Ramses  III.)«.  In  the  cases  of  Neferkere- 
Phiojis  and  Thutmoso  III.  another  hrother')  stood  in  the  way  until  the  accession. 
It  can  hardly  he  douhted  now,  that  this  same  reason  explains  the  late  cele- 
hration  of  Ramses'  Sed-festival").  The  l^tf  "f  Seti's  Kariiak  reliefs  stood 
in  Ramses'  way  until  his  very  accession').  If  this  eider  brother  really  reached 
the  throne  for  a  brief  period,  the  incident  would  then  exactly  repeat  the 
succession:  Pepi  I.  -  Metusuphis-Pepi  IL  Of  such  an  ephcmeral  reign,  no  trace 
has   reaclied  us,   unless   we   find   it  in   the  Aigyptos-Danaos   tale*). 

There  is  no  doubt  that,  a  careful  examination  of  Seti's  reliefs  in  the 
original  stone  would  throw  much  more  light  on  the  relation  of  the  princes' 
figures  and  perhaps  of  the  princes  thcmselves.  Unfortunately  a  carefully  col- 
lated  publication  of  these   reliefs   does  not  exist°). 


')  Tliere  is  of  coiirse  .soine  uncei'tainty  what  the  relationsliip  was  in  llie  case  ofT.  III..  Imt 
tliis  does  not  affect  the  result  as  concerns  the  hh-.td. 

^)  The  only  reniaining  cases  of  the  celebratioii  of  the  Sed-festival  in  the  30th  year  are 
those  of  Usertesen  I.,  Ramses  III.  and  Amenhotep  III.  Is  it  not  probable,  tliat  age  had  nothing 
to  do  with  a  prince's  eligibility  to  be  proclaimed  crownprince,  biit  that  also  here  some  one  eise 
stood  in  the  way,  who   eventually  did  not  succeed  to  the  throne;' 

^)  This  alone  is  a  demonstration  of  the  untnith  of  the  representations  in  the  Abydos  in- 
scription  according  to  whicli  Ramses  was  crowned  while  a  lad  by  his  father  (Abydos  inscr. 
II.  4.5  —  46). 

■•)  Such  a  brief  reign,  would  explain  liow  Seti's  eldest  son  obtained  the  power  and  oppor- 
tnnity  to  insert  his  own  figure  in   his  father's  reliefs. 

^)    That  of  GuiEYSSE  (Rec.  XI),   which   purports  to  be  an  exhaustive  collation  of  the  te.rtK  by 

«     I         «     I  _gf3i 
nieans  of  |)h(itograj)hs  is  exceedinglv  ineorreet.     Krrors  like  the  Omission  of  (<^*  in   (C^-j      I      ^^^'"^ 

(j).  59)  abound,  lines  are  numbered  incorrectly  and  the  like.  This  occasions  no  wonder  if  one 
notes  that  the  texts  were  not  understood,  a  fact  which  is  clear  from  such  translations  as:   .il  est 

alle   au   ]iays  de  Tennou    et    (Ta  niis)    en    affaiblissement"    for    the    line:    J\\r>J\  °       '    yJ^  | 

l^/^^  v^ «  -n        Q  I 

V\  i^  I  (p.  72).      The  independent  value   of  the  old   large   publications   also,    is   clearly 

d<iubtful  in  places  e.  g.  Champ.,  Mon.  290  1  1.  7  end  shows  a  lacuna,  which  naturally  appears  in 
Ros.,  Mon.  stör.  47  2:  and  has  been  copied  in  LD.  111,  1260,  and  doubtless  from  the  same  Ms. 
soiu'ce  in  Champ.,  Not.  descr.  11  86;  altliough  the  cast  shows  there  is  no  lacuna  there.  This  is 
ajiart  iVoni  the  numerous  inaccuracies  in  costume.   physiognouiy  and  the  like. 


Zpitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVII.  Band. 


140  F.  V.  Oei-ele:    Medicinisclie  Realit'ii   zu   I'M|iyrus  Brigsch.         [XXXVII.  Band. 


Medicinische  Realien  zu  Papyrus  Brugsch  major  13,  3  bis  13,  6 

=  Peritonitis. 
^\^n  Baron  Oefele. 

llEiNKiCH  Schäfer  liat  in  seiner  Dissertation  vom  Jahre  1892  diesen  Abschnitt 
transscribirt  und  auf  die  zugehörigen  Scholien  im  Papyrus  Ebers  hingewiesen. 
Ich  lege  diese  Arbeit  zu  Grunde  und  weiche  wesentlich  nur  in  der  Lesung  des 
letzten  Wortes  der   (>.  Zeile   ab,   indem   ich    T  9 1    statt     X  v  /-,  lese. 

Für  die  Deutung  des  AV)Schnittes  ist  der  erste  Satz  der  Zeile  4  bestim- 
mend, dals  dem  Patienten  die  Decken  zur  Last  werden.  Es  ist  dies  medicinisch 
ein  sogenanntes  pathognomisches  Symptom,  das  luu-  bei  einer  Erkrankung  vor- 
kommt und  somit  jede  Möglichkeit  einer  zweiten  oder  dritten  Diagnose,  welche 
dirt'erential  aucli  noch  in  Betracht  käme,  aus.schliefst.  Es  kann  sich  nur  um 
Peritonitis  (Bauchfellentzündung)  handeln,  wobei  es  hier  einstweilen  aufser  Be- 
tracht bleiben  soll,  ob  primären  oder  secundären  Charakters,  und  zwar  um 
acut<'  Peritonitis.  Ich  will  aus  dem  Handbuch  der  Pathologie  und  Therapie 
von  EicHHORST  hier  stets  die  parallelen  Sätze  in  moderner  Darstellung  als  Beleg 
anführen.  Zu  dem  pathognomischen  Symptome  Eichhorst:  »Kaum  sind  die 
Patienten  im  Stande,  den  Druck  einer  leichten  Bettdecke,  eines  verordneten 
Kataplasmas  und  selbst  des  Hemdes  zu  ertragen«.     Nun  zum  Text  von  Anfang 

""=  fl^I^'^'^^l3iP^fl^T?^T^i  Eichhorst:  »Unter 
den  manifesten  Symptomen  nimmt  der  Schmerz  eine  hervorragende  Rolle  ein. 
Bald  verlegen  ihn  die  Kranken  an  eine  ganz  bestimmte  Stelle  des  Abdomens, 
am  häufigsten  in  die  Nabelgegend  I  ,  |  ?),  bald  wird  das  ganze  Abdomen  als 
schmerzhaft  angegeT)en.  Die  leiseste  Berührung  ruft  die  heftigsten  Schmerzen 
hei-vor,  so  dafs  die  Kranken  meist  tlehentlich  bitten,  eine  Betastung  der  Bauch- 
decken  zu  unterlassen«. 

H   V  ^v  V '1   Eichhorst:    »Fast   immer    ist  bei   diftuser    acuter  Peri- 

tonitis die  Köri)ertemperatur  erhöiit.  Alieiidtem])eraturen  von  40°  C.  und  dar- 
über .sind  nichts   Ungewöhnliches«. 

'^-A  (vagari?)  Eichhor.st:  »Auch  ist  der  hohe  Stand  des  Diaphragmas 
an  der  abnormen  Lage  des  Herzens  kenntlich.  Der  Spitzenstofs  des  Herzens 
kann  bis  in  den  dritten  Intercostalraum  und  um  mehrere  Centimeter  nach  aus- 
wärts von  der  linken  Mamillarlinie  verschoben  sein.  Meist  ist  die  Herzbewegung 
in   mehreren   Intercostalräumen   auffällig  deutlich   sichtbar«. 


1S!I9.]  F".  V.  Oei-ei.k:    Medicinisclie  Kealieii  zu  Papynis  Brit.sch.  141 

I]  %>  %  ^^^^  1 ' '  I  j!  P  ^  ^  ^^  ^^*'  ^^^  pathognomisches  Symptom  be- 
sprochen,  und  schliefst  sich  daran   der  folgende  Satz  als  Detailmalerei:    _fu.  ^ 

s  1  ]  ^^  ^~wv^  g7\  ^^  Ek'hhokst:  "Die  suhjectiven  Klagen  beziehen  sich 
meist  auf  (Angegebenes)   und   unstillliaren    Durst«. 

%>t"^|=^  fl^^^=_  Eichhorst:  »Die  Zunge  ist  in  der  Regel  grau- 
Aveifs  oder  bräunlich  belegt.  Bei  manchen  Kranken  stellt  sich  sehr  unan- 
genehmer, zuweilen   fast  faecaler  Foetor  ex   orc  ein«. 

^"^  "^  '^,  ZS"^,  D^IÄ  etc.  Eichhorst:  »Fast  olnie  Ausnahme  stellt  .sicli 
bei  Peritonitis  Erbrechen  ein.  Es  kommen  Anfangs  die  geno.ssenen  S^iei-sen 
nach  aufsen,  .späterhin  wird  das  Erbrochene  gallig-gelb  oder  grünlich.  lauch- 
oder  grünspanartig:  vomiriis  aeruginosus  s.  herbacous«.  Letzteres  .sclieint  nur 
eine  treffliche  Übersetzung  der  Beschreibung  durch   M(](]         9i — i   "^^O'- 

ziehe  das  Bild  aut  den  verhungerten  oder  erscliö[)ften  Wanderer,  welcher  am 
Strafsenrand  stirbt.  Eichhorst:  »Die  Augen  bekommen  einen  gläsernen  und 
stieren  Ausdruck;  sie  .sind  tief  in  die  Augenhöhlen  zurückgesunken  und  von 
blaugrünen  Schatten  umrahmt.  Das  Gesicht  verliert  selir  schnell  seine  Völle 
und  Rundiuig,  so  dafs  die  Backenknochen  .spitz  hervortreten  und  ei)en.so  aucji 
die  Nase  spitz  hervors]'>ringt.  Oft  sprechen  die  Krank<'ii  nur  mit  Flüster- 
stimme « . 

,-'  O  Eichhor.st:  »Der  Harn  wird  gewöhnlich  spärlich  gelas.sen.  Zu- 
weilen  machen  sich  Störungen  bei  der  Harnentleerung  bemerkbar.  Die  Patien- 
ten empfinden  Harndrang  oder  klagen  über  Schmerz  beim  Harnlassen  oder  sind 
nicht   im   Stande,   den   Harn   zu   entleeren«. 

Hierauf  folgt  die  Diagnose.  Am  Schlüsse  derselben,  noch  vor  der  The- 
rapie, i.st  der  Zusatz  gemacht:  fj  <=-^  j  ^(]  ^  ^  ^^f  ]^,  ^  ,<''• 
Eichhorst:  »Der  Stuhl  ist  meist  angehalten;  nur  zu  Anfang  der  Krankheit  lie- 
stehen   nicht  selten    Durchfälle«. 

Zur  Begründung  der  vorstehenden  Gleich.setzungen  wird  es  genügen,  wenn 
ich  noch  anfüge,  dafs  aufser  dem  Athemtypus,  den  Befunden,  welche  Anscul- 
tation  und  Percussion  sowie  chemische  Untersuchungsmethoden  ergeben,  in 
dieser  Beschreibung  alle  von  Eichhor-st  angeführten  wesentlichen  Erscheinun- 
gen bei  Peritonitis  aufgeführt  sind.  Die  lexikalischen  Consequenzen  daraus 
zu  ziehen  wird  den  Lesern,  als  Philologen  von  Fach,  leichter  fallen  als  mir, 
einem   Arzte. 

19* 


142  F.  V.  Oefele:   Medicinische  Realien  zu  Papyrus  Brugsch.         [XXXVll.  Band. 


Zum  Verständnifs  der  rotlien  Überschrift  und  der  Diagnose  möchte  ich 
auf  das  Vicariiren   von   fTl'^.  J  V^    "'"'     V  hinweisen.      In  Ersterem 

niöclite  ich  darum  nicht  irgend  eine  Specification  des  Begriffes  der  Therapie, 
sondern  g^fefic  pejor,  deterior  wiederfinden  und  mit  Vbel  übersetzen.  Dann  er- 
gäbe die  Überschrift:  ^Xest  des  hitziyrn  Vbeh«.  Es  müfste  dies  also  dem  Ein- 
drucke entsprechen,  welclien  es  bei  einem  ägyptischen  Arzte  hervorrief,  wenn  ein 
an  Peritonitis  verstorbener  Patient  zur  Einbalsamirung  eröffnet  wurde.  Auch  hier 
möge  wieder  der  Sectionsbefund   im   einschhägigen  Theile-aus  Eichhorst  folgen. 

»Sehr  bald  verliert  die  Serosa  den  spiegelnden  Glanz  (des  gesunden  Zu- 
standes).  Sie  wird  trülic  und  gewinnt  das  Aussehen  einer  angehauchten  Glas- 
platte. Allmählich  überdeckt  sich  das  Peritoneum  mit  dünnen  tlorähnlichen 
Membranen,  welche  man  mit  der  Messerklinge  abschaben  und  abheben  kann, 
hn  weiteren  Verlaufe  werden  diese  häutigen  Auflagerungen  dicker  und  dicker. 
Dabei  büfsen  sie  die  Durchsichtigkeit  ein  und  gewinnen  eine  schwartenartige, 
gelbliche,  croupartige  Beschaffenheit.  Sie  stellen  ein  abnormes  Verklebungs- 
mittel  zwischen  den  einzelnen  Darmschlingen  oder  Baucheingeweiden  über- 
haupt dar.  •< 

Danacli    glaube    ich    in    Zeile  (i    ^  als  krankhaften  Überzug^)  über- 

setzen zu  dürfen,  so  dafs  die  Diagnose  lautet:  Sagen  sollst  du  ihm:  er  leidet  an 
Ä'^est  (-artiger  Verklebung)  krankhafter  Überzüge  im  Bauch  und  auf  der  Zunge. 
Seine  Magengegend  schmerzt.      Ich  icerdc  sie  behandeln. 

Noch  eine  Bemerkung  sei  gestattet.  Weim  Schäfer  Scholien  zu  dieser 
Stelle  nachweist,  in  welchen  ein  Wort  durch  ein  anderes  Wort  der  gleichen 
Sprache  erklärt  wird,  so  kann  es  sich  doch  wohl  nur  um  zwei  Dialekte  der- 
selben Sprache  handeln;  denn  ein  Terminus  technicus  kann  doch  nie  durch  ein 
einzelnes  Wort  der  Vulgärsprache  ersetzt  werden.  Wohl  aber  sind  Scholien 
dieser  Art  denkbar,  wenn  altsahidische  Texte  von  einem  altboheirischen  Arzte 
benutzt  wurden.  Denn  auch  der  Fortschritt  der  Sprache  von  Altägyptisch  zu 
Neuägyptisch  kann  nicht  weitgehend  genug  gewesen  sein,  um  Scholien  zu  recht- 
fertigen, zudem  ja  aucli  die  Scholien  sellist  noch  in  artikelloser  Sprache  abge- 
fafst  sind.  Auch  diese  Perspective  aus  medicinisclien  Texten,  wie  so  manches 
Andere,  ist  für  den  Philologen  verwertlibar,  wenn  die  Realien  der  medicinisclien 
Texte  sich  erklären  lassen.  Und  bei  der  Fülle  der  ägyptischen  medicinisclien 
Texte  wäre  intensive  Zusammenarbeit  eines  Philologen  mit  einem  Arzte,  aber 
nur  mit  einem  medico- historisch  geschulten  Arzte,  sicherlich  wissenschaftlich 
fruchtbar"). 


')    Griechisch  und  koptisch  =  4^u^a. 

■)    In  dem  Abschnitt  ö  %  '^    '  ^  "^  ^  Qi  P  ^  -^  '""  ^^^^  meiner  Sache  nicht  ganz 

sicher,  ob  nicht  acute  Lagmeränderung  des  Jhrzen.s  als  ein  einziges  Symptom  zu  übersetzen  ist. 


1S99. 


JMiscellen. 


143 


Miscellen. 

L'surpirte  Grundsteinbeigaben.  —  Auf  einer  Reihe  von  Gnindsteinlx'i- 
gaben,  die  im  Kairener  Museum  aufbewahrt  werden,  zeigt  sich  die  merkwürdige 
Thatsache ,  dafs  die  Inschrift  darauf  nicht  ursprünglich ,  sondern  über  oder  neben 
eine  ältere,  getilgte  gesetzt  ist.  Bisher  konnte  dies  an  folgenden  Stücken  nach- 
gewiesen w^erden: 

Nr.  16007,  Alabastergefafs  aus  den  Grundsteinbeigaben  des  Terrassentempels 
der  Hat-sepsowet  (Der-el-bahri,  1895,  Eg.  expl.  f.).     Rechts  neben  der  blau  aus- 


gemalten Verticalzeile : 


MlMXi, 


die  Spur  einer  ea.  3x5  cm 


grofs  gewesenen  Inschrift,  die  sorgfältig  getilgt  ist,  so  dafs  nur  von  der  untersten 
Horizontalzeile  noch  die  folgenden  in  einfachen  Linien  eingekratzten  Zeichen 
zu  sehen  sind: 


Nr.  16029,    desgl.    aus    dem  Tempel  Amenophis'  II.   auf  der  Westseite   von 
Theben  (1895/96,  Eg.  expl.  f.).     Links  neben  und  unter  der  mit  schwarzer  Farbe 

aufgeschriebenen  Inschrift:    |  T(o  |    ^    IAt')  ^^^^  Reste  einer  in  vertieften  Hiero- 
glyphen  ausgeführten   älteren,   von   der  noch   Folgendes  sichtl)ar  ist: 


1J       k 

il 


Mi 


im 
1 1 1 1 


was   leicht   wie   folgt  zu   erefuizcn    ist: 


1   ^ 

^^      If  (  Name   des 
düiiü     III  I 


d.  h.    »als  der  von   Amon  geliebte  gute  Gott  König  N.  N.  den  Strick  im  Tempel 
so  und  so  .spannte«,   d.  h.   den  Tempelgrundriss  abschnürte. 


')    Andere  Stücke  desselben   Fundes  haben  iiüch  (1  ''"^3^   hinter  dem   KöniKsnamen 


144  -Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

Das  Gefäfs  war  geborsten  und  am  Rande  stark  beschädigt,  es  ist  im  Alter- 
tlium  sclion  mit  einer  braunen   Masse  geflickt  worden. 

Nr.  16087,  desgl.  aus  Abydos  (s.  Mar.,  Cat.  d"Ab.  Nr.  14()4).  Link.s  neben 
der  a.  a.  0.  veröffentlichten  Inschrift  des  Königs  Teti  .sind  schwache  Spuren 
einer  älteren  erlialten.  Man  kann  nur  einen  Theil  der  Wespe  des  Königstitels 
und  eine   Hälfte   der  Grenzlinie   des  Königsringes   erkennen. 

Nr.  l()08fi,  desgl.  angeblich  aus  Bersche.  Die  Inschrift  des  N-woser-Re<^ 
scheint  über  einer  älteren  zu  stehen,  von  der  noch  ein  Tlieil  des  über  dem 
Königsnamen  stehenden   *^.    erhalten  ist. 

Von  den  letzten  beiden  Nummern  ist  mangels  Angabe  von  Fundumständen 
nicht  sicher  zu  sagen,  ob  sie  Grundsteinbeigaben  sind.  Nach  Form  und  Auf- 
schrift der  Gefafse  würde  icli   sie  aber  dafür  halten. 

Nr.  16032,  Alabasterstückchen  in  Form  einer  geschlossenen  Muschel  aas 
den  Grundsteinbeigaben  eines  Tempels  Amenophis'  II.  (El  Kab  1896  97,  Eg.  res. 
acc).  Das  blau  ausgeführte  Königsschild  [o|  ^  1  steht  ütier  einer  getilgten 
Inschrift,   deren  Reste  am   oberen   Ende   des  Schildes  noch   zu   sehen   sind. 

Nr.  16034,  Alabastermodell  einer  Thürangel(?)  oder  eines  Drillbohrer- 
kopfes(??)  aus  den  Grundsteinbeigaben  eines  Tempels  Thutmosis'  III.  (El  Kab 
1896/97,  Eg.  res.  acc).  Der  aufsen  auf  das  Stück  in  blau  ausgefüllten  Hiero- 
glyphen geschriebene  Name  ]  T  m  t^^  ^  j  At"  scheint  über  einer  getilgten  Iii- 
schrifl  zu  stehen.  Sicher  sind  Reste  einer  schwarz  geschriebenen  Inschrift 
nlfo^il  auf  dem  Rande  der  flachen  Seite  des  Stückes  erhalten. 


Die  hier  constatirte  Usurpirung  von  Grundsteinbeigaben  hat  sich  bisher 
nur  auf  Alabastergegenständen  nachweisen  lassen.  Auf  Holzmodellen  von  Werk- 
zeugen konnte  dergleichen  nicht  beobachtet  werden.  Vielleicht  waren  diese  zu 
billig,  als  dafs  eine  Usurpirung  lohnte,  oder  man  konnte  die  alte  Inschrift  so 
radical  tilgen,  dafs  ihre  Stelle  uns  heute  entgeht.  Dafs  wir  auf  den  Metall- 
theilen  derselben  Werkzeuge  solche  Usurpinuig  nicht  finden,  ist  wegen  der 
Schwierigkeit  der  Ersetzung  der  Inschriften  darauf  ganz  begreiflich.  Die  Metall- 
theile  mufsten  eben  bei  der  Usurpirung  eines  Grundsteins  neu  hergestellt  werden. 

Die  Erklärung  der  oben  aufgezählten  Thatsachen  kann  nur  die  sein,  dafs 
bei  einem  Wiederaufbau  der  fi'aglichen  Tempel  die  alten  (irundsteinbeigabcn 
unter  den  Fundamenten  aufge.suclit  und  unter  Tilgung  des  darauf  befiiuUichcM 
Namens  des  Gründers  oder  früheren  Wiederherstellers  zu  Documenten  mit  dein 
Namen  des  regierenden  Königs  umgewandelt  wurden.  Ein  weiterer  Schlufs 
ist  der,  dafs  der  Tempel  von  Der-el-bahri  nicht  von  Hat-sepsowet ,  der  so- 
genannte Tempel  Amenophis'  II.  auf  der  Westseite  von  Theben  nicht  von  diesem 
Könige,  und  dafs  die  betreffenden  Tempel  von  El  Kab  nicht  von  Amenophis  II. 
und  Thutmosis  III.  ursprünglich  angelegt  worden  sind,  sondern  nur  an  Stelle 
von  älteren,  schon  bestehenden  Heiligthümern  durch  diese  Herrscher  wieder- 
hergestellt worden   sind,   allerdings   von   Grund   aus.  Ludwig  Borcii.\rdt. 


1.^99.]  ]Miscellen.  145 

Bemerkung  zu  der  vorstehenden  Miscelle.  —  Cf.  the  Avell  known 
Assyrinii  and  Babylonian  inscriptioiis  cursing'  the  future  priiice  who,  in  restoring 
a  templc,  shall  erase  tlio  name  of  the  buihler  t'rom  the  fouiidation  stones  and 
set  his  own  name  in  its  place.  On  tlie  other  liand,  restorers  of  teini)les  often 
Claim  to  have  presei-ved  the  foundation  doposits  of  the  buihh'r  and  of  tlie 
previou.s  restorers  and  to  have  returned  them  to  their  okl  places  togetlier  -with 
their  own  deposits.  See,  for  example,  the  inscription  of  Tiglatli-Pileser  I  froui 
the  founthition  of  the  Temple  of  Ashur  at  Karat-Sherkat,  CoL  VIII  1.47,  fi3  ff., 
»KeiUnschriftHche  Bibliothek«  I.  S.  47 — 48,  and  the  inscriptions  of  Nabonidu.s, 
1.  c.  III.   2ndpart,   pp.  80  — 93   and    106—107.  Reisner. 

Das  Wort  "^ ^(j  \i^-—  Deveria,  Pap.  Jud. Turin.  IV,  1  2  (Memoires II, 

p.  244),   bemerkt  zu   dem   Satz :   -^  e  ^^  <:^  ^"^(j  (5 1  _^  ^(|  S  ^.^  J  "^  °  ö 

X       s 
^j^-  rq>jiii  =  peK,  p*wK,  pi^Ki  m  declinare,  avertere,  recusare,  renuere  etc.    Le 

Papyrus   no.  3148   col.  5   au   Louvre  contient  cette  phrase  relative  au  c(i>ur: 


^       ,    »f  K^ü  v>    A   vJi    "tu   es    dans    mon    sein,    ne    te  detourne 

pas  de  moi«.  Er  sieht  also  in  rq/jw  eine  Variante  von  dem  sonst  immer  ;•(// 
gescliriebenen  Worte,  das,  soviel  ich  sehe,  stets  das  Determinativ  ^-r-^a  liei  sieh 
hat,   niemals  aber   ^. 

Das  ist  dann  in  die  Wörterbücher  von  Pierret  und  Levi  übergegangen, 
und  auch  Erman  scheint  in  der  Neuägyptischen  Grammatik  diese  Auffassung 
zu   theilen   (S.  162). 

Allein  die  Varianten  zu  der  angefiihrten  Stelle  in  (^ap.  27  des  Todtenbuchs, 
die  Deveria  unbeachtet  liefs,  zeigen,  dafs  der  Text  an  dieser  Stelle  augen- 
scheinlich  an   zwei  Stellen   verderl)t    ist   und   man  vielmehr  zu  lesen  hat:  juk  ni 

htj,  '^    /,   v;zr=«<r=>W   (Z.  4  —  ö    ed.  Lepsius,   vergl.    Z.  (>    Pap.  Any). 


J\ 


Damit   wird  Deveria's  Argument  erschüttert. 

Soviel  ich  sehe,  blieb  das  Wort  aber  cItto.^  Xe'yo\x£vov,  bis  uns  der  soeben  von 
GoLENisciiEFF  herausgegebene   Papyrus   seine  wahre  Natur  zeigte.    Wir  lesen  da: 


146  Miscellen.  [XXXVII.  Band. 

Aus  diesen  Beispielen  ergiebt  sicli  mit  Sicherheit,  dafs  q?jw  eine  Conjunction 
ist  mit  der  Bedeutung  »bei,  vor,  zu»,  die  in  allen  vorliegenden  Fällen  mit  der 
» Praeposition «    wj^   verbunden  ist. 

Was  ist  dann  aber  <=:>  qijw"^  Schwerlieh  etwas  Anderes  als  einer  der 
zaldreielien  mit  der  »Praeposition«  <:=>  zusammengesetzten  Ausdrücke,  über 
die  Brugsch,   Grammatik  S.  231,   den   besten  Überblick  giebt. 

Was  q!jw  ursprünglich  ist,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Den  oben  aus 
dem  Turiner  Papyrus  citirten  Satz  aber  müssen  wir,  glaube  ich,  so  übersetzen: 
»(er  Avard  gebracht,  weil  er  die  Reden  von  diesem  Hausvorsteher  hörte),  er 
war  boi  ihm  gewesen,  berichtete  sie  aber  nicht«.  Der  Sinn  scheint  mir  da- 
durch  nur  zu   gewinnen.  Fr.  W.  v.  Bissing. 


Weiteres  über  die  Art  der  Hinrichtung  im  alten  Ägypten.  — 
Die  von  Hrn.  Capart  auf"  S.  125  f.  des  vorjährigen  Bandes  dieser  Zeitschrift 
gebrachte  Notiz  über  die  Enthauptung  im  ägyptischen  Alterthume  findet  eine 
willkommene  Ergänzung  und  Bestätigung  durch  die  Stelle  Gen.  40,  1!),  wo 
Joseph  dem  Oberbäcker  des  Pharao  seine  Hinrichtung  weissagt:  ns  WiB  SO"' 
yy"'';y  ins  nbm  "X^bya  "TBSI,  »Er  wird  dein  Haupt  über  dir  wegnehmen  und 
dich  an  einen  Pfahl  hängen«.  Aus  der  Fortsetzung  des  genannten  Verses  geht 
übrigens  hervor,  dafs  der  Körper  nach  Vollzug  der  Strafe  noch  einige  Zeit  hin- 
durch am  Pfahle  hängen  blieb,  indem  »die  Vögel  des  Himmels  von  seinem 
Fleische  essen«  sollen.  In  Vers  21  wird  dann  diese  Strafe  kurzweg  als  »Hängen« 
bezeichnet. 

Eine  Reminiscenz  an  diese  Strafart  hat  uns  ferner,  Avie  icli  glaulie,  aucli 
Herodot  in  der  Erzählung  von  König  Rhampsinit  aufbewahrt;  Ich  meine  nämlich 
die  Stelle'),  wo  der  geköpfte  Leichnam  des  Schatzdiebes  öffentlich  zur  Schau 
ausgehängt  wird. 

Ob  nicht  auch  der  Ausdruck  djj  hr  tp  ht  des  Papyrus  Abbot  (5,  ())'■)  hiermit 
in  Verbindung  zu  bringen  wiire?  Man  könnte  allenfalls  \'ielleicht  an  ein  blol'ses 
An-den-Pranger-stellen    des    Übelthäters,    dem    Nase    und    Ohren  abgeschnitten 

worden  .sind,  denken.  Angesichts  der  Hieroglyphe  \%  neben  TOf  läfst  sich  ja 
ohnedies  vennuthen,  dafs  die  Strafe  des  Pfaliles  niclit  notli wendigerweise  mit 
der  Todesstrafe  verbunden  sein  mufste.  Franz  Freiherr  v.  Calice. 


')    Her.  II,  121.  1. 

*)    Bisher  nach  Erman's  Vorgang  (AZ.  1879,  S.  83  Amn.)  mit   »pl'ählcn»    übeisel/.t. 


1.^99.1  Erscliienene  Schrilteu.  147 


Erschienene  Schriften. 

B.  Apostülides.    Defense   de   rautlienticite    de  la  statue  de  Ivafra  (sie)  contre  les  attaciues  de  la 

critique  moderne.     Alexandrie  1900.    4.     11  SS. 
Collection   des   guides   Joanne:    Egypte.     Paris  (Hachette)  1900.     LII    und  629  SS.    8.  (mit 

7  Karten   und  104  Plänen).  —  Gänzlich   umgestaltete   Ausgabe  des   französischen    »Baedeker-. 

Der  Herausgeber  Georges  Benedite  hat  ausführliche  Einleitungen  gegeben;  die  arabischen 

Denkmäler  haben  in   Herz-Bey  einen  kundigen  Bearbeiter  gefunden. 
Bessarione,  Pubblicazione  periodica  di  studi  orientaH.     .\nno  H'.  (vol.  VI),   N.  37 — 4"2.    8.    Rom 

1899.     624  und  XLVIII  SS.  —  Nr.  37—38  enthält  u.  A.:  Le  liste  dei  Metropoliti  d' Abi.ssinia. 

—  Litaniae  Defunctorum  Copticae.  —  Lo  Scarabeo  onorario  di  una  regina  d'  Egitto  nel  Museo 

Egizio  Vaticano.     Nr.  41  —  42  enthält  u.  .\. :   Benigni,  Un   papiro  Copto-Greco,  inedito,  con 

frammenti  biblici. 
E..\.  Wallis  Budge,   On    the    Orientation    of  the    Pyramids    and  Temples    in    tlie  Sudan.     Com- 

municated    by    Prof.    Sir    Norman   Lockyer   (Proceedings    of    the    Royal    Society.    Vol.  65. 

Ni.  420.  S.  333—349). 
■lean   f'ledat,    Fragment   d'une  version   copte    de  l'apocalypse  de  Saint -Jean  (Revue  de  l'Orient 

chretien.     .\nnee  4  (1899).     S.  263 — 279).     [Ms.  copte  no.  4  du  Musee  du  Louvre.] 
F.  Daressy,    Fouilles   de    Deir  el  Bircheh    (nov.-dec.  1897).   —  Rapport  .sur  el  Yaouta  (Fayouni). 

Kairo  1898.    31  SS. 

—  — .   Deux  vases  gradues  du  musee  de  Gizeh  (Bulletin  de  l'Institut  eg\'ptien  1897). 

—  ' — .   Vase  gradue  egyptien  du  musee  du  Louvre  (ebenda  1898). 

—  — ,   Exploration  archeologique  de  la  montagne  d'Ab^'dos  (Bulletin  de  l'Instit.  egypt.  1899  p.  27911'.). 
Georg   Ebers,   Ägyptische    Studien    und  Verwandtes    zu  seinem  Andenken  gesammelt.     Mit  dem 

Bildnifs  des  Verfassers  nach  dem  Gemälde  von  Franz  v.  Lenbach.    Stuttgart  (Deutsche  V^erlags- 

anstalt)  1900.    8.    IX  und  517  SS.  —  Dabei  ein  Verzeichnifs  seiner  Schriften. 
Ad.  Erman  und  Fr.  Krebs,    .\us  den  Papyrus  der  Königl.  Museen.     Berlin    (Spemann)    1899.  8. 

291  SS.  und  24  Taff.   —   Aus  der  Reihe    der   populären   «Handbücher  der  Königl.  Museen  zu 

Berlin.     Enthält  Übersetzungen   imd  Erläuterungen  der   intere.s.santesten   Papyrus  aller  Zeiten. 

die  sich   in  der  Berliner  Sammlung  befinden. 
Egypt    Exploration    Fund,      .\rchffiological    rejjort    1898  —  1899.      Edited   by  F.  LI.  G  riffith. 

London  1899.    63  SS.    4. 
F.  G.  Fleay,    Egyptian    chronology.     An    atteinpt    to  conciliate  the  ancient  scliemcs  and   to  educe 

a   rational  System.    8.    London  1899,  David  Nutt.     XIV  und  167  SS. 
L.  Fonck,  Streifzüge    durch    die   biblische  Flora.     Freiburg  (Herder)   1900  (=  Biblische  Studien, 

herausgeg.  von    O.  Bardenhewer,  V  1).    8.    Xl\'  und  167  S.S.  —  Darin    auch    manches   für 

die  Aegyptologie  Interessante. 
.\dolf  J  acoby,   Ein    neues    Evangelienfragment.     Strafsburg    (Trübner)   1900.    8.    55  SS.    4  Taif. 
Oscar  v.Lemm,    Eine    dem    Dionysius    .\reopagita   zugeschriebene    Schrift  in  koptischer  Sprache 

(Bulletin    de  l'.\cad.    Impei-.    des    Sciences    de   .St- Petcrsbourg,    März   1900.     Hd.  XII.     Nr.  3. 

S.  267—306). 

—  — .  Sahidische  Bruchstücke  der  Legende  von   Cyprian   von  Antiochien  (aus  Mem.  de  l'academie 

de  St-Petersbourg  1899).    90  SS.    4. 
William  P.  P.  Longfellow,    The  f'olumn    and  The  .Vrch.  Essays  on    architectural    history,  with 

illustrations.     London    (Sampson   Low.  Marston    and    Company)    1899.    8.  —    Darin  S.  1 — 18: 

The    Lotus    Column.     Im    Wesentlichen    Besprechung    der    Ergebnisse   der   Monographie    von 

Georges   Foucart. 
Victor  Loret,  Le-s  tombeaiix  de  Thoutmes  III  et  d"Ameno])his  II  et  la  cachette  royale  de  Biban- 

el-molouk.     Le  Caire  1899  (aus  dem  Bulletin  de  l'Institut  egyptien).    8.    24  SS.    15  Taff. 

Zeits,-hr.  f.  Ägj-pt.  Spr..  ,\XXV1I.  Band.     ISW.  20 


148  Erschienene  Seln-iften.  |XXXV1I.  Bniid.    189'.».] 

Or.  Marucchi,  La  biografia  di  un  personaggio  politico  dell' antico  Egitto  scritta  sopra  la  sua 
statiia  nel  Museo  egi/.io  Vaticano  (aus  Bessarione  1898).  —  Neue  Pnhlication  der  "Naopho- 
ren  Statue-. 

—  — ,  Lo  scarabeo  onorario  di  una  regina  d' Egitto  nel  Museo  egizio  Vaticano  (aus  Bessarione  1899). 
G.  Maspero.  Une  stele  de  Nectanebo  II  (Coniptes  rendus  de  l'Acadeniie  des  Inscr.  1899.  p.  79311'.). 
Georg  Möller,  Über  die  in  einem    späthieratischen  Papyrus  des  BeHiner  Museums    entlialtenen 

P}Taniidentexte.     Berlin.  1900.  4.  54  SS.    (Inauguraldissertation). 
AV.  Max  Müller,  Studien  zur  vorderasiatischen  Geschichte  II    (Die  Urheiniath  der  Philister.     Der 

Papyrus  Golenischei'f.     Die  Chronologie  der  Philistereinwanderung).     Berlin  (AVolf  Peiser) 

1900.  8.  42  SS.  2  Taft'.  (Mittheil,  der  Vorderasiat.  Gesellsch.  1900,  1). 
J.  Oppert,  Illusions  et  deceptions  chronologiques  (Revue  archeologique  1900.  I   p.  4  11'.). 
W.  M.  Flinders  Petrie,  Denderah  1898.    With  Chapters   by  Griffith,  Gladstone  and  Old- 

field  Thomas.     London  1900.    4.    74  SS.  und  78  Taft".  (17th    memoir   of  the    Egypt    explo- 

ration  fimd). 
F.  G.  Hilton  Price,  Notes  upon  some  predynastic  and  early  dynastic  antiquities  froui   Egypt  in 

the  writers  collection  (Archaeologia  L\T  ,  p.  .'?37 — 350). 

F.  Oefele,    Nagana    vor    drei-    bis    viertausend    Jahren    (Deutsche   Thierärztliche  Wochenschrift 

1899,  Nr.  37). 

—  — ,  Materialien  zu  einer  Geschichte  der  Pharaonenmedicin.    V.  Pneumalehre  (Wiener  Klinische 

Wochenschrift  1899,  Nr.  47). 

—  — ,  Gonorrhoe  1350  vor  Christi  Geburt  (aus  Monatshefte  f.  Praktische  Dermatologie,  XXIX,  1899). 
E.  Schiaparelli,  La  configurazione  geografica  dell' alto  Egitto  in  relazione  collo  svolgimento  della 

sua  antica  civiltä  (aus  Cosmos  di  Guido  Cora,  Seriell,  XII,  p.  225 — 238). 

—  — ,  Di    un  vaso   fenicio    rinvenuto   in    una  tomba  della  necropoli  di  Tarquinii  (aus  Monumenti 

antichi  pubbl.  per  cura  della  R.  Accad.  dei  Lincei,  VIII,  1898).  —  Ein  phönicisches  Fayence- 

gefäfs,   dessen  hieroglyphische  Aufschrift  (  oTl— I  1  ^^  (  ^^^^    '^  iv^jw.  \  /\"T'  c^   Z^  uns  die 
Namen  des  Bokchoris  giebt. 
W.  Spiegelberg,   Eine  Vernmthung  über  den  Ursj)rung  des  Namens  rrr.^  (Zeitsein',  d.  Deutscheu 
Morgenl.  Gesellsch.  LIII,  S.  633  ff.). 

G.  Steindorff,    Die    Blüthezeit   des    Pharaouenreiches.     Bielefeld    (Velhageii  &   Klasing)   1900.    8. 

170  SS.    3  Taff.    140  Abb.  und  1  Karte. 
Turajeff,    Koptische   Ostraca   der    Sammlung    Golenischeff   (Russisch.     In  Bulletin  de   l'academie 

Imp.  des  Sciences  de  St-Petersbourg  1899,  Mai). 
Ägyptische  Urkunden    aus   den    Königl.  ]\Iuseen    zu    Berlin.  —  .Arabische   L'rkiindeii.     Heft  2. 

Berlin  1900. 


Lcipiig,  J.  C.  Hinricha'sclie  Bucliliandlung.  —  Verantwortl.  Rcdacteur  Prof.  Dr.  A.  Ermaii,  Berlin.  Slcylitz 
Hcrliii.  gedruckt  in  der  Reichsdruckerei. 


ZE1T8(11R1F1^ 


FÜR 


ÄGYPTISCHE  SPRACHE 


UND 


ALTER TUMSKUN  DE 


3I1T  UNTERSTÜTZUNG  DER  DEUTSCHEN  MORGENLANDISCHEN  GESELLSCHAFT 


HERAUSGEGEBEN  VON 


A.  ERMAN  UND  (i.  STEINDORFF 


ACHTUNDDREISSIGSTER  BAND 


r 


LEIPZIG, 
.1.  C.  HINRICHS'SCHE  BWOH HANDLUNG 

1 '.)()(! 


Inhnlt  des  88.  Bandes. 


Seite 

Bericht,  voiläuliger,  ülmr  die  Ausgiahiingen  liei  Ahusir  im  Winter  lS99/UKj(). 

I.  Borchardt ,  L.    Das  Re^-IIeiligtiini  des  Königs  Ne-vvoser-i-ef  (mit  1  Tafel  und  li  Al>bildung('ii)  .     .  !I4 

II.  Sc/iüfer,  IL    Versurlisgrabuiig  im  Tempel  der  Pyramide  des  Ivüiiigs  Neler-er-ke-n-f  (mit  1  Alihild.)  Uli 

Hieasted,  J.  II.    King  Harmhab  aiid  liis  Sakkara  Toinb  (mit   "J  Alibildnngcii) 47 

Kniian,  A.    Bilder  der  Jahreszeiten  (mit  1  Abbildung) 107 

—  Eine  Reise  nach  Pliönizien  im  11.  Jahrhundert  v.  Clir 1 

—  Gebete  eines  ungerecht  Verfolgten  und  andere  Ostiaka  aus  di'n  Ki'inigsgiäbern 19 

—  Geschichtliche  Inschriften  ans  dem  Berliner  Museum  (mit  )i  Abbildungen) 112 

—  Kupferringe  an  Tempelthoren ,'>:! 

und  Sc/uifer,  IL    Zwei  Rekrutenaushebungen  in  Abydos  aus  dem  mittleren  Reich  (mit  "J  Abbildungen)  -12 

-  und  Wikken,  U.    Die  Naukratisstele 127 

i'.rijßth,  F.  Li    The  Old  Coptic  Horoscoiie  of  ihe  Stohaht  Gollccli.)!!  (mit  ;{  Tafeln) 71 

—  The  Old  Coptic  magical  texts  of  Paris 8") 

Lange,  IL  O.  und  lyc/iäler,  IL      d      "Beeiäbnisnlat/.-    auf  Grabsteinen   des   mittleren   Reichs  ans  Abydos  109 

Lidzbarski,  M.    Zu  einigen   koptischen  Paiiyri 62 

l^e/il,  IC.    Une  lecture,   jus(|u'ici  inconnue,  du  signe   _/^ 56 

Sc/iack-Scharkenliur</,  IL    Der  Berliner  Papyrus  6619  (mit    1  Tafel) 1155 

—  Ein  Zusammenhang  zwischen   der  Sonnenlitanei  und  dem   Kaji.  47   der  Pyramidentexte 141 

Sc/mjh;  H.    Ein  Skarabäus  mit  der  1  A             -Formel  aus  der  Zeit  Anienophis'  IV.  (mit   1  Abbildimg)  4.') 

—  Zur  Inschrift  des  Taharka  aus  Tanis 51 

Seihe,  K.    Eine  bisher  unbeachtete   Bildinig  für  die  Ordinalzahlworte  im   Neuagyptischen 144 

—  Der  Name  der  Uberschwemnnnigsjahreszeit  (mit  2  Abliildungen) 11*3 

—  Der  Titel   "Richter.,  als  allgemeiner  Ehrentitel  (mit   1  .\bbildung) .'>4 

—  Kopti-sche  Etymologien 145 

—  1  lÄ  rJI    ^^"   1  '"'  Neuagyptischen 14.'! 

>lihidorJf,  G.    Eine  ägyptische   Liste  .syrischer  Sklaven  (mit  2  Abbildungen) 15 

-  Ein  kojjtischer  Grabstein 57 

Slmh,  ('.  IL     Über  die  Kleidung  der  ägyptischen  Täirzerirnicn   (mit  2  Abl)ildungciO 148 

Mi.scellen : 

Hissmj,  Fr.  W.  r,.    Das  Detejniinativ   ^    (mit  11  Abbildungen  und  Zusatzbcmi-rkung  V(m  C.  Molli-r)  150 

—  Zur  Geschichte  des  Kamels  (mit   1  .\bliildung) 68 

Ennun,  A.    Das  Lied   der  Sänftenträger 64 

—  I"/in   Unterstritzungsgesuch 151 

—  Teti  der  Kleine 150 

—  Wechsel  von /'  und  w 152 

Lorel,  V.    A  propos  des  obclisipies  de  Bcni'vent 67 

Xüldeke,  TL    Alaschia 152 

linMfn,  A.    .»«.'Aä-cca.  im  Ko])iischen 152 

Scliäfer,  H.      I  in  Reden  eines  (iottes  als  sulTix   1.  sing ...  65 

—  Zu  Herodot  III,  21 66 

Seihe,  K.    Zur  Datierung  der  Pyraniidentexte 64 

Erschienene  Schriften 69.  153 


Auoi.i   Kkman:   Eine  RL'i>L'  ii.  l'liöi.i/.i.ii  i.  1 1.  .lahih.  v.  Clir.    ]  X  \  Will.  I?;iiiil.  l'.tmt 


Eine  Reise  nach  Phönizien  im  11.  Jahrhundert  v.  Chr. 

\'()ii    Adoi.i-   Kkman. 

1  '(M-  Rcischerii'ht  des  TcnipclltcMintcn  Wen- Ainoii .  den  W.Goi.knischeff  vor  einer 
Reilio  von  Jalireii  iii  Ägypten  orwarli,  liegt  uns  jetzt  in  einer  vorläufigen  Ver- 
öftentlielnmg  seines  glüeklichen  Entdeckers  vor')  und  zeigt  sich  als  ein  kultur- 
geschichtliches Denkmal,  das  auch  unsere  hochgespannten  Erwartungen  noch 
üliertrill't.  Die  Üherset/.ung.  die  (ioi-ENiscuEFF  seiner  Ausgabe  heigegeben  hat, 
verdient  alles  Lob;  es  war  eine  schwere  Aufgabe,  diesen  Text  in  vulgärster 
Sprache  mit  all  den  lel)haften  Wechselreden  als  Erster  zu  interpretieren.  Natür- 
lich wird  aber  ein  anderer,  der  ja  die  erste  Arbeit  schon  gethan  vorfindet, 
hier  noch,  in  den  Einzelheiten  richtiger  übersetzen  und  damit  denn  doch  auch 
ein  anderes  Gesamtbild  gewinnen.  So  glaul)e  ich  nichts  Überth'issiges  zu 
thui..  wenn  icli  die  folgende  neue  Übertragung  hier  zum  Abdruck  bringe"). 
Ich  liatte  sie  atn  ').  April  d.  .1.  in  der  Berliner  Akademie  vorgelegt;  seither  ist 
aucli  von  W.  M.\x  Müller'')  eine  Ül)ersetzung  des  Papyrus  veröffentlicht  worden, 
die  mich  al)er  nur  an  einer  Stelle  (II  (il)  zu  einer  Änderung  der  meinen  be- 
wogen liat.  Im  ganzen  folgt  W.  Max  Müller  Golenlscheffs  InteriJretation,  vor 
allem  auch  darin,  dafs  er  wie  dieser  die  Ilaupterzählung  (von  I  x+  1  an)  noch 
in  Dor  in  der  Philistaea  spielen  läfst,  während  sie  augeiuscheinlich  an  dem 
Orte  sjiielt.  wohin  sich  eine  Reise  zum  Erwerbe  von  Hauholz  zunächst  richten 
inulste,  am  Fulse  des  Lil)anon.  in  Hy])los.  Ich  halte  dies  für  völlig  evident. 
Auch  das  als  III  l>ezeiclinete  Bruchstück,  das  Golehlscheff  als  den  Anfang 
einer  dritten  oder  vierten  Seite  ansieht,  glaube  ich  in  die  grofse  Lücke  der 
ersten  Seite  einreihen  zu  müssen^).  Bei  dic\sen  Änderungen  erklärt  sich  alles 
ungezwungen:  von  dem  allem,  was  nach  W.  M.\x  Miller  aus  dem  Papyrus 
für  die  Kultur  und  (beschichte  der  Philister  folgen  sollte.  bleil)t  freilich  nicht 
eben    viel   übrig. 

Für  Nichtägyptologen  bemerke  ich  noch,  dafs  die  in  unserem  Text  mehr- 
fach genannten  »Zakar«  (T/r)  uns  schon  aus  den  Inschriften  Ramses'  III.  als 
ein    raubendes  Barbarenvolk    bekannt   waren,   das   zusammen   mit  den    Philistern 

')    Rec.  de  Trav.  XXI  (auch  .sep.arat  ei-.scliieiien). 

'-)  Sie  beruht  iiui-  auf  Golenischefi-,s  hieroglyphischer  Traus.skiiptioii ,  die  aber,  wie  das 
von   ihm  mitgeteilte  Fak.siinile  des  Anfang.s  zeigt,  bis  auf  Kleinigkeiten   zuverläs.sig  ist. 

^)  Studien  zur  vorderasiatischen  Geschichte  II.  Die  Urheimat  der  Philister.  Der  I'ai)yrus 
Goi.KNiscHEKK.    Die  Chronologie  der  Philistereinwanderung  (Mitteil.  d.  \'orderasiat.  Gesellsch.  1900,  I). 

")  Nach  dem  Inhalt  mufs  ich  so  urteilen;  ob  es  dem  Original  gegenüber  materiell  möglich 
ist,  wird   uns   nur  Golenischeff  sagen   können. 

Zrite.-hr.  i:  Äuyi.l.  S|)r..  XXXVIll.  Kaii.l.      IWKI.  ^ 


Adolf  Erhan:  Eine  Reise  n.  Phönizien  i.  11.  Jalirh.  v.  Chr.       [XXXX'III.  Band 


(Prst),  den  okrs  und  Wss  Nordjialästina  und  Ägypten  angriff.  In  unserem  Reise- 
bericht (also  ein  Jalirliundert  s]);itiT)  treffen  wir  dieses  Volk  angesiedelt  und 
als  Besitzer  der  Stadt  Der  an.  die  sütllieh  von  der  Spitze  des  Karinel  am 
Meere  lag.  Sie  hatten  sieh  also  in  demselben  Laiidstrielie  festgesetzt  wi(^  ihre 
alten  Verbündeten ,  die  PInlister,  und  wenn  ihr  Name  für  das  alte  Testament 
verschollen  ist,  .so  werden  wir  annehmen  dürfen,  dafs  sie  sjiäter  ganz  mit 
diesen   verschmolzen    sind. 

Die  Zeit  des  Rei.seberichts  hat  Goleniscjieff  schon  bestinnnt:  der  Hohe- 
priester Ilrihor  ist  der  Priesterkönig  dieses  Namens,  und  der  Smendes  ist  der 
erste  König  der  tanitischen  Dynastie.  Aber  ich  möchte  noch  darauf  hinweisen, 
dafs  weder  der  eine  noch  der  andere  hier  irgend  einen  königlichen  Titel  führt; 
Hrihor  ist  einflich  der  Hohepriester  des  Amon,  Smendes  und  die  Frau  Tent- 
Amon')  sind  »die  Befehlshaber (?),  die  Amon  dem  Norden  seines  Landes  gegeben 
hat«,  daneben  existieren  noch  »andere  grofse  Fürsten«.  Das  macht  es  für 
mein  Gefühl  unwahrscheinlich,  das  Datum  des  »Jahres  ö«,  mit  dem  der  Papyrus 
beginnt,  auf  Hrihor  zu  beziehen;  es  wird  vielmehr  das  Jahr  des  letzten  Rames- 
siden  sein,  von  dem  wir  ja  ohnehin  angenommen  hahen,  dafs  er  nur  noch 
als  Schattenkönig  vuiter  Hrihor  regiert  habe.  Nur  einmal  ist  in  unserem  ganzen 
Texte  von  dem  regierenden  »Pharao«  die  Rede  und  auch  dies  geschieht  nur 
in  der  spöttischen  Bemerkung  eines  ägyptischen  Dieners  am  phönizischen  Hofe; 
es  könnte   wohl  eine   besondere   Bosheit  in  seiner  P>wähnung  liegen"). 

Dafs  der  Bericht  wirklich  so  erstattet  ist,  glaube  ich  auch^);  ich  möchte 
ihn  sogar  fiir  das  Original  oder  die  aktenmäfsige  Kopie  halten*)."  Den  Grund, 
weshalb  Wen -Amon  sich  so  ausführlich  über  seine  Reise  äulsert,  hat  W.  Max 
Müller  gewifs  richtig  dahin  angegeben,  dafs  er  sich  bei  dem  ungenügenden  Er- 
folge des  Unternehmens  rechtfertigen  wollte:  er  hatte  ja  lucht  viel  erreicht,  aber 
wie  sollte  er  auch  etwas  erreichen  ohne  genügendes  Geld,  ohne  Empfehlungs- 
briefe, ohne  Schiffe?  Denn  das  Götterbild,  das  man  ihm  zum  Reisegenossen 
mitgegeben  hatte  und  das  Heil  und  Segen  mit  sich  brachte,  hatte  dem  Bar- 
l)aren   wenig  Eindruck    gemacht  —  dem   wäre  vieles  Geld    lieber    gewesen  — , 


')  Diese  Mitregentin  des  Smendes  <^ilt  dem  Boten  des  Ili-ilior  oflenliar  als  eine  sehr  wichtige 
Person;  man  könnte  deid^eri,  dafs  sie  eine  an  Smendes  verheiratete  .\ngehörif;e  des  Hohenpriester- 
hauses  gewe-sen  .sei. 

*)  Dafs  die  Bemerkung  sehr  boshaft  sein  mufs,  sielit  man  (hiraus.  dafs  sie  aueh  dem  Piu'lni/.ier- 
fürsten  zu  stark  ist;  er  weist  den  Diener  zurecht. 

')  Icli  vermisse  in  dem  Berichte  nur  eins:  wie  unten  gezeigt,  iiat  Wen -Amon  dem  Fürsten 
von  Byblos  schliefslich  ein  Zahlungsversprechen  gemacht;  das  wird  aber  nicht  so  vag  gehalten 
gewe.sen  sein  wie  in  unserem  Text,  sondern  auf  eine  bestimmte  Sunun(!  gelautet  linlien.  Aber 
unser  Bericht  war  wold  nur  der  Generan)ericht  über  das  l'nternehmen;  daneben  wird  in  einem 
Spezialbericht  angezeigt  worden  sein,  wieviel  Holz  erworben  war  und  was  dafür  zu  zahlen   lihiO). 

*)  Die  Schreibfehler  und  Auslassungen,  die  nach  W.  .Max  Müller  diese  Annahme  nnmüs- 
lich  machen  sollen,  sind  nach  meinem  Gefühl  um  nichts  zahlreicher  als  in  jedem  ägyptischen  Text, 
denn  die  P'ortlassung  der  Präpositionen  darf  man  nicht  dazu  rechnen,  sie  zeigt  nur,  dafs  Wen- 
.\mon   kein  irelehrter  Schreiber  ist. 


1900.]  Adolf  Erman:   Kiiic  Reise  n.  Pliöni/.ieii  i.  1  1.  Jaliili.  v.  Ciir.  3 

und  auch  den  Hinweis  auf  Ägyptens  altes  Verhältnis  zu  seinem  Lande  hatte 
dieser  mir  mit  einem  Hinweis  aul'  die  Zahlun,i;-sialii,i;i<eit  iler  t'rüliereii  Pliaradiieii 
l>eant\vort(H.  Dazu  nocli  der  Diebstahl  in  Dor,  der  sehlechte  Wille  des  dortigen 
Fürsten  und  was  sonst  noch  an  Unglück  geschah  —  es  war  begreiflicii,  dal's 
eine  solche  Reise  keinen   glatten  Erfolg  ergeben   hatte. 

Es  ist  ja  natürlich  unmöglich,  nach  dreitausend  Jahren  noch  über  Recht 
und  Unrecht  in  einer  solchen  Sache  zu  urteilen,  aber  i<di  niöclite  doch  sagen, 
dal's  mir  Wen-Amons  Darstellung  nicht  unglaubwürdig  aussiclit;  er  liätt(!  sie 
ja  auch  nicht  so  abfassen  können,  wenn  nicht  der  Hauptpunkt,  seine  mangel- 
hafte Ausstattung,  ein  unleugbares  Faktum  gewesen  wäre.  Ist  dem  al)er  so, 
dann  giebt  uns  sein  Bericht  auch  ein  Bild  für  den  traurigen  Verfall  .\gyptens 
in   dieser  Zeit  der  staatlichen   Zerrüttung. 

Der  thebanische  Priesterstaat  hat  zwar  noch  die  Bedürfnisse  der  früJieren 
Jalirliunderte,  aber  keine  Mittel  melir,  um  sie  zu  befriedigen;  er  ist  verarmt 
und  ist  zudem  für  den  Verkehr  mit  dem  Auslande  auf  den  guten  Willen  des 
Deltafürsten  angewiesen.  Und  dieser  gute  Wille  reicht  eben  auch  nicht  allzu 
weit;  Smendes  entsendet  den  Gesaiulten  des  Amon  nicht  auf  einem  seiner  Haupt- 
schiffe, das  man  auch  in  Phönizien  als  das  seine  erkennen  würde,  sondern  setzt 
ilin  auf  das  Schiff  eines  fremden  Ka])itäns,  das  dem  Smendes  untergeben  sein 
mag,  das  aber  die  Phönizier  für  ein  [irivates  phönizisches  Schiff  ansehen  müssen 
und  das  nicht  einmal  seine  Rückkehr  abwartet.  Und  wie  traurig  steht  es  nun 
erst  mit  Agyiitens  Einflufs  im  heiligen  Lande;  seine  Vorherrschaft  ist  völlig 
dalnn.  und  nicht  ohne  Mitgefühl  lesen  wir,  wie  scluiöde  sich  der  arme  ägyptisclie 
Gesandte  von  den  dortigen  Dynasten  beliandeln  lassen  mufs.  Ägypten  hatte 
l)ei  diesen  wold  noch  seinen  Nimbus  als  das  Land  der  hölieren  Kultur  und 
Bildung  (wie  das  der  Fürst  von  Byblos  selbst  dem  W>n-Amon  versichert), 
aber  zu   fürchten    brauchte  man   es   nicht  melir. 

Ich  habe  geschwankt,  ol)  ich  dieser  Arbeit  eine  graunnatische  Skizze  dieses 
vulgärsten  aller  iieuägyptischen  Texte')  beigeben  sollte:  ich  habe  es  schliefslich 
unterlassen,  weil  ich  ohnehin  diese  Untersuchungen  in  gröfserem  Zusammen- 
hange aufnehmen  möclite.  Aber  auf  einige  Erscheinungen  mufs  ich  doch  hier 
kurz  hinweisen,   da  sie   meine  Übersetzung   vielfach   ]»estimmt   halx'u. 

Das  Pseudopartizip  ist  ])is  aufs  äufserste  reduziert:  es  l)esitzt  nur  noch 
die   B'ormen  sod/ii   und   sdoiiil,   deren    letztere   auch    für  die    1.  sg.    gilt. 

Wie  Sethe  nachgewiesen  hat"),  hat  das  Neuägyptische  die  emphatische 
Form  der  Konjugation  durch  die  Umschrei])uiig  mit  0^1'^^^'  <l''r  emphatisciien 
Form  von  eipe  ersetzt.  Der  Veifasser  unseres  Textes  benutzt  diese  Form  mit 
besonderer  Vorliebe,   manchmal   schon    fast    wie   ein   i^qcoT.w. 


')     .Nur  die  »Maxiine.s  crAiiii-    koiiimei]   iliiii   uicieh.  deren  nahe  Verwaiidtscliul't   aueh  Chii.kni- 
.SCHKIF   mit    licclil.  liei-\()i-liel>t. 

-)    Skthe,    Das   Ägyptiselie  Verliiuii   11.   ^ -inG.  :!5n. 


4  Adolf  Eruan:  Eine  Reise  n.  Phönizien  i.  11.  Jahrh.  v.  Chr.       [XXXVIII.  Band. 

Irli  halte  frülipr  .schon')  darauf  liiiiiivwioscn,  dals  stark  vuloäre  Hand- 
.schril'ton  häufig-  die  Präpositionen  ti,  c  und  g^i  sowie  das  genetivisclie  R  un- 
liezeielmet  lassen.  Der  Schreiher  unseres  Papyrus  geht  darin  so  weit,  wie  icli 
es   nur   nocli    hei   dem   der  Maxinies   d'Anii    kenne: 

i]r  unterdrückt  (his  y  in  der  mit  dem  Infinitiv  /.usanimengesetzten  Verhal- 
Ibrni  ausnalinislos.  Er  unterdrückt  es  auch  sonst  vor  dem  Infinitiv  (Ix +10; 
II  :i  2.").  -M).  47.  (U.  Cü). 

Er  unterdrückt  sogar  <=>  im   P'uturum   (II  3S). 

Er  unterdrückt  <^  melirtach  vor  Suhstantiven:  »ich  ,i;ing  [zinn|  Stiaiide« 
UI  H2:  aucli   II  44.  58). 

Er  unterdrückt  ^^\  oft  vor  Substantiven:  »ich  liesie  |in]  seinem  Hafen« 
(I  '2'2:  auch  Ix  +  24):  »geh  heraus  [aus]  meinem  Hafen«  (Ix  +  H:  x  +  !');  »einer 
[von]  seinen  Jünglingen«  (Ix+H):  »icli  stattete  ihn  aus  |mit|  meinen  Schiften« 
(II  57).      Andere  Beispiele:   Ix  +  13;   II  14.  52.  51)). 

Er  schreibt   sehr  oft  (n)   für  |\     (18;  Ix  +  2:  x+15:   x  +  li);   117.  T.\. 

52.  53.  (iH.  70.  71.  7().  79). 

Er  unterdrückt  das  dativische   /ww«   (Ix +  3:   II  17.  30.  71). 

Er  unterdrückt   das  genetivische  /wwv^  (I  21    sogar  in   ^eiigooT:   II  8.  32). 

In  der  Iner  folgenden  Übersetzung  sind  die  Zeilen  des  Originals  von  5 
zu   5   angegeben. 

^^Im  Jahre  5,  im  dritten  Sommermonat,  am.  Ifi.  Tage,  an  diesem  Tage  reiste 
^\en-Amün,  hit.sw-liSyt')  der  Verwaltung  des  Amon  [von  Karnak?]')  al),  um  das 
Holzwerk  zu  holen  für  das  grofse,  herrliche  Schilf  des  Amon-Re,  des  Götterr 
königs,   das  .sich   auf  .  .  .   befindet,  Wir-fff^t-Amon^). 

An  dem  Tage,  wo  ich  in  Tanis  ankam,  am  Wohnorte  des  Smendes  und 
der  Teilt- Amon,  übergab  ich  ihnen  die  Schreiben  des  Amon-Re,  des  Götter- 
königs. Sie  Sliefsen  sie  sich  vorlesen  und  sagten:  »Ja,  ich  thue  nach  dem,  was 
Amon-Re,  der  Götterkönig,  unser  Herr,  sagt«. 

Ich  blieb  bis  zum  vierten  Sommermonat  in  Tanis.  Smendes  und  Tent- 
Amon  sandten  mich  zusammen  mit  dem  Schiftskapitän  Mnc/ht")  ab,  und  ich  fuhr 
am   Ersten   des  vierten   Sommermonats  zum  grofsen  syrischen   Meere  herab. 

Ich  kam  nach  Dor"),  einer  Zakar-Stadt,  und  ihr  Fürst  Bär  liefs  mir 
viele  Brote,  ein  msh  Wein  ^Ouiid  eine  Rinderkeule  bringen").  Ein  Manu  von 
meinem   Schiff  enttloli,    indem    er   folgendes   stahl: 

')  \Z.  189(5,  S.  154. 

')  Wa-S  dieses  uralte   .Viiit   in   dicsei-  späten   Zeit  v.n    iKHli'utcM    liattr.    ist    iiiir  iiii-lit  lickiinril 

')  Die   Krgän/.iingeii   Golknischeiks   in  Z.  2   und   :!   sind   vm  grols  iiir  die   Lücken. 

*)  So  nennt  unser  Text  das  Götter.schiff  des  Amnn  .iiicli    II  ■!■). 

')  M-n-g!-bw-ti. 

")  Die   Namen  .sind   D-r.    7V-A-;-;-,'  und   lii-di-r  geseln-ielien. 

')  Als  Gastgesclienke;  als  Qn.-intität  der   lirote   ist  wörtlich    KKK»)   ani;egel)en. 


Auoi.i-  Ekman:   Eine  Heise  ii.  l'hüiii/.ieii  i.  1  1 .  .hilirli.  v.  Chr. 


Gold  [Gefafse]   ....  (an  Gewicht)      5  Dbn 

Silber,   4  Gefäfse, 20  Dbn 

SillHT   liii    oiiioin)   Snck') 11  Dhii 

iZusamineii,    wa.s|   er   [stahl ]:     .')  Dhn   Ciolil   und 

:\\  DIm  Silber-'). 

Ich  .stand  früh  (?)'')  aul",  g'ing  zum  Wohn.sitz  des  Fürsten  und  .sagte  zu 
ihm:  »Ich  hin  in  deinem  Hafen  hestohlen  worden.  Du  bist  docli  der  Fürst 
dieses  l.nndi's  uu<l  du  bist  doch  sein  Richter'),  so  suche  du  mein  (icld.  Wahr- 
lich, das  Geld  gehört  dem  Amon-Re,  '  ^5,|,.]i,  Ciötterkönig,  dem  Herrn  der  Länder, 
es  gehört  dem  Smendes.  es  gehört  meiiu'm  Herrn,  dem  llrihor  und  den  anderen 
greisen  Fürsten  Ägyptens');  es  gehört  l'erner  dem  Wrt''),  es  gehört  dem  Mknir, 
es  gehört  dem   Zekarbafnl,   dem   Fürsten   von   Byblos«. 

Er  sagte  zu  mir:  »Deinem  Zorn  und  deiner  Güte('P)').  Aber  si(di ,  ich 
weifs  nichts  von  dieser  Geschichte,  die  du  mir  sagst.  Wenn  der  Dieb,  der  in 
dein  Schift'  gekommen  ist  und  dein  Geld  gestohlen  hat,  aus  meinem  Lande 
wäre,  so  hätte  ich  es  dir  aus  meinem  Schatz  erstattet,  bis  man  20,l,>„  Namen 
deines  Diebes  enuittelt  hätte.  Nun  gehört  aber  der  Dieb,  der  dich  bestohlen 
hat,  doch  zu  deinem  SchilT.  So  bleibe  einige  Tage  hier  bei  mir,  dafs  icli 
ihn   suche«. 

Ich  verbrachte  neun  Tage,  indem  ich  in  seinem  Hafen  lag.  Ich  ging  zu  ihm 
und  .sagte  zu  ihm:  »Sieh,  du  hast  mein  Geld  nicht  gefunden,  [.so  lafs  mich 
abreisen?!    mit   [dem':'|    Ka})itäu    und   mit   denen,   die    ....    gehen    ...« 


Hier  heginnt  die  grofse  Lücke,  an  deren  Sciiliifs  icii  da.s  van  Goi-eni.schei-k  als  111  he/.eiclinete 
Fragment  .setze;  «lucli  so  feiiien  immer  nocli  ca.  23  Zeilen  ganz,  und  aueii  die  Zeilen  de.s  Fi!igmente.s 
sitid  grofsenteil-s  zerstört.  Icii  gebe  von  diesen  die  vei.ständlichen  Worte  und  ergänze  den  Zu- 
sammenhang, so  gut  es  geilt. 

ni  1.  .  .   Er  sagte   zu   mir    »Schweige   .  .  .  .« 

{•;s  folgen  drei  Zeilen,  in  ileneii  noch  vom  .Suchen  der  Diehe  die  Rede  ist.  oUVnhar  mil 
Ijezug  auf  den  Diebstahl  in   Dor. 

')    Das  lieifst  kleinere  Silbersachen,   Mruclisilber  u.  s.  w. 
=")    4,ö5  g  Gold  und  2,821  kg  Silber. 

3)    Ol)  f\  .steht;'     Die   Lesung   Ci"^^  ist  wohl   irrig. 

*)    Wörtlich    .'l'ntersuclier". 

^)  Inwiefern  das  Geld  des  .\uion  aueli  dem  lliihor,  Smendes  und  den  anderen  Fürsten  ge- 
hört, ist  nicht  klar;  vielleicht  meint  er,  dafs  diese  Herren  es  dem  .\moii  gespendet  haben  zur 
Herstellung  seinei-  Bai-ke.  Die  dani]  noch  genannten  Nichtägypter  sind  «nhl  die  l''ürsteu,  für  die 
das  Geld   bestimmt  war,  also  die,  zu  denen  Wen-.\mon  gesendet  ist. 

(■■)  Wi-r-tt,  M-kl-m-rw  und  T; -ki-rw-k -r.  Dafs  der  letztere  Name  5>-:-:t  ist,  hat  auch 
W.  Max  Müli.kr  gesehen. 

")    Seil,  füge  ich  mich.    So  auch  (Jolknischkfi-;  (\s  inufs  eiiH- ägyptische  llöllichUeitsphrase  sein. 


Adolf  Erman:  Eine  Reise  n.  Phönizien  i.  11.  Jahrh.  v.  Chr.       [XXXVIII.  Band. 


U'  5  ,1er  Ilal'cn Tynis.  Ich  ging  aus  Tyrus  licraus  bei  Morgen- 
grauen  .  .  . 

Kr  hat  also  seine  Hrisi'  fort^eset/t .  vcniiutlicli  auf  dem  .SchilVc.  das  er  voiliei'  Ijciiut/t  hat; 
er  (ahrt   weiter,  um  zu 

Zekarba'^al ,   dem   Fürsten   von   Byblos, 
zu  koinuien. 

Irgendwie  IrilVt  er  mit  ZaUarleuten  zusanimen,  die  wohl  ciiifn  Sack  (icld  liei  sich  hahcn,  und 
er  mag  denken,  sich  an  diesem  schadlos  zu  halten  für  das  Geld,  das   ihui  in   l)or  gestohlen  ist'). 

[Icli  öiTnete  ihn?]  und  icli  fand  30  Deben  Silber  darin.  Icli  ergriif  es 
[und  sagte  zu  ilinen:  »Ich  nehme]  euer  Geld,  es  ])leilit  ])ei  mir,  bis  ihr  [mein 
Geld]  finden  werdet").  [Denn  ihr  sagt,  ihr  wüst  niclit,  wer]  ^O^s  gestolilen  hat: 
kein   Dicb(?) ,   so  Averde  icli   es  fortnelinien « 

Nach  einer  kleineu  Lücke  folgt  daiui: 

Sie   gingen    fort;    ich    gelangte dem    Hafen   von 

Byblos. 

Kr  geht  in  Byblos  ans  Land  und  vei-hirgt  dort  irgendwo  seine  Hahe^): 

[Ich  verbarg  in  einem  .  .  .  .]  den  Amon  des  Weges^)  tmd  ich  legte  seine 
Sachen  in  es  hinein. 

Der  Fürst  von  Byblos  liefs  mir  sagen:  »Mach'  dafs  du  aus  meinem  Hafen 
kommst")».      Ich   liefs  ihm   sagen:    » « 

Hieran  schliefst  nach  einer  nicht  grofsen  Lücke  der  Schlufs  von  Blatt  I;  die  ersten  erhaltenen 
Worte  gehören  nocii  zu  der  Vei'handlimg  mit  dem  Fürsten  von  Byblos,  die  diesen,  wie  man  aus 
dem  Folgenden  sieht,  zur  Genüge  über  die  Lage  des  Boten  des  Amon  und  das,  was  er  bei  sich 
hat,  unterrichtet.  Er  w-eigert  sich  daher,  den  Wen-Amon  und  seinen  Gott  zu  emfifangen.  Der 
arme  Gesandte  würde  aucli  gern  nach  Ägypten  zurückkehren,  aber  das  Schiff,  das  ihn  nach 
Byblos  gebracht  hatte,  ist  offenbar  wieder  fortgefahi-en. 

*^"'"^».  .  .   wenn  man  fährt,  so  möge  man  mich(?)  nach  Ägypten  führen (?)■>. 

Ich  verbrachte  li)  Tage  in  seinem  [Hafen],  und  täglich  liefs  er  mir  sagen : 
«Macir,   dafs  du  aus  meinem  Hafen   kommst«. 

Als  er  nun  seinen  Göttern  (einmal)  opferte,  so  ergrift' der  Gott  einen  von 
seinen   grofsen    Jünglingen;    er   machte    ihn    rasend (?)''),   und   er  sagte:    »Bring' 


')  Diese -fragwürdige  Selbsthilfe  wird  es  auch  sein,  weshalb  die  Zakarleute  nachher  ihn 
verhaften  wollen  (11  62  ff.). 

")    Nach    U}i>.    -Ijis«    steht    nicht    nur    der    Konjuidviiv   (1  19;   11  tili    mit   Kontraktion    uja.tot-, 

Uie>.Te-),  sondern  auch  (liier  sowohl  wie  II  i5G)  die  durch  jl  QA  umschriel)eue  ein])liatische  Forin 

des  Verbums,  die  ja  auch  sonst  nach  Präpositionen  steht, 

')    Dies  ergiebt  sich  aus  dem   Folgenden  (I  x  +  7). 

*)  Dafs  dies  ein  Götterbild  ist,  das  ei-  bei  sich  hat.  hat  (ioLKNisciin-F  sehmi  erkaruit  (vergl. 
seine  Anmerkung  zu  II  55). 

')  Die  Stelle  mufs  im  Original  teilweise  schlecht  ei'halten  sein,  doch  schlägt  auch  tioi.ENiscHEFF 
die.se  Lesung  vor.    Übrigens  würde  man  die  erhaltenen  Worte  ohneliin  nicht  wohl  anders  ergänzen. 

")  Auf  die  verschiedenen  «tt«^  Xsyoaii'ct  ähnlichen  Aussehens,  die  man  mit  diesem  Worte 
^)ic(  vergleichen    könnte,   will    ich    hier  nicht    eingehen;    um   was    es    sich    ungefähr    handelt,    sieht 

man    schon   aus  dem   Determinativ  ^  .     Jedenfalls   gerät   der   Knabe   in  \'erzückung.    er  wird    ein 

trss,  ein   »Prophet«   und  verlangt  in  .seiner  Ekstase,  dafs  der  Gott  und  sein  Begleiter  nicht  länger 
schlecht   behandelt  werden.      Und  der   Fürst  wird   diuch   diese  ( )fl'enliainng  des  göttlichen  Willens 


IIHMI.I  Anoi.r  Human:    Kiiic  K.-isr  ii.  I'luiiii/icii  i.  1  1 .  .hilirii.  v.  ( 'lii-. 


[den  Gott]')  hinauf!      Bring  den  Boten,   der   ihn  bei  sich   hat,  '^^^zu  Amon! 

Sende   ilui   al),    lasse    Um    nchcnl« 

Als  der  Käsende  (?)  so  in  dieser  Naelit  raste(?),  wälirend  ich  (ii'crade)  ein 
Schiff  gefunden  hatte,  (bis  nach  Ägypten  gerichtet  war.  und  iiatle  all  das 
Meinige  in  <'s  geladen  und  sah  nach  Avv  Dunkelheit  aus  und  sagte:  »Wenn  sie 
eintritt,  so  laih>  i(di  (auch)  den  (uilt  ein.  so  dafs  ihn  kein  anderes  Auge  sieht«'"), 
da  kam  der  Hatenvorsteher  zu  mir  und  sagte:  «Hleihe  l)is  morgen  zur  Ver- 
Ciigung')  (U>s  Fürsten«.  Ich  sagte  ihm:  »Bist  du  es  nicht,  der  täglich  zu 
mir  gekonnnen  ist  und  mir  gesagt  hat:  'Mach",  dafs  du  aus  meinem  Hafen 
kommst?'«  Sag.st  du  nicht  heute:  "Bleihe«.  ^"•"^Oj-miit  ,1^^  Schiff,  das  icdi  ge- 
funden liahe,  abreist?  imd  (dann)  wirst  du  kommen  imd  wirst  wieder  sagen: 
«Beeile  dicli!« 

Da  ging  er  und  sagte  es  dem  Fürsten,  und  der  Fürst  sandte  zu  (h'in 
Kapitän  des  Schiffes  und  liefs  ihm  .sagen:  »Bleibe  bis  morgen  zur  Verfügung 
des   Fürsten«. 

Als  es  Morgen  geworden  war,  so  schickte  er  und  führte  micli  hinauf,  als 
das  Ciottesopfer')  in  der  Festung  war,  in  welcher  er  sich  aufhält,  am  Meeres- 
ufer, hdi  traf  ihn,  wie  er  in  seinem  Obergemach'')  safs,  indem  sein  Rücken 
an  einem  Fenster  lehnte,  und  die  Wellen  des  grofsen  syrischen  Meeres  s(dilugen 
gegen   ....   ^"♦"^^iiinter  ihm'). 

Ich  .sagte  zu  ihm:  »Milde(?)  des  Amon!»  Kr  sagte  zu  mir:  »Wie  lange 
ist  es  bis  heute  her,  seit  du  vom  Wolmsitz  des  Amon  fortgegangen  l)ist?«  Icli 
antwortete  ihm:  »Fünf  Monate  und  einen  Tag  bis  heut«.  Er  sagte  zu  mir: 
»Sieh,  bist  du  wahrhaft?  Wo  ist  denn  das  »Schreiben  des  Amon,  das  du  bei  dir 
hast?  Wo  ist  denn  der  Brief  des  Hohenjiriesters  des  Amon,  den  du  bei  dir 
hast?«      Icli   antwortete   ihm:    »Ich    gab   sie   an   Smendes  und   Tent-Amon«. 

Kr  wurde  solir  ärgerlich  und  sagte  zu  mir:  »Nun  sieh,  Scln-eiben  und  Briefe 
hast  du   (also)  luclit').    Wo  ist  denn  (weingstens)  das  Schiff  aus  Akazien (?)-Holz, 


umgestimmt.  Was  der  .Xjiviitor  uns  iiiichtci-u  oiv.älilt.  ist  fiir  uns  als  ältestes  Beispiel  der  alt- 
te.stamentlichen  I'ropiietie,  von  K''"''^eni  Interesse.  —  .Kucli  W.  ISL-vx  Müller  fafst  das  Wort  als 
'  •^'e^7.ückuIlg". 

')  So  ergänzt  aneli  Golknischkfi'  in  der  .Xinnerkung  zu  II  .").").  Der  .Sinn  wird  sein:  lass 
das  Götterbild  zu  dir  herbringen  und  weise  seinen  segens])endenden  Besuch  nicht  ab:  dann  thue 
weiter  auch  dein  Begleiter  des  Gottes  seinen  Willen.  —  Dafs  da,s  Götterbild  dem  Fürsten  von 
Byblos  Segen  bi'ingen  sollte,  geht  aus  II  29.  30  hervor. 

^)    So   schwerfällig   ist   diese  Periode  auch  im  Original;  Wen -Amon  ist  kein  grofser  Stilist, 

^)    Oder:   in  erreichbarer  Nähe  (wörtlich:   angesichts). 

■*)  Diese  Notiz  giebt  gleichzeitig  an,  wohin  Wen-.\mon  geholt  wurde  luid  wann  dies  geschah 
(zur  Zeit  des   Frühopfers), 

^)    fr-ti'  ist  offenbar  r^b. 

•"')  Kinen  äufseren  Grund  zu  dieser  Bemerkung  sehe  ich  nicht;  sie  scheint  lediglich  durch 
die  Kiiinieiung  an  da,s  hübsche  Bild  veranlafst  zu  sein, 

')  In  diesem  und  folgenden  Sätzen  hebt  der  Fürst  die  mangelnde  Legitimation  des  Wen- 
Amon    hervor    und   spricht    den    freundlichen  \'erda<-lit    aus,    er  sei   vielleicht  ein  Staatsverbrecher, 


8  Adolf  Erm an:  Eine  Reise  n.  Phöni/.ien  i.  11.  Jahrh.  v.  Chr.       [XXXVllI.  Band. 

da.s  dir  Sinoiides  gegeben  Iiat?  Und  wo  ist  denn  ^^'+"20seine  syrische  Mann- 
schaft?    Er   wird    dich    (doch)    nicht    diesem    Kapitän übergeben    haben, 

damit  sie  dich  töten  und  dich  ins  Meer  werfen?  Von  wem  hätten  sie  den 
Gott  gewoUt   .  .  .  .?    Von   wem   haben  sie   dicli   gewollt?«      So  sagte   er  zu   mir. 

Ich  sagte  zu  ihm:  »Doch  ist  es  ein')  ägyptisches  Schifl".  und  es  ist  auch 
eine  ägyptische  Mannschaft,  die  für  Smendes  rudert.  Er  hat  keine  syrische 
Mannschaft«.  Er  antwortete  mir:  »Es  liegen  doch  20  Sciiiffe  hier  in  meinem 
Hafen,  die  mit  Smendes  in  Verbinduiig(?)")  sind.  Und  in  diesem  Sidon.  H  ly,, 
welchem  du  auch  hin  wolltest(?).  sind  doch  aucli  10000  Schiffe,  die  mit 
Wrktr'^)  in  Verbindung  sind  und  zu  seinem  Hause  liinfahren«.  Ich  schwieg 
in  diesem  grolsen  Augenblick.  Er  antwortete  und  sagte  zu  mir:  »Wegen 
welches  Auftrags  bist  du  hierhergekommen?«  Ich  sagte  zu  ihm:  »Ich  l)iu 
nach  dem  Holzwerk  des  grofsen  herrliclien  Schiffes  des  Amon-Re.  des  Götter- 
königs, gekommen.  Dein  Vater  hat  (es)  gethan  ^und  dein  Grofsvater  hat  (es) 
gethan.   so   wirst  du   es  auch   thun«.      So  sagte   ich   zu   ihm. 

Er  sagte  zu  mir:  »Sie  haben  es  wirklich  gethan.  Du  wirst  mir  (etwas) 
dafiir  geben,  dafs  ich  es  thue  und  so  werde  ich  es  (auch)  tiiun.  Gewifs,  die 
Meinen  hal)en  diesen  Auftrag  ausgefiihrt,  aber  der  Pharao  schickte  auch  sechs 
Schifte  her,  die  mit  ägyptischen  Waren  beladen  waren:  man  lud  sie  in  iiire 
Speicher  aus.      Du   sollst  auch   mir  etwas   l>riugen«. 

Er  liefs  Tagelaicher  seiner  Väter  holen  und  liefs  sie  mir  vorlesen,  und 
man  fand,  dafs  es  1000  Dbn ')  von  allerlei  Silber  waren,  was  in  seinem 
Buche  stand. 

^''Er  sagte  zu  mir:  »Wäre  der  Herrscher  von  Ägypten  der  Herr  meines 
Eigentums  und  wäre  ferner  ich  auch  sein  Diener,  so  hätte  er  nicht  Silber 
und  Gold  bringen  lassen'),  als  er  sagte:  »Thue  den  Befehl  des  Amon«.  Es  war 
kein  Herrscliaftsauftrag(?)''),  was  sie  meinem  Vater  thaten.  Ich  aber,  ich,  ich 
bin  weder  dein  Diener  noch  der  Diener  dessen,   der  dich  geschickt  hat.     Schreie 

den  man  mit  Bciliülfe  de.s  Kapitän.s  Mnght  hnhe  lie.*;eitigen  wollen.  Die  Schlnfs.sätze  verstehe  ich 
nicht;  der  Gott  i.st  natürlich  da.s  Götterbild,  zu  wlh  mdr  »suchen  von  jemand»  vergl.  II  .58  dbh 
mdr  -erbitten  von  jemand«,  sowie  II  2S  tr  sine  mdr   .Handel   treiben  mit  jemand». 

')    Die  doppelten  Verneinungen  J     (auch    II  4'.t;    II  S2).  J  (s   (11  li."):   11  titi), 

.(^^  (I  X  -f  2S;   II   I;    II  77)  dienen   alle   zin-  starken    l!ejnhuMg. 


■■")  Das  hier  gebi-;niclite  Wort  /ihr  ist  viclleiclit  -:-;  im  Koplischi-n  li;il  sich  auch  -zrr  in 
u]&Hp  erhalten. 

')  Gewifs  ein  Vs— r;-:;  es  nnifs  ein  in  Taiiis  ansässiger  (irofsU.Tufin.Tun  sein.  —  Was  der 
Kürst  mit  seiner  Bemerkiuig  will,  sehe  ich   nicht. 

*)    91  kg. 

■'')    Nämlich    meinen    Vätern. 

")  Fly-mrk;  in  dem  fremden  mrk  steckt  gewifs  -s-:.  Der  Sinn  ist:  wir  sind  auch  früher 
nicht  eure  tril)ntplliclitigen  Vasallen  gewesen,  das  siehst  du  ja  daraus,  dafs  ihr  uns  das  UdIz  l)e- 
zahlen   unifstet. 


Adoi.k  iütMAN:   Kille  Hi'isi'  ii.  I'liöiiizieii  i.  1  I .  .Inliili.  v.  ( 'lir. 


ich  zum  Libanon'),  so  öffnet  sirli  der  Himmel,  und  die  Bäuiiu'  liegen  hier  nm 
Strande  des  Meeres").  Giel)  HlSmirdie  Segel,  die  du  (doch  gewifs)  mitgeliraelit 
hast),    um   deine  Schifte,   die   mit  deinem  Holz    lieladea   sind,    nach    [ÄgyiUen|') 

zu   fiilireu.       Gieb    mir    die   Stricke bäume,    welche    ich    falle, 

um   sie   dir zu    maclien    

ich   mache   sie   dir  fur(?)   die  S>^gel   deiner  .Schifle ,   und   die 

SpitzcMi')  siiul  (zu)  schwer  und  sie  zerbrechen,  und  du  stirbst  inmitten  des 
Bleeres.  Sieh,  Amon  donnert  (ja)  am  Himmel,  indem  er  den  Sutecli  in  seine 
Zeit  setzt"). 

Denn  Amon  20.s()fgt(":')  für  alh»  Länder,  er  stattete  sie  aus.  indem  er  zuerst 
das  Land  Ägypten,  aus  dem  du  herkommst,  ausstattete.  Denn  das  TreiVliclie 
kam  aus  ihm  liis  zu  meinem  Wohnort,  und  die  Lehre  kam  aus  ilim  bis  zu  meinem 
Wohnort')  —  was  soll  (da)  diese  jämmerliche  (?)  Reiserei "),  die  man  dich 
machen  läfst':*« 

Ich  antwortete  ilun:  »Schändlich!  Giebt  es  denn  W()hl(?)  jäunnerlielies(?) 
Reisen  bei  dem,  wozu  icli  gehöre")?  Es  giebt  ja  kein  Schift"  auf  dem  Strom. 
das  nicht  Amon  gehörte.  Er  ist  das  Meer  und  er  ist  der  Täliauou.  von  dem 
du  sagst,  du  seiest  es.  P^r'")  ist  25(>i,|  Landstrich  für  die  Barke  Wir -h'^t -Amon, 
den  Herrn  aller  Schiffe.  Wahrlich,  so  hat  er,  Amon-Re,  der  Götterkö^iig,  ge- 
sprochen, indem  er  zu  Hri-hor,  meinem  Herrn,  sagte:  »Sende  mich«"),  und 
so  hat  er  mich  mit  diesem  grofsen  Gotte'')  ausgeschickt.  Nun  alier  sieli .  du 
hast  diesen  grofsen  (iott  diese  2!)  Tage  verbringen  lassen,  indem  er  in  deinem 
Hafen  gelandet  war,   oh.schon   du   wold  wufste.st(?)' '),   dafs  er  hier  war.     Kr  ist 


')    Rhrn  mit  dem  Artikel  gebi-auclit  und  ;ils   Wald  <let.ei-iinijii'rt. 

'')  Der  Sinn  ist:  Wollte  i('li  euch  Hol/,  geben,  .so  wäre  mir  da.s  freilich  ein  leichtes,  denn 
auf  meinen  Befehl  rollt  das  Hol/,  gleich  bis  an  den  .Strand.  Auf  diese  Renommage  erteilt  ihm 
Wen-.\iiion  dann  II  24  die  gebührende  Antwort. 

')  Sinn  der  folgenden  Sätze:  Und  wenn  ich  nun  euch  wirklich  Holz  verablnlgeii  wollte. 
womit  wolltest  du  es  denn  transportieren:'  Du  hättest  doch  zum  mindesten  für  genügende  Segel 
und  Stricke  sorgen  müssen,  denn  grofse  Stämme  lassen  sicli  nicht  ohne  besondere  Vorrichtungen 
verschiffen;  sonst  gehst  du  ja  beim  ersten  Sturme  unter. 

■*)    Vom  Schreiber  aii.sgelassen. 

^)    Vergl.   II  38,  wonach   es  die  grofsen  Blöcke  für  Vorder-  und  Ilinter.steven    sein   werden. 

'■')  Wohl  nur  ironisciie  Ausführung  der  Warnung  vor  dem  Sturm:  dein  Gott  und  der  meine, 
der  ihm  untergeben  ist,  erregen  ja  doch  zuweilen  Stürme.  Diese  Nennung  des  .Vinoii  bringt  ihn 
dann  auf  eine  ganz  andere  Gedankenreihe. 

')  Er  meint:  wir  verehren  Ägypten  als  das  Land,  aus  dem  wir  Kunst  und  Technik  und 
höhere  Bildung  erhalten  haben,  da  ist  doch  ein  solches  Auftreten  unter  eurer  Würde.  So  fasst 
es  auch  Golknischeff. 

')    Diese  swg!-gängp;  sirgl  inuls  nach  dem    Dcteriiiiiiativ  etwas  Elendes  sein. 

')    Das  heifst  wohl   nach   dem   Folgenden:   bei   dem   Amon -Tciiipel. 

'")    Der  Libanon. 

")  Amon  hat  also  durch  einen  Orakelspriicli  verkündet,  dafs  man  (Miis  seiner  lüliler  zum 
Abholen  des  Holzes  entsenden  solle. 

■2)    Dem  Götterbild. 

")    Wörtlich:    »indem  du  nicht  wufstest,  er  sei  nicht  hier« 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr„  .XXXVIII.  Band.     1900.  2 


10  Adolf  Erman:   Kine  Reise  n.  Phönizien  i.  11.  .Iiilirli.  v.  Chr.       [XXXVIII.  Band. 


noch  derselbe,  derer  gewesen  ist'),  und  (doch)  stehst  du  da  und  machst  Ge- 
schäfte wegen  des  Libanon  mit  Amon,  seinem  Herrn.  Wenn  du  nun  aber  sagst: 
»Die  früheren  Könige  haben  Silber  und  Gold  geschickt«  —  wenn  sie  Leben  und 
Gesundheit")  geschenkt  hätten,  so  hätten  sie  nicht  die  Sachen  geschickt!  n30,Si,. 
liaben  (eben)  statt  des  Lebens  und  der  Gesundheit  deinen  Vätern  die  Sachen 
geschickt.  Nun  aber  Anion-Re,  dei'  (iöttorkönig,  der  ist  der  Herr  des  Lebens 
und  der  Gesimdheit :  er  war  der  Herr  deiner  Väter,  und')  sie  l>racliten  ihre 
Lebenszeit  zu ,  indem  sie  dem  Amon  opferten ,  und  auch  du ,  du  bist  (auch)  ein 
Diener  des  Amon.  Wenn  du  zu  Amon  «Ja,  ich  thue  es«  sagst  und  seinen 
Befehl  ausrichtest(?),  so  wirst  du  leben  und  heil  sein  und  gesund  sein  und 
wirst  deinem  ganzen  Lande  und   deinen   Leuten   angenehm   sein. 

Wünsche  dir  nichts,  was  Amon-Re,  dem  Götterkönig,  gehört,  wahrlich: 
ein   Löwe  liebt  seine  Habe^). 

Lasse  mir  meinen")  Schreiber  holen,  damit  ich  35j]ii|  ^u  Sniendes  und  Tent- 
Amon  sende,  den  Befehlshabern (?),  die  Amon  dem  Norden  seines  Landes  ge- 
geben hat,  und  damit  sie  dir  alles  schicken,  weswegen  ich  ihn  zu  ihnen  senden 
werde,  dals  es  gebracht  werde''),  bis  dals  ich  auch')  nach  Süden  kommen,  und 
dir   dein    elendes   Zeug*),   alles,  alles,   schicken   werde«.     So  sagte  ich   zu  ilim. 

Er  legte  meinen  Brief  in  die  Hand  seines  Boten:  er  lud  die  plpit.  die 
Spitze  des  Vorderteils  und  die  Spitze  des  Hinterteils  samt  vier  anderen  be- 
hauenen")  Hölzern  (im  ganzen  sieben)  auf  und  liefs  sie  nach  Ägypten  bringen'"). 
Sein  Bote  reiste  nach  Ägypten  ab  und  kam  im  ersten  Wintermonat  zu  mir 
nach  Syrien  zurück.  Smendes  und  Tent-Amon  sandten: 
40an  Gold:  l  Tb-  und  1  ÄVÄ•-w«^Gefafs. 
an  Silber:    5  r/^-Gefäfse. 


')  Also  ist  Amon  für  die  Leute  von  Byblos  einst  ein  angeseliener  Gott  gewesen,  wie  das 
auch  gleich  nachher  ausdriiokUcli  gesagt  wird.  ITberhaujit  deutet  hier  alles  auf  alte  Be/.ieiuingen 
zu  Ägypten,  und  in  der  That  sind  diese  gerade  bei  Byblos  auch  sonst  als  uralt  nachzuweisen. 

')  Den  himmlischen  Segen  »Leben  und  Gesundheit«  bringt  das  Göttcrliild  mit  sieh;  dir 
■  Sachen«  sind  das  feldende  Geld. 

')  Es  fehlt  wohl  iw. 

*)  Vielleicht  ein  Sprichwort.  Der  Satz  soll  wohl  sagen:  Aniiui  würde  es  rächen,  weiui 
du  sein  Eigentum,  die  Cedern  des  Libanon,  ihm  vorenthieltest. 

')  Lies  -deinen«!',  denn  Wen-Amon  hat  doch  wohl  keinen  Sciireilier  bei  sirh ,  und  weiter- 
hin wird  der  Bote  als  der  des  Fürsten  bezeichnet. 

°)    Wörtlich:   -indem  ich  sage:  es  möge  gebracht  werden». 

')    ^1.  bedeutet  in  unserem  Texte  wiederholt  sicher  »auch«   (so  II  5.  10.  13.  3'2);  die 

Stellung  ist  die  gleiche  wie  die  von  gr  »auch«,  am  Ende  des  ganzen  Satzes. 

')  Wörtlich:  -dein  Jämmerliches«,  d.h.  das  Geld,  dem  du  den  Voi-zug  giebst.  Wen -Amon 
bequemt  sich  also  nach  allen  grossen  Reden  zu  einem  Kompromifs:  von  Tanis  besorge  ich  dii- 
eine  Anzahlung,  den  Rest  schicke  ich  später  aus  Tiieben. 

»)    Lies  1 1  ikh- 

'")  Der  Füi-st  schickt  diese  Balken  (die  er  also  vorrätig  liegen  hat),  um  auch  seinerseits 
guten  Willen  zu  zeigen. 


1900.]  Adolf  Erhan:  Eine  Reise  n.  Phönizien  i.  11.  Jaln-h.  v.  Chr.  1  1 


an   Königsleiiicn:    1  D  Stück   zu  (?)    1  <•////<- //n/(?), 

tViiics   Paj)ier:    T)!)!). 

Ocliscnliäute:   fiOO, 

Stricke:    500, 

Linsen:   20  Sack, 

Fische:    30  )iisU. 
Sie  sandte')   mir: 

Leinen:    ;")  [Stück   zu(?)|    .')  /i/ii-/jr(l(?), 

Linsen :    1  Sack, 

Fische:  5  niiitL 
Der  Fürst  freute  sicli  und  stellte  (V)  300  Mann  und  HOO  Ochsen  an  und 
setzte  Aufseher  an  ihre  Spitze,  damit  sie  die  Bäume  fällten.  Sie  fällten  sie 
und  verbrachten  die  .  .  .  .')  Winterjahreszeit  damit.  Im  dritten  Sommermonat 
aber  zogen  sie  sie  an  den  Strand  des  Meeres.  Der  Fürst  ging  aus  und  trat 
zu  ihnen.  Er  lief's  mir  sagen:  ^^  45„i<;ii,ii, ,,,.„_  ^\is  ich  nun  vnr  ihn  ti-at,  so  fiel 
der  Schatten  seines  Wedels')  auf  mich,  uiul  Pen-Amon,  ein  Truclisef's,  der  trat 
zwischen  mich  und  sagte:  »Der  Schatten  des  Pharao,  deines  Herrn,  fällt  aul" 
dich"').  Er  wurde  auf  ihn  ärgerlich  und  sagte:  »Lafs  ihn«.  Ich  trat  vi »r  iini. 
Er  antwortete  vuid  sagte  zu  mir:  »Sieh,  den  Auftrag,  den  meine  Väter  vordem 
ausgeführt  hal)en.  habe  ich  auch  ausgeführt,  oljschon  du  mir  nicht  das  gethan 
hast,  was  deine  Väter  mir  gethan  haben').  Sich,  (auch)  das  Letzte  deines  IIolz- 
werks  ist  angekommen  und  liegt  da.  Thue  nun  nach  meinem  Wunsch  und 
komme,   es   einzuladen,   denn   wahrlieh,    man   giebt  es   dir. 

.SOKomme'')  (aber)  nicht,  die  Schrecklichkeit  des  Meeres  zu  l)etrachten : 
(oder)  wenn  du  dir  (doch)  die  Schrecklichkeit  des  Meeres  betrachtest,  so  betrachte 
auch  meine  eigene').  Wahrlich,  ich  ]ial)e  dir  nicht  das  gethan,  was  man  den 
C4e.sandten  des  Cha-em-wese  gethan  hat,  als  sie  15  Jahre  in  diesem  Lande 
blieben").  Sie  starben,  wo  sie  waren«.  Er  sagte  zu  seinem  Truchsefs:  »Führe 
ihn   und    lafs  ihn  ihr  Grab,   in   dem   sie   ruhen,   betrachten«. 

')    Lies:  sie  sandten(:'),  er  erhält  also  aticli   nocli  ein   jiersöiiiiches   Geschenk. 

^)    Was  ///f  soll,  weifs  ich  niciit. 

')    Oder  .Schirmes?     Ein  Fremdwort  srpl,  den  ungefäiireii  Sinn  ergiebt  das  Determinativ T. 

*)  Über  diesen  uns  unverständiiclu^n  Witz  vergl.  oben  S.  2.  Pen-Amon  ist  natürlidi  ein 
.\gypter. 

'')    Also  auch  jetzt  nocfi  betraciitet  der  Fürst  sicli  als  schlecht  oder  gar  nicht  bezalilt. 

")    So  wöi-tlich,  es  vvii'd  eine  Redensart  sein,  wie  unser  »Ivomme  mir  nicht  damit,  dafs  du 

')  TOM  £W(DT.  Der  Sinn  ist:  Nun  mache  aber  auch,  dafs  du  fortkommst  und  bh-ibe  nicht 
etwa  aus  Angst  vor  der  See  noch  hier,  sonst  geht  es  dir  schlimm. 

*)  Was  ist  diesen  Gesandten  des  Qc-m-wist  geschelien P  Hat  man  sie  nicht  iiacii  Hause  ge- 
lassen? Oder  blieben  sie  auf  eigene  Hand  in  ßyblos  und  gingen  dort  zu  Grunde?  —  ßei  Hc-m- 
wlst  handelt  es  sich  wohl  nicht  um  den  bekannten  Prinzen,  denn  dessen  Boten  würden  Gesandte 
Ramses'  II.  heifsen.  Vielleicht  darf  man  daran  denken,  dals  Ramses  IX.  und  Ramses  XH.  diesen 
üeinamen  in  ihrem  zweiten  Scliild  führen;  dann  könnte  es  sich  um  eine  Gesandtschaft  des  ersteren 
handeln. 


12  Adolf  Erman:  Eine  Reise  n.  Phönizien  i.  11.  Jahrh.  v.  Chr.       [XXXVIII.  Band. 


Ich   sagte:    »Lafs  es    niicli    iiiclit    l)etraoliten.      Bei  Clia-em-wese   waren   es 

Meiisehen ,    die   er    dir    als  Gesandte    seliickte:    aber  Mensclien und    es 

war  kein  [Gott]  unter  seinen  Boten.  (Und  doch)  sagst  du:  Geh  uiul  sieli  dir 
deine  Genossen   an'). 

Freust  du  dich  nicht  (viehnelir)")  USSmid  läf^t  du  dir  nicht  einen  Denkstein 
machen  und  sagst  auf  ihm:  "Amon-Re.  der  Götterkönig,  hat')  mir  den  Amou 
des  Weges,  .seinen  [göttliclienj  Boten  gesandt  nebst  dem  VVen-Amon,  .seinem 
mensddichen  Boten,  wegen  des  Holzwerks  des  grolsen  heiTÜchen  Schiffes  des 
Amon-Re.  des  (Jötterkönigs.  Ich  habe  es  gefallt,  ich  habe  es  eingeladen,  ich 
habe  ihn  mit  meinen  Schiffen  und  meiner  Mannschaft  ausgerüstet^),  ich  habe 
sie  nach  Ägypten  kommen  lassen,  um  für  mich  bei  Amon  10000  Jahre  des 
Lebens  zu  ertlehen  noch  hinzu  zudem  mir  bestimmten  (Lel)en),  und  so  ist  es 
geschehen«").  Wenn  dann  zu  anderer  Zeit  ein  Bote  aus  dem  Lande  Ägypten 
kommt,  der  die  Schrift  kennt,  und  er  liest  deinen  Namen  auf  dem  Denkstein, 
so  wirst  du  W" asser  im  Westen  empfangen  gleich  den  Göttern,  die  60]ijei.')  sind«. 

Er  sagte  zu  mir:  »Das  ist  ein  grofses  Zeugnis'),  was  du  zu  mir  gesagt  hast«. 

Ich  sagte  zu  ihm:  »Was  nun  das  Viele  anbetrifft,  was  du  mir  gesagt 
liast**),  wenn  ich  zu  dem  Wohnort  des  Hohenpriesters  des  Amon  komme  und 
er  deinen  Auftrag  in  deinem  Auftrag  sehen  wird"),  so  wird  [er]'")  dir  etwas 
herbeischaffen  lassen«. 

Ich  ging  am  Strande  des  Meeres  bis  dahin,  wo  die  Balken  lagen,  und  icii 
erblickte  elf  Schiffe,  die  auf  dem  Meere  kamen  und  den  Zakar  gehörten  (und 
mit  dem  Auftrag  kamen)"):  Verhaftet  ihn.  lafst  kein  Schiff  von.  ihm'"')  nach 
dem  Lande  Ägypten. 

Da  setzte  ich  mich  hin  und  weinte.  Der  Briefschreiher  des  Fürsten  kam- 
zu  mir  heraus.     ^Y.r  sagte   zu  mir:    »Was  hast  du?«     Ich  sagte  zu  ihm:    »Du 


')    Sinn:   Unsere  Gesandtschaft  besteht  aus  einem  Gott,  da  sind  das  nicht  unsere  Genossen. 

')    Anstatt  so  ärgerlich  auf  mich  zu  sein. 

')  Bei  dieser  Inschrift,  die  Wen -Amon  entwirft,  wendet  ei-  die  älteren  Formen  ohne  lliilfs- 
verb  im  selbständigen  Satz  an,  um  feierlich  zu  sprechen. 

*)  Danach  mnl's  man  annehmen,  dafs  der  Fürst  dem  Wen -Amon  auch  so  zu  lliilie  kommen 
will.  Auch  aus  II  82  gelit  iiervor,  dal's  er  nachher  wirklich  mit  einem  .Schifte  des  Fürsten  von 
Bylilos  heimfahrt. 

')  Steht  wirklich  mlir  fiprf,  wie  Goi.ENiscnKrr  i;ielit.  so  hat  Wen-.\mon  diese  Unform  ge- 
bildet, weil   ihm  mticf  hpr  üqujione   zu  vulgär  schien. 

')  Man  erwartet  »dort"  (im  Totenreicii).  doch  weifs  ich  nicht,  ol)  man  <f  ^  ■''O  geijrnuciien 
kann.  Bemerkenswert  ist,  dafs  Ijei  dem  Fürsten  N'crstiiMdnis  für  den  ägy|itischcri  Tolcnkidl  und 
seine  .\iisdrücke  und  Formen  vorausgesetzt  wird. 

')    Ist  das  Ernst  oder  Ironie? 

*)    I).  h.:    Deine  Klagen  wegen  des   Geldes. 

')    Der  Satz  ist  wohl  entstellt  (lies  etwa:    Deine   Krfüllung  seines  Auftrags  (?) ). 

'")    Die  Ergänzung   »er-    verdanke  ich  W.  Max  Müi.i.ek. 

")    Im  Text  ist  dieses  alles   nur   mit  einem  •st  ansgediückt;   älmlich.   wenn  auch  nicht  ganz  so 

aig.  11 ;}(;.  i;9. 

")    Wie  OTmuyic   n-rj^'j ;    ähnlich    11  .SU. 


1900.]  Adolf  Erman:  Eine  Reise  n.  Phönizien  i.  II.  .lalirh.  v.  Chr.  1)5 


siehst  doch  die  Vögel'),  die  wieder(?)  nach  Ägj^-pten  ziehen.    Sieh   sie  an,    sie 

u-clieu  zum  külileii  'IVicli ,  und  liis  waiuK":')")  blcilic  ich  hier  verlas.s('n y  Demi 
(hl  sii'hst   docli   (He,   welche  koimncii .    inicli   wieder'')   zu   verhaften". 

Fa-  ging  weg  und  sagte  es  dem  Fürsten.  Dn-  Fürst  fing  zu  weinen  an 
wegen  der  Worte,  die  man  ihm  sagte  und  die  so  traurig  waren.  Kr  schickte 
seinen  Brietschreiber  zu  mir  heraus,  und  der  brachte  mir  zwei  insh  Wein  und 
einen  Wid(ler(?) ').  Kr  scliiektc  mir  die  Tent-Nawt,  eine  ägypti.sche  Siingerin, 
die  liei  ihm  war,  und  sagte  ihr:  »Singe  ihn);  er  fange  keine  Grillen  ')«.  Kr 
liefs  mir  sagen:  H70„ifs  mid  trink  und  fange  keine  Grillen.  Morgen  wirst  du 
aUes   hören,    was  ich  .sagen    werde«. 

Als   es  Morgen   war,   liefs   er  (die   Leute)   in   seinen rufen    und    trat 

in  ihre  Mitte  und  sagte  zu  den  Zakar:  »Was  soll  es.  dafs  ilir  konunt?«  Sie 
antworteten    ihm:    »Wir  werden    die  ganz  zerschlagenen")  Schitle  vertijlgen,   die 

(hl  nach  Ägypten  mit  unseren -genossen')  schick.st«.    Kr  sagte  zu  ihnen: 

»Ich  kann  den  Gesandten  des  Ainon  nicht  in  meinem  Lande  verhatten.  Lafst 
ilm   mich   absenden   und   verfolgt   ihn   (dann),   um   ihn   zu   verhaften«. 

F]r  scliiffte  mich    ein    und   sandte   mich   ai) dem   Hafen    des  Meeres. 

Der  Wind  trieb  mich  nach  dem  Lande  ^öAlaschija*').  Die  von  der  Stadt  zogen 
heraus  gegen  mich,  um  mich  zu  töten.  Ich  wurde  zwischen  ilnien  zum  Wolin- 
sitz  der  W-fl-lh'.  der  F'ürstin  der  Stadt,  geschleppt (?).  Ich  traf  sie,  wie  sie 
aus.  ihrem  einen  Hause')  herauskam  und  in  ihr  anderes  eintrat.  Ich  begrüfste  sie 
und  sagte  zu  den  Leuten,  die  bei  ihr  standen:  »Es  giebt  gewil's  einen  unter 
euch,    der  Agyi)tisch    verstellt«.      Einer  von    ihnen  sagte:    »Ich   verstehe  es«'"). 

Ich  sagte  zu  ihm:  »Sage  meiner  Herrin:  Bis  nach  Thel)en,  nach  dem 
Wohnsitz  des  Amon   hin,  hatte   ich  gehört:   in  allen  Städten  thut  man  Unrecht, 


')  Es  ist  eine  bestimmte  Sorte,  g^s,  gemeint.  Da.s  »wieder»  ist  fraglich,  wörtlich  heilst  es: 
»zweimal". 

'')  Was  hier  stellt,  entspräche  einem  iy«.nTe2kU)  et  "liis  welche  .Sache  koiimit;'»  Aber  kann 
man  einen  solchen  Satz  vor  den  Hauptsatz  stellen;' 

'')    Danach  haben  ihn  die  Zakarleiite  schon   einmal  verhaftet  gehabt. 

*)    li-yw-r!  steht,  wie  Golenischeff  gesehen   liat,  wohl   für  Vs. 

'")    »Sein  Herz  nehme  niciit  Gedanken." 

""j    Oder   »geprügelten»,  wohl  nur  eine  despektierliche  Bezeichnung  dtn-  Schule. 

')  Das  Wort  Hti  ist  nach  Abb.  h,  22  ein  Wort  des  Redens  mit  irgend  einem  li(-igcsch(nack. 
Sind  die  »/ift- genossen»  daher  nicht  vielleicht  einfach  die  i\litbarbaren:'  Die  Zakarleute  gel)en 
vor,  es  sei  schon  Unrecht,  dafs  der  Fürst  seine  kananäischen  Matrosen  zu  dem  vei-hafsten  Ägypten 
schicke. 

")  .\gvi)tiscli  (i-rl-.si,  d.  h.  ;•.<,  ich  benutze  die  ans  den  'i'eilamnrnatexten  bekannte  keilschrift- 
liclie  Form,  die  wenigstens  anssprechbai'  ist.  Über  das  Land  steht  fest  und  aucli  unser  Text  be- 
stätigt es,  dafs  es  bei  dem  nördlichen  Syrien  liegt;  die  von  II.  Winxkler  gegebene  Deut(mg  auf 
Cypern  scheint  auch  mir  seiir  wahrscheinlich. 

')  Wohl  nicht  das  alte  Wort  wc  »der  Palast»  ,  sondern  wie  aucli  Golkmsuhkff  es  gefafst 
hat:  ji!  a-r  pr   »das  eine  Haus«. 

'")  In  Alaschija  spricht  man  also  eine  ander(!  .S])rach(,'  als  in  l'liönizien.  und  das  Ägyptische 
liegt   den    .\lascliijaleuten    ganz   lern. 


14  Adolf  Erman:  Eine  Reise  n.  Phöni/.ien  i.  11.  Jahrh.  v.  Chr.       [XXXVIII.  Band. 

im  T-andc  Alaschija  tliut  man  Recht').  Und  nun  tliut  man  auch  hier  täglich 
Unrecht!«  Sie  sagte:  »Was  soll  das,  O  80(i;i(s  ,l^^  so  redest?«  Ich  sagte  zu  ihr: 
»Wenn  das  Meer  wütend  war  und   der  Wind  mich  zu   dem  Lande   verschlagen 

hat.    in    dem    du    lebst,    so   wirst    du    nicht   erlauben,    dafs    sie    mein '"') 

fassen,  um  mich  zu  töten,  da  ich  doch  ein  Bote  des  Amon  bin.  Sieh  wohl 
zu,  nach  mir  wird  man'')  immerfort  suchen.  Diese  Mann.schaft  des  Fürsten  von 
Byblos'),  die  sie  töten  wollen ■'^)  —  wahrlich,  wenn  ihr  Herr  zehn  Mannschaften 
von  dir  antrefl'en   wird ,   so   tötet  er  sie  auch " . 

Sie  liefs  die  Leute  herbeirufen,  und  man  stellte  sie   hin.     Sie  sagte  zu  mir: 
»Leir  dich  schlafen   ...» 


Damit  l)richt  d<M'  Papyrus  at),  und  falls  die  verlorene  Seite  nicht  unerwartet 
noch  irgendwo  auftaucht,  wird  unsere  Neugierde  über  Wen-Amons  weitere 
Schicksale  nie  befriedigt  werden.  Nehmen  wir  an.  dafs  es  ihm  gelungen  ist,  heil 
mit  seinem  Schifie  aus  Alaschija  zu  entkommen  und  dafs  er  auch  den  lauernden 
Zakar  entgangen  ist,  so  wird  sein  Empfang  in  Theben  doch  kein  allzu  freudiger 
gewesen  sein.  Denn  er  brachte  zwar  das  gewünschte  Holz  mit,  aber  umsonst 
hatte  er  es  doch  nicht  bekommen,  und  es  lag  Hrihor  noch  ob,  dem  habgierigen 
Phönizier  auch    »das  Jämmerliche«,   die  zugesagte  Bezahlung,   zu  scliicken. 


')    Klingt  wie  ein  Citat  ans  einem  Lied  oder  wie  ein  Sprichwort. 

-)  Wörtlicli:  »mein  Vorderteil« ;  man  könnte  es  von  dem  Entern  des  Schiffes  verstehen,  docli 
ist  er  ja  am  Land  angegriffen  worden.  Es  hegt  also  wiihl  nur  eine  Redensart  für  iiljerralleii  oder 
ähnUclies  vor. 

^)    J).  h.:  ich  bin  ein  vornehmer  Mann,  den  ihr  niclit  ind)enierkt  und  straf h)s  aus  der  Welt 

schaffen   könnt.  . —  (1  ^^,        ist  eine  auch    in  den  Maxiincs  d'Aiiii   ül)liclu>  Schreibimg   für  (J    yJ>_? 

die  wohl  nur  graphisch  daraus  entartet  ist. 

*)    D.h.:  die  Scliiffsmannschaft,  die  Wen-Amon   und  das   Hol/,  fährt. 

°)  Er  meint  ccoyeiy - ooific ;  dafs  das  sw  liier,  wie  nicht  selten,  ungenaue  Schreibung  des 
Suffixes  s  ist,  ergiebt  sich  schon  daraus,  dafs  ein  siv  als  Pronomen  alisolutum  ja  nicht  vom  In- 
finitiv abilängen  dürfte.  Wen-.\mon  droht  also  liier  .■nicli  mit  dem  Zorne  des  Fürsten  von  Byblos; 
den  moclite  man  in  Alaschija  woiil  nieiir  fürc'liten  .-ils  den  Zorn  des  fernen  Ägypten. 


l!1liil.|  Georc  Steinduri  r:   Kiiic  ägyptisolR-  Liste  syiisi-her  Sklaven.  l'-) 


Eine  ägyptische  Liste  syrischer  Sklaven. 

^'üu   Cii:üK(;  Stkindükff. 


Als  im  Alltang  des  n.  R.  unter  Aniosis,  Thutniosis  I.  und  III.  zum  (M-stcn  ^lalo 
ägyptische  Heere  siegreieli  nacli  Palästina  und  Syrien  vorgednmgen  waren, 
brachten  sie  mit  den  mannigfachen  Beutestücken  auch  zahlreiche  Kriegsgefangene 
in  die  Heimat  zurück.  Diese  blieben  teils  in  den  Händen  des  Königs  oder 
wurden  der  königlichen  Verwaltung  überwiesen,  teils  kamen  sie  in  den  Besitz 
der  Heiligtümer  des  Landes,  nicht  wenige  wurden  von  dem  Herrscher  besonders 
verdienten  Soldaten  und  Heerführern  zum  Geschenk  gemacht.  So  erhielt  der 
bekannte  Schiffsführer  Ahmes  von  Elkab  nach  den  verschiedenen  Siegen,  die 
er  miterfochten,  auch  von  den  gefangeneu  Feinden  einen  Teil  als  Sklaven,  und 
in  seinem  Grabe  ist  uns  eine  Liste  erhalten  geblieben,  in  der  sein  Besitz  an 
erlieuteten  Sklaven   namentlich  aufgeführt  wird'). 

■  Eine  ähnliche  Liste,  die  aber  nur  die  Namen  ."yri.'^chei-  Sklaven  enthält, 
möchte  icli  hier  mitteilen.  Sie  steht  auf  einem  kleinen,  dünnen  Kalksteinsplitter, 
den  ich  durch  die  Vermittelung  Dr.  Karl  ScHniroTS  1895  in  Ägypten  erwürl)en 
ha])e  und  der  sich  jetzt  in  der  ägyptologischen  Sammlung  der  Universität  Leipzig 
befindet.  Er  kommt  aus  Oberägypten;  die  genaue  B'undstätte  (ich  vermute 
Thel)en)  liefs  sich   leider  nicht  feststellen. 

Das  unregelmäfsige  Kalkstein- »Ostrakon«  hat  eine  Höhe  von  G  cm  und 
mifst  an  .seiner  breitesten  Stelle  G'/.,  cm.  Es  ist  beiderseitig  glatt  geschlagen 
und  mit  einer  kleinen,  ziemlich  llüchtigen  Kursive  beschrieben.  Der  Charakter 
der  Schrift  ist,  wie  dies  auch  aus  dem  unten  gegebenen  Faksimile  zu  ersehen 
ist,  recht  altertümlich:  die  Formen  des  ^,  "i^,  ^  und  anderer  Zeichen 
stehen  denen  des  m.  R.  und  des  Papyrus  F]bkrs  noch  sehr  nahe.  So  glaulie 
ich  niclit  fehlzugehen ,  wenn  ich  das  Schriftstück ,  wie  ich  das  ja  aucli  anfangs 
schon  andeutete,  in  die  erste  Hälfte  der  18.  Dynastie,  etwa  unter  'fhutmosis  III., 
vielleicht  auch  noch   etwas  früher,  ansetze. 

Den  Inhalt  des  Textes  giebt  die  Übersclirift  »Die  neuen  Syrer«  (Hr  n  mJ-t) 
deutlich  an.  Denn  dafs  es  sich  bei  diesen  »neuen  Syrern«,  deren  Namen  weiter- 
hin aufgezählt  werden,  um  Sklaven,  vermutlich  um  Kriegsgefangene,  handelt, 
die  irgend  einer  Verwaltung  überwiesen  worden  sind,  steht  Avohl  aufser  Zweifel. 
Das  W^ichtigste    aber   sind  die  Namen   dieser  Syrer   selbst,   21    an   Zahl,   dunh 

'1    LI).  III.  12r. 


1(»  Georg  Stbinuorfk:  Eine  ägyptische  Liste  syrischer  Sklaven.     IXXXVIII.  Band. 


die  un.ser  Material  an  semitiselien  Eigoiiiianien  in  ägyptischer  Umschreibung') 
eine  grolse  und  wertvolle  Bereicherung  erfalirt.  Vor  allem  ist  dabei  wichtig,  dals 
liier  sicher  beglaubigte  »choritische",  also  wirklich  ])alästinensische  Namen  vor- 
liegen, wälirend  man  bei  den  bisher  bekannten  Namen  hier  und  da  noch  zweitel- 
liaft  sein  konnte,  ob  sie  wirklich,  wie  ihre  Schreibung  andeutete,  nach  Syrien 
gehören   und  semitisches  Spracligut  enthalten. 

Die  Mehrzahl  der  Namen,  welche  unsere  Liste  bietet,  ist  neu.  So  erfreulich 
dies  ist,  so  schlimm  ist  es  doch,  dafs  .sie  fast  alle  noch  einer  vernünftigen 
Erklärung  spotten  und  sich  für  die  meisten  kein  semitisches  Äquivalent  auf- 
finden läfst').  So  wird  von  dem  Schatze  alten  Spracliguts,  der  in  ilmen  ruht,  vor- 
läufig o\n  Teil  nocli  ungehoben  lileiben.  Wen  dies  befremdet,  der  sei  daran 
erinnert,  wie  wenige  der  in  den  Thontafeln  von  EI-Amarna  überlieferten 
syrisch -palästinensischen  Personennamen  sich  bis  jetzt  befriedigend  haben  er- 
klären lassen. 


Vorderseite 


Dem  Faksimile  des  üstrakon  lasse  ich  zunächst  eine  Wiedergabe  in  Hiero- 
glyphen folgen  und  gebe  danach  eine  Umschreibung  in  lateinischer  und  eine 
fiir  Semitisten  })estimmte  in  hebräischer  Schrift.  Bei  der  lateinischen  Trans- 
skription habe  ich  die  nichtssagenden  /,  w,  i  (7)  unbedenklich  weggelassen,  da 
sie  auch  nach  meiner  Ansicht  keinerlei  Wert  für  die  P>rschliefsung  der  Vokali- 
sation  besitzen^). 


')    Vergl.  die  Zusammenstellung  von  Spieoei.berg  in  der  Zeitschr.  f.  Asxt/rinlogir  XIII.  47 fl'. 

')  Icli  habe  darauf  verzichtet,  bei  der  Krklärung  besondere  Kunststiickchen  anzuwenden. 
Ks  mag  ja  sein,  dafs  man  mit  küliiicii  Ilypotliesen  weiter  kommen  mag,  aber  viel  ist  damit  iiiciit 
gewonnen. 

')  Vergl.  SE-raE,  Das  ägyptische  Verbimi  I  §  76.  131.  1  1 1.  l'dl .  W.  Max  Müllers  Vokali- 
sationssystem,  das  Spiegelberc;  (Zeit,schr.  f.  Assyriologie  X\'I.  17)  mit  einzelnen  Einschränkungen 
angenommen   hat,  halte  ich  von  Anfang  bis  zu   P^nde  für  verfehlt. 


!'• -1 


tiKciui:  SiMMpiiiii  r:    V.\i\v  ji^v  ntisi-ln'  Liste  s\  liM-licr  SUl.-ni'ii 


17 


Vorderseite. 

!-  I  I      I      I 


e 


15.    I^^W^-ilj 


17.  Sa(ä' 


V 


Rückseite. 


■^^ 


.^\^,tii|y 


•20 
21 


Umschreibung  und  Bemerkungen. 
iV7?^  Hr  n  i>iJ-l'').  Dir  iimni  Syrer. 
1.  Sl)j,  entspricht  ehiem  ■'Iffi,  vielh'icht  ;uich  "'IC  (S2D).  —  (iewölmHcli 
.i;i('})t  ein  ägypt.  .s  ein  hebr.  TB  (TB),  seltener  c  wieder.  Die  Endung  (1  '^,  die 
(lieser  und  noch  andere  Namen  unserer  Liste  zeigen,  entspricht  wohl  einem 
\\\\  j,  hebr.  ''').  Sie  giebt  wahrscheinlicii  die  Kndung  ki  {Ja)  wieder,  die  zmIiI- 
reiche   syrische    Namen   der  Thontafeln    von   El-Aniarna   aufweisen;   z.  B.   Ji/la, 


"J 


')     Da.s        ist  rot  durcli.stricln 


r.st  "esclirielicn,  das  danii   in 

III" 


^)   Der  Sclir(Ml)er  hatte  statt  des  oberen  a, 
be.ssert  wurde. 

')     Der  Name   ist   mit  einem   roten   (}uei'stricli   (Inrciislrielien. 

*)    Vielleicht  1(s(l  ^^1  ^  zu   h'scn;' 

'")  Spiegelbero  wies  micli  brieflich  darauf  hin,  ob  dieses  7nii  niciit  der.sell)e  geographische 
Ausdruck  sei,  der  in  seinen  «Rechnungen  aus  der  Zeit  Setis  1.»,  Text  S..51,  in  dem  Zu.samincnhange 
in(]()(S  ^sD  AA/wvA  ^''•K  ^  Y  "die  Neger  von  Mlwt~  v<u'kc)mnit.  Mir  scheint  die  verschiedene 
Orthographie  von   vornherein  gegen  eine  solche  .'\nnalime  zu  spi'echen. 

")    Spiegelberg,  Zeitschr.  f.  Assyriologie  XIII  .')<i. 

Zeitschr.  f.  Ägypt,  Spr.,  XXXVIII  Band.     1900.  3 


1}^  Georg  STEiNDORrp:  Eine  ägyptisclie  Liste  syrischer  Sklaven.     [XXX Vlll.  Band. 

Satij'a,  Gilio.  Lapaia,  Biridija,  Ar:aidja  u.  a.')  Ob  diese  Endung  ia  (Ja)  einem 
liel>r.  n""~  entspricht,  sei  daliingestellt.  Vielleicht  wäre  dann  unser  ShJ  (-212:) 
ein  mit  n-~  zusammengesetzter  Personenname,  der  dem  in  den  Thontafeln  von 
El-Amarna  vorkommenden  Sabi-il'-)  entsprechen  kimnte. 

2.  RbJ,  wohl  ein  "«m  (snn)  oder  -nb  (snb). 

3.  <^icr,  iTy  ('iiy).    Vielleicht  ein  i;;»   »der  Blinde«. 

4.  Jhtk  =  irn\     Unklar. 

5.  J?ih>»  =  rnr.  Gewil's  der  in  den  Thontaieln  von  El-Aniariia  liäulige 
Name  Janhamu.  Wie  hier,  so  entspricht  auch  sonst  ägypt.  //  keilschr.  h;  z.B. 
keilschr.  Atnanhathi,  Winckler,  Thontafeln  'M'>*,  ägypt.  'Imn-htp  [Amenhotep] : 
keilschr.  IJdraniaS.ii,  lla»ia^si,  Winckler,  Thontafeln  88*.  ägypt.  Hr-ms;  assyr. 
Pi^anlmi'u,  ägypt.  P.^rn-Hr,  Beitr.  zur  Assyriol.  I,  347  u.a.  Jnhm  —  Janhamu  ist 
eine  Bildung  wie  das  hehr.  =ni"'  (  leceweviÄ),  wenn  nicht  gar  mit  diesem  identisch. 

6.  mnsft  =  rEC:^s.   —  Das    auslautende  n  kann   die  Femininendung  sein. 

7.  ThJ  =  -an. 

8.  Kr  =  -Q  oder  bD. 

9.  Ptj  =:  -TE  oder  auch   "zt. 

10.  Hjj  =  ■^■"n  (S-n).  Vergl.  den  .syrischen  Namen  Haja  in  den  Thontafeln 
von  El-Amarna. 

11.  Jsbh  =  ~2Tr'  (n2C-).    Vergl.   den  Namen  naö'  ('Ua-ou)   1.  Chr.  4.  17. 

12.  Hbt=  rnn. 

13.  <S".^(?)  =  nsB.      Die   ägyptische   Le.sung  i.st  nicht  ganz  sicher. 

14.  rj  =  ""S   oder  -bs.     Das  Ägyptische  giebt  wohl  ein  n^bs   HXiug  wieder. 

15.  NTcr  =^  "ip:  oder  bp:.      Statt  des  p  liefse  sich  auch   5   einsetzen. 

16.  J?i/jm  =  anr,   vergl.   Nr.  ."). 

17.  '7rt6;  =  -nies.  Die  Thontafeln  von  El-Amarna  erwähnen  eine  Stadt 
Amöi   in    Syrien;  'uibj  könnte  vielleicht    »der   Bewohner  von    Ambi«    bedeuten. 

18.  f^prbf^r  (<^prb<^l)  =  bymsy.  Dieser  Name  war  uns  bereits  in  der  Schrei- 
bung J\  Jj  <3>Ma  bekannt'').  Er  enthält  ein  Element  ^pr  und  den  Gottes- 
namen bya*). 

19.  Trwsr  =  "Wnri;  statt  des  "i  liefse  sich  auch  b.   statt  TS  auch  c  setzen. 

20.  'Imrk  ('Imlk)  =  Tts-s.  Es  ist  dies  der  uns  aus  den  Thontafeln  von 
El-Amarna  bekannte  Personenname  Ihinnlki  bez.   Milk-iU  (bs-sbic). 

21.  "Ay  =  "ps  (oder  auch  "3S).  Die  Thontafeln  von  El-Amarna  kennen 
einen  Akia  (mit  3  geschrielienl). 


')  Spiegelberg,  Zeitsclir.  f.  A.ssyriologie  XIII   .")ii. 

')  Vergl.   das    Eigennamen -Verzeichnis   zu  Wincki.krs  Thontafeln   von  Tcll-I'.l-Ani.-i 

')  Spiegelberg,  Studien  und  Materialien   36.  37. 

*)  Zeit.<;clir.  f.  .Vssyriologie  XIII,   4'.t. 


1000.1  Adolf  Erman:  Gebete  e.  nii-nrclii  Vcrfolüfcn  u.  n.  OstrnUn.  1  U 


Gebete  eines  ungerecht  Verfolgten  und  andere  Ostraka  aus  den 

Königsgräbern. 
^^oll  Adolf  Ekm.\n. 

vJeorges  Daressy  hat  bei  der  Untersucliung  der  thebanisclicn  Königsgräber  eine 
grofse  Anzahl  beschriebener  Kalksteinscherben  gefunden,  die  jetzt  im  Museum 
von  Gizeh  ausgestellt  sind').  Sie  tragen  zumeist  Skizzen  zu  Hildern  und  In- 
schriften oder  geschäftliche  Notizen  und  Konzepte,  also  Schriftstücke'),  wie 
man  sie  an  dieser  Stelle,  an  der  einst  so  viele  Beamte,  Handwerker  und  Priester 
tliätig  gewesen  sind,  wohl  erwarten  kann.  Um  so  auffälliger  heben  sich  einige 
Stücke  hervor,  die  sich  durch  die  steife  Schrift  und  die  roten  Verspunkte  sclion 
äufserlich   als   litterarischen  Inhalts   kennzeichnen. 

Wie  sind  diese  litterarischen  Stücke  in  diese  Wildnis  gekommen?  Das 
Rätsel  löst  sich  einfach;  das  eine  Stück  (unten  als  IX  veröffentlicht)  trägt 
auf  seiner  Vorderseite  die  bekannten  Verbesserungen  einzelner  Schriftzeiehen, 
wie  sie  die  ägyptischen  Lehrer  auf  allen  Büchern  ihrer  Schüler  liinterlassen 
haben.  Unsere  Ostrnka  sind  also  Schr<>ibübungen.  Und  diese  Annahme  wird 
dann  weiter  bestätigt  durch  den  Inhalt  eines  derselben:  VIII  enthält  jene  Muster- 
briefe,  die   eins  der  wesentlichsten   Lehrmittel   im   Unterrichte  des  n.  R.  waren. 

Auch  die  sehr  fehlerhafte  Orthographie  und  die  ungelenke  Schrift  passen 
für  einen  jugendlichen  Schreiber,  wenn  schon  man  lieute  nach  den  bemerkens- 
werten Ausführungen  von  Griffitii')  über  die  Sehreibkunst  nichtgelelirter  Ägypter 
darin   allein   keinen   Beweis   für  die   Schülerhand    mehr  sehen   darf. 

Da  niemand  so  schwere  Kalksteinstüeke  —  einige  sind  wahre  Blöcke  — 
mit  sich  in  das  Tlud  der  Königsgräber  nehmen  wird,  so  müssen  sie  in  Biban- 
elmoluk  selbst  bescliriebeu  sein.  Natürlich  l)rnucht  man  aber  darum  niciit  an- 
zunehmen, dafs  in  dieser  Einöde  einst  eine  SclnUe  existiert  habe;  es  genügt  ja 
schon,  dafs  einer  der  hier  stationierten  Beamten  sich  die  lange  Zeit  damit  ver- 
trieben hat,  den  ihm  beigegebenen  jungen  Gehilfen  in  der  schweren  Kiuist 
des  ,Schreil)ens  weiter  auszulnlden.  Sind  doch  diese  Ostraka,  weim  niclit  alle, 
so   doch   zum   gröfsten   Teil   von   derselben    Hand   geschrieben. 

Nach  Schrift  und  Orthograi)hie  zu  urteilen,  gehören  unsere  Stücke  an  das 
Ende    des  n.  R.,    und   wirklich   trägt  das   eine   den   Namen   eines   späten    Ramses 


')    Der  gedruckte  populäre  Katalog  erwähnt  sie  nicht. 

'')    Vier  von    diesen    hat   Spieoei.hrro    (Zwei    Beiträge  zur  tiescliichtc   mid  'r()])()nr;ipiiii'  <lcr 
thelianischen  Nekropole,  S.  13f.)  veröfl'entliclit,  das  eine  aus  der  Zeit  Kainses' V. 

^)    Im  einem  Beitrag  zu  der  amerikanischen  Puhlikation:    »Library  of  the  wiirld's  best  liter- 
ature«,  die  von  C  Ditdlev  Warner  herausgegelien  wird  (p.  .5228  f.). 

3* 


20  Adolf  Ehman:  Gebete  e.  ungerecht  Verfolgten  ii.  a.  Ostraka.      [XXXVIII.  Band. 


—  des  IX.  nnc'li  der  LEPSiusschen  Zälilunii'.  In  der  Tliat  sind  .sie,  wie  mir 
ihr  Entd('ck(M-  uiittcilte,  auch  im  (irabc  dieses  Herrschers  gefunden  worden. 
Ich  halte  diese  zwölf  Texte  zunächst  für  die  Zwecke  unseres  Wörter! luchs 
abgescliriehen :  da  sie  sich  alier  aucli  als  inhaltlich  merkwürdig  gezeigt  haben, 
so  will  ich  sie  hier,  mit  freundlicher  Erlaubnis  Daressys,  mitteilen.  Ich  be- 
merke dabei,  dafs  meine  Abschrift  nur  einmal  revidiert  werden  konnte,  und  das 
ist  bei  einer  lialb  abgeriebenen  hieratischen  Schrift  erfahrungsgemäfs  nicht  genug. 
Es  ist  daher  zu  erwarten,  dafs  eine  erneute  Vergleichung  noch  einzelnes  be- 
richtigen oder  hinzubringen  würde.  Wieviel  am  Anfang  und  Schlüsse  der  Zeilen 
fehlt,  ist  bei  der  ganz  unregelmäfsigen  Gestalt  solcher  Steinsplitter  nie  auszu- 
machen: zum  Glück  sind  aber  die  wichtigsten  dieser  Stücke  in  der  Hauptsache 
unversehrt  erhalten. 

I.    Lied    an    den    Sonnengott. 


'^3'7^t:.mM~~~''fni'~~'  °  -r?aji*'=='i4'='| 


Kft,p:7'rt£:*y±ip,"7'^:A^kflK:^s^t 


0    (3 


mrr.z*i:^iiir-^^\zi'i\n\'kS' 


')    Man  kann  natürlich  ebensogut  T   le.sen;   mir  ist  da,s  Wort  hiero!;ly|)liiscli   nicht  bekannt. 
')    Nicht  bibi,  was  man  erwarten  würde. 

')    Dies  kann  wohl  für  (       )   .stehen,  doch  ist  das  K'irsr  Ja  auch  sonst  als  ein   i=i   bezeichnet; 
vergi.  Bri  f;scn,   Dict.  geogr.  p.  359. 

*)    Kr  schreibt    ^fl  . 

')   Das    hieratische  ZcicJien    Jl  .   das  auch  sonst  (/.  B.  .'>ai.i..  2,  2.  8)  hinter  /5f/;/ voikoniinl.   ist 
wohl   nicht  H.  sondern   mag  etwa  einem   MiilsverslandeMen   alten  r=^  sein   Da.sein   verdanken. 
")    Verspunkt  nicht  sichtbar.  ")    In  Ligatin-   ^"l. 


111(1(1.1 


Aniii.i'  Krman:   Gchctc  i\  iiiii;ei-fclit  Vcrfoliitcii  ii.  ;i.  ( )str;ik.-i. 


21 


^Pr,P^,>>^^^IP2^,^^K'^'1ira^ 


W'j^ 


Ö*^-PS^"lSkS 


.^IHk^kr 


-«I^^IIJ,; 


1\>°s: 


^=3^(2    IIIO    O 


Will   Sli 


o  Hi'  1 1  I 


.  D    <S  21/  e 


Ci    ff;  («ni^^t^ 


I    I    I 


;ra^1^' 


,-^' 


w 


^5?- 


\l)u  tcnrhst]  schön  [i'"/\,  iIk  llorus.  der  über  diu  lUmnirl  ßihii ,  du  Kind, 
des  aus  de/ji  Phallus  hnn .  du  Fnierhialir .  (jUni: funkelnder,  der  Flnslernis  iind 
Dunkel,  vertreiht.  Grofswerdendes(?)  Kindj,  ?nit  angenehmer  Gestalte  der  innen  in 
seinem  Auge  ruht.  Der  die  Menschen  auf  ihren  Betten  erweckt  und  die  Würmer  in 
ihren  [J^öchern]. 

Dieser  erste  Abschnitt  des  Liedes  feiert  die  erwachende')  I\h)rgens()nne, 
die  Avie  so  oft  als  Kind")  gedacht  ist.  Was  es  liier  lieifsen  soll,  dals  dies 
Kind  "aus  dorn  Phallus  herauskonnut«,  weifs  ich  nicht:  gewöhnlich  l)egnügt 
man  sich  damit,  dals  der  Sonnengott  Morgens  von  der  llimmelsgöttin  gehören 
wird   und   fragt   niclit  nach   seiner  P]rzeuguiig, 


')  Man  würde  in  dieser  Zeit  nocli  Q  erwarten,  docli  liifst  sich  die  Lif;;itin-  ±  iiiehl  wuM 
anders   lesen  als  ^. 

2)    Oder flj q;' 

^)  Man  |ille,ü;t  das  Zcielien  hiiitiT  rju/l/  als  I  /ii  fassen;  hier  lial  der  Selireiher  aher  sichei- 
die  Gruppe  *i«         gesetzt. 

*)    Hier  könnte  man   znr  Not  noch  (I  j     1  lesen,   im   letzten  \'erse  steht  aber  deutlich  (1(1    I- 


■'}    Der  Ausdruck    ;•?/■  n/r    «du    erwachst    seliön"    auch    in    dem    .Sonnenlied    Totli.  1  .">. A  1  19; 
ferner  unten  in  II  und  in  dem  Osirislied  V. 


^ 


Totl).  l.-i.A  \\-2; 


ö\  J-J)  "'•  l"'-\  I'-''    l^"i-AIV  1. 


22  Adoi.k  Kuman:   Gebete  e.  un,u,tM-eclit  Verlol,u,tcn  u.  a.  <  Istrnk.i.      [XXXXllI.  liii 


Die  Vorstellung,  dafs  das  Gestirn  der  Sonne  das  Auge  des  Sonnengottes 
ist.  ist  alt:  damit  ist  hier  eine  andere  verquickt,  die  den  jungen  Sonnengott 
in   der  Sonne  sitzen  läl'st. 

Audi  (las  Lied  Totb.  1 .").  A  I\'  10  liiCst  ^loiischcii  und  "\Vürn)er  —  die  liöelisten 

Wesen   und   die   ä:erinii;sten   —    von   den- Sonne   erweckt  werden:    f     r,  1  D^ 

^     _^  ä    Vi  ^:zP6l  <:z=> 

^^ '  IRR.  I  w  ^'•'■"'^  »vor  dir  stehen  die  Schlafenden  a<d'  und  die  Würmer 
auf  ihren  Schwänzen«.  Dagegen  v(n-wertet  der  Dicliter  des  Tellamarnahymnus 
die  Würmer  gerade  umgekehrt:  wenn  es  Nacht  wird,  kommen  Diebe,  Löwen 
luid   \Vürmer  aus  ihren   Schlupfwinkeln   hervor. 

Mit  rLl^\  M  "^^  meint  der  Schreiber  natürlich    [1  m    _    ;   wenn  er  statt 


ra 

^°1         ISISL  ^^S^^'      1  ms.  schreibt,  so  zeigt  das,  dafs  er       |  »es  sagen« 

ähnlich   wie  "ÄawTqe   »Wurm«   gesprochen   hat,   also   etwa  **xoTq'). 

Deine  Barke  fährt  auf  dem  Wasser  [^)  Nsrir  und  du  fährst  über  den  Hi/mnel 
mit  seinem  (wessen?)  Winde.  Die  beiden  Niltöchter  zerbrechen  dir  den  Feinde  Set 
[tütet  ihn]  init  seinen  Pfeilen.   Keb  bezeugt^)  es  auf  dem  Rücken  seines  .  .  .,Selket 

in  seiner  Kehle.    Es  verbrennt  ihn  die  Glut  dieser  Sclilanyeii^  die  auf  dem  Thor 

deiner  Kajüte  (?)  sind.  Die  grofse  Neunheit  iHltet  gegen  ihn.  und  sie  jauchzen^  weil 
er  zerschnitten  icird.  Die  Horuskinder  e?'g reifen  Messer  und  machen  seine  Wunden  (?) 
viel.     Hurrah/   dein  Feind  ist  gefallen  und  die    Wahrheit  bkibt  vor  dir  bestehen. 

Dieser  zweite  Abschnitt  scliildert  in  übliclier  Weise  die  Fahrt  der  Sonne 
über  den  Himmel"),  wobei  sie  die  Gewitter-  und  W^olkenschla'nge^)  Apophis 
besiegt,  .so  dals  »die  Wahrheit  besteht«  oder,  wie  wir  sagen  würden,  »das  Recht 
triumphiert«.  Die  beiden  Niltöchter,  die  ihr  beistehen,  keime  ich  nicht;  man 
denkt  an  die  ^^'^>.  1^'^>  i^ie  beiden  vogelgestaltigen  »Königstöchter",  die  in 
einem  Pyramidentext  (Kap.  220  =  P.  79  u.  s.  w.)  vorkommen.  Dafs  Set  mit 
Pfeilen  schiefst,  erinnert  an  die  Bilder,  in  denen  er  und  Horus  den  König  im 
Bogenschiefsen   unterrichten. 

ly  gA  soll,   wie  aus  dem  Vergleich   von   Totb.  ed.  Leps.  IBO,  15   (ed.  Nav. 

130,  21)  hervorgeht,    das   von   der   Vernichtung  des  Apophis   gebrauchte  Wort 

1   ^  r     .   »zerbrechen«    sein. 

Bist  du  (dann)  wieder  zu  Atum  gen-orden.  so  reichst  du  die  Hand  den  Be- 
wohnern des  Totenreichs.  Die  Schlafenden  insgesamt  (?)  verehren  deine  Schönheit. 
wenn  dein  Licht  vor  ihnen   leuchtet.     Sie  erzählen  dir^  was  ihr  Herz  wünscht^,  dafs 


')    Vergl.  auch  meine  Neuäg.  Grainin.  §  156. 

^)  Nsrsr  (oder,  wie  die  Pyraiiiidentexte  .sclireiben,  Nsisi)  i.st  meist  eine  Insel,  wo  der  Sonne 
gott  lebt  (Tütb.  l.^.B  1.  14)  und  seinen  Keiiid  besiegt  (Pyr.  Knp.  48  -  W.  :!i>3);  liier  scheint 
das  Gewä.sser  zu  sein,  wo  Re  siegt. 

')    Dafs  Apopiiis  wirklich  dem  Unwetter  entjiijriclil ,  bestätigt  ausilrücklieh  das  .Viiujjliisljii 
(Bi-i)(iE,  Nesianisii  p.  122). 


Adoi.k  Eioian:   (ifbete  c.  iniiifieclit  Vcrfolutcii  ii.  a.  Ostrnka.  23 


du  ihnen  deinen  Anblick  erneuern  mörje^i.  Gelid  du  IhI  ihm  n  lorbei^  so  verbirgt 
sie  Finsternis  und  jeder  liryl   (irirder)   In   sri/ieni   Sarg. 

Als  Atum,  die  Abendsonne'),  lalirt  der  Sonnengott  durch  d;is  Totcnreicli 
und  tröstet  dessen  Bewohner  durch  sein  Ersciieinen.  Der  Gedaidvc.  dafs  sie 
ihn  bitten,  morgen  wiederzukeliren .  findet  sich  auch,  wenn  sclion  \veniger  (h'ut- 
üch,  in  dem  Liede  Toth.  Ifi,  BIIIT.  il).  '22.  Und  auch  dieses  Lied  (ih.  22)  liat 
die  merkwürdige  VorsteUung,  dal's  die  Toten,  die  die  Sonne  so  besucht,  dabei  doch 

in    ihren  Särgen    A    j) '   liegen  oder,  wie  unser  Lied  es  sicli  denkt,   nacli  dem 

Vorbeigehen  der  Sonne  sicli  wieder  in  ihre  Särge  legen.  Für  die  Lage  des 
Totenreiches  darf  man  tVeilich  nicht  zu  viel  daraus  schliel'sen:  für  Ilinnnel  und 
Hölle   giebt  es   auch   bei   den   Ägyptern    keine   genaue   Geographie'). 

Dil  bist  der  Herr  dessen,  der  auf  Um  ....  du  trefflicher  ewiger  Gott^  du  Richlcrj, 
du  Oberster  des  Gerichtes,  der  die  Wahrhed  feststellt  und  die  Sünde  ....  31öge  man 
rechten  nid  diesem^  der  mich  verlelztj,  sieh^  er  ist  stärker  als  ickj,  der  mein  Amt  raubte^ 
das  er  (;«,»•)  7nit  Lüge  nahm.  Mochte  man  mir  es  wiedergeben.  Sieh_,  ich  bin  es^  der 
es  bei  .  .  .   sehe,  er  ist  in 

Wenn  unser  Lied  bis  hierher  den  ül)lichen  Sonnenliymnen  gleicht  und 
ebenso  gut  auf  irgend  einem  Grabstein  oder  in  einem  Totenpapyrus  stellen  könnte, 
so  nimmt  es  hier  am  SchluCs  auf  einmal  persönliche  Färbung  an:  der  Sonnen- 
gott als  oberster  Lenker  und  Richter  der  Welt  wird  sich  auch  des  Unglück- 
lichen annehmen,  der  so  zu  ihm  betet.  Er  wird  ihm  »sein  Amt«  wiedenschaffcn, 
um  das  ihn  ein  Intrigant  gebracht  hat.  Wem  dieses  Gebet  zu  j)rosaisch  er- 
scheint, der  bedenke,  was  für  den  alten  Ägypter  die  (1  ^^  y  •  '^^^  »Amt«, 
ist:  der  höchste  Besitz,  den  seinen  Kindern  zu  hinterlassen  eines  jeden  heifsester 
Wunsch    ist,   den    »befestigt«    zu   haben   sich   die    Könige   rühmen. 


IL     Lied    an    den    Sonnengott. 


f=S) 


^^Sld«^^;fl^-J"^-^'°'^-"''°"^ ' 


np'/.eicnruiiii;  iier  .ADeiiuMiiiiie    w^ 
Fotl).  1.5.  B  Sff-. 


')    Zinn  Ausdruck  verml.  die  Br/.eichruuii;  der  Al)endsonne     ,.,.,        ,,  ...^  „ 

^      o  '  -ö?^  c^  W I^^  -ß^  <=>  -2^  1    I    I 


^)    Zu  Ä    ]|    ^     ..Sarg"  vei-R-l.  /..  15.  ÄZ.  1  S.S  1 ,  1114  (vom  Osiris.sarg);  Ajihuks  r  •>,  :\.  7.  S;  Aiui.  4.  I H. 
^)    Schrii'ten,  die  wie  das  .Ani-duat" -IJucli  eine  sy.stematische  Darstellung  dieser  I)irig(^  gelieii, 
sind  ohne  Zweifel  gelehrte   Produkte,  ahgcfafst,   um  diesen   Unklarheiten  abzuhelfen. 

■*)     ly     /T     ,ils(i    nicht  wohl    anders  y.u   lesen:    das    zweite  Zeiclien    k.ann   natürlich  auch 
oder  >r   sein. 


24 


Addi.f  Krman:   Gel>ete  e.  tiiijieri'clit  \'(Mf()ly,tcii  ii.  .-i.  Ostraka.      [XXW'III.  Band. 


T.LG'M^^i^f'.i'^Mi 


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III. 


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■i^Xi^'±?l-^'JöM*fl^~ll^ 


■  s  i-M:s:cUcr3i 


ic^-«^pr^' 


;^^T,^i-.^jiirp=i-iniiL;j^p: 


illläv '^1*111111111111*      1^^^   l"er  noch  Verse    folgten/ist  nicht 
zu  ersehen.) 


Rs. 


IkHx; 


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•  .^-iwa fl 


ZI     I     I     I 


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:k%4wr,iiiiiiii 


')    Sic;  die  .Sclireiliiiiig  von   1  c^ls  ^   mit   ^   finde!   sicli   auch   scnist   in   diesci' Zeit .   /.  Ii. 
dein  Briefe  P.  8523  unserer  .Sammlung. 


Vl°"-J1'k"^l 


.     Man    erwartet   ^  ^KX        •,    was    liier    steht,    läl'st    sich    alier 


"'"•JÖ 


lesen. 
')     ^^    nur  als  senkrechter  Strich. 


♦)    Sic. 


'.HIO.|  Adolf  Erman:  Gebetf  e.  ungerecht  \'ertolgten  ii.  a.  Ustraka.  25 


Vx^n   "^  •<=>[!   S    §e'"-"ii (Wieviel    hier   lelilt.    ist    ni.-lil    /,u 

seilen.) 

Du    ivarhst  schön  auf,    du  Sperber  des  Morgens,    du der  Nacht,    du 

herrlicher  Lichkjeist.  der  die  Augen  öffnet.  Du  Stier  ....  Phallus!  Du  Hoher^ 
des.<ien  Lauf  man  nicht  kennt,  wie  geheim  ist  dein  Wesen!  Du  Grofser.  Blächtiger, 
der  an  der  Spitze  des  Lichtreiches  steht,  sehr  Holier,  Tlierreichbarer.  Grofse  Knospe, 
die  int   Ozean  aufgeht,  als  ein  Kind  der  31h t- irrt. 

Auch  dieses  Lied  beginnt  als  Morgenlied,  es  verfolgt  aber  den  Laut'  der 
Sonne  nicht  wie  das  vorige  durch  den  llinmiel  und  das  Tütenreich,  sondern 
]n-eist  ihr  Wirken  in  der  Welt  der  Menschen.  Zunächst  mit  Ausdrücken,  die 
den  herkömndichen  Bildern  entsi)rechen.  Er  ist  ein  Sperber,  ein  Lichtgeist, 
dessen  Augen  leuchten,  ein  zeugungskräftiger  Stier'),  eine  Lotusknospe,  die  im 
Ozean  des  Himmels  aufblüht").  Er  ist  weiter  »der  Grofsmächtige«,  ein  Aus- 
druck, den  schon  die  Pyramidentexte  für  den  obersten  Herrscher  des  Himmels 
verwenden^).  Dagegen  ist  das  Hervorheben  des  geheimen,  mibegreifüchen, 
unerreichbaren  Wandels  des  Gottes,  das  sich  ebenso  aucli  im  folgenden  Liede 
findet,  nicht  den  alten  Sonnenliedern  entnommen  und  wohl  ein  eigener  (iedanke 
des   Dichtei's. 

_S&&  "^  ^^  ist  der  Gott,   den   die  Totenbucht(>xte  J|  schreiben,   als  be- 

deute der  Name  »die  beiden  Löwinnen«.  Unsere  Stelle  fafst  ihn  schlechtweg 
als  Namen  der  Sonne  (wenn  nicht  sogar  der  Abend.sonne),  und  ebenso  scheint 
(>r  mir  auch  in  einigen  Totenbuclitexten ')  gebraucht  zu  sein,  während  es  in 
anderen  ein  besonderes  himmlisches  od(>r  unterweltliches  Wesen  zu  sein  scheint '). 

Das  Wort  ^^l]|]o'=^0    findet  sich   Totb.  ed.  Nav.  15,  R  20   als  [^ 

'^•=ir'  wieder. 

Bemerkenswert  und  auch  sonst  in  dieser  Zeit  zu  belegen'')  ist  die  Schreibung 

J  fürjc. 


'l    Ich  vermute,  dafs  pr  hmif  zu   lesen  sein   \\  ini. 

-|  hl  der  Regel  ist  die  Knospe  nur  der  Ort.  wo  der  Clott  erseheiiit;  vergl.  z.B.  Toth.  ed. 
Nav.  I.-..  .\1V3. 

^)  Nebenbei:  in  dem  merkwürdigen  Ka|).()3  der  Pyramidentexte  (W.  496 — 5'25  ^^  T.  319 — 3;!!) 
erhält  der  tote  König,  der  zum  liinimelslcönig  eingesetzt  wiid.  von  dem  Orion,  als  dem  Vater  der 
(lötter,  ein  Diplom  (ein  —77-°),  das  ihn  zum  "Grofsmächtigen..  ernennt.  Man  sieht,  der  Dichter, 
der  mit  so  vielem  Behagen  erzählt,  wie  sein  König  im  llinmiel  Menschen  und  Götter  kocht  und 
fiil'st.  ist  im   Grunde  doch  schon   ein  sehr  civilisierter  Kannibale. 

')     rotb.  ed.  Nav.  41.  1  ;   72.  1  I  :    130,  22  (=  ed.  I.eps.  15). 

')    Totb.  ed.  Nav.  12.')  als  Totenrichter  aus  dem  Himmel;   ili.  l.').'!.  A  10  neben  Atuin  genannt: 

ib.  I.'jB  in   Af  die   ^jä  ^  ^   im  Totenreich. 

«)    Max.  d'Anii  4.  2. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVIII.  B.ind.     lilOO.  4 


'2(^  Adolf  Erman:  Gebete  e.  ungerecht  Verfolgten  ii.  a.  Ostraka.      [XXXVIII.  Band. 


Lichtbringer,    Fimternisvertre'il)er,    wenn   die  Erde   in  'Wolken    war.      Der  jedem 

Auge  2U  schauen  giebt  und  die  unkenntlicJien  (?)  Gesichter  vertreibt Gesichter 

in  dem  Ei,  verborgen  ah  ein  Kind  der  acht  Götter.  Als  er  baute  die  Menschen  aus 
den  Thränen  seines  Auges  und  ....  ivas  die  Götter  brauchen. 

Der  Gedanke,  dals  wir  Menschen  es  der  Sonne  verdanken,  dafs  jeder  seinen 
Nächsten  erkennen  könne,  findet  sicli  aucli  in  einem  älteren  Sonnenliede  (Totb. 
ed.  Nav.  15,  B  10)').  Ich  glaube  daher  nicht  zu  irren,  wenn  ich  den  Ausdruck 
er  vertreibt  die  vergehenden  Gesichter  in  diesem  Sinne  fasse:  er  hebt  ihre  Un- 
kenntlichkeit auf;  der  Ausdruck  kehrt  übrigens  auch  in  III  wieder  {die  Finster- 
nis läj'st  die  Gesichter  vergehen)  und  kommt  auch  in  dem  »Gespräch  des  Lebens- 
müden«   vor"). 

Was  dann  folgt,  scheint  den  Gott  als  Schöpfer  zu  schildern,  und  zwar 
anscheinend  in  Vorstellungen,  die  nicht  zusammengehören.  Das  Ei  wird  das 
sein,  das  Ptah  oder  Chnum  geformt  hat;  es  wird  irgendwie  mit  den  acht 
schöpferischen  Urgöttern  zusammengebracht,  und  daran  wird  die  Sage  geknüpft, 
die  die  Menschen  aus  den  Thränen  des  Sonnengottes  entstehen  läfst').  Zu  dem 
letzten  Vers  vergleiche  man  die  Stelle  ÄZ.  1895,  S.  123,  wo  die  hrt-ntric  offen- 
bar das  den  Göttern  zukommende  Einkommen  u.s. w.  bezeichnet;  aber  was  soll 
das  hier? 

Du  führst  den  Nil  zu  der  Stätte^  wohin  du  willst;  sein  Haupt  ist  auf  dem 

und  dieses  ganze  Land  ist  ein  Ozean  und  kein  Feld  hat  eine  Stelle  zui/i  Betreten.  Du 
findest  StädtCj,  du  gründest  Ortschaften.,  du  setzest  die  Götter  auf  ihren  Sitz. 

(Acht  oder  mehr  Verse  fehlen.) 

Dem  Sonnengott  wird  hier  auch  die  Leitung  des  Nils  und  damit  all  der 
Segen  der  Überschwemmung  zugeschrieben,  die  Städten  und  Tempeln  ihr  Be- 
stehen ermöglicht.  Der  zweite  und  dritte  Vers  besagen  offenbar,  dafs  der 
Nil  auf  der  Erde  strömt,  obgleich  doch  sein  Ursprung  ganz  wo  anders  sei. 
Es  liegt  nahe,  das  betreffende  Wort  1  (1  n^ '^  U=^  zu  lesen:  dann  wäre  die 
Nilquelle   liier  am  Himmel  gedacht^). 

Dafs  auch  die  zerstörten  Verse  sich  noch  meist  mit  dem  Sonnengott  be- 
schäftigten, geht  aus  den  erhaltenen  Worten  aufgehend  imd  die  Ewigkeit  durch- 
schreitend^)  hervor. 


')  Audi  der  Teil  .•\iii;iiiialiyrniiiis  (ed.  Breasi  kd  27)  liebt  hervor,  dals  in  der  Naciit  kein  Auge 
das  andere  sieht. 

')  S.  63  meiner  Ausgabe.  Der  Vers  ist  \ieileiclit  so  zu  übei'setzen :  •■die  Genichter  sind  un- 
kenntlich, jeder  hat  seinen  Brüdern  geyi-niilur  rlrt.i  Gexicht  nach  vnten«.  d.  h.  liciner  läl'st  sieh  durrli- 
schauen,  sie  sind  alle  versteckt. 

')    Vergl.  ÄZ.  1891,  56;  Brugsch,  Mythologie  S.741;  Buugk,  Nesiamsti  p.  149.  169. 

*)  Der  Teil  .•\marnahyinnus  (ed.  Breasted  .52),  der  auch  seinen  Sonnengott  den  Nil  erschallen 
läfst,  läfst  diesen  in  der  Tiefe,  der  ^  .  '^  ,  entsjjriiigen ;  daneben  nimmt  er  iiocli  einen  zueilen  Nil 
am  Himmel  an,  der  den  Barbaren  den  Regen  herabsendet. 

■•)    V.M-;;!.  Totl).  ed.  Nav.  15.  AlII  19. 


;liiii.|  Addi.k  Erman:   (iel)ctc  e.  iiii^iTcclit  N'crfoliitcii  ii.  n.  Ostriika. 


\I))'  bist]  ein  (/erechter  Richter^  dt  r  lo  im  Bt.-ilivltuiKj  nimmt,  der  den  Nichtigen 
erhihl.      \  Du    beschützest]   Woi'ien;    (abr?-)    dem  Sfa7'ken   reichst   du    nicht    dir    Hand. 

3Iüchlc  uuin   nicht  saije/i   .  .  .   (Lücke  von  zwei  Versen.)     Weh?'e  dem 

irus  (?)  er  thid.     Stärke  den  Elenden  (?),   du  Vezier 

Lafs  ihn    (jclolit   sein,    beim    llnrus   des   Pti/astes er   wird  sie  richten,    iim  sie 

zur  Ruhe  zu  bringen  .... 

VV'o  (1er  erhaltene  Text  wieder  lie.^innt ,  liat  er  .sich  wieder  in  ein  (iehet 
verwandelt,  ähnlich  dem,  mit  dem  der  vorige  .schlol's.  Es  ruft  den  Gott  an, 
dem  der  Arme  lieber  ist  als  der  Reiche,  den  unbestechlichen  Richter.  Leider 
ist  der  Text  so  zerstört,  dnfs  man  nicht  erselien  kann,  was  der  Grund  der 
Klage  i.st.  Was  erlialten  ist.  kann  man  dahin  erklaren,  dafs  der  Gott,  wie  ein 
gerechter  Vezier').  den  Unglücklichen  wieder  vom  Könige  zu  Gnaden  annehmen 
lasse.  3I;in  nuils  dann  annehuKMi .  dals  j  für  1  v^  ^'^^  steht,  älinlicli  wie  in 
den   Max.  d'Anii  4,  Kl. 

111.     Lied    an    den    Sonnengott. 


')    Vergl.  das  Gebet  in  dem  Papyni.s  Bologna  1094,  2.4,  wo  Ainon-Re  ebenfalls 
7'^AAA/v^  i^"^C\     (I  f\     fiS"^^^  'ler  Vezier  des  Waisen  heifst,  der  keine  Gesc/ien/ce  nimmt 

'')    Der  S])ei-ber  bat   im   Original  die  weifsr   Krone. 
^)    Das  t  in  ^    ist  zweifelhaft. 

<)     y     .   was  wdIiI   aus  ©   und  ^^^   bestellt, 
'l     ^f^T  •   "'"•''   verschiedene    Dcutuui;   /uläfst. 


•2S  Ai.oi.F  Kuman:   (iel)ctc  r.  uii.i;iTcclil  N'riloliitcM  u.  ;i.  ()stnik;i.      |\\X.V11I.  limul. 

Tr^irMvumm.^^^ ■ 

Du  Hohe?',  dessen  Lauf  man  nicht  kennt,  irie  geJteun  ist  dein  Wesen/  Herr- 
licher Bunter,  der  mit  seinen  göttlichen  Augen  erleuchtet ,  die  Erde  ist  hlind^  wenn 
er  untergeht.     Du   schöne  Sonne ^   glamleuchtende{?),   der  die  rereinigende  Finsternis 

vertreibt,  grofser  Sperber, Gndmo,   der  die  Himmel  durchläuft,  der  den 

unteren  Himmel  in  der  Länge  seiner  Breite  durchfährt,  und  untericegs  schläft  er 
nicht.  Wi}'d  es  Tag,  so  zeigt  er  sich  an  seinem  Platz  als  ein  Leuchtender,  de,<:sen 
Lauf  man  nicht  kennt.  [Aber)  icie  geheim  {ist  er),  wenn  es  Finsternis  wird,  die 
Dunkelheit ,  die  die  Gesichter  unkenntlich,  macht. 

Das  Lied  ist  dem  A^origen  sehr  ähnlich,  und  die  beiden  ersten  Verse  sind 
ihm  direkt  entnommen :  an  die  gewöhnUchen  Sonnenhymnen  erinnert  es  wenig. 

Die  Kkw  smlw  sind  ein  Wort  für  Finsternis,  das  in  dfnn  » Amduat«-Buch, 
wie  Maspero  gezeigt  hat,  die  Regionen  bezeichnet,  durch  die  die  Sonne  in  das 
Totenreicli  eingelit  und  durch  die  sie  es  verlälst;  es  ist  also  etwa  die  Dämme- 
rung,  die  Tag  und   Nacht   »vereinigt«. 

Grofser  Sperber  heilst  der  Sonnengott  auch  Totb.  15,  AI  18;  aucli  die  darauf 
folgenden  Worte  werden  ihn  als  vogelgestaltig  bezeichnen. 

Bemerkenswert  ist  der  ausgeschriebene  Pluralis  pwt  nHire.-  Die  nahe- 
liegende Konjektur  r  Ur.s  lo.shs  »in  ihre  Länge  und  Breite«  wird  man  besser  unter- 
lassen, da  die  Sonne  ja  das  Totenreich  doch  nur  in  einer  Richtung  durchfalireil 
kann ;  auffallend  ist  der  Ausdruck  aber  doch ,  denn  waruni  soll  er  gerade  der 
Breite  nach  es   durchqueren? 

Was  mit  dem  <^::>         jj  a;^     gemeint  ist,   lehrt  Totb.  15.   A  II  12,    wo  es 

von   der  aufgehenden   Sonne  heifst,  sie  ersclieine  wieder  jung  <z=>    |    /wvw\   1 
an  dem  gestrigen  Platze^). 

Herrliche  Sonne,  mit  weifsem  Licht,  durch  deren  Strahlen  die  Men.'^chen  .schauen. 
Luft  ist  in  seiner  Nase  und  Seele  {?)  in  seinein  .....  der  Tote  lebt  durch  seine  .... 
Verschlossenen  Nasen  giebt  er  zu  atmen  und  dem  mit  enger  Kehle,  soiHel{?)  er  es 
wünscht.  Es  giebt  keine/t,  der  ohne  ihn  lebte,  n-ir  alle  kommen  aus  .'meinem  Auge. 
Gieb  mir  deine  Hand  ....  komme  zu  mir du  Richter,  der  nicht 

Die  Sonne,  die  allen  von  ihrer  Lebenskraft  mitteilt  und  sell>st  die  Toten 
erwecken  kann,  wird  sich  auch  des  Betenden  annehmen  und  ilini  ein  Richter. 
der  nicht  [Bestechung  nimmt],  sein.     Das  Wort  IjO^^'^m   "Strahlen«  muls  richtig 

')    Das  <:i^  könnte  auch  Vra  oder  ~vw\a  .sein. 

°)    Hinter  könnte  i'ine  Lücke  sein. 

')    Vergl.  ancli  Lonvre  C  07:  Sie  zeigt  sich  <z=> 


Aixii.K  Ehman:   Oel)ete  c.  miiicreclit  \'iTrol"lcii  ii.  :i.  C).strak;i 


29 


sein,  denn  Totb.  ed.  Nav.  Ir».  B  TI  20  findet  sicli  ebenfalls  ein  (lA^c.fj{,  das 
dort  freilieli  nur  eine  unrielitiiic  \';iriante  fiir  -^[-^\^^  ist.  Wenn  es  vom  Osiris 
heilst,  er  habe  ^^— ^  "die  Sech'  des  Re«'),  so  hat  dies  Sinn,  aber  vom  Sonnen- 
gotte  selbst  kann  man  es  docli  iiiclit  wohl  sagen.  Man  wird  daher  wohl  das 
0  hier  zu   streichen   haben. 

Die   rustopfte  Nase  gilt  dem   Ägypter  als   Zeiehen    des  Todes,  da  er  ja  den 
Atem   wesentlich   der  Nase  zuschreibt"). 


IV.     Lied    auf   ilie    Sonne    im    Totenreich. 

....^|||^ra^,0| =(lf7-|^|,^l i 

■^%|...  Ko,.,.ou,„.:  Y-.f7-kJHI "^^[M^-t: 

ZMkhTTb^'m  ?  I «I;™|f  MS 

^-^?3ii \mK\^i — 

Der  Text,  in  den  die  Ver.spuid<te  noch  nicht  eingesetzt  sind,  ist  zu  zer- 
stört,  als   dals   wir  mehr  als   raten    könnten. 

Der  die  (jiDiZf  Erdr  erniiliii.  wird  sich  auf  den  angeredeten  Gott  beziehen, 
dessen  die  in  dem  Tntciirnchc  harr(Mi.  Kommt'  auf  das  Lob  (das  sie  dir  .spenden)") 
und  der  (iott  erhört  sie:  ....  S'udie^  er  gelangt  zur  Aufsenhalle  des  Palastes  in 
To-zoser  ....  (es  reicht  ihm)  das  Grab  seinen  Arm,  und  der  Erdcersiegeler  streckt 
seinen  Arm  ans,  damit  er  ....  So  tritt  der  Sonnengott  in  das  Totenreich  ein. 
Dann    redet    ihn   der  Dichter   wi(>der  an    und    jn-eist,    wie    er    in    der  Unterwelt 

')  O.sirisliyinniis  einer  Pariser  Stele.  Z.  "2  (lierausgeg.  von  CnAiiA.s,  Revue  arciienl.  1H58). 

-)  Indessen  wirf)  sie  auch  Schlafenden  .schon  zugeschrieben:  Teil  Anianiahyrunus  ed. 
Breasted,  p.  27. 

^)  Oder  (2?  *)     Vergl.   oben   S.S. 

^)  Nicht  wohl  anders  zu  lesen. 

")  Die  Lesung  ist  wohl  sicher,  da   m  n-hin  auch  sonst  vorkommt,  /..  B.   Harr.  I,  79  "2. 

')  Man   könnte  auch  (2(2  lesen. 

»)  Wie  aber  das  dazwischen  erhaltene  irtn  »ihr  macht-  sich  hincinfügen  kann,  sehe  ich  nicht. 


30 


Adoi.k  Khman:  Gebete  e.  ungerecht  Verfolgten  n.  a.  Ostraka.     [XXXVllI.  Hmul. 


dem  Osiris  leuchtet:  dein  Glariz  ist  auf  seinem  Rücken,,  und  du  strahkt  auf  der 
Haut  des  Sokaris_,  des  Herrn  des  Erdbodens.      Du  läfst  ihn  loieder  leben. 

Im  Folgenden  möchte  man   iJ[^/f  "^   H  verbessern  und  etwa  lesen: 

|du  giebstj  Atem  [dem]  Osiris.  und  er  sieht  auf  seinen  Fiifsen;  er  ist  nicht  ver- 
nichtet^). Darüber  freut  sicli  alles:  die  ....  des  ^^Aker^^  stehen  ror  dir  auf  lob- 
preisi'nd  und  ihre  Fiifse  ....  und  ebenso  froh  .sind  die  Bewohner  der  krtj  wenn 
du  aber  ihren  Leichen  leu,chtest. 


V.    Lied    an   Osiris. 


ITT 


^ 


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21' 


'^fevU' 


')    Zu  »i  /IC  vergl.   Abb.  2,  15.  ^)    (2   fViifilicIi. 

')    O  vielleiclit  irrig;  der  Sciireiber  hat  korrigiert. 


•'  (c/(B> 


')    Oder 


'"■)    Oder 

')    Vergl.  oben  S. 


*)     ^\,     i.st    durch  ///  wiedergegeben,  al.so  eine   Unisclireibnng  nnnuiglicli 
)     .4^^^    •    ■■df'O  i.st  es  ebensogut  auch   niilglich    ■■ — v  a^  zu  lesen. 


I<u/^ä?j_ 


>ind  die  sichtbaren  Reste. 


