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FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
)
Zeitschrift
für die
Gesammiten Naturwissenschaften.
Herausgegeben
von dem
Naturw. Vereine für Sachsen u. Thüringen in Halle
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redigirt von a
©. Giebel und W. Heintz.
Jahrgang 1860.
Funfzehnter Band.
Mit einer Tafel.
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Berlin,
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1860,
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Aufsätze,
O0. Heer, die klimatischen Verhältnisse des Tertiärlandes........ 1
W. Heintz, über zwei neue Reihen organischer Säuren und eine
mit der Aepfelsäure isomere Säure....ecseesene BBeBÄ00RR on aa alle
—— u. J. Wislicenus, über die Gänsegalle und die Zusammen-
setzummaulder /Paurochenocolsäures\)..... 2.022: 21a n Nee . 89.
E. Jahn, die verbesserte Messkette (Tf. 1.) .........eecccccccn 397.
A. Kenngott, Bemerkungen über die Zusammensetzung einer Ve-
SIND TE OR O0 0O0OAD elle na LUD.
Steensitrup u. Sundemwall, über das Walross.... ....2222e22232.. 270.
H. Suckomw, über den Kohlenstoff in den Urgebirgsgesteinen .... 275.
T. Thorell, Beitrag zur Kenntniss der Crustaceen, welche in As-
Bidienleben ae lu dsinerdsrüaslergere erde Verse ee 114.
H.D.J. Wallengreen, Uebersicht de skandinavischen Coleophoren 144,
Mittheilungen.
Brendel, Verzeichniss der in Illinois wildwachsenden phanero-
gamischen und eryptogamischen Gefässpflanzen 310. — Geinitz, die
Zukunftsgeologie und Hrn. Volgers Schrift über die Steinkoblenbil-
dung Sachsens 148. — Giebel, über Hrn. von Schauroths Kritik der
Muschelkalkpetrefakten 42. — AHeintz, über den Stassfurtit und Bo-
racit 155. — Zilljeborg, über Liriope und Peltogaster 153; Fund ei-
nes fossilen Walfischskelets in Roslag 279. — Nicolai, Verzeichniss
der um Arnstadt vorkommenden Käfer 282. — ARaman, die Trias der
Umgegend Arnstadts 325.
Literatur.
Allgemeines, #msmann, physikalische Vorschule (Leipzig
1860) 48. — OÖfversigt af kgl. vet. akad. Förhanälingar 1859. XV1.
329. — Kgl. svenska Vetensk. Akad. Handlingar 1857 II. 331. — Pösche,
das Leben der Natur im Kreislaufe des Jahres (Braunschweig 1860)
49. — Schiel, Reise durch das Felsengebirge etc. (Schaffhausen 1859) 49.
Astronomie und Meteorelesie. Forbes, Vertheilung
von Land und Wasser auf die Jahreswärme eines gegebenen Parellel-
kreises 158. — Gall, die Kometen im J. 1858 56. — Zachmann, die
Jahreszeiten in ihrer klimatischen und thermischen Begrenzung 158.
— Liais, ein meteorologisches Phänomen und Verdunkelung der Sonne
451. — Merian, meteoroiogische Mittel in Basel 158. — Röder, über
den Föhn 157. — v. Tschudi, über ein meteorologisches Phänomen 158.
Physik. Adie, hermetisch zugeschmolzenes Barometer 452.
Alluard, die specifische Wärme des festen und flüssigen Naphtalins
161. — Babington, über freiwillige Verdunstung 331. — Bothe, Ap-
parat zur bequemen Combination constanter Elemente 335. — St. Claire
Deville u. Troost, spec. Gewicht von Dämpfen bei sehr hoher Tempe-
ratur 49. — Dufour, eine fluorescirende Lösung 445; Dichtigkeit des
IV
Eises 453. — Engelhard, Bildung des Grundeises 453. — Faye, über
Fizeau’s Versuche 166. — Fizeau, die Bewegung des brechenden Kör-
pers in Bezug auf den Polarisationsazimut 165. — Gladstone, Photo-
graphie des Unsichtbaren 167. — Hagenbach, Bestimmung der Fähig-
keit einer Flüssigkeit durch den Ausfluss aus Röhren 332. — Kirch-
hoff, die Frauenhoferschen Linien 164; Derselbe u. Bunsen, chemische
Analyse durch Spektralbeobachtungen 456. — Ze Conte, Zusammenhang
zwischen physischen, chemischen und vitalen Kräften und die Erhal-
tung der Kraft in vitalen Vorgängen 159. — Martins, die Ursache der
Kälte auf hohen Bergen -161. — Matthiesen, electrische Leitungsfä-
higkeit des Goldes 335; über Legierungen 452; electrische Leitungs-
fähigkeit der Legierungen 460; Derselbe u. Hoffmann, electrische Lei-
tungsfähigkeit des reinen Kupfers und deren Verminderung durch
Metalloide und Metalle 460. — Melde, eine Methode den Schwingungs-
process sichtbar zu machen 52; neue Art von Klangfiguren von Flüs-
sigkeitstropfen gebildet 161; Erregung stehender Wellen eines faden-
förmigen Körpers 322. — Müller, Photographie des Spektrums 167.
-— Nachweis, literarischer 170. — Reich, das specifische Gewicht des
Bleies 333. — ARiess, anhaltendes Tönen einer Röhre durch eine Flamme.
50; Prüfungsmittel des Stromes einer Leydener Flasche 333. — Salm-
Horstmar, die Brechbarkeit der ultravioletten Strahlen beobachtet mit
verschiedenen Quarzprismen 164; eine fluoreseirende Flüssigkeit aus
der Wurzelrinde von Rhamnus frangula 332. — Serrin, Apparat zur
Regulirung des electrischen Lichtes 457. — Schaffgotsch, Tafel zur
Zurückführung der Eigenschwere fester Körper auf 171/00. 333. —
Siemens, ungewöhnlich starke electrische Erscheinungen auf der Cheops-
pyramide bei Cairo 336; reducirbares Widerstandsmass 452. — Söch-
fing, einfacher Regulator für eleetrisches Licht 170. — Sondhaus, die
chemische Harmonika 50. — Volpicelli, Untersuchungen über die at-
mosphärische Elektricität 456. — Wild, die thermoelectrischen Ströme
und die Spannungsgesetze bei Electrolyten 168. — Wüllner, Versuche
von Electricitätsentwicklung durch chemischen Process 52. — Zöllner,
positive Photographien mittelst Eisensalze zu erzeugen 455.
Chemie, DBerthelot, neue Reihe organischer Verbindungen,
der vierfach Kohlenwasserstoff und seine Derivate 475; Derselbe u. de
Luca, Zucker aus dem Glycogen der Leber 478. — Bloxam, Anwen-
dung der Electrolyse zur Entdeckung giftiger Metalle in organische
Substanzen enthaltenden Mischungen 467. — Blondlot, Einfluss der
Fette auf die Löslichkeit der arsenigen Säure 475. — Buff u. Hoffmann,
Zerlegung gasförmiger Verbindungen durch electrisches Glühen 171.
— Bussenius u. Eisenstuck, einige Derivate des Petrols 175. — Ca-
hours, über die metallhaltiger organischen Radicale 57. — Carius,
neuer Aether der schwefligen Säure 56.— Davy, einfache und schnelle
Methode die Phosphborsäure und ihre Verbindungen quantitativ zu
bestimmen, die besonders für Dünger- und Aschenanalysen anwend-
bar ist 339. — Eisenstuck, die Kohlenwasserstoffe als Hauptbestand-
theil des Steinöls 177. — Espenschied, das Stickstoffselen 55. — Fittig,
zur Bildung der Alkohole aus den Aldehyden 469. — Geuther u. Kart-
mell, das Verhalten der Aldehyde zu den Säuren 347. — Griess, neue
Klasse organischer Verbindungen welche Wasserstoff durch Stickstoff
vertreten enthalten 174; Derselbe u. Leibius, Verbindungen des Cyans
mit Amydosäuren 350. — Hallwachs, über das Rautenöl 56. — Hartzig
u. Geuther, zur nähern Kenntniss des Phosphors und Arseniks 464. —
Herzog, Auffindung des Phosphors und dessen Oxydationsstufen in
Vergiltungsfällen 338. — Hlasiwetz, über das Chinovin 477. — Hof-
mann, Derivate von Phenylamin und Bethylamin 344; Verhalten des
cyansauren Aethyläthers zu Natriumäthylat 469; über Jodäthyl 469;
Wirkung der Schwefelkoblenstoffe auf Amylamin 471; über Methylen-
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dijodid 472; Metamorphose von Monobromäthylen 472; Aethylendi-
bromid 472; Anwendung des Antimonpentachlorids zur Darstellung
der Chlorverbindungen 474; Wirkung der salpetrigen Säure auf Ni-
trophenylendiamin 476. — Hübner u. Geuther, über das Acrolein 472,
— Hunt, neue Methode zur Dextrinbereitung 477. — Jaillard, Ver-
bindungen von Chlorschwefel und Chlorjod 464. — Jonas, zur Unter-
suchung einer graublaugrünlich gefärbten Buttersäure 178. — Josephy,
die Zersetzungsprodukte des salpetersauren Teträthylammoniumoxydes
173. — Kämmerer, Darstellungsarten der Jodsäure 339. — Karsten,
zur Kenntniss des Verwesungsprocesses 351. — Kolbe u. Lautemann,
Synthese der Salicylsäure 62; Rückbildung des Alanins aus Milch-
säure 173. — Kühn, Notizen über Cyamide. 343. — Kündig, Einwir-
kung von Chlor auf Valeral 470. — Zautemann, "Zerlegung der Koh-
lensäure durch glühendes metallisches Kupfer 171; direkte Umwand-
lung der Milchsäure in Propionsäure 173. — ZLeussen, Verhalten des
Zinnoxydes gegen Kupferoxyd in alkalischer Lösung 343. — v. Liebig,
Bildung von Weinsteinsäure aus Milchzucker und Gummi 63. — Zunge,
alkoholische Gährung 344. — Mallet, Aequivalentgewicht des Lithiums
170; über Stickstoffzirkonium 340. — Mohr, Bestimmung des Eisens
durch Reduktion des Oxydes 341. — Nachbaur, das sogenannte Cyano-
form 63. — Niemann, Einwirkung des braunen Chlorschwefels auf
Elayl 349. — Peligot, Zusammensetzung der Haut der Seidenwürmer
65. — Pelouze, neue Bereitungsart der Chlorwasserstoffsäure 463. —
Perkin u. Duppa, über die Dijodessigsäure 471. — ARautenberg, kry-
stallisirtes oxalsaures Kobaltnickeloxydulammoniak 350. — einige,
Bildung der Uebermangansäure durch unterchlorige Säure 340. —
Schiff, zur Lehre von der gegenseitigen Zersetzung 462; über das
schwefelsaure Natronammoniumoxyd 466. -—- Scheurer-Kestner, Produkte
der Oxydation des Zinnchlorürs und die Lösung einiger Oxyde in
Zinncehlorid 466. — Schoenbein, die chemische Polarisation des Sauer-
stoffs 54. — Simpson, die Wirkung der Säuren auf Giycol 59. — Sto-
meyer, Trennung der Titansäure und Zirkonerde von Eisenoxyd 56.
Smith, über die unmittelbare Quelle der durch die Lunge ausgehauchten
Kohlensäure 66. — sStorer, Entdeckung des Chroms neben Eisen 341.
— Strecker, die Zersetzung des Alloxans durch Cyanüre 64. — Tuson,
Bleikarbonat an bleiernen Särgen 342. — Veatsch, Borsäure im Meer-
wasser an der californischen Küste 340. — Vogel, die Coagulation
des essigsauren Kalkes durch Alkohol 469. — Wöhler, leichte Dar-
stellungsweise des metallischen Chroms 466. — Wurtz, Harnstoff im
Chylus und in der Lymphe 352; directe Verbindungen des Aethylen-
oxydes mit Wasser und Ammoniak 472.
Geologie. Abich, geologische Untersuchung in Transkauka-
sien 181. — Bauer, Lagerung des Lias auf dem linken Neckarufer
487. — Emald, Quader zwischen Aschersleben und Quedlinburg 356.
— Fötterle, Geologie von Krakau 48!; von W-Galizien 481. — v. Hauer,
Verbreitung der Congerienschichten in Oestreich 486. — Herter, Sphä-
rosiderit im Braunkoblenthon 352. — Hochstetter, die Insel Puynipet;
die Stewartinseln, die vulcanischen Verhältnisse auf St. Luzon 69;
über St. Paul und Neu Amsterdam; die Hügel der Schlammströme
auf Java 70; die Vulcane Javas 71. — Koch, Geologie der Gegend
von Dobberan 359. — Kulcycki, Geologie der Insel Tahiti 357. —
Lipold, Steinkohlengebiet im Prager Kreise 478; zur Geologie der
Sudeten 480. — Mousson, Geologisches über Corfu 68. — Naumann,
die neue Beckeneintheilung der erzgebirgischen Steinkohlenformation
178. — Paul, Profil durch den Aninger bei Baden 485. — Zammels-
berg, Zusammensetzung der Vesuvlaven und Nephelin in denselben
358. — Reinsch, chemische Untersuchungen über die Glieder des Lias
im Jura in Franken 67; Diluvialschlamm aus der Teufelshöhle in
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Franken; Stalaktite aus der Witzhöhle 68. — v. Richthofen, geogno-
stische Beschreibung der Umgegend von Predazzo, St. Cassian ete.
(Gotha 1860) 360; Systematik der tertiären Eruptivgebilde in Ungarn
und Siebenbürgen 482. — Schloenbach, Lettenkohle und Pläner am
N-Rande des Harzes. — Seibert, zur Geologie des Odenwaldes 489.
— Stur, zur Geologie von östr. Schlesien 479. — v. Strombeck, Vor-
kommen der Belemnitellen am Harze 356. — Tasche, das Braunkohlen-
lager von Salzhausen und die Entstehung der Braunkohlen in der
Wetterau 354.
Oryctogneosie. Breithaupt, Pseudomorphose von Anhydrit
193; regelmässige Verwachsungen verschiedener Felsite 481. — Burk-
hart u. Bergemann, Meteoreisen von Zacatecas 370; mexikanische Sil-
bererze 370. — Canaval, neue Mineralien in Kärnten 192%. — v. F,,
Analyse des Steinsalzes von Friedrichshall 492. — Field, Arsensilber
von Copiapo, Guayacanit, Schwefelarsenkupfer 190. — Haidinger,
grosse Platinstufe 191. — v. Hauer, Analyse böhmischer Kupfererze
368; neue Mineralvorkommen in Siebenbürgen 490. — Hamkes, Schmelz-
versuch mit Basalt 75. -—- Helmersen, gediegenes Kupfer in Russland
369. — Hermann, Zusammensetzung der Epidote und Vesuyiane 492.
— Heusser, wahre Lagerstätte der Diamanten in Minas Geraes 372.
— Hjenkof, Analyse des Tulaer Honigsteines 491. — Hornberg, mine-
ralogische Notizen 193. — Jenzsch, Krystallform des Kupferoxydes
714. — Kenngott, durchsichtige Epidotkrystalle; Rutilzwilling von
Campo longo 7!; Penninkrystall vom Findelengletscher 72; Hoernesit
991. — Kletzinsky, Rhodizit und Tincaleit 73. — Kluge, Handbuch
der Edelsteinkunde (Leipzig 1860) 496. — v. Kockscharow, Zwillings-
krystall von Rutil und Paralogitkrystall 310. — Knop, Krystallgestalt
des Faujasit 72. — Landerer, Schwefel von Susakion 75. — Lemin-
stein, Laumontit vom Öbern See, Serpentin nach Glimmer, veränder-
ter Olivin am Kaiserstuhl 187. — ZLuboldt, Bildungsfolge isomorpher
Späthe bei Lowenstein 73; über Spatheisenstein, Ankerit und Kalk-
spath 162. — Müller, Meteoreisen von Zacatecas 189; Pseudomorphose
von Zinnober, Libethenit von Congo, Columbit von Grönland 190. —
Münichsdorfer, Mineralien in Kärnten 192. — Noeggerath, erdiger
Schwefel in der Rheinprovinz 374. — Rammelsberg, über Cerit 74. —
G. Rose, Dimorphie des Zinks 368; Isomorphie der Zinnsäure, Kiesel-
säure und Zirkonsäure 368; über Glinkit 369. — Ulrich, Erzvorkomm-
nisse in den Goldfeldern Victorias 193. — Wiser, Anatas bei Amstäg
191. — v. Zepharovich, Mineralien bei Gastein 490.
Palaeonrtologie. Baily, neuer Pentacrinus 500; neues So-
larium 500. — Barrande, organische Ablagerungen in den Kammern
der Orthoceratiten i96; nordamerikanische Paradoxiden 507. - Berger,
Versteinerungen des Schaumkalkes am Thüringerwalde 193. — Boll,
Paläontologisches aus Meklenburg 198. — Beyrich, über Semnopi-
thekus penthelicus 503. — Busk, Fossil Polyzoa of the Crag 376. —
Davidson, british carboniferous Brachiopoda 375. — Fraas, über Dice-
ras im schwäbischen Jura 196. — Goeppert, permische Flora 76;
versteinerte Wälder in Böhmen 77. — Hassenkamp, fossile Insekten
in der Rhön 376. — Haugthon, ein Kohlennautilus; Pyramidelliden
aus dem Kohlenkalk 76. — v». Hayden, fossile Gallen in der Braun-
kohle 502. — Hislop, Fauna der Tertiärgebilde von Nagpur 377. —
Kinaham, Haugthonea, ein cambrischer Wurm 76. — Karsten, Ver-
steinerungen in der Kreide Neu-Granadas 575. — Lyon und Casseday,
neue devonische Crinoideen 500. — Meek und Hayden, Anisomyon,
neue Napfschnecke in der Kreide 501. — Owen, Supplement zu den
fossilen Sauriern 376. — FProut, neue paläozoische Bryozoen 76. —
F. Roemer, die. silurische Fauna des westlichen Tennessee (Breslau
vi
1860.) 194. — sSalter, neue silurische Crustaceen 196. — Sismonda,
prodrome d’une flore tertiaire du Piemont (Turin 1859.) 397. — Stieh-
ler, Nachtrag zur subhercynischen Kreideformation 194; die Brome-
liaceen 375. — Shumard, permische und Kohlenpetrefakte in Texas
75. — Stur, Steinkohlenflora des Radowitzer Beckens 497; Liaspflan-
zen aus Siebenbürgen 497. — Trautschold, Petrefakten vom Aralsee
499; Acrochordinus neuer Crinoide 500. — Volger, Teleosteus primae-
vus 502. — Wagner, über Sauropsis und Pachycormus 503. — Wink-
ler, Schiehten der Avicula contorta (München 1859) 77. — Wright,
british fossil Echinodermata 375.
Botanik. Bail, über Myxogasteres 508. — Böhme, Einfluss
der Sonnenstrahlen auf die Chlorophylibildung und das Wachsthum
der Pflanzen überhaupt 203. — Buhse und Boissier, Pflanze aus Per-
sien und Transkaukasien 507. — Engelmann, über Cuscuta 78. 384. —
Cohn, Blattbewegungen der einheimischen Oxalisarten 5ll. — Goep-
pert, riechende Blühten der Magnolia fusca 5ll. — Haage, über Stur-
tia gossypioides 203. — Harwey, zwei neue Pflanzen vom Cap 78. —
v. Heufler, das wahre Hypnum polymorphum Hedw. 510; Oestreichi-
sche Amblystegium 510. — Hofmeister, Entwicklung der Sporen von
Tuber aestivum 379. — Juratzka, Cirsium Reichardti n. sp. 510. —
Koch, Blendlinge der Spiräen 382; der Baum der türkischen Pfeifen-
röhre 383. — Koernicke, Monographia Marantearum 506. — Lachmann,
Doppelbildungen bei Nigella 80. — Landwirthschaft in Californien
199. — Milde, Bryum fallax n. sp. 5i0; botanische Reise nach Nieder-
schlesien 510. — ». Niesl, zur Pilzflora von Niederöstreich 509. —
Pacher, Nachträge zur Flora Carpathens 201. — Peckholt, die Pflanze
Paracary gegen Schlangenbiss 80. — Regel und Tiling, Florula aja-
nensis 505. — AReichardt, Asplenium Heufleri n. sp. 509. — Sachs,
die Keimung der Schminkbohne 204; abwechselndes Erbleichen und
Dunkelwerden der Blätter bei wechselnder Beleuchtung 378. — Schmidt
und Müller, Nachtrag zur Flora von Gera 385. — Starcke, kropfartige
Auftreibungen bei den Gewächsen 383. — Wanwra und Peyritsch,
Pflanzen an der Küste von Benguela 202. — Zabel, Flora von Neu-
vorpommern und Rügen 201.
Zoologie. Adams, neue Gattungen und Arten japanischer
Conchylien 516; neue Chrysellida, Parthenia, Odostomia 518. — Al-
lemao, Mollusk im Bambusrohr 82. — Baird, neue Ascaris; neue En-
tomostraceen 518. — Baloch, die Klauendrüse des Schafes 207. —
v. Baerensprung, neue Rhynchoten 214. — Benson, neue Schnecken
516; über Plectopylis 518. — Bertoloni, neue Käfer aus Mossambi-
que 513. — DBurlamaque, Naturgeschichte der Harpyia destructor
83. — Clarapede, geschlechtliche Zeugung von Quallen durch Qual-
len 208. — Claus, ungeschlechtliche Fortpflanzung von Chaetoga-
ster 385; über Physophora hydrostatica und andere Siphonophoren
5l2. — Dohrn, neue Landconchylien 208. — Dunker, neue Auri-
culacee 208; neue japanische Mollusken 210. — Zberth, Generations-
organe von Trichocephalus dispar 211. — Egger, dipterologisehe Bei-
träge 519. — Giraud, neue Cynips 520. — Gredler, Süsswassercon-
chylien Tyrols 515.— Haeckel, Augen und Nerven der Seesterne 387.
— v. Heinemann, Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz
(Braunschweig 1860) 83. — Hofmann, Naturgeschichte der Psychiden
214. — Kaiser, Lebensweise des Lärchenfalters 387. — Äner, leuch-
tender Fisch 523. — Kölliker, Beziehungen der Chorda dorsalis zur
Bildung des Fischwirbels 205. — Kolenati, Monographie der euro-
päischen Chiropteren 388; Synopsis Phryganidum 524. — Loven,
über Pilidium 211. — Zowe, Helix delphinuloides n. sp. 518. —
v. Martens, neue Conchylien 208. 210. — Moromitz, neue Chrysomeli-
vmI
den von Sarepta 523. — Me Donnel, über Lepidosiren annectens
523. — v. Motschulsky, neue californische Käfer 512. — Müller, Be-
schreibung einer Brachiopodenlarve 81; Gordius in Vanessa 213;
Insektenepizoen in Kärnten 213. — Murray, neue Sertularien 5l5. —
Pascoe, neue Capicornier von den Molucken 215. — Peters, neue
Wurmschlange 215. — Radochko/fky, neue Hymenopteren 529. — Scha-
tiloff, Wanderheuschrecke auf der taurischen Halbinsel 520. — Schöbl,
Haplophthalmus n. gen. Isopodorum 518. — Schwarz, Familie der
Rissoiden (Wein 1860) 82. — Staal, neue Fulgorinen 214. — Walker.
neue ceylanische Insekten 520. — Wollaston, Käfer von Madeira 510.
— Woodward, neue afrikanische Binnenmollusken 516. — Der zoologi-
sche Garten (Frankfurt 1860) 85.
Miscellen. Ueber den Pankratiustag 216.
Correspondenzblatt für Januar 56—88; Februar und
März 217—220; April und Mai 389—397; Juni 537—540.
Zeitschrift
| für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1860. | Januar. N 1.
Die klimatischen Verhältnisse des Tertiärlandes
aus
O. Heer’s Tertiärflora der Schweiz Bd. III. 327—-350
im Auszuge mitgetheilt.
Die vergleichende Betrachtung der Tertiärfloren führt
zu dem Resultate, dass zur Tertiärzeit das Klima unseres
Landes ein anderes und zwar viel wärmeres müsse gewesen
sein als gegenwärtig, sehen wir nun weiter nach, ob dafür
noch ein bestimmterer Ausdruck zu ermitteln ist, wobei wir
uns zunächst an die Thatsachen halten wollen, welche die
Schweizerflora uns an die Hand gibt. Die Hauptmomente
für ein wärmeres südliches Klima sind: 1, die grosse Zahl
der Arten, welche die Tertiärflora zusammensetzen, 2. das
sehr starke Hervortreten der Holzgewächse, das Dominiren
der immergrünen Sträucher und Bäume, 4. das Verhalten
der Blühtezeiten mancher tertiären Bäume zur Zeit der Be-
laubung, 5. der Gesammtcharacter der Vegetation, welcher
am meisten mit dem des Südens . der Vereinten Staaten,
dann mit dem der Mittelmeerzone wie andrerseits der cana-
rischen Inseln und Japans übereinstimmt, aber auch zahl-
reiche tropische Formen uns aufweist. Schon diese Zusam-
menstellung muss ein Klima, wie es jetzt Mitteleuropa hat,
ganz ausschliessen, denn es unterliegt nicht dem geringsten
Zweifel, dass bei Wintern wie wir sie jetzt haben, keine
Fächer- und Fiederpalmen, wie wir sie noch in Oeningen
finden, keine immergrünen Lorbeer- und Feigenbäume,
keine Acacien und Cäsalpinien, keine Kampfer- und Zimmet-
bäume daselbst hätten leben können. Andrerseits wird auch
ein eigentlich tropisches Klima ausgeschlossen, indem we-
XV. 1860. 1
2
nigstens gegenwärtig in diesem die Pinusarten, die Buchen,
Pappeln, Carpinus, Corylus u. a. fehlen. Es wird daher
unsere Aufgabe sein, einen prüfenden Blick auf diejenigen
systematisch festgestellten tertiären Arten zu werfen, welche
durch homologe oder doch nah verwandte lebende Arten
uns zu Schlüssen über die klimatischen Verhältnisse der
Tertiärzeit berechtigen. Es sind 131 Arten, welche der
gemässigten, 266, welche Arten der warmen, und 85,
welche Arten der heissen Zone entsprechen.
Die Mehrzahl weist also auf die warme Zone und es
unterliegt keinem Zweifel, dass das Klima jener Zeit dem-
jenigen jener Länder entsprochen habe, welche zwischen
den Isothermen von 15° und 25° liegen oder der Länder
vom 45° N-Br. bis zum Wendekreise des Krebses. Es ist
diess jedoch eine breite Zone und es frägt sich, ob nicht
noch eine engere Begränzung möglich sei. Wir werden
dabei vorzüglich einerseits die tropischen Typen, anderer-
seits die der gemässigten Zone zu berücksichtigen haben,
aber auch manche der warmen Zone gewähren viel Beleh-
rung, wenn wir ihre Polar- und Aequatorialgränze festzu-
stellen suchen.
Zu ächt tropischen Typen gehören die tertiären Arten.
der Gattungen Lastraea, Lygodium, Manicaria, Geonoma,
Artocarpus, Porana, Nelumbium, Eugenia, Dodonaea, Ptero-
carpus, theilweise auch von Cinnamomum, dann 10 Ficus-
arten, 11 Cäsalpinien, 13 Cassien, und 13 Acacien. Ihre
heutigen Vertreter überschreiten die Wendekreise nicht.
Die Lygodien, Poranen, die meisten Feigenarten, Ptero-
carpus und Dodonaea weisen auf Ostindien, namentlich die
Sundainseln, während die Lastraeen, Manicaria und Geo-
noma, die Cäsalpinien, Cassien und Acacien fast aus-
schliesslich tropisch-amerikanische Formen enthalten. Leider
fehlen uns Beobachtungen, bis zu welcher Breite diese
Gewächse das Klima noch ertragen können. Indess ist es
wahrscheinlich, dass die meisten in einem Klima, wie eg
Madeira besitzt, noch gedeihen würden, wenigstens wachsen
dort noch mehrere Vertreter tertiärer Arten, auch der
Pisang, die indischen Mangobäume, die Pisidien und Anonen
wie der Sapindus saponarius L. reifen daselbst ihre Früchte.
3
Die meiste Schwierigkeit machen die Fiederpalmen, deren
unser Tertiärland vier Arten hatte. Die Dattelpalme geht
von allen Fiederpalmen am weitesten nach Norden, cul-
tivirt so weit wie die einzige natürliche europäische
Palme, die Zwergpalme, welche die S Küste Spaniens be-
rührt, bei Nizza unter 15,6° mittl. Temperatur wächst,
dann wieder in Neapel und Sicilien häufig auftritt. Die
Dattelpalme reift aber in Europa ihre Früchte nicht, eben-
sowenig in Algerien, Marokko, Madeira. Erst am S-Ab-
hange des Atlas ist die eigentliche Dattelregion unter einer
mittleren Jahrestemperatur von 20°C. Die tertiären Fieder-
palmen sind nun allerdings von der Dattelpalme sehr ver-
schieden und mit Arten der Gattung Attalea, Geonoma und
Manicaria zu vergleichen, welche aber sämmtlich dem
tropischen Amerika angehören und eher noch ein wärmeres
Klima zu erfordern scheinen. Immerhin mögen die ter-
tiären Arten bei ihrer Eigenthümlichkeit für ein minder
heisses Klima organisirt gewesen sein, zeigen aber doch
mit den übrigen erwähnten Gattungen, dass jedenfalls das
Klima unsers Tertiärlandes nicht kälter kann gewesen sein
als das jetzige Madeiras, indem sonst die zahlreichen tropi-
schen Arttypen unmöglich hätten ihre Früchte und Samen
reifen können. Wir müssen für sie mindestens eine mittle
Jahrestemperatur von 18 — 20° annehmen.
Zahlreicher als die tropischen Arten sind die der ge-
mässigten Zone, unter ihnen aber viele, deren Verbreitungs-
bezirk bis in die warme Zone hineinreicht, deren Vor-
. kommen im Tertiärlande uns also nicht befremden kann.
Dahin gehören Pteris aquilina L., die auch auf Madeira und
den Canarien, in Californien und Japan ungemein häufig
ist, die Equisetumarten, welche auch im Süden der Ver-
einten Staaten sich finden, Isoätes lacustris L. und Pota-
mogeton pusillus, die bis Indien und Brasilien reichen,
Phragmites communis Trin., die auch in Italien, am Cau-
casus, in Japan und Amerika gefunden wird, Typha latifolia,
welche bis Taurien und S-Carolina vorgeschoben, Spar-
ganium ramosum, das auch in Persien und Carolina ge-
troffen wird. Von andern Arten zeigt die Cultur, dass sie
auch höhere Temperaturen zu ertragen vermögen, So ge-
1:*
+
deihen in Madeira vortrefflich Salix viminalis L. und Platanus
oceidentalis, wie in S-Spanien die Ulmen und die Weiss-
pappeln. Von Populus balsamifera und laurifolia, Carpinus
betulus, Juglans nigra und cinerea liegen zwar keine Be-
obachtungen vor, allein sehr wahrscheinlich würden auch
sie das Klima von Madeira so gut ertragen wie die vorhin
genannten und wie die europäischen Eichen, so dass in
der That die Pflanzentypen der gemässigten Zone, die wir
in unserer Tertiärflora finden, gar wohl zu erklären sind,
wenn wir für sie ein Klima wie auf den Kanarien anneh-
men. Es kommt dabei überdiess noch in Betracht, dass
die Pflanzen der gemässigten Zone von höherer Temperatur
viel weniger leiden, als die der warmen Zone von der
Kälte. Es ist wohl häufiger die grosse Trockniss während
der heissen Jahreszeit als zu grosse Wärme, welche ihrer
Verbreitung nach S Grenzen setzt.
Noch deutlicher wird Obiges hervortreten, wenn wir
einige der wichtigsten Pflanzen der warmen Zone bespre-
chen, deren homologe Arten in unserem Tertiärlande zu
Hause waren. Das Taxodium distichum bildet unabsehbare
Wälder in den Torfmorästen des Mississippithales und geht
bis zum 38° N-Br. hinauf, findet sich ferner in Kentucky
und Virginien bis zum Delaware und reicht andererseits in
Mexiko bis in die tropische Zone hinein. Es erträgt auch
unser Klima, treibt in Winterthur Blühten und Fruchtzapfen,
bildet aber keinen keimfähigen Samen. Grosse Bäume
findet man auch in S-England. Sequoia sempervirens ist
einer der häufigsten Bäume Kaliforniens, bildet bei St.
Francisco Wälder mit Bäumen von 300° Höhe und 12-—20°
Stammdurchmesser. Er wird nirgends in grösserer Ent-
fernung vom Meere angetroffen und ist nur über die Küsten-
berge verbreitet, sie mit Ausschluss der andern Bäume be-
deckend, nordwärts bis 42°, südwärts bis Mexico reichend.
In Zürich hält er sich mit Mühe im Freien, erträgt aber in
S-England und in Paris die Winter wohl, ohne jedoch Sa-
men zu bilden. Glyptostrobus heterophyllus bewohnt N-China
und Japan bis zum 36° N-Br., in Paris, S-England und
Wien hält er im Freien aus und setzt Früchte an, im Zü-
richer Garten wollte er nicht fortkömmen. Arundo donax
5
ist in allen Mittelmeerländern verbreitet, auch in Aegypten
und auf den Canarien und Madeira sehr häufig an den Ufern
der Bäche, diesseits der Alpen kommt sie in Anlagen fort,
blüht aber nicht. Die Gattung Smilax fehlt in Mitteleuropa
ganz, wogegen sie in N-Amerika noch im N der Vereinten
Staaten mit 10 Arten erscheint, die tertiären Species ent-
sprechen meist mittelmeerischen Arten. Sabal Adansoni
ist am häufigsten in den Morästen in New-Orleans, aber
auch in Florida, Neu-Georgien und Carolina, reicht bis
zum 35° N-Br. und erträgt auch die Winter bei Montpellier.
Chamaerops humilis hat bei Nizza seine Nordgränze, schon
bei Padua muss sie im Winter unter Glas gesetzt werden,
während Chamaerops excelsa aus China die Winter in S-Eng-
land aushält. Liquidambar styraeifluum ist imN und S der
Vereinten Staaten sehr verbreitet, aber auch in Mexiko,
hier vorzüglich in der Gebirgsregion bis 5500° Meeres-Höhe,
abwärts bis zur Gränze des Zuckerrohrs, Kaffees und der
Baumwolle. In Italien gedeiht er vortrefflich, setzt viel
Früchte an, reift aber doch die Samen nicht, um Zürich hält
er die Winter aus, bleibt aber strauchartig, auch bei Dublin
wird er nicht über 10° hoch und blüht nicht, während er
in S-England 25° Höhe erreicht. Im Wörlitzer Park steht
ein 50° hoher Baum und ein ebenso grosser bei Bremen,
reift aber auch hier keine Früchte. Fast alle Eichenarten
unseres Tertiärlandes entsprechen Typen der warmen Zone,
mehre reichen aber bis in die gemässigte hinauf und er-
tragen noch unsern Winter, so Quercus phellos, ilicifolia,
nigra, während andere auf die subtropische Zone beschränkt
sind und wohl auch in Italien kaum gedeihen und Früchte
reifen würden. Planera Richardi ist auf Creta und im Kau-
kasus heimisch, erträgt aber auch unser Klima und reift
bei Lausanne die Früchte. Der gewöhnliche Lorbeer reicht
aus der Mittelmeerzone bis an den S-Abhang der Alpen,
ohne diese zu überschreiten, auch hält er bei uns den
Winter nicht im Freien aus, noch weniger ist dies bei
Laurus canariensis und Persea indica der Fall, welche über
die canarischen Inseln und Madeira verbreitet, aber selbst
in Padua während des Winters mit Glas zugedeckt werden
müssen. Cinnamomum camphora aus dem S-Japan wird
6
in Madeira und auf den Azoren zum grossen Baume, er-
trägt noch die Winter von Pisa und Florenz, wo er blüht,
aber nie Früchte bringt, in Padua muss er im Winter mit
Glas bedeckt werden, in Montpellier erfror er im Winter
1853 bis auf den Grund, trieb aber wieder; auf der Isola
bella des Lago maggiore steht ein schöner Kampferbaum
im Freien, der vor einigen Jahren bei — 8° R. fast ganz
erfror, doch aber wieder von Neuem trieb; in Pallanza steht
ein Baum von 30° Höhe im Garten und wird im Winter
mit Stroh verbunden, doch erfrieren die jungen Triebe
regelmässig bei — 5° R., er blüht alljährlich, bringt aber
niemals Früchte. Der Kampferbaum gebraucht zum vollen
Gedeihen eine Jahrestemperatur von 18—19° €. Fast alle
Proteaceen gehören in der Jetztwelt der warmen Zone
Neuhollands an und die meisten der miocänen analogen
Arten der subtropischen. Keine dieser Gattungen Protea,
Grevillea, Hakea, Dryandra, Embotherium und Banksia
können bei uns im Freien gezogen werden, wogegen ich
in Madeira von Banksia serrata grosse prächtige Bäume sah,
welche reife Früchte tragen; und ganz ähnlich verhält sich
Eucalyptus. Es sind dies aber sämmtlich Pflanzen, welche
ein warmes subtropisches Klima voraussetzen in ganz ähn-.
licher Art wie die Cinnamoma. Der Tulpenbaum hat in
den Vereinten Staaten eine sehr grosse Verbreitung vom
S. bis gegen die Gränze von S-Carolina, er bildet aber
auch in Madeira mächtige Bäume in den Gärten und ge-
deiht in gleicher Weise auch in unserm Klima. Bei Zürich
bildet er grosse Bäume und blüht regelmässig, reift indess
selten keimfähige Samen, in N-Deutschland blüht er nur
selten und bei Stettin geht er in kalten Wintern zu Grunde,
bei Danzig kömmt er nicht mehr fort, ebenso wenig bei
Kiew in Russland, in Dublin dagegen wächst er sehr
kräftig, blüht auch, aber ohne je Samen zu reifen. In
S-England hat er schon einige Male reife Samen getragen.
Seine nördlichste Gränze kann daher nicht unter die Iso-
therme von 8° C. gelegt werden. Aehnlich verhalten sich
die andern homologen tertiären Arten. ü
Ueberblicken wir alle diese der warmen Zone ange-
hörigen Pflanzen nochmals, so finden wir, dass von den
7
meisten die Verbreitungsbezirke bis in die gemässigte Zone
hineinreichen oder dass sie in dieser noch im Freien ceul-
tivirt werden können. Allein wir haben dabei nicht zu
übersehen, dass von diesen die Mehrzahl da keine Früchte
reift,- daher diese künstlichen Verbreitungsbezirke uns doch
keinen sichern Massstab geben. Jedenfalls muss dabei auf
folgende Momente Rücksicht genommen werden: 1) ob die
Pflanzen zwar den Winter ertragen, aber keine Früchte
ansetzen, 2) ob sie Früchte und Samen ansetzen, allein sich
nicht vermehren, sei es, dass die Samen nicht keimfähig
werden oder zu einer Zeit reifen und ausgestreuet werden,
welche ihre Entwicklung unmöglich macht, 3) ob sie keim-
fähige Samen erzeugen und sich vermehren. Von vielen
Arten fehlen uns leider derartige Erfahrungen, doch zeigen
uns die vorhandenen, dass die Mehrzahl der oben ange-
führten Pflanzen der warmen Zone, welche unsere Winter
ertragen, zu der ersten und zweiten Klasse gehört, daher
ein Klima wie wir es gegenwärtig haben, nicht geeignet
wäre sie zur vollen Entwicklung zu bringen. Dazu kommen
weiter die zahlreichen Arten, welche diesseits der Alpen
auch mit aller Sorgfalt im Freien nicht mehr gezogen
werden können und darunter gerade solche Arten, deren
homologe tertiäre Species damals einen Hauptbestandtheil
der Waldung gebildet haben, wie ferner die tropischen
Typen.
Nicht unwichtig ist aber weiter die Frage, ob das
Klima während der ganzen langen Zeit, welche die schwei-
zerische Molasse umfasst, sich gleich geblieben sei. Zur
‚Beantwortung derselben mag die Uebersicht einen Weg-
weiser bilden, in welcher die analogen lebenden Arten in
drei Hauptzonen vertheilt sind, es kommen in der ersten
Stufe unserer Molasse auf die gemässigte Zone 15 pC.,
auf die warme 36 pC., auf die heisse Zone 15 pC., in der
vierten Stufe ebenso 18, 33, 38 pC. Vergleicht man diese
Vertheilung mit der nach den Welttheilen und grossen
Florengebieten: so lässt sich eine etwelche Veränderung
in den klimatischen Verhältnissen nicht verkennen, doch
springt sie erst bei der vierten Stufe in die Augen und
zeigt sich namentlich, dass hier die Tropentypen nur 7 pC.
8
der sämmtlichen Gefässpflanzen ausmachen, in der ersten
aber 15 pC. Während der ersten, zweiten, dritten Stufe
ist dagegen keine wesentliche Veränderung vorgegangen.
Damit, dass in der vierten Stufe das Klima etwas kälter
geworden, stimmt auch völlig überein, dass die immer-
grünen Bäume nicht mehr in dem Masse dominiren wie in
der untern Molasse und dass die europäischen und skandi-
navischen Typen hier noch mehr in den Vordergrund treten.
Immerhin aber haben wir nicht zu übersehen, dass auch
in Oeningen noch eine Fiederpalme und eine Fächerpalme
vorkommen und zu ihnen sich noch gar manche Typen der
heissen Zone gesellen. Wenn wir daher auch eine Abnahme
der heissen Zone anzunehmen haben, so kann doch immer-
hin dieselbe nicht sehr bedeutend gewesen sein.
Combiniren wir alle angeführten Momente, gelangen
wir zu dem Schlasse, dass unser unteres Molassenland
ein ähnliches Klima gehabt haben müsse, wie wir es jetzt
in Luisiana, auf den Canarien, N-Afrika und S-China treffen,
ein Klima mit einer mittlen Jahrestemperatur von 20—21°C.,
die obere Molasse ein Klima etwa wie Madeira, Malaga,
Südsicilien, S-Japan und Neugeorgien d. h. eine mittle
Jahrestemperatur von 18—19° C.
Es lässt sich nun weiter wenigstens annähernd be- |
stimmen, um wie viel das Klima zur Tertiärzeit wärmer
gewesen ist als gegenwärtig. Wir haben nur das jetzige
Klima unseres Molassenlandes mit demjenigen der Tertiär-
zeit zu vergleichen, dabei aber noch zwei wichtige Mo-
mente zu berücksichtigen, nämlich die sehr bedeutende
Höhendifferenz und dann den Einfluss der schneebedeckten
und eine Wolkenscheide bildenden Alpenkette. Zürich hat
bei 1360‘ Meereshöhe 8,9% C. Jahresmittel, auf das Meeres-
niveau berechnet wäre das 11,60 C., Basel bei 830° Meeres-
höhe 9,6%, auf das Meeresniveau berechnet 11,2%, Genf
gleicher Weise 8,97 und 11,47°, Bern 7,8 und 11,1°. Theilen
wir dem erkältenden Einfluss der Gebirgswelt noch 1/,0C.
hinzu: so würden wir in unserm Molassenland, wenn es
ans Meeresniveau zu liegen käme und die Alpenwelt in
ein niedriges Hügelland verwandelt würde, wahrscheinlich
‚eine mittle Jahrestemperatur von 11,84° C. erhalten ; 11,34°G,
9
aber bei 200— 300° Meereshöhe. Sonach würde die mittle
Jahrestemperatur unsrer untermiocänen Molasse zu 20,5,
der obermiocänen zu 18,50 und die Höhe überm Meer zu
250‘ angenommen, erste um 9,16°, letztre um 7,16° höher
gewesen sein als jetzt, so dass das Klima Europas zur
untermiocänen Zeit wohl um 9°, zur obermiocänen aber
um 7° C. wärmer gewesen ist als gegenwärtig.
Nächst der Wärme übt das Wasser den grössten Ein-
fluss auf das Leben und Gedeihen der Pflanzen. Der grosse
Reichthum an Holzgewächsen und an immergrünen Bäumen
wie die zahlreichen Sumpfpflanzen und auch die auf ausge-
dehnte Torfmoore hinweisenden Braunkohlenlager lassen
nicht zweifeln, dass das Klima ein feuchtes gewesen und
die Regentage wohl über einen grossen Theil des Jahres
vertheilt waren. In dieser Beziehung wird es bedeutend
von dem jetzigen der canarischen und madeirensichen Inseln
verschieden gewesen sein. Auf diesen fällt während des
Sommers selten Regen, erst im October kommen gewöhn-
lich die ersten Hauptregen und befruchten das Land. Eine
eigentliche Regenzeit tritt aber nicht ein und auch während
des Winters gibt es nur einzelne Regentage, an denen
aber grosse Wassermassen fallen. Es war das Klima in
Beziehung auf die Feuchtigkeitsverhältnisse wohl ähnlich
dem der Louisiana und überhaupt dem Süden der Vereinten
Staaten, wo ebenfalls weit ausgedehnte Moräste vorkommen,
wie sie unser Tertärland gehabt haben muss.
Wir haben unsere Schlüsse zunächst auf die Schweizer-
flora gegründet, allein wir wären zu denselben Resultaten
gelangt, wenn wir die übrige Flora Europas unsrer Unter-
suchung zu Grunde gelegt hätten. Grösser aber war der
Unterschied zur eocänen Zeit, indem die Flora dieser auch
für S-England ein tropisches Klima erfordert, dem wir
25—26° C. etwa wie Calcutta oder Havanna zugestehen
müssen, also gegen jetzt einen Unterschied von 13 — 14°,
Andererseits lässt sich die pliocäne Flora Toskanas voll-
ständig erklären, wenn wir annehmen, dass zu dieser Zeit
die Temperatur 2—3° höher gewesen als gegenwärtig und
für die Zeit der Utznacher Bildung dürfen wir die jetzige
annehmen. Später ist sie aber tiefer gesunken und zur
10
Gletscherzeit hat sie ihr Minimum erreicht und dann äufs
Neue sich gehoben. Das S-Island hat eine mittle Jahres-
temperatur von 5° C., aber hohe Gebirge und im S-O der
Insel ausgedehnte Gletscher, die etwa 200 Quadratmeilen
Landes bedecken und bis in das Tiefland, ja an einer Stelle
bis an das Meer hinabreichen. Nehmen wir daher dieselbe
Jahrestemperatur für die Schweiz an, also eine 4—41/,
niedriger als gegenwärtig: so lassen sich die Gletscher-
erscheinungen erklären. Der Gang der Temperaturverän-
derungen zur Tertiärzeit war also: obereocän 25—.26° C.,
untermiocän 20 — 21°, obermiocän 18 — 19°, pliocän 17—18°,
Utznacherbildung 9°, Gletscherzeit 5°, Jetztwelt 9°.
Wenn nun aber die Annahme eines solchen subtropi-
schen Klimas für die miocäne Zeit richtig ist, so muss sich
dieselbe nothwendig auch in der Thierwelt bestätigen. Es
ist dies in der That der Fall, wie wir noch an den Thieren
des Festlandes und dann denen des Meeres, wenigstens in
einigen flüchtigen Zügen, nachweisen wollen.
Die Säugethiere eignen sich zu solcher Untersuchung
weniger als die meisten übrigen Thierklassen, denn die
Mehrzahl gehört zu eigenthümlichen ausgestorbenen Gat-
tungen, und je mehr sich die Pflanzen und Thiere von.
den lebenden entfernen, desto unsicherer werden die Ver-
gleichungen. Indessen widersprechen doch die Säugethiere
in keiner Weise den früher gefundenen Resultaten, bestä-
tigen dieselben vielmehr. Gleich die grosse Artenzahl, denn
wir kennen aus der miocänen Schweiz 41 Arten, also 3
mehr als jetzt unser Land bewohnen, und zwar grossen-
theils Herbivoren, welcher Artenreichthum mit dem üppigen
Pflanzenwuchs damaliger Zeit in Verbindung steht. Dann
stimmen die zahlreichen Rhinoceroten, die Mastodonten und
Tapire sehr wohl zu dem subtropischen Klima jener Zeit.
Dasselbe ist der Fall bei den Amphibien. Von ansehn-
lichen Crocodilen wurden die Zähne in den Kohlen der
Paudeze gefunden und von Crocodilus buticonensis ein
prächtiger Schädel im Aargau in der untern Molasse ent-
deckt. Sehr zahlreich waren die Schildkröten, 15 Arten in
6 Gattungen, 7 Arten noch in der obern Molasse und 2 bei
Oeningen, wo auch grosse Kröten and Frösche lebten.
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Die Landschnecken unseres Tertiärlandes sind leider noch
nicht bearbeitet. Die so häufigen Melanien finden nur in
der warmen Zone ihre ähnlichen Vertreter in der jetzigen
Schöpfung und die weit verbreitete Helix Ramondi in der
H. Bowdichiana und H. punctulata, diese noch auf Porto
Santo lebend, jene auf Madeira und in Porto Santo diluvial.
Die Landschnecken des Mainzer Beckens haben ihre näch-
sten lebenden Verwandten in S-Europa, Afrika, N-Amerika,
W- und O-Indien nnd haben mithin das Gepräge wärmerer
Länder. Zu denselben Resultaten führte auch die Unter-
suchung der miocänen Schnecken Würtembergs und der des
Böhmischen Braunkohlenbeckens.
Nächst den Pflanzen geben die Insekten die wichtig-
sten Aufschlüsse über die klimatischen Verhältnisse der
Vorzeit. Sie bieten ein ebenso reiches und mannichfaltiges
Material dar wie die Flora. Ich kenne jetzt von Radoboj
303, von Oeningen, Locle und aus der Molasse gegen 1000
Arten. Dass das Klima damals viel wärmer gewesen ist
als jetzt, bezeugt schon das Verhältniss der Familien, in
welchen sie bei den verschiedenen Ordnungen auftreten.
So dominiren unter den Rhynchoten bei den Landwanzen
in der gemässigten Zone die Capsinen, in der warmen und
heissen dagegen die Reduvinen, Coreonen, Pentatomen und
Scutelleriden; gerade so ist es in unserem Tertiärlande,
das von diesen letzten Familien zahlreiche und ausgezeich-
nete Formen besass, während die Capsinen jedenfalls selten
gewesen sind, da sie sich in Oeningen und Radoboj noch
gar nicht gezeigt haben. So haben wir ferner unter den
Hymenopteren einen überraschenden Reichthum an Ameisen.
Wir kennen allein von jenen beiden Orten 66 Arten, wäh-
rend jetzt aus ganz Europa nur 109 lebende Arten bekannt
sind; ein Verhältniss wie es jetzt nur in der heissen Zone
vorkommt und mit den riesenhaften und zahlreichen Ter-
miten eine üppige und reiche Vegetation voraussetzt. Die
meisten der miocänen homologen jetzt lebenden Insekten-
arten finden sich in der subtropischen und mittelmeerischen
Zone. Ich will namentlich hervorheben: die grossen Myr-
miceen und die zahlreichen Poneren; von Oeningen die
Gattungen Capnodis, Perotis, Sphenoptera, Apalus, Gla-
12
phyrus, Mycterus, Brachycerus, Alydus, Syromastes; von
Radoboj Scarites, Brenthus, die grossen Oedipoden, ähn-
lich denen Neu-Georgiens. Diesen sind aber ziemlich zahl-
reiche tropische Formen beigemischt, so von Rhynchoten
die Gattungen Belostomum, Spartocerus, Hypselonotus,
Pachycoris, und die prächtige grosse Cercopis, von Schmet-
terlingen die Vanessa Pluto, von Gymnognathen Gryllaeris
und die grossen Termiten; von Fliegen die brasilianische
Gattung Plecia. Es fehlen aber auch Typen der gemäs-
sigten Zone nicht, so Arten der Gattungen Amara, Har-
palus, Apion, Otiorhynchus, Lina, Gonioctena, Syrphus,
Pachygaster, Heterogaster u. a., so dass sich auch bei
dieser Thierklasse dieselben Erscheinungen wiederholen,
welche wir schon bei der Pflanzenwelt kennen gelernt
haben; den vorherrschend subtropischen Formen sind Typen
der tropischen und der gemässigten Zone beigemischt.
Dabei ist es aber auffallend, das bei den Käfern Oenin-
gens der mittelmeerische Character vielmehr vorwaltet als
bei den übrigen Ordnungen namentlich als bei den Insekten
mit unvollkommener Verwandlung. Der Umstand, dass
gerade unter diesen Thieren, denen der ruhende Puppen-
zustand fehlt und die auch als Larven meistens auf Pflan-
zen leben, besonders viel südliche Typen erscheinen, weist
darauf hin, dass damals der Winter sehr milde gewesen
sein muss und weder Schnee noch Eis diese Gegenden
heimgesucht. hat. Obwohl unter den Käfern die amerika-
nischen Typen uns viel seltener begegnen, als unter den
Pflanzen, fehlen sie doch keineswegs: so ist Anoplites eine
amerikanische Gattung, und unter den grossen Hydrophi-
liden, den Gyriniden, Galeruken und bei Lepitrix kommen
ächt amerikanische Formen vor. Viel deutlicher ausge-
sprochen ist er aber bei den Rhynchoten, von welchen die
Gattungen Hypselonotus, Spartocerus und Belostomum aus-
schliesslich der neuen Welt angehören und die Arten der
Gattungen Pachycorus, Alydus, Evagoras und Halys solcher
der neuen Welt entsprechen; unter den Dipteren sind die
Plecien amerikanische Typen und unter den Heuschrecken
mehre Oedipoden.
Dass die Meeresfauna sowohl in der untermiocänen
13
als unsrer mittlen miocänen Zeit viele Thiere der warmen
selbst der tropischen Zone enthält, ist bekannt und bestä-
tigt so die Resultate, welche das Studium der Landbe-.
wohner damaliger Zeit ergeben hat. Ich verweise hier auf
Deshäyes’ Berechnung, dass unter den miocänen Conchy-
lien Europas 200 Arten sich finden, die noch gegenwärtig
an der tropischen W-Küste Afrikas heimaten, auf Hörnes’
Wiener Becken, von dessen 500 Schnecken gegenwärtig
100 Arten im Mittelmeer, 19 im britischen, 31 Arten aber
in tropischen Meeren zu Hause sind; ein Verhältniss, das
ziemlich wohl mit dem für die Flora der dritten und vierten
Stufe gewonnenen Resultate stimmt, indem in der letzten
die Tropenformen 7 pC., bei den Mollusken des Wiener
Beckens aber 6 pC. ausmachen. In der Subapenninen-
formation Italiens dominiren die mittelmeerischen Arten
noch mehr, doch sind immerhin auch dieser Fauna noch
manche W-afrikanische und indische Arten beigemengt.
Ueber die Seeigel schreibt mir deren gründlichster
Kenner Desor Folgendes: „Vom Standpunct der Echiniden
aus erweist sich die Miocänformation als die best charak-
terisirte.e Zwei Typen sind es besonders, die ihr diesen
besondern Stempel aufdrücken, die Clypeaster nämlich und
die nicht minder interessanten Scutelliden, welche beide
mit der Miocänperiode auftreten. Dasselbe gilt von den
weniger bezeichnenden Gattungen Tripneustes und Echino-
cardium. Zu erwähnen sind ausserdem mehre Gattungen,
welche zwar schon früher vorkommen, aber erst jetzt zur
Bedeutung gelangen wie Schizaster, Brissus und Spatangus.
Die klimatischen Beziehungen dieser Typen betreffend ist
vor allem zu bemerken, dass die durch ihre Zahl und
Grösse so auffallenden Clypeaster in der Jetztwelt ganz
und gar auf die warme Zone beschränkt sind, ebenso die
noch vorhandenen Formen der Scutelliden und Tripneustes,
welche insgesammt bei den Antillen, im Rothen Meer und
an der afrikanischen Küste vorkommen, dagegen dem
Mittelmeer fremd sind. Auch Brissus gehört vorwiegend
denselben Regionen an mit Ausnahme einer mittelmeeri-
Schen Art. Echinolampas und Eupatagus, welche ihre
grösste Entwicklung in der Eocänperiode erreichen, aber
14
auch noch in der Miocänperiode ziemlich vertreten sind,
scheinen ebenfalls heut zu Tage lediglich auf die heissen
Gegenden beschränkt zu sein. Unter diesen Typen finden
wir aber in den Miocängebilden eine Anzahl Gattungen,
welche heutzutage entweder hauptsächlich oder gar aus-
schliesslich in den gemässigten Zonen vorkommen. Dahin
gehören unter Anderen Psammechinus, Brissopsis, Schi-
zaster, Toxobrissus, Echinocardium und Spatangus, alles
Typen, welche im Mittelmeer vielfach vertreten sind und
von denen die meisten sogar bis in die Nordsee hinauf-
reichen. Endlich ist zu bemerken, dass die Miocänzeit
eine Anzahl Gattungen einschliesst, welche nicht bis in die
Jetztwelt hinaufreichen und gewissermassen als ein Nach-
klang aus der vorhergegangenen an Echiniten so reichen
Eocänperiode erscheinen. Als solche sind besonders anzu-
führen: Echinanthus, Pygorhynchus, Conoclypus, Toxo-
brissus, Macropneustes und Hemipatagus. Abstrahirt man
nun von solchen Gattungen, welche keinerlei Deutung ge-
statten von Cidaris und Diadema: so deutet nicht allein die
Mehrzahl der Gattungen, sondern in noch höherem Grade
diejenige der Arten auf ein warmes Klima. Ebenso sind
die tropischen Arten durchschnittlich grösser und zahlreicher
an Individuen. Letzteres gilt besonders von Clypeastern
und Scutellen. Mithin stimmen meine Resultate wie sie
sich aus der Echinidenfauna ergeben mit den Ihrigen dahin
überein, dass das Klima der Miocänzeit in Europa ein wär-
meres als das jetzige des Mittelmeeres, folglich ein subtro-
pisches muss gewesen sein.“
In gleicher Weise wie die Mollusken und Seeigel be-
weisen auch die Corallen, dass die Temperatur des euro-
päischen Meeres viel höher gewesen als gegenwärtig. In
Sasselo in Piemont, das zur untermiocänen Stufe gehört,
entdeckte Michelotti prächtige Lager von Madreporen; sie
bilden Corallenriffe, welche auf mich ganz denselben Ein-
druck gemacht haben, wie diejenigen der Antillen. In den
Hügeln von Turin sind die Korallen. zwar noch häufig, aber
sie bilden keine wahren Bänke mehr und man findet dar-
unter keine wahren fissiporen Polypen, welche vorzüglich
die Madreporenbänke der tropischen Meere bilden; in den
15
obermiocänen Bildungen ist nur noch etwa !/, der Arten
der mittelmiocänen Zeit und es sind mit einigen sehr sel-
tenen Ausnahmen freie Polypen und das Pliocän hat nur
noch etwa !/,n der Artenzahl der obermiocänen und dar-
unter 'einzelne lebende Arten. Nach Michelotti geht die
Korallenbankzone auf jeder Seite des Aequators bis zum
20° der Breite. An den Bermudasinseln sind indessen die
Korallenriffe ausnahmsweise bis zum 32015’ N-Br. vorge-
schoben, im Rothen Meere bis zum 30°, auf der S-Hemisphäre
sind die letzten unter dem 29°. Es setzt dies eine Tem-
peratur des Meeres von 19—20° C. voraus. Die Bermuden
fallen auf die Isotherme von 20° C. Lufttemperatur, ebenso
wahrscheinlich die Houtmans Abrochos, die N-Grenze des
Rothen Meeres dagegen auf 21,6°C. Noch weiter nach N
als in Piemont sind die Corallenriffe im östlichen tertiären
Meere verbreitet und dort auch zur Supergabildung Turins
noch entstanden. Es geht diess aus Ungers Untersuchungn
über den Leithakalk hervor. Derselbe unterscheidet 3 Eor-
men von Leithakalk. Die eine ist aus ausgedehnten Co-
rallenriffen gebildet, welche in Steyermark lebhaft an die
Riffbildungen der warmen Zone erinnern und die verschie-
denen Formen, unter denen sie dort auftreten, wieder er-
kennen lassen; die andere allgemeiner verbreitete und etwas
jüngere Form besteht grossentheils aus Steinalgen (Nulli-
poren), wie sie gegenwärtig im Mittelmeer, aber auch in
nordischen Meeren leben; die dritte hat durch Aufnahme
von Sand und Geschieben ein verändertes Aussehen an-
nommen. Es waren also zur Zeit unserer marinen sub-
alpinen Molasse in dem östlichen Meere noch Korallenbänke
bis zum 77. und 78° N-Br. verbreitet, was wohl nur durch
die aus dem indischen Meere kommenden Ströme warmen
Wassers zu erklären ist. Es lässt sich sogar aus dem Um-
stande, dass am W-Theile des pannonischen Meeres die
Leithakalkbildungen viel ausgedehnter und mächtiger sind
als im W- und O-Theile, der Schluss ziehen, dass die Strö-
mung des aus dem indischen Meere kommenden warmen
Meerwassers ihre vorherrschende Richtung nach O und W
hatte. Durch die Erniedrigung der Temperatur des Wassers
hat aber die Corallenkalkbildung aufgehört, während die
16
Vegetation der submarinen kalkbildenden Wiesen noch
lange Zeit fortdauerte und dadurch die Riffbildung der
zweiten Form fortsetzte. In dem Meeresarm, welcher unser
Land durchzog, bildeten sich keine Corallenriffe, es sind
bis jetzt erst zwei Corallenarten bei St. Gallen gefunden
worden, welche aber keine Riffe erzeugt haben. Dagegen
wurde in dem östlichen Meere, das zur Miocänzeit einen
beträchtlichen Theil von Kleinasien, Armenien und Persien
bedeckte, viele und ausgedehnte Corallenbänke entdeckt.
Wir sehen demnach, dass die Bewohner des Fest-
landes und des Meeres zusammenstimmen, um unsern Ter-
tiärlande einen subtropischen Charakter zu geben. Es ist
dieser nicht von einigen wenigen Pflanzen und Thieren ab-
geleitet, sondern von einem ganzen Conplex von Erschei-
nungen, wie er nur durch die Annahme eines solchen
Klimas erklärt werden kann, daher wir auf den verschie-
densten Wegen immer zu demselben Resultate gelangen.
Eine weitere wichtige’ Frage ist, ob damals das Klima
in ganz Europa das gleiche gewesen oder ob schon eine
zonenweise Vertheilung der Wärme wie in jetziger Zeit
Statt gefunden. Dass letzteres der Fall gewesen, geht un-
zweifelhaft aus der Vergleicung der verschiedenen Tertiär- .
foren hervor. Besonders belehrend ist in dieser Bezie-
hung die miocäne Flora von Island. So sehr sie auch von
der heutigen isländischen abweicht, sind doch keine tro-
pischen und subtropischen Formen darunter, auch für die
südlichsten Typen würde ein Klima von 9°C. genügen, da
die Polargrenze des Tulpenbaumes auf die Isotherme von
8—90C. fällt. Bejamloess, wo die Tulpenbaumblätter ge-
funden worden, hat jetzt eine mittle Jahrestemperatur
von nur 2°C., wir brauchen also nur die für die Miocän-
zeit gefundene Erhöhung von 9°C. hinzuzufügen: so er-
klärt sich das Vorkommen des Tulpenbaumes, der Wein-
reben und aller dort bis jetzt entdeckten Pflanzen. Der
Norden der Insel, auf welcher jetzt die Isotherme von 0°
fällt, würde noch eine Jahrestemperatur von 9° gehabt
haben und sonach kann uns das Vorkommen grosser Bäume
an der arktischen Zone und von Laubwäldern an den Ufern
des jetzigen Steingriesfiord keineswegs befremden. Der
17
Umstand, dass aus der Tertiärflora Europas nur diejenigen
Arten bis Island hinaufreichen, deren jetztlebende Reprä-
sentanten bei einem Klima von 9° noch leben können,
alle südlichen Typen aber fehlen, muss dafür sprechen,
dass schon damals nach dem N. zu eine ähnliche Wärme-
abnahme stattfand, wie gegenwärtig. Dasselbe erfahren
wir auch durch die Bernsteinflora. Der südlichste sicher
ausgemittelte und einer lebenden Art nahestehende Pflanzen-
typus des Bernsteinlandes ist der tertiäre Kampherbaum.
Als Polargrenze der lebenden Art haben wir die Isotherme
von 5° C. gefunden. Danzig hat jetzt eine mittle Tem-
peratur von 7,6°, rechnen wir die gefundene Erhöhung von
9% hinzu, so ist das Vorkommen des Cinnamomum poly-
morphum erklärt. Die bis jetzt bekannte nördliche Palmen-
srenze liegt im Tertiärland bei 51!/,° N-Br., bei der jetzigen
Isotherme von 9°, nehmen wir für das untermiocäne Land
90 hinzu, erhalten wir 18%, was mit der jetzigen Palmen-
grenze sich wohl combiniren lässt. In Schossnitz bei
Breslau haben wir zahlreiche Pflanzen der Oeninger Flora
gefunden, dass aber die tropischen und subtropischen For-
men darunter fehlen, kann uns nicht befremden, denn
wenn es derselben Zeit wie Oeningen angehörte, hatte es
eine Temperatur von circa 15° C., welche wohl noch hin-
reichte, um Umberbäume, Taxodien, Libocedrus, Callitris
und einzelne immergrüne Eichen zu erzeugen, nicht aber
um Palmen, Zimmetbäume, feinblättrige Acacien u. Ss. w.
zu ernähren, wie sie damals noch in der Schweiz und in
Oberitalien vorkamen.
Für eine Abnahme der Wärme nach N. sprechen nicht
nur einige Pflanzen, sondern der gesammte Naturcharacter
Europas. Der Palmenreichthum Oberitaliens bildet einen
merkwürdigen Gegensatz zu der Nadelholzwaldung, welche
. im nördlichen Bernsteinlande und in Island dominirt hat;
die immergrünen Wälder Mitteleuropas zu den Laubwäldern
Islands, welche ausschliesslich aus Bäumen mit fallendem
Laub bestanden und so zur Ertragung eines schneereichen
Winters organisirt waren. Schon in N-Deutschland macht
sich ein fühlbarer Unterschied geltend, daher die unter-
miocänen Floren der Wetterau und des Niederrheins nicht
XV. 1860, 2
18
so Scharf ausgeprägt sind und in der Zahl gemeinsamer
Arten eine Annäherung an die obermiocäne Flora der
Schweiz zeigen. Der O. Europa’s scheint im Verhältniss
zu jetzt etwas wärmer gewesen zu Sein als der W., wor-
auf die Flora und Fauna von Radoboj wie auch Parschlug
hinzudeuten scheint.
Mit den auf die Flora gegründeten Schlüssen stimmt
die Fauna wohl überein. Obwohl der Bernstein älter ist
als Oeningen, hat doch die Fauna einen mehr borealen
Character. Er tritt besonders auffallend bei den Rhyncehoten
hervor. Die Familien, welche in südlichen Ländern und
ebenso in Oeningen und Radoboj besonders zahlreich er-
scheinen, fehlen dem Bernstein, oder sind doch nur äusserst
schwach vertreten, während gerade die in Oeningen und
Radoboj fehlenden und mehr der gemässigten Zone .ange-
hörenden Familien der Capsinen und Riparien im Bernstein
vorkommen; die ersten dominiren in ähnlicher Weise, wie
sie noch jetzt in Mittel- und N-Europa die Hauptmasse
der Landwanzen ausmachen. Dieselbe Erscheinung zeigt
uns auch die Meeresfauna. Es ist gewiss bemerkenswerth,
dass dem Tongrien des Mainzer Beckens und Belgiens wie
dem Septarienthone Preussens die Corallenbänke fehlen,
das Meer daher dort keine so hohe Temperatur gehabt hat,
um solche zu erzeugen, während dieses doch bei dem
Meere der Fall war, das zu gleicher Zeit den S. und O.
Europas bespült hat. Es wird eine interessante Aufgabe
sein, mit der Zeit die verschiedenen tertiären Seebecken
annähernd zu bestimmen und gewiss werden sich daraus
gar manche Resultate ergeben, die geeignet sind mit grös-
serer Sicherheit den Synchronismus derselben festzustellen
und manche noch bestehende Widersprüche aufzuhellen.
Fassen wir nochmals die Hauptresultate zusammen, werden
wir folgende Zahlen als die Temperaturverhältnisse des
miocänen Landes wenigstens annähernd festzustellen haben:
A. Untermiocäne Zeit. B. Obermiocäne Zeit.
1. Oberitalisches Becken . . 220C |1. Senegaglia ......... 210C
2. Schweizer. Molasse . .. . 2019,02. Oberitalien . ....... 200
3. Niederrhein. Becken .... 180 |3. Schweizer. Molasse ... 181/0
4. Südl. Bernsteinland ...160 14, Schlesien ..... 2... 150
nIeland :. Kae ir. 110
19
Versuch zur Erklärung .des Klimas und des Naturcha-
racters des europäischen Tertiärlandes. — Vor allen Dingen
verschaffe man sich ein möglichst klares Bild von der Con-
figuration Europas während der Tertiärzeit und von den
Veränderungen innert derselben, denn es ist bekannt, dass
die klimatische Constitution eines Landes nicht allein von
seiner Lage auf der Erdkugel, sondern auch von seiner
Gestalt und von der Vertheilung von Festland und Wasser
bedingt wird.
Das Alpengebirge bildet ein uraltes Festland. Schon
zur Kohlenzeit bestand da eine Reihe von Inseln, welche
vom östlichen Frankreich bis nach Steyermark verfolgt
werden kann. Doch als ein grösseres zusammenhängendes
Land erscheint es erst zu Anfang der Tertiärzeit. Es lässt
sich da ein solcher breiter Streifen Festland von dem öst-
lichen Rhoneufer in der Provence durch die Schweiz, Tyrol,
Salzburg bis in die Gegend von Wien nachweisen; eine
Linie, die von Genf nach Wien gezogen wird, gibt die
ungefähre N-Grenze dieses Festlandes; eine Linie von
Jorea in Piemont, Arona, über Lecco, Verona, Belluno
und Triest die in starkem Ziczac verlaufende S-Grenze des
Mittellandes oder Hauptlandes, welches in Westen in einer
Bogenlinie bis zum Mittelmeere sich fortsetzt, andrerseits
in ©. über Kärnthen nach Dalmatien und Griechenland sich
erstreckt und einen schmalen Streifen etwa ähnlich wie
das jetzige Italien gebildet hat. Es kann dieser bis zur
S-Spitze von Morea nachgewiesen werden, er umfasst aber
vielleicht auch noch den grössern Theil der griechischen
Inseln (die aus krystallinischen Massen bestehen und keine
jüngern marinen Bildungen enthalten) und stand durch
dieselben mit Kleinasien in Verbindung. Dieses Land ist
Festland geblieben bis auf den heutigen Tag, während es
aber jetzt nur einen kleinen Bruchtheil eines Continentes
bildet, war es damals eine eigenthümlich gegliederte Insel,
die wir die penninischearnische Insel nennen wollen. Ein
grosser Theil von Europa war damals nachweisbar noch
Seegrund; so um nur die nähern Umgebungen dieses Lan-
des zu berühren, der grösste Theil von Italien und an
der N-Grenze der Insel ein grosser Theil von Bayern und
2%
20
der Schweiz. Das Meer reichte da weit in das jetzige
Alpengebirge hinein und lagerte die Nummuliten und
Filyschgesteine ab, welche im Prättigau, Glarus, Nord-Uri,
Unterwalden und vom Thunersee bis in das Rhonethal bei
Bex zu Tage treten und die Nummulitenzone bilden, welche
den N-Rand jenes Festlandes in gleicher Weise umzieht
wie die S-Grenze.
Das mittle und nördliche Deutschland dagegen waren
damals Festland. In der grossen Landstrecke vom östlichen
Belgien weg bis noch in die Gegend von Kiew in Russland
(bei Butschnach am Dniepr) ist für diese Zeit des Pariser
Kalkes keine marine Bildung mit Sicherheit nachzuweisen.
Zu Ende dieser eocänen Nummulitenbildung fand eine He-
bung in der Richtung der Alpen Statt, das Meer trat aus
dem Gebiete der jetzigen Alpen grossentheils zurück, im
SO-Theil der Waadt indessen und in Unterwallis bei den
Diablerets und Dent du Midi blieb ein Meeresstreifen zurück,
welcher über Savoyen mit dem Mittelmeer in Verbindung
geblieben zu sein scheint. Ob diese Bildung in die ligu-
rische Stufe oder die des Tongrien gehöre ist wie früher
erwähnt, noch zweifelhaft, - dagegen ist sicher ermittelt,
dass zur Zeit des Tongrien wohl in Folge einer dort ein-.
getretenen Senkung das Elsass vom Meer bedeckt war und
dies Meer bis Basel und andererseits in Frankreich bis Prun-
trut und Delsberg hinaufreichte. Das Flachland der Schweiz
aber ist zur Zeit der Tongrischen oder doch der unmittelbar
darauf folgenden aquitanischen Stufe Festland geworden
und durch dasselbe wurde die alte penninischcarnische
Insel in unmittelbare Verbindung mit dem ebenfalls sehr
alten schwäbisch-deutschen Festland gesetzt. Wie dies
älteste Festland ausgesehen hat, ist uns unbekannt. Wir
wissen nur, dass die älteste Süsswasser-Molasse (die rothe
Molasse des Genfer Sees), welche jedenfalls unmittelbar
auf die tongrische Stufe folgen muss, eine grosse Armuth
an organischen Resten zeigt und es mag wohl lange ge-
dauert haben, bis sich die reiche und üppige Vegetation
entfaltete, die wir aus der obern Abtheilung der aquita-
nischen Stufe unserer Molasse kennen gelernt haben. Dass
das ganze Land damals nur wenig über dem Meeresspiegel
21
"stand, dürften die marinen Streifen zeigen, die von ver-
schiedenen Stellen die morastige Gegend durchzogen haben
und wohl mit dem aquitanischen Meere Bayerns in Ver-
bindung standen.
Während in unserm Lande eine Hebung stattgefunden
hatte und wohl lange Zeit, während der ersten Stufe un-
serer Molasse, fortdauerte, war umgekehrt im N. und NO.
Deutschlands eine grosse Senkung eingetreten und das
Meer bedeckte hier wie überhaupt im O. Europas einen
grossen Theil des Landes und bildete die marinen Absätze,
welche jetzt den Namen des Septarienthones führen. Wir
hatten zu dieser Zeit eine grosse mitteleuropäische Insel,
bestehend aus der alten penninisch-carnischen und der
schwäbisch-deutschen Insel, welche im ©. durch das pan-
nonische und russisch-polnische Meer begrenzt war, nach
W. aber nach Frankreich sich fortsetzte und durch die
Bretagne sehr wahrscheinlich mit S-England zusammen-
hing, denn die bretonische Küste entspricht geologisch
ganz der gegenüberliegenden englischen. In dieses Fest-
lend griffen an verschiedenen Stellen grosse Seebuchten
oder lange Golfe ein: so ging ein solcher aus dem N-
deutschen Meere über Kassel, Giessen, Frankfurt bis nach
Mainz, während ein anderer, wenigstens zur Tongerzeit,
aus dem Elsass her bis in diese Gegend reichte.
Später hatte eine neue Einsenkung des südlichen und
mittlen Europa Statt wohl während der ganzen Dauer unsrer
zweiten Molassestufe und ein schon früher erwähnter Mee-
resstreifen. verbreitete sich längs der nördlichen Schweizer-
grenze; allmählig sank aber auch die mehr südliche Zone
unter das Niveau des Meeres hinab und es musste, da in
O. und W. die Zugänge offen standen, das Meer wieder in
dasselbe eindringen und alle Niederungen bedecken. Es
bildeten sich die Niederschläge unserer dritten marinen
Stufe. Ob das Meer zuerst aus dem Rhonethale und also
vom W. her in unser Flachland eingedrungen oder aber
von O. her über Bayern, wird sich kaum ausmitteln lassen.
Genug wir wissen, dass das Mittelmeer zu dieser Zeit
(während der helvetischen Stufe) durch das Rhonethal, die
Mittelschweiz, Bayern und das Donauthal mit dem grossen
22
pannonischen Meere und. durch dieses mit dem araloponti-
schen Meere in Verbindung stand. In der Schweiz bildete
das Meer zuerst einen schmalen Kanal längs des N-Randes
des Gebirgslandes, breitete sich dann aber über das ganze
Flachland zwischen dem Jura und den jetzigen Alpen aus
und bildete nun die. Niederschläge des Muschelsandsteines.
Es wurde in Folge dieses Eindringens des Meeres daher
aufs Neue jenes alte penninisch-carnische Land zur Insel,
ähnlich wie zur Eocänzeit, nur dass diese jetzt grösser
geworden, da bei uns nirgends eine Spur dieses miocänen
Meeres im Innern des Gebirgslandes getroffen wird und
ebensowenig am S-Abhange der Alpen. Das indische Meer
hing damals über Aegypten mit dem Mittelmeere zusammen;
ein grosser Theil von Kleinasien und Armenien war noch
Seegrund; das jetzige schwarze Meer, das caspische Meer
und der Aralsee waren nur Theile eines weiten Meeres,
des aralopontischen, das über einen grossen Theil von
S-Russland sich ausbreitete.e Nach W. hin dringt dieses
aralopontische Meer auf der einen Seite durch die Wallachei
und Serbien nach Ungarn und Oesterreich und bildet das
grosse pannonische Seebecken, auf der andern durch die
Moldau nach Gallizien, das südliche Polen, Oberschlesien
bis östreichisch Mähren, wie östlich nach den obern Dniepr-
Gegenden und bildet die südpolnischen, oberschlesischen
nnd mährischen marinen Tertiärbecken. Ob es von da bis
zur Ostsee sich erstreckt hat ist fraglich.
Weiter inO. undN. war Festland. Esist dies nämlich.
die grosse aus Flötzgebirge und krystallinischen Massen
gebildete russisch-skandinavische Insel. Auch ein grosser
Theil der jetzigen Ostsee war wahrscheinlich damals Fest-
land wie zur Zeit des Tongermeeres. Es spricht dafür der
Umstand, dass zwischen Kollin, Kolberg und Gutzow an
der Ostsee jurassische Bildungen vorkommen, entsprechend
der jenseits der Ostsee liegenden S-Spitze Schwedens, und
es kann nach Beyrich diese Gegend als die jetzt dem deut-
schen Lande angehörige Südspitze des Landes angesehen
werden, welches in der Tertiärzeit dem skandinavischen Ge-
birge vorlag. Es war dies offenbar das Bernsteinland, wel-
ches Skandinavien, dieses uralte Festland, mit Deutschland
23
verband. Gehen wir weiter nach W., sehen wir Dänemark,
Holland und einen Theil von Belgien unter Waser; ein
Meeresarm reicht bis in die Gegend von Bonn hinauf. Ein
beträchtlicher Theil von N-Deutschland dagegen (Mark
Brandenburg, Sachsen etc.), welche vom Septarienmeere
bedeckt waren, wurde gehoben und ist nun Festland. In
Frankreich reicht ein Meeresarm vom Kanal über Rennes
nach der Gegend von Nantes und durch das Flussgebiet
der jetzigen Loire bis in die Gegend der Auvergne und
bildet dort die Faluns de Touraine; ein anderes miocänes
Seebecken reicht von der Bucht von Biskaya ins Land hin-
ein (zwischen Bayonne und Bordeaux), wird indessen bald
durch eine Süsswasserbildung abgelöst, steht daher mit
dem Mittelmeer in keiner Verbindung. Da zu dieser Zeit
noch die Bretagne sehr wahrscheinlich mit England ver-
bunden war, stand dieses Becken von Bordeaux auch mit
dem der Nordsee in keiner Verbindung. Die iberische
Halbinsel war zu dieser Zeit, wie es scheint, grossentheils
Festland. Es sind indessen miocäne marine Bildungen aus
Oporto und Lissabon, wie Cadix und Sevilla bekannt und
zeigen, dass der atlantische Ocean diese Gegenden bespülte.
Die tertiären Bildungen aus dem Thalbecken des Guadal-
quivir von Granada und Murcia machen es wahrscheinlich,
dass die Verbindung des atlantischen Oceans mit dem Mittel-
meer durch diese Gegenden Statt hatte, wogegen wahr-
scheinlich die Meerenge von Gibraltar damals noch nicht
bestanden hat, wenigstens ist sie von beiden Seiten.von
Kreidegebirgen umgeben. Doch zeigen sich schon bei Te-
tuan und andererseits bei Malaga miocäne marine Bildungen.
Wie der südlichste Theil Spaniens die Gegend von Gibraltar
wahrscheinlich noch mit Afrika in Verbindung stand und
hier das Mittelmeer abschloss, so dürfte auch aus der Ge-
gend von Nizza nach der geologischen Beschaffenheit der
betreffenden Landstriche, ein Landstreifen über Corsika und
Sardinien nach dem Tunesischen gegangen sein und so
eine direkte Verbindung zwischen den Mittelmeerländern
hergestellt haben, wie sie der gleichartige Naturcharakter
derselben zu verlangen scheint. Italien hatte vielfach eine
andere Gestalt als gegenwärtig. Das lombardisch-piemon-
24
a
tesische Seebecken, in welchem wie zur Tongerzeit viele
Inseln gewesen sein mögen (so in der Gegend von Turin),
trennte das südlicher gelegene Land nicht vollständig von
der penninischen Insel, indem über Genua und Nizza eine
Verbindung bestand.
Das Mittelmeer stand damals mit dem indischen Ocean
in Verbindung. Es geht dies aus den indischen Seethieren
hervor, welche man auch in den jüngeren Tertiärbildungen
Siciliens nachgewiesen hat, wie aus der geologischen Be-
schaffenheit des untern Nilthales, wo wie neuere Erfah-
rungen gezeigt haben, marine Tertiärablagerungen vorkom-
men. Das Nildelta ist verhältnissmässig jungen Ursprungs.
Wahrscheinlich dehnte sich aber auch vom persischen
Meerbusen aus das Meer weit in das Land hinein, das
eine weit ausgedehnte Niederung darstellt, und es bestand
wahrscheinlich auch von da aus eine Verbindung mit dem
aralocaspischen Oceane. Während der zweiten Stufe un-
serer Molasse war also ein Sinken des Landes eingetreten,
welches in der dritten sein Maximum erreichte; zu gleicher
Zeit dagegen war umgekehrt, wie es scheint, das nördliche
Deutschland im Steigen begriffen und wurde so wie früher
bemerkt, das früher vom Septarienmeere bedeckte Land
zum Theil trocken gelegt. Es wiederholt sich daher hier
zum zweiten Male dieselbe Erscheinung, die wir schon
zur Eocänzeit kennen gelernt haben und es scheint das
schwäbisch-deutsche Land die Achse gebildet zu haben,
um welche sich diese wiederholten Einsenkungen und He-
bungen gedreht haben. Noch während der dritten Stufe
begann indessen auch in unserm Lande wieder eine He-
bung, ohne dass dieser im N. eine neue Senkung ent-
sprochen hätte. In Folge dieser neuen Hebung trat das
Meer wieder aus unsern Gegenden zurück und verschwand
nun für immer. Die Muschelsandsteine sind die letzten
Absätze dieses Tertiärmeeres in unserem Gebiete. Dass
die Hebung nur eine allmählige war und das Meer daher
auch nur langsam wieder festem Lande Platz machte,
ist sehr wahrscheinlich, und noch lange mögen einzelne
Lagunen und Salzmoräste zurückgeblieben sein. Dass das
pannonische Meer noch zur Zeit Oeningens einen Theil
25
von Ungarn bedeckte, zeigt die Flora von Talya, die Meer-
gewächse und zugleich characteristische Pflanzen Oenin-
gens enthält. Während der Oeninger Bildung bestand also
noch das grosse Östliche Meer, das auch zur pliocänen
Zeit noch das aralocaspische Land bedeckte, während es
lange schon aus unserm Lande zurückgetreten war. Durch
das Verschwinden unseres Tertiärmeeres muss die pen-
ninischcarnische Insel wieder wie zur Zeit der untern Mo-
lasse mit dem schwäbisch-deutschen Festlande in Verbin-
dung gekommen sein und ohne Zweifel wird die neue Be-
kleidung desselben wieder sowohl vom S, wie vom NGrenz-
lande ausgegangen sein.
