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Full text of "Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes"

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Z  e  i  l  s  c  h  r  i  f  t 


für 


die  Kunde  des  Morgenlandes 


li  eia  u  s  gegeben 


Christian  lia^^eii. 


Siebenten   Bandes   erstes   Heft. 


~'-^^-^>^^afO^ 


U  o  II  11  , 

n       B       K  ö  n  i 


Inlialt  des  ersten   Heftes  des  siebenten  Bandes. 


Seite. 
I.  Ueber  das  gemischte  Metrum  in  syrischen  Ge- 
dichten von  P.  Zingerle.       ...     o     ...     .  1 
II.  Ueber  ^q\\  Werth  der  Sprachvergleichung.  Von 

A.  Schleicher 25 

III.  Autobiographie  des  Scheich  Ettantawi  zu  Pe- 
tersburg.    Von  /.  G.  L.  Kosegarten 48 

IV.  Keil-Inschriften  aus  der  Gegend  von  Niniveh, 
nebst  einem  persischen  Siegel.  Von  G.  F.  Gro- 
tefend. 63 

V.  Ueber  eine  neue   Erklärung   des   Punischen   im 

Plautus.     Von  H.  v.  Eirald 70 

I.  Ueber  die   Leistungen    des    Hrn.   Dr.   Roth  auf 
d^m  Gebiete  der  ältesten  Sanskritlitteratur.  Von 

A.  Schleicher 83 

*II.  Kurdische  Studien  von   E,  Roediger  und  A.  F. 

PotL  (Fortsetz,  und  Schluss  von  Bd.  V.  S.  83.)       91 
VIII.  Ueber  die  einleitenden  Verse  des    Amarakosha. 

Von   Th.  Goldstücker 167 


% 


V 


i414 


1 


1. 


Uelicr  flasi  geiiiii^clite  Ifletriuii  iu  syrl- 
sclien  Qedlclftten« 


Die  syrischen  Gedichte,  welclie  den  allgemeinen  Namen 
Im  VjiD  haben  *),  (heilen  sich  in  Rücksicht  des  Metrums  in 
zwei  Klassen.  Einige  sind  in  Strophen  von  nur  Einer 
V^ersart,  andere  hingegen  in  Strophen  verfasst,  worin  /«Vi- 
gere  und  kürzere  Verse  vorkommen.  Ueber  den  Versbau 
in  den  poetischen  Arbeiten  der  1.  Klasse  wäre  es  überflüssig 
weitläufiger  zu  sprechen^  da  es  den  Freunden  der  syrischen 
Literatur  bekannt  genug  ist^  dass  bald  das  viersilbige, 
bald  das  5-  oder  7-  oder  12silbige  Metrum  darin  herrscht. 
Nur  ist  zu  bemerken,  dass  sich  auch  Gedichte  im  6-  und 
8silbigen  Metrum  (hiden.  Interessanter  aber  dürfte  eine, 
wenn  auch  noch  unvollkommene,  Darstelhmg  der  verschie- 
denen Arten  seyn,  nach  welchen  in  den  syrischen  Poesien 
der  ziveiten  Klasse  das  Metrum  varimn,  wie  Herr  Professor 
Bernstein 2)    es    nennt,     angewendet    vorgefunden   wird. 


1)  Zum  Unterschiede  von  den  Ji-JiD?^  ^  die  aus  einer  fortlaufenden 
Reihe  gleichsilhiger ,  i.,  \\.  5-  oder  7-  oder  12sllbiger  Verse 
bestehn.  Dass  sie  bloss  7silbig  seyen  ,  ist  eine  irrige  Meinung 
Assemanis.  Im  2.  Band  Ephräms  Seite  32.5.  327.  sind  MImre  In 
ösilbigen  Versen,  und  die  des  Jacob  v.  8arug  sind  Im  12sylbi- 
gen   Metrum. 

2)  Seite  137.  in  der  von  Ihm  neu  edirten  syrischen  Chrestomathie 
von  Kirsch.  Der  um  die  syrische  Metrik  vorzüglich  verdiente 
Hr.  Prof.  August  Hahn,  nennt  solche  Gedichte  e  genere  ^ixüXvov^ 
S.  153  der  poet.  Chrestom.  — 

VII.  1 


2 


Was  ich  darüber  in  Ephräms  Gesängen  und  in  den  ma- 
ronitischen Brevieren  entdecken  konnte^  werde  ich  im  Fol- 
genden in  einer  deutlichen  Uebersicht  zusammenzustellen 
suchen.  Hätten  wir  ein  oder  das  andere  Werk  von  Syrern 
selbst  über  ihre  Metrik ,  so  Hesse  sich  freilich  weniger 
mangelhaft  und  glücklicher  darüber  schreiben. 

Zuvörderst  ist  zu  bemerken,  dass  in  vielen  syrischen 
Gedichten  die  Vermischung  kürzerer  und  längerer  Verse 
regelmässig,  d.  h.  in  jeder  oder  doch  wenigstens  in  den 
meisten  Strophen  eines  Gedichtes  gleich,  stattfindet;  in 
vielen  aber  wird  keine  bestimmte  Ordnung  beobachtet,  und 
die  eine  Strophe  im  nämlichen  Gesänge  gleicht  der  andern 
nicht,  woran  freilich  manchmal  auch  der  corrupte  Text 
Ephräms  schuld  seyn  mag,  indem  mehrere  Codices  durch 
das  Versinken  des  sie  führenden  Schiffes  im  Nil  sehr  un- 
iesbar  geworden  sind. 

Wir  untersuchen  nun  zuerst  das  regelmässige  Metrum 
varium^  von  den  kürzern  zu  längern  übergehend. 


I.    Strophen  von  drei  Versen. 

Gegen  die  gewöhnliche  Meinung,  dass  die  kür%esten 
Strophen  wenigstens  vier  Verse  enthalten,  finden  sich  im 
III.  syrischen  Bande  Ephräms  Gedichte  von  dreizeiligeu 
Strophen.  Die  7-lOte  Paränese  nämlich,  von  Seite 417-425 
inclusive,  besteiin  aus  Strophen  von  drei  uchtsilhigen  Ver- 
sen ,  die  sich  nicht  in  sechs  viersilbige  auflösen  lassen. 
Ich  war  auch  nach  langem  Scandieren  nicht  im  Stande, 
ein  anderes  Metrum  darin  herauszubringen.  Einzelne  Stro- 
phen weichen  übrigens  ab. 

Ein  solches  dreizeiliges  Gedicht  mit  gemischtem  Me- 
trum findet  sich  auch  S.  276.  im  nämlichen  Bande.  Es  ist 
der  27.  Canon  funebr.^  in  dessen  meisten  Strophen  %wei 
fünßWb'ige  und  Ein  viersilbiger  Vers  sich  befinden.  Als 
Beispiel  stehe  die  3.  Str.  hier: 


7       ?  »        T 

Durch  dich  wird  besiegt  die  Trauer , 

Durch  dich  geheilt  der  Schmerz. 

Deine  Arznei  komme  mir  zu  ! 
So  gehn  auch  die  1.  4.  5..  7.  10.  Strophe,  und  will  man 
sich  der  Synaeresen  ^)  bedienen,  noch  mehrere.  Um  in  allen 
Strophen  3  fünfsilbige  Verse  herauszubringen^  müsste  mau 
%u  viele  Diaeresen  annehmen ,  wie  mir  scheint.  Nur  um 
das  Daseyn  auch  dreizeiliger  Strophen  zu  beweisen,  führte 
ich  diess  Gedicht  au^  obgleich  darin  das  SIetrum  varium 
in  allen  Strophen  regelmässig  angewendet  ist. 

Mit  dem  Wunsche,  Herr  Hahn  oder  irgend  ein  anderer 
Gelehrter  möge  das  Metrum  dieses  Gesanges  gliicklicher 
bestimmen,  gehn  wir  zu  den  vierzeiligen  Strophen  über. 

11.    Geittlselites  Jfletriiiu  in  4zeili^eii  Stroplieii. 

Darin  wechseln  reffelmässiff: 

1)  vier^  und  füufsWhigQ  Verse.  So  in  dem  71. 
Grabgesange,  S.  342.  im  HI.  Band  Ephr.,  dessen  Strophen 
alle,  mit  Ausnahme  der  ersten,  gleichmässig  gehen.  Hier 
lolgt  als  Muster  die  dritte: 


;=^. 


V        .  P  7 


0    9 


-A  1» 

Die  Seele,  die  nahm 

Ihre  Zuflucht  zu  Deinem  Kreuze, 

Schaue  i)eiiie  Krbarnmn"; 

CT 

Am  Tage  Deiner  Ankunft. 


)  Ueber  die  Synaeresen    und    Diaereson    ist  »u  verf-ioichon    Uahn 
Observat.  prosodicae  zu  seiner  Clirestömalliic. 


2^  umgekehrt  fünf-  und  viersilbige,  wie  im  dritten 
Gesang  Ephräras  auf  die  Geburt  des  Herrn ,  S.  406.  im 
U.  syrischen  Band.  Wir  fügen  als  Schema  die  2te  Stro- 
phe bei: 

..p    .,*     .      y 

Dein  Tag  gleicht  dir. 

Denn  er  liebt  die  Menschen, 

Weil  er  sich  fortpflanzt  und  kommt 

Mit  allen  Geschlechten. 
Bei  Untersuchung  des  ganzen  Gesanges  stellt  sich  evi- 
dent heraus,  dass  sich  alle  vier  Verse  jeder  Strophe  nicht 
viersilbig  zählen  lassen,     üebrigens  ist  freihch  ein  und  die 
andere  Strophe  wieder  unregelmässig. 

3)  wechseln  fünf-  und  siebensiMge.  Solche  Strophen 
kommen  im  Breviar.  feriali  syriac,  cdirt  1787,  öfter  vor. 
Wir  wählen  eine  aus  S.  1  • 

.p   p..  r     ^,  *  7     ^p    T 

„Unter  Leiden  säeten  die  Propheten, 
Und  mit  Freuden  ernteten  die  Apostel, 
Und  die  Lehrer  sammelten 
Ein  die  Garbe  voll  der  Freuden.'^ 

4)  sieben-  und  i?eersilbige,  wie  im  20.25.  26.  Grab- 
gesange  Ephräms.  Die  folgende  Musterstrophe  soll  im  3ten 
Vers  beweisen,  dass  man  nicht  umgekehrt  den  ersten  und 
dritten  Vers  viersilbig,  und  den  2ten  und  4teu  siebensilbig 
machen  kann: 


Laut  ruft  die  Trompete,  und  es  jubelt 

Die  Stimme  der  Posaune, 
Und  erweckt  werden  die  Todten  und  erstehn 
Aus  ihren  Gräbern. 
Der  3te  Vers    lässt   sich    viersilbig   nicht    zählen,  ^ei 
manchen  Versen  dieser  Gesänge  muss  eine  Synaeresis  an- 
genommen werden. 

5)  Im  Breviar.  ferial.  finden  sich  Seite  qxd  mehrere 
Strophen,  worin  der  Ite  Vers  t?2>/'silbig,  der  2te  sieben- 
silbig,  der  3(e  fünf-,  und  der  4te  wieder  siebensWb'ig  ist. 
z.   B. 

I    ^  -j»       -»1  * 

.  P  »  7 

Preis  dir, 
Sohn,  der  sitzt  zur  Rechten! 

Die  Wächter  und  Engel 
Singen  Heilig  dir. 
So  geht  es  regelmässig  diese  ganze  und  die  folgende 
Seite  herab,  und  nur  durch  die  willkührlichsten  und  ge- 
zwungfensten  Synaeresen  Hesse  sich  der  3te  Vers  zu  einem 
viersilbigen  machen.  Dass  man  ihn  auch  nicht  durch  Zu- 
ziehung des  nächsten  Wortes  siebensilbig  machen  köime, 
zeigt  die  erste  Zeile  Seite  qld.  Es  ist  jede  Strophe  auf- 
merksam geprüft  worden. 

Diese  fünf  Arten  des  V^ersbaues  glaube  ich  mit  Si- 
cherheit in  den  vierzeiligen  Strophen  annehmen  zu  können, 


6 


weil  sie  durch  eine  Menge  derselben  bestättigt  sind.  Im 
Breviario  feriali  sind  mir  wohl  auch  vierzeilige  Strophen 
amtern  Baues  aufgestossen ,  die  ich  aber  ebendesswegen, 
weil  sie  nur  einzeln  stehn  oder  höchstens  zwei  bei  einander, 
noch  nicht  einzureihen  wagte.  Sollten  bei  meinen  fortge- 
setzten Forschungen  i)  mir  neue  Schemata  vierzeiliger 
Strophen,  durch  mehrere  Beispiele  bestättigt,  vorkommen, 
so  werde  ich  nicht  säumen,  sie  nachzutragen,  so  wie  jene, 
die  in  solchen  Gesängen  vorkommen ,  worin  fast  jede 
Strophe  ein  anderes  Metrum  hat ,  was  wir  im  Vorworte 
im  regelmässige  Vermischung  nannten. 

ill,     Genifgiclites  ]?Ietruin  In  fiinfzeiligeii 
l§troplieii. 

Bei  diesen  war  ich  bisher  nicht  so  glücklich  mehr  als 
%wei  Arten  von  Vermischungen  zu  finden.  Es  sind  folgende  : 

1)  Seite  VSi  in  der  letzten  Zeile,  im  Offic.  Dominical., 
welches  dem  Breviar.  ferial.  beigefügt  ist,  fängt  folgendes 
Metrum  an,  das  sich  vier  Strophen  hindurch  zieht.  Die 
vier  ersten  Verse  sind  /y/w/silbig^  der  fünfte  aber  ist  sieben- 

silbig,   nach  folgendem    Muster  der  2ten  Strophe,  S    *.x».iD 
^icile  2: 

♦^  \l\^    h.k^    J^")   aiV>»jQXo 

lieber  die  Aufersteiiung  des  Sohns, 
Sieh,  erfreut  sich  die  Kirche, 


Vnd  singet  Preis 

Dem,  der  sie  erfüllte  mit  Jubel 

Durch  sein  Aufcrslehn  von  den  Todten. 


I)  Es  ist  XII  diesem  Zwecke  noch  ein   grosser   Theil    des   Ferialbre- 
viers,  d;tuu  das  ganze  Ftistbrevicr  der  Maroniten  zu  untersuchen. 


Alle  vier  Strophen  gehen  so  regehiiässig ,  dass  man 
dieses  Metrum  als  ungezweifelt  gewiss  annehmen  kann. 

2)  Im  Offic.  fer.  Seite  oU^.  und  S.  a:^.  kommen  meh- 
rere Strophen  vor,  die  meiner  Ansicht  nach  sicli  nur  so 
zählen  lassen,  dass  anfangs  2  fünßWblge ,  dann  1  vier- 
silbiger,  endlich  2  aiebensWb'ige  dieselben  bilden.  So  die 
2ie,  3te  und  9te  Strophe.  Als  Schema  setze  ich  die  S. 
Qiä.  Zeile  2.  beginnende  her:  ^  ^z 

-p  y  p 

^  A       p.     y       ''    A,      r  y 

Die  Rechte  des  Herrn, 

Sie,  die  da  theilte  das  Meer 

Vor  dem  Heere  (Israels),  .vHmX 

Sie  öffne  das  Thor  der  Erbarmungen 

Unserm  Gebet  und  Flehen. 

Allerdings  lassen  sich  bei  dieser  Strophe  die  zwei 
letzten  N'erse  auch  so  zählen,  dass  2  fünf-  und  1  vier- 
silbiger, wie  in  den  drei  ersten  Versen,  herauskommen, 
diese  Zählung  geht  aber  bei  andern,  z.  B.  der  2ten,  3len, 
oien  etc.  wieder  nicht  an.  Um  die  syrischen  Texte  nicht 
zu  sehr  zu  häufen,  darf  ich  mich  wohl  begnügen,  Sprach- 
kundigen die  Strophen  bezeichnet  zu  haben^  damit  sie 
selbst  untersuchen  können. 

Eine  und  die  andere  Strophe,  z.  B.  die  erste  (Zeile  8. 
S.  Olli)  wenn  man  im  letzten  Vers  eine  Diaerese  annimmt, 
und  die  7te  (S.  c\^  7j,  5.),  lässt  sich  ungezwungen  in  vier 
siebensilbige  Verse  zusammenziehen^  während  hingegen  in 
der  4ten,  5ten  und  Uten  der  letzte  Vers  nur  sechssilbig  ist. 

VTeil  das  von   mir   angegebene   Metrum  sich   auf  die 


Mehrzahl  der  Strophen  o^enau  anwenden  lässt,  «glaube  ich, 
nicht  ohne  gute  Gründe  es  hier  eingereiht  zu  haben:  denn 
es  passt  auch  ganz  zwanglos  auf  jene  Strophen ,  die  sich 
in  vier  siebensilbige  Verse  zusammenziehen  Hessen. 

Sollte  ich  ungeachtet  der  sorgfältigen  Untersuchung 
bei  Bestimmung  dieser  Art  Strophen  mich  geirrt  haben, 
so  möge  das  Nro.  2.  hier  gesagte  wenigstens  als  Anre- 
gung zur  Prüfung  für  Andere  gütig  hingenommen  werden. 

IV.    Seehj^zellige  Sitroplien. 

Bei  diesen  finden  sich  schon  mehrere  Arten  von  Ab- 
wechslung kürzerer  und  längerer  Verse,  und  zwar  mit 
grösserer  Sicherheit  festzustellen. 

1)  Seite  rüjD  in  der  Mitte,  im  Breviar.  fer. ,  beginnt 
ein  Gesang  von  fünf  Strophen  mit  folgendem  Metrum:  Es 
sind  fünf  siebensilbige  Verse,  der  sechste  aber  ist  fünf- 
silbig,  z.  B.  in  der  letzten  Strophe,  beginnend  S.  aiii£> 
Zeile  7: 

)Li.J  C710    jjit^Jl     pAliiQjft 

\miq.d   u^wO^O   U^^o  l^W 

7  y  A  . 

_J-xjj,liA.!iO    OC7I     OlJil 

,, Reine  und  angenehme  Lobpreisungen, 
Und  süsse  und  liebliche  Gesänge 
Bringft  die  Kirche  v.  r  mit  ihren  Kindern 
Dem  Vater,  Sohn  und  dem  heiligen  Geiste, 
Dem  Einen  wahren  Gott; 
Denn  ihn  preisen  wir." 

Ebenso  gchn  alle  Strophen  ohne  den  geringsten  An- 
stand. 


2)  Im  III.  syr.  Band  Ephräms  fängt  S.  518  Z.  2.  in 
der  zweiten  ^)  Strophe  der  53.  Paränese  folgendes  Metrum 
an:  Zuerst  sind  vier  siebensWhige  Verse,  dann  kommt  ein 
fünfsWhiger,  dann  wieder  ein  siebensilb'igcr. 

Als  Muster  setzen  wir  eine  Strophe  her,  welche  be- 
weist, dass  man  nicht,  wie  im  zunächst  vorhergehenden 
Metrum,  den  fünften  Vers  siebensilbig,  und  den  sechsten 
fünfsilbig  zählen  könne.  Sie  fängt  mit  der  zehnten  Zeile 
S.  518.  an: 

<Tl  <«  3C 

T      ..T         «     P    7  7  9 

ij,  ..T  P      .   7 

«»     /i>       *      ^ 

,   ..py,    .  ,      »  ..   y 

)l!:ijZ  (au    |,.iii^^o 

„Christus,  Freund  der  Biisser, 
Der  kam,  zu  rufen  die  Sünder : 
Nimm  an  uns  alle  als  Büsser,  -    f| 

Die  wir  klopfen  an''s  Thor  Deiner  Erbarmungen, 
Und  mach  uns  würdig,  durch  Worte 
Und  Werke  Büsser  zu  seyn!" 
Ebenso    in    mehreren    Strophen.      Sie  wurden    alle   tteissig 
abgezählt.     In    der   letzten    Strophe,  S.  518.  letzte   Zeile, 
fehlt  das  Fürwort   \j\   ich,    wie  Metrum  und  Sinn  augen- 
scheinlich zeigen. 

3)  finden  sich  sechszeilige  Strophen,  worin  zweimal 
ein  sieben^  und  /"/////isilbigor  Vers  abwechseln,  und  die  zwei 
letzten  siebensilbig  sind.  Seite  »-^  im  Breviar.  ferial.,  Zeile 
5,  fängt  ein  Gebet  in  diesem  Metrum  an,  und  auf  den  zwei 
folgenden  Seiten  herrscht  ganz  der  nämliche  V^ersbau.  Ich 
setze  als   Schema   die   vorletzte    Strophe    von    S.  -j  her, 

1)  Die  erste  Strrtphe  hat  6  siebeasilbige  Verse. 

VII.  !♦ 


10 

ZqÜc  6  von  unten  beginnend^  weil  sie  mit  mehr  andern 
Strophen  beweist^  dass  man  nicht,  wie  es  bei  einigen 
Strophen  anginge,  den  Isten  und  3ten  Vers  fünfsilbig,  und 
den  2ten  und  4ten  siebensilbig  machen  kann.  Die  Strophe 
nun  lautet. 

■  ..0  -^  ^     T  P  T  .. 

.p.  V.  r  '     y..        *         y 

„Anzogen  göttliche  Kraft 
,  Die  heiligen  Märtyrer, 

Gingen  hin  und  bestanden  im  Kampfe 
Wider  die  gottlosen  Könige^ 
Durchbrachen  die  Reihen  des  Feinds, 
Und  errangen  Kronen  des  Siegs." 
Diese  Art  Strophen   ist   entschieden  mit   völliger  Gewiss- 
heit festgestellt. 

4)  Ebenso  sicher  scheint  mir  das  folgende  Metrum. 
Seite  tflo  und  \ai  im  Offic.  Dominic.  ist  ein  p£  (Gesang  mit 
einer  Intonation;  vergleiche  Hahn  Bardcsanes  p.  50,  c), 
in  dessen  Strophen  ganz  regelmässig  der  erste  Vers  fünf, 
drei  Verse  sieben,  der  fünfte  Vers  vier,  der  sechste  endlich 
wieder  fünf  Silben  hat.     Man  vergleiche  die  erste  Strophe: 

y    ,,  A        V      .   . 


II 

„Das  Licht  vom  Lichte, 
Den  Sohn  des  himmlischen  Vaters, 
Der  die  Welt  durch  seine  Strahlen  erleuchtete, 
Und  erfreute  die  Trauernden, 
Kommt,  alle  Völker, 
Fallen  wir  nieder  und  beten  ihn  an!" 

In  dieser  Strophe  kann  zwar  der  Iste  auch  siebensilbig, 
der  2te  fünfsilbig  gezählt  werden,  was  aber  in  der  zweiten 
schon,  dann  in  mehrern  nicht  angeht.  Die  zwei  letzten 
Verse  sind  als  beständiger  Refrain  in  den  folgenden  Stro- 
phen nur  mehr  abgekürzt  angezeigt  mit  den  Worten: 
^OfOj  oZ  Venite,  adoremus!  —  Alle  Strophen  gehn  re- 
gelmässig ohne  den  mindesten  Anstand  ebenso. 

5)  In  der  Paränese  26.,  S.  466—468  des  III.  Bandes 
von  fi^phräm,  sind  bei  weitem  die  meisten  Strophen  so  ein- 
gerichtet, dass  zuerst  ein  siebensilbiger,  dann  ein  achtsil- 
biger  Vers  steht,  darauf  folgen  %tvei  fünfsilbigc ,  zuletzt 
wieder  ein  sieben-  und  ein  achtsilbiger.  Zuweilen  jedoch 
ist  die  kleine  Anomahe,  dass  Anfangs  und  am  Ende  anstatt 
der  wechselnden  sieben-  und  achtsilbigcn  Verse  zwei  sie- 
bensWh'xgQ  stehn.  Manchmal  lassen- die  Strophen  und  Verse 
durch  eine  Syn-  oder  Diaerese  sich  gleich  machen.  Als 
Beispiel  mag  die  3le    Slrophe  S.  466  E.  hier  stehen: 

]'Lx^\    -a£UX51     l)i!^l^ 

fi^AO^W^     j^Aia^ii^^    ^CT^f 
,\      ,       /  ..  7   -    #  r     T 


„Die  Fluthen  der  Sünde  empören  sich, 
Und  in  ihre  Mitte  versink'  ich  täglich. 


zweimal  |    . 
dann  folgt  |   .    ^ '""° 


12 

Zu  dir  schreie  ich: 

Herr  voll  Erbarmiing, 

Zieh  in  deiner  Huld  den  Versunknen  heraus^ 

Der  im  Meere  der  Sünden  versank!" 

Die  erste  Strophe  ist  so  irregulär ,  dass  sie  als  acht- 
zeilige  behandelt  genau  folgenden  Bau  hat: 

2  fünfsilbige 
viersilbiger 
1  siebensilbiger 
achtsilbiger. 

Die  übrigen  gehn  mit  den  oben  angegebnen  Verschieden- 
heiten pünktlich  nach  dem  bestimmten  Metrum ,  so  dass 
es  mit  allem  Rechte  hier  eingereiht  worden  ist.  In  der 
übrigens  viel  unregelmässigern  14ten  Paränese  gehn  auch 
mehrere  Strophen  nach  diesem  Schema. 

6)  Dass  der  42.  Canon  Necrosim.,  S.  298.  HL  Band 
Ephr.,  in  allen  Strophen  Causgenommen  die  jedenfalls  ano- 
malen 3te  und  letzte)  auch  sechszeilig  so  gezählt  werden 
könne ^  dass  2  fünf-  und  1  sechssilbiger  Vers  zweimal 
wechseln^  habe  ich  in  der  früher  erschienenen  Abhandlung 
darüber  gezeigt.  Uebrigens  bin  ich  jetzt  geneigter ,  vier 
achtsilbiye  Verse  in  jeder  Strophe  anzunehmen  ,  weil  die 
3te  und  letzte  Strophe  diesem  Metrum  leichter  angepasst 
werden  können. 

Als  Nachtrag  zu  jener  Abhandlung  über  sechssilbige 
Verse  im  Ephräm  füge  ich  gelegentlich  bei ,  dass  der  57. 
und  60.  Canon  Necrosim.  offenbar  im  sechssilbigen  Metrum 
geschrieben  sind^  worin  sie  sich,  hie  und  da  mit  Amven- 
dung  einer  Diaerese,  regelmässig  abzählen  lassen,  während 
das  viersilbige  Metrum^  allerdings  auch  auf  die  meisten 
Strophen  anwendbar^  bei  einigen  andern,  z.  B.  der  letzten 
des  60.  Gesanges,  S.  326  E.,  und  bei  der  ersten  des  57. 
S.  324  C.  sich  durchaus  nicht  anwenden  lässt. 


I  13 

V.    Von  den  slebenzeilisen  IStroplien. 

13  Sowohl  im  Breviar.  ferial.  als  auch  im  angehäng- 
ten Offic.  dominic.  kommt  öfter  folgendes  iMetrura  vor: 
Es  ist  in  jeder  Strophe  irgend  eines  Gesanges  oder  Ge- 
betes zuerst  ein  sieben-  dann  ein  t'?>/silbiger  Vers;  dann 
^  zwei  sieben-  und  ein  viersilbiger;  endlich  wieder  ein  «/^ä^/i- 
nnd  ein  viersilbiger.     Also  7  Verse. 

So  p.  1  «-Mund«4  im  Brev.  fer.,  und  p.  K  im  OfFic. 
dominic.  —  Genaue  Untersuchung  aller  Strophen  zeigt, 
dassman  nicht,  wie  es  bei  einigen  anginge,  anfangs  zwei  äi«- 
6e/isilbige,  oder  statt  der  folgenden  zwei  siebensilbigen  drei 
siebensWhigc  und  zwei  viersilbige  zählen  könne.  Als  Muster 
möge  folgende  Strophe  dienen,  S.  c^  Zeile  3  von  unten: 

Mehr  als  Sonn'  und  Mond 

Ist  schön  und  lieblich 

Dein  Andenken,  heiliger  Behenam. 

Die  Sonne  leuchtet  nur  am  Tag, 

Und  der  Mond  zur  Nacht; 

Doch  deine  Schönheit  jederzeit. 

Dein  Gebet  sei  mit  uns. 
2)  fm  f ri.  Band  Ephräms  S.  232  f.,  Canon  VF.  herrscht 
folgender  Strophenbau,  dass  5  siebensilbige ,  1  vier-  und 
1  fünfsilbiger  Vers  eine  Strophe  bilden.  Wir  setzen  die 
erste  Strophe  her  wegen  des  darin  herrschenden  Keims, 
der  im  Syrischen  eine  Seltenheit  ist: 


14 

Der  Gesang  ist  auf  den  Tod  eines  Bischofs  verfasst,  und 
die  gegebene  Strophe  heisst : 

„Nach  dem  Muster  des  Elias  in  der  Wüsle 
Zeichnete  in  stiller  Ruhe  deine  Jugend  sich  aus^ 
Und  wie  Moses  an  Derauth 
Ward  bewahrt  auch  dein  Alter. 
Preis  ihm,  der  bewahrt  deine  Jugend 
Und  hoch  verherrlicht  hat 
Die  Krone  deines  Alters!** 

Es  lässt  sich  übrigens  der  fünfte  Vers  auch  viersilbig, 
und  dafür  der  sechste  siebensilbig  zählen.  Im  Canon  68 
und  69.  kommen  ebenfalls  mehrere  solche  Strophen  vor. 
Des  Reimes  wegen  in  der  angeführten  Strophe  scheint  mir 
die  erste  Bestimmung  dieses  Metrums  vorzuziehen,  um  so 
mehr  weil  in  einigen  ähnlichen  Strophen  des  68.  Gesanges 
S.  336.  diese  Aenderung  nichl  angeht^  dass  nämlich  der 
fünfte  Vers  viersilbig,  und  der  sechste  siebensilbig  ge- 
zählt wird. 

Bei  einigen  Strophen  des  68.  Gesanges,  z.  B.  der 
ersten  und  dritten  findet  sich  die  geringe  Abweichung, 
dass  die  zwei  ersten  Verse  nur  sechs  anstatt  sieben  Silben 
haben;  sonst  ist  das  Metrum  in  bei  weitem  den  meisten 
Strophen  ganz  wie  im  sechsten  Grabgesange. 

3)  glaube  ich  das  Metrum  des  80.  Canon  Necrosim. 
im    IIL   Band   Ephr.    S.   353.     für   fast    alie   Strophen    mit 


15 

Sicherheit  so  angeben  zu  können,  dass  zuerst  vier  sieben- 
silbige ,  dann  ein  vier  -  oder  ///«/"sil biger  ,  endlich  wieder 
zwei  siebensiMge  Verse  nacheinander  folgen,  z.  B.  in  einer 
Strophe  S.  354  R.: 

■HI  m     3C 

TP  ^      '       ▼ 

„Ein  herrlich^  unvergänglich  Brautgezelt 

Und  süsse  Wonne  ohne  End' 

Harrt  in  den  obern  Höhen  dein, 

Dort,  wo  die  Wächterengel  jubeln. 

Am  Tage,  da  erscheint 

Unser  Herr  in  der  Engel  Glorie, 

Erfreut  er  bei  sich  in  der  Höhe  dich/* 
Wohl  Hesse  sich  diese  Strophe ,  wie  mcluere  des  53. 
Gesanges  auf  die  Todten  S.  311.  auch  so  zählen,  dass 
3  sieben-,  dann  1  vier-,  dann  wieder  3  siebensilbige  Verse 
folgen:  Diese  Zählung  jedoch  lässt  sich  wieder  auf  andere 
Strophen,  z.  B.  die  nächstfolgende,  nicht  anwenden.  Indess 
trage  ich  doch  kein  Bedenken,  auch  diese  Art  der  sieben- 
zeiligen  Strophen  als 

4)  anzunehmen,  dass  nämlich  zwischen  zwei  Reihen 
drei  «leÄer/sil biger  Verse  ein  riersilbiger  steht,  wie  z.  B. 
S.  311.  die  vorletzte  Strophe: 

~    ..    y      ,    .,T       0,  ..  r 


16 

A      y        f         A 
•  .«-iOiaiil   :>Or£)    oci 

„Voll  der  Zuversicht  stehii  die  Gerechten 
Bei  der  Auferstehung  vor  dem  Sohne  des  Guten, 
Und  weil  sie  seinen  Namen  bekannten,  bekennt  sie 
Auch  Er  vor  seinem  Vater; 

Und  weil  gestorben  in  seiner  Hoffnung,  erben  sie 
Das  Leben  und  Reich,  und  in    Eden 
Werden  sie  verherrlicht  für  ihre  Mühen." 

Gern  gesteh'  ich  übrigens  ,  dass  sich  diese  Strophe 
auch  so  zählen  lässt^  dass  man  anfangs  nur  zwei  sieben-' 
silbige,  dann  drei  riVrsilbige,  dann  vier  siebens<\\h\gQ  Verse 
annimmt^  wie  eine  Strophe  im  nämlichen  Gesänge,  S.  312  E., 
gezählt  werden  kann,  die  auf  die  obige  Weise  nicht  geht. 
Mir  scheint  aber  der  oben  angegebene  Strophenbau  durch 
seine  Regelmässigkeit  sich  zu  empfehlen,  so  wie  durch 
die  Analogie  mit  Nro,  4.  der  acÄ/zeiligen  Strophen,  wovon 
im  Folgenden. 

Tl.    G^eiiiisclites  JXIetriiiit  in  den  aclitzellls^en 
Stropiten. 

Mehr  Abwechselung  und  viel  mehr  Gewissheit  in  Be- 
stimmung derselben  findet  sich  bei  den  Strophen  von  acht 
Versen. 

Darin  wechseln  entschieden: 

1)  vier-  und  fünßiM^G  Verse,  wie  Seite  uj.*iD  im  Of- 
fic.  dominic,  Zeile  fünf  von  unten  herauf,  ein  Gesang  sich 
findet,  beginnend  mit: 


17 

„Friede,  Friede, 
Friede  euren  Gebeinen*'^  u.  s.  w. 

Ebenso  auch  Seite  ^  im  nämlichen  Offic.  dominic.  — 
t)a  dies  Metrum  ohnehin  aus  den  vierzeih'gen  Strophen 
bekannt  ist,  begnüge  ich  mich  mit  Anführung  dieser  zwei 
Verse  und  genauer  Bemerkung  des  Ortes,  wo  sie  zu  finden, 
um  die  syrischen  Texte  nicht  unnöthig  zu  A^ermehren. 

23  sieben-  und  r/e/silbige»  So  im  58.  Grabge sänge 
S.  325.  III.  Band  Ephräms,  dann  S.  ou-O  im  Breviar.  fe- 
rial.,  und  S.  w»j.!^  im  Offic.  dominic.  Auch  diese  Abwechs- 
hing ist  aus  den  vierzeihgen  Strophen  bereits  bekaimt. 

3)  fünf-  und  siebensilhigc,  z.  B.  in  der  Uten  Parä- 
nese,  III.  Band  Ephr.  S.  428  f.,  im  9.  und  40.  Grabhede 
des  nämlichen  Bandes.  (Vergleiche  Behnstein's  neue  Aus- 
gabe der  syrischen  Chrestom.  von  Kirsch  S.  137.)  Ucbri- 
gens  lassen  sich  viele  Strophen  auch  so  zählen,  dass 
sieben-  und  fünfsilhige  Verse  wechseln,  was  aber  bei  an- 
dern durchaus  nicht  anseht.  — 

4)  Im  Breviar.  ferial.  Seite  «äj  u.  s.  w.  ist  eine  lanff e 
Reihe  Strophen,  worin  drei  siebens'ilh'ige ,  ein  /'ww/'silbiger ; 
dann  wieder  drei  siebensWh'ige  und  ein  /*?/w/siI biger  Vers 
sich  befinden.  Zur  Probe  möge  eine  Strophe  aus  Seite  p 
Zeile  4  u.  s.  w.  hier  stehen: 

VII.  o 


18 
(.J-A^aüA    pQJ-^     oiOiaO-O 

„Emporstiegen  die  gepriesenen  Märtyrer 

fn's  Jerusalem^  das  oben  im  Himmel; 

Da  schwebt'  entgegen  ihnen  der  heilige  Geist, 

Und  begrüsste  sie: 
„Willkommen,  meine  Brüder  und  Söhne. 

Söhne  des  himmlischen  Brantgemachs ! 

Kommt,  zieht  ein,  erbet  das  Reich 

Und  das  unvergängliche  Leben  1" 

5)  Seite  *-J\aD  u.  s*  w.  im  nämlichen  Breviar.  ferial. 
beginnt  folgender,  durch  mehrere  Seiten  sich  ziehender 
Strophenbau:  Zuerst  ein  f/e/silbiger,  dann  zwei  fünfsilh'ige^ 
hernach  vier  ««^Ä^^isilbige,  endlich  ein  «cÄ/silbiger  Vers. 
Hie  und  da  ist  auch  der  erste  Vers  fün fsilbig,  so  dass  an- 
fangs drei  fünfsilbige  stehen;  sonst  lassen  sich  alle  Stro- 
phen regelmässig  und  zwanglos  nach  diesem  Metrum  zäh- 
len.    Die  letzte  Strophe  Seite  V^  z.  B.  heisst: 

,    ..  «»      ..     / 

7  P .    A  ^       » 

7  7-P7  »P.   A  7 

^±MM   I^axdo  pax^^ 

7P..t        A,     ,,7    7  -      P 

7*..  fl.  ,7        7       ^#7       7 


19  • 

Sprechen  die  Märtyrer: 
„Uiisre  Krone  steht  fest. 

Und  bereitet  ist  unser  Lohn; 

Denn  sein  Reich  lässt  uns  erben 

Der  heihge  Sohn^  den  wir  geliebt. 

Weil  durch  Feuer  und  Schwert  wir  litten, 

Tröstet  Christus  unsre  Leiden 

Im  Paradies,  so  er  versprach  seinen  Freunden." 
Wohl  kann  man  diese  und  manche  andere  Strophe 
auch  so  zählen  j  dass  6  siebensilbige  und  1  achtsilbiger 
Vers  herauskommen,  und  sie  also  den  siebenzeiligen  anzu- 
reihen wäre:  allein  diese  Zählung  ist  wieder  auf  andere 
Strophen,  z.  B.  Seite  }J£>^  *nSo  durchaus  nicht  anwend- 
bar^ während  die  unter  5)  angegebene  Zählung  sich  un- 
gezwungen  auf  alle  anwenden  lässt. 

6)  Hierher  ziehen  kann  man  auch  die  Paränesen  24 
und  25.  im  Ilf.  Band  Ephr. ,  S.  460  u.  s.  w.^  worin  viele 
Strophen  zuerst  vier  /7iw/silbige ,  dann  zwei  ö6-Ä/silbige, 
endlich  zwei  Ä^cA^silbige  Verse  haben.  In  andern  Strophen 
aber  sind  anfangs  statt  der  /V/w/silbigen  vier"  und  sechs^ 
silbige ')j  so  dass  vor  den  zwei  «c/i/silbigen  Versen  immer 


i)  Das  nämliche  Metrum  kommt  Seite  »-.^wi*.  «»"  Offic.  domioic.  in 
einem  Ostergesange  vor,  dessen  8te  Strophe,  Zeile  8  daselbst  be- 
ginnend, also  heisst: 


#     .  20 

20  Silben  stehn,  die  man  nun  als  zwei  «e/msilbige  Verse 
zählen,  oder  nach  den  angegebnen  Weisen  in  vier  kürzere 
anflösen  mag.  Will  man  sie  in  zwei  zehnsilbige  zusam- 
menziehen, dann  gehörte  diess  Metrum  zu  den  sechszeili- 
gcn.  Auf  die  zehnsilbigen  Verse  werden  wir  später  wieder 
zurückkommen.  Eine  Strophe  als  Schema  aufzuführen 
halte  ich  für  überflüssig,  weil  in  Ephräms  Werken  die  be- 
nannten Stellen  leicht  nachzuschlagen  sind.  Dass  man  hie 
und  da  zu  einer  Syn-  oder  Diaerese  seine  Zuflucht  nehmen 
muss,  was  aber  sehr  selten  der  Fall  ist,  wird  keinen  der 
syrischen  Metrik  Kundigen  befremden. 

7)  Betrachten  wir  die  60  Paränese  Ephräms,  S.  527  f. 
im  IlL  Bande,  so  flnden  wir  in  allen  Strophen  ganz  regele 
massig  folgendes  Metrum:  Zuerst  ein  sieben- ^  ein  vier-'^ 
und  ein  /im/silbiger  Vers;  dann  wechseln  ztveitnal  wieder 
ein  sieben-  und  ein  a;/^rsilbiger ;  der  letzte  endlich  ist/V////- 
silbig:  in  jeder  Strophe  acht  Verse.  Nur  so  gezählt  gehn 
alle  Strophen  gleichmässig,  während  bei  einer  andern  Zäh- 
lung fast  bei  jeder  Strophe  wieder  ein  anderes  Metrum 
angenommen  werden  müsste.  Weil  dieser  Strophenbau 
etwas  verwickelt  ist,  mag  eine  Strophe  als  Probe  folgeii: 
Die  letzte  auf  S.  527  huisst: 


Zu  deutsch : 


O  ihr  Wächter, 

Wer  nahm  fort  den  TheurenV 

Ihr  Trabanten, 

Wer  stahl  wohl  den  Schönen? 
Nahm  sein  Vater  ihn  empor  zum  Himmel, 
Offenbart's  Geheimniss  mir,  das  wahre ! 
Es  geziemt  ihm,  nicht  zu  lassen 
Bei  den  Todten  seinen  Liebling. 

Die  ersten  20  Silben  so  zu  zählen,  dass  7Wei  sicbensilbige  und 
ein  sechssilbiger  Vers  herauskommt,  geht  schon  in  der  zweiten 
Strophe  der  25.  Paränese  nicht  mehr  an,  obgleich  sich  sonst  die 
meisten  Strophen  auch  so  zählen  Hessen. 


2! 

•na:  t»         -n 

„Mit  den  Engeln  im  Himmel. 

Die  singen  Preis, 

Reinen,  und  nicht  ruhen : 

Mit  ihnen,  unser  Herr,  mach  würdig  uns, 

Zu  zichn  dir  entgegen^ 

Und  mit  ihren  Schaaren  verein'  uns, 

Wann  getrennt  werden 

Die  Guten  von  den  Bösen." 
8)  Seite  ^  und  **r>i  o  im  Breviar»  ferial.  sind  mehrere 
«cÄ/zeilige  Strophen,  worin  meistens  zwei  /V/w/silbige,  ein 
sieben-  und  ein  r/ersilbiger  Vers  zwehnal  nach  einander 
kommen;  hie  und  da  aber  muss  der  «^/iwsilbige^  den  die 
zwei  fünfsilbigen  bilden,  in  sechs-  und  viersilbige  etc.  auf- 
gelöst werden,  wie  schon  oben  bei  N^ro.  6.  bemerkt  ward. 
Die  hier  folgende  Musterstrophe  ist  die  letzte  p.  ^: 

1»  «n 


„Auf  ihren   Knien  (rüg 

Maria  den  Messias, 

Und  säugte  mit  reiner  Mileh 

Den  Allernährer. 

In  Windeln  hüllte  sie  ihn, 

Und  legt'  in  eine  Krippe  ihn, 

Den^  der  seine  Gottheit  vereinte 

Mit  unsrer  Menschheit." 
Will  man  »eÄ^silbige  Verse  gelten  lassen,  so  gehören 
diese  Strophen,  wie  die  Nro.  6.  aufgeführte  zu  den  sechs- 
zeiligen. 

9)  Zu  Nro.  4.  der  siebenzeiligen  Strophe  muss  ich 
noch  bemerken,  dass  die  dort  angeführte  Strophe,  so  wie 
mehrere  des  53.  Can.  Necros.  sich  auch  acJitzeilig  so  zäh- 
len lassen,  dass  zuerst  zwei  siehen^iXhigQ ,  dann  ein  vier^, 
dann  ztveimal  ein  sieben-  und  ein  /Vew/silbiger,  endlich  wie- 
der ein  tj/ersilbiger  Vers  kommen.  Da  indess  die  eine 
Strophe  so,  die  andere  wieder  anders  geht,  muss  dieser 
Gesang  unter  die  des  unregelmässig ern  Baues  versetzt 
werden.  Mögen  Andere  geschickter  und  glücklicher  sein 
Metrum  entziffern,  so  wie  das  vieler  Grabgesänge,  Parä- 
nesen  und  Oden  gegen  die  Ketzer  und  Grübler  in  Ephräms 
Werken,  deren  Strophen  sehr  verwirrt  und  in  ihrem  Baue 
äusserst  schwierig  zu  bestimmen  sind. 

10)  darf  ich  nicht  vergessen  ,  auf  das  Metrum  der 
loten,  loten  und  19ten  Ode  gegen  die  Grübler  aufmerksam 
zu  machen,  und  an  die  im  5ten  Bande  meiner  üebersetzunff 
Ephräms  vorgeschlagene  Bestimmung  des  Metrums  der- 
selben zu  erinnern.  Gegen  Herrn  Prof.  Hahn  nämlich, 
der  die  15te  und  19te  mit  vielen  Verunstaltungen  des  Textes 
als  geschrieben  im  fi'mfsilhigen  Metrum  abdrucken  liess, 
glaube  ich  den  Strophenbau  darin  so  bestimmen  zu  müssen, 


2^ 

dass  zuerst  ein  fiinf-  und  sechssiihiger  Vers  zweimal  wecliseln, 
dann  drei  viersilbige  folgen^  der  letzte  Vers  endlich  fünf 
Silben  zählt,  in  Allem  achf  Verse  in  jeder  Strophe.  Ver- 
weisend besonders  auf  meine  Anmerkungen  zum  15ten  und 
19ten  Gesänge  (den  9.  und  12.  in  meiner  Uebersetzung) 
setze  ich  die  achte  Strophe  des  19ten  Gesanges  (Ephr.III. 
p.  35.  36.  Hahn  Chrestom.  p.  81.)  nach  dem  Texte  der 
römischen  Edition  her,  nach  dem  von  mir  vorgeschlagenen 
Bau  geordnet ,  und  bitte  dann  dabei  Herrn  Hahns  freie 
Veränderungen  nachzusehen : 

^         *       II* 

^1  iN;     GOT     Ol!^ 

Bei  diesem  Metrum  wird  in  allen  Strophen  der  Urtext 
geschont,  und  es  lässt  sich  am  zwanglosesten  auf  die  bei 
weitem  grössere  Mehrzahl  derselben  anwenden.  Dass 
übrigens  hie  und  da  eine  Strophe  sich  auch  anders  zählen 
lasse,  ist  aus  der  anfänglichen  Bemerkung  über  die  Be- 
schaffenheit des  Urtextes  in  der  röm.  Ausgabe  Ephräms 
leicht  erklärbap.  Manchmal  muss  durch  eine  Syn-  oder 
Diaerese  geholfen  werden,  aber  lange  nicht  so  oft  und 
nicht  so  gewaltsam^  wie  es  noihwendig  ist,  wenn  man  mit 
Hrn.  Hahn  das  fünfsilbige  Metrum  annimmt.  Nach  dem 
in  der  obigen  Strophe  angegebenen  Metrum  gehn  übrigens 
auch  in  vielen  Strophen  die  zwei  letzten  Paränesen,  S.  555. 
u.  s.  w.  im  Hl.  Band  Ephr.,  und  mehrere  Oden  gegen  die 
Grübler.     Manchmal    ist  aber  diese    Anomalie,    dass  man 


statt  der  zwei  fünf^  und  sechsfiWhi^cu  Verse  sieben-  und 
r/^/silbige  zählen  muss:  woraus  man  auf  das  Daseyn  auch 
c///*silbiger  Verse  in  der  syrischen  Metrik  schliessen  könnte, 
wie  ich  oben  von  den  zehnsilbio^en  zum  voraus  bemerkt 
habe.  Dann  gehörten  diese  Strophen,  wenn  man  zuerst 
zwei  eilfsilbige  anstatt  der  vier  verschiedensiibigen  Verse 
annehmen  will,  den  sechszeiligen  beizuzählen. 

11)  Der  36ste  Gesang  Ephräms  in  scrutatoreS;S.64  f. 
im  III.  Bande  hat  von  der  2ten  Strophe  an  einen  sieben^ 
silbigen,  dann  sieben  t^/ersilbige  Verse  in  jeder  Strophe; 
die  erste  aber  hat  wegen  eines  als  Doxologie  angehängten 
Verses  9  Zeilen.  Der  erste  Vers  ist  in  einigen  Strophen 
achtsilbig,  wenn  man  ihn  nicht  durch  eine  Synärese  ab- 
kürzen will.  Nimmt  man  Hrn.  Prof.  Haiin 's  Meinung  an, 
dass  die  Doxologie  bei  jeder  Strophe  zu  wiederholen  sei: 
so  wäre  diess  Metrum  zu  den  neunzeiligen  zu  rechnen. 
Dieser  Meinung  kann  ich  jedoch  im  Allgemeinen  nicht  bei- 
stimmen, weil  die  Doxologie  oft  nur  zum  ersten  Vers  dem 
Sinne  nach  passt,  und  im  38sten  Gesänge  in  scrutatorcs, 
der  mit  Ausnahme  weniger  Strophen  das  nämliche  Metrum 
hat,  diese  Doxologie  nicht  vorkommt.  Auch  im  37ten  Ge- 
sänge in  scrutatores  ist  eben  dieser  Strophenbau  fast  durch- 
gängig vorherrschend  ^). 

(Fortsetzung  folgt.) 


1)  Wir  haben  bei  Aufführung  der  Strophen  von  7  und  8  Zeilen  von 
%ehn-  und  eilfsilbigen  Versen  geredet.  Ihr  sonst  zwar  unbe- 
kanntes Daseyn  in  der  syrischen  Metrik  möchte  sich  durch  fol- 
gende Gründe  als  annehmbar  erweisen: 

Erstens^  weil  sich  auch  solche  achtsilhige  finden,  die  sich 
nicht  als  zwei  viersilbige  zählen  und  zu  diesem  gewöhnlichen 
Metrum  rechnen  lassen.  Dass  es  zwölfsilbige  gebe,  ist  bekannt. 
Ebenso  nun,  scheint  es ,  können  die  syrischen  Dichter  sich  auch 
zehn  -  und  eilfsilbiger  Verse  bedient  haben.  Diess  wird  um  so 
wahrscheinlicher^  weil 


II. 

lieber  den  liWertli  der  ISpraeliTer- 
gleieliiiiig* 

Eine  Rede,  vorgetragen  am  27.  Juni  1846 

in  der  acad.  Aula  zu  Bonn, 

von 

A.  Schleicher*). 


Wenn  ich  über  den  Wcrth  der  Sprachvergleichung 
zu  sprechen  mir  vorgenommen  habe,  so  habe  ich  es  nicht 
für  meine  Aufgabe  erachtet,  nachsinnend  herauszufinden, 
zu  welchen  Wissenschaften  die  Sprachvergleichung  einen 
Beitrag  liefere,  zu  welchen  Dienstleistungen  sie  gebraucht 
werden  könnte.  Vielmehr  will  ich  es  versuchen,  dem  Be- 
wusstsein  vom  Werthe  dieser  Studien,  das  durch  Beschäf- 
tigung mit  denselben  unmittelbar  erzeugt  worden,  dem  mehr 
oder  minder  klaren  Gefühle  seiner  ihm  inwohnenden  Würde 
Worte  und  Ausdruck  zu  verleihen.  Demgemäss  werde  ich 
nicht  den  Gebrauch   der  Sprachvergleichung  zur  Vervoll- 

*)  Dass  diese  hier  unverändert  mitgetheilte  Rede  ursprünglich  nur 
für  den  mündlichen  Vortrag  vor  einer  grossentheils  aus  Studie- 
renden verschiedener  Fakultäten  bestehenden  Versammlung,  nicht 
aber  dazu  bestimmt  war,  durch  den  Druck  eine  den  Augenblick 
des  Hörens  überdauernde  Existenz  zu  erhalten,  zeigt  zwar  An- 
lage und  Ausführung  derselben  deutlich  genug,  doch  glaubte  ich 
noch  besonders  darauf  hinweisen  zu  müssen,  um  etwaige  Zweifel 
und  Anstösse  von  vorne  herein  zu  beseitigen. 

2* 


26 

ständigung  anderer  Disciplincn  hier  speciell  ins  Ange  fassen, 
sondern  vielmehr  darzuthun  suchen,  dass  sie  ihren  Werth 
und  Nutzen  in  sich  seihst  trägt,  wodurch  freiüch  jenes 
Erstere  keinesvveges  aufgehoben  ist.  Entgehen  mir  auch 
auf  diese  Weise  manche  Beziehungen,  in  welchen  der 
Sprachvergleichung  Werth  beizuschreiben  sein  möchte,  so 
glaube  ich  doch,  dass  der  Werth,  den  ich  aus  eigener  Er- 
fahrung ihr  zuschreiben  muss,  ein  solcher  ist,  der  jede 
Missachtung  als  vollständig  unbegründet  zurückzuweisen 
im  Stande  ist;  übcrdiess  wird  sich  wohl  nur  das  selbst 
Erfahrene  und  Empfundene,  nicht  das  nur  theoretisch  Er- 
schlossene mit  jener  sicheren  Ueberzeugung  von  seiner 
Wahrheit  aussprechen  lassen,  welche  da  erforderlich  ist, 
wo  eine  Einwirkung  auf  die  Ansichten  Anderer  erzielt  wird. 
Es  könnte  vielleicht  befremdlich  erscheinen,  den  Werth 
einer  Wissenschaft  zum  Gegenstande  einer  besonderen  Dar- 
stellung zu  machen.  Allerdings  wäre  es,  was  die  allgemein 
bekannten  Fachwissenschaften  betrifft,  überflüssig,  über 
ihren  Werth  im  Allgemeinen  zu  reden,  da  derselbe  im  Be- 
wusstsein  Aller  ist.  Anders  verhält  es  sich  mit  der  Sprach- 
vergleichung. Diese  Wissenschaft  ist  so  jung,  dass  schon 
aus  diesem  Grunde  man  nicht  voraussetzen  darf,  dass  sie 
von  Allen  gewürdigt  werde,  es  cnrsiren  über  sie  so  falsche 
Vorstellungen,  wie  nicht  leicht  über  ein  anderes  Fach,  auch 
hat  sie  bei  den  Anhängern  des  Alten,  wie  alles  Neue,  Wi- 
derspruch und  Missachtung  hervorgerufen.  Letzteres  ist 
freilich  den  Gesetzen  der  Geschichte  durchaus  gemäss,  aber 
eben  durch  diesem  Widerspruch  gegen  das  Neue  ist  seine 
Vertheidigung  und  richtigere  Darstellung  als  berechtigt,  als 
nothwendig  erwiesen.  Die  gegen  die  Sprachvergleichung 
vorgebrachten  Anklagen,  Specielleres  abgerechnet,  wovon 
zum  Theile  nachher  die  Hede  sein  wird,  lassen  sich  in  die 
eine  Hauptbeschuldigung  zusammenfassen,  sie  sei  unnöthig 
und  eben  deshalb  verwerflich.  Die  ganze  folgende  Dar- 
stellung wird,  so  hoffe  ich  wenigstens,   diese  Beschuldigung 


87 

widerlegen.  Die  Kategorie  des  Nölhigen  und  Unnöthigen 
auf  eine  Wissenschaft  anzuwenden,  zeugt  aber  schon  von 
vorne  herein  von  einem  niedrigen  Standpunkte  der  Betrach- 
tung. Je  nach  dem  grösseren  oder  geringeren  geistigen 
Bedürfnisse  wird  dem  Einzehien  mehr  oder  minder  das 
nöthig  oder  unnöthig  erscheinen,  was  den  Namen  der  Wis- 
senschaft verdient.  Wer  aber  mit  dem  Thicre  auf  einer  Stufe 
steht,  für  den  ist  jede  Wissenschaft  uiuiölhig.  Hierin  Hegt 
zugleich  die  beste  Würdigung  der  auch  auf  die  Sprach- 
vergleichung angewandten  Kategorie  des  Unnöthigen. 

Dass  vielmehr  eine  vergleichende  Uebersicht  nicht  nur 
den  Sprachstudien  unendlichen  Vortheil  bringe,  sondern 
auch  anderen  Sphären  historischer  Forschung  sehr  wohl- 
thätig  zu  Statten  komme,  wird  wohl  Niemand  in  Abrede 
stellen.  Weniger  anerkannt  möchte  vielleicht  das  Vcrhältuiss 
sein,  in  welchem  das  Indische  zum  Griechischen  steht,  ich 
erlaube  mir  daher,  aus  diesem  Kreise  einiges  herauszulieben, 
um  die  MögHchkeit  und  Wichtigkeit  der  Vergleichung  in 
dieser  Beziehung  aufzuzeigen.  Die  Metrik  des  Indischen 
z.  B,  wird  aus  der  Vergleichung  mit  der  griechischen  Metrik 
vielen  Nutzen  schöpfen  können;  die  griechische  Metrik  giebt 
hier  ebenso  ein  Regulativ  für  die  Erkenntniss  und  Beur- 
theilung  der  indischen  Metrik  ab  ,  wie  umgekehrt  die  in- 
dische Grammatik  ein  Maassstab  ist,  an  dem  wir  die  grie- 
chische Grammatik  zu  messen  vermögen.  Denn  so  un- 
läugbar  das  grammatische  Gebäude  der  alt-indischen  Spra- 
che ursprünglicher  und  klarer  ist,  als  das  dergriecliischen, 
eben  so  unbestreitbar  ist  es,  dass  die  indische  Metrik 
unklarer,  unschöner  ist  als  die  griechische.  Ist  doch 
der  Charakter  des  Griechischen  das  Maass ,  das  Schöne, 
während  der  des  Indischen  schon  von  Hegel  mit  dem 
Schlagworte  des  Maasslosen  tre/Tend  bezeichnet  worden 
ist.  Für  eine  vergleichende  Litterat  Urgeschichte,  ebenfalls 
der  indischen  und  griechischen  Nation,  würden  sich  vielleicht 
folgende    Gesichtspunkte    bieten.     Da    die   Geschichte    der 


28 

griechischen  Poesie,  so  weit  dieselbe  bekannt  ist,  erstaunlich 
viel  Uebereinstimmendes  mit  der  Geschichte   der  indischen 
Poesie  hat,  so  wird  wohl  auch  von  dem  Theüe  der  indischen 
Poesie,    der   dem   Epos    vorausgeht,    ein    Analogieschluss 
gelten  auf  den  Thcii  der  griechischen  Litteratur,  der  eben- 
falls  dem  Zeiträume   des   Epos   vorausging.     Die  indische 
Litteratur   ist   uns    wenigstens   drei  Jahrtausende  hindurch 
fortlaufend  erhalten,  die  griechische  überhaup'^  nur  fragmen- 
tarisch und  ihre  Anfänge  gar  nicht.   Wir  können  daher  an 
einer  vollständig  erhaltenen,  ähnlichen  Litteraturgeschichte 
Erfahrungen   machen,   die   uns  bei  der   Reconstruction    ei- 
ner fragmentarisch  überlieferten  trefflichst  zu  Statten  kom- 
men.   Vielleicht  noch  wichtiger  wäre  aber  eine  coinparative 
Mythologie.      Die  Coryphäen   der   griechischen  Mythologie 
wenden   schon   längst   die  Vergleichung  fremder  Mytholo- 
gien mit  Vortheil  an.     Ist  einmal  erst  das  höhere  indische 
Alterthum,  ich  meine  die  Veden,  aufgeschlossen,  so   wird 
man   staunen  über  die  Uebereinstimmung    im    Gange    der 
Mythenbildung  mit  dem  anderer  Nationen,    namentlich  der 
griechischen.     Ein  geistvoll  betriebenes  Studium  der  grie- 
chischen Mythologie  hat  die  Grundansicht  aufgestellt,  dass 
der  Verehrung   persönlicher   Götterwesen    ein    Naturdienst 
vorausging,   und   die  spätere   Mythologie   nur    verstanden 
werden  kann,   wenn   in   den   persönHch   gehaltenen  Sagen 
der  ursprünglich  zu  Grunde  liegende  natürliche  Sinn  wieder 
erkannt    wird.      Dasselbe   findet   im   Indischen   statt,    nur 
ist  es  hier  unendlich  leichter,  diese  Auffassung  der  Mytho- 
logie zu  erlangen  und  durchzuführen,    weil  eben  alte  Lit- 
teraturprodukte  erhalten  sind.     In  den  Veda's  ist  die  Per- 
sönUchkeit  der  Gottheiten  noch  nicht  vollkommen  entwickelt, 
der   bei   den   Griechen   erschlossene  geistige  Zustand  liegt 
hier  klar  documentirt  vor  uns.  Was  gäbe  wohl  ein  Forscher 
auf  dem  Felde  griechischer  Mythologie   um    eine   ähnliche 
Litteraturerscheinung  im  Griechischen?     Eine  Menge  deut- 
barer, den  griechischen  ähnlicher  indischer  Mythen  würde 


89 

für  das  Griechische  Licht  verbreiten,  so  wie  umgekehrt  das 
Griechische  auch  vielleicht  der  indischen  Mythologie  von 
Nutzen  sein  könnte.  Doch  dazu  ist  die  Zeit  noch  nicht  ge- 
kommen, da  eben  das  höhere  indische  Alterthum  noch  nicht 
allgemein  zugänglich  ist. 

Ich  glaube  so  durch  das  Beispiel  des  Indischen  und  Grie- 
chischen zu  einer  Bestätigung  für  den  unbestreitbaren  Satz, 
dass  verschiednen  Kreisen  der  geistigen  Entwicklung  ein 
vergleichendes  Studium  zu  Gute  komme,  gelangt  zu  sein, 
zugleich  aber  auch  den  Werth  indischer  Studien,  nament- 
lich für  die  Erforschung  des  griechischen  Wesens,  vor  Au- 
gen gestellt  zu  haben.  Doch,  ich  sehe,  dass  mich  das 
Interesse  an  der  Sache  zu  einem  Streifzuge  in  ein  dem 
Gebiete  unsrer  Betrachtung  nicht  zugehöriges  Feld  verleitet 
liat,  und  kehre  daher  von  der  Vergleichung  des  Indischen 
und  Griechischen  zur  Sprachvergleichung  zurück. 

Ehe  ich  jedoch  vom  Werthe  der  Sprachvergleichung 
rede,  halte  ich  es  für  nicht  überflüssig,  über  das,  was  Sprach- 
vergleichung sei  und  was  sie  nicht  sei,  Einiges  zu  sagen. 
Ich  würde  hiervon  schweigen,  hätte  mich  nicht  die  Erfah- 
rung leider  allzuhäufig  belehrt,  dass  selbst  bei  denen,  die 
sich  mit  Recht  unter  die  wissenschaftlich  Gebildeten  zählen, 
bisweilen  Vorstellungen  über  Sprachvergleichung  sich  vor- 
finden, die  man  mit  wahrem  Entsetzen  vernimmt.  Es  fehlt 
nämlich  auch  in  der  hier  besprochenen  Wissenschaft  nicht 
an  jenen  schlechten  Freunden  und  Anhängern,  von  denen 
man  mehr  zu  fürchten  hat  als  von  wackeren  Feinden.  Un- 
fähige, und  dazu  oft  gänzlich  unwissende  Subjecte  haben 
sich  nicht  selten  beigehen  lassen,  nach  blosser  Klangähnlich- 
keit Worte  aus  beliebigen  Sprachen  zusammenzustellen, 
und  aus  solchen  Listen  wer  weiss  was  alles  abzuleiten^). 
Da  sollte  z.  B.  das  Lateinische  aus  dem  Deutschen  ent- 
standen   sein,    denn    dafür    fand    man    die    sonnenklarsten 

^)  Hier  und   im  Folgenden   habe  ich  Vieles  zum  Theil  wörtlich  aus 
Benary's  Vorrede   zu  seiner  röm.  Lautlehre  herübergeuoniineu. 