19"0.1  Adolf  Krman:   Gebete  e.  migereflit  W-i-folffteii  u.  ;i.  Ostraka.  31 

^  rp^kT  2  ?f°:i  ±— i-k :,  1*2 'i  # -^- f  I 


Der  hier  vorstehende  Text  ist  der  merkwürdigste,  den  unsere  üstraka  ent- 
halten; er  feiert,  wie  aus  seinem  Anfang  hervorgeht,  siclier  den  auferstehenden 
Osiris-Sokaris,  aber  die  Art,  wie  er  ihn  scliildert,  ist  so  eigenartig,  dnk,  wäre 
niclit  der  Anfang  erhalten,  wir  das  Lied  schwerlich  auf  Osiris  beziehen  würden. 
Wohl  kennen  wir  Osiris  als  Nil  und  als  Mond^)  und  als  Sonne''),  aber  die  hier 
vorliegende  Umdeutung  zu  einem  Gott  der  Erde  ist  meines  Wissens  noch  nicht 
bekannt  gewesen.  Angedeutet  ist  sie  übrigens  auch  schon  in  dem  vorigen 
Hymnus,  der  ebenso  wie  dieser  den  Osiris  dm  Hm-n  des  Erdbodens  nennt,  ein 
Titel,   den  er  sonst  meines  Wissens  nicht  trägt. 

[Gelobt  seist  du?\_,  der  seine  Anne  ausbreitet,  der  auf  seiner  Seite  schläft,  der 
auf  dein    Sande    liegt ^    der  Herr  des  Bodens,  du  Munde  ntit  langem  Phallus.      Der 

Wurmj    alt  an  Jahren, deinem  Haupt  und  zieht  undwr  über  deinen  Sohlen. 

Re-  Chepre  glänzt  auf  deinem  Leib,  wenn  du  als  Sokaris  gebettet(?)  bist,  dafs  er  die 
Finsternis,  die  auf  dir  ist,  vertreibe  und  Licht  spende  deinen  Augen.  Er  strahlt 
eine  Zeit  lang  über  deinem  Leib  und  weint  über  dich  ....  sich. 

Die   ersten    beiden  Verse,  in  denen     ü'T'ö       (  L^''^^-^    ^'"    <'rgänzen   sein 

wird,  schildern,  wie  Osiris  vom  Tode  erwacht:  er  reckt  den  Arm  und  legt  sich  auf 
die  Seite,  wie  uns  das  die  Bilder  der  späten  Tempel  so  anschaulich  darstellen. 
—  In  dem  Folgenden  geht  allerlei  durcheinander.  Der  Gott  liegt  auf  dem 
Sand  der  Nekropolis')  und  ist  der  Herr  des  Rodens,  in  dem  er  bestattet  ist. 
Er   ist    der,    der   auch    im    Tode    noch    zeugung.skräftig    war**).      Daiui    tritt   der 


')    Oder  ^  statt  o.  ^)    Ligatur  £. 

^)    Sic,  vergl.  ol)('n  3.  ')    Nach     '^     könnte  eine  Lücke  .sein. 

")    Auf  (lein   Denkstein  Ranises'  IV.  aus  At)ydos  (Kaii-iner  Museum). 

")    Festival  Songs  of  Isis  and  Ne[)iitiiys  hei  Bldgk,  Nesiamsu   p.  8"2  —  s:?. 

')    Dies  als  Osirisnanie  auch  Totb.  ed.  Nav.  141  — 143,  76  =  ed.  Lei-s.  14"J,  24. 

*)  Wie  Ilorus  von  Osiris  im  Tode  erzeugt  wurde,  ist  in  Ka[).  154  der  Pyramidentexte 
(P.  ,W  =  T. -iTt;  —  yi.  40  ,_  N.  (39)  erzählt;  dargestellt  ist  es  in  Ahydos  und  oft.  Isis  hatte  dabei 
Sperbergestalt. 


'.\'2  Aiuii.i   Kuman:   Gel)ete  e.  ungerecht  \'i'if<)li;tfn  u.  a.  dsli-ilca.      |XXXV1II.  üaiiil. 


langlebende  Wurm  auf,  von  dem  der  Text  Totb.  87  erzählt,  dafs  er  täglich 
einschlafe  und  täglich  neu  geboren  werde  an  den  Grenzen  der  Erde;  ist  damit, 
wie  anzunehmen  ist,  die  Sonne  gemeint,  so  werden  uns  die  betreffenden  Verse 
das  Gleiche  erzählen  wie  die  nächsten :  dals  die  Sonne  bei  ihrem  nächtlichen 
Wege  durch  das  Totenreich  dem  armen  Osiris  mitleidsvoll   Lielit  spendet. 

fl    A  't^O  niit.  transitivem  Gebrauch   von  rici  lindet  sich  auch  im 

Teil  Amarnahymnus  (ed.  Breastf.d  H4). 

Dais  Rc  über  Osiris  weint,  ist  mir  neu:  was  das  y  y j|  k^^_  dabei  soll, 
verstehe  ich   nicht. 

Der  Erdboden  Ueyt  auf  deinem  Arm  und  seine  Ecken  auf  dir  bis  hin  :u  den 
vier  Stützen   des   Himmels.      Regst  du  dich,    so   bebt  die   Erde^    der  du   gröfser  bist 

als [der  Nil]  komjnt  hervor  aus  dem  Schweifs  deiner  Hände.    Du  .'^peist 

die  Luft  aus.    die  zwischen   deiner   Kehle   ist.    in  die  Na.se  der  Menschen.      Göttlich 

ist  daSj,  wovon  man  lebt.    Es in  deinen  Nasenlöchern^  der  Baum,  und  sein 

Kraut,  das  Rohr  und  das  .  .  .  .,   Gerste,  Weizen  und  der  Fruchtbaum. 

Da  Osiris  als  Leiche  unter  der  Erde  liegt,  so  trägt  er  gleichsam  die  Erde 
und  alles,  was  auf  ihr  ist;  ja  sein  Rücken  kann,  wie  das  der  folgende  Abschnitt 
ausführt,  als  die  Erde  selbst  gelten.  Es  ist  das,  wie  schon  oben  bemerkt, 
eine  ungewöhnliche  Vorstellung:  am  nächsten  kommt  ihr  noch  das  u.  a.  von 
Jkquier  angeführte  Bild  aus  dem  »Livre  des  Portes«  vom  Sarge  Sethos'  L,  in 
dem  Osiris.  kreisförmig  zusammengekrümmt,  die   ^    .  die  Unterwelt,  umschliefst'). 

Was  uns  am  Leben  erhält,  ist  die  Lebenskraft  dieses  göttlichen  Leibes, 
auf  dem  Avir  leben:  sein  Schweifs  ist  das  Wasser,  sein  Atem  ist  die  Luft"); 
wie  dann  auch  die  Pflanzen  mit  der  Atmung  des  Gottes  in  V<n-l)iii<lung  gebraeht 
werden ,   verstehe  ich  nicht. 

Die  Bedeutung   von  ktkt  war  l)isher  nicht  genau  bestimmt. 

Gräbt  man  Kanäle baut  man  Häuser  und  Tempel^,  schleppt  man  Denk- 

mälerj,  macht  man  Acker,  gräbt  man  Felsgräber  und  Gräber  — ,.  sie  liegen  auf  dir^ 
du  bist  es^  der  sie  macht.  Sie  befinden  sich  aif  deinem  Rücken.  Ihrer  sirul  mehr, 
als  sich  schreiben  läfst;  es  giebt  keine  leere  Stelle  deines  Rückens,  sie  liegen  alle  auf 
deinem  Rücken  [und  du  sagst]  nicht:  ich  bin  belastet. 

Die  hübsche  Stelle  mit  ihrem   naiven  Schlufs  bedarf  keiner  Erklärung. 

°^^ °1\,        '    ^"'^^t    '^''"li    i'^    einem    Brief  aus    dem    Ende  des   n.  R. 

(Berlin  P.  8523)  als  Wort  für  eine   Art  Acker. 


')    Dafs    da-s    Bild    so    zu    viM-.stehen    ist.    sa^t   auMli'ücklicli    die    iicischril't.      DaHir.   dafs  die 

nach  der  gewöhnlichen  Vorstellung  unter  der  Erde  liegt,  vergl.  Lefkuure's  Aufsatz  Sphinx 

I.  32.    Zu  dem  gleichen  Resultat  kam  auch  Sethk  in  seiner  bisher  nicht  gedruckten  Antrittsvorlesung. 

^)  Etwas  anderes  ist  es,  wenn  dem  Osiris  in  dem  oben  angeführten  Pariser  Osirishynnuis 
(Z.  10.  11)  die  Herr-schaft  über  Erde,  Wasser,  Luft  und  Pflanzen  zugeschrieben  wird,  denn  aus- 
drücklich ist  daVjei  gesagt,  dafs  ihm  sein   Vater,  der  Erdgott,  dieses  sein  Reich    überwiesen  habe. 

Dagegen  i.st  in  den  Festival  Songs  of  Isis  and  Nej)hthys  (Budoe,  Nesianisu  82)  der  Nil  als  eine 
P'euchtigkeit  aus  dem   Osirisleibe   bezeichnet,   luul  das  könnte  auf  der  obigen  Vorstellung  lieruheii. 


Anoi.F  Krjian:   Gebete  e.  iiiitrerecht  \'erlnlnteii  ii.  a.  dstraka. 


HH 


n^  ~  wird  trotz  seines  Detenninativs  mit  f)^\>  »Iperp  Stelle«  (vercjl. 
BKUGsni,  Wb.  Supj)l.  S.1171)  identisch  sein. 

Dil  hL^f  Vater  iind  Mtttfir  der  Menschen,  sie  leben  von  deinem  Atem,  sie  \esse/t\ 
com  Fleische  deines  Leibes.     Urgott  ist  dein   Aame. 

Es  folgen  noch  vier  Verse,  die  ich  nicht  v(>rst('li(>.  Nur  das  sieht  man, 
(laCs  der  Dichter  hier  von  sich  seihst  spricht  {ich  habe  .....  in  de/Hj  was  du  weifst), 
alier  eine  Klage  über  persöidiches  Leid  sdieint  es  diesmal  nicht  zn  sein:  die 
verständlichen  Worte  scheinen  sich   auf  das  Wesen   des  Osiris  zu   heziehen. 


c^  W 
I    I    I 


VA© 


I 


VI.     Lied    an   Osiris. 
T  Korrektur 

i^ftic^r:ni^i-iiiiiiiiiTpyr:yiiii^*f 
i-r  3-k!^iai 'S'^iiiirTi^oEriri 

,,.„  ■  -  'Mii^=^f  rvr^:^<ai--c«-  •  ^  "4IJII 
MizrKM^^Jym.  ■  ■  ■  'iiiiii^i^i^  -ii 


')    Das   zweite   ^  vielleicht   nur  ein   Strieii.  -)     .\nselieiiieii(l    .stand    nieiit 

')     3    ist     ^  .   man   kann   also   nielit  M?^   lesen. 


*)    Erhalten     t|      .   also   wohl   [LI. 
«)    Oder  j6  J? 

Zeitsclir.  f.  Ägj-pt.  Spr.,  XXXVIII.  Band.     V.W. 


•^     .Siehe    oben    8.2. 


:u 


Aixii  r  lüs.MAx:   Cielx'te  c.  mi^oreclil  \'i'rl'i)lntcn  u.  .-i,  O.strnL 


IXXXVIII.  15.1 


Rs. 


[^^^. 


II 


:y-lll-llik-^ 


l^TS.-'M 


Cil 


TD, 


A 


I    I    I  c 


T^> 


:So";-Tiii 


'ifl^:TIIIIIIATi^lK-'¥ 


ii»K 


0' 


zu----  •  ■ 

Wenn  das  vorliergeheiide  Lied  in  seinem  Hauptteile  wenig  an  die  ülilielien 
Osirishymnen  erinnerte,  so  scheint  sicli  dies  hier  mehr  in  dem  herkönunliclien 
theologischen  Detail  hevvegt  und  die  verschiedenen  Heiligtümer  aufgezählt  zu 
haben  mit  ihren  ^Eigenheiten.  .So  lautet  der  Anfang,  der  den  Gott  als  wieder- 
auferstehenden")  begrüfst,   so: 

Du  erwacMt  schön,   du  mit  holiein du  \("dti'stfr\  Sohn  des  Keh,   du  herr- 

licher  Dedpfeikr,   an   der  Spitze   von  Ahydos.     Du  Sfin-,    du in   der   Stadt 

....   Du  bi^t  hoch,   u'cnni?)  dein  Leih  im  Scelaud  (jelirttet  iM;  Du  König,   der  To  .  .  . 

')    .So   meine   .\b.sclirift .   djis   Drij^iniil   wird   i^|   lialicii. 


^)    Die  S[iiir<Mi   passen   niclit 


fehlt  der   Kaum. 


,   was   also   aiicli   U  sein    Rain 


kai 


')     has    r.ih  n/r.    mit    deni    aiicli    die    Lieder  1    und   II    begannen,    wird    auch    sonst    vom    er- 
wachenden Toten  gebraucht,   vergl.    »Paheri"    '.),  '20. 


Anoi.K  Erman:   Gebete  e.  iingei'etlit  X'erl'oljiteii  u.  a.  Ostraka.  3; 


keifst.    Man  [Irringt]  dir  den  Papyiiut  der  T^berschwemmung  und  die  jungen  Pflanzen 

des  Gottesfeldes,   die  Vögel,   dir  in  den  Sümpfen  sind,   und  die  FiM-fw  mm.s'  ihren 

])i'in  Alihild  i.'if  der.  den  man  zu  Memphis  ."tchnnt.  wenn  dein  Feind  unter  deine  \S(in- 
d(den\  ßillt.   Sokuris.   der  Herr  des  gfi/t. 

Ks  sind  vier  üsiris  genannt,  ilnbei  die  von  Abyclos.  vom  Faijuni  und  von 
Menipliis:  dem  des  Faijum  wird  naclincrüiinit .  was  sein  sumpfiges  1/ind  nlles 
Iiervorhringe.   dem   von   Memphis  seine  Macht   über  seine  Fein<h\ 

Was  weiter  folgt,  ist  zu  stark  zerstört,  um  eine  zusammenliiingende  Uher- 
setzung  zu  erlauben.  Zunäclist  wird  noeli  Memphis  geseliildcrt,  dem  das  A7/- 
haus  bei  Heliopolis  folgt.  An  einem  Oi-t  wird  Osiris  mit  .meinen  drei  Vätern  zu- 
.sammen  verehrt:  ein  Ort  im  Delta  liat  anscheinend  Gelegenheit  gegeben,  das 
belie])te  Thema   der  dortigen   Papyrus  und   Wasservögel  zu   behandeln. 

Das  p]n(le  der  Vorderseite  und  die  Rückseite')  brachten  das  unerschöpfliche 
Thema  des  Osii'is  im  Totenreiehe  an,  imd  hier  scheint  die  Färbung  lebhafter 
geworden  zu  sein,  und  mit  einem  ieli  ireifs,  dafs  du  herrlich,  bist,  tritt  der  Dichter 
selbst  hervor.  Zuucächst  bleibt  er  freilich  noch  bei  dem  Drachen  Nh>-hr,  der 
in  der  Unterwelt  die  Sonne  liedroht,  und  bei  den  TJnteriivlM)ew()hnrrn.  welche 
zittern^  wenn  sie  dich  sehen,  aber  dann  lieilst  es  mit  einem  nicht  verständliclien 
Übergang:  Ich  hin  mit  Lüge  verletzt^  nwin  And  L'^t  geraubt,  und  diese  Klage,  die 
wir  fast  wörtlich  ebenso  in  I  fanden,  war  dann  des  Weiteren  ansg(>führt,  doch 
sind  die  letzten  vier  Zeilen  zu  schlecht  erJialten,  als  dafs  ich  eine  l'ljcrsetzung 
wagen   möchte. 


VIT.    Lied    an    ThothV 

Vs.? 


^IITTTllf--l»,-1.4--l?^^*™^M 


u=fli 


')     Der   Ri'icUseitf   siml    iiocli    keine    \'ei>|iiinkte   ein,i;el'iif,'t. 


•M\ 


Adolf  Erman:  Gebete  e.  ungerecht  Verfolgten  ii.  a.  Ostraka.     [XXXVIII.  Baiiil. 


>1 


Rs.? 

■^1 


■  i^m 


Es  fehlen   etwa    19  Verse,   von   denen   nur  einzelne  Zeiclion   lesbar  sind. 


^ 


Die   Erhaltung  dieses  Stückes  ist  so  schlecht,   dafs  ich   nicht  sicher  sagen 
kann,    was  Vorder-   und   was  Rückseite   ist.     Man   würde   zunächst  denken,  dals 


es    die    Göttin    der  AVahrheit   feiere,    aber    aus    dem 


das   auf 


der  Rückseite  lesbar  gehlieben  ist,  sieht  man,  dals  ein  männlicher  Gott  der  An- 
geredete ist.  Vermutlich  ward  Thoth  gepriesen  um  seiner  trefflichen  Genossin, 
der  Wahrheit,  willen. 

Verständlich  ist  mir  nur,  dafs  von  zwei  Sitzen  der  Wahrheitsgöttin  die 
Rede  ist.  Sie  ist  fest  aufgestellt  auf  der  . .  Ti'eppe  von  Theben,  dem  Gericht  ..... 
und  ferner  gehört  sie  zu  den  Favoritinnen,  die  im  Hause  des  Ptah  sind,  also  in 
Memphis,  dessen  Gott  ja  von  alters  her  als  Herr  der  Walirheit  bezeichnet  wird. 
Als  solche  wird  sie  in  einem  beliebten  Vergleich  mit  Zünglein  und  Balken 
einer  Wage  verglichen. 

Der  niutmarsliche  Schlufs  des  Textes  enthielt  wieder  ein  Gebet,  von  dem 
sich    aber   nur   ein   gieh  erkennen   läf'^t. 


VIII.    Musterbriefe. 


4.  am   Rand. 


Ai^Mwm 


Mi 


i  i 


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I  I  1 1   ®  ©Ji^  I 


^•]% 


\'^\i^jMz.m* 


1  a.     ß(2^^,^fi^  g-j 


OED     W 


1  jy^  lo  1  I 


^vAi 


19(in.|  Adolf  Erman:   Uehete  e.  mimrcclit  \'crl'()l,meii  ii.  a.  Ostraka.  87 


IPC3||||RRUÄS,?iPo|nn]ixh?IIV,'™J«T^.IS 


II-' 


Darunter  steht  besonders: 


Am   Rande   links   noidi    in    rolier.    i>-rnrscr  Sclirift    etwa 


Ständen    nicht  die   Forniehi    9  |  und  ^:z::p6 (1  (1  ^|    in    ihm.    so    wiinh« 

man   das   erste   Stüek   dieses   Ostrakons  für  ein  Gehet  an  den  Gott  der  (Jelelirten, 
(h^i   Tlioth  .    haUen  : 

Danach:   0   Thoth.    stclye   lu-rah,    du \fs  jauchzt \    iccr  dich   s(-huut  als 

den  Schreiber  des  Jüchens.     Brot,  Atem.   Wasser  fohjen  dir.   deine  Füfse 

eilen,    es  flutet mit   Wasser   zu    dem   Jicker.     Die  Herden,    trinken,    die 

Bäume  sind  trunken,   das  ganze  Land  erhältst  du  am    Leben. 

Diese  üherselnvengUehen  Sätze  steHen  wohl  den  Sehreil)erc;'Ott,  der  seinen 
Getreuen  die  guten  Ämter  verseluvfft'),  als  einen  Nil  dar.  der  segensseh wanger 
zu  den   Feldern  kommt  und  alles  ernährt. 

l)i(>  Form  ptrk  für    "dich  sehend«,    hei  der  /:   iiineinkorrigiert  ist,   ist  merk- 
würdig,   und   nicht  minder   ist  es  der  mutmalsliche  Schreibfehler   /^^^xT"  ^ 
pef^önh   für     .    ■¥■         pl-'^onh. 

Von  dem  zweiten  durch  n     []^cS|  eingeleiteten  Abschnitt  v(>rslelie  ich  nur: 

Chons-TliOth,  du  Ibis,  der  grofs  mac.JU  den  in  \seinem\  Amte  Geschickten,  wolx'i 
ii-li    das  sinnlose  .'^sn    »Lotus«    in   s.?>'ir    »geschickt«    ändere. 

Das   zweite  Stück   ist  die  Vorlage   zu   einem   Geschäftsbrief'-): 

Danach:  Ich  hin  nach  W^ht  gelangt  und  habe  die  Abgaben  der  Gärtner  meines 
I lernt,  die  in  dem  [Garten]  von  W>'ht  sind,  in  Empfang  genommen.  Ich  bringe 
sie  In   die   ySpelchei'^. 

Dies  ist  geschrieben,  damU  mein  Herr  iris.^e  alles,  icas  ich  ron  Ihnen  em- 
pfangen habe: 


')    Verp;l.  die  naive  Anniruric;  :\ii.  •').   !•,   -  fl'. 
=)     Ein   äluilicliPi-  An.  t.  ti.  Id. 


HS  Adolf  Ermav:  Gebete  e.  ungerecht  Verfolgten  ii.  a.  Ostraka.      [XXXVIII.  Hand. 

Wein  470^/2  Krug  u.  s.  w. 

left  schreibe,  um  es  meiwni  Herrn  mitzuteilen. 

Der  Brief  ist  in  einer  Hinsicht  nicht  ohne  Interesse:  er  zeigt,  dal's  selbst 
solclie  Briefe  trivialsten  hilialts  fingiert  sind  uiiil  nicht  einem  wirkliclien  Dienst- 
verhältnis zwisclien  Lehrer  und  Schüler  entstanmieii.  Denn  ein  Beamter,  der 
in  Bilian  d  nioluk  arbeitete,  wird  schwerlich  zugleich  so  reiche  AVeinberge  be- 
sessen  oder   verwaltet    haben. 


IX.    Bitte  an   die   Königin? 
Grol'se   Schrift: 


l ,  :^M. 


i 


\j\u^         "^^    ^      Hierzwischen    als    Lelirerkorrektnren 

],  ,  ,  I  ^ 

Darunter   als   einzelne  Woi'tc: 

I    I    I 


Rs. 


Gewöhidiche   Schrift: 


-^^iJim^tLtm-^muTv. 


Die  Schreibübungen  und  Korrekturen  der  Vorderseite  geben  uns  den  Namen 
eines  Schreü)ers  Pn-pS-Un,  der  wohl  der  des  Scliülers  oder  Lehrers  sein   könnte. 

Den  Resten  des  Textes  auf  der  Rückseite  ist  schwer  ihr  Inlialt  abzu- 
gewinnen : 

.  .  Brot,  Bier,  Fleisch^  Kuchen,   Kraut  .  .  .  Leben,  Heil,    Gesundheit  ruhen  auf 

dir,  und  si'ifse  Luft  .  .  .   dich (Palast-)Fenster.      Du    In,'<t  es,    die   sayt,    und 

der  Köniy  befiehlt  (lies  wd  iiidn-) Fürsten.     Thue   irie  ich  sage. 

Die  Angeredete  ist  eine  Frau.  Bittet  etwa  jemand  die  Königin  um  ihn' 
Fürsprache? 


Aiioi.K  E[!Jian:   Gcbrtc  i-.  miiicrci'lil  \'err(ilj>;teii  ii.  ii.  ( »sti;iUii.  BS> 


X.    Soll  n. SU  eil  1    uMfli   Aii'vptcn? 


'T--l^ 


¥1lll^rrll---^ll ilH 


c^i 


-^ne 


^^Jil^^^T 


Ks   foly-ton    noch    vier  Zeilen : 
^il'niiz   zerstört. 

^Zeilenende   .  .  .  p  I  (2 "^W^ 

/e.le„enae...|^    ^    ^   7^  (.  J^  ^  ^  __ 

"Zeileneu.le   •  •  •  |(]  ^^  ^^  ^  f  1®  ^ 

Niiuint  man  an.  was  ja  bei  den  Selireilikünsten  dieses  Schülers  unl)e(leid<- 
licli  ist,  dals  er  bei  dem  zweiten  Wort  den  Auslaut  fortgelassen  habe,  so  kann 
man  einen  wohlbekannten  Ausdruck  herstellen,  den  I  (2  QA  P®  "^*,  J  S  ^  . 
den  im  Harr.  .")()(),  4,  5  der  gefangene  Vogel  ausstöl'st.  Der  Ausdruck  wird  ein- 
fach "Schrei"  bedeuten;  sgb,  sgp  »schreien«  ist  das  in  Achm.  \^ff^\\.  Höh.  lyne^n, 
Sah.  iyK2^K   erhaltene  Wort:   vergl.   Stkinhorkf,   Apokalypse  des   Elias  S.  '.M . 

Wir   hab(>n    also: 

Schrei  Eines ^   der  in  Äthiopien  ist_,   einer  Akazicj   welche  [in |   ivächst  .  . 

und  da  gleich  nachlier  von  einem  fremden  Land  und  von  Ägyi^ten  die  Rede 
war.  so  handelt  es  sich  anscheinend  um  die  sehnsüchtige  Klage  eines  Ägypters, 
der  in  Nubien  leben  mufs.  Al)er  was  mau  von  dem  Texte  noch  erkennt,  ent- 
spricht wenig  dieser  Erwartung;  er  seiieiut  sieh  mit  dem  Lobe  Thebens  oder 
einer  anderen  Residenz  Ram.scs"  IL  befafst  zu  haben.  Man  segelt  zu  ihr,  der 
schönen,  und  man  ferlUfst  jeden  Hott,  vermutlich,  um  in  Theben  den  Amon  zu 
verehren.  Dann  folgte  das  Lob  des  Königs,  zu  dem  alle  L-inder  hunnicn.  sich 
verneigend ,   und    dem  jeder  Gott  befohlen  hat,   zu   siegen. 


XI.    An    Ramses  II. 


i 


^^  P  P  P  Rest    der  Zeile   zerstört^ganz  zerstört^.  •  •  | 


40 


Adolf  Krman:   Uebfte  c.  ungcreclit  Verfoliiton  ii.  :\.  (Xsliakn.      IXXW'Ill.  H.iilcl. 


^^-^^:^k^?--p-?i ^..i 


i «. 

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i^^ykP,T,-i-iiK',iiir.^-- 


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2lIP]MO<Ö&t.Jsgl.«\ll~i 


15 


II 


]Man    fragt  sicli,   ob    dieses   Ostrakon    nicht   nur   ein   Teil   des   vorigen    ist. 

Auch   liier  war  von  Rarases  II.  die  Rede  und  von  seiner  Stadt,  in  drr  jeder  (intt 

ist.      Über    die  gewöhnlichen    Lobesphrasen     scheint    der  Text    ül)rige]is    nicht 

hinausgegangen  zu  sein. 


ii  lim  i      ^ 


XII.    An    Ranises  IX. 
Verspunkte,  vom  Text  nur  lesbar: 

C^J^MI] ASWZI--- 

Die  vereinzelten  Worte,  die  noch  lesbar  sind,  lehren  niu-,  dals  Ramses  IX. 
gefeiert  wird.  Dals  es  das  Bruchstück  eines  Liedes  ist,  zeigen  die  auf  dem 
Stein   sichtbar  gebliebenen  roten  ^'erspunkte. 


Von  den  hier  mitgetheilten  Liedern  schliersen  vier  (1,  11.  III,  VI)  mit  einem 
(icliete  gegen  Unrecht,  das  dem  Betenden  widerfahren  ist;  ein  Frevler  li;it  iliii 
betrügerisch  um  sein  Amt  gebracht  (I,  VI),  und  der  Gott,  der  gerechte,  unbe- 
stechliche Richter,  der  sich  der  Schwachen  annimmt,  soll  ihm  beistehen  (II, 
III).  Audi  VII  cntliiclt  ein  (4ebct  an  die  Wahrheitsgöttin  oder  an  (l(>n  (i()tter- 
ricliter  Thotli.  Es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  diese  Texte  denselben  Verfasser 
liaben.  und  diese  Bemerkung  wird  des  weiteren  bestätigt  durch  die  in  ihnen 
wiedcrkelirenden   gleichen   Gedanken    und   Wendungen.      Es   kehrt  wieder; 


I!'UU.|  Aiioi.r  EiiMAN  :   Gebete,  c.  imgereelit  Verfül;^teii  u.  ;i.  O.str.'iUii.  41 

r.sJi  nfr   »du  erwachst  schön«    als  Anfang  in   I,  IT,  VI: 
»(hl   Holicr,   dessen   Lauf  man  niclit   kennt«    in   II,  III; 
»wie  geheim  ist  dein   Wesen«    in    II.  III; 
»die   vergehenden   Gesichter«    in    II.  III: 
die   Menschen   sehen   dank   der  Sonne   in    II.  III: 
»Herr  des   Erdbodens«    als   Osiristite!    in    IV.  V; 
die   Sonne   leuchtet    »über  den    Leichnamen«    in    IV,  V; 
t    in   I,  IV,  V   in   eigentümlichem   tiebrauch; 

^0    ^     in  III,  VI. 

Wie  man  sieht,  erstreckt  sich  die  Gleichlieit  einmal  auch  auf  die  unter 
einander  zusammengeliörigen  Texte  IV  und  V,  und  man  wird  daher  aiuiehmen 
können,  dal's  auch  diese  zu  jenen  gehören,  was  ja  bei  der  Ähnlichkeit  ilii'cs 
Iidialts  und  Tones  ohnehin   wahrscheinlich   ist. 

Es  sind  also  sechs  oder  sieben  Gedichte  eines  Mannes,  die  ims  hier  er- 
halten sind,  und  wenn  dieser  Dichter  sich  auch  nicht  mit  jenem  groCsen  Un- 
bekannten messen  kann,  der  den  Sonnenhyninus  Amenophis'  IV.  geschaflen  hat, 
so  erheben  sich  seine  Lieder  doch  über  die  landläufige  religiöse  Poesie  Ägyptens. 
Gern   wüfste   man   daher  Näheres  über  ihn. 

Scheinbar  nahe  liegt  der  Gedanke,  dals  dieser  Dichter  kein  anderer  ist 
als  jener  Bewohner  der  König.sgrälx'r,  der  in  Hiltan  el  3Ioluk  einst  seinem 
Schüler  diese  Lieder  diktiert  hat;  er  hätte  daiui  l)ei  diesem  Unterricht  zugleich 
seinem  (4rolle   Luft  gemacht. 

Al)er  was  die  ägyptischen  Lehrer  ihren  Schülern  zu  diktieren  pflegen,  sind 
ja  fast  niemals  eigene  Arbeiten;  .sie  schöpfen  alle  aus  demselben  grofsen  Be- 
stände von  Musterbriefen,  Gedichten,  Weislieitssprüclien  u.  s.  w.,  und  aucii  unser 
Lehrer  von  Biban  el  Moluk  hat  oflenbar  nicht  anders  gehandelt.  Denn  die 
Stücke  X  und  XI,  die  er  diktiert  hat,  gehören  ja  sicher  einer  älteren  Zeit  als 
der  seinen,   der  Zeit  Ramses"  IL.   an. 

Somit  spriclit  die  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dafs  auch  die  Lieder  I — VII 
der  allgemeinen  ägyptischen  Litteratur  angehört  haben  und  dals  ihr  Dichter, 
dem  so  übel  im  Leben  mitg(>spielt  war,  irgend  eine  bekannte  litterarische  (irölse, 
ein    in   Ungnade    gefallener  Poet,    war. 

Dals  er  nach  seiner  Sprache  dem  n.  K.  angehört,  ist  klar,  aber  näher 
möchte  ich  seine  Zeit  nicht  bestinunen.  Einen  Gedanken,  den  wohl  jeder 
haben  wird,  der  die  hier  mitgeteilten  Texte  liest,  will  ich  niclit  verschweigen. 
Könnte  nicht  der  Dichter  von  X,  der  in  Äthiopien  sich  nach  Ägypten  und 
dem  Hofe  Ramses"  II.  sehnte,  mit  unsenun  aljgesetzten  Beamten  identisch  .sein? 
Gewifs  kiinnte  er  es,  al)er  es  läfst  sich  auch  nicht  das  Geringste  als  Beweis 
dafür  anführen. 


Zeitsihr.  f.  Ägypl.  Spr.,  XXXVIII.  K.-iiul.     IWn. 


42  Krman  11.  Schäfkr:   Zwei  Ktikruteiiauslifbuiinoii  in  Abyclcis.        [XXW'lIl.  IJniul. 


Zwei  Rekrutenaushebungen  in  Abydos  aus  dem  mittleren  Reich. 


A.  Ein  Denkstein  in  Berlin. 

Villi  Adolv  P^rman. 

INiclit  wenige  der  kleinen  niitl  grol'sen  Stelen  von  Abydus  rühren  von  ägyiiti- 
sclien  Beamten  her.  die  irgend  eine  amtliche  Thätigkeit  in  die  heilige  Statlt 
geführt  hatte  und  die  nun  bei  dieser  Gelegenheit  dem  Gotte  ihre  Eiirfurcht 
bezeugt  haben.  Meist  haben  sie  natürlich  bei  dem  Wichtigsten,  das  Abydos 
enthielt,  bei  seinen  Heiligtümern,  zu  thun  gehabt;  sie  haben  dort  »die  Künstler 
geleitet«,  »die  geheimnisvolle  Stätte  verschönert«  oder  sind  für  »das  Opfergut« 
tliätig  gewesen').  Aber  auch  andere  Verrichtungen  kommen  so  vor,  die  inter- 
essanteste vielleicht  die,  die  der  kleine  Denkstein  1198  der  Berliner  Sainnilung") 
nennt;  er  ist  unter  Amenemhe''t  III.  dort  von  einem  Manne  aufgestellt,  der  im 
Gaue  von  Abydos  Truppen  auszuheben  hatte.  Die  unterste  seiner  Inschriften 
lautet  nämlich: 

»Er  war  gesund,  als  er  südwärts  kam,  um  die  schöne  junge  Mannscliaft 
des  abydenischen  Gaues  der  Südprovinz ^)  auszuwählen  im  Jahre  20  unter  der 
Majestät  des  Königs   Amenemhe''t,   der  ewig  lelit. « 

Den  Errichter  dieses  Denksteines   möchte   man   zunächst   in    dem    fjpi  }# 

fl  I  [Jfi  »Soldatenschreiber  Tlnmi»  sehen,  der  auf  ihm  mit  seiner  Frau  x  J  c^y 
iht-jl)  dargestellt  ist  und  den  auch  die  Opferformel  nennt.  Aber  bei  näherem 
Zusehen  trifft  man  hinter  den  vielen  Verwandtennamen ,  die  vor  diesem  Bilde 
.stehen,    die    besclieidene    Notiz:    1\    ^o"  liH  k^  ^~^^  \>  »von    dem.    was    der 

Soldatenschreiber  Mnhc-htp  machte«.  Es  ist  also  dieser  Mann,  der  die  Aus- 
liebung  vorgenommen  hat  und  der  bei  diesem  unangeiichnuMi  (ifscliäflc  (das 
gewifs   wie   heute  unter  dem    Wehklagen   der  Fellachen    und    dem    (ielieul    ihrer 

')    Berlin  1183.  1204.  läOO;  älitiliclie  Beispiele  bei  Mar..  Cat.  d'Ab.  und  sonst. 
*)    Ausfiilii-l.  Verzeiclin.  1899,  S.  91.     Derselbe  wird  deinnäclist  an  anderer  Stelle   vollsliimliü 
veröflentliclit. 

')  Zur  Kunstniktiün  vergl.  meine  Grannnatik  §  1  19,  'J..  Über  den  ^jL  veigl.  Ghifkuh.  K:diiiM 
Papyrns  S.  "JU. 


Ermax  II.  ScnÄFF.n:   Zwei  Rckiiitciiaiislieljuniren  in  Alivdüs. 


4H 


Weiber  vor  sich  ging)  sich  dem  Gmir  nn pfähl  und  fromm  seiner  Eltern  ge- 
dachte. 

Dals   der    |jp|^   <li(^   Ausliebungen  leitet,   2)al'st  gut  zu  seinem  Titel'). 

Ülirlgens  gehören  aueh  andere  Mitglieder  dieser  Familie  dem  Soldaten- 
striiide    an.       Das    Amt    des    fjp)  f^    bekleidet    aulser    unserem    Mentulintcp    und 

seinem  Vater  auidi  sein  Sohn  v^^:  von  den  ül)rigen  mäiiidich(Mi  1^'amilien- 
mitgUcdeni  ist  eines  pfs  "Soldat«  imd  eines  n^  »Leibwächter«.  Dagegen  sind 
zwei  andere  Verwandte  lipi^LL^^:^  »Oberharemsschreiljer«  und  i  1  »Gütervor- 
steher«.   und   wieder  zwei  andere  füliren  überhaujit  keinen  TiteL 


B.  Ein  Denkstein  in  Kairo. 

Von  Heinrich  Schäfer. 


JcLiner  ähnliehen   C4elegenlieit  verdankt  ein   Denkstein   in   Kairo,  Nr.  20782   des 
neuen    Katalogs,   seine  Entstehung.     Docli  liat  ihn  sein  Errichter  seinem  eigenen 
Andenken    hei   dem   grofsen   Gott    geweiht. 
Die  Opferformel  lautet  hier: 


')    Wrf^l.   mein    -Ägyiiten«    S.723,  sowie  (iniri-iTH.   Rahun   Papyi-iis  IX.  1  lo. 


44  Erman  u.  Schäfer:  Zwei  Rekrutenaiishebungen  in  Abydos.     [XXXVIII.  Band. 


H, 


'1^^'"1^5,f„? 


1    I^h::^!  C=£1  I  ä ül 


Die  grolsp  Flüchtigkeit  der  Arbeit  macht  die  Insclirif't  nicht  ganz  h>icht 
leshar.  Doch  scheint  mir  ihr  Sinn  nicht  zweifelhaft.  Nur  bedürfen  ein 
paar  Stellen    weiterer   Besprechung.      Der   Name    dieses    »ersten    Königssohnes« 

ist  nicht  ganz  sicher.     Er  kann  "^^^^  oder,   wohl   besser,  "^^^  heifsen.     Z<i 

"  Olli  '     Ci    O     I 

lesen  ist  wohl  Nljt-Sbk-R''.  Vielleicht  gehört  auch  das  vorhergehende  Zeichen  als 
^  schon  zu  dem  tilif.  Am  Ende  dersell^en  Zeile  sind  dem  Steinmetz  die  Buch- 
staben durcheinandergekommen.  Er  mag  sich  auf  einem  Ostrakon')  notiert  haben 
Bei  der  Umsetzung  in  die  wagerechten  Zeilen  des  Steins  ist  dann  das 
(2  zwischen  das  ^^  und  das  ^^  geraten:  .  vÄ^^(2  ^^0 Ü ''^'^^2  statt 
1  ©  ^^"v^  ü  0  i°^=S) .      Im   Schlufs    der   letzten    Zeile   haben    Schrei)  ler 


r\    h         und  Steinmetz   Dehler   auf  dem   Gewissen.      Es   ist  klar,    dals   in   dem 

]— J         llj\^'A^  *'"'  •^^^^^Ail  ^^''^^^-     ^^^'  Steinmetz  hat  aber  den  GrilV 

des  i* — .  in  zwei  Striche  aufgelöst.     Natürlich   ist   auch  das  A   ungehörig.      Der 

Schreiber  sprach  eben   ctonT  statt  cto-rn  und   hat   diese  Verwechselung  auch  in 

die  Schrift  hineingebracht.    Ähnlich  finden  wir  auf  Gralisteinen  des  m.  R.  häufig 

statt       9  geschrieben"). 

Nach   diesen  Bemerkungen  ist  einfacli   zu   übersetzen: 

»Ein   Opfer,   das  der  König  giebt für  den   Ä7  des  ersten  (grofsen?) 

Königssohnes  Sebk-Ref-naht,  der  1  von  je  100  männlichen  Personen  seinem  Herrn, 
dem  Herrn  des  Schwerts,  gegeben  hat,  als  er  geschickt  wurde,  um  eine  Com- 
pagnie   I  AI  Vorkämpfer  (o.  ä.)  auszuhe1)en«. 


I    S 


')  Auf  einem  Denkstein  des  m.  K.  im  Museuiii  von  Kairo,  Nr.  2021)9  des  neuen  Katalogs, 
hat  der  Verfertiger  des  Steines  sich  eine  entsprechende  Notiz  in  Kursivsclirift  auf  die  eine  Seiten- 
lläche  des  Steins  gesclirieben.  Vergl.  den  im  Druck  l)efindlichen  Teil  des  Katalogs:  Grab-  und 
Denksteine  des  mittleren   Reichs  im   Museum   von   Kairo  von   II.  0.  Lanck  und  IL  Schäfer. 

')    In  der  Formel   «was  der  Himmel    giebt,    die   Krde  hervorbringt    und  der  Nil  aus    seinen 

Quelllöchern   bringt-.     Vergl.  Sethe.   \crbuni  I   ^  (JS.     \'iclleiclit  gehört   hieilier  auch   ^^ ^   ^ 

'P'=^      1    I    I 
für  römef  auf  dem  Grabstein  aus  Edfu:    .Mar.,   uion.  div.  Taf.  4(1    (Ni-.  2n."):iii  des    neuen   Katalogs). 


KiiMAN  11.  Sciiäi-kr:   Zwei  lu'kiütciianslieliuiigi'ii  in  Aliydos. 


45 


Der  »Herr  des  Schwerts«  ist  selhstverständlich  der  König.  Das  Inter- 
essanteste ;iii  der  ganzen  IiisehriCt  ist  die  Angabe  des  Prozentsatzes,  nach  dem 
der  Prinz  bei  der  Aushehung  verfaliren  ist.  Soviel  ich 
sehen  kann,  ist  1  Prozent  der  männlichen  Bevölkerung  ein 
nicht  allzu  hoher  Satz.  Die  Vertauschung  von  in  und  n,- 
alsu  1  n  s  10(1  statt  1  ms  100  ist  niclits  Ungewöhnliches. 
Unten  auf  dem  Stein  hat  der  Prinz  zwei  dieser  Soldaten 
al)l)il(len    lassen,    den    einen    sogar    mit   seinem  Namen    (M 

Die  nel)enstehende  Skizze  zeigt  das  Aussehen  der  Leute.    

Vor  den   Soldaten   her  gehen   drei   Männer,   von   denen      L 

Cin-   eine      lA      heifst.  o 

Auch     ^_^    das  Haupthild  des  Steins  ist  merkwürdig.    '^ 

=■    seiner  Frau.      Hinter   ihrem   Stniil   stellt   ihr 

^    sich  an  den  Tönen  einer  Harfen.spielerin  und 

einem  erhöhten  Podium  vor  ihnen  .s])ielcn.    l!ci 

^.    der  hinter  der  Säimerin  steht .  denkt   man  an 


Links  sitzt  der  Prinz  mit 
Sohn  o.  ä.  Alle  drei  erlVeuen 
einer  Sängerin,  die  rechts  auf 
dem  eit>('ntümlichen  Kegel, 
LD.  II.  ■.\C^. 


Ein  Skarabäus  mit  der  ]/\ ^-Formel  aus  der  Zeit  Amenophis'  IV. 


Von   Heiniuch  Schäfer. 


Mit  einer  Abbildung. 
Wir  wissen  so  gut  wie  gar  nichts  über  das  Begräbnis we-sen  unter  der  neuen 
Religion  Amenophis"  IV.,  doch  vermutet  man  wohl  mit  Hecht,  dals  es  sicli 
äulserlicli  wenig  von  dem  luiter  dem  alten  Glauben  üblichen  unterschieden  hat. 
Einen  beachtenswerten  l>eitras-  zu  dieser  Frage  liefert  der  oben  al)gebildete 
Skarabäus,  der  sich  in  Berlin  unter  Nr.  1  .■')01)'.)  befindet.  Er  ist  aus  dem  be- 
kannten, für  Herzskarabäen  liäutig  verwendeten,  grünen  Stein,  undurchbolirt 
und  (),5  cm  lang.  Äulserlicli  unterscheidet  er  sich  in  niclits  von  einem  ge- 
wöhnlichen Ilerzskarabäus  des  n.  R.  Über  seine  Herkunft  ist  nichts  Sicheres 
bekannt,  denn  auf  die  Angabo  des  Kairener  Händlers,  er  stamme  aus  Sa(|(|ara. 
ist  nicht  viel  zu  geben. 

Die  vertiefte  Inschrift,  (Vh«  in  dw  'rechnik  eine  nicht  ungeübte  Hand  ver- 
rät, enthält  zahlreiche  Fehler.  Vielleicht  ist  das  Stück  deshalb  verworfen 
worden.     Der  Name   des   Besitzers  ist,  wie  es  öfter  vorkommt'),  nicht  au.sgefüllt. 


')    Berlin,  Ausf.  Verz.  1899.  S.  ISS  und   1S9. 


4«; 


H.  Schäfer:  Ein  Skarabiius  mit  der  sfn-di'-/itj)-Foi-me].  [XXXVIII.  Band 


Trotz  ihrer  Fehler  ist  aber  die  Inschrift  völlig  klar.      Sic   hcifst: 

»Der  König  gebe  ein  Opfer.  Der  lebende  'Itn,  der  jedes  Land  mit  Schön- 
heit erhellt,  er  gebe  ein  langes  Leben  mit  dem.  Avas  sein  AV  begehrt,  ein  Begräb- 
nis im  schönen  Horizont,  wie  es  der  'I(7i  giebt,  er  gebe  Brot,  Bier.  Ochsen, 
....  Weihranch  (?1,   Ol.   (alle)  guten  reinen   Dinge  flir  den  A'/  des  N.  N.« 

Das  Zciclien  am  Anfang  der  zweiten  Zeile  ist  das  T,  das  erst  in  den  Beginn 
der  folgenden  Zeile  gehört. 

In  Zeile  4  ist  aawv.  statt  "Cx    geschrieben.    Nacli  der  von  Steindorff.  ÄZ.  1S!)(). 


besprochenen    Inschrift:    ] 


würde    man    auch    aid' 


(^ 


»ein    schönes    Begräl)nis    im 


unserem    Skarabäus    erwarten:  I 

<rr>  w=S5  0 
Horizont«. 

Die  Aufzählung  der  einzelnen  Oi)ferga1>en  ist  stark  verderbt',  doch  ist  nichts 
Wesentliches  unklar.      In  Zeile  G   fehlt  natürlich   ^^. 

Der  Skarabäus  ist  für  ein  Grab  l)estimmt  gewesen.  Daran,  dal's  dem 
Besitzer  dabei  ein  »langes  Leben«  gewünscht  wird,  wird  man  sich  nicht  stofsen, 
wurde  doch  vielleiclit  die  ganze  (4i-abausrüstung  von  dem  Betreffenden  schon 
bei  Lebzeiten  bestellt.  Dafs  das  Stück  als  Ilerzskarabäus  hat  dienen  sollen, 
ist  walirscheinlicli,   aber  nicht  zu  beweisen. 

Wir  haben  hier  wieder  ein  Bei.spiel  für  die  Verwendung  der  JA  -Formel 
unter  Amenopliis  IV.  Denn  dafs  der  Skaraliäus  aus  dessen  Zeit  stammt,  ist 
unzweifelhaft.  Icli  meine,  wir  haben  ganz  und  gar  keinen  Grund  anzunehmen, 
dafs  man  diese  Formel  unter  der  neuen  Religion  gemieden  hal)e.  wie  Borch.\rdt, 
AZ.  1S1)7  S.  167,  will.  Auf  der  von  ihm  dort  besprochenen  Statuette  ist  die 
Formel   nur  wegen   der  Namen   des   Amon   getilgt. 

Ein  ähnlicher  Skarabäus  ist,  wie  ANikdemann,  Proceed.  XVll  p.  155  Nr.  3 
erwähnt,  in  Turin,  Nr.  5!)'.)".}.  Proceed.  VII.  p.  2(10  f  liat  Wiedemann  eine  Toten- 
figur   veröffentlicht,    auf    der    ebenfalls    an    Stelle    <ler    üblichen    Aufsclirift    ein 


J.  H.  Brea.sted  :    Iviiiu    ll,iiiiili:ili  iiiul   liis  S;ikkaia  'rmul), 


47 


King  Harmhab  and  bis  Sakkara  Tomb. 

By  James  IIenky  Breasii:!). 


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tlic  idciility  dt'  llarnilial)  tlic  kini;-.  aiiil  llarnilial) 
toiiili  was  oiicc  at  Sakkara  and  is  iiow  scattcrcd 
lyiiy]iti;ni  muscuiiis.  NeverUiclcs.s,  tliis  idcntity, 
liowsoever  probahle'),  lias  iicvcr  yet 
Ix'cii  cloarly  demoiistratcd.  Tlns  is  diio 
to  tlic  iact  that  thc  fVaii'incuts  Iiavc  iicvcr 
Im'cii  eoUcctcd  and  studicd  (ouctlicr'').     In 


1)     It  is   aniied   liy  WiKi.ioiANN,   (icscli.  1  lii. 

-)  See  tlic  couiiiarisdii  iil' ihc  l'iiiu-tidiis  ol' tlic 
kiiii;  aiid  tlic  -eiicral.  Iiy  rETUii;.  Ilistoiy  II  --'11. 
—  it,  is  liardly  worth  wliile  t»  iMiiiiiicratr  llic 
various  tlieories  vvhicli  have  bt^eii  (■minciated  oii  tlu; 
siibject;  they  niay  be  foiind  in  Mastkro,  Strugsle 
iil'  tlie  Nations  p.  34:i   ii.  2. 

^)  A  Statement  ol'  thc  niatcrial  scatlrrcd 
tlirouu.b  tlie  nuKseums  may  be  usefiil: 

1.  Cairo:  Mar.,  Mon.  div.  74  and  75:  Hokü';, 
hiscr.  liicT.  XXXVI  f.  ClV-C'VIIl. 

2.  Lcyden:  Leejians,  Descr.  rais.  |).40c  I  — 15: 
and  Mon.  du  Mu.see  d^Antiq.  I.  .'i  I  —  31;  Wikdi.:- 
51ANN.   ÄZ.  188.0,  80  r. 

:!.  London:  Doori-osts,  Birch  ,  (iuide  to  tlic 
1  ix-ptian  Cialleries,  Nos.ööO  and  ö.öS  |).3(1;  SiiAEtpi;. 


V^'^?^ 


■n-"""      ir"" 


VUj.l. 


48  .1.  H.  Breastkd:    Kin-   Ilarmlinli  :iiul   liis  Sakkaia  Toiiil).        [XXWIII.  Itai 


particular,  a  fragment  of  the  tomb  in  Vienna  has  never  been  compared  witli  the 
tragments  in  the  other  museums.  It  lias  been  published  by  Bergmann  and  by 
WiEDEMANN  (sce  notc  below).  Bergmann  says  tbe  inscription  occupies:  »die  obere 
Hälfte  eines  rechteckigen  Kalksteinblockes  .....  der  aus  der  Wand  eines  the1)ani- 
schen  Grabes  herausgesägt  ist«  (AZ.  1889,  S.  126).  If  the  block  rcally  came 
froni  Thebes,  it  Avould  of  course  have  nothing  to  do  with  Harmhab's  tomb 
in  Sakkara,  although  Wiedemann  says:  »Anothcr  calcareous  fragment  of  quite  the 

sanie  style,   very  probably  of  the  same   tomb   [viz.   of  Harmliab] «.    It 

contains  a  relief  (fig.  1,  upper  block)  showing  a  nuuiber  of  officials  bowing 
toward  the  lefl;  over  their  heads  is  a  text  containing  the  directions  of  the 
official  (lost  at  the  left)  to  whom  they  are  bowing,  in  which  he  gives  into  their 
Charge  a  number  of  ^^1<^'   ^^  course   Asiatics.   wliose   country  has    l)een 

devastated  and  their  town  laid  waste,  so  that  they  are  seeking  protection  in 
Egypt  and  begging  the  Egyptians  to  grant  them  a  home,  as  they  say:  »After 
the  manner  of  your  fathers'  fathers  since  the  beginning«  (I.  (>).  The  official 
then  States  to  bis  bowing  subordinates :  »Now  the  Pharaoh  L.  P.  H.  gives  them 
into  your  (plural)  band  to  protect  their  borders»').  Further  the  remains  of 
the   last  line  to  the  right  show: 

»They  give  praise  to  the  Good  God ,  great  in  strength  Dsr-hprw- R'^-).'^ 
According  to  this  short  text,  we  are  dealing  with  an  audience  before  the  king 
Harmhab;  the  Asiatics  (lost  at  the  right) ^)  are  then  doing  obeisance  to  this 
king,    whose    figure    is    lost   at   the    left;    and    the    »Pharaoh«    in    the    official's 

Inscr.  II  92;  Stela  with  suiihymn,  Meyer.  AZ.  1877  148  ff. ;  j)hotographs  by  Clarke  and  Davies, 
Museum  St.  London. 

4.  Alexandria:  Wiedemann.  l'SBA.  XI  424. 

.5.  Vienna:  Wiedemann,  «6/rf.  XI  425  and  Bergmann,   ÄZ.  XXVII  125 — 127. 

There  is  a  toinb-door  in  the  Louvre  (C  68,  C  69;  Pierret,  Rec.  d'Inscr.  II  57;  Cha.ssinai-. 
Miss.  V  486  ff.)  belonging  to  the  tomb  of  a  general  Harinhab.  This  man  however,  lived  tinder 
Tliutniose  111..  Amenhotep  II.,  Thutmose  IV.  and  Amenhotep  III.  (Miss.  V,  j).  432)  and  his  tomb  is 
at  Tliebes  (Bouriant,  Miss.  V  413  to  433).    Wilkinson  emjiloyed  much  niaterial  from  it. 

')  The  autotype  may  be  compared  with  the  jn-inted  texts  of  Wiedemann  and  Bergmann. 
As  no  ver.sion  has  been  inade  in  English,  1  append  a  translation:  »(1)  ....  Asiatics;  othei-s  liave 
been  placed  in  their  abodes  (2)  ....  they  have  been  destroyed  and  their  town  laid  waste,  and 
fire  lia.s  been  thrown  (3)  [into  their  grain:'.^]  ....  |they  have  coine  to  entreat??]  the  Great  in 
Strength  (Pharaoh)  to  send  his  iniglity  sword  before  (4)  ....  Their  countries  are  starving,  they 
live  like  goats  of  the  moiintain,  [their]  children  (ö)  ....  saying:  'A  few  of  the  Asiatics  who  knew 
not  liow  they  should  live;  iiave  coine  (6)  [begg]ing  |a  home  in  the  domainiM']  of  Pharaoh,  L.P.II. 
after  tlie  manner  of  your  fathers"  fatliers  since  the  beginning.  imder  (7)'  ....  Now  tiie  Pharaoh 
L.  P.  H.  gives  them  into  your  band,  to  protect  their  borders«. 

')  The  \^  and  W  signs  are  not  (piite  complete  and  only  one  of  tlie  |)lural  strokes  after 
M  can  be  .seen;  but  there  is  no  doubt  about  the  reading,  a.s  I  repeatedly  examined  the  original 
by  varj-ing  lights. 

')  Before  dt-sn  »they  give-,  the  remains  of  t'i-sn  -tlieir  bonndaries"  can  be  seen;  showing 
that  this  Short  text  belongs  to  the  Asiatics. 


lltdil.l  .1.  II.  Brfi-AsiEn:    King  Harinhab  luul  liis  Sakkara  Toiiili.  49 

above  ilirections  is  also  Harmhab.  Tliis  is  all  very  simple,  as  long  as  we  do 
not  know  to  wliose  tomb  tlie  Vieiina  ])lock  bclongs.  Wo  inay  simply  infer 
tliat   it   l)olongs   to  an   unknown   of'ficial  under  king  Harmhab. 

But  beiieatii  the  liowing  officials  are  thc  fragmonts  of  a  relief,  belonging 
to  a  socond  aiid  lowcr  scene.  Neithcr  dC  thc  old  ])u1)lications  reproduces  or 
inakes  aiiy  relercnce  to  tliis  lowost  relief.  üuring  a  visit  in  Vicnna  last  autumn, 
I  photograplied  tlie  entire  piece')  (upper  block,  fig.  1).  A  coniparison  witli  the 
Leyden  {"ragineiits,  nf  whicli  I  later  secured  photograplis"),  shows  tliat  tlic 
Vienna  block  belongs  to  the  Leyden  series.  That  the  Vienna  fragnient  exactly 
fits  the  Leyden  block  (fig.  1)  and  completes  its  lacking  npper  portion,  will  be 
clear  at   the  first  glance:   for  we  see  that  it  completes: 

1.  the  Upper  portion  of  the  head  of  Harmhab,  with  the  inwus,  as  nsual 
in   Ins   toml); 

2.  the  extreme  upper  point  of  his  fan'): 

H.  the  upper  third  of  the  raised  rectangular  panel  intended  ibr  an  in- 
scription  which   was  never  inserted. 

The  Asiatics  spoken  of  in  the  Vienna  inscription  are  therefore  the  sanie 
ones  depicted  as  prisoners  in  the  other  Leyden  reliei's^),  of  whom  somc  appear 
in  fig.  1  apparently  among  the  household  of  Harnihal),  congratulating  hini'')  after 
Iiis  reccption   of  the  gold. 

But  the  question  of  the  king  is  now  no  longer  so  simple.  The  extcnsion 
of  the  Leyden  reliefs  to  the  left  shows  Harmhab  the  general,  before  a  king 
who  is  presenting  hini  with  gold.  According  to  the  Vienna  inscription  tliis 
king  would  be  Harmhab.  But  the  first  glance  at  the  figure  of  the  king  un- 
inistakably  proclainis  it  to  be  that  of  Amenhotep  IV.'''),  with  his  queen  Stand- 
ing behind  him,  as  usual  in  the  Amarna  scenes  of  the  presentation  of  gold. 
The  question  then  arises:  how  is  this  to  l)o  reeonciled  with  the  occurrence  of  the 
name  of  king  Harmhab  in  the  .samc  toml)?  Thc  Solution  of  a  similar  ineon- 
gruity  will  also  answer  this  question  for  us.  Throughout  tlie  reliefs  in  this 
tomb,  the  general  Harmhab  wears  the  royal  ura^us-serpent,  the  special  pre- 
rogative  of  kings.  The  matching  of  the  Vienna  l)lock  on  the  Leyden  fragments 
i'urnishes  the  explanation  of  this  unparallelod  anomoly.  It  will  be  noticed  that 
Harmhab's  fan')  is  very  awkwardly   made.     Thc   left  band   cdge  above  the  arm 

')  I  was  indebted  for  this  privilege  to  tlic  fiistos.  Dr.  Dkdkkind,  ior  wiioso  atteiitivc  kiiid- 
ness  1   cannot  (Express  sufficient  thanks. 

^)    Through  the  kindne.ss  of  the  Director.   Dr.  Pleyte. 

')    This  i.s  quite  clear  in  the  photograph,  but  hardly  to  be  seen  in  the  aiitotype;  see  also  (ig.  2. 

*)    Not  shown  in  our  Illustration. 

■')  With  the  two  prostrate  figurcs  conipare  tiie  grecling  in  tlie  Ainai-ra  {(^ters:  ».\t  the  feet 
of  my  lord  ....  seven  times  and  seven  tiins  with  breast  and  hack  I  thiovv  myself»  (ed.  Wincki.er, 
No.  1.58  11.9 — 13).     No.  l.")?  has   «jctM  hMy  and  back-.     1   owe  tlic  remark   to   Dr.  Mksserschmidt. 

^)    The  upper  blacks  containing  the  head  of  the  king  and  tlie  inscriptions  is  unfortnnalely  lost. 

~)    Fig.  1,  Leyden  fragments,  exti-eme  left. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVIII.  Band.     19IK).  '' 


50  .1.  11.  BuKAsiKi.:     Kinj;    llaniilial)  ;iiul   liLs  .S;ikU;iia    l'uiiib.        [XX  Will.  Bau 


is  far  fi-om    matcliiiic:  the  same  edge   helow  the  arm.     The   pliotograph    show.s 

cloarlv   tlmt   this   Imd   luatcliing  is   not  original.   Imt   tliat   a   linc    fnrtlu'r  to   the 

lell  exactly  matching    the    left   hand   edge    below   the  arm,   runs    upward    from 

the    arm    (.see   broken    line,   fig. -)    and    curves    inward  to   Harmhab's    forehead. 

Where   it    continued    is    sliOAvn    by    (lie    dotted    line')    across   the    iira'us-serpent 

(fig.  2).      It  is  perfecth'   clear   therefore    that  the   lel't  hand   edge 

of  the  fan  above")  the  arm  has  been    shifted   to   the   right  from 

its  original  position,   to  make  room   for  the  uneus  serpeiit,   wliich 

is   therefore   a   later   Insertion   after  general  Harndiab"s   tomb   was 

finished,   and  of  course  after  he  had  become  king'^).     Tliis  proven, 

it  now  becomes  clear  that  the  line  with  the  name  of  king  Ilarmhab 

on   the  Vienna    block,   is   also  a  later   insertion,    probably  made 

at   the    same    time    that   the    ura^us    was    added.      Its   purpose  is 

evident:    the  Asiatics  bowing  to    the    qeneral  Harmhal)  are    now 
Fig.  2.  ^ 

designated    by    the    inserted    line^)    as    giving    praise    to    king 

Harmhab.      This    addition    is    therefore   in    entire    harniony    with    the    addition 

of  the   unens. 

Recapitulating,   we   find: 

1.  that  after  the  completion  of  the  yeneral  Harmhab's  tomb,  the  unens 
was  every where  added   to  his  figure ;   and 

2.  over  Asiatics  bowing  to  tlie  general  Harmhab  is  added  an  inscription 
stating  that  they   are  giving  praise  to   the   king  Harmhab. 

To  the.se  new  facts  is  to  be  added  the  testimony  of  the  coronalion  in- 
scription,  in  which  the  king  Harmhab  states  that  before  he  was  king  he  oc- 
cupied  on  official  position")  in  the  state  similar  to  that  hehl  by  the  general 
Harmhab  according  to  the  inscriptions  in  his  tomb.  In  view  of  this  evidence 
there  can  no  longer  be  any  doubt  that  the  general  Ilarmhab  is  he  who  after- 
ward became  the  king  of  the  same  name. 

')  This  cannot  be  .seeri  on  the  pliotograpli,  biit  its  iio.sition  i.s  inadc  certaiii  by  tlu'  visil)lc 
portions. 

')  Tliose  who  cannot  .see  the  original  edge  in  the  aiitntype  (iig.  I)  inay  acrepl  the  [iresenl 
po.sition  of  the  left  band  edge  belmc  the  arm,  as  evidence  for  its  original   po.sition,  ahore  the  arm. 

')  I  learn  that  on  the  basis  of  the  other  pieces,  Steindorff  and  Borchahdt  had  sii.spected 
such  later  insertion.  As  far  as  1  have  been  able  to  examine  the  other  block.s,  the  fan  nowhere 
interferes  with  the  insertion  of  the  urseus,  as  on  the  Vienna  block. 

*)  Sigiis  of  the  later  insertion  of  this  inscrij)tion  could  doubtless  lic  (Iclcctcd  on  Ihc  original; 
biit  when  in  Vienna  1  supposed  that  the  block  belonged  in  Thebes  and  hiwici"  did  luil  siispcct  the 
later  insertion  of  the  line. 

'')  The  king  whose  favor  he  narrate.s  in  tiie  coronalion  inscriptioii  inav  Iic  .Vnienhotep  1\'., 
as  shown  by  the  Leyden  fragments.     Possibly  we  are  to  look  for   Ilannh.ib  in   the  oflicial    A^(l 

"^j^^  i X     ]  Va,/.  who   built  a   tomb    at  Amarna   under  Amenholc]i  1\'.     .Sucii    clianges    of  tlic 

god's  name  are  common  in  proper  names  at  this  time.  The  tomb  at  Sakkai-a  woiild  thcn  have 
lieen  built  under  the  cphemeral  successors  of  Ameniiotep  I\'.,  for  Harmhab  was  in  favor  under 
Tutenkhamon  (I'.SBA.  XXI.  111). 


Heinurh  SciiÄri.u:    /ur  Insclirit't  des  'I";ili;irk;i  ans  'I'aiiis.  51 


Zur  Inschrift  des  Taharka  aus  Tanis. 

^^)ll    IIkinkich  Sciiäkkr. 


In  der  von  Petrie  wieder  aufQ-efuiidenen  und  Tanis  IL  Taf.  IX  Nr.  K5(i')  ne>i 
veröflentlicliten  wielitigen  Insclirif't  des  Taliarka  aus  Tanis  lauten  Zeile  11 — 14 
unter  Einsetzung  der  von   Griffith  gegebenen   Verl)esserungen : 

"•  lischt  s?™^^r:k^2 

Griffith'  vortreffliche  Übersetzung  der  Inschrift  scheint  mir  jcdueh  einiger 
\'erbesserungen   bedürftig: 

1.  Unzweifelhaft  ist  zunächst  wohl,  dafs  an  Stelle  des  sinnlosen  ^^°^ 
oder  f\,   o^.  wie  die  Tafel  hat.  zu  lesen  ist  f\   1^  "^    »in    Napata«.      Etwa   an 

das%^-^=>?^  oder  ähnlieh,  das  auf  dem  Skarabäus  Proe.  XXI  Taf.  ili  Nr.  ;'>*.) 
(Text  8.15(5)  vorkommt  luul  danach  12  Stunden  zu  Schiff  nördlich  von  Mem- 
phis (?)  lag,   ist  wohl  kaum   zu   denken. 

2.  Am  Anfang  von  Z.  IH  hat  die  Tafel  nur  ^^.  Man  sieht  also  daraus, 
dafs  wenigstens  das  ^^  ganz  sicher  ist,  und  das  ist  das  Wichtigste.  Es  fragt 
.sich  nur.  wer  mit  diesem  ^^  gemeint  ist.  Griffith  übersetzt:  >>For]  he  (that 
is  king  Tahaniay)  went  to  the  north  land«.  Mir  scheint  es  aber  unni(\uiich, 
unter  dem  ^.=_  hier  Taharka  zu  verstehen.  Ev  .spriclit  eben  noch  in  der  Zeile 
vorher  von  sich  in  der  er.sten  Person  und  ebenso  gleich  wieder  in  der  folgen- 
den Zeile.  Es  ist  doch  wohl  sicher  von  einem  anderen  die  Hede.  Rlir  scheint 
es  am  iiMtnrliehsten,  etwa  zu  ergänzen:  [»indem  ich  S.  M.  folgte,]  als  er  nach 
dem    NnriUaiul   kam«''). 

8.    In   Z.  ()   hat   die  Tafel:    "^^  ^  '^<='\ö\%%-     Griffith  verb.^ssert 

SO    '^  "^  U.S.W,   und   übersetzt:    |..loIwas]   loved   by  my  fathcr  more   than 

')    Text  S.  12.  7.  :!().    GRrFKna'  Übcrsct/.mii;  S.-Ji).  17.    Seine  Verbe.sscruiigeii  /.iir  Lesiiiiy;  S.:!8. 

2)  Die   Lücken   am   Anlan,!;-  der  /eilen    sind    dnn'lisclinittliel]   vier  P.nelistal)enc|nadnite    grofs. 

3)  Griffith  liest  in  den  \'erbesseningen  I  ü  .  leli  behalte  die  alte  Lesnn,^-  bei.  Der 
Stein   ist  überall  sehr  zerstört. 

■')  Ist  das  nfl  hier  sicher,  so  ist  es  wieder,  wie  öfter,  aus  dem  Sinne  des  Verla.ssers  d(M- 
Inschrift,  der  ja  im  Nordland  ist,  gesprochen.  Wir  würden  »ging.,  erwarten.  Vergl.  AZ.  1899,  73 
Amii.   1    lind    oft. 

?• 


52  Heinrich  Schäfer:  Zur  Inschrift  des  Taharka  aus  Tanis.         [XXXVIII.  Band. 


(the  rest  of)  tlic  royal  cliiklren«.  Ich  lasse  clahingestellt ,  oli  wirklich  l^Ö 
■^  "^  zu  lesen  ist  und  nicht  einfach  lcilo%  ^  •  Sicher  ist  doch  aber  der, 
der  den  junijen  Taharka  so  sehr  liebte,  der  damals  regierende  König.  Wenn  nun 
vorher  in  Z.  ö  gesagt  worden  ist,  Taharka  [sei  auferzogen]  ^v  4Jl_^  1  ^ J  Ö 
%>  "^  ,  so  geht  klar  aus  diesem  Ausdruck  hervor,  dals  er  eben  nicht  der  Soiin 
des  regierenden  Königs  war.  Ich  bleibe  also  vorläufig  l)ei  der  Lesung  der  Tafel 
und  übersetze:    »er  liebte  mich  mehr  als  u.  s.  w.« 

DerZusammenhang  der  ganzen  Inschrift  ist  nach  diesen  Verbesserungen  also  der : 
In  dem  unklaren  Anfang*)  ist  eigentlich  nur  verständlich:  »Er  (der  König) 
gab  mir  (dem  jungen  Taharka)  ein  gutes  Feld«,  und  es  scheinen  ein  paar  Sätze 
über  die  Bewirtschaftvmg  dieser  Felder  dazustehen.  Dann  scheint  zu  folgen: 
»[Ich  wurde  aufgenommen]  in  die  Zahl  der  J  Q  v\  ^  des  Königs  .  .  .,  und  er 
liebte  mich  mehr  als  die  übrigen«.  Nach  einer  Lücke  finden  wir  dann  die 
Worte:  »alle  Länder  unter  meine  Sohlen«.  Taharka  ist  also  plötzlich  König 
geworden.  [»Während  dessen  war  nun  meine  Mutter]  in  Napata,  die  Schwester 
eines  Königs,  die  süfsgeliebte,  die  Mutter  eines  Königs''),  [die  Herrin  des  Nordens 
und  Südens  (o.  ä.)].  Ich  hatte  mich  aber  von  ihr  getrennt  als  ein  junger  Mann 
von  20  Jahren  [als  ich  S.  M.  (meinem  Vorgänger,  von  dem  oben  die  Rede  war)] 
auf  seinem  Zuge  nach  Unterägypten  begleitete.  Und  nun  kam  sie  stromab  ge- 
fahren nach  [dem  Nordlande,  um  ihren  .Sohn  wiederzusehen]  nach  so  langen 
Jahren  und  fand  mich  gekrönt  [als  König  von  Ober-  und  LTnterägypten]  .  .  . 
Sie  freute  sich  aufserordentlich,  als  sie  die  Schönheit  Sr.  M.^)  sah,  wie  Isis  (sich 
freute  als  sie)  ihren  Sohn  Horus  auf  dem  Throne  [der  Lebenden]  erschienen 
sah».      Im   Sehluis  wird  der  Empfang  der  Königin   liesclirieben. 

Man  wird  also  hiernach  bei  dem  durch  das  »;.=_  erwähnten,  aber  wohl 
nicht  mit  Namen  genannten  König  an  Schabako  denken  müssen.  Es  mag  der 
Zug  des  Schabako  gegen  Bokchoris  mit  diesem  Zug  nach  Untei'ägypten  gemeint 
sein.  Zeitlich  wäre  das  nicht  unmöglich.  Taharka  wäre  danach  mit  20  Jaliren 
nach  Unterägypten  gezogen,  W'äre  dort  die  ganze  Zeit  beim  Heere  geblieben, 
ohne,  wie  aus  unserer  Inschrift  hervorgeht,  vor  seinem  Regierungsantritt  wieder 
nach  Nubien  gekommen  zu  sein  und  wäre  dann  als  höchstens  46jäliriger  Mann 
auf  den  Thron  gekommen,  wohl  auf  seine  kriegerischen  Erfolge  gestützt  und 
vielleicht  durch  eine  gewaltsame  Erhebung  gegen  Schabataka  (vergl.  AZ.  35, 
S.  G9,  3).  Bei  seinem  Tode  wäre  er  so  72  Jahre  gewesen.  Gegen  Ende  seiner 
Regierung  hat  er  den  Tanutamun  zum  Mitregenten  angenommen. 

')  Der  erhaltene  Teil  sclieint  nur  die  letzte  Hälfte  des  ganzen  Textes  zu  sein.  Die  erste 
stand  wohl  auf  der  zerstörten  anderen  Seite  des  Steins.  Mit  unserer  Z.  1  kann  die  Inschrift  nicht 
angefangen  haben. 

')  Die  Mutter  wird  schon  mit  diesem  Titel  genannt,  den  sie  erst  durch  ihres  Sohnes  Tliron- 
be^teigung  bekonunt. 

')  In  diesem,  einer  Apotheose  ähnlichen  Schlafs,  ist  der  Ubei'gang  in  die  3.  Person  (8.  M.) 
wohl  verständlich. 


AiHii.K  Kioian:    Kiiiilrrriiinc  lui  'roiniirllluij-iMi.  53 


Kupferringe  an  Tempelthoren. 

Von  Adolf  Ekman. 

r^s  sind  nicht  viele  Dinge  anf  ägyptiscliem  Boden,  die  wir  so  gut  zu  kennen 
glauben  wie  die  Tempel  der  griecliiscli -römischen  Zeit.  Dals  aber  auch  liier, 
trotz  Philä,  Kom  Ombo,  Edfu  und  Dendera,  unsere  Kenntnis  noch  ihre  Lücken 
hat,  zeigen  drei  Klassikerstellen  ,  auf"  die  mich  die  IIH.  R.  Schöne  und  H.  Diels 
hingewiesen  haben.  Sie  sprechen  von  einer  Sitte  bei  den  ägyptischen  Tempeln, 
die  sie  als  etwas  allgemein  Bekanntes  darstellen  und  die  uns  doch,  soweit 
meine  Kenntnis  reicht,  noch  an  keinem  jener  Heiligtümer  entgegengetreten 
ist :  An  den  Eingängen  der  ägyptischen  Tempel  befanden  sich  kupferne  Ringe, 
die  die  Besucher  beim  Eintritt  berührten,  um  sich  durch  ihre  Berührung  zu 
reinigen.  Die  eine  Stelle  findet  sich  in  einem  Citat,  das  uns  Clemens  .Mcxau- 
drinus   (Strom.  V,   672,   2ß  —  35)   erhalten   hat: 

AisvucTicc  c  Qp^(^  0  ycuiJ.iJ.ciTiy.og  iv  T'jj  Tlspl  77]^  ifj-ipacreuii:  tov  (~£oi  twv  TpoyjTx.wvy) 
(jviXiCs'aov  (jy/icrl  y.a,Tot,  AeAjv  •  'V.(TYifJ.oi.ivovv  jovv  od  ^lot,  Xs^swg  jxovov  ocXXd  kou  dta  <j\j\x^o- 
}mv  Bvioi  rctg  ~poc,^sig,  Sia  ?'.£^suig  \mv  thg  Eyj.i  rot.  Xsycfxevx  AeAc^ixä  TrcipotyysXjjLXTci ,  To 
yVfi^sv  -oLyciv  y.ocl  tc  Fvöo^i  crocvrov  kuI  to.  rovToig  aijoioi,  Sia  Se  0"Li|U/3oAwf,  dig  ore  rpoy^og 
0    'jTpscpofj.evog   iv   ToTg  tüüv  SsüHv   rs^j-vtcriv   üKy.v(TfJ.cvog  tvclco.  \iyjiiriwv. 

Der  Grammatiker  Dionysius  Thrax  führt  also  als  Beispiel  einer  symbolischen 
Handlung  an  «den  drehbaren  Reifen  an  d(>n  Bezirken  der  Götter,  an  dem  ge- 
zogen wird,  bei  den  Ägyptern».  Deutlicher  äutsert  sich  der  Physiker  Heron, 
der  zwei  seiner  Prol)leme  an  diese  Sitte  knüpft.  Das  erste  lautet  (Ileronis 
Alex.   Pneumatica  1,32   ed.   Schmidt,   S.  148): 

'Kl/  Tolg  Aiyv—riMv  ieoalg  irpog  rcdg  ■KU.pa.TTci'Ti  jcoyjn.  yoiXy.ioi  £TTii7Tpe~T0i  yniovToi.i 
~pog  TO   Toig  EiCTspy^oixevovg  e7ri(jTps(f)£Lv  cwrovg  ^lot,  to   ^okuv   tov  yjx,Ky.ov   kyvii^eiv '   eCTi  6s 

Keil     7TSpiCCCiVTY]DlOt      TTCOg     TO     TOVC      EtTEpy^OIJ.SVOVg     TTSCippUlveij^M.         ^SOV     CVV     ETTU)     TrOlYj(7Cil, 

(JoTTs  s-iCTpcicjysvTog  tov  Tpoyjiv  vSujp  sr  ciVTov  STTippseiv  £i"c  TO  otJc  eipYiTcii  —epippaiveijB-cii. 
»In  den  Tempeln  der  Ägypter  befinden  sich  an  den  P'ingangspfosten  dreh- 
bare Räder  aus  Bronze,  damit  die  Besucher  des  Tempels  sie  drehen,  weil  man 
glaubt,  dafs  das  Kupfer  eine  reinigende  Wirkung  ausübe.  Dazu  gehören  auch 
Weihbecken,  die  zum  Besprengen  der  Eintretenden  dienen.  Es  sei  nun  die 
Aufgabe,  eine  derartige  Einriclitung  zu  treflen,  dafs  infolge  der  Umdrehung 
des  Rades  das  Wasser,   wie  gesagt,   zum   Besprengen   heraustliefst. « 


Wie   mir  Diki.s  zeigte,  sind  diese  Worte,   ;ds  vom  Rande   in   den  Text  verirrt,   zu  streichen. 


54  Aiioi.F  Krman  :    Kupterringe  an  Teinpeltlioi'en.  [XXXVIII.  Band. 

Das  zweite  (ib.  II,  32  S.  298)  beginnt  so: 

(äYiCatv^ov  xuTUiTKeiiYi  Tpay^ov  eyjOvTog  <TTOS(f>oiJievov  yjih'Azov,  sc  y.u.XCi-a.i  äyvcTTvicioi'" 
'ovTo   7ÄC   zm^c/.<iiv   et   sie  Tot.   lepa.   EiciovTEq   (TTcecpeiv. 

"Eine  Schatzkamnier  mit  einem  rotierenden  Broiizerado,  dem  sogenannten 
Reinigungsrade,  zu  bauen;  dieses  pflegen  nämlich  die  Tempelbesueher  zu  drelieu." 
(Es  wird  verlangt,  dal's  ein  als  Ornament  auf  dem  »Thesaurus«  angebrachter 
Vogel   bei   dem   Drehen   des   Ringes   sich   auch    drehen   und   pfeifen   soll.) 

An  der  Existenz  dieser  seltsamen  Sitte  im  griechischen  Ägypten  wird  man 
demnach  nicht  wold  zweifeln  können ,  und  es  verlohnt  sich  schon  die  erhaltenen 
Tempeleingänge  einmal  daraufhin  anzusehen;  denn  wenn  auch  die  Bronzeringe 
selbst  längst  verschwunden  sein  werden,  so  müssen  sich  doch  noch  die  Löcher 
nachweisen  lassen,  in  denen  sie  einmal  befestigt  waren. 

Auch  andere  Fragen  knüpfen  sich  an  unsere  Stellen.  Haben  wir  irgend 
einen  anderen  Beleg  dafür,  dafs  nach  ägyptischer  Anschauung  das  Kupfer 
»reinigt»?  Und  ist  uns  sonst  etwas  davon  bekannt,  dafs  an  dem  Tempeleingange 
ein  «Thesaurus«  stand,  d.  h.  doch  wohl  ein  Opferstock,  ein  Gotteskasten,  in 
den   die   Besucher  Geld   zum  Besten  des  Heiligtumes   warfen')? 

Dagegen  sind  uns  die  in  der  ersten  Stelle  des  Hero  erwähnten  Wasser- 
becken wohl  erhalten  in  jenen  grofsen  Steinbecken,  die  uns  das  griechische 
Ägypten  mehrfach  hinterlassen  hat  und  die  nach  ihren  Aufschriften  aus  Tempeln 
stammen"'^).  Der  Gedanke  selbst,  dafs  man  sich  vor  dem  Besuche  des  Gottes- 
hauses  waschen  und  reinigen   mufs,   ist  ja  echt  ägyptisch. 


Der  Titel  «Richter«  als  allgemeiner  Ehrentitel. 
Von  Kurt  Sethe. 

üis  wird  gewifs  schon  vich'ii  aulgefallen  sein,  wie  oft  bei  Herkunftsangaben 
in  Inscliriften  des  n.  R.  der  Vater  eines  Mannes  den  Titel  "^^  »Richter«,  sei  es 
allein,  sei  es  von  einem  anderen  selbständigen  Titel  gefolgt,  hat,  während  dieser 
Titel  sonst  in  dieser  Zeit  kaum  noch  vorkommt.  So  nennt  sich,  um  aus  der  Fülle 
von  Beispielen  nur  einige  herauszugreifen,  Pw-t/ii-r'',  der  ()berl)aumeister  Thut- 
mosis' III.,  wo  er  seine  Herkunft  angiebt.  »erzeugt  von  <leni  Richter  P?r-A'"''), 
Amenhotep,    der    weise   Ratgeber   Amenophis"  III..    »erzeugt    von    dem    Richter 


*)    Ich  verdanke  diese  Aiifia.ssiing  Dikl.s. 

')    .So  z.B.  in  Berlin  8033.  11592  (Ansf.  V<tz.  S.  38'));  ver<,d.  aiicli  die  von   Pki  mi-  in  Knpid 
gefundenen  Becken  (Petrie,   Koi)to.s  8.  24). 

^)     Kairo.  .Stalne  !M(I  (ans  di-ni   .MiitIcMiipi'l). 


l!liMi.|  KiRT  .Sethk:   Der 'l'itol  »Ricliter«  als  ;illgemeim>r  Klirentitcl.  55 

///)H-" ').  II.  s. -\v.°).  Der  (>iiifadie  Titel  »Rieliter«,  don  die  Yätor  dieser  hoh(>ii 
Stn.'itslieninten  erli;ilten.  stellt  in  seltsaiiieni  Kontrast  zu  der  zum  Teil  t;'erndezu 
uiin'eheureii  Fülh^  von  Titeln,  die  sie.  die  S("iline.  sicdi  selbst  in  denscilien  lu- 
sclirif'tcMi    lteilei:>'en. 

Die  P^rklärung  für  diese  eigentüniliehe  Erselieinung  giebt  uns  der  (u-ali- 
stein  Louvre  C.  Gl,  der  einem  /^O  ,  wY  gehörte  und  etwa  aus  der  Zeit  der 
IS.  Dynastie  stammen  dürfte.  Hier  ist  (nach  dem  Berliner  Abdruek  Sl'i)  ül)(>r 
einem  Khepaare,  das  dem  Toten  und  seiner  Frau  gegenübersitzt,  an  Stelle 
der  üblichen    Beischrift,    die   die  Titel   und    Namen    der  dargestellteu  Personen 

nennen  sollte,  nur  folgendes  in  Relief  ausgefülirt:  » 

erzeugt  von   dem  Richter geboren  von   der  Haus- 

hcrrin    «.     Wir    haben    es    hier    also    mit    einem 

Denkmal  zu  thun,  das  im  voraus  zum  Verkauf  angefer- 
tigt wonlen  war  und  auf  dem  erst  nachher  die  Titel  und 
Namen  des  Abnehmers  und  seiner  Angehörigen  eingesetzt  wurden,  was  übrigens 
in  den  Inschriften  auch  deutlich  zu  erkennen  ist.  Da  nun  der  Titel  "^^s^  in 
der  obigen  Darstellung  bereits  ausgeführt  war,  während  für  die  dem  Ver- 
fertiger noch  unbekannten  Namen  der  dargestellten  Personen  und  ihrer  Eltern 
Platz  gelassen  werden  mufst(>,  so  mufs  er  ebenso  selbstverständlich  gewesen 
sein  wie  der  Titel  der  Mutter  ^^  »Hausherrin«  unil  die  Worte  »erzeugt 
von«  und  »geboren  von«,  die  gleichfalls  schon  in  Relief  au.sgeführt  waren.  Es 
war  also  gewifs  ein  allgemeiner  Ehrentitel,  der  Leuten  von  gewissem  Stande 
zuzukommen  ptlegte  und  den  der  Steinmetz  daher  unbedenklich  schon  ausführen 
konnte,  obwold  er  den  späteren  Käufer  des  Steins  noch  nicht  kaniiti'.  Almiich 
ist  ja  auch  der  Titel  juchje  in  gewissen  Teilen  Amerikas  zu  einem  allgemeinen 
Ehrentitel    geworden,    den   jeder    einigermafsen    angesehene    Mann   beansi)rucht. 

Für  die  Bedeutung  des  Ehrentitels  ^)^  ist  wohl  noch  folgender  Fall  zu 
lieachten:  Auf  dem  Grabstein  Louvre  C.  50  führt  der  Tote,  ein  |  Uiii| /ww^  (1 
"Vorsteher  der  Maler  des  Amon«  seine  Vorfahren,  die  alle  das  gleiche  Amt 
liekleidet  hatten,  durch  sechs  Generationen  hin  auf:  nur  der  älteste  hat  vor 
dem  allen  gemeinsamen  Titel  den  Titel  \jk^:  das  .sieht  fast  so  aus,  als  ol)  der 
Titel  den  Zweck  hätte,  für  den  ältesten  Ahnen,  dessen  Vater  .selb.st  nicht 
mehr  genannt  ist,  eine  gute  Herkunft  zu  bezeugen,  wie  sie  sich  für  die  fol- 
genden   (ienerationen   aus   der   Neniunig   ihres  Vaters   ergab. 

Ob  und  wie  mit  dein  hier  besjirochenen  Gel)rauch  des  Titels  \f^  der 
spätere  Gebrauch  der  Hieroglyphe  \r^^  für  .v-  »Sohn«  zusaininenhängt  .  mufs 
dahingestellt  bleiben. 


')    Kairo.  Statue  583  (RlH.2.'i). 

'')    .\ndere  Bei.spiele  Mar..  Cnt.  .r.M.yd.is  H).-,:,.  Illti.  ll.-);i.      Luiivi-e  V.M. 


56  KaRI.    l'lKHI.L     UnC   It'l'tlllC.  jUSC|ll'ici    illCdlllHU'.    du    siLlllC    A.  I  XXWllI.   l'.,lll(l. 


Une  lecture,  jusqu'ici  inconnue,  du  signe  A. 
Par  Karl  Piehl. 


Au  n(Miil)r(>  des  liirrnglyphes  phonotiques  dont  la  lecture  a  ete  la  plus  contro- 
versee,  il  faut  conipter  le  signe  7^.  On  l'a  lu  tantot  m'),  tantot  tir),  teile  fois 
meine  nu^),  sans  qu'aucune  de  ces  valeurs  se  soit  etablie  d'une  maniere  definitive. 
II  est  vrai  que  la  premiere  de  ces  le(.'ons,  eelle  de  lu,  grace  aux  textes  des 
pj'ramides,  a  obtenue  une  forte  eonfirmation  par  suite  de  la  Variante  ^^  | 
"^^P©  qu'offre  le  texte  de  Pepi  II   ä  la  place   de  y^^n^^-^O©  de  celui  de 

Pepi  I,  ce  qui  evidemment  conduit  ä  requation  J\  =  '^^,  c"est-ä-dire  montre 
que  J\  =  S;a   (au)^). 

Lorsque  je  me  crois  etre  en  mesure  de  proposer  et  de  soutenir  ä  cette 
occasion  une  nouvelle  lecture,  il  me  faut  reconnaitre  la  grande  Obligation  dans 
laquelle  je  me  trouve  vis-ä-vis  des  monuments  ptolemaiques  pour  cette  trouvaille 
comme  pour  beaucoup  d'autres  qu'il  m'a  ete  accorde  de  faire  sur  le  terrain  du 
syllabaire  hieroglypliique.  En  effct,  c'est  un  monument  ptolemaique  auquel  je 
dois  la  phrase  ä  allitteration  que  voici:    l\^  «c  <-^  tk  a 

^  ^  J  J  ^'  ^3^  !^^=^   2^,=^.    J\    \      /WW^^    Pill    WW«   ü     (2 

^"""^(Itl  -'-^  ''^^ ')  "^^  tr  presente  l'inondation  qui  court  vers  ton  sol,  la  crue  qui 
part  ;i  son  epoque«  ;  d'oü  il  est  certain,  suivant  les  regles  adoptees  pour  Falli- 
teration  en  egyptien,  que  le  groujie  J\'^  »courir«  doit  se  lire  ä  Taide  d"un  n 
initial.  Ne  connaissant  aucun  mot  egyptien  ayant  les  dites  particularitos  (j'entends 
Celles  de  signifier  »courir«  et  de  se  lire,  a  la  fois,  <ä  l'aide  d'un  n  initial)  en 
dehors  du  groupe  J  ^  et  varr."),  il  est  evident  a  priori  que  je  penclierai  ä  lire 
le  mot  J\'^  nemt. 

D"ailleurs,  il  ne  manque  pas  d'autres  preuves  ä  alleguer  en  faveur  de  cette 
lecture  du  groupe  y^^.  A  cet  egard,  il  est  fort  instructif  de  comparer  entre 
eux  les  exemples  suivants: 

')  DE  RouGK.  Chrestomathie   Eyyptieiuii    W   y.\'i. 

')  Bri'gsch.  Hiernglyph.  Grammatik  |i.  l'Jl'   nci.  r_'0. 

^)  Erman,  Neuägyptische  Granmiatih  p.  ITtl  ^ll.'iT;   IjRir.scii ,   Dir/.  Geogr.   ji.  11"25. 

*)  Griffith,  Ilieroglyphs  p.  1(). 

')  DE  KocHEMONTKix,  Le  Temple  d' Kdfon  p.  .").S1. 

')  Brugsch,  JIi)royl.-Demot.  Wörterbuch  \\   ]>.  1)75. 


Kaki.  1'ikiil:    Une  lecluru,  jiis(iu'ici  iiicuiiiiiic.  ilii  sigiie  J\.  O? 

D'un  cäfr:  De  Fmdre  cötr: 


,TI' 


Ell  pirsfiicc  ilc  CCS  prcMivcs.  nous  pouvons  at'firmer  acec  cerütvdf  absoluc 
(|uc  Ic  t;rou|)C'  y^  .  (''(|iiiv;iut  ä  (■cliii  de  (  ^,  et  pnr  consequent  (|ue  le  sigiie  J\ 
du  pi'cinier  est  a  lire  /lem.  La  leetiire  nouvelle  »'excliit  niiUeineiit  Celle  de  tu, 
poiir  le  signe  J\ .  II  .se  jxiurrait  (|ue  toutes  les  deux  t'usseiit  \raics.  Dans  ce 
cas,  les  desinences  '?  et  (2.  (pic  ikhis  rciicontrons  toiir  ä  tour  a  L-i  suile  du  sigiie 
J\  .   sollt   proliablciueiit  a    regarder   C(jiiiiiie   des   indicateurs   plioiieticpies '). 

Xota.  Dans  ce  ([ui  precedc .  je  n'al  point  [larle  de  la  particiile  a  .  ([ui 
se  voit  au  papj'rus  n'ÜRBiNEY  (VI  ö,  XV  10)  et  au  ])ap.  Salliek,  no.  II  (IX  4). 
niais  il  nie  parait  clair  que  cette  forme  milite  fortenient  en  i'aveur  de  racecption 
(|ue  j'ai  soutenue  ci-dessus,  si  tant  est  que  cette  acception  ait  hesoiii  de  [ireuves 
ultcrieures,   ce  qui   me   semble  sujet  ä  caution. 


Ein  koptischer  Grrabstein. 
\o\\   Geohi;  Si'i;iNi)()Ki-F. 

I  /il'  Inschriften  der  kiiptisclien  (iralisteine  sind  meist  von  einer  trostlosen  Lann'cn- 
wcile:  der  Name,  der  Todestag  des  Bestatteten,  die  Aul'lnrderuini-.  Cur  ihn  ein 
(ielx't  zu  sprechen,  sind  meist  alles,  was  sie  enthalten,  dazu  höchstens  noch 
ein  kurzes  Bibelcitat,  das  auf  die  Vergänglichkeit  alles  Irdischen  hinweist.  Um 
so  erfreulicher  ist  es,  auch  hier  einmal  ein  Stück  anzutreft'eii ,  das  mehr  als 
die  alltägliclien  Phrasen  bietet  und  in  dem  sich  schlichte,  froninie  Poesie  er- 
halten  hat,    die   noch    heute   ergreifen    kann.     Ks  sei  nur  an  die  von   Kevii.i.out") 


')    PiEHi. ,   Inscriptiotis  Hieroylijphiqiaa.      .sJecüiick'  .Si'-i'ic.      ri.\lll    1... 
^)    DÜMicHEN.    Tempr! -  Inschriften  I    pl.  1\'. 

3)    PiEHL,  Inc.  dt.  [.1.  XVIIl   1.2.     CIV.   In    loniu'     (Ifx  vxT^-  ''''.i''   '■''''■   I''"'  '!"' <■■•*("• 

*)     PlEHL,    loc.  Vit.    [)1.   W   1.  i. 

'")      DE  ROCHEMONTEIX,    hc  Templc  d' Kdßlll    II     ]ll..'>n. 

^)    Lepsius,  Auswahiy^WX   .\1. 

')  Cfr.  Brcgsch  dans  la  Zeitschrift  IfStiS,  p.  13  — !■'>.  11  i'st  fort  i'tonnaMt  (|iii'  livs  ■■'"i'i""«"''«'.'* 
t'!;yiitienne.s  ne  tiennent  point  comptc  de  cette  adrnirahlc  (Iccoiiverte  de  Bhci^si  ii ,  l.ic|iicllc  peiit 
.s'applifiiier  ä  tant  de  cas,  en  dehois  de  cenx  enuincres  jiar  liii  —  leinoignage  iihilaiit  iii  I'aveur 
de  la  solidite  de  sa  decouverte. 

")    Miilanges  d'archeologie  egypt.  et  a.ssyr.   II,  IHT. 

Zdtschr.  f.  Äig-pt.  Spr.,  XXXVllI.  Ban.l.     IWO.  ^^ 


58  Gkori;  SiEiNDOiü  f:    Hin   k<i|iti.sclu'r   (ir.ilisicin.  |  XXWlll.  Iknul. 

veröfiFentlichto  Grabinschrift  des  Diakon  Johannes  mit  ilirer  innigen  Totenklage 
oder  an  (Umi  Grabstein  der  kleinen  Maria  erinnert'),  die  noch  gestern  »als  inid 
trank  und  deren  Mund  heute  verschlossen  wurde,  so  dals  sie  nie  nielir  essen  wird«. 
Auch  der  von  TiKAJEri  jüngst  ver()i1'entlichto  Grabstein  des  Kairiner  Museums") 
w'äre  hier  als   rühmliche   Ausnaluiic   zu   nennen. 

Wohl  das  schönste  Stück  aller  mir  bekannten  koi)tisc]u'n  Grabsteine  hat 
aber  vor  kurzem  das  Berliner  Museum  durch  Dr.  Reinhardts  Vermittelung  er- 
worben, und  ich  bin  Erman  zu  grolsem  Danke  verptliclitet,  dals  er  mir  seine 
Abschrift  des  Steins  nel).st  einer  Reihe  von  Kemerkungen  ül)crlassen  hat,  um 
sie  hier  den   Freimden    koptischen   Schrifttums   mitzuteilen. 

Die  43  Zeilen  lange  Inschrift  —  Nr.  1445(5  des  Berliner  Museums  —  steht 
auf  einer  rechteckigen  Platte  grauen  Marmors  von  81  cm  Höhe  und  52  cm  Breite, 
die  als  einziges  Ornament  ein  paar  kleine  Kreuze  am  Anfang  und  Schlufs  so- 
wie an  einigen  Zeilenenden  trägt'').  Erman  weist  mit  Recht  darauf  hin.  dafs  die 
ungeschickte  kleine,  steife  Schrift  und  die  ganze  Art  der  Arbeit  an  die  gleich- 
zeitigen arabischen  Grabsteine  Ägyptens  erinnert,  und  auch  die  Menge  von  Sclireil)- 
fehlern  macht  es  wahrscheinlich,  dafs  der  im  Jahre  805  n.  Chr.  hergestellte 
Gralisteln  das  Werk  eines  des  Koptlsclien  unkundigen,  arabischen  Steinmetzen 
ist,  der  die  koptlsclien  Buchstaben  seiner  Vorlage  ohne  Verständnis  nachl)lldete^). 

Als  Herkunftsort  des  Steins   wurde  das  oberägyptische  Kau  angegeben. 

Der  Text  ist  sahidisch  und  weist  mancherlei,  in  späteren  Texten  häufige 
Abweichungen  von  der  klassischen  Form  dieses  Dialektes  auf.  Die  bemerkens- 
wertesten seien  hier  angeführt: 

1.  n  ist  meist  vor  einem  folgenden  n  (ohne  Assimilation  zu  .u  '))  stehen  ge- 
l)lleben,  z.B.  g^nnKü^g  3;  g^nnqeoo'y  8;  itnoo-y  18;  «nKtoTC  2";  iinno'yTe  24.25; 
giTMnno«?  33.  35. 

Auch  sonst  steht  vielfach  nn,  wo  in  der  klassischen  Sprache  mm  gesagt 
wird,  z.  B.  un&.Te  (für  Mnei>.Te)  24  und  ebenso  nn&.T*.eiM€  2(),  iinA.Ti.uo'Y  40; 
iinutee'yc  28. 

2.  Vor  M  liat  sieh  ii  nicht  assimiliert  in  Tiioar  uMCTefuHn  38;  dagegen 
ist  tiMOi   31    (neben  a*moc   34)   wohl  nur  ein   Schreibfehler. 

3.  Das  genetivische  ü  (bez.  m)  ist  häufig  in  e  übergegangen,  hat  sich 
also  dem  folgenden  Konsonanten  assimiliert,  z.  B.  ts'ot  enujm  1  für  klassisches 
.unu}\K  und  ebenso  exf^OT  enT;s.KO  37  lür  .unTNKo:  •siueujopii  2  flu-  -xihu* 
lyopn;   nno(7  eT^^.lo   (> :  niio«?  eujtoiie   33.   35:   eiipco.ue   38. 

')    Von  Revillout,  ebenda   II  1(J8,  veröffentlicht. 

'')    Zai'iski  10,  79  —  82  (Band  von  18i)0,  St.  Petersburg  1897). 

')    Die  letzteren  sind  in  dein  Abdruck  nicht  wiedergegeben  worden. 

*)  Man  könnte  vielleicht  auf  den  Gedanken  konunen,  dafs  der  Stein  eine  nioihMni-  Fiilscliiing 
und  nach  einem  unbekannten  Original  mit  vielen  Mifsvcrständnisscii  kopiert  wdiden  ist.  Doch 
werden  derartige  Zweifel  an  seiner  Echtheit  durch  diu  ;ui  den  Kcken  und  in  vielen  der  verlieftcii 
Buchstaben  vorhandenen   Kalksinter  leicht  widerlegt. 

')    Stkindokfk,   Kopt.  Gr.  §  20. 


liliMl.|  (iF.oRC  Steiniiorik:    lliii   kdptiscliei'  (ii'abstein.  59 

4.  Das   nominale   Präfix   ÄmT-   lautet    (wie   im   Boh.)  M€t-;   z.  B.  mcttä.« 
ö.   fe  stellt  liäufiq'  für  q:   UT^v.feTiAHO'^'pri  2:  A-fst^jociw  7:  efiAiHO  S;  .\fc^.;vfe  «S: 

^vfi-SCOK    1  7. 

Für  die  Orthographie  ist  zu  bemerken,  dafs  der  Text  überall  statt  der 
Ligatur  •^  die  Schreibung  t\  bietet.  —  Das  kurze  Hilfs-^^  wird  meist  unbezeielmet 
gelassen  ;  luu-  einige  Male  ist  dafür  ein  e  eingesetzt:  enoce  gIeMK^.§  1  0  ;  eiiefeiH»  1  7; 
€ii&.i\ivnrf  ;]().  Umgekehrt  ist  ein  c  ungeschrieben  geblieben  in  den  Formen 
des   Possessivartikels   nq-   4.  8;   Tq   '.\.  ö. 

Ich  gebe  nunmehr  den  interessanten  Text.  Worttrennung.  F)in(lc-  und 
'l'rennungsstriche   rühren   natürlich   von    mir  her. 

-|-  10  TS^OT  enujiK  UTcot^iiw  UÄwTS'npA.TC  cnuo-^'n 

Ki^g  ^^.qT^vAlio   uo-^'pcoMe  Ke>.T&.  nqeine  ai\i- 
-.  Tqg^iKcovv   ^vqKJvJvq   0iinn;^p;v7\coc    iiTfTpot^H 
UTepe-iv^i;vf!0?V.oc   u^v-^*  fnvio<5^  ct*.\o   UTÄ.-n* 
iio-yTe  Ti\Ä.q   €npo».ue  »>f«t^eoui   epof{   ;«.q»0'xq   efioTV. 
gunrjpoo*^*  eop*.i   en\KocAioc   €f<.v<Hg^  Hg^ice  ev-^xo   Ä^fe^^^kfe 

10  nig.wAio   eTe-nifsioc-ne  eqMHg^  ciioce   g^i€.wKÄ.g^ 

HÖHT  g^\pi.we  g^iJvuj  -  A.goAi  ncT^oo-y  ne^pjv  ujv» 

Tupo-^'-ne  n&.i  g.wnTpc-niio'^'Te   u*.-^'  •se-Ä.q-»^ 

ep-i^TccoT.u  *.q;«.not^;«.uf   g^i-xiocj   iio'^'T\Aiop\*. 

eTc^lvlye   eTn-wo-^'-ne   ^^T^vq^.^.q   u-xoeif 
ir.   cxojq  .uuneqcnep.u^v   lyNfuto   -sf  -  ;>.'X*.ai 

UTK-0"J'KN0     fKll^vCTOK     Oll     CnKivO     HÄ-l    TfUO* 

"Y  e^fi-iscoK   fiio'X   g«':so)\   is.iiOK   n\T;v.Ai\inopoc    eue<- 

icuHU  CHicoo'Y»  .WMOJ-ne  g^fv^H   iinoo-^*  fiujO'j 

on  g^iiT.wHTe  u^^s.Hl   eipoo'yT   »»e   ho-^'ujhu 
•.i"  eqpoo*^"  «pe-T*vCg^iMC  AVUHÄ.iyHpc   unKcoTf 

HTÄ.TpÄ.ni'^^v   e\p;viye   iifAi^N-^*  e-^'piXiye   iifAievi 

oio-^-con   cpen^vHi   o'^'o'Xe   g\iTi\iio'\fqcic    uniKO'S' 

CAVoc    ei-xi    HRTHnof   iin;«.iyopn    hui)t  ;v2k.ev.^i 

eqg^jinnevpNTicoc    u^^vTe-T.\^ot^>^.c^c    Hniio-^*« 
■£.   Te   ci   e-xcoq   nT€pc-n<?ii-nu}\iie   mniOY'rt-    t;^«- 

gOT  giio-^-tyenH  nnd^T*.€iMe  kä^t».  nexcHg^  -xc-tne-* 
2.  cn*.!"*.-»  ;V  «7«-S-w  ist  wolil  irrig  hiei'lipr  s'eküiniiieii;  es  wird  wohl  hintci-  <l;is  KriMi/.  im  diMi 
Anfang  der  ersten  Zeile  gehören.  D.   Das  i  von   gi  ist  unsicher.  14.  cTnAioy-ne  für  ctc- 

Tuio-y-ne;  ifaLoeie  .Sehreibfehler  für  iiTiOEic.  IG.  cuns-CTOK  Fehler  für  Kn*.KTOK  oder  kka-kotb 

Gen.  3,  19    (ed.  Ciasca).  LS.  .«.iioi  Fehler  fiir  MMoq.  20.  Lies  eqpooyr.  22.   Lies 

epe-n«>Hi  o-^oAe  giiTe^noA^YCC-  2.5.  Lies  nurHiioc.  24.  Verschrieben  fi"ir  cq2nnnikp6.Ticoc. 

2(i.  TÄ.O0T  vtnsclirieben  für  t*.ooi  (Zeile  2S);   iu\.\iivei.iic   lehlerhaft   für  Mn*v-Vei.we. 


()0  G KORO  Stein dorff:    Kin  koptischer  Grabstein.  [XXXVIIl.  Band. 


intfuH»   o.u-nTpe-TenpoeHc.u\Ä.  -sojk   efco*\  c\"j*KopeT 
:«  ii»£  uo-yiOHn  cigÄ.'^'Kopq  ^viigione  g^ttO'^nio«?   \iAitTT.\^ 
^;>.\nopOC    OUT.WHTC    uuctcoo'y.w    umoi   THpo*^' 

Tiintyf   oiTi\-niio(5   fiyout   u'Xenoc   i\TÄ.qei   e'2iio\ 
giioujnuujcoiie  ly^vg^p^v^   fT*.iyo'^'o£!e   cv'Y*>Ai*.OTe  MM-i^ 
■&  oc  g^iTii-nnos'  cigcoHC  eT^opeiy   eT.wKi^-'\c«.Ä.'y  .wTpo* 

«^11    fccOK     egpis.\     g^HTC     HKJvlCOH     CO    T\HO<5     t\l^vll^.^TC■e    lil 

nc^Mtoq   ooTC  co   ct^ot  cnTivKO  .uunitcotope  efsoA 
cnpoxuf  to  T\yo&  HMeTefeiHU   nnevujHpe   tqgmiy* 
.«.«o   eis^ioujT   eiioTV.   g^HToq   «noq»>iv::^|)(|^c   nj<\   lye^.T'S. 
iH  o-^'e»  TÄ.nev^'  epoo-y  HK^^.lco^   iinj-.TiAio'y  is.*ycii  Te^.* 

■Äio   ^^vUJ^v'xe  epoo*^*  ivuoK   niTCvAiMnopoc   kocavcv  npg^oo'y 

HTCvqCAtTOU    .UOq    Ug^HTq    »S'-HAlJi.K^.piOC    KOCMJv    -UAtccopH    e 

*.no  •:^iK    t^ie  cto  ce^pÄ.K    pne 

27.  nnnHci.ue  felileilial't  liir  .uniei.ue.  '29.  jk^KopeT  ITir  klassisches  «.yKoopT.  HO.  euj*."^« 

Kopcj    für  klassisciies  £iy«iY'''"'PM  i   ".w£TT&.'.\A.inopoc  für  Al.^lIv^r^^.A^>.ml.opoc.  31.   Versclirleben 

für  imcTcoof"  n.uoi.  32.  *kYi"*iy^  steht  für  *>Y°T''^iy^-  ^•^-  <^£"0C  ist  vielleicht  das  griechische 

/.ciacc;  das  n  könnte,  wie  öfters  auf  diesem   Stein,   für  .u   verschrieben  sein.  34.  Lies  oiioYy* 

nniyion;  ujo^fofee  steht  für  ujoT^'^fec  3.').  MTpot^H  für  irrpot^H.  3(1.  ohtc  wohl  fni'  iiohtc: 

uKikicoH  versclniebcn  für  iiK».icon  (iiiiecon);  vergl.  Zeile  40.  37.  neYno-y  2°f*^  '■'''■  fehlerhaft; 

ich  vermute,  ilafs  es  für  Ttyiioy  ng^oTC  verschrieben  ist;  eTcJ'oT  (mit  ^'orscilla^s-e)  für  t<3'ot  Zeile  1. 
38.  cqoiTiuj.w.wo  für  CTfgmiyAv.wo ;  auch  in  der  folgenden  Zeile  ist  zweimal  q  für  y  geschrieben 
(oHToq,  nnoqjwn-^j^e).  39.  nnoq».ii'a.|xic  ist  natürlich  fehlerhaft;  steht  es  vielleicht  für  mtioy».<> 

Hc^e!'  ujA-TO-y-  steht  für  klassisches  u}A.nTOY.  40.  nKjwicon  für  nKecon  wie  Zeile  36.  41.  •sio 

n&.uj&.'^se  für  klassisches  ■xio  .wnikUj&Tie.  42.  .uoq  für  Ai.uoq;  n^  für  ris'i.  43.   Das  n  der 

letzten  Zahl  ist  kursiv  gesehrieben  und  hat  die  auf  der  Tafel  in  Sterns  Ivoj)t.  Gramm..  S.  131 
angegebene   Form.     .Vuf  die  Zald   pn-»  folgt  noch  ein  einem  c  ähnlicher  Schlnsssclmörkel. 

U  li  er  Setzung. 
U  welch  eine  Tiefe  der  Weisheit  ((jOijyioi),  unergründlicher  als  der  Ab- 
grund'), wie  er  (ihn)  von  Anbeginn  in  seiner  grofsen  Wei.slieit  (iroc/x'at)  erschuf 
{ÖYiUiavsyeh).  Fa-  nahm  Krde  von  der  Erde")  und  machte  einen  Menschen  nach 
(y.uToi)  seiner  Älmhcldveit  und  ^seinem  Bihle  (EiXW';)^),  er  setzte  ilin  in  das 
Parailies  (-u:a.dei(joc)  (h'r  Nalirung  (rcst/)-/)).  Als  der  Teufel  (^laSsAec)  die  grofse 
Ehre  gesehen  hatte,  welche  Gott  dem  Menschen  erwiesen  hatte,  l)eneidete 
((/jS-si'eTv)  er  ihn^)  und  warf  ilin  aus  seiner  Glorie  herab  auf  diese  Welt 
(y.orrßot;),  die  voll  ist  von  I.eid,  und  er  entfremdete  ihn  dem  ganzen  guten 
Genufs  (u-ö'Axvcrtc).  Er  lebte  in  'Oder  Fremde,  welche  dieses  Leben  ist, 
das    erföllt   ist    mit   Schaden    und    Herzeleid    und    Weinen    und    Seufzen.      Das 


')    Frei  nach  Köm.  11,  33.  ')    Gen.  1.  2t).  27. 

')    Gen.  3,  19.  ••)    Vergl.  Sap.  2.  24. 


IIIOO.]  Georg  Steindorkf:    Kin   koptischer  Urabstein.  61 

Schlimmste  von  diesem    allen  ist  aber  das:    als  Gott  sah,  dafs  er  ungehorsam 

geworden,  da  verkündete  {öi-cfoiivBiv)  er  über  ihn  eine  bittere  Strafe  (Ttixwpiot), 
und  zwar  den  Tod,  den  er  zum  Herrn  ^5^1)^^  i],ii  ^n^^\  seinen  Samen  (t-scixu) 
machte  bis  in  Ewigkeit  (mit  den  Worten):  »Adam,  du  ])ist  Krde  und  du  wirst 
wieder  zu  Erde  werden-').  Dieser  (der  Tod)  vollendete  sieli  jetzt  für  uiicli, 
diesen  armen  Elenden  (TodÄai'-oiccs-).  Nicht  hatte  ich  ihn  vor  dem  heutigen  Tage 
iiekauut.  Icli  war  inmitten  meines  Hauses,  frisch  wie  ein  frischer  Baum  20_ 
meine  Frau  und  meine  Kinder  waren  um  meinen  Tiscli  [rcä-e^u],  ich  freute 
mich  mit  ilmeu,  und  sie  freuten  sich  mit  mir  zugleich,  mein  Haus  war  frucht- 
bar in  dem  Genüsse  (ct-sAcivrju)  dieser  Welt  (xs'crasc),  und  ich  war  das  Ab])ild 
(Tii-oc)  meines  ersten  Vaters  Adam ,  als  er  noch  im  Paradiese  {-oicäSsKTsg)  war, 
bevor  der  Ausspruch  (uTS(j>x<7t<;)  Gottes  25z,i  üjui  gekommen  war.  Als  die 
Heimsuchung  Gottes  mich  traf  eilig,  oliue  dafs  Icli  es  wufste.  wie  (xcctu)  ge- 
geschrieben steht""):  "der  Tag  d(>s  Herrn  kommt  wie  ein  Diel)«,  da  wulste  ich 
es  nicht,  noch  (oii6i)  dachte  ich,  dafs  dieser  micli  in  diesen  Tagen  triiVf.  uiicli, 
diesen  Armen.  Da  der  Termin  (-cs&scrm'a)  sich  vollendete,  wurde  ich  gefällt 
30 wie  ein  Baum,  den  man  fällt,  und  ich  kam  in  grofse  Drangsal  (tuKui- 
■jTwcGc)  inmitten  aller,  die  mich  kennen.  Alle  meine  Knochen  wurden  zermalmt, 
mein  ganzer  Körper  [cr'xixx)  kam  in  Gefahr  (y.tvSvjev'jü)  durch  die  grofse  verderb- 
liche (/,ciW!:V(?))-  Krankheit,  die  ülter  mich  gekommen  ist  plötzlich  bis  an  meine 
Ke-hle,  sie  wurde  ergriffen  35 (im-^.],  dje  grofse,  schwere  Krankheit,  so  dafs 
keine  Nahrung  (Tcccpr,)  melir  durch  sie  hinal\ging.  0  diese  grofse  Not  (xvdyy.-/]).  o 
die  fürchterliche  Stunde  (?).  o  welches  Verderben  und  Vernichtung  des  Men.schen, 
0  über  die  grofse  Trül)sal  meiner  Kinder,  die  in  der  Fremde  sind  und  nach 
denen  ich  ausschaue:  nicht  liraciiten  {xvr/jTSrai?,  xva^syjcrB-cii?)  es  die.se  fertig (?), 
dafs  40 sie  kommen  und  ich  sie  uncji  einmal  sehe,  bevor  ich  sterbe  und  ihnen 
meine   Rede   sage,    ich.   dieser  arme   (TÄÄaiTracss)   Kosmas. 

Der  Tag,   an  dem   heimging  der  selige  {uocxclpiot;)  Ko.smas,   ist  der  1).  Mesore, 
nach  Diokletian   515.   Jahr  der  Sarazenen    ISl)^). 


')    Gen.  3.  19.  -')    1 .  Tliess.  5,  4;  vergl.  Matth.  24,  42. 

')  Das  Jalir  189  der  .Sarazenen  (d.  i.  der  Ilcgra)  entspricht  dein  Jaiire  804  (8.  Dez.)  —  80.") 
(26.  Nov.)  unserer  Zeitrechnung  (nach  WCstenfelds  Vergleicliungstahelle  der  inohamniedanisclien 
und  ciiristlichen  Zeitrechnung),  während  das  Jahi- .')15  der  DiokU'tianischen  Ära  unserem  Jahre  799 
gleichzusetzen  ist.  Beide-  hier  angegebenen  Daten  stimmen  also  nicht  miteinander  überein,  in  einem 
davon  mufs  ein  Fehler  stecken.  Ähnliche  Irrtümer  konuiien  übrigens  auch  sonst  vor;  so  ist  bei- 
spielsweise der  von  Revilldut.  .\ctes  et  contrats .  ])ublizierte  Pap.  Nr.  1  des  Museums  von  »Bulak« 
(ivairo)  aus  dem  .Jahre  451  der  Diokletianisciien  Ära  und  den\  Jahre  114  der  Sarazenen  datiert; 
i\:)s  erstere   entsiiricht  dem   Jahre  T.'i.i.   das   zweite  dem  Jahre  7.'52 — 7:]3   unserer  Zeitrechnuns;. 


()2  M.  LiDZBARSKi:    Zu  einigen  ko])tischen  Papyri.  [XXXVIII.  Band. 


Zu  einigen  koptischen  Papyri. 

Von     M.   LlDZBAK.SIvI. 

1 /ie  Ühorsotzuiigi'ii  koptisclior  'IVxto.  dio  Erman  in  "Aus  den  Papyrus  der 
Königliclicn  Museen«.  S.  240  ff'.')  niittlieilt,  enthalten  Züge,  die  man  aucli  in  der 
belehrenden  inid  unterhaltenden  Litteratur  anderer  Völker  findet.  Bei  einigen 
lassen   sieh   aucli   die  Zusammenhänge  mit  einiger  Sicherheit  nachweisen. 

Das  Grunduiotiv  in  der  Erzählung  von  Theodosius  und  Dionysius  ist  ein 
sehr  beliebtes  und  weit  verbreitetes  Sujet.  Ein  armer  Mann  zieht  in  die  Fremde, 
um  seinen  Lebensimterhalt  zu  gewinnen,  und  kommt  in  eine  Stadt,  in  der 
gerade  die  Wahl  eines  neuen  Oberhauptes  vorgenommen  werden  soll.  Die  Wahl 
vollzieht  der  »Vogel  der  Herrschaft«.  Dieser  wird  losgelassen,  und  derjenige, 
auf  den  er  sich  herabläfst,  wird  zum  Könige  ernannt.  Der  Vogel  läfst  sich 
nun  auf  den  armen  Fremden  nieder,  und  dieser  wird  trotz  des  anfänglichen 
Sträubens  der  Gemeinde  als  Herrscher  eingesetzt").  Die  kojitische  Erzählung 
ist  ganz  in  die  Form  der  Legenden  gekleidet.  In  den  ersten  Theil  ist  sogar 
die  biblische  Josephsage  eingewebt.  Den  Vogel  hat  man  beibehalten,  machte 
ihn  aber  nebenbei  zum  verehrungswürdigen  Erzengel  Ra])haeP).  Ob  sich  noch 
anderwärts  der  Zug  findet,  dafs  der  Mann  vom  Vogel  auf  den  Thron  getragen 
wird,  kann   ich   zur  Zeit  nicht  feststellen. 

Die  zweite  Geschichte,  »Salomo  und  die  Königin  von  Saba«  (S.  243),  zeigt 
eine  liöchst  eigenartige  Form.  Das  Motiv  mit  dem  Becher  Wein  und  dem  Ringe 
findet  sich  meines  Wissens  sonst  in  keiner  Version  des  so  oft  und  so  ausführ- 
lich behandelten  Themas.  Allerdings  ist  diese  Stelle  im  Papyrus  sehr  verderbt, 
aber  aus  dem  Erhaltenen  kann  man  doch-  ersehen,  dafs  ein  ähnlicher  Zug  wie 
in  der  aethiopischen  Version,  nach  dem  Salomo  die  Königin  durch  einen  Trunk 
Wasser  ül)erlistet*),  hier  nicht  erzählt  wird.  Auch  scheint  es  sich  hier  nicht 
um  den  Ring  zu   liandeln.   den   Salomo   ihr  zum   Andenken  geschenkt  hat"). 

Dagegen  ist  der  Inhalt  des  zweiten  Tlieils  wohlbekannt.  Kv  ist  auf  das 
Engste  mit  Sure  27,  Vers  88  ff".,  verwandt.  Während  es  sich  nun  im  kojitischen 
Texte  um  eine  Säule  mit  lehrreichen  Inschriften  und  Darstellungen  liandelt, 
ist   es   im   Koran    der  Thron   der  Bilqis,   der  herbeigeschaff"t  werden  soll.      An 

Stelle  der  » Geisterhälfte «  volUiringt  hier  das  Kunststück  ^[x^\  ^y.  |Jlc  -ijc^  i_5-^'' 

nach  den  Commentaren  und  Legenden})ücliern  Salomo's  Kanzler  Asaf  ben  Barakia. 

')  Vergl.  die  koptischen  Texte  bei  Erman,  Bruchstücke  Icoptischer  \'iilkslitterntur.  Herliii 
1897  (Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1897)  und  in  dieser  Zeitschrift  ISi».'),  S.  51. 

')    Vergi.  die  Nachweise  in  meinen   »Neuarain.  Handscliriften»,  Bd.  II  S.  93.  101. 

')  Es  liefse  sich  vielleicht  feststellen,  ob  der  .\dler  mit  Krone  und  Scepter  nicht  irgend 
einem  Wappenljilde  seine  Entstehung  verdankt. 

*)    \'ergl.  Praf.torius,  Fabula  de  regiiia  Sabaea,  caj).  30. 

■■■)    Ibid.  cap.  31. 


M.  LiDZiiARSKi :    Zu   i-iiiijii'ii   koptisclicii    Papyri.  UO 


Die  Darstellung  im  Papyrus  ist  tloslialb  von  Interesse,  weil  die  Quelle  der 
koiaiiisclien  Erzählung  bis  jetzt  noch  niclit  aufgefunden  ist.  Das  koptisclie  Ge- 
sfliiehtc'heu  könnte  ja  von  cineni  Araber  übernommen,  imd  der  Zuii-  mit  der 
Säule,  die  mit  gelieinuiifsvollen  Zeielien  ])edeekt  ist,  in  Ägypten  in  Anleluuuig 
an  die  cinliciiniselien  Denkmäler  entstanden  sein.  Doeli  ist  es  nicht  ausge- 
schlossen, dafs  es  auf  diesell)e  Quelle  zurückgeht,  wie  die  koranische  Krzähliuig. 
Jedenfalls  ist  es  unwahrscheinlicli ,  dafs  der  Kopte  die  Geschichte  so,  wie  er  sie 
iiiedersclirieb.  von  einem  3Iusliin  gehört  lialie.  da  dieser  die  wohlbekannte  ko- 
ranische  Erzählung   nicht  so   entstellt  hätte. 

Die  Recepte  in  P.  8110,  8117  finden  sich  mit  einigen  Abweiclmngen  aucli 
liei  Qazwini  (gest.  1276)  1,  p.  42(i:  »Wenn  du  es  (d.h.  das  Auge  des  Wiede- 
hopfes) auf  Jemanden  liindest,  so  erinnert  er  sich  alles  dessen,  was  er  vergessen 

hat Wenn   ein  Mensch   seine   Zunge   zu  sich  nimmt,    so  kann  .sein  Feind 

ilim  nichts  anhaben.  Hängt  mau  diese  und  dessen  Auge  an  Jemanden,  so 
wird  die  Überhandnalime  der  Vergefslichkeit  von  ihm  zurückgedrängt.  Wenn 
man  sein  Herz  an  einen  Menschen  hängt,  nimmt  er  zu  an  Stärke  im  Coitiren. 
Röstet  man  es,  zerstöfst  es  zusammen  mit  Zucker  und  thut  es  auf  einen  Kuchen, 
luid  wird  dieser  dann  von  zwei  Menschen  gegessen,  so  lieben  sie  sich  derart, 
dafs  der  eine  es  ohne  den  anderen  nicht  aushalten  kann.  Macht  man  von  der 
Galle  einem,  der  an  der  Mundklemme  leidet,  drei  Tage  lang  Naseninjectionen  und 
läfst  ihn  an  einem  dunklen  Orte  sitzen,  so  wird  ihm  zusehends  bes.ser.  Aucii 
wenn  ein  Paralytiker  damit  eingerieben  wird,  hilft  es  ihm.  Thut  man  den 
rechten  Flügel  unter  den  Kopf  eines  Schlafenden,  so  wird  sein  Schlaf  schwer«. 
Ähnliches  auch  bei  Damiri  (Kairo  1284)  II.  p.  44()  f.  Zum  letzten  Recept  vergl. 
Qazwini  1.  i).  4(14  1.  !)f.:  »Legst  du  einen  Stein,  den  man  nach  einem  Hunde 
geworfen,  dieser  in  das  Maul  genonniicii  und  daiui  wieder  weggeworfen  hat, 
in  Wein,  und  trinkt  Jemand  davon,  so  wird  er  zänkisch«.  Die  koptischen 
und  arabisclien  Aufzeichnungen  sind  kaum  demselben  Buche  entnommen,  doch 
dürften  sie  letzten   Endes  auf  eine   Quelle  zurückgehen. 

Das  durcli  die  Worte  »Ein  Weiser  liat  gesagt«  eingeleitete  Geschichtchen 
ist  identisch  mit  der  Jlrzählung  von  Salomo  und  dem  Steine  Samir,  die  von 
M.  GRrNB.\UM  in  ZDMG.  XXXI,  S.  205  if.  und  in  seinen  Neuen  Beiträgen  zur 
semitischen  Sagenkunde  (Leyden  189H),  S.  227ft".,  eingehend  behandelt  wurde. 
In  den  jüdi.schen  Erzählungen  ist  es  1)ald  d<r  Wiedehopf,  bald  der  Auerhahn, 
bei  den  Aral)ern  wird  der  Adler  genannt:  vergl.  Tha'labi,  Aräis  (Kairo  130G) 
p.  194  und  Qazwini  I,  p.  218.  Der  i^rc  ist  der  Diamant,  mithin  almoeS'-^JS\. 
Die  Araber  haben  aus  T'BÖ  einen  ^_yi^  gemacht,  einen  »Stein,  weifs  wie  Milch«, 
doch  nennt  aucli  Zaiiiach.sari  in  diesem  Zusammenhange  den  ^jJJ\  (Kas.säf, 
ed.  Lees,   p.  12;)'i    1.7  von   unten). 


(54  .Misccllcn.  IXXWllI.  P.ai 


Miscellen. 

Ziur  Datierung  di'i-  Pyramidentexte.  —  Dafs  unter  ilen  Totentexten,  die 
wir  in  den  Pyramiden  der  Könige  der  (!.  Dynastie  aufgezeichnet  finden,  wold 
mancher  ist.  der  älter  als  das  sogenannte  a.  R.  (Dyn.  4  —  ()),  ja  vielleicht  sogar 
älter  als  Menes,  der  erste  König,  von  dem  man  im  alten  Ägypten  noch  Er- 
innerungen besals.  sein  k("')nnte,  das  ist  wohl  eine  weit  verbreitete  Überzeugung; 
doch  ist  dafür,  soviel  ich  weits,  irgend  ein  Beleg  bisher  nicht  erbracht  worden. 
Wir  haben  einen  solchen  aber  augenscheinlich  in  der  Stelle  P.  084,  auf  die 
ich  bereits  bei  anderer  Gelegenheit  aufmerksam  gemacht  habe.  Es  wird  dort 
zu  einer  heiligen  Sykomore   i^nh-t)  gesagt: 


d''H->^Ä,y,^»l 


»dein  Schrecken  ist  bei  denen,  die  zum  Himmel  gehören,  deine  Furcht  bei 
denen,  die  zur  Erde  gehören,  du  hast  deinen  Schrecken  in  tlas  Herz  der  Könige 
von  Unterägypten  (hjtjiv) ,  die  in  Buto  (P)  sind,  gelegt».  In  dem"  A«v^/v^  n,  das 
den  letzten  Satz  (in  der  Form  Min-n-f)  einleitet,  sehe  ich  dasselbe  n,  das  in 
den  sogenannten  i\^(t;/-Texten  (M.  88.  P.  63)  vorkommt;  doch  könnte  es  auch 
die  Negation   n  sein. 

Es  ist  klar,  dafs  die  obigen  Worte  aus  einer  Zeit  stammen,  in  der  das 
Königtum  der  »l)eiden  Länder«  noch  nicht  in  einer  Person  vereinigt  war.  in 
der  vielmehr  noch  selbständige  Könige  von  Unterägypten  {hjtj-ic)  in  Buto  resi- 
dierten. Ebenso  leuchtet  es  sofort  ein,  dafs,  Avenn  das  n  nicht  gerade  die  Ne- 
gation ist,  die  Heimat  des  Textes  das  oberägyptische  Reich  gewesen  miifs, 
das  naturgemäfs .  wie  noch  manclie  Züge  im  Mythus  von  Horus  und  Set  er- 
kennen lassen,  zu  dem  unterägyptischen  nicht  immer  in  den  liesten  Beziehun- 
gen gestanden   hat.  Sethe. 

Das  Lied  der  Sänftenträger.  —  Auf  dem  Grabreliefeines  (InO  aus  Dy- 
nastie (i,  das  in  Kairo  unter  Nr.  löHfi  bewahrt  wird,  stehen  neben  den  ein- 
zelnen Trägern  seiner  Sänfte  kurze  Worte,  die  zusammen  ein  Lied  l)ilden,  das 
die  Leute  singen : 

')    Die  alte   P'firiii  des  Zeiclieiis  \ß    ist  in  der   Druckerei  iiielit  vorliaruleii. 


1900.J  :Slisci;lleu.  65 


^rp: 


°°s 


foop^. 


Ifh  verstehe  von  den  ersten  fünf  Zeilen  nur  das  0  rn  ^^  »geh  liinal»",  aher 
die  Sehhifsverse  sind  klar:  »sie  ist  uns  lieher,  da  sie  voll  ist,  als  wenn  sie 
leer  w.äre«.  Mag  die  Sänfte,  nun  der  Herr  darin  sitzt,  noch  so  schwer  sein, 
diese   Last  zu  tragen   ist  unsere  höchste  Freude. 

Diese  beiden  Schlufsverse  kehren  dann  auch  sonst  wieder,  wo  Sänften- 
träger im  a.  R.  dargestellt  sind;  auf  dem  Grabstein  Kairo  1419  (=:  Mar.,  Mast. 
381  —  384)  lauten  sie: 

im  Grabe  des  Merei-uka  (A  (i.  Westwand)'): 


1 


in  Reden  eines  Gottes  als  Suffix  1.  sing.  —  Üafs  man  zur  Schrei- 
liung  des  Suffixes  der  1 .  sing,  die  Formen  ^  -  J)  •  '^  '^'- ^<-  verwendet,  je  nach- 
(Iciu  (in  Manu,  eine  Frau  oder  ein  (iott  der  Rech'nde  ist,  ist  eine  alte  (ie- 
schichte  (vergi.  Erman.  (iramui.  i^  74).  Ich  wüfste  aber  nicht,  dafs  innii  in  dem 
letzten    Falle   schon  ^   als   Suffix    der    I.  sing,   beobachtet  hat"). 

Auf  dem  grofsen   Altar  des  Königs   FiMiiclii   im  Tempel  7>  vom   Harkal  huitet 
die   eine   Hälfte   der  Weihinschrift ^): 

')    Felilt  in   Daressy.s   ['tiMikation. 

'-)    Maspero  wenigstons,    der  vor    langer  Zeit,   Melaiigcs    (r.irrli.  IS77.   Nr.  in  S.  12tl.    einige 
Stellen  dieser  Inschrift  besprochen  hat,  hat  es  nicht  bemerkt. 

')    Die  andere  Hälfte  ist  /um  gröfsten  Teil  zerstört. 

')    7.\\  beiden   Iliiirtcn   fehlt  der  .Anfaii-,  der  niif  dem  vors|iriMnenden  Teile  des  .Mtars  stand, 
bei   Lki'Sii  s. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVIIl.  Baiul.     19(XI.  ''' 


66  Miscellen.  [XXXVIII.  Haml. 

Die  Inschrift  ist  Avio  gemacht,  um  Soliüler  zu  prüfen,  ob  sie  ilirc  Rcgehi 
üT)er  Stellung  des  indirekten   pronominalen  Objekts  im   Kopfe  haben.      Können 

I  ''^^    ^""^        '-'öl 

Mi^Mi  darauf  fuhren,   dafs    ]    i'ür  ein   Pronominalsuflix,   also   das  der  1.  sing., 
steht.      Die  Inschrift  wird  so   vollständig  klar: 

»[Es  sprechen]  Amen  Re,  der  Herr  vom  Barkai  und  jene  Götter:  'Ich,  ieli 
wufste  von  diesem  Kind,  ich,  ich  kannte  es,  ehe  es  geboren  war  und  ehe  es  zur 
Welt  gekonmien  war.  Ich  gebe  ihm  meine  Königsdinge.  Ich  vernichte  (o.  ä.)  ihm 
die  Feinde.  Er  ist  es,  der  mein  Herz  befriedigt  dadurch,  dafs  er  meine  grofsen 
Sitze  aufgestellt  hat,  er,  der  König  von  Ober-  und  Unterägypten  Pianchi  ....'.« 

Heinrich  .Schäfer. 

Zu  Herodot  III,  21.  —  Die  bekannte  Inschrift  von  Amada,  LD.  III,  ()5«, 
die  die  Siege  Amenophis' II.  feiert,  beginnt,  wie  üblich,  mit  allgemeinen  Phrasen, 
die  die  Kraft  und  Macht  des  Königs  preisen  sollen.  Unter  diesen  heifst  es  in 
Z.  2  f. : 


■  r~^n 


Schwierigkeiten  sind  in  den  Worten  nicht  zu  finden.  Es  wird  vom  Könige 
gesagt: 

»Er  ist  schwertgewaltig,  nicht  giebt  es  seinesgleichen,  und  ein  zweiter  wie 
er  ist  nie  gefunden.  Er  ist  ein  König  mit  wuchtigem  Arm,  es  giebt  keinen, 
der  .seinen  (des  Königs)  Bogen  .spannen  kann  unter  seinen  Soldaten'),  noch  den 
Fürsten  der  Fremdländer  und  den  Grofsen  von  Rfmr,  weil  seine  Kraft  gröi'ser 
ist  als  die  jedes  anderen  Königs. « 

Durch   das  t\    ^  ist  es  ausgeschlossen,   in  dem  ^^^    von  pdt-f  jemand 

anders  zu  sehen  als  den  König.  Ich  denke,  man  braucht  die  Stelle  sich  nur 
ernsthaft  zu  übersetzen,  statt  wie  gewöhnlicli  ü]>er  solche  Phrasen  hinwegzu- 
lesen, um  an  die  Geschichte  Herodots  zu  denken.  III,  21,  in  der  der  Äthiopen- 
könig  den  Boten  des  Kambyses  seinen  Bogen   ül)ergiebt   und   ihrem  Herrn   sagen 

')    Lange   weist  niich  auf  die   iihnliclie  Stelle  Siiiiilie  (i-J  —  Gl!  liiii:  jUAia;^  -^^ 

■^^^^  y  0-A  CHi   y  !]'=>«  "«'■  tütet,   mid   niemand  entgeht  seiner  Waffe.     Es 

giebt  keinen,  der  seinen  Bogen  spannen  kann«. 


i'.iiM».]  Miscelleu.  fi? 

läl'st,  erst  wenn  er  diesen  Bogen  spannen  könne,  solle  er  daran  denken,  gegen 
Äthiopien  zu  ziehen.  Kambyses  vermag  es  nicht,  und  so  unterliegt  er  denn 
auch  gegen  die  Äthiopen.  Es  ist  das  wieder  ein  kleiner  Zug,  der  zeigt,  wie 
gut  die  »Geschichten«  Ilerodots  im  allgoincinen  die  ihr  zu  Grunde  liegenden 
ägyptischen   Volkserzählungen   wiedergeben.  Heinrich  Schäfkr. 

A  propros  des  obelisques  de  Benevent.  —  L'une  des  legen<les  des 
obelisques  de  Benevent  (ÄZ.  XXXIV,  149)  porte  un  mot  T  ^[](]i,  T  iT^^  «lue 
ScHiAi'ARELLi  rap[)r()ch('  du  nom  du  Kranit  rose  -J^  ,  •  *^^  qu'apres  l'avoir,  daiis 
un  j)ivcedent  article  sur  le  meme  sujet,  compare  a  MÄ.To'i  »soldat«,  I\l.  Krman 
eousidere  finalement   comme  une  Variante  de  ¥\       OOHO'    »ennemi«. 

En  examinant  la  planche  qui  accompagne  le  memoire  de  M.  P^rman,  je 
constate  que  l'ordre  des  signes  n'est  pas  des  plus  clairs,  particulierement  en 
ce  qui  concerne  le  signe  ö.  Si  nous  reproduisons  strictement  le  texte,  nous 
aurons  f^^^^  T ..  Oü  1  dans  un  cas,  et  f^-^'^  W%  ö  T  dans  l'autre.  Ce  dernier  e-roupe 
etant  dispose  en  ecriture  retrograde,  il  semble  qu'on  doive  le  lire  r^/N/i  1  ö(]Fi|,  ce 
qui  amenerait  pour  l'autre  groupe  la  lecture  f^-^^  T  ^  [1 1 1 1 . 

Nous  aurions  dans  ö  [j 0^  "i^^  orthographe  du  mot  ecrit  ordinaircincnt 
"^(lO"^^,  "^  00^»  ^^  '1  s'agirait  des  »pays  soum'iS'i.  Je  trouve  la  meine 
orthographe,   sans  determinatif,   dans  Br.  et  Dum.,  RecW ,  65:  "^ 

Peut-etre  pourrait-on   m'objecter  quo  ^v    "^  (10 ''^  s'emploie  ordinairement 

derriere  un  verbe,   soit  le  verbe    A,    comme  dans   KmIk;)^  \\\  °^'T'^^t 

^le/L-lPn  (Dvyi.,  Baugesch.ylÄ),  soit  le  verbe  ctre  sous-entendu,  comme  dans 
la  phrase  precedemment  citee. 

Voici  pourtant  un  exemple  de  basse  epoque  (Beeret  de  Caiiope,  texte  de 
Rcnlia,  1.5),  dans  lequel  1\  "^  (1 Q  "^^  ^^t  simplement  le  complement  d'un 
substantif:  -J^^^^  ^(j(j  ^^  f^  fl  Y=  KAI  TÜlS  AAAOIC  TOIS  YRO 
THN   AYTßN   BACIAEIAN  TaSSOMENOIC. 

Dans  les  trois  phrases  que  je  Signale,  le  mot  "^  öü"^^  est  suivi  d'un 
complement,  —  »soumls  n  ta  persomie,  soumis  ä  Leur  Majesti^«-,  —  ce  qui 
n'est  pas  le  cas  pour  les  obeliscjues  de  Beiievent.  Mais  voici  un  dernier  exem])le, 
egalement  de  basse  epoque,  dans  lequel  le  mot  "^  i]i]^  ^s^  emi)loy(''  au  seiis 
absolu:  ^  ^  ^^^  l-X  '^DO  ^  1  (Mar.,  Bend..  I,  18). 

Je  crois  que  toutes  les  difficultes  grammaticales  sont  ainsi  ecartees  et  qu"en 
somme  il  s'agit  tout  simplement,  dans  le  texte  de  Bencvent,  du  retour  de 
Domitien   des  pays  qu'il  vient  de  soumettre,  \jT:o7a.(j<Jzw. 

Lyon,    7  fevrier  l!l(MI.  Victor   Loret. 


68 


Miscellen. 


[XXXVlll.  Baiiil. 


Zur  Geschichte  des  Kamels.  —  Die  hierunter  abgebildete  Fayencevase 
(Gise  3830)  stellt  ein  liegendes  Kainel  dar,  auf  dessen  Rücken,  dicht  am 
Hals    ein    langhaariger    und  vollbärtiger  Asiat    sitzt.      Kr    hielt,   wie    Löcher   in 

den  Händen  beweisen,  ehe- 
mals die  Zügel.  Auf  beiden 
Seiten  des  Tieres  hängen  je 
zwei  unten  spitz  zugehende 
Krüge,  während  ein  Kelch  von 
Nyniphaea  caerulea  gleich- 
sam aus  dem  Rücken  des 
Kamels  herauswächst. 

Das  Stück  wurde  von 
31ariette  in  Abydos  ge- 
funden'). 

Die  Nationalität  des 
3Iaunes  auf  dem  Tier  kann 
man  niclit  zweifelhaft  finden: 
(las  ist  wichtig  um  der  Zeit 
willen,  der  die  Terrakotte 
angehört.  Während  noch  Wallis  sie  in  die  Ptolemäerzeit  setzt,  müssen  wir, 
glaube  ich,  .sogar  über  Ma.speros  Ansatz  hinausgehen,  der  1884  das  Stück  für 
saitisch  hielt:  die  kräftige  hellblaue  Farl)e,  die  schwarz  aufgemalten  Einzelheiten. 
die  eigentümliche  Form  der  Amphoren'),  das  Kelchgefäfs,  alles  das  weist  in 
das  n.  R.  und  zwar  nach  dem  besonderen  Ton  des  Blau  und  der  ziemlich  nach- 
lässigen Arbeit  in  die   Zeit  der  Ramessiden,   etwa  um    1100 — 1000  v.  Chr. 

Ein  fremder  Manu  sitzt  auf  dem  fremden  Tier:  man  mag  sich  dabei 
einzelner  Proceed.  Bibl.  Arch.  1880,  S.  82  zusammengestellter  Bihelstellen  er- 
innern. Aber  für  die  Einführung  des  Kamels  in  Ägypten  folgt  daraus  nichts. 
Man  setzt  diese  gewöhnlich  in  ptolemäische  Zeif^).  Dafür  hat  man  einerseits 
Strabo  17,  45,  andererseits  Lukian  Ilpcu.  el  sv  Aoy.  4  angeführt.  Allein  Strabo 
spricht  nur  von  y.a,jj.ri?Jfx-opGt,  die  in  der  Wüste  ziehen,  beweist  also  nichts  für  das 
Nilthal,  und  Lukians  Anekdote  von  dem  W'iderwillen  imd  Schrecken,  den  das 
schwarze  baktrische  Kamel  in  Alexandrien  erregte,  scheint  trotz  des  Nach- 
drucks, den  der  Chiasmus  xaavjAsc  ~uiJi.iJ.EKMva,  und  §i%pu)iJ,og  ölv^pwwog  auf  die  Farbe 
legt,    eher  für  Unbekanntschaft  als   für  Vertrautheit   der  Ägypter  mit  dem  Tier 


')  Eneeinte  du  uonl.  terii|il(>  d'Osiris;  verijt- ^Iakiei te  ,  Ahydos  III  Nr.  149.'i.  II  Tal'cl  10; 
Masi'kro,  Catalogiie  Boulai|   Nr.  (j  148  S.  417;  Wallis,   Egyptiaii   ceraiuic  <irt.s  8.521'.  112. 

-)  Wenn  diese  auch  häufiger  erst  in  saiti.scher  Zeit  auftritt  (Petrie,  Tanis-Defenneh  23  f.  4 
und  .sonst),  so  besitze  ich  selbst  eine  kleine  Anij)hora  dieser  Form  in  der  charakteristisclicn  'ri-chiiik 
des  n.  R.  ( weiss -gellje,  geglättete  Oberiläche),  die  vermutlich  eben  syrischen   Ursprungs  ist. 

')    Keller,  Tiere  des  .\ltcrtums  .S.  2,S.    Vergl.  auch  W^iedemann.  Proceed.  B.  .Vrch.  1890  8.32. 


i;i(IO.|  Miscfll.Mi.  —   lüi-sfliiciiciH'  Si-liiil'tcn.  ()*.) 

ZU  sprechen.  Wie  dem  auch  sei'),  jedenfalls  ist  die  Thatsache  autCallciul.  dafs 
liis  jetzt  keine  ptoleniäisclie  Urkunde  das  Dromedar  in  Ägypten  kennt").  So 
erselieint  es  wahrselieinlieii ,  dals  das  Tier  er.st  in  der  Römerzcit  eingeführt 
wurde.  Der  reg(dniälsige  Wüstenverkehr,  wie  er  nach  der  schon  citierten  Straho- 
stelle  und  dem  Tarif  von  Koptos  (Petrie.  K()[)tos  S.  "27f)  im  ersten  Jahrhundert 
unserer  Zeitrechnung   bestand,    wird   die   Einführung   begünstigt  hal)en^). 

F.  \V.  V.  Bissing. 


Erscli  i eilen  e    Seliriften. 

Aiin.-ilcs  du  Service  des  aiitiquiles  de  I "  Kfjy  )>  t  c.  Tome  I.  iasc.  1.  S.  '.)(!  SS.  I.c  C-iii-c 
1.S99.  —  Ein  neues,  von  Loret  liefi;i'i''"detes  Publikationsorgan  der  ägyptisclien  .Mtertinuer- 
verwaltuni;-.  Das  1.  Heft  enthält:  Legrain,  Notes  archcologiques  piises  au  Gebel  .»Vhou 
Fodah.  —  Derselbe,  Un  autograplie  de  rhaini)ollion  a  Beni  Hasan. —  Daressy,  Fouilles  de 
Deir  el  Bircheli  (Novembre  —  Decembre  1897). —  Derselbe,  Rapport  .snr  El-Yaouta  (Knyouin). 
—  Loret,  Les  livres  HI  et  IV  (aniinaux  et  vegetaux)  de  la  Scala  magna  de  Schatns-ar-Kiä- 
sah.  —  Legrain,  Notes  sur  la  ni'cropole  de  Meir.  —  Derselbe,  Renseigneinent  snr  Tounali 
et  notes  snr  reniplaceinent  probable  de  Tebti  ou  Tanis  superior  et  de  sa  nücroi)ole.  — 
Dai-essy,  Une  ancienne  liste  des  docans  egyptiens.  —  Derselbe,  Le  nilunirtrc  de  Knni  v\ 
Gi/.eli. 

K.  W.  \i]M  Hissing,  Ein  tliel)anisclier  Grabfund  aus  dem  Anfang  des  neuen  Reichs.  1.  Lieferung. 
Fol.  3  .SS.  3  Taff.  Berlin  (A.  Duncker)  190(1.  —  Xernflentlichung  der  18.59  bei  der  Mumie 
der  Königin  Al.ihotep  gefundenen  Kostbarkeiten;  die  |)r;iclitigen  Farbentafcln  sind  nach  Vor- 
lagen  Howard  Carters  angefertigt. 

L.  Borchardt.  Beiicht  über  einen  Einsturz  im  Amonstempel  von  Karnak  am  ;!.  ()ktol)er  1899 
(Sitzungsberichte  der  Königl.  Preufs.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  philos.-histor. 
Klass(^   vom    I.Februar   190(1). 

.lean  Cajiart,  E.squisse  d'une  liistoire  du  droit  penal  egyptien  (extraits).  (Extrait  de  la  Ke\ue 
de  rUniversite  de  Bruxelles,  Tome  V.   1899  —  1900.  —  Fevrier.)     Brüs.sel    1900. 

W.  K.  Cium  and  F.  G.  Kenyon,  Two  chapter.s  of  St.  John  in  Greek  and  Middle  Egyptian  (.juuni.il 
of  Theological  Studies.     1900,  Oxford). 

N.  de  G.  Davies,  The  Mastaba  of  I'tahhetep  and  Akhethetep  al  Saticjareh.  Part  1.  Tbc  .bap.'! 
of  Ptahhetep  and  tlie  hieroglyjjhs.  4.  12  SS.  32  Taff.  (Archaeologica!  Survcy  of  Egypt, 
Sth  Meinoir).     London   1900. 

')  Man  könnte  auch  meinen,  das  zweihöckerige  schwarze  Kamel  habe  gerade  durch  diese 
.\bwi'ichungen   von  der  Gestalt  des  Dromedars  so  abschreckend  gewirkt. 

'■')    \'ergl.  Mahaffy,  Empire  of  the  Ptol.  135,  3. 

')    Bei   Abschlufs  dieser  Miscelle   geht  mir  Schwkinfurtii,   Begagräber  (Verliandl.  (br   IJcrl. 

Anthr.  Gesellsch.  1899,  S.  .5.52)  -zu,  der  den  Begastämmen  das  Verdien.st  der  Einführimg  di's  K: eis 

zuweist  und  dabei  offenbar  ebenfalls  an  die  Wüstensti'afse  von  Koptos  nach  Berenike  denkt,  die 
die  Araber  mit  ihren  Dromedaren  schon  lange  vor  der  Einführung  des  Tieres  nach  Agyi)ten 
zogen.  Dafs  Einführung  des  Kamels  und  Benutzung  als  La.sUier  durch  Völker  im  Verkehr  mit 
Ägyptern  nicht  dasselbe  ist,  lehren  die  Schwierigkeiten,  auf  die  die  indische  Regierung  stöl'st,  um 
sich  das  starke  baktrische  Kamel  zu  beschaffen. 

Zeitsohr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVIII.  Band.      l'.l"0.  ^^ 


7(1  Erschienene  Schriften.  [XXXVIII.  Band.   lOOO.j 

George  Foiicart,  Le  mobilier  funeraire  sous  la  XII«  dyna.stie  d'apri-s  iine  publication  recente  de 

M.  Steindorff  (Revue  archeologit|ue   1898,  II.  p.  366  —  398).  —   Behandelt   ausführlich   die 

Bestattung  de.s  ni.  R.   nacii  Steindorff.s  (irabfundeu    des   mittleren  Reichs  1.      Das  Grab   des 

Mentuhotep. 
(  F.  LI.  G  riffith),  Bcni  Hasan,   Part  1\'.     Ziuilonical  and  other  dctails  froni  faesinüles  by  Howard 

Carter,    M.W.   Blackden,    Percy    Brown    and    Percy    Bucknian.     4.    ü  SS.     27  Taft'. 

(Archa^ological  Survey  of  Egypt,  7th  Menioir).     London   1900. 
J.  Krall,    Ein    neuer    nubischer    König.   —    Mitteilung    über    einige    im    alexandrinischen    Museum 

aufbewahrte  koptisclie  Urkunden  aus  Nubien. 
Oscar  von  Lenim,  Kleine  koptische  Studien  X — XX  (Bulletin  de  rAeademie  Imperiale  des  sciences 

de  St.  Petersl)ourg.  Bd.  XIII  Nr.  1,  Juni  1900).     St.  Petersburg  1900. 
Richard  Lepsius.    Denkmäler    aus  Ägypten  und  Äthiopien.     Text    herausgegeben  von   Eduard 

Naviile.  unter  Mitwirkung  \on   Ludwig  Borchardt  bearbeitet  von   Kurt  Sethe.     Dritter 

Textband:  Tlieben.     4.    310  SS.    Ergiin7.ungs-(Tafel-)Band,  2.  Lieferung,  Tafel  XVII -XXXII. 

Leipzig  (Hinrichs)   1900. 
G.  Maspero.  Histoire  ancienne  des  ])eu|)les  de  l'orient  classique.     Les  enipires.    4.    826  SS.  und 

3  Taff.  —  III.  (Schhiss-)Band  der  grofsen.  glänzend  geschriebenen  Geschichte  des  alten  Orients. 
Ludwig  Mitteis,  Aus  den  griechischen  Paj)yrasurkunden.     Ein  Vortrag,  gehalten  auf  der  \T.  Ver- 
sammlung deutscher  Historiker  zu  Halle  a.  S.  am  ö.  April  1900.    8.    50  SS.    Leipzig  (Teubner) 

1900. 
Percy  E.  Newberry,    The  Amherst  Papyri,   being   an    account   of   the    Egyptian  Papyri    in    the 

CoUection  of  the  right  hon.  Lord  Amherst  of  Hackney  at  Didlington  Hall.  Norfolk.     Witii 

an    appeiidix    on    a    Coptic    Papyrus    by   W.  E.  Crum.      4.     61   SS.  und    24  Taft'.      London 

(Quaritch;  1899. 
,  The  life  of  Rekhmara,  vezir  of  Upper  Egypt  under  Thotmes  III.  and  Amenlietep  IL  (ca. 

B.C.  1471—1448).    4.    40  SS.  und  22  Taff.     London  1900. 
Carl  Niebuhr,   Die   Amarna-Zeit.     Ägypten  und  Vorderasien  um   1400  v.  Chr.  nach  dem  Thon- 

tafelfunde   von    El-Amarna.     8.     32  SS.      (Der   alte    Orient.     I.Jahrgang,    2.  Heft).      Leipzig 

(Hinricks)   1S99. 
W.  M.  Flinders    Petrie,    The   royal    tombs    of  tlie    first   dynasty.     1900.    Parti.    With    chapter 

by  F.  LI.  Griffith.     4.     .il  SS.     68  Taff.      (Egypt   Exploration    Fund,    18th    Memoir).     Lon- . 

don  1900. 
.1.  E.  Quibell,  Hierakonpolis  I.    Plates  of  discoveries  in   1898.    With  notes  by  W.  M.  Flindei-s 

Petrie.    4.    12  SS.    43  Taff.  (Egyptian  Research  Account  IV).     London  1900. 
('.  Sclimidt,  Recension  von    Adolf  Jacoby,    Ein    neues    Evangelienfragment   (aus  den   Göttingi- 

schen  gelehrten  .\nzeigen   1900,  Nr.  6). 
Kurt  Sethe,  Sesostris  (Untersuchungen   zur  Geschichte   und  Altertumskunde  Ägyptens  11,  1).    4. 

24  SS.     Leipzig  (Hinrichs).    1900. 
W    Spiegelberg,    Zu    Exodus. I,   16    (aus    der  Zeitschrift   für  Assyriologie  XIV,  269  —  276).  — 

Über  die   "Steine-,  auf  denen  die  Gebärende  sitzt. 
H.  Thiersch,  Zwei  Gräber  der  römischen  Kaiserzeit  in  Gabbari  (Alexandria).    8.   40  SS.   9  Taft'. 

und   1  Lichtdruck  (Bulletin  de  la  Societe  archeolog.  d'Alexandrie,  no.  3).     Municli  1900. 
J.  J.  Tylor,  The  wall  drawings  of  El  Kab,  Part  IV.  Tomb  of  Renni  of  tlie  time  of  Amenlietep  I. 

With  plans,  sections  and  architectural  notes  by  Somers  Clarke.      17  Taff".     London. 
Henry  Wallis,    Egyptian  Cei-amic  Art,    typical    examples    of   tlie  art  of  the  Egyptian    potter.    4. 

Mit  12  Taff.     London  1900. 
C.  WachsMi  u  th.  Wirtschaftliche  Zustände  in  Ägypten  während  der  griechisch-römischen  Periode 

(aus  den  Jalirbüchern   für  Nationalökonomie  und  Statistik,  dritte  Folge,  Bd.  XIX,  771  —  809). 
A.  Wiedemann,   Die  Toten  und  ihre  Reiche  im  Glauben  der  alten  Ägyi)ter.  S.  36  SS.  (Der  alte 
Orient     2.  Jahrgang,  Heft  2).     Leipzig  (Hinrichs)  1900. 


Leipiig,  J.  C  Hinrichs'schc  Biiclihandlung.  —  Veraotwort!.  K«darteiir  Prof.  Dr.  A.  Er 
Berlin,  gedruckt  in  der  KeichsdruckereL 


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The  Old  Coptic  Horoscope  of  the  Stobart  Collection. 
!)}■  F.  Li,.  (Iiuii UM. 

Ili.T/u     V:,\\-\   1       111. 

1  Ihm'c  is  ;i  \('ry  rnri'  (•l;i>s  dl' |);it;;in  Icxls  in  w  liidi  tlic  ii;ili\  c  Ei;y|it  i;iii  l;int;'ii;iiio 
is    writtcii    out    w'itli    füll    \  i)CMli/;i1  idii    liy    llic    ;ii(l    nf  (irci'k    Ictici-s. 

(•will!;'  In  llii'  wiilc  UM'  (ilMJrcck  ;in  iIii'  iil'lici;!!  l;iiiuii;iii'('  ol"  I']ii\]i1  diiriiiL;'  tlic 
(ilMTii- iv()|ii;iii  |ii'i'i<iil.  .•111(1  t(i  llic  |i|-csciicr  dt' ;i  coiisiilri-Mliic  rni'ci^n  |  id|  Mil;il  idii  l'dr 
w  iidiii  tlic  ii;iti\c  l;ini;u;iL;c  ;ni(l  writiiiy  wcrr  imt';iiiiili;ii-.  ;is  cmiIv  .ms  llic  jihI 
cciilury  rcsdri  w.'is  ()cc;isinii;il!y  iii;iilc  In  llic  (ircck  ;il]ili;il)i'(  l'dr  llic  s|icl!iii,i;'  dl' 
Kn'\|ili;iii  Wdi'ds.  ;iiii|  c\('ii  dl'  wlidlc  li'xts.  j-'di'  llic  nMli\cs.  Idd.  lliis  iiictliod 
li;ii|  ils  ;i(l\  ;iiiI;il;-c  :  llic  \dc;ili/;il  idii  dl'  llicii-  \\d|-i|s  could  llicrcliy  lic  c\|i|-css('d. 
>Sd  I'mi-  ;is  WC  kiidw.  ;ill  llic  ii;ili\c  wriliiii;'  dl'  (  lirisliaii  lvuy|il  was  dii  IJijs  |il;in. 
Mild  WC  li;i\('  ;iisd  ;i  l'cw  c\;iiii|>lcs  dl'  ils  ciii|ild\  iiiciil  cvcii  winic  |i;ii;;inisiii  \\;is 
still  sujircinc.  Tlicsc  ;irc  cs]icci;illy  cdiilicclcd  willi  iii.-iyic  ;iiid  ;ist  i-dldyy .  |iii|-- 
siiits  In  w  hicli  llic  n;ili\cs  ;ind  llic  (Jreeks  \V(Hiid  coiisull  cacli  ollici's  iiicllidils 
jiiid    wdiild    w  isli    td    j-ccdrd    llic    i])s/ssf)iin   rcrhd   of  tlic   sonthsjiy'T. 

(  )iily  Iwii  cdiisidcrJiMc  texts.  or  sci'ii's  dl'  tcxis.  dl'  lliis  kiiid  ;irc  ;is  yct 
kiidwii.  ;iiid  tlic  |ircsciil  Icxt.  tlidUt;'li  iiol  (|iiilc  tlic  Idiii^csl  .  is  |)rdli;il(l\  llic 
ciirlicsl  dl'  mII  tlic  cx;iiii|i|cs.  Il  is  ;i|i|)ciidcd  Id  ;i  (;rcck  lidrdscdjic  in  llic  ürilisli 
!\lnsciiiii ').  'i'lic  |i;i|iynis  mi  wliicli  il  is  wrillcn  licldnu'cd  lo  llic  Srdi;\iM  cd|- 
Icclidii  ;iiid  li;is  ;ic(|niii-d  nrc;il  cciclirity  licc;iiisc  il  lic;irs  dii  ils  vcrsd  llic  I<'iincr;il 
(l|-;itidii  dl'  I  lyjici'idcs.  Tlic  d;ilc  dl'  llic  ddciinicnl  is  nnroii  iiiuil  c|\  |dsl  .  Iml  cir- 
ciiinstimce.s  seeiii  Id  |idiiil   lo  llic  lidrdscd|ic  li;i\iiiL!'  Iiccn  wrillcn  ;il  'l'liclics^  mIioiiI 


'l  The  pliotographic  facsiiiiile  of  tlic  uliolc  dl'  llic  rreto  is  given  in  Cnt.  of  Hu  (Inrh  l'ajii/ri 
in  Ihr  lirili.sh  Miisnim,  I,  pls.  LXXII — LXXIII,  u  itli  .i  tianscript  of  the  Greek  liy  Kknvon  in  the 
Text  (I.  |i|i.  12t;  <f  xiqq.).  where  a  bihliogra|ihy  is  also  given.  The  Greek  text  of  the  Horoscope, 
with  iKitcs  IUI  llic  nanies  of  the  decans,  was  pnblished  liy  GoonwiN  In  Cliahas"  Mehliges  Egi/ptn- 
IngHjiifx ,  ll.ser.,  p]).  204  et  seqq.,  and  a  copy  nf  tlic  Old  ro|)tic  text  was  piililislied  liy  tlie  saine 
Scholar   in  ÄZ.  1868,   ])p.  18   et  seqq. 

^)  SroitAHi  visitcd  Kf;ypl  in  I8.")3/;")4,  and.  thougli  not  an  arrha>olo<;ist,  liad  the  extreme 
good  fortiine  lo  liriiii;  lioiiic  a  siii;ill  collection  of  aiitifpiities  and  |)apyii  of  exceptional  interest, 
acfjiiircd.  as  I  li;i\c  liccii  told  hy  liis  cnvioiis  aiili(|iiariari  friends,  at  very  sinall  ntithiy.  A  large 
l)art  of  this  cdllcclidii  wciit  tu  ciiricli  tlic  Mayku  cnllcctioii  at  Liver|)ool,  and  soiiic  nC  llic  (dijeets 
in  it  wvvi-  piililislicd  hy  II.  üniuiscii  {Egi/jiHfm  Aiithjuiliis  ,-i,ll,H('<l  in  Upper  Egi/jil  1);/  Ihr  R/r.  II. 
SidiiAni).  Aiii(in.i;,st  tliciii  wcrc  fom-  wooden  tal)Iets,  »foiiiid  al  Tliclics«  (Hrucscii,  ihid.  pl.  21,  in- 
scrilicd  with  dcnioti(-  and  ibriniiig  an  alinanack  that  rccordcd  llu-  position  of  the  (ive  plaiicis  in 
the  siutis  of  the  /.odiac  froni  the  eiglith  year  of  Trajan  to  the  seventeenth  of  Hadrian  (a.  d. 
105  -i:i4).  These  t.ablets  were  hrilliantly  intei-]5reted  by  HRCfiscii  in  18.i(),  in  liis  Xoiirellrs  rc- 
ihrrehts  siir  In  ilirisioii  di-  l'aiint'r .  pp.  Kl  et  se(|i|.  It  can  liardly  lie  nierc  accidciit  llial  in  tlic 
Zritsolir.  f.  ÄKypL  Spr.,  XXXVIII.  Baii.l.     IflcO.  H 


I-.  1,1..  (iRiKKiiH:  The  Old  Coptic  Horoscope,  &c.  [XXXVIII.  Band. 


ISO. v.u.')  Linguist  ic-illy  tlic  \r\\  is  \ci-\  |icciiliMi-.  Sumcwlial  l;ilcr  llinii  lliis 
is  :\  si'i'w^  nl'  iii\  iicMlimis  [irclixcd  tn  m-  cdnl  ;iiiic(l  in  ;i  (irrrlv  iii;ii^ic;il  |i;iii\  ciis- 
cDilcx  in  llir  I.iiuN  i-c'-).  wliicli  Inniicd  |i;ii'I  iifn  uri'.'il  liml  nl' iii,-iL;ic;il  Icxis  ;ici|iiirc<l 
liy  .\M;i>l;i--i    .-it  Tlirlics.    ;iml    dnli's.    |iriili;iMy .    iVoin    llic  l;illcr   li.-iH'  nf  i  lic  mtiumI 

ct'iiturx .      In    Ijaohmam"^  Cnlnlnii' >!'  llic    Au;ist;i>i  (  nllcc-iiiin .    IS.')/.    il   is  nuni- 

Itcrt'd  ln7i?.  I-"nini  llic  smuic  lind  l  licrc  ■■irr  ;dsii  ilncr  ni;inic;d  drinnlic  |i;i|iyri. 
—  iiow  rcs|K'cli\  clx  ;it  I.cydcn.  in  tlic  üi-ilisli  Mnscuin.  ;ind  in  llic  i,(iii\  rc'l  — . 
wincli  contnin  ;i  iiniitcil  uiinilirr  nf  dcinotic  uDrds  I  riinscrilird  in  (l|-cck  cliii- 
r.-ii-tri-N.  Tlic  l.c\(lrn  !MS.  \\;is  ;ici|uir(Mi  \<\  lIiMl  Miiscnni  in  IS!!/;  llic  I.diidnn 
MS.  (Aii;ist;i>i  1111.  lO'il*).  wliicIi  is  ]i;irl  nf  llic  s;iiiic  di  icnnicnl  .  \\;is  ;ici|uin'(l 
in  IS'i?.  ;is  \v;is  ;ilso  llic  P;ii-is  ;\iS.  ( Aiinslnsi  iio.  JIMil.  <■{'.  I)i:\i'i;ia.  Caf.  i/rs 
MSS.  l-jj.  du  Lourre.  p.  17(i).  Tln'  dinlccl  dT  llic  Aii;isl;isi  duciinicnls  is  ipiilc 
dilTcrcni    iVnm    llml    (iC  Siokai;  i's    llnr()scii|ic. 

A  i'cw  iiiiininiy  lickcls  willi  Kricl'  inscriiil  i<ins  in  ( )|d  ('n|iiic  cxist  .  ;ind 
;i]H>;irciitly  llicy  coiiic  iVoiii  Akliiiiiin:  Iwo  of  llicni  li;i\c  liccii  cililcd  Ky  Sii:iN- 
i.oRii  .\Z..  IS'.M).  4!l.  Oiic  nii-lil  liopc  lur  llic  ;i|)|ic;ii-;iiicc  ofOI.I  Cnplic  Icxis 
;iiii<>iii;si  ihc  rcccnl  iiniuciisc  liiids  (ifCircck  ]i;i|i\ri:  Iml  iiu  siicli  disc()\crics 
lia\c    ;is    ycl    liccii    nniiniinccd. 

Tlic  inniii  inicrcsl  u['  ihcsc  tcxis  is  ]p|iili>|(nii<';d,  i'licy  i;i\c  ns  \Mc;dizc(l 
KilApl  i;in    niic    nr   Iwn    ccnlnrics    oldcr')   lli;iii   llic   cnrlicsl    Clirisl  i;iii   (nplic   3i.SS. : 

collection  oi"  n  .single  winli'r  associatcd  llii'se  rnre  oljjects  willi  tlic  ahiHist  ciiunlly  rare  aiul  reinarkalilt- 
Horo.scope-]ia])yrii.s;   \X('  iiiay  alnin.st  assiiiiu'   llial    lliey   were  fomid   togetlier. 

')  Tlie  foiir  talplel.s  iiientioiicd  in  tlic  last  iiote  are  conseciitive  and  pi-oliably  furiiiiMl  ihe 
complete  siimiiiary  of  the  asti'oIogei'.s  obscrv  atioiis  or  calciilations  on  the  siibject.  We,  tliiis  liave 
-soiiie  groiind  for  siippo.sin.u;  tliat  iiis  work  cea.sed  iti  or  .soon  after  the  yeai-  134.  By  a.stionoiiiical 
calcidation  fi-oni  the  ])Osition.s  nf  the  planels  as  giveii  in  tlie  Hmosedpe,  Gnonw  in  niid  '!.  D.  K. 
Wkyf.r  ohtained  two  dates  l'nr  llic  Miativity«  in  (]iie,stiiin .  llic  iiuirc  ludlialilc  licinn  it.")  .\.  n.. 
tlie  les.s  proliahle  1.5.5  a.  d.  (Kenyon,  I.  <•.,  p.  127).  The  .  pruliahlc  •  datc  of '.).")  a.  n.  for  llie  naiivity» 
seems  too  early  for  the  Horoscope  itself;  the  latter  niight,  however.  Iiave  liecii  ca.sl  at  aiiy  tiine 
during  tlie  life  of  the  »native...  The  "les.s  piobalile«  date  nf  1.55  a.m.  sceiiis  Icss  likelv  also  l'rniii 
the  date  of  the  woodeii   talilets   which   we  conjectiire   In   lia\r   ln-cn   fniiiid    w  Itli   tlii'    IIcirnsco[)e. 

'■)  The  first  lliree  leaves  of  the  codex,  which  iMiilain  iicaih  all  ils  <  Md  Cnplic  texts.  wcre 
carefiilly  edited  hy  Krman,  ÄZ.,  188H,  jjp.  89  Pt  sajii..  w  itli  plinlnmaphic  facsimiles.  Tlicy  liad 
previoii.sly  lieeii  eojiied  liy  IlEViM.oin-,  whn  had  identilicd  a  feu  wnrds  in  thein  (Me.l.  d'Arrli.  Eij. 
rt  Ass.  IIl).     Brucsih  (ÄZ.,   1884,  IS)   pninlcd   nut   a   clo.sely  parallel   lc\l    in   deiiiotic  (Ln/fl.  (iiiosl.. 

XIV,  1)  fnr  the  passage  fo.  II,  vectn  II.  7  —In.  and  also  fiii-nished  s iher  deinntic  illiistrations. 

A  transcript  of  tlie  whole  MS.  —  .'$3  fcs..  1)271  II.  »as  piiiited  li\  llie  (ircck  srholar  \Vf.ssi:i.y 
in  iiis  Grinliisrhr  Xniihirpnpi/nis  iti  Pnrif  inirl  homloii .  Wien.  IS.SS.  Kmi.xNs  copy  liaving  lieen 
iiiade  froiii  the  photographs  only,   Wesski.y's  copy   slidiild   \\v   coniparcd  uilli  it  fnr  additional  letlers 

in   the  ohsciirer  places  nn   the  first  tliree   |iages.   .iml    Im'  ; »   h\l    (II.  rj:!  I  -    12311)  fronifo.  14. 

Of  the  last,  Wessei.y   prints    a    rendering   hy   Ki\iii.ni  i    (I.  c.  ]i.  12).    willi    uliiili   sl Id   l>c   cniii- 

pared  Cncsi's  reinarks,  P.S.  H.A..  I8!IS.  |I12.  I  linpc  In  rcvert  In  Ihr  Old  ( 'nptii'  Irxis  nn  this 
papynis  in  a  later  article. 

■■')  i'iililislied  rcspectively  in  Lkema.xs,  Mimnmnils  di,  Miiser  i/rs  l'di/s-Biis  ä  Lri,/^:  Hkss^ 
Gimstisr/w   I'ri/ti/ni.s  rrm  London;  Maspkro,   Kinde  siir  ipirhjws  papijrns  du  Lniirrc. 

')  |AI)ove  date  of  Paris  MS.  wrong;  Kenyon  makes  Horoscope,  heg.  2nd  ceiit:  Leydeii  \;e. 
Gno.stie,  3rd   cent.:    I.niivn-  Greek   inanic.   e.  4tli   eeiit.|. 


Iftlld.)  1".  1,1..  CiRiFFirii:    rill-  ()|(l  Coi.ti.-   HoniscDpe.  ,tc  73 


niid .  iiiitw  itlistMiuliiiii:  tliis  coiniijMviiixc  iiciinicss  in  |i()iiil  <p("  iiiiic  llic  ]);in';in 
\<ic;ilMil;iry  .-iiid  i;T;iiiiiii;ii-  |ii-c<ciit  iiini-kcil  |icculi;iritips  and  ;ii'cli;iisiiis  in  slroiiü,' 
aii<l    uii('\|i<'clril    mnlrasl    In    ilir    (lialccis    i>\'  imniial    ('u|ilii'. 