Ueberblicken wir nun nochmals das Ganze, so steht
als Thatsache fest, dass das penninisch-carnische Land,
das im OÖ. nach Griechenland, im W. nach Italien lang aus-
gedehnte Halbinseln bildete, zweimal nämlich zur Zeit der
alpinen Nummulitenbildung und zur Zeit unserer marinen
Molasse, eine Insel gewesen ist; zweitens dass es zur Zeit
der obern und untern Molasse mit einem Theil von Deutsch-
land und Frankreich zu einem grössern Festland verbunden
war; drittens dass aber dieses von vielen Meeresarmen
durchzogen und im O und SO durch einen weit ausge-
dehnten Ocean von Russland und Asien grossentheils ge-
trennt war; viertens dass das indische Meer mit diesem
Ocean in direkter Verbindung stand.
Nachdem wir uns nun So über die Vertheilung von
Land und Wasser zur Tertiärzeit orientirt haben, wird es
nicht mehr schwer sein, nachzuweisen, dass das Klima
nothwendiger Weise muss ein anderes gewesen sein, als
wir es jetzt haben. Es muss wärmer als das gegenwärtige
gewesen sein, weil erstens unser Land wohl um 1000‘
tiefer gelegen war als gegenwärtig; zweitens die Alpen
damals nicht in ihrer gegenwärtigen Höhe bestanden haben
und wahrscheinlich nur ein Hügelland bildeten, und drittens
ein grosser Theil des O-Europas wie wahrscheinlich auch
der nördliche Theil von Sibirien Seegrund war und das öst-
liche Meer mit dem indischen Ocean in direkter Verbindung
stand. Es musste von diesem tropischen Meere aus eine
Strömung warmen Wassers, ähnlich wie sie jetzt im atlan-
26
tischen Ocean im Golfstrom haben, nach dem nördlichen
Meere gehen und seine Gewässer erwärmen und durch die
“ breiten Meeresarme, welche in das Herz von Europa ein-
drangen, einen mächtigen Einfluss auf die Temperatur-
verhältnisse des umgebenden Festlandes ausüben. Es
musste namentlich die Wintertemperatur sehr erhöhen und
daher das Klima ein mehr insulares, mehr gleichmässiges
gewesen sein. Das feuchte Klima, welches der Character
der Vegetation wie die Braunkohlenbildungen verlangen,
findet in dieser Lage des Landes genügende Erklärung,
indem die umgebenden Meere nothwendig ein solches er-
zeugen mussten und das wenn auch noch niedrige doch
immerhin in etwelcher Höhe vorhandene Gebirgsland musste
wesentlich dazu beitragen, die aus dem Meere aufsteigen-
den Dämpfe zu condensiren und in Regen zu verwandeln.
Grosse Ströme dagegen kann unser Land nicht gehabt
haben, wenigstens nicht in den Zeiten, wo es eine Insel
gewesen ist. Es war diese zu klein, um grosse wasser-
reiche Ströme zu erzeugen. Und auch zur Zeit der untern
und obern Süsswassermolasse weiss man nicht recht, wo-
her solche grosse Ströme hätten kommen sollen, denn die
Kette des Jura bestand schon damals, obwohl allerdings
noch nicht in der jetzigen Höhe (da die Süsswasserkalke -
von Locle beweisen, dass auch der Jura, wie die Alpen
erst nach der Oeninger Bildung gehoben worden ist) und
überdies war auch in den umliegenden Ländern überall
das Meer zu nahe, als dass sie grosse Ströme hätten er-
zeugen können. Dagegen haben unzweifelhaft kleinere
Flüsse in verschiedenen Richtungen das Land durchzogen
und aus den angrenzenden Gebirgsgegenden Sand und
Geröll herbeigeschwemmt und damit die Niederungen über-
schüttet und die Landseen theilweise angefüllt.
Wir haben die durch die jetzige höhere Lage des
Landes und die hohe Gebirgswelt, welche uns von Italien
scheidet, bedingten Temperaturverhältnisse schon früher
mit in Rechnung gebracht und es fragt sich, ob die andere
Vertheilung von Land und Wasser und namentlich die An-
wesenheit eines dem Golfstrome ähnlichen warmen Meeres-
stromes im O die früher gefundene Temperaturdifferenz
\
27
von 9°C. für die untermiocäne Molasse zu erklären ver-
mögen. Vergleichen wir die thermischen Isanomalen in
Doves Karte, werden wir uns bald überzeugen, dass der
atlantische Ocean mit seinem Golfstrom eine sehr bedeu-
tende: Erhöhung der Temperatur W-Europas in nordischen
Breiten veranlasst. Sie beginnt in der Breite von Madeira,
beträgt in W-Frankreich in der Breite von La Rochelle
4° C., für den NW-Rand Europas 5° C., für N-Irland und
Schottland etwa 6° C., für N-Schottland, das mittle Island
und die norwegischen Küsten 7,5°, für den nördlichsten Theil
Norwegens aber sogar 10°C. Um soviel steht nämlich ge-
genwärtig in diesen Gegenden die mittle Jahrestemperatur
über derjenigen, die ihnen eigentlich nach ihrer geogra-
phischen Breite zukäme, welche Abweichung grossentheils
dem Einflusse des Golfstromes zugeschrieben wird. Nehmen
wir eine ähnliche Einwirkung von Seiten des östlichen ter-
tiären Meeres an: so werden wir für die Breite von Mittel-
europa eine Temperaturerhöhung von etwa 7°C. erhalten,
welche indessen fast ausschliesslich dem Winter zuzutheilen
wäre. Es bleiben sonach 5°C. unerklärt. Ganz unerklärt
bleibt aber die höhere Temperatur von Island, da der Ein-
fluss eines solchen asiatischen Golfstromes nicht bis zu
dieser Gegend hätte reichen können, ebenso unerklärt
ferner die subtropische miocäne Flora der W-Küsten Nord-
amerikas. Obwohl daher unzweifelhaft die nachweisbare
andere Vertheilung von Land und Wasser einen erwär-
menden Einfluss auf das miocäne Klima der Schweiz und
Mitteleuropa überhaupt muss gehabt haben, muss doch
noch eine andere allgemeinere, wie es scheint die ganze
nördliche Hemisphäre influenzirende Wärmequelle - dage-
wesen sein. Wir haben daher nachzusehen, ob aus ander-
weitigen Verhältnissen unseres Tertiärlandes eine solche
nachgewiesen werden könne, was uns aufein anderes Feld
der Untersuchung führt. |
Wir haben früher die auffallende Thatsache nachge-
wiesen, dass die eocäne Flora Europas der indisch-austra-
lischen zunächst verwandt ist, dass schon in der unter-
mioeänen zahlreiche amerikanische Typen hinzutreten und
diese in der mittel- und obermiocänen Zeit über alle andern
28
dominiren, in der diluvialen aber wieder verschwinden.
Die miccäne Flora Europas steht daher der jetzigen ameri-
kanischen viel näher als der europäischen, während diese
letztere der asiatischen zunächst sich anschliesst. Die mio-
cäne amerikanische Flora enthält, soweit sie bis jetzt be-
kannt ist, grossentheils dieselben Typen, welche noch jetzt
in Amerika leben (Taxodium, Sequoia, Liriodendron, Sassa-
fras, Quercus) daneben aber auch einige, welche jetzt nur
in Asien getroffen werden (Glyptostrobus, Cinnamomum,
Salisburia). Es sind dies Verhältnisse, welche zu ernstem
Nachdenken über die Ursachen dieser Erscheinungen auf-
fordern müssen. Können sie allein durch das ähnliche
Klima erklärt werden? Ich glaube nicht. So sehr ich
auch überzeugt bin, dass die miocäne Flora ein ähnliches
Klima voraussetze, wie es in den südlichen Theilen der
Vereinten Staaten jetzt getroffen wird, so kann ich doch
daraus noch nicht die vielen jetzt Amerika eigenthümlichen
Typen unserer Tertiärflora ableiten, da es noch gar viele
Punkte auf unserer Erde gibt, welche eine ähnliche klima-
tische Constitution besitzen, ohne dass solche Beziehungen
derselben zu unserer Tertiärflora nachgewiesen werden
können. Ich halte dafür, dass dieses Räthsel nur gelöst
werden kann durch Annahme einer direkten Verbindung,
welche zur Miocänzeit zwischen Europa und Amerika be-
bestanden hat, daher wir diesen Gegenstand noch be-
sprechen wollen.
Die Ansicht von Eduard Forbes, dass zur Tertiärzeit
England durch seine SW Spitze mit Frankreich (der Bre-
tagne und Normandie) in Verbindung gestanden habe, wird
gegenwärtig fast allgemein angenommen, da die geolo-
gische Beschaffenheit der gegenüberliegenden Küsten,
welche in gleicher Weise aus granitischen, paläozoischen
und jurassischen Felsmassen bestehen, ebensowohl dafür
spricht, wie der Charakter der Fauna und Flora der briti-
schen Inseln. Dieselben Gründe sprechen auch für den
einstigen Zusammenhang von England und Irland. Der auf-
fallende Umstand, dass Irland mehre sehr characteristische
Pflanzen mit Asturien theilt, lässt weiter vermuthen, dass
einst die granitischen und silurischen Felsmassen des
29
N-Portugal und NW-Spanien mit den entsprechenden des
S-Irland verbunden waren und so das biscayische Meer
wenigstens zeitweise vom atlantischen Ocean abgeschlossen
haben. Weiter nach N blickend tritt uns auch da der Ge-
danke nahe, dass zu einer Zeit Schottland einerseits mit
dem S-Norwegen, wie andrerseits über die Shetland- und
Feröer Inseln mit Island in direkter Verbindung stand.
Auch hier haben wir nirgends eine Spur tertiärer mariner
Bildungen und Schottland, die Shetlandsinseln und S-Nor-
wegen zeigen uns eine völlige Uebereinstimmung in ihrer
geologischen Structur, indem sie aus lauter krystallinischen
und paläozoischen Felsmassen gebildet sind. Dazu stimmt
noch die Flora dieser Länder vortrefflich. Die Shetlands-
inseln, Feroe und Island haben keine einzige ihnen eigen-
thümliche Pflanze. Die meisten finden sich in Europa und
Amerika zugleich, und etwa !/, davon allein in letzterem
Welttheil. Auf den Shetlands machen die ausschliesslich
europäischen Species !/;, der ganzen Flora aus, auf den
Feroe i/, und in Island 1/0; es findet also nach W. eine
allmählige Abnahme derselben Statt. Fast alle diese Pflan-
zen sind auch in Frankreich, England und Skandinavien
und haben den Weg über diese Länder genommen. Unter
den 132 Island, in Vergleich zu den Feroe und Shetlands-
inseln, eigenthümliche Arten sind nur 24 nicht in Amerika
heimisch, 15 Arten sind wahrscheinlich direkt aus Skan-
dinavien gekommen, da diese dort, nicht aber in Schott-
land und jenen zwischenliegenden Inseln sich finden und
weisen so auf einen alten Zusammenhang mit Skandinavien
hin. Wie denn auch die Feroe- und Shetlandinseln meh-
rere Arten mit Skandinavien gemeinsam haben, welche .in
England und Amerika unbekannt sind. Mit Grönland steht
insofern eine Beziehung, als 4 Island und den Feroe ge-
meinsamen Arten auch in Grönland, nicht aber in Eng-
land und Schottland sich finden, also wohl von Grönland
ausgegangen und bis zu den Feroe vorgerückt sind. Ueber-
haupt sind von den vielen Europa und Amerika gemein-
‘samen nordischen Arten viele von N-Amerika ausgegangen,
da die Zahl derselben nach S. hin allmählig abnimmt, so
dass in Island die nordisch-amerikanischen Pflanzen noch 1/;,
30
auf den Feroe 1/,, auf den Shetlandinseln aber nur noch
1/, der Gesammtflora ausmachen. Wir sehen daher, dass
die Floren dieser nordischen Inseln aus dem Zusammen-
wirken europäischer und amerikanischer Elemente entstanden
sind und so auf einen einstigen Zusammenhang dieser Con-
tinente im Norden hindeuten. Nehmen wir an, dass zur
Diluvialzeit Norwegen mit Schottland wie andrerseits mit
Shetland, Feroe, Island und Grönland verbunden war und
in diesem Lande der Bildungsheerd der arktischen Flora
sich befand, so erklären sich uns am einfachsten alle diese
Verhältnisse, erklären sich zugleich auch die alpinen Pflan-
zen der Schottischen Gebirge, welche man mit demselben
Rechte bald von Skandinavien bald von Grönland herge-
leitet hat. -
Diese arktische Flora ist aber auch über Labrador
ausgebreitet und findet sich merkwürdiger Weise auf den
Gebirgen der Vereinten Staaten wieder in gleicher Weise
wie in den mitteleuropäischen Alpen, daher die so beach-
tenswerthe Thatsache, dass die Alpenflora der Vereinten
Staaten mit derjenigen Europas näher verwandt ist als die
Ebenenflora, und überhaupt unter den’ europäischen Arten
Amerikas die nordischen und alpinen Pflanzen dominiren.
Die arktisch-alpine Flora zeichnet sich also durch ihre
grosse Gleichförmigkeit und: weite Verbreitung aus und
reicht wahrscheinlich bis in die diluviale Zeit zurück. Dass
auch die Thiere damals grosse Verbreitungsbezirke hatten
und über Amerika wie Europa und Asien verbreitet waren,
beweist der Mammut, wie denn bekanntlich auch der ame-
rikanische Büffel, Bubalus moschatus zur Diluvialzeit in
England und Deutschland wie andrerseits das Pferd in
Amerika vorkam, also diese Thiere damals über beide Con-
tinente verbreitet waren, während das Pferd nur in Europa
‘und Asien, der Büffel nur in Amerika sich bis auf unsere
Zeit erhalten hat, der Mammut aber da wie dort erloschen
ist. Das sind nun Alles, wie mir scheint, sichere An-
zeichen, dass zur Diluvialzeit in nordischer Breite eine
Verbindung zwischen Europa und Amerika bestanden hat.
Wir haben aber gewichtige Gründe anzuführen, dass einst
auch in südlicher Breite, da wo jetzt der atlantische Ocean
sl
unermessliche Räume deckt, festes Land war. Ich habe
anderwärts bereits nachzuweisen gesucht, dass zur Diluvial-
zeit die atlantischen Inseln (Canarien, Madeira, Porto
Santo, Azoren) unter sich und mit einem grössern gemein-
samen Festland verbunden waren und dass dieses mit Eu-
ropa zusammenhing. Die Hauptgründe dafür sind: erstens
in den Tuffen von St. Jorge in Madeira finden sich neben
Pflanzen, die noch jetzt dort leben, solche die jetzt nicht
auf dieser Insel, wohl aber auf den Azoren zu Hause sind,
wie ferner die Terebinthe, die jetzt nur auf den Canarien
sich findet; zweitens ist unter den diluvialen Schnecken
von Canical die weitaus gemeinste Helix Bowdichiana auch
in Porto Santo häufig fossil und noch lebend in einer sehr
nah verwandten Art, die von manchen mit derselben iden-
tifieirt wird; drittens ist die Flora und Fauna der atlan-
tischen Inseln wohl aus manchen eigenthümlichen, grossen-
theils aber aus europäischen Arten zusammengesetzt. Sie
bilden auf den Azoren 78 pC., auf Madeira 68 pC., auf den
Canarien 64 pC., nehmen also relativ nach S. zu ab, wäh-
rend umgekehrt die den atlantischen Inseln eigenthüm-
lichen Arten in dieser Richtung zunehmen. : Schon in der
diluvialen Flora Madeiras kommen solche europäische Ar-
ten vor und ebenso auch unter den fossilen Schnecken
und deuten so darauf hin, dass einst dieses Land mit Eu-
ropa verbunden war. Dabei ist die Thatsache von grossem
Gewicht, dass die jetzige Naturwelt der atlantischen Inseln
von derjenigen des benachbarten Afrika sehr verschieden
ist und dass die Mittelmeerflora grossentheils nur durch
die europäischen und nicht durch die afrikanischen Arten
auf diesen Inseln erscheint und überdiess einige europäi-
sche Arten der atlantischen Inseln gar nicht in S-Europa
vorkommen, also auf anderem Wege dahin gelangt sein
müssen. Es lässt sich dies vermuthen, dass dieses atlan-
tische Land .von Afrika getrennt war und die Verbindung
desselben mit dem Festlande überhaupt in anderer Weise
Statt hatte, als E. Forbes sich vorgestellt hat. Es zeigt
nämlich die Flora und auch die Fauna dieser atlantischen
Inseln auffallende Beziehungen einerseits zur jetzigen ame-
rikanischen wie andrerseits zur tertiären europäischen.
32 -
Nicht nur finden sich auf diesen Inseln einige amerikanische
Arten, welche vielleicht durch Zufall dahin gekommen sind,
sondern mehre amerikanische Genera wie denn auch die
artenreiche Gattung Oreodaphne fast ausschliesslich ame-
rikanisch ist und die Persea und die einzige Pinus der
canarischen Inseln mit amerikanischen Arten zunächst ver-
wandt sind. Durch diese Pflanzen nähert sich die Flora
der atlantischen Inseln mehr der amerikanischen als der
afrikanischen. Dass die Flora dieser Inseln mit derjenigen
unserer tertiären Flora verwandt sei, ist ausgemacht. Wie
der Laurus canariensis auf allen diesen Inseln einen Haupt-
bestandtheil der immergrünen Waldung bildet und dort
schon zur Diluvialzeit auftritt, so sein Vetter, der Laurus
princeps an manchen Punkten der obern Molasse bei uns
und in Italien; weiter hatte der auf den Canarien so häufige
Til in der Oreodaphne Heeri Chaud einen nahen Anver-
wandten, welcher über Ober- und Mittelitalien verbreitet
war. Und wie in diesen Lorbeer- und Tilwäldern Madeiras
und der Canarien die Woodwardia und Pteris arguta grünen:
so waren diesen sehr ähnliche Farren auch in den Wäldern
unseres Tertiärlandes. Auch die canarische Kiefer scheint
früher in einer sehr ähnlichen Art auf dem Festlande ge-
wesen zu sein, wenigstens führt Lindley den Pinus cana- .
riensis als in einem obertertiären Lager Murecias an. Wir
haben schon früher die Helix Bowdichiana erwähnt, welche
fossil in unermesslicher Zahl auf Madeira wie Porto Santo
vorkommt; dieser ist ungemein nah verwandt Helix Ra-
mondi Brgn, welche zu den häufigsten Landschnecken un-
seres Tertiärlandes gehört und ebenso hat die Helix inflexa
in der P. portosanctana eine nahe verwandte lebende Art,
während andere tertiäre Schnecken, Süsswassermuscheln
und auch Wirbelthiere in N-Amerika und W-Indien ihre
analogen Species in der Jetztwelt haben. Alle diese auf-
fallenden Erscheinungen erklären sich, wenn wir annehmen,
dass nicht nur im N., sondern auch in diesen südlichen
Breiten einst eine Verbindung zwischen der alten und
neuen Welt bestanden hat. Nehmen wir ein Festland (das
von Meeresarmen durchzogen und vielfach ausgezackt ge-
wesen sein mag) an, das von den Küsten Europas nach
} 33
den Ost-Küsten Amerikas sich erstreckte, im N. bis Island, °
im $. in einzelnen Ausläufern bis in die Gegend der atlan-
tischen Inseln reichte, welche letztre zu Ende der Tertiär-
zeit entstanden, sich an dieses Land angeschlossen hätte;
so erklären sich uns nicht allein die oben berührten Erschei-
nungen, sondern zugleich auch der vorwaltend amerikani-
sche Charakter unserer Tertiärflora.. Während Europa jetzt,
wie Humboldt sich ausdrückt, nur eine Halbinsel Asiens
ist, wäre es zur Tertiärzeit nur eine Halbinsel Amerikas
und der Atlantis gewesen und von Asien durch das östliche
Meer getrennt.
Ueber dieses grosse Land war die Tertiärflora ausge-
breitet, welcher durch viele gemeinsame Arten und Gat-
tungen ein gemeinsamer Grundcharacter zukam, die aber
nach Massgabe der klimatischen Verschiedenheiten, in den
verschiedensten Theilen dieses grossen Gebietes ihre Be-
sonderheiten gehabt hat. Es sind sehr wahrscheinlich die
Pflanzen von verschiedenen Bildungsheerden ausgegangen,
daher denn auch die Mischung der Arten nicht überall die-
selbe gewesen sein wird und sich auch nach den verschie-
denen Breiten modificiren musste, obwohl die Verbreitungs-
bezirke der Arten damals grösser gewesen zu Sein Scheinen
als gegenwärtig. Aus dieser Tertiärflora ist die jetzt
lebende Pflanzenwelt hervorgegangen; sie ist gleichsam die
Mutter derselben, wenigstens für die homologen Arten der
Jetztwel. Aus ihr sind die vielen Arten entsprungen,
welche in der jetzigen amerikanischen Flora ein so auf-
fallendes Gepräge zeigen und den nahen Zusammenhang
der amerikanischen Flora mit der tertiären europäischen
erweisen, wodurch sich uns erklärt, wie es gekommen ist,
dass die einst auch über Europa verbreitete Tertiärflora
zur Grundlage für die jetzige N-amerikanische Pflanzen-
welt werden konnte. In Europa sind während der plio-
cänen und diluvialen Zeit wahrscheinlich grössere Verän-
derungen vor sich gegangen als in Amerika und haben
in der Naturwelt eine grössere Veränderung hervorge-
bracht; jedenfalls musste die Gestalt des amerikani-
schen Festlandes, das über beide Hemisphären sich aus-
breitet und ungeheure Ländergebiete besitzt, welche von
XV. 1860. 3
34
‘der paläozoischen Zeit an nie mehr unter das Meer ge-
kommen sind, der Erhaltung der tertiären Typen viel gün-
stiger sein als das kleine vielgliedrige Europa. Hier wurden
diese tertiären Typen grossentheils zerstört. Manche der-
selben haben sich indessen in der Mittelmeerzone und in
Kleinasien erhalten und sind die Mutterpflanzen für die
Arten geworden, welche die dortige Flora mit der tertiären
verbinden. Vielleicht sind auch aus einzelnen tertiären
Typen neue Formen in Amerika und zugleich in der alten
Welt entstanden und vielleicht, dass manche sogenannte
repräsentative Arten der neuen und alten Welt in dieser
Weise zu erklären sind, indess andre schon zur Tertiär-
zeit in getrennten homologen Arten erscheinen. Manche
Typen sind nicht nach Amerika gekommen, wohl aber in
Asien erneuert worden, sei es, dass sie schon im Tertiär-
land nur in den östlichen Gegenden sich fanden und nicht
bis Amerika vordrangen oder dass sie da ausgestorben
sind, während sie im O. sich erhielten. Wir haben solche
Gattungen früher besprochen, deren homologe Arten jetzt
in Asien und Amerika zerstreut sind, während sie früher
in einem Areal beisammen lebten, und ich erinnere na-
mentlich an die Pappeln, Ahorne und Nussbaumarten. Zur
Tertiärzeit hatten sie einen Verbreitungsbezirk mit gesam-
melten, jetzt mit zerstreuten. Arten. Da die japanischen
Typen ein wichtiges Moment in unserer Tertiärflora aus-
machen, darf wohl die Vermuthung gewagt werden, dass
Japan damals mit dem amerikanischen Contineat verbunden:
war. Dafür spricht auch, dass die japanische Flora eine
amerikanische Färbung hat und dass auch in O-Sibirien,
im Amurland, neuerdings mehre sehr charakteristische
amerikanische Bäume entdeckt worden sind. Ueberhaupt
weicht das ganze NO-Asien in seiner Flora sehr von dem
westlichen ab. Bis an den Jenisey hat Sibirien eine ganz
ähnliche Flora wie Europa und erst dort nimmt sie einen
erheblich andern Character an, welche Aenderung nicht
in klimatischen oder Bodenverhältnissen, sondern in geolo-
logischen Ursachen gesucht werden muss.
Die meiste Schwierigkeit scheinen die australischen
Typen unserer Tertiärflora zu machen. Sie haben zu der
35
Ansicht Veranlassung gegeben, dass Neuholland die Ueber-
reste der ältern Tertiärflora beherberge, gleichsam mit
seiner fremdartigen Naturwelt aus der Vorwelt in die heutige
Schöpfung hineinrage. Es ist allerdings nicht zu leugnen,
dass in frühern Zeiten und zwar schon vom Kohlengebirge
an auf der nördlichen Hemisphäre Pflanzentypen vorkamen,
die jetzt nur noch auf der südlichen Hemisphäre angetroffen
werden. Es sagt uns dies aber nur, dass diese früher eine
grössere Verbreitung hatten und jetzt in ein engeres Areal
eingegrenzt wurden. Zur Kreidezeit waren noch viele
solcher australischer Typen in Europa, weniger zur Ter-
tiärzeit, doch können sie bis in die pliocänen Bildungen
Toskanas verfolgt werden. Ia zwei solcher australischer
Typen finden sich auch in der jetzigen Schöpfung noch in
Madeira und auf den Canarien (Pittosporum coriaceum und
der Drachenbaum), sind aber dort im Erlöschen. In frühern
Zeiten hatten die Inseln wahrscheinlich mehr solcher au-
stralischer Formen und die jetzigen sind nur noch die
letzten Ueberreste derselben. Jedenfalls vermitteln sie die
Brücke für die australischen Typen unserer Tertiärflora.
In diese waren viele solcher Typen eingestreut, die damals
noch grosse Verbreitung über die nördliche Hemisphäre
hatten; diese sind fast sämmtlich ausgestorben und nur einige
wenige Arten sind noch auf jenen isolirten atlantischen In-
seln als ihre letzten Nachkommen übrig geblieben, welche
aber kaum noch sehr lange sich werden zu halten ver-
mögen, während die in voller Lebenskraft gedeihenden
amerikanischen Typen dieser Inseln wohl noch Jahrtausenden
trotzen werden.
Auf solche Weise glauben wir uns den eigenthüm-
lichen Character der Tertiärflora und die Beziehungen der-
selben zu den jetzt lebenden Floren erklären zu können.
Die grosse Umwandlung im Naturcharacter ging während
der Diluvialzeit vor sich. Es war dies eine Zeit der gross-
artissten Veränderungen auch in der äussern Gestaltung
unseres Welttheiles. Wie die miocäne Zeit ihren eigen-
thümlichen Character durch die Verbindung Amerikas mit
Europa erhält: so die diluviale durch das allmählige Ver-
schwinden der Atlantis und die damit wahrscheinlich in
3*
36
Beziehung stehenden mächtigen Niveauveränderungen Eu-
ropas. Zu Ende der Tertiärzeit wurden unsere Alpen ge-
hoben und erhielten ihre jetzige Gestalt. Dass dies gross-
artige Phänomen nicht auf unser Land beschränkt war,
beweisen Abichs Untersuchungen, welche ergeben haben,
dass auch im Kaukasus und Armenien die Haupthebung
der dortigen Gebirge in diese Epoche fällt Es muss das-
selbe eine gänzliche Umgestaltung in der Configuration
unseres Erdtheiles zur Folge gehabt haben. Damit steht
in Verbindung das Zurückweichen und allmählige Ver-
schwinden des pannonischen und: gallischen Meeres, wie
denn auch das aralopontische Meer allmählig in seine
jetzigen Gränzen zurücktrat. Durch die Hebung Arme-
niens und Vorderasiens wurde die Verbindung, welche
früher durch diese Länder zwischen dem Mittelmeer und
dem pontischen Meere bestand, aufgehoben und es ist wohl
möglich, dass während längerer Zeit diese völlig fehlte,
wovon man die Brakwasserfacies der pliocänen aralocas-
pischen Mollusken hergeleitet hat. Mit dieser Hebung
stand aber die Einsenkung des ägeischen Landes in Ver-
bindung, ein Phänomen, das wahrscheinlich allmählig- vor
sich ging und vielleicht bis in die menschliche Zeit hinein-
reicht und die Fluthsagen der alten, jene Gegenden be-
wohnenden Völker veranlasste. Aber nicht nur im SO.
standen Senkungen mit grossen Hebungen in Verbindung,
sondern es wiederholt sich im N. dieselbe Erscheinung,
welche wir schon aus der untermiocänen Zeit kennen ge-
lernt haben. Während in Mitteleuropa die Alpen aufsteigen,
senkt sich der N. Deutschlands, ebenso aber. auch, wie es
scheint, ganz N- und Mittelrussland unter Wasser, wie
dies aus den ungeheuren Massen von Grus, Schotter und
Felsblöcken geschlossen wird, die über diese Länder von
N. her gebracht wurden und das Phänomen bilden, welches
unter dem Namen der nordischen Driftbildung bekannt ist.
Auch der S-Theil des Bernsteinlandes versank zu dieser Zeit.
Das von den Bernsteinbäumen erzeugte Harz liegt zum
Theil auf dem Boden der Ostsee und wird von da ans Ufer
geschwemmt. Das Eismeer brach über das frühere Land
herein und setzte sich mit der an die Stelle des Bernstein-
37
landes getretenen Ostsee in Verbindung. Welch grosse
Veränderungen diese Zeit auch über die britischen Inseln
brachte, zeigt der Umstand, dass während der pliocänen
und quartären Zeit wiederholt grosse Theile derselben unter
Wasser kamen und dann wieder übers Meer gehoben wur-
den, wie die unters Meer versunkenen Wälder und andrer-
seits die mächtigen marinen Ablagerungen der Crags be-
weisen. In dieser Zeit haben wir das Einsinken der At-
lantis zu versetzen, das kein plötzliches gewesen sein
kann, sondern viele Jahrtausende gedauert haben mag und
vielleicht mit der Hebung der Alpen in direkter Beziehung
stand, da grossartige Einsenkungen in der Erdrinde immer
auch diesen entsprechende Hebungen fordern. Auch die
gewaltigen Basaltausbrüche, welche an den Rändern dieser
Atlantis (Island, Azoren, Madeira, Canarien) während der
Diluvialzeit stattfanden, hangen wohl mit dieser Erschei-
nung zusammen, vielleicht auch manche Deutschlands (am
Rhein, in Bayern, Schwaben) und Frankreichs, die freilich
zum Theil schon in die Oeninger Zeit fallen. Es würde
diese Senkung der Atlantis zu Ende der Tertiärzeit und
zwar im SW. derselben begonnen haben, so dass die atlan-
tischen Inseln schon frühzeitig von Amerika getrennt wur-
den, während sie noch lange Zeit mit dem europäischen
Festland in Verbindung blieben, was aus dem Umstand zu
schliessen, dass sie so viele mit Europa identische Arten
haben, während bei den meisten amerikanischen Typen
die Gleichartigkeit nur bis zum Genus geht und so nur auf
einen gleichen Abstammungsort hinweist.
Dieses Einsinken des Landes wäre vom S. zum N.
fortgeschritten, so dass zur Diluvialzeit eine solche Verbin-
dung in nördlichen Breiten noch Statt gefunden, nachdem
sie im S. schon längst aufgehoben war, woraus sich uns
erklärt, warum die Uebereinstimmung der amerikanischen
Flora mit der europäischen sich voraus auf die nordischen
Arten beschränkt, warum ferner die Mollusken und Fische,
welche Amerika mit Europa gemeinsam hat, merkwürdiger
Weise meist littorale, nicht aber pelagische Arten sind,
was, wie schon E. Forbes gezeigt hat, darauf hinweist,
dass sie längs einer Küstengegend sich müsse verbreitet
38
haben oder mit andern Worten, dass eben ein solch seichtes
Küstenland sich zu einer Zeit muss zwischen Europa und
Amerika ausgedehnt haben, als die jetzige Schöpfung schon
die Gewässer belebte. Endlich aber versank fast all dieses
Festland und nur die britischen Inseln, im N. die Faroer
und Island, im S. die Atlantischen Inseln sind als Reste
desselben geblieben. Ich wiederhole, dass wir für diesen
Process eine sehr lange Zeitdauer zu beanspruchen haben,
auf die man aber auch auf ganz andrem Wege in gleicher
Weise geführt wird.
Durch diese Veränderungen musste die nördliche
Hemisphäre eine ganz andere Gestalt annehmen als sie zur
Tertiärzeit gehabt hat und die gänzliche Umänderung des
Klimas mag grossentheils eine Folge davon gewesen seyn.
Zur Zeit der Utznacher Bildung war es in der Schweiz
dem jetzigen ähnlich geworden, dann aber sank die Tem-
peratur noch mehr, es trat die Gletscherzeit ein, in welcher
ein grosser Theil der Schweiz von einer Eisdecke über-
kleidet wurde und die Gletscher bis in das südliche Deutsch-
land, in Piemont bis gegen Turin vorrückten; zu gleicher
Zeit war auch der Norden Europas von Eismassen über-
führt. Die Pflanzen der wärmeren und selbst der gemäs-
sigten Zone mussten aus diesen Gegenden grossentheils
verschwinden und der arktisch alpinen Flora Platz machen,
wie denn auch die Gemsen und Murmelthiere damals in
den Ebenen lebten.
Es liegt also zwischen der Jetztwelt und der tertiären
Zeit eine grosse Kluft — eine Zeit der grössten Umän-
derungen in der Gestalt des Landes und im Klima, zu-
gleich aber auch eine Zeit der völligen Umänderung des
Naturcharaeters. — Die jüngsten uns bekannten Bildungen
vor Hebung der Alpen (Oeningen) zeigen uns noch eine
von der jetztlebenden verschiedene Flora, die ältesten aber,
welche nach der Hebung derselben uns bekannt sind, die
Schieferkohlen von Utznach und Dürnten wie denn ferner
die diluvialen Tuffe Kanstatts, eine solche, die fast ganz
mit der jetzt bei uns lebenden übereinstimmt und dasselbe
gilt von den Landmollusken wie denen des damaligen
Meeres. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass in dieser
39
Zwischenzeit die Umprägung und die Neubildung der Arten
Statt gehabt hat und dass diese daher mit einer Zeit der
grössten Umgestaltung auf der festen Erdrinde zusammen-
fällt. Hätte von der mioeänen Zeit an eine ununterbrochen
ruhige Fortentwicklung Statt gefunden bis zum Beginn der
jetzigen Aera, wäre nicht zu begreifen, warum so viele
Arten ausgestorben und warum so manche denselben homo-
loge und jetzt in Amerika lebende Arten bei uns nicht
sind, während sie doch unser jetziges Klima vortrefflich
ertragen und in unser Land verpflanzt das beste Gedeihen
zeigen; so die Platanen, die Amberbäume, die Nussbäume,
die amerikanischen Pappeln und Ahornbäume, welche ter-
tiären Arten entsprechen. Wenn wir auch nichts von den
grossartigen Umgestaltungen des Festlandes wüssten, wür-
den schon diese Thatsachen uns zu der Annahme nöthigen,
dass zwischen der jetzigen und tertiären Zeit eine Zeit
grosser Zerstörung und Neubildung liege, welche eine
Umwandlung der organischen Natur herbeiführen musste.
Als die jetzigen klimatischen Verhältnisse zur Geltung
kamen und die Gletscher aus dem Flachlande wieder in
das Hochgebirge sich zurückzogen, werden auch die Nie-
derungen der Schweiz sich allmählig wieder bekleidet
haben, doch wurde diese Flora zum grossen Theil aus
neuen Elementen aufgebaut und erhielt so ein neues Ge-
präge. Da der Zusammenhaug mit Amerika aufgehoben
war, konnte von dort her keine Einwirkung auf die Zu-
sammensetzung der neuen Flora Statt finden, woraus sich
erklären dürfte, warum die jetzige europäische Flora mit
Asien viel mehr Arten theilt als mit Amerika, während
bei der miocänen gerade das Gegentheil der Fall war.
Wenn somit der Gesammtcharacter der tertiären
Pflanzenwelt ein atlantisches Festland, welches einst Ame-
rika mit Europa verbunden hat, zu fordern scheint, wird
sich weiter fragen, welchen Einfluss dasselbe auf das Klima
der nördlichen Hemisphäre gehabt haben musste, und ob
vielleicht in diesen. Verhältnissen die zur Erklärung des
tertiären Klimas uns noch fehlende Wärmequelle zu finden
sei. Auf den ersten Blick scheint das Gegentheil der Fall
zu sein. Es hat Hopkins berechnet, dass bei Annahme
40
eines Festlandes zwischen Amerika und Europa das Klima
des letztern Welttheiles in Folge des fehlenden Golfstromes,
bedeutend kälter werden müsste als jetzt. Allein jeden-
falls bewegte sich ein Meeresarm längs der afrikanischen
Küste bis zur Bai von Biscaya und wahrscheinlich bis Süd-
England, da an den westeuropäischen Küsten afrikanische
tertiäre Conchylien vorkommen. Ohne Zweifel ist W-Eu-
ropa durch denselben Wärme zugeführt worden. Weiter
hätte die erkältende Einwirkung des Eismeeres gefehlt,
da die Verbindung desselben mit dem atlantischen Ocean
aufgehoben. Es darf daher wohl angenommen werden,
dass diese beiden Momente der erwärmenden Wirkung des
Golfstromes für Mitteleuropa gleichgekommen wären. . An-
drerseits würden wir durch die Atlantis ein weit ausge-
dehntes Land in der tropischen und subtropischen Zone
erhalten, welches wenigstens die Sommertemperatur der
N-Hemisphäre ohne Zweifel bedeutend: hätte erhöhen
müssen. Jedoch muss ich bezweifeln, dass die Erhö-
hung der mittlen Jahrestemperatur für Europa so. bedeu-
tend wäre, um dadurch die zur Erklärung des unter-
miocänen Klimas noch erforderlichen 5° C. zu erhalten.
Island würde unzweifelhaft eine viel höhere Sommertem-
peratur erhalten haben als gegenwärtig, um so mehr, da
ihm damals die Hochgebirge noch gänzlich gefehlt haben,
aber andrerseits eine niedere Wintertemperatur. Allerdings
fehlen dem tertiären Island die Bäume mit immergrünem
Laube, welche für die Winterkälte am empfindlichsten sind;
allein die Tulpenbäume, welche dort zu Hause waren, ver-
mögen doch grosse Winterkälte nicht zu ertragen. Es
nimmt Island in klimatischer Beziehung schon jetzt eine
ganz ausnahmsweise Stellung ein und gehört zu den relativ
wärmsten Stellen der Erde, daher es sehr schwer hält,
durch andere Vertheilung von Land und Wasser eine Com-
bination zu finden, welche seine Temperatur namhaft er-
höhen würde. Ich kenne nur eine solche, wenn nämlich
die von Hopkins für die diluviale Zeit angenommene andre
Richtung des Golfstromes in die miocäne Zeit verlegt
würde. Der Golfstrom würde dann durch das sehr weite
Gebiet des Mississippi längs des östlichen Fusses der
“R
41
Rocky mountains nach der nordischen See gegangen und
mit östlicher Ablenkung nach den isländischen Küsten ge-
kommen sein; er würde so die Winterkälte gemässigt
haben, während durch das grosse Festland der Atlantis die
Sommertemperatur gehoben worden wäre. Wir würden
durch einen solchen Golfstrom zugleich für das Oregon-
gebiet eine höhere Temperatur erhalten. Zur Zeit aber
sind mir keine Thatsachen bekannt, welche eine solche
Annahme rechtfertigen würden, denn nirgends sind bis
jetzt im obern Flussgebiet des Mississippi marine miocäne
Bildungen gefunden worden. Auch wäre die dadurch her-
beigeführte Temperaturerhöhung noch nicht genügend, um
die subtropische Vegetation von Vancouver und die Flora
von Island zu erklären. Wir müssen daher gestehen, dass
wir auch von dem neuen Standpunkt aus, den wir durch
die Annahme eines atlantischen Festlandes gewonnen haben,
nicht im Stande sind, die früher für das Tertiärland ge-
fundenen Wärmeverhältnisse allein durch andere Verthei-
lung von Land und Wasser in befriedigender Weise zu er-
klären. Es gilt dies schon für die miocäne Zeit, in noch
höherem Grade aber von der eocänen, indem sich in der
That keine Combination in der Vertheilung des festen und
flüssigen auf unserer Erde denken lässt, welche für S-England
eine Jahrestemperatur von 25—26° C. zu erzeugen im
Stande wäre. Es müssen daher noch andre Wärmequellen
vorhanden gewesen sein und zwar solche von mehr allge-
mein wirkender Natur, worauf namentlich die merkwürdige
Thatsache hinweist, dass die tertiären Isothermen an den
NW-Küsten Amerikas, in Island und in Europa fast genau
gleich viel Grade nördlicher liegen als jetzt, also die ter-
tiären und jetzigen Isothermen unter sich wenigstens an
diesen Stellen, parallel zu laufen scheinen. Als solche
Wärmequellen können gedacht werden: 1. die höhere Erd-
temperatur, 2. eine höhere Intensität der Sonnenstrahlung
und 3. dass das Sonnensystem zu einer Zeit durch einen
wärmeren Weltenraum gegangen sei; von welchem die erst
genannte wohl allein in Betracht kommen kann, daher wir
die Annahme eines wesentlichen Einflusses der innern Erd-
wärme auf das tertiäre Klima nicht entbehren können,
42
wenn wir an die Lösung des grossen Räthsels der klima-
tischen Aenderungen der Erde gehen wollen. Zur Zeit
sind wir aber noch nicht in den Stand gesetzt in Zahlen
auszudrücken, welchen Antheil an denselben wir diesem
Einflusse, welchen aber der nachweisbar andern Configu-
ration des Festlandes zuzuschreiben haben; um so mehr
da die Ansichten über den Einfluss von Festland und
Wasser auf die mittlen Jahrestemperaturen der verschie-
denen Breiten noch getheilt sind. Wir müssen dies einer
späteren Zeit überlassen, welche aus der Gestalt der ter-
.tiären festen Erdrinde und aus den Erscheinungen der
Pflanzen- und Thierwelt auf derselben nicht nur die Wärme-
verhältnisse der Erde und die tertiären Isothermen ermit-
teln, sondern auch die verschiedenen Momente, welche zu
ihrer Erzeugung mitgewirkt haben, feststellen wird. Sie
wird dadurch vielleicht den Weg auffinden, um für die
grossen Hauptepochen der Erdgeschichte absolute Zahlen-
werthe zu erhalten, während wir uns jetzt noch mit rela-
tiven zu begnügen haben. Je tiefer wir in die Erkenntniss
der Naturwelt der Vorzeit eindringen, desto mehr wird
auch die Feststellung der geologischen Chronologie ermög-
licht. Jetzt vermögen wir an der Weltenuhr nur die grossen
Zeitabschnitte zu lesen; je mehr aber unser Blick sich °
schärft und weitet, desto mehr werden wir auch die kleinen
dazwischen liegenden Abschnitte und die ihnen zufallenden
Ereignisse zu erkennen im Stande sein und immer mehr
die durch räumliche und zeitliche Distanzen bedingten Ver-
schiedenheiten des Naturcharacters zu unterscheiden und
zu beurtheilen vermögen.
Mittheilungen.
Ueber Herrn von Schauroth’s Kritik der Muschelkalk-
Petrefakten.
Die im VU. Bde. S. 217 — 227 dieser Zeitschrift charak-
terisirten, dann in der besonders erschienenen Abhandlung: die
Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle, mit
7 Tf. Berlin 1856, ausführlich beschriebenen und abgebildeten
43
Arten von Lieskau hat Hr. v. Schauroth in seinen lehrreichen
Aufsätzen über die Schalthierreste der Lettkenkohlenformation
des Grossherzosthumes Coburg in der deutschen geol. Zeitschrift
1859. IX. S. 85 — 148 und in dem kritischen Verzeichniss der
Versteinerungen der Trias im Vicentinischen in den. Sitzungs-
berichten der Wiener Akademie 1859. XXXIV. S. 283 — 353
einer gelegentlichen Kritik unterworfen, deren Resultate ich als
durchaus verfehlte entschieden zurückweisen muss.
Herr von Schauroth stellt sich bei der Bestimmung der
Gattungen und Arten auf einen wesentlich andern Standpunkt
als ich, spricht sich auch mehrfach aber doch nicht klar genug
darüber aus. „Sollen Typen richtig beurtheilt werden, sagt er
S. 336 der Wiener Berichte, so müssen wir sie in ihrer Tota-
lität erfassen und beim Bestimmen einer jeden Form ist dieselbe
zuvörderst mit ihren gleichzeitigen Stammgenossen zu vergleichen.“
Wäre Hr. v. Schauroth dieser Anforderung an sich selbst stets
nachgekommen: so würde er in den allermeisten Fällen meine
Artbestimmungen als richtig anerkannt haben. Ist es denn aber
eine Auffassung in der Totalität, wenn man Arten mit durchaus
verschiedener Schlossbildung, durchaus verschiedener Gattungen
in eine einzige vereinigt? In der That nimmt Hr. v. Schauroth
die Auffassung in der Totalität selbst ganz zurück, denn $. 313
der Wiener Berichte erklärt er es für nutzlos, ähnliche Formen
weit entfernter Perioden mit einander zu vergleichen und glaubt
nur durch Vergleichung der geognostisch nahe liegenden Formen
zur Erkenntniss der Typen zu gelangen, die als Genera anzu-
sehen sind. Und natürlich da die heutigen Arten und Gattungen
gar weit von denen der Trias entfernt sind: so kann die fernere
Behauptung auch nicht überraschen, dass nämlich eine rein testa-
ceologische Untersuchung um so mehr zu einer naturwidrigen
Trennung verwandter Formen führen kann, als dem Paläonto-
logen die Erfahrung des Zootomen nur wenig Hülfe leisten und
er selbst nur in wenigen Fällen in den ihm vorliegenden Resten
auf die Organisation des Thieres schliessen kann [sie!]; „ich
(v. Schauroth) glaube daher, dass wir am sichersten die Spur
der natürlichen Systematik |[!] verfolgen, wenn wir mehr Ge-
wicht auf die Lagerstätte, auf die horizontale und verticale Ver-
breitung und das Zusammenvorkommen der organischen Reste
legen.“ Hier wird also die Totalität der. Form geradezu dem
geognostischen Vorkommen untergeordnet, dieses soll in ersterer
Reihe, jene in letzter oder vielleicht gar nicht die systematische
Bestimmung leiten. Dagegen behaupte ich nun, den ganzen
wissenschaftlichen Grund und Boden, welchen die Paläontologie
erworben hat, verdankt sie ihrem engsten Anschluss an die
Zoologie und Botanik, und sie geräth stets auf Irrwege, sobald
sie das Wesen des Organismus vorerst aus der geognostischen
Lagerstätte ermitteln will. Die Versteinerungen sind doch Reste
44
von Pflanzen und Thieren und es ist schlechterdings unmöglich
solche Reste systematisch zu bestimmen ohne stete Zuziehung
der ganzen lebenden Thiere und Pflanzen, ohne die gründlichste
Kenntniss der Systematik der lebenden Arten, Gattungen und
Familien. Wie kann man den Werth der Formunterschiede an
einzelnen Resten bemessen, wenn man deren Beziehungen zum
ganzen Organismus nicht kennt! Wenn die zoologischanatomische
Untersuchung in: der Eigenthümlichkeit der Schlossbildung einer
Muschel oder der Mündung einer Schnecke einen von der Testa-
ceologie gewählten Gattungscharacter bestätigt hat: so wird die
paläontologische Untersuchung der blossen Schale doch nimmer
jenes Resultat entkräften können. Die rein testaceologische Un-
tersuchung, welche Hr. v. Schauroth verwirft, ist wohl eine sehr
wesentliche, doch aber nur einseitige, die auch mit Hülfe der
Zootomie noch keineswegs zur systematischen Bestimmung aus-
reicht, es gehören dazu unbedingt auch die vergleichende Ana-
tomie, die Hr. v. Schauroth freilich gar nicht von der Zootomie
unterscheidet, die Entwicklungsgeschichte und die Zoologie, in
diesem speciellen Falle die Malakologie. — So wenig man jemals
aus dem Wohnorte, also aus dem Vorkommen in Deutschland,
in der Ebene, im Gebirge, auf Wiesen, im Gebüsch ete. das
specifische und generiche Wesen eines lebenden Orga-
nismus ermitteln kann: ebensowenig wird es jemals gelingen aus
. der geognostischen Lagerstätte den Werth oder Unwerth von
Arten festzustellen. Wer freilich frägt, wozu nützen die vielen
Arten, sie liegen ja alle in einer Schicht und es hat gar keinen
practischen Werth ihre Unterschiede zu kennen und die vielen
Namen für dieselben erschweren nur das Studium, mit dem
lässt sich nicht weiter rechten, :der darf aber auch nicht über
Systematik sprechen, denn er kennt sie nicht, der hat keine
Arten und Gattungen, sondern figurirte Steine, der kann
immerhin der Geognosie vortreffliche Handlangerdienste leisten,
aber nimmer sich paläontologische Untersuchungen anmassen.
Und glaubt man denn wirklich mit dem Zusammenwürfeln der
verschiedensten Arten und Gattungen unter einen Namen der
Geognosie einen Dienst zu leisten? Je sicherer die Arten und
Gattungen vom rein zoologischen - botanischen Standpunkte syste-
matisch bestimmt werden, desto zuverlässiger sind auch die aus
ihrem Vorkommen gezogenen geognostisch-geologischen Schlüsse.
Die oberflächliche und einseitige Artbestimmung hat noch nie
einen dauernden geognostischen Werth gehabt.
Soviel über den allgemeinen Standpunkt, den ich ausführ-
licher schon Bd. XII. S. 375 — 395 besprochen habe und hier
nur in Erinnerung bringen wollte Nun zu den Arten im
Einzelnen.
1. Cidaris subnodosa verweist Herr v. Sch. zu C. grandaeva
Gf£, mit der ich sie gar nicht verglichen habe, aus dem einfachen
45
Grunde nämlich, weil sie mit der v. Meyerschen ©. subnodosa
vollkommen identisch ist und jene Goldfussische Art doch in
des Verf. eigenster Schilderung schon durch ihre zierliche Längs-
streifung, die ich unmöglich hätte übersehen können, eine durch-
aus verschiedene Art ist. Glatte und so eigenthümlich gestreifte
Cidaritenstacheln sind noch niemals auf einer Cidaris beisammen
beobachtet und wer sie zusammenwirft, muss alle Unterschiede
an Cidaritenstacheln über Bord werfen und mit nur einer Art in
allen Formationen insgesammt sich begnügen.
2. Terebratula liescaviensis- soll eine blosse Varietät der
T. vulgaris sein. Ich habe dieselbe mit den verschiedensten
Exemplaren der letztern verglichen und durchgreifende Un-
terschiede in allen Theilen und Formverhältnissen der Schale
nachgewiesen, dieselben haben aber für Hrn. v. Schauroth keinen
Werth und wenn er seinen Massstab der T. vulgaris an die
glatten Terebrateln der andern Formationen anlegt, dann wird
er dieselben ausser nach der Lagerstätte nicht mehr unter-
scheiden können.
3. Hinnites comtus wird unter Spondylus zurückversetzt,
und den Gattungscharakteren kein Recht eingeräumt.
4. Anomia Andraei findet Hr. v. Sch. seiner ÖOstraea sub-
anomia var. turpis gleich und identificirt damit auch
5. Leproconcha paradoxa. Dass diese Art eine total an-
dere Schlossbildung wie Ostraea und Anomia hat, wie doch aus
meiner Beschreibung und Abbildung auch ohne Brille und Loupe
zu ersehen ist, beachtet Hr. v. Sch. gar nicht, ebensowenig, dass
ich bei allen meinen Anomien die Schlossgegend blosgelegt und
mich von deren Differenz mit Ostraea vollkommen überzeugt
habe. Wenn Hr. v. Sch. für seine Exemplare sich nicht von
der generischen Stellung der betreffenden Arten Sicherheit ver-
schaffen konnte: so musste er doch wenigstens meine Angaben
widerlegen, bevor er die Arten dreier Gattungen in eine zu-
sammenwarf.
6. Anomia bery& wird gleichfalls als Spielart der Ostraea
subanomia gedeutet.
7. Placunopsis obliqua und plana sind der ÖOstraea sub-
anomia var. tenuis untergeordnet, Pl. gracilis der Varietät orbica.
Auch die Gattungscharactere von Placunopsis werden mit keinem
Worte berührt und die Vereinigung so vieler und völlig verschie-
dener Typen in eine Ostraea subanomia genannte Rumpelkammer
findet Hr. v. Sch. geboten, weil die Zersplitterung in viele Arten
ihm unpraktisch erscheint und Anomiencharactere er an seinen
Exemplaren nie entdecken konnte; aber hatten denn andere Be-:
obachter sie nicht festgestellt?
8. Pecten. Mit den Arten dieser nn ergeht es Hrn.
v. Sch. nicht besser als mit Ostraea subanomia und Terebratula
vulgaris. Er unterscheidet nur concentrisch gefurchte bis glatte
46
und ordnet diesen meine Arten: liescaviensis, Schmiederi, Mor-
risi, Schlotheimi und tenuistriatus unter, und die radial gerippte
P. Alberti, unter welchem mein P. Albertii, inaequistriatus,
reticulatus und Schroeteri Platz finden sollen. Ich habe die
Arten nach mehren und vielen Exemplaren und auf wesentliche
constante, keineswegs blos vereinzelte, sondern allermeist ganz
durchgreifende Eigenthümlichkeiten, auf die Totalität der Merk-
male begründet und kann dieselben nimmer als Spielarten
gelten lassen. Hr. v. Sch. wird sich selbst am ehsten von der
Haltlosigkeit seiner Ansichten über Systematik überzeugen,
wenn er die ähnlichen Arten verschiedener Formationen nach
demselben Princip wie hier die triasischen vergleicht und wenn
er nur unsere einheimischen Muscheln und Schnecken, d. h. die
Thiere mit dem Messer in der Hand untersucht und die bei
diesen gefundenen Art- und Gattungsunterschiede auf die in den
Gehäusen ausgesprochenen Merkmale prüft, überhaupt aber erst
die Gattungen nach lebenden Thieren studirt.
9. Gervillia modiolaeformis soll Bakewellia costata var.
modiolaeformis sein, aber ich bin ausser Stande die Schlossbil-
dung einer Bakewellia darin zu erkennen. Allerdings ist das
Schloss der Schaurothschen Bakewellien ein anderes als das der
Kingschen und wiederum so verallgemeinert, dass die verschie-
densten Typen darin ein bequemes Unterkommen finden,
10. Mytilus Mülleri wird mit der Modiola substriata Schaur.
identificirt. Die grosse Aehnlichkeit beider verkenne ich nicht,
doch ist letztere im hintern Theile erheblich schmäler, ihre
Skulptur feiner und von einer von der Wirbelspitze nach hinten
auslaufenden Kante wird nichts gesagt. Auch die vordere Partie
ist in der Abbildung so unbestimmt, dass man an der Identität
gerechten Zweifel hegen muss. Beruht jene Identifieirung auf
einer aufmerksamen Prüfung meiner Angaben, dann würde mein
Artname als der spätere einzuziehen sein, doch bei Aufrecht-
haltung des Schaurothschen würden die noch ältern Mytilus sub-
striatus ihre Rechte geltend machen, und dann doch einen neuen,
andern Namen verlangen, während M. Mülleri keine Con-
currenz hat.
11. Neoschizodus laevigatus und ovatus werden in die alte
Myophoria zurückversetzt und die Verschiedenheit der Schloss-
bildung nicht berücksichtigt.
' 12. Neoschizodus laevigatus. Unter dieser Art habe ich
Nucula gregaria Hf. als Jugendzustand aufgenommen, weil ihre
Form ganz überraschend mit den jungen Exemplaren des N.
laevigatus übereinstimmt, vom Schloss aber nicht die Spur be-
kannt ist. Hr. v. Sch. verweist aber die Nucula gregaria zu
Corbula ohne den geringsten Grund und verlangt von mir, ich
solle die Identität mit Neoschizodus laevigatus beweisen. Nun
alles, was von der Nucula gregaria bekannt ist, habe ich erklärt,
47
stimmt überraschend mit dem jungen Neoschizodus überein, wer
also die hierauf begründete Identität nicht anerkennen will, der
muss Gründe dagegen vorbringen, und diese können nur von
dem noch unbekannten Schlosse entlehnt werden. Welches sind
denn die Beweise für Corbula ?
13. Lueina Credneri muss der fraglichen Arca Schmidii
weichen, obwohl ich auf das Bestimmteste nachgewiesen habe,
dass diese Art mit keiner andern als der lebenden Lueina chry-
sostoma verglichen werden kann und an Arca dabei gar nicht
zu denken ist. Die herbeigezogenen Arca sind ohne Ausnahme
generisch zweifelhaft, bei meiner Art dagegen die Schlossbildung
ganz sicher und vollständig bekannt, warum wird sie in jenes
Chaos versetzt?
14. Tellina edentula wird mit Tancredia triasina verglichen,
allerdings passt die Form der Schale so vortrefflich, dass ich
beide darauf hin nicht unterscheiden würde. Nun hat aber meine
Art in der Schlossbildung nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit
Taneredia und Hr. v. Sch. setzt zwar seiner Art die Gattungs-
diagnose von Tancredia vor, sagt aber in der Beschreibung kein
Wort davon, ob er dieselben an seinen Exemplaren wirklich
beobachtet hat und bildet auch die Schlossseite der Schale nicht
ab, wie ich das zur weitern Vergleichung für nöthig hielt.
15. Rissoen nennt Hr. v. Sch. eine Gruppe von Formen,
in welcher er einen dubiösen Typus mit Rissoa dubia bezeichnet
und dessen Varietät Gaillardoti meine Natica Gaillardoti und
N. cognata unterordnet, als zweite Varietät gregaria mit meiner
N. gregaria als dritte Varietät turbo mit meiner Litorina Kneri,
L. Schüttei und Natica turris, als vierte Varietät genuina mit
einem ganzen Heere andrer auch meine Chemnitzia loxonematoides,
Litorina liescaviensis, Litorina alta, Turbonilla gracilior und
Turritella obsoleta aufführt, und dann einen zweiten Typus
Rissoa Strombecki charakterisirt, dessen Varietät genuina meine
Chemnitzia Haueri, der Varietät oblita meine Ch. oblita ange-
hören soll, endlich den dritten Typus Rissoa scalata aufstellt,
welcher meine Turritella scalata zufällt. Nun folgt noch eine
Rissoa acutata n. sp., der Turbonilla terebra, Zeckeli, und no-
dulifera eingereiht werden. — Es sind also auch hier wie unter
Ostraea subanomia die verschiedensten Gattungstypen in eine
einzige Art vereinigt und Hr. v. Sch. erklärt damit das Ver-
dienst, welches ich mit Ausbeutung der Lieskauer Lagerstätte
und jahrelanger mühevoller Beschäftigung mit denselben der
Wissenschaft zu leisten hoffen durfte, für null und nichtig, das
Verdienst nämlich. an vortrefflich erhaltenen vollständigen Exem-
plaren für eine nicht geringe Anzahl von Arten die so lange
völlig zweifelhafte generische Stellung sicher nachgewiesen zu
haben. Für Hr. v. Sch. existiren keine Unterschiede zwischen
Turritella, Litorina, Natica, Chemnitzia und Turbonilla, sie alle
48
sind nur Rissoa. Nun mögen sich die Conchyliologen gratuliren
zu den praktischen Vortheilen, welche ihnen diese neueste Sy-
stematik gewährt und die Malakologen mögen ihre mühsamen
und schwierigen Untersuchungen als unpraktisch und werth-
los ad acta legen. Ich meinestheils begreife es aber durch-
aus nicht, wie man ganz entschiedene Naticaarten mit ebenso
entschiedenen Turritella- und Litorinaarten ohne alle Rücksicht
auf ihre generischen Charactere als blosse Varietäten von Rissoa-
arten auffassen kann. Damit fördert man die Wissenschaft doch
wahrlich nicht, sondern drängt sie gewaltsam in das vorlinneische
Zeitalter zurück und worin besteht denn der praktische Vortheil
und. Nutzen solch völlig ungerechtfertigter Verschmelzung der
verschiedensten Typen für die Geognosie? Durch scharf be-
stimmte Arten und sicher begründete Gattungen characterisirt
man die Formationsglieder viel schärfer und treffender als durch
vage Formenkreise. Gar manches Glied des geognostischen Sy-
stemes würde sich sofort verlieren, wenn jene Rissoenwirthschaft
zur Herrschaft käme.
16. Pleurotomaria. Die drei von mir beschriebenen Arten
sollen nur Varietäten einer sein, weil in der Skulptur bald dieses
bald jenes Element vorherrscht, wobei nur leider übersehen
worden, dass auch andere Unterschiede als blos die der Skulptur
zur Characteristik dienten. Giebel.
Ananannarnnnnnn
Literatur,
Allgemeines. Emsmann, Aug. Hugo, physikalische
Vorschule ein ausgeführter vorbereitender Cursus der Experimen-
talphysik für Gymnasien, Real- und höhere Bürgerschulen. Mit 61
Holzschnitten. Leipzig 1860. 80. — Nach des Verf.'s Ansicht fehlt
ein physikalischer Leitfaden gerade für die obern Klassen der ge-
nannten 'Lehranstalten und er bietet hier einen solchen mit eigen-
thümlicher auf 25jährige Erfahrung gestützten Methode. Nach der
Einleitung behandelt er im ersten Abschnitt die allgemeinen Eigen-
schaften der Körper, im zweiten die Erscheinungen, welche von der
Schwere abhängig sind und zwar an festen, flüssigen und luftförmi-
gen Körpern, im dritten die von der Wärme abhängigen. Die Dar-
stellung ist durchweg klar und die vom Verf. gewählte Methode eine
durchaus zweckmässige, mittelst welcher erfreuliche Resultate durch
den Unterricht erzielt werden können. Nur hätten wir gewünscht,
dass auch die übrigen Abschnitte der Physik wie die Optik, die Lehre
von der Electricität und dem Magnetismus etc. in ihren allgemeinsten
und wichtigsten Umrissen aufgenommen worden wären.
49
J. Schiel, Reise durch die Felsengebirge und die
Humboldtgebirge nach dem Stillen Ocean. Schaffhausen
1859. 80° — Verf. begleitete eine der wissenschaftlich sehr erfolgrei-
chen Expeditionen, welche die Vereinigten Staaten behufs Anlegung
einer Eisenbahn nach dem Stillen Ocean durch die zum Theil noch
völlig unbekannten Gebiete ausrüsteten. Es war die Expedition unter
Capt. Gunnison im J. 1853, welche die Linie vom Missouri über die
Prairie und einen Pass der Felsengebirge bei den Quellen des Rio
del Norte durch das San Louis-Thal zum Utah-See, durch das Wa-
bashgebirge und das Kohlenbassin des Fort Laramie bis zum Stillen
Ocean zu untersuchen hatte. Die ausführlichen Forschungen der be-
gleitenden Naturforscher sind in Amerika erschienen, ob vollsändig
wissen wir nicht, der Verf. erzählt in diesem Büchlein nur seine Er-
lebnisse und Beobachtungen von allgemeinem Interesse und man
folgt ihm mit Aufmerksamkeit durch die unbekannten Gegenden. Am
Schlusse ist eine Tabelle über die Höhe und geographische Lage der
bemerkenswerthesten Orte angehängt.
H. Pösche, das Leben der Natur im Kreislaufe des
Jahres. — Seine heimischen Erscheinungen im harmonischen Zusam-
menhange dargestellt. Braunschweig 1860. 80. — Im ersten Abschnitt
spricht Verf. über den harmonischen und ursächlichen Zusammen-
hang der regelmässigen Naturerscheinungen im Kreislaufe des Jahres
als über den Kreislauf der Erde um die Sonne, den ursächlichen Zu-
sammenhang in Luft, Wasser und Erde, in den jährlichen Erscheinun-
gen im Pflanzen, Thier- und Menschenreiche. Der zweite Abschnitt
beschäfftist sich mit dem Winter, dem Himmelskalender, den Erschei-
nungen in Luft, Wasser und Erde, dem Winterleben der Pflanzen,
. Thiere und Menschen, der dritte mit dem Frühlinge, der vierte mit
dem Sommer, der letzte mit dem Herbst alle in gleicher Weise wie
mit dem Winter. Das Thema ist glücklich gewählt, auch die Anlage
im Allgemeinen befriedigend, doch hätte die Ausführung gründlicher und
die Darstellung anregender und lebendiger sein müssen. Der noch
nicht in die Naturwissenschaften eingeweihte Leser wird sich kaum
befriedigt fühlen. 6
Physik. H. Stainte-Claire Deville und Troost, spe-
cifisches Gewicht von Dämpfen bei sehr hohen Tempera-
turen. — Die Bestimmung des specifischen Gewichtes von Dämpfen
bei sehr hohen Temperaturen hat, so ungemein wichtig sie in vielen
Fällen ist, bisher an unüberwindlichen Schwierigkeiten gelitten, welche
theils in dem Material der Apparate, in der Schwierigkeit der Er-
zielung constanter Temperaturen und ihrer Bestimmung ihren Grund
hatten. D.undT. haben jetzt diese Schwierigkeiten dadurch beseitigt,
dass sie Ballons mit sehr engem Halse vom feinsten Porzellan und 280
Ctm. Inhalt anwendeten. Der Hals lässt sich unvollkommen durch
ein Porcellanpfröpfchen schliessen, welches nach beendetem Versuche
vermittelst der Knallgasflamme geschmolzen wird, wobei es alle Luft-
wege hermetisch verschliesst. Die constante Temperatur wird durch
XV. 1860, 4
50
Metalldämpfe hervorgebracht (siedendes Cadmium bei 8600 und Zink
bei 10400) und allen Messungen bei derselben Temperatur die Dich-
tigkeit des in demselben Ballon untersuchten Joddampfes zu Grunde
gelegt. So ist das specifische Gewicht des bisher so sonderbares
Verhalten zeigenden Schwefels bei 8600 — 2,2, eine Zahl, die durch
Steigerung der Temperatur bis 10400, nicht niedriger wird, woraus
der Schluss auf das Bestimmteste gezogen werden darf, dass bei ho-
her Temperatur ein Aeg. Schwefeldampf denselben Raum erfüllt, wie
ein Aeg. Sauerstoffgas. Auch die bisher mit dem Selen angestellten
Versuche ergeben für dieses Element fast dasselbe Verhältniss, so
wie ebenfalls der Phosphor. Brom- und Jodaluminium zeigen bei
10400 eine Condensation auf zwei Volume. — (Compt. rend. ÄLIZ,
339 und Ann. d. Chem. u. Pharm. CÄIIL, 42.) J. Ws.
P. Riess, anhaltendes Tönen einer Röhre durch eine
Flamme. (vergl. die Refer. in Bd. XIII, S. 457 u. Bd. XIV, S. 371.)
— R. erhielt einen andauernden Ton auf folgende Weise. Durch den
Boden eines cylindrischen mit Wässer gefüllten Kupfergefässes (5/4
par. Zoll hoch, 7!/,‘‘ weit) war der obere Theil einer Kupferröhre
(Länge 121/4‘‘, Weite 14!/, Linien) hindurchgeführt. 2°/4° vom obern
Röhrenrande war eine Scheibe aus dünnem Messingdrahtnetz ange-
bracht, die durch eine Leuchtgasflamme erhitzt wurde. Der Ton ent-
steht durch die rasche Abkühlung welche der aufsteigende heisse
Lonftstrom beim Durchgange durch die Maschen des Netzes erfährt;
er muss andauern, da durch das kalte Wasser ein beständiger Tem-
peraturunterschied zwisehen der Flamme und dem Metallnetz erhalten
wird. Noch reiner und.stiefer wurde der Ton, als durch eine, über
dem Netz angebrachte Scheibe aus Kupferblech (Durchmesser 11 Li-
nien) der Luftstrom beschränkt wurde. ‘ Wurde das Wasser aus dem-
Kupfergefässe abgelassen, so verschwand der Ton, ein Beweis, dass
der Ton der chemischen Harmonika nicht mit im Spiele sein konnte.
— (Pogg. Ann. Bd. 109, $. 145.)
Sondhauss, über die chemische Harmonika. — Der
Apparat, dessen sich S. zur Untersuchung der bekannten Erscheinung
bediente, bestand aus einer Woulf’schen Flasche, die durch den ei-
nen Hals mit Wasserstoff gefüllt werden konnte, während auf den
andern mittelst eines Korkes die, meist gläserne, Ausflussröhre be-
festigt war. Das Gas wurde durch das, mittelst einer Glasröhre ein-
strömende Wasser verdrängt. Die Klangröhren, die zur Tonerzeugung
benutzt wurden, waren Pappröhren von sehr verschiedener Weite und
Länge, durch Aufeinanderstecken derselben konnten Röhren von meh-
reren Metern Länge erhalten werden. Wir müssen uns begnügen,
von dem, an kleinern Bemerkungen reichen Aufsatz nur die wichtig-
sten Resultate mitzutheilen. Nach S. Ansicht entsteht der’ Ton durch
Öscillationen des in der Ausflussröhre befindlichen Gases; daraus er-
klärt sich denn ‘das verlangsamte Ausströmen, wenn eine Klangröhre
über die Flamme gehalten wird (vergl. die Versuche von Barentin d.
Zeitschr. XIII 325). Wenn man ferner eine Ausflussröhre, die sich
51
bereits als tauglich bewährt hat, lose mit baumwollnem Lampendocht
stopft, und dadurch die Oscillationen der Gassäule unterdrückt, so
ist sie nicht im Stande in irgend einer der darüber gehaltenen Röh-
ren einen Ton zu erzeugen, ja es kann sogar die Stopfung etwas von
der Ausflussöffnung zurückgezogen werden. Wird aber der freie Raum
in der Ausflussröhre zu gross, so entstehen wieder Töne, aber andre als
die, welche man nach gänzlicher Entfernung der Stopfung erhält. Auch
die Reibung, welche das Gas beim Durchgange durch sehr enge Ausfluss-
röhren erfährt, ist der Tonerregung hinderlich. Eine Thermometerröhre
und ein dünner Glasfaden (lmm) gaben erst dann einen Ton, wenn ihre
Länge bedeutend verringert wurde. Kohlenwasserstoff gab dieselben
Resultate, und der Umstand, dass die Töne in diesem Falle, selbst
bei Anwendung derselben Ausflussröhren, andre sind als bei Anwen-
dung von Wasserstoff kann als Bestätigung der oben ausgesprochenen
Ansicht angesehen werden. Es liegt nun auch die Vermuthung nahe,
dass der Ton der chemischen Harmonika auch dann nicht enstehen
kann, wenn zwischen den Schwingungen der Gassäule im Ausflussrohr
und den Schwingungen der Luft in der Klangröhre keine Ueberein-
stimmung stattfindet; um diess zu entscheiden, musste der Zusam-
menhang zwischen den Dimensionen der einzelnen Ausflussröhren und
der tönenden Röhren ermittelt werden. Der Umfang der Töne, welche
bei Anwendung einer und derselben Ausflussröhre erregt werden, er-
streckt sich durch mehrere Oktaven, es sondern sich aber diese Töne
in zwei Gruppen oder Register, innerhalb welcher alle Töne, die man
durch Verlängerung oder Verkürzung der tönenden Röhren erzeugen
will, entsprechen und zwischen welchen in der Aufeinanderfolge von
Tönen dadurch Lücken entstehen, dass Röhren von gewissen Längen
durchaus nicht ansprechen. Aus der tabellarischen Zusammenstellung
der von S. angestellten Versuche ergiebt sich, dass der ganze Stimm-
umfang der Flamme in demselben Verhältniss höher rückt, als ihre
Ausflussröhre verkürzt wird, dass also die mittleren Schwingungszah-
len der mit zwei Flammen erzeugten Töne im umgekehrten Verhält-
nisse und die mittlere Länge der entsprechenden Röhren im geraden
Verhältnisse zu der Länge der angewendeten beiden Ausflussröhren
stehen. Flammen aus weiter Oeffnung sind zur Erzeugung der tiefen
"und engen Oeffnung zur Erzeugung der hohen Töne geeigneter. Da-
gegen hat die Grösse des in der Flasche vorhandenen Gasvolumens
auf die Tonerregung keinen Einfluss. — Wasserstoffgasflammen (auch
die Leuchtgasflammen) tönen öfters ganz von selbst, ohne dass eine
Klangröhre darüber gehalten wird. Durch besondre, mit Hülfe eines
dazu construirten Apparates angestellte Versuche, ergab sich, dass
dieser Ton nur dann auftritt, wenn dem Wasserstoffgas eine geringe
Luftmenge beigemengt ist. (Vergl. d. Versuch von Böttger, d. Zeitschr.
V, 323.) Um endlich die Schwingungsweise der in der Ausflussröhre
während Erzeugung des Tones oscillirenden Gassäule näher kennen
zu lernen, wurden die Oscillationen des ausströmenden Gases voll-
ständig isolirt, indem eine mehre Ctm. lange Stopfung von Baumwol-
4*
52
lendocht in die Ausflussröhre gebracht wurde, ‚welche sich, um die
Länge ‘der schwingenden Gassäule verändern zu können, mittelst ei-
nes Fadens hin und herziehen liess. Die tabellarische Zusammenstel-
lung der Versuche ergiebt, dass die bei Anwendung offner Ausfluss-
röhren ansprechenden tiefsten Töne in Folge der Stopfung ganz weg-
fallen, überhaupt der Umfang der mit der Flamme entsprechenden
Töne sehr beschränkt wird, er beträgt meist keine ganze Oktave.
Wenn das Ausflussrohr lang und die Stopfung von der Ausflussöffnung
weit zurückgezogen ist, so entstehen auch hier ausser den Tönen,
welche gewissermassen das erste Register des Anblaserohres bilden,
noch einige höhere Töne, welche von den ersten durch eine Lücke
getrennt sind. Die Vergleichung der homologen Grenztöne scheint
darauf ‚hinzudeuten, dass die Flamme einer durch Stopfung begrenz-
ten Gassäule sich in Beziehung auf die Lage jener Lücken ohngefähr
so verhält, wie eine Flamme über einer halb so langen nicht gestopf-
ten Ausflussröhre. Die Länge des von der Stopfung frei gebliebenen
Theiles der Ausflussröhre ist der mittlern Länge der über den Flam-
men tönenden Röhren ohngefähr proportional. — Die Beendigung
dieser Arbeit die über die so viel besprochne Erscheinung einiges
Licht zu verbreiten verspricht, ist noch zu erwarten. — (Pogg. Ann.
Bd. 109, $. 1.) W. Hr.
F. Melde, über eine Methode, den Schwingungsvor-
gang sichtbar zu machen, so wie deren Anwendung bei
glockenförmigen Flächen. — Das bisher zu diesem Zweck an-
gewendete Mittel, Aufstreuen eines feinen Pulvers (Sand) lässt sich
nur bei ebenen Flächen anwenden und erlaubt auch nicht die Bahn .
eines Sandkörnchens, ehe es zu einer Knotenlinie gelangt, genauer zu
verfelgen. ‘M. übergiest desshalb die schwingende Oberfläche mit
dünnem Kalkbrei und streut auf diese Schicht den Sand auf, sodass
jedes Körnchen bei seinem Wege zur Knotenlinie eine Furche in den
kalkigen Ueberzug zieht. Eine genauere Discussion des Schwingungs-
vorganges zeigt, dass man dreierlei Knotenlinien zu unterscheiden
hat, die M. bedeckte, unbedeckte und Pseudo-Knotenlinien nennt,
auf letztern häuft sich zwar Sand auf, derselbe hat aber eine fortschrei-
tende Bewegung. Bei glockenförmigen Gefässen liegen, wie die mit-
getheilten Versuche zeigen, die Knotenlinien der innern und äussern
Fläche an derselben Stelle, die innern Knotenlinien sind bedeckte,
die äussern dagegen unbedeckte. Die Knotenlinien, welche man bis-
her für die äusseren angesehen, sind Pseudoknotenlinien. — (Pogg.
Ann. Bd. 109, $. 43.) W. Hr.
A. Wüllner, einige Versuche über Electricitätsent-
wicklung durch chemischen Process. — Schon früher (siehe
Bd. XIII S. 203 dies. Zeitschr.) hat W. nachgewiesen, dass beim
Auflösen eines Salzes ein elektrischer Strom entsteht, und zwar unter
Umständen, die einen Contakt heterogener Körper ausschliessen. Die
vorliegenden Versuche sollen dasselbe zeigen. Aus zwei stark ver-
53
goldeten Messingplatten von 12cm Durchmesser, Glasringen von etwas
kleinern Durchmesser und lem Höhe und porösen Thonplatten wurde
ein Gefäss hergestellt, welches 4 von einander abzuhebende Zellen
(a, b, ec, d) hatte, dessen Boden und Deckel eben jene vergoldeten
Platten bildeten; über die Zelle a wurde noch eine doppelte thierische
Membran ausgebreitet. Die Metallplatten wurden mit den Drähten
eines Multiplicators von 20080 Windungen verbunden. Es zeigte sich
weder ein Strom, wenn der Apparat mit destillirtem Wasser gefüllt war,
noch auch, wenn in die Zelle c an Stelle des Wassers, verdünnte Schwe-
felsäure gebracht wurde. Ebensowenig entstand ein Strom, als in die
mit verdünnter Säure gefüllte Zelle c auf einen Bausch Fliesspapier
ein Platinblech gelegt wurde. Ersetzte man dagegen das Platinblech
durch ein Zinkblech, so entstand sofort ein von unten nach oben ge-
richteter Strom der am Multiplikator eine Ablenkung von 750 hervor-
brachte, nach Ausschaltung der Zelle ce zeigte sich der entgegenge-
setzt gerichtete Polarisationsstrom, mithin ist die Zelle ce als Sitz des
Stromes anzusehen. Es fragt sich nun, ist der chemische Process selbst,
oder eine in Folge desselben eingetretene Contaktverschiedenheit,
Ursache des Stromes? Für das letztere könnte angeführt werden, dass
die Gasblasen von der obern Seite des Zinkbleches aufsteigen Können,
an der untern aber gegen die Platte gedrückt werden, so dass eine
Aenderung im Contakt des Zinks mit der verdünnten Säure eintritt,
indessen könnte auf diese Weise selbst nach den Principien der Con-
takttheorie kein Strom entstehen. Ferner könnte eingewendet werden,
dass es der Contakt des Zinkes mit der im Fliesspapier sich ansam-
melnden Zinksalzlösung sei, welcher den Strom veranlasse; dieser
Contakt würde aber, wie ein Versuch zeigte, gerade den entgegenge-
setzten Strom hervorrufen. Es muss mithin der chemische Process
die Ursache des Stromes sein, der nach W. etwa auf folgende Art
entsteht. Das in dem sauren Wasser liegende Zinkblech zieht ver-
möge der Verwandtschaft den Sauerstoff an. Dadurch erhalten die
Wassermoleküle, welche das Zink umgeben, eine bestimmte Richtung,
indem die Sauerstoffatome derselben sich dem Metall zuwenden, wäh-
rend die Wasserstoffatome nach der entgegengesetzten Seite gerichtet
sind. Da nun die Bestandtheile des Wassers jeder für sich elektrisch
sind, der Sauerstoff negativ, der Wasserstoff positiv, so werden alle
übrigen Flüssigkeitsschichten gerichtet. Da der Vorgang zunächst
auf beiden Seiten gleich ist, so kann kein Strom entstehen, im wei-
tern Verlauf dagegen wird die von der obern Seite ausgehende Rich-
tung vorherrschend, da an der untern Seite sich Wasserstoff ansam-
melt, aber die Berührung des Zinks mit der Säure verhindert, und
hierdurch entsteht der von unten nach oben gerichtete Strom. In der
That entstand kein Strom als ein Zinkeylinder mit der unten zuge-
schärften Kante auf den Papierbausch der Zelle ce gestellt wurde. —
Versuche mit Schwefeleisen und kohlensaurem Kalk gaben ein glei-
ches Resultat. — Die Versuche sollen übrigens kein experimentel-
ler Beweis gegen die Contakttheorie sein, sie sollen nur zeigen,
”
54
dass eine jede Störung des moleküleren Gleichgewichts von Elektri-
eitätsentwicklung begleitet ist. — (Pogg. Ann. Bd. 109, $. 94.) H.Wr.
Chemie. Schönbein, über diechemische Polarisation
des Sauerstoffes. — Sch. glaubt schon früher die Existenz zweier
entgegengesetzten Zustände des Sauerstoffes wahrscheinlich gemacht
zu haben, eines negativ activen, der im freien Zustande Ozon genannt,
auch gebunden auftritt in den Oxyden der edlen Metalle, der Ueber-
mangansäure, dem Bleisuperoxyd etc. (den sogen. Ozoniden), und
eines positiv activen, den er im Wasserstoffsuperoxyd, Baryumsuper-
oxyd etc. (den von ihm sogenannten Antozoniden) annimmt. Der ge-
wöhnliche Sauerstoff, wie er im Wasser und in der atmosphärischen
Luft enthalten ist, soll dann weiter nichts sein als eine Vereinigung
der beiden polaren Zustände, ein inactiver oder indifferenter Zustand
des Sauerstoffes. Diese Annahme sieht Sch. jetzt dadurch bestätigt,
dass es ihm gelungen ist, aus dem inactiven Sauerstoff die beiden
entgegengesetzten Zustände „® und ©“ zu isoliren. Und zwar ge-
schah dies zunächst bei der langsamen Verbrennung des Phosphors
an der Luft. Er tauchte 6° lange Phosphorstücke zur Hälfte in Was-
ser und liess sie so mit dem Wasser bei einer Temperatur von 16—
20° 18—24 Stunden stehen. Während er einerseits durch Jodkalium-
stärkepapier nachwies, dass sich bei der langsamen Verbrennung des
Phosphors, welche stattgefunden hatte, Ozon, d.h. © entwickelte, fand
er in dem abgegossenen sauern Wasser ausser phosphoriger Säure
und einer Spur Phosphorsäure, Wasserstoffsuperoxyd, dem Sch. die
Formel HO-+® gibt. Denn brachte man zu der Flüssigkeit etwas
verdünnte Chromsäurelösung, der etwas Aether beigemengt war, so
trat sofort eine Bläuung, nach einiger Zeit aber die Reduction der -
Chromsäure zu Chromoxyd ein. Ferner entfärbte die erwähnte ab-
gegossene Flüssigkeit Uebermangansäure unter Entwicklung gewöhn-
lichen Sauerstoffgases, und reducirte Bleisuperoxyd, was alles für das
Vorhandensein von Wasserstoffsuperoxyd spricht. Sch. nimmt also
an, dass der Phosphor bei seiner langsamen Verbrennung den inacti-
ven Sauerstoff der Luft, polarisire wobei @) an das Wasser geht,
HO+@& bildend, © als Ozon entweicht. Ganz ähnliche Erschei-
nungen hat er beobachtet bei der langsamen Verbrennung des Ae-
thers. Er brachte in eine Literflasche 1 Grm. Aether, zu dem er ei-
nige Grm. Wasser füllte. In diese Flüssigkeit führte er dann eine
nicht ganz bis zur Rothgluth erhitzte Platinspirale ein, wodurch die
langsame Verbrennung eingeleitet ward. Dass sich während dersel-
ben in der Flüssigkeit wieder Wasserstoffsuperoxyd gebildet hatte,
wies er durch die oben erwähnten Reagentien für diesen Körper nach,
sowie durch ein Gemisch von rothem Blutlaugensalz und Eisenchlo-
rid, das mit wenigen Tropfen der Flüssigkeit den bekannten blauen
Niederschlag gab. Dass sich wiederum Ozon entwickelt hatte, zeigte
die Bläuung des über das Gefäss gehaltenen Jodkaliumstärkepapieres.