30 

Beweise.  Ist  denn  nicht  das  lateinische  spl endet  das 
deutsche  es  blendet;  das  lat.  imago  nur  eine  entstellte 
Aussprache  unseres  im  Auge,  der  lateinische  ursus  eine 
deutsche  Ur-sau?  Diess  sind  Beispiele  aus  gedruckten 
Büchern  genommen,  nicht  von  mir  erdichtete,  und  es  Hessen 
sich  deren  noch  sehr  viele  und  vielleicht  noch  ergötzlichere 
beibringen.  Auf  dieselbe  Weise  hat  man  jetzt  von  gewisser 
Seite  her  die  Polen  zu  Landsleuten  des  gottlosen  Nebukad- 
nezar  machen  wollen.  Auf  blosse  Wortzusammenstellunff 
und  Klangähnlichkeit  hin  mache  ich  mich  anheischig,  das 
Deutsche  aus  dem  Hottentottischen  oder  umgekehrt  her- 
zuleiten, denn  jede  Sprache  hat  mit  der  andern  einige  x\ehn- 
lichkeit  im  Klange,  da  die  menschlichen  Sprachorgane  bei 
allen  Völkern  im  Wesentlichen  gleich  gebaut  sind.  Ist  doch 
die  Sprache  ein  Product  des  menschlichen  Wesens  (seines 
Geistes  und  Leibes,  wie  man  zu  sagen  pflegt)  sie  muss 
also  nothwendig  auch  eine  gewisse  Uebereinstimmung  zeigen, 
wie  sich  ja  die  Menschheit,  trotz  aller  Verschiedenheit, 
doch  wesentlich  als  Eine  zu  erkennen  giebt.  Diess  kann 
aber  keineswegs  jene  wilde  Zusammenstellung  von  Worten 
entschuldigen.  Die  Sprachv^ergleichung,  die  den  Namen 
der  Wissenschaft  verdienen  will,  muss  Gesetze  beobachten, 
sowohl  die  Gesetze,  nach  denen  sich  die  Laute  coordinirter 
Sprachen  entsprechen,  als  die,  welche  bei  der  Entwicklung 
einer  Sprache  zum  Vorschein  kommen,  und  die  so  gewon- 
neneu Resultate  mit  Consequenz  anwenden.  Der  Gleich- 
klang der  Worte  aber  ist  mindestens  ein  Adiaphoron.  Die 
erste  beste  neuere  Sprache  zeigt  uns  eine  Menge  voll- 
kommener Gleichklänge  ganz  verschiedenen  Ursprungs;  man 
denke  z.B.  an  französisch  suis  Csum),  suis  Csequor),  crois 
Ccredo),  crois  Ccresco),  ete  (aestas),  ete  (Status),  nue 
(nubes),  nue  (nuda),  dergleichen  es  eine  Masse  giebt.  Dass 

Ich  hätte  zwar  in  der  Wahl  der  Beispiele  u.  s.  w.  mit  leichter  Mühe 
Aenderungeu  anbriagen  können,  doch  hielt  ich  sie  für  UDUÖthig, 
da  ich  gegen  das,  was  ich  bei  ßenary  fand,  Nichts  einzuwenden  hatte. 


31 

diese  Gleichklänge,  aus  ganz  verschiedenen  Elementen  ent- 
standen, noch  häufiger  sich  finden,  wenn  man  mehrere 
Sprachen  zusammenhält,  als  wenn  man  bei  einer  stehen 
bleibt,  ist  klar.  Würde  es  wohl  jenen  nur  nach  Gleich- 
klang haschenden  Pfuschern  glaublich  erscheinen,  dass  dem 
französischen  j  o  u  r  und  dem  lateinischen  dies  dieselbe 
Wurzel  zu  Grunde  liegt?  Und  doch  ist  beides  aus  der 
Wurzel  diu  oder  div  auf  die  Weise  entstanden,  dass  im 
lateinischen  Substantiv  der  v-laut  zwischen  zwei  Vokalen 
verloren  ging,  das  Romanische  aber,  eben  weil  in  dies  die 
Wurzel  sehr  unkenntlich  ist,  mit  feinem  Sprachgefühle 
das  die  Wurzel  vollkommen  enthaltende  Adjectivum  diur- 
nus  wählte;  daher  italienisch  giorno,  französisch  j cur. 
Aehnlich  verfuhren  die  romanischen  Sprachen  in  vielen  an- 
dern Fällen.  Schon  die  französische  Sprache  zeigt  uns, 
wie  verschieden  klingende  Formen  eine  Wurzel  erzeugen 
kann.  Etat  (status),  etre  (stare)  haben  dochwahrHch  im 
Klange  sehr  wenig  Uebereinstimmendes  mit  Station  (statio}^ 
Statut (statutum),  statue  (statua);  dennoch  wird  Niemand 
ihren  gemeinsamen  Ursprung  von  der  Wurzel  sta  ableugnen 
können,  so  wenig  als  den  von  suis  (sequor),  suiv^ons 
(sequimur)  auf  der  einen  undsecond  (secundus),  sequence 
(sequcntia)  auf  der  andern  Seite  von  der  in  sequor  lie- 
genden Wurzel.  Ferner:  ne(natus)  und  natif  (natiuus), 
natal  Oiatalis),  mü  (motus)  und  meuble  (mobile),  ra  o- 
tion  Cmotio)  klingen  sich  doch  wahrlich  auch  nicht  ähnlich, 
und  doch  machen  schon  die  beigefügten  lateinischen  For- 
men, die  nach  bestimmten  Lautgesetzen  in  die  neueren  fran- 
zösischen übergingen,  jeden  weiteren  Beweis  dafür,  dass  diese 
dem  Ohre  verschieden  erscheinenden  Spracherzeugnisse 
einer  Wurzel  entsprungen  sind ,  vollkommen  überflüssig. 
Was  man  hier  in  bekannleren  Regionen  leicht  zugiebt , 
das  darf  man  auch  in  ferner  liegenden  dann  nicht  grund- 
los bezweifeln,  wenn  die  Gesetze  des  Lautwechsels  er- 
mittelt sind.     Mit   dem  Gicichklange   der  Wörter  ist   also 


32 

durchaus  Nichts  auszurichten,  so  wenig  als  in  der  Botanik 
z.  B.  geleistet  wäre,  wenn  man  alle  rothblühenden,  alle 
gelbblühenden  oder  alle  rundblättcrigen  Pflanzen  u.  s.  w. 
für  verwandt  und  zusammengehörig  erachten  wollte.  Was 
hier  die  am  meisten  ins  Auge  fallende  Farbe  oder  Gestalt 
ist,  das  ist  der  Klang  für's  Ohr.  Nach  solchen  Kriterien 
zu  urtheilen  und  zu  ordnen  ziemt  dem  Kinde;  dass  in  der 
Sprachwissenschaft  Erwachsene  dergleichen  sich  beigehen 
lassen,  ist  betrübend,  und  dennoch  findet  solcher  Schofel 
sein  Pubhkum,  und  veranlasst  nicht  selten  auch  den  ver- 
nünftiger denkenden  Laien,  Alles  in  eine  Klasse  zu  werfen 
und  die  Sprachvergleichung  überhaupt  mit  verächtlichen 
Blicken  anzusehen.  Dass  wir  hier  unter  Sprachverglei- 
chung nur  die  wahrhaft  vernunftgemässe  historische  Sprach- 
betrachtung meinen,  nicht  jene  aller  gesetzmässig- ge- 
schichtlichen Entwicklung  spottende  Wortspielerei,  versteht 
sich  von  selbst. 

Wenden  wir  uns  nun  zum  Thema,  so  erscheint  die 
Sprachvergleichung,  sofern  sie  die  Erforschung  und  Auf- 
stellung immanenter  Gesetze  der  Sprachentwicklung  ist,  ver- 
wandt mit  sprachphilosophischen  Studien;  betrachten  wir  die 
Sprachen  mit  stetem  Hinblick  auf  die  sie  redenden  Völker, 
so  gestaltet  sich  die  Sprachvergleichung  zur  Geschichte; 
fassen  wir  den  Zustand  der  Sprachen  an  sich  in's  Auge, 
und  suchen  wir  denselben  in  seinem  Verhältniss  zu  ver- 
wandten Sprachen  zu  begreifen,  so  haben  wir  die  compa- 
rative  Grammatik.  Erwägen  wir  demnach  die  Sprachver- 
gleichung unter  den  angegebenen  Gesichtspuncten^  dem 
philosophischen,  historischen  und  grammatischen  und  sehen 
wir  zu,  in  wie  ferne  in  jeder  dieser  Beziehungen  sie  uns 
zu  erspriesslichen  Resultaten  zu  führen  vermag. 

Wenn  wir  den  Gegenständen  der  Natur,  seien  es  Pflanzen 
oder  höher  organisirte  Geschöpfe,  ein  betrachtendes  Auge 
widmen,  so  werden  wir  kein  Bedenken  tragen,  hier  eine 
Entfaltung  ins  Einzelne,    ein  Werden  und  Vergehen  nach 


33 

bestimmten  Gesetzen  anzuerkennen.  Diese  Entfaltung,  diess 
Werden  und  Vergehen,  die  Aufeinanderfolge  verschiedener 
Bildungen  ist  selbst  Gesetz.  Diess  Gesetz  lässt  sich  als 
das  der  Einheit  im  ewigen  Wechsel  aussprechen;  dass 
eine  stetige  Entwicklung  stattfindet,  diess  ist  das  Bleibende 
und  es  ist  so  nicht  schwer,  in  der  ewigen  Veränderung 
die  erhabene  Ruhe,  das  ewige  Gleichmass  zu  erkennen, 
das  allem  Sein  inwohnt.  Soferne  wir  dieses  Sein  als  ein 
räumlich  und  zeitlich  unbegränztes ,  in  sich  durch  imma- 
nente Entwicklungsgesetze  Detaillirtes  auffassen,  so  nen- 
nen u^ir  es  das  Absolute.  Wir  gelangen  so  zur  Idee  des 
Kosmos,  des  geordneten  Weltganzen.  leder  Begriff,  oder 
^vas  dasselbe  ist,  jede  Gattung  ist  nun  selbst  wieder 
ein  Kosmos,  analoge  Gesetze  der  Entwicklung^ zeigend. 
Das  vornehmste  Gesetz  aber  ist,  dass  der  Begriff,  (die 
Gattung)  nicht  als  solcher  erscheint,  sondern  in  einer  Fülle 
von  Individuen  zur  Existenz  kommt,  die  alle  zusammen 
erst  die  Gattung  bilden.  Kein  Mensch  z.  B.  ist  gleich  dem 
Begriffe  der  Menschheit,  welcher  nur  in  Allen  zur  Erschei- 
nung kommt.  Also  auch  die  Sprachen  und  Sprachfamilien, 
ledc  einzelne  Sprache  ist  ein  Moment  des  Begriffs,  und  schon 
dadurch  ist  die  Berechtigung,  ja  Nothwendigkeit  der  Sprach- 
vergleichung dargethan.  Ist  diess  die  Entfaltung  in  die 
Breite,  oder  der  Begriff  der  Gattung,  so  ist  zugleich  mit 
ihr  auch  die  Entwicklung  in  die  Länge  gesetzt,  welche 
vorzugsweise  dem  Individuum  zukommt.  Was  diese  Ent- 
wicklung der  einzelnen  Individuen  betrifft,  so  zeigen  sich 
z.  B.  bestimmte  Gesetze,  nach  denen  die  Pflanze  ihre  Exi- 
stenz beginnt,  fortführt,  endet.  Wir  zweifeln  nicht  daran, 
weil  wir  den  ganzen  Entwicklungsgang  der  Pflanze,  um 
bei  diesem  Beispiel  stehen  zu  bleiben,  übersehen  können. 
Weniger  anerkannt  ist  da  das  Walten  immanenter  Ent- 
wicklungsgesetze, wo  uns  nur  eine  Phase  der  Entwicklung, 
oder  doch  eine  nur  fragmentarische  Erfahrung  zu  Gebote 
steht.  Diess  ist  nun  gewöhnhch  mit  der  Sprache  der  Fall. 
VII.  3 


34 

Man  kennt  mehrere  Sprachen  in  bestimmten  Entwickhings- 
Stadien,  ohne  sie  rückwärts  und  vorwärts  historisch  ver- 
folgt zu  haben.  Daher  ist  es  den  Meisten  nicht  zum  Be- 
wusstsein  gekommen,  dass  auch  die  Sprache  ähnliche  Ent- 
Avicklung  hat,  wie  andere  Organismen;  vielmehr  mag  auf 
den  ersten  Anblick  die  Fülle  verschiedener  Sprachen  als 
zufälliges  Aggregat,  ja  als  ein  unlösbares  Gewirre  erschei- 
nen. Dem  Sprachforscher,  der,  soweit  es  möglich  ist^  die 
Sprache  historisch  betrachtet,  stellt  sich  jedoch  die  Sache 
anders  dar  und  er  gewinnt  aus  objectiver  Anschauung 
dieselbe  Ueberzeugung,  die  eine  philosophische  Betrachtung 
a  priori  erschliessen  kann,  dass  nämlich  die  Sprache,  keine 
Ausnahme  bildend  vom  Getriebe  der  organischen  Bildungen, 
in  ihrer  Existenz  immanente  Entwicklungsgesetze  befolgt. 
Die  Sprachvergleichung,  sowohl  die  Vergleichung  der  ver- 
schiedenen Lebensalter  eines  Sprachstammes ,  als  das 
Zusammenhalten  verschiedener  Sprachen  verschiedener 
Sprachstämme  zeigt;  dass  nach  einem,  im  wesenthchen 
identischen  Gesetze  sich  aus  den  älteren  Sprachen  die 
neueren  entwickeln.  Ich  bleibe  hier  beim  indogermanischen 
Sprachstamme  stehen,  wiewohl  auch  der  semitische  im 
Allgemeinen  dieselben  Phasen  zeigt.  Ueberall  sehen  wir^ 
in  den  neueren  Sprachen,  z.  B.  den  theilweisen  oder  gan- 
zen Verlust  der  Declinationsendungen ,  wofür  Präpositio- 
nen eintreten,  den  theilweisen  Abgang  der  Conjugationsbil- 
dungen,  die  durch  Hülfsverben  umschrieben  werden,  über- 
hand nehmen.  Hieraus  folgt,  dass  der  grammatische  Typus 
einer  neueren  Sprache  von  dem  einer  alten  so  verschieden 
ist,  dass  auch  dann,  wenn  uns  eine  Sprache  ohne  alle  hi- 
storische Nachrichten  überhefert  wäre,  die  Bestimmung  ihres 
Lebensalters  nicht  schwer  sein  würde.  Denn  auch  in  der 
Weiterbildung  der  Laute  lassen  sich  gemeinsame  Gesetze 
in  überraschender  Fülle  beobachten.  Hier  scheint  vorzüg- 
lich die  Wechselwirkung  des  j  und  eines  vorhergehenden 
Consonanten    eine   weit   verbreitete   Analogie   darzubieten^ 


I 


35 

denn  abgcselicn  davon,  dass  sie  in  allen  indogermanischen 
Haiiplfamilien  sich  zeigt,  bieten  sie  auch  tartarisch-mongoli- 
sche  Sprachen  sowie  das  Chinesische.   Wer  mit  Rücksicht 
auf  die  lautliche  Entwicklung  das  neuere  Indisch  mit  dem  äl- 
teren, das  Romanische  mit  dem  Lateinischen  vergleicht,  dem 
wird  sich  ein  unwillkührliches  Staunen  aufdrängen,  wenn  er 
wahrnimmt,  wie  dieselben  Gesetze  an  den  Ufern  des  Ganges 
wie  an  denen  des  Po  und  der  Seine  die  Sprachen  beherrschen. 
Um  nur  eine  kleine  Probe  davon  zu  geben,  wie  weit  ins  Ein- 
zelne die  Sprachanalogie  geht,   entnehme    ich  einige  Bei- 
spieleden eben  berührten  Sprachfamilien.   Für  die  lateinische 
Lautfolge  a  r j  a  (arius)  zeigt  uns  das  Französische,  mit  Vor- 
ziehung des  j  vor  das  r  und  \'ocaIisirung  desselben  airc, 
notarius,   notaire;    pri marin s,    primairc  u.  a.   ganz 
entsprechend  das  Griechische,  das  wir  in  vieler  Beziehung^ 
schon  auf  einer    vorgerückten   lautlichen  Entwicklungsstufe 
treffen,  xfiQO)  für  xeQJa),  odzeiQa  für  oiOTSQJa  u.  s.  w.  ebenso 
das  Prakrit  z.  B.  parenta  für   Sanskrit   parjanta;    ac'- 
ceram   für    Sanskrit    äsc'arjam.      Die    Assimilation    der 
zusammenstosscnden  Consonantengruppen,  das  Ausstossen 
von  Consonanten  zwischen  den  Vokalen,  die  mannigfachen 
Verwandlungen ,    denen  j  und   ihm   vorhergehende  Conso- 
nanten   unterworfen   sind    und    dergleichen    mehr    —    alles 
diess    ist    fast    ganz   Dasselbe    im    Romanischen    und    im 
Pracrit  und  Pali,  den  Töchtern  der  Sanskritsprache.  Sanskrit 
^. abda  wird  Pracrit  sadda,  wie  scriptus  ital.  scritto, 
med  ins    und    hodie    werden    ital.    mezzo    und    oggi, 
wie  die  entsprechenden  Sanskritwörter  madhja  und  ad  ja 
im  Pali  und  Pracrit  mag'g'ha  und  ag'g'a  werden.  Sanskrit 
mukta  geht  ganz  nach  demselben  Gesetze  in  mutta  über, 
wie  fr  actus  in  fratto.     Was  die  Elision  der  Consonanten 
betrifft,   so  vergleiche  man    z.  B.  Sanskrit  räg'ä,    Prakrit 
räämit  dem  gleichbedeutenden  rex  und  dem  aus  der  Form 
rege  entstandenen  romanischen  re,  roij  dietenuis  dentalis 
wird  im  Pracrit  entweder  ausgestossen  zwischen  Vokalen^ 


oder  noch  gewöhnlicher  sinkt  sie  zur  media  herab,  ganz  wie 
z.  B.  die  französische  Sprache  in  den  Participien  des  Passivs 
^  für  atus  setzt:  aime,  amatus;  libere,  liberatns, 
wo  bekanntlich  andre  romanische  Dialecte  gleich  d.m  Pracrit 
die  media  für  die  tenuis  eintreten  lassen,  amado,  liberado. 
Diess  sind  einige  Einzehiheiten,  zufällig  herausgegriffen  aus 
einer  wunderbaren  Fülle  von  übereinstimmenden  Erscheinun- 
gen. Es  ist  sonach  möglich,  die  für  die  Sprache  geltenden 
Entwickelungsgesetze  aufzustellen,  der  geschichthchen  Ent- 
wicklung ihre  Methode  abzulauschen  5  die  Sprachhistorik 
oder  die  Philosophie  der  Sprachgeschichte  ist  ebensowohl 
berechtigt    als   die   Philosophie   der    Geschichte  überhaupt- 

Eine  andere  Seite  der  philosophischen  Sprachbetrachtung, 
die  ebenfalls  nur  in  der  Vergleichung  verschiedener  Spra- 
chen ihren  Stoff  findet,  ist  die,  welche  sich  mit  dem  Ver- 
hältniss  der  Sprache  zum  menschlichen  Geiste  und  mit  der 
Entstehung  der  Sprachen  im  Allgemeinen  beschäftigt.  Wie 
sehr  hier  die  Vergleichung  Bedürfniss  ist,  geht  schon  aus 
dem  oben  über  das  Verhältniss  des  Individuums  zum  Be- 
griff Gesagten  hervor.  Wer  die  menschliche  Natur  im 
Allgemeinen  zu  erforschen  strebt,  muss  eine  vergleichende 
Beobachtung  auf  die  verschiedensten  Vertreter  des  mensch- 
lichen W^esens  richten;  was  vom  Ganzen  gilt,  gilt  eben 
so  von  dem  Theile,  also  auch  von  der  Sprache. 

Wenn  wir  im  Obigen  hauptsächlich  der  Entwicklung 
innerhalb  einer  Sprache,  gleichsam  der  Ausdehnung  der 
Sprache  in  die  Länge  gedacht  haben  und  gesehen,  wie 
hier  die  Sprachvergleichung  zu  keinem  geringeren  Resultate 
führte,  als  zur  Erkenntniss  organischer  Gesetze,  oder  was 
dasselbe  sagt,  der  immanenten  Vernunft  auch  in  dem  an- 
scheinend wirren  Sprachgemenge,  so  werden  sich  niclit 
weniger  wichtige  Resultate  herausstellen ,  wenn  wir  die 
Fülle  der  Sprachen  als  coordinirte,  gleichsam  ihre  Entwick- 
lung in  die  Breite  unter  dem  historischen  Gesichtspunkte 
ins   Auge   fassen.      Gehen    wir   von    bekannten,    concreten 


Erscheimingeii  aus.  Wir  wissen  z.  B.,  denn  diess  hat  sich 
innerhalb  der  historischen  Zeit  zuo^etragen ,  wie  sich  aus 
der  lateinischen  Sprache  die  romanischen  entfalteten.  Es 
sind  Töchter  einer  Mutler,  die,  als  sie  ihre  Aufgabe,  die 
Hervorbringung  dieser  Sprachen  gelöst,  eben  damit  ihre 
Existenz  geendet.  Denn  es  giebt  dann  keine  Existenz  mehr, 
wenn  das  Wesen  eines  Dinges  vollständig  erschöpft  ist, 
das  heisst,  wenn  es  die  Aufgabe,  den  Zweck  seines  Da- 
seins vollkommen  realisirt  hat.  Aehnlich  wie  die  romani- 
schen Sprachen  zur  Lateinischen,  verhalten  sich  die  indo- 
germanischen Primärsprachen  (die  zum  Theil  selbst  erst 
erschlossen  werden  müssen),  zur  alten  indogermanischen 
Mutter.  Indisch,  Iranisch,  Griechisch,  Lateinisch,  Slawisch, 
Litlauisch,  Deutsch  und  das  noch  ziemlich  dunkle  Cel- 
tisch  sind  ebenso  die  Früchte  einer  ausgestorbenen  Spra- 
che, wie  Wallachisch  und  Italienisch,  Spanisch  und  Por- 
tugiesisch, Prov^en^alisch  und  Französisch  die  des  La- 
teins. Beide  hier  genannten  Sprachsphären  bestehen  so- 
nach aus  Schwestern.  Die  lateinische  Sprache  von  der 
deutschen,  die  lateinische  von  der  griechischen  herzuleiten 
u.  8.  w.  ist  ein  eben  so  eitles  Beginnen,  als  wenn  Jemand 
z.  B.  das  Spanische  als  eine  Tochter  des  Italienischen  dar- 
stellen wollte.  Dass  jedoch  manche  dieser  Schwestern, 
gleichsam  wie  Zwillinge  sich  gegenseitig  näher  stehen  als 
den  andern,  scheint  wenigstens  von  den  Paaren  der  indischen 
und  iranischen,  lateinischen  und  griechischen,  slawischen 
und  lettischen  Sprachen  sicher  zu  stehen,  wie  ja  auch  die 
romanischen  Sprachen  in  Sprachpaare  zerfallen.  Wir  können 
noch  einen  Schritt  weiter  gehen.  Wie  wir  sahen,  dass  den 
Sprachfamilien,  deren  Hepräsentanten  die  Primärsprachen 
sind,  Sprachindividuen  entwuchsen,  wie  die  Sprachfamilien, 
dem  Schoosse  eines  Sprachstammes  angehörend,  ebenfalls 
auf  gemeinsamen  Ursprung  hinweisen,  so  mögen  auch  we- 
nigstens einige  Sprachstämme  in  noch  älteren  Zeiten  ver- 
einigt  gewesen   sein.     Diess    scheint   mit  dem    semitischen 


und  indogermanischen  Stamme  der  Fall  zu  sein,  und  sich 
daher  das  in  Beiden  Uebereinstimmende,  das  bei  genauerer 
Betrachtung  sich  zeigt,  zu  erklären;  oder  umgekehrt,  aus 
dieserUebereinstiramungdergemeinsameUrsprungzu  folgen. 
Dass  die  Verschiedenheit  beider  Familien  sehr  gross  ist, 
folgt  eben  aus  der  uralten  Trennung.  Erschliesst  man 
jedo(*h  aus  dem  Indogermanischen  die  ältesten  Gestaltungen, 
so  steigt  die  Wahrscheinlichkeit  jener  Vermuthung.  Im 
Semitischen  z.  B.  existiren  bekanntlich  nur  zwei  Verbal- 
formen, von  denen  die  eine,  das  Perfectum  (das  Praeteritum 
Perfectum  und  Praesens  Perfectum ,  seltener,  besonders  in 
Wünschen,  auch  das  Futurum  Perfectum)  ausdrückt.  Die 
andere  Verbalform,  das  Imperfectum,  gewöhnlich  Futurum 
genannt,  wird  zur  Bezeichnung  des  Futurums,  des  Prae- 
sens Imperfectum  und  des  Praeteritum  Imperfectum  gebraucht. 
Aussenlem  vertritt  diese  zweite  Form  meist  die  modi  ob- 
liqui  anderer  Sprachen.  Eine  genaue  Untersuchung  des  indo- 
germanischen Verbums  führt  auf  die  Annahme  derselben 
Grundformen.  Es  würde  jedoch  hier  zu  weit  führen,  den 
Nachweis  zu  liefern,  wie  dieser  ursprüngliche  Gegensatz 
des  Perfectum  und  Imperfectum  sich  in  den  vorhandenen 
Formen  des  indogermanischen  Verbums  wieder  erkennen 
lässt,  es  genüge  daher  im  Allgemeinen,  auf  die  Personal- 
endungen hinzuweisen,  welche  ja  bekanntlich  in  zwei  Klassen 
zerfallen,  deren  eine  auf  das  ursprüngliche  Perfectum,  die 
andere  auf  das  Imperfectum  zurückzuführen  ist.  Zahlreiche 
andere  Spuren  führen  jedoch  auf  die  gedachten  zwei  Grund- 
formen hin.  Dass  vieles  Lexikalische,  namentlich  viele  Wur- 
zeln im  Semitischen  und  Indogermanischen  übereinstimmen, 
ist  bekannter.  Es  scheint  daher  eine  ursprüngliche  Einheit  des 
indogermanischen  und  semitischen  Sprachstammes  höchst 
wahrscheinlich.  Wir  sind  also  im  Stande,  gcwissermassen 
einen  Stammbaum  der  Sprachen  aufzustellen,  der,  auch  wenn 
wir  alles  Dunkle  abschneiden,  doch  schon  weit  über  die  durch 
geschichtliche  Ueberlieferung  bekannteren  Zeiten  hinaufgeht. 


39 

Die  alten  Völker,  denen,  wie  fast  alle  Naturwissenschaften, 
so  auch  die,  der  Naturwissenschaft  in  gewisser  Beziehung 
aiigehörigc  Sprachwissenschaft  fremd  war,  hielten  sich  fast 
immer  für  Autochthonen.  Die  Sprachvergleichung  aber  hat 
gezeigt,  wie  wohl  fast  ganz  Europa  von  Asien  her  seine 
Bevölkerung  erhielt,  eines  der  grossartigsten  und  in  jeder 
Beziehung  wichtigsten  historischen  Data  und  noch  viele 
andere  historische  Resultate  liessen  sich  beibringen,  deren 
alleiniger  oder  doch  hauptsächlichster  Factor  die  sprach- 
vergleichende Wissenschaft  ist.  Die  Sprachvergleichung 
ist  im  Stande,  uns  den  Weg  zu  geschichtlichen  Erkennt- 
nissen zu  bahnen,  die  in  jene  Urzeit  fallen,  als  die  hido- 
germanischen  Völker  noch  vereint  in  ihren  asiatischen  Ur- 
sitzen  weilten.  Wo  die  eigentliche  geschichtliche  Ueber- 
lieferung  aufhört,  da  stellt  sich  für  den  Geschichtsforscher 
die  schwere  Aufgabe,  durch  die  poetischen  Bildungen  des 
Mythus  hindurch  auf  den  historischen  Boden  zu  dringen.  Wo 
aber  auch  dieses  unsicher  leuchtende  Licht  verlöscht,  da 
bleibt  doch  die  Sprache  als  treuer  Führer  in  die  dunkelste 
Vergangenheit  hinauf.  Denn  dass  die  mythologische  Zeit 
nicht  dem  ursprünglichen  Zustande  der  Völker  angehört, 
sondern  eine  verhältnissmässig  spätere  Geistesstufe  be- 
zeichnet, ist  wohl  jetzt  als  unbezweifelt  anzunehmen.  So 
giebt  uns  die  Sprache  bedeutungsvolle  culturhistorische 
Winke  über  den  Zustand  jenes  indogermanischen  Urvolks. 
Da  Worte,  die  sich  z.  B.  auf  religiöse  Anschauungen,  auf 
ein  geordnetes  Familienleben,  monarchische  Herrschaft, 
Vielizucht  (für  den  Ackerbau  finden  sich  jedoch  nur  schwä- 
chere Andeutungen),  feste  Wohnsitze  und  auf  Schifffahrt*) 
beziehen,  durch  mehrere  der  indogermanischen  Sprachen 
hindurch  gich  verfolgen  lassen,  so  kann  man  eine  im  Ver- 
hältnisse zu  der  ungeheuren  zeitUchen  Entfernung  wunderbar 


={«)  Kuhn,  zur  ältesten   Geschichte   der  indogerinan.  Völker.     Oster- 
Prograuiin  ■  des  Berliner  llealgyninasiums  vom  Jahre   1845. 


40 

genaue   Skizze   vom   Culturzustande  jenes   Urvolkes  ent- 
werfen. Eine  genaue  Durchforschung  des  gesanimten  Sprach- 
schatzes  wird   gewiss   zu   den  interessantesten  Resultaten 
in  dieser  Beziehung  führen^  und  die  erwähnte  Skizze  viel- 
leicht zu  einem  klaren  Bilde  erheben.     Wie   sehr  ins  Ein- 
zelne man   hier  mit  muthmasslicher  Sicherheit  gehen  kann^ 
zeigt  folgendes  Beispiel.     Die  Zahlennamen  von   1  bis  100 
stimmen  bei  den  indogermanischen  Völkern  im  Allgemeinen 
zusammen.   Der  Name  für  1000  aber  nicht.    Mit  jener  er- 
steren    Zahlenreihe   kommt   man    aber   bis  999.     Vor    der 
Treimung  konnten  also  offenbar  die  indogermanischen  Völ- 
ker höchstens  nur  bis  999  gezählt  haben.     Dass  die  Iranier 
sich  erst  später  von  den  Indiern  tremiten,  zeigt  ausser  vielem 
Andern  auch  der  Umstand^  dass  das  Wort  für  1000  beiden 
gemeinsam  ist.     Welch   genaue   Kenntniss   von  Zuständen 
einer  Epoche,    die  in  ungemessener  Ferne  hinter  uns  liegt, 
von  welcher   die  ältesten  historischen    Facta  gewiss  durch 
Jahrtausende  getrennt  sind !  Wie  der  Astronom  scheinbar  un- 
lösbare Fragen  gewissen  Gesetzen  zufolge  dennoch  beant- 
wortet, wie  er  selbst  die  Schwerein  unendlicher  Ferne  krei- 
sender  Gestirne  zu  ermitteln  im  Stande  ist,  also  kann  die 
Sprachforschung  über  das   Entfernteste   ein   sicheres   Licht 
verbreiten.    Im  Gegentheile  findet  es  sich  nun  auch,  dass  Be- 
nennungen für  Thätigkeiten ,    die  der  Urzeit  fremd  waren  j 
in  den  verschiedenen  Sprachen  auch  durchaus  nicht  überein- 
stimmen, weil  erst  nach  der  Sprachtrennung  jede  Sprache 
für  die  neue  Sache  entweder  ein  neues  Wort  bildete,  oder 
ein  vorhandenes  anwandte.  Bekanntlich  ist  die  Schreibkunst 
im  Allgemeinen   eine   späte  Erfindung.     Desshalb  stimmen 
auch   für   diesen    Begriff  die  Worte  der  indogermanischen 
Sprachen   nicht    zusammen.     Denn   das  deutsche  Wort  ist, 
wie  die  Sache,  von  den  Lateinern  überkommen. 

Hiernach  ergiebt  sich  von  selbst,  dass  die  Griechen 
ebenso,  wie  sich  uns  ihre  Autochthonie  als  illusorisch  gezeigt 
hat,  auch  gar  sehr  irrten,    wenn    sie    meinten,    Ackerbau, 


41       ^ 

Schifffahrt  und  dergleichen  sei  von  ihnen  in  Griechenland 
erfunden  worden.  Auch  die  Hypothesen  von  phönicischer 
oder  überhaupt  fremder  üeberlieferiuig  der  gedachten  Künste 
an  die  Griechen  findet  in  dem  Obigen  ihre  Erledigung. 
Denn  es  zeigt  die  Sprachvergleichung  unwidersprechlich, 
dass  diese  Kulturanfänge  von  den  indogermanischen  A'ölkern 
aus  ihren  Ursitzen  schon  mitgebracht  wurden.  Besonders 
wichtig  wird  die  Sprachvergleichung  für  den  Theil  der  Ge- 
schichtsforschung, der  sich  die  mythenbildendc  Zeit  eines 
Volkes  zum  Object  gemacht  hat.  Längst  hat  man  hier  die 
VViclitigkeit  der  Bedeutung  der  einzelnen  Namen  anerkannt, 
die  Bedeutung  aber  kann  nur  sicher  stehen,  wenn  die  Ety- 
mologie eines  Wortes  klar  ist,  und  zu  einem  richtigen 
Etymologisiren  ist  die  Sprachvergleichung  unumgänglich 
nothwendig.  Ich  erinnere  nur  an  die  vielbestrittenen  Ety- 
mologien der  Worte  Z^vg  und  ^fog,  die  jetzt  durch  die 
Sprachvergleichung  eine  sichere  Ableitung  gefunden  haben. 
Sahen  wir  vorher  besonders  ein  für  die  philosophische  Er- 
kenntniss  wichtiges  Resultat^  so  dürfte  die  Geschichte  nicht 
illinder  vortheilhaften  Gewinn  aus  der  Sprachvergleichung 
ziehen.  Die  Sprachvergleichung  selbst  erscheint  unter  dem 
eben  besprochenen  Gesichtspunkte  betrachtet,  als  Geschichte. 
Am  meisten  anerkannt  maff  wohl  die  Unentbehrlichkeit 
der  Sprachvergleichung  in  grammatischen  Dingen  sein.  Die 
Sprachvergleichung  ist  schon  desshalb  wesentlich  Gram- 
matik, weil  eine  Betrachtung  der  Sprache  ohne  Rücksicht 
auf  ihren  grammatischen  Bau  ein  Unding  ist.  Es  kommt 
hier  nicht  nur  die  Erkenntniss  des  Einzelnen  in  Betracht, 
sondern  die  ganze  grammalische  Methode  ist  durch  die 
neue  Wissenschaft  eine  neue^  eine  bessre  geworden.  War 
die  frühere  Art  und  Weise  die  Grammatik  zu  behandeln 
eine  empirisch- descriptive,  eine  Sprachbeschreibung,  so  ist 
die  jetzige  Methode  eine  historisch  erklärende.  Ueberdiess 
ward  früher  meist  das  Schema  der  lateinischen  Grammatik 
(das   selbst   wieder   von   der  griechischen  entlehnt  ist)  auf 


42 

alle  anderen  Sprachen  angewandt,  oder  doch  wenigstens 
nie  eine  fremde  Sprache  von  ihrem  eigenen  Standpunkte 
aus  aufgefasst.  Die  Sprachformon  Avurden  in  ein  schon 
fertiges  Fachwerk  eingezwängt,  und  was  sich  durchaus 
nicht  fügen  wolltCj  das  h'ef  entweder  als  unhegrifFene  Aus- 
nahme nebenher,  oder  blieb  gar  ausser  Betracht.  Wenn 
der  Sprachforscher  genöthigt  ist  dergleichen  Grammatiken 
zu  gebrauchen,  so  bedarf  es  einer  fortwährenden  Kritik; 
er  muss  immer  zusehen,  wie  sich  die  Sprachformen,  abge- 
sehen von  jenem  ihnen  umgehangenen  unpassenden  Gewände 
ausnehmen,  er  muss  restituiren ,  trennen  und  verbinden; 
kurz,  seine  Thätigkeit  ist  derjenigen  analog _,  welche  bei 
der  Wiederherstellung  eines  Autors  aus  schlechtgeschrie- 
benen, beschädigten  und  überdiess  bunt  durcheinanderge-^ 
worfenen  Blättern  einer  Handschrift  einzuschlagen  ist.  Dem-*^ 
zufolge  ist  der  Unterschied  beider  Methoden  der  Gram- 
matik ein  totaler.  Oft  ist  das,  was  der  früheren  Weise  als 
unerklärliche  Unregelmässigkeit  erschien,  jetzt  zur  Würde 
des  wahrhaft  Ursprünglichen  erhoben.  Ich  erinnere  z.  B. 
an  die  deutsche  starke  Conjugation.  Das  anscheinend  Re- 
gelmässige, das  nach  strenger  Analogie  Gebildete,  erweist 
sich  oft  als  das  Neuere,  denn  gerade  in  neueren  Sprachen 
nimmt  die  Analogie  überhand,  während  die  alten  Formen 
oft  nicht  mehr  v^erstanden  werden.  Die  durch  anschei- 
nende Regelmässigkeit  sich  empfehlenden  Erscheinungen 
stellte  nun  oft  die  alte  Grammatik  als  die  eigentlichen  Ver- 
treter der  betreffenden  Wortklassen  oder  Bildungen,  alles 
Andre  aber  als  Ausnahme  hin.  Freilich  wird  die  Betrachtung 
eines  späten  Entwicklungsstadiums  einer  Sprache  das  Dunkel 
nicht  aufhellen ;  oft  genügt  es  jedoch  schon  derselben  Sprache 
frühere  Phasen  ins  Auge  zu  fassen,  um  zu  einer  klaren 
Einsicht  zu  kommen  ,  oft  müssen  verwandte  Sprachen  zu 
Hülfe  genommen  werden.  Wer  z.  B.  in  der  erwähnten 
deutschen  starken  Conjugationsweise  die  Regelmässigkeit 
vermisst,    den  wird  die  Verfolgung  dieser  Erscheinung  bis 


43 

in  die  gothische  Sprache  hinauf  eines  anderen  belehren; 
wer  in  lateinischen  Erscheinungen,  wie  sperno  (spreui), 
sterno  (straui)  elc.  sich  nicht  zu  ßnden  weiss,  dein  wird 
die  Vergleichung  andrer  Sprachen,  aus  welchen  hervorgeht, 
dass  no  Praesenszeichen  ist,  belehren,  wie  gerade  diese 
Formen  ächte,  ihrem  Begriffe  adäquate  Bildungen  sind. 
Ueberhaupt  fällt  die  Kategorie  von  regelmässig  und  unre- 
gelmässig so  gut  als  ganz  weg.  Fast  alles  anscheinend 
Unregelmässige  zeigt  sich  bei  vergleichender  Betrachtung 
in  anderem  Lichte.  Unorganische  Bildungen,  d.  h.  Bildungen, 
bei  denen  der  Sprachgeist  selbst  den  Ursf  rung  der  betref- 
fenden Formen  vergessen  hat ,  fehlen  freilich  in  keiner 
Sprache  ganz;  doch  ist  ihr  Vorkommen,  selbst  in  neueren 
Sprachen,  unendlich  selten  gegen  jenen  Ausnahmenschwall, 
von  denen  die  alten  Grammatiken  voll  sind.  Gerade  jene 
unorganischen  Bildungen  aber  finden  sich  häufig  unter  den 
Erscheinungen,  die  die  alte  Grammatik  als  Regel  aufstellt, 
da  die  Sprachen,  wenn  das  Sprachbewusstsein  schwindet, 
sich  lieber  einer  trägen  Analogie  hingeben,  die  auch  das 
mit  sich  fortreisst ,  das  seinem  Wesen  nach  einen  andern 
Weg  gehen  sollte.  Wie  oft  zerreisst  die  alte  Grammatik 
Zusammengehöriges  und  verbindet  was  zu  treiuienist!  Wer 
hätte  sich  wohl  träumen  lassen,  dass  griechische  Futura,  wie 
dei^cü  und  fievco  nur  durch  verschiedene  Lautschwä(5hungeu 
aus  gemeinsamen  Urformen,  öeixoui)  und  fieveauo  entstanden 
sind?  Bei  Beiden  fiel  das  j  ,  das  die  griechische  Sprache 
überhaupt  verloren  hat,  aus,  dsl^co  und  ftevsoco,  letzteres 
musste  wie  xvTiTeGui,  TvmeaL,  rvTctt]  und  viele  andere  For- 
men sein  o  zwischen  zwei  Vocalen  verlieren,  und  wir  haben 
fievso) ,  (.levo),  Aehuliche  Fälle  lassen  sich  zu  Hunderten 
beibringen.  Dagegen  fiel  es  Niemandem  ein,  z.  B.  die  ver- 
schiedenen Praesensbildungen  zu  sondern ,  und  doch  ist 
tvTCTü)  aus  der  Wurzel  tvti  auf  ganz  andre  Weise  ent- 
standen, als  xQci^Uo  aus  der  Wurzel  xQay.  Wie  sehr  ins 
Einzelne  die  durch  Sprachvergleichung  gewonnene  Einsicht 


44 

gelüy  mögen  folgende,  dem  Bereiche  der  griechischen  Sprache 
entnommene  Beispiele  zeigen.  Man  fiiwiet  Conjunctiv- 
formen,  wie  ElO-tpt,  XaßrjGi,  (p£Qf]at,  elTcr^od-a  mit  dem  Iota 
subscriptum  geschrieben.  Die  Sprachvergleichung  aber  weist 
deutlich  und  bestimmt  nach,  dass  diese  Conjunclivformen 
ganz  regelrecht  durch  Dehnung  des  Bindevocals  entstanden 
sind,  und  ein  i  jenem  i]  durchaus  nicht  beigemischt  ist. 
Sie  sind  also  gewiss  ohne  Iota  subscriptum  zu  schreiben. 
Anders  verhält  es  sich  mit  der  dritten  Person ,  wie  £;C//  5 
dicss  steht  für  tyj^Ti  mit  Ausfall  des  t,  \y\e  Xiyet  für  leyeri. 
Hier  ist  also  jenes  untergeschriebene  i  an  seinem  Platze. 
Also  selbst  für  die  Orthographie  ist  die  Sprachvergleichung 
wichtig*).  Wenn  sich  bei  Homer  vor  exvQog  ein  kurzer 
Vokal  lang  findet,  so  ist  diess  daher  zu  erklären,  dass  zur 
Zeit  als  diese  Verse  gedichtet  wurden,  man  im  Anlaut 
dieses  Wortes  entweder  noch  zwei  Consonanten  hörte,  oder 
doch  fühlte;  e'xvQog  steht  nämlich  für  älteres  OFSxvQog  Scrt. 
s  V  a  c  u  r  a.  Eine  richtige  Würdigung  der  homerischen  Sprache 
überhaupt^  so  wie  eine  Entscheidung,  welche  von  den 
griechischen  Dialekten  das  Alterthümliche  am  treusten  be- 
wahrt, welche  Ursprüngliches^  welche  Secundäres  zeigen, 
lässt  sich  nur  durch  Vergleichung  der  verwandten  Sprachen 
gewinnen.  Besonders  die  griechische  Sprache  macht  einen 
ganz  andern  Eindruck,  wenn  man  sie  vom  vergleichenden 
Standpunkte  aus  betrachtet,  als  wenn  ihr  Formenreichthum 
bloss  descriptiv  erörtert  wird.  Doch  würde  mich  ein  Ein- 
gehen in  ein  sehr  reichhaltiges  Detail  viel  zu  weit  führen. 
Ferner  konnte  die  alte  Grammatik  nie  dahin  kommen,  den 
Formen  nachzurechnen,  warum  sie  diese  bestimmte  Bedeu- 
tung haben,  was  der  historischen  Grammatik  in  unzähligen 
Fällen  bereits  gelungen  ist,  in  vielen  noch  gelingen  wird. 
Wer  vermochte  uns  zu  sagen,  warum  z.  B,  das  Augment 
überall  den  Sinn  der  Vergangenheit  mit  sich  bringt?  Durch 


*)  Curtius  über  die  Tempora  und  Modi  etc.^  irgendwo. 


45 

die  Vcrgleicliiiiig  ist  es  klar  geworden,  dass  dieses  kurze 
a  auch  ausserdem  als  demonstrativer  Pronominalstamm  vor- 
kommt, dass  es  eine  Hinwcisung  auf  die  Ferne,  zeitlich 
aufgefasst,  auf  die  Vergangenheit  enthält.  Dass  in  der 
Conjugation  auch  der  alten  Sprachen  viele  Formen  (wie 
manebo,  öei'§oj,  amaui,  edei^a^  ihre  Entstehung  einer 
Zusammensetzung  mit  Hülfszeitwörtern  verdanken,  so  wie 
die  hieraus  folgenden  Eigenthümlichkeiten  in  der  Bedeu- 
tung und  dem  Gebrauche  dieser  Bildungen  —  alles  diess 
wäre  wohl  schwerlich  ohne  die  Hülfe  vergleichender  Sprach- 
studien erkannt  worden.  Die  Vergleichung  lehrt  uns  ferner, 
was  in  jeder  Sprache  alte,  was  neue  Bildung  sei.  Denn  was 
den  verschiedenen  Sprachen  gemeinsam  ist,  das  ist  altes,  von 
der  Mutter  ererbtes  Gut,  was  jede  für  sich  hat,  ist  ihre  ei- 
gene jüngere  Schöpfung.  So  gehört  z.  B.  das  Passivum 
den  jüngeren  Bildungen  an;  bekanntlich  hat  der  Grieche 
für  dasselbe  keine  besondere  Form ,  er  ersetzt  es  durch 
das  Medium,  der  Lateiner  hängt  überall  der  activen  Form 
ein  meist  in  r  übergegangenes  se  an,  andre  Sprachen  bieten 
andre  Weisen  diesen  Begriff  auszudrücken. 

Es  stellt  sich  somit  an  den  Philologen,  der  eine  be- 
sondre Sprache  oder  Sprachklasse  zum  Objecto  seiner  Thä- 
tigkeit  gemacht  hat,  die  unbedingte  Forderung,  Rücksicht 
auf  die  Resultate  der  Sprachvergleichung  zu  nehmen,  eben 
so  wie  der  vergleichende  Grammatiker  die  Früchte  speciel- 
lerer  Studien  mit  Dank  sich  anzueignen  sucht.  Specielles 
und  Allgemeines  sind  vollkommen  gleich  berechtigt,  wer 
aber  in  dem  Einen  es  zur  productiven  Thätigkeit  zu  brin- 
gen strebt,  der  wird  es  im  Andern  nothwendig  beim  Re- 
produciren  bewenden  lassen  müssen.  Hiermit  ist  alles  von 
vorne  herein  abgeschnitten,  was  man  von  einer  der  spe- 
ciellen  Philologie,  namentlich  der  klassischen  Philologie, 
feindseligen  Tendenz  der  Sprachvergleichung  gefabelt  hat. 

Ins  Einzelne  über  den  Nutzen  der  Sprachvergleichung 
in  grammatischen  Dingen,   wovon    zuletzt    die  Rede    war, 


46 

kann  ich  nicht  eingehen^  ein  sehr  umfangreiches  Buch 
würde  dazu  gehören,  um  darzustellen,  was  bis  heut  zu 
Tage  durch  die  Sprachvergleichung  gewonnen  ist.  Die 
Sprachvergleichung  aher  kann  sich  nur  freuen,  wenn 
man  sie  nach  der  häufig  beliebten  Kategorie  ,,an  iliien 
Früchten  sollt  ihr  sie  erkennen'^  beurtheilt,  denn  dieser 
Früchte  sind  schon  viele  und  werlhvolle  dem  erst  so 
kurze  Zeit  hindurch  bebauten  Felde  entsprossen.  Es  ist 
klar,  wir  stehen  auch  in  der  Sprachwissenschaft  am  An- 
fange einer  neuen  Aera,  in  welche  hinein  schon  rüstige 
Schritte  gethan  worden  sind.  Freilich  erfordert  die  Sprach- 
vergleichung bedeutenden  Aufwand  von  Kraft,  denn  ihr 
Umfang  ist  sehr  gross.  Gesetzt,  man  nimmt  sich  eine  indo- 
germanische Sprache  einer  gewissen  Zeit  zum  Gegenslaiide 
grammatischer  Behandlung,  so  muss  man  nicht  nur  ihre 
Vergangenheit  nach  Kräften  zu  erforschen  suchen,  sondern, 
da  diese  nicht  ausreichen  wird,  auch  sämmtliche  verwandte 
Sprachen  beiziehen.  Denn  das  zur  Erklärung  Nöthige  kann 
in  irgend  einer  der  indogermanischen  Sprachen  liegen ,  da 
nicht  in  einer,  sondern  in  allen  verstreut  das  Wesen  der 
gemeinsamen  Mutter  zur  Erscheinung  kommt.  Unbestritten 
übertrifft  zwar  an  klarem  grammatischen  Bau  und  an  Alter- 
thümlichkeit  das  Sanskrit  und  der  durch  sein  hohes  Alter 
ehrwürdige,  leider  noch  nicht  hinreichend  zugängliche  Veda- 
dialect  die  andern  Schwestersprachen,  doch  ist  diess  keines- 
wegs so  aufzufassen^  als  ob  man  zur  Sprachvergleichung 
mit  derKenntniss  des  Indischen  ausreiche.  Es  fehlt  durch- 
aus nicht  an  Beispielen  dafür,  dass  das  Ursprüngliche  bis- 
weilen dem  Indischen  abgeht,  in  andern  Schwesterspiaclieu 
aber  zu  finden  ist.  Je  neuer  die  Sprache,  je  jünger  sie 
ist,  um  desto  complicirter  wird  natürlich  die  Untersuchung, 
denn  hier  sind  die  Entfernungen  vom  Ursprünglichen  bei 
weitem  grösser  als  in  älteren  Stadien,  es  ist  eine  weit 
grössere  Vergangenheit  zu  berücksichtigen,  es  treten  eine 
Masse  von  Lautveränderungen  ein,  welche  zu  ihrer  richtigen 


47 

Lösung  die  Betrachtung  anderer  Sprachen ,  ebenfalls  in 
ihrem  ganzen  Verlaufe  nöthig  machen.  Der  Stoff  ist 
hier  ins  Ungeheure  gewachsen _,  doch  erleichtert  sich  die 
Arbeit  schon  dadurch^  dass  für  die  speciellen  Sprachfa- 
milien, wie  für  das  Deutsche^  Romanische,  Indische,  das 
in  der  Lautlehre  wichtige  Slawische  etc.  zuverlässige,  auf 
engere  Kreise  beschränkte  Werke  zu  bequemer  Einsicht 
vorliegen.  Die  Vertheilung  der  Arbeil  ist  auch  in  der 
Sphäre  der  besprochenen  Wissenschaft  wesentliches  Be- 
dürfniss.  Ueberdiess  darf  der  menschliche  Geist  vor 
Nichts  zurückbeben,  er  wird  überall  das  finden,  was  ihm 
analog  ist :  eine  immanente  Vernunft.  Und  je  grösser  die 
Mühe,  desto  grösser  der  Genuss  der  Erkenntniss,  denn 
Erkennen  ist  wesentlich  Geniessen.  Gerade  in  unseren 
Tasren  muss  der  Glaube  an  die  Kraft  des  menschlichen 
Geistes  zu  einer  festen  Zuversicht  erstarken.  Das  einzelne 
Individuum  freilich  vermag  nur  wenig,  unendlich  viel  da- 
gegen die  ganze  Gattung,  die  Fülle  sich  gegenseitig  er- 
gänzender Individuen.  Wir  schliessen  mit  den  erhebenden 
Worten  des  Philosophen ,  die  auf  die  Sprachen  ihre  volle 
Anwendung  finden :  ,,Das  zuerst  verschlossene  Wesen  des 
Universums  hat  keine  Kraft  in  sich,  welche  dem  Muthe 
des  Erkeunens  Widerstand  leiteten  könnte,  es  muss  sich 
vor  ihm  aufthun  und  seinen  Reichthum  und  seine  Tiefen 
ihm  vor  Augen  legen  und  zum  Genüsse  bringen." 


III. 

Aiitobiograiilile   des   liclieicli   Kttaiitsiwi 
zu  Petersburg* 

Mitgetlieilt  uod  übersetzt  von  I.  G.  L.  Kosegart  en. 


Der  vor  eini<ven  Jaliren  als  Lehrer  der  arabischen 
Sprache  v'on  Kahira  nach  Petersbur*^  berufene  Scheich  Et- 
tantawi  schrieb  kurz  nach  seiner  Ankunft  daselbst,  auf  den 
Wunsch  des  Herrn  Staatsrath  von  Frähn,  den  naciistehenden 
kurzen  Bericht  über  seine  Lebensverhältnisse,  und  die  von 
ihm  zu  Kahira  auf  der  Academie  beider  Moschee  El  ashar 
gemachten  arabischen  Studien^  und  die  von  ihm  dort  ge- 
haltenen V^orlesungen,  Der  Bericht  ist  daher  von  Interesse, 
indem  wir  daraus  sehen,  wie  heutiges  Tages  ein  junger 
arabischer  Gelehrter  in  Aegypten  sich  zu  bilden  pflegt,  und 
mit  welchen  Gegenständen  man  sich  auf  der  Academie  El 
ashar  beschäftigt.  Herr  Staatsrath  von  Frähn  hatte  die 
Güte,  mir  den  Aufsatz  des  Scheich  mitzutheilen,  und  die 
Erlaubniss  hinzuzufügen,  ihn  in  Deutschland  bekannt  zu 
machen.  Ich  habe  dem  arabischen  Texte  eine  deutsche  Ueber- 
setzung  hinzugefügt,  die  jedoch  dabei  über  den  Sinn  meh- 
rerer der  vom  Scheich  gebrauchten  Ausdrücke  etwas  zwei- 
felhaft geblieben,  wie  ich  es  am  Schlüsse  näher  bemerken 
werde.  Da  der  Scheich  in  seinen  Bemerkungen  über  seine 
Studien  öfter  die  Ausdrücke  o!-ä  leo^i  und  o.A2a>  adfui 
gebraucht;  so  hat  er  über  deren  Bedeutung  folgende 
kleine  Randanmerkung  hinzugefügt: 

^t  U^    Is-  Oj^  ^3  (jA^^    öUä/O    ^IJjtJf    ;Xa^    Ls 
y^jtXlt    ^äL:^    ^    ^-ywJt     ^Ic     ^^fJ^j*    öUx/)    .AaÄi. 


i 


49 

«Der  Ausdruck:  er  las,  bei  den  Gelehrten  bedeutet:  er 
hielt  Vorlesung,  welches  gewöhnlicher  Sprachgebrauch  ist; 
so  wie:  er  wohnte  bey,  bedeutet:  er  lernte  unter  An- 
leitung des  Scheich  im  Zuhörerkreise  der  Lehrstunde.a 
Man  saoft  also  im  Arabischen :  «ich  las  das  Gedicht  EI 
bordau  ebenso  wie  im  Deutschen  in  dem  Sinne:  »ich  hielt 
Vorlesung  über  das  Gedicht  El  borda.u 


^J^S      ^Ä.[^^f    jßji^      Vi^f      HpAOÄ.     J,f 

^•ir^'  cjr*^^'    '•^'^   VjÄJ    SJ{jÄ^    CJ^^    (^^LLxkJl 
^^    ^i^   ^.^3    ^^^-   ^^    J.J..J    J^   L5r^f 

iUiLAoilj   v,i>»jO^  tN;^^:Uj   v.:^^^  LLjlLu    civü  ii   ^^ÜCi 

vioji  O.Sl/^   LLxL  ^1^^.  •yuii'  ^  ^^y^yi    ids^  ^ 
U    ^i    LLiL   ^   b'iC-  y.5^13  ^yl   iUv-  ^Ui 


VII. 


50 


IgjUUÄ.^  LgAA^^l^o»^  isSj^^  ^-j^  (}^>^Äjt  ^f  Lgi/o  /  ä.ju 

...foJj^  2^  Lg>^  ö^fi/ö  l5^'  üÄj^'^f  ljLLs^I  cKä.! 
J<9>f  ^'Li  U^J^  J^  J3  j>j>^  ^^j-^^  j^^^  ^j^ 

»t^ljtJt^^   \.^  »«^La^^   ^f«^  (j-i;^   o!^'   u^Mj^ 

3   viSJU   ^jt    iUftJf   (^Ä4^^   o!/^'  J'^^  ^^   ^^' 
ofi>^f  ^-^  ^a;:^^  L^r*^  ^'^  '•♦^  (^  gJf  j^^f 


51 


I 


vX^:5^     g-iV^f    ft^j^^    J^    0;.Aa^    iJäII    ^'    3 

«yo  p»j'  iUv-  8t>w«  ^ftßit  ^  pM/-!»  ^f  r>r^  cy?^^' 

tXywJt    ^N-y^t  ^dj^syjf    ^^^   iuili    iü^    J,    iUili 
O^jvOÄ.    p^    \.JlXjaj9  jx^    ^♦•'l^     L^xJt    ^1    t>»-#:s^ 

^J^  t^   wa.äJI    vi^sxi'^   ^JlLf    ^i>^i5'    l^i   viJLl3 

»oJi'    ^"(J    Lk)Lb   (_^<^    '-^'^'^    c^^f    ^'^    ^^^ 
>jb  (^jjuüt   t>Jyo   vl^^  jl-^wit  ^^Ji^  j   IjI^   Lja^ 

U^x^^    ^ÄftJf^  ^^.jJf    ^5    CXaoä.    «>-U;»:^    ^":>Ljtv- 

u'^  Cd'^   '"^^  ^  (jty-^   idfyjsJf  ^^Jjtj*   ^f   üS^  ^3 


52 


--ÄJ  ^kftJt  rf"^   o^.il^  ^tyw.Jt  ^^3   '^^^ß^\ 

— -w^    «.J^jJt^    (M^-iVS^f^    ^iL-Äj!    ^fl^    j»    uX-ÄAvJt 

^ääJ!  J^!  p.U  j,  j>»I>^  f  4^  ^j^3  dLJ^^  ^j.l2/o 

Jl^f^  L^    jj^j^OJjt    3    ofiNXjJ    tc>.x5\j    ^xxJLw  ^^ 
iNiLiw  ^AXÜf    p. -Ä    oLä5    öpAC^  j.^Jl  3  viUi    Osju 


53 


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0L53  ÄAJ  Ui^fyj    Jus  (t>Ä.(  v^i^^^lc  Lö^  oLäUJf 
oLe^  ii^li  »;.'«  Lg^  ^jLj^  »i>-üyo  ü.aaa:Lä.  ^^y^f 

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^    C^^     sl>^«4XÄ.f     j4Jf      Usf^     ULäJ!      <*.gxU     p^t;^ 

^y^a^lif   ^j.M*Ä.  J.Ä^  ^^  IäjLv-  ^J^^yaA^L  |^-«Xit 
^liAÄ/^    cX-ÄÄJf     vL^f^    (^Ulit    oUp^'    ^    ^jjJS 

f^AÜ"  LgJf  vi>.A«  ^li  LäUJI  >öc\ä.  Lof^  ,cjÄw 


^ 


^  id4.Ä.  ^   j^   ^t  ^x<J3    ii.Äi(   p»^b   v^i    j>)^ 
yi\^\  (M^jf^  UoÄil    uXjij  ^tJ  \^:^A>Ä.li    P  jj^/4    klf 

Uebersetziins* 

«An  Seine  Excellenz,  den  hochgeehrten  Herrn  Frähn. 

So  spricht  der  arme  Muharamed  ben  saad  ben  sulaiman 
ajjäd  ettantawi.  Ich  ward  geboren  in  einem,  in  der  Nähe 
von  Tanta  gelegenen,  Flecken,  welcher  Nagrid  heisst,  im 
Jahr  1285.  Damit  verhielt  es  sich  also.  Mein  Vater  war, 
wie  El  hariri  sagt,  jeden  Tag  zwischen  Einkehr  und  Auf- 
bruch, indem  er  mit  Tuch,  Kaffe,  Seife,  und  dergleichen 
handelte,  viele  Waaren  einführte,  und  sie  dann  unter  die 
Kaufleute  vertheilte.  Er  hatte  daher  ein  Haus  in  Tanta,  ein 
Haus  in  Nagrid,  und  ein  Haus  in  Essaüja.  So  ward  ich 
denn  in  Nagrid  geboren,  obgleich  meine  Mutter  aus  Essä- 
fija  war,  und  mein  Vater  aus  Mahallet  marhum  stammte, 
einer  grossen  Landstadt  in  der  Nachbarschaft  Tantas.  Vor 
achtzig  Jahren  war  Mahallet  marhum  wohlhabender  und 
bevölkerter  als  Tanta.  Hernach  aber,  als  hier  Ali  heg  die 
Moschee  des  Seid  El  bedewi  erbaut,  und  rings  um  sie  her 


56 

den  Säulensranff,  das  heisst  den  Markt  der  Kaufleute  und 
ihre  Buden ,  aufgeführt  hatte,  da  nahm  Mahallet  marhüm 
fortwährend  allmälig  ab,  bis  es  so  verfiel,  dass  nur  wenig 
davon  übrig  blieb,  und  du  gegenwärtig  dessen  Häuser,  Buden 
und  Bäder  eingestürzt  siehst.  In  demselben  Maasse  aber 
wuchs  Tanta  an  Lebhaftigkeit,  und  nahm  darin  zu  bis  auf 
den  heutigen  Tag.  Die  Ursache  des  Aufblühens  dieses  Ortes 
liegt  darin,  dass  der  Sejjid  El  bedewi,  einer  der  vier  Grossen, 
dessen  Wallfahrtsort  sich  dort  befindet,  zwei  Geburtsfeste 
hat,  ein  kleines  und  ein  grosses,  an  welchen  beiden  Pesten 
die  Bewohner  Unterägyptens  und  Oberägyptens ,  und  aller 
Gegenden,  sich  dorthin  begeben,  und  daselbst  verkaufen  und 
einkaufen.  Es  giebt  zu  Tanta  Gelehrte,  und  Rechtskundige, 
und  Koranvorleser.  Die  Unterweisung  im  Koran  ist  dort 
besser  als  zu  Kahira,  während  es  sich  mit  den  Wissen- 
schaften umgekehrt  verhält.  Daher  sagt  man  sprüchwörtlich : 
99Kein  Koran  ausser  dem  Achmedischen,  keine  Wissenschaft 
ausser  der  Asharischen!«  Der  Ausdruck  Achmedisch  bezieht 
sich  auf  die  Moschee  des  Sejjid  Achmed  el  bedewi,  und  der 
Ausdruck  x\sharisch  bezieht  sich  auf  die  Moschee  El  ashar 
zu  Kahira.  Als  ich  ungefähr  vier  Jahre  alt  war,  reiseten 
meine  Aeltern  nach  dem  Hedschäs,  und  liessen  mich  zu 
Essäfija  bey  meinen  mütterlichen  Oheimen. 