\\liali'\(r  ihc  prccisc  ilatr  nflhc  I  Idiux-opc  may  Im-  it  lidoiiüs  niidnuldcdly 
to  tlic  sccdiid  rciitiiry').  I'lic  dcmiitic  siyiis  iiM-d  in  ihr  s|)<-lliiiL;'  arc  hiciit  nunic- 
niiiv  liiaii  in  otlier  texts.  and  llic  acrrni  iial  inn  is  ]icculiar''i.  Tliniiüli  tlic  liand- 
writinii'  il^<'lf'  lacks  iiiiiConuity.  iIhtc  can  Kr  iio  dnnlil  llial  llic  asti'nloiicr  was 
not  aitnyciluT  unaccii>liiuicd  in  iliis  s|icllinü'  >>{'  I'!L;y  |it  ian  tcxls.  Ini-  llir  Imr- 
iu\\i-d  dcniDtic  siyiis  liad  airrady  aci|iiii-i-d  spn-ial  tnrnis  and  llic  style  is  <\(- 
tidrdl\  cursisc  iIkhiuIi  ci-aniiird.  'llic  laiiitnanc  sccnis  alisululcU  iVcc  rroni  (d-cck 
wiirds  and  llic  dialcci  is  ditVcrcnl  iVoin  tlial  (jC  llic  Anaslasi  niayical  |ia|i\ri.  ( >nc 
niay  jici-lia|is  say  tlial  in  li'cncral  llic  nianical  IcxK  rcscniMc  Saliidic ').  w  liilc  llic 
Il(p|-nscii|)c  i-cscnihles  Akliiiiiiiiic  and  llic  Middlc  Knyptian  dialccls.  Iml  apparcnlly 
witliciiit    (Mn|)liiyinü-   A    lui-    Saliidic    and    Huliairic    p'). 

Tlic  snlijccl  iil'  ihc  Ic\l  i>  Hill  willhiiil  intcrcsl  :  nllicr  (ircck  1i(M'iisci)|ics 
i-cciird  iinly  tlic  [»isiliuns  of  ihc  stars  at  llic  tinic  (il'liirtli.  Inil  t  liis  yiv  es  also 
tlic  [ircdict  iuns  tVnni  tlicm.  In  tlic  sccnnd  <-ciilur\  llic  Umnaii  world  was  jillcd 
W'itli  aslnilciiiy  and  asi  n  ildyi-rs.  (  )|ic  In  u'i  iscc  ipisl ''1  rc|ircscnts  Kyypt  ;is  ;in  ;iiicicnt 
Imnic  of  astroloii'y  .  Inil  iliis  was  |irnli;il>l\  td  rccdiinncnd  tlic  warcs  (il'tlic  I-;i>-\p- 
tiaii  astroli)i>-i'r  (•(Hisiillcd  im  llic  nccasinn.  and  wc  lia\c  imt  mncli  c\  idcncc  tliat 
tlic  cai'lici-  lyyyptians  wcrc  addi<-lcd  In  i)liscr\inL;'  llic  lica\i'iis  (nr  purtcnls'').  Tlic 
iiricin  i>{'  astni|im-y  sccins  lallicr  tu  In-  sitiiyiit  in  nllicr  lands.  cspccialU  in 
Hal]\  lunia. 

llic  tcxt  was  writtcn  in  at  Icast  six  cnliiiiius.  ihc  fii-st  and  last  (il'whicli 
arc  ahniist  cntircK  torii  awa\.  'Ihc  ( )ld  Cdplic  licyins  al  lh<'  cnd  urthc  liiiirlli 
coliinin.  I  iiliirtunatcly  Imth  icxts  ai-c  sliatlcrc<l.  and  luncli  nl'  llic  (ircck  is 
crascd.  The  lirsl  cnliinin.  willi  dalc  ;ind  iiaiiie.  is  pi'actically  idsl:  in  llic 
sccdud  and  lliinl  cdIiiiiiiis  Mr.  Ki:\mi\  and  cillicr  scholai's  lia\"c  liceii  ahle  to 
restiirc  iiiaiiy  nC  tlic  laciina'.  'Plicsc  cnluniiis  i-ccnrded  ihc  |insilii)ns  nl'  siin. 
iiHKiii  aiiil  plancls  in  tlie  sii^iis  "l'  ihe  /<idiae.  and  tlic  ndiiiy  dccaiis:  tu 
K!iypln|,)cists  tlicy  arc  spccially  imlahlc  as  (•iiiilainiiii;-  llic  Ky-ypliaii  iianics 
tor  ihc  last.  The  dccaiis  ari'  llic  Uli  slais  niarkini;  pcriods  ot'  lOdays  in  tlic 
solar  ycar,    nuicli    as    tlic    siuns    ul'  tlic   y.odiac  mark  iiiDiitldy  pcriufis  in  ihc  I)ai>y- 


')    Kenyon,  Caf.  Gk.  JJSS.  in  liril.  J/mv.,  I.,  ]i.  TiT. 

*)  The  demotic  graffiti  at  Phiki'  incliicle  onc  dated  in  tlie  leigii  dI' .Viirciiaii .  "JTO  —  2~'>  a.D.. 
IHess.  ÄZ.  97.  146,  iiote  ö)  and  otliers  are  dated  a.s  late  as    4.")3  a.u.  (Briusch,  AZ.  .SS,  (J7). 

^)  See  the  excellent  aiialysis  of  tlic  language,  Erman,  AZ.  1883,  p.  lOfi  el  se/jr/.  There  is 
IUI  in.stance  of 'A  for  p,  eAgiofc  (ibid.  11,  ver.so  54)  heing   »steain«,  and   not  for  cpgcofe. 

^)    The  Faiyumic  A  appear.s  well  niarkcd  in  deinotie  in   Krall'.s  Hi.ston.sc/w  Roman. 

■■•)    Kenyon.  1.  c.  Pap.  CXXX.,  pp.  132  — 133. 

••)  Times  and  seasons  were  of  coiirse  (ixed  hy  ohservation.  The  very  ancieiit  woid  for 
-Star«  I  Ht  >  *'^  is  froui  the  root  .v//  »teach-,  »giiidc«  {Hicniylyphs.  p.  3(1).  Cüiiipaic  I>()Hiiiari)1'"s 
di.scovery  of  astrouomieal  lustruments,  AZ.  1899.  lU. 

ir 


74  F.  Li..  (iRiKUTii:    riie  OIJ  C.iptic   Iloro,s(X)i)e,  A:i-.  [X  XWlll.  H;mil. 


Idiiian  and  modorii  caloiidars.  It  lias  loiiij-  Leen  knowii  tliat  dccads.  or  lO-day 
Werks  aiid  (Ircaii  stars  occiii-  in  tlir  XIXlli  Dyii.-iNty.  iVdin  Scty  I.  oiiwanls.  in 
lists  ot"  l'cstivals  and  asti-ononiicai  rcincscnlntions:  Iml  Daukssy  lias  now  dis- 
covcrcd  a  coniiplcir  lisl  datini;-  iVoni  tli<'  linic  oTtlic  Middlc  Kinndoni').  A  ncarly 
(•i.in|ilcli-  s<'rif.s  iif  llic  ld('ro,ii'lyi)liic  lists  of  dccaiis  iVuni  vaiinns  jicriods  is  |iul>- 
lislicd  in  Biutiscii.  ThesauruK  Dil  el  .'irc/i/.:  a  cuniiilclc  iist  oT  tlic  nanics  in  a 
Grcek  tonn  is  preservcd  by  II<'|>lia'sti(in  (Leps..  Chroii.  d.  All.  Aiji/pl..  \).  71).  Bcsidcs 
these  wo  liavc  sonic  ih-can  nanics  in  mw  jiapyrns.  and  tlircc  utlici's  in  anothci' 
horoscuiM'  (Brit.  Mns.  Pap.  (XXX.  col.  :{.  1.  22:  (-01.4.  I.  20:  i-ol.  7.  1.  18)  tlir 
last    ut'  wliicli.    (r>svfjLu.&.    canmil    l>c    idcntiticd. 

Tlif  naincs  of  tlic  dccan  stars  \ari('(l  i-onsidcralily  exen  in  tlic  Ranicssidt' 
|icrind.  tlic  spcllinys  indicatiiiy  ditVcrcnt  ctyniological  c(incc[itiiins  and  pi-djialily 
dlHV'iH'ul  jironuncialidiis.  as  iC  tlic  nanics  wcrc  inxcntions  oC  tlic  Icanicd  and 
wcrc  not  snf'ficicntly  cnrrciit  for  tlic  pninnnciatinn  and  nicaiiinn-  to  lic  well 
knuwii.  Tlic  latc  Ncrsions  arc  also  varialilc.  and  tlic  (ircck  rcndcfiny's  ol*  Ilc- 
piiu'stion  arc  in  sonic  cases  esseiitially  diÜ'cfciit  iVoni  tlic  liicroi^lypliic  naincs, 
and    diffcr   aiiain    iVoin    tlic   i'ew   namcs   ])rpsci-vpd    in    tlic    lioroscojicsl 

Aniony  tlic  iiaiiHs  in  onr  papynis  w c  inay  notc  eT\\-s  (*oe'2£t')  in  llic  sccoiid 
colmiin  (hl.  72.  I.  '))  =  Kt>'.  =^  Ao.  ^^  |  c^-  llcrc  iK')  is  prcciscly  tlic  dcniotic 
c:  in  1.12  it  rcciirs.  Imt  rcdnccd  alniost  to  f-  and  a  Ibnn  dcrivcd  tVoin  i-  {:  in 
tili-  ilcin.  of  I.f'ijd.  Mor.)-  is  coninion  in  tlic  ( )ld  Coptic  portion  ol'  tlic  tcxt. 
One  dccan  iiaiiic.  in  llic  tliird  colnnin  (pl.  71).  1.  11).  '^tuüv .  or  i,Tai|w(?),  is  of 
sjiccial  intci"<'st  to  tlic  prcsciit  writcr').  It  sccins  to  sliow  tliat  tlic  ieS-wv  of 
llcrodolns  is  at  Icast  a  wurd  tliat  niinlit  well  exist  in  Kti'yptian.  and  it  is  also 
an  cxecllcnt  \ ocali/at  ioii  of  tlic  deniotic  lici'o-titlc  Sint'.  jnsl  as  deniotic  Ine. 
"  w  liilliery" .  is  in  (dptic  tcoh.  \\  iicn  \vc  cxaniinc  tlic  liicroL;iy[iliic  lisl  of 
decans  WC  liiiil  nodiini;-  olixioiisly  su.n'gcstiii.ii;'  sncli  a  reading  as  Xtwv:  tliis, 
lio\ve\ci-  adniits  of  explanal  ion.  It  is  impossililc  to  ai't;iic  lliat  Sine  is  a  trne 
derivative  froin  s//i .  tlioin;li  \vc  can  provc  tliat  tlic  t  wo  arc  c(pii\alcnts  in 
tlic  title  of  Klianinas ').  It  appears  in  fad  tliat  tlic  title  s//i  was  one  of  tliosc 
Miifainiliar  nanics  wliicIi  iniglit  in  tlic  nioiitli  of  tlic  pcoplc  lic  coincrtcd  into 
alniost  aiiytliinti'.  and  so  it  passed  tlironnii  a  \aricly  of  strande  sliapcs  iintil 
tlic  loiaii  Sl/ii  \\;is  estalilislied  .'is  tlic  .appcllat  i  \  c  for  a  certain  popiil;ir  liero  of  .sv//- 
rank.  St/nc  (in  II  Kh.)  Iicjini'  |)crliaps  an  atlenipt  at  reversion  lo  ;i  closcr  ren- 
dcriiiM-  of  .s7//'').  Now  aiiiong  tlic  decans  \\c  lind  an  I\i;yptiaii  I  ^|\  c:^:^  ^k: ,  siikL 
in    tinecu-Konian    tiuics    [l  "^X     ,^£=  :A: ''I    in  Hcplnesiioirs    lisl    XiJ.a.r  (=  S.  and   B. 

')    Annalex  du  sirrirr  di-.s   Aiitii/uite.s ,  I.,  79. 

')  .Slrenf;tliened  liy  i  ;  cl".  nciS'&q  Ibr  lu-siwq  in  <).('.  l'ar.,  11/'.  15;  .Si.;iiit,  \Wbiaii  11. 
p.  434.  iiolel.  ^)    Kluimiias  (.ilurii's  of  th    Uiijh   Prii-Ms),  jj.  141,  iiote. 

*)    Khamiias  p.  4.  '•)     ihlil.   iiote  4. 

')    See   Dabessy,   Aniialm,  and   Brugsch,    TliesuKrus  11.  cc. 


litüO.J 


F.  Li..  Grikfi  iH  :    Tlie  ( )U1  ('o])tic   Horoscope,  &c. 


75 


Ci  O' 


i'.woT  "form«?).  Tlic  liist  iii;iy  vcry  w<'ll  lic  ,'i  üdixI  rcii(lcriu.ti' nf  tlic  Ktiy]iti;iii. 
wliicli  '^Tujv  ciTtMiiily  is  mit:  luil  llic  ci iiil'iisiDii  whicli  rci^ncil  in  rri^nnl  Id  niust 
iif  tlic  (lcc;iii  ii;iiiics  iii;iy  li;i\i-  linuii;lit  .•iliinil  llic  miIisI  ii  iil  inii  dfllic  w  rll  -  k  m  i\\  ii 
ii.'iiuc  irc/v  l'ui-  S/i//.  Such  \  Mi-i;!!  iiiii  iii.-iy  In-  illu>t  itiIc(I  l'rdui  (Jiir  papynis  out- 
sidc    tlic    (IccMii  uaiiics:    c.  i;-.    tlic  |il;iiicl  .iii|iilcr.    thc  Riiiucssidc 

t='    '^^  ?\       \        ^r.^^^^ä^'^^  .1  I>,        1  ■  1         1) 

^S=^-    ^VD,^._^-    '!"■    I'<-'l''>n:nc    .-nnl    K',.ni,-,n 
'-^   etc..    licrc   appcai-s    in    lln-    ()|il    ('i)|itic    as    §*,puiijiOT. 

In  llic  Iniirtli  cDJunin  lici;'an  llic  ilciliiclion.-^  tu-  ]ii-('(licti<ins.  wliicli  |inil>aliiy 
conliiiucil  t(i  thc  cnil.  1  iilnrtunatcly  (inl_\  a  Icw  nlisciirc  an<l  iin|)ci'l'ccl  lincs 
iA'  tiie  tin^ek  reniaiii:  tlii.s  seciii.s  to  cnd  witli  y_,c-/iuuTid,st ,  in  1.  2(S.  In  llic 
ncxt  liiie  tlic  Old  ('()|ilic  tcxl  Iteiiiiis,  a|i|iarcii1  ly  a.s  a  contimiatiuii  iii' tlic  ( Jrcck, 
linl  il  is  wrillcii  in  a  lliiniicr  and  innre  cnrsiNC  liand.  It  nia\'  lic  sii|i|)iiNcd 
tu  rcciird  llic  |ii'cdicl  iciii  cillicr  in  llic  iiali\c  lanniia^c  iil'  thc  sootlisaycr,  or 
in  llial  (iT  tlic  |icr,Min  wlm  was  cniisull  inii'  liini.  'riioiiii-li  two  («reck  licadini^'.s 
Dccui-  in  llic  lil'tli  cdluinn.  tlic  tcxl  is  Küy|ilian  In  llic  cnd  nf  llic  .MS.  ( »f  llic 
sixtli    (•(iliinin    iinly    a    fcw    Icitcrs   al    llic    licuinniiii.;'   <il'  cacli    liiic    liaxc    sur\i\c(l. 

'I  lic  ( )ld  ('(i[itic  Icxt  was  lirsl  nnliccd  iiy  (ioonwiN.  wlio  in  ISIiS  !;avc 
a  rnuuli  lranscri[)t  ut'  it  in  tlic  paiics  eil'  tliis  Journal .  witli  iiotcs  and  reiidcrin.^s. 
A  traciiii;-  of  tlie  ]MS.  was  at'lcrw  ards  |iulilislicd  liy  Hkvii.lout  in  ßlrhi/ii/r.s  III. 
(iiioDAViNs  ai'ticic  was  writlcn  al  Sliani;liai.  and  llicrcfnrc  iiiidcr  t^rcat  dil'li- 
cidtics.  Littlc  was  known  at  tliat  datc  <>{'  llic  » .Middlc  Egyptian«  diaiccts  and 
niitliiiii;-  dl'  Aklnniinic.  all  of  wliicli  tliinw  so  nmcli  lis^-lit  on  tliis  text.  Morc- 
dVcr  Kgyjitolosjy  was  tlicn  nnly  in  an  initial  sta^c,  and  ('d|itic  i;raniinar  liad 
Udt  \<'t  liccn  stndicil  willi  niiniilcncss.  Tlic  tcxt  is  cxcccdiimly  dil"li(Milt  and 
tlic  liaiidw  ritint;-  \ cry  dliscurc.  and  it  spcaks  liinlily  lur  (iodHWiN's  iusii;lil  tlial 
lic  siiccccdcd  in  idcntii'yiiiiJ'  scvcral  of  tlic  wnrds  and  inosi  oT  llic  |icciiliai- 
letters  liy  wliicli  tlie  (ircck  al|ilialMt  was  liere  sujiplemenled.  A  cdiii|  larisun 
df  Uoodwin's  transeript  witli  tlic  plioldürapli  |inlilislicd  in  tlie  IJritisli  .Aliisciini 
Cat.  ul"  (ireck  Papyri  slidwcd  lliat  niiieli  iiiore  dl'  llic  Icxt  Wdiild  iidU  lie  iii- 
tellin-ihle:  tlic  dcnidtic  -  l'or  /i .  dccurriiiL;'  in  aliiiosl  c\(r\  linc.  espccially 
afVordcd  niany  l'rcsli  eines.  I  llicrcrdrc  niade  a  liand  cdpy  frnin  tlie  |ilioto- 
Urapli.  and,  witli  Mr.  Ki:nyo\'s  aid.  cnrrceled  lliis  liy  llic  original,  tlie  writiin»- 
ol'  wliicli  is  ndt  diilv  cralilied  Id  lpc!;iii  witli  liiit  also  niucli  wuni  and  injiircd. 
Kvery  letter  was  carcfnlly  cliccked:  even  in  tlic  C(jplie  portion  tlic  pali<nce 
and  ])ractis('d  eye  ot*  tlie  cditor  of  tlie  (Jreek  Catalogiie  werc  ul'  irreal  service; 
iinl  nidic  valiialilc  still  was  liis  clear  n-adinti'  of  tlie  Greek  ]iassae('.s  wliicli 
now  Tor  tlie  firsi  linie  tlirow  tlieir  lie-|it  on  tlic  nieaninn'  dl"  tlie  wlidle  Icxt. 
Finally.  tlial  tlic  Iranseripl  nii,L;lit  not  waiil  tlic  seal  df  a  (dptie  selidlar, 
Mr.  Ckum  kindly  cliccked  thc  lirsl  two  pa^es  witli  llic  dii^inal:  liis  iidtes  and 
readings  are  given  helow .  In  spite  ol'  all  tliis  lalioin-  llic  reading  reniains 
extremely    uncertain.       As    lo    tlie     inleiprelation .     tlie     text    alinost    tliroiie|idiit 


7()  F.  I.i,.  CiRiKKirn:   The  OKI   Cuplir   Hoio.sf.)i)(".   i:c.  j  X  XWIII.  I!;in<l. 

seeins  hopclessly  obscure  to  tlie  ]n'esent  writer.  Nevertlieless,  sonie  veiv 
iiittMvstiiiti-  illiisti-itiiuis  nf  (Iciiitilic  nir  (■i>iis|iiciii>iiN  in  il  .  ;iii(l  it  is  liu|ic(l  tliat 
if  l'o|>tic  M-Iii>l;irs  will  i^ivc  tiicir  atti'iit  iuii .  lliry  iii;iy  src  tlii'ir  \\;iy  tu  ;i  lull 
rciulfrinn'.  llif  trniislntidii  |iriiit('<l  belnw  is  l;iri;ciy  liiirssw  mli .  and  ijic  ica<lcr 
will  jierhaps  partltm  lln-  apparciit  aliMinlity  (il'llif  iilras:  llic  i-(  inh  riiiii ot' niaiiy 
i>a.ssa,i>"('s  is  iuteiKlrd  mih  tu  |iiiiiit  (nit  sduic  w  ords  tliat  sccni  to  cxist  tiicri'. 
tliougli  in  an  iuiiiiti'llii;ililf  cnnlrxt.  Tlif  bad  and  iu'sitatini;-  writini^'.  tlie  iii- 
(•unsistencit's  and  jj-larini;-  taiilts  of  .spoUinii'  and  tiic  neucral  ()l)sciirity  suuiiest 
tliat  tlie  scril)C  was  imt  an  Iviiy])tian  and  tlial  liis  knowlcdoe  ot'  tlie  E^yptian 
lani^ua,!*'«'  was  insut'licicnt  tu  cnalih'  lüni  in  w  rite  it  plinnctically  witli  correct- 
ness.    or   even   so   as    tu    he    juMpt-rly    intrllinililc. 

Till'  first  2t)  lines  in  col.  W  arc  (W-ick:  tlic  two  sncfeodini;'  lincs  wei'c 
in  tlic  saiiir  iiand.  The  "iStli  linc  cnds  witli  tlic  woi-d  '/^pr,ijLctri/^et .  wliicli  ur- 
curs  prunüncnlly  in  tiii'  ('uptic  portiun.  l)ut  lias  also  heen  recognizrd  by  3Ir. 
Kenyon  auiongst  the  tlebris  of  tlie  Greek  toxi  above  on  tlic  same  page.  To 
all  appearancp   tlie  Coptie   text  began  at   1.  29. 

IV.  28 y^cyiiAUTii^si        |  IV.  28.   Second  perlod.  froni .  .  . .  to ; 

//]   is  callcd  [of  the  Siin'^\. 
211.    Ä.q^Tc»  u|Hq  npe -coT.i»>u' COT  '  21).    TIic    Sun   becanic(":'l   to   liiiii   as 

KH  -  coTii-SÄ.'xe  -  nie  0  a  o  o  ne'i  j  iVimdly  star.  Mcivury  a>  li.istili' 

■xq    ueqcTtone  ^^^H"  «^'H   <1"'  l'''''.V:'  ol'l   liis   .... 

Iic    sliall    ndHy)    lip 

1*.  I\'.  1.  ■J9.  'riit;i'e  is  iio  träte  of  tlie  liiie.s  iiaviiig  extendetl  lieyond  tiie  hicmia  at  the  hl't 
iiaiid  eiul  U'iili  the  [ilicitiinraph  in  Caf.  ()f  (Ik.  MSS.);  I'or  the  re.stoi"ation  e>.q<3'o)n]HC|,  wiiich  woiihl 
tili  the  gap,  et".  \'.  li.  14,  niiq  oi'  iiÄ.q  a.s  in  V.  i),  i'i.  «^qS'to  (f'or  i.qS'ionc;',  see  \.  'i-)  mif^ht  lie 
interpreted  a.s  "jncl  ])ies.,  as  in  .\kh.  and  Boh.,  but  the  gnoinic  ineaning  of  the  Snd  pres.  (Si., 
§  372)  wouid  not  snit  the  context  weil.  It  can  iiardly  represent  the  dem.  conditional  pliiase  e-f 
hpr  ( A'Äo/«.  ]).  82 ,  note),  which  iniist  certainlv  l)e  the  attributive  form  »equjconc,  al)breviated  to 
eujcoiie  :  eu](.i>i\.  Tlie  last  occurs  belovv,  \'.  'Jl.  ^wq<3'w  inust  therefove  be  Ist  perf.  The  absence 
of  n(i\  :  w's.i  before  the  resumed  subject  is  not  anex])ected  in  view  of  .\\s\\.  and  dem.  {k'/mni. 
]).  14.j  ,  note  1.  ti). 

npc;  the  same  form  in  transi'ription  in  Loiiil.  (Inosl.,  \'ll."il;  X.30;  and  in  an  eai-ly  astro- 
logical  fragment  in  llie  Hi-ilish  .Muscnni.  of  w  hieb  .Mr.  ('[un  bas  lundly  ni\eii  nie  a  eopy  (no.  .jl'.'! 
in  Cnusi's  Catalogiie;  cf.  PSIiA..    IlMlii,    k;:',). 

-  (deinotic  sign)  foi-  Ti,  Äi.  eillier  as  a  separate  wind  or  as  the  lirst  eli-mi-nl  in  a  coinpoimd, 
e.  g.  -O'S'TSikgpe^oT ,  V.  27,  where  ot  is  consonantal(!').  -co"*',  -u.iiq.  \'.  I.  -inq.  -ii^q  (.«.«oq), 
\'.  30,  etc.  etc.;  bnt  nnq,  V.  9;  itjvoyiivf j .  VI.  1.  We  lia\e  also -kj  dem.  //////' (\uq  :  nuxq).  etc.: 
noooT  -  AiiCTq .  \'.  (j.  Biit  in  covitsiwst .  I\'.  29.  itA.wi\no-s-fc,  V.  2n.  the  i;in(li\e  \\  illi  ii  forms 
a  close  Compound  with  ihe  |)receding  word,  which  is  thei'efore  tonlos..  In  such  cases  some- 
times  11  and  sometiines  -  is  used,  l)nt  generallv  the  foiiner.  cf.  .«iiimc*. .  \'.  lö.  .*i\ny>.«'ii7piiior 
(i.e.  -piiiOT),  V.  2U;  -•sitp«>.wne,  V.  31. 

coTÄi^n.  The  tirst  dement  is  cot.  fnnn  ciot  ■  slar  .  r.itbcr  tliari  froiii  chot.  cotcot, 
i.  e.  COT-  in   llie  sense  of  -day.     Kgyptian   caleiulars   e\ist   in  which   the  days   an'   marked  as  good 


IV.  1.29.     For  the  number  of  letters  to  be  restored  at  the  begiiining  of  II.  29  —  32  see  tlie 
note  above;   nt'i.  oi-  ne';  Tsq,  Cr.  i,q. 


l'.HHI.I 


F.  Ll.  Gkiku  1  ii:    riif  ()I<1   ('()|)lic   lloroscope,  &c. 


77 


1\'.    !50.     oooc  -  CJTf  -  OOT-Xiv-Xf    HHOTTf        TV.    !>0. 


CHe\.OT     lipo  a  5  U 

i.\|n|i-j(i)\ii 

!}  I  .     sei     Ci)UOTÄ.f7S.\ia"     .\OT.\^J     ivS 

-fco)\i'  .\p|.\|'-\ ir\(')itÄ 

!{2.     a  :  *.Jvf\pc'  AimiH-  A«OirHf -TO)T<"J 

-^vq<3■co    fOTUTrj    |coy    iioT^lq 
-ntj  Kp^.oToyo)T" 


liCc 


.  .  .  .  ;is     ImikI  ilc     sImi'.     tlic 
i'uds Inriy)    liis 


Ml iuuli?)    24    ;is    cvil 

t(i    !iiinC:') iiiiy) 

liis    lil'i'.    Iiis    ocnipMl  i(iii 

M2 iVciiii    liiiii.      Il    li;i|i- 

pciicd     tlint      lii'     liiul     ;i     -|(Mi(l 
■-tnriyil    ;is    l:is 


i>r  li.iil  [K'iiliiiii  l'(ipi/ri.  \>\.\\\.  nnil  p  l'iL'l.  |iprliM|ps  witli  sniin'  rctercnci!  to  st;ii's.  ;is  (piie  lisl 
lakcs  iKiti-  iil' tliioe  jispects  tu  be  considcied ,  one  day  Ix'iiiu;  "^(lod,  Ko<'fU  ^ood,»  anntlicr  .liad.  good, 
g()()<l".  and  Sil  ori.  We  liave  coTfe(i)ii  (\'.  2)  and  coviio'vcic  (\'.  \'2)  opposed  to  ea<'li  ntlici-  as  lici'e.  \ve 
liavc  coTH'S^v'SE  I.  27  (coTTS*w3,e  in  I.  üd)  and  ^.•o•^.6iMl.  As  Goiidwin  jieiceived  cotii-s<>.'SC  nieans  »star 
nrcni'Miy.'.  ■■Iiostile,  star» ;  eo-v;*Mi  uunld  tlicifloii'  sccrn  to  nw.nn  »star  offriend (:')«,  or  at  least  »favour- 
alilf  stai'".  I  cnnnot  liouevcr  ciiiinrcl  it  willi  anv  wmd  in  iiieroglypliic,  deniotic,  oi' ('(iptic.  Tiie 
siiri  and  tlic  ninon  \\  ith  tili'  livr  |ilanrts  Saturn.  .In|iiti'r.  Mars,  Venus  and  Mercnry  wcre  tlie 
Stars  nr  .plancts..  cm  wliicli  tlic  liciriiscopist  liMnulcii  liis  cali-iilatiiins.  Ol"  liiesc  .Iniiitcr  and  \'cnus 
u  «Tc  inckv,  Saturn  and  Mars  nidncky.  and  .Mcrciirv  duulilliil :  tlic  siiii  was  niinc  Incky  ihan 
tlic  niddii. 

Note    llic   dot   al'tci-  .6jvu.    and    lliat    n    at    tlic   end   of  a    wind    is   ucncrally    Coli. lu  cd    liy   a    dot 
or   a    linc   dircctcd    iipwards:    fcciu'.   oT\r.    etc. 

to>KH    is   cvi.lcntly    tlic   star   na d    N///.-.   NA/v    in    dcinotic,    H   jl  S%>  >lc    (Hanicssidc)    0 J  ö 

etc..   in   liieroglyphic   (Br..    77/>x.  pp.  liT   et  sci|i|.),   Ilic   planet 'Kow'-'  "i'  Rlercury:  et'.  Ict/x«'-'   "      tlie 

god  ^hk  n  " 


nccja'ionc  iniglit  be  inipt'..  Imt  llic  diaieets  cxcept  Sali,  liave  ii<vq:  it  may  hc  neg.  t'nt.  mu'|. 
in  Akli.  iicq.  3"  seeins  to  correspond  to  uj  xvlien  deii\eil  froni  Q.  Tims  ^  in  .\kli.  Stands  wlicre 
f?  an<l  ^  would  be  found  in   tlie  present  text. 

1.  .'50.  Tc;  a  siinilar  .sign  'A  or  T  occurs  also  \'.  Hl,  11,  •_>(;-.  \I.  7.  L'O:  in  sonic  casps  it 
-ccnis   t<i   read  t;  an   indubitable  A  occni's   in   k'A.w"  (\'.  "iH)- 

ch».ot'  has  tlie  dividing  accent  wliicli  often  marks  llic  cikI   of  n  Word  al'tcr  ollier  icttcrs  tliaii  u. 

;6*.nq(.)itÄ  occiirs  again  \'.  H3.  Note  tlic  imariablc  spelling  "'|  ■  '''l-  "'1  (^'•7)  l'or  iifj-, 
Teq-,   Hf'j-. 

l.i'il.      ^■sA.i.i:   ei".   l^•sHO■^',    »lociist;c«. 

ÄO^*v-|;  it"  the  q  may  be  read  a.s  for  g  (ef.  V.  (j).  tliks  niay  repre.sent  e.,T(.>  :  orcig,  .and". 
Or  *.^-xiv(.i'.'  *^o^'*.o  niight  inean   .docusts(:')  shall  add«   24  (years)  as(:')  evil. 

~\'\:   tlie  liiie  above  should   probably   bc  read  Ti   as   in   \'.  2ll.   2ö. 

fi^ni-,    "tonlos«   cicn'  (V.  8). 

1.  :'.2.  Tliere  were  probably  one  or  two  letters  preccding  <v*vipc'.  'I'lie  last  sign  seems  to 
be   c   ratlicr   lliaii   f :   biit  c  inay   perliaps  stand   for  Sah.«'. 

Tlic  Strange  combination  alter  .mm  seems  to  be  llie  resiilt  of  a  correction.  It  siiggesis  tlie 
reading  eipc  .vin  ncg.wo  mif  »ncrrq.  ■■.  .  .  and  takc  llic  ....  froni  liini  ■.  lliongli  in  Coplic  and  demolic 
MW  docs  not  seem   to  be  nsed  to  eonm^et  infinilives. 


1.  :iii.  -qTe,  Cr.  •X»»«;  tc,  or  'Ac  see  the  note;  Ts*.-sf.   the  second  s.  sliaped  a.s  ii"  tlie.  srribe 
liad   l.cgiin   a   tall   Ifitter  instead.  1.31.  ■s*.0)',   jiossibly   !5'i.wi.)',  Cr.  h'Ao';  TlJq,   Cr.  ciiq.  I.  :'.2. 

»   tlic  cro.ss    rejiresents  a  deletion.    the    sign    g  s*'-em.s    distinguishable.    Cr.   ii    erased :   above   c'  or 
possibly  c';  Tic.   or  ime. 


78 


F.  1,1..  (Irikkiih:   Tlie  ( )|(1   Coptic   Horo.scope.  &r. 


iXXXVlll.  H.in(l. 


V.    1.  A.p*wTq  «.cMOTne  ÄnoTnqpeTC 

TOTCOt"  .NfJJvUJH    «N-ST^vO   JvCnpo' 


V.     1.   liis    (rot    sliall    stay    in    one    of 

tili'    sniiic    kiiidl?)    ;i,o-Miii(':').       It 
hniipcMi'il    lli.'it    liis    iHiinlxT   <>!' 

li;urs(?).    liis    iniiiilicr  ol" 

2.    It    Ii;i|i|i('ilcil    (li;it   liiere  \v;is  an 

cvil    Star:    it    did    not  (?) 

lic   sliall    li'o   to   lan.nourl':')  inl?) 
the    winlerl?) 


«TIC.  ni'it  (cf.  B.  ffM\.  ]il.  (^Miof  /inrs.  or  i^'ie  :  kih  li(eduii). 

•i(>)Tq.     Tliis  form  is  iiut   knowii   i'lsewliiTf.  Imt  is  regulär  in  tiiis  tcxl.  ct.  feo)ne  ;^  £ioonr:toni 

(V.  ■>,). 

-Ä.qa'ii)  EO-vinq;  tS'di  wiiicli  occurs  agaiii  in  \'.  1.  (an  iiarilly  represeiit  «(•):^i'i.  noi-  s"!.)  :  a"!.) 
•furmanfre-,  .see  Äio  in  \".  '2.  It  niwst  rather  l)e  an  abbreviation  Ibr  3'ionE  as  in  \'.  S,  wiieip  it 
lias  beeil  conipleted  in  llic  rorirction,  etc.  While  the  n.snal  .s|)elling  is  (^'(onc  \ve  also  iiave  :io)ne 
(V.  9)  and  ;*ti)  (V.  •2);  tliis  inay  lie  explained  partly  by  the  reseniblanee  of  the  dem.  Symbol  for  /ipr 
to  i:  eoTn  and  o■^■lt  foIh)\ving'  it  seein  abliest  er|nalh'  coniiiion;  with  other  words  than  oTit  therc 
is  no  c  (?). 

We  iiiav  no  doubt  read  c|o•^■  llO■^■lq(f )  aftfr  eoTUfq ,  on  the  aiialcigy  of  \'.  2;  the  absence  of 
the  c  niay  perhaps  be  explained  partiv  by  the  ii  followiiig.  tlidiigii  there  is  no  parallel  to  lliis 
in  the  text. 

-  inay  stand  for  »in«,  as  in  dem.;  -nq .  however.  niay  be  the  past  negative  »it  did  not« 
(rf.  V.  2  for  the  saine  jiiirase). 

KpewoTOTdiT.  In  this  text  k  see'nis  tn  correspond  to  a" :  's,  or  's  :  S';  ef.  -ue  {pnss.),  and  T£*.pKq 
(\'.  23);  biit  in  KA.w'.Mitito-vfe  it  is  —  ^ :  5(^.  The  presenl  Compound,  which  is  no  doubt  soine 
technieal  terni  of  astrologeis,  may  therefore  be  coniposed  of  «"poo,  »deHciency. .  "weakness».  froni 
Kg.(/rA,  and  to'''Ii)t,  •■join«,  and  so  niean  »incomplete  conjnnetion" ;  hardly  from  •2S(.)po,  ..night» 
(Eg.  f/rA),  or  TO-vioT.  ■•Image".  Ov  o-vdt  iniglit  be  the  adjective  "iinirpie«  and  Kp».oT  be  for 
C'3'p*>gT  :  cxpegT. 

1.  I.  *^p^>.Tq  iooks  like  the  common  Sah.  cp».Tq;  l)ut,  as  in  tlie  parallel  1.  2.  a  fnture  is  re- 
fpiired.  *.  in  Akii..  as  c  in  dem.,  is  the  formative  of  tiie  3rd  fiit.  before  a  noun.  corresponding 
to  epc   in  other  dialects;  Stern,   ÄZ.  IS8(i.   132  (cf.  below  11.  10,  22,  23   for  tlie  same  form). 

CMOTitc  seeins  —  cjuine.  perhaps  a  false  writing.  The  scribe  was  not  over  earcful,  as  can 
be  seen  by  .«ncTq  (1.  29),  and  niany  inconsistencies. 

OT  nqptTf  woiild  seem  to  correspond  to  Bob.  ot  ncqpH"^.  "one  of  its  sort» ;  this  use  of  O"» 
is,  however,  only  allovved  as  the  predicate  of  a  .sentence  in  Coptir  (.Sr..  §  30.5).  The  second  sign. 
which  corresponds  exactly  to  q  in  the  rest  of  tiie  papyrus,  was  read  t  by  Goodwin,  wlio  com- 
jiared  the  word  to  Trvjsroe,   "burning  heat«,   -fever«. 

The  sign  .,:::J  recurs  in  11.  10,  16.  It  closely  resembles  the  demotic  "«,  which  Stands  for  the 
interrogative  enc:2wn,  and  the  post- negative  e^n.  In  the  present  t(-xt  it  seeins  always  to  be  al 
the  end  of  a  sentence,  ])robabIy  not  as  a  inere  jiunctuation.  Ilere  it  iniglit  lie  either  *.n  nf  tlie 
Meinph.  and  Akh.  dialects  —  on  »agaln«,  or  the  post- negative  *,ii.  -not  one  of  its  sort- ;  but  tiie 
use  of  ».n   withoiit  the  previoiis  h  is  ])erhaps  not  very  old. 

Änq  .  .  .  .  *.nq ;  cf.  Sah.  «>nc  "numerus,  multi«.  and  on^  fioiii  lon  ■  iimnerare  •.  so  liere  »some 
.  .  .  .  others:'".  With  this  passage  cf.  11.32  —  3  n*.iiq  -qi.i  ii,\iiq  f',N.|ii|:  I.  22  i*.iiq  ii  qi.i -(*.)nq 
fe*.u.      Note  the  variant  ii   for  -  Ix^fore  the  vowel. 

-qoi  occurs  also  1.31  and  -uqco  1.  LS;  but  tliese  may  not  eoiitaiii  llie  same  wind:  qi.i  inay 
possilily  be  qio:qwi,  Akh.  qoTc. 

1.  2.     ^K  is  the  IMeinpli.  form   of  ujc i  :  U|c. 


\'.  2.     Äcnpio".  A.C  fairly  cerlain ,   possibiy  intemled   lor  .«  wbieli  oiigiit  to  have  been  written  -. 


Horoscope  page  4  (Kenyon  Cat.  of  Greek  Papjni  I  PI.   73)  I 

>tfHM,)L-nz.ti 


Horoscope  page  5  (Kenyon  Cat.  of  Greek  Papyri  I  PI.  74) 

Zeilschr   f.  Ägypt.  Spr.,  XXXVIIl.  Band.    1900. 


Horoscope  page  5  (Kenyon  Cat.  of  Greek  Papyri  I  PI.  74)  II 

3-A-i^  >7/WA*v  c/^M'^ —  -^-—Kf-ri'^iJ    Ay.  •«-"; — r»-rJiTj>*7y^ 

'/ys  r-7— \.' — y^.  *W  •*  —  "^  /-K.y  ^ny-n  <^^^lc&-  Cj^  h  v 

/-^^ujn<^  ^v«''r»v^n'Vy  P  tH/t^'P  tM^  qr»^  ryy^  'YTi^ 


Horoscope  page  6  (Kenyon  Cat.  of  Oreek  Papyri  I  PI.  74)  m 


1 

IKfMHTTi^ 

18 

— -J     rr'  3A*      *  >     y  y 

2 

u»|,^MJ7*--\.  n«^rt;»u*vfi,  M^ 

19 

i\(y<^-J}~-,      /.<i    G 

3 

/•^v    nM^fX:     ^^^»Y^^^ 

20 

^— ^  ^  t^.^y  ^ 

4 

3A^^   /iA^Ciry^v^^vy^  .. 

21 

'/  ^J  '^'^ ^  *^*"  '"'  " 

5 

«*7  3.h«^^/^'^f^;yA» — m/r. 

22 

6 

.i^Wfw^  /n^v    C^^^ y,. 

23 

7 

'-y-Jfc».vr..^7v*7  ^.»^ 

24 

^nrnp^  /y^^n 

8 

C^wV^Wf^aA'/  Ji^*t*f</»:» 

25 

^V>rt7v^  ^  o  -      ^t>»., 

9 

''~^r*^^fr  >,^.o., — 

20 

^j'A/yi).   »-...i — i.., 

10 

jrtittP  ^).^yyrfA. 

27 

;t'^v^              --I^A      ;.. 

11 

<^  Ao'vyW/i  -  ^  ^  ^;__  ^ 

28 

>*tftt<(/V               -V( 

12 

Hx^tHfV^  ^C^v.'iv^^  /^. 

29 

n^s^v          7^^  ... 

13 

j)/^(v^v*.         -jj.^w/i) 

30 

r^ruuf)^y.  -CA 

14 

0  Vft77    '■  r-i".v  ^rt^»- 

31 

A^  <Af7  A  tfWi  <- 

15 

rlh-r 

32 

—  n^-h^/^f^^  rx'H 

IC 

11 

33 

/*^«*inf  JuA-|3  -**'  >*(■     / 

17 

34 

«!>S'/CM*->UP  VSM^         -<- 

F.  1,1..  (iiii  Krim  :    Tlic  (  »lil   Ciiplic    i  liirDSCupe,  &c. 


75) 


V.     H.   -Kf  n«OTrTe-i..q*>UjH  ÄnoT.uuT  '     V.     '?.    or  tho  o-nd:  lic  sliall  walk  iiitn(?) 


fetoiie  -ue   n^vOT  ä..uot  -ptij.uc 
4 .    ivqivf  i  -TCOTCJ  -Kt  -THq  ^or j  -ptrog 

().   Ai5^- . . . .  (i^£(  es.qfS'tone   gpnujtOT' 


t  .    ÄwpeOir  ».q^>OTHH         -TqOl.Vif  -K€ 


llliNlnl-tUlH'.     or    M'C    (Icalll    n|'  (df 

l)\  ?)   luan. 

4.  it  shall  conie  Jrom  liiin  f)r  to 
himsclf.  T/itJ'd  period ,  ir/iir/i  is 
ralled  that  of  Jupiter ; 

5.  froiii  28  years  2  mont/is  /■')  ihn/a 
tn  31  years  r,  )iH)/if/is  21  dai/s:  it 

() of  Jupiter.     .lu|Mlcr  lir- 

caiiii'  a  liiislilr  slar  (ni  llic  A;\\ 
of  liis   l.irtli 

7.    pcrliajis     he    will    dcscrtl?)    Iiis 

W  il'r      iii'     !)(■     Iinslilc     ti)     her     DT 

fowards    liis    cliililrcii 


■XTA.O,  iniglit  he  froiii  Ki;.  :(lh  "iniprison",  so  "prisori"  :';  or  froin  Sah. -sioto  Intiijvrscere; 
hardiv  r^ioTg  :  ■sioTg,   »pierce". 

*.cnpii)' ;  GooDWiN  read  Mnp('>'.  liiit  Ihr  lirst  letter.s  ari'  clearlv  foniied  as  A.c.  mii'i'  -kc  mio">Tf 
woiild  looU  like  »the  man  or  the  god»,  p(.).«f  liein^  al)hrevialed  like  3'ioiit.  I'hi'  »sc  hilorc  pci' 
is   po.ssihly  intended  for  ai,  wliich  oiij^ht  to  have  heeii  written   with  -. 

1.  W.    -KC  ap[)ears  to  he  "Oi-..  d(>iii.  iiuji'.  ik/i  .  .Sali,  sc  (vL  1.7  etc..  and  see  Kluiiinias .  p.  I  I "_'.  iiiitry. 

-  af'ter  nnovre  seenis  a   kind   i>f  sln|i   followiiii;   c    licfoi-e  A.qik   ef.  1.  8. 

UJH   .^u;  in   dein,  sin  hii   is   ihpI   iincoiiiiiKin :   e.  u.    /  Kli.  \'I,   7 — S. 

Mm-  is   the   nominal   prefix   also   in    Akli.      In    /  k'li.  1\'.   "J<>   ml  Im   is    "inislurliine..    (et'.   1.17). 

i\».or        n».-v,  .\kh.  iio.   IMemph.  Iu■■^•. 

.woT-pdi.ue  »man"s  deatli»,  »death  liyniaii'.  or  ■iniirdi'i"  !',  or  "dealh  of  a  iiiaii".  '!"his  text 
ein|iloys  the  iiuh'finite  article  (cf.  \".  1.  .!.  'll \  t'ar  iiioie  spaiiiiülv  thaii  does  the  deinolie  of  the 
.stories .   etc. 

I.  4.  I  had  tran.scrihed  eq  with  »sei  oi:o.  .Mrinpli.  m.  "he»,  ■•il  lieini; .  ;  hut  Mr.  Kknvon 
prefers  a'j  :   in   ttie  latter  ca.se  read    -he   will   ediiii--  ('). 

-KC ;  liiere  is  a  false  stroke  in  tln'  k;  and  tlie  seiilie  sceins  tu  have  hren  ahoiit  lo  write 
-Tgotj  instead  of  -THq.  iiTKq  (cf  1.  11)  is  a  common  form  in  Mein[ih.  for  in>sq,  Sr.,  ^2!);).  ooq 
^  gtot]  :  odx.iq.  -Tgoq   for  -THq  ooq   wonld   he   iinpossihle.   even   in   dejii. 

II.  1  —  h.     The  decipherment  of  tiiis   iinportanl  (ii-eek    passaf;c   is   cntirely   Air.  Kknvon's. 
1.  •) i'ii.   not  y^ruccTt^it  (Kf.nyon). 

opnuj(i)T' ;  in  I.  1  1  and  in  VI.  1.  13  inore  coi'iectiy  gft.pnui('n' :  the  name  of  Ihc  planet  ,lii|)iter, 
as  (ioonwiN  pointed  oiit.  For  the  Kgyptian  and  the  deinotic  foiins  Hr-xl.  IJr-p  -xf  see  Hhigsch, 
Thf's.  67  et  seipp.  and  Noiir.  Rrcli.,  p.  44.  It  is  perhaps  gi.i'.V  in  the  lirit.  .Mos.  Pap.  ')2'.\  (cf  I'SliA, 
1000,   16.S),  compare  the  variable  forms  (pioted  ahove.   p.  .'). 

nqooT  is  the  a|i])arent  reading;  is  q  a  mistake  lor  g,  or  docs  nq  render  the  initial   oft^oo-v:' 

-uiCTq  -  .w».CTq  :  .UA.cq.  This  short  i  for  the  shortencd  chief  vowel  is  foiind  also  in 
'>.('.  I'ar.  (cf.  pinoT.   1.20).     The  parallels  in   11.  Hi,   2'.)  give  .mhct'J.  .«uciq  (sie). 

1.  7.     A.pcOT  —  A.pHT  :  ivpHOT   (cf.  1.  29). 

Probably  othci-  should  be  read,  fir  otc:othi.    "reinotiis  esse-   (constrncled   with   ii). 


1.4.  ewqjvci.   Ken  VON   prefers  jvq.   possihly  f  q ;  -KC.  a  filse  stroke   in   (he  u ;   tlie  scril)e  s(!ems 
to  have  heen  aboiit   to  vvn'te  -Tooq   instead   of  -THq.  1.  >>■  •xev'se  probably  written  ■Sft.KC  at  first; 

iioooT    written    as    though    nqooT.  1.  7.     othh-.    iu'    o'xhh*,    very   doubtful.      -tc,    or   -i"c. 

Zeitsciir.  f.  Ägvpt.  Spr..  .X.XXVIII.  R.in.l.      !!)(».  12 


80 


F.  I.I..  (ifiiKKiiii:   The  Old   Cniitic    ll(.r( 


.<cc. 


IXXW  111. 


V.    8.   ^pn.vie  -  ^>q^v^(op•x'  ÄuoTt\tn'  ,     V.     S or(?)  li(>  slmll  s(']i;irntr(?) 


lyiOT      A.CJ(TlO    fOTU      COTBtOU 

niifj  -0fC|  \\\\e  lytpf  iome  »hcj 
1(1.    0  o.\  •«=]    .\c^v'i\.f!(i)\v'  .\(?oi -cti)rj 


in  ;i  nici'ciiiil  ilc  Imsincss.  It 
li;iii|ii'ncil  lli;il  tluTc  \\;is  an 
(■\  il   star 

1* sull'cr    sd'ait 

liiniscir  [)i'i-s()iially(y)  a  cliild 
sliall    iKit    lic   Ihh-ii   ti)   liiiii 

•1 ai;aiii(y).    iiiisfofliiiH' 

shall    Inlldwl?)  al'tci-  liiiii.   tlicy 

sliall  inipris()ii(?) Iiirc- 

lings 


oi.wc.  Tills  woril  in  llic  siriüiilnr  iiii'niis  "wite"  iiol  "Wdiiiaii"  in  all  [la.ssages  in  wliicli  1 
(■an   Irace  il  in   Sah.   (i-f.  Kluuiiiaix,   ji.  S7,   nulf). 

ivpTievsc;  e^p-  — .  p- :  ep-,  Meniph.  eA-,  Akhni.  yi-. 

A.pA.c  form  a.s  in   Akhm. :  Meniph.  *>'Ae>.c. 

^ptoT*  Höh.  ^po*^.  »This  Word  is  cni-icnt  in  dem.  indv  in  ihi'  pl..  as  liere:  Ihe  sinj;.  is 
Ibnnd  in  divine  titles.  'Aa-oys«j-»;c;  ei',  the  nlo.ss  np*.T  /'  11''''  in  /''"'/'/.  GnoxI..  XII.  l'J.  The 
meaninj;  of  the  '  nt  the  end  of  the  \vord  is  \('i-y  iineertain:  it  oecnrs  with  .wnpc'i'  in  I.  '1.  oj^puuiciT' 
II.  6,  II,  ewpikc'  1.  7.  ncop-s'  1.  8.  nopü'  I.  "J 1 ,  eien'u)ori'  I.  S.  -.«jvo'>'  I.  1  1  .  ii)t.ii'  kc.uh  1.  \-, 
k'.V.w'.mh  no'vfe  1.20,  np.ll'lleplllO■^■  1.20,  gi^n'  1.21,  e>.qevTfc».T'  1.2(i,  (?'t»..u'  1.29.  Il  thns  a|ii)eais 
not  to  mark  an  ahhrevialion  sn  nuicli  as  the  en<l  of  a  word  wliere  this  niinht  be  dniilitCnl,  in 
composition  or  otherwise,  itpM'n?piiio-v  is  a  ciiriou,s  exception,  1ml  here  it  is  intiudMc-ecl  perhaps 
because  one  syllaMe  end.s  wifli  the  .« ,  and  n  l)ep;ins  a  n«\v  syllahle. 

I.  S.  ».pn.iie.  or  opn.uf.  The  -  followinj;-  the  c,  as  in  nno->-re-  (I.  ■'>).  nia\  he  n  slnp. 
GooDWiN  translates  •lie  .shall  depart  npun  a  inercantile  liusiness'.  Bot  ncops  has  a  stronger 
meaning  thati  »deiiart».  The  woids  nnist  latlier  niean  »he  will  break  off'  his  jiartner.ship  in  a 
biisines.s«.  Crum  note.s  tliat  niop'x  is  the  word  lor  a  ( jiidieial)  dividinx  of  p'roperly.  Coiild  it 
mean  »he  shall  take  a  sliare  in«:' 

cicn'ujdiT' =  cienujtoT  :  icfcujOjT.  Tlu^  scribe  lind  wronj;lv  begiin  u)(')t'  willi  f.  as  il'  fc.r  the 
absolute  form  eujoiT,  but  vvrote  the  uy  over  the  f. 

1.  9.  c^kO■v.  This  word,  which  ocenrs  afiain  in  W.  1.  S.  seeins  like  Ihe  Meinph.  lorin  ol' 
Sah.  S'iiMjT,  »arctari".  and  e>.pcA.OT  dem.';-  (/u-r.  /:  ef.  Klinnunix.  \\.  IIS.  noie  lo  /  Kh..  W .  1.  1)0. 
The  first  sifjn,   if  a  Greek   letter,  can   only   be  read   c,   but   it  iiiight  be   l'roni   dem.    «j— . 

HHq;  Mem|>h.  form  for  n*^q  :  «cq,  Akhm.  ncq.  The  word  rea|)pears  as  n*.q  in  1.  2:!.  Ckim 
notes  tliat  a  careless  scril)e  is  in  nothini;  iiiore  irregulär  than  in  the  lenglhs  of  the  vowels;  on 
ostraca  longs  and  shorts  are  constanth'  inlerehanged.  iiHq-^cq  (sie:')  is  apparently  for  i\Hq  ooq 
(cf.  1.  4).  There  .seems  no  Justifieation  in  demotle  or  Coptie  for  inseitinjj;  -  be.fore  oeq:  yet  it 
mifiht  coneeivably  be  an  old  form,  for  demotie  often  omits  to  in.n  k  an  ii  lliat  was  certainly  pro- 
nouneed.     -gcq   might  of  coiirse  be   interjireted  as   .jn   his  liiiie".  ii  h  -f.  uv  in  some  similar  way. 

lyepe  (so  also  I.  IM  )  iyHpe:iyHpi;  no  Coptie  dialect  gives  short  f   in   this   word. 

1.  10.      read   cevnfe(»ii ;  ».ot^.  .—  f-vc;   unle.ss    »and".  a.t(i)   Akhm.  äo^v   be   heie. 

T^kgTO  (:'),   ef.  Hob.  T*>.Tgo    »inclusio'',   (pial.  TA.TgHO'vr  from  t</lh\   by   inetalhesisi' 

■sekCi  tiKC   =:   Sah.  ■SLewifecKC.   "inercenarius.' ,  as  GoonwiN  recognized. 


1.8.  «,pnA(e.   oropu.wf;   uji.ri.  u|  eia.sinj;  c,  as  if  the  .scribe  liad  begun  to  wrile  tuii'iT.  1.1b 

«>o«,,  Cr.  egik;  Cr.  c*.pci>.o-^'.  1. 10.  .g*,  ])erhaps  no  letter  before  o,  *>.  or  c  following,  Cr.  -gc;  c*.'.\, 
hardly  COT,  possibly  ca.n,  cewr;  a.(S'w,  Cr.  e^Äio;  ivo-ro^,  Ci-.  ».t»."^';';  friu»-.  h  seems  to  have  been 
written  at   firsi   for  b.. 


r.)iiii.| 


I'.  1.1.  (iiiiFn  in  :    Till'  ( >ltl   Cojitif   iloioseope,  &c. 


81 


\'.    11.    i^^p^.p  .  .  KOT    A.Tpenp  o  eij^nf  '  \'.    11 so    tli;it    llic    Sun 

.sliiuc  in  s|ilcn(lc)iii'  tlicrc  op- 
positc   .)u]iiti  r 

rj.    für   tili-   wniii.-in It 

li;i|i|icnc(l  tliat  ;i  li-ond  stnr  ü;i\c 
In    Iiim 

IH.  .  .  .  ti>  liiT.  Fourfhpfrio(l,\ichirh\ 
/.-•  ni//e<l  \lknf\  of  M(ir.-:C^).  fr  um 
34  yrar.s   .J   iiionths,    21  ihn/s. 

14.  lo  ')  l  fjciirs  II !['■!)  itioiitlis  l  (1(1  t/s. 
It  li;i[)]icnc(l  llial  llir  .Mnnn  w  .-is 
lo  liiiH  a  l'a\  iiiiralilc  slar  oii 
Ihr   <lay 

1  .').  of  coiinliiiii-  it  In  liini(?l .  |  il  | 
colli iiin'  iip.  at'liT  ciosinyl?)  to 
liiiii.  as  a  ta[\-oLirablc|  star  |on 
tlirl    ilav 


qroTe>.tiT    -.ua>ot    oi>"r«e   ^^^.pn 
iyt'>T' 
12.    -TCgi.uf    ns.Mt\    (St^w  3  CO    *.q(?oi 
neOTn'  COT  nOTrjf  ti  Htq  ujf.u' 
Kf.MW 

\'.\.    -  ■•  ^.p^.c    ö    'A--'---'    h    '''''^]    <^p^<^ 

14.  ECi'c  Li'd  \x-f^va.i  r  |-<^]|U££st';  h  a>.q 
<?ionf  ccog^"  -THq  -coTit.ii>^tt  - 
noooT 

c 

lö.   -Ä.ncj  Jvp  s  rj OT  ^.opHe\ 

AVHHUC&.  S'^^xC  -THq  -COT  ^\is.\\ 

-\\\  0  |oot| 


1.  11.  .*».jiA.o.  Thiis  CuiM,  will)  i|iii-sti(>ii.s  ulu'tlici-  it  c;iii  lii'  .i*.pikq:  tlio  .saiiie  idea  liad 
su'ggested  itself  to  nie. 

Tpe,  the  Ilse  siijigesteil   in   tlic  Iranslatioii   is   (•(iiiiiiioii   in   (iiMiinlic. 

read  *.ipeiip|c|   ii*.',\   r'(iori>.f it. 

TOTrö.eiT  (|iial.  of  lo-iv».  llere  \ve  liaxc  llie  rare  arcliaic  *.eri  (oen)  form  of  llie  i|iial.  of 
coiniidiind  (?)  verhs  witli  iiiliii.  eiuliiij;  in  o.  tr.iccaMe  .-ilso  in  llie  dem.  of  llie  Giiostie  iiapyi.  l'or 
Sah.  See  Sethe,  Vcrhiitn  11.  §  Ulli  and  .S  i ,  y.  17(1;  for  AUliiii.  (T*.speiT.  t  A.'sp  a-'i-f ) ,  Siern.  AZ., 
1880,    132,   ibr  dem.  'l-r.j/l  in  ]i  filix  iit  ')-r.i/l  —  15.  iii.iSiifcc  ct  •?'cpiiorr  (■a;epo:3'epo   is  s|jeU  as  if 

°=-rr^  I       n  in   Gnost.),   Hi:ss.    l.oiid.   Gnosl.   rirs(j   \"ll,  3 1;    ly-'l.yt  in   <-/  ly-'l.j/t  r  ic    hir  --    B. 

t'jiivAiioiT  fo-yo'fo.   ibid.  rirsi>   l\.    1. 

-.W&.OT  can  liardly  lie  for  iit.wi,-»-.  it  miist  ratlier  lie  .w.«».ot,  and  tliis  may  lie  eitiier  llie 
.Meiii|ili.  form   of  .M.uooT  (Sr.  §  "Jit.S),  or  -—  .m.w&.t,    ■liiere.. 

1.  13.     or  ikpoei,    "to   me». 

Aifuj.  .\ccordiiig  to  Mr.  Kenvon  ,  wlio  deci|ilieied  llie  passage,  lliis.  as  an  alilirevialioii  l'or 
Aj=i/!i;,  seems   llie  most   proliahle  of  all   likely   naines. 

1.  14.     (Do'   is   evideiillv   Sah.  ooo    ..liina'.     Il  seems    enrioiis  tiiat   »siiii"    is   iipc    wiiile  "inonii" 

is  i.)g   without  the  articie;  hiit  the  artide   is  inseparable   from  .  Sn  as  a   deily,   in  the  |)0])iilar 

language  as  early   as   llie  New  Kingdoni,   lo  distingiiish  the  smi-deity  from   the  co oii  word  for 

»day-.  The  word  ■mooii»  was  less  open  to  ,i  double  iiieaning.  In  A7i.  (e.  g.  III,  14)  bolh  liave 
the  aitiile.  biil  in  Lci/tl.  Mor.  XXXI,  l'O,  we  have  //  R'  cni«'  " li .  as  liere.  (In  the  astrological 
fragnienl   in   llie   Bril.  !\liis.   llie   siiii   is  npc .   the   moon  n».g.  new».o  and   ccAhiih  ,   Cmiji). 

1.  1.').  -«.nqevp-tj;  el'.  I.  17  -«,p«,q  i.piiq,  1.  'Ivi.  ///  iHq  ^pnq;  in  I.  i  1  we  have  iitoy  A.opiiti. 
<3't*..w    tt  sKjij.,    cf.  1.  "Jö. 


1.11.    .6i.p&.p  •  •  KOT.    (  r.  .^^p».'!' -  ■  co->  ;    tijv\i.    m    ii.\i  .    or  fi6.'A. 
1.!.  *kp&.i:.   ^'y.  i^poci. 


I.  I; 


82 


K.  Li..  GEiiKi-mi:   Tlu-   Olil    (diilic    lIon),sc()|....   i;c.  |  \  X  X\l  11.  BmimI. 


\.    Iti.   -.uh|ct|c|  Np.\ Tnq -COT  j  y.    10.   of  liis  hirtli.   ])orlin|is(y)  |  it  will 


-Tq  o  g/// 


18. 


l!l. 


•)(i 


•Jl 


.wHTfci«mc  ^.^«>^|Hfr•l  *.coi.uf  -p  / 


p egreq  -  nqu) 

-TWTq'  *.q&.oipe  -e  eq.ien  e..pV/ 

-n Kf   luoiyu  -^.^Tv^pl^/ 

-Tf  .ie>>u   pe   iieqptM   ccq  -sevei 

oTn'  II  e 

•2i\  KtV.u'.wnnoTrfc  a.-xwot  .inup 

.w'ntpnioT    -Tq'2£(i>    -tot    eipe 

^.ip^.c^ 

-Tq  UÄ.OT  J^jivn'  CH  ^vcieq 
-gTfq  ei^confOTu'  cot  fecoii' 
ueoT  ^vgpHf\ 


Ih'I  1(1  him  ;i  iMNoiiraMc  slnr 
an;iiii(y).  'I'lic  ni.-iii  iiniucillV)  to 
llic  liail"  of  iiis 

17 iiis  niouIhlV) 

will  ili)(V)  iiiin  laisCdrtimc  to  a 
_i;rcat  cxlciiliy)  iiKirc  tliaii(?) 
wiiiuaii  .... 

18 liis   licart :    it  was 

not  (■(iiiccivcd  (^l  iViiin  liiiu(y). 
Ur    will 

11) or  .scr\('  a.s  pficst? 

slialKy) 

■20.  takc  crowii  of  yold  to  llicir 
licads  in  tiic  ycars  iianicd.  and 
lic  shall  spcak  and  tlicy  sliall 
(lo   accordinti'  toi?)    liis   xdicc 

21  .    and    lic   sliall   scc  law(?) 

in  liis  licart.  IT  it  bc  tliat  an 
pA'il  star  Ih*  foniin^'  iij) 


1.  Ui.      np.u'.UHpi'i   looks   liUc   <  uyi.niipiHq,   cf.  1.  '20.   lor  Joiiblinu,  oi"  tlie  .w   and  for  pjn^. 

1.  17.  Äpiiq.winfeioue,  »to  liiiu  to  do  liis  evil.s»  (■')  or  caii  ;>.piitj  be  a  »üoiistnict-  form  ol" 
&eipe  iiÄ.q  before  .winfeioitc.  Words  seeni  niore  freely  coiitracted  b\'  ainalgainatioii  in  tlie.se  old 
texts  tliaii  latcr.  BiDne  is  fem.  adj.  ajjreeinii'  witii  a\iit:  cf.  B.  AieTitoqpj,  dem.  n/t.t  /;/)• -nia.se. (?) 
11  Khaiii.  W .  15.  see  1.  3. 

«.«.UjHCi  looks  like  r's\i/  (jf  /  Kh.  111.   'l;   l)ut  it   riiay   represent  sim|ily  the  adj.'.vy  so  common 

in   deniotic  (e.  i?.    /   Kli.  111  7.  etc.).   likr  carlii-r  lluviitiaM  ^^   .      In   deniotic    tlic  sulislantive   u  liicli 

III 
it  iiualilies    is    in    llic    sinf;iilar    (ef.   Knulisli    »nianv   a   iiiaii").    bul   tlie    i-(imliiii;itl(]ii    is   treated  as  a 
jilural:   1  Kli.  \.  Iti.     It  is   llie  saiiie  witli  nb   .all». 

1.18.  gTcq   for  oiHtj;';  so  also   1.21. 

1.19.  nioujii  :  i^('iu)ei\,   to    "Ordain»    or   .serve  as   priest". 

1.  "2(1.  iiyvu'iifpiHOT;  for  the  '  after  p.ii ,  see  iiote  to  1.7.  l'or  Ibe  -  (i\)  atiove  tlie  liiie.  see 
below  1.  "J.')-,  lor  yiiiioT  in  tlie  coni|)oiiiid,  cf.  Khaiiiinis .  p.  MS.  note,  and  tlie  furiii  piin  fnr  ..niy 
iiaiiie-.    in   O.  ('.  Pur.    11    verso.    'l'.\. 

1.21.  ucoT  HUT  :  HHOT.  Kor  tlic  oiiniii  of  lliis  Word  as  ii-io-  see  note  to  II  K'li.  II.  S 
wliere  llie  words  i|noted  sliould  be  translated  as  denoting  a  state  of  motioii  »cominn»,  •entering-, 
•  pa-ssing-,  not   -liaving  come»,   "having  entered«,    »liaving  passed«.     »ht  seems    to    be   liistorieally 

the  pseudoi)arlici|ile  of  7^  ^.  bnt   in   form  it  miülil  iM|ii.ill\   bi'  tln-  cpial.  of  11,  fi;   cf.  qti  :  qiir,  etc. 


1.16.  Tq-ö,   Cr. -(qo    tlie   o   eertain.  1.17.   -p/    .   t'r.  iip^.  1.  IS.   (  r.  itoitq ;   Cr.  -mmtc'; 

«>  •ipc.  Cr.  «kiipc  or  ».xipe.  1.19.    •  Kt.   Cr.  -Kt;   Cr.  .■6».npf  ;   Cr.  tqpf  i  tq-si.ti.  tlie  loterval  bbink. 


F.  Lt..  Grifui  ii:   Tlit-  t)ld  ('iij)tir   lloiDSCope,   kc. 


83 


\'.    '22.    >,    ccooT    f^<^q   «qo»   -nqfijvn'  '  Y.    22.   .-ilicr  llicm.  ilMiimilicr(.rii;iii-.s(?) 

Iiciiii;-   In   its ;i    woinaii 

sli;ill  cause  liiiii  Id  lakc  sli.-mic 
or    tlicy    sliall 

2'.].  captiinM":')  liiiii.  rioiii  12  ycars 
iipwanls.  .\  wdiiiaii  >liall  Im- 
to    liiin.    he    sliall    lakiM'/l    her 

•J4.  until  '.II.  Ur  sliall  scc  (Icalli  .if 
a  man.  (U'  sliall  sc|iaralc  to 
iii'riyi scck    liiiii 


2•^. 


24. 


2(;. 


ujÄ.   q-^   *.q^>\l^.oY   cv.vior  -[poi 

M\e  -Kf  no}p-:s"  o<.p^.c  -tot  ^t 

ioTq' 

equjcTco  o  -  q     iyc>.tj'    - 

THq    Jvpuq    iicToevOT    -ne     tp 

-THq 

is.qiijconf   fOT«'   cot   uo^cj  .  .  . 

'   ivqevTf!&.T'    i^Tq    c\    TA.g^ 

Tgq    OTll' 

llOTT»    TA.    -OT  -XÄ.   OpA>0^-  fjptO 

<•{   peoTC  -Toy    goT    \ä. 

iipiD    i\':iio///' 


25. 


....  (I()    tu   liiiii   tliat    wliicli    is 
cvil   Ol-  Jo   to   hiiii 

2(').    It    liajjpoiicd    lliat    tlicrc   was  a 
nood   star lic  sliall 


:{i 


-  llh'il  inav 

Ul      p.M'llMpS 


It    ncissihlv 


1.22.  \:   Jipiiareiitlv  dem.   »i  :^  J^N"  ,    ust'il   for  .w    as    opposeil   to    \\  i\ , 

liere  ii.seil   t'or  tlie  latter:    iinless  it  bc  a   ioi-iii   (if  -. 

ccoo'v;   tliis  readin-;  i.s  alino.st  certain. 

-iiq  (cf.  11.  1,  33).  Tlie  a.  .seeins  to  l»'  oiiiltled,  hiit  tliere  is  a  liiie  l)eiii>;ith  lli 
he  iiiteiided  f'or  it. 

Ä-iniieq  ujine ;  po.ssibly  tlie  verlj  i.s  ty^n-f^  "caiise  liiiii  to  bring«  .sliaine.  Tliis  \v 
explaiii   tlie  Ibrin  TcnnoOTce,  Kliamiia.s,   p.  H5.   witlioiit  recoiirse  to  false  anaiogy. 

1.23.  •x<>.pKq   si'eiii.s   liardly  duuhlfiil   (cf.  (S'iDpi?' :  soyvs.    "Catcli"). 
-■Sil  (cf.  Kliaiiiiias,  p.  1;M.   iiote   to  1.  t>). 

•xio->'i;  liere  Cor  ■s.i'y'! 

1.24.  q  i.s  here  the  Gk.  nmiieral  iUI,  not  a  ('()[<tie  letter. 
Tlie  re^storation  [pio.uje  seciii.s  certain  Iroin  11.  3.  2;(  —  3ii. 
1.  2.j.     u)«>q'  or  uj.wi'  .seeni  eciually   po-ssible. 

I.  2i;.     •ifc»,T;   Kenyon  would   read  A&&it   bv   pieference,  soiiie   l'oriiis   ol'  ii   re.senibliiig  tliis   i 
Greek   wiitiiig.     (Crim:  ft.Afi».'A   -    epfcoX;')• 


l.  22.     eiooT    liardly   donbtl'ul.      -iiq,    «.    seenis    to    be    oniitted,    biit    tliere    is    a    line    beneatli 
tlie    -    lliat    iiiay   be    intended    Ibr    it.  1.22.    Cr.  •siorit.  1.24.    ii.pewc,    Cr.  «kpoc.    tlie 

foUowiiig   -    niight   be    another    c.  1.25.    ujekq',    or    uj.ui';   THq,    Cr.  --iHq;    -Ke ,    tlie  -   is    not 

ink    (Cr.).  I.  26.    t&«.t',    Kenvon    prefers    '.Vfiö-n'.    Crum    «>'.Vi!i«.'A';    Cr.  cn*.o.  1.  27.    iiot. 

Cr.  Aiov,     Kenyon     |)refers    hotiiAa.;     llit-     leinains    at    tlie    gap    suggest    eipdui     and     »q;     oTf 
or  0-s.e.. 


84 


K.  Li..  (iRiKum:  Tli.'   OKI   ('.iptii-   ll.ir.i.scope.  .*C( 


IXXW  III.  B:ni.l. 


\      Ü^.    c\'-uvs»uTo)0    -Tnco\Ai*--     i\   .  .  .      V.    28.    Iic     slinll     l;ikc     lirc(y)    tVinii    ;i 

IN».  t. 


w  (iiii.-iii.  |;i  w  iiiii;m  yl  -^Il-iII  t;il<r 
lirc  iVdiii  liiiii.  ll  li;i|i|M'iicil 
lIiMt  tlicrc  \\;i> 
■2'.l.  ;i  nnixl  st;ir  (akiunl?)  ;i  closiini- 
Oll  tlic  il|;i_\  I  uf  liis  liii-lli.  Per- 
liaps    lic    shall    ><■!■    (Iratii 

"30.    ül' a  man   t(nicliiii<i'   liiiu 


"i'.l.     TCJ      COT      UOTCJf      -21»      (STt^M-  11 
o|oOTy|   -  .MWCTq      ^>p^•OT      tTJC 

HO.   -pco.uf   t-q'isiDO  ,\p^vq   kc.m|o|t 

-cun.uOiNOYfc"  -itq  ^.p^^^.q  piyÄ.fi 

-Atä^q 
H 1 .    -TCTcq  -qo)  ■*-  i^    ji.wf   -XHivq 

-ly^pf  — :inpt\.unf  .vifc  — sw  pjv.u 

ue 
'^'2.   .ufe  Js.li  OTis.o  Ä.e€  -.uis.q  en  . . . . 

Ä.e\  -npTOT  ■^ev.T  nq  u&.nq  -qto 

HH.   iiqf!A>n'  -TCTPq  -fjco   .iis.ncnoui 

-\\r\    .MOT    .WOTIIOT  -n*.OOT 

34.   H&.OT    €  -  ODni    iiqc    'S»    ujepe 
tUTCiJOT  Jv'   ne   ujvti   Tepor  ct 

Cf.ipHfr\ 

\  I.      1  .    KC    .WUT    n*.  .  .  . 

■J.    OTpÄ..wne  CO  iicq  \\e  loui  ;  Hq . . . 

'.\.   cx.wov      »».vopjvq     ^OT^^p•2£^>^H 

cpei  .  .  . 

1.28.     K  lia.s    lieen   ileleteii.     -i.io     The    fir.st   sign    closelj'    resembles  Uk.  ^.     l.s'it  uj 

notf  -m  .  .  .  .   -ii'Vfq. 

I.  29.      Tlie   II   in  AiitcTq  is  clear. 

cqenikOT.     'l'liis  i.soliited  instaiice  of  Sah.  vocali/.atioii  fnr  the  iisual  »^q«»  is  curioiis. 

1.31.  The  fir.st  Word  is  correcteil.    It  looks  as  if -leoieq  liad   beeii  written,  but  1.33  gives 
only  -TETfq. 

1.32.  *k«c;   tlie   oiily  ocfiiri-eiice   of  »;  -.     ctoh!' 
I.  34.     -icpor;   evideiitly   t'or  -iHpor. 

fTCC;*piifi;  iiearly  as  ce^V*"'   '"   .Miliiii..  .Sikiniioukk.    KL,  28.   (i. 

I'.  \'l.   1.4.  ■  lill    six    niciiillisC):    he    shall    see   death    [(jI'   iikiii|..    c  f.  \',  3.  efcikT   cj^ov.   onler 
as  in   deinotic. 

1.  .5   "going  to  a  (!')  village». 


31 Cor   a    wifc  ........ 

tu    fliiltl    tVoni    yenr  4'J,    t'roni 

year 
32.    42  agaiii(?)   and   Ix-tbrc   it  .  .  .  . 


33 loi-  liis  lifc: 

lic  .shall  not  die  in  a  nioinent 
afterwardsiy! 

34 taUc   <-iiiId 

all    tlicsc    \vliirli 

tollciW. 

VI.     4.    ujiv  cfeiv  Tc;vOT(_^  j>.i:jevi\*.oT*.|.w 

OT.-?|  .  .  . 

f).    eqiyH  A.Ti.He  cqcp  -tot  n  .  .  . 
().   Ä^e  HOT  TCTnoq  OTg.wg^ -n  . . . 

(ir  n.} 


I.  2M.   u-i-)g.  K   deleted;   coi.wf   <>r  -oi.nc.  1.30.  -cn ,  better  th.-in   -i\\.  \.'.\\.   ll   louks 

as    if  -uo-rcq    had    been   written,    Cr.  -teoicti :    h-tter  era-sed    after  qw.  1.32.    orvvo  or  o:s*.o; 

-*>•!.   belter  -A.'A  as   Ke.nyon  and  Cr.  1.34.    c-OTii,   Cr.  cot«:   iiqc .   Cr.  lu' ;  .N'iit.   Cr.  ^.iiu-. 

\  1.2.  iCiin^,  c  coi'iected  \<v  |ins>ililv  -i :  scareelv  rooin  Cor  lettei-  lietwei'n  ii  :irid  ^.  l.ll  sno-jl!'). 


1-".  1,1.  (iniiirm:    Tlir   olil   ('i,|ilic    Hiiihscchm-.  &c. 


S.') 


lt.    -TiDTq   ^>wgcq   ^itqu)   -  .  .  .  . 

in.     TlWf    fj'     ^vOT    -OTtTJ     flJv.  .  .  . 


11. 

.\q.\c.M.u\v  c  Ufopc^cj   -  .  .  .  . 

12. 

pi\.unf   Ä  .  .  ,  p  .  .  .  .  Ai\  .... 

13. 

5^ivpnujo)|T|  .  .  .  gooTi  .  .  . 

14. 

OTHTCj  .  .  .  f.iHOT  ecjue^f J 

15. 

ll-XOCJ 

1(>. 

17. 

(|H'rli;i|i>    liL'iiik] 

IS. 

-§^..ei\... 

li). 

neqcoH^  .  .  . 

20. 

eiwtosi  -ir\  •;|*>iui-j  .... 

1.  12.  ..yi-;ir  :!(!   |l(il   (Hl.,, 

1.  -Ji».  -.Niuq  cf.  w  :;•-'. 

I.-Jl.  ..;iM(i    li<-   .shnll    t;ikr   a    u  ilr   .'iiiil    .»II 

1.  lio.  ■■  10  ycars... 

I.  •_'!. he  >liall   ild.« 

1.  2.").  •■  ATMcnti.» 

Iic  shall   .!,.... 


22.  \i.\cj  ^.pill^.p^\(•J  ;vci\.u  . 

23.  pA..Wnf    g.Mf    tMO)(?p  .  .  .  . 

24.  ccHTHne   *.rj.\    .\po  .  .  .  . 

2").  ;«..uiiTf   ^^.l:^ toT  .  . 

2().  «xqjv^wpÄOJ  5  t  c  o'-  .  .  .  . 

27.  l\fOT    ^0|pHflJ  ■/ Civ  .  .  . 

25.  .U\VTl\»tC 

2'.).  •2£.\A.\OT 

ÜO.  tcjncop'S  Ä.p  ;(i>c.»  .  .  .  . 

o  1  .  ^vtNS.CM     iM^lOIlC  .  .  , 

1)2.  -  lu-   •s'Xtp.uiio  .... 

'.V.\.  f^i>n\.it^  :  ly.vi'.up  .... 

34.  c\CJ*.Mt\OTHf'     .\.V*  .  .  .  f 


shall    |,iit. 


1. 21 ; 

1.27 


"!' 


sfriiis   iiserl   aficr  aiiother  lilter   lliaii   n. 


The  Old  Coptic  magical  texts  of  Paris. 


1)V  I-".  Li,,  (ii.'iiiri'ii. 


i  lip  bihlion-rnpliy  (iftlicsf  tcxt^  I  liavp  givcii  ;il)ovo  (j).  72).  4"li('  l'öllowiiiii-  notcs 
i-onconi    solcly    tlic   Olil  (()|)tic   tcxis   on   tlic  üTcat   p.npynis.    '!4iis  ]\IS.  is  writtcii 

(IinniLrliuiit  willi  ;ii|iiiif;ililc  clc-ii-iicss  ;iii(l  ex  ciiiicss  t  llll^  luriiiiiiL;-  ;i  lirc-if  cnnl  riisl 
t(i  tlic  ll(ir(isc(ipc  p;ip\i-iis:  ImH  iiiilnfl  iiii;iI  rly  tlic  lirsl  pii^vs  ;ii-c  s(iiiic\vli;i1  iiijurcd 
;ni(l  i-ci|uirc  Cur  llicir  cdiliii-;-  r.-ii-dul  cx.-iiiiin.-it  imi  uf  tlic  ni-i,uin;ii.  In  tli<'  prcscnl 
stiiily  I  iiMvc  t;ikcii  ;Hlva,nl.a,g('  of  Wesski.v's  puliiicalMui  wliicli  slmws  iii;iny  Icticr.s 
llial    w  (■!•(■    iKil    Nisihlc   to  Erm.\n   on   thc   ]iholo,nTajili    liy    wliicli    lic   clicckiMl    Rk- 

1.7.  jj'^so^c.   thp  ;*  or  'S"  coircrtccl.  I.  H.  uoi,  er -uvr.  I.  Ifl.  ncj.  or  iiTsq.  1.24.  ccirr 

tlie  fir.sl  sign   jjroUably  a  large  c. 


86  K.  I.i.  Gkiifhh:     IIr-   <  11,1    Cnplir    iiLi-icnl    li-xls   nf  Paris.         |  WXVIl  1.  Bniid. 


viu.nrT's  copy:  Wessely's  ro]iy  of  the  Co])tu'  is  not  very  accurate.  but  for 
tlio  roadiiii;'  ol"  tlie  (iirt'k  |>assMi;('s  w  liicli  accdiiqiaiiy  tlic  (  njitic  liis  i'<i])y  is 
iiulispensihlo. 

Text  (\   f"IIr7.   11.7—10. 

GoTtOTq')    OTTCjpt-  .  nfpOÜTH     n«Hfe    HTKJvHCP. 

A         _  -"  ■  ^  - 

Tt^Ä.   iiuoTnc  .  unepoTf  .  CTciieq  .  eooT   n   nev 

»Hail(?)  Osiris.  king  of  the  Underworld .  Lonl  of  hurial.  who  art  in  the 
south  of  'rhi.s,  who  give.st  oracles?  in  Abydos.  who  art  undcr  the  shadow? 
of  the   niihs-ivcc   in   Perue,    wliose   glory   is    in   Pa-slialoni.« 

The  parallel  text  of  the  Gno.stie  papyrns.  first  ])ointed  out  by  BRUGScn"), 
niay   be   tran.sliterated   and   translated   as    follows.       The    title  is   worth   notieing. 

Li'ijden   (iiiostir,   Fi.  XIV,    11.  1    et    se(|({. 

1.  p'  sn  hiie  n  Wsr    »The   divination   of  (by)  O.siris«. 

mhne,  a.s  it  Avere  X  g()  ö  yS-  bterally  »va.se-questioning«  the  Boheirie 
ujfii  oin  »divination«  Ibund  in  pfqujfngiii.  AiCT^eng^in .  epujengui  (Peykon. 
Lexicou  ]).  Hli).  and  (iramniaticri).  For  .s/i  see  Hess,  (inost.  G/o.s.v.  p.  14.  .vi /iii  is 
a  connnon  «■x|irfssi(»n  in  the  Gnostie  papyri  and  originates  no  doubt  in  tlie 
employnient  of  hnwls  and  buxesC:').  lain]is(?).  >S:c.  ;is  nie;ins  of  divinntidn. 
Ol«  :=  "['n  ((■!'.  Hu..  Wf/i.  1)01)  lias  alri'ady  been  fnuud  in  Coiitic  as  a  nanic 
for    a     measure    (Goonwix.     AZ.  ISTI.    1 2H  ==  Brixii: .    Sf.  Gcniye    of   Cappadoria 

|>.  4(').   1.24).     S;di.   OHO.   gUiX^^T  nnist    be   froni    |  ^ö^ü-     \  ^  ö^'"'^^-  • 

2.  'wf.t-f  Vr.v'r  //  Pr-^'ii  f  (g  ^^  ;/  ;///  //  I  (/s.  |/y|  /;"  /lif  ^\  '^  ti  Ttnj  r  rt-f 
n  N  p  nt  9  ich  u   Bt 

H.     f  fp-f   rrlii'.  t  {//)  Pr-si/lf'iii  p   iil  Ijr  ji  iihs  n  Mnrr 

»Hail(?)  Osiris.  king  of  the  Underw  nrld ,  lord  of  Imrial.  he  whose  head 
is    in    This.    liis    foot    being    in    Thebes:    lic    (hat     !;ivclli    oracles  l?)    in    Aliydos. 

his bein^-    in    tlie    liouse    of  Sliilenir:') .    he    that    is    under    th<'    »f/irs-tree 

in   Meroe«,  i^ce. 

There  are  inaiiy  diflieidties  heri'.  The  Oid  ('(t|iti('  jtaraJIe!  ofteii  coniiilclely 
elianges   the    sense    wliilc    |ireser\ing   a    good    deal    of  the    souiid. 

inf.t-f  fTTOiTfj  in  this  text  is  ;dways  in  the  )b-d  ]>erson:  literally  »his 
adoration"  :  in  /  KIkiiii.  IV.  84.  it  is  in  the  2nd  ])ers..  wt-k.  The  meaning  and 
the   derivation   of  the    wonl    froni    1    *€\    v^  1    seeni    well    tix<'d   by  Bricsch    witli 


')  Tlie  first  letter  seeins  tu  l>c  c  nf  n  l'oiiii  coiniiinn  in  niisivc  wriliiii;,  Imt  not  L;c-Mcrally 
«■riiployed  in  tlii.s  jmpvriis.  The  cxceptioiial  slia]ic  inay  lic  diic  to  il.s  bcinj;  Joini'd  to  llic  lall 
)iaraj^rapli-mark.     Wessf.i.y  read  it  as  k. 

')  nnrr.Rcii's  paper  AZ.  18H4.  18.  is  frc(|iioiitly  nlVM-rcd  tc.  in  tlicsc  notes.  I'nif.  Kioian's 
cominentary  is  oT  course  i\w  startiiif;   point   of  tlie   iiili'rpr<'tali<iii   in   j;ciifr,il. 


IIM)0.|  K.  Li..  Grikfitii:  Tlie  OUl  Coptic  iiiagic.-il   texts  o(  Paris.  87 


liis  quotatinns  frnm  tlie  Rhinrl  hil.  XII.  S:  XXX.  10.  The  tormination  t  is  not 
justitiell    liy    tlir    .•mcicnt   ^\■|)l•(l.    hiit   iiiiist    Ix'idiiL;-  lo  a    latc    triniiiiiir  (?)    tnrinat  imi. 

ji   l'r-''    aiiil  /'  ^ traiiscrihcd   nfy>o  aiid  tu.   inay  iiiilicatc   lliat   liic  lirst 

Icttcr    in   cacli    case   was   takcii    toj-   llic   artidc      In    Lri/d.  (liiost.  \.  'Jll.    lio\\c\cr, 

^ alono    is    rendcnMl  th».     In    //  k/i.  (h'/ic/ii..  p.  l.")'i).    liic    word    is   always 

writlcn    witli    tlic    article.      Voy    tlic    reading   Pr-''  .    scc    Mi:ss.    Sr/i/r    pp.  J^  —  *•'. 

A   ..'riiclu's".      IIkss.   Scfiir  pp.  81  —  82:   ai)pan'ntly   iif  of  /..   (IIA.   1')). 

ß  ich  -xioTCO.  For  ir/j.  Y  X  ■— '•^,  sop  Hkss.  (liiost.  d/nss.  p.  5.  In  tlic  (inost. 
Iitsidcs  oTtoo.  it  ciinstantly  cc)rres[)onds  tu  otoj  in  tlic  sciisc  ol"  "ri'ply.  and 
tliis  inay  jiossibly  bc  dcrived  from  ic/i  in  tlic  sciisc  ol'  "st()])|)ini;« .  "satisfyinn" 
ipicstinns  Iiy  answers.  The  loss  ol'  the  final  o  niay  he  illustratcd  liy  Jv7)-c>)  : 
|OTOg):;^OT  =  imperative  r.wh  {K/ni/ii.  p.  liUi).  The  meaniiii;-  ot'  ß  irh  -xioTtii 
is  not  very  rertain:  Eem.w  attrihutcd  tlic  aliove  meaning  to  it;  peq-XJOTVto  is 
(JxcTToc.  a  »watchniau«  wiio  rcports  wlial  lic  sees  (in  Pf.vron's  (iraniniar).  and 
•sinoTTd)    is    nunciare ').      l'ossibly    tlic    translation    sliould   l)c    »whn    dwclls". 

tQj^v  is  inn'cnionsly  intcr]irct cd  hy  I)Kr(;s(  ii  as  a  constiMict  l'orni  'A'  üoli. 
^Hific,  Dem.  hjjli.t.  1  do  not  know  wlictlicr  tliis  tlicory  is  plionetically  jirolialilc: 
one  would  liave  expeeted  to  lind  tlic  article  t,  *i>&;v  (':'):  perlia|)s  tlie  woi'd  is 
corruptcd  Crom  an  expression  t'or  »the  shadow«.  the  aspirate,  as  usual,  liriiiiiinn' 
tln.'    scribe    into    dif'Hculties. 

HWOTfec  niicpoTe  ])'  nhs  ii  Mnrc.  Tlic  ///■hrs-ivcc  is  thiuii;lit  hy  Lorkt  (Flore 
Pliar.  2iid  <m1.  ^  ICiC.  p.  IIS)  tobe  tlie  iichck.  At  Pniilis  it  was  sacred  toTliotli. 
('an  nfpoTf  i'cally  rp])resent  Meroc':'  üiitp  Cor  vetitixc  .unpp  ( »bc  not  l'arolV«, 
as   Erman)   secms    less   [irobable. 

nfc^t-oOT  "liis  i^'lory«  C:*).  corresponds  to  ti-J'irhf.l.  Tlie  latter  I  do  not 
undci-stMiid :    tlic    deterniinali\  ('    sccnis    to    indicate    di\inity.    as    in   p.l    "liea\eii". 

Pr-si)lrni  M.X'TJv'A.iii.u.  S///r/i/  niay  jiossibly  rcjircsent  a  promineiat  ion  Sliah'mi : 
sinee  fi/k  =  TA.«?  in  Land.  Gitost.  III.  1).  prolialily  on  the  analogy  of  »tonlos« 
/////  =  Al^s.-.  "givel«.  (T.  ÜiXwoLfx.  ribon.  Pr  in  the  Dcmotic  might  ])ossibly  re- 
prescnt  the  article  nc-'").  for  the  llcbrew  article  "H.  .so  »the  Shaloni" .  and  \\i- 
in  the  Coptic  inio-ht  be  misinterpreted  as  =  >— |— '  and  so  eliange  to  nev-  hel'ore 
the  u}  "house  ol' Shalom«.  Gf.  also  Late  Eg.  2?>%v  i  '^^^'^  Sethe,  V>?7w7«  I 
5  4;U.   II   ^  201). 

11.  Kl  — i:^. 

fTOTU    PTrti)TC|   iS4Veii)\u\»   iioto   .\n.\OTf 
tTo'i  uTf.wnnoTTe 

1)     5=^^    in    //   Kl,.    Iwirc   [Kimm.    |i.  lIlTl.    l>ut   ;i|i|i!irer](ly   n(il   in    (hiost.;    see   1.20. 
-)    See  tlie   eiM|il()ynierit   lA'  jir  for  tlic  dclinite   iirticle.   Khnni.   iip.  8ft  —  87. 

Zeitsrlir.  r.  ÄgypI.  S|ir..  X.X.Wlil.  Ii.in.l.      liWIO.  13 


88  F.  I.I..  (iiiiimii:    riie  Old  Coptic  magical  texts  of  Paris.       [XXXVllI.  Band. 


»Mail  Althabot!  brinp:  in  Sahnolh  to  me 

ll;iil    AlthoiiMi  I    ürcnl    VaM?).    vcit    \Mli;n\lI 
luiiiii'    in    !Mii'li;H'l    tu    nie.    tliiil    mii^lity    .■iiiu<'i 
lli;it    is    in    \hv    liniid    nf  (uxl.« 

r.  tu/  \.  II  - !/  I'  liii  "BriiiU'  llii'  u««!  N.  in  In  ini'«.  is  a  conslanl  cxprcssioii 
in    Dcnmtic   incantatiims:    r.iri/   (jvt»--)   varics    uitli    r.'iii/. 

A.n^vOTf:  soe  I^kicsch  I.e.  p.  lü.  Tlic  tcrni  is  nut  uncnninKiii  in  llir  (inost.. 
sjicll    r-pljl   witli    variatiuns:    scc    Hess,    (inost.  (lloss.    \\.  li. 

fT»\ci    I    ili'   not    rccnllrct    lliis  Word  as   an  adjcctivc.  l)nl  sfi'.l  occurs  as  an  aii- 

stracl   nonn    »nii.si'hl "  •    <-'i"-   llic  uioss  \\ (1  (1  "^^^  Jj  ,",  ujfee  ly^H   Wli.  (>.    nif^j^q 

i\&.rrfAoc  is  a  tliorony'ldy  ('o|itic  construction  very  varely  f'ound  in  tlic  Dcniotic 
evoii    ol'  lln-   Gnostic    [lapyri. 

fTo"\:    o'\    sct'nis    to    lic    wriitcn    /•  (-<s>-l   in  Dcniotic  [hhnin..  p.  S5.  last  notc). 

11.1:5        1.1. 

n7;v.l\ClHCf    Tfc.XlTCilT     OTTCOOT     HTCp    TCVUC 

ÜTfp  ■;^ci.vif  and  ÜTfp  tootut  arc  cvidcnlly  "tlic  iVnialc  i;<ids"  and  "tlic 
male  ,ü;ods".  iiTtp  prohably  irprcscnling'  iiUTep;  et',  llie  ix\nss  .iilr.ir  uTt'p. 
Lnnd.  Gnosl.  \\\.  21  (Hes.s,  Gloss.  p.  i))  and  Ekman.  AZ.  189ö  47.  //  iilr.iv  x-Ijm.t 
occnrs  in  l.ond.  (hiosf.W.  '.]'2:  i'or  s-/iiii.f  in  I)<'ni..  cf".  KIkiiii..  p.  S7  ;  licrc,  as 
also  in  Li'ijd.  (hiost.W.  1(1  »Icnialc  cow",  tlic  word  is  adjcclival.  as  in  Roh. 
(St.    p.  !t:^). 

OTTcooT  niiuiil  lic  an  iinpci'ativc  sncli  as  "hriiii;':'  tlic  Icnialc  i^'ods«.  \c. 
I)Ul  1  <lo  not  kiiow  tliat  .\nuliis  and  Tliotli  wcrc  rcs])ccti\  cly  connected  witli 
rciiiale    and    male    yods.       P()s>ilily    tlic    sorccrcr    lias    niiiddlcd     tlic    liii'iiiiila    and 

onc    niii^ht    rcstorc    tlms    euHOTq    ».iioTn (fTtoTcj)   ooott   ....   fTdJTOT 

HTfp    "^OOTHT «-'TOiTOTT    UTcp    TcM.wf.      So     it     iiiii.;iit     lic    rcndcrc<l:     »liail 

Anul)i.s.  tlic  inlialiitaiil  of  llansicsc.  chicl"  of  liis  liiHV:  Mail  Tliolli.  llic  lircal. 
tlic   jjfroat').    tlic    wisc;    Ilail    male    t;-ods.    Iiail    Icnialc    ^odsn. 

The  Dciiiolic  ol"  PI.  XII  licrc  lias  aiiolhcr  imporlant  parallel  in  1.7.  as  was 
jioinicd  ont  hy  BRf(;scH.  'irf.t-f  'Ä'p  n  p'  tse  )i  11  /ir-ii-ic^ir.  »Ilail  Annliis  ol" 
tlic  country  of  thc  Do^-Faccs  lo  whoni  hcloniis  tliis  carth.  wlio  cari'i(>s  ....  witli 
thc  siii,i;-le  paw"  (nt  fij  'ks  hr  I'  li.t  ir^l.t).  'riie  Ki;vB>c£f/)«/,ci  wcrc  a  inonstrons 
rac-o  in  the  We.st  of  Libya  (Ildl.  IV.  litll.  Cf.  Lrijd.  Ihinst.  XIII.  '.\  «tlic  country 
of  the   Man-Eater.s«    (".\i'^c!i)-o(/)a7Ci). 

')    'Iliis   Tiiiist   l)e   tli«   iMcaniri';   in   sjiitc  of  wliat   I!ri  csch   s.ny.s.   p.  23. 


F.  Li..  Gkikkiih:   Tlic   OKI   Cnntio   m.iiricil   texts  cif  l'aris.  89 


TfeA.'iTC07t'  iiiay  lu'  corrujjfcd  (Vom  iit  J)/.  ^Vi-.  oC  (lic  Dcinofic  roninil;! :  c-iii  if 
iiii'iiii  "tlic  (t'ciii.)  s;iii(l;il-lic;n'cr«  conl  iiiiiint;-  .■;iiiiiiin;st  llu-in.  ii;ii:icl\-  llic  ('cm.-ilc 
u'ods.    'I'licilli    twice   great,    llic    wiscst    aiunun'.st    tliciii.    iiamch    llic    male    n^ods«? 

I.  17. 

fy>«'\i'i.  Ml  also  in  II  (IIA.  \.'1'.\)  fpiiiT.  'I'lic  initial  f  is  (lil'ticiilt,  \n\v  iiiiLilit 
suspcrt  nf.  In  tlic  ctirrcsiiundin.ü,'  [)a!s.sat;cs  of  tlic  Dcniolic  \\c  lia\c  i\' .  rii-i/l, 
M .  p' 1/  jir  nt  )i  iiilc  >'N.  is  niy  nanic.  IM.  is  niy  (in-  nis.)  trnc  nanic".  iVoni  u  ln<-li 
WC  scc  tliat  rit-ijl  rc(|iiircs  nn  \\e.  In  nldcr  Dcniotic  rii-ijl  wonld  lic  wi-iticn 
/•/(-//.  Inil  as  tlic  siil'lix  ol'  llic  Ist  pcrs.  bccainc  t.  /  was  adilcd  (in  tu  lliculd 
s|icllinu'  w'itli  llic  siiriix  //:  and  lliis  //  iM'inn'  sdnndlcss.  it  lici^an  tu  lic  writtcn 
falsciy  witli  llic  2nd  ]ici-snn  alsd.  s(i  tliat  w c  incct  sonictiincs  witli  rii-i/k  in 
tlic  (iniistic.  \aryin!4'  witli  tlic  corrcci  rn-k.  llic  initial  f.  wliicli  sccins  tci  lichmt;' 
tu  thc  siiftix  -  fiirni  (if  tlic  wiird  pj^iv.  is  c\idcn1ly  mit  iiTaininal  ical ;  it  wnidd 
sccin    In    lia\('    liccn    jirclixcd    likc    tliat    in  cxcopg^.  \.'c.  withont    any  i^-ood    rcasnn. 

K<ii-  pfnn.uHT.    scc  i)Kr(is(  II .   ]i.  24,   lint  it  is  sonictinics  spellcd  rn  n  iii'' .lif'). 

As  i-ci>ards  thc  next  icw  lincs  I  l)a\c  imtliinu'  tu  add  tu  Kuman's  intcr- 
jirctatiun. 

II.  •20  —  21. 

ilCfV    f^OTH     ÜCfXl     OTd)     UcnV 
e>>t^Oife    CTl'SHO^^    .VIAIOOT    fr'pOT     K 

"'i'liat    tlicy    niay    niay    cunic    in    aii<l    rcply    tu    nie 

as    tu    thc    tliiiin'   aliiiiit    wliicIi    I    |iclitiun    thcin.       kiZÄwc.« 

'i'iic  nsual  c<inj.  lird  pl.  in  Dcniutic  is  /i/r-ir.  Imt  in  Loiid.  (liiosl.  II.  '.)  I  havc 
iiutcd    it-st  (»cf|. 

One  \aricty  uf  thc  cuniniun  lurinnla  is  as  lulluws  (Lond  (iiiosl.  II.  21).  »() 
Annliis  ....  cunic  tu  thc  muiith  fp«--(n)  uf  thc  niunths  uf  niy  ncsscI  (oui.  docs 
this  incan  thc  niunths  uf  thc  laiii|r:'|  tu-day  (vW  \u-«-V  »"^OTivI  iilr-k  :l  \^\\ 
n-y  ich  n  inf.t  iii''.t  Ijr  iiil.l  iil)  iih-y  sn  Ijrr-ir  »and  ti-ll  nie  ncw  s  (otco)  in 
Inith    iA'  cvciy   matter   aliuiit    wliich    I    (sliall':^!    cn([nirc". 

•siOTto:  see  aho\-c.  TIiitc  is  iiu  inslancc  u[' H  (^-x»:«?!)  in  this  lurinnla.  so 
•s\OTii>  lici-c  niay  lic  l'ur  nurnial  *'2£fOTto  tVoin  -xd».  and  is  pruhaldy  iiut  (piilc  ihc 
sanic  as  •2s\oyco  (h  irlj)  in  I.  S.     'l  irli .    I.rijd.  Gitost.  \\\ .  2  ahuvc,    rccnrs  in   \l.  2:>. 

«^cofe.  /(//  is  ali-cad\  iiscd  in  thc  (Jiiust.  in  lliis  scnsc.  thuiinh  pcrhaps  iiut 
in    this    rurnnila. 

f-T\  ---  uti-tj:  this  is  inlcrcstini;-.  and  sccni-.  tu  sliuw  tlial  nlf-y  is  in  this 
turinula  prcscnt  .  nut  tutnrc  (r-y  ul'tcn  =  eie-).  W'iicl  her  fT\  is  lur  *«"r-\-  ur  für 
*€Tei  1  du  not  feel  certain. 


')    So  Wessely. 

'')    Agreeing  witii  Ebman'.s  (•(iiiji-clnn'.   .\Z.  fSI!   p.  9(). 

13' 


90  K.  Ll.  Grikkuh:  The  Old  Coptic  uiagical  texts  of  Paris.       [XXXVIU.  Band. 

■snoT.  Tliis  early  instance  of  tlie  rare  and  ratlier  niysterious  Boli.  verh 
(Thot')  is  parlicularlv  intcrcstiiii;-.  I(  is  curioiis  tliat  it  sliould  correspond  liere 
to  tili'   Dcinutic   iii'<ni|i  .V«  u}\i\e.    "ciKiuire". 

fpoT  si-euis  tu  lic  fbr  cpoq.  A  similar  confusion  oi' q  .and  g  lias  takon  jdacH' 
in    Akhni.    fTikg^-  ^=  nTi<q- :  cta-cj-   (Steind..  Elias  p.  41):  cl'.  also  0.  ('.  llorusc). 

Doi's  K  nican  xx/.x-:?  (  T.  TT.  \;c.  in  Lti/d.  Gnost.  XVI.  XVII  at  tlie  end 
nl"  pre.scriptions. 

F.  1""  Il/y.  I.  1").  "('onu'  in  (()  nie  (-sfivuOK  .  .).  ior  I  am  N.  tlie  yreat  god" 
{vi'.  Lond.  Gnost.  11.22    "and   answer  nie  :t'/ik'S./.   for  I  am   Isis,   tlie   learned»). 

L.    t'"llb.    1.  :^H    et   seq.|. 

38.  »Beliold.  lie  tlial  conietli  froinC:')  tlie  mountaiii  at  midday  in  summer 
t<t  tlie  (yirl)  disligiired(?)  witli  34  dnst.  her  eyes  being  teart'ul,  her  lieart  groau- 
ing:  Her  lather  35  Great  Thotli  eame  in  unto  her,  he  a.sked  her  .saying,  "Wliat 
i.s  tlic  iiiattcf  willi  lliee,  iiiy  «iaughter  3(5  Isis,  tlion  iiKnirnerC:')  witli  dust, 
thine  eyes  iieing  teart'nl,  tliy  heart  witli  groaiis  37,  in  place  otY:*)  tliy  rainient? 
Refrain  froni  Aveeping  witli  thine  eyes".  Said  slie  38  to  liim  saying,  'Not  to 
nie   (1.  e.    it    is  noI   ni\    l'aiilt)    niy   father  Ape-Thoth,   Ape-3i)   'llioth    iiiy    tatlier. 

I    have   liecn    Mipj)!aiite(l (Vi   hy    myC:')  woman-friend,   I  found   40    

Neplithys  tliat  sjie  was  sleeping  witli  Osiris ,  [while  was  (eue  or  epfV)]  my 
hrother,    the  .son  of  niy   niother.    with  me'.     He   said  to   her  42  saying.    "It   is  a 

eoncnhitns   against  thee    my   daughte.r  Isis   43 "     Slie  said   to    liini.    "It   is 

a  coni-uliitiis  against  thee  0  my  father  Ape-Thoth,  A])e-Thoth  my  father.  it 
is  a  conceiving  of  niiiie  ....  (or  »woe  is  iiieny)'.  45  He  said  to  her,  'Arise 
my  daughter  Isis  4().  |go  s('el<(?)|  to  the  South  in  Thehes.  to  the  North  in 
AliydosC:*).  tiicri-  17  |are  iiiany  of  thosc  tliat|  trainpie(?)  tliere,  saying,  •'Pake 
to  him  Belf  soll  of  I'xlf.    hiiii  nf  the  liiazcii  foot  4S.    him  of  tliese  iroii    ankles  4'.). 

fastenedlVl    for    tliec    witli    a    doiilile    iroii    nail    "»O in    his    liead, 

lieing  twisted  in  Ins  feet,  heing  tied  in  his  tongiie  .')  1 .  i>eiiig  light  with  his 
swordf:'):  liring  it  hefore  nie.  pltiiige  (or  stain)  52  it  in  tiie  l)loo(l  of  ( )siris. 
place    it    in    the    liaiids    of .  .  .  r)3  ....    do    work'. 

'Pliis    fire    wliich    is    niysterious :    r)4    every    hurning.    cvcry    cooking. 

every  gnianing.  e\ cry  steaining  111.  1  every  sweating(?)  tliat  tlioii  (niasc.)  art 
going  to  iiiakc  iipou  ihis  hrazicr  2,  thoii  will  makc  thciii  in  tlie  licnri  and 
in  the  ma^otc  lor  llic  layiiig  my  KdJTt-iy)  '.>  oii  IJic  uavel  and  on  tiie  lieliy  <>f 
N.  hörn  of  N..  tiie  ln-inging  4  iier  to  the  dweliings  of  N.  son  of  N.  tliat  slie 
inay  put  wliat  is  in  5  hn-  liaiid  to  in\  liaiid.  wliat  is  in  her  moiitli  to  my 
moutli .   Sic.« 


')  ZoKtiA .  j).  102  1.  2(j.  Boh.  cTCKÄ'noT  .u.uoi  epoe  c-»picpTnofpÄ.(^in  cpoc.  s'noT  .seem.s 
liere  to  iiieaii  »ask  (a  favour)«,  biit  Sah.  •siiot*  i.s  »enquire. :  aiul  tlie  oiily  indication  iif  ■siio  as 
inf.  sci-iiis  to  \)p.  mtno  f^sr.(3-/.io«  (IVov.  I,  32,  Rev.  Kg.  II.  H.")9).  Stkindorkf,  Kopt.  tiiaiiiiii.  !;  245 
derives  'Xiior'»  froiii  u}o-xiie(:coi^iii). 


1900.]  F.  Ll.  Griffith:  The  Olcl  Coptic  inagical  texts  of  Paris.  91 

TliiTc  ;ii-c  in.-iiiy  i'X|irrssii)iis  licrc  rcc;illiiiL;-  tlir  (iiiostic  |)M|i\  riis:  ;i  c/ircriil 
(•nll;ili(in  is  niiicli  iiccdcd.  ^laiiy  ul'  Ki;ma\"s  rnnjcctiii-al  rcstorat  idiis  iVnm  ihc 
|iIiolciL;raiili  aml  Ri:\  illut  i"s  i'"!»)'  arc  (•(Hilirnicil  liy  AN'ksski.y.  IhiI  in  ullirr 
cascs    liiere   ai'e    iiii|icirtaiil    (lilTerences   of  reailiiii^-. 

\.'.\'.\.  HTf  is  |ii-esuiiialily  =:  OHTTf.  1  lia\ c  Ulli  yet  reed^ui/cd  ii  in  ihe 
Giiustie    DeiiiDlic    |(ir    »I.n.    iIkhi    tlial    coiiicsl    oii    Tt^OT    lieiini"|. 

Conipare  JmikL  Gnost.  verso  1\.  1  :  /•  llr {''-]/' >"^'' ''  h^'ll  /"' '""  ''  """''  n  k' '), 

»Horus  \va.s  [taken  ill],  goiny  ii|i  u|i(Mi  n  liill  at  midday  in  tlie  iniindation 
season,  mounted  on  a  white  liorsc".  '\'\w  iiumdatioii.  as  well  as  tlie  suiniiier 
seasoii,   is  excessively  liut. 

KTOT  is  puzzling:  t^^ot  es.  <SiS\s  seems  a  cdosely  knit  ex]>ression,  »tlie 
dustcovered  uiourner«  V 

1.  3").    W.  lias   cyocTO.   Ki;v.    t»oo  .  .  .:    read   «»otto? 

cpi  ec    |>ei-lia]is    sliuuld   he    »i^opevc    or   fope^c. 

kfe^^fuc;    iiote   tlie  lalse  ..  and   tlie   tonn   already    without  T. 

1.  )5(k  ^e  eTH  for  eg^TH  (not  uidike  f/)(;^eii  in  III  7  für  oe»)  lias  heeii 
already  pointed  out  l)y  Erman  on  ]>.  1<>7  of  his  iiivalualile  conniienlary.  wliieli. 
tliougli  written  nearly  twenty  years  ago,  eleared  away  so  niauy  difticulties  froni 
the  translator"s  path.    \V.   has   tlie   hci. 

1.  37.  HMi^HiiefTcuTco  A\'.  ev-nns".  uiven  in  tlie  next  liiie  liy  l\i:\  ..  iiiiist 
belon.ü'  liere.      (Tcutcij    is   fem. 

opii . uep.uooT :  one  sus[)ects  a  comiexioii  witli  oipcj.  wliieli  liowever  takes 
e,  not.  u    (eiuopq  .w.uo«  fx^isA  II  r'w.  N'IIi.  2(1).    al    least   in    tlie  sense  of  "avoid«. 

»ifTcnt^Tpe  W  Incfäfc  Kkv.).  wlio  eonlirins  tlie  ae  in  tlie  next  line.  WC 
may    tlierefure   restore   11.  H7— 3S    mcTf   nfffec   |«ftj|   3e. 

n*>»OTT  Ilev.,  ües.  nÄ>\OTT.  I  do  not  remeniber  tliis  kiiid  of  eoiintereliangcd 
rejtetition   in   tlie   Deniotic   (iiiostic    tlioiigli   p^   ooeiirs. 

1.  31).      iio'K:   tlie   precise   meaniiiy   I    do   not   know. 

T&.pfj.  contirined  l>y  W.  I  slioiild  correct  to  sonietliiiii;  like  Te>.p«'"i  »-wc^i.uf. 
»niy  woman-associate«,  ff.  pe-k'r  n'ds  »tliy  fello\v-I\tliiopiaii"  //  KIkiiii. 
VI.  9—10.  It  suggests  tliat  the  sini;-.  of  fpiir  w.-is  willionl  the  initial  e.  hiit 
txpHOT  exists  (ÄZ.  74,  12r)). 

Ki.ue  miglit  be   for  (^me : •x\.u\ ,   (»r  kuw   e    »diegin   to«. 

1.  40.    VV.   begins  with    «V.o) Ixev.  \oi)co<ye. 

1.40.  «pHC  iiiif  enPAiiT  iiu^fecDT:  Kkm.vn's  excellent  suggestion  of  Tiiebes 
for  ii€  and  ä.£scot  (Abydos)  for  iie»iicoT  is  strongly  confinned  by  tlie  passage 
in    tlie    Gnostic  (pioted    alxjve:    "wliose   (Üsiri.s')    head    is   in  the    south   of  Tliis 


')    By  tlie  kindiiess  u\'  Dr.  HuixiK  iiiid  ]Nh'.  U.m.i.   1   liave   heen  a\Ae.  tu  collate  in.-iny   pa.ssages 
in    tlie    MS.    of  the    |)a|)yiiis    which    are    very    ohsciire    in    llr.s.s'   piihliratinri.      The    \V(ini    liere    i.s 

cerlaiiilv    C_b,  not  '>A/>~^^  . 


92  F.  Li..  Grüiinii:    Tlic  Olli   ('oiitie   iiiagiciil   texls  of  l'niis.        [XXW'lll.  IViiia. 


(Al)y«l<>.s).   Avlidse   feet  nir   in  Tliebes«.     epHc  .  .  .  encAigiT  a^rccs  witli  tlu>  usaijp 
ol"  tlic  article   in   l  Kh.   {Khmii.   j».  !)S   1.21). 

1.  47.      UUHÖOAl  =  UHfTglO.Uy 

<Tf,  tlie  variaiit  i^ives  SiCf  i-atliiT  tliaii  xt.  |irrlia]is  Inr  (Tf  jvt  "tliat 
iIh'V   liavc   laivcn«. 

/y/  ..eye",  (ake.s  tlio  arlicli"  nut  Mit'fixcs  in  Dcnidtic.  fieAcj  tliercf'orc  cannot 
nu-an    "lii.s   cyc". 

1.   411.       fC.WOTT'     P]k:M.\N.     fC.WOWT     W  . 

1..')!.     fit'iwin   .seonis  here  ii.spil   Ibr  m  weapon.   WVi'  ferruiii. 

*-u»\'\.  iM\i\\  [\\ .  lia.s  tlie  i)  seems  the  true  fnll  form  ol' *is.ii\-  (;v»nHe :  A.nioTi). 
tlius  giving  llif  \  (icalization  oi'  tlii.s  cla.ss  oi"  ini[)('fativ('s.  >'■  "i/-  >'-i'!J-  arc  verv 
coinmon  in  (hiost.  Ijrlorc  direct  aml  indireft  olijccts.  N<i  douiit  llicsc  iui[)crati\e 
Ini-nis    werc   fvu».\.   .\in-ev»»T*   (cl'.    Cvp\-   and   ^.•2£\<•)'). 

eg^HT  Dem.  rJ/.l-y.   Kham.  p.  1)9,   1.25;   or  po.ssibly   fiHT   "ndi-lliward". 

^7)  n  mf  Land.  Gnosf.  III,  H4;  mfnWsr  Lexjd.  Gnust.  \\\\.  13.  14. 

111.  2.  II  .w^,OTC  =  j)'  /tiics  in  a  paralhd  ])as.sag('  Lri/il.  G)t(>!<f.  WY .  iU.  witli 
iirail.    Iniigs,    \;c. 

KOiT€.    KCOTf    liardly    KfOTf .  T    liinil)n.s. 

1.  4.  Hill.  In  //  h/i.  tlic  Word  O/  Ibr  »dwelling-lionse« ,  is  always  in  the 
plural .  //  ''ij-ir,  and  the  nicaning  hcrc  is  ccrtain  from  the  parallel  nt--^ ''y .  ir 
»her   dweüinns" .    Iji/d.  Guost.  \IY,  41. 

CM€Cie;  f'or  thi.s  form  in  Demotie  ef.  Khani.  ]).  94.  note  to  L  2<1.  In  Lfyd. 
Gnost.  verso   XVII   )}.   the   gloss   give.s   d^MCic. 

-AI.   1.12.      Read   üoiOT,   as  W.   and   the  facsimile. 

1.  IC).  Tf"\  nnooT  »here  to-day«  i.s  extremely  eomnron  at  the  (Mid  of  ad- 
jinaticiii>    in   IJic  Di'niotie.    wliieh    distinguishes   (Ji)rw  in  nooT  from  linr  in  ooot. 

().  1.  2)i.  »Soarf:')  to  licaven.  aronse  the  Snjireme  Spirit  to  follow  the 
Noide  Lady:  soar?  to  hotu  (( Jeeanus?) ,  aronse  Thoth  to  follow  tlie  ^fem. 
Rou.se   tili-    heart    of <•     The  lettering  beyond  is  very  donhtfnl,  v.  Wkssei.v. 

(5'oi  seems  to  he  hy  of  Lond.  Gnost.  II,  2,  Leyd.  Gnost.  X.  14.  in  tlie  Ibi-- 
mnla  ''ir>  ''w  /)'  u-yn  pyr  pyr  ji'  wyn  ^se  ^se  p'  uiyn  hy  hy  p  iryii.  "(rrow,  grow 
liuht:  Come  forlh.  come  forth  li-ht  1  K'isc.  risc  Üght  1  Soar.  soar  iightlu  t'f. 
I.ryd.  Gno.sl.  verso  XXI.  1. 

iifLcf,  \\  KssEi.vs  rcadiiii;-  conlirnird  !)\  the  facsimile.  seems  Wdrili  n<iting 
as  a  slightly  shorleiH'd  Ibi-m  lidbrc  tlir  direct  olijcct.  \\'i:ssi:i,v"s  iyuctjüv  (Cor 
i-il'wv)   in    1.  HO    illnsti-ates    tiiis    word. 

iKToi:  cf.  \\;oi  iji  l.I()4i{  (hclow)  // .S'y  vIäk  (Stkindoiut,  .l/T.l  S90.  52;  Kham. 
p.  ;)4).     in   tiie   Kiiji   papyrus,   e.  g.   XVlIl.  2() .   psy   seems   to   lie   llic  snprenu' 

dcily.      T^Ä-iiQ"!    is   evidenlly   '=>'\\A4f'i]  }>    >i''!J  ■  ■  ■  ■  I    ■'^P'^'-/   ocenr    Ibr   ()siris(?) 

'l  r.:/.i/-.s  &-X1C  is  tlie  rfniilar  l'nriii  in  Dciiiotic.  /  h'/i.V,  1  mit  jvsoc  ct.  Siruiir.  Vir/nim 
II,  ^  ;.n7. 


Hino.]  F.  Ll.  Griffith:  Tlie  Olli  Cnplic  magical  texts  of  Paris.  93 

and   Isis   at   PliiliP,   Br.,  Tlies.  1004.      Both  names  are  regularly  determined  by 

|^jg_^.    sliowiiiii-   llint    tlicy    .•irc    coniHM-tcil    witli    sii;iki'- \v()i'slii|i. 

Q.  1.  HH.  nft-p  is  j)hr  "encliaut«  [l\hnni.  p.  !)2),  (icciirrint;-  alsn  in  (liiosl. 
as  ^   and  pljr  (Hess,   Lond.  Gnost.,   Gloss.  ])]>.  0.  !)). 

For   fCTUC t^iiT   et'.  Ij''l-y  p  <•  Ij''!    Lfjjd.  (iiiosl.  wvsi^  W\.  \.    "Iicarl    of 

miiic.  my  Iieart".  Ih.  XIV,  'l'l.  24  wc  find  r  Ij.t-s  sp-sn:  caii  tliis  lir  Cor 
*f^HTC   «TCCÄny    ^V."s   rradins'  t^cHH    >dicr  Ix'llv"    is   worth   iinliu^-. 

1.  !)7.  .«eunfTec.wtT  .  op«?  W.  "and  tliat  lnl'l  wliicli  >\\r  tliinksiy).  \\yv- 
ciscIyC:'!« .       I    takc    op«?   to   lic    ad\i'rl)ial .    likc    /////'/    in    //  KIkiiii.  \\  .  8.    iV'c. 

licsidcs  llic  ( )ld  ('n]itic  ]iassaiir>  pii  1  ilislicd  li\  l'i-df.  Kijman  lliprc  is  (iiic 
(Wrssri.v.  Zauberpapjjri  1.1231  et  stM|i|.)  lo  wliich  Ckim  (P.S7/,1.  181)8,  l()2)]ias 
addc(l  ciiricctidiis  and  satisfactorv  ('X]ilanatiiins.  1.1233  in-x^pHCTOc .  1.123") 
(5■o)felc^..  In  1.1235  fnN»Ä.(i)  I\lr.  Crcm  lias  rccdiinizcd  tlic  iilirasc  ■>  Briiit;' Jan« . 
Wt    niay    cnmiiarc   ilic   absolute   form   euevi   noted   a]io\c. 

Twii  iir  tlirce  iuterestiii.ii'  seraps  are  noticeablc  in  turnini;'  uwv  llic  i('av(>s 
of  \Vi:ssi;i.y's  pulilicat  ion .  1.  .'il2  ro  üfov  irvp  y.vcl>e.  1.  1022  vw'iep.  1.1323  y.cU(l'To 
y.ifj.a.Ti'i  y.oß  vow  a  G"(C"ac  y.ui  cri'jjv  tyiv  9iy.ovuevY\v  o  y.a.rci—i~'j}y.'j}c:  tcv  ciEt^ojcv  ot/ni'  y.oi.t 
yu%fX€pov  s^spojv  Tcv  y.vKAcv  tcv  Yi?,iov  y.cii  tv^q  cr£Xy(V»]<.-  »Eartii -sliakin.i;'"  (cf.  kmto) 
niav  jierliaps  lic  n  false  meanin.t»'  attaelied  to  au  old  expression  »cartli-creator"  ') 
owini;'  to  tlie  woi-d  '////  »ereate«  beine  obsolete.  ey.siMpiw  oceurs  in  Lrijd.  (inosl.W. 
21:  ef.  IX.  17  Spelt  or  traiisliterated  ipiite  uninteliiL;ciit  ly  in  tlie  Deniotic.  ('f. 
»11/  ' r  jit?)  ip/if  {■^y^'^^J\>^)  »'l"  P  '  "  "'Z/"'  "^''-ly  tlie  Creatoriy)  tili  tlie 
World  witli  lidit".  /.»/id.  (iiio.^f.  II.  2Ci.  ('an  olti^  be  tlie  5(/)ic  ^^=^^Ml  •''•  *-'''""' 
Cf.  tlie  ilerivation  of  ii-fciiT.  !  am  iiielined  to  reiider  tlie  Coptic  titl(>  «Crni/or 
of  tlie  World,  (Wrilor  of  tlie  Drapnityi  or  riiderworld  (?),  Cmdor  of  Oeeanus 
(=  t\jv  y.\jy.Aov.   kv.)". 

1.1()43.  "Tlioii  wlio  hast  the  Be,<;-iniiiiiL;-  of  lyuypl  Ino  doubt  as  tlie  firsl 
of  crcated  tliing-s)  and  tlic  End  of  tlie  IJniverse.  lliat  rillest  in  ()eeaini'<  -loi 
(pvav^i  vivßvip   (corrccted   from   vev^p)   Pslioi    (Fate).   tlie   (Jod   ol'  (iods.« 


A  l'nll  edition  of  tlie  Demotie  ..(inoslic"  pMi>yri.  witli  ebihorate  indices. 
lexical  and  yrammatieal .  is  iiow  beiiiy-  commeni-ed  in  London,  llie  lieaviest  part 
of  tliis  laborious  biit  very  interestiim'  work  beiiiL;-  undi'rtaken  by  ^\v.  1  li:i;nr.i(T 
TiioMP.soN.  In  the  coiirse  of  il  lie  lias  just  discovered  tlie  iiidubilalile  s<ilution 
of  tlie    »enigmatic"    writinu-.   readinu'   in    it    y.:-yy.c'jil>a.T.   vcrry.vuix:-. .    kv. 

')    Earthquakes  and  thunderstoriiis  are  nf  tlie  iitmo.st   rarity  in   Kuy|)t. 


1)4 


Bdrchardt  u.  Schäfer:  Bericht  üb.  d.  Ausgrabun}!;en  h.  Abiisir.     [XXXVllI.  Band. 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Ausgrabungen  bei  Abusir 
im  Winter  1899/1900. 


Das  von  König  Ne-woscr-ret  bei  Ahusir  erbaute  Ref-Heiligtiini  nach  den  Ausgralmngen  1899  1900'). 

I.  Das  Re^- Heiligtum  des  Königs  Ne-woser-re^. 

\'()11     I-ri>\VI(;     RnliillARDT. 

Hierzu  Tafel  \' . 
LJ'ie  im  vorigen  .Ijiiiic  liei  ilcr  "Pyramide  1 5"  des  LEPsiu.ssohen  Planes  1)e- 
STonnenen  Ansgral)uni^en  des  Hij-liner  IMuseiims.  ülicr  welclie  fVnlici'  in  dieser 
Zeilselirift ■)  l)erielitet  woimIcii  ist.  sind  niil  den  \\ie(leruni  xmi  Hrn.  i>arnn 
V.  Bissing  freniidlielist  dazu  bestimmten  3Iitteln  in  diesem  .lalire  rortgesetzt 
worden.      Die   neuen   Ergebnisse   der  diesjährigen   Ai'beit    sind    Unrz   Iblgende: 


')    In  den  Lageski/zen  .sind  die  l)isher  freigelegten  Gebäudeteile  sehr.-iffiert.     \'ergi.  dazu   die 
ßenierkiin;,'  .ÄZ.  ISOil,  S.  4   Ariin.  I.  ^)    .Siehe   A'/..  fSilO.  S.  1  ff. 


_^^^'.,-  .^  J^^^^v^^ 


Reliefbruchstück  aus  dem  Umgang  hinter  der  »südlichen  Kapelli' 


Ztitwhr.  f.  Ägypl.  Si)r..  XXXVIII.  Band.    1900. 


Tafel  V. 


ReliefbruchstQck  aus  der  »südlichen  Kapelle».     Aus  den  Darstellungen  der  Grundsteinlegung. 

(Berlin.    1:8.) 


'00.     .Vus  den  Darstellungen  der  Jahreszeiten.     (Berlin.    1 :  8.) 


Verlag:  .1.  C.  üinnchs,  I.cipz 


HoRiiiARDi  u.  .Schäfer:  Bericlit  iih.  d.  Aus";rabaiigen  b.  Abusir. 


95 


Allgemeine  Anlage.  Das  Haupterucimis  fiir  die  weitere  Erl<eiiiitiiis  des 
(.rundrisses  der  gesamten  Anlage  ist  die  teilweise  Freilegiing  i'iiiei-  in  der 
vttrderen  Hälfte  des  Ilofteiles  zwischen  der  Südseite  des  Ohelisken  und  dem 
südliehen  Umgang  gelegenen  Kapelh'.  Der  in  (h'i-  südlielien  l"nd;issunusniaiH'r 
liegende  schmale  Gang  maelit  nändich  kurz  vor  der  Süd-Xnnl- Achse  des  ( )lielisken 
einen  rechtwinkligen  Knick  nach  Norden  und  geht  gerade  ;iuC  den  <)lielisken 
zu.  l'^in  Ausgang  nach  dem  hierdurch  nhyeschnittenen  westlii'heu  Teile  des 
lliiles.  südlich  Hellen  dem  (Jl lelisken .  scheint  inclil  hestiindeii  zu  h;ilien.  In 
diesem  hinteren  Teile,  der  sicher,  wie  die  ndcli  vorhandenen  geiiiischten  Be- 
kleidnngsLlöcke  am  ()lielisken  und  an  dei-  I  nit'assimgsmaner  zeigen,  unhedeekt 
war.    lauen    vielleicht    noch    Bauanlauen.    von    denen    aliei-    nui'    einiuc    unsichere 


Die  Maiieneoie  der   -ȟaikl.cii   Kapi-lle...     (Vuiu  t)l,eli.skcii  au>  gc=elicii.^ 


Spm'cn  erst  l)ei  Alischlids  dei-  Arltciten  zu  Tage  traten,  so  dals  Niiheres  dnrüher 
erst  spät(>r  ermittelt  wei'den  kann.  Den  liol'ieil  (istlieh  von  dem  nach  Norden 
liHifenden  Schenkel  des  Iiuyangs  nimmt  nun  eine  l)esondere  Ka|ielle  ein.  \nii  der 
hisjier  zwei  Räume,  deren  .Alanen:  noch  last  mannshoch  stehen.  nacliLicwiesen 
sind.  Wie  weit  die  I\;i|ielle  sich  nach  Osten  erstreckt,  win!  hoHenllich  auch 
die  nächst  jähriue  .ViTeit  zeis^-en.  I)cliniti\'  gesäuliert  ist  von  der  "südlichen 
Kapelle«  nui-  ein  schmales,  von  Süden  naeii  Norden  sich  erstreckendes  Zimmer, 
das  ihu-ch  eine  mit  (iranitpfosten')  eingeCafst  gewesene  Thür  in  der  Glitte')  der 
östlichen  Langseite  nnt  einem  davor  licgemlcn  Kaume  in  ^'er^)indl^lg  steht. 
Zu    dieser    Thür     luid    e\-entuell     zu    einer    (istlich    daxorliegenden     U'ehr>ren    ilie 


')    Nur  Standspuren.   Granitstaub   und  kleine   (iranitfraiinierite  der  Pfosten  .sind  f;efunden. 
-)    Die  Mittelachse  findet  sicli  westlich  hinter  dem  Gebäude  noch  auf  dem  Pflaster  aufgezeichnet. 

Zeitsclir.  f.  ÄKj-pt.  Spr..  XXXVIII.  B.-»!!,!.     IftOO.  14 


9(i  BoRciiARivr  »1.  Schäfkr:  Bericht  üli.  d.  Ausgrabungen  b.  Al)usir.     [XXW'llI.  Hand. 

Stücke  von  zwei  Thürsturzeu  mit  der  von  Pekrixg  veröffentlichten  Inschrift, 
die  im  k'tztcn  .Jahn-  in  der  Nähe  des  iirol'sen  Al;ili;ist('ralt;ircs  vei-woit'en  ye- 
lunden   \vm'<hMi'). 

Ob  etwa  ;nd"  der  Xordscitc  des  ( )l)eli.sk('n  eine  cntsprcclicmU'  »n<">rdliclie 
KaiiellC"  voi'handen  war,  läl'st  sich  noch  nicht  sayen.  Es  haben  sich  liis  jetzt 
mir  in  dem  hinteren.  westhcli<'n  Tcih'  des  Kaumes  zwisclien  Nor(hnauer  nnd 
Obelisken  eini'  Anzahl  von  Kalksteinbccken  getimden,  die  nnt  yerinucn  ,\1>- 
weichungen  den  Alabasterbecken  des  Vorjahres  ähnlich  sind.  Hier  dürfte  also 
irgend  ein  Opferhof  gelegen  haben.  Daher  ist  die  in  dem  Plane  am  Kopfe 
des  ersten  Berichtes  gegebene  Hypothese,  wonach  die  Blagazinreilic  an  der 
Nordmaner  sich  bis  an  das  westliclie  Ende  der  ganzen  Anlage  erstreckte,  wohl 
anfzugeben. 

In  der  östlichen  inid  westlichen  Umf;issnngsmauer  sind  zwei  ganz  schmale 
Dnrchgänge  auigefunden  worden,  die  aber  wohl  nur  während  des  Baues  1)en\iizt 
und  später  zugesetzt  worden  sind.  Der  auf  der  Ostseite  scheint  sogar  zuerst 
so  grofs  gewesen  zu  sein,   dafs  man  breite  Lasten   hindurchbringen  konnte. 

Aufserhalb  der  Umfassungsmauern  sind  einige  kleine  Änderungen  gegen 
das  Vorjahr  zu  notieren.  Erstens  fallen  die  bisher  angenommenen  Ziegelhäuser 
auf  dem  Plateavi  nördlich  von  der  Nordmauer  fort;  die  dort  sich  findenden 
Ziegel  rüliren  nur  von  der  Aidfütterung  tiir  das  Plateau  her.  Zweitens  haben 
sich  auf  der  Südostseite  im  Thal  sehr  geringe  Reste  einer  zweiten,  der  Stadt- 
mauer ]>arallellaufenden  Mauer  nachweisen  lassen. 

Konstruktionen.  Die  im  A'origen  Berichte  geschilderten  Konstruktionen  der 
3Iauern  und  des  Pflasters  haben  sich  auch  an  den  in  diesem  Jahre  freigelegten 
Teilen  gezeigt.  Nur  für  die  Errichtung  des  Plateaus,  auf  dem  die  Tempel- 
anlage steht,  hat  sich  unsere  Kenntnis  etwas  erweitert.  Hier  sind  Ziegelbrockcn 
imd  Krugscherben  mu-  für  einige  ludjedeutendere  Vertiefungen  als  Ausfüll- 
material benutzt  worden.  Die  gröfseren  Anflickungen  an  den  bestehenden 
AVüstenhügel  sind  in  i-egulärem  Ziegelmauerwerk  ausgeführt,  das  gegen  das 
Thal  zu  von  den  bereits  im  ersten  Berichte  erwähnten  Kalksteinfuttermauern 
zusammengehalten  wurde.  Diese  Kalksteinfuttermauer  liefs  sich  an  der  Nordseite 
noch  weit  gegen  Westen  liin  in  der  Oberiläche  des  jetzt  sehr  unregelmäfsig 
verlaufenden  Schutthügels  verfolgen.  Danach  gegraben  wurde  in  diesem  Jahre 
noch  nicht.  An  der  Südseite  des  Obelisken  wurde,  wie  schon  im  erslen  Jalire 
an  der  Ost.seite,  auf  dem  Kernmauerwerk  des  Obelisken  die  rot  gezeichnete 
.senkreclite  Mittellinie  gefunden. 


')  Der  Beweis  für  diese  bei  der  gän/.liciien  Zerstörung  unseres  Heiligtums  gar  niclit  weiter 
merkwürdige  Versclilepi)ung  liegt  darin,  dafs  ein  kleines,  die  Inschrift  der  PERRiNOsciien  Steine 
ergänzendes  Stück  an  der  Steile  der  otien  l)eschripbenen  Thür  gefunden  wurde.  Dies  Stückchen 
bestätigt    übrigens    die    im    letzten    Bericht    für   die    B.iuinscliiift    des  01)elisken    bereits    vermutete 


Lesung     1' 


1900.]  BuRc  iiARor  u.  Schäfkr:  Bericht  üb.  il.  Aiisgrahuiigcn  li.  .Vhiisir.  97 

Ausschmüching.  Für  die  ägyptische  KunstQ-e.schichte  brachte  die  die.s- 
jälirige  AiisgTabung.'speriode  eine  .selir  erfreiüiclie  ülKTraschung,  die  der  lii.sher 
.•dlueiiH'in  verbreiteten  Ausiclit  von  der  Sdmuieklo.sigkeit  der  'rciupcl  des  nllcii 
IxL'iehs  mit  einem  Schlage  ein  Ende  macht.  Das  vorige  Jalir  hatte  /war  scliuii 
gezeigt,  (hifs  die  Umgänge  innen  mit  ReUet's  verziert  waren,  und  dassell)e  zeigte 
sich  auch  in  diesem  Jalire  in  dem  km-zen  Stück  (h's  Umganges  hinter  (hn* 
»südhchen  Kapelle«.  Aber  durch  diesen  Befund  iiätte  man  sich  noch  nicht 
ülicrzeugen  zu  lassen  brauclicn :  unsere  Anlage  liraiiclile  ja  mif  einer  eigentlichen 
'renipehudage  gar  nichts  zu  thun  zu  haben.  Nun  ist  aber  in  diesem  Jahre 
auch  die  »südliche  Kapelle«  selbst  vollständig  mit  Reliefs  verziert  aufgefunden 
worden  und  z\var  mit  solchen,  die  aus  S2)äteren  Tempeldarstenungen  liis  in 
die  Römerzeit  himniter  tuis  geläufig  shul.  Es  kann  also  jetzt  gar  kein  Zweilel 
mehr  sein,  dafs  die  ägyi)tisclien  Tempel  bereits  im  alten  Reiclie  ganz  wie 
später   dekoriert    waren. 

An  Ort  und  Stelle  noch  an  den  31auern  sitzend  sind  zwar  nur  die  lieiden 
Reliefstücke  rechts  und  links  vom  Eingang,  sowie  ein  kurz<'s  Stück  auf  der 
^Vestseite  des  Zimmers  gefunden  worden,  aber  alle  übrigen  Fragmente  lagen 
mit  verschwindenden  Ausnahmen  so,  dafs  über  ihre  Ztigehörigkeit  zu  diesem 
Räume   kein   Zweifel   walten   kann. 

Die  Darstellungen  geben  einestheils  die  Gründtmgszeremonien  des  Tem])els 
wieder:  der  König  schnürt  mit  der  Göttin  der  Rechenkunst  zusanmu'n  die 
Achse  des  Tempels  ali;  schreitet  die  Baustelle  ab:  hebt  die  Finidament grübe  aus: 
opfert  mit  einer  Göttin  ülier  der  Grundsteingrube:  läfst  die  Tiiürangeln  des 
Tempels  herbeibringen  u.  s.  av.  Eine  andere  Reilie  von  Reliefs  bezieht  sich  auf 
das  Bjtjährige  Jubiläum  des  Königs  zur  Erinneriuig  an  seine  Ernennung  zum 
lvron]irinzen .  das  Ileb-sed'):  Der  König  sitzt  auf  dem  liohen.  unter  einem 
Baldachin  steinenden  Dop[)eltln'on'').  zu  dem  Treppen  Iiinaufführen:  ersteigt  die 
Stiden  des  Thrones  lierab;  ein  tragbarer  Thron  von  ganz  einfacher  Form  wird 
herl)eigebracht:  der  König  wird  auf  einem  Tragsesscl  getragen;  die  Träger 
.setzen  die  Sänfte  ab:  eine  Reihe  von  Leuten  wirft  sich  vor  dem  KTinig.  dem 
die  Standarten  der  Horu.sdiener^)  vorgetragen  werden,  nieder:  verschiedene 
Priester  und  lloflieamte,  einer  davon  mit  den  Sandalen,  ein  anderer  mit  Keide 
und  Bogen,  ein  dritter  mit  der  Peitsche,  folgen  dem  Könige:  der  Kernig  ist 
mit  verschiedenen  Festgew'ändern  bekleidet:  dem  Könige  werden  die  Füfse 
gewaschen;  die  Königskinder  werden  in  Sänften  liei-beigetragen:  Reihen  heiliger 
Tiere  werden  vorgeführt  u.  s.  av. 


'l  Wie  aus  dem  vorjährigen  Bericht  hervorgeht,  kamen  diese  Darslclliingen  auch  si'hon 
in  dem  südhchen   Umgang  vor. 

^)  Merkwürdig  ist,  dafs  der  eine  Sitz  hier  stets  gröfser  und  breiter  als  der  andere  dar- 
gestellt und  dafs  der  kleinere  immer  unbesetzt  ist. 

')    Sehr  ähnlich   der  Darstellung  auf  der  Sehieferplatte   von  Rom  el  ahniar,  s.  AZ.  1898  S.  81. 

14* 


9S  BoRciiARDr  II.  Schäfer:  Bericht  üb.  d.  Aiisgi-abungen  li.  .\biisir.     [XXXVIII.  Band. 


Diese  Darstellungen  scheinen  ebenso  wie  die  der  Tenipelgrüudung  je  in 
zwei  Exemidnrcn  vnrlianden  gewe.scii  zu  sein.  In  den  liiicn  tritt  der  König 
mit  der  Krone  von  ( )l)erägyi)ten.  in  den  ;iiidcnMi  n:il  der  \i>n  rnterägypton 
;uit'.  vnid  zwar  waren  diese  l>eiden  Serien,  wie  aus  den  ilrei  nneli  in  situ  ge- 
l'undenen  Stücken  ersielitlieli .  entspreeliend  auC  die  Nord-  und  Südliäll'te  des 
Zimmers  verteilt. 

Die  Auslulirung  dieser  Darstellungen  ist  ein  llaelies,  sehr  feines  Hoclirelief 
von  mälsigen  Alnnessungen.  jede  Bilderreihe  etwa  4(1  eni  lioeji.  Farlienreste 
sind  nicht   darauf  hemerkt   worden. 

Die  in  dem  Stücke  des  Umgangs  hinter  der  Tempelkammer  gefundenen 
Reliefs  sind  dagegen  mit  allen  Farben  noch  erhalten  geblieben.  Hier  ist  das 
Dargestellte  ganz  anderer  Art  wie  in  der  Kaiielle.  (rrofse  Figuren  von  Gott- 
heiten'), die  nach  den  Beischriften  —  oa  ^"^^  ^^^^^^  ttTtt  sind  erhalten  — 
die  Jahreszeiten  darstellten ,  bringen  dem  Sonnengotte  oder  dem  Könige  Opfer. 
Der  P^rntegott")  hat  ein  Ährenfeld  und  davor  das  Zeiclien  j  »Jahr«  auf  dem 
Kopfe.  Hinter  den  Gottheiten  ist  nun  in  mehreren  Reilien  ül)ereinander 
alles  dargestellt,  was  für  die  T)etrel?enden  Jahreszeiten  charakteristisch  ist.  Die 
unterste  Reihe  scheinen  Personifikationen  der  Gaue  Ägyptens  mit  ihren  hiero- 
glyphisehen  Wappen  einzunehmen.  Die  Führung  hat  jedesmal  eine  Nilfigur, 
deren  Körper  blau  und  mit  Wasserlinien  bemalt  ist.  Weiter  liöher  stehen 
Reihen  von  Bäumen  und  Pflanzen,  teilweise  mit  beigeschriebenen  Namen,  ver- 
scliiedene  Vögel,  flatternd  oder  auf  den  Eiern  im  Neste  sitzend,  Fische  im 
Wasser,  Haustiere  und  wdlde  Tiere,  sich  begattend  und  Junge  werfend .  ferner 
die  Menschen  in  allen  ihren  Beschäftigungen;  beim  Fischfang  mit  dem  grofsen 
Zugnetz  und  in  Reusen,  beim  Vogelfang  im  Schlagnetz,  beim  Kahnbau.  lieini 
Bootfahren,  ])eim  Säen,  beim  Gartenbau,  beim  Mähen  des  Getreides.  l)ei  der 
Feigenernte,  beim  Brauen,  beim  Ilonigsannneln .  auf  der  Jagd  in  der  Wüste, 
beim    Vieliweid(>n  u.  s.  w. 

Die  Bilder  geben  an  Erfindung  und  Feinheit  der  Dai'stcdlung  den  aus 
derselben  Zeit  stammenden  im  Grabe  des  Ptah-hotej)  bei  Sacjqara  nichts  nach. 
Man  i.st  sogar  manchmal  infolge  der  auffallenden  Ähnlichkeit  in  Zeichmmg  und 
Farbengebung  versucht,   an   einen  Zusammenhang  Iieider  zu   denken. 

Wenige  Relieffragmente  sind  auch  gefunden,  deren  Zugehörigkeit  zu  einem 
oder  dem  anderen  der  beiden  in  diesem  Jahre  ausgegrabenen  Räume  nicht  mit 
voller  Sicherlieit  angegeben  werden  kann.  Neben  den  Gauprozessionen  aus 
dem  Umgange  kommt  nändieh  aurli  ein  Fragment  einer  solchen  vor.  l)ei  der 
der  König  von  der  einen  Seite  und  der  sperberkiqifige  Gott  llorus  \'on  der 
anderen  Seite  die  Gaue  Ägv])tens   unter  ^'orantritt   des  Nils  aufeinander  zuführt. 


')    Audi  diese  Gottiieiten  sciieinen  zweimal  abgebildet  gewesen  zu  sein. 

')    Die  Allgen  dieser  Figuren  waren  eingesetzt,    ebenso    wie  bei   dem   Relief  des  von  einem 
Gotte  geküfsteii    iümigs,  das  im   ersten  Jahic  ^el'iuulrii    wurde. 


llti»'.]  BoRiHARDT  u.  ScHÄFER  :  Bericlit  üb.  d.  Ausgrabungen  li.  Al)usir.  99 

N'criiiutlicli  aehört  dieses  Relief  zur  Temijclkaminci-  und  iiiclit  zum  Tniiinnii-. 
jcdiicli  wcnliu  sieh  solehe  luid  ähnliche  Fr;it;cn  erst  im  I.;iul'r  der  weiteren 
Ziisnmmensetzuniisarhcit    IfKeii    InsNcii.    zu   der  lii^licr   nudi    krim-   Zeil    u.-ii-. 

Ein:elfu)ide.  Die  üIxtmII  im  Sch\itt  vcrslrriitcu  Steinmesscr  und  Pfi-lni. 
die  jeder  Datiernui;-  ihu'ch  die  i-'un(hnnstände  entbeliren.  sind  kaum  drr  Kr- 
wälinunii'  wert:  aucli  wurden  einige  Gewichte  ji-el'undcn.  Xdn  Inicrcsx'  war 
aller  ein  Münztund.  Vor  der  Südseite  des  ObeUsken  wurde  im  Seliutt  ein 
verschlossener  kleiner  Tlioidvmn'  mit  Gojd-  und  Sillicrnuinzen  Pliili|i|i-~  vnn 
]\rarednnien   mid   Alexanders    lici'unden. 

(leschirhte  des  Bauwerks.  tdier  die  Scliicksale.  die  unser  Ileiliuliim  seit 
seiner  Bei^TÜnduni;'  diu'chzuniachen  liatt(%  hat  sieh  eiiiiiics  neue  in  diesem  Jahre 
ermitteln  lassen.  Im  n.  R.  muls  ein  nielit  näher  zu  Ix'stiuuuender  KTmiu'  seinen 
Namen  in  die  Bekleidiuiii'  des  Obelisken  haben  einhauen  lassen.  Bruchstücke 
Aon  ilieser  Inschrift  sind  uns  erhalten.  Der  Oljelisk  selbst  nnü's  erst  eingerissen 
worden  sein,  als  die  »südliche  Kapelle«  schon  teilweise  zerstört  war,  denn 
nur  ein  Teil  der  Reliefs  dieser  Kapelle  fand  sieh  nueh  \ur  und  ülier  ihnen 
die  ziemlich  starke  Schicht  der  gestürzten  llintermauerungslilrieke  des  ()b(disiien. 
Dieser  Einsturz  des  Obelisken,  oder  wohl  liesser  dii'  absieht li<'lie  Zersti'u-ung  zur 
(iewininuig  der  weifsen  Kalksteiid)l(")cke  der  Bekleidung,  nuifs  \  nr  dem  \  eriiralien 
des  3Iünzfuudes  stattgefunden  haben.  Als  Zeichen  \on  Arbeiten  in  unserem 
Jährliundert  fand  sich  auf  der  Nordseite,  wu  Perrixg  gesucht  hatte,  ein  alter 
Arbeitskorb  luid  (dienso  auf  der  Südseite  in  der  Kapelle  sen)si  fast  diidit  auf 
<lem  Pilaster  ein  solelier  luid  aufserdem  eine  moderne  arabische  Perlensehmn-. 
Diese  k(")iuH'ii  nur  von  Ausgrabungen  herrühren,  die  Reis  i\uiii  llanizaui.  wie 
er  uns  mitfeilte,  auf  Anordnung  ]M.\riktti:s  und  .M asi-i:i!<is  zu  zweien  .Malen  vor- 
nahm.   Min    denen    alier   nichts    in    die    I  )(rentliehkeit    gednnui'en    ist. 

Verlauf  de?-  Arbeit.  Am  II.  Januar  wurde  die  Arbeit  begonnen.  Bis  zur 
Ankuid't  tind  Verlegung  der  beiden  Fi'ldl)a]uien .  die  xom  ])reul"sischen  Kriegs- 
ministerium Ireimdliehst  herncliehen  waren,  und  die  auf  den  nru-dlielien  und 
südlichen  rmfasstmgsmauern  den  .Schutt  nach  \\"esien  brachten,  verstrieli  einige 
Zeit,  so  dafs  erst  etwa  zelui  'Page  später  der  xulle  Beti-iei.  aufi^enommen  werden 
konnte.  Am  IJl .  Januar  wurden  die  ersten  wesentlielien  Sjiureii  der  »südlichen 
Kapelle«  e-et'iindeu  und  drei  'i'age  darauf  das  erste  noch  in  situ  betindliche 
Relief.  Daraui'  wurde  die  Stelle,  die  ausnahmsweise  tief  ausgegralien  war. 
wieder  mit  weichem  Schutt  zugedeckt  uiul  erst  die  ganzen  auf  Kapelle  und 
Umgang  lagei-nden  schweren  Blöck<'  der  Obeliskeniüntermauernng  entfernt.  Krsi 
nacli  dem  In.  Februar  konnte  dann  die  Ausgraliung  der  »südlichen  Kapelle^ 
Avieder  aulgenonnuen  werdin.  .\m  IT.FcIiruar  war  sie  beendet.  Die  Tage 
bis  zum  '11.,  dem  Selduls  der  diesjälirigen  kurzen  (rrabung.  wurden  durch 
Magazinieren  und  Veri)acken  der  Funde  und  des  Arbeitsmatcrials  in  Anspruch 
genommen.  Die  höch.ste  Arl)eiterzahl  betrug  ir)0  3Iann,  Männer  und  Knaljen 
zusammengerechnet. 


100 


BoRCHARnr  u.  Schäfer:  üi'richl  Uli.  (1.  Au,suial>uiigeii  li.  Almsir.      [WWIII.  U.iiu 


Fast  während  der  ganzen  Dauer  der  Grabun.c:  hatte  ich  mich  der  that- 
krärtiiien.  selbst  bei  unaniieiiclinicii  Arlicitcn  nie  A'ersageiulcii  Hilfe  des 
Hrn.  Dr.  Tiiiekscii,  Assistenten  beim  Köniulielien  Antiqiiarium  zu  31ünelien.  zu 
erfreuen,  dem  ich  aueh  an  dieser  Stelle  meinen  Dank  auss]ireclu'.  Eine  AVoclip 
lau«:  in  der  Pause  zwischen  seinen  Reisen  nach  Siwn  luid  nach  Nubien  \uiter- 
stützte  uns  auch  Steixdorff.  gerade  zu  einer  Zeit,  wo  wir  besf)nders  der  llilfo 
bediu'ften.  Den  yriUstcn  Dank  liin  ich  jcdoc-li  meinem  Freunde  Schäfer  schuldig, 
der  seine  ganze  freie  Zeit  der  Arbeit  füi-  unsere  Ausgrabung  opferte  und  dem 
ich  mieli  namentlich  für  wiclitige  Avifklärungen  über  die  Grundrifsgestaltung 
der    »südliclicn   Kapelle«    verptlichtet  fühle. 

Dafs  auch  Daron  v.  Bissing,  dessen  Freigelngkeit  die  Grabunii'  zu  danken 
ist.  ihrem  Fortgange  mit  regem  wissenschaftlichen  Interesse  folute.  bedarf  wühl 
keiner  besondei"en  Hervorhebung'). 


')  Einem  von  Baron  v.  Bis.sing  ausgetl rückten  Wunsche  gemäfs,  mag  liier  noch  als  lur  die 
Vorgeschichte  der  Ausgrabung  interessant  hinzugefügt  werden,  dafs  derselbe  sich  seiner  Zeit  aus 
eigenem  Antriebe  den  von  der  Generalverwaltung  der  Königlichen  IMuseen  um  Abgabe  eines  Gut- 
achtens ersuchten  beiden  Herren  bei  der  N'orbesichtigung  anschlofs,  und  dafs  dabei  in  ihm  der 
Entsclilufs  gereift  sei,  den  Königlichen  Museen  die  IMittel  l'ür  die  Grabung  zur  \'erl'ügung  zu 
stellen. 


gvi«;. 


Si'liiiitt  von  Süden  nach  Norden. 


i;»oo. 


BoRCHARDT  u.  Schäfer:  Bericht  üb.  d.  Auss'rabunj'eii  b.  Abusir. 


101 


Pyramide  des  Nc-woser-Re* 


Der  Tempel  der  Pyramide  des  Königs  Nefer-er-lic-re'. 

IL   Versuchsg-rabuüg  im  Tempel  der  Pyramide  des  Königs  Nefer-er-ke-re' 

^'oii    IIeixrkii   Sciiäfkk. 


Wälu-end  der  Arlx-itcn  im  Ref-Heili,ü:tum  des  Ne-woser-Re^  im  AVinter  18!)8;9J) 
waren  uns  die  ofi'en  zu  Tage  treten<l(>n  Reste  der  Temjx'l  vv  den  grofsen 
Pyramiden  \  on  Almsir  ;iui'gefall(>n.  die  rincr  (u-dtung  günstige  Ergehnisse  zu 
verspre<-iieu  seidenen.  Im  IlinUliek  d;ir;iuf  hat  sieii  die  Generalverualtnnu-  der 
Königlielieii  Museen  ilire  Ausgraliungserlaulinis  auf  das  ganze  Gebiet  der  i'yraniidcii 
von  Abusir  ausdelinen   bissen. 

"Wegen  der  Ziegelhäuser  im  Re'- licibgtum')  hatten  v(ir  allem  die  gri)(scn. 
verhältni-smälsiü-  i;ut  erhaltenen  Reste  vcm  Zicgclmauerwcrk  vor  der  grölsten,  der 
südliehsten  der  drei  Pyramiden  (Lri'sns.  Nr.  21l  unsere  Aulnierk-samkeit  erregt. 
Dazu  kam.  dals  da.s  Geräeht  sieh  immer  mehr  MTsliirkte.  der  Kairener  Ileclmung.s- 
papyru.s  des  a.  R.')  .stamme  aus  diesen  Ziegelhäusern.     So  beseldols  die  General- 


')  Die  sich  inzwisdien  als;  sjjätere  Bauten  erwiesen  haben. 
-)  Vergl.  Aegyptiaca,  Festschrift  für  Georg  Ebers,  S.S. 


1  02  BoRCHARDT  u.  Schäfer:  Bericht  üb.  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.     [XXXVIII.  Band. 

vorwaltiinsr  an  diospv  Stelle  eine  kurze  Versuelise-ralinnü'  vorzunehmen,  die  dieses 
Cn-rüelit    prül'cn    und    ülicr  den   Zustand   der   Bauten    Klarheit   versclialVen   solUe. 

Die  Gehäude  lie,i>'en  in  dem  Winkel,  der  von  der  südlieli.sten  und  der  mitt- 
leren, dem  Ne-woser-Re^  gehöri.s^'en .  Pyramide  yehildet  wird.  Gerade  die  Stelle, 
an  der  die  Ziegelhäuser  zu  Tage  gelegen  hatten,  Avar  von  Sehaehgrähern,  die 
die.sen  Platz,  Avie  das  Re*"- Heiligt  um  de.s  Xe-wo.ser-Re<^,  lange  ausgeheutet 
liahen.  stark  zerstört.  Dagegen  landen  sich  östlich  und  südlich  und  Avestlich 
davon  di(>  gewcilsten  Ziegelmaiiern  unter  dem  Sande  meist  his  zu  einer  Höhe 
von  2.00  ni  gut  erhalten  Aor.  Ihren  Verlauf  zeigt  die  olien  gegehene  Plan- 
skizze. Über  die  Erkläriuig  des  Grundrisses  enthält  man  sicli  A'orläufig  am 
besten  jeder  Vennutung.  Kein  ZA\-eitel  aber  kann  darüber  sein,  dal's  Avir  einen 
Teil  des  Tem]iels  der  Pyramide  A'or  uns  haben,  jedoch  nur  den  aus  Ziegeln 
gebauten  A"orderen.  Der  aus  Kalkstein  gebaute  Ilauptteil  ist  Aon  dem  Schutt 
der  dahinter  liegenden  Pyramide  A^erdeckt.  Wir  konnten  A'on  ihm  nur  seine 
allerersten  Anfänge  feststellen.  Von  einer  Verfolgung  dieser  Reste  aber  mufste 
zur  Zeit  abgesehen  Averden.  Es  fand  sich  hier  ein  ganz  kleines  Bruchstück 
eines  Reliefs.  Auch  die  Nordhälfte  des  Aorderen  Teiles  ist  hoch  A'om  Schutt 
der  Pyramide  des  Ne-Avoser-Ref  bedeckt.  Von  den  Mauern  sind  einige  sicher 
erst  später  eingebaut,  Avieviel  etwa  einem  Bau  angehrirt.  der  älter  als  unser 
Tempel  ist.   können   erst  spätere  Untersuchungen  lehren. 

Zwischen  den  beiden  östlichsten  3Iauerzügen  der  Skizze  liegt  ein  merk- 
Avürdig  gestalteter  Ziegel -Estrich,  der  A'on  der  westlichen  der  bei(leii  3Iauern  in 
einer  konkaven  KnrA'e  zu  einem  ihr  parallel  laufenden  niedrigen  AVulst  abfällt. 
In  dem  langen  Querraum  hinter  dem  Thor  fand  sich  die.  allerdings  A'ei'Avorfene. 
Kalksteinbasis  einer  vierteiligen  Bündelsäule.  \'on  besondereni  Interesse  sind 
die  kleinen  Käiuue  in  der  SüdAvestecke  der  Grabung.  Hier  liegen  Wirtschafts- 
räume. In  dem  einen.  A'on  dem  eine  tlache  Rampe  zu  einem  steilen  Treppen- 
aul'ii'anü'  führt,  stand  ein  sauber  gearbeiteter  unterer  3Iahlstein  noch  an  seiner 
urspi-üiiiilichen  Stelle,  der  A-orn  un<I  an  den  Seiten  Fächer  l'ür  das  31ehl  ent- 
hält'). Die  beiilen  anscliliefsenden  Räume  sind  Speicher,  in  denen  sich  Reste 
der  Ilolzsclnvellen  und  Verschlüsse  gefunden  haben.  Auch  Feuersteinmesser, 
sowie   ein  GcAvicht   Avaren    hier  zerstreut. 

Durch  die  Auftinihiny  eines  Fayenccstüeks  mit  dem  Zeichen  [_J  und  einer 
Scherbe  mit  dem  vollen  Namen  (oj"??"]  konnte  festgestellt  werden,  dals  die 
Pyramide  dem  IvTiniiic  Xefer-er-ke-ref  angeliört").  Ein  KrugA-erschlufs')  nennt 
die  Titel  eines  Beamten  und  den  Ilornsnamen  Tq^K.  der  einem  amieren  Könin- 
angehört. 


')    Jetzt  im  Berliner  Museum   Nr.  l.")42"2. 

')    Dazu  stimmt  aucli  der  Inhalt  des  erwähnten   Kaiiencr  He(  linungsbuchs. 

')    Jetzt  im  Berliner  Museum  Nr.  15423. 


l'JOO.]  BoRCHAiuiT  II.  Schäfer:  Bericlil  üli.  d.  Ausgrabungen  li.  Aliusir.  103 

Wie  das  Re^- Heiligtum  des  Ne-woser-re^  ist  auch  dieser  Tenijx'l  scliou 
zii'inlich  früh  verfallen  gewesen.  Wir  haben  aufsen  an  der  Mauer,  nördlich 
vom  Thor,  zwei  schlecht  erhaltene  unbeschriebene  Kastensärge  gefunden,  die 
nncli  ihrem  Bau  unzweifelhaft  dem  m.  R.  angehören^).  Glitten  im  Tlior.  sowie 
an  der  südlichen  Längsmauer  waren  ferner  rohe  Särge  .später  Zeil  in  Mumien- 
form, darunter  ein  weil'sgesTrichener.  Iieigesetzt,  die  mit  Stricken  zugebunden 
waren. 

Die  Grabung  wurde  am  30.  Januar  mir  zelui  .Alänncru  und  '2n  .Inngen  l)e- 
gonnen  und  am  ö.  Feliruar  geschlossen,  hinterher  aber  wurden  noch  zwei  weitere 
Tage  darauf  verwendet,  das  Freigelegte  wieder  sorgfiiltig  zuzvischütten.  Die 
Arbeit  wurde  von  mir  geleitet,  da  mir  meine  damalige  Thätigkeit  im  Musemn 
von  Kairo  wegen  des  Beiramfestes  gerade  einige  Tage  freie  Zeit  liefs,  die  durch 
die  Güte  des  Hrn.  Generaldirektors  M.\spkro  noch  etwas  verlängert  wurde. 
Gelegentlich  wurde  ich  von  Borchardt  abgelöst.  Avährend  ich  ihn  im  Re^- 
Heiligtum  vertrat.  Von  ihm  ist  auch  die  Aufnahmeskizze  angefertigt.  Die 
3Iittel  auch  zu  dieser  VersuchsgTabung  sind  von  Hrn.  Dr.  v.  Bissing  den  König- 
lichen 3Iuseen  in  freundlichster  Weise  zur  Verfügung  gestellt   worden. 

Wenn  auch  vorläufig  tler  eine  Zweck  unserer  Grabung  nidii  cireichr  und 
kein  Stück  eines  Papyrus  gefunden  worden  ist.  so  hat  doch  diese  kurze  Ver- 
suchsgrabung  gezeigt,  dass  sich  einer  gröfseren  Arbeit  an  dieser  Stelle  Aussicht 
auf  Erfolg  bietet. 


Der  Name  der  Überschwemmungsjahreszeit. 
\'on   IvuKT  Setiie. 


Uer  Name  der  ersten  Jahreszeit  des  altägy|3tischen  Jahres,  der  Überschwemmung") 
wurde  bisher  meist  sS-t  gelesen  auf  Grund  der  in  späterer  Zeit,  vom  n.  R.  an 
üblichen  Schreibungen  I^H')  oder  IM^)  und  TiLT-'^)  oder  IM,").  IhA's  diese  hesung 
indessen  nicht  richtig  sein  kann,  geht  aus  der  älteren  hierogly])Iiischen  Sclireibung 
hervor,  die  im  a.  R.  und  m.  R.  die  Regel  ist  und  sich  auch  in  den  älteren  In- 
schriften des  n.  R.  bis  in  die  Regierung  Thutmosis'  III.  hinein  noch  behauptet. 

')  Neben  dem  einen  stand  ein   einfacher  Tlionkrug. 

2)  Vergl.  Brcgsch,  ÄZ.1866, -21. 

3)  LO.  m,  43.  68.  141f;  Berlin  2074  (=  LD.  III,  114»). 
*)  LD.  III,  81(/.  170;  Kairo  583  (Dynastie  18). 

^)    Nastesen. 
")    Kanopus  32. 

Zeitschr.  f.  Äeypt.  Spr.,  XXXVIII.  Band.    1900.  1 5 


104  KiRr  Seihe:    Der  Name  der  ("lierschweiiiiiiiingsjnhreszeit.      [XXW'III.  Band. 

Diese  Schreibung  liegt  in  folgenden  Varianten  vor: 

AVle  man  sieht,  stellt  hier  das  O  stets  vor  der  Femininal- Endung  o  /;  es  kann 
daher  niclit,  wie  man  es  sieh  bisher  dachte,  das  Determinativ  der  Zeit  O  sein. 
Dem  widerspräclie  auch  schon  die  Thatsache,  das  dieselben  Inschriften,  die  den 
Namen  der  ÜberschAvemmungszeit  so  schreiben,  die  Namen  der  beiden  anderen 
Jahreszeiten  ohne  das  Determinativ  O  lassen:  <rr>  und  r:;^,  "vvie  das  in  älterer 
Zeit    überliaupt    das    Gewöhnüche    ist*).      Überdies    ist   in    manclien    Inschriften 

das  O  tles  Namens  MU   aucli   deutlich   von  dem  O  unterschieden,   so  z.  B.  stets 

O  o 

in   den  Inschriften  von  Siut  nach  der  Publikation  von  Griifitii:    li  MUÖ   «erster 

O     o  — 

Monat  der  Uberschwemmimgsjahreszeit  Tag  1«,  1  '-""  (vergl.  ibid.  299  u.  oft,  so- 
wie LD.  II,  USa.  b.  f.    149/). 

Thatsächlich  ist  denn  das  O  in  unserem  Namen  auch ,  wo  es  detailliert 
ausgelulirt  ist,  deutlich  ein  ®  h:  so  ^^^22^2:^::::::;^^-^!«:^^^  i"  *^^t'r  Darstellimg  der 
Jahreszeiten  aus  dem  Sonnenheiligtum  ^'f^^%'^^  '^'"■''  ^^önigs  K-icir-r<:  bei 
Abusir.    jetzt    in    Berlin"),    und      rrTr  J^^'*^^    g         in     der    Inschrift    LD.  IL 

136o,     wo     das     //     stets     die    ©^  Form  ©    hat"'). 

Hierzu  stimmen  auch   die  cälteren  hieratischen   Formen: 

^C-i'  LD.  II,  \(j  (Pyramide  von  Dascliur) :      ^*^k      Kaluui  II,  17; 
GS!     Ilarhotep    384.    393"):  _-,  >^    Kbeks    OLG. 


•)    A.  R.:  Kairo   1330  (=  Mar.,  Mori.  div.  94).     Mereruka. 

=)  A.R.:  LD.  II,  115.  Pyr.  N.  996;  m.R.:  LD.  II,  136c.  1386./.  149rf./.  Sinti,  277. 
•299  u.  oft;    u.R.:  LI).  III,  IGo.    Derelbaliri  III,  83. 

ä)    A.  R.:  Ilerchuf  (ÄZ.  1893,  65);   m.R.:  LD.  II,   138a.    149?. 

*)    N.  R.:  Petrie.  Six  teinples  IX;  LD.  IH,  5.  ")    M.  R.:  Iinny  4  (=  Benihassan  1,  8). 

»)    M.R.:  Loiivre  C.  3  (.\bdr.).  ')    M.R.:  LD.  II,  149c  (Dynastie  11). 

')  Das  O,  das  in  Daten  dem  Namen  der  Jahreszeit  folgt,  wie  in  dem  oben  mitgeteilten 
Beispiel  aus  Siut.    ist  nicht  Determinativ,    sondern  das  Wort   -Tag«,    das  im  Dekret  von   Kanopus 

M   '  yi^G  **■"  geschrieben  ist  und  sicii  im  Koptischen  als   coy-  erhalten   hat.     .\ls  Determinativ  der 

Jahreszeiten   findet   sich  O  zuerst   in   dem  Hymnus   auf  Senwosret  III.  in  den  Kahunpapyrus  (ed. 
GHiFFirH  II,   17),   sodann  Ebers  31,6,   in  beiden  Fällen   niciit  im  Datum.     In  älteren  Inschriften 

findet  sich  statt  dessen   auch  s   (JiljT  Imny  4)  oder   \  .    das  Zeichen    des  Wortes  \    tr 

•  Jahreszeit"  I  a,  \     und   1   u   1   ^\     Grab  des  Bbj  bei   Klkabj. 

')    Siehe  oben  den  Bericht  von  Borchardt. 

'")    Vergl.  auch  LD.  II,  138a.  b,  wo  die  Publikation  in  dem  Namen  .'^^l  aber  nur  O  giebt. 

")  Ich  verdanke  den  Hinweis  auf  diese  Schreibung  Hrn.  Dr.  Georg  Möller.  Maspero  iiat 
die  Grup])e  beide  Male  falsch  gelesen. 


1900.]  IvLKT  Seihe:    Der  Name  Jer  Übeischweiimiungsjahreszeit.  105 

Und    auch    die   kursiven   Formen,    welche   in   den   Datieruiiuen   ühlich    sind, 
lassen   sich   wohl  au.s    J-tM    ableiten : 

KaJiun  XI  15.   XII  (!.    Xlll  !>  u.  oft: 


J^    Kalender  des   Pap.  Ebers;      ^^ 


.AI;itlicni.   liandh..    Scliliirsuntizcn. 


Da  das  Zeichen  TtTtT  als  Silbenzeichen  den  Lautwert  aV  hat .  so  könnte  man 
den  Namen  der  Üherschwemmungszeit  nach  den  älteren  Schreibung'cn  an  und 
für  sicli  ^y/t-/  lesen.  In  diesem  Falle  wäre  es  aber  auffallend,  dafs  dem  Zeichen 
TdtT  im  Ilieratischi'n  niemals  sein  ])hoii(tisches  Kom]i!eni<'nt  v  zui;efüi;t  wir<l, 
wie  es  doch  son.st  im  allgemeinen  üblich  ist').  Des  weiteren  wäre  es  dann 
ujierklärlich.  dafs  man  auch  IM.  TiM.  IM..  IlM  ohne  ®  li  schrieb").  Diese 
Schreibungen  könnte  man  dann  doch  nur,  wie  es  ja  auch  bislicr  stets  geschehen 
ist,  ^/-Hjez.  ^/-(O  lesen;  denn  das  ®  h  gehört  nicht  zu  den  Konsonanten,  die 
beliebig  unbezeichnet  gelassen  werden  können.  Andererseits  ist  auch  ein  Weg- 
fall dieses  Konsonanten  sonst  nicht  zu  belegen,  so  dafs  nn  die  Entstellung  einer 
jüngei-en   Form  si-t  aus   einem   alten  slh-t  nicht  w^ohl  zu   glauben   ist. 

Man  wird  nach  alledem  vielmehr  zu  dem  Schlufs  genötigt,  dafs  das  Zeichen 
JtTtT  in  dem  Namen  der  Uberschwemmungszeit  nicht  ;d>  phonetisches  Silben- 
zeichen äV.  sondern  als  ideographisches  Wortzeichen  stellt,  das  die  I'berschwem- 
numg  darstellen  soll').  Dieser  Schluls  wird  durch  die  bereits  erwähnten  Berliner 
Tvcliefs  von  Abusir  bestätigt,  die  die  Gottheiten  der  Jahreszeiten  ilarstellten. 
AVie  hier  der  Gott  des  Sommers  ^^^|^^  hinter  dem  Zeichen  |  für  Jahreszeit 
als  Abzeichen  ein  Kornfeld  auf  dem  Haupte  trägt,  so  trug  die  (iöttin  der  Uber- 
schwemmungszeit TtTtT  ^  ein  Wasserbecken,  aus  dem  Ptlanzen  mit  langen  Stengeln 
em])orwachscn  (s.  nebenstehende  Zeichmuig).  Wenn  hier  auch 
nur  die  Stengel  der  Pflanzen  erhalten  sind  (ebenso  wie  links 
davor  vom  ]  nui-  das  untere  Ende),  so  kann  doch  wolil  kein 
Zweifel  sein,  dafs  diesem  Bilde  der  trberscliwcninuuig  die  Hiero- 
glyphe TtTtT   in   dem  Namen  der  Jahreszeit  entspricht. 

Als  ideographisches  Zeichen  ist  uns  die  Hieroglyphe  TtTtT  nun  aber  auch  sonst 
noch  bekannt.  In  den  Pyramidentexten  begegnet  uns  nicht  selten  ein  Verbum  IV 
infinnae    Ulm    oder    A'///,    das    mit    diesem    Zciclicn')    geschrirlirn    wird:    (j  '^v  © 

')    Setiie.  \'(>i-lmin  I.  §  72.  3. 

-)    Sielie  nhcii,    ein   ältt-res   Bei.spicl   LI).  II.    Ilitf    ebenda. 

')    Hiei-aus    erklärt    sich   vielleielit    aneli   der  Strich    in   der  Srln'eilmn^   iMÜ         Loiivre  ('.  3. 