Indess nahm er bei diesem Versuch nicht den charakteristischen Ge-
ruch des Ozones wahr, vielmehr einen stechenden Geruch, wie er ihn
59
beobachtet, als er Elayl ozonisirte. Da sich nun bei der langsamen
Verbrennung des Aethers Elayl bildet, so geht der negativ active
Sauerstoff mit diesem eine Verbindung ein, während sich der positiv
active Sauerstoff wiederum mit HO zu HO-+(#) (Wasserstoffsuper-
oxyd) verbindet. Schliesslich hat er noch bei der Wasserelectrolyse
diese. sogenannte Polarisation des Sauerstoffes beobachtet, Dass bei
der Wasserelectrolyse Ozon auftrat und zwar nur, wenn kleine Pla-
tinelectroden und niedere Temperatur angewandt waren, hatte Sch.,
dass Wasserstoffsuperoxyd bei derselben oft auftrat, hatte Meidinger
früher schon bemerkt. Jetzt findet Sch., dass. das Auftreten des
Ozones mit dem des Wassersuperoxydes Hand in Hand geht. Den
Nachweis giebt er in folgender Weise: In ein mit einer Kältemischung
umgebenes Glas giesst er angesäuertes Wasser. In dieses stellt er
eine kurze unten mit einer Blase zugebundene Röhre, die mit sal-
petersäurehaltigen, durch Uebermangsäure rothgefärbtem Wasser ge-
füllt wird. In das äussere Glas führt er den negativen, in die Röhre
den positiven Pol der galvanischen Batterie ein. Als er nun Jodka-
liumstärkepapier über die Röhre hielt, trat dessen Bläuung und die
Entfärbung der Uebermangansäure in der Röhre gleichzeitig ein, wo-
durch die gleichzeitige Entstehung von Ozongas und Wasserstoffsu-
peroxyd nachgewiesen zu sein scheint. Indem Sch. so die Polarisa-
tion des Sauerstoffes bei der Wasserelectrolyse für erwiesen hält, er-
scheint es ihm sehr wahrscheinlich, dass die ganze Zersetzung des
Wassers durch diesen Polarisationsprocess eingeleitet werde. — (Pogg.
Ann. 108, $. 471.) Drk.
Espenschied, über das Stickstoffselen. — Eine frü-
her schon von demselben Verfasser ausgeführte Untersuchung hatte
ergeben, dass sublimirtes Selenchlorid Se@lz, mit durch Luft ver-
dünntem trockenem Ammoniakgas bei gewöhnlicher Temperatur zu-
sammengebracht, mit diesem eine heftige wechselseitige Zersetzung
eingeht, deren Product freies Selen, Salmiak, Stickgas und Wasser-
stoffgas ist. Wird dagegen das Gefäss mit einer Kältemischung von
Schnee und Kochsalz umgeben, so wird das Selenchlorid unter der
Einwirkung des Ammoniaks anfangs grün und verwandelt sich endlich
unter Volumvermehrung in eine braune Masse, welche, in Wasser ge-
schüttet ein grünes Pulver absetzt, das gewaschen und über Schwe-
felsäure getrocknet durch einen Schlag oder Reiben heftig explodirt.
Es ist dies immer noch mit Selen vermengtes Stickstoffselen, dem
ersteres durch Schwefelkohlenstoff entzogen werden kann. So ge-
reinigt ist das Stickstoffselen orangegelb und äusserst explosiv;
namentlich in Chlorgas und Chlorwasserstoffgas gebracht. Mit ver-
dünnten Säuren erwärmt, bildet es NH; und SeO, unter Abscheidung
von Se. Mit Kalilauge erhitzt entwickelt es NH;. Die quantitative
Analyse ergab nahezu die Verhältnisse, welche der Formel SeNz ent-
sprechen, wahrscheinlich indessen enthält der Körper noch Wasser-
stoff und ist, da 0,36 pCt. davon gefunden wurden nach der For-
mel Se N;H (oder Sa NH-F 2Se,N) zusammengesetzt. Eine entspre-
56
chende Tellurverbindung liess sich nicht erhalten, sondern nur eine
grüngelbe Masse von der Formel Te&,+2NH;. — (Ann. d. Chem.
und Pharm. CAIII, 101.) J. Ws.
Stomeyer, Trennung der Titansäure und Zirkon-
erde von Eisenoxyd. Das von Chancel angegebene Verfahren,
die Thonerde vom Eisenoxyd durch Kochen ihrer Auflösung mit un-
terschwefligsaurem Natron zu trennen, wodurch nur die Thonerde ge-
fällt wird, lässt sich nach S. auch bei der Titansäure und Zirkonerde
anwenden und sich so eine Trennung dieser beiden Substanzen von
Eisenoxyd bewirken. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXII, 127.)
Carius, neuer Aether der schwefligen Säure. — Beim
Kochen einer Lösung von Trichlormethylschwefliger Säure in Amyl-
alkohol bildet sich eine ölige Masse, welche zum grössten Theile aus
einem neuen Aether, dem schwefligsauren Trichlormethylamyl besteht,
welches durch fractionirte Destillation oder Lösen in Alkohol und
Niederschlagen mit dem gleichen Volum Wasser gereinigt wird. Der
Aether ist eine ölige, schwach riechende Flüssigkeit von 1,104 spec.
Gew. und ist nach der Formel ee O, zusammengesetzt.
Bei 1500 zersetzt er sich unter Braunfärbung und Entwicklung von
Amylalkohol, schwefliger Säure, Chlorkohlenstoff und Zurücklassung
von viel Kohle. Mit Phosphorsuperchlorid erwärmt, zersetzt er sich
nach der Gleichung:
S202 ar S203 (073 a
&&1,CoHn | O0, -+P£l; — & €; 6 + PCl,0;3+ |
— (Ann. d. Chem. u. Pharm. CÄXIIL, 36.) ei Ws.
Hallwachs, über das Rautenöl. — Nach Will, Gerhardt,
Cahours und Wagner kommt dem Rautenöl die Formel C.H3,02 zu.
Sie betrachteten es als Caprinaldehyd, da durch Oxydation daraus
Caprinsäure erhalten wurde und ferner sich Verbindungen von Am-
moniak und zweifach schwefligsauren Alkalien darstellen liessen. G.
Williams kam neuerdings zu andern Resultaten, indem er der Haupt-
menge nach darin Euodylaldehyd C»H2»0, und etwas Laurylaldehyd
Ca4H540>2 gefunden haben will. H. hat die Sache jetzt wieder aufge-
nommen, um sie ihrer Entscheidung entgegen zu führen. Er unter-
warf das rohe Rautenöl einer fractionirten Destillation, indem er
von 10 zu 10 Grad die Vorlagen wechselte. Von 160—2050 ging
Terpentinöl über, welches jedenfalls dazu gedient hatte, das Rauten-
öl zu „prolongiren“. Die bei höherer Temperatur von 205—2400
übergegangene Masse war die Hauptsubstanz. In der Retorte blieb
eine geringe Menge eines braunen, dicken unangenehm riechenden
Oeles zurück. Die verschiedenen Destillate wurden nun für sich der
Elementaranalyse unterworfen, nachdem sie zunächst durch Behand-
lung mit zweifach schwefligsaurem Kali und Wiederabscheiden durch
Kalilauge wiederholt gereinigt worden waren. Die gewonnenen Zah-
len stimmen so ausserordentlich nahe mit den für die Formel C2»H2,03
berechneten, dass diese dadurch vollkommen festgestellt wird. Das
57
Rautenöl ist also kein Caprinaldehyd. H. meint es eher den Ketonen
beizählen zu müssen und macht auf das baldige Erscheinen einer
grösseren, im Laboratorium von Strecker ausgeführten Arbeit über
das Rautenöl aufmerksam, deren Mittheilung durch Strecker ihn ver-
anlasst hat, seine Versuche nicht weiter fortzusetzen. Wir werden
über die zu erwartende Abhandlung Bericht erstatten. — (Ann. der
Chem. und Pharm. CXIII, 107.) J. Ws.
Cahours, Untersuchungen über die metallhaltigen
organischen Radicale. — Nach einigen allgemeinen theoretischen
Entwicklungen, welche wir übergehen zu dürfen glauben, berichtet C.
über die Ergebnisse einer Reihe von experimentellen Forschungen über
metallhaltige organische Radicale und ihre Verbindungen. Wird
Magnesiummetall mit Jodäthyl übergossen, so findet sofort eine leb-
hafte Reaction statt, deren Endproduct, nach Erhitzen der die beiden
Substanzen enthaltenden zugeschmolzenen Glasröhre auf 120° eine
weisse, feste, aus Jodmagnesium bestehende Masse ist, welche ausser
unzersetztem Jodäthyl eine farblose, sehr flüchtige, knoblauchartig-
riechende an der Luft sich von selbst entzündende Flüssigkeit, das
Magnesäthyl enthält, das durch fractionirte Destillation im Wasser-
stoffstrome vom Jodäthyl getrennt werden kann und nach der Formel
C,H;Mg zusammengesetzt ist. Auf dieselbe Weise wirkt auf Magne-
sium das Jodmethyl ein, indem Magnesmethy]l entsteht. — Alu-
minium wirkt bei 1300 auf Jodäthyl und Jodmethyl ein. Das Alu-
minäthyl Jodaluminium ist eine farblose, nach Terpentinöl rie-
chende, an der Luft rauchende, sich in Berührung mit Wasser unter
heftiger Explosion in Thonerde, Jodwasserstoffsäure und Aethylwas-
serstoff zersetzende Flüssigkeit von der Formel Cı2HısAlsl; — Al,Ls,
Alz(CsH;)?. Ganz ebenso verhält sich das gleich dargestellte Alu-
minmethyl-Aluminiumjodid. Wird in einer zugeschmolzenen
Glasröhre Jodäthyl durch Zinnfolie zerlegt, was bei 1500 vollständig
stattfindet, so bilden sich weisse glänzende Krystallnadeln und eine
gelbliche Flüssigkeit, welche bei 720 zu sieden beginnt. Das Ther-
mometer steigt bald auf 2300, bleibt dort kurze Zeit lang constant
und steigt dann schnell auf 2450. Die letzt aufgefangene Flüssigkeit
erstarrt beim Erkalten zu denselben farblosen Nadeln, welche schon
vorher beobachtet wurden und die aus Jodstannäthyl (C,H;Sn#)
bestehen. Die bei 2300 übergehende Flüssigkeit ist ölig und besitzt
einen äusserst heftig reizenden Geruch. Durch fractionirte Destillation
gelingt es bei 2300 eine bestimmte chemische Verbindung rein zu er-
halten. Diese ist. die Jodverbindung des Sesquistannäthyls,
das Sesquistannäthyljodid —= (C4H;)3?Snaf. Dieselben beiden
Producte bilden sich, wenn verschiedene Legirungen von Zinn und
Natrium auf Jodäthyl wirken; so z. B. 98 pct. Sn und 2 pct. Na, 95
pet. Sn und 5 pet. Na, 92 pet. Sn und 8 pet Na, obgleich im letzten
Falle bereits eine starke Gasentwicklung, welche die Röhren leicht
sprengte, stattfand. Wird dagegen eine Legirung von 80 pct.Sn und
20 pct. Na angewandt, so bildet sich ein gelbliches Oel, auf dem eine
58
zähe Flüssigkeit schwimmt. Diese letztere besteht aus Stannäthyl
C,H;Sn, welches sich beim Kochen in metallisches Zink und überdes-
tillirendes Distannäthyl = (;Hı,Sn (von Frankland entdeckt) zer-
legt. Letzteres vereinigt sich nicht direet mit dem Sauerstoff, Chlor
oder Jod, tauscht aber leicht ein Aequiv. seines Aethyls gegen diese
Elemente um. Das gelbliche Oel besteht aus Sesquistannäthyl
= Sn,(C4H;)?, welches sich schon in der Kälte direct mit O, €l und
I zu Oxyd, Chlorid und Jodid vereinigt. — Aus dem Jodstannäthyl
entsteht, wenn es in alkoholischer Lösung mit wässrigem Ammoniak
vermischt wird, ein weisser gelatinöser, in Ammoniak und Kalilauge
löslicher Niederschlag von Stannäthyloxyd = C,H;SnO., welcher
sich in H€l, HBr und HL leicht löst und mit diesen schöne seiden-
glänzende, sublimirbare Krystallnadeln von Chlorstannäthyl,
Bromstannäthyl und Jodstannäthyl gibt, welche sich in Alko-
hol und Aether leicht lösen. — Essigsäure und Ameisensäure geben
mit dem Stannäthyloxyd zähe Flüssigkeiten, aus denen sich beim Er-
kalten Krystalle absetzen. In Alkohol gelöst krystallisiren die Salze
\
= = EL C4H,Sn C,H;Sn _
in schönen farblosen Tafeln = Eu.) OÖ, und C.HO, Os. Aehn
liche Salze bilden die Buttersäure und Valeriansäure. Die Weinstein-
säure gibt ein schwerlösliches, die Oxalsäure ein unlösliches Salz,
2(C,H;Sn) .
letzteres von der Zusammensetzung Schwefelsäure
und Salpetersäure lösen das Oxyd leicht und lassen die Salze
CAS, una China
sesquistannäthyl, eine schwere, farblose, zwischen 235 und 2380
siedende Flüssigkeit von heftig reizendem Geruch, welches sich auch
durch directe Vereinigung von Sesquistannäthyl und Jod bildet und
sich beim Erhitzen mit überschüssigem Jod nach der Gleichung
Snz(C4H;)?F +2L == 2[Sn(C;H;)+] + C4H;.I
zerlegt, zersetzt sich mit wässriger Kalilauge in Jodkalium und Ses-
quistannäthyloxydhydrat das sich von Jodkalium durch Des-
tillation trennen lässt. Es befindet sich dann in wässriger Lösung,
aus welcher es bei starkem Abkühlen in farhlosen, bei 44 oder 450
schmelzenden und bei 2720 destillirenden Prismen anschiesst, die sich
leicht in Wasser, Alkohol und Aether lösen. Seine Formel ist =
ec O.. Beim Erhitzen entwickelt sich Wasser und es bildet
sich das Anhydrid. Es ist eine sehr starke Basis und bildet leicht
mit den Säuren krystallisirende, lösliche, stark riechende Salze. Das
2 in Krystallen entstehen. — Das Jod-
Chlorsesquistannäthyl Snz Een ‚ eine noch penetranter als
die Jodverbindung riechende, ölige, bei 2100 siedende Flüssigkeit,
entsteht aus dem Oxydhydrat durch Chlorwasserstoffsäure. Ganz auf
dieselbe Weise entsteht das Bromsesquistannäthyl BER 2
welches bei 2220 siedet, sonst dem Chlorid ganz ähnlich ist. Mit ver-
59
dünnter Schwefelsäure vermischt liefert das Sesquistannäthyloxydhy-
drat beim Verdampfen des Wassers in schönen glänzenden Prismen
krystallisirendes schwefelsaures Sesquistannäthyloxyd —
2.Sn2(C4H3;)*
204 |
rig,. leicht aber die Salze der Ameisensäure, Essigsäure, But-
tersäure (alle drei bilden lange, seidenglänzende Nadeln und sind
sublimirbar), und Oxalsäure. Wird aus dem Sesquistannäthyl durch
directe Vereinigung mit Jod das Jodid dargestellt, so bildet sich ne-
benbei eine sehr bewegliche höchst stechend riechende Flüssigkeit
von der Formel Snz(0,H;)2J(?). — Ganz ähnliche Radicale bildet das
Zinn mit dem Jodmethyl. Die Producte der Einwirkung sind hier
SnC,H3
T
(0, Das salpetersaure Salz krystallisirt nur schwie-
Jodstannmethyl = ‚ Jodsesquistannmethyl =
Se ‚ Stannmethyl = Sn(C,H;) und Distannmethyl =
Sn(C3H3;)2. Auf gleiche Weise wie früher erhielt C. !das Stannme-
thyloxyd = SnC,H3.0 als weissen Niederschlag, der durch Er-
hitzen mit Kalihydrat zuSesquistannmethyloxyd = Sng.(C.H3)30
wird, welches sich übrigens auch als Hydrat aus dem Jodsesqui-
stannmethyl bildet. Beide geben ganz denen des Stannäthyles ana-
loge Verbindungen mit Haloiden und den genannten Säuren. Das
Zinn bildet also mit den Alkoholradicalen drei verschiedene, den Oxy-
den SnO, Sn20;3 und SnOz entsprechende Verbindungen, deren beide
ersten fähig sind, sich mit einem Aequivalente eines Haloides oder
auch mit Sauerstoff zu vereinigen, in welch letzterem Falle sie ent-
schiedene, mit Säuren zu Salzen verbindbare Basen sind. Distann-
äthyl und Distannmethyl gehen keine weiteren Verbindungen ein, da
das zweiatomige Element Zinn in ihnen vollständig durch zwei Atome
eines Alkoholradicales zur Neutralisation gebracht worden ist. Aus
ihnen entstehen leicht die beiden andern Stannäthyle unter dem Ein-
fluss von Haloiden oder Sauerstoff. — Da indessen die Haloidverbin-
dungen des Stannäthyls und das Distannäthyl in ihrer Dampfdichte
nur 2 Volumen, das Sesquistannäthyl aber 4 Volumen entspricht, so
müssen die Formeln der beiden ersteren verdoppelt werden. So ent-
steht für die Stannäthyle die folgende Formelreihe:
Sna(CıH;)a = 4 Vol. Dampf. Distannäthyl.
Snz(C;H;);61 = 4 Vol. Dampf. Chlorsesquistannäthyl.
Snz€&l; = 4 Vol. Dampf. Zinnchlorid.
Es fehlt in dieser Reihe nur noch das Glied
Sn2C4H; ls,
welches bisher nicht bekannt geworden ist. — (Ann. de chim. et
phys. LVIIL, 5.) J. Ws.
- M. Simpson, über die Wirkung der Säuren auf Gly-
eol. — Bei Einwirkung von Schwefelsäure auf Glycol bei 150° C.
60.
entsteht eine Aethersäure, welche mit Baryterde ein lösliches Salz
Ss20%
giebt, das aus 02,Ba | OÖ: besteht. Ob der Wasserstoff in dem
H
an
unvollkommenen Molekül = 2. O2 noch durch electronegative Radi-
kale ersetzt werden kann, ist noch nicht versucht, es ist aber höchst
wahrscheinlich. Der glycolschwefelsaure Baryt krystallisirt
schwer, ist unlöslich in Aether und absolutem Alkohol, leicht löslich
in Wasser, sogar etwas zerfliesslich. Bei 100° C. wird er etwas zer-
setzt. — Lässt man ein Gemisch von äquivalenten Mengen Glyeol
und Eisessig, das man mit salzsaurem Gas gesättigt hat, in eine
zugeschmolzenen Rohr der Hitze des Wasserbades vier Stunden lang
ausgesetzt, so scheidet sich aus der Flüssigkeit, wenn Wasser hinzu-
gesetzt wird, ein schweres Oel ab, das mit Wasser gewaschen und
über Chlorcaleium getrocknet bei der Destillation bei 144— 146° C.
C+H* ‘0: I
übergeht. Dieses Oel ist Glycolchloracetin = (C2H?0?
el
‚ Es ist eine farblose Flüssigkeit vom spec. Gew. 1,1783 (bei 0° C.),
die selbst durch kochendes Wasser nur unbedeutend zersetzt wird,
leicht aber durch Kalihydrat wobei essigsaures Kali; Chlorkalium und
Glycoläther ( C*H402) entstehen. Dieser Körper ist isomer mit dem
Product der Einwirkung des Chloracetyls auf Aldehyd, welches 8.
vor einiger Zeit entdeckt hat, das aber bei seiner Zersetzung durch
Kali zwar auch Chlorkalium und essigsaures Kali, ausserdem aber
Aldehydharz liefert. Die in neuerer Zeit entdeckten Derivate des Al-
dehyds machen es höchst wahrscheinlich, dass darin auch ein Radikal
C:H* angenommen werden muss, das aber von dem Radikal des Gly-
cols gänzlich verschieden ist. Beide Radikale geben ganz gleich zu-
sammengesetzte Verbindungen, die aber verschiedene Eigenschaften
besitzen. Eine Liste dieser Verbindungen ist die folgende:
Aethylidin Aethylen (ölbildendes Gas).
C+H4 CH
Aldehyd C*H:0? CH402 Gilycoläther
Aethylidinchlorid C*+H*E12 C#H*Cl? Holländ. Flüssigkeit.
CH C!Ht a
Essigs. Aldehyd u O% en OÖ? Glycoldiacetin
CH Lo: CH 02
Aethylidinchloracetin C2H30? C+H30?
El el
CiH4 02 C#H4 | 02
Glycolchloracetin
Aethylidinchloräther C!H$ 02H noch unbekannt
El €
CtH# al
Acetal pt 0% (CHHS): } O* Diäthylglycol
(Philosophical magazine Vol. 18, p. 471.)
In einer spätern Arbeit behandelt der Verf. die Einwirkung des
buttersauren Silberoxyds und des Natriumäthylats auf Giycolchlorace-
tin, sowie die gleichzeitige Einwirkung der Salzsäure und der Butter-
61
säure, Benzo&säure und auf Glycol, ferner die Einwirkung der Jodwas-
serstoffsäure allein und gemischt mit Essigsäure und endlich die der
wasserfreien Essigsäure auf Glycol. Das zu den erst genannten Ver-
suchen dienende Glycolehloracetin hat S. nach einer neuen Methode
sehr leicht dadurch erhalten, dass er trocknes Chlorwasserstoffgas in
Glycolmonacetin, das auf 100° C. erhitzt war, leitete. — Bei Einwir-
kung von buttersaurem Silberoxyd auf Glycolchloracetin bei 100—200°
C4H4
C. entsteht neben Chlorsilber Glycolbutyroacetin = C?H30?) O%,
’ CSH102
eine zwischen 208 u. 215° C. kochende bitter und scharf schmeckende,
in Wasser nicht, wohl aber iu Alkohol lösliche Flüssigkeit, die in
Wasser untersinkt und durch kochende Kalihydratlösung nur schwer
zersetzt wird. — Natriumäthylat mit dem Giycolchloracetin zwei Stun-
den im Wasserbade erhitzt liefert Essigäther, Chlornatrium und wahr-
scheinlich Glycoläther. — Das Glycolchlorbutyrin wird wie das
Glycolchloracetin gewonnen. Es schmeckt etwas bitter und scharf,
kocht um 180° C,, hat das specifische Gewicht 1,0854, ist unlöslich
in Wasser, leicht löslich in Alkohol, wird schwer durch kochende
Kalilösung zersetzt, aber leicht durch festes Kali, wobei sich Chlor-
kalium, buttersaures Kali und Glycoläther (Athylenoxyd C2H202) bil-
det. Mit essigsaurem Silberoxyd kann daraus bei Temperaturen un-
ter 1500 C. Glycolbutyroacetin erzeugt werden. Die Formel des Gly-
CH 092
colchlorbutyrins ist CSH702 $
€
Glycol und Benzoösäure bei 1000C. trocknes Chlorwasserstoffgas meh-
rere Stunden lang einwirken, so entsteht Glycolchlorbenzoyein
lege i
= en Dieser ölartige Körper schmeckt etwas bitter und
€
scharf, ist in Wasser nicht, leicht in Alkohol und Aether löslich, und
verhält sich gegen kochende Kalilösung wie das Glycolchlorbutyrin.
Sein Kochpunkt liegt zwischen 2600 u. 27000. — Lässt man Jodwas-
serstoffsäure auf Glycol einwirken, so bildet sich Jodäthylen, C#HT2
das durch Waschen des Products mit Kalihydrat in Form weisser na-
delförmiger Krystalle erhalten werden kann. WVerändert man aber
bei der Einwirkung der Säure auf Glycol jene Erhitzung, so entsteht
ein flüssiger, durch Jod stark braun gefärbter, in Wasser löslicher,
durch Destillation sich zersetzender Körper, der wahrscheinlich Gly-
44) |
nr | % ist, denn Kalihydrat zerlegt ihn in Jodkalium
I
— Lässt man auf eine Mischung von
und Glycoläther. — Durch gleichzeitige Einwirkung von Jodwasser-
stoffsäure und Essigsäure auf Glycol entsteht Glycoljodacetin =
C*H* 2
cin: | a Das Jodwasserstoffgas darf aber nicht in zu grosser
e
Menge darauf wirken, weil sonst Jodäthylen entsteht. Das Glyeoljod-
62
acetin hat einen hässlich scharfen Geschmack, ist in Wasser nicht
löslich, aber löslich in Alkohol und Aether, sinkt in Wasser unter,
krystallisirt in der Kälte in Tafeln, und wird durch Kalihydrat in der
gewöhnlichen Weise zersetzt. Silbersalze zerlegen es ebenfalls. —
Wasserfreie Essigsäure und Glycol setzen sich bei einer Temperatur
von 170° C. in Essigsäurehydrat und Glycolmonoacetin um nach der
Gleichung:
C:H: C4H302 C:H4
m} + 002} = cmao,u) +
A. H. Church, fernere Bemerkungen über Parabenzol
und die Isomeren des Terpenthinöls. — Sulphobenzolsaures
C12H5
Ammoniak C12H5,NH#250? (vielleicht ae also ein Benzol, in
H
‚ 2 204
dem der Wasserstoff durch das unvollkommene Molekül Y O2
vertreten ist) gibt bei der trockenen Destillation neben anderen Pro-
ducten Schwefelammonium, Sulphobenzol, Sulphophenylamin und Ben-
‚zol. — Aus dem Parabenzol, einem in dem Steinkohlentheeröl vor-
kommenden Kohlenwasserstoff (siehe diese Zeitschrift Bd. 10. S. 59.)
erhält man ein sulphoparabenzolsaures Ammoniak, das bei der trok-
kenen Destillation sich ähnlich zersetzt, wie das sulphobenzolsaure
Salz, aber dabei kein Benzol, sondern Parabenzol liefert, dessen
Kochpunkt den des erstern um etwa 170 übertrifft. Die Wiederher-
stellung dieses Körpers aus seiner Verbindung ist ein neuer Beweis
seiner Differenz von dem Benzol. Die ätherischen Pflanzenöle, die
nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen, sind bekanntlich meist
gleich zusammengesetzt. Eine Anzahl derselben, darunter das Ter-
pentinöl, kocht bei 160°C., eine andere Gruppe, darunter Rosmarinöl
bei 1750 C. Ettling gibt an, dass der Kohlenwasserstoff des Nelken-
öls bei 1430C. kocht. Die Differenzen dieser Kochpunkte sind (17 und
15) nahezu dieselben wie die Differenz der Kochpunkte des Benzols
und Parabenzols. Diese Uebereinstimmung der Kochpunktsdifferen-
zen scheint nicht zufällig zu sein. C. hat namentlich ‚bei der fractio-
nirten Destillation von Steinkohlentheeröl einen bei 1190,5 C. kochen-
den Körper gefunden, den er deswegen für Butyl hielt, das diesen
Kochpunkt hat. Allein das Oel löste sich leicht in kalter Salpeter-
säure eine Verbindung liefernd, die anscheinend mit dem Nitrotoluol
identisch war. Rauchende Schwefelsäure lieferte damit eine Säure deren
Barytsalz dieselbe Menge Baryt enthielt, wie der sulphotoluolsaure
Baryt. Ist dieser Körper wirklich Paratoluol, und vergleicht man
dann die Kochpunkte dieses Körpers und des Toluols (1030,7) so fin-
det man, dass die Differenz derselben 1508 ist, also ganz nahe gleich
der Kochpunktdifferenz der oben genannten Körper. €. beabsichtigt
die Natur dieses vermeintlichen Parabenzols näher zu untersuchen.
— (Philosophical magazine Vol. 18, p. 522.) Hz.
Kolbe und Lautemann, Synthese der Salicylsäure,
63
— Die vor sechs Jahren von Gerland gemachte Beobachtung, dass
die Anthranilsäure durch salpetrige Säure in Salicylsäure umgewan-
delt wird, während die der Anthranilsäure isomere Amidobenzoösäure
Oxybenzoösäure liefert, führte K. zu der Ansicht, dass die Salicyl-
säure der Aetherkohlensäure analoge Phenyloxydkohlensäure sei. Nach
vielen vergeblichen Versuchen gelang es jetzt K. in Verbindung mit
L. aus dem Phenyloxydhydrat die Salicylsäure direct darzustellen,
indem sie Kohlensäure in Phenylalkohol leiteten, während sich zu-
gleich Natrium darin auflöste. Sie ist dann als Natronsalz in der
Flüssigkeit enthalten und kann aus diesem leicht gewonnen werden.
Die Synthese bestätigt die Kolbe’sche Ansicht von der Constitution
der Salicylsäure, welche durch die Formel
OT 0504; oder
16710)
Okt, 0%
auszudrücken ist. K. und L. sind jetzt damit beschäftigt, nach dem-
selben Verfahren homologe Säuren aus dem Kresyl- und Thymylalko-
hol darzustellen. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXIIL, 125.) J. Ws.
C. Nachbaur, über das sogenannte Cyanoform. —
Eine dem Chloro-, Bromo-, Jodoform analoge Cyanverbindung hat Bon-
net (Institut 1837, 196, 47.) durch Destillation von essigsaurem Kalk
mit Cyanquecksilber zu erhalten geglaubt. Verf. hat diesen Versuch
wiederholt, und gefunden dass das übergehende Destillat ausser Ace-
ton, Acetonitril und Blausäure eine neue Basis enthält, von der die
Analyse des oxalsauren und schwefelsauren Salzes der Formel C,H»
N4O, zu entsprechen scheint. Im freien Zustande konnte sie wegen ih-
rer leichten Zersetzbarkeit nicht analysirt werden. Uebrigens scheint
sie farblos zu sein, riecht unangenehm nach Propylamin und gibt
mit mehreren Metallsalzen einen wahrscheinlich aus Cyanmetallen be-
stehenden Niederschlag. [Aus d. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss.
zu Wien. Bd.35.] — (Journ. f. prakt. Chem. Bd. 77, p. 398.) 0. K.
v. Liebig, Bildung von Weinsteinsäure aus Milch-
zucker und Gummi. — Wird ein Gewichtstheil Milchzucker in
21/, Thl. Salpetersäure von 1,32 spec. Gew. und 2!/, Thi. Wasser ge-
linde erhitzt, so entsteht bald eine lebhafte Entwicklung von Kohlen-
säure und Zersetzungsprodukten der Salpetersäure unter Ausscheidung
eines weissen Breies von Schleimsäure. Eine neue Portion derselben
wird erhalten, wenn man die abfiltrirte Mutterlauge abermals mit
Salpetersäure siedet. Die von dieser abfiltrirte Mutterlauge besitzt
eine gelbliche Farbe, Wird sie mit Kalilauge übersättigt, so färbt
sie sich dunkler braun, welche Farbe indessen nach 24stündigem Sie-
den mit immer von Neuem zugesetzten kleinen Mengen Salpetersäure
verschwindet. Jetzt enthält die Flüssigkeit viel Weinsäure, welche
als saures Kalisalz leicht gefällt werden kann. Späterhin scheiden
sich noch einige Nadeln sauren zuckersauren Kalis aus, Sowohl die
64
Analyse als auch einige angestellte Reaktionen, wie die Bildung von
Seignettesalz, Brechweinstein u. s. w. lassen nicht den geringsten
Zweifel über die Identität der Säure mit Weinsteinsäure. Wie schon
erwähnt waren in den Zersetzungsprodukten des Milchzuckers Zuk-
kersäure, und auch noch Oxalsäure zugegen. Die Frage, ob Wein-
säure und Zuckersäure gleichzeitig entstehen, oder ob erstere sich
aus letzterer bilde, hat L. nicht fest entscheiden können, obwohl er
sich der letzteren Ansicht zuneigt. Aus Traubenzucker und Rohr-
zucker gelang die Darstellung der Weinsäure nicht, vielleicht weil
die Versuche in zu kleinem Massstabe angestellt wurden; arabisches
Gummi indessen gab bei gleicher Behandlung eine ziemlich starke
Ausbeute an Weinsäure. Uebrigens scheint Erdmann schon im Jahre
1837 diese künstliche Bildung der Weinsteinsäure ausgeführt zu ha-
ben, ohne indessen seine dahingehende Vermuthung vollständig zu
bestätigen. Nach einer Liebig’s Aufsatze unmittelbar angefügten
Mittheilung von Bohn, zeigt die künstliche Weinsäure gegen das
polarisirte Licht ganz das Verhalten der natürlichen. — (Ann. d.
Chem. u. Pharm. CÄIIT, 1.) J. Ws.
Strecker, über die Zersetzung des Alloxans durch
die Einwirkung der Cyanüre. — Die Angaben über die Ein-
wirkung der Cyanüre auf Alloxan sind verschieden. Nach Will bildet
sich auf Zusatz von Cyankalium zu Alloxan dialursaures Kali, nach
Rosing und Schischkoff durch Cyanammonium Oxalan, dem sie die
sehr complieirte Formel Co HsN14030 gaben. Liebig machte dann dar-
auf aufmerksam, dass der Stickstoffgehalt hier zu hoch sei. St. hat
diese Processe von Neuem einer Untersuchung unterworfen und ge-
funden, dass durch die Einwirkung von Blausäure und dann von Am-
moniak aus dem Alloxan das Oxalan, dem die einfachere Formel
C;H;N,0; zukommt, entsteht, ohne dass die Menge der Blausäure
eine Abnahme zeigt, die also hier nur als „Ferment‘ wirken kann.
Ausserdem entsteht Dialursaures Ammoniak, Kohlensäure und
kohlensaures Ammoniak. Die Zersetzung geht nach folgender Glei
chung vor sich:
Allxan =
+ Allxan = {
+Waıser = MB 0
+ Ammoniak — \
C;H;N30; Oxalan
C;HıN,0; Dialursäure
(0 O4; Kohlensäure
CisHsN; 018 CisHs N; 018
Der von Rosing und Schichkoff gefundene zweite Körper Ca»HısNı202
ist nach St. nichts als eine neue Portion Oxalan, der Körper Cj;Hio
N401s aber Alloxantin — C,sHsN4O,6+3aq. Das Oxalan lässt sich
als Oxaluramid ansehen. Es verwandelt sich beim Auflösen in kal-
tem Kali in oxalursaures Kali und Ammoniak, ersteres aber geht bald
in oxalsaures Kali und Harnstoff über:
GH:S:0; +2H0 = GHN.O; + NH;
Oxaluramid Oxalursäure
65
GH,N0;+2H0O = GH:0; + GH, N,0,
Oxalsäure Harnstoff
Aehnliche Verbindungen, in denen ein Theil des Wasserstoffs durch
Alkoholradicale ersetzt ist, lassen sich leicht aus einer mit Blausäure
vermischten Lösung durch Zufügen der betreffenden Amidbase dar-
stellen, so das Aethyloxaluramid und Phenyloxaluramid:
Be 38:
2.2 3 23 22
H; Hu N Hı N
Oxaluramid C,H; CH;
oder Oxalan. Aethyloxaluramid.. Phenyloxaluramid.
Wird zu der mit Blausäure versetzten Alloxanlösung kohlensaures
Kali bis zur Sättigung zugesetzt, so scheidet sich dialursaures Kali aus,
während die Lösung oxalursaures Kali enthält
2054, 0,0; + 2HO + 2KO = CsH;KN:0: + CoH3KN50: - + 00;
Alloxan. DialursauresKali. Oxalurs. Kali.
Zum Schluss stellt St. noch die Vermuthung auf, dass die giftige
Wirkung der Blausäure auf das Blut in einer ähnlichen Umsetzung
der stickstoffhaltigen Bestandtheile des Blutes beruhe. — (Ann. d.
Chem. u. Pharm. CXIIL, 47.) J. Ws.
Peligot, über die Zusammensetzung der Haut der
Seidenwürmer. — Um seine Vermuthung, dass die aus Chitin be-
stehende Haut der Seidenwürmer Cellulose enthalte, dieses also viel-
leicht nur ein Gemisch oder eine Verbindung der Cellulose mit Pro-
tein sei, hat P. eine grössere Portion der, wie gewöhnlich die Chitin-
panzer der Insecten, durch kochende Kalilauge und nachherige An-
wendung von verdünnter Schwefelsäure gereinigten Seidenraupenhäute
einer eingehenderen Untersuchung unterzogen. Eine acht Tage lange
Einwirkung von schmelzendem Kalihydrat auf die Häute entwickelte
fortdauernd Ammoniak. Nach dieser Zeit war ein grosser Theil der-
selben zerstört, die noch unzersetzte Masse aber enthielt nicht weni-
ger Stickstoff, als die ursprüngliche. Es ist hieraus ersichtlich, dass
die Zersetzung, wenn wirklich die Substanz aus Cellulose und Protein
besteht, gleichmässig beide Bestandtheile betrifft. Das Kali war zum
Theil an Oxalsäure gebunden, die bei demselben Verfahren auch aus
der Cellulose entsteht. — Unter dem Mikroskope zeigte das Seiden-
raupenchitin, wenn es auf dem Öbjectgläschen mit einigen Tropfen
eoncentrirter Schwefelsäure und Jodlösung behandelt wurde, viele sich
deutlich indigo blau färbende Stellen. Diese mussten Cellulose sein,
wenn die Reaction wirklich für die Cellulose charakteristisch ist. Die
Anwesenheit der Cellulose wurde dann durch Behandlung mit dem
Schweizerschen Reagens, Kupferoxydammoniak, dargethan. Dieses
löste nämlich einen kleinen Theil der Substanz auf und liess ihn
beim Versetzen mit Salzsäure in Flocken wieder tallen. Der gelati-
nöse Niederschlag färbte sich bei der Behandlung mit Schwefelsäure
und Jod wiederum blau wie Cellulose. Auch in anderen niederen
Thieren ist Cellulose bereits von Schmidt, Loewig und Kölliker in
XV. 1860. 0)
66
der Hautdecke gefunden und P. meint nun, dass es überhaupt ein
integrirender Bestandtheil des Chitins, und dieses also nicht ein be-
sonderer Stoff sei, sondern eine chemische Verbindung von Pro-
tein und Cellulose, womit sein geringer Stickstoffgehalt vollständig
im Einklange stehen würde. Es würde: sich dann in der Hautbede-
ckung der lebendigen Wesen folgende Stufenfolge zeigen: ‚Pflanzen
und die niedrigsten Thiere mit Cellulose; eine höhere Thierklasse,
namentlich Würmer und Insecten mit Cellulose und Protein im Ver-
ein (Chitin); die höheren Thiere alle mit Protein. Allerdings ist diese
Ansicht vorläufig nur eine unbestimmte Hypothese, welche aber die
Aufmerksamkeit und Prüfung der Forscher verdient. — (Ann. de
Chim. et Phys. LVIIL, 83.) J. Ws.
E. Smith, Bemerkungen über die unmittelbare Quelle
der durch die Lunge ausgehauchten Kohlensäure. — Aus
seinen zahlreichen, theils neuen, theils schon Bd. XI, S. 469 erwähn-
ten Beobachtungen zieht der Verf. folgende Schlüsse: Obgleich durch
genommene Nahrung die in der Zeiteinheit ausgehauchte Kohlensäure-
menge in einer gewissen gesetzmässigen Weise gesteigert wird, so
stammt der Kohlenstoff derselben doch nicht unmittelbar aus der ge-
nommenen Nahrung. Alle Nahrungsmittel bewirken indirect diese
Steigerung der Kohlensäuremenge, bevor ihre eignen Umwandlungen
vollendet sind. Gleichzeitig vermehrt sich der Puls und die Wärme
der Körperoberfläche. Dagegen findet sich kein Zusammenhang zwi-
schen der Grösse dieses indirecten Einflusses eines Nahrungsmittels
und seines Kobhlegehalts. Stickstoffhaltige Substanzen haben diesen
Einfluss in besonders bedeutendem Grade, ausserdem Zucker. Mit
Ausnahme des Thees hat dieser Einfluss sich am bedeutensten gefun-
den bei den Nahrungsmitteln worin Stickstoff mit vielem Kohlenstoff
vergesellschaftet ist. Diese stickstoffhaltigen Substanzen und Zucker
nennt 8. respiratorische Excitantien. Was die Wirksamkeit des
Zuckers anlangt, so hält er es für wahrscheinlich, dass dieser Körper
durch seine Fähigkeit leicht Säure zu bilden und’eben durch die ge-
bildete Säure wirke. — Wenn demnach die Nahrung nur einen indi-
recten Einfluss auf die ausgehauchte Kohlensäuremenge ausübt, so
entstehen die Fragen, was geschieht mit dem Kohlenstoff der Nah-
rung bis zu seiner endlichen Elimination? Kann er, in das Blut über-
gegangen, ohne vorher in die Gewebe überzugehen durch die Respi-
ration eliminirt werden? oder muss er jedesmal erst in thierisches
Gewebe umgewandelt werden, um endlich den Körper wieder zu ver-
lassen? oder können diese beiden Prozesse bei demselben Nahrungs-
mittel gleichzeitig stattfinden? oder der eine allein bei einem, der
andere allein bei einem anderen Nahrungsmittel? — Dass S. bei sei-
nen Betrachtungen nur die Vermehrung der Kohlensäuremenge be-
rücksichtigt hat und nicht die constante oder Minimummenge, recht-
fertigt er dadurch, dass das beobachtete periodische Wachsen so be-
deutend ist, dass er für das Leben wesentlich sein muss und dass
bei gänzlicher Nahrungsenthaltung, die dem Leben gefährlich wird,
67
doch noch eben jenes Minimum von Kohlensäure ausgeschieden wird.
— Endlich stellt S. die Frage, ob, wenn eine Nahrung die Ausschei-
dung der Kohlensäure aus dem Blut beschleunigt, auch der Prozess
beschleunigt sei, durch welchen die exhalirte Kohlensäure wieder er-
setzt wird. Er meint, dass die Verminderung der ausgehauchten
Kohlensäuremenge die auf die Steigerung derselben durch die Nah-
rung folgt, bedingt sei durch das Aufhören der Wirkung des Nahrungs-
mittels also z. B. durch das Aufhören der durch die Nahrung beding-
tem tiefern Athemzuge, und nicht durch den Mangel an Kohlensäure
im Blute. Denn wenn eine neue Menge Nahrung genommen wird,
so steigert sich sofort wieder die Menge der ausgehauchten Kohlen-
säure. — (Philosophical magazine Vol. 18, p. 429—436.) Hz.
Geologie. P. Reinsch, chemische Untersuchungen
über die Glieder der Lias- und Juraformation in Fran-
ken. — R. fand, mit dem Keuper beginnend, im Keupersandsteine
vom Bungberge bei Erlangen, spec. Gew. — 2,394, 98,289 Kieselsäure,
0,227 Eisenoxydul, 1,484 Wasser. Ein Sandstein zwischen Keuper und
Lias von Marloffstein enthielt (spec. Gew. —= 2,467) 71,724 Kiesel-
säure, 23,001 Thonerde, 0,597 kohlensaure Talkerde, 4,676 Wasser.
Aus dem Lias wurden untersucht: 1) Unterer Lias & und ß, Sand-
stein von Marloffstein, grobkörnig, rothgelb, nicht sehr fest, leicht
verwitternd, und in gelben, brockigen Sand zerfallend, spec. Gewicht
2,158; wie mit dem letztgenannten Zwischengliede tritt plötzlich die
Talkerde auf, welche dem Keuper fehlt, nun aber bis hinauf in den
weissen dichten Jura reicht. 2) Mittler Lias y und ö von Marloff-
stein, schiefriger, an der Luft leicht zu nicht sehr zähem sandigen
Thon zerfallender Mergel von spec. Gew. — 2,312. 3) Kalk von Bän-
ken im Lias y und ö von Marloffstein, hell, nicht sehr hart, mit vie-
len Belemniten, spec. Gew. — 2,538, H. = 2,4. 4) Kalkconcretionen
aus Lias y und ö von Ebersbach, runde, meist plattgedrückte nieren-
förmige Knollen von 2—5 Zoll Durchmesser, roth, oft concentrisch
gestreift, spec. Gew. = 2,374. Oberer Lias &® und $, Posidonomyen-
schiefer vom Horles bei Erlangen, spec. Gew. = 2,297, H. = 2,3.
6) Posidonomyenschiefer von Kloster Banz, spec. Gewicht = 2,415,
7) Coneretionen aus letzterm, dichte, meist unregelmässig gestaltete
Massen von 5-5‘ Durchmesser, homogen, weisslichgrau, sehr hart,
mit muschligem Bruche, spec. Gew. — 2,461, H. 2,9. 8) Dichter Kalk
aus dem Posidonomyenschiefer vom Moritzberge bei Lauf, wenig dun-
kel, mit ungeheuren Mengen von Posidonomya Bronni, spec. Gew. —
2,701, H. 2,75. 9) Dichter dunkler Kalk aus einer tiefern Lage des
Posidonomyenschiefers von Altdorf am Moritzberge, dunkel, ziemlich
hart, in mehr oder weniger dicke Platten gespalten, auf deren Spal-
- tungsflächen grosse Mengen von Posidonomya Bronni sitzen, sp. Gew.
2,548, H.2,69. 10) Monotiskalk von Heroldsberg, hell, sehr hart und
dicht, mit Inoceramus gryphaeoides, Ammonites capellinus und A.
serpentinus, spec. Gew. = 2,434, H.2,86. 11) Monotiskalk aus einer
tiefern Lage der Posidonomyenschicht vom Moritzberge, dunkel, fest,
5*
68
ziemlich hart, spec. Gew. — 2,394, H. 2,54. 12) Jurensismergel vom
Moritzberge, hell, kalkig, schiefrig, spec. Gew. — 2,592.
1; 2. = 4. = 6.
Kieselsäure 75,017 61,823 9,311 22,693 22,766 2,414
Eisenoxydulu. Eisenoxyd 7,719 8,563 1,377 55,453 7,396 3,142
Thonerde — 15,406 4,918 2,918 7,973 5,576
Kohlensaure Kalkerde 8,140 5,120 77,508 3,154 38,616 74,771
Kohlensaure Talkerde 3,122 2,127 4262 0,832 2,113 9,659
Wasser u.organ. Substanz 6,000 6,959 2,622 14,949 21,133 4,445
7 8. ei) 11. 12:
Kieselsäure 05856 — —_ 0.219 4,455 3,586
Eisenoxydulu. Eisenoxyd 5,842 3,789 2,281 7 0,373 4,157
Thonerde — 2,7005. — — 7,846
Kohlensaure Kalkerde 81,619 83, ‚445 82, 460 82,344 70,235 76,455
Kohlensaure Talkerde 2,295 12,241 9.439 5.935 8,653 15,353
Wasser u. organ. Substanz 3,681 0.517 2,104 11,502 16,284 2,598
Aus dem braunen Jura wurden untersucht: Brauner oberer Liassand-
stein vom Berge Hosles, sehr zerreiblich, spec. Gewicht = 2,394.
2) Liasssandstein von Burkundstadt, roth, ziemlich schwer, äusserst
feinkörnig und leicht zerreiblich, spec. Gew. = 2,6. Aus dem obern
weissen Jura: 3) Dichter Kalkstein vom Horles, sehr fest und hart,
spec. Gew. — 2,644, H. 2,7. 4) Kalkstein vom Moritzberge, spec.
Gew. — 2,65. 5) Dolomit vom Staffelberge, ziemlich sandig, mit
vielen Höhlungen, in denen Bitterspathkrystalle sitzen, spec. Gew. =
2,156. 6) Dolomit von Egloffstein, spec. Gew. — 2,771.
1% 2. 3. 4. 5. 6.
Kieselsäure 84,582 58,126 1,442 1,822 13,172 0,876
Eisenoxyd 145, 2a —_ — —
Kohlensaure Kalkerde _ — 79,089 82,876 58,355 62,311
Kohlensaure Talkerde 0,598 0,407 Spur 1,822 24,102 30,982
Wasser 1,271 9,062 19,464 13,487 4,373 5,813
Es fehlt also nirgends Talkerde, doch ist ihre Vertheilung eine unre-
gelmässige, sowohl in der Folge der Schichten, als in einer und der-
selben. — (Neues Jahrb. f. Min. 1859, 385.)
P. Reinsch, Diluvialschlamm aus der Teufelshöhle
bei Pottenstein in Franken. —: In allen Höhlen, deren Aus-
gangspunkt gegen Nordost gelegen, findet sich am Boden eine feine,
sandige, gelblichgefärbte Erde, welche genau die Sohle der Höhle
überkleidet und fast immer horizontal liegt. Sie umschliesst in den
meisten Knochenhöhlen Frankens die Knochenreste und besteht aus
80,194 Kieselsäure, 3,958 Thonerde, 5,639 Eisenoxyd, 3,922 kohlensau-
rer Kalkerde, Spuren von Talkerde, 0,025 Phosphorsäure, 0,246 Was-
ser und organischer Substanz. — (Zbenda 1859, 414.).
P. Reinsch, Stalactiten aus der Witzenhöhle bei
Muggendorf, sehn rein weiss, concentrisch gestreift, beim Anschla-
gen klingend, spec. Gew. = 2,466, H. = 2,99, Er enthielt 94,486
kohlensaure Kalkerde, 5,219 kohlensaure Talkerde, 0,249 Wasser und
organische Substanz, sowie Spuren von Kiesel- und Phosphorsäure.
A.Mousson, geologische Mittheilungen über Corfu.
Verf. untersuchte den nördlichen und mittlern Theil der Insel und
69
fand das ganze Hügelland vorherrschend aus Tertiärbildungen beste-
hend, welche entfernter von den höhern und schärfern, kalkigen Berg-
ketten ziemlich wagerecht, näher an denselben oder unter ihrem Ein-
flusse mehr oder minder aufgerichtet, sogar senkrecht liegen. Man
unterscheidet: 1) eigentliche Nagelflue mit einzelnen Stückchen von
Osträen oder einer ähnlichen Muschel. 2) Hellen, gelblich oder bräun-
lich grauen, mergeligen Sandstein, der an manche weiche Molassen
erinnert. Massen bröckelnden Mergels, Reihen weisser Knoten von
Kalksinter, Schnüre bunter, glänzender Stückchen von Jaspis, Feuer-
stein und Hornstein unterbrechen die Gleichartigkeit der Masse. 3)
Eine Schichtenfolge gelblicher, grünlicher und bläulicher Mergel, wel-
che Gypsflötze einschliessen. Sie stellen gewissermassen eine Gyps-
breecie dar, in„welcher der Grund, wie die Einschlüsse, aus reinem
Gypse bestehen, jener aus kleinen durcheinander gewachsenen kry-
stallinischen Körnern, diese aus bis 4 Zoll langen Stücken reinspal-
tenden Blättergypses. Die Gypsbildung liegt unter der Nagelflue;
die Lage der unter 2) bezeichneten Massen konnte nicht genau er-
mittelt werden. — (Vierteljahrsschr. d. Naturf. Ges. in Zürich, IV, 150.)
Hochstetter, über die vulkanischen Verhältnisse der
Insel Luzon. — Er zählt auf zwei thätige Vulkane, fünf erloschene
vulkanische Kegelberge von 5- 6000 F. Meereshöhe und fünf Gruppen
kleiner erloschener Eruptionsmittelpunkte. Alle finden sich in dem
vielbuchtigen, zerrissenem Südtheile der Insel, während der nördliche
Theil geschlossen ist. H. glaubt, dass letzterer in vorvulcanischer
Zeit durch das Meer gänzlich getrennt war von einem Archipel klei-
nerer und grösserer Inseln, welche erst durch den Vulkanismus mit
einander verbunden wurden. Auch ist Nordluzon ein geologisches
Ganzes für sich, wogegen Südluzon geologisch sehr zerstückt ist, in-
dem zwischen den vulkanischen Gebilden überall Stücke älterer und
derselben Formationen hervortreten, welche den nördlichen Theil als
Ganzes zusammensetzen. — (Sitzungsber. Wien. Akad. ZXAVI, 130.)
Hochstetter, die Insel Puynipet oder Bonebe der Einge-
bornen. — Sie ist eine der drei „hohen Inseln“ des Carolinenar-
chipels und von einem Wallriff umschlossene Vulcaninsel. Das Ge-
stein ist eine olivin- und augitreiche Basaltlava in verschiedenen Ab-
änderungen. Aus ihr bestehen alte, von einem unbekannten Volke
herrührende Mauern und Säulen an der NO-Seite der Insel. Diesel-
ben stehen jetzt im Wasser und scheinen daher für Darwin’s Theorie
von der Bildung der Barrierriffe und Atolle durch Senkung zu spre-
chen. Die Insel liegt gerade auf dem magnetischen Aequator. —
(Ebda. 138,) k
Hochstetter gibt kurze Nachrichten von den Stewart-In-
seln. — Sie liegen auf einem zu einen ausgezeichneten Atoll von
halbmondförmiger Gestalt sich zusammenschliessenden Korallenriffe,
und zwar die zwei grösseren auf den spitzen Ecken, wo die Bran-
dung von zwei Seiten anstürmt und die Anhäufung von Korallen-
trümmern und Sand besonders begünstigt. An der NW-Seite stehen
70
auf einem Riffe, mit diesem fest verwachsen, zwei merkwürdige va-
senförmige Felsen, 8—10‘ hoch. Ihr Fuss ist unterspült, ihre obere,
etwa 20° im Durchmesser haltende Fläche trägt eine üppige Vegeta-
tion, auch Cocospalmen. Es scheinen dies Reste theilweise zerstörter
Inseln zu sein. Auf der ganzen innern Fläche der Insel Foule fand
H. Bimsteingerölle von Wallnussgrösse in bedeutender Menge, da, wo
der Wellenschlag jetzt nicht mehr hinzureichen vermag, keine Spur
aber im Sande und Gerölle des jetzigen Strandes. Er erinnert daran,
dass der Engländer Inkes Bimsteingerölle unter denselben Umstän-
den überall auf Flächen 10° hoch über der jetzigen Hochwasserlinie,
mehr oder weniger entfernt vom Strande, wie im Ufersande selbst —
längs der ganzen O- und N-Küste in einem Gebiete von 20000 See-
meilen Länge beobachtet habe. Es habe daher ein,gewaltiger Aus-
bruch diese Massen geliefert, welche durch eine ungewöhnlich hohe
Welle abgelagert wurden, seit welcher Zeit dann die Niveauverhält-
nisse dieser Küsten und Inseln ziemlich dieselben geblieben sein mö-
gen. — (Ebda. 139.)
Hochstetter, über die Vulcaninseln St. Paul und Neu-
Amsterdam im südindischen Ocean. — Letztere ist nur noch
ein kleiner Rest des einstigen Vulcans, während auf St. Paul nur
ein kleiner Kegelabschnitt versunken und dem Meere ein schmaler
Eingang in den erloschenen Krater geöffnet ist. Auf beiden Inseln
trifft man Basaltlaven, die aus glasigem Oligoklas und Augit beste-
hen, Olivin und Magneteisen eingemengt enthalten, also in eine Reihe
mit den Laven von Chimborazo, Popocatepetl, Colima, Pik von Tene-
riffa u. s. w. gehören. Es wechseln Tuff- (auch Bimssteintuffe) und
Lavenschichten; in characteristischen Gangbildungen erkennt man
vier Hauptperioden in der geologischen Entwicklungsgeschichte von
St. Paul, wovon drei eine untermeerische Thätigkeit anzeigen, worauf
durch die vierte die Erhebung über das Meer erfolgte. St. Paul ist
ein Erhebungskegel, aus über einander gelagerten Bänken von einem
unbekannten Eruptionscentrum aus unterm Meere gebildet und schliess-
lich um einen neuen Eruptionspunkt kegelförmig gehoben. Der Erup-
tionskegel, dessen Laven und Schlacken einst ohne Zweifel den Kra-
ter erfüllten, ist ganz in die Tiefe versunken, und nur an der Nord-
und Nordwestseite haben die übergeflossenen jüngsten Laven aufbauend
zur Erhöhung des Erhebungskegels beigetragen. Jetzt entwickelt St.
Paul nur noch reine Wasserdämpfe. — (Ebenda 122.)
Derselbe, über die regelmässig gereihten Hügel
vom Schlammstrome des Vulcans Gunong Gelunggong
auf Java vom Jahre 1822 (Junghuhn, Java, 127 u. 131). — Jung-
huhn hat neuerdings darunter alte und neue Hügel erkannt, Jene
bestehen nicht, wie diese, aus aufgehäuften vulcanischen Schutt- und
Trümmermassen, sondern: anstehendem Trachytfels. Sie bilden unter
der Decke der vulcanischen Auswurfsmassen, welche die Zwischen-
räume ausfüllen und ebnen, ein Trachytgebirge. Jeder Hügel erscheint
als eine grosse Trachytkugel, an der Oberfläche concentrisch schalig,
71
wie in Schichten oder Bänke abgesondert, welche von aussen nach
innen dicker werden. Sie zerfallen an der Oberfläche in scharfkan-
tige Blöcke mit concav gewölbten Flächen. Petrographisch ist der
Trachyt verschieden von dem im Krater des G. Gelunggung anste-
henden. Die neuen Hügel, zwischen den alten zerstreut liegend,
bestehen aus neuem vulcanischen Schutte, mehr abgerollten Blöcken
schwarzen augithaltigen Gesteins, welches dem im Krater des Vul-
ceans anstehenden Gesteine ähnlich, aber mehr verschlackt ist. Die
Fläche zwischen alten und neuen Hügeln besteht aus losen Trümmern
bis zur Feinheit der Asche. Hügel letzterer Art haben sich beim
grossen Ausbruche 1822 aus den vom Vulcane in der Kraterspalte
herabgeschobenen, nicht gerollten Schutt-, Trümmer- und Schlamm-
massen gebildet. Auch andere Vulcane Javas zeigen solche neue
Schutthügel. Für die alten Felshügel glaubt Hochstetter eine Ana-
logie in den ganz ähnlichen Hügel-, Kegel- und Kuppenbildungen der
Granit- und Porphyrgebiete zu erkennen. — (Ebenda 126.)
Derselbe, die Vulcane Java’s. — Er bestätigt die Ansicht
Junghuhns, dass dieselben in der neuen geologischen Periode nur
Lavatrümmerströme, nicht eigentliche Lavaströme geliefert haben, und
dass drei Hauptperioden in der Thätigkeit derselben anzunehmen
seien: 1) Erguss trachytischer Lava (Oligoklas-Augitgesteine) in feu-
rig zähem Zustande, Aufbau der vulcanischen Kegel durch stufenför-
mig über einander liegende mächtige Trachytbänke. 2) Erguss von
flüssiger Lava, th. trachytisch, th. (seltener) bäsaltisch, in Strömen.
3) Jetzige Thätigkeit: Auswurf von Asche, Sand und Lavafragmen-
ten, die rothglühend herauskommen, aber eckig sind und nur als los-
gerissene Stücke der ältern Lava zu betrachten; Ansammlung von
Wasser in den Kraterschächten verursacht Bildung von Schlammströ-
men. — (EHbenda 128.) Stg.
Oryctognosie. An durchsichtigen Epidotkrystallen
von Bourg d’Oisans beobachtete Kenngott, dass sie sich wie
Turmaline verhalten und statt deren verwenden lassen. In Bezug auf
die Stellung ist zu bemerken, dass die in der Bildung der Querachse
ausgedehnten Epidotkrystalle, mit Turmalin in Verbindung gebracht,
diese Eigenschaft so zeigen, dass es gleichgiltig ist, ob man Epidot
und Epidot oder Epidot und Turmalin nimmt, und dass, wenn man
Epidot und Turmaline nimmt, die Hauptachsen beider rechtwinklig
gekreuzt seiü müssen, um die Verdunkelung zu zeigen, dass also die
Hauptachse des Epidot der Hauptachse des Turmalins entspricht. —
Epidotkrystalle aus Wallis lassen sich ebenso verwenden. Die Zwil-
lingsbildung des Epidots ist ohne Einfluss. — (Vierteljahrsschr. d. Na-
turf. Ges. in Zürich IV, 195.)
Kenngott beschreibt einen Rutilzwilling aus dem Do-
lomite von Campo longo, nach dem Gesetze, dass die Pyramiden-
fläche 3Poo die Verwachsungsfläche bildet. Die verwachsenen Indi-
viduen zeigen die Combination »P.P, woran vereinzelt die Flächen
Po und P%, zu sehen sind, und durch die Verwachsung erschei-
12
nen zwei parallele „P% - Flächen beider Individuen besonders ausge-
dehnt. Der. Winkel zwischen den Hauptachsen beträgt 54042’, wäh-
rend die gegenüberliegenden Endkanten von P beider Individuen über
die Endecken hinweg einen Winkel von 59042‘ bilden. Dies Gesetz
wurde schon von Miller beobachtet, und werden durch dasselbe viel-
leicht die bekannten triangularen netzförmigen Gruppen des Rutils
gebildet, welche sich unter Winkeln von nahezu 600 schneidende Kry-
stallnadeln enthalten. Der Zwilling ist eisenschwarz und sehr glatt
ausgebildet. Die Grösse ist so, dass die beiden Diagonalen des in
der Projektionszeichnung dargestellten Deltoids 8-14 Millimeter be-
tragen. — (EZbda. 196.)
Kenngott, Penninkrystall von Rympfischwang. am
Findelngletscher in Wallis. — Er stellt die Combination R.oR dar,
ist 34 Millim. hoch und in der Basis 50 Millim breit. Ein anderer,
kleinerer, zeigt scheinbar prismatische Bildung, indem die Wiederho-
lung der Zwillingsbildung nach oR das Rhomboöder in der Combina-
tion nicht so hervortreten lässt, sondern die Rhomboäöderflächen un-
vollkommen ausgebildet und stark horizontal gestreift bis gekerbi er-
scheinen. Der Pennin besitzt ausgezeichneten Dichroismus, parallel
der Hauptachse hyacinthroth, senkrecht darauf fast smaragdgrün. Bei
der Betrachtung durch die dichroskopische Loupe zeigt das basische
Plättehen keine Farbendifferenz, wohl aber das parallel der Haupt-
achse geschnittene. Solche Plättchen lassen auch den Einschluss vie-
ler feiner ‚faseriger oder nadliger farbloser Kryställchen erkennen,
welche auch als Begleiter des Pennins gefunden werden, und die man
für Grammatit halten möchte, da sie bei einiger Dicke dessen Gestalt
zeigen, wie man auch an den Plättchen zuweilen den stumpfwinkligen
rhombischen Durchschnitt erkennt. Da aber die Analysen bf&her noch
keine Kalkerde nachgewiesen haben, müsste man darin wohl ein Talk-
erdesilicat der Amphibolformel vermuthen. Penninblättchen, parallel
der Hauptachse geschnitten, verhalten sich wie entsprechende Turma-
linplättchen. — (Zbda. 193.)
A. Knop, die Krystallgestalt des Faujasits von Anne-
rod bei Giessen und vom Lützelberge bei Sassbach am Kaiserstuhle.
Der Faujasit ist bisher entweder für tetragonal oder für regulär er-
klärt worden. Die Krystalle aus dem Basalte von Annerod lassen in
der Regel hemitropische Zwillingsbildung nach den Flächen des re-
gulären Octaöders erkennen, wie solches auch schon von Blum an-
gegeben worden. Spaltbarkeit nach denselben Flächen. Spaltungs-
lamellen, welche die gewöhnliche, blau bereifte Oberfläche des Kry-
stalls tragen, zeigten sich unter dem Mikroskope bei starker Vergrös-
serung mit einer Anzahl kleiner, kugelförmiger, mineralischer Parasi.
ten bedeckt, deren Verhalten im polarisirten Lichte sie als amorph
erkennen liessen (vgl. Descloizeaux in Ann. des mines [5] XIV, 419).
Die Krystalle vom Kaiserstuhle verhalten sich optisch gleich den von
Annerod, regulärkrystallisch. Ihre Oberfläche ist meist demantartig
glasglänzend; ihre Ebenheit aber erscheint unter dem Mikroskope,
73
wie bei den erstern, durch kleinere hervorragende Octa&derflächen
unterbrochen, als ob die grösseren Krystalle durch parallele Anlage-
rungen kleinerer gewachsen seien, welche eine geringe Achsendiver-
genz besitzen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man in den Kry-
stallen dem Octaöder genäherte Ikositetraeder, wozu an den Krystal-
len von Annerod noch Abstufungen der hexaädrischen Ecken durch
Octaöderflächen kommen. Der am Genauesten messbare Kantenwinkel
betrug 114°38’, wonach das Parameterverhältniss des Ikositetraeders
wohl 1,2:1 — $/,:1, das Ikositetraöder selbst %/,06/, wird, welcher
Form ein Kantenwinkel von 114044‘ entspricht. Manche Krystalle
scheinen auch in der Richtung von den octaödrischen zu den hexaädri-
schen Ecken sehr stumpfwinklig gebrochene Ikositetraöderflächen mit
abgerundeten Kanten zu besitzen und in diesem Falle sich einem sehr
flachen Hexakisoctaäder mit octaädrischem Typus zu nähern. — (Ann.
Chem. Pharm. CAXI, 375.)
Kletzinsky, Rhodizit, Boraxkalk oder Tincalcit von
Afrika. — Er stammt von der W-Küste Afrika’s, von wo er in gan-
zen Ladungen verfrachtet wird. Er bildet verschiedene grosse, rund-
liche, lockere, beim Anbruche blendend weisse, faserige, seidenglän-
zende Knollen von 5-35 Grammen Gewicht. H. = 1—2, spec. Gew.
= 1,9212, Das Gefüge ist faserig, prismatisch krystallinisch. Das
Pulver ist im Wasser theilweise mit alkalischer Reaction, in Essig-
säure völlig löslich. Die äussere Rinde der Knollen ist stellenweise
reicher an Steinsalz, und in die Knollen selbst sind hier und da, manch-
mal bis in den Kern, anhydritische Gypskrystalle eingewachsen. Fluor,
Jod und Brom, Kalium, Lithium, Alumium, Baryum, und Strontium
waren nicht nachweisbar. 'Talkerde unwägbar. Aus vielen Analysen
ergab sich die Zusammensetzung
Borsäure 36,91
Chlor 1,33
Schwefelsäure 0,50
Kalk 14,02
Natron 10,13
Wasser 37,40
Dies berechnet sich auf
Borsauren Kalk Ca0,BO3-2H0 40,96
Borax Na0,2BO3+ 10HO 52,91
Kochsalz 2,20
Glaubersalz mit Spuren von Bittersalz 0,88
Wasser (hygroskopisch) 3,05
und gibt, mit Ausschluss der Verunreinigungen die Formel CaOBO?
+2H0, Na0 2B0;+10H0 = sibirischer Rhodizit + Tinkal. — (Dingler
polytechn. Journ. CLIII, 359.)
R. Luboldt beschreibt die Bildungsfolge isomorpher Späthe
in den Spatheisensteingängen bei Lobenstein in Reuss. Auf einer
Stufe von der Fundgrube Pechofen überlagerten den Spatheisenstein
Ankerit, Schwefelkies, eisenhaltiger Kalkspath (Primitivform ) und
reiner Kalkspath (Skalenoeder). Die Spatheisensteingänge von Lo-
benstein sind reine Spaltengänge, welche im silurischen Thonschiefer
14
oder im Grünsteine aufsetzen. Sie erscheinen fest verwachsen mit
dem Nebengesteine, doch findet auch häufig deutliche Ablösung statt,
in welchem Falle jenes mehr oder minder zersetzt ist, besonders in
oberer Teufe, wo der Eisenspath in Brauneisenstein verwandelt ist.
Ausser dem Spatheisen führen die Gänge accessorisch Schwefelkies,
Kupferkies, Nickelglanz, Bleiglanz, Zinkblende, Kalkspath, Flussspath,
Quarz. Drusenräume von Haselnussgrösse bis zu einem Raume in
welchem 3—4 Mann Platz finden können, sind häufig. Der Ankerit
tritt auch in der zersetzten oberen Teufe als sich abgrenzende po-
röse Schicht auf und scheint daher eine Ausscheidung aus der den
Gang erfüllenden Flüssigkeit zu sein, welche nach Bildung des Eisen-
spaths eisenärmer geworden. Er ist daher ein selbständiges Gebilde.
Die rhomboedrischen Späthe haben sich, wie das Gangstück zeigt,
nach ihrer Löslichkeit abgesetzt. — (J. f. pract. Chem. LXXVIL, 345.)
Rammelsberg, Cerit. — Während Vauquelin, Hisin-
ger und Hermann im Cerit etwa 100%), Wasser, Klaproth und
Kjerulf nur etwa 5%, gefunden, erhielt Rammelsberg davon
bei mehreren Versuchen 5,71°/, im Mittel, sowie als mittlere Zusam-
mensetzung
Kieselsäure 19,18 Sauerstoff 9,96
Ceroxydul 64,55 ..9,55
Lanthan- u. Didymoxyd 7,28 0,90
Kalkerde 1,35 ea
Eisenoxydul 1,54 0,34 \
Wasser 5,71 5,09
99,61
Mit Rückicht darauf, dass die Kieselsäure wohl etwas mehr als das
Mittel, beträgt verhalten sich die Sauerstoffmengen = 2:2:1, so dass
der Cerit aus. Singulosilicaten
eo.
. La.0,D:0 $ SiO2--agq
CeO, FeO) |
besteht. Bei der Zersetzung mit Säure fanden sich im zersetzten
Theile (A) und im unzersetzten (B) die Basen ungleich vertheilt
A B
Kieselsäure 19,64 an!
Ceroxydul 71,20 \ 63,16
Lanthan- u. Didymoxyd 6,33 13,94
Kalkerde 1,47 0,71
Eisenoxydul 1,36 2,42
100,00 100,00
Danach scheint es fast, als ob der Cerit ein Gemenge der Silicate
sei, die nicht mit gleicher Leichtigkeit von der Säure angegriffen
würden. — (Poggend. Ann. CVII, 631.)
Jenzsch, Krystallform des Kupferoxydes. — Im Röst-
ofen der Extractionsanstalt an der Muldener Hütte bei Freiberg fand
man in der Nähe des Fuchses auf einigen Stellen der Heerdsohle
fest aufsitzend eine mehrere Linien starke, schwärzliche, krystallini-
sche Masse, die sich auch z. Th. in die Fugen der Ziegel gezogen
hatte. In Höhlungen sassen schwarze, lebhaft glänzende Kryställchen
75
von 6,451 sp. Gew., aus Kupferoxyd bestehend, welches aus Zersetzung
von Chlorkupfer durch Wasserdämpfe hervorgegangen war, indem in
diesem Ofen ausser der Röstung des Kupfersteins auch die nochma-
lige Röstung der nach Augustin’s Verfahren ausgezogenen, stets salz-
haltigen und feuchten Rückstände vorgenommen wird. Während Bec-
quer.el (Ann. chim. phys. LI, 102) durch Zusammenschmelzen von
Kupferoxyd mit Kali reguläre Tetraäder erhielt, und die sechsseitigen
Täfelchen des vulcanischen Tenorits für hexagonal angesehen werden,
sind die vorliegenden rhombisch. Farbe und Strich schwarz, Bruch
muschlig, H. nahezu 4, Länge höchstens 1!/;mm, seltene einfache, meist
vielfach zusammengesetzte Krystalle. Beobachtet wurden „P(m u. m‘)
P5(0),Ps (u),'/aP(z). Das Gesetz der Verwachsung ist: Drehungs-
achse normal auf der Zwillingsebene m, Drehungswinkel 1800. Die
Winkel waren im Mittel: m:m‘ = 99038%/,‘ und 8021!\,‘; mi:z =
1260282/3°; z:z = 107022/,‘; z:zm = 95039' und 84021‘; u:m = 122058‘
und o:m = 1130573/4. Bei den Zwillingen betrugen die ein- und
ausspringenden Winkel m‘:m‘ — 1600421/,‘. — (Pogg. Ann. CVII, 647.)
Landerer, über den Schwefel von Susakion. — Eine
Stunde vom Hafen Kalamaki findet sich in der dasigen Gebirgskette
eine Schlucht, an welcher sich vulcanische Störungen zeigen. Am
Ausgange liegt, schon weither durch den Geruch angedeutet, die
Solfatara. An beiden Seiten der Schlucht liegen zu oberst eisen-
schüssige, durch Hitze geröthete, zackige Felsstücke. Aus mehreren
Oeffnungen dringen Schwefeldämpfe hervor und setzen Schwefel ab.
An mehreren Stellen hat der Dampf graue, quarzige mit gelblichem
Thone umgebene Stücke reichlich überzogen, th. als Kruste, th. mit
kleinen, meist undeutlichen Krystallen. Die mit Schwefel impräg-
nirte Masse steht gegen 50 Lachter weit zu Tage; die Mächtigkeit
ist noch unbekannt. Sie enthält 40 — 420), reinen Schwefels. Die
Hitze nimmt in der Tiefe des Bodens stark zu. — (Arch. d. Pharm.
Rltete:,:29)
Hawkes, Schmelzversuch mit Basalt. — Etwa 31 Cent-
ner Basalt von den Rowley Hills wurden in einem grossen doppel-
ten Flammofen geschmolzen. Nach langsamer Abkühlung während
dreizehn Tagen zeigte sich zu oberst eine etwa einzöllige, blasige
Schicht, darauf 2—8 Zoll schwarzen Glases auf der Seite der Masse,
welche dem Zudrange der Luft durch die Oeffnung des Ofens aus-
gesetzt war. Sonst fand sich überall unter der blasigen Schicht ein
steiniges Gebilde hin und wieder mit Luftblasen. — (Quart. Journ.
Geol. Soc. XV, 105.) ; Sig.
Palaeontologie. Shumard, Petrefakten des permi.
schen und Kohlengebirges von Texas und NeuMexiko. —
1. Inden permischen Schichten des Guadaloupegebirges von Texas und
Neu Mexiko wurden Arten gesammelt, welche theils mit denen von Kan-
sas, theils mit den europäischen identisch, zum grössten Theile aber neu
sind. Vf. zählt sie auf und beschreibt die neuen Arten: ChaetetesMack-
rothi Gein, Campophyllum texanum, Phillipsia perannulata, Fenestella
76
Popeana Prout, Acanthocladia americana Swall, Fusulina elongata,
Produetus Calhounanus Swall, mexicanus, pileolus, semireticulatus -
Mart, Popei, Norwodi Swall, Leplayi Vern, Strophalosia guadalupen-
sis, suleiferus, cameratus, Spiriferina Billingsi, Terebratula elongata
Schl, perinflata, Rhynchonella Guadalupae, indentata, texana, Camero-
phoria bisulcata, Swallovana, Schlotheimi Buch, Retzia papillata,
Meekana, Streptorhynchus Shuhmardanus Swall, Crania permiana,
Myalina squamosa Sowb, recta, Pleurophorus oceidentalis Meek, Mo-
notis speluncaria Schl, Axinus securus, Edmondia suborbiculata, Tur-
bo guadalupensis, helicinus Schl, Pleurotomaria Hallana, Chemnitzia
Swallovana, Nautilus, Orthoceras und Schuppen eines Palaeoniscus.
— 2. Aus dem Kohlengebirge: Turbo texanus, Straparolus Cornuda-
nus, Pleurotomaria Proutana, obtusispira, perornata, Macrocheilus te-
xanus. — (Transact. acad. St. Louis 1859. I. 387—403. tb. 11.)
Prout beschreibt neue Bryozoen aus den paläozoischen
Schichten der westlichen Staaten, nämlich Semicoseinium rhomboideum
n. sp., devonisch am Ohio, Fenestella hemitrypa Kohlenkalk von St.
Louis Cy, Limaria (= Ceramopora Hall) falcata devonisch am Ohio,
Flustra spatulata Kohlenkalk von St. Louis Cy, Flustra tuberculata
ebda, Septopora cestriensis n. g. sp. ebda, Polypora tuberculata ebda,
biarmica Keys, banyana ebda. — (Ibidem 443—452. tb. 15—18.)
: Haugthon charakterisirtt einen eigenthümlichen Nau-
tilus aus dem Kohlengebirge von Fermanagh als Nautilus Willocki
zur Gruppe Discites M’Coy gehörig. — (Natur. hist. review. 1859. VI.
505. tb. 21.) i
Derselbe bestimmt Pyramidelliden aus dem Kohlenkalk
von Cork und Cloumell: Loxonema sulculosa = Melania sulculosa
Phill, L. rugifera — Melania rugifera Phil, L. constrieta = L. pul-
cherrima MC, Macrocheilus acutus Sw, Cerithioides telescopium n. sp.
— (Ibidem 366-368. tb. 10. 11.)
Kinahan führt eine neue Gattung von Süsswasser-Anneli-
den Haugthonia aus den cambrischen Schichten von Wicklow auf.
Sie beruht auf einen Haufen Röhren gebildet von Sandpartikelchen
und organischen Stoffen. Die einzige Art heisst H. poecila. — (Ibid.
308—(C10. c. fig.)
Goeppert, über die Flora der permischen Forma-
tion. — Verf. zählte früher 216 Arten dieser Flora auf, aber seine
neue monographische Bearbeitung redueirt dieselben auf 182, wovon
169 auf das Rothliegende und 13 auf den deutschen Kupferschiefer
kommen. Von letztern sind nur 3, nämlich Ullmannia Bronni, lyco-
podioides und frumentaria auch im Rothliegenden beobachtet, die üb-
rigen eigenthümlich. Geographisch vertheilen sich 63 auf Böhmen,
58 auf Sachsen, 46 auf Russland, 30 auf Schlesien, 22 auf Frankreich,
10 Provinz Sachsen, 10 Kurhessen, 9 Mähren, 7 Thüringen, 4 Han-
nover, 2 England. Die grösste Zahl eigenthümlicher Arten, 38, hat
Sachsen besonders Farren. Die grösste Aehnlichkeit besteht zwi-
schen Böhmen und Schlesien, dann zwischen diesen Ländern und
-
77
Russland. In dem weiten Ländergebiete des Rothliegenden sind ver-
breitet, dass man sie unbedingt als Leitpflanzen betrachten und aus
ihren Vorkommen ganz sicher auf die Anwesenheit der Formation
schliessen kann wie Walchia piniformis Stb, Odontopteris obtusiloba
Naum, Callipteris conferta Brg, Calamites giganteus Brgn. Im All-
gemeinen ist die permische Flora ähnlich wie die ihr vorausgegan-
gene Kohlenflora zusammengestetzt, doch sind die Arten so auffallend
verschieden, dass sie nur eine, Neuropteris Loshi Stb mit der ältern
und nur 16 mit der jüngern Steinkohle gemein hat. Gewisse Fami-
lien der Kohlenformation kommen hier zum letzten Male vor so die
Lepidodendren, Noeggerathia, Annularien, Asterophylliten, Sigillarien,
andere treten zum ersten Male auf wie die Cupressinen. Mit den
jüngern Formationen schneidet sie scharf ab, nur Calamites arenaceus
‚ist zweifelhaft gemeinsam. Die ausführliche Monographie wird in
den Leopoldiner Abhandlungen erscheinen. — (Schles. Jahrsb. AXXVI,
39—41.)
Derselbe, über die versteinerten Wälder im nörd-
lichen Böhmen und Schlesien. — Verf. hat schon früher die
grossartigen Lager versteinerter Bäume bei Schwadowitz bis Schle-
sisch Albendorf und Parschnitz beschrieben. Die grösste Mächtig-
keit haben dieselben bei Brenda und auf dem Slatinaer Oberberge,
grosse bei Neu Paka und Petzka, neue Localitäten sprechen für eine
Ausdehnung von 10 Meilen Länge und 3 Meilen Breite. Die ge-
meinste Art die auch bei Chemnitz, am Kyffhäuser, in der Wetterau
und bei Saarbrücken vorkommt, ist Araucarites Schrollanus Gp: A.
ligni striatis concentrieis !/, —2 unc. distantibus subobsoletis, cellulis
amplis subleptotichis punctatis, punctis spiraliter dispositis approxi-
matis contiguis, radiis medullaribus e cellulis 1—50 superpositis for-
matis, cellulis lignis adjacentibus dimidio angustioribus, und eine
zweite Art, A. xanthoxylon: ligni striatis concentricis subobsoletis,
cellulis amplis subleptotichis punctatis, punctis tri-quadriserialibus
spiraliter dispositis approximatis stricte contiguis, radiis medullaribus
minoribus serialibus vel unisimplicibus e cellulis 1— 30 superpositis
formatis, cellulis ligni adjacentibus dimidio angustioribus. — (Zbda.
42—50. 3 4.)
G. G. Winkler, die Schichten der Avicula contortia
inner- und ausserhalb der Alpen. München 1859. 2 tff. 80, —
Diese Schichten sind bisher als Gervillien - oder Kössnerschichten in
der Alpengeologie aufgeführt. Verf. untersuchte dieselben in den
bayerischen Alpen und führt nun zunächst ihre Petrefakten auf: Pse-
phoderma alpinum Meyer, Placodus, Gyrolepis, Ammonites planorbis
Sw (=A. psilonotus @, Hagenowi Dk), Crioceras, Nautilus, Natica
Meriani = N. alpina Mer, Ostrea Koessenensis, Anomia alpina, Schaf-
haeutli, Ostraea gracilis, intustriata Emmr, Gryphaea inflata Schafh,
Plicatula rugosoplicata Schafh, Pecten valoniensis Dfr, Falgeri Mer,
Schafhaeutli, Lima praecursor Q, inaequicostata Schfh, coronata Schfh,
Gervillia inflata Schfh, praecursor @, Taberi, Avicula contorta Portl
.