Nachdem  ich  ein  wenig  herangewachsen  war,  begab 
ich  mich  nach  Tanta,  in  das  Flaus,  welches  wir  dort  be- 
sassen,  und  ging  in  die  Schule,  als  ich  ungefähr  sechs  Jahre 
alt  war.  Dort  lernte  ich  den  Koran  zwei  Male,  erst  als 
Grundlegung,  und  dann  als  Wiederholung,  wie  es  Sitte  ist. 
Nachdem  ich  den  Koran  erlernt,  verliess  ich  die  Schule 
nicht,  bevor  ich  noch  viele  andre  Texte  gelernt  hatte,  wie 
den  Text  des  Buches  El  menheg  über  die  Wissenschaft 
des  Rechts,  welches  an  Umfang  dem  Koran  gleich  kommt, 
und  den  Text  der  Alfijja  des  Ebn  mäliküber  die  Grammatik, 
und  andre  darnach,  als  ich  zehn  Jahre  alt  geworden,  begann 
ich  das  Studium  der  Wissenschaften.  Ich  besuchte  bei  dem 


verstorbenen  Scheich  3Iuhammed  el  kumi  die  Erläuterung 
des  Ebn  kassim  über  das  Recht  ein  Jahr  hindurch;  dann 
dieselbe  noch  einmal,  ein  zweites  Jahr  hindurch  ,  bei  dem 
verstorbenen  Scheich  Sejjid  muhammed  abunnagä,  der  ein 
berühmter  Gelehrter  und  Schriftsteller  war.  Darauf  besuchte 
ich  bei  diesem  die  Erläuterung  des  El  chatib  über  das  Recht, 
während  des  dritten  Jahres.  Bei  allem  dem  lernte  ich  jedoch 
damals  nicht  gründlich,  und  spielte  viel.  An  Grammatik 
hörte  ich  blos  eine  Grammatik  von  drei  Lehrstunden  bevor 
ich  nach  Kahira  abreiste;  denn  die  Grammatik  ward  zu 
Tanla  wenig  getrieben. 

Darnach  gegen  Ende  des  dritten  Jahres  im  Jahre  1238  als 
ich  im  dreizehnten  Lebensjahre  stand,  reiste  ich  mit  meinem 
väterlichen  Oheim  nach  Kahira,  wohin  hernach  auch  mein 
Vater  sich  begab,  so  dass  wir  die  Wohnung  zu  Tanta  verlies- 
seu.  Doch  reiste  ich  bisweilen  wieder  nach  Tanta  an  den 
Geburtsfesten,  und  es  fügte  sich  mitunter,  dass  ich  dort  ein 
Buch  über  die  Metaphorik  erklärte,  und  das  Buch  über  die 
Geburt  des  Propheten,  wodurch  ich  denn  meine  Schuld 
gegen  Tanta  abtrug.  Ebenso  las  ich  zu  Essäßja,  wenn  ich 
mich  dorthin  begab,  jedoch  über  einige  leichte  Bücher, 
welche  dem  Lehrgange  entsprachen ,  wie  über  das  Recht 
und  die  Einheit  Gottes.  3Jein  Aufenthalt  zu  Kahira  aber 
gehörte  zu  meinem  Glücke.  Denn  dort  besuchte  ich  nun 
die  Vorlesungen  über  die  Grammatik,  über  das  Recht,  und 
andres,  und  obwohl  es  keinen  Zweifel  leidet,  dass  mein 
dreijähriges  Lernen  zu  Tanta,  ungeachtet  meines  Spielens, 
mir  einige  Kenntnisse  zuführte,  so  ward  ich  doch  jetzt  erst 
kundig,  vorzüglich  in  der  Grammatik,  und  andrem,  mehr 
als  im  Recht.  Ich  besuchte  die  Vorlesungen  über  die 
Agrümija,  und  die  Erläuterung  des  Scheich  Chäied,  und 
die  Erläuterung  des  Buches  El  katr,  die  Erläuterung  der 
Aifijja  von  Ebn  okail,  und  deren  Erläuterung  von  El  uschmüni, 
die  Erläuterung  des  Auszuges  aus  dem  Essaad  über  die 
Wissenscliaften  des  Sprachgebrauches,  des  bildlichen  Aus- 


58 

druckcs  und  des  Redeschmuckes  ^  desgleichen  die  Erläu- 
terung des  ausführlichen  Textes  jenes  Werkes,  die  Er- 
läuterung des  Buches  Gama  el  gawämi  über  die  Wissen- 
schaft der  Gründe  des  Rechtes,  die  Erläuterung  des  Buches 
El  warakät  über  das  Recht,  und  die  des  Buches  El  mogni, 
die  Erläuterung  des  Buches  Ettachrir  über  das  Recht, 
die  Erläuterung  des  El  menheg  über  das  Recht,  die  Er- 
läuterung des  EI  niahalli  über  das  Buch  El  minhäg  über 
das  Recht,  eine  Erläuterung  des  Buches  El  bahga  über  das 
Recht,  die  Erläuterung  des  Auszuges  des  Ennaussi  über 
die  Logik,  die  Erläuterung  des  El  achdari  zum  Buche 
Essullam  über  die  Logik,  die  Erläuterung  des  Buches  Isagoge 
über  die  Logik,  die  Erläuterung  des  Buches  Essamarkandijja 
über  die  Metaphorik,  die  Erläuterung  des  Buches  Ennaussijja 
über  die  Einheit  Gottes,  die  Erläuterung  des  Buches  El 
gauharat  über  dieselbe  Wissenschaft,  nebst  noch  andren 
Vorträgen.  Am  meisten  besuchte  ich  die  Vorträge  des 
Scheich  Ibrahim  el  bägüri,  welcher  gegenwärtig  unstreitig 
der  kenntnissreichste  der  bei  der  Moschee  El  ashar  vor- 
tragenden Lehrer  ist. 

Im  fünften  Jahre  meines  Aufenthaltes  zu  Kahira  starb 
mein  Vater,  und  zwar  zu  Tanta,  wodurch  meine  Angele- 
genheiten zwei  Jahre  lang  sehr  gestört  wurden.  Ich  hatte 
bereits  angefangen  daselbst  zu  lehren.  Zuerst  trug  ich 
Prosodie  vor,  wobei  ich'  aber  auch  noch  Vorlesungen  be- 
suchte. Darauf  lehrte  ich  Grammatik  und  andres.  Ich  trug 
vor  die  Erläuterung  des  Scheich  Chäied,  die  der  El  asharijja, 
die  des  El  katr,  und  die  des  Buches  Schudsür,  mehrere 
Male;  darnach  die  Erläuterung  des  Ebn  okail;  darnach  die 
des  El  mogni,  welches  im  verflossnen  Jahre  geschah.  Ferner 
trug  ich  vor  die  Erläuterung  des  El  malwi  über  die  Meta- 
phorik,  und  die  Erläuterung  des  El  malwi  über  die  Logik; 
imgleichen  die  Koranerklärung  der  beiden  Geläl  eddin,  und 
das  Buch  Schafa.  Dieses  war  das  letzte,  über  welches  ich 
bei  der  Moschee  El  ashar  las,   denn  ich  beendigte  es  nur 


vier  Tage  vor  meiner  Abreise  aus  Aegypten.  Ausserdem 
las  ich  über  die  Mekämen  des  El  hariri  bei  der  Moschee 
EI  ashar ,  und  über  den  Coramentar  des  Sauseni  zu  den 
Moallakät,  und  weiss  nicht,  dass  jemand  vor  mir  diese 
Schriften  auf  jener  Academie  erklärt  hätte.  Ferner  las  ich 
über  das  Gedicht  El  borda,  über  das  Gedicht  Bänat  soäd, 
über  das  Buch  Ettochfa  über  die  Arithmetik,  über  die  Er- 
läuterung des  Essaad  zum  El  fussi  über  die  Fleciion.  Dann 
verfasste  ich  zu  dem  Texte  dieses  Buches  nützliche  An- 
merkungen, und  trug  ihn  mit  diesen  noch  einmal  vor.  Auch 
las  ich  über  das  Buch  Lämijet  el  afäl  über  die  Flection, 
und  unzählige  kleine  nützliche  Abhandlungen.  Jedoch  ge- 
lang es  mir  nicht,  über  das  Recht  zu  lesen,  weil  ich  mich 
mit  den  Dingen,  die  zu  meinem  Lebensunterhalte  dienten, 
beschäftigen  musste.  Daher  glaubten  viele  unter  den  Leuten 
bei  der  Moschee  El  ashar,  dass  ich  das  Recht  nicht  verstehe. 
Und  sie  hatten  Recht  darin.  Denn,  weil  ich  nachgelassen 
hatte,  mich  fortwährend  damit  zu  beschäftigen,  so  war  ich 
unbekannt  darin  geworden.  Als  mein  Vater  gestorben  war, 
ward  mein  Geist  erschüttert,  Bekümmerniss  füllte  mein  Herz 
und  die  Zeit  ging  für  mich  verloren  ohne  Nutzen  fast  zwei 
Jahre  lang. 

Hernach  erholte  ich  mich  wieder,  und  die  Umstände 
trieben  mich  dazu,  für  meinen  Erwerb  zu  sorgen.  Ich  ver- 
kehrte mit  einigen  Franken,  welche  sich  zu  Kahira  auf- 
hielten. Der  erste,  mit  welchem  ich  verkehrte,  war  Herr 
Fresnel,  welcher  die  arabische  Sprache  sehr  liebte,  und 
mich  beständig  zur  Arbeit  antrieb.  Er  ist  jetzt  Consul  zu 
Dchidda.  Auf  seine  Veranlassung  ward  ich  in  den  Wissen- 
schaften, welche  die  schöne  Litteratur  betreffen,  stärker. 
Denn  ich  las  sie  mit  ihm  ,  und  er  war  ein  genauer  und 
gründlicher  Mann  von  guten  Erforschungen  und  schönen 
Gedanken.  Er  schrieb  mehrere  Abhandlungen  über  das, 
was  er  mit  mir  las,  wie  über  das  Leben  des  Dichters  Schan- 
fara,  und  die  Schlachttage  der  Araber,  und  andres,  worin 


60 

er  meinerr  Narncn  rühmlich  erwähnte.  Dann  flösstc  er  mir 
Lust  zur  französischen  Sprache  ein,  und  lehrte  mich  sie; 
nur  verhinderte  die  Kürze  der  Zeit  die  Vollendung  des 
Unterrichts.  Schliesslich  bekenne  ich^  dass  ich  ihm  ver- 
pflichtet bin  für  die  Abtragung  meiner  Steuer.  Nämlich 
die  Bewohner  Kahiras  suchen  immer  bei  dem  Pascha  um 
Befristungen  in  Betreff  der  Steuerzahlung  nach,  daher  man 
sie  immer  mit  Rückständen  beladen  sieht.  Hernach  ward 
ich  durch  ihn  auch  mit  anderen  bekannt,  wie  mit  Herrn  Weil 
aus  Deutschland,  und  Herrn  Pruner,  vormals  Arzt  im  EI 
kasr  el  aini.  Dieser  ist  ein  Mann  von  sehr  gütigem  Sinne 
und  Gemüthe,  der  den  Kranken  schon  durch  sein  freund- 
liches Antlitz  heilet,  ehe  er  ihn  noch  behandelt.  Ferner 
ward  ich  bekannt  mit  Herrn  Perron^  gegenwärtigem  Vor- 
steher des  El  kasr  el  aini,  welcher  mit  mir  viele  Artikel 
des  Buches  El  agäni  und  der  Genealogieen  im  Buche  Ef 
ikd  las.  Auch  gab  ich  Unterricht  in  der  Schule  der  Eng- 
länder zu  Kahira,  welches  in  dem  Jahre  vor  meiner  Abreise 
von  dort  geschah.  Was  die  Dienste  des  Pascha  betrifft, 
so  ward  ich  öfter  dazu  aufgefordert,  fühlte  jedoch  keine 
Neigung  zu  ihnen,  aus  verschiedenen  Ursachen.  Dahin 
gehört  zuvörderst  der  Umstand,  dass  wer  in  jene  Dienste 
tritt,  nicht  an  der  Moschee  El  ashar  lehren  kann.  Sodann 
sind  die  Beschäftigungen  jener  Leute  widerwärtig,  indem 
der  Uebersetzer  oft  schlechte  Wörter  gebraucht,  welche 
keinen  Sinn  geben ,  so  dass  der  Corrector  die  Bedeutung 
nur  nach  vielem  Kopfbrechen  erkennt,  und  dabei  sind  sie 
dunkelvoll  und  hochmüthig;  und  dergleichen  Gründe  mehr. 
Ferner  gehören  zu  den  Franken,  welche  unter  meiner  An- 
leitung lernten,  Herr  Nikola  Muchin  aus  Russland,  und 
Herr  Frähn  aus  Russland.  Sie  forderten  mich  auf,  mich 
nach  Petersburg  zu  begeben,  worin  ich  willigte.  Nachdem 
die  Zeit  verstrichen  war,  welche  dazu  gehörte,  um  diese 
Sache  zu  Stande  zu  bringen,  verfügte  ich  mich  nach  Pe- 
tersburg in  euren  Schutz  und  unter  eure  Obhut." 


61 

lieber  einige  Ausdrücke^  deren  Sinn  mir  zweifelhaft 
geblieben,  bemerke  ich  nur  folgendes.  Nachdem  der  Scheich 
gesagt,  dass  er  sich  nach  Kahira  begeben,  gleichwohl 
aber  bisweilen  noch  seinen  frühern  Aufenthaltsort^ Tanta 
wieder  besucht  habe,  fügt  er  hinzu :  L^ä  w:>^v>  d  o  c  u  i 
ibidem.  Ich  habe  hier  wenigstens  dieses  Verbum  als  in 
forma  secunda  stehend,  und  folglich  docere  bedeutend, 
betrachtet,  obwohl  der  Scheich  kein  Teschdid  über  das 
Rä  gesetzt  hat.  Denn  er  gebraucht  das  Verbum  (j^o  in 
den  übrigen  Stellen,  wo  es  vorkommt,  immer  nur  in  der 
zweiten  Form  und  mit  der  Bedeutung:  docere,  ohne 
immer  dem  zweiten  Stammbuchstaben  sein  Teschdid  zu 
geben.  Ob  die  Worte  ^^y^i  wa^Uj  von  mir  richtig  in 
dem  Sinne:  „welche  der  Ordnung  des  Lehrganges  ent- 
sprachen^^ genommen  worden,  weiss  ich  nicht ;  der  Kä- 
müs  erklärt  das  Wort  >o!y>  kiwäm  auch  durch y«*^!  ^Lki 
ordo  rei. 

Die  Worte  yAi\  ^^j^  ^♦^  ^^  Anfange  des  letzten 
Absatzes  des  arabischen  Textes  habe  ich  gegeben:  ^,her- 
nach  erholte  ich  mich  wieder^^  lasse  aber  dahin  gestellt 
sein,  ob  ich  den  rechten  Sinn  getroffen,  da  ^>^y  auch: 
rückwärts  gehn,  bedeutet.  Ob  in  dem  Ausdrucke 
^-»Ub  iuoykjt  w*.:^.  das  Wort  ^^b  bedeutet:  natura? 
Man  könnte  auch  an  den  Druck  arabischer  Werke  den- 
ken, da  Fresnel  diesen  in  Kahira  zu  befördern  suchte, 
und  ^^aLjü  gc  druckt  bedeuten  kann.  Dass  der  Ausdruck 
*J  j_^^SJi  Ül  bedeute:  „ich  bin  ihm  verpflichtet^^  habeich 
nur  aus  dem  Zusammenhange  geschlossen. 

Die  Büchertitel,  welche  in  dem  Aufsatze  vorkommen, 
sind  meistens  nur  sehr  kurz  angegeben,  so  dass  man  bei 
einigen  nicht  sogleich  erräth,  welches  Buch  gemeint  sei,  da 
die  Anfangsworte  vieler  Büchertilel,  wie  ^s^  ^5Ä«  Jas  ikXi 


6-2 

und  ähnliche^  bei  vielen  Büchern  wiederkehren.  Das  Buch 
El  warakät  über  das  Recht  ist  vielleicht  das  in  Pusey's 
Cataloge  der  Oxforder  Handschriften  angeführte:  oLi.^ 
fS^:^  0^>  r'^"^  ^^^^  ^-y^^  l^  v5>Aa»  wjw  ^^  J.-»JCAj  ÄJÜiä 
p.  651.  Das  darauffolgende  Buch  El  mogni  ist  wahr- 
scheinlich auch  ein  juristisches,  und  das  von  D'herbelot 
aufgeführte:  «iiAii  J^aoI  j  ^^sxj\  livre  de  lurisprudence, 
qui  est  fort  en  usage  parmi  les  Mahometans,  quoique  saus 
nom  d'auteur;  vergleiche  Fleischers  Catalog  der  Leipzi- 
ger Handschriften,  p.  475.  Das  Buch  El  menheg  über 
das  Recht  ist  vielleicht  D'herbelots  ^c  ^\  dy^j^^  f-i^ 
yiySi\  livre  de  Droit^  compose'  par  le  Cadi  Beidawi.  Das 
Buch  Schudsür  scheint  ein  grammatisches  zu  sein^  und 
ist  vielleicht  das  in  Pusey's  Catalog  erwänte:  w^pJül  .^l5s«ä 
j»l-ÄJ>^'^  V^-*J^  >«^  iüyw  ^  p.  637.  Die  Koranerklärung 
der  beiden  Gelal  eddin  wird  bei  Pusey  aufgeführt  unter 
dem  Titel:  J^>^  J.^1  ^jjJt  d'^_^\  ^^'l^^  ^^\ßl\  ^^^ici 
^bj.xM^l\  Qj^l  P-  629.  Das  Buch  Ettochfa  über  Arith- 
metik ist  vielleicht  das  bei  Pusey  angeführte  :  v"^^^  »^^ 
cjUJI  iCPji  - -w  S  P-  628.  Doch  sind  dort  noch  mehrere 
arithmetische  Werke  genannt^  deren  Titel  mit  'xk^'  beginnt. 
Das  Buch  Lämijet  el  afäl  über  die  Flection  ist  bei 
Pusey  erwähnt  unter  dem  Titel:  oyait  ^  JLäj^  JL*5"^5  iU*"^ 
u»5üU  ^^'i  L>a2jj  p.  643.  Ob  ^^^U-ll  der  Name  eines  Ver- 
fassers, oder  der  Titel  eines  Buches  sei^  weiss  ich  nicht. 
Für  ein  künftiges  grosses  arabisches  Wörterbuch  ist  zu 
wünschen^  dass  es  nicht  nur  alle  Nomina  propria  homi- 
num  et  locorum^  sondern  auch  die  erheblichsten  Bücher- 
titel in  sich  aufnehme^  damit  man  über  diese  rascher  ins 
Klare  kommen  könne. 

Welches  mag  eigentlich  der  Inhalt  des  jL^l  j*.JLg  Me- 
taphorik  sein,  da  nach  Sacy  in  der  Anthologie    gram- 


( 


ll 


63 

maticale  p.  307.  der  qIa*^^  jJ«  von  den  melaphorischen 
Ausdrücken  handelt?  Vielleicht  ist  jL^l  (J^  die  von 
Hadschi  Chalfa  p.  39.  angeführte  Wissenschaft :  )iÄj^  jjlc 
LPjl^j  ol*^'  ^IäJI  von  der  eigentlichen  und  von  der  me- 
taphorischen Bedeutung  der  Ausdrücke  des  Koran.  Oder 
hat  in  der  Benennung  des  jl^\  ,Jä  das  Wort  jLrf^  gar 
nicht  die  Bedeutung:  metaphorica?  Die  Ausdrucke  oUä^" 
und  jLXsI   oUj    habe  ich  durch:    Erforschungen  und 

Gedanken  gegeben^  weil  v^aä^*  bedeutet:  insistere,  per- 
sistere.  In  Freytags  Lexicon  wird  .IXs*^!  oUj  durch  car- 
mina  erklärt.  Vielleicht  wäre  also :  Ausarbeitungen 
und  Gedichte  zu  übersetzen.  Bohtors  arabisches  Wör- 
terbuch giebt  vielleicht  Auskunft  darüber;  aber  ich  habe 
es  nicht.  Doch  werde  ich  vom  Scheich  Ettantawi  selbst 
Aufschluss  über  diese  Ausdrücke   zu  erhalten  suchen. 


IV. 

Keil  -  Inseliriften  aus  der  Qe^end   Ton 
jyiniveli^  iiebs^t  eiiiem  persiisehen  Siegel. 

Mit  einer  Steiotafel. 


Da  es  dem  französischen  Consul  Botta  in  Mossul 
gelungen  ist,  aus  den  Ruinen  des  alten  Niniveh  sehr  Vieles 
zu  Tage  zu  fördern,  was  für  die  Kunde  des  Morgenlandes 
von  äusserster  Wichtigkeit  ist,  so  wird  es  den  Lesern 
dieser  Zeitschrift  nicht  unangenehm  sein,  zu  erfahren,  was 
der  englische  Resident  Ricii  in  Bagdad  schon  früher  über 
dieselben  Ruinen  erkundet  hat.  Schon  im  dritten  Hefte 
des  dritten  Bandes  der  Fundgruben  des  Orients  liess  RiCH 
auf  Taf.  II.  unter  Nro.  12  und  13.  zwei  Cyliuder  aus  den 


64 

Ruinen  von  Niniveh  gegen  Mossul  über  bekannt  machen, 
welche  er  am  Schlüsse  der  Fortsetzung  seiner  Denkschrift 
über  die  Alterthümer  Babylon's  S.  200.  den  eben  daselbst 
bekannt  gemachten  babylonischen  Cylindern  ganz  entspre- 
chend fand.  Er  schrieb  am  angeführten  Orte  den  3.  Nov. 
1812:  «Mir  sind  noch  mehr  Seltenheiten  aus  derselben 
Gegend  versprochen,  und  ich  bin  willens,  bevor  ich  meinen 
hiesigen  Aufenthalt  verlasse,  die  sehr  ausgedehnten  Reste 
jener  alten  und  berühmten  Stadt  persönlich  zu  untersuchen.« 
In  dem  zu  London  1818  gedruckten  Second  Memoir  on  Ba- 
bylon hat  er  einen  jener  Cylinder  unter  Nro.  11.  aufs  neue 
bekannt  gemacht^  und  S.  55.  bemerkt,  dass  er  ein  schönes 
Ziegelstück  von  sehr  feinem  Thone  mit  glasirter  Oberfläche 
aus  Mossul  empfangen  habe,  welches  eine  so  kleine  und 
schwer  zu  lesende  Keil- Inschrift  enthalte,  dass  er  nicht  im 
Stande  gewesen  sei.  darüber  etwas  zu  bestimmen.  Sein 
Secretair  Bellino  schrieb  mir  aus  Bagdad  am  8.  Nov.  1818: 
»Vor  einigen  Wochen  brachte  ein  Mann  aus  Mossul  Hrn. 
RiCH  einige  Bruchstücke  von  Backsteinen  mit  Keil  -  In- 
schriften, welche  er  aus  den  Mossul  gegenüber  liegenden 
Ruinen  von  Niniveh  (Nunija  in  der  Landessprache) 
ausgegraben  hatte.  Eines  der  Bruchstücke  war  von  feinem, 
sehr  gut  gebackenem  Thone  mit  einer  gelben  Glasur,  und 
ganz  einem  andern  Brudistücke  ähnlich,  welches  ein  an- 
derer Mann  schon  vorigen  Winter  Hrn.  Rich  gebracht 
hatte.  Dieses  und  überhaupt  die  Verschiedenheit  zwischen 
diesen  Bruchstücken  und  allem,  was  Hrn.  Rich  aus  Ba- 
bylon bekannt  ist,  sowie  auch  die  persönlichen  Verhältnisse 
des  Mannes  überzeugte  mit  Grunde  Hrn.  Rich,  dass  dieser 
allen  Glauben  verdiene  in  Rücksicht  des  Ortes,  wo  er 
diese  Bruchstücke  gefunden  zu  haben  angab.  Ausser  jenem 
glasirten  sind  die  andern  Bruchstücke  nicht  einmal  so  gut 
gebacken,  und  von  schlechterem  Thone,  als  die  gewöhn- 
lichen babylonischen  Backsteine.  Die  Inschrift  ist  nicht, 
wie   auf  diesen,   in   einem    vertieften    Räume  und  auf  der 


65 

breiten,  sondern  auf  einer  schmälern  Seitenfläche  angebracht, 
besieht  bloss  aus  zwei  Zeilen ,  und  ist  offenbar  in  der 
dritten  Schriftart  geschrieben:  denn  der  Anfang*)  ist  das 
Zeichen,  in  welchem  zwei  Querkeile  vier  senkrechte  durch- 
schneiden. Die  senkrechten  Keile  sind  gewöhnlich  einen 
Zoll  und  darüber  lang.  Die  zwei  gleichen  Bruchstücke  ^3 
haben  Inschriften  auf  beiden  Seiten  von  mehreren  Zeilen; 
allein  die  Zeichen  sind  so  klein,  und  zum  Theil  so  sehr 
beschädigt,  dass  ich  Ihnen  vor  der  Hand  nichts  Bestimm- 
teres hierüber  mittheilen  kann:  jedoch  scheinen  die  In- 
schriften ebenfalls  von  der  dritten  Schriftart  zu  sein,  und 
jenen  der  babylonischen  Stücke  zu  entsprechen,  welche 
ich  Ihnen  früher  mittheiltc.  Wäre  Hr.  Ruh  nicht  selbst 
gesonnen,  diese  Inschriften  herauszugeben,  so  würde  ich 
mich  nicht  mit  dieser  Nachricht  allein  begnügt  haben; 
meinerseits  soll  es  indessen  nicht  fehlen ,  Hrn.  Rick  zu 
veranlassen ,  sie  bald  möglichst  bekannt  zu  machen.  Der 
Ueberbringer  dieser  Bruchstücke  ist  vor  Kurzem  nach 
Mossul  zurückgekeiirt,  um  Hrn.  RiCH  einen  Marmor,  dessen 
eine  Seite  ganz  von  einer  Inschrift  bedeckt  sein  soll ,  zu 
schicken,  und  den  er,  als  er  hieher  reisete,  seiner  Schwere 
halber  in  Mossul  zurückgelassen  hatte,  indem  er  zweifelte, 
ob  Hr.  Ricu  ihn  der  Versendungskosten  werth  halten 
würde.  Sobald  er  ankömmt,  werde  ich  die  Inschrift  des- 
selben und  die  der  andern  Bruchstücke  abzeichnen^  welche 
dann  Hr.  Ricii  wohl  bald  erscheinen  lassen  wird.u  In 
einer  Nachschrift  vom  28.  Nov.  heisst  es:  jj Anstatt  eines 
Marmors  von  Mossul  sind  zwei  angekommen;  beide  Bruch- 
stücke, eines  von  einem  Basrelief,  wovon  nur  noch  die 
Köpfe  zweier  männlichen  Figuren  enthalten  sind;  das  an- 
dere von  einer  Keil  -  Inschrift  in  der  dritten  Schriftart. 
Die  Zeichnungen  beider  Bruchstücke,  sowie  der  obener- 
wähnten Inschriften  von  Niniveh,  wird   Hr.  RiCH  ehestens 

1)  8.  die  Steintafel  Xro.   1. 
S)  Yermutlilicli  Urkunden. 

VII.  5 


66 

Hrn.  V.  HAM3IEII  zur  Eiiirückung-  in  die  Fundgruben  über- 
schicken.u 

In  einem  Briefe  vom  19.  April  1819  schreibt  Bellino. 
»Gleich  nach  E^rhalt  Ihres  Briefes  vom  Ende  Octobers 
würde  ich  angefangen  haben,  die  Backstein -Inschriften 
Ihrem  Wunsche  gemäss  nach  deren  eigentlicher  Beschaf- 
fenheit abzuzeichnen,  wenn  ich  nicht  eben  jetzt  erst  mit 
der  Abzeichnung  einer  Inschrift  aus  Niniveh  fertig  geworden 
wäre,  die  noch  um  ein  Gutes  grösser  als  die  Ihnen  über- 
sandte K.  ist.  Sie  ist  wie  diese,  auf  ein  irdenes  Gefäss') 
geschrieben,  aber  ohne  Spalten  und  Linien,  und  besteht 
aus  63  Zeilen  von  sehr  kleiner  und  enggeschriebener  Schrift, 
die  mit  Ausnahme  von  drei  sehr  kurzen  Stellen  vollkom- 
men erhalten  ist.  Hr.  RiCH  erhielt  ausser  diesem  Gefösse 
auch  mehrere  stanze  Backsteine  und  verschiedene  Bruch- 
Stücke  von  Mossül,  wovon  die  meisten  auf  einer  Seiten- 
fläche eine  zweizeilioe  Inschrift  haben.  Diese  Inschriften 
sind  ihrem  Inhalte  nach  von  zwi?ierlei  ganz  verschiedener 
Art.  Einige  der  Bruchstücke  haben  Inschriften ,  die  auf 
die  breite  Fläche  geschrieben  sirid^  und  aus  mehr  als  zwei 
Zeilen  bestehen:  auch  unter  diesen  herrscht  ein  grosser 
Unterschied  des  Inhalts;  in  wie  viel  Arten  sie  aber  zer- 
fallen ,  habe  ich  durch  die  Abzeichnung  der  oft  sehr  be- 
schädigten Inschriften  2)  noch  nicht  ausfinden  können.  Die 
ninivitische  Keilschrift  stimmt  jedoch  nicht  so  gänzlich  mit 
der  dritten  persopolitanischen  und  einfachen  babylonischen 
Schriftart  überein ,  als  ich  anfangs  glaubte,  denn  obschon 
sie  eine  Menge  Zeichen  mit  diesen  beiden  gemein  hat, 
so  enthält  sie  doch  auch  eine  gute  Anzahl  anderer,  die  ihr 
eigen  zu  sein  scheinen  und  oft  vorkommen ,  wie  z.  B.  ^) 
5^.   Dieses  ist  nicht,  wie  ich  anfangs  vermuthete^  gleich- 

1)  Vermufchlich  eine  Betwalze. 

2)  Dergleichen  sich  vielleicht  einige   in    dem  an  die  Universitäts-Bi- 
bliothek in  Tübingen  überlassenen  Nachlasse  von  Bei.mno  befinden. 

8)  Cfin  nur  ein  Zeichen  anzuführen. 


67 

geltend  mit  dein  persopoÜtanischeil  und  babylonischen   j^, 
denn   dieses  ist,   wie   ich   bald   fand^   in   der  ninivitischen 
Keilschrift  stets  c£  0  gezeichnet.  Manche  Zeichen  schreibt 
sie  mit  einem  Keile  mehr  oder  weniger  als  die  babylonische; 
dagegen  mangeln  ihr  auch  Zeichen ,    die  oft  in  der  perso- 
politanischen  und  babylonisclien  vorkommen,   unter  andern 
auch    das    Königszeichen,    wenn    nicht  etwa  das  obige  ^ 
dafür  gelten  sollte.     Was  mich  zu  dieser  Vermuthung  ver- 
anlasst,    ist    die    Eigenheit    der    ninivitischen    Keilschrift, 
Schrägkeile   der  babylonischen    und   persepolitanischen  zu- 
weilen   in   Querkeile   zu  verwandeln. (c      Am  Schlüsse  des- 
selben Briefes  fügt  Bellino  hinzu:    '^Da  Hr.  Rich,  wie  ich 
so  eben  von  ihm  erfahre,  für  jetzt  bloss  die  grosse  Inschrift 
aus  Niniveh    an  Hrn.  v.  Hammer  zur   Einrückung   in   die 
Fundgruben    überschickt,    so    sende    ich    Ihnen    hier    die 
Zeichnung  der  zwei  zweizeiligen  Inschriften,    die   auf  der 
Seitenfläche    der   ninivitischen    Backsteine   sich  befinden  ^3. 
Nro.    1.    ist    nach    sechs    ganzen    Backsteinen    und   zwei 
Bruchstücken   gezeichnet:    vier  der  Originale  enthielten   in 
der  Mitte   der   zweiten   Zeile   ein   Zeichen    melir   als    die 
andern  vier,  welches  ich  in  meiner  Zeichnung  unausgefüllt 
darstellte.     Nro.  2.   ist  nach  vier  ganzen  Backsteinen  und 
zwei  Bruchstücken   gezeichnet.     Die  Keile  sind  auf  diesen 
zuweilen  IV2  Zoll,  und  beinahe  zweimal  so  gross  ^   als  iu 
den  Originalen  von  Nro.  1.   Die  Backsteine  sind  gewöhnlich 
13V2  Zoll  lang  und  breit,    und  3V2  bis  4'/^  Zoll  dick.    Da 
die  Inschriften  auf  den  Backsteinen  sowohl  als  den  Bruch- 
stücken (soviel   davon   auf  diesen  erhalten    ist}    unbescliä- 
digt  sind,    so    können   sie   sich    auf  die   Richtigkeit   dieser 
zwei  Zeichnungen  vollkommen  verlassen."    In  einem  Briefe 
vom    30.  September    1819   schrieb    mir   BeLlino:      „Wenn 
nicht  unerwartete    Umstände  Hrn.  Rich  abhalten,   wird  er 


1)  Vrgl.  Oriental  Cjiinders  Nro.  I.  88.  hy  A.  Cullioore. 

2)  S.  die  Steintafel  Nro.   t.  u.  8. 


68 


bestimmt  diesen  Herbst  eine  Reise  nach  den  Ruinen  von 
Babylon  oder  Niniveh  machen.  In  den  letztern  sollen,  wie 
man  ihm  von  Mossiil  schreibt,  einige  Steine  mit  Inschriften 
und  mehrere  Thongefässe  (ob  auch  mit  Inschriften,  ist 
nicht  angegeben)  gefunden  worden  sein,  welche  Hr.  RiCH 
nun  untersuchen  will.  Die  Reise  nach  Mossul  wird  er 
wahrscheinlich  auch  benutzen,  um  das  Schlachtfeld  von 
Arbela  trigonometrisch  aufzunehmen,  und  andere  Beob- 
achtungen in  Bezug  auf  alte  Geographie  zu  machen." 
Wie  Hr.  Rick  dieses  Vorhaben  ausführte,  bis  er  am  5. 
October  1821  in  Schiras  der  Cholera  erlag,  erfahren  wir 
aus  dem  nach  seinem  Tode  in  London  1836  herausgegebenen 
Narrative  of  a  residence  in  Koordistan,  and  of  the  site  of 
ancient  Nineveh  cet.^,  aus  dessen  zweitem  Bande  pag.  131. 
die  Zeichijungen  der  Steintafel  N^ro.  3.  6.  7.  8.  entlehnt 
sind,  um  sie  mit  den  Backstein-Inschriften  Nro.  1.  und  2. 
von  Bellino,  und  Nro.  4.  von  Botta  aus  Khorsabad  im 
Journal  asiatique,  Septembre-  Octobre  1844.  p.  313.  zu 
vergleichen.  Von  andern  Inschriften  aus  Mossul,  weiche 
in  das  brittische  Museum  gekommen  sind,  ist  mir  nichts 
zu  Gesicht  gekommen;  die  in  die  Steintafel  aufgenommenen 
stammen  aus  den  grossen  Ruinen  der  Stadt,  sechs  Stunden 
unterhalb  Mossul,  welche  die  Einwohner  Nimrod's-Stadt 
nannten,  RicH  aber  für  Xenophon's  Larissa  hielt.  Eben 
dahin  versetzen  Türken,  Juden  und  Araber  den  babyloni- 
schen Thurm,  dessen  Ruinen  schon  IvES  (Reisen,  II.  Buch, 
3  Cap.  S.  133  u.  s.  w.)  besuchte,  und  Mannert  für  das 
dem  Könige  Ninus  von  seiner  Gemahlin  Semiramis  errich- 
tete Grabmal  (Diodor  H,  7.)  erklärte. 

Bei  der  Inschrift  von  einer  Seitenfläche  des  Backsteins 
aus  Nimrod  Nro.  3.  ist  bemerkt ,  dass  die  Zeichen  roher 
und  tiefer  als  die  auf  den  babylonischen  Backsteinen  waren; 
die  Zeichen  von  Nro.  7  u.  8.  werden  zwar  für  ganz  deut- 


1)  Vrgl.  Gott.  gel.  Auz.  v.  28.  Aug.  1837. 


lieh  erklärt,  die  Bruchstücke  sind  aber  zu  unbedeutend,  als 
dass  sie  in  irgend  einer  Hinsicht  sehr  belehrend  werden 
könnten.  Vergleicht  man  dagegen  von  der  Inschrift  Nro.6., 
welche,  ohne,  wie  die  babylonischen  Inschriften,  von  einem 
Hände  eingeschlossen  zu  sein,  die  ganze  Länge  des  Bruch- 
stückes einnimmt,  die  zweite  und  vierte  Zeile  mit  der  letz- 
ten von  Nro.  4.;  so  erkennt  man  leicht,  dass  auch  die  letzte 
Zeile  von  Nro.  3.  fast  dasselbe  besagte  ,  was  wir  in  der 
letzten  Zeile  von  Nro.  !♦  nach  deren  beiden  ersten  Zei- 
chen lesen,  sowie  die  Inschrift  Nro.  2.  mit  Ausnahme  des 
ersten  und  letzten  Zeichens  ganz  in  Nro.  1.  enthalten  ist, 
die  nur  zu  Anfange  jeder  Zeile  und  am  Ende  der  zweiten 
Zeile  noch  zwei  Zeichen  mehr  hat.  Der  Anfang  von  Nro.  1 
entspricht  dem  Anfange  von  Nro.  4.,  deren  mittlere  Zeile 
zwar  ganz  verschieden  lautet,  deren  letzte  Zeile  aber  bis 
auf  ein  einziges  Zeichen  mit  dem  Schlüsse  von  Nro.  1. 
zusammenstimmt.  Wie  Nro.  1  u.  4.  beginnt  auch  Botta's 
Keilschriftplatte  IX.  im  Journal  asiatique  1843.  Nro.  7.,  so- 
wie sich  die  darauf  folgenden  Zeichen  in  der  Säulenin- 
schrift PI.  XII.  wiederfinden,  die  auch  den  Anfang  der  zwei- 
ten und  dritten  samrat  dem  Schlüsse  der  zweiten  Zeile  ent- 
hält. Da  das  Auffinden  solcher  ähnlicher  Stellen  die  Auf- 
lösung einer  Inschrift  in  ihre  einzelnen  Wörter  sehr  er- 
leichtert, und  überhaupt  eine  richtige  Beurtheilung  des  In- 
haltes fördert;  so  bemerke  ich  noch  für  diejenigen,  welche 
Botta's  Keilschriftplatte  IX.  besitzen,  dass^  wenn  auch  nicht 
deren  verwischte  eilfte  Zeile,  doch  die  vierzehnte  und  sechs- 
zehnto  auf  gleiche  Weise  beginnt,  und  die  vier  letzten  Zei- 
chen der  sechszehnten  Zeile  am  Schlüsse  der  zweiundzwan- 
ziffsten  wiederkehren.  Eben  dieses  las  man  vielleicht  in  dem 
Bruchstücke  unserer  Steintafel  Nro.  8.,  da  dessen  mittelste 
Zeile  in  der  dreiundzwanzigsten  von  BottA'S  Keilschrift- 
platte  IX.  enthalten  ist.  Ohne  mich  bei  solchen  Verglei- 
chungen  länger  zu  verweilen,  bemerke  ich  nur  noch,  dass 
ich  schon  im  J.  1820  im  ersten  Hefte  von  Dorow's  raoi*- 


70 

genländischen  Altertlmmern  die  Inschrift  eines  schönen  Cy- 
linders,  in  welcher  namenthch  das  Zeichen  der  mittelsten 
Zeile  über  des  Strausses  Schwänze  ganz  dem  entspricht, 
welches  in  Nro.  1.  unserer  Steintafel  zum  Theil  unausge- 
füllt  gezeichnet  ist^  nebst  mehren  andern  für  einfache  as- 
syrische Keilschrift  aus  Niniveh  erklärte.  Dass  jedoch  diese 
Keilschrift  auch  in  Babylon  bekannt  war,  beweiset  der  Ab- 
druck eines  Cylinders  mit  ähnlicher  Schrift  auf  der  im  vier- 
ten Bande  dieser  Zeitschrift  bekannt  gemachten  Urkunde. 
Anstatt  daher  noch  mehr  solcher  Cylinder  anzuführen,  de- 
ren Inschrift  assyrisch  scheint,  theile  ich  ein  altpersisches 
Siegel  mit  der  einfachsten  aller  Keilschriften  ^  mit,  dessen 
Deutung  und  Erklärung  ich  dem  Hrn.  Herausgeber  dieser 
Zeitschrift  überlasse. 

G.  F.  Grotijfenp,       « 


V. 

lieber  eine  neue  £i*kläi*iinjs^  de^  Pnni« 

sehen  im  Plaiitns. 


Von  den  zwei  Hälften  unserer  Ueberreste  Phönikisch-- 
Punischen  Schriftthumes,  den  Inschriften  und  dem  Punischen 
im  Plautus,  ist  besonders  die  leztere  seit  den  lezten  Jahren 
nun  so  vielfach  untersucht  oder  doch  besprochen^  dass  unsre 
Zeit  reichlich  darin  nachholen  zu  wollen  scheint  was  frü- 
her zulange  versäumt  war  2}.  Auch  ist  eine  Frucht  dieser 
häufigeren  Besprechungen  nicht  zu  verkennen.  Als  ich  im 
J.  1841  meine  erste  kleine  Abhandlung  niederschrieb,  war 
die  Gefahr  vorhanden  d«^ss  man  die  hpchst  unvollkommneii 


1)  S.  die  Steintafel  Nro.  5, 

g)  Vrgl.  diese  Zeitschrift  vom  J.  1848  «od  vom  J.  1845, 


^1 

und  unsicheni  Ergebnisse  welche  damals  in  dem  Werke 
des  sei.  Gcsenius  vorlagen  für  einen  zuverlässigen  Grund 
zum  Weiterbauen  gehalten  hätte;  und  schon  lingen  manche 
Schriftsteller  an  seine  Erklärungen  der  Inschriften  als  eine 
gesicherte  Quelle  für  ihre  sprachlichen  und  geschichtlichen 
Meinungen  zu  benuzen.  Dies  hat  sich  jozt  gebessert. 
Nichts  ist  für  den  Fortgang  der  Wissenschaften  schädlicher 
als  wenn  irrthümliche  und  irreführende  Ansichten  sich  fester 
sezen  und  längere  Zeiten  hindurch  in  ihrer  Grundlosigkeit 
nicht  einmal  erschüttert  werden ;  und  nirgends  liegt  noch 
jezt  diese  Gefahr  näher  als  bei  den  morgenländischen  Wis- 
senschaften welche  unter  uns  wenige,  und  noch  dazu  bei 
Untersuchungen  so  schwieriger  Art  welche  die  wenigsten 
gehörig  ergründen.  Während  nun  seitdem  die  Inschriften 
noch  nicht  wieder  in  einem  grössern  Werke  untersucht  sind 
und  solche  Untersuchungen  vielleicht  überhaupt  fürjezt  bis 
auf  eine  nähere  Erschöpfung  der  neulich  geöffneten  Afri- 
kanischen Schäze  ausgesezt  bleiben,  sind  die  in  einem 
Buche  erhaltenen  Reste  zusammenhangender  Punischer  Rede 
soeben  wieder  in  einem  besondern  Werke  behandelt  wel- 
ches auf  eine  nähere  Prüfung  Anspruch  machen  kann '). 

Der  Verfasser  dieses  neuen  Versuches,  Hr.  Dr.  Movers 
an  der  römischkatholischen  Facultät  zu  Breslau,  ist  ein 
Gelehrter  dessen  wissenschaftliche  Stellung  zum  Alten  Te- 
stamente gegenwärtig  in  der  Römischen  Kirche  eine  grosse 
Seltenheit  geworden  ist  und  der  daher  jedem  wahrhaft 
protestantischen  Gelehrten  zumvoraus  herzlich  willkommen 
ist.  Nicht  alsob  ich  die  Ansichten,  die  er  über  das  Alte 
Testament  aufgestellt  hat,  so  weit  ich  mich  damit  bekannt 
gemacht  habe,  imeinzelnen  immer  billigen  könnte:  aber  in 
unsern  jezigen  Deutschen  Zeiten  wo  sogar  das  Forschen 
und  die  Wissenschaft  selbst  in  den  Augen  sovieler    Chri- 


1)  Die  Puüischen  Texte   im  Pönulus  des  Plautus   kritisch  gewürdigt 
und  erklärt  von  Dr.  F.  C.  Movrhs.  Breslau   1845.     147  Seiten. 


72 


,^^ 


ßten  zu  einem  öffentlichen  Verbrechen  gemacht  werden  soll, 
ist  schon  der  Math  einer  männlichen  Selbstständigkeit  in 
der  Wissenschaft  ansich  zu  schäzcn ,  in  welcher  Kirche 
und  Geraeinschaft  er  sich  auch  finden  möge.  Würde  ich 
daher  den  neuen  Versuch  eine  der  schwierigsten  Aufgaben 
Morgenländischer  Wissenschaft  völliger  zu  lösen  nicht  schon 
ansich  willkommen  heissen,  so  müsste  ich  es  in  diesem 
Falle  einer  mit  dem  Hebräischen  näher  zusammenhauffendeu 
Wissenschaft  noch  mehr  thun  bei  einem  Gelehrten  welcher 
in  den  Dingen  des  A.  T.  die  gehörige  Freiheit  des  Geistes 
zu  besizen  nicht  für  Schande  oder  für  gefährlich  hält.  In- 
dess  ist  die  Aufgabe  das  Punische  wieder  vollkommner  und 
sicherer  zu  erkennen  sehr  schwierig:  und  ich  fürchte 

1.  dass  der  Verfasser  die  nächste  Fähigkeit  welche 
hier  erforderlich  ist  doch  etwas  zu  wenig  besize.  Dies 
ist  die  Fähigkeit  das  Semitische^  von  welchem  hier  ein 
Glied  erst  vollkommen  wieder  aufgefunden  werden  soll,  nach 
allen  Seiten  und  Möglichkeiten  hin  genau  zu  verstehen. 
Das  Phönikische  und  Punische  war  noch  kein  so  entartetes 
und  verrenktes  Glied  am  Leibe  des  Semitischen  Sprachen- 
baues; und  bei  aller  Eigenthümlichkeit  die  wir  ilim  lassen 
müssen  fügte  es  sich  doch  noch  völlig  in  das  allgemeine 
Leben  dieses  Sprachgeistes.  Man  darf  daher  vorläufig  bei 
ihm  nichts  annehmen  was  dem  innersten  Wesen  alles  Se- 
mitischen widerspricht;  aber  um  hierin  sicher  zu  verfahren 
(denn  diesem  Grundsaze  selbst  werden  wohl  heute  in 
Deutschland  nicht  viele  entgegentreten)^  muss  man  eben 
stets  genau  bedenken  und  folglich  wissen  was  innerhalb 
des  Semitischen  möglich  und  was  unmöglicli  ist.  Der  Herr 
Verfasser  scheint  sich  mit  keiner  andern  Semitischen  Sprache 
beschäftigt  zu  haben  als  mit  der  Hebräischen;  und  auch 
dieses  hat  er  seinen  Gründen  und  seiner  Geschichte  nach 
kaum  gehörig  erkannt  *J.  So  hat  er  im  Punischcn  manches 


1)  I>er  Verf.  meint  z.  ß.  das  bekannte  Bezieliungswörtclien  -)^j^  finde 


73 

für  unmöolich  gehalten  was  sich  aus  einer  volikommnerii 
Kenntniss  des  Semitischen  als  möglich  erweist*);  und  da- 
oregen  vieles  für  möglich  orehalten  was  allem  Semitischen 
widerspricht.  V^on  lezterem  hier  einige  Beispiele.  Bei  1,4. 
stellt  er  die  Äleinung  auf  ein  Wort  wie  2^'\^  W.  ^n  könne 
der  Bedeutung  nach,  dem  lal.  fi des  entsprechen:  allein  dies 
ist  nach  keiner  Semitischen  Sprache  möglich ;  die  Wurzel 
1>"1  bedeutet  in  allen  ihren  Ableitungen  nie  elwas  anderes 
als  „streiten'*,  auch  ,, zweifeln" ;  und  alles  was  der  Verfasser 
beibringt  um  zu  erweisen  dass  es  dem  lat.  fides  entspre- 
chen könne,  hält  die  Prüfung  nicht  aus.  Bei  3,  22.  erklärt 
der  Verfasser  einen  Laut  wie  must  als  einerlei  mit  dem 
hebräischen  '^^^^-^  (ich  fand)^  dabei  sich  berufend  aufNum. 
11,  11  w^o  ebenso  ^T\T2  für  ^n^iya  stehe.  Allein  in  keiner 
Semitischen  Sprache  lässt  sich  meines  Wissens  ein  Fall 
vom  Uebergange  einer  Wurzel  ^i,  in  die  Bildung  der 
Wurzeln  yj  nachweisen :  zu  stark  widerstreben  sich  diese 
Laute  und  Bildungen  im  Wesen  der  Sprache  selbst.  Der 
Verfasser  denkt  auch  garnicht  über  eine  solche  Möglich- 
keit nach,  noch  sucht  er  sie  unter  irgend  ein  Gesez  oder- 
auch  nur  eine  Neigung  der  Sprache  zu  bringen;  er  beruft 
sich  lediglich  auf  die  Stelle  Nu.  11,  11,  wo  allerdings 
einmal  das  j<  dieser  Wurzel  nicht  in  der  Schrift  ausgedrückt 
ist,  aber  aus  Gründen    welche  mit  der  Wortbildung  nichts 


sich  zu  ^»j^  verkürzt)  in  den  beiden  Stellen  Nu.  21,  80.  2  Sa.  33,  21. 
Allein  die  genauere  Erklärung*  kann  schwerlich  auf  die  Annahme 
kommen  dass  an  diesen  zwei  Stellen  überhaupt  ein  Beziehungs- 
wörtchen  das  richtige  seij  schon  die  Verkürzung  »u  aus  itTNt, 
kommt  im  Hebräischen  keineswegs  willkührlich  in  allen  Büchern 
und  Liedern  vor:  um  vielweniger  lässt  sich  eine  andre  Verkür- 
zung im  Hebräischen  so  leichthin  annehmen. 
I)  Z.  B.  die  Geltung  des -oh om  1,4  als  Pronomen  der  zweiten  Person 
pl.,  welche  in  dieser  Zeitschr.  Bd.  VI,  S.  235  bewiesen  ist.  Der 
Verf.  berührt  dies  garnicht. 


^MB 


74 


zu  schaffen  haben.   Die  Masorethen  haben  hier  richtig  ^nyp 
puiictirt :  und  wenn  wir  sie  da  verlassen  wo  sie  unstreifig 
Recht  haben^  mit  welchem  Grunde  köiuien  wir  ihr  Ansehen 
in  solchen  Fällen  verlassen  wo  sie  vielleicht  Unrecht  haben  V 
—   Bei   \,   10   erklärt    der  Verfasser  mit    Veränderung  der 
urkundlichen  Lesarten  so:  bodys  lythera  ynnynnu  ysl 
yramon  cho  'th  iusim  d.  i.    5,Bei  diesen  Leuten  an  der 
Thüre  w^ill  ich  fragen,  die  dort  herauskommen^^.  Wir  wollen 
dabei  vieles  übersehen,  was  Im  Einzelnen  Anstoss  erregt; 
z.  B.  dass,  sollte  hier  'th  aus  yth  verkürzt  das  bekannte 
Zeichen   des    Accusativs  seyn,  dies   nothwendig  vor    cho 
stehen  müsste  C^er  Verfasser  musste  sonst  wenigstens  an- 
ders übersezen);    ferner  dass  bodys  aus  den  drei  Wörteriti 
U»^^  nn:i  zusammengezogen  seyn    und  diese    Wörter    „be^ 
diesen    Leuten^^    bedeuten    sollen,     welches    schon   ansict 
höchst  unwahrscheinlich  ist.     Auch    wollen   wir  dem  Verf." 
die  Vermuthung  zugutehalten  dass  ysl  nicht  leicht  von  St<^^ 
abstammen  könne  und  daher  wahrscheinlich  zu  verbessern  sei  ii 
die  Sprachgeschichte  zeigt  dass  gerade  diese  Wurzel  Ssi 
„fragen'^  in  allen  Semitischen  Sprachen   ihre  Laute   leicht 
stärker  verkürzt;    und   dazu  kann  man  das    Wort  hier  für 
einen  Voluntativ  halten,  welcher  die  Verkürzung  noch  leich- 
ter begünstigt.    Doch  wir  wollen,  wie  gesagt,  durch  Ein^ 
zelnheiten  uns   hier  nicht   viel   stören  lassen,  vielmehr  für 
einen  Augenblick    annehmen    der  Verf.  habe  die  einzelneu 
Wörter  sämmtlich  richtig  gedeutet.      Aber  der  ganze    Saz 
würde  dann  so  lauten:  ,,bei  diesen  Leuten    an   der    Thüre 
will  ich  sie  fragen,  die  dort  [richtiger  nach  Sinn  und  Wort 
hier]  herauskommen":  und  wer    wird    das  im    Semitischen 
oder  auch  in  irgend  einer  Sprache  verstehen  ?  soll  das  Se- 
mitische Säze    bilden  wa'lche    ganz    unverständlich  lauten? 
Freilich  lässt  der  Verf.    in  seiner   Deutschen    Uebersezuns: 
das  Wort  sie  aus,  obgleich  er  doch  ymmon   so    erklärt, 
und  dann  kann  man  wenigstens  im  Deutschen  ohne  Anstoss 
fortlesen :  aber  wie  völlig  willkührlich  und  gegen  die  Sprache 


75 

ungerecht  dies  sei,  bedarf  keines  ausführlicheren  Beweises. 
Wir  könnten  noch  sehr  viele  solcher  Semitischen  Unmöo:- 
lichkeiten  aufführen,  welche  dem  gelehrten  Herrn  Verfasser 
gerade  nicht  viel  Bedenken  erregen.  So  lange  aber  z.  B. 
das  bynnyid  1,9  soviel  sein  soll  als  Tyi3  »2  j,man  zeigte 
mir",  obgleich  die  Wurzel  T3;>  weder  dies  bedeuten  kann 
noch  wenn  sie  es  bedeuten  könnte  mit  der  Proposilion  2 
sich  verbinden  liesse^  thut  man  offenbar  besser  von  jeder 
Erklärung  abzustehen  als  solche  sprachliche  Unmöglich- 
keiten ernstlich  zu  billigen. 

2.    Das  Verhältniss  der  ersten  zehn  Verse  in  der  ersten 
Scene  zu   den    folgenden  sechs  oder  vielmehr  zehn    denkt 
sich  der  Verf.  so  alsob  diese  eine  ältere,  jene  eine  jüngere 
Uebersezung  der  entsprechenden  10 Lateinischen  Verse  seien ; 
in  beiden  herrsche  dieselbe  Sprache,  aber  weil  „der  ältere 
Text"  des  Punischen  allmählig  durch  Schuld  der  Abschreiber 
sehr  entstellt  worden  sei ,  so  habe   man  endlich  eine  neue 
Uebersezung  der  zehn  Lateinischen  Verse  ins  Punische  be- 
sorgt, und  dies  seien  die  jezt  zuerst  stehenden  10  Verse, 
welche  der  Verf.  daher  beständig  als  ,,den  Jüngern  Text'^ 
bezeichnet.  Als  ein  neuer  Versuch  sich  das  uns  noch  sehr 
dunkle  Verhältniss  der  beiderseitigen  zehn  Verse  zu  denken 
lässt  sich  diese  Vorstellung  allerdings  ebensogut  hören  und 
näher  erw^ägen,  als  die  früher  von    den    Herren    Gesemus 
und  AVex  aufgestellten^  welche  leztcrn  infolge  meiner  Ein- 
wendungen nun  schon  wieder  aufgegeben  sind.    Allein  der 
einzige  äussere   Grund   welcher  der  Vorstellung  des  Herrn 
Verf.   zuhülfe    kommen    könnte,    läge    in   dem  Fehlen  der 
ersten7zehn  Verse  im  Mailänder  Palimpseste,  allerdings  der 
ältesten  Handschrift    vom    Poenulus    welche   wir  jezt   bc- 
sizen.     Diese   Mailänder  Handschrift  wird   als  etwa  in  die 
Zeit  der  Antonine  fallend  geschäzt:  man  müsste  also  jener 
Vorstellung  gemäss  sagen,  die  „zweite  Uebersezung"  oder 
„der  jüngere  Text"    sei   erst  nach   dieser  Zeit   entstanden 
und  dann  in  alle  übrigen  Handschriften  eingedrungen.  Wie 


76 

aber  wenn  der  Abschreiber  dieser  Handschrift  bloss  wegen 
des  ähnlichen  Anfanges  von  v.  1  sogleich  in  v.  11  ge- 
ralhen  wäre?')  Wir  getrauen  uns  wenigstens  nicht  zu  be- 
haupten, bloss  weil  die  ersten  zehn  Verse  in  dieser  einzi- 
gen Handschrift  fehlen  müssen  sie  eine  jüngere  Uebersezung 
desselben  Stückes  seyn;  und  ob  man  im  3ten  Jahrh.  n.  Chr» 
überhaupt  noch  den  Poenulus  (ein  recht  eigentlich  nur  für 
die  Zeiten  um  die  und  gleich  nach  den  lezten  Punischen 
Kriegen  passendes  Stück)  zu  Rom  aufgeführt  und  ob  man 
damals  noch  Punische  Verse  gemacht  habe,  müsste  dabei 
weiter  zur  Frage  kommen.  Aber  gesczt  beide  Stücke  * 
stellten  ganz  dieselbe  Sprache  dar,  so  könnten  wohl  viele' 
einzelne  Worte  darin  verschieden  seyn,  aber  die  Sprachlaute 
selbst  müssten  doch  wesentlich  übereinstimmen.  Wenn  wir 
nun  sehen  dass  gerade  diese  Sprachlaute  nach  beiden  Stücken 
völlig  abweichen,  so  werden  wir  ansich  weit  geneigter  seyn 
darin  verschiedene  Sprachen  oder  wenigstens  zwei  Mund- 
arten derselben  Sprache  zu  finden. 

Hiebei  ist  jedoch  weiter  zu  beachten  dass  die  Punischen 
Worte  in  der  zweiten  und  dritten  Scene  Sprachlaute  haben 
welche  sich  mehr  dem  ersten  als  dem  zweiten  Stücke  der 
ersten  Scene  nähern.  Diese  Beobachtunor  hatte  ich  schon 
früher  gemacht,  und  wurde  in  meiner  zweiten  Abhandlung 
nur  zufällig  abgehalten  sie  weiter  zu  verfolgen.  Nun  wissen 
wir  aus  2,  22 — 33  deutlich  dass  die  fremden  Worte  der 
zweiten  und  dritten  Scene  Punisch  sein  sollen;  wollen  wir 
also  das  erste  Stück  der  ersten  Scene  mit  seinen  abweichen- 
den Lauten,  da  es  sichtbar  ebenfalls  Punisch  ist,  für  einen 
ursprünglichen  Bestandtheil  des  Poenulus  halten,  so  müssen 
wir  annehmen  dass  es  zwei  Mundarten  des  Punischen  gab, 
eine  höhere  und  eine  niedere,  leztere  vielleicht  mit  ursprüng- 


1)  Indertliat  nähert  sich  v.  11  im  Palimpseste  eben  so  stark  den 
unterscheidenden  Worten  und  Lauten  von  v.  1  ,  wie  er  sich  von 
V.  11 — 16  des  gewöhnlichen  Textes  und  von  den  übrigen  Versen 
im  Palimpseste  selbst  entfernt. 


77 

lieh  Afrikanischen  Stoffen  gemischt  und  dass  beide  im  Drama 
etwa  ebenso  vorkommen  konnten  wie  Sanskrit  und  Prakrit 
in  Indischen  Dramen.  Und  da  in  der  zweiten  und  dritten 
Scene  kein  Gespräch  Zi\'ischen  zwei  höhern  Personen  ein- 
geleitet wird^  so  könnte  hier  die  niedere  Mundart  herrschen. 
Hieraus  ergäbe  sich  dann  die  weitere  Vermuthung  dass  das 
zweite  Stück  der  ersten  Scene,  wenn  es  nicht  gar  in  einer 
dritter)  Mundart  verfasst  seyn  soll,  von  derselben  niederen 
Mundart  seyn  möge  wie  die  Worte  der  zweiten  und  drit- 
ten Scene.  Und  inderthat  sind  ja  einige  Punische  Wör- 
ter leicht  darin  zu  erkennen.  Allein  um  mit  Erfolg  einen 
\^ersuch  zur  Wiedererkennung  des  Ganzen  zu  machen,  sind 
diese  zehn  Verse  sowohl  im  Palimpseste  als  in  den  übri- 
gen Handschriften  zu  lückenhaft  und  zu  verdorben  auf  uns 
gekommen.  Der  Herr  Verfasser  zwar,  welcher  verschiedene 
Sprachen  oder  Mundarten  nicht  zugibt,  macht  diesen  Ver- 
such, allein  er  ist  darin  nicht  glücklicher  als  seine  Vorgän- 
ger gewesen.  Er  erlaubt  sich  die  stärksten  Veränderungen 
des  Textes  der  zehn  Verse,  um  überall  Hebräischartige  Wörter 
zu  finden:  und  was  ist  durch  diese  willkührlichsten  Aende- 
rungen  gewonnen?  eine  Reihe  von  Wörtern  und  Säzen 
die  dennoch  von  keinem  tüchtigen  Kenner  des  Semitischen 
als  das  Gepräge  der  Aechtheit  tragend  gebilligt  werden 
können.  Dies  imeinzelnen  zu  erweisen  würde  hier  zuviel 
Kaum  kosten;  wir  erinnern  nur  an  das  oben  erw^ähnte  bo  dy  s 
V.  10,  welches  der  Verf.  hier  so  wie  in  dem  ersten  Stücke 
erklärt,  ja  welches  er  aus  diesem  Stücke  in  das  ersterc 
hineinträgt. 