I      ^ 

■"j    Die  Vermutung  von   Griffith  (Ilieroglyph-s  j). -JS),    dal's  sich  da.s  Zeichen  in  dem  Worte 

tih  möglicherweise  von  dem  Silbenzeiclien  hi  derart  unterschieden  habe,  dafs  es  im  ersteren  Falle 

Papyrus-,  im  letzteren  Lütus])flan7.en  darstellte,    l)estätigt  sich  nicht.     Das  Zeichen  sieht  in  beiden 

Fällen  gleich  aus  und  stellt  beide  Male  Lotuspflanzen,  Blüten  imd  Knospen  dai",   so  ist  z.  B.  zwischen 

15* 


106  KiRT  8et!ie:    Der  Name  der  Ühersclnvemmiingsjahreszeit.       [XXXVIII.  Banci. 

TtTJ ').  wotiü-  sich  einmal  auch  die  bedeutungsvolle  Variante  U  "^J^-)  findet.  Das- 
selbe Verbuni   lieyt  in  gewissen  Texten  aucli  in  der  Sclireibung  (1  ^^®il[^)  '^'or: 

in  anderen  Texten  tritt  datur  die  Nebenform  '^"''A/-^"^®  ¥'')  Ofl^i"  ^®  X^^  ^'"' 
die  auch  noch  in  siiäterer  Zeit  vorkommt").  Wh-  pflegen  dieses  Wort  mit  »grünen« 
zu  übersetzen:  in  Wahrheit  i.st  es  aber,  wie  die  folgenden  Beispiele  deutlicli 
erkennen  lassen,  recht  eigentlich  das  Wort  för  die  Überschwemmung: 

P.  247  =  31.  469  =  N.  1059:  «geöffnet  wird  {wh^)  das  JZ/f- Gewässer,  über- 
schwemmt wird  (/V/;)  der  See  {mr)  ^Z«. 

P.  123  =  M.  92  =  N.  99:  »gefüllt  werden  [ni/j)  die  Seen  (mr-ic).  über- 
schwemmt werden  (i^hic)  die  Kanäle  {itr-w)^^. 

N.  885:  y'htp  werden  die  Sümpfe  (s^-ic),  überschwemmt  werden  (i>hjj)  die 
«y'«-?<7- Gewässer  für  Neferkere  an  diesem  Tage«. 

P.  485:  »geöffnet  wird  {tcbi)  der  Ammensee  {mr-mn^j),  gefüllt  wird  das  Ge- 
filde der  Binsen,  überschwemmt  wird  [t^h)  der  See  {mr)  ^/« ;  desgl.  in  anderer 
Reihenfolge:  M.  684.  P.  1 71  (mit  J  geschrieben).  P.  277  =  M.  52 1  =  N.  1 1 02  (h-/ä). 

P.  417  =  M.  597  =  N.  1203:  »geöffnet  wird  {wbS)  das  Pyf-^ Gewässer,  ge- 
füllt wird  {mh)  das  P/<"-^- Gewässer  mit  Wasser,  überschwemmt  wird  iiih  mit  w"  j 

das  Gefilde  der  Binsen,  gefilllt  wird  (/////)  das  Geßlde  der  Ojjfergaben  mit  Wasser«. 
M.  695:    »gefällt  werden  (mh)  dir  die  Sümpfe  {s^-ic),  überschwemmt  werden 
(/VÄ  mit  |r]   dir  die  Ufer  {icdb-iv)'<. 

P.  707^8:  »es  zittern  die,  welche  den  Nilsehen,  wenn  er  wogt  {/no),  wenn 
die  Sümpfe  (s>'-w)  shf  sind  und  die  Ufer  {wdb-ic)  überschwemmt  werden  (ic/A)«. 

Es  bedarf  wohl  eigentlich  kaum  noch  eines  Wortes,  dak  mit  diesem  Ver- 
bum  iihj,  lihic  »überschwemmen«  offenbar  der  Name  der  Überschwemmungszeit, 
der  gewils  nidits  anderes  als  der  Name  der  Überschwemmung  selbst  gewesen 
sein  wird,  zusammenhängt.  Man  wird  iliu  demnach  gewifs  l!h-t  (bez.  wSh-t 
oder  }^-t?)  lesen  düi-fen. 

dem  Zeichen  TtTtT  in  oa"^  JjTtT  ii  P.  440  und  dem  in  Q  "k^  ®  Blil  '^ä  P- 48.1  auf  dem  Ab- 
druck kein  Unterschied  zu  erkennen. 

')    P.  247.  485;   M.  92.  469.  684;   N.  99.  885.  1040.   1059. 

ä)    P.  123.  «)    W.519:   T.  329:   P.  277.  708:   M.  521. 

')    P.  171.  417;   ^1.597.  695;   N.  1203.  ')    N.  1075.   1076.  1102. 

")    Im  »Verbum-  I  §  183.   II  §  287ff.  habe  ich  das  [1  der  Formen  mit  dem  Stamiue  /Mw.  i's'dj 

als  [I  prosth.  erklärt.  Ich  kann  das  heute  nicht  mehr  aul'reclit  erhalten.  Aufser  dem  bereits  ebenda 
I  §§  II.  13  geäufserten  Bedenken  spricht  dagegen  der  Umstand,  dafs  eine  solche  Bezeichnung  des 
(J  prosth.  gerade  bei  w  sehr  unwahrscheinlich    und  sonst  unbelegt  ist,    sowie  dafs  nur  die   Formen 

des  Stammes  /;/;  mit  TtTtT .  die  des  ."^tanunes  tcs/i  dagegen  stets   mit  "^f  geschrieben   werden. 


1900.1 


Adolf  Erman  :    Bilder  der  Jahreszeiten. 


107 


Bilder  der  Jahreszeiten. 

Von  Adolf  Erman. 


^vLs  ich  1899  zusammen  mit  N.  d.  G.  D.vvies  das  Grab  des  3Iereruka  in  Sak- 
karali  kollationierte,  besprachen  wir  auch  das  merkwüi-dige  Bild  im  Eingang 
von  Zimmer  AI.  Wie  Daressy  richtig  erkannt  liat,  ist  auf  ihm  ein  Künstler 
dargestellt,  der.  an  einer  Art  Staffelei  sitzend, 
ein  Tafelbild  zeichnet.  Was  er  darstellt,  sind 
<lie  Figuren  der  drei  Jalireszeiten: 

Je  nach  dem  grammatischen  Geschlechte  ihres 
Namens  sind  sie  als  zwei  Frauen  und  ein 
31ann  dargestellt:  eine  jede  Figiu'  trägt  ein 
Oval  mit  vier  Monatszeichen  und  bringt  zu- 
dem besonderen  Segen:  die  TtT^T Q q  das  T. 
die  c^   das   =^ ,   der  das  -^. 

Daressy  sah  in  dem  dargestellten  Künstler 
den  Mereruka  selbst:  aber  warum  soll  dieser 
vornehme  Mann,  der  sonst  überall  im  Grabe 
nur  als  der  mächtige  Gebieter  ersclieint.  sicli 
hier  in  einer  so  bescheidenen  Thätigkeit  dar- 
stellen lassen?  Ich  halte  es  daher  für  sehr 
wahrscheinlich,  dafs  Davies  das  Richtige  traf,  als  er  angesichts  dieses  Bildes 
die  Vermutung  aussprach,  hier  im  Eingange  des  Grabes  habe  sicli  der  Künstler 
selbst  dargestellt,  der  die  zahllosen  Bilder  des  Grabes  gezeichnet  liat.  Almliclie 
Fälle  haben  wir  ja  ti-üher  schon  nachgewiesen'),  und  sie  haben  nichrs  Auf- 
fälliges mehr. 

Leider  ist  der  Name  dieses  neuen  Künstlers,  der  gewifs  einst  über  ihm  ge- 
standen hat,  verloren  gegangen.  Dafür  ist  uns  aber  aller  AVahrschciulichkcit  nach 
der  Name  seines  Sohnes  erhalten,  denn  die  kleine  Person,  die.  das  Schrei])zeug 
in  der  Hand,   ehrfui-chtsvoll  vor  dem  Künstler  steht    und  als   ( ^  (j  1  H  J  (|  j^ /\ 

^©11!^    ^I^JUft^^^    '"^"'  ^^•'^5e»Pr»>pl'<^t    «If-f   Pyramide    des 


')    Vergl.  meinen  Aufsatz  ÄZ.  1S93,  .S.  97  und  Sethes  Bemerkungen  ib.  S.  99,  sowie  Steix- 
DORFFs  Angabe  ÄZ.  1894,  S.  126. 


lOS  Adolf  Erman:    Bilder  der  Jahreszeiten.  [XXXVIII.  Band. 

Teti,  der  (vom  König)  mit  Grundbesitz  Beschenkte (?),  sein  Sohn,  der  Cherheb, 
der  Sclireiber  des  Gottesbuches  ^mc«  bezciclinot  ist.  ist  niclit  als  Sohn  des 
Mereruka  zu  belegen").  Es  wird  der  Sohn  des  Künstlers  sein:  Wenn  dieser 
sicli  im  Grabe  darstellen  durfte,  so  hatte  er  gleich.sam  selbst  einen  kleinen  An- 
teil an  dem  Grabe  erhalten,  und  er  konnte  demnach  aucli  seinen  Sohn  als  den 
ihn  verehrenden  Hinterbliebenen   in  besclieidener  Weise  darstellen  lassen. 

Aber  die  hier  besprochene  Darstellung  liat  neuerdings  noch  ein  anderes 
Literesse  gewonnen.  Was  der  Künstler  malt,  sind  die  drei  Jahreszeiten  und 
Bilder  der  drei  Jahreszeiten,  die  ihre  Erzeugnisse  dem  Könige  überbringen. 
sind  es,  die  uns  die  oben  besprochenen  neuen  Funde  der  Grabung  in  Abusir 
geliefert   haben.      Hier  wie  dort  waren   die  Jahreszeiten  in  gleicher  Weise  ]ier- 

sonifiziert .  die  Feminina  TtU       und  55 1=^  als  Weiber,  das  Maskulinum  ' '  """'^ 

als  Mann.  Ja,  die  Ähnlicldveit  geht  noch  weiter,  denn  auch  hier  hielt  die  eine 
eine  ■¥-.  die  andere  ein  ==5=:  was  die  dritte  brachte,  ist  heute  verloren.  Und 
nocli  kann  man  sehen,  dafs  es  ein  Weib  war.  die  das  ^-Q-^  hielt,  wie  auch  im 
Grabe  des  3Iereruka  das  —"-^   das  Attribut  der  ^^  c^  ist. 

Ich  möchte  aus  diesem  Befunde  scldiefsen,  dafs  das  Bild,  das  der  Künstler 
des  Mereruka  auf  seiner  Staffelei  stehen  hat.  gleichsam  als  Abküi'zung  einen 
älnilichen  Kreis  von  Bildern  andeuten  soll,  wie  wir  ihn  jetzt  in  Abusir  kennen 
gelernt  liaben:  die  drei  langweiligen  Figuren  der  Jahreszeiten  gemalt  zvi  haben, 
w<äre  ja  überhaupt  nichts,  dessen  er  sich  hätte  rühmen  können.  Es  hat  also 
mehr  solcher  «Jahreszeiten«  gegeben,  und  die  scliönen  Bilder  aus  dem  Sonnen- 
tempel von  Abusir  sind  nichts  A'ereinzeltes  gewesen.  Und  wer  weifs,  ob  uns 
nicht  auch  sonst  noch  solche  Bilder  erhalten  sind?  Es  wäre  wohl  möglich  -r- 
es  ist  das  eine  Vermutung  Sethes  — .  dafs  die  Ägypter  in  solchto  Bilderreihen, 
wie  sie  das  Grab  des  Jlereridca  enthält .  auch  eben  eine  Darstellung  des  Treibens 
in   den  drei  Jahreszeiten  gesehen  hätten. 


')  Aufser  dem  Soline  ('^ll  Jv^lJÜ-  der  i)rinzliciie  Titel  führt  und  dem  der  Teil  C  des 
Grabe.s  gewidmet  ist,  sind  sicher  noch  Söhne  des  JMereiuk.i  die  beiden  inA13,  auf  deren  Hände 
er  sich  stützt:    f\  (falls  das  der  Name  ist)  und  (  l-r    _    .  Die  hinter  Mererukas  Bruder 

(||i|(]  genannten  »Söhne..   ^  1\  ö  (A  3)  pp  T  ^"^^^^  und     ®  o  [j    (A13),    werden   Söhne   von 
diesem,   also  Neffen   des  Mereruka    sein.     Für   Enkel    des  Mereruka    halte    ich    die   in    den  Grab- 

räumen  des  C^HlVÖÖ   genannten   »Söhne«    """°"Ä  (C  :5;  fehlt  bei   Daressy)  und   (]?[](]  ^9 
»^^  (C4).  '^ 


lOOO.]  Lange  11.  ycHÄFER:    »Hegräbnisplat/."  a.  Grabsteinen  d.  in.  R.  109 


^  «Begräbnisplatz«  auf  Grabsteinen  des  mittleren  Reichs 

aus  Abydos. 

A^)ii   li.  0.  Lange   und  11.  Sciiäfkr. 


B, 


i    der  Bcnrijcituiii;'  der  (irnhstcinc   <li's    m.  R.    im  3Iu.sciiiu    \<iii   K;i 


;iirn    nir   den 


wissciiscliariliclicii    KntnldH-    IniKlcn    wir    lU'tcr    ein      ^      in    ciüciiliiiiiliclicr    Weise 

in  die  'I'otentbnnel  oder  scjnstwie  in  den  Zus;innuenli;ing  der  Insehritten  liinein- 
sj'Czoii'en.  I);il)ei  Init  d;is  ^Vort  olt  eine  iinu'ewölinlielie  s])pzi;üi.sierte  Bodeu- 
runii'.  Da  lieides.  soN'iel  wir  wissen,  noeli  nicht  lienliaelitet  worden  ist.  stellen 
wir  im  lulu'enden  die  einzelnen  Fälle  znsannnen:  \\\\-  üliersetzen  '^  '  dni'cli- 
geliends  mit  »BegTä1)nisplatz'i.   da  dieses  \\'()rt  sännntliclien  Stellen  gerecht  wird. 

Eine  Fürl)itte  für  sämtliche  anl'  dem  'i'otenl'cld  \(in  Ahydos  Begraliene  ent- 
hält  Nr.  -20007: 

1    ^    ATTxund  v=^t^«   °    ^-^      o^^      l'^u.s.w.   ..ein 

Totenopfer  für  x  mid  y.  für  jeden,  der  anf  diesem  Clralistein  steht,  für  den  süd- 
lichen nnd  n("irdlichen  Be^rälmisplatz  \on  .Miydos«  n.  s.  w  .  I>ei  dieser  getrenn- 
ten Krwähnung  des  südlichen  nnd  ih-s  nrirdlichen  I)egrälinis|ilatzes  von  Ahydos 
liranclit  man  noch  niclit  an  eine  alte  Zweiteilung  der  Nekropole  zu  denken.  Es 
wird  damit  nur  die  (iesamtheit  der  Totenstadt  bezeicinn't  werden  sollen").  Will 
man  nicht  ainichnien.   dals  die  Fornn'l     |J    V("illig   ahgelirauchl    ist.    so   wii-il    man 

natürlich  ^  ..BeiirälinisplatZ"  als  ..die  anf  dem  i'latz  Ruhenden«  verstehen.  Das- 
seihe    ist    auch    in   allen    folgenden  Beispielen  der  lall,  und  ilalier  konnnt   es  dann, 

dals    das  Wort  ^~  öfter   |20(I8S.    •200i)5,  205H())    die   Attrihute    dei'   Toten  ^1 

r^r\y^  __^  aO 

und  ^;~:7^  erhält  nnd  dals  ^  .  wie  in  der  im  Folgenden  angeführten  Stelle 
2053f),   durch   das   Suffix       "      wieder  aufgenonunen    wird. 

Weniger  w(>itlierzig  ist  der  Errieliter  des  (irahsteins  Nr.  201G4  (Mak.  (iDT). 
Er  will  nicht  die   ganze  Nekropole   von  Abydos   hedenken.    sondern   hezeichm-t 

als   seine  Absielit  nur   A □  [I  T  a«^a^  ^^  =<.=_ y   ^  4]  C^^^    ..seinen   ^■älern    ein 

Andenken  zu  siehern  auf  dem  Begräl)nis])latze  von  Al)y<los«.  Inhaltlich  nähern 
wir  tms  damit  schon  den  nachher  zu  lies])rechendeu  Foruu'in .  inunerhiu  alier 
ist  '^  sellisl  auch  hier  noch  in  dem  iH'kanutcii  weiteren  Sinuc  l'iir  ..Totenstadt« 
gebraucht.      ,\udei-s    in    den    ührigcu    Stellen. 


')    Es    kann  wohl    kein    Zweifel    mehr  sein,    dals  (^i!^  in    dieser  Bedeiitinis   smt  (oder  nacii 
Giseh  20011   smyt)  zu  lesen  ist. 

^)    Eine  ähnliche  Zweiteilung  eines  Begrills  /.u  demselben  Zweck  ist  .\Z.  31,  S.  .3.")  l)esproclien. 


1 1  ()  Lange  u.  Schäfer:    -Begriibnisplnf/."  ,i.  Grahsteinen  cl.  iii.R.       (XXXVIII.  Band. 


Von  diesen  ist  weitaus  die  wichtigste  Nr.  20536: 

:?: 


?ir¥™^^'~'?^™i:fVi:'iki'-^i 


l©o^2=-         I,         ^-11    rrrzA^i^      Di,.    Stolle    ist    völli-   klnr   und   dcurlicli 

lesbar,  aber  (ifl'enbar  durch  den  Steiinuotzen  verderbt.  Die  eckigen  Klammern 
enthalten  unsere  Vorschläge  tiir  die  Verbesserung  des  Textes.  3Iit  deren  Be- 
luitzung  ist  leicht  zu  übersetzen:  »Er  spricht:  Icli  habe  dies  (den  Gralistein 
mit  allen  Namen  darauCi  <"üi-  diesen  Begräbnis^slatz  gemacht,  damit  ihr  (der 
auf  dem  Stein  trenannteii  Inhal )er  des  ^  )  Name  a:edeihe,  damit  sie  hören. 
was  die  A'äter  hören,  wenn  die  Zeremonien  verrichtet  werden.  Liste  des  Be- 
gräbnisplatzes«. Auf  der  anderen  Seite  desselben  Steines  steht  entspreclieiid 
die    Totenformel     U      ^     ^      J^^ fllKr7'/    «Ein    Totenopfer    für    diesen    ge- 

^!w«^^  f^-^^^  /www  ^        Cl      0  I  ^ 

rechten,   ehrwürdigen  Begräbnisplatz«. 

Am  bedeutsamsten  ist  der  der  (M'sten  Fornnd  ohne  Zusammenhang  angefiigte 
Ausdruck  »Liste  dieses  Begräbnisplatzes«.  Er  kann  nichts  anderes  besagen, 
als  dafs  auch  die  in  dieser  Liste  genannten  Namen  die  Inhaber  des  ^  sind. 
Aufser  dem  eigentlichen  Besitzer  des  Steins,  dem  Gütervorsteher  Sbk-/it -$>-/. 
dem  Sohne  der  Hnt.  tinden  sicli  genannt:  seine  Frau  Nt-ub:  ein  anderer  Güter- 
vor.steher  Shk-di-di-w.  woiil  sein  Vater,  imd  dessen  Frau  Hnt:  sein  Bruder 
Jftpr.  sein  Bruder  Sbk-<^i:  seine  Schwester  Gß:  eine  andere  Schwester:  —  sein 
Bruder  Imny:  sein  Bruder  Mntw-htp:  der  Gütervorstelier  Htpi  und  seine  Frau 
Gff:  der  ^^  Sbk-flt'-ch'-ic:  der  \\  n  Rnfsnh.  Die  Namen  von  dem  Bindestrich 
all  sind  als  riclitige  Liste,  -JU~wwn.  in  kurzen  senkrechten  Zeilen  geordnet,  vor 
denen  <ler  Bruder  des  Sbk-/ii-s>-f  opfert.  Alle  diese  Namen  umfassen  also  die 
Leute  dieses    '^     »Bea,"räbnisplatzes« .    Man  sieht,  dafs  es  die  Familie  im  weiteren 

Sinn  ist.  "Wenn  nun  als  ZAveck  der  Aufzeichnung  der  Namen  angegeben  ist,  dafs 
die  (benannten  »hch'en  sollen,  was  die  A'äter  hriren.  wenn  die  Zeremonien  A'crrich- 
tet  werden«,  damit  auch  »ilir  Name  gedeihe«,  so  kann  man  doch  nvu'  aiutehmen. 
dafs  die  Leute  eben  auch  auf  diesem  Platz  begTaben  zu  denken  sind.  Es  folgt 
daraus,  dafs  wir  die  Grabanlagen  \on  Abydos,  diese  einzelnen  smi/t,  gewisser- 
mafsen  ursprünglich  als  Familiengräber  anzuseilen  hal>en.  Angelegt  wurde  so 
eine  smi/t  fär  das  lebende  Haupt  der  Familie.  In  ilirem  Bezirk  sollten  aber 
auch  andere  P'amilienangehörige  begraben  werden  —  Familie  innner  im  Sinne 
des  lateinischen  familia').  Diese  Nebenpersonen  wurden  alier  nicht  der  Ehre 
eines  besonderen  Grabsteins  gewürdigt,  soudeni  erliiritcn  ihren  .Vnteil  ;ui  den 
Opfern  und  dem  Segen  der  Gebete  durch  Erwühnuiiu'  unter  dem  Namen  (h's 
Grabsteins  des  Familienoberhaujits. 


')    Vergl.  die  Nehenbestattiingen    in    den    Königsgrähern    der   eisten    Dynastien,    die  Griiber 
der  Beamten  im  Bezirk  der  Pyramiden  iin'es   Künigs,  ferner  die  grolsen  Familiennia.staljas. 


U'iiO.I  Lange  u.  Schäfer:    "BegräbnisplatZ"  a.  Grabsteinen  d.  in. R.  111 

So  sind  uns  nun  auch   die  beiden  fol^-endon   Formcia   vcrstnudlicli : 
20038:  Xr^"   ^     und  XT"^^^^"^ 
2009.')   (3Iak.  746):    '^^  ~^   ^    =^^ 

Wenn   w'iv   liishcr  nur  A-ermutct    liattcn.    (bils   es   sich    hei    (h'ii    heuten    (h's 
^      um  die  F;nuiiic  hjuuh'lt.   so  linden  wir  (h-is   klar  und  deutlicii   nusii-csiiroclien 
in    FäUen    \vic: 

i.JU      "Ein  Totenoprer  .  .  .  für  aih-   seine   KiiKh-r  inid   i'ür   (He   (ü1iriii-eu)  hihahcr 
(h's  Beti-rähuisphitzes   der  väterhc]u>n  und  mütterlichen    Familie«. 

201(;!)  (3hu;.  848):  20184  (Mak.  1)B5):  20268  (Mar.  728):    204:51   ist  ~^ 
I     [I     I  I      VN   o.  ä.    ciiilaeli    an    eine  Ueilie   vdu  Xauu'n.   also   an   das 

<'/««  ni/*  des  Begrähni.splatzes  anft'ehäunt.  Es  ist  darin  aulzufassen  als  «i<ur/.  die 
sämtlichen Inhaher  des  Begräbnisjjlatzes  der  väterlichen  und  mütterHclien  Famihe«. 
Dui-eli  Anhänsi'uno-  dieses  allgemeinen  Ausdru(d\s.  ilei-  Ja  ahe  iHe  anigezäidien 
Namen  mit  umtal'st.  soll  jedes  Verseilen,  wie  Auslassung  eines  Namens,  aus- 
ü'cglichen   Averdcn. 

211282  ist  ein  Gralistein  mit  daranhänycnder  ( )|it'ei-taiel.  A\i  deren  vor- 
derem Rand  steht  ohne  weiteren  Zusanunenhani'-  ~vwa  c:^  ,  M  ,  \\  ,  , 
Avcidurch  also  der  Stein  in  etwas  ahgerissener  Form  »für  den  Hegrähiiis])latz 
der  \;iterlichen  und  nn'ittcrliclien  Familie"  hestimmt  wird.  l)ieses  üeispiel  zeigt 
dctUlich.  dafs  nicht  irgend  ein  anderer  Platz  gemeint  ist.  sondern  eben  die 
(irahanlage.  auf  der  der  Stein  steht,  smyt  nt pr  itf  \x.  s.w.  bezeichnet  genau 
dassclhe    wie   .'<m>jt  tu. 

In  seiner  Anwendung  im  weiteren  Sinne  giebt  uns  das  hier  hesprociiene 
"^  nidits  neues  als  die  immerhin  interessante  Form  der  Fürbitte  (tir  die  ge- 
samten  übrigen  Toten  von  Abydos.  Xcu  und  wichtig  ist  aber  dei-  (ielirauch 
im  engeren  Sinne.  AN'ir  versteln'n  mm  erst  die  Anhäidung  von  Namen  auf 
den  Grabsteinen  des  m.  R.  richtig.  An  der  lü-kläruni;'.  die  durchaus  incht  mit 
den  XCrliessei'unyen  im  Text  von  N'i'.  2n.");5()  steht  und  fällt,  si'heini  uns  kaum 
ein  Zweitel  mriyiicli.  Der  Beweis  durch  Auflimlimg  eines  noch  iniliei-iihrteu 
(dabes  mit  seinen  Neljenbestattungen  bleibt  allei-diugs  no(di  zu  fiihren.  do(di 
ist  i)ei  dem  Zustand  des  Totenfehles  \on  .\bydos  daraid'  wcniu'  llolfnunu'.  Hätte 
uns  31ahiettf.  i;-cnaue  Nachrichten  über  Standort  imd  Auflinduni;'  der  \<in  ihm 
entdeckten  Steine  gegeben,  so  könnten  wir  der  Frage  wohl  auch  so  noch  etwas 
nähei'  kommen.     Warnen  aber   m("ichten  wirilavtn',   unsere  Ansicht  zu  üliertreiheii 

und  anzunehmen,  dafs  nun  immer  alle  in  dem  JUw^^  oder  .sonst  auf  den  Stelen 
uenannten  Personen  wirklich  ihre  Kuhcstättc  in  dem  betreffenden  ^  gefunden 
hallen.     Erstens    sind  ja    oft    auch    no(di    Icliende  Personen    geninmt ,    die   dadin'cli 

Zeits.-Iir.  f.  Äsrpt.  Spr..  XXWIII.  Ranil.     1900.  16 


112  Lange  u.  Schäfer:   "BeijräbnisjilatZ"  a.  Grabsteinen  d.  in.  R.       [XXXMll.  Bond. 


ein  Anrecht  auf  die  Stelle  samt  den  Gebeten  und  Opfern  bekamen,  vielleicht  aber 
diu'di  irüfcnd  welche  Umstände  später  aiuhTswohin  \'erschln,ü('ii  \\ur(h'u.  Zweitens 
aber  nnils  man  bedenken,  wie  unnintilieh  es  oft  ist.  rein  aus  den  Forniehi  Urab- 
und  Denksteine  zu  unterscheiden.  Das  ist  wohl  siciicr  Absiclit.  Denn  die  Er- 
richter der  Denksteine  wollten  eben  nenati  derselben  Reehte  teilhaftig  werden 
wie  die  wirklich  in  Abydos  Beiirabeuen.  Ebenso  ist  gewifs  dieses  Zusammen- 
ruhen der  »väterlichen  tnid  müttei'licheu  Familie"  oft  eine  reine  Fiction.  deren 
Ursprung  aus  Thatsachen  man  sich   aber  immer  vor  Augen  halten  mufs. 

Ein  ähnliches  Nebeneinander  der  umfassench'u  tuid  der  prägnanten  Be- 
deutung bei  einem  Wort  findet  sich  ja  in  allen  Sprachen.  Hier  möchten 
wir  nur  noch  auf  einen  ähnlichen  Vorgang  im  Ägyptischen,  der  dersel- 
ben BeüTiflfssphäre  wie  ^  angehört,  hinweisen.  Bekannt  ist  das  Wort 
^  ^!=^.  das  BoHCHARDT  ÄZ.  1894  Ijcspriclit  und  uut  mit  »Nekronolenplateau« 
übersetzt.  Proc.  Soe.  Bibl.  A.  1900  S.  166  zeigt  nun  Newberry  die  engere  Be- 
deutung des  Wortes  in  dem  Titel  1  St^  1\  "^  "^  1 /yl  »Vorsteher  der 
Arbeiten  auf  dem  Begräbnisplatz   des  Königs  (Thutmosis  II.)«. 


Greschichtliche  Inschriften  aus  dem  Berliner  Museum. 

Von  Adolf  Erman. 


Aus   der  Ketzerzeit. 

JL/afs  die  Herrscher,  die  als  Wiederhersteller  der  Orthodoxie  auf  Amenophis  IV. 
folgten,  vordem  selbst  zu  Lebzeiten  des  Ketzers  seiner  »Lehre«  gehuldigt  haben, 
tritt  immer  deutlicher  hervor.  Für  Ai  ist  es  von  Lepsius  seit  lange  erkannt'), 
für  Haremheb  hat  es  jetzt  Bre.\sted  bewiesen"),  und  für  beider  Vorgänger  Tuet- 
anchamon  steht  es  demnach  auch  zu  vermuten.  Nun  hat  schon  Brugsch  er- 
kannt^), dafs  die  Gemahlin  des  Tuetanchamon.  (1  T  I  .  mit  einer  Tochter  Ame- 
nophis IV.,  -«^  |A«w^^'^^qA~w^A.  idcut jsc]  1  Ist.  uHil  luau  hat  daraufhin  angenommen^). 


')  Lepsics,  Reisebriefe  S.  415. 

»)  ÄZ.  1900,  49. 

')  Brug.sch,  Gescliiclite  S.  433. 

*)  So  WiEDEMANN,  üeschiclite  S.  40:V.    Ed.  Mever.  Gesch.  d.  .\ltert.  I.  ■2~Z. 


lÜOO. 


A.  Ermax:   Gescliiclitliche  Iiisclirifteii  a.  d.  Berliner  iluseuiii. 


113 


dafs  er  so  wie  sein  Vorgänger  Semneh-ke-re*^  einst  ein  getreuer  Schwieger- 
sohn des  Ketzers  gewesen  sei').  Petrik  hat  dann  Aveiter  geglaubt"),  auf  einem 
Hill!;'  aus  el  Amarna  diesen  Krmig  udcli  auf  dem  l'herüaniic  zwischen  Ketzerei 
und  Urthodoxie  zeigen  zu 
können:  der  Name  A;^ 
(XV,  11 8)  sei  absieht-  ^^  O 
Hell    so    geschrieben,      |  p^ 

ilals  man   in   ihm  so-       ^^— ^  ^^Hi^^^lB\WI\W'j![  '  '^^ 

Wühl  (1  ~j^  als  (1  ~wv«  lesen 
könne.  Doch  ist  dies  irrig, 
denn  bei  einer  solchen  Auf- 
fassung würde  ja  ganz  das 
Wort  ,r>^  »Teil«  fehlen,  das 
der  Sinn  erfordert:  es  ist  daher 
ohne  Zweifel  Avie  sonst  überall 
O  M  i  ''^::^^  ü  »  Ted  des 

Amoii«    herzustellen. 


Indessen  auf  der  richtigen  F.ährte  sind  Avir  alle  gewesen,  als  Avir  (h'u  Tuet- 
anchamon  initer  den  Ketzern  suchten:  der  hier  abgebildete  kleine  Denkstein'), 
der  der  Königlichen  Sammlung  A^or  zwei  Jahren  als  Geschenk  der  Uli.  BoRcnARDT 
und  V.  Bissing  zuging,   zeigt  ihn  uns  als 

also  noch  als  einen  ketzerischen  Tuet-anch-aton.  A1)er  er 
steht  schon  an  der  Wende  seines  Geschickes:  noch  trägt  er 
seinen  Ketzernamen,  aber  schon  dürfen  seine  Unterthanen 
ihn    im    Gebet  A'or    Anioii    Re    und    Mut.    []  ^^r^  1  \\\  ^""^ 


s  ^1  Ar 


^iS 


M  O 


Pv\  ^ 9        \]\-    darstellen.      Und    dabei    stammt    der    Ueiiie 

Stein  wiijd  aus  Tellamarna  selbst,  wo  doch  die  thebanischen  Götter  niclits  zu 
suchen  hatten.  Denn  nicht  nur  ist  das  Königsbild  im  'rellamarnastile  gezeichnet, 
auch  die  Götterbilder  sind  es.  Aufserlich  haben  Amon  Re  und  Mut  ihre  richtige 
Bildung  erhalten,  aljcr  dem  31ann,  der  sie  zeichnete,  AA'ar  der  alte  Stil  der 
Götterdarstellung  fremd  geworden.  Sein  Amon  und  seine  Mut  sehen  so  ver- 
gnügt aus,  als  seien  sie  gar  nicht  die  ehrAvürdigen  (iötter  des  alten  Glaubens. 
Im  Anschlufs  an  dieses  Denkmal,  das  das  Ende  der  KetzerbcAvegung  be- 
zeichnet, möchte  ich  ein  anderes  kleines  Stück  dersellien  Ejxiche  mitteilen,  das 
zunächst  uns  frcilicii    nur   ein  Rätsel  auftriebt. 


')  Ob  er  daneben,  wie  das  Maspero  (Histoire  II,  334  Anni.)  jetzt  wieder  aniiiinint.  auch 
ein  Sohn  Amenophis'  III.  war,  la.sse  ich  dahin  gestellt.  Die  von  Loret  (Rec.  XI,  212)  dafür  an- 
geführte Inschrift  beweist  doch  bei  der  Unbestimmtheit  des  Wortes  »Vater«  im  Ägyptischen  nur, 
dafs  Tuetanchamon  in  Amenophis  III.  seinen  legitimen  Stammvater  sah,  und  dazu  genügte  doch 
schon,  dafs  er  seine  Enkelin  zur  Frau  hatte. 

-)    Petrie.  Teil  el  Amarna  S.  29. 

^)    Nr.  14197,  Kalkstein,  hoch  18,  breit  2.5  ein. 

16' 


114 


A.  Erman:   Geschielitliche  Inschriften  a.  d.  He 


>r  Museum.      IXXWIII.  Banr 


Das  Berliner  Museum  besitzt  unter  13290  einen  grofsen  Skarabäus  Amen- 
opliis'  IV.,  der  sieli  sclmn  in  der  Grölso  (7,5  cm)  an  die  bekannten  Erinnerungs- 
skarabäen  seines  Vaters  anseldielst').  Nur  erzäblt  er  nicht  von  Löwenjagden 
oder  Teichen,  sondern  verherrlicht  den  neuen  Sonnen- 
gott des  Herrschers.  Die  Inschriften  sind  auf  dem 
Original  natürlich  umgekehrt  gewendet  (s.  nebenstehende 
Inschrift). 

Der  Vorname  des  Königs  und  der  Name  der  Königin 
sind  ausgekratzt.  Zwischen  den  Beinen  des  Käfers  und 
zwischen   der  Unterseite   steht 


„  oT    pm^z   ein  g 

^  'W$  Üi  q?^ 


einerseits      O 


III  O^ 


andererseits 


/C-^LU^ 


li: 


Wir  haben  also  folgenden  Befund: 

1.  Der  Name  des  neuen  Gottes  steht   in  Ehren; 

2.  der  Familienname  Amenophis  wird  geachtet; 

3.  die    Namen    des    Königs"')    und     seiner    Gattin 
werden  verfolgt. 

Es  ist  ein  persönlicher  Hafs  gegen  das  König.spaar,  der  sich  darin  aus- 
spricht; gegen  seinen  Gott  hat  man  nichts  einzuwenden,  aber  er  selbst  soll  aus 
der  Erinnerung  getilgt  werden.  In  welche  Zeit  der  Bewegung  diese  Austil- 
gung fällt,  läfst  sich  natürlicli  nicht  sagen,  denn  einen  Skarabäus  aus  dem 
Anlang  der  Regierung  kann  man  ja  auch  noch  an  ihrem  Ende  im  Gebrauch 
haben.  Es  wüi'de  dalier  z.B.  möglicli  sein,  an  einen  Sturz  des  'Königs  durch 
seinen  Nachfolger  zu  denken,  eine  Annahme,  bei  der  die  Nichttilgung  des  Gottes- 
namens verständlich  wäre;  aber  es  giebt  ja  genug  andere  Erklärungen,  die  ebenso 
zulässig-  sind. 


Die  Verehrung  der  alten  Könige   in   der  Spätzeit. 

Durch  das  Vermächtnis  des  Dr.  H.  0.  Deibel,  dem  die  Königliclien  Museen 
so  viele  und  wertvolle  Skulpturen  verdanken,  ist  die  Berliner  Sammlung  auch 
in  den  Besitz  zweier  ägyptischer  Statuen  gekommen,  die  einst  den  Palazzo 
Sciarra  zu  Rom  geschmückt  haben.  Nach  der  Überlieferung  sollen  sie  ursprüng- 
lich Urban  ^TII.  (1623 — 1644)  gehört  haben  und  später  mit  dem  Barberinischen 
Familienbesitze  in  (hn  dei-  dilonna  übergegangen  sein.  Dafür,  dafs  diese  An- 
gabe richtig  i.st,  spriclit  der  Umstand,  dafs  ein  genaues  Seitenstück  zu  der 
kleineren  der  beiden  Statuen')  sich   nocli   lieute   im  Vatikan  befindet:   es   ist  die 


')  In  der  That  staiiiiiit  tlas  .Stück  aus  dem  Anfang  der  Regierung  Anierioj)his'  I\'.,  da  er 
auf  ihm  noch  seinen  alten  Namen  trägt. 

')  Dafs  er  unter  den  Beinen  der  Auskrat/ung  entgangen  ist,  liat  natürlich  niclits  zu  besagen: 
entweder  hat  der  Auskratzende  iiui  hier  ül)ersehen,  oder  es  war  ilini  zu  mühsam,  ihn  an  dieser 
tief  liegenden  Stelle  zu  tilgen. 

')    Nr.  1-4 704 ,   Material  sciiwarzer  .Stein,    hoch    l.iiT  m. 


A.  Krman:   Geschiclitliclie  liisclirit'ten  a.  d.  Be)liner  Miiseuin. 


115 


bei  3L\EUCCHi,   Museo  Egizio  Vaticano,    unter  Nr.  103  bescliricbone  insehriftlose 
Königsstatue  aus  selnvarzem  Stein. 

Von  dieser  Königsstatue  soll  hier  niclit  die  Rede  sein:  es  ist  eine  .späte 
dekorative  Arljeit  oline  gi-öfseres  Interesse.  Desto  mehr  aber  verdient  die 
Priesterstatue')  aus  dem  Palazzo  Sciarra  hier  liesproehen  zu  werden.  Nielit  aus 
künstlerischen  Gründen,  denn  der  Leib  ist  in  üblicher  Weise  durch  das  glatte 
Priesterkleid  verhüllt,  und  Kopf  und  Füfse  sind  nur  als  Ergänzung  des  17.  Jahr- 
hunderts  von   Interesse").      Aber  auf  dem   Rüekenpl'eiler    zidden    uns   drei   Zeilen 


kleiner  Hieroglyphen  (vergl.  vmistehend)  die  Priesterlünur  des  Dargestellten  auf: 
und  unter  den  heiligen  Wesen,  denen  er  dient,  treuen  wir  drei  alte  Könige 
der  Urzeit   an. 

Aber  ehe  wir  uns  den  interessanten  Fraii'en  zuwenden,  die  sieh  an  die 
Erwähnung  dieser  alten  Pharaimen  knüpfen,  nn'issen  wir  wuhl  diNm-  üliej  den 
übrigen  Titeln  des  3Iannes  gerecht  zu  werden  suchen,  so  schwierig  untl  so  lui- 
fruchtbar  es  auch  ist,  der  Geheimniskrämerei  dieser  überlebten  Priesterscliaft 
nachzugehen.     Der  Dargestellte,   der  Priester  Amasis.    |  U  ^--x  [T|  und    |  0  f  ..-=-v  |]  J , 


')  Nach  der  Inschrift  stammt  sie  aus  Mempiiis;  sie  wird  aber  ebenso  wie  jene  Künigsstatiicn 
und  unzählige  andere  ägyptisclie  Skulpturen  in  der  Kaiserzeit  nach  Rom  verschleppt  sein,  um  dort 
bei  der  Ausstattung  von  Isisheiligtümern  oder  Villen  im  ägyptischen  Modestil  verwertet  zu  werden. 

^)  Nr.  14765,  Material  grauer  Granit,  hoch  1,23  m.  Die  Ergänzung  hat  den  Stil  gar  nicht 
übel  getroffen,  so  dafs  es  nicht  iiöthig  ist,  sie  zu  entfernen.  So  mag  sie  denn  erhalten  bleiben, 
schon  als  Erinnerung  an  den  Gründer  der  Priii)aganda,  mit  der  sich  ja  auch  die  .Vnfänge  der 
Ägyptologie  verknüpfen. 


116  A.  Erman:  Geschichtliche  Inschriften  a.  d.  Berliner  Museum.      [XXX\'lll.  Baiul. 

heifst  zimäclist  wolil  [geehrt  von  der  Bast  und  der  Isis\.  der  Sothis^  dem  Sonnen- 
auge, der  Herrin  des  Himmels^  der  Herrscherin  aller  Götter.  Er  hat  die  Priester- 
shifo  eines    r  ]4-  ""f^  ist  insbesondere  Diener  des  Ptah  und  der  Bast:  er  ist    7}f,') 

und  ^^~>AMA-JU^    V^-   ^^''^  i*^'''  "if'l't  deuten  kann.     Er  ist  weiter  Priester  des 

Königs  Zoser  und  Priester  des  Zoser-^ft,  sowie  Priester  der  im  Tempel  der  Bast 
von  Anch-taui  aulgestellten  Statuen  des  Königs  Amasis. 

Die  nächsten  Priestertümer  beziehen  sieh  auf  den  Tempel  »Stirn  (TC^ne) 
von  Anchtaui«.  a'ou  dem  Avir  .sehen  aus  noch  jüngeren  Quellen  Avufsten,  dafs 
er  unweit  »vom  Dromos  des  Inihotep«  belegen  war'):  unser  Geistlicher  ist  dort 
»Priester«,  »Priester  des  Imhotep.  Sohnes  des  Ptah«  und  Priester  der  anderen 
dortigen  Götter. 

Das  Folgende  kehrt  wieder  zur  Göttin  A'on  Anch-taui  ziuäick:  er  ist  »Priester 
der  Bast  von  Anch-taui«  und  (ich  verbessere  nach  dem  analogen  Schlufs  der 
zweiten  Zeile)  »Priester  der  Götter  vom  Hause  der  Bast«:  er  ist  »Grofser  ice^b 
der  Satins«    und    »eingeweiht   in   das  Geheimnis  der  grofsen  Stätte«. 

So  weit  die  erste  Zeile,  die  auszugsweise  auf  der  linken  Seite  der  Kapelle 
wiederholt   ist:   die  zweite  führt  uns  in  andere  Tempel,   zunächst  wohl  in  den 

des  Ptah.     Unser  Amasis  ist   »Diener  des  Ptah«,   er  ist      C|      i  ^),   ist  »Herr  des 

-=,01=-  11 

Ruhmes«^),    ist        ö  ((1 /')'    i^^  tyi"^   ^^^^   \/'^"      ^^    ^^^    »Diener   der  grofsen 

^  n 
Stätte«, ,   »AVnhlriechender«  *).   »3Iachtreicher« ").   »Sclireiber  des  Gottes«, 

»Offner  der  Thore  des  Himmels«  und  endlich,  nach  mehreren  Titeln,  die  sich 
mir  ganz  entziehen,   auch    »Priester  des  Königs  'IH". 

Die  folgenden  Titel  führen  in  das  oft  genannte  Heiligtum  Tnnt.  Er  ist 
in  diesem  »Priester  der  Isis,  die  Amme,  Avelche  den  Harjiokrates  aufzieht«;  er 
ist  Priester  des  dortigen  Hauptgottes,  Priester  der  anderen  dortigen  Götter  und 
eingeAveiht  in  die  Geheimnisse  von  Tnnt. 

Auch  diese  Zeile'**)  Aviederholt  sich  auf  der  Kapelle  und  zwar  auf  der  rechten 

Seite,  Avie  dies  der  »Diener  des  Ptah«,  der  fl  und  der  »Priester  des  Gottes 
von  Tnnt«  zeigen.     Scheinbar  darüber  hinaus  sind  dort  noch  erwäluit  der   »Ein- 


')    Als   besonderer  Titel    auf  einer  Serapeunisstele   der   gleichen  Zeit,   in  Chassinats  Publi- 
kation Rec.  de  Trav.  21.  67. 

')    Brcgsch  .  Dict.  geogr.  p.  958. 

')    Vergl.  Reo.  de  Trav21,67;  -\l-    %     ibid.  68;  Ü-^K  ^"-^   ibid.  22.  179.  was  die  Auf- 
lösung sein  wird. 

«)    Ib.  21,  60.  67.  68;   22,  176.  ')    Ib.  21,  60.  65.  67. 

')    Ib.  21.  60.  65.  67.  68.  »)    Ib.  22.  178. 

«)    Ib.  22,   176.  ■')    El)enda. 

'")    An  ihrem  Schlufs  erhält  Amasis  aucii  noch  zwei  Ehrentitel,  uSh-tb  und   rh  ist  rdf.  die  ich, 
so  liäufig  sie  sind,  nicht  zu  übersetzen  wage. 


1900.1 


A.  Erman:  Gescliichtliclie  Inschriften  a.  d.  Berliner  ISIiiseinn. 


117 


riuT    <U-n   Zcilrn:   M%%%% 
^    «SM 

^s=-        <=>        ^iqq         aus       n^  o     Tcraf        ^^         -^    i         _ 

'-^        A-,      IM       l^i 

I     I     I  ^1  I    «:  1  --~     "I  _  _  VV,» 


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In    I 


Auf  ilcr  K;i]icllc  mit  dcni   Bililc  der  B;ist,  die  der  Priester  liält.  .stellt  links: 
rechts : 


f^/^.^ 


HS 


A.  Erman  :   Gesfliiditliclie  Inschriften  a.  d.  BerliiuT  Museiiiii.      [XXW'III.  Band. 


geweihte  von  Ro-seta«  und  der  »We^b  der  Götter  der  weilsen  flauer«,  was 
indessen  wohl  am-li  nur  andere  Fornuilienniii'eu  der  in  der  HaupTinsclirift  ge- 
brauchten Titel  sein  könnten. 

Die  dritte  Koliunne  giebt  luis  (buni  die  Abstanmiunu'  des  Amasis  an  luid 
nennt  zum  Schlufs  den  Namen  seines  Sohnes,  der  ilun  die  Statue  erriclitet  hat. 
l'ni  iHese  genealogisehen  Angaben  der  dritten  Zeile  verständlieh  zu  maelien, 
will   ich   sie  hier  zuerst   in  abgekürzter  Form  Aviederliolen : 


%:z 


%■>!<' 


Aufserdem : 


O?^' 


^ra^ 


¥>J^ 


r3  I  — «— iCi  o   c^ 

Wir  haben  demnaeh ,  abgesehen  A-on  dem  stiftenden  Sohne,  drei  Gene- 
rationen: Amasis,  seinen  Vater  und  Grofsvater  imd  bei  jedem  der  drei  ist  neben 
der  Mutter  noch  der  Vater  der  Mutter  angegeljen,  der  aucl)  stets  dem  priester- 
lichen Stande  angehörte.  So  erhalten  wir  folgenden  Stamml)aum  (ich  drucke 
die  Frauennanien    in   Lnischreibung): 


(Unbekannt) 


T>'-ivhi 


Öj^ 


öl^l 


l.^f-wri 


Nfr-shmt 


Ts-iiiht-prt 


Oj^l  genannt  D|J)^ 

In  den  Namen ,  die  die.se  Vorfahren  tragen ,  gewinnen  wir  nun  ein  Mittel, 
die  Statuen  zu  datieren.  Der  älteste  Ahne  unseres  Amasis,  sein  Ururgrofsvater 
OlO  ist  nach  Psammetich  II.  lienannt,  wird  also  in  der  kurzen  Regienuig  dieses 
Königs  geboren  sein:  der  Urgrofsvater  heifst  weiter  in  der  richtigen  Rcilien- 
folge  nach  Apries  mid  der  Grofsvater  nach  Amasis.  und  wir  sind  .somit  wirk- 
licji  siclier,   dafs  diese  di-ei  älti'sten  Vertreter  der  Familie  jenen  drei  Regierungen 


A.  Krjian:   Cicsfliiclitliclie  liiscluil'li 


r>i-iliiii'i-  Miisciiin. 


119 


ciitsjirci'lien.     Dcinnacli   lialx'ii    wir  etwa  —  ich   scliät/c   die    Alisländc    iincli    den 
imxlcriion  änyptisclicu    l'-IirNcrliiiltnisscn   — : 


öhO-   ,!;■'•''•    Hill    ')\)'2  V.  Chr. 
soiiio    Toclitcr.    ii'i'h.  um  .)  <  2 
■rrn    Sdliii    '^^fn  I,   S'cl).  um    5r»7 


OY'Ö',   S'p''-   •im   .')7"2 

ine    'i'dclilrr.    ijvli.     iilll     r)52 


l.cidcr  Sohn    OYO'^,   Ki'l>-   Hin    nH? 

dessen   Sohn   (der   Darft-estollte)  .->^f|in.    ocli.   um    fil? 

dessen   Sohn   (der  Stifter)  0?'ö'|r,   «''l'-  "in    4;)7. 

Somit  ist  unser  Amasis  schon  in  (h>r  Perserzeit  nclioi-en:  niimiit  man  an. 
dals  er  mit  etwa  1)0  oder  70  .lahren  ij-estorlien  ist,  so  würde  die  Statue  um 
4')<t  V.  ('Iir.,  also  unter  Arlaxerxes,  errichtet  sein  —  ein  KesuHat  ,  mit  dem 
wir   nicht   allzuweit  von   der  Wahrheit    ahirren   wenleii. 

Und    nocii    etwas    anderes    lehrt    uns    diese    (ienealoijie. 

Der   Vater   des   Amasis   war    ^1^  f  ^|  f  Tl  f  EW  ^ 

sein    (irolsvater    yl-l^ 

der   A'ater   seiner   IMutter    iTk, 

der    \'ater   der   (irolsmutter    CM-i"sA\' 

,,,.,.  V,,,,.,. ,,,.,.  r,.«,,.r,„„„„.,.  ^i:i^ffl:i:iffi'^;jis°l7. 

Daraus  sieht  man.  dals  die  i'riestertiimer  der  iJast  von  Aiieh-taui  und 
des  Imhotep  von  der  "Stirn  von  AnehtMiii"  als  Kriiteil  der  I  r^rolsmutter 
in  die  Familie  uckninmeii  sind,  die  ihrerseits  zum  'renipel  \oii  7W///  ,i;-ehr)rt 
hallen    wii-d. 

Xaehdem  wir  so  unserer  I'llicht  ,i;'ei;-en  diese  Priesterlamilie  (Jenii.ti'e  ^cthaii 
haheii.  k("innen  wir  uns  den  allen  Köiii,i;-en  zuwenden,  die  für  uns  der  Statue 
vor   allem    Iiitere.sse    verleihen. 

Amasis    dient    vier    Herrschern 

1.  den   Statuen    des    Sf-'^^rtil' 

2.  demMQ^. 

H.    demM(g^|j, 

Mit  dem  ersten  Kiuiii;-.  der  im  riiterschied  zu  di'U  alten  "Sohn  de.s  ReO" 
heifst  und  der  nur  in  seinen  Statuen  verehrt  wird,  ist  ohne  Zweifel  der 
saitische   Amasis    ncmeiut  ,    denn    wir    linden    <len    uleichen    Kultus    der   Statuen 

Zcilsclir,  f.  Äsyiil.  Si.r,  XX.XVIll.  B.in.l.     l'.KKI.  '^ 


1  "Jll  A.  Ekiuan:   Gescliichtlidie  Inscliriften  a.  d.  Berliner  Miiseiiiii.      [XXXX'lIl.  Hand. 


bei  anderen  Herrschern  der  Spätzeit.  Ein  Priester  des  Anubis  und  eines  Amon 
von  ngfl  ist  Priester  der  Statuen  des  1  T  ^S  Toi  ol  ^^^^').  und  ein  Priester 
/u  ^lempliis,  der  alten  Köni.ij'en  dient,  dient  dnuelicn  auch  den  Statuen  des 
N(M-litharbbot,   die   in   einem   Osiristempel   stehen"). 

bn  h'tzteren  Fall  ist  aueh  die  Art,  wie  daliei  der  '['enipel  lie/.eiclniet  wird, 
uanz  der  unseren  ähnlieh,   vergl. 

mm  ^ "■-■'■"'■■'  HQ:^T  ji^T-^fl- 

so  dafs  es  scheint,   als  sei  das  ein  geregelter  Braueh  der  saitisehen  Zeit  gewesen. 
Von    den    alten   Herrschern    sind    die    beiden    ersten    offenbar    die    l)eiden 
Könige    der   dritten   Dynastie,    die    in   der   Abydosliste    die   16.   und   17.   Stelle 
eiunelnnen: 

Abydos   \^5J  und   ^(1, 

Tur.Küu.Pap.   ^(||(?oder  ^  ^  ?)    und   ^;!(](?o'ler  ^^i'), 

Sakkara^   und  ^^(). 

Wenn  d(>r  zweite  nach  unserer  Statue  V^(|  heifscn  soll,  so  ist  das  gegen- 
über  d(Mi  älteren  Listen  gewils  nicht  zu  halten:  der  erstere  aber  trägt  bei  uns 
eine  Naniensf'orni,   die  von   grorseni  Interesse   ist. 

Als  Heinrich  Biufiscn  vor  einem  Jahrzehnt  die  Inschrift  der  sielieujiilirigeu 
Hungersnot  übersetzte,  erkannte  Steinuokff  scharfsinnig'),  dafs  der  darin  ge- 
nannte Kfuiig  mit  dem  angeblichen  Namen  (  CHi<~>  1  ''■''  ('^^^^1  *'*^''^  müsse 
und   scidofs  weiter  daraus,    dals   dem  Zoser   nun    auch    der  'l'itel    |  (in  Sehel 

]  geschrielien)   eigne   mul    dals   er   somit    der  KTmig  der  Stufenp^'VTamide 

von   Sakkaraii    sei,    in   (k-r  dieser  Titel  ja    vorkonnnt. 

\\'enn  nun  aucii  diese  Entdcckimg  eigentlich  keines  weiteren  Beweises  lie- 
ihirf,  so  ist  es  docli  eine  Freude,  in  unserer  Inschrift  in^kundlicli  belegt  zu 
seilen,  was  bisher  nur  erschlossen  \\ar:  hier  führt  der  alte  Zoser  wirklicli  in 
.seinem  Schilde  jenen  Titel,  den  die  Thür  der  Stufenpyramide  trägt.  Auch 
die   kleine  Variante,   die   er   aufweist,    hat    nichts   zu   besagen.     Der  Titel  lautet: 

auf  <lcr   Stufeniivrainide    I  und    1  \Q, 

aui   einer  s])äteu   Serapeumsstide    |  ^. 

in   Sr'hel  1    ^    ^         um!  1    ^  «-=-  M,  ( t-^  JL  1, 

auf  unserer   Statue      \      »■^=-\^. 


')    Berlin   2108.   210'.l.  die  .Statii.n   .sind   als  TO  und   al.s  Sphinxe   dcti-rriiinlerl. 
')    R.-c.  de  Trav.  21.  (J!l.  h    .'\Z.  -.'S.    111. 


l',IUU.|  A.  Kkjian:    (jesfliiL-litlicIiL-  liiscliririni  ,i.  ,1.  Bcrliiifr  Miisi-iiiii.  121 


Wie  mau  siclit.  stellt  auf  unserer  Statue  O  f>ir  <c::>;  Avenn  dies  uiclit  mir 
ein  Scliriilifehler  ist.  sii  w  ii'il  das  O  aus  dem  Seliluls  des  'l'itels  sieli  vor  das 
o—=    N'erirrl    liaiieu. 

Der  letzte  KinHij:  uusei-er  Statue,  der  (1^  oj*|  •  ist  uielit  so  leicht  /u  1ie- 
stiuiuieu.  deiiu  der  zwi'ile.  dritte  uud  vierte  K(")uig  der  1 .  D\  uastie  tragen  älin- 
lielie    Namen.      Sie    lieilseu: 

^h   (Ahydos),   Ijf   ('i'ur.  Kön.  Pa)).)  "x^w^ic 
(J  o  |l   (Al;)ydüs)   Kei'XfV/jc, 

(Ici^   (Abydos)   Ovsvs<l)Yii;. 

Da  aller  d(M'sell)e  König,  wie  wir  sehen  werden.  and(M'\veitiü'  mit  Menes 
zusananeii  \crelirt  wird,  und  da  .Vthothis  ein  lieriihniterer  llei-rsclier  war  als 
die   lieiden    anderen,    so    xcrnuite    ich.    dals  Athotliis    gemeint    ist. 

Bekanntlich  ist  nun  ein  solcher  Kultus  ältester  Könige  auch  sonst  hier 
und  da  zu  belegen,  und  es  verlohnt  schon,  sich  die  Krage  vorzulegen,  wuraui' 
derselbe  eigentlich  beruht.  Xatürlicii  mul's  man  dabei  absehen  von  dem  eigent- 
lichen Toteid<ultus.  der  sicIi  an  den  (Trabern  der  Herrscher  längere  oder  kürzere 
Zeit  erhalten  hat.  und  ebenso  von  der  \'erehriuig  eines  Kc'migs  innerhalb  seiner 
eigenen  histoi'ischen  E[)oche:  wenn  es  in  d<-n  alten  (o'äliern  \(>n  Si'hech  Sau! 
Priester  des  ('lieops  uud  Userkai'  gieht  .  oder  wenn  ein  Satt  die  Statuen  Psam- 
nietichs  I.  \('i-ehrt.  so  kommt  das  für  unsei-e  l-"rage  nicht  in  Ijctraclil.  Uml 
ebenso  scheiden  die  l'jille  aus.  in  denen  der  alte  KTinin'  nur  als  liegründer  des 
'fempi-ls  genannt  ist,  wi<'  der  »l'tah  des  Bleues"  auf  dem  lierliner  Sclireihzeug 
des  Amen-uah-su').  wii-  »die  Sechmet  xom  Hause  dei-  Sechniet  dei'  Saliurc""), 
oder  der    »llorus   im  Hause   des   Snofru"  1. 

Endlich  gehört  auch  die  Sitte  der  I  hebaniseiien  und  meni|ihil  isclien  Nekro- 
])olen,  ilurt  bestattete  alte  Herrscher  gleichsam  als  die  Kühici-  der  Toten  von 
den    dort   Beigesetzten    in   den    (Jräbern   verehren    zu    lassen,    niehl    hierhei''). 

Scheidet    man    dies    alles    aus.    so    bleilil    etwa    folgendes   übrig"): 

II)    (Jegen    Knde    des    m.  Iv.    weiht     ein    Beamter   ein    kleines    Denkmal    nach 

Aliydos,    auf   dem    di.'    ( )|)ferforniel    1    ^    A^^^'^(Pi5]    •'''''''''    ^^'^   "'^° 
König  Snofru  als   Gott    anücrufen    ist    (M.\k..   Cat.  dAl..  1  l'.Xi). 


')    ÄZ.  1892,  H.  4;!;   .'\ii.sf.  Ver/..  (1899).  8.218. 

'■')  Aus  Dynastie  21  hei  Bru(;.scu,  llec.  I  4;  ans  spiUci-  Zeit  .uil'  den  .Si-ia|ieiinisteleii  Uli 
und  427;  der  Prie.ster.  der  die  letztere  geweilit  lial.  war  in  imsiTcni  Saiiie  US  liestattet  und  tiäi^t 
auch  auf  diesem  den  gleichen  Titel. 

^)    Leiden  V,  1;  nach  Mitteilung  von   Bokskr  und  Wikukjiann. 

')  Dahin  gehören  aus  Meni()liis  auch  die  Bruchstücke  Berlin  II  Hl  ll.H.  II.  I.'rji/)  und  IltH 
sowie  das  Relief  B  50  des  l.oiivie.  auf  (li'ui  ein  Toter  liehen  den  ..  IIoruss<\liiieii"  auch  den  KJJiiig 
Menkauhor  verehrt. 

')  Ich  hahe  dahei  die  Zusaiiuucustelliuincii  in  Pi:iuu;s  Ilistory  und  in  WiruEMANNs  Geschichte 
zu  Grunde  gelegt. 

17* 


122  A.  Krman:  Gesi-Iilclitliclie  liiscliiiftfii  :i.  .1.  Heiliner  Miiseiiiii.      |XXX\'I11.  H;iiul. 

b)  Stele  aus  einem  Apisirrab  der  22.  Dynastie  (Mah.,  Serap.  III  28),  auf 
der   iielifii    dein    Apis    .•iiicli    das   Bildclifii   eines   hctciiden   Königs,   des   4'^  ^£, 

^  .   also   ties   Zuser.    verehrt    wild. 

r)  Londoner  Stele  380  (spät)  nennt  naeli  treundlielier  Mitteilung  Wiede- 
MANNS  einen    1  J^  (pfe]  ■ 

i!)  Sarg  1)13  im  Louvre  (spät:  BRitisni.  'i'lies.  1 2r)() :  Pieeret,  Inscr.  Hie- 
rogl.  II,  !()):  ein  Priester  des  Ptali .  der  ^^  zu  Letopolis  und  Z*^  der  Tempel 
der  »Aveilseu  flauer"  ist  und  <ier  l)ei  jeder  dritten  und  vierten  Phyle  des  Tempels 
von    3Iemi)his  bedienstet   ist.    ist    aueli    p1>/=ÄK5(    'I    V.    1- 

e)  Bnielistüek  aus  Gizeh  (Rouge,  LH.  (12).  auf  dem  der  Tote  °  |  A  [^ 
Priester  de.s  Dedefre  Tof  f  »^l=^11  0   heilst. 

/)  Serapeumstele  291  des  Louvre  (Ree.  22,  173:  aus  der  Perserzeit):  die 
Priester    Psamnu-tik-moneh    und    sein    Grofsvater    Psammetik,    die    Priestei"    der 

fj^g  Q/^=/\   und   des  ^^^  (d.h.   der  grofsen   Sphinx)   sind,    sind   auch    jö 

M(%^],    |(^^]   und    1(51^]. 

(/)  Ring  der  Sammlung  Abbott  (Aufsatz  von  Prisse,  Rev.  areh.  I  Ser.,  II  733), 
der   Tote   oto    '^t     ^     j.  1       ?U      was  viellcieht   nurlieilst:.   »Priester  der 

Isis  des  Cheoijs«.     -^J!^   '=•        n  /''^"^ 

A)   Später  Sarg  t^^^  "^      34    in   Berlin    (Austiihvl.  Verz.   S.  27(;: 

LD.   m,   27G):     ein  (g)  V^   Priester     des     Ptah.     des     Osiris     von 

HH  I  ^ ^').  desAnu-  bis,     eines    Thoth.     des     Serapis     und 

Omn-rist    aueh  lfM(Sl][l|   ""'OfMCH]- 

/)  Serapemnstele  Ree.21,()i):  Wen-nofre,  der  Vater  des  Weihenden.  Priester 
lies  Ptah.  /^  der  Tempel  der  weilsen  flauer,  Priester  des  Osiris  zu  <=:=>^ 
<=^>4~rjL    Priester  dei-  Statuen    des   Kiinigs   Nektanebus  1.  in  demselben  Tempel, 

Priester   des   Anui,is    u.  a.  n...    is,    aueh    HVMCS]   ""'^    iVMCfe]- 

k)  Unsere  olien  besjjroehene  Statue:  dci-  Priester  des  Ptali  und  <ler  Bast, 
Priester  der  im   Basttempel   aufgestellten   Statuen   des   Amasis.    ist    auch 

')    .\mI'  (leiM   in   England   IjefliKlliolicn  Teile  (.Shaui-k  II.  9tl)    <;i>  ^^  M~P  1^  üescliriebeii. 


A.  Ekman:    Gescliiclitliclir  Inschiiftm  a.  il.  li.-iliii.M-  iMii.si'Mim.  12H 


Ks  sind  also  im  q^anzen  aclit  alli'  llcrrscluM',  fiir  (lio  sifli  ein  miIcIhi-  Kultus 
ii;icli\\  i'iM'ii    liil'st  : 

Ment's   (//.  /|.     Iiciilciii;il    \crclirl     von    (•inciii    l'ricNtcr    ilcs     Plali     iiinl    di-^    Osiris 

\<)ii    Ried: 
Atlintliis    (/.  A").    \crclirt    1.  \(in    rincin    Priester  des   Plali  und  des  ()sii'is  vi>ii  Ria/, 

'2.  \<in    einem    Priester   des    Plali    und    dci'    Hasl  : 
Zoser  1.    (//.  /r|.    Ncreiii't    1.  \c>u   einem    Prie^ler  des    l^tali    und  des  ()siris  \()u   A'/zv/. 

'2.  \(>i>    einem    Priestei-   des    Ptali    um!    der    !>ast  : 
Zoser  II.    (/i').    \erejirt    \  uu    einem    Priester    des    Plali    und    der    Hast: 
Snnfru ,    zweimal    {ii.  h]  als  wirklicher  volkstündielH'r  ( iol  t   \-ereIii't   nelien   Sokaris- 

Osiris    und    nelien    Apis.       Aulscrdem    (r.  (/)    \  un    zwei    Prieslern    \crelirt. 

deren    einer   Priester   des    Ptali    ist; 
C']ieii|is   (  /'.  (j\.    \-erelirt    \iin    Prie>tern   des  nelien  d(n-   uriilsen  Pyramide  lieleti'enen 

Isistenipids : 
('he|iliren    ( /').    desi>leielien: 
Dedefre    [f'.f\.     in    einem     Fall    sicher   desi;leichen .     im    anderen    jedenfalls    aucli 

in    (dzeli. 

Man  sieht,  \()lkstümlieli  ist  \iin  dem  allen  nur  der  Kultus  des  Snol'ru  ge- 
wesen, der  allein  auch  in  älterer  Zeit  (ni.  K.  und  Dynastie  22)  und  aulserhall)  \(>n 
Menijihis'l  Yorkonnnt.  Alle  andeirn  Kulte  nchrireu  s])äten  mem]ihitisclieu  Temiieln 
an  und  niöifen  aulserhalli  dersellien  kau.m  liekannt  gewesen  sein.  Der  .Menes, 
Atjiuthis.  die  heiden  Znser  und  der  SnnlVu  m(inen  Statuen  im  Ptahlenipel  oder 
in  anderen  Ileiliiitümern  der  SladI  i;-ehali1  halieu:  dii'  Krinin'e  dei-  4.  Dynastie 
sind  aiigensciieinlieli  so^ar  nur  in  dem  'l'emjielehen  uehi-n  der  Cheopspyramide 
verehrt  worden.  Jedeidalls  sind  all  diese  Kulte  späte  und  zulallii;c  Eini'ichtuniicn 
gewesen,  und  die  .\  ul'lassuun'.  dal's  ^\vv  und  jeuei-  Krmiii'  noch  bis  in  die  späteste 
Zeit    \erehrt    worden    sei.    ist    nicht    wohl    zu    hallen. 

Auguslus    und    Tilierius    in    Kai-nak. 

In  dem  Buche  dei-  Damen  1>i;ns(in  \md  (ioi  ki,.\v  ist  die  (o'schichte  des 
Mutt.empels  von  Karnak  his  in  die  spätei'e  Ptolemäerzeil  hinah  geCülii-t  ;  für  die 
Kaiserzeit  fehlte  den  Verfasserinnen  jedes  jAlaterial.  und  sie  mufsten  sieh  auf  die 
Vennutung  heseliränken,  dafs  das  angebliche  grolse  Krdiieben  vom  Jahre  27 
V.  Clir.    dem   Temjiel    \erderl)licli    geworden    sei. 

\is  verlohnt  daher  hier  zwei  Inschi-iften  zu  l)es])rechen.  die  uns  noch  ülier 
Bauten  des  Tiberius  an  diesem  Ileiliutum  unterrichten.  Di«'  eine  erwarheu 
wir  unlängst  von  einem  ägyptischen  Händler:  die  andere,  auf  die  mich  die 
HH.  SeiiÄi'EK  und  .Sirnii:  hinwiesen,  befindet  sich  seit  lange  im  British  Museum 
(Nr.  3!tS). 


')    Allercliiigs  aiicli   da   ni-ln-n   dfiii   iiii'iii|iliitisclien   Soliaris. 


1-24  A.  Krman:   Gesrlii.l.tlu-he  Ins,!,,  Hl.-n  .1.  .1.  [Sriüiier  .Mus.'uiii.       IXXXVlll.  Haiul. 


Icli  gebe  zuerst  den  Text  der  Londoner  Inschrift'). 


ii  I  1: 


^TlTlüfsäsJ^iiTi,^^!, 


lilK-rius  (_';is;ir  liat  also  dieses  als  Sfi/i  DtitkiiKil  yniKtcJit  für  sei/ie  Mutter, 
die  ijrofse  Mut  ron  Karnak .  dir  yi'ofse  Isis,  die  Mutter  der  Sotinr,  in  der  diese  auf- 
geht, die  den  Himmel ,") 

(nämlkh)  die.  yrofse  Festungsmauer  riiigs  vin  iJtr  Heiligtui/i,  deii  Lieblingssitz 
des  Aman,   in  dem  er  sich  freut,  icenn  er  in   ihm  bi^  zum  Morgen  schläft''') 

auf  (?)  dem  trefflichen  Bau  seines  Vaters  Cäsar,  (ds  ein  gi'ofser  Nil  .meiner 
Majestät  sie hatte 

und  er  rollendete  alle  Bauten  trefflich ,  tun  abzuweltren  Böses  ron  allen  Leuten, 
welche  kommen^  um  ihre  (iaben  :u  bringen^  wenn  sie  ihn  umringen ,  um  ihre  Gebete 
:u  ßefien. 

Daiiir  lolinen  iliiii  die  Götter  mit  tlem  Künigtume  des  Atum.  indem  die  !)  Bogen- 
riilker  unter  seinen  Srjhlen  liegen.,  auf  dem   ihnine  des  Horus,  glrich  deui  Ke,  ewiglich. 

Die  Berliner  Inschrift^)   lautet: 


'1     Veröffentliclit  hei  8 11  au  im;,   Eg.  Iii.scr.  I,  llil;   ilcr  iilun   gegcl)eiie  Text  ist    m:uIi  einem  Ali- 
klaLscIi   der   LEPSiussciien  Samiiiliinf;  herielitiijt.   —  l'het-  der   Inselirift  opfert  Tiheriiis   Mir   o  \S 

<=>  i-£a.^ ÖiJ<^  .Ä»^  1 ^^  1  i®0   G    Ä  'Ö' 

')    Ks  liegt  liier  also  die  Verniis<'liiing  von   Mut.   Isis   und   Nut   vor. 
')    Ariioii   br'iiigt  die  Naciit  im   Unrein  seiner  (laltin   /u. 

*)    Nr.  1)4(11;  .Sandstein,  breit  4 4,.^  ein,   iiocii  :'.!  cm.     ijri  Relief  darüber  Ist  nielit  voih.iiiden. 
dofli    wird   es    unbl   auch    hi.-r   nielit  gefehlt    haben.      Die   sehr   rohe   .Schrift    war   blau   ausgefüllt. 


A.  Kkman:    (icM-liii-lillicI.i'  IiiM'lniricM  ;i.  d.  l'MTliiici-  MiiscMiii.  125 


■m 


Jn^^ilfl.1^^P2^1«ll«s:;fW'l 


C  '  /E=^  sie  *''■       iS» 


ac^PMPTS¥3,!^,©^'TL're^li!"4Pirkr, 

Köiiiii'  Tibrruis  Cilsiir.  hiijunitar  \\:\\  ilcnin.icli  einen  H:iu  als  lin  Diiiktiinl 
für  sich   erriclitet  für  seilte  Mutter^    die  Mut  von  Karnnk^    die   (jrofs   mi   (l/a/i:  iM 

eil   Opel,   das  grnfse  Wvnd/'r  der  Götter,  die  (jroße  Mutier,   die  TocJiier , 

deren  (jleirhen  nicht  L'ft,   und  hat  collendet  die  Arlicil  im   \dieser\  Mauer,  loelcJw  sein 

Vater  ijeniacht  hatte  aii/sen(?)   am ,   dem  ....  Pa/as({?)  der   Wosret,    dem  lierr- 

lichen.    Horizont  des   Amon des   lie ,    der  amjefüllt   ist   »lit  seinem   (lernt  und, 

versehen  und  \verschönert'i\   ij^t  mit  dem  für  ihn  erforderlichen, 

als  er  (jefunden  hatte,  dafs  die  Vherschivemmunij  ihn  sehr  Ins  zu  ."einejn  .... 
aufyeioüJilt')  hatte. 

Er  machte  es  für  die  Wo,iret('^),  um  ihr  herrlichrs  (lol/eshmis  :ii  rerhi'd/i  n .  ireil 
es  .s'o   viel  herrlicher  ist  als  das  der  Vorfahren. 

ihre  Schlanye  üit  auf  seinem  Haupte  als  ijnfse  Ki'iiuijssehlamjr.  damil  sie  Fn/er 
f/etjen  seine   Feinde  .leidendere,    indem   er  sitzt  auf  dem    Throne   des  llorus,   ewiijlich. 

Beide  InsHirifteii  erzählen  uns  al.so  ül)ereinstimmen(l,  dnls  Ausustus  die 
Ündjissuiiysinnuer ')  um  den  Mu1teni])(>l  erltnut  lintte.  .Als  (Imiiu  dieser  I!;iu  von 
einiM-  'mlien  rherseli wenunuii:;'  zerstört  oder  ])escli;idii;l  wui'de.  n;dini  'l'iiiei-ius 
sieh    seiner   ;in    und    stellte    ihn    lertin'. 

Dafs  die  Umwalhui.y  des  Muttempels  gerade  unier  Aunuslus  hat  neu  erhaut 
werden  müssen,  wird  übrigens  kein  Zulall  sein.  Als  sein  erster  Statthalter 
Cornelius  (Jallus  im  Jahre  2il  v.Chr.  den  Aulstand  niederselihiy.  der  in  Oher- 
äi;y])ten  weg-en  der  Steuern  aus.ncl)roelien  wai',  liat  er  ja  gerade  auch  in  Thehen 
zu  kämpfen  gehabt,  und  naeh  der  tll)erliei'erung  dürfte  die  heilige  Stadt  dabiü 
»bis  auf  den  Grund  zerstört«    worden  sein').     In  Diospolis  niegale  uu'l   ()|iliie<in. 


')     Das   Zeichen   .sieht    jetzt  et\v;i    unten   wie   ein      I    ans.   doch   liat  e.s  oben   einen    Kopf. 

^)  Lies  Ijfl  grmif  xj,  tihxii  y  iinnj  »als  er  .sie  gefunden  hatte,  wie  die  Cherseliweinniung  .sie 
anfgehackt  liaUe-,  die  beiden  Striche  stehen  für  zw-ei  — ••— .  In  dem  uniibersetzt  gela.ssenen  wird 
etwas  stecken   wie   »bis  in  die  F'iindaniente". 

')    Fi-aglich    könnte   vielleiclit    sein,    ob    etwa    die    beiden    Denlisteine    auf  zwei   verschiedene 

liesondere  Teile  der  Befestigung  gehen,   denn   der   Londoner-   nennt  das     'In  |  f  QJ  ^aaawv 

®     I.   der  Berliner  das  00  00^^=^^    o  ll     '^    •      f'"'"''   '•'*'■  '''^'"^   ""'''    "'"'  *"'"   Variieren 

des   Ausdrucks. 

*)    Vergl.   hierüber  Otto  Hikschff.M)  ,  .'^itznngsl)er.  d.  Bcrl.  Akad.  d.  Wiss.  IS'.k;,  l.    ISI. 


12()  A.  Krman:  Gescliichtliche  liiscliriflen  a.  d.  Berliner  Museum.     [XXXVllI.  Band. 

die  er  auf  dem  Ostufer  eroberte,  war  gewifs  auch  der  Muttempel  einbegriffen. 
I);nii;ils  wird  seine  rinw.illuiiii  Ix-i  dem  Angriff  gefnllcu  sein.  Als  dann  später 
keine  Aufstände  nirlir  zu  liclurcliten  waren,  wird  Augustus  die  Herstellung 
der  Unifassungsmau(M'  criinilit  li;d)en:  al)er  elio  sie  noch  ganz  fertig  war.  warf 
die  Uberseliwemmiuig  sie  um  und  so  wurde  sie  erst  unter  Tiberius  beendet. 
Dal's  die  Zerstörungen,  die  den  Muttenijiel  lieimsuehten,  aueli  den  benacli- 
l>arten  Teinjtchi  des  (  lions  und  Anion  nieiit  erspart  gel)lielien  sein  W(>rden,  ist 
vcm  vornlierein  walu'seiieinlieli.  Und  in  iler  'fliat  ist  auch  am  Amonstempel 
unter  'I'iberius  in  grcU'serem  MaCsstabe  Verfallenes  erneitert  worden;  das  zeigt 
ein  Bruelistück ,  das  LEtiRAiN')  unlängst  verciffentliclit  hat  und  das  dem  alten 
Kern   des  Tempels  angehört. 

Eine   Herstellung  am   C'honst (Mupc^l. 

Im  Anschlufs  an  die.se  beiden  Bauinsehriften  des  Muttempels  will  idi  ciiicii 
v('rwan<ltiMi  kleinen  Denkstein")  unserer  Sammlung  l)espreehen.  dessen  Lesung 
nach  (li'l  w  i(  ilcrlHilten  Versuchen  jetzt  Hrn.  Sethe  und  mir  in  der  Hauptsache 
geglückt  ist.  Ohen  sind  ein  König  und  eine  Königin  mit  leergelassencn  Namen 
dargestellt,  wie  sie  dem  C'hons  das  [|j||]  darreichen.  Darunter  steht  in  roher 
und    kaum   nocli    sichtbarer  Schrift: 


^I^G 


-ga,  1     Hl    I   ^  V  Q  X  %^  SR^^  JSfc^  H.=_  *L=_  /ww«  t  //w    ®    I    I   I  I    A  £i  ö  ,::i  D 

König  PtolemäuSj  der  Ewlgbbrnde^  von  Ptah(?)  Geliebte  hat  dies  ah  sein  Denk- 
mal yemacht  für  seinen  Vater  ChonSj  der  in  Theben  .  .  .  .^  Nefr-hotep^  den  (jrnfsen 
Gottj  indem  er  ihm  von  neuem  die  Zief/el{?)ma)ier  bauten  um  ihn  zu  umgeben(??) 
in  bester  Arbeit  .  .  . 

Die  Nennun.ii'  des  Krmigs  ist  so  unsicnan.  dal's  man  versucht  ist.  darin 
Absicht  zu  sehen.  Wenn  die  Priesterscliaft  die  ]\Iauci'  in  einer  jener  wirren 
Perioden  erbauen  liefs,  an  denen  es  in  der  Ptolemäergeschichte  ja  nicht  fehlt, 
so  komi)romittierte  sie  sich  sicher  nicht,  wenn  sie  den  Herrscher  schlechtweg 
»Ptolemäus«  nannte,   das  jialste  Cur  jeden,   wer  auch  schliefslich  o))siegen  mochte. 


')    Recueil  de  Travaux   XXII,  H:i. 

^)    Nr.  7.51.5  (Sandstein,   hoch  40  cm);   AiLsführi.  \eiv..  1899,  S.  327. 


Ar)()i.K  Erwan   II.  Ulrich  Wii.<'kkn  :    Die  NauUratisstele. 


12i 


Die  Naiikratisstele. 

Von   Adolk  Kkwan   und  Tlhich  Wilckkn. 


Kommentar  von  Adolf  Erman. 

1/ci-  präclitii^c  |)('iil<stcin  des  Nrkt;uirliiis .  der  uiil;inns(  zu  N;uikr;itis  ncriiinlcn 
ist.  ist  \(in  (».  Maspero  in  den  ('(»miitcs  rciidus  de  l'Ac.  des  Iiiscr.  ]S!)!)  nli- 
ii('l)ild('t  und  in  seinem  Ilniiptinlialt  ,iicwfir<li.i;i  woi'dcn.  Icli  will  hier  \ crsiiclien, 
<lii'  nicrkwürdi^r  Inschrii't  ;iucli  im  cinzolncn  zu  ci'klärcn.  ('iiminl  um  eine 
(;rundi;ii;c  l'ür  Wn.CKENs  u;ichsteliond(»  Untfi-suclnun;'  zu  iiclicn.  sodnnn  filier 
;nicli.  weil  es  wii'klieli  ein  int(>r<>ss;intes  Sjiiel  ist.  di(>  Ixiitse!  zu  lr)sen,  die 
dieser  IIiei-i)i;i';nuin;it  des  4.  .Inlirliuuderts  nusuchecdvl  linf.  leli  drücke  uiicli  ;ili- 
siehtlieli  so  aus.  denn  das  rein  Willkürli(die  \i(d(n'  dieser  Sehreihuu.n'en  lie^'t 
MuC  der  Uniul.  In  dem  Bestreiken.  m<),niielist  ;dt('rtrnnli(di  zu  sclireilien.  hat 
sicli  der  Sclireilier  Miiii^'c  wie  ^  <c:r>  l'ür  -^^^ .  I'  '  füi'  1  j]  u.  s.  w.  erfunden, 
ilie  man  aucdi  /u  I\Ienes  Zeit  so  nicht  ^'eschriehen  hallen  wii-d.  um  von  so 
widersinniiicn    Dingen    wie  0  für     |  oih'r  5n  l'ür     X        ^ß*    uanz   zu 

schweiii'en.  Icii  kaiui  uiir  daher  aucli  nifdil  (h'id^en.  dal's  diese  Ins(du'iri  für  die 
priesterhclien  Zeit.^'enossen  ihres  Vert'ei-ti.^'ers  j^latt  h\sbar  gew(!sen  sei .  mochten 
diese  aucli  noch  so  sehr  an  derartisj'e  Kunststücke  gewöhnt  sein.  Aher  gerade 
das  wird  auch  liezwcckt  t^'eweseu  sein:  was  au  heihnei'  Stätte  aul'u'estelM  wurile. 
sollic  i.;eheiumis\  1)1!  sein  und  luu'  den  tidehrlesten  I'riestern  verständlich.  I  )a 
ich  nicht  lieliau|ite.  zu  diesen  \\  eisen  zu  iieliTiren .  so  darf  ich  auch  wnid  auf 
\a(disicht  rechnen,  wenn  ich  einzelnes  falsch  \erslandeu  uinl  niauches  uun'e- 
deiitet    ii'plassen    halie. 


A.     Datum. 


O  -^ 


lon  o 

:     111.= 


om    ¥(S.a    fö: 


,111- 


Jahr  I.  im  '■>.  Simiiiirniioiial.  cnn  /.'>.  T(i(/r  lüifrr  (Irr  MajeMöl  d/'s  llonis:  ».  .  .  .«. 
di'.^  Hrrrn  der  Diadnnr:  ^••dcr  den  beiden  Lmulern  iij»hllliut'^^  des  (Inldhonis:  ^ukr  timt, 
nxis  die  Götter  liehen.«,  des  Königs,  von  Olier-  und  J^ntrr- At/i/pten  «('■lieper-ke-re''« . 
des  Hohnes  des  Jie<'    ^^Nektanelmsi-. 


')    So,   uririchtip;  j^e.stplit ,   wie  das   in   dieser  Zeit  oft  j;escliielil. 

Zeitsrhr.  f.  Äsypt.  Spr.  XXXVIII.  Han.l.     llmn.  l'H 


128  Adiii  I-  Krsian   II.  Ui.hk  II  Will  kkn:    Die   Naiikratisstele.  |  XXW'III.  liniic! 


B.  Der  König   als   Liehliiii?   der  Neitli. 

yQ        I        I        1^ 

Der  (ßde  Gott,  der  Teil  des  Re<^  der  Erbe  der  Neitli.  s/r  ....  seine  Majestät  an 
der  Spitze  der  beiden  Länder^  sie  hat  ihn  zum  Herrseher  licidrr  Länder  gemacht^  sie 
hat  ihren  Kopfschmuck  auf  sein  Haupt  gesetzt^  sie  spirrt  ih)n  die  Herzeti  der  Menschen 
ein(?),  sie  ....  ihm  die  Herzen  der  Menschen^  sie  vernichtet  alle  seine  Feinde. 

I)as°(]  ist    -ewils  Oo(j^.      Die  Sclireilnin«- |)  J  für  "^  auch   in  0.      Von 

ilcii    \'ci-lM'n   (Irr   drei    letzten   Sätze   ist    ^x^    gewils   htm   und  J —  hnr;   '^  kann 
icli    nielit    deuten. 

C.  Der    König    als    Schützer    Ägyptens. 


\7 

1 1  I  I 


c^ 


AA»AA  I       I       1 

Er,  der  starke  König,  drr  Agt/pten  schül2t['^).  die  Mauer,  die  die  .  .  .  Ägyptens 
rettet,  grnfs  an  Ruhm.  I  hat  ig  mit  den  Ariueii.  Herr  des  Siehelsehn-ertes ;  /itit  .... 
Herzeiij  n-enn  er  seine  Feinde  erblickt  Jmt .  der  die  Herzen  der  Elenden  abschneidet 
und  iDohlthut  dem,  der  ihm  treu  Ust,  so  dafs  sie  bis  in  den  Tag  .schlafen,  indem  ihre 

Herzen  voll  sind  von  seinen  Wunderthaten der  alle  Uinder  grünen 

macht,  wenn  er  aufgeht  und  gesund  mneht  den.  der  seine  Speise  hat (i);  jedes  Antlitz 
rerhiillt  sich,  wenn  es  auf  ihn  blickt,  als  iräre  er  Re''.  iren/i  er  im  Horizont  aufgeht. 
Seine  Liebe  grünt  in  allen  Leü)ern,  seine  Schönheit  L^t  Leben  für{?)  die  Leiher. 

Bei  ■^  rate  ich  auf  mk  »schützen«  (vergl.  Pikiil.  Proc.  XIII.  245);  der 
l>arallele  Vers  wird  nhm  tnb  enthalten.  Was  il;inii  lnli;t .  siejit  in  gewölndieliei' 
Ortliograj)hic   so  aus: 

<3>  7j  fl  T  I     -CO::^  i<^       w,^   Vv    J^  ^^  X  I     ^'5^^  I      I      I 


•)    Wie  ein  ©  oder  ©.  =)    Wolil   niclil    "f\  .  ■')    Wie  .-■;. 


Addi.i-  Human   ii.  Tihk  ii  Wii.ckkn  :    Die    Natikratisslelc.  129 


IP.T.^fe  """'^' 


■  •     1 


Des  Wfit.Tcn   ist   fl  ^  ^^3-  üvwils  pp    j|"|.    ^(j  'st  |(j  und  ü^  ist  ^ 
D.     l)('i'    KüiiiiJ'    soryt     l'ü  1'    die    (i(")Uc-r. 


Dif  GötlfT  freuten  sich   über  Um .   (i/s  sir  ihn  <ji\sf]t.f'n  liatlcn.   dir  wacht,   im /cm 

er   Gutes  für  ihre  Heiliytii/ncr  sucht,   der  ihre   Priester indem  er  sie  um 

Rat  frayt  l>ei  jeder  Amjeleycnheit  des   Tempels.     Der  speiu/cf.    irenn  sie  es  sa(/en{?)^ 

(il)ir  iuul) treu  (Inf  dmi    Wcye   des  Gottcs(?).   der   ihre  Häuser  mauert 

and  ihre  Mauern  baut,  der  ihren  Opferstein  )nit  Speise  rersieht  und  ihre  Geräte  riel 
muclit.   der  Zuwuclis^^)  an  allen  Dingen  bereitet. 

?§mmm    isl    iiMlürlich    Qß  p^%^^^-^:   das  wi  dalnntcr  stellt,   wie   so  ul't   im 

Neuägypt.,   fu,-M  (ü).     Dann    tb^t    T'"''  1  !  f  !,T,T  t '^' iT,^,"=P^ 

^=7 ^in<s>.®^®^'^^.      Im    n.l.nviidei.    ist    M.M-Ii  "2"  tur  "]   hemerkens- 

wert:   dieselbe  Sehreibuiim'   kelirt   in    II    wieder. 

E.     Der    Reielitvim    des    Küni^'s. 

TK^^rr:  ^^^z^c  "irvs^K  k^z 

Der  einziij  wunder  reiche  Gott,  dem  die  Strahlen  der  Sonne  dienen^  die  Berye 
sagen  ihn,  tvas  in  ihnen  ist  und  das  Meer  yicht  ihm  sein  Nafs,  die  Wmfen  brinyen(?) 
ihm  ihre  Speise,   er  zähmt  i^^)  ihre  Antilopen   in  ihren   TMlern. 

Die  1^(1^'^^  sind  wohl  sielier  die  "^  ^1'^"^-    ''''^  Fol«-eiide  snli  sein: 

^z-»"^,ikPZ,^oir'^^r--  ■  '-■» ('"r, 

')    Das  Zeiclieii  Ijestelit  iin  Original  ans  dein   \J  und  drei   1). 

18* 


11^0  Adolf  Erhan  u.  Ulrich  Wilcken:    Die  Naukratisstele.  [XXXVIll.  Band. 


vom  Wilde   brauchen    kann,    ist   mir   sonst   nicht    bekannt:    (In     h   ist   natürlich 

1  /vw^^  I       I      I 

F.     Kröimnn'    des    Königs. 


Seiiw  Majestät  icurd  im  Palast  ron  Sa'is  gekrönt  und  begab  sir/i  in  ihit  'JV/iij/c/ 
der  Neith,  der  König  wurde  in  den  Teinprl  der  Neilli  eingeführt ,  indem  er  mit  der 
roten  Krone  glänzte  neben  seiner  Mutter,  /mm  braclite  ihm  ['i)  seinen  (io/dkran:(?), 
.  .  .  die  Gal>e  des  Tempels  der  Neith  dar. 

Bei  der  feierliclicii  Kiiit'ühruiii;'  in  (h'u  Tempel  spendet  oder  erhält  der  neue 

König  ^  FS^.    Man  denkt  unwillkürlich  an  die        ^  '.  den  »Cioldkranz«, 

den  die  Tempel  dem  neuen  Könipe  in  gTieehiseher  Zeit  schenkten.  Ist  diese 
\'erniutunu'  i-ielitiii'.  so  ist  lüese  Sitte,  ülier  die  jetzt  ANin  ken  (üstraka  11.  2!t5fV.) 
aust'üiirlich  _ü-eiiandelt  hat.  nicht  erst  von  den  Ptolemäern  nach  Ägypten  gebracht. 

G.    Die    Schenkung. 


sie     4 

Z-^MU,?,-!^    -IfsrT^-^^SZö-^kä 


I      1 G  ^^."pyiTiiÄ.^     k" 

12 


l°11~1, , ,- 


')    So  geschrieben  in  il.-r   Pillionistele  (ÄZ.  I.s91,  .S.  8(i). 

')    ^'ielleicht  fehlt  hier  ein  q  »Teil.,  vergl.  Z.  10. 

')    So  gestellt  Q~^21  ^°  •^^'>*  "  ^'^  Wort  fiir  sich  .sein  dürfte. 

'  ')    Unrichtig  für  ©  I — '     ^   ,  wie  unten  steht.    Demnach  wird 

K\  ®.  in  Zusammensetzuns'en  etwa  naii-  irelautet  hal)en. 


1!IIHI.|  AuoLK  Kkman   u.  lIi.KKii  Wii.ckkn:    Die  NaiiUi'alisstele.  131 

Seinp  Majestät  sagte:  Man  gehe  ein  Zehntel  von  dem  Gold  und  dem  Silber  und 
dem  Hol:  und   dem  Zimmerwerk^)    und  allem  anderen,    iras    ram   (jricchisrhcu  Meer 

herkommt,    von  jedem ,    das  man   versteuert  {?)_,    an   den  Fisku^s   in  der  Stadt, 

dir  Hnwt-hnt  heij'st,  soivie  ein  Zehntel  von  dem  Gold  und  dem  Silber  und  allem, 
ifds  in  Pi-emro,  (jenaiiiU  \Nau\h'atiSj,  am  Uj'rr  des  ''iiw- Flusses,  pnidicirrl  ivird, 
was  man  an  den  Fiskus  versteuert  ('^] ,  au  das  OpJ'eryut  tneiner  Mutter  Neith  bis  in 
alle  Ewigkeit  hi/iCH  :u  dem,  was  bisher  darin  war,  und  man  mache  von  ihnen: 
I  Ochsen.  I  .  .  .  .  Gans.  '>  Krug  Wein  als  dauerndes  tägliches  Opfer.  Die  Überweisung 
davon  (erfolgt.'')  an  den  Sch(dz  meiner  Mutter  Neith,  dieioeil  sie  die  Herrin  des  Meeres 
ist,   und  sie  es  ist,   die  seine  Nahru/ig  giebt. 

\\';is    der   König   dem   Neithtciiipel    stdieidvt.    ist    i;cwiss: 

1.  dir  Zelinte,  der  im  Hai'cii  Hnwt-hnt  von  allem  vom  gricichi.sclicii 
^li'cr    her   Iiii])oi'tici'trii    erhoben    wird. 

2.  der  Zelinte.    der  in  Nankratis   \(hi  allem   dort  Fal)ri/.ierlen  erhoben  wii-d. 
Aber    so    lest    ich    \iin    der   j-vielit  ii^keit    dieser   Auflassuni;'  überzeugt    bin.    so 

wenig  will  ieli  \('rliehlen,  dals  iU'v  ägyptische  Ausdruck  uiid<'utlich  genug  ist. 
Dafs  der  Relativsat.  j;.^|(lj^.  ^.^|flj^^_  das  pluralische  Suftix 
dei-  jungen  Sjirache  entliält  (eToy*gocfeo'!)'),  ist  klar.  .Alan  dail'  diesen  Relativ- 
satz also  nicht  an  »ein  Zehnt(d"  ankiu'ipt'en:  er  mul's  sicdi  vielmehr  au  die  im- 
l)oi;tiertcn  imkI   fabrizierten  Gegenstände  anknü]ifen,    und  hsb   wird  denuiach    hier 

etwa  »versteuern"  bedeuten.    Eine  weitere  S(divvierigkeit  liegt  in  dem  H         \\\\  , 

was   doch   nicht    wohl   dem gleichgesetzt    werden   darf:   J\I.\si'i;kos  Vorschlag, 

es    mit    diMiit    de    [leage    zu    übersetzen,    erscheint    mir    wahi'scheinlieii. 

Auch   der  Ausdruck    l'ür  ein  Zehntel,  der  wohl   lieidemal of)  zu  lesen 

ist.  ist  nur  so  nicht  bekannt:  man  erwartet  -.  ,  wie  ja  der  Zehnte  auch  ko[)tisch 
noch  .pcMHT   heil'st."") 

Endlich  liegt  eine  kleine  Schwierigkeit  in  der  Stellung  iU'v  Ortsangabe  in 
Zeile  1):  "Von  allem,  was  vom  griechischen  Meere  einkoinmt .  von  jedem  /.s(;. 
das  man  an  den  P'iskus  versteuert  in  der  Stadt  IJ/iirt- h/if« .  (Jenieint  ist  gevvils. 
dals  auch  die  Im])ortiertnig  in  dieser  Stadl  erlblgl  .  während  nach  dem  W'oi't- 
laut    dort    nur   die    Versteuerung   statthätte. 

Den  (irund  aller  dieser  buk  larlieiten  braucht  man  wohl  nicht  lauge  zu 
suchen:  die  Spi-achkennt  nisse  des  llierogrammaten  reichten  aus.  solange  es 
sich  um  die  übliche  Schilderung  der  königlichen  Macht  u.  ä.  handelte,  aber 
nni  von  Steuern  und  Z(jllen  in  alter  Sprache  zu  reden,  dazu  l'ehlleu  ihm  die 
Vorbilder,   mnl    das   gelang   nur   halb. 


')    Rohes  Holz  und  verarbeitetes. 

-)    r)a.s  bühairische  Präfix  &.n-  (Stkrn  §  175),   da.s    vor  ZaiilwiMteni    st(;lit,    fi;f}d  gevvils   auf 

ein       I       ziirücli.  doch   hMvl  es   Kolleiuiv  a   (Zt-lmiieit)  und   i>als(,  dt-sbalt)   liier  nicht. 


\'.\'2  Anoi.K  Erman  u.  Ulrich  Wiloken:    Die  Naukratisstele.  [XXXVIII.  Bancl. 


Im  einzelnen  ist  noch  zu  hemerken:  In  der  Aufzählung  der  Opfer  ist  das 
I  oliiif  Zwcit'fl  niclit  /u  lesen,  denn  wenn  täi;lich  ein  Ochse  ij-eselilnelitet  wird, 
s(,>  ist  das  ja  sehuii  ein  sehr  ansehnliehes  Geschenk.  Andererseits  gehört  aber  zu 
dem  Ocliisen  wohl  mehr  als  eine  (xans.  und  man  muls  daher  vielleicht  in  dem  C3 
hier  irgeuil  eine  Zahlliexeichnung  sehen,  während  ^^  sonst  in  den  (>|iferlisten 
wohl   die   Mastgans   lie/eiehnet. 

Der    Sehlulssatz .    in    dem    mir    die   Auflassung    des     1[|d[|(1  unklar   ist. 

besagt,  dal's  Neiili  als  die  Herrin  des  Meeres  aiu-li  auf  dessen  »Nahrung",  d.h. 
den  von  ihm  erzielten  tiewimi.  ein  Anrecht  hat:  man  sieht  also,  dafs  es  Al>sicht 
ist,  dafs  ihr  gerade  die  .Steuern  von  den  griechischen  Schitfeu  und  griecluscheu 
Falirikeu  zutliefsen  sollen,  hh  kann  daher  nicht  umhin,  in  dieser  Spende  des 
Nektanehus  eine  jtolitische.  antigriechische  Mafsregel  zu  sehen.  Die  Priester- 
sehatt  der  Neith  mochte  über  die  Begünstigung  der  unreinen  (kriechen  besonders 
aufgebracht  sein,  imd  Nektanebus,  der  seiner  jungen  Herrschaft  den  Beistand 
der  vornelimsten  (Teistlichkeit  sichern  mufste.  grift'  nun  zu  dem  Mittel,  ihr  die 
Zehnlen.    soweit   sie   von   den   Griechen    erliolicn    Avurden.    zu   überlassen. 


H.    Z  u  s  a  t  z  b  e  s  t  i  m  m  u  n  g. 

.  .  .   befehlen  ....   schützen    und  heuu ihren    das    Opfen/ut   meiner  Mutter  Neith,    (die 
Din(/e(?)  festzustellen 

'••'■ '"""  ^"1  »■■  ]M  ""•'  TIT  "-ITü-  '•»  TT  """■■""'■"  ^SJ 

ist,    so   wild    das   Zeichen   dahinter   hier  die    Neith    bedeuten   sollen.      In    '^.  ö 
^ooöj   .sehe   ich    f^^^- 

J.     Aufstellung    des    Denksteins. 


^(3EI¥(o:s£]f^   rAfTSlTPl 


Seine  Majestät  sagte  {weiter):  Man  verewige  dieses  (die  eben  gesagte  Verfügung) 
auf  dieser  (sie)  Slele_,  die  man  nach  Naukratis  am  Ufer  des  ^nw- Flusses  setzt.  Möge 
man  meiner  Güte  bis  in  Ewigkeit  gedenkoi  (durch  Gebete?)  für  das  Heil  des  Königs 
Nektanebus^   dumit  er  mit   Leiten   u.  s.  w.   Iteschenkt  werde  wie   Re,   ewiglich. 


I'.'IM'.|  Adolk  Krman   u.  Ur.HitH  Wii.ckrn:    Die   Nniikratisstele.  133 

(]<=.[jf\^  '^'  '=''*^^— '^1  ('^^'''■•'-''-  ^'  '"*■  '*='''  DciiK.iistnitiv  in  '■//''  ]m 
ist  iiiclil  yniiz  Idiiiscli,  da  die  Stele  ja  nocli  nicht  crriclitcl  war.  als  der  K(">nii;' 
diese   Worte    spracli. 

Das  llauptcxrinplar  dci-  Stele  wii-d  i;-ewi(s  in  Sais  im  Teniiiel  der  Xeitli 
licstanden  liahen.  je  ein  amleres  in  Naukratis  und  Hnwt-hnl,  un  die  Steuern 
zu   ei-lielie]i    wari'ii. 


Die  Steuern. 

\'()n    Ui.incn  A\  ii,(  kei\. 


i  'ie  von  P^kman')  im  vorstehenden  inter[>retier(e  Inselirift  von  Naukratis  er- 
innert inieh  an  eine  Aufhalte  der  fiilseldieh  unter  Aristoteles"  Namen  gehenden 
Oeeonomiea.  Unter  den  zalilreiehen  vom  ägvi)tisehen  Könif;'  'Volwq  auf  Anraten 
des  Atheners  ('hahrias  ein.fjcführten  neuen  Steuern  ])eg-egnet  daselbst")  au(di 
fnlgende:  ol—o  tujv  tt'agiwv  ts  y.ui  ipyuiTTYiptwv  xai  twv  ocAAjji/  tivu  ipyci,(Ti(X,v  iyjtvjwv  Trji; 
ifyaiylui  ws'pcs  ro  SixctTov  y.e'/.evcrcci  ä.TTorsX€iv.  Trotz  der  hei  diesem  tlüchtigeii  Skri- 
Iteiiten  nicht  überraschenden  Inkonzinnität  des  Aiisdrueks^)  —  verul.  die  Koor- 
dination der  Steuerobjekte  (irXoioL  und  spyciTTYipici)  und  di'r  Steuersubjekte  (oi  .  .  . 
s'/jOvTEi,-)  —  ist  der  Sinn  im  ganzen  nicht  zw  eifelhal't.    Der  Verfasser  unterscheidet  : 

1.    eine   zelinprozentige   Steuer-,    die    \(>n    den   SchilTeu    erhoben   wird. 

2^    eine    gleichtalls    zelinprozentige    Steuer.    <lie 

a)   von    falirikmälsigem   IIandwerksl)etriebe   (ä-o  ep-yctiTYiplu.'v). 
h)   von    nicht    fabrikmäCsigem   Retriebe    (oiine  ipyxTTYipioc) .    denn    das   soll 
wohl    (las    iud\lare   rwv  u?J.yiv  nvot,  hya.T\.civ  r/ji\nu)v   heilsen. 
iM'lioben    wird. 

Die  allgeineine  Ähnlichkeit-  dieser  Angaben  mit  der  Stele  von  Nauki'atis 
.s]iringl  in  die  Augen.  Die  zelinprozentige  Gewerbesteuer  wird  mau  ohne  He- 
denken mit  der  ebenso  hohen  Steuer  »von  dem.  was  (in  Naukratis)  labriziert 
wiril".  identifizieren  dürfen.  Dagegen  zeigt  sich  bei  der  SchifTssteuer  eine  Diffe- 
renz: nach  dem  ägyptiscdien  'IVxt  .scheint  eine  zelinprozentige  Hesteiieriing  aller 
vom  griechi.sehen  ^leere  eingeführten  Waren,  also  ein  Einfuhrzoll,  dei-  au  den 
Nilmündungen  erhoben  wurde,  gemeint  zu  sein:  nach  dem  griechischen  aber  soll 
der  zehnte  Teil  der  £fi7a(j-iÄ.   d.h.    des   Ertrages   der  -Äoisc.    erhoben  werden,    was 


')    Die  Behandlung  der  Stele  durch  JNIaspero  ist  mir  nicht  zugänglich. 

^)    112.  2.5  p.  1351o,   10  ff.     Vergl.  hierzu  Griech.  O.straka  I,  S.  329. 

')  Sonne,  Genethliacon  Gottingen.se  (mir  jetzt  nicht  zugänglich)  will  emendieren:  nno  riv 
ir/.oiK'i'  T£  -Acii  ipyceTTijprM'  y.cci  TOf  cOXriv  twh  i^rcTutu  'sy^ovTct  r??  I^yari«?  u.i^o<;  xt}..  Das  ist  al)- 
zulehnen,  denn  es  würde  heilsen,  dafs  von  SciiilTen  und  WciUstätten  auch  dcrjenigf  10  Prozent 
zahlen  soll,  der  einen  anderen  Betrieh  iirilic 


i;{4  Aiiiii.K  Krman   u.  l'i.Rii  II  Wii.cKKN :    Die  NauUratissIclo.  |X\\\'11I.  Hand. 


etwa  auf  eine  Besteuenme:  der  mvy.Xripoi  hinauskämet.  Trotz  dieser  Differenz  ist 
es  mir  mclir  als  walirsc]i(-iiilicli.  «Inl's  licidc  Tcxti^  dicscllicii  Steuern  meinen,  zumal 
diese  l)eiden  Er\vä]nuin,Q;en .  l)eim  Grieelien  mid  heim  As;y])(er.  elininoloü^iseli  sieh 
uumittelhar  foltjen  (s.  unten).  Da  der  jrrieehiselie  Verfasser  als  ein  liederlielier 
Ar1>eiter  heknnnt  i>t .  andererseits  alier  aucli  dem  Ai;y])t(''r  die  präzise  Rezeicli- 
min.e:  dieser  ])inu<'  olV(>idiar  Sehwieriükeiten  uiaclil .  so  kami  man  dem  einen 
wie  dem  anderen  eine  schiefe  Besehreihunu'  der  hetrefVenden  Steuer  zuti-auen. 
Das  Detail  alier,  das  der  Ägypter  giebt,  spricht  wohl  zu  Gmisten  seiner  Dar- 
stellung, imd  so  möchte  ich  eher  glauben,  dafs  der  Grieclie  aus  Flüchtigkeit 
oder  Denkfaulheit  die  SeliilTssteu(>r  und  die  Gewerbesteuer  in  einen  Topf  ge- 
worfen  und   irrtümlich   auch  jene   zu   einer  Besteuerung  der  ipy!X.iTia.  gemacht  hat. 

Unter  d<'r  ^'oraussetzung,  dafs  die  Stele  von  Naukratis  auf  dieselben  Steuern 
Bezug  nimmt,  die  die  Oeconomica  1.  c  erwähnen,  würden  sleli  die  Dinge 
historiseli   folgi'mh'ruiafsen   zugetragen   haben: 

Etwa  im  Jahre  H(i2/H61  v.  Chr.").  als  Taös  gegen  Persien  rüstete.  I'ülirte 
er  auf  Rat  des  Gliabrias  unter  anderem  die  beiden  zehnprozentigen  Steuern  ein. 
Dafs  es  vorher  noch  keinen  EinfidirzoU  an  der  Deltaküste  und  keine  Gewerbe- 
steuer in  .\gypten  gegeben  haben  sollte,  ist  unwahrscheinlicli :  vermutlieh  wurde 
damals  nur  die  (^^uote  auf  ein  Zehntel  erliöht^).  Nach  einigen  3Ionaten  schon 
hraeli  die  Ilenliehkeit  des  Taos  zusannnen.  und  sein  Nachfolger,  der  Usurpator 
Nektanebus  II.,  fand  unter  anderem  diese  beiden  Steuern  als  regelmäfsig(>  Kin- 
nalnnen  seiner  Staatskasse  vor.  Nachdem  er  aus  Syrien,  wo  er  kommandiert 
hatte,  zurückgekehrt  und  in  Sais,  wie  es  scheint,  noch  im  Herbst'SBl^)  gekrönt 
wai'.  überwies  er  der  Neilh  von  Sa'is  als  (opferst iftung")  einen  Teil  der  Erträge 
jener  l)eiden  Steuern,  nämlich  von  den  Einfuhrzöllen  die  von  Hnict-hnt  und 
von  «h'u  auf  das  ganze  Land  gelegten  Gewerbesteuern  die  von  Naukratis.  Die 
liald  darauf  ausbi'ecjienden  Kämpfe  gpgen  einen  Prätendenten  in  l\Iendes  zeigen, 
<lafs  er  alle  \'eranlassung  hatte,  seinen  jungen  Thron  durch  die  (Geistlichkeit 
zu  stützen'").  Dafs  er  gerade  die  von  Ausländern  zu  entrichtenden  Steuern  stnner 
Schutzjiatronin  zuwendete,  habe  auch  ich  anfangs  wie  Erman  als  Austhifs  einer 
»nationalen«  Politik  deuten  wollen,  bin  aber  wieder  zweifelnd  gewoi'den  ange- 
sichts   der  Thatsache,    dafs  Nektane1)us    sicii    damals    ebenso   wie   um   die   Svui- 


')  Oder,  wie  Boeckh,  Staatshaiish.  d.  Atli.  1\  S.  H96  e.s  fafst,  -eine  Kitikonimensteuer  von 
zehn  vom   Hundert  von  den  Schiffern». 

')    Zur  Chronologie  vergl.  W.  .Iudeich,  Kleinasiatische  Studien   1892. 

')  Über  die  zum  Teil  viel  höheren  (zu  2.5  Prozent)  Einfuhrzölle  der  ptolem'aischen  Zeit  vergl. 
meine  üriecli.  Ostraka  1 ,  S.  398  f. 

*)  Vorausgesetzt,  dafs  er  361  .schon  so  früh  zur  Regierung  kam,  dafs  er  das  von  Taös  an- 
gefangene Regierung.sjahr  (21.  November  362  bis  20.  November  361)  als  sein  erstes  weiterzahlen 
konnte.     Der  Stein  stammt  aus  den  letzten  Tagen  des  ersten  Jahres. 

')  Kbenso  wird  imter  Philadelphos  die  «jto/xoi^«  der  neuen  Göttin  it'>.ähc>.ipoc  übertragen  sie  tyv 
^■xjTinv  xcti  Tfv  ■n:cvhrv  (P.  Rev.  36,  10).    Dem  entsprechen   hier  die  Ochsen,  Gänse  und  der  Wein. 

')    .Uinlicli    verfährt  Ptolcniaios,    des   Lagos  Sohn,    im  .lahre  311   (vergl.  die  Satrai)eiistele). 


Adiii.k  KnjiAN    II.  Ui.iju  II  Wii.UvKN  :    l)ic    N;iiiUr:ilis.sli'lf.  135 


|i;itlii('ii  der  Priester  aiicli  um  die  ünterstüt/tinc:  der  Grieelieii  bewarli  (verc:l. 
■Irnricii  S.  !()()).  Sein  N'ornclicn  ist  iiiilcr  (iicscii  NCriiältiiisscii  ;ils  sclir  (ii|)li)- 
ni;iti>cli  zu  lie/cicliiicii :  den  Neilli])rie.stcni  innelilc  n-  liiircli  1  lirrwcisiini;' 
lirr.-liii'  (Ici-  ü-riecllisclieil  Steuern  ,i;'e\vi(s  eine  lieNOiidere  {•'reude.  den  i;fierliisr|ieu 
Steueiv.nldern  ;diei-  l<oniite  es  zieuilieli  ,i;l<'i'"lii;idt is;'  sein,  dit  iiir  (ield  ;in  den 
Kfuiii;-   iider    den    Teinjicl    verreciiiiet    \\urde. 

Vi'w    ilir    ;iuT]ilis(die   Steueru-escliielite    jerneii    wir   dureli    die    iuseiiriil.    iImIs 

diese    Steuern,     dir      l'.Mds    in     der    I\rieusni>t     ein^-efülirt     iintte.     Ilielll     e|)|iriurr     wie 

seine  KeLj'ieruiii;-  waren,  wie  ieli  nucli  in  Grlecli.  ü.straiva  1,  S.  )}2'.)  anuainn, 
siindern    ihn    ül>erdauert    lialieu. 

Auch  t'üi'  die  EeurteiluiiS'  der  Oeeononuea  ist  dei-  nhigc  Fund  nicht  nlnu' 
Interesse:  (l(>r  ägyptisclie  Stein  (le(d<t  zwar  einerseits,  wie  uns  s(diien,  eine  neue 
Unklarlieit  iu  dem  ij'riechiscdien  Ausdru(d<  auf  (in  IJezu^'  auf  die  -?xlä.),  liietet 
sacldich  al)er  im  S'anzeu  ])etra(ditet  doeh  eine  n■|.^visse  Bestätitiuiii;'  (h's  griechi- 
schen Bericlites.  Die  (^)u(dle.  ans  der  der  \'erlasser  die  oliin'en  .Vnn'alien  H'e- 
scliiijift  hat,  ist  jedentalls  aulsei'onh'ntlicli  sacldvundig  gewesen.  Besonch'rs  auf- 
fällig ist,  dafs  ancli  Pseudo- Arist()t<>les ,  wiewohl  er  docli  aiudi  anilei'e  Steuern 
des  Taös  aidzählt,  gei'ade  diese  lieiden.  (h'r»*u  AhfüliiMiug,  wie  wir  jetzt  wissen, 
sjiäler  \u]{  Nektaueiius  neu  ycnrdnet  worden  ist.  eni;'  nnteinander  N-erl)indet. 
(iei-ade  diesi'  N'ei'iiindung  hat  ihn  \iellei(dd  dazu  \crführt,  auch  die  »SclnfVs- 
ste'iier«  t;ilse|ili(di  als  Ertragssteuer  aufzufassen  (s.  olien).  Man  sieht  sieh  iiu- 
w  illküi'lieh  nach  einem  LokalhislorikiT  um.  dei-  wo  mrnilich  auch  \on  diesrr 
•späteren  i^enieiusanien  Tinwandlunu'  dri-  liridcu  Steuern  Kunde  nclialil  liiitte. 
Dafs  ührigens  die  Heis])ielsanindnng  uuserei-  Oeconomica  (H.  Jalirlnuidert  v.  (dir.) 
auf  eine  ältere  zurückgeht,  die  scIkui  liald  nacli  Alexanders  Tode  zusammen- 
gestellt worden  ist.  werde  i(di  im  Aiirilheft  des  Hermes  (XXX\'l)  zu  zeigen 
versuelien. 


Der  Berliner  Papyrus  6619. 

Von  11.  SciiACK -S(!ia«mvi:nhurg 

Hierzu    'lalVi   IV. 


I. 

Auf  'l'af.  S  dei-  Kahuner  Papyri  hat  (iuuimi  zum  ersten  .Male  eine  ;ig\  |i1  iselie 
K'eehmuii;'  \ci-rilVenI  lieht  .  die  unseren  i'ein  <|uadral  isehen  (deiehiiimcn  enls|n-ielit  : 
dem  gütigen  Kntgegenkoimnen  der  ISerliuer  .Musemnsverwaltiing  verdanke  iidi 
die  Möiiiichkeit  .  ein  zweites  Heispiid  aus  dem  Berliner  Papyrus  ()()li)  vorlegen 
zu    ki'innen. 

Zeilschr.  f.  Äcjpt.  Spr  .   XXXVIII.  Band.      1000.  1^ 


vn\ 


II.  äi'iiAL'K-SciiACKKNnuRc:    Der  Berliner  l'apyrus  (5619.         [XXW'III.  Band. 


■■^fTIIII 


Von  der   hctrclVciKlcn  Aufgabe,    die   auf  der   X'orderseite  (vergl.  Taf.  IV  ]) 
slaufl.   ist    naeli.stelieiules   erhalteu: 

1. 
2. 
3. 
4. 
5. 
(i. 


^A.^ 


-(r^ 


I     I      1^ D   I. 


MMmm 


niii  III 
D 


p; 


iii 


^^- 11111111111.  S^®  iiiiiiiiiiiiiliiiiiiiiiiii 


Zur  'rransskrijjtiou  ist  folgendes  zu  bemerkeu; 

1.  Zeile  3:  ■#" "^^  (| (1  ci "^^^  ist  undeutlicli.  docli  ist  die  Kicjitiükcit  der 
\(>ii    Kkman   vorgesclilaii'eiien    Lesiuiu'   durcli    Kaliun    Pap.  S.  42    gesichert. 

2.  Die  lauge  Zahl  auf  Zeile  (i :  Die  ersteu  drei  Zeielieu  sind  sicher  1  '/j '/i 
zu  lesen.  Auf  diese  Brüche  können  nin-  kleinere  Brüche  folgen:  das  fnlgende 
Zeichen  uiufs  also  niclit  20.  scindern  10  mit  dem  Bruchpunkt  sein,  der  allei-- 
dings  liakenifu-niii'-  Giraten  ist.  Zu  deniscHien  Resultat  führt  eine  Vcrüirichuni;' 
mit  Kahun  Paji.  S.  10.  wo  21  und  '/,,  neheneinan<ler  stehen.  Das  fuid'te  Zeielieu 
ist,  wie  die  Vergleieluinu'  mit  Kahuu  Pap.  S.  14  erüielit.  sidicr  eine  (').  Ks  \\äi-e 
also   1  y.j  Y^  '/,«   zu    lesen. 

Diese    Zalil    ist    al.er   sielier    Celilerliaft  : 

xUs  (^)iia(h-at\\  ui-zel  dersellien  wird  ,i;ieirh  darauf  1'',  aiui-egchcn.  '/)  '^'  alier 
die  (^luadral  Wurzel  aus  -■',,.  oder  1'  > '/u'-  '""'  """  dürfte  statt  ly-j'/i'/ii;  zu  lesen 
sein.  Der  Schreil)er.  der  iui  Norhergeheuden  su  oft  ',-j'/,  iicschrielieii  liat.  lälst 
auch    hier   irrtüudicli    '  ,  auf  '/.,   folgen. 

Auch  aus  den  \(irlierü-eheiulen  Zahlen .  1  uiul  ^  ,.  läfst  sich  1 '/j '/4 'A«  ~ 'V"« 
nicht    wojd   al)leiteu.    wälirend    1 '/.. '/i,,  =  1'+ ( 7,)'   ist. 

Mit  dieser  Beriehtiiiung  würde  der  üi>erlieferte  Text  etwa  so  zu  eru;inz(Mi 
und    zu    üiiersetzeii    sein: 

^:3^(l(j Kin  ferneres  [Beispiel  der  Verteihmg  einer  gegebenen  P'iäciie 

a.d-    mehrere    Quadrate].      W^  <'.""''':'*''.""^"!  ^1  TV  ^  1 1^^=  X  '.w.^ 

.'.^''.'". ^Pf"T^"^^l ^^^=^^flf~?r^''^^    Wenn  dir  ge.sa.ül  wird:  1 1  00  (,)nadrat- 

ellen(?)')]  auf  |2|   unbekannte  (iWUsen   (zu  verteilenl   |uiid  V,   der  Seile  der]  einen 
Grö.sse  fiir  die  andere   |zu   nehmeu|. 

')  Ol)  CS  sich  lim  Kllcn  odiT  eine  aiulciT  Kinlicit  liaiidclt.  ist  ans  dem  I'ajiynis  nicht  zu 
ersplien. 


utoii.j 


11.  ScHACK -ScHACKKN  rifun:    Der   Iifiliiicr   I'apvriis   (ilil'.K 


1H7 


lickniintt'ii    (iri'Uscii    ;ui. 

Die  Aiil'i;;il)c    ist    so    zu  verstellen .    dnls   lOll  (^tii;i(lr;itelleii    iiiil'  "_*  <,>ii;iili-;ile   zu 

xcrteileu     sillil.     (le|-cn    Seilrli     sieli     \rrli;ilten     wie     1     ZU    ''  ,. 

Muh    foliit    die    Ausi-erlinuun .    die    in    der    Weise    ;iusL;crülui     wird,    dal's    die 

Si'iteul;ini;cu    der    ii('suelit<'u  <j>u;idr;ile  \ crsuelisw eise    zu    1    luid    '  ,  I'üleu    ;iii!4'esetzt 

Werden.       I)iese     Iiciden    <^)u;idi';il  e     würden    zusnunnen     einen     l-'l;i<-heninliall     von 

1  d- '.  1,,  ndi'i-  "'  ,,;  'i'uadi'atellen    lialieii.      /v//  (^»uad^al    \  nn    diesem    Iniialt    würde   eine 

Scilcnlänni-  xnn     '^|   Mllcn    lialien.    wiilirend    das    ,i;'ei>'el)e)U'  .Vn-al  \iin    HM)  l^luadi-at- 

(dleii    einem  t^tuadrat    xnn    10   l-',lleii  Sciteidäiii^c    e]its])i-iclit.      Id    ist    S  mal    sn  \  icj 

als   ^j^.   also    müssrii    aueli    die    aniicnounnenen    Seiten    der    L;csueliten    (^)uadra1i- 

S  mal    so    yrols    nenuuuueu    werden.      l)ies(dlien    sind    alsd    S-l     imd    S-',.    oder    S 

und    li   I-',llen    iany. 

S-+  (i-  =  (U  +  :?(')  ^  lOll. 

Diese    Reeliinmi;'   drückt    der    \  erlasser   so   aus: 

'Trk1(l-r^kr^-=-™li°  ^'•■""'■- ■■'■ '-  - '• 

1.    d.  li.   iiinnu   ein    tjuadi-at   nut   der  Seite   =  1. 

<^\(?^®    ^^x|     Und   lumm  ^''  ,  von   1.   |das   -iel.t  ^',|. 


|^^^|^^x.^vfY,"7^^  — ^(JUSj^^x     |Nimml7, 
(de'r   Seitenlange)    der   einen    (Jn'Use    l'ür    die   andere,    das    n'ielit    (also)  y^. 

O   . .n.   I~^  ^&    O    ^-—'^^^'j      .■Multi|ilizien'    das    nnl    |7i.    das 


<r=.  I        iD  ®  '  W  <==>  nm 

fielit    ''/|,.|.      (Das    ist    nl.so   der   Inhalt    des    kleiiiei-en    (^luadrals    mil    der   Seite    ', ,.) 


Ulli  ^^ 0  ij     W  <:3>  I  n  IM  III 

'74  (Mllen    Seitenläiii;-e)    anii'euommen    ist.    so    \ereiniue    |diese|    Ijeideu    (ii-iifseii    |, 


\\'enn    so    die    eine    (d'i'd'se    zu    1.    <lie    anden'    zu 


einer    (d-örse|.    das    i;ielit    (einen    I-'l;iclieniidiall     \ini)    "'  ,,.,  ((iliiadratelleii  I. 

^s>.  ^;:^^  P  W  'i-^r^       Ninini     die     (^liiadral  würze!     daraus,     das 

'~""^^^[[p|~w.(= r8^'niTl^^--/^¥nS 

|*-==>|  Nimm    die    |(,)uadral  w  iirzel    Acv    liciiclienen    1  00  <t)uadi-atellen  |.   das 

I       .yielit    |1()|.       Teile     lO    diindi    diese    ■';',.    das    yielil     den    (,>iHit  ieiil  eil  ('')    S. 
;  Dcj-    Ixest     ist    zu    selir    zersITirt.    um    eine    l']rL;;inziinL;'    zuzulassen.       Das    auf 

]]]   IM-ende  [j    dürCl«'    einem    Satze    an-elirn-l     lialieii.    der    liesaüie.    daCs    diese    S 
j      die   Seile    des    einen    (j)iiadrals    sind. 

Die    in    Zeile  S    erlialleueii    Zeielien  Q      "''       lieliTirt  eli      wulil     ZU     dem 

Satze:     |Ninim    -'/iVuiil    diesen    S.    das    i^ielit    |(i.     das    ist     die    Seile    des    anderen 
Quadi-als|. 

Die    im    oliiu'en    li-eLiclieneii    I'',ru;inzuimen    sind     ni<-lil     als    im    einzelnen    U'e- 
sieherl    zu    liel  laelil  eii .    sie    sulien    ziinäelisl    iiaeli wei-eli .    dal's    eine  der    i;eti-elienen 

y.r 


1  ;iS  H.  Schack-Schackenburg:    Der  Berliner  Papyrus  6619.         [XXXVIII.  Band. 


ErkläSruns:  <lev  Rochnimg  entsprecliende  Er^iinzunQ:  zu  etwa  gleich  langen  Zeilen 
lulirt.  A\'it'  L-iiiy-  (li<'  /.{mIcii  ui-s|irüiiiili<-li  wiircii.  ist  icidrr  iiiclit  luclir  Ccst- 
zustcllcn. 

Intcressniit    ist    lici  dieser  Reeliniiiiii-  —  nelteu   den  Ausdrücken    [p"  j   Wiu-zcl 

und  ->-=>  Quotient  (sonst  DilTcreuz)  —  besonders  der  Unistnnd .  dnl's  liier  die  so- 
genannte Regula  l'alsi  durch  eine  i^cstdiickte  ^lodilikation  aul'die  rein  (|uadratische 
(ileiclnuiü-  anwendliar  iicniacht  wird.  Niclit  die  gefundene  /alil  "'/,,.,  wird  mit 
der  t;-eu'elieneu  Zaid  10(1  Ncrtiliclicu .  sondern  es  wird  \or  der  \'eruieiclnini;' 
aus   densclheu    die   Quadratwurzel    nczo^cn. 

II. 

Oliulcich  die  im  Kalnnu'r  Papyrus.  Taf.  8  Zeile  31  —  42.  lieliaiidelte  rein 
(|uadratische  (dcichuiiiJ'  in  sianz  anderer  Weise  gelöst  wird,  ci-scheiut  eine  \'cr- 
ü:leicliunn   lieider  <loch   angezeigt: 

Ztierst    ist    dort    in   sonst  zerstörten  Zeilen  von  Q  V^g  |-I\lal"sen  die  Rede. 

Dann  wird  4n  mit  I!  nndti|iliziert .  um  1"2<>  Knliiktdlen  zn  finden.  l>als  es  sich 
um  Kuliik^-//r//  handelt,  kann  mit  Siclierlieit  aus  Zeile  42  geschlossen  werden, 
und  es  ist  sehr  wahrscheiidich .  dnls  durch  die  Multiplikation  mit  )>  der  Kaum, 
dessen  l'assnutis\'ermr)0'en  in  Koriunal'sen  gegeben  war.  in  KuhikcUen  ausge- 
rechnet wurde.  Ks  nn'ii'stc  also  ein  dem  ö  v5l  "'^•^^^*^'"  angehöriges  Mals 
jreiiclicn  hallen,  das  L;leicli  'A  Kuhikellen  war.  Das  kann  nur  das-  1  ()0  //Ä'-Z-lMafs 
sein,  ilas  ovnau  IdlMt  ^  Ö%b'  la'ste.  Setzen  wir  dies  gleich  0.4ä()  Kubik- 
meter, so  würde  also  die  Kubikelle  0.1 52  Ktd)iknietcr  und  die  Länge  der  Klh' 
"))5.37  cm  ci-i;-elien.  W  ar  die  Mlle  w  irklich  52.;")  cm  hiuii'.  so  würde  der  Fehler 
von  S.7  mm  kaum  I>edeid<cn  erretten.  ScIdinnncL'  ist,  dals  wir.  wenn  wii-  \(in 
der  i'.lle  zu  52. ")  cm  austi-chen .  zn  einem  100  M'-/-Ma(s  gef'ülirt  werden,  das 
mn-  0.4i)4  Kidiikmeler  falste.  Doch  wird  ein  Fehler  \'on  5  I'rozeiit  .  wie  er 
sich  dann  cruielit  .  kaum  unzulässiy-  erscheinen,  üedaucrlich  ist  .  dals  die  Ihn- 
rechmmucn  zwischen  Ktirnmalscn  und  Knbikellen.  die  im  ».Alat  heniat  ischeu 
Ilandliuch"  \(irkommen.  nicht  ziun  \(rnicich  herangezogen  werden  köinien. 
Der  dort  statt  des  Faktors  )'>  ani^cw  endete  Faktor  20  oder  *"j-^  ist  ja  leider  noch 
unerklärt. 

Ks  dai'l'  also  wohl  aniiciiounncn  werden,  dals  der  nc^cbcne  I\aum  40 
10(1  ///,-/-.M;d'se  ,, der  40001)  ^  ö\  Q  \  lassen  .sollte  und  zu  120  Kul.ikcllen  um- 
iCercehnct    war. 

Dann  wird  mit  10  dixidiert  und  12  iicCnnden.  ^^'as  damit  bezweckt  wm'dc. 
ist    zmiäclist    unklar,    doch    kehrt    die    Z;dd    lO    in    der    letzten    Zeile    wieder: 

10     ix'eehtecke    von     4    ZU     '.i     Fllell. 


.^^  f  ^. 


IV 


Zeilschr   f.  Agypt.  Spr..  XXXVIII.  Band. 


Der  Berliner  Papyrus  6619. 


1900.)  H.  Slhack -ScHACiiKNiicRc:    Der  lierliiier  l'ajjynis  GÜ19.  135) 

Da    3»4-in  =  120   ist,   werden   ontwedcr  10  i-pchtpckiijp  TJänine  von  4  xu 

3    KUcn    ncnu'inl     sein,    die    eine    l-]llc    liocli    MUHcl'üUt    werden,    oder  und    das 

ist  ddcli  Wdld  das  W'aiirsclieinlicliere    —  10  ellenhohe  .Schichten  odei-  l,ai;cu  ühei'- 
einander   sind    ji'enieint .    so    dals    die    lirihe    des    Kanmes    10  Ellen    lielrui;'. 

.ledenfalls    drückt    die    Zahl    12    den    Iidiall    einei-    recliteekii;cn    I''läciii'    ans. 

Nun  folut  der  .Misehnill  dei-  iveelinuny.  i\f\-  der  IJerliner  Aufi^alie  enls|ii-ielil . 
In  der  .Xul'yalie  nnd's  nändi(di  ncslandeii  lialii'U.  dals  si(di  die  Seiten  di's  K'celil- 
ecks  wie  1  ZU  '4  verhalten  sollten.  Dals  wirkliidi  so  etwas  in  dn-  Aul'ii'alx' 
ii'estanden  hat.  i>'eht  schon  daraus  her\(ir.  dals  '■  , .  wd  es  in  der  .\  usrecliinni^' 
zuerst  N'orkoinnit,  als  ax^  ^\^ ^  lie/.eichnet  wird,  was  nur  liei  selinii  er- 
wähnten Zahlen  ühlich  ist.  Die  Weiden  AuTnalien  lialien  also,  um  modern  /.u 
reden,    die    eine    (ileichnng'   gemeinsam: 

x:y  =  l:7,: 
während    alier   der    Herliin'r    Papyiais    aufserdeni    die    Sunnni'    der    (^'uadrate    der 
Uniiekamiten    aui^ah.    ist    im    Kahuner    l'apyrus    das    Pi-ddukt    dersellicii    n'eiii'hen. 

Hätte  nun  der  \ Crl'asser  des  Kahuner  Papyrus  auch  die  Ivenida  falsi  au- 
H'eWendet  lUld  die  Seiten  des  Hechte(d\S  \  ersneliswcise  yieieli  1  und  ',  i;csel/.t. 
so  hätte  er  den  i''läeheninhalf  —  y,  (j)uadrat  (dien  L;eliuidi'n.  Der  |-"aktiir.  mit 
dem  die  an^'enonunenen  (o-rilseii  midti|ili/ieri  werden  nndslen.  wiire  also 
=  y\'2:y  j,  ii'cworden.  \\ Cnn  dei-  \ Crlasser  niui  i;iaidite.  dals  er  <lie  \\  ur/ehi 
aiis/.iehi-u  müsse,  ehe  er  die  DivisiciU  ausrührle.  so  kam  er  auf  irrat  ii  male  Zahlen. 
Das    uiae-   dei-   (d'uud    sein,    weshalli    er    einen    tianz    andei'eii   \\  ei;'   eins(diluL;'. 

V.v  yeht  da\on  aus.  dals  er  den  Inhalt  des  Iveelile(d<s  mu'  mil  dem  rezi- 
|ir(d\en  WCrthe  \  on  ', ,  zu  mult  ipliziei-en  lirauchl.  inn  den  lidiall  des  (^)uadi-ats 
üher  der  eridseren  Seile  zu  linden.  Ini  lelzti^re  seihst  zu  linilen.  hraueht  er 
dann    mu'    noch    die    (^)uadi-al  wiu'Zid    zu    ziehen. 

Diese    iJereehmuit;'    wird    folneudei-uiaCsen    ausL;cdrü(d< t  : 

Dividiere     1     dui-eh      ',.     das     L;iehl      I'/:.    iden     l'eziproken    \\'e|-t     \dn    -'/i)- 
I\lnlti|iliziere     die     \'2     mit      1';-;.     das    üieht      I((,       Niuuu    ilie    (^)uadrat  u  nrzel 

=:  4.     Idas     ist     die    Lallte    der    einen    Seite).       Nimm     ■  ,    Min    4.    das    yieht     11    (so 

AVird    die    andere    .Seite    i^eluuden). 

Darauf  lol.i^t    dei-   olien    auucführte    Salz: 

Was    herauskommt    sind    Dl    I\echte(dve    von    4    zu    '.]  Kllen. 

Die     .VulValie    dürl'te    also    etwa    i;cwesen    sein,    die    si(h    wie    1     zu     ',    \<-r- 

haltenden    Seiten    eiiie>    III    Kllen    h.phenr:'!    HanuH's    zu    liinlen.    der     Iniini)      ^ 

III. 

Auf  der  Iv'üeksiite  des  P.erliuer  Papyrus  COl!)  (very;].  Tal".  I\'  'J)  hat  eine  der 
uns  aus  dem  "31ath.  llandh."   wohl   li(dwinnten   Ä    JvN  Reclimmucn   licstanden, 

von  der  nadistehendes   erhalten    ist  : 

')     Vei-irl.   Ni-.4.j   ihrI   40   (l<'.s    »Matli.  Ilamll.. 


14()  H.  Schack-Sihackeniiurg:    Der  Berliner  Papyrus  6619.         [XXXVllI.  Band. 


i-i       riÄJiSMJs  .R..S,  ,i,.,- z..ii,.  M 
4-  llllll  ^"  IÄiX^¥P=ir-+,;,I,*', 

I)i<'    Aniirilnunü'   i^t    dicsclhc.    wie    lici    der    AuCyiilic    ;nil'  der  X'nrdcrscitc: 

1.  AiiLinlK'  der  Kccliiniii.n'snrt .  der  die  Aiil'i;;ilic  ;mii(li('irt.  Wm  dieser  ist 
d;is  wielitit;ste  ^\'o^t  Ä  1^'"  erlmlteii.  das  uns  /.eint.  d;ds  es  sieli  um  eine 
der  liekniiiiteii    Ai |ui\  idciit -Koclnuiii^'eii    linndelt. 

'2.    N;ieli    den   WUrteii    vil        |^ »wenn    dii'    ncsMur    wird"    ilie   Aii.ualiedcr 

■  rco-elielli'll    (irril'seil. 

:5.    Nach    dem   Wdi-f    |   )>  ^  ^^      •d)ittc    o.a.«.    dort     inil     den  Worten    '     " 

O    W    »lal's   mieli    wissen«,    hier   mit    ^ ^^^^-^^   »teile    mir  mi!«    einii'eleitet. 

die  Auiyalie   der   ucsncliten   (irrdsen. 

Daraus  ,t>-elii  liei-vor.  dals  die  Zeilen  2  und  3  und  der  Ant'an»-  der  4.  Zeile 
nur  die  Aiigalie  iler  et-iiehenen  (irölsen  undalsteu.  Die  l'ltersetzung  Avürde 
etAva   lauten: 

2|Es  lirinii-tC:')  ein  Bauer|":'l|  «'.O  hk-t  l.estes  Südkorn  und  '10  H'-l  liesten  Spelt. 
3|fei-ner(y)  lirintiKy)!  dieser  |  I';nii-riyi|  4.')  Z/-^--/  Südknru  und  ()0  ///•-/  Spelt.  Das 
niaelit    znsannnen   * ■ 

Zunäelist  könnte  man  erwarten,  dals  zu  ergänzen  sei  »lll.')  ///>•-/  Südkorn 
und  80  //^-/  .Spelt«.  Das  würde  jedoeii  1.  eine  sehr  ürolse  Zi'ilenlan,i>-e  ergehen'. 
2.  würde  daiui  vor  §  ^^  ^  die  rot  geseliriehene  Zaiil  '^\>  (=:  SO  fik-f)-) 
stellen  müssen.  Ks  st(dit  al)er  ein  schwarz  gescdiriehenes  Zeichen  da.  das  eher 
wie  die  Zahl  "JH  aussiejit  .  ?>.  würde  eine  einl;ii-he  AihHliciU  t\r\-  t;-ei;elieiien  (irrifsell 
in  dei-  -Vulgalie  zwecklos  sein.  l]s  ist  <laiier  anzuni-iimen .  dals  nach  "das  macht 
zusannn<-n"  mu'  rinf  Summe  stand,  die  ihn  Weil  der  yaiizen  Koridiel'eruuii'  in 
einer  Kornart  angah.  AufyalK'  des  Recliners  war  es  dann,  das  Werl  \  erhältnis 
der  heidc]!  Kornarten  anzu<;clien .  älinlicli  wie  in  Ni-.  (i'.l  des  ".Alath.  llandli.« 
der  '^ll-    ''■''■    "'''"^  N'erhällnis    zwischen   Ih-otkorn    und  Drol .    uesuchl    wird. 

Zeile  4  wüi-de  dann  elwa  so  zu  ühertragen  sein:  lütte  teih'  mir  mit  das 
Werl  Verhältnis  Idie  Wcrtfeststeliung,   den  Kurs)   des  Südkorns  |ziim  Spelt  |.  woln'i 

*-.    .1 1  1 1 1 1  1,    -.         Nf-l 

dii-    Hedeulimii'   des  Wortes     I  /|  allcrdiui;s   inn'  dem   Zusauunenhani^c  ent- 

I      •.■AAA^  vli.  I       I       I 

nomnicn    ist. 

Die    .).  Zeih-    läl'st    eine    einin'ermarsen    sicliere    Dcutuni;'    niclit    zu. 


')    Statt  20  und  45  könnte    1.")   iiiid    lu  zu  lesi-n  .sein. 
»)    Oder  X>.   (^     75  /ik-t). 


r.Hiii.|  SrHAiK-Si-iiAc  KKNiu  [u; :   ■Siiriiiciilil.iiiri.  I'n  r- Ti-vlc  K.ij).  17.  141 


Ein  Zusammenhang  zwischen  der  SonnenUtanei  und  dem  Kap.  47 
der  Pyramidentexte. 

W)n     II.  HciIACK-lSciIACKlONHUUG. 


I  ';ils    rill    ZusniniiiciiliniiL;-   zwisclicn    ilicscn  licidcn   ;iltcn  'l'rKicii    lirsirlil  .  ci'uiclit 

sicli    MUS   roIi;('ii(lcr   Zusninnicnslclluin;': 

I'yiaiiiidciitextc  Kap.  17. 
\V  420  — 421  =  T  240  — 241.  SiMiiicnlilnnci  äli  — 55. 


-rt3>r 


.-.7j'' 


_£aE. 


I  I  I 


Der  Text   (1<t  2ii.  Dyii.-i.slio   liifct  da.x     \V     aus. 


1  -J"_'  ScHAcK-ScHA.KKNiU'iin:   Soiiiiiiilil.inci,  l'vi.-Ti-Mc  K:i|i.  17.        |XXX\1II.  H.iml. 

Die  drei  Annifunp:eii  licürinnoa  also  alle  mit  rlem  Pyramidentext  entnom- 
iiii'iii'ii  W'urtcii.  die  diirt  umIic  iM'isMiniiicnsIclicii .  ;il>cr  mir  in  den  zwei  ersten 
cntlialteii  dir-sc  Worte  den  Nmiikii  des  hei  relVeiideii  <cz>  -\  Orsteheis.  Die 
jö.  (iottlieil  lieilst  sowohl  im  l'ext  als  aucli  in  den  Heiseliriften  zu  den  Hildern 
d.T    74    (i..tll.eit<Ml    (K) ü(j(]. 

Der  Pyrainidentexf  wird  wold  auf  die  Namen  <lei-  zwei  (lottlieiten  an- 
s]iieleii  lind  das  kann  den  \'erl'asser  der  l>itanei  xcrMiiialsl  li;il)(>ii.  denselhen 
auch  i)i'i  der  näelisliMi  AnrniiiiiL;'  zu  Itenutzen.  Die  Art  der  Benutzung'  ist  aber 
reeht    auflalüy. 

Dalier    ist    es  vielleiclit    riciitiner.   anzunelimen.   die   fif).  (iottlieit  lialie  einmal 

Q  y;elieilsen.      Dafür   s]>ric]it    auch,    dal's    die   ')(>.  AnrnCnim'  wieder  mit 

dem  Namen   il<'s   IietrelTenden   <=zr>^ ^-Vorstehers  anfangt.    Der  Zusammenhang 

der  lieiden  'l'ext e  wüi'de  dann  darauf  hinauslaufen,  dafs  der  Pyramidentext  niehl 
auf  zwei,    sondi'rn    auf  drei   Namen   \on   <rr>         -Vorstehern   ansiiielt. 

Die  Annahm«',  eine  diesei-  (iottheiten  liahe  im  Laufe  der  Zeiten  den  NanuMi 
geweehseli  .  ist  durchaus  zidässig.  deiui  auch  sonst  giel)t  das  \'ei'zei<']uiis  der- 
se|l)en    zu   ähnlichen  \  «'i'mutungen  Veraidassuiig: 

Dem    (iolte   A"^*  I    der  Uilderreihen  entspricht  keine  Anrulung.  während 

zweimal  lin  lüld  zu  zwei  Anrufungen  gehTirt  .  indem  nämlicli  die  Namen  aus 
ilen  Anrutiingen  (iS  und  72  unil  aus  (II  uml  /4  in  den  Hildlx'iseliriflen  zu  Je 
einer  (ioitheit  \'ereinigt  werden.  A\\\'  diese  ^^'eise  ergelieii  sich  in  (Jrali  17 
74  Bilder,  und  das  isl  .  wie  die  drei  (irälier  der  l'.l.  Dynastie  und  (irah  11 
(Ramses  111.)  liezeugen ').  die  richtige  Zald").  Dem  stellen  aher  7.')  Anrufungen 
und   /  ()  ( iritternamen   idii'   <  "i  der  Anrul'ungen    und    ^"^^  M    gegenülier.     Also 

müssen    wohl    wenigstens    füi'    zwei    der    (iottheiten    dojijielte    Namen     vorliegen. 

Jedenfalls  scheint  sich  der  Zusanimenhang  der  heiden  Texle  auf  diesen 
einen  S;itz  des  Pyraniidentexles  zu  hescliränken:  denn  dafs  weiterhin  in  der 
('.4.  Anrufung   von  h        ^%l  ((h'r  <=^    "^  -Vorsteher   heifsl   ö'        ^3)   und     ^ 


1  iZ^i  Ci  -il     I 


■WtiJ 


'^  vS^'  '^'*'  ^^''''''  ''^^-  ^vährend  dieselben  Wörter  auch  \V  422  und  42H  nicht 
weit  voneinander  entfernt  \orkoinmen.  kann  sehr  wohl  auf  Zufall  lieruhen.  Auch 
das  <^{j±l]  \V  41!)  T  240  wird  mit  den  <b>'^".  die  die  74  (iottheiten 
bewohnen,  wie  auch  das  abweichende  (_ie.schlecht  zeigt,  kaum  etwas  zu  thun  hahen. 


')    LD.  Textlll.  S.  200.  -jOT.  211   iiiid  21 II. 

')    Vielleicht    ein     Gr)ltri|i:Kir    ITn     jcdi'    di'i'    :it;    Drk.idc'n     inid    eins    für    die    Scli;dU;i;?c    des 
Sonnenjalusf?). 


190U.]  KuRr  Setue:    tcisl  l'ür  ic>s  im  Neuägyptischen.  I4ö 


{2^  für  1  im  Neuägyptischen. 
Von  Kl  RT  Sethe. 


Opiegelbeeg  liat  seiner  Zeit  (Rec.  de  trav.  XIX,  89)  au.s  zwei  Stellen  des  Papyrus 
Sallikr  H  in  der  Gruppe  "T  1  <^^  iJf  ^^'^  Namen  des  Köniffspalastes  Ramses'  II.  in 
der  Deltastadt  Pr - R<mst<iv- /iir -Inm  »es  lebt  Tlieheu"  uaclizuweiscu  t;et;iniiii1  und 
daran  die  Ilotlnung  geknüpft,  dals  es  mit  Hülfe  (lieser  Feststellung  dermaleinst 
gelingen  werde,  die  Lage  des  l)ililisehen  Ramses  festzustellen.  Diese  Ilonhung 
ist  a1)er  trügeriseh.  Wer  die  Ix'iden  Stellen  unbefangen  las.  konnte  niciit 
wohl   im   Zweifel   sein,    dafs   die    fragliche   CTrup])e    in   Wahrheit    niciits   als  eine 

irrige  Sehreibung  fiir  den  hävdigen  Ausdruck  -r  1  »Leben  inid  tilüek"  —  oder 
wie  man  ihn  sonst  übersetzen  will  —  sein  kann.  Die  1>eiden  Stellen  lauten 
alsdann    in   Übersetzung  so: 

Sali,.  B.  10,  9:  »Da  kehrte  Seine  Majestät  heim  in  Lclicu  und  (iiüek  wie 
sein    Vater  ]\I(>ntu    in   seinem  Zorne«'). 

Sall.  B,  11,  .')  —  6:  »Seine  Majestät  gelangte  zu  dem  Hause  des  Ramses 
Miamun,  des  grolsen  Ka  des  Re-Harmachis  und  ging  zur  Ruhe  in  seinem 
Palaste   von   LeT)en   und   Glüek  wie  Re  auf  seinem   Throne«. 

An  der  letzteren  Stelle  liegt  somit  ders<dbe  Ausdruck  <^liX-f  n  nih-wli  »sein 
Palast  von  Leben  und  Glück«  vor  wie  in  den  von  Spiegelbeiu;  richtig  ge- 
deuteten Stellen,   die   er  a.  a.  0.  Anm.  3   erwähnt. 

Die  Richtigkeit  der  im  vorstehenden  ausgesjiniclicnen  Auffassung  wird 
nun  durch  den  Berliner  Pa]arus  P.  3050  bestätigt.  In  dem  LI)  VI,  Vllr  \mh\\- 
zierten  'Text  auf  der  Rückseite  dieser  Handschrift  liest  man  an  zwei  Stellen 
j^^    für   das  AVort    |    »(duck«: 

Seite   1,  6:     »Iliunnel   und   Erde   sind   unter  der  Güte   des  Amon«.  J ofi 

hat  t'berllufs  an  Leben  und  Glück  für  die  Nase  des  guten  Gottes  (d.  h.  des 
Königs)" . 

Seite  2,  2:  Die  Götter  und  die  Menschen  sagen  zu  Amon:  ö^^|^'«'«~^ 'S 
^    ^^I^J)    »deine  Nase   ist   erfüllt    mit    Dauer  und    (duck«. 

Ebendaselbst  (Zeile  1)  ist  aucii  das  Wort  |  ify.i-t  »Zepter«  in  gleicher 
Weise   ijeschrieben : 


')    ii(l-t,  wörtlich    "Tau«. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXVlll.  Ban.l.     11)0(1. 


20 


144  KurtSetiie:    tdst  l'üv  ir!s  im  Xeuägj'ptisclien.  |XXX\'II1.  Band. 

iS^C^itiP^^AkZ^I^  "'^^^^  ../.'-^Zepter  und  das  /;».^ 
Zepter  sind   in   deinen   Händen«. 

Zwei  weitere  Beispiele  für  diesen  Gel)r;UK'h  der  tiruppe  |  an  Stelle  der 
einfachen  Hierog'lyplie  l  teilt   mir  Hr.  Prof.  Ekman  freundlichst  mit: 

In  den  Maximes  d'Anii  4,  10  liest  man  1  2  |k  ^  ^^  ^"'''^"  '^''^  ^^ '""^ 
»Elender«,  das  korrekt  1^^'''^  "^'*'"'  ,i>'eschriel)en  wird  (Brigsch,  Wli.  Hr)0). 
Und  auf  einem  der  (_)straka  von  Bilian  el  moluk  in  Kairo  lieifst  es:  11  jl  j]^^ 
»stärke  den  Elenden«,  avo  entweder  dasselbe  Wort  u:s7n  oder  aher  das  alte 
Wort   ^Ifl  I  I  ^^   iviij  n'emeint  sein   wird   (s.  oben   S.  27). 


Eine  bisher  unbeachtete  Bildung  für  die  Ordinalzahlworte 
im  Neuägyptischen. 

A'^oii  Kurt  Sethe. 


1/ie    altägyptisclie    Bildvuig    der    Ordinalzahlworte,    die    in    der  Anhängung    des 

Suffixes  ö  nw,    fem.  ö    mo-t  an   den   Stamm   des   Kardinalzaldwortes   bestand, 
a  ■ 

ist  im  Neuägyptischen  durch  die  Bildung  mit  dem  Worte  >^=^  7nh,  die  auch 
ncjch  im  Koptisclien  vorliegt,  verdrängt  worden.  Neben  dieser  Bildungsweise 
besafs  das  Neuägvptisclie  aber  noch  eine  andei-e,  die  bisher  nicht  erkannt  oder 
unbeachtet  geblielien  ist.      Sie  ist  mir  aus  folgenden  Beispielen')  bekannt: 

ÜKii.  115,  .1 :    ^'I/qjw  verbrachte    3  Jahre   damit,   das  Herz   seines   Bruders  zu 
suclien,   ohne   es   zu   finden«.  (]<c^.^^*4  o  "vi,  N^i    »Aber  als   er 

das  vierte  Jahr  (W  ntj  1  rnp-t)  begonnen  hatte,  da  Avünschte  sein  Herz  nach 
Ä  gy pten  zurückzukeli  ren « . 

Sai.l.  3.  .).  9:     «Da    ging   seine    Majestät    eilig   vor   und   drang   ein    in    das 

sechsten  Male")  {p!  ntj  6  sp)  da  ich  eindrang  in  sie'),  indem   icli  wie  Baal  war  in 
seinem  Zorn*),  da  tötete  ich  [eine  Menge]  vdu  ihnen;  niemand  war.  der  entrann«. 
Petrie,  Koptos  18,  1   findet   sich   in  einer  Inschrift  Ramses"  IL  in  zerstörtem 
Zusammenhang  ^i^J^       ,       ^11    »zum   zweiten   Male«    [p!  tifj  sp  2). 


'i    Vergl.  Erman,  Neuägj'pt.  Gramm.  §  S.")  Aiim.  1,  wo  die  Bedeutung  der  beiden  .Stellen  aber 
uicht  erkannt  ist. 

')    So  richtig  Brcosch.  Gesch.  Ägypt.  507. 

")    Wörtlich:    -des  Eindringens  in  sie«.  *)    i','f/-t.  wörtlich:    »Tau". 


1900.]  KiRr  Seihe:   Bildung  für  die  <Jrdinalzalii\voi'te  im  Neuägypt.  145 

Wie  man  sieht,  besteht  diese  Bilclimg  darin,  dafs  toi-  das  Kardinalzahl- 
Avort  das  RelatiA^wort  ^^^  mit  dem  singularischen  Artikel  im  Gesclileehte  des 
iiczäliltcu  Gegenstandes  gesetzt  ist.  Die  P'.rklärung  für  diese  Ausdrueksweise 
liegt  auf  der  Hand.  Es  ist  eine  Ellipse,  in  der  hinter  diui  Relativwort  nlj 
dasselbe  Wort  nih  »voll  machen«  zu  ergänzen  ist,  mit  dem  man  den  ücuölin- 
lichen  Ausdruck  für  das  Ordinalzahhvort  bildete:  U  ntj  4  rnp-t  bedeutet  »das 
(Jahr),  welches  vier  Jahre  (voihnacht)«  :  p/  ntj  sp  2  »das  (Mal),  welches  zwei  Male 
(vollmachtl«.  ucnau  wie  das  koptische  T.vieo-r{Toe  iipo.kine  uml  n.ut'o-con  cu^.'^•. 


Koptische  Etymologien. 

Von  Kurt  Sethe. 


1  .     .MTO. 

1  'er  Ausdruck  .TincAiTO  efco'X  ü-  "Vor«  (liez.  .Tineq.TiTO  efcoA  »vor  iluu") 
enthält,  wie  bereits  Stern  erkannt  hat.  ein  A\'orl  .Tito  (boli.  e.u€>o).  «las  etwa 
»Gegenwart«  oder  ähnliches  bedeuten  nud's.  Das  e£>oA.  das  diesem  ^\'^^le  inst 
inuner  folii't ,  lehrt  nun  aber,  dafs  wii-  in  ihm  eine  verbale  P'orm  zu  erl^ennen 
liaben.  Es  ist  oflenbar  ein  InHniti\'  in  der  intransili\'en  Eiu-enscliatlsloi-m  dei- 
dreilautiiicn  Verben  von  der  Bildimu'  hujot'i.  und  zwar  eine  Form,  die  Acw 
dritten  Radikal  verloren  hat.  wie  die  Formen  oko  »Innigem«  (aus  *///,-or).  Tgo 
»elend  sein«  (aus  *dhor).  -spo  :  (ypo  »stark  sein«')  und  die  lileicliai'tin'eu  Nomina 
£TO  :  geo  »Pferd«  (aus  *htor).  und  e<go  »Schatz«  (aus  "e' hör}.  Nimmt  man  an. 
dafs  diM-  felilende  dritte  Kadikal  wie  in  den  meisten  dei'  hier  anucrülifleu  i>ei- 
spiele  ein  /'  war.  so  erliäit  man  eine  Grundform  "riiitoi'.  Von  dem  X'erliaistannne 
/////■  »zuyen'cn  sein«,  dessen  lnfiiiiti\'  wir  in  diesei-  l''oi'm  zu  erkennen  liaiien. 
kommt  dann  augenscheinlieli  audi  das  liekannte  Nomen  c  vi  I  '"'''"'''  "Zeu,i''e« 
(Pyr.  \\'.  4Ö4).   ko]itisc]i    .«ÜTpe  :  .ucepe.    Iier. 

2.       CCHT. 

Das  W^ort  ccht,  das  mit  dem  männlichen  Artikel  n  verseluMi  in  den  ail- 
verbiellen  oder  präpositionelleu  Ausdrücken  .ünecHT  "unterhalb«,  cnccHT  »iiiii- 
unter«,  ce^necHT  oder  ce^MnecHT  »von  unterhali)«,  g^inecHT,  ge^necHT  »unterhalb« 
erscheint,  ist  bisher  nicht  befriedigend  erklärt  worden.  Werm  BRitiscii  es  seiner- 
zeit mit  f^^^^  »Wüste«  zusammenbringen  wollte^),   so  bedarf  das  wold   kaum 


')    Sethe,  Verbum  11  §  623. 

'■')    Sethe,  Verbum  II  §  624,  3  und  der  Zusatz  dazu  auf  S.  466. 

3)    \VB.  1331. 

20* 


14(»  KiRr  Seihe:    Koptische  Etymologien.  [XXXVllI.  Band. 


einer  Widerlegung;  Ge.schlecht,  Lautbestand  (sm-t)  und  Bedeutung  dieses  Wortes 
passen  nicht  zu  ccht.  Auch  Stf.indokits  GhMclisetzunti'  mit  I  -v  M  »Schwanz«, 
boh.  cht'),  ist  nidit  annelimbar.  da  (htbei  das  e  von  €cht  unerklärt  Idcibt  inid 
die  Bedeutung  obenialls  nicht  gut  jial'st:  zudem  ist  die  gewöhnliche  Form 
dieses  Wortes  nuch   cjvt  und   nicht  cht. 

Ich  glaube  nun  in  der  Lage  zu  sein,  fiir  ccht  eine  I]tymologie  A'orzu- 
.scldagen,  die  in  jeder  Beziehung  einwandfrei  ist.  ccht  ist  gewils  nichst 
anderes  als  das  alte  Wort  ^^  .S)V  oder  voll  gesclirieben  mit  der  Enduntf  w 
^^o\^  s}t-w')    »Boden«,     »Erdboden«,    das    männlichen    Geschleclits    wnr 

(Brcgscu.  WB.  1330,  Totb.  99,27).  Das  c  ist  der  Hülfsvokal,  der  der  an- 
lautenden Doppelkonsonanz  voranging  {*'es!etew)  und  der  im  Koiitisclicn  in- 
folge des  Wegfalls  des  /  ganz  der  Regel  gemäfs  durch  c  bezeichnet  wird^), 
wie  in  den  analogen  Formen  es'oiuj  :  eecouj  masc.  »Nidjicr«  aus  *'ek?6sej  (Ni.sbe 
von  ^zi75  \<\  KSs    »Xubien«),    eeoun    boh.   fem.    »Nu])ierin«    aus    *'ek>ösjpt. 

CfTooig :  €»»..'Yig  plur.  »Nubier«  aus  *'ek^ösjew ,  eigo)  fem.  »Sau«  aus  *'es>6Jft 
(von  IlM'^'Tr^'  IlM'^fl'2^  s^J  »Schwein«),  e-sH-y  plur.  »Schiffe«  aus 
*' edi ejew  (xoi\  |  *^^^  dij 's.o\  »Schilf«).  Die  Existenz  dieses  Vorschlagvokales 
ist  auch  für  das  Wort  s>t-w  bezeugt  einmal  durch  das  (1  prostheticum,  mit 
dem  dieses  in  Ptolemäertexten  bisweilen  gesclirieben  wird:  ^^INc^Hfe^^^ 
D   111  »Geb,  der  Herr  des  Erdbodens,  der  rp^-(fj)  der  Götter«  LD:  Text  IV.  159 

(Philä);  sodann  durch  die  demotische  Schreibung,  die  ein  ^^^  vor  dem  — h— 
zeigt  (BmcscH,  WB.  1330). 

Auch  die  Bedeutimg  von  sH-w  »Boden«  stimmt  zu  dem  Gebrauch  \"(in 
ecHT.  Sie  liegt  in  den  Fällen,  wo  die  Zusammensetzungen  mit  ccht  rein  ad- 
verbiell  gebraucht  sind*),  vielfach  noch  klar  zu  Tage,  o-ytog^  chccht;  "^  chccht, 
RIO  enccHT,  Tt^yo  enecH7  »niederlegen».  pcogT  enccHT  »niederfaUen«.  gio-ye 
enecHT  »hinwerfen«,  igo-^'o  enecHT  »vergiefsen«  heifsen  augenscheinlich  eigent- 
lich »auf  den  Boden«  bez.  »zu  Boden  legen«,  »fallen«,  »werfen«,  »giefsen«. 
Auch  ei  cnecHT  »herabkcjmmen«  und  die  synonymen  Ausdrücke,  soAvie  -x« 
CHCCHT  »hinabführen«  kann  man  sich  leicht  aus  »auf  den  Boden  kommen«, 
»zu  Boden  nehmen«  erklären^).  Wo  die  Zusammensetzungen  mit  ecHT  dagegen 
mit  einem  folgenden  Beziehungswort  | Genetiv  bez.  Prä]iosition  n-,  m.mo->]  ver- 
bunden präpositioncll   gebraucht  sind,    wie    in    ct   hc^^ccht  "welche   unter   ilmcn 


')    Steindorff,  Kopt.  Giannn.  §  SB4. 

')    Medizinischer  Pa])yrus  von  Kahun   "J.  "27.  3,15.     Zu  der  .Schrciljiin!;   mit  i    i    i  wegen  der 
Endung  w  s.  Xerhnm  I  §  17G,  II  §  602. 
')    Sethf,,  Verbum  I  §  49. 
*)    Stern,  Kopt.  Gramm.  S.  339.  343. 
•')    Stern,  Kopt.  Gramm.  .S.  370. 


li'Oii.]  KiRT  .Skthe:    Koptisclie  Ktyinologien.  147 

sind«  (wörtlich:  »welche  ihr  ccht  sind«)  Pist.  Soph.  241,  ÄüTfcHT  ÄTüocj  »nnter- 
halli  vdii  ihm«  (wörtlirli:  »in  dem  ecHT  von  iliin«|.  leuchtet  es  ein.  d.-ils  ecHT 
nicht  den  »nntereu  Teil«  des  hetreilenden  Gei^enstandes.  wie  es  nach  Peyrons 
l'bersetzung-  »pars  inferior«  scheinen  könnte,  sondern  etwas,  das  unter  dem- 
selben befindlich  ist,  bedeuten  nmls.  und  das  trilVt  ja  für  das  Wort  »Boden« 
in   (hn-  That   zu'). 

'.\.     eigtone. 

Dals  das  Wort  eujtone  (eigcon)  :  fU}con\  (fiyoin),  mit  dem  im  Koi)tisclien 
so  oft  Bedin,!;-un,t>-ssätze  eingeleitet  werden,  irgendwie  das  Verbum  fö  <:^>  hpr 
»werden«  enth.ält.  ist  längst  erkannt  worden.  Wie  es  aber  im  einzelnen  zu 
erklären  ist.  war  bisher  unbekannt.  Sterns  Herleitung  aus  (]<;i>fö<r=»  h- hpi- 
»wenn  es  gescliieht«")  kann  nicht  richtig  sein,  weil  hp?-  hier  eine  Form  des 
Tempus  Mm-f  sein  und  demnach  koptisch  etwa  *sp6  (vergl.  -xno  »eiv.eugen« 
aus  djt  hpr)  lauten  müfste,  während  eigcone  docli  augenscheinlich  den  im  Kopti- 
schen  selbst    noch   erhaltenen  Infinitiv   ujoine  enthält. 

eigcone  ist  in  Wahrheit  wohl  aus  ecujcone  »wenn  es  geschieht«  (Präsens  II, 
'^.  fem.  sing.)  entstanden,  indem  das  c  dem  folgenden  ig  assimiliert  worden  ist: 
das  so  entstandene  *ess6pe  mufste  dann  nach  der  Regel  eujtone  geschrieben 
werden^).  eu}cone  eqcioTÄv  oder  e^ione  equjöwUccoTÄi  »wenn  er  hört«  bedeutet 
also  eigentlich  »wenn  es  gesehielit,  weiui  er  hört«,  desgleichen  eujtone  c^'ppo 
ne  »wenn  es  ein  König  ist«,  eigentlich  »wenn  es  gesehielit,  es  ist  ein  König«, 
eujtone  .w.uou  »wenn  nicht«,  eigentlich  »weini  es  geschieht,  es  ist  nicht«.  Wie 
hier  ein  unpersönliches  Präsens  II  *'es-S6pe  »weun  es  gesehielit«  den  Bedingungs- 
satz einleitet,  so  findet  man  im  Koptischen  ja  auch  zur  Einleitung  eines  Aus- 
.sage.satzes  ein  unpersönliches  ^vcigtone  »es  geschah«  vor  dem  Perl'ckluni  I. 
€ceujo>ne  oder  cu^^ujoine  vor  dem  Futurum,  und  endlieh  vor  Bedingungssätzen 
auch  ein  €ciu;>.nigoine.  das  genau  unserem  cujoine  entsjn-echen  würde'').  Dals 
eine  solche  F>klärinig  von  eujo)ne.  als  unpers(")uliclies  »wenn  es  gesciiicht«  i'iclitig 
ist.  wird  wohl  dadurch  bestätigt,  dais  es  im  Bohairischen  auch  mit  dem  Kon- 
junktiv konstruiert  wird:  fujton  «TeqcoTM  »wenn  es  geschieht  und  ir  hört«: 
genau  ebenso  können  ja  auch  die  anderen  oben  genannten  nn]>ersönlichen  Aus- 
drücke ciidwUjojne,   ccigdwiitgcone  u.  s.  w.   konstruiert   werden^). 

Dem  *es-s6pe,  das  wir  hier  als  Grundform  für  das  kopt.  fiytone  erschlossen 
haben,  entsjnicht  nun  im  Demotischen  in  (h>r  'i'liat  ein  ef-sope'),  das  nur  statt 
ih's  Suffixes  B.  fem.  sing,  .s  das  Suffix  )5.  masc.  sing. /zeigt.    Durch  dieses  Suffix 


')    \'erü;l.   hierzu   übrigens  den   Ijekimiiten   Aiisdi'uck      j    v\     '^     y  »dcM-  Oi't.  der  unter 

.*>einer  Majestät  ist«   für   »der  Aidentiialtsort  .Seiner  Majestät". 

-)    Kopt.  Gramm.  §626.  ^)    Ster.n,  Kopt.  Gramm.  §442.  1)21. 

^)    Sethe,  Verbum  I  §  272  r.  ")    Brugsch,  üemot.  Gramm.  §301. 

^)    Stekn.   Kopt.  Gramm.  §  1121. 


148  Kurt  Sethk:    lvoj)tisclie  Ktyniologien.  [XXW'IH.  Band. 


wird  eigentüinliclierweise  das  unpersönliche  »es«  im  Demotischen  bei  dem 
Verbum  Sope  auch  sonst  ausgech'ückt.  avo  das  Koptische  (his  Sut'Hx  H.  fem.  sinü'. 
Iiat.  z.B.  im  Dekret  von  Kauojnis  sp-f  »es  ptleut  zu  ,i>oschehen.  dals«  (de- 
motisdier  Text  zu  Z.  B4  des  liieroghphischen  Textes  der  LErsirssclieu  Ausgabe), 
"(hunit  es  geschähe,  dafs«  (ib.  "22),  »es  geschah,  dals«  (entsprechend  dem  kopt. 
Ä.cu}con€,  ib.  13.  1(>.  2:5.  27).  ///■-/  ip  »es  ])flegt  zu  geschehen,  dafs«  (ib. 25).  Wir 
liabeii  in  ileni  lU'niotisclien  ef-iöpc  also  den  Vorgänger  eines  späteren  koptisclHMi 
*es-iüpe  :=^  cujoine  zu   sclien.   lüclit   das  kopt.   eigionc   selbst. 


Über  die  Kleidung  der  ägyptischen  Tänzerinnen. 
Von  C.  H.  Stk.\tz. 


X3ei  der  Hcsprcchuny  der  ägyptischen  TracliT  erwähnt  Eeman').  dals  Tänzerinnen 
und  junge  Sklavinnen,  »welche  Herren  luid  Damen  des  neuen  Reiches  beim 
Gelage  bedienten,  als  einziges  Ivleidmigsstück  zwischen  den  Beinen  einen  Leder- 
.streifen  trugen,   der  von  einem  gestickten  Gürtel  gehalten   wird«. 

Als  Beweis  führt  Erman  die  zwei  bekannten,  auch  in  seinem  Buche  als 
Tafeln  beigefügt (>n  thel)anischen  Wandbilder  aus  dem  Brit.  3Ius.  an  und  i'ügt 
hinzu:  »Den  schwarzen,  die  Scham  bedeckenden  Streifen  erkt'iuit  ninn  auf  den 
Photograjthien    mit    Sicherheit". 

Es  schien  mir.  als  ob  <liese  herrschende.  ;uich  von  Erman  vertretene  ,Vnf- 
fassung  nicht  unanfeclitbai'  sei:  denn  zunächst  rulit  der  (nirtel  nicht  auf  ilem 
festen  Hüftl)einkamm.  sondern  tielV'r.  auf  den  C)l)erschenkelknochen.  die  sich 
bei  jedem  Schritte  verschieben.  Ein  Gürtel,  der  in  dieser  Lage  durch  ein 
Schamband  nach  unten  fixiert  wird,  mid's  notwendigerweise  bei  jeder  Bewegung 
lierunterrutschen.  A\ifser  diesem  rein  ])raktischen  Bedenken  erinnerte  ich  mich 
an  eine  ganz  ähidiche  liefest iuunii'  der  Ilüftschnur  bei  den  Fniuen  am  Sanga- 
flufs")   soAvie  bei   den    Andamanen.    wol)ei   elienfalls   die   Sclianiliiude    feldt. 

Icji  äufserle  lli'u.  Direktftr  Eioi an  meine  P)edeul<en.  und  er  war  so  iiebens- 
würdi.u:.  mit  mir  die  Berliner  S;innnluuy-  zu  (hirdmuisti  iii .  wniiei  sicii  in  iler 
Tliat   Beweise   linden   liefsen.    ihx^-^   die    liislnriye  Xdrstellunu'  i'ine   iiiiii'e   war. 

Das  schwarze  Dreieck  untei-iialb  des  (o'irtels  stellt  keine  Binde,  sdudei'u 
die  Schambehaarung  dar.  Abgeselien  von  analogen  I);ustelluni;en  oJnu-  (o'irti'l 
können   folii-ende   Gegenstän<le  als  beweisend   tielten. 


')    Ägypten  und  ägyptisches  Leben.  S.  iOQ. 

-)    Straiv..   Frauenkleidnn!;.      Ferdinand   Knke.   li'OO.     Fiir.  .5,  .S.  19. 


lilOO. 


C.  H.  Straiz  :   Ul)or  d.  Kleidung  d.  iigvjit.  Tänzerinnen. 


14i 


Don  oi'sten  rleutliclien  Beweis  lieforto  der  (iriil'  oiiios  Hrnii/ospieii'cls  (Rcrl. 
31uN.  Nr.  KnS7).  der  ciiu'  'l';iii/ci-in  iiiil  I  l(itt!-;i"ii-tcl  ilnrsicllf.  Dnls  es  sich  um 
einen  CJürtel  liandelt.  ist  liesonders  au  der  Ivückseite  (Flu.  ll  /u  ei'kcinien.  wo- 
sellist  das  Reliet'  stärker  liervortritt.  wälireud  Nnrn  nur  einine  (|uer\crlauleude 
Streifen  /u  sehen  sind.  UnterliaJl)  des  (nirtels  ist  der  3I()ns  A'encris  im  (ie^-eu- 
.satz  zu  der  sonst  glatten  üherlläelu'  des  Kr>rpers  punktiert,  und  aulsei'dein  ist 
eine   unzweifelliat'te  Sclianispalte   einijefni't. 