78
(= Escheri Mer; inaequiradiata Schfh, Gervillia strioceurva @), inae-
quiradiata Schfh, intermedia Emmr, Monotis barbata Schfh, Pinna vo-
mis, Meriani, Perna aviculaeformis Emmr, Mytilus minutus Gf, Mo-
diola Schafhaeutli Stur, Leda alpina, Schizodus cloacinus @, alpinus,
Corbula alpina, Myophoria inflata Emmr, Emmrichi, multiradiata Emmr,
Cardita austriaca Hauer, Astarte longirostris Schfh, Cardium rhaeticum
Mer, Venus biplicata Schfh, Megalodus .scutatus Schfh, Anatina prae-
cursor Q, Pholadomya lagenalis Schfh, Clydophorus alpinus, Myaeites
Faba, Escheri, Terebratula Schafhaeutli, gregaria Suess, Haueri, py-
riformis Suess, grossulus Suess, Thecidea Haidingeri Suess, Spirifer
Suessi, uncinatus Schfh, Haueri Suess, Emmerichi Suess, Rhyncho-
nella austriaca Suess, subrimosa Schfh, fissicostata Suess, cornigera
Schfh, pedataBr, Pentacrinus tortistellatus Schfh, Cidaris Desori und
einige Anthozoen. Hierauf beleuchtet Verf. die geognostischen Ver-
hältnisse und gelangt zu dem Resultate, dass die Schichten der Avi-
cula contorta das Schlussglied der Trias bilden. Der norddeutsche
Muschelkalk bietet gleichfalls einige erhebliche Beziehungen zu der
hier behandelten Fauna, auf welche Verf. nicht die gebührende Rück-
sicht genommen hat. @l.
Botanik. Harvey, zwei neue Pflanzen vom Cap der
guten Hoffnung: Mackaya n. gen. Acanthacearum: calyx parvus,
nudus, quinquepartitus, aequalis, laciniis, subulatis; corolla e tubo
cylindraceo campanulata, limbo venoso subaequali erecto; stamina -
circa apicem tubi inserta, duo fertilia antheris sagittatis bilocularibus
aequilateris; duo inferiora ananthera filiformia: stylus filiformis, stigma
minuta bifida; ovarium loculis medio biovulatis; frutex gracilis iner-
mis, foliis supra minute punctatis repandis, racemis terminalibus laxe
secundifloris, bracteis bracteolisque infra medium pedicellorum mini-
mis, floribus magnis speciosis lilacinis. Die Art heisst M. bella. Da-
zu beschreibt H. noch Ceropegia Bowkeri aus der Familie der As-
clepiadaceen. — (Natur. hist. review 1859. VI 514—516. tb. 26. 27.)
G. Engelmann, über Cuscuta. — Verf. ordnet die Arten
in drei Gruppen und 9 Subgenera, nämlich: A. Cuscuta: 1. Eueu-
scuta, wohin gehören C. babylonica Auch (peduncularis Kotschy) Bag-
dad, Curdistan, epithymum Murr (europaea L, minor Bauh, filiformis
Lam) mit den Varietäten vulgaris Europa, macranthera Heldr (Cal-
liopes Heldr), obtusata, sagittanthera, angustata, Kotschyi Decaisn (mi-
crocephala Welw, ferner C. abyssinica Richd (macrostyla Decais), pla-
niflora Ten, wohin als Varietäten: approximata Bab (urceolata Kz,
cupulata Engl, leucosphaera Boiss, asiatica Pall), Schirazana Boiss,
Webbii (episonchum Webb, epiploccamum Webb), Tenorii, papillosa,
dann C. palaestina Boss, brevistyla Br (globulosa Boiss, balansae
Boiss), europaea L (= major Bauh, filiformis Lam, tetrandra Moench,
tubulosa Pressl, epithymum Thuil, epienidea Bernh, halophyta Fries,
monogyna Schm, Ligustri Aresch, tetrasperma Jan, hyalina Boiss, se-
getum Rot, epitriphyllum Bernh,, Schkurana Pfeiff, brachystyla Koch,
79
capillaris Edgw), ferner C. Kurdica n. sp., persica Dacais, epilinum
Weyhe (densiflora Soy, major Koch, Epilinella cuscutoides Pfeiff). —
2. Epistigma begreift die Arten: C. Kotschyana Boiss, pulchella n.
sp., pedicellata Ledb, arabica Trnf. — 3. Clistococca mit C. capi-
tata Roxb (rosea Jacgq). — 4. Pachystigma mit C. angulata n. sp.,
am Cap, nitida Meyr (africana Drege, Burmanni Chois), africana Thunb.
— B. Grammica: 5. Eugrammica mit C. grandiflora Humb, odorata
Ruiz (intermedia Chois), jalapensis Schlecht, chilensis Ker (odorata
Poepp), foetida Humb (pycnantha Benth, corymbosa Juss.), acutiloba
n. sp. Peru, applanata n. sp. am Gilariver, chinensis Lam (sulcata
Roxb, capillaris Wall, americana Thunb, Grammica aphylla Lour, ca-
rinata RBr, ciliaris Hoh), tinctoria Mart, floribunda Humb, americana
L (congesta Beuth, leiolepis Miq, surinamensis Schill, campanulata
Nutt, spectabilis Choiss, globulosa Benth), corymbosa Riuz (popaya-
nensis Humb, cymosa Wild, patens Benth, inclusa Chois, laxiflora
Benth, stylosa Chois), prismatica Pav, odontolepis n. sp., xanthochor-
tos n. sp. Brasilien, partita Chois, umbellata Humb (parviflora Wild, de-
sertorum Mart), gracillima n. sp. Mexiko, leptantha n. sp. Texas, hya-
lina Roth (oxypetala Boiss, acutissima Buch). — 6. Clistogrammica
mit obtusiloba Humb, (obtusiflora Humb, inodora Willd, australis RBr,
Millettii Hk, breviflora Vis, Tinei Ius, aurantiaca Req, chrysocoma
Welv, Regolvitschana Traut, polygonorum Ces), chlorocarpa Engl, ar-
vensis Beyr (pentagona Engl, globularis Nutt, verrucosa Engl), tricho-
styla n. sp. Panama und Brasilien, gymnocarpa n. sp. Gallopagos,
sandwichana Chois, acuta n. sp. Gallopagos, tenuiflora Engl, califor-
nica Chois, subinclusa Dar, micrantha Chois, decora Chois (indecora
Chois, neuropetala Engl, verrucosa Engl, pulcherrima Scheele), inflexa
Engl (parviflora Nutt, congesta Beyr), appendiculata n, sp. Cap, ste-
nolepis n. sp. Quito, corniculata n. sp. Brasilien, racemosa Mart (mi-
niata Mart, chilensis Bert, suaäveolens Seringe, corymbosa Chois, has-
siaca Pfeiff, diaphana Wend, suaveolens Lechl, citricola Schlechtd),
parviflora n. sp. Brasilien, densiflora Hk, microstyla n. sp. Chili, eri-
stata n. sp. Tucuman, Gronovi Willd (vulgivaga Engl, umbrosa Beyr,
bonariensis HB, umbrosa Hook), rostrata Shuttl, cuspidata Engl, brac-
teata n. sp. Brasilien, squamata n. sp. am Rio grande, glomerata Chois
(paradoxa Raf), compacta Juss (remotiflora u. fruticum Bertol, "imbri-
cata Nutt, coronata Beyr) Lepidanche adpressa Engl, acaulis Raf. —
7. Lobostigma mit tasmanica (australis Hook). — C. Monogynna:
8. Monogynella mit exaltata n. sp. in Texas, cassytoides NE, timo-
rensis Decais, monogyna Vahl (orientalis Tourn, astyla Engl, Vahlana
Decm, scandens Brot), Lehmannana Bunge, lupuliformis Krock, gi-
gantea Griff, japonica Chois mit mehren Varietäten. — 9. Callian-
che mit reflexa Roxb (grandiflora Walls, macrantha Don, megalantha
Steud, elatior Chois, verrucosa Sweet, Hookeri Sweet, reflexa Wall,
pentandra Heyne, anguina Edgew); also in Allem 76 Arten, wozu
schliesslich noch C. globifera n. sp. Bolivia kömmt. — (Transact.
acad. St, Louis I. 443—525.)
80
Lachmann untersuchte Doppelbildungen bei der Braut
in Haaren (Nigella damascena). — Die Exemplare mit zwei vollstän-
digen Blühten auf einem Blühtenstiel erklärt er nicht aus Verwach-
sung zweier Stengel, sondern aus Theilung eines hypotropischen Sten-
gels, da sich alle Zwischenglieder von einfacher Blühte durch einfa-
chere Hypertrophien bis zu den Doppelblühten finden und die Stengel
einfache Markhöhlen besitzen. Von den Zwischengliedern sind be-
sonders solche beweisend, bei welchen die übrigen Blühtentheile nor-
mal nur ein oder zwei Fruchtblätter zu viel vorhanden und z. Th.
seitlich von den andern z. Th. in normaler Reihe stehen, z. Th. von
den andern eingeschlossen und gleichsam von ihnen in die Höhle ge-
quescht sind. Interessant sind diese Missbildungen noch dadurch,
dass sie als erste Blühten an überwinterten und durch das Auswin-
tern einer grossen Anzahl andrer übermässig gedüngter Pflanzen er-
schienen waren. Die Ursache der Hypertrophie liegt in der überrei-
chen Ernährung. — Ausserdem beobachtete L. an vielen Blättern von
Zwergbirnbäumen blasse gelblichgrün gefärbte Flecken. Sie bestan-
den aus normalem Blattgewebe, nur der lockere schwammige Theil,
das Merenchym war bedeutend gewuchert und die Zwischenräume
zwischen den Zellen abnorm gross, in weiterm Verlauf entfärbte sich
das Blattgrün, wurde olivengrün, dann braun und schwärzlich, der
Fleck trocken, endlich entstand ein Loch. Die Ursache dieser Krank-
heit liess sich nicht ermitteln. — (Rheinische Verhandl. XVI. Cor-
respdzbl. 49.)
Peckolt, über die Pflanze Paracary und ihre Wir-
kung gegen Schlangenbiss. — Erst neuerlichst erregte diese
Pflanze zumal in der Provinz Para grosses Aufsehen als Antidot ge- -
gen Schlangenbiss.. Da Costa hat sie dagegen zuerst angewendet
und ihr obigen Namen gegeben, weil sie an den Ufern des Sees Pa-
racary im District Santarem in grosser Menge wächst. Sie ist übri-
gens in ganz Para gemein, auf vielen Feldern als Unkraut meist Hor-
telaa brava, Hortelaa do campo, Pedrocaa, in der Tupisprache Boya
caa (Schlangenkraut) Meladinha bekannt. Sie ist krautartig mit vier-
kantigem Stengel, 1—3‘ hoch mit gegenständigen Aesten; die Blätter
einfach, gegenständig, eiförmig zugespitzt, schwach aromatisch rie-
chend; Blumen vollständig, röthlich, winkelständig in gestielten Dol-
dentrauben; die Blühte hat einen einblättrigen, röhrig eylindrischen
fünftheiligen Kelch mit einer einblättrigen hohlröhrigen unregelmäs-
sigen Blumenkrone in Ober- und Unterlippe getheilt; Staubfäden dy-
namisch und vollkommen; das.Ovarium vierlappig, im Centrum ein-
gedrückt, von wo aus ein zweispaltiges Pistill wächst. Die Pflanze
gehört unzweifelhaft zu den Labiaten, ist vielleicht Peltodon radieans
bei Martius, bei Piso als Herva de cobra vorzügliches Schlangenkraut,
bei Marcgrave als Caacica aufgeführt. Da Costa kennt die Angaben
dieser Schriftsteller nicht und hat seine Versuche am See Paracary,
wo ungemein viele Giftschlangen leben, angestellt, nachdem er sehr
häufig sah, dass die. Echse Icrarus von der Klapperschlange gebissen
8
stets das Kraut von Paracary frass und dann den Kampf mit der
Schlange erneuerte. Er wandte dann das Kraut bei einem Jagdhunde
an, bei einem Kalbe u. a. und überzeugte sich von den günstigen
Wirkungen, so dass heutigen Tages nur selten noch ein Schlangen-
biss unglücklich endet. Man gibt den frisch ausgepressten Kräuter-
saft in der Dosis von !/, Tasse alle Stunden bis 3 Dosen, äusserlich
wird die ganze Pflanze zerstossen und als Umschlag auf die Biss-
wunde gelegt. Gegen den Stich der grossen Wespen, Tausendfüssler
Spinnen und anderen Gewürme ist die äussere Anwendung ausrei-
chend. — (Archiv. f. Pharm. Bd. C. 42—48.) i —e
" Zoologie. Fr. Müller, Beschreibung einer Brachio-
podenlarve. — Verf. beobachtete diese Larve im Meere von Santa
Catarina in Brasilien und beschreibt sie als zweiklappiges fast kreis-
rundes Muschelchen von 0,4 Millim., die Schalen vollkommen gleich-
seitig, aber ungleich; eine grössere schwach gewölbte Rückenschale
und eine kleine flache hinten ausgebuchtete Bauchschale, an Stelle des
Schlosses eine querovale Platte zwischen den Schalen; Mantel rings
offen. Im Umkreise der Schalen ragen 5 Paar derber Borsten hervor,
die mit Ausnahme des fünften im Mantel der Bauchschale wurzeln.
Eine Reihe zarter, haarförmiger Borsten entspringt jederseits des
Mantels der Rückenschale und krümmt. sich bogig nach unten über
die Bauchschale. Das Thier ist wie die Schale vollkommen symme-
trisch. Der Leib rundlich im Umriss nimmt die Mitte der hintern
Schalenhälfte ein. Ein weiter, flaschenförmiger Magen, daneben zwei
Gehörblasen, nach vorn zwei dunkle Augenflecke. Die vordere Scha-
lenhälfte füllen vier Paar cylindrischer Arme, von denen vorn ein
unpaarer rundlicher Knopf und hinter diesem der Mund zu sehen ist.
Mit Hülfe der sehr beweglichen Arme schwimmt das Thier. Die
Schalen sind sehr dünn, biegsam, blass hornfarben, ziemlich durch-
sichtig. Die querovale Schlossplatte ist 0,06 mm lang und 0,11mm
breit, dunkel gerandet, haftet an der Bauchklappe und steht mit der
Rückenklappe nur durch Muskeln in Verkindung. Der rings offene
Mantel ist in der Mitte beider Schalen sehr dünn und bildet hier ein
scharf umgränztes helles Feld, umgeben von einem wulstigen Saume
mit radialen Kanälen. In diesem Saume wurzeln zweierlei Borsten,
starke wagrechte hornfarbige und zarte haarförmige gekrümmte. Das
fünfte hintere starke Borstenpaar gehört der Rückenschale an, die
noch 30—40 haarförmige hat. Der eigentliche Leib ist vorn abge-
rundet und mit seiner ganzen obern und untern Fläche den Schaalen
angeheftet. Ein breites Muskelpaar, das an den Vorderecken des Lei-
bes von der: Rückenschale entspringt, geht nach hinten zur Bauch-
schale, ein schmäleres von den Seiten der querovalen Platte nach
aussen und etwas nach vorn zur Rückenschale gehendes Muskelpaar,
beide sind nicht eigentlich Schliessmuskeln. Die vier Arme sind in
der Ruhe knieförmig gebogen und werden getragen von einem ge-
meinsamen Stiele mit ansehnlichem Knopfe, der sich dicht an den
Vorderrand des halben Feldes zu legen pflegt. An der Bauchfläche
XV. 1860, 6
82
des Armstieles liegt der Mund. wulstig umrandet, sehr dehnbar. ‘Von
ihr läuft ein muskulöser Schlund im Armstiele gerade nach hinten
und tritt in einen, die ganze Länge der Leibeshöhle einnehmenden,
weitern hinten flaschenförmigen Magen, der blass dottergelb gefärbt
ist. Ein Darm fehlt, der Magen ist geschlossen. Von Geschlechts-
organen und Gefässen keine Spur. Der dunkelbraune Augenfleck ist
oval. Die Gehörblasen enthalten 20— 30 lebhaft tanzende Otolithen.
Das Nervensystem ist nur bruchstückweise zu erkennen. Das Thier
liegt stets auf der Rückenschale, schwimmt durch die Flimmerbewe-
gung der die Arme bekleidenden Cilien, die dabei aus der Schale vor-
geschoben werden und sich strahlig um den Mund ausbreiten. Das
Kriechen wird durch abwechselndes Drehen der Bauchschale nach
rechts und links und mit Anstemmen der starken Borsten bewirkt.
Nur zwei Tage beobachtete M. diese Larve. Er sah die Schloss-
‚platte sich verlängern und faserig werden, auch am Magen einen
Darm entstehen. — (Müller’s Archiv f. Anat. Physiol. 1860. S. 72
—80. Tf.1.)
Allemao, Mollusk im Bambusrohr. — A. fand in dem
Internodium einer Bambusa, das durchbohrt war und Wasser enthielt,
zwei Mollusken und deren Eier. Wie kommen dieselben hinein, boh-
ren sie die Eingangslöcher selbst, leben sie nur darin oder auch an
andern Plätzen, wovon nähren sie sich? Darüber lässt sich noch keine
Auskunft geben. Sie bilden eine neue Art Vaginulus, die V. reclusus
heissen soll und also beschrieben wird: corpus oblongum, depressum,
5 polliceslongum, unam latum, dorso convexum. Velum, latera et ca-
put excedens marginansque, postice introversus incisum;; colore taba-
eino, medio dorso et ad margines obscuriore, depinctum ; arenaceis
nigrisgque punctis inspersum. Discus ventralis quam velum angustior,
antice brevior, postice, ob veli emarginaturam, longior. Caput sub mar-
ginem veli reconditum, dentaculis quatuor retractilibus munitum,
guorum duo superiora majora, ad apicem versus dorsum, oculifera,
duo lateralia minora ad extremitates subbifida: os, serrula cartilaginea,
lunulata superna armatum. Apertura ani, pulmonisque anguliformis,
extremo postico ad dextram posita. Orificium genitale femineum me-
dia et dextra parte corporis locatum. Ovula subrotunda, numerosa,
ope albuminis in seriem agglutinata. — (Archiv f. Pharmacie €. 41,
e. fig.)
Schwartz von Mohrenstern, die Familie der Ris-
soiden und insbesondere die Gattung Rissoina. Mit 11 Tf.
Wien 1860. fol. — Nach einer geschichtlich-literarischen Einleitung
beschreibt Verf. das Aeussere des Rissoenthieres, speciell die Zunge
mit ihrer Bezahnung, gibt die Vertheilung der Arten an, die Anzahl
der Arten, zählt die Fossilen nach den Formationen auf und wendet
sich dann zur Gattung Rissoina d’O, characterisirt diese in gleicher
Weise und stellt folgende Gruppirung ihrer Arten auf.
1. Gehäuse mit breiten Längsrippen und meist feiner Querstreifung.
a. Ohne Halswulst: R. inca d’O, pyramidalis Ad, fasciata Ad, Bru-
83
guieri Payr, striolata Riss, elegans Grat, monilis Ad, micans Ad,
nivea Ad, clavula Dsh, acula Sw. — b. Mit Halswulst: elegantissi-
ma d’O, burdigalensis d’O, lammellosa Desm, obeliseus Recl, costata
Ad, distans Ant, canaliculata, scalarina Ad, subangulata Ad, plicata
Ad, denticulata Mont, scalariformis Ad, Basteroti, dubia Lk.
2%. Mit schmalen Längsrippen ohne deutliche Querstreifung. a. Mit
deutlichem Ausguss: fortis Ad, strieta Mk, ambigua Gould, Hanleyi,
pusilla Brosch, myosoroides Recl, dubiosa Ad, Grateloupi d’O, coni-
fera Mont, clandestina Ad, subpusilla d’O. — Ohne Ausguss: brye-
rea Mont, firmata Ad, Chesneli Mich.
3. Mit sehr feinen gedrängten Längs- und Querstreifen: reticulataSw,
cochlearella Lk, obsoleta Partsch, extranea Eichw, decussata Mont,
Loueli Desh, concinna Ad, polita Desh, multicostata Ad.
4. Gegitterte: clathrata Ad, bicollaris, fenesträta, cancellata Phil, nitida
Ad, sagraiana d’O, Deshayesi, media, striata@G, labrosa, erythraea
Phil, bellula Ad, nodieincta Ad, infrequens Ad.
5. Nur die obern Windungen längsgerippt, die untere fein querge-
streift: gigantea Desh, Antoni, deformis Sw, Orbignyi Ad, spirata
Sw, striolata Ad, albida Ad, semiglabrata Ad, insignis Raeve.
6. Glatte. a. Die Embryonalwindungen etwas gefaltet: macrostoma
Desh, moravica Hoern, nana Grat, tridentata Mich, bidentata Phil,
eulimoides Ad, coronataRecl. — b. Vollkommen glatt: brownana d’O,
laevigata Ad, Sloaniana d’O, nerina d’O, vitrea Ad, suleifera Trosch.
Dazu kommen nun noch 1 des Grünsandes, 1 des obern und 6 des
untern Jura. Verf. diagnosirt, charakterisirt und kritisirt nun die 91
Arten nach einander und bildet sie auf 11 Tafeln sehr schön ab. Eine
sehr verdienstliche Arbeit, die allen Zoologen und Palaeontologen
willkommen sein wird.
H. v. Heinemann, die Schmetterlinge Deutschlands
und der Schweiz systematisch bearbeitet. I. Abtkeilung: Gross-
schmetterlinge. Braunschweig 1859. 8%. — WVorangestellt ist ein
systemetisches Verzeichniss der Familien, Gattungen und Arten. Die
Einleitung schildert unter Bezugnahme auf eingedruckte Abbildung
den äussern Bau, soweit derselbe zur systematischen Bestimmung
dient, und stellt dann das System von Herrich Schäffer auf. Nach
diesem werden nun die Familien, Gattungen und Arten im Einzelnen
charakterisirt, die Hauptwerke kurz eitirt und die Verbreitung nebst
der Zeit beigefügt. Dann ein kleiner Nachtrag und ein alphabeti-
sches Register, schliesslich analytische Tabellen zur Bestimmung der
einzelnen Familien, der Gattungen und der Arten. Das Buch wird
‘Allen, welche deutsche Schmetterlinge sammeln, das Bestimmen, Ord-
nen und Sammeln wesentlich erleichtern und verdient die allgemeinste
Anerkennung. :
Burlamaque, ‘zur Naturgeschichte der gemeinen
Harpyie, Harpyia destructor. — Verf. verbreitet sich zunächst
über die Nomenklatur und Synonymie und über einige ältere Anga-
ben, das wir Alles füglich übergehen können. Das Museum in Rio
84
erhielt ein junges lebendes Exemplar vom Alto Amazonas, das kaum
fliegen konnte und nun wohl acht Jahre alt und von der Grösse ei-
nes Truthahnes ist. Aufgeregt durch seinen immerwährenden Hunger
überfällt er alle Thiere, Geflügel und Vierfüssler und verschlingt sie
mit Fleisch und Knochen. Seine Excremente sind sehr weiss und be-
stehen fast nur aus harnsaurem Ammoniak und sehr wenig harnsau-
rem Kalk und gelten bei den Wilden und Civilisirten am Alto Amazo-
nas ebenso wie das Fett und Fleisch für sehr geschätzte Heilmittel.
Der Vogel schleudert die Excremente weit weg, und beschmutzt
sich selbst dabei gar nicht. Auch wenn er gefressen hat, putzt er
stets Schnabel und Füsse. Ist das Schlachtopfer schmutzig oder fau-
lig, so wirft er es erst in seinen Trinkbehälter um es zu reinigen.
Die Quantität welche er täglich verschlingt ist beispiellos gross. Als
er noch klein war, frass er in einem Tage ein Ferkel, Truthahn, Huhn
und 4 Pfund Rindfleisch, die gewöhnliche Tagesportion besteht in
Truthähnen, Enten, Ferkeln, Ratten und andern Thieren, nichts weist
er davon zurück, nur Delikatessen legt er bisweilen einige Stunden
bei Seite. Lebende Thiere zieht er todten vor. Trotz seiner Stärke
ist er im Angriff vorsichtig. So packt er den Cula brasiliensis mit
seinen Krallen so am Schnabel, dass derselbe sich gar nicht wider-
setzen kann. Eine trächtige Hündin nährte sich einst seinem Käfig
und sofort zog er sie hinein und serriss sie in Stücken, dasselbe
machte er mit einem zahmen Stachelschweine, das sich unvorsichtig
näherte. Beim Fressen schreit er übrigens laut und schlägt mit den
Flügeln, setzt sich aber dabei stets auf den Stab im Käfig. Biswei-
len ist sein Geschrei betäubend durchdringend, ein ander Mal pipt er
wie ein Hühnchen. Zischend schreit er im Hunger zumal des Mor-
gens. Meist hüpft er unruhig auf den Stäben umher. Nur zuweilen
. verharrt er in der ‚grössten Ruhe, den Kopf in die Höhe geworfen,
mit den Augen starr im Raume umhersehend, dann hat er einen ma-
jestätischen Anblick, in seinem Ansehen eine melancholische Würde
affektirend. Wenn aber irgend ein Vogel vorbeifiiegt, wird seine
Physiognomie sogleich wild, er bewegt sich lebhaft und schreit hef-
tig. In Unruhe ist er stark genug, die dicken Eisenstäbe seines Kä-
figs zu biegen. Trotz der langen Gefangenschaft hat er seine Wild-
heit nicht besänftigt und seinen Wärter nicht einmal einige Zuneigung
geschenkt. Gegen das Publikum ist er unbändig wild und wer sich
unvorsichtig naht, dem schlägt er seine Krallen ein. Selbst einen
Aufseher verwundete er sehr schwer an der Schulter beim Reinigen
des Käfigs. Neckereien mit Schirmen und Stöcken rächt er sofort,
indem er das Vorgehaltene mit den Krallen fasst, zerbricht und wü-
thend von sich schleudert. Als man einen zweiten Genossen ihm bei-
geben wollte, setzten sich beide sogleich in kampfbereite Stellung
unter lautem Geschrei. Der grosse stieg auf den obern Stab und
öffnete die Flügel, der kleine Neuling lehnte sich in derselben Posi-
tion an ‚das Gitter. Man warf ein Huhn in den Käfig, ‚auf welches
der kleine im wilden Hunger losstürzte, aber sogleich überfiel ihn der
85
grosse, entriss ihm das Huhn und flog damit auf seinen Stab, der
neue Ankömmling stiess einen Schrei aus, wankte, gab blutigen Schleim
aus dem Schnabel und fiel todt nieder. Die Untersuchung ergab,
dass sein Herz ganz durchstossen war. Die Mauserung der Harpyie
findet im ganzen Jahre statt. — (Archiv f. Pharmacie 0. 27—39.)
Der zoologische Garten. Organ für die zoologische Ge-
sellschaft in Frankfurt a. M. Herausgegeben von Dr. D.F. Weinland.
I Heft 1—6. Frankfurt 1860. 80. — Diese Zeitschrift beabsichtigt
die in Deutschland immermehr in Aufnahme kommenden zoologischen
Gärten zu Instituten der Volksbildung zu erheben und zugleich die
Acclimatisation neuer Arten oder Rassen von Hausthieren zu beför-
dern. Sie schliesst sich zunächst an den jüngst errichteten und vor-
trefflich gedeihenden zoologischen Garten in Frankfurt a. M. an, bringt
unterhaltende und belehrende Schilderungen der darin gehaltenen Thiere
und zugleich interessante und. wichtige Aufsätze über einzuführende
Hausthiere, über Aquarien u. dgl. Wir halten das Unternehmen nach
den vorliegenden Heften für ein sehr zweckmässiges und nutzbrin-
gendes, das die allgemeinste Verbreitung verdient, Lehrern, Land-
wirthen und allen Freunden der belebten Schöpfung angelegentlichst
zu empfehlen ist. Es erscheint seit October vorigen Jahres monat-
lich eine Nummer von 1—2 Bogen in gr. 8 mit Abbildungen. Wir
können bei dieser Gelegenheit nicht umhin, auf die vielen Irrthümer
aufmerksam zu machen, welche durch die wandernden Menagerien
im Volke verbreitet werden. Diese haben in den letzten Jahren viele
seltene Thiere lebend zu uns gebracht und könnten das Interesse für
Naturgeschichte und Zoologie bis in die untersten Schichten des Volkes
anregen und beleben, aber meist dienen sie nur zur augenblicklichen
'Belustigung, weil eben, seltene Ausnahmen abgerechnet, ihre Besitzer
und Wärter mit solcher Belustigung ihren Hauptzweck zu erreichen
glauben. Es gibt heutzutage populär geschriebene Bücher über die
Naturgeschichte in reichlicher Auswahl, aus welchen die Menagerie-
führer sich belehren sollten und die den Besuchern zur weitern Be-
lehrung über die vorgeführten Thiere dienen könnten. Möchte auch
nach dieser Seite hin diese neue Zeitschrift Gutes wirken. - al.
CGorrespondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für die
Provinz Sachsen und Thüringen
Halle.
1860. Januar. Ne, 1.
Sitzung am 4. Januar.
Eingegangene Schriften:
1. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft XI. 2 Berlin
1859. 80,
2. E. A. Zuchold, Bibliotheca historico-naturalis etc. IX. I. Götting.
1859. 80,
Bei der statutenmässig vorzunehmenden Neuwahl des Vorstan-
des und wissenschaftlichen Ausschusses werden durch Acclamation in
beiden dieselben Mitglieder für das laufende Jahr wieder gewählt und
an Stelle der Herren Wislicenus und Schulze als Schriftführer Herr
Hetzer und in den wissenschaftlichen Ausschuss Herr Schrader. Es - -
fungiren mithin
als Vorsitzende: die Herren Giebel und Heintz,
als Schriftführer: die Herren Taschenberg, Hetzer, Kohlmann,
als Kassirer: Hr. Kayser,
als Bibliothekar: Hr. Weitzel,
und im wissenschaftlichen Ausschusse die Herren:
Volkmann, Knoblauch,
Girard, Franke,
Schrader, Kleemann,
Schaller, Krause.
‘Hr. Giebel zeigt an, dass noch im Laufe dieses Monates eine
öffentliche Sitzung anzuberaumen sei und spricht dann über einige
neueste Erscheinungen der paläontologischen Literatur.
Sitzung am 11. Januar,
Eingegangene Schriften:
1. The quarterly journal of the geological society. XV. 4. No. 60.
London 1859. 80.
2. Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der‘ Wissenschaften
in Prag. X. Bandes 5. Folge. Prag 1857. 40.
87
3. Sitzungsberichte der k. böhmischen, Gesellschaft in Prag. Jahrg.
1859. Prag 1859. 80.
Hr. Siewert verbreitet sich über die flüchtigen Alkaloide das
Coniin und Narcotin und ihren Einfluss auf den Organismus. Hr.
Unbekannt legt zwei Kohlenfilter vor, deren Wirkungen geprüft
werden.
Öffentliche Sitzung am 18. Januar.
Hr. Hetzer erörtert eine Reihe von Erscheinungen aus der Akus-
tik und Optik, höchst interessante Parallelen zwischen den Bewegun-
gen der Schall- und Lichtwellen ziehend.
Sitzung am 25. Januar.
Eingegangene Schriften:
1. Nachrichten von der Georg- August-Universität und der königl.
Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen. Jahr 1859. Göt-
tingen 8°.
2. Notizblatt des Vereines für Erdkunde und verwandte Wissen-
‚schaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen
Vereines. März 1859 — Februar 1860. Nr. 26—40.
3. Siebenter Jahresbericht über die Wirksamkeit des Werner- Verei-
nes zur geologischen Durchforschung von Mähren im Vereins-
jahr 1857.
4. J. Fr. Blumenbach, Beiträge zur Naturgeschichte. Göttingen
1790. 1811. 2 Thle. So,
5. Oken, Uebersicht des Grundrisses des Sistemes der Naturfilosofie
und der damit entstehenden Theorie der Sinne. Frankfurt a/M.
6. O. Funke, de sanguine venae lienalis. Lipsiae 1851. 80. c. tb.
7. H. Hirzel, über das Aluminium und einige Legirungen. Leipzig
1858. 40.
8. Lehmann, Addidamenta quaedam ad corpora proteinica accuratius
eognoscenda. Lipsiae 1859. 40.
9. O.B. Kuhn, de ratione qua cupri combusta in kalii cyanoferri-
tem et ferratem reagunt. Lipsiae 1858. 40,
10. A. Klipstein, Uebersicht der Geologie zum Behuf seiner Vorle-
sungen. Giessen 1833. 80,
Nr. 4—10 Geschenk des Hrn. Zuchold.
Hr. Giebel beleuchtet in einem längern Vortrage den Aufbau
des thierischen Organismus aus den einzelnen Organen und Organ-
systemen und deren bestimmenden Einfluss auf die Eigenthümlich-
keiten der verschiedenen Typen.
/ 88
Bericht der meteorologischen Station in Halle.
October 1859.
Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei SW und wol-
kigem Himmel den Luftdruck von 2711,26 und war bei SW und
wolkigem Himmel noch im Steigen begriffen bis zum 3., wo der Luft-
druck Nachm. 2.Uhr die Höhe von 28°'1‘',83 erreichte. Darauf sank
es unter unzähligen kleinen Schwankungen trotz des herrschenden
NO bei meistens ziemlich heiterem Wetter und häufigen Früh-Nebeln
bis zum 15. (Nachm. 2 Uhr = 27‘7‘',28) und stieg wieder ebenfalls
beiSW und trübem Wetter bis zum 17. auf 17‘9“,63, sank abermals,
anfangs langsam bei SW und regnigtem Wetter, dann aber schnell
bei stürmischem SW und trübem Wetter und erreichte am 21. Nachm.
2 Uhr seinen niedrigsten Stand im Monat = 26‘'11''',89. Es stieg
wiederum, anfangs schnell, dann vom 23. an nach einer unbedeuten-
den Schwankung langsamer bis zum 28. Nachm. 2 Uhr (27‘10',71).
Obgleich auch jetzt die Windrichtung sich nicht wesentlich änderte,
sank es doch ziemlich schnell bis zum 31. Morg. 6 Uhr (27‘1'',33)
und stieg dann bei NW und Regen und Schnee bis zum Abend noch
um einige Linien. Es war der mittlere Barometerstand im Monat —=
27'845. Der höchste Stand im Monat war am 3. Morg. 6 Uhr bei
W = 28‘1‘,83; der niedrigste Stand am 21. Nachmittag 2 Uhr —=
26‘11‘89. Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat =
13‘,94. Die grösste Schwankung binnen 24 .Stunden wurde am 21.
— 22. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27°'0‘,79
auf 27''6°,68, also um 5''',89 stieg.
Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats noch ziemlich
hoch (c. 120) und sank vom 6. an allmählig bei nordöstlichen Winden
bis zum 10. (60,7) worauf sie bei derselben Windrichtung bis zum 16.
(120,2) wieder stieg. Darauf sank das Thermometer trotz der einge-
tretenen südwestlichen Windrichtung anhaltend bis zum 23. (20,7) und
ist dann auch bis zum Schluss des Monats nicht mehr bedeutend ge-
stiegen. Es war die mittlere Wärme der Luft im Monat — 799. Die
höchste Wärme am 5. Nachm. 2 Uhr bei NO war = 180,4; die nied-
rigste Wärme am 23. Morg. 6 Uhr = 00,2.
Die im Monat beobachteten Winde sind:
Ne — NO = 25 NNO = 8j: 0ONO = 1
O0 = 9 SOR—3 NNW—- 1, 050
Sur we NW=.,7 sso = 1] WNW= 0
Win SW = 28 SW=5| WW=5
Daraus ist die mittlere Windrichtung berechnet worden auf = W —
8010'7',26 — N.
Die Luft war im Allgemeinen, namentlich in der zweiten Hälfte
des Monats ziemlich feucht. Durch psychrometrische Messungen liess
sich die relative Feuchtigkeit der Luft im Mittel auf 81 pCt. bestim-
men bei dem mittlern Dunstdruck von 3‘'‘,32. Dabei hatten wir
durchschnittlich wolkigen Himmel. Wir zählten 7 Tage mit be-
decktem, 11 Tage mit trübem, 7 Tage mit wolkigem, 2 Tage
mit ziemlich heiterem, und 4 Tage mit heiterem Himmel. Die
Regenmenge entspricht der feuchteren- Luft nur wenig. Es wurde
nur an 6 Tagen Regen beobachtet und die Regensumme beträgt nur
107 paris. Kubikzoll auf den Quadratfuss Land, was einer Regen-
höhe von 8,92 entsprechen würde. Elektrische Erscheinungen sind
in diesem Monat nicht bemerkt worden, aber auffällig war die grosse
Zahl von nebeligen Morgen vom 3.—15. 9 mal. Weber.
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1860. in | “ Behryar, März. N I Ill.
Ueber die Gänsegalle und die Tükitnhetiäne der
Taurochenocholsäure
von
«WW. Heintz Be J. Wislicenus.
(Im ‚Auszuge ‚aus Poggendorffs Annalen Bd. 108 S. 547 mitgetheilt
von den Verfassern.)
Die, erste Untersuchung, der Gänsegalle ist von Tie-
demann. und Gmelin*). angestellt worden. Bei der
mangelhaften Methode ‚solcher Untersuchungen, in ‘den
zwanziger Jahren und. wegen. nur geringer Mengen des
den genaffnten Forschern zu Gebote stehenden Materiales
lassen die Ergebnisse jener. Arbeit die eigentliche Natur
der Gänsegalle ziemlich im Dunkeln., In neuerer Zeit un-
ternahm Marison eine neue Untersuchung der Gänsegalle,
welche ihn in ‚derselben eine eigenthümliche. schwefel-
haltige,, Säure vermuthen liess, für die,er, den Namen
„Chenocholinsäure‘“‘ vorschlug. Zu dieser Annahme bewog
ihn. die rhombisch-tafelförmige Krystallgestalt des aus der
alkoholischen Lösung durch. Aether gefällten Natronsalzes
der Säure, der grosse Schwefelgehalt desselben und einige
eigenthümliche Reactionen, z. B. die Fällung ‚durch. Salz-
säure, „Chlorbarium und Chlorcalcium.‘ Die , Zusammen-:
setzung der Säure wird aber. durch ‚seine Analysen .nicht
aufgeklärt., _
Durch ae von Frau Dahnert, in Rügenwalde
und Frau Bauer in Stolp gelang es uns, einer grösseren
Menge von Gänsegallen habhaft zu werden, zwar nicht
*) Tiedemann wu Gmelin, ne : U ESAUBNE nach Versuchen. 2. Aufl.
Bd. 11. 8/1483. ,
XV.51860.11: Ywdloß | 7
90
der ganzen Gallenblasen, sondern nur des Inhaltes der-
‘ selben, welcher behufs besserer Konservirung mit starkem
Alkohol vermischt worden war. In Folge davon hatte sich
schon der grösste Theil des Gallenschleimes abgeschieden.
Zu seiner vollständigen Entfernung wurde noch mehr sehr
starker Alkohol zugesetzt, die Lösung dann von dem
flockigen Niederschlage abfiltrirt und im MWasserbade mög-
lichst zur Trockene verdampft. Die zurückbleibende braune
Masse wurde gepulvert, wobei der fliegende Staub die Re-
spirationsorgane sehr heftig afficirte, und das Pulver in
einer wohlverschlossenen trockenen Flasche mit absolutem
Alkohol geschüttelt. Die filtrirte braune alkoholische Lö-
sung wurde durch Aetherzusatz pflasterig gefällt, der Nie-
derschlag in Alkohol gelöst und abermals durch Aether
abgeschieden.
Die vereinigten ätherischen Flüssigkeiten hinterliessen
beim Verdunsten ein goldgelbes Oel, in welchem eoncen-
trisch gruppirte Nadeln eines krystallinischen Kör-
pers bemerkbar waren. Es gelang uns, diese_Krystalle
durch wiederholtes Abpressen zwischen Filtrirpapier, wobei
die ölige Masse in dasselbe eindrang, und durch mehr-
maliges Umkrystallisiren aus Aether ziemlich rein zu er-
halten. Sie stellten so eine schneeweisse, etwas verfilzte
seidenglänzende Krystallmasse dar. In siedendem Wasser
schmolzen sie sofort und erstarrten beim Erkalten wieder-
um krystallinisch, ohne gelöst zu werden. Alkohol, Aether,
Schwefelkohlenstoff und Chloroform lösen sie auf. Aus
letzterer Lösung krystallisirt die Substanz am schönsten
heraus, Kalilauge veränderte sie aber so wenig wie Chlor-
wasserstoffsäure. Die alkoholische Lösung reagirte voll-
kommen neutral. Die Quantität dieser Substanz war zu
weiteren Versuchen zu gering.
Das beim Abpressen dieser Krystalle in das Papier
eingedrungene Oel wurde durch Aether wieder ausgezogen
und derselbe darauf verdunstet. Kalilauge verseifte beim
Kochen den gelben öligen Rückstand leicht vollkommen.
Nach dem Abheben der Seife wurde sie mit Wasser über-
gossen. Sie löste sich in einer kleinen Quantität vollkom-
men klar auf. Durch Zusatz von Schwefelsäure wurden
91
die Fettsäuren für sich abgeschieden und bildeten ein gelb-
liches Oel. Mit Baryt liess sich eine in Wasser unlösliche.
Verbindung darstellen. Die bei der ersten Verseifung ent-
standene kalihaltige Flüssigkeit, neutralisirten wir mit
Schwefelsäure, dampften zur Trockene ein und behandelten
mit absolutem Alkohol. Nach dem Verdunsten desselben
blieb eine dicke, gelbliche, in Wasser lösliche Flüssigkeit
zurück, welche, welche sowohl am Geschmack als auch.
durch die Entwickelung von Acrolein bei der trockenen
Desillation als Glycerin sicher erkannt wurde. Die Gänse-
galle enthält also Glyceride flüssiger Fettsäuren.
Der durch Aether in der alkoholischen Lösung her-
vorgebrachte Niederschlag wurde wieder in absolutem Al-
kohol gelöst und mit frisch ausgeglühter Thierkohle behan-
delt. Eine vollständige Entfärbung war trotz mehrfacher
Versuche nicht zu erreichen. Ein Theil der gelb gefärbten
Lösung wurde darauf durch wasserhaltigen Aether gefällt
und einige Tage lang sich selbst überlassen. Es hatte
sich der amorphe, weiche Niederschlag in eine krystalli-
nische Masse verwandelt. Die Krystalle waren kleine rhom-
bische Tafeln, wie sie Marison schon beobachtete. An
der Luft zerflossen sie sehr schnell. Diese rhombischen
Tafeln, welche Marison als das Natronsalz der Cheno-
cholinsäure betrachtete, sind indessen nicht die einzigen
Krystalle, welche sich bei längerem Stehen des äthe-
rischen Niederschlages bilden. Hoch über demselben, an
den Wänden des Glasgefässes setzen sich nämlich aus
der alkoholisch -ätherischen Flüssigkeit concentrisch grup-
pirte, sehr dünne, bis einen Viertelzoll lang werdende,
weisse Nadeln an, die in der Flüssigkeit somit etwas
löslich zu sein scheinen. Die Anzahl dieser Krystalle
war so gering, dass damit kein anderer Versuch ange-
-stellt werden konnte, als der den Nachweis führende,
dass sie eine organische Säure und eine feuerfeste Basis
enthalten. Letztere blieb nach dem Verbrennen geschmol-
zen zurück und reagirte, mit einem Tropfen Wasser be-
feuchtet, stark alkalisch. Beide Salze, sowohl das rhom-
bisch -tafelförmige als auch das nadelförmige sind in Wasser
sehr leicht löslich.
7»
92:
10Mit der wässrigen Lösung eines Theiles der Gallen-
substanz stellten ‘wir einige’ qualitative‘ Versuche an.
» Dürch’ Essigsäure ’und’ Weinsteinsäure’ nicht, "wohl aber
durch Salzsäure wird die Gallensäure flockig abgeschieden.
Indessen ist sie’nur' in einem Teberschusse .des letzteren
Reagens unlöslich. ' Ist dieser "entfernt, so verschwindet
der gebildete ee bei Zusatz von- reinem RE
sofort.
Neutrales 'essigsaures Blei bringt keinen Niediärschine
hervor: Nach längerer Zeit erst, schneller beim Kochen;
entsteht eine geringe Besen BE ER
Boden setzt. TERY, sh al
Basisch essigsaures Bleioxyd änkegen Vak een
eine: starke pflasterartige Fällung. ' Der Niederschlag ist in
Alkohol‘'etwas löslich.
- Chlorbarium und Chlorcalcium geben weisse, in ‚Hinssi
nicht, wohl aber in Calcium: flockige Niederschläge.
Schwefelsaure Magnesia fällt nichts. Erst auf Zusatz
von etwas Ammoniak entsteht ein weisser, flockiger, in
Salmiaklösung' wieder verschwindender Niederschlag.
Das braune, durch Eisenchlorid gefällte Eisensalz ist
leicht löslich in Alkohol, aus welchem es durch Wasser-
zusatz wieder abgeschieden wird. Ebenso verhält sich das
weissliche Manganoxydulsalz.
s(ııEssigsaures' Kupferoxyd und salpetersaures Silberoxyd
bringen keine 'Niederachläge hervor; ebensowenig Queck-
silberchlörid ;: während 'salpetersaures Quecksilberoxydul eine
mit''der:' Zeit zunehmende Trübung verursacht.
o.:::Die „Asche der s@allensubstanz ' besteht ‘zumeist. aus
schwefelsaurem'' Natron,’ enthält aber auch‘ noch etwas
Chlor und eine nicht: unbeträtchtliche: Menge Kali. ıv
Um ’das’vorhandene Chlornatrium ünd womöglich auch
das Kali zu entfernen, 'fällten “wir .die' eöncehtrirte wäss- "
rige Lösung derselben durch’ eine’'ebei' solche von Glau-
bersalz.. Es bildeten sich zähflüssige! Tropfen , welche nach
einigen Tagen fester wurden, indessen'doch nicht 'voll-
ständig ‘erhärteten. ‘Diese Fällung ‘und ‚miehrtägige ‚Dige-
stion wurde nach dem Abgiessen der alten Glaubersalzlösung
noch einige Male wiederholt, das Gallensalz' darauf "im‘
Ar Ang
293
Wasserbade völlig getrocknet „und mit ’absolutem « Alkohol
ausgezogen. Es 'konnten-nun'weder Chlor noch Schwefel-
säure in der Lösung naehgewiesen: werden. Beim Ver-
dampfen blieb das Gallensalz als hellgelbe amorphe Masse
zurück, welche nach der Fällung ‚der alkoholischen Lösung
durch Aether wiederum zu den,'charakteristischen rhom-
bischen Tafeln wurde, während sich.keine Spur der con-
centrisch gruppirten Nadeln mehr zeigte, von welchen da-
her wohl anzunehmen ist, dass sie das Kalisalz der Gänse-
gallensäure waren, welches sich jedenfalls mit dem schwe-
felsauren Natron in das Natronsalz und schwefelsaures Kali
umgesetzt hatte. Diese Ansicht findet durch die Abwesen-
heit des Kaliis in der Asche der so gereinigten Substanz
ihre Bestätigung.
Die Analysen dieser so gereinigten Gallensubstanz
führten zu folgenden Zahlen:
Hl ielihiäe BY Varel
Kohlenstoff = „59,71: 59,66, .59,75.-.59,78, 59,71..7
Wasserstoff = 894 8,67... 864, 877. 870. —
Stickstoff — — _ — — — . 18,97
Schwefel = — = — —
Sauerstoff — == Bat we een
Natron = Br zei Fan a EM ach
vi VII RR X Mittel
Kohlenstoff = — an En a ‘59, 72
"wasgerstöif! ab va wledl_ msmniken! Scasıda lo”
Stiekstöfe | 1 a, gpniolbos Ta rank 08 98:97
Schwefel = BTL nn 15T
Sauerstoff = 0 - min 16,28:07 °
Natron = 0-0 05,48 5,63 5,55"
| BOR AURORTN =" 100,00
Aus diesen : Brenn En ‚eine Be] für. die in
dem analysirten ‚Salze enthaltene Säure nicht. abgeleitet
werden, :ebenso wenig, wie Marsson ‚nach den Resultaten
seiner. Analysen, dazu im, Stande war:, Diese stimmen übri-
gens. nicht mit den unsrigen, ker weil Marison
die: Galle ‚nicht, ‚mit. schwefelsaurem Natron behandelt und
also..eine. weniger reine Substanz angewendet hatte,
>
94
Er fand in 100 Theilen Gallensalz
Kohlenstoff = 57,19
Wasserstoff = 8,39
Stickstoff = 3,48
Schwefel = 6,34
Sauerstoff 1: 1274
Natron —- 4,78
100,00
Dass übrigens auch wir es nicht mit einer vollkommen
reinen Substanz zu thun hatten, ging ausser der gelben
Färbung noch daraus hervor, dass die wässrige Lösung
des Gallensalzes mit neutralem essigsaurem Bleioxyd nach
einigem Stehen noch immer einen geringen Nieder-
schlag gab.
Nach einem Vorversuche mit geringer Menge der
Substanz, welcher ergab, das die Gänsegallensäure; durch
längeres Kochen mit Baryt, wobei im Anfange ein deut-
licher Ammoniakgeruch auftritt, in eine neue, eigenthüm-
liche Säure und eine krystallinische Säure und eine kry-
stallinische, dem Taurin ähnliche schwefelhaltige Verbin-
dung zerlegt wird, unterwarfen wir eine grössere Quantität
der Zersetzung durch Barythydrat.
Zu diesem Zwecke lösten wir die Gallensubstanz in
Wasser auf und fällten mit basisch essigsaurem Bleioxyd.
Der pflasterartige gewaschene Niederschlag wurde in Al-
kohol gebracht. In diesem löste er sich nur wenig, erhär-
tete aber so, dass er zerkleinert in der Flüssigkeit aufge-
schlämmt und durch Schwefelwasserstoff zersetzt werden
konnte. Das Filtrat hinterliess im Wasserbade zur Trockne
verdampft, die Säure als eine weiche, bräunliche Masse.
Beim Uebergiessen mit Wasser lösste sie sich zum grössten
Theile darin auf hinterliess aber eine weisse, perlmutter-
glänzende Substanz geringer Quantität, auf welche wir
später zurükkommen werden. Jedenfalls ist es dieselbe,
welche schon Tiedemann und Gmelin beobachteten.
Die wässrige Gallensäure reagirte entschieden sauer.
Mit Barytwasser versetzt, gab sie einen starken, dichten
Niederschlag. Nach Zusatz eines grossen Veberschusses
von Barythydrat wurde das Ganze in einem mit langem
95
‚ Condensastionsr. hre versehenen Kolben 36 Stunden lang
im Kochen erhalten, wobei der Niederschlag mehr und
mehr eine feinkörnige Beschaffenheit annahm. Nach dem
Erkalten wurde das überschüssige Barythydrat, welches
sich krystallinisch abgesetzt hatte, in Wasser gelöst und
filtrirt. In dem auf dem Filter zurückgebliebenen Nieder-
schlage musste die durch Spaltung entstandene Säure, in
der Flüssigkeit dagegen das Taurin oder ein diesem ähn-
licher Körper enthalten sein.
Der Baryt wurde aus letzterm durch Kohlensäure
entfernt und die Flüssigkeit zur Trockne verdunstet. Es
blieb eine gelbliche krystallinische Masse zurück, welche
sich in Wasser löste. Die Masse wurde zunächst mit salz-
säurehaltigem Alkohol übergossen, um vielleicht vorhan-
denes Glycocoll zu lösen. In der That blieben nach dem
Verdunsten des Alkohols auf einem Uhrglase feine ver-
filzte Nadeln — jedenfalls salzsaures Glycocoll zurück;
freilich in so geringer Menge, dass an eine nähere Unter-
suchung nicht zu denken war.
Den in salzsäurehaltigem Alkohol unlöslichen Theil
der Krystallmasse erhielten wir durch mehrmaliges Um-
krystallisiren völlig farblos. Die Gestalt der zum Theil
sehr schön ausgebildeten Krystalle war vollständig die des
Taurin. Ihre Identität mit diesem weisen die Resultate der
Analysen nach. 100 Theile derselben enthielten
Gefunden
L:y u Berechnet
Kohlenstoff 19,29 19,20 19,20
Wasserstoff 5,86 5,69 5,60
Das auf dem Filter gesammelte Barytsalz wurde nach
vollständigem Auswaschen durch Chlorwasserstoffsäure zer-
setzt. Hierbei schied sich die Säure flockig aus, wurde
„auf dem Filter mit Wasser ausgewaschen, zwischen Papier
‚abgepresst und in starkem Alkohol gelöst. Beim lang-
samen Verdunsten desselben trat eine Krystallisation nicht
ein, sondern die Säure blieb harzig und von gelber Farbe
zurück. In Wasser löste sie sich nicht, wohl aber in Al-
kohol und Aether. Da sie noch etwas Stickstoff enthielt,
56
wurde sie, um die Zersetzung zu vollenden, noch einmal
einen Tag lang mit einem Ueberschusse von Baryt gekocht,
doch ohne Erfolg. Die wieder abgeschiedene Säure wurde
daher. mit viel Kalilauge versetzt. und noch sechs Stunden
lang im Kochen erhalten. Beim- Erkalten schied sich das
Kalisalz aus der in der Wärme klaren Lösung ab, wurde
aber nach dem Entfernen der Kalilauge von Wasser leicht
aufgenommen. |
Durch :Chlorwasserstoffsäure. unlöslich abgeschieden,
wurde die Säure auf dem Filtrum gesammelt, mit Wasser
wohl ausgewaschen,' abgepresst, getrocknet und in abso-
lutem Alkohol gelöst. ‚Beim Eindampfen: der Lösung blieb
sie wiederum als harzige hellgelblich gefärbte Masse zurück,
welche nun frei von: Stickstoff . war und auf dem Platin-
blech ohne Rückstand verbrannte. ‚Weder durch langsames
Verdunsten. ‚der alkoholischen ‚oder. ätherischen‘ Lösung,
noch auch durch ‚Niederschlagen aus ersterer vermittelst
Wasser war sie krystallinisch. zu 'erhalten.. In letzterem
Falle schied ‚sie sich völlig amorph ab und setzte sich
grösstentheils zu Boden, nie aber vollständig, denn selbst
nach ‚monatelangem Stehen der Flüssigkeit blieb stets noch
ein Theil äusserst fein suspendirt. : Nur. einmal gelang es
uns, die Säure krystallinisch zu erhalten, und zwar als
wir die alkoholische Lösung, ohne eine Spur der Säure
niederzuschlagen, mit Wasser verdünnten und mehrere
‚Wochen lang sich selbst. überliessen. Die Form der Kry-
stalle war aber nicht vollständig deutlich zu erkennen,
doch schien sie eine kurze, an den Enden mannigfaltig
abgestumpfte Säule zu sein. In alkoholischer Lösung
reagirt sie. sauer. und. gibt ‚mit Zucker, und. Schwefel-
säure die blutrothe für, die Gallensäuren. charakteristische
Färbung.
Bei 100° getrocknet, erweichte sie zunächst, wurde
aber nach Entfernung alles Wassers fest ünd zerreibbar.
Das frisch bereitete Pulver war im höchsten Grade elec-
trisch. Zwei damit ‚angestellte ‚Elementaranalyseıe hatten
folgende Resultate: en |
Berechnet’ für ö! © @efunden“
: Tr N) ur
y C,4#4205 C54H4405 I II Mittel
= 19:33...05 75,00 75,41 15,21 „15,31
H 3 + 977... 1049 10,14 .. 10,02 _.10,08
On 14,88 14,81 14,45 _ 14,77 RE OU
100, 00 100,00 100,00 : 100,00 100 ‚00.
Der Kohlenstoffgehalt unserer Säure, welche am besten
als Chenocholalsäure zu bezeichnen ist, stimmt mehr
zur ersteren, der Wasserstoffgehalt dagegen besser zur
zweiten Formel. ‘Es ist hiernach nicht 'sicher zu entschei-
den, welche von beiden der Chenocholalsäure zukommt.
Vollständig rein war sie nicht, sie enthielt noch eine
gelblich färbende fremde Substanz. Der für die erste
Formel um 0,29 pCt. zu hohe Wasserstoffgehalt indessen
stimmte uns vom Anfang an mehr für die Formel C,,4440;,
welche sich von der Hyocholalsäure um ein Mehr von
C,H, unterscheidet.
Die Chenocholalsäure löst sich in kalter concentrirter
Kalilauge nicht auf, vereinigt sich aber doch, namentlich
beim Erwärmen, mit: der Basis. Sobald die Lauge abge-
gossen ist, wird das Kalisalz leicht von reinem Wasser
aufgenommen. Um es von einem Ueberschuss an Kali
vollständig zu reinigen, leiteten wir durch die Lösung einen
Kohlensäurestrom bis alles Alkali in kohlensaures. Salz
übergeführt war, dampften zur Trockene ein und lösten
das chenocholalsaure Kali in absolutem. Alkohol. Nach
dem Verdunsten blieb es als amorphe, klare Masse zurück.
Aus der alkoholischen Lösung wird es durch Aether ge-
fällt, setzt sich aber auch hier nicht krystallinisch, sondern
als zähe, durchsichtige Masse ab. Die wässrige und alko-
holische Lösung werden durch Kohlensäure getrübt — letz-
tere durch die Fällung von kohlensaurem Kali. Ob sich
dabei ein saures’ Ralısala bildet, haben ‚wir nicht ermitteln
‚können. g; ve "08
Aus dem Kalisalz stein! wir durch doppelte Zer-
- setzung mit Chlorbarium den chenocholalsauren Baryt
dar. Er fällt als flockige Masse zu Boden, welche auf dem
Filter gesammelt und mit Wasser ausgewaschen ‘werden
kann. Nach dem Trocknen lösten wir ihn in absolutem
Alkohol und fällten durch Aether. Es gelang uns, auf
diese Weise kleine, weisse nadelförmige Krystalle von
starkem Glasglanz zu erhalten. In Wasser ist das Salz
nur sehr schwer löslich, viel leichter dagegen in Alkohol.
Beide Lösungen werden durch Kohlensäure uuıcE Bildung
von kohlensaurem Baryt zersetzt.
Bei stärkerem Erhitzen schmilzt das Salz, bläht sich
‚unter Schwärzung auf und verbrennt mit stark rustender
Flamme, während kohlensaurer Baryt zurückbleibt.
‘Das bei 100° getrocknete Salz lieferte bei der Analyse
folgende Zahlen:
Berechnet für Gefunden
eu a an
C;,H#,1Ba0; C;4443Ba0; I u II Mittel
Ko 65,13 64,86 64,60*%) 64,73 — 64,70
H 894, 86 8,43 apa 8,45
(6) 11,26 11,21 — 241,16:
Ba0 15,37 15,32 — 15,64 15,15 15,39
100,00 100,00 100,00
Danach bleibt wohl kein Zweifel an der Richtigkeit
der Formel C,4H4,Ba0,;, für den chenocholalsauren Baryt
und C;4H440; für die Chenocholalsäure. Dieselbe ist also
der Hyocholalsäure homolog und unterscheidet sich von
dieser durch ein Plus von C,H,.
Unter der Annahme, dass die Gänsegallensäure, welche
wir statt des von Marron vorgeschlagenen Namens „Cheno-
cholinsäure“, der sie mit der schwefelfreien Hyocholin-
säure zusammenstellen würde, Taurochenocholsäure
zu benennen vorschlagen, sich unter denselben. Vorgängen
in Taurin. und Chenocholalsäure spalte, wie dies Strecker
für die Choleinsäure oder. Taurocholsäure voraussetzt, so
muss ihre Zusammensetzung durch die Formel
® C,H NS,0,, ausgedrückt werden, da
CsHuNS;0,.+2H0 = 0,H440; + CHEHNS209 - ist.
Das Natronsalz der Taurochenocholsäure
Cs NaNS,0,3 verlangt
*) Zu geringe.
"99
Oyg _— 348 = ‘62,03
Has te 8,56
N = 14 = 2,50
S, _ ee)
O4 = 88 — 15,69
NaO - | — 5,52
561 100,00
Mit den für das taurochenocholsaure Natron gefun-
denen procentischen Werthen verglichen zeigte sich hier
ein zu hoher Kohlenstoffgehalt, während die für den Stick-
stoff berechnete Zahl niedriger als die gefundene ist. Letz-
'teres erklärt sich daraus, dass durch die Reinigung mit
schwefelsaurem Natron im Gallensalze vorhandenes Ammo-
"niumoxydsalz nicht zersetzt werden konnte und der von
diesem herrührende Stickstoff also nicht entfernt worden
ist. Für den um etwas mehr als 2 pCt. zu niedrigen
Kohlenstoffgehalt indessen genügt die Erklärung durch das
Vorhandensein anderer, kohlenstoffsaurer Verunreinigungen
nicht völlig.
"Bei Weitem besser stimmen die berechneten Zahlen
zu den gefundenen, wenn angenommen wird, die Tauro-
chenocholsäure spalte sich in Chenocholalsäure und Taurin,
ohne dass dabei Wasser aufgenommen wird. Durchaus
"dagegen sprechen indessen alle übrigen bekannten Spal-
tungsvorgänge. Eher möglich wäre es, dass das tauro-
chenocholsaure Natron nach dem . Trocknen noch zwei
Aequivalente nicht zu seiner Konstitution gehörigen Was-
'sers zurückhielte. Unter dieser Voraussetzung wären die
für dasselbe berechneten Procentzahlen der Elemente, denen
wir die gefundenen im Mittel beifügen, folgende
Berechnet Gefunden
Osg = .348 60,10 59,72
0: eu ‚8,64 8,74
N = 14 2,42 3,96
Sn = 32 5,58 5,74
Ousr 51404 17,96 16,29
NO = 3 5,35 5,55
579 100,00 100,00
100
Einen vollgültigen Beweis für irgend eine dieser An-
nahmen vermögen wir jetzt allerdings nicht ‚beizubringen.
Andere Salze der Chenocholalsäure konnten wir nicht
in zur Analyse hinreichenden Mengen darstellen. Mit nur
sehr geringer Quantität des Kalisalzes machten wir jedoch
noch einige Reactionsversuche, die nachstehende Ergeb-
nisse hatten.
Die wässrige Lösung des chenocholalsauren Kalis gibt
weisse, flockige, in Alkohol lösliche Niederschläge mit
Chlorcalcium, -schwefelsaurer Magnesia, schwefelsaurem
Zinkoxyd, Quecksilberchlorid, salpetersaurem Quecksilber-
oxydul, neutralem essigsaurem Bleioxyd und salpetersaurem
Silberoxyd. Das Silbersalz schwärzt sich leicht in directem
Sonnenlichte. Essigsaures Kupferoxyd gibt ein flockiges
hellblaues Salz, Eisenchlorid einen flockigen braunen Nie-
derschlag.
Weiter oben erwähnten wir eine BE weisse,
krystallinische, perlmutterglänzende Substanz, welche un-
löslich zurückblieh, als die aus dem durch basisch essig-
saures Bleioxyd hervorgebrachten Niederschlage vermittelst
Schwefelwasserstoff abgeschiedene und aus der alkoholischen
Lösung durch Eindampfen gewonnene Taurochenocholsäure
in Wasser gelöst wurde. Auf dem Filter mit Wasser aus-
gewaschen, wurde sie in absolutem Alkohol gelöst und
dieser durch längeres Stehen an einem warmen Orte ver-
dunstet, Die Substanz blieb in kleinen, perlmutterglän-
zenden Krystallen zurück, welche sich unter dem Mikros-
cope meistens als Tafelfragmente darstellten. Nur selten
waren vollkommen ausgebildete Individuen zu sehen. Ihre
Form war eine sechsseitige Tafel, von deren Seiten zwei
gegenüberliegende stets länger waren als die übrigen. Die
vier. an diesen. liegenden Winkel waren deutlich grösser
als die beiden anderen von den vier kürzeren Seiten gebil-
deten, so dass die zu Grunde liegende Krystallform eine
rhombische Tafel mit starken Abstumpfungen an den stum-
pferen Säulenkanten zu sein schien. In Alkohol und Aether
sind sie leicht löslich, nicht merklich. aber im Wasser,
welches die alkoholische Lösung milchig trübt, ohne dass
sich selbst nach langem Stehen. die Masse vollständig
v 101
absetzte. Diese äusseren Eigenschaften: sind vollkommen
die der Paracholsäure. Eine Analyse konnte nicht vorge-
nommen. werden, da die gewonnene Menge äusserst gering
war. Um die Natur der Substanz möglichst aufzuklären,
unternahmen wir mit fast dem ganzen uns zu Gebote ste-
henden Materiale noch die folgenden Versuche.
Wir hatten bemerkt, dass nach jedesmaligem Lösen
und Eindampfen nicht mehr gie ganze Menge krystallisirte,
dass vielmehr ein Theil sich stets zersetzte und die weissen
Krystalle hellgelblich färbte. _ Unter dem Mikroscope zeigte
sich dann, dass ausser “den Tafelfragmenten noch andere
Krystalle, büschelförmig ‘vereinigte, sehr feine Nadeln,
vorhanden waren.
Wir lösten einen Theil der rein weissen tafelförmig
krystallisirten Substanz im Alkohol und-fällten mit heissem
Wasser. Nachdem sich möglichst viel weisse Substanz ab-
gesetzt hatte, dampften wir die darüber stehende milchig
getrübte Flüssigkeit im Wasserbade zur Trockne ab und
übergossen den Rückstand mit kaltem Wasser. - Etwas
weisse Substanz blieb zurück. Die filtrirte wässrige Lösung
gab beim Eindampfen eine sauer reagirende, gelblich ge-
färbte Masse, welche ebenso wie die weissen Krystalle mit
Zucker "und Schwefelsäure. die ‚Pettenkofer'sche Reaction
zeigte.
Es bleibt hiernach durchaus kein Zweifel ‚mehr, dass
die perlmutterglänzenden Tafeln wirklich eine Paracholsäure
sind; — ob dieselbe, wie die in der Ochsengalle enthal-
tene, oder eine der Gänsegalle eigenthümliche bleibt ‚wegen
Mangels einer Elementaranalyse ungewiss.
Wir hoffen in Zukunft die nicht zu voller Anskdsrün
gelangten |Partien vorstehender Arbeit. durch. eine ‚Fort-
setzung derselben zu sicherer Entscheidung ‘zu: bringen,
durch ‚zahlreichere Analysen ‚mehrerer Salze der Chenocho-
lalsäure die Formel derselben vollständig sicher stellen
und ihre ferneren Zersetzungsweisen der Untersuchung un-
terwerfen zu können. Es bedarf dazu einer bei Weitem
grösseren Menge von Material, als wir für. die ‚hiermit
mehr. als vorläufige Mittheilung, denn ,als abgeschlossenes,
102 r
Ganze der Oeffentlichkeit: übergebene: Arbeit: zu unserer.
Verfügung: hatten; voraussichtlich wird: der, kommende
Herbst es uns:in für unseren: Zweck genügender. Quantität
zu Gebote: stellen.
Bemerkungen über die Zusammensetzung einer Vesuvlava
von
Adolf Kenngott.
In der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesell-
schaft, Bd. X, Seite 375 ff. wurde von Herrn Wedding.
ein Beitrag zu den Untersuchungen der Vesuvlaven, ge-
geben. Es wurde nämlich von ihm die Lava der Eruption .
von 1631 mineralogisch, besonders durch mikroskopische
Untersuchung und chemisch quantitativ bestimmt, schliess-
lich die procentische Menge der Gemengtheile berechnet.
Da in neuerer Zeit Gebirgsarten mit besonderer Sorg-
falt analysirt werden, um die Gemengtheile mit Wahrschein-
lichkeit zu berechnen und wiederholte Analysen endlich zu
dem gewünschten Resultate führen müssen, so, sind auch
die hier zu besprechenden Analysen von wissenschaftlichem
Werthe, zumal sie eine Lava betreffen, die bereits schon
einmal analysirt wurde. Wenn dagegen die Resultate guter
Analysen zu Berechnungen verwendet werden sollen, so
ist dabei die grösste Vorsicht zu empfehlen und in dieser
Hinsicht hat Herr Wedding seine Analysen durchaus un-
genügend benützt; nebenbei ist eine derartige Benützung
sehr leicht die Veranlassung, auf die Analysen ein schiefes
Licht zu werfen.
Um sofort die Hauptsache, die Berechnung der Ge-
mengtheile zu besprechen, übergehen wir zunächst die
mikroskopische Untersuchung und wenden uns an die
Analysen, die mit besonderen Vorsichtsmassregeln unter-
nommen wurden und daher ein gutes Resultat versprechen.
Es wurden vier Analysen mitgetheilt:
1. und 2. enthalten die Hauptanalyse, d. h. die Ana-
lyse der in der zugeschmolzenen Glasröhre aufgeschlos-
genen Substanz, und zwar ist unter 1. der in Salzsäure
103°
. gelöste Theil, nebst der dazu gehörigen durch kohlen-
saures Natron gelösten Kieselsäure aufgeführt, unter
2. der unzersetzte Theil;
3. giebt die Summe beider d. h. die Gesammtanalyse
der Lava
4. endlich enthält die Analysen des Augits.
Die Analysen sind nachfolgende:
1. 2. 3. 4,
43,794 4,234 48,023 48,855 Kieselsäure
‘18,784 1,995 20,779 8,630 Thonerde
4,325 0,397 4,722 2,734 Eisenoxyd
3,109 0,165 3,274 4,545 Eisenoxydul
9,266 0,912 10,178. 20,623 Kalkerde
1,102 0,059 1,161 14,005 Talkerde
2,409 1,239 3,648 “ Natron
6,908 0,211 ° 7.1219 % Kali
Spuren > Spuren 5 Titansäure
Spuren + Spuren Spuren Manganoxydul
0,817 5 0,817 55 Chlornatrium
0,044 = 0,044 5 Schwefelsäure
0,166 > 0,166 ER Wasser
90,724 9,212 99,936 99,392
et
Zur Analyse des Augits wurden die durchsichtigen por-
phyrartig eingewachsenen Krystalle unter der Loupe aus
der gröblich zerkleinerten Lava ausgesucht. Die Berech-
nung führte zu nachfolgender Vertheilung der Gemengtheile:
100 Theile Lava enthalten:
54,0 Leueit
8,2 Augit
5,5 Olivin
16,3 Mejonit
8,3 unlösliches Silicat
5,1 Magnetit
1,2 Eisenoxydhydrat
0,1 schwefelsaurer Kalk
. 0,8 Chlornatrium .
oder vielleicht 25,1 Mejonit
104
und da Herr Wedding das specifische Gewicht der Lava
— 2,83 fand und aus obigen ‚Gemengtheilen = 2,80
oder 2,81 berechnete, so hielt er dies für ein eülnstiges
Moment.
Wenn auch Ber ee ausdrücklich hear,
dass er fern ' davon ‚sei,, diese Berechnung, als. definitiv
richtig für die Zusammensetzung der Lava hinzustellen,
dass diese vielmehr nur das wahrscheinliche Bild geben
solle, so wird doch dieser procentischen Vertheilung einige
Bedeutung zugeschrieben und es muss eine solche Speci- .
fieirung der Gemengtheile mit der Berechnung der specifi-
schen Gewichte übereinstimmend den Schein erregen, als
hätte sie wenigstens zu einem möglichen Resultate geführt.
Da dies jedoch nicht einmal der Fall ist, $0 musste mit
Recht die Benützung der Analyse eine durchaus ungenü-
gende genannt werden. Wenige Zahlen genügen dies sofort
zu zeigen. : = Re
In der Lava sollen 54,0 Procent Leucit enthalten sein,
nach der Formel des Leucit aber fordern 54,0 pCt. Leueit
11,61 pCt. Kali, während die Lava nur 7,119 pCt. Kali
ergab. Die Menge des Leucit ist also unverhältnissmässig
hoch berechnet, es mussten nur um 33 p6t. herausge-
rechnet werden. A
In der Lava sollen ferner 5,5 pCt. Olivin enthalten
sein, während die Analyse der ganzen Lava 1,161, Talkerde
ergab. Dies passt weder mit der Menge des Olivins noch
mit der;des Augits. Olivine sind eisenhaltig und wenn wir,
zu, Gunsten des Augits einen, sehr hohen Eisengehalt an-
nehmen, viel höher, als er durch Analysen vesuvischer
Olivine gefunden wurde, so ist noch nicht einmal Talkerde
genug da, um den Olivin zu decken, geschweige ‘denn
dem Augit zu genügen. Wenn wir nämlich einen Olivin
sehr eisenreich berechnen und in der Formel ’RO°®SiO®3 das
Verhältniss zwischen MgO und FeO so annehmen, dass
auf 3MgO 1FeO kommt, so würde ein solcher Olivin in
110 Theilen 38,26 Theile Talkerde
23,02 Eisenoxydul
38,62 Kieselsäure
enthalten, folglich würden auf 5,5.'Theile Olivin 2,104
105
Theile Talkerde kommen, was mit der oben angeführten
Analyse aber nicht stimmt.
In der Lava sollen ferner. 8,2 pCt. Augit enthalten
sein. Die eigene Analyse ergab nun in 100 Theilen Augit
14,005 Talkerde, folglich kommen auf 8,2 pCt. Augit
1,148 pCt. Talkerde.
Die Analyse der ganzen Lava gab nur 1,161 pCt.
Talkerde und der Olivin sollte schon 2,104 zugetheilt be-
kommen; es müsste also der Olivin am besten ganz ausge-
fallen sein, da für ihn gar keine Talkerde da ist, geschweige
denn das Doppelte von dem, was überhaupt gefunden wurde.
Es wurden ferner 3,648 pCt. Natron gefunden, ohne
dass die berechneten Gemengtheile dasselbe verwerthen.
Es enthält zwar der Mejonit etwas Natron, aber sehr wenig,
in 100 Theilen 2,5 pCt., da jedoch nur 16,3 bis 25,1 Theile
Mejonit bereehnet wurden, so können darin höchstens 0,7
Procent Natron angenommen werden, so wie in dem un-
löslichen Silikat nur 1,239 pCt. Natron enthalten sind, das
Doppelte in dem löslichen, also die Berechnung mit der
Analyse wieder nicht stimmt.
Von den untergeordneten Gemengtheilen sehen wir
vor der Hand ab und begnügen uns nur gezeigt zu haben,
dass. die Mengen der Hauptgemengtheile im grössten Wider-
spruche mit dem Resultate der Analyse selbst stehen. Was
nützt es Gemengtheile zu berechnen, wenn die Stoffe selbst
nicht ausreichen, welche die Berechnung fordert. Wir wür-
den auf kleine Mengen kein Gewicht legen, weil diese das
Gesammtresultat nicht sehr beirren würden, wenn aber die
Fehler der Berechnung so gross werden, wie hier, dann
ist sie selbst durchaus werthlos, schadet sogar der Ana-
lyse selbst.
Wenn man jedoch eine gute Analyse und eine ver-
fehlte. Berechnung nicht vermengt, sondern auf die erstere
einen gebührenden Werth legt, so ist sie geeignet, den
Ausgangspunkt zu Berechnungen zu liefern, die wenn sie
auch kein erschöpfendes Resultat abgeben, auf das wenig-
stens hinweisen, was noch zu thun nöthig ist. Ich habe
überhaupt weniger den Zweck gehabt, durch diesen Aufsatz
eine unrichtig ausgeführte Berechnung zu widerlegen, son-
XV. 1860. 8
106
dern &6 läg mir daran, eine sorkfältige Analyse näch
Möglichkeit zu benützen, zumal vom gleichen Lävaströme
sich Dufrenoy bereits Material zur Analyse wählte und
somit eine Vergleichung der Resultate möglich wird. Die
letztere nöch 'versgchiebend, wollen wir zunächst auf die-
jenigen Minerale unser Augenmerk richten, welche in dem
Gemenge gesehen werden. |
Herr Wedding liess zum Zwecke &enauerer Unter-
suchungen Schliffe machen, die sich besonders zu mikro-
skopischen Untersuchungen eigneten und er fand: dass die
hellgraueGrundmasse eineMenge ziemlich ungleich-
mässig vertheilter Augitkrystalle einschliesst, welche
zum Theil von schärfen Flächen begrenzt sind und die ge:
wöhnliche Form eingewachsener Augite zeigen. Unregel-
mässige Verwachsungen und Durchwachsungen sind häufig;
seltener, aber doch deutlich sind Zwillinge. Die Grösse
der Krystalle wechselt von den kleinsten Dimensionen bis
zu 5 Millimeter Länge, bei höchstens 1 Millimeter Dicke.
Man findet auf den Quadratoentimeter Lavafläche 15 Bis 20
deutliche Augitkrystalle.
Die Augitkrystalle sind ferner unabhängig von die Lava
durchziehenden Hohlräumen von vielen Spalten durchzogen,
deren zwei Arten unterschieden werden: ganz feine , welche
mit den Spaltungsflächen zusammenzuhängen scheinen, ün-
regelmässige, bald weniger bald stärker geöffnete, welche
die Krystalle nach verschiedenen Richtungen durchziehen
und meist mit grauer Masse ausgefüllt sind, die das >
suchen reiner Krystalle sehr erschwert.
Die Augitkrystalle sind in dünnen Plättchen dürch-
sichtig, heller und dunkler gefärbt, die Farbe auch streifig
und zonenartig wechselnd, enthalten an den Rändern kleine
Bläschen und viele sind nicht mehr gänz frisch, die Bil-
dung von Eisenoxydhydrat zeigend, was aus dem Aus-
gehen der Lava nicht zu schliessen wäre. |
Augitkrystalle enthalten ferner einzelne unreg&lmäs-
sige undurchsichtige Körper, welehe Magnetit $ind und
das Pulver der mit ihnen durchzogenen Augitkrystalle
magnetisch erscheinen lassen; ferner, jedoch seltener, farb-
lose durchsichtige. Nadeln, die prismatisch gestaltet, an
107
den Enden abgerundet Sprünge‘ rechtwinklig gegen die
Hauptachse zeigen; ferner zuweilen Leucitkrystalle.
Die Lava enthält ausser Augit ein bei weitem weniger
gross und nie in so schönen und aüsgezeichneten Krystallen
ausgebildetes meist wasserhelles und Aurchsichtiges Mineral,
welches zusammen mit kleiten Augiten, schwarzen un-
durchsichtigen Körnern (Magnetit) und hönig£elben Kör-
pern (Olivin) zügleich die Grundmasse derselben bildet.
Diese Grundmasse ist ein völlständig krystallinisches' Ge
menge und enthält jene klaren wasserhellen Krystalle im
grossen Uebergewicht, welche zum grossen Theil entschie-
den Leucit sind. Die mikroskopische Betrachtung lässt
die fast kreisrunden Durchschnitte leicht unterscheiden und
an den Rändern finden sich die prismatischen Krystalle,
die auch beim Augit bemerkt’ wurden.
Ein zweiter nadelförmiger Körper, der im Gemenge
mit Leucit in der Grundmasse vorkommt, wurde für Mejonit
gehalten, doch liegt die Bestätigung davön nur in der Ana-
lyse, mehr noch in ihrer Berechnung. Ob sie identisch sind
mit den im Leueit und Augit eingewachsenen Nadeln, kann
nicht gesagt werden, wahrscheinlicher ist es, dass diese ein
unlösliches Silieat sind. Die Leucitkrystalle, selbst die
kleinsten enthalten häufig schwarze Einschlüsse:.
Sehliesslich ‘wurde eine Lamelle schwarzen. Glim-
mers am ganzen Stücke gesehen, weisse und rosarothe
krystallinische; Ueberzüge in Hohlräumen, die für Soda-
lith: zu halten sind und endlich farblose durchsichtige
Blättehen, die wegen der Schwefelsäure in der Analyse
für Gyps gehalten wurden.
Versuchen wir: die,Berechnung nach denjenigen. Mine-
ralen durchzuführen, welche gesehen wurden, so. haben
wir von dem Resultat der Gesammtanalyse (3) den Gyps
abzuziehen. \
0,044 Procent Schwefelsäure erfordern, um Gyps zu
bilden 0,031 Kalkerde, 0,02: Wasser, mithin bleiben
48,028 Kieselsäure
20,779 Thonerde
4,722 Eisenoxyd
3,274 Eisenoxydul
8*
108
10,147 .Kalkerde iin BEN:
1,161 Talkerde
3,648 Natron
7,119 Kali |
0,817 Chlornatrium
0,146 Wasser
nach Abzug von 0,095 pCt. Gyps.
Verbindet man 0,146 Wasser mit a nach der
Formel des Simonit, so bleiben
48,028 Kieselsäure
20,773 Thonerde
3,854 Eisenoxyd
3,274 Eisenoxydul
10,147 Kalkerde
1,161: Talkerde
3,648 Natron
7,119 Kali
0,817 Chlornatrium
nach Abzug von 1,014 pCt. Simonit.
Da Sodalith als Gemengtheil vorhanden ist, wich
Chlornatrium enthält, so können wir das’ gefundene Chlor-
natrium als Bestandtheil des Sodalith in Rechnung bringen,
selbst wenn etwas Chlornatrium für sich dagewesen wäre,
weil die Formel des Sodalith an sich, unter der Voraus-
setzung freien Chlornatriums neben Sodalith bezüglich des
Sauerstoffverhältnisses mit der des Anorthit übereinstimmt,
also hier nur das Natron besonders in Abzug kommt, dessen
Menge nicht auf die übrigen angegebenen Minerale passt.
Wir müssen demnach nach der Formel des Sodalith. 2,533
Kieselsäure, 2,158 Thonerde, 1,300.Natron abziehen, somit
Mn 45,495 Kieselsäure
18,621 Thonerde I
3,854 Eisenoxyd eh
3,274 Eisenoxydul.
10,147 Kalkerde
1,161 Talkerde
2,348 Natron
7,119 Kali
nach Abzug von 6,808 pCt. Sodalith.
109
Nun hat Herr Wedding angenommen, was nicht
unwahrscheinlich wäre, dass das Kali dem Leueit angehört
und man könnte denselben abziehen, dann bleibt aber das
Natron übrig, welches wir unmöglich dem Mejonit anreihen
können, der eine höchst unbedeutende Menge Natron ent-
hält. Es liegt daher der Nephelin am nächsten, welcher
zwar nicht mit, Bestimmtheit gesehen wurde, dagegen sehr
wahrscheinlich ist. Der Nephelin enthält neben Natron
etwas Kali, durchschnittlich nach den bekannten Analysen
l.-Aequivalent Kali auf 4 Aequivalente Natron und wir er-
halten ‚somit auf 2,348 Natron: 6,461 Kieselsäure, 4,885
Thonerde 0,890 Kali, mithin verbleiben
39,034 Kieselsäure
13,736 Thonerde
3,854 Eisenoxyd
3,274 Eisenoxydul
10,147 Kalkerde
1,161 Talkerde
6,229 Kali
nach Abzug von 14,584 pCt. Nephelin.
Ziehen wir jetzt den Leucit ab, so kommen auf 6,229
Kali 15,964 Kieselsäure und 6,779 Thonerde, mithin bleiben
23,070 Kieselsäure
6,957 Thonerde
3,854 Eisenoxyd
3,274, Eisenoxydul
‚ 10,147 Kalkerde
1,161 Talkerde
nach Abzug ‚von 28,972 pCt. Leucit.