3.  Während  der  Verf.  aber  auf  diese  Weise  die  un- 
sichern  Bustandtheile  des  zweiten  Stückes  zur  Erklärung 
des  ersten  anwendet,  hat  er  nicht  selten  gerade  dc^  wo 
ein  Wort  zur  Erklärung  des  andern  dient  die  Aehnlichkeit 
vernachlässigt  und  sich  dadurch  eines  der  wichtigsten  Mittel 
zur  sichern  Wiederorkennung  dieser  verlorenen  Sprache 
beraubt.     So   ist   doch   das   yth    im    ersten  Stücke  gewiss 


78 

immer  die  Accusativ-Bezeichnung:  wie  kann  es  also  nach 
des  Verf.  Meinung  plözlich  v.  8  ganz  anders  soviel  be- 
deuten können  als  niJ<  ,^Zeichen^^?  Dies  ist  ja  ein  nach  den 
wahren  Lauten  völlig  verschiedenes  Wort,  welches  wohl 
nie  bis  zu  dem  schwachen  ylh  herabsinken  konnte;  und 
dazu  ist  es  an  dieser  Stelle  garnicht  nölhig  die  Accusativ- 
bezeichnung  zu  verlassen.  Dass  ferner  der  Gastfreund  im 
Punischen  ulech  oder  uulech  hiess,  steht  durch  2,  50 
zu  fest')  als  dass  man  dafür  an  der  andern  Stelle  1,  5  die 
Form  thuulech  einführen  sollte.  Und  das  Wort  sicorathi 
1^  1  ist  zu  deutlich  als  dass  man  danach  den  Sinn  der 
Worte  M  u  p  h  0  n  n  i  u  m  s  u  c  o  r  a  t  i  m  2)  2,  62  verkennen 
könnte.  Der  Herr  Verf.  legt  diese  Worteso  auseinander: 
lan  nsnp^  D^^:  1S«  hd  „was  bedeutet  denn  die  dunkle  Rede 
die  du  zu  ihm  sprichst?'^  Allein  ^<-|p  ist  nicht  sprechen; 
CS  könnte  höchstens  ein  lautes  geräuschvolles  Zurufen  be- 
deuten ,  aber  dem  würde  ja  wieder  die  „dunkle  Rede^^ 
widersprechen,  gesezt  auch  dass  das  bekannte  prophetische 
Wort  des  A.  Ts.  dn?  eine  solche  Bedeutung  im  Punischen 
gehabt  hätte.  Mau  sieht  es  dieser  ganzen  Deutung  an  dass 
sie  aus  hebräischlautenden  Schällen  ängstlich  zusammen- 
gesezt  ist:  und  w^as  soll  dazu  diese  ganze  Redensart  im 
Zusammenhange  des  Gespräches  der  zweiten  Scene?  Auf 
diesen   Zusammenhang   des    Gespräches    scheint  mir  über- 


1)  Will  man  an  dieser  Stelle  des  an  na  nicht  für  mit  anecli  „ich'* 
gleichbedeutend  halten,  so  fasse  man  es  nach  dem  verlängerteu 
Worte  ennocho  oder  innoc  als  „hier",  sodass  das  Ganze  lau- 
ten würde  „ein  Gastfreund  ist  hier";  mi  könnie  unbestiiumt  wer 
d.  i.  irgend  einer  sejn. 

2}  Ist  Muphonnium  die  richtige  Lesart,  so  kann  dies  der  Singular 
eines  Substantivesseyn  welches  aus  einem  activen  Partieipe  sich 
ebenso  bildet  wie  im  Aramäischen  durch  die  Endung  -6n;  denn 
das  Suffix  -im  des  folgenden  Wortes  kann  ebenfalls  Singular  sejn. 
Dass  damit  der  Punische  ^f-6g  anoT^önmog  (nas  »"^t  eben  «77orp^Vif»y) 

angerufen  werde,  steht  mir  noch  jezt  fest. 


79 

liaiipl  der  Herr  Verf.  dieses  neuesten  Punischcn  V'ersuclics 
nicht  gehörig  geachtet  zu  haben. 

Was  ich  über  das  Metrum  der  Punischen  Verse  und 
Worte  ausgeführt  habe,  billigt  der  Verf.  Ich  will  nun 
nicht  orcrade   fordern   dass  er  danach  auch  die  zehn  Verse 

CT 

des  zweiten  Stückes  gehörig  beurtheilt  und  wo  irgend  möglich 
in  das  richtige  Metrum  zu  bringen  versucht  haben  sollte; 
denn  ich  selbst  halte ,  wie  gesagt ,  diese  Verse  für  zu 
lückenhaft  und  zu  verdorben.  Den  Nuzen  freilich  dies 
noch  sicherer  zu  erkennen  würde  der  Verf.  von  einem 
Versuche  der  Art  bei  diesen  zehn  Versen  gehabt  haben. 
Aber  sofifar  bei  den  ersten  zehn  Versen  führt  der  Verf. 
Veränderungen  des  urkundlichen  Textes  ein  welche  die 
Richtigkeit  des  Metrum  aufheben.  Denn  v.  8  will  er  nicht 
nur  gegen  alle  Handschriften  und  in  der  Sache  selbst  völlig 
unnöthig  sithi  d.  i.  'nj<u  für  sith  lesen,  sondernauch 
nasothi  am  Ende  des  Verses  für  naso  aus  dem  zweiten 
Stücke  gegen  die  urkundliche  Lesart  aufnehmen.  Allein 
das  -ti  oder  -thi  der  ersten  Person  im  Verbum  hat  in 
keiner  einzigen  Semitischen  Sprache  einen  tonlangeu  Vocal 
nach  einer  kürzen  Sylbe,  wie  dies  doch  hier  am  Ende  jedes 
Verses  vom  Metrum  nothwendig  erfordert  w^ürde. 

4.  Unter  diesen  Umständen  wird  man  begreifen  wie 
dem  Herrn  Verf.  troz  seines  unverkennbar  guten  Bestre- 
bens der  Versuch  einer  neuen  vollkommneren  Erklärung 
dieser  schwierigen  Texte  im  Grossen  nicht  gelingen  konnte. 
Die  Schwierigkeit  der  Aufgabe  ist  ebenso  ausserordentlich 
gross  wie  sie  nur  zu  leicht  verkannt  wird.  Verkennt  man 
sie  aber  und  täuscht  sich  über  das  Mass  des  hier  überhaupt 
erkennbaren  oder  doch  bis  jezt  erkannten,  so  verfällt  man 
nur  zu  leicht  auch  in  irrthümliche  Urtheile  über  die  Ansichten 
anderer  welche  den  gleichen  V^ersuch  die  vorliegenden  dunkeln 
Häthsel  zu  lösen  gemacht  haben.  Und  ganz  hat  sich  von  ei- 
ner solchen  Gefahr  auch  der  Verf.  dieses  neuesten  Versuches 
nicht  freigehalten.     Zwar  wird  niemand  erwarten  dass  Hr. 


1 


80 


Dr.  MovERs  in  die  Gesangsart  des  Hrn.  VVex  vom  Jahre 
1841  verfalle:  nicht  das  mindeste  davon.  Allein  dennoch 
bespricht  er  manches  entweder  unnöthig  oder  irrthümlich^ 
was  er  bei  einer  tiefern  Einsicht  in  die  wahren  Schwie- 
rigkeiten der  Sache  gewiss  ganz  anders  betrachtet  und  be- 
sprochen haben  würde.  Ich  erörtere  hier  nur  ein  Beispiel 
davon.  Ich  habe  den  Grundsaz  aufgestellt  dass  man  durch 
willkührliche  Aenderungen  der  überlieferten  Texte  sich  die 
schwere  Aufgabe  welche  hier  vorliegt  nur  zum  Nachtheile 
der  Wahrheit  erleichtere;  aber  ich  habe  auch  inderthat 
gezeigt  dass  es  möglich  sei  einen  Text  dieser  Art  ohne 
solche  gewaltthätige  Hülfsmittel  zu  erklären.  Dieser  mein 
Vorgang  ist  dem  neuen  Herrn  Erklärer  nicht  recht  genehm: 
denn  er  ändert  nicht  bloss  in  dem  zweiten  Stücke  der 
ersten  Scene  auf  dessen  Erklärung  ich  bis  jezt  völlig  ver- 
zichte,  sondernauch  in  allen  übrigen  so  häufig  und  will- 
kührlich  die  überlieferten  Texte^  dass  es  ihm  freilich  lieber 
seyn  müsste  wenn  alle  Erklärer  sich  einer  gleichen  Freiheit 
bedienten  und  ohne  sie  nicht  fertig  werden  zu  können  ge- 
ständen. Darum  sucht  er  denn  S.  33  f.  seinen  Lesern  zu 
beweisen  dass  ich  doch  auch  an  nicht  weniger  als  neun 
Stellen  den  Text  ändere.  Wie  theils  falsch  theils  unbillig 
diese  Behauptung  sei,  hätte  der  Herr  Verf.  bei  grösserer 
Ruhe  selbst  sehen  können  0-     Je  reiner  ein  Gelehrter  allein 


1)  Zumal  nach  dem  was  icli  in  der  zweiten  Abhandlung  über  diesen 
Gegenstand  gesagt  hatte,  hätte  ich  ein  besonuereresürtheil  über  diese 
Abweichungen  vom  Texte  erwartet.  Geradezu  falsch  ist  die  An~ 
gäbe  dass  ich  2^  53  lacch  lese;  auch  übersezte  ich  ja  als  stehe 
hier  rh,,  sodass  selbst  eine  mögliche  Undeuflichkeit  im  Drucke 
hier  keinen  kundigen  Leser  irreführen  kann.  Ueber  die  Stellen 
1,  8.  1,  57  hätte  der  Verf.  nuch  meiner  zweiten  Abhandlung  kein 
Wort  weiter  sagen  sollen.  Die  übrigen  sechs  Stellen  betreffen 
bloss  verschiedene  Schreibarten  von  Wörtern,  nicht  veränderte 
Wörter  und  veränderte  Bedeutungen;  es  sind  Ö  durch  etwas  flüch- 
tiges Schreiben  des  Punischen  mit  Lateinischen  Buchstaben  in  die 
Abhandlung  von  1841  gekommene  Abweichungen   von  den  über-" 


81 

(lio  Wahrheit  sucht  und  je  schwereres  er  zu  vollbringen 
übernimmt,  desto  bescheidener  und  vorsichtiger  wird  er 
auch  in  seinen  Urtheilen  über  Andere  seyn;  welches  denn 
wohl  nirgends  so  streng  gelten  sollte  als  bei  den  aus  vielen 
Ursachen  noch  immer  so  schwierigen  Morgenländischen 
Wissenschaften. 

Ich  füge  noch  einige  Erklärungen  des  Verf.  hinzu 
welche  eine  nähere  Berücksichtigung  verdienen. 

2j  35  sucht  er  das  allerdings  sehr  dunkle  bechaedre 
auf  eine  neue  Weise  zu  erklären.  Er  vergleicht  die  Glosse 
im  Ilesychius  wonach  die  Lakonier  die  Phöniken  Bovay.QccL 
nannten,  sowie  den  Namen  Bocchar  im  luvenal  5,  90; 
und  indem  er  weiter  edra  mit  "int^t  zusammenstellt^  meint 
er  becha  (aus  bechar Verkürzt)  edre  bedeute  y^ein  edler 
Punier'^.  Dies  lässt  sich  nun  zwar  an  sich  hören,  und  bei 
einem  so  dunkeln  Worte  wird  ein  wahrer  Freund  dieser 
Wissenschaften  jede  an  sich  nicht  ganz  unwahrscheinliche 
Meinung  gern  vernehmen.  Doch  entsteht  bei  weiterer  Be- 
trachtung hier  das  Bedenken  ob  ein  so  allgemeiner  Aus- 
druck wie  „ein  edler  Punier"  an  dieser  Stelle  passend  sei. 
Denn  Haiuio  war  bestimmt  gefragt  aus  welcher  Stadt  er 
sei;  und  dass  er  Karthago  als  seine  Stadt  in  der  Antwort 
genannt  habe,  zeigt  sogleich  der  weitere  Fortgang  des  Ge- 
spräches. Edle  Punier  konnte  es  auch  ausserhalb  Karthagers 
geben.  Nach  dem  Zusammenhange  der  Rede  wäre  also 
jener  Ausdruck  zu  allgemein.  Vielleicht  aber  entzündet 
sich  hierüber  künftig  ein  Licht  wenn  man  mit  Erfolg  näher 
untersucht  w.her  jenes  Bocchar  selbst  komme.  Und 
jedenfalls  würde  ich  rathen  nicht  an  edre,  d.  i.  V^^  zu 
denken,  sondern  das  ganze  Wort  bechaedre   ohne  wei- 

lieferten  Buchstaben,  welche  auf  die  Erklärung  selbst,  wie  jeder 
Sachverständige  sieht^  nicht  den  geringsten  Einfluss  haben.  Von 
solchem  überflüssigen  und  halbwahren  Gerede  sind  leider  unsre 
philologischen  und  theologischen  Bücher  in  DeutNChlnud  noch  immer 
zu  sehr  erfüllt.  Und  soll  das  evi'ig  in  Deutschland  so  fortgehen? 
VII.  6 


82 

lere  Trennung  mit  BovaxQog  zu  vergleichen,    da   wir    hier 
bloss  den  Wechsel  von  k  und  d  vor  r  hätten. 

Das  channan  2,53.  3,  33  erklärt  der  Verf.  als  Kreuz, 
indem  er   mit  jener  Redensart    das   hei   Plautus  so  hä-fige 
abi  in  crucem!  vergleicht.     Das  Wort,  meint  er,  komme 
von  der  W.  ID  r^ps  und  bedeute  eigentlich  etwas  aufgerich- 
tetes, dann  einen  Stecken  oder  einen  als  Kreuz  dienenden 
Pfahl.      Wie   das   Wort   dies   seiner    Form    nach  (und  auf 
diese  sollte  man  doch  immer  Rücksicht  nehmen)  bedeuten 
könne,  sagt  der  Verf.  nicht :  wir  können  indessen  ein  Sub- 
stantiv  der   Form    katbon    hier    annehmen,   und   machen 
deshalb   keinen   Einwand  dagegen.     Es  ist  auffallend    dass 
der  gelehrte  Verf.  sich  zur  Slütze  seiner  Ansicht  nicht  auf 
das  Wort  7V3  Amos  5,  26  beruft,  denn  dieses  bedeutet  dort 
sicher  etwas  ähnliches  und  ist  von  einer  verwandten  Wurzel. 
Wir  lassen  daher  gern  diese  neue  Ansicht  von  dem  Worte 
als  eine  Möglichkeit  stehen,  bis  vielleicht  künftig  sich  etwas 
zuverlässigeres  ergibt.     Wenn  man  indess  gegen  die  Ver- 
gleichung  dieses  Channan  (oder  Chainon)  mit  dem  biblischen 
Kainan,  Gen.  c.  4  f . ,   sich  auf  die  Abweichung  der  Laute 
Ch  und  K  berufen  hat^  so  hat  dieser  Einwand  wenig  Ge- 
wicht:   beide   Laute    wechseln    hier   schon    in    der  Wurzel, 
und  konnten  im   Punischen  gerade   bei  diesem  Eigennamen 
leicht  sich  vertauschen.     Und  wenn  der  Eigenname  Gidde- 
neme   eines   Weibes    bei    Plautus    so    viel   bedeuten   sollte 
als   „Venusglück"    (wie    allerdings    nicht    unwahrscheinlich 
ist),   sodass   die  nn"iJ  Gen.  4,  22  darin  zu  entdecken  wäre: 
so  kann  man  sich  auch  bei  dem  diesem  Weibesnamen  ganz 
nahe  stehenden  Kainan  oder  Kain  nicht  sehr  bedenken. 

Ewald. 


X3^t>< 


VI. 

l^elier  die  liCistiiii^eii  lies  Hrn.  Dr.  Rotli 

auf  ileiii  Gebiete  der  ältesten  l§aiiiB»krit- 

litteratui** 


üer  Herausgeber  dieser  Zeitschrift ,  Herr  Professor 
Lassen,  hegte  schon  länger  den  Wunsch,  durch  eine 
Würdigung  der  Verdiensie  des  Hrn.  Dr.  Koth  in  Tübingen 
um  die  Erforschung  der  indischen  Urzeit  die  Leistungen 
dieses  jungen  Gelehrten  der  Beachtung  initforschendcr  Orien- 
talisten zu  empfehlen.  Selbst  jedoch  an  der  Ausführung 
dieses  Vorhabens  verhindert,  hat  Hr.  Prof.  L.  den  Unter- 
zeichneten veraidasst,  über  das  von  Hrn.  Roth  bisher  \^eröf- 
fentlichte  in  der  Kürze  zu  referiren.  Indem  ich  dem  mir  ge- 
wordenen Auftrage  nachkomme,  glaubeich  daraufhinweisen 
zu  dürfen,  dass  die  Hoth'schen  Arbeiten  häuHg  der  Gegen- 
stand des  Gespräches  zwischen  dem  Veranlasser  dieser 
Zeilen  und  dem  Schreiber  derselben  gewesen  sind,  so  dass 
der  Letztere  sich  bewusst  ist,  zugleich  in  und  mit  dem 
eigenen,  das  Urtheil  eines  AJannes  auszusprechen,  dessen 
Name,  wenn  irgend  einer,  geeignet  ist  diesen  Zeilen  eine 
ihnen  ausserdem  nicht  zukommende  Bedeutung  zu  verleihen. 

Es  kommen  hier  vier  Abhandlungen  des  Hrn.  Roth 
in  Betracht,  von  denen  der  Verf.  drei  zusammen  unter  dem 
Titel:  jjZur  Litteratur  und  Geschichte  des  Wedau  (Stuttgart 
1846 j  8".,  VI  und  148  S.)  zu  einem  Buche  vereinigt^  die 
vierte  im  dritten  Hefte  des  laufenden  Jahrgangs  der  theo- 
logischen Jahrbücher  von  Zeller  (pg.  346 — 363.)  veröffent- 
licht hat. 

Wenn    schon    der    diesen    Abhandlungen   gemeinsame 
Gegenstand,    die   Erforschung  des    vedischen    Alterthums, 


84 

allein  hinreichend  ist,  ihnen  ein  lebhaftes  Interesse  zuzu- 
wenden, so  empfehlen  sich  ausserdem  die  Roth'schen  ün- 
tersuchung^en  sowohl  durch  eine  umfassende  Kenntniss 
handschriftlicher  Quellen ,  als  auch  besonders  durch  die 
wichtigen  Ergebnisse  für  Geschichte,  Litteratur,  und  Ke- 
ligion  des  ältesten  Indien,  zu  denen  der  Verfasser  mittelst 
geistvoller  Kombination  und  glücklicher  Kritik  zu  gelangen 
weiss.  Wenn  wir  daher  behaupten^  dass  die  Roth'schen 
Abhandlungen  in  der  Geschichte  unserer  Kenntniss  der 
Veden  eine  neue  Epoche  bezeichnen,  so  glauben  wir 
diess  durch  die  Zusammenstellung  der  hauptsächlichsten 
Resultate  der  in  Rede  stehenden  Aufsätze  erweisen  zu 
können;  ein  genaueres  Eingehen  in  das  Einzelne  der  Un- 
tersuchungen liegt  jedoch  nicht  in  der  Absicht  dieser  Zeilen. 
Wenden  wir  uns  zuvörderst  zum  Buche  und  zwar  zu 
der  ersten  Abhandlung  desselben  (pg.  1 — 25.),  überschrieben: 
5)D  i  e  H  y  m  n  e  n  s  a  m  m  I  u  n  g  e  n ,  vorgetragen  in  der  Ver- 
sammlung der  Orientalisten  zu  Darmstadt  in  der  Sitzung 
vom  2.  Oct.  1845.U  In  dieser  Rede  giebt  der  Verfasser 
55diejenigen  Ergänzungen  zu  Colebroüke"'s  Abhandlung, 
welche  er  aus  Einsicht  der  handschriftlichen  Quellen  in 
Paris,  London  ujid  Oxford  zu  schöpfen  Gelegenheit  hatte, 
Ergänzungen,  welche  sich  auf  das  V^erhältniss  des  ersten 
Weda  zu  den  übrigen  Hymnensammlungen  und  auf  die  in- 
dische Bearbeitung  derselben  beziehen.«  Was  den  ersten 
Punkt,  das  Verhältniss  der  Hymnensammlung  des  Rk  zu 
den  übrigen  Sanhitä's  betrifft,  so  ist  das  Resultat  der 
Roth'schen  Untersuchung  folgendes:  1)  die  Taittirijasanhitä 
(Jag'urveda)  kommt  nicht  in  Betracht,  da  sie  keine  Hy- 
mnensammlung, sondern  ein  liturgisches  Buch  ist ;  2)  die 
Sanhitä  des  Sämaveda  enthält  mit  sehr  seltenen  Ausnah- 
men nur  Verse,  die  in  dem  Zusammenhange  des  Rk 
sich  wiederfinden;  3)  die  Vag'asanejasanhita  (Jag'us)  ent- 
Iiält  ungefähr  zur  Hälfte  gleiche  Bestandtheile  mit  dem 
Rk,   die  andere   Hälfte   besteht   zum   grossen   Theile  aus' 


85 

Opferformeln  5   und  nur  ungefähr  ein  Viertheil  des  Ganzen 
sind  dieser  Sammlung  eigenthümliche  Bruchstücke  von  Lie- 
dern   oder   Anrufungen    in    ungebundener   Rede ;     4)   vom 
Atharvaveda  stand  dem  Verf.  nur    eine  nachlässige  Copie 
der  Anukramaui  zu  Gebote;  das^  was  dem  Atharva  mit  der 
Sanhita  des  Rk  gemeinschaftlich  ist,  wird  nur  etwa  auf  ein 
Drittheil    seines   Umfangs   beschränkt.     Um  für  die  Beant- 
wortung der  Frage,  ob  nun  wirklich  die  Sanhita  des  Rgveda 
die  Quelle  der  übrigen  sei,  oder  ob  jede  Sammlung   einen 
unabhängigen  Ursprung  habe,  Gesichtspunkte  zu  gewinnen, 
thut  der  Verf.    dar,   dass   5)die  Rgvedasanhitä  darauf  An- 
spruch macht,  die  Lieder  vollständig  zu  geben,  so  wie  der 
Rs'i  sie  gesprochen,«   also  gewissermassen  einem  wissen- 
schaftlichen, historischen  Bedürfnisse  Genüge  leistet,  wäh- 
rend  die  Sama-  und  Väg'asaneja-Sammlung  nur  einzelne 
V^erse  und  Strophen  geben,  die  eine  Verbindung  nur  durch 
den   sie   begleitenden  Ritus,    oder   durch   andre  äusserliche 
Zufälligkeiten   erhalten.      Die   Hymnen    des  Rk   sind   also, 
da  aus  ihrem  Zusammenhange  jene  in  den  anderen  Veden 
sich  findenden  Bruchstücke  herausgenommen  sind,  jedenfalls 
als  vor  der  Entstehung  jener  Sammlungen  existirend  anzu- 
nehmen.    Eine  andere  Frage  aber  ist  es,  ob  die  durch  li- 
turgische Zwecke  veranlassten  Sammlungen  der  Hymnen- 
bruchstücke (Säma    und    Väg'asan.)   älter    seien    als    die 
Sammlung  der  vollständigen  Hymnen  (Rk).     Der  Verfasser 
entscheidet  zwar  diese  Frage  nicht  mit  Bestimmtheit,  neigt 
aber  doch  zu  der  Ansicht  hin,  dass  den  liturgischen  Veden, 
als  welche  einem  unmittelbaren  Bedürfnisse  Genüge  leisteten, 
die  Priorität  der  Sammlung  zukomme.     Die  Atharvasamm- 
lung  enthält,  wie  der  Rk,   vollständige    Lieder,    trägt  aber 
in   mannigfacher   Beziehung,    namentlich  dadurch,  dass  in 
ihr   »der    Manlra    bereits   nicht    mehr   Ausdruck   unmittel- 
baren  religiösen    Gefühls ,    sondern   zur  Zauberformel   ge- 
worden  isttt,   das   Gepräge   einer  spätem    Sammlung   und 
Entstehung  an  sich.  Atharva  und  Rk  bezeichnen  also  zwei 


86 

Perioden  der  nymiicnsammlnno^,  dieser  die  frühere,  jener 
die  spätere.  So  weit  über  das  gegenseitige  Verliältniss  der 
Hymnensammlungen.  Der  ersten  Abhandlung  sind  eine  Reihe 
von  Exkursen  und  Anmerkungen  (pg.  26 -52)  beigegeben, 
Ausführungen  und  Details  enthaltend,  die  einer  Rede  nicht 
wohl  einzuverleiben  waren.  Diese  Anmerkungen,  so  weit 
sie  zu  dem  bisher  besprochenen  Theile  der  ersten  Abhand- 
hnig  gehören,  betreffen  1)  die  Mandala-Eintheilung  der 
Sanhitä  des  Rk',  so  wie  die  zwischen  den  eingetlieilten 
Stücken  sich  vorfindenden  Einschiebungen  kürzerer  oder 
längerer  Abschnitte.  Diese  aus  dem  Inlialt  der  Hymnen 
hergenommenen  Eintheilungen  des  Rgveda  in  10  Man- 
dalas  (mit  ihren  Unterab(heihingen)  wird  vom  Verfasser 
als  die  ältere  und  naturgemässe  nachgewiesen,  während 
die  Entstehung  der  bekaimten  äusserlichen  As'taka-Einthei- 
lung  aus  dem  Gebrauche  des  Veda  in  den  Schulen  herge- 
leitet wird.  Genauere  Mittheilungen  aus  den  weiter  unten 
zu  besprechenden  Präticäkhjas  über  die  Lesung  des  Veda 
in  der  Schule  enthält  die  2te  Anmerkung,  die  3te  und  4te 
bemerkenswerthe  Bruchstücke  des  Atharvaveda  mit  Ue- 
bersetzung  und  Anmerkungen,  die  5te  giebt  eine  Notiz  über 
die  in  England  sich  vorfindenden  Sammlungen  liturgischer 
Sutren  und  der  dazu  gehörigen  Commentare*). 

Der  zweite  Theil  der  ersten  Abhandlung  beschäftigt  sich, 
wie  oben  schon  angedeutet,  mit  der  Art  und  Weise  «wie  der 
Weda  auf  uns  gebracht  worden  und  was  für  den  Rigweda  ins- 
besondre durch  die  einheimische  Grammatik  und  Erklärung 
geleistet  worden«.  Diese  zweite  Abtheilung  der  Rede  bringt 
vorzüglich  die  von  Roth  aufgefundenen  Schriften,  welche 
unter  dem  gemeinsamen  Titel:  Präti9akhja-süträni  (d.  h. 
«grammatische  Lehrsätze  wie  sie  in  den  einzelnen  Cäkha  oder 
Schulen  gelten«)    zur  Sprache,  welche    »Regeln   über  den 

*)  Da  mir  der  die  Sanliiüis  selbst  betreffende  Theil  der  Rotli'sclien 
Arbeit  der  wichtigste  zu  sein  schien,  so  habe  ich  über  ihn  hier 
genauer  referirt  als  über  das  Uebrige. 


87 

elementaren  Theil  der  allt^emeinen,  insbesondere  aber  der  we- 
dischen  Grammatik,  über  den  Accent,  über  den  Sandbi,  über 
Lautverändernn«^5  über  die  Dehnung  der  Vokale  im  Wcda 
(pluti),  über  Aussprachej  über  die  verschiednen  pätha  des 
Weda«  n.  s.  f.  enthalten.  Drei  Werke  dieses  Titels  kennt 
Hr.  Roth  genauer,  von  denen  das  eine  ausser  dem  eben 
angegebenen  Inhalt  auch  WerthvoUes  über  Metrik  enthält  j 
ausser  diesen  scheinen  jedoch  noch  andre  Fräti^äkhjen  un- 
ter den  bereits  nach  Europa  gebrachten  Handschriften  sich 
vorzufinden. 

In  den,  diesem  letzteren  Abschnitte  der  ersten  Abhand- 
lung beigegebenen  Excursen  wird:  6)  '^das  gegenseitige 
Alters-  und  Entstehungsverhältniss  der  wedischen  und  epi- 
schen Schriftenci  in  Betrachtung  gezogen;  7)  an  dem  Bei- 
spiele einer  Stelle  des  Aitareja  Brähmana,  wo  ein  gram- 
matischer Kunstausdruck  sich  findet,  die  Bekanntschaft  der 
an  Wortableitungen  reichen  Brähmana  überhaupt  mit  gram- 
matischer Wissenschaft,  aufgezeigt  und  8)  eine,  Devaräg'as 
Commentar  zum  Naighantuka  entnommene  Notiz^  vedische 
Comraentatoren  betreffend,  mitgetheilt. 

Die  zweite  Abhandlung  (p.  53  —  86)  mit  dem  Titel: 
wDie  älteste  Wedengrammatik  oder  die  Präti^äkhjasutrcn« 
giebt  genauere  Kunde  von  diesen  schon  oben  besprochenen, 
für  die  Geschichte  der  Veden  in  Indien  äusserst  wichtigen, 
vom  Verf.  vielfach  benutzten  Schriften.  Unter  anderm  wird 
hier  ein  Verzeichniss  der  Grammatiker,  auf  welche  sich  die 
Präti^äkhjen  beziehen^  so  wie  als  Probe  die  Lehre  vom 
Anusvara  und  von  den  Pathas  CSchreibweisen)  des  Veda 
mitgetheilt. 

Der  dritte  und  letzte  Aufsatz  des  Buches  (p.  86 — 144) 
führt  die  Ueberschrift:  '5 Geschichtliches  im  Higweda.  Va- 
sishtha's  Kampf  mit  Vi^vämitra.u  Die  hauptsächlichsten 
Quellen  dieser  Untersuchung,  mehrere  Stücke  aus  der 
Rgvedasanhilä  sind  mit  Ueberselzung  und  Anmerkungen  der 
Abhandlung  selbst  vorangestellt.     Aus  diesen  Liedern^  deren 


Autbentie  als  unzweifelhaft  nachgewiesen  wird,  entwickelt 
der  Verf.  unter  Zuziehung  verschiedener  Belege  aus  dem 
Bereiche  der  vedischen  Litteratur  höchst  wcrthvolle  ge- 
schichtliche Resultate.  Ohne  die  an  wichtigen  Ergebnissen 
sehr  reiche  Untersuchung  genauer  zu  verfolgen,  genüge  es, 
die  Zusammenfassung  der  historischen  Ausbeute  und  mit 
ihr  den  Schluss  des  Buches  mit  des  Verf.  eigenen  Worten 
anzuführen.  wEs  ist  wohl  eines  der  merkwürdigsten  Ergeb- 
nisse der  Vergleichung  dieser  wedischen  Hymnen,  dass  wir 
jene  alten,  in  der  Erinnerung  ihrer  Nachkommen  heilig  ge- 
sprochenen Geschlechter  in  Kampf  und  Streit  liegen  sehen. 
Sie  sind  zerstreut  unter  Stämmen,  welche  damals  ohne 
Zweifel  Sprache  und  Glauben  mit  ihnen  theilten,  in  den 
folgenden  Jahrhunderten  aber  losgerissen  von  dem  südöst- 
lichen Lande,  in  welchem  der  an  den  Ufern  der  Ströme 
geborene  Götterdienst  zum  Systeme  und  zur  Staatsforra 
sich  ausbildete,  ihrer  eigenen  Entwicklung  überlassen  blie- 
ben und  darum  für  das  brähmanische.Volk  Barbaren  wurden. 
In  dem  durch  Ströme,  Wüsten  und  Bergzüge  zerschnitte- 
nen Lande,  dessen  äussere  Gestalt  selbst  durch  die  Lauf- 
veränderung der  Flüsse  wechselt,  und  mit  ihr  Anbau  und 
Fruchtbarkeit,  in  einem  Lande,  in  welchem  niemals  eine 
Herrschaft  dauernden  Bestand  hat  gewinnen  können,  dürfen 
wir  nichts  Anderes  suchen,  als  Wechsel,  Umzug  und  Fehde. 
Unzählige  kleine  Stämme  müssen  da  gehaust,  sich  ver- 
schlungen und  vernichtet  haben;  und  die,  welche  sie  führten 
oder  die  Leiter  ihrer  Häuptlinge  waren  ,  sind  die.  heiligen 
Rishi  geworden,  auf  welche  die  Sage  des  in  das  Gangä- 
thal  sich  hinabziehenden  und  feste  Wohnung  gewinnenden 
Volkes  den  ältesten  Glauben  und  die  Grundsätze  gesell- 
schaftlicher Ordnung  zurückführt.  Ihre  Lieder,  die  Kampf 
und  Streit  athraen,  sind  die  Gesänge  der  friedlichen  Opfer 
io  den  üppigen  Ebenen  des  Südens  und  Südostens  gewor- 
den; die  Götter  wurden  anders;  das  ritterliche  Volk  wurde 
träumerisch  und  gewann  die  Ruhe  heb,  nur  auf  dem  Ge- 
■■'•.■■-«. 


89 

biefe  der  Askese  blieb  der  streitbare  Sinn  und  jene  Festig- 
keit des  Charakters  lebendig.  Vasislitha  mit  den  Seinigen 
war  es  ,  der  unter  den  wediscben  Rislii  schon  am  meisten 
nach  dem  Südwesten  vorgeschoben  scheint^  und  bereits  das 
Land  inne  hat,  welclies  in  der  Folge  für  das  heiligste  ge- 
achtet wurde,  während  Vicvämitra  weiter  nach  Nordost  zu 
suchen  ist  in  dem  Lande,  welches  später  barbarisch  wurde. 
Vasishtha,  in  welchem  zugleich  die  künftige  Stellung  des 
Brähmanen  am  meisten  vorgebildet  ist,  wird  aber  auch  in 
der  Erinnerung  der  folgenden  Jahrhunderte  weit  höher  ge- 
stellt, als  sein  kriegerischer  Nebenbuhler,  und  der  letztere 
unterliegt  in  dem  Kampfe,  aus  welchem  das  heilige  Volk 
Brahmävartas  hervorgehen  sollte.  Vasishtha  ist  der  priester- 
liche Held  der  neuen  Ordnung  der  Dinge,  in  Vicvämitra 
wird  der  alte  Zustand  des  kriegerischen  Hirtenlebens  im 
Pendschab  für  immer  zurückgewiesen.  Diess  ist  die  all- 
gemeine geschichtliche  Bedeutung  des  Kampfes  der  beiden 
wedischen  Geschlechter,  dessen  Erinnerung  die  Littcratur 
aller  folgenden  Zeiten  bewahrt  hat.^' 

Die  vierte  Abhandlung  endlich  findet  sich  in  dem  oben 
genannten  Hefte  der  ZELLER'schen  Jahrbücher  fp.  346 — 363) 
unter  der  Ueberschrift:  5?Zur  Geschichte  der  Religionen.«  Sie 
enthält  die  Grundlinien  des  vedischen  Götterglaubens,  in 
welchem  die  höchste  Stelle  Indra,Varuna  und  Agni  einneh- 
men, auf  deren  Wesen  der  Verf.  genauer  eingeht.  Ausser 
den  Naturgottheiten  wird  in  der  vedischen  Religion  noch 
eine  '^andere  Ordnung  von  göttlichen  Wesen,  welche  über 
dem  sittlichen  Leben  walten  und  Vorsteher  der  geselligen 
und  göttlichen  Ordnung  der  menschlichen  Gemeinschaften 
sind«  in  ihren  Anfängen  aufgezeigt.  Aus  dieser  Ordnung 
zieht  der  Verf.  nur  den  Brahmanaspati  als  Gott  der  Andacht 
und  den  Väc'aspati  als  Vertreter  der  Kraft  des  Wortes  in 
genauere  Betrachtung.  Vom  vedischen  Götterglauben  wen- 
det sich  Hr.  R.  zu  einer  gedrängten  Geschichte  der  brah- 
manischen    Religion    bis  zum    Auftreten    des   Buddhismus. 


m 

Eine  Darsteüuno^  dieser  Religionsform ,  so  wie  eine  Bear- 
beitun«?  des  zaratiuistrischen  Religionssystems  werden  als 
die  beiden  anderen  Theile  des  Aufsatzes  j^zur  Geschichte 
der  Religionen«^  dessen  erste  Abtheilung  «die  Brahma - 
Religion«  wir  eben  betrachtet  haben,  in  Aussicht  gestellt. 

Ueberblicken  wir  die  Resultate,  zu  denen  Hr.  Roth 
im  Bisherigen  gelaugt  ist,  so  ist  ihnen  fast  durchgängig 
eine  objective  Gültigkeit  unbedenklich  zuzuschreiben.  Frei- 
lich kann  man,  ohne  im  Besitze  der  noch  ungedruckten 
Quellen  zu  sein,  nicht  überall  nachkommen;  doch  hat  Hr. 
Roth  diesem  Uebelstande  wenigstens  einigermassen  dadurch 
abgeholfen;  dass  er  alle  Stellen,  auf  welche  er  sich  bezieht, 
in  der  Ursprache  mitgetheilt  hat.  Zu  einer  Auseinander- 
setzung einiger  Punkte,  in  denen  ich  mit  dem  Vfr.  nicht  über- 
einstimmen kann,  fühle  ich  mich  durch  den  mir  gewordenen 
Auftrag  weder  berufen,  noch  stehen  mir  jetzt  die  zu  gründ- 
lichen Untersuchungen  erforderlichen  handschriftlichen  Mittel 
und  gehörige  Müsse  zu  Gebote. 

Den  ferneren  Leistungen  des  Hrn.  Roth,  zunächst 
seiner  Ausgabe  und  Erklärung  des  Nirukta,  so  wie  der  Fort- 
setzung der  religionsgeschichtlichen  Abhandlungen  sehen 
wir  mit  freudiger  Erwartung  entgegen. 

Bonn  im  Juli  1846. 

A.  Schleicher. 


VII. 

Kurdische  Studien 

von 
E.  Roediger    und    A.  F.  Pott. 

(Fortsetzung  und  Scliluss  von  Bd.  V.  S.  83.) 

Piper  —  Sskr.  pippali ,  pippali,  Hindi  pipala  (Long 
pepper)^  woher,  da  Indische  Mundarten  oft  Ir  an  die  Stelle 
von  /  treten  lassen,  TikntQL,  finden  sich  wieder  in  TeQSfi^ 
TieTiovX  y.al  za  l)  a (.icpupik  (offenbar  xa  mit  dem  Folgen- 
den in  Eins  zu  schreiben),  t6  ntneQt  fiaxQov  DuC.  Gloss. 
p.  1545.,  aber  p.  1535.  zaQTS fiTiellxT^g^  vieileiclit  das 
erste  t  für  vt  r=  d ,  und  das  zweite  verschrieben  für  tt, 
J^.b  (Piper  longum)  bei  Sprengel  I.  113.,  da(povq)£Q 
(P.  nigrum)^  darfulfei,  in  Betreff  des  ersten  Worts  wörtlich 
so  viel  als  '§uXoxa()i6(fvXh)v  Du  C.  p.  1562.  aus  Cosm. 
Indopl.  Bei  Forsk.  Flor.  p.  CVI.  dar  felfel  (Capsicutn  fru- 

tescens).  —  Buchar.;;«7//yi7,  p.  J^Jj^  J.Jlj^  jiÜ,  J.Jlj  (Pfeffer) 

Reland,  Diss.  11.  p.  215.  Im  Lex.  Petrarchae  bei  Klapr. 
Me'm.  rel.  ä  l'Asie  T.  III.  p.  217.  Piper  longus,  [iors.Ginff, 
aber  Piper,  pers.  filfil  und  Romanisch  burf  (Osltürk.  \^ji}y 
wozu  ib.  p.  360.  kirgis.  brntsch  und  türk  mnrlsch  kommt, 
Bnchar.  martsch  KIpr.  As.  Polygl.  S.  242.,  i^skr.  ma/i/sc/ia 
(P.  nigrum.  -—  Piper  Be/el  (das  letzte  Wort  vielleicht  Sskr. 
palra^  Blatt;  wie  G riech,  niiulov,  und  Sskr.  parna,  Blatt, 


speciell  The  Pdn  or  Betel  Icafj  Ar«>han.  punrieh,  feuille) 
licist  ar.  J^uj'  Gast.  11.  9138.  ,  und  wird  von  Marco  Polo 
unter  dem  Namen  Tambul  beschrieben  (Sprengel  I.  212. 
233).  Sskr.  tämbüla  (Piper  betel,  aber  auch  Areca  faufel), 
Hindi  puna  und  tämhula  (Betle)^  stipäri  (Betle-nut);  Sskr. 
kuhali  (Betel)  gnhägayu  (The  bete!  tree).  Zur  Betelbe- 
reitung wird  die  Arekanuss  benutzt ,  welche  Sskr.  püga- 
phala  heisst^  woraus  ar.  J^5j.s  faufel  Sprengel  I.  223.  (sonst 
auch  nac,\  entstellt  ist.  Pugaphala  bedeutet  aber  die  Frucht 
Cphala)  des  Baumes:  püga  The  betel-nut  tree  (Areca  faufel 
or  catechu),  sonst  auch  tshikkana ,  surandshana ,  tshäma- 
rapushpa  y  dirghapädapa ,  lakshmipati  ^  ghonlu^  kändaküra, 
^rtngdrin,  khapura,  tmitusdra,  karamatla,  tvimhu,  guwdküy 
ka^äkura,  kapitanu.  Dschüni  CA  kind  of  betel  nut)  ;  sure^ 
wata  CAreca  gracilis  or  triandra}  ,  munipiiga,  —  Sanskr. 
nandaki,  sinf schuf d,  sdimdt ,  magadhi ,  krduntschudana, 
bodhaniy  erandi  (Long  pepper) ,  writtaphala,  welladsha, 
^anidsha,  srdwaka,  ^yumala ,  köla  (Black  pepper},  koUt, 
köli  (Long  pepper  und  Piper  chavya  Rox.)  —  Hindi  pepper: 
maritsha,  mirtsha',  (long)  pipala,  (black)  kdlimirtsha;  (red) 
mirtshd.  Vgl  oben.  Zig.  ÄCÄ«rr//«  (Gew^ürz,  Ingwer),  sharr^ 
trdw  (Pfeffer)  ,  tscharrtrab  (Würze)  Bisch.  —  Du  C. 
xof.iTt£7T.eQ,  n^Lss-  Kubcbc (Piper  cubcba)  Sprengel  1.212., 
in  lex.Petrarchae  p.  48:  chibebe,  pers.  und  koraan.  chababa; 
nach  V.  Bohlen  aus  pippali  mit  dem  Pron.  ku  in  peggiora- 
rativem  Sinne  (schlechter  Pfeffer)  gebildet,  was  wohl  mög- 
hch  wäre,  obschon  das  Wort  noch  nicht  im  Sanskr.  nach- 
gewiesen ist.  Gast.  1.  307.  ^O:. 

Garofani  —  kurd.  Karünfol  Garz.  ,  Caryophylli,  Ge- 
würznelken (Plin.  Xn.  15.  garyophyllon  ,  viell.  Kubeben.) 
Dulk,  Pharmokop.  I.  247.,  pers.  und  komanisch  im  Lex. 
Petrarchae  bei  Klapr.  Mem.  rel.  ä  TA  sie  T.  IlL  p.  2ia 
caranful  und  Kirg.  Khalemper,  Türk.  in  Constant.  Karetißl, 
aber   Mong.  bili  p.  349. ,    p.  J.Äi.ä  (Eugenia   caryophyllea) 


Gildein.  Rcb.  Fnd.  p.  35.^  Sprengel  f.  221.,  gariofilae  198., 
bei  Du  C  xaQov /tiq^oi^l,  xaQO/iicf  [?.,  y.OQOVficporl^ 
yc(QO(fala,  Engl,  gillißower  (als  liege  flower  dariii)^  Frz. 
giroßee,  in  Aachener  Mundart  groffehnageL  Sowohl  die 
Nelke  als  die  Gewürznelke,  Näglein ,  haben  wegen  ihrer 
Geslalt,  welche  Nägeln  (clavi)  gleicht,  vielfach  ihre  Be- 
nennung daher  erhalten,  als  Engl,  clove,  Ital.  chiovo  di 
garofano.  Frz.  clou  de  girofle,  Poln.  gwoz'dzik  (Garten- 
und  Gewürznelke)  von  gwoz'dz  (Nagel),  Holl.  nagelbloom 
(Gartennelke),  Kruidnagel  (Gewürznäglein)  u.  s.  w.  Comm. 
Lith.  11.  p.  30.  P.  V.  Bohlen  hat,  meine  ich,  vollkommen 
Recht,  yM()r6cpillov  nur  für  Griechische  Umbildung  des 
ausländischen  Worts  zu  halten,  da  in  der  Thal  nicht  leicht 
eine  Aohnlichkeit  zwischen  den  B  ättern  jener  Gewächse 
und  denen  von  Nüssen,  welche  Art  von  Nüssen  man  auch 
verstehe,  möchte  nachgewiesen  werden  können.  Was  er 
aber  beifügt,  es  stamme  das  Wort  aus  kadphala,  karphala 
(fructus  adstringens)  im  Sskr.,  entbehrt  der  gehörigen  Be- 
gründung, da  dies  bloss  Wörter  von  seiner  eignen  F'abrik, 
und  dazu  missgeschaffen ,  sind,  ^^orgeschwebt  hat  ihm 
unstreitig  katii  (pungent,  fragrant),  dessen  cerebrales  t  aller- 
dings seiner  rhotakistischen  Beimengung  wegen  zu  r  hätte 
werden  mögen.  Allein,  abgesehen  davon,  dass  es  ungenau 
wäre,  die  Gewürznelken  phala  (Frucht)  zu  nennen,  da  sie 
vielmehr  Blülhenknospen  sind,  haben  sowohl  kutuphalay 
eine  Gurkenart  (Trichosanthcs  dioeca),  als  auch  kutphala 
(der  Kayaphalbaum),  schon  den  Raum  usurpirt,  und  es 
bleibt  misslich  ,  ihnen  eine  objective  Bedeutung  zu  leihen, 
welche  man  bis  jet'-it  nicht  hat  historisch  begründen  können. 
Im  Sskr.  heissen  die  Gewürznelken  z.  B.  diwyuy  dewakii" 
stima  d.  h.  Götterblume  aupushpa,  hhringüra  n.,  dann  lawa  n. 
(The  nutmeg.  2.  Cloves),  lawanga  m.  The  clove  trce  (My- 
ristica  caryophyllata),  n.  Cloves,  wa^ya,  wä:  pushpa,  iw- 
pushpUi  toyadhipriya  (dem  Meere  befreundet,  weil  sie  See- 
gegenden lieben),  kati,    auch  ktmä  (Long  pepper) ,  katuka 


94 

oder  hikahtj  tryiishnn  ( A  compouful  of  thrce  pungent  sub- 
stances  as  black  pepper,  long  pepper  and  dry  ginger)  haben 
allerdings  von  ihrem  brennenden  Geschmacke  den  Namen, 
>vas^  auch  von  den  Gewürznelken  das  Gleiche  anzunehmen, 
an  sich  geneigt  genug  macht.  Ka()(fi)V(poi)l  und  y.eQCfOL?.q^^ovk 

scheinen   einerseits   mit   Hinblick  auf  ar.  JAJü^  J-äJIs  (Piper 

nigrum  Sprengel  I.  212.),  wie  auch  im  Üeulschen  zuweilen 
von  Nelkenpfeffer  geredet  wird,  nach  einer  zweiten  Seite 
hin  aber  mit  Rücksicht  auf  x«<;k//;  (ciavus)  Du  C,  wesshalb 
fioaxoxaQffi  (caryophyllum),  moschiisartiger  (aromatischer) 
Nagel,  umgebildet  worden  zu  sein.  Ob  Du  C.  p.  1700. 
(fovqel  Pfeffer  oder  Areca  faufel  sein  soll,  möchte  schwer 
zu  bestimmen  sein. 

Balsamo  —  kurd.  helesän  Garz. ,  a.  QLyJb  (Amyris 
gileadensis)  Sprengel  I.  218.,  Armen,  balasan  (Amyris  kafal) 
185.,  nelaoav  t6  yjie  (wahrsch.  lo/jie  ^  semen  Du  C. 
Gloss.  p.  1593.),  yiaQ7ioßäloa(.iov ,  und  TieXaGav  ayarCt] 
(^Ui,  arbor)^  to  ivloßaloa^iov  Du  C,  p.  1142.  Vgl.  Gast. 
II.  367.  und  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  154.  ^^L**.^  .ij  Opo- 
balsamum. 

Weihrauch  —  Pers.  ^^yX\^  (Thus)  Casf.  I.  431.,  pers. 
und  koman.  condroc  (encenso)  Lex.  Petrarchae  p.  218., 
arab.  .J^xi"  (Bosvvellia  thurifera  Korb.)  Sprengel  f.  218.  Dulk 
1.  747.  Olibanum  (aus  oleum  und  libanon  bei  Dulk,  eher 
wohl  mit  ^J  Amyris  kalaf,  ^bi^  Forsk.,  bei  Sprengel 
a.  a.  0.,  Afghan  «-»l-J  J;  Hindi  lobuna  Incense,  Du  C.  lißarr, 
hßijvj],  Passovv  Ußavog,  nj^S ,  p.  aJ  Thus  nigrum)  sive 
Thus.  Sanskr.  kunda,  kundti,  kunduru  (The  resin  of  the 
Boswellia  (hurifera,  giim  olibanum  or  frankincensc),  kunti 
(B.  thurifera)  stimmen  dem  Anscheinenach  freilich  zu  Griech. 
hßcii'ov  xovÖQog,  allein  dieses  Wort  möchte  doch  acht 
giiechisch  sein  und  nicht  blosse  Accomodation  an  .lX.^. 
Mit  Sskr.  dhünaka^  dhüpu,  dhüpana^  Hindi  dhüpa  (incense), 


dhuna  (resin)  wurzelverwandt  ist  i>/oc;,  tlms.  —  Sskr. 
gantifuiphiduy  pnlanka,  hayu^iwu ,  ^ahrasudltu,  suriibhi, 
simahä,  sruwd,  sallidii,  sd/aki  {H.  Ihmifria),  fn/tn'a  (liiceiise, 
«jum  Benjamin  or  Olibanuni),  ra&äj  kapi  (incense).  A'w- 
rakä  Tlic  Ollbanum  tree. 

Storax  — Sprengel  f.  15.  v.^aJ  Styrax  officinalis.  Cast. 
II.  1859.  nr.  38.  Arbor  lac  emittens  niellis  instar,  qno  et 
snffitus  fit:  Styrax.  Ar.  ^-^S  Sd*^  Styracis  mel  s.  styrax  li- 
quida:  ant  saltem  spccies  eins.  Letzteres  ist  y^tcavcXXr u 
TTccv  o  aiDQccxog.  Du  C.  App.  p.  196.  Die  Araber  nahmen 
aber  anch  das  griechische  Wort  anf:  ^.Iim\  Cast.  II.  2514. 
nr.  23.;  und  Du  C.  App.  p.  137.  hat  fir/Maroaxiov ,  worin 
möglicher  Wei.«e  dasselbe  anch  liegen  könnte,  etwa  mit 
rael?  —  Der  flüssige  Storax  von  Allingia  excelsa  heisst 
Kxjufi  Sprengel  I.  223.  Cast.  IF.  2051.  —  Du  C.  Gloss.  p. 
746.:  y.oüT'Qovßai-v,  aber  App.  p.  110.  xoT'^ov/ußQiov, 
p.  113.  y.ovT'Covitßt()  und  p.  122.  i6  xovt^ ovp ßQiv 
ro  y.aO-a()ur,  to  y.akoiuitvov  lovfive.     Das  zuletzt  genannte 

Wort  ist  augenscheinlich  ar.  ^aJ  (s.  o.)  und  mit  der  Be- 
neimung  des  Weihrauchs  ar.  ^LJ  Cast.  II.  1858.  nr.  2(^ 
verwandt. 

Du  C.  Gl.  p.  636:  xf  Qaßt ,  to  i]).fy.io()v.  lo.  Garlandus: 
Karahe,  id  est  gumma  sicnt  Sopharata.  Wahrscheinlich 
Ambra  (gelber):  pers.  und  konian.  chuiahar  Lex.  Petrarciiae 
p.  219.;  Span,  curahe  (ambre  jaune).   Cast.  11.   1796.  nr.  27. 

L.l/  Succinum.  I.  485:    L,^  und  4*^7.   v^j^jj^ÜT   qs.   stramen 

arripiens,  Lacryma  s.  gummi  arboris  cuiusdam  ad  maris 
lilora  proveniens.  Aliquando  in  a(juam  incidit,  et  multa 
agitatione  aquae  lapideam  duritiem  conscqüitur.  II.  1691: 
Electrum,  succinum^  vulgo  Curnbe.  El  i.  q.  Arab.  .^.^^*M^i> 
Chrysophorum  (p.  1329.  steht  Chysophorum).  Doch  bei 
Du  C.  I.  1.  auch   noch   xtQUfis   (^vieil.   fi  st.  /uti ,  d.  h.  bj 


96 

und  sogar  y.a()dafi€  App.  p.  94.  Etwa  auch  App.  p.  198. 
XOVQ 7T7],  derSQOv  Tov  oog)6uQOin]UxT()Ov  und  Gloss.  p.  1596. 
T(7a>fT£  (pers.  (-Ai>  l)  arbor?)  xaxxov/nTitixv,  divÖQOv  zov 
üOfOQOv  tJUxtqov'^,  Sollten  etwa  (Jo^o(>oy,  xaxxov/iiTteccv 
und  die  obigen  Wörter  für  Storax:  xovT'Qovßct/^v,  xoi'i^oujn^ 
ßQiOv  blosse  Umgestaltungen  von  Chrysophorum  sein? 
Oder  hat  der  Anklang  von  G0(f6Q0v  an  den  arabischen  IVamen 
für  den  SaflPlor  (s.u.)  einen  mehr  als  zufalligen  Grund?  — 
Sonderbar   genug   bietet   auch   '/^ovQ(p'  i6  x(xQda/.iov   oder 

6  xaQÖaf^ioOTCOQog,  \^j>-  Nasturtium  Gast.  II.  1413.  nr.  2, 
wegen  xovqni]  und  xa()öa/iie'  t6  rjXexTQOv  die  Älöglich- 
keit  zu  einer  Verwechselung  dar.  —  Sonst  ist  Ambra,  im 
Sauskr.  ambaru  Etym.  Forsch.  II.  418.,  Du  G.  Gloss.  Lat. 

amhar^  p.  ^ks.  Ambarum ;   Stercus  bovis  marini  esse  dicitur. 

Gast.  I.  401. 

Tragaganta,  pianta  —  kurd.  ghüniGz.  —  Gast.  I.  486: 
JJ^  sIaJ"  Tragacantha,  herba  qua  vcscuntur  cameli ;  p.  439. 
»-ÄJ  aJü"  Gummi  herbae  cuiusdam  spinosae,  tragacanthi, 
quam  cameli  vehementer  appetunt.  p.  440.  «-yCi'  (Gummi 
tragacanthae),  was  eigentlich  aber  nur  das  dem  Traganth 
ähnliche  Gummi  Kutera  Dulk  Preuss.  Pharmok.  I.  706.  1017 
sein  möchte.  ledoch  pers.  und  koman.  chitira  (draganto) 
im  Lex.  Petrarchae  p.  220.  und  ^^^  yiXki  Tragacantha,  bei 
Forsk.  Descr.  Anim.  p.  156.  Auch  xaTi^Qu  Du  G.  App. 
p.  97.  und  xiT aqax. 

The  plant  wiiich  produces  the  gum  arabic  grows  wild 
in  the  mountains.  It  has  a  purple  llower,  and  is  called 
gheivun.  Rieh  I.  142.  Es  wird  aber  dieses  Gummi  von 
Mimosaceen  gewonnen.  Kosteletzky  Allg.  mediz.- pharm. 
Flora  S.  1362.  Dulk,  Preuss.  Pharmok.  I.  703.  —  Sskr. 
kantala  The  Babul,  a  tree  yielding  a  species  of  gum  arabic 
CAcacia  Arabica).  The  branches  are  prickly,  whence  the  name. 
Sskr.  sükshtnapatra  The  gum  Arabic  tree  CMimosa  Arabica). 


97 

Gomma  —  ^^geüm^'  Gz.  S.  156.~  Forsk.  Descr.  Aiüm. 
p.  158.:  Benzoae.  Djaui,  ^^^\^  ^^.  Dulk  I.  179:  Benzoe 
s.  Asa  dulcis,  Beiizoeharz  v^oii  Styrax  Benzoe  Dryaiidri. 
Vielleicht  verwandt  sind  die  Benennungen  des  Opopanax 
(s.  u.)  und  der  Terebinlhe  (s.  o.).  Sskr.  Kapi,  kapidsha, 
kapitäila,  kapi^a  (Inccnse,  styrax  or  coarse  Benzoin).  kd- 
Idnusdri  (Gum  benjamin  or  benzoin),  Arar ^/lar«  (Benzoin  or 
storax)^  ^ildpushpa  u.  s.  w. 

Asa  foetida  —  Sanskr.  agüdhagandha,  d.  h.  un ver- 
borgenen GeruchcSj  ÄÄw/a/7  (Gespensterfeind),  pald^ukhya, 
willa,  pingd  und  hmgii.  Bei  Sprengel  I.  217.  ^Ijy^Ü  (F^erula 
Asa  foetida),  der  Saft  vi:AAjL>  (vielmehr  o^xäJI>  «..♦jo  Forsk. 
Dcscr.  Anini.  p.  158.)  und  die  Wurzel  o^,.i=u.  Sskr. 
kdrawi,  kawari  The  leaf  of  the  x-Vssa  foetida  plant,  Hingu- 

pairi.  Gast.  I.  57:  o-Joi  et  «J:<il  und  ^\ß:i\  und  II.  156., 
wo  ti5Up  Hinc  als  indischer  Name  angegeben  wird,  was 
eben  nichts  anderes  ist  als  Sanskr.  hingii.  Siehe  ib.  über 
Benzoe  (wohlriechender  Asant)  und  den  stinkenden  oder 
Teufelsdreck.  Du  C.  aoaq)izrig,  Ital.  zaffetica  aus  ^4«« 
foetida,  —  Gast.  1.  33.  .U^l  Assa  s.  Silphium :  Laserpi- 
tium  chorasanicum.  Magudaris  Lybica.  MayvdaQig  Du  C. 
App.  p.  124. 

Sagapenum,  s.  Dulk  Preuss.  Pharmok.  I.  877.  von 
einer  Ferula,  vielleicht  Ferula  persica  Linn.,  Du  C.  oixi-' 

yavov,   bei   Diosc.   oayaTri^voVy  Gast.  II.   2523.  I.  347 

f^AuJi^  und  h^XjuJLm  Sagapenum  ex  genere  niNjfy.  Vorn 
verslümmelt  sind  X7; tu/ i^/yTi,*  Du  C.  App.  p.  99.,  y.inip>iT(^ 
Gl.  p.  657.,  'Actrir^vLT'Q  App.  p.  93.,  ja  sogar  ßevvu  p.  37. 
^üLßivLTQ  p.  78.   wird   auch   nichts  Anderes  sein.     Auch 

X^^ß((v  I],  galbantnn,  Ilebr.  n:n7n^  doch  s.  Sprengel 
I.  13.  —  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  157.  Samghqanavasheqt 
vJüit^Uä  «-MÖ  Galbanum.  E  Persia.  —  Mei  (ütilov  i]  xak" 

VlI.  7 


98 

ßccvTj,  Du  C.  Gl.  p.  921.,  (.lETOTiiOv,  rJTO^vXov  rrjg  xaXßavrjg 
App.  p.  131.,  und  daher  Cast.  II.  2038.  vgl.  2054.  ^^^-oLLw» 
MsTioTiLOv,  Nom.  quoddam  Galbani.  Spreugel  I.  142.  — 
Cast.  I.  78.  Oj.b  Galbanum.  Et  Silphium  Laserpitium.  — 
Du  C.  App.  p.  116.:  Kvve,  to  %alßaviv ,  vgl.  Cast.  IL 
3370.  nr.  5.  '^i.  —  Du  C.  Gl.  p.  1725:  Xalßavi^,  onog 

eOTC  Tov  iv  AlyvTiTii)  va^d-T^yog  (also  einer  Ferula)  s.  u.  Am- 
moniak; und  Du  C.  ovod-ovQi  und  x'QaTr^Q, 

Gummi  Euphorbiae.  Ferfiün^  ^yfi^.  E  Barbaria.  Forsk. 
Descr.  Anim.  p.  157.  0EQf.iTnov  to  icfOQßiov.  Du  C.  Gl^ 
p.  1671.  und  so  auch  wahrscheinlich  q)a()(pwvt  p.  1666.,  vgl. 
Cast.  II.  3079.,  also  das  Euphorbium.  Diilk  Pharmok.  I. 
460.  Cast.  II.  1632.  q^-o/j.  ^^^  Euphorbia  officinarum 
hatte  König  Juba  II.  seinem  Leibarzte  Euphorbus  zu  Ehren 
so  benannt  (Sprengel  I.  133.),  und  man  erkennt  hieraus, 
wie  das  ursprünglich  Griechische,  dann  arabisirte  Wort 
zuletzt  wieder  in  arabischer  Gestalt  dem  Griechischen  ist 
einverleibt  worden. 

Sarcocolla.  An%arüt,  Oj^^i.  Porsk.  Descr.  Anim.  p.  158. 
^Av^ciQOVT  Du  C.  Gl.  p.  77.,  d^aQOVTi  p.  31.  Cast.  L 
56.  IL  158.  Nach  Schedel,  Waarenlex.  Art.  Fleischleim, 
von  Penaea  mucronala  L. 

Bdellium  —  Du  C.  App.  p.  67.  BdeXliov  ilfiiovy.oX 
(mit  Arab.  Artikel),  p.  959.  /iiovxovX,  in  nonnuUis  GIoss. 
latricis  Movxoil  a'QQax,  ßdshov  ysQcxviov,  d.  i.  tJsqccvsov 
(colore  aerio,  blau),  und  p.  729.,  offenbar  vorn  verstümmelt, 
KovkäQQay. ,  ßdtXiov  ylavzov,  Bd.  cöloris  coelestini,  quod 
de  Meca  vocari  observavit  Simon  Genuensis ,  nam  ludai- 
cum  est  subnigrum  s.  subalbidum.  ^ -i  JJt«  i^»jo  (Bdellium ; 
est  myrrha  imperfecta)  Forsk.  Descr.  Anim.   p.   158.   Cast. 

IL  2125.  nr.  4.,  vgl.  L  261.:  ^  Fructus  palmae  pumilae, 
et  silvestris  DH  dictae.  2.  Bdellium,  lacrymae  arboreae  ge- 


99 


nus ;  und  nr.  6. :    ^^^\    ^^^läJ^  von  denen  das  zweite  Wort 

Meccanus  bedeutet,  Fructus  quidani,  ab  DTrS^nan  dictus, 
vgl.  Gast.  II.  1359.  Dies  Alles  stimmt  mit  Sprengel's  An- 
gabe (I.  225.  vgl.  25.):  ,,Borassus  flabelliformis,  ^^:>  Avic. 
206.  Aus  dieser  Palme  wird  das  beste  Bdellium,  JJU^ 
von  bläulicher  Farbe  und  von  Geruch  wie  Lorbeeren, 
bereitet.  Abulfeda  verwechselt  Charaaerops  humilis  damit.^' 
Das  Beiwort  ai^Qax     C^u  C.  Add.  p.  8.    ßdeVuov  ykavxov 

TJyovv  a^aQccx)  ist  mitar.  ^ '•  (glaucus  Gast.  II.  1091.,  also: 
bläulich)  verwandt;    bestimmter  vielleicht  bei  Gast.  II.  76. 