Als  /weite.s  BeAvei.s.stüek  randeii  \vii-  eine  kieiiu'  hlaue  FayeneeflLjur  (Nr.  DSSB), 
iiei   der.    eiienso  wie   ol)en.    die  Darstelluiii;-   der  Sclianispalte   (Fig.  2)   den  Beweks 


Fiff.  I. 


F;y.2. 


liefert,  dals  die  Schaniteile  nicht  durch  eine  Binde  verhüllt  sind.  Auch  ])ei 
einer  sogenannten  Pn])pe  mit  Ilaaren  aus  rhonperlcu  tjudet  sicii.  unlerhall) 
einer  *ihierleiste.  ein  stilisiertes  Scliamdreieck  mit  üehaarung  und  Sclianispalte. 
Bei  der  den  ägv])tisclien  I)arstelluiigeii  eigenen  Xat  urt  rene.  welche  liäulig 
auch  eine  \rillig  unliehaarte  \'nl\a  zur  Aiiscliammg  hringcn.  darf  man  wohl 
annehmen,  dals  das  Kasieren  der  .Sch.nn haare,  wie  luxdi  heute  im  Orient,  ein 
allgemeiner  (Jebraueh  war  und  dals  in  den  hier  erwähnten  Abbildungen  der 
stopjielige  Nachwuchs  dargestellt  ist.  dei-  durch  ilie  Punktierung  ziemliidi  genau 
wiedergegelien    wird. 


150  Miscellen.  [XXXVIll.  Band. 


Miscellen. 

leti  ilcr  Kloiiic.  —  Im  IMuscuiu  zu  Kairo  lictindcn  sic-li  Bruclistückc  von 
Reflinuntroii  in  einer  Sclirift,  die  etwa  der  des  Ebeks  und  AVestcar  .ii-l(>ielit. 
Der  Papyrus  war  noch  in  der  18.  Dynastie  zum  zweiten  Male  benutzt  worden. 
mn  ein  'rotenbucli  auf  die  Rückseite  zu  schreiben;  gefunden  sind  die  Fragmente 
nach   einer  Notiz   in  Ahusir.   in   den    »tombes   des  chiens«. 

Sie  entliielten  Angaben  über  geliefertes  Getreide:  an  die  Zi/innerlrute  auf 
der  Werft,  als  Futter  für  790  loeibliche  und  990  männliche  Gänse  oder  als  Proviant 
für  die  Gärtner.  Bei  dieser  letzteren  Notiz  ist  die  dazugehörige  Liste  beigefügt, 
und  von  dieser  ist    erhalten: 


'(|^,^^]]®i4n 


3Iau  hat  kein  Reclit.  das  ^~r~^  hier  anders  zu  fassen  als  gewöhnlich,  d.  h. 
als  «Haushalt«:  zudem  würden  die  (iärtner  nicht  wohl  zu  Gräber-stiftungen 
pa.ssen.  Dann  sind  aber  »Tcti  dci-  Kleine«  tuid  die  «S>t-k>-ni.'^"  lebende  Füi'st- 
lichkeiten.  und  in  der  That  kennen  wir  ja  die  letztere  als  eine  P-rinzessin  aus 
den  Anfangen  des  n.  K..  also  aus  der  Zeit  dieser  Reclinungen').  In  den  An- 
fang des  n.  R.  wird  also   auch   der       (I  a)  als   ein   Prinz   gehören. 

Adolf  Erm.\n. 

Das  Determinativ  ^.  —  Soviel  mir  bekaimt.  ist  die  Bedeutung  des  De- 
lerininativs      .    das    liiiitci'   dem   Wort    j      .    )        ^^X  0    und  Varianten,  sowie  dem 

Verbuni    V        stellt,    noch  nicht    erklärt.     Beide  Wörter    Hnch'n   sicli   häutig  in  den 
Pyramidentexten  (Schack  s.  v.)  und  zeigen  dort  nach  G.  Möllers  Angabe,  der  die 
Formen  an  den  Berliner  Abklatschen  nachprüfte,  folgende  Formen  : 
Die  Determinative  stellen  hinter  einem  Wort,  das  irgenil  ein  31etall        II       11 
bezeielinet.     Man  liat  in  C  bisher  anscheinend  eine  Variante  von         -  . 

^   oder  ^  erkannt    (I.evi.    Dizionario.    in   der  Zeichentafel  zum  ^      ,         , 

II.  Supplement),    das    dazu    gehririnc   O   aber   yanz    unbeachtet    ge- 
fasseu.     Bei    der  Inventarisieruni^-    der  äilestcn    3b'tallgei'äfse  in   Gizeh   ergab   sich 
mir   mm.   dafs  die  Lötfläche.    /..  B.   bei   d<'r  Kinführung  des  Sehnahels  in  die  da- 
für   gelirochene    Öffnung   des   Bauches   eines    »Gufsgefäfses«    der  Form: 
(Kairo  H42H)  rcgehnäfsig  die  Form  ^ZZ7  oder  O  hatte  (z.  B.   Gizeh  3428 
3445,  3471,  3475  ff.) 


•■(7 


')    Maspero,  Momies  royales  j).  .541.  623. 


Uli  Hl. 


Jlisc.llr 


151 


Ich    iiiöclito  fflnulien.   dafs  dainit   das   Dotcnninativ   erklärt   ist.   Triffl   diose 

I\rkl;iniiiL;'  das  Kiclil  lyc .  sn  isi  ciiiinMl  das  I  )i't('riniiia1  iv  siiiulus  \(iiii  Xiiiiicii  aiil' 
da--  \  rrlium  ülirrl  rayrn  wdrilrn.  und  /.w  riiciis  dürl'lc  die  l  hci'scizimu'  "I-Ümmi" 
kaum  licstclica  lilcil)i  ii.  \  irlniclir  wird  man  an  eine  l\upf('i'iiiis<'liuin;'  zu  dcnki'ii 
hallen.  Fu.  W.  \.   I^issing. 

He  nie  rk  u  n  ü'.  Zu  (iliiii'er  Krklärunij'.  die  mir  wcniu'sicns  Tür  O  ivclit  er- 
\v;i^■en^^\(•rl  zu  sein  selieini  .  stimmt  ansehiMnenil  die  im  m.  1\.  und  n.  K.  ye- 
liräueldieiie  \ariaute  .     ij  ^       recht    i;ut.      '5::3   ki'umle    der  Sclinaliel    des   "(iiilV 


celalses«    sein. 


<=J)'^ 


(ilCOKC     ]\I(')I,I.r.K. 


Ein  Unt  erstüt  zuniisiicsueli.  —  Unter  dei'  alten  Nununer  "JUiCi"  he- 
wahrt  das  3Iuseuni  von  Kairo  nenn  grolse  Bogen,  auf  die  zahli'ciehe  Hrnehstiicke 
verschiedener  Papyrus  aut'ii"ekleht  sind,  die  ans  (nirnah  stammen.  R(>i  näherem 
Zusehen  l'üii't  sieli  allerlei  \'(in  diesen  I*"rat;inenten  zusammen,  uud  wenn  aueli 
nichts  voUständii^'  znsaiunienkonnnt .  so  verlohnt  manches  doch  die  31itteiluny. 
80  das  fole:ende  Stück'). 


I&.nnl 


I      I      I 

i 


¥M 


ir 


I 
f 


czzD  L a 

I    I    lä D 


e^  kbOd 


lol 


L)ai-unter  in  grofser  ])räcliti,!ier  Seliril"t : 

Der  Adres.sat  des  Briefes  \vii-d  der  in  der  ersten  Zeile  genannte  Schreilier  Neh- 
seni  .sein:  er  soll  wohl  die  Botschaft  weitergehen,  »|daniit  man  es]  im  Palaste 
I  wisse]",  also  ;iu  den  Köniü-.  Der  Brief  ;iliei-  dreht  sieh  um  "dieses  Brot,  das 
mir  aus  der  Scheune  gegelien  wird,  damit  ich  \(in  ihm  lehe.  denn  ich  liahe 
keinen  Acker  in  .Ägypten.  .Alrichte  man  es  wissen...  Ks  ist  also  die  Bitte  eines 
Bedürftigen,   vielleicht    eines   Ausländers.      Dafs   sie    gewährt    wurde,    meldet    uns 

Uli 


')    flier  der  ersten  Zeile  fehlt  nichts.     Zwei  Stückclien    mit  und     p''""~^^ ^omP 


kann   icli    nii-lit   anfügen. 


Zcilsrlir.  f.  Ägypt.  .Spr..  X.X.WllI.  Bnul.     1900. 


Ill^l 

21 


1 52  Miscellen.  [XXXVIII.  Band. 

die  tlarimtcr  stflii-iult'  Notiz:    »yicli    iliiu   l'üiil'  Brote  und  zwei  ....":  dies  w  ird 
dir  Eut.sclu'iduu.ü;  des  Ilerrsclier.s  sein.  di(>  der  Adressat  beim  V'ortrasie  notiert  liat. 
Aueli    die    neuänyptiselie   (irannnatik    enthält    einen    kleinen    Beitrag.      Das 
w  underlii-lie  ■^^il^Jof    '^'""'    "'"''''^   weiter  sein  als  ein  unoillunirapiiisch  ge- 

sehriebenes  -^"  ^     »mir   ist    nielil".    das    man    also    'n-w^)inaj  (*Ro'yi\-Udwi) 

siiraeh.  Adolf  Kkman. 

Alasehia.  —  Dafs  Alasehia  f'ypern  sei.  will  mir  deslialb  nielit  in  den  Kopf, 
weil  man  dann  gezwungen  ist.  nTS.  das  dtxli  nach  den  Glänzen  wirklieh  der 
Name  der  Stadt  ist.  welche  die  Gi'ieelien  Kiriav  nennen,  anders  wo  zu  suchen, 
^löglicherweise  kiinnte  Alasehia  das  G('l)iet  von  Vj.ci.l:\i'7(7ol  sein  (Küstenstadt. 
oder  nacli  Stralio  eigentlich  Insel  westlich  \'on  Tarsus):  die  griechische  Form 
ist  wohl  volksetymologisch.  Im  IVühcren  Mittelalter  arabisch  Auläs.  im  jcru- 
salemi-schen   Tahnud  obis  oder  ob^SC,   i\.  i.   eben  auch   Auläs.     ^LOJi^. 

Th.  Nölueke. 

AN'echsel  von  /  und  w.  —  Den  Wechsel  \(n\  fe.  q  und  ots-  schreibt  Stern 
(K.  (ir.  ^  Hl)  den  »späten  verwilderten  Texten  des  niittelägyptischen  und  ober- 
ägyptisclicn  Dialektes"  zu.  und  in  dei-  That  halten  die  älteren  koptischen  Texte 
diese  Buchstaben  auseinander.  Und  doch  wäre  es  unrichtig,  wenn  man  darauf- 
hin annehmen  wollte,  die  drei  Laute  seien  erst  In  der  spätesten  Sprache  ein- 
ander iiliidich  gcw  oi'den.  sie  haben  sich  zu  allen  Zeiten  nahe  gestanden,  und 
mir  die  orthographische  Zucht  läl'st  die  alten  llierogrammaten  und  di(>  kopti- 
sclien  Schreiber  nicht  leicht  in  ihrer  Anwendung  iri'en.  Dals  schon  in  den 
Pyramiden  gelegentlich  h  für  /  geschrieben  wird  (®|M  für  ®  iYai^=_|.  hat 
Sethe  (Ag.  Verb.  I  i  "JK!)  gezeigt:  dafs  auch  /  früh  für  u"  vtirkommt.  zeigt 
folgendes  Beisjiiel. 

Totb.  ed.  Nav.  48,  3   sagt   der  Tote  von   sich : 

wnnmj  in  r>j,  fg>nj  m  <'i-/j 
»ich    esse   mit    meinem    ÄIuikI.    ich  ....  mit    meinen    Kinnbacken«. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  an  Stelle  des  sinidosen  /r/>'  v^^V^'^^dll 
wgi  »kauen«  zu  lesen  isi.  l'nd  doch  schreibt  so  schon  die  Ilandschril't  An.  die 
der  1  S.  I)yiiaslie  angeh(")rl  (die  einzige  des  U.K..  die  den  Text  cihallen  lial).  und 
so  stand  otleuiiar  auch  schon  in  ihrer  \'orlage,  tlenn  auch  das  daraus  ai>ge- 
leitete  .späte  Totenbuch    mit   seinem    ''^'^S'^^^  ^    zeigt    dieselbe    Korruptel. 

Adolf   Erman. 

e«».?V.^cciik  im  Koptischen.  —  Stern,  Kopt.  Gramm.  J;  22S  hat  die  von 
Steindokkk.  Kopt.  Gramm.  §  1H7  wiederholte  Vernmtung  ausgesprochen,  dafs 
o&.'XekCCN  im  Koi)tischen  deshalb  meist  ohne  Artikel  gebraucht  wird,  weil 
■■man    es   als  T-o»,^i^cc&.  aufyt'falst    zu    haben    scheint".     Diese  Nei-mutunü'  wird 


190(1.1  Miscolleii.   —    F.iscliifiieiic  Sclniflci].  15H 


licstätiijt    duirli    Pistis    Sophia    2iifi.  2fi;  257.  ;^,   wo    zu    T-£*.^»>ccis.    pin    Phiral 

noi\?Vi\cc;v  ncliililct  wird.  I);ils  diese  von  den  llcr;ui.snc1icrii  der  I'islis  nicht 
NtTstandeiic  Form  in  der  'lliat  niclifs  anderes  sein  kann,  beweisl  der  Ziisaininen- 
lianu-.  2r>().  17  ist  \(in  »te^AcXccx  ÜKcogT,  257,15  aou  «kiooT  üufo^^^^wCCA. 
die  I\ede.  und  dazwlsolien  steht  2')(i.  2()  imoigT  üügis.'Xevcc*.,  was  (ilVeidmr  das- 
sejlie  i)cdentet.  Der  AVeelisel  zwischen  ufo.\Aivci'.\  und  ^o^.'«\^.Cl•.\  kann  niciit 
auf'laih-ii.  da  in  der  Pistis  i>-ern  zwischen  zwei  niritiiiclien  i'"i)rinen  licweciiselt 
wird:  su  steljt.  um  ein  paar  l)eliel)i,i;-e  B(>ispiele  heraiiszui.;reilen,  i\f\\r-Y'^n  ;}7(').  1  : 
H77.  1  nelien  nt-\\_r-Y;)(;^oo'^H-  !{7().  1 15.  21  :  H78.  1  .  ujo.u-7  ÜSÜ.III  nelien  ujOAmT 
HS:!.  i;!  IT..  ,i;,s  lajjum.  -^  üo^yin  14S.il  nehen  (h^ni  saliid.  -^  o-Y^ün  150,4.  das 
aehmim.  und  Imliair.  .vu\o  l'dO.4.  li.  7  uehen  dem  im  S;iiiid.  iUiHchen  .ufg  11)0.2.  iltV. 

A.  R.\iri,vs. 


P'rscli  ieueu  e   Seh  r  i  l'\  en  '). 

Ai-cliiv  für  I';i  p  y  i-ij  s  k  u  lul  !■  iiiul  v  ciw  ii  mite  (;  eliiolc.  llcraii.sgpgehen  vnii  l' I  ri  rli  W'iIckiMi. 
•S.    Bd.  1.    l.L'.     Leipzi-  (T«iil)iier). 

iLiulwin  Horcliarilt.)  Bericht  über  die  Tliätigkeit  des  dem  (HMieiaiki.iiMil.-ite  ITir  .'Vnv|)lcii  atta- 
c'liiei-ti-M  wissiMiscIial'tlicIieii  Saclivei'stäiidiiieii  Dr.  Ludwig  l'.oichai-dt  in  der  /eil  \oiii  OkliilM-r 
IS'.I'.I    lii.s    .liili     l'.lllll    (Sil/,iiil.n>liei-icliti>    dei'    Küiiii;!.    rn-iils.    .\kadeiiii.'    der    Wi.ssciiseli.    /ii    Berlin 

l'Jtll,\').    ;i  tss. 
.laiiie.s   Henry   Breasted.   A  iiew   ehapter   in   tiie   lile  (ifriinlinnse  III.   ( l'ntei-snelninni'n   /.ni- (!e- 

scliichte   und    Altertumskunde   .Vnyptens .    In-raiisgei;.  vcm    Knrl  Selhi-    ll.-_').      1.     :',IS,S.      Leip/jj;- 

(Il'iiuielis).     l!)(l(l. 
I-'raii/.   Freili.  v.  Calice,  Zur  Ge(if;i"i])liie  Syriens   in   der  Ka ssidenzeit.     Das  Land  Opa  (Wienei- 

/ischr.  f.  d.  Kunde  des  Morgenl.  XI\'.  S.  271  IV.). 
Jean    ('a]iai-l.    .Monuments    egyptien.s    du    Mnsee    de    Briixelles    (aus    den    Aiuiales    de    la    Sueiele 

d'archeologie  de  Bruxelles  Tome  XI\'   IV  et -l'' Liv.    liHKI).    I-'a.se.  1    1  — III.   ,S.    IS  SS.  und  7 'I'alV. 

Bruxelle.s    lOOl. 
-     — .  Pourcpioi  le.s  Egyptiens  faisaient  d(;s  m()ini<'s:'     Bi'uxelles    I !«•().    S.     I.j  SS. 
Alexander   Dedekiiul,   .Mtägvptlselie.s  Bienenwesen   im   Lielile  der  modernen   Well  -  Bienenu  irl- 

seliaft.     S.     .",■_'  SS.      Berlin   (Mayer   &    I\liiller|    \'.M)]. 
Kgypt    l';Ni)loralion    Fund.      Ai'elia-ologieal    report     IStÜt       l'.MIll.      Kdiled    l,y    F.  I.l.  ( niflilli.      1. 

JSl  pp.   willi   illustration.s  and  map.s.      London, 
tieiirge    Fräser.     A    C'atalogue    of    searabs    belonging     lo    (ieorge    Fräser.    S.     \'III    und   (il!  SS., 

X\I    TalV.      I don   (Quariteh)    1!)IK). 

P.  (i  a  r  n  an  1 1 ,    La  tlieorie    paheo -egyptienruMle  la  eirculation,   dans  ses  rap|)(n'ls   avee    la    tlieorie  du 

pneuma.  —  L;i   ibeorie   pala'0-egy])tiemie  de  la  re.spiration   et  de  la  ])lionation,  dans  ses  rap- 

porls   a\ce   la  Iheoiii'   du   pneuma.  —   L'otologie,    I'otiatrie   et  la   tlieorie    paheo-egy|)tienne  de 

l'audition,   dans  ses   ra|>ports  avec  la  tlieorie  du    pneuma    (aus  Comjjtes  lendus   de   la  Soe.  de 

Biologie   1 900).    9  SS. 


')  In  diese  Übersiclit  werden  diejenigen  .\rbeil(ui  nielit  aufg(niounnen,  welelii'  in  l'olgenelen 
Fachzeitsehril'ten  erschienen  sind:  Annales  dn  Service  des  antiquites  de  l'Kgypte;  ()i-ientalische 
Litteraturzeitung;  Proeeedings  of  the  Society  for  Bibl.  Archaology;  Recueil;  Revue  egyptologhpie; 
Sphinx.  Die   Redaktion. 


154  Ei-schienene  Schriften.  [XXXVIII.  Band.  1900.1 


K.  1,1.  (Jrirfilli.  Stoi-ics  of  the  lii^li  liriests  of  Mi-iiipliis :  thc  Sctlinii  ol' Ilcrodcitiis  .tihI  the  De-iimtic 
t.Tk'.s  of  Kliaiim.ns.  S.  X  uml  "iOS  SS.  iiiul  Atl.is  (racsiiiiilcs  nl"  llic  Dciiiiilic  text  of  tlic  si-coiul 
l.nU').     Oxrc.nl  (Claii-tuloii  l'res.s)   1900. 

—  — ,  Till"    sy.sli'iri    of  wriliii^    in    .\iK'iotit    Kjiyiit    (ans    .Imirii.    nf    tlic    Aiitliiii|iiil(ii;.   Inst.   XXX, 

S.  I53fl".). 
Leon   Heuzey.   Kgyptc  im  CiiaKK-e;'     (Coni|)t.  reniln.s  de  IWtad.  des.lnsri-.    1899  S.  (il  tV. ) 
O.skar  von   Lenun,   Kleine  koptische  Studien   XXI — XXV  (Bulletin  de  l'Aeadeniie  !in|ieriale  des 

.seience.s  de  St- IVtcrsl.ouig,  Bd.  XIV.   Nr.:!.  März   1S91).      retersliuri;-    1901. 
K.  von   Luselian,  Zur  anthropologiselien   .'"^leilnng  der  alten   .Vnyjilei-  (aus    »(lldlius«    Bd.  LXXIX. 

.\r.  K!  vom    1.  Aiuil    19111). 
Kdward   iMahler,  'flie   Kxodns   (.lournal   of  ihr  Koyal  Asialie  Soeiely.  .L-niiiaiy    l'.tol.   |, .;'>:!- HT). 
di-a/.io  Marueelii.   Gli   autielii  o,t;netti  e^i/.iani   in\iati    in   diuio   al  soinnio   ponteliir  da   S.  A.  K.   il 

Kliedivi'  d'Egilto  (Bes.sarioue  N.  ö.j  —  .5(5  S.  1  —  I>1). 
Kduai'd   Meyer,    Geschichte    des   Altei'tunis.      Drillcr   Band.      Das   I'erserreioh    und    die   Grieelien. 

Krste  Hälfte:    Bis    zu    den    Friedensschli'issen   von  44S   und   441)  v.Chr.    S.    Xl\'   und  691  SS. 

mit  einer  Karte.     Stuttgart  (Cotta)   1901. 
.\.  Moi-el,  Qiielc|ue.s  scenes  du  houchier  d'Achille  (Revue  ai-cheologi(|ue   1901,   I   |i.  198 — '2\'2). 
B.Moritz,   Kxcursion   aux   Oasis  du   desert  liliyi|ne.     S.     49  S.S.  (Bulletin   de  la  soeiete   Kliediviale 

de  Geograi)hie,   1900). 
\V.  jM.  Fliiiders    I'etrie,    Se(|uenees    in    iireliistorie    leinains    (aus    dem   .lournal    of   tlie    .\nthro- 

]H)lon;ical  Institute,  V(d.  XXIX,  New  Series,  Vol.  II.   p.  iO.')  —  .iOl  with   plates  XXX — XXXIll). 

London    1900. 
Francesco  Kossi.   (ii'ammatica  egizia  nelle  tre  scrittnre  gero^litiea,  dcmotiea  e  eopta.    8.    814  SS. 

Turin   1901. 
Otto  Ruhensohn,  Das  .'Vushängeschild  eines  Traumdeuters  (aus  Festschrift  für  Johannes  Vahlen). 
Said  Ruete,   Ein   Fremdenbuch  aus  Thehen.    S.    3(j  SS.    Berlin  (Liebheit  &  Thieseu)   1900. 
Carl   .Schmidt,   Fragmente  einer  Schrift  des  Märtyrerbischofs   Petrus  von  Alexandrien   (Gebhardt 

und  llai-nack,  Texte  und  L^ntersuchungen  zur  altchiistlichen  Litteratur,  Neue  Folge   \'4b).    S. 

.')(>  SS.      Leipzig  (Hinrichs)   1901.   —   Veiötfentlichung  von   2   Blättern   einer  saliiil.  Handschrift 

in  der  Bibliolhcque  Nationale. 
G.  Schweinfurth,  Am   westlichen   Rande  des  Nilthaies  zwischen   Farschüt  und   Rom   Omljo    (aus 

I'etennanns  Mitteilungen   47.  Band   1901,  S.  1  — 10,  uiit  einer  Karte). 
\V.  Spiegelberg,  Bnchis,  der  heilige  Stier  von  Herinnnthis  (Archiv  für  l'apyrusfoischung). 
Georg  Steindorff.   Vorläufiger  Bericht   über   seine  im  Winter   1899/1901)    nach    dei-  Oa.se  Siwe 

und    nach    Nubien    unternommenen    Reisen    (aus   den    Berichten    der    philologisch -historischen 

Klasse  der  Königl.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu   Leipzig,   1900  S.  209 — -239). 

—  — ,  Grabfunde  des    mittleren   Reichs  in    den   Königlichen   Museen   zu  Bei-Iin  11.     Der  Sarg  des 

Sebk-o.  —  Kin  Gi'abfund  aus  Gebelen  (Mittheiinngen  ans  den  orientalischen  Sannnlungen  der 
Königl.  Mu.seen).  Fol.\III  und  :i4  SS.  XXII  laff.  und  zahlreiche  IVxtabbildun-en.  Berlin 
(Spemann)   1901. 

Ernst  Trampe,  Syrii-n  viu-  dem  Kindritigen  der  Israeliten  (wissensch.  Beilage  zum  .lahresber. 
des  Lessing-Gymn.isinms  zu   Berlin    1898.  1901).     1.    34  luid  29  SS. 

Karl  Wessely.  Über  die  Lage  des  antiken  .Möris-Sees  (Anzeigei-  der  pliilos.  -  liisttu'.  Klasse  der 
Wiener  Akademie,  7.  Nov.  1900). 

.\.  Wiedeinann.  Neue  Ergebnisse  dei- .Au.sgrabungen  in  Ägypten  (Die  Umschau  1901.  V.  Nr.  14.  1.5). 

Karl  Woermann,  Geschichte  der  Kunst  aller  Zeiten  imd  X'ölkei-.  Ki'stei-  Band:  Die  Kunst  der 
vor-  und  aufserrhristlichen  Völker.  8.  XVI  und  Ü(i7  SS.  mit  .")0  TalV.  und  zahlreichen  Ab- 
bildungen  im  Text.      Leijjzig   und   Wien   (Bibliogi-a|ihisches  Institut)    l'JOO. 

Gg.  Zip|ielins,  Das  I'ferd  im  I'liaraonenlande  (Ztschr.  I'üi'  I'fcrdckundr  und  l'lcrdeziu'ht.  1900. 
Nr.  17— 20). 


Leipzig.  .1.  C.  Ilinrichs'urlic  Buchhandlung.  —  Vcrantwortl.  Kerfacteur  Prof.  Dr.  A.  Erman.  Berlin,  Steslitz 
Brrlin,  «i-.lrnckl  in  der  Rci.-hs.lriiel.erei. 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ÄGYPTISCHE  SPEACHE 


UND 


ALTERTUMSKUNDE 


MIT  UNTERSTÜTZUNG  DER  DEUTSCHEN  MORGENLÄNDISCHEN  GESELLSCHAFT 


HERAUSGEGEBEN  VON 


A.  ERMAN  UND  G.  STEINDORFF 


NEUNUNDDREISSIGSTER  BAND 


"mm 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1901 


Inhalt  des  39.  Bandes. 

Seite 

Bi'^'iing,  Fr.  W.  v.  und  Cnpnrt ,  J.    Zu  Kbmas.s  Aufsatz  -Kupfeniiigc  an  Tempelthoren",  AZ.  XXXVIII, 

p.  53sq.  (mit  2  Abbilciuiigeii) 144 

Borchardt.   L.   und    Schäfer,   H.    Vocläufiger   Berielit    ül)ei'    die    Ausgrabungen    bei    Abusir    im    Winter 

1900  1901  (mit  9  Abbildungen) 91 

Äcovte/,  J.  H.    Die  Eigennamen  auf  dem  Vatikanskarabäus  Anienhoteps  III 65 

—  The  01)olisks  of  Tluitmose  III.  and  bis  Building  Season  in  Egypt  (mit  1  Tafel) 55 

—  The  Philosophy  of  a  Meinphitc  Priest  (mit  2  Tafeln) 39 

Calice,  F.  V.    Die  Verba  des  Gebens 75 

Ennan,  A.    Monatsnamen  aus  dem  neuen  Reich 128 

—  Zur  Entstehung  der  jüngeren  Flexion  des  Verbums 123 

Gri(fith,  F.  LI.    The  Date  of  the  Old  Coptic  Texts  and  their  Relation  to  Christian  Coptic 78 

Hess,  J.  J.    Die  Geheimschrift  der  gnostischen  Papyri  von  London  und  Leiden 143 

Kolter,  A.    Zur  ägyptischen  Pflanzensäule 138 

Lehmann,  C.  F.    Chronologisches 74 

Loret,  V.    La  grande  inscription  de  Me-s  a  Saqqarah  (mit  I  Abbildung) 1 

Möller,  G.    Das  Hh-xil  des  Osiris   nach  Sargdarstellungen  des    neuen  Reiches   (mit  2  Tafeln  und  2  Ab- 
bildungen)        71 

—  Eine  neue  koptische  Liederhandschrift  (mit  1  Abbildung) 104 

—  Zu  den  Bruchstücken  des  koptischen  Kambysesromans.     Mit  einer  Bemerkung  von  II.  Schäi-er  .     .  113 

Moret,  A.    Un  proces  de  famille  sous  la  XIX''  dynastie 11 

Sethe,  K.    Der  Lautwert  von  __^ 135 

—  Zu  den  Verben  des  Gebens 130 

—  Zur  Erklärung  der  Naukratisstele 121 

Steindorjf.  G.    Amcnophis'  111.  Gedächtnisskarabäus  auf  die  Anlage  eines  Sees 62 

—  Ein  Grabstein  des  mittleren  Reichs  im  Museum  von  Stuttgart  (mit  1  Abbildung) 117 

W'ileken,  U.    Die  Bedeutung  der  ägyptischen  Ptlanzen.säulen 66 

Miscellen  : 

Boll,  F.    Salnieschoiniaka 152 

Brensted,  J.  H.    Die  königlichen  Totenopfer 85 

—  Zur  Hb -.sd -Flüge 85 

Calice,  F.  r.    Zur  ägyptisch -semitischen  Wurzelverwandtschaft 146 

—  Zur  Lesung  von  "^^7 1-19 

Erman ,  A.    Bruchstück  eines  Liebesliedes 147 

—  Der  Name  Antef 147 

—  Die  Topfscherben  hinterm  Dorf 148 

—  Eine  Weihung  des  Hyksos  Apophis 86 

Grifßth,  F.  LI.    Addenda  to  the  Commentary  on  Old  Coptic  Texts  in  ÄZ.  XXXVIIl     ....  86 

—  The  old  magical  Texts  of  Paris  (ÄZ.  XXXVIII  p.  85  S(|.) 86 

Möller,  G.    Zu  den   -Bruchstücken  kopti.scher  Volkslitteratur  von  Ad.  Erman- 150 

Oefele,F.r.    Mittelniederdeutsche  Parallele  zu  Berl.  P.  3027,  7,  3 —5 150 

tk     O     ^  Pemphigus 149 

nni  Jli    I    I 

—  Schlangenöj ,  Pap.  Ebers  66,  I 84 

Quibell,  .1.  E.    Wann  starb  das  Koptische  aus? 87 

Bubensohn ,  0.    Der  Grabstein  des  syrischen  Söldners 83 

Schäfer,  H.    Das  Zeichen  für  dmdi  -verbinden-   (mit  5  Abbildungen) 83 

—  Die  Wirkung  der  Skarabäen  mit  einem  Krokodil  und  einer  Hand  (mit   I  Abbildung)     ...  87 

—  Ein  Triditer  mit  koptischer  Weihinschrift  (mit  2  Abbildungen) 151 

—  Zu  der  Erklärung  des   »Steines  von  Palermo-       153 

Sethe,  K.    Zu  Totenl).  ed.  Nav.  48,  3 148 

—  Zu  Westcar  II,  13 85 

—  Zu  ciS'Hp   "ZU  Schilf  fahren- 87 

E.  T.    Der  Lautwert  von  J\'t'  =^  "<"'"' 85 

Erschienene  Schriften 88.  153 


\'.  Ldrf.t:    La  grnnde  inscriptidii  ile   JA.«  :>  Sa(|i|arali.     |  XXXIX.  Band.    IHOI, 


La  grande  inscription  de  Mi.s  ä  Saqqarab. 

Par  VicTOK  Luret. 


xjc  cdiii  de  cimetiere  que  j'ai  döblayö  k  Saqqarah,  de  1807  ä  IS'.ID').  —  (>t, 
ce  (juc  ji'  dis  de  ce  coin  de  cimetiere  peut  'STai.seinblablenient  s'a])i)ii([ii('r  n  une 
\A\\%  ij:niiide  j>ai-tie  de  la  iircnijiole  de  MemphLs,  —  est  forme  de  plusieurs 
couehe.s  de  tombes,  superpo.sees  eomme  se  superpo.sent  le.s  diflerents  lits  d'un 
terrain  de  .stratifieation.  Le-s  plus  anciennes  de  ces  tombes.  eelles  qui  soiit 
edifiees  ä  meme  le  sol  du  plateau  funeraire,  datent  de  In  fiii  de  lAueien  Knipire. 
T.es  tombes  inimediatement  superieures,  bäties  sur  Ics  niines  des  preiuieres, 
sunt  (kl  temps  des  derniers  AInnessides  et  des  plus  anciens  Ramessides.  Au 
dessus  s'etag'ent  des  sepultures  de  diverses  epoques,  doat  re.spacement  (>t  la 
pauvrete  nous  raeoutent  l'irremediable  deeadenec  de  l'antique  capitale  de  TK^ypte"). 

Deux  des  grands  mastabas  d'Ancieu  Empire  de  la  couclie  iuferieure,  celui 
de  la  reine  (JD^ci  et  celui  de  la  reine  ®^0o,  ])rincesses  eoutemporaines  de 
Teti  et  de  Pepi  I",  sont  contigus  et  mitoyens  sur  une  longueur  dune  dizaine 
de  metres.  C'est  en  cet  cndroif .  et  ä  elieval  sur  les  toitures  eeroulees  des 
deux.  edifiees.   que   tut   eleve   le   tombeau   de  fßl'^itiP^[]|')- 

{'e  tomlieaii  dcvait  etre  assez  ,ö;rand.  mais  tonte  la  i)arti('  sud  eii  a  ('le 
drtniite  et  il  ue  reste  ]ilus  ([ue  dciix  sallcs  (|iii  soiciil  k  jxu  |)r(''s  cdiiscrvee.s: 
la  salle  ä  la  stele.  oriiee  autrcrois  de  dciix  pili<Ts  (piadrannulnires  duut  les 
liases  sunt  cucorc  en  place.  ]>uis  une  salle  ]iliis  urande.  precedaiit  celle-ci,  et 
dans  ia(|uc!ie  s"ouvre  le  puits').  C'esl  daiis  cette  derniere  salle  que  se  trouve 
la  lii-aiidc  inscription  ilnni  je  doniie  plus  loin  le  texte.  La  partie  superieure 
de  la  salle  n'existe  plus:  les  dalles  du  plafond  et  les  dernieres  as.sis(>s  des 
])arois  ont  ete  enlevees  dans  ranti(|uite.  et  il  n'en  .subsiste  ancuue  trace. 
L'in.scription  occupait  le  mur  uurd.  Inuu'  <le  cinq  metres,  et  le  uiur  sud.  de 
meme    longueur,    mais    pei'ce   dune    jiorte.      Ce   mur   sud   sest   ecroidc    lors    de 

')  Le  rectangle  de  terrain,  (|ue  jp  coinptais  delilayer  en  son  entier  et  dont  l'etnde  a  ete 
iiiten-()in]nie  preniaturement,  est  liinite  au  sud  jiar  la  pyramide  de  Teti  et  ä  1'oue.st  par  le  tombeau 
de  Ka-qeni -rw'i. 

-)  Poui-  plus  de  details  sur  (-es  fouilles,  cf.  V.  Loüki-,  Fonilks  danx  la  nncropolr  mt-mjihitr 
(1S97 — 1HU9),   C'aire.    l.S9!l  ~  Bullrtin  dr  I' Insiitiä  i'tjypüpn,   W"  Serie,   vol.  X,   p.  85  —  100. 

')  C'est  du  inoius  ce  per.sonnag(;  (|ui,  au  niili(!u  de  beaucoup  d'autres  re|)resentes  sur  las 
paroi.s,   .seuible  jiiucr    le   rnle   |)rineii)al   daus   la  tonilic.     Sa   femnie  etait   .=^  ^_^^  |     ^ 


,r 


')    Puits  no.  44  du   plan  d'ensembli'  juint  au   ineuioire  cite  ci-dessus. 

Zeitschr.  f.  Äavi.t.  Si.r.,  XXXI.X.  Band.     l'JOl.  1 


\'.  LoRKi:    l.;i  <;r;iM(li'  inscii|iti<in  de  Mes  h  Satiqarali. 


[XXXIX.  Haiul. 


renlevenient  du  plafond  et  des  dernieres  assises  et,  lorsque  nous  sommcs 
arrivi's  au  dallagc  de  la  sallc.  iious  cu  avoiis  trouvr  In  i)lu]iart  des  picrrcs 
renversöes  sur  !(>   sol. 

L'inscription  ilii  inur  imrd.  —  dont  je  nunierotc  Ics  Hirnes  et  les  coloanos 
cu  iaisant  preceder  le.s  cliillivs  de  In  lettre  N,  —  dflmfc  par  dix-sopt  ligiics 
lioriziiutalrs  (N.  1 — 17)  qxw  suivcnt  dix-iicuf  coloniies  vorticales  (N.  18 — HC)). 
La  pcrtc  de  la  pnrtic  siiprricure  du  iiiur  nous  cniprclie  de  snvoir:  1"  si 
riuseriptiou  gravoe  sur  cette  paroi  etait  iudependantc  de  rinseriptioii  gra\ee 
sur  la  paroi  sud,  ou  si  eile  en  faisait  partie:  2"  si  Ics  dix-se^it  ligncs  et 
les  dix-neuf"  colonnes  constituaient  deux  textes  diircrcnts.  ou  les  deux  moities 
divcrsoincut  dis])osc(>s  d'un  uuMnc  texte.  11  est  proliatilc,  si  liuscriptlou  du 
nun-  uord  et  ecile  du  inur  sud  sc  fnisnieat  suite,  ([ue  cctait  Tiuscription  du 
mur  sud  qui  devait  Ibruicr  la  iircuüerc  partie  du  texte,  ear  c"etait  celle-ci  (pie 
l'ou  rcncoutrait  inuuediatement  eu  eutraut.  Mais  ce  n"est  lä  quiuie  sui)positiou 
et,  seule.  Uetude  des  inseriptious  pourra  fournir  la  Solution  du  problenie.  Si 
je  donue  l'inscription  N.  en  premier,  cest  uniqucuient  pareequ'ellc  est  la  plus 
lougue  et  la  mieux  eonservee.  II  ue  doit,  en  effet.  y  uiauquer  que  trois  ou 
<iuati-e  lignes  liorizoutalcs.  si  les  restitutions  (|ue  je  propose  pour  le  deliut  des 
coloiuies  N.  H5 — H(>   sont   reconiuics  justcs   ])nr  (|ui   etudiera   le  texte'). 

L'iuscrijition  du  nnu'  sud.  eouuue  je  In!  dit,  a  ete  disjointe  et  deuKMubrce 
])ar  suite   de   recrnuleuicut    total   de   ja    ])ai'oi.     Les  pierres   etaieut  tombecs  dans 

la  sallc.  face  coutre  tcrre,  et  c"est  scideiucnit 
en  retnuniant  l'unc  dCutrc  elles  que  ja!  soup- 
connc  (jue  le  miu-  sud  portait  uue  inscriplion 
aualogue  ä  celle  du  mur  uord.  .Jai  pris  alors. 
avaiit  de  touclicr  aux  autres  pierres.  Ic  cro- 
<iuis  ci-joiut.  indi(|uaut  la  place  des  onze  blocs 
i'euvcrscs,  et  ce  cro([uis  lua  permis  de  re- 
■w.  ^.,„^4;^jt,j(>j.  ].,  pi,!,^  grande  partie  de  Tinscription. 
II  est  certaiii.  cependaut,  (]ue  ces  pierres  ont  etc.  sinon  dcplacces,  du  uioins 
remuees  par  ceux  qui,  eu  enlcv;iut  les  dallcs  du  jjlatbnd.  out  amenc  la  cliute 
du  mur  sud.  Les  blocs.  cu  cll'ct  .  ]\i'  sont  ])as  ]>]accs  ä  angle  droit;  ils  sont 
dejetes  dans  toutes  les  directions,  <-oninic  si  cliacuu  deux  avait  ctc  soidevc. 
examine,   puis   lache. 

Les  blocs  nos.  H.  7.  '.'.  11.  (|ui.  sc  trouvaut  le  plus  au  sud.  d(ii\(Mit  cvi- 
demment  M|i]i;irtcnir  ä  la  ])artic  inl'ci'icui'c  de  la  unu'aillc.  sc  suivent  liien  cxactc- 
nicnt    dans    1  ordi'c    ou    Ils    sont    tonibcs.      Des   luots")    sont   coupes   en   deux.    et 


')  Fidi'le  ä  iine  idce  ([iie  j'ai  exiiriniee  par  ailleur.s  (Sp/iiii.r,  I,  187 — 188),  je  prcfere  laisser 
ä  d'aiitre.s  le  soin  de  U-adiiii'c  et  de  commenter  les  textes  ([iie  j'ai  decoiiverts.  M.  Ai.exandrk  Mouki', 
i|ni  -s'est  deja  fait  reinariiuer  par  des  travaux  tri's  intiressants,  a  bien  voulii  se  cii.-ir^'iM'  (l\'tii(liei' 
linscriptioii  de  3lex,  et  smi  memoire  doit  siiivi'c  le  iiiieii  de  ffcs   pres. 

')     Le  lectcur  <lcvra   nolei'  i[\it',   les   iM,si-ri|itioiis  sont  gravi'-cs  de  droite  ;'i    naui'iie. 


1901. 


y.  LoKEr:    La  graiule  inscri()tioii  de  Jli-i  ;i   Sa(|qarali. 


3 


Icurs   (Icux    moitirs   si'   rcjoiijuent   eii   ra]iprocliaiit  Ics   picrrcs,    ]);u-  exeiiiplc  ^"^ 

"■■'•  '''"'^■•^+"'-  f,^, 'i-"-  i'i'"- "+•>).  ^^Jj^  <!•■*'  i>ii'<-^»  +  n).  ^^^5J 

(1.1(1.  l.loc7+<)).  ^^(|(]|  d-l":  l.locD+ll).  ]J^^  ^'•^^-  ''l*^'^-  <"+••>'  ^'^^•• 
La  place  dr  ces  quatrc  [jIcitcs  est  doiu-  absolumout  cortaine.  Une  ciiKpiiAine 
jiicriT.    meine,    vient    s'ajouter    ä   ee    prcmier    s'roupe.      Le  bloc   no.  6.    eii    etVel. 

pnri<-  hl  ]iartie  superieure  de  la  ^'"■"""•l«' Tf  |](l'^^^T||^^T^'l)|-  <1*'"^  l-"'  P--"1ie 
iiilVricure  sc  tmiivc  au  liaul  des  blucs  7+9,  et  en  rapprochant  Ic  tdiit,  les  sit;iies 
eoiiicident  pafl'aitcineiit.  Voici.  daiis  soii  ciiscinMe,  la  restitiit  imi  du  |ii-ciiiicr 
gnjupe: 

Uli  .sccoiid  liToupe  est  eyalciiicnt 
certaiii.  II  est  constitue  par  les  Mocs 
iios.  ').    S.    10.      Des    expressious    cmiinic 


ine  "■>■-''■  rxv^f 


I    I    I 


Nu.i; 

N. 

11 

\.,  ',1 

N..  : 

N..  ;; 

N.i   in 

N..  :. 

N-.  - 

(l.K}).   -^  ^         (1.14)   ehevauclient    sur   les  lilocs  S  et    Hl  et   cn   deiiK.iitreiit   l'or- 
I     ©  o  I 

iiicllciucnt  la  juxtapdsitidii.  II  pnurrait  y  a\(iir  doute  pour  le  petit  liluc  no. '). 
(|ui  MC  ((inticut  ([HC  deux  liunes.  .Mais,  dune  part.  il  s'ciuliiiilc  exactcnicnt 
dans  fannlc  laissc  ])ar  le  rapprdclienu'nt  des  iilocs  S  +  jO  ct.  (rantre  jiart .  le 
preiiDUi  dlloremliel)  (liloe  5)  sc  trcnive  sepnre  du  noni  du  inenie  roi  (i)l(ie  10) 
]i;ii-  1  csjiace  strietenient  necessaire  ])()ur  conteinr  le  i;r(iupe  v^i^-  L  ensendilc  de 
'1     ilcuxieme.   li'rovipe  presente    l'aspect   snhant  : 

Si.  maintenant.  [xuir  tenter  nn  rapproelieuicnt  plus 
.i>'eneral,  nous  cxaniinims  soinneuseuient  la  nature  des  deu\ 
gTOupes    ainsi    obtciius.    nous    eon.statons    les    iaits   suivants: 

1"   Le  prenner  gTOupe  nous  ollVe,  ä  droitc  (\\i  hloc  uo. /!. 
Ic  dehut   des  liii'nes,    tajidis  qua  .iJ-auelie,    en  liaut  et    en   lias.    les   pierres  ue  por- 
tent   (|ue   des  ])arties   de   sit>iies,   (pii   devaient,   se  continuei'  sur  (lautres  picri-cs: 

2"  Le  second  UTonpe  est  exaetenient  dans  le  meine  cas.  axcc  cette  dilTerenee 
i|ue   (-"est   a  (jauche   du    ])loe    no.  ID    «pie    les    liiiiies    [laraisscnt    sarivtcr. 

La  (piestion  est  de  reclicrelicr  si  ces  uroupcs  devaient  sc  super])oser  oii 
se  juxta])oser. 

Le  prcmier  liPoujx'  (-(»ntient  12  lit;nes  et  le  second  8  Heiles.  Nous  avons 
vu  (pie  la  paroi  nord  devail  .  (piand  eile  etait  intaete,  porter  de  20  ä  21  liuiics. 
et  il  est  vi-aiseml)la1)le  ipTil  devait  en  etre  de  meme  [)Our  l;i  paroi  sud.  Les 
deux  t;i-ou[>es  superjioscs  nous  fourniraient  vingt  ligm's,  ee  qui  rentrerait  bien 
dans  les  donnei-s  du  probleme.  3Iais  ici  intervient  ini  nouvel  element.  le  bloe 
no.  2,  qui  j)orte  cinq  lignes,  et  dont  la  lignc  iul'ericui'c.  suivie  (Tun  large  espaee 
vide,  etait  certainement  tout  au  bas  de  riuseription.  II  nous  faudniit  donc 
ajouter  ces  eine]  lignes  aux  vingt  lignes  obtenues  par  la  su|ier])osition  des  deux 
]iremiers    groupes.    sans    coni|itei'    ipic    nous    n'aurions    pas    encore    ainsi    (oute    la 


4  V.  Loret:    La  grande  inscription  de  Mes  k  Saciqarah.  [XXXIX.  Band. 

hajiteur  de  la  paroi,  puisque  la  premiere  ligne  du  bloc  no.  6  et  la  premiere 
lii^nie  du  liloc  m>.  10  portent  des  moitie  de  signes,  ee  qui  nous  prmive  que  ces 
blot's  etnieut  surmt)ut('s  dnutres  Idocs.  Nous  ol)tiendi'ions  de  l;i  sorte  plus  de 
vingt-cinq  lignes  de  liaiitcur.  tnndis  i\no  uous  ne  devous  pas  cn  avoir  plus  de 
vingt-et-unc.     Conclusion:    Ics    deux   groupes    iir   pouvaicnt  pas  se  superposer. 

Examiuons    la   socondo  liypotliese  et   voyons   s'ils   pouvaient  se  juxta[)()ser. 

Les   lignes  8 — 9   du    prcmicr  groupe  sc  tcrmiiienr.   a  gaiu'lie  du  hloc  uo.  11. 

liar   les   lunis  suivauts: 


" ^-Mt 


or.  d(Mix  liüiies  du 


deuxienu'    groiipe    (les   deux    lignes   du   1>lipc   nn.  5)    eoninieiiceiit   de   celle    taeon: 
'- Ell    rajqnNicliant   ees    troneons    de   lignes.    nous   olitenons 

^Uä  ■•■■ 

deux    phrases    se    reliant    tres    exactement,    et    il    parait   iuipossil)le   qu'iuu*   teile 
comcidence  puisse  etre   due  ati  liasard. 

D'autre  part,  si  nous  considerous  les  resultats  que  donnerait  ce  rapproelie- 
inent  au  sujet  de  la  relation  entre  les  fins  de  lignes  (gauelie  du  hloc  no.  10) 
et  les  debuts  de  ligues  (droite   du  bloc  no.  H)   nous  obtenons:   1.  9,  bloc  uo.  10: 

f  7[f ,]+ '■  '»• »'°" "-  ■'■  ^[.T.Täf  I7f  ,-M^ril^ 

I.  in.  l,l„o  110.10:410^'='  i  +1.11.  W„c  11.,.  3:  VT'°^^lldi!y 
^T^'  P'""'^«^  ^"i^i<^  '^e  quatre  n..ius.  puis  de  ^  ^  1 1  "f  ^^^^  I  Vj -vX 
"=  11 0(1'  ^^*'-  ^-^•'^  lignes.  comiue  oii  le  voit.  se  suiveut  on  ue  peiit  niieux. 
Kulin.  le  t(jtal  des  lignes  ainsi  obtenues  serait  d(>  seize  pour  le  mur  sud.  tandis 
((uil  est  de  dix-s(>pt  pour  le  uiui"  norcl,  ee  (|ui  nous  rainene  sensibleinent  a  la 
nieme   hauteur   pour  les  deux   parois. 

Je  crois  donc  cpie  la  position  relative  des  deux  groupes  est  absolument 
certaine  et  que  ces  deux  groupes  devaient  se  juxtaposer.  Cela ,  il  est  vrai ,  nous 
donnera  la  inention  de  Tan  58  (ou  plutöt  59)  d'IIoreuilieb,  dont  on  n'osait 
meme  ])as  af'lirnier  qu'il  avait  regne  vingt-et-un  aus.  Qu"im})orte':'  Nous  u'aNons 
pas  le  droit,  etant  donne  le  peu  de  renseiguements  cpie  nous  ])ossedons  sur  la 
lin  de  la  W'llP  dynastie,  d'at'firiner  qu'IIoremheb  n'a  pu  reiner  59  ans.  Nous 
ignorons  sil  na  pu.  laisant  table  rase  de  ses  predecesseurs  (lirt'ets.  dater  a 
un  eertain  monient  les  annees  de  son  regne  ;i  partir  de  la  mort  (rAnien()pliis  III, 
coniptant  comme  siennes  les  annees  des  regnes  d'Ameuojiliis  IV  et  de  ses 
f'liliemeres  succe.sseurs ').  I/examen  de  ces  que.stions  sera  d'ailleurs  un  attrail 
ile   plus   pour  Tetude   des    inseriplinns   de  3Ies. 


')    M.  FiJNDERS  Pe'irie,  A  History  of  Egypt ,  t.  II,  2'' i-dit.,   ipp.  24(1,  251,  tinct  uiu'  opiiiioii 
analogiie. 


1901. 


V.  Loret:    La  grande  inscriiilicin   de    .lAv  m   Sa(|(iara]i. 


Huit  blocs  sur  onze  etant  aiiisi  cases,  il  ne  noiis  i-este  plus  ä  en  examiner 

i|ue   tuns. 

Le  bloc  no.  1  n'a  aucuiic  iiiscrifitioii .  iii  nucuiic  (iiiurc:  iious  n'avons  done 
pas  ä   (>n  tenir  conipte. 

Lc  bldc  no.  2,  coiiunc  jr  Tai  dit.  tonnait  la  parlir  iiilVTicurc  de  la  inuraillr; 
il  vicnt  (lonc  immodiatcmcnt  au  dcssous  des  Mocs  '^ ,  7.  '.).  11.  siins  (|ii'i)ii  juiissc 
(■II    drtcniiiiicr    la    place    cxaclc. 

Le  petit  bloc  no.  4  est  iinpnssilile  ä  plnccr.  ;'i  cniise  de  ses  laililes  diiiieiiNioiis. 
Kii    voioi   la   reproductioii : 

.le  ddiiiie.  pdiir  teriiiiiiei-.  la  cdiiie  de  riiiseriiit  ii  ui  iinrd. 
puis  Celle  de  lillseripl  ioli  siid.  en  fnisanl  [ireceder  de  N.  les 
'^— ^  _L'_  ^  imiueros  des  lii;iies  de  liiisci-ipt  iun  iiord  .  et  de  S.  les  iiuiiieros 
SiSjSSüs' — 'Ua^va^js^^sssj      (les    liiJ-nes    de    I  insci-iiit  luii    sud.     ,1  ai    pns.     le    iinir    meine   de 

— |.i    (l(>c()u\erte,     la    ])lioti)i;rapliie    de    ces    iiiscri[)ti(iiis:     Jen    ai 

repris  iine  sec<jnde  p]ii>tiii;Tapliie  plusienrs  jours  apres.  Enfin.  j  ai  t'ait  une  copie 
soli^iice  ä  meme  le  monument,  j'ai  coiupare  cette  copie  avec  les  epreuves  [)lioto- 
Uraplucpies,  et,  ä  dcux  re[)nses,  je  suis  alle  verifier,  coUationner  et  ])arfaii-e 
sur  place  le  texte  ainsi  obteini.  De  la  sdrte.  jai  tont  liien  d'esperer  i|n'il  ne 
s"y    sera    pas    t>-lisse   trop   de    lautes'). 


ratkof 


l)mr'q)ti()n   de  la  paroi  Nord. 


■■■■ii 


1-2. 


O       ö 


\m: 


w^um 


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iciT^^iii-^s^r.iiiiiic^ei:^] -'■ 


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ci'^_D    ci 


I    o   °Ä 


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iTiröMimit^^ 


r  11 


.p- 


')  Trois  -signes,  dans  ccs  in.sri'i[>ti()ns,  .sont  paitoiit  cnrits  en  hierati(|ue  liiieaire.  Cc.  soiit 
les  .signes  Q— ',  I  et  (j .  Je  les  ai  paitoiit.  poiir  la  coiiiiiiodite  de  rimpression ,  doniies  sous  leur 
fonnc   liiei'oglypliiciue. 


V.  Lohet:   La  grande  inscription  de  Mes  a  Saqqarah.  [XXXIX.  Band. 


mr^^: 


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.l^l(o-S] 


0    c^, 


1 


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1901.1 


V.  Loket:    La  grande  inscription  de  Jlex  ;'\   Saimaiali. 


(2       Q 


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>l5[]^:;ö^N.io. 


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13 


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3   11"--^ 

^\>  o  £^  W  ci     1 1    I JS 


\<\\TJ'7i'f^:l±\^^ 


y.  Lohkt:    La  gi-ande  iiiscription  de  JIrs  ;\  Sa(|iianili.  |XXXIX.  liaiid. 


N.  IG. 


■^ 


i-^rHÄi 


^  j\ 


■<2>-  o  n''^^"> 


*='*=Ni7ntk'=^ 


li  I  I   iJre 


A OD  cif 


Cii^  Ä ar-77~i    7^ 


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=1 X  LL'  I  I 


[P^^lü^ 


lA' 


.111 


>h fl 


-■-■  j^\tc.^^^^r-mA±\^^mt-'L 


N.  19. 


N.  20. 


crz] £ü  I  1= 


20 


.  I    I    I  Ci  W I 


^'^''-  III : 


N.  22. 


^e=.,^.f^f7,yipur-iiifli 


>:t 


I    I   I 


.^^»aWIHaH^MSXffi3flä3l'V 


24 


L=J' 


N.  1h. 


N.26. 


l"^^  • 


t2^. 


I    I    l< 


--  ^r=ss?ä;;:°i!i«=M^MSfli 


'28         pi»S5  1     . 


V.  LoRKi  :    La  iiiaiiclo   iiiscriplion  de   .)/ra  i'i   Sa(|qaia 


'käTMM 


m  X  fi, 


L'w^S     W 


oA/) 


^M2Tr-iii[afl£sr;^ä^Miii'u^^aiiN.2o. 


<=>  I  ^ 

im 


^  ^ j  ^^     1    Q. 


B^^va^V...!! 


1 1^       i^ 


N.31. 


•ooo         I 


Tr§=E:sriXB3WÄ^-...|||-i(7q^^^^g^..3.. 


^?ET"^I^^Pul,a;-fAn^|?:f7VfT^ 


e 


© 


r -iii- 


jgaj. 


y\i 


le^- 


IV^5 


"•••■; 


\\\7rZl\^l,'Z.^l\U-^& 


35 


)^=^"^    N.34 


.T 


^   o  l! 


N.36. 


ci  rmw^ 


Inficriptirm  de  hi  parol  Sud. 


i<^, , , 


)SOd.M-'-fc 


S.3-4. 


Zeitsclir.  f.  Änypt.  Spr.,  XXXIX.  Band.     1901. 


eii^ 


T  I  i<=> 


2 


10 


W  Lorkt:    La  grantle  inscription  de  Jles  ä  Saiiqarali.  [XXXIX.  Baiiil. 


8    r  -£x>' 


s.  <). 


■«^^i'Cis^»^%llilllllftT^lllli^k: 

^■ilkSl?™(on"n'?iillllllllJtf'«Mf.2..«.-^li 


w 

[p' 


S.  1(1 


s.  u. 


S.  13. 


S.  14. 


:j.  l.V 


fm~r\^Tnzus'7ur^.mz£'y'£ 

0    flY© "'^^'^  ÖA"^'^  '^  ^^TIT^ ^^  quelque.s    .siQ-ne.s-  i.solcs  visibles 


^ 


oan    o   O 


\r]m-iM^rw 


ol-fTifJ"KkmT1SJIJ-l 
\T]i^XKmi-  ■->■..,..  i"ou„„.,  1.,.,. 


o  Q 


1901.]  A.  Mokkt:    l'n   procivs  de  liiinille  .soiis  1;\   XIX'' dyiiastie.  11 


ün  proces  de  famille  sous  la  XIX*"  dynastie. 
Par  Alexandre  Moret. 


1  j'iniportant  texte  nouveau  que  M.  Loket  a  su  drcuiivrir  dniis  Ic  toiiilicaii  de 
Mes  de  la  neero])ole  de  Sacjqarali .  d  (lu'il  pulilie  ici- meine .  ollVe  n  dixcrs 
jiiiints  de  ww  un  uraud  interrt.  I)  aliurd  liiisci-iptidn  de  Mes  iioiis  doiinc  iiiie 
date  iiiMltciiduc  du  rrtiue  de  Ilurciidiel) .  I  Jiiiin-e  ")!).  .-dors  i|ir(m  r(''[ninu;iit 
d"attril)uer  ;'i  ee  jilinrnou  un  ini)mini('iit  datr  de  \';\i\  21.  Puis  —  et  ecei  sei'a 
!"(il)jcl  de  nion  elude  —  eile  jious  l;iit  coiinnilre  clniremeat .  nial,nre  <iuel(|ue 
(il)sciiritr  ])rovenaiit  des  laeune.s  du  drliut  et  de  In  liu.  les  jx'Tipeties  d'iin  proces 
de  Inuiille  a  jJi'opos  d'IieritMg'e.  (_)ii  \crr;i  ]i;ir  l;i  ti-adueti(»n  que  31.  Ldrkt  ni'a 
permis  de  donner  de  son  texte,  que  ee  proees.  reiatil'n  des  aetes  jiasses  au  temps 
du  roi  Alimes  (vers  1(100  avant  J.-C),  jn-end  son  pnint  de  depart  ä  une  epoipie 
iueunnuc  de  nous,  niais  non  intV'ricure  ;ui  rri^iie  d  ^Vuirimpliis  IV.  se  pdursuit 
sDus  llureniliel)  et  se  deiioue  a  luie  diitc  ]i(isterieui'e  h  lau  IS  de  Rnuisrs  II 
(vers  12;)0).  Ainsi,  la  periode  eliriiui)liiL;ii|ue  sur  laquelle  se  rrpMrtissent  les 
diseussions  eontradietoires  des  generatioas  sueeessivcs  est  pcu  inlerleure  ä  cpiatre 
sieeles.  Le  texte  meine  de  rin.scription  de  Mes  doit  avoir  ete  grave  vers  le 
niilieu    du    rryne   de   Ramses  IL 

1.  iuseri]il i(in  se  divise  eil  un  recit  prineipal  sous  lormc  de  <!rposition  en 
justici',  et  en  ]iieees  annex<>s.  —  Le  reelt  princi]);d ,  i;r;i\r  cii  lii^urs  liori/im- 
tnles.  oeeu|)e  la  jiaroi  Nord  du  toinlie;ni  (1.  N.  1 — 2<l).  L<'s  (\v[[\  drrniriTs 
ligiies  sollt  ,ü-r;ivrcs  \-ertiealeinent :  elles  introduisent  ;'i  une  serie  de  drpositions 
de  temoins.  re]iro(luit('s  d'nprrs  des  proces-verhaux  d'nudienee.  et  y;r;ivees  daus 
eette  di.sposition  grapliicpie  verticale  (1.N.20 — )}(!),  sans  doiitc  poin-  hs  disl  iiigiier 
du  reeit  pro])rement  dit:  ces  2)roees-verbaux  sont  ee  que  j;i[ipclle  li's  ]iieces 
annexes.  L;i  paroi  Sud  du  tonibcau .  ni;dlii'ureuseni('iil  elTondree  et  drtruile  en 
partie  (LS.  1  —  Ki)  rej)ro(luisait  aussi  des  proers -Ncrliaux  d'nudienee;  Ic  contcnii 
en  Sern  done  clnsse  aussi  aux  j)ieees  nnnexes.  ( )n  pcut  [)re\ nii'  drs  inniulcnnnl 
l'intrrrt  jur'idiipie  A\i  rreit  doeunieiitr  de  ee  long  |>roees.  .1  en  presente  ici  In 
traduction  dapres  le  texte  qu'eu  doiine  M.  Lohi'.t  dans  un  nrticlc  |)n'cedcnl '), 
et  j'essayerai  d'en  commenter  avec  j)reeision  les  ])oiiits  e.ssentiels.  .I'exprimc  ici 
a  i\L  Loket  ina  vive  reconnai.ssanee  d'avoir  hien  voulu  nie  eonlicr  eilte  etii(l(; 
et  de  inavoir  eommunique  ses  pliotographies  et  sa  propre  copie  innnuserite 
du  texte. 


')    y.  LoRF.r,   La  graiide   in.scriptioii   de  Jilcs  ;'i   8ai|i|arali,   |i.  L 


12  A.  MoREr:    Un  proces  de  famille  sous  la  XIX"  dynastie.  [XXXIX.  Band. 


Un  mot  d"abord  au  sujet  du  domaine  dont  l'lieritage  fait  Tobjet  du  proces. 

raison   dans     Y>T|llOl^  1^    copte   OTes-ge    »oasis«    et   dans      _  y    le   copto 

ooniie  =  7r>)')ii  ».sourcc«.  et  il  cstime  ([uc  »Toasis  de  Neshä«')  rocclait  uiic 
».sourcc  de  Nesliä«  <|ui  (lunuait  nu  (lomniiic  une  valeur  particulirrc.  Aussi 
M.  l.OKET  a-t-il  i'tv  ainciir  a  clierclKr  ilu  i'ötr  (rilclouaii-les-Baiiis  —  cette  oasis 
eil  pleiii  desert,  voisiiie  de  ]\[ein[)lns.  rielie  eii  .sources  sulfureuses  et  .salines  — 
reiuplacement  du  domaine  de  Neshä").  ([ui  semMe  etre  sitiie  sur  la  rive  droite 
du  Nil  (1.  N.  19). 

Inscription  de  la  paroi  Nord^). 

Deposhioii  de  Mos. 

(1) (eil   laeuiie)  .... 

(2) [on  int]  ä  ainener  les   [hommes]  notal)les [pour  eii- 

tendre]   leurs  bouelies   (leurs  depositions)^). 

Dit  par")  le   [scrilie?]  du  pterophore,  taxateur  des  hommes   [de  la  niaisoii?  | 

de  Ramses  11 [Mcs]:     »Or,    e"est    moi    ([ui    suis    le    ])etit'')    de    Ilou'i.    fils 

(FOurnouro   ffilie]   de   Neshä')«. 

Pai'tage  eiilre  Oiirnouro  et  ses  freres  et  soeurs''). 

On  a  fait  partage  eiitre  Ournouro  et  ses  f'reres  et  sopurs  (]>ar  dovant)  le 
[granil]  eonseil  des  Qonbltiou  (H)  [au  temps  du  roi]")  Zosir-Kliopirou-ri  sotpou- 
n-ri   (Horeniliel))   vivificatenr. 


')  Nom  du  preniier  proprietaire. 

^)  V.  LoRET,  Fouille.s  dans  la  necropole  Memphite  (1897 — 99)  p.  12. 

')  Je  inets  les  rcstitutions  entre  [  ] ,  les  explications  entre  (  ). 

*)  Sur  cette  expression,  voir  1.  S.  10:  11  faut  retablir:    jö^^'^    T    ji     ''^  |  ^  J)  ' 

'■')  Le  recit  de  Mes  est  donc  jiresente  sous  forme  de  deposition  en  justice  par  devant  les 
notables;  en  realite,  la  foi-me  de  dt'position  est  souvent  oubliee;  c'est  plutot  le  recit  historique  du 
conflit.     Kn  tant  qua  deposition,  ce  ne  peut-etre  (jue  Celle  faite  au  dernier  proces  (1.  N.  13). 

*)  ^  r'^'  *"''  '^  *^"^  ^^  '^'^  ""''  ^'°''"  P^'oC  suivante,  note  2. 

')  Ce  Neshä  est-il  l'aTeul,  qui  regut  d'Ahnies,  prcs  de  400  ans  avant,  le  domaine  dont  il 
va  i-tre  questioni'  list-ce  l'arriere-grand-pere  de  Mes,  (jui  aurait  repris  le  nom?  Je  penclie  pour 
la  premiere  hypotliese,   mais  il  y  a  confusion,  voulue  peut-etre,   dans  cette  fa(;on  de  s'exprimer. 

')  Ce  pai'tage  doit  s'appliquer  aux  terres  »divisibles«,  patrimoine  coiiunun  de  tous  les  des- 
cendants  de  Neshä.    Voir  le  commentaire. 

')    Restituer  au  di-hut  de  la  ligne  :? :  \^   r—,    Ks  llJ^f/j-    Le  pnHre  Aiiii,  un  des  notables 

des  Qonbitiou,   fait   partie   du  grand  conseil,   d'oü  la  restitution   jj  o  est  a.ssuree;  pour  le  reste 
de  la  formule  voir  ligne  N.  11. 


19iH.l  A.  Moret:    l'ii   jirocus  de  lamille  soiis  la   \IX'' dyiiastie.  13 

Partage  <lu  domaine  de  IVosliä  ontro  Mos  et  ses  freres  et  s(rurs'). 

(Et)  Ton  fit  aller  Ic  prrlri'  du  ilivan')  Aiiii.  i|in  rtait  im  des  imlalilcs  du 
iiTaiid  coiiscil  dos  Qonhitiou  \vvs  Toasis')  de  Ncsha  et  Von  lil  [lartai^c  i-iilrc 
moi    et   mes   firres   et   sdMirs. 

Et  l'oii  fit  de  ina  (yrand-)  nieri'.  la  "\illica"')  Ouniouro  »riuspcclrice" 
(roiidou  '^^^  ^  \^^)   ''•'   ^''^   iVercs   cl    s(rurs. 

Takliaroii.  sa'iii*  d"()iini(Mii'o.  n'clame  ou  jiisfice  Ic  paHa^e  du  doiiiaiiie 
de  iVeshä"). 

Takliarou,  la  sd'ur  (TOurnoufo  (4)  (it  frapport?  jiar  devaiit]  le  ijTaiHl  conseil 
des  Qo/i/iitiou.  Oll  (it  allei-  le  imlaiile  des  Qonhltlou,  et  Ton  fit  |eoiiiiaitre|  a 
(■lia([ue    persoiuie   ses    parts    eii    (aut    i|iie   sixieiue    lieritiev'). 


')  Ce  partage  s'appli(iue  ä  la  partie  "indivisible«  (voir  1.  N.  4)  du  patriiiioiiie  des  descciidants 
de  Nesda;  en  droit,  il  est  i'eserve  ä  iine  seule  lignee  des  heritiers  de  Neshä,  eelle  d'Ouriiüuro- 
liüui-Mes.  Le  partage  entre  Mes  et  ses  firies,  ou  cousins,  est  donc  une  premic're  ilK'galitc. 
Voir  le  coinnientaire.  D'autre  part,  il  y  a  LS.  1-1  —  Mi  iiulicatiuii  d"uiie  tentative  sur  le  doiiiaiiu' 
d(\s  le  teiups  d'Ainenoj)his  IV. 

^)    Sur  les  inots  /^    |  et  (J  ^  voir  l'iiitei'pretatioii  de  Maspero  (AVm*.s- rf^;  J/yMo/.  IV.  ]).  L'.l  ). 

Le  texte  du  roinan  de  Setua  est  evideniment  instructif  j)our  ropposition  entre  "lioinine  ou  feinnie 
de  conditio!)  pure  et  de  condition  petite,  vile«.  Cependant,  je  ne  sais  si ,  K  l'epoi|ue  classii|ue, 
cette  Opposition  existe  d(!J;i  dans  ces  teriiies.  Sur  la  stMe  de  Karnak,  citee  au  coinnientaire 
le    fils    d'un    graiid    pretre    d'Ainon,    (|ui    re(^oit    donation    d'iin    apanage,    est    qualifie  (1  S) 

et  ne  peut  rti-e  de  condition  vile.  Je  traduirai  donc  f  |  par  » pietre»  et  noii  par  "piii-"  dans 
un   texte  de  cette  epo(|iie.     (,)uant  au   inot  \\\\         a,    deterinine    [lar   le  divan   i|ui   dans   li'   noin 

d'dsiris    a    ecliange  si  souvent  avec  r ,  je  le  considere  comnie  un  doublet  de  ^  -j-j  siege, 

divan  (Brigsch,  Wiirth.  p.  1460,  Suppl.  p.  1254),  oii  le  deterininatif  -py  est  une  forme  cursive  du 
ti-nne    piirtatif.      (^)enit  ine  semble  signifier  la  salle  il'audience,    le  di\an   du   rni;    c'est  Sans  doute 

un  ildublet  de  [\<$_ ([ui  se  trouve  au   Pap.  .Mall(;t  (cf.   M.\si'Kko,   Recueil  [.   p.  ."ifj). 

^)    Sur  le  inot  ^f  ffjfj'l^'  ''""'  I'" -• 

*)    ■¥"     ^         I   "Celle    (|ui    vit   sur    le    doinaine,-     la    .villica"    plutöt  ([ue  la    "citadinC"    ou  la 
1      ©    dl 
"bourgeoise»    (cf.  KEViLi-orr,    Rnme   Eyi/ptoloi/ujur  \\\.    p.  .'.-i).      Le    titre    ine    semble   caractcriser 
d'babitude    les    femines    de    condition    vulgaire.    les    tenanei/ res.    par    oppo.sition    anx    |)roprietaires 

1       "inaitresses  de  maison«. 
o        I 

'")    Sur  le  sens  de  ce  titre,  voir  le  coinnientaire. 

")  Seconde  illfgalite,  ])lus  grave  que  la  jjremiere.  Le  doinaine  »indivisible»  est  partage 
I)our  cette  seconde  fois,  non  plus  entre  les  seiils  freres  ou  sreurs  de  Mes,  inais  entre  les  freres 
et  stpiirs  d'Onrnouro.  c'est-ä-dire  devient  patriinoine  cominun  a  toutes  les  branches  coUaterales  de 
la   famille.  —  Sur  le  sens  (pril  faut  attacher  ä    »freres  et  sfrurs«,  voir  p.  1.^   n.  4. 

M  Re-stituer:  (j  ^  ^  ^  ^  |Ü  J  ^  S  X '^' ^  ^  ,  ,  i^-^^" 
Faut-il  Interpreter  »en  taut  que  sixieme  heritier.-  dans  le  sens  qu'il  y  a  eu  t>  jiortions  attribiiees 
il  6  meinbres  de  la  communaute,  oii  bieii  »i|u'on  fait  connnitre  a  cliacun  ses  jmrtions  depiiis  le 
sixieme  lieritage«,  c'est-a-dire,    dejiuis   la  sixii'iiie  generatioiL'    Je   prefere  la   premiere  liypotliese : 


14  A.  Moret:    Un   proces  ilo  famillc  sous  la   XIX'' dynastie.  [XXXIX.  Band. 

Origiiie  du  domaiiic  de  iVcshi\. 

Or  c'ctait  le  roi  Nib-poli-ri  (A]ime.s)  <nii  |;ivnit  donne  ce  domaine]  comme 
»doiiation«')  ä  Ncshä,  mon  pcri'  (aicul):  or,  dcpuis  lo  roi  Ni])-peh-ri  (Ahmes), 
fcs  c]iamp.s  ötaient  propriet«'  d'uii  scul  (tran.smis.sil)lt^)  ;V  un  .scul').  ä  partir  |de 
CO  jour|V 

Ournoiiro  et  lloiiT  pro(estt'iil  coiitro  lo  parlagc  ilii  dumaino  de  Nesliä^). 

(5)  |Le  .scTÜx'l  lliuii.  luon  [lore.  et  .sa  mcre  Ournouro  Ifureiit]  ä  dcposer'"') 
(c'ontradic'toirement    avcc)    Icurs    frercs    et    sd'iir.s    dcvnnt   le    grand    conseil    des 

Qonhitiou   avee   les   Qonhitlou  de  jMemplds Le   scribe  A 

|lils  de  Noubounofrit  fut|  ä  (dire):  »(Voici)  que  Noubounof Vit ,  ma  niere.  tut 
ä  aller  jiour  la1)oui"er  les  parts  de  (f!)  IToasis]  de  Neshä.  mon  pere  (a'ieid): 
mais  on  ne  les  lui  laissa  pas  lal>ourer'').  Elle  a  t'ait  rapport  ä  rinspeeteur 
Khä'i.  On  tut  |;i  faire  rapi)ort  au  Zat  d'|Heliopolis  ....')  en  Fan  14  +  •  •  •  • 
du    roi    de   la   Ilaute    et  Basse    Kgypte,   Ousir-märä  sotpou-n-ri,   fils   du  soleil, 

Kamses  II   vivilicateur« |Voiei]   ee   que   |je   dis:]    »C'est   un   l'ait  que  j'ai 

ete    chas.se    dehors    de    ces    cliamps    de    Neshä,    mon    (7)    pere    (aieul)«.      Elle 


1"  jiarce  i\\ic  d'aj)ri-s  le  tableau  genealogiijue  i)u"on  peut  dresser  de  la  famille  de  Neshä  ä  cette 
i-poiiiie  (voir  p.  1.')),  il  y  a  en  effet  (i  branches  coUaterales  repriseiitt-es  et  jionvant  avoir  jiai't 
ä  iin  partage;  2°  paice  (]ue  6  generations  sont  xin  cliiffre  faible  potir  l'espace  «jui  separe  Ainnts, 
donatenr  de  Neshä,  de  Horemheb,  environ  250  ans. 

La  niission  du  notable,  qui  ne  peut  etre  autie  ini'Ani'i,  felui  (pii  a  dejä  opcrc  daiis  le 
partage  entre  Mes  et  ses  freres,  est  connue  en  diHail  i)ar  iine  copie  du  rapport  du  ])retre  Ani'i 
(1.  S.  9  et  sulvantes).  "     .  .  : 

')    La  restitution  A  ^v  i   •^  .  nie  senible  certaine.    Voir,  sur  ce  terme.  j).  19. 

■*)  P,  < '"''     peut   se   traduire:    1"  »Sous  un,    ä  un«;  2"  "Certes,  unlcpie  ä  un»;  3"  "pro- 

prii'ti-  unicjue  a  im«,  mais  dans  ee  cas  l'orthographe  est  ordinaireiiient  J    uu  <:zr>  <    (cf.  1.  .S.  14). 

Quelle  que  soit  la  traduction,  le  sens  "proprietr  dun  seid  transmissible  ;'i  un  seul«  nie  semble 
ressortir.     Cf.  le  coniiiientaire  p.  22. 

^  ^,  Retablir  fin  de  la  1.  .5,  debut  de  la  '•  '-  ^  ^  [^  ^  ^  ^f  H  ^]  ft '  «'-' 
d'ajires  1.  N.  12. 

■*)    Entre  le  partage,    de  date  indilerniinee,   sous  Horemheb  et  la  ciimparution  d'üunuiuro- 

Uoui    contre    Noubounofrit- A devant    les    Qonbitiou    en    lau    18    de   Ramsis  II,    il   s'ecoule 

plus  de  trente  annees  (les  pieces  annexes  1.  S.  8  inentionnent  un  aiitre  riiglenient  en  justice  de 
l'an  59  d'Horemheb,  qui  peut  servir  de  point  de  di-part).  Ce  laps  de  temps  correspond  ä  la  vie 
d"Houi,  de  Noubounofrit  et  de  Takharou ;  et  pendant  ce  teinps  les  reclainations ,  violences,  voies 
de  fait,  jiillages  ne  cessent  entre  IIouV  (|iii  ne  veut  j)as  quitter  ses  chanips  et  ses  parents  rivaiix 
qui  lui  enlevent  ses  inoissons;  les  depositions  des  temoins  nous  niettent  au.  courant  de  ces  l'aits 
(I.  N.  20—36). 

')      '  o      >C -''^  Sn    "^'^    poser,    diposer    en   Justice»;    voir    im    bon  exemplc  (Pap.  Aiia- 

sta.si   \\    14,  4)  dans  Spieoei.berg,  Studien  ji.  11    et   12. 

")  Ainsi,  HouT  ne  reconnait  pas  le  partage  fait  sous  Horemheb-,  ceei  apparait  niieiix 
1.  N.  20—20. 


1901.)  A.  Moret:    l'n  proces  de  faniille  soiis  la  XIX' dynastii'.  15 

(Ninil)ounofrit)  dit:  »Puisse-t-on  m";ipportor  In  divisinn  carlastrale')  de  Im  dnnlilc 
inaisoii  de  rarü'cut  et  jiarcillcnient  i-cllc  du  Itiircau  du  doulilc  ürciiici-  ilc 
Pliaraoii  v.  s.  1'.!  Car  inoii  nrur  sr  jilait  a  dirc"):  je  suis  la  ]i('lit('  de  Ncslia. 
Oll   a    iait   ])artai;c   ciitre   iiini    et   cux!'» 

AriV'f.      M«'s  est   spolir   tic  soii   donuiiiir  a   la   suKc  <rim   l'aiix. 

('online  rinspeeteiir  Kliäi  iie  (■(nuiul  [loiiit  la  -.  erite  de  la  part  de  iiion 
irere')  (le  scribe  A  .  .  .  .),  rinsjieetenr  Kliäi  fit  im  rapport  dans  le  jn-nind  cnn- 
seil  des  Qonbitiou  eii  Tau  18.  On  fit  (8)  aller  le  pretre  du  divan  Ainenleniiäpit. 
([ui  etait  nn  des  notables  du  iiraud  eonseil  des  Qonbitiou:  il  avait  avee  lui, 
certes,    une    divisioii    cadastrale  fausse')   dans   sa   iiiaiii.     Je  fus   depossede")  par 

■V- n    1.    f,e  iiiot  f/'/«V  vieiit  dune  racine  f/«ra,  ten,   »divisei-,   pai-tai^er,  coinpter,  mesurer"  (lui  a  donne 

d(\s  iiiüts  tcls  (lue  •porlions  de  ten-e,  mesui-e  de  graitis,  divisioii  du  ini)is",  etc.,  [lour  iic  ra])|)eler 
([iie  ceux  dont  le  sens  Importe  ici  (cf.  BRiicsrn,  'Wiirfh.  \t.  l(i4'J  .sfpi.,  SnppL  p.  liitis  sii(|.. 
Thesaurus  p.  538  1.2).  Dans  les  textes  de  Kaiiiak  et  de  Daehel.  coiiiiiientcs  plus  loin  (]fnit 
devient  c:S5i  V/ (j  {]  •  a^'ec  le  detenninalif  du  niauuscrit  di-roule;  sur  ce  inanuscrit  etaient  cori- 

signcs  (voir  ]).  "20 — 21)  le  noni,  la  contenance,  les  voisins  des  domaines,  le  noin  des  proprietaires, 
les  laxes  payees  comine  di-oits  de  inutation  (aussi  le  registie  denit  est-il  aux  inains  des  scribes 
de   la   trcsorerie   et  du  grenier).    A  la  ligneN.  10  on  parle  du  »registre«     v\  <r=>  "^"^ ;  on  verra 

p.  6  n.  4.  (|ue  ce  registre  est  celui  sur  leipiel  on  lerivait  la  rie/tit.  Je  traduirai  denit  .divisioii 
cadastrale"  en  sous-entendant  qu'il  s'agit  d'uu  registre  de  trcsorerie  autant  que  d"im  registre 
darpentage.  I,e  raisonneinent  de  Noubounofi'it  est  celiii-ei:  ..Si  la  lignee  Ournouro-Houi-Mes  est 
vcrital)leinent  jjroprictaire  d'une  donation  indivisil)le.  les  registres  du  cadastre  de  la  tiesorerie  et 
des  magasins  royaux  doivent  en  faire  foi...  Kn  effet,  toute  donation  doit  ctre  »etaljlie«  par  un 
acte  transcrit  sur  les  registres  royaux,  ipii  constate  la  (ilialion  de  celui  qui  re(;oit  la  donation  et 
le  paieinent  d'une  taxe  de  mutation  (voir  le  commentaire  p.  20 — 21).  Or  la  lignee  Ournouro- 
Houi-Mes  ctant  veritablement  •ctahlie".  Nouhounofrit  fabriquc.  ou  fait  fabriquer,  un  registi'e  faux, 
dont  eile  demande  l'apport;  sur  ce  registre.  Ourmmro- lloui'  ne  trouveront  ])lus  les  »titrcs 
d'ctablisseinent". 

')  C'est  le  rcsvune  de  la  these  des  adversaires  de  la  lignee  Ournouro-Houi-Mes:  ■  nous 
sommes  descendants  conune  eux  de  Nesha;  nous  avons  pour  nous  l'autoritc  de  la  cliose  .jugce, 
puls  qu'il  y  a  eu  partage  sous  Horemhel)".  —  Une  formule  relative  au  canir  se  retrouve  aux 
picces  annexes  dans  une  plirase  prctce  ä  Hou'i  (cf.  1.  N.  32). 

^)    D'apn's  les  photograiihies  je  crois  jiouvoir  lire:  (I  Y\    |    V>    ©     cjr^'"      /.— rr^^^  ^ 

QA^\     y^^.     Le    .rapport"   de  Ivliä'i  doit  nccessairement  avoir  ctc  favorable  ä  Noubounofrit. 

Khäi  est  Towhni  de  i)rofession  et  a  ctc  consultc  comine  tel;  niais  comme  il  est  le  frcre  (ou  le  parent) 
des  plaignants  et  (ju'il  prend  part  au  partage,  il  sera  dcsignc  plus  tard  comme  .  I'insjiecteur« 
roudou  de  la  famille.  » 

»)        I      d^za  (I  (1  L^    f  \  r       .  I r\     \   .une  division  cadastrale  de  mensongc  en  sa 

main«.     Sur  le  sens  de  Azacm,  voir  |)lus  loin  p.  8  n.  7  (1.  N.  15). 

''    ^    V    ^    ^ -/^  3r'     ^^  terme  ^  (1  V^  ^^''-"^  ""    ^^"^  <^^=*  jirctixe    exprimc.  Juri- 

di(|ueuient,  la  ccssion  ou  la  depossession  d'un  bien  (voir  counnentaire  p.  21).  11  senible  (pie  Mes 
soit  a  ce  moment  completenient  depossedc,  comme  sanction  de  son  proces  perdu.  Auparavant  il 
avait  sa  jiart  de  son  domaine  morcele;  en  ce  m<iment  il  n'aiirait  plus  rien. 


16  A.  Morkt:    l'n   pioces  ili"  fainille  sous  l.a  XIX"  dynastie.  [XXXIX.  Band. 

la  petite  de  Neshä  et  Ton  fit  de  l'inspectcur  Khai  r»inspecteur«  {roudou)  de 
ses  lVere.s  et  sa'urs  sur  ce  licu  de  iiioii  licri(;n;(>,  ({ui  rtait  riirritngo  (provennnt) 
de  Nesliä.   inon   (9)  pöre  (aieul). 

.Mfs  doniaiido  uiic  enquete  et  proxive  le  faux  devaid  Ic  nolahlo. 

Or  voici:  .le  fus  dans  Toasis  de  Neslu'i  nion  ])rrc  (;ncul)  ou  est  la  "Sdiircc 
de  Nt'sliä  moii  iirrc«  :  »Piiissö-jo  etre  scmuiis  aux  ti'inoiuiiancs.  ([iie  je  voic  co 
t[ui   a])particnt    m    ( )iiriiiniri)   la    iiirrc   du    scrilic   lloui   inoii   perel« 

[Le  notable  des  Qonbitlou  me|')  dit:  «|Le  domaiue]  deNeslia.  ü  n'est  pas 
eta])li  sur  la  division  eadastralc  (10)  (pia  faite  rinspecteur  Khäi')«.  Tel  tut 
mon   (entretien)  avee  le  notable  des   Qonbitlou. 

(Voiei  (pie)  vint  eelui  tpii  etait  avec  lui  (son  seeretaire):  il  tit  ee  rapj)()rt, 
ä   savoir:    »C"e.st  uno  division   eadastrale  fausse.   eelle  qui  a  ete  faite  pour  lui«'). 

Or,  je  fus  somnis  aux  tenioignage.s  des  temps  anterieurs  et  je  fus  trouve 
sur  le  registre"*). 

Mos  demande  ä  coiiiparaitro  dcvaut  les  Qonöltioii  de  la  ville.  Depo- 
sitions de  Mes  et  de  KhtVi. 

»Puisse-je  etre  somnis  aux  temoignages  avec  nies  e(_)lieritiers  par  de\aut 
les  notables  de   la  ville.  ■< 


.)    Restitue..  d'apW.s  N.IO:  ^  ^  (|  ^  ^  ]  ]  J  ^  (]  J  ^  e... 

")  C'est  en  sa  qualitO  de  roudou  A\  r  .  public  iine  Khä'i  rcdige  (litt.:  fait  -cs>-)  la  division 
eadastrale.  l/inscription  de  Dachel  (Spiegei.berg,  Recu-eil 'S.'S.l  p.  14  —  1."),  I.  10)  notis  dit  que  "le 
registre  de  la  division  cada.strale  est  redigt'  par  un  roudou^   A^v    ^^  ' — s;  (1(1  .... 

U  Vn^  1  ö^i=±f=>   ....     Les    terres    con(iuises  en  Svrie  etaient   "niesun-es  i)ar  les  rotir/ou  de 

la  maison  du  roi  pour  en  saisir  les  ri-coltes»    1   1(1     '-'     vv»     ^SiQ     1     "tI  A'I'J^''      n 

A^   I  r-yr-i  /ww^^  .■"         (Bm'GscH,    Thcsavrns    p.  llBli;    cf.  Revii.loit,    Ketnw  Eqypt.XW  ]i.  S3), 

i/Tr^  I  I    I    I  /vw^  111/ 

c'est-ä-dire  pour  etablir  le  tribut;  les  roudou  arpentaient  de  inenie  les  terres  d'Kgypte  pour  les  inscrire 
sur  les  registres  du  fisc.  Ce  sont  sans  doute  le-s  nnidou  qu'on  voit  dans  les  tableaux  d'arpentage 
(Prisse,  Mon.  Ey.  pl.  XL;  Scheil,  Mission  du  Caire,\,  tomb.  de  Razerkasenb.  pl.  I\'). 

Du  fait  (|ue  Khäii  tenait  ä  jour  le  registre  de  la  division  eadastrale,  on  ne  peiit  eonclure  ä 
sa  coinplicitc  dans  le  iaux  de  Noubounofrit.  Ni-aninoins  il  parait  ctrange  que  ce  faux  ait  passe 
inaj)er(;u  de  lui. 

')  Litt,  »contre  moi»  <:::>  W^.  Sil  n'y  a  pas  a  considerer  M«  coinnie  =  a;^  oii  J  vX, 
il   faul  admettre  un  de  ces  cliangeinents  de   [lersonfte  IVi'quents  dans  le  discoius  cgyptien. 

*)     yS<=>     i     ,   i)lus  gcneraleinent  ^K  '^'^ .    ]iar   chüte    de   <:r>   (Biugsch.  Wörter/). 

|>.  16.5,  Suppl.  p.  188 — 189);  c"est  le  uiot  technique  (|ui  dcsigne  le  »registre  de  la  division  eadastrale^. 
Dans  la  stele  de  Dachel  (lifcueil,  XXI,  p.  14,  1.  10)  on  dit  de  nienie  (luun  bien  est  "trouve  sur  le 

registre  de  la  d.nU.  (/^  |^  j]  ^  ^  ^^' "T"  ^  ^  ^  (|  (j  .^^J  -  voir  aussi  le  texte 
important  de  L.  D.  III   -J-Jltr  (Buigsch,  Wörter/),   p.  lljö). 


l'.'Ol.]  A.  MoRKi:    l'ii  i)rac('s  de  iHiiiille  soiis   l;i    \1  X'' dyiiastie.  17 

(11)  »Voici  les  (faits):  Moi .  jo  suis  \o  p(>tit  do  Neslin :  cos  clioscs  soiil 
stuiirfi;int('s')!" 

L'iiisix'ctcur  Kliä'i  dit :  »Moi.  Je  suis  Ic  jiciit  de  rinsppctcur  Oursiliä'it. 
lils  de  Znnui.  |(ils  de  Plirä |-li()tpi>u.  II  Imtiii  jiri-r)  mc  doiina  scs  portious  de 
(•liam]is  sui\'ant  actcs  du  tcnips  du  roi  Z(isii'-Klin|)iri(u-R;i  sotjiou-n  -  Hi  (llurciulicli) 
vivilicatcur.  i)ai'  dcvant  Irinoiiis").  Ia'  clicf  d'rcuru  Iloui  112).  lüs  de  I'lira- 
linl(^]i.  ccla  est  cci-taiii.  laltoiira  ccs  clianiiJs  dcpuis  Ic  tciups  i\\^  roi  (Mcri-Anidn 
Ilni-ciulicli)  vi\  iticatcur.  cii  ayaut  pris  possessioii  au  tcmps  de  Werl- Aiiimi  Ilorcin- 
iirl).  ;'i  partir  de  vv  jour').  Lc  scrilx'  Hou'i  et  la  "vdlifa"  NtiuluiiniiitVit  sc  sai- 
sircut    de   cette   portioii    de    eliamiis    et    eile    les  doniia  a  lOuNrier  Kliäi «'). 

.>l«'s  f;u(  rapporl  an  Zfff  (Fllrliopolis.  Renvoi  dcvaiil  Ic  ^raiul  coiisril 
des   t^onhilKßii.  ä  Meiiipliis. 

Je  fis  rapport  au  Zat  (13)  (rHeliopolis.  II  nie  lit  deposer  avec  Nou^ouuo- 
l'rit  ])ar  dcvant  le  Zat  daus  le  qrand  coHscil  des  Qonhiüou.  J'anicuai  mes  tc- 
iiioignages    ....    tpii    etaieiit    du    tenips    de    Nib-peli-ri   (Ahmc.s):    Novdjouuolrit 


')       1  ü  ^\  ^     ^   ^^   ineme   .sens   que    dans    ee    passnge   de   ia   stMe  ('.  2()    <lii    Louvre: 

^.T.^°i\  k±^-^^fl^ii)^k  "^^  ■^""\':' "'-  ■""■■^^'•■■^' 

des  choses  reelle.s,  oii  il  n'y  a  rien  (jui  .soit  fictif  (1. 'Jl)«.  Äin// a  donc  le  sens  d'"etonnant,  stu|n''- 
fiants  ])ris  suivant  le  cas,  an  boiine  ou  en  niauvaise  part.  Ici  c'est  au  sens  pejoratif:  »ces  choses  — 
fpidn  a  ose  faire  contre  moi  —  sont  stupefiantes«.  On  coni[)rend  la  stupefaction  de  Mes  apres 
la  dccouverte  du  faux  en  ecritures  publiques  de  ses  adversaii-es. 

La  deposition  de  Mes  paraitra  breve.  Mais,  comme  je  l'exposerai  [iliis  lniii  (p.  "J'5  s(|r|.). 
il  suffit  aMes,  pour  etablir  son  bon  droit,  de  prouver  1"  sa  filiation,  2"  racquittenient  des  droits 
et  la  transcription  des  actes  sur  les  registres  de  la  tresorerie  et  du  double  grenier,  au  iiKiineiil 
de  la  donation  du  roi  Ahmes  h  Neshä.  Aussi  Mes  atteste-t-il  ici  sa  filiation  et  se  cimfie-l-il 
inipliciteinent  pour  le  reste  au  temoignage  des  registres  du  cadastre  non  falsifies. 

^)  Ces  actes  Hii]^  par  devant  tenioins  ('=u)  c^  Y^8()  "  '""  '•'-'^'l""''^  ""  I"'''"^ 
donnait  ses  portions  de  terres  ii  son  fils,  sont,  nous  le  verrons  plus  loin,  les  -J[- i?\  l— — l  Amit- 
prm  (voir  p.  20).  

■'  - ••»■■  ^ra^Hivi-^JQ[=^^]]Af^^iS-i 

■*)  La  deposition  du  roiidou  Khäi  n'est  pas  claire,  peut-6tre  parcequ  il  se  trouve  dans  une 
Situation  genante:  rmidou  de  ses  freres  et  soeurs,  il  jiarle  cn  leur  nom  (voir  conunentaire  p.  24) 
et  il  est  responsable  dans  une  certaine  inesure  du  faux  coniinis  par  Noubounofrit,  bien  qu'il 
ne  semble  pas  y  avoir  participe.  Aussi  KliäV,  au  lieu  de  defcndre  Noubounofrit,  se  borne-t-il  a 
dire  que  les  terres  qu'il  occupe  personnelleinent,  sont  bien  ä  lui:  il  invoque  suivant  la  regle 
1"  sa  filiation,  2"  les  actes  passes  par  son  pere.  II  n'ignore  pas  le  conllit  IIoui- Noidumnofrit, 
et  ne  peut  l'ignorer,  iiiais  il  ne  donne  son  avis  ni  siu-  l'uu  ni  sin-  l'autre.  —  Aux  pieees  annexes 
(1.  N.  23  — 2r3)  il  y  a  une  autre  disposition  de  KliäV.  niais  trcs  mutilee.  11  y  con.state  l'etat  de 
rixe  existant  entre   Houi   et  ses  adversaires. 

La  Noubounofrit  (|ui  agit  ici  (1.  N.  12)  de  concert  avec  llouV  n'est  pas  sa  rivale,  niais  sans 
doute  sa  fenime  (|ui  porte  ce  meine  nom  et  figure  aux  cötes  d'lloui  dans  les  tableaux  funerairiw 
de  la  toinbe  de  Mes  (d'apres  une  Photographie  communiquee  par  M.  Loret). 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  XXXI.X.  BanJ.     1901.  3 


18  A.  MoREi :   Un  proces  de  famille  sous  la  XIX' dynastie.  [XXXIX.  Band. 


amoiia  ses  tcMnoiiinaucs  ii.-ircillcinciil.  Oii  Ics  (Irploya  jmr  (lc\;iiit  \v  Zaf')  i];\ns 
le  irrand  coiiseil   des   Qonhilioii. 

Lo  Z(if  lui  (lit  (ä  NouliouiKilVit) :  (14)  "<t)u'('st -cc  (pic  ccs  (''critsy  In  scul 
('■(•rii  (prösontö)  par  dcux  ihtsoiuics'")?«  Noul>oiuH)lVii  dil  au  Zat:  »Piiissc-t-ou 
in"a|i])(>i'r('r  la  [division  cadastrale  de  la  douliU^  inaison  de  rai-ticiit  et  du  I)ui-(\-iu 
du  dindile  UTPiiior  de  Pliaraon  v.  s.  f.«  Le  Zat\  lui  dit :  »('est  j)adaiteinent 
liicn    ce   (|U('   tu    dis«*). 

Ou  les  lit  ]>rendre  (les  reijnstres)  eu  descendaut  vers  la  residence'')  de  Meri- 
Auinn  Kanises  II:  on  cutra  ä  la  doulilc  niaison  de  laruent  de  Pliaraon  v.  s.  1'., 
et  pan'illeineiil  au  liureaii  du  doid)le  grenier  llö)  de  Pliaraon  v.  s.  f.  (hi  apporta 
In  deuxieme  division  eadastrale ")  par  devaut  le  Ziif  dans  le  i;rand  couseil  des 
Qo)i/>itiou. 

Le  Zat  dit  a  Noidiounofrit :  "(t)uel  est  ton  (droit  ä  r)lieritag"e  ])armi  les 
ayant  droit  ä  llieritage  ([ui  sont')  sur  la  deuxieme  division  cadastrale  (pü 
est  dans  nos  niains?»  —  Noubounolrit  dit:  »11  n'y  a  pas  d'(ayant  droit  ä) 
riieritage  ]>arnii  eux«.  —  »Alors  tu  es  une  f'aussaire')  (ou  eoupalile)!«  Voila  ee 
(ju"il   lui   dit  .    en   sa    ([ualite   de  Zat. 

')    Rctablir    a~^\   ,   Mt>   •      •■  n(''i)lovLT  les    actes«    tt  V\   r^' n    est    uiu'    iciciitiini    tfcliiiiinie 

IG^  I   I    ^J  uo  .M^  V— -^ 

i|iiand  on  paile  du  Zat  (cf.  Newberrv,  T/u>  Life  of  Rfkhmarii  I.  pl.  II.  1.  l(j.  cite  au  coniiiieii- 
taire  [>.  25). 

-)  La  lignee  Onrnouro-IIoui-Mes  est  seule  inscrite  sur  les  registres  non  lalsifios;  il  n\  a 
donc  d'actes,  dV'crits,  (pie  pour  une  des  paities.  Aussi  Noubounofrit  deinande  (|u"on  se  leli-ie 
aux  registres  falsifies. 

>Ss   *^^^  vir   ^»  m'     C'est  In   fonnule  ordinaire  d'acquiescenient  ;i    une 


r^'^; 


deinande  foiinulee  au  conseil.     Le  roi  dit  de  inöiiie  au   Pap.  d"(1il)iney  XI,  7:      1  <:!:>(]  g — 
1  -ü  (2    I     ci    IfeV  _ffi."^  <>=il  I    I 


')    La   •deuxieme  division  cada-strale«  Ci  V\  ij  ü  •    C'est-ä-dire  celle  iiui  na   pas 

-£e^  /wwvA  1  1  d\>  o 
ete  falsifiee,  la  preniiere  etant  celle  que  Noubouuofrit  avait  produite  dejä  l'an    18. 

1  Idee  de  Tlieritier  et  de  1  heritage.  L"acte  de  donation  specifiant  comnie  ou  le  verra  plus  loin 
(p.  22)  quel  sera  Tlieritier  i)rivilegie,  on  deinande  ä  Noubounofrit  si  I'acte.  que  inentionue  la 
divi.sion  cada-strale,  designe  la  lignee  dont  eile  fait  partie,  coinine  lieritiere.  II  fandrait  traduire 
»qiiel  est  ton  heritier,  ton  droit  a  Theritage  parini  les  heritiers«,  etc.  La  "division  cadastrale-  se 
rapporte  ä  Mes  et  non  ä  Noubounofrit. 

')    Ci  Y^  -W  I  *^v   r      n  r^4  •     Azaout   s'oj)pose    dans    les    textes    juridiques    et    autres    ä 

■— ^ni  c'est  le  »faiix«  oppose  au  "Vrai»  ;  dans  les  fonnules  de  serinent,  on  verra  ce  sens  (1.  X.2I  s(|([.). 

C'est  aussi  le  terini-  techniiiue  pnur  di'siguer  le  .roupable"  (SviKGicLnERG,  Stiirlieri  .  .  .  p.  10,  70,  75, 
77,  84,  86,  89).     \'()ir  aussi  le  texte  eite  dans   inon   nu'iiioire  sur  VA/ijii'l  an  roi  p.  1 12  n.  2  et  143. 


1901.]  A.  Moret:    Un  proces  de  f'ainille  sous  In  XIX"  dyiiastie.  19 


Appel  et  eiiqiiete  du  scribe  royal  Kha, 

(K!)  Lc  scril)e  royal  de  la  taMc  KliA.  (ils  de  I\I()iit<ni-ciii-niin-;i .  dil  au 
Zat:  »(Ju'('s(-cc  (\ut'  ccttc  drcisidii ')  (|uc  tu  prcuils  \is-;'i-vis  de  NdulHiunolVit  V«  — 
Lc  Zat  dit  ;i  Klia:  »Toi  (|ui  es  de  la  cuur.  \a  dune  a  la  dduMi-  niaisDU  de 
raryciil  .    i|U('    tu    \(iirs    la    Situation    de    (•cHc-ci    (Nuuliounol'rit  l""'). 

I.ni's(|uc  Kha  sdi-tit  (de  la  dnuldc  uiaiMiu  de  rarn-cnt).  il  dit  a  ccllc-ci: 
»J  ai    l'air    unc    ciniurtc   sur   les    (''ci-its:    Tu    iTcs    pas   sur   Ics   rolcs«''). 

AiTt'(   (l«'s   i^onbitioii:  Aouvcllc  ivpaHitiun  des  «>liani|>s. 

(17)  ()n  ajijM'ia  le  ])retrc'  du  divaii  Anicnciiiä]iit .  et  oii  lc  lit  aller,  cu  llui) 
disant  :  "IJasscudilc  Ics  colicriticr.s '),  pour  i|uc  tu  Icur  iasscs  vuir  Ics  cliaui]is 
et  [)our  ijuc  tu  Ics  Icur  partat>-es«.  Voila  cc  (pi'on')  lui  dil  de  coMcert.  avec 
les   Qonbitiou  de  i\lciuplii.s. 

Je    lis   aller    rollicicr   Rou-än-ai>uiuä 

Re,stihi(ion  «le  sou  doniaiiic  a   illos.     (labiles  verticahs.  N.  18 — :}(!.) 

(18)  ....    ([ui   etait   adininistratcur  de   la    cavalerie''). 

Le  notable  des  Qo/tbäiau  Amenemkiiit  ap|icla  31es')  en  disnut:    »Viens....« 

(li)) Oll   appcla   ])our  lui    sur  la  rivc  occideiitale.    Oii  nie 

<loiina    \ii  aroui'es  de  cliarnjis'').     ( )u   dnima   des  chanips   ... 

')    M  i\   est  le   iiuit  tefiiiii(|ii('  qni   drsigne  les  arriH/'s  iXn  Znt  (cl".   iiioii  iiirrn(iii-i>  siir  l',-l/;yW 

'/"  roi  |).  147).  Le  iiieiiie  iiiot  seva  eiii])l(iyr  |i(iiii-  di'sigiHM-  la  "Situation^  de  NDulHHiiiofrit  sui-  les 
i'Histres  de   la  tresorerie. 

^)  L  Intervention ,  ["»aiipel"  interjete  pai-  le  scribe  i-oyal  KliA,  ne  peut  se  coMijirendre  ([iie 
si  Klu'i  est  un  frere  ou  cousin  de  NoubounotVit .  un  uu^nibre,  par  consequent,  de  la  coinniunaute 
i'auiiliale  des  descendants  de  Xe.shä.  C'est  ä  ce  litre  (jue  je  le  fais  figurer  au  tablenu  gi-nealogi(pie 
de  la   page  1.5. 

'^  J.^^3k^k^S,T,-  '"  ■'"  '•"""■^'■^  '"^^  '''•^"'■•"  "^•■■"•''"  ''"^' 

M   Ki^    ü>V  t°n  '  '^""''  '^  ^'"■"s  liest  pas  dnuteux  iei ;   il   coiivient  d('  le  rapprocber  d(^  ü"ir    O 

"l)andelette"  (Tddi.  II,'),  1.  31);  (hneiitim  designerait  peut-eti-e  les  actes  roules,  les  roideaux  de 
papyrus .   les  röles. 

*)  j:  r       n   \\    '^->*^   Y^^SM+^J4  I.     Le  seiis  du   \ f.vhp.  ne.nou  a|)i)arait  dans  iiii  iiassage 

identique  (1.  IS.  10),  oü  l'on  -rassenible  les  colieritiers  avec  les  notables  de  la  ville  pour  entendre 
leiirs  temoignageS".  L'ojieration  confiee  au  ])!-('tre  du  divan  Aineneiiiäpit  est  double:  1"  i'endre 
:i  Mes  la  terra  indivisible  de  Nesliä,  distraite  du  Int  des  terres  partagees  au  i'este  de  la  fainilbr, 
'■!■"  repartagei'  ces  terres  divisibles  ä  la  fauiille.  Cela  se  fait  devant  tenioins  et  devant  les  notal)les 
de  la   ville  (I.  N.  20).     On   ne  sait  s'il  y  a  une  iieualitt-   [jour  Xoubounofrit. 

■')    On  se  rapporte  iei  sans  deute  au  Zat. 

")  Je  ne  me  represente  pas  bien  le  röle  de  roffieier  et  de  radniinistrat(!ur  de  la  cavalerie. 
a   nioins  qu'ils  ne  soient  lä  pour  tenioigner  de  la  (iliation  de  Mes. 

')    La   forinule  est  ^  <cr>  fll    I  II  JPA?;  "'''''''s  n''C  iNIes  est  aiinele  iei  J/tw-/«™.    Puis  on 

ein  21'  llllsy.U^  _  fiKoö o/pA^wv> 

appelle   poiu'  lui,  c'est-a-dire  on  va  ranpc^Uer,  sur  la  rive  oceidentale    (J    v;>  „     ,  S7\  <^^> 

V\      ,     L  ft^-      f'eci    indifuie    tirobableuieut    nue    1  oasis    de    Nesba    est   situee    sur    la    rive 

op]K)see  du  Nil,  conformement  ä   Tidee  de  .M.  LouKr  <|ui   la   place  aux  environs  d'Helouan. 

")    Le  texte  porte    v\   fi     ^  '  '         Ig  sinne  _(l»  a  en  hieratinue  une  forme  analogue 

'  J^Ai    I    iCiWi    I    I  ,  ,  ,        , 

il    Celle   du    signe   — ^ ;     I  inscription   ayanl  cte  gravee    d  api-is   un   original   bierati(|ue   (qiii   a   laisse 


20  A.  Moret:    Un  proces  de  fainille  sous  la  XIX*  dynastie.  [XXXIX.  Band. 

(20) 

Dt-posilioiis  (It'vaiit  los  iiotahlos  do  la  villo.  (Piöces  aniiexes.) 
("ilt)  |()u'i  Ics  liciis  ildiit  la  liste  suit  par  devant|  Ics  notables  de  la  ville'): 
Dit  ]iar  le  iiardien  de  Iroupeaux  M  es -inen"):  (21)  "IPar  Amon,  par 
le  prince|  ce  ipie  je  dis  est  la  verite  du  Pliaraon  \.s..l'. :  je  ne  dis  pas  de 
mensonijfe:  que  si  je  dis  niensonii'e,  je  sois  iVappe')  (22)  |siir  le  nez  et  les 
nreilles.  tpie  je  sois  povu"  les  travaux  lbi'ees|  de  Kousli.  Cest  le  serilx'  llou'i 
(([ui   est)   le    petit    d'Om-nonro» . 

Ün    tut    ä    Uli    dire:     «Petit    de  Neslia ,    tu    vois    (23)    |ee    ([ui   a[)partient  ä 

Durjnouro') (en  tait)  de  champs. 

Dit  ])ai-  rinspecteur  Khäi"'):  "ParAnion.  par  le  prince,  c"est  le  seribc 
llou'i    le    petit    de    (24)   |()urnouro|.    la    tille   de    Neslia.     (^)ue   si  je  ne   proelaiiu' 

des  traces  dans  le  travai!  du  giaveur.  ct.  le  ineinoire  de  M.  Loret),  je  crois  (lue  le  graveur  a  In 
-JUo    pour    —Q—,    et    tuiil    laut    retablir     ^^  "13  aroiires".    II  est  iirobable  qu'on   nailait 

ensiiite  des  tenes  divisibles  re])arties  au  leste  de  la  fainille.  —  13  aroures  e(iuivaudraient  ä 
84828  mrtres  caires  c'est-ä-dire  environ  3  liectares  et  denii  (cf.  Brugsch,  Die  Ägyptologie  \\. 'Ali). 

')    Avant    les  mots  ^?iro4l D  ^W  '0     A  ^    ü  v  a   iiuelciues    traces   de  sienes.     Peut- 

etre,  si  Ton  tient  compte  du  docuinent  analogue  que  nous  ont  consei-ve.  poui-  une  |)eriüde  antc- 
rieure   du    proces,  les  pieces  annexes  du  mur  Sud,    doit-on  restituer:    ^___ (J  ü  QA  '  "1  r ^i^ 

^K  f^^Si  IK .  vir  NT  '   ''''^"      "C^i"    les  gens  dont  la  liste  (suit)  par  devant  les   notables  de  la 

ville.»  Le  premier  entendu  est  Mes  qui  tenioigne  de  sa  filiation  et  rcQoit  restitution  de  son  patri- 
moine.  Les  teinoignages  (jui  suivent  portent  sur  deux  points:  1°  Etablir  la  filiation  de  Mes,  en 
tcmoignaut  que  Hoiii,  pere  de  Mes,  est  bien  le  fils  d'Ournouro,  fiUe  de  Nesha.^  2"  Etablir  (jue 
Houi  a  toujours  proteste  contre  rattribution  de  son  doniaine  a  ses  pai-ents.  Les  depositions 
tantöt  portent  sur  les  deux  points,  tantöt  sur  un  seul.  Elles  sont  precedees  de  forniules  de 
serment  (|ui  ont  ete  etudiees  par  Spiegelberg  (Sferfiere,  p.71  sqq.);  deux  formules  semblent  noü- 
velles;  elles  seront  signalees  plus  loin. 

^)  Le  preniier  teinoignage  est  celui  de  Mes.  lui-nieme,  dont  le  noni  est  ici  Orthographie 
Mes -inen  coinine  1.  N.  19.  A  ce  inonient  de  sa  vie  11  a  l'huinble  position  de  »gardien  de  trou- 
peaux«;  phis  tard,  apres  avoir  repris  possession  de  son  pairiinoine,  11  sera  au  inoment  oü  il  redige 
son  inscri])tion  «scribe  du  pterophoi-e ,  taxateur  des  liommes  dans  une  interidance  de  Rainses  II" 
(1.  N.  2),  ce  (|ui  Concorde  avee  le  titre  [jis]  T  cite  par  M.  Loret  au  debut  de  son  memoire.  Mes, 
comiiie  son  pere  Hoiii,  est  aussi  »scribe  du  tresor  du  teniijlc  de  Phtah»  (d'apn's  des  plioto- 
grapliies  de  M.  Lorei). 


)    Retablir  ainsi  le  drhut  d.'   la   ligne  21  :    "^  (21)    l^^^'f  ^^[110   "^  ^^^ll'^l 
jlQy\£).     I^e    premier  inot    t^n    semble    rtre    Tabreviation    de    -cs>-  H  r  X  . ;     peut-e 


•  cznzi 
I  w 


vaudrait-il   inieux   i  i-tablir    I  ^  X      ■?,  ^  ^'     coninie     dans     le    texte    cite     par    SriEOEi.HKRC, 

Studien,  p.  ()9. 

*)    La  foriniile,  qui.  d'aj)res  la   place,  doit  ütn;  courte,  seudile  etre  \\\  -^ö- "IK        ^ 

^^  ,     J),  comme  1.  N.  9. 

■')  Le  Ttmdon  Khäi,  representant  la  partie  adveise,  parle  de  suite  apres  J)/f.s-.  Sa  diposition 
est  trop  inutilee  pour  etre  claiie.  Peut-etre  la  forinule  Dit  par  (I.  N.  26)  Sans  noin  propre  fait-elle 
encore  ])artie  de  sa  deposition;  KluVi  s'y  disculperait  d'avoir  abusti  de  ses  privileges  de  rmidou  de 
la  coiiiiniiiiaiite. 


1901.]  A.  Moret:    Un  proces  de  famille  sous  la  XIX°  dynastie.  21 

pas   la  verite,  je  sois  battu').     Par  Amon,    par  le  prince,    on  n'avait  pas  (25) 

labourer:     on    los    doiuiM    oii    plus    de    Icurs    pcr- 

soiiiH's:   (in   prit    leurs  miüssons   {'2i\) 

Dit    pur   (sie):    >'Par   Amon,    par   Ic    prince    (pic    Ton    lasse    en([uete:    ipie    si 

Ton    1rou\c    (pie    jaie    labonre    (27)    les    portions    (U;    ])()m- 

nioi,    ijue  je   sois   liattu. 

Dit  par  le  pretre  Pa])a  du  teni])le  de  Phtali:  »Par  Amon,  ])ai'  lo 
])i'ince.  ee  <pie  je  (li.s  (28)  jost  la  verite,  je  ne  dit  pas  de|  mensonge'");  (^ue 
si  je  dis  un  mensonge,  (jue  Ton  me  coujie  le  nez  et  les  oreilles^)  et  <pie  je 
sois  pour  |les  travaux  forces  de|  Kousli.  J"ai  eu  connaissanec  ('2'.))  |du  scrihe 
lloui  le|  petit  de  Ournouro,  (pii  lal)ourait  se.s  eliamps  dannee  en  annee').  cur 
lors([ii"il  laisait  le  lalionrage  de  ees  ({•]iam])s)  il  disait:  »Cest  moi  le  petita  de 
Ournouro«"). 

(HO)   |Dit    par]    le'') de    la    double    niaison    de    rargeut    du 

Pliaraon  v.  s.  f.  »Par  Amon.  ]iar  le  jirinee.  si  je  dis  mensonge  ipu'  Ton  me 
coupe  le  nez  et  les  oreilles,  (Hl)  |i|ne  je  sois  pour  les  tra\'anx  forces  de  Kousli. 
("est  le  scrilx'  lIoui]')  le  petit  de  ()urnour().  et  e'est  ()ui-nouro  la  pctite  de 
Neshä. « 

Dit  par  le  clief  d'ecurie  Nihncd'ir  ])areillement,  ä  savoir:  »(^est  le 
scribe  Houi  cpii  etait  ä  (H2)  [labourer  ses  ehampsl")  d'annee  en  annee.  II  l'ut 
Icalme)  comme  un  (lunnme)  maitre  de  son  c(i>ur  (piand  ils  tnrent  a  lui  empörter 
les  grains  des  ses  cliamps  d'annee  en  annee.  Or  il  fut  ä  deposer  (HH)  |eon- 
tradietoirement  avec|'')  Takliarou.  la  mere  de  roCiicier  Snientoou'i:  or  il  de- 
l)osa    .(aussi)    avee    Snientoou'i    le     petit    de    celle-ei.    pour    i[ue     l'uw    lasse    (Hl) 


')      V\  %=J1    niot    rai'p;    il    e\|iriMie    uiie    idt'-e   de  violciicc!   difliL-ilc  ;\    pruciser,   coiniiie 

[lar  exeiiij)lc,  dans  la  stMe  C  'M  \.\0.  —  .Si'iKiiia.HKRO  ne  cite  pa.s  de  fonnidc  de  ce  genre. 

2)  Rrlablir  an   dehnt  de  la  ligne  'iS:    ^=  \^  |  I    J  (  ^    etc.  (cf.  1.  N.  21 ). 

3)  Ri-I,al)lir    ^2=-.^'^r'==^[^^'f '^l^    '■'   changer   ^   de  Mks/.er    en  ^. 

«)    .\u    delnit   de    la  ligne  29    retablir:    fl|°|  "^^^  Q  ^  ^  •      '^I"'^'*    O*"'""'"'"     MJ^'^'^^I 

'")  Sur  cette  conduite  de  IIoii'i,  voir  ic  ipii  a  ete  dit  ]i.  1  n.  4,  ee  (lui  e>it  dit  |p.  Ul.  Cl.  la 
dej)o.sition  de  Nibnofir,  1.  N.  31— 34.  lloni  refuse  d'aceeptei-  le  partage  et  se  n'-clanie  de  sa  lliia- 
tion;  llou'i  agit  \)av  la  force,  aide  de  sa  feinine  (1.  N.  12). 

")  Retalilii-    au    debut   de    la  ligne  30:  ^^  ,  puis  un  titre  et  le  nom  propre. 

')  Retablir  au   debut  de  la  ligne   31:     [O  ^  ^  ^     \\     ci^  <L>  ^  ,=^^  M  |  m J     ""'' 

»,  Retablb-  au  debut  de  la  ligne  32:    |PU^.^\Ü^I,  )  ^jj    -'^ 

')  Rt-tablir  au    debut  de  la  ligne   33   [-devant  le.s  Qmi/>iliou?~    Ö  |. 


22  A.  Moret:   Un  proci-s  de  fainille  sous  la  XIX'  dynastie.  [XXXIX.  Band. 


|cciiiii;iitri'  ä  OurnnuiM  i't  ;hi  sci-il>o|')  Ilotü  s'ils  (Ournouni  et  son  fils)  rtaieiit 
•  «•taMis« «"). 

Dit  par  lotTicicr  Ijouzaroutcr:  pm-cillcincut  .  ;i  savdir:  «('est  I(>  scribc 
lloii'i    Ic    j>elit    de   Ounioiiro.    cCst    Ouniouro   l^i'i)    |la    tillr    de   Ncslin]". 

Dit  par  la  "villica«  Tenitpaäliai:  »Par  Amon.  .par  Ir  princo.  ([uc  si 
je  (lis  iiKMisonsje,  je  sois  (rolös^iuV)  aux  froiitiöros').  ("est  le  seribe  {?)(\)  [lloiü 
le    petit    (lc|    OiiriKuird.      Or   (•'cNt    Ourimurd.    la    lillc    de    Nesliä.« 

Dit    par    la    »\'illica«    Pi  |i(Miiiuiuä:     iiai-rillcmcnt. 

Dit   par   la    »villica"    'rmi'i:     parcillcmi'nt.      iFiu.l 


Inscription  de  la  paroi  Sud.    (Pieces  annexes.) 

Les  fraiJ'inents  de  la  jiaroi  .Sud,  (|ue  M.  Loret  a  sii  classer  iort  haliilcinciit. 
iious  (nit  coiiserve  une   in.seription  qui  comprend: 

1"  des   depositions  de  temoins  par  devant  les  Qonbitinu  de  Idasis  de  Xeshä. 

2"  Uli  arret  des  Qonbitiou,  date  de  lau  5!)  de  Horemhcb,  dont  ou  ii'a 
garde  (pie  les  considörants  bases  siir  laudition  de  temoins  (doiit  la  liste  suit) 
et  siir  lauditidii  dun  rapjKirt  du  pretre  Ani'i,  un  des  notables  (dont  eopie 
est  doiinee).  ('e  rapport  senil )le  etre  celui  que  le  notable  Ani'i  fit  dans  les 
cireonstanees  relatees  ä  la  ligne  4  de  la  paroi  Nord,  ä  la  suite  du  conllit 
Ournouro-Takliarou,  dont  les  dires  soiit  mentionnes  ]«ir  le  pivtre  (1.  S.IO). 
ün  l'invcxpie  ici,  ä  titre  de  tenioignage;  le  proces  que  les  Qonbltlou  du  doinaine 
de  Nesliä  jugent  est  doiic  posterieur  ä  la  niission  du  notalde  Anii  de  la  ligne 
N.  4.  D'autre  ])ai't  il  est  antericur  de  plus  de  trente  ans  au  })roces  juge  par 
les  Qonbition  de  jM('ni])]iis  en  l'an  IS  de  Raiiises  II  (1.  N.-T  s(|([.).  Ainsi  l'ius- 
erijition  de  la  ]iaroi  Sud  nous  a  conservc'.'  une  [liece  ol'ticielle  de  cette  ])eriode 
agitee  de  riiistoire  de  la  fainille  de  Nesliä,  qui  va  du  partage  illegal,  fait  .sous 
Iloreniheb  ä  une  date  non  fixee  (1.  N.  4).  jusqu"au  partage  confirme  l'an  18  de 
Ramses  11  apres  le  faux  de  NoubounotVit.  Cette  ])eriode  est  eelle  des  depre- 
dations.  rajits  de  moissons.  contlits  de  tont  ticure  eutre  Ilou'i  (pii  veut  eultiver 
ses  bieiis  et  Takliarou.  Noubnunol'rit .  ipii  \  eulcnt  les  lui  eiile\('r:  aux  allusions 
du   recit  priiieipal.    rinscription    luutilee   de  la   })aroi  Sud   ajoute  des   l'aits  piveis: 


')    Rital.lir  .-111   (K'but  de  !a  ligno  M:     |0     '^^=f 

^)  Cette  duposition  fait  allusioii  aux  actioiis  inteiitees  j)ar  Takliarou  i:i  sou  fils  (1.  N.  3 — 4 
cf.  .S.  JS  S(|ii.)  ä  la  (in  du  n'-gne  d'IIorcmliel)  contre  Ournouro- HouV.  .Si  iiia  restitution  e.st  adinise, 
on   met  d('jii  en  deincure  Ournourn-IIouV  (li>   pi-ciuxcr  iju'ils  soiit  »ct.-ililis  •  h  3    siir    les    actes 

de  la  tre.sorerie. 

')    Foiiiinle  nouvelle.      La  plirase   U    V^  V\f  <::>  ~^      ■       l'ait  saus  doule  nllu.sion  ;'i  uri(!  irlc 


S  W      I 

gation  liors  d'PZgypte,  dans  une  region  cloignee,  aux  "Confins«  de  l'Egypte  (cf.  le  passage  de  Dio- 
dore  1,  60,  relatif  ä  une  deportation  de  coupables,  ä  qui  Ton  avait  coupe  le  nez,  dans  une  ville 
aux   confins  de  rKgT.pte  et  de  la  Syrie;   cite   pai-  Devkria  ,  (Eurrcs    II.   \).  1!I"J). 


lilOl.)  A.  MoHKi:    l'n   prociVs   de   l'jimillc  soiis   la   XIX'' dyiinslic.  23 


In    incntion    (ruiio    scssioii    dos  Qonbitiou,    l'ati   59   dTIoremhel).    et  la  mention 

(riinc   sciilciu'c    juilici;iin'    (|iii    n'cut    (l'.-iillcurs    |);is    Li'rniid    ('iTct. 

Piiiii'  iM's  r;iisi)iis.  il  comiciit  de  ddiiiicr  ;>  1  inscript ioii  du  imir  Sud  Ic 
niriur  cMi'.Mctrrc  (ju  ;i  l"iiisci'i|itioii  des  li^'ucs  \  crt  iciilrs  (N.20  — )!()):  Ccsl  unc 
pircc   Minicxc   du    rrcil    ]ii'inci|i,-d. 

KiKiui'to  (laus  la  "SOiirce  de  iVosliä«  (S.l  — !()).    Drpositidu  des  Irnidiiis. 


(2)    .  .  .    Dil    |i;ir    l;i    «viHicM«    IMän';!    |t;ir   dcvaiit  les  Qon')itiou 

()})    ....    ()uriiiuii-o    s;i    ük'ti'')    (int    cuIcnA    Irs    (UTaiiis?) 

(4) m"a  d(''2)0uiU(''  ("?)  de  uics  ,i;raiiis:  j'aniciiMi  ä  iiidi  riiiN[i('ctcur 

("))   |I)it    par   .  .  .  .|:     Par  Aiiion,   par  Ic   princc 

(()) Commc  j'ai    (Ho   d(''])()iiill('"'")    dv   mos    parts    dv  lorraiii,  Jo   l'ais  uuo 

"plaiiito«  (?!    aupivs    de   riiitoiidaiioe   de    Pliaraou    v.  s.  1'.      .Ic    Ins 

(7)  Arrel   des  (|oiibitioii. 

Ou'i    (ooux    qui    soiit    sur)    oolto    listo    <\v   iiduis'):    I/altaclii''    a    radiiii- 

iiislivitcur   de    l;i    \illc  Zdi.    rattacli('' a    (umu    pr(>|irc)    de    la    cavaloi'io. 

radiniiiistr;itcur   de    l"iidantorio   i\aa ,    lo    chcf  dos    arcliors    lldu'i 

(<S)    lo   ....  KdiiiKiurii,    lo  .  .  .  .  Ainoiiinosdu.    lo   scrilio  dos  3Ia/a'i()u  (?) 

lo    sorilio    dos    3IäzaiOu  (?) 3Ios   —    par    dovaiit    los    QonlntioK    cii    rc   jnur 

Tau  ")!)')  sous  la  inajost(''  du  roi  do  la  Haute  et  Basso  Egypte  Zusir-lvliopiixiu-ra 
sotpoimri,    fils   du   solod.   Mori   Aiiioii    ii(iroinliol). 

(OuT)  Coijio  du  tonioig'uago  (!•)  du  pr("'tro  Aiiii  (|ui  (''lait  uii  dos 
iiolalilcs  des  Qonhitioii  do  la  »souroo  do  radniinistratour  dos  liai-(|ucs  de  ti'aus- 
port    Nosliä.    ipii    est     lo    dduiaiuc    de    Noslia«:      »11    \    a    ([uc  jo   suis    arrivc''    vofs 

of   ddmaiiic    do  Noslia .    ootto    ])laoo ou    sont    los    ohanips  doiit  dut   paih' 

la    »villica»    (10)   Oununiru    et    la    »viliica«'')   Takliarou.      Ou   rassembla')   los   oo- 


')  On  devait  parier  prccedemment  du  .scribe  Hoin.  11  seiiible  que  ce  soit  la  plaiiitc  d'iiii  de 
ris  cnltivateiir.s  in.stall(!'.s  sur  le  domainc  de  N(islia,  apres  le  partage,  et  (jue  Ouiiioind  et  lldui  oiil 
d('|ioiiille  de  leurs  inoissons,  eu  rei)r(*sailles  de  ce  Cjui  leur  (itait  fait  d"autre  part. 

■)    Est-ce   IIouV   ([ui   parli^:'     Kst-ce  un  des  eultivatenrs  c|u"il  a  iiiolestcs;'     I!  est  malai.s(i  de 

"""^"^  O      ^         ,  ■ 

ri-noiidre.     I'eut-(:'tre  faut-il  ediiinieiidre  ^""^      ,       cotiime      X    .  _  ,     .plainte.   re(|uetc.. 

')    Les  forinules  qui  commencent  par  -Oui'..    sc  retrouvent  dans  les  proc(-s- verbaux  des  d(j- 

cisions  des  Qnnhilirm.     ff.  Spikoelberg,    Stiidirn   p.  18.      L'an   ...   en  ce  .jour  ...    ^1^  "OuT 

la  bouclie  de  .  .  .    «   ete.     Cette   forniule    se    rctrouvait    |irobal>leincnt   aussi  1.  N.2,    dans    la    partie 


en    laciuie:     Lj^^X    N       i      '"'^ ;   cHc   i-cvicnt,  cnliii   1.  S.  lu. 
I       -Kf^^tJ  U      1     I    I    I 
■')    L'inseription    donne   ölS,    niais   il   est  certain   (|u'il   nianc|iie   une  liarrc  au    |inint  de  conlact 

des  deux  fi'aginents;    il   laut  donc  lire  59. 

•')    Ce    renseigneuient    noiis   pi-()uv(^  (]u"il  s'agit  liien   d"un   tciinoignage  du   n(ital)le   Anii  sin-  la 
inission   a    lui   confii'e  1.  N.  4. 

0,    ()^^,^^ö^(l(l^:   eVst  la   n„-u,e   inrmu],.   que   L.X.IT. 


24  A.  Moret:    Un  proces  de  famille  sous  la  .XIX°  dynastie.  [XXXIX.  Band. 

lirriticrs  de  Neshä  .-ivcc  Ics  uotahk's  de  la  villc  (jui  fönt  Ics  drcisknis')  de  la 
»source   de  Nesliä«    pimr  enleudre   leurs  iMuielies   (temoignages). 

Liste  des  iKuiis  (11)  des  (einoins  de  Neshä"):  la  »villica«  Ka-Kai.  la 
»villica«  Ilduiiitoutlxm.  ..  .  (iioin  propre  .  .  .)  ....  ha  ka .  t-c  ipii  l'ait  4  jicr- 
soiines. 

I.isle  des  uoius  des  teiuoins  (pii  soiit  veiiiis  de  la  \ille''')  jiour  [ti-eter 
seriiieiil  :    le  lalioureur  llerouinolirlier  ....  (12)  (traces  de  (piehnies  noms  [(ro])i'es|. 

Ils  oiit  dit  dune  seule  liouelie  (uuaninienn'iit ):  »Par  Anion.  par  le 
priiice.    (•(>   (pie    nous    disons    est    la    verite 

(IH)   Dit    par    (traces    de    nom    propre):    «Or,   je   suis    de    la   ville 

pour  voir  la  »souree  de  radniinistratein-  des  barqucs  de  transport  Neshä«.« 
Elle   est    la    ])ropriete    d(>s   eolieritiers')   |de   Neshä]    .... 

(14) an   tenips   du  Vaineu  de  Khou-n-aton  (Amenophi.s  IV) 

on   tut    lä    .  .  .    La    »villiea«    Sherait-Rä,    la   mere   de  la   »villiea"    (15) 

(Takharon) Ari'i   deviut  ....  sur  la    «Souree"    pour  laliourer') 

(IG) pour  Sherait-Rä    la  mere   de   Takharou.      ( )r  voiei 

(pi"en (l'iii.) 


Historique  du  Proces. 

L"inscri])tion  de  3Ies  est  d'nne  redaetion  tres  elaire:  niais  eile  n'en  olVre 
pas  moins  des  oliseurites,  soit  paree  que  nons  n'en  avons,  au  eomplet,  ni  le  drluit 
ni  la  conclusion .  soit  paree  que  les  renseignements  sont  disperses  dans  un  recit 
prineipal  et  dans  des  ])ieees  annexes.  Aussi  ne  sera-t-il  pas  inutile  de  gi'ouji.er 
les   faits   aussi   elairenient   qu'il  se  pourra,   avant  d"en  presenter  le  eomnientaire. 

Le  proces  met  en  eonllit  une  famille  nombreuse  qni  se  repartit  autant 
ipi'on   ])eut   le   voir.    dans   le   tablean   genealogi(pu^   snivant : 


]>.  9  n.  1.     La  restitiition     \\    ^    "^  ,-^-^i     est  conjecturale. 

-)  IVaprcs  cette  indication  il  semble  (m'en  Taniiee  de  Horeinheb,  [lendant  lai|iielle  le  notal)le 
.'\ni'i  fit  son  enquete,  Neshä,  le  pöre  de  Oiirnouro,  vivait  encore.  Coinme  cela  ,se  i)a.s.sait  d'iiabi- 
tiide,  il  avait  dispose  de  ses  terres  divisibles  (par  l'acte  appele  Amit-pmi)  de  son  vivant  ontre  ses 
enfants  (1.  N.  2). 

')    Par  Opposition,  le.s  teinoins  de  Neshä  .seraient  des  ruranx   du  dninaine  de  la  source. 

*)  Le  temoignage  unanime  des  temoins  citadins  est  que  le  domaine  de  Neshä  appaitieiit  ä 
(tous)  les  heritiers  de  ceux-ci,  donc  doit  ötre  terre  divisible,  donnee  en  partage  ä  la  coinniunaute, 
contrairement  ä  ce  ([ue  soutient  la  lignee  Ournouro-IIou'i- Mes. 

')  II  semble  (|ue  des  le  temps  d'Ainenophis  IV,  du  vivant  de  Neshä  pcre  d'(  >uiri(iuio,  la 
mere  de  Takharou  avait  envoye  .\rii  pour  labourer  en  son  nom  la  "souri-e".  Le  ])aitage  de  la 
ligne  N.  2 — 3  ne  ferait  donc  que  sanctionner  une  illcgalite  dcjä  anciennc,  niais  dont  nous  n'avons 
|ias  dautre  inentioii   ailleurs  iju"ici. 


1901. 1  A.  Moret:    Un  procis  ilc  tnniille  sous  la   XIX"  dynastie.  25 

Neshä  1  l'aieul  (roi  Ahmcs) 
phisit'urs  i^oiu'iations  inconnues 


I'h|-|ll,,t|M,U       h 


Neslu'i   II   li.  Zacmi   li, 

(l'une  t'poiise  x  de  Slierai't-RA   f. 


OiiniDuro   f.      NoiihoiinotVit  1'.        T.ikliaroii   1'.         Oiisirhait   h.    Piiräliotpou  (:')   iMoiitoii-ciii-ininä  h. 


Sciibe  lloui  ii.    Sci-ibe  A h.-j   SmentoouT  li.')  Rmuhm Kliai li.'')     lloui  h. ')         .Scribc  royal  Kliä  li.") 

Gl'  I.'ililcaii  ;i(liiict  rcxisiciicc  ilc  In  liii  <lii  ivunr  d"!  lurciiilicli  jusi|ircii 
l';iii  ]S  ilc  Ix.Miiisrs  II  de  ()  lii-;inrlics  (•(ilL-itrrMlcs  (jui  coiisl  ituciit  l;i  riiiuillc  issiic 
de    Ncsliä  I. 

.Sous  irorcnihcli  il  y  i'iit  uii  p.-irtMti-c  ciilrc  Ournniiro  et  scs  firrcs  (.'1  srnirs 
ll.  X.  "2).  (V  iKirtngc  portait  sur  des  tciics  ditcs  "divisiblos«  (pesshiMi)  (|uc  l;i 
iMinillr  cidliNMit  sjins  doutc.  k  titrc  de  tcnurr.  drpcndant  soit  des  »dininps  (1(> 
Plijuviun«.    sdil    des    »biens  sacres«    (Tun    tciiiplc.    soll    de  tout  nutrc   [ir<i|)rirl;urc. 

.Alais  la  lignoc  N(\s]iä  Il-Oui-iioui-n- IIou'i-.AIcs  ('•tnil  lieiitierc  d"uiic  tmc  iii- 
divisUjlc,  (loiiatioii  du  roi  Aliiiies  ä  V:\\v\\\  Ncslin  (I.  N.  4).  ('cttc  douation  avait 
ile   falte   saus   deute   ä   titre   de   lief  nulitaire  a    "raduiniistrateur  des   lianiues  de 

')  rriiici|)al(>ineiit  1.  X.  2.  On  rii'  sait  qiicilo  est  la  mi're  d'Oiirnonro.  —  Siir  Neslia  I  et 
Xcsha   1!   voir  \^.^l   ii.  7.      Xcslia    II   a   vii   Ic  ri'gne  (rAmenophis   I\':  vL  in/m  n.  3. 

2)  L.  X. .").  XouhoiiiiolVit  se  tlit  «petite  de  Neshä-  (1.  X.  7).  <)n  ne  sait  si  eile  est  de  la 
iiirme  iniTe  ([u'Oiirnoiiro. 

Dans  la  salle  2,  paroi  X..  du  t()iiil>e"au  de  Mes,  je  vois  d'a])ri\s  ime  plioto,i;ra[>liie  de 
M.  l.oiiKT.  qii'on  fait  les  rites  fiineraires  au  scrihe  Hoiii  (pere  de  Mes)  et  ä  sa  feiiime  XoiiboiinolVit. 
II  liest  pas  admissible  ipie  cette  Nouboimofrit  soit  la  meine  que  celle  cpii  a  voulii  deposseder 
IIoui  de  son  patrimoine;  c"est  une  femme  du  meme  noni .  qui  est  peut-etre  la  mi're  de  Mes.  II 
peilt  y  avoir  deux  Noubounofrit,  comine  il  y  a  deux  lloui. 

')  Takharoii  est  dite  scpur  d'Ournouro  (1.  N.  3),  mais  fille  de  Slierait-Rä  (1.  S.  IC);  je  .su])- 
pose  (lu'on  precise  cette  filiation  parce  que  Sherait-Rä  n"est  pas  la  meie  d'Ournouro,  mais  une 
secondc  femme  de  Neshä  II.  —  Smentooui  a  sa  filiation  indiiiuee  1.  N.  .S."?— .■?4.  Sherait -  IIa  et 
Neshä  II  ont  vu  le  regne  d'Amenophis  IV  (1.  S.  14). 

*)  Khäi  est  dit  fn-re  dOurnouro,  de  Noubounofrit,  de  Takharoii  (1.  X.  S);  mais  ses  a,scen- 
dants  ne  sont  pa-s  les  memes  que  ceux  de  ses  freres  (1.  N.  11);  frere  est  donc  ici  pris  au  .sens 
vagiie,  comme  peut  Tetre  «Sf>.(/)oe   »fri-re,  coiisiu". 

■•)  I.c  clief  d'ecurie  IIoui,  fils  de  Phrähotpou  (1.  N.  11  — 12),  qui  cultive  la  terre  de  Khäi 
peilt  (Hre  iin  fils  ou  l'enfant  d'iin  fils  (par  reprise  du  nom)  de  Phrähotpou,  aieiil  de  Kliai.  Ce 
dernier  en  use  avec  IIoui  comine  avec  iin  i)aierit  moiiis  äge;  aiissi  IIoui  est-il  ]ilutMt  im  coiisin 
qu'un  grand-oncle  vis -ä- vis  de  Khä'i. 

«)  Le  scribe  Kliä  (|ui  intervient  1.  N.  16  semble  etre  im  parent,  cousin  ou  neveii,  de  la 
coiipable  Noubounofrit;  saus  quoi  on  ne  comprendrait  giiere  son  Intervention.  Sa  jilace  au  tableaii 
est  dubitative. 

Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr.,  X.X.XIX.  Band.     1901.  ^ 


26  A.  MoRE-r:   Un  proces  de  famille  sous  la  XIX' dynastie.  [XXXlX.Band. 


ininsport  Ncsliä"  <|ui  avnit  pcul -rii-c  rciulu  .•ui  roi  Aliiiics  des  sci-Niccs  ■•iiinloyiics 
;i  cciix  tlu  taiiU'ux  caiiitaiiic  de  nM\iri's  .\liinrs  lils  dWlma.  rrcoinpciisr  lui- 
iiiriiir  fii  tcrrcs  par  li'  iiiriuc  |iliaraiiii.  I,ni-s  ilu  partayc  des  »bicns  diNisdilcs" 
ciilri'  (^uriiuuni  et  scs  tVri'cs  et  sd'iirs.  oii  a\'ail  attriliur  Ic  doniainc  iiidi\'isililc 
»la  simicr  de  Ncsliä"  ä  31es.  rclui  (jui  jiarlr,  et  a  scs  ti-rrcs  i't  sanirs  (|ui  nc 
sollt  jias  coniius  (1.  N.  !i).  Ya\  fait,  c'ptait  la  iiiii'  jircinirrc  illcft-alite:  lo  (loniaiiic 
apjM'lr  »soiu'cc  de  Ncsliä«  iic  ]K)ii\ait  rcNcnir  ijuä  31('s  scui.  ou  a  uii  seid  de 
scs  Ircrcs.  piiis(|u"il  ctait  "iiidh  isililc« .  Ccttc  illcyalitc  i'ut  la  soiircc  (riiiic 
aiilrc  plus  li'ravc.  'lakliai'du ').  scriir  (r(_)uriiiiuri>.  voyaiit  Ic  diiiuainc  dil  »iii- 
divlsililc"  partage  en  rcalilc  cntrc  Mcs  et  scs  Ircrcs  et  scEur.s,  tous  fils  de  lloui, 
rcclama  auprcs  des  Qonli/fiov  le  ]>artaii'e  de  cc  doniainc  non  plus  entre  les  üls 
d'lliMii.  uiais  enlre  tous  les  nienilires  de.  la  taniille  (1.  N.  3 — 4):  puiscpie  le  do- 
niMiiie  ctait  tei-re  de  ])artan-e.  tous  dcvaient  en  avoir  leiw  part.  Le  ^rand  coii- 
scil  des  Qoiihitiou  Cul  de  eet  a\  is  et  envoya  ä  la  »souree  de  Ncsliä"  un  de 
scs  notables  (1.  X.  4)  i|ui.  d'apres  les  pieces  annexcs,  fut  celui-lä  inciue  (|ui  a\ait 
prcsidc  au  partai;e  de  la  "soiure»  cntrc  Mcs  et  scs  frercs,  le  j^i'^'tre  Anii 
(1.  S.  i)).  Dans  son  rapjxirt.  (|ui  a  ctc  eonservc  (1.  S.  i)  stpp),  Ani'i  contc  com- 
nicnt  il  arriva  ä  eette  terre  »la  soiirce  de  Nesliä«,  ohjet  de  contcstation  cntrc 
Ournouro  et  Takharou.  II  rasscmble  les  cohcriticrs  de  Nesliä  par  devant  les 
notables  du  conscil  ilc  la  villiM  sont  appeles  de  part  et  dautre  des  teuioius. 
Autant  (ju"on  en  pcut  juger  au  travers  des  laeiiiies  du  texte,  les  teiuoiiis  di- 
clarerent  la  terre  »projn'ictc  des  eolieritiers«  (1.  S.  14).  Aussi.  au  lieii  de  traiter 
le  domaine  en  terre  indivi.sible,  on  la  cousidere  eomme  terre  de  jtartaii-e:  on 
cn  fait  ()  2)arts  (1.  N.  4)  attriluiees  ä  eliaenn  des  (!  licritiers,  en  (pii  je  vois  les 
representants ,  ä  rcpoque  d"HorcmIicb,  des  (i  branelies  eollaterales  dont  j")ii 
dresse  plus  haut  le   tableau. 

Le  .second  partage,  la  scconile  illeiialite  vis-ä-vis  du  domaine  indivisilile 
de  Nesliä  consommcs,  on  ne  sait  <[u"iui]iariaiteinent  cc  ([ui  sc  passa  de  ccttc 
date  indeterminee  du  regne  (rHorendieb  justpi'ä  Tan  18  de  Ramses  II.  Une 
des  pieces  annexcs  nous  apprend  i|u"eu  lau  59  d'Horemhel),  probablcnicnt  apres 
reelamation  d'Ournouro,  il  y  cut  jiroecs  devant  l(>s  Qonbitiou  de  la  ville,  et  (pie 
le  domaine  de  Nesliä,  rcsta  aux  iiiaius  de  la  eoinmunautc  (1.  S.  1 — Ifi)").  Dc- 
possedes  une  troisicine  fois,  Ouniouro  et  llou'i  ne  vculent   [)as  accepter  la  cliose 

')  II  semble  d'apres  les  lij^nes  S.  14  —  Iti,  iiiallieurcii.sonipnt  trcs  niiitiiees,  ijue  de.s  Ip  tenip.s 
d'Amenophis  IV,  Sherait-R;i,  niere  de  Takliai-oii,  a  tcntc  de  mettre  la  iiiaiii  siir  la  .soiircc 
de  Neshä". 

^)  Cette  date  de  Tan  59  d'Horeinheb  est  la  preiiiiei-e  (|ui  iious  soit  donnee.  On  peut  siip- 
poser  (pie  la  reelamation  d'Ournouro  contre  Takharou  (voir  1.  S.  !l — 10)  a  stiivi  de  pres  la  scntenee 
du  partage;  cehii-ci  peut  etre  attribue,  en  consequence,  ;i  Tan  .J8  ou  nu'iiie  59  d'Horenilicli. 
Ales  prend  dejä  sa  part  au  partage;  niais  il  est  ])robable  (pi'il  est  encore  enfant,  puisqiie  jusqu'au 
|)roces  de  Tan  18  de  Ramses  II,  il  est  toujours  question  d'Ournouro  sa  grand-mere  et  d'Houi 
son  pere.  jilutöt  qiie  de  lui.  Aussi  dans  le  calcul  des  dates,  proposerai-je  d'attribuer  ä  Mes 
Tage  de   10  ans  en   l'an  59  d'Horeinheb. 


1901.]  A.  MoRKi  :    Uli   [iidcis  ili>   tainille  soiis  l,i    XIX''  dynastie.  27 

jugee:    ils    prötondont    oontiniier    ä    labourer    Icur    domaine    d'annee    en    amiöe 

(1.  N.  l2!ls(|(i.).  ('in|u"cli('nt  l;i  riv;ilr  XniiliniinulVit  de  iairc  Iniioiircr  s<'s  [iMrls  (1.  N.  (i); 
llmri  et  s;i  (■(•imur  iiiiniiiirc  nussi  XonlKHiiKilVit  (et',  p.  1.')  u.  "il  |irciiii('iit  cidiii 
de  l'iircc  Ics  clianips  et  Ics  tunt  cultixrr  par  im  (iii\rirr  (1.  N.  \'2).  t'c|i('n(laiit 
'rakliarnii    et    suu    fils    Sin<'iit()()ui    Irur    \ulciit    lciii-s    i;raiii>    (1.  N.  '.\'2]. 

('•■t  rtat  de  ciiiillit  ])i'rsista  Jiis(|ira  rr  i|uc  la  ri\;dc  .NoulKiiuKirrit  et  smi 
tils  cusscnt  jitirtr  de  iKnivcau  l'alVaifi'  sui-  im  tcrrain  Irii'al.  Eil  l'an  18  (\o 
Rainses  II  (cnviron  H()  ans  apirs  !<■  dcriücr  ju,i>('nicnt  des  Qonhitiou  conmil  Oiir- 
iiouro  et  Houi  sunt  di'dV'res  dcvaiit  Ic  li-raiid  conspil  des  Qonhittoii  rt  dcNaiit 
Ic  Zdf  d'Ilrlioixilis.  jiar  XoulKUiiioi'ril  (1.  X.  S),  et  '{"akliaroii  sdiuiuc  aiissi  ildu'i 
de  l'airt'  la.  ]>rcu-\('  de  sdu  Ikhi  drdit  (1.  X.  34).  Crst  alurs  (pic  NduliouiinlVit. 
aviTlic  saus  doiitc  (lUc  cc  l)i)ii  droit  ctait  rrel.  sc  rrsout  a  pi-dduirr  mir  di\isioii 
cadastralc  lausse  rrdiuve  avcc  ou  saus  la  (•oiuiivcncc  du  roudou  Kliäi  (1.  N.  7 — 8). 
Sur  ccttc  division  cadastralc.  la  liüiu'c  Oiiniouro-lloui-^los  u'rtait  ])as  »etablie« 
coniini'  ]ir(i|)ri(''tairc  iini(|Uc  i\n  ddiiiaiiic  de  Xcsiiä  (1.  X.  9).  Aussi  3I('s  ((iiToii 
voit  apparaitrc  au  prciiiicr  ])laii  dcjiuis  cc  momcnt)  l'ut-il  drliimtr  et  drpdssrdr 
de  ses  I)ieiis.  Le  partafi'c  ^\\\  ddiiiaiiii'  confinne,  (ni  unnmia  »iiisiicctcur«  de 
la    coiiiiimiiaute    le   roudnii  Kliäi.    co]n[)lice   ediiscieiit    ou    iion   du    l'aux    (1.  N.  l'M. 

La  tili  du  eontlit  est  presentee  lieaueoup  plus  elaireiiieiit.  I'eu  de  tciiips 
apri'-s  Tan  18').  3Ies  deiioiiee  le  l'aux  au  iiotalile,  [luis  au  Zct  d'lIeli(i]H>iis 
(X..  1(1.  13).  L'aftaire  revint  au  graiid  conseil  de  Memphis.  L'inseriiitidii  jiriii- 
eipale  niontre  elaireineiit')  <jue  NouliouiidlVit  l'ut  couvaiucue  de  faux  par  ];i  ju-o- 
ductiiiu  d'im  sceniid  cxcmiilaire  de  la  vrritalilc  divisinii  cadastralc  sur  latiuellc 
lue  HC  ti.iiurait  pas  coiiiiuc  projirirtairc  iii  commi'  licriticrc  (1.  N.  1."))  laiidis  i|uc 
la  ligncc  Ournouro-IIoiü-Mes  y  ctait  "ctalilic".  Xouliouuofrit  deinas(|ucc,  Ics 
droits  de  ses  freres  (>t  so'urs  ctaiciit  iiiliriiics  comiiic  ics  siciis;  iiial^-rc  le  retour 
olTeusil'  du  scribe  royal  Klui.  (]ui  lui-ineme  diit  sc  dcclarcr  coiivaiucii  sur  le 
vu  des  documcnts  (1.  N.  16),  le  partaye  illegal  du  domaine  de  X'esliä  ne  lut  jias 
luaiutcnii.  et  Mcs  l'ut  remis  eu  jiosscssion  de  13  aroures  de  tcrrain  (jui  coii- 
stituaicnt  la   »donation  iiidivisible«  du  roi  Alimes  ä  son  aicul  Xeslui  (1.N.18 — li)). 

Ya\    rcsuiiic    la    cliroiiolonic    i\\\    proccs    s  ctalilit    aiiisi: 
Sous  Alinies.    donation   ä   Xesliä   TauMil: 

sous   Amenopliis    I\  .    tentative    de   Slierait-Rä    sur   le    domaine; 
sous  Ilorcinlicl),  an  .')(S  ou  Ö5)(":'),   partai;cs  cntrc  ()iirnouro  et    ses  frcrcs 
et   steurs.    cntrc   Mcs    et    ses    frcrcs    et    so-uis: 


')  La  date  de  la  revision  obtenue  par  Me.s  des  arröts  anterieurs,  n'est  pas  doniiee.  Eile 
doit  etre  posterieiire  de  peu  <ä  l'an  18,  ear  c'cst  le  niiiiie  notat)Ie  Aineneiiiäpit  qui  preside  au 
partage  des  terres  de  l'an    18  et  au.ssi  ü  la  restitutiori  de  son  domaine  ä  Mes  (cf.  l.N.  8,  N.  18 — 19). 

-)  En  supposant  (jue  Horemhel)  ait  regne  (iO  ans,  Rainses  1  2  ans,  Seti  1  15  ans,  l'espace 
entre  l'an  59  de  Horemhel)  et  l'an  18  de  Ramses  II  est  de  36  ans.  (Sur  les  annees  que  l'on 
peut  attribuer  aux  regnes  de  Ram.ses  I  et  Seti  1  voir  Maspero,  Histoire  d'Orient  11,  p.  369  n.  4; 
386  n.  6 ;  387  n.  5.) 

4' 


28  A.  Moret:   Un  proces  de  famille  sous  la  XIX"' dynastie.  [XXXIX.  Band. 


sous   Horemlicl»    an    59    jm'ocos   Ournoitro-Takliaidii    dcvant    Ic    conseil 

(lo  la   vill.- 
sous   Rains(!s   II    an    14 +  x    jirocrs   lldui-NouliniiiiolVit .    arrrt    Tan    18; 
1.  »  an   ?   i\l<'s   proinc   Ic    faux    et    rcntrc   <'n   ])()sscssioH   du 

(loniain(>  de  Nesliä. 
Kn  attriliuant   ä  Mos  10  ans.  Tan  "iD  de  IIdiciuIh'Ii,   il  avail  cuvirdu  4()  ans') 
jors    du    proces    de    lau    IS    de    Uanises   II    sui\  i    pcu    a|irrs    de    la    drcouv  i  rtc    i.\\\ 
faux    et    de   la    eassalidu    des   arrets    de    partai;e   ;niterieurs. 


Commentaire. 

Le   texte  ([ui  vieut   (Fetre   traduit   definit   les   eduditious   ovuei'ales   de  la   pro- 

priete    des    terres    eu   E.iiTJ'te.      II   y   est   questiou   de   deux   categories   de   terres: 

1"  une    »donation    liereditaire    indivisible«    falte   par    le    roi  Ahmes    ä  Nesliä   ot 

reservee  ä  une  scule  lignee  de  ses  lieritiers,   lignee  dont  les  trois  derniers  re- 

iiresentants  sout  Oiu'uouro.  Houi  et  Mes;    2"  des   »terres  divisibles« 

'  — «— c>  Xi    I   I 

pesfi/iitou  re])arties  par  partages  ä  cliacpie  generation  entre  les  autres  lieritiers 
de  Nesliä.  (Quelle  est  rorigine  de  cctte  distinetion  entre  ces  deux  categories 
de  proprietes  territoriales?  Autant  <pi"on  peut  s'eu  reudre  eompte.  le  sol  du 
pays.  en  Egypte,  appartenait  tout  entier  au  Pliaraon,  lieritier  des  dieux  erea- 
teurs  du  sol:  ä  ee  titre  l'Egypte  entiere  etait  Theritage  du  roi.  ä  lui  transmis 
par    les    dieux    sous    les    fornies    ordinaires    de    rinveutaire-testamj^nt    Amit-pou 


rzi'').      Mais.   i)our  la    culture.    les    «eliauiiis   du   Pharaon«     >\   X     "^ 


etalent    eouties    en    partie    aux    sujets    du    roi.      Ou   l)ieu   Pharaou   les   donnait,   ä 

titre   de   fiets   ou   d'apanages,    eu   donatious    liereditaires   iudivisibles.    ä  des  i^ri- 

vilegies:  ainsi  se  formerent  les  bieus  des  temples  geres  par  la  classe  saeerdotale. 

»blens  .sacres«    |(^3).   et  les  fiefs  aceordes  aux  soldats.   aux  t'onetionnaires,   aux 
1 1   I   I 

parents  et  auiis  du  rois,  ä  tous  les  faA^orises  et  les  donatious  f'uneraires  d(>s 
Aniiik/toir.  ou  liieu  le  sol  etait  attribue  ä  des  tenanciers  (ceux  (pie  les  textes 
appellent   •¥•  ^''    '.ylvaut  sur  le  douiaine«,   (1^   8  ©  ^  ^   »petits.  miserables«, 

M?»  I  »eontribuables"  etc.):  ä  elia(pie  generation.  ces  terres  de  teiiures  etaient 
»])art<igees«  suivant  le  gre  du  rlicl'  de  (aniillc  par  les  soins  des  Quitlti/iuit  entre 
les  inenibres  des  lauiilles  de  tenaneiers:  elles  portaient  alors  le  noni  de  »por- 
tioiis.  terres  divisibles«  ^"^^^   ou   '^^   "^     pfsshitou  ou  shodou.     D'ailleurs 

H —  C^     X\       \       \  CI^S  III 

les  "bieiis  sacres«  et  les  li(>ls  de  (pi(d(pie  etendue  abritaieut  aussi  leurs  lauiilles 
de  tenanciers,  (pii  se  ])aitageaii'iit  entre  eiix  les  terres  teinies  ä  Cernie  des  ])ro- 
prietaires   euiinents. 


')  Voyer  p.  16  note2. 

')    Texte  d'Kdfou.  —  Brug.soh,  Thesauru.i  p.  (;04. 


1901.]  A.  Moret:   Un  proces  de  famille  sous  la  XIX"^  dynastie.  29 

Dan»  la   famille   de  Nesliä,   la  lignee  Ournouro-Hoiü-Mes  possedc  nn  fiel" 

iiKlivisililc:  Ics  autrcs  (l(\'Nccni!aiits  de  Ncsliä  iie  sont  (jue  des  tenancii'i's  de 
tcrrcs  (livisililcs.  On  ciiiK-dit  (|Ufllc  i-i\nlit(''  a  pu  s'elevcr  entro  ccs  iiicinljrcs 
de  In  iiiriuc  l'ainillc  iiici;alciiiciit  laNorisrs:  Ics  possesseiirs  des  terres  divisil)l('s 
oiit  \niilii  |iar  tiius  l(>s  luoyens  legaux  ou  dlegaiix  faire  rentrer  dans  les  par- 
taucs  la  Icric  iiidi\  isiMc»:  d"oii  les  ])r(j('('s,  les  violences,  les  favix.  Lc  coiillit 
a  i'u  ccci  (riirurciix  pmii-  iiuiis  At-  iious  (airc  jiarvciiir  une  iiiscriptiou  plciuc 
ilf  teriiics  terlinl<[ues  siir  la  coiiditioii  juridicpic  des  terres:  ce  sunt  ees  teniies 
<|u'il  iioiis  fallt  eliicider  par  uue  eouiparaisini  avec  les  iiiseriptions  doiinant 
des   renseigueiiieiits   siiuilaires. 

A.   Donation  uidivlftllih'  attrilnu'e  ä  Neshä. 

I.    Deiituni  ua  t  loii.      La    •■(litnatinii"  *^  ,-^-^   (1.  N.  4)    de    Neshä    pro- 

vieiit  du  i'oi  Ahmes.  Elle  est  (•(iiu[»<)see  de  cliaiups  ^^  5  ^  i  'H''  lnrinciit  le 
^■"^"■'"*  -^^ZTV^^I^  ^'^  »souree  ^  Neshä«  (L  N.  !•)  qu-on 
appede  aussi  „roasis  ^e  Neshä »  o^^|y(|]  J  ^(|J^  (1.  N.  I^).  La  eon- 
teiiaiice   seinl)le   etre  de  13   aroures    (  ^^  X     '*         ,,  1.  N.  1!)|    au    luoins. 

Le    uKit  v^  ,-w-.   fekaoii    ne    earaeterise    pas    seuleiiient    les    donaiiuiis 

territoriales.  11  s'euiploie  jxjur  les  dons  d'or,  de  \  eteuients').  cdlliers,  jiroxisious 
eil  liraiiis'-)  (pie  le  roi  distrilme  ä  ses  lideles:  la  donation  falte  ä  Neshä  est 
(\i>\\r  liieii  une  gratifieation .  uu  tief  niilitaire  donne  ä  Neshä  »admlnistrateur 
des  banpies  (U'  transport«  sans  doute  pour  iaits  de  i>uerre  acconiplis  ä  rep()(|ue 
de  rexjjulsion  des  llykso.s  par  le  roi  Ahmes.  Sur  uue  stele  datee  de  .\'i'), 
predecesseur    d'Horemheb,    le   mot  '^"'^  "^    v\  earaeterise     une     donation 

royale  de  terres  cultiA^ees  ä   la  })rineesse  Moutno/.emtit^). 

IL  Etablis.sement  sur  la  division  cadastrale  de  la  tresorerie  et 
du  grenier.  La  donation  faite  ä  Neshä  [lour  ^'tre  valable  a  du  (Mre  »etablie 
sur   la    division   eadastrale    de    la   tresorerie   et    du   doulile    i^renier    de   Pharaon« 

■?■  I  n   (1.  N.IO  et  7,  14).      Ce    registre,    teiiu    ä    doiilde    exeni])laire,    est    dresse 

')     hisci-i|)ti()n   (rAriioiicinliclj  (ÄZ.  IST!'.   |i.  1 .   (J,   7). 

■-)    LI).  III  70 1)  (.'Vim'Tiopliis  IV). 

^)  Dares.sy,  Recueil  de  travaux  XVI  p.  123;  le  texte  a  ete  coininente  p;ir  Hi:vn.i.oi;T,  Pri'cis 
du   Droit   Eyyjitien  p.  70. 

^)  Le  mot  fekarm  earaeterise  encore  les  apports  des  iiümes  aiix  dieux  d'un  temple  (J.df.Rouok, 
Edfmi  j)l.  LVl,  22'=  nouie),  les  »epice-s«  off'ertes  par  un  plaideur  aux  juges  (Maspero,  Du  genre, 
Epistolaire  p.  80  —  81;  cf.  Pap.  de.  Boloijne.  101)4  II,  3,4);  il  apparait  aussi  sur  le  livre  de  coinptes 
royaux  du  moyen  empire,  public  par  MM.  Borchardt  et  GRiKFrrH  {AZ.  XXVIII  p.  82,  XXIX  p.  109, 
113—115). 


30  A.  Moret:    Un  proces  de  fainille  sous  la  X]X°  dynastie.  [XXXTX.  Band. 


par  les    rotidmi   (1.  N.  10).      Los    acte.';   nrces.saire.s    ä   rrtablissement    d'uno    \n-o- 
priete  sunt   drsiti-nos  aussi   par  rcxprossioii  ^riirralc  (r»act('s.    ('■critsu    nipl^ 
(1.  N.  14). 

Quelles  ecritures  eraieiit- olles  necessaircs  pour  »rtaMir«  uur  doiiation  sur 
la  (ifnil?  L'inscription  de  Mes  supjiose  les  faits  eoiuiiis;  niais  d'autres  iiiseriptioiis 
nous  permettent  de  ]in''ciser:  eiitre  autres  rimportaiite  stele  dcKarnak.  puLliee 
par  M.  Legrain,  traduite  par  31.  Erman,  la  stele  de  Daeliel,  publiee  [)ar  M.  Spiegel- 
berg, et  les  decrets  relatifs  ä  divers  memlires  des  laiiiilles  sacerdotales  tliebaines, 
etiidies  par  M.  Maspero  et  IM.  Revillout.  La  stele  de  Karnak ')  est  celle  (pü 
dniijie   les   renseignements  les  plus   complets. 

Un  graiul-pretre  d'Aiuou,  Aou-oua-ronierit,  fils  d'Osorkon  I",  avait  acliete 
dans  sa  jeune.sse   un   domaine    de  terres   eultivees    par   des  tenauciers    (^.X  Y 

rt  f\    5  S)  1 1  et    drpenilant    des    »biens    sacres«      |o=<)    d'Amon.       Plus    tard.    le 

grand-pretre  voulut  faire  »etablir«  ce  bien  eu  donation  povu-  le  compte  de  son 
fils  (litt,  petit)  KliäuDuasit:  on  obtint  d'Amon  un  deeret,  oü  suivant  rusage 
au  teuips  des  dynasties  sacerdotales,  le  dien  prend  la  parole  lui-meme  pour 
disposer  de  ses  domaines.  Voiei  ([uelles  furent  les  fonnalites  2)<>ur  retablissement 
de  cette  donation. 

1"  On  redige  un  acte  etablissant  Forigine  de  la  propriete:  c'etait  une 
terre  cultivee  ])ar  des  tenauciers  et  dependant  des  biens  sacres  d'Amon ,  aclietee 
par  le  grand-pretre  l'an  10  d'Osorkon  I",  mais  non  encore  etablie  en  donation 
ä   s(in    compte.      Une    liste   -^^^^  Aiiil-rrn   des   noms   des    tenanciers,    des 

champs  cultives  par  cliacun  d'eux  est  dressee  (Stele,  1.  S — 23):  pareil  "etat« 
etait    necessaire   pour   tout    acte    de    transmission    de   biens.      S"agissait-il    d'un 

heritage,    Tinventaire    etait    dressr    par    le    testateur    et    s'apjielait   -\ V-  ^^ ' ' ") 

Anüt-pou  »ce  qui  est  dans  la  niaison«.  Quand  Alimes  fit  ä  Nesliä  sa  donation, 
on  dressa   assurement  un  inventaire  de   ce  genre. 

2"  L'inventaire  termine,  »on  amene  (les  registres  de  la)  division  cadastrale 
des  champs  du  temi)le  d'Amon,  lesquels  (i-egistres)  sont  dans  les  mains  des 
scribes   des  comptes   et  des  revenus   du  temple   d'Amon«    I  H    li     IKI''    ^  OOi   i   ' 

■s^iYi^,r;s¥Äas?j^  ■**■  '■^-•')- '- ■■•■«'■*-"^ 

1  inscription  de  Mes  sont  ceux  de  la  (lesorerie  et  du  grenicr  de  Pliaraon, 
car  11  s'agit  d'une  donation  jirise  sur  les  cliamps  du  mi,  tandis  i|uc  cclle-ci 
vient  des  champs  d'Amon:  ä  cette  dürcrence  ])res,  c'est  la  memo  doulde  ad- 
ministration  des  revenus  en  metal  (tresorerie,  Tpot-TTi^a  pt()lcmai(|ue)  et  en 
nature   (üfrenier,    9-/)0"at;coc  ptolema'i(pie). 

')    .1/.  I>i97,  ]).  13  .s(|(i.     »Stele  de  l'apanage."     Vf.  Revii.i.out,   Pr/'ci.'i  du   Droit  j).  .'>G7  .si|q. 

')  Les  Amü-pou  sont  mentiüiine.s  des  les  IV'''  ä  V  dynasties  (Rill. .  iil.  I  1.  ti.  18;  Marie tik, 
Mastahas  p.  318)  et  ;i  l'epoque  ptolcniaüpie  on  les  dresse  encore  pour  les  ilonations  au  temple 
d'Kdfou  (IJriioscu,  Thexmtnts  ]>.  (Uli). 


19iM.|  A.  Moret:    Un   proci's  de  (aiiiille  sous   In    XIX''  ilynastie.  31 


Sm-  cos  roüfistres  on  inscrit  Tactc  de  mutniion  de  |ii-(i]ii-ietö  qui  detache  les 
i'li;iin|is  des  »l)i('iis  sacrrs«  il'Aiiioii  —  piiis  la  taxr  de  Imitation  (|iii  constato 
i|U('  1  ai-tc  a  ('tr  reü;uli(''reiii('iit  circctur.  »(Lc  yi-and-priHre)  lit  iaire  la  iiiutatioii 
des   cliaiiins  I  ^      — ^')1   et    11  ddiiiia  rarticiit   cnmiiie  paicnicut   (do  la  taxc) 

de   ccux-ci   (|ui    furent    dötacln's   des    (•liain[>s   i\\\    ti'iii|il('   (rAiiKHi    (aiiisi    (|iu'   de) 

'■■ '■-:i;""i':i:' '' - ■  (4^-=ÄJn;''^Ti\'l^TI1ZT 

^lyi-^lY  Strlc.    1.5— (;].«    —    Puls    (Ui    traiiMTil    r.l/y//-/V7/   dout    il 

a   ('tr    |iarl(''.   (|ui   donne   la   descriptioii   des  cliaiiiiis   et    roriniiic   de   la    ])r()pri(''t('>. 

Au  total  trois  actes  sont  net'cssaircs :  1"  un  iii\('ntaii-(>.  2"  un  (''crit  do 
cessifui,  H"  un  roru  de  la  taxc  de  mutalion.  Nous  sonnnes  cn  druit  de  croire 
(|ne  tels  etaient  les  aetes  Inserits  au  noni  de  Neslia  sur  les  registres  de  la 
divisiou    eadasti-aie. 

Ces  aetes  transerits,  la  stele  de  Kaniak  fait  dire  au  dieu  Aukui:  ».l'etalilis 
ees  eliamps  pour  le  ])i-()phete  Khännuäsit  —  son  lils  [dn  ^rand-preti-e)  ([ue  lui 
a    eni'ante   la    tille   de   la    Hlle   royale  Tadenit-n-bast   - —  ä  ])erpetulte«.      (0    VrVf 

#^^5oJ  St(Me,  1.  2:{— 24).  La  Innnule  H^^]  sinen  a  une  iuipm-tauee 
]iai:ticuliere:  eile  resume  l'acte  entier^),  eile  eertilie  rautlienlieite  des  aetes  jiour 
les  hiens   et  pour  les  per.sonnes   (1.  N.  9  et  H3). 

III.  La  ilnnatinn  lieredit  aire  i  nd  i  visil)  1  e.  I>es  donations  "etablies« 
eomme  eelle  de  Nesha  ont  generalenient  le  earaetV-re  d"eti-e  rtalilies  ä  perpetuite 
[s.:^^''^!©?    Stele   de  Kaniak,   1.  24|  dans   une    lignee    deterniinee   d"liei-itiers, 


')    C'est   la   iiicme   fonimle    (|i]"('iii|ili)ieiit   le.s   eorits    de   ces.sion    deinoticiucs   (RKVir.i.our,    La 
l'roprii'tr  p.  447 — 448). 

^)    Sur  ce  setis  de  tri)  voir  Briki.sch  dans  la  Revue  Kgyptologiiiue  1,  p.  23  «([(p 

^)    La  formule     I  ij  suffit  .souvent   ;V   eile   seulc    jiotir    exprimer    le  caraettrc  aiillieiitKiiie 

d'une  (Idiiatioii.  La  sti-lc  oi'i  le  roi  .\iitef  a  Koptos  (Petrii;,  pl.\'lll)  .•(•tahlit»  im  ])reti-e  dan.s 
iin    doiiiaiiie    dependant  du   tein|)le  de  Min,    porte   (|ue    »son   bien   f'ut  c-tal)li"    dans  les  ecritiires  du 

temple  de  Min  ( 0  ^  ]  8  <ä.  t^ftl  |  ^J]  Q  ''^'■•)  =  '"'■■'*  '1'"  l"*  f<'"(l--'ti.)n  d'une  chapelle 
funeraire    per  Amenophis  III    ])(nir   .son   grand - officiant  Anienoj)liis,    on    dit    <|ue   le  roi   donne  ipie 

"Son  temple  Häit-ka-k  soit  etabli«    l^ ü  ||  o"^   ^  "^   U    '^    ^^_^®  (Kgyptinn  hiscriptimis 

in  hieratic  pl.  XXIX   1.4);    la  dotation  du  roi  .Vi  k  Moutnozenitit  porte  aussi  une  niention  un  peu 

confuse.  on  je  lis  ^](|^^^|,  ^  ,^7^^^^.  "'^"^■^■^^•-  ''''"'"'''''  "-'''^^ 
Ramscs  II  rappelle  en  termes  analogues  ses  donations  (Revilloi-t,  Retnie  Egyjitolnyique.  \\\  p.  103); 
A  l'epoque  du  gouverneuient  des  rois-pretres  les  donations  jjar  le  dieu  se  fönt  toujours  avec 
•  etablissement  ecrit«  (Stele  de  Karnak,  ÄZ.  181)7  p.  14  s(|q.  analysee  ici;  stele  de  Dachel.  liecueil  XXI 
p.  12  sqq.;  decrets  d'Auion  publies  par  Ma.spero,  Mixsion  du  Cnire  I  p.  694  sqq.);  enfin  sous  les 
Ptolemees.  les  textes  hieroglypliiques  des  donations  aux  t«!nii)les  eomportent  les  meines  formules 
(Edfou,  Brugsch,  Thesauruf!  p.  531 — 607). 