Wir hätten nun 'nach dieser Berechnung von. dem
Gesammtinhalt der Lava überhaupt 11
28,972 Proc. Leueit
14,584 „:, Nephelin
6,808 .,„; Sodalith
1,014 _,„.. Simonit
0,095 „ Gyps, zusammen
51,473 ,' Minerale abgezogen, welche
ohne Rücksicht auf den Augit abgezogen werden ‚konnten.
110
“si Von-hier an. wird die Berechnung aber problematisch,
weil’ Augit:und Olivin an der Talkerde und dem-Eisenoxydul
partieipiren, -Mejonit und Augit Kalkerde enthalten, ‚ohne
dass man eine Trennung vornehmen kann, die'nicht. Wh
kürlich wäre. iin
Wollten wir an jener Ansicht festhalten, dass im
Augit die Thonerde Folge von Thonerde enthaltenden Sili-
katen ist, wie es hier gewiss als möglich erachtet werden
kann: so könnten wir den restirenden Thonerdegehalt dem
Mejonit zurechnen. Nach der Formel desselben kommen
auf 6,957 Thonerde 5,670 Kalkerde 9,181 Kieselsäure, mit-
hin würden bleiben
13,889 Kieselsäure
3,854 Eisenoxyd
3,274 Eisenoxydul
4,477 Kalkerde
1,161 Talkerde
nach Abzug von 21,808 pCt. Mejonit,
Wir ersehen hiermit aus dem Rest, dass nach Abzug
von Magnetit zuviel Kieselsäure da ist, um Augit zu con-
stituiren, sehen aber auch gleichzeitig, dass abgesehen
vom Mejonit mit Berücksichtigung der separat ausgeführten
Augitanalyse schon vorher zu viel Kieselsäure da war, um
Augit, Mejonit und Olivin zu eonstituiren. Wir müssten,
um diesen Ueberschuss von Kieselsäure herabzudrücken,
annehmen, dass in dem Gemenge ein an Kieselsäure rei-
cheres Silicat da wäre, z. B. Sanidin oder überhaupt eine
we des Orthoklas, welehe Kali _ Saal EutbalN
ist unmöglich und wir müssen es ae a En
mengtheile procentisch zu: finden,
Der durch die Analyse gefundene unlösliche Antheil
gibt keinen Anhaltepunkt für die Bereehnung, sowohl be-
züglich der Qualität als der Quantität der Bestandtheile
und die Analyse des Augit kann keinen Ausgangspunkt
für die Rechnung bilden,‘ weil die Bestandtheile abwech-
selnd gleichzeitig im. Olivin, Magnetit und Mejonit vor-
kommen, :möglieherweise auch noch Anorthit vorkanden ist,
111
...Von besonderem. Interesse ist es, dass auch Dufre-
noy die Lava von 1631 analysirt hat und zwar wie Wed-
la Scala, jedoch wie Wedding meint, von einem D anderen
Theile der Lava als er selbst. Stellen wir diese drei Ana-
lysen neben einander:
Wedding von Dufrenoy von Dufrenoy von
Granatello Granatello la Scala
48,03 49,09 50,24 Kieselsäure
20,78 22,29 22,04 Thonerde
4,72 — — Eisenoxyd
3,27 7,31 8,39 Eisenoxydul
10,18 3,86 5,94 Kalkerde
1,16 2,62 ‘1,23 ’ Talkerde
7,12 3,08 3,54 Kali
3,65 8,95 8,12 Natron
so sehen wir eine bedeutendere Differenz zwischen den
beiden Analysen der Lava von Granatello, als zwischen
der von Granatello und la Scala nach Dufrenoy. Auch
gab Dufrenoy an, dass die Aehnlichkeit der Laven von
Granatello und la Scala so gross sei, dass man die Stücke
nicht unterscheiden könne.
Nach Dufrenoy sind die Laven aus einem hellgrauen
Teige ‘gebildet, der beinahe ausschliesslich aus glänzenden
krystallinischen Punkten zusammengesetzt ist, welche zwei
verschiedene Minerale bilden. Eines ist in Säuren. löslich
und enthält eine beträchtliche Menge Kali, das andere un-
löslich und enthält beinahe gleiche Theile Natron und Kali.
Ausserdem unterscheidet man in dem Teige gelbe ‚Olivin-
körner und grüne durchsichtige kleine Augitkrystalle. Von
Leueit ist keine Rede.
Leider gestatten. die Analysem won Dufrenoy nicht,
eine vergleichende Berechnung anzustellen, weil'zu wenig
Anhalt (gegeben ist, um eines der Minerale zu fixiren und
wir müssen uns für jetzt noch damit. begnügen, auf die
Schwierigkeit hinzuweisen,, die Gemengtheile aus den Ge-
sammtanalysen zu bestimmen, selbst wenn auch,eine Tren-
nung des.löslichen und unlöslichen- Theiles vorliegt, „Diesen
112
letzteren Angaben ziehen wir jedoch stets die mineralo-
gische Bestimmung vor und wenn Herrn Weddings Ana-
lysen kein befriedigendes Resultat ergeben konnten, so
haben seine Untersuchungen das Verdienst, die Beurthei-
lung auf einen höheren Standpunkt gebracht zu haben,
wozu wesentlich die annähernde Bestimmung der vorhan-
denen Mineralspecies vieles beitrug. Wir können‘ somit
vielleicht erwarten, dass er von Neuem sich dieser.schwie-
rigen: Aufgabe unterziehe und es ist dann zu hoffen, dass
das Verhältniss vollständig aufgeklärt werde.
Zum Schluss muss ich noch auf die nahe Verwandt-
schaft aufmerksam machen, welche‘die analysirten Proben
der Lava ‚von 1631 trotz der Differenzen in den Analysen
zeigen. So wie die Analysen oben nebeneinander gestellt
sind, liegen die Proben von Granatello und la Scala: analy-
sirt von Dufrenoy einander näher als die Proben‘von Gra-
natello, analysirt von Dufrenoy und Wedding. Wenn wir
jedoch die Aequivalentzahlen nebeneinander stellen und zu
diesem Zwecke in Weddings Analyse das Eisenoxyd als
Eisenoxydul berechnen, weil Dufrenoy nur Eisenoxydul
angab, so sind die relativen Zahlen folgende;
Wedding von Dufrenoy von Dufrenoy von
Granatello Granatello la Scala
10,673 10,687 11,164 Aequiv. SiO?
4,043 4,337 4,288 2 A1O?
1,508 0,652 0,750 4 KO
1,177 2,887 2,619 : NaO
3,635 1,379 234 n CaOo
0,580 1,310 0,620 = MgO
2,089 2,031 2,331 ne FeO
oder
10,673 10,687 11,164 5 Ssio?
4,043 4,337 4,288 2: A102
8,979 8,259 8,441 6; RO
oder
10,559 9,856 10,414 5 sio?
4,000 4,000 4,000 E AIO®
8,888 . 7,617 7,874 > RO
113
"Wedding von Dufr&noy von Dufrenoy von
Granatello Granatello la Scala
oder
10 10 10 SiO?
3,779 4,058 3,649 e A1O®
8,417 7,728 7,561 ” RO
und wenn wir hieraus das Sauerstoffverhältniss berechnen,
so erhalten wir:
30 : 11,337 : 8,417 in SiO?, AlO®, RO für Lava von Gra-
30:
30:
80 :
30°
30 :
natello nach Wedding
12,174 : 7,723 in SiO®?, AlO®, RO für Lava von Gra-
natello nach Dufrenoy
10,947 : 7,561 in SiO®?, AlO®, RO für Lava von la
Scala nach Dufrenoy
oder endlich das Sauerstoffverhältniss
19,754 in SiO?, AlO® + RO für Lava von Granatello
nach Wedding
19,902 in SiO?, AIO® + RO für Lava von Granatello
nach Dufrenoy
18,508 in SiO?, AlO® 4 RO für Lava von la Scala
nach Dufrenoy.
Hierdurch zeigen sich die beiden Proben von Grana-
tello wieder näher stehend, indem bei ihnen das Sauer-
stoffverhältniss fast ganz dasselbe ist, wie es auch zu er-
warten war, selbst wenn die Basen der Art nach abweichen;
im Allgemeinen jedoch überhaupt Keine grosse Verschie-
denheit in allen drei Proben.
114
Beitrag zur Kenntniss von Crustaceen ‚welche in: Arten
der Gattung Ascidia I, leben ..;
T. Thorell.
(A. d. Öfversigt af Kgl. Vet.- Ak.’s Förhandlingar 1859. No. 8,
übersetzt von Dr. Creplin.)
In den Annals and Magazine of Nat. Hist. für July
1847 hat Allman einen Aufsatz, betitelt: „Deseription of
new Genus and Species of Entomostraca“ mitgetheilt, in
welchem er unter dem Namen Notodelphys Ascidicola
ein neues Crustaceum beschreibt, zu den Copepoden gehö-
rend, obgleich in wichtigen Charakteren von dieser Gruppe
abweichend. Es zeichnete sich besonders dadurch aus, dass
die Eier, nachdem sie die Eierstöcke verlassen hatten, in
einen von der Körperbedeckung gebildeten Raum, eine Ma-
trix, gelangten, anstatt in einen oder zwei äussere Eiersäcke
zusammengehäuft zu werden, wie bei den übrigen Copepo-
den. Auch hinsichtlich seiner Lebensweise war dies Thier
höchst merkwürdig: es lebte in der Athmungshöhle einer
Ascidia und zeigte sich.somit auf gewisse Weise im Ue-
bergange von den Copepoden zu den eigentlichen Schma-
rotzercrustaceen.
Neben der voll ausgebildeten Form von Notodelphys
und dem kürzlich aus dem Eie geschlüpften Jungen, wel-
ches Allman auch beobachtet hat, beschreibt und zeich-
net er zwei andere in Ascidien gefundene Crustaceen, welche
er als ungleiche Entwicklungsstadien der Notodelphys As-
cidicola betrachtet. Die eine, welche er als die jüngere
derselben annahm, zeichnete sich unter anderem durch eine
langgestreckte, cylindrische Körperform und durch zwei Be-
hälter für die Eier statt eines aus, wogegen die andere,
ältere Form kurz, seitlich zusammengedrückt, und mit ei-
ner einzelnen Matrix, wie bei dem erwachsenen Thiere,
versehen war. Diese beiden Formen waren besonders träge
in ihren Bewegungen und konnten sich nur langsam und
kriechend von einer Stelle zur andern begeben, während
das voll entwickelte Thier, welches eine mässiglanggestreckte,
etwas niedergedrückte Gestalt besass, sich sehr lebendig
bewies und rasch umherschwamm.
115
Seitdem Allman seinen Aufsatz geschrieben, hat
meines Wissens Niemand über die Gattung Notodelphys
etwas Wichtiges veröffentlicht. Man findet sie zwar an
mehreren Stellen erwähnt, und sie ist sogar als Typus für
eine eigne Familie und in die Nähe bald der einen, bald
der andern Familie unter den Entomostraceen gestellt wor-
den, aber wirkliche Zusätze zu unserer Kenntniss von. die-
sem Thiere scheint man, wie gesagt, bis jetzt nicht gelie-
fert zu haben, Costa hat inzwischen in der Fauna del
RBegno di Napoli, Entomostraca, Tab. II, zwei Crustace-
engattungen abgebildet, Gunenetophorus und Notop-
terophorus, welche vermuthlich dieser oder einer nahe-
stehenden Familie angehören; sie sind aber weder in die-
sem Werke, noch in Hope’s Catalogo dei Crostacei
Italiani beschrieben worden. Von der letztern Gattung
hat Leuckart im Archiv für Naturgeschichte 1859,
eine Art unter dem Namen Notopterophorus Veranyi
beschrieben.
Während eines Aufenthalts von ein paar Monaten vori-
gen Sommer bei Christineberg in den Bohuslänischen Schee-
ren nahm ich mir besonders vor, die Parasiten zu unter-
suchen, welche in Arten der Linneischen Gattung Asecidia
leben. Sowohl in Folge eigener Beobachtungen bei einem
frühern Aufenthalt an derselben Stelle, als von Figuren von
mehreren in Ascidien gefundenen Crustaceen, welche Prof. .
Lov&n gezeichnet und mir gütigst. mitgetheilt hatte, war
ich versichert, dass die Ascidien mehr als eine Art der der
Allman’schen N. asceidicola verwandten Crustaceen beher-
bergten. Da das Meer in der Nähe von Christineberg be-
sonders reich an Ascidien ist, und ich eine grosse Menge
von Exemplaren — gewiss gegen zweitausend — von meh-
reren verschiedenen Arten öffnete und untersuchte, glückte
es mir auch, in diesen Thieren die nicht unbedeutende An-
zahl von 19 verschiedenartigen kleinen Crustaceen, theils
Copepoden, hauptsächlich Notodelphyiden, theils Siphono-
stomen und zwischen diesen beiden Gruppen stehende
Thiere zu finden, von denen die meisten neuen Gattungen
und einige derselben sogar bisher unbekannten Familien
angehörten. Es zeigte sich da unter Anderm, dass die bei-
116
den erwähnten Allman’schen Entwicklungsstadien von No-
todelphys selbstständige von der genannten Gattung gene-
risch verschiedene Formen, und ferner, dass sogar in der-
selben sonach redueirten Gattung Notodelphys mehrere
Arten zu unterscheiden seien. Allman’s Beschreibung ist
allzu unbestimmt und die von ihm gegebenen Figuren sind
mit zu grossen Fehlern behaftet, als dass man mit Gewiss-
heit aus ihnen ermitteln könnte, was er mit der voll ent:
wickelten Form der N. Ascidicola gemeint habe, und das um
so mehr, als er vermuthlich auch darunter verschiedene
Arten zusammengemengt hat. Den Namen: Ascidicola
habe ich desswegen als Artnamen nicht beibehalten können,
sondern ihn statt dessen als Gattungsbenennung für das
langgestreckte, mit doppelter Matrix versehene Thier ver-
wendet, welches von Allman für eine jüngere Form der
N. Asc. angesehen ward. Die andere, kürzere und von der
Seite zusammengedrückte Form scheint identisch mit mei-
nem Doropygus Pulex zu sein.
Ausführliche Beschreibungen und Zeichnungen aller
der in Rede stehenden Arten habe ich in einer der Kgl.
Wiss.-Akad. gelieferten Abhandlung schon die. Ehre gehabt
mitzutheilen; in diesem Aufsatz erlaube ich mir, einige An-
zeichnungen über ihre Lebensweise, ihren innern Bau und
Anderes von etwas allgemeinerem Interesse darzubieten.*)
Da ich diese Thiere hauptsächlich von descriptivem Gesichts-
puncte aus untersucht habe und die kurze Zeit, welche ich
zu ihrem Studium in der Natur hatte, zum grössern Theil
von ihrer Einsammlung, Beschreibung und Zeichnung ein-
genommen ward, so konnte ich ihrer Anatomie und Ent-
wicklungsgeschichte nur eine flüchtigere Aufmerksamkeit
schenken, welches die Unvollständigkeit und den fragmen-
tarischen Charakter der folgenden Mittheilung sowohl. zu
erklären, als auch zu entschuldigen dienen dürfte.
Zum Anfange hiermit dürfte eine kurze Uebersicht
der fraglichen Formen nöthig sein. — Mit Zenker u.A,
*) Die Abhandlung, in welcher Hr. Thorell auch Rechen-
schaft über seine Ansichten, betr. die Classification der Entomostra-
ceen abgelegt hat, wird nach Beschluss der Akademie in ihre „Hand-
lingar aufgenommen werden.
117
halte ‚ich dafür, dass die Milne- Edwards’schen Ordnungen
Copepoda, Siphonostoma und Lernaeida in eine einzige un-
ter dem Namen Entomostraca zu vereinigen Seien, wel-
che somit hier in einer andern Bedeutung, als in der ur-
sprünglichen, von Müller aufgestellten, auftritt. Alle hier
nun in Rede stehenden Formen gehören zu den beiden erst-
° genannten Milne-Edwards’schen Ordnungen.
Notodelphyidae
Corpus ex 11—12 segmentis compositum, segm. ultimo
appendices 2 formante. Primum segm. thoracis cum capite
saepissime coalitum, quartum et quintum in Q coalita, partem
corporis matricalem formantia. Antennae secundi paris sim-
plices, in apice ungue armatae. Os mandibulis duabus tri-
busque paribus maxillarum instructum. Palpus mandibulae
et pedes birames. Sacculi ovorum externi nulli: ova in
matrice unica aut duplici, e cute segmenti thoracis quarti-
formata, postquam ovaria reliquerunt, continentur.
A. Notodelphyidae verae.
Segm. primum thoracis cum capite coalitum, segmentae
abdominis 6 in utroque sexu. Maxilla primi paris: mul-
tifidae. Oculus 1. Matrix simplex.
I. Notodelphys Allm.
Appendices abdominis setis 4 longis pilosis praeditae.
Corpus subdepressum. Ovaria. utrinque bina, antice libera.
1. N. agilis. App: abdom. ‚segm. penultimo duplo
longiores, seta in medio latere exteriore. Ovaria et ova in
maätrice fusco-virentia. Long. Q 2—3 millim.
2..N. Allmani. App. abdom. segm. penultimo fere
dimidio longiores, seta ad latus exterius ab apice spatio re-
mota, quod fere !/, longidudinis appendicis aequat. - Arti-
eulus primus rami exterioris pedum primi paris in margine
exteriore dentibus parvis angustis dense 'serratus. Pars ma-
tricalis in. Q subquadrilatera, angulis rotundatis, ovatis, ova-
rüis ‚et ovis fusco-virentibus. Long. 2 3-4 mill.
os N. rufescens. :App. abd. segm. 'penultimo di-
dimidio longiores, seta illa exteriore ab apice spatio remota,
quod eirca*/, longitudinis appendieis aequat. Art. primusrami
exterioris pedum primi paris inmargine subdenticulatus. Pars
118
matriealis in Q ovata; ovä& et oväria testacea vel rulaa cold,
Long. 9 ce; 3! /;millim.
4; «N. tenera. App. abd: segm. ee he; rn
longiores;, seta exteriore ab apice spatio remota, quod lati-
tudinem appendicis non superat. Pars matricalis in Q ova-
ta, ovis ovariisque rufestentibus. ' Long. @ €: 3%, mill.
5. N. caerulea. App. abd. segm. penultimo vix'i%
longiores, seta exteriore ab apice spatio remota, quod .e
longitudinis appendieissuperat. Art.primusrami exteriorispe-
dum primi paris margine laevi. Pars mätricalis in 9
ovata. Ova ovariaque caerulea. Long. Q 3—4 mill.
6. N. elegans. App. abd. paullo tantum longiores,
guam segm. penultimum, seta exteriore ab apice spatio re-
mota, quod latitudinem appendieis aequat. Ovä ovariague
fuseo-virentia. Long. © c. 3%), mill.
7. N. prasina. App. abd. breviores, quam Segimen-
tum penultimum, latitudine non longiores. Öva et ovaria
clarius viridia Long. @ 2—3 mill.
I. Doropygusn. g.
Appendices abdominis in apice pilis parvis, uncis vel
aculeis instructae. Corpus subcompressum. Ovaria äAntice
bina conjuncta. ir,
1. D. Pulex. Segm. abdöm. penultimum antepenul-
timo non brevius, in 2 partes oblongas, subtriangulas fissum,
suam quaeque appendicem, apicem versus attenuatam, seg-
mento penultimo paullo longiorem, in apice pilis 4, latitu-
dinem appendicis ad apicem longioribus instructam, geren-
tes. Articuli 1 et 2 rami exterioris pedum 2-4 paris apice
truncati. ‚Cephalothorax in @ oblongo-ovatus, antice Angus-
tatus; ovaria ovaque in matrice rufescentia vel FIRCROENIR
Long. 9 21, — 4 mill:
2. D. Psyllus. Segm. penultimum in 2 sure
longas, 'subtriangulas fissum ; app: hoc segmento longiores;
attenuatae, apice pilis 4 minutis, latitudine appendieis ad
apicem non longiöribus instruetae. Articuli 1 et 2 rami
exterioris pedum 2-—-4 parium in latere exteriore pröducti.
Cephalothorax in Q oblongo-ovatus; ovaria et Ova nr
centia., ‚Long, 'Q 2-3 mill.
3. ,D. gibber, 'Segmi penultimum breviasienunm, gübtüg
119
pröduetum ibique in apice incisum; app. longioribüs, Api-
cem versus angustatis, subdeflexis, in apice spinis, quarum
una longior, subrecta, armatis, aliisque minutis in latere infe-
riore. Cephalothorax.in fem. brevis; ovatus, altissimus; ova
ovariaque fuseo-virentia. Long. Q 4-6 mill:
4. D.auritüs: Se&m.penültimum brevissimum; subtus
ütrinque tubereulo spinuloso ; app. longioribus süubdeflexis,
apicem versus angustatis, in ipso apice uncis 4 armatis.
Cephalothorax in Q oblongus, segm. thöräcis 2’et 3 postice
emarginatis, angulis productis. Ova et oväria fusco - viren-
- tia. Long. 9 31,—5 mill.
II. Botachusn. g.
Appendices abdominis in apice aculeis armatae. Cor-
pus teres, fuso subsimile. Ovaria utringue bina, libera.
1. B.cylindratus. Segm. penultimum brevissimum,
subtus in formam trianguli productum ibique in Aapice inci-
sum, app. brevibus subdeflexis, latitudine fere duplo longio-
ribus, in apice aculeis 2 fortibus, deflexis, armatis, ipso
apice subtus producto, acuto. Long. @ 2—2!/, mill.
B. Aseidicolidae
Segmenta thoracis primum et secundum inter se
coalita; segmenta abd. 5 in 9, 6 inc. Maxillae primi paris
non multifidae. Oculus nullus. Matrix duplex.
| I. Ascidicola n.g.
Char. subfamiliae etiam generis unici.
1. A. rosea. Segm. penultimum latitudine dimidio-
duplo longius, apicem versus paulum angustatum, app. hoc
segm. brevioribus, pilis parvis in apice instructis. Ovaria
. et ova rosea. Long. 9 31, — 4], mill.
ia Buproridae.
a Corpus utrieulo subsimile, segmentis nullis, abdomine
carens. Antennae 2dip. simplices, aculeis curvatis armatae.
Os. mandibulis 2, tribusque. paribus maxillarum instruetum.
Pedes birames. Oculus nullus. Sacculi, ovorum externi
nulli ; ova.in corpore matris usque ad maturitatem servantur.
IL. Buprorus.n. g. 109
Char. familiae etiam generis, unici.
1. B. Loveni. . Corpus, .antice ,abrupte angustatum,
120
capite parvo, antice truncato. Antennae primi pari 3-artieula-
tae, seta forti in ipso apice. Color albicans. Long. 9: e. 3/, mill.
Ergasilidae.
I. Lichomolgus n.g.
Corpus piro subsimile, esegm. 11 (9) vel 12 (0) com-
positum, ‚capite magno cum segm. thoracis primo coalito,
segm. ultimo 2 app. formante. Antennae secundi paris sim-
plices, in apice uncis vel aculeis curvatis armatae. Os 3
paribus maxill. instructum, maxillis primi et secundi paris in
setam mollem, porrectam, exeuntibus, 3tii paris formä fere
pedis, in apice ungue armatis. Sacculi ovorum externi.
1. L. forfieula. Segm, penultimum latitudine 3—
4plolongius, app. longissimis, hoc segmento dimidio-duplo lon-
gioribus, medium versus pilis binis praeditisibique subfractis,
pilisque in ipso apice, latitudine appendieis. Long. e. 1 mill.
2. L. marginatus. Segm. penultimum latitudine di-
midio-duplo longius, app. angustioribus, rectis, apicem versus
paulum attenuatis, hoc segmento dimidio-duplo longioribus,
pilis in ipso apice, appendieis latitudine brevioribus, instruc-
tis. Long. 2 c. 1 mill.
3. L. albens. Segm. penultimum non vel paulo tan-
tum longius, quam latius, app. hoc segmento 2—2?/, longio-
ribus, rectis, vix attenuatis, pilis medium versus et in apice,
latitudine appendicis multo longioribus. Long.Q c. 1 mill.
4. L. furcillatus. Segm. penultimum latitudine
brevius, app. brevibus, crassis, latitudine duplo longioribus,
pilis quatuor in apice, latitudine appendicis longioribus alio-
que in medio latere exteriore instructis. Long. @ ce. 1 mill.
Ascomyzonidae.
Corpus piro subsimile, e segm.11 (9) vel12 (0) com-
positum, capite magno cum primo Segmento coalito, segm.
ultimo 2 appendices formante. Antennae 2di paris biramts,
ramo majore in apice aculeo curvato armato. ÖOris partes
ex siphone longissimo, palpo (?) ad latera ejus tribusque
paribus maxillarum constant, maxillis primi paris biramibus,
2di et 3tii simplicibus, pedis fere formä, in apice aculeo
curvato armatis. Pedes birames. Sacculi ovorum externi.
I. Ascomyzon n. @.
Character familiae etiam generis unici.
121
1. A. Lilljeborgii. Segm. penultimum latitudine fere
brevius; app.2 erassis, latitudine non longioribus, segmento
illo brevioribus, apice setis quinque imparibus, pilosis in-
structis. Long. @ ce. 1 mill.
Die Arten der Gattung Ascidia L. oder die sogen. ein-
fachen Ascidien, welche ich zu untersuchen Gelegenheit
gehabt habe, waren A. venosa, parallelogramma, as-
persa, canina, Mentula, intestinalis und echinata,
die beiden letztgenannten Arten in geringerer Anzahl, die übri-
gen dagegen in grosser Menge und so auch einige Exemplare
von Cynthia rustica, lurida*) und tessellata. Bei
allen eigentlichen Ascidien,: mit Ausnahme der A. echinata,
fand ich parasitische Crustaceen, unter den Cynthia-Arten
dagegen nur bei ©. lurida, bei welcher ich einmal 2 Expl.
von Doropygus Pulex fand. Die Ursache davon, dass
sie so selten oder ganz fehlend bei den Cynthien und A.
echinata sind, ist ohne Zweifel darin zu suchen, dass, da
‚diese Thiere eine besonders musculöse Körperhülle besitzen,
welche kräftige Contraetionen zulässt, sie oft die Mantel-
und die Respirations-Cavität mit einer solchen Heftigkeit
zusammenziehen, dass sich die in Rede stehenden, im all-
gemeinen ziemlich empfindlichen Thierchen dort nicht gut
aufhalten können. Es verdient bemerkt zu werden, dass die
erwähnte, in Cynthia lurida gefundene Doropygus-Art die derb-
ste und glatteste aller mir bekannten Notodelphyiden ist.
Unter den aufgezählten Ascidien scheint A. canina die-
jenige zu sein, welche die meisten Gäste zu beherbergen hat.
Wenigstens ?/, der Exemplare, welche man öffnet, enthalten
Parasiten meistens in mehreren Expl., bisweilen bis zu 30,
ja bisweilen 50 oder mehreren, hauptsächlich Notodelphyi-
den, besonders N. Allmani, Doropygus auritus und
Botachus cylindratus. Auch Not. prasina, Not.
tenera und Lichom. Forficula gehören besonders die-
ser Art an, welche ausserdem mehr zufällig, wie es scheint,
noch einige andere unserer Entomostraceen beherbergt.
Diese sind jedoch nicht die einzigen Thiere ‚ welche diese
*) C. lurida n. sp., C. rusticae ad magnitudinem et formam
simillima, a qua praecipue differt colore fusco -lurido et defectu acu-
lei inter aperturas branchialem et analem.
XV. 1860. 9
122
Ascidie beschweren. Eine Muschel, Modiolaria mar-
morata, welche bis ®/, Zoll lang wird, sitzt oft zu mehre-
ren Expl. in deren äusserer Mantelhöhle, im äussern Man-
tel eingewachsen, und trägt nicht wenig dazu bei, ihr die
unregelmässige und bizarre Gestalt zu verleihen, welche sie
oft darbietet. In A.canina, öfter aber in ein paar anderen.
Arten 2. B. Asc. parallelogramma und venosa, trifft
man nicht selten ein 7— 8 millim. langes Crustaceum aus
der Amphipoden-Ordnung an, Anonyx tumidus, eben-
falls oft genug zu mehreren Exemplaren. — Mit den nun
genannten Thieren, welche alle regelmässig in Aseidien le-
ben, muss man nicht solche vermengen, welche nur zufäl-
lig in ihnen angetroffen werden. So habe ich in ihren Re-
spirationssacke von Crustaceen z. B. eine Art Cythere,
eine junge Hipolyte und eine Mysis gefunden; von
Thieren anderer Classen, welche man nicht selten auf diese
Weise antrifft, will ich nur Junge von Seesternen er-
wähnen. Alle diese Thiere scheinen nur von ungefähr in
die Ascidien mit dem Strome zu gerathen, welchen die Be-
wegung. der die Athmungshöhle bekleidenden Cilien im
Wasser verursachen, und sind auch oft todt, wenn man sie
findet.
A. Mentula beherbergt ungefähr dieselben Parasiten,
wie A. canina, in welches ausserdem am häufigsten Bupr.
Loveni vorkömmt. In A. parallelogramma halten sich
vorzugsweise N. agilis, Ascomyzon Lilljeborgii und
Lichom. albens vor. A. venosa scheint ausschliesslich
N. caerulea zu beherbergen, ausser ihr aber öfters Dor
gibber und Lich. marginalis und nebst A. canina D.
Pulex. In A. intestinalis fand ich 2 Formen, die ich
bei keiner andern Art antraf, nämlich Not. elegans und
Lich. furcillatus, in A. aspersa einen Dor. Psyllus.
Es ergiebt sich schon aus dem jetzt angeführten, dass
die fraglichen Entomostraceen hinsichtlich des Vorkommens
und der Verbreitung sich sehr ungleich verhalten. Einige
derselben scheinen ausschliesslich in einer bestimmten As-
_ eidienart zuleben, während andere zwar vorzugsweise in ei-
ner, doch ausnahmsweise auch in noch andern angetroffen
werden. Eine und die andere zeigt sich als mehreren Arten
123
ohne Unterschied angehörend, und zu diesen gehört in er-
ster Stelle Dor. Pulex, welther nicht allein in A. venosa,
canina, aspersa, parallelogramma und vermuthlich
auchMentula, ja selbst wie schon erwähnt in einer Cyn-
thia lebt. Dahin gehört auch Ascidicola rosea, welche
ich bei A. intest., parall,, canina und aspersa antraf,
ohne ermitteln zu können, in welcher sie am liebsten haust.
Von den übrigen leben
Notod. agilis meistens in A. parallelogramma, in
welcher sie gemein ist, obgleich sie auch bisweilen bei
Mentula, canina und aspersa angetroffen wird,
N. Allmani in A. canina (gemein), bisweilen auch in
A. Mentula.
N. rufescens, einmal gefunden, in A. aspersa Var.?
(A. scabra.?)
N. tenera, einmal, in A. canina.
N. caerulea ausschlieöslich in A. venosa.
N. elegans nur in A. intestinalis.
N. prasina in A. canina, bisweilen in A. Mentula.
Dorop. Psyllus, einmal in A. aspersa.
D. gibber inA.venosa — einmal inA. intestinalis.
D. auritus gemein in A. canina.
Botachus cylindr. in A. canina, gemein; einmal in
A. intestinalis.
BuprorusLoveniinA.Mentula, einmalin A.aspersa.
Lichom. Forficula ziemlich gemein in A. canina.
L. marginatus inA.venosa, bisweilen beiA.canina.
L. albens gemein in A. parallelogramma; kommt
bisweilen bei Mentula und canina vor.
L. fureill. in A. intestinalis. ;
AscomyzonLilljeborgi in A. parallelogramma.
Bot. cyl,Ascom.Lilljeborgi und die Lichomol-
gus-Arten findet man ausschliesslich zwischen den Kiemenla-
mellen der Ascidien, wogegen die übrigen in der Kiemen-
höhle selbst leben; bisweilen, obzwar, wie es scheint, nur
zufällig. findet man sie in der äussern oder innern Mantel-
höhle. Wenn die Aseidien beschädigt worden sind oder
das sie enthaltende Wasser nicht ‚frisch und rein ist, bege-
ben sich diese Parasiten oft hinaus durch die Branchial- oder 5
9*
124
die Analöffnung, weshalb man sie auch bisweilen frei im
Wasser antrifft, in welchem män mit dem Schabeeisen vom
Meeresboden losgerissene A scidien mitgenommen hat. Sonst
scheinen sie während der spätern Stadien ihrer Entwicklung
ausschliesslich in diesen T’hieren zu leben.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen über Vorkom-
men und Lebensart der in Rede stehenden Crustaceen will
ich nun zu jeder der angeführten Familien insbesondere
übergehen und das Wichtigste von dem mittheilen, was ich
über ihre Organisation u. s. w. habe erforschen können.
I. Netodelphyidae. — Die hierher gehörenden Crusta-
ceen sind von einer mehr oder weniger: langgestreckten,
bald etwas herabgedrückten, bald zusammengedrückten, oder
cylindrrischen Form. Der Körper besteht aus 11 oder 12
Segmenten, deren erstes, der Kopf, an der untern Seite
zwei Paar Antennen, ein Paar Mandibeln jede mit zweiästi-
gen Tastern und zwei Paar Maxillen trägt. Die folgenden
5 Segmente, deren erstes zum öÖftersten mit den Köpfen
verwachsen ist, bilden den Thorax und tragen, jedes, sein
Paar zweiästiger Beine, deren letztes (Stes) Paar allezeit ein
mehr oder weniger rudimentäres ist. Das 4te und 5te Tho-
racal-Segment sind beim Q verwachsen und bilden das, was
ieh den Maätriealtheil des Körper nenne, in welchem die
Eier, nachdem sie die Eierstöcke verlassen haben, aufbe-
wahrt werden. Sie machen, wenn sie Bier tragen, den
dieksten Körpertheil aus, wogegen sie bei den jüngeren 9
und beim &, wo sie gesondert sind, schmäler sind, als die
vorangehenden Segmente, oder wenigstens diese an Um-
fang nicht übertreffen. Die 5 oder 6 hintersten Segmente
bilden das Abdomen; das letzte hat die Form zweier
schmäleren Abdominalanhänge, welehe an der Spitze plu-
mulirte Borsten, Stacheln oder Haare tragen.
Die Notodelphyiden scheinen nicht zu den eigentli-
chen oder echten Parasiten zu gehören, welche sämmtlich
von den Säften der Thiere leben, auf .oder in denen sie
sich aufhalten. Sie haben nicht, wie diese am öftersten
saugende, sondern kauende Mundtheile, welche völlig mit
den der gewöhnlichen Copepoden übereinstimmen, beson-
ders mit denen der Gattung Diaptomus, der sie zunächst
125
stehen, von welcher sie sich aber unter anderm dadurch
entfernen, dass die Antennen des zweiten Paares nicht zwei-
ästig, sondern einfach, in der Spitze mit einer starken
Klaue bewaffnet, sind. Man findet gemeinhin die N. mit
diesen Antennen an der Innenseite des Athmungssakes der
Asecidie festgehakt. Sie leben ohne Zweifel von denselben
Stoffen wie die Ascidien selbst, also von im Wasser frei
umherschwebenden organischen Partikeln, vielleicht auch
von Infusionsthieren und anderen mikroskopischen Organis-
men. Diese gelangen in die Kiemenhöhle der Ascidie durch
die Strömungen, welche die Ascidien an deren innerer Wand
hervorbringen, und durch welche frisches Wasser beständig
zu den Kiemen und Nahrungsstoffe zu der im Boden der
Kiemenhöhle liegenden Mundöffnung gelangen, in deren
Nähe sich auch diese kleinen Crustaceen vorzugsweise zu
halten scheinen. Oft sieht man, wie diese mit langen, be-
wimperten Borsten besetzten Mundtheile, die Mandibular-
palpen und die Maxillen, sich in einer fibrirenden Bewegung
befinden, durch welche ein Strom entstehen muss, welcher
gewiss dahin wirkt, dass Nahrungsstoffe dem Munde zuge-
führt werden. Auch beiDiaptomusCastor verursachen,
nach Lilljeborg, Claus u. A. die Mundtheile eine sol-
che Wirbelbewegung im Wasser, durch welche kleine mi-
eroscopisehe Thier- und Pflanzenreste der Mundöffnung zu-
geführt werden.
Der Darmkanal erstreckt sich vom Kopfe bis zum
nächst letzten Abdominalsegmente unter der Form einer
geräumigen, nach hinten ziemlich gleichmässig verengerten
Röhre, deren vorderer, im Cephalothorax gelegener Theil
oder der Magen vom .hintern oder dem Darme durch keine
Einschnürung getrennt ist, sondern in diesen allmählig
übergeht. Bei ein paar Doropygus-Arten habe ich die
Speiseröhre beobachtet, welche beiihnen von der Mund-
Öffnung gerade aufwärts steigt und mit einer trichterförmi-
gen Erweiterung an der untern Seite der Magenröhre, gleich
an deren vorderm Ende, einmündet. Die Wandung des Darm-
kanals ist sehr dick und musculös; sie zeigt auswendig
eine grosse Menge ringförmiger Runzeln und fast bestän-
dig kräftige peristaltische Contractionen, Ihre Farbe beruht
126
bald hauptsächlich auf dem Darminhalte, welcher mehren-
theils gelb ist, bald auf Pigmentkörnern an der Darmwand
selbst; bei Not. caerulea z. B., bei welcher der Darm-
canal hübsch violett ist, rührt diese Farbe von zahlreichen
Zellen in den Wänden des Canals her, welche ungleich grosse
violette Pigmentkörner einschliessen.
Eben so wenig, als einen besonderen Anal für die
Respiration — welche somit durch die ganze Körper-
oberfläche vermittelt wird — scheinen die Notodelphyiden
ein wirkliches Circulationssystem zu besitzen. Ein
Herz, welches man beiDiaptomus gefunden hat, scheint
bei ihnen, wie bei den Arten der Gattung Cyclops, ganz
zu fehlen. Es ist jedoch zu vermuthen, dass auch hier
übereinstimmend mit Dem, was Zenker und Claus für
diese letzteren Thiere annehmen, die rhythmischen Contrac-
tionen des Darmkanals eine gleichförmige Bewegung in der
klaren, farblosen Blutflüssigkeit hervorrufen.
Die Sinnesorgane beschränken sich auf das erste
Antennenpaar, welches ohne Zweifel als Gefühlswerkzeug
fungirt, und ein ziemlich tief unter der Körperbedeckung
liegendes Auge. Dieses ist, wie im allgemeinen bei den
Copepoden, doppelt und besteht aus zwei nach aussen ge-
richteten, zusammengewachsenen Pigmentbechern, deren
jeder eine grosse runde Linse einschliesst. Die Farbe der
Becher ist roth, die der Linsen dagegen weisslich oder
gelblich. Schon ehe das Ei die Matrix verlassen hat, kann
man beim Embryo durch diese und die Eihülle das rothe
und stark glänzende Auge sehen. — Ascidicola weicht
von den übrigen hierher gehörenden Thieren dadurch ab,
dass ihm das Auge fehlt.
DieBewegungsorgane bestehen hauptsächlich aus
den vier ersten Beinpaaren. Deren Aeste sind bei Noto-
delphys zusammengedrückt, dünn am Rande mit Stacheln
und langen, dicht plumulirten Borsten besetzt und bilden
folglich gute Schwimmorgane. Daneben sind bei dieser
Gattung die Abdominalanhänge, jeder mit 4 langen, bewim-
perten Borsten besetzt, wodurch das Abdomen ebenfalls
ein Bewegungsorgan gleich dem Schwanze bei den Fischen,
wird. Doropygus und Botachus haben diese Borsten
127
nicht; ihre Beine sind wenig zusammengedrückt, besetzt
mit dünn plumulirten Borsten, we shalb auch die Arten dieser
beiden*Gattungen ein vergleichsweise höchst geringes Be-
wegungsvermögen zeigen. Keine besitzt, nachdem sie den
Larvenzustand überstanden hat, das Vermögen zu schwim-
men, die ältern Weibchen liegen gewöhnlich auf der Seite
und rühren sich von der Stelle nur langsam durch abwech-
selndes Krümmen und Gerade-Richten des Körpers. Die
Männchen und jüngeren Weibchen sind lebhafter und
schlängeln sich oft nach allen Richtungen hin, wie Würmer.
Zur Erleichterung dieser Kriechbewegungen mögen die
kleinen Haare oder Stacheln dienen, welche sich bei diesen
am Ende der Abdominalabhänge finden. — Eben so träge,
wie die Arten dieser Gattung, ist Ascidicola, deren
Beine deutlich unbrauchbar als Schwimmorgane sind, indem
der äussere Ast mit kurzen Stacheln bewaffnet, der innere
mit enorm langen, steifen, spröden, nicht plumulirten Bor-
sten versehen ist. Ihre Bewegungen sind daher wurmartig,
kriechend und werden beim 2 dadurch unterstützt, dass
das dritte Abdominalsegment an der Spitze auf der untern
Seite etwas erweitert und dort mit mehreren Reihen dicht
stehender, nach hinten gerichteter kleiner Stacheln besetzt
ist und vom Thiere als eine Art Fuss benutzt werden kann,
wesshalb auch das vierte Segment mit den beiden Anhängen
immer etwas aufgerichtet gehalten wird, wenn das Thier
kriecht® Das fünfte Beinpaar fehlt bei Ascidicola ganz. Im
Gegensatze zu diesen drei Gattungen, Doropygus, Botachus
und Aseidicola, zeichnen sich, wie schon gesagt, die Notodel-
phys-Arten durch lebhafte und rasche Bewegungen aus. Be-
sonders hurtig schwimmen meistentheils die 0’ und die jün-
gern @, welche nicht durch Eier beschwert sind und sich
mit grösserer Leichtigkeit des Abdomens als Bewegungs-
organes bedienen können. Alle Notodelphyiden schwim-
men indessen mit etwa gleicher Hurtigkeit während ihres
" Larvenzustandes, obgleich einige diese Fähigkeit verlieren,
wenn sie in die Ascidien einschlüpfen und eine Art parasi-
tisches Leben zu führen beginnen.
Es sind besonders die Generationsorgane, durch
deren Bau sich die Notodelphyiden von den übrigen Cope-
128
poden unterscheiden und welche viele wichtige Eigenthüm-
lichkeiten darbieten. Ausser bei Aseidicola, welche in
Vielem von den übrigen Formen dieser Familie abweicht,
- und auf welche wir besonders zurückkommen werden, sind
diese Organe von folgendem Ansehen: Das 9 hat zu bei-
den Seiten des Darmkanals zwei Eierstöcke, welche bei
Doropygus über einander liegen, (zufolge der zusam-
mengedrückten Körperform) und vorn in einander überge-
hen, dazu die Form. einfacher, weiter Röhren besitzen, im
denen man je nach des Thieres Alter Eier in verschiedenen
Stadien der Entwicklung antrifft. Ebenso verhalten sie
sich auch bei Botachus, ausser dass sie hier länger,
mehr spulenförmig und vorn nicht mit einander verwachsen,
sondern frei sind. Bei Notodelphys liegen diese beiden
Eierstöcke neben einander, sind vorn getrennt und der
äussere zeigt gewöhnlich bogenförmige, auswärts gerichtete
Fortsätze an der Gränze zwischen 2 und 2 der vordern
Thoraxsegmente. Wie schon erwähnt werden die drei in
Rede stehenden Gattungen vorzugsweise durch die einfache
Matrix charakterisirt, welche vom vierten Thoraxsegment ge-
bildet wird. Dieses verwächst früh mit dem nächstfolgen-
den, so dass man beim voll ausgebildeten Thiere zum öf-
tersten schwer die Grenze zwischen ihnen sehen kann.
Das 4te Segment zeigt bei jungen Individuen oben eine An-
schwellung, welche allmählig nebst den beiden Segmenten
selbst heranwächst und sich schliesslich über, aueh seit-
wärts, sowohl das 4te, als das te Thoraxsegment ausbrei-
tet und sich nach hinten über die ersten Abdominalseg-
mente, ja sogar wie mehrentheils bei Doropygus, über das
ganze Abdomen erstreckt. Diese Höhle oder Matrix macht
einen geschlossenen Raum aus, welcher keine directe Com-
munication mit den Eierstöcken zu haben scheint und nur
hinten, oben vor dem ersten Abdominalsegmente, eine Oeff-
nung hat, durch welche die Eier wenn der Embryo seine
volle Entwicklung erlangt hat, herausgelassen werden. Wie
die Eier aus den Ovarien in die Matrix kommen ist mir
nicht geglückt zu beobachten, Immer, und besonders deut-
lich bei den Doropygus-Arten, (z. B. D.Pulex) sieht man,
dass sie gegen die Matrix hin völlig geschlossen sind. Bei
129
diesen endigt der eine, untere Eierstock (oder Eierstocksast)
gewöhnlich vor oder im ersten Abdominalsegment, wogegen
der obere gegen die Matrix gerichtet ist und oft weit in
diese hinein vorspringt, wenn sie leer ist, aber immer durch
das geschlossene Ende des Ovariums von deren Höhle ge-
trennt bleibt. Da ich niemals die Eier habe von selbst in
die Matrix übergehen sehen, auch sie nie durch Druck hi-
heinpressen :können, ohngeachtet ich längere Zeit hindurch
beständig mit lebenden Expl. versehen war, welche ich sorg-
fältig beobachtete, und mit denen ich mehrfache Versuche
anstellte, so vermuthe ich, dass dieser Uebergang beim
Hautwechsel geschieht, einem Vorgang, welchen ich bei
keinem mit völlig entwickelten Eierstöcken versehenen In-
dividuum beobachtet habe.
Die Matrix, welche sonach bei den drei genannten
Gattungen eine durch eine Duplicatur der Körperbedeckung
auf der öbern Seite des vierten Thoraxsegments gebildete
Höhle ausmacht, ist inwendig mit einer Haut bekleidet,
welche innen genau schliesst und nach hinten in die chi-
tinöse Membran übergeht, aus welcher die Matrix selbst ge-
bildet ist. Die Eier liegen somit in einem doppeltem Sacke.
Nach dem letzten Eierlegen oder kurz vor des Thieres Tode
*stülpt sich meistens die innere Haut aus, welche dann eine
Blase hinter der Matrix des Thieres bildet und direct in
diese übergeht. Die Blase, deren Form sich nach der Ma-
triecalhöhle richtet und bei’verschiedenen Arten verschieden
ist, füllt sich gewöhnlich nebst dieser mit einer klaren, far-
benlosen oder schwach. gefärbten Feuchtigkeit, zuweilen mit
einer opaken, körnigen Masse.: Zuweilen kann man bei
derselben deutlich die Stellen unterscheiden, mit welchen
sie an den Abdominalsegmenten selbst verwachsen war.
Mitunter ist nur ein Theil der innern Membran ausgestülpt
und bildet dann eine kleinere, oft schief sitzende Blase
hinter dem Matricaltheile. br
Bei Notodelphys erstrecken sich alle Ovarien in
das vierte Thoraxsegment, gegen die Matrix gerichtet, her-
ab, und wenn diese voll von Eiern ist, nehmen dieselben
die vordere Portion des Matricaltheils ein und bilden in
ihr, von oben angesehen, bei gewissen Arten eine triangu-
130
läre, bei anderen eine von einer geraden oder etwas krum-
men Linie nach hinten begränzte compacte Masse. Hinter
dieser hat man folglich die Eier in der Matrix, welche.dieht
an einander gepackt liegen, zu beiden Seiten und oben auf
dem hintern, schmälern Theile der Matricalsegmente, durch
welche der Darmcanal m. m. zum Abdomen fortläuft. Bis-
weilen füllen die Eier die Matrix nicht ganz und gar, son-
dern lassen den hintersten Theil derselben durchsichtig,
Gewisse Arten dieser Gattung geben oft, wenn sie aus der
Aseidie genommen werden, die ganze Eiermasse, ehe sie
ganz reif ist, auf einmal von sich; in diesem Falle sind die
Eier locker an einander geklebt und bilden einen Klumpen
oder eine dicke Scheibe von etwa derselben Form, wie die
Matricalhöhle ; zum öftersten. ist sie vorn abgestutzt, hinten
gerundet, oben convex, unten der Länge nach ausgehöhlt.
— Sofern das Thier nach einem Eierlegen noch frisch ist
und die Matrix noch eine Eierlage aufnehmen soll, (in wel-
chem Falle die erwähnte Blase nicht ausgestülpt wird),
zieht sie sich mehr oder weniger zusammen; bei Noto-
delphys bildet der Matricaltheil dann eine länglichere und
' nach hinten verschmälertere Abtheilung des Körpers, als
vorher, in welcher die Eierstöcke, nachdem sie somit einen
grössern Spielraum gewonnen haben, sich so ausbreiten, *
dass man nicht oder nur schwer die Matricalhöhle selbst
unterscheiden kann. Dies ist nicht der Fall bei Doropy-
gus, bei welchem sich die Matricalhöhle immer denilieh
begränzt zeigt, selbst wenn sie leer ist.
An.der untern Seite des ersten Abdominalsegments
befindet sich bei den Doropygus- und BotachusS-Arten
eine Vertiefung oder Einsenkung, in welche eine kurze,
schmale Röhre ausmündet. Von dieser Röhre geht beider-
seits ein ziemlich langer, wogig gebuchteter Canal aus,
welcher sich nach oben und vorn zu einer in demselben
Segmente liegenden Cavität oder Blase begiebt, welche man
beim lebenden Thiere deutlich sieht, und die: bei fllüchtigem
Ansehen an die äusseren Geschlechtsöffnungen bei einer
Menge anderer Copepoden erinnern. Diese beiden im ersten
Abdominalsegmente liegenden Blasen scheinen einen ziem-
lich complicirten Bau darzubieten; bisweilen habe ich, z.B.
131°
bei Doropygus Pulex eine kleinere vor jeder der bei-
den grösseren und ebenfalls mit dem genannten Canale
communicirende Blase zu sehen geglaubt. Diese Blasen sind
ohne Zweifel Receptacula seminis. Die Befruchtung
geschieht nämlich, wie ich bald zeigen werde, durch Sper-
matophoren, welche vom cd’ an die Mündung der genann-
ten kurzen Röhre geheftet werden; die von ihnen ausge-
‘ henden Spermatozoiden können folglich durch die Canäle
sich zu den Blasen hinauf begeben, und da die beiden Eier-
stockzweige gegen einen mit jedem von diesen vereinigten
Canal gerichtet sind, (welches ich mit Sicherheit wenigstens
bei D. Pulex beobachtet zu haben glaube), so können die
Eier und Spermatozoiden auf diesem Wege mit einander in
Berührung kommen. ;
Bei Notodelphys fehlt die Einsenkung oder Vulva
an der untern Seite des ersten Abdominalsegments, und
die kurze Röhre mündet direct an der Spitze des Segments
aus. Sowohl diese Röhre, als auch die Canäle und die Sa-
menbehälter. haben ungefähr dasselbe Ansehen, wie bei Do-
ropygus. Einen Zusammenhang zwischen den letzt genann-
ten und den Ovarien habe ich nicht sehen können; doch
existirt er ohne Zweifel hier ebenso wohl, wie bei der er-
stern Gattung.
Das Männchen, welches bedeutend kleiner, als das
© und von Form ihm sehr unähnlich ist, da, wie schon
angedeutet, das vierte und fünfte Thoraxsegment hier ge-
trennt und schmäler, als die vorangehenden Segmente, sind,
besitzt zu beiden Seiten des Darmcanals einen Hoden von
der Gestalt einer nach, hinten verschmälerten Röhre, welche
sich vom ersten oder zweiten Thoracal- bis zum ersten
Abdominalsegment erstreckt. Hier hängt jeder Hode mit
einer ziemlich grossen, ovalen oder bohnenförmigen Cavität
zusammen, welche ich den Spermatophoren-Raum
nenne, indem in diesen beiden Räumen die Spermatophoren
aufbewahrt werden. Bei Doropygus, z.B. D.Pulex und
auritus, sieht man leicht durch die durchsichtige Körper-
bedeckung, dass diese Cavität eine nach ihrer Form genau
abgepasste Kapsel, den Spermatophor, enthält, deren Wan-
dung von kleineren Zellen gebildet wird, und deren Inhalt
132
grössere solche ausmachen. Legt man eine Glasscheibe
auf das Thier, so dass der Spermatophor platzt, so sieht
man diese letzteren Zellen ausfliessen, und sie zeigen sich
dann als besonders weich, von Form gerundet. Diese Zel-
len müssen entweder Samenzellen, oder vielleicht auch noch
nicht voll entwickelte Spermatozoiden, sein. (Vergl. Claus
Beschreibung und Zeichnung der unentwickelten Spermato-
zoiden bei Diaptomus im Archiv f. Naturgesch. 1858, IL
S. 36, Taf. II, Fig. 54.) Giebt man auf die Hoden Acht,
so sieht man, dass ihr Inhalt aus Zellen von völlig einer-
lei Ansehen mit denen des Spermatophorenraumes sind,
und ferner, dass sie drei nach einander folgende, nach vorn
dickere, nach hinten verschmälerte Portionen innerhalb der
Hoden bilden. Diese Portionen sind, jede, von ihrer be*
sondern Membran umgeben, und es ist somit klar, dass
sie Spermatophoren in einem frühern Entwicklungsstadium
sein müssen, welche in den Spermatophorenraum, zwei und
zwei für sich, einer aus jedem Hoden, hinabsteigen, je nach-
dem die in diesen Räumen befindlichen Spermatophoren
fertig und herausgelassen werden. Auf der untern Seite
des ersten Abdominalsegments finden sich zwei längliche,
fast dreikantige "Lappen; diese Genitallappen decken
hier die beiden Spalten, — jeder seine — durch welche die
Spermatophoren austreten. Bei einer spätern Untersuchung
eines in Spiritus aufbewahrten Ex. von D. Pulex 5 sah
ich nicht allein die reifen Spermatophoren auf diese Weise
austreten, sondern erhielt auch, da das Thier aus einander
gezogen wurde, die jüngeren, im Hoden befindlichen Sper-
matophoren isolirt.
Bei Notodelphys findet man dieselben Theile, zwei
ovale Spermatophorenräume, einen in jeder Seite des ersten
. Abdominalsegments, und einen etwas wellig gebogenen
Hoden zu beiden Seiten des Darmcanals, welcher durch
schwächere Anschwellungen andeutet, dass auch hier der
Inhalt aus gesonderten Portionen besteht. Bei dieser Gat-
tung ist es allgemein schwieriger, den Bau dieser Organe
zu beobachten, weil sie zum Theile von anderen Theilen
bedeckt werden, bescnders den beiden Muskeln, welche
sich zu beiden Seiten des Darmcanals durch den ganzen
133
Körper, vom Kopfe bis zum letzten Abdominalsegmente
hinstrecken. Genitallappen sind ebenfalls bei den & dieser
Gattung immer zu finden und sind in der Spitze mit einem
Paar Stacheln oder Borsten bewaffnet.
. Was die Paarung betrifft, so ist es mir nicht gelun-
gen, sie bei mehr als einer Art, dem Doropygus auri-
tus, zu beobachten, und auch kei diesem nicht einmal
vollständig.. Bei den © dieser Art findet man sehr oft in
der Vertiefung, welche ich die Vulva genannt habe, zwei
Spermatophoren so angeheftet, dass der ziemlich lange,
feine, aus dem einen Ende des Spermatophors ausgehende,
Canal ganz an der Oeffnung der kurzen, in die Vulva aus-
mündenden Röhre festsitzt. Diese Spermotophoren waren
immer leer wenn ich sie untersuchte, woraus sich zu erge-
ben scheint, dass die Spermatozoiden sie verlassen, sobald
sie nur dem @ angeheftet worden sind. Bei D. Pulex
fand ich gewöhnlich vier solche Spermatophoren auf eben
die Weise angeheftet.
Wann heftet das 5 die Spermatophoren an das 9,
und wie geht es damit zu? ;
Alles, was ich auf diese Fragen zu antworten vermag,
beschränkt sich auf Folgendes: Vier besondere Male fand
ich 2 von D. auritus, welche auf dem Rücken ein o° tru-
gen, das fast doppelt so kurz war, wie das Q, und mit. dem
Kopfe nach vorn (mittels der Antennen des zweiten P.,
so viel ich sehen konnte), an das vierte Thoraxsegment des
Q angehakt war. Diese Q waren alle‘ sehr klein, nicht halb
so lang, als wenn sie ihre volle Grösse erreicht hätten, mit
nur fünf Abdominalsegmenten und kaum bemerkbarer Ma-
trix, sonach nicht voll ausgebildet, auch ohne Sper-
matophoren. Zwei dieser Paare trennten sich bald, nachdem
sie der Ascidie entnommen worden waren; das 0 des drit-
ten Paars behielt dagegen seinen Platz drei ganze Tage
lang, und da ich spät am Abende nach dem dritten nach-
sah, ob es noch an seiner Stelle sässe, war das @ damit
beschäftigt, die Haut zu wechseln, und das
hatte sich nach der Bauchseite desselben bege-
ben. Die Dunkelheit verhinderte mich an weiteren Beob-
achtungen; aber am folgenden Morgen hatten sie sich ge-
134
trennt und das Q trug nun zwei Spermatophoren, die es
vorher nicht gehabt hatte, welche aber schon leer waren.
Ein anderes Paar fand ich in solcher Paarung vier Tage
vor meinem Abzuge aus den Scheeren; das / blieb wäh-
rend dieser ganzen Zeit an dem 9 festsitzen, und liess nicht
einmal los, als ich endlich meiner Abreise wegen genöthigt
war, es in Spiritus zu werfen.
Da das Y' an dem unentwickelten Q so lange angehef-
tet bleibt, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass es den
Hautwechsel abwarte, durch welchen das 2 seine volle Aus-
bildung erreicht, um ihm dieSpermatophoren anzuheften, gerade
wenn jener vor sich gegangen ist. Die Befruchtung selbst
findet vermuthlich bei den folgefden Hautumtauschungen
statt. Wodurch sollte auch die Vermuthung, welche ich
oben aufstellte, dass nur beim Hautwechsel die Eier aus
den Ovarien in die Matrix gehen, einen höhern Grad von
Wahrscheinlichkeit erlangen? In solchem Falle würden die
Eier, so wie sie die Eierstöcke verliessen, analog mit dem
Verhalten bei Cyclops und Diaptomus, befruchtet wer-
den, bei denen, nach Claus, die Spermatozoiden in Berüh-
rung mit den Eiern kommen, wenn diese die Ovarien ver-
lassen und in die äusseren Eiersäcke übergehen.
Die Art und Weise, wie die Spermatophoren angehef-
tet werden, ist mir unbekannt. Das fünfte Beinpaar, wei-
ches bei Diaptomus Castor zum Hinüberführen der Sper-
matophoren nach der Genitalöffnung des @ gebraucht wird,
kann sicher bei den Notodelphyiden dazu nicht benutzt wer-
den, da es bei ihnen allzu rudimentär ist und zum öftersten
weit vor den Genitallappen steht. Vermuthlich werden sie
beim Austreten aus dem Spermatophorenraum dadurch be-
festigt, dass das 5 die Bauchseite des ersten Abdominal-
segments gegen denselben Theil des weiblichen Körpers
drückt, wenigstens lässt diese Annahme sich leicht mit der
Stellung vereinbaren, in welcher ich das erwähnte co’ bei
dem Hautwechsel des 2 fand.
Es scheint, als ob die Paarung auch öfters möge vor
sich gehen können, nachdem das Q seine völlige Grösse
erreicht und die Matrix voll von Eiern habe; ich habe näm-
lich ein solches @ vonD. auritus gefunden, welches durch
135
die Anwesenheit zweier Spermatophoren und die beinahe
voll entwickelten Eier zeigte, dass es lange vorher "befruch-
tet worden war, an deren Abdomen aber ein Sich ange-
hakt hatte, welches jedoch bald seinen Platz verliess. Auch
am Abdomen eines ebenso entwickelten @ von D. Pulex
sah ich ein / für eine kurze Zeit angeheftet. Dass wenig-
stens bei dieser Art die Paarung wiederholt wird, erhellt
schon daraus, dass man an ihren 9, wie oben gesagt, oft
vier Spermatophoren, seltner nur zwei findet.
Ausser bei diesen beiden Arten, D. auritus undPulex,
und so auch bei D. gibber, beobachtete ich Spermatopho-
ren an der Geschlechtsöffnung des @ von Botachus cy-
lindratus. Befallen bestanden sie aus länglichen, boh-
nenförmigen, zusammengedrückten, durchsichtigen Capseln,
von deren einem Ende ein feiner Strang ausging, mittels
dessen sie der Vulva angeheftet waren. Dagegen habe ich
niemals bei irgend einer Art der Gattung Notodelphys
ein spermatophorentragendes Q angetroffen, welches ver-
muthlich davon herrührt, dass sie gleich nach der Paarung
abfallen und nicht, wie beiden vorerwähnten, sitzen bleiben.
Die X der Gatt. Notodelphys. unterscheiden sich von den
Doropygus-F dadurch, dass das erste Paar der Antennen
(nicht bloss die eine, wie beiDiaptomus) zu einer Artvon
Greiforganen, dienlich zum Erfassen des © bei der Paarung,
umgebildet ist; das nächstletzte Glied ist durch eine Art
Ginglymus-Articulation mit dem nächst vorangehenden ver-
bunden; so dass die beiden äussersten nach vorn gegen die
übrigen Glieder der Antennen geschlagen werden können.
Sowohl hierdurch, als durch den Bau der männlichen Ge-
schlechtsorgane überhaupt, stehen die Notodelphyiden der
G. Cyclops näher, als der G. Diaptomus, mit welcher
letzteren sie übrigens, zufolge des bereits Erwähnten, am
nächsten verwandt zu sein scheinen, bei welcher aber be-
kanntlich die hierher gehörenden Theile einen weit com-
plieirtern Bau darbieten.
Was die Entwicklung der Notodelphyiden. betrifft,
so ist es schon durch Allman bekannt, dass die dem Ei
entschlüpften Jungen demselben Typus angehören, wie die
. Jungen oder Larven der Copepoden im allgemeinen. .Am
136
nächsten dürften sie den Jungen von Diaptomus kom-
men. Bei Dorop. Pulex z. B. haben sie eine kurzovale
Gestalt mit einem Auge von demselben Baue, wie bei den
erwachsenen, ein Paar zweigliedrige Antennen und zwei
Paar gespaltene Beine, an denen der vordere, grössere Ast
vier, der hintere nur zwei Glieder zu haben scheint. So-
wohl die Antennen, als die Beine, sind an der Spitze und
gegen sie mit einigen, wenigen, langen Borsten versehen.
Diese Larven kommen aus der Eihülle gleich nach-
her, oder sogar während das Ei die Matrix verlässt, hervor.
Ohne Zweifel begeben sie sich aus der Ascidie in’s Freie
hinaus; denn ich habe gesehen, dass sie stets gegen die
Wasserfläche und nach der Seite des Gefässes, in welchem
sie aufbewahrt werden, welches dem Tagslichte zugewendet
ist, hinausschwimmen. Es ist mir nie gelungen, sie länger
als einen oder ein paar Tage am Leben zu erhalten, und
ermangele ich desshalb jeder Kunde von ihrem fernern Schick-
sal, bis sie sich in den Ascidien zeigen.
Die von mir angetroffenen jüngsten Individuen z. B.
von Not. Allmani und caerulea, hatten nur eine Länge
von 3, —1 millim., während das voll ausgebildete @ dieser
Arten 3—5 mill. lang ist. Ungeachtet ihrer geringen Grösse
zeigten sie alle die wesentlichen Charaktere, welche der
Gattung und selbst der Art zukommen. Besonders sind die
Mundtheile denen beim voll entwickelten Thiere sehr ähn-
lich. Der Thoraxsegmente des 9 giebt es, wie bei diesem,
fünf, und das vierte und fünfte zeigen sich schon verwach-
sen; aber sie ermangeln noch jeder Spur von Matrix. Der
Abdominalsegmente sind nur vier, den Anhang mitgerech-
net; das. dritte ist besonders lang, und es scheint durch
dessen Theilung zu geschehen, wenn die Zahl der Seg-
mente später vermehrt wird. Die Antennen des ersten P.
haben nur neun Glieder statt der funfzehn des erwachsenen
Q; von jenem neun der Jungen entsprechen das zweite dem
zweiten und dritten, das fünfte dem sechsten bis neunten
und das sechste dem zehnten und elften der der erwach-
senen 9.
Das % ist schon in diesem Stadium kleiner, als das
Q, und unterscheidet sich von diesem auch leicht dadurch,
137
dass die beiden letzten Thoraxsegmente frei sind. Anten-
nen, Beine u. s. w. sind ganz wie beim ©. Die Genital-
lappen sind rudimentär und ermangeln der äussern von den
zwei längeren Borsten, welche sie beim erwachsenen / an
der ‚Spitze tragen.
Während eines darauf folgenden Entwicklungsstadiums
sind die @ ungefähr von derselben Grösse, wie die erwach-
sSenen 5 und gleichen denselben in der Körperform sehr.
Das vierte und fünfte Thoraxsegment sind jedoch zu einem,
nach hinten verschmälerten Stücke verwachsen, welches
oben auf eine Anschwellung — Anfang der Matrix — zeigt.
Die Antennen sind auf’s genaueste, wie beim erwachsenen
Q;-die meisten früher verwachsenen Glieder sind nun mehr
oder weniger frei. Die Beine haben dreigliedrige Aeste,
das Abdomen fünf Segmente, deren viertes das längste ist
und beim nächsten Hautwechsel sich in zwei theilt. Auch
das hat auf dieser Entwicklungsstufe fünf Abdominalseg-
mente und dreigliedrige Beinäste; die Genitallappen haben
auch die äussere Borste bekommen, sind aber nicht ganz
und gar fertig gebildet. Die Antennen stehn fast auf der-
selben Stufe der Entwicklung, wie im nächstvorhergehen-
den Stadium, und es lässt sich daher schwer mit Sicher-
heit bestimmen, welche von den elf Antennengliedern des
voll entwickelten 7 den funfzehn des 2 entsprechen, auf
welche sich, dem zuvor Erwähnten zufolge, die neun beim
jungen / leicht zurückführen lassen..
Ein besonders bemerkungswerthes verhhiten beobach-
tete ich bei den unentwickelten 9 der G. Notodelphys.
Sie zeigen auf der Unterseite des ersten Abdominalsegments
Genitallappen, welche nach Form und Grösse ganz den
Genitallappen bei den f in denselben Entwicklungsstadien
ähnlich sind! Beim Hautwechsel, wenn das 9 seine völlige
Entwicklung, das sechste Abdominalsegment, u. S. w. er-
langt, verschwinden diese Lappen ganz und die weiblichen
treten statt ihrer auf. — Es ist bekannt, dass beim Men-
schen und bei den höheren Thieren im allgemeinen alle
Theile des ganzen Geschlechts- Apparats, nicht bloss die
inneren, wesentlichen Organe, sondern auch die äusseren
und accessorischen, ursprünglich dieselben bei beiden Ge-
XV. 1860, 10
138
schlechtern sind und dass die durchgreifenden Verschieden-
heiten, welche späterhin zwischen ihnen statt haben, auf
einer in ungleicher Richtung vor- oder rückwärts schrei-
tenden Metamorphose anfangs identischer Theile beruhen.
Auch für die niederen Thiere ist die ursprüngliche Identi-
tät der wesentlichsten Geschlechtsorgane, der Ovarien und
Testes, ausser allen Zweifel gestellt. Sollte nicht das jetzt
von der G. Notodelphys angeführte Verhalten als ein Wink
zu deuten sein, dass auch in der Crustaceenclasse, und
vielleicht bei den Arthropoden im allgemeinen, eine solche
Uebereinstimmung im Anfange sich auch zwischen den
äusseren, zum Generationsapparate gehörenden Theilen bei
beiden Geschlechtern finde.
Junge Individuen von Doropygus (z.B. D. Pulex)
weichen von den voll erwachsenen auf ungefähr dieselbe
Weise ab, wie in der Gatt. Notodelphys. Doch scheinen
die Genitallappen hier dem jungen /, und dann natürlich
auch dem jungen 9 zu fehlen.
VonBotachus eylindratus ist nur das voll ausge-
bildete 2 bekannt; von Ascidicola rosea traf ich nur
einmal das 7 an. Es unterschied sich vom © durch etwas
geringere Grösse und den Mangel der Matrix, hatte zwei
grosse Genitallappen und sechs Abdominalsegmente statt der
fünf welche man beim 9 findet. Dieses Thier weicht in so
vielen, zum Theile schon angeführten Charakteren von den
übrigen Notodelphyiden ab, dass es ungezwungen als Typus
einer eigenen Familie aufzustellen seyn möchte. Besonders
durch den Bau der Matrix zeichnete Ascidicola sich aus.
Anstatt wie bei allen vorgehenden, eine einzige sackförmige
Cavität zur Bewahrung der Eier zu bilden, scheint sie sich
hier in zwei symmetrische, eigenthümlich gebildete Hälften
getheilt zu haben. Vom hintern Rande des 4ten Thorax-
segments gehen zwei längliche membranöse, an der Spitze
gerundete, flügelartige Anhänge aus, welche zu beiden Sei-
ten die mittlern Segmente des Körpers umschliessen; sie
sind übrigens ganz frei, ausser an der Ventralseite nahe
der Basis, wo sie mit einander verwachsen sind. An der
untern Seite sind diese Lamellen mit einer äussern dünnen
Membran bekleidet, welche mit der Kante rund um die La-
139
melle, etwas innen vor. deren Rande, festgewachsen ist.
So fand ich diese Organe bei Exemplaren gebildet, welche
unter, oder richtiger gesagt, in sich keine Eier hatten, und
durch vorsichtiges Drücken gelang es mir, den noch wei-
chen halbflüssigen Inhalt der Ovarien zwischen die Lamelle
und die Membran durch eine Oeffnung an ihre Basis zu
treiben, so dass sie zusammen deutlich sich als ein sack-
förmiges Organ, der Matrix bei den vorigen analog, darbo-
ten. Bei den meisten Exemplaren findet man unter der
Lamelle eine längliche Masse von zusammengekitteten Ei-
ern, von welchen sich das Thier durch Krümmen und Win-
den des Körpers, sowie durch Bewegungen mit den Lamel-
len selbst, gewöhnlich bald befreit. Untersucht man die
somit frei gewordene Eiermasse, so findet man, dass sie
auf der Unterseite von der dünnen Membran bekleidet wird,
welche vorher der Lamelle angehört hat. Die Lamellen
zeigen nun, da durch das Lösen des Eierklumpens die un-
tere Membran entfernt worden ist auffallende Aehnlichkeit
mit: einem Paar vom vierten Thoraxsegment ausgehenden
Flügeln — und zwar um so mehr, als sie jetzt aus den
Seiten des Thieres etwas hervorstehen. Bald bildet sich
indessen wieder eine solche Membran, und die Lamelle
wird wiederum in den Stand gesetzt, einen neuen Eierhau-
fen aufzunehmen.
- Die Ovarien scheinen nur zwei an der Zahl zu seyn,
eines zu jeder Seite des Körpers. Sie bilden mehrentheils
an den 3 ersten Thoraxsegmenten kleine Ausschüsse nach
der auswärts gewendeten Seite und strecken sich weit hin-
ab am Abdomen, selbst bis zum vorletzten Segment hin.
Im ersten Abdominalsegment sieht man 2 Canäle, welche
durch eine gemeinschaftliche kurze Röhre an der untern
* Seite des Segments ausmünden und deren jedes in sein
Receptaculum seminis, wie bei den vorigen zu endi-
gen scheint. — Die neu ausgebrüteten Jungen sind in
der Form denen der übrigen Notodelphyiden ziemlich gleich.
II. Buproridae. — Buprorus Loveni, welcher allein
diese Familie bildet, weicht in hohem Grade von allen Co-
pepoden ab, mit denen er gleichwohl vereinigt werden
muss. Der Körper ist länglich, sackförmig, wenig zusam-
10*
140
mengedrückt, sehr hoch; nach hinten ist er gerundet, nach
vorn schnell verschmälert, mit einem kleinen, von der Seite
gesehen fast quadratischen Kopfe. Dieser ist aber doch
durch kein Gelenk vom übrigen Körper gesondert, welcher
eben so wenig irgend eine Spur von Segmentirung zeigt. -
Das Abdomen fehlt ganz! Der Kopf trägt zwei Paar ziem-
lich kurze dreigliedrige Antennen, deren 2tes Paar mit ei-
nigen starken, gekrümmten Borsten versehen ist; ferner
am innern Rande gezahnte Mandibeln und 3 Paar kurze,
zusammengedrückte Maxillen, von denen 2 Paar zweiästig
sind, das dritte einfach, ohne Aeste, ist; sie sind auf der
Spitze mit einigen wenigen, ziemlich kurzen, gleichbreiten,
stumpfen Stacheln oder Zapfen, ungefähr wie die Zähne in
einem Kamm gestellt, bewaffnet. Beinpaare sind fünfan der
Zahi; die 4 ersten sind kurz, zusammengedrückt zweiästig,
an der Spitze bewaffnet mit steifen, zugespitzten, etwas ge-
krümmten Stacheln; das fünfte Paar repräsentirte zwei koni-
sche Höcker, welche an der Spitze mit kleinen Zähnen be-
waffnet sind.. Augen fehlen. Die Körperbedeckung ist
weissgrau, opak, so dass der innere Bau nicht unterschie-
den werden kann. Aeussere Eiersäcke fehlen; die Eier,
welche wenige an der Zahl (etwa 15—20) und ziemlich gross
im Verhältniss zum Thiere, weiss und opak sind, verblei-
ben im Körper, bis die Embryonen völlig entwickelt sind.
Ich vermuthe, dass das Thier lebendige Junge gebähre,
denn ich habe in demselben ein paarmal Junge gefunden,
welche schon die Eischale verlassen hatten. Durch die Ma-
tricalcavität, welche er also besitzt, zeigt Buprorus
Verwandtschaft mit den Notodelphyiden, wie auch da-
durch, dass er eine kleine Blase aus der Oeffnung hervor-
stülpt, durch welche er vorher die Eier oder Jungen heraus-
gelassen hat. Diese Oeffnung befindet sich gleich hinter
dem Beinpaare auf der untern Seite des hintern, gerundeten
Körperrandes. Dieses sonderbare Thier scheint ziemlich
selten zu. sein. Ich fand es einige Male im Athemsacke
der Asc. Mentula und aspersa, gemeinhin zu mehre-
ren Exemplaren beisammen. Es liegt immer auf der Seite;
beunruhigt lässt es oft die Eier fahren und stülpt die ge-
nannte Blase aus, welche ohne Zweifel hier, wie bei den
141
Notodelphyiden, die im Körper befindliche Matricalhöhle
auskleidet. Uebrigens sah ich es nie sich bewegen oder
ein Lebenszeichen von sich geben.
Das S ist unbekannt, Die in der Matrix gefundenen
Jungen haben die gewöhnliche Form der Copepodenlar-
ven; sie sind schmal eiförmig, mit einem Paar Antennen
und zwei Paar gespaltenen Beinen, deren Aeste fast gleich
lang und mit Schwimmborsten an der Spitze versehen sind.
III. Ergasilidae. — Die Arten der Gatt. Lichomolgus
gehören der Ergasiliden-Familie an,. von welcher man
sagen kann, dass sie gewissermassen auf der Gränze zwi-
schen den Copepoden und Siphonostomen steht. Durch
die allgemeine Körperform nähern sie sich ziemlich sehr
der G. Ergasilus, unterscheiden sich aber hauptsächlich
durch die Form der Mundtheile, welche etwas verschieden
sind. Der Körper ist fast birnförmig, etwas herabgedrückt,
bestehend ans einer vordern, breit oval oder eiförmigen
Abtheilung, dem Cephalothorax, und einer hintern, viel
schmälern, dem Abdomen. Der Kopf ist sehr gross und
mit dem ersten.der 5 kurzen, breiten Thoraxsegmente ver-
wachsen; das Abdomen besteht aus 5 (9) oder 6 (A) Seg-
menten, von denen das erste das breiteste ist, das letzte
aus 2 längeren oder kürzeren Abdominalanhängen gebildet
wird. Der Kopf trägt zwei Paar Antennen, von denen die
des ersten Paares ziemlich lang und schmal und aus 6 Glie-
dern bestehend, die des zweiten Paares kürzer, einfach, an
der Spitze mit ein paar gekrümmten Borsten oder Stacheln
versehen sind. Die Mundtheile sind höchst merkwürdig.
Etwa zwischen den Anheftpunkten der Antennen des zwei-
ten Paares sieht man eine kleine, nach hinten breitere
Halbrinne, welche als eine rudimentäre Saugröhre gedeutet
werden kann, gewöhnlich mit einer erhöhten halbmondför-
migen Leiste zu beiden Seiten. Weiter nach hinten ste-
hen drei Paar Maxillen, von den die 2 ersten in eine lange,
weiche vorwärts gerichtete Spitze auslaufen, das dritte aber
mit einer kürzern (2) oder längern (d‘) Klaue endigt, wel-
che das Thier vermuthlich benutzt, um sich mit ihr anzu-
haken. Diese Mundtheile sind deutlich zum Kauen un-
brauchbar und können, nach der Form an den beiden er-
Es
149 E
sten Paaren zu urtheilen, eher leckende, als kauende
oder beissende genannt werden. Beine gibt es fünfPaar von
denen die vier ersten, welche zusammengedrückt, zweiästig,
am Rande mit plumulirten Borsten und häutig-gerandeten
Stacheln besetzt sind, gute Schwimmorgane bilden; das
fünfte Paar ist sehr klein und rudimentär. Die hierher ge-
hörigen Thiere schwimmen rasch umher, wenn Sie aus den
Ascidien befreit werden, zwischen deren Kiemenlamellen
sie, wie oben erwähnt, angeheftet sitzen. — Ein einziges
Auge, von demselben Baue, wie bei den Notodelphyiden.
Der Darmkanal ist im Cephalothorax sehr breit und
geräumig, nach vorn und hinten zugespitzt, fast rhombisch,
und geht allmählig verschmälert durch das Abdomen hin-
durch bis in dessen nächst letztes Segment. Bei L. mar-
ginatus hat er eine bräunliche Farbe und sticht gewöhn-
lich hellrothglänzend gegen den bei dieser sowohl, als den
übrigen Arten weisslichen, halb durchsichtigen Körper ab.
Die Ovarien bestehen aus einer zu jeder Seite des
Darmkanals gelegenen, geräumigen Röhre, welche von ih-
rer äussern Seite verschiedene Fortsätze aussendet, die sich
oft wieder verzweigen und bisweilen mit einander zu ana-
stomosiren scheinen. Sie Öffnen sich in das erste der 5
Abdominalsegmente, welches zu beiden Seiten eine ziem-
lich grosse Genitalöffnung hat. Die Eier bilden, wenn sie
die Eierstöcke verlassen, 2 den Genitalöffnungen angehef-
tete äussereEiersäcke, welche bald eiförmig, bald mehr
verlängert, cylindrisch von Farbe weiss, opak sind und die
Eier undeutlich durchschimmern lassen.
Das unterscheidet sich vom Q@ durch geringere
Grösse, nicht ganz so breiten Cephalothorax und 6 Abdo-
minalsegmente. Die Form des ersten derselben ist auch
verschieden. Es ist im allgemeinen viel breiter, als beim 9,
und zeigt zwei grosse, ovale Spermatophorenräume,
von denen jeder seinen zusammengedrückten, eiförmigen,
bisweilen etwas S-förmig gebogenen Spermatophor enthält.
Dieser enthält (bei L. Forficula) eine grosse Menge sehr
langer, äusserst feiner, gleichdicker Spermatozoiden, welche
zusammen einer eingerollten Haarlocke ähneln, wodurch
die Spermatophoren ein querstreifiges Ansehen erhalten.
.
143
Wird das Thier gepresst, so dass der Spermatophor berstet,
so breiten sie sich nach allen Richtungen hin aus, zeigen
aber keine selbständige Bewegung. — Die Maxillen des drit-
ten Paares, welche beim länger, als beim 9, und an der
Spitze mit einer sehr langen Klaue bewaffnet sind, dienen
vermuthlich als Greiforgane bei der Paarung.
IV. Ascomyzonidae.. — Von dieser Familie habe ich, so
wie von den Buproridae, nur eine Art gefunden, welche
sich ziemlich allgemein zwischen den Kiemenlamellen und
in der Athemhöhle der Asc. parallelogramma aufhält.
Die Körperform ist der der vorhergehenden Gattung sehr
ähnlich, und es sind fast nur die Mundtheile, welche diese und
die vorige Familie von einander scheiden. Ascom. Lill-
jeborgi besitzt alle die Charaktere, welche den typischen
Siphonostomen zukommen. Er ermangelt der Stirnplatten,
seine Antennen des ersten Paare bestehen aus zahlreichen
Gliedern und er gehört demnach zu Milne Edward'’s
Pachycephala. Die Antennen des zweiten Paares endi-
gen mit einem starken, etwas gekrümmten Stachel und
tragen der Basis nahe einen starken Nebenast. Die Mund-
theile bestehen aus einer sehr langen Saugröhre, welche ge-
wöhnlich nach hinten gerichtet ist und dort bis zum ersten
Abdominalsegmente reicht, bisweilen aber sich auch nach
vorn oder hinten streckt, ferner aus einem langen, schmalen
Taster (?) mit einem paar Borsten an der Spitze, zu ihren
beiden Seiten, endlich drei Paar Maxillen, von denen die
des ersten Paares aus zwei an der Spitze borstentragenden
Aesten bestehen, und die 2 hinteren beinahe ähnlich, fast
von der Form der Antennen des zweiten Paares (doch ohne
Nebenast) und an der Spitze mit einem starken, etwas ge-
bogenen Stachel versehen sind. Die Beine sind etwa wie
bei der vorigen Familie. Von den 5 (2) oder 6 (f) Abdo-
minalsegmenten hat das letzte die Form zweier kurzen An-
hänge, welche an der Spitze bewimperte Borsten tragen.
Ungeachtet dieser zum Schwimmen augenscheinlich ge-
schaffenen Organisation sah ich das Thier niemals sich be-
wegen oder das geringste Lebenszeichen blicken lassen. —
Die beidenEiersäcke sind oval, fastdurchsichtig, und enthal-
ten eine geringere Anzahl grosser, locker verbundener Eier.
244
Uebersicht der skandinavischen Coleophoren
von
H. D. J. Wallengren.
(Aus der Öfversigt af Kgl. Vet.-Ak.’s Förhandlingar.. 1859. .No. 4
mitgetheilt von Dr. Creplin.)