^^jj\  et  c>j*,\\  Ghrysolithus  ;  im  Afgh.  v>^^jt  (chrysolithe); 
o.^j^"^  (Lapis  lazuli).  Goldstein  kann  füglich,  der  einge- 
sprengten Schwefelkiespunkte  halber,  der  Lasurstein,  Lapis 
Lazuli,  frz.  Pierre  d'azur,  Jaspe  bleuätre,  heissen,  und  es 
erhält  diese  Vermuthung  Gewicht  durch  den  ausdrücklichen 
Namen  des  Lasursteins  im  Persischen :  ^Wy^^  ^jj*^^  Gast. 
I.  490.,  Du  C.  ka^ovQtov,  der  mit  cS^;^;  das  mangelnde, 
vielleicht  als  artikelartig  betrachtete  /  ausgenommen,  sehr  nahe 
sich  berührt.  —  Sprengel  I.  217.  bemerkt  von  )ä*a  Jäo, 
das  sicilische  Bdellium,  dass  es  von  Daucus  gummifer  Lam. 
komme.  Zufolge  Dulk  1. 172.  soll  indess  die  wahre  Mutter- 
pflanze des  Bdelliums  noch  zweifelhaft  sein. —  Du  G.  App. 
p.  40.  c  ßloxov  t6  ßöelXiov,  Wenn  llehr.b'^dolach  wirk- 
lich Bdellium  ist,  und  nicht  etwa  ein  Edelstein  oder  Perlen 
(s.  Tuch,  Gomm.  zur  Genesis  S.75.  Gast.  1.282.),  so  Hesse 
sich  dasselbe  leicht  mit  dem  vorigen  vereinigen.  Häufig 
haben  es  die  alten  Erklärer  als  ovv^  oder  occ()d6vv^  gedeu- 
tet; dies  ist  interessant  zu  wissen,  da  die  beste  Gattung 
Bdellium  ßdelh]  oV<;^,so  wie  eine  Art  Aroma  Onyx,  Onycha 
(Gast.  II.  3223.)  hiess.  Siehe  Intpp.  ad  Plin.  XII.  19.  (9.), 
wo  zugleich  sich  mehrere  Namen  des  Bdelliums  finden. 
Plinius  sagt  in  der  Franzischen  Ausg.:  Gummi  alii  brochon 
appeilant,  alii  malucham,  alii  maldacon,  Nigrum  vero  et  in 


100 

offas  convoliitiim  ,  hadroholon.  Zu  hrochon  ist  bemerkt : 
procon,  M.  leg.  prochoon ,  quasi  priraarium  bolchon,  Vet. 
hlochon.  Diosc.  brocon  Ch.;  zu  malacham  die  Variante  ma~ 
lachram^  und  zu  malilacon  die  Lesart  (.lad aXy.ov  bei  Diosc. 
(auch  Du  C.  App.  p.  121.).  Auf  Dalcchamp's  Bemerkung, 
dass  Bolchon  und  Madalcon  aus  den  Arabischen  Namen 
des  Bdelliums  Molochil  und  Molachal  entstellt  seien,  ist 
nicht  viel  zu  geben;  merkwürdig  genug  jedoch  muss  man 
die  bei  Cast.  II.  2066.  aufgeführten  Wörter  finden,  nämlich 

nr.  4.  ^Xo  (inuldsli)  nucleus  bdellii,  et  cum  j<Dn>«SN  Extre- 
mitas  et  ambitus  eins.  Gig.  2.  Os  dactyli  silvestris_,  Spa 
dicti.  und  nr.  13.  -j-Ui  Folium  simile  dactyIo,pec.  arboris 
silvestris.  2.  cum  SpDiiS  Bdellii  nucleus  Gig.,  vgl.  Cast. 
II.  979.  Soihe  Dalechamp  dies  ^Lo  oder  vielmehr  bloss 
Jjio  vor  Augen  gehabt  und  in  dieses  das  erste  /  einge- 
schwärzt haben?  —  Sskr.  dewadhupa,  pwa^päthäna^par^ 
paladnima  (Bde\\'ium)y  palankasha,  nakhantshara  (the  Bdel- 
lium  tree).  Guggula  A  fragrant  gum  resin,  Bdellium  or  the 
exudation  of  the  Amyris  Agallochum.  Kumhhin  A  plant 
bearing  a  fragrant  resin,   Bdellium.   —  Pers.     ^jj.LK 

Scammoiiium  —  Forsk.  Descr.  Anim.  p,  157.:  Kesina 
scammon.  Gummi  Diacridii.  Mahmude,  »^^..sju.  s.  Dulk 
I.  910.  Scammonium  Halepense ,  von  Convoivulus  Scam- 
monia  Linn.,  Purgirwinde  V  Vgl.  später  Convoivulus  tur- 
pethum.  Die  Araber  und  Perser  entlehnten  das  Wort  aus 
dein  Griechischen.  Cast.  I.  346.  ^Lo^^jj^  oyta^ioinov  und 
L0J.4.ÄA«  G^uimvia,  —  Du  C.  Gloss.  p.  892. :  (.laxfiovra, 
im  Lex.  Petrarchae  p.  219.  pers.  und  koman.  magmuda 
(Scamonia)  —  Du  C.  App.  p.  53.  öay.qvdriv*  rj  daxa- 
(iiwvala;  nach  dem  fnterpol.  Diosc.  Aegyptisch  odvilov, 

—    Cast.    I.  56.  ^'LLi!  Scammonium  ^    quod    Antiochid  ad 
Persas  afferri  solet. 

Opopanax  —  Gummi  Opopanax  von  Pastinaca  Opo- 
panax  L..  s.  Schedel^  Waarenlex.  Bei  Du  C.  ri^aß ovgiJq, 


i 


mt 

oIqj  yevaiQ,  yaa?]Q,  Gast.  If.  629.  ^-a/^*L:>-   Paiiaccs  Her- 

culeum  Planta.  Sine  fe:   Opopanax.   Cast.  I.    199:    ^^U?- 

Nom.  arboris  in  Persia,  lachrimaeve  quaedam  arboris:  an 
Opopanax  ?  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  157. :  ar.  ^^i^L^  k^ 
Samgh  djoaschir.  —  Siehe  auch  ficiTOvßx  bei  Du  C  und 
yjQaßiog  U'J-0(;  App.  p.  24. 

Mastix  —  k'srd.  mstekki,  ^Shj^A^  aus  dem  Griechi- 
schen; wird  z.B. aus  Pistacia  Lentiscus  gewonnen  (Spren- 
gel [.  24.  Kosleletzky  S.  1237.  Duik  I.  684.),  dessen  Hei- 
inath  Griechenland  ist.  —  Cast.  I.  552.  ti5C/iiy^  und  (»i5s-ci.4.^^ 
(Lentiscus).  —  Im  Lex.  Petrarchae  p.  218.  Mastic,  pers. 
masdach,  koman.  sachex  (jäL«^). 

Du  C.  Gloss.  p.  1214:  no vötov/;  Ta  cpovöTOvxLcc  yg\. 
1700.;  App.  p.  193.  (povGTOX'  t«  (psvGTOvxia,  Das  sind 
wahrscheinlich    Pistacien,   moraxiaj    ar.  vJUww^s  Fagus.    2. 

Pistacium  (P.  Lentiscus.  Forsk.  Flor.  p.  LXXVI.);  p.  ^ä>^ 
Cast.  1. 130.  Vgl.  Du  C.  App.  p.  199. :  ipizraxiov.  Die  Früchte 
von  Pistacia  vera?  Siehe  Forsk.  Flor.  p.  LIf.  Im  Lex. 
Petrarchae  p.  249 :  „Festechum,  pcrs.  feshic,  kom&n.  pistac.^' 
Siehe  auch  Reland,  Diss.  misc.  T.  II.  p.   147. 

Melia  azedarach  ist  nach  Sprengel  1. 129.  zizipha  alba 
des  Columella,  ar.  ,^^^1,3  oVjt  f.  220.  vgl.  Cast.  II.  70. 
A%adiracht  Persice  sonat:  libera  arbor.  Aehnlich:  ö\\\  •^ 
(cupressus).  yK^azij,  c.X€v!}e()la  Uesych.,  p.  j^^M  (Liber- 
ias) Du  C.  Gloss.  p.  31.  Bei  Casl.1.2.  ^^:>^o  ^M  Populus 
arbor.  Et  Arbor  sisypho  (vgl.  Columella)  similis  cet.  Wohl 
nur  durch  falsche  Punctalion  zaenzalacht  y^^^^l-^-  F'orsk. 
Flor.  p.  LXV^I.  Im  Sansk.  nimba,  nimbaha,  pitshumanda, 
püyiiri  The  nimb  free  (Melia  azadiracla),  d.  h.  Geschwür- 
f'eind,  the  leaves  being  used  to  produce  discussion,  or  Ihe 
absorpllon  of  matter  that  has  formcd.    Paternosterbaum. 


102 

Carissa  Carandas  kommt  schon  bei  Garcia  del  Hiierto 
(1563)  vor.  Sprengel  I.  347.  Der  erste  Name  stammt  viel- 
leicht von  Sskr.  krhhna  (eig.  schwarz,  dann  auch,  wie 
krishnapäka ,  die  Frucht  dieses  Baumes)  und  der  zweite 
ohne  Frage  von  Sskr.  karamardda,  karämarddha  A  small 
tree  bearing  an  acid  fruit,  coramonly  Karonda  or  Karinda 
(Carissa  Carondas).  Auch  warumla  (der  saueren  Dinge 
Bestes),  kardmlaka,  balälaka^  sushena,  wanümala,  dindima, 

Myrobalanen  —  '»Vincenz  von  Beauvais  verwechselte 
die  Myrobalanen  der  Griechen  ( Hyperanthera  Morunga) 
mit  dem  Myrobalanen  der  Araber  (Terminalia  Chebula  Retz. 
und  Phyllanthus  Emblica)«  Sprengel,  Gesch.  d.  Bot.  I.  236. 
Terminalia  chebula  Retz.  ^JUJb  Avic.  Der  andere  Name, 
fXAs^y  kommt  nicht  allein  dieser  Frucht,  sondern  auch  dem 
Phyllanthus  Emblica,  ja  selbst  der  Mclia  Azedarach  zu. 
Alle  Araber  unterscheiden  die  gelben  Myrobalanen  von  den 
braunen,  die  sie  kebulische  nennen,  weil  sie  über  Kabul 
in  Zablestan  kamen.  Sie  seien  aber,  das  bezeugen  alle 
Araber,  nur  in  Rücksicht  der  Reife  verschieden.«  Die 
Inder  rechnen  3  Arten,  daher  triwarnaka  (von  3  Farben 
oder  Classen)  und  phalatraya,  phalatrika  (fructuum  trias) : 
The  three  myrobalans  collcctively,  smchphala  (Frucht  über- 
haupt). HarilaMYQWow  or  Chebulic  myrobalan  (T.  chebula), 
seven  varieties  of  this  are  distinguished ,  von  hari  (green, 
yellow).  —  Der  Ausdruck  chebula j,  dessen  ch  wohl  eben 
die  Aussprache  des  ersten  Buchstaben  als  k,  nicht  c,  an- 
deuten soll,  findet  sich  bei  Cast.  I.  439.:  *J^  Nom.  me- 
dicamenti  '>^':n  nS^KD  dicti,    sc.  myrobalani  cephali,    und  11. 

1669 :  ,  Jbiy  Kabelinus  myrobalanus ;  bei  Du  C.  xinovlov, 

xeßovXs  und,  unstreitig  vorn  fälschlich  mit  7t:  TisTtovXe 
(Myrobalanus  maior),  vgl.  auch  App.  p.  42.  —  Emblica 
erklärt  sich  aus  dem  Sanskr.  amalä  (eig.  fleckenlos,  rein, 
wie  pütanäy  pätvani,  rein,  auch  s.  v.  a  Yellow  myrobalan) 


103 

und  ämalaka  mn.,  — ki  f.  Emblic  myrobalan  (Phyllanthus 
emblica) ,  n.  (The  fruit  of  the  myrobalan)  i  wahrscheinlich 
aus  dem  v^origen ,  und  nicht,  :wie  angegeben  wird,  aus  u 
und  mal  Qo  hold)^  having  all  medicina!  virtues.  Im  Pers. 
äJU  Cast.  I.  49.,  a.  ^!  Cast.  IL  2066.  (myrobalani,  pec. 
Emblicae),  bei  Du  C.  cejtißksy  und,  mit  einem,  wie  in 
yalxvi^da  (Alchymia),  vorgeschobenen  %:  %(x(.ißley,  e [x- 
tiXlt^ov,  k'jitßkixiv;  vielleicht  auch  e/iißsQi,  d^ineXL^ 
h'Qeg  Fructus  quidam  ,  qui  ab  exoticis  deportantur.  Doch 
vgl.  auil  Fructus  arboris  Indicae^  qui  condiri  solet.  11.  155« 
Im  Sskr.  (imra  m.  The  mango  tree  CMangifera  Indica),  die 
Frucht  davon  amra  n.  Hindi  äma^  timra,  rasula  (Mango); 
Forsk.  Flor.  p.  205:  w^äc  amb  (3'langifera  Amba),  was 
aber  nach  Cast.  Uvae;  Solanum.  —  Statt  ^nJUL  (s.  o.),  p. 
ifJLJb  Cast.  I.  142.  hat  Du  C.  ßeXiXky  Myrobalanum,  vulgo 
Belliricij  fiTceXeQLxi,  womit  man  nicht  verwechsele  fii tc 6- 
XeQixL  d^aXaOGLOi  (lapides,  umbilicum  hominis  referentes, 
Medicis  Belliculi  appellati^  also  wohl  von  umbilicus^]  ferner 
[.ieXXi]Xa  (viell.  mit  /<  st,  (.itv,  d.  i.  b)]  und  ag)leT^iv,  — 

Endlich  ^JUlP,  bei  Cast.  II.  356:  ,^Jl^|  (Myrobalana  Bei- 

lerica),  y^elriXit;  xkßovli  Du  C.  App.  p.  197.,  der  dies 
fälschlich  für  cepula,  Zwiebel,  nimmt,  ^aXillv ^  y^aXi'kay 
Tcc  ^av^a  fivQoßalciva  (woher  auch  wohl  der  Ausdruck 
XQvooßdXa  Du  C,  wenn  dies  nicht  etwa,  nebst  xqvooßdlavoQ 
mit  Sprengel  I.  173.  auf  Semecarpus  Anacardium,  s.  c,  zu 
beziehen  istj,  vgl.  Du  C.  p.  1012.;  q)l()idv  q^oinxoßaXccvou 
ToZ  leyofdvov  ililey.  Du  C.  Gl.  p.  375. — Sanskritnamen: 
1)  Emblic  myrobalanan  (Phyllanthus  emblica):  kapi,  kalyä, 
kukandij  pantsharnsu,  giilmi,  dshuti,  tinlidi,  tishya,  diwyä, 
sudhuy  rudrupriyuy  dhutri,  dhdtriku,  uilvmij  manddj  waya^ 
sthä,  fiwä  bezeichnete  zugleich  auch  das  folgende.  2)  Die 
Myrobalanen  von  Terminalia  chcbula:  wanatikta  (Waldes 
Bittere),   pdtshani  (eig.  wohl:    sauer,  herbe)  ^akrasrtshtd, 


104 

Yellow  rayrobalan  (T.  chebula)^  eig.:  von  Indra  geschaffen 
s.  Wils.^  nubhaka,  rohint  3)  Beieric  myrobalan  C'l'-  bcle- 
rica) :  kaliy  halinda,  kalidrmna,  kaUtvrtksha  (woraus  docli 
kaum  ^iXjXS>  entstand),  d.i.  The  tree  of  strife;  being  suppo- 
sed  to  be  Ihe  favorite  haunt  of  inips  orgoblins,  woher  auch 
der,  dies  Letztere  bezeichnende  Name  hhütawdsa.  Ausser- 
dam  kalka  (sinfnl,  wicked^  auch  dirt;  ordure,  faeces)^  wi- 
bhilaka  (furchtlos?)^  kaksha,  karsha,  karshaphala.  Amrita 
(a(.iß()6oLog)  Phyllanthus  Emblica.  Termiualia  citrina.  Siehe 
noch  Schede!,  Waarenlex.  Art.  Myrobalanon^  wo  5  Sorten, 
die  von  Ostindien  und  dem  Morgenlande  in  den  Handel 
kommen ,  aufgeführt  und  beschrieben  werden.  Die  myro- 
balani  chibulae  sind  grösser  als  die  gelben  (M,  citrinae) 
und  braun  oder  schwarzbraun;  es  wird  daher  unter  %a(.iTcsX 
Du  C  Gloss.  p.  1729.  und  y^ai-LnovX'  to  /iiavQoßalccvov 
schwerlich  auch  etwas  Andres  verstanden,  zumal  die  Form, 
denn  /litc  drückt  b  aus,  so  genau  zutrifft.  —  Nach  Sprengel 
I.  f36.  ist  ^^U  Hyperanthera  Morunga,  nach  Gast.  II.  266. 
^L^  vulgo  Beiij  Glans  unguentaria.  Baianus  Myrepsica. 
Myrobalanus.  Nun  findet  sich  Du  C.  App.  p.  67,  ^loaxe- 
laiov  Caus  Myrobalanen  verfertigt,  s.  Gloss.  p.  958.),  !^()a* 
ß7]GTi  ilTtßeVj  welches  also  augenscheinlich  ,..LJi  mit  Ar- 
tikel ist.  Vgl.  noch  früher  unter  dem  Kurd.  Worte  äariben,  — 
Im  Sskr.  wanapallawa  wohl  nur  mit  zufälligem  Anklang 
an  ^^b^  dan^amüla,  surunga,  siihhundshana ,  sutikshna, 
Ä«A:«Ä«^'«  (Hyperanthera  Morunga)^  figrti^  kat  ukanda  (Mo^ 
runga  Guilandina,  ftnd  Hyperanthera),  käsa^  guda^igru 
(eine  rothe  Sorte), 

Dattelpalme — Du  C,  p.  1579:  TijurJQ- ra  q^oivlma.  Hebr. 
n^n  (Phoenix  dactylifera)  Sprengel  I.  26.  —  Griech.  ßaig, 
Aegypt.  Bä  (Branche  de  palmier)  Champoliion,  Gramm. 
'Eg.-  T.  I.  p.  59.  Russ.  bdija.  Ein  Palmtrieb  diente  als  sym- 
bolische Bezeichnung  des  Jahres  in  den  Aegyptischen  Hiero- 
glyphen, weil  die  Palme  deren  12  jährlich,  in  jedem  Monate 


1,  erzeuge.  S.  Champ.  und  vgl.  die  interessanten  Angaben 
bei  Du  C.  p.  166.  —  Kurd.  ktmna  (dattiii)  Gz.,  Pehlwi 
khormu  Anq.  II.  404.,  p.  t.  U3-;  Walach.  curmalele,  Alban. 
XOVQ(.ia,  bei  Du  C.  App.  p.  189.  xovqucc.  —  Griecli. 
öctxTvlos,  Dattel,  stammt,  wenn  nicht  etwa  die  Gestalt 
den  Benennungsgrund  abgab,  wahrscheinlich  von  nSpl  (Palm- 
oder Dattelbaum  im  Aramäischen  und  Arabischen.  Hosenm. 
Bibl.  Allerthumsk.  IIF.  173.).  —  Im  Lex.  Petrarchae  p.  249. 
Datillum,  pers.  ceasp  (s-^-^^,  w^x^yö);  koman.  chorma^  bei 
Reland  Diss.  T.  II.  p.  319.  Caim.  t^aup.  —  Sskr.  käthina 
(The  date  fruit). 

lohannisbrot  —  Du  C.  App.  p.  196:  xaqo  vßa,  xaQ- 
Qovßa.  Siliqua,  ex  Arabico  Charub.  Du  C.  auch  xcqcctiov 
(pondus  siliquae),  ar.  Jpt-ijj,  Karat.  Daher  ar.  ^^.xij!  v— >*-:> 
(Ceratonia  Siliqua)  Sprengel  I.  25.  179.  Forsk.  Flor.  p. 
LXXVn.  Bei  Cast.  II.  1388.  nr.  11.:  y^^,^  Siliqua,  spec. 
dulcis.  Carub  arbor,  s.  Carumba  silv^estris,  spinosa,  pomi- 
fcra  sed  mordicativa.  it.  Arbor  alia  Damascena,  cuius  poma 
veluti  cucumeres,  ex  quibus  fit  ptisana.  Frz.  le  Carouge  ou 
Caroube.  Siehe  Schedel,  Waarenlex.  Art.  lohannisbrot. 
Russ.  owetz'i  ro%'ki  (Ceratonia  siliqua  dulcis).  Kohl,  Heisen 
in  Südrussl.  I.  65. 

Mispeln  —  Du  C.  veonovQcc  aus  (.dönilov.  ^Aqmvlcc.  So- 
dann ^ccQovQiov  (mespilum  Du  C.  Gloss.  p.  459.,  woselbst 
aus  Math.  Silvaticus  angeführt  wird:  zaror,  Arab.  vel  ««-r 
roruy  Gr.  Trionura,  Trigonum  vel  Tricoctum,  I.  31espilum, 
vel  Anzarola,  Zaurour,  Azarola,  Zanirum,  Zcxqoq,  y^Qa- 
ßtoii  T«  jueOTiÜM  App.  p.  77.  Darunter  werden  also  wohl 
Lazzeruola  oder  Azzeruola,  die  Früchte  von  Crataegus 
Azarolus  (s.  Schedel,  Waarenlex.  Th.  I.  S.  671.)  verstanden, 
die  unstreitig,  da  Sprengel  I.  74.  den  xQuiaiyog  bei  Theo- 
phrast  für  Mespilus  Azarolus  hiilt,  zum  Mispclgeschlecht 
gehören.  Schon  Mansardus  meinte,  dass  Azarolus  unter 
dem    Mespilus  der   Alten    verborgen  sei.   Sprengel   I.  254. 


106 

Cast.  II.  2608.  nr.  35.:  ^yi^^y^  (mcspila),  welches  aber 
eher  das  herübergenommene  Cccqovqwv  zu  sein  scheint.  Da- 

"*'  • 

gegen  .^.c:  Mespilum,   spec.   quou    genus    aronium    vocat 

Diosc.  I.  169.,  d.  i.  Mespihis  tanacetifolia.  Sprengel  I.  150.  — 
Bei  Du  C.  ausserdem  iQUea,  zQioxoxaj  ()ix£a  Gloss.  p.  1268., 
offenbar  entstellt;  s.  o.  —  ^ovlßa  pro  oovqßcc,  vielleicht 
Speierlinge  (^Sorbus  domestica). 

Mela,  pomo  —  kurd.  sef  (con  e  largo)  Gz.  S.  68.  184. 
216.,  bei  den  Sorani  j^,  p.  w^xjw,  Buchar.  sseh,  Hindi  sewa 
(apple).  Daher ,  zufolge  Rieh  I.  235. ,  ein  Dorf  in  Sinna 
nordöstlich  von  Suleimanie  den  Namen  Seifatala,  d.  i.  bit- 
terer Apfel  (oder  eigentlich  wohl:  bittere  Aepfel  herv^or- 
bringend),  führt,  aus  obigem  sef,  mit  tdhhla  (amaro)  Gz., 
Afgh.  ^^y";  p.  g--^'  (amarus),  ^:<:uJIj  (acer,  acerbus) 
und  iji)Uj5^JLJlj  (amarulentus).  —  Ueber  tofha  Anq.  II.  407., 
topah  S.  491.,  ar.  »Uj,  Apfel^  s.  Sprengel  I.  180.  —  Türk. 
alma.  —  Afgh.  mana  (apple). 

Mel  granato  —  kurd.  enär  Gz. ,  Buchar.  andr ,  nar_, 
Afgh.  anar,  p.  ^LjL  ^Ü,  Pehlvvi  anar  Anq.  II.  404.,  Du  C. 
App.  avccQ,  und  componirt  damit  t'CovIccv(xq ,  t^oV" 
XovqvccQ,  auch  wahrscheinlich  xollovva  q  Du  Cast.  App. 
p.  106.  (balaustium),  ar.  LäJI>  Cast.  11.560.  Forsk.  Descr. 
Anim.  p.  148.  Wohl  durch  blosse  Verwechselung  wird  Cast. 
I.  470.  für  ^LiV  (xovvaQog),  s.  Anq.  II.  378.  404.  Sprengel 
I.  114.,  auch  die  Bedeutung  Malus  punicea  angegeben.  — 
Hindi  änära,  auch  dädima^  ddrima  (pomegranate).  Sskr. 
dddima,  dalima ,  nirasa,  kutshaphala,  phnlagddawa ,  par- 
waruhy  raktawtdsha  (rothsamig)/  karaka^  kalkaphala  (Gra- 
natbaum). —  Hebr.  pDi,  ar.  ..jLo. ,  Portug.  romaa  (Punica 
granatum)  Sprengel  1.  16.  vergleicht  sich  mit  (>o/m)^  (Cham- 
poll.  Gramm.  Eg.  T.  I.  p.  29.)  im  Koptischen. 

Quitte  —  kurd.  beh  (mel,  pomo  cotogno)  Gz.,  Pehlwi 

be  Anq.  II.  406.,  Hindi  bihi  (quince),  p.  a.j,^und,  mit  dem 


107 

Artikel^  ^j   (Cydonium  unum ;  sonst  boiiitas)  Gast.  I.  155., 

Buchar.  bihir  Kipr.  As.  Polygl.  S.  242.  —  Verschieden 
scheint  af-iTirj  (//tt  =  ä)Du  C.  App.  p.  15.  und  t.  !jj!  Caiwa). 
Jahan  aiiva,  d.h.  wilde  Quitte  (Cydonia  vulgaris),  v.  Schu- 
bert^ Reise  in  d.  Morgenl.  1.247.  — Alban.  cfTOva  Quitte; 
niBli  Sprengel  I.  16.  —  Pehiwi  sapedjardjeleh  Anq.  II.  404., 
aber  sapeldjelta  505.,  GCKpaQVT^rjdl  Du  C.  entsprechen 
dem  Ar.  ^Jl^  Sprengel  I.  180. 

Birn  —  kurd.  armik  Gz.,  Buchar.  mtirüd,  p.  ourmoud 
(poire)  Anq.  II.  511.,  p.  O-ol,  J»j-/«^  afiQOVT  Du  C.  App., 
türk.  armud  v.  Schubert  a.  a.  0.,  t.  jj^!  (emrud  s.  armud) 
Clod.  lex.  Türe  p.  550.  und  ,,j^«>^.l  ^^  Beg  armüdi''  ib. 
p.  84.,  d.  i.  des  ^Gg  Birn,  eine  Prinzenbirn  und  ö^^\  »La 
Ceig.  Königsbirn;  Archiapion,  quoddam  piri  genus)  Cast.  II. 
2137.  nr.  44.,  woraus  dann^  und  nicht  von  Bergamo,  durch 
Umstellung  Ital.  pera  bergamotta ,  Bcrgamotte,  entstanden 
ist  —  Bei  den  Sorani  ^^ÜJi.  —  Du  C.  xovaTOVf.ilvov, 
Crustuminum  pirum,  vgl.  Sprengel  I.  180.  Kalm.  "[»SainDT^p. 

Maulbeere  —  kurd.  tu  Qt  mit  2  Puncten)  Gz.  S.  189., 
p.  jj*  i.  q.  o^*  Cast.  I.  189.  II.  3884.  Morum  nigrum,  al- 
bum  et  fuscum;  t.  o^,  Pehiwi  lout  Anq.  II.  406.,  Hindi 
tüla  (mulberry),  im  Talmud  D>mn  Sprengel  I.  183.,  zovt 
Du  C,  Buchar.  lül  (Maulbeerbaum);  Russ.  iytoivaja  de- 
rewo.  Comm.  Lith.  Part.  II.  29.  —  Das  Sskr.  tüla  CMorus 
Indica)  ist  wohl,  des  /  wegen,  ganz  verschieden.  —  Im 
Türk.  kara  dul  (schwarze  Maulbeere)  v.  Schubert  I.  248. 
—  Kurd.  tu  schami  (moro,  altra  sorte  di  foglie  piü  grande^ 
e  di  frutti  neri  acidetti),  d.  h.  wohl  morum  Damascenum, 
wie  türk.  ^jCj.^  *Uv,  prunum  Damascenum,  Zwelschcn.  Clod. 
lex.  Türe.  p.  603.,  und  die  Dattelart  NacHhan  ab  Nicoiao 
quodam  Damasceno.  Rcland,  Diss.  II.  299.  —  In  Gezira 
sagt  man  tu  nina,  nicht  eine  Maulbeere,  für  Nichts  (nientc) 
Garz.  S.  193.;  vgl.  Ital.  non  valerc  un  fico   und   ähnliche 


108 

Verstärkungen  der  Negation.  Diez,  Rom.  Sprachl.  11.400., 
z.  B.  non  mica,  Griecli.  naoJiaXrj^axvr] ;  Grimm  IH. 728ff.; 
im  Sskr.  (Wilkins  Sanscr.  Gramm,  p.  643.)  z.  B.  trinam 
(wie  einen  Strolihalm  z.  B.  achten)  Rosen,  Radd.  p.  222. 

Kirsche  —  kurd.  keras  Gz.,  p.  t.  ^\J^  auch  p.  ^***^^ 
Gast.  I,  425.  Angeblich  stammt  cerasum,  Kirsche,  von  der 
Stadt  KeQaaovg;  der  Griechischen  Bildung  dieses  Namens 
nach  (vgl.  ^ElaLOvg)  hätte  viehnehr  umgekehrt  die  Stadt 
von  den  Kirschen  den  Namen.  Siehe  Radlof,  Bildungsgesch. 
d.  Germ.  S.  215.,  Link,  Urwelt  II.  430.  ^j^  Ccerasa) 
Gast.  I.  203.,  vgl.  Slaw.  tshreshnia  u.  s.  w.  Dobr.  Inst. 
p.  190.,  scheinen  in  Bezug  auf  den  gequetschten  Anlautsich 
aus  Eurohäischen  Formen  gebildet  zu  haben.  —  KwYÜi. gheläs 
(Cerasa,  Sorte  acida)  Gz.  —  lieber  die  Weichsel  (Ahd. 
wihsila),  türk.  wischene  v.  Schubert,  Reise  in  d.  Morgenl. 

I.  247.,  &ÄÄ3  (cerasa  acidula)  Gast.  1. 46.  siehe  Pott,  Comm. 

II.  p.  33. 

Pflaume  —  kurd.  ehluk  Cwohl  zu  sprechen  heluk)  Gz. 
S.  68.,  eluk  222.  (prugna,  di  specie  grossa)und  ^lehluciäku 

oder  el  (prugna,  di  sp.  piccola),  p.  ^:>-j.i\,  mit  Deminutiv- 
endung, von  p«  _jJt,  Buch,  alii-^  alov  und  aXovT^  (Pruna 
damascena)  Du  C.  App.  p.  13.,  vgl.  109.,  und  im  Gloss. 
p.  1064:  ov'^og,  t]  TiQovvecc,  well  man  fälschlich  al  für  den 
Arab.  Artikel  nahm.  —  ^i<^j  (so,  ohne  Elif)  Prunum  Ar- 
meniacum  vilius  nucleo  amaro.  Gast.  I.  308.  Pehiwi  «^r- 
daloun  (abricotier)  und  zerdalotin  saped  (l'abricotier  blanc) 
Anq.  II.  406.,  worin  saped  Calbus)  eigentlich  dem  Epitheton 
zerd  (flavus)  sich  widersetzt,  was  jedoch  kein  Bedenken 
hat,  so  wenig  als  die  Tautologie  Tamarindus  Indica  Spren- 
gel I.  221.,  von  denen  das  erste  Wort  buchstäblich:  Indi- 
sche Dattelpalme,  ^^J^aP  X^^  bedeutet.  ZaQTalov  und 
^aQ^alov  Du  C.,  und  diesen  entsprechende  Formen  im 
Neugr.  Jen.    Lit.   Z.  Dec.    1838.  nr.  232.  p.  413.    Buchar. 


109 

%erdnli  Klapr.  As.  Polygl.  S.  242.  und  serdärn  (nicht 
serdaru,  wie  KIpr.  S.250.  abtheiltj  als  wäre  es  aureum  mc- 
dicamcntum,  sondern  serd-äru  mit  r  st.  /),  so  wie  Walaclu 
zdrzera  (Aprikose)  bei  Clemens,  Walach.  Lex.  —  Des- 
gleichen damit  componirt  sind  Buchar.  scheffältl  und  schapt^ 
ala  (Pfirsich),  pers.  ^JUa^Ä  (Malum  Persicum.  2.  Osculum 
amatori  dalnm  ab  amato^  vgl.  Clod.  lex.  Turk.  v.  osculari), 
Pehiwi  schaptaleh  (le  pecher)  Anq.  II.  404.  Das  erste  Wort 
ist  p.  ^a.i;  (mentis  impos,  prae  amore),  woher  Tychsen 
hinter  Heeren's  Ideen,  nicht  sehr  glaublich,  das  oben  unter 
Pappel  besprochene  oimaymQa  durch  «lieblich  zu  essen« 
deuten  wollte.  So  auch  ii5o^  iOi^  qs.  amatorio  colore  elc- 
gans,  Mali  Persici  genus  laeve.  (»!5Cij:ft^  Malum  Persicum 
rubrum.  Armeniaci  mali  genus  nucleo  dulci ,  altera  parte 
rubrum ,    altera    album.     Das   türk.    kaissi  (Aprikose)  von 

Schubert,  Reise  in  d.  Morgenl.  S.  247.;  p.  ^^^^  hat  zu- 
folge Gast.  1.431.  von  jj^,  Nom.  amatoris  Medschnun,  den 
Namen. 

Pfirsche  —  kohhk,kohhk  (mit  Aspirationsstrichen  bald 
über  beiden,  bald  über  dem  ersten  k')  Gz.  S.  69.  211.,  Ar- 
men, chachach  aus  Moses  Choren,  bei  Sprengel  I.  185., 
cj3-  (sie!)  Gazoph.,  a.  j^j3»  Cast.   II.    1156.    —    Höchst 

wahrscheinlich  componirt  damit  sind  p.  yji,y>Ji  (Mali  Arme- 
niaci genus  viiius)  Cast.  I.  115.  Sprengel  I.  179.,  ßsQixox- 
xia,  ßeQexöxy.ov  u.  s.  w.  Du  C,  Span,  albaricoque  und  Ital. 
albercocca  (etwa  mit  Arab.  Artikel  und  durch  Anklang  an 
albero,  Baum),  indess  auch  Ital.  bacdco  (doch  wohl  nicht 
mit  p.  Jo,  sclilecht,  also :  schlechte  Pfirsche  *?  vgl.  u.  Orange), 
Engl,  apricock^  Frz.  ahricoty  Aprikose.  —  An  deutsch  apfel 
oder  Ilebr.  ns  (Frucht)  ist  sicherlich  so  wenig,  als  an 
xoxxo^^  ein  Gedanke.  Statt  ße()Lxoxxov  findet  sich  bei  Isidor. 
Hisp.:  Malum  praecox^  Armeniacum,  Sprengel  I.  190.  vgl. 
129.  180.,  und  ähnlich  bei  Du  C.  Gloss.  Gr.  p.  191.:  nqO' 


110 

xoxia,  p.  122*2.  TiQExoxxta,  Diesen  Formen  liegt  wohl  nur 
Anbequemung  an  mehr  abendländische  Laute  zum  Grunde ; 
dass  umgekehrt  etwa  ßsQixoxxov  aus  praecox  entstanden 
sei,  lässt  sich  schon  wegen  des  Vaterlandes  der  Aprikose 
nicht  glauben.  Bei  Forsk.  Flor.  p.  LXVII.  ist  übrigens 
yj^^ji  als  Prunus  domestica  und  ^^^  als  Amygdalus 
Persica  bezeichnet. 

Feige  —  kurd.  e%tr  Gz.,  bei  den  Sorani^^,  Buchar. 
indshir,  x\fgh.  intsir.  Du  C»  svt^tjq,  p.  t.  ^:5:\ji,  im  Sskr. 
andshira,  das  Wilson  aus  dem  Persischen  entlehnt  glaubt, 
Hindi  andshira  und  hada  (fig),  welches  letztere  aber  wahr- 
Sskr.  wata  (ficus  Indica)  Lassen,  Anthol.  Gloss.  und  Spren- 
gel I.  27.  Daher  z.  B.  türk.  Indshirkoi^  Feigendorf,  am 
Bosporus;  v.  Schubert,  Reise  in  d.  Morgcnl.  I.  134.  — 
Pehlwi  tin  Anq.  IL  492.,  Ilebr.  naj^n  (Ficus  Carica)  Spren- 
gel I.  11.,  a.  ^^  Ti^v  Du  C. 

Cappari  —  kurd.  kaber,  p.  yS,  t.  nyS^  Gr.  xcciiTia-' 

Qtg  Sprengel  L  183. 

Olive  —  kurd.  zeitün  Gz.,  a.  /jj^j,  Hebr.  n\T  (Olea 
Europaea)  Sprengel  I.  9.,  Armen,  djoth,  Georg,  set'^i  (Oel), 
seit  COlive)  Klapr.  As.  Polygl.  S.  118.  Daher  Zaitam  CEXaiovg) 
—  locum ,  qui  olea  arbor  interpretatur  (Gr.  eQ(.ir^veveTai), 
Amm.  Marcell.  lib.  XXriF.  p.  262.  ed.  Lindem.,  wie  Ahayal 
der  Oelmarkt  ausserhalb  Kahira,  Rosenm.  Bibl.  Alterthumsk. 
III.  2Z^.  und  Dikla  (Palme  oder  Dattelbaum)  vielleicht  auch 
Landesname  a.  a.  0.  S.  73.  —  ZaQ/no^aiTOvv  xo/m  elaiov 
Du  C.  App.  p.  77.,  uMS-treitig  verderbt  aus  ar.  imj.äjiJ!  «.♦ao 
Samgh  esseitün  (Gummi  oleae)  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  157. 

Mandeln  —  kurd.  kakelle  batfy  kakl  half  (mandole, 
frulto)  und  baif  (mandole,  pianta)  Gz.  Diese  Form  erklärt 
sich  wohl  bei  dem  Wechsel  von  f  und  m  am  besten  aus 
türk.  *Lo  Clod.  lex.  Türe.  p.  34.,   Alban.  fcaidf-ie',   sonst 


Hl 

sagte  man  auch  im  Türk.  hadern  v.  Schubert  1. 247.,  Buch. 
hadatiy  p.  j»tc)Lj,  *!3b  Cast.  I.  283.,  Pehiwi  vadanmy  vadam 
Anq.  II.  404.  406.,  Hindi  badäma  (almond).  Bei  Du  C. 
fmata/ir  xa  Qaoia,  d.  h.  Mandehi.  Im  Lex.  Petrarchae  p. 
249.  Amindola ,  pers.  und  komaii.  badam.  —  Forsk.  Flor. 
p.  LXVII.  op  (Amygdalus  communis)  und  ^y^-  s.  o. 
A.  Persica.  Sollte  man  etwa  dies  «- j3-  in  kakl  hmf  suchen 
dürfen,  nämlich  so,  dass  /  der  arabische  Artikel  wäre? 

Kastanie    —   kurd.   schäh    balot   (castagna),    Pehiwi 
schahbrod  (le   chäteignier)   Anq.  11.  406.    mit  r  st.  l,   wie 

kurd.  berrü  st.  Joß'^^  t.  cX^L  (Eichel),  also  eig.  glans  regia. 
Fagus  Castanea.  Sprengel  I.  85.  Diese  Benennung  lag  um 
so  näher,  als  die  Blätter  der  Valonia-Eiche  (Q.  Aegylops) 
jenen   des   ächten   Kastanienbaums    gleichen   (v.  Schubert, 

Reise  in  d.  Morgenl.  I.  376.).  Im  Pers.  und  Türk.  J?^  »La 
jLog  ßcc?Mrog,  levis  et  regia  glans,  quippe  omniura  prae- 
stantissima  Cast.  I.  364.  (0,  was  aber  zufolge  Link,  Ur- 
w^elt  II.  356.  Ausg.  2.  die  Wallnuss  ist,  iuglans  von  lovis. 
Im  Lex.  Petrarchae  p.  249 :  Castanea,  pers.  sabalud,  koman. 
casiana.  —  Hindi  lakhiranga  (chestnut),  eig.  wohl :  lackfarben. 
Noci  —  kurd.  ghu%,  ghus  Gz.,  bei  den  Sorani  -  J^ 
(Nüsse)  a.  t.  ;>>,  p«  \y^  "ux  iuglans)  Cast.  I.  478.  II. 
510.  Hebr.  pss^  (Iuglans  regia,  Wallnuss)  Hohel.  6,  10. 
s.  Sprengel  I.  21.  223.;  im  Pehiwi  djodj  (le  noyer)  Anq. 
II.  404.,  jo%  406.  Bei  Du  C.  T'Qaovg  (nux  myristica), 
vxl^aovg'  la  fioaxoxaQvöa ,  sonst  xovGito a  und  App.  p. 
186.  T'ieovgTcovfi  (nux  Indica),  Cast.  I.  303.  1^  tjs>- 
Nux  myristica.  Im  späteren  Griech.  verhalten  sich  nämlich 
vt'^  (  ) :  t'Q  (_)  zu  einander ,  wie  vt  (d) :  t  (t).  —  Ein 
Dorf  westlich  vom  Zagros  heisst  Gueizakweruy  »nvhich 
means  a  spoilt  walnutu  Rieh  1 ,  140.  —  Buch,  ts/iarmas 
(Wallnuss),  p.  m  X^,  d.  h.  die  vierkernige  (wogen  der 
4  Abtheilungen  des  Kerns). 


112 

.  Nocciuolc  —   kurd.   bendak    Gz.,    Neiigr.    cpovvtovxia 
(Coiylus  avellana)  Forsk.  Flor.  p.  XXXIV.,  J^ehlwi  pandek 

(le  noisetier)  Anq.  II.  406.^  p.  ^<-Xaj  (Nux  avellana.  Nu- 
cella)  Gast.  II.  375.  3019.,  türk.  ^lXo^  ^^cX-^s  (bunduk,  fun- 
duk)  und  5?die  türkische  Hasclnuss  (Gorylus  colurna)  auf 
Türk.  laban  (wild)  Fondtiku  v.  Schubert,  I.  247.  Zigeun. 
in  Bischoff's  Wörterb.  pendiriach  CFIaselnuss)  mit  Poln. 
orzech  CNuss^,  vgl.  Poln.  les'ny  orzech  Cvvilde  Nuss^  d.  i. 

Ilaselnuss),  oder  p.  h'\  Nux  nucleo  referta.  S.  luglans, 
s.  eins  nuclcus  niger,  i.  e.  rancidus,  corruptus  Gast.  I.  19. 
Bei  Plin.  nux  Pontica,  woraus  wahrscheinlich  das  Wort 
entstand,  Sprengel  I.  220.,  dem  zufolge  jedoch  ^lX^^^j  Gui- 
landina Bonduc  und  ausserdem  die  Wallnuss  wäre.  Bei 
Du  G.  App.  p.  201.:  aXaqa^  xa  tiovtixcc  xaQva-^  vielleicht 
das  vorhin  erwähnte  pers.  Wort  mit  arabischem  Artikel. 

Gedro  Cd-  h.  Gitrone,  nicht :  Geder}  —  kurd.  torunfsch 
(so  ist  bei  Garz.  S.  110.  zu  lesen J  e  mit  zwei  Puncten  ist 
verdruckt  für  zweipunctirtes   c),    Forsk.  Flor.   p.  LXXII. 

^yj  und  ^Jo  CGilrus  Medica),  p.  ^i  Jj  CPomum  aurantmm. 
Citrium  [Kürbiss?]  magnum),  zeQOvaz'Q'  t]  jf^t^^)/«  Du  G., 
aber  freilich  auch  vTSQOvvci,  in  welchem  sowohl  vt  (d) 
als  der  Mangel  des  t^  (  )  befremdet.  Talm.  DUlint^  hält 
Sprengel  I.  183.  für  Limonien.  Vgl.  t^i.t^  i.  q.  i<di^j^L 
Longus  et  curvus  cucumis.  Et  Gilaeorum  idiomate  i.  q. 
::  n  Malum  medicum  magnum.  Verwandt  ist  unstreitig 
Du  G.  App.  p.  189:  towcctC,  t6  (.leXiOGOcpvXov  (Melissa 
officinalis  Sprengel  I.  154.) ,  p.  ..l^O-j  herba  apiarii^  Gi- 
Irago,  melissa.  Gast,  I.  179.  und  vgl.  Arancio  zu  Ende. — 
])ass  citrus  nicht  aus  p.  o.:  C^avus)  habe  entstehen  können, 
hat  schon  Reland  Diss.  I.  217.  eingesehen;  denn,  wollte 
man  auch  die  Umstellung  von  r  einräumen,  so  hätte  sich 
doch   nicht  das    weiche   %  in  zerd  zu  Griech.  >f  umändern 


113 


können.     Das  Arab.  i^to^  mitkon,    Cast.   ff.  21f59.  scheint 

allerdings,  wie  schon  Reland  a.  a.  O.  vermuthet,  nichts 
Anderes  als  malum  Medictim.  Was  man  etwa  aus  Hesy- 
chius:  KiTQiOV  to  ^Ivöixov  (Salmasius  conj.  Mr^Sixov,  wo- 
gegen aber  oi)tovtI^  Du  C.  Gl.  p.  1067.  und  tovqIt^, 
ftr:/.ov  ^L'Sixov  p.  1590.  Einspruch  thun  möchten)  [ur^lov  fol- 
gern möchte,  als  sei  y.iiQLOv  ein  Indischer  Name,  bestätigt 
sich  wenigstens  durch  das  Sanskrit  nicht.  Man  hat  viel- 
mehr ganz  andere  Ausdrücke,  wie  limpäktty  nimhüka,  dan- 
tu^atha,  Zähnen  schädlich  (Citrus  acida),  siipüraf  püraka 
(voll)  ui\i^  ptirnatrtdsha Qvo\\süa.mig^, phalapiira  für  C.  Medica; 
mukhafodhin  (mundreinigend) ,  amlakegara  (saure  Fasern 
habend),  wrihatshtshitta,  tshholangay  mutulunga  m.  (Com- 
mon citron),  -«  f.  (the  sweet  lime),  guriiwartshoghna  (grosse 
Hitze  vertreibend,  wegen  ihrer  kühlenden  Eigenschaft:  the 
lime  or  citron),  waktra^odhin  A  lime  (Mund  reinigend); 
piiiipushpikä  (stinkblüthig,  als  Varietät.  —  Kartina  The 
pamplemouse  (Citrus  decumana). 

Limone  —  kurd.  leimten  Gz.,  p.  ...  •-♦-J  Forsk.  Flor, 
p.  LXXir,  lai/iioviov  und  IsfiovT]  Du  C. ,  Hindi  lemü 
und  ntmbu  (lemon),  mit  deren  ersten  Adam  (Hindi  Kosha^ 
Calc.  1829.)  Sanskr.  nhnhu^  welclies  vom  Nimbabaume 
(nimba)  unterschieden  wird,  übersetzt.  Sanskrit  limpuka 
bietet  nur  einen  zweifelhaften  Anklang.  Im  Lex.  Petrarchae 
p.  249;  Limonum ,  pers.  und  koman.  limofiy  aber  nottma 
(arangium).  —  Apfelsine,  Pomesine,  d.  i.  Pomme  de  Sine, 
Sina-Apfel,  Engl,  chinaorange  (Citrus  Sinensis.  Kosteletzky 
Th.  V.  S.  2000.);  Frz.  orange  de  Portugal,  Ual  portogatlo 
Link,  Urwelt  II.  433.  Ausg.  2.,  und  daher  selbst  bei  Garz. 
S.  114.  Kurd.  porioghal  (colore  di  portogallo),  wie  naran- 
dshi  (c.  d-arancio);  Alban.  noQToyaXe  (Pomeranze).  Po- 
meranze ist  so  mit  pomum,  wie  Ital.  melarancia  mit  raela 
(Lat.  malum,  Apfel)  componirt.  6'^^j^ji  ^j^  F^rsk.  Flor, 
p.  LXXI. 

VII.  S 


114 

Arancio,  narancio  —  naranJsh  Gz.  S.  92.  191. _,  pcrs. 
^.Li .  Mag^yar.  naranls,  vsQavT^iov  und  arangium  Du  C. 
Gloss.  Graec.  et  Lat.,  portiig.  laranja  st.  span.  naranja, 
entweder  aus  Dissünilation  der  beiden  n,  oder,  was  W.  v. 
Sclilegel's,  jedoch  minder  wahrscheinliche  Meinung  ist,  weil 
man  irrlhümlicher  Weise  darin  den  Arabischen  Artikel  zu 
hören  glaubte;  frz.  orange.  Im  Sanskr.,  ausser  gandhddhya 
(an  Geruch  reich),  rädshaphanindshhaka^  goraksha^  go- 
dhiima,  kulapulaküj  wi^äkhadsha  (citrus  aurantium)  ,  kn~ 
rumba  (A  large  species  of  orange),  latutaru,  Iwaggandhiiy 
twaksugundha  und  dem  ebenfalls  weit  abliegenden  nudeguy 
noch  nägara,  nugaraküj  nugaranga  (the  orange),  näravgn, 
nuryanga  (the  orange  tree);  Hindi  nurangt.  Daraus,  dass 
im  Arabischen  Dschim  an  die  Stelle  von  g  rückt^  wird  die 
Arabisch-Persische  Gestalt  des  Worts  erklärlich  ;  auch  be- 
greift sich  leicht  der  Wegfall  eines  g  wegen  eines  zweiten 
benachbarten^  vorausgesetzt,  dass  nägaranga  die  ursprüng- 
liche Form  sei.  Frz.  orange  hat  Dissimilations  halber,  so- 
dann aber  auch  um  des  Anklanges  an  or,  Lat.  aurum,  wil- 
len sein  anlautendes  w  eingebüsst.  Wie  glaublich  eine  solche 
Herleitung  für  «die  Goldorange«  erscheinen  möchte,  sie 
steht  nichts  desto  weniger  und  auch  in  Betreff  des  Wort- 
schlusses unberechtigt  da'). 


1)  Lassen  wir  uns  dies  zur  Lehre  dienen,  auch  etymologisch  nicht 
Alles,  was  wie  Gold  aussieht,  für  Gold  zu  nehmen.  —  yiCenlau- 
rea  —  Germ.  Thausentgüldenkraut  ^  Herba  mille  florenorum« 
sagt  Henschenius  in  (Adelungii)  Lex.  Lat  -Barb.  v.  Cyndowe. 
Man  sah  also  darin  centum  und  aureus  (Goldgülden) ^  wie  die 
Gaelen^  welche  das  Kraut  ceudbhileach  (100  blätterig)  benennen, 
wenigstens  centum,  obschon  nichts  gewisser  sein  kann  als  dessen? 
nicht  Lateinischer^  sondern  Griechischer  Ursprung  aus  KevravQLov 
einer  Benennung  nach  den  Kentauren,  wie  a^rs^iaia  nach  der  Ar- 
temis. Die  Pflanze  war  officinell  und  Chiron  bekanntlich  wegen 
seiner  Wundarzneikunst  gepriesen.  Plin.  XXX.  19.  p.  680.  ed. 
Franz.  —  Falsche  Etymologie  wirkte  auch  auf  die  Umbildung 
von  o^eixaXxug  ZU  orichalcuni  und  aurichalcum,  dessen  neu- 


I 


115 

Hiedurch  aufmerksam  gemacht,  werden  wir  uns   nun 
wohl  hüten,  den  Ableitungen  jener  Wörter    bei  den  Indi- 


trale  Gestalt  öberdem  Anpassung  an  das  Geschlecht  der  lateini- 
schen Metallnamen  kuudgiebt.  —  Mit  noch  grösserem  Scheine 
des  Rechts  sagte  man  im    MLat.    aurizum  für  u/3qvCov,  Chald. 

t<^''"]21N^  p.  ar.  jj^\  Gast. II.  434.,  woderVermuthung,  das  Wort 

stamme  von  Ophir,  gedacht  wird.  Nach  den  Stellen  bei  Du  C. 
GIoss.  Gr.  zu  schliessen,  müsste  das  Wort  Aegyptischer  Herkunft 
sein.  Nun  heisst  im  Aeg.  bei  Champollion  Gramm.  Eg.  p.  90. 
iVOYB-PÜX/ (aurum  purum),  womit,  hier  den  nicht  unüblichen 
"Wechsel  zwischen  /  und  seh  (ib.  p.  63.)  und  Aphärese  von  n 
vorausgesetzt,  allerdings  eine  Vereinbarung  nicht  ganz  unstatt- 
haft scheint.  —  Eben  so  wenig  hat  »die  Gold  im  Munde  führende 
Aurora«  irgend  einen  andern  Zusammenhang  mit  aurum  als  höch- 
stens einen  indirekten  (s.  A.  L.  Z.  Sept.  1838.  nr.  165.  p.  106.) 
mittelst  Sanskr.  ush ,  worauf,  seiner  brennenden  Farbe  halben 
Sabin,  ausuni,  Lat.  aurum ,  Lith.  auksas  (Gold)  zurückzugehen 
scheint.  Die  Erklärungen  von  aurora  als  Comp,  aus  aurea  hora 
oder  av(}iog  üifia  bei  Freund  im  Lat.  Lex- halten  nicht  Stich  1,  weil 
hora  erst  als  später  Fremdling  nach  Italien  aus  Griechenland  kam. 
Hornus  deutet  man  thörichter  Weise  aus  einem  zu  diesem  Zwecke 
erfundenen  w^ivog,  da  es  augenscheinlich,  wie  heurig,  hodie  den 
Pronominalstamm  ho  enthält,  der  sich  mit  Zend  yäre*,  Jahr,  con- 
trahirte  und  dieses  Wort  dadurch  entstellte.  2,  weil  cev-^iog,  wie 
vvxT-f'^iog,  aus  aviog  gebildet,  das  a,  welches  diesem  Worte  hinter 
av  ursprünglich  zukam  (vgl.  Lith.  auss-ra,  Morgenröthe),  einge- 
büsst  hat.  Endlich  3,  weil  eine  derartige,  den  ludischen  Kar- 
madharaya's  analoge  Comp,  mit  Adj.  im  Lat.  nicht  üblich  ist, 
wesshalb  wir  auch  z.B.  keine  Comp. etwa  mit  ora (Weltgegend), 
oder  auf  Anlass  von  Catull.  LXIII.  39.:  Orts  aurei  Sol  radian- 
tibus  oculis  lustrav.'t  aeJhera  album  (alba  ist  die  Morgenfrühe) 
mit  OS  annehmen  dürften,  es  wäre  höchstens  dann,  wenn  wir  das 
erste  Compositionsglied  substantivisch  fassten.  Es  ist  durchaus 
kein  Grund  vorhanden,  warum  wir  nicht  aurora  geradewegs  mit 
dem  in  Compp.  üblichen  Sanskr.  ushasa.,  eine  Erweiterung  aus 
ushas  (^w;)  zus.immen  stellen  sollten;  Adj.,  wie  honörus,  a,  um 
aus  honor  statt  des  ursprünglicheren  bonos  berechtigen  uns  dazu. 
Danach  sind  beide  r  in  ihm  Stellvertreter  für  Zischlaute,  während 
im  Lith.  aussra  (aurora)  von  aussti  (tagen)  das  ableitende  r  ein 


116 

sehen  Grammatikern  sogleich  unbedingt    zu   trauen,  zumal 
der   Verdacht    entsteht,   sie    möchten    vielleicht   auch    nur 


ursprÜDgliches,  nicht  aus  s  entstandenes  ist.  Die  Wurzel  von 
Sanskr.  ushas  scheint  ush  (brennen)  und  Lith.  aussti  wäre  dem- 
nach ursprünglich:  erglühen  (vom  Frührothe).  Von  ush  stammen 
auch  wahrscheinlich,  trotz  der  Abweichungen  im  Zischlaute,  uca- 
nas  (Morgenstern;  Eons  und  ignis  bei  Catull.  LXII.  2b".  35.  und 
Lith.  aussrinne  geheissen);  usras  (Tag),  woneben  sonderbarer 
Weise  sich  jedoch  wastar  (mane)  uud  wasara  (dies)  s.  Lassenii 
Anthol.  finden,  M'as  fast  auf  eine  Entstellung  von  ush  aus  was 
rathen  Hesse.  Wenn  nun  Varro  sagt :  Aurora  dicitur  ante  solis 
ortum  ab  eo  quod  ab  igni  solis  tum  aureo  aer  aurescit ,  so  ist 
daran,  des  grossen  Scheines  ungeachtet,  kein  Wort  wahr.  Wer 
aurora  an  oriri  (oriens  sol)  z=z  o^vvjul  oder  an  aura,  d.  i.  Gr. 
auqa^  anknüpfen  wollte,  müsste  zum  mindesten  das  erste  r  für 
ursprünglich  halten,  und  demnach  aurora  von  Sanskr.  ushas,  Gr. 
amoq  losreissen.  Das  Vorgeben,  avqa  bezeichne  zwar  Luft  und 
Luftzug,  vorzugsweise  aber,  wie  LH.  Voss  geltend  machen  wollte, 
die  iWor^^w-Luft,  ist  eitel — Wind.  Man  muss,  was  schon  Buttm. 
Lexil.  I.  180.,  wiewohl  nicht  mit  etymologischer  Klarheit  einsah^ 
aufs  schärfste  sondern:  1,  «;;«*,  Sanskr.  wami,  wehen,  und  da- 
raus c?/;\),  auQo,  Sskr.  wäyu,  wäta  Wind;  wätara  windig,  Mahrat- 
tisch wärä  m.,Zigeun.  bearWind;  2,  ver,  f'a^,  das  nicht  zu  ^^twie 
Frühling  zu  frühe  sich  verhält,  pers.  behar  entweder  aus  Sskr.  wah 
wachsen  oder  mit  wasanta  (Frühling)  gleicher  Wurzel.  Siehe  A, 
L.  Z.  1839.  Nr.  48.  S.  382  f.  3.  ^ws,  adtöq  st.  avZüq;  Eu-Qog  (Sufif.  {jo, 
vgl.  Zeipvqoq  von  i^ocpvg);  ^^t,  eine  Dativform,  wie  1'to(ii  neben  trei, 
und  entweder  daher,  oder  direkt  aus  ^a5g,  avwg  das  Adj.  /^/(»tog  (matu- 
tinus),  aufjLov  (cras),  "Aaüa  Et.  Forsch.  IL  190.  Härtung  Casus  S.  201. 
sagt:  »Hesjch.  fvavQW  n^io).  KqrjTeg,  Hier  liegt  ein  Nom.  !-'vau()o?  zum 
Grunde.  Der  Bedeutung  wegen  ist  auQiov  und  aurora  zu  verglei- 
chen, von  denen  letzteres  mit  aura  im  Grunde  einerlei  ist.  Pacu- 
vius  bei  Varro  L.  L.  p.  41.  Terra  exhalabat  auram  atque  auro- 
ram  humidam.«  Dass  aura  und  aurora  nicht  das  Mindeste  etymo- 
logisch mit  einander  geraein  haben,  ist  so  eben  nachgewiesen ;  die 
Stelle  des  Pacuvius  beweist  durchaus  nicht  das  Gegentheil,  son- 
dern bestätigt  höchstens  die  Beobachtung^  dass  namentlich  die 
älteren  lateinischen  Dichter  gern  alliterirende  Wörter  zusammen- 
steilen. Richtig  bemerkt  Btittman;  dass  man  das  spätere  ^V^jiog, 
aerius  aus  df^o  von  dem  Hom.  tjffjiog  (matutinus)  absondern  müsse. 


117 

sanskritisirt  sein  und  daher  ihre  Form  so  verschieden.  Wo- 
hin etwa  dies  zielt,  dass  zufolge  W.  Jones  (ou  (he  spi- 
kenard  of  the  Ancients  in  As.  Res.  ed.  Calc.  p.  414.)  im 
Tamulischen  viele  mit  när  beginnende  Wörter,  darunter 
ndrtei  (citron)  und  ndrta  maniim  (the  wild  orange-tree), 
deren  Anfangssylbe  fragrance  bedeute.  Nägara  anscheinend: 
städtisch,  giebt  wenigstens  keinen  einleuchtenden  Sinn; 
eben  so  wenig  näranga  (»"g^blich :  zu  einer  Männermenge 
gehend},  näryanga  (dem  Wortklange  nach:  Frauenkörper 
besitzend).  Nägaranga  beut  der  Zweideutigkeit  beider  Be- 
standtheile  wegen  auch  keine  durchaus  genügende  Erklä- 
rung dar.  Wilson  giebt  folgende  1)  näga  m.  (montanus 
i.  e.  elephas)  und  randsh  To  be  sick:  on  which  elephants 
feed  tili  they  become  ill.  Daher  dann  auch  wohl  äirawata 
CIndra's  Elephant,  und  Orangej.  2)  näga  n.  (montanum 
i.  c.  plumbum)  und  ranga  (Farbe);  nämlich  näga  soll  hier 
red  lead  bedeuten,  was  erst  zu  erweisen  wäre.  Nägamätrr, 
nägadshihä  ist  red  arscnick,  und  nägarakta  CBerg-  oder 
Blei-Roth),  nägaren'u  (Bleioxyd)  red  lead,  so  dass  näga 
allein  sdiwerlich  dies  auch  bedeuten  konnte.  Read  lead 
selbst  heisst  unter  Anderem  auch  ranga -dsha  von  dsha, 
erzeugt,  und  ranga,  das  nicht  bloss  Farbe,  sondern  auch 
Zinn  (der  Aehnlichkeit  wegen  verniuthlich  auch:  Blei) 
bedeutet.  Da  randsh  auch  addictum  esse  ausdrückt,  könnte 
man  nägaranga  auch  »Elephanten  liebu  fassen,  wie  das 
an:  Hafer  anklingende  hayapriya  (Gerste)  eig.  Rossen  lieb 
besagt.  Endlich  würde  das  Wort,  wenn  man  es  nägaran-ga 
theilte,  auch  allenfalls :  jjzu  den  Städtern  wanderndu  heisscn 


Wenn  nun  von  Apollnnius  Aegypten  rjfqu]  genannt  wird,  so  er- 
innert das  wenigstens  an  den  einheimischen  Namen  des  Landes 
K}IML\  XHÄI/,  der  von  Käme  (schwarz),  Hebr.  q^  y^f^  ausge- 
hen soll.  Wirklich  begann  man  den  Namen  mit  dem  Krokoilil- 
schvvanze,  welcher  nach  Horapollo  I.,  HIerogl.  70.  Emblem  der 
Dunkelheit  und  Finsternis«  war.  Siehe  Champ.  p.  153.  vgl  Tuch, 
Cumm.  z.  Genes.  8.  ä03. 