32  A.  Mdukt:    l'n   priuH-s  de  Ininille  sous  In    XIX'^' dyiinstif.  |XXX1\.  Hniul. 

et  (Vetre  soustraites  k  la  coutumc  lies  partages.  On  (ioncoit  mal,  en  effet, 
([u'iino  torre  puisse  »'"tre  ot.-iMic  ä  perpotuito  sous  uiic  lonne  (loiint'C  ot  \)(mv 
im  but  (Icterminö,  sans  iiiic  clniisc  irindivision  <(ui  assurc  soii  int ciiTite  et 
sa  i)eimanence. 

C'cst  pcmniuoi  le  (loinainc  de  Xesliä  ost  »jiroiirirtr  (11111  sciil  transiuissililc 
;i    \u\   soul"  l,'*"'^^   (1.N.4).     La   foriiiule    ost   clli2)tit|U('.    iiiais   rllc   sW-laircit 

par  l;i  <-(miparais(>ii  avec  Ics  (locuiiicnts  siinilaircs;  on  y  dit  grneralemcnt  (|uo 
la  (lonation  est  faitc  a  un  tcl,  au  tils  de  son  (ils,  ou,  si  la  descendance  est 
feminine,  h  In  fillc  d(>  sa  lillc.  et,  en  nenernl.  ä  riieritier  de  son  lieritier: 
soiivent  une  clause  precisc  prevoit  et  defend  le  pnrtage.  C'est  ;iinsi  ([u(>  l;i 
stelc  de  Karnak  ajonte  de  svüte  apres  la  formnle  d'»eta1)lissement  poiir  Tetei-nite« : 
»II  ne  sera  pas  fait  cpie  les  antres  enfants  qni  lui  (au  pere  de  Kliänouäsit) 
sont  nes  ou  bien  les  enfants  de  son  pere  (les  oncles  de  Khänouasit)  tous 
ensemble  (pnissent)  connaitre  une  entree  en  possession  sur  ces  biens  pour 
jiartager  ce  qu'ils  renferment,  ä  partir  de  ee  jonr  (litt,  matin).  Ils  sont  au 
eompte  de  Khänouäsit  ....  ils  lui  ont  ete  donnes  par  son  pere  (pii  a  fait  ipi'ils 
soient  donnes  a  nouveau  au  ßls  de  son  lils,  ä  l'heritier  de  son  heritier.  Et 
nioi  (Amon)  je  serai  avec  eux  coniine  garant  eternellement ').«  Suiveat  les 
nialedicticms  d'usage  pour  qid  de^'l^cera  ou  detruira  la  stele  (|ui  »etablit«  la 
pro]iriete  (1.  26 — 32).  Les  actes  de  donation  cites  precedemnient  com[)ortent 
des  foriHulcs  nnaloguespour  gjirantir  a  certains  liei'itiers  une  beredite  indivisi])le'"'). 

Ainsi ,  la  «division  cadastrale«  indi([uait  ä  quels  heritiers  etait  reserve  le 
bien  qui  y  etait   »etabli«  ,    et  donnait  les  renseignements   xitiles  sur  la  filiation 


'^^^^^^'^^  V®^  ^     Cf.  la  lemarque  d'ERMAN   p. -21    n.  2. 

2)  Texte  d'Anief  ä  Koptos  (Petrie,  pl.VllI  1. 1 1—12)  '^'^  ^  '^^'&;s^'  'exte  du  tenii)le 
de  Iläit-kä-k  ^-  ,  "^äiy^  csr-,  ^  (^9-  l"'"  I'l-  XXIX,  1.4);  stele  de  Dacliel  {KecueilXXl  p.  IT) 
1.14 — 17)  "(pie  ces  biens  soient  etablis  pour  le  fils  de  son  fils ,  l'heritier  de  ses  heritiers ,  sa  femnie 
et  ses  enfants.  Qu'aucim  autre  parini  les  tenanciers  ....  ne  puisse  avoir  sa  j)art  de  ces  biens,  k 
rexception  de  Nesoiibastit,  fils  de  Pahäti« ;  inscription  de  Mäkeri,  fille  de  Psioiikhänou  (XXP  dynastie) 
•  .'\inon  etablit  ces  biens  dans  la  inain  de  la  princesse,  et  ces  biens  seront  etablis  dans  la  main  de 
son  fils,  du  fils  de  son  fils,  de  sa  fille,  de  la  fille  de  sa  fille  et  de  l'enfant  de  ses  enfants  ä  per- 
petuite.-  (Maspero,  Mission  du  Caire  1,  p.  69.5  1.4;  cf.  stele  de  Honit-taoui,  fille  de  la  reine 
Isiemkheb,  p.  706  1.2.5 — 26).  II  convient  de  rapprocher  de  ces  textes  emanant  du  roi  ou  du 
dien,  la  Convention  des  princes  de  Siout  avec  les  pretrcs  du  temple  d'Anubis,  a  la  XIF  dynastie; 
le  prince  etablit  un  pretre  dans  un  bien,  et  ce  pretre  s'engage  ä  choisir  paruii  ses  enfants  un 
.seul  (|ui  heritera  du  bien,  et  celui-ci  ne  pourra  non  plus  en  faire  jiartage  ä  tous  ses  enfants. 
(GniFFirn,  Siut  pl.\'l   1.270 — 72.     ff.  Maspero,    Etmlfs  dr  Alytholnyic  \ ,   p.  63  —  64.) 


1I'"1-|  A.  MoRF.r:    l'n   piocis  de  tainille  soiis  la  XIX''  dynastie.  33 

de  cpux  (]ui  pouvaient  pretendre  ä  riirritaire.  Oii  comprond  mnintonnnt  ponrqiioi 
Mvs  (irc  do  cettc  "divisidii  cailastralo«  tous  los  arij-uiiu'uts  de  snn  Ixui  di-oit 
et  j)()iir(iuoi  Noiibounofrit  en  lalsiliaiit  cettc  divisiuji  cadastralc  niiiia  du  niciiie 
eoup   tous   CCS   arfjiiments'). 

II  laut  noter  ([ue  les  n'araiities  (|ui  entouraicut  1"  »('■talilisseineiit «  d'uiic 
|iropriete  conccdee  par  le  roi,  et  qui  remoiiteiit  si  haut  dans  lliistoii-e  ei>Tp- 
ticniie,  se  sont  conservees  sans  moditicatioii  ä  re])0(iue  grecque.  Un  celebre 
jiassayc  du  jiajiyrus  urec  de  Turin  iv  1  cite  la  »loi  du  pays«  T*)e  xwpocg  vojuoc 
cest-ä-dire  la  »coutunie  c,i;y]>tiennc"  apjiliqucc  pour  les  transinissions  de  ])i-o- 
jiriete  vers  117  avant  J.-C.  lors  du  proces  d'Ilennias,  ]iar  les  Ju,u-es  indi,t;-enes 
Aacy.piTcci.  Pour  recevoir  un  doniaine  en  donation.  pour  lieriter  ou  acheter.  il 
lallait  1"  (pie  raclieteur,  le  g-ratifie  ou  riieritier  fit  eta1)Iir  sa  tiliation  {y.?.-^ccvoßiav 
a.Tvoypa,4/oi.<T^cii)  sur  les  registres  en  sjjecifiant  (pi'll  etait  tils  (Tun  tel  et  d'une 
teile,  fils  eux-memes  de  tel  et  teile;  2"  que  l'aclieteur  ou  llieritier  payät  la 
faxe  (rarUfxivoi;  r^v  a,ita.p'%-/\v)  des  droits  de  mutation  d'une  propriete;  laut(>  de  (juoi, 
IUI  etait  frappe  d'une  amende  et  deeliu  de  tous  droits'-).  L'eiisemMe  de  ees 
dlspositioiis  legales  etait  favorable  aux  acheteurs  et  heritiers:  en  cas  de  con- 
testations.  ils  etablissaient  leurs  droits  gräce  ä  la  filiation  inscrite  et  au  lenioi- 
gnage  de  la  taxe  payee;  c'est  ee  (ju'on  appelait  la  »garantie  des  contrats« : 
(TTvpi'jo(Ti(;  Tüüv  a'vyypu<puiv^) .  —  L'inseri])tion  de  Ries  nous  inontre  que  Tlieritier  de 
Nesliä  ]irocede  <le  nienie  facon  i|ue  le  plaideur  <!u  pa])yrus  de  'Turin:  llnu'i  ou 
Mes  (■■talilisseiit  leurs  droits:  1"  en  attestant  leur  filiation  (1.  N.  "i.  11.  etc. I  et 
en  la  t'aisant  constater  par  tenioins  (I.  N.  2<) — 30):  d'ailleurs  les  parties  adverses, 
Noubounol'rit  ou  Kliä'i.  agi.ssent  de  meme  (1.  N.7,  11);  —  2°  en  citant  la  »division 
cadastrale«  (pü  porte  mention  de  cette  filiation  et  de  la  taxe  payee:  tenioignage 
si  concduant  (pie  Noubounofrit  n'a  d'autre  ressource  (pie  de  falsifier  les  registres 
de  la  tresorerie.  Tont  ceci  .seuible  eonf'orme  ä  la  jui'is]irudence  suivic  encore 
l>ar   les  Aciox.piTut  du  proces   d'Hermias. 


')  La  Stele  de  l'oasi.s  de  Dachel  (piil)liee  par  Si'ikgf.i.bero  dans  le  Reciieil  XXI.  p.  I'2  siiq.) 
a  pour  but  d'-etalilir«  iin  personnage  dans  un  fief  dependant  ä  Torigine  des  biens  sacres  du  dieu 
de    l'oasis,    Soutkhou.     Un  pnHre   du   dieu    croyait  tenir  de  sa  nicre  des  droits  ä   la  pro])riete  de 

sources  qu'un    "tenancier"    |(    V\    «'2(1(1  ^yt'l   '"'  disputait  comine  terre  a  partager.    Ici  encore 

11  y  a  conflit  entre  l'ljeritier  d'un  doniaine  indivisible  et  des  tenanciers  de  terres  divisihles.  L'an  .5 
du  regne  d'un  des  Sheshonc],  le  prince  de  l'oasis  fit  une  enqucte  par  devant  le  diiMi;  oii  con- 
sulta   les    "registres   de    la   division    cadastrale   des  sources»    et  la  sentence  fut  rcnduc  daprcs    ■■vv, 

(jue  l'on  y  trouva« ;    une  partie  des  sources  fut   »etablie«      I  fl    ^"  """'  ''"  '"'^  '^"'  «lemaiuh-ur 

et  reseivce  ä  sa  posterite,  ä  l'exclusion  des  tenanciers.  .I'ai  deja  inontre  dans  les  notes  de  la 
traduction  de  l'inscription  de  Mes  la  concordance  de  tous  les  passages  essenticis  de  cette  stcle 
avec  les  passages  analogues  du  texte  de  Mos. 

^)  A.  Peyron  ,  Papi/ri  yraeci  rcyii  taurinen.iis  Mxisii  Aegyj^tü  p.  38  —  39.  ff.  G.  Lusiimoso,  Re- 
chenhps  p.  307;  Revillout,   Remie  EyyptolngiqueWW,  p.  142,   Precis  du  Droit  Egypiwn  p.  10. 

')  Sur  la  yTiiaiuiTtQ  et  la  ßißctiwrn:  (pii  en  est  In  conscquence,  cf.  Revii.i.oiit  ,  La  l'mprii'te 
p.  4-J.H  siiq. 

Zeilsclir.  f.  .\gy|.t,  .Slir.,  X.KXIX.  Band.     1901.  5 


34  A.  Moret:    Un  proces  de  famille  soiis  la  X1X°  dynastie.  [XXXI X.  Band. 

B.    Terres  dirisibles  de  la  farinUe  rJp  NesJiä. 

l,a  (lonatiiiii  renale  ii'aNait  rtr  im  rNriicinont  lieui-cux  daiis  la  lainillc  (1(> 
Nosliä  (|U0  pour  la  ÜLinrc  ( )ur]iiiuro- llmii-^AIcs:  Ics  aiitrcs  (Icscciidaiits  de  Ncslia 
avairnt  coiitiniu'  ä  vivrc,  comino  tenaiiciers.  sur  des  terres'divisililcs  (|it"ä  cliaiiuc 
jjrneration  on  parta<>;eait.  Ces  i)artatirs  '-'  „  ^"rr^,  pesshiton  sc  laisai<'ut  i^riir- 
ralemont  du  A'ivant  des  chefs  de  faniilh'.  Linscriptioii  de  Mes  nientiomie  uue 
Serie  de  ees  partages:  nous  avons  vu  que  rainbition  inlassable  des  j^arents  de 
Ournouru-Houi-3Ies    etait    (ren^lober  le   domaine   indivlsible  daiis  les  partages. 

Les  tcrres  divisililcs  de  la  famille  de  Nesliä,  tout  en  etaiit  reparties  entre 
les  inembres  de  la  eommunaute,  n'en  sont  pas  moins  soumises  a  la  direction 
principale  d'une  seule  personne,  ({ui  peut  etre  un  Iiomme  ou  une  femme.  Ainsi 
ilans  riiiscription  de  ^les,  la  femme  Ournouro  a  le  titre  et  rautorite  d""iiispeetriee« 
^  V\  r  n  roudou,  apres  le  j^r^iwiPi"  partage  mentionne,  vis-ä-vis  de  ses  freres 
et  soeurs  (1.  N.  3):  jniis,  apres  le  seeond  partage,  dans  la  generatiuii  suivante, 
Khäi  (de  son  metier  "inspecteur«  sans  doute  de  terres  royales)  devient  »in- 
specteur«  de  ses  freres  et  soeurs  (1.  N.  8):  en  cette  qualite,  Khä'i  jirend  la  parole 
(1.  N.  11 — 12)  au  nom  de  la  eommunaute  eontre  la  lignee  Ournouro-Houi'-Mes, 
(piand  eelle-ei  proteste  eontre  le  partage  impose  aux  terres  indivisibles  de  la 
donatiim  royale.  On  sait,  en  eflet,  par  d'autres  textes'),  que  le  roudou  d'une 
famille  represente  en  justice  la  eommunaute.  II  est  probable  que  le  role  de 
roudou  etait  reserve  au  frere  aine  ou  a  la  soeur  jünee,  autant  qu'oji  en  peut 
juger  par  la  tradition  populaire  sur  le  röle  du  frere  aine')  dans  le  conte  des 
deux  freres;  en  tout  eas  le  roudou  de  l'epoque  pliaraonique  semble  etre  ce  qile 
le  frere  aine  Kvpiog,  ou  la  soeur  ainee  )ivpia,,  sera  ä  l'epoque  ptolemaique  ^) :  un 
chef  de  eommunaute,  souvent  avantage  dans  le  partage,  mais  responsable  des 
interets  generaux  de  la  eommunaute.  Ainsi  malgre  le  partage  des  terres  et  la 
division  en  branches  eollaterales  une  famille  qui  ne  possede  pas  de  domaine 
indivisible,  reste  neanmoins  une  association  groupee  sous  une  direction  unique. 
Tel  est  le  cas  pour  la   eommunaute  des  heritiers   de  Neshä. 


')  C{.  ÄZ.  1879,  i).71s(ji|.:  Kkman,  Bi'itriiyr  zur  Kenntniss  des  äyi/ptischcn  Gcric/itsri'rfa/irrn.i^ 
et  Rf,vii.i,out,  Revue  Et/yptoloj/ifjucXU ,  yt.  49  sim-  Dans  un  texte  de  l'epoque  de  Ranist-sII,  le 
pri'tre    Nofiräbou    prend    la    parole   en  justice    pour   defendre   ses    interets   et   ceux    de   ses    freres 

(.iif.  p.73)    eontre    un    personnage   <|ui  agit,    lui  aussi,   ^\        r      /i  ^r """^X      t^r  rJT  »conime 

roudou  de  ses  freres  et  sopurs"    (ÄZ.  p.73). 

")  Voir  ä  ce  sujet  REVir.t.ouT,  Precis  flu  Dralf  Egi/ptiin  p.  Ki,  '27;  Mastkuo,  Etnihv  de  mytha- 
logie  el  (Tarcheologip  W .  p.  412.  Le  roudou  Kliai  fait  cultiver  se,s  terres  par  un  de  ses  parents 
Houi.     Cf.  p.7. 

')  Sur  le  y.v^iov  voir  Rkvim.out,  Prtkis  du  Droit  Eyyptien  p.  "27,  'iSÖ,  308  et  La  Proprute 
p.  240,  "242,  249,  252.  On  y  voit  (]ue  la  fenune  peut  etre  »u^i«  coinine  Ournouro  dans  I'inserip- 
tion  de  Mes. 


1001.]  A.  äIouet:    Vn  proci's  de  fiuiiille  sous  la  XLN."^  dyiinstiu.  B5 

C.    Röle  du  Zat  et  des  Qonbitioii. 

L'inscription  de  M(\s  lums  niontrc  ([uc  les  prot-rs  rc'lntils  ;'i  In  [irojirirtc 
mettent  en  mouvemeiit  la  jiiridiction  du  Zal  ct.  dos  Qonliitiou.  A  ([uel  titre 
CCS  Ibnctionnnires  intervieiinent-ils?  C'est  cc  (|ue  dos  dociinionts  antöriours  ä 
ri'|H)(iiie  du  [irooos  de  Mes  ou  prosque  contem])oraiiis .  (ols  ([uo  los  papyrus  de 
Kalnin   et    riuseription   de   Rekhmarä,   nous   j)ermettent   dolueider. 

1.  Ell  ee  (pü  coneerne  les  proprietes  possedees  ä  titro  de  donation  indivi- 
silile,  le  röle  du  Zat  s'ex])Iiquo  par  ceci:  Quand  uu  acte  de  doiiatiuii  etait 
ötabll.  il  devait  etre  »scelle«  1\  c^^  iinxii^  les  bureaux  du  iionianpie  ^^'?, 
Zut.  Linseriptiou  de  Rekhmarä  ([ui  nous  retrace  les  dovoirs  dun  Z(d  ideal 
sous  la  XVIIP  dynastie  nous  dit:  Tout  acte  (fft'  '  ')  doit  etre  ouvert  (ttQ) 
par  le  Zat  et  »apres  qu'il  l'a  vu.  il  \a  ä  soii  bureau  le  sceller  du  sceau  du 
Zat,  et  apres  qu'il  a  accorde  aux  ecrits  d'etre  revetus  (du  sceau)  conformemeut 
au  reglement,   il  les  renvoie  a  leurs  possesseurs« ').     Au  noinbre  de  cos  »ecrits« 

ou  »actes«   figurent  expressoment  des  »iiiventaires«  \\-Vt- ämit-pon.  necessaires, 

comme  nous  Tavons  vu,  ä  »retablissement«  de  toute  donation  ou  transmission 
de  propriete,   et  c'est  le  Zat  (pii  les   seelle   ^  H  ^^"^^A  JL  n  I 'X' ®  ^g"^^ 

Reklimarä  1.  1!)|.  L'aete  une  fois  seelle.  le  Zat  s"occiq)ait  aussi  de  la  niise 
en  joui.ssance  du  nouveau  pi'oprietaire ,  et  il  verifiait  les  llmitos  dos  domainos 
en  cas  de  contlit,  gräce  aux  registres  du  cadastre  dont  il  ])ouvait  disposer: 
"II  y  a  uu  registre  du  nome  en  soii  bureau  (d'apres  lequel)  il  entend  (les  afi'aires) 
de  toute  terre  cultivee.  C'e.st  lui  (pii  otablit  les  limites  de  tout  doiuaine,  de 
tout  clianip,  de  tout  bien  sacre.  de  toute  propriete  dont  il  a  seelle  les  actes 
(litt,  de  tout  scellement)« ").  Les  papyrus  de  Kahun  nous  niontrent  en  action, 
SOU.S  les  Xir — XIIP  dynasties,  le  recit  du  toiubeau  de  Rekhmarä:  Uu  »inven- 
taire-testament"  Amit-poii  dun  certain  i)retre  AhduisdiibDU-Ouahou  ikius  y  a 
ete  conserve;  apres  le  texte  de  la  donation,  figiire  la  liste  des  temoins,  —  jiuis 
ä  une  dato  [)osterieure  qui  est  celle  de  la  mise  en  vigueur  de  l'aete,  renregistre- 
mont  au  ])ureau  du  Zat  et  le  paiement  de  la  taxc  de  mutation  de  pr()])riete 
sont  eonsignrs.  La  fonnule  d'enregistreinent  est:  »1/an  2il.  le  W  iiiois  de  Sha'it. 
le   7.      Fait   dans    ja    sallc    d'audience    du   Zal,    ])ar  devaiit    radmiiiisirateur    de   la 


')  New  KERRY,  7fcA-/(//!ar«  pl.  II,  1.  Kl — IT.  CL  yiAsvv.Ro ,  .J(mrnnl  des  Havants ,  s<'i)tenibre  llHtO, 
p.  543.  Voir  aussi  siir  cette  insci'iption  les  trathictions  et  coninientaircs  de  Kevii.i.out  (litinie  Kyypto- 
logiqueWX,  p.  90  sqq.). 

restitiiee   d'api-i-s    iin   des  textes  siinilaires  cites  par  Newherry    ([i.  "2*)).     Ci.  Maspeuo,   .Toirninl  di-s 
Savants  p.  545. 


36  A.  Moret:    l'n   procös  de  famille  sous  la  XIX''  dynastie.  [XXXIX.  Band. 

ville  Zat  Khäiti,  par  le  scribe  du  sceau  de  la  salle  d'audience  des  laboiireurs 
Amenemhäit  Ameni.   — -  Taxe  (payee)  .  .  .  \y<iv  Ahouisoubou-Oualiou  .  .  .«'). 

Gräoe  ä  ces  textes,  ou  voit  poiiriiuoi,  apres  la  deiioneiatiou  de  31('s,  le 
proces  est  porte  par  devant  le  Zat  (1.12):  pourquoi  eelui-ei  fait  eomparaitre 
devant  lui  et  deviuit  le  coiiseil  des  Qonbitiou  la  deliiKjuaüte  Noubouuofi'it  et  le 
jdaigiiant  3Ies:  commeiit  il  a  ä  sa  disposition.  pour  les  eumpul.ser,  les  actes 
([u'il  a  scelles  et  les  registres  du  cadastre,  oii  il  trouvera  nientiou  de  la  taxe 
payee  et  du  titre  d'etablissement  du  doniaine  indivisible  de  Nesha.  Le  Zat, 
enfin,  prend  une  decision.  uu  »arrete«  [l<:zp>  (1.  16)  vis-ä-vis  de  la  femme  Nou- 
bounofi'it:  mais  les  laeunes  du  texte  ne  permettent  pas  de  savoii*  quelle  piuütion, 
en  deliors  de  la  depossessiou  du  bien  illegalement  u.surpe,  atteiut  la  laussaire. 
Notons  eomme  detail  d'audience  interessant,  1' Intervention  du  seribe  royal  de 
la  table  Kliä  tils  de  Montou-em-niin :  il  (juestionne  le  ifo/ sur  son  »arrete«.  et  le 
Zat  l'envoie  se  faire  une  opinion  personnelle,  par  une  enquete  dans  les  bureaux, 
sur  la  culpabilite  de  Noubounofrit  qui  apparait  indiscutable  (1.  16).  La  com- 
petence  du  Zat  lui  permet  de  recevoir  seance  tenante  un  »apjiel«  sur  le  juge- 
ment  et  d'y  donner  la  reponse  convenable"),  qu'il  sagisse  de  contlits  relatifs 
a  des  terres  ou  de  tous  autres. 

II.  En  ce  qui  eoncerne  les  terres  divisibles,  (pii  sont  dans  les  lamiUes 
Tobjet  de  partages  '~~^"^^^  pesshitou,  la  competence  du  Zat  n'est  pas  moindre 

(|ue  j)our  les  donations  indivisibles.  L'inseription  de  Rekhmarä  nous  a  dejä 
appris  que  le  Zat  »entend  les  affaires  de  toute  terre  cultivee  _et  etablit  les 
ümites  de  tout  domaine,  de  tout  cliamp,  etc.«  (1.  27);  il  y  est  dit  aussi  ex- 
pressement    (jue    »c"est   lui   (le   Zat)    >[\n    fait   les   portions    des   terres    divisees« 

^  '^  I  laV  ^^ 'v  '  ,'  {1-20).      Que  ces    »terres   divisees«    shedou  soient  bien 

Celles  qui  sont  souniises  aux  »partages«  pesshitou,  nous  le  savons  par  les  pa- 
pyrus    de  Kahoun    qui    mentionnent    »les  partages   des  terres  divisees«  ^~^ 

"^^  ^);  nous  iiossedons  le  lu'oces- verbal  d'un  partage  de  ces  terres 
divisees,  avec  Tindication  du  nombre  de  mesures  de  terres  re])arties  ä  chaque 
Iiomnie^).  Nous  avons,  (Vautre  part,  des  » denombrenients  de  persounes« 
{Apout - retoii  ^^\"Mm\    doiinant     les    noiiis    des    eultivateurs    depeudant    <rtine 


■)  P.TM..O.™™,  M,»K,„„.,,i.  XIII I.. 1-1-2.  (gn;  1 1^  ^  ,gi---=-M^ 

"fe-TÄZ^fifeTTfl^^XÄTf^siri^rm 
eSi.s®iiCflfl^~^,--ilM^['7i-  "~-  —'....» 

!i  444;    REvrLLOur,  Revue  EgyptoloyiquiYWl,  j).  17.5. 

')    Sur  ces  appels  regus  par  le  Zat  cf.  A.  Moret,  L'appel  au  roi,  p.  149. 

')    Petrie-Griffitb,  Kahun  Papyri  pl.  XXII ,  1.39.     Cf.  Revii,li)i:t.  Rr-vuf  EyyptüloyiqueWW, 
p.  164. 

*)    Kahttn  Papyri  pl.XXlII,   1.  lösiicj.      Cf.  Revilloup,  ibid.  p.  165. 


lüOl.]  A.  äIorft:    l'n  proci'S  de  tamille  sous  la   KIX'  dynastie.  37 

memo  fVimille  et  repartis  sur  dos  portions  de  terres  divisililos;  cos  »dönom- 
liromoiits«.  vörita1)l(>s  »invontairos  de  jtorsoiinos«  sorvant  de  cDinjilrincut  au\ 
»iuvoutairos«    dos    bions    iiniiioi\lil(\s ')    {.[iint-pou],    olaiont    comme    los    Amlt-pou 

»aiTÖtos  sous  sormont  daiis  la  sallo  d"andioiioo  du  Zat'^   I     a   ^  ■  •  •^vl^^ 
^Sf  I  ^)')"     ^'^   couooit    dos   lurs   (^uo   lo   ]irocös   do  Mos,    niottaut   ou   ooullit  Ic 
proi)rlötairo    d'uuo    torro    iMdi\isilil<'    ot    los   cullivatours   di^   torros   ]iarlanoos.    ait 
iutorossö  ä  doulilo   titro   lo   tribunal  du  Zat. 

Mais  il  y  a\ait  uu  aiitro  tribunal  i\\\\  s'y  intorossait   on   niöino  (omps.   ooliii 
du    .•(•(insoil    do    notables«    (lu'on    aiiiiolait    los    Üonbitiou  ^     VOi  i  .      ],es   oorps    ad- 

iniuistratil's  (|ui  .i^ouvornaieut  lo  sol  de  rKnypte,  adnnnistration  royalo').  adniini- 
stration  dos  toniplos^),  avaient  leurs  oonsoils  de  Qojih/Iiou:  los  \illos')  et  los 
dlstriots  ruraux'')  possedaient  aussi  los  leurs.  L'importauoo  de  oos  oouseils  va- 
riait  sans  deute  suivant  rimportanoo  du  eorps  aduiiuistratif  dout  ils  depoudaient 
ou  do  la  localite  oü  ils  si(\t>eaiout,  oar  los  toxtes  distiuguout  »lo  graud  oonseil 
dos  QonbitioU'<^  "^^v  Sr'  "^  '^*'''^  oouseils  looaux  sans  ojiitiieto.  Ainsi  i'ius- 
oriptiou   do   Mes  fait  connaitro: 

1"    Los    ^'QonbUiou   de   la    sourco   de    Nosliä«    r    "^^'c^,  ^  '^W      |f 

2"  Los  »liommos  notables  do  la  ville«  ^^Ji alVl^  g^^,©  (l.N.ll ) 

(jui    (Tajjres   inio   Variante    »f'ont    los    (alVairos)    do    la   sourco   de   Nosliä«  . ^ ^ r 


lo    texte   ajontc   ipi'ils    «eiitendent  los  depositions«   (1.  N.  2,  S.  10).      Poiit-ötre  cos 
»notables   de  la   ville«    ropresentent-ils   uno  juridiction   suporioure   dun    douro   ä 


')    Kahun  Papyri  pl.  XXI,   1.2 — 3.     Ce   docimient    nous    doiuie    »h;   compte    des    tenes   cid- 
tivees.  ^K\    Ö        d'un  ceitain  pretre,  pui.s   »la  iiotice  du  conipte  des  lioiiiines.  qui  ressort  du 

dt-noinhremeut  des  personiics  (fall)  Tan  33«  "^  ^^^  Q ^  I  ^^  "^  '^  ^s9  [q  "p^  1  |  <■'" 
Uf.villout,  lifvue  E(/i/jj(olo(/iqiie\Ul,  p.  1G9.  Des  copies  de  ces  ..denombrements  de  personnes- 
sollt  donnees  pl.  IX  i.2s(|f|.,  1.  lljsqq.  Voir  sur  la  definition  das  Apmtt-retou  Griffith,  loc.  cit. 
text  p.  20;  Masi'ero,  Etudm  W .   p.  42.')  —  420;  Revili.oi .t,  Rivue  Egyptnlogkiiu-WW  ,   p.  ITH. 

^)    Kahun  Papyri  pl.  IX,   1.  1(. 

')    SpEKfiEi.iiERn,  Studien  und  Materialim  cite  des  U     VOs  i  AT)  ^ .      '•Qfmliiiiou    de    la 

cour»  (11.14).  11  ri-sulte  de  iioinbreux  textes  ([ue  les  Qoii/tititm  dcsisiies  sout  eeux  de  radiniiiistra- 
tion  royale.  Le  roi  se  vante  d'assister  aux  siiances  des  Qo/i/jilinii  (ibid.  p.  3'«,  ef.  A.  Mohki-,  L'apjirl 
au  roi  p.  143  — 147). 

*)    Les  teinples  de  Siout,  des  la  XU""  dyna.stie,  orit  des  Qtmbitiou  (Griffitii,  Sita  pl.VlI,  283). 

')    Spif.gei.bkkg,  Inc.  cit.  \\.\h  (Pap.  Ab.\\\ ,  d: ,  Pap.  Turin  128 ,  tj ,  etc.). 

")    Petrie-Griffmh,    h'a/iu>i    Papyri    pl.  XI,    1.22:    il   est   question    (sous    la    XH''  dynastie) 

d'un  .inembre  regulier  des  Qmi/>lti(/u  du  dislrict.  JU  Y  ^  LT  ^  VN.lW.  Cf.  GRirFnii, 
Text  p.  31. 


38  A.  Morkt:    Vi\  [H-oci-s  de  famille  sous  la  XIX"^  dynastie.  [XXXIX.  Band. 

eclle  des  »notables  de  la  source  de  Neshä« ;  on  comprendi-ait  alors  qu'ils  »fassent 
k's  .Mnvtös,  Ics  aflaires«  de  la  source  de  Neshä.  (jii'ils  deeident  des  eas  au  de.s.su.s 
de  la   eompetence  des   Qonhitiou  luraux. 

H"  Le  »Strand  eon.seil  des  Qonhlliou'^  "^"^  ^^  ^  1^  ^^-  -^^^  '^'  ^'  "•  ^'  ^■^' 
13.  lö).  Ce  sollt  eux  (|ui  reeoivent  la  plaiute  de  Takharou,  sopur  d'Ournouro 
(1.  N.  3 — 4),  de  Nouhounotrit  et  du  roudoii  Khä'i  (1.  N.  5 — 7).  Quand  ■Mes  reussit 
ä  faire  la  ])reuve  de  rillegalite  eominise  ä  son  egard,  il  eut  recours  dabord  aux 
»notables  de  la  villc"  (1.  N.  10)  qui  Teeoutent  eontradictoirement  avec  Iviiju; 
]Miis  il  s'adressa  par  eerit  (il  »fit  rapport«  1.  N.  12)  au  Zat  d"Heliopolis;  celui-ei 
fit  >Mlrposer«  Mes  et  Noubounofrit  par  devant  lui,  le  Zat,  et  le  «grand  eonseil 
des  Qonhitiow^  (1.  N.  13).  II  semble  donc  que  le  »grand  eonseil«  represente  une 
juridiction  superieure  k  eelle  des  »notables  de  la  ville«.  de  meine  que  ceux-ei 
semblent  etre  au-dessus  des    ^■•Qonhitiou  ruraux   de  la  souree   de  Neshä«. 

Ce  »grand  eonseil«  siege  dans  la  ville  de  Mempliis.  Dans  la  premiere 
affaire,  Ournouro  et  Houi  son  fils  deposent  eontradictoirement  avec  leurs  ireres 
et  sfinirs.  par  devant  »le  grand  conseil  des  Qonbitiou  avec  les  Qonhitiou  de 
Memphis«  c^^fP'"  ^  |  "=^1  "^  ?^"  ^' '^^^  I  A  ©  (LN.  5).  Faut-il  entendre 
([ue  le  »gi-and  conseil  des  Qonbitiou^^  est  distinct  des  -«Qonhitiou  de  Memphis« 
et  (|ue  les  deux  assemblees  sont  reunies  pour  la  circonstanee?  Ce  qui  semble 
devoir  faire  adopter  cette  opinion  c'est  que,  dans  la  deuxieme  aftaire,  Mes  depose 
devant  »le  Zat  et  le  grand  conseil  des  Qonbltlow  (1.  N.  13,  15);  puis,  lors  de 
la  decision,   on  dit  que  le  Zat  rend  son  arret   »avec  les  Qonbifiow  de  Memphis« 

ö  ^r^  t        ^"^  P^'^  Vi^'  ^^  I  A  ®    (1-  N.  1 7).      11    semble   donc    que   la 

decision  derniere  soit  au  grand  conseil  uni  au  conseil  de  Memphis,  sous  la 
direction ,   ou   en   la   presenee  du  Zat. 

Notons  que  c'est  le  Zat  dHeliopolis  (jui  siege  dans  le  grand  conseil  de 
Memphis  et  (pii  a  re^u  le  rapjiort  de  Noubounofrit  (1.  N.  6)  et  de  Mes  (1.  N.  13). 
Je  ne  sais  s'il  laut  conclure  que  le  Zut  d'uiie  vilh^,  fonctionnaire  royal,  peut 
etre  delegue  ä  la  direction  du  eonseil  de  teile  autrc  ville,  ou  s'il  y  a  ici  un 
cas  partieulier  pour   la   villi'  de  Memphis. 

()n  voit,  par  l'inscription  de  Mes  et  d'autres  textes,  que  ces  conseils  de 
Qonhitiou  avaient  speeialement  dans  leur  juridiction  les  (juestions  relatives  aux 
partages  des  terres  divisibles:  on  s'explicpie  cette  iutcrveiition  administrative 
dans  les  affaires  familiales  si  ces  terres  divisibles  sont  des  tenures  dependant 
des  terres  royales  ou  des  biens  saeres.  Spiec;elbkkg,  dans  son  etude  speciale 
sur  les  Qonlntlou.  cite  quantite  de  textes  oü  il  est  ([ucstion  des  partages'),  et 
des  proces-verbaux  de  partages'^)  operes  par  les  Qonhitiou.  ou  nous  retrouvons 
des  f(n-mules  du  texte  de  Mes.     On  voit,   i)ar   l"inscri|)tion  de  Mes.   dune  fa(;on 


')    Spieoelbero,  Studien,  p.  17.s(|(| 
»)    Studien,  p.  18  — -20. 


Ifldl.]  A.  MoREr:    l'n   proci's  de  lainille  sous  la   XIX"^  dynastie.  o9 

tivs  vivjintc  rintervcntioii  des  Qonhliinii  ;\  clijKiuc  ]\'n-t;iüc:  ricn  iic  sc  Oiit  (\no 
(Icvniit  CHX.  et  jiprrs  clijuiuc  ;irr(''(  uii  des  iidtalilcs')  est  ciivdyi''  mvcc  Ics  liri-il  ici-s 
siir  Ics  tcrrcs  ;'i  dhiscr  >>]iour  Inirc  \(iir  Icurs  cliniiiiis.«  d  »l'nirc  rinniMit  rc  Iciirs 
purtions«  ;ni\  Interesses  (I.  N.  !5.  4.  S.  17.  11).  1.  S. '.)  s(|(|. ).  Peii(l;in(  ees  opernt  ioiis. 
Oll  (Iressnit  des  pr(ices-\'erliMUx:  e"est  avce  le  seeoiirs  de  ees  ddeuineiits  ipie 
.Ales  a  irdine  le  reeit  de  son  proces.  et  ce  soiit  ees  (iuetuneiils  eux-ineiiies  ([u"!! 
a   rei)rodiiits   aux   pieees   annexes. 

^lise  eil  reuard  des  textes  siiiiilaires .  riiiseri|)1  imi  ipie  .AI.  I.diiKT  a  eu  la 
lioiiiie  Ibrtinie  de  deeouvrir  iimis  periiiel  de  (•(nupliier  ee  (pie  1  nii  sa\ait  du 
regime  des  terres  souinises  aux  ])artages  et  de  eelles  ipii  eii  etaieiit  exeiiiples: 
eile  nou.s  apporte  de  precieiix  reiiseiynonients  sui-  le  röle  aelit'  des  eoiiseüs  de 
Qonliifiou  (pi'oii  yoh  ]ieii  souveut  defini  d  uiie  l'aeou  aussi  e()in])]ete.  p]st-il  pos.sible 
enfiu.  d"etre  inseusilile  ä  lintei-et  de  ee  drame  de  fainille  Oi'i  l'äjji-ete  des  eoii- 
\oitises  inatefielles  entraiiie  tVeres  eoutre  l'reres.  pareiits  (•(nitre  ]iareiits  jus(pi"ati 
crime  de  faux?  Dans  ee  draine  \  ('cu  le  Ixiu  dmit  ICinporte  au  deruier  acte: 
aussi  iie  sY'tounera-t-oü  poiut  (pu'  .Mes  alt  dedi(''  un  ex-\(>ti>  au  dieu  Amou 
»juii'c  (Zrit)  du  uiis(''rablc"").  Sur  uiie  des  parois  adjaecutes  au  lutu'  (pii  a  eou- 
scrvi'  riiis('ri])tioii  du  jjroces.  on  voit  .Ales  ollrir  la  tuniig'atinu  d'eucens  a  \u\ 
lu'licr  eoinV'.  du  diademe  au.x  dcux  plumes  et  repo.sant  sur  un  uaos:  ce  Indier 
iiVst    autre    (pi">>Am()u    de   l'oasis   de   N(>sliä«'')    ([1  -^"L  I  g^i  »  .     TO  )     ''      ''"' " 

protecteur  du  foyer:  apparenmieut.  I\Ies  liii  avait  (l(''di(''  uiic  eliapelle  sur  les 
lieux  memes   sauve.s   par  l'aide   diviiie   au   eours   d'uu   pnxM's   sf'culaire. 


The  Philosophy  of  a  Memphite  Priest. 

By  James  Henry  Brea.sied. 

Hierzu  Tafel  1  und  II. 


ihere  i.s  in  the  British  Museum^),  a  sadly  damai^ed  stone,  wlueli  in  tlie  ojiinidu 
of  tlie  present  writer  contains  the  oldesl  known  f'ormulatioii  oC  a  ])hil(>s(ij)lncal 
Weltanschauung.     It   was   early    pulilislied    hy  SuAiii-K  (Insc.  I.  'M')  —  )5S).    lud    so 

d'apres    la    re.stitiUioii    [ilaii.sible    de   Orifiiiei.  —    ( >ii   Uonvc    de   iiu-iiie   rcx[)i-es.siüri        \\  ^^  (^^ 
I   ^^,  dont  une  abreviation  est  1.  N.lö,  in  Jhic. 
")    Pap.  de  Bologne   1094,  II,  1.3. 

^)    Amon  est  par  excellence  h;  dien  des  oa-sis.    .le  citc  d'apres  une  plioti>gra|>liit^  du  M.  Loret. 
*)    No.l35*. 


40  •!•  H.  HüKASTKn:    I'lie   I'lülosopliy  of  a  Meinpliite  Priest.  [XXXIX.  Band. 

liadly  as  to  be  unusable.  The  first  two  lines  were  copied  from  Sharpk  by 
Rouge  and  employcd  lor  liistorical  jiurposo.s'):  Goodwin  mnde  n  Lntin  trans- 
lation  from  SiiARPEs  laulty  tcxt")  Imt  since  tlion.  witli  tlir  cxecption  ol"  a  low 
plirases  from  Siiarpe  translatcd  liy  Renoui'^),  it  lias  licon  eiitirrly  lu'iilcctcd, 
until   it   was  ajialn   publislicd   a   few   weeks  ago  by  IMessrJs.  Bryant  and  Read^). 

I  had  ab-eady  inade  a  cojiy  of  tlie  inonumcnt  for  tlip  Berbn  dit-tionary, 
Ix'forc  I  saw  tlicir  fOj)y;  a  comparison  of  (bcir  pbite  witb  inine  wdl  cxpbuu 
the  nccossity  of  anotlier  pubbcation"):  for  it  seemed  imperative  to  iinmediately 
put  as  füll  a  text  as  possible  liefere  studeiits  of  Egyptian  tbouglit  and  religion. 
Tliis  nnexpeptedly  early  publieation  of  my  plate  therefore  makes  it  impossible 
to  jn't'sent  witli  it  tbe  füll  study  of  tlie  doeument,  and  especially  of  rognate 
material,  botb  Eyyptian  and  Greek ,  whicb  1  liad  contemplated.  Wbat  I  bave 
to  ofler  therefore  is  only  an  account  of  tbe  stone  itself,  and  a  rapid  sketcb 
of  tbe  more   important  ideas  of  the  remarkable  inscription  whicb   it  bears. 

Tlie  stone  itself  is  a  rectangular  slab  of  black  granite,  0,92x1,375  m, 
and  the  inscribed  surfoce  is  considerably  smaller,  being  0,G88Xl,H2m,  thus 
occupying  only  the  upper  three  quarters  of  tbe  stone,  as  it  lies  upon  the  long 
edge.  The  inscription  consists  of  two  horizontal  lines  at  the  top  and  beiieatb 
these.  sixty  one  vertical  lines.  It  lias  suffered  a  fourfold  defacement:  1.  tbe 
name  of  king  Shabaka  in  the  s>'-R^  ring  Iias  been  everywhere  (3  times)  cbiseled 
out:  2.  the  name  of  Set,  as  a  tyjihonic  god,  has  eA^erywbere  (at  least,  3  times) 
been  cbiseled  out");  3.  a  deep  rectangular  hole  about  0,12x0,14  m  has  been 
chiscb'd  in  tlie  centre  of  the  stone,  witb  rough  Channels  some  0,23  m  to  0,38  m 
in  lenij'th.  radiating  from  it;  4.  the  surface  thus  mutilated  has  been  used  as 
a  nether  mill  stone.  the  upper  stone  revolving  about  the  central  hole  and 
Crossing  transversely  the  radiating  Channels,  thus  wearing  off  the  surface  of 
the  stone  and  totally  oblitering  the  inscription  in  a  circle  some  0,78  m  across, 
around  the  central  liole,  witb  the  exception  of  a  few  signs  near  tbe  edge  of 
the  hole.  In  the  plate,  tbe  first  three  mutilations,  all  due  to  the  chisel,  are 
represented  l)y  lined  shading;  the  incidental  wear.  due  to  time  and  tbe  upper 
mill  stone,  is  represented  by  dotted  sliading.  Tlie  scale  of  tbe  plate  is  1  :  4 
and    paheogra])hically   the    comraouer    signs    are    only   rougbly   correct;     for    the 

')    Mel.  d'Aivh.  Kg.  1,  pp.  12  and  20  ff. 

■-)    M61.  Kg.  3id  ser.  I.  247. 

')    Hibbert  Lectures   187!»,   pp.  l.id   and  220. 

*)    PSBA.  March  1901. 

•')  For  example,  their  plate  nuinhers  the  line.s  hackward,  inaiiy  of  Sharimc's  i-rrors  rcniain 
iiiicon-ected,  the  laciinae  iiave  by  no  mean.s  been  exhaiisted  and  there  Ls  no  distinction  niade 
lietween  the  gap.s  made  intentionally  by  the  scribe,  and  those  due  to  wear  oi-  mutilation.  The 
aiithnr.s  de.serve  inuch  credit  for  devoting  them.selves  to  sucli  a  ta.sk,  ainid  the  duties  of  bn.siness 
life,  and  that  they  have  not  fuUy  appreciated  its  extreme  difficnlty,  i.s  cpiite  pardonal)le.  Their 
essay  on  the  inonument  doe.s  them  great  credit. 

•■')  Incidentally,  this  shows  that  the  hostility  toward  8et,  niu.st  have  begnn  after  the 
Kth   Century   B.  C 


U)(il.]  J.  H.  Breastkd:  The  I'liilosojiiiy  of  a  Meini)liite  Priest.  41 

insrription  is  cxcessively  time  worn  nnd  so  faint  that  eitlier  a  squeeze  or  a 
photonniiili  was  out  of  the  question .  and  I  liad  not  tlic  appliaiices  for  a  rul)1)in,i^'. 
llie  plate  was  therefore  drawn  from  a  hand  coin .  and  tlicn  (Mirri'ctcd  l)of(>re 
tlip  oriijinal.  All  tlie  rarer  and  more  important  siiiiis  Iiowcvcr  wcro  di-awii 
from  tlie  oriij'inal.  The  inseription  is,  palaeo^raplncally  an  exeeedinuly  Inlaut i- 
l'id  <ine,  and  wortliy  of  tlie  best  age.  The  si^iis  are  in  ^eneral  very  mueh 
lii^e  tliose  reprodueed  in  modern  hieroii'lyphie  type  All  laevmae  without  ex- 
ception  were  carefuUy  nieasured  and  it  is  to  lie  notcd  that  all  naps  in  Ihc 
plate  not  shaded  Ity  lines  or  dots,  are  orininai  and  intcntionai  on  the  j)art  of 
the  serilie.  'I'Iie  si^ns  are  vei^y  faint.  and  in  liadiy  worn  plaees,  reading  is 
cxcessively  difficult,  l)ein,i>'  a  matter  of  repeated  and  long'  examination.  I  s])ent 
several  days  on  the  laeunae,  l)ut  I  have  no  doul)t  that  with  a  hetter  light  than 
it  is  possible  to  get  in  the  nmseum  gallery,  more  eould  in  places  he  g'otten 
(lut  of  them. 

The  line  at  the  top  contains  the  fall  titniary  of  King  Si-hs-kL  reading 
iiotli  ways  from  tlie  middle;  and  the  second  line  is  the  record  of  the  king's 
renewal  of  the  nionument  as  follows:  »His  majesty  wrote  this  docunient  anew, 
in  (he  honse  of  his  father  Ptah,  &e..  his  majesty  having  diseovered  it.  a  wori< 
of  the  aneestors.  being  eaten  of  worms;  it  was  not  legible  from  beginning  to 
end.  Then  [he|  wrote  [this  document')|  anew,  more  beautiful  —  than  the  one 
that  was  liefore  (it).  in  order  that  his  name  inight  abide,  and  bis  ninnnnicnt 
be  Hxed  in  the  house  of  bis  father,  Ptah.  &e..  ibr  all  eternity,  being  a  work 
of  the  Son  of  Ref  \S^-b^-ki\,  for  his  father  Ptah.  kv.,  in  order  tliat  he  ndght 
lie   giTen   life  eternally«. 

Tliis  record  shows  tht'n ,  t]ia(  onr  inscri|)tion  is  a  eo])y  by  S>-l)>-/c<  of 
an  older  doeument  on  more  perisha])le  ina(erial:  for  tlie  king  is  partiodai-  not 
to  call  the  older  doeument  a  stela  (wd),  but  refers  to  it  sim])ly  as  »tliis  doeument 
or  writing  rfii"^^^  ",  a  term  conveniently  a])plicable  alike  to  the  new  stela 
and  the  older  wooden  tablet,  or  whatever  niay  iiave  been  the  worm-eaten 
material  of  tlie  older  doeument.  The  fact  that  llie  iatter  had  become  »illegible 
from  beginning  to  end",  might  east  suspicion  upon  tlic  eorreetness  and  authenti- 
city  of  the  eopy.  but  there  are  degrees  of  iliegibility  and  the  success  of  the 
renewal  would  indieate  that  the  older  doeument  was  not  totally  illegible,  but 
only  very  difficult  to  read.  There  are  evidences  of  such  early  loss  however, 
iike  (he  Omission  of  ^^5-J  at  the  liead  of  1.  l'iA.  and  the  gap  in  i.Ül.  P>u1 
the  regularity  of  the  arrangement  in  11.)} — 7.  and  tlie  continuity  of  the  sense 
in  11.  13a — 18«,  show  clearly  that  some  ga]is  were  intcntionai  in  the  eariier 
original.  Li  any  case  this  superscription  of  itself  ])roves  that  the  reniarkaiile 
ideas   in   our  inseription  are   as   old   as   the   8th  Century   B.C.,    wi(h    strong   |)i-e- 


')  There  is  exacth'  rooiii  fur  this  restdratioii .  as  at  tiie  hej!;iiiniiig  of  th<!  line. 

tschr.  f.  .ViJiypl.  S),!-.,  XXXIX.  liaiul.     IMl.  ^ 


42  J.  H-  Breasted:  The  IMiilosophy  of  a  Meniphite  Priest.  [XXX IX.  Band. 

siiin]ition  that  they  are  older.     The  internal  evidence  that  they  are  mucli  older 
will    lic   fiiiuid   below. 

Of  tili'  (il  verticnl  liiics  iimlcr  tlic  .-iLovc  hradiiin-,  (uily  one  tliinl  liavc 
survivod  ciitiir,  tliounli  scaiity  Iragmciits  of  a  fcw  luoi-c  arr  still  lo^lblr.  Uiidcr 
tlie.se  eireiimstanee.s  one  cannot  determine  at  a  glance,  in  whieli  direction  tlie 
lines  .sliould  be  read.  Wc  notice  in  1.  7  that  its  clo.sinQ-  word.s  are:  »He  jiidged 
Htirus  and  Set«:  now  1.8  begins:  »Ile  scttled  (?)  their  litigation«,  eontinning 
witli  tlie  appoiiitmeiit  of  Set  as  king  of  Upper  and  Horu.s  as  King  of  Lower 
Egypt.  Looking  in  1.  8  at  the  mention  of  Set  before  Ilorus,  preceding  the 
niention  of  the  two  together  in  I.D.  \ve  see  elearly  that  11.10^?  and  10/;  headed 
by  Set  .should  preeede  1. 1 1  o  and  111)  headed  by  Horus,  and  that  both  should 
precede  1.  12r/  headed  by  l)oth  together.  But  it  Is  to  be  noted  that  the  hori- 
zontal lines  divide  the  text  into  seetions  eoherent  in  themselve.s;  thu.s  11,  10« 
to  12a  must  be  read  together:  11.106  —126  likewi.se:  and  similarly  U.lHr/ — 18«; 
11.  \'Mt  — 18 A.  and  11. 13r  —  18p.  The  sueeession  of  11. 13r  —  15c  is  A'ery  clear, 
as  3Iessrs.   Read  and   Bryant  liave  notieed'). 

U.2U  and  22  are  joined  thns:  W$M^^M^  ^'WU-  aml  the  same 
phrase  in  the  mlddle  of  1.  G4  sliows  that  the  junction  is  correct.  Again  at  the 
other  end  of  the  inseription,  the  following  plirases  oecupying  the  end  of  one 
line  and  the  beginning  of  another,  must  elearly  be  conn(!cted: 


«)  ku' 


'»:r^-!^.!f1kfl^v^- 


'i..-^         I     I     I         _eF^  A/WW\  I      ^      i^^      t/ /TH  C^  /wwu\ 

As  regards  o,  the  conclusion  is  reinforeed  1)y  the  phrase  ( )  '^'v^,^"^ 

in  tlie  iniddle  of  11.  58  and  5().  The  conneetion  between  the  (nid  of  1.  58  and 
tlie  beginning  of  1.  59  is  equally  clear.  Imt  the  peenliar  arrangement  of  the 
last  words  of  1.  58  compel  referenee  to  tlie  plate.     The  end  of  1.  (50   eonnects 


')  After  1.  18a.  h,  &c.  the  sueeession  is  not  easily  demonstrated  owing  to  the  wear  of  the 
inillstone  in  the  middle,  and  the  fact  that  the  fragments  at  top  and  bottom  do  not  always  belong 
togetlier,  owing  to  tlie  intervening  liori/.ontal  line,  now  largcly  lost.  L.  18c  probabiy  joins  I.  19; 
in  any  case  1.  19  was  not  cnt  by  the  horizontal  line  as  is  shown  by  1.62,  which  corres])oiids  with 
it  at  top  and  bottom;  biit  11.  '20  and  21  were  ciit  liy  it.  ns  all  the  lines  introduced  by  \\  are 
so  ciit,  and  ftirtliermore  the  t;nd  of  1.  20i  is  in  continiiation  of  1.  19  and  not  of  20a,  as  is  shown 
by  comparison  with  11.  62 — 63.     LI.  22 — 23  were  [ii-obably  not  so  cnt,  for  1.  21  h  joins  22  a.s  shown 

above.    LI.  25 — 28  were  cut  l)y  the  liorizontal  line,  as  shown  by  the  reinains  of    jTl.    'I"he  ])roper 
sueeession  of  lines  8 — 24  is  also  clear  froin  their  content,  as  is  shown  furtiier  on. 

')  The  sueeession  is  Iiere  so  patent  that  Massrs.  Read  and  Bryant  have  inverted  the  order 
(if  the-se  two  lines  in  their  transiation,  in  order  to  accoinodate  thein  to  their  order,  on  the  sup- 
position  that  the  xcrihr  lias  inverted   tlioni. 


1901.]  .1.  H.  Breasted:  The   Wiilosophy  uf  a  M,>ni|.liit,>   Priest.  43 


c4e;irly    witli    1.  fil,    where   ^Hfl ^^    ^^    ■'    i'<'l;>t'\<'    »'lause    licldii.i-'iiiu-    to 

^  ^ '<^=^  (fiid  oflil):  at  llic  l»on'iiinini>-  of  1.  ()"2  I  am  not  sure  ol'  tlic  iiioaniiiif, 
but  connectidu  witli  tlic  ciid  ofLIIl.  is  cloarlv  jiossible.  Finally  1.(52  uarratos 
the  (lrowniii.i>-  of  üsiris,  -wliilc  in  1.  {^'^  Isis  and  Neithtliys  pnll  liini  asliore 
{spr.sn  sw  r  t>')  a  clear  sequence  of  events;  wiiile  1.64  proceed.s  witli  tlie  ovonts 
foUowing  his  death,   Avhich   liave  been  be^un   in  1.  63. 

The  dircction  in  wliicli  tlie  lincs  .sliould  lic  numbered  is  thereforo  ccrtain, 
and  WC  liave  again  before  u.s  a  text  witli  the  si^-ns  facin^'  baekward,  as  in 
tlie  soutliern  jtvion  inscription  of  Hatshepsut,  tlie  coronatioii  inseriptioii  of 
Tliutmoso  III.  (both  at  Thebcs)  or  the  Der-el-Bahri  texts  of  Hatshepsut.  Tlic 
fact  tliat  thi.s  peculiarity  is  so  common  in  tlic  18tli  dynasty,  toscthcr  witli  the 
orthography  and  grammnr  of  tlie  inscription,  which  certainly  eaniiot  lie  latei- 
than  the  18th  dynasty,  Avould  indicate  that  our  stela  is  an  unaltered  copy  of 
a  document  at  least  as  ohl  as  that  period,  wliile  some  points  in  ortli(>gTa|)hy 
would  indicate  a  much  earlicr  date.  Furthennore.  it  will  l)e  sliowii  liclow 
that  one  of  the  chief  ideas  sct  fortli  in  the  document,  was  currcnt  in  the 
l<Sth  dynasty;  there  are  strong  indications  thcrefore,  l)oth  in  form,  laiiguai;-e 
and  content,  that  the  inscription  is  to  be  dated  in  or  hefore  the  bcginning  of 
tlie  New  Kingdoin.  Regarding  the  content  of  the  document  let  me  repoat, 
tlint.  wliat  foUows  is  a  mcrely  preliminary  skctcli,  to  accompany  the  uiiexpcct- 
edly  early  publication  of  the  text.  I  hojie  tliat  a  morc  elaborate  study  may 
foHow.  hiit  at  present  I  can  only  call  attention  to  the  most  hnportant  ol'  the 
remarkable  ideas  preserved  to  us  in  thi.s  ancient  docvmicnt,  not  attempting  to 
treat  more  than  incidentally  its  mythological  content,  nor  to  observe  closely 
tlie  Order  foUowed  hy  the  text.  It  once  coiitained  a  complete  exjiosition  of 
tlie  functions   and   qualities  of  Ptah,   and  it  begins   (1.3)  thus: 

"This  Ptah  is  he,  who  is  ])roclaimed  under  tliis  great  name.«  'l'lie  word 
for  «proclaim«  or  »publish«  is  ^^^  ä  .  tlie  only  other  occurrences  of  wliicli 
are,  so  far  as  I  know,  in  the  coronatioii  inscriptions  of  Hatshepsut,  where  it 
is  used  of  the  proclamation  of  her  name  as  king.  This  is  of  cause  tlie 
meaniiii;'  Iiere  also.  Atiim  is  his  father  (1.  6).  «to  wliom  the  gods  ollered, 
\\heii  hl'  liad  judtied  Ilorus  and  Set«.  Aller  settling  »tlieir  litigation ,  he  avX. 
up  Set  as  kiiii;-  of  f'pper  Kgy])t  in  the  Southland,  from  the  place  where  iie 
was  )>orii«  ;  (cf  1.  lOr/)  and  Keb  »set  up  Horus  as  king  of  Lower  Egypt 
in  the  Northland,  from  the  ])lace  where  his  father  was  drow^ned«.  The  dia- 
logue  accompanying  these  füll  lines,  now  ioUows  in  the  upper  portions  of  the 
cut   lines  (10a — 17a): 

»Keb   (to)   Set,   .speecli :    "Hasten   from  the  place,  wlierein  tliou  wast  liorn'.« 

»Keb  (to)  Horus,  speeeh:  'Hasten  from  the  place,  wdierein  tliy  father  was 
droAvned".« 

»Kell    (to)    Ilorus   and   Set,    speeeh:    "I    will   judge   you'.« 

()• 


44  .1.  II-  Brf.asted:  Tlie  I'liilosopliy  of  a  Memphite  Priest.  [XXXIX.  Band. 


»Keb  (to)  the  enncad,  speech:  'I  have  assigned  the  inheritance  to  that 
lioir,  to  the  .son  ol"  tlic  fir.st   l)orii   son".« 

It  is  clear  tliat  »tliat  lioir«  is  Honis,  for  the  accompanying  half  lines 
(106 — 126),  after  afiiniimg  tliat,  »it  i.s  evil  for  the  heart  of  Keb  that  the  portion 
of  Horus  should  (only)  be  equal  to  the  portion  of  Set«,  th'en  .state  in  aeeordance 
with  the  dialogue:  »K(>b  gives  his  inheritance  to  Horus,  he  being  the  son  of 
his  first  born  son«.  The  preeminence  of  Horus  is  again  indicated  by  tho 
obscure  lines  1B6  to  186,  each  beginning  with  '^.  ,  and  it  is  clearly  stated 
(U.  13c,  lic,  15c):  »Horus  Stands  on  the  earth,  he  is  the  uniter  of  this  land, 
proclaimed  under  the  gi-eat  name  Ti-tnn-rsi-inh .f,  lord  of  eternity.  Tlie 
crown  (Wrt-hklw)  flourishes  on  his  head;  he  is  Horus,  appearing  as  king  of 
I'pper  and  Lower  Egypt,  Uniter  of  the  Two  Lands  at  the  stronghold,  at  the 
]>lace')  wliere  the  Two  Lands  are  united«.  A  new  subject  is  now  introduced 
with  tlie  same  mechanieal  arrangement  as  before,  viz.  first  the  narrative  in 
füll  lines  (18c — 19)  and  then  the  dialogue  in  half  lines  (20 — 21),  the  narrative 
(18c — 19)  related  the  di'owning  of  Osiris,  with  tlie  subsecpient  dialogue  and 
Offices  of  Horus,  Isis  and  Nephthys').  This  narrative  is  resumed  and  partiaUy 
repeated  at  the  end  of  our  inscription  (11.  62 — 64).  From  25 — 35  the  text 
again  took  up  the  conflict  of  Horus  and  Set,  and  then  practically  everything 
is  lost,  to  the  end  of  47.  The  mythological  references  in  the  foregoing,  of 
course  suggest  many  parallels  in  other  texts,  but  these  we  here  intentionally 
pass  by,  for  it  is  in  the  last  15  lines  of  the  inscription  that  we.  find  enume- 
rated  the  essential  funetions  of  Ptah  which  make  the  document,  to  my  mind, 
the  most  remarkable  monument  of  Egyptian  thought  which  we  possess.  In 
1.48  we  have  a  title,  probably  to  be  read:  Q  ^^  W  %  |  |  1'  the  meaning 
of  which  is  of  course  doubtfuP).  It  is  the  title  of  a  list  of  eiglit  capacities 
or  funetions  of  Ptah,  arranged  in  two  fours.  The  upper  four  are  nearly 
complete;  of  the  lower  fom-  only  traces  remain.  The  Ptah-figures  in  the 
shrines  are  determinatives  of  the  precedhig  designations  of  Ptah.  The  last  of 
the  Upper  four  (1.  52«)  reads:  »Ptah,  the  great  is  the  heart  and  tlie  tongue  of  the 
gods«  I  n  I  ])•  Tliis  enigmatic  utterance  is,  as  we  .shall  see  the  text  or 
theme  of  tlu;  dcvelopment  in  the  ibllowing  lines,  and  we  shall  best  understand 
what  is  meant  by  it  if  we  first  turn  to  the  clear  passages  of  these  fre(]uently 
obscure  lines.    LI.  57 (end)  —  58  are  very   explicit:   (liey  state: 


')    Tliis    is  undoubtedly  a   reference  to   1=1,  which  first  occurs  in  tlic  Middle  Kingdoin. 

')    The  narrative  continued  through  1.22  at  least,  as  a  coinparison  with  1.64  shows. 

')  It  may  mean:  »Ptah  as  the  being  of  tiie  gods",  for  as  he  is  later  shown  to  be  their 
intelligence  and  their  medium  of  expression,  he  might  easily  be  called  their  very  being;  bnt  this 
is  of  coui-se  vei7  doubtfid.  Anotiier  possible  rendering  is:  »Ptah  as  the  forms  of  the  gods»,  meaning 
tliat  the  other  gods  are  only  different  forms  of  his. 


1901.]  J.  H.  Breasted:  The  Philosoph)'  of  a  Mempliite   Priest.  45 


l^^U. 


»He')  is  the  maker  of  every  work,  of  every  liaudicraft ,  tlie  doing  of  llic 
hands,  the  going  of  the  feet:  the  movement  of  every  member  i.s  according  to 
liis  command,  (viz.)  the  expression  (lit.  »word«)  of  tlie  heart'.s  thought,  tliat 
oometh  forth  fi'om  tlie  tongue  and  doeth  the  totality  of  everj'thing. «  Here  it 
is  clearly  stated  tliat  everything  fir.st  exists  in  the  mind  as  thought,  of  wliicli 
the  »hoart«  i.s  the  seat:  this  thought  becomes  real  and  objective  by  Unding 
expre.s.sion ,  and  of  this  the  tongue  is  the  Channel.  »Heart«  is  thus  by  meto- 
nomy,  the  concrete  term  for  »mind«,  while  in  the  .same  "vvay  »tongue«  is  the 
ooncrete  tenn  for  »word«  or  »command«,  the  expression  of  the  thought.  Tlius. 
mind  and  the  expression  of  its  content  are  denoted  by  »heart«  and  »tongue«. 
The  ancient  thinker  leaves  us  in  no  ddubt  about  tliis.  for  he  ag;iin  explicitly 
-tates  (11.  5G  —  Ö7): 


»It  is  the  tongue.  whicli  repeats  the  thought  of  the  heart;  it  (the  heart)  is  llie 
former  of  all  gods,  Atum  and  his  ennead;  at  the  time  when  every  hieroglyph")  even, 
came  into  existence  as  a^)  thought  of  the  lieart  which  the  tongnie  connnanded.« 

It  is  ahvavs  the  heart  (=^  or  "^  <•''•  TIebrcw  n;|  or  the  »body«  (  ,  lit. 
»T)elly«  cf.  Hebrew  2'"'!2n-i),  which  the  Egyptian  conceives  as  the  seat  of  mind; 
cf  among  many  examplcs  the  words  of  IIatshe]isut  on  her  olx'lisk  at  Karnak 
(LD.  III.   2id): 

')  This  pronoun  inay  refer  to  -heart«,  but  as  "heart-  i.s  identified  witli  Ptali.  this  will  inake 
HO  difference  in  the  conclusion. 

^)  As  the  Kgyptian  for  hieroglyph  is  ]|  -divine  word",  it  is  iirobahle  tliat  it  is  iised  of 
words.  whether  written  or  not,  in  the  above  pa.ssage  or  the   «body«. 

^)    Or   "by  the  thought  of  the  heart  and  command  of  the  tongue«. 


46  ,].  II.  Bheasted:  The  l'liilosopliy  of  a  Meinpliite  I'riest.  [XXXIX.  ISaiul. 


»My  heart  letl  me  to  make  for  him  two  obelisks.«  Similarly  over  a  vessel 
aiiiouii-  tlio  olVi'riugs  to  Amon  m;uk'  liy  I'Imtiiinsc  III.  in  tlie  ofiVrin,«-  sci'ue  tlr- 
picteil  on  tho  wall   of  the  annals  at  Karnak   (BuKi.siii.   'VUcs.  1187)'): 

»(Of)  costly  stone.  wliich  liis  inajesty  iiiade  afcordiiig  to  tlu'  dcsi,nu  of 
Ins  own  heart.«  These  examples  will  suffiee  for  «heart«:  a  convinciiig  example 
for  2^   is  oftered  below  in  another  coniiection. 

Ptah  is.  therefore.  aeoording  to  the  affirmation  of  1.  52.  the  niind  and  speecli 
of  the  gods.  This  statement.  made  in  an  age  so  remote.  if  understood  meta- 
physically.  is  a  remarkable,  philosophical  Interpretation  of  Ptah's  ftmctions  and 
]>Iace  among  the  gods.  Yet  I  am  not  inclined  to  credit  the  E.g^-ptian  of  that 
age  with  any  clear  metaphysical  conception  of  niind:  it  is  not  mind  as  the 
c-apability  of  thought,  with  whieh  Ptah  is  here  identified:  liut  assuming  mind 
as  already  existent.  Ptah  is  here  the  sonree  of  the  ideas,  notions  and  plans 
wliich  the  mind  entertains.  He  is  to  be  sure.  called  the  =¥  »heart«  or  »mind« 
of  the  gods  without  qualification:  and  -=^  is  clearly  explained  as  the  seat  and 
source  of  LJ'^^'^v^  »thought«.  Nevcrtheless  when  we  examine  the  develop- 
ment  of  tlie  idea,  we  find  that  it  is  not  »li/id  ]iurc  and  sinii)le.  but  the  content 
(if  mind  or  better  the  source  of  that  content,  with  wliicli  Ptah  is  identitied. 
'Iliis   is   clearly  stated  in  the  followhig  (1.  54): 


fo 


k       «0.1  «o  c^ '"==5^'^^ 


BMI 


"(He  is)  the  one  who  makes  to  — (?)^)  that  whicli  comcs  forth  from  every 
body  (thought)^),  and  from  every  mouth  (speech),  of  all  gods,  of  all  people, 
of  all  cattle.  and  of  all  reptiles,  wliich  live'),  thinking  and  commanding  every- 
thing  that  he  wills.«  Thought  is  fre(jucntly  co]u'eivi'(l  as  that  which  gocs  on 
in  the  »body«  as  could  be  shown  by  many  examples.  The  most  convincing 
ones  known  to  me  are  on  the  stela  of  Intef  in  the  Louvre  (C.  2(),  1.15;  it  is 
l'Stli    dynasty): 


')  See  my  Varia,  PSBA.  .\pril  1901.    This  example  offers  tlie  usual  spelhiig  o(  ki.t;  whereas 

oiir  text  regularly  employs  |    j . 

')  The  lower  end  of  the  •¥■  is  perhaps  visible  after    I. 

')  Causative  verb  lost. 

*)  Wn  m  hnt  is  an  idioin  for   »come  fortli   früiii». 

■')  The  j)articiple  agrees  with  the  last  noiiii. 


10(11.1 


.1.  11.  Breasikd:  Tlif   l'liil()S()))liy  of  a   Moiiipliilc   Priest. 


47 


ICi       I 

'^^<=>A  I  c  w 

"One- whi)  kiiow.s  \\li;it  is  in  llic  liody.  liclorc  .•iiiytliiiii;-  ]»;isscs  ciul  mcr 
tlir  lijis.«  FnrtlicniKirc  tliis  cxniniilc  piits  "Iinily«  and  ■>li|i.s"  in  ;i  |i;ir;iilcli,siii 
|irrciscly  likc  "liixly«  ;in(l  "UKmlli"  in  (iui-  in-^criiit  inn.  'Tlic  lost  \  erb  ;it  tlic 
lic.u'iniiinL;'  is  dil'ficnlt  tu  su|i|ily.  hnt  tlic  (•(inclndiiii;-  ])lir;is('  provcs  all  \\c  liavc 
avcrri'd:  tlic  initiative  thunnlit .  and  tlie  execnti\('  etimmand  are  in  every  creatnre 
even  animals(!),  the  ])ru(luet  of  tlie  nod's  will.  Tliis  is  anain  clear  in  a  plirase 
already  ([uoted  (1.  5cS):  »'I'lie  movement  ol'  e\ci-y  mem)iei-  is  aceoi-dinn'  (o  liis 
eoniniand".  It  is  im[)()rtant  Cor  tlie  date  o(*  oiir  docnnienl  to  notiee  tliat  tliis  is 
an  itlea  already  curreut  in  the  18th  dynasty.  Tlie  conrt  herald  Intel",  after  re- 
rounting  liis  exeellent   Services  to  the  king'  says'): 

.   ©  ^^^ 


tt:^- 


A 


c^    I   o 
c^    IO,=±f=, 


"It    was    my    heart    wliirli    eansed    tliat     I    slioiild    du    tlieni    (liis    serviees)    liy 

its  g-viidaiiee   of  my  alVairsl':').   it    liein.i;- an    excelh'nt    witness.     1   did    not 

transs're.ss  its")  s])eeeh,  I  feared  to  overste]i  its  i;iiidanee:  I  prosjx'i'cd  therefure 
pxceedinii'ly:  I  was  distinuiiislied  liy  ri'Msun  ufthat  whieli  it  caused  lliat  1  sliuiild 
do;   I  was  exceUent   tlii-uni;li   its   liMiidMiiee.     "Lo '.    said  tlic    pcuple,  'it 


')  Loiivre  Stela  C.  2(),  11.  22 — 21.  Tliis  stda,  a.s  wa.s  lon^  since  evident  froni  tlie  inscription. 
belong.s  to  the  18th  dynasty;  Intef  was  an  officer  of  Tlmtmose  III.,  for  Mr.  Newuerry  lias  dis- 
covered  his  tomb  at  Thebe.s. 

^)    The  pronoun   »it«    (Kgyptian   ••he")  refer-s  llir()iif;lioiil  to   .dieart... 


48  J.  11.  Breasikd:  Till'   l'liilosni.liy  of  a  Meinphite   Priest.  [XXXIX.  Band. 


i.s  an  orack^)  of  the  god,  ichicJi  is  in  etery  body;  prcsperous  Is  he,  whom  it  hath 
iriiidi'd   t()   tlic   priii>itious   way   dl"  afhicvciiK'iit".      Bolidld.    thii.s   I   wa,s").« 

TIh'  univer.sal  ]M-oinptiii.i>-  of  the  god  is  tlius  clearly  recognized  ni  tlie 
IStli  dynasty.  A  inan's  hcart  is  the  seat  of  .sug-g-estion  and  guidance.  and 
this  content  of  liis  mind  is  »an  oradc  of  tlio  god  wliich'  is  in  evcry  hody«'). 
It  i.s  therefore  particnlarly  Ihr  content  of  tiie  niind  wliiidi  is  diie  to  the  god. 
Hnt   our  priostlv   thinkin*  goes  evcn  a  step  further  than  this,  for  he  savs  (1.  Ö4): 

"The  i)ower  of  heart  and  tongue  eame  into  exi.stence  fi-oni  liim.«  Tlie 
»power  of  tlie  lieart«,  ]iroliahly  does  not  mean  here  tlie  capahility  of  thinking: 
bat,  as  the  addilion  ol"  tongue  .shoAvs,  it  siniply  means  that  Ptah  is  the  .sonrce 
of  the  power  hy  which  heart  and  tongue  carry  out  the  plans  and  idea.s  Avhieli 
he  furni.she.s. 

Of  cour.se  if  Ptah  is  the  suggester  of  every  idea  or  plan,  and  at  the  same 
time  furnishes  the  power  to  execute  them,  he  is  the  anthor  of  all  things  and 
this  conclusion   nur  document  logically  reaches  (1.  58): 

» Everything  has  come  forth  from  him'^).«  This  universal  claini  is  now 
explained  in  detail,  2:)articularly  with  reference  to  the  other  gods  (.see  plate 
11.58  —  60):     »Everything  has  come  foi-th  frcmi  him,   whether  offering,   or  food, 

or   (1.  59)    divine   ohktion,    or   anV    good    thing since    he 

iormed  rhe  gods,  lie  made  the  towns,  he  equipped  the  nomes,  lie  placed  the 
gods  in  their  adyta  (1.  fiO),  he  made  their  offerings  llouri,sh ,  he  equi})ped  their 
adyta.  he  made  likenesses  of  their  bodies  to  the  satisfaetion  of  their  hearts, 
then  the  gods  entered  into  their  ])odies,  of  every  wood,  of  every  costly  stone, 
of  every  metal(?),  and  every  thing«.  Similarly  (1.56)  as  ahove  quoted:  »He 
is  tlie  former  of  all  gods,  of  Atum  (and)  Ins  ennead«.  Now  as  Atum  is  the 
traditional  father  and  creator  of  gods.   this  view  of  Ptah  as  their  creator  mu.st 


')    See  niy   ..New  Chai.ter  in   the   Life  of  TluUmo.se  III...  p.  2-2  (4.'?). 

')    There  seeins  to  be  a  similar  idea  in  tlie  stränge  words  of  the  long  text  in  I'al.iri's  tiinib: 


"Mayest   thou   spend  eternity  in  gladness  of  heart,    in  the  favor  of  ttir  (/od,    w/io  ix  i?i  thce« 

(K^ypt.  Kxpl.  Fnnd  lltli  Mein.,  pl.  IX,  11.20—21).     But  it  is  a  dead  man,  to  whom  the  words  refer. 

')     -Heart"    and    body    are    here    used    interchangeably    as    indicated   above;  this  is  probably 

because  ~=^    or  Y  "s  conceived   as  being  in 

9    '  '      .  c^    \ 

*)    The    restoration    of  x.^      is    almost  certain:   for  liie  sentencc  is   really  .i   relative  clause: 

•  by  w^hose  iiand   tlie  jiower  of  heart  and   tongne  came   into   existence,"    as   is  siiowii   in   the  i|ii(ita- 
tion  below. 

')    Or   -from   it.    (the  heart). 


ütill.]  ,1.  II.  Brkasted:   The  l'liilosophy  of  a   .Aleiiipliitc   l'rifst.  41) 

lic  rcconcilcd  to  tlic  old  mythic  traditlon.  Ilenco,  wo  find  in-occdiim-  tlio  ;il)ov(> 
><t;ttemoiits  dC  PlnliN  creating  and  equipping  tlic  gods.  ;i  ninrvcllniis  cxiiL-inMliun 
()('  it ,  wliicli  Icads  iip  I(i  it.  'I'Iiis  cxplanation  licgiiis  liy  acknow  li'dyiiig  Aiimi 
as    crciitni'   iif  tili'   gnds,    sayiiig   (1.. ')")); 

"Ilis    cnncad   is   Ix'l'orc  Iiini.    licing  tlic  tcctli   aiid  the   lijis.   tlu'   plialliis  and 

liand.s  ot'  Atum, [For|   the   eiinead   ol'  Atum   ramc   into  cxi.stenfe 

from  his  phallus,  and  liis  fingers');  the  ennead  being  indced  the  teeth  and 
the  li]).s  in  tliis  inniith.  whicii  [)r(iclainis  the  name  of  everything,  froni  which 
.SV  and  Tfuwt  eame  tbith.  'l'liis  ennead  so  oreated  .seem.s  now  to  have 
taken  tlie  next  .step  (1.  5(1):  »Tlie  einiead  formed  the  .sight  of  the  eycs,  the 
liearing  ol'  the  ears,  the  .smelling  of  the  no.se,  that  they  might  .send  up  the 
desire  of  the  lieart«.  That  is  tliese  senses  render  to  the  heart  that  wlncli  it 
dcsires.  For  the  lieart  is  the  gniding  and  conunanding  intelllgence  to  wliicli 
the  senses  are  merely  servants  (11.  55  —  SG):  »It  (the  heart)")  is  the  one  that 
causes  every  consummation  to  come  forth ;  it  is  the  tongne  whieli  re])eat.s  the 
llionght  of  the  heart;  it  (the  heart)  was  tlie  former  of  all  gods,  of  Atmn  and 
ilis  ennead.  when  every  hieroglyph  even  canie  into  existcnce  tlirougli  tlic  thought 
of  the  lieart  wliicli  tlic  tongne  conimanded«.  Now  as  Ptah  lias  ali'cady  heen 
idcntified  (l.  52f/)  as  the  »heart«  of  the  gods,  he  is  therefore  their  creator; 
lliiis  paradoxieal  as   it  .seenis,  Ptah   is  the  one  who  formed  the  very  god  that 

[  Legat  liim')  (Ptah).  After  this  reconciliation  oiir  philosopher  caii  procecd  witli 
unlimitcd  claiins  li)r  the  »heart«  or  »Ptah<»,  and  it  is  evident  that  the  mase. 
prdiionn.   froni  this   point  on  refers  to  »heart«,  beeau.se    »heart«    is  »Ptah«,  the 

i  origin-  of  everything.  For  even  tlie  works  of  nien,  are  primarily  his:  thiis  he 
is  (1.  57):  »The  maker  of  every  food  oHering  and  every  oblation,  by  this  word; 
the  maker  of  that  wliich  is  loved  and  that  whieli  is  liated;  he  i.s  the  giver 
of  life  to  him  who  bear.s  peace,  the  giver  of  death  to  him  who  bears  guilt«. 
Not  satisfied  witli  this  development  of  the  functions  ofPtah,  our  Egyptian 
thiiiker  iiiiist  now  elalxn-a.tc  tli(!  theoloijical  jujsition  of  the  god  more  fiiily  still. 
\Ve  have  already  seen  (I.IH)  that  Ptah  is  identified  witli  liorus:  he  is  now 
identified  vvith  Thotli  (1.5!)):  »He  is  Tlioth,  the  wise,  greater  is  his  strength 
than  (that  of)  the  gods:  he  iinitcd  witli  Ptali,  aftcr  lic  liad  madc  all  tliings, 
every  hieroglyph;  when  he  had  Ibrnied  the  gods,  had  made  the  tow'iis«,  (&c. 
■IS    above).      But   it    has    already    been    stated    in    the    inseription    (1.  54)    that: 

I  "Ilorus  came  into  existence  tlirougli  him,  Thoth  came  into  existenee  through 
him,   through  Ptali,   from  whom   the  power  of  the  heart  and  the  tongue  came 


')    This  is  undoubtedly  a   refereiice  to  the  Onaiii.siii  of  Atiiiii. 

^)  Tlie  example  from  the  Iiitef-steha  (Loiivre  C.  "Jü)  quoted  ahove.  sliows  clcarly  tliat  the 
■  heart-   niay  be  thus  referred   to  by  a  iiiasc.   iironoiin. 

^)  This  Identification  of  Ptah,  with  tlie  ..inind«  of  the  god  who  begat  him,  cannot  bat 
reinind  of  the  New  Testament  >.e7of;  e.  g. :  'Ei'  ä^')(^ii  y(v  ö  Xo^yo?  x«i  o  Xoyoe  tt^oq  tom  Qeov,  xcci  &so<: 
»ji»  0  Xeiyoc.  OijTo«  r)i'  iv  itsyjÄ  T^pos  rov  Qsci>.  Hkit«  S'i  c<\jtov  iyn'sro,  x«i  ywoiQ  ci\jto\j  iyii'STO 
ovSs  iv.     Jolin  I.  I  —  3. 

Zuitsclir.  r.  .V^yi.t.  Spi-.,  X.KXlX.  Hiii.,1.     11101.  •  7 


50  J.  H.  Breasted:  The  Philosophy  of  a  Memphite  Priest.  [XXXIX.  Band. 


into  existence«.  This  is  close  to  affirmation  that  Hoi'u.s  i.s  'O  and  Thoth  is 
^.  A  daiK-e  at  tlu-  iirofeding  liiie  (53)  in  tlic  plate.  wliero  ^^^  and  j]1 
stand  in  parallelisni  witli  ^  and  ^  render  tliis  conchision  certain.  Wo  miglit 
aiTan,y:e  a   nicclianical   ocjuation   tlnis: 

(^    »lirart«      =  '^    ..Ilorusu 
•     ^^  (p    I    »tons'ue..  =  ^  »Thoth... 

Apparently  both  Honis  and  'Photh  aro  conceived  as  enianations  of  Atuni ,  for 
the  obscure    liali'  line  (."i3)   prolialjly    .statps'):    «Ilr    tliat    became    heart    and    he 

that  became  tongnc  arc   an  emanation  of  Atmn their  Kä's  lieing 

this  heart  and  tlii.s  tongue»,  meaning  the  heart  and  tongne  which  lie  has  just 
identified  with  Ptali  hi  the  preceding  line  (52).  The  identification  of  Thoth 
with  tongue  coincides  Avith  what  wo  kno\v  of  him  elsewhere  as  the  god 
of  spceeh  and  writing:  bnt  Horiis  as  heart  or  mind  is,  as  far  as  I  know, 
entirely  new. 

Tlie  text  now  (11.61 — 64)  reverts  to  the  Osiris  mytli.  his  drowning.  the 
rescue  of  his  body  h\  Isis  and  Noplithys.  its  preparation  for  burial.  his  ascent 
to  the  gods,  and  Iiis  reception  among  tlieni.  Ptah  is  here  brought  in  and  left 
as  Horus  »in  the  presence  of  his  fatlier  Osiris  and  the  gods  who  are  before 
hini  and  behind  him«,   Avith  which  words  the  inscription  is   concliided. 

In  estimating  the  above  exposition  of  the  main  ideas  of  tliis  stela,  it 
must  be  remembered  that  these  ideas  are  in  a  language  little  suited  to  the 
conveyance  of  philosophieal  notions;  I  have  therefore  tried  to  employ  only  the 
mo.st  uneqnivocal  passages.  leaving  aside  all  the  niany  passages,  of  which  several 
difl'erent,  but  aU  gramniatically  admissible  versions  inight  be  made.  It  nuist 
be  remembered  also,  that  the  thinker  iising  this  lauguage  was  as  little  skilled 
in  such  thought  as  liis  language  was  ill- suited  to  its  expression.  And  finally 
it  is  to  be  noted  that  modern  study  of  the  language  lias  given  us  but  slight 
ac(|uaintance  with  Egyptian  of  this  kind.  1  liave  tried  to  express  in  English 
the  thoughts  of  the  Egyptian  in  all  their  rrudity.  as  he  thought  and  ex])re.ssed 
them.  Tliat  they  thus  exhi1)it  nunierous  ])aradoxes.  is  only  in  hannony  with 
wliat  we  know  is  everywhere  comnion  in  Egyptian  religious  thought.  tluis 
iUu.strating  again  what  is  almost  an  axioui  in  modern  anthropology,  that  the 
mind  of  early  man   unconsciously  and  therefore  witliout  the  slightest  difficulty, 

')  The  only  uncertainty  is  in  tlie  reiuli'riiif;  of  tlic  prejjo.sition  m  (tjefore  "heart'  and  tongue»), 
whicli  i.s  like  the  cognate  prejjo-sition  z  in  Hebrevv  or  v  in  Arabic,  being  lused  to  intrüduce  either 
a  predicate  or  an  in.strnment.  Is  the  m  in  this  passage  a  z  instnunenti  or  a  2  e.ssenti;e  i'  I  have 
rendered  it  as  the  latter,  introducing  the  predicate;  but  it  is  quite  possible  to  render  it  as  tiie 
formen,  introducing  the  instruinent,  thus:  »He  tliat  canie  into  existence  l)y  the  heart,  and  he  that 
caine  into  existence  by  tlie  tongue,  &c.". 


1901.]  J.  H.  Breasted:  The   I'liilosophy  uf  a  Jleinphite  Priest.  51 

entertain.s  numeroiis  glarin^'  paradoxes.  Biit  in  spite  of  all  tliis.  we  liave  liero. 
at  au  astoni.sliingly  carly  dato,  a  pliüosojijiical  conceptiou  of  tlio  Avorld.  wliicli  is  to 
.some  extent  valid  even  at  the  prcscMit  day.  It  inay  bc  suiuuied  u]t  tlnis:  assuiiiiiii»' 
matter,  all  things  first  exist  idcally  in  niind:  speecli,  or  its  nunlium  tlic  toiig-up, 
{•onstitutes  the  Channel,  as  it  werc.  by  wliicli  the.se  ideas  ])ass  iiitn  tlic  world  of 
olijective  reality.  In  tliat  world,  the  thouglit  imiudscs  oC  all  living  oreature.s 
are  due  to  the  same  niind  that  ereated  .sucli  creaturcs;  licucc  all  products  of 
ihc  ihought  of  such  crcatures  arc  priniarily  due  U>  the  all  pcrvasive  mind, 
and  ()nly  secondarily  to  llic  living'  creatures  concerned.  Tlicir  works  therefore 
form  no  exccption  to  the  ])ostulate  ahove  assumed  that  all  things  first  exi.st 
idcally  in  the  mind  of  the  god.  To  iatcrweave  these  philosophical  conccptions 
witli  the  existent  Egyptian  mythology  and  pantheon  was  not  an  easy  task, 
aiid  has  residted  in  ninch  inconsequence  and  contradiction.  üf  coiirse  the 
original  Ptah  had  no  more  connection  with  such  philosophical  notions,  than 
had  the  early  Greek  gods  with  the  later  philosophical  interpr(>tation  of  their 
functions  and  relations  hy  the  post  (Christian  (ireek  thinkers.  whose  manner 
of  thiidving  on  this  svd)ject  indeed,  forms  an  exact  2)arallel  to  the  iiitcrpreta- 
tion  of  Ptah  in  our  inscri})tion.  And  just  as,  to  the  (ireek  niiud,  the  philo- 
sophical Interpretation  of  a  god  was  sugge.sted  hy  lüs  place  <ir  functidii  in 
inythic  story,  so  in  our  inscrijition.  Ptah,  as  sliown  l)y  a  thousaud  rcfercnccs, 
was  the  god  of  the  arclntect  and  craftsnian.  That  tius  was  his  place  in  the 
earliest  times  is  sliown  (anioug  other  proofs).  mcst  strikingly  by  the  hoary 
title  of  his  high  priest:  '^£=577  »great  in  the  execution  of  handiwork« .  Ptah, 
therefore  from  the  earliest  timcs  was  known  as  the  patron  of  the  craHsmen, 
to  wlioni  he  furnished  plans  and  designs.  It  was  Imt  a  step  further  to  niake 
hiin  tlie  autlior  oi'  all  thoughts  and  plans,  and  from  the  architect  of  the  crafts- 
uian's  works,  he  became  the  ai'chitect  oi'  tlic  wnrld.  ludced  it  sei'uis  td  nie 
elear  that  the  mind  of  our  Egyptian  priest,  little  used  as  it  was  to  abstrac- 
tions,  gained  his  aliove  philo.sophical  conception  of  the  world  by  thinking 
about  Ptah.  The  Workshop  of  the  Memphite  temple,  wliicli  produced  statues, 
Utensils  and  oiferings  for  the  temple  service,  expands  into  a  world,  and  Ptah 
its  lord,  gi'ows  into  the  master  woi-kmaii  of  the  universal  worksho]).  This  is 
elear  from  the  fact  that  our  inscription  actually  rcgards  the  world  more  as  a 
vast  temple  workshoj)  and  diniiain,  producing  oilerings  and  Utensils  for  the 
gods,  under  the  guidance  of  Ptah.  Likc  some  thinkers  of  the  present  day, 
our  Egyptian  priest  cannot  get  away  from  his  eccle.siastieal  ])oiiit  <<{'  view.  It 
was  a  point  of  view,  the  evidences  for  which  are  particulaily  piciitirul  in  ihe 
l.Sth  dynasty.  To  quote  only  two:  Ameuhotep  IV .  ( Amanta  Jiouudary  Sicia 
11.  2— H)')   calls  himself: 

©      D    =^ lUv^rl   ^    =o_ 


')    See  also  my  de  Ilyiiinis,  p.  ;i2.     See  al.so  speecli   of  Rariis(!s  II.   in   tlie   Kadcsli -|ioeiii. 


52  .1.  11.  BiiKASiEo:  The  Pliilosopliy  of  a  Mciiipliite  Priest.  [XXXIX.  Baiul. 


»Tlie  one  who  In-injfs  tlie  earth  to  him  (tlie  god)  that  placed  him  on  his 
tlimiie«.      Similarlv  'riuitinoso  III.   savs  (BKiciscii,   Tlios.  1283 — 1284): 

»I  bring  Uns  laiul  to  tho  ]>la('e  Avlicrc  lio  (thc  god)  is«.  Fov  king  and 
priest  aliko  the  world  i.s  only  a  grcat  doniain  ol'  tlic  god.  but  for  tlie  priest 
ot'Ptali.  it  is  not  only  bis  domain,  biit  also  bis  Workshop.  And  nioving  along 
tliis  tangible  line  oiu'  priest  arrives  finally  at  a  gi'eat  pbilosopbieal  Weltanschauuwj. 

I  cannot  Ibrbear  a  sbort  excursus  bere,  on  what  seeuis  to  nie  the 
real  explanation  of  tbe  most  important  religious  movement  in  eai-ly  Egypt, 
viz.  tliat  of  Amenbotep  IV.  Continiiing  tbe  above  evidenees  of  tbe  Egyptian's 
attitude  of  mind  townrd  tbe  world.  wc  see  tiiat  even  tbe  teinples  symliolized 
this  notion  tbat  tbe  laiid  was  tbe  god's  domain,  for  tbe  decorations,  re- 
present  tbe  lloor  as  tbe  land  and  tbe  roof  as  tbe  sky,  tlnis  putting  bis  domain 
into  hi.s  bouse.  Similarly  all  tbe  king"s  victories  and  tbe  list  oC  bis  con- 
quered  towns  are  engraved  on  tbe  temple  walls;  they  are  all  tbe  god's'). 
Tliis  view  of  tbings  brings  tbeologieal  tbinking  into  close  and  sensitive  rela- 
tionsliip  witb  political  eonditions  for  tbe  domain  of  the  god  so  conceived,  is 
limited  by  the  military  and  politieal  power  of  tbe  king.  Tbe  god  goe.s 
where  Pbaraob's  sword  earries  bim.  Tbe  advance  of  Pharaob's  boundary 
stelae  in  Ethiojjia  and  Syria ,  is  tbe  advance  of  tbe  god's.  Tbutmose  III.  after 
bis  first  campaign  in  Asia  instantly  gives  three  towns  in  tbe  Lebanon  to  Amon, 
and  enlarges  tlie  Tbeban  temple  of  Amon.  Now  tbe  theoIogy,of  tbe  time 
could  not  eontemplate  for  150  years  the  vast  extension  of  tbe  god's  domain 
nortbward  and  soutbward  witbont  feeling  its  inlhienee.  Tlieological  tlieory 
miist  inevitably  extend  tbe  active  government  of  tbe  god  to  the  limits  of 
tbe  domain,  whence  be  receives  tribute.  ■  It  can  be  no  aceident  that  we  first 
find  in  Egypt,  tbe  notion  of  a  praetieally  univer.sal  god,  at  tbe  moment 
wjien  be  is  reeeiving  praetieally  universal  tribute  Crom  tbe  world  of  tbat  day. 
Fm'thermore  tbe  analoyy  of  tbe  Pharaob's  power  un([uestionably  oj^erated 
powerfully,  witb  the  Egy})tian  tlieologian  at  this  time,  as  it  bad  done  in  the 
past,  furnisbing  him  in  tangible  form  tbe  world -concept,  the  indispensable 
prerequisite  to  the  notion  of  tbe  world -god.  Our  Egyptian  nnist  see  his 
world  before  be  can  see  bis  world-god;  tbat  world  eoncpiered  and  organized 
and  governed  by  tbe  Pbaraoh  bad  now  been  before  bim  for  150  years.  Again, 
it  is  no  aceident  therefore  tliat  the  Egyptian's  notion  of  a  praetieally  universal 
god  arose  at  ju.st  this  time;  any  more  tban  is  the  ri.se  of  monothei.sm  anifmg 
the  Hebrews  accidental,  at  a  time  wlien  nations  were  being  swallowed  up 
in  worldempires.  Under  Ameidiotep  IV.,  tliis  ncwly  extended  government  of 
tJK!  god  is  thus  expre.ssed'"): 

')    It  i.s  hardly  necessary  to  point  out  that  the  -same  view  prevailed  in  Assyria. 
*)    F'roin  my  own  copy  of  the  great  liyiiin,  iiiade  the  season  after  I  publi.shed  a  coiiiinentary 
lipon  it  (De  Ilymnis  in  Solem  sub  Rege  Amenophide  IN',  conceptis,  Berlin,    1894,   see  p.  47)  fioni 


|\ 


53 


G 


■Vi 


cforc  tlie  ihcc, 
•eate  the  eartli 
ge  and  small, 
those  that  are 
h,  the  land  of 
ir  necessities; 
utcMl."  Thcn 
•   mainteiiancc 

1j('    ]i;ii-ti<Mil;ir 


:)nt  a  tliinl  of  it 
ways  b(!  oblij^cid 
luiiient,  anotlier 
are  those  novv 
)e  inferred  froni 
Is  to  the  second 


54  J.  II.  Breasted:   Tlie   Pliilosopliy  ol'  a   Mciiipliite   I'ricst.  [XXXIX.  Haiul. 


point  to  be  observed  is  this :  Syria  on  the  north ,  Kush  on  the  south ,  and 
Egvpt  in  the  niidst,  are  exai-tlv  tho  doniain  of  tlic  Pliaraoli  and  it  is  over 
this  that  the  h;^Tnn  now  extends  tlie  governniont  of  the  god.  This  in  brief 
is  the  kernel  of  an  article  I  had  contemplated:  but  of  course  the  bulk  of  the 
evidence  is  omitted,  together  witli  the  discussion  of  the  particular  measures 
taken  by  Auienhotep  IV.,  like  the  introduction  ofAton,  the  change  of  capital, 
and  the  extermination  of  other  gods;  lest  tlie  excursus  shoidd  become  too  long. 
I  (U'sired  to  take  up  Amenliotep  IV.  here,  only  with  regard  to  the  extent  of 
bis  god's  domain.  This  side  of  the  question  however  compels  me  to  present 
one  further  remark.  While  believing  that  Amenliotep  IV. "s  tlieology  is  mainly 
due  to  the  inlluence  of  the  ^o/Z^/cö/ conditions  around  him;  there  is  some  evidence 
tliat  contemplation  of  the  natural  world  was  also  an  inthience,  though  a  minor 
one,  in  leading  him  to  so  extend  the  domain  of  bis  god.  Thns.  lie  says  to 
bis  god: 


T-¥,!,=^^^: 


»Thy  rays  are  in  the  midst  of  the  sea«;  showing  that  he  had  not  failed 
to  note  the  obvious  universal  sway  of  the  sun.  But  as  far  back  as  tbe  old 
kingdom  they  had  viewed  the  sun  from  Punt  to  the  slopes  of  Lebanon,  yet 
no  Egyptian  extented  bis  god's  government  thither,  tili  the  time  when  the 
Pharaoh's  government  was  so  extended. 

Returning  now  to  our  inscription  it  seems  to  me  that  its  content  justifies 
tliree  important  conclusions :  First:  that  the  early  Egyptian  did  mucli  more  and 
nuich  better  tliinking  on  abstract  subjects  tban  we  have  hitliertcj  believed,  haviiig 
formcd  a  philosophieal  conception  of  tlie  world  of  men  aild  thihgs,  of  whicli 
no  peojjle  need  be  ashamed.  Second:  it  is  obvious  that  the  above  conception 
of  the  World  forms  quite  a  sufficient  basis  for  suggesting  the  later  notions  of 
vovQ  and  Koyoc;,  hitherto  supposed  to  have  been  introduced  into  Egypt  from 
abroad  at  a  much  later  date.  Thus  the  Greek  tradition  of  the  origin  of  their 
pliilosopliy  in  Egypt  undoubtedly  contains  more  of  truth  tban  has  in  recent 
years  been  conceded.  Third:  the  liabit,  later  so  prevalent  among  the  Greeks 
of  interpreting  pliilosoplilcally  the  ruiictions  and  relations  of  the  Egyptian  gods, 
thus  importing  a  [jrolound  signiticance  which  tliey  originally  never  possessed, 
had  ah'eady  begun  in  Egypt,  centuries  before  tlie  earliest  of  tlie  Greek  philo- 
sophers Avas  born;  and  it  is  not  impossiblc  tlial  rlie  Greek  praetice  of  so  inter- 
preting their  own  gods,   received  its   first   Impulse   irom  Egypt. 


')    From  iny  own  copy  of  the  original  (copy  in  de  Ilymnit.  p.  39,  is  only  from  Bouriant). 


1!101.]  .1.  II.  Bi!EA.sTKi>:  The  Olu-Iisks   of  Tlmtiiiosc  III..   &c. 


The  Obelisks  of  Tliutmose  III.  and  bis  Building  Season  in  Egypt. 

By  .].\3iEs  Henry  Bkeasted. 

Hierzu  Tafel  III. 


In  (•('Icliratioii  ol"  tlic  ustinl  juliilt'c  nn  tlio  HOfli  ,Mimiv(M-s;iry  nf  liis  liciiiü'  |in>- 
claiaied  crown  jn-iiR-e  ;in<l  mi  recurrcnccs  oC  tlic  sniiic  tonst.  'UnitiiHisc  III. 
i'rc'cted  a  series  of  at  least  scvcii  olx'lisks.  of  whicli  lixc  wirc  in  'Hirlics  ;uu\ 
Iwo  in  Ii('Iio]i(ilis.  'I'lic  lallcr  now  stanil  face  to  face  on  cacli  sidc  dl'  tlic 
Atlantic,  as  tlicy  (ince  stdod  sidc  l)y  sidc  at  llic  jxirtal  iif  a  IIcIiojHilis  tciniilc. 
Of"  tlic  fi\e  at  Tlicbes,  not  onc  .survivcs  in  l'!iiy|)t:  all  liaviny  ]icrislicd  save 
t\\o.  and  tlicsc  arc  now  in  Europc:  one  in  tlic  [liaz/.a  ol'tlic  Lateran  in  Roinc, 
tlic  otlici-  in  (.'onstantinople.  W(»  ai'c  llius  pi-cscnlcd  wiili  llic  surprisini;' 
sjiectaele  of  tlic  üreatest  of  flic  Pliaraoli's  witlioiit  a  sing-lc  survivin,t>'  ohclisk 
in  tlic  land  lic  ruicd,  wliilc  the  modern  world  [)osscsses  a  linc  of  tlicni  rcacli- 
inii"  from  Constaiitinoplc   to  New    York. 

'i'lie  later  hi.story  of  the  two  surviving'  Tlieban  obelisks  is  tolerably  well 
known.  The  one  in  Constantino])le  was  reniovcd  tliitlicr  by  tlic  eini)cror  'I'Iieo- 
iliisius'):  wliile  tliat  of  tlie  Lateivin  after  ))ciiii;'  set  iip  in  the  Cireus  Maxinius 
hy  Constantius  on  lii.s  visit  to  Romc  in  857,  was  disoovered  broken  into  tliree 
pieces  in  1587  and  erectcd  on  its  prcsent  site  in  the  next  year  by  Pope  Sixtus  V. 
l>ut  rog'ardinii'  the  nunibcr  and  the  carlicr  history  of  the  Tliclian  olielisks  of 
Tliutmose  III.,  the  greatest  confusion  prevails.  This  seems  to  be  owiiig  to  the 
fact  that  the  inscriptional  material  has  been  very  sparingly  employcd  or  in 
some  ca.ses  not  at  all;  whereas  it  i.s  im])ossible  to  Icarii  tlic  story  of  such 
uKmuments   without  exhaustive  use   of  the   inscrii)tions. 

'i1ie  Lateran  obelisk  itself  teils  us  much  of  its  carlicr  history.  In  the  lirst 
place,  it  stood  alone  and  was  not  one  of  a  pair:  for  the  dedication  inseri|)tion-) 
(south  side,  middle  column)  speaks  of  «erecting  for  hini  (Ainoii)  a  singic  {ii-fü) 
obelisk as   the   first  beginning  of  erecling  a  single  oljclisk')  in  Thebes.. . 

Ilcncc  we  have  not  its  fellow  to  aecount  for.  As  to  its  original  site, 
its  own  inseriptions  are  rather  explieit,  referring  no  less  than  four  tinies  to 
its  location   in   Thebes: 

')     WiEDEMANN  ,    GcSCh.    p.  3fi.5. 

^)    Marvcchi,  Uli  Obeli.schi  Egiziani  di   Roma,  Tav.  I. 

')  Hence  WiEDEMANNS  idea  (Ge.soli.  .SHÖ)  tliat  tlio,  Lateran  o})elisk  and  tliat  of  ronstaritinople 
belong  together,  must  be  given  up. 


5(5  J.  II.  Breasieu:  The  Obelisks  of  Tlmtmose  III.,  &c.  [XXXIX.  Band. 


'•     %kf  ^'''^rD^'5°l|'  "  '  tl^<''l'<"iti"ii   (if'I'liutniosc  III.)    »in  (lic  l'nn- 
fourt   of  tlic   tem])lp   uvri   Mi;;iiiist    Kariink" . 

-■     T^^i"^"^?^ ^^°il'   '    '    '^^'"'"    i*'i'"<U    it    was    lyiiig)    »oii    tlic    sdiitli 

side  of  Kamak«. 

4.     <=>nj?j'  '^  ^ — ^^°il'  ^  '  (It^vascrcctcd)  »attlieupporportalofKanink«. 

In  \\f\\-  of  tliesc  (lata  tluM'c  is  (inly  one  place  in  tlie  XVlIIth  dynasty 
Karnak  tcmplc  wlicre  tlic  obelisk  could  liave  stood.  The  only  »forecourt« 
wliicli  is  "in  Karnak"  and  in  whicli  an  olielisk  could  be  crected  »at  tlie  upper') 
portal  of  Karnak«,  is  tlic  onc  before  the  pylon  (No.  VIII  on  Bjedekees  map) 
of  Tliutmose  III. ,  on  the  south  side  of  the  temple,  where,  according  to  No.  2 
above,  the  obelisk  had  been  found,  as  left  lying  by  Tlmtmose  III.  It  was  in 
front  of  bis  southern  pylon  tlien ,  between  it  and  the  one  (IX)  erected  by  his 
father  and  Ilatshepsut,  that  Tlmtmose  III. 's  i^reatest  oi'  surviving  obelisks  was 
sct  up.  Its  p(jsition  when  found  would  indicatc  that  tliis  was  furthermore  the 
loeation  intended  for  it  by  Thutniose  III.  himself.  The  datc  of  its  erection  is 
both  interesting  ami  important.  as  is  well  known;  being  in  the  reign  of  Thut- 
mose  TV.,  after  it  had  »spent  35  years  hing  upon  its  side  in  the  hands  of 
the  craftsmen«.  The  beginning  of  tliis  B5  year  period  can  hardly  have  lieen 
at  any  othcr  time  than  the  death  of  Tlmtmose  III..  the  only  event  wiiich  could 
conceivably  stop  the  work  upon  a  great  monument  of  so  energetic  a  king. 
But  as  the  date  of  the  erection  in  Tlmtmose  IV. "s  reign  is  not  stated,  the 
only  conclusion  furnished  by  tliis  monument  is:  that  Amenliotcp  II.  and  Tlmt- 
mose IV.   reigned  at  least  a   total  of  H5  years. 

The  Constantinople  obelisk  has  been  the  subject  of  niuch  discussion.  The 
latest  treatment")  would  identify  it  with  the  enormous  obelisks  some  185  feet 
high,  mentioned  on  the  Northampton  Stela^).  But  with  the  discovery  of  the 
entire  stela,  it  appcars  that  the  obelisks  mentioned  upon  it  wcre  the  work  of 
Ilatshepsut*),  whercas  the  inscriptions  on  the  Constantinople  obelisk  show 
clearly  that  it  is  the  work  of  Tlmtmose  III.  Fortunatcly  the  Karnak  temple 
still  preserves  inscriptional   evidence  for  the  ccmipletc  Identification  of  the  Con- 


')  It  is  tnie  that  hnl  is  the  usiial  word  for  indicating  »iipper«,  with  reference  to  the  rivor, 
Imt  in  connection  with  the  place  where  the  obehsk  was  found,  tiiere  can  be  no  (iiiestidii  of  tiie 
Mieaning  here. 

')    Petrie,  Historv,  II  131  — 13:?;   before  tiic  discovery  of  the  wholc  of  the  North,'Hii|i|.iM  Stola. 

^)    Rec.  XXII,  lis  — 125. 

*)  Not  her  pair  of  which  onc  still  Stands  in  Karnaiv,  for  the  iieif^iit.  185.  feet  wiiethcr  of 
eacli  or  of  both  coinbined,  does  not  coineide  with  the  surviving  Karnak  obelisk  of  Hatshepsut. 
The  IH.")  foot  obelisks  inust  be  a  pair  now  perished,  of  which  the  top  of  one  now  Stands  in  the 
gardcn  of  the  Gi/.eli  Museum  (SKiiir;  AZ.  ;50.47). 


Tafel  in. 


5^0 


/    O 


Oöö 


foP 

©öS 


1  2 

Obelisks  of  Thutmose  III. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Snr..  XXXIX.  Raml.    1001. 


l'.KIl.l  .1.  II.  Brf.a.sied:   The  Obelisks  of  'rimtiiKisf  III.,  &c.  57 

.stantinople  oLeli.sk.  On  tlio  wall  ol"  tlie  Annais  is  a  rolief)  sliowinij- Tliutnio.se  HI. 
dflVrinii'  the   splendid   plunder  oC  liis  Asiatic  wars  to  Anion.     Innnediatcly  lietore 

liiin  ;ire  two  ohelisks.  liotli  hcMriiiL;-  cssciitially  thr  sain<'  dcdicat  imi  iii'<cri|iliiiii. 
A  iilaiice  at  niie  ol'  tliese  two  (pl.  III  lii^-.  2)-)  side  liy  sidc  willi  ijic  (  uiiNlaiil  i- 
noplc  nlii'iisk  Ipl.  III  lii^'.  ll'l  will  slmw  tliat  tlic  iiiscri]iti()iis  are  ]ii'acticall\   idcuiicai. 

■riic  <iiil_v  (lilTerciKvs  are  ||^  |  for  ?|^  and  tiie  omissinn  ^A'  XJ'  ^  in  tlie 
(idldcii  lli>i-us  nanie  on  tlie  relief  olielisk  (lii;-.  2).  Tliese  are  such  Irilliu^' 
\ariati(ins  of  coninion  i-oyal  epitliets  as  wniild  lie  inade  liy  a  serilx'  iii  cariyini;' 
tlie  titiilary  in  rtmyli  notcs  Iroiu  tlic  ohclisk  nutside  tlic  tcinpli'  ddor  In  tlie 
wall  witliin  tlie  lein|ilc.  Hut  tlic  iiKist  strikiiii;'  c\  idi'uec  ni'  thc  idciitity  oC 
llie  two  «dielisks  (üix.  1  and  2)  is  tlie  ritual  seene  ol'  tlic  winc  (ilVeriiiu'  al  tlie 
to]i  lir/oic  tJip  pjjrdiindlon  aml  üe('u])ying  the  entire  widtli  cif  tlie  dliclisk.  T'liis 
is  Mu  uiii([ue  ])eeuliarity  ainoui;-  tlie  Tliehan  obelisks  uf  TliutitiDsc  III..  whieli 
in  \ie\v  ii['  tlic  practical  idcntity  of  tlie  dcdieaticin  iiiscrijitinns .  Inrnis  eou- 
(•lusi\c  jiroof  tliat  tlie  ('onstantino|ilc  ohelisk  is  noue  otlier  tlian  tlic  onc  ollcrcd 
liy  'riiutnidsc  111.  ti)  Anion  on  tlie  wall  ol'  tlic  Kai-iiak  tcinplc').  'Tliis  rcliel" 
lliu'.  2)  tlici-ernrc  i-estorcs  ti)  iis  tlic  lost  cdneliisiun  oC  tlic  dcdicatnry  inscri|  itioii 
on  tlie  ('onstanliiKiple  obeli.sk.  'riie  (•oni|)ani<>n  ol'  lii;'.  '1  (in  tlic  relief)  ruriiislies 
two  interestinii'  variants:  n  1]  |  "^  ^^  ^4k(>  i^reat ,  Iar,i;-c  oliclisks«,  in  tlie  ])laee 
ol'-tlie  ]ilural:  aud  tlie  addition  (hel'orc  ^)  of  <=>  1^ tÖ^  1 1  ..at  llic  dmililc 
l'acadc  oC  tlie  tcniplc«.  Tliis  last  is  a  common  desiü-nalion  l'or  tlicsitc  of  a  pair 
ol'  olicljsks.  as  Oll  tlic  ol.elisk  ol'Tliut  mose  I.  (I.D.  III .  ()|  and.  rcrerrini;'  In  the 
saine  |iair.  in  thc  iiiseri])ti(>n  of  Iiini  (I\ce.  XII.  \'''^^'^  1.  '.'):  Iicnee  it  is  not 
distine!i\'e  enoimli  to  loeatc  l'or  ns  in  Karnak  the  original  site  of  tlie  Con- 
stantinoiile  obdisk  and  its  lost  fcllow.  'l'hey  niay  ha\i'  stood  al  thc  castern 
cntrancc  bcforc  the  L;-|-cat  colonnadcd  hall  whieli  'kinitmosc  111.  Iiad  addcd 
liiere.  As  to  their  dale.  we  sliall  prcsentlv  pi'ove  Ihat  llic\^  w  crc  civctcd  bc- 
l'orc  Ihe  kiii.i.;''s  42nd  yeai',  a  liniit  whieh  is  fiii-thcr  narrowcd  hy  a  referenee 
on  the  Constantinople  obelisk  to  thc  i-rossiny  nf  the  Ku])liralcs  (»the  ^Teat 
hciid  of  A7trw«).  an  evcnt  whieli  look  jilacc  on  ihe  eompaiiiii  of  the  HiJrd  year. 
We   niay    place    the    ereetioii    of  tliis    pair    tlicn,    hetwcen    the   years    '.V.\    and    42. 

')  Champ.,  Mon.  IV  81(j;  ]);iitially  Ro.ski.l.,  Mihi.  St<ir.  Text  III  I  p.  IlT);  HrinoN,  Exe. 
Hier.  29;  Brucsch,  Thes.  V   I185fl'. 

^)  The  drawing  (fig.  2)  i.s  from  Ciiamp.  Mon.  whieh  he.side  minor  iiiaeciiiacii's  is  iiieorreet 
in  .showing  the  naine  of  Airion   intaet;  as  the  other  pulilieations  prove,  it  was  cut  ont. 

')    From  LD.  III,  60. 

■')  The  Omission  in  fig.  2  of  the  seene  rm  the  pvramidion  of  fig.  1  is  of  no  wiMglit  in  the 
diseiission ;  for  1:  none  of  cur  publications  is  aceurate  and  com])lete  iience  it  inay  ea.sifv  he  that 
the  onii.ssion  is  not  in  the  original;  2.  but  if  the  Omission  is  reaily  in  the  original,  it  is  easily 
accounted  for  by  the  fact  that  it  would  have  been  very  diffieult  for  the  scribe  w'lio  cojiied  the 
great  obelisk  when  Standing  to  see  this  seene;  3.  his  obelisk  in  the  relief  is  on  a  very  small  scale, 
and  he  may  therefore  iiave  intentionally  omitted  the  seene  on  the  pyramidion  ,  as  has  been  done  in  fig.  3. 

Zeilsclir.  f.  .\i;yiit.  Spr..  XXXIX.  Band.     ÜIOl.  8 


58  .1.  H.  Brfasied:  Tlie  Ohclisks  ol'  Tlmtmose  III..  .*cc.  |XXXIX.  Haml. 


There  was  still  another  jiair  of  obelisks  erected  by  Thutmose  IE.  at  Thebes. 
'I"lic\-  li;i\('  both  perisbed  without  loavin,i>-  a  trace,  and  it  is  only  from  a  scenc') 
in  the  tonib  of  Pu-em-Rc'^,  one  of  the  architects,  wlio  assi.sted  in  tlieir  erection, 
tbat  wp  know  anytliing  of  theni.  Even  here  one  of  tliem  lias  disappeared  leaving 
(inlv  traccs  of  its  base.  The  otlier  (pl.  III  tis'.  3)  shows  by  its  inscription  that  it 
is  not  to  be  identified  witli  any  of  (he  obelisks  alrcady  discussed.  It  is  clearly 
one  of  a  second  i)air,  tlie  date  and  site  of  wliich  in  Karnak,  niust  reniain  iin- 
certain.  To  rccapitulate,  we  have  at  Karnak,  due  to  Thutmose  III.  the  following 
obelisks:  the  sin,tjle  one  now  by  the  Lateran  in  Ronie;  and  tAvo  pair,  of  wliich 
the  one  nnw  in  Constantinople  is  the  sole  surviver.  This  is  strikingly  cor- 
roborated  by  'l'hutmose  III. 's  great  list*)  of  feasts  and  ofierings,  Avhieh  forms 
the  continuation  of  the  annals,  and  in  its  introduction  proeeeds  with  the 
narrative  of  the  conclusion  of  his  first  campaign^).  Tlie  date  of  the  erection 
of  this  table  of  fea.sts  and  offerings  is  important,  as  shoAving  to  what  period 
its  e\  idcnce  refers.  The  faet  that  it  continues  the  annals  Avould  indicate  that 
it  is  one  Avhole  witli  them,  and  of  the  same  date,  viz.  the  year  42.  This 
conclusion  is  rendered  certain  by  a  casual  reference  in  the  list.  of  foreign 
cajjtives  presented  to  Amon.  which,  so  says  the  inscription  (1.7),  continues 
"from  the  year  XXHI  until  tlie  reeording  of  this  inscription  (wd  pn)  upon  this 
sanctuary«.  This  reference  would  have  no  meaning  tmless  the  date  of  »tlie 
reeording  of  this  talilet«  had  been  already  indicated,  whicli  we  find  to  be  the 
case.  After  tiie  narration  of  the  last  canniaign.  the  annals  inscrijition  is  siim- 
marized  as  »reeording  the  victories  wliicli  he  (Thutmose  III.)  won  from  the 
year  XXII[I]  to  tlie  year  H2  {siel),  when  this  iiiscriiition  ivd  pn  was  recorded 
ujion  this  sanctuary«'').  It  is  clear  that  lod  pn  refers  to  the  entire  record  wall 
around  the  sanctuary  and  thus  the  inscription^)  of  feasts  and  ofierings  from 
the  wars  is  dated  as  inchuling  nothing  after  the  year  42").  Its  testimony  on 
tlie  obelisks  therefore  will  refer  to  those  existing  in  or  before  that  year.  Among 
its  ofi'ering-li.sts  appear  (1.  Ki): 


■Wk>^-^^Ä 


>)    LD.III,  39. 

=)    LD.III,  30i  =  BRi'.i.scH,  Her.  des  INIoii.I    4:',-   14. 

')    See  iny   »Length   and  Sua,soii  of  'riiutmose   III. 's   First  ('ani|iaiKii«.   AZ.  ;17. 

*)    LD.III,  30a  1.20  =  Brugsch,  Thes.  1184  — S.")  1. -jn. 

'■)  That  a  door  inti^rvenes  in  the  wall  between  tlic  la.st  caiii|)aigii  of  tlif  annals  and  llir 
inscri])tion  of  fea.sts  and  offering.s,  is  of  no  significance;  for  the  annals  ai'e  tliein.selve.s  interruptcd 
by  a  door,  and  a  corner  of  the  rooin  round  wliich  they  turn ,  but  this  does  not  prevent  tlieir 
actiially  being  included  by  the  scribe,  in  the  term  wd  pn. 

")  •32-  lias  long  been  recognized  as  an  error  for  •■42«,  and  it  is  not  nece.ssary  to  reiterate 
the  proof  for  it  here. 


i;t01.]  J.  H.  Breasied:  Tlie  Ohelisks  of  TImtinose  III..  &c.  59 

»Divine  offerings  for  4  great  obolisks,  wliicli  my  majesty  made  a  new  for 
iny  fatlier  f Amon] ;  coiisisting  of  100  various  loavps  aiid  4  jars  of  beer,  whieli 
are  for  eacli   oue   of  these  obelisks.« 

Furtlier  oii.  the  iiiscriiition  a<;-nin  (I.  :V2)  rcfers  to  (.ileriiigs  for  "^  ®  jljljl  fl')- 
Up  to  the  year  42  tlierefurc.  Tliutmost'  III.  li;i<l  crrctcd  two  ])air  of  obelisks 
at  Karnak.  aud  it  caii  hardly  be  dovibted  llial  ilicsc  are  tlic  two  pair  wiiicli 
we  liave  already  ibuiid  in  otlier  sourees.  'i'licn'  aic  alsi)  otlici'  insci-iptidiial 
refcreiu-es  to  tli(>sc  dhclisks.  ^leiikliciicrrcsciieb  mciitioiis  in  liis  Idiiili.  in  a  list 
of  works  whieli  he   erected 

»I  iiispected  bis  majesty  s  ereetion  of  niaiiy  dliciisks  and  llatistaves  for 
liis  father,  Anion«').  The  kinii'  rcferred  to  is  Thutninsc  III.  A  scai-al»').  also 
bears  the  words:  "ThntnKJsc  111..  wliose  ()l)('iisk>^  eniinrc  in  the  Jionsc  of  Aniou«. 
This  conipletes  the  list  of  'riu'iian  obelisks.  ereeted  liy  TinilniDse  III.,  in  .so 
far  as  the  sourees  are  kuown  to  me^);  for  the  obelisk  of  Thutmose  I..  a]t- 
projiriated  by  Thutmose  III..  was  not  ereeted  by  him,  as  Thntmose  I.'s  dcdi- 
eation  inscription  distinetly  states  that  he  ereeted  the  two.  This  is  eorniboratcd 
by   the   inseription   oi'  Inni"). 

It  is  of  some  importanee  to  eorrelate  these  Thcban  obelisks  wilii  Ihe  pair, 
which  the  same  king  erected  at  Ileliopolis.  Froni  the  dedieation  on  oih'  of 
these  \\e  know  that  Thutmose  III.  celebrated  al  least  4  /Z6-sr/-jul)il('es'').  As 
the  Lateran  obelisk  was  unfinishcd  at  bis  dcath .  it  is  safe  to  eonelnde  that  it 
was  intended  for  a  still  later  jubilee.  llenee  ou  the  basis  of  the  otlicr  IJb-sd 
series')   known   to   us   we   may   arrange   bis  obelisks  tlius: 


')    In  1.33  appear  among  the  offerings  A  or  » obelisk  -  cakes  ••  I     roni]iare  tlie  lmhn-cakc% 

in  tlie  Kahun  papyi'i. 

^)    ViREY,  Miss.V,  20!l  1.  15,  corrected  by  a  carefnl  copy  kindly  loancd  to  im;  by  Mr.  Xewiierrv. 
3)    Berlin.  Nr.  3530,  .\u.sf!ihrl.  Verz.  p.  417. 

■*)  An  obelisk  froni  Elephantine,  novv  in  Sion  lioiisc  is  nicntioncd  liy  Bnu,n  (Ilistoiy  ji.  102) 
and  a  new  obelisk  of  »Tliotines-  (not  stating  wliicli  <>ne)  is  recordcd  in  tlie  ;\rch.  Report  of  tlie 
Eg.  Expl.  Fund  1898—99,  p.  22. 

'-)    See  my  note  PSB.\.,  Marcli  1900,  p.  90. 

")    On  the  obelisk   now  on  the  Tliames  Enibanknient  in   London;   in   .Iniie    1901,   1    vva.s  ablc 
to  discern  tliree  strokes  of  the  numeral,  and  there  seenn-d  to  nie  no  rooin   for  a  4tii;  bnt  Brl'gscii 
read  foiir  when  the  obelisk  was  prostrate  at  Alexandria  (Thes.  1130),  and  as  the  stoiie  ha.s  since 
doubtless  weathered  some  in  a  northern  climate,  1  think  his  reading  is  the  safer. 
')    These  are  as  follows  (Bruosch,  Thes.  1122— 1129): 
Amenophis  III.: 

Ist  m-sd,  year  30 
2nd       .  .        ! 

3rd        .  ■•      3Ü 


(,f)  .,.  11.  BuKASTKn:  Tl.e  Obelisks  of  Thutmose  111.,  &c.  [XXXIX.  Band. 

Ist  Hh-sd,  veav  30')  Pu-em-Rc^  pair  or  lost   pai.-'^). 
0,^j  ■    „         ■    ,.      :}3    Fair  (.11  Wall   -.l'  Annais   (..nc   at  ('nnstMntin..i.lc), 
3j.^^        „  „      36   Pu-pm-K<'^-l'air  or   lost    pair. 

4tli        „  »     40   Heliopolis   iiair. 

-,,],        „  ..     42   Lateran   olx'lisk. 

While   tlK-   ol.elisks   oller   n.,    lünt   as    to   the   seasun   or   tin,e   of  year   wl,en 
Thutniose  111.    .as   en.a.ed  upon   them.    yet    we    n.ay   he.-e    iu.uire   how   nuu.h 
.,„,    ,,,,,    ,,,,,   .,•  las   year  was   oecupie.l    in   sueh    enterpr.ses   at   home.      Ihes 
...    ..,  ,;  ,ue  lobest  soven  obelislcs,  all  quarried  at  the  tirst  eatarae^  repx.s^.t 
,.:„,aaMe   an.onnt   of  wovk.    can-ie.l   on.    with    the   possihle   except.ou  of  the 
last     while   he  was  still   in   the   thiek   of  his    Asiatie   wars:    dünn,  a  penod  o. 
„IV  12  veavs.     Thev  are  hnt   a   hint  of  the   eha.aeter  of  his   oeenpat.on.    when 
,,:,.,,ivrains  in  Palestiue  tuvned  his  avmies  home  again:   '^^  f]-^  ^^^ 
evid'ence"ap--t  trom  these  obelisks.   that  the  houndless  ener^^y  of  rhutmosc    IL 
Luul   tun Cnplcyment   in  Egypt   during   the  rainy   seasons  ^^f^^^^^ 
Ms  eampaigns  in  Asia.    AWy  helbre  he  began  his  ean.pa.gns.  he  had  h:ns^ 
„is  nicluan-  te^ple  in  Thebes  and  was  aide  to  l„.ld   u.  ..  oneof  h^s^  1 
of  vietorv   on  the  retuvn  from  his  first  eampaign^)   n.   the  year  23      His  coio 
natioii   insoription^)  likewise  reeords  great  works  at  Kaniak,  betore  t  e  openrng 
of  his  wars      One    eannot   but  wonder.    in    view    of  these    tacts     whethei     us 
dangerous   energies    were    thus   intentionally  kept  employed   m  buidiug  entei- 
se! dnring  Ilatshepsut's  life  time,  that  they  niight  not  beeoine  troublesonie 
o   ,,..,.   in  politics.     Returning  however  to  the  main  question,  I  ^^^^^^^ 
,his   Journal  (vol.  37  p.l27.  128)  indieate.l  the  season  of  las  can„nmg  ^  Au, 
and    in    this    connection    we  may  note  whether   those    dates   eoineide  with     be 
season  of  bis  aet.H,  In  Eyy.t.     In  the   great   edict   of  Ha.nihjd,^)    i    is  s^ 
bv  way  of  precedeiit,   that  king  Mn-hpr-J^^    »niade   an   expedition   at  U>e  feast 
of  Opc:t  each  vear-   throughont  Egypt  for  the  purpose  of  suppress.ng  olfical  ex- 


Rainses  11.: 

Ist   m-xd.  year  ÜO 

2iul      »  ■•  :54 

3,,a       „  „  :5(i 

4tl.       ..  »  40 

5tli       ■•  "  4-2 

„■a   ,if  the  (■rl,-l,nili..ii   "1  tli<;.|uliiU 


.,    These  dates  are  not  all  certain:   153   is  IKed  by  a  n....,nl   „f  "■;';■':;:;:"';;'.;;;;, ,„,,.j 

...,..,  .      .He  .et  or  a  .jal-llee  .  ye.  33;  J  ;-;;-,-  -'^J    ^  ::::i,  ,,.,.,  ...... 

liic  nreceding  note.  —  In  tl.e  placnig  ot   th.    oiunsks  .  .   y  ///,., Ws. 

a..e  entl-elycertain,  wl.ile  the  fifth   is  „n.y  „n.l.al.le  =.      — l;)^ ''^ ^^          '::  J:,,,/ .,,    „. 
•^)    Or  was  Thutmose  111.    content    to    appropnale    Ins    iathu,     1  In.lnu.s 


first  JJh-sfl? 

')    See  ÄZ.  37,  p.  123  1.3. 

•)    See  iny  "New  Chapter".  p.  6. 

>)    Rec.Vl,  41flf.  1.30. 


'^^^■1  •^-  H-  Breasteu:  The  ObelLsks  „f  Thiitiiiüs,.  III..  See. 


()1 


tort.on.     Now.   in  the  essay  above  referred  to.  T  hav.  .|„.uu   ll,at   (1,,.  fcasf  „f 
Upet  „ceurn..l   ,.rly   in   October.      Hence  wc   h.-.vc    1.,.:-,.  d.ar  proof  tl,.-.t    Thut- 
moso  III.  .s    ...unnal    .soas.n    of  work    at  Lome    began   about  tbe  first  of  Odoher 
wind.   stnk.no.h-  .om.b.„v,te.s  tbe  condn.sions  of  tl.e  above  essay  re^•n^lin..■  tbe 
s<.ason   of  c.n.paigning  in  Asia.     Tl,e  employment  of  tliese  soas^ns  'in   l.un.liu.- 
iK'gan   at  Karnak   bef<.re  bis  sen.n.l  campaign.    The  waltb  whieb  Amon  gained 
"•;....  th,.  pIun.bT  of  tbe  first  e.unpnign,  imme.liat.^ly  .l..nK.n.b.<]  (he  enlargement 
"f    Ims   teniple.      Hatsliepsut   bad    niarred   tbe   west.Tn   ..ntnu.,-..   oC  tb.  buil.Iin- 
by    .nserting  her    obelisks    bebind    ber    fatber-s    pylou,    „nru.„in,-    a„d    pnr.i.Uy 
<  enuding  tbe   ball   of  its   eobnnns    in   „.-der    to   do   so.     Tbe   in.biütv    to   restox^ 
tins   ball  satisfaetorily')  and  unwiüingness  ,.,  l,„ild  amund    bis   fatbe^'s  obelisks 
wl,H-],   stood  ar   tbe  wes.ern  entranee,   le.l   bim   (,.  n.ak.  I,is  addition  at  tbe  east 
-d.    really   tbe    rear    of  tbe    temple.     Tbe    pians    nn.s,    have    been    nuule  verv 
M„,n  alter  bis  return   fVoni   tbe  first  eanipaign  i„  Oetob.T.   fbr  tbe  grcat  granit^> 
-t.la-)   win.-l.    n.-ords   (be   building    stat..   tha.    Un-    foun<lation    eer;>monies    per- 
sonaliy    i.erlornied    by    tbe    king,    took    plaee    on    tbe    IJOtb    of  Mvdnv    tl,-,t    is 
to..u-d    tbe    last    of   Febrnan-,    less    tban    liv,-    n.,n,bs    afler    bis    rHurn    froin 
tbe  first  campaign.   and   some   Uvo   n.ontbs   b-fu-e   Ins  d..partnn.  on   tbe  second 

A   new  bght   is   tbns   tin-oun    in    partienlar  , n    Ins   lirst  winter  at  bome   after 

the   beginning    of  bis    uars:    and    mv    s...    that    his    personal   supervision   of  bis 

en  e,^>nses  in  Egypt  began  eaeb  s.ason   in  early  üetober  and  eontinned  at  least 

dl   tbe  end  of  Febrnary.    wbc-n   in   all   probability   he   vvent   north,    to  „rgani.e 

los   forees   for  the   expedition  whieh   ^v.,uld    move  as  earlv  in  April   as  thr  rains 

wnul.I    perm.t.      It    is    this    ineessant    employmcnt  of  bis    gr,>at    abiliti.s   dnri 

h.s  wu.ters  in  Egypt  and  bis  snmmers  in  Asia,  tbat  n.ad.-  th,-  rri^n  ..f  ThnN 
mose  III.,  tbe  greatest  in  the  hist.,ry  of  th..  .arli.T  orient.  \\V  ntav  ..asilv 
eredit   tbe   words   of  Kckbniire    \v\u 


ays   ol    iiiin' 


±^  Will 


A 


iHithin 


"I-o.    his   majesty   was    one    whn    kn.'U     whal    happm.d:    iherr    was 

Ol    wbu-b    be    was    ignorant:    hr    was    Tl,„lh    in    ..v-rythin^:    therr    was    nu    w,,n 
whicdi   be  did  not  earry  ont.« 

■)    This  is  shown  by  hi.s    .•e.storati.,.,    „f   tl..  „ortluT,,    half  „f   th.-    rol,,,,,,.-,.!,.   (s,.,.  ,„.•   N,.«. 

ha,.e.  p.30);  an<l   by  his  ..il,.,.  to   ........aU..   t .„sU-ati,.,,   „r  ,1...  .„U •„   ha,,'  U   ■        |,^ 

üf  wluch  were  reerected  by  AnieMliot..|,  II. 
'■')    Mar.,    Kam.  12  1.7. 
^)    Nkwbkhrv.  Hekhinara   VII,   11.8 9. 


fi2  Georo  Stkindorff:    Amenophis' IIT.  Gedächtnisskarabäus.  [XXXIX.  Band. 


Amenopliis'  III.  Gredächtnisskarabäus  auf  die  Anlage  eines  Sees. 

^"ou   Geokg  Steindouff. 


Von  den  Godächtnifsskarabäen,  die  Amenopliis  III.  zur  Vcilierrlicliuni''  einer  neuen 
Seeanlage  anfertigen  liels,  war  bis  vor  kurzem  nur  ein  Exem])Iar,  das  in  der 
ägyptischen  Sammlung  des  Vatikan  befindliche,  bekannt.  Es  ist  mehrfach  publi- 
ziert worden:  zuerst  von  Rosellini  (Monumenti  reali,  pl.  XLIV  2),  dann  von  Stern 
(Ägypt.  Zeitschr.  1877,  S.  87  Anm.  2)  und  zuletzt  von  MARiccni  (Bes.sarione  1899, 
p.  122)').  Da  aber  die  verschiedenen  Textwiedergaben  gerade  in  einigen  der 
wichtigsten  Punkte  (so  in  der  Lesung  des  Stadtnamens  und  des  Namens  der 
königliclicn  Barke)  voneinander  aT)wichen,  so  schien  eine  Neuausgabe  der  kleinen, 
wichtigen  Urkunde  wünsclienswert.  Ich  habe  daher  im  Herbst  1899  eine  neue 
Abschrift  nach  dem  Original  genommen  und  diese  mit  einer  von  Eeman  gleich- 
zeitig gemachten  Kopie  verglichen. 

Noch  vor  der  Veröft'entlichung  wurden  mir  aber  zwei  andere  Exemplare 
desselben  Skarabäus  bekannt,  deren  Text  den  des  Vatikanischen  Stücks  in  vielen 
Punkten  bestätigt,  an  einigen  wesentlichen  Stellen  aber  auch  verbessert.  Das 
eine  1)efin(let  sich  in  der  Kollektion  W.  Goleniscueff  und  ist  in  einer  Sannnlung 
von  Photograpliien,  die  der  Petersburger  Kollege  von  seinen  schönen  Skarabäen 
liat  anfertigen  lassen,  den  P'achgenossen  privatim  mitgetheilt  worden.  Das 
andere  liegt  in  der  ägyptischen  Sammlung  von  Alnwick- Castle:  Bnicn  hat  es 
in  seinem  »Catalogue  of  the  Egyptian  antiquities  at  Alnwick  Castle«  Nr.  1030 
(p.  137)  ziemlich  ungenau  beschrieben:  neuerdings  hat  es  Percy  E.  Newberrv 
für  seine  demnächst  zu  veröffentlichenden  »historischen  Skarabäen«  gezeichnet 
und  mir  in  liebenswürdigster  Weise  zur  Verfügung  gestellt.  Das  Bruchstück 
eines  vierten  Exem]ilars,  das  sich  in  der  Sannnlung  des  University- College  zu 
London  befinden   soll,    ist   mir   nicht    zu    (Jesicht    gekommen. 

Auf  Grund  dieser  neuen  AbscJirirten  soll  nun  der  Text  dieses  (iedächtiiis- 
skaral)äus  hier  noch  einmal  verölTentlichl  wcnlen.  Icli  lege  die  Fassung  des 
Vatikanischen  Stücks  (V.)  zu  Grunde  uml  l'ün«'  die  der  liei(h'u  anderen  Exein- 
])lare  (A.  =  Alnwick  Castle;  d.  (ioi.KMsciiEi  f),  nur  soweit  sie  \on  Jencni  ali- 
W'i-iclit,    hinzu. 

')  Siehe  die  Litteratur  Itei  Ma.si'ero,  Histoii-e  aucienne  des  ]>eiij)les  de  rOi-ient  cla.s.siiiiie  II  Sl.'J, 
n.  3,  und   Maricciii,   Bessarione  lfS99   p.  122   n.  I. 


'^*^''  ^^■'""'-  ■"^•'■E'M'ORKi-:    Anu-iK.|,l,is-  III.   C;..<lächtni.s,sk,„al,;ius. 


()3 


Text. 


'^n  i 


/^ 


»-»---Ä ' 


5/ 


A  b  w  e  i  (•  li  e  n  (1  e  L  o  s  u  n  t;- e  n 
4.    A.G.   ^■^11. 

■'■  ^-  (MDfli 

(i.    G.   <K^.^.  ,    aber    aui"  i]vv    Pbolonn.pln,.    „i,.h(    si,-h<T  zu    .M-k. 


imcii;    A. 


-cs:^ 


AAi.    1  C^5 

c^      I 


7.    A.   A-^. 


it.    A.   ^111:   G.  ^^.     A.  ^^. 

1".    A.  ^^^:G.}^.     A.(|^. 

10/11-  ^•I^H^'^- 

tlbersetzunp^. 

»Elftes  Jahr,   am  ersten  Tlatl.nr  unter  der  Majestät Amennphis'  HL, 

der  mit  Leben  Ix'schenkt  ist,  und  der  grolsen  königlielien  Gemahlin  Teje,  die 
da  lebt.  Ks  befald  Seine  Majestät,  einen  See  zu  machen  für  die  .^vnCso,  'köniif- 
liche  Gemahlin  Teje  in  ilirer  (der  Köni,i.-in)  Stadt  D'rwh,'-  seine  Länqe  betrir^- 
3700  »Oberarme«    (Halbellen),   seine   Breite   700  »Oberarme«"'):   es  feierte    Seine 

Majestät    das    Fest    der  Eröffnun,i.-   der am    seehszehnten    IlallH.,-.    Ind.-». 

Seme  Majestät  in   dem  Königssehiffe,    »in   .k>m   die  Sonne  funkelt«,   fuiir.« 

■)    Das  ( )  ist  von  dem  Vcrferti.;,.,-  ,l,..s  Sl<arnl,-his  otwas  /.u  weit  nncl,  n^lits  ....stallt 

)    -So  nach  A.G.;   V.:   tiOO  .ülieramie... 


64  Georg  SiKiN'DOüKFT    Aiiienopliis'  III.   (iodäciitiiissUnr.-iliäiis.  |  XXXIX.  Bam 


Boincrkuiificn. 

Der  Name   der  Stadt,   die   der  Königin   .yeliörte  und   in   deren  Weiehbild 

{(fi)i/)   der  See  an.nelegt  war,    ist    nneli   genauer  Lesung  Jl3  "vN  T  ©  i^y-^    lj<^rich>^). 

Die    Lesung  JJ^rw,   die   noeli    in  jüngster  Zeit  Maspeiso  und  Pikiil  vertraten,   ist 

aulV.ugeUen.     Das  dem  V:^  folgende  Zeiclien  ist  ein  deutliches  J.     Dafs  die  zweite 

Hcälfte  des  Namens  ich)  zu  lesen  ist,  wird  endgültig  durch  das  Zeichen  ^-^  be- 
stätigt, das  naeli  einer  glücklichen  Bemerkung  Dykofi-s  auch  hier  das  Wortzeichen 
fiir  trhy  «Nacht«  ist  und  dem  phonetisch  geschriebenen  ichJ  zugefügt  ist.  Damit 
ist  dann  auch  von  einer  Gleiclisetzung  dieser  Stadt  mit  dem  Deltaorte  ^^  ^ 
'Hrw  {Tr)-)  abzusehen. 

Über  die  Lage  von  D^i'toh},  deren  Name  sonst  nicht  zu  belegen  ist, 
wissen  wir  niclits.  Sie  im  Delta  zu  suchen,  liegt  jetzt,  wo  die  Gleiclisetzung 
mit  T>rir  forft"fillt,  keinerlei  Veranlassung  vor.  Der  Ort  kann  ebenso  gut  in 
OberägA-pten  gelegen  haben.  Man  könnte  A'ielleieht  an  die  bei  Medinet  Habu 
gelegene  Stadt,  in  der  ja  ein  grofser  Palast  Amenophis"  III.  und  der  Teje  sicli 
liefand,  denken  und  weiter  die  durch  den  Skarabäus  verherrlichte  Seeanlage 
in  dem  östlich  von  dieser  Palastruine,  südlich  von  Medinet  Habu  befindliehen 
See,  der  Birket  Habu  (vergl.  die  Karte  LD  I.  78),  dessen  künstliche  Uniwallung 
noch  jetzt  vorhanden  ist,  suchen.  Nur  spricht  hiergegen,  dafs  di(;  Ausdehmmg 
der  Birket  Habii  die  des  Amenophis-Sees  mn.  vieles  übertrifft  (ich  schätze  seine 
Breite  auf  etwa   800  m). 

Die  Gröfse  des  vom  König  angelegten  Sees  (^  mr)  wird  von  dem  Ska- 
rabäus in  ,-r--Si  rmn  »Oberarm«  (niclit  in  gew()hnlichen o  niM)  angegeben.    Nach 

Lepsrs^)  beträgt  ein  rynn  ^j.,  einer  Elle,  hat  also  eine  Länge  von  0,375  m.  Da- 
nach würde  der  neue  See  eine  Länge  von  1387,5  m  bei  einer  Breite  von  2()2.5  m 
besessen  haben.  Ob  dieser  See  in  der  kurzen  Zeit  von  einem  halben  Monat 
neu  gesehalTen  worden  ist,  ist  wohl  recht  fraglich;  eher  dürfte  ein  vorhandenes 
Sammelbecken  durch  Hinleitung  neuer  Kanäle  und  andere  Mittel  zu  einem  »See« 
umgestaltet  worden  sein. 

Nach  Fertigstellung  des  Sees  feierte  der  König  das  Fest  der  Öffnung 
(t  zobß)  der  ^^|*).  Was  diese  letzteren  sind,  vermag  ich  nicht  anzugeben. 
Vielleicht  sind  es  die  Kanäle,  die  den  Zullufs  des  Wassers  in  das  neue  Sec>- 
becken  vermittelten. 


')  So  lasen  auch  schon  Birch,  Scai'ali;ri  of  AiinMiophis  III.  (Kecnnls  of  tlic  I'ast  Ist  Si-r.XII  11, 
und  WiKDEMANN,  Ägypt.  Geschichte  382. 

*)  So  noch  jüngst  Maspero  (a.a.O.),  vvelclicr  anniiiimt,  dafs  AiiuMi(i]iliis  III.  seiner  Gattin 
diese  Stadt  /.um  Geschenk  gemacht  habe. 

')  Che.r  die  altägj-ptische  Elle  und  ihre  Einteilung,  S.  3f)  und  4:i;  vergl.  aiieli  (imi-nrH. 
Notes  on   Egy])tian   weights  and  measures  (Proc.  Soc.  I5ilil.  .\rch.  1892)  ]>.  2. 

*)    So  nach   V.;  vei'gl.  die  \'arianten   von   .V.   und  G. 


Georg  Stkimxihkk:    AiiR'iiopliis"  III.   Gedäcliliii.sskaiabiiiis.  65 


Die  Königsharke,  in  der  der  König  die  erste  Lustfahrt  uiitciiinliin,  fiihrte 
den  Naiiicii  Itn  [Jui  »die  Sonne  fuidiclt«  :  doch  ist  dieser  Name  liier  ;ittriliuliv, 
mit  Zusatz  von  )ti  hnw-f  i\\\  das  vorhergehende  Nomen  {icl>  Mni)  augeknü]ii'l :  »die 
Ivnniusharke.  in  der  die  Sonne  funkelt«.  Andere  Namen  von  Königsseliifl'en  s. 
liei    Ki;man.    Agy[iten   S.71H. 


Die  Eigennamen  auf  dem  Vatikanskarabäus  Amenhoteps  III.') 

\'()ii  .Jami:s  IIknky  Bkeastei). 


1  ^in  Pei'sdneiiiiame.  den  ieli  neidieli  ;iuf'  einer  im  l.iMi\re")  lieliiidlielien  m.  R.- 
Stele (('•  30)  gefunden  hal)e,  zeigt  ganz  deutlieli,  wie  der  Stadtname  des  N'atikan- 
skaral)äus  zu  lesen  ist.  Mitten  in  einer  langweiligeji,  sehleeht  gesehriehenen 
Liste    der    I-\-imilienange]i(")rigeu    ersclieint    einer,    dessen    Name   so   aiissieiit  : 

Dieser    Name    ist     natürlieli     nnr    sd    zu    lesen:  |      r.    |  ^  ©  ^IT^    »gehören    von 

der  Msi/-t''.  Nnn  lautet  dei'  Sladtname  auf  <!em  N'atikMiiskaraliäiis') :  Jj| 
v1®'T^-  D''ds  diese  l)eiden  Namen  identisch  sind,  unterließt  nicht  dem 
geringsten  Zweifel.  Die  Schreibung  des  Personennamens  zeigt  nnn.  dals  wir  es 
mit  einem  znsa nnn en gesetzten  Wort  zn  tliun  lialien.  deiui  die  heiden  |ili(ineli- 
sehen  I)estandteile  sind  diu'cji  J\\  getrennt:  wir  müssen  also  l_Kr-ivlt!  lesen. 
Damit  verschwindet  »ZälTi"  oder  »Zaru«.  denn  das  /r  gehört  dem  zweiten  Be- 
slan<lteil,  der  nicht  mehr  zu  ignorieren  ist').  /.Xr  nnd  hV/.'  sind  selbstverständ- 
lich die  gewöhnlichen  Winie:  ».suehen«  und  »Nacht",  mid  das  Kompositum 
bedeutet  vielleicht  »Nachtsucher« .  Was  das  heilst,  ist  fraglich:  es  muls  aber 
jedeidalls   eine   Bezeichnung  sein,   die   ebensf)Wohl   für  eine   Person,  als   für  eine 

Stadt    i)afst.    wie   z.B.    T  eine    Bezeichnung    Thebens    und    gleichzeitig    ein 

0  o  D 
gewöhnlicher   Personenname    ist.      Betreffs    der    Frage,   welche  Stadt  wir    darin 

')  Folgende  Bemerkungen  hatte  ich  eingereicht,  als  der  vorstehende  Aufsatz  Stkin'dorkfs 
gerade  druckfertig  war;  nach  Entfernung  einiger  Wiederholungen  wird  das  iit)rige  unverändert 
veröffentlicht. 

'')  Die  Erlaubnis,  obige  Auszüge  aus  meinen  Ko|)ien  für  das  Berliner  Wörterliueii  hier  zu 
publizieren,  verdanke  ich  der  Freundlichkeit  der  Verwaltung  des  Louvre. 

')  Nach  einer  Kopie  von  Ekman  und  meiner  eigenen  Piiotographie.  Nur  ©  ist  fiaglich; 
es  könnte  vielleicht  auch  ©  sein,  was  natürlich   nichts  an  der  Lesung  ändern  würde. 

*)    Man  hat  friilii-r  T   niristens   falsch   als  1   gelesen. 
Zcitsclir.  r.  \'iy\,\.  Spr.,  XX.\I.\.  Ban.l.     lOUl.  ^ 


66  J.  H.Bbeasted:  Die  Kigennanieii  aul' tlein  Vatikanskarabäus.  [XXXIX.  Band. 


ZU  suchen  haben,  stimme  ich  ganz  mit  Steindorff  überein:  denn  dmt,  wie  die 
Stadt  auf  dem  Skarabäus  bezeichnet  wird,  ist  bekanntlicli  d;i.s  se-\völinliche 
AVort  för  ein  Quartier,  eine  Temi)elanl;i,iie  mit  dem  Temenos  u.  s.  w.  oder  für 
das  Quartier  von  Theben,  vco  ausländische  Gefangene  untergebraclit  wurden. 
Der  Name  der  Barke,  in  der  der  König  auf  seinem  neuen  See  gt'iahren 
ist,  ist  gewöhnlidi  U'^~y^III  gelesen  worden.  Auf  einer  Stele  der  18.  Dynastie 
im  Louvre  (bezeichnet  »sans  numero«)  trägt  der  Verstorbene  den  Titel:  ^^y 
A(wv«A  X  ^..^  (1  ~vv^  Äf  ■  Der  Mann  war  natürlicli  ein  Sonncnscliirmträger  auf  der 
königlichen  Barke,  deren  Name  seinen  Titel  schliefst.  Von  solchen  Sonnen- 
schimiträgern   habe    ich    im    Louvre    schon   zwei    gefunden  (C  53   und  Nr.  217), 

die   gleichfells   alle    beide    auf  der   königlichen    Barke    rüüü         >^^^    oder    V^M 
;=.^iag;  thätiü'  waren,   und   das   Amt   wird    uk-lit  selten   sein.      Die    erste  Barke 


ist  nun  ohne  Zweifel  mit  der  Barke  Amenhoteps  III.   auf  dem  Vatikanskarabäus 
identisch,   wo  thatsächlich   M^^/w^Attt  steht  (so  auch 
Name   natürlicli   thn  (thn)-Itn  d.  h.    »Aton  funkelt« 


identisch,   wo  thatsächlich   M^^/w^Attt  steht  (so  auch  Steindorff).    Zu  lesen  i.st  der 


Die  Bedeutung  der  ägyptischen  Pflanzensäulen. 
Von  Ulrich  Wilcken. 


/vis  ich  jüiiii-st  die  grundlegende  Studie  von  Borchardt  über  »Die  ägyjitische 
Pflanzensäule«  (LSDT)  dm-charbeitete,  kamen  mir  Bedeidven,  ob  die  zum  Schluls 
von  ihm  vorgetragene  Theorie  über  die  Bedeutung  dieser  Saiden  zu  Recht 
be.steht.  Nachträglich  fand  ich.  dafs  schon  Ciiristi.\n  Belger  in  seiner  Be- 
sprechung der  BoRcii.vRDTsehen  Sehrift  in  der  Berliner  philol.  Wochenschrift 
181)1)  Sp.  46711'.  Zweifel  und  Vermutungen  geäufsert  hat,  die  ganz  in  der  Rich- 
tung meiner  eigenen  Bedenken  liegen.  Da  meine  Argumente  aber  zum  Teil 
über  die  von  Belger  vorgebrachten  liinausgehen,  so  ist  es  vielleicht  nicht  über- 
llüssig,   die  Frage  nochmals  zu  behandeln. 

Nach  Borchardt  sind  diese  Säulen  durcli  und  durch  als  Pflanzen  zu  denken, 
die  entsprechend  der  ä,ü:yptischen  Vorstellung  von  dem  Hause  als  einem  »Ab- 
bild der  Welt«  (Maspero)  aus  dem  Erdboden  lier\  oi-wachsen  und  dem  frei  dar- 
über schwebenden  Himmel  (der  Zimmerdecke)  als  freie  Endigungen  entgegen- 
streben. Ich  möchte  demgegenül)er  auch  nacli  dem  neuen  Ein])lick  in  die 
Formen   der  Säulen,    die   wir   BoRciiAiiDTs    niän/.cndci'    Untersuchung    verdanken, 


1901.]  Ulrich  Wilckkn:    Die   üeilfiitiiiiij;  der  iisypt.   I'llanzpnsäuloii.  f)7 


an  der  A'on  Semper  und  Lepsii-s')  hoijrüiulctcii  Aa.siclil  rc.stlKdtcn,  dal's  die 
Ji.yfvpt  isclie  Pnaiizensäule  (iiciiaucr:  die  lUindelsäule.  s.  unten)  als  Pl'eiler- 
säule  aufzufassen  ist,  die  nur  äurscrlicli  mit  Pflanzen  verhüllt  oder 
umkleidet  ist. 

Zu  dieser  Vorstellung'  kunnnt  aucl:  Bici.gkk  und  beruft  sicli  dafür  aid'  die 
unterliall)  der  Blüten  angebrachten  Halsbänder.  »Warum  sollten  naeii  der  oben 
i'ntwiekelten  Theorie  (Borchardts)  die  irei  iien  Himmel  wachsenden  Blumen  zu 
Bündeln  vereini.ii't  zusammengebunden  werden?«  Die  Frage  ist  in  der  That 
schwer  zu  beantworten.  Die  Idee  der  Bündelsäule  ist  nach  Borchardts  X'oraus- 
setzungen  kaum  begreiflich.  Es  ist  das  eine  Vorstellung,  die  man  bei  der 
le])endigen  Pflanze,  an  die  Borciiardt  immer  denkt,  in  der  Praxis  nicht 
einmal  gut  ausführen  könnte.  Der  Zweck  des  Zusammenbündeins  könnte  nur 
sein,  mehr  Kraft  zu  geben,  aber  für  die  freien  Endigungen  Bohimaruts  ist 
diese  gar  nicht  nötig.  Ich  halte  somit  diesen  Einwand  Belgers  für  ein  tril'tiges 
Argument.     Aber  es  kommen  noch   andere  Gesichtspunkte  hinzu. 

1.  Borchardts  Vorstellung,  dafs  die  Pflanzen  aus  dem  Erdboden,  im  lie- 
Minderen  der  braun  bemalten,  einen  Erdhügel  darstellenden  Basis,  emporwachsen, 
wird  dm-ch  die  Thatsache  widerlegt,  dafs  Papyrus  und  Nymphäen  Wasser- 
pflanzen sind,  die  aus  dem  Wasser  und  nicht  aus  der  Erde  hervorkommen 
iidcr  doch  wenigstens  für  das  Auge  des  Beschauers  oberhalb  des  Wassers  siciit- 
bai-  werden.  Belger,  der  diese  letztere  Thatsache  auf  Sp.  4()!)  auch  scIkhi 
richtig  hervorgehoben  hat,  beseitigt  dieses  Argument  wieder,  indem  er  die  Deu- 
tung der  Basis  als  Erdhügel  bezweifelt.  Ich  halte  diese  Deutung  für  richtig, 
und  zWar  wegen  der  braunen  Bemalung,  bestreite  deshalb  aber  Boki  n  vinns 
Auffassung,  dafs  diese  Blumen,  deren  Charakter  als  Wasser^^flanzen  er  bei  seiner 
Schlufsfolgerung  niclit  in  Betracht  gezogen  hat,  aus  dieser  Basis  »hervor- 
wachsen«. Wenn  die  Ägypter  das  so  aufgelafst  hätten  wie  Borciiardt,  würden 
sie  die  Basis  gewifs  blau  angestrichen  und  mit  den  üblichen  Wasserlinien  ver- 
ziert haben.  Ich  folgere  daher  aus  dem  angeführten  Thatbestande,  dafs  die 
braune  Basis  mit  den  darüber  bei'indlich  en  Wasserpflanzen  in  keinem 
natürlichen  Zusammen  iiange  steh  t,  sondern  ebenso  wie  der  .\bakiis 
als  Teil  der  in  dem  Bluinensclimiick  steckenden  Pfeilersäule  aufzu- 
fassen  ist. 

Ich  gehe  liierbei  nicht  auf  die  Krage  ein,  wie  diese  Pfeilersäule  entstanden 
ist,  ob  sie,  wie  die  herrschende  Theorie  annimmt,  ausschliefslich  aus  dem 
Felsenbau  abzuleiten  i.st,  oder  ob  nicht  unabhängig  daneben  durch  die  prak- 
tischen Bedürfnisse  des  Hausbaues  aucii  aus  der  primitiven  Deckenstütze,  dein 
Baumstamm  —  den  man  vielleicht  unten  diin'h  eine  Erdumschüttung,  oben  (hircli 
Einschiebung  einer  Holzplatte  vor  dem  Verrücken   sicherte  — ,  .sich   eine  Säule 


')    Vergl.  Semper,  Der  Stil,  2.  Aufl.  1S7S,  R.  IJOHff.;  Lepsiis,  Abli.  d.  Heil.  Akad.  1S71  ;  Eu. 
Meyer,   Gesch.  Ägyptens,  S.  ISfifl'.;   l'Kni«ir  et  ('iiii'iez,  j).  527  fi'. 


68  Ulrich  Wilcken:    Die  Bedeutung  der  ägypt.  Pflanzensäulen.       [XXXIX.  Band. 


mit  Basis  und  Abakus  entwickeln  konnte.  Gleichviel  wie  sie  entstanden,  icli 
will  diese  schlichte  Säule  mit  Basis  und  Abakus  im  folgenden  kurz  die  >>  Pfeiler- 
säule« nennen  imd  lasse  dabei  ganz  unentscliiedcn.  wie  man  sicli  im  einzelnen 
die  Au.siuhrung  des  von  den  Blumen  verhüllte)!  Schaftes  zu  denken  hat.  leli 
lege  nur  darauf  Gewicht,  dafs  man  sieh  das  Ganze,  vom'Abnkus  bis  zur  Basis 
herab,   als  eine  Einlieit  vorstellt. 

Darum  kann  ieli  aucli  Bklgek  in  diesem  Punkt  niclit  l)eistimmcn,  wenn 
er  den  Abakus  der  Pllanzensäide  für  das  oberste,  von  den  Blumen  nicht  ver- 
liüUte  Stück  des  vierkantigen  abakuslosen  Pfeilers  erklärt.  Dagegen  spriclit, 
von  anderem  abgesehen,  die  Thatsache,  dafs  die  Blumen  vielfach  untcrlialb 
des  Abakus  sehr  scharf  eingezogen  werden  (vergl.  z.  B.  Boechardt  S.  U  Nr.  13). 

Wenn  I^orciiardts  Vorstellung  von  dem  »Emporwachsen«  richtig  wäre, 
dürfte  man  erwarten ,  dafs  z.  B.  in  der  berühmten  Fulsbodenmalerei  zu  Teil 
el-Amarna  das  Wasser  des  Teiches  über  die  Stand})lätze  der  Säulen  hin  aus- 
gedelmt  wäre.  Statt  dessen  stehen  sie  auf  dem  Trockenen,  zwischen  den  Ge- 
büschen, in  denen  sich  die  Kälbchen  tummeln.  Folglich  haben  wir  nicht 
»emporwachsende«  Blumen  vor  uns,  sondern  abgeschnittene,  mit  denen 
man   die  vorhandenen  Pfeilersäulen  umwunden  liat. 

2.  Es  scheint  bisher  in  diesem  Zusammenhange  nicht  beachtet  zu  sein, 
(Infs  die  Verwendung  der  Nymphäen  an  sich  schon  ein  Argument  dafür  ist, 
dais  (b'innen  in  der  Pllanzensäule  ein  fester  Kern  zu  denken  ist.  Denn  mit 
dem  gepriesenen  Natvu'alismus  der  Ägypter  würde  es  schlecht  bestellt  sein, 
wenn  sie  den  wunderlichen  EinMl  gehabt  hätten ,  die  Stengel  der  Nympliäen 
kerzengerade  aufstrebend ,  als  etwas  Selbständiges  hinzustellen.  Sind  doch  diese 
Stengel  so  biegsam,  dafs  sie  sich  am  liebsten  in  posthornartige  Windungen 
legen.  Von  einem  kerzengeraden  Emporwachsen  dieser  Stengel  kann  daher 
nicht  die  Rede  sein,  und  dies  um  so  weniger,  als  diese  Stiele  bis  auf  wenige 
Zentimeter  im  Wasser  zu  sein  pflegen.  Die  Nymphäensäule  ist  daher  nur  ver- 
ständlich unter  der  Annalime,  dafs  die  Blumen  unterhalb  der  Blüte  an  einem 
festen  Kern  (der  Pfeilersäule)  angebunden  sind  und  nun  der  Länge  nach  herab- 
hängen. So  erklären  sicli  auf  das  einfacliste  die  Halsbänder  wie  überhaupt 
die  Bündelsäiden ,  die  uns  oben  naeh  Bokciiakdts  Theorie  unverständlich  blieben. 

Für  diese  Auffa.ssung  spricht  auch,  dafs  gelegentlicli  noch  unterhalb  der 
Halsbänder  mehrere  parallele  Bänder  in  bestimmten  Abständen  von  einander 
dargestellt  sind  (vergl.  Perrot  S.  4S9.  50:{.  505).  Will  man,  dafs  die  Stengel 
sidi  glatt  an  den  zu  schmückenden  Pfeiler  anlegen,  so  mufs  man  ilm  eben 
melirfaeli   umwickeln.      Das  drücken  diese   Darstellungen   aus. 

3.  Bislier  ist  meines  Wissens  die  Frage,  ob  die  Bündelsäule  oder  die 
einfache  Pllanzensäule  d;is  Primäre  ist.  überlmuiit  Udch  nicht  gestellt  worden. 
Ich  entscheide  mich  für  die  ei-s(ere  Alternative,  und  zwar  einmal  deshali),  weil 
die  Bündelsäule  aus  lauter  Klenienten  besteht,  die  aus  ihrem  Wesen  heraus  zu 
erklären    sind,    wälii-eud    die    einCaelien    Pllanzeusäuli'u    mehrere    Elemente    haben, 


\90\.]  Ulrich  Wilckex:    Die   BetleiUiiiig  der  ägypt.   I'llaiizensäiileii.  Gl) 


die  erst  durch  Annahme  einer  Übertra,ü:un£>:  xnn  den  i;üiid.l>;iulcii  verständlich 
werden  (s.   unten). 

Diese  Annnlnne,  dais  die  einfache  Pth^nzeiisäule  das  Sekundäre  ist.  wird 
lerner  aueii  durch  die  ohen  vertretene  Theorie  <>eiordert.  Das  Ursprünsiliclie 
war,  wie  wir  sahen,  die  Nachahmuuü-  von  Pleilersäulcu .  deren  Schäl'te  —  wold 
,ii-ele,i;-entlich  von  Festlichkeiten,  (hdier  auch  in  den  bildlichen  DarsteUungcn  die 
Schleifen  und  Bänder!  —  rin,t>snni  mit  Papyrus  oder  Nympliäen  verhüllt  waren. 
Bei  der  künsl Icrischen  Ausbildung-  dieses  Typus  sdieint  man  nun  in  licwisscr 
'Weise  wieder  die  einzehie  Pllanze  —  nicht  die  Pllanzensäule  I  —  vor  Anii-en 
gehabt  zu  hal)en,  wie  bei  der  lileichmäfsigcn  Einzieliuni;-  der  Fufsblätter  der 
Papyrussäule,  die  dem  ganzen  Bündelende  damit  das  Profd  eines  einzelnen 
Stengelendes  giebt,  oder  bei  der  kunstvollen  Zusannnenlegung  der  ver-schiede- 
nen  Loto.skno.spen  zu  einem  Ka])itell.  das  das  Profil  einer  einzelnen  Lotos- 
knospe  nachahmt.  Auf  diesem  AVege  konnte  man  leicht  dazu  konnnen.  statt 
des  Bündels  schliefslich  die  einfache  Pllanze  darzustcTlen ,  ^vobei  man  dann 
wieder  Einzelheiten  von  der  Hündelsäule,  wie  die  Halsbänder,  rein  schematiscli 
übernahm,   wiewohl  sie   hier  nun  keinen  Sinn   hatten. 

Rein  schematisch  übernommen  sind  aber  vor  allem  auch  der  Abakus  und 
die  Basis.  Denn  wenn  der  ganze  Schaft  eine  einheitliche  Pllanze  darstellt,  so 
kann  in  seinem  Innern  natürlich  —  das  gebe  ich  Borciiardt  ohne  weiteres 
zu,'  beschränke  es  nur  auf  diese  sekundäre  Krscheiniuigl  —  nicht  nieiir  eine 
Pfeilersäule  gedacht  wer(h'n.  Fehlt  diese  alier  im  Innern,  ist  der  ganze  Schaft 
i^ewissermafsen  eine  Pllanze,  so  halien  auch  Abnkus  und  Basis  ihre  Funktion 
verloren  und  sind  lediglich  von  der  lUindelsäuh'  lierüliergeiionnnen(>  und  niehl 
mehr  verstandene   Zierstücke. 

Ich  überblicke  im  Augenblicl<  nicht  .  oh  sichei'c  Beis])iele  sojclier  cinfaclieii 
Pllanzcnsäulen  schon  aus  dem  alten  Reich  vorliegen.  Ist  es  der  Fall,  so  spricht 
das  natürlich  nicht  gegen  ihren  sekundären  (Iharakter,  denn  damit  ist  mn-  eine 
relative  Datierung  behauptet. 

Wenn  es  einfache  Nymphäensäuh'n  gegeben  hat,  was  mir  nach  Boücm akdts 
Beis[)ielen  noch  zweifelhaft  ist'),  so  liegt  darin  eine  Abw cndinii;'  \()n  dem  ur- 
sprünglichen Naturalismus,  denn  es  ist  ein  Unding,  eine  solche  Pllanze  einzeln 
geradestehend  darzustellen.  Der  gesunde  Simi  der  Agyi)ter  scheint  auch  für 
die   einfachen   .Säulen   Fa])yrus   und  Palmen,   die  selbständig  eniporra,t;-en .    bevor- 

')  teil  bemerke  hier  im  allgemciiieti,  dafs  die  !ig\|ilisi-licn  Bilder  von  Säulen  ITm'  unsere 
Untersuclningen  .sehr  mit  Vorsicht  zu  benutzen  sind.  Was  da  als  Abweichung  von  dem  Typus 
erhaltener  Originale  erscheint,  erklärt  sich  vielleicht  eher  durch  die  Eigenheiten  der  ägyptischen 
Perspektive,  für  deren  Erkenntnis  eine  frühere  Arbeit  von  ISorciiardt  bahnbrechend  ist.  - —  Auch 
die  Nachalunungen  in  der  Kleinkunst  sind  mit  Vorsicht  zu  benutzen.  Die  Abbildung  (il  bei 
BoRcHARDT  (aus  Kahuu)  stellt  meines  Erachtens  nicht  eine  "einfache  Papyrussäul«!«  djir,  sondern 
einen  stilisierten  Papyrus  mit  offener  Dolde,  denn  es  fehlt  der  Abakus  (unteres  Ende  abgebrochen). 
Das  Fehlen  des  Halsbandes  ist  daher  hier  selbstverständlich.  Dieses  nur  einen  halben  Meter  lange 
Stück   mag  irgendwo  als   X'erzierung  gedient  haben. 


'0  Ulrich  WiLCKEN :    Die  Bedeutung  der  ägypt.  Pflanzensäulen.       [XXXIX.  Band. 


zugt  ZU  liaben.  Wenn  einfache  Nymphäensäulen  vorkommen,  so  wird  man 
diese  wolil  als  Analogiebildungen  nach  jenen  Pajiyru.s-  und  Pahnensäulen  aul- 
zufassen  haben.  Die  Analogie  erklärt  überhaupt  vieles  in  den  späteren  ver- 
wilderten Formen. 

4.  RoKCH.\KDT  schlielst  seine  Abhandlung  mit  den  Worten:  »Der  Ägypter 
dachte  sich  seine  Pilanzensäulen  als  freie  Endigungen  und  ornamentierte  sie 
wie  solche."  Sind  meine  obigen  Darlegungen  richtig,  so  ist  dieser  Auffassung 
schon  der  Hoden  entzogen.  Nach  Borchardt  hört  die  Ptlanzensäule  mit  der 
Blütenspitze  auf:  oben  darauf  ruht  der  ihr  fremde  Abakus,  der  nur  aus  kon- 
struktiven Gründen  vom  Baumeister  daraufgelegt  ist.  Ich  betrachte  als  Pllanzen- 
säule  vielmehr  die  Verbindung  von  Abakus,  Pflanze  und  Basis,  wobei 
die  Pflanze  den  Pfeilerschaft  umhüllt  (bei  der  Bündelsäule)  oder  naturwidrig 
an  seine  Stelle  getreten  ist  {l)ei  der  einfachen  Säule).  Hierbei  ist  die  Pflanze 
allerdings  als  freie  Endigung  gedacht  —  und  darin  hat  Borchardt  völlig  Recht, 
dafs  z.  B.  die  Kelchform  nicht  etwa  den  Druck  der  Last  ausdrücken  soll  — , 
aber  die  ganze  Pflanzen.säule  in  meinem  Sinne,  die  soll  ebenso  gut  tragen 
und  stützen  wie  nur  irgend  eine  griechische  Säule.  Damit  steht  durch- 
aus nicht  im  Widerspruch,  dafs  der  Ägypter  sich  seine  Zimmerdecke  als 
Himmel  vorstellte,  denn  der  Himmel  schwebt  nach  ägyptischer  Mytliologie  nicht 
frei,  sondern  wird  durch  die  bekannten  vier  Himmelsstützen  getragen.  So  hat 
der  Ägypter  auch  seinen  Zimmerhimmel  gestützt,  nicht,  wie  Borchardt  meint, 
heimlich  durch  den  kaum  sichtbaren  Abakus.  sondern  ganz  olTenkundig  durch 
die  mit  Blumen  undiüUte  Pfeilersäule.  Wie  er  aber  darauf  gekommen  i.st ,  diese 
Säule  mit  Blumen  zu  umkleiden ,  das  hat  Borchardt  selbst  überzeugend  durch 
den  Hinweis  auf  das  Haus  als  •Kimage  du  monde>^  nachgewiesen:  wo  die  Säuion 
sich  wie  aiif  jenem  Fufsboden  von  Teil  ell-Amarna  aus  Gartenland  erheben,  da 
liegt  es  sehr  nahe,  diese  kahlen  Pfeiler  mit  den  Blumen  aus  dem  Garten  oder 
auch   dem  nahen  Teich   zu  schmücken'). 


')  Der  Idee  nach  liegt  nichts  anderes  voi-,  wenn  man  die  Pi'eilersäule  mit  der  aufrecht- 
stehenden Osiris  -  Statue  verdeckt.  Einen  Übergang  zur  Ptlanzensäule  bilden  gewissernialsen  jene 
Pfeiler  Thutniosis'  III.  in  Karnak  mit  ihren  schönen  Pflanzenreliefs. 


Geori;  Möi.i.ku:    Das  Hli-iiil  des  Osiris.  71 


Das  IIh-s(l  des  Osiris 

nach  Sargdarstellungen  des  neuen  Reiches. 
Von  Georg  Möller. 