Die von Hübner gebildete und von Zeller näher
bestimmte Gattung Coleophorä dürfte, nächst der Gat-
tung Geleehia, unter den Tineaceen auch in unserm Nor-
den die artenreichste sein. Obgleich wir wahrscheinlich
noch nicht vielmehr als die Hälfte der Arten dieser Gattung
kennen, welehe unsre Halbinsel besitzt, dürfte es doch nicht
ganz zwecklos sein, ein Verzeichniss der bis jetzt bekann-
ten zu geben. Es fallen dadurch die neuen Entdeckungen
der Folgezeit leichter in die Augen. In Anleitung eigener
Sammlungen sowohl, als der des Reichsmuseums und des
Professors Zetterstedt, hat der Verf. geglaubt, hier ein
solches Verzeichniss mittheilen zu müssen, durch welches
auch anschaulich gemacht wird, was wir von der Verbrei-
tung der bekannten Arten in der Halbinsel kennen. Herr
Prof. und Ritt..Boheman hat die ausgezeichnete Güte
gehabt, uns Nachricht zu ertheilen, welche Arten das natur-
historisehe Reichsmuseum enthält, und Hr. Prof. und Ritt.
Zetterstedt hat mit gewohnter Liberalität sein reichhal-
tiges Museum zur Benutzung geöffnet, als ich vor einigen
Jahren Lund besuchte. Da esjedoch sehr schwer hält, un-
beschädigte Exemplare von diesen kleinen Thieren zu er-
halten, so sind mehrere Arten, von denen gute Specimins
fehlen, bis auf weiter ausgeschlossen ‘worden.
Die Coleophoridae (Stainton) unterscheiden -sieh
von den übrigen Tineaceae durch die folgenden, leicht
in die Augen fallenden Kennzeichen: Kopf oben und Stirn
eben; keine Ocellen; die Antennen während der Ruhe vor-
gestreckt, ihr Basenglied oft mit einem Haarpinsel versehn;
keine Maxillarpalpen; Labialpalpen fein, etwas nach vorn
stehend, das letzte Glied spitzig; Flügel lancettförmig mit
langen Fransen; Discoidalfeld der Vorderflügel zur Flügel-
kante 7--8 Nerven sendend; ein Auxiliarfeld fehlt. Die
Larve ist sacktragend; die Metamorphose geschieht entwe-
der in ‘oder ausser dem Sacke. Das Erstere ist das Ver-
145
halten bei allen Arten der Gattung Coleophora, das Letz-
tere dagegen bei der Gattung Goniodoma, von welcher
auf unsrer Halbinsel, so viel bekannt, noch keine Art ent-
deckt worden ist. i
Wie fast alle minirenden Larven leben auch die der
Coleophoren hauptsächlich von Blattparenchym. Einige
greifen jedoch auch den Samen der Gewächse an. So lange
die Larve jung ist lebt sie in den Gängen, welche sie selbst
in dem Blatte der Mutterpflanze gegraben hat; nachdem
sie aber älter „geworden ist, bildet sie sich aus einem Blatt-
stück oder durch Gewebe einen Sack, aus welchen sie den
Vordertheil des Körpers hervorstreckt, um in den Gewächs-
theil einzudringen, aus welchem sie ihre Nahruug entnimmt.
Das Thier bringt eine längere Zeit alsLarve zu, und meh-
rere Arten überwintern in diesem Zustande. Die Schmet-
terlinge verbergen sich während des Tages und kommen
nur Abends und Nachts, auch bisweilen bei Tage, wenn
derselbe trübe und regnig ist, hervor.
Während Stainton allein für England etwas über
vierzig und Frey eben so viele Arten für die Schweiz,
Herrich Schäffer endlich bis sechzig bloss für die Um-
gegend von Regensburg aufzählt, kennen wir von ganz
. Skandinavien annoch nicht mehr als achtundzwanzig. Von
diesen waren Linne&, als er die Fauna suecica herausgab,
nicht mehr als zwei, nämlich Tinea Frischella et ser-
ratella bekannt. Nachher fügte Prof. Zetterstedt in
den „Insecta lapponica * unter der Gattung Ornix ferner-
hin fünf Arten hinzu, und in den Kgl. Vetenskaps-Akade-
miens Handlingar für 1851 vermehrte Prof. Boheman die
Artenanzahl um drei. Der Schreiber dieses hat ’auch in
den „Förhandlingar“ derselben Akademie acht Arten be-
schrieben, zu denen nun noch zehn kommen.
Was nun die Ansicht der Synonymie, welche sich
weiterhin in diesem Aufsatze geltend macht, betrifft, so
dürfte es wohl jetzt ziemlich einstimmig angenommen sein,
dass Tinea FrischellaL. identisch sei mit Coleophora
aleyonipennella Zell. und sonach der Namenaustausch
solchen Falls nicht auffallend sein. Mit Tinea serratella
L. verhält es sich dagegen ganz anders. Diese glaubte man
146
noch nicht wiedergefunden zu haben. Nur Stephens hat
den Linneischen Namen aufgenommen, ihn aber einer Art
zugetheilt, deren Vorderflügel „pallide fuscescentes“
sein sollten. Es ist wohl ziemlich klar, dass dieser Cha-
rakter für Linne’s Art nicht zutrifft, welche „tota fusco-
nigricans“* ist. Diese letztere Angabe, nebst „tibiae
— — postice pilosa“ und „antennae — — — albo-
annulatae“ leitet den Gedanken auf Hübner’s Tinea
coracipennella ‘oder Zeller’s Coleophora fusce-
dinella, oder irgend eine andere diesengenahestehende,
gleichwie die Angabe „habitat — — — intra cucul-
lum ceristatum“ veranlasst, dass die Art gerade vorzugs-
weise unter den Coleophoren zu suchen sei, indem dadurch
offenbar Aufenthaltsort und Lebensweise der Larve, nicht
des Schmetterlings, angedeutet wird.. Von den Arten der
angegebenen Gruppe sind wenigstens nicht noch mehrere,
als die zwei erwähnten in Schweden gefunden worden;
wenn aber auch alle die übrigen gefunden werden sollten,
so dürfte wohl die Wahl zwischen ihnen im und zum Be-
stimmen der Linneischen Art nicht besonders schwer sein.
Bei C. albitarsella ist nicht die ganze Antenne schwarz-
und weissgeringelt, wie sie bei Linn&’s Art sein soll, son-
dern ein längeres Stück der Spitze ist völlig weiss, und
ausserdem sind die Haare der Beine weisslich, wovon Linne&
kein Wort sagt. C. orbitella gleicht rücksichtlich der
Farbe der Antennen der eben genannten Art und kann
demnach nicht die Linneische Art sein. C. binderella
Koll. hat zwar weissgeringelte Antennen, aber die Vor-
derflügel sind gelblich; desshalb kann sie nicht die Linne-
ische Art sein, welche ganz und gar bräunlich schwarz ist.
Ausserdem lebt C. albitarsella als Larve auf Glechoma
und ÖOriganum, C. orbitella auf Salix-Arten und nach
Scott auch auf Myrica, C. binderella hingegen auf Al-
nus, welches Alles unmöglich für Linn&’s Tinea serra-
tella zugestanden werden kann. Diese soll nämlich „in
piri foliis* leben. Von den beiden rückständigen Arten
der in Rede stehenden Gruppe hatC. fuscedinella Zell.
zwar weissgeringelte Antennen; aber sie sind in der Spitze
rein weiss und die Larve lebt auf Carpinüs, Corylus und
*
147
Betula, welches für die Linneische Art nicht passt. Bei
Tinea coracipennella Huebn. sind dagegen die An-
tennen ganz und gar weissgeringelt bis in die Spitze hin-
auf, die Flügel sind oben schwarzbraun und das ganze Thier
ist ausserdem, wie die Linneische Art, „fusco-nigricans.“
Die Larve lebt gleichfalls in einem Sacke, welcher oft mit
einem gezahnten Rückenkamme versehen, oder wenigstens
auf der Rückenseite mit einer oder mehreren gebogenen
und erhöhten Linien geziert ist. Das ist es ja auch deut-
lich, was Linne mit dem Ausdrucke, „cucullus crista-
tus“ hat sagen wollen. Nun lebt die Larve der T. cora-
cipennella auf Prunus, Ulmus und Betula, "ausserdem
aber auch auf Pirus Malus und sonach wenigstens auf einer
Art der Pflanzengattung, welche Linn& angiebt. Da hier-
zu kommt, dass T. coracipennella sehr gemein im gan-
zen südlichen Schweden ist, so kann wohl die Identität mit
der Linneischen Art kaum bezweifelt werden.
Was aber die von Zetterstedt beschriebenen Arten,
Ornix sternipennella et laripennella betrifft, so ist
die erstere sehr sicher identisch mit C. punctipennella
Nyland., Tengstr. Die Beschreibung ist nach abge-
scheuerten Original-Exemplaren entworfen. Die braunen
Schüppchen, welche sich hier und da auf den Flügeln fin-
den, sind weggewischt, und auch die Grundfarbe selbst ist
etwas beschäftigt, so dass sie, statt graulichweiss zu sein,
silberweiss erscheint. Der Unterschied zwischen beiden
Ausdrücken ist indessen nicht besonders gross und von
untergeordneter Bedeutung, wenn alles Andere in der von
C. punctipennella gegebenen Beschreibung bei dem
Exemplare von Ornix sternipenella zutrifft. Die an-
dere von Zetterstedt beschriebene Art, von welcher das
Originalexemplar im naturhistorischen Museum in Stock-
holm aufbewahrt wird und vom Schreiber dieses nicht un-
tersucht worden ist, hat Boheman für dieselbe als Ny-
lander’s C. annulatella erklärt, und es geschieht aus
dieser Ursache, dass in diesem Aufsatze der letztgenannte
Name gegen den von Zetterstedt gegebenen vertauscht
worden ist, da die gelieferte Beschreibung der Artidentität
kein Hinderniss in den Weg legt.
148
(In dem nun folgenden Conspectus sind die Arten mit ihren
Charakteren und mit genauen Citaten der Synonyme in lateinischer
Sprache aufgeführt. Wir können hier nur die Namen, wie sie sich
der Reihe naeh folgen, ohne weitere Bemerkungen wiedergeben.
Die neue Species, No. 20, ist mit ausführlicher Beschreibung ver-
sehen.) Der VUebersetzer.
Conspectus Specierum Scandinaviae Generis Coleophorae.
I. Metallosetia Steph. ‚
1. Col. mayrella, 2. deauratella, 3. Frischella, 4. paripen-
nella.
U. Porrectaria Haw. Steph.
9. C. ornatipennella, 6. lixella.
II. Apista Huebn.
7. C. coelebipennella, 8. vibieigerella, 9. bilineatella,
10. tiliella, 11. palliatella, 12. eurrucipennella.
IV. Astyages Steph.
13. C. niveicostella, 14. onosmella, 15. therinella,
16. murinipennella, 17. laripennella, 18. sternipennella,
19. gnaphalii, 20. scolopacipennella (n. sp.), 21. granu-
latella, 22. albicans, 23. laricella, 24. serratella, 25. fus-
cedinella, 26. luseiniaepennella, 27. lutipennella, 28. li-
mosipennella.
Mittheilungen..
Die Zukunfts- Geologie und Herrn Dr. G. H. Otto
Volgers Schrift: Die Steinkohlenbildung Sachsens.
Diese neueste erdwissenschaftliche Anschauungsweise, oder
richtiger Verirrung, welcher nach dem eigenen Ausspruche ihres
Vertreters in der oben‘ genannten Schrift (S. 8) eben so. sicher
die Zukunft gänz allein angehören soll, als ihre der-
malige Minderheit unbezweifelt sei, ist in der That nichts
anderes, als die Rückkehr zu einer ganz exclusiven neptunischen
Richtung.
Herr Dr. Volger hat die sonderbare Form eines Kohlen-
Gutachtens gewählt, um gegen die, wie er selbst (S. 7) mit
149
Bedauern ausspricht, gegenwärtig von allen Lehrstühlen
für Geologie vertretene und von der grossen, fast
an Allgemeinheit grenzenden Mehrzahl der Berg-
kundigen befolgte heutige Richtung der Geologie zu Felde zu
ziehen und mit einem Schlage, wenigstens in den Augen des
nicht. sachkundigen Publikums, zu vertilgen.
Die Männer der Wissenschaft, welchen die Originalität des
Herrn Dr. Volger zur Genüge bekannt ist, wir erinnern nur an
seine krystallographische Ausdrucksweise*), pflegen derartige
naturwissenschaftliche Auswüchse, deren Hauptstreben ist, Auf-
sehen zu erregen, mit Stillschweigen zu strafen, und es würde
ein solches Verfahren» auch jetzt von uns inne gehalten worden
sein, geböte uns nicht eine andere Rücksicht, das Wort zu
ergreifen.
Durch mannichfache kühne Behauptungen des Herrn
Dr. Volger, wie S. 11, dass es bei allen Gutachten der äl-
teren Schule, oder der dichterischen Anschauungsweise,
womit er die heutige Geologie bezeichnet, ein blosser Zufall sei,
- wenn die Aussichten, welehe durch dieselben eröffnet werden,
sich auch wirklich erfüllen, könnte es leicht erscheinen, als sei
nun mit einem Male für alle neueren Steinkohlen-Unterneh-
mungen Sachsens, für welche ein Capital von circa 10 Millionen
Thaler aufgebracht worden ist, eine jede Basis verloren gegangen,
da dieselben sämmtlich auf Gutachten der Vertreter der heutigen
Geologie — nicht aber der Zukunfts- Geologie — gestützt sind.
Da indess Herr Dr. Volger selbst uns auch über diesen
Punkt wieder beruhiget, indem er bezüglich der Kohlenführung
des erzgebirgischen Bassins schliesslich zu denselben Ansichten
gelangt ist, als wir nach seiner Ansicht veralteten Geo-
gnosten schon vielfach ausgesprochen haben, so darf man sich
wohl gratuliren, dass uns der Zufall bisher so überaus günstig
gewesen ist. Alle in dem erzgebirgischen Steinkohlenbassin
durch den Bergbau gewonnenen Aufschlüsse haben im Wesent-
lichen mit unseren Verheissungen im Einklange gestanden.
Der von Herrn Dr. Volger eingeschlagene Weg ist aller-
dings ein von dem unserigen sehr verschiedener, ganz abgesehen
davon, dass unsere Resultate vor den später erfolgten Auf-
schlüssen gewonnen worden sind, die des Herrn Dr. Volger
hingegen erst nach denselben, m. dass der letztere alle wesent-
lichen bekannten Aufschlüsse in diesem Gebiete auf das Sorg-
*) Die Krystallographie, Stuttgart 1855, mit ihren Ausdrücken
als: „Ein hintenzweifachhalbfirtlich- zweifachstreblicher, giebliger,
kreuzliger, vornstrebliger vorderer Augit-Halbfirstling,“ oder „Ein
linkshalbpfriemänderlig-aberzähnlig-wendelzahntäuschlicher, zweck-
lig-aberzweckliger (kreisliger) Quarz- Ständling“ u. s. w.— Vgl. diese
Zeitschr. Bd, VI, 218.
150
fältigste zusammengestellt vorgefunden hat, während es uns
früher oblag, diese Zusammenstellung erst zu bewirken.
. Da nun Herr Dr. Volger die Güte gehabt hat, gerade der
geognostischen Darstellung des Unterzeichneten seine besondere
Aufmerksamkeit zu schenken, so gebietet es schon die Höflich-
keit, dass wir hierauf entgegnen und. zugleich den Standpunkt
unseres Zukunfts- Geologen etwas näher bezeichnen,
l. Eine der wichtigsten Entdeckungen des Herrn Dr. Volger
ist die, dass (nach $. 27) der ganze bisher angenom-
mene Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vul-
kanen völlig unbegründet ist und dass insbesondere die
grossartigsten aller bekannten Erdbeben mit Vulkanen
oder sogenanntem Erd-Vulkanismus, nicht in der geringsten
Beziehung standen. „Noch Niemand,“ fährt Hr. Dr. Volger
fort, „hat dieses Ergebniss meiner. Untersuchungen zu widerle-
gen gewagt.“
Armer Leopold von Buch und armer Alexander von
Humboldt, auf welche bisher alle Naturforscher mit grösster
Verehrung aufgeblickt haben, Euer langjähriges mühevolles
Ringen nach Wahrheit ist schon jetzt durch den Blitzstrahl eines
jungen Zeus vernichtet worden! Ihr unermüdlichen Forscher an
noch thätigen Vulkanen, Friedrich Hoffmann, Abich, Sar-
torius von Waltershausen u. A., findet sich kein Rächer
und wollet Ihr Euch den Euch schmückenden Lorbeer so leicht
entreissen lassen ? |
2. Die eruptive und früher feuerflüssige Natur
aller älteren krystallinischen Gebirgsarten, welche durch
Leopold von Buch, den scharfsinnigen Begründer der heutigen
Geologie, nach langen Kämpfen gegen die ihm eingejmpften nep-
tunistischen Lehren,. erwiesen worden ist, worauf der geistvolle
Elie de Beaumont seine Erhebungs-Systeme der Gebirge nach
ihrem verschiedenen Alter, und worauf der genaue Carl Ritter
die durch ihn in das Leben gerufene neue und gegenwärtige
Geographie begründet haben, deren naturgemässe Richtung
wohl von keinem namhaften Geologen jetzt mehr bezweifelt wird,
stellt Herr Dr. Volger, selbst der Sohn eines würdigen Geogra-
phen, ganz entschieden in Abrede. Auf Seite 16, 26, 30, 88
und 89 lässt er ein deus ex machina, die Grünsteine, Por-
phyre und Basaltit oder Melaphyr aus Regenlösmassen,
aus einem Schlamme entstehen!
Die Einwirkungen der älteren Grünsteine des Voigtlandes
auf Alaunschiefer, welches kohlenstoffreiche Gestein durch Be-
rührung mit Grünstein roth und weiss gebrannt, selbst ver-
schlackt worden ist, die verkoakende Wirkung ‘der Felsitpor-
phyre auf die Steinkohlen der Fixsterngrube bei Waldenburg in
Schlesien und andere Thatsachen, welche die ursprünglich feuer-
flüssige Natur jener Massengesteine an so vielen Orten und auf
151
so‘ mannigfache Weise unwiderlegbar beweisen, scheinen ihm
fremd zu sein.
3. Erhebungen durch Gesteine in Folge gespannter
Dämpfe, Kohlensäure und Wasserdampf, wie sie im Bereiche
der noch thätigen Vulkane gewöhnlich sind, kann die Zukunfts-
Geologie den älteren Massengesteinen nicht mehr ge-
statten, und es ist daher ein Glück, dass dieselben die Erlaubniss
hierzu jetzt nicht mehr bedürfen. „Wirkliche Ausbrüche aus
der Tiefe,“ sagt Herr Dr. Volger, „wie die Laven, Basalte,
Trachyte, Phonolithe, sind nie in eine bestimmte Schichten-
verbreitung an der Oberfläche gebannt.“
Herrn von Oeynhausen’s vortreffliche Karte der Um-
gebungen des Laacher Sees, wo die verschiedene Beziehung der
dortigen älteren und jüngeren Laven zu den geschichteten Ge-
steinen mit so grosser Schärfe nachgewiesen worden ist, dürfte
nach obigem gewichtigen Ausspruch völlig unbrauchbar geworden
sein; die wichtigen Nachweise der Beziehungen zwischen Ba-
salten, Phonolithen- und Braunkohlengebirge in Böhmen durch
A. Reuss, die bedeutenden Arbeiten eines Murchison,
J. Dana, Barrande, Herder, v. Beust, v. Cotta, der
k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien und zahlloser anderer
verdienter Forscher aller Nationen im Reiche der Geologie sollen
nach obigen Ansichten mit einem Male als nichtig erklärt wer-
den. Unser hochgeschätzter Professor Naumann, dessen Lehr-
buch der Geognosie man jetzt in der alten wie in der neuen
Welt fast ganz allgemein als die massgebendste und entschei-
dendste Quelle betrachtet, wird sich nach den wichtigen Ent-
deckungen des Herrn Dr. Volger wohl noch zu einer neuen Auf-
lage seines Lehrbuches entschliessen müssen!
4. Alle Versehiebungen und Veränderungen der
Lage der Schichten, und wenn. auch bis zu vielen tausenden
von Fussen, werden von der Zukunfts- Geologie nur für Sen-
kungen angesehen, die ihren Ursprung in dem -Zusammen-
drücken von Kohlenflötzen oder anderen Gebirgsschichten, oder
von Auflösungen und Auswaschungen der Kalk- oder Gyps-
. schichten haben (S. 29 u. a.) Insbesondere wird S. 104 als
Hauptbeweis für das Vorhandensein von mächtigen Steinkohlen-
flötzen auf dem von Herrn Dr. Volger begutachteten Areale der
Lichtensteiner Bergbaugesellschaft das hingestellt, „dass in
einem solchen kalk- und gypsleeren Gebirge, wie
das Steinkohlengebirge und das Todtliegende, keine
andere Ursache der Senkung gedacht werden kann,
als Steinkohlenflötze.“
Diese sieht Herr Dr. Volger „hier in der Tiefe zwar nur
mit geistigem Auge,“ welches er dem Verfasser der geognosti-
schen Darstellung S. 44 gänzlich abspricht, „aber mit solcher.
Klarheit und Bestimmtheit, dass er es vor seinem Gewissen ver-.
153
antworten kann, wenn er dazu ermuthigt und auffordert, alle
die bedeutenden Geldmittel, welche erforderlich sind, auf diese
Bergbau-Unternehmung zu verwenden.
Erinnert dies nicht an die Geisterseher des vorigen
Jahrhunderts, an Wünschelruthe und Erdspiegel? Wie
Schade, dass man nicht mehr, wie man früher beliebt hat, einen
Kometen zur Entfernung der Wassermengen von unserer Erde
zu Hilfe nehmen kann, der auch zur Herbeischaffung von Stein-
kohlenflötzen oft recht "brauchbar sein würde.
5. Die Ergebnisse paläontologischer Forschun-
gen des Unterzeichneten im Gebiete der Steinkohlenformation,
welche bisher in Deutschland, Frankreich, England und Amerika
eine ungetheilte günstige Aufnahme gefunden haben (vergleiche
auch Leonhard u. Bronn, Jahrb. f. Mineralogie 1856 p. 474. —
Bulletin de la Soc. geol. de France 1856. p. 474 etc.) werden
von Herrn Dr. Volger heftig getadelt. Es scheint, als ob die
neue Schule des ziemlich umfangreichen und deshalb für Man-
chen so lästigen Studiums der Versteinerungen nicht mehr be-
dürfe, wenn auch Herr Dr. Volger zu Gunsten seines Protege
auf S. 104 u. 105 dreier Pflanzen als Leitpflanzen für Stein-
kohlenformation gedenkt, von denen indess die erstere auch in
dem Rothliegenden' vorkommt, also keine Leitpflanze mehr ist.
6. Die von Herrn Dr. Volger S. 39 ausgesprochene An-
sicht, nach welcher im Gebiete des sächsischen Steinkohlen-
gebirges ein Wechsel von ächtem Steinkohlengebirge mit wahrem
Rothliegenden sehr bestimmt nachweisbar sei, lässt sich nur durch
zu flüchtige Beobachtungen und die Befangenheit seiner anti-
plutonistischen Anschauungsweise entschuldigen, welcher gegen-
über andere Darstellungen, denen man bisher allgemein gefolgt
ist, von ihm als „vollkommen.bodenlos“ (S. 25) und als „lotterige
Aneinanderhängungen unklarer Meinungen“ (S. 42) bezeichnet
werden. Diese etwas unhöflichen Worte harmoniren wenig mit
dem auf $S. 12 von ihm gebrauchten Ausdrücke eines „hochver-
ehrten Freundes,“ welche Bezeichnung nun wenig schmeichelhaft
mehr sein dürfte und wogegen wir uns daher feierlichst ver-
wahren möchten.
7. In Bezug auf Entstehung der Steinkohlenlager in
dem erzgebirgischen Bassin selbst stimmt Herr Dr. Volger
mit der in Sachsen schon längst zur Geltung gelangten Ansicht
insofern ganz überein,-als wir vielfach, mündlich und schriftlich,
ja selbst bildlich Gelegenheit genommen haben, jene Kohlenlager
auf torfmoorartige Bildungen zurückzuführen. Nur ein gänz-
liches Misverständniss des in der geognostischen Darstellung ge-
brauchten Wortes „carbonisches Meer,“ jenem Meere, das wäh-
rend der Steinkohlenzeit andere Gegenden bedeckt hielt, nicht
aber selbst Kohlen abgelagert hat, konnte Herrn Dr. Volger zu
153
dem Glauben bestimmen, dass er uns durch seine Ansicht eine
neue Entdeckung geboten habe.
Seiner specielleren Darstellung des ganzen Vorgangs wäh-
rend der Entstehung jener Torfmoore wollen wir hier nicht
folgen, da sie neben der schon vorher anerkannten Hauptsache
im Einzelnen zu einseitig und zu hypothetiseh ist, oder, wie
Herr Dr. Volger auf S. 8 dieses Wort übersetzt, auf einer
„traumhaften Unterstellung“ beruhet, und wir ausserdem er-
fahren haben, dass Herr Dr. Volger in nächster Zeit wegen
seiner leiehtsinnigen neuen Eintheilung in fünf
Kohlenbecken jener Gegend (S. 71 u. f.) von competentester
Seite eine ernstliche Zurechtweisung erfahren werde.
Uns sei schliesslich nur noch die Bemerkung gestattet, dass
nach Herrn Dr. Volgers Verschlämmungs- und Moder-Theorie es
scheinen muss, als haben die jüngsten obersten Steinkohlenflötze
die grösste Ausdehnung gewonnen, was sich ebenso wenig in
Sachsen, als in anderen Steinkohlenbeeken bestätigt. Im Gegen-
theile besitzen in der Regel gerade die tiefsten Flötze die
srösste Verbreitung, während die letzteren durch Eindrin-
gung mächtiger werdender Zwischenmittel nach der Mitte eines
Beckens hin wiederum an Bauwürdigkeit verlieren. Hierauf be-
zieht sich auch der Ausspruch des Unterzeichneten, dass man im
Allgemeinen von den tiefern Flötzen mehr in der Nähe des
Randes, keineswegs aber in der unmittelbaren Nähe desselben,
von den oberen dagegen mehr in den mittleren Theilen eines
Kohlenbeckens zu erwarten habe. Wenn Herr Dr. Volger gegen
diesen naturgemässen Ausspruch S. 43 und 44 seine kräftigsten
Blitze geschleudert hat, so geschah dies wahrscheinlich nur des-
halb, um einer der schwächsten Stellen seines: Gutachtens eine
imposantere Wirkung zu verschaffen.
Dresden, den 13. März 1860.
H. B. Geinitz.
Ueber Liriope und Peltogaster Rathke.
(A. d. Öfversigt af Kgl, Vet.-Ak.’s Förhandl., 1859, No. 4. S. 213-217
mitgetheilt von Dr. Creplin.)
Obgleich die unter diesen Namen von Rathke (in d. Beitr.
z. Faun. Norwegens, Acta Leop. Vol. XX), beschriebenen parasiti-
schen Thiere lange bekannt waren und der Italiener Cavolini
schon 1787 mit ihnen identische oder ihnen sehr nahe stehende
Formen beschrieben und abgebildet auch selbst ihre Entwicklung
beobachtet hat (s: Memoria sulla Generazione dei Pesei e dei
Granchi, Napoli 1787), ist doch die Kenntniss, welche man ge-
genwärtig von ihnen besitzt, ungemein mangelhaft. In Folge der
bedeutenden retrograden Verwandlung, welche sie erleiden, sind
XV. 1860. e 11.
154
sie vom grössten Interesse. Die Gattung Liriope umfasst die
niedersten aller bisher bekannten Isopoden und die Gattung Pel-
togaster die niedersten aller bisher bekannten Artieulaten.
Auf einer wissenschaftlichen Reise in Norwegen im ver-
gangenen Sommer erhielt ich ein ausgebildetes Weibchen mit
Jungen von Liriope, welches auf einem Peltogaster pa-
guri Rathke angeheftet sass, wie dieser wiederum auf einem
Pagurus pubescens Kröy., und bekam dadurch Gelegenheit,
das rechte Verhalten zwischen Liriope und Peltogaster aus-
zumitteln.. Durch die empfangene Kenntniss von den Jungen der
Liriope bekam ich zugleich Gelegenheit, die vom Prof. Steen-
strup geäusserte Vermuthung, dass sie ein Bopyrid sei, zu
constatiren. Auf der erwähnten Reise erhielt ich auch ein paar
verschiedene Arten von Peltogaster, und unter den Exempla-
ren, welche Mag. Lindström in Norwegen während seiner
Reise im Sommer 1855 gesammelt hatte, fand ich eine dritte
Art. Unter einigen Exemplaren von Peltogaster, welche
Prof. Loven mir zum Ansehen geliehen hatte, befand sich ei-
nes von der Form, welche Diesing in seinem Systema Helmin-
thum als eine eigne Gattung unter dem Namen Pachybdella
aufgenommen hat. Durch Untersuchung dessen innern Baues
fand ich diesen sehr abweichend von dem der andern Formen
des Peltogaster und zum Theil an den der gewöhnlichen Cirri-
pedien erinnernd. Diese Uebereinstimmung wird auch durch die
Aehnlichkeit seiner Larven oder Jungen mit denen der Cirripe-
dien bestättigt. Die andern Formen von Peltogaster zeigen,
wie schon Lindström andeutete, (Ofvers. afK. V. A. Förhandl.
1855, p. 361), dieselbe Uebereinstimmung mit den Cirripedien
hinsichtlich seiner Entwicklung, doch einen einfachern innern
Bau, welcher sich mehr dem der Gattung Proteolepas Dar-
win nähert, die als die niedrigste Form der Cirripedien betrach-
tet worden ist. Das Resultat dieser Untersuchungen der Gattung
Peltogaster Rathke wird also das, dass diese Gattung zwei
von einander sehr verschiedene Formen Peltogaster Dies. und
Pachybdella Dies. enthält, welche beide Cirripedien sind und
ihre Nahrung aus den Crustaceen saugen, auf denen sie als Pa-
rasiten leben, ferner die niedersten Formen aller bisher bekannten
Cirripedien darstellen und eine eigne Ordnung bilden, welche ich
Cirripedia suctoria nennen möchte, entsprechend den Ler-
naeidae in der andern Unterklasse der Crustaceen.
W. Liljeborg.
(Hier folgen nun nach diesen Untersuchungen geschildert die
in Rede stehenden Schmarotzerkrebs - Gattungen und -Arten: Gen.
Liriope Rathke: L. pygmaea R., Gen. Pachybdella Dies. P.
Careini (Peltog. Rthke), Gen. Peltogaster Rthke: P. PaguriR,,
P. sulcatus n. sp., P. microstoma n. sp.)
155
5
Notiz über den Stasfurtit und den Boracit.
In meinem Aufsatze über den Stasfurtit (diese Zeitschrift
Bd. 13, S. 1.) erwähnte ich, dass auch in H. Rose’s Laborato-
rıum der Boraeit untersucht worden, und ich versprach die Re-
sultate dieser Untersuchung im Auszuge in dieser Zeitschrift mit-
zutheilen, sobald sie erscheinen würden. Nachdem dies nun ge-
schehen ist, entledige ich mich hiermit dieses Versprechens. Hr.
Potyka*) hat nicht nur den Boraeit, sondern auch den Stasfur
tit analysirt und folgende Resultate erhalten.
I. Klare Krystalle von Boracit aus Lüneburg
| gefunden in 100 Thl. berechnet
Chlor 8,15 8,10 7,95 €1
Magnesium 2,75 2,73 2,69 Mg
Talkerde 25,24 25,08 26,86 6MgO
Eisenoxydul 1,59 1,58 —
Borsäure 62,91 ‘62,51 62,50 SBO3
Wasser 6,55 — —
101,19 100 100
II. Undurchsichtige Krystalle von Boraeit aus Lüneburg
gefunden in 100 Thl. berechnet
Chlor 7,78 ES Be 7,95 &l
Magnesium 2,63 2,65 2,69 Ms
Talkerde 26,19 26,29 26,86 6MsO
Eisenoxydul 1,66 1,67 —
Borsäure 61,19 61,56 62,50 SBO3
Wasser 0,94 — —
100,34 100 100
III. Stasfurtit aus Stasfurt
i gefunden berechnet
Chlor 8,02 - 7,79 €
Magnesium 2,71 2,63 Ms
Talkerde 26,15 26,33 6MgO
Eisenoxydul 0,40 —
Borsäure 60,75 (ausd. Verlust bestimmt) 61,27 8BO®
Wasser 1,95 1,95 HO
100,00 100
Man sieht aus diesen Analysen, dass sie mit den unter meiner
Leitung ausgeführten, in dieser Zeitschrift Bd. 13, S. 105 mitge-
theilten genügend übereinstimmen, um die von mir aufgestellten
Formeln 2(4BO®-+- 3MgO) + ElMg für den Boraeit und
2(4B03+3Mg0) +CIMs-+HO für den Stasfurtit zu bestätigen.
*) Poggendorffs Ann. Bd. 107, S. 433. ;
zack
i 156.
Hr. Potyka schliesst aus dem Umstande, dass der trübe gewor-
dene Boracit etwas mehr Wasser enthält als der klare, dass er
durch Einwirkung des atmosphärischen Wassers allmälig in Stas-
furtit übergeht. Vielleicht ist der Stasfurtit wie er in Stasfurt
vorkommt selbst ursprünglich Boracit gewesen, , der unter dem
Einfluss des Wassers allmälig in das wasserhaltige Mineral über-
gegangen ist. W. Heintz.
Literatur
Meteorologie undAstronomie. Gall, dieKometen-
Erscheinungen im Jahre 1858. — Dieses Jahr gehört durch
die Menge der beobachteten Kometen und durch die Entdeckung zweier
periodischen zu den besonders merkwürdigen. Bis zum October wa-
ren 8, darunter 6 neue beobachtet und zwei deren Lauf voraus be-
rechnet war, nämlich der Enkesche und der Fayesche.” Die Zahl der
wirklich wiedergekehrten periodischen Kometen beträgt jetzt acht,
wovon am längsten bekannt der Halleysche mit 76-jähriger Umlaufs-
zeit berechnet 1531, 1682, 1759 und 1835. Er lässt sich bis 1378 zu-
rück verfolgen, mit Wahrscheinlichkeit sogar bis 11 v. Chr., was 25
beobachtete Erscheinungen ergeben würde. Die kürzeste Umlaufs-
zeit, 31/2 Jahre hat der Enkesche, von Enke im J. 1819 berechnet.
Dazu kam 1826 der Bielasche mit 6%/; Jahren Umlauf. Derseibe zeigte
im J. 1846 das bis dahin unbekannte Phänomen einer Zertheilung in
2 Kometen mit Schweifen, welche mit derselben Geschwindigkeit ne-
ben einander hinlaufend auch 1852 wieder gesehen wurden, wo sie
noch weiter sich von einander entfernten. Der vierte periodische
wurde 1843 von Faye in Paris entdeckt und hat 7!/, Jahr Umlaufs-
zeit. Seine Bahn nähert sich am meisten der Kreisbahn, indem die
Excentricität derselben — !/, ist. Er wurde 1851 und 58 wieder be-
obachtet. Der 1846 von Brorsen entdeckte elliptische Komet mit 5!/a
Jahr Umlaufszeit wurde 1851 nicht gesehen, aber 1857 von"Bruhns
sicher berechnet. Der im J. 1851 von d’Arrest berechnete mit 6!/,
Jahr Umlauf wurde im Herbst 1857 am Kap beobachtet. Der am
8. März 1858 von Winnecke in Bonn entdeckte Komet erwies sich
identisch mit dem dritten von 1819, der aber seit den 7 Umläufen
nicht gesehen worden, vielleicht ist er auch identisch mit dem zwei-
ten Kometen von 1766. Seine Umlaufszeit beträgt 51/. Jahr. Die
Bahnen dieser fünf Kometen erstrecken sich nur bis in die Gegend
der Jupitersbahn. Der neue am 4. und 11. Januar 1858 berechnete
Komet hat in seiner Sonnenferne einen Abstand von der Sonne, wel-
157
cher dem Halbmesser der Saturnbahn gleich ist. Er ist identisch mit
dem zweiten von 1790 und ist rechtläufig. Ausserdem wurden 1858
noch 4 neue Kometen entdeckt. Am 2. Mai von Tuttle in Cambridge
Amk. bewegt sich rechtläufig und nähert sich auf 25 Mill. Meilen der
Sonne. Der zweite im Mai von Bruhns entdeckte bewegt sich rück-
läufig und nähert sich auf 11 Mill. Meilen der Sonne. Den dritten
entdeckte Donati am 2. Juni in Florenz, sein Kern glich einem Stern
erster Grösse und der Schweif hatte 50 Grad Länge oder mehr als
6 Mill. Meilen. Den vierten neuen entdeckte Tuttle in Cambridge am
5. Septbr., er ist rückläufig und nähert sich der Sonne auf 30 Mill.
Meilen. Der donatische Komet bestättigte wieder, dass auch der
Kern bei Anwendung stärkerer Vergrösserung sich mehr und mehr
in Nebel auflöst wie der Schweif und Sterne durch sich hindurch-
scheinen lässt. — (Schlesischer Jahresbericht XXAVI, 15—17.)
| Roeder, über den Föhnwind. — . Unter den Alpenwinden
spielt bekanntlich der Föhn eine hervorragende Rolle, weil er auf den
Witterungswechsel, die Schneeschmelze, die Zeitigung der Gewächse,
auf Gesundheit und Seelenstimmung des Menschen einen tiefgreifen-
den Einfluss ausübt. Seine Eigenthümlichkeiten und Wirkungen sind
deshalb auch allgemein bekannt und schon mehrfach beschrieben wor-
. den. Hier nur über seine Richtung und seinen Namen. Nach der
Aussprache im Munde des bündnerischen Volkes sollte man Pfön
schreiben, doch wird Föhn begünstigt durch die in den rhätoromani-
schen Dialekten vorkommenden Wortformen Favugn, Favuogn, Fuogn,
Favun, womit jeder Südwind bezeichnet wird. Die gelehrten Sprach-
forscher weisen deshalh auch allgemein auf den römischen Windna-
men Favonius hin und glauben damit die Wurzel des Namens und
die Herkunft des Windes wissenschaftlich begründen zu können. Vrf.
ist nicht dieser Ansicht. Die Beziehung der Himmelsgegenden und
die Benennung der Winde ist wahrscheinlich von den alten Griechen
und Römern zuerst vollständig ausgebildet und den Alpenvölkern zu-
getragen worden. Die deutschen Namen hat nach Eginhard erst Carl
der Grosse erfunden. Schon die Alten unterschieden die vier Welt-
gegenden und nach diesen die Haupt- und Nebenwinde. Vrf. stellt
deren Windrose vollständig zusammen. Der Föhn ist nun ein aus
SSO wehender Wind zwischen Eurus und Notus. Er kommt nach
dem System der Alten aus der Himmelsgegend zwischen dem Auf-
gangspunkt zur Zeit der Wintersonnenwende und dem eigentlichen
Südpunkte. Es ist der Phoenix oder Phoenicias nach Griechenland
und Italien aus dem alten Phönicien herkommend, welcher nebst dem
Africas zu den stürmischen Beherrschern des mittelländischen Meeres
gerechnet und den Seefahrern ein drohender Gast war. Er ist es,
den wir in den Alpen und bis tief nach Schwaben hin den Föhnwind
nennen. Sein Name stammt also von Phoenix oder Phoenieias und
er wehte zu allen Zeiten aus SSO, deshalb muss er Phoen geschrie-
ben werden. Die Herleitung des Namens von dem dunstführenden
Westwinde Favonius ist nur eine oberflächliche Erfindung neuerer
158
Schriftsteller, wozu die Lautähnlichkeit den Anstoss gegeben, sach-
lich hat dieser mit dem Phoen nichts zu thun. Die romanischen Aus-
dfücke Fuogn etc. lassen sich ebensoleicht von Phoenix wie von Fa-
vonius herleiten. — (Graubündner Jahresbericht III, 55—61.) j
J. J. v. Tschudi, über ein meteorisches Phänomen. —
Am 24. Septbr. v. J. fand sich Verf. bei Jakobshof in einem alten
Tannenwalde mit 12 Schützen auf der Jagd. Um 1,12 Uhr Mittag
ertönte plötzlich ein gewaltiger Knall wie von einem schweren Ge-
schütze, ihm folgte eine Reihe von Knallen, die aber Echo gewesen
sein mögen. Einige Secunden darauf begann in der Luft ein uner-
klärbares Schwirren, Sausen und Brausen, dass von Secunde zu Se-"
_cunde stärker wurde. Die Atmosphäre war ruhig. Ausser dem star-
ken Erdbeben an der W-Küste S-Amerikas hat v. Tsch. kein so er-
greifendes und unheimliches Phänomen wieder beobachtet. Es ist
schwer das „Gebrause genau zu beschreiben, auf jeden machte es ei-
nen andern Eindruck. Es wurde im Umkreise von 5 Quadratmeilen
mit gleicher Intensität beobachtet. Eine Oseillation des Erdbodens
war dabei nirgends zu bemerken und v. Tsch. erklärt das Geräusch
durch das Fallen eines Meteorsteiness. — (Wiener Sitzungsberichte
1859. October XXXVII. 787.)
W.Lachmann, die Jahreszeiten in ihrer klimatischen
und thermischen Begrenzung, ein Beitrag zur Meteorologie
(Braunschweig 1859. 8%.) — Eine auf die umfassendsten Beobachtun-
gen und Berechnungen gestützte Arbeit, die einen kurzen Auszug
nicht gestattet, deren Inhalt aber für jeden Meteorologen von hohem
Interesse ist, daher wir auf ihr-Erscheinen aufmerksam zu machen
nicht umhin konnten. N
Merian, meteorologische Mittel in Basel von 1829 —
1858. — Der höchste Thermometerstand in den dreissig Jahren war
27,8 R am 22. Aug. 1853, im Mittel der höchste 25,7, der niedrigste
überhaupt — 14,0 am 30. Decbr. 1853, der niedrigste im Mittel ee
11,9 R. Die Monatsmittel stellen sich für Januar auf — 0,5, Februar
+1,2, März 3,7, April 7,5, Mai 11,0, Juni 14,0, Juli 15.1, August 14,7,
September 11,9, October 8,1, November 3,6 und December 0,6, das
Jahresmittel auf 7,6. Der höchste Barometerstand im Mittel auf 27‘
10‘77, der niedrigste auf 26'597. Regentage im Mittel jährlich
131, Schneetage 23, Regen und Schnee 6, Riesel 2, Hagel 11/,, Ge-
witter 27, . fast ganz bedeckte Tage 124. — (Baseler Verhandlungen
1859. II. 337—342.) g
} J. D. Forbes, über die Vertheilung von Land und
Wasser auf die Jahreswärme eines gegebnen Parallelkrei-
ses. — Die Anwesenheit von Land erhöht die Temperatur niederer
und erniedrigt die höherer Breiten. Bei etwa 42—430 Breite ist die-
ser Einfluss aufgehoben. Behufs leichterer Rechnung ist die Breite
von 450 als diejenige angenommen, welche allein frei ist von dieser
Ungesetzmässigkeit. Die Abnahme der Temperatur längs eines mee-
rischen Meridians geht nahezu im Verhältnisse des Cosinus der Breite,
159
während dieselbe längs eines festländischen sich mehr dem des Qua-
drats des Cosinus nähert (Mayers Gesetz). Danach ist die Parallele
nahezu ausdrückbar durch eine Formel, welche enthält 1) eine con-
stante Grösse, 2) eine mit einer Function des Cosinus nicht viel ver-
schieden von der Einheit veränderliche, 3) eine Grösse für die Wir-
kung des Landes, worin gegeben als Factor das Mengenverhältniss
des Landes auf einem Breitenkreise, sowie der Factor cos. 2 lat. wo-
durch sie unter 450 additiv, über 450 subtractiv. Bei Betrachtung der
‘ nördlichen Halbkugel allein findet man in der Formel die Constante
TA = 1205 + 5902. cos. 5/aA + 3801 L’. cos. 24
worin TA die Temperatur der Breite A in Fahrenheitischen Graden
und L‘ die Wirkungsgrösse des Landes auf d’eser Breite darstellt.
Die Ausdehnung der Formel auch für die Südhälfte gibt befriedigende
Resultate obgleich alle nur experimentellen Formeln von der Nord-
hälfte hier nicht antreffen. Bestände die Erde ganz aus Land oder
ganz aus Wasser, so würde die Formel im ersten Falle die Tempe-
ratur des Aequators zu etwa 1100F. (= 440C.), die der Pole zu etwa
26° F. (— 2405 C.) ergeben. Im andern Falle wird jene etwa 720 F.
(= 2202 C ), letztere + 120 F. (= — 11°C.) sein. — (Edinb. New Phil.
Journ. Nem Ser. X, 123.) Stg.
Physik. J. Le Conte, der Zusammenhang zwischen
physischen, chemischen und vitalen Kräften und die Er-
haltung der Kraft in den vitalen Vorgängen. — Der Verf.
geht aus von den Gesetzen der Erhaltung der Kraft und der Materie,
wonach die Summe aller existirenden Kraft und Materie ewig die-
selbe ist, und sucht festzustellen, dass ersteres Gesetz, das mit Sicher-
heit nur für die physischen Kräfte erwiesen ist, auch für die vitalen
Kräfte gilt, die in jenen Zusammenhang der Kräfte mit eingeschlos-
sen werden müssen. — Zunächst weist er darauf hin, dass die che-
mischen Kräfte die Bestimmung haben, die Materie aus der Stufe der
Elemente auf die Stufe der Mineralsubstanz überzuführen, dass fer-
ner die Kraft der Vegetation Materie von dieser Stufe in die dritte
Stufe, die der vegetabilischen Materie, und endlich die Kraft des ani-
malen Lebens sie aus der dritten in die vierte Stufe, die der thieri-
schen Substanz, erhebt. Er nimmt an, dass es zur Ueberführung der
Materie aus der ersten Stufe in die dritte oder aus der zweiten in
die vierte stets zweier Kräfte bedarf. Ist dies richtig, so muss jede
Materie, die aus einer höheren Stufe in eine niedere zurücksteigt, so
viel Kraft frei werden lassen, um eine andere in eine höhere zu er-
heben. Diese Kraft kann in Form von Wärme, oder Electricität, oder
chemischer Action oder dadurch zur Erscheinung kommen, dass Ma-
terie höher organisirt wird. — In ähnlicher Weise können nun die
Kräfte in drei Arten, physikalische, chemische und vitale eingetheilt
werden. Der Uebergang von ersteren zu den letzteren ist auch hier
nur möglich durch das Zwischenglied, die chemischen Kräfte, hindurch.
Dies sind die Principien, mit welchen der Verf. eine Reihe chemi-
scher und vitaler Phänomene in Verbindung zu setzen sucht, so 1)
160
die energische chemische Wirkung der Elemente im status nascens,
2) die gleichzeitige Gewichtsabnahme und Kohlensäurebildung aus dem
Samen bei der Keimung 3) die Gewichtszunahme der sich entwickeln-
den grünen Pflanze, sobald von ihr mineralische (unorganische) Be-
standtheile von Aussen her aufgenommen werden. 4) Die Entwicke-
lung der nicht grün gefärbten Pflanzen, wie der Schwämme unter
den Cryptogamen und der Monotropa unter den Phanerogamen un-
ter Aufnahme organischer Materie und Kohlensäureentwickelung. 5)
Die Gewichtsabnahme der bei abgehaltenem Licht sich entwickeln-
den Pflanzen, die nicht Gelegenheit haben organische Materie aufzu-
nehmen, 6) Die Aufnahme des an Kohle reichen Humus durch die Pflan-
zen unter Kohlensäureausscheidung bei den Versuchen von Risler!),
die angestellt sind, um zu beweisen, dass die organische Nahrung
von den Pflanzen nicht, wie Liebig meint, allein durch die Blätter
aus der Luft aufgenommen, sondern ihr auch durch die Wurzeln zu-
geführt wird; 7) die Entwickelung der meisten Pflanzen durch gleich-
zeitige Aufnahme mineralischer und organisirter Nahrung; 8) die
Entwickelung des Eis unter Kohlensäureentwickelung und Gewichts-
abnahme trotz der gleichzeitigen Sauerstoffabsorption. 9) Die Ent-
wickelung des aus dem Ei gekrochenen Thiers unter Aufnahme der
organisirten Nahrung, ihre Umwandlung durch den Organismus rin
unorganische Substanz und in Folge dessen die Erzeugung der Kraft,
wodurch das Thier leistungsfähig wird. 10) die Nützlichkeit stickstof-
freier Nahrung, die bekanntlich nicht in die thierischen Gewebe über-
geht, höchstens als Fett im Organismus zu gelegentlichem Verbrauch
aufgespeichert wird, und vielmehr durch den Lebensprozess in unor-
ganische Substanz übergeht, dadurch aber offenbar Kraft erzeugen
muss. 11) führen den Verf. seine Betrachtungen auf den wahren Un-
terschied zwischen Thieren und Pflanzen, den er darin findet, dass
in den Pflanzen die fundamentale und nothwendige Quelle der vita.
len Kraft in der Zersetzung mineralischer Substanz (Abscheidung des
Sauerstoffs aus der Kohlensäure); in den Thieren aber in der Zer-
setzung der thierischen Gewebe zu suchen ist. 12) vergleicht der
Verfasser die Natur mit einer Pyramide, worin das Mineralreich die
Basis, das Thierreich die Spitze einnimmt. Materie, Kraft und Ener-
gie verhalten .sich nach ihm ähnlich in physischer und organischer
Wissenschaft wie Materie, Geschwindigkeit und mechanisches Moment.
Bleibt die Energie constant, so steigt mit Verringerung der Materie
die Kraft und umgekehrt. 13) Wenn nach den Anschauungen des
Verfassers physikalische Kräfte in vitale verwandelt werden können,
so scheint die Erzeugung von Organismen aus unorganischen Mate-
rien (generatio aequivoca) möglich. Allerdings erscheint dies so, al-
lein der Verf. weist darauf hin, dass dazu auch eine organische Fab-
rikstätte erforderlich ist, da organische Kraft ohne organische Struc-
tur als ihr Substrat nicht denkbar ist. Dieselbe Kraft, der Ausfluss
ı) Biblioth. universelle arch. des sciences, nouv. serie T. I, p. 305.
161
des göttlichen Willens, erscheint durch unorganische Materie wirkend,
als Electricität, Magnetismus, Licht, Wärme, chemische Verwandtschaft
und mechanische Bewegung, durch organische Structuren sich offen-
barend, als Wachsthum, Entwickelung und chemisch vitale Umwand-
lungen. — In Betreff der Entwickelung der Ansichten des Verfassers
muss auf das Original verwiesen werden. Nur um einen Begriff von
der Form derselben zu geben folgt hier ein Beispiel: Das Ei absor-
birt während der Bebrütung Sauerstoff, entwickelt Kohlensäure und
wahrscheinlich Wasser unter Gewichtsverlust. Das Resultat dieser
Kohlensäureentwickelung ist die Entwickelung des Eis. Was es an
Gewicht verliert, gewinnt es an Organisation. Der Gewichtsverlust
steht mit dieser in geradem Verhältniss. Die partielle Zersetzung
liefert die dazu nöthige. Kraft. Indem ein Theil der organischen Ma-
terie zu der Mineral-Stufe herabsinkt, wird eine Quantität Kraft frei,
wodurch die übrig. bleibende organische Materie in eine höhere Stufe
eintritt. Die Wärme ist offenbar die physikalische Kraft, die nicht
direet, sondern indirect durch chemische Verwandtschaft in vitale
Kraft übergeführt ist; mit anderen Worten, die Wärme ist das Agens,
welches die nothwendige Zersetzung bedingt. — (Philosophical maga-
zine Vol. 19, p. 133.) Ar.
F. Melde, eine neue’Art von Klangfiguren von Flüs-
sigkeitstropfen gebildet. — Füllt man einen Trichter oder
ein Trinkglas mit Weingeist oder Aether und führt einen starken nur
einmaligen Strich über den Rand desselben aus, so wird man auf der
Flüssigkeit eine ganz kurze Zeit lang eine Klangfigur entstehen sehn,
welche von lauter Flüssigkeitstropfen gebildet ist; dieselben erhalten
sich. einige Augenblicke über der Flüssigkeit, ähnlich wie beim Lei-
denfrost'schen Versuch, wenn man Aethertropfen auf eine erwärmte
Flüssigkeit bringt. Gibt das Gefäss den Grundton, so bildet die Figur
einen vierstrahligen Stern, dessen Spitzen nach den 4 Knotenpunkten
laufen, bei dem zweithöhern Ton wird der Stern sechseckig. — (Pogg.
Ann. Bd. 109. 8. 147.)
Alluard, über die specifische Wärme des Naphta-
lins im festen und flüssigenZustande und über die latente
Schmelzwärme desselben. — Viele und genaue Untersuchun-
gen ergaben A. folgende Resultate über das Verhalten des Naphta-
lins zur Wärme: Erstarrungs- und Schmelzpunkt beide bei 790,91,
specifische Wärme für den festen Zustand zwischen 20 und 660 =
0,3249, zwischen 0 und 200 = 0,3207, für den flüssigen Zustand zwi-
schen 80 und 130% — 0,4176; latente Schmelzwärme — 35,6792 Wär-
meeinheiten; spec. Gew. bei 990,02 gegen Wasser von 0° = 0,9628,
— (Ann. de chim. et phys. LVII, 438.) J. Ws.
Martins, über die Ursache der Kälte auf hohen Ber-
sen. — Bonguer und Saussure, welche Untersuchungen über die
Kälte auf hohen Bergen angestellt haben und zwar der erstere in
den Cordilleren, der zweite in den Alpen, konnten die Ursache nicht
vollständig erklären. M. hat sich daher an denselben Gegenstand ge-
162
macht, die von beiden genannten Forschern früher angestellten Beob-
achtungen und Versuche zum Theil wiederholt, selbst neue angestellt
und eine Theorie der Kälteerscheinung auf hohen Bergen entwickelt.
Auffällig wird diese namentlich in hohem Grade dadurch, dass man
weiss, dass die Sonnenwärme durch die Atmosphäre z. Th. absorbirt
wird und daher in tieferen Thälern nie so wirksam, als auf den Spiz-
zen hoher Berge sein kann. Schon Saussure wies diese grössere
Wirkung der Sonnenwärmestrahlen auf hohen Standpunkten nach
und zwar vermittelst eines von ihm selbst erfundenen Heliothermo-
meters, welches aus einem mit Kork ausgefütterten und mit einem
Glasdeckel verschlossenen Holzkasten, in dem ein Thermometer ange-
bracht war‘, bestand. Auf dem Gipfel des Cramont, 2735 met. über
dem Meere, stieg das Thermometer von 2 Uhr 12 Min. bis 3 Uhr
12 Min. Nachmittags im Sonnenschein auf 70°0R. während ein anderes,
daneben in freier Luft aufgehängtes nur 5° zeigte Am andern Tage
unter ganz denselben Umständen und zur selbigen Stunde zeigte das
Heliothermometer am Fusse des Cramont in einer Meereshöhe von nur
1495m, 690, während das in freier Luft daneben aufgehängte bis auf
190 stieg. M. hat mit Bravais diese Versuche wiederholt, dazu aber
zwei Pouilletsche Pyroheliometer, die einander vollkommen gleich
waren, benutzt. Die Versuche wurden gleichzeitig, von dem einen
auf dem grossen Plateau des Montblanc und vom andern in Chamou-
nix angestellt und ergaben folgende Resultate:
Versuch am 18. August 1844 Nachmittags 2 Uhr 17 Min.
Sonnenhöhe 43021’, Himmel klar.
Lufttemperatur
S >| 7 mn N ng
Be im Schatten, in der Sonne.
Auf dem Montblanc. 1,220 12,28 +1,20
3930 m.
In Chamounix 1,090 + 19,09 + 20,70
1040 m.
Versuch vom 31. August 1844 Morgen 8 Uhr 8 Min.
Sonnenhöhe 28910‘
Sonnenwärme Lufttemperatur.
Auf demMB. 1,18° —4,10
In Chx. 0,870 +12,00
Trotz der weit geringeren Lufttemperatur war also stets die Menge
der Sonnenwärme um ein Beträchtliches grösser auf dem Montblanc
als in Chamounix. Die Sonnenwärme macht stets ihren Einfluss auf
die Temperatur des Bodens geltend. Peltier und Bravais beobachte-
ten auf dem Faulhorn stets die Temperatur des Bodens höher als die
der Luft und auch die sorgfältigsten Untersuchungen M.’s bestätigen
dasselbe Verhältniss auf dem Montblanc, während in tiefen Ebenen
fast ausnahmslos die Tagestemperatur der Luft höher ist, als die des
Bodens, Nach Bonguer und Saussure ist dies eine Folge des Um-
standes, dass die Luft. ihre Wärme nicht von den Sonnenstrahlen,
163
sondern aus dem Boden selbst erhält. In den Ebenen muss die Er-
wärmung der Luftschichten über dem Boden stärker sein, als auf
hohen Bergen, weil dort die Lufthülle im Verhältniss zu der aus-
strahlenden Erdmasse kleiner ist, als in grösserer Höhe auf in die
Höhe strebenden, von viel mehr Luft umgebenen Bergen. — M., die-
‘sen Grund anerkennend, fügt noch einige andere hinzu. Als solchen
erwähnt er zunächst die grössere Verdunstung der Feuchtigkeit we-
gen geringeren Luftdruckes und erinnert an de Saussures dies be-
stätigende experimentelle Forschungen. Eine Erscheinung, welche
hiermit zusammenhängt ist das Rauchen der Berge, mit welchem nach
Peltier eine starke electrische Spannung verbunden sein soll. Auch
die Ausdehnung der Luft von an den Bergseiten immerfort aufsteigenden
Luftströmen muss eine gewisse Quantität der Bergwärme latent ma-
chen. M. hat in Montpellier an den Luftverdichtungsapparaten Fa-
baries selbst Versuche angestellt, um die Wärmebindung bei der Aus-
dehnung comprimirter Luft zu ermitteln und dabei aus 13 Versuchen
folgende mittlere Zahlen gefunden.
Temperatur der Luft ausserhalb des Apparates
bei 759mm Druck 20,760
Temperatur der Luft innerhalb des Apparates
/ bei 759mm Druck 20,050
- 809 - - 21,180
- 859 - - 22,380
Beim Einpumpen der Luft - 909 - - 23,090
- 99 - - 23,360
- 1009 - - 23,050
- 1059 - - 23,420
- 1009 - - 20,030
- 959 - - 18,890
Beim Ausströmen der Luft r = ‚ j He
- 809 - - 17,180
- 759 - - 17,110
Die Endtemperatur ist also bei gleichem Drucke 2,940 niedriger ge-
funden worden, als die Anfangstemperatur. Die gefundenen Zahlen
werden natürlich durch die Wärmeausstrahlung der z. Th. metalli-
schen Wände des Apparates so lange die innere Temperatur höher
als die äussere, und durch die Einstrahlung, so lange sie niedriger
ist, beeinflusst. Favre und Silbermann haben bei schon früher ver-
öffentlichten Untersuchungen ganz ähnliche Zahlen gefunden und Wolf
hat auf M.’s Veranlassung das theoretische Wärmequantum, welches
bei einer Verminderung des Luftdruckes um 100mm Quecksilberhöhe
latent wird, auf 0,590 berechnet, während es nach Favre und Silber-
mann und M.’s Untersuchungen zu 0,320 gefunden wurde. — Zu dem
grössern Kältegefühl auf hohen Bergen tragen nun noch physiologi-
sche Ursachen mit bei. Dieses sind zunächst die physiologischen
Effecte aller schon vorhin erwähnten Abkühlungsursachen: 1. Die
164
schwache Erwärmung der verdünnten Luft durch die Sonnenstrahlen,
2. die intensive Wärmeausstrahlung, 3. das Latentwerden der Wärme
durch Ausdehnung der an den Bergseiten emporsteigenden Luft,
4. die starke Ausdünstung des Bodens uud der Haut und endlich,
als eine der mächtigsten Ursachen 5. die Bewegung der Luft, wel-
che auf hohen Bergen stets in höherem Grade stattfindet, als in den‘
Thälern. Sehr bedeutend wird natürlich auch die Körperwärme
durch das Athmen verdünnter Luft verringert. — (Ann. de Chim. et
Phys. LVIIL, 208.) J. Ws.
Fürst zu Salm- Horstmar, über die Brechbarkeit der
ultravioletten Strahlen, beobachtet mit verschiedenen
Prismen von Quarz. Bei Versuchen über den ultravioletten Theil
des Spectrums fand S.-H., dass einige Quarzprismen den erwarteten
Dienst nicht leisteten, indem das auf Fluorescenzpapier erhaltene
Spectrum nicht länger war, als das durch Glasprismen dargestellte.
Die genauere Untersuchung dieser Quarze zeigte, dass, wenn die
brechende Kante horizontal nach unten gehalten wurde eine vertikale
Fenstersprosse eine deutlich wellenförmige Linie bildete, die noch
viel deutlicher wurde, wenn das Auge zugleich durch einen Nicol
sah. Während die sichtbaren Strahlen ohne alle Störung durch die
offenbar nicht homogene Quarzmasse hindurchgingen, waren die un-
sichtbaren Strahlen, gerade wie von Glas, absorbirt worden. S.-H.
empfiehlt diese Erscheinung zur weitern Untersuchung. — (Pogg. Ann.
Bd. 109, $. 158.)
G. Kirchhoff, über die Frauenhofer’schen Linien. —
Nach den Beobachtungen von Frauenhofer treten in dem Spektrum
einer Flamme, in die man Kochsalz gebracht hat, zwei helle Linien
auf, welche mit den beiden dunkeln Linien D des Sonnenspectrums
zusammenfallen. Stellt man nun ein Sonnenspectrum dar, lässt aber
die Sonnenstrahlen, bevor sie durch den Spalt gehen, durch eine kräf-
tige Kochsalzflamme treten, so erscheinen bei gedämpftem Sonnen-
lichte an Stelle der beiden dunkeln Linien D zwei helle auf. Ueber-
steigt dagegen die Intensität des Sonnenlichtes eine gewisse Grenze,
so zeigen sich die beiden dunkeln Linien in viel grösserer Deutlich-
keit, als ohne Anwesenheit der Kochsalzflamme. Man kann diese Li-
nien sogar künstlich hervorrufen, wenn man das Spectrum des Drum-
mond’schen Lichtes, welches an und für sich die Natriumlinie nicht
zeigt, darstellt, aber dabei die Strahlen, ehe sie auf den Spalt fallen,
durch eine Kochsalzflamme treten lässt. — Das Spectrum der Chlor-
lithiumflamme zeigt eine helle, scharf begränzte Linie zwischen dem
Frauenhoferschen B. und C. Lässt man Sonnenstrahlen von mässi-
ger Intensität durch die Flamme treten, so zeigt sich die Linie hell
auf dunklerem Grunde, bei intensivem Sonnenlicht tritt an ihre Stelle
eine dunkle Linie, die ganz denselben Charakter hat, als die Frauen-
hofer’schen Linien. — K. schliesst hieraus, dass farbige Flammen,
in deren Spectrum helle, scharfe Linien vorkommen, Strahlen von
der Farbe dieser Linien, wenn dieselben durch sie hindurchgehen, so
165
schwächen, dass an Stelle der hellen Linien dunkle auftreten, sobald
hinter der Flamme eine Lichtquelle von hinreichender Intensität, in
deren Spektrum die Linien sonst fehlen, angebracht wird. Weiter,
dass die dunklen Linien des Sonnenspectrums, welche nicht durch
die Erdatmosphäre hervorgerufen werden, durch die Anwesenheit der-
jenigen Stoffe in der Sonnenatmosphäre entstehen, welche in dem
Spektrum einer Flamme helle Linien auf dunkelm Grunde hervorbrin-
gen. Demnach dürfte man in der Sonnenatmosphäre einen Natrium-
gehalt annehmen, ebenso wie der Kaliumgehalt derselben aus den
Brewster’schen Untersuchungen des Spectrums der Salpeterflammen
gefolgert werden könnte. Dagegen scheint Lithium nicht in dersel-
ben enthalten zu sein. Genauere Mittktilungen sind noch zu erwar-
ten. —. (Pogg. Ann. Bd. 109, $. 148.)
H..Fizeau, über eine Methode, zu untersuchen, ob
die Bewegung des brechenden Körpers einen Einfluss
habe auf das Polarisationsazimut des gebrochenen Strah-
les. — Schon in einer frühern Arbeit hat F. nachgewiesen, dass die
Bewegung eines Körpers die Geschwindigkeit des darin sich fortpflan-
zenden Lichtes abändert. Indem er Wasser durch eine der Arago’-
schen Doppelröhren mit Geschwindigkeit hindurchtrieb, und die In-
terferenzfransen, welche die das bewegte Wasser, durchlaufenden
Strahlen bildeten, beobachtete, konnte er die Erscheinung feststellen
und messen. Aehnliche Versuche, mit Luft angestellt, führten zn
keinem Resultate, was lediglich der geringen Dichte des Mediums zu-
zuschreiben ist. Es war wichtig, die Untersuchung auch auf starre
Körper auszudehnen. Folgendes sind die Prinzipien auf welche die
dabei beobachtete Methode sich stützt. Aus den Untersuchungen von
Malus, Biot und Brewster weiss man, dass, wenn eim polarisirter
Lichtstrahl durch eine geneigte Glasplatte geht, die Polarisations-
ebene unter dem Einfluss der zwei, an den beiden Oberflächen er-
zeugten Refraktionen, eine gewisse Drehung erleidet, deren Werth
unter anderm auch vom Refraktionsindex der Platte abhängt, Da nun
der Brechungsindex eines Körpers umgekehrt proportional ist der
Lichtgeschwindigkeit in demselben, so lässt sich voraussetzen, dass
jene Drehung der Polarisationsebene eine entsprechende Veränderung
erleiden werde, wenn durch irgend eine Ursache die Lichtgeschwin-
digkeit im Innern der Substanz sich ändert. Eine solche Aenderung
der Lichtgeschwindigkeit sucht nun F., gestützt auf die Fresne’schen
Untersuchungen durch eine Bewegung der geneigten Glasplatte her-
vorzubringen. Die grösste Geschwindigkeit die wir einem Körper
zu ertheilen im Stande sind, ist sicher die Umlaufsgeschwindigkeit
der Erde (31000 Meter pro Sekunde); diese Bewegung, die sich frei-
lich unserm Auge entzieht, geschieht in einer Richtung, die sich mit
den Jahreszeiten und Tagesstunden unaufhörlich ändert, immer aber
leicht, zu bestimmen ist. Zur Zeit der Sonnenwende z. B. ist diese
Richtung horizontal von Ost nach West, so dass eine Glasplatte, wel-
che einen von Westen kommenden Strahl empfängt, sich dem Lie,
166
strabl mit der obigen Geschwindigkeit entgegenbewegst. Kommt der
Strahl von Osten, so muss die Platte angesehen werden, als bewege
sie sich mit derselben Geschwindigkeit in gleicher Richtung wie das
Licht. Die Rechnungen lehren nun, dass die Drehung, welche durch
das Glas unter dem Einfluss der jährlichen Bewegung, betrachtet in
ihren beiden entgegengesetzten Richtungen, hervorgebracht wird, eine
wahrscheinliche Aenderung von — erleidet. Der benutzte Apparat
erlaubte, in die Bahn eines polarisirten Lichtbündels, dessen Polarit
sationsebene bestimmt wurde, eine Reihe von Glassäulen zu bringen,
und die durch Wirkung dieser Säulen hervorgebrachte Drehung der
Ebene mittelst eines passenden Zerlegers zu messen. Der Apparat
konnte in verschiedne Richtungen gebracht werden und das Licht
konnte mittelst zweier Spiegel bald von der einen bald von der an-
deren Seite zugeführt werden. Die Anzahl der Messungen, die mit man-
cherlei Schwierigkeiten verbunden waren, steigerte F. über 2000. Die
aufgestellten Tabellen zeigen nun in der That, dass zur Mittagszeit
die Drehung stets grösser ist, wenn der Apparat gen Westen, als
wenn er gen Osten gerichtet ist. Der Ueberschuss scheint zur Son-
nenwende am grössten zu sein. Beobachtung und Rechnung stimmen
ziemlich überein, jedoch zeigen die aus verschiedenen Beobachtungs-
reihen abgeleiteten Zahlenwerthe beträchtliche, noch unerklärbare
Unterschiede. — Somit wäre denn auch für starre Körper nachgewie-
sen, dass die Geschwindigkeit des Lichtes in denselben durch die
Bewegung derselben abgeändert wird. — (Poggend. Annalen Bd. 109,
Ss. 160.) Bien er
Faye, über die Versuche des Hrn. Fizeau beobach-
tet unter dem Gesichtspunkte der Fortbewegung des Son-
nensystems. — Indem F. die in der vorigen Abhandlung gegebe-
nen Werthe einer genauen Kritik unterzog, kam er zu dem Schluss,
dass entweder die Fizeau’schen Versuche mit einem systematischen
Fehler behaftet sein müssen, oder die Bewegung gegen das Sternbild
des Herkules, welches - die Astronomen dem Sonnensystem beilegen,
ist nicht vorhanden. Indem er nämlich die Drehung der Polarisations-
ebene mit Hülfe der Fresnel’schen Formel berechnete und sie mit
der beobachteten verglich, zeigte sich, dass eine Uebereinstimmung
beider Werthe nur dadurch herbeizuführen ist, dass man bei der Be-
stimmung der Geschwindigkeit der Erde von der Fortbewegung des
Sonnensystems absieht. Nun ist aber die Bewegung des Sonnensy-
stems übereinstimmend von den vorzüglichsten Astronomen (Herschel,
Argelander, Struve, Peters, Mädler etc.) gefunden worden, so dass
demnach der Fehler in den Fizeau’schen Beobachtungen zu suchen
wäre; vielleicht dass der angewandte Apparat nicht empfindlich ge-
nug ist, um dergleichen Einflüsse zur Evidenz zu bringen, denn die
Bewegung des Sonnensystems ist keineswegs eine sehr bedeutende;
von Sternen 2. Grösse aus beobachtet würde sie nicht mehr als !/
Bogensekunde im Jahre betragen. — (Pogg. Ann. Bd. 109, $. 170.)
167
J. Müller, Photographie des Spectrums. (Vergl. Bd.
VI, S. 173 d. Z) — Um namentlich den ultravioletten Theil des
Sonnenspectrums in grösserer Ausdehnung zu erhalten, hat M. das
durch einen vollständigen Quarzapparat hergestellte Spectrum von
dem Photographen Haase photographirer und die zwei besten Platten
vervielfältigen lassen. Die erste Tafel enthält zwei Spektra mit einer
Lichteinwirkung von 1 und 2 Sekunden erhalten; die Partie zwischen
G. und L, ist nicht ganz rein und scharf, dagegen sind die Streifen
M, N und O sehr gut sichtbar. Der Preis derselben beträgt 1 Thlr.
Die zweite Tafel enthält fünf Spektra, welche mit einer Lichteinwir-
kung von 1, 2, 4, 8 und 16 Sekunden dargestellt sind. Das erste
derselben erstreckt sich über O hinaus, das zweite bis Q, das dritte
über Q, das vierte und fünfte über R hinaus. Der Preis ist derselbe.
Eine dritte Tafel (1 Thlr.) enthält ebenfalls 5 Spektra, von denen zwei
eine ganz eigenthümliche Erscheinung zeigen. Setzt man nemlich
eine bromhaltige Collodiumschicht 45 bis 60 Sekunden lang dem Licht
des Spektrums aus, so bildet sich zwischen F und G eine nebelartige
Erweiterung des Spektrums, die sich in keiner Weise erklären lässt;
sie scheint nicht von einer zufälligen Ursache herzurühren, denn M.
beobachtete sie genau an nemlicher Stelle schon früher, als er mit
ganz andern Apparaten und andrer Aufstellung Versuche über die
Photographie des Spectrums anstellte. Die Tafeln sind durch den
Hof-Photographen Th. Haase durch die Diernfellner’sche Buchhand-
lung zu Freiburg i. Br. oder durch Joh. Val. Albert Sohn in Frank-
furt a. M. zu beziehen. — (Pogg. Ann. Bd. 109, $. 151.)
Photographie des Unsichtbaren. — Auf der im Sep-
tember 1859 zu Aberdeen abgehalten Versammlung britischer - Natur-
‚forscher zeigte Hr. Dr. Gladstone folgenden höchst auffallenden Ver-
such. Auf weisses Papier hatte er mit einer Lösung von saurem
schwefelsaurem Chinin einige Schriftzüge und Zeichnungen gemacht.
Das Auge konnte durchaus nichts erkennen. Um dahin zu gelangen,
hätte man das Papier mit einem fluoreseirenden Lichte beleuchten
müssen, z. B. mit elektrischem Lichte, das durch ein violettes
Glas gegangen. Hr. Gladstone stellte nun sein Papier vor der Ca-
mera obscura auf, nachdem er ein Stückchen auf gewöhnliche Weise
beschriebenes Papier darangeklebt, um es in den Brennpunkt bringen
zu können. Das Auge erblickte auf dem matten Glase dieses Instru-
mentes durchaus nichts; dasselbe wurde nun fortgenommen und statt
seiner eine collodionirte Platte eingesetzt. Nachdem sie dem von dem
weissen Papier reflectirten Lichte eine sehr kurze Zeit ausgesetzt
gewesen, wurde sie behandelt, wie man die Platten der gewöhnlichen
Photographieen zu behandeln pflegt; da sah man denn zu seiner an-
genehmen Ueberraschung ein deutliches Bild von Schriftzügen und
Zeichnungen, hell auf dunklem Grunde. Activer als die fluoresciren-
den Strahlen des sauren schwefelsauren Chinins hatten die von dem
blossen Papier ausgehenden Strahlen ein deutliches Bild entworfen.
Der Versuch gelang auch vollkommen mit einer verdünnten Chloro-
168
phyllösung, aus Theeblättern dargestellt, die erst bis zur völligen
Entziehung des Farbstoffes mit heissem Wasser erschöpft und darauf
einige Stunden mit Alkohol behandelt worden waren. Dadurch er-
hält man eine kaum gefärbte Lösung, die aber in hohem Grade fluo-
rescirend ist. Hr. Gladstone bemerkt, dass sich sein niedlicher Ver-
such unendlich abändern lasse, dass man statt ein Bild von einem
unsichtbaren Papier zu erhalten, farbige Papiere so zubereiten könne,
dass das photographische Bild abolut das umgekehrte von dem opti-
schen sei. — (Cosmos Vol. XV, p. 521. Pogg. Ann. 109, 8. 159.)
Wild, über die thermoelectrischen Ströme und die
Spannungsgesetze bei den Electrolyten. — Wir bringen
nachfolgend ein gedrängtes Referat über diese wichtige, aus Versehen
übergangene Arbeit. Nach einer genauern Discussion des Voltaschen
Spannungsgesetzes, die wir hier übergehen müssen, wendet sich W.
zu dem eigentlichen Gegenstande seiner Untersuchungen, indem er
nachweist, dass überall, wo electromotorische Kräfte an der Grenze
zweier Leiter auftreten, da auch bei einer Temperaturdifferenz der
beiderlei Grenzen thermoelectrische Ströme entstehen. Die Richtig-
keit dieses Satzes für Metalle, feste sowohl als flüssige, ist durch
Untersuchungen von Seebeck, Magnus etc. bereits nachgewiesen wor-
den, dagegen hatte man bis jetzt noch keine Thermoströme bei Be-
rührung von Metallen mit Elektrolyten oder zweier Electrolyte beob-
achtet;’ in ersterer Beziehung wenigstens war nur das Verhalten von
Platin gegen feurig-flüssige Salze, Glas, glühende Gase, resp. Dämpfe
von Andrews, Buff, Le Roux etc. untersucht worden. Zum Nachweis
der thermoelectrischen Ströme zwischen Flüssigkeiten bediente sich
W. des folgenden Apparates. In den Boden eines parallelepipedischen,
gefirnissten Holzkästehens waren mittelst Korkfutteralen zwei (220mm
lange, 17mm weite) dünnwandige Glasröhren eingesetzt, deren Boden
von angekitteten gleichartigen Metallkapseln gebildet wurden. Letztere
wurden durch Kupferdrähte und Quecksilbernäpfehen mit den Enden
eines sehr empfindlichen Multiplicators verbunden. In diesen Röhren
wurden die beiden zu untersuchenden Flüssigkeiten übereinander ge-
schichtet und die Erwärmung der einen, spiegelnden Trennungsfläche
durch Wasserdampf bewirkt, welcher in einer schmalen verschiebba-
ren Messingkapsel die Glasröhren umspülte. Zur Messung der Tem-
peraturen dienten Thermometer, welche in die Flüssigkeiten an ver-
schiedenen Stellen eintauchten. Die Versuche wurden mit verschie-
denen Flüssigkeiten angestellt, wir nehmen eine beliebige heraus. —
Die als Elektroden dienenden Metallkapseln waren von Kupfer, beide
Röhren gefüllt mit Kupfervitriollösung, über welche verdünnte Schwe;
felsäure geschichtet wurde, die auch noch einen Theil des Kästchens
anfüllte. Bei einer Temperaturdifferenz von 350 der Trennungsfläche
der Flüssigkeiten 'zeigte der Multiplikator einen Strom an, der an
der erwärmten Grenzstelle vom Kupfervitriol zur Schwefelsäure ging
und die Nadel um 72° ablenkte. Die verschiedenen, gegen diese
Versuche zu machendenEinwände werden von W. alshaltlos nachgewiesen
169
und schliesslich der Satz aufgestellt, dass die Elektrolyten im Allge-
meinen wie die Leiter erster Klasse untereinander einer thermoelek-
trischen Erregung fähig sind. Dasselbe gilt aber auch von Metallen
und wässrigen Lösungen. Zu Nachweis dessen wurden die aus Kupfer
bestehenden Elektroden in Gläser getaucht, von denen das eine mit
warmem, das andre mit kaltem Wasser gefüllt war; der Apparat
selbst enthielt blos Kupfervitriollösung. Bei einer Temperaturdiffe-
renz von nur 100 zeigte sich ein Strom der an der erwärmten Elec-
trode von der Flüssigkeit zum Metall gerichtet war und eine Ablen-
kung von 70—729 hervorbrachte. — Die weitern Untersuchungen, be-
ziehen sich auf die Frage, inwiefern auch die Electrolyten dem vol-
taschen Spannungsgesetze gehorchen. Wir müssen uns begnüngen,
die Resultate derselben in folgende Sätze zusammenzufassen: Die
Elektrolyte befolgen unter einander im Allgemeinen nicht das volta-
sche Spannungsgesetz; die electromotorischen Kräfte zwischen den-
selben ändern die Concentration der Lösungen. Auch die Verbindun-
gen gleicher Ordnung befolgen das obige Gesetz nicht, dagegen ge-
horchen alle schwefelsauren neutralen Salze von der Formel ROSO®
unter einander dem Spannungsgesetz, dasselbe gilt von den Haloid-
salzen des Kaliums. Die Säuren untereinander befolgen das Span-
nungsgesetz nicht und dem entsprechend thun dies auch nicht dieje-
nigen neutralen Salze, bei welchen die Basis dieselbe bleibt und blos
die Säure wechselt. ‚Mit Hülfe einer eigenthümlichen Compensations-
methode stellte W. auch Messungen an, von denen wir indessen auch
nur die Resultate mittheilen können. Auch bei den Electrolyten ist
annähernd die thermoälectromotorische Kraft proportional der Tempe-
raturdifferenz der Berührungsstellen. Eine homogene Flüssigkeitssäule
gibt, wenn sie an irgend einer Stelle erwärmt wird, keinen thermo-
electrischen Strom, selbst dann nicht, wenn die Temperaturvertheilung
von der erwärmten Stelle aus nach beiden Seiten hin eine unsym-
metrische ist; ebenso ist kein Strom bemerkbar, wenn man plötzlich
eine warme und kalte Lösung desselben Salzes in Berührung bringt.
Eine Thermokette aus einer concentrirten und verdünnten Lösung des-
selben Salzes gibt einen zwar schwachen, aber doch noch messbaren
Strom, welcher an der erwärmten Grenze von der letztern zur er-
stern geht. Die thermoälectromotorische Kraft der Elektrolyte nimmt
(scheinbar) mit fortschreitender Diffusion der Lösungen ab. Diejeni-
gen Elektrolyte, welche je untereinander dem Spannungsgeseize ge-
horchen, sind demselben auch in thermo&£lectischer Beziehung unter-
worfen; das Entgegengesetzte gilt von denen, welche das Spannungsge-
setz nicht befolgen. Die thermo&lectromotorische Kraft von Salzlö-
sungen wächst im Allgemeinen mit abnehmender Concentration einer
derselben. Eine eigenthümliche Uebereinstimmung zeigt die thermo-
electrische Spannungsreihe der Gruppe der schwefelsauren Salze von
der Formel ROSO® mit der gewöhnlichen Spannungsreihe der Radi-
kale. Zum Schlusse gibt W. noch eine Zusammenstellung seiner Mes-
XV. 1860. 12
170
sungen mit verwandten andrer Beobachter, die wir vollständig mit-
theilen wollen:
Beobachter 4 Kette Elektr. Kraft
- Daniellsches Element 1000,00
Neumann Polarisation von Kupferelektr. in Kupfer-
vitriol 12,10
Derselbe Thermo-Kette von Wismuth-Kupfer bei1000
Temp. Diff. der Löthstellen 3,90
Wheatstone Th.-K. vonWismuth-Antimon bei 1000 T.D. 10,57
Kohlrausch Th.-K. von Eisen-Neusilber bei 10—150R.
T.D. 0,15
also die von Wismuth-Kupfer bei 1000 T. Diff. 1,83—2,75
Pouillet Th.-K. von Wismuth-Kupfer bei 100° T.D. 6,05
Wild Th.-K. von Kupfer-Neusilber bei 100° T.D. 1,108
also die v. Wismuth-Kupfer bei 100° T.D. 6,26
a. die v. Wismuth-Antimon bei 100° T.D. 10,03
— Th.-K. v. CuCSO? (1,10 spec. G.) - KOSO?
(1,07) bei 100° T. D. 6,34
— Th.-K. von CuOSO® (1,10) - SO? (1,05) bei
100° T.D. 26,70
— Th.-K. v. Zink-ZnO SO? (1,12) b. 100° T.D. 70—100
_ Kette aus Cu—CuO SO® (1,10) - CuOSO?
(1,05) 3,32
E. Söchting, ein einfacher Regulator für elektrisches
Licht. — Dieser Regulator, dessen Beschreibung ohne Abbildung
nicht verständlich ist, wird construirt in der Fabrik galvanischer Ap-
parate und Batterien von Keiser und Schmidt in Berlin, Oranienbur-
gerstrasse No. 27 und kann aus derselben zum Preise von 30 Tha-
lern jederzeit bezogen werden. — (Pogg. Ann. Bd. 109, $. 182.)
Literatur und Nachweis. (Poggendorf Annalen, Bd. 109,
No. 1). — P. Zech, Brechung und Zurückwerfung des Lichts unter
der Voraussetzung, dass das Licht in der Polarisationsebene schwinge.
(Seite 60) — Lamont, über die Messung der Inklinationsvariationen
mittelst der Induktion weicher Eisenstäbe (S. 79). — Derselbe,
über die eigenthümliche Beschaffenheit der täglichen Barometeroseil-
lationen in Madrid (S. 89). — L. Schmidt, über die elektrischen
Ströme und die Spannungsgesetze bei den Elektrolyten (106.) — P.