^  118 

können.  Mannigfarben  wäre  jedenfalls,  wenn  genügend  be- 
gründet, eine  angemessene  Benennung.  Sanskr.  su-ranga 
Ceig.  schönfarbig}  bezeichnet  als  m.  die  Orange,  welches 
Wort  man  sogar  scherzhafter  Weise ,  da  im  Zend  hu  für 
SU  steht,  damit  vereinigen  könnte,  und  als  n.  1)  Red  saun- 
ders  2)  Vermilion.  Mittelst  des  pers.,  jedoch  kurzvokaligen 
Ou  Cschlecht;  vgl.  oben  bacocco  unter  persici)  liesse  sich 
für  eine  andere  Benennung  der  Orange  das  gerade  Gegen- 
theil:  schlechtfarbig  herausbringen,  was  aber  gewiss  nichts 
als  sonderbarer  Zufall  ist.  Anq.  Z.  Av.  II.  486  übersetzt 
pers.  badrang  durch  orange,  und  Pehlwi  vadreng  p.  404., 
vadreg  p.  406.  durch  oranger;  p.  ^Iju^^  Malnm  aureum, 
^.L  Aurantium  malum  Cast.  I.  79.,  wogegen  Buchar. 
baderank  (Kürbiss)  Klapr.  As.  Polygl.  S.  250.,  bei  Cast. 
I.  75.  p.  (jU.jLj  1)  Cucumer  corniculatus  longior,  2)  Magni 
citrii  (Kürbiss,  nicht  Citrone}  genus.  Log.  et  pro  -jt^-n: 
S.  0.  —  Anq.  II.  406  vadregboe,  407.  vadrangboe  (la  melisse), 
p.  jj  lAi,  ob  Citrium  olens  i.  e.  Melissa  citrago  Cast.  I.  75. 
vrgl.  auch  p.  79.  j^j^jG.L  Ocimum;  II.  265.  iuj,*-i=\i.^b 
Mehssa,  citrago,  -.3;0Lj  Ocimum,  basihcum,  Du  C.  ßeöe^ 
Qov^  (succus  Basilici)  s.  u. 

Fiore  —  kulik,  doch   kulilk   det   (fiorire)   Gz.  y  kulilk 

CBlume)  Klpr.,  der  sehr  unwahrscheinlich  p.  J^  für  die 
Wurzel  des  Wortes,  ilk  aber  für  taubes  Anhängsel  hält.  — 
Auch  ^^ciciekii  Gz.,  t.  »i^f ^  Schott,  tat.  Spr.  S.  14. ;  Mong. 
zäzäk,  Pelu  ziezie  CBlunie)  Klapr.  As.  Polygl.  S.  285.  Im 
Lex.  Petrarchae  p.  156.  pers.  gut,  koman.  zizac»  —  Kurd. 
schetel  (pianta  di  fiori),  ar.  J.ä^. 

> 
Rose  —  kurd.  ghül^  p.  ji',   Pehlwi  gotd  Anq.  IL  405. ; 

im  Buch,  gut  CBlume).  Aqua  rosacea,  lulapium :  pers.  v^, 
arab.  v^>;  ^"  ^*  r^ovleßr],  ^ovlaTCiov.  Im  Lex.  Pe- 
trarchae p.  219.  Aqua  rosa,  pers.  augiil  (bloss  umgedreht: 
gulub')    und   koman.  ciilaf  sui ,    wo  noch   tautologisch    das 


119 

türk.  8u  (aqua)  hinzugefügt  worden.  -  -  Das  Grieck.  (toöov 
und  das  wahrscheiidich  aus  {ioöku,  wie  Clausus  aus  Clau- 
dius s.  Schneider,  Lat.  Gramm.  1.259.,  entstellte  Lat.  rosa 
lassen  sich  nicht  von  e^evO^eiv  herleiten.  Wir  müssen  viel- 
mehr auf  die  ältere  Form  ßqoöov,  s.  Ind.  zu  Greg.  Cor. 
ed.  Schaefer.,  zurückgehen,  die  sich  ohne  den  geringsten 
Zwang  an  Armen,  vard    Sprengel  Gesch.  d.  Bot.   I.    185., 

a.  ^jl  und  Chald.  i;»;i  Cast.  II.  987. ,  Pehiwi  varta ,  erklärt 
durch  pers.  gul,  Anq.  II.  521.  anschliesst.  Du  C.  App.  p. 
67:  tkovaq  Cmit  arabischem  Artikel  und  abgefallenem  </), 
^QSftvov,  TO  ()odoVy  woraus  sich  denn  auch  p.  20:  a^avs- 
kovizQT'  Tov  TiQifivov  TO  ccv&og  (flos  caudicis  von  Du  C. 
übersetzt),  vgl.  Gloss.  p.  21 :  ayadv,  6  xlddog  tcHv  qoöcov, 
erklärt.  Die  Benennungen  Qoda  eyMTOVTCKfvXXa  (auch  mit 
60  Blättern)  Sprengel  I.  74.  und  rosa  centifolia  bei  Theo- 
phrast  und  Plinius  finden  sich  auch  im  Pehiwi  ffoul  sad 
barg  Anq.  II.  407.  und  p.  <^^l\aö  ^  Cast.  I.  390.  (Rose 
mit  100  Blättern)  wieder.  Im  späteren  Griech.  TQiavrdfpul^ 
lov,  TQU(xovT(xg)vlkov  Du  C.  Gl.  p.  1602.,  woher  auch  Wa- 
lach, trandafiru;  und  oaQaxovat.  —  Kurd.  silan  (rosa  sel- 
A'atica)  Gz.,  bei  Rieh  S.  143.  shilan  (briar-rose).  —  Im 
Pehiwi  nastroun,  nastren  (l'eglantine)  Anq.  II.  405.  407., 
p.  qJ^.ä>*o  Crosae  species)  Cast.  I.  529.;  II.  560.  Nach 
Sprengel  I.  217.  wäre  ^,.m*3  Jonquilla ,  nach  Ebn  Alwam 
aber  bei  ihm  eine  Rose.  —  Gweizh  oder  gowheizh  Chaws, 
Ihe  berries  of  the   hawthorn)    bei  Rieh,   p.  ,,^jS  (fructus 

oxyacanthae)  Cast.  I.  483.,  auch  ji^  und  .^väp^  Id.  2. 
posterius  Rosae  caput  rubellum,  quod  post  deciduam  rosam 
remanct.  3.  Prunura  silvestre.  4.  lujube;  p.  479:  -iS  Oxya- 


cantha.   Mespilum    aroniura.    Uredoj   p.  485:  ^»^k^  Prun 


um 


<j/*i 


silvestre.  2.  Fragi  genus  maximum.  —  Wzf  (>«  Semen  rosae 
Du  C.  Gloss.,    vgl.  Anq.  ZAv.  I.  1.  p.  DXXV.:    Ater  de 


120 

Rose,  und  ''uttar  (perfume)   of  rosesa     W.   Jones    (o\\  tlie 
spikenard  of  the  Ancicnts  p.  415.  As.  Res.  ed.  Calc). 

Rosmarin  —  Du  C.  Gloss.  p.  801.  vgl  App.  p.  119: 
AexA;;A-  i]  hßavcorlda.  Cast.  IL  1725:  S:2aSj<  S>Sdj<  C^-  I^- 
Bergkrone)  Libanotis  coronaria.  Du  C.  App. p. 65:  iHx?.7]k' 
t6  devÖQoUßavov y  ohne  Zweifel  das  vorige ,  nur  ohne  den 
arabischen  Artikel,  wogegen  Gl.  p.  362.  bei  ixxiXel  ^/e- 
XsXf  d£vd()oUßavov  eine  Verwechselung  mit  Melilotus  (s. 
sp.)  stattgefunden  zu  haben  scheint.  Bei  Forsk.  Flor.  Aegypt, 
p.  LIX.  klU  (Rosmarinus  oflPicinalis},  wie  p.  XVIII. ^  vgl. 
Sprengel  I.  192.,  devdQoUßavog  und  bei  Diosc.  hßavanig 
(Sprengel  I.  137.)  Name  des  Rosmarins.  Du  C.App.  p.  54. 
xaxQiog^  TO  Sevdoolifivov.  Graecis  xuxQig  est  semcn  ro- 
rismarini.  Vgl.  Sprengel  I.  257. 

Melilotus  —  ^^\  M^^  Cso  "«  ersten  Worte  mit  3  /) 
Melilotus  Indica,  Sprengel  I.  222.,  ^^UJl  ^^\  Melilotus 
herba,  verbo  tenus,  Corona  regia.  Cast.  II.  1724.  2075. 
Du  C.  App.  p.  10:  ay.lifisXlx  (also  mit  Auswurf  eines  /) ; 
p.  66.  ixXlk  il/iulix  (jedoch  an  dieser  Stelle  ohne  An- 
gabe der  [Bedeutung);  Gloss.  p.  375.  ilileX  (also  ist  k 
ausgefallen)  [.ivlix;  p.  376.  ll%Ll,  tX^ovß;  App.  p.  67. 
eX%ovX]  p.  40.  axlr^loväqÖL,  bX%Qvß  (d.  h.  wohl  sili- 
qua),  ^leXlXoTOVy  vgl. Gloss. p.  1063.  ouaQÖeXo vovß'  to  //£- 
XlXcüTOv,  —  Cast.  I.  515.  qj-ü^^  Melilotus, 

Nymphaea  —  Novq)aQa,  Nymphaea,  Nenufar;  Xov- 
Xovq)€QOV'  TCi  vovg)C(QC4  Du  C.  App.  p.  122.,  vevoucpccQ 
p.  139.  In  Aegypten  Naufar  ^^  Nymphaea  lotus  Forsk. 
Flor,  p,  LXVII.  Nenufar  ^y  vel  yjJt^J;  aliis  ^yyU^  p. 
J»^  Cast.  I.  543.  II.  2315,,  Pehlwi  nilopar  Anq,  II.  407., 
vielleicht  mit  Anspielung  auf  den  Nil.  P.  v.  Bohlen  (de 
ling,  Zend.  p,  27.)  vergleicht  Sanskr.  mlapatra  (the  blue 
Lotus,  Nymphaea  caerulea),  wahrscheinlich  mit  Unrecht, 
da  dieser  Name  sich  etymologisch  nur  auf  den  blauen 
Lotus  bezieht. 


121 

lasiiiin  —  kurd.  Jasmin  (gelsomiiio)  Gz.,  p.  .^a^^L» 
(lasniiimni  odoratissimum)  Sprengel  1. 185.,  ictö(.ir^,  idoim^ 
pov  Du  C,  Chald.  y)2D''  (frutex  qui  flores  albi  et  flavi  Co- 
lons profcrt  et  ab  odore  commendatus)  Relaiid,  Diss.  misc. 
T.  II.  p.  304.,  der  jedoch  mehrfach  irrt.  Zwar  wird  bei 
Cast.  II.  2560.  ouvw*^  (jasminum,  sampsucum),  daneben 
aber  auch  ^m*^^  (lasmini  flos)  angegeben;  allein  dies  giebt 
durchaus  nicht  ein  Recht  zu  der  Umänderung  von  ^afma- 
y.klatov  in  '(^afioaxelaiov ,  die  Reland  verlangt.  Man  sehe 
Du  C.  ^afißa§  und  im  App.  ^afußax  (ro  laa^ieXaiov), 
Uuij  (lasminum  sambak)  Sprengel  I.  212.  Für  dies  Wort 
giebt  Cast.  II.  1065.  die  Bedeutung  Rosae  genus.  Lilium 
an,  womit  p.  Oui;  (lasminum,  eiusve  oleum;  vel  Lilium 
album)  Cast.  I.  314.,  xQuog  vel  aa/nßccxt  (Lilium  album) 
in  Constantinopel,  Forsk.  Flor.  p.  XXIV.,  und  Kurd.  zebdt 
(so  mit  /  bei  Garz.  S.  154.)  übereinstimmen.  Ferner  ist 
auch  nicht,  wie  Reland  meint,  sampsuchum  (s.  u.  maggio- 
rana)  aus  uÄ.w.4jw  entstanden,  so  wenig  als  sambucus,  c«- 
/iiouxog  Du  C,  obschon  Matthaeus  Silvius  sagt:  Zambach, 
id  est  Sambucum  (dies  ist  falsch),  vel  lasminum.  Du  C. 
App.  ad  Gloss.  p.  77.  —  Sskr.  dsh/iätä  (lasmine);  dshutij 
karunamallij  mulati  (I.  grandiflorum),  ^i^ugandhuy  sumanä, 
sukmnäru  (grcat  flowered  Jasmine,  double  '^ü^mm), pundara 
(many-flowered  I.),  sutvarnaytithi,  yttayüthi  (Yellow  I.), 
mägadhi  (I.  auriculatum),  mughya  Many-flowered  Jasmine 
(I.  multiflorum,  or  pubescens),  makaranda,  dalakösha,  pä- 
linda  (I.  pubescens),  dalddhuka  (id.)  vielleicht:  an  Blättern 
reich  (vgl.  gandhädhya),  gandhahilaya  (I,  zambac,  floribus 
multiplicatis),  tnalli,  bhumimandä,  ^Itabhiru,  sitd,  fatabhiru, 
^ringint,  mädhura,  trina^iinya,  Arabjan  Jasmin  (I.  zambac), 
mudgara  (viell.  I.  zambac,  die  wilde  Sorte).  —  Pehlwj 
mort  iacman  (le  Jasmin,  qui  tire  sur  le  rouge)  Anq.  II.  407., 
also  zusammengesetzt  mit  p.  Ju^  (»«yti  fructus,  myrlillus, 


122 

rosetis  colorc)  Cast.  f.  514.^  Pehiwi  mourt  Anq.  404.  mrout 
406.  (le  inyrthe),  (.wqTog,  Du  C.  (.ieqti], 

Busso  und  mirto,  piaiita  nota  —  mitek  Garz.  S.  103. 
287.  liesse  sich  mit  den  eben  angeführten  Wörtern  nur 
unter  V^oraussetzung  des  Ausstosses  von  r  in  Beziehung 
bringen. 

Hyacinthe  und  Narde  —  kurd.  simbel  (giacinto),  Wa- 
lach, sambila  (Hyacinthe),  Hindi  sambula,  p.t.  JoJL^w  (Hya- 
cinthus.  Spica  nardi  et  Cyani  odorati  species,  odorespicam 
illam  referens:  Ital.  Ambarelta:  cum  pili  longiores  pendeant, 
poetae  ob  colorem  odoremque  illi  comparant  aniasiorum  cir- 
ros.)  Cast.  I.  351.  Pehiwi  schemboulid  (l'Hyacinthe)  Anq. 
H.  407.,  p.  cXxUi^  Rosa  flava  odorata  2.  Tulipa.  Flos  col- 
chici  ephemer!  Cast.  I.  380.  —  Im  Lex.  Petrarchae  p.  218: 
Spicus,pers.  und  koman.  sonhul;  oov/tißovl,  oovftirov l 
(spica  nardi),  to  oraxog  d.  i.  Narde  Du  C.  p.  1438.^  J^i**# 
Nardenarten  (Andropogon  nardus  oder  Nardus  Indica  Lour.), 
vgl.  Cast.  IL  2568.  2677.  ij^x^  (Spica,  pec.  Virginis,  Si- 
gnum coeleste)  ib.  und  »ill^  Spica  frumenti.  2.  Spica  Vk- 
ginis  I.  350.,  Kurd.  sembel  (spiga)  Gz.  S.  253.  —  Hebr. 
T^z^  oß  Nardus,  spica  nardi.  Ob  auch  gönarda  A  fragrant 

grass  (Cypcrus  rotundus)?  —  Hindi  Spikenard:  tshhara 
und  dshatamänsiy  woher  Valeriana  jatamansi,  Sskr.  äkä" 
famänsiy  widshnabuddhi.  Siehe  W.  Jones  On  thc  spike- 
nard of  the  ancients  As.  Res.  ed.  Calc,  der  nard  nicht  für 
ein  Indisches,  sondern  Persisches  Wort  hält  p.  406. 

Narcisse  —  kurd.  narghts  Gz.,  p.  ^j^sJ'J,  Pehiwi  nar- 
giies  Anq.  H.  405.,  jj*^s»-J  (Narcissus  orien(alis)  Sprengel 
I.  217.,  Narcissus  tazetta,  Forsk.  Flor.  p.  LXV.  Nomen  a 
Lat.  desumtum.  Du  C.  vaQT'Qj^g. 

Iride,  erba  —  kurd.  schüsen  Gz.,  Du  C.  öovöeva,!^ 
iQi]S,  p.  ^^yM  (Iridis   flos.    Lilium.    Vestis    picta,   caelata, 

aovaov  Du  C,  c>^id^^  Sericura  pictum.  Cast.  II. 2443.), 


123 

Hindi  sosana  (Hly),  Afgli.  »Smj,*^  sousneh  und  »J^ix,^  noti^ 
cheneh  (\ys^,  Pehiwi  souscheu  (lelys)Anq.  1.1.  Hebr.  iriu 
hält  Sprengel  I.  14.  218.  für  Lilium  candidura ,  und  ver- 
gleicht das  Wort  S.  18.  mit  xj'>'ä  (weisser  Marmor);  s.  spä- 
ter unter :  Glas.  Angeblich  hatte  Susa  daher  den  Namen 
CReland,  Diss.  T.  II.  246.)^  welchen  jedoch  Th.  Hyde  auf 
fjMytt  (glycyrrhiza)  gezogen  wissen  wollte.  Sskr.  ^utshi  be- 
deutet :  rein.  —  Pehivvi  samene  saped  (le  lys  blanc)  ist 
wohl  eigentlich  die  Maiblume,  pers.  ^^4^  (Lilium  convallium). 

—  Du  C.  oaovae/ii  und  oevovoe/n'  to  xQiveXaiov, 

Viola  —  kurd.  benefscha  Gz.,  p.  xixaJo^  Pehiwi  venev" 
scha  (la  violette)  Anq.  II.  405.  407.,  bei  Avicenna  benef-^ 
sedsch  Sprengel  I.  210.,  /naveiffu'  za  ca  (viell.  ^i  st.  fiTV, 
d.  i.  b)  Du  C.  In  Constantinopel  fiieve^e  (Viola  odora) 
Forsk.  Flor.  p.  XXXIII.,  in    Aegypten  .^.mJuj  p.  LXXIV. 

—  Violett  von  Farbe:  kurd.  benefschah  Gz.  S.  114.;  und 
pers.  banavs,  koman.  ipchin  (pers.  ^yol  Gast.  I.  8.)  nach 
dem  Lex.  Petrarchae  p.  232.  ^ 

Sunflower  —  kurd.  gut  ruzhian  perest  Rieh  I.  143., 
d.  h.  flos  solis  sacerdos,  aus  Bulbassi  ruzh,  eig.  Kurd. 
roozh,  bei  Garzoni  ruz  und  ataf  (Sonne),  nach  Weise  voa 
sanäm  perest  (idolatro,   pagano,  gentile).    Dem  Sinne  nach 

sagen  p.  IXs«-j.jj>  Gast.  I.  248.  und  <i^***^.  ^i^\  Franck, 
Gomm.  phaesoph.  p.  25.  Heliotropium,  eig.  solem  colens, 
dasselbe  aus. 

Salfran  —  kurd.  znfrdn  (zaffarano)  Gz.,  im  Lex.  Pe- 
trarchae pers.  und  koman.  zu f ran  (Safratum)  p.  219.,  ar. 
^Jj>^\,  nach  Reland  Diss.  II.  279.  von  jäxsI,  während  v. 
Bohlen  das  Wort  als  ausSskr.««wr«f6Ä«m  entstellt  betrach- 
tet; s.  Pott,  Gomm.  Lith.  p.  61.  Gildem.  Reb.  Indd.  p.66., 
tcapQcig  Du  G.  —  Anq.  II.  405.  hat  kolkem  (le  Safran), 
p.  406.  kulgum,  und  p.  407.  sogar  goxU  goum,  so  dass  also 
das  erste  Wort  Blüthc  zu  bezeichnen  scheint;  doch  Sskr. 
kunkiima  (Grocus  sativus).  Gast.  I.  449:  ^  j    Grocus,  aber 


124 

auch  curcmna,  vgl.  unten:  Zittwer.  Im  Sanskr.  ausserdem 
ka^miradshanman  (_\n  Kaschmir  seine  Geburtsstätte  ha- 
bend3 ,  raktunga  Crothleibig),  raktasandshna  u.  s.  w.  Cvom 
BUite  oder  vom  Rothen  den  Namen  führend} ,  haritshan- 
dnna,  pitaka ,  pitakäwera ,  kdwera ,  wera,  ktisumätmaka, 
kutshandanUf  ghusrina,  lohita  (roth)^  lohitatschandanaf  dt-- 
pana,  dtpaka  (leuchtend)^  dhira,  kesarawara,  Hindi  kegara, 
Safflor  —  Cast.  IL  p.  2863.  nr.  12.  i^  Cnicus  herba 
eiusve  flos,  qui  tincturae  inservit.  Semen  Carthami.  Kvrjxog 
CCarthamus  tinctorius)  Sprengel  I.  82.,  182.  Bei  Du  C. 
App.  p.  147.  ouarpoQ,  ovq)OVQ^  6(.i(p(xQ,  erklärt  durch 
xrlxog,  aber  als  plantae  species,  cuius  radice  rubeus  color 
tingitur.  Dies  ist  aus  einer  Stelle  des  Constantinus  ä  se^ 
cretis  Ms.  erschlossen,  worin  aber,  etwa  durch  ein  falsches 
Einschiebsel,  Irrthum  gekommen  sein  möchte,  da  man  vom 
Safflor  nur  die  Blüthe  zum  Färben  gebraucht.  Siehe  Sche- 
de!, Waarenlex.  Art.  Safflor^  welches  Wort  eben  so  wie 
Engl,  safflower,  Ital.  affori,  eine  ältere  Form  asfrole  Hüll- 
mann Städtewesen  des  Mittelalt.  Th.  I.  S.  251.  und  aflori 
als  Farbe  (pers.  al  JO  im  lex.  Petrarchae  p.  232.,  aus  dem 
Arabischen  entstanden  scheint,  und  zwar,  indem  man  darin 
flores  zu  hören  glaubte.  Frz.  saffranon,  Ital.  za/franone  sind 
aus  Safran  gebildet;  ja,  wären  beide  Namen  auf  ar.  Juo 
Cast.  II.  3223.  zurückzuführen,  was  jedoch  etymologisch 
Vieles  gegen  sich  hat  (ß.  oben  Saffran) ,  so  wäre  selbst 
Verwandtschaft  zwischen  ihnen  vorhanden.  Du  C.  Gloss. 
p.  671.  sind  xQOxog  (Saffran?}  xai  xvt]xavd'iov  CSafflor?} 
zusammengestellt.  Forsk.  hat  Flor.  p.  LV.  LXXIH.  für 
Carthamus  tinctorius  die  Namen  ösfar  Juasi.  (auch  Descr. 
Anim.  p.  147.)  und  qortom  Joj>^  aus  welchem  zweiten  car- 
thamus entstand;  für  chrysocoma  mucron.  aber  ^^JiJo  Dafra, 
vgl.  oben  devadaru.  Forsk.  Flor.  p.  XXVI.  fragt:  ccy^i- 
XccQd-a/iiOj  Reseda,  trigyna,  undata?  Es  wäre  eher  zu 
vermuthen,  dass  man  darunter  Reseda  luteola  oder  den  zum 


125 

Gelb-  und  Gninfäiben  dienenden  Wau,  der  in  Griechen- 
land wild  wächst,  zu  verstehen  habe,  um  so  mehr  da  dieser 
a.  a.  O.  dicht  vorhergeht.  —  Im  Sskr.  kalamottara,  karata 
m.,  wahni(^ikha  (Safflor  und  Saffran),  wahnidipakay  kusumhha^ 
ktikkutha^ikha  lathwa. 

(Dovev,  ein  Färbekraut,  Nardus  creticus  Du  C.  GIoss. 
p.  1308.  1693.  Vgl.  Cast.  H.  2967.  y  Phu,  Valeriana  (also 
wohl  Valeriana  Phu}.  «^  Rubia  tinclorum  (siehe  auch  p. 
2968.  I.  423),  also  der  Krapp.  Dieser  heisst  DuC.  p.l307: 
^ov(.ißi(.i.  Rubia,  iQvd-QOÖavov ;  ferner  Aegyptisch  oiocfo- 
ßi,  d.  h.  rothe  Pflanze.  Sprengel  I.  226.  Bei  Forsk.Descr. 
Anim.  p.  152.  .^Lociii  Bjs  Rubia  tinct._,  Flor.  p.  CV,  bloss 
fua  8ji.  Im  Fers.  (j^LJ^j,  cr^j;,  lt^^^?  ^:ß^J  Du  C.  hat 
noch  überdem  tp  o  v'  6  xojiQog  xoGrog.  —  ,jUnter  ostindischem 
Krapp  versteht  man  die  von  dorther  kommende  Mongisser-, 
MaJesfO'  oder  JI/«w;«7-Wurzel,  welche,  so  wie  die  Stengel 
dieser  Pflanze,  sehr  schön  roth  färben.*'  Schedel,  Waaren- 
Icx.  Thl.  I.  S.  647.,  d.  i.  im  Sskr.  mandshishthd  (wahrsch. 
der  Superl.  von  mandshu,  schön,  angenehm)  Bengal  mad- 
der,  a  plant  used  in  medicine,  and  in  dying  (Rubia  manjith 
Rox.)  Wils.  Auch  gramand,  kdlamagikdf  tshitraparnikd, 
kdndird^  tutajashti. 

Indigo  —  Den  Indischen  Ursprung  desselben  bezeugt 
der  Name  selbst,  nämlich  Indictim  Hüllmann  Städtewesen 
des  Mittelalters  Th.  I.  S.  252.,  welches  durch  seine  Pur- 
purflamme beim  Verbrennen  (Plin.  XXXV.  27.),  wie  von 
Wiegmann,  Malerei  der  Alten  S.  234.  bemerkt  wird,  sich 
als  wirklicher  Indigo  kund  giebt ;  atramentum  Indicum  aber 
ist  demselben  S.  212.  zufolge  nicht  Indigo,  sondern  chine- 
sische Tusche.  Indigofera  Anil  aus  Garcia  del  Huerto  bei 
Sprengel  I.  347.  und  Ital.  anil  (Indigopflanze)  stammen 
augenscheinlich  aus  Sskr.  nili  mit  einem  vorgeschlagenen 
«,  das  vielleicht  semitischer  Artikel  ist.  Im  Lex.  Petrar- 
chae  p.  217.  pers.    und   koman.  nil  (endego),   Buchar.  nil. 


126 

a.  ^  (Indigofera  tinctoria)  Sprengel  I.  222.,  xLo  Forsk. 
Flor.  p.  LXXI.,  Sskr.  nila  n.  (Indigo)  von  m/«,  Afgh.  JwjU 
(blau).  —  Sonst  auch  ein  Sskr.  meghawarna  (wolkenfarbig), 
hanighandha  (der  Kaufleute  Freund),  grumani^  gräminäy 
triyumd,  tüli,  hahuld  {hahula  Black),  stirarangd  (von  dauer- 
hafter Farbe);  kshumd  (die  Indigopflanze).  Das  Dorf /io- 
denjo  in  Belutschistan  soll  von  den  Belutsch.  Wörtern  roden 
(Färberröthe)  und  jo  (Indigo)  seinen  Namen  haben  Pot- 
tinger,  Heise  S.  57. 

Zittwer  (radix  Zedoaria)  s.  Schedel^  Waarenlex.,  eine 
ingwerartige  Wurzel,  von  Curcuma  Zedoaria  Roscoe.  C. 
Zerumbet  Roxburgh,  s.  Dulk  I.  1050.  —  ;^^^>  (Curcuma 
Zedoaria  Rose.)  Sprengel  I.  211.,  ^^j^  j  «U  Zedoaria  Gast. 
1.502.  T^rjVTOvaQ,  xlI^eOTOvaQLa,  ^adoaQ  Radix  teres, 
Aristolochiae  non  absimilis,  sapore  et  colore  Gingiberis, 
quae  ex  India  ad  nos  defertur,  inquit  Gorraeus.  Du  C.  Gl. 
p.  456.;  'Qovdaqav ,  Qov'Qov (.ineö.  Matth.  Silvaticus: 
Zurumbet,  i.  e.  Zodoaria  cet.  ib.  App.  p.  78.  und  vgl.  Gloss. 
p.  466.,  QovQOvvt'Qi],  t6  ^adoaq  App.  p.  79.,  aber  p.  77. 

^adovccqa,  OfnUa^,  taxus.  Bei  Gast.  I.  57.  »sk^\  Zedoaria 
als  eine  Afrikanische  Pflanze.  —  Gast.  Ol^jj,  II.  497: 
jt^LX>,  j^'Jj  et  i^ji^  Ghataeorum  linguä  dicitur^  Anthora 
vel  Antithora;  perperam  confunditur  cum  ol^y.  quae  vulgo 

Zedoaria  vocatur.  Gast.  I.  310.  II.  1089.  ^»llij:  Zedoaria, 
nach  Sprengel  I.  211.:  Zingiberis  Zerumbet  Rose.  Der, 
an  Benennungen  vom  Saffran  (s.  o.)  anklingende  Name 
Curcuma  findet  sich  im  Hohenliede  4,  14:  m2"i3  (Curcuma 
longa)  Sprengel  I.  9.;  bei  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  153. 
^ S  oder  hurt  o^,  letzteres  wahrscheinlich  Sskr.  harit 
(Turmeric),  eig.  grün,  gelb.  Du  G.  Gloss.  p.  738.  xovq^ 
xov[.L,  TO  xbIlöwviov;  —  eine  gewöhnliche  Verwechselung, 
s.  Sprengel  I.   212.      Die  radix   Gurcumae    (von    G.  longa 


m 

und  C.  rotunda  L.)  heisst  Englisch  turnieric.  Schedel,  Waa- 
renlex.  Art.  Curcuma.  Im  Handel  wird  sie  auch  gelber 
Ingwer,  indianischer  Saffran,  Gelbwurzel  genannt.  Daher 
z.  B,  Sanskr.  pitotshandana:  1.  und  eigentlich:  gelbes  San- 
delholz. 2.  Saffran.  3.  Turmeric.  Sanskr.  gharshana,  bhan- 
gawusa,  sundari,  kankateri  (Turmeric),  kälpa,  kartshüraka, 
karhüroy  weJhamukhyaka,  fati,  gandha^ati  sunäkuta,  sum~ 
paluntha  Zedoary  (Curcuma  Zcrumbet).  Vgl.  Anq.  ZAv. 
I.  1.  p.  XXXVI.  Käiiyaka,  patshampalshuj  käshtä,  dwiti^ 
ydhhu,  kdntiduyukii,  däruharidi  ä  (C  zanthoriza}. 

Ingwer  —  kurd.  %endshibil  (zenzevere,  o  sia  giengiero) 
Gz.  im  Lex.  Petrarchae  p.  217.  pers.  und  koman.  gingihil 
(Gingalel),  Buchar.  sandshibil,  p.  J^xx:^-  Chald.  Kb>2i;"? 
Reland,  Diss.  P.  II.  292.  C^iingiber  officinale  Rose)  Sprengel 
J.  211.  Cast.  II.  1065.  (bei  Cast.  I.  381 :  jj^.Ä  Syrupus  ex 
zingiberi),  Du  C.  ^av^acpijlj  ^  evriTti^l  (^vt^  stände  un- 
streitig richtiger  für  rr),  ^lyyLTii^X,  ^ccv^ani^l,  tJ«- 
vT^aßQOVjT^iv^evQOjT^iT^ijieQfXixljunQLv,  Walach. 
ghimber.  Engl,  ginger.,  Böhm,  zdzwor.  Deutsch,  ingwer  (mit 
Abwurf  des  Anlauts),  Lat.  zimpiberi  (Plin.  XII.  14.  p.  551. 
cd.  Franz.  Allen  diesen  Formen  liegt  Sanskr.  frtngavera 
(hornartig,  wie  die  Wurzeln  des  braunen  oder  gemeinen 
Ingwers  allerdings  beschaffen  sind,  Dulk  Preuss.  Pharmak. 
I.  S.  1063)  und  ^ringura  (Zingiber  officinarum  Roscoe)  zum 
Grunde;  die  Pflanze  wächst  ursprünglich  in  Ostindien.  P. 
V.  Bohlen,  Ind.  Handel  S.  63.  Gildem.  Reb.  Indd.  p.  37. 
Der  r-Vocal  ist  demnach  überall  geschwunden,  an  die 
Stelle  der  noch  im  Griechischen  aufrecht  erhaltenen  Laute 
y  und  (>  aber  meistens  dsh  und  /  getreten.  —  Sskr.  urdraka 
(feucht)  Ginger  in  the  undried  State ,  so  und  dduy  adraka 
auch  im  Hindi,  wofür  bei  Reland,  Diss.  P.  H.  p.  296.  Adrnch 
als  Bengalisch,  aber,  ^ushkurdra  (eig.  ein  Widerspruch: 
trocken-feucht),  bditarä,  söntha  (dry  ginger).  Sskr.  kattU^ 
kata,  katubhanga,  kulubhudra^  anupadsha,  gulmamtila.  In- 


12H 

i/rahhefi/imls/ta  iDr'icd  ginger).  Kirgis.  bosbogä^  Mongol.  khal- 
khon  ehessou  (gingembre)  Klapr.  Mein.  rel.  a  PAsie  T.  III. 
p.  354. 

Mandragora  —  Du  C.  App.  p.  15:  ci firiQOö oava(.i , 
vgl.  Cast.  1.29.  Ar.  DJ];Si<mir  Siraulacrum  naturale,  von 
jvAAö  fsimulacrum)  Cast.  II.  1591.,  wegen  der  angeblich 
menschenähnlichen  Gestalt  der  Wurzel.  Bei  ^en  Persern 
j»L>wo  jj!  c'est-a-dire,  figure  humaine  cet.  N.  Journ.  As. 
T.  VIII.  1831.  p.  280.  SicheSprengelGesch.  d.Bot.  I.  215., 
wo  jedoch  die  beiden  arabischen  Namen  «.^-o  und  -lii 
Cast.  II.  1953.  sind  verdruckt  worden.  Tuch,  Comm.  zur 
Genesis,  Kap.  30.  V.  14— 16.  S.  446.  fF.  Du  C.  lißQOxrig' 
TO  GTCEQiiia TOv (.lavÖQayoQOv.  Arjß qo%i]^  ?J  /navÖQayvQcx,  vgl. 
auch  Gloss.  p.  888.  Das  X  dieses  Wortes  ist  bloss  der 
arabische  Artikel;  das  hilft  yicc/nTTQOVT^ ,  yLa/.iTcaQt'C, 
TTJg  f-iavÖQayoQag  rj  {)iQa  bezeugen.  Fi  bezeichnet  nämlich 
den  Cousonanten  7,  [.itt  steht,  wie  gewöhnlich,  für  6,  und 
T^  am  Ende  ist  _,  da  Castellus  a.  a.  0.  zufolge  das  Wort 
mitunter,  wiewohl  schlecht,  mit  a,  d.  h.  _,  geschrieben  wird. 
So  hat  er  selbst  I.  568.  -^„o  Mandragora. — Cast.  I.  331 : 
(j£5oJC.w   1.  Mulier  sterilis.  2.  Mandragorae  radix, 

Galgantwurzel,  althochd.  galangan^  galgan  (Galgant) 
Graff,  Sprachsch.  IV.  184.,  zufolge  Dulk,  Preuss.  Pharmak. 
I.  494.  von  x\lpinia  Galanga  Roxb.  und  nicht  von  Kaem- 
pferia  Galanga  Linn.  Du  C.  yaXayya ^  icoXovT^ia,  xav- 
lovz^ia,  xavXiQkv ^  a.  ^X.^\y:>  (Kaerapfera  Galanga 
Rose.)  Sprengel  I.  211.,  Forsk.  Descr.  Anim,  p.  152.  Im 
Lex.  Petrarchaep.  220:  Canlanga,  pers.  c:o%mw  (j.^L^aJ^:>), 
koman.  choligian.  Aus  Sskr.  knlandsha  kulandshana  (Al- 
pinia  galanga)  An  aromatic  plant,  daher  auch  ganJhmnüla 
(eig.  Geruchswurzel).  Du  C.  App.  p.  198.  xolißLv;  %o  r- 
GovßdaQov,  das  mit  ar.  ^.!j  5.*^^^  Cast.  II.  1331.  nr.  12., 
nach  Sprengel  I.  212.  vielleicht  Kaempfera  pandurata  Rose, 
auf  Sumatra,  übereinkommt  und  bloss  q  hinter  geingebüsst  hat. 


129 

Sskr.  wutiguy  wnlingana  The  egg  plant  (Solanum  nic- 
longena),  ar.  qL^  ^1j  Sprengel  I.  215.,  auch  p.  ^liLi  jb 
«L^v^b,  ,-jL^  ^L,  Mclongena  Cast.  I.  76.;  vielleicht  das  im 
Lex  Pelrarchae  p.  250.  gleich  nach  Cucurbita  genannte: 
Merezana,  pers.  badi%ian.  —  Bei  Du  C.  Gloss.  p.  851:  //«- 
l^iC,icviov,  quibustiain  Melangiana,  aliis  Colocasia.  Vgl. 
Sprengel  I.  192.  —  Auch  Sskr.  ^äkawilwa,  wanga,  wangana, 

Alkekengi,  erba  medicinale  —  kurd.  pakitsk  Gz.  S.  87.  — 
DuC.  xatxerf,  xexovvT'^;  türk.  .«sJ^i'lXli  n.  ,,ja5'l5"  (Solani 
species,  qs.  halicacabus)  Cast.  I.  434.,  ar.  auch  ^jUCJiXJ^ 
II.  1724.  nr.  35.;  vielleicht  verwandt  mit  Sskr.  kukamutshi, 
kdkänfshi  An  esculent  vegetable  commonly  Gürkamai  (So- 
lanum Indicum).  Griccli.  x/W/oj^,  Wtx\siC\\.  gogoshti,  Kux«)- 
llg,  Dacis:  Solanum  somniferum,  und  xwxalig  Dacis: 
Halicacabus,  apud  Interpol.  Dioscor. 

Du  C.  App.  p.  6:  ayyovQOVfiTiav  (wohl  hinten  mit 
persischer  Pluralendung),  xai  avaTiioaXaii,  6  otqvxvoq 
0710V  h-^jei  la  oxccq^vha.  Solanum.  Cast.  I.  58.  pars.  »b^.  .^\ 
Uvae  vulpinae  i.  e.  Solanum,  und  II.  2810.  nr.  2.^  3927. 
w*.JL*i]!   wA.JLfi   Solanum,   eig.  uvae  vulpium,    wie  auch  türk. 

^\^^  ,^^^'  Auch  p.  .^jCL^  I.  349.  und  ^L  Solanum,  p. 
346.,  etwa  do^,  otQvyrog'^  Bei  Forsk.  Fl.  p.  XXI:  oxdo^ 
oracfdo  (S-  nigrum),  d.  h.  wohl  Hundetraube,  wie  das  eben 
erwäbnte  persische  Wort.  Vgl.  v-jUf;  oder  xjJlxi  (Vitis  vini- 
fera)  Forsk.  p.  LXIH.  und  Enab  eddib  i.  e.  Uva  lupi  (So- 
lanum nigrum)  ib.  und  p.  46. 

Du  C.  Gl.  p.  602:  xaazr^xoXa  Nux  vomica,  wohl 
kaum   verwandt  mjt  p.  bL^j.^  Cast.   I.  457.    Bei   Sprengel 

I.  215.  JiJi  j^L>  Strychnos  Nux  vomica,  die  Krähenaugen; 
vgl.  Cast.  II.  510.  589.  3334.  Pers.  J^^LJ,  —  Sskr.  waram» 
burä;  Hindi  mdinaphala,  kutshalu  (Vömic-nut)« 

Sprengel  I.  215:  g^  (Cordia  Myxa),  ^^U^^-^a^  oder  b^c 
(Cordia  Sebestana);  siehe  Schedel,  Waarenlex.  Art.  Brust- 

VII.  9 


130 

beeren,  schwarze  Sebostan.  Du  C.  oefiiTCFoS^eve,  Gv- 
f(  7C i a T  t  r  F  y  o e fi Tt £ (J T ev a i  g,  Sebeste:Sebaste:  Myxa;  nach 
Cast.  n.  2457.  ab  urbe  Syriac  Sehasfe.  —  Forsk.  Descr. 
Anim.  p.  150.  Mochajet   Ja<K^^A    i.  e.  herba  sternutat.;  Flor. 

p.  LXIir.  Cordia  Myxa.  Cast.  T.  504.  »h\J^  und  II.  2029. 
iaA^^* ,  Du  C.  (.lOv^aiTai  Myxa  Sebastena.  Mvoxddeg 
wohl  nicht  eine  Fischart,  sondern  s.  v.  a.  Ttvoxccd f-g,  tcc 
f.iv§ccQia.  —  Auch  ne^aia  soll  C.  Myxa  sein;  Spren<yel  I. 
141.,  vgl.  Creuzeri  Comm.  Herod.  p.  389.,  wovon  ganz 
verschieden  Tie^aaia  Du  C.  App.  p.  12.  ^Ale'^civdqa,  i^  ya^ 
ILieöä(pvi]y  rj  r^  TCixQa,  i§  ob  y.al  TiFQOaia  leyerai,  vgl.  Sprengel 
Gesch.  d.  Bot.  I.  161:  dctcpvi]  dle^avö^eia  (Ruscus  hypo- 
phyllum)  und  yai^iaiödcfvi]  (R.racemosus).  Siehe  auch  unten 
Ruta.  —  Sskr.  hahnhura  A  fruit  (Cordia  Myxa),  ivasan- 
takusuma  (C.  Myxa  und  C.  latifolia),  gandhupushpay  kolaka. 

Aloe  sucotrina  —  Sahr  soqotri  j^.Läjw  .j^  Forsk.  Descr. 
Anim.  p.  158.  Sprengel  I.  217.  345.  2vyoTLva  pro  2vxO' 
TQivrj  Du  C;  die  Benennung  nach  der  Insel  Sokotarah. 
Duik,  Preuss.  Pharmakop.  I.  42.  ^utcovq'  rj  dXor].  Du  C. ; 
im  Lex.  Petrarchae  p.  219:  Aloe  paticum :  pers.  ««6or,  ko- 
manisch  sahur.  —  Im  Sanskr.  kanyit,  kanyaku,  d.  h.  eig. 
Mädchen,  The  Socotrin  aloe  (Aloe  perfoiiata)  und  tarunif 
d.  h.  auch  Mädchen,  The  aloe  tree  (A.  perfoiiata).  Auch 
kumuri  und  ghritaknmdriy  grihakanyu.  Sukantaka  (gutdor- 
nig) The  aloe  plant. 

Kalmus,  vgl.  Dulk  1.209.  Sskr.  wörw^ör/y«^  ^tvetawatshu, 
watshä  (Acorus  calamus);  mit  diesem  letzten  stimmen  Du 
C.  0 1' £ T ^ ,  ooexX'  ^0  dxoQOv  und  vielleicht  irrthümlich  vet^ 
(etwai;£Tf  ?),  dgaßiGzl,  t6  dxoQOv,  „.^^  saepius  '^  (acorus, 
vulgo  Pharmacop.  Calamus  aromalicus)  Cast.  1. 548.  II.  901., 
J^  I.  124.,  vgl.  127.,  p.  «\^j;  i.  q.  ^^,  ar.  ^j.it,  Türe,  et 
"13tt;  Du  C.  dyxvQ,  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  152:  .jGj  vj^ 
(Acorus)  E  Graecia.  —  Pers.  o^J  (Acorus)  Cast.  I.  336.— 


131 

Ilebr.  liTzn  n:p^  (Acorus  calamus  var.  Indica)  Sprengel  1. 14.  — 
Die  Benennung  Beveqta  Du  C.  Gl.  p.  187.  erklärt  sich 
durch  Add.  p.  21 :  daTiXrjTiov  axoQOv,  acpQodioiag.  —  J7f- 
(>«xfo/f  App.  p.  153.  i.  q.  TiSTCSQccxioviii  Gloss.  p.  1147. — 
KaGaßedÖT^Qivai,  xula^iL  ccQco/nartxov,  Matth.  Silvaticus : 
Casabel  derire.  Du  C.  Gloss.  p.  599.,  aber  App.  p.  95. 
xaaeßsQide,  xa?M^iog  aQcofiaiixog  (fort.  Casia  viridis,  wie 
Du  C  vermuthet).  Ar.  »j.JJt  v^^aÄ  Calamus  aromaticus, 
cinnaraomi.  Cast.  770.  Vgl.  Dulk  I.  210.  über  Cassah  el 
Darrir.  Vielleicht  SeQiQev  Du  C.  App.  p.  54.  56. 

Arum  Colocasia  führt  im  Sanskr.  den  Namen  kälakatshu 
aus  kula  (schwarz)  und  kalshu  (Arum).  In  Aegypten  heisst 
dieselbe  Pflanze  kulkus  ^_^UJLä  Forsk.  Flor.  p.  LXXIV.; 
es  wäre  daher  wohl  möglich,  dass  sie  eigentlich^  und  mit 
ihr  der  Name,  aus  Indien  stammte.  Plinius  verwechselte 
sie   fälschlich   mit   xvaf.iog  oder   dem  Nelumbium.  Sprengel 

I.  170.  Dp"ip  I.   183.  —  Sskr.  wi^warötshana,  sthülakanda. 

unQ.  (fovxcix,  cpovxxa,  g)ov'iaxiaXf  -Las  Cast.  IL 
3049.  nr.  2.  Schoenanthum ,  pec.  coma  eins.  i.  q.  ^31.  — 
Du  C.  iö^lQ'  oxivav^r^;  iXezxBQ,  y>^l  Cast.  II.  38. 
CAndropogon  Schoeiianthus)  Sprengel  I.  214,  aber  ^^j^ 
(Cacalia  odora)  Forsk.  Flor.  p.  146.  Cast.  II.  1039:  y>^t^ 

II.  695.  y>31  (Schoenanthum,   iuncus   odoratum);  I.  419: 

ü^j^i,  I.  19.  ^y^  idiom.  Gilaeo.  Siehe  Schedel^  Waa- 
renlex.  Art.  Cameelheu.  —  Im  Sanskr.  wirana,  bhiitika, 
gutshtshhula,  gandhatnna. 

A^xav   (oleum  Cyprinum)  ,   /«//«ra  et  a'kxavvar 
Ta  q)vlka  zov  Kvtcqou;  a^/avta,  x«Ax«va,  y<xXf]yf]v^, 
;|p.  vOJj^j\  Cast.  I.  16.  und  II.  1301:   *U;>,   llisp.  ^/Aeii<i, 

•  Alfena-,  Cyprns  sc.  Orienlis,  differens  ab  Italorum  ligustro. 
II.  1299:  ^U>  llcrba  et  succus  Hennae.  U>  (Lawsoiiia 
iuerrais)  Sprengel  I.  28.,  v.  Schubert,  Reise  in  d.  Morgen!. 


132 

H.  S.  27.,  Schedel,  Waarenlex.  Art.  Henne.  Forsk.  Flor. 
p.  LV.  LXV.  2a:>.4.j.  —  Hebr.  "i^S;  vgl  CypruSj,  Sprengel 
I.   15.  —  Sskr.  mendhi  (Lawsonia  inermis). 

lVIe[^ii]i}e  (siiccus  glaucii)  Du  C..  vi>.A^lo  vulgo  Me- 
minthe,  Glaucium.  Casl.  IL  1978.  Glaucium  luteum  Spren- 
gel I.  221. 

M(X(.ir]Qe,  %ehdoviov  to  juixqoi'  Du  C  GIoss.  p.  859. 
und  iLi£/Li7]Q£v  p.  903.  Gast.  II.  1978.  qV-a/oU  Mamiras,ve- 
luti  radicula  herbae  cuisdam  est  ceu  geniculis  frequentibus 
nodosis;  aliquando  Chelidonium  malus,  al.  minus,  notat. 
Gast.  I.  501:  qI-v«^^  Nom.  medicamenti.  Radicis  luteae 
genus» 

Mtie  al/iiTie,  l)0Vjii7iie  {Behen  alba  et  rubra)  Du  C. 
p.  970.;  nach  Sprengel  I.  212.  ist  das  rothe  Beben  ver- 
muthlich^^'^l  q4^  Salv^ia  haematodes ;  (ji^jo'lil  ^^.^j  Cen- 
taurca  Beben,  ib.  p.  223. 

Ricinus  —  xeqßa'  6  xqotcov  Du.  C.  *G1.  p.  1749.,  ar. 
c^j^^charva  (Ricinus  medicus)  Forsk.  Flor.  p.  LXXV^, 
Descr.  Anim.  p.  155. ,  vgl.  Gast.  IL  1765.  —  Im  Talmud 
p>p,  bei  Herodot  xixc  (R.  communis)  Sprengel  I.  22.  — 
Sskr.  ruwuka  The  castor  oil  tree   (R.  communis). 

Malva,  erba  —  kurd.  tolk  Gz.,  p.  ^j*  Gast.  L  19"^. 
Altea,  erba    —    kurd.  ^•^ehrui-i.    (spr.  heru)    Gz.,    herro 
(holly-hock,  welcher  A^ame  von  Malva  alcea  L.  gebraucht 

wird)  Rieh  p.  143.,   p.  \^J>.  Türe.  ^ai2n  (Malva   hortensis) 

Gast.  L  236.,  ^%.  Bei   Gast.  I.  252.  ^Li*  (Nom.  floris 

albi,  violacei,  caerulei,  cuius  oleum  cadit  in  usus  medicos. 
Viola  lutea,  unde  chirinum  oleum.  Flos  Althaeae).  Zu  dem 
vielleicht  ganz  verschiedenen  here  (qui  repand  la  nuit  une 
odeur  agreable)  Anq.  ZAv.  stimmt  die  Notiz  Gast.  I.  493: 
jjÜ».aa.^\aJ  Flos  quidam  noctu  odorem  Spirans,  obscure  cae- 
ruleus,  i.  q.  >vn.  Gyanus   flos,  vgl.    Gast.  IL  1219:  ^jt:=> 


I 


133 

orig.  Pers.  VMola  alba,  eiusve  genera;  spec.  Leuco'iuin  lu- 
teum. Du  C.  p.  1773:  t%ißir^:>(^v  xal  7Xi(>t«(7  7i:«(>air- 
%6  ksvxoioy;  jenes  mit  Verlust  des  q  und  zusammengesetzt 
mit  ar.  (>2ju1  (albus)^  diesesjwahrscheinlich  mit  entstell- 
tem p.  lXj-j^j-^^  (albus)  oder  von  J»-^ ,  vgl.  Talm.  'jV^D^< 
(albus)  Reland  Diss.  misc.  T.  IT.  p.  279.  Das  wäre  dann 
wohl  Cheiianthus  Cheiri ,  oder  Xtvxoiov ,  Sprengel  I.  79. 
keinesfalls  mit  den  vorigen  verwechselt  werden  darf  x^Qß^i 
s.  ob.  Ricinus.  —  Arab.  ^c*^»^  (Althaea  ücifolia)  Sprengel 
I.  222.  findet  sich  im  Buchar.  chetmi  und  xuTfuj  wieder, 
welches  bei  Du  C.  Gloss.  p.  1045.  v.ovoO^ovql  als  das  per- 
sische Wort  für  das  griechische  alO-scc  angegeben  wird. 

Du  C.  Gloss.  p.  125:  uoTccvr^d-e^xovßQeXyiovQOiOy 
XeyaT£  xvxXafiivoi\  App.  p.  198:  xovßQtX,  xo  vxovqö, 
Cyclaminum.    Apud  Matth.  Silvaticum    Cuheze   est  species 

Malvae  silvestris.  Altea.  Gast.  II.  1100.  nr.  11.  lZj>j  \CJ> 
Malva^  quod  semen  est  forma  panis,  und  nr.  14.  ^5-J!jL>3' 
Ibiscus  (dies  Wort  etwa  daher  ?)^  althaea  silvestris.  Forsk. 
Descr.  Anim.  p.  146.  und  Flor,  p.  LXX:  Chobbeize  bjaa^ 
Sativa,  edulis  (Malva  rotundifolia?).  Sprengel  1. 222.  Du  C. 
Gloss.  p.  1758:  xovi.itiutoü  fiTca^r  to  ayqtov  ^loloxov, 
was,  mit  Ausnahme  des  r,  richtig  scheint;  dagegen  p.  1756: 
XOQfiTieQüLT^  xal  lovTKx'Qi]  (etwa  l  verdorben  aus  x?); 
t6  (.loXoyov.  Da  nun  App.  p.  198.  y^ü)xo()Tr^  Malva  als  ägyp- 
tisch angegeben  wird,  so  scheint  es,  als  müsse  oben  das 
Komma  hinter  x^^^ßCsl  gestrichen  und  el  als  Artikel  zum 
nachfolgenden  xorxoiQÖ  gezogen  werden.  Einigung  zwischen 
den  Namen  von  Malva  und  Cyclamen  ergiebt  sich  vielleicht 
daraus,  dass  auch  letzteres  Saubrod  (s.  Schcdel,  Waaren- 
lex.  u.  d.  W.)  genannt  wird.  Du  C.  App.  p.  66:  xal  rj 
aQTaveloO^aif  /o/^o//  iX/novQOud ,  joineotiv  6  xvxXa^ 
/.iivog;  Gloss.  p.  1565.  tsfucoQccx  (nach  der  Buchstabcn- 
folge  vielmehr  x^.),  /;  ayi)l(x  fio?jrxfj ;  und  p.  801.  lexe/ii- 
ßQa,  —  Cast.  II.  3049:  ^j^^^  ^Laüj  Cyclaminus,  verschrie- 
ben und  falsch  punctirt  nach  Sprengel  I.  214. 


134 

Du C.  Gloss.  p.  222 :  ßovQxov/tieQiovfij  genauer  wohl 
App.  p.  42.  ßovxovQ/ii£QLO/it  in  Bezug  auf  die  Stellung 
des  (>.  An  beiden  Stellen  findet  sich  aipivO-lav  als  Erklä- 
rung. Du  C.  bemerkt  nun  App.  p.  43:  ))Lex.  Ms.  Botanicum 
Saracenicum :  ßovxovQ/neQioufi  (so!),  aipivd^iav ,  hausit 
a  Constantino  ä  Secretis  Ms.  IIb.  4.  laßwv  t6  xalovfi€vov 
ßovxoQ,  /.leQicü/ii,  aip Lvd^iav  eleu  Hienach  zu  schliessen, 
wäre  es  noch  zweifelhaft,  ob  ccipiv^iav  wirklich  erklärender 
Zusatz,  oder  nicht  vielmehr  ein  zweites  Ingredienz  sei. 
Es  bleibt  also  möglich,  man  habe  ein,  von  Forsk.  Descr. 
Anim.  p.  149.  unter  den  officinellen  Hölzern  erwähntes  Mittel 
dieses  Namens  vor  Augen  gehabt,  nämlich:  bechor  marjam, 
*j«^  jj-^  E  Syria  et  Palaestina.  Rarius.  Fragrans.  Tineis 
pellendis  vestibus  interjicitur  in  cistula  repositis.  Bei  Cast. 
II.  324.,  vgl.  947.,  wird  davon  gesagt:  Suffitus  Mariae  s. 
Cyclamen,  vulgo  Arthenita.  Vgl.  über  das  letzte  Wort  den 
vorigen  Artikel. 

Du  C.  Gl.  p.  1538:  TsxevdeT'  ro  nvQeS^QOv  (woraus: 
Bertram).  Cast.  II.  3928:  U-«- lXäcIj  Pyrelhrum.  —  Du  C. 
p.  1063.  OTOvxayiaX  (id.),  etwa  eine  Verderbung  aus  dem 
folgenden  Worte?  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  152.  hat  _ Jü!  c)j.c 
Pyretrum.  E  Barbaria;  dagegen  p.  153.  gerade  so  geschrieben 
(^Otid  elqarah)  mit  arabischen  Buchstaben,  ohne  lateinischen 
Namen,  auch  aus  Barbaria,  aber  mit  fast  doppelt  so  hoch 
angegebenem  Preise,  und  acris.  Dentibus  dolent.  impositum. 
Die  Bertramswurzel  aber  wird  vorzüglich  nur  zum  Kauen 
bei  Lähmung  der  Zunge  verordnet.  Dulk,  Preuss.  Pharraa- 
kop.  I.  819.  Bei  Forsk.  Flor.  p.  CXIX  heisst  selbst  so  Se- 
necio  hadiensis  und  auch  Cacalia  sonchifolia.  Vgl.  Cast. 
II. 3444. nr.  19.:  «Lp^.Ü und*  L5>yj Corchorus'?*  Pyrethrum.«  — 
Du  C,  App.  p.  100.  x£^civv6(i  und  Gloss.  p.  1277.  uvQivovy 
TTVQlTT^g,  wie  Nie.  JivQiTig. 

Du  C.  Gloss.  p.  937:  filox  iiiTaQa/iua /](>,  p.  980: 
/nvGxeccQcc/iivGtlQ'    6  dixTa/iivog,   Cast.   JI,   2161:    ^,ii^ 


135 

«^A*^!.iD  (Origanum  Pseudo- !)ic(amiius.  Sprengel  I.  221.) 
und  «A^-w^^tJa^/iiwo  Dictamnum.  Pulogium  bei  Forsk.  Descr. 
Anim.p.  146:  ^^^  JC^-i^  Dictamiiuscreticus,was,  Sprengel 
1. 153  zufolge,  Marnibium  acclabiilosum  sein  würde.  Forsk. 
hat  p.  147.  aber  auch  Meschaktar  m'schia  «x.iw«|jüC»*Mwo  Ex 
Graecia.  Exoleta  herba. 

Du  C  Gloss.  p.  1666.  und  App.  p.  192:  cpaQuOLOv, 
ro  TiQaaior.,  ist  nichts  als  Umbildung  des  griechischen  Wortes; 
ar.  ...^j^\^  Marrubium.  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  146.^  jedoch 
p.  145:  Euphrasia.  Vgl.  Du  C.  p.  1004:  voaTCQaaoov  Mar- 
rubium nigrum,  und  1679:  q^iloqxxQsg,  l7ll.  (fvllo- 
(pciQEg.  Du  C.  p.  890.  jnavQOftccQOOv,  Cast.  H.  2145. 
c>j,:>l«^  pro  Marwahhu%/i.  e,  Melissophyllum,  marrubii gc- 
nus  iucundi  odoris. 

^ccTciQ-  t6  OQiyavov  Du  C,  JCjio  (Origanum  creticum) 
Sprengel  I.  221.,  was  nach  ihm  S.  18.  auch  Ilebr.  3i"rs 
sein  soll,  wofür  vielleicht  seihst  ^areQ  (A  Artikel ,  oder 
aus  g  verderbt?).  Hyssopus.  Du  C.  p.  791.  spricht.  Du  C 
OEcpa,  t^ovcpa  Hyssopus,  ar.  li^-  Cast.  II.  1006.  1033. 
(nach  Sprengel  jedoch  Thymbra  spicata.  I.  221.). 

OavT'C,ay.ovaT'  zo  jiev%tcq)vk)s,ov  DuC. p.  1665., wahr- 

scheinlich  Cast.I.  143.,1I.  375.:  c>v/iiJol  ^j  Nom.  herbae* 

Quinque  digitalis.  Vgl.   auch  \^:/J;:^*^\  ,^j  Pentaphyllum. 

DuC.  p.  1331:  aavax  Tvovyxa'i,  App.  p.  77:  Qavax 
Tiov^xciT ^  r]  mnovQig,  beides  in  Lex.  Ms.  ex  Cod.  Reg. 
1843.  HippuriSj  equisetum.    Im  Arab.  bedeutet   nach  Cast. 

II.  1212.  nr.  5.J^i>  mit  s^J:  Cauda  equi,i.  e.  equisetum, 
s.  Salix  equina.  Die  obigen  Wörter  scheinen  nun  entweder 
schlecht  geschrieben  oder  ungenau  gelesen  und  so  bedeu- 
tend entstellt.  Statt  des  ersten  /  darf  man  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  /ii  lesen,  welches,  mit  dem  nachfolgen- 
den TC  zusammengenommen,  h  lauten  würde;  dann  kommt 
der  Arabische  Artikel,  dessen  l  sich  in  der  zweiten  Schrei- 


t 


136 

billig  erhielt,  während  es  in  der  ersten  zu  y  verunstaltet 
ward.     Das  Schlusswort  sollte  y^diX  lauten. 

^uqa'i^riiiovv^^ovv ^  rj  A/'/r^t;  (Lychnis)  Du  C.  p. 
1334.  Der  erste  Theil  erklärt  sich  aus  ar.  -^.^,  das  zufolge 
Gast.  II.  3332.  nr.  41.,  2613.  nr.  4.  mit  aiT2pSt<  —  Lychnis, 
herba  (nach  Sprengel  I.  221.  jedoch  Thymbra  verticillata), 
so  wie  nr.  5.  Lucerna,  lampas  bezeichnet.  Vgl.  os/iieovy 
d.  i.  koptisch:  Flammenkraut  (Lychnis)  Sprengel  I.  226., 
und  cplo'^,  hr/yig  (Agrostemma  coronaria)  72.  —  Xovq^ 
XavTia'  rj  Iv^vlg  Du  C.  App.  p.  198.  Etwa  sol  stultorum? 
aus  P«  j^^  (sol)  und  ^S^  (stullus)  Gast.  I.  94.,  da  die 
arabische  Benennung  eben  dahin  weist. 

Brennessel  —  kurd.  ghazhigh  (ortica)  Gz.,  p.  is3S.  — 
^AvT^7]Qa'  i]  xvrjdig  Du  G.  App.  p.  19.  Daher  Gloss.p.  1139: 
neCccQOvv  t'Coi)Q  (lies  beides  in  eins),  rCt-xiidag  (vgl. 
p.  149.  ^T'Cixnda,  p.  1574.  t'QovxvIöcc ;  bei  Forsk.  Flor.  p. 
XXXIII.  neugriech.  aT'Ci^xvlöa  Urtica  pilulifera,  TL,iovxvid(x 
U.  dioica)  07i£Q/ita,  und  p.  1140.  1567.  iieQoQoviT'QovQcc, 
TO  GTceQfiav  (lösche  v)  Ttjg  axcdrjcprjg^  auch  durch  Verstel- 
lung etner  Sylbe  Tte'Qaq'QovQav  (somen  urticae) ,  worin, 
nach  Weise  mehrerer  anderer  Wörter  p.  967.,  arabisch  .u 
(semen)  enthalten  ist.  Das  zweite  Wort  findet  sich  bei  Gast. 

II.  156.,  nämHch  9^:^31  (urtica),  vgl.  auch  II.  2211.  nr. 
16.,  1.52. 

Du  G.  App.  p.  113:  OTxeQfia  xodogvO-s,  Gast.  11.116. 
C»^-w4't,  i.  e.  c^am/  Cusctita,  quae  vox  Lat.  ab  Arab.,  vel 
contra,  originem  habet;  v.  «^.  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  156. 
ep^^  jß  (semina  Guscutae). 

Du  G.  p,  1668:  onsQfia  <pdaq)aoa.  Vielleicht  Gast. 
II.  3025.  g^A^i   Graveolens  herba. 

Du  G.  p.  1564:  T^aö i^ia'Qav  gtcsq/licc  nlcczi]  {X.JclaTv^ 
depressum?),  und  p.  1566:  r'C,eo(.iet,e,  to  Isyo/iievov  f.iav^ 
Qoxovx^v  ^Ivömov    scheinen    unter   sich  gleich,  und  können. 