(Hierzu  Tafel  IV  und  \^) 

l\e,!i'ieruns'sjuliil;icii  der  (iriltci'  ;ils  K("iiiiye  \(iii  Ai;y]>t('ii  wcnli'n  in  di'n  liisclirirtcu 
nicht  selten  erwälint,  doch  ist  der  Ausdruck  stets  so  tarl)h)s  und  lurnielhnll'). 
d;ds  nianclnnal  wohl  ein  Zweifel  gerecJitfei'tigt  wäre,  ol)  jedem  ein/einen  Falle 
eine  'i'raditiou  in  dem  Mytlius  des  betreft'enden  Gottes  ents]iriciit.  Darstellungen 
solcher  Götterjubiläen  vollends  sind  meines  "Wissens  bisher  gänzlicli  unliekannt. 
Da  mir  nun  eine  solche  kürzlich  zu  (lesicht  gekommen  ist,  so  hielt  ich  es  nicht 
l'ür  zwecklos,  dieselbe  7a\  reproduzi<'reii  und  den  Lesern  der  Zeitsciiril't  liiermit 
vorzulegen. 

Das  Berliner  Museum  besitzt  als  Nr.  1  1!)7(S  einen  Sarg,  der  iiim  seiner- 
zeit von  der  ägyptischen  Verwaltung  als  Dublette  ans  dem  zweiten  Funde  von 
Der  el  bahri  ül)erwiesen  wurde.  Es  ist  ein  ziemlich  schlecht  gearbeiteter  Kasten 
in  Muinienform.  iinicn  und  aul'sen  bemalt  und  mit  jenem  cliarakteristisclien, 
jetzt  gelben  P^irnis  gestrichen.  Die  Bilder  der  Innenseite  sowie  die  des  Deckels 
—  Dämonen  des  »Amduat«,  Anbetung  des  Toten  vor  Osiris  u.  s.  w.  —  bieten 
kein  weiteres  Interesse;  um  so  beachtenswerter  sind  die  Darstellungen  auf  der 
Aufsenseite  des  Kastens;  es  handelt  sich.  \vi(>  ein  Blick  auf  die  beigelügten 
Tafeln  {IV  und  V)  lehrt,   um  Szenen  aus   den    7/A-.sW-Zeremonien. 

Als  Feiernder  ist,  wie  aus  den  Beischriften  ersichtlich,  (Jsiris  gedacht, 
natürlich  in  seiner  FÜgenschaft  als  mythischer  König  von  Agyi)ten.  Der  (Je- 
dankc.  dals,  wie  dem  (Jotte  Osiris,  so  aucli  dem  '{'nlen  im  Jenseits  unzäiilige 
•luliiläen  zu  teil  werden  möchten,  dürfte  dann  zu  der  Fcstdarsteliung  auf  dem 
Sarge   geführt  haben. 

Wenden  wir  uns  nunmelir  diesen  Sargbildern  zu,  .so  möchte  ich  von  vorn- 
herein von  einer  eingehenden  15espreehung  und  Erklärung  der  Szenen  Absland 
nehnien    und    nur  auf  einige   Punkte   aufmerksam    machen. 

Besonders  hervorgelioben  zu  werden  \<'rdient  (He  grofse  Altertinnlicid<eit 
der    Darstellungen    auf    dem    Sarge.       .lechni.     <ler    mit     den    bisher    bekannten 


')    Gewöhnlich    in    der  Form:    "Ich    ijehc   dir unziihliiie  sd-Fcttr    ijlpiclinir   lief,  (jJeiclmie 

Harmachis ,  Ptah  u.  s.  w.  •• 


72 


Georg  Möller:    Das   IVi-sd  des  (^siris. 


[XXXIX.  I'.niu: 


Hft-^rf-BiUlern')  vertraut  ist,  wird  auffallen,  wie  viel  näher  die  Sartibilder  den 
Al)usirreliefs  stellen  als  die  ältci-cn  Dnrstelhniucu  von  Sold)  (iilrr  die  von  Bn- 
liastis.  Der  Festornat  des  Königs  (in  unserem  Falle  Osiris)  lint  liis  ;uii'  Kin/.el- 
lieiten  .auf  dem  Sarge  dieselbe  Form  wie  im  ;i.  R..  während  er  in  lht1)astis 
(z.B.  pl.XXVI,  3())  und  besonders  in  Soh'l)  (LD.  III,  85(!/.  r:  8()0)  modernisiert  ist. 
Aneli  die  Darstellung  der  Königskinder  —  liier  folgeriehtig  als  Amset, 
ll.ipi  und  Duamutef  bezeichnet  (vergl.  Tal'.  IV)  —  steht  der  \o\\  Abusir  (vergl.  AZ. 
18!)U,  Tal".  I,  H)  weit  n<äher  als  die  von  Solch  (LD.  111.  SiSa)  und  von  Bubastis 
(pl.  XVI,  9). 

Auf  dem  Sarge  finden  sieli  einige  Szenen,  wekdie  in  den  hisiier  bekannten 
///^-.■«W- Darstellungen  nieiit  vorkommen.  Hierzu  geliört  vor  allem  die  Obelisken- 
erriehtung,  wie  in  der  Almsirpublikation  dargelegt  werden  wird,  ein  integrie- 
render Bestandteil  der  <SW- Feier,  aber  ebenso  wie  das  Vorführen  der  Kälber') 
bisher  meines  Wissens  nur  als  Einzelbild  zu  belegen.  Ganz  neu  ist  wohl  die  mit 
der  Palette  vor  der  Kuh  knieende  Göttin  sowie  der  seltsame  ^:3:7(0]  (vergl.  Taf.  V). 
Hierbei  ist  aUerdings  nicht  ausgeschlossen,  dals  das  eine  oder  das  andere 
lüld   nicht  zum  Hb-sd  geliört,  .sondern  aus  anderen  Darstellungen  hineingetragen 

ist.  Dies  scheint  mir  für 
unseren  Sarg  allerdings 
nicht  recht  wahrschein- 
licli.  doch  ist  eine  solche 
Vermengung  in  einem  an- 
deren Falle'  sicher  nach- 
zuweisen, und  zwar  bei 
dem  Sarge  Nr.  1198fi  des 
Berliner  Museums,  gleicli- 
ialls  aus  Der  el  bahri.  dem 
die  nebenstehenden  .Sze- 
nen entntmimen  sind.  Ab- 
bildung 1  stellt  die  Olie- 
^bb.  1.  liskenerrichtung,  vor  dem 

Emblem  des  Mnevis  (der  Kopf  des  Stieres  auf  <ler  Hieroglyphe  von  Ilelio- 
liolis),  Abb.  2  die  in  Abusir,  Soleb  und  Bubastis  so  häufigen  Standartenträger. 
die  auf  dem  amleren  Sarge  fehlen,   soAvie  aucli   die  »Königskinder«   dar.     Diese 


')    Es  sind  dies: 

1.  Reliefs  aus  dem  Sonnenlieiligtuiu  des  N -wsi-rf  zu  Abusir  (vergl.  die  vorläufige"  Berichte 
Bd.  37  dieser  Zeitscbr.,  S.  1  ft'.,  Bd.  38,  8.  9411".). —  Ich  bedauere,  manches  als  bekannt  voraussetzen 
zu  müssen,  was  erst  durch  die  Abusirreliefs  klar  ^''worden  ist.  Ich  mufs  hierbei  auf  die  künftige 
Publikation  der  Au.sgrabungen  verweisen. 

2.  Darstellungen   im  Tempel  von  Soleb   (Dynastie    18,   Amenophis  111.)    vergl.  LI).  III.  S3fi". 

3.  Die  Festlialle  Osorkons  II..  publiziert  von  N.wille,  Tlie  festival  hall  of  üsorkon  11.  in 
tlie  great  temple  of  Bubastis.    London  1892. 

»)    Obeliskenerriclituiig   I.D.  111.    148».  IV,  48^/.     Vorfiilueii  der  Kälber  LD.  IV,   -'b.   Via. 


Taßl  IV. 


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Zeitschr.  f.  Äsypt.  Spr ,  XXXIX.  Hand. 


Verl»!-:  J.  (;.  Hinrlclia.  1.^.;, 


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Zeitsrhr.  f.  Ä^y|lt.  Spr.  XXXIX.  K.ind.     1901. 


Vfrlag:  J.  C.  Ilinriclis.  Uiiizif 


19(1 1.| 


Georg  Möi.lek:    Das   Il/i-s'/  des  Osiris. 


7H 


Szenen    finden   sieh    mitten   zwiselien   Bildern   des    »Amdnnt"    und   nndereni   dem 
Hb-^d-'/.ykhis    siclicr    Freuidfn'). 

Ks  erübrii't  n(X'li,  die  Frage  naeli  der  Vorlage,  welelie  der  Maler  des  Sarges 
lieuut/.t  hat.  zu  erörtern.  Wie  oben  hervorgeliDlieii.  ist  der  Charakter  der  Dar- 
stellungen  recht   aitertünilieii.      Hierzu    kdiinni    nucli.    dalV   in   den    Hildrrn,   soweit 

ich  es  üherseiien  kann,   wesent-  

liehe  Mifsverständnisse  nielit  zu 
konstatieren  sind").  Die  Vorlage 
inul's  also  gut  und  relativ  alt 
gewesen   sein. 

Aber  wir  Iiaben  fiir  die  Be- 
stinnuung  ihres  Alters  noch  einen 
Anhalt,  der  uns  einen  ftritiimts 
ante  quem  non  liefert,  und  zwai- 
in  der  Ciestalt  des  Königs  mit 
"Kriegshelm«  iQ  auf  Taf.  I\'. 
Da  dieser  Kopfsehmnek  für  das 
U.K.  cliarakteri.sti.sch  ist.  .so  läfst 
sieh  feststellen,  dafs  die  Vorlage  der  Sargbildcr,  wenn  auch  besser,  so  doch 
kaum  wesentlich  älter  als  die  der  Reliefs  von  Soleb  gewesen  sein  wir<l.  Kben 
ditse  Gestalt  des  Königs  mit  "Kriegslielm«  ist  aber  noch  weiter  von  Interesse. 
Bekanntlich  ist  nach  ägypti.scher  Aidfassuui;-  der  Veranstalter  des  .SV/-Festes  .\tum 
von  Helioi)oiis.  der  Gegenstand  der  Feier  der  Krinii;-.  In  inisereni  l^'aile.  wo 
dies  Osiris  ist.  mufste  dieser  überall  dort  ersclieinen.  wo  wir  .-nif  den  I\eliefs 
von  Abusir,  Soleb  und  Bubastis  den  König  zu  seilen  gewölmt  sind.  Somit  nnd's 
die  Vorlage  das  Sr/-Fest  eines  Königs  —  nicIit  des  (iottes  —  gewesen  sein, 
gewifs  eine  Reihe  von  Tempelreliefs  wie  jene  oben  genannten,  und  der  (iott 
Osiris   ist  erst   sekundäi-   in   die   Darstellung  hineingebraclit. 

Hiermit  soll  nicht  gesagt  sein.  <lafs  auch  die  Vorsleliunn'  \om  .SV/-Feste 
des  Osiris  sekni:där  ist"),  im  Ciegentei!  spreciien  manclu'  'riiatsaclien  dal'üi'.  dals 
Osiris  von  alters  Iier  mit  dem  IJIi-sil  Ncrkinipft  ist  (\ielleiclil  als  dei'  erste  und 
voi-liildliche  Feiernde V).     Ob  bei  dem  »Fest  des  Atuni".  das  Pvr.  N.  Sil"  erwälmt 


Abb.  2. 


wird 


■  o  D, 


^ 


')  Wie  dieser  Fall  zeigt,  ist  das  Götter-Hb-sd  als  Sargbild  in  der  20.  Dynastie  gewils  nicht 
vereinzelt.  Gewifs  würde  eine  Durchsicht  der  anderen  Särge  aus  dem  zweiten  Der  el  hahri- Funde 
noch   manches  interessante  Bild  zu  Tage  fördern. 

-)  Als  vereinzelten  Fall  helje  ich  die  Geifsel  in  di-i'  Ilnnd  des  Laufenden  iK'rvoi-,  die  aus 
dem  Winkelmafse  entstellt  ist  (vergl.  LD.  III ,  'i'i/i;  Pkthik.  Koptos  ]>!.  IX).  —  Das  Gesagte  gilt 
nicht  von  den   Inschriften,  die  zum  Teil  sehr  verderbt  sind. 

')  In  der  ganz  siiäten  religiösen  Litteratur,  der  man  .ja  gewifs  nicht  allztigrofse  Auliirität 
beimessen  wird,  die  aber  doch  niei.st  recht  alte  \'orstellungen  verarbeitet  hat,  wird  da,s  IJb-sd 
des  Osiris  iil)rigens  gelegentlich  mit  klai-en  Worten  erwähnt,  so  /..  l'.  im  Buch  V(im  Durcliwandeln 
der  Ewigkeit  (Berliner  Exemplai)  I.  .31. 


Zeitschr.  f.  Ägypt.  Spr..  XXXIX.  Band.     l'.)t 


lU 


Gkorc  Möi.i.er:    Das   Wj-sd  des  Osiris.  [XXXIX.  Band. 


fferade  an  das  Hb-M  zu  denken  ist,  bleibe  dahingestellt;  jedenfalls  ist  niclit 
/u  üborsclicn.  dnls  der  Fostoniat  des  Königs  eng  an  die  Kleidung  des  Osiris 
ansjelehnt  ist.  auch  ist  das  aui'  den  Treppen  zur  /fö-i'-'rf- Halle  stehende  §■ 
wie  aneh  der  in  (Wi\  DarstcUunufn  li.äufige  ^^  ^  %  zu  beaeliten,  die  doch  beide 
in  enger  Beziehung  zu  Osiris  stellen,  aber  mit  dem  lieliojiölitanisclicu  Kult 
uiehts  zu  thun  haben.  Über  diesen  Punkt  kann  aber  wohl  erst  naeli  BeselialTung 
weiteren   Materials  Klarheit  ge.sc-haftt   werden. 


Chronologisches. 

Von  C.  F.  Lehmann. 


In  meinem  Buche  Zwrl  Hauptprobifme  der  altorientaVisclien  Chronologie  und  ihre 
Lösimy  findet  sieh  auf  S.  1()S  Anm.  3  eine  irrige  Bereehnung  von  Ramses'  des 
Dritten  Regierungszeit,  indem  ich  Ramses'  des  Zweiten  Regierungsende,  statt 
wie  von  mir  .selkst  S.  160.  164  berechnet,  auf  »(frühestens)  1258«,  an  dieser 
einen  Stelle  infolge  eines  Schreibfehlers  auf  (frühestens)  1285  ansetzte.  Raimes' 
des  Dritten  ca.  50  Jahre  danach  anzunehmender  Regierungsbeginn  iallt  also 
auf  1208.  nicht   1235. 

Auf  dieses'Versehen  hat  Mahler  [Or.  Lit.-Ztg.,  1900,  Sp.  205  — 207)  hin- 
gewiesen, sucht  aber  in  längeren  Ausführungen  den  Anschein  zu  erwecken,  als 
wäre  damit  ein  wesentlicher  Ii'rtum  in  der  Basis  meiner  chronologischen  Be- 
rechnungen aufgezeigt.  —  Da  für  jeden,  der  mein  Buch  näher  ansieht,  klar 
ist,  dafs  das  keineswegs  der  Fall  ist,  und  aus  mancherlei  anderen  Gründen 
(vergl.  auch  Zeitschrift  für  Assyriologie  Xu,  S.  39l)f.)  hatte  ich  niclit  die  Absicht, 
auf  Mahlers  Scheinargumentation  zu  antworten.  Von  historischer  wie  von 
ägyptologischer  Seite  werde  ich  aber  darauf  hingewiesen,  dafs  Mahlers  mifs- 
verständliche  Darstellung,  wenn  sie  meinerseits  vmkorrigiert  bliebe,  leicht  in 
dem  angedeuteten  Sinne  wirken  könnte  und  auch  bereits  so  gewirkt  habe.  So 
betone   ich   denn : 

An  jener  einzigen  Stelle,  wo  inneihalh  meines  Buches,  heim  Einfall  der 
Seevölker,  der  Regierung  Ramses'  des  Dritten  gedacht  wird,  ist  lediglich 
davon  die  Rede,  dafs  Ramses  III. ,  wie  wir  jetzt  wissen,  etwas  früher  regiert 
hat,  als  bisher  angenommen  (nämlich  als  »1180- — 1150  v.Chr.«).  Das  stimmt 
auch  für  den  verbesserten  Ansatz:  (32  Jahre)  von  frühestens  120S  an. 
Die  Aufnahme  von  Ramses'  des  Dritten  Regierungszeit  am  Schlüsse  der  ägyp- 
tisclien  Kolumne  in  Tabelle  111  (dahinter  noch  »die  späteren  Ramessiden«  ohne 
Zahlenliestimmuiiu)  war  lediglich  eine  Zugabe   (vergl.  die  Übersicht   auf  S.  KiO, 


1901.]  C.  F.  Lkumann:    Chninolosisclu-s.  75 


die  mit  Ramses  dem  Zweiten  sclilieCst).  T)ns  Verselicii  ist  -ilso  für  nieino  ("Iirono- 
logie  belanglos.  Von  wescHtlichcr  Hcdcutuiig  l'ür  incinc  l'>cricliniinL;cn  siiid 
die  Ansätze  Thutmosis'  III.  und  Ramses'  des  Zweiten.  Maiileks  Krage:  »Oder 
uhud)t  Lehmann  trotz  dieses  Fehlers,  der  sieh  in  seine  Rechnungen  einge- 
schliclien  liat,  an  der  Zahl  \'2'.]v)  v.  Chr.  lur  den  Regierungsantritt  Kci/iists'  1 1 1. 
l'cstlialten  zu  müssen  und  somit  das  .L-dir  1  "iS.")  v.  Clir.  als  Todesjahr  Ra»if</'s'  II. 
annehmen  zu  sollen":'",  dii'  den  .\iiselieiu  erweckt,  als  ging(Mi  meine  Bereeh- 
mnigen  von  li<i/ii.'<('.'<  dem  Dritten  aus.  \\'ir<l  schon  durch  <lie  'Th  ;i  t  sa  c  li  e 
gegenstandslos.  dal"s  an  allen  ührigen  Stellen  iniu'rhalh  meiues 
Buches  wie  in  'rahellelll  AV////.sy.s'  d  e  r  Z  w  e  i  t  e  auf  "(frühestens)  11524  his 
1258«  angesetzt  ist.  Man  Ivorrigiere  einfacii  S.  1()<S  Anm.  !}  das  einmalige 
X'ersehen  dementsprechend  nnd  lasse  folglich  ehenda  und  in  Tabelle  III  Kainseslll. 
frühestens  1208  (statt  128'))  beginnen,  und  alles  riirige  bleiltt  V(")llig 
unberührt.   — 

Auf  die  thatsäcldicheu  Kinwendungen .  die.  hiervon  abgesehen,  ]\lAm.Ki{ 
a.  a.  ().  gegen  nu'ine.  die  IS.  und  11).  Dynastie  l)etren'enden  chronologischen 
Ermittelungen  erhebt,  werde  ich  vielleicht  in  anderem  Zusammenhange  zurück- 
kommen. Hier  genüge  die  Erklärung,  dals  ich  ihnen  gegenüber  an  nn-iner 
Berechnung  von  Thutmosis"  III.  Regierungszeit  aul"  löl.") — 14()1  uinl  deren 
(irundlayen    und    I'oliieerii'ebnissen   festhalte. 


Die  Verba  des  Grebens. 
Von  Franz  v.  ("alick. 


Hl    <L'e 


1  ';is  Erseheinen  von  Sethes  Verbum  hat  nun  endlich  einige  Übersieh 
Chaos  der  bisher  allzuoft  als  »SchriH Varianten«  nid)eachtet  gebliebenen  alt-  und 
n(!uägyptischen  Verbalformen  gebraclit  nnd  für  eingeiiendere  Spezialuntersucliungen 
einen  festen  Boden  geschaffen.  Unter  dem  vielen  Einzelnen,  das  noch  der  Klärung 
liedarf.  möciite  ich  im  folgenden  das  Verhältnis  der  von  Setiik  als  ..  Verb;i  iinom.-da« 
angeführten   beiden    Verba  des   Gebens   näher  besjn-eehen. 

Um  voi-  allem  den  Thatbestand  zusnmmenzufnssen ,  linden  wir  —  kurz  ge- 
sagt —  zwei  Verba,  <=>A  und  A ,  welche  der  Bedeutung  nach  völlig  untersehied.s- 
los  gebrau(-ht  werden  und  deren  verschiedene  Tempora  sieli  wie   folgt  darstellen: 

.,,         ,  .    .         <rz=.fv  1    A D  ..  ,      i^ D      1 

Pseudopartizip :      /     Y\   und     ^  ;    neuagypt.    ^^:    ko]it.  to  :  toi. 

Tempus  sdmf:  <=>A^^l=_,  seltener  A><-=^  (Subjunktiv  mn-  letzteres),  neu- 
ägypt.  V""'   emphat.^^«u=_,   neuagypt.   l\^  ^    =^— 


76  FiiAN/.  V.  Calice:    Die  N'erba  des  Gebens.  [XXXIX.  Band. 

Tempora   composita:  <=>r\         ■    selten  '^^=^,    ferner    mir  <=^  Ku 

as.-.       und    <::r>/\^::^  V\  . 
Pas.siv   ^vie  Pseudopartizip. 
Ini]ierativ   vom  Stamme  JmJ. 

Infinitiv:  <rr>/\ci,  .'^elten  Ac^:    neuägy[)t.  .  nacli  dci'  Präj)0.sition  /•  üi'ter.s 

audi  "^^^        :   kopt.  '\- :  'V.   Ti\üv*  :  thi*. 

Partizipien:   Perf.  Aet. :  ''^   und    A.    Iniperf.  Act. :    AA:    luniäi^ypt.  (]  ^         . 

Pcrf.  Pas.s.:  ^'^^ÖQ,  selten  A||(|.  beides  aueli  neuäsypt. :  Imperf.  Pass. :  A  Ar- 
icept.    »Part.«  :    tä.i. 

Verlialadjektiv:   nur      A 

Prädikativ:   <=  l\-   neuäsypt.  a al\l\   ^  .   in   der   Form    ^^A o(||]   '^  . 

Selion  aus  dieser  Tabelle  gewinnt  man  die  Überzeugung,  dals  das  Zusammen- 
trefl'en  dieser  beiden  Verba  kein  zufälliges  ist,  sondern  dafs  die  beiden  Stämme 
miteinander  verwandt  sein  müssen.  Die  Natur  dieser  Verwandtschaft  zu  bestimnien, 
fällt  jedoch  schwer.  Vor  allem  ist  der  Lautwert  derselben  nicht  unbestritten ; 
indes  kann  es  als  siclier  gelten,  dafs  <=>A  '"f^  lautet  und  der  Stamm  A  mindestens 
die  Konsonanten  dj  enthält.  Setiie  will  den  letzteren  Stamm  als  rfy'  aufgefafst 
WLssen,  bringt  aber  für  das  doj^pelte  _/  keinen  anderen  Beweis  als  den,  dafs 
die  Formen  dieses  Verbums  auf  einen  Stannn  111.  inf.  weisen,  ein  Umstand, 
der  sich  indes  auch  anders  erklären  lälst.  Wenn  man  nämlich  das  geschicht- 
liche Verhältnis  der  beiden  Stämme  überblickt,  so  liegt  die  Vermutung  nahe, 
fhi/s  A  nur  ein  verstümmeltes  <=>/\  darstellt.  Es  fehlt  zwar  an  einer  vollkommenefi 
Analogie  für  ein  solches  Wegfallen  des  ersten  Radikals  (zu  vergleichen  wäre  etwa 
die  \\  andhuig  von  rh  zu  ^),  wohl  aber  ist  derselbe  lavitlich  leicht  zu  motivieren. 
Lautete  beisjiielsweise  die  sogenannte  Subjunktivfonn  des  Stammes  rdj  etwa 
erdjöf,  so  ist  es  den  ägyptischen  Lautneigungen  ebenso  entsprechend,  wenn  sich 
dies  zu  edjofnwX  dann  etwa  d.jof,   d.  i.  .  abkürzte,  wie  wenn  aus  <ir>c:^sy[l  ^© 

regelreclit  e-'^Aie  wird.  So  wird  aucli  die  Form  AA  verständlich,  welche  die 
Stelle  der  reduplizierten  Formen  vertritt.  Diese  mufste  stets  den  Vokal  hinter 
dem  zweiten  Konsonanten  haben  {n-dödef)  und  konnte  daher  den  Anlaut  besonders 
früh  verlieren.  KK-s.^  ist  also  dd-f  zu  umschreiben.  (Über  das  neuägypt. 
s.  unten.)  Diese  Sc[ireil)ung  ist  um  nichts  vcrscliicdcii  von  dem  von  Setiik  L 
ji  120  angeführten  rrr^    u.   ä.    und     iTdlt     uns     nur    dcshnlli    auf.    weil    sie    auch 

in  späterer  Zeit  licilx'lialten  wurde.  Ks  ist  übriucns  überhaupt  Ixunerkenswert, 
dafs  der  Stamm  rdj  nie  mit  ausyeschric^lxuiem  d  vorkommt,  und  zwar  inn  so  nu'Iir. 
als  semitische  Trans.skriptioueii  für  diesen,  und  nur  für  (besen  Stauiui  regehnäfsig 
anstatt  des  zu  erwartemlen  -  \  iehnelii'  'C  liieteii.  i'^s  wäre  jedneh  wohl  zu  ^-e- 
wai^t ,    auf  ilieser   ('rinidhiye    für    unseren  Slanuu    eine    in    keinem    anderen    äi;'\  p- 


1901.]  Franz  V.  Camce:    Die  Vorba  des  Gebens.  /  ( 

tischen  Worte  vorkommende  Au.s.sprae]ie  des  2.  Radikals  anzunehmen.  Kher 
wird  die  Schreibung  A  A  aus  dem  ursprünglichen  Mangel  eines  eigenen  /ciclicns 
für   den   Laut   d  zu   erklären  sein. 

Der  im  vorstehenden  dargelegten  Anschauung  von  dem  Verhältnisse  iler 
Stämme  Rdj  und  Dj  wird  man  jedoch  wohl  nicht  ohne  Grund  entgegen  Iialten, 
(lals  Formen  des  Verl )ums  dj  belegt  sind,  in  wilrlim  der  Ton.  dessen  Einilufs 
die  Verkürzung  des  Stammes  zu  verdanken  sein  soll,  gerade  umgekehrt  das  r 
geschützt  hätte.  So  im  Infinitiv  7'a'r^W  und  in  der  3.  Pers.  m.  s.  Pseud.  rödjew. 
Indes  darf  man  nicht  vergessoni,  eine  wie  wichtige  Rolle  die  Analogiebildungen 
zu  allen  Zeiten  in  der  ägyptischen  Formenlehre  ges])ielt  haben.  Der  Infinitiv 
der  Form  nipe.  nach  wt-iclier  auch  das  in  Frage  stellende  r//)V/ ("^l  gebildet  ist. 
gilt  ohnelnn  als  wnhrselu'iidiehe  Neubildung  (Si;tiif.  II.  >j(17'.))').  Im  Pseudu- 
partizip  aber  mulste  der  Kinllul's  der  Analogie  liesunders  l'ülilliai-  sein,  da 
aufser  der  3.  m.  alle  anderen  Personen  (1  s.  und  p. :  '1  m.  und  f.  s.  und  ]i.:  M  f.) 
den  Ton  auf  der  zweiten  Silbe  hatten  und  sKinil  das  /•  einbülsen  mulsten. 
Aufser  j(Mien  beiden  Formen  kommt  nur  ni>ch  das  »Partizi]!«  T^i  iiez.  dessen 
ägyptische  Vorgänger  in  Betracht.  Avelches  uns  alier.  solange  sein  Aller  nicht 
erwiesen  ist,   keine  Scliwierigkeit   machen   darf. 

Eine  wichtige  Stütze  füi'  unsere  Ansicht  bietet  ferner  der  Umstand,  dafs 
rdj  am  Irüliesteu  und  vollständigsten  im  Subjunktiv  verschwindet.  \\u  die  üe- 
tonungs\crliältnisse  dem  Schwunde  des  Anlauts  am  günstigsten  waren.  Dagegen 
konnnen  die  Formen  rdj-jnf,  rdj-hrf.  rdj-k'f.  rdj-tjfj  nie  ohne  /•  \uv.  wie  das 
nicht  anders  zu  erwarten  ist.  Denn,  obzwar  wir  über  ihre  15etonungs\crhält- 
nisse  niclits  wissen  (Ncrmutlieh  \\ui'(len  sie  als  je  ■/.\\v\  \\  ('u'ter  ausges])rochen|. 
genügt  ihr  seltenes  Vorkommen  und  der  Nachdruck,  mit  dem  sie  im  Satze 
stehen,   um  sie  vor  jeder  Verschleifung  zu  schützen. 

S(miit  stellt  nur  noch  für  die  absonderliche  neuägyptische  Schreilumg  im 
Pscudopartizip  eine  Erklärung  aus:  und  diesbezüglich  scheint  es  mir  am  iiatür- 
liehsten  anzunehmen,  dals  im  Neuägyptisehen  auch  die  reduplizierte  Tem|uis- 
form  AA  diircii  eine  Analogiehildung  ^Ai;'^  ersetzt  wurde  uml  die  heiliehallene 
alte   Schreibunu-  sodann   auf  jedes  döj  angewendet    wurde. 

Es  sei  schliefslich  darauf  hingewiesen,  dafs  A  in  Texten  des  a.  R.  ("ifters 
als  Aiikürzim.t;-  für  A  liez.  <=>[\c^  aufzufassen  sein  dürfte,  so  insbesondere  im 
Titel  A-^  sowie  in  den  von  .Setiii-:  11.  71'.)  angeführten  Inlinilivfoiinen  ohne  / 
(z.B.  LI).  II.  22('v).  Dies  erklärt  sich  daraus,  dafs  das  Zeichen  ursprünglich 
Ideogramm  ist.  wie  es  denn  auch  einmal  (N.  !")(),  vergl.  Sktiik  II.  Ji  r))}?)  für 
V\   Q c  7"!/    >'•"    stehen    scheint. 


')    Die  im   Neiiägyptisciieii  als   Kdiijunktioii   (licnciKlc   Inlinitiv  Uoiistniktidii    hat    viciicicijt   dir 
alte   Form   erhalten;   spiicii  iräfljc  ('.'). 


78  F.  Ll.  Griffith:  The  Date  of  the  Old  Coptic  Texts.  [XXXIX.  Band. 


The  Date  of  the  Old  Coptic  Texts  and  their  Relation  to  Christian 

Coptic. 
\W  V.  Lu  Gkiffith. 


/.  Dcife. 

1  he  Statement  is  current  among  Egyptologists  and  Coptic  soholars  that  the 
known  0hl  Coptic  texts  belong  to  tlie  second  Century  a.  d.  By  the  kindness 
of  several  Greek  paheographers  who  have  specially  examined  the  evidence  I 
am  enabh^d  to  oflcr  mucli  more  accurate  conclusions  as  to  tlie  ages  of  the  dift'e- 
rent  texts. 

Mr.  Kenyon  is  not  averse  to  dating  the  Horoscope  even  as  early  as  !)5  a.  d., 
and  considers  that  tlie  writing  could  hardly  he  as  late  as  155').  He  also  in- 
fonns  me  that  the  Great  Paris  Magical  Papyrus  was  attrihuted  to  the  fourth 
Century  not  ten  years  ago  by  M.  Omont  in  his  Facsimiles  des  plus  anciens  MSS. 
(irccs,  and  that  he  himself  could  not  place  it  before  the  end  of  the  third  Cen- 
tury at  oarliest.  Hence  there  would  be  an  interval  of  150  to  250  years  between 
the  two  Old  Coptic  texts  discussed  in  my  foregoing  article,  a  view  borne  out 
by  the  fact  that  the  language  of  the  Horoscope  seems  the  more.  archaic.  As 
to  the  bilingual  Gnostic  Papyrus  of  Leyden  and  London,  Mr.  Kenyon,  judging 
by  the  Greek   texts  in  it,   attributes  it  to  the  third  Century. 

Prof.  WiLCKEN,  who  has  seen  only  the  Horoscojae  and  the  Paris  Papyrus, 
attributes  the  fornier  to  the  tirst  lialf.  or  perhaps  the  conimencement  of  the 
second  Century  a.D.;  the  latter  he  attributes  to  the  fourth  Century,  though  not 
without  some  reservation. 

Mr.  Greniell  and  Mr.  Hunt  say  of  the  Gnostic  Papyrus:  »The  London 
portion  (Hess,  PI.  IV)  we  sliould  assign  with  confidence  to  the  third  centurj' 
A.  I».  The  second  Century  is  out  of  the  (piestion,  and  we  do  not  think  that 
it  is  of  tlie  fourth  Century.  Tlie  Leyden  band  (p.  XVI,  Leemans"  facsimile) 
represents  a  soniewhat  earlier  type  Avhicli  we  should  explain  by  supposing 
that  the  third  Century  scribe  cojned  to  a  large  extent  the  shajies  of  the  letters 
in  his  archetype  which   was  probal)ly  of  the  first  Century  a.  d.« 

There  is  thus  ;i  vcry  close  agreement  l)etween  the  views  of  tlie  leadiiig 
palseogi-aphers  as  to  the  dating  of  the  MSS. 

')    See  ÄX.  XXX VIII.   72,  n.ite  1. 


F.  Ll.  Griffith:  Tlic  Dale  of  tlie  Old  Coptic  Texts.  79 


2.  Biah'd. 

Prof.  Erman,  iZ.  18HH,  91/92,  lias  sIk.wh  tli;i(  tlic  Old  Cnptic  trxts  on 
tlic  lirst  ]);iii'Os  oC  tlic  Paris  Pa])ynis  iiiay  lic  diNidcd  iiitn  two  scrics.  tlic  lirst 
extciidiiiii'  rrmu  15  tu  Iv  and  contaiainy  varimis  iiicantatii)iis  (o  Ix-  aci-diniianird 
l)y  cercmoiiios,  (he  sceond  serics  exteiuliiit;-  Ironi  L  (o  C^)  and  consisting'  cliielly 
of  love-spells.  On  p.  106  he  lias  shown  that  tliere  are  im])oi-tant  difTerences 
ol'  f)rtho.t;raphy,  it'  not  of  dialect ,  ol)serval)h>  in  the  two  series.  'i'lie  h)ng  love- 
spell,  L,  is  the  only  one  that  siiows  correetions  al)ove  the  line.  and  the.se, 
as  Erman  notes  on  pj).  92'93,  tlioui^h  ehielly  phonetie,  are  not  unifnrm.  Some- 
tinies  th(>y  lean  to  one  dialect,  sometimes  to  anotlier.  Witli  reiiard  to  Erman's 
niites  ili.  p.  107.  Ave  may  observe  that  in  -^c^ivnHOTffsc  and  t^CHT  tlie  ^j  has 
l)een  inlluenced  by  the  aspiratc  l'nllowini;'.  and  may  be  elassed  wilh  tlicolher 
vagaries  of  position  for  tlie  aspirate.  Tlie  second  ©^  in  ocoot©^.  Tkwt.  may 
be  (lue  to  a  similar  cause;  also  cXtofs.  meaning  "steam«  agrees  with  the  Sa- 
liidic   form,      in   Kuue  =  s'inc : -xum.! ,   k  seems  to   stand   for  ß  (L.  IIA   W.)). 

Ti»  fix  thi'  relationship  of  tiiese  texts  to  the  various  diah'cts  of  ("Iirisdan 
Cnptic  is  extremely  difficult.  In  tlie  uncertain  experimental  (irt]i(>i;ra[)hy  \ve 
cannot  depend  on  the  tests  of  's.iß-,  e:i;  »l:o;  -g.:g^,  ig:  £'.^.  The  Old  Coptic 
lixts  are  sliort  and  obscurc  so  that  we  cannot  expect  to  find  in  tlieni  many 
disfinct  eines,  and  ölten  the  most  iiromisinii'  prove  to  be  conti-adictory.  'I'lius 
Ol  and  eviTOTT  are  forms  surviving  in  Bolieiric.  and  they  seem  to  lie  older  than 
Sahidic  o,  e^e^.T:  l)nt  stränge  to  .say  r-tr  is  the  usuai  form  for  »do  tliem«  in 
demolic.  showinii'  no  trace  of  tlie  t.  The  demotic  texts,  perhaps.  areiiiolher 
dialects  (the  Akhm.  is  ecTC).  wliilc  o\.  ^.^TOT  in  the  Old  Coptic  Paris  text  are  sti'ougly 
in  favour  of  connecting  it  with  Bolieiric.  Bvit  in  the  ,same  text  (III,  4),  we 
liave  a  late  form  iic-  for  the  conjunctive,  wliich  in  Bohcirie  prcserves  the  old 
form  iiTfc-  {dnw.  nti'-s.  I.atc  E,ii:A'pt.  ^y  0  ).  H  is  not  likdy  that  tlic  I>o- 
lieiric  dialect  having  oncc  adojited  iTc-  went  l)ack  to  the  lull  carly  form.  'I'liis 
text  L,  liowcvcr.  seems  to  me  more  than  strongly  inlluenced  by  Bolieiric:  thcrc 
is  appareutly  a  distinct  attempt  to  render  Boh.  .4  by  y^  and  £  by  •-,  though 
1.  4  sjiows  a  great  confnsion  of  tliese  aspirates.  {-"iirther.  in  this  text  and 
otliers  of  the  .second  group  (L  ro  Q)  there  are  many  instances,  either  in  the 
correetions  or  otherwise,  of  final  i;  but  »king«  is  nepo  not  noTpo.  There  is 
110  trace  of  the  Faiyumic  ^  wliich  is  seen  fuUy  developcd  in  (he  dcmotii'  of 
Kvi.\L\,'s  Jlis/on'srhr  FoiiKDi .  and  tlicrc  is  very  little  to  connect  any  of  the  tcxis 
with  Akhmimic.  'I'lic  first  serics  of  the  texts  (B  to  K),  as  Prof.  Kkman  has 
pointed  out  .  is  not  far  removed  from  Sahidic.  The  second  series,  thougli  with 
scveral  distinctive  Bolieiric  features.  is  otherwise  like  Memphitic.  Middle  Egyp- 
tiaii   seems   to   he   the   safcst    description    for   all    the   Paris   text. 


80  F.  Ll.  Griffith  :  The  Date  of  the  Old  Coptic  Texts.  [XXXIX.  Band. 


The  clialect  of  the  Gnostic  traiiscriptions  seems  in  general  near  to  tliat  of 
tlie  second  group  of  tlie  Paris  text.  There  Is  again  iio  instancc  of  TV.  for  Sali. 
p.  \o.  ^10  being  the  absohitc  form   of  Sali.  ^e-.   Kg.  mr   ».suiKTintciidcnt«. 

W'liothci-  tho  Akhmiinic  .-ippriiraiKH'  of  tlio  Iloroscope  is  nuicli  inorc  tliau 
airliaio  (^v  for  o.  &.  for  e,  &c.)  is  doulitful.  Ajiart  from  ccrtaiii  nrcliaisins  it 
has   littlc   that    is   cliaractcristically   Aklimimic. 

The  (lemotic  of  the  (Tiiostic  pap_yi'i  is  writteii  witli  great  frccdom  from 
arohai.sm  and  probably  represents  pretty  closely  the  grammar  of  tlie  foriimh.e. 
.See.  as  pronouiiced  by  the  magieian.  The  Century  that  may  liave  ehipsed  ])e- 
tween  this  demotie  and  the  Paris  f'optie  text  is  ahno.st  in  itself  suffieient  to 
explain  the  more  modern  style  of  the  latter  (nety^wq,  &e.).  Normal  demotie 
perhaps  represents  in  general  the  populär  lauguage  of  the  Saite  period  (700 
to  500  b.  Chr.).  In  the  Gnostic  papyri  we  seem  to  have  a  special  attempt  to 
foroe  the  demotie  writing  to  express  more  eh)sely  the  greatly  ehanged  language 
of  Egyi)t.  The  result  is  exceedingly  clumsy,  as  it  eould  not  fail  to  be;  but 
presumably  the  Greek  aiphabet  had  not  as  yet  been  properly  adapted  to  the 
expression  of  Egyptian,  and  the  scribe  ehose  what  was  to  him  the  easiest  way 
out  of  the  diftieidty,  one  too  that  employed  the  old  Egyiitian  Avritiiig  of  his 
own   saered  books. 

"We  may   now  elass  the  three  Old  t'optic  papyri   as  foUows: 

Probable  Nearest  equivaleiit  ,  .  , 

,  .  .     ■  1.  ,  Ai)proxiiiiate  riiite. 

Speech -province.  m  later  dialeets. 

Bilingual  Horoscope   ....          Thebes.                 Aklimimic.  *)5— 130  a.  d. 
Old  Coptic  transcriptions  in 

Demotie -Greek   Gnostic   .  Memphis?  Middle  Egyptian.  200 — 300  a.  n. 

Paris  Mauical Memphis'?  Middle  Egyi>tian.  275 — 400  a.  n. 


5.    Relation  to  Christimi  Coptic. 

The  following  remarks  are  intended  ratlier  to  raise  questions  tlian  to  settle 
ilirm.    Christian   Coptic  lying  outside   iiiy   own   province   of  study. 

The  earliest  MSS.  of  the  Cojjtie  versions  in  Aklimimic  and  Sahidie  are 
generally  attributed  to  the  tifth  Century.  Thougli  A'arying  in  dialect.  the  diife- 
rent  versions  agree  in  a  clear  and  coiisistent  system  of  rendering  the  .sounds 
of  the  words.  In  this  they  present  a  strong  contrast  to  the  variable  aiphabet 
and  ölten  puzzled  orthography ')  of  Old  Coptic  as  exemplified  even  in  the  great 
Magical  Papyrus  of  Paris.  With  regard  to  the  language.  Old  Coptic  is  füll  of 
archai.sms^)  of  Word  and   ex])ression   which   are   not  found   in   normal  Coptic:  it 


')    Especially  when  an  aspirate  occui-.s. 

*)  The  pagan  majjic  papyri  ])ut)li.slied  hy  Krman  in  the  Urkunden  of  Berlin  and  di.scussed 
in  ÄZ.  1895,  .50  shovv  that  the  iise  of  certain  old  words  (g^(i)fe  ».send»;  iirre  "sleei)..)  was  iiiain- 
tained  in  tlie  formula;  inany  centuries  after  they  were  obsolete  in  the  language.  Hence  there  is 
nr>  need  to  believe  that  the  monuments  of  Old  Coptic  represent  precisely  the  vulgär  spoken 
language  of  their  age. 


IlHil.J  F.  Ll.  Griffith:  Tlic   Dato  of  tlu-  Ol.l   Coptic  Tfxts.  81 


is  also  prartically  froo  fVom  tlic  (ircck  Id.-m  wonls  wliicli  iiliound  in  ilu-  l;iltir. 
E\iil('ntly  tlic  task  wliirli  tlic  Cliristian  translalors  fultillcd  was  tu  obtaiii  a 
uorkiin;-  al|ilial)('t  and  ajiply  it  uiiilonnly  in  rcndcriiiL;'  tlie  scripturcs  clcarly 
intn  tlic  vul.ii'ar  toni^'uc.  Tliis  tlicy  did.  castinu'  aA\ay  all  tlie  litcrary  traditions 
(iC  iiayanisni,  and  lollowin«;-  evcu  sliadcs  of  local  dialcct.  liut,  on  tlic  otlicr 
liand,  hoiTOwing  treely  Irom  Grcok,  tlic  Standard  languagc  of  Clinstiauity.  Tlie 
clioice  of  Groek  words  was  oftcn  dictatod  by  a  praisewortliy  dcsiro  for  cloarcr 
expi'cssions  and  must  havc  becomc  lialiitual  ainongst  religious  mcn  in  ccHs  and 
monasteries ,  owin^'  to  tlicii-  cdifyinu'  cxcrciscs  in  convcrsatiou  and  discunrsc. 
For  attaining  uniforniity  in  tlic  Icngths  of  thc  vowcls,  guides  would  lic  l'inind 
in  the  steady  gravc  pronunciation  of  tlic  cldcrs.  cacli  spcaking  according  to 
iiis  own  dialect'). 

Bolicirio  prcsents  many  carly  lingnistic  pcculiaritics.  bat  tlicrc  sccm  to 
bc  no  old  Boheiric  MSS.  in  cxistcnce.  Nonc  of  tlie  Üld  Co[>tic  tcxts  arc  ]\n- 
liciric,  and  tliough  demotic  shows  many  of  tlic  Boliciric  arcliaisms  1  liavc  not 
yct  noticcd  any  demotic  tex  twhicli  liclonus  to  tliat  dialect  distinctivcly.  Kuai.l 
jias  2>uljli-''lied  doeuments  of  thc  tcntli  Century  in  Boluüric,  pcrliaps  the  earlicst 
l?oheirie  MSS.  known,  written  purely  in  (ireck  lett(M's  without  tli<'  aid  of  thc 
Coptic  additional  cliaracters,  and  exjiressing  tiie  peculiar  Coptic  souiuls  ratlicr 
clmnsily  (iJfiWA.  Rainer.  Y  41).  This  might  secni  to  indieate  that  even  at  tiiat 
date  the  normal  Coptic  -writing  was  not  yct  adopted  in  thc  Boheiric  districl 
(Alexandria?). 

Mr.  Kenyon  has  drawn  niy  attention  to  certain  strong  evidencc  cullected 
by  historians  of  the  Versions  of  the  BiMc  to  prove  that  the  Coptic  versions 
are   to  be   dated   very   carly.     Tills   evidencc    is   as   follows: 

a)  The  rnles  of  St.  Paclioniius.  wiiich  sliould  date  froni  llic  (nnrtli  Century. 
cnjoiii  upon  the  mtmks,  who  wei-e  in  general  Ignorant  nien,  the  study  of  thc 
scrijitures.  implying  that  these  were  to  be  read  in  a  language  which  they  e(nild 
nnilerstand. 

/;)  It  is  pretty  clear  that  the  Apoealypse  was  not  orlginally  included  in 
tlie  Boheirie  New  Testament.  This  fact  points  to  the  Boheiric  version  liavin«' 
been  made  before  the  end  of  the  third  centnry,  while  the  genuineness  of  the 
Apoealypse  was  still  (juestioned.  In  the  beginning  of  the  third  centnry  Origen 
and  Clement,  both  of  Alexandria,  a  city  that  eannf)t  havc  failcd  \n  inthience 
the   Boheiric   Version   in   particular,   accepted   that  genuineness   fully. 


')  On  retiirning  iny  co|iv  of  the  Horoscope,  Mr.  Crum  remarketl :  "Wliat  strikcs  nie  in  llirsc 
texts  is  not  their  likenes.s  to  Coptic,  t)ut  tlieir  extreme  unlikeness,  wliile  MSS.  of  normal  t'optic 
are  dateable  .so  soon  after.  Truly  there  mii.st  have  been  powerful  minds  at  werk  to  transfonn 
the  language  so  tlioroiighly."  While  agreeing  witii  Mr.  Crum's  suggestive  remark,  I  am  inclined 
to  think  that  it  was  not  the  original  writings  of  literary  men  producing  original  modos  of  ex- 
pression  that  transformed  the  literary  language,  but  rather  a  painstaking  and  enlightened  adhcrence 
to  the  vulgär  tongue  by  translators  with  some  literary  sense  and  feeling  for  i)ers])icuity. 

Zeitschr.  f.  .y^ypt.  Spr.,  XXXIX.  Band.     1901.  H 


82  V.  I.I..  GuiiFmi:  Tlie   Dale  oC  llie  OKI  Coiitic    TexUs.  [XXXIX.  Vy.uu 


c)  Tlie  Sahidic  texts  are  less  piu-e  tlian  the  Boheiric,  but  that  may  ratlicr 
l>c  a  sii«-n  tliat  tlicy  an-  ol"  still  c-irlicr  (!;itc.  Tlic  Saliidic  version  of  tlic  Old 
'l\'staiiii'nt  soeiiis  cspccially  (iM:  juduiiiti'  liy  its  pre-Orii;oni;ni  toxt  oC  Joli  it 
sliould  not  be  latcr  tlian  thc  luiddk'  oC  tlic  third  centm-y.  ;iiid  sliould  prolmlily 
be   earlicr. 

Can  tlic  tlicory  eil"  tlic  carly  datc  ol'  tlic  ('oj)tlc  vcr.sioiis  lic  rccoiicn<'d  Avitli 
llic  ovcrlapping-  datc  of  thc  Old  Coptic  tcxts?  Tlic  Old  Co])tic  tcxts  in  tlic 
Paris  Papyrus,  datins  from  the  cnd  of  tli(>  tliird  cciitury  or  probal)ly  latcr. 
were  evidcntlv  writtoii  by  a  »g'ood  scribc«  if  not  a  »Icarned  maii"  .  yct  tlic 
aiphabet  and  orthournjihy  arc  still  chnnsy.  It  secnis  sonicwliat  iinprobablc  that 
tlie  Coptic  alphabct  and  the  vcrsiuns  of  thc  Biblc  sliould  alrcady  havc  ln'cn 
perfcctcd.  thous'h  possibly  roughcr  and  ill-s[)clt  vcrsions  werc  current  at  tliis 
tinic.  As  to  deniotic  also,  the  causes  that  ultiniately  brought  about  its  cx- 
tiiu'tion  wcrc  doubtless  the  sprcad  of  Greek  and  the  attainnient  of  a  very  con- 
venicnt  aljihabet  for  Egyptian.  Demotic  writing  .survived  tili  the  end  of  the 
riftli  Century  (a.  11)2  of  the  era  of  Dioclctian)').  at  least  in  the  holy  Island  of 
Phihe,  but  probably  it  had  (piitc  disappeared  from  Egypt  wlien  the  deeree 
of  Theodosius  in  )571)  drovc  the  ])rofession  of  paganism  beyond  the  liorders 
of  liis  empire.  Tlii'  latcst  dciiKitic  writing  as  yct  known  from  Egypt  (exclusive 
f)f  Philae),  seems  to  be  thc  (uiostic  bilingual  papyrus.  Tliis  we  liave  seen  to 
belong  to  the  third  Century.  As  the  same  handwriting  and  a  similar  text  appear 
on  the  back  of  the  Kufi  fable  jiapyrns,  thc  Kufi  is  probably  not  nmch  oldcr 
tlian  thc  Gnostic  bilingual.  Thus  we  miglit  be  justitied  in  suspecting  that 
Coptic  writing  and  the  Coptic  versions  of  the  Bible  were  brought  to  perfection 
only  carly  in  the  fourth  Century.  But  in  view  of  Mr.  Kexyon's  warning  as 
to  the  prol)ability  of  an  earlier  date.  we  may  suppose  that  paganism  exertcd 
so  strong  a  conservative  intluenee  both  on  the  writing  and  on  the  literary 
language  that  wliile  Christians  wrote  Christian  Co])tic  on  an  excelleiit  system, 
the  pagans  of  Egypt  continucd  in  their  clumsy  literary  traditions  for  a  Century 
or  two  longer. 

We  may  probably  add  that  the  Standards  of  Coptic  literary  speech  were 
fixed  ]iy  thc  dialccts  current  from  thc  tinics  wlicn  the  Biblical  versions  were 
madc  down  to  thc  timc  of  thc  Arab  iiivasion.  Soon  al'ter  thc  lattcr  epoeh  all 
real  growth  of  the  literary   language   may   hc   su])]K)scd   to  have  ccascd"). 


')    Brugsch,   Th>-s.  lOOa. 


l;ti>l.j  Miscellen.  83 


Miscellen. 

l)cv  (Jr.-ibstein  des  syrisclien  vSöldncrs.  —  Bei  der  Besprccliuiit;'  des 
tiniLsteins  des  .syri.sclu'ii  Sölducrs,  Berl.  Museum  141 '2 '2 .  hat  Ekman,  ÄZ.  18*.)8 
S.  12'.),  fLii-  die  Art  des  'rrinkcns  mittels  eiues  Sfliillrohres  auf  die  vou  Xeno- 
|>!iiin  IV  5,  27  hesclirieliene  Sitte  eines  armeniselien  Volksstaiinnrs  Iiinycwiescu. 
der  seinen  x.pi^ivov  oivov  aucli  mittels  solelier  v.a.}^a.\j.ci  zu  schlürfen  gewohnt  war. 
Es  giebt  für  diese  Sitte  noch  ein  weiteres  Zeugnis,  das  uns  zeigt,  dafs  wir  ihr 
über  Syrien  und  das  südliche  Kleinasien  hinaus  imcli  eine  beiU'utench'  räuniliclie 
Ausdehnung  zugestehen  müssen. 

Athenäus  X,  447i  zitiert  bei  Erwähnung  des  tliraldschen  Bieres  zwei  Verse 
des   Arehiloehos.   die   folgendermafsen  lauten: 

uxTTrep  TTocp'   dCXü)   ßpvrov  >i   0pi]i^  dv/ip 
VI    ^pv^  ^y-^^^)   y-yß^oc  ^'  i]v   TrovsviJLsr/i. 

Über  den  schlimmen  Inhalt  vergleiche  man  U.  von  Wilamowitz-Moellendokff, 
Hermes  XXXIII  S.  ')ir).  Für  die  Betraclitung  des  Reliefs  und  für  die  Bestim- 
nnnig  der  Herkunft  des  'i'erura  ist  es  von  Wichtigkeit,  dafs  wir  aus  den  \'ersen 
ersehen,  dafs  es  zur  Zeit  des  Arehiloehos  nodi  eine  bei  den  Thrakern  und  Plu-ygern, 
also  den  Bewohnern  der  nördlichen  und  östlichen  Küste  des  Agäisclien  Meeres, 
uanz  geläufige  Sitte  war.  das  Bier  so  zu  trinken,  wie  es  der  Söldner  auf  dem 
IJelief  aus  der  Zeit  Ameno])his"  W .  thut.  Die  (iründe  werden  überall  dieselljcn 
L;<'wesen  sein,  wie  bei  den  Armeniern  Xenoi>hons.  Da  Xenoplion.  der  doch 
lange  im  vorderen  Kleinasien  Kriegsdienste  gethan  und  Phryger  und  'l'hraker 
aus  näch.ster  Nähe  kennen  gelernt  hat,  die  bei  den  Armeniern  beobachtete  Sitte 
als  besonders  auffällig  beschreibt,  mufs  zu  seiner  Zeit  bei  den  Thrakern  uiul 
Phrygern  diese  Art  zu  trinken  nicht  mehr  anzutreffen  gcAvesen  sein.  Beide  \'ölker 
liatten  den  Einflufs  der  nahen  griechischen  Kidtur  erfahren  und  gelernt  .  einen 
besseren  Stoff' herzustellen ,  in  dem  keine  Gerstenkörner  mehr  herumschwanunen: 
und  mit  der  Ursache  war  auch  die  Folge,  der  Gebravu'h  des  Rohres,  geschwunden. 
Zur  Zeit  des  Arehiloehos  und  noch  mehr  zur  Zeit  Amenophis"  W .  wird  aber  das 
Scidlfrohr  noch  bei  allen  Gelagen  der  um  das  Ag'"i''<C'l'C  Meer  herum  wohnenden 
Barbarenstämme  zu   finden  gewesen  sein.  0.   Riiucnsoun. 

Das  Zeichen  für  diiidi  »verl)  i  nden  «.  —  \\\v  iiaben  uns  gewöhnt,  als 
Wortzeichen  für  diitiji  »vereinigen  o.  ä.«  ein  wunderiielies  Gebilde  zu  gelirauelieu, 
(las  aus  zwei  in  einen  Ring  gesteckten  (ieifseln  besteht:  t^ .  Es  ist  nicht 
recht  ersichtlich,  warum  die  Erfinder  der  Schrift,  um  den  einfachen  BegrilV 
darzustellen,    zu    einer    solchen,    doch    zum    mindesten    recht    weit    hergeholten 

11* 


84 


Miscellen. 


[XXXIX.  Band. 


S_\Tnbolik   gegriflFen   haben  sollen,    deren  Erklärung  übrigens,  soviel  ich  weifs, 
liislKT  noch  niemand  versuclit   hat'). 

Kin  Blick  auf  die  ältere  Form  de.s  Zeichen.s  giebt  un.s  niclit  nur  die  .sehr 
einfaclio  Erklärung  der  Entsteluuig  unseres  Zeichens,  sondern  aucli  der  Grund- 
bedeutung des  Wortstammes  dmdl.  Im  Gralx'  des  ^=ü(|  i»  Saijciara  sielit  das 
Zeichen   in   der  Gruppe  c^>^v  /^   .so   aus: 


Es  sind  deutlicli  zwei  Zeugstreifen,  die  mit  dem  einen  Ende  aneinander  ge- 
knotet sind.  Dals  der  Knoten  recht  schematiscli  gezeichnet  ist,  kann  den  nicht 
verwundern,  der  einmal  selbst  versuclit  hat,  einen  Knoten  aus  dem  Kopf  zu 
zeichnen").  Alle  charakteristischen  Teile  des  Knotens  sind  aber  vorhanden, 
und  auch  der  freie  Teil  der  Zeugstreifen  ist  gut  wiedergegeben. 

Damit  ist  die  Erklärung  des  Zeichens  gegeben  und  gezeigt,  dafs  der  Stamm 
dmät  wohl  wörtlich  mit  »verbinden«  zu  übersetzen  sein  dürfte.  Das  uns 
gelänfige  Zeichen  /^ ,  das  auch  die  Ägypter  selbst  später  gebrauchen ,  ist 
nichts  als  ein  Milsverständnis  der  richtiaen  alten  Form.  Heinrich  Schäfer. 


Sclilangenöl,  Pap.  Ebers  GG,  1.  —  An  der  bezeichneten  Stelle  Hndet  sich 
o"^         ö         °^L  ^^^  "^  ^^'^  Haarwuchs-  oder  Haarfärbemittel.     Dieses 

3Iedikament  ist  noch  in  ri)n  el  Bitars  AN'erk  Djaini  el  Mufridat  in  Kapitel  960 
als  oLJ.  ^■:>  erhalten.  Es  werden  15  bis  20  schwarze  Schlangen  in  4 Y2  Pfund 
Sesam-  oder  Olivenöl  gekoclit.  Dies  gilt  als  vorzügliches  Mittel  zur  Verschöne- 
rung der  Haare  und  zur  Beförderung  ihres  Wuchses.  Zu  dieser  Identität  des 
ägyptisclien  und  aral)isclien  Rezeptes  ist  wohl  jedcM-  weitere  Komiut'ntar  uniK'itig. 

Schon   Ster.v   setzte   ülirigens   in   seinem   Glossar   Q  Ij^    =   ^'rV=^- 
Oefei,e. 

')  Man  hat  wohl  imklnr  au  ein  Symbol  der  Vereinigung  der  beiden  Länder  o.  ä.  gedacht. 
")  Ks  ist  nicht  der  Ivnoten  dargestellt,  der  entsteht,  wenn  man  die  beiden  zu  knotenden 
Enden  parallel  nebeneinander  gelegt  verknotet,  sondern  der 
andere,  bei  dein  man  die  beiden  Enden  kreuzweise  übereinander 
legt,  umeinander  herumschlingt  und  dann  verknotet.  —  Dieser 
Knoten  ist  in  älterer  Zeit  ein  beliebtes  Amulett  oder  Abzeichen. 
Die  Leute  tragen  ihn,  vielleicht  aus  Knochen  oder  Stein  nach- 
gebildet, an  einer  Schnur  odei'  einer  Perlenkette  lun  den  Hals. 
<•..    ,     o.'i'i  T     /'    •  1     n  1      ,  Der  Knoten  wird  dabin  oft  recht  stark  stilisiert  und  ist  manchmal 

liKlrriTH,  rtaltli.  I         (irau  dcM  rcliL*iiiika. 

T»r.  XVI.  Bcrliu  U20.  kaum   nocl;   ."ds  solcher  erkennbar. 


1901.]  Miscellen.  85 

Zur  Hh-sd-Fva.s:o.  —  Auf  einer  Ushehtistatuette  in  der  sehönen  Leidener 
Saniniluiin- (P  Uli  li;il)c  ich  ciucn  'i'ilcl  yctuiidcii.  der  für  die  //A-,vV/-I'"r;i,ni'  niclit 
(iline    W'iclitii^keit    ist.      Der   3I;iiiu    \\;ir: 

also:  "Vorstelier  der  Arlx'iteii  im  ///>-«/- Hause,  im  Palast  des  Köiii.nsliauses«. 
Daraus  ersieht  mau.  dals  eiue  Halle  t'üi'  die  IJIi-. sä -Feste  .sich  im  Kiinig'spalast 
belaud  — •  Avieder  eiu  deutliidies  Zeichen,  dals  das  Fest  sich  pers()nlic]i  auf 
den  Köni.iJ'  bezieht.  J.vmes  Henuv  Bre.\stei>. 

Die  königlichen  Totenoi)fer.  DaCs  der  König  einen  Teil  der  iiir  die 
vornehmen  Hoflente  bestimmten  Oi)lergaben,  sowie  auch  der  Ausstattung  des 
Grabes  liefert,  ist  wohl  allgemein  anerkannt.  Seit  längerer  Zeil  habe  leii  die 
Beispiele  von  dieser  Sitte  gesanuuelt.  die  ziemUcdi  häufig  sind.  Da  ieli  noch 
nicht  die  Zeit  finde,  dieselben  zu  l)earbeiteu,  möclite  ich  doeli  wenigstens  hier 
ein  sehr  interessantes  Beispiel  verölVentlichen,  das  ich  neulich  auf  einer  Stele 
in  Leiden  (V  1)  gefunden  habe.  Unter  den  Epitheta  des  Verstorlieneu  findest 
sich   folgendes: 

»Welcher  veranlafst,  dafs  darn-e])raclit  werden  die  Gottesopfer  den  (Jüttern, 
und  die  Totenopfer  den  Seligen,  dui-cli  dm  Befehl  des  ITorus,  des  Herrn  ih's 
Palastes  (d.h.  des  Königs)« .  Der  Mann  war  n\  2ti  ,  und  v(>rfü,nte  desliaili 
über  die  'i'dtenopfer :  er  hiels  Sljip-ili-  !{<' -'^iih  und  lebte  uutei'  Aineneinhet  IV., 
dessen    Name   oben    auf  der   St(de   steht').  J.x.mes  IIknky  Bkeastkd. 

Zu  \Vestc.\r  11, 1  )^  —  An  dieser  St(dle  lesen  wir  nach  Ekman,  dals  die  (Jötter, 
nachdem  sie  die  Reddedet  von  ihren  drei  Söhnen  entbunden  haben,  ein  Wunder 
für  die  Neugeborenen  thuii,  indem  sie  ^  %>^  ^  i1 1 1  ^^3:7 5^ "f"i P  "l<''"'.-'i'"'"' 
Götterkronen"     scIialTen,    die    sie    im    Korn   verstecken.      Das   Zeichen,    in    dem 

Erm.vn   Reste   der   Grup[)e    für  111   /.u    erkennen    glaid)(e.    [^^I     ist    in  Wahriieit 

nichts  anderes  als  die  Zahl  '  "   1,  iJ,  die  z.B.  ebenda  in  Zeile  t)  (vergl.  auch  '.).   Kl) 

das   i-leiche   Ausselien   hat.  Ks   sind   also  einfach    »drei  Königskronen«,   die   die 

Götter    liir    die    drei    Sühne  <les    Re,    die    später    K('Miige    von    .\g\pten    werden 

sollten.    i;-eschatTen   haben.  Setiie. 

Der  Lautwertli  A°  =  nemt  (ÄZ.  XXXVIII,  r)6)  ist  nicht  neu.  Gf  'i\SBA. 
Vm,  301);  BuDGE,  B.  of  the  D.  Vocabul.  p.  170.  K.  '1'. 


')    Erlaubnis,  die.se  liciilcn  .\us/,iV;;<'  /u  vciötrciitliclicii,   viTilinikr   icli   ilci- (Üitc  d.'s  Dircktur.- 
ilt'i'  Leidener  Sainniliing,   Dr.  Pi-kytk. 


8fi  Miscellen.  [XXXIX.  Band. 

Addenda  to  the  Commentary  on  Old  Coptlc  Texts  in  ÄZ.  XXXVIII.  —  p.80. 
Iloroseope  V.  D.  -oeq  cnn  Iianlly  lie  »in  Iiis  timc»  wliicli  is  n  pe-f  hf, 
llKliam..  IV.  1. 

p.  92.  nf70\.  Tßt^wßx.  The  dcniotic  wonls  arc  alrcady  treatod  iu  Bi!.,  Wth. 
Siipp/.  l\7i).  1224.  For  Pshoy  see  also  Svi-eüelberg,  Agi/pt.  u.  (/riech.  Eigeniiainen^ 
pj).  'ü*.  'iS*:   for  Tshapslus   il).  p.  34*,   2ai\i/iu-:   p.  4ö*.   no.  315   Se-^i?. 

p.  513.  ops".  Spiegelbeeg,  in  P<SjBj4.  XXIII  will  i^ive  tlic  oorrect  intiTprcta- 
tion  of  tlie  passa,i>-e  in  11  Khain..  showing  that  iiimi  is  not  a(lvL'rl)inl.  'riicrc  is 
tlieirlbro  no  jnstilicntion    for   taking  op«?   as   adverlnal.  F.  Ll.  (huFinii. 

The  old  magical  te.vts  of  Paris  {AZ.  XXXVlll  p.  8a  seq.).  —  Dr.  Wesskly  lias 
boen  so  good  as  to  send  me  a  reprint  froni  tlie  Jahresher.  d.  k.  k.  Staatsgymnasiums, 
Hernais,  1888/89,  of  an  article  previously  unknown  to  me  (entitled:  Zu  den 
griech.  Pap.  des  Louvre  und  d.  Bihl.  Nat.)  in  which  he  gave  a  new  eoUation  of 
the  Paris  MS.  There  are  several  points  of  interest  in  the  readiiigs  of  tlie 
O.e.  portion.      The  foUowing  are  perhaps  tlie  niost  notable: 

At  the  end  of  Text  C ,  ^  i.  e.   x-owov. 

F.  Tiie  first  word  is  now  read  Hce:  »Isis  is  Coming,  the  bride  (?)  being«. 
'l'iiis  agrees  with  Revillout's  reading  and  is  very  probable,  though  ncT-  foUowing 
is  stränge.      «yoT  I  suspect  to  be  a  word  for    »bride«    or   »girl«. 

1.  4'.).      ecAiOTc',   for  ccmout.   "Wessei.y's   former  reading. 

().   1.25.      eAiiiceVi   at  end. 

(}.  1.  33.      The  reading  ^chh   is  given   n]). 

1.  3').      n€C5(|^oir. 

1.  37.      ncTecueTJ   opo   (1.  epoq?). 

In  one  or  two  cases  Wessely's  readings  are  contradicted  by  Eeman's  photo- 
grapliic  iaesimile;  there  is  evidently  more  still  to  be  done  by  collation  of  the 
original.  F.  Fl.  Griffith. 

Eine  Weiliniig  des  llyksos  A]>opliis.  —  Zn  den  bei  Petkie,  Ilistory  I 
p.  241.  242  neuerdings  zusammengestellten  wenigen  Spuren  der  Apo})liiskönige 
läl'st    sich   noch   eine  fügen,   die  meines  Wissens  bisher  übersehen  Avar. 

In  (Irr  Kryptc  Nr.  4  von  Dcnderali  wurden  einst,  wie  die  Bilder  ln'i 
Makiette,  Denderah  III.  41  lehren,  luiter  anderen  'I'enipelschätzen  aucli  sechs 
kostbare  Sistren  aufbewahrt.  Während  fünf  derselben  die  Form  M  haben,  hat 
das  sechste  die  Form  S,  nur  dals  die  klirrenden  Drähte  auf  dem  Bilde  feiilen.  Fs 
bestand  aus  Holz  und  Gold  und  war  1  File.  3  Palmen  und  2  Finger  hoch,  wie 
das  die  Ül)er.schrift  \\  angielit.    Eine  weitere  Beisclirift,  die  innerhalb 

des  Bügels  steht  und  (IqA  lautet,  kann  man  nicht  wohl  anders  als  auf  den 
Namen  des  Stifters,  also  auf  einen  Apophis.  deuten.  An  und  für  sich  kann 
dieser  A])Opliis   natürlich    .■lueh    ein   äi^ypt  ischer  Privatmann   sein,    denn   der  Name 


1901.1  Misrpllfii.  S7 

ist  rein  fiijA'ptisch  und  findet  .--icli  l)(k;iiiiit<Tiu;i(spn  auch  \(ir  der  11\  ks(i>/c:i  : 
iinincrliiii  ist  os  luiii'U'ich  \vnlirsclicinliclicr.  dals  ein  solclios  Slück.  das  man 
iiacli  .Talirtauscnden  iioi-li  im  'l"ciiij)rlscliat/.  Ix'wahrt  hat.  das  ^^'('illl;■('S(•ll(•ldv 
eines   alten  Köiii^'s   ist. 

Es  ist  das  wi(>der  eine  ihmic  üestätiyuii!.;-  dafür,  dals  die  späteren  llyl^sos- 
köniiic   sieh   (h'in   Ai^yptertuine   an,n('[ialst    Iiatten.  Aixu.f   Eijman. 

Zu  ^«yHp  >'Zii  Seliiff  fahren«.  —  In  meiner  Arbeit  üher  das  äiiyjjtisehe 
Verlmm  (II  §  fifiH)  habe  ieh  die  Vermutunii-  avisges^iroelien .  dals  die  >inver- 
änderlichen  koptischen  Iniinitive  mit  dem  Vokal  h  nach  dem  zweiten  Kadikal 
vielleicht  alle  unägyptisch  seien,  da  keins  von  den  betreuenden  Verben  l)is- 
lier  altägyptisch  nachgewiesen  sei.  Dieser  Bemerkung  tritt  nun  Si'n'.ciKLUEiu; 
(Sphinx  IV  227)  mit  dem  Hinweis  entgegen,  dafs  sich  das  Verbnm  ctTHp  »zu 
Schill"  fahren«  nicht  nur  im  Demotischen,  was  nichts  beweisen  würde,  .sondern 
bereits  im  m.  R.  in  der  Geschichte  des  Sinuhe  (Z.  271)  als  1  ^  ;^^  linde. 
Dieses  angebliche  Prototyp  zu  cs'np  beruht  aber  nur  auf  einer  falschen  Trans- 
scri])tii>n  des  Hieratischen;  die  voii  Spiegelbekg  ^  gelesene  (irupjic  ist  in 
Wahrheit,  wie  es  bereits  Erman  in  seiner  Bearbeitung  für  das  AVörterliuch 
uetlian   liat,   rm^  zu  lesen  und  die  ganze  Stelle  so  zu   uniselireil)en:  ^^^ 

\  °n  r^  r~cvf,  r^Y  n  %  »stromab  fahrt  die  Südkrone  (k/n'—.i),  stromauf 
lahrt    die   Nordkrone   (?«;^-.v)«').  Sethe. 

Wann  starb  das  Koptische  a>is?  —  The  Revd.  l)Avm  Strang  of  the 
American  Mission  at  Beni  Suef  informs  nie  that  when  he  first  came  td  Ihis 
cduntry,  30  years  ago,  Co[itic  had  Ix'en  sjxiken  in  Upper  P^gypl  witliin  the 
memory  of  men  then  living.  In  jiarticular,  a  certain  Jam  Estephanios,  an  nid 
man  of  (^)ns.  i-emembered  hearing  as  a  l>oy  Ins  parents  and  a  few  otlier  nid 
peiil)le  in  Qus  and  Na([ada  converse  togetluM-  in  Coptic.  And  this  districl  nf 
(}\is  and  Na([ada  Jam  beiieved  to  have  been  the  very  last  in  which  Coptic 
survived").  J.  E.  Quibell. 

Die  ^\■  irkunii' der  Skaraliäen  mit  einem  Kr<d<odil  und  einer  Hand. — 
In  dem  von  Erman  vor  kTirzem  herausgegebenen  Berliner  Papyrus  mit  den 
..Za\d)ersprüclien  für  Mutter  und  Kind«  soll  der  Sprucli  P.  gesprocheji  wei'den: 
ȟber  Kugeln  von   Gold,  Ringen  von   Amethy.st,  einem  Siegel,  einem  Krokodil 


')    Für  die  Worte  kme-x  und  jn/i-s  vcikI.  Siiaki'e.  Eg.  inscr.  1  79,  6  (in.  R.)  LI).  III.  IS  Z.  1 
(n.  R.).      nie   gleiolie    .Vbleitung    mittels    de.s   Suffixes   .?   zeigt   auch    der   Name   des   .Scepters   kr-s 

?A   nli^    Pyr.  N.  •J91ir.    (nach   den   Abklatschen  berichtigt),  var.  S^nil      Stkindorff,  Grabfunde 

1  17,  das  offenbar  von  dem  Namen  des  Gottes  Horus  gebildet  ist. 

^)    1   have  also  heard  an  imiependent  statement  that  there  is  a  village  near  (Jus  wlicre  broken 
Coptic  is  still  spoken.     This  is  very  doubtful:  1  am  trying  to  check  it. 


88  Miscellen.  —  Erschienene  Schriften.  [XXXIX.  Band. 


und  einer  Hand«.  Man  zieht  sie  auf  einen  feinen  Faden  und  legt  sie  als  Amulett 
(loni   Kinde   um   den  Hals. 

AVonn   unter  den  Amuletten   hier  ein  Krokodil  uiul  eine  Ihind  vorkommen, 

so  erinnert  das  an  Skarahäen  wie  der  hierneben  nacli  dem  Exemplar  Berlin  1H17B 

abüehildete.    Auf  diesen  findet  sich  ebenfalls'  ein  Krokodil  mid  eine 

Hand,   anfserdem  aber  noch   ein   dem    Bcs  älinlich  sehender  Dämon 

mit   einer  Keule.    Vielleicht  ist  das  ein  guter,  den  3Iensc]u^n  freund- 

liclier  Geist,   der  die  bösen  Geister  vertreibt. 

Ein   Zusammenhang   zwischen  dem  Skarabäus  imd  dem  Text  ist   nicht   zu 

leugnen,    ^^"ir  liaben  also  damit  auch  die  Bestimmung  dieser  Skarabcäen.    Denn 

der  Spruch   soll  Ja  folgende  Wirkung  haben: 

zu  lallen  und  zu  vertreiben  diese   .  .  .  .,   den  Leib   zu  erw<ärmen, 
zu  fallen  diesen  Feind  und   diese  Feindin  aus  dem  Totenreich. 
Solch   ein   Skarabäus,   wie   der  abgebildete,   soll   also   gewifs  vor  dem   bös- 
artiü'eii    Finthil's   der   Geister  Verstorbener  schützen. 

Ob  es  möglich  ist,  die  Ähnlichkeit  dadurch  noch  gröfser  zu  machen,  dafs 
man  Q  ^  '^  Pj^^^^^^  übersetzt:  »ein  Krokodil -Hand -Siegel«,  also  »ein  Siegel 
mit  einem  Krokodil  und  einer  Hand«,   wage  ich   nicht  zu   entscheiden. 

In   Spruch   Q.  kommt  ein   Q     '  vor.   und  auch  dies  hat  sein  Analogon 

unter  den  erhaltenen  Skarab.äen.  Denn  ich  glaube  mich  zu  entsinnen,  einen 
Skarabäus  gesehen  zu  haben,  der  auf  der  Siegelfläche  nur  eine  Hand  in  der 
Haltung  der  auf  dem   obis:en  Skarabäus   dargestellten  trug.  H.  Schäfer. 


Er  seh  ienene    Schrift  en. 


K.  BjT>deker,  .\gy|)ten,  Handbuch  für  Rei.sende.  .Mit  SfJ  Karten  und  l'läiicn,  ö.')  (ii-iiiidrissen 
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Ilieratisehe  l'ai)yrus  aus  den  Königlichen  Museen  zu  Berlin,  herausgegeben  von  i1<t  C.(;neral- 
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Fol.     66  Taff.  mit  einleitendem  Text.     Leipzig  1901. 

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5)0  Ei-sclii.'iionc  Scliriften.  [XXXIX.  IJaiul.    liKM.] 


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(Egvpt  Exploration  Fund  21*'  Menioir).    4.    VIII  60  .SS.  und  LXllI  Taff.    Dazu  noch   ein  Band 

Ergänzungstafeln.     London  1901. 
F'ranz  Praetorius,  Koptische  Spuren  in  der  ägyptisch -arabischen  Grammatik  (Zeitschr.  d.  Deut- 
schen Morgenland.  Gesellsch.  LV  S.  145- — 147;  vergl.  dazu  auch  S.  352). 
.Mfred   Rahlfs,    Die   Berliner  Handschrift  des  sahidischen    Psalters   (Abhandlungen   der  König). 

Gesellsch.  der  Wissensch.  zu  Göttingen.    Philolog.- iiistor.  Klasse.    Neue  Folge    Band  IV  Nr.  4). 

4.    154  SS.  und  3  Lichtdrucktaff.     Berlin  1901. 
D.  Randall-Maclver  &  Anthony  Wilkin,  Libyan  Notes.    London.  Macmillan  k  Co.  1901. 
D.  Randall-Maclver,  A  prehistoric  cemetery  at  El  Amrah  in  Egypt  (Man,  1901  Nr.  40). 
Heinrich   Schäfer,    Die   äthiopische  Königsinschrift   des   Berliner  Museums.     Regierangsbericht 

des  Königs  Nastesen,  des  Gegners  des  Kambyses.    4.    VllI   und   136  .SS.  (in  Autographie)  mit 

1  Textabbildung  und  4  Lichtdrucktaff.     Leipzig  1901. 
Carl  Schmidt,  In  menioriam.     Urkundliche  Darstellung  einer  von  den   Herren  .Spiegell )erg  und 

Jacoby  gegen  mich  geführten  Kontroverse.     Als  INIanuskript  gedruckt.    8.    54  SS.     üüttingen 

1901. 

—  — ,    Ein    neues  Fragment   des  üsterfestbriefes    des  Athanasius  \om  Jaiire  367  (aus    den  Nach-  . 

richten  der  Königl.  Gesellsch.  der  Wissensch.  zu  Göttingen.  Philolog.- histor.  Klasse.  1901. 
Hefts.    S.  1— 24). 

Kurt  Sethe,  Dodekaschoinos,  das  Zwölfnieilenland  an  der  Grenze  von  Ägypten  und  Nubien 
(Untersuchungen  zur  Geschichte  und  Altertumskunde  Ägyptens  H  3).    4.    36  SS.    Leipzig  1901. 

Societe  Archeologique  dWlexandrie.  Les  Bas-Reliefs  de  Kom  el  Chougafa.  Fol.  13  Taff.  Dazu 
Text  von  F.  W.  von  Bissing.    8.    9  SS.     München  (Obernetter). 

Wilhelm  Spiegelberg,  Ägyptische  und  griechische  Eigennamen  aus  Mumienetiketteii  der  rö- 
mischen Kaiserzeit.  Auf  Grund  von  grofsenteils  iniveröfTentlichtem  Material  gesammelt  und 
erläutert.  4.  VIII,  72,  58  SS.  und  33  Taff.  in  Autographie  (Spiegelberg,  Demotische  Studien, 
Heft  1).     Leipzig  1901. 

—  — ,  Puaima  (Puayama),   König  von   Pi-in-ti-li  (Zeitsclir.  für  Assj'riologie  XV  396). 

—  — ,  Der  Name   des   Phönix    (aus   der   Stral'sburger    Festschrift    zur  XLVl.  Versammlung   deut- 

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Verzeichnis  der  hieroglyphischen  Typen  der  Reichsdruckerei.     Berlin  (Reichsdruckerei)  1900. 

Ulrich  Wilcken,  Heidnisches  und  Christliches  aus  .\gypten  (aus  dem  .\rchiv  für  Papyrusfor- 
schung I.  3,  S.  396  —  436). 


Lfijizii;.  .1.  V.  Hinricha'aclir  Bnclilinndhing.  —  Vcrniilnortl.  Rr.lnktpiir  PrDf  T)r.  fi.  Steindorff,  Lcipzii;,  llayilnsti-,  8. 
Berlin,  uedn.ckl   in  d,T  Itc-idisdnu-kiTci. 


BoRCHARDT  u.  Schäfer:  Bericht  über  d.  Ausgrab.  b.  Ahusir.     [XXXIX.  Band.     1901.]  91 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Ausgrabungen  bei  Abusir 
im  Winter  1900/1901. 

Von  Ludwig  Bokchakdt   und  Hkinkicu  Schäfek. 


Abb.  1. 

Das  von  König  Ne-woscr-re^  bei  Abusir  erbaute  Ref-Heiligtum  nacli  den  Ausgrabungen  1898 — 1901'). 


Uie  im  Jahre  1898  bei  »Pyramide  15«  des  LEPsicsschen  Planes  begonnenen 
Ausgrabungen  des  Berliner  Museums,  über  deren  Fortsehritte  an  dieser  Stelle 
bereits  zweimal")  berichtet  worden  ist,  wurden  im  Jahre  1901  mit  einer  dritten 
Kampagne  beendet,  für  die  wiederum  Ilr.  Dr.  v.  Bissing  in  dankenswertester 
Weise  die  Mittel  gewährt  hat. 


')    In    obenstehender   Lageskizze    (vergl.   aiicli   die   früher   veröffentlichten)    sind   die   sicher 
ermittelten  Gebäudeteile  schraffiert.  ')    Siehe  ÄZ.  1899,  S.  Iff.;  1900,  S.  94  ff. 

Zeitschr.  f.  Äaypt.  Spr..  XXXIX.  Hand.     l'Ml.  13 


92 


BoRi  HAnor  u.  Schäfer:  Bericht  üb.  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXIX.  Band. 


Die  liinzuijekommenen  neuen  Ergebnisse  sollen  lii(>r  in  Kürze  erwähnt 
venli^n : 

Alhjeiiii'ine  Anlayr.  Das  Innere  des  Hofes  in  der  grofsen  Umfassungsmauer  ist 
luuunelir  ganz  ausgeräimit  worden  und  die  Anlage  der  Baulichkeiten  darin  jetzt  mit 
völliger  Sicherheit  ermittelt.  Der  Gang  hinter  der  »südlichen  Kapelle«,  welcher 
gerade  auf  den  Obelisken  zuläuft,  dringt  in  das  Massiv  des  Obeliskenunterbaues 
ein .  wie  das  schon  die  vorjälirige  Ausgrabung  zur  Gewifsheit  gemacht  hatte, 
ohne  dafs  damals  die  Zeit  ausgereicht  hätte,  die  gefundene  Spur  weit  genug  zu 
verfolgen.    Lanii'sani  ansteigend,   wendet  sich   der  Gang  (vergl.   die  Planskizze), 

sobald  er  die  Untermauerung 
des  eigentlichen  Obelisken  er- 
reicht hat,  in  rechtem  Winkel 
nach  Westen  und  steigt  dann 
bis  zum  Ende  der  Obelisken- 
untermauerung  weiter  an,  wen- 
det sich  darauf  scharf  nach 
Norden  und  so  fort,  bis  er  auf 
der  Nordseite  des  Baues  nicht 
mehr  weiter  A'erfolgt  werden 
kann .  da  der  01)eliskenunter- 
bau  nicht  hoch  genug  erhalten 
ist.  Nach  den  als  wahrschein- 
lich anzunehmenden  Höhenver- 
Iiältnissen  des  Obelisken  zu 
vu-teilen,  scheint  sich  der  Gang 
zweimal  um  den  Mauerkern 
unter  dem  eigentlichen  Obelis- 
ken herumgewunden  zu  haben, 
bevor  er  auf  die  Plattform  des 
Unterbaues  austrat  (s.  Abb.  2 
und   :\). 

Die  »südliche Kapelle«  be- 
steht nur  aus  dem  einen,  schon 
im  vergangenen  Jahre  freige- 
legten Räume,  den  nach  Osten  zu  eine  dicke  Mauer  abschliefst,  in  deren  Mitte 
eine  grofse  mit  Granit  eingefafste  Thür  lag.  Vor  dieser  Thür,  den  Zugang 
flankierend,  standen  in  Trögen,  die  in  das  Pflaster  eingelassen  sind,  zwei  aus 
je  drei  Blöcken  zusammengesetzte  unbescliriebene,  wohl  noch  unfertige  Granit- 
stelen, und  vor  diesen  je  ein  in  dfu  Boden  gesenktes  rundes  Kalksteinbecken 
desselben  Modells,   wie  die   im  Vorjahre   vor  der  Nordseite  des  Obelisken')    ge- 


Abb.  2. 

Eingang  in  den  Obeliskenunterbau,  von  Süden  aus. 


')    Vergl.  ÄZ.  1901,  S.  9(i. 


1901.] 


BoRCHARDi'  U.Schäfer:   Bericht  üb.  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir. 


93 


fundenen.  Nur  waren  bei  diesen  beiden  die  drei  Zuflufslöt-lier  bereits  vor 
dem  Versetzen  durch  eingepafste  Kalksteinstücke  verstopft  worden.  Es  liegt 
nahe,  anzunehmen,  dafs  dies  die  Becken  w;iicn.  in  (leiun  die  Fufswaschung 
lies  Königs  beim  Jubiläum  vorgenommen  wurde,  wie  sie  auf  einigen  der  ge- 
fundenen Reliefs')  dargestellt  ist.  Dies  führt  weiter  zu  der  von  Prof.  Furtwängler 
bei  seiner  Anwesenheit  in  unseren  Grabungen  ausgesprochenen  Vernuitung,  dafs 
die  »südliche  Kajjelle«  nur  ein  bei  der  Jubiläumsfeier  zu  benutzender  Ankleide- 
raum tür  den  König  gewesen  sei.  Die  hier  gefundenen  Reliefs  würden  dieser 
Annahme  nicht  widersprechen. 

Die  Ausdehnung  der  Magazinreihe  auf  der  Nordseite  der  Anlaye  liels  •^icji 
in    dieser   Ausgrabungsperiode 

ganz    scharf  bestimmen.      Der        [  '  HHK 

Magazinbau  hatte  an  seinem 
Westende  eine  Zugangsthüi-. 
Die  einzelnen  Räume  selbst 
waren ,  wie  der  Befund  an 
einer  Stelle  klar  zeigte,  durch 
eingebaute  gi'ofse  Kalkstein- 
l'latten  horizontal  in  zwei 
Fächer  geteilt. 

Von  dem  kleinen  Schlacht- 
hofe, der  hinter  den  Magazinen 
v(ir  der  Nordseite  des  Obelis- 
ken lag.  fand  sich  niu-  noch 
ein  weiteres  Becken,  also  im 
ganzen  sieben,  und  ein  einziges 
Kinnenstück,  aber  auch  dieses 
nicht  mehr  in   seiner  Lage. 

Über  den  Zusammenhang 
der  Rinnen  des  gTolsenSchlacht- 
Iiiifes  mit  den  Alabasterbecken 
gab  ein  erneuertes  Nivellement 
Aufschlufs.  Die  Becken  sind 
wold  nur  zur  Aufnahme  der 
von  der  Schlachthoftläche  ab- 
laufenden Flüssigkeiten  bestimmt.  ."Merkwürdigerweise  haben  die  Bocken  selbst 
keinen  AusfluTs;    sie  mufsten  also  ausgeschöpft  werden. 

Der  Grundrifs  des  Eingangs  wurde  durch  eingehendere  Untersuclnmg  des 
T'nterpflasters  etwas  modifiziert.  Die  dort  im  ersten  Jahre  gefundenen  Säulen- 
fnigmente    sind    vermutlich    nur    dahin    verscldepjit    worden.      .Sie    dürften    eher 


AOL  J. 
Westlicher  Lauf  des  Ganges  im  Obelisltenuntcrl)au.  von  Süden  aus. 


')    Vergl.  ÄZ.  1899,  Taf.  1  und  ÄZ.  1901,  S.97. 


94  BoRCHARUT  u.  Schäfer:   Bericht  üb.  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXIX.  Band. 

von  der  Anlage  um  den  Alaba.steraltar  herrühren  und  vielleicht  zu  den  in 
einer  der  Bauin.scliriften  erwälinton.  HD  "^"^^  lQ[  genannten  Zieraten  gehören. 

Aulserhalb  der  Umlassungsmauern  .sind  wiclitige  Planänderungen  zu  ver- 
zeichnen: es  konnte  Klarheit  über  die  Anlage  des  zum  greisen  Teile  künst- 
lich aufgeschütteten  Hügels  geschaffen  werden.  Die  ganze  Nordseite  und  die 
Ostseite  zur  Hälfte  fallen  mit  einer  hohen,  ziemlich  steilen  Futtermauer  aus 
rohen  gelben  Kalksteinblöcken  gegen  das  Thal  ab.  Hinter  dieser  Kalkstein- 
futtermauer liegt  eine  ältere  Ziegelfuttennauer,  von  der  wir  weiter  unten  aus- 
fuhrlicher sprechen  werden.  Die  südliche  Hälfte  der  Ostseite  des  Hügels 
steigt  in  drei  Terrassen  an,  die  durch  entsprechend  niedrigere  Kalkstein- 
futtermauern begrenzt  werden.  Die  Süd-  und  Westseite  des  Hügels,  die 
gegen  die  höher  liegende  Wüste  zu  verlaufen,  bedurften  keiner  künstlichen 
Sicherungen. 

Vom  Hügel  aus  führt  vor  dem  Portal  ein  mäfsig  geneigter  Aufweg  schnur- 
gerade in  die  Stadt  hinab.  Im  Innern  aus  gelbem  Kalkstein,  ist  er  oben  und 
an  den  Seitenböschungen  mit  gutem  weifsen  Turrakalkstein  verkleidet  gewesen; 
starke,  über  mannshohe  Mauern  fafsten  die  in  der  Mitte  des  Aufweges  zum 
Heiligtum  hinaufführende  Strafse  ein. 

Von  der  Stadt,  auf  die  sich  die  Grabung  nicht  ausdehnte,  wurde  nur  die 
tief  unter  dem  Sande  noch  recht  gut  stehende  Umfassungsmauer  aus  grofsen 
Aveifsen  Kalksteinquadern  an  zwei  Stellen  freigelegt,  so  dafs  über  die  Breiten- 
ausdelmung  des  Stadtgebiets  nun  kein  Zweifel  mehr  bleibt. 

Aus  dem  am  Fufse  des  Aufwegs  sichtbar  gewesenen  Haufen  von  gelbem 
Kalkstein,  dem  »Tempel  im  Thale«  des  ersten  Berichts'),  entwickelte  sich  bei 
der  Nachgrabung  ein  noch  recht  hoch  anstehender  Portalbau.  Von  drei  Seiten 
aus  ist  dieses  bisher  in  der  ägyptischen  Baugeschichte  ganz  vereinzelt  da- 
stehende Thorgebäude  zugänglich.  Jede  der  drei  Eingangsfronten  hat  in  ihrer 
Mitte  eine  hinter  die  Flucht  zurücksjoringende  Halle  mit  Säulenstellung.  Durch 
diese  Vorhallen  gelangt  man  zu  den  drei  Thoren,  die  entweder  geradezu  — 
beim  Mitteleingang  —  oder  auf  kleinen  Umwegen  —  bei  den  Seiteneingängen  — 
vor  das  eigentliche  Hauptportal  führen,  hinter  dem  der  Aufweg  ansteigt.  Im 
Innern  des  Nordtlügels  des  Portalbaues  führte  eine  in  ihren  unteren  Stufen 
noch  gut  erhaltene  Treppe  auf  das  Dach.  Der  ganze  Portalbau  war  von  einer 
niedrigen  Brüstung  umgeben  und  so  von  der  Stadt,  in  der  er  liegt,  wenigstens 
in  der  Idee  abgeschlossen. 

Ein  weiteres  überraschendes  Ergebnis  brachte  der  Zufall.  Beim  Suchen 
nach  der  von  uns  angenommenen  Futtermauer  auf  der  Südseite  des  Hügels 
stiefsen  die  Arbeiter  auf  merkwürdig  verlaufende  Ziegelmauern,  die  nach  voll- 
endeter Ausgi-abung  den  Unterbau  eines  etwa  30  m  langen  Schiffes  darstellten, 
das  genau  von  Ost  nach  West  orientiert  war. 


')  Siehe  ÄZ.  1899,  S.S. 


1901.1 


BoRCHARnr  u.  Schäker:  Bericht  üb.  d.  .\iiss;rabiiiigen  b.  Abiisir. 


95 


Sjmreu  von  vermor-schtein  Holze  zeigten ,  dafs  auf  diesem  Unterbau  einst  ein 
vollständige.s  Scliift"  sich  erhob.  3Ian  wird  wold  kaum  fehl  gehen,  wenn  man 
hierin  die  Nachbildung  eines  der  beiden  Sonnenschifte  erblickt,  vdii  denen  die 
religiöse  Litteratur  der  alten  Ägj'pter  zu  berichten  weifs,  und  tue  wohl  im 
Kult  des  Sonnengottes  bei  allerhand  Zeremonien  eine  grofse  Rolle  gespielt 
haben.  Sonden  nacli  dem  zweiten,  das  mit  grofser  Wahrscheiulicldicir  auch 
bei   unserem   Heiligt  um   anzunehmen   sein   dürfte,   blieben   ei-lulüln>,. 


Abb.  4. 
Zieselunterbau  des  Sonnenschill'es,  voti  Westen  aus  gesellen. 


Koiu^trulilonen.  Die  in  den  frülieren  Bericliteu  angeführten  Konstruktiouen 
haben  sich  auch  dieses  Jahr  wieder  gefunden,  daneben  aber  auch  einige  neue, 
so  vor  allen  Dingen  die  Einzellieiten  des  Ganges  im  Obeliskemmterbau.  liier 
scheint  der  erste  Teil  bis  zu  dem  Knick  nach  Westen  mit  den  zu  falschen 
Gewölben  ausgeschnittenen  Deckenbalken  überdaciit  gewesen  zu  sein,  von  denen 
der  erste  Bericlit  sprach.')  Die  anderen  Läufe  des  ansteigenden  Ganges  waren 
mit  A-erhältnismäfsig  schmalen,  aber  ü])er  2  m  liohen  Blöcken  mit  gerader  in 
der  Neigung  des  Ganges  ansteigender  Untertläche  gedeckt.  Ein  solcher  Riesen- 
block mit   Sternenornamenten   auf  der  Unterseite   hat  sich   noch  gefunden.    Man 


')    ÄZ.  1899,  S.  83. 


96 


BoRCBARDT  u.  ScHÄFER:  Bei'iclit  üb.  d.  Ausgrabungen  h.  Abusir.      [XXXIX.  Band. 


kann  sein  Gewicht  auf  etwa  12  t  schätzen.  Auch  für  die  Rekonstruktion  des 
oberen  Abschhisses  der  Umfassungsmauer  hat  sicli  Material  yefunden;  sie  war 
mit  ireAvaltigen,  oben  abgerundeten  Blöcken  gedeckt,  ähnlich  wie  die  Ilofmauern 
einiger  Mastabas  bei  Giseh'),   nur  bedeutend  llaclur. 

Am  interessantesten  für  unsere  Kenntnis  der  alten  Ingenieurtechnik  waren 
aber  die  Ergebnisse,  die  die  Untersuchung  der  Konstruktion  des  Plateaus  zeitigte, 
auf  dem  das  ganze  Ileiligtinn  errichtet  ist.  Der  natürliche  Sandhüuel.  auf  dem 
es  stehen  sollte,  reichte  nach  Norden  und  Osten  nicht  aus  imd  mufste  daher 
hier  stark  angeschüttet  werden.  Um  sich  diese  Sandschüttung,  die  durch  eine 
hohe  und  starke  Ziegelmauer  zusammengehalten  Avurde,  zu  erleichreiii.  hat  man 
rechtwinkelig  sich  kreuzende  Mäuerchen  aus  leeren  Mörteltöpfen  und  Luftziegeln 
trocken  hinter  der  Futtermauer  aufgeführt  und  zwisclien  diese,  gleichsam  in 
Kästen,  den  Sand  eingeschüttet.  Diese  Konstruktion,  von  der  inisere  Abbildung 
eine  Idee  geben  soll,   liefs   sich   hinter  der  ganzen  Nordfuttermauer  nachweisen. 


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Abb.  5. 

SandsciiOtmng  7.\visoIieii  trockeiioii    r(i]if-  und  Ziegclinauerii  liiiitci'  der  luirdliclieu  Futteniiauer, 
von  Osten  "eselicn. 


Die  Ziegelfutterniauer  cntstaunut  übrigens,  wie  wir  s]iMtcr  nocli  sehen 
werden,  einer  älteren  Periode  als  der  aus  dauerhafterem  Material  errichtete 
Sonnentempel.  Als  das  Ref-Heiligtum  auf  dem  Hügel  in  Stein  gebaut  wurde, 
legte  man  vor  ilie  Ziegelfuttermauer  eine  Futtermauer  aus  gelben  Kalksteinen, 
eben   die,   von   der  in   den  beiden    früheren    Bericliten    innner   die   Rede   war. 


')   LU.  I,  -21. 


1 90 1.1 


BoRrHARDT  u.  Scbäfer:  Bericht  üb.  d.  Aii.S2;ral)iiiin;en  b.  Abusir. 


97 


Audi  für  den  Verlauf  des  Baues  des  Obelisken  und  der  umgebenden  Ge- 
bäude wvu-de  neues  Material  hervorgezogen,  genügend,  um  sich  die  Bauthätig- 
keit  bei  einer  so  gewaltigen  Bauanlage  wieder   vorzustellen. 

"Wir  können  nach  den  Funden  dieses  Jahres  mit  etwas  mehr  Sicherheit 
wie  früher  uns  den  Betrieb  auf  einer  solchen  Baustelle  vergegenwärtigen.  Es 
haben  sich  nämlich  die  Reste  der  Baugerüste,  das  iieifst  der  Ziegelrampen,  ge- 
funden, auf  denen  die  Alten  ihre  Steine  an  den  Bau  heranlirachten  und  gleich- 
zeitig fast  auf  Versatzhöhe  iioben.  Dieselben  sind  natürlich  nur  bis  zur  Unter- 
kante des  Plattenptlasters  im  Hofe  erhalten  geblieben ,  aber  diese  zwei  oder 
drei  Schichten    genügen   vollständig,    um   das   ganze  System   zu   rekonstruieren. 


Abb.  ü. 

Ende  der  ii.lrdlielien  Futteniiauer.  von  Nordwest  gesehen.     Die  Kalksteiiiluttennauer  (linlis) 

vor  der  Zie"elfutteiniaucr  (reclits)  sirlitl)ai'. 


Von  der  höch.sten  Stelle  des  Aufweges,  also  von  d.-m  Punkte  an.  bis  zu 
welchem  man  die  Steine  vom  Thal  aus  auf  das  Plateau  zu  ziehen  hatte,  gehen 
die  Rampen  fächerförmig  zu  den  verschiedenen  Bauteilen,  indem  sie  durch  die  in 
der  Umfassuniismauer  ausgesparten  Materialthore  hindurchfuhren.  Die  äufsersten 
versorgen  die  Magazinbauten  und  die  »südliche  Kapelle«,  die  mittleren  den 
Hauptbau,  den  Obelisken  selbst.  Diese  Gerüstrampen  für  den  Obelisken,  die 
natüi-lich  die  Hauptarbeit  zu  leisten  hatten  und  daher  besonders  breit  angelegt 
waren,  legten  sich  beim  Wachsen  des  Baues  um  denselben  herum.  Ein  gutes 
Stück  dieser  Umhüllungsrampe  ist  noch  erhalten.  Selbst  über  die  Neigung 
der  Rampen  können  wir  dank  der  WiederaufHndung  einer  roten,  auf  die  Hinter- 
mauerung des  Obelisken   aufgerissenen  Marke  Auskunft  geben.    Sie  stiegen  mit 


98 


ÜORCBARDT  u.  Schäfer:   Uericlit  üb.  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       IXXXIX.  Band. 


einer  Neigung  von  Y7  an.  Die  Rampen  wurden  natürlich  während  des  Baues 
des  öfteren  abgebrodien  und  ver.ändert  wieder  errichtet .  ganz  wie  unsere  modernen 
Holzgerüste;  daher  linden  sich  Spuren  von  ihnen  in  den  verscliiedensteji  Höhen- 
lagen luid  Riditungen  unter  dem  Pflaster. 

Von  den  Hebemaschinen,  die  sowohl  auf  den  oberen  Enden  der  Rampen 
als  auch  auf  dem  Unterbau  des  Obelisken  aufgestellt  gewesen  sein  müssen, 
haben  sich  vielleicht  auch  einige  Spuren  gefunden. 

Das  Versetzen  der  Blöcke,  das,  wie  ein  von  der  Hauptrnmpe  herabgefallener 
und  dann  unter  dem  Pflaster  liegen  gelassener  roher  Bekleidungsblock  zeigt, 
nicht  immer  ohne  Unfälle  abging,  Avurde  mit  möglichster  Sorgfalt  nach  roten 
Horizontallinien  ausgeführt,   die  auf  die  Hintermauerung  aufgeschnürt  und  nach 


ihrer  Hölienlage  genau  bezeichnet  wurden,  z.  B. 


[[DDDDDDDDi^ 


1    TT   %.     »2  Ellen    über   der 

Fundamentoberkante « .  Bei 
diesen  Nivellements  liefen 
dem  Architekten  infolge  der 
Unvollkommenheit  der  ihm 
zur  Verfügung  stehenden  In- 
strumente selbstverständlich 
kleine  Fehler  unter,  die  wir 
ihm  heute  noch  nachkontrol- 
lieren können.  So  kommt  die 
rote,  etwa  160-m  lange  Ni- 
vellement slinie,  die  um  das 
Fundament  des  Obelisken 
läuft,  an  der  '  Schlufsstelle 
um  8  cm  nicht  zusammen, 
das  bedeutet  also  einen  Fehler 
von  0,05  Prozent;  wahrlich, 
keine  zu  grofse  Ungenauig- 
keit,  wenn  man  bedenkt,  dafs  beim  Nivellement  w^ohl  nur  Latte  und  Setz- 
wage benutzt  worden  sind  und  dafs  die  Linie  viermal  um  die  Fundament- 
ecken biegt. 

Als  Km-iosum  mag  noch  angefiilirt  werden,  dafs  auch  der  in  das  gelbe 
Unterpflaster  des  Hofes  eingelassene  Granitreibstein  noch  mit  der  roten  Farbe 
darauf  gefunden  wurde,  auf  dem  das  Rot  für  diese  Aufzeichnungen  gerieben 
worden  ist. 

Die  Herkunftsorte  der  Materialien  für  den  Bau  konnten  auch  fast  alle 
festgestellt  werden;  selbst  die  Brüche  für  den  gelben  Kalkstein  der  Hinter- 
mauerung wurden  beim  Dorfe  Abusir  wieder  gefunden.  Es  ist  also  dui-ch  diese 
Ausgrabung  ein  ziemlich  vollständiges  Bild  der  Bauthätigkeit  auf  einem  gi'ofsen 
Staatsbau  des  alten  Reiches  gewonnen   worden. 


Abb.  7. 

Verlauf  der  Gerüstrainpen  und  Lage  des  alten,  abgerissenen 
-Palastes-  unter  dem  Sonnentempel. 


1901.]  BoRCHARDT  II.  ScHÄFER:   Bericht  üb.  d.  Aiis{.'ialiiiri<rei]  h.  .Wnis'u:  Dil 


Reste  eines  älteren  Ziegelbaues.  Bei  unsercni  Suclien  iiacli  ;ill  diesen  kon- 
struktiven Details,  da.s  eine  teilweise  Aul'üTalmnf;-  der  Schichten  in  Höhe  der 
Fundamente  erforderlich  machte.  stieCsen  wir  mIkt  ancli  auf  etwas  i^anz  Un- 
erwartetes: auf  ein  älteres  Zi(>,«-el,ü-el)äu<le.  das.  um  dem  Neul)au  des  Soiuien- 
tempels  Platz  zu  maelien.  altgetrayen  worden  wai').  Die  zu  den  Magazinen 
führende  Gerüstrampe  führte  in  der  Gegend  der  Alabasterbecken  über  Ziegel- 
mauern  mit  anderem  Ziegelformat  und  in  genau  nach  Nord -Süd  orientierter 
Lay-e.  Weitere  Untersuchungen  schälten  zwischen  den  Steinfundamenten  des 
Sonnenheiligtums  ein  älteres,  bis  auf  etwa  1  m  Höhe  glatt  abgetragenes  Ziegel- 
gebäude heraus,  dessen  Grundrifs,  soweit  er  olme  grofse  gewaltsame  Ausbrüche 
aus  dem  Steinbau  des  Re<^- Heiligtums  sich  ermitteln  liefs,  weder  dem  einer 
Grabanlage  noch  dem  eines  Tempels  ähnlich  i.st.  Da  das  (iebäude  eine  er- 
hebliche Ausdelumng  gehabt  zu  haben  scheint  —  Spuren  davon  wurden  nörd- 
lich neben  den  Fundamenten  der  iVJagazine  und  sogar  westlich  hinter  der  west- 
liclien  Aufsenmauer  gefunden  —  und  da  die  Anlage  des  Eingangs  auf  ein 
Wohngebäude  schliefsen  läfst,  so  wollen  wir  es  bis  auf  weiteres  als  »alten 
Palast«  bezeichnen.  Seine  Hauptfront  war  der  Stadt  zugekehrt  und  zog  von 
Süd  nach  Nord.  Sie  hatte  unweit  ihrer  Südecke  eine  tiefe  Nische,  in  deren 
Mitte  sich  ein  grofses,  eintlügeliges  Portal  öffnete,  dessen  mächtige  Kalkstein- 
schwelle noch  gefunden  wurde.  Hinter  dem  Thor  lag  linker  Hand  ein  kleines 
Pfbrtnerzimmer.  dessen  Thürcheii  dureji  den  aufscldagenden  Tliortlügel  ver- 
schlossen wurde,  so  dafs  der  Thürliüter  niclit  in  sein  Kämmerchen  zurück- 
konnte, so  lange  das  Hauptthor  offen  war.  Vom  Eingang  aus  führte  der  Weg 
durdr  einen  länglichen  Querraum,  au  dessen  anderem  Ende  ein  Ausgang  in 
den  inneren  Hof  sich  befindet.  Der  Eiidilick  in  das  Innere  des  Hauses  ist  so, 
auch  bei  offen.stehender  Thür,  nicht  möglicli ;  eine  Anordnung,  die  fast  bei 
allen   orientalischen  Häusern   wiederkehrt. 

Ausschnückumj .  Von  den  Reliefs,  die  den  (iang  hinter  der  »südlicdieu 
Kapelle«  schmückten,  wurden  noch  einige  unter  dem  vor  dem  Eingang  in  den 
Obelisken  im  vergangenen  Jahre  belassenen  Schutt  herausgezogen.  Darunter  ein 
sehr  grofses  Stück  der  geograj)hischen  Li.sten  mit  vorzüglicher  Erhaltung  der  Far- 
ben (jetzt  im  Kairiner  Museum).  Eine  andere  Reihe  von  Relieffragmenten,  die 
sich  durch  eine  gelbliche  Färbung  des  Grundes  auszeichnen  und  von  denen  schon 
im  vorigen  Jalire  einige  gefunden  worden  waren,  konnten  jetzt  definitiv  unter- 
gebracht werden.  Sie  stammen  von  den  Seitenwänden  des  Ganges  im  Obelisken- 
unterbau. Nacli  den  noch  erhaltenen  Fragmenten  war  hier  wiederum  das  Jubiläum 
des  Königs  dargestellt,  jedoch   waren   die  Bilder  wohl  noch   nicht  ganz  fertig. 

Von  den  Reliefs  aus  dem  Gange  vor  den  Magazinen  wurden  noch  einige 
Stücke  gefunden  und  ebenso  einige  Darstellungen  von  Opfergaben,  die  mit 
grofser  Wahrscheinlichkeit  von  den  Wänden  des   hinteren  Opferhofes  stammen. 


')    Zu  diesem  Ziegelgebäude  und  zu   den  Gerüstrainpen  gehören    die   im    ersten  vorläufigen 
Bericht  erwähnten  (ÄZ.  1899,  S.  2)  Reste  von  Ziegelmauern  unter  dem  Pflaster. 

Zfitschr.  f.  Äjjyi.t.  Spr..   XXXIX.  Hanil.     1901.  14 


100 


BoRciiAnnr  u.  Schäfer:   Beiicht  iil).  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXIX.  Band. 


Zalili'eich  waren  die  Funde  architektonischer  Einzelheiten :  Rundstäbe  in 
allen  Gröl'sen.  nocli  mit  der  schwarzen  Farbe  auf  der  Verschnürung,  ein  Eck- 
stück  eines  Kapellcliens.  dessen  Wände  starkes  Mattengetlecht  nacliahmen 
sollten'),  ein  zum  oberen  'riiorT)au  gehöriger  Eckblock  eines  mäclitigen  Hohl- 
kehlgesinises,  auf  dem  die  Abwässenuig  sorglaltig  au.sgeai-beitet  ist.  Auf  die 
Wasserabtuhrinig  sdieint  unser  alter  Baumeister  überhaupt  liesonders  geachtet 
zu  haben,  denn  die  Regengüs.se  in  Mittelägypten  wird  er  wohl  ebenso  gekannt 
haben,  wie  wir  sie  leider  kennen  lernen  mufsten.  So  hat  er  eine  unterirdisclie 
Abwässerung  für  den  Aufweg  A'orgesehen.  Hier  sammelte  sich  das  zwischen 
die  Seitenwände  lallende  Wasser  unten  ^■or  der  Innenseite  des  Hauptthores 
im   Portalbau   und    win-dc   -v-on   da    aus   unter  dem  Pflaster  zu   einfachen  Wasser- 


Abb.  S. 
Wasser.siieier  aus  Basalt  (jetzt  im  Kairener  Miiieum; 


speiern  geleitet,  die  an  den  SL-itcn  der  Böschung  des  Aufweges  angebracht 
sind.  Der  Tempel  selbst  hatte  prächtigere  Wasser.speier.  Ein  solcher  in  Ge- 
stalt eines  Löwen  aus  Basalt  wurde  gefunden  (jetzt  im  31usrinn  von  Kairo). 
Es  ist  ein  ganz  hervorragendes  Kunstwerk  von  grofser  Kraft  und  Lebendigkeit. 
Nach  dem  Anblick  dieser  Musterleistung  alter  Bildhauerkunst  mufs  man  es 
wirklich  bedauern,  dafs  A'on  den  gewifs  aucli  sehr  schön  durchgebildeten 
Kapitellen  vom  Portalbau  nur  winzige  Fragmentchen  auf  uns  gekommen  sintl. 
Man  kann  nur  aus  ihnen   ermitteln,   dafs  es  Palmensäulen   waren. 

Der  Tempel  mufs   aber  auch   an   irgend   einer  uns   uuliekaniiten   Stelle   mit 
farbigen   Fayencen   geselnnüekt    geAvesen    .sein.      Es    sind    einzeln    eingelegt   ge- 


')    Vergl.  Archseol.  survey.   Ptalihetep  I.     Taf.  XII,  Nr.  '245. 


lüOl.]  üoRCHARDT  11.  Schäfer:  Bericht  üb.  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.  IUI 

wesene  Ilieroii'lyphen  aus  diesem  Mntcrinl  und  aufserdem  Plättchen  von  einer 
Mattendekoration  .ijelunden  worden,  die  aul'  ein  Haar  denen  von  der  Thür  aus 
der  Stufenpyramide')  gleich   selien. 

Insrhriflen.      Die    bereits    von    Perking    teilweise    aut'url'undi'ne    Bauinsclirirt 
wurde  dureli   neue   Funde   vervollständigt:   sie   lautet  nunmehr: 


i^'koTc'-  o  n^^^m 


»Der  König  Ne-woser-re«"]  machte  es  als  sein  Denkmal  für  den  Gott  Ke^,  in- 
dem er  den  01)elisken  namens  Sspw-ib-Ref  aufstellte...«.  Also  nicht,  wie 
man  naeli  späteren  Inschriften  erwarten  sollte:  "füi-  seinen  Vater  Re"^«.  Merk- 
würdigerweise ist  auch,  trotzdem  mehrfach  die  volle  Titulatur  des  Königs  ge- 
funden wiu'de,  nicjit  ein  einziges  Mal  der  Titel  ^^  ».Sohn  des  Kei'«  in  nn.serem 
Heiligtum  für  den  König  Ne-woser-rC  nachweisbar.  Dies  ist  \\m  so  wuiider- 
harer.  als  gerade  der  Ursprimg  seiner  Dynastie  in  dem  Märchen  des  Pa]tyrus 
^Vestcar   direkt   auf  die   Vaterschaft   des   Re<^  zurückgeführt   wird. 

Eine  gröfsere  Bauinschrift ,  in  der  auch  die  dem  Tem})el  geschenkten  Ein- 
künfte aufgezählt  waren,  wurde  in  .Stücken  östlich  vor  dem  Portalhau  im  Thale 
gefunden.  Sie  .scheint  liier  die  Hinterwand  der  Nisclie  der  Vorderfront  ge- 
schmückt zu  haben.  Aus  ihrem  Inhalt  ist  hervorzuheben,  dafs  an  einer  .Stelle 
gesagt  zu  sein  scheint,  dafs  der  König  das,  was  früher  nur  aus  Ziegeln  gebaut 
war.   nun   aus   Stein   errichten  liefse. 

Aucli  von  der  Inschrift  eines  Königs  des  n.  R.  oder  der  Spätzeit,  welche 
in  die  Aufsentläche  des  Obelisken  eingegraben  war.  sind  wiederum^)  Stücke  ge- 
funden worden.  Jedoch  ist  der  Name  des  Königs  noch  immer  nicht  mit  Siclier- 
heit  festzustellen:  vielleicht  könnte  es  .Sabaka  sein.  Die  Inschrift  scheint  nach 
der  Titulatur  anzufangen:    »Da   .Seine  3Iajestät  zerstört  fand  ...... 

Ferner  wurden  einige  flüchtig  eingekratzte  Grafitti  von  Besucliern  aus  dem 
n.  R.   auf  Bekleidung-sblöcken   gefunden. 

Einzelfunde.  Einige  unfertige  und  (inige  zerbrochene  Siegelcylinder  und 
sonstige  weniger  wichtige  Kleinfunde  wurden  im  Schutt  aufgelesen.  Von 
Interesse  war  ein  kleiner  Fund  von  Feuersteinen  und  Topfsc]ierl)en,  die  neben 
der  Feuerstätte  im  Pförtnerzimmer  des  »alten  Palastes«  lagen,  aber  auch  keine 
sichere  Datierung  zulassen.  Um  eine  bessere  Datierung  des  »Palastes«  viel- 
leicht zu  erhalten,  wurde  unter  der  Schwelle  nach  Grundsteinbeigaben  gesucht, 
leider  aT)er  vergeblicli.  Unter  dem  Tempel  und  dem  Obelisken  selbst  konnten 
die  Grundsteinbeigaben,  die  sicher  vorhanden  sind'),  auch  nicht  hervorgeholt 
Averden,  da  die  Unterminierung  der  Fundamente  ohne  kostspielige  Auszimme- 
rung in  dem  Sandboden  für  die  Arbeiter  und  die  Mauern  gleich  gefahrlich 
geworden  wäre. 


')    Vergl.  ÄZ.  1892,  Blatt  1. 

''j    Vergl.  ÄZ.  1901.  S.  99. 

^)    Vergl.  (las   Bild  ÄZ.   ildM,  Taf.  5. 

14* 


102  HoBCBARDr  u.  Schäfer:   Bericht  i'ib.  d.  Ausgrabungen  b.  Abusir.       [XXXIX.  Baiii 


Geschichte  des  Bauwerks.  Die  Vorgeschichte  unseres  Baues  hat  sich  nach 
den  Funden  dieses  Jalires  etwas  anders  gestaltet,  als  man  bisher  annehmen 
durfte.  Das  erste  Bauwerk  auf  dem  über  der  Stadt  im  Thale  liegenden,  künst- 
lich vergröfserten  Wüstenhügel,  der  damals  schon  nul'  seiner  Nord-  und  Ost- 
seite durch  die  grofse  Ziegelfuttei-mauer  zusammengehalten  wurde,  war  der 
»alte  Palast«,  der  wie  eine  Citadelle  die  Hauptstadt  überragte.  Dafs  neben 
oder  in  dem  »alten  Palaste«  auch  noch  ein  Ziegeltempel  des  Re<^  gelegen  hat, 
Aväre  nicht  unmöglich.  Jedenfalls  wurden  alle  auf  dem  Hügel  errichteten  Ge- 
bäude geschleift,  als  der  König  zu  seinem  Jubiläum  ein  Rc^-Heiligtum  mit 
Obelisken')  zu  errichten  beabsichtigte.  Der  Neubau  ist  übrigens  nie  ganz  fertig 
geworden,  an  vielen  Stellen  blieben  die  Reliefs  halb  ausgeführt.  Vielleicht 
starb  der  König  vor  der  Beendigung  des  Baues. 

Ob  die  anscheinend  von  einer  Restaurierung  sprechende  Inschrift  jenes 
Königs  des  n.  R.  oder  der  Spätzeit  nur  eine  leere  Prahlerei  enthielt  oder  eine 
thatsächliche  Ausbesserung  zur  (Trundlage  hatte,  mufs  zweifelhaft  ])leiben,  da 
die  wenigen  groben  Austlickungen ,  die  im  Massiv  des  Obelisken  zu  konstatieren 
waren,  nidit   datierbar  sind. 

Verlauf  der  Arbeit.  Diese  letzte  Ausgrabungsperiode  begann  am  5.  De- 
zember 1900  und  endete  erst  am  18.  April  1901.  Es  wurde  mit  drei  Förder- 
balinen  gearbeitet.  Nach  der  Verlegung  derselben  wurde  zuerst  das  Innere 
des  Hofes  völlig  ausgeräumt  und,  als  dies  am  S.Januar  beendet  war,  der 
Gang  im  Innern  des  Obelisken  zu  säubern  begonnen,  was  bis  zum  25.  Fe- 
bruar aufhielt.  Hier  wurde  zuerst  von  Süden  her  in  den  Obeliskenunterbau 
hineingearbeitet  und  dann  später,  sobald  der  Verlauf  des  Ganges  sich  klar 
gezeigt  hatte,  vom  westlichen  Lauf  aus  von  oben  her  der  Schutt  und  das 
Geröll  herausgehoben.  Gleichzeitig  wurde  an  Schnitten  auf  allen  Seiten  der 
Anlage  gearbeitet,  die  nördliche  Futtermauer  verfolgt  und  das  Sonnenschiff  bis 
auf  die  unteren  Schichten  ausgegraben.  Vom  17.  Februar  an  wurde  der  Auf- 
weg, soweit  erforderlich,  freigelegt  und  mit  der  Ausgrabung  des  Portalbaues  im 
Thale,  der  Untersuchung  der  Stadtmauer  und  der  Terrassen  auf  der  Ostseite 
begonnen.  Den  Portalbau  l)is  auf  das  Ptlaster  freizulegen,  hinderte  trotz 
des  niedrigen  Nilstandes  und  der  günstigen  Jahreszeit  das  Grundwasser.  Nur 
an  wenigen  Stellen  wurde  unter  Wasser  das  Pflaster  erreicht,  .so  dafs  wenig- 
stens eine  Bestimmung  seiner  Höhenlage  möglich  war.  Zuletzt  wurden  die 
unteren  Schichten  des  Sonnenschiffes  von  ausgesuchten  Leuten  ausgegraben. 
Am  18.  Februar  wurde  die  trigonometrische  Aufnahme  des  ganzen  Feldes  und 
die  Detailaufnahme  des  Heiligtums  mit  seinen  Annexen  begonnen.  Mit  Unter- 
brechungen   durch    das   Verpacken    der    wenigen   Funde    dieses  Jahres    und    der 


')  Ob  etwa  die  Ref-IIeiligtümef  mit  Obebsken  nur  Königen  zukommen,  die  ibr  Jubiläum 
.schon  gefeiert  haben?  Das  würde  die  verschiedene  Sclireibung  mit  und  ohne  Obebsken  bei  einigen 
der  Sonnenheiligtümer  erklären.  Ohne  Obelisken  schriebe  man  sie  dann  vor  dem  Jubiläum,  an 
dem  der  Obelisk  erst  hineingebaut  würde. 


litOl. 


HoRCHARDT  II.  .ScHÄFER:   Bericht  üb.  d.  Aiisgiabungen  b.  .\biisir. 


103 


fiir  Publikation.szwecke  nach  Berlin  zu  transportierenden  Frae^nentbostände  der 
früheren  Campagnen  dauerte    die  Arbeit   an    der  Aufnahme   bis   zum  1(5.  April. 

Die  höeliste  Arbeiterzahl  betrug  in  diesem  Jahre  2)^5.  Männer  und  .luiigcn 
zusammengerechnet. 

Die  Leitung  der  diesjährigen  Grabungen  lag  in  den  Händen  der  beiden 
Berichterstatter,  denen  leider  eine  so  dringend  erwünscht  gewesene  dritte  Kraft 
zur  Hilfeleistimg  nicht  hatte  beigegeben  werden  können.  Manche  Unterlassungs- 
sünde, deren  wir  uns  wohl  bewufst  sind,  möge  man  den  für  die  Leitung  so 
umfangreicher   Grabungen    nicht   hinreichenden    Arbeitskräften    zu   gute    halten. 

So  ist  nach  der  diesjährigen  dritten  Grabung  die  Erforschung  des  Re«"- 
Heiligtums  des  Königs  Ne-woser-re«^  als  beendet  anzusehen,  obgleicli  es  mög- 
lich wäre,  dafs  man  in  späteren  Jahren,  nach  Ausgrabung  anderer  ähnlicher 
Anlagen  dersell)en  Zeit,  die  sich  bei  Abusir  noch  finden,  vielleicht  für  die  Er- 
ledigung dieser  oder  jener  Einzelfrage  nochmals  auf  dieses  Ausgrabungsterrain 
zurückkommen  könnte. 

Was  diese  Ausgrabung  ergeben  hat,  ist  freilich  niclit  eine  Ruine,  die  eine 
Sehenswürdigkeit  für  Touristen  bilden  wird.  Dazu  ist  die  Zerstörung  des  Bau- 
werks eine  zu  gründliche.  Aber  unser  Ref^-Heiligtum  hat  der  Wissenschaft  und 
den  Sammlungen  reiches  31aterial  zugeführt  und  unsere  Kenntnis  des  a.  R.  um 
ein  bedeutendes  Stück  gelordert.  Die  Wissenscliaft  wird  Herrn  Dr.  v.  Bissing 
i'i'w   dieses   Ergebnis   stets   dankliar   sein. 

AUk  ü. 
Versuch  ehier  Rekonstruktion  der  Bauten  in  dei'  Südvvestecke  des  Tenipeihofes. 


Unltrbau  des  Obeliskei 


Umging. 


Kini;.Tin;  zur  südtichcD 
Kapelle. 


]  04  Georg  Möller:    Eine  neue  koptische  Liederhandschrift.  [XXXIX.  Band. 


Eine  neue  koptische  Liederhandschrift. 

^'dU    (iEORG   3IÖLLEK. 


JJis  vor  -weniiren  Jaliren  galt  das  von  Zoega  (S.  642  fl".  seines  Catalogus)  im  Aus- 
züge veröllentliclite  »Triadon«  als  das  einzige  uns  erhaltene  koj^tische  Gediclit 
sahidischen  Dialekts.  Das  Poem  geliört  zu  den  jüngsten  und  verderbtesten 
Texten  der  koptischen  Litteratur  und  mul's  daher  als  eine  recht  trübe  Quelle 
für  die  Kenntnis  der  koptischen  Poesie  bezeichnet  werden.  Proben,  "wenn  aucli 
nicht  der  Blütezeit  der  Sprache  angehöriger,  so  doch  durchaus  lebensfrischer 
koptischer  Dichtung  kennen  wir  erst  seit  1897,  wo  Erman  seine  »Bruchstücke 
koptischer  Volkslitteratur«  veröflt'entlichte.  Zu  dem  dort  zusammengestellten 
Material  ist  inzwischen  noch  eine  kleine  Gedichtsammlung  hinzugekommen,  die 
»Interpretation  de  la  Resurrection«,  welche  von  Pleyte  und  Boeser  in  den 
»Manuscrits  coptes  du  Musee  de  Leide«  p.  417 — 427  veröffentlicht  ist,  sowie 
ferner  ein  der  Strafsburger  Bibliothek  gehöriges  Fragment,  welches  Lieder  über 
die  Bekehrung  Konstantins  des  Grofsen,  die  Auffindung  des  Kreuzes  u.  dergl. 
entliält.  Letzteres  ist  von  Spiegelberg  im  neusten  Hefte  des  Eecueil  (XXXIII, 
206  ff.)  publiziert  worden').  In  jüngster  Zeit  ist  schliefslich  das  Berliner  Museum 
in  den  Besitz  einer  neuen  Liederhandschrift  gelangt") ,  welche  vermöge  ihres 
nicht  unbeträchtlichen  Umfanges  —  zweiundzwanzig  eng  beschriebene  Seiten 
von  durciiweg  guter  Erhaltung^)  —  wohl  geeignet  ist,  unsere  Kenntnis  der 
koptischen  Volkspoesie  wesentlich  zu  erweitern.  Der  Text  ist  von  mir  vor 
kurzem  in  den  »Koptischen  Urkunden  aus  den  Königlichen  Museen  zu  Berlin«  ^) 
veröffentlicht   worden. 

Das  Alter  der  Handschrift. 

Die  neue  Handschrift  ist  nicht  datiert;  dennoch  glaube  ich  ihr  ungefähres 

Alter  ermitteln  zu  können.    In  der  untenstehenden  Üliersicht  habe  ich  unter  B 

die    Zeichenformen    unseres   Textes    zusammengestellt;    das   mit   A   bezeichnete 

Alphabet   ist    dem    Cod.  Borgianus    Nr.  1 1    (Hyvern.\t,    Album    de    paleographie 


')  Die  \'erüffentlichung  ist  nur  erst  zu  Gesicht  gekommen,  als  der  vorliegende  Aufsatz  schon 
zum  Druck  eingereiclit  war. 

')  Dieselbe  trägt  jetzt  die  Inventarnummer  P.  9897.  Das  Material  ist  Papier.  Die  Hand- 
sclirift  wurde  im  Winter  1899  von  Hrn.  Prof.  Erman  bei  einem  Händler  in  Gizeh  aus  einer  Kiste 
herausgesucht,  welche  n.  a.  allerlei  koptische  Pcrgamentstücke  enthielt,  l'ber  die  Herkunft  war 
nichts  zu  ermitteln. 

')  Nur  die  erste  uns  erhaltene  Seite  {ß)  ist  abgei-ieben  und  sonstig  beschädigt.  Wieviel  am 
.Scldnsse  fehlt,   vermag  ich  nicht  zu  sagen. 

')    Bandl.   Heft  2  (S.  4.5  — 66). 


1901. 


Georg  Möller  :    Kine  neue  koptisclie  Liederhandsehrift. 


105 


copte  Taf.  10)  entnommen.  Die  grofse  Ähnlichkeit  der  Sehriftformen  wird  jedem 
auffallen');  man  wird  die  beiden  Handschriften  meines  Erachtens  unbedenkiicli 
für  g-leiclialterig  erklären  können.  Nun  ist  der  Cod.  Borgianus  durch  eine  Nach- 
schrift genau  datiert,  und  zwar  ist  er  im  Jahre  711)  der  diokletianischen  Ära, 
(1.  h.lOOB  unserer  Zeitrechnung,  angefertigt*).    Ferner  i.st  festzustellen,  dafs  der 


A 

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^|>r;iclilicli(^  (  Imniktcr  unserer  llandx-lii-ilr  durcliaus  iiiil  dem  des  Arcliellitcs- 
ui-diclites  üliereiustininit ,  der,  wie  Ekman  auf  S.  H  seiner  »Bruchstücke  kopti- 
scher A  olkslitteratur«  bemerkt  Iiat.  zu  den  von  Krall  (Corpus  Papyrorum 
Kaiueri  Nr.  I  und  II)  veröffentlichten  Notizen  aus  dem  Jahre  1019  bestens  ])afst. 
!Mit  Rücksicht  auf  diese  'i'hatsachen  wer<leii  wir  den  Anfang  des  ll.Jalir- 
Inuiderts  ohne  Bedenken  als  die  Blütezeit  dieser  eigenartigen  Litteratur  be- 
trachten dürfen. 

Inhalt. 
Was  den  Inhalt  der  neuen  Handschrift  anbetrüTt,  so  ist  zunächst  festzu- 
stellen, dafs  die  Lieder  sämtlich  religiöser  Art  sind  und  sich  zumeist  an  die 
Persdu  des  Königs  Salonio  knüpfen.  Eine  gi'ofse  Anzald  der  Gedichtchen  ist 
an  Sprüclie  aus  den  Proverbien,  Ekklesiastes  und  dem  Hohenlied  angeleimt: 
man  kann  sie  als  Paraj^hi'asen')  der  betreffenden  Bibelstellen  bezeichnen.  Das 
Verhältnis  zu  den  Vorlagen  mögen  folgende  ProTien  veranschaulichen: 


')  Charakteii.sti.scli  fiii-  die  beiden  Ilandsciiriften  ist  hesonders  das  h  und  das  .n.  dann  auch 
das  1.  T  und  y. 

-)  Ks  ist  mir  interessant,  nachti-äglich  feststellen  zu  können,  dafs  Crum  auf  Gi'und  desselben 
Bor.iiianisciien  Codex  das  dem  Berliner  paläographisch  sehr  nahestehende  StrafsburRer  Fragment  in 
dieselbe  Zeit  setzt  (vergl.  Recueil  XXIII,  p.  206.  Anni.  3). 

')  Den  Begriff  »Paraphrase«  giebt  der  Kopte  durch  OYi'>gji'  wieder;  vergl.  den  Titel  dei- 
Leidener  Handschrift:  oftoo.u  fT».ii*.cT».cic  »Auslegung  der  .\uferstehung"  (oifi»o.n  r=:  interpretari. 
vergl.  Joh.l.  41.  4Z). 


106 


Georg  Möller:    Eine  neue  koptische  Liederhandschrift.  [XXXIX.  Band. 


Nr.  12. 

.weqHig-q»  cpoq   oa^-n.ueo-qTOO'Y' 
ncsivq   f<?i-co^o.uton  nppo 

°T£-^2*'^  cqiyA.u€p-epO' 
nT€-o'yikeHT  ci  cnoem- 

iicyq: — 


Prov.24,  56  —  58. 
ep€-^K^k.£^'  k'im   öji-ujo.wut  ü^tofe- 

cptgevu-o-yg^Moe^^   p-ppo' 
is.yM   HTC-o'YeK.^HT'   ce'i   üocik' 

iw-yio      iiTc-o'ycgi.ue'      .ümccth     .WÄ.Te 


EtAva-s  freier  liat  der  Poet  bei  Nr.  64  geschaltet,   womit  C'antic  5,1   zu  ver- 
s:leichen   ist : 


TÄ.o'j'to.u  AvnÄ.oeiK  ^^^.€fcu^)• 
Tivcio  .wnÄ.Hpn  nevepcoTC' 


]I*kpe-njs.con  fjcoK  cg^pivi  cneqKHnoc... 
a^io'yujM  Mn*woeiK  Mit  -  ne^cftico  • 
ik'icio  Mn^HpTi  .viTi  nA^epioTc-       |p€!''l 
o-yioAi    g^toTTH-YTiv    nTCTJt'^g^e    ne^ig^tee'i 


Mit  diesen  Paraphrasen  »salomonischer«  Sprüche  gehören  einige  interessante 
Liedchen  eng  zusammen,  welche  als  Zwiegespräche  Salomos  mit  der  Königin 
von  Saba  gedacht  sind").    Ich  lasse  hiervon  einige  Proben  in  "Übersetzung  folgen: 

(Nr.  14.)     Dein  schöner  Ruhm  ist  zu  mir  gedrungen, 
da  ich  in  meinem  Lande  geweilt^ 
du  seiest  ein  verständiger   Weiser, 
der  seines  Gleichen  nicht  hat. 
Da  bin  ich  zu  dir  gekommen 
mit  7neinen  Dienern  zumal, 
löse  sie  (seil,  die  Rätsel^))  mir, 
da/s  ich  deinen  Ruhm  verkündige. 

Von  den  Rätseln  hier  ein  Beispiel: 

(Nr.  8!).)     Ein  Baum  ist  in  meinem  Lande, 
0  König  Salomo, 

ein  sehr  schöner,  herrlicher  ist  es  ...  . 
zu  seiner  Rechten  ist  ein  Gefilde, 
gefüllt  mit  Edelsteinen, 
danach  ein  Jeder  hegehrt. 


')    Ciagca:  oy^oM  gHTTHyfTt   »«.uy&Hp  liTeTticcT'  liTc-fif^gc   Il^>.cIlHY• 

')  Da.s  Thema  hat  sicli  in  dieser  Litteratur  offenbar  grofser  Beliebtheit  erfreut,  vergl.  Erman, 
Bruchstücke  koptischer  Volkslitteratur  S.  24.  Aus  der  ßceri'/.irTct —nßd  der  Septuaginta  (3  Reg.  10. 1) 
hat  der  Bibelübersetzer  c«>.&ik.  Tppio  ünetT'ooiye  gemacht  (vergl.  Lemm,  Kleine  koptische  .Studien  XX. 
.S.  129),  bei  unserem  Poeten  heifst  sie  iec«.£i«k  Tepw  nites'ooiy  (<c  19;  x  17). 

ä)    Vergl.  3  Reg.  10,1. 


li'"l]  Georg  Müller:    Kine  neue  koptisclie  I-iederliandschrift.  107 

Ein  Bote  kommt  alljährlich^ 

beladen  mit  guten  Dingen  .... 

ich  möchte^  du  lösest  sie  (.seil,   die  Rätsel)   mii-^  'Salojno_. 

daß  ich  deinen  Ruhm  verkündige. 
Darauf  die  Antwort: 

Der  Baum^  der  in  deinem  Lande  wächst., 

Jesaba^  Königin  von  Athiopienj 

er  gleicht  der  Sonne  .... 

Das  Gefilde  bei  dem  Baume, 

es  gleicht  dem   Himmel. 

Die  Edelsteine  sind  die  Sterne^ 

die  zur  Nachtzeit  leuchten; 

wenn  die  .Sonne  aufgeht,  so  werden  sie  dunkel 

icegen  des  Lichtes,  das  die  Sonne  umgiebt. 

Der  Bote,  der  alljährlich  in  dein  Land  kommt, 

das  ist  das   Wasser  des  Nils, 

das  den  Durst  des  Landes  alljährlich  stillt. 
Aus   dem  Dialog  zwischen  Salonio   und  der  Königin   von  Saba   scheint    ein 
Liedclien  (Nr.  71)  l)esonderer  Beachtung  wert,    da   es  oHenbar  mit   einer  Stelle 
des   koptischen  Physiologus    (puhl.   A'on   Erman    AZ.  lSi)5,   .'jI  fl".)    in    naiiem   Zu- 
>aninit'nh;um'  steht; 

co?V.o.ucou  not  €ucpcooY  fnK^^o« 
eq-xoce  .w.w».Tf   eqnopig   ff>o^' 
epe-o-^'KÄ-pnoc   iv^H-^'M   fporj'S- 

eKU}Ä>.u<?en-£H(5^(.oiQe  eiio'X  fOHTcj- 

MC'you  eqTUTO)»   epoq: — 

Die   Stelle   im   Physiologus  lautet: 

Ä.c-ju&.'Y  (seil.  Salomo)   enujHU  *.qfp-iynHpf ,   ^vcjiijv'^'  cuoinAht 
[e]q*.AH'^*  enujHii  eq-xv-Tpot^H   £i-He6<yo£!i  MC-ncTe^i  €nei.?V.<\.o)|  h  | 
T».o.\i\q  ivqep-<ye  ueT*.£e  £^^-nepiT,  A-q-si  HO-YKXevToc  pfe(A.^|  eoHTq, 
^vq-^-uefefyofce   c^'ncoT  (lies   e-^'Ä.noTl   |^>|qc^.|^^.|fe  iv-neqc^-ucf^'f!! 
u}ou)   diÄ^TV.  g^i-neqco.wiv. 
Offenbar  ist  es  die  Absieht  des  Schreibers  gewesen,  eine  Sannnlung  »salomo- 
nischer« Sprüclie  anzulegen"),  doch  hat  er  gelegentlich  ^'erse  eingemengt,  deren 
Inhalt  mit  jenem  König  nichts  zu  thun  hat,   so  Nr.  18,   eine  Doppelstrophe,   in 
<ler  Moses  redend  eingeführt   wird,   Nr.  78,   wo  Jesus  mit  Petrus   redet,   Nr.  93, 


')    Diese  Texte  schreiben  stets  *.Ao  statt  t*.Ao,  veri;!.  y.tc  10;  Leiden  Ms.  coptes  S.419  (^)ll, 
420  (^  13,  422  (<2)  12,  423  (ly)  14,  426  (z)  1. 

^)  Vergl.  die  Nachsclirifl  iß,  22  f.  sowie  17.  1  f. 

Zeitschr,  f.  .\!;yiit.  S|,r..  XXXIX.  Band.     1901.  15 


108  Georg  Möller:    Kiiie   neue  koptische  Liederhnndseluift.  [XXXIX.  Band. 


eine  Paraphrase  von  Marc.  10,  14:  das  Liedchen  Nr.  41,  in  welchem  der  Poet 
ül)er  das   Schick.sal  de.s   Diokk'tian   Folgendes   zu  berichten   weifs: 

Wi?-  sahen  gar  viele,  die  sich  (jrofs  diinkfen, 
die  Almosen  empfingen^  bevor  sie  starben. 
Wir  sahen  Diokkiianus 

und  das  grofse  Ereignis,  das  ihm  loiderfahren  : 
Gestern  noch  icar  er  ein  frevelnder  König, 
tags  drauf  icard  er  blind  und  nahm  Almosen. 
So  sagen  unsre  heiligen  Väter 
in  ihren  erhabenen  Geschichten. 

Nr.  48  endlich  handelt  von  den  vier  lirofsen  ä.uyptischen  Heili.oen:  Kyi'ill.  Dioskur, 
Atliannsius  und   .'sclienute. 

Die  V  o  r  t  r  a  g  s  v  e  r  merke. 
"Wie  in  dem  Archelliteso-edicht  so  sind  auch  in  unsrer  Handsclirift  und 
dem  Leidener  Text  den  Liedchen  einzelne  Worte  vorangesetzt'),  Avelche  Eioian 
("Bruchstücke«  S.  43)  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  als  Anfänge  von  Liedern 
gedeutet  hat,  nach  deren  Melodie'')  das  betreflende  Gedicht  zu  singen  ist.  Für 
diese  Annahme  liefert  die  neue  Handschrift  jetzt  den  Beweis.  Der  Vermerk 
cgo.uT  €gioq  (Arch.ll),  der  auch  sonst  in  den  Texten  häufig  wiederkehrt,  ver- 
weist auf  Nr.  20  der  neuen  Handschrift:  "D?y/  Dinge  .und  auf  der  Welt,  die  Gott 
alle  di'ei  lieht  ...  ".  Der  Vortragsvermerk  zu  Nr.  7ß  lautet  €ic -  neigoigT,  das  so 
anfangende  Gedicht  folgt  als  Nr.  78;  das  mit  u^wW^Tq  (Vermerk  zu  Nr.  56)  be- 
ginnende Lied  ist  als  Nr.  57  mitgeteilt.  Folgende  Melodievermerke  kommen  in 
den  mir  bekannten  Liederhandschriften  vor: 


Melodie 

Verszahl 

insgesamt 

Verszahl  dei- 
durch  ■5'  getrenn- 
ten Unterab- 
teihnigen 

Vergleiche 

&.i£i(i>K  cfeoA  e.-s.\\ 

8 

4 

Leiden   C".  1 

i>.ICO)T(.Ml 

6 

3 

1  12.   iu'n.   y.  P) 

M'SO 

8 

4 

i-  2.').  HU  3.   Leiden  i^ 

di.AH    A^pAinu)«. 

6 

3 

1«  2  6 

')  Wie  eine  Durchsicht  der  neuen  llnndschi-if't  beweist,  gehören  dieselben  stets  zum  folgenden. 
nie  zum  vorhergehenden  Gediciit.  Dies  ist  in  der  sehr  eng  geschriebenen  Archelliteshandschrif't 
nicht  so  klar  ersichtlich.  Das  n*..Ko[T]  gehört  zur  Doppelstrophe  5,  das  (S'idujt  zu  6,  das  ujo.wt  co(otj 
zu  23.  Die  Vermerke  am  Rande  links  sind  erst  nachträglich  eingefügt,  woraiLs  es  sich  erklärt, 
dafs  bei  \h  ne,A^oc  zweimal  geschrieben  ist  und  5  zwei  Vermerke  hat.  (Dafs  ti&hot  als  Melodie- 
Viezeichnung  :=  n'2kie,K/  ist,  beweist  Ni'.  10  des  Archellitesgedichtes.) 

')  Melodie  giebt  der  Kopte   durch    cto5(^oc  wieder.     (Über   das    gelegentlich    davorstehende 

?C 
noTfiog.«  s.  oben  .S.2  Anm.3.    Vergl.  Leiden  i*i  cto  oyt^&.picccoc  mit  dem  Vermerk  von  Nr.  80  unsrer 

Handschrift  (oif<^e^pic).     \"ergl.  auch  den  Beginn  dei- Leidener  Handschrift:    "Interpretation  (oifcooM) 

der  Aufei-stehung-   ct-j^oc  «^y^iRcoc   »Melodie:  Ein  Gerechter  hat"  .  .  . 

')    Die  griechischen  .Seitenzahlen    ohne  weitere  Angabe   beziehen  sich  auf  die  neue  Berliner 

Handsclirift. 


ütOl.l 


Georc   Möller:    Kine  neue  koptische  Liederliandsclirif't. 


109 


Melodie 


Verszalil  der 
Veiszalil      durch  ■>  getrenn- 
insgesamt        teil  Uiiteral)- 
teiluiiKeii 


Vergleiolie 


Ä.IIOK  .ue-n&.uoT 

4') 

Leiden   17 

Ä.nou  ucTiTq 

6 

3 

619 

ey-n».Au'.\ 

4 

•2 

<Ö29 

iv-iiy-iii 

8 

Arch.  Str.  3 

*>.-nppo 

12 

4 

^'(2. 

Ä-nppo  cipe 

8 

4 

,5  1  i   ' 

*^Y'2'IKC0C 

6 

3 

Leiden  « 

eiC-ItCTCHO 

12 

Leiden  - 

eic-ncujoigT 

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Leiden  i5.  .Strafsljurger   Fragment 

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Leiden  ^1.  .Vrch.  Str.."),  vergl.  10 

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i«9.   Leiden   1.-.   Arch.  .5,   vergl.  10 

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ih  16 

iiKYnojpoc 

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Leiden  y.ce 

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Arch.  13 

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(?10UJT 

8 

4 

316,  i£23,  1.S  1 

'\-«*.oice[Ä.ii] 

8 

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•foy   ecojvi 

8 

4 

£  12.  1  1.  23.  Leiden  iß  4  X'er.se  ') 

8 

4 

<-l,  <crl3 

.  .  .  ne;p2;m9AiTenpoAine 

8 

4 

Arch.  21 

')    Folgt  Ae^ic.    Vergl.  S.llO. 
')    Wohl  identisch,  vergl.  S.  111. 

')    Darin  steckt  wohl  h^oc.  vergl.   Khman,  Bruchstücke  S.  43. 
*)    Wohl  'lujüvuria  7'  bez.  i'  .     .\l.so  wahrscheinlich  nicht  hierher  gehörig. 
')    Siehe  meine  Miscelle   »Zu  den  Bruchstücken   koptischer  \'olkslitteratur«   (unten   S.löO). 

15' 


110  Geor(;  JIöller:    Eine  neue  koj)tisolie  Liederliandsclii  ift.  [XXXIX.  Band. 


Wo  einem  Gedicht  kein  besonderer  Vermerk  vorausgeschickt  ist,  hat  es 
dieselbe  Melodie  wie  das  vorhergehende.  Dies  macht  wenigstens  die  in  solclien 
Fällen  stets  gleiche  A'erszahl  der  Strophen  Avahrscheinlich.  Will  der  Schreiber 
jedoch  besonders  darauf  aufmerksam  machen,  dafs  ein  Lied  nacli  derselben  Weise 
zu  singen  ist  wie  das  vorangflionde.  so  schickt  er  ilim  ein  is.<V<Voc  (abgekürzt 
i^W)  auch  &.Woc  Oll')/  ne^'XtVoc  voraus:  verul.  für  ^v<V\oc  u.  s.  w. :  Arch.  SyD 
(beides  sechszeilige  Doppelstrojilien)  und  Arcli.  17/18  (aclitzeilige  Doppelstrophen); 
lur  ne>.Woc:  Arch.14,1.^  (beide  neunzeilig)  und  Neue  Berl.  Il.s.,o,  10  (Nr.  2/B  — 
beides  achtzeilige  Doppelstro])hen). 

Niclit  mit  den  Melodievermerkcn  zu  verwechseln  sind  die  Beischriften  Te*.A.oc 
und  «V.€^^ic,  über  welche  Erman  1.1.  S.  42  Zusammenstellungen  gemacht  hat.  Bei 
TJs.Xoc  denkt  Erman  an  te'Ao?,  ohne  diese  Vermutung  zu  begrümlen.  Icli  möchte 
nun  darauf  hinweisen,  dafs  in  den  Psalmenüberscliriften  der  LXX  sig  tc  te'ac? 
hebr.  ~3;:r;';  entspriclit.  —  Was  die  Bedeutung  von  Tv.c'^ic  anbetrifft,  so  hat 
Lagakde  festgestellt,  dafs  das  Wort  in  den  liturgischen  Handschriften  aniliisdi 
durdi  «^  wiedergegeben  wird.  Wie  Hr.  Kaplan  Junker  mit  Recht  vermutet, 
entspräche  das  ,tlaä  hier  ganz  wörtlich  dem  griech.  -e^xs-vJ,  ^e^^ic  wäre  also 
die  Lesung  der  zwischen  den  einzelnen  Gesangvorträgen  mitzuteilenden  Schrift- 
stellen. —  Zu  den  Vortragsvermerken  gehören  schliefslich  noch  die  in  dem 
Strafsburger  Fragment  \md  auf  den  beiden  letzten  Seiten  der  Berliner  Hand- 
schrift sich   am  Rande  findenden  Notizen,   welche  Spiegelberg  (a.a.O.  S.  207  f.) 

CO       UJ  l'l  o  o 

•y, //// und //// liest ,   sowie  \t^t-  o\ty.t:     Ersteres  ist  nach  der  Berliner  Handschrift 

mit  Sicherheit  'S"),  d.h.  -xoi  zu  lesen,  in  Letzterem  steckt  gewifs  Xaog  bez.  c  Aococ^). 
Zur  Erläuterung  diene  Strafsb.  Frgmt.  Verso  8  IT. 

[Das   aufgefundene  Kreuz  wird  zu  Konstantinus  gebracht.] 
Und  als  der  König  es  sah. 
da  hefestigtf  er  es  an  seuifin  Wagen 
und  verbeugte  sich  tief  cor  ih//i 
Und  ki/fste  es  und  sprarli  : 
(*2£)    »Ich  habe  heute  Gott  gesehen, 

den  sie  auf  dir  gekreuzigt  haben « . 
Da  baute  er  eine  Kirche 
und  nannte  sie  die  Auferstehung. 
[o\t^'i')   »Eine  grofse  Gnade  ist  uns  zu  tiil  geicorde/t." 

3Ian  Avird  sicli  den  Vortrag  etwa  so  zu  denken  lia])en.  dafs  die  erzählenden 
Strophen  vorgelesen  wurden,   die   mit   -^so)  bezeichneten  AVorte   aber,   in  diesem 


')    Rein  koptisch  KeoY«>,  Rcoye^ou,  vergl.  Leiden  Ms.  copt.  8.430. 

'■')  ^'e^gl.  i/3,  21.  —  Es  steht  ziemlich  klar  auch  .Strafsb.  Frgmt.  Verso  iilicr  Z.  11.  Dort  iiat 
es  Spiegelberg  übersehen. 

')  Seil.  J.iyft,  vergl.  Tuki,  Mi.ssale  passini  (nacii  einem  Himveis  des  Hrn.  Kaplan  Junker).  — 
Vergl.  aiicli  Berl.   II.s.  S.^Q,  yy.  11   n',\A'-.  n'At.oci.. 


Georg  JIöller:    Eine  neue   koptische  Liederhandsclirift.  111 


Falle  die  Rede  des  Konstantin,  ,ut'suni>:t'ii  wurde'),  sodann  ■wurde  dir  Krzähluna: 
zu  Ende  geführt,  den  Schluls  bildete  dann  ein  bekanntes,  von  der  Gemeinde 
(/.x:-:)   zu   singendes    Lied,   von   dem   nur  der  Anfang   mitgeteilt   wird'l. 

St  roplienba  u  und  3Ietren. 
"Wie  auch  in  dem  Archellitesgediclit .  das  Ekman  seinem  Kapitel  über  die 
kiiptisehe  31etrik  (S.  44f.  der  oft  zitierten  Arbeit)  zu  Grunde  gelegt  hat.  besteht 
die  31ehrzald  der  Lieder  in  der  neuen  Handschrift  aus  acht  Verszeilen,  welche 
durch  ein  Schlufszeiclien  : —  getrennt  werden,  während  nach  dem  vierten  ^'erse 
ein  ■*■')  steht.  Krman  spricht  daher  von  acht/.eiligen  Strophen  und  vierzeiligen 
Halbstroplien  (1.1.  S.  44).  Ich  glaube,  man  wird  in  diesem  Falle  vielmehr  voii 
einer  achtzeiligen  Do})2)elstrophe  und  einer  vierzeiligen  Strophe  zu  reden  haben, 
da  das  *  (nach  Ermans  Auffassung  Zeichen  der  IIalbstro])he)  bei  Gedicliten  \nii 
neun   und  fünfzehn  Versen   nach  Je   drei   Zeilen   stellt.      (Vergl.  z.  B.   elc-^^.KA. 

o         Y  , 

und   T^^..vl   eno    in    der    Liste    S.  ().)      Hierzu    konnnt    noch    einr    Tliatsaclie.      Es 

ist  wohl  mehr  als  wahrscheinlich,  dals  der  31elodieverraerk  ^.-nppo  (insgesamt 
12  Verse)  mit  Ä.-nppo  eipe  (insgesamt  8  Verse  —  vergl.  die  Liste  S.  6) 
identisch  ist,  dies  setzt  aber  voraus,  dafs  die  Mi'lodie  nur  vier,  nicht  acht  Verse 
imifafst^).  Dazu  pafst  scldiefslich  auch  der  Umstand,  dafs  die  späteren  kopti- 
schen Gedichte  (Lieder  der  Theotokia,  Triadon  u.  s.  w.)  überwiegend  aus  vier- 
zeiligen Strophen  bestehen.  —  Über  die  Metren  der  koptischen  Volkspoesie  hat 
EiniAN  1.1.  S.  4öff.  Zusammenstellungen  gemacht,  welche  auch  für  die  Lieder 
unserer  Handschrift  ihre  volle  Gültigkeit  haben.  Hinzuzuliigen  Aväre  mir,  dafs 
sich  jetzt  auch  rein  jambische  Verse  nachweisen  lassen,  z.  B.  ujev-^^Kiv-nennofee 
HJk«  ciio\  (la.  21  [Nr.  (i4]).  ^»>p^^kC■oe\oc  eiyo'^'T*.io^j,  .x-n'A.A.oc  THpq  couj  cfeo\ 
(»Bruchstücke"  S.  28).  Das  Schema  ist  in  allen  mir  liekannten  Fällen  dies: 
_  _  _  _,  also  mit  vier  Hebungen.  —  Verse  gemischten  Metrums  mit  fünf 
und  mehr  Hebungen^)  sind  auch  in  der  neuen  Handschril't  mehrfach  zu  belegen 
(■/..  B.  Nr.  '.)4),  doch  ist  das  Versmafs  derselben  durchweg  unklar,  weswegen  icii 
sie   hici-  lieber  miberücksichtigt   lassen   möchte 

Grammatisches. 
Zum   Schluls  müssen   wir  noch   mit   wenigen  Worten   auf  den   s[)rachliclien 
Charakter    der   neuen   Handschrift    eingehen.      Hier    ist   zunächst   eine   sich    auf 
nahezu    alle    lautlichen,     orthogra])hischen     und     spracldichen    Einzelheiten     er- 


')    Vergl.  peq'xw  cantoi-.  _ 

')  Ebenso  Strafsb.  FrKint.  V'erso.  3  oaS->  eyic-ncinj^'jci.)  c-i».*,  (so  nach  der  Berliner  Hand- 
schrift mit  Sicherheit  zu  lesen).  »Der,  welcher  David  rettete«...,  Berl.  IIs.  y.Q-Z-i,  xy  \4  »Heil 
dem,  der  Gnade  finden  wird«. 

')  Dieses  in  der  Leidener  Handschrift  aucii  am  .Schhifs  (statt  : — ). 

*)  Der  Umfang  der  bis  iet/.t  zu  belegenden  Strophen  ist  sonach  aus  der  dritten  Spalte  der 
Liste  auf  S.  5  f.  ersichtlich. 

'")  Vergl.   »Bruchstücke«   S.  46  unten. 


112  Georg  Möller:    Eine  neue  koptische  Liederhandschrift.  [XXXIX.  Band. 

streckende  aul"fallcnde  Übereinstimmung  mit  dem  ArchcUitestext  festzustellen. 
Von  den  übrigen  Handschriften  stehen  beiden  die  Stralsburger  und  die  Leidener 
Fragmente  sprachlich  am  nächsten.  —  Den  in  den  »Bruchstücken  koptischer 
Volkslitteratur«  herausgegebenen  Texten  liat  Erman  eine  grammatische  Skizze 
beigegeben  (S.  5fifl".).  zu  der  ich  auf  Grund  unsrer  Handschrift  f)lgenile  Zusätze 
machen  möchte: 

ön  »in«  (S.  58).  Die  neue  Hands<-hrift  schreibt  statt  dessen  vor  Konsonanten 
Ol-,    also   oi-TC'j't^'Ycic,   aber  ou-o'^'pÄ.iye.     Ebenso  übrigens    der  Physiologus. 

Konjunktiv  (1. 1.  S.  63).  Die  l)eiden  Formen  TeqctoT.u  und  nqccoTM  Averden 
in  der  Handschrift  nebeneinander  gebrauclit,  vergl.  ir -i  TeKofco-^*  enecHT  €n&.noT 
nncio. 

Interessant  ist  in  den  Liederhandscliriften  der  CTcbrauch  des  Tempus 
lyevqccoT.u.  Es  hat  nämlich  doi't  nur  in  einigen  Fällen  die  Bedeutung,  welche 
ilnn  in  der  klassischen  Sprache  eignet,  nämlicli  die  eines  »praesens  consuetudinis« 
{s.  Steindorff.  Gramm.  §  281)  eines  »Tempus  der  Gewolinheit  und  des  Püegens« 
(so  Stern,  Gramm.  §  377),  vielmehr  wird  es  in  unseren  Texten  vorwiegend  als 
Futm'um  verwendet.    Vergl. : 

»Theodosiusmärchen«  (Bruchst.  S.  27):  morgen  früh,  Sonntaij  uj*.iicoo'yg&. 
THpw  €TeKKA.€CJA.  iverden  wir  uns  alle  in  der  Kirche  versanmieln  (und  zu  Gott  für 
diese  Sache  beten); 

Neue  Berl.  Hs.  i  25.  Ä.pi-n.ue'^-c  •se-ujivK.vvo'^'  (jedenke,  daß  du  sterben  wirst; 
X7  20  f.  ug^^p€-0'^'Oll  n\Av  Atooue  enTV-^wiHU  en-uo-y  ein  Jeder  wird  landen  im 
Hafen  des  Todes. 

»Salomomärclien  «    (Bruch.st.   S.  24). 

Es  ist  eine  Säule  in  meinem  Lande, 

o  SalomOj  du  Herr  der  Könige, 

wenn  du  hinschickst  und  sie  herbeischaffst, 

ujd^ep  -  tgoo'Y  gi-ncKn&.TV.^&.'^'on 

so  wird  sie  leuchten{'^)  in  deinem   Pcdast. 

Der  Geist  versiiricht:  »In  der  uml  der  Zeit  ^;v\cue  u}i«.pe>.K  enicT-yWoc 
werde  ich  dir  die  Säule  bringen  >< . 

Archellites  7,  1 — 4. 

Ich  bitte  euch,   meine  heiligen    Väter, 
sagt  mir  den  Ort,  wo  dieser  Mann  weilt, 
dofs  ich  gehe  und  ihn  anrufe, 
Ä.pH*Y  uiÄ.pe-n€qit&.  tä^^o?* 

vielleicht  wird  mir  seine  Earndifrzigkeit  zu  ted. 

ebenso  7,  8.   e^pH'y  igi^.pe-no'Y'x&.i    i\\oo\ 

vielleicht  wird  mir  die  Genesung  zu  teil. 


U'iil.]  (}eorg  Müller:    Kine  neue  koptische  Liederhandschrift.  113 

ebenso  10.   nrnn  ich  (/i7if  (und   i;lücl<licli   lieimlu-lire)^ 
so  icerde  ich  einen   Teil  der  Kirche  yeben. 

Leiden  -  (Aulerstehiuii'sa-escliiflite.   —   Die  .luden  saücn  zu  den  ^V;■K•llt(•^•n 
<les   Grabes:) 

Ä.'xic  •se-ueq.UÄ.e'^'THC   ^.'yqiTq 
ikUou  [yjs.uniee  Aint^HKCutou 

lolr  werden  euch  große  Belohnungen  gehen, 
sagtj  seine  Jünger  hätten  ihn  fortgetragen. 
Wir  werden  den  BefehlsJidher  bereden. 


Zu  den  Bruchstücken  des  koptischen  Kambysesromans. 

Von  Geohg  Mülleh. 
^lit   einer  Bemerkung  von  II.  Schäfer. 

/vnlälslicli  der  Konservierunusnrliciten  an  ih'v  llandschrirt  des  Kainl)yscsri'nians') 
niaelite  der  technische  Hilfsarbeiter  liei  den  Könit;!.  Museen,  Ilr.  11.  liis(  iikk.  den 
Versuch,  die  verblafsten  Stellen  der  Handschrift  durcii  ein  chemisches  Mittel 
aufzufrischen,  ein  Exjierinient,  das  vollauf  ^eiiiückt  ist.  Der  durch  dieses  Ver- 
fahren lesbar  gewordene  Text  ist  vmi  mir  in  dem  xm-  kurzem  erschienenen 
zweiten  Hefte  der  koptischen  Urkunden  aus  den  Knninl.  31useeu  zu  Berlin  neu 
veröflentlicht  worden.  Für  die  Kruänzuni;'  <h-r  Lücken  habe  ich  0.  v.  Lemms 
Bemerkunnen  in  den  »Kleineu  koptischen  Studien«'),  sowie  weitere  briefliche 
A'orschläii'e  desselben  mit  i>-rolsem  Nutzen  verwertet^).  Ich  möchte  nicht  ver- 
felden,  Hrn.  Hr.  v.  Lemm  dafür  auch  an  die>er  Stelle  nu-iuen  lierzliclisten  I)ank 
zu    sauen. 

Von  einer  einu-ehenden  Bespreehuni;-  aller  neu  ,<;euonnenen  Stellen  ylaulie 
ich  absehen  zu  können:  es  wird  genügen,  Ider  einige  wenige  Kinzellieiten  her- 
vorzuheben,  welche  mir  Beachtung  zu  verdienen  scheinen. 


')    Zuerst  veröffentlicht  von  H.  Schäfer,  Bruchstück  eines   koptischen  Konians   iihei'  die  Kr- 
olierung  Ägyptens  durch  Kambyses  (SitzunRsber.d.  Königl.  I'reufs.  Akad.  d.Wiss.  1899  Nr.  XXXVIII). 
-)    liaiserlich  Russische  Akademie  der  Wissenschaften.     St.  Petersburg  1900. 
^)    Was  ich  Hrn.  Dr.  v.  Lemm  verdanke,  ist  natürlich  im  Texte  deutlicli  gekennzeichnet. 


114  G.  Mi'ii.LER:    Zu  d.  Hruchstiickeu  d.  ko])t.  Kaiiibysesromans.         [XXXIX.  Band. 


S.  3.  16.  Kambyses  hat  an  die  Verbündeten  der  Ägypter  Boten  geschickt, 
um  sie  lUireh  Drohungen  zum  Abiall  zu  bringen.  Ihr  Berater  Botiior  prote- 
.stiert  in  einer  Rede  an  seine  Volk.sgenossen ,  welche  er  als  itujHpe  [fi«eT]öü- 
.■ü.wikRigev'  .w[npH|  anredet,  gegen  diese  Zumutung.  Die  Bezeichnung  «Söhne 
<lcr  Bewoliner  der  Ostgegenden«.  d.  h.  »Orientalen«,  i.st  h'öciist  auffiiUend,  und 
es  verlohnt  sich  wohl,  hier  zusammenzustellen,  was  sich  auf  Grund  des  Textes 
über  diese  Bundesgenossen  der  Ägypter  sagen  lälst.  S.  4,  Iß  nenncMi  sie  sich 
in  dem  Briete  an  Kambyses  ^>Ac/t/p{f^r«.  bezeichnen  aber  (4.17)  die  Perser 
trotzdem  als  y>M^estbewohiier<^  (ueTiyoon  2H-ncis.Mne.viuT).  wie  denn  auch  Kam- 
byses sie  von  seinem  Standpunkte  aus  ^> Bewohner  des  Ostlnndes<-<-  nennt  (7,  15). 
S.  6,  16 f.  bezeichnen  sie  selbst  die  Chetiter  als  Bewohner  des  Nordens').  Nach 
dieser  Stelle  würde  man  das  rätselhafte  Volk  etwa  in  Phönizien  oder  im  Phi- 
listerlande suchen,  während  4,  17  und  7,  15  etwa  auf  Indien  führen  würde, 
oder  vielmelir  noch  darüber  hinaus  nach  Osten,  da  die  Inder')  (neTojv-ugjiTO'y) 
4.  17  mit  den  «Westbewohnern ^•^  zusammen  genannt  sind.  Die  Zusammenstellung 
zeigt  deutlich,  wie  unklar  dem  Verfasser  des  Romans  die  geographischen  Ver- 
hältnisse gewesen  sind. 

S.  5,  10  las  Schäfer  den  Namen  Kambyses  in  der  Sprache  der  (n-wähnten 
ägyptischen  Bundesgenossen  c^wHO'yo,  woran  v.  Lemm^)  die  Vermutiuig  knüpfte, 
es  läge  eine  Verdrehung  aus  c&.tono'y  1a.wv,  dem  Spottnamen  Nechos  Jer.  26 
(46),  17,  vor.  Da  es  sich  jedoch  herausgestellt  hat,  dafs  c^.no'ye-  zu  lesen 
ist  (das  e  ist  aI)solut  sicher),  so  verliert  v.  Lemms  Mutmafsung  wohl  den 
Boden. 

S.  6,  15  übersetzt  ScnÄFER:  Wer  hat  jemals  ....  etwas  gegen  Ägypten  ver- 
mocht .  .  .  .j,  so  dafs  duj  Trai/oVto?^  etwas  gegen  es  vermögen  könntest?  Ich  denke, 
es  wird  n-ävoVfcc  zu  lesen  und  »o  du  Ruchloser ^^  zu  übertragen  sein.  ri)er 
den  Artikel  beim  Vokativ  vergl.  Stern,  Gramm.  §  230:  -uvoaioe  zu  lesen  ver- 
bietet  wohl  die  Bedeutung-  des   griechischen  Wortes   (»hochheilig")- 

S.  8,  25/26   lautete   im   SiiiÄiERschen   Text: 

lyopn.v^eul'xuinTe'y.unT] 

(es  ist  die  Rede  von  Erziehung;'  der  Kinder  in  Ägypten).  Für  die  Zeile  2()  sprach 
Lejlm  die  Vermutung  aus,  dals  iTjc^l^lool-^^el-xIcwcl  zu  ergänzen  sei.  wobei  er 
auf  die  Erzählung  bei  Herodot  verwies,  wonach  die  Perserkinder  zum  Walir- 
heitreden,  Reiten,  Bogenschiefsen  und  Lanzenwerfen  angehalten  würden,  und 
meinte,    dafs  der  Erzäider  die   nuten   Kiu-enschaften   des   feindliclien   Volkes  auf 


')  Die  gallischen  Könige  und  die  Chetiter, 

die  im  Westlande  und  die  in  der  Kälte. 
Offenbar  soll  sich   -Westland«   auf  "Gallien",   »Kälte»   auf  »Chetiter"   beziehen. 

')    Darauf,  dafs  wir  es  mit  diesen  zu  thun  haben,  wies  mich   Dr.  v.  Lemm  hin. 
ä)    1.  1.  S.  76  f. 


lüOl.]  G.Möller:    Zu  d.  Bruchstücken  d.  kopt.  Kainbj'sesromans.  lli) 

(las  seine  übertragen  habe.  Man  wird  diese  Erklärung  fallen  lassen  müssen, 
nachdem  jetzt  an  der  fraglichen  Stelle  iye^'^'[T|c&.£!OOT  [tliie-x-ionle]  lesbar  ge- 
worden  ist. 

S.  12.  l)ic  Seite  war  bis  vor  kurzem,  wo  sie  der  cliemischeii  IJeliaiidlung 
unterworfen  ist.  so  gut  wie  völlig  uulesbar.  Aus  dem  Wenigen,  was  sicii  da- 
u)als  sieher  erkennen  liefs.  glaubte  v.  Lf.mm  entnehmen  zu  können,  dafs  wir  die 
l'berreste  eines  Aufrufes  zum  Kampfe  darin  vor  uns  haben.  Diese  Annahme 
hat  sieli  l)estätigt,  doch  enthält  die  Seite  noch  einiges  mehr,  h-li  mr.clitc  im 
folgenden  von  dem  neu  gewonnenen  Text  eine  Übersetzung  vorlegen.  Zur 
Orientierung  schicke  ich  eine  kurze  Zusammenfassung  des  unmittelbar  Yorlu  r- 
gehenden  voraus.  Kambyses  hat  auf  den  Rat  seiner  Weisen,  die  einen  oftencn 
Angrift'  auf  Agyjtten  für  unthunlich  erklären,  in  heimtückischer  Weise  Koten 
ausgeschickt,  welche  die  Agyjtter  im  Namen  des  Pharao  zu  einem  Feste  laden 
sollen,  mit  dem  ausdrücklichen  Befehl,  ohne  Wafl'en  zu  kommen.  Der  weiir- 
losen  Menge  hofft  der  Perserkönig  dann  mit  leichter  3Iühe  Herr  zu  werden. 
In  ÄgA^pten  durchschaut  man  jedoch  den  Anschlag:  Dos')  nun  ist  es,  was  der 
\erräter,  nämlich  Nehukadnezar%  geihan  hat,  denn  er  weifs,  dafs  er  nicht  kämpfen 
kann  mit  unseren  Herren,  nämlich  den  Königen  von  Ägypten:  er  hat  diesen  Brief 
geschrieben  im  Namen  unseres  Herrn.  Wenn  wir  uns  mm  ohne  Schwert  und  Lanze 
versammeln,  so  wird  er  sich  gegen  uns  erheben  und  uns  schlagen  (S.XII)  und  er  wird 

uns  gefangen   nehmen und verderben 

Nun   aber   werden   wir   euch   den  Rat  sagen,    durch   den   ihr  bewahrt   bleibt. 

Si-ht,  ihr  wifst,  dafs  es  die  Zeit  ist,  wo  ihr  euch  aus  euren  Häusern  und  dem  Felde 
versaiiimelt^).  (Es  war  nämlich  die  Zeit  des  Vorabends*).)  Nun  möge  ein  jeder  seine 
Krieger')  versammeln  mit  ihren  Waffen.  Da  hörte  ganz  Ägypten  auf  diesen  einen 
Rat,  und  sie  versammelten  sich  aus  ihren  Ortschaften  jeder  Einzelne,  indem  sie  gegürtet 
)caren  mit  ihren  Waffen.  Nun  nach  Verlauf  vieler  Tage  kam  zum  König  mich 
Taphnas  eine  grofse  Menge,  sehr  zahlreich  wie  Heuschrecken,  7nit  Pferden  und  Wagen, 
indem  ihr  Herz  standhaft  war  wie  (das  von)  Löwen  und  indem  ihre  Feldherren 
(ij.eyi(7ra,vei)  vor  ihnen  herzogen.  Als  König  Apries  sie  aber  sah  [erschrak  er] 
da  seine  Fiifse  und in  seinem  Herzen.  Denn  das  Ge- 
rücht war  abgegangen,  dafs  Kambyses  die  Grenzen  von  Ägypten  überschritten  habe 

....    er  .tann  in  seinem  Herzen    vor  den  Assyrern.     König 

Apries  aber  rief  die  Feld/ierren  und  die  Vornehmen  unter  ihnen  und  sagte  zu  ihnen: 

Wer  hat  euch  geraten,  euch  in  dieser  Weise  zu  rüsten?    Sie  aber  sagten: 

L^t  ruhmvoll  und  deine  Macht Die  Handlung  entwickelt  sich  als()  nach 

dem    neugewonnenen   Text    folgendermafsen   weiter:    die   Ratgeber  der   Agyiiter 

')  XI,  21  ff. 