L. Rijke, Bemerkungen über die Schlagweite der elektrischen Bat-
terie (S. 124). — J. D. Forbes, über einige Eigenschaften des Eises
nah bei seinem Schmelzpunkte (S. 176). — A. E. Nordenskjöld.
Versuch einer theoretischen Berechnung der Wärme, welche bei der
Verbrennung flüchtiger organischer Substanzen entwickelt wird (8.
184). — Carrington, eine Sonnenfleckbeobachtung (S. 190). — J.
Pierre, zur Theorie der Sinusbussole ($. 191).
Chemie. Mallet, Aequivalentgewicht des Lithiums.
— M. hatte das Aequivalentgewicht des Lithiums früher durch die
Bestimmung des Chlorgehalts im Chlorlithium — 6,95 gefunden, Troost
171
darauf nach der Analyse des kohlensauren Lithiums zu 6,5. M. hat
jetzt seine Versuche wiederholt und bestimmt, wieviel bei 270 getrock-
neten Chlorbaryums (Ba&1+2HO) zur Zersetzung einer bekannten
Menge Chlorlithiums nöthig ist. Aus zwei Versuchen, welche das
Aequivalentgewicht des Chlorlithiums zu 6,92 und 6,95 ergaben, wenn
das’ theoretische Aequivalentgewicht von Ba&l+2HO = 121,80 ist,
und 7,07 und 7,09, wenn es = 122,1 gesetzt wird, fixirt M. das des
Lithiums auf 7. — (Sülimans Am. Journ. AXVIII, 349. Im Auszug
Ann. d. Chem. und Pharm. CXIII, 244). J. Ws.
Lautemann, über die Zerlegung der Kohlensäure
durch glühendes metallisches Kupfer. — Vor einiger Zeit
behauptete Limpricht, dass glühendes metallisches Kupfer die Koh-
lensäure zerlege. L. wiederholte diese Versuche und fand, dass nur
schwammiges Kupfer, nicht aber Kupferspähne diese zersetzende
Wirkung auf Kohlensäure ausübe (Siehe diese Zeitschr. XIII, 350).
Bald darauf fand Perrot, dass nur das unreine, Eisen oder Zink ent-
haltende Kupfer eine solche Zerlegung bewirken könne. L. hat die
Versuche wiederholt und Perrot’s Beobachtung vollständig bestätigt,
indem sogar poröses Kupfer, wenn es nur rein ist, ohne alle Ein-
wirkung auf die Kohlensäure bleibt. — (Ann. d. Chem. und Pharm.
CAILL, 228.) J Ws.
Buff und Hofmann, Zerlegung gasförmiger Verbin-
dungen durch electrisches Glühen. — Die Verff. haben die
gewöhnlicheren zusammengesetzten Gase, so wie die Dämpfe einiger
Flüssigkeiten von niedrigem Siedepunkt durch die Einwirkung eines
kräftigen Funkenstromes, wie er’ von dem Ruhmkorff’schen Apparate
geliefert wird, und electrisch glühender Drähte, sowie des electrischen
Flammenbogens zu zersetzen gesucht. Um den Funkenstrom bequem
auf das durch Quecksilber abgesperrte Gasvolum wirken lassen zu kön-
nen, wurde eine dünne Glasröhre Uförmig gebogen, in den kürzeren
Schenkel ein kurzer Platindraht eingeschmolzen, die Röhre hierauf
mit Quecksilber ganz angefüllt, um den: kürzeren Schenkel darauf ein
langer Platindraht gewunden und dieser am Ende so durch eine Schlinge
befestigt, dass seine Spitze nur wenige Millimeter von der des ein-
geschmolzenen Drahtes abstand. Die Röhre wurde nun mit dem kür-
zeren Schenkel in einer tiefen Quecksilberwanne unter die das Gas
enthaltende graduirte Röhre gebracht und die Poldrähte der Induc-
tionsmaschine der eine in das Quecksilber der Wanne, der andere
in das des offenen Schenkels der uförmig gebogenen Röhre getaucht.
Man kann auch ein gewöhnliehes Eudiometer dazu nehmen, hat aber
hier den Nachtheil, die beiden Platindrähte schwer reinigen und auch
nicht auf und nieder schieben zu können. Auch die Glühversuche
mit Platin und Eisendrähten, so wie die Zersetzung mit dem Flam-
menbogen wurden mit einer ganz ähnlichen Vorrichtung bewerkstel-
list. Wir führen nun die Versuchsresultate kurz an. 1. Ammoniak.
Durch den Funkenstrom zersetzten sich 5,5 CCm. NH; in 4 Min. zu
11 CCm; 11,3 CCm. NH; in 7 Min. zu 22,7 CCm. Es liess sich keine
12*
172
Spur von Ammoniak mehr nachweisen. Durch den glühenden Platin-
draht ging die Zersetzung schwer von Statten; mit 20 Bunsenschen
Paaren gelang die Volumverdoppelung von 25 CCm. NH; in 15—20
Min. Ein Flammenbogen von 20 Bunsenschen Elementen zersetzte
23 CCm. XH3 in 5 Min. vollständig unter Volumverdoppelung. 2. Me-
thylamin, Trimethylamin und Aethylamin waren nie vollstän-
dig zersetzhar. Es bildeten sich stets theerartige Producte neben
ausgeschiedener Kohle. Das theoretische Volum der Zersetzung liess
sich nie erreichen. 3. Cyan. Electrisch glühende Eisendrähte zer-
setzen es langsam, aber vollständig. 50 CCm. CzN: gaben bei Anwen-
dung einer Bunsenschen Säule von 29 Paaren ein gleiches Volum N
in einer halben Stunde. Der Eisendraht musste sechsmal erneuert
werden, da er stets unter Gusseisenbildung abschmolz. Bei Anwen-
dung des Flammenbogens scheidet sich die Kohle in dichten Flocken
aus, und die Zersetzung geht sehr schnell vor sich. Der Funkenstrom
wirkt am schwächsten. — 4. Stickoxydul. Durch einen glühen-
den Eisendraht wurden 40 CCm. in 4 Minuten vollständig zerlegt,
unter Bildung von Fe3O0; und dem gleichen Vol. N. Durch den glü-
henden Platindraht findet zuerst eine Bildung von rothen Dämpfen
und Volumvermehrung statt (durch Zerlegung eines Theiles des NO
in N und O und Vereinigung des O mit unzersetztem NO), bald aber
verschwinden diese unter Volumverminderung. Man erhält nie das
theoretische 1!/, fache Vol., da die sich bildende Untersalpetersäure
sich zum Theil mit dem Quecksilber vereinigt. Ganz ähnliche Er-
scheinungen beim Funkenstrom. — 5. Stickoxyd. Die Zersetzung
gelingt sehr schön durch die glühende Eisenspirale, welche unter
Funkensprühen verbrennt. N bleibt mit !/a Vol. zurück. Bei den an-
deren Verfahrungsarten ganz die Erscheinungen wie bei NO. — 6.
Kohlenoxyd. Die glühenden Drähte brachten keine Veränderung
hervor, ebensowenig der Flammenbogen und der Funkenstrom. — 7.
Kohlensäure. Die Umwandlung derselben durch den glühenden
Eisendraht in CO geht nur sehr langsam von Statten. Enihielt das
Eisen selbst Kohlenstoff, so fand stets eine Volumvermehrung statt
durch additionelle CO Bildung. Durch den Funkenstrom vermehrte
sich das Volum anfänglich, bis das gebildete CO mit dem freigewor-
denen O explodirte und das ursprüngliche Volum sich als CO, wieder-
herstellte, um sich von Neuem zu zersetzen. — 8. Schwefelkohlen-
stoff. Die Zersetzung wird bei 700 durch den glühenden Eisendraht,
welcher in Schwefeleisen übergeht, unter Kohleausscheidung schnell be-
werkstelligt, durch den Platindraht langsamer; die ausgeschiedene Kohle
enthält freien Schwefel. 9. Grubengas C3H,. Die Zersetzung war
nie vollkommen durchzuführen, am besten noch mit dem Funkenstrom.
— 10. Oelbildendes Gas C4H,. Mit dem glühenden Platindraht
Kohleausscheidung und Bildung von C,4,.. Nie war vollständige Zerse-
tzung inC undH erreichbar. — 11. Schweflige Säure wird durch
den glühenden Eisendraht sehr schnell und mit furchtbarer Hitze unter
Bildung von Schwefeleisen und Eisenoxyd zersetzt. Die Wirkung des
173
Funkenstromes ist sehr langsam; Bildung einer braunen aus S+28SO,
bestehenden Materie fand statt. — 12. Schwefelwasserstoff. Schwer
vollständig zu zersetzen durch den glühenden Eisendraht, leichter
und vollständig aber durch den'Flammenbogen aus Eisen unter Bil-
dung von FeS und reinem Wasserstoff in gleichem Volumen. Sehr
schwer durch die Platinspirale, sehr leicht durch den Funkenstrom in
S und reines #. — 13. Phosphorwasserstoff. Nach der Theo-
rie muss 1!/, vol. H.übrig bleiben. Die Zerlegung war leicht und
vollständig. — 14. Chlorwasserstoff. Die Zersetzung war nur
langsam vollständig zu bewirken. — 15. Fluorsilicium. Die glühen-
den Drähte und der Flammenbogen üben kaum einen Einfluss aus,
ebenso wenig der Funkenstrom. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CAXIII,
Seite 129.) J. Ws.
Dr. Julius Josephy, über die Zersetzungsproducte
der salpetersauren Teträthylammoniumoxyds. — Nachdem
Verf. das Salz nach der Methode von Hofmann dargestellt, hat er
dasselbe der Destillation im Kohlensäurestrome unterworfen und als
Zersetzungsproducte keine permanenten Gase, aber kohlensaures
Ammoniak, Kohle, Cyanäthyl und Wasser gefunden, so wie das Auf-
treten eines Oeles von der wahrscheinlichen Zusammensetzung C+H#
bemerkt, so dass er die Zersetzung durch folgende Gleichung ausdrückt.
C15H20N0,N05,H0 = CO2,NH3.HO + CSHSN + 2C°H: + C+-4H0.
— (Journ. f. pract. Chem. Bd. 79, p. 1.) 0. K.
Lautemann, über directe Umwandlung der Milch-
säure in Propionsäure. — Bekanntlich hat Kolbe zuerst die
Ansicht ausgesprochen, dass die Milchsäure Oxypropionsäure sei.
Eine experimentelle Stütze fand diese Ansicht in der von Ulrich durch-
geführten Umwandlung der Milchsäure in Chlorpropionsäure und aus
dieser in Propionsäure. L. hat die Ueberführung der Milchsäure in
Propionsäure ohne irgend. ein Zwischenglied versucht und hat diese
Reduction auffälliger Weise durch Jodwasserstoffsäure auszuführen
vermocht. Sättigt man concentrirte, vorher mit dem gleichen Volu-
men Wasser vermischte Milchsäure unter Abkühlung mit Jodwasser-
stoffsäure, so scheidet sich Jod aus, namentlich wenn die Flüssigkeit
in zugeschmolzener Glasröhre auf 100°C. erhitzt wird. Mit Kalilauge
übersättigt, und dann wieder mit verdünnter Schwefelsäure versetzt
und destillirt, lässt die Flüssigkeit Propionsäure übergehen, welche
als Silbersalz analysirt wurde. Der Process muss durch die EIRiBpe:
CH:0: + 2HF = GHs0,+2H0O+2I
ausgedrückt werden. Noch einfacher und vollständiger gelingt alla
Reduction, wenn man 3,5 Theile Milchsäure mit 4 Theilen Zweifach-
Jodphosphor bei gelinder Wärme destillirt. Es geht dabei Propion-
säure, durch wenig Jod gefärbt, über. — (Ann. d. Chem. u. Pharm.
CAXII, 217.) J. Ws.
Kolbe, über die Rückbildung des Alanins aus Milch-
säure. — Die Umwandlung der Oxypropionsäure (Milchsäure) in
Amidopropionsäure (Alanin) lässt sich leicht so bewerkstelligen, dass
174
manerstere zunächst durch Destillation ihres trocknen Kalksalzes mit P€];
in Chlorpropioxylchlorid und dieses durch absoluten Alkohol in Chlor-
propionsäureäther überführt. Dieser wird mit wässrigem Ammoniak
in hermetisch verschlossener Glasröhre einige Stunden lang auf 100°
erhitzt dann die Flüssigkeit im Wasserbade verdampft, der Rückstand
mit H€l versetzt und wieder getrocknet. Nach Entfernung des Sal-
miakes bleibt eine leicht krystallisirende, süsslich schmeckende
Masse zurück, welche 0(;3H,NO,, also Alanin sind. — (Ann. d. Chem.
u. Pharm. CAII, 220.)
Griess, über eine neue Klasse organischer Verbin-
dungen, welche Wasserstoff durch Stickstoff vertreten
enthalten. 1. Abhandlung. — Wird in eine etwa 50° warme
Lösung von Pikraminsäure (C,H; N30,0) ein rascher Strom von salpet-
riger Säure geleitet, so wird diese vollständig verschluckt, ohne dass
sich eine Gasentwickelung zeigt. Die rothe Flüssigkeit wird dabei gelb
und scheidet glänzende gelbe Blättchen aus. Einmaliges Umkrystallisiren
aus kochendem Alkohol genügt, um sie rein zu erhalten, und zwar in -
messinggelben Blättchen, welche schwer in Alkohol und Aether löslich
| sind, keine Reaktion auf Lakmus und Kurkuma zeigen und in höherer
Temperatur heftig verpuffen. Dieser Körper ist das Diazodinitro-
phenol, seine Formel gemäss der Elementaranalyse CjsH,N4O,, oder
=
Cha EL O.HO, die Gleichung seines Entstehens
v2 )
H} H N
Ca $ &092,0.HO +NO; = Ci? (NOy: O0.HO+3HO.
HN \ A|
Von den gewöhnlichen Mineralsäuren wird es unverändert gelöst.
Rauchende Salpetersäure und Chlor zersetzen es nicht, rauchende
Schwefelsäure erst in höherer Temperatur. Wasser dagegen zersetzt
es bei längerem Kochen in einen harzartigen Körper und ein brau-
nes Pulver. Wird es aber mit kaustischen oder kohlensauren Alka-
lien in alkoholischer Lösung gekocht, so findet eine Gasentwickelung
unter Rothfärbung statt. Man erhält dann braune nadelförmige Kry-
stalle eines Kalisalzes, welches Dinitrophenylsaures Kaliist. Das
entwickelte Gas ist ein Gemenge von Stickstoff und Sauerstoff. Die
Gleichung dieser Zersetzung ist
H
28 H;
ei Ca er Io . H0+ 2HO — Cha (NOy2 | (6) . an + 2N e = 20.
Dinitrophenylsäure
Bei der Einwirkung von salpetriger Säure auf die Aminitrophenyl-,
. H;
säure (Diphenaminsäure von Laurent und Gerhard) Cı2 !) NO4 | 0.H0
H
in ätherischer Lösung scheiden sich bräunlichgelbe körnige Massen aus, ,
welche in heissem Wasser schwer und unter Zersetzung, in heissem
Alkohol leichter löslich sind. Sie werden von starken Mineralsäuren
175
ohne Zersetzung gelöst und sind nach der Formel C2H;N,0, =
H
Cha | (NO, O.HO zusammengesetzt, also Diazonitrophenol. Mit
2
kaustischem oder kohlensaurem Alkali gekocht, verwandeln sie sich
unter Gasentwicklung in eine noch nicht näher untersuchte Säure. —
Wird die Dinitrochlorphenylsäure durch Schwefelwasserstoff reducirt,
- 4 Ha
so entsteht die Amidonitrochlorphenylsäure Cısa a | O.HO in
NH3
prachtvollen Krystallen. Aus dieser dann durch die Einwirkung der
salpetrigen Säure ein Niederschlag von braunrothen säulenförmigen
Krystallen von Diazonitrochlorphenol HN €&0, =
H
Cha SS, O0.HO. Durch Kochen mit Alkali entsteht daraus die
Na
Chlornitrophenylsäure. — Höchst auffallend ist in diesen Ver-
bindungen, dass der Aequivalentwerth des Stickstoffes, welchen wir
nach allen bisher bekannt gewesenen Gründen gleich drei annehmen,
-hier nur = 1 sein soll. Der Verf. verspricht in einer bald folgen-
den Abhandlung weitere Aufschlüsse über diesen Umstand, über wel-
che wir ihrer Zeit berichten werden. — (Ann. d. Chem. u. Pharm.
CXIII, 201.) J. Ws.
Bussenius und Eisenstuck, über einige Derivate des
Petrols. — Der Petrol genannte Kohlenwasserstoff hat auch von
den beiden Verff. nicht im isolirten Zustande gewonnen werden kön-
nen, aber die dargestellten Derivate des Steinöles lassen keinen Zwei-
fel an seiner Existenz. Das von B. und E. als Ausgangspunct ihrer
Analysen benutzte Steinöl quillt auf der südlichen Seite des Dorfes
Sehnde unweit Hannover in Thalablagerungen des unteren Lias und
wird in der Fabrik von Stackmann und Retschy gereinigt. Es liefert
etwa 20 pCt. rectificirtes Oel, enthält aber auch Paraffin in ziemlich
bedeutenden Mengen. Das noch mit englischer Schwefelsäure rectifi-
eirte Oel ist leicht beweglich und von aromatischem Geruch, fängt
bei 1350 an zu sieden, wobei das Thermometer zuletzt bis 2500 steigt.
Das unter 1800 siedende Destillat beginnt für sich allein bereits bei
750 zu sieden und besteht aus einer Reihe homologer Kohlenwasser-
stoffe und dem Petrol. Letzteres ist in zu geringer Menge vorhan-
den, um durch fractionirte Destillation rein gewonnen werden zu kön-
nen, gibt aber bei der Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure
und Salpetersäure eine krystallisirende Nitroverbindung, während der
übrige Theil des Oeles selbst nach langer Zeit und in höherer Tem-
peratur nicht verändert wird. B. und E. brachten 2 Theile des Oeles
mit 2 Theilen Schwefelsäure und 1 Theil Salpetersäure von 1,5 spec.
Gew. in eine Retorte und fanden nach 24 Stunden, während derer
die Mischung langsam stattfindet, die entstandene Nitroverbindung
weiss und krystallinisch zwischen der Säure und dem Oel abgeschieden
176
Die Krystalle wurden im Trichter gesammelt, mit Wasser und dann
mit gelinde erwärmtem Alkohol ausgewaschen, ausgepresst und end-
lich aus Alkohol umkrystallisirt. Die weissen Krystalle, das Trini-
tropetrol, sind aber noch nicht rein und kaum rein zu erhalten.
Sie sind immer noch mit andern, flockigen Krystallen gemengt, wel-
che sich in allen Eigenschaften denen des Trinitropetrols ausserordent-
lich nähern. Indessen gelang es doch durch Krystallisation aus sfe-
dendem Alkohol bei 400 Abkühlung diese Beimengung grösstentheils
zu entfernen. Die Zusammensetzung des Trinitropetrols wurde ge-
mäss der Formei CH; (NO,)s gefunden. Nach der Ansicht der Vrff.
ist die Verunreinigung die homologe Verbindung CısHs (NO,);. Der
Schmelzpunkt des Trinitropetrols liegt etwa bei 169°, der Erstarrungs-
punkt bei 156°; bei 180° sublimirt es in langen Nadeln. Beim Ue-
bergiessen des Trinitropetrols mit weingeistigem Schwefelammonium,
und anhaltendem Hindurchleiten von Schwefelwasserstoffgas unter ge-
linder Erwärmung durch untergelegte Kohlen, scheidet sich sehr viel
Schwefel ab, so wie ein neuer krystallinischer Körper, von welchem das
übrige Schwefelammonium und der Weingeist möglichst abdestillirt
werden. Durch kochenden Weingeist wurden die Krystalle gelöst und
beim Erkalten für sich gewonnen. Sie bestehen aus zwei verschie-
denen Körpern, aus gelben, in Salzsäure nicht löslichen Krystallen
und aus dem stark basischen Nitropetroldiamin, welches durch
Salzsäure ausgezogen wurde. Durch Ammoniak wird es wieder niederge-
schlagen und besteht aus orangerothen, klinorhombischen, bis zu 1 Zoll
langen Prismen, welche sich leicht in kochendem Alkohol lösen und bei
210° schon sublimiren, bei 215° aber erst schmelzen. Es kommt diesem
Körper die Formel CsHNNO,
2 Hı
Hı
zu. Mit Schwefelsäure behandelt bilden sich hieraus drei krystallini-
sche Verbindungen von den Formeln:
CsHHN0,) CH; (NO,)
I. Na Hı , S2H20;- II. nm , 2S2H,05; und
Hı Hs i
CH; (NO,)
II. aa ‚ S23HRO:.
Ha
Auch mit Salzsäure ergaben sich zwei Verbindungen
CH, (NO) CH (NO)
I. Nr H, , 2H€l und I. Na Hr , HEl
Hs; Hr
Aus der ersteren entsteht leicht das in 6-seit. Tafeln krystillisirende
Platinsalz
j CH, (N0,) ;
Na nn ‚ 2HEl, 2Pt&ls + 6HO.
2
Beim Erhitzen des Nitropetroldiamins mit Jodäthyltreten 3 Atome Aethyl
ein und man erhält die in rothen rhombischen Prismen krystallisi-
rende Verbindung
177
| C4HH(NO,)
Na | (CaH5)2 ‚ HH,
(C4H;).H
aus welcher das freie Triäthylnitropetroldiamin durch Ammo-
niak in flimmernden citronengelben Schuppen gefällt wird. Es ist
CısH,(NO,)
(C4H3)a 9
(C,H;).H.
und seine aus feinen gelben Nadeln bestehende Platinchloridverbindung
\CısH-(NO,)
(C4H3)2 ‚ H6l, Pt&l,
(C4H;).H.
Der orangegelbe Körper, welcher nach dem Ausziehen des Nitrope-
troldiamins durch HEl übrig bleibt, löst sich nur in heissen concen-
trirten Mineralsäuren, aus denen ihn Wasser wieder fällt, und verpufft
bei starkem Erhitzen. Aus kochendem Alkohol kann er krystallisirt
erhalten werden. Seine Formel konnte nicht sicher ermittelt werden,
doch kommt ihr der empirische Ausdruck C}sH10N30s am nächsten. —
Bei der Destillation des Weingeistes, welcher zum Auswaschen der
Trinitropetrolkrystalle gedient hat, bleibt ein gelbliches Oel zurück,
aus welchem sich perlmutterglänzende, unter 1000 schmelzende und
leicht verpuffende Blättchen absetzen, deren Formel CısHs(NO,)s ist.
Mit Schwefelammonium entstand daraus eine dem Nitropetroldiamin
homologe Basis
Na
Na
CısHs(N0,)
(Ha 5
Ha
Das gelbliche Oel scheint auch eine Nitroverbindung zu sein, da es
leicht verpufft. Es besitzt einen penetrant moschusartigen Geruch.
Es ist nicht weiter untersucht worden, da es bei allen Manipulatio-
nen in schwarze theerartige Producte überging. — (Ann. d. Chem: u.
Pharm. CAIIL, 151.) J. Ws.
Eisenstuck, über: die Kohlenwasserstoffe, welche
den Hauptbestandtheil des Steinöls ausmachen. — Der
unter 1800 siedende Theil des Steinöls von Sehnde wurde mit einem
Gemisch von Schwefelsäure und Salpetersäure behandelt und das
Trinitropetrol entfernt. Das übrig bleibende Oel wurde mit Natron-
lauge und Wasser gewaschen, durch Chlorcaleium entwässert und der
fraetionirten Destillation unterworfen. Die Destillationsproduete wur-
den von 5 zu 50 besonders aufgefangen und nachher jedes wiederum
fraetionirt destillirt; indessen war es nicht möglich, aus 50 Pfunden
Oel nur ein ganz kleines Quantum von constantem Siedepunkt zu er-
halten. Aus den Elementaranalysen, uAd Dampfdichtebestimmungen,
die natürlich keinen absoluten Werth haben können, glaubt E. schlies-
sen zu müssen, dass diese Portion des Steinöles aus Kohlenwasser-
stoffen der Formel CnHn besteht, in welcher Ansicht ihn auch die
Bestimmungen des specifischen Gewichtes und der Ausdehnungscoef-
ficienten von 00 bis zum Siedepunkt bestärken. Sie werden durch
ein Gemisch von Schwefelsäure und Salpetersäure nicht angegriffen
178
verbinden sich aber mit der Pikrinsäure, wenn sie mit dieser erhitzt
werden, zu körnigen Massen oder auch schwach gelblichen Blättchen, -
welche sich übrigens schon an der Luft wieder unter Abdunstung
ihres Kohlenwasserstoffes. Die seidenglänzende, in gelblichen Blätt-
chen krystallisirende‘ Masse verlor so 12,36 pet., woraus sich der
mit der Pikrinsäure hier verbundene Kohlenwasserstoff als Cs Hıs
berechnet. Die körnig krystallinische Masse erlitt dagegen einen
Verlust von 6,45 pct, In einer andern Verbindung ergab sich auf
dieselbe Weise die Gegenwart eines Kohlenwasserstofles CisHıs. —
Die Kohlenwasserstoffe gaben mit Chlorwasserstoff keine Verbindun-
gen, wohl aber fand eine Einwirkung von Chlor statt. Aber es konn-
t&n auch die Chlorderivate nicht von einander getrennt werden. In-
dessen führten alle, auch mit diesen angestellte Versuche und Ana-
lysen auf die Formel EnHn für die Kohlenwasserstoffe. — (Ann. der
Chem. und Pharm. CÄIIL, 169.) J. Ws.
L. E. Jonas, Beitrag zur Untersuchung einer grau-
blau-grünlich gefärbten Butter. — Nikles hat zuerst auf das
Vorkommen des Vivianits im lebenden Organismus aufmerksam ge-
macht, Schlossberger und Schiff haben die Bildung dieser Blauerde
ohne Zuführung des Minerals von aussen im Organismus nachgewie-
sen. Verf. hatte Butter und Milch von eben bezeichneter Farbe zu
untersuchen, und glaubt auf die Gegenwart des Vivianits aus der nach-
gewiesenen Anwesenheit von Eisenoxyd, Eisenoxydul und Phosphor-
säure schliessen zu dürfen und sie als Grund der Färbung ansehen zu
können. — (Arch. f. Pharm. 1860. Jan. p. 31.) 0. &.
Geologie. Naumann, über die neue Becken-Ein-
theilung der erzgebirgischen Steinkohlenformation. —
Der berühmte Reformator Volger hat eine neue schon oben S. 151
-besprochene Schrift vom Stapel gelassen, über die wir noch ein zwei-
tes Urtheil hier folgen lassen, da sie nicht blos reformirt, sondern
zwei achtbare Autoritäten auf ihrem Gebiete mehr als verdächtigt. —
Volger beginnt seine Schrift, um Naumann selbst reden zu lassen,
mit. der Bemerkung, dass sich gegenwärtig auf dem Gebiete der Geo-
gnosie zwei verschiedene Anschauungsweisen entgegenstehen; er nennt
die ältere und dermalen noch von der grossen, fast an Allgemein-
heit gränzenden Mehrzahl befolgte Anschauungsweise eine dichte-
rische, ‚während die jüngere, d.h. die von ihm selbst vertretene
allein Anspruch darauf habe eine wissenschaftliche zu heissen.
Die ältere oder jetzt herrschende Methode suche die Gebirgsbildung
nieht sowohl zu erklären, als vielmehr auszumalen, und entlehne
dabei die Umrisse wie die Farben von der Einbildung u. 8. w.;
die jüngere Methode, welcher die Zukunft unzweifelhaft ganz al-
lein angehöre, 'verfolge eine rein naturwissenschaftliche Rich-
tung ete. Dass solche Auslassungen in einer für das grössere Publi-
kum. bestimmten Schrift bedeutendes Aufsehen erregen, dass sie viel-
leicht bei Vielen den Verdacht erwecken würden, die gegenwärtige
Geögnosie ‚sei wirklich nur ein Aggregrat von poetischen Faseleien,
179
und bedürfe eines gänzlichen Umsturzes und. völligen Neubaues; dass
endlich wohl Manche in dem Verkünder solcher Aussprüche nicht et-
wa blos den Herostratus des alten, sondern auch den Dinokrates des
neuen Tempelbaues erkennen würden, dies war wohl zu erwarten.
Wenn er aber weiter geht, und der- gegenwärtigen Geognosie
in Betreff ihrer praktischen Anwendung auf die. Verhältnisse
der Steinkohlenformation jeden Werth abspricht; wenn er be-
hauptet, „dass ihr irgend sichere Anhaltpunkte so vollständig fehlen,
dass es fast unbegreiflich erscheint, wie solche Anwendung; überhaupt
hat versucht, .und wie Gutachten haben ertheilt: werden können, wel-
chen eine eigentliche Begründung in Betreff aller, nicht unmittelbar
beobachtbaren, Verhältnisse gänzlich mangelt,“ so’ müssen wir sol-
chen Behauptungen im Interesse des geognostisch-bergmännischen
wie des Bergbau treibenden Publikums entschieden entgegen treten,
Die jetzige Geognosie gründet ihre Beurtheilungen auf möglichst
genaue Beobachtungen der Structur- und Lagerungsverhältisse, der
petrographischen und paläontologischen Eigenschaften derjenigen
Schichtensysteme, um welche es sich in jedem besonderen. Falle han-
delt. Wir möchten fragen, welche andere und bessere Hilfsmittel
Volger in Anwendung zu bringen weiss? Denn selbst das Eine, wor-
auf, als etwas ganz neues, er ein so ausserordentliches Gewicht legt,
nämlich die „Senkungslage “ der Schichten des Rothliegenden, redu-
eirt sich ja doch nur auf ein Verhältniss der Structur und Lagerung.
Freilich findet sein Scharfblick in dieser Senkungslage ein ganz ab-
sonderliches Hilfsmittel zur Erkennung des Vorhandenseins von Stein-
kohlenflötzen; denn er „sieht sie dort in der Tiefe, zwar nur mit
geistigem Auge, aber mit solcher Klarheit und Bestimmtheit“, dass
er es vor seinem Gewissen verantworten kann, an solchen Stellen zu
bergmännischen Unternehmungen aufzufordern (S. 104.) — Wir über-
gehen denjenigen Theil seiner Schrift (S. 13—44), in welchem der
Verfasser die geognostische Darstellung der sächsischen Steinkohlen-
formation seines „hochverehrten Freundes“ (S. 12 und 37)
Geinitz, „eines der verdienstvollsten mit Recht berühmtesten“ Geo-
gnosten Sachsens, einer Kritik unterwirft, wie man sie einem hoch-
verehrten Freunde gegenüber in soleher Form wohl nicht erwarten
konnte; müssen es jedoch als sehr bezeichnend hervorheben, dass
alle in jenem Werke ausgesprochenen (zum Theil aber doch nur in-
dividuelle) Anschauungen als die allgemein herrsschenden .der
jetzigen Geognosie überhaupt hingestellt werden; wodurch. das
grössere Publikum nothwendig irre geführt werden muss. Wir über-
gehen eben so den Abschnitt, in welchem der Verfasser seine eigne
Theorie der Entstehung der Steinkohlenformation und des Rothliegen-
den entwickelt (S. 45— 69), machen aber aufmerksam darauf, «dass
2. B. die Ansicht, die Steinkohlenflötze als vorweltliche, den jetzigen
Torfmooren analoge, an Ort und Stelle gebildete Anhäufungen von
Pflanzen zu betrachten, in der Geognosie schon lange zur Geltung
gekommen war, ehe solche von ihm ausgesprochen worden ist. Da-
7
180
gegen können wir nicht umhin, den letzten Abschnitt seiner Schrift,
welcher die neue Beckeneintheilung betrifft, einer etwas ge-
nauern Prüfung zu unterwerfen; ja wir fühlen uns gewissermassen
verpflichtet dazu, weil gerade in diesem Abschnitte versucht wird,
die von uns auf der geognostischen Karte von Sachsen gegebenen
Darstellungen als unrichtige zu verdächtigen. Der Verf. bemerkt an-
fangs ($. 72) sehr richtig, dass alle die jetzigen Verhältnisse des
Wasserlaufes, wie sich solche in dem Laufe der Striegis, der Zscho-
pau, der Chemnitz und der Mulde zu erkennen geben, einer „ver-
hältnissmässig ganz neuen Zeit“ angehören, jedenfalls aber erst nach
der Ablagerung des Rothliegenden zur Ausbildung gelangt sind, und
mit der allgemeinen Richtung des erzgebirgischen Bassins in gar kei-
nem Zusammenhange stehen; - wie ja dies alles schon lange vor ihm
gesagt worden ist. Wenn er nun aber hinzufügt, dass diese Verhält-
nisse zunächst das äussere Merkmal einer in den Schichten-
stellungen sich innerlich bewährenden Gliederung der ge-
meinsamen Ablagerungen (nämlich der Steinkohlenformation und des
Rothliegenden) in fünf verschiedene Becken seien, welche er das
Striegisbecken, das Zschopaubecken, das Flöhabecken, das Chemnitz-
becken und das Muldebecken nennt, und wenn er hieran die Behanp-
tung knüpft, die bisherige Eintheilung in vier Becken „folge nicht
genügend klaren Grundsätzen, indem nur die Scheidung des
Hainichener Beckens von dem Ebersdorfer die Schichtenstellung, die
Absonderung beider vom erzgebirgischen Becken dagegen einer ange-
nommenen Altersverschiedenheit entspreche“, sosind dergleichen An-
sichten und Behauptungen als ungegründet zurückzuweisen. Unsere
Darstellung der geognostischen Verhältnisse des von Gossberg über
Hainichen, Frankenberg, Chemnitz und Lichtenstein reichenden Land-
striches beruht auf monatelangen, sehr mühsamen und möglichst ge-
nauen Untersuchungen; wir können uns die Resultate derselben nicht
so ohne Weiteres umstossen lassen, weil es V. gefällt, das Urtheil
auszusprechen, dass sie auf unklaren Grundsätzen und auf einer blos
angenommenen Altersverschiedenheit gewisser Schichtensysteme be-
ruhen. „Meine Eintheilung in vier (soll heissen: fünf) Becken“ fährt
V. fort, „entspricht der Schichtenstellung und der mit dieser in nach-
weislichem Zusammenhange stehenden Sonderung der obigen Fluss-
gebiete u.8. w. Ich muss auf diese Becken-Eintheilung einen erheb-
lichen Werth legen, weil dieselbe, wie ich zeigen werde, die Folge
einer nach Ablagerung des Rothliegenden ausgebildeten Verände-
rung der Schichtenstellung ist, welcher wiederum die Beschaffenheit
des Steinkohlengebirges auf diesen Gebieten zu Grunde liegt, und
welche daher einen Schluss von der Oberflächenform auf diese Be-
schaffenheit insbesondere die Steinkohlenführung gestattet. Jedes
dieser Becken ist ein steinkohlenführendes Gebiet für sich. Aber die
drei obern Becken sind als solche von geringer Bedeutung. Ganz
besonders wichtig ist dagegen die Scheidung des erzgebirgi-
schen Beckens in das Mulde- und das Chemnitz-Becken. Beide wer-
181
den von einander getrennt durch die Wasserscheide zwischen dem
Lungwitzbache nebst seinen Zuflüssen, und. dem Mittelbache mit des-
sen Zuflüssen, somit durch jenen Rücken, welchen man zur Anlage
der Eisenbahn von Wüstenbrand nach Lugau benützt hat. Die Un-
tersuchung der Schichtenmasse selbst ergibt dagegen, dass alle jene
fünf Becken nur später ausgebildete Sonderungen einer ge-
meinsamen Ablagerung sind, wie solches für das sogenannte Hai-
nicher und für das Ebersdorfer Becken auch anderweitig bereits
angenommen worden ist, während man aus dem Flöha-, Chemnitz-
und Mulde-Becken eine ganz besondere, jenen gegenüber jüngere,
gemeinsame Ablagerung machte. Die ganze Ablagerung in fünf
Becken ist das Erzeugniss der, ein gemeinsames Thal durchströmen-
den und in demselben sich vereinigenden Gewässer. Ueber die im
Vorstehenden ausgesprochenen Behauptungen: haben wir zuvörderst
Folgendes zu bemerken: 1) Die vom Verf. vorgeschlagene Becken-
Eintheilung unterscheidet sich von der unserigen wesentlich nur
dadurch, dass das erzgebirgische Bassin in zwei Becken, nämlich
das Chemnitzbecken und das Muldebecken, getrennt, und dass die
‚westliche Hälfte unseres Ebersdorfer Bassins auf eine ganz natur-
widrige Weise mit dem sogenannten Chemnitzbecken vereinigt wird.
2) Die Schichtenstellung steht keineswegs mit der Sonderung
aller jener Flussgebiete in nachweislichem Zusammenhang; nur
im Flöhabecken und in dem (dermalen allein bekannten) südwestlichen
Winkel des Muldebeckens findet allenfalls ein solcher Zusammenhang,
statt; ausserdem aber lässt weder die Striegis noch die Zschopau, weder
die Chemnitz noch die Mulde in ihrem Laufe entsprechende und durch
die Schichtenstellung angezeigte Beckenbildung der Steinkohlenforma-
tion erkennen. 3) Die Veränderungen der ursprünglichen Schich-
tenlage haben für die ältere Steinkohlenformation durchaus, für die
neuere Steinkohlenformation grösstentheils vor der Ablagerung
des Rothliegenden stattgefunden, weshalb denn aus der Schichten-
stellung des letzteren auf jene der beiden ersteren niemals mit Si-
cherheit geschlossen werden kann. Was uns nun der Verf. zunächst
(S. 73) von seinem Striegisbecken (unserem Hainicher Bassin) erzählt,
dass dort, östlich von Hainichen, die obersten Thalbäche in dem Bas-
singrund eintraten, weshalb auch dort bedeutende (vom Verfasser mit
Anschüttungskegeln verglichene) Anhäufungen von Felsblöcken ent-
standen, welche das Material von Conglomeraten lieferten, während
erst weiter hinaus Sand- und Thonschichten den Untergrund für die
Ausbildung der Steinkohlenflötze liefern konnten, so ist solches Alles
(mit Ausnahme der Hypothese von Anschüttungskegeln) ausführlich
in der „Geognostischen Beschreibung des Königreichs Sachsen“,
Heft I, S. 71 ff. zu lesen, wie auch der Verfasser erwähnt. Die
Hypothese der Anschüttungskegel entspricht aber der Natur kei-
neswegs; denn die Grundconglomerate lehnen sich auf der ganzen
Südseite des Hainichener Bassins, von Seiersdorf bis Berthels-
dorf, an Gneiss, auf der Nordseite aber, von Gossberg bis Crum-
182
bach, an Grünsteinschiefer. Da nun diese Conglomerate sehr
vorwaltend aus Grünsteinschiefer und Thonschiefer bestehen, so
können sie unmöglich als Schuttanhäufungen gedeutet werden, welche
nach Art der Anschüttungskegel längs zweier Thalgehänge zur Aus-
bildung kamen, von denen das eine nur aus Gneiss und das andere
nur aus Grünsteinschiefer bestand. Ganz dasselbe gilt für die Thon-
schiefer-Conglomerate an der südlichen Grenze des Ebersdorfer Bas-
sins, des sogenannten Zschopaubeckens, über welches der Verf. über-
haupt nur sehr wenig berichtet. Wohl aber nimmt er S. 75 Veran-
lassung, über beide Becken eine Bemerkung einfiiessen zu lassen,
deren er freilich für seine Theorie bedarf, welche jedoch dem That-
bestande zuwiderläuft. Er sagt nämlich, das Fallen der Schichten
im Hainichener Bassin, welches im Allgemeinen einer Muldenlagerung
entspricht, sei in der Nähe des kohlenführenden Gebietes weit
stärker geneigt, als im Bereiche des kohlenfreien Grundconglo-
merates. Dies ist jedoch ein Irrthum. Im Hainichener wie im Ebers-
dorfer Bassin finden wir, mit wenigen Ausnahmen, die steilste
Schichtenstellung in dem tiefsten, zugleich äusseren, conglomeratarti-
gen und kohlenfreien Theile des ganzen Schichtensystems; je
mehr man sich aber den oberen, zugleich inneren, sandsteinartigen
und zuletzt 'kohlenführenden Theile des Schichtensystems nähert,
um so mehr nimmt die Neigung der Schichten ab. So z. B. im
Ebersdorfer Stollen von 70° bis 30° ; so im Hainichener Bassin, von
Cunnersdorf gegen die Berthelsdorfer Niedermühle hin, von 80° bis
20° und von Ottendorf bis nach Hainichen von 4590 bis 15%, Es ist
daher unrichtig, wenn der Verfasser S, 76 von der Eberdorfer Gegend
insbesondere sagt, auch dort sei „das Fallen im Gebiete der Geschieb-
massen sehr flach, dagegen stark geneigt in der Umgebung der
Verbreitung der Kohlenflötze.“ Die Sache verhält sich vielmehr um-
gekehrt; die Schichten der die dortigen Kohlenflötze unterteufenden
Grundconglomerate zeigen überall das steilste Einfallen, welches sich
allmälig immer mehr vermindert, bis es endlich in der Mitte der in-
neren, kohlenführenden Mulde nahezu in horizontale Lage übergeht,
wo denn auch die darunter liegenden Conglomerate dieselbe Lage
haben ‘werden. Wo nur Steinkohlen-Ausstriche bekannt sind, da fin-
den sich in ihrem Liegenden Sandstein- und Conglomeratschichten
von weit steilerer Neigung; dies gilt für das Hainichener wie für
das Ebersdorfer Bassin. So ist denn die einzige, dem Verf. eigen-
thümliche Angabe, welche er uns aus dem Gebiete seines Striegis-
beckens und Zschopaubeckens bietet, nämlich die Angabe über die
Schichtenstellung des Grundconglomerates einerseits, und des kohlen-
führenden Schichtensystemes andererseits, als eine irrige zurückzu-
weisen, und es bleibt daher von Allem, was er über diese beiden
Becken vorbringt, fast nichts weiter übrig, als die neue Benen-
nung derselben. Prüfen wir noch in aller Kürze den Werth dieser
nomenclatorischen Neuerung. Der Verf. hat es, selbst ausgesprochen,
dass alle Verhältnisse des jetzigen Wasserlaufes, und so auch
183
jene der Striegis und der Zschopau, einer verhältnissmässig ganz
neuen Zeit angehören. Die Formation aber,, um welche es sich
handelt, nämlich die ältere Steinkohlenformation, gehört einer ver-
hältnissmässig sehr älten Zeit an. Man begreift daher von vornher-
ein nicht recht, welche wesentliche Beziehung zwischen jenen Was-
serläufen und dieser Formation obwalten soll. Allerdings wird die
letztere gegenwärtig von den ersteren durchschnitten; dass aber die
Striegis und die Zschopau schon während der Bildungsperiode der
älteren Steinkohlenformation existirt, dass ihre Wasserläufe irgend
einen wesentlichen Antheil an dieser Bildung genommen hätten, dies
wird wohl Niemand behaupten wollen; und wäre es der Fall gewe-
sen, so würde sich solches darin offenbaren, dass beide Bassins in
ihrer allgemeinen Richtung und Architektur noch heutzutage einen
gewissen Zusammenhang mit der Richtung jener Stromläufe erkennen
liessen. Dies ist aber keineswegs der Fall. Das Hainichener wie
das Ebersdorfer Bassin streckt sich von NO. nach SW. in die Länge,
das Hauptstreichen ihrer Schichten folgt derselben Richtung, und
diese Schichten stehen am südöstlichen Rande sehr steil an eine Gneiss-
bildung angelehnt, von welcher sie so gut wie gar kein: Material be-
zogen haben. Als sich aber in weit späterer Zeit die jetzigen Ver-
hältnisse des Wasserlaufes ausbildeten, da wurden beide Bassins theils
quer, theils schräg von jenen Wassern durchbrochen, welche einerseits
die Striegis, andrerseits die Zschopau bildeten. Da jedoch diese
Flüsse nur auf kurze Strecken und quer durch die betreffenden
Bassins laufen, so will es uns nicht zweckmässig bedünken, die Bas-
sins nach ihnen zu benennen. Wenigstens kann damit gar nichts ge-
wonnen, wohl aber leicht die Ansicht veranlasst werden, als ob jene
Bassins in irgend einer ursachlichen Beziehung zu den genannten
Wasserläufen stehen. Die von uns gewählte Benennung bezieht sich
darauf, das Hainichen und Ebersdorf so recht eigentlich im Mittel-
punkte der betreffenden Bassins liegen, und dass gerade inihrer
Nähe die wichtigsten Aufschlüsse durch den Kohlenbergbau stattge-
funden haben. Es ist dies ein, auch in anderen Kohlenrevieren sehr
gebräuchliches Princip der Nomenclatur, und wir hoffen daher, dass
die Namen Hainichener und Ebersdorfer Bassin sich neben den Vol-
ger’schen Synonymen behaupten werden, durch welche am Ende nichts
weiter ausgesagt wird, als dass die Bassins irgendwo vom Laufe der
Striegis und Zschopau berührt werden. Noch haben wir einige Worte
über unsere Absonderung beider Bassins von dem erzgebirgischen
Bassin zu sagen, in Betreff welcher sich der Verf. dahin ausspricht,
dass solche auf einer „angenommenen“ Alterverschiedenheit beruhe,
weshalb denn auch ein Theil seines Chemnitzbeckens, bei Borna und
Glösa, mit dem Ebersdorfer Bassin vereinigt worden sei. Es ist aber
keinesweges eine angenommene oder erdichtete, sondern eine durch.
geotektonische, petrographische und paläontologische Gründe voll
kommen erwiesene Altersverschiedenheit; und wir glauben auf den
zuerst gegebenen Nachweiss derselben mindestens einen ‚ebenso. gros-
184
sen Werth legen zu dürfen, als der Verf. auf seine neue Bassin-Ein-
theilung. Wenn wir sehen, dass die bis 750 aufgerichteten Schichten
des Ebersdorfer Thonschiefer- Conglomerates abweichend und über-
greifend von den horizontalen Schichten einer Sandsteinbildung über-
lagert werden, welche nach ihren anderweiten Verhältnissen unzwei-
felhaft als die Fortsetzung des von Flöha heranziehenden unteren
Kohlensandsteines gelten muss, so sind wir offenbar auf einen gros-
sen Zeitraum verwiesen, der zwischen der Bildung jenes Conglo-
merates und dieses Sandsteins verflossen sein muss. Jenes Lagerungs-
Verhältniss ist aber in der Gegend von Lichtenwalde augenschein-
lich und handgreiflich zu beobachten, und alle Geognosten werden
aus ihm dieselbe Folgerung ziehen, welche auszusprechen wir uns
im Jahre 1838 berechtigt glaubten. Will Verf. die Principien nicht
gelten lassen, auf welchen solche Folgerungen beruhen, so können
wir freilich nichts Anderes erwidern, als: contra principia negantem
disputari non potest, d. h. die Gesammtheit aller übrig:n Geognosten
einerseits, und V. andrerseits betrachten die geognostischen That-
sachen von so durchaus verschiedenen Gesichtspunkten, dass an ein
gegenseitiges Verständniss überhaupt gar nicht zu denken ist. Da
nun V. (nach S. 38) auf die von Geinitz in so überzeugender Weise
dargethane Verschiedenheit der Flora der Hainichen- Ebers-
dorfer und der Flöha-Zwickauer Kohlenformation auch kein Gewicht
zu legen geneigt ist, so würde es allerdings ein vergebliches Bemü-
hen sein, ihm begreiflich zu machen, dass beide Formationen noth-
wendig als eine ältere und eine jüngere unterschieden werden,
und dass die bei Glösa und Borna liegenden Thonschiefer-Conglome-
rate eben so nothwendig mit der ältern, Ebersdorfer Formation
verbunden bleiben müssen. Dagegen stellt der Verf. die Behaup-
tung auf, dass alle seine fünf Becken nur später gesonderte Ab-
theilungen einer gemeinsamen Ablagerung seien ($. 73 ff.),
und dass diese Ablagerung, von Hainichen bis nach Zwickau, als das
Product einer und derselben, ununterbrochen im Gange gewese-
nen Schuttführung der vormaligen Flüsse zu betrachten sei. Er ver-
einigt also die Hainichen-Ebersdorfer Formation mit jener Formation,
welche im Chemnitz-Zwickauer Bassin abgelagert ist und er denkt sich
diese letztere als das Zuschwemmungsproduct derselben Flüsse, wel-
che die Conglomeratmassen jener erstern geliefert haben sollen. Eine
solche Zusammenraffung zweier, wienoch gegenwärtig in ihren Lage-
rungsverhältnissen, so auch ursprünglich in ihrer Ausbildung vollkommen
getrennter Formationen, ist aber durchaus unzulässig. Die Flöha-Zwik-
kauer Steinkohlenformation hat den Anfang ihrer Entwickelung gar
nicht im Gebiete des Hainichen-Ebersdorfer Bassins gefunden, sondern
im Gebiete des Flöhaer Bassins; mit ihr begann das Spiel einer ganz
neuen, aus einer ganz anderen Richtung her wirkenden Fallthätigkeit
der Gewässer, welche sich in dem aus der Gegend von Gückelsberg
über Chemnitz u. s. w. fortziehenden eigentlichen erzgebirgi-
schen Bassin entfaltete, von dem es sogar sehr zweifelhaft ist, ob
185
es bereits während der Bildung der Hainichen- Ebersdorfer Forma-
tion in seiner dermaligen Ausdehnung existirte. Der Verf. hebt es
selbst hervor, dass im Flöhaer Bassin die Grundconglomerate der
Ebersdorfer Formation nicht nachgewiesen sind, dass selbiges we-
sentlich nur von Sandstein und Schieferthon gebildet wird. Nun fin-
den sich zwar hier und da gleichfalls zu unterst Conglomerate; aber
‘ solche, welche in ihrer ganzen Beschaffenheit von jenen Thonschiefer-
Conglomeraten des Ebersdorfer Bassins abweichen; zum Beweise dass
ihre Gerölle aus einer ganz anderen Richtung zugeschwemmt worden
sein müssen. .Die wesentlich aus Thonschiefergeröllen bestehenden
sogenannten „Anschüttungskegel“ des Hainichen - Ebersdorfer Bassins
sind es daher nicht, welche uns auf den Ursprung der Chemnitz-
Zwickauer Formation verweisen. Wenn nun aber der Verf. vollends
auch die Bildung des Rothliegenden ausjenen Anschüttungskegeln
derivirt, und solche gewissermassen als den letzten Akt eines, mit
der Bildung dieser Schuttmassen begonnenen, aber ununterbro-
chen fortspielenden Dramas darstellt, so brauchen wir nur daran zu
erinnern, dass das Rothliegende die ältere Steinkohlenformation
durchaus, die neuere Steinkohlenformation grösstentheils in
discordanter und übergreifender Lagerung bedeckt, um wenig-
stens für jeden Geognosten der alten Schule die Unstatthaftigkeit ei-
ner solchen Darstellung an den Tag zu legen. Indem wir manche
andere Behauptungen des Verf. auf sich beruhen lassen, wollen wir
nur noch schliesslich seine Scheidung des erzgebirgischen Bassins
in das Chemnitzbecken und Muldebecken prüfen, welche er ja selbst
als ein besonders wichtiges Ergebniss seiner Forschnngen hervorhebt.
Da er behauptet, dass seine Becken -Eintheilung der Schichten-
stellung entspreche, und dass jedes seiner Becken ein steinkohlen-
führendes Gebiet für sich sei, so möchten wir ihn fragen auf wel-
che Schichtungs-Beobachtungen er diese Absonderung des erzgebirgi-
schen Bassins in zwei getrennte Becken zu begründen vermeint?
Wir vermissen überall die speciellen Angaben solcher beweisenden
Schichtungs-Verhältnisse, und finden uns endlich, nach mühsam wie-
derholter Durchlesung seiner Schrift, lediglich auf die S. 73 stehende
Bemerkung verwiesen, dass beide Becken von einander durch die be-
kannte Wasserscheide getrennt werden, welche mitten durch das
erzgebirgische Bassin hindurchsetzt. Dies ist freilich nur ein topo-
graphisches, in den Reliefformen des Rothliegenden ausgebildetes
und aus der Existenz der beiden Querthäler der Chemnitz und Mulde
sehr einfach zu erklärendes Verhältniss; ein Verhältniss, welches al-
lerdings eine geographische Bassin-Eintheilung begründen, nim-
mer aber dazu benutzt werden kann, um auch für die, tief unter dem
Rothliegenden begrabene und völlig unsichtbare Steinkohlenformation
eine Trennung in zwei verschiedene Bassins zu beweisen. Auch wi-
derspricht sich der Verf. selbst, wenn er S.77 sagt, es sei allerdings
anzunehmen, dass sich das Steinkohlengebirge unter der Decke des
Rothliegenden zwischen dem Erz- und Mittelgebirge in ununterbro-
XV. 1860. :13
186
chener Ablagerung fortstrecke, weil schon die Gleichmässigkeit der
Verbreitung des Rothliegenden eine gleichmässige Unterlage vermu-
then lasse.“ Hätte der Verf. diese Wasserscheide irgend wie mit de-
nen ihm ja nicht unbekannt gebliebenen, Verhältnissen des Aufragens
von Thonschieferkuppen aus der Steinkohlenformation zwisehen
Lugau und Seifersdorf in Beziehung gebracht und darauf die Vermu-
thung gegründet, dass dort wohl gar ein Riegel von Thonschiefer in der
Richtung der Wasserscheide weit in das Bassin bineinreichen und das
höhere Aufragen des Rothliegenden bedingt haben möge, so würde
er seine Bassin-Trennung wenigstens einigermassen motivirt haben;
was er dagegen selbst zur Begründung derselben anführt, dies ent-
behrt aller Beweiskraft. Wir sind hier mit am Schlusse unserer Prü-
fung angelangt und glauben es für jeden unbefängenen, mit den Regeln
geognostischer Untersuchungen und Beurtheilungen vertrauten Berg-
mann hirreichend bewiesen zu haben, dass die Bassin - Eintheilung
Volgers, soweit sie wirklich etwas Neues aussagt, nicht gegrün-
det, soweit sie aber mit der bisherigen Eintheilung übereinstimmt,
nicht neu ist, sondern nur auf eine nicht sonderlich empfehlens-
werthe Aenderung der bisherigen Benennungeint hinausläuft. Und so
werden hoffentlich unsere einheimischen Geognosten und Bergleute
nach wie vor eine ältere und eine neuere Kohlenformation unter-
scheiden, von welchen jene in dem Hainichener und demEbers-
dorfer Bassin, diese aber in dem erzgebirgischen Bassin und
in dem kleinen Nebenbassin von Flöha abgelagertist, Ob aber, und
wie etwa innerhalb des erzgebirgischen Bassins verschiedene Abthei-
lungen zu machen sein werden, darüber lässt sich nach blossen topo-
graphischen Wahrnehmungen nicht entscheiden. — (Berg-hüttenmänn.
Zeitg. 1850. XIX. Nro. 20.)
Abich, geologische Untersuchung in Transkaukasien.
— Verf. untersuchte zunächst den Verlauf und die geologische Be-
deutung der sismischen Bewegungen, welche an der Mittelkette des
Plateaus von Grossarmenien am 20. 21. Mai zerstörend auftraten.
Dann suchte er seine im Kaukasus und Armenien angeknüpften Stu-
dien über das Verhalten der Erzlager und die genetische Abhängig-
keit derselben von Gebirgserhebungen vergleichend über die erzrei-
chen taurischen Ketten auszudehnen, auch die geognostischen Ver-
hältnisse einer tertiären Kalkablagerung weiter zu verfolgen, ganz
besonders aber eine umfassende Anschauung der grossen vulkanischen
Plateauformationen mit ihren Kegelbergen in W -Richtung zu gewin-
nen und die unverkennbare Gesetzmässigkeit in der linearischen An-
einanderreihung derselben auf den vereinigten Plateaus von Schu-
ragel, Gella und Kars noch genauer vom Standpunkte der folge-
reichen Vorstellung von den Reihenvulkanen aus zu prüfen. Diese
Zwecke erreichte er auf seiner Reise von Alexandrapol über Kars
und Erzerum nach Beibrut, dann nach Gumischkana über schwach
undulirende Thalebenen seitlich von Kreide- und Nummulitengebilden
begleitet. In diesem Gebiete zusammenhängender Hochebenen zwi-
187
schen der eigentlichen Hochgebirgskette des nördlichen Tauruszuges
und der pontischen Kette bis in die Nähe von Kalkyt Tschiftlick
wandte er sich südlich in die schöne Thalebene von Erzingan, kehrte
dann zurück durch das Fratthal über Mamachatum und Aschkala zur
Thalebene des Karassu nach Erzerum. Darauf untersuchte er das
Araxesthal. Ueberaus merkwürdig sind die Verhältnisse dieses Thals
da, wo der Araxes mit der Berührung der Westgränze der grandio-
sen Massen des vulkanischen Plateaus von Kars und Soganlug ver-
schwindet. Die vulkanischen Auflagerungen, welche von den nahen
colossalen Eruptivsystemen der obsidianotrachytischen Soganluggruppe
mit Inbegriff der Ata dagh ausgegangen, habe alle Unebenheiten des
vorgefundenen tertiären steinsalzreichen Sandstein- und Mergelgebil-
des nivellirt, dessen vielleicht zerrüttete Schichten übergreifend auf
den seitlichen Ausläufen des Serpentin-, Euphotid- und syenitreichen
Tschatyngebirges ruhen. Alle diese Formationen werden vom Flusse
im engen Thale durchschnitten, dessen mittle Tiefe 2000 bis 2600 Fuss
beträgt. Dem O-Ende der Thalschlucht genähert erhebt sich die re-
gelmässige Glockenform des Kösahdagh. Vrf. bestieg dann das Tra-
chytsystem des Jaglydscha, besuchte Magasbert und Ani und traf
wieder in Alexandropol ein. — (Bullet. acad. Petersbg. I. ee
lı
Oryetognosie. Lewinstein, Laumontit vom Lake
Superior. — Seine Krystalle, und krystallinisch-stänglichen Partien,
die meist von Kalkspath bedeckt sind und in Mandelstein sitzen, wer-
den bei ihrer Veränderung erst ziegelroth oder bräunlichroth und
gehn dann mit Beibehaltung ihrer Gestalt in eine grünliche oder
grünlichweise, etwas fettig anzufühlende Masse über. Es wurden
zwei Stufen der Veränderung untersucht, nämlich das Mineral im
braunrothen und im grünen Zustande. Bei der Behandlung mit Salz-
räure nach Mitscherlichs Methode (mehrtägige Erhitzung kleiner Stück-
chen, in eine Glasröhre hermetisch verschlossen, im Wasserbade) blieb
ein Rückstand aus amorphem Pulver, mit Feldspathstückchen gemengt
(letztere als Pseudomorphose nach Laumontit). Die aufgelöste, nach
Abzug jenes Rückstandes, welcher auf der ersten Veränderungstufe
23,990%/,, auf der zweiten 18,39%), betrug:
Laumontit auf der
ersten Stufe der
Laumontit auf der
zweiten Stufe der
Laumontit von ge-
wöhnlicher Zusam-
Veränderung Veränderung mensetzung
Si02 57,92 Sauerst. 30,07 55,21 Sauerst. 28,66 51,8 Sauerst. 26,89
Al2O> 10,19 4,16 22,58 10,45 21,5 10,14
Fe20® 119 0,35 2,55 0,716. — —_
CaO 4,59 1,30 0,98 0,27 11,3 3,20
MgO 1,13 0,44 1,31 0,52. — —
NaO: 1,14 0,29 3,45 0,88 — =
KO 2,58 0,43 3,41 0,58. — =
HO 21,26 18,89 10,51 9,33 15,4 13,59
Es sinkt also der Kalkgehalt bedeutend, und andere fremde Basen
treten dafür ein; der Wassergehalt steigt, fällt dann aber wieder
13°
188
stark. In der von Bischof analysirten Pseudomorphose von Feldspath
nach Laumontit ist das Wasser völlig verschwunden, während Alka-
lien und Kieselsäure stark vermehrt sind. Vergleicht man die aus
den Analysen sich ergebenden Formeln, so erhält man für
1) Laumontit, frisch: SSO?RO+HO = 3(SiO2 + RO) + 3HO
2) Erste Stufe der Veränderung 35i02?+-2RO + 4HO
3) Zweite Stufe der Veränderung 3(SiO?+RO) + 2HO
4) Letzte Stufe der Veränderung (Feldspath) 3Si02-+2RO
— (Zeitschrift [. Chem. u. Pharm. III, 11.)
Lewinstein, Serpentin nach Glimmer. — Von Sommer-
ville, New York, grüne, grünlichgelbe bis gelblichweisse Krystalle in
einem Gemenge von Kalkspath und Glimmer. Der bräunliche Glim-
mer erscheint in rhombischen oder sechsseitigen Tafeln, Th. in grös-
sern Krystallen, Th. in krystallinischen Massen. Die Veränderung
beginnt von aussen, gewöhnlich zuerst an den unebenen und gestreif-
ten Seiten der Tafeln, und setzt sich zumeist in den vollkommenen
Spaltungsrichtungen fort. Alkalien, Thonerde und Eisen werden durch
magnesiahaltiges Wasser ausgewaschen; Magnesia bleibt, an Kiesel-
säure gebunden. Da das Mineral nun schwer von Kalkspath zu rei-
nigen, wurde alle gefundene Kalkerde für solchen abgezogen. Es
fanden sich im Rückstande
SiO2 47,24 Sauerstoff 24,51
ARO3 2,32 1,08
FeO 1,10 0,24
MgO 33,23 13,29
Na0O 0,87 0,17
KO 0,57 0,09
HO 14,87 13,22
Das Sauerstoffverhältniss entspricht. ziemlich genau der Formel SiO3,
2RO(R=!/ M-+-2/s H); berechnet man den gefundenen Magnesiage-
halt für Serpentin, so würde vom Sauerstoffe der Kieselsäure 19,84,
von dem des Wassers 9,92 dazu gebracht werden. — (Zbda. 15.)
Lewinstein, veränderter Olivin von Ihringen amKai-
serstuhl. — Der Basalt von Ihringen erscheint zwar frisch, zeigt
aber doch schon vielfache Veränderungen. Er braust mit Säuren und
zeigt eine weisse, fein faserige oder strahlige Substanz durch die
ganze, dunkelgraulich schwarze gefärbte Masse. Auch die eingela-
gerten Augit- und Olivinkrystalle zeigen Umwandlungen. Solche Oli-
vinkrystalle enthielten 22,580/, in Salzsäure unlöslichen Rückstand
und im auflöslichen Theile ;
SiO2 42,23 Sauerstoff 21,83
AO? 8,46 3,95 )
FeO 14,89 3,30 »
CaO 0,91 ‚026 \ 936
MgO 3,22 1,29
KO 1,56. 0,26
Na0 1,18 0,30 ,
NO 27,55 24,49
189
Es ist’ also sehr viel Wasser eingetreten, die Magnesia verhältniss-
mässig gering und eine bedeutende Menge Thonerde eingeführt. Die
Zersetzung erfolgte durch ein Wasser, welches ein Thonerdesilicat
gelöst enthielt und welches so wirkte, dass die Thonerde an Stelle
der Magnesia trat. Die Gegenwart der Alkalien ist noch nicht er-
klärt. Denn, waren dergleichen auch in dem Wasser neben Kiesel-
säure und Thonerde, so können sie dort wohl nicht die Magnesia
aus ihrer Verbindung mit der Kieselsäure verdrängen. Sie sind viel-
leicht gar nicht in die Constitution des Minerals übergegangen, sondern
befinden sich (vielleicht als Silicate) nur in dem zersetzenden Wasser,
von welchen das Mineral durchdrungen ist. Das zersetzte Mineral
nähert sich der Formel RO,SiO2. — (EZbda. 82.)
H. Müller, Meteoreisen von Zacatecas. — Das 20 Pfd.
schwere Stück war von einer grossen Masse abgeschnitten. Das Eisen
ist weich, zähe und auf dem Bruche sehr blätterig. Polirt zeigt es
unregelmässige und kreisrunde, metallische, dunkelbronzefarbige Fle-
cke, angeätzt helle Linien, die sich in allen Richtungen schneiden,
aber keine widmannstädtischen Figuren. — Es löst sich leicht in ver-
dünnter, warmer Salzsäure bis auf einen kleinen Rückstand, der in
Königswasser verschwindet. Es ist nicht passiv. Die dunkeln bron-
cefarbigen Kanten verhalten sich durchaus wie Einfach-Schwefeleisen.
Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war ein Gemenge von Schrei-
bersit mit einer schwarzen, flockigen Materie, welche sich in concen-
trirter Salzsäure unter Schwefelwasserstoffentwicklung löst. Gesammt-
zusammensetzung in 100 Theilen
Fe 89,84 91,30 90,91
Ni 5,96 5,82 5,65
Co 0,62 0,41 0,42
Pr _ 0,25 0,23 .
Ss 01 el 0,07
SiO3 _— N 0. — 0,50
Cu Spuren
Mg Spuren
Unlöslich 3,08 2,19 2,17
99,63 99,97 100,50
Zusammensetzung des Schreibersits
.Fe 75,02
Ni 14,52
P _ 10,77
IETT
Aus der Analyse des glänzenden, in verdünnter Salzsäure unlöslichen
Rückstandes, den man Schreibersit zu nennen pflegt, ergiebt sich,
dass dieser Gemengtheil der meisten Eisenmeteoriten verschiedene
Zusammensetzung hat. Der bei der Auflösung entwickelte Wasser-
stoff enthielt weder Kohlen-, noch Arsenwasserstoff. Auch Chrom und
Mangan waren nicht zu finden. Das untersuchte Meteoreisen ist also
N
190
verschieden von dem, welches Bergemann ebenfalls von Zacatecas
analysirt hat.
H. Müller, Pseudomorphosen von Zinnober. — In
dem Kohle fübrenden Kalksteine von Pola de Lena in Asturien finden
sich grosse Zinnoberkrystalle zugleich mit Realgar. Sie sind reine
Teträöder, theils vereinzelt, theils in Gruppen. Die Zusammensetzung
ist genau die von HgS. Das Bestehen einer Pseudomorphose lehrte
sowohl die gar nicht mit der äussern Form übereinstimmende Spalt-
barkeit, als auch die nähere Betrachtung eines sehr grossen Krystalls,
der, an einer Ecke unvollständig, hier die Zusammenhäufung der klei-
nen Zinnoberkrystalle in einer grossen tetra&drischen Oeffnung deut-
lich erblicken liess. Ob die ursprüngliche Substanz Fahlerz oder
Kupferkies gewesen, war nicht zu ermitteln. — (Zbda. 26.)
H. Müller, Libethenit von Congo, Afrika. — Etwas
landeinwärts von Loanda unweit Congo finden sich reiche Kupfererze
besonders Malachit. Unter grossen, dichtgebänderten Stücken da-
von erscheinen solche von zelliger Structur und dunkler Olivinfarbe,
besetzt mit gleichfarbigen rhombischen Krystallen. Sie bestanden aus
berechnet nach 4CuO,PO®+HO
CuO 6721 66,76 66,20
POS 28,76 29,02 | 30,05
HO 4,94 4,22 3,15
Die Substanz zeigte keine Verunreinigungen. — (Ebend.)
H. Müller, Columbitvon Evigstok,Grönland. — Dieser
von W. Taylorin den Kryolithlagern gefundene ist die schönste Varietät.
Die Krystalle ähneln manchen Zinnsteinen und sitzen auf verwitter-
tem Feldspathe oder Kryolithe. Ihre Farbe ist bräunlich schwarz und
irisirt nicht wie die des amerikanischen Columbits; dünne Splitter
lassen dunkelrothbraunes Licht durch. Reine Stücke sind schwer zu
haben, da die Krystalle gewöhnlich mit Feldspath, Bleiglanz und Mo-
lybdänglanz verwachsen sind und, zerbrochen, eoncentrische Ringe ei-
nes zwischengelagerten Kieselfossils zeigen. Durch Behandlung mit
kalter Flusssäure (warme lösst den Columbit vollständig auf,) und nach-
her mit warmer Salpetersäure kann alles Fremdartige entfernt werden.
Spec. Gew. 5,40— 5,42. Zusammensetzung: NiO? 78,74 (78,56, 79,0),
FeO 16,40, MnO 5,12, SnO?2 und WO? 0,16. Tantalsäure war weder
in diesem, noch im C. von Bodenmais nach dem von Hermann vorge-
schlagenen Verfahren nachzuweisen. Der Verf. macht zugleich auf
Druckfehler aufmerksam, welche sich in die Zahlen seiner Analyse
des C. von Tirschenreuth eingeschlichen haben. Es muss heissen
Nibosäure 78,6 ( 73,6
Eisenoxydul 1,51 \ 25,1
Manganoxydul 5,2 ei 5,2
Zinnoxyd 0,17 1. OHORZ
— ((Ebda. 27.)
F. Field, Arsensilber von Copiapo. — Im Ansehen dem
natürlichen Arsenik ähnlich, spec. Gew. 5,75; eisengrau, auf dem
191
Bruche körnig, leicht zerreiblich. Es enthielt: As 66,17, AsO2 17,22,
Mg12,56, Co 3,24. Durch heisses Wasser liess sich AsO2 und CaO aus-
ziehen, da arsenigsaures Kobaltoxydul in AsO?2 etwas löslich ist.
Domeyko hielt, nach mikroskopischer Untersuchung, das Mineral für
ein Gemenge von Arsenkobalt, Arsen, arseniger Säure und Silber. —
(Quart. Journ. Chem. Soc. AI, 8; Journ. f. pract. Chem. LXXIV, 62.)
F. Field, Guayacanit. — In einer Grube der Cordilleren fand
sich ein mit Kupfervitriol bedecktes, schwarzes glänzendes Mineral
von spec. Gew. 4,39, H. 3,8, z. Th. in Schwefelalkalien löslich, in-
dem sie Schwefelarsen fast ganz abgeben, bestehend aus: Cu 48,56,
S31,80, As 19,10, Fe 0,42, Ag Spur. Dies ergiebt die Formel 3Cu?S,
AsS5 mit der berechneten Zusammensetzung Cu 48,60, S 32,42, As
18,98. Der Verf. ‚betrachtet es als einen Tennantit, worin das Eisen
durch Arsen vertreten ist. — (Zbend.)
F. Field, Schwefelarsenkupfer. — Etwa 25 Leguas S.O
von Coquimbo durchsetzt eine schmale Ader eines eisengrauen Minerals
eine breite von Kupferlasur. Das graue Erz löste sich z. Th. in
Schwefelalkalien unter Abgabe von Schwefelarsen und bestand aus
Cu 35,82, S. 17,91, As 14,20, Rückstand von Fe2O? 28,24, Spuren von
Sp, Zn, Ag und CaO, CO? Die Verhältnisse von Cu, S, As entspre-
chen der Formel 3Cu2S, As? — (Zbda.)
Wiser, Anatas aus dem Griesernthale bei Amstäg. —
Sie sind nur klein, bei auffallendem Lichte eisenschwarz, bei durch-
fallendem schön indigoblau. Gewöhnlich erscheinen sie auf die man-
nigfachste Weise und in verschiedenen Richtungen mit einander grup-
pirt. Auf einem Exemplare sind eine Menge ganz kleiner Krystalle
so verwachsen, dass dieselben eine kleine dünne Tafel bilden von 6 mm
im grössten Durchmesser. Auf einem andern sind rings um einen
Kern mikroskopischer Krystalle sechs etwas grössere kreisförmig auf-
gestellt, sich mit den Randkanten berührend und senkrecht stehend.
Zuweilen sind die Anatase des Griesernthales ganz mit graulichgrü-
nem, erdigem Chlorite bestreut: Die Krystalle zeigen meist die Com-
bination des Hauptoctaeders mit der geraden Endfläche; nur an den
Krystallen eines Exemplars haben ausserdem die Flächen eines stum-
pferen Octaeders der Hauptreihe und eines Dioctaeders. An einer
Stelle des nämlichen Exemplars sitzen noch einige ganz kleine, gelb-
lichbraune Krystalle an den Flächen des Hauptoctaeders und der ge-
raden Endfläche. Die Anatase des Griesernthales sitzen gewöhnlich
auf Bergkrystall und werden begleitet von erdigem Chlorite und klei-
nen Krystallen von Adular und Kalkspath. — (N. Jahrb. 1859, 425.)
Haidinger, grosse Platinstufe des k. k. Hof-Mineralien-
Cabinets von 11!/; Wien. Pfund Gewicht. — Sie stammt aus den
Demidoff’schen Gruben am höchsten Kamme des Urals, ist über 5
Z lang, 4 Z. breit und 3 Z. dick und besitzt mehr die Form einer
in einem Gebirgsgesteine eingewachsen gebildeten Masse, weniger
die eines Geschiebes, indem nur die am Meisten hervorstehenden
Grate zwischen den zahlreichen Eindrücken geschiebeartig abgerun-
=
192
det sind. In den Vertiefungen finden sich Reste von Chromeisenstein.
— (Sitzungsber. Wien. Akad. XXAV, 345.)
R. Luboldt fand in Spatheisenstein von der Fundgrube Pec-
hofen bei Lobenstein (spec. Gew. = 3,901) 87,90 FeO.CO2, 5,15 MnO.
CO2, 5,85 Mg0.CO32, 0,69 Ca0.CO2. — (Journ. f.pract. Chem. LXXVII, 347.)
In Ankerit von der Fundgrube Pechofen bei Lobenstein fand
R. Luboldt bei spec. Gew. — 3,010:51,61 CaO.CO?, 27,11 FeO.CO2,
18,94 MgO.CO2, 2,24 MnO.CO2 — (Journ. f. pract. Chem. LXZVII, 347.)
R. Luboldt untersuchte eisenhaltigen Kalkspath von der Fund-
grube Pechofen bei Lobenstein. Er fand — spec. Gew. — 2,805 —
95,01 CaO,CaO02, 3,23 FeO.CO?, 1,40 MnO.CO?, 0,22 Mg0.CO2 Der
Spath decrepitirt nicht beim Erhitzen wie der Ankerit. — (Journ.
f. pract. Chem. LXXVII, 347.) Sig.
Münichsdorfer, Mineralvorkommen am Hüttenberger
Erzberge in Kärnthen. — Die berühmten Eisensteinlager kommen
hier in einem 350 — 400 Klafter mächtigen stockförmig im Glimmer-
schiefer eingebetteten Urkalklager vor und die meisten Mineralien
kommen in dem Erzlager selbst, wenige im Nebengestein vor. Sco-
rodit krystallisirt in den Drusenräumen des axotomen Arsenikkieses,
die Krystalle höchstens von Linsengrösse, meist kleiner. Arragonit
und Eisenblühte überall, doch selten sehr schön, meist gruppirt. Kalk-
spath überall und in den verschiedensten Abänderungen in verschie-
denen Rhomboödern und Kalkpyramiden. Spatheisenstein bildet ver-
wittert die höhern Erzmittel, unverwittert auch die höhern Regio-
nen,. krystallisirt in Klüften und Höhlungen. Schwerspath begleitet
die Erze in kleinern und grössern Putzen, häufig von Chalcedon über-
zogen, äusserst selten krystallisirt. Würfelerz nur einmal schön gras-
grün fast durchsichtig auf Skorodit aufsitzend. Malachit als Anflug
„und in feinen Nadeln auf Schwerspath. Wadgraphit häufig als Ue-
berzug auf Spatheisenstein, Chalcedon, Kalk. Quarz derb, als Berg-
krystall, Amethyst, Rauchtopas, Chalcedon. Brauneisenstein und Glas-
kopf sehr viel; Sammtblende in traubigen, nierenförmigen, kugligen
Bildungen stark abfärbend auf Spatheisenstein und Schwerspath;
Pyrolusit traubig, in Körnern, dünnen Nadeln. Wismuth gediegen
kommt derb körnig, eingesprengt auf unverwittertem Spatheisenstein
vor. Löttingit oder axotomer Arsenikkies im Liegenden der Erzlager
in grössern oder kleinern Putzen, Schwefelkies in Würfeln häufig.
Fahlerz nur derb in Schwerspathanbrüchen. — (Jahrb. Kärntner
Landesmuseum IV. 115—126,.)
Canaval, neue Mineralvorkommnisse in Kärnthen.
— Grünbleierz zum ersten Male bei Molbitsch im Wildbachthale un-
weit Strassburg in einem alten Stollen auf Eisenerze und Silbererze,
in sechsseitigen Prismen mit Weissbleierz , Kupfervitriol, Malachit,
Fahlerz und Kupferkies. — Malachit mit Cerussit und Kupferla-
sur am Burgerberg in einem Brauneisensteinlager mit Kugeln von
Fablerz, in dessen Drusen eben jene Mineralien auftreten, der Mala-
“
193
chit in Büscheln und Nadeln und kleinen Krystallen, der Cerussit in
Säulen. Pharmakosiderit in einer Druse von Löllingit in lauchgrünen
Würfeln. - (Zbda. 129.)
Breitaupt, Pseudomorphosen von Anhydrit. — Bei
Andreasberg im Harze kommt Bleiglanz vor mit Eindrücken, wel-
che von Anhydrit herzurühren scheinen, ganz ähnliche auch auf Kur-
prinz Friedrich August Erbstollen bei Freiberg und sehr schöne Ein-
drücke von Anhydrit in Quarz bei Ehrenfriedensdorf. Diese Pseudo-
morphosen sind leicht mit jenen nach Barytspath zu verwechseln. —
(Bornem., Kerl, hütt. bergm. XIX. Zeitung Nr. 1.)
v. Hornberg, mineralogische Notizen. — Verf. misst
die Winkel eines hohen Krystalls von Yttrotitanit von Arendal, er-
hielt Kupferblau von Kamsdorf begleitet von Malachit auf Eisenkalk-
stein aufsitzend, prächtige Orthoklas vom Nordeap bei Hammerfest,
Chondrodit in wachsgelben Körnern und undeutlichen Krystallen ein-
gesprengt in körnigen Kalk begleitet von blauem Spinell von Amster-
dam Eiland Spitzbergen, Schaalspath in vorzüglichen Krystallen auf
Quarz von Schlaggenwald, und endlich von Bodenmais: Pittizit, Fi-
einit, Eisenspath, Dichroit, Pinit, Pistaeit, Antholith. — (Regensburg,
Correspdzbl. XIII. 174—174.)
G. Ulrich, Erzvorkommnisse in den Goldfeldern
Vietorias. — Kupferbleiglanz wurde neuerdings mit Quarz ver-
wachsen in sehr geringer Menge am M’Jvor gefunden, er ist im An-
sehen und Bruch feinkörnigem Bleiglanz nicht ganz unähnlich, hat
3—4 Härte und scheint nicht tesseral zu sein, vielmehr deuten die
Durchgänge auf Rhomboäder, vom Bournonit weicht er durch den
sehr geringen Antimongehalt ab, von Fahlerz durch den grossen Blei-
gehalt. — dGediegen Silber und gediegen Kupfer wurden in einem
Stück mit Gold verwachsen in dem Quarzgange des Specimen Hill
bei Forest Creek gefunden. Sie zeigen zähniges Gefüge ohne Deut- -
liche Krystallbildung, das Kupfer an manchen Stellen mit schwachem
Malachitüberzug. Merkwürdig, dass drei edle Metalle in gediegenem
Zustande an einem kleinen Handstück beisammen sitzen und zwar ist
das Kupfer beinah chemisch rein, das Silber enthält nur eine Spur
von Gold, und das Gold nur eine geringe Spur von Silber. — (Bor-
nem. Kerl, berg. hüttenm. Zeitung ÄVIII. 221.) G.
Palaeontologie. Berger, die Versteinerungen des
Schaumkalkes am Thüringerwalde. — Verf. sammelte im Gera-
thal bei Arnstadt und vergleicht die Vorkommnisse mit denen der andern
Seite des Thüringerwaldes. Myophoria ovata ist‘ am häufigsten, Neo-
schizodus elongatus fehlt, Myophoria orbicularis liegt nur unterhalb
des Schaumkalkes massenhaft in einem bläulichen Kalkmergel, aber bei
Lauter auch über dem Schaumkalk. M. laevigata ist ebenfalls häufig,
dann M. vulgaris, seltener M. curvirostris. B. fand an den Schloss-
zähnen Streifen, Ref. sah solche ganz deutlich auch bei Exemplaren
in Credners Sammlung, aber die Lieskauer Schalen haben keine ge-
streiften und doch auch anders gebildete Schlosszähne. B. beschreibt °
194
eine neue M. trigonioides, die in der That generisch verschieden ist
von der entsprechenden Form bei Lieskau, aber auch bei Lauter und
Veilsdorf vorkommt. Noch seltener ist M. Goldfussi, etwas abwei-
chend von der im Röth und in der Lettenkohle. Eine neue sehr
kleine M. exigua wird als neu beschrieben, gehört aber nicht zu Myo-
phoria, endlich noch die neue M. pleurophoroides, die auch im untern
Muschelkalk im Coburgischen vorkömmt. An sie reiht sich Nueula
gregaria mit einem kleinen Zahn vor dem Wirbel, ist also keine Nu-
cula.. Modiola Thielaui kam nur einmal im Gerathal und einmal bei
Lauter vor, Lithophagus priscus an der Gera und bei Tiefenlauter,
auch im obern Muschelkalk von Coburg, Tellina edentata, Venus nu-
da bei Arnstadt, Astarte triasina bei Mengersgereuth, Astarte Antoni,
Ostraea subanomia, die neue O. decemcostata, O. exigua nicht im
Schaumkalk, Pecten inaequistriatus und Pecten discites, Lima stria-
ta, Mytilus eduliformis, Gervilia socialis., G. subglobosa, G. costata,
Albertii und G. caudata n. sp., ferner Cucullaea Beyrichi, Nucula
Goldfussi, N. Münsteri, Dentalium torquatum, Pleurotomaria Alber-
tiana, Trochus clathratus n. sp. im Gerathal und im Weimarschen
Schaumkalk, Euomphalus exiguus, Natica costata n. sp., N. Gaillar-
doti, N. gregaria, N. extracta n. sp., Turbonilla dubia, T. scalata, T.
gracilior, T. Theodorii, Enerinus pentactinus. — (Neues Jahrbuch für
Mineral. 196-206. Tf. 2.)
Stiehler, Nachtrag zur Flora der subherceynischen
Kreideformation. — Crednerien fehlen im obern und untern
Quader Sachsens ganz. bestimmt, während sie am Harze sehr verbrei-
tet sind so bei Blankenburg, Vechenstedt, Derenburg Westerhausen,
Quedlinburg (Salzberg), Warnstedt. Die früher als Credneria sp.
Dunk. aufgeführte Art gehört zu Cr. integerrima Zk. Die als Eichel
fraglich gedeutete Frucht ist nach Heers Deutung eine Caryafrucht.
‘ Die früher als Ettingshausenia abgebildeten ‚Reste führt Otto jetzt
als Hamamelis cretosa auf. — (Ebda. 218.)