,137 

wenigstens  der  F^rm  nach,  füglich  nichts  Anderes  sein, 
als  p.  Qj  (»-^^i-  (Augen  schlagend.  Augenzauber),  Türe. 
>ann  »JDITqSij^  Semen  spinae //2.</;7#/w^  orbiculare,  depressum: 
oculis  acffris  medicamento.  Cast.  Vielleicht  das  bei  Forsk. 
Flor.  p.  L.  erwähnte  *^^,  Türe.  Tsc/iesc/ttn.  Semina  nigra, 
dura.  Ophthalfüicum  medicamen  Acgyptiis  celebre. 

Zizania,  loglio  —  kurd.  %ivdn,  p.  ,.,^3,  Chald.  NmT  Re- 
land,  Diss.  T.  II.  291.,  vgl.  Sprengel  I.  177.  —  Du  C.  p. 
1475:  Gvkefi,  Farina  lolii,  acoag,  Cast.  If.  3767.  ^«JL^ 
Lolium,  pec.  inter  triticum,  vgl.  2541.  nr.  14.  I.  388. 

Du  C.  xaGa/,  t6  TQißolov  App.  p.  196.,  7 «ff  ex  Gloss. 
p.  1740.,  ar.  ^£5^w.-v^>  Tribulus  (planta  spinosa)  von  i^am.^ 
(asper  fuitj.  Cast.  II.   1324. 

Xaae'  6  d^i'fiog  (thymus)  Du  C.  p.  1740.,  a„ÄL>  Noin. 
herbae:  Thymum.  Cast.  I.  223. 

Boragine,  erba  —  kurd.  azmän  gha,  p.  .•»U.Li'  (Bu- 
glossum)  Cast.  1.  43ß.  Das  Buglossum  gehört  nämlich  zu 
den  Boragineen  ;  vgl.  Cast.  1. 151.  ^ty,  ßovylcoooov,  Bor- 
rago.  Ghä  istpers.  ^\S  Ochs,  nicht  ^Ä2V/  Kraut;  es  bedeutet 
obiges  Wort  daher  nicht:  Zungenkraut  (vgl.  lingulaca), 
sondern:  Zunge  des  Ochsen,  wie  ar.  ^j.ijl  ^L^i,  Borago  nach 
Forsk.  Descr.  Anim.  p.  146.  Vgl.  auch  Cast.  1.306.  ».j  ^^L: 
(Plantajio,  arnoglossa)  und  ähnliche  Syrische  Formen 
Cast.  II.  1971.  ylvouldvO-rj  (Buglossum)  Du  C.  Gloss. 
p.  832.,  vgl.  Ilsen  althaico,  id  est  lingua  bovis  vel  tauri 
p.  816.  Ar.  J^.*.^=v-i  ^l^J  (arnoglossa,  plantago)  Cast.  II. 
1282.,  Plantago  maior  Forsk.  Flor.  p.  LXII.,  liolv  ik" 
Xccfiel'  t6  vdoQ  zov  aQvoyhoaoov,  Du  C.  —  yliyyaßig: 
Lingua  avis,  seinen  fraxini,  und  It^yxovccdt^g'  eail  (pQOv~ 
lov  %e(fQar'Crj(.iov  (wohl  tov  st.  re,  also  fructus  fraxini),  to 
Xiyovv  (pQcc^ov  6  xaonog.  Unstreitig  gab  nicht  sowohl  ein 
Anklang  zwischen  oQvig  und  ornns  den  Anlass  zur  Benen- 
nung, sondern  wirkliche  Achnlichkeit.     Daher  iLOtv  IIa- 


138 

adcpBQ,  yhoaav  OTQOvD^rjOv  (vgl.  auch  ylcoaaooL^ovdia  Du 
C),  ar.  .AsLoxi^  ^Lm.]  (lingua  passerina^  i.  e.  semen  fraxini) 
Cast.  I.  493.,n.  1936.,  2864.  nr.  13.  Fraxiiius  ornus,  Spren- 
gel f.  212.  und  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  155.  Cast.  I.  144: 
..Li:  c^^.'C^^^^j  Lingua  passerina,  vulgoavis.  Semen  arboris 
fraxini. 

Du  C.  p. 971:  /LiTt €  QOia.  ,c(v,t6  adlavrov,  ...Lä^  Ij^^ 
(Adiantum  capillus)  Sprengel  I.  225. .  Cast.  II.  444. ,  aber 
Cast.  II.  1707.,  Forsk.  Flor.  p.  LXXVIII.  ^^i  «j^.  — 
Du  C.  p.  939 :  /tUTeQOcclovGav ,  adlavTOv,  scheint  verderbt ; 
man  lese  etwa:  (.ineQOLccuoav.  —  Siehe  noch  Du  C.  Gl. 
t^i%oßoTavov ,  avaxoXrj. 

Fongo  —  kurd.  towÄr  Gz.  Oh  kedark  (Feuerschwamm) 
Güld.  damit  verwandt  sei,  steht  in  Frage;  das  ar.  ^^j  ••> 
(fomes  igniarius)  Cast.  II.  1420.  lässt  in  Betreff  des  d  im 
vorigen  Worte  einen  Irrthum  vermuthen,  durch  dessen  Ilin- 
wegräumung  beide  Wörter  einander  näher  rückten.  Auffallen 
jedoch  muss  es,  dass  Klaproth  chawe  (Feuerschvvamm)  = 
türk.  ^\^j  Motorisch  kabo  As.  Polygl.  S.  77.  155.,  als  kurdisch 
angiebt,  und  Garzoni  S.  140.  püs  (esca  oaxa  Du  C),  p. 
o^  (fomes  in  ignitabulo),  aber  auch  i^j^  w5^.  Vgl.  Lex. 
Petrarchae  p.  216.  Esca,  pers.  ptic,  komanisch  chou;  Afgh. 
_^  (amadou),  kirgis.  kho,  kou. 

Bardana,  erba  —  kurd.  tähhlaghez  Gz.  Das  Wort  er- 
innert an  kurd.  tähhla,  Buchar.  telch,  Afgh.  &i>j*  iirkheh 
(bitter).  Es  fragt  sich,  ob  die  Klette  gemeint  sei;  die  Wurzel 
von  dieser  hat  einen  bittersüsslichen,  etwas  scharfen  Ge- 
schmack. Dulk  I.  169.  Auch  pers.  S  bedeutet  amarus  (vgl. 
u.  Manna). 

The  thistle  —  kurd.  kiivar  Rieh  L  143. 

Milk  wort  —  khu%hilk  a.  a.  0. 

The    common    anemone  —  deazilk   a.  a.  O.  — 

Du  C.  p.  1346:  Gexa?^x  irov/iieX  in  Gloss.  Sarace- 
nicis  Mss.,  d  x^^og  zrjg  civen6vi]s,  ist  off*enbar  entstellt  aus  dem 


139 

hat.  sttcc US  anemones.  Siehe  Cast.  If.  3821.  nr.8:  OLJi^  cum 

Tt^sysbiS  Anemone,  aber  bei  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  147. 
Papaver.  Flor.  Rhoead.,  was  sich  durch  Du  C.  vv.  tivtce^ 
Qcjva,  TKXTiaQOvva ,  7ioj?;Qoy.XaOTQi(x  xociCouvada,  Tiereivov, 
rechtfertigt^  wo  z.  B.  avef-iovi]  i]  ayQicc  naTiaQLvct,  ol  de 
uvefioaoiQTOv;  dvffaovt^g,7]TOi  nou^QoxXaOTQta,  y.ai  ^irixcov. 
Siehe  noch  Wolff,  Abulfaragii  Babbaghae  Spec.  1834.  S.20. 
Verderbt  ist  gewiss  oe fieixevov fi  Du  C.  p.  1350.  Pehlvvi 
tiJergoun  erklärt  Anquetil  durch :  le  pavot  sauvage,  Th.  Hydc 
durch  anemone  foliis  rubris,  s.  sp.  unter  Basilico. 

Convolvolus  major  —  kurd.  lulan  Rieh  a.  a.  0.,  viel- 
leicht  Cast.  I.  491:  v-i^  Ar.  Hedera.  Convolvulus.  Nach 
Sprengel  I.  22.  w^JUi  (Dolichos  Lablab),  das  aber  mit  Epheu 
verwechselt  werde  241.;  bei  Du  C.  findet  sich  ItUleße 
als  cibi  genus.  Ist  die  Zusammenstellung  richtig,  so  wäre 
in  lulan  das  tt  aus  ab  entstanden,  das  Schluss-w  aber,  falls 
CS  nicht  Druckfehler  für  v  ist^  müsste  Zusatz  sein. 

TovQTier,  zeQßer,  c QOvnrjTrjv  Du  C,  Joj  (Con- 
volvulus turpethum),  welches  Gewächs  in  Indien  zu  Hause 
ist  und  nicht  mit  Seseli  Turbith  verwechselt  werden  darf, 
Sprengel  I.  214.  347.,  heisst  dort  gewöhnlich  ihe  plant  r^J/i 
und  führt  im  Sskr.  die  Namen  triwrtt  (daraus  wohl  teori), 
triputoj  Iribhundi  (n\\i  tri^  drei,  zusammengesetzt),  ausserdem 
linti,  pulindhi,  malayu,  kulama^ikä,  snshenij  kalingä,  suwahu, 
Retshani  The  plant  Teori  (C.  turpethum),  the  white  sort, 
was  so  viel  als  Purgirmittel  bedeutet,  und  so  an  den  ähn- 
lichen Gebrauch  des  Scammonium  (s.  o.)  erinnert.  Lex  Pe- 
trarchae  p.  220:  Turbiti,  pers.  turb^  koman.  turbiit. 

Trefoil  —  kurd.  separeh    Rieh,    Cast.   I.   326.    (ü5o-Lw 

(Triphyllum,  tres  alas  paudens)  aus  kam.  kurd.  seh  (tres)  und 
vielleicht^  (penna,  ala).  Aehnlich  Cast. 327.  JCJL^  (trifolium) 
aus  ».j^^  kurd  belk  (Blatt)  st.  v^j.  Im  Sanskr.  tripalraj 
triparnu  (Threc-leaved  trefoil). 


140 

Porcellana,  erba  —  kurd.  perpind  Gz.  p.  ^-o^   Gazoph., 

Gast.  l.  108.  -^jj  Cporlulaca},  ^-*^-j  Gall.  pourpier,  Arm. 
pierperem\  Portulaca;  ob  ramos  ceii  alas  in  eä  late  expor- 
rectas;  Cast.  413.  ^%^^,  415.  ^^i;  wahrscheinlich  also 
aus  j  (ala)  und  ^^   (breit). 

Carnomilla  —  kurd.  örtÄ?//^rt' Gz.,  p.  t.  ^jjL  (chamaemeli 
flos);  Buchar.  bubunadsh  (Malricaria,  Kamille). 

Du  C.  App.  p.  20:  avTivaQdaQOv,  xcd  aßlißaßov, 
TO  7]ii€()oyMXeg.  Nach  Sprengel  aus  Diosc.  (xßißXaßov, 
welches  er  aus  2^2^^  und  nS:  weisser  Halm,  weisses  Gras 
deutet. 

Kümmel—  Cuminum  Cyminum,  morgenländischer  Küm- 
mel, Hebr.  pas  Sprengel  I.  18.,  w^omit  xvfitvov,  Kümmel 
U.S.W,  übereinstimmen.  Dagegen  xccqov,  xaQog  (Carvum 

carvi),  a.  Q^S  Angl.  currmvay  (vgl.  das,  gleichfalls  Feld- 
kümmel bedeutende  Gaelische  carhaidh  m.}^  xaQSOv,  vulgo 
CarvL  Cast.  II.  1802.  nr.  19.,  I.  444._,  Karbe.  —  Forsk.  Descr. 
Anira.  p.  154:  ^^  (Cuminum);  ^Jo!  iu^U:^  (aus  An- 
dalusien). —  Lex  Petrarchae  p.  220.  Cominum,  komanisch 
gaman,  —  ^Avovy^a  (Cuminum  Aethiopicum  vgl.  Du  C. 
(.ie?MV&iv^  vavov%a  Du  C.  Gloss.  cum  Add.  p.  139.  und 
vavovipcc  (vielleicht  ijj  falsche  Lesart  für  xh  V  ^f^^h  ^  ^^ 
xvf.uvov,  '2L<^iÜ  Cast.  II.  2176.  Ammiapud  Avicennam  semper 
ut  Pers.  ita  dictum ,  quod  pani  inspersum  gratiam  addit. 
Pers.  }s\j^\'iU  Cast.  L  524.  Ammi.  Anisum,  quod  pani  in- 
spersum appetentiam  iuvat;  von  .Li  (panis)  und  »^i>  (ap- 
petens)  ib.  247.,  vgl.  II.  128.  Man  hüte  sich  vor  einer  Ver- 
wechselung dieser  Wörter  mit  j^aia  (mcntha),  s.  sp.  —  Sskr. 
kanä^  dshira,  kshudradshiruy  sushmvi  (Cumin-seed). 

Anis  —  kurd.  anisiin  Gz._,  a.  q^.vw>.aj1  und  ^^j.av.ajLj  aus 
dem  Griech.  avi]Oov ,  avr^O-ov ;  aus  dem  Arabischen  wieder 
zurück  (xvtaovv  Du  C.  App.,  avcxadv  t6  ylvxanoov.  — 
Sskr.  mifi,  micreya^  peya,  ^/ 


141 

Senf  —  kurd.  khardal  (senape)  Gz.,  p.  io  J>^  Cliald. 
b-T-in  Reland.  Diss.  T.  H.  302.,  Sprengel  L  178.,  Forsk.  Flor, 
p.  LXIX.  —  Sskr.  tikshnagandhu  (von  scharfem  Gerüche); 
rddshasarshapa  und  rddshiku  (Sinapis  racemosa.  Rox.)» 
tantnhha  (S.  dichotoma) ,  auch  zuweilen  tantuka;  kshu^ 
fdbhidshanana  Black  mustard  (eig.  Niesen  erzeugend).  Hindi 
rui,  sarsö y  sarshapa,  —  Kurd.  dtisc ha/  (^mosio,  nios(arda) 
Gz.,  p.  v-jU^Jj  (syrupus  quaevis)  Gast.  Afgh.  j^i^o  dou- 
wäri,  ^jSj^  (moutarde,  seneve). 

Koriander  —  ksnls  (coriando,  wohl  st.  coriandro,  Gz. 
S.  122.),  xiovv7]r^L  Du  C.,  turc.  ^Ji^^'i  Clod.  lex. Türe. 

p.    145.,  p.  jxJLcIx5',  ^Ä^i"   Gast.    I.   459.   460.,  nicht  zu 

verwechseln  mit  ^^  (Art  Trüffel)  Sprengel  I.  225., 
^vii,i'  (fungi  parvi  species)  Gast.  I.  458.  und  'f^*J^  460. 
—  Hebr.  1^,  /otU  —  Ferner  Chald.  i^DlD  (Koriander), 
xovoßaQccg  Du  G.,  a.  -*.m^5"  Gast.  11.  176.5.  Sprengel  I. 
178.  183.,  aber  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  156.  wahrscheinlich 
mit  irriger  Punctation  kurbara  v^S.  —  Im  Sskr.  sükshma- 
pairUy  tiksknapatrOf  tikshnaphala  (mit  scharf  schmeckenden 
Blättern,  Früchten),  </Ä «//?/:«,  dhatiiyakaj  dhanyd,  dhanydka^ 
dhuni,  dhundSf  dhänyaka  u.  a.  (Wörter,  die  eigentlich  alle 
so  viel  als:  Körner,  pers.  und  afghan.  xib,  bedeuten), /w/w- 
buru,  kustumburu,  welches  sehr  an  xovGßuQag  erinnert, 
und  Hindi  d/ianiyä.  —  Anq.  ZAv%  11.  405.  ist  zweifelhaft, 
ob  er  Pehiwi  goschniz  durch  coriandre  oder  Chicoree  über- 
setzen solle,  zieht  aber  das  letztere  vor.  Ob  dies  ein  Kraut 
sei,  qui  est  hon  ä  manger  avec  le  pain,  wie  es  a.  a.  O.  heisst, 
weiss  ich  nicht,  ist  mir  aber  auch  vom  Koriander  nicht  be- 
kannt. Die  Form  ^ro-^Aw/«  spräche  mehr  für  den  Koriander; 
^^^y  ^A^iy,  ^iJi,\S  (intybus,  Cichorium)  Gast.  I.  481. 
hat  hinten  kein  z. 

Endivia  —  kurd.  ^tehhudebu^.!-  (spr.  hendeba)  Gz.,  p.a. 
v-OUP,  Ghald.  ^y^^v^  (intybusj  Reland.  Diss.  T.  11.290.  Das 


142 

Wort  sieht  ganz  so  aus,  als  bedeute  es :  Hinduisch;  da  aber 
der  Monat  Tyhi  (Januar)  in  Aegypten  die  Endivien  {^iv- 
Tvßioi)  geben  soll  CSprengel  I.  189.),  wird  Ursprung  des 
Worts  aus  Aegyptcn  wahrscheinh'ch. 

Endivia  selvatica  —  \i\uA.  vassalok,  ghia  ghre  und  Ci- 
corea  selvatica  —  kurd.  vasalok  Gz.  Der  erste  Name  er- 
innert an  i<ubi"  CCichorea)  Gast.  n.  2785. j  Sprengel  1.178., 
scheint  aber  doch  kaum  durch  Metathese  daraus  entstan- 
den. Dsi  ghre:  Knoten  bedeutet^  soll  der  zweite  Name  wohl 
herba  nodosa  (vgl.  noXvyovaTOv)  besagen.  —  Du  C  rjiy- 
xovQsa  (Cicorea)  und  Forsk.  Flor.  p.  LXXII.  n^.jS^Ji, 
CCichorinm  intybus)  sind  zunächst  aus  der  Lateinischon 
Form  hervorgegangen. 

Du  C.  p.  885:  /tids'  t6  lanad-ov  ist  wahrscheinlich 
vorn  verstümmelt,  in  welchem  Falle  es  sich  mit  ar.  [ja.^:>- 

Salsa  et  amara  planta  quaevis.  Qi?U>  Oxalis  herba.  Ru- 
mex  planta,  vgl.  Gast.  I.  178.,  vereinigen  lässt.  Forsk. 
Descr.  Anim.  p.  156.  giebt  ^j:oUj>  als  Acetosa  obtusifolia  an, 
aber  jjäa^^  als  Rumex  obtusifolius  Flor.  p.  LXV.,  welcher, 
zufolge  p.  XXIV.,  in  Belgrad  XaTiaro  heisst. 

Du  C.  Gloss.  p.  1600:  TQa%ov,  und  App.  p.  182: 
TdQxov  Ilerbae  species  (Artemisia  dracunculus  Sprengel 
I.  192.)  Vielleicht  p.  qI^  J'  Nom.  herbae.  Tarchon^  Engl. 
Taragon  or  garden  dragon.  Gast.  II.  3947.  ..^^j*^  n  pro  in 
Draco,  dracunculus  hortensis.  Gast.  II.  1567.  nr.  8.  ,..j3. Ja 
Tarchum,  s.  Piperilis.  Belg.  Z^z-ör^ow.  — Pers.  ^^jjjoi  Gast. 
I.   57.,  s^4^iUJ   69. 

Ruta,  erba  —  kurd.  Sydap  Gz.,  a.  p.  1.  ujlju«  (nita 
Raute)  Sprengel  I.  181.,  v^Jcii  (Ruta  graveolens)  Forsk. 
Flor.  p.  GXI.,  im  Lex.  Pelrarchae  p.  250.  pers.  und  koma- 
iiisch  sadaf  (uJJuö).  —  Afgh.   %y^  seweh, 

Ruta  selvatica  —  kurd.  -nuhlirmeH  (spr.  harmel)  Gz., 
a.   ^J^-   (Peganum   Harmala)  Sprengel  1. 321.,  angeblich 


143 

aus  dem  Phönikisclien  und  (gegen  die  semitische  Compo- 
sitionsweise )  Bergmoly  bedeutend,  bei  Du  C.  in  App. 
XaQfis).'  t6  fiüilv  und  aQfiala'  to  ayqiov  Tct^yavov  im 
GIoss.  und  V.  ßlooaocc  im  App.,  so  wie  GIoss.  p.  113. 114. 
aQaßka  als  Syrisch  und  aQßouxag'  ßicooaaaf  rjroi  ur]- 
yccvov  ayQiov;  GIoss.  p.  196.,  App.  p.  38.  ßjJQaOGW  t6 
fuülv;  GIoss.  p.  944.  ftok^ovy  to  ayQiov  Tzryavov.  Nach  Du 
C  Gloss.  p.  204.  ist  ßlaaoa  Aegyptisch,  aber  TieQGaLa 
ib.  ist  wohl  nichts  anderes  als  ß/^Qaaaa  und  so  mit  Un- 
recht von  Creuzer,  Comm.  Herod.  p.  390.  auf  neqoea 
(Cordia  myxa,  s.  v.)  gedeutet.  Siehe  auch  ßr^aaoä,  nach 
Diosc.  syrisch,  bei  Schneider,  Supplem.  z.  Griech.  Lex.  — 
Tscpeg,  zsipeaiaj  lo  ccyQiov  Tirjyuvov,  vgl.  Gast.  11.3933. 
die  syrische  Form.  —  Pehlwi  espand  (espece  de  rhue  sau- 
vage} Anq.  II.  371.,  p.  OjS^,  Ar.  bann  Gast.  I.  328.  Ruta 

silvcstris.  —  Du  C.  App.  p.  14.  a/tieillaXcc, 

Menta,  erba  domestica  —  nänä,  t.  cUi.  a,  clXsti  Gast. 

II.  2339.,  Mentha  gentilis  Forsk.  Flor.  p.  LXVIU.,  im  Lex. 

Petrarchae:  Menta,  pers.  nana  (^nSxJy  äjU)  und   koman.  ^i- 

schi^,  Pehlwi  nanni   nanno  sprem   (vgl.  u.  Basilico)    Anq. 

II.  407.,  Armen,  ananoukh  in    Nierszesowicz   Dict. ,  vctvcc' 

6  i^övoofiog  Du  C.  —  Kavadv'Qr^Q  Du  G.  —  Afgh.  ^aaJ^ 

walini  (menthe). 

Menta  silvatica  kurd.  pimk  Gz.  mit  Ausstoss   eines  d 

vor  w,  wie  kurd.  inni  st  ]pers.  adina  dJ^3\  (Freilag)  im  Lex. 

Petrarchae  p.  207.,  p.  loi^j,  »^ji^J,  4^?  Mentha,  calamin- 

tha,  et  Sisymbrium.  Melissa,  citrago;  pers.  t»i5^iJu  (Sisym- 
brii  genus,  mentha  aquatica)  Gast.  I.  102.,  Hindi  püdinekd 
(peppermint),  püdinä  und  takasnlu  (mint).  Du  G.  p.  1215: 
TCOVTLva'  TO  xalaiiivO^ov,  und  ohne  Zweifel  auch  p.  973. 
fiTiovTivcc-  6  duooofiog  (vgl.  vorhin  ?]dvoajiiog)y  also  ent- 
weder ab  odore  putido  oder  durch  falsche  Schreibung  etwa 
mit  Aphärese  st.  dvoofiog.  —  Gast.  I.  148.  3024.    dagegen 


144 

hat  w5^A:i^J  (pulegium),  welches  Wort  wohl  Rcland  (üiss. 
II.  216.)  vorschwebte,  indem  er  daraus  durch  falsche 
Punctation  das  Lateinische  ptilegium  entstanden  glaubte; 
was  irri«^  ist,  vgl.  oben:  Floh. 

Maggiorana  —  kurd.  bezerdnghtish  (tcrmine  di  Mosul) 
Gz.,  durch  Metathese  und  Vertauschung  von  m  mit  b\ 
Pehlwi  merezengosch  (la  marjolaine)  Anq.  II.  407.,  Du  C« 
/h8qgixougIv'  t6  Gafixpvxov,  p.  (ji^ •  ,0  Sampsuchum.  2. 
Rosa  alba.  3.  Colchicum.  4.  Portulaca  (wörtlich  murinas 
aurcs  habens ,  wie  die  jedoch  andere  Pflanzenarten  be- 
zeichnenden Wörter  /twoGcoLig  und  Sanskr.  mushakarni; 
bei  Origanum  Majorana  Linn.  offenbar  seiner  kleinen,  dünn- 
filzigen Blätter  wegen),  i.  q.  ,ji^  »j^  (eig.  Menschenohren 
habend)  Sampsuchum  s.  Majorana.  Gast.  I.  506.  II.  2137. 
nr.  45.,  '^Mos.  Chor,  marzgus,  Jjj:i:>^  Origanum  Majorana« 
Sprengel  h  185.  Forsk.  Flor.  p.  LXVIII.,  Du  C.  App.  /<£()- 
dovxo.vg  und  im  Gloss.  /ti  eQÖT^xovo?^ ,  iQÖay.ovöLV  t6 
oatLUpv/ov ,  das  offenbar  vorn  sein  f.i  eingebüsst  hat.  — 
ii^a/iiipovxov  ist   ägyptisch    und   heisst   die   Pflanze    des 

Krokodils«  Sprengel  I.  227.,  aus  Aeg.  MCAX,  MCnX 
CCrocodile)  ChampoUion ,  Gramm.  Eg.  T.  1.  p.  74.  mit  c  a 

(attache  ä  — )  p.  181.    Bei  Cast.  II.  3914:   _L^*  mit  dem 

Aegyptischen  Feminalartike!,  oovxog,  y^af^iipac  (Krokodile). 
Bei  Du  C.  xaTi^ina'  xal  xaQÖovv,  'Qcoov  iöXL,  TiaQO/iioiov 
xQü^oöelht),  und  im  App.  p.  196.  x^^Qf^^^-i  ^<^^  laQÖovv 
(wohl  x^Q^Oüv  zu  lesen,  Avie  z.  B.  Ilekfiav  aus  ,.»4^  Bah- 
man  corrumpirt  werden  s.  Reland,  Diss.  II.  p.  215.^  —  sonst 
wäre  l  Rest  des  arabischen  Artikels,    die  Aspiration  aber 

dahinter  geschwunden),  d.  i.  ,..^3.^  Cast.  II.  1394.  nr.  14. 

Lacerta,  vulgo  crocodilus,  spec.  terreslris;  ib.  nr.  13.  ^uj^o. 
Lacertus,  sc.  Libyens,  minor,  in  Syria  animal,  und  1387. 
nr.  11.  cL.s>  Chamaeleon  animal.  Lacerta  maior. 


145 

Fenchel  —  kurd.  rezianä  (finocchio),  p.  t.  xjL^Vj  (ma- 
ralhrum.  Franck,  Origg.  Pers.  p.  243.).  Im  Lex.  Petrarchae 
p.251.  pers.  11.  komaii.  raxiana  (feuiculus).  —  Du  C.  (.i7taTicif.i, 

p.  qCjoIJ  (Foeniculum)  Gast.  1.  545. 

Basillco,  ozziino  —  kurd.  viriahmi  (spr.  rihan)  Gz.  S. 
98.  201.,  a  qL^u,;  s.  Cast.  I.  301.  s.  v.,  wo  jedes  wohl- 
riechende Kraut  soheisst,  jedoch  Ocymum  basilicnm  Forsk. 
Flor.  p.  LXVIII. ;  (^jjjLj  Cgratum   odorem   habens)   ist   so 

auch  persischer  Name  des  Basilicum.  —  Cast.  I.  328.  *c-«jjw 

Hcrba  odorata  quaevis.  2.  Basilicum.  Maiorana,  al.  Ocimum. 
Anq.  II.  404.:  wToute  feuille  excellente,  qui  cultive'e  par 
la  niain  des  hommes,  sc  conserve  en  hon  etat^  s'appelle 
saperem  (vgl.  oben  sprem  unter  menta).  Daher  le  Basilic 
(^schahspretn)  affectee  ä  Schahriver ,  ib.  p.  407.  Sprengel 
Gesch.  d.  Bot.  I.  192.  bemerkt  von  Symeon  Seth,  dass  er 
schon  viele  raorgenländische  Pflanzen  kenne,  und  zuerst 
bei  ihm  (im  XI.  Jh.)  ßaatlixov  als  Name  des  Ocimum  vor- 
komme. Da  bei  den  Griechen  der  Perserkönig  schlechtweg 
0  ßaaikevg  hiess,  scheine  jene  Benennung  dem  Persischen 
Worte  nachgebildet.     Cast.  I.  365.    II.  3703:  *JLl^Ui  cet. 

Basilicum  regium,  ojy.Lf.iov  ßaaüuxov  (schon  bei  Aetius ,  s. 
Schneider).  Cast.  I.  391.  q^^-jm^  i-  q.  Pers.  ^j^^^^J^  Herba 
odorata  regia,  nSoSt^  "li^nn  Cd.  h.  ocimum  regis)  Ocimum 
tenuius.  Gul.  24.  Eins  Gloss.  ait  esse  i.  q.  am^a,  quod 
per  »Ssaip  piin  exponit,  ^ol  Cast.  II.  310.,  d.  i.  Ocimum 
basilicum,  Sprengel  I.  2i0.  (baderadsch) ,  221.  Vgl.  oben 
unter  narancio  am  Schluss.  —  Mit  .^^Uä^aU  (Ocimum 
gratissimum)  Sprengel  a.  a.  O. ,  Ocimum  caryophyllalum 
Cast.  1. 3010.,  vergleicht  sich  wohl  (falavTi^a /ttit' GTceQfia 
ßciOiXixoi'.  —  Im  Sskr.  gandhapatra,  kharapushpu,  ttmgt, 
harburd  (Ocimum  gratissimum)  warwarä  [0.  pilosum  Roxb.), 
^wetaparri aau,  pawiträ,  kathindshura ,  tulasi  (O.  sanctum), 

VII.  10 


146 

karnla  (eine  schwarze  Art  davot»)  gnrnghna  A  species  of 
Basil  (ci|r.  Gifi  lötüeiid,  (jlegen<»ifl).  —  Warum  die  Pflanze 
schahsprem  dem  IzlmI  Schuhriver  (wörtlich:  rex  exiraius) 
geheiligt  sei,  erhellet  aus  der  Nanieiisähiilichkeit;  ehen  dess- 
halb  steht  auch  Pehiwi  ädergoun  (le  pavot  sauvage  Anq.) 
unter  dem  Schutze  des  ^^/t^r  (Feuer).  Ob  die  eben  genannte 
Pflanze  wirklich  den  wilden  Mohn  bezeichne,  steht  dahin; 
wenigstens  erklärt  Th.  Hyde  Vet.  Pers.  Rel.  p.  253.  die- 
selbe für  »Anemone  foliis  ruhris  et  medio  nigro  (vgl.  oben: 
Anemone).  See.  ahos  Girasole,  sed  minus  apposite«,  und 
adergun  wird  bei  Castellus  als  Name  verschiedener  rother 
Blumen  angegeben.  Oa  das  Wort  aber,  wie  ...^^jijol^ 
feuerfarben  bedeutet,  erhellt  sogleich  die  Beziehung  der 
Pflanze,  welche  auch  verslanden  werde,  zum  Feuer.  — 
Der  Gedanke,  Pflanzen  unter  dem  Einflüsse  von  Planeten 
sich  zu  denken,  reicht  noch  bis  in  das  Mittelalter  herein, 
s.  Sprengel  I.  235.  Zusätze,  wie  ^^königlichii^  zu  Natur- 
gegenständen sollen  offenbar  einen  Vorzug  derselben  an 
Pracht,  Werth  u.  s.  w.  vor  anderen  ähnlichen  andeuten. 
Daher  z.  B. Königskraut  (Basilikum),  Königs-Apfel,  -Pflaume, 
-Birne  (so  auch  schah  amrud,  s.  oben  peri)  Heyse,  Deut- 
sches Wörterb.,  Königskerze  (Verbascum),  xqivov  ßaGili- 
;fOv  (Lilium  candidum)  Sprengel  I.  145.,  auch  im  Talmud 
nSiZHDjMJW  CKönigslilie)  ,  was  Sprengel  182.  für  Fritillaria 
Imperialis  halten  möchte.  Türk.  Sultan  böreki  (amarantus) 
Clod.  lex.  Türe.  p.  28.  Vgl.  auch  oben  Falke;  für  Moschus 
(Sskr.  gandha9ekhara,  der  Gerüche  vorzüglichster)  aber 
auch  für  Mastix  führt  Clod.  1.  1.  p.  388.  437.  schehbui  (re- 
gium  odorem  habens)  an.  Ferner:  regulinisches  Metall, 
und  eine  Menge  Composita  mit  rädshan  im  Sskr. 

2tciv(xxiov  Du  C. ,  im  Lex.  Petrarchae  p.  250.  pers. 
spanac,  koman.  ^Ä/yrtz/wc  (spinatium),  ^AJL^i  Spinachia  ole- 
racea.  Forsk.  Flor.  p.  LXXV^II.,  Spinat.  Sprengel  I.  224., 
vgL  Radlof ,  Bildungsgesch.  S.  190. ,  dessen  Deutung  aus 
Spina  aber  wohl  schwerlich  Stich  hält. 


147 

DuC.p.  1141:  Tzsxaldovvy  av6()aq)a^,  BelThcophrast 
ist  drÖQucfa^ig  Atriplex  hortensis  Sprengel  I.  88. ;   es  liegt 

in  jenem  also  wahrscheinlich  ar.  jj^  hcrba  ex  semine  nata, 
OIus,  spec.  hortense;  da  dies  mit  ÄA>^Js.if  sogar  Spinachium 

s.  atriplex  bezeichnet.  Der  zweite  Theil  könnte  ^:>  (Oleum) 
sein,  falls  sie  etwa  dadurch  als  fett  sollte  bezeichnet  wer- 
den. Du  C.  App.  p.  30.  VlTQiTikexsfi  ?y  ar^afpa^ig, 

Cavolo  —  kurd.  kalam  Gz.,  p.  t.  JS  (brassica)  Gast. 
I.  465.,  Tibet  kram,  Hindi  karatna,  kalld  (an  xQafitßj^j  V*-*-^ 
Gast.  I.  450.,  und  caulis,  Kohl,  erinnernd).  Engl,  cabbage.  — 
Im  Hindi  findet  sich  kalama  (pen),  offenbar  a.  Ji  (calamus 
scriptorius}  Gast.  H.  3350.,  aber  nach  Wilson  im  Dict. 
kalama  schon  im  Sskr.  nicht  bloss  Reis  (oryza)^  sondern 
auch  A  pen,  a  reed  for  writing  with,  Griech.  xala^iog. 
Man  hüte  sich^  daraus  in  Bezug  auf  das  Schreiben  unzei- 
tige Schlüsse  zu  ziehen.  Das  Zutreffen  der  Wörter  ist 
merkwürdig  genug,  aber,  ob  sie  das  eine  Volk  vom  an- 
deren entlehnte,  erst  noch  zu  untersuchen. 

Rauke  —  Du  G.  T'QaQz'QlQi],  i]  ()6xaf  im  App.  p.  48. 
yeQyiQ,  Talm.  laia?  jo^j^  »"  Aegypten  (Brassica  eruca) 
Sprengel  I.  183.  Gast.  H.  606.  ^Poxa,  (wvxa,  aQOvxa  aber 
werden  durch  tvQn)[.iov  erklärt.  Desshalb  sind  hieher  zu 
zählen:  Du  G.  p.  967:  fiTiäiovQ^  Ti^ccT^r^Q  fi  .  .  .  ^v/nov 
(1.  ontQfia  evQüfiovl)^  worin  das  erste  Wort  ar.  .ii  (semen); 
p.  1593:  t6x(.ie  y,ixi()lg,  anoQog  ev^wfiov,  mit  p.  ^^s^Oj 
Csemen);  p.  1562.  T^avTQr^Qiv  Ev^cofiog*  —  Pehlwi  kakiz 
(la  roquette)  Anq.  II.  405. 

Gavoli  fiori  —  kurd.  kdrnahil  Gz.,  JaxjUi  Brassica 
Pompejana  s.  Gypria.  Gast.  II.  3372.,  vgl.  I.  465.,  wo  ^ 
^5.  (d.  h.  Römischer  Kohl)  als  gleichbedeutend  angegeben 
wird.  Im  kdrnabit  könnte  r  eingeschoben  sein^  wie  des- 
gleichen im  Kurd.  sundruk  (arca)  Gz.  S.  92.  neben  sandnc 
(cassa)  108.,   tevTuvxiv  Du  G. ,   pers.    sandnc,    koman. 


148 

aindnc,  ^Aaad  (capsia)  im  Lex.  Petrarchae  p.  230.;  doch 
he\ssty.a()vaßlTt  in  Constantinopel  Brassica  caulifol. Forsk. 
Flor.  p.  XX.,  vgl.  LXIX. 

Lattuca  —  kurd.  kas  Gz,,  p.  a.  jj*^i»,  Chald.  non 
(lactuca)  Reland,  Diss.  T.  II.  p.  307.  Ar.  ^^>  (Lactuca 
scariola,  vgl.  Du  C.  GIoss.  p.  1337.)  Sprengel  I.  183.  — 
Im  Lex.  Petrarchae  p.  250.  Latucha ,  pers.  farfa,  koman. 
tnarul  (J^^U),  Du  C.  fiaQOvliov,  —  Du  C.  Gloss.  p.  987: 

/ii7i(x^ovQ-l-x(xs'  OTvoQog  d-Qidaitog  aus  ar.  . ij ,  pl.  .^ ij 
(semen)  Gast.  II.  316.  und  5j-M.M^i     Gactuca),  i.  q.  p.  1593: 

T 6x^18  xaxov,  p.  _^^\S  ^:<^'S. 

Rafano  —  kurd.  tover  Gz. ;  vielleicht  durch  Metathese 
aus  p.  t.  v'.b,  i-y  (Rettich),  Du  C.  Gloss.  p.  1591.  tovqji 
und  im  App.  p.  182.  zaQji'  i^  Qa(f)ccvig,  im  Lex.  Petrarchae 
pers.  turp  (rafanum).  OoQcpccT  und  d-OQcpaxaäd l  Du  C. 
Gloss.  p.  496.  erklärt  Sprengel  I.  227.  aus  ^5  j'  die  Knolle, 
und  n7.U7  das  Feld ;  jenes  sei  ^acpavLg^  das  letztere  Euphorbia 
Apios. 

<     .0) 

Tartufo  —  kurd.  dumhald  Gz.  S.  261.;  etwa  p.  ».iLiJ 
1.  Cauda.  2.  Furunculus.  Tumoris  genus,  wie  vdvov  und 
oidvov  von  oldäv'^ 

Rapa  —  kurd.  schelem  ( '^scielem«  Gz.),  p.  aaJLä^  jJUi 
(j*.^JlS),  im  Lex.  Petrarchae  p.  250:  Rapa,  pers.  salgam, 
koman.  salghan  (osttürk.  .^iJUi)  vel  samuc;  Hindi  ^ala- 
ghama  (turnip).  —  Im  Türk.  ^U;  mit^L:^  (Hungaricus) : 
Erdapfel. 

Bietola  rossa  —  kurd.  schelem  allein  ,  oder  auch  mit 
dem  Beisatze   tursia,  d.  h.  acida,  p.  (jiy,    (woher  bei    Du 

C.  TOVQOa'  IccTca&oVj  ^.  xioJi  Acetosa,  oxalis  herba.  Gast. 
I.  178.). 

Bietola,  erba  —  kurd.  «^7ä,  a.  oiJu«  Beta  (olus);  dieses: 
Bete,  Manaold,  nach  Sprengel  1. 179.  Beta  vulgaris.  Forsk» 


149 

Flor.  p.  LXIII.,  DuC.  öcxlccy;  t6  TfrlyUov.  2eox?.o  scheint 
bloss  unrichtige  Schreibung  für  aevxXov ,  gevtXov  (hcta)  bei 
Du  C,  sowie  auch  Lith.  swiklas  (rotheRübe)  Pott,  Comm. 
Lithuan  I.  67.  vgl.  II.  31.  Sicnla  cet.  gänzlich  verschieden. 
—  Du  C.  Gloss.  p.  1077:  TiaQa  Beta,  (7£(;rA^,  vermuthlich 
p.  jjjL  Beta?  Gast.  L   82. 

Pastinaca  —  kurd.  ngiezern  Gz.,  Gast.  II.  530.  .S 
(pastinaea,  daucus),  I.  454  :  jß  und  ^jS'  (Siser.  Daucus), 
Afgh.  gazir,  Hindi  gadshara^  Sskr.  pitakandu  (carrot).  Ar. 
jy>'  (Daucus  carota)  Forsk.  Flor.  p.  LXIV. 

Du  G.  p.  1346:  oexccxovl^  tAenov,  aber  auch  to  IqI- 
yxiov,  und^  nach  wieder  anderen, to  xQiyUlov,  Forsk.  Descr. 
Auim.  p.  151.  führt  unter  den  officinellen  %  Wurzeln  JJIää 
Eryngium,  und  Flor.  p.  LXIV\  dasselbe  Wort  als  Eryngium 
campestre  auf,  während  Sprengel  I.  217.  das  arabische 
Wort  als  Pastinaca  Secacul  nimmt.  Gast.  II.  3821.  ur.  27: 
Sisarum  Syriacum.  Pastinaca  sylvestris. 

Scelleri  —  kurd.  kerefs  Gz.;  p. a.  t.  y^^^Ghald.  DSHD 
Reland.  Diss.  T.  II.  308.,  wahrscheinlich  Apium  graveolens 
nach  Sprengel  I.  217.,  auch  Forsk.  Flor.  p.  LXIV. 

Du  G.  p.  853:  Maxedovloiov,  Apium  Macedoni- 
cum.  Bei  Forsk.  Flor.  p.  LXIV.  Baqdtinis  jj^^Jüb  Apium 
petroselinum,  aber  Maqdunis  frandji  ^uO'Äa  Scandix  ce- 
refolium.  Dagegen  hält  Sprengel  I.  172.  194.  /naxedovl-' 
GLOv  OTieQi-ia  bei  Nicolaus  Myrepsicus  1. 1.  für  Bubon  ma- 
cedonicus,  was  aber  mit  Petroselinum  macedon.  bei  Mat- 
tioli  CS.  Sprengel  1.296.)  einerlei  ist.  Das  Suffix  des  Wortes 
entspricht  dem  Lat.  —  ensis,  z.  B.  in  oci)fiariai()v,  Roma- 
nense  (obex ,  vectis,  quo  fores  obserantur);  xccvGXQioiog, 
castrensis;  (paßQixioiOL  Fabricenses. 

Aglio  —  kurd.  sir  (Gz.  S.  69.  78.  über  die  Aussprache 
des  Worts),  im  Lex.  Petrarchae  p.  250:  Aleum,  pers.  sir, 
koman.  sarmisac  (  iL^Lo),  pers.  ^^  Buchar.  ssir,  »Zi- 


150 

geun.  tzirja;  pura.  Ilindost.  IJsumu  Grellin.,  aber  7Ag.  ssyr, 
ssirrja  Ms.,  Knoblauch. 

Cipolla  —  kurd.  piväz  Gz. ,  mit  einem  unerklärlichen 
V,  welches  den  übrigen  Sprachen  in  diesem  Worte  abgeht, 
nämlich  pers.  -Lo  (cepa),  Afgh.  pydz  (onion),  Du  Cmas, 

Hindi  piyädsha  und  kandä  funion),  '^Hindost.  peiuz^  aber 
Zig.  purum;  loUpuruimi  Grellmann,  Zigeuner  S.  290.  puh^ 
remß  bei  Bischoff,  im  Lex.  Petrarcliae  p.  250.  pers.  pias^ 
koman.  sogan  (qIj^>^)  vel  youa^  Oelötisch  in  Dsungarien 
pias  und  sonyina  Klpr.  As.  Polygl.  S.  284.,  und,  auffallen- 
der Weise,  mit  r :  pldr  (Zwiebel)  eben  da  S.  250.  als  Bu- 
charisch. —  MnaoaX'  ~t6  xQOf-ifiivov  Du  C,  Hebr.,  Chald. 
bin  CAllium  cepa)  Zwiebeln.     Sprengel  I.  14.   179.  — - 

Im  Sanskr.  kanda  (A  bulbous  or  tuberous  root.  Gar- 
lick.  Letzteres  auch  mletshhukanda,  d.  i.  Barbarenknolle), 
Hindi  kanda  (bulb),  gundanu  (leekO,  Buchar.  kandenu  (wil- 
der Lauch),  Pehlwi  gandenah  (les  poireaux}  Anq.  11.405., 
p.  litXAf  Gast.  I.  472.  Nom.  herbae  amarae,  hederae  in- 
star, in  hortis  nascens.  Porrura.  Du  C  Gloss.  p.  1594. 
f6yi(.ie  xccvTccva^GTiOQog  TCQ(xoov;p.9G7.  /.iTta'QovQxovla, 

GTTOQog  TiQaooVj  wahrscheinlich  ol  J"  ,i^  Bizr  korrat  (der 
Same  von  Allium  porrum)  Forsk.  Descr.  Anim.p.  154.  Gast. 
II.  1B|9.^  also  wohl  mit  ^  für  q  und  Abwurf  von  f, 

Ueber  das  Geschlecht  der  Cucurbitaceen  s.  Sprenge! 
I,  86.  178. 181. 223-24.  Forsk.  Flor.  Aeg.-Arab.  p.  hX\V. 
■ —  Das  Wort :  Gurke  wird  durch  Lith.  agurkas ,  Pohl. 
ogor?^  u.  s.  w.  mit  ayyovQiov  Du  C.  Ccucumis),  Ital.  an- 
guria  (Wassermelone},  p.  »^ijol  (Melo,  pepo}  Gast.  I.  57. 
vermittelt,  und  stammt  schlechterdings  nicht  voq  p.  X*^j 
wie  Frank/ pQmm.  Phaosoph.  p.218.  und  Radlof,  Bildungs-r 
gesch.  d.  Germ.  S.  191.  angeben.  —  Kürbiss,  Engl,  gourd 
unjl  Irisch  gurda,  vielleicht  auch  Zig.  herwesto  Ms.,  sind 
Verderbungen  aus  lat.  Cucurbita,  und  nicht  etwa  das  erste 
jius  pers.  kharhuzeh  (Melone)  eitstanden.  —  Phebe,  Engl. 


15) 

pumpion    pttmpkin   ist    rcesian';    Melone  so  viel  als  grosser 
Apfel  Qn]?.OTCf.Tict)vJ. 

Melone  —  kurd.  t//imulor  Gz.  S.  69.  184.  Ob  das  Wort 
mit  dem  Kurd.  j  jjli'  "schlechfe  Gurken«  F"undirr.  d.  Or. 
IV.  382.,  und  mit  dem  Sauskr. ,  vom  Gerüche  benannten 
gandhöli  A  kind  of  cucuniber  (Cucumis  reclinata.  Roxb.) 
eine  etymologische  Gemeinschaft  habe,  bleibt  sehr  zweifel- 
haft. —  Bei  Rieh  1,  eig*.  Kurd.  kalak  (inelon):  dem  •jXK 
Cast.  I.  465.  und  ^'L^^  Al\S ,  LJiy,  ^U.'Lr  (Melo  immaturus) 
am  nächsten  stehen;  Sskr.  kiilaka  A  sort  of  gourd  O'ri- 
chosanthcs  dioeca}  scheint  nach  Sinn  und  Form  Cbesonders 
wegen  des  ii)  zu  weit  entlegen.  2,  im  Lorist.  khahlizeh 
(melon),  das  durch  Umstellimg  des  zu  /  gewordenen  r  ent- 

Standen    ist  aus   »jj^    (Melo.   Pepo)   Cast.  I.   232.,   iJ^ 

(magnus  cucumer),  jj^  (Citrullus  magnus.  Pepo)  Cast.  II. 
1796.  nr.  30.   und  31.^  woher    auch    vielleicht  Calebasse 
(Flaschenkürbiss)^   bei  Du  C.  t6%^i£  (p.  ^^3^    kurd.  fove 
Samen)  xaQTEOv'Ccc,   GTioQog   TieTiorog,  Hindi  kharabndsha 
Cmelon),  im  Lex.  Petrarchae  p.  249.  pers.  charbusa^  koman. 
coun  (melonum)^  Zigeun.  herbnz  bei  BischofF,    «Zig.  her^ 
buzho^  Hindost,  terbus  Melone»  Grellmann  Zig.  S.  290. — 
»ij^  c.  TT:n  Canguria}^  ähnlich  wie  Oi-^va  ivöixtj  (Gurke), 
weil  die  Samen   der   Gurke    aus   Indien  gekommen    seien, 
nach  Euthydemus  bei  Athenäus  2,  18.    Russ.  arbyz^  (Kohl_, 
Reisen  in  Südrussl.  I.  122.)?  Poln.  arbu%,  kawon  Wasser- 
melone (Cucurbita  citrullus),  vgl.    ..^b"  (Cucumis  angulatus) 
Forsk.  Flor.  p.  LXXVI.  Pehlwi  bodjinah  (concombres,  pe- 
pines)  Anq.  IL  487.  und    Sanskr.    tammbudsha  (A  water- 
melon),  dus  Wilson  aus   p.   -jj'  enilchnl  betrachtet,  Hindi 
tarabudsha,  sadd  (vvatermelon),  kalmück.  taibus  bei  Radlof^ 
Biidungsgesch.  S.  192.  weisen  auf  Zusammensetzung  auch 
des  vorhin  genannten  Wortes,  nyiam  Sprengel  1. 178.,  aber 
181.  nxias  (Cucumis  anguinus)  haben  wohl  bloss   zufällige 
Klangähnlichkeit.  —  Buchar.  Arö/i'wcA  (Melone),  p.  i^Cast. 


toi 

I.  462._,  türk.  Uui  (Cucurbita^  Kürbiss)  vgl.  Forsk.  Flor. 
p.  XXXIV. 

Wassermelone  —  u^o  "*  einem  kurdischen  Dialekte, 
Fundgr.  d.  Or.  Th.  IV.,  auch  Arab.  Sprengel  I.  224.  — 
Bei  Rieh :  Lorist.  shami  und  eig  Kurd.  shooti  (Water  me- 
lon)j    das  erste  könnte  möglicher  Weise  'jvon  Damaskus« 

bedeuten,  hängt  aber  vielleicht  mit  *U.Ä  Cast.  II.  3770. 
(Melonis  genus  parvum,  colocynthidis  instar,  odoratum, 
striis  viridibus  flavis  rubisque  conspicuum,  i.  q.  p.  iuj.AiU*«s> 
Exiguum  melonis  genus  quod  ob  gratum  odorem  et  colorem 
manu  gestare  amant.  Cast.  I.  269.  vgl.  Sprengel  I.  23.,  der 
das  letzte  auf  die  D^J^TH  deutet)  etymologisch  zusammen. 
Das  zweite  stimmt  zu  schüti  (Gz.  S.  69.  90.  cocomero 
anguria),  woneben  aber  auch  noch  debes  genannt  wird,  mit 
welchem  ^^^  (Cucumis  anguinus  oder  der  Schlangenkürbiss 
Sprengel  I.  224.,  der  erst  durch  Kochen  oder  Rösten  ess- 
bar wird)  vielleicht  gar  nichts  gemein  hat.  —  Sanskr. 
nutdmra  (Cucurbita  citrullus).  —  Afgh.  hindwänä  (water 
melon)  nach  Leach. 

Zucca  (Kürbiss)  —  kurd.  holend  Gz.  Ob  pers.  O^^lS 
(Cucumis  tenuis,  medii  cubiti  s.  ulnae  longitudinem  habens)? 
—  kurd.  kundek  (zucca  di  specie  piccola)  Gz.  —  y.oXo^ 
xvvrr^,  xoloxvvO-rj  (Cucumis  sativus)  Sprengel  I.  86., 
nach  Suidas  ein  Wort  medischen  Ursprungs,  köiuite  allen- 
falls mit  dem  oben  erwähnten  kalak  (Melone),  oder  auch 
mit  den  nur  eben  genannten  Wörtern  in  Beziehung  stehen. — 
Russ.  tükwa,  Poln.  dynia,  hania  (Cucurbita  pepo),  Zig. 
banjio  Ms.  und  dudum  (merkwürdiger  Weise  an  die  Dudaim 
der  Bibel  erinnernd),  hindost,  huila  (Kürbiss)  Grellmau 
Zig.  S. 290. —Im  Lex.  Petrarchae  p.  250:  Cucurbita,  pers. 
cudu  (^l\5'),  koman.  cabac  (^Li),  Buchar.  kadii^  p.  ^vAi' 
Cast.  I.  442.,  Hindi  kadü,  kadimä,  luukä  (pumpkin),  petha, 
tumht  (im  Sskr.  Cucurbita  lagenaris),  iömadi  (gourd),  Sskr. 


153 

karkuni,  kusJimämlu  A  pumpkin  gourd  (Cucurbita  pepo), 
aläbn  tnnakurma  (Cucurbita  lagenaria). 

Cocomero  cetrioio  —  kurd.  klar  Gz.  S.  69.  110.  113., 
in  Lex.  Petrarchac  p.  249. :  pers.  und  komanisch  chear 
(cocomarum)  p.  a.  t.  ^Ui>  Sprengel  I.  178.  Bei  Cast.  I. 
388.  X*:^  ^^yyÄ  u.  ^VfS  —  (Cucumeris  species  longa  j  et 
incurva  in  Aegypto  nascens),  vgl.  Cast.  I.  436.  f^^^  Cu- 
cumis genus  longius  c.  ru  Cucumis  tantum.  Sskr.  karkati 
(Cucumis  utilatissimus  Rox.),  päkaH,  irbäru^  bhinnagäirikä. 
jjZig.  boborka,  Hindost,  birkau  Grellm. ^  schüttle  Gurke, 
bei  Bischoff. 

Cocomero  asinino,  planta  raedicinale  —  kiarsahy  was 
buchstäblich^  wie  türk.  e5;l^  c:^jj;  cucumis  canum  be- 
deutet ;  aber  C.  caninus  und  asininus  sind  ein  und  das- 
selbe. Cast.  I.  438.,  vgl.  I.  233  :  jl^y>  Cucumis  asininus. 
Bei  Cast.  I.  127.  «Ai^  Colocynthis.  2.  Cucumer  asininus. 
3.  Solanum.  —  Sprengel  I.  223._,  vgl.  23  ,  deutet  ar.  jJavis>* 
und  S.  128.  xovoifiei^aQ  (ägyptische  Stacheln)  auf  Mo- 
mordica  Elaterium  oder  die  Kselsgurke,  Springgurko  (vgl. 
Schneider,  Gricch,  Lex.  ßoi^alia)  Kosteletzky  IF.  S.  729. 
Dulk,  Preuss.  Pharmakop.  I.  457.,  was,  in  Bezug  auf  ^^hXs>^ 
durch  den  zunächst  folgenden  Artikel  zweifelhaft  wird. 
Neugr.-mx()a  ayyouQa  (Mom.  el.)  Forsk.  Flor.  p.  XXXIV. 

Coloquintida,  frutto  mcdicinale  —  kurd.  vahhndala  (spr. 
handal)  Gz.,  a.  JsioJL»  (colocynthis)  Cast.  II.  1309.^  oaf.i' 
Xavral,  rj  xolovxlvO^iöa  Du  C.  Gloss.  p.  1330.  App.  p. 
167.,  ar.  J^A22i>^^«.;s:ui  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  150.,  zusam- 
mengesetzt mit  oaxxcifi  (adeps) ,  a.  ji^^kj^  (adeps;  pulpa 
colocynthidis,  ob  simili(udinem)  Cast.  II.  3728.  —  Sskr. 
iiuläj  käkamardda,  pitankuki,  witfälu^  ^ukrubhiibhuwd  (Cu- 
cumis coloquintida).  —  Pehiwi  konste  (la  coloquinte)  Anq. 
II.  405.,  vi^sl-^  Cast.  I.  480.,  ^^^  (pulpa  colocynthidis 
u.  s.  w.)  438.,  ^Ä.^  487.;  vgl.  früher:  Myrrhe.  Ueber  die 


154 

Coloqiiiiiten  (Cucumis  colocyntliis  Linn.)  s.  Dulk  a.  a.  O. 
S.  386. — xaQxali]v'  ay()ioxoloxvvd/]v  oder  Cucurbita  sil- 
vcstris  nach  Du  C.  App.  p.  196.,  entweder  ^\^i>^  (Ksels- 
gurke)  s.  o.,  mit  Eintauschung  von  l  für  (>,  oder  Cast.  H 
.1397:  ]^Sain  Herbae  amarae  species,  cuius  olim  usus  fuit 
in  festo  Paschofis.  Pers.  ^j  ^jc5'  (pepo  amarus},  auch 
ti5oJv  ist  die  Coloquinte. 

Cassia,  medicina  —  kurd.  kiartschumher  Gz.,  Lex. 
Petrarchae  p.  218.  p.  Chear  y  sanhar^  a.  .^a>  ,La3»  CCassia 
fistula)  Sprengeil.  219.,  ^a^  ^Lxr>  oder  ^.Ä  Cast.  IL  1219. 
nr.  10  und  11.  3789:  Cassia  fistula,  it.  nigra  s.  Medica,  quae 
muUa  in  Alexandria  (daher  dann  auch  wohl  siliqua  Aegyptiaca 
Du  C.  Gloss.  p.  1751.),  ac  ipsa  arbor:  quod  flexuosum  istum 
cucumerem  fructus  refert.  Reland  Diss.  T.  I.  222.  hat  %i(xq- 
Oa/iißaQ,  \y\\C  %Lai)OCii^ißeQ  \iv\A  %Eaoa(.i7iaQ'  tj  yMöLa 
^liXaiva,  wohl  wegen  ihrer  aschgrauen  Rinde;  doch  könnte 
der  Zusatz  auch  von  der  dunkel  schwarz -braunen  Frucht 
herrühren.  Die  Benennung:  Röhrenkassie  (ig)lGTOvla  Du  C) 
bezieht  sich  auf  die  röhrenförmigen  Früchte  Dulk  I.  258. 
Sanskritbenennungen  sind  suparna  (schönblälterig),  suwarna 
(schönfarbig),  rädshmvnksha  und  nnpadriima  (Königsbaum), 
nyankuhhüruha  (Baum  des  Rothwildes),  lUrghaphala  (lang- 
früchtig;  die  Frucht  wird  1  —  IV2  Fuss  lang,  s.  Dulk), 
tshaturangula  (4-fingerig,  weil  die  Blätter  4  Finger  in  der 
Länge  haben,  nach  Wilson),  gomayodhhawa  (Kuhdünger 
entsprossen,  weil  sie  Dünger  erfordern)^  kushthasüdana, 
kandughna  (Gegenmittel  %Q%^\\  die  Krätze,  leprosy,  itch), 
wyudhighuta  (destroying  discase),  dshatharanud  (den  Bauch 
laxirend),  dhwuntagätrawa,  ^anulu,  ^ainpäka,  kälnnkata, 
ürgwadha,  uragwadha,  ärewata,  kiirna,  karnikura,  kritmnnla, 

Pers.  .a5o  Cassia  fistularis.  Cast.  I.  139. 

Senna^  erba  med.  —  kurd.  Senna  meki,  a.  XoüUw 
(Senua  Meccana);   praestantissima  Meccä  affertur.  Cast.  I. 


155 

351.  ^evs^iccx'  TO  olvai  Du  C.^  Hindi  sand.  Cassia  senna 
Sprengel  I.  220.  Dulk  Preuss.  Pharmokop.  Th.  I.  S.  926. 
Ausg.  3. 

Catapuccia,  crba  —  kurd.  ghenakertschek  Gz.  Ob  die 
Springkörnerj  Purgirkörner  (Semen  cafapuliae  minoris)  von 
Euphorbia  Lathyris  Dulk  I.  464.,  oder  Semen  cataputiae 
niaioris  von  Ricinus  communis  Linn.,  a.  a.  0.  847.  gemeint 
seien,  steht  dahin.  Das  span.  catapucia,  bei  Isidor.  Hisp. 
citocatia,  vulgo  citocotia^  wegen  ihrer  Purgirkräfte  (also 
vielleicht  von  cito  und  cacare,  vgl.  eiere  alvum,  und  etwa 
Dissimilations  halber;?  für  c)  Sprengeil.  191.  201.  Vielleicht 
liegt  in  obigem  Worte  kurd.  gheni  stinkend  (vgl.  Gz.  S. 
145. 223.)  mit  cekem,  praet.  ceker,  ker  machen  (S.  143.)  — 
Bei  Forsk.  Descr.  Anim.  p.  156.  jojJl  (Semina  cataputiae), 
ex  India.  Venenos.  purgans.  Nach  Sprengel  I.  215.  Koste- 
letzky  S.  1071.  ^ajuaII  LXiJ>  Strychiios  colubrinus,  dessen 
giftiges  Holz  man  doch  als  Purgirmittel  gebraucht  habe, 
dagegen  223.  oJi^  Aleurites  moluccana.  Vielleicht  vtccvt* 
q)aQ/iiaxov  ccvaiQSzixov,  Allein  auch  ^3b  V^enenum  aliquod. 
Dadium.  Gast.  H.  633.,  Du  C.  Gloss.  p.  274.  dtd,  öalij, 
rj  dt  y.ai  ÖQshov  UyeTai  und  App.  p.  53.  öaö,  t6  öccölov, 

Grano,  formento  —  kurd.  ghenam  Gz.  S.  148.  157.^ 
gamin  (Weizen),  Güld.  u.  Kl.,  Afgh.  gamiii,  Klapr.  (As. 
Archiv),  aber  ^Xji  ghanim  (froment),  in  ^q\\  Mem.  rel.  a 
l'Asie  T.  IN.  p.  458.  ,  ghamim  (wheat)  bei  Leach,  Journ. 
of  Ihe  Soc.  of  Beng.  Vol.  VIII.  p.  10.  Buchar.  gandum,  p. 
»%^oS^  Gast.  I.  472.,  Sskr.  godhüma,  Hindi  genhüniy  göhüm 
Cwheat);  vielleicht  Du  C.  App.  p.46.  yavdovfiiov  xo^h^, 
und  bei  Ilesychius  yavdco  ft  a,7ivQoL  Ganz  verschieden  ist 
wohl  Sskr.  gandhawihala  (wheat),  und  ntsn  (Trilicum  ae- 
slivum)  Sprengel  \.  10.,  ü>T2n  177.  und  arab.  \Lud-  Hunta 
(Triticum  spelta)  Forsk.  Flor.  p.  liXI.  —  Merkwürdiger 
Weise  hat  der  Weizen  im  Sanskr.  auch  den  Namen  mle^ 
tshhu^a^  d.  h.   Barbarenspeise  (auch  hhudshambuj  eigcntl. 


156 

Erd-Rosenapfel);  und  sowohl  godhtima  als  samitd,  samida 
(fine  wheat  flour)  werden  durch  ihr  ziemlich  fremdartiges 
Gepräge  der  Einführung  nach  Indien  verdächtig.  Man  vgl. 
Hall.  Jhb.  1838.  S.  2493.  und  Du  C.  Ig i^Lix  (spira^  genus 
panilicii,  in  Turco-Graecia  Crusii),    or^f^iridLa  (simila,  ae- 

fiiidahg^y  Jcmjw  Ar.  Panis  candidus.  Gast.  I.  351. ;  im  Kau- 
kasus simidij  simindi  (türkischer  Weizen)  Klapr.  As.  Po- 
lygl.  S.   117.  —  kurd.  heschnei  (Korn)  Klpr. 