'')  Die  Hs.  wirft  ja  Kamby.se.s  und  Nebukadnezar  zusammen. 

')  So  fafst  Schäfer  die  Stelle  gewifs  mit  Reclit  auf  (vergl.  Stern,  Gramm.  §534). 

*)  Des  Festes ,  welches  X,  4  ff.  angesagt  ist. 

^)  A*Aoog,  meines  Wissens  ein  bisher  nicht  belegtes  Wort. 

Zuitschr.  f.  Ägjpt.  Spr,  XXXIX.  Band.     190!.  Iß 


\\{\  G.Möller:    Zu  d.  Bruchstücken  d.  kopt.  Kambysesromans.         [XXXIX.  Band. 


empfehlen ,  zum  Schein  die  Weisung  des  Perserkönigs  zu  befolgen  und  sich  zu 
vers;unnieln .  was  ja  mit  Rücksicht  auf  das  angesagte  Fest  unauffällig  geschehen 
könne.  Ein  jeder  solle  sich  aber  bewaffnen  und  überhaupt  solle  das  Kriegs- 
lieor  aulgeboten  werden.  Dies  geschieht,  ein  zahh-eiches  Heer  wird  zusammen- 
gebracht und  zieht  nach  Taphnas  zum  Pharao,  um  ihn  zu  schützen.  Dieser 
luit  offenbar  von  den  Vorgängen  keine  Kunde:  nur  ist  ihm  gemeldet,  dafs 
Kambyses  die  Grenze  überschritten  habe.  Apries,  der  anfänglich  das  iieran- 
ziehende  Heer  lür  ein  feindliches  gehalten  haben  mag,  erschrickt,  wird  jedoch 
bald  aulgeklärt,  ruft  die  Feldherren  und  Vornehmen  zusammen  und  Ijefragt 
sie,  auf  wessen  Rat  die  Rüstung  Aeranstaltet  worden  sei.  Von  der  Antwoi-t 
ist  dann  noch   der  Anfang  erhalten.      Damit   bricht  das  Fragment  ab. 

Georg  Möller. 


Der  vorstellenden  Arbeit  über  den  Kambysesroman ,  der  nun  durch  die  ge- 
meinsame Arbeit  von  v.  Lemm,  Möller  und  mir  eine  ganz  annehmbare  Gestalt  be- 
kommen hat.  möchte  ich  nur  noch  ein  i)aar  Worte  hinzufügen;  sie  beziehen 
sieh  auf  den  Titel,  den  ich  dem  Ganzen  gegeben  habe.  v.  Lemm  behauptet  näm- 
lich, dafs  die  Bezeichnung  »Bruchstück  eines  koptischen  Romans  über  die  Er- 
oberung Ägyptens  durch  Kambyses«  ganz  und  gar  nicht  auf  unseren  Text 
passe.  Die  Ägypter  seien  in  ihm  so  herausgestrichen,  dafs  der  Roman  un- 
möglich ihre  schliefsliche  Besiegung  erzählt  haben  könne.  Icli  mufs  gestehen, 
dafs  ich  diese  Begründung  nicht  recht  verstehe.  AVarmii  soll  der  Verfasser 
nicht  erzählt  haben,  wie  ein  so  kluges,  ritterliches  und  furchtbares  Volk 
schliefslich  doch  durch  eine  gemeine  Hinterlist  zu  Falle  gekommen  ist?  Deutet 
nicht  unser  Text  selbst  auf  einen  solchen  Ausgang  hin,  wenn  er  S.  9,  ö  sagt: 
»cfenra  sie  (die  Ägypter)  sind  wie  die  Biene,  deren  man  nicht  Herr  wird  aufser  durch 
List«^,  ferner  S.  8,  16:  ^•■oder  wer  imrd  mit  den  Bären  kämpfen  und  wer  icird  aus- 
ziehen zum  Streit  mit  Löwen  ohne  Überlegimc/j,  Klugheit  und  Schlauheit,  daß  er 
ihrer  Herr  werdci^.  Schliefslich  würde  ja  auch  ein  solcher  Ausgang  recht  gut 
zu  der  griechischen  Ül)erlieferung  passen,  nach  der  die  Erfolge  der  Perser  zum 
grofsen  Teil  durch  den  Verrat  des  Halikarnassiers  Phanes  erklärt  werden.  Ich 
glaube  also,  wir  können  dem  Bniclistücke  ruhig  die  von  mir  voi-geschlagene 
Bezeichnung  lassen.  H.  Schäfer. 


1901.] 


G.  Steindorff:    Grabstein  des  ni.  K.   im   Museum  v.  Stnttirart. 


117 


Ein  Grrabstein  des  mittleren  Reichs  im  Museum  von  Stuttgart. 


\  011   (»Kui«;  Steindühff. 


l^as  Museum  für  Völker-  und  Länderkunde  /.u  Stuttt;art  ist  vor  kurzem  in  den 
liesitz  einer  schönen  Sammluni;-  von  IS  Gralisteinen  ,<;elau,ut .  die  yrölstenteils 
der  Zeit  des  m.  R.  angeliören  und  aus  der  Xekropole  vnn  Ahydos  stammen'l. 
^Vä]lrend  aber  die  meisten  Stücke 
in  Darstellungen  und  Inschriften, 
al)gesehen  von  einigen  Personen- 
namen, dem  Agyptologen  nur 
wenig  Neues  bieten  dürften,  ist 
ein  Grabstein  in  melirfacher  Hin- 
sicht v(in  dem  gröfsten  Interesse. 
y.s  ist  eine  oben  abgerundete. 
■^'^  cm  hohe  und  21)'/.2cm  breite 
Kalksteinplatte.  Schon  äufser- 
lich  ist  dieses  Denkmal  merk- 
würdig. Es  zeigt,  was  sonst  bei 
(irabsteinen  des  m.  R.  äufserst 
selten  vorkommt,  keinerlei  bild- 
liche Darstellung,  sei  es  des  Ver- 
storbenen, seiner  Familienmit- 
ulieder,  der  Opfergaben,  sei  es 
irnend  welcher  Eudileme,  etwa 
der  geflügelten  Sonne,  der  bei- 
den Augen,  der  Schakale  des 
Totengottes  oder  der  Wasser- 
geiafse.  Nur  IS  Inschrifts- 
zeilen sind  in  die  Platte  eingc- 
uieifselt.  und  was  sie  enthalten, 
Lieht  über  die  sonst  bekannten 

Phrasen  weit  hinaus    und  macht  den  Stuttgarter  Stein   zu  einem   in   seiner  Art 
eiuziyen  Denkmal.    Die  v(m  rechts  nach  links  laufenden  Zeilen  sind  ein.yeschnitten 


')    Unter   den    Stücken    der 
Giabstein  bemerkenswert. 


iteren    Zeit    ist 


dei'    Kesierunf'  Knnis 


II.   (latieiter 


118 


G.  Steixuürkf:    Grabstein  des  ni.  R.   im   Museum  v.  Stuttgart.       [XXXIX.  Band. 


und  waren  mit  blauer  Farbe  ausgelebt,  von  der  noch  jetzt  einzelne  Spuren  zu 
erkennen  sind.  Den  eigentümlichen  Cliarakter  der  Hieroglyphen  gielit  die  hci- 
gegcbcne   photographi.sche  Abbildung")   wieder. 


Text. 


oiöOi  I  I 


^cfia  ^  °-irm-'i\!\%^:^°^A^^\y-^m-^ 


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I  I  1 1 1  I  I 


iiiWJliiiiiiAii 


'i    I    i\nA\\    I    i'Cci. 


12' 

I    I    I 


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1  I  I  o 

i  > — ^o^ — ^15-<S5^ 


u: 


irz-u"^>fl^isik5?>pj:kk^r^v: 


Über.setzung. 

Ein   königliches  Opfer,    das  0.siri.s,    der  Führer   der  Westlichen,    der  Herr 

von  Abydos,    giebt  —  er  möge  geben    ein  Totenopfer  au  Brot.   Bier,   Rindern 

und  Gän.sen,  Kuchen,  allen  guten  und  reinen  Dingen,  von  denen  ein  Gott  lebt, 

was  der  Himmel  giebt,  was  die  Erde  liervorl)rini>t.  den  süCsen  Hauch  de.s  Nord- 


')  Die  Photographie  hat  inir  in  liebenswürdigster  ^Veise  der  thatkräftige  Leiter  des  Museunis, 
Graf  Carl  V.  Linden,  besorgt,  dem  icii  auch  für  die  freundhciie  Erlaubnis,  den  Grabstein  zu  ver- 
öfTentlichen,  meinen  Dank  wiederholen  möchte. 


lyOl.]  G.  Steindorff:    Grabstein  des  in.  H.  im   Museum  v.  Stuttgart.  11!) 

wiiide.s,  für  den  Oberharems.schreiber  Sehekhotcp,  den  Seligen,  den  Herrn  der 
^Vürdi,^i■keit,  erzeugt  von  ^deni  Oberharems.schreiber  Senh-nj,  dem  Selii^en.  ge- 
boren  \(in   dfr  llausherrin  Reni-rs,   der  Seligen. 

Kr  spriclit:  »0,  ihr  Lebenden  auf"  Erden,  alle  V()rlese])rie.ster,  alle  Sclircilicr. 
alle  Priester  und  Adeligen,  die  vorübergehen  werden  an  diesem  Grabe,  das  ich 
mir  geniaeht  habe  zu  einem  .schattigen  Platz  fiir  meine  Seele  und  zu  einer  Kuhe- 
.stätte  für  meinen  Schatten  —  wenn  ihr  wün.scht.  dafs  euch  eure  heimiscli(>n 
Götter  loben,  dafs  ijir  bleibt  auf  euren  Sitzen.  ^Ojjifs  ün-  eure  Ämter  eun'u 
Kindern  vermacht,  dafs  ihr  glücklich  heimkehrt  und  eure  Krieustliaten  euren 
A\'ei])ern   erzählt,    so   sprecht: 

"Ein  königliches  Opfer,  das  Osiris,  der  Herr  von  Busiris,  der  grofse  Gott, 
der  Herr  von  Abydos,  giebt  —  er  li'ebe  tausend  an  Broten,  tausend  an  Bier, 
tausend  an  Rindern,  tausend  an  Gänsen,  tausend  an  allen  Dingen  für  den  Über- 
haremsschreiber SeJ)ekhotep,  den  Seligen.  ^5o-ezeugt  von  dem  Oberharemsschreiber 
Sfinl)-nj.  dem  Seligen';  es  konunt  ja  nicht  aus  eurem  Kasten,  und  es  ist  ja  nicht 
Not  in  einem  Munde,  wenn  er  es  sagt').  Wer  das  thun  wird,  was  ich  gesagt 
ha])e,  für  dessen  Gesundheit  werde  ich  ein  Schutz  und  dessen  Kindei-n  ein 
Schirmer  sein«. 

Bemerkungen. 
In  dem  Folgenden  sollen  nur  eiinge  grammatische  und  lexikalische  Er- 
läuterungen zu  dem  verölfentlichten  Texte  geliefert  werilen.  Auf  Sachliches, 
namentlich  auf  die  für  die  ägyptische  Religion  wichtige  Stelle  (Z.  7  und  S).  dafs 
das  Grab  zu  einer  Wohnstätte  für  den  Schatten  und  die  Seele  —  nicht  aber 
für  den  Ka   —  erbaut  worden  ist,   will   ich   liier  nicht  eingehen. 

Zpile  7.      j^  I  crz]  ^^^y   »Grab«,   eigentlich    «das   Ehrwürdige»,    ist    wdid   ein 

I       Synonymum   zu   dem   gewöhnlichen   M is    »Grab».     Es  findet   sich   öfter,   so 

auf  der  Berliner  Grabinschrift  des  i?MM-''o?«/(  Nr.  7H11  :   (]  I -^-^  i   i   i^Di^^^f     A 

Zfile  8.  Das  erste  [^  bedeutet  "Schatten«  =  »schattiger  Platz«;  in  der- 
selben Schreibung  und  in  ähnlicher  Bedeutung  findet  sich  das  Wort  aucii  in 
dem  Hymnus  auf  Senwosret  III.,  Kahun-Papyri  11,  17,  wo  vom  König  gesagt 
wird:  (JP^dJl^Tn^® p  "er  i«f  wie  ein  Schattendes  Frühlingsf?)«.  Son.st 
kommt  das  Wort  in  dieser  Schreibuiiu-  gewöhnlich,  wie  auch  hier  im  folgenden, 
nur  im  Parallelismus  mit  "i^  »Seele»  vor,  um  die  beiden  Bestandteile  des 
Mensclien  nach  dem  Tode  »Schatten«  und  »Seele«  zu  bezeichnen.  Vergl.  fol- 
gende Stellen: 


')    Die  riclitige  Übersetzung  uiiil  .Wiffassung   dieser   schwierigen  Stelle  verdanke  ich  Sethk. 
'')    Dieses  Zitat  ist,  wie  noch  viele  andere  in  diesem  Aufsatze,  den  Sammlungen  des  »Wörter- 
buchs der  ägyptischen  Sprache«   in  Berlin  entnommen. 


120  G.  Steindorff:    Grabstein  des   iii.  R.  im  Museum  v.  Stuttgart.       [XXXIX.  Band. 


l)ci  dem  König,  ihre  Schatten  sind  (weggenommen?)  von  denen,  zu  denen  sie 
gehören«,  Pyramidentexte  "W  523  :=  T  HHO  (Kaj).  (i!^),  naeli  Setiies  Lesung  und 
Ül)ersetzung: 

•V-A^^^^^^T^W   »er    (Hannachis)   möge    gehen,    dals    meine  Seele 
lebe  und  mein  Scliatten  waclise".   Berlin  Nr.  B910   (18.  Dynastie): 

•welche  die  Seelen  kauen  und  die  Schatten  der  Toten  verschlingen«.  Sonnen- 
litanei im  Grabe  Sethos"  I.  (Lefebuke,  Tombeau  de  Scti  1"  pl.  XI).   liVI. 

Weitere  Beispiele  s.  Trans.  Soc.  Bibl.  Archfeol.  8.  j).  H86ft".  (Bnicii,  On  the 
sjiade  or  shadow  of  the  dead). 

Die  Gruppe  T  ,    wird  gewöhnlich  h>bt  gelesen  und  mit  T  ^,  ü  ü    \\ci\ltß>-t 

»Schatten«  (l'vv  J'^m'  Maximes  d'Anii9,131  kojit.  gevcifeec :  ähj£h  identifiziert. 
Ob  dies  mit  Recht  geschieht,  ist  mir  zweifelhaft:  ich  würde  elier  beide  Worte 
voneinander  trennen'). 

®  AK  f^ljH  bedeutet  »Aufenthalt«  oder  ähnliclies  und  findet  sich  auch 
auf  der  oben  sciion  angeführten  Grabinschrift  Berlin  7B11:  »Die,  welche  vor- 
übergehen "^Mi  «~^~«  vÄ  <=>  '  J\  an  diesem  Grabe,  das  ich  mir  zum 
Aufenthalt  gemacht  habe«.  Dieses  Nomen  ist  wohl  eine  Ableitung  von  dem 
Verbum  ^ti  »verw'cilen.   still  stehen«,   das  ziemlich  häufig  ist,   z.  B.    I        (1 

0/ A— — _fu.  ^^=^^11=^-=—    "die   Sonne   verweilte  (stand  still)  bei 

Zi  AAAAAA    AA/WW  I     il 

ihrem  (der  Isis)  Eintreten,   nicht   rührte  sie   sich  von   ihrer  Stelle«.  Metternich-' 

dein  Herz  verweilt  auf  den  Wegen  des  Delta,  so  ist  \\  dojet  in  Buto  erfreut«, 
Brügsch,   Grofse  Oase  26.  21).     Vcrgl.  auch  Pap.  Ebers   92.  U';   LD.  III,  140^  2. 

Zeile  11.  ^1  ms^-w  mufs  hier  etwa  »Kriegsthaten.  Kriegszüge«  liedeuten; 
doch   kann   ich   das  Wort  in   dieser  Bedeutung  sonst   nicht  nacliweisen. 

Zeile  l'if.  Der  Sinn  dieser  Stelle  ist  (nacli  Sethf.)  etwa  der:  »Sagt  die.se 
Opferfomiel  für  mich  her:  denn  es  koynmt  ja  niclit  aus  eurem  Kasten,  was  ihr  mir  an 
Opfern  wünscht,  und  es  ist  Ja  nicht  Not  in  einem  Munde.,  icenn  er  (wörtlich:  Aveil 
er,  nämlich  der  Mund)  es  (d.h.  die  Opferformel)  hersagt'^.  Das  erste  Mal  steht  _jl_ 
(ohne  ~w,~')  vor  dem  subjektlosen  Verbum  prj  (Form  .Mitif);   das  zweite  Mal  ;;;^ 


')  Ein  dritter  Ausdruck  für  »Schatten.,  ist  ß^p,  sicjf,  Paheri  3;  Sjihinxstele  (LD.  III.  (i.S)  8; 
I)  v>|l(l_^  Louvre  C  5.^,  3  und  öfter.  Dieses  Wort  ist  wohl  in  der  ägyptischen  Orthofjraphie  mit 
i  ^VH  W  1  r-^  1  '•"■'''"'""C"l?ewiirfelt  worden;  dalier  kommen  .so  merkwiirdipe  .Scl)i-eitnmf;en  wie: 
P^Oo  '^"'J''""*le'e2;  P  J?T'^'"^''   ''"'"   l>ui-chwandeln  der  Ewigkeit  8;   i\  |J(](|'?  ebenda  2<> 


lind  andere. 


1901. J  G.  Steindorff:    Grabstein  des  m.  li.  im  Museum  v.  Stuttnait.  121 

»es  existiert  niclit«.  da  liier  oin  Xoininalsatz  vorliei^t;  verül.  Kkman.  Anypt. 
Gramm.  §  369. 

Zf'ih'  17.    Die  Schreibung  !^-=^  '''j-tj-fj  '"'t  <=>  ist  aulVallend:  (li(>  regel- 

mäfsige  Schreibung  ist  vergl.   Sethe,  Verbum  II  §  982.     Zu  der  im  Re- 

lativsatz gebrauchten  Form  ^°)  yüO^  vergl.  Sethe,  Verbum  II  §  7G8.  Die 
Form  ddic-J  ist  hier  in  periektischer  Hedeutimg  ftälschlich  für  die  Mtnnf-Form 
gebraucht,  wie  das  gewöhnlich  im  Neu<ägyi)tischen  geschieht;  Sethe,  Verbum  II 
^  763.  Die  Schreibung  "^^Q(l^  ("i''^  \^^  ^"'  ''^^'^  Endung  >r  mit  dem  Suffix 
der  1.  Sing.)  hat.  woraiif  mich  Sethe  noch  aufmerk.sam  macht,  ihr  Anal<n;i>n  in 
dem  merkwürdigen  Pl^\%üi^^^  H'>>'^J-J  1'^'"^  •'^"H  ^f"!'!:  ■■<l!>J-j\  entstanden 
aus  ihho-j)    »meiner  wird  gedacht«,   das  a.a.O.   $458   erwähnt   ist. 

^  mkt-j  »Schützer«,  nominale  Ableitung  (Nisbe)  mit  _;'  von  dem 


Infinitiv  tiikl    »schützen«. 


Zur  Erklärung  der  Naukratisstele. 
Von  Kurt  Sethe. 


Im  Anschluls  an  Ermans  Behandlung  der  Naukratisstele  im  vorigen  Jahrgang 
dieser  Zeitschrift  (S.  127fl'.)  sei  es  mir  gestattet,  hier  noch  einige  Vorscldäge 
zur  Erklärung  dieser  wichtigen  Inschrift  zu  machen: 

Z.  1.  2.    ^  [j      0 ü ^A/^^^   entspricht   gewifs  einem  ^  f]         "^g,         Xawvaa 

»der  vortreffliche  Erbe  der  Neit«.     a o  für  vi   findet  sich   in  Z.  12   in  °-^  mt 

»3Iutt(M-"  :  s.  auch  unten.  Das  h  des  Wortes  muh  wäre  danach  wie  in  der 
Mclirzahl   der  Fälle   in  .v  übergegangen. 

Z.  2.  Q 1 1 K^  Ts^^^  bedeutet  dann  »sie  krönte  seine  Majestät«  und  .steht 
parallel  zu  den  folgenden  Gliedern  »sie  machte  iim  zum  Herrscher  der  1)eiden 
Länder«    u.  s.  w. 

Z.  2.  3.     Ö^^^D^ä^"^   i^t    ^^'"''1    "i<'l't    »'^'«^   Mauer,    die    die    

Ägyptens   rettet  (nAm)«,   sondern   (1  J  jE/v»w-%{)         ^^(1         ^^ ^    »eine 

Mauer  aus  Erz  um  (eigentlich:  zu  beiden  Seiten  von)  Ägypten«.  —  Ganz  ähnlich 
heifst  der  Weise  Ajiienhotep,  der  Sohn  des  Hapu.  einmal  (LD.  IV,  67(7):  uöj 
d  E-^  AAAAAA  jfw^^ö"^;^^,  was  PiEHL  riclitig  mit  »la  muraille  excellente  en 
fer  qui   protege  FEtrypte  (eigentlich:    hinter  Agj-pten)«   übersetzt  hat. 

Z.  3.  I 1  wird  vermutlich  ein  "^,   «  v\    '^^  wiedergeben   sollen   und 


111 


vielleicht    »der  in  die  Menge   dringt«    bedeuten. 


7^  j4c^  III 


122  KvRT  Seihe:    Zur  Eiklärung  der  Naukratisstele.  [XXXIX.  Band. 

Z.  5.     In  -«ss-O""^®^       r  ,s5.^"f"^^~!  ^^'"'<1   ^l^s    '^  hinter 

^^  1         O       »~  \    /www    AAWVAA    ®*Ä/     -^       "^     A D    /WWW     _^  ^AA/WVA 

^^  nicht,   wie  J!!kman  meinte,   zu   einer  Sclireibvme:  ;:ZZ^  für  ''"~"   jjehören. 

IaVWV^  '  /WWW  III' 

sondern  die  Negation  ;^^  Aviedcrgeben.  In  dem  ?  ^  könnte  man  das  Wort 
I^K  c^^  »Wort«  vei-muten,  so  dals  das  Ganze  hiefse;-  »der  sj^endet,  wenn 
(oder  wie)  sie  es  sagen,   ohne  taub  zu  sein  {sh  hr)  auf  ihre  Worte«. 

Z.  S.     0 cf]  J   ist  nicht  »die  Gabe  des  Tempels  derNeit«,   .sondern  einfach 

>im  Hause    der   Neit«,   wie    am  Anfang    derselben    Zeile.      Die    vorlier- 
gehenden  Worte  „  c^  fs^  enthalten    zunächst   Avohl    sicher    ein 

®  r^  *^J  ?  iV  '^  "^^  brachte  die  Libation  seinem  A'ater«,  vergl.  die  ge- 
wöhnliche Darstellung  an  den  Tempelthm-cn,  wo  der  König  mit  zwei  Libations- 
krügen  zu  dem  Gotte  läuft   (s.   LD.  Text  III.  51).   dabei   die  Beischrift    ®    r '^  „ 

/www  <: 1 

|y  ci  (|  .  Die  übrigbleibenden  AVorte  müssen  dann  den  Namen  des  Gottes 
enthalten.  Sie  sind  wohl  ^li^ßGX  ni>  Mi  (damals  etwa  *neb-eneh  gesprochen) 
zu  lesen  »Herr  der  Ewigkeit«,  wie  bekanntlich  Osiris  oft  genannt  wird.  Der- 
selbe Name  ist  auf  dem  Denkmal  der  Sammlung  Fetis  zu  Brüssel  (Capakt.  Rec. 
de  trav.  XXn,  106)  ähnlich      o     jr  i   geschrieben,  was  Capart  mit  »les  ors  eter- 

nels«  übersetzt  hat.  —  Die  ganze  Stelle  lautet  nun:  »Der  König  Av^irde  in  den 
Tempel  der  Neit  eingefiihrt,  er  erschien  mit  der  roten  Krone  neben  seiner 
Mutter  Neit  und  brachte  die  Libation  seinem  Vater,  dem  Herrn  der  Ewigkeit, 
(Osiris)  im  Hau.se  der  Neit«. 

Z.  8  v\     und  Z.  9      I      V\     für    »ein  Zehntel  A'on«    möchte    ich    nicht- 

mit  Erman  w^  '^  10  m  lesen,  sondern,  wie  dasteht,  w^  10  m  (dafs  das  in  am 
Schlufs  zu  lesen  ist,  zeigen  die  folgenden  Satzglieder)  und  dies  dem  koptischen 
Ausdruck  no'ytoii  m.uhT;  no'yit-.XiMHT,  no'yitAVHT  für  »das  Zehntel«  gleichsetzen, 
über  den  ich  an  anderer  Stelle  noch  besonders  handeln  werde.  Die  m-sprüngliche 
Bedeutung  dieses  Ausdi'ucks  Avird  nach  der  Form,  die  er  in  unserer  Inschrift 
hat,  »eins  von  10«  gewesen  sein,  gerade  Avie  Avir  »eins  Aom  Hundert«  oder 
»ein  Prozent«   für  '/loo  sagen'). 

Z.H.  Nach  dem  vorstehend  Bemerkten  ist  vielleicht  aucli  in  dem  (1  P  5t^ 
T  I  -czs»^,  I  eine  ähnliche  Angabe  »eins  vom  Tausend«  resp.  »  /lom,«  und 
»eins  von «    zu  A'-ermuten. 

Z.  13.     Die  Worte  ^^^^^"^^^tJ^^v/wA  i=in^^^A/^>A^,   die  den  Aon  Erman  richtig 

als   ['"^"^'^^^  gedeuteten  Worten  H  ^v  ö"^^' '  ö  J  folgen,  stehen  wolil  für 

n  V    1    'jf4  ' '^^^  V^P        .-^-^    »welche    Frühere    gemacht    haben,    um 

festzu-stellen « . 


')    Vei-f;].  dazu  ÄZ.  1900.  44. 


U'Ol.J  KcRT  Sethe:    Zur  Erklärung  der  Naukratisstele.  \'2li 

Nachschrift.  In  SIaspekos  Übersetzung,  die  inzwischen  im  Musce  egyptienl 
(texte  ]).  41IIV.1  erschienen  ist,  sind  einis'e  von  den  oben  besprochenen  Stellen 
■wenigstens  teihveise  ähnlich  erklärt  ■worden,  nänüich  Z.  2.  H,  wo  Maspero  dem 
Sinne  nach  richtig  »le  mur  de  bronze  ([iii  clöt  Kiniit<i  übersetzt,  aber  (]-ä|  für 
1}  ^  '^H';^  n  n™!!^*^;  sodann  Z.  5,  wo  er  »qui  ne  se  montrait  pas  sourd  de 
face  ä  donner,  lorsqu'ils  donnent  (aller  le  eonir  sur  la  voiel«  übersetzt:  und 
endlich  Z.  8,  wo  er  übersetzt:  >>il  a  presente  son  olfrande.  Tor  de  Tofirantle 
en  don  au  temple  de  Neith«.  An  den  anderen  Stellen  stimmt  Maspekos  Über- 
setzung teils  mit  Eemans  überein,  teils  giebt  er  abweichende  Erklärungen,  die 
aber  meines  Erachtens  wohl  nicht  in  Frage  kommen  können  (wie  z.  B.  wenn 
er  Z.  1.  2  »le  grand  manjue  au  sceau  tle  Neith«  übersetzt  und  dabei  ^  ff  für 
<-^=  c;    »grofs«    nimmt,   u.  s.w.). 


Zur  Entstehung  der  jüngeren  Flexion  des  Verbums. 

^"oll  Adolf  Er.m.\n. 


In  meinem  Aufsatz  über  die  Flexion  des  Verbums  (Sitzung.sber.  d.  Berl.  Akad. 
1900)  liabe  ich  auf  S.  34(5  if.')  den  Nachweis  versucht,  dafs  die  jüngere  Flexion 
(^V:\  :<^      >f]i/if.    ../ '€\  Mmnf   u.  s.w.]     aus    Partizipien     und     den     aUen 

Formen  des  Pronomen  absolutum  zusannnengesetzt  ist.  Ein  idriik  »du  hcirst« 
geht  auf  ein  altes  Mm  kw  »du  bist  hörend«  zurück;  es  sind  das  Verbindungen, 
wie  sie  von  jüngeren  Spraclien  so  oft  als  Ersatz  alter  Flexion  verwendet  werden. 
Seither  sind  mir  diese  Fragen  der  »prähistorischen  Grammatik"  in  Einzelheiten 
deutlicher  geworden,  und  ich  will  deslialb  hier  nneh  einmal  auf  sie  zurück- 
kommen. 

Die  gegebene  Erklärung  und  die  anahige  der  Possessivsuflixe  {prk  »dein 
Ilaus«  aus  pr-kiv  »das  Ilaus  von  dir«)  setzt  voraus,  dafs  in  der  H.  sg.  einmal  ein 
altes  Pronomen  absolutum,  das  mit /begann,  existiert  hat'').  Als  Beleg  für  seine 
p:xistenz  fiUirte  ich  die  Form  des  Verbaladjektivs  ^^^'^  *'^'  *^^^'  '^^''^  Sethe') 
wahrscheinlich  gemacht  hat.  aus  einem  Adjektiv  sdmtj  und  einem  Pronomen 
absolutum  '^'^^  f)  besteilt.    Wir   kTiunen   aber  dieses  mutmafsliche  Pronomen  ab- 


')    S.  30ff.  des  Separatabdrucks. 

^)  Wenn  die  semitischen  Sprachen,  wie  es  scheint,  es  wirklich  nicht  kennen,  so  würde 
(las  -/.eigen,  dafs  das  Anwachsen  der  Possessivendungen  an  den  Stamm  jünger  ist  als  die  Abtren- 
nung des  Ägyptischen. 

3)    Verbum  II,  421  ff'. 

Zcitsolir.  f.  .Ä^ypt,  Sj.r.,  .\XXIX.  linii.l.     1901.  '' 


12-4  A.  Erman:    Zur  Entstehung  d.  jüngeren  Flexion  d.  Verbuuis.        [XXXIX.  Barn.! 


solutuin  fj  nocli  an  einer  anderen  Stelle  der  alten  Sprache  in  lebendigem  Ge- 
brauch nachweisen. 

Wer  die  Sätze')  liest: 

Jtk^O^    "da,   wo  er   ist«    (Borscheh  II  T.».  1.  U), 
J-^~^|l^   ..da.  wo  du  bist«   (P.  G47ft'..  P.  717ff.). 

könnte  zunächst  denken,  dals  in  ihnen  das  jüngere  Pronomen  alisdhitum  i\Toq, 
ÜTOR  verwendet  sei,  so  dafs  der  Relativsatz  ohne  Verknüpfung  an  Im  angefngt 
wäre.    Vergleicht  man  dann  aber  die  analogen  Ausdrücke: 

Jtk  ^        Hcil]^  «da.   wo  sie  sind«    OVestc.\r  9,  3). 


P>k; 


□  — ^^  ^ 


»diese  meine  Angelegenheit«  (Sinuhe  174), 

^  vb.n$0^  ~"~  .. das  Si)eisefeld.    in   welchem   ich   weile« 

(Totenb.  ed.  N.w.  110,  Einleitung,   Z.  2H).    So  in  Aa   und  Pb:  Ad  Pd  Tb 

schreiben   etwas  altertümlicher  c>  ^  ^  , 
so   wird  es  schon  wahrscheinlich,   dals   auch   in   diesem   ntf.   ntk  d;is  Relativ  ntj 
und  ein  Pronomen  absolutum  steckt. 

Und  in  der  That  fassen  die  Äg^^pter  es  selbst  so  auf,  denn  im  Totenb. 
ed.  N.A.V.  24  steht  dreimal  (Z.  4,  7,  11):  " 

3Iann,   bei  dem   er  ist'")«. 
Wir  haben  also  in  diesem  ^^^^  nocli  gewils   dasselbe  Pronomen  absolutum. 
das  uns  in  Mmtj-fj  erhalten  ist,   luid  ebenso  mufs  das  ^^zr^  in  dem   j  y j^  (]¥\ 

das  alte  kw  sein.  Wenn  beide  in  verkürzter  Form  geschrieben  sind,  so  wird 
das  daran  liegen,  dafs  in  diesen  häufigen  Verbindungen  die  Pronomina  bald 
zu  enklitischen  Anhängseln  des  Relativs  geworden  sein  werden. 

Die  zweite  Frage,  Avelche  uns  die  jüngere  Flexion  stellt,  ist  die  nach  den 
partizipialen  Formen,  die  ihr  zu  Grunde  liegen.  Ich  Avill  diese  Frage  hier 
noch  einmal  untei'suchen ,  da  ich  jetzt  in  einem  wesentlichen  Punkte  klarer 
seile  als  bei  dem  Niederschreiben  des  gedachten  Aufsatzes.  Es  wird  freilich 
nicht  zu  umgehen  sein,  dafs  ich  dabei  auch  einiges  wiederhole,  was  ich  dort 
schon  besprochen  hatte. 


')    Einen  Teil  der  Beispiele  verdanke  ich  .Sethe. 

')    Das  saitische  Totenbncli  schreibt  an  den  betreuenden  Stellen  (ed.  Leps.  '1A.  4:   ib.  24.  '1) 

Der  Schreiljer  glauVjt  also  auch  ein  CTq-  voi-  sich  zu   haben  .  nicht  ein   moq. 


UHIl.]  A.  Ermak:    Zm-  Kntstelmiig  d.  jüngeren  Flexion  d.  \'erl)uais.  12.) 

Teil  hri'iimc  mir  dor  nktivL'u  Form  ^  v\  ;<—  .  "Wie  durcli  Sktiiks  Untpr- 
Micliuiiii-cii  feststellt.  zerHiUt  sie  in  zwei  Formen,  die  zwar  l)ei  den  starken 
^'erllen  nur  dureli  ihre  \'(ikalisation  iiescliieden  waren,  die  sieh  aber  ii'lüek- 
licherweise  ])ei  den  Verbis  ult.  int",  aneh  in  der  Schrift  leicht  unterschei(h'n 
hissen.  Es  sind  dies  die  gewöhnliche  Form  sd/n^f  und  die  empliatische  Form 
sd-mf  oder,  wie  sie  bei  schwachen  Verben  lauten,  nirj  f  und  iiir-rf^).  I>ei(h> 
.sind  augenscheinlicli  nur  Difl'erenzierungen  ein  und  derselben  Form,  die  ilirer 
verschiedenen  Betomuig  im  Satze  entsprechen. 

Ist  nämlich  im  K(mditionaLsatz  die  Bedingung  nur  durch  den  beson(h'ren 
Ton  auf  dem  Verbum  markiert,  wie  in  »findest  du  jemand,  so  sage  es  ilun«. 
so  brauclit  man  sd-ink.  Ist  dagegen  tlie  Bedingung  schon  durcli  die  Partikel 
bezeichnet,  wie  in  »wenn  du  jemand  findest,  so  .sage  es  ihm«,  so  lirauclit 
man.  ebenso  wie  im  gewölinliclien  Aussagesatze,  die  Form  Mni^k.  Wird  aber 
(l;inn  wiedi-r  zwischen  die  Partikel  und  das  Verb  ein  AVort  eingeschoben,  das 
den  Zusammenhang  (h-s  Bedingungssatzes  unterbricht,  so  genügt  die  Partikel 
allein  nicht  mehr,  und  man  muls  auch  die  Verbalfbrm  in  entsprechender  \\'eis(^ 
betonen:   ir  wrt  id-mk. 

Und  zu  der  gleichen  Auffassung  der  emphatisclien  Form  führt  auch  ihr 
snnstiger  üel)rauch;  sie  steht  z.  B.  in  den  Fragesätzen,  in  Verheifsungen,  Dro- 
liungen,  Anordnungen,  also  in  Fällen,  in  denen  jede  Sprache  das  Verbum  zu 
betonen  jUlegt.  Auch  ihr  fakultativer  (ieliraueli  in  bestimmten  abliängigen 
Sätzen  (nach  Verben  des  WoUens,  Sagens  u.  s.  w..  sowie  nacli  Konjunktionen) 
widerspridit  dieser  Auffassung  nicht,  denn  er  lindet  sieh  nur  in  solchen  Sätzen, 
in  denen  der  Natur  nach  das  Verl)uin  auch  wirklicli  betont  sein  kaiui:  die 
wirklich  strenge  Unterordnung  nach  rdj  »veranlassen  dafs«  wird  inuner  in  der 
gewr)]inliclien  Form  idm^k  gegeben.  Man  kann  nur  sagen  7'djf  sdm^f  »icli 
lasse  iJm  hören«:  aber  neiieii  dem  einfachen  wdf  sdm^f  »er  befiehlt,  dafs  er 
liTirt«  ist  auch  ein  yc(// w/-w{/'  gel )räuch lieh .  etwa  so  wie  wir  nel)en  »ich  holVe. 
dafs  du  kommst"  aucli  ein  pointiertes  »ich  liofte,  du  kommst«  verwenden  kruinen. 

Die  Formen  Mm'^k  und  .^d-mk  v(>rhalten  sich  also  etwa  .so  zueinandiT 
wie  unser  "dti  wünschst«  zu  »du  wünschest«  und  unser  »er  .sagt«  zu  »er 
saget«:  es  sind  Formen  mit  verschiedener  Nuance  und  niclit  gleichem  Gebrauch, 
aber  sie  sind  in  ihrer  Bedeutung  nicht  grundsätzlich  geschieden,  und  es  gab, 
wie  wir  eben  gesehen  haben,  ja  auch  genug  Fälle,  wo  man  so  sagen  konnte 
oder  so.  Audi  konnte  sich  bei  einer  Klasse  von  A' erben  der  Gelirauch  etwas 
anders  entwickeln  als  bei   der  anderen"). 


')    Das  Einzelne  über  ihren  Gebrauch   l)ei  Seihk,  N'eibnm  II.  323 — 348,  vergl.  aiicli   meinen 
oben  angeführten  Aufsatz  .S.  329  (13). 

^)    Niemand  würde  bei  einem  III.  inf.  anders  sagen  als      "  ^ Xi.  aber  bei  den  II.  gem. 


12li  A.  Erman:    Zur  Eiitstelmii!;  d.  jüngeren  Flexion  d.  Verbunis.        [XXXIX.  Band. 

Was  uns  den  Unterschied  zwischen  den  beiden  Formen  Mm^^f  und  M-mf 
sjröfser  erscheinen  läfst  als  er  ist.  ist  der  Umstand,  dals  er  sicli  l)ei  den 
A'erhen  idt.  inf.  infolge  einer  nel)ensächlichen  Erscheinung  äulserlicli  stärker 
kennzeichnet:  für  mr-jf  »er  lel)t«,  iiär-ick  »du  schlägst«  hat  man  frühzeitig 
angefangen  mr-rf,  ndr-rk  zu  sprechen,  indem  man  den'  schwachen  Radikal 
nach   dem  betonten   Vokal  durch  eine  Wiederholung  des  zweiten  ersetzte'). 

Wenn  nun  so  beide  Formen,  die  gewöhnliche  t^dm^k  (</^^^^=^^  ^^'^:zz^, 

^zz:^]  und  die   empliatische   M-/)ik  (^^\-^::i:^.-^^^z:::^.  <=>^^:i:^\.    eigentlicli 

nur  als  Varianten   einer  ur.sprünglichen  Form  zu  gelten  haben,   so  fragt  es  sich, 

welche    von    beiden    den    ursprünglichen    Charakter    am    getreuesten    bewahrt 

haben  mag. 

Man  wii'd  diese  Frage  a  priori  dahin  beantworten,  dafs  diejenige  Form, 
die  sell)ständig  und  mit  Nachdruck  gesprochen  wird,  sich  besser  erhalten  haben 
wird  als  diejenige,  die  sich  dem  allgemeinen  Flusse  des  Satzes  anbequemt  hat. 
Demnach  wird  die  »emphatische  Form«  id-mf.  mr-rf  besser  der  Urform  ent- 
sprechen als  die    » geAvöhnliche  Form«   Mm' f.   mrj\f. 

Ich  glaube  aber,  wir  können  noch  weiter  gelien.  Ich  habe  schon  in  dem 
mehrfach  angeführten  Aufsatz  (S.  318  =  2)  vermutet,  dafs,  wo  sich  in  einem 
Worte  bei  sich  verschiebendem  Accent  der  Bildungsvokal  des  Wortes  verschiebt. 
dies  in  letzter  Linie  davon  herrühren  werde,  dafs  das  betreflende  Wort  einmal 
in  der  Urzeit  an  beiden  Stellen  Vokale  gehabt  habe ;  wenn  ein  soIsH  beim  An- 
treten A'on  Suffixen  zu  5^&d/y  Avird,  so  wird  dieses  »Umspringen«  'des  Vokales 
sich  daraus  erklären,  dafs  das  Wort  in  unvordenklicher  Zeit  einmal  solsol  ge- 
hiefsen  hat.  Und  niu'  in  der  gleichen  Weise  vermag  ich  mir  auch  unsere 
lieiden  Formen  M-mk  und  idm^k  zu  erklären.  Wenn  je  nacii  der  Stelle  des 
Accentes  der  Vokal  bald  in  der  vorletzten  und  bald  in  der  letzten  Silbe  er- 
scheint, so  hat  er  gewifs  einmal  in  Ijeiden  gestan<len;  die  Urform  \vc\\.  sd-m  k 
geheifsen.  Wurde  diese  selbständig  mit  vollem  Ton  gesjirochen,  so  behielt  sie 
ihren  Accent  auf  dem  ersten  A'okal  und  der  zweite  verkürzte  sich  mehr  und 
mehr.  Schlofs  sie  sich  dagegen  dem  allgemeinen  Flusse  des  Satzes  an,  so 
wurde  ihr  zweiter  Vokal  betont  vmd  der  erste  verschwand. 

Wenn  nun  aber  die  Urform  M-m^-k  gewesen  ist,  so  mufs  die  ]iartizij)iale 
Form,  die  in  ihr  mit  dem  Pronomen  absolutum  zusammengefügt  ist,  id-rn^ 
gelautet  haben;  sie  hatte  einen  betonten  Vokal  nach  dem  zweiten  Konsonanten 
und  eine  unbetonte  Endung  nach  dem  letzten.  Sollte  es  nun  Zulall  sein,  dafs 
unter  den  vier  von  Sethe  nachgewiesenen  Partizipien  eine  Form  ist,  die  diesen 
Bedingtmgen  genügt  und  dafs  es  gerade  dasjenige  Partizip  ist,  das  die  gleiche 
imperfektisch -aktivische  Bedeutung  hat.  die  dem  sdmf  eignet?  Das  Part, 
impf.  act.    hat    einen    betonten  Vokal    nach    dem    zweiten    Radikal    (vergl.  ;^f. 


')    Vergl.  1.  1.  8.  321  (5).    Natürlich  ist  es  die  .Analogie  der  II.  gem..  die  hierbei  eingewirkt  hat. 


l;iiil.]  A.  Krman:    Zur  Entstehung  d.  jüngeren  Flexion  d.  Verbums.  \'2i 

V  1.  imcl  es  hat  weiter  eine  Endtmü',  die  man  im  Sinifulai-  meist  ^.  im 
PUu"al  fll]^  schreibt;  es  liat  also  M-m^ic  gelautet.  Demnach  wii-d  die  akii- 
vische  Form  Mmk  entstanden  sein  aus  sd-)/i^w  Aio  »du  hist  hörend«,  lud 
wenn  man  dies  erkannt  hat.  so  stellt  sicli  zunächst  eine  längst  bekannte  'l'liat- 
sache  als  Bestätigung  ein.  Vor  nominalein  Sul)jekt  endet  der  Stamm  des  \  er- 
bums  ja  in  alten  Texten  noch  auf^:  Mmw  nfr  »der  Gott  hört«.  In  diesem 
Falle  hat  sich  also  .sogar  auch  die  Endung  des  Partizips  erhalten,  die  in  der 
engen  Verbindung  mit  dem  pronominalen  Subjekt  ganz  oder  last  ganz  ver- 
loren ist.  Eine  weitere  Bestätigung  unserer  Annahme  ergeben  die  Helniiv- 
Ibrmen  mrriof,  mrrtf,  die  ja  auch  mit  keinem  anderen  Partizip  gebildet  sein 
können  als  mit  dem  Part.  act.  im])!'.  Ein  kmt  mrrtf  »die  Frau,  die  er  liebt« 
geht  auf  ein  hwt  nirrt  fj  zurück,  und  dieses  ist,  wie  ich  1.  I.  ausgel'idirt  liabe, 
durch  euie  unlogische  Angleiclnmg  des  Partizipiums  an  das  Substantiv  au.s 
hiiit  mrr  fj  »die  Frau  (die)  er  liebend  ist«  entstanden.  Man  hat  das  Partizip 
ln'handelt,  als  sei  es  attributiv  dem  Substantiv  angehängt  und  hat  so  eine  Ver- 
Iiiiidung  zwischen  dem  Relativsatz  und   dem   Sul)stantiv   hergestellt. 

Üljer  diejenigen  Formen  der  jüngeren  Flexion,  in  denen  dem  Stamme  eine 
Endung  angehängt  ist  {Mmnf  u.  s.  w.),  enthalten  wir  uns  besser  jeder  Ver- 
nnitung:  die  Verhältnisse  sind  hier  zu  kom])liziert ,  als  dafs  man  mit  einiger 
Sicherheit  u)-teilen  könnte.  Dagegen  ergiebt  sich,  wie  ich  schon  in  jenem 
Aulsatze  ausgeführt  habe,  ein  klares  Resultat  für  die  Passivform  Mmwf.  Sie 
enthält  das  Part.  pass.  impf.,  das  ja  wirklich  eine  Endung  w  besitzt;  Sdmwf 
geht  zurück  ;mt'  Mmio  fj  »er  ist  gehört«.  P^ine  Differenz  besteht  anseheinend 
bei  den  III.  inf..  liei  denen  das  Partizip  itirrw  heilst ,  während  das  Passiv  7nrjuf 
lautet.  Aber  diese  Differenz  ist  nur  scheinbar.  Die  urs])rüngliclic  Form  des 
Partizips  ist  gewifs  mr-Jw  gewesen,  was  sekundär  zu  rnr-rw  wurde:  aber  in 
der  Verbindung  mit  fj.  wo  der  Aceent  ja  zum  Schlüsse  hinrücken  inufste, 
iiirj-irf.  waren  die  lautlichen  Verhältnisse  des  Wortes  andere,  und  das  j  blieb 
dcsjialb    liier   erliallen. 

Das  ider  Erörterte  legt  nun  auch  für  die  merkwürdige  Erscheinung  der 
Gemination  liei  den  Ver])is  ult.  inf  eine  Erklärung  nahe.  \\"\r  haben  eben 
gesehen,  dafs  in  dem  Passiv  naj^uf  (his  ./  bleibt,  dafs  es  aiier  in  dem  dazu 
gehörigen  Partizip  *mr^jw  durch  die  Gemination  rnr-rw  ersetzt  Avird.  AVir  haben 
Aveiter  beim  Aktiv  gesehen,  dafs  die  gewöhnliche  Fenn  naj^f  ihr,/  bewahrt, 
dafs  aber  die  emphatisciie  Form  *mr^jf  das  j  durch  die  Gemination  tnr-rf  be- 
seitigt. Beide  Fälle  haben  das  Gemeinsame,  dafs  das  7  sich  da  erhält,  wo  es 
die  Tonsilbe  beginnt,  dafs  es  aber  fortfällt,  wo  es  nach  der  Tonsilbe  steht. 
Das  erinnert  sogleich  an  das  von  Sethe  entdeckte  Gesetz  über  die  Behandlung 
von  y  und  w  in  der  späteren  Sprache:  ein./  fällt  fort,  wo  es  in  tonhiscr  Silbe 
steht,    es  bleibt,   wo   es    in   der  Tonsilbe   steht.      Ein   mr-jf  würde   im   s])ätercn 


12iS  A.  Erman:    Zur  Entstehung  d.  jüngeren  Flexion  d.  Verbums.       [XXXIX.  Band. 

ÄgA-ptiscli  ZU  mr^'f  werden  niü.ssen,  ein  mrj^f  Avüi-de  dagegen  unA' erändert 
lileiben.  Ich  glaube  nun,  dals  ('l)on  dieses  Gesetz  schon  mutatis  mutandis  in 
der  ältesten  Sprache  gewaltet  liat.  Die  )nr -jf  wnü  mr-jw  werden  wirklich  scliou 
zu  tnr-'f  und  mr-'w  gewoi'den  s(nn  und  erst  diese  Verstümmehmg  wird  den 
Anlals  zu  der  weiteren  Umbildung  gegelien  haben.  Man'  h^liiitc  die  verstüm- 
melten Worte  an  die  entsprechenden  Formen  der  II.  gem.  ;ni  und  gewann 
ihnen  so  den  verlorenen  Konsonanten  zurück:  mr-rf,  mr-rw.  Die  Gemination 
ist  also  eine  Ersatzerscheinung  und  setzt  eine  vorhergehende  Verstümmelung 
des  Wortes  Aoraus. 

Auch  die  anderen  Formen.  b(>i  denen  eine  Gemination  vorkommt,  wider- 
sprechen dieser  Erldärung  nicht.  Ich  will  hier  nur  noch  des  einen  Falles  ge- 
denken, der  besonders  merkwürdig  ist.  Wie  Sethe  nachgewiesen  hat,  lassen 
einige  alte  Texte  im  Passiv  sdmwf,  wo  die  ult.  inf.  nicht  geminieren,  auftallender- 
weise  die  starken  3 -rad.  Anerben  geminieren;  man  sagt  Mf-fk  für  hif-wk  u.  a.  m. 
Ich  glaube,  es  liegt  auch  hier  derselbe  A'organg  vor  wie  in  den  geminierenden 
Formen  der  ult.  inf.,  nur  dals  der  schwache  Konsonant,  der  hier  austlillt,  nicht 
ein  Radikal  ist.  sondern  die  Endung  des  Passivs,  das  w.  Das  korrekte  hsf-wk 
wurde  zu  *^y/'-7r.  luid  diese  unangenehme  Form  beseitigte  die  Sprache  Avieder 
durch  Anlehnung  au  die  III.  gem.  oder  IV.  inf.  und  bildete  so  Jßf-fk.  Wie 
mau  sieht,  gelang  es  aber  dieser  Form  nicht,  durchzudringen  und  Gemeingut 
zu   werden. 


Monatsnamen  aus  dem  neuen  Reich. 

Von  Adolf  Erman. 


In  den  »Inscriptions  in  the  hieratic  character«  ist  auf  Taf.  28  ein  Ostrakon 
(Nr.  5(i31)fl)  des  n.  R.  A-eröffentlicht .  das  auf  den  ersten  Blick  nur  eine  Liste 
von  Efswaren  zu  sein  scheint,  die  einer  Frau  ^ 'v^  _P|  fi'2'^  Jj.  die  bei  der 
8  ü  JJltlTT^  |)  wohnt,  geliefert  Avorden  sind.  Sieht  man  dann  genauer  zu,  so 
fällt  einem  auf,  dafs  diese  Liste  an  acht  Stellen  dvu'cli  Wi)rte  unterljroclien  ist, 
die  nicht  dazu  gehören  können: 

Z.  12.        D  (1°  ■=■ 


Uini. 


Adolf  Erman:    Monatsnamen  aus  dein   neuen  Reicli. 


rji» 


Z.  15. 
Z.  17. 

Z.  4. 

z.  c. 

Z.  8. 


I  I  I    e  i 


—  0. 


kti 


lW 


^t 


amsEiiw 


In    einer  ZiisnTzljemerkung'   (R.s.   Z.  18)    wird    nnfserdem    noch         n er- 

wülmt.  Es  ist  klar,  dafs  wir  in  diesen  Worten  populäre  Bezeiclniiin^en  der 
Monate  zu  erkennen  haben,  für  die  die  betreffenden  Sachen  geliefert  waren. 
Die  Liste  umfafst  die  Zeit  vom  ersten  bi.s  zum  siebenten  Monat  des  Jalires  uml 
vermutlieh  den  davorliegentlen  zw()lften.  Vergleicht  man  diese  Monatsuinucn 
mit  denen  der  bekannten  älteren  Liste  auf  der  Rückseite  de.s  Pap.  Ehkrs,  .so 
sieht  man,  dafs  allerlei  Veränderungen  eingetreten  sind;  die  Namen  sind  zumei.st 
schon  dieselben,  die  wir  dann  in  der  griechiseli- koptischen  Zeit  antrelTen.  Es 
entsprechen  .sich: 

Ej:ki!S  Ostrakon  Kopti.srli 

w 


sah.   eooTT:    lioh.   öioott 


G   HD  ^ 

s.  nÄ.a«.ne,  noone;    n.  newoni 

n        "^ 

ll 

s.  ge>.Ttop;    b.  e^ecop 

u?u 

1  1  1 

s.  KiewgR,  ^oiikgK;    b.  «jq^oiälK 

1    \S    l|0 

^^^?--1 

s.  Tco&e;    b.  Ttofci 

^§ 

°  ^^M-l 

s.  MUjip;    b.  AiC5(;^ip 

AS 

""(Gjfi-.mv 

s.  n&.pMgÄ.T,  nA.pcAigA.Tn;    b.  (^duMcnioe^ 

•j 

2 

€\'^%.2- 

-^^ 

? 

Was  sich  aus  unserem  Ostrakon  für  die  Geschichte  der  Feste  ergiebt, 
mögen  Kundigere  ersehen');  ich  will  mich  beschränken,  ]i(r\  (»rzulichi'n .  was 
sich  für  die  Etymologie  der  Monatsnamen   daraus   ergiebt. 


')  Das  unklare  Zeichen  dahinter  habe  ic-h  nicht  auf  dem  Original  kontrollieren  kTinnen.  da 
es  durch  den  Rahmen  verdeckt  wird. 

^)  Die  "Fahrt  der  Mut»,  die  hier  als  Bezeichnung  für  den  Tybi  gebrauclit  ist.  farnl  in  der 
Thal  nach  Brlgsch,  Thesaurus  5'22,  am   17.  Tybi  statt. 


130  Adolf  Ersian:   Monatsnamen  aus  dem  neuen  Reich.  [XXXIX.  Band. 


Der  3Ionat  Thotli  ist,  wie  zu  crwnrtcii  w;ir,  nach  dem  Gotte  derAVeislieit  ge- 
nannt. Für  den  Monat  Paophis  hatte  .selion  Bricscii  vermutet  (Äftvptolojiie  35*.)), 
dals  der  Name  »der  von  Karnak«  bedeuten  würde;  dies  hestätii>t  sicli.  und 
wir  ffewinnen  damit  zugleich  einen  neuen  Beleg-  für  die  Herkunft  des  Possessiv- 
nrtikels  na.-  aus  °  (^"■^^'"'^)-  Für  den  Namen  des  Meehir  lag  bisher 
nur  eine  Stelle  aus  einem  Edfutext  (Brugsch,  Drei  Festkalender  Taf.  11,  11)  vor, 
wonach  am  21.  Tage  des  zweiten  p--MVIonats  »ein  gewaltiges  Fest  im  ganzen 
Lande  gefeiert  wird,  welches  "^^d|)^0'r^  genannt  wird«.  Aus  unserem  Text 
sehen  wir.  dafs  der  Monat  seihst  ursprünglich  nicht  Aiujip.  sondern  *nii.-nMigip 
"der  (IMonat)  des  Mechu-festes«,  hiefs.  Übrigens  zeigt  die  Schreibung  des  Wortes 
Meciiir  auf  unserem  Ostrakon  und  in  dem  Texte  von  Edfu,  dafs  die  Ägypter 
selbst  nicht  wuIsten,  was  das  AVort  bedeutete.  Das  Merkw^ürdigste  aber,  was 
unser  Ostrakon  bietet,  ist  die  Erklärung  des  Namens  Phamenoth.  Es  stellt 
sich  heraus,  dafs  dieser  Name  vcm  einem  Feste  eines  Königs  Amenophis  her- 
genommen i.st.  Der  boheirische  Dialekt  läfst  diese  Herkunft  noch  erkennen. 
Im  sahidischen  Parmhatp^)  ist  der  Anfiuig  entstellt,  vielleicht  durch  Anlehnung 
an  den  Namen  des  folgenden  IMonats  des  Parmute.  Wenn  also  der  moderne 
Äg;y-pter  vom  Monat  oU<«j  spricht,  so  nennt  er  damit  immer  noeli,  ohne  es 
zu  ahnen,   einen  seiner  grofsen  alten  ll(>rrscher. 


Zu  den  Verben  des  Gebens. 

Von  Kurt  Skthe. 


Tr.  V.  C.\LicE  hat  ÄZ.  39, 75  ff',  das  Verhältnis  der  beiden  altägyptischen  Verben 
des  Gebens  erörtert  und  dabei  vermutet,  dafs  das  anscheinend  jüngere  Verbum  A 
nichts   weiter    als    eine  Verstümmlung   des    anscheinend    älteren    <=>A   ^^"^^   '^^^ 

')    Ich  verdanke  Cbum  die  folgenden  Angaben   über  die  Formen  des  Namens  im  Saliidisciieii: 

Formen  mit  erhaltenem  am/n-:  Ti&Avno*.Tn  Alexandria  Mus.  stele  17.'):  tl)*..uEii».Tn  Caiio 
Stele  84ß.i. 

Formen  mit  erhaltenem  /lotj):  n*.p.wooTn  Cairo  stele  8547;  C.  Schmidt's  new  fragment  in 
GN'190I;  ni^pcwgOTn  Krall,  Rechtsurkunden  CX VII.  from  Schmun  pap.;  n*.p.uoft.Tn  Brit.  Mus. 
Or.  4882.  Jeme  pap.;  n«,peAiei.Tn  Cairo  stele  8608. 

Formen  auf  a:  na.p.uo«,n«.  Cairo  stele  8519;  n».pAv*.öS  Berl.  Papyrus  P.  .").")(il  (.")). 

Formen  auf  t:  n«.pAi^oT  Brit.  Mus.  Or.  5420,  dated  A.D.  1048;  Brit.  Mus.  Or.  8.j81.  A  2. 
parchment;  n*,pAig«,T  Pap.  Joad  II  (.lerne  pap.,  Goodwin's  copy). 

Cbum  bemerkt  dazu,  dafs  die  Formen  wie  iiei-pMooTn  die  häufigsten  sind.  —  Man  übersehe 
nicht,  dafs  dieser  Monatsname  uns  endgültig  nötigt,  den  Ivünigsnamen  Amenhatp.  mit  kurzem  n. 
zu  lesen,  wie  das  ja  auch  granunatiscii  da.s  Wahrsclieinlicliste  ist. 


l'.l'H.]  Kurt  Sethe:   Zu  den  VerUen  des  Gehens.  ]'A\ 

sein  <=>  r  wio  so  viele  Wörter  frühzeitig:  verloren  li;ibe.  Dieser  Ged.-mke .  der 
ja  ilcin  äulsereu  Tliatbestande  u'ut  zu  entspreclien  scheint,  ist.  wie  icli  unicn 
zu  zeigen  Siedeuke.  gewils  rielitii>-;  die  Anwendunii',  die  ('aluk  davon  uc- 
niaclit  luxt,  .seine  Erklärun.ü,-  verscliiedener  Einzelerseheinunnen  im  F(irnien1)estaiid 
der  beiden  Ver1)en ,  scheint  mir  jcihx-h  verfehlt  zu  sein.  Calick  ninnnt  an, 
dafs  das  ältere  Verbum  <=>  A  sein  /•  zunächst  in  .solclien  Formen  verloren  habe, 
in  denen  es  im  Auslaut  einer  Nebensilbe  nach  dem  Plilfsvokal  r  stand.  Als 
Belege  dafür  will  er  zwei  Formen  angeseiien  haben,  die  beide  seit  den  äheslen 
Zeiten  stets  ohne  das  <:z=>  ersclieinen,  den  »Subjunktiv«  (Tempus  Min-f  nach 
<=:^ j\  tnid  A  "Veranlassen,  dafs«)  und  die  Formen  mit  Gemination,  in  denen 
der  Verbalstanun    A  A    geschrieben    wird.     Was   zunächst  den    »Sulijunktiv«    Ix-- 

triiVt,  .so  ist  die  ^'okalisation,  die  Calice  dafür  annimmt,  *er(1jöf  luunöglicli, 
da  sie  gegen  die  Grundgesetze  der  Silbenbihlung  verstofsen')  inid  von  dei- 
Vokalisation  aller  bekannten  Sulijunktivformen  dreilautiger  Stämme  al)wei(Iien 
würde,  die  für  ein  Verbum  rdj  vielmehr  einen  »Subjunktiv«  *rprljnf  erwarten 
Heise").  Audi  die  von  Calice  angenommene  Subjunktivform  *erlj<>f,  die  nach 
Calice  aus  der  unmögliclien  Urform  *erdjöf  entstanden  sein  soll  und  in  der 
That  aus  der  an  sich  möglichen  Urform  *redj6f  entstanden  sein  könnte,  hat 
wenig  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  da  der  Subjunktiv  A  =^-=^  in  den  I'vra- 
midentexten  stets  oline  Ale])h  prostheticum  bleibt  wie  die  Formen  der  V(M-Iia  II. 
geminatae  [*kehböf)  und  111.  infirmae  Cmeijöff).  —  Für  die  ijcminierenden  Foi-- 
men  würde  Calices  Erklärung  dagegen  zutreft'en  können,  wenn  dii-  (b-upjie 
A  A     in    ihnen    wirklich,    wie    er   vorschläut,    dd   zu    lesen    wäre    und    die    genii- 

nierende  Form  des  sdm-f  A  k'^--  wirklich  "dödef  (nacli  Calke  aus  *erdödi'f) 
,i;-elautet  hätte.  Auf  den  ersten  Blick  scheint  hierfür  ja  allerdings  die  von 
mir')   erörterte  Yerwendunff  der  Gruiii)e  für   Y\    dd   in   Namen    im    m.  K.    zu 

s|ireehen:  dagegen  sprechen  aber  gewichtige  Gründe  verschiedener  Art.  Erstens, 
wie  ich  Ix'i-eits  ausgeführt  habe,  die  Verwendung  ebenderselben  Grup[)e 
in  den  neuägyptisclien  Formen  des  Passivs  Mm-w-f")  und  des  P.seudopartizips 
(kopt.  to:to!)").  Calice  suciit  die.se  eigentümliche  Erscheinung  durch  die  An- 
nahme zu  erklären,  dafs  das  altägyptische  A  A^.=^.  nadi  ihm  eine  verstümmelte 
geminierende  Form  *d6def  von  rdj,  im  Xcuägyptischen  durcli  eine  sekundäre 
Analogiebildung  *d6jcf  ersetzt  worden  sei.  durch  deren  Vermittlung  die  Schrei- 
bung dann  audi  auf  das  ähnlidi  lautende  Pseudopartizip  Vd/>  (to  :  toi)  und 
Passiv  Mm-w-f  übertragen  worden  sei.  Die  von  Calice  supponierte  Form 
dojef  dürfte  aber  niemals  existiert  halien.   denn  die  neuäyvptischen  Foi-iiien.  die 


')    Verhtim   I  0.  14.  =)    Verhuin   II  21.',  ff. 

')    Verbum   II  238.  310.  12a.      De  Alepli  prosthetico  §  13. 

*)    Veibuni  I  4.57.  '-)    Verbum  II  491.  2.  «)    Verbum  II  135.  2. 


Zeltschr.  f.  .\ay|,t.  «[.r..  XXXIX.  B.in.l.     1901. 


18 


]'.\'2  Kurt  Sethe:    Zu  den  Verben  des  Gebens.  [XXXIX.  Band. 

den    alten    geminierenden    Formen    mit    A  A    entsprechen,    zeigen   sämtlich    das 

Alepli  prostheticum:  ÜQhä fl'l.    Die  eniiiliati.sche  Form  des  .>•■(///(-/ A  A  »l^  lautete 

im  Neiiä,ir\-i>tischcn  also  nicht  *dojef,  sondern  (1  gA  ").  d.i.  etwa  >(^"ö/ (vergl. 
die  Relativlbnn  in  den  Namen  mit  f^  „  -zrs-,  Verbmn  II  80H,  2).  Diese  neu- 
ägyptisclien  Formen  mit  Alepli  prostheticum  spreclien  aber  nicht  nur  gegen 
(ALICES  Erklärunii'  der  neuäe:vptischpn  Verwendunii'  A-on  ,  „ ,  sondern  auch 
gegen  seine  Lesung  dd  der  altägyptischen  Gruppe  A  A-  Es  ist  kaum  zu  Acr- 
stelien,  wie  ein  altes  *dödef  im  Neuägyptischen  zu  *edjdf  werden  konnte.  Diese 
Formen  mit  Aleph  prostheticum  zeigen  vielmehr,  ebenso  Avie  die  koptischen 
Formen  ("V-  TevA.q:TH\q.  to:toi,  tä.i-),  den  Tyjjus  eines  Yerbums  111.  infirmae 
mit   den   ersten  Radikalen  dj.     \\  g7\  'dj-f  ent.spriclit  in  der  RelatiA-form  einem 

Höü/'wT  ^^  «7/H-/ A'on  f/^y  "finden«,  und  Avie  dieses  ein  altes  geminieren- 

des  ginin-ic-f  (von  (jmm-f)  A-ertritt,  Avird  es  ein  altes  geminierendes  djj-w-f 
(A'on  djj-f)  A-ertreten,  das  Avir  eben  in  A  A^^=^  zu  erkennen  haben.  Gegen 
Calices    Deutung    der    geminierenden    Formen    mit    A  A    spricht    aber    endlich 

noch  ein  Drittes.  Neben  den  ^-eminierenden  Formen  ohne  -cr^  kommen  im 
Altägyptischen  in  denselben  A'erbalformen,  Avenn  auch  nur  selten,  auch  Formen 
mit  <=>  A'or'^) :  nach  Calice  mül'sten  sie  die  älteren  unA'erstümmelten  Formen 
("erdödef)  darstellen,  aus  denen  jene  (*d()def)  lierA'orgegangen  Avären.  Aber  Avie 
kommt  es  dann,  dafs  diese  Formen  mit  <=>  nicht  auch  die  Verdo'pplung  des 
A.   das  Zeichen  der  Gemination,   zeigen?    Warum  findet  man   in   diesen  angeb- 

üchen  Pi-ototypen  der  Formen  mit  A  A   niemals  <=> r\  i\'-      ■ 

Da  C.\Li(E  A'on  der  irrigen  Voraussetzung  ausgeht,  dafs  für  das  A'erbiun 
<=z=>A  der  Lautwert  )-dJ  feststehe,  so  führt  ilm  seine  Tlieorie  zu  dem  Schlufs, 
dafs  der  A-erstümmelte  Stamm  A  nur  zAveilautig  dJ  gewesen  sei  und  dafs  dalier 
die  koptischen  Formen  ('^,  t*^j>w* : thi« ,  to:toi,  tä.i-),  die  das  Aussehen  aoh 
Formen  eines  Stammes  III.  infirmae  djj,  djw  haben,  sekundäre  Analogiebildungen 
seien,  die  A-on  dem  A-erstümmelten  zAveilautigen  Stamme  dj  nach  dem  Muster 
der  Verba  III.  iulirmae  gebildet  seien.  Dem  ist  jedoeli  entgegenzuhalten,  dafs 
überall  sonst,  Avenn  dreilautige  Verben  durch  Verlust  eines  Radikals  zAveilautig 
geworden  sind,  sie  sich  der  Klasse  der  zAveiradikaligen  Verben  anschliefsen, 
die  ja.  Avie  ich  gezeigt  habe,  überhaupt  nur  aus  solchen  A-erstümmelten  Verben 
bestellt.  Demnacli  müfsten  die  Formen  eines  aus  rdj  A-erstümmelten  Verbums  dj 
im   Infinitiv  *döj,  *d()je  (kopt.  also  etwa  *töi,  *töe)  anstatt  *dtjet  (kojit.  •\),   *döjef 

')    Verbum  I  457. 
^)    Verbum  II  313. 

')  Im  Verbum  konnte  icli  nocli  keine  sicheren  Beispiele  dafür  beibringen  (vergl.  indes  II 
30t).  898).     .Seitdem  sind  mir  aber  solche  wiederholentlicli  beirecnet. 


l'-'i'l.]  Kurt  Setue:    Zu  den   Verben  des  Gebens.  \'.]'.i 

(kopt.  etwa  *tööf)  anstatt  *däßef  {kopt.  T».A.q :  THiq) ,   im  Pscuclopartizip  Vr/,  *defe 
(l<()j)t.  etwa  */-7",   */^)  anstatt  Vö;'i?  (kopt.  to:toi)  gelautet  haben. 

Die  koptischen  Formen  von  A  für  Analogiebildungen  zu  erklären,  ist  aber 
sclion  an  sich  recht  bedenklich,  weil  wir  uns  damit  jeden  Boden  unter  ilcii 
Fülsen  hinwegziehen  würden;  denn  gerade  die  koptischen  Formen  sind  es.  die 
uns  den  einzigen  Anhalt  für  die  Beurteilung  der  A'erben  des  Gebens  bieten.  In 
der  That  haben  wir  von  ihnen  auszugehen  und  nicht,  wie  es  C.vmck  iicilian 
hat,  von  dem  durch  nichts  gesicherten  ?'dj,  um  mit  Calices  Theorie  zu  durcliaus 
befriedigenden  Erklärungen  für  die  oben  erörterten  Erscheinungen  zu  gelangen. 

AVenn  das  Verbum  A  ein  Verbum  III.  infirmae  djj,  djw  war,  wie  (»s  die 
koptischen  Formen,  die  neuägy})tischen  Formen  mit  ()  g7\  prostheticuni  um!  das 
Felilen  des  1  })rostheticum  in  den  altägy])tiselicn  .'^^ubjunktivfnnnen  voraussetzen 
las.sen,  so  muls  das  ältere  Verlium  <rr>  A.  aus  dem  dieses  Verbum  III.  inlirmae 
durch  Wegfall  des  r  entstanden  sein  soll,  el)en  ein  A'crbum  IV.  infirmae  rdjj.  rdjw 
gewesen  sein.  Bei  dieser  Annahme  lassen  sicli  dann  die  oben  erörterten  Formen 
so   erklären. 

Der  Infinitiv  *dijet  (•\].  ^ddjtrf  (T^.^.<•^  :TH»qi,  der  den  Inliuitivtypus  der 
Verba  III.  infirmae  zeigt  (Alice,  Al^vCTq).  ist  verstümmelt  aus  *prdTjet,  *erdnjtef, 
einer  Form,  die  den  Typus  von  CAime  Ceimmet),  CMttxq  {*ehn('ntpf  im  eimäntff 
wegen  des  n]  aufweist.  Dieser  Typus  ist  zwar  inu-  bei  einem  Kausativ  zwei- 
rail.  belegt;  aber  da  die  weiblichen  Infinitivformen  der  Kausativa  zweirad. 
übcriiaupt  nichts  anderes  sind  als  Formen  vom  Typus  der  Kausativa  III.  in- 
firmae, aus  deren  Klasse  die  3Iehrzald  der  Kausativa  zweirad.  hervorge.n'anucn 
war'),  .so  haben  wir  diesen  Typus  auch  für  die  Kausativa  III.  infirmae  und  die 
^'erba  IV.  infirmae,  die  den  gleichen  Kon.sonantenbestand  und  also  auch  die- 
sellx'  Infinitivbildung  hatten,  anzunehmen:  ehnlnH  (caiuic)  und  *i'rdrji't  (<:z=>Ac:>) 
entsprechen  sich  also  genau  sowie  die  Infinitive  .sVw/dp/ (ce.uui)  und  *ljriiisi't  (<^eMC\) 
von  dem  Verbum  IV.  infirmae  ^  '^  htmic    »sitzen«. 

Ebenso  ist  dann  weiter  auch  das  Pseudopartizip  *döjjpj,  *d()Jirrir  (to:toi)  \-ei'- 
stümmelt  aus  einer  älteren  Form  *erdöjjpj.  *erdüjicew,  die  den  'fypus  der  Form 
"fhmöswew  *phmosjpj  (^aiooc)  von  dem  eben  genannten  Verbum  IV.  infirmae'-)  auf- 
weist. 

Die  gewöhnliche  Form  des  Tempus  .sWm-/ (»Subjunktiv«),  die  in  den  Pyra- 
midentexten stets  ohne  \\  prostheticuni  ersclieint,  lautete  vermutlich  *dejjof  und 
entsprach  genau  den  Formen  der  N'erba  III.  infirmae  II  ^^^:  *k}j'>f  (""'^  *-^('^ßf) 
»dafs  er  satt  werde«  (cioq)^).  Die  Urform  von  <=>  A.  au^  <^"'i'  'bcse  Form  ent- 
standen sein  könnte,   würde  dann  V?-^^;/yö/' gelautet  haben,   d.h.  die  Vnkalisatinn 


')    Verbum  1    l:!.'),   1.  ^)    Verbiini  II   98.  ')    Verbum  II   217. 

18' 


i;;4  Kimr  Sf.the:   Zu  den  Verben  des  Gebens.  [XXXIX.  Band. 


sxehaht  haben,  die  man  fiir  die  vierlautigen  gewöhnlichen  .v(//H-/-Formeu  (»Sulj- 
junkrivo«)  der  Verba  IV.  infirmae  zu   erwarten  liat'). 

Die  genlinierende  .■>■(/»« -/- Form  A  A  ^^=>_,  die  wir  uns  etwa  *^'r/;'o;>/' vokalisiert 
zu  denken  haben,  würde  auf  ein  älteres  */rr/;'ö;'e/' zurückgehen.  Da  I's  diese  ältere 
Form  nun  nie  mit  einem  doppelten  A.  sondern  immer  einlach  <=>  A  k.=_  ge- 
schrieben wird,  erklärt  sich  vielleicht  daraus,  dal's  die  Form  überhaupt  niclit 
als  Lreminierende  Form,  sondern  als  eine  natürliche  emphatische  Form  emjifunden 
w>u-de.  die  den  einfachen  Stamm  zeigte  und  nur  im  Untersclded  zu  der  gewöhn- 
liclien  Form  (»Subjunktiv«)  den  Vokal  vor  statt  nach  dem  letzten  Eadikal 
liatte,  wie  die  Formen  *ems5jef,  *emiöiL-ef  der  Verl)a  III.  intirmae.  die  neben  der 
geminierenden  Form  emiösef  standen").  In  der  Tliat  ist  ja  die  Gemination  aucli 
bei  den  \'erbis  IV.  infirmae  nur  ein  Ausnalmiefall ,  der  nur  bei  einigen  ganz 
bestimmten  Verben  dieser  Klasse  eintritt^).  Wenn  nun  aus  dieser  nicht  gemi- 
nierenden emphatisclien  Form  *redjdjef  durch  Wegfall  des  r  *edjöjef  geworden 
war,  so  konnte  diese  verstümmelte  Foi-m,  die  ganz  das  Aussehen  der  ent- 
sprechenden geminierenden  Formen  der  Verba  III.  infirmae  liatte,  um  so  leichter 
für  eine  solche  geminierende  Form  gehalten  werden ,  als  bei  den  Verbis  III.  in- 
firmae die  Gemination  in  der  emphatischen  Mm-f-Yovm  in  weitaus  den  meisten 
Fällen  ersclieint,  in  der  von  dieser  abgeleiteten  Relativform  sogar  ausnahmslos 
die  Regel  ist.  So  mufste  es  denn  geradezu  selbstverständlich  sein,  dafs  auch 
die  Relativform  zu  *edjöjef  und  somit  auch  *edjÖjef  seihst  für  eine  geminierende 
Form  galten.  Um  nun  diese  anscheinend  geminierenden  Formen  von  den  nicht- 
geminierenden,  die  ja  zum  Teil  dieselben  Konsonanten  djj  enthielten,  zu  unter- 
scheiden, land  sich  nur  ein  Mittel,  die  Verdoi3plung  des  Wortzeichens:  A  A • 
Wie  die  geminierenden  Formen  der  Verba  III.  infirmae  durch  zweilautige  Formen 
ersetzt  wurden,  so  auch  die  anscheinend  zu  ihnen  gehörigen  Formen  von  A.  für 
die  wir  ja,  wie  gesagt,  im  Neuägyptisclien  Formen  mit  (1  g7\  prostheticum  an- 
treffen. Dieses  A^erschwinden  der  Gemination  hatte  eine  Entwei-tung  der  Gemi- 
nationsschreibung .  Q  zur  Folge,  und  so  kam  es  denn  wohl,  dafs  diese  im  Neu- 
äg^'ptischen  für  einfaches  dj  im  Pseudopartiziii  und  Passiv  Mm-ic-f  verwendet 
wurde.  Ganz  analog  finden  wir  im  Neuägyptischen  ja  auch  die  entwerteten 
Geminationsschreibungen  der  Verben  m^S  »sehen«  imd  icnii  »sein"  — ^  >\   v\ -^3- 

"  .<2::^  J!)^  .tffS' 

oder  — ^   und   ^^  für  einfaches  ////  und  wn  verwendet,  auch  wo  dieses  kein  alt- 

o  o         ;i;;;^ 

ägA"ptisches  m//  und  lonn  vertritt').    AN'arum  die  entwertete  Geminationsschreibung 

mm  nur  in   den  beiden  Verbalformen,   dem  Pseudopartizip  und  dem  Passiv 

idm-n>f,  in   keiner  anderen   gebrauclit  wird,  bleibt  uns  ebenso  rätselhaft  wie  die 

Tliatsache,   dafs  die  entwertete  Schreibung  ^^  ebenfalls  nur  in  ganz  bestimmten 


')    Verbum  II  231.  289.  =)    \cibiim  11  348,2;   I  S.  XXIV. 

')    Verbum  1  409,  5.  ')    \'cibuni  I  390. 


1901.]  Ki-RT  Seihe:    Zu  den  Verben  des  Gebens.  1  HO 

Verbalformen  für  tcn  (altes  und  junges)  eintritt,  in  anderen,  darunter  gerade 
solchen,   die  im  AltägA-ptischen  die  Gemination   zeigten,   nie. 

Die  vorstehenden  Ausführungen  dürften  hinreichend  gezeigt  liaben.  (hifs 
Calk  ES  Tlieorie  vom  Verhältnis  der  lieiden  Verben  des  Gebens  sich  sehr  gut  auf 
die  uns  vorliegenden  Formen  anwenden  lälst,  ^venn  man  in  dem  \'erl)um  <:=>  K 
einVerbum  I\'.  intirmae  rrijj.  rdjic  sieht,  das  seinen  ersten  Radikal  /•  frühzeitig  ein- 
geliüfst  liat.  Dafs  der  AVegfall  eines  r  am  Anfang  eines  Wortes  niclits  Inwalir- 
sclielnliches    ist.    liat  Calice   bereits    durch    das   Beispiel   von     ~    i\  rh  «wissen« 

(kopt.  ^-,   ujivcj)    dargethan.     Die   Pyramidentexte    mit    ihrem  ö  $ —  neben 

(1  ^  ö  5 —  und  mit  ihren  Wortspielen  zwischen         O  und  (1  /\ ,  zwischen  Qi 

und  U  ""  .  zwischen  _  Q  •  ^^^  später  ja  nur  noch  (1  Q  geschrieben  wird, 
und  (]  ^  zeigen  deutlicli,  dafs  das  anlautende  <=> /•  nicht  minder  zum  Über- 
gang in  [1  j,  i  neigte    als    das    auslautende.     Dafs    aber   ein  (1   am  Anfang   eines 

\A'ortes  spurlos  verschwinden  konnte,  dafür  ist  (Ja Q  imj  »gieb»  (kopt.  .uoi,  a»jv.-) 

ja   ein  klassisches  Beispiel. 

Der  Lautwert  rdjj,  rdjw  und  r/y',  djw,  den  wir  ausgehend  von  den  kop- 
tischen Formen  des  Verbums  A  für  die  Verben  des  Gebens  erschlossen  haben, 
braucht  nun  aber  nicht  der  ursprüngliche  Lautwert  gewesen  zu  sein.  Wie  sclion 
die  von   mir   im  Verbum')   herangezogene  Variante      a    ^  f°    fiii"  V  s"  °    ^" 

den  Pyramidentexten  nahelegte,  könnte  das  d  des  Stammes  rdjf,  rdjw,  djj ,  djw 
ursprünglich  ein  |  d  gewesen  sein.  Der  im  a.  R.  vorkommende  Personen- 
name Dfdj  "^^^^^  h.  Berlin  linCiT.  mit  den  Varianten  O,  Leiden  C.  15, 
^^^^^^,   Mar.,   Mast.  li)l),   ist   ein   weiterer  Beleg  dafür. 


Der  Lautwert  von  <=^. 
Von  KuKT  Sethe"). 


VVir  sind    gewohnt,    dem  Zeichen   ,»=£>   den  Wert   //f   zuzuschreiben    und  lesen 
somit    ilie   häiiHüen  Wf)rte  ^:   »Vorderteil«  /j<t,   -=^   »Fürst«  /(f,   --=-  t\     »An- 

')    I  454. 

^)    An  der  Formulierung  meiner  Ausführungen  bat  Hr.  Prof.  Erman  wesentlichen  Anteil,  wo- 
für ich  ihm  meinen  Dank  auch  an  dieser  Stelle  aussprechen  möchte. 


i;i()  Kurt  Sethe:    Der  Laiitwert  von   g).  [XXXIX.  Band. 

fang  von«  h^-m,  -=^■0'  »Herz«  h<^tj,  „^%^  yx  »erster«  hf^ictj.  Dafs  diese  Lesung 
bedenklich  ist,  zeigt  zunächst  das  Koptische. 

Nach  den  bekannten  Gesetzen  (Steindorff,  Kopt.  Gramm.  §  34a.  B!))  hätte 
ein  h<^tj,  wenn  es  mit  p  vokalisiert  war  {*he<^t°j),  etwa  *haat.  geben  müssen:  das 
Wort  lür  »Herz«  l;uitot  aber  gHT.  Und  mit  Sui'fixen  hätte  dasselbe  Wort  *hatef 
(liir  'h'^fpff)  ergeben  müssen:  »sein  Herz«  heilst  aber  grnq.  Ein  h'^uij  mit  i 
vokalisiert  hätte  *finwTt  (für  *h''<^wtty)  ergeben  müssen:  das  Wort  für  »erster« 
heilst  aber  oo-^mt.  Und  wenn  h'^t  »Vorderteil«  wohl  auch  g^H  (für  *A^7)  geben 
könnte,  so  müfste  es  mit  Suffixen  doch  *haat'f  (für  *he<^t\f  oder  *hd<^ff)  lauten; 
»sein  Vorderteil«  heilst  aber  gHTq.  Alle  vier  Formen  ^m,  gTHq,  g^o-yiT,  gHxq 
zeigen  somit  keine  Spur  eines  l\jin  )  und  sehen  aus,  als  gingen  sie  einfach  auf 
*liet'j,  *hteff.  *hidt'j,  *het'f  zurück.  Nach  diesen  koptischen  Formen  würde  man 
somit  '==^  M.  ^=^ '^  htj.  ,__$?>  "y\  '^  ;^  haij  umschreiben.  Späte  Texte  (z.  B.  das 
.saitische  Totenbucli)  schreiben  denn  ja  auch  geradezu  X^O'  für  »Herz«,  und  die 
älteren  Ägvptologen  haben  deshalb  dieses  Wort  wirklicli  htj  gelesen,  ganz  wie 
es  den   koptischen   Formen  entspricht. 

Und  in  der  That  ist  die  Annahme,  dafs  ,»J)  h'^  zu  lesen  sei,  auch  durch 
nichts  bewiesen;  denn  sie  beruht  ausschliefslich  auf  der  Schreibung  der  beiden 
Worte  =^  »Fürst«  imd  °°"^  ^.  »Anfang  von«.  Wäre  aber  das  - — fl  in  diesen 
Worten  wirklich  der  Auslaut  des  Wortzeichens  ,.=£),  so  würde  es  auch  in  den 
anderen  Worten,  die  mit  — ^  geschrieben  werden,  irgend  einmal -vorkommen 
müssen.     Es   findet   sich    aber  niemals;    man  schreibt  immer  nur  =^ .    ■^t^O'. 

=^^^  A  ""'^  schreibt  das  a  nur  bei  -^  und  °"=^' ^v  ■■     Somit  wird  das 

fl  ein  Bestandteil  sein,   der  nur  diesen  beiden  Worten  eignet,   oder  vielmehr 

diesem  einen,    denn  gewifs  sind  beide  im  Grunde  identisch  oder  hängen  doch 

zusammen.    Das  -=^  wird  nichts  als  eins  der  häufigen  Komposita  mit n  »Arm« 

sein"),   wie  z.  B.     ®  .  ,    r|   '^   .  \^.     ^   .   und   es   wird  wie  so  manches 

alte  Wort  und  namentlich  so  mancher  alte  Titel  in  einer  Abkürzung  geschrieben 
sein,  vergl.  ^  hrj-^  und  hrt-^  («=^^),  J  hrj-d^di,  ^Nht-ht,  ^^imj-is{t), 
\^  msw-stnj  u.a.  Da  man  das  Femininum  zu  -^^  »Fürst«  ^=^  (Beni  Hasan  I, 
25.  26)  ^  (ib.  II.  2(5)  schreibt  und  seineu  Plural  "==^\|  (Rec.  de  trav.  IX,  94) 
und  °^V§^1  (ib.  XI,  (U,  späterer  Text),  so  wird  die  richtige  Auflösung  von  '■^ 


')    Hierauf  habe  ich  bereits  im   Verlmni  I.  §  14()  hin^^ewiesen. 

»)    Vergl.  auch  die  Schreibungen  -y^  W  l   (Louvre  C.l)  und  =^  ^v     (Millingen  1,1 ),  die 
sogar  die  spätere  gewöhnliche  Schreibung  von       ,       •Ann»    zu  bieten  scheinen. 


1901. 1  KvRT  Sethe:    Der  Lautwcrt  von  g).  ]'M 

"Fürst«  °=^     ,     sein'),  während  ""'^  ^i.    »Anfang  von«  den  Ausdruck  -=^    . 
enthalten   wird,   von   dem  der  Titel  abgeleitet  ist;   die  beiden  Wort(>  verhielten 
.sich    dann    zueinander    so    wie      ®     ipj-^i^'-V)    »Vorfahr«    zu     ®     t/i-'^{irj)    ..vor«. 

Wenn  nun  die  koptischen  Formen  gHTq.  out.  graq,  go-^MT  aucli  für  das 
Zeichen  .=£)  nur  den  einkonsonantigen  Lautwert  //  ergeben,  so  brauciit  das  doch 
nicht  der  ursprüngliche  Lautwert  gewesen  zu  sein.  In  der  That  setzt  ja  auch 
der  lange  A'okal  des  Wortes  oh  »Vorderteil«  =^',  voraus,  dafs  dem  '  uoch  ein 
Konsonant  folgte:  */i/^'"f.  Wenn  die  zugeiiörige  Form  mit  Suffixen  OHTq  */ii't'f 
davon  keine  Spur  mehr  erkennen  läfst,  so  ist  das  genau  dasselbe  wie  l)ei  oii:,£h 
»Leil)«,  das  aus  *he}"'t  entstanden  ist.  und  dem  zugehörigen  gHTcj:ÄHTq,  d.i. 
einfach  "hi't'f.  Für  £H  =^  und  seine  Derivate  könnte  aber  als  zweiter  Radikal 
wojil  nur  ein  ^^  /  in  Betracht  konnneii.  Denn  nur  dieser  Laut  ist  liisweilen 
so  frühzeitig  weggefallen,  dafs  er  im  Koptischen  in  der  \'okalisation  keine  .*s]>ur 
mehr  hinterlassen  hat"),  wie  das  ja  bei  den  \\'orten  g^HTq,  g^HT,  gTHq,  go-^MT 
der  Fall  war.  In  der  That  giebt  nun  Griffitii,  Ilieroglyphs  p.l8,  an,  dafs  im 
m.  R.  das  »Herz«  auch  hStj  gesclirieben  vorkomme,  doch  ist  mir  die  Stelle,  die 
er  dabei  im  Auge  hat,   nicht  bekannt. 

Demnach  wird  man  als  Lautwert  für  das  ^Vortzeichen  — ^  mit  grofser 
\\'ahrscheinlichkeit  ursprünglich  /</,  später  //,  annehmen  dürfen.  Die  Worte,  in 
denen   es   sich   findet,   werden   so  zu   gruppieren   sein: 

h>t.  hl  »Vorderteil«  '==^'  (gH  aus  *lwft\  gHTq  aus  *lifU'j\  wie  lyH-^v  »Altar« 
aus   *.hP,ii:'t.  fiHf«    »Höhle«    aus  *hrUf>). 

h>tj,  htj  »vorn  T)efindlich«  in  ^^'O  »Brust«.  »Herz«  (gHT  aus  *ljr>l'j  wie 
oben  gHTq  aus  *h('>t'f,  gxHq  aus  *h'HFff  wie  TO-^^go  aus  *dtc'shö.  -xcoq  »sein 
Haupt«  aus  *d'>dö>'J,  vergl.  aucli  go-yo  »mehr«  aus  hSw-^!j),  ^^^ <^  »Vonlertau 
der  Schiffe«,    °^-&='   »feines   Ol«.    _ja)'V\ 'TTi    »feines  Leinen«. 

h)t-^.  Jjt-c    »Anfang«   =^''   in   °=^' ^^  »incipit«. 

/'"Y/-'^)   l'H-'^    »Fürst«   =^ ,    Fem.  »Fürstin«   ^-t- 

h>n:tj,  hu'tj,    neuägyptisches  Adjektiv  für  »erster«,   das  von  d<-\n   Phu-il   von 

=^1  gebildet   sein   könnte,   ^\s^    a   (go'yiT  aus  *h''hvit'j  wie   oben   gTHrj    aus 

V/mff). 


')    Auch  der  andere  alte  Fürstcntitel      D    ,      ^    -.  .    Fem.  '^q'^.  wird  ii.-icli  Ekmans  Verinu- 
tuiig  demnacli  wohl  rptj-c  zu  lesen  sein. 

^)    Vergl.  Sethe,   Verbum  I,  §  70.  24.  60'■i^ 


13S  August  Kösieb:    Zur  ägyptisclien  Pflanzensäule.  [XXXIX.  Band. 


Zur  ägyptischen  Pflanzensäule. 
Von  August  Köster. 


Oowohl  (jiK.  Bei.uer  (Berl.  philol.  Woehensc-hrift  lS9i)  S.  4()7lV.)  wie  kürzlich 
U.  "WiuKF.x  (Zeitschr.  f.  ägypt.  Sprache  IHOI  S.  66fl".)  haben  gegen  die  von 
L.  BoKCiiARDT  in  seiner  bahnbrechenden  Arbeit  über  die  ägyptische  Ptlanzensäule 
aufgestellte  Theorie  Bedenken  vorgebracht,  die  scheinbar  so  schwerwiegend  sind, 
dals  sie  einer  ernstlichen  Beachtung  wert  erscheinen.  Beide  kommen  durch 
ihre  Betrachtung  zu  der  Ansicht  von  Semper  und  Lepsiis  zurück,  die  bereits 
früher  von  Juliis  Braix')  ausgesprochen  wurde,  dals  die  ägyptische  Säule  aus 
einem  inneren  Kern  besteht,  der  nur  A'on  Pflanzen  bekleidet  ist,  also  dvu"chaus 
als  tragende  architektonische  Werkform  aufgefafst  werden  mul's. 

Belger  führt  gegen  Borchardts  Theorie  vor  allen  Dingen  an ,  dafs  die 
Entstehung  der  Bündelsäule  sich  durch  dieselbe  nicht  erklären  lasse,  da  die 
lebendige  Ptlanze  in  natura  nie  zusammengebündelt  Avird,  als  Voi-bild  also  nicht 
gedient  haben  könne:  eine  Anwendung  von  mehreren  Stengeln  aus  konstruk- 
tiven Rücksichten,  d.  h.  um  der  Säule  mehr  Widerstandsfälligkeit  zu  geben, 
nach  BoRciiARDTs  Ausführung  aber  ausgeschlossen  sei  und  man  annehmeii  müsse, 
dafs  der  von  Papyrus  oder  Lotos  rings  uinliüUte  Pfeiler  als  Vorliild  der  Bündel- 
säule gedient  habe. 

Gegen  die  Möglichkeit  einer  solchen  Entstehung  eines  Säulentypus  wäre 
durchaus  nichts  einzuwenden,  doch  dürfte  man  dann  die  Umschnürung  am  un- 
teren Teile  des  Stammes  und  in  der  Mitte,  die  Wilcken  für  die  bisherige  An- 
sicht anführt,  gerade  bei  den  ältesten  Säulen  erwarten.  In  Wirklichkeit  sind 
aber  die  Säulen ,  bei  denen  auch  unten  Bänder  auftreten ,  wenn  auch  aus  guter 
Zeit,  so  doch  nur  in  einer  bestimmten  Periode  nachweisbar").  Auch  hätten 
die  aus  dieser  Idee  heraus  entstandenen  Säulen  gewifs  ein  ganz  anderes  Aus- 
sehen.    Sehr  viele  Stengel  wären   nötig  gewesen,   um  einen  Stamm  oder  Pfeiler 


')    Julius  Braun,  Skizzen  aus  den  Ländern  der  alten   Kultur.     18.54.     S.  31.5. 

')  Die  bei  Perrot  et  Chipiez,  Histoire  de  l'art  (D.A.)I.  p.  489  und  505  abgebildeten  Säulen 
zeigen  diese  Eigentümlichkeit  nicht;  was  man  hier  vielleicht  als  Bänder  verstehen  könnte,  sind 
farbige  Streifen  (Borchardt,  Die  ägyptische  Pflanzensäule  S.7),  und  nur  bei  den  Bauten  Amen- 
ophis'  III.  zu  Luksor  (Description  de  TEgypte  III  Taf. 7)  läfst  sich  eine  mehrfache  Umschnürung 
nachweisen.  In  Medamüt  findet  sich  allerdings  bei  zwei  Ptolemäersäulen  dies  Motiv  wieder  auf- 
genommen (Description  III  Taf  68,  bessere  Abbildung  giebt  Borchardt  S.37),  doch  gehören  die- 
selben sehr  später  Zeit  an  (Euergetes'  II.  und  Neos  Dionysos',  Steindorff  bei  Bajdeker  5.  Autl. 
S.  262)  und  können  deshalb  für  die  Theorie  der  ägyptischen  Säule  nicht  in  Frage  kommen.  Über 
die  Säulen  des  Tempels  zu  Ascliniunen  vergl.  Anhang. 


1901.]  August  Küster:    Zur  ägyptischen  Pllanzensäule.  139 

ZU  uinldoidcn,  und  der  Künstler,  sich  eng  dem  Vorbild  anschlicfsond.  hätte 
vielleicht  eine  Säule  hervorgebracht,  ähnlieh  der  bei  BoRriiAKDT  a.a.O.  S.  öO 
abgebildeten  Rohrsäule.  Thatsäehlieh  l)estehen  aber  gerade  die  ältesten  Bündel- 
sävden  aus  wenigen.  4  —  (i  Stengeln '),  sieher  ein  Zeichen,  dals  man  sich  nicht 
zu  weit  von  der  ursprünglichen  Säule,  die  nur  eine  aufstrebende  Pllanze  dar- 
stellte, entfernen  wollte.  Wilckf.n  geht  allerdings  von  der  Ansicht  aus,  (hifs 
die  Bündelsäule  das  Primäre,  die  einfache  Pllanzensäule  das  Sekundäre  ist. 
Mag  der  Steiubau  sich  nun  aus  der  Holzarchitektur  entwickelt  haben  oder  aus 
dem  Lehmbau,  oder  aus  beidem  gemeinsam,  wofür  Avohl  die  gröfste  Wahr- 
scheinlichkeit spricht,  die  Säule  verdankt  jedenfalls  der  Holzarchitektur  ihre 
Entstehung'),  und  möchte  ich  deshalb  die  einfache  Säule,  und  zw-ar  die  Palmen- 
säule, als  das  Primäre  in  Anspruch  nehmen,  obgleich  im  a.  R.  kaum  Spuren 
derselben  nachweisbar  sind').  Der  Palmenstamm  war  das  naheliegendste,  als 
Stütze  verwendbare  Material,  und  er  ents])rach  zugleich  der  Idee  der  späteren 
Pllanzensäule  nach  Borchardts  Theorie,  w-eil  er  seiner  charakteristischen  Borke 
wegen  auch  als  Stütze  noch  den  Eindruck  eines  Baumes  hervorrufen  mufste. 
Die  Entstehung  der  Halsbänder,  deren  Deutung  gerade  bei  den  Palmensäulen 
bislang  Schwierigkeiten  machte,  liel'se  sich  vielleicht  erklären,  wenn  wir  einen 
Blick  auf  die  Bauweise  in  Babylonien  werfen,  wo  ja  die  äufseren  Verhältnisse 
den  ägyptischen  analog  sind.  Strabo')  erzählt  uns,  dafs  der  Holzarmut  wegen 
in  Babylonien  Palmen  als  Säuh>n  verwendet  werden,  um  die  man  aus  Ruhr 
gedrehte  Stricke  legte,  die  hernach  angestrichen  wurden.  Diese  rmschnürunt;- 
mit  Stricken  wird  aus  konstruktiven  Gründen,  namentlich  um  den  oberen  Teil 
der  Stütze  zusammenzuhalten,  nötig  gewesen  sein,  da  das  Holz  der  Palme') 
nicht  besonders  geeignet  ist,  als  Pfeiler  Verwendung  zu  finden.  Vielleicht  wird 
auch  bei  anderen  Holzsäulen  solche  Verstärkung  und  Sicherung  zur  Anwendung 
gekommen  sein").    Wurde  die  Stütze  zur  Säule  dadurch,   dafs   man   ein  Kajiitell 


')    BoRCHARDT  a.  a.  O.  S.  (i  und  7,  Fig.  9  und   10. 

^)  Abgesehen  von  der  sogenannten  protodorischen  Säule,  die  im  Gräberl)au  ihren  Ursprung 
hat,  die  nach  ägyptischen  Begriffen  (Borchardis  Theorie)  aber  keine  Säule  ist.  sondern  als  Stütze 
oder  Pfeiler  bezeiciinet  werden  mufs. 

')  Borchardt  a.  a.  O.  S.46.  Die  verbreitete  .\nsicht,  dals  die  Palme  (phoenix  dactylifera  L.) 
erst  zur  Zeit  der  12.  Dynastie  nach  Ägypten  gekommen  sei  (Franz  Woenig,  Die  Pllanzen  im 
alten  Ägypten  S.  307  ff.)  ist  nicht  haltbar.  Flinders  Petrie  giebt  uns  auf  Taf.  51  seiner  Publi- 
kation "The  royal  tombs  of  the  first  dynastie«  sowie  auf  Taf.  52  von  »Naqada  and  Ballas«  aus 
der  ältesten  Zeit  einige  Darstellungen  von  Palmen,  die  als  solche  gar  nicht  zu  verkennen  sind. 
Royal  tombs  II  Taf.  3,  1  kommt  die  Palme  bereits  als  Hieroglyphe  vor.  Wir  können  mit  Sicher- 
heit daraus  schliefsen,  dafs  in  den  ältesten  uns  bekannten  Zeiten  die  Dattelpalme  in  Ägypten  nicht 
nur  bekannt,  sondern  schon  heimisch  und  verbreitet  war  und  ihre  Einführung  jenseits  aller  Ge- 
schichte liegt  (vergl.  Fischer,  Petermanns  Mitteilungen,   Ergänzungsheft  Nr.  64  S.  5). 

*)  Strabo  XVI,  739  Siä  Se  tyiv  tii?  uX»]?  ttzcivw  ix  (powinlrniv  ^v>-uir  ctl  olxohofxui  TMurO-oviiTcii 
yat  SoxoT"?  y.cct  ttv>.oi<;-  ivsüi  &  to\jq  rrvXoüff  TT^zcpovrec  ix  TrS  xce>.nij.r,<;  T%ou'tcc  -m^iTSiccTw,  Sit  ina- 
y.SiipovTS<;  ysmuceri  xciTayoctif^ovri. 

'")    Description   XIX,  j).  445. 

^)    Vergl.  Perrot  et  Chipiez  a.  a.  O.  V,   p.  203   Fig.  138. 


ZeiUchr.  f.  .^gj-pt-  Spr.,  X.XXIX.  Band.     1901. 


19 


140  AvGi-sr  Küster:    Zur  ägyptischen  PilanzensSule.  [XXXIX.  Band. 

hinzufügte,  das,  aus  einem  besonderen  Block  gefertigt,  durcli  Verzapfung  und 
Verspundung  mit  dem  Stamm  verbunden  werden  mufste,  war  eine  Ver.schnüi-ung 
um  so  nötiger.  Als  man  dann  zur  Steinarchitektur  überging,  behielt  man  diese 
Halsbänder  natürlich  bei,  die.  so  erklärt,  auch  bei  der  Palmensäule  so  sehr 
unberechtigt,  als  man  gowöhnlieli  anzunehmen  geneigt  ist;  nicht  sind').  War 
man  zum  Steinbau  übergegangen,  so  konnte  man  statt  der  Palme  auch  leicht 
die  so  sehr  lieliel)te  und  in  allen  Darstellungen  bevorzugte  Lotos-  oder  Pa]>yrus- 
pllanze  als  Säule  nachbilden. 

Dafs  die  Ägypter  durchaus  nicht  davor  zurückschreckten  oder  es  als  Wider- 
spruch emjtfanden,  den  biegsamen  Stengel  des  Lotos  als  kerzengerade  empor- 
gerichtet darzustellen,  lehrt  uns  die  vielfache  Anwendung  dieses  Motivs  in  der 
Kleinkunst")  sowie  in  der  Ornamentik^).  Ja,  selbst  wo  der  Lotos  als  lebende 
Pflanze  autgefafst  und  gezeichnet  ist.  sehen  wir  ihn  bisweilen  dem  Papyrus 
analog  mit  langen,   emporstrebenden   Stengeln   wiedergegeben*). 

Dafs  es  einige  Schwierigkeit  verursacht,  aus  der  einfachen  Säule  nun  die 
Entstehung  der  Bündelsäule  zu  erklären,  kann  nicht  in  Abrede  gestellt  werden, 
im  anderen  Falle,  d.  h.  wenn  man  die  Bündelsäule  als  das  Primäre  annimint 
und  ihre  Entstehung  aus  der  Pfeilersäule  erklärt,  liegt  eine  mindestens  ebenso- 
grofse  Schwierigkeit  vor,  die  Umbildung  zur  einfachen  Säule  zu  verstehen. 
Vielleicht  kam  man  von  der  einfachen  Säule  auf  die  Bündelsäule  lediglich  aus 
künstlerischen  Rücksichten,  indem  man  anstrebte,  die  Säule  durch  Gliederung 
zu  beleben,  ein  Bestreben,  das  ja  gerade  im  a.  R.  den  Stil  bestimmte  und  sich 
in  der  Architektur,  namentlich  auch  in  der  Ornameiitierung  der  Sarkophage, 
widerspiegelt. 

Für  die  Papyrus-Bündelsäulc  uar,  worauf  mich  Hr.  Prof.  Spiegelbkui;  freund- 
lichst aufmerksam  macht,  dem  Künstler  ein  direktes  Vorbild  gegel)en  in  den 
Papyrusbündeln,  wie  sie  uns  mehrfach  auf  Darstellungen  begegnen").  Die  Pa- 
pyrusstaude wächst  in  Büscheln,  und  solche  Büschel,  die.  soeben  ausgerissen, 
zusammengeschnürt  und  fortgetragen  werden,  führt  der  Zeichner  uns  im  Bilde 
vor.  Ein  solches  Bündel  hat  genau  die  Form  einer  Säule,  selbst  die  Fufs- 
blätter  haften  noch  daran  und  unihüUeu  die  Schäfte,  und  köiuitc  luimittelbar 
als  Vorbild  genommen   werden. 


')  Man  könnte  versucht  sein,  hier  an  die  vielen  Bänder,  Faszien  u.  s.  vv.  zu  denken,  wie 
sie  in  der  griechischen  Architektur,  auch  bei  der  Säule,  angewendet  wurden  (vergl.  Bö-rricHER, 
Die  Tektonik  der  Hellenen  S.  82  ff.  und  S. 91ff.).  Dem  ist  jedoch  entgegenzuhalten,  dafs  die 
ägyptische  Säule,  ursprünglich  allerdings  aus  ihrer  Funktion  als  Stütze  heraus  entstanden,  doch 
ei'ne  ganz  andere  Idee  verkörpert.  Die  ägyi)tisclie  .Säule  soll  den  Konflikt  zwischen  Stütze  und 
Last  niclit  ausdrücken  und  bedarf  deshalb  des  Hinweises  darauf  nicht.  Symbolisch  sind  also  die 
Bänder  auf  keinen  Fall  zu  fassen. 

»)    LD.  IH.  115;  Prisse.  d'.\vennes  II  Taf.  24. 

>)    LD.  II.  64;  II   129;  Prisse,  d'Avennes  II  Taf.  56. 

*)    Beni   Hasan  II  Taf.  XI;  vergl.  auch  Petrie,   Egyptian  decorative  art  j).  tili  ff. 

'')    Prisse.  dWvennes  II  Taf  13  aus  dein  Grab  der  Rechmere  (=  Newberry:  Rekliinara  Taf.  13). 


1901.]  AitGüST   Küster:    Zur  ägyptisclien  I'llan/.ensäiile.  141 

Dil'  Auffassung  Borciiardts,  dafs  die  Basis  der  Säule  ein(Mi  Erdhünrl  dar- 
stellt, möchte  ich  mit  Belgek  bczweileln  und  anuelmieu,  dals  die  Basis  ledig- 
lich konstruktiven  Rücksichten  ihre  Entstehung  verdankt.  Den  Bauinstanun 
konnte  man  nicht  einlach  auf"  den  Erdboden  stellen,  ohne  dals  er  eingesunken 
wäre:  scdbst  bei  den  eintachsten  Anlai>-en  war  man  ijenötiijt .  eine  Platte,  die 
wohl  bald  aus  Stein  heri;estellt  wurde'),  luiter  die  Stütze  zulegen.  Die  eigen- 
artigen Basen,  die  sich  bei  Fundeks  Petrie.  Dendereli  (1898)  Tat".  XXIII  fimlen, 
zeigen  deutlich,  dals  sie  der  Säule  nur  als  Unterlage  dienen  und  weder  als 
Erdhügel  noch  als  Teil  der  Säule  gedacht  sind.  Wäre  letzteres  der  Fall,  so 
mül'sten  wir  die  Basis  in  ihrer  gewöhnlichen  Form  hier  erwarten;  erst  unter 
dei'selben  hätte  dann  zur  Erhöhiuig  der  Standfestigkeit  der  kreuzförmige  Unter- 
satz hinzugefügt  werden  können.  Als  ein  Teil')  der  Saide  ist  demnacii  die 
Basis  kaum  anzusehen,  noch  weniger  aber  der  Abakus:  die  Entstehung  desselben 
wäre  weder  nach  Borciiardts  Theorie  noch  nach  der  von  AN'ii.ckkn  vertretenen 
Auff"assung  von  Sejiper  und  Lepsu's  zu  erklären,  wenn  wir  ihn  als  Teil  der 
Säule  betracliten. 

Aus  der  Darstellung  des  Fufsbodens  zu  'rell-el-Ainarna  Infst  sich  gegen 
BoKciiARDTs  Ansicht  durchaus  nichts  entnehmen,  denn  die  Säulen  stehen  ja 
niclit  auf  Gart (Miland,  sondern  im  Sumpf;  übrigens  hätte  das  Wasser  des  Teiches 
üljer  die  Standi)lätze  der  Säulen  hinaus  gar  nicht  ausgedehnt  werden  können. 
Wenn  nicht  jedes  Verliältnis  zwischen  Teich  und  I'mgebung  verloren  gehen 
sollte.  Zudem  wissen  wir  nicht  eiiunal,  welche  Art  von  Säulen  wir  uns  hier 
zu  denken   haben. 

■  Nach  eingehender  Betrachtung  scheinen  die  von  Belger  und  Wiecken  vor- 
gebraciiten  Bedenken  demnacii  doch  nicht  schwerwiegend  genug  zu  sein,  um 
die  von  Hokiiiakdt  aufgestellte  Theorie  über  die  ägyiitische  Ptlanzensäule  irgend- 
wie  zu   erschüttern. 

Anhang. 

Zum  Tempel  von  Aschmunen. 
Der  früher  in  der  Nähe  des  Dorfes  Aschmunen  gelegene,  jetzt  zerstörte 
TempeP)  gilt  für  gewölinlich  als  der  Ptolemäcrzeit^)  angehörend,  doch  ist  es 
wohl  mehr  als  wahrscheinlich,  dafs  bei  P'rliauung  dieses  Tempels  die  Ptole- 
mäer  nieht  in  Frage  kommen,  sondern  dal"s  es  sich  hier  um  einen  Bau  der 
18.  Dynastie   handelt.      Auf  einer  Säule    des  Tempels   fand  sich   allerdings   der 


')    In  Kahuii    wurden    von   Flinders  Petrie    tliatsächlich  Steinbasen  gefunden,   die  ehemal.s 
Holzsäulen  al.s  Unterlage  dienten  (Flinders  Petrie,  Kalnin,  Gurob  and  Hawara  p.  23). 

")    Vergl.  GöLLER,  Entstehung  der  architektonischen  .Stilforinen  S.38  und  42. 

')    Description  IV  Taf.  .52;    die    beste    .Abbildung   bei  Minutoli,  Voyage   ä   l'oasis    de  Ju[)iter 
Anunon  Taf.  XIII. 

*)    Champollion  II   p.  46.Ö;  .Steindorff  bei  Itedeker  S.  20.5  (.5.  Aufl.);  Foücart,   Histoire  de 
l'ordre  lotifornie  p.  275. 

19* 


142  August  Köster:   Zur  ägyptischen  Pilanzensäule.  [XXXIX.  Band. 


Name  des  Philippus  Arrhidäus;  die  ganze  Art  uiul  Weise,  wie  diese  Instlirift 
angebracht  ist,  macht  jedoch  den  Eindruck,  als  ob  sie  später  hinzugefügt 
worden  wäre.  Dafs  dieser  Bau  von  Philijjpus  Arrliidäus  errichtet  worden  ist, 
ist  auch  selir  unwahrscheinlich,  denn  da  es  sich  liier  um  einen  Kolossalbau 
hnndeU  (Sävdenhölie  16,7m),  so  ist  kaum  anzunehmen,  dafs  der  Tempel  zu 
Pliilil>pus"  Zeit  bereits  bis  ziun  Architrav  vollendet  gewesen  wäre,  selbst  wenn 
bereits  Alexander  I.  ihn  in  Angriff  genommen  hätte,  ganz  abgesehen  davon, 
dafs  die  alte  Stadt  C'hmunu,  die  Hauptkultstätte  des  Thot.  viele  Heiligtümer 
besafs,  die  genugsam  verfallen  sein  mochten,  als  dafs  nicht  vor  allen  Dingen 
zuerst  eine  gründliche  Eestauratiou  nötig  gewesen  wäre,  wodurch  die  Bau- 
thätigkeit  liinreichend  in  Anspruch  genommen  war').  Mehr  lehrt  uns  jedoch 
die  stilkritische  Beti-achtung  der  Halle  selbst.  Die  Säulen  waren  als  Papyrus- 
Bündelsäulen  gedaclit,  wie  die  Fufsldätter  deutlich  anzeigen.  Das  Kapitell  zeigt 
die  Form  der  gescldossenen  Dolde:  solclie  Säulen  mit  geschlossenem  Papyrus- 
kapitell kommen  in  der  Spätzeit  jedoch  überhaujit  nicht  mehr  vor").  Am  Scliaft 
findet  sich  eine  Eigentümlichkeit,  die  sonst  nur  in  Luksor  bei  Bauten  der  18.  Dy- 
nastie nachzuweisen  ist,  dafs  nämlich  die  Säule  dreimal  durch  je  fünf  Bänder 
umschnürt  ist.  Das  obere  Drittel  des  Schaftes  sclieint  auf  den  ersten  Blick 
aus  32  Stengeln  zu  bestehen,  wie  auch  Fouc  art^)  annimmt,  der  sich  fragt,  ob 
vielleicht  der  Zeichner  die  Säule  falsch  verstanden  und  wiedergegeben  habe, 
oder  der  Künstler  der  Ptolemäerzeit  gedankenlos  luiverstandene  Formen  kopierte. 
Die  32  Stengel  des  oberen  Teiles  liegen  jedoch  über  den  8  Papyrussehäften 
und  sind  weiter  nichts  als  die  Zwischenstengel,  die  sich  bei  allen  Säulen  finden 
und  hier  nur  etwas  weiter  herunter  geführt  sind  als  gewöhnlich,  so  dafs  sie 
bis  zum  zweiten  Bande  reichen  und  man  den  unteren  Abschlufs  nicht  sieht. 
Mifsverstanden  sind  also  die  Formen  niclit ,  und  wüi-de  das  schon  auf  eine 
früliere  Epoclie  hinweisen.  Die  Verhältnisse  der  Säule  sind  aufserdem  durcli- 
aus  nicht  der  Spätzeit  angemessen,  beim  Kapitell  ülierwiegt  etwas  der  Durch- 
messer im  Vergleich  zur  Höhe;  die  Höhe  des  Kapitells  verhält  sich  zur  Länge 
des  Schaftes  etwa  wie  1:3,  wie  wir  es  in  der  18.  Dynastie  wiederfinden'). 
Auch  vergleiche  man  die  Einziehung  der  Säule  am  Fufs  über  der  Basis:  diese 
Einzielmng  setzt  nicht  in  Höhe  der  Blattspitzen  an,  sondern  viel  tiefer  und 
bildet  einen  kurzen  Bogen. 

Soweit  wir  an  der  Hand  der  älteren  Publikationen  überhaupt  im  stände 
sind  zu  urteilen,  scheint  sich  aus  den  angeliilirten  Argumenten  zu  ergelien, 
dafs  die  Erbauung  des  Tempels  von  Aschmunen  etwa  um  die  Zeit  Amen- 
ophis"  III.   anzusetzen  ist,   oder  Amenophis"  TV.,    der  ja   gerade   in  allernächster 


')    \'ergl.  .1.  P.  Mahaffy,  The  empire  of  the  Ptolemies  p.71. 

*)    Die  Papyrussäulen   mit  geschlossenem  Kapitell  zu  Medainüt  setzt  Stetndorff  mit  Kcclit 
in  ältere  Zeit  (Ba-deker  S.262). 
')    A.  a.  0.  p.  277. 
*)    Medinet-Hahu,  Foucart  a.a.O.   Fig. 73;   El  Aniarnn   LD.  111,   106. 


1901.]  August  Küster:    Zur  ägyptischen  Pllaiizensäule.  14)5 

Nähe')  von  Aschmunön  molircrc  Bauton  aufführen  liefs.  Der  Name  fies  Plii- 
lippus  Arrliidäus  wird  sicli  also  ledig-lich  auf  eine  WiederliersteUun.ü'  iM/.ielicii. 
CS  sei  drim.  dals  letzterer  aus  dem  vorhandenen  alten  ."Material  den  Tciiiiiel 
hätte   aulVüliren   hissen. 


Die  Greheimschrift  der  gnostischen  Papyri  von  London  und  Leiden. 

\'on  J.  J.  Hess. 


In  ÄZ.  XXXYIIL  S.  9H  sehreiht  F.  Li.,  ürufitii:  In  the  eovu-se  of  it  he  has 
just  di.scovered  the  induhitahle  Solution  of  tlie  »enigmatie«  writini;'  readin.y  in 
it   xovx.ov(poi.T  vocry.voifj.ov,   &c. 

Dazu  möehte  ich  bemerken,  dals  (his  Geheinial[)hahet  sehon  länü'st  ent- 
ziöert  ist  auf  Grund  von  parallelen  Textstüeken.  auf  deren  Gleichheit  icli  zucr.st 
in  meiner  Ausgabe  S.  X  auftnerksam  gemacht  hahe  und  in  denen  mehrere  Worte 
demotisch  mid  in  Geheimschrift  vorkommen.  Es  entsprechen  sieh  die  Formeln 
London  X,  23 — Bß+Lugd.  L  21 — 33  und  Lugd.  XX.  1—12,  in  denen  die  Stellen 

f:nnf  It-  -i-v  U3^  Mir      [s\nof  n-  -fl-^A-«-3A  li-^  i—       .v//o/'  it-    ^ 

Lond.  X,  31  +  Lugd.  I.  30 

mnfe  n-   ^Z  ^1  mof  n-hikupat"-)  snof  n-anm/d  Luiid.  WA) 

Gänsehhit  Wiedehopflilut  Eulenhlut 

die   Löstnig   von    neun    Buehstahen    eriichen. 

Dies  Resvdtat.  das  keinem  entgehen  konnte,  der  den  Papyrus  aufmerksam 
durcharbeitet,  wurde  vor  Jaliren  von  W.  Gkoff  in  einer  mir  nicht  zugänglichen 
Publikation  des  Institut  Egyptien  veröfientlicht.  Bestätigt  und  erweitert  wird 
dieses  Ergel)nis    durch    die   Glcssen    der    Papyri,    in    denen    tt    durch    //    uml    /(, 

>^   durch  fl  f\  durch  k  (alle  drei  in  der  Glo.sse  '*'^*ßtl'^.=i j<"    Luud.  XIX.  14) 
und    h    durch   /  (Lugd.  XVIIl.  35)   uinschi'ieben   werden. 


')    Felseniiisclirif't  Amcnopliis"  IV.   und   Nekro|K)lc    bei  Tiina  el-Gebel,    Steindorff  bei   l!:f- 
deker  5.  Aufl.  8.  "iCj. 

^)    Vergl.   Lugd.   v.  XVIIl.  7,  wo  >cc-jy.c\.7T  in   Gclieini.schrift  steht. 


144  J.J.  Hess:  Geheimschrift  d.  giiost.  Papyri  v.  London  u.  Leiden.       [XXXIX.  Band. 

Der  Kaiser  Commodus  in  einem  deniotisehen  Texte.  —  Das  Ostnikon  203(10 
cle.s  Briti.sclien  Museums  hat  Z.  4  und  Z.  S  das  Datum   ^3"  <//"/"  "^i—Jit  —  ^  <  \\ 

rompc.f  XJI  )i-l'l(/i^,  was  niclits  anderes  sein  kann  als  »anno  XII  Felicis«.  Felix 
ist  bekanntlich  der  Beiname  des  Commodus,  den  dieser  im  Jahre  LS")  erliielt. 
(GoYAU,  Chronologie  de  l'Empire  Romain,  p.  233.) 


Zu  Ermans  Aufsatz  »Kupferringe  an  Tempelthoren « , 


I. 

Uer  Zufall  hat  mir  vielleicht,  unmittelbar  nachdem  mir  Ermans  Aufsatz  zuging, 
im  Kunsthandel  zu  Theben  einen  Tooyjig  yjt'kx.ovc;  zugeführt.  Ich  fand  einen  Kasten 
aus  Kupfer,  9  cm  lang,  4  cm  hoch,  6  cm  tief.  Auf  der  Mitte  der  einen  Breit- 
seite safs  senkrecht  eine  mit  dem  .  Kasten  in  einem  Stück  gegossene  Kupfer- 
platte {K)  an,  3,8  cm  lang,  1cm  dick.  3,1cm 
breit.  Ihre  untere  Kante  liegt  mit  der  Längsseite 
des  Kastens  in  einer  Ebene.  In  diesem  Kasten 
steckt,  durch  einen  dicken  Eisenstift  gehalten,  eine 
massive  runde,  2,5  cm  dicke,  durchbohrte  Scheibe 
[J] .  die  an  dem  Eisenstift  drehbar  ist.  Der  Eisen- 
stift (ai)  ist  in  der  Mitte  der  Breitseiten  des  Kastens 
gerade  vor  der  Kupferplatte  durchgetrieben.  Auch 
durch  die  Kupfer^jlatte  selbst  ist  ein  dünnerer  Eisen- 
nagel getrieben.  Der  Durchmesser  der  Scheibe  be- 
trägt etwa  7  cm ,  die  üffnungsweite  des  Kastens 
S  cm,  die  Scheibe  steht  ungefähr  l''.>  cm  aus  dem 
Kasten  heraus.  Dafs  der  Kasten  mit  der  Kupfer- 
])latte  in  eine  Wand  oder  Ahnliches  eingelassen 
war,  die  wohl  aus  Holz  (wegen  des  Nagels)  bestand, 
ist  wohl  einleuchtend.  Dann  war  aber  die  offene 
Seite,  zu  der  die  drehbare  Scheibe  herausragt, 
[A-C-G  -  E).  eine  Aufsenseite. 

Kiiie  zweite  Aufsenseite  muCs  die  eine  Schmal- 
seite A-B-F-E  gewesen  sein,  da  diese  eine  leider 
schiecht  lesbare  luid,  mir  wenigstens,  fast  unver- 
ständliclie  Insclirift  in  drei  Vertikalzeilen  eingekratzt 
trägt   (s.  nebenstcliend). 


Q_ 


Ol 


^>^ 


1901.]  V.  BissiNG  u.  ("apari-:    -  Kupferringe  an  Tempelthoren".  14.) 

Die  Iiisclirift  scheint  anzudeuten,  dafs  ,snt  n  nuh  »goldener  Hing  (oder 
Sclieilie)«  der  Name  des  Gegenstandes  war.  Die  kupferne  Scheibe  wäre  in 
dicsi'in   Falle  also  vergoldet  gewesen. 

Der  Kasten  mit  der  Scheibe  safs  also  mit  ch-r  Seile  ^'- t/'-7i-/' ücgeii  die 
Wand,  in  die  die  Platte  K  eingelassen  wurde:  die  Gläubigen  konnten  die 
Scheibe  J  an  dem  Stift  a-,S  drehen.  Von  den  sonstigen  Vorrichtungen,  von 
denen  die  alten  Schriftsteller  berichten,  ist  freilieh  nichts  wahrzuneiimen.  Der 
Schriftcharakter  wie  die  Vcrwenduni;-  von  Eisen  weisen  das  Gerät  wohl  sicher 
in   die   Spätzeit.  Fk.  ^V.  v.  Bissixg. 

II. 

Lcs  textes  etudies  par31.  Ic  proffsseur  Ehman  dans  hi  Zi itscJirift  Band XXXVlll, 
erstes  Heft,  S.  .).V — 34  sous  le  titrc  de  "Ku|ilirringe  an  Tenipcltlioren«  ont .  ä  nia 
connaissance.  dejä  fait  lobjet  de  deux  etudes.  Lune  de  M.  le  professeur  Petiue 
de  Londres  a  j^aru  dans  le  «Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society«  (Octobre  IHSIcS). 
L'autre  [)his  importante  a  ete  faite  parM.  le  comte  Goblet  d'Alviella  sous  le  titre 
dl'  "Tu  curicux  probleme  de  tran.smission  symbolique  —  Les  roues  liturgi()ues  de 
lancienne  Kgy]ite«,  Bruxelles  1899.  (Extrait  des  bulletins  de  FAcademie  royale 
de  Belgicpie,  H' serie,  t.XXXVL  n"ll,  p.  439— 462;  1898.)  Cette  .seconde  etude 
fait  suite  ä  un  important  travail  du  meme  auteur,  public  dans  la  Revue  de  FUni- 
versite  de  Bruxelles  t.  II,  p.  641  —  f)()4  et  qui  est  intitule:  »31oulins  ä  ])ri('Tes. 
roues  magiques  et  circumambulations". 

II  est  inutile  de  rappeler  les  nonibreux  textes  egyptiens  rdatifs  ä  \;\  cir- 
cumambulation.  notamment  dans  le  ritui'l  des  funcrailles  ovi  les  ]M'etres  et  les 
autres  personnages  qui  prennent  jiart  a  F»ouverture  de  la  bouche«  du  niort 
fönt    jiiusieurs  fois   le   toiu-  de   la    statue   du   (h'^fuiit. 

.Ivisqnä  present  on  n'avait  i)as  signale  de  »roues  liturgiques « .  M.  le  comte 
Goiu.ii  d'Alviella,  cherchant  ä  etablir  la  filiation  des  roues  liturgicpies  qui 
sont  encore  em]doyees  actuellement  en  Bretagne,  etudie  Femploi  de  ia  rour 
cIh'z  les  Grecs.  II  recherche  ensuite  d'oü  leur  venait  cct  usage  et  croit  i-n 
trouver  Forigine  prochaine  en  Egypte.  II  sc  base  ä  cct  efl'et  sur  le  texte  de 
Clement  d'AIexandrie  »signalant,  d"apres  le  grammairien  Denys  de  Thrace,  la 
roue    (|u"on    toin-ne  dans  les    temi)les   des  dicux   et  qui   est   tirce  de    FEgypte«. 

Ce  texte  Joint  ä  ceux  de  Ib'-ron  lui  permet  de  tirer  les  conchisions  sui- 
vantes   <[ue  je   transcris   partiellement : 

»r  Les  Egyptiens  et  les  Grecs  ont  connu  Fusage  —  encore  pratiipic 
aujourd'liui  (hins  certains  sanctuaires  chretiens  et  bouddhiqucs  —  de  phu-er  ä 
Finterieur  des  temples  une   roue   que  les   fideles  fönt  tourncr. 

2"  Cet  usage  a  ete  enq)runte  par  les  Grecs  aux  Egyptiens,  qui  n'en  com- 
prenaient  plus  le  sens  originaire. 

A  Fepoque  romaine,  <|uand,  par  application  d'une  idee  facile  ä  reconstituer, 
on  eut   rantie   la  roue   ])armi    les   attriliuts  de  Tyche-Fortuna,   elle-meme   parfois 


14»;  V.  Bissing  u.  Capart:    »Kupferringe  an  Teiniielthoren».  [XXXIX.  Band. 


a.ssimilee  ä  Isis,  on  ne  vit  plus  dans  les  roues  egyptienues,  au  temoignage  de 
Plutarque  (Numa,  XIV),    qu'un  symbole  de  rinstabilito   des  clioses  liumaines.« 

L'auteur  pense  que  Tusage  de  la  roue  aurait  ete  communique  ä  rEgyptc 
par  rinde  »qui,  lors  du  3'  siecle  avant  notre  ere,  venait  precisement  d'entrer 
on  contact  aveo  le  bassin  de  la  iMeditcrranee,  ä  la  suite  de  l'invasion  gi-ecque 
et  de  l'expansion  bouddhique«. 

Ne  laut-il  pas  admettre  plutot  que  cet  usage  aurait  ete  introduit  en 
Egvpte  ])ar  les  Grecs?  C'est  lä  uu  poiut  douteux  que  des  recherches  ulterieures 
öclaircii-ont  peut-etre.  Ce  qui  semble  certain,  c'est  que  les  textes  de  Clement 
d'Alexandrie  et  de  Heron  permettent  d'ajouter  l'Egypte  greco-romaine  ä  la 
liste  des  pays  qui   ont  fait  usage  de  roues  sjTiiboliques.  J.  Capart. 


Miscellen. 

Liwv  ägyptisch-semitischen  Wurzelverwandtschaft.  —  Vor  kurzem 
habe  ich  eine  längere  Liste  ägyptisch -semitischer  Wurzelgleichungen  den  HH. 
Professoren  Ekman  und  Nöldeke  zur  Prüfung  vorgelegt.  Von  demjenigen,  was 
dal)ri   unlx'anstandct  blieb,   glaube  ich  folgendes  mitteilen  zu  sollen: 

jwn  Farbe,   arab.   ^y  desgl. 

vchj  zugrunde  gehen,  arab.    <£j  zerbrechen,   zerreifsen  (intransitiv). 
•ptpt  zerschlagen,  aram.  fc>2)\3  desgl.     Vergl.  }/rrE'). 

Bei  Annahme  einer  Inversion,  Avie  sie  ja  innerhalb  des  Ägyptischen  häutig 
vorkommt,   stimmen  ferner  recht  genau: 

jrib  Mauer,  arab.   j^^   bauen. 

jkh  weinen,   arab.   jo  desgl. 

hhn  bellen,  arab.  „J  desgl. 

Wie  vorsichtig  man  in  der  Aufstellung  solcher  Gleichungen  sein  muts, 
zeigt  eine  Reihe  von  prima  facie  recht  plausil)len  Zusammenstellungen,  die  einer 
genaueren  Erforscliung  der  semitisclien  Grundbedeutung  nicht  standhalten.  Es 
ist  vielleicht  für  andere  von  Nutzen,  wenn  ich  sie  hier  samt  einer  kurzen  An- 
gabe der  Bedenken  Prof.  Nöldekes  folgen  lasse. 

^rq  schnüren,   j/pi?.      [Nachweisbar  nur  als    » Leder riemen".| 

wnm  essen,  neuarab.  ^^  speisen  (transitiv).  [Von  iUJ^  »Festmahl«,  ur- 
sprünglich etwa   »Gesellschaft«.] 

w^  müfsig  sein,    neuarab.  -iy^  Mufse.     [Die  Wurzel  yai  bedeutet   »weit«.] 


')  Den  Verweis  auf  das  Aramäische  verdanke  ich   Hrn.  Prof.  Nöldeke. 


lltOl.]  Miscellen.  147 

phr  drehen,  l^inc  die  Töpferscheibe  drehen.  [Das  Wort  ine  Töpfer  seht 
durch  das  Syrische  wohl  anf  das  Assyrische  zurück.  Von  einer  (Jrundbedeutung 
drehen   ist   nirgends  eine  Spur.] 

nhp  sich  sorgen,  arab.  ow-  besorgt  sein.    [Eigentlich :  jammern,  elend  sein.] 

hrj  zufrieden  sein,  neuarab.  J^  froh  sein,  [txrundbedeutung:  leuchten,  danu 
von   der  Stinnne:    hell   sein.] 

hsw  kalt  liaben,  arab.  l'-=-  '^'f^'i  <ler  Kälte,  welche  die  Ptlanzen  erfrieren 
läfst.      [Eigentlich:   anfassen.] 

df'^  Vorrat,    arab.   JtJo  reichlich  sein.     |Urs]n-üniiiich:    lang  herunterhängen.] 

dd  sagen,   arab.   a*j   rufen.      | Eigentlich:    in  Angst   aufsciireien.] 

F.  C.u.icic. 

Bruchstück  eines  Lieliesliedcs.  —  Aul' der  Rückseite  des  Pap.  Anastasi  2 
hat  der  Schreiiier  einige  Worte  tlüchtig  hinsieselirieben,  die  sich  auf  dem 
Original   mit   Sicherheit  so  lesen  lassen: 

^icenn  der  Wind  kommt ^  geht  er  zur  Sj/Jwmore,   icenn  du  komniMj « 

Der  Schreiber  hat  seine  Federprobe  nicht  weiter  gesehrieben,  aber  auch  so 
alnit  man,  was  folgte:  ^■■weiin  du  kommst ^  [i/eJist  du  zu  ??»>)«.  Es  wird  der 
Anfang  eines  Liebesliedes  sein;   darauf  deutet   der  Ton  des   Ganzen. 

Adolf   Ekm.xn. 

Der  Name  Antef.  —  Den  Namen  K  ^  pllegen  Avir  -'Antei'«  zu  lesen  und 
etwa  da])ei  an  -er  wird  gebracht"  zu  denken.  Dal's  diese  Deutuni;-  nicht  rieht iy 
ist  und  dals  in  dem  ^^  das  Wort  für  Vater  steckt,  zeigen  alte  Schreibungen 
wie  die  folgende,  die  dem  (irabstein  7718  des  Berliner  Museums  (Ende  des 
a.  R.)  entnommen  ist: 

An   ^^.^     (viermall   neben    A        ^.=^    (einmal). 
Was   ist   nun  "der  den  Vater  l)ringende«  ?   Die  Antwort  ergiebt  sich   aus  Toten- 
buch  ed.  Nav.  !t2,  4.      Dort  heilst  Horus  einerseits:    ^  ^  j"  ^nT^«?   i\'^^- 

und  andererseits:  ]\  \^^^^~J\^'^^^\\'^-  '^^''*'  ^^''^  ^■''  "''"■■ 
setzen  ist,  stehe  dahin;  jedentalls  ist  es  aber  ein  Beiname  des  jungen  Horus, 
der  sicii  irgendwie  auf  seine  Pietät  gegen  .seinen  Vater  bezieht,  und  als  solcher 
wird   er  dann  auch  auf  irdische  Söhne  übertragen   sein. 

Da  der  i/r-ni-_;V/ als  Ilarendotes  überliefert  i.st,  so  wird  man  den  »Antef" 
in  griechischer  Zeit  etwa  Enotes  gesprochen  haben,  und  unsere  Aussprache 
Antef  wird  ein  eben  solches  Unding  sein  wie  Seti,  Pepi,  U.sertesen  und  ähnliche 
Gespenster.  Adolf  Erman. 

Zeitschr.  f.  Ägj-pt.  Spi-.,  XXXIX.  Bniid.     1901.  20 


'On^^'    ^    IS^^LH'S   ^vobei  ein  Duplikat  (Mar..  Mon.  div.  12.  8  —  9) 


US  Miscellen.  [XXXIX.  Band. 

Die  Topfscherben  hinterm  Dorf.  —  Im  Papyi'us  magique  Harris  4,  7.  8 
liiuk't   sich  in   einem  Spruche  tler  Wunsch : 

»Alles    Gefährliche,    was   auf  dem    Flusse    ist,    mache  es  mir    V\ 

Dieselben  ^  erse  kehren   wieder  in  der  Metternichstele   (11  < — 119): 

"Alle  Schlangen,   die  da  beifsen,   in  ihren  Löchern,  mache  mir  sie  yj]  <=> 

Den   ersten  Vers  versteht   man   leicht:    »mache    mir  sie    (die   bösen   Tiere) 
wie   Kiesel  in   der  Wüste«,   der  zweite  harrt  noch  der  Deutung.     Er  ist  so  her- 

zustellen:   ^(JP'T'XIS  i  ^  Sl^  m  ^  •    ^"^'*''  ^''  ''^  '^''"'  ^^^'  ^^''•'*'  '^'' 
vom  Zerschlagen  von  Töj^fen  und  Eiern  üblich   ist :   wenn   der  Pa])yriis  Harris 
es  durch  .--V;   ersetzt,   so  modernisiert  er  wohl  den  Sjiruch  ein  wenig.    Das  Wort 
,'^,    das    ältere    Texte  *-*  '    (Beni    Hasan    I,   44)    oder  U 

(Der  Rife  I,  18)  schreiben,  bezeichnet  wohl  nicht  schlechtweg  ein  Haus,  sondern 
etwa  eine  t^asse.  ein  Quartier  oder  Ahnliclies  (vergl.  Siut  IV.  34:  Siut  V,  .'i ; 
Der  Rife  I,  18):  auf  der  Stele  Louvre  C  1  scheint  es  von  den  Dörfern  der 
nubischen  Beduinen  zu  stehen.  Somit  komme  ich  für  unsere  Stelle  zu  der 
Übersetzung:  »mache  sie  mir  wie  die  Kiesel  in  der  Wüste  und  wie  die  Topf- 
scherben hinter  der  Gasse«.  Auf  die  schrecklichen  Tiere  will  er  so  ruhig  und 
verächtlich  treten  wie  auf  die  Feuersteinknollen  des  Gebel  und  auf  die  Scherben 
am  Unrathüuel   aufsen   am  Dorf.  Adolf  Ekiman. 

Zu  Totenb.   ed.   Nav.   48,   3.   —    Im   vorigen  Jahrgang  dieser  Zeitschrift 
(S.  ir)2)  hat  Ekman  den  Satz: 


¥. 


aus  der  obigen  Stelle  des  Totenbuchs  als  Beleg  fiir  den  bisher  nur  im  Kop- 
tischen nachweisbaren  Wechsel  von  /  und  lo  angeführt,  indem  er  das  ül)er- 
^'^^^  ^''"^  '^^Ö'^  ^'="--  ^S^,^,^  ^'^^  Variante  von^^ffi^-^ 
qA  ^  "ich  kaue«  erklärte  und  den  Satz  »ich  esse  mit  meinem  Munde,  ich 
kaue  mit  meinen  Kinnbacken«  übersetzte.  Unter  Verweis  auf  das  alte  Wort 
^^_^  »Hinterteil«,  »After«  (Pvr.  P.  ()04)  niik-lite  icli  in  dem  Worte  fy>-nj, 
das  mit  Q,  dem  Determinativ  für  »Geruch«,  determiniert  ist,  und  in  .seiner 
Variante /rt^/-y  eher  das  bekannte  Wort  ß  Ä^^"  <^es  Papyrus  Ebers  erkennen 
und  die  Stelle  also  übersetzen:  »ich  esse  mit  meinem  3Iun(le,  ich  entleere  mich 
mit    meinem  After«.      Zu    der  Weglassunu-  des   einen  7i  in     p^   %vO  ^    bietet 

das    7-r  (=a  (Ebers  12.  16),   das  der  Schreiber  nachher  in    jr  ver- 

bessert  liat,  eine  genaue  Parallele  (vergl.  mein  Verb  um  II,  §  380).  Sethe. 


1901.]  Miscellen.  Ui) 

Zur  L  CSU  na'  von  ^^.  —  Eine  schöne  Bestätigung  der  neuerdings  von  Setiie 
(\'iTliUin  II.  S.(;.  Anm.)  verteidigten  Lesung  von  ^=*j  alsy^-^  Hndet  sich  in  Ehm.^ns 
Aufsatz:  .-Die  Entstehung  eines  Totenbuchtextes«  (ÄZ.  1894.  S.  211".).  ^Vie  dort 
nachgewiesen,  steht  nämlich  in  dem  ersten  der  daselbst  behandelten  Sprüche 
in    zwei  'rntcnbuchhandscliril'tcn    |Pb  und  Af)   anstatt   des  alten  ^.     V  |]   "^ 

unrichtig  ...  '^^^2^-=^.  Der  Schreiber  hat  also  den  stat.  pnm.  von  fuoT  mit 
dem   Worte   e\is,T*    »Auge«    verwechselt. 

Da  di<'  l)eiden  genannten  Handschriften  noch  der  18.  Dynastie  aniieJKu-eii. 
ist  auch  der  Umstand  nicht  ojme  Interesse,  dal's  bereits  um  diese  Z(^it  das  /• 
in  der  geschlossenen  Silbe   wie   im   Koptischen  verscldiflen   war. 

Franz  Freiherr  v.  C'alice. 

\\  =  Pemiihiiius.   —   Wo    die    iihiloldtiische    Forschung    die    Px- 

rxnJli   II  ^  '  ' 

deutung  eines  medizinischen  Terminus  nicht  crschliefsen  kann,  darf  der  Medi- 
ziner   eintreten,   wenn    auch    das   Ergebins    kein    mathematisch    beweisbares    ist. 

In    den    Zaubersprüchen    für    3Iutter    und    Kind    von    Ekman    erscheint    der 

Krankheitsbegriff  v\   ^     wiederholt.     Aus  ü,  1  ersehen  wir,   dafs  dieser  He- 

griff  eine    konkrete  Erkrankung   (also    nicht  eine  Krankheitsursache  oder  einen 

medizinisch -theoretischen  Begriff)    darstellt.      Dieselbe    kann   auf  allen   (41iederii 

"  auftreten.      Sie    wird    '.].]    luid    1.4    als    Kinderkrankheit     i  ''")^] 

■  ci  I    I    I  ci    ^  '  1    £li  ' 

erwähnt.      Ermax    .sagt    (S.  9),    dals    ihm    diese    Krankheit    unbekannt    ist.      Ich 

glaube    darum,    dafs    es    wahrscheinlich    eine    Krankheit    ist,    welche    besonders 

häufig,  Avenn  nicht  ausschliefslich.  gerade  Kinder  belallt.    Die  grolle  Hesehwrirunii' 

gegen  v\  wird   H.  4 — (>    iilr)tzlieh    mit    einer  Anrede  an   den    pathohiüi- 

"  r-n— I  _Zl  I    I    I  '  ' 

sehen   Begrili"    I    ^  /"^  luiterbrochen.     Die  Epitli(>ta  dieses  Beurilfes  ch/iralileri- 

sieren    densell)en    als    eine  Krankheitsgnmdlage    in    der  Ansicht    des    Verfassers 

des    Papyrus.      Dieses        tC    /"^  wird   der  Vaf/')-  von   ß    Ml  ö    vi  ^   a'enannt.  uiul 

letzteres  übersetzt  Erman  mit  Ufschwukt.     \Venn  ich   dafür  nach   meiner  Ansicht 

ÖiicDi    als   Terminus  technicus    setze,   so    geschieht  dies,    um    nicht  Tum<ir    und 

Ollem  in    dem    einen   Worte  Geschwulst  zu    konfundieren.      Dieser   einnestnute 

Ab.schnitt  hat   dann   aber  mir  Sinn,    wenn     I   ik  ;         auch   gleichzeitig  der  Vetter 

~wv>A.^      r^  J     P    1      III  ^     _ 

von  v>   '^     ist.    Eine  Kinderkrankheit,  welche  hierfür  pafst,   ist  Pemphigus. 

r~n— I  Jl  I    I    I 

Nach  Anlage  von  P.  3027  möchte  ich  sogar  au  die  ganz  spezielle  Form  des 
y> Pemphigus  neonalonun  <i    denken.     Hier  ist  dann  ganz  gut  verständlich  »1.=^/''^ 

"^"^  '^     \.2^^^\.f^'^^\'^     3,  4  und  B,  (i,   5. 1  und  5,7,  wa,^uMAN 

r-rr-i  Jf  I    I    I  aL=^  Js^i        r\n  Jl  I    I    I 

üT)ersetzt:  hmfe  auSj,  nsw.  Die  einzelne  Pempliigusldase  ist  mit  Flüssigkeit  ge- 
füllt und  kann  somit  sehr  wohl  auslaufen,  d.  h.  das  Auslaufen  ist  die  erste 
Bedingung  der  Heilung,  soweit  sie  nicht  vertrocknet;  und  auch  letztei-es  könnte 
in  dem  «Ifiufe  aus^'^  verstanden  sein.  Die  unmittelbare  Folge  wird  aber  in 
beiden  Fällen  sein,  dafs  die  Epidermis,  welche  durch  die  Pemphigusblase  über 
die  Umgebung  hügelig  erhöht  war.    in  die  Ebene  der  umgebenden  Körperdecken 

20* 


150  Miscellen.  [XXXIX.  Band. 

zurücksinkt.     Dies  scheint  mir  der  ständige  Begleiter  des  letzterwähnten  Satzes 

besagen  zu  sollen,  rö"^^,  ^^  ^'  -  ""^  ^'  ~  ""^^  rO^^^^^I^,  •^^^' 
3.6  und  5,2  ist  danach  tiir  mich  eine  Aufforderung  an  die  Pemphigusblasen: 
'fallet  nieder'  in  dem  Sinne,  wie  wir  auch  vom  Niederfallen  von  Seifenschaum 
und  Ähnlichem  sprechen  können. 

hn  Anschlüsse  daran  Avird  vielleicht   auch  @     <5  j   ö    tl     ^-  '^   verst.änd- 

lich.  Für  die  verschiedenen  Kulturen  ist  häufig  ein  Erfordernis  der  Anudett- 
befestigiuig  die  Neuheit  des  Bindematerials.  Hier  geht  dann  die  Forderung 
der  Neuheit  und  Unbenütztheit  so  weit,  dafs  erst  ein  ungebleichter  Faden  ver- 
langt wird  und  dann  weiter  sogar  ein  Faden,  welclier  noch  nicht  einmal  zum 
Zweck  des  Bleichens  oder  AVebens  vorher  von  der  Spindel  abgespult  war,  auf 
welcher  er  beim  Spinnen  aufgedreht  wurde.  Auch  hier  scheint  mir  ein  neuer 
Faden  direkt  von  der  Spindel  gefordert,  so  dal's  'f' Q  \\  '  die  Spindel  wäre. 
Allerdings  scheint  letzteres  nicht  zu  Partiieys  Angabe  zu  passen,  dafs  im 
Koptischen  fusus  (die  Spindel)  durch  CMn^vi.  .üfsj^i  wiedergegeben  würde.  Doch 
P.\KTiiEY  giebt  auch  für  colus  (Spinnrocken)  cun».!  und  .TifsA.«  an,  so  dafs  hier  bei 
Parthey  Unkenntnis  der  weiblichen  IIandarl)eiten  vorliegen  nuds.  Oefele. 

Mittelniederdeutsche  Parallele  zu  Berl.  P.  3027,  7,  3  —  5.  —  De  nicht 

ßapen  enkan  de  neme  wyt  maenfaet  vnde  hyllenfaet  vnde  laitickfaetj  jewelkes  eyn  lot; 

Stot  dyt  vnde  do  dar  to  vrouwenmelk,  de  eyn  knecMken  foyet  .  .  .  .  dat  giß  guden  flnp. 

...=  Spt  =  ci^c^'^  =  hyoscyamus  =^  byllenfaet,   nach  Dioscorides   cruf^'j:. 

Oefele. 

Zu  den  »Bruchstücken  koptischer  Volkslitteratur«  von  An.  Eeman. 
—  Eme  Durcharbeitung  der  im  genannten  Werke  verölfentlichten  Texte,  sowie 
die  Kollation  der  Handschriften  —  beides  Vorarbeiten  zur  Publikation  der  oben 
S.  104  fi'.  l)esprochenen  neuen  koptischen  Liederhandschrift  —  haben  einige 
FLinzellieiten   ergeben,  welche    ich    im  folgenden  kiu'z   zusammenstellen  möchte. 

S.  6  (Archellitesgedicht).  Das  Wort  ffcoiyT  ist  nicht  das  letzte  Wort  einer 
verlorenen  Strophe,  sondern  der  Melodievermerk  zu  der  folgenden  Dop]iel- 
strophe  6  (vergl.  die  Zusammen.stellungen  oben  S.108f.).  Ül)er  die  Melodie- 
bezeichnungen des  Archellitestextes  s.  S.  108  Anm.  1  —  S. '.).  Doppelstr.  1  fi 
lies  Tik.Ti-^ouoc  (Druckfehler,  vergl.  die  Übersetzung).  —  Dopjielstr.  17  ist  wühl 
Tto(oYU  Tt|fei->K  zu  lesen  und  zu  ergänzen.  —  S.  24  («Salomomärclien«  aus  der 
ScHMiDTschen  Handschrift)').  Der  Text  ist,  wie  das  schon  v.  Lem.ai  bemerkt 
hat"),  metrisch;  der  dritte  Absatz  z.B.  ist  eine  korrekt  gebaute  vierzeilige 
Strophe.  —  Str.  2.  Am  Anfang  ist  wdid  •^wiä.tioo'^'h  tjv  <•  \.unc^  =  ivo-^'o  zu 
lesen.  —  S.  26  ff.  ("3Iärchen  von  Theodosius  und  Dionysius").  Auch  dieser 
Text  ist  metrisch,  die  A'ersenden  sind  ebenso  wie  bei  den  S.  31  fl'.  mitgeteilten 
Liedern  aus  derselben  Ilandsclirift  (iureli  liWUsere  Zwischciuäunie  liezeichnet. 
Verffl.  Abs.  3  auf  S.  27: 


')    Jetzt  P.  8774  des  Berliner  Mu.seunis.  ')    Kleine  koptische  Studien  XX,  S.  128. 


l'.'iil.l  Miscellen.  151 

Hinev-y  cpev»  jn-o-Ygopo.ujv  ^ut;^'^'  c^^gjcHfe  efso'^H-iAi   epio^V 

AUVeetpiOU    AlllfTfrjl\.\"j'e  (.«)\\0'^*CTC0'\ll    AlH^vO-^VWl     fllUO-^'f! 

cMU^k-y  eutpouif  aihaux   tTAiCv-y  ''^''l'V  »o-^-gonWo«    OH-T.Vfyi-x    »(o)fto'Yp 

UAU\fre|t|piOU    AlUfTtiQUev-^'e  AU\0"jVtfe\CTH    fT^g^lS     llO"|M\.\Ai 

utiX-^'I^mI   Tnpo-^'  AinjvAiTO   cftoTV.  i^qoAico\   jj-su-OYopowoc 

*>'^*nii.gTO'y  Ä.'j^npocK'^'m  aiä^i  is.-piOAii  n(iM)'^eoo'^*  hni. 

Beides  sind  korrekt  gebaute  aelitzeilige  Doppelstrophen.  —  S.  27.  'A.  'MW  ist 
Avold  so  zu  ergänzen:  i\^coioy^"e\i<^\  ne.no&  eTncoX\c  [Mnn]Tf.navToc  ctä^-y^h 
Ai-neppo  |;«>"j'fi  iy^v-|nitKOT  ;^n;^  K-ypoc  Ifiyjvsel  iiMd^q  cy-xco  aioc  [«xc- 
Tt.>|g^.vi  eg^o-yu  eK'XnpiKoc  [nPujiVlHTV.  "g^pA>»  fimo'^"^.  Es  versainmclten  sielt  die 
Grofsen  der  Stadt  und  die  Mächtigen  vom  llofc  des  Königs;  sie  kamen  zu  unserem 
Vater  Apa  Kyros,  um  mit  ihm  zu  reden^  und  sagten:  ^>Versamin/e  die  Geistlichen 
und  bete  zu  Gott"  u.  s.  w.  —  S.  BHr/.  Die  Worte  »21 — 22  feldeii«  sind  zu 
streiehen.  O'yiv  efilo^l  schlieist  also  direkt  an  gM-TK;«><Vj'i\.;^u\  (Antwort  auf  das 
o-yi^  ehoX  Ton  nc  nspcoMC  uo'j'oeiu,   womit    die   Stroplie   hi'ginnt). 

Endlich  möchte  ich  nocJi  auf  ein  neues,  allerdings  recht  winziges  Bruch- 
stück koptischer  Volkspoesie  aufmerksam  machen,  welches  gleichfalls  dem 
Berliner  Museum  gehört.  Es  handelt  sich  um  ein  kleines  Pajjierhlatt,  worauf 
sich  ein  Kopte  ein  Liedcheu  notiert  hat.  Das  Stück  trägt  in  der  Samnihnig 
die   Nunuiier  '.)045.      Der  Text   lautet: 

eJKUJit   CAi^piÄ..  (Melodie:)    Das    Bild    der    Maria    

|G|pe   m.M   THTO)u    f poK  .  Wer   gleicht    dir'). 

ne-^-oc   eTA.\?^opi  aiaiocj.  du   Kreuz,   das   ich   getrayeny 

|*.jKUjoon   utAi^^'i   .ue-nÄ^uoT.  Du   bist  gewesen  mit  mir  und  miiuem  \ater. 

enA.T».'")TÄ..wif-nK^v^  .uu-ufToo'^'.        l)evor  ich   die  Erde  und  Berge  geschallen. 

CTOK  nc  npi^ujf  Aie-no-^'uoq.         Du   bist  die  Freude  und  die  Wonne, 

nA>AVis.U€AiTOU  •smpujopn .  meine    Ruhestätte  seit   Aidieuimi. 

inici   e'xu-^K^>.g^  i^it^opi   .uok  .  Ich  bin  auf  die  Erde  gekonnnen  und  hahe  dich 

&.icu)T€«^)  ich    habe   gerettet'") |getragen, 

neoo'Y   »evK   ne^c   \c:->  Rvüun   dir,   C^hristus  Jesus. 

^(.XiVo  Ein   andres: 

^v\co)T.u   eiiÄ^ri'eXoc  Ich    hahe   die   Kugel  gehört  .... 

(m:oi{(;    Mfii.i.r.K. 

Ein  Trichter  mit  kojitischer  Wei  hl  nscli  r  i  ft .  —  Das  hier  aligeliildete 
Thongefäfs  ha1)e  ich  vor  eiidgen  Jahren  hei  eiiicui  Ueiucn  lijiudici-  in  Kairo 
gekauft.  Es  ist  etwa  lOcm  lang  und  ahmt  ziemlich  genau  die  Form  einer 
3Iuschel   nach.      Im  Boden    hat   es   eine   etwa    1cm    weite   <)nuung. 

Auf  der  einen  Hälfte  der  Innen.seite  steht  folgende  koptische  Inschrift, 
die   eingekratzt  ist,   als   der  Thon   noch    feucht    wai-. 

')    Christus  spriclit.  -)    Lies  eii*.-\-  (cu*.-iii  nach   ('.  .Schmidi-  sac^lilicli  uriTiiüglicIi). 

^)    So  kürzen   die   Liederlis.  gelefientlicli   foniielliafle  oder  allbekannte  \"ei'sschliisse  ab. 


\y2  Miscellen.  [XXXIX.  Band. 

4ir/iAiNeN-jHu.!iuj 

^>uoK  nf  ne».uufpoc  ev\c.w\iie  iitcsuju»  eg^pennuonTe  »Irli  liiii  PiaiikcrDs. 
Irli  habe  dieses  Gelal's  vor  unseren  Gott  gestellt.«  In  der  Inschrift  wird  die 
Schale  einfach  mit  dem  allgemeinen  Ausdruck  tgiio  «Gefäfs«  bezeichnet.  Sie 
kann  aber  ihrer  Form  nach  nur  als  Trichter  gedacht  sein.  Da  sie  nacli  der 
Inschrift  in  eine  Kirche  geweiht  ist,  so  kann  man  sie  sich  doch  wohl  nur  als 
Trichter  zum  Aufgiefsen  von  Ol  auf  die  Lampen  verv.-endet  denken.  Die  antiken 
Lampen  haben  ja  an  sich  schon  alle  um  das  OUoch  herum  eine  kleine  trichter- 
förmige Mulde.  Doch  Avird  gewifs  1)eim  Autgiefsen  des  ( )ls  noch  ein  liesonderer 
Trichter  nötig  gewesen  sein. 

Der.  der  diese  imscheinbare  Schale  seiner  Kirche  gestiftet  hat,  ist  vielleicht 
der  3Iann  gewesen,  der  für  die  Füllung  und  Instandhaltung  der  ewigen  Lampen 
u.  s.  w.  zu  sorgen  hatte.  Er  wollte  durch  diese  Schenkung  nacli  seinen  be- 
scheidenen  Kräften  zur  Ausstattung  seines  Gotteshauses  beitragen. 

H.   Schäfer. 

Salmeschoiniaka.  Eine  Anfrage.  —  Bei  Hephaistion  von  Theben,  einem 
Astrologen  des  4.  Jahrhunderts  n.  Chr.,  wird  an  einer  noch  nicht  gedruckten 
Stelle  als  eine  der  Quellen  der  \\.TTpo?^oyov!J.evoi.  des  Petosiris  und  Nechepso  ein 
Buch  mit  dem  rätselhaften  Titel  Xoi.Afxs(7%oivicix,oi,  /otß^ioc  (genauer  heifst  das  Zitat: 
ix  TuJv  XxXiA.e(Ty^oivixy.!Jüv  /3j/3A('wv)  erwähnt.  Die  Schreibweise  ist  im  Parisinus  so, 
wie  angegeben,  in  einer  Wiener  Hs.  fast  genau  so:  'Xä.AjMdyjvioi.Tiuiv,  was  ja 
keinen  Unterschied  maclit.  Die  'AurcoAoyoJuei'ci  sind  nach  den  neuesten  Unter- 
sucliungen  schon  unter  den  Ptolemäern  im  2.  Jahrhundei't  v.  Chr.  geschrieben 
worden;  von  dem  angeblich  darin  benützten  AVerk  'Xo(,?.iJ.£(Tyjivtoi.y,oi  müfste  man 
also  ein  noch  höheres  Alter  annehmen.  Der  Neuplatoniker  Porphyrios  hat  das 
Werk  ebenfalls  gekannt:  aus  seinem  Brief  an  Anebo  überliefert  Eusebius  Pr. 
ev.  ni  4  folgende  Stelle :  Xxip^fJLwv  jjlsv  yxp  y.ul  ol  uaXoi  ov^'  xXXo  n  ttco  twv  opwusvwv 
y.otyiJLwv  YiyovvTot,i,  h  ipyßfi  Xoyuj  TiS-efJLSvst  rsvc  \iyv~Ttujv,  oii^'  aA?^oi;c  3-esvi,"  ttX'/jv  twv 
'n7^si.v^T'2v  K^yoavjuiv  xai  röiv  <TVfj.~X-fiOo\jvT(jov  tov  ^w^icckov  kou  'o(Toi  TovToig  Trxcavoi,- 
teKacvCi  tw;  re  eig  Tovq  Sex.ave'ug  rojJLUg  y.otl  niig  wcscxsttouc  y.cd  tov<;  XeyofXivovi;  y.poL- 
Txtovt;  Yiyeuova,!;  ujv  y.M  tcc  ovofjLuru  sv  Totg  'Xa/.usvr/ja.y.ite  ('XXasviyjcii.y.ci^  schreil)t  falsch 
Dindorf),  (pspeToit  y.ai  ^epcnzsiai  irouruiv  y.ai  ocvacro/Mt  y.ui  ävtretg  y.sii  ixsKXovtwv  <jY,aH- 
wTEic.  Chairemon  hat  die  Xa.Xixeviyjuy.a.  also  vermutlich  ebenialls  zitiert.  Auf 
die  gleiche  Porphyriosstelle  nimmt  auch  Jambl.  de  myst.  Aeg.VIII  4  Bezug;  er 
führt  die  Salmeschoiniaka  auf  Hermes  zurück:  ra.  n  sv  roic  'XoiXusviyjoi.y.olc  ixs^oc 
Ti  ßpcc%iiTctTov  TTEpisyjt  TüJv  'EpixMy.wv  ^ioi,Tii,^ewv. 

Die  Berufung  auf  Hermes  wie  die  Benützung  durch  Petosiris -Nechepso 
und   (  hairemon    zwingen   fast    zu   der  Voraussetzung,    dafs   es  sich   um   ein  aus 


19111. j  Miscellen.  —  Erschienene  Schriften.  153 

dem  Ägyptischen  übersetztes  oder  von  einem  Griechen  für  ägyptisch  ausge- 
gebenes Werk  bei  den  Salmeschoiniaka  handelt,  und  die  Erklärung  des  rätsel- 
liaften  Titels  mülste  man  demnach  ebenfalls  in  Ägypten  suchen.  Nach  dem. 
Avas  wir  von  dem  Inhalt  aus  den  obigen  Stollen  h'rnon,  nuiCs  das  Bucli  astro- 
nomisch-astrologischen Inhalts  gewesen  sein  und  von  Planeten.  'I'iorkreis  und 
Sternbildern  geliandelt  haben,  besonders  von  iliren  Atil-  und  Untergängen.  Ist 
es  nvm  möglich,  das  Wort  -.a,}.\jiE<syjiivia.y.ot.  (iaA|U£cr'x,«i'«axa)  oder  '^a/Miviyja.y.u  aus 
der  ägj'ptischen   Sprache  zu  erklären?  Fr.vnz   Boi.i,  Olünclicii). 

Zu  der  Erklärung  des  »Steines  von  Palermo«.  —  Nachdem  der  Druck 
meiner  Arbeit  über  den  Stein  von  Palermo')  beendigt  ist,  werde  ich  darauf  hin- 
gewiesen, dafs  ein  Teil  des  darin  Gesagten  schon  von  Maspero  in  seiner  Kritik 
von  QuiBELLs  Hicrakonpolis')  ausgesprochen  ist.  M.aspkro  erklärt  dort  richtig  die 
Jahresnotizen  als  amtliclie  Benennungen  der  Jahre')  und  vergleicht  auch  die  baby- 
lonischen Datierungen.  Der  Grundgedanke  meiner  Arbeit  aber,  dals  es  sich  näm- 
lich bei  den  Notierungen  des  Palermosteins  gerade  um  eine  lückenlose  Auf- 
zählung aller  Jahre,  also  eben  um  wirkliche  »Annalen«,  handelt,  wird  durch 
Masperos  Ausführungen  nicht  berührt^).  IIkinkk  ii   Schäiek. 


Ersch  ienen  e    Schriften. 


Ägyptische  Inscliriften  ans  den  König!.  Jliiseen  zu  Berlin.  Ilerausgegehen  von  der  Generalver- 
waltnng.  I.  Inschriften  der  ältesten  Zeit  und  des  alten  Reichs.  4.  72  SS.  Leipzig 
(Hinrichs)   1901. 

Ägyptisclie  Urkunden  aus  den  Königl.  Museen  zu  Berlin.  Herausgegeben  von  der  General- 
verwaltung. Koptische  Urkunden  I.  2.  Heft  S.  33  — 66.  Berlin  1902.  —  Enthält  die 
Xeuausgahe  der  romanhaften  Erzählung  der  Eroberung  Ägyptens  durch  Kambyses,  sowie 
Bruchstücke  einer  Liedersammlung.     Vergl.  diese  Zeitschrift  S.  104  und   113  11'. 

K.  Baedeker,  Egypt,  Handbook  for  travellers.  Witli  23  maps,  66  plans  and  59  vignettes.  .5'!'  re- 
modelled  edition.     Leipzig   1902. 

Aug.  Baillet,  Vases  egyptiens  de  ia  CoUection  Desnoyers  au  Musee  d'Orleans  (aus  den  Memoires 
de  la  societe  d'.-^griculture ,  Belies  -  Lettres  et  Arts  d'Orleans).     Orleans  1902. 

J.  Baillet.   Descentes  aux  enfers  classi<[ues  et  igyptiennes  (Revue  universitaire,  I.Omars  1902).    6  SS. 


')  Ein  Bruchstück  altägyptischer  .Vnnalcn.  .\bliaiidlungen  der  Königl.  .Vkademie  der  Wissen- 
schaften zu  Berlin  1902.  Die  Bezugnahme  auf  Navilles  zweiten  Aufsatz  in  der  .\nmerkung  auf 
S.  10  mit  dem  Zusatz  »nach  Maspero«  ist  erst  in  der  letzten  Minute  eingefügt,  als  mir  das  Nach- 
schlagen des  Citats  unmöglich  war. 

^)    Revue  crili(iue,  Nouv.  .serie  51.    1901.    p.  3S1. 

')  Dieser  Teil  meiner  Ai-beit  gehört  zu  Sethes  Beilrag.  Sein  Nachweis,  dafs  diese  Sitte,  die 
Jahre  zu  nennen  und  nicht  zu  zählen,  sich  noch  bis  in  das  Ende  des  -alten  Reichs«  erhalten  hat, 
bleibt  neu  und  interessant. 

*)  Wenn  der  Verfasser  der  Inschrift  sich  sein  Material  nach  Denkmälern,  wie  das  Gefäfs 
aus  Hierakonpolis  o.  ä.,  gesammelt  hat,  konnte  er  elieu  nichts  Vollständiges  liefern. 


154  Erschienene  Schriften.  [XXXIX.  Band.   1901.] 

Georges  Benedite.  Sur  im  etiii  de  tablette  trouve  ä  Thebes  et  conserve  au  Miisee  du  Louvre 
(au«  den  Monuments  et  Memoires  publies  par  l'Academie  des  Inscriptions  et  Beiles -Lettres. 
•_'"■■"<■  fasc.  du  tonie  VII.    Fondation  Eugene  Piot).     4.    15  SS.  und  1  Taf.     Paris  1901. 

Jean  Capart,  Recueil  de  monuments  egyptiens.  50  planches  phototypiques  avec  texte  expli- 
catif.     4.     Bruxelles  1902. 

Catalogue  General  des  Antiquites  egyptiennes  du  Musee  du  Caire.  —  Xr.  SOtU — 8741.  f'optic 
Monuments,  par  M.  W.  E.  Crum.  160  SS.  und  LVII  Taff.  in  Liciitdruck.  Le  Caire  1002. 
—  No.  24001— 24990.  Fouilles  de  la  vallee  des  rois  (1898—1899).  par  M.  G.  Daressy. 
Fasel.    168  SS.  und  LVII  TafF.  in  Lichtdruck.     Le  Caire  1902. 

W.  E.  Crum.  Coptic  Ostraca  froni  the  collections  of  the  Egypt  Exploration  Fund,  the  Cairo 
Museum  and  otliers;  the  texts  edited  with  translations  and  commentaries ;  vvitli  a  contribution 
by  the  Rev.  F.  E.  Brightman.  —  Special  Extra  Publication  of  the  Egypt  Exploration  Fund. 
4.    XXII.  99  und  116  SS.  und  2  TaflF.     London   1902. 

Demotische  Papyrus  aus  den  Königl.  ]Museen  zu  Berlin.  Herausgegeben  von  der  Generalver- 
waltung mit  erläuterndem  Text  von  W.  Spiegelberg.  111,  36  SS.  Text  und  99  LichtdruektafeJn. 
Gr.  Fol. 

Egypt  Exploration  Fund,     .^rchajological  report  1900 — 1901,  edited  by  F.  LI.  Griffith. 

Egyptian  Research  Account  1900.  El  Aräbah:  a  cemetery  of  the  middle  kingdom;  survey  of 
the  old  kingdom  temenos;  graffiti  from  the  temple  of  Set}'  by  John  Garstang.    London  1901. 

AI.  Gayet,  L'art  Copte.  —  Ecole  d'Alexandrie,  Architecture  monastique,  sculpture,  peinture,  art 
somptuaire.  8.  VIII  und  334  SS.  mit  zahlreichen  Abbildungen,  nach  Zeichnungen  des  \'erf. 
Paris  (Leroux)  1902. 

J.  J.  Hess,  Der  demotische  Teil  der  dreisprachigen  Inschrift  von  Rosette,  übersetzt  und  er- 
klärt.    4.    X  und  99  SS.    Freiburg  1902. 

G.  Legrain  et  Ed.  Naville,  L'aile  nord  du  pylone  d'Amenophis  III.  a  Kainak.  4.  22  SS. 
17  Taff.  (.Vnnales  du  musee  Guimet,  XXX,  1). 

Ricliard  Lepsius,  Denkmäler  aus  Ägypten  und  Athio])ien.  Text  herausgegeben  von  Eduard 
Naville.  Bearbeitet  von  Kurt  Sethe.  Vierter  Band:  Oberägypten.  4.  176  S.S.  Ergänzungs- 
band, 3.  Lieferung:  Taf  XXXHl- XLVHI.     Leipzig  (Ilinrichs)  1901. 

Felix  von  Oefele,  Studien  über  die  altägyptische  Parasitologie.  Zweiter  Theil:  Innere  Parasiten. 
Zoologische  Systematik  der  .\gypter  (aus  den  Archives  de  Parasitologie  V  n°  3  p.  461  —  503). 
Paris  1902. 

Eugene  Revillout,  Les  drames  de  la  conscience,  etude  sur  deux  moralistes  egyptiens  inedits 
des  deux  premiers  siecles  de  notre  ere.    1"  fascicule.     165  SS.     Paris  1901. 

Kurt  Sethe,  Das  ägj'ptische  Verbum  im  Altägyptischen ,  Neuägyptischen  und  Koptischen.  Dritter 
Band:  Indices.     4.    119  SS.     Leipzig  1902. 

—  — ,  Imhotep,  der  .Asklepios  der  Ägypter.  Ein  vergötterter  Mensch  aus  der  Zeit  des  Königs 
Doser.  Nebst  Register  zu  Band  I  und  II  der  Untersuchungen  zur  Geschichte  und  Altertums- 
kunde Ägyptens  (Unters,  z.  Gesch.  und  Altertumskunde  Ägyptens,  herausg.  von  K.  Sethe  II,  4). 
4.    26  und  15  SS.     Leipzig  1902. 

Wilhelm  Spiegelbei'g,  Die  demotischen  Papyrus  der  Strafsburger  Bibliothek.  ^lit  15  Taff.  in 
Lichtdruck,  2  Taff.  Phototypie  in  Gr.  Folio.     Strafsburg  1902. 

Turajeff,  Zwei  Texte  über  den  Kultus  des  Min  (aus  Zapiski,  St.  Petersburg  1902).  —  Xev- 
öffentlicht  die  Inschriften   1189  und  901  des  British  INIuseum. 

John  Ward,  The  sacred  beeile;  a  populär  treatise  on  egyptian  scarabs  in  art  and  history.  S. 
X  und  122  SS.,  16  Taff.  und  zahlreiche  Textabbildungen.     London  1902. 

Carl  Wessely,  Karanis  und  Soknopaiu  Nesos.  Studien  zur  Geschichte  antiker  Kultur-  und 
Personenverhältnisse.  Wien  1902  (aus  den  Denkschriften  der  Wiener  .\kademie.  Bd.  XL\"1I). 
4.    171  SS. 

Alfred  Wiedemann,  Die  Unterhaltungslitteratur  der  alten  .\gyj)ter  (Der  alte  Orient.  3.  Jahr- 
gang Heft  4).    8.    32  SS.     Leipzig  1902. 


ndlung.  —  Verantwortl.  Redakteur  Prof.  Dr.  G.  Slci  ndorff.  Le 
Berlin,  gedruckt  in  der  Reielisdruckerei. 


0 


BINDiNG  bt.(^i.       ftD  iU  19«  O. 


PJ        Zeitschrift  für  Ägyptische 

lOOA        Sprache  und  Altertumskunde 

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Bd. 36-39 


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