Farro  —  kurd.  savdr  Gz.  —  Weder  oecpeQLOv  Cavena) 
Du  C.^  noch  Chald.  n>3D  Ceine  Art  Dolichos)  Sprengel  I. 
177.,  noch  Afgh.  dshiwar  (Mays^  —  ein  ursprünglich  ame- 
rikanisches Getraide)  Klpr.  As.  Polygl.  S.  59.  lassen  sich 
mit  Sicherheit  als  Verwandte  davon  ansprechen. 

Orzo  —  kurd.  rigVeU'.  (spr.  dshei}  Gz.  S.  200.  und  Biada. 
^igiehüi  S.  100.  »^  bei  den  assyrischen  Kurden,  tscha  (Gerste} 

Güld.,  p.  j.>,  Hindi  yawa,  dshäu,  Mahr,  dshawa,  tiTdig.  gib, 
Hindost,  jou  Gerste;  Zig.  jiv ,  Hindost,  giuw  Weizen« 
Grellm.  Zig.  S.  289.,  aus  Sskr.  ymvaj  auch  diwya  s.  Hall. 
Jhb.  1838.  S.  445.;  vielleicht  vz'^i^aTioaTJQ'  6  xQid^og  6 
x€xavf.i£vog ,  und  ^ev/iia,  tcQid^rj  oeGr^nvla  Du  C,  Sanskr. 
tikshvi a^ukha,  Afgh.  urbushee  Cbarley).  Biada,  per  la  quan- 
titä  che  si  da  ai  cavalli  alla  sera  —  alica,  was  sehr  an  Lat. 
alica  CSpalt)  erinnert;  doch  ar.  v^aXc  Foenum  minutum  et 
concisum  quod  iumentis  praebetur,  von  VwÄlc  Depastus  fuit. 
Gast.  II.  2782.  nr.  23.  "AI im,  as/iddahg  Du  C.  Gl. p.  1351. 

Cece.  legume  —  kurd.  tiök  Gz.^  Buch&r.  nochud  (Ki- 
chern), p.  t.  Jj.^i,  Pehlvvi  nakhod  Anq.  IL  404.,  im  Lex. 
Petrarchae  p.  254.  pers.  und  koman.  noghut  (ciceri).  Afgh. 
nukhud  Cpulse).  —  Du  C.  App.  p.  15:  ai.inovoalaTrjv, 
ol  lavd'7]Qldf,g  {_— ladvQOi'^y  Cicerculae.  Gast.  II.  3764; 
^LiJui  Cicercula. 

Du  C.  Gl.  p.  596:  naQOevar  to  oQoßalevQOv.  Gast. 
I.  448.  »J<^/  Orobus,  ervum.  AI.  Pisa;  aber  II.  1771. 
Q*«y  Orobus. 


157 

Lenticchie  —  kurd.  nisk  Gz.,  p.  ti5L«j  (^«xoc,0,  also 
mit  Ausstoss  des  r.  Bei  Rieh  S.  398.  eig.  Kurd.  neeshky 
Lorist.  uddes  Gentils),  Ilebr.  W^tTJ  (Ervum  leiisj  Sprengel 
I.  19.,  ar.  ^o^c  Cast.  II.  2678.  —  Pehlwi  mendjo  Anq.  II. 
404.,  p.  *-:pJ^.  —  Sskr.  mangalya  (Cicer  lens),  renttka  A 
sort  of  pulse  (Ervum  or  Cicer  leus),  wrihikdntschana  (Er- 
vum leus  or  hirsutum  cet.). 

Maaschy  eine  Art  Wicken  (vetch)  oder  grain  Rieh  I. 
261.,  p.  t>U  Cast.  I.  500.  II.  2052.  Species  phaseoli  vi- 
ridis, rotuuda,  piso  minor.  Lusit.  Mungo.  Pisum  Indicum, 
i.  q.  ^kA  2085.,  Sskr.  mudga^  mayushtaka,  harindman^  ^\a 
(Phaseolus  Mungo)  Sprengel  I.  222.,  vgl.  177.,  wo  es  für 
eine  essbare  Dolichos  gehalten  wird.  Buchar.  masch  (kleine 
grüne  Linsen)  Klpr.  As.  Polygl.  S.242.,  aber  m«*cÄ  (kleine 
grüne  Erbsen)  S.  250.,  Sskr.  mäscha  A  sort  of  Kidney- 
bean  (Phaseolus  radiatus),  sUamdsha  (Dolichos  catjang), 
dagegen  masüra  A  sort  of  lentil  or  pulse  (Ervum  hirsutum, 
or  Cicer  lens).  Hindi  Vctch :  masüra^  masitia,  mö/ha,  ur" 
dha,  rehald,  kulali,  tshand,  Pea:  matara,  kirdtva, 

Fava  —  kurd.  haklla  Gz.,  t.  »^  (auch  pisum  nach 
Clod.  lex.  Türe.  h.  v.),  ar.  t^üü^  Armen,  paghla  (faba),  p. 
ii^.  Bei  Du  C.  Gloss.  p.  967.  steht^dTraxAoi',  if.iiöüQ, 
6  d^SQ/Liog  (wohl  O^eQ^iog^  dergleichen  man  noch  InAegypten 
isst,  um  danach  trinken  zu  können ;  s.  Schneider's  Grieeh. 
Lex.}.  Vermuihlich  muss  das  Komma  zwischen  den  beiden 
ersten  Wörtern  getilgt  werden^  wonach  es  denn  fabae  Ae- 
gyptiae  zu  übersetzen  wäre,  da  Mlovqi  bei  Du  C,  SL.ya^^ 
Aegypten  bedeutet.  Die  Schlusssylbe  des  ersten  Worts  OY, 
oder,  mit  Hinzuziehung  des  dabei  stehenden  I,  OYI  ist  viel- 
leicht die  Koptische  Pluralendung.  Aehnlich  ULi>i  ^J^^  Faba 
Aegyptiaca  Cast.  II.  415.  Sonst  heissen  die  Lupinen  bei 
Du  C.  TovQjiii],  Tovfi,  das  wenigstens  an  die  wahrschein- 
lich erst  aus  dem  Griechischen  entlehnten  Wörter    Chald. 


158 

Diann,  ar.  y^^j  Sprengel  I.  179.  erinnert.  —  Vielleicht 
Du  C.  p.  1138:  71  a X X (X TC f  sonst  rai^aaTidv^  TQananav^ 
cpayog  6  tnl  ttov  T£?,f.taTcoVy  also  wohl  Lemna  minor  Spren- 
gel I.  160.  oder  die  Wasserlinse.  Das  erste  würde  der 
Etymologie  nach:  Wasserbolme,  als  Compositum  mit  pers. 
wjI  (aqua)  bezeichnen. 

Fagioli  ' —  kurd.  lupek  Gz.,  p.  Lo^  Ar.  koßol  (Pha- 
seolus,  species  leguminisG.  Lupinus  Hacw.)  Cast.,  Schmink- 
bohnen, Sprengel  I.  178.,  vgl.  80.,  Buchar.  labja  (Bohnen) 
Klpr.  As.  Polygl.  S.  242.,  io^jjJ  (Phaseolus  vulgaris  und 
multiflorns)  Sprengel  I.  222.,  lovßLov  Du  C.  Im  Sanskr. 
lobhya  A  sort  of  bean  (Phaseolus  Mungo). 

Papavero  —  kurd.  hotink  Gz.  Etwa  Hindi  posta  Cpoppy)  V 
—  Opium :   kurd.  afiun  (oppio)    Gz.,   p.  qj.aj1^  ar.  q_^^^ 

Sanskr.  aphena  (nach  bloss  umgewandelter,  falscher  Ety- 
mologie:  schaumlos)  aus  dem  Griech.  ortiov  v.  Bohlen, 
Ind.  Handel  S.  63.,  und  aus  dem  Älorgenländischon  wieder 
zurück  afi(piov,  acplov,  STriovfi  Du  C. —  lieber  Ablei- 
tungen von  (.irjTiwv  (bei  Du  C.  auch  Irjxcov)  und  oniov  s. 
Pott,  Comm.  Lith.  II.  p.  26.  Vgl.  noch  Du  CGI.  p.  1098. 
Du  C.  App.  p.  99:  xevaovTieQL,  to  ayQiov  xävaßov, 
Cannabis  silveslris.  Da  a.  ^^x'i  und  p.  ^^jS  der  Hanf,  can- 

iiabis,  vgl.  Comm.  Lith.  II.  p.  35.,  heisst,  und  ar.  ^^ 
agrestis,  silvaticus,  so  ist  damit  das  Wort  etymologisch 
erklärt;  dagegen  könnte  es  wohl  sein,  dass  eigentlich  kein 
Hanf  darunter  verstanden  werde.  Cast.  II.  3372.  nr.  38.  hat 

iß^l*i  Genus  oleris  sylvestris,  spinosi,  hyemalis.  An  Lu- 
pulus  salictarius?  Sinapi  sylvestre.  —  Siehe  auch  fiTtSQ" 
yaOTi^s,  fo  ayQLOv  y.ävaßov.  Cast.  1. 147.  458.  c^^-^^^  Nom. 
herbae,  quae  funis  instar  per  terram  repit  plectiturque.  II. 
284.  1826.  kest  harkest,  i.  e.  planta  sine  foliis,  quae  per 
arbores  serpit  easque  complectitur.  Dies  ist  spartium  jun- 
ccum,   woraus   Armbänder  geflochten  werden.   Sprengel  I. 


139 

222.  Sonst  ist  xdvvaßig  ayQta  Althaca  cannabina  ib.  1.56.  — 
Von  dem  Nameü  des  Hanfes  (Cannabis  sativa)  im  Sanskr. 

hhangä  rührt  p.  y5^Aj  Confectio  ex  foliis  cannabinis  valde 
inebrians  et  fere  denientans.  Cast.  I.  146.  Vgl.  Sprengel  I.  224. 
Riso  —  kurd.  hirintsh,  brenfsh  Gz.  S.  68. ,  hrendsh 
S.  234.,  hrinsch  Güld.  KIpr.,  Ossetisch  prins,  Tscherkessisch 
prunsch,  Buchar.  birinsch.  Cast.  I.  118.  ^^  (Oryza,  eiusve 

o 

peculiare  genns  fulvi  coloris)^  p.  5.  ^^j^,  Oryza,  aber  ij^^ 

(Obryzum),  »*oj  Acs  Cypriura  s.  cnprura  flevura^  Kurd.  pi- 

rindshok  (bronzo),  was  einen  Zusammenhang  des  AVortes : 
Bronze  mit  obigem  für  Reis  voraussetzen  lassen  könnte^ 
wäre  man  gewiss,  dieser  31etalhiame  stamme  aus  dem  Orient. 

—  Eine  andere  Form  für  Reis  ohne  Labial  vorn  ist  ji.^  ij. 

Cast.   II.   3601.,    ferner   zu    Anfange   mit   Elif  jji    «y,  j^^l 
Cast.  II.  223.^  im  Talmud  ■n'l^^  Sprengel  1. 183,,  Afgh.  urischi, 
aber  bei  Leach  wurijjee  (rice)^  Lat.  oryza,  Spanisch  nrro%; 
Ahd.  arumtz,  aruuizza  (orlza)  Graff,  Deutscher  Sprachsch. 
Th.  I.  S.  463.,  wovon  streng  zu  unterscheiden  Ahd.  araweiz 
(Erbse),  OQ(tßog  tQtßlvO-og  (cicer),  ervum^  Hin<ii  kiräwa  (pea) ; 
Sskr.  silinaka  (pease),  widala  (split  peas),  pe9i  (id.,  wahr- 
scheinlich von  pish,  Lat.  pinsere),  Lat.  pisum  ,  und  Tiioog, 
welches  demnach  schwerlich,  wie  der  Schol.  ad  Arist.  Flut. 
427.  angiebt,   von  Pisa   in    Elis  seinen  Namen   hat.     P.  v. 
Bohlen   hat   (Königsb.    Abh.   Th.  I.  S.  65.)  behauptet,    und 
Wolff  (Abulfaragii  Babbaghae  spec.  p.  34.),  fälschlich  jenem 
folgend,  angenommen,  der  Reis  heisse  im  Persischen  rizeh 
und   dieses    bedeute   eigentlich    "Saat«   von    Sanskr.   ridsh 
(säen).    Von  allen  diesen  Behauptungen  ist  auch  nicht  ein 
euiziges  Wort  wahr ;  es  sind  insgesammt  reine  Erfindungen 
v.   Bohlen's.      Eine   derartig   lautende   Sanskritwurzel,    die 
säen  bedeute^  giebt  es  nicht,  und  p.  »ij.  Cast.  I.  302.  be- 
deutet rainutim  contritus;    den   Sinn  »»Saat«    legt   ihr   v.  B. 


160 

bloss  unter,  weil  ^»AjiJ,  fundere,  dispcrgi  —  allenfalls  — • 
spargere  semen,  Seminare  bedeuten  könnte!  Dass  und  wie 
sich  die  obigen  Wörter  für  Reis  mit  Sskr.  wrihi  (Reis, 
wovon  man  in  Indien  gewöhnlich  8  Sorten  rechnet)  ver- 
binden, ist  Etym.  Forsch.  Th.  IF.  168.  gezeigt  worden.  — 
Buchar.  schuli  (Reis  mit  den  Hülsen)  findet  sich  im  Sskr. 
fali  wieder.  Hindi  Rice:  ^äli,  dhäna^  (cleaned)  tshawata, 
tandula-,  (boiled)  hhuta.  — ^'O^ivda  s.  v.  a.  OQv'^a,  und 
OQivörjg  C»ach  Hesychius:  Brot  aus  einer  äthiopischen 
Frucht)  s.  Schneider,  Griech.  Lex.  und  Du  C.  Gloss.  I^at. 
V.  orinda  Cetwa  aus  Sanskr.  wrihi  und  Hindi  d.  i.  Indicum  *?)• 
Rosenmüller  Bibl.  Alterthumsk.  Th.  IH.  S.  230.  sagt:  »Der 
Reisbau  ist,  wie  Hasselquist  C^eise  S.  130.)  vermuthet, 
wehrscheinlich  erst  unter  den  Kalifen  in  Aegypten  einge- 
führtj  und  aus  Ostindien  dahin  gebracht  worden.  Wenigstens 
erwähnt  kein  alter  griechischer  oder  römischer  Schriftsteller, 
dass  Reis  in  Aegypten  gebaut  werde.  Dagegen  s.  Sonnini's 
Vermuthungen  Th.  I.  S.  143.«  —  Du  C.  p.  1232:  ii^ivT'Qri, 

Kai-ineli],  j]  qI^cc  ixißsL  Cast.  H.  436.  443:    .^ij  Medi- 

camcnti  phlegmagogi  genus.  It.  Citrus.  Tithymallus.  Rin. 
in  Avic.  I.  p.  439.  I.  2.  Ar.  qui  legerunt  Brenchi  chebuli. 
Sollte  etwa  Kabulischer  Reis  gemeint  sein*^  denn  dieser 
heisst  1.  I.  JLjLjü!  i^U^  Oryza  Kabelensis,  semen  Indicum 
aut  Sindicum,  vgl.  Cast.  II.  1669.  Dann  wäre  oben  das 
Komma  hinter  7Tqivt(^7]  zu  streichen^  und  ()/Jcf  nicht  sowohl 
Wurzel^  als  vielmehr  für  qi^l,  qIt'i^l  COryza)  gesetzt. 

Miglio,  seme  noto  —  kurd.   ghare%,    taala  Cpanicchio) 
Gz.  S.   186.,  p.  (j^^^d  CnHliiim)  Cast.  I.  436.,  crj3^  ^^-> 

{jN.^S  (n^ilium  album)  61.,  vielleicht  karssak  (Hirse)  in  der 
Akuscha-Sprache.  KIpr.  Kauk.  Spr.  S.  97.  Im  Lex.  Petrar- 
chae  p.  254:  Mihum,  pers.  gauarsj  koman. /ar«  {^^\.hj  k3^'^ 
türk.  zufolge  KIpr.)-  TaQOV'  6  xlyxQog  Du  C.  —  Kurd. 
dre  (H'irse^  Güld.  vgl.  Radlof,  Bildungsgesch.  S.  129.;  etwa 


161 

B.o  und  ^^>^  (Sorghum  vulgare)  Moorhirse,  Durrahgras, 
Sprengel  1.  214.?  Sskr.  kangu  (Panicum  italicum). 

Olio  —  kurd.  dunaj  dun,  ar.  ^^.  —  Olio  d'oliva  — 
dune  zeitün» 

Olio  di  sesamo  —  kurd.  serindsh  Gz.,  ar.      ^^y«  Gast. 

11.2613.  Pers.  c>s-:^j-v^  (Oleum  sesaminum,  ä  coquendo 
quod  ei  incoquantur  multa)  wird  von  Gast.  I.  386.  als  ein 
Gompositum  mit  ui^^  genommen  ^  sollte  es  nicht  aber 
falsch  punctirt  sein?  Burnes,  Reise  11.  S.  359.  hat  Sirsya 
für  Sesampflanze.  —  Mit  dem  Griechischen  Worte  und  bei 
Du  G.  o  e(.i  (folia  sesami)  stimmt  wohl  ar.  ^„m^m  (Sesamum 
Indicum)  Forsk.  Flor.  p.  LX  Vlil.,  im  Talmud  l^a^mu  Spren- 
gel I.  183.  Du  G.  p.  1330.  ocifielaiov  wahrsch.  sesami 
oleum.  —  Tl^ovlTL,ovX£vr^v  Du  G.  Gloss.  p.  1574.  und 
T^ovTQOvlevT^v  App.  p.   187.    (^oma/nov  xsxav/iievov^ ,  ar. 

^^^l:5:vJL>  (Semen  coriandri.  AI.  vulgato  usu  semen  sesami 
suä  obsitum  membranä)  Gast.  II.  547.  Djyldjylan  (Sesa- 
mum Indicum)  Forsk.  Flor.  p.  GXV^  —  Im  Pehivvi  kondjed 

Qe  Sesame)  Anq.  11.405.,  p.  lXaj^u^  Anq.II.  503.  —  Sskr. 

tila,  särtila  (S.  Orientale),  subandha,  —  Sskr.  täila,  Afgh. 
i)wo*   (huile). 

Goccola,  ogni  cosa  rotonda  sopra  Ic  plante,  dentro  cui 
s'inchiudono  gi'insetti  —  kurd.  tdpusk  (vgl.  pakusk  Alke- 
kengi). 

Galla  —  kurd.  masi,  t.  ^^tU  Galläpfel,  deren  sehr  gute 
aus  Kurdistan  nach  Kleinasien,  der  Türkei  und  Europa  aus- 
geführt werden,  s.  Garzoni,  Vorr.  S.  5.    Vgl.  Dulk  I.  499. 

Manna  -  kurd.  ghazo  Gz.  Bei  Rieh  I.  142:  Manna 
(Hehr,  ^d),  found  on  the  dwarf  oak,  is  called  in  Koordist 
ghezo,  in  Pers.  ghezungabeen,  in  Turk.  kudret  halvassi  or 
the  divine  svvcatmcat,  in  \t.  musee,  vgl.  Glod.  lex.  Türe, 
p.  378.  und  in  einem  kurd.  Dial.  ^^^S ^  das  türkische 
Zuckerwerk  kudret  halvassi,  Fundgr.  IV.  106.   Vgl.  Kurd. 

VII.  '  11 


162 

y^ahhläueu  (torroiic,  o  sia  mangcria  dolce  consistente  com- 
posta  di  miele,  o  zucchero,  farina,  niandorle  ,  noci ,  noc- 
ciuole,  o  sesamo)  Gz.  S.  69,  ar.  ^jls>  et  9\^JL>  Edulium 
ex  melle,  vel  saccharo  coufectum,  estque  multigeiium.  Cast. 

II.  1243.    Pers.  ^^J^i^j^^  Gazoph.,  ^^oioiji'^  ^^^^•j;5' Cast. 

I.  453.  454.  Mel  Basrense.  Manna.  AI.  Mel  amarum  (wohl 

wegen  ji  Amarus),  auch  p.  454.  ^^JJ^  und  >^iJ5^  Mel  Bas- 
rense. Siehe  Dulk,  Preuss.  Pharmok.  I.  677.,  wo  bemerkt 
wird,  das  Ghe%,  eine  Manna  von  Khonsar,  komme  von 
ehier  Tamariske,  so  dass  dahin  wohl  p.  j/^  ^jiS'  (tamariscus) 
einschlägt,  womit  die  Nachricht  von  Rieh  nicht  gerade  in 
Widerspruch  steht,  da  zufolge  Dulk  S.  678.  sich  auch  auf 
mehreren  Arten  Quercus  mannaartige  Ausschwitzungen 
finden.  —  Du  C.  a f-ißlio iov  Cmanna)  ist  schwerHch  ein 
anderes  Wort  als  pers.  ^j^^  (Sachari  albi^  et  indurati 
species)  Cast.  I.  8.,  und  im  Lex.  Petrarchae  p.  217.  Cu- 
charo,  pers.  ahluc  vel  sakary  koman.  sakar.  —  XoQao ev 
Du  C.  Gl.  p.  1756.,  xovQaöEvi]  Cmanna  ex  Corasan  re- 
gione  advecta)  App.  p.  198.,  wozu  als  Erklärung  dienen 
kann  das  bei  Dulk  a.  a.  Bemerkte:  ''Eine  stark  purgirende 
Manna  ist  die  schneckenförmige  von  Chorasan  in  Persicn 
oder  das  Serchista  der  Perseru,  vgl.  Intpp.  ad  Plin.XII.  18., 

p.  ^^:^M*J>j*.Xü  (Mannae  quaedam  species)  Cast.  I.  370.,  vgl. 

337.,  im  Lex.  Petrarchae  p.  218:  Manna,  pers.  sirichischj 
koman.  sirichisch  vel  tard.,.  ( .yL*>.^o Jd).  Bei  Sprengel  I. 
217.  wird  des  ti)^/ixi»^Ä  (so  hinten  mit  i^)  als  eines  auf 
den  Blättern  von  o-*i.5'  oder  Ja.wi  (Tamarix  orientalis) 
sich  erzeugenden  Honigs  gedacht.  Bei  Forsk.  Descr. 
Anim.  p.  158.  Manna  calabr,  ^-?^J/  o^^=>  |-^,  aus  Eu- 
ropa*  —  Manna  findet  sich  auch  auf  einer  Art  Esparset 
^Lj^il  (Hedysarum  Alhagi)  Sprengel  [.  19.  222.,  welche 
Pflanze  im  Sskr.  die  Namen  gändkuri  (d.  h.  vielleicht  »aus 


im 

Kandahartc),  marüdbhawa  (in  dürrem  Boden  erzeugt),  giri" 
kamt  (Mauseohr),  phnndshikä ,  siitu,  mitlini,  dushparga, 
samudrnnta^  und  dhanuryusa,  dhanwayawusa  führt.  Dulk 
S.  677.:  >?Man  hält  die  Ausschwitzung  aus  dem  Alhagi  für 
das  Terenjahir  der  Araber  ( Aviceniia's  Siraco8t)(>i,  was  rich- 
tiger terendshabin,  ar.  ^^^^j^^^ji  Cast.ll.  3950.  nr.  8.  heisst, 
Du  C.  TaQavT^ov7i7]l'  to  vÖQOiieXij  und  (mehr  nach  der 
persischen  Form)  TeQctyvov7i7]l ,    pars.  ^jmXjU"  Gast.  I. 

177.,  .,A>ioj*  Manna  ^  mel  Basrense,  SQoaofieh.  Mel  ex 
arboris  Türe.  :;Kä  foliis,  velut  pluvia  dilapsum,  ä  j  humido, 
et  Q^it^\  melle  (Afgh.  ».Xj^S  kebineh,  Honig),  vel  qAxj!^' 
(emauere,  exsudare,  stiliare).  Vgl.  noch  Gildemeister ^  de 
reb.  Indd.  p.  174. 

Liquerizia  —  kurd.  mekuk  Gz.  Etwa  Hebr.  pipa  Dul- 
cedo.  Sacharum  (Cast.  If.  2174)?  —  Im  Lex.  Petrarchae 
p.  220.  Regricium^  koman.  buyu,  vielleicht  türk.  ^^5^  o^J^ 
bujan  kiöki  (kiöki  Wurzel)  Glycyrrhiza.  —  Du  C.  Gloss. 
p.  729:  Qovaovg,  ?/  ioTL  xovllT(^T]a  CDu  C.  Gloss.  Lat. 
rigulitia,  ital.  regolizia,  logorizia),  yh^y.OQiQov,  Forsk.  Flor. 
p.  LXXI.  örksüs  ^^^a«  ^^c  Glycyrrhiza.  —  Du  C.  p.  1172. 
7iLTiavTiOT7]y  nach  Tiovzixrj  p.  1202.  und  öxvO-wg  p.  1402. 
zu  schliessen,  vielleicht:  radix  Pontica,  von  p.  ^naj,  Afgh. 
^^  wikh  (racine). 

Zuccaro — kurd.  sukker  Gz.^  p.  jCw^  Buchar.  scheker. 
Armen,  schacharn  Mos.  Chor.  Sprengel  1.  185. ,  a.  Xw* 
eben  da  213.,  oax^a^  146.,  vgl.  Plin.  Xll.  17.  Intpp.,  bei 
Du  C.  l^dxaQty  die  Slawischen  Ausdrüche  dafür  bei  Dobr. 
Inst.  p.  177.  Frenk  sheker  or  European  sugar  (by  which 
they  mean  lump  sugar),  a  sovereign  remedy  for  the  eyes 
all  over  the  east.  Rieh  I.  340. ,  sukker  frendshi  (zuccaro 
bianco  flno)  Garz.  S.  282.  und  nebät  (zuccaro  candito)  da- 
selbst^ p.  oLi  Saccharum,  eiusquc  purius  et  sinccrius  genus. 


164 

Cast.  I.  523.  Im  Sskr,  ^arkarä  (Clayed  or  candid  sugar) 
Wils.  Dict.  p.  833.  ed.  2.,  was  auch  A  potshcrd;  a  stony 
nodule^  or  gravel ;  a  part,  a  piecc  bezeichnen  soll,  was 
etwa  auf  die  ähnliche  Benennung  im  Engl.:  lump -sugar 
hinwiese,  wäre  nicht  auch  p«r«  (Saccharum  sara),  das  doch 
verwandt  scheint,  vorhanden.  Die  Mahratten  sagen:  sukhara 
f.  (sugar)  und  khadisdkhari  (sugar  candy)  Dict.  by  V. 
Kennedy,  so  dass  also  schon  das  erste  der  beiden  r  man- 
gelt. Adelung  im  Mithr.  I.  S.  170.  hat  das  Sanskritwort, 
nur  nach  Englischer  Weise  sharkara  geschrieben,  dazu 
aber  die  Bemerkung,  das  Wort  sei  Tibetanisch  sa-kar  und 
bedeute:  weisse  Erde.  Da  das  Sanskritwort  ^arkarä  keine 
sichere  Etymologie  giebt,  bliebe  immer  noch  zu  untersuchen, 
was  an  jener  Notiz  Wahres  sei.  Nach  Sanskritischem 
Compositionsprincipe  müsste  das  Epitheton  nothw^endig  vor- 
anstehen ;  aber  im  Tibetanischen  besteht  umgekehrt  sa-^kar, 
w^elches  Adelung  vermuthlich  im  Auge  hatte,  aus  sa  (the 
earth,  earth,  ground,  seil)  und  '^kar  (white),  bedeutet  übri- 
gens zufolge  Csoma  de  Koros,  Dict.  Tibetan  and  Engl. 
(Calc.  1834.)  p.  293.  vgl.  66.  White  earth,  lime,  liraestone, 
jedoch  allem  Anscheine  nach  —  nicht  Zucker.  Sonderbarer 
Weise  führt  Du  C.  Gloss.  p.  1336.  an:  ^a()xfZ,  apud 
Continuator.  Theophanis  Hb.  3.  num.  28.  X^vmv  oUrn^ia, 
was  um  so  auffallender  ist,  da  im  Afgh.  kar  Klpr.  As. 
Polygl.  S.  58.,  im  Zig.  ker  Mithr.  I.  244.,  Graffunder,  Sprache 
der  Zig.  S.  42.:  Haus  bedeutet.  Klaproth  a.  a.  0.  S.  191. 
vindicirt  das  Chasarische  Wort  Sarkel  den  Wogulen ,  bei 
denen  ssaireng,  ssairan,  ssairem,  ssarny ,  ssorny,  ssakrym 
als  verschieden  mundartliche  Formen  für  5?weissu  vorkommen. 
Der  Wegfall  des  ersten  r  im  oaxxccQ  rechtfertigt  sich  ent- 
weder aus  dem  Streben  nach  Dissimilation  (Etym.  Forsch. 
II.  427.),  oder,  wenn  man  dies  nicht  zugeben  will,  durch 
Voraussetzung  einer  Prakritform,  welche  das  r  fallen  liess, 
wie  Gildemeister  Reb.  Indd.  p.  44.  vermuthet.  Ganz  ähnlich 
verhalten  sich   in  dieser  Beziehung  Hindi  kapüra^   Pehlwi 


käpor,  Du  C.  xafpovqa,  a.  ^y>\S  Sprengel  I.  192.  219. 
zu  Sskr.  kapüra  (Laurus  camphora).  Siehe  Etym.  Forsch. 
II.  427.  Im  Sskr.  auch  muktuphala  (Perlenfrucht)  sphati- 
kudrihhida  (den  Krystallberg  spaltend,  d.  h.  an  Weisse 
übertreffend),  dhawala  (weiss),  ferner  gluu  (Kamphor  und 
Mond,  wie  im  Griech.  ylavxog  vom  Monde;  riavxcOj  Mond 
Schol.  Pind.  Ol.  VI.  76. ;  ftii^vj^  ylavy.vmis  Emped.  V.  176.), 
auch  weraka, —  TaßaqQovd  (Saccharum  album),  angeblich 
nach  einer  Gegend  in  Syrien,  Du  C.  App.  p.  181.  heisst 
bei  Cast.  II.  451.  o^mJ^  Saccharum  Taherzed  vulgo ,  ita 
dictum,  quod  securi  in  partes  rumpitur:  nam  ^*  Teber  per- 
sico  xara  juerccO^eaLv  i.  q.  Ar.  oj,  Avas  sich  hören  lässt, 
da  ...^-  zeden  im  Persischen  Überdom  '^schlagen«  bedeutet. 
Vicll.  sal  tabarzet  bei  Matth.  Silvaticus  (s.  Du  C.  Gloss. 
Gr.  p.  1327.)  s.  v.  a.  aXg  ivÖLxrj  d.  i.  Zucker.  Wahrscheinlich 
daher  Sanskr.  tawarddsha  (A  kiud  of  sugar)  und /<^r?£7arwrf«Äa 
(A  kind  of  sugar  prepared  from  a  species  of  Hedysarum), 
die  im  Sanskr.  keine  Etymologie  geben,  nicht  aber  amri" 
tasuradsha  (Raw  sugar)  d.  i.  aus  ambrosischer  Essenz  er- 
zeugt. Sprengel  I.  213. sagt:  '?Der  feinste,  weisseste  Zucker 
hiess  Tebarzed  und  Solimani:  der  grobe  Farin- Zucker 
Fenid.u.  Bei  Du  C.  Tievlöiov  (spuma  sacchari),  Cast.  II. 
3018.  nr.  11.  Os-oüj  (Bellariorum  ex  saccharo  genus.  Sac- 
charum penidium) ,  an  welches,  wenn  gleich  hier  gewiss 
rein  zufällig,  iu\O^Xi  (securis)  anklingt,  p.  AxiL  Cast.  I.  91. 
Diese  Wörter,  und  das  bei  Du  C.  unerklärt  gebliebene 
(paivid,  stimmen  nun  höchst  wahrscheinlich  zu  Sanskr. /?ä«/m 
(Unrefined  sugar,    molasses)  und  phänita  (Raw  sugar,  the 

inspissated  juice  of  the  jugar  cane).  Du  C.  yxciTiov,  ar.  juä 
Mel  arundinis  sacchariferae,  pec.  concretum,  unde  Saccha- 
rum Candi,  Angl.  Sugar  -  cundy.  Cast.  II.  3374.  Kandis- 
Zucker  von  Kandia  oder  Kreta.  Hüllmann  Städlewesen  des 
Mittelalters  Th.  I.  S.  76.  —  Sskr.  guda  und  giila  (Treacle, 


166 

molasses,  Ihe  first  thickening  of  the  juice  of  tlie  cane  by 
boiling)^  Hindi  guda  (siigar) ;  daher  bei  den  Zigeunern  gtllo 
(Zucker,  und,  süss)  im  BischofF's  Deutsch -Zig.  Wörterb. 
Goor-  oder  Rohzucker  in  Bela  (Potlinger  Reise  in  Belut- 
schistan  S.  37.).  —  [m  Hindi  nach  Adara^  Dict.  Engl,  and 
Hinduvvee  (Calc  1833.)  p.  197. :  guda,  khända,  bheli,  tshini 
(sugar);  misari  (sugar  candy) ;  ikshu  (auch  Sskr.),  ükha, 
katdru,  gdndu ,  päundä,  fdnthd  (sugar-cane) ;  kdndü  (su- 
gar-boiler).  Sskr.  köshakdra  (sugar-cane). 

Caffe  —  kurd.  ÄTÄÄÄre  Gz  ,  a.  n^^  Hindi  kdphi^  kahud 
(coffee).  Die  Caffeebohne  heisst  a.  -^^  pa  Reland,  Diss. 
T.  n.  279.,  Sprengel!.  214.,  woraus  aber  nicht  folgt,  dass 
unser:  Bohne  ein  ausländisches  Wort  sei. 

Thee  —  ein  ursprünglicli  chine?isches  Wort.  Hindi 
tshd  (tea),  Russ.  tschdi  (Thea  bohea),  Ar.  schal  ^Iä 
Forsk.  Descr.  Anim.  p.  147. 

Tabacco  da  naso  — kurd.  äo/t«?//?,  d.i.  ein  Compositum 
aus  tatar.  hiirun,  t.  q»_^  (Nase)  und  otj  t.  Oji  (Kraut) 
mit  dem  compositiven  End-«.  KIpr.  Sprachen  d.  Kauk.  S.  274. 
275.  Kurd.  hornuti  keschum  (tabaccare),  p.  ...O^jyixf  ^c^y-^  M 
d.  h.  Nasenkraut  einziehen.  Kuti  hornüti  Gz.  S.  241.260. 
(tabacchiera),   t.   p.  ^^^. 

Tabacco,  da  furaare  —  kurd.  /w/w«  Gz.  Güld.,  Tscher- 
kessisch  tutun,  Pohl,  tutun  (Tabakspflanze,  Rauchtabak), 
t.  Qj-JV;  P-  O-^y^'  Wahrscheinlich  vom  tat.  qäj,  tütün, 
Rauch,  Klpr.  Spr.  d.  Kauk.  S.  287.,  wie  im  Audi  koi,  was 
in  den  Lesgischen  Sprachen  Rauch  bedeutet ,  a.  a.  O.  S. 
125.  Vgl.  auch  Irisch  toif  (smoke)  so  wie  die  weiter  ab- 
liegenden p.  ö^Oj  Zigeun.  thub  Graffunder  S.  43.  und  Sskr. 
dhüma  Rauch.  Nico(iana  Tabaccum  heisst  in  Aegypten 
docchan  i.  e.  fumus^  nach  Forsk.  Flor.  p.  LXIII.  in  Ara- 
bien Tütlün,  nomen  Türe.  p.  CVI.  vgl.  Lex.  Petr.  p.  157. 
248:  Fumus,  pers.  Buc,  koman.  hdun',  auch  Poln.  tutun 
Taback.    —    Wilson   hat   im  Sanskritwörterbuche    tdmra^ 


kuftaka  (Tobacco)^  das  er  für  Umbildun^^  des  ausländischen 
Ausdruckes  hält^aus  tumra  kupferfarben,  und  kutta  a  point. 
Afghan.  4.5'Uj  temäkou  (labac).  — Kaliün  X:pÄCÄwm  (fumare 
la  pippa)  eig.  i(;h  ziehe  eine  Pfeife,  kaliün^  t.  j^j,jJL5,  aber 
sonst  im  Türk.  aush  ^^y*:^  (palmes)  mit  qjj^'^  Taback, 
Lith.  cehttkas  u.  s.  w.  Bäsk  kaliun  (canna  della  pipa)  mit 
hasky  Armen,  hasiig  (Arm)  Klapr.  As.  Polygl.  S.  99.  Ser  4f|l 
kaliün  (il  cammino  della  pipa)  von  ser  (Kopf).  Serposk, 
serposk  Gz.  S.  121.  214.  (Coperchio,  fatto  a  rete  di  ferro), 
p.  {J^j^^^  (operculum  ^  eig.  den  Kopf  bedeckend).  Modink 
(cannetta,  il  bocchino)  S.  106.  214. 

A.  F.  Pott. 


-oi€34«>- 


Tlil. 

lieber  die  einleitenden   T'erse   des 
Ainarakoslia. 


Es  wäre  eine  überflüssige  Mülie,  auf  die  Wichtigkeit 
des  unter  dem  Namen  Aniarakosha  bekannten  Wörterbuches 
zurückkommen  zu  wollen,  nachdem  die  trefflichen  Arbeiten 
Colebrooke's  schon  vor  ungefähr  vierzig  Jahren  dies  be- 
rühmte Werk  in  die  Oefl'entlichkeit  haben  treten  lassen  und 
die  gründliche  Sorgfalt  Loiseleur  Desloisgcuamps'  es  vor 
dem  gewöhnlichen  Schicksal  der  in  Indien  gedruckten  Bü- 
cher durch  eine  neue  Ausgabe  sicher  gestellt  hat.  Je  mehr 
aber  diese  Wichtigkeit  feststeht  und  je  grösserer  Dank  den 
beiden  Gelehrten  für  die  Veröfl'entlichung  des  Amarakosha 
gebührt,  um  so  weniger  wird  es  auch  Missdeutung  finden, 
wenn  ich  durch  die  folgenden  Seiten  eine  kleine  Lücke  aus- 
zufüllen   beabsichtige,    die    in    den    vorhandenen   Ausgaben 


168 

nicht  ergänzt  worden  ist.  Die  mühsame  Arbeit  des  Herrn 
Lajsglois  ,  durch  welche  das  Werk  seines  der  Wissenschaft 
leider  zu  früh  entzogenen  Landsmannes  vervollständigt  wor- 
den, hat  diesen  Wunscli  mir  um  so  näher  gelegt,  als  der 
kleine  Beitrag ,  den  ich  ihr  hinzufüge  ,  gewiss  mit  seinem 
eigenen  Bestreben  übereinkommt,  den  Gebrauch  des  indischen 
Kosha  so  viel  als  möglich  zu  erleichtern. 

Die  fünf  einleitenden  Clokas  sind  es ,  auf  welche  ich 
mit  dem  eben  Gesagten  hingedeutet^  denn  sie  entbehren,  wie 
bekannt  ist,  bis  jetzt  noch  einer  authentischen  Erklärung  *). 
Colebrooke  hat  ihrer  in  seiner  Vorrede  zum  Kosha  nicht 
einmal  Erwähnung  gethan,  noch  weniger  also  ihr  Verhält- 
niss  zum  Werke  und  ihre  Bedeutsamkeit  hervorgehoben, 
sondern  sich  —  dem  von  ihm  befolgten  Principe  gemäss  — 
damit  begnügt,  die  Besultate,  die  sie  liefern,  im  Verlaufe  des 
Werkes  anzugeben.  Loiseleur  spricht  zwar  ausführlicher 
von  ihnen,  indem  er  (pref.  p.  X)  bemerkt,  dass  „die  Verse 
der  Einleitung  den  Ausdruck  des  Systemes  enthalten,  wel- 
ches der  indische  Verfasser  angenommen,  um  das  Geschlecht 
der  Wörter  zu  bezeichnen";  er  hätte  auch  hinzufügen  kön- 
nen, um  die  nicht  synonymen  Wörter  von  einander  zu  schei- 
den ;  die  Verse  zu  erklären  hat  er  aber  aus  Gründen,  wel- 
che er  in  der  Vorrede  anführt,  unterlassen. 

Ich  bin  entfernt ,  einen  Vorwurf  mit  den  vorhergehei 
den  Worten  aussprechen  zu  wollen,  denn  das  wissenschaftli- 
che Bedürfniss  der  Zeiten  ändert  sich,  und   es 


*3  Herr  Otto  Boehtlingk  hat  in  dem  Bulletin  de  la  classe  histo- 
rico-pliilologiqiie  de  l'Academie  des  sciences  de  St.  Petersbourg, 
T.  III.  als  Probe  einer  tibetischen  Uebersetziing  des  Amara- 
kosha  mit  den  ersten  zehn  ^lokas  des  Werkes  auch  die  fünf 
einleitenden  mitgetheilt  und  sie  nach  dieser  Uebersetzung  ins 
Deutsche  übertragen.  Die  Abweichungen  derselben  von  der 
Auffassung  des  indischen  Commentars  ergeben  sich  aus  der 
Vergleichung  mit  dem  Folgenden. 


169 

recht ,  von  der  einen  Epoche  der  Studien  die  Befriedigung 
der  Interessen  zu  beanspruchen,  die  in  einer  anderen  sich 
erst  fühlbar  machen.  Wkhrcnd  bisher  das  Stoffliche  der 
indischen  Wissenschaft  die  ganze  Aufmerksamkeit  in  An- 
spruch nahm,  so  ist  es  jetzt  auch  die  formale  Seite  dersel- 
ben, welche  uns  zu  beschäftigen  anfängt,  und  es  ist  natür- 
lich ,  dass  wir  uns  immer  mehr  und  mehr  ihr  werden  zu- 
wenden müssen.  Denn  wenn  der  Geist  eines  Volkes  sich 
nicht  allein  durch  den  Inhalt  seiner  Schöpfungen  ausdrückt, 
sondern  sich  auch  in  der  Form  seiner  Productionen  verräth, 
so  wird  keiner  dieser  beiden  Pactoren  einem  vollständigen 
ürtheile  über  jenen  fehlen  dürfen.  Dass  Indien  keinen  Ge- 
schichtsschreiber, keinen  von  den  Fesseln  des  Scholasticis- 
mus  freien  Philosophen  hervorgebracht  hat ,  ist  ein  wesent- 
liches Merkmal  zur  Charakteristik  dieses  Landes ;  warum 
aber  der  Gang  der  philosophischen  Entwickelung  ein  dem 
unsrigen  entgegengesetzter  gewesen,  warum  die  Musik  In- 
diens, in  bestimmten  Melodieen  verhärtet,  die  dramatische 
Poesie  sich  zum  Theil  unterwerfen  konnte,  warum  Gramma- 
tik und  Lexicographie  nicht  nach  der  logischen  Begriffsbe- 
stimmung, sondern  nach  der  Willkür  äusserer  Technik  be- 
handelt wurden  — ,  diese  Fragen  verdienen  nicht  minder  in 
Betracht  gezogen  zu  werden,  wenn  es  eine  gründliche  Be- 
urtheilung  des  indischen  Geistes  gilt. 

Die  formale  Seite  ist  es  nun,  um  deren  willen  wir  ein 
Interesse  an  den  erwähnten  Versen  der  Einleitung  zum 
Amarakosha  nehmen  können.  Sie  enthalten  mit  Abzug  der 
beiden  ersteren,  den  eigentlichen  Schlüssel  zum  Verständ- 
nisse und  Gebrauche  des  ganzen  Werkes,  und  wenn  dieser 
nicht  überall  den  Eingang  in  dasselbe  gestattet,  so  haben 
wir  darin  nur  das  Schicksal  des  Formalen  selbst  zu  erken- 
nen, welches,  als  das  rein  Aeusserliche,  doch  niemals  ganz 
die  innere  Entwickelung ,  die  in  dem  Geistigen  ihren  Auf- 
schluss  findet,  zu  ersetzen  vermag. 

Ich  theile  auf   den   folgenden  Seiten   die  Verse  selbst 
VII.  12 


170 

nebst  dem  vollstUiidigen  Commeiitare  mit,  wie  ich  ihn  in 
den  beiden  von  Loiseleur  (pref.  p.  IX)  angegebenen,  Vyä- 
khyä-sudhä  betitelten  Handschriften  der  pariser  Bibliothek 
gefunden  und  durcli  die  Yergleichung  mit  der  auf  der  berli- 
ner Bibliothek  befindlichen  Handschrift  (Chamb.  No.  798) 
verbessert  habe.  Ben  m  Bengalicharakteren  geschriebenen, 
ebenfalls  auf  der  pariser  Bibliothek  vorhandenen  Commentar 
des  Nayanänandasarman ,  welcher  Ämarakosha'Kaumudt 
heisst  (vergl.  pref.  p.  IX),  habe  ich  in  den  dem  Sanskrit- 
texte nachfolgenden  Bemerkungen  (unter  der  Bezeichnung  N.) 
nur  dann  angeführt,  wenn  er  von  den  Erklärungen  der  Vyä- 
khya-sudhti  abwicl»  oder  sie  zu  ergänzen  schien.  Eine  üe- 
bersetzung  ist  nur  von  den  Versen  hinzugefügt  worden, 
denn  ich  konnte  mit  Recht  wohl  voraussetzen ,  dass  die 
Leetüre  eines  leicliten  Commentars  keine  Schwierigkeit  ver- 
Ursachen  werde. 


rngyrt  n 


*3  Virama  ist  iu  dem  Folgenden  nach  Pan.  I.  4. 110.  und  Vart.  8. 
dieser  Stelle  angewandt  worden.  Wo  die  Typen  zur  Ligatur 
nicht  ausreichten,  ist  dies  durch  das  Fortlaufen  des  oberen 
Striches  angedeutet. 


m 
m 


171 

^  ^{T:  %^?Frt  I  JT  3Er^  fTFT  ^^j  ^  vT^RT 
^^  5T>T^€TfFr  fT  ^^  HsftwTH  I  ^%  CfT- 

^^TT^ÜT  ÄfrT  I   ^5  Jl^t:   ra?Tt  vT^TT^fFf FT: 

fl??f?ft^fFr  ^THRT  ^mi  FTlFlT  »TTirgTri  >TJT- 

^FtPr  II  HF?T  irt^  ^?TT  ^TRIF^TJT:  HtTW 
5fTT?rV  I  ?Ffr  ^fFPT:  m^^^  fFrfFr^>T<fFr: 
^FT  II  STT^T  f^^rnff^r^  JjM  rfslt  SFT  ^^  I 
FTO5T   #J7T?t   ^frR^   TT^^'T'^   ^FTP^'Tt 


t)  PAn.  111.  8.  »8.  8)  ib.  11.  3.  14. 


ir2 


m^  I  mt^m  ^m^Fir  i  ^  ^tut^ 
T.w^^  ^^^^r^rft  stt^^w^^  i  €t^!^?T  i 

IH  ?TT^1  ?Tin"  I  WJ  ^FT  ^5T  Sfl^fFTI  ^• 

^:  I  mm  ^^H  T^Hr?TJT?T:  i  FTFT  g^'^lT- 
^^fTTf^frr  ?TT^  I   rl^Iffr  ^-ff(T:  i  ?r$r?T:  i  ^: 

^g^^FT^^^Tt  ^TT^  mim  ^TF?T  m^ 

^U  y  ^  ^  f^m  fTF?T  I  Tfli:  f^m?Tt  I 
^^^  I  ^^  ^  fe  R^T^TJTrTr:  I  ^J^\Ul- 
f^  ^FW:  I  SFTTmfesTrT  ^tWi  ^fFT  rf^FTT  II 
3?ZT^  II  FT  ^1;[T  J^TT  mFH  i  fT  ^:  l  ?Tf?T 
JJTHT  ^?r^T:  I  ^  ?T^  "^  FJFFT  ^J^HTT:  QT^^- 
ff^  ^frT  TT^i^  II  ?TJ^:  ^frrTFTTCr^iTH  HT- 
JT^Trl^ll    5r^  HTT^  H  ^tWt  frTJrTterf^- 


3)  Siddh.  K,  nach  Pän.  III.  g.  101.  4)  P£n.  III.  3.  56. 


j^n^fpwr  ^^igpfr  n^mmi*'^1  fsrf »mit 

?RTf  ^TJTflFRTTITPrfFr  Fr^ftFT^TTTFRITlf  ^  ^7\- 

^5T5^JTt  fsl57rr^TJTNi!l'^M(pJH  oUK^^HW  ^• 

m^  II 

erraff  I    %  ^:    ^  HJTgT^oiirlHI^I- 


«)  Ib.  III.  3. 178. 


174 

«TFT  IJTITT  ^^T^^v"^  ^rftFTT^Tr  ^T  ^I^T^ 
[H^-iNl  {TJTFJnfsr^TrTT  i[%  ?TT5rF][  il  ^U  II 
JRSn  ^PUT!  I  rTSTT  ^  ^T^  I  ^^"t  ^^J^^ 
wrftfFT  I  f^^FT^  •  ^TR^T^^-rt:  l  fTT^T 
?RFr^?TT5Rt^:  I  ^  F^^ffFTg^fT  ^:^- 

5T^W  v^Ti  rrTr;[^gF?i^t:  m^^ftf^  %- 

r^tf^t?TT^T^??TI  5ff3TT^TPTT5T^1wrf%^  ^%- 
^JTf^rTrr5rTJTqT^T^crf^WTt>Tl?:^R  ^  l  ^ 
f%^!  I   tT^f^FfTrCri^^JJ  JTTTFFr  ^TT  ^{T^ 

TFT  T^urrit^f^'TT^j  I  qK^TP-d^sr  ^^i^Frf 

ffT!  I  rrt  !7Tn-  I  ^FfFT  »ff^rPT  ^  H  TST  U 
?T  m^'  HS?IFrt  I  FT  ^:  I  ?TF?TTJTT^TFTTrrrFCr- 
5fFTT^TF?T  ^  ^^J^FJ  J^^'.  5PTf»T  mi- 
FTFT  STT  JJinT  ?T^srT  ^^;TWlt"fF<TT^:  • 
fm  FTi'^  I    ^^FTFT  TtfW^  %RTrF:  •   ^^ 

^fTc^Fg-  ^  finfiN  ^n^  rrFTT^:^m^i 


175 


i<pllrJHlMI  I    r!rrffq"irr   fftJTf^HNlIrflHIH    ^ 


*  • 


6)  Päu.  III.  3.  117. 


176 


'f 


^^n^  13^  ^ljRJfr%  %fTl  ?T?ITl  rTPT^ 
^:  ^  I   5r^  rFcq;  ^  fgr^nrtTTT^JTt:  ^  i 

Irfjf  %?f  I  erat  I  ^nnrnfiFft  " 


7)  Lois.  S.  6.  Z.  8.  8)    ib.  S.  7.  Z.  13.  9J   ib.  S.  147. 

Z.  9.  10)  ib.  S.  SlO.  Z.  10.  11)  ib.  S.  19.  Z.  8. 


177 

^t%  '^  II 

f  FT:  I  C^^fefJTrTT  RTr^»  ?T5TT  SfT  I  T#  ^W:  '^ 

5  rfr  f Frm  i  ^m  i  F^jf^TT^Rf^^rf^r^FT- 


18)  ib.  8.  21.  Z.  5.  13)  ib.  S.  14.  Z.  9.              14)  ib.  S.  43. 

Z.  IS.               Ij)  ib.  S.  Sl.  Z.  7.           1«)  ib.  S.  3.  Z.  3  und 

a            17)  ib.  S.  14.  Z.  8.            18)  ib.  S.  26.  Z.  8.             1») 

ib.  S.  3.  Z.  1.  20)  ib.  8.301.  Z.9. 


178 


-  ♦ 


^  t  ^  3"  F^frT:  FTtsT  FFT^t  ^ftfrT  f  rf  l 

3r^:  II   ?Tg  F^THJf^  i   ^W  ^TT^H  l   ?T^ 
^f^JTRf  ^^^:  f  FTT  ^  1  ^m  \  ^^J•  ^- 


1;     2t)  ib.  S.  4.  Z.  8.  8»)  ib.  S.  134.  Z.  7.  33)  ib.  S.  37. 

;  Z.  18.  34)  ib.  S.30.  Z.  1.  35)  ib.  S.  67.  Z.  1.  8«) 

ib.  S.  134.  Z.  6. 


179 

f R"  r^  ^Tjm  q{m\  ?T5TTI  ^mIsoTh*!- 
cp^Ff  I   FT^IT  Frf^t    frf Jf  »TFT  rTmf^TiTfrf jf 


27)  ib.  S.  11.  Z.  II.  28)  ib.  S.  11.  Z.  10.  29)  ib.  S. 

83.  Z.  3.  30)  ib.  S.  113.  Z.  14.  31)  ib.  S.  0.  Z.  13. 


180 


m^  I  pRT  ^mr^  ^  ^nw^  ^mt  m^- 


!^  ^rw  mf  irsr  ^^  ^  Vr^mi  i  FTPr  5 
^mj^n  ^^r\¥^^  mr^iimm  ^^ijjim  ^j 


Bemerk  ungeu. 
Cl.  1. 

1 

ü  ebersetz  Uli  g.    Er,  der  Unvergängliche,  dessen  Eigen- 
schaften makellos  (oder:  lieblich)  sind,  indem  er  ein 


32)  ib.  S.  9.  Z.  6.  33)  ib.  S.  12.  Z.  13.  34)  ib.  S.  17. 

Z.  5.  35)  ib.  S.  88.  Z.  10.  36)  S.  9.  Z.  4.  87) 

ib.  S.  14.  Z.  9.  oder  auch  S.  68.  Z.  3.        38)  ib.  S.  46.  Z.  8. 
39)  ib.  S.  68.  Z.  3. 


unüberschifTbares  Meer  von  Weisheit  und  Barmherzig- 
keit ist,  werde  (von  euch)  ihr  Verständigen,  um 
(eures)  Glückes  und  (eurer)  Unsterblichkeit  willen 
verehrt ! 

Der  Commentar  zu  diesem  Verse  hat  nur  darum  eini- 
ges Interesse,  weil  er  die  Meinungsverschiedenheit  über  den 
Glauben  des  Verfassers  hervortreten  lässt.  Die  eben  ange- 
führte Uebersetzung ,  welche  die  wortgemässeste  ist,  stimmt 
zu  der  dritten  Erklärung  unseres  Commentares  [msa^rj®] ; 
die  anderen  Auslegungen  enthalten  nur  ein  Gewebe  von 
Wortverdrehungen,  welche  an  die  Kunstpoesie  zurückerin- 
nern. Die  Uebersetzung  müssle  der  ersteren  gemäss  lauten  r 
„Ihr  Makellosen !  er,  der  ein  Meer  von  Weisheit  und  Barm- 
herzigkeit, der  unangetastet  von  der  Weltlichkeit  ist  (oder: 
der  den  höchsten  Herrn  im  Geiste  trägt),  besitzt  Glück  und 
(gute)  Eigenschaften.  Er,  der  in  Väsudeva  vertieft  (oder: 
mit  allen  Wesen  mitleidig)  Verstand  verleiht,  werde  (von 
euch)  verehrt  (um  eures)  Glückes  und  (eurer)  Unsterblich- 
keit willen !"  Nach  der  zweiten :  „Er ,  der  in  Väsudeva 
vertieft  (oder :  mit  allen  Wesen  mitleidig)  Verstand  verleiht, 
dessen  Eigenschaften  makellos  sind,  indem  er  ein  Meer  von 
Weisheit  und  Barmherzigkeit  (und)  unangetastet  von  der 
Weltlichkeit  ist  (oder:  den  höchsten  Herrn  im  Geiste  trägt), 
werde  (von  mir)  um  (meines)  Glückes  und  (meiner)  Unsterb- 
lichkeit willen  verehrt!"  Nach  der  vierten:  „Ihr  Verstän- 
digen !  er ,  der  ein  unergründliches  Meer  von  Weisheit  und 
Barmherzigkeit  ist,  welches,  unvergänglich  (oder :  die  Woh- 
nung Vishnus)  makellose  Eigenschaften  besitzt,  werde  (von 
euch)  verehrt  um  der  Lakshmi  und  des  Nektars  willen." 

Der  Commentar  von  N.  stimmt  im  Wesentlichen  mit  der 
dritten  Auslegung  des  unsrigen  überein,  indem  er  ihr  zufügt : 
n^n^  ^f^  ^  fbiuiuui:  ^:^  i.  Und  zwar  bringt  er  diese 
Deutung  dadurch  heraus,  dass  er  dem  Verse  die  Eigenschaft 
imr^  beilegt,  von  welcher  Kavyapr.  S.  121,  Sähityad.  S.  264 


ausführlicher  gehandelt  wird.  Dennoch  verfehlt  er  nicht 
durch  andere  Spitzfindigkeiten  eine  noch  dreifache  Wendung 
dem  Texte  zu  geben,  so  dass  wir  von  diesem  ersten  Cloka 
nicht  weniger  als  sieben  verschiedene  Erklärungen  haben. 
Indem  nämlich  fn^r^T  von  i%^:  getrennt  und  als  Instru- 
mental von  TtiHci^i  erklärt,  dieses  aber  theils  als  c^^,  theils 
als  rrm  und  endlich  als  ^^^  interpretirt  wird,  entstehen 
je  nach  der  wörtlichen  oder  tropischen  Auifassung  dieses 
Wortes  und  der  Uebereinstimmung ,  in  welche  die  anderen 
damit  gebracht  werden,  drei  andere  Auifassungsweisen.  Ich 
begnüge  mich,  die  letzte,  am  fernsten  liegende,  anzuführen: 

^  V[^^  ^S  «T^UrTf  I  ^öTTsT  Rl-ViJ I  cUKoiJ'lvni^;  i  HJ^  rrtTTT:  U^HI^I^iTl 
>srTg"T  fq^mr:  I  tTT:^  ^^'^ölfft"  rTJTT  f^^^rtf^oT  I  ^^ncnTT^JrönHTTT^- 
^  I     \HHiJlJ    Wffff^^mtWJFim   g^lWr  ^QHlRlrolKTdiJ:   I    f^  ^^  I 

rr^T^  ^  ^:  11  fuodfe^.Mchl'f^Tt  ^  iJHcr(chl|:  (vergl.  Kävyapr. 
S.  145 ,    Sähityad.  S.  299.)  " 

Die  üebersetzung  würde  also  danach  lauten :  „dies 
(Buch) ,  dessen  Eigenschaften  makellos  sind,  welches  unver- 
gänglich, weil  es  ein  an  Beredsamkeit  unergründliches  Meer 
ist ,  werde  (von  euch) ,  ihr  Verständigen ,  um  (eurer)  Ver- 
nunft und  Erlösung  willen  studirt." 

Die  Lesung  ^^RrilrMi^H^  ist  N.  entlehnt;  die  Manu- 
scripte  des  Textes  haben  M^l^nimri^n^.  —  Das  Citat  aus  Mu- 
kuta  lautet  nach  N.  ausführlicher :  «^rqifJ^rc^jTirftqT  ^»rTT  sr^^- 


9.  2. 

üebersetzung.  Ich  beginne  ein  Wort-  und  Geschlechts- 
lehrbuch ,  welches  vollständig  sein  wird  ,  weil  ich  in 
kurzen   und   je    einzeln    geordneten   Capiteln   andere 

^'       Lehrbücher  darin  zusammengefasst  habe. 


183 

N.  giebt  zu  ^f^:  und  srfmf^rr:    folgende  ErklHriing: 

f(fHr    f^tmqJwurmT    ^w^iä-   ^fÄrj#7    (Lois.  S.  6.  Z.  8.)  • 

CI.  3.  ' 

{]  eh  ersetz  ung.  Ob  ein  Wort  weiblichen  ,  männlichen 
oder  sHchlichen  Geschlechtes  sei ,  ist  gewöhnlich  aus 

^  dem  Merkmale  der  (grammatischen)  Form,  zuweilen 
auch  au«  dem  (auf  das  Wort)  Folgenden  und  an  an- 
deren Stellen  aus  der  (speciel  angegebenen)  Regel  zu 
ersehen. 

Die  Beispiele  sind  in  N.  zum  Theil  andere.  Bei  inq^: 
bemerkt  er :  ^rnr^  jfH  jj^uiih  rhf%q"  ^htttT  i  jftt  WJßxn  9F»^- 
^^  (Lois.  S.  147.  Z.  3)   i    ^7^  ^fV^  #^  » 

IJl.  4. 

üebersetzung.  Von  denjenigen  Wörtern,  deren  Ge- 
schlecht verschieden  und  bei  denen  es  (an  der  gehö- 
rigen Stelle  ausdrücklich)  nicht  angegeben  ist,  sind, 
um  diese  Verschiedenheit  kenntlich  zu  machen,  weder 
Dvandvacompositionen,  noch  Zusammenziehungen,  noch 
auch  Verbindungen  gebildet  worden  ,  die  der  (gehö- 
rigen) Geschlechtsfolge  nicht  entsprechend  wären. 

lieber  r^mr^  s.  Pän.  I.  2.  64  fF.  N.  \^irft  die  richtige 
Frage  auf,  wozu  es  eines  Verbotes  von  ^^^  bedurft  habe, 
da  dieses  implicite  schon  in  dem  Verbote  von  ^^  miteinbe- 
griffen war.     Frage   und  Antwort   lauten    folgendermassen : 

^(hm  ^  iTT^TrTrT^  I  ^Trrn^TtfmrFTTJTf^  äh^i*^"^"^  ^  W^'- '  ^^^* 
^^idRiith  (S.  26.  Z.  8)  ^^  ^tV  ^  M^TrtfHry^  (S.  14.  Z.  8) 
i^rf^T5^^>imt  ^  sRrT:  \  ?riT:  w  ssnorat  ?mT  ^fo^  3?^  »     Ferner 


184 

auch :  ^  i^hfmmt'.  asV  u^:  i  ^  i  Srl^ränT^^-prfw^or  m- 

r  , 

♦*      N.  erklärt  «^jJhHl  durch  ^'rrm^^Tf^f^OTrt,  — - 

Cl.  5. 

Uebersetzung.  Wenn  von  einem  Worte  bestimmt  wird, 
dass  es  in  drei  Geschlechtern  gebräuchlich  sei,  so 
steht  bei  ihm  das  Wort  trishu  (d.  h.  in  dreien) ;  dass 
es  im  männlichen  und  weiblichen  vorkomme,  so  steht 
bei  ihm  das  Wort  dvayoh  (d.  h.  in  zweien).  Ist  einem 
Worte  ein  Geschlecht  verboten,  so  heisst  dies,  dass 
es  die  anderen  (nicht  verbotenen)  hat.  Folgt  einem 
Worte  die  Partikel  tu  (aber)  oder  geht  ihm  die  Par- 
tikel atha  (nun)  voran,  so  hängt  dieses  Wort  nicht 
mit  den  ihm  vorhergehenden  zusammen. 

Dass  ?^:  in  weiterem  Sinne  zu  fassen  sei  ,  bemerkt 
auch  N. ;  er  fügt  aber,  um  jtdes  Missverständniss  zu  ver- 
hüten, hinzu:  ^^a"  örj^Ärf^  rjnmrT^i  zrar  ^  mqg^f^ 
^  (S.  23.  Z.   8)  ^HItT  «nqq^pfsrf^  ftfw>  ii 

Th.  Goldstücrer. 


VI 


DS 

a 
zu 

Bd.7 
Hft.l 


Zeitschrift  Tür  die  Kunde 
des  Morgenlandes 


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