F. Roemer, die silurische Fauna des westlichen Ten-
nessee. Eine paläontologische Monographie. Mit 5 Tff. 1860. —
Verf. besuchte im J.1847 Tennessee und sammelte daselbst in denDi-
strieten Decatur und Perry und da diese silurische Fauna erheblich
von der durch Hall bekannt gewordenen des Staates New York ab-
weicht: so hielt Verf. die monographische Bearbeitung für nöthig.
Nachdem er sich über die Lagerungsverhältnisse ausgesprochen, geht
er zur Beschreibung..der Arten über, nämlich
Spongiae. Astylospongia n. gen. mit A. praemorsa (= Sipho-
nia praemorsa Gf.), stellatimsulcata, incisolobata, imbricatoarticulata,
Palaeomanon n. gen. mit P. cratera, Astraespongia n. gen. mit A.
meniscus. S
Polypi: Calamopora favosa Gf, gothlandica Gf, Forbesi Edw,
fibrosa Gf, Alveolites repens Edw, Heliolites interstincta (= H. Mur-
* chisoni Edw), Plasmopora follis Edw, Halisites catenularia Edw, The-
195
costegites hemisphaerieus, Thecia Swinderana Edw, Cyathophylium
Shumardi Edw, Aulopora repens Edw, Fenestella acuticosta.
Crinoidea: Caryocrinus ornatus Say, Apiocystites sp. ind., Pla-
tycrinus tennesseensis, Lampterocrinus n. gen. mit L. tennesseensis,
Saecoerinus speciosus Hall, Cytocrinus n. g. mit C. laevis, Eucalypto-
erinus caelatus Hall, ramifer, Coccocrinus bacca, Poteriocrinus pisi-
formis, ‘Synbathocrinus tennessensis Cystocrinus tennessensis, Penta-
trematites Reinwardti.
Mollusca: Orthis elegantula Dalm, hybrida Sw, fissiplica, bi-
loba Davd, Strophomena depressa Van, euglypha Hoen, pecten Davd,
Spirifer niagarensis, Atrypa reticularis Dali, marginalis Davd, tumida
Rbynchonella Wilsoni Davd, tennesseensis, Pentamerus galeatus Conr,
Calceola tennesseensis, Platyostoma niagarensis Hall, Acroculia niaga-
rensis Hall, Turbo tennesseensis, Orthoceras annülatum Sw.
Trilobitae: Calymene Blumenbachi Brg, Ceraurus bimucronatus
Murch, Sphaerexochus mirus Beyr, Dalmannia caudata Emmr, Buma-
stus barriensis Murch, Illaenus sp. ind.
Die neue Gattung Cytocrinus steht Actinocrinus sehr nah, denn
sie hat 3 basalia, radialia 1. 2. 3. Ordnung, von denen die der 3. Ord-
nung axillaria sind, ein einzelnes unpaares interradiale, eine röhren-
förmige Oeffnung auf dem Scheitel, weicht aber ab durch die Begren-
zung des interradiale.
Halls Saccocrinus wird vollständig characterisirt: Kelch krei-
selförmig, höher als breit; drei eine niedrige Schale bildende Basal-
stücke, darüber 5 grosse radialia 1. Ordnung und ein einzelnes gleich
grosses interradiale, die radialia 2. Ordnung kleiner, sechsseitig; die
wiederum kleineren radialia 3. Ordnung sind axillaria; distichalia 1.
2. 3. Ordnung, die 3. Ordnung wieder axillar und die mehrfach sich
theilenden freien Arme tragend. Zwischen den Reihen der radialia
liegen interradialia und zwar zwischen den radialia 2. Ordnung ein
interradiale 2. Ordnung, zwischen denen 3. Ordnung 2 interradialia
3. Ordnung. Das eine der fünf Interradialfelder breiter als jedes der
4 andern und durch eine grössere Anzahl von interradialia gebildet.
Der Scheitel des Kelches durch zahlreiche unregelmässige polygonale
kleine Stücke in anscheinend unbestimmter Zahl gebildet, auf dersel-
ben eine einzige in das Innere des Kelches führende Oeffnung, der
Mund, auf einer Erhöhung etwas excentrisch. Die Säule unbekannt.
Lampterocrinus n. gen.: der nach oben erweiterte birnförmige
Kelch besteht aus 5 gleich grossen basalia, darüber 5 viel grössere
parabasalia, einer derselben grösser ünd höher als die vier andern,
5 radialia 1. Ordnung und darüber mit abnehmender Grösse radialia
2. und 3. Ordnung, die noch kleineren radialia des 4. Kreises oben
ausgerandet, zwischen den 5 Reihen der radialia 5 Interradialfelder,
4 gleich grosse und ein unpaares grösseres, jedes der 4 gleichen durch
6 Stücke gebildet, das einzelne unpaare aus 8 Stücken bestehend.
Die Kelchdecke hoch gewölbt und durch sehr zahlreiche kleine Stücke
zusammengesetzt, in der Mitte ein röhrenförmiger Fortsatz mit der
196
Mundöffnung; die Skulptur der Kelchtäfelchen sehr ausgeprägt aus
Strahlenleisten bestehend, die Säule aus flachen fünfseitigen Gliedern
gebildet.
Zum Schluss vergleicht Verf. diese Fauna mit den andern ent-
sprechenden Nordamerikas und Europas, 22 Arten kommen in der
Niagaragruppe vor, während 21 entschieden abweichen, 28 sind ge-
meinschaftlich mit dem Wenlockkalk Englands und Skandinaviens.
Fraas, über Diceras im schwäbischen Jura. — Das
Fehlen der Diceraten im schwäbischen Jura war eine auffallende Er-
scheinung und ist durch, Aufschlüsse in den Oberstolzinger Stein-
brüchen beseitigt worden. Es fanden sich hier mehre Diceras in
der untern Bank des Kieseloolithes, der wilde Portländer genannt,
gemeinschaftlich mit Nattheimer Asträen und Cidariten. Die Dice-
ratenkalke fallen hier in das System der Krebsscheerenplatten. Die
Art ist D. Lucii Fr oder D. speciosa Gf von Kelheim. — (Würtb.
naturwiss. Jahreshefte AVI. 127.)
Salter beschreibt folgende neue silurische Crustaceen:
Ceratiocaris papilio im Ludlow, C. stygius ebenda, C. inornatus nur
im obern Ludlow, C. Murchisoni ebda,C. leptodactylus, robustus, de-
corus, ensis, vesica, cassia, aptychoides und die neue nah verwandte
Gattung Dietyocaris mit D. Simoni im Ludlow. — (Ann. mag. nat.
hist. V. 153—162.c. figg.)
Barrande, die organischen Ablagerungen in den
Luftkammern der Orthoceratiten. — Auf jedem Längsschnitt
eines Orthoceratiten sieht man die Ausfüllung seiner Kammern theils
aus der derben Gebirgsart theils aus krystallinischem Gestein beste-
hend. Leicht unterscheidet man die Art und Weise wie diese fremden
Stoffe ins Innere gelangt sind. War ein organischer Stoff im Leben
des Thiers vorhanden: so muss er sich zwischen Schale und fremden
Niederschlag befinden und da sieht man in der That oft eine eigen-
thümliche Substanz. In allen böhmischen Orthoceratiten bildet kalki-
ger Niederschlag die Ausfüllungsmasse, nur sind selten auch kieselige
Theile, Schwefelmetalle und Kohle beigemengt. Nun ist die Farbe
der Kalksteine Z, worin die meisten böhmischen ÖOrthoceratiten lie-
gen, sowie die ihrer Schalen stets dunkel bis schwarz, während die
auf chemischem Wege entstandene krystallinische Ablagerung im In-
nern ihrer Kammer immer nur aus mehr weniger reinem fast weissen
Kalkspath besteht. Der organische Absatz ist zwischen diesen zwei
grellen Farben an seinem mittlen Verhalten zu erkennen, ist in der
Farbe der dicht daneben liegenden Verstopfungsringe im Sipho des
nämlichen: Individuums sehr ähnlich, welche gleichfalls durch organi-
sche Absonderung entstanden sind. Die dunkle Farbe scheint auf
Kohle hinzuweisen, welche bei der Zersetzung der organischen Sub-
stanz übrig blieb. Auch hat die Veränderung nicht immer vermocht
die perlmutterartige Structur solcher organischer Absätze ganz zu
verwischen, wogegen sie allerdings oft durch eine krystallinische
197
Textur verdrängt werden. Mancherlei Unregelmässigkeiten in der
Form der organischen Absätze machen sich bemerklich, ihre Ober-
fläche ist oft uneben und warzig, bisweilen bestehen sie nur aus zer-
streuten Kügelchen, in den Kammern eines Exemplares sind sie von
verschiedener Dicke und Erstreckung über die concave und convexe
Seite der Scheidewände. Selbst wenn die organische Ablagerung die
vollständigste und regelmässigste Entwicklung darbietet, so erstreckt
sie sich nicht über alle Seiten einer Kammer. Die am vollständig-
sten ausgefüllte Seite aller Kammern ist die Bauchseite, welche an
der Buchtung der Wachsthumslinien kenntlich ist. Ist der organische
Absatz nur schwach, so beschränkt er sich eben auf die Bauchseite
allein; ist er stärker: so verbreitet er sich in jeder Kammer nach
beiden Seiten über die Scheidewände, hört aber in einiger Entfernung
vom Sipho auf, um jenseits desselben mit verminderter Dicke wieder
zu erscheinen und endlich vor Erreichung der Dorsallinie völlig zu
verschwinden. Der Sipho selbst bleibt stets ganz frei von dem organi-
schen Niederschlage, höchstens da, wo er die Kammerwände durch-
bricht, ward er von ihm berührt. Erfolgt die Ausfüllung einer Kam-
mer durch Infiltration: so setzt sich der Niederschlag in gleicher Di-
cke auf allen Oberflächen der äussern wie der Zwischenwände des
Siphos und der fremdartigen Körper ab, welche etwa durch eine
Bruchstelle eingedrungen sind, die später wieder vollständig verstopft
worden war. Die organische Ablagerung wird vom dünnen gegen
das dicke Ende der Schale hin allmählig und regelmässig schwächer,
verschwindet zumeist zuerst auf der convexen, später auch auf der
concaven Seite der einander folgenden Scheidewände, endlich in der
Nähe der Wohnkammer hört sie gänzlich auf. Obwohl auch bei Ar-
ten mit centralem Sipho vorkommend, tritt die organische Substanz
doch vorzugsweise entwickelt in gewissen Arten mit grossem excen-
trischen rosenkranzartigen Sipho auf und liegt dann stets auf der dem
Sipho entgegengesetzten Seite der Schale. Alle gekammerten Cepha-
lopoden bilden bei fortschreitendem Wachsthum durch Hebung in ih-
rem Gehäuse eine neue Kammerwand, durch die der Sipho hindurch
geht. Die Scheidewand bildet sich aus dem hintern Manteltheile und
sobald sie vollendet, stellt dieser seine Secretion ein, während die
Absonderung an der Ventralseite fortdauert. In dem Verhältnisse
nun, wie die regelmässige Scheidewand sich aufihrer ventralen Hälfte
mit dem unregelmässigen Niederschlage bedeckt, der sich dann, all-
mählig dünner werdend auch auf die dorsale Hälfte erstreckt, wird
die Hinterfläche des Sackes immer unebener und entfernt sich von
der Scheidewand immer weiter, indem sie von dem unregelmässigen
Niederschlage zurückgedrängt wird. Diese Absonderung dauert fort
bis zur Bildung einer neuen Scheidewand. Wird die Sekretion wäh-
rend des Vorrückens des Mantels. unterbrochen: so bleibt die hintere
oder convexe Seite der Scheidewänd frei. Dehnt sich dagegen die
absondernde Oberfläche des Mantels mehr aus, so muss auch der
Niederschlag, sich auf der ganzen innern Oberfläche der Kammern
198
immer mehr und selbst über deren Dorsalseite hin sich ausdehnen.
So lange ferner die Hinterseite des Mantels noch an der neugebilde-
ten Scheidewand anliegt, existirt der Siphonaltrichter noch nicht und
der Fleischstrang, um welchen sich dieser durch Secretion bilden
soll, beginnt erst in dem Augenblicke sich zu entwickeln, wo der
Mantel sich von der Scheidewand ablöst. Der Strang verlängert sich
in dem Grade als das Mollusk sich vorwärts zieht und bedeckt sich
unmittelbar mit der Siphonalhülle, welche isolirt und ohne Zusam-
menhang mit der absondernden Endfläche des Mantels ist, die dem in
der Schale vorrückenden Thiere folgt. So muss der Sipho in seiner
ganzen Länge ohne organische Ueberrindung bleiben. Die organi-
schen Niederschläge in den Luftkammern und im Sipho scheinen be-
ständig mit einander vorzukommen. Beide haben ähnliche Färbung,
ünd ist die der Verstopfungsringe zuweilen dunkler, was von spä-
tern Einflüssen abzuhängen scheint. In manchen Exemplaren sind je
doch die Verstopfungsringe sehr dünn, die organische Auskleidung
der Luftkammern dagegen dick und in andern herrscht das umge-
kehrte Verhältniss. Die Vertheilung beiderlei Niederschläge längs
der Erstreckung der Schale ist insofern vollkommen übereinstimmend,
als beide an der Spitze nach der Wohnkammer hin allmählig abneh-
men und in dieser gänzlich verschwinden. Während die Absätze in
den Kammern stets auf deren Bauchseite am stärksten sind, erschei-
nen die Verstopfungsringe bald an der Bauch- bald an der Rücken-
seite dicker. Ueber das Verhalten der Siphonalausfüllungen in Si-
phonen mit radialen Lamellen fehlt es noch an Beobachtungen, der
einzige böhmische O. vietor hat keine Spur organischen Niederschlags
in den Kammern. Wozu dient der organische‘ Niederschlag? Die
meisten derartigen Orthoceras haben eine lange Schale mit beträcht-
licher Weite am dicken Ende. Die Wohnkammer nimmt höchstens
1/4 der Länge ein, oft viel weniger, das Thier war also klein und
leicht, die Luftkammern mussten erschwert werden; vielleicht diente
der Absatz auch zum Schutz gegen Stoss bei dem Rückwärtsschwim-
men. — Alle diese Beobachtungen wurden an ÖOrthoceratiten der
Gruppe regulares gesammelt. Bei kurzkegeligen ist die Wohnkam-
mer viel grösser, sie bedurften einer Erschwerung nicht. Inzwischen
gibt es doch auch langkeglige ohne organischen Niederschlag. Ue-
ber den Ursprung des Niederschlags hatte bis jetzt nur Stockes bei
Huronia eine Ansicht geäussert, B. beleuchtet dieselbe mit Hülfe
böhmischer Exemplare. — (Neues Jahrbuch f. Mineral. 1859. 780—
796. Tf. 6.)
E. Boll, Paläontologisches aus Meklenburg. — Verf.
beschreibt Orthoceras Goerneri n.sp. nach einem Geschiebe-Exemplar,
O. telumEichw, O.Hisingeri und O. verticillatum Hag, ©. Hagenowi
Boll wahrscheinlich identisch mit O. tenuis Eichw, O. Schmidti n. sp.,
ferner an Pteropoden Theca vaginati @ und die neuen Arten Th.
granulata, striata, crispata, ausserdem kommen vor Conularia Sower-
byi Dfr, Tentaculites ornatus Sew, T. Walchii n. sp., curvatus n. sp.,
199
T. annulatus Schl. In Jurageschieben fanden sich Dentalium filicauda@
und D. tenuistriatum n. sp. jenem sehr ähnlich, ferner Astarte vulga-
ris n. sp. die gleich A. similis.Gf ist, A. semiundata n. sp., Nucula
Goldfussi n. sp., in Kreidegeschieben neue Arten von Serpula näm-
lich serrata, Huthi, gracilis, bicarinata, asperrima, eylindrica, dann
Asterias imperforata n. sp. A. punctata, foveolata, gibbosa, granulata,
tuberculata, alle neu. — (Meklenburger Archiv AL. 160--160. ce. en
Botanik. Fortschritt der Landwirthschaft in Ca-
lifornien. — Ganz aussergewöhnlich schnell fast urplötzlich ent-
wickeln sich die californischen Colonien durch die europäische Ein-
wanderung. Wer hätte sich noch vor kaum mehr als 10 Jahren ein-
gebildet, dass die Entdeckung von Goldminen am Sacramento der
amerikanischen Union sobald einen neuen Staat zuführen würde, wenn
man bedachte, dass die Gewinnung edler Metalle für Peru und Mexiko
diese früher glücklichen und blühenden Länder die Ursache der Ent-
völkerung und des Elends geworden ist. Und dennoch war dies das
unerwartete Resultat des Golddurstes, der so viele Abenteurer an jene
entlegene Küste des stillen Weltmeeres führte. Heute steht Califor-
nien schon auf gleicher Stufe mit den blühendsten Staaten der neuen
Welt und Alles deutet noch auf eine brillantere Zukunft. Eine cali-
fornische Ackerbaugesellschaft hatte in der Jahressitzung über die
sie berührenden Angelegenheiten Bericht erstattet, aus welchem wir
das Interessanteste mittheilen, Im J. 1769 und 1770 gründeten Mexi-
kaner die ersten Niederlassungen in San Diego und Monterey in
Oberkalifornien. Sie waren 80 Jahre hindurch Herren des Landes
bis es an die Vereinten Staaten abgetreten wurde. Während jener
Zeit waren die Fortschritte der Industrie langsam und die Zunahme
der Bevölkerung ganz unbedeutend. Ackerbau lag ganz danieder,
kein Handel, keine Fabrikation irgend welcher Art, der einzige Reich-
thum des Landes bestand in ungeheuren umherstreifenden Heerden,
von denen auch nur der Talg und die Häute Werth hatten. So war
es bis zum denkwürdigen Jahre 1849, wo die Ankunft der Amerika-
ner das Signal zum Erwachen eines neuen Lebens gab. Kaum sind
seitdem zehn Jahre verflossen und schon zählt das Land einen Zu-
'wachs der Bevölkerung um mehr als 400,000 Seelen und hat dem
Welthandel mehr als 500 Millionen zugeführt, die aus dem Sande sei-
ner Flüsse und aus den Felsen seiner Gebirge gewonnen wurden,
Es ist das unstreitig ein wunderbar grosser Ersatz für so kurze Zeit
aber wir haben noch grösseres geleistet, denn in diesen 10 Jahren
haben wir Städte gebauet, unermessliche Landstrecken in Cultur ge-
bracht, Wege gebahnt, Brücken gebaut und Kanäle gegraben. In den
vier,ersten Jahren wandte man dem Ackerbau wenig Aufmerksamkeit
zu, die ganze Thätigkeit der Einwanderer richtete sich auf die Minen,
Jeder wollte hier schnell reich werden, und dann in die Heimath
zurückkehren. Wir waren dem Auslande tributär für alle Lebensbe-
dürfnisse, um so mehr noch für alle Luxusartikel und mit einer ver-
200
*
schwenderischen Freigebigkeit, die nie ihres Gleichen hatte, wurden
den Millionen über Millionen hinausgegeben, um sie uns zu verschaf-
fen. Aber dieser erste Rausch der Thorheit ging vorüber, wir hat-
ten andere Minen auszubeuten, unser Boden ist ausserordentlich eul-
turbar. und fruchtbar. Tausende wandten sich dieser Arbeit zu und
heute schon steht Californien an landwirthschaftlichem BReichthum
über vielen der alten Staaten der Union und braucht selbst mit New
York einen Vergleich nicht zu fürchten. Es gewinnt schon jetzt den
eignen Bedarf an Getreide und sogar mehr und sein Viehstand ist
in rascher Zunahme begriffen. Vor 1849 war kaum eine einzige Ge-
treidemühle in ganz Californien, heute deren über 500, dazu kommen
17 Gerbereien, 15 Eisengiessereien, eine Papierfabrik, welche 6 Ton-
nen Papier wöchentlich liefert, eine Raffinerie, welche monatlich 400 Ton-
nen Zucker und 20000 Gallonen Syrup producirt, 133 Mühlen zum Zer-
malmen .der Golderze. Californien kann alle die gleichen Getreide,
Gemüse und Früchte bauen wie die östlichen Staaten, der Ertrag des
Weizens ist in ihm grösser als in irgend einem andern Staate der
Union und der Ertrag der Gerste steht nur gegen NewYork zurück.
Der Boden ist ganz ausgezeichnet für Hafer, Kartoffeln und Gemüse
und da das Klima wesentlich verschieden ist von dem der andern
Vereinsstaaten, wird auch der Anbau andrer Gewächse mit Erfolg
gekrönt. Bald wird der californische Landwirth eine Menge neuer
Produkte auf den Markt bringen, für die bisher Europa sorgte. In
Italien und allen Mittelmeerländern, wo das Klima fast das Gleiche
ist wie in Californien leben Millionen von Menschen ausschliesslich
vom Ertrage des Weinbaues, von der Cultur der Oliven, Feigen, Man-
deln und andrer Bäume. Hunderte von Schiffen genügen kaum, um
die Erzeugnisse dieser Länder in alle Theile der Welt zu bringen
und Californien, wo diese Produkte der Levante ebenfalls leicht er-
zeugt werden können, muss sie noch alljährlich vom Auslande kau-
fen. In den meisten alten Klostergärten trifft man Oliven und Fei-
gen in der grössten Ueppigkeit, noch von den frühern Bewohnern
angepflanzt. Hier und dort trifft man auf alte Pflanzuugen von Oran-
gen, Citroner, Granatbäumen, deren Früchte vollkommen reifen. Feigen
Oliven und Mandeln können in Californien im Grossen mit bestem,
Erfolge angebaut werden, so dass sie nicht blos den eigenen Bedarf
decken, sondern - die ganzen Vereinten Staaten versorgen. Der cali-
fornische Landwirth beherzige nur den Walter Skott’schen Rath ei-
nes geizigen Schotten an seinen Sohn: wenn du nichts zu thun hast,
pflanze einen Baum, er wird heranwachsen während wir schlafen.
Eingewanderte intelligente Franzosen, Spanier, Deutsche, Italiener
stimmen darin überein, dass es kein Land gibt weder am Mittelmeere
noch im Innern von Europa, welches besser geeignet scheine als. Ca-
lifornien für den Rebbau, für die Produktion von Wein und Spirituo-
sen. Californien kann Weine produciren, so gut wie die von Frank-
reich, vom Rheine und Madeira, sein Boden ist fruchtbarer noch als
dort. Sehr geeignet ist das Land auch für die Schafzucht, in vieler
201
Hinsicht kann es sich mit Spanien messen und es wird gewiss ebenso
feine Qualitäten von Wolle produciren. Die Schafe sind überdiess
in Californien fruchtbarer und weniger Krankheiten" unterworfen.
Es könnten jährlich 100 Millionen Pfund Wolle producirt werden und
es blieben noch 20 Millionen Morgen Landes dem Ackerbau. Zur Zeit
der alten Missionen in Californien besass die von San Gabriel allein
100,000 Schafe, alle der Hut indischer Hirten anvertraut. — (Aegels
Gartenflora. Januar 21—23.)
Haage, über Sturtia gossypioidesRBr. — Diesen präch-
tigen Blühtenstrauch fand Sturt auf seiner Expedition ins Innere
Neuhollands. Er ist der Baumwolle ähnlich, aber durch den aus
drei ganzrandigen Blättern bestehenden Hüllkelch und durch die
buchtigen Zwischenräume zwischen den Kelchzähnen hinlänglich
verschieden. Wegen dieser Aehnlichkeit nannte sie R. Brown gossy-
pioides und die Gattung zu Ehren des Entdeckers. Seitdem hat sie
nun auch R. Schomhurgh gefunden und Samen nach Erfurt an H.
gesendet, der bereits junge Pflanzen gezogen und zu 2 Thaler ver-
kauft. Sie bildet einen völlig unbehaarten Halbstrauch von 6‘ Höhe,
seine Aeste sind mit abwechselnden dreinervigen Blättern von 1‘
Durchmesser mit ebenso langem Stiele besetzt. Sie haben eine hell-
grüne Farbe mit bläulichem Reif und schwarzen Punkten. Die Blüh-
tenstiele stehen diesen ziemlich gegenüber und sind nach oben mit
einem kleinen Blatte versehen. Die beiden Nebenblättchen an der
Basis des Stieles des letztern sind getrennt, während sie ausserdem
mit dem Blattstiele verwachsen erscheinen und eine trockenhäutige
Consistenz besitzen. Die drei Blätter des Hüllkelches sind herzför-
mig, ganzrandig' und mit schwarzen Drüsenpunkten besetzt. Zwischen
den lanzettförmigen Kelchzähnen befinden sich ausgeschweifte Bogen.
Die purpurfarbigen Blumenblätter haben 11/5'‘ Länge und sind an der
gewimperten Basis so dunkel gefärbt, dass sie fast schwarz erschei-
nen. Ausserdem haben sie ebenfalls wie die Kelchröhre schwarze
Drüsenpunkte. — (Kochs Wochenschrift f. Gärt. Pfl. Nr. 6, S. 43.)
H. Zabel, Uebersicht der Flora von Neuvorpommern
und Rügen. Neubrandenburg 1859. 8%. — Diese verdienstliche Ar-
beit ursprünglich im X1II. Bande des Archivs der Meklenburger Freunde
gedruckt, umfasst die Dicotylen, Monocotylen und gefässführenden Ako-
tylen, soweit sich Verf. von deren Vorkommen überzeugen konnte.
Der Anordnung ist Garckes Flora von N- und Mitteldeutschland zu
Grunde gelegt und hienach 711 Dicotylen, 248 Monocotylen und 33
Akotylen, nebst einigen Gartenflüchtlingen und den Culturpflanzen
aufgeführt und mit dem Namen, dem Standort, der Häufigkeit des
Vorkommens und wo nöthig auch der Synonymie und Varietäten.
Auf absolute Vollständigkeit will Verf. nicht bestehen, dagegen ver-
sichert er grösste Gewissenhaftigkeit in den Angaben.
Pacher gibt Nachträge zur Flora Kärntens, indem er
theils eine nicht unbedeutende Anzahl früher nicht beachteter Arten
auführt theils für schon bekannte neue Standorte aufzählt. Die voll-
XV. 1860.
202
ständige Flora erschien im 2. und 3. Jahrgange des Jahrbuches des
Kärntner Landesmuseums und diese Nachträge im IV. S. 65—90.
Wawrä und Peyritsch, über Pflanzen an der Küste
von Benguela. — Wawra war Schiffsarzt auf der östr. Corvette
Carolina und sammelte im J. 1857 an jener Küste. Nach einigen
allgemeinen Bemerkungen werden folgende Arten theils beschrieben
theils als bekannt nur aufgeführt: Acacia refieiens, Mimosa polyacan-
tha Willd, Poinciana pulcherrima L, Crotalaria strieta DC, Chrysoba-
lanus icaco L, Combretum imberbe, Zygophyllum simplex L, Tribulus
excrucians, Grewia cyclopetala, Triumfetta benguelensis, Hermannia
arabica Hochst, Abutilon asiaticus Don, Gossypium anomalum, Li- '
meum argutecarinatum, L. viscosum Fzl, Giesekia pentadecandra
Meyen, Diplochonium sesuvioides Fzl, Sesuvium mesembryanthemoi-
des, Portulacca rediviva, Mollugo fragilis, Gynandropsis pentaphylla
DC, Polanisia Maximiliani, Cucumis sagittatus, C. africanus L, Mo-
mordica charantia L, Basananthe nov. gen. (der Name ist schon ver-
braucht) Passiflor. mit B. litoralis, Loranthus glaucocarpus, Sesamum
rigidum, Acanthodium capense NE, Barleria macrolemma, Solanum
benguelense, S. catombelense, Ipomaea pes caprae Sweet, Leucas
ebracteata, Heliotropium coromandelianum Lehm, Scaevola Thunbergi
Ekl, Diodia litoralis, D. foliosa, Kohautia strieta DC, Boerhavia di-
chotoma Vahl, B. ascendens Willd, Hermstaedtia elegans DC, Cheno-
podium ambrosioides L, Asparagopsis scoparia Kunth, Cyperus com-
pressus L, Eragrostis praeoides Beauv, E. benguelensis, Chloris pu-
bescens. — (Wiener Sitzungsber. AXXVIIL 543—586.)
Boehm, Einfluss der Sonnenstrahlen auf die Chloro-
phyllibildung und das Wachsthum der Pflanzen über-
haupt. — Das Auftreten des Chlorophylis in dem Embryonen, dem
Marke und Markstrahlen lässt sich ebenso gut durch die Einwirkung
der Sonnenstrahlen erklären wie sein Erscheinen in den Zellen der
mittleren Blattschicht. B. konnte diess an Embryonen von Acer,
Raphanus, Astragalus und Celtis direkt nachweisen. Er brachte die
Blühtenstände derselben einige Zeit nach der Befruchtung in steinerne
Krüge oder nähte sie in schwarze Wachsleinwand ein. Die Samen
erreichten ihre vollständige Grösse, die Embryonen aber waren in
allen Fällen vollständig weiss. Humboldt hat sich wiederholt über-
zeugt, das Pflanzenblätter auch bei Abschluss des Lichtes in einer
Atmosphäre von Wasserstoff sich grün färben und wenn Verf. zu
entgegengesetzten Resultaten gelangte, so beweist das nur, dass der
Wasserstoff die Entstehung des Chlorophylls nicht bedingt. Um Mohls
Ansicht zu prüfen, dass sich nämlich bei den Amylumhaltigen Chlo-
rophylikörnern bald das Amylum bald die dasselbe einhüllende grüne
Materie zuerst bilde je nachdem die Pflanze im Dunkeln oder unter
Lichteinfluss sich entwickelt, steckte B. vegetirende Zweige zahlrei-
cher Pflanzen in steinerne Krüge und die unter Lichtabschluss ent-
wickelten Blätter waren häufig grün, häufig blieben aber die Blätter
derselben Pflanzen auch vollkommen bleich. Dieser Unterschied war
203
durch den Standort der Pflanzen bedingt, war dieser dem direkten
Einfluss des Sonnenlichtes ausgesetzt, so wurden die Blätter meist
grün, stand aber die Pflanze im Schatten, so blieben die Blätter stets
bleich. Wir empfinden unter gewöhnlichen Verhältnissen nur einen
Theil der Sonnenstrahlen als Licht und zwar den von mittler Wellen-
länge, während die jenseits des Roth und diesseits der Violett liegen-
den Aetherwellen sich insbesondere durch ihre erwärmende und che-
mische Wirkung auszeichnen. B. liess Pflänzchen in einem kleinen
Topfe keimen, den er in ein grösseres irdenes Gefäss stellte, das oben
mit einer berussten Glasplatte sorgfältig verschlossen wurde. Ein
zweiter Topf wurde mit einer weissen Porcellanplatte verschlossen
daneben gestellt. Nach vier Tagen waren die Pflänzchen unter der
berussten Glasplatte schön grün, die unter Porcellan völlig blassgelb.
Also auch den Wärmestrahlen kommt eine Chlorophyll erzeugende
Eigenschaft zu, was auch Guillemin durch viele Versuche bewiesen
hat. Derselbe bewies zugleich, dass die chemischen Strahlen eine
ähnliche Wirkung besitzen wie die Lichtstrahlen und dass jene im
Gelb des Spektrums am grössten ist. B. verbreitet sich nun über
die Versuche von Sachs und fährt dann über die eigenen fort. Die
Pflanzen bauen bekanntlich ihren Leib grössten Theils mit Hülfe der
Kohlensäure auf, welche zur Bildung von Kohlehydraten in Kohlen-
oxyd und Sauerstoff zerlegt wird. Nach ältern Versuchen geschieht
diese Zerlegung nur von grünen Pflanzentheilen unter Lichteinfluss,
der Assimilationsprocess ist danach also von Chlorophyll und von
Sonnenlicht abhängig. Aber auch die im Dunkeln vegetirenden Pflan-
zen wachsen, ja bisweilen in grösserm Massstabe als unter Einwir-
kung des Lichtes. Auch ihre Zeltwände bestehen aus Cellulose, die
sich auch nur aus Kohlensäure bilden können und B.’s Versuche be-
weisen, dass :zu Assimilation und zum Wachsthum der Pflanzen weder
Licht noch Blattgrün erforderlich ist. Die Erscheinungen der Bleich-
sucht haben eigenthümliche Ursachen. Keimpflanzen von Phaseolus
multiflorus wuchsen im Dunkel, wenn auch die sich bildenden Blätter
bald nach ihrem Auftreten entfernt wurden, in sechs Internodien
zu einer Länge von 5' heran. Das zwischen den Kotylen und dem
‘ ersten Blattpaare gelegene Internodium erreichte nicht selten 2‘ Länge.
Um zu erfahren, wie sich die Ausbildung. der Pflanze unter dem grösst-
möglichen Lichteinflusse verhielte, löste B. von mehren Bohnen die
- Samenhaut ab, steckte, um die Knöspchen gleich dem Lichteinfluss
Preis zu geben, zwischen die Kotylen eine Lage Löschpapier und hing
sie in mit Wasser gefüllten Trinkgefässen so auf, dass sie sich sammt
der radicula -zur Hälfte immer unter Wasser befanden. So wurden
sie in den heissen Junitagen täglich 14 Stunden den direkten Son-
nenstrahlen ausgesetzt und nach 12 Tagen blieb das erste Interno-
dium bei 1‘ stehen und wuchs nicht weiter. Die Verschiedenheit
in den Resultaten der Versuche erklärt der Verf. dadurch, dass ob-
wohl alle Pflanzen nur durch die ihnen von Aussen herzufliessenden
Kräfte leben und wachsen, sie sich insbesondere dadurch unterschei-
14*
204
den, dass zum bestmöglichen Gedeihen die eine dieses die andere
jenes Quantum Kräfte bedürfen. Jede Zelle ist ein Organismus, des-
sen Thätigkeit der Zufuhr lebendiger Kräfte entspricht. Es darf uns
daher nicht wundern, wenn sich die Produkte der Pflanzen nach ih-
ren äussern Verhältnissen richten. Verf. stellt noch weitere Betrach-
tungen an, wegen deren wir jedoch auf die Abhandlung selbst verwei-
sen müssen. — (Wiener Sitzungsber. XXXVII 449-476.)
Sachs, die Keimung der Schminkbohne. — Verf. unter-
suchte zuerst den ruhenden Samen, dann die äussere Umgestaltung
während der Keimung, ermittelt durch Experimente die äussern Be-
dingungen der Keimung, den physiologischen Zusammenhang der
verschiedenen Keimtheile und die mikroscopischen und chemischen
Veränderungen während der Keimung. Aus letzteren endlich zieht
er verschiedene Folgerungen, die wir näher angeben wollen. Wäh-
rend des ganzen Keimungsprocesses verhalten sich die nachweissba-
ren Stoffe auf zwei ganz verschiedene Weisen, die einen sind in ste-
ter Veränderung ihrer Eigenschaften und ihres Ortes begriffen, näm-
lich die Kohlehydrate und Eiweissstoffe; alle Stärke, Zucker und Dex-
trin der Keimpflanze kommt aus den Kotylen und diese drei Stoffe
zeigen eine innige Beziehung zu den Neubildungen und den Ausdeh-
nungen der Organe, wo ein Glied sich streckt, da verschwindet die
Stärke aus den Zellen, Zucker tritt auf und mit definitiver Drehung
verschwindet auch dieser und in dem Masse nehmen die Zellabla-
gerungen in den Elementen des producirenden Gewebes zu. Die
Eiweissstoffe der Kotylen scheinen in die Keimachse eingetreten, sich
nur im producirenden Gewebe zu verbreiten und hauptsächlich gegen
die Vegetationspunkte hinzuziehen, in dem Mark- und Rindenparen-
chym und in der Epidermis werden sie in dem Masse seltener, als
diese Theile sich ausdehnen und haben sie ihr definitives Volumen
erreicht: so scheinen auch die in ihnen enthaltenen Eiweissstoffe ver-
schwunden zu sein. Es ist wahrscheinlich, dass die ganze Masse
der in den Kotylen enthaltenen Eiweissstoffe in der Anlage neuer
Wurzeln und Blätter ihre Verwendung finden, auch die Primordial-
blätter müssen den grössten Theil ihres Plasmas aus den Kotylen
beziehen. Die Bewegung anlangend ist die Stärke und ihre Derivate
jederzeit nur im Parenchym der Rinde und des Markes. zu finden,
zwischen dessen Zellen luftführende Räume liegen. Die Eiweissstoffe
sind nur in dem producirenden Gewebe ohne Lufträume und in den
jungen ungestreckten Geweben zu finden. Der Gerbstoff und die
Farbstoffe bilden träge Elemente, sie treten an den Stellen auf wo
die Vegetation beginnt, sind Nebenprodukte des Chemismus im pro-
ducirenden Gewebe. Das Chlorophyll entsteht in dem Plasma, wenn
dieses für die Zellbildung schon überflüssig geworden und nun einen
selbstständigen Bildungsprocess beginnt. — Im ruhenden Keime wird
die Achse von drei verschiedenen Gewebeformen, welche ein cona-
xiales Röhrensystem bilden zusammengesetzt, die äussere Gränze
wird von einer Schicht dicht schliessender Zellen gebildet, darin
205
steckt das Rohr des Rindengewebes, darin als drittes Rohr das pro-
dueirende Gewebe und dieses ausgefüllt durch das Markparenchym.
Sobald die Keimung beginnt unterscheiden sich diese Gewebformen
auch in Bezug auf die Stoffe und die Streckungserscheinungen. Die
äusserste Schicht erhält sich lange, führt keine Stärke, keinen Zucker,
kein Dextrin, bildet Haare, die Zellen der Spaltöffnungen und ver-
diekt sich. Im Rindenparenchym zeigt sich keine Neubildung von
Zellen, in ihnen wie in den Markzellen findet die Bewegung der
Stärke statt, deren Auflösung in Zucker und Dextrin. Im produci- '
renden Gewebe hat eine sehr rege und lang dauernde Thätigkeit Statt,
hier werden die verschiedensten Zellenformen gebildet und zugleich
die chemische Thätigkeit unterhalten, denn im Basteylinder lagert
sich die reinste Cellulose ab, im Holzgefässceylinder die mit eigen-
thümlichen Stoffen imprägnirte, in den dünnhäutigen Zellen bleiben
die Eiweissstoffe lange thätig, die Gerbstoffgefässe scheinen nur die
Reservoire von unthätig gewordenen Secreten zu sein und die Leit-
zellen die Saftführung zu besorgen. Stärke, Zucker, Dextrin lassen
sich in diesen Geweben nie nachweisen. — Zuerst macht sich der
Unterschied zwischen den Kotylen und der Keimachse geltend, jene
geben her, diese nimmt auf, dort Auflösung und Fortführung der müt-
terlichen Stoffe, hier Umwandlung und Ablagerung in neuer Gestalt.
Der erste Unterschied in der Keimung macht sich als absteigende
und aufsteigende Achse geltend. Die jungen Wurzeln entstehen im-
mer weit über der Wurzelspitze an schon vorhandenen Leisten des
produeirenden Gewebes, die bereits auf der Innenseite Gefässe ent-
halten. Die Neubildungen des Stammes dagegen treten in nächster
Nähe der Spitze auf und entwickeln sich aus den äussern Schichten
des Urparenchyms, indem sie sich weiter bilden, bildet sich auch
erst der Stammtheil aus, differenzirt sich in Rinde, producirendes
Gewebe und Mark, erst wenn das neue Gebilde fertig ist beginnt
die Streckung des tragenden Gliedes. Der Stengel bildet zuerst
Spiralfasergefässe, dann getüpfelte Gefässe, die Wurzel fängt gleich
mit getüpfelten an und bildet nie Spiralfasern; der Stengel bildet
zwischen den Gefässbündeln in der innersten Schicht des produeiren-
den Gewebes Holz, die Wurzel nicht. Alle Theile der- aufsteigenden
Achse machen eigenthümliche Biegungen, bevor sie in ihre definitive
Lage kommen, die Wurzeln nehmen ihre Lage sogleich ein. Diese
Gegensätzlichkeit verfolgt Verf. noch weiter. — (#benda XXXVI. 57
—119. 3 Tff.) ; —e
Zoologie, Kölliker, die Beziehungen der Chorda
dorsalis zur Bildung der Wirbel der Selachier und eini-
ger anderer Fische. — Nach J. Müller wird die Chorda dorsalis
mit Inbegriff ihrer eigenen Scheide niemals zur Bildung der Wirbel
verwendet, der Wirbel geht stets nur aus den in der äussern Scheide
sich bildenden knorpligen Bogenpaaren hervor, so nach den Untersu-
ehungen beim Stör, den Chimären, Hexanchi u. a. Später räumte
Müller die Betheiligung der Chorda für mehre Plagiostomen und ei-
206
nige Teleostier ein, indem der centrale Theil der Wirbelkörper der
eigentlichen Chordascheide seinen Ursprung verdankt. K. hat nun
hierauf bezügliche Untersuchungen angestellt. Die eigentliche Chorda
oder Gallertsubstanz besteht stets aussen aus kleinen, innen aus gros-
sen kernhaltigen Zellen. Eine innere elastische Haut ist allgemein
vorhanden, bald äusserst fein und zart, bald sehr deutlich bis 0,002‘
dick, aus einem dichten Netzwerk von Fasern gebildet, sie nimmt
keinen Theil an der Wirbelbildung. Die Bindgewebige oder eigentli-
che Scheide der Chorda zeigt verschiedene Modificationen von Bindge-
webe mit eingestreuten Zellen, hat Antheil an der Wirbelbildung.
Die äussere elastische Haut ist ebenfalls allgemein, ist eine homogene
Haut mit meist grossen Oeffnungen wie gefenstert, 0,005—0,008‘'‘ dick,
hat keinen Theil an der Ossification. — Während die Bogen in
der äussern Chordascheide oder der eigentlichen Skeletbildenden
Schicht entstehen, geht bei den Plagiostomen der Körper der Wirbel
aus der eigentlichen Scheide der Ckorda hervor, doch nicht allein,
die äussere Schicht nimmt auch hieran Theil. Drei Typen sind hie-
bei zu unterscheiden. I. Der Wirbelkörper geht einzig und allein
aus der Scheide der Chorda hervor, so bei Hexanchus, Heptanchus,
Echinorhinus, Leptocephalen, Uebergänge zum folgenden Typus bei
Centrophorus, Acanthias, Scymnus, Squatina. Die vordern Wirbel bei
Hexanchus bestehen aus einer mächtigen Chorda ohne äussere Glie-
derung, aber innen mit Wirbelsegmenten‘, indem die dicke in Faser-
knorpel umgewandelte Scheide in dünnen Wänden die eigentliche
Chorda durchsetzt. Bei Heptanchus findet sich hier schon eine Spur .
von Össification als Knochenring in jedem Septum. In der hintern
Hälfte der Säule kommen bei dieser Gattung schon knöcherne Wirbel
vor, die am Schwanze aus knöchernen Doppelkegeln bestehen, aus-
sen von hyalinem Knorpel umgeben, weiter nach hinten noch mit
zwei oberflächlichen zarten Knochenplatten, welche der äussern skelet-
bildenden Schicht angehören. Bei Centrophorus verknöchern die hin-
tern Wirbel wieder nicht mehr als die vordern, die dicke Chorda ist
von einer mächtigen Scheide umgeben, die sich mit dem obern und
untern Knorpelbogen verbindet, die Wirbelkörper sind knorplige Hohl-
cylinder mit einer schwachen Ossification mitten im Knorpel. Bei
Acanthias betheiligt sich die äussere Scheide schon viel mehr, die
knöchernen Doppelkegel sind besser ausgebildet, bestehen innen aus
Faserknochen, aussen aus Knorpelknochen, nach innen von ihnen liegt
eine dünne Lage hyalinen Knorpels, worauf dann eine schöne Elastica
interna folgt, nach aussen eine mächtige Knorpelschicht der Chorda-
scheide angehörig. Ebenso verhält sich Scymnus lichia und ganz
ähnlich Squatina. Hier bestehen die Wirbelkörper aus abwechseln-
den Schichten von Knorpel und Knochen, der ganze Wirbelkörper
geht aus der Chordascheide hervor, zahlreiche Blutgefässe dringen
radiär von aussen in ihn ein. Unter den Leptocephaliden fehlt eini-
gen jede Verknöcherung an der Wirbelsäule, bei andern ist sie wie
bei vorigen. So hat Tilurus Gegenbauri keine Spur von Össification,
207
keine Knorpelbögen, Hyoprorus messanensis hat hinten leicht ossifi-
eirte Wirbel in Form dünner Hohleylinder in der Chordascheide ;
Leptocephalus und Helmichthys haben Verknöcherungen in der gan-
zen Säule. Daran reihen sich die Teleostier Chauliodus und Stomias.
— II. Der Wirbelkörper bildet sich z. Th. aus der Chorda, z. Th.
aus der äussern skeletbildenden Schicht. Dieser Bildungsmodus bie-
tet einige Grade der Entwickluig. 1. Die Wirbelkörper entstehen
aus der stark ossificirten Chordascheide und aus Theilen der verschmol-
zenen Bogen, welche wenig verknöchern. So bei denRajae und Tor-
pedo. 2. Die. Wirbelkörper entstehen aus der theilweise ossifieirten
Chordascheide und dem ringsherum verschmolzenen Bogen, die mit
4 keilförmigen Stücken ossifieiren, und z. Th, mit den aus der Chor-
dascheide entstandenen Doppelkegeln verschmelzen. So bei Sceyllium
catulus. 3. Die Wirbelkörper bestehen wesentlich aus der theilweis
verknöcherten Chordascheide und aus 4 Knochenzapfen, die nicht von
den Knorpeln der Bogen sondern von dem häutig gebliebenen Theile
der äussern Skeletbildenden Schicht abstammen, dazu kommen dann
noch Theile der obern und untern Bogen. Hierher die Wirbel der
Haien mit Nickhaut, Sphyrna, Carcharias, Mustelus, Galeus. — III. Die
- Wirbelkörper bestehen einzig und allein aus der Skeletbildenden Schicht.
Hierher die vordern Wirbel der Rochen, alle Wirbel der Amphibien,
Vögel und Säugethiere. — Betheiligung der Chorda an der Schädel-
bildung. 1. Bei mehreren Teleostiern und Haien erhält sich die Chorda,
zeitlebens in der Schädelbasis so bei Leptocephalus, Helmichthys, Ti-
lurus ete. 2. Bei gewissen Fischen ist die eigentliche Scheide des
Anfanges des Schädeltheiles der Chorda zu einem wahren Körper des
Hinterhauptwirbels ossificirt. — Der Nachtrag dieser gewichtigen
Abhandlung bringt die Entwicklung der Wirbelsäule von Cultripes
provincialis und die einer Larve von Pipa dorsigera. — (Würzburger
Verhandlungen A. 193—242, Tf. 2. 2.)
Baloch, der Klauenschlauch oder die Klauendrüse
desSchafes. — Die Klauendrüse kommt bekanntlich an den Füssen
von Ovis und Capra vor, ausserdem noch an den Hinterfüssen des
Rehs. Auf der Rückfläche des Fusses fängt die Haut am Gelenk der
ersten Phalange mit dem Metatarsus sich zwischen ersterer einzusen-
ken und erreicht die Einsenkung am Anfang der Klauen 18mm Tiefe.
In dieser Furche liegt eine rundliche Oeffnung, aus der ein Büschel
Haare hervorragt und welche mit einer fettigen halbflüssigen Materie
gefüllt ist. Sie führt in einen blinden, hakig geknickten Schlauch,
den lockeres Bindgewebe zwischen beiden Zehen fixirt. Der schräg
absteigende Theil des Schlauches ist drehrund, der steil aufsteigende
erweitert. Am von hinten entblösten Fusse fallen’ die Zweige des
starken Tarsalnerven und deren Arterie in die Augen. Kein Arterien-
zweig tritt direet zum Klauenschlauch, sondern es kömmt ein unpaa-
rer feiner Zweig von der Rückseite des Fusses her und spaltet sich
derselbe in der Nähe der Ausmündung des Schlauches in zwei den-
selben umfassende Zweige, die sich verästeln. Jedes zwischen den
208
Drüsen verlaufende Aestchen wird von je zwei Venen begleitet. Die
Nerven kommen ebenfalls von der Rückseite des Fusses und beglei-
ten die Arterien, ihre feinsten Verästlungen verlieren sich in den
Wandungen der Drüsenröhren. Vom Klauenschlauch lässt sich zu-
‚nächst eine äussere Umhüllungsmembran abpräpariren, darunter liegt
die innere Umhüllungsmembran, dünner und fester als jene. Der von
beiden befreite Schlauch ist körnig und ochergelb. Diese gelbliche
Drüsenlage ist frisch von der unter ihr liegenden weisslichen Leder-
haut nicht zu trennen. Im Durchschnitt des präparirten Schlauches
aber unterscheidet man beide Schichten schon deutlich. Die Innen-
fläche des Schlauches ist weiss und mit gelblichweissen Härchen be-
setzt. Der cerumenartige Inhalt besteht aus einer durchsichtigen di-
cken fettigen Flüssigkeit, welche bald zu einer hornartigen durchsich-
tigen Masse vertrocknet. Microscopisch untersucht sieht man hier
Bruchstücke ausgeiallener Haare, Epidermisschüppchen, Talgzellen,
Fettkörner und rhombische Täfelchen. Der Inhalt reagirt schwach
sauer und ein kleiner Theil löst sich durch Aether. Das Secret scheint
mehr eiweissartige Verbindungen als Fett zu enthalten. Der Zweck
des Sekretes ist ein völliges Räthsel. — An feinen Längsschnitten
des Klauenschlauches erkennt man innen zuerst die Epidermis, beste-
hend aus einer Hornlage, der malpighischen Schicht und der Papillar-
schicht. Darauf folgt die Drüsenlage und zu äusserst die beiden Um-
hüllungsschichten. Die innere Umhüllungsmembran besteht vorzüg-
lich aus querlaufenden dichten elastischen Netzen und ist ärmer an
Bindgewebe als die äussere. Die Hornlage der Epidermis zeigt mehre
Reihen über einander geschichteter Hornzellen, die obre klein, die
untre grösser und dicker, alle mit körnigem Inhalt. Die Malpighi-
sche Schicht besteht an der Grenze der Papillarschicht aus einer
Reihe säulenförmiger Zellen mit sehr feinkörnigem Inhalt. Die Pa-
pillarschicht besteht aus einem dichten Gefüge von Bindegewebsfibril-
len, welchen feine elastische Fasern beigemengt sind. Die Papillen
bestehen aus z. Th. formlosen Bindgewebe und elastischen Fasern,
und sind in querer Richtung angeordnet. Die Haare an der Innen-
seite des Schlauches sind gegen die Mündung gerichtet, etwa 700
an Zahl, in ihre Bälge münden 2 bis 4 Talgdrüsen. Die blassbräun-
lichgelbe Drüsenlage besteht aus 550 einzelnen Drüsenknäulchen, die
ins Bindgewebe eingebettet sind, umsponnen von einem ziemlich eng-
maschigen Netz feiner elastischer Fasern. Der Knäuel besteht aus
einem blindendenden Schlauch, der sich theilt und dessen Ausgang trich-
terförmig die Epidermis durchbohrt. Die Wand der Drüsenröhrchen
besteht aus einer structurlosen membrana propria, welche äusserlich
mit mehren Schichten contractiler Faserzellen belegt ist, innen mit
einer Lage säulenförmiger kernhaltiger Zellen. Der Inhalt der Röhr-
chen ist körnige Masse. Ercolani erklärt diese Drüsenschläuche für
Schweissdrüsen, B. vergleicht sie dagegen mit Cerumendrüschen des
menschlichen Gehörganges und erklärt den ganzen Klauenschlauch
für eine Fortsetzung der Cutis, wobei die Hornlage der Epidermis
209
dünner, die Malpighische Schicht aber dicker wird, die Haare an
Zahl ab-, ihre Talgdrüsen aber an Mächtigkeit zunehmen, die Schweiss-
drüsen in ihrer Funktion modifieirt und grösser werden. Die reticu-
läre Schicht der Cutis wird dabei reicher an elastischen Elementen
und geht in die innere Umhüllungsmembran über. — (Wiener Stzgsbr.
ÄAAAIX. 21--33.)
Claparede, geschlechtliche Zeugung von Quallen
durch Quallen. — Verf. erhielt an der Insel Arran im Frith of
Clyde freischwimmende Eier mit schon vollkommen entwickeltem Em-
bryo unverkennbarer Scheibenquallen. Von der Mitte des glockenar-
tigen Schirmes hing ein dieckwandiges Manubrium herab, dessen Höhle
sich in vier Gastrovascularcanäle verlängerte, welche im Schirme ver-
liefen und in einen Randkanal mündeten. Am Schirmrande waren die
8 Tentakeln schon angelegt. Diese Eier gehören einer kleinen Me-
duse an, der Gattung Lizzia, verschieden von deren beiden bekannten
Arten. Viele Lizzien trugen Eier in den Eierstöcken. Diese sitzen
im Manubrium zwischen Endoderma und Ektoderma so dicht voller
Eier, dass die Gränzen eines jeden Eierstockes nicht zu bestimmen
sind. Bei einigen waren die Eier noch nicht in Entwicklung, vollkommen
runde Kugeln mit Keimbläschen und Keimfleck, bei andern enthielten
sie Embryonen in verschiedenen Stadien der Entwicklung. Sind aber
diese Eier ungeschlechtliche Knospen? Trotz aller Forschungen fand
Cl. kein Männchen, doch könnte das in der Seltenheit und vielleicht
auch in der abweichenden Gestalt derselben liegen. Die Eier glei-
chen überdies gewöhnlichen Eiern ganz und gar auch hinsichtlich
ihrer Lage im Eierstock, also ganz von der Knospung verschieden.
Bei Lizzien sind ebenfalls schon Knospen beobachtet, doch stimmen
dieselben ganz mit denen der Sarsien überein. Jene Eier beweisen
also die geschlechtliche Fortpflanzung von Medusen aus der Gruppe
der Sarsiaden. Gegenbaur nimmt dasselbe für alle Aegyniden und
Trachynemiden an. — (Zeitschr. f. wiss. Zool. £. 200-404. Tf. 32.) @!.
W. Dunker giebt Diagnose und kurze Beschreibung einer
neuen Aurikulacee Lacmodonta Pfeifferi aus Japan. — Pfeiffer
nimmt diese Gattung als Gruppe von Melampus an und weist dem
zufolge dieser Art in seinem Systeme ihren Platz an und theilt aus-
serdem die Diagnose einer anderen neuen Aurikulacee, Melampus Bro-
tianus mit. — (Malak. Blätter 1859, p. 201. 202.)
H. Dohrn beschreibt neue Landconchylien aus verschie-
denen Gegenden, indem er der Diagnose Angabe über äusseres Er-
scheinen, Vorkommen und verwandte Arten hinzufügt. Es sind dies:
Hydrocena Vescoi, Omphalotropis Boraborensis, Truncatella pellucida,
Pupa arabica, Melampus Wilkei, Pleeotrema rapax, Plecotrema rapax,
Clausilia Karstenana, Cylindrella Eugenii, Nanina Taprobanensis, Na-
nina Herklotsana. — (Ebenda 202—207.)
Desgleichen v. Martens, als neue Landschnecken:
Glandina texta, Pupa Weinlandi, Alcyaeus Jagori. — (Zbenda 1859.
p. 207. 208.)
210
v. Martens hat die Beobachtung gemacht, dass bei mehren
Arten von Pupa aus der Gruppe Strophia mit Zahnleisten, bei jun-
gen unausgewachsenen Exemplaren die Columellarfalte stärker ist,
als bei erwachsenen auch ausserdem sich Zahnbildung zeigt, die in
der Mündung erwachsener Exemplare nicht zu bemerken ist. Bei
Untersuchung früherer Umgänge völlig ausgebildeter Exemplare findet _
sich in denselben Zahnbildungen, welche in der Mündung desselben
Gehäuses verschwunden sind. Hierauf lässt sich die Vermuthung
begründen, dass manche bis jetzt als Helices angenommene Art, wie
Helix pentodon Menke nur eine junge Pupa aus der Gruppe Strophia
ist. -— (Zbda 208—210.)
v. Martens giebt ein Verzeichniss der von Prof. Peters in
Mossambique gesammelten Land- und Süsswassermol-
lusken. — Bei den bekannten Arten ist Nachweis über Literatur,
oft von kürzeren oder längeren Bemerkungen begleitet, bei den neuen
Arten Diagnose nebst ausführlicher Beschreibung, Angabe verwandter
Arten auch sonstige Bemerkungen hinzugefügt. Es sind Limacea?
nov. gen. Nanina Mossambicensis, Nanina Janynsi, Hyalina pinguis,
Bulimus stictus, n. sp. Bulimus catenatus n. sp., Bulimus melanacme,
Bulimus punctatus, Bulimus Petersi, Bulimus spilogrammus n. sp.,
Achatina panthera, Achatina Petersi n. sp., Physopsis Afrieana, Cyelo-
stoma ligatum, Truncatella teres, Ampullaria speciosa, Ampullaria
Wernei, Lanistes ovum, Lanistes purpureus, Melania erenularis, Me-
lania tuberculata, Melania Inhambanica n. sp. Spatha Wahlbergi, Spa-
tha Petersi n. sp. Unio Mossambicensis n. sp. Cyrena astartina n. sp.
Cyrena Africana. Im Ganzen zeigt diese Fauna grosse Uebereinstim-
mung mit der Fauna von Südafrika und Niederguinea, — (Zbenda
211—221.)
Dunker diagnosirt folgende neue japanische Mollusken,
welche der Schiffsarzt Dr. Nuhn im Hafen von Decima in Japan ge-
sammelt hat mit Hinzufügung kurzer Beschreibung und der Angabe
“ ähnlicher oder verwandter Arten: Bulla exilis, Cantharus Menkeanus,
Cardita Leana, Cardita Cumingiana, Cardium Japonicum, Cerithium
pusillum, Cerithium subreticulatum, Columbella pumila, Cyclostrema
eingulatum, Cyclostrema pulchellum, Defrancia texta, Emarginula picta,
Eulimella Philippiana, Liotia pilula, Litorina exigua, Lucina pisidium,
Mangilia costulata, Mangilia Deshayesii, Mangilia Leuckarti, Mangilia
pygmaea, Melania tenuisulcata, Mitra Bronni, Monodonta Bronni, Mu-
rex calcarius, Murex Japonicus, Nassa-fraterculus, Nassa lirata, Nassa
virians, Natica Adamsana, Natica concinna, Natica robusta, Nerita
Japonica, Obelisus hyalinus, Obeliscus solidulus, Odostomia costulata,
Odostomia faseiata, Odostomia lactea, Patella pygmaea, Pleurotoma
octangulata, Purpura Bronni, Rissoina annulata, Rissoina costulata,
Tellina nitidula, Tellina rutila, Triforis eingulata, Triforis exilis, Tri-
foris fusca, Trochus Carpenteri, Trochus distinguendus, Trochus ni-
gricolor, Trochus rota, T’rochus unicus, Turbinella rhodostoma, Tur-
bonilla cingulata, Turbonilla Philippiana, Turbonilla terebra, Turbo-
28
nilla varicosa, Venus Roemeri, Vermetus imbricatus, Vermetus plan-
orbis. — (Zbenda 221—240.) Schw-r.
S. Love&n, über die Molluskengattung Pilidium Midd.
— In den reichen Sammlungen hochnordischer Seethiere, welche
Hr. Mag. O. Torell kürzlich von seiner Reise nach Spitzbergen mit-
gebracht hat, kommt eine ausgezeichnete Art dieser bisher wenig
bekannten Gattung vor, und Hr. Torell hat die Güte gehabt, mir zwei
Exemplare von derselben zur Beschreibung mitzutheilen. Midden-
dorf ist bis jetzt der Einzige, welcher zufolge eigner Beobachtung
diese merkwürdige Form erwähnt hat; er beschrieb das, Thier, und
die Art, Pilidium commodum, war zwar schon vorher als subfossil
in den Muschelhügeln. bei Uddeyalla von Hisinger gefunden, von
diesem aber als Pileopsis hungarica Lmek gedeutet werden, eine Art
von weit südlicherer Verbreitung als derjenigen, welche sonst der
Fauna jener Muschelhügel zukommt. In Searles Wood’s Werk über
die Cragbildung Englands wird ebenfalls unter dieselbe Gattung Ca-
pulus Montf. wenigstens eine Art, C. obliquus S. W. aufgenommen,
welche auch noch wohl als eine Art Pilidium betrachtet werden kann.
Der gut gewählte Name, Pilidium, welchen Middendorf der neuen
Gattung gab, erschien zuerst, aber ohne Beschreibung, in seinen Bei-
trägen zu Malac. Russland’s, 1849, und im Septemper desselben Jah-
res wurde er von Forbes für eine Patella angewendet. (Report of
the Brit. Assoc., Birmingham 1849, Notices p. 76.) Er war indessen
schon i. J. 1847 von Joh. Müller (Archiv 1847, 8.159), für noch eine
dritte Thierform benutzt worden, und demnach verbraucht, als Mid-
dendorf ihn mit vollständiger Beschreibung und Zeichnung (Reise,
Mollusken, 54) folgen liess. Aus diesem Grunde schlage ich für diese
Gattung einen neuen, analogen Namen vor und benenne dieselbe Pi-
liseus (= Pilidium Middf. — Pileopsis sp. Hisinger.): Animal fere
Velutinae, pallii margine intra limbum tenuem valde incrassato, pli-
cato, sinu antico supra basin tentaculi sinistri, altero dextro, post
genitale masculum, obsoleto. Tentacula crassiuscula, antice membrana
brevi connexa. Pes validus, pallium replens, solea plicato -rugosa.
Genitale masculum validum, dextrum, hamatum. Redula in P. probo
illi Velutinae haliotideae parum absimilis, dente medio validius cuspi-
dato, laterali primo Subtriangulari, secundo ettertio simplicibus, paulo
magis arcuatis. Testa conico-fornicata, capuliformis, tenuissima, non
radiatim lirata, vertice postico, medio; spira brevissima; apertura
integra, rotundata, cavitate simplici, margine tenui, simplici; epider-
mis tenuissima, adnata, laevis. 1. Piliscus commodus Loven: (= Pi-
lidium commodum Middendorf, Sib. Reise, 54, t. XVII, fig. 5—11.
"„Pileopsis hungarica Lmck.“ Hisinger, Lethaea suecica, 41.): Spira
prominula, pendula; testa leviter rugosa. Hab. in mari pacifico arc-
tico ad Ochotsk. Ad Uddevalla et Kuröd Sueciae fossilis. 2. Piliseus
probus Loven, n. sp.: Testa gibba, transverse rugosa, tenera, fere
membranacea, pellucida, flavescens, radiis obsoletis fusco-purpureis,
intus nitida, purpurascens, callo sub spira levi calcareo; impressiones
212
musculares vix distinguendae; vertex sinistro paullo propior, obtusus,
spira brevissima, demissa, appressa, leviter dextrorsa; apertura obo-
vata, margine membranaceo, dextro paulo ampliore. Long.29 m. m.;
lat. 24 m. m. Genitale masculum plica supera longitudinali, apice
acutum. Hab. in sinu Bellsund Spitzbergiae, fundo petroso, zoophy-
tis vestito, org. 35—40. Legit O. Torell. Obs. Fieri potest ut huic
generi sit addicendus Capulus obliquus Searles Wood, in stratis Red
Crag dictis fossilis (Crag-Mollusca, I, t. XVII, fig.1, a, b,) quin etiam
Capulus fallax Ejusd. (l. e. f. 4, a, b). Iudicium aceipiat auetor. —
(Öfers. af K,V. A. Förh., 1859, N. 3, $. 119-120.) Creplin.
Eberth, die Generationsorgane von Trichocepha-
lus dispar. — Das hintere Ende des weiblichen Apparates liest
als knopfförmige Anschwellung nahe am After und führt in einen kur-
zen Kanal, der sich bald erweitert und in zahlreichen Windungen
nach vorn bis zum Anfang des Darmes verläuft, hier sich verengt
und dünn und gradlinig wieder nach hirten läuft, dann abermals nach
vorn umschlägt und zum Uterus sich erweiternd endlich in einer
mehrfach gewundenen Scheide nach aussen mündet, So gibt es auch
Mayer an, während Blanchard und Küchenmeister unklar sind. Der
Anfang oder das Ovarium hat einerseits viele dichte taschenartige
Erweiterungen, deren Inhalt hell und durchsichtig ist. Sie enthalten
die jüngsten Keimbläschen, während weiter innen die dunkeln Eier
liegen. Keim und Dotterstock liegen also in demselben Querschnitt
des Ovariums. Die Wand dieses ist eine 0,0015mm dicke structurlose
Membran. Gegen die Tuba hin treten aussen auf der Wand sehr
spärliche schmale Muskelfasern auf, die auf der Tuba ein dichtes
Flechtwerk bilden. Epitelauskleidung fehlt in diesem Abschnitte.
Erst unten in der Tuba tritt eine deutliche Zellenlage auf, welche im
Uterus an Höhe gewinnend aus kleinen kernhaltigen cylindrischen
Zellen besteht. An der Grenze gegen die Vagina hört dieses Epitel
auf, die structurlose Membran verdickt sich sehr bedeutend und bil-
det Falten und Zotten, deren Spitzen aber nach Aussen gerichtet
sind. Zwischen Muskeln und Innenhaut der Scheide liegt vom Uterus
bis zur Scheidenmündung eine Schicht polygonaler kernhaltiger Zel-
len. Die Keimbläschen entstehen in den Taschen des Ovariums dicht
gedrängt neben einander 0,004—0,005mm gross. Munk hat die Bil-
dungsverhältnisse ganz eigenthümlich beobachtet und aufgefasst. Zwi-
schen dem Keimbläschen tritt später eine Gallertartige Substanz auf,
in welcher sich Dotterkörnchen reichlich einstellen. Eine Rhachis
für die Eier bildet sich niemals. Beim Austreten aus dem Ovarium
besitzen die Eier noch keine eigene Membran, diese bildet sich erst
in der Tuba. Im Oviduct verlängern die Eier ihre beiden Pole, diese
Spitzen werden bald homogen, die Dotterkörnchen rücken näher zu-
sammen. — Das blinde Ende der Hoden liegt entfernter vom After,
geht bald in einen gewundenen Kanal über, der sich unter Einschnü-
rungen wieder rückwärts zieht, wodurch drei Samenblasen entstehen,
deren letzte durch einen stark musculösen Canal in den Afterdarm
213
mündet. Mayer hat dieses Verhältniss verkannt. Aus der Muscula-
tur der Bauchgegend kommt nahe der’ Vereinigung des’ Ductus ejacu-
latorius mit dem Darm ein Längsmuskelstrang, der an die Wurzel des
Spiculum geht und mit einem Theile seiner Fasern diese umgibt.
Die Cloake enthält innerhalb der Muskellage noch 2 Hüllen, eine äus-
sere zellige und eine innere glasartige Membran. Den Penis um-
schliesst dicht und innig eine durchsichtige Haut, darüber nach aus-
sen eine schmale Zellenlage. Der Penis besteht aus einer chitinischen
Rindenschicht und einer hellen, weichen Markmasse und bildet einen
soliden Cylinder ohne Kanal. Zwei Muskeln dienen zu seiner Bewe-
gung. Die Wand des Hodens ist eine zarte structurlose Membran,
welche erst an der Samenblase Muskelfasern enthält. Den Inhalt des
Hodens bilden feine Zellen mit feinkörnigem Inhalt. Die Keimanlage
erfolgt wie bei andern Nematoden. Im blinden Ende des Hodens
liegt eine feinkörnige Grundmasse und zahlreiche kleine glänzende
Kernchen, die die Kerne der Samenzellen sind. Die körnige Zwi-
schensubstanz isolirt sich um dieselben, dadurch entstehen kleine Kör-
perchen, diesich mit einer zarten Membran umgeben. In den Samen-
blasen erfahren sie noch geringe Umänderungen. Die Befruchtung
erfolgt in den untersten Partien des Oviduktes, wo man zahlreiche
Spermatozoen findet, die Eier umgebend. Ein Eindringen des Sper-
ma in das Ei ist noch nicht beobachtet. An den befruchteten Eiern
sondert sich der Dotter durch eine Lücke von den Polen, die selbst
viel heller werden und mit der Dotterhaut endlich verschmelzen. Um
die Dotterhaut entsteht eine zweite braune Schicht, welche die Pole
frei lässt. Auch der Dotter hellt sich etwas auf, aber das Keimbläs-
chen ist meist noch sichtbar. Trichocephalus ist ovipar, was auch
Davaine beobachtete. — (Zeitschr. f. wiss. Zool. X. 383—399. Tf. 31.)
Jul. Müller fand in Raupen von Vanessa album einen Gor-
dius von 4!/s‘' Länge und 1/3‘ Dicke, gelblich weiss, dehnbar, kaum
durchscheinend und nimmt Gelegenheit sämmtliche Insekten, bei wel-
chen Fadenwürmer beobachtet, namentlich aufzuzählen. — (Jahresber.
mähr. schles. Gesellsch. Brimn 1858. 8. 109—115.)
Derselbe beschreibt auch die Insektenepizoen der
mährischen Fauna, davon er 19 Arten beobachtete, nämlich Oto-
nyssus sudeticus auf Ancistronycha pilosa und Rhagonycha nigripes,
O. isotrichus auf Cochylis Baumannana, ©. sanguineus auf einer sehr
kleinen Fliege, OÖ. melanotrichus auf Phalangien, Coccinellen und Rha-
phidien, ©. notatus auf Peltostomis sudetica, ©. brevipes an der
Maulwurfsgrylle, Uropoda vegetans Latr. sehr häufig auf Käfern, U.
ovalis ebenfalls häufig, U. marginata auf Agrilus biguttatus, U. paral-
lela auf Feronia und Cerylon, U. setigera auf Ampedus brunnicornis, _
Porrhostaspis n. gen. mit P. stercoraria (= Gamasus coleoptratorum
Koch) auf dem gemeinen Mistkäfer, P. gracilis auf Hister fimetarius,
Holostaspis glabra gemein auf Käfern, H.favosa unter feuchtem Moos,
H. contigua auf Onthophagus eoenobita, H. fimetaria häufig auf Käfern.
— (Zbda. 1859. 157—184. Tf. 1-4.)
214
v. Baerensprung, neue und seltene Rhynehoten. —
Die europäischen Arten der Gattung Plociomerus Say gruppiren sich
also: I. Vorderschenkel mit starken Zähnen. 1. Vorderrücken län-
ger als am Hinterrande breit. a. Der mittlere Abschnitt desselben
vorn sobreit wie hinten, P. Luchsi in Schlesien. b. der mittlere Ab-
schnitt desselben nach vorn verschmälert,. P. leptopoides Andalusien,
P. nabiformis Costa Italien und Griechenland. 2. Vorderrücken so
lang wie am Hinterrande breit. a. Der mittle und hintere Abschnitt
desselben von etwa gleicher Länge, P. collaris Piemont, P. fracticollis
Schill. b. Hinterer Abschnitt kürzer als der mittle P. luridus Halm.
— Ferner beschreibt Verf. Beosus aeneiceps Griechenland, Micropus
blissoides daher, Alydus sareptanus Sarepta, Gryllocoris n. gen. mit
L. inconspicuum Sarepta, Eusarcoris angustatus daher, Aradus pic-
tus auf dem Parnass. — (Berliner entomol. Zeitschr. III. 329—338.)
3 Staal, neue Fulgorinen: Enchophora obtusiceps Brasilien,
Glagovia n. g. Omalocephalae affine mit G. bella Zangibar, Omaloce-
phala carinifrons Kaffrerei, Dilobura verrucosa Rio, tosta Surinam,
conspurcata Cameta, atroannulata Brasilien, Cyrenefoliacea Bintam,
Pseudophana validicornis Andalusien, Tambinia n. gen. Monospidis
aff. mit languida Ceylon, debilis und rufoornata daher, Tangia n. gen.
mit T. viridis St. Thomas, Kraatzi St. Jean, Schaumi daher, Ladella
n. gen. mit L. pallida (= Monopsis pallida Walk) Porto Rico, Gastri-
nia n. gen. mit G. vaginata Bahia, Elidiptera' parnassia Griechenland,
Chroneba n. gen. mit pallifrons Ceylon, Brixia subfasciata daher, Pto-
leria n. gen. mit P. arcuigera daher, Thionia n. gen., Pterilia n. gen.
mit ceylonensis Ceylon, Lusanda n. gen. fissiceps daher, Caliscelis
eximia daher, Nubithia n. gen. mit grisescens Cassapava, Bladina n.
gen. mit fuscovenosa Columbia, Stacota n. gen. mit comptella Ceylon,
Tarundia n. gen. auf Ricania Servillei Spin begründet, Scolypopa n.
gen. mit urbana Sidney, scutata Neuholland, Nogodina n. gen. auf
Ricania reticulata Fbr, Syrilla n. gen. mit concinna Mexiko. — (Ebd.
S. 313—328.)
O. Hofmann, Naturgeschichte der Psychiden. — Verf.
characterisirt zuerst Psychina HS nach beiden Geschlechtern Raupe
und Puppe, schildert speciell die Lebensweise und gibt dann die
Anatomie. Das Nervensystem besteht aus 12 Knoten mit doppelten
‚Commissuren, das Hirnganglion aus 2 Knoten, der zartwandige Darm-
kanal aus einem engen Schlunde, dem weitern schlauchförmigen Ma-
gen und dem kurzen Darme, die sechs Harngefässe münden gleich
hinter dem Magen in einen kurzen Stiel. Das Rückengefäss ist un-
gemein zart; die Tracheen bilden zwei seitliche Längsstämme überall
ohne Erweiterungen. Verf. beobachtete Ps. viciella WV, Ps. atra Fr,
calvella O, vilosella O, graminella WV, opacella HS, muscella WV.
Dann wendet er sich zur Characteristik der Gattung Fumea Haw und
verbreitet sich über F. belix Sieb, Sieboldi Reutt, pulla HS, plumella
WV, bombycella WV. Die Gattung Estichnopteryx HV mit E. niti-
della HS, affinis Reutt, betulina. Zell, sepium Speyer. Die Gattung
215
Solenobia Dup wird auch anatomisch untersucht und wesentlich mit
den weiblichen Psychen übereinstimmend gefunden, von ihren Arten
beschrieben: triquetrella Fr, pineti Zell, inconspicuella Staint. End-
lich Talaeporia HV mit T. pseudobombycella. H. — (Berlin. entomol.
Zeitschr. IV. 1-54. Tf. 1. 2.)
V. Wollaston beschreibt neue Arten seiner Gattung
Aphanarthrum von den canarischen Inseln, nämlich A. luridum,
Jubae, canariense, bicinetum, bicolor, affine, piscatorium, glabrum,
pusillum. — (Ann. mag. nat. hist. V. Mars 163—167.)
Ferner Käfer von Madeira: Apotomus Chaudoiri (= A. ru-
fus Woll), Zargus Monizi, Aepus gracilicornis, Catops Murrayi, Ela-
chys abbreviatellus Heer (= Trichopteryx curta Gillm) — (Ibidem
217—222.) :
Pascoe, neue Capricornier von den Molucken: Eury-
cephalus variabilis, Glaucytes scitulus, Aguia eximia, Trihammatus
tristis, Cylindropomus grammicus. — (/bidem Febr. 119—122.)
Peters verbreitet sich über eine neue Wurmschlange der
Gattung Onychocephalus. Die Gattung characterisirt er durch Zähne
nur im Öberkiefer, Nasenlöcher an: der untern Seite der Schnauze,
grosses Rostralschild und grosse Präocularschilder. Die Arten grup-
piren sich also: A. Schwanz länger als die Breite des Kopfes, a dop-
pelt so lang, aa. Schnauzenrand scharf (Onychocephalus DB). 1. Ty-
phlops multilineatus Schl Neu Guinea, Rapa; bb. Schnauzenrand ab-
gerundet (Ophthalmidion DB): 2. Ophthalmidion longissimum DB
N-Amerika. 3. Onychoc. macrurus n. sp.. unbekannter Heimat. 4. Ony-
ehoc. unilineatus DB Cayenne. 5. Typhlops Lalandei Schl Cap. B.
Schwanz so lang oder kürzer als die Breite des Kopfes. a. Augen
unsichtbar, Augenschilder von den übrigen Körperschuppen nicht ver-
schieden. 6. Onychoc. caecus Dum. W-Afrika. b. Augen und Au-
schilder entwickelt. aa. Rostralschild ragt bis an die Supraorbital-
schilder. 7. Onychoc. acutus DB. Chatham. bb. Rostralschild oben
nur von den Frontonasalschildern begränzt. } Keine Supraorbital-
schilder, Präorbitalschilder breiter als die Augen- und Frontonasal-
schilder. 8. O. tettensis Peters Mossambique. +} Supraorbitalschil-
der stets vorhanden und die Präorbitalschilder nie höher meist nied-
riger äls die Ocularschilder; * sämmtliche obern Kopfschilder wirklich
grösser als die Körperschuppen und von ziemlich gleicher Form.
9, ©. trilobus Peters O-Afrika. 10. Ophthalmidion crassum Dum.
* Nur einzelne der obern Kopfschildchen merklich grösser als die
Körperschuppen. $ Präocularschild unten merklich breiter als oben.
11. Onychoc. bicolor Schmidt Neuholland. 12. Ophthalmidion fuscum
Dum Java. 13. Onychoc. mossambicus Peters. $$ Präocularschild
oben und unten zugespitzt, Augen deutlich. + Körper oben einfar-
big schwarz, braun oder dunkel gefleckt. 14.-O. congestus DB. 15.
O. liberiensis Hallow Guinea. 16. O. Schlegeli Biane Mossambique.
++ Körper oben gefleckt und unten längs gestreift. 17. O. varius
Peters Mossambique. +--+ Körper oben und unten längs gestreift.
216
18. Typhlops Eschrichti Schl Afrika. 19. O. Bibroni Smith Cap. 20.
O, mucruso Peters Mossambique. Drei andere Onychocephalus, näm-
lich capensis und verticalis Sm und Ophthalmidion-Fornasinii gehö-
ren zu Typhlops. — (Berliner Monatsber. Februar 8. 77-83.) €@1.
Mıscellen.
Ue’ber den Pankratiustag. — Esist in Deutschland eine
beinah jedes Jahr wiederkehrende Erscheinung, dass nach längerer
schöner und warmer Witterung ein Rückschlag eintritt und daran
knüpft sich die alte Wetterregel über die gefürchteten Tage Pankra-
tius, Servatius, Bonifacius in der Mitte des Mai. Dieser Rückschlag
rührt daher, dass die Wärme im SW Europas rasch gegen N vorrückt,
während die Kälte im NO- und N-Asien nicht weichen will. Die
Folge davon ist, dass verhältnissmässig benachbarte Gegenden sehr
verschiedene Temperaturen haben und dass eine gewaltsame Ausglei-
chung nöthig wird. Die telegraphisch auf der Pariser Sternwarte
aus ganz Europa im ganzen Mai 7 Uhr morgens eingezogenen meteo-
rologischen Beobachtungen lassen den Vorgang übersehen. In den
ersten Tagen des Mai (1859) herrschte Frühlingswetter in ganz Europa,
das Thermometer stand zwischen 10 und 16 Grad C, das Barometer
etwas unter dem Mittel, der Wind war schwach, der Himmel meist
bedeckt. Nur in Petersburg war es auffallend kalt, 20, in Stuttgard
90, in Paris 11, in Turin 150. Am 3. und 4. Mai schlägt der N-Wind
in S-Wind um, zuerst in Oberitalien: der kalte N-Strom verursacht
in der warmen feuchten Luft bedeutende Niederschläge, es regnet
fortwährend. Erst gegen Ende der Woche am 7. und 8. Mai zeigt
sich der Nordsturm in S- Deutschland mit steigendem Barometer und
sinkendem Thermometer. Am 8. tritt in Petersburg plötzlich ein
übermässiger Luftdruck ein, zugleich wird bei uns der N-Strom stär-
ker, der Himmel heiter, die Temperatur sinkt bedeutend, in der Nacht
von Pankratius auf Servatius bis auf 4°. Auch in Petersburg zeigt
sich jetzt der N-Wind, geht aber am 15. Mai in W-Wind über, zu-
gleich steigt das Thermometer, das Barometer sinkt und am 17 Mai
ist die Ausgleichung vollendet; Petersburg, Brüssel, Turin, Brest,
Bayonne haben alle 10—110. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die
Ausgleichung durch einen sogenannten Aspirationswind erfolgt. Denkt
man sich in einer Röhre am Vorderende einen Saugapparat, so wird
sich beim Saugen zuerst die Luft in Bewegung setzen, welche vorn
ist und die übrige allmählig nachfolgen. Liegt das vordere Ende in
S, das hintere in N, so wird ein N-Wind durch die Röhre gehen,
welcher zuerst in S sich zeigt, erst später auch inN. Als Saugappa-
rat haben wir uns die durch die Wärme in SW-Europa verdünnte Luft
zu denken; kältere schwerere Luft musste gegen die verdünnte ein-
strömen und dieser N-Strom verbreitete sich begünstigt von dem ho-
hen Luftdruck in N, sofern von hier aus längere Zeit Luft nachflies-
sen konnte, bis Petersburg und vielleicht noch weiter nach N. Ist
eine hinreichende Menge Luft nach S geschafft: so ist die Ausglei-
chung hergestellt. Natürlich ist die Ausgleichung um so stürmischer,
je später sie eintritt, wie bei steigender Sonne Wärme und Kälte
sich immer näher rücken. Der Rückschlag‘ wird also weniger em-
- pfindlich sein, wenn er schon im April eintritt, später als Mitte Mai
tritt er äusserst selten ein.
Gorrespondenzblati
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für die
Provinz Sachsen und Thüringen
Halle.
1860. Februar. März. Ne, 1. II.
Sitzung am 1. Februar.
Eingegangene Schriften:
1. Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte XV]. 1. Stutt-
gart 1860. 8.
2. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für Anhalt in Dessau.
XVIlI. Dessau 1859. 8°.
Als neue Mitglieder werden proclamirt
die Herren Marschner, Oberlehrer an den Franke’schen Stiftungen hier
Fiensch, Collaborator an der latein. Hauptschule hier.
: Zur Aufnahme angemeldet wird
Herr Ed. Haenel, Maschinen-Director in Magdeburg
durch die Herren Zinken, Giebel, Taschenberg.
Herr Giebel lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Arbeit Lei-
dig’s über eine Hautsackmilbe der Phyllostoma und die Krätzmilben
der Katzen und Hunde.
Sitzung am 8. Februar.
Eingegangene Schriften:
1. Memoires de la Societe de Physique etc. de Geneve. XV. 1. Ge-
neve 1859. 4°.
2. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1857, dargestellt von der
physikalischen Gesellschaft in Berlin. XIII. 2. Berlin 1859. 8°.
Als neues Mitglied wird proclamirt:
Herr Ed. Haenel, Maschinen-Director in Magdeburg.
Herr Giebel legt zwei Eidechsen aus der Sendung des Hrn.
Deissner auf Banka vor und verbreitet sich über deren systematische
Stellung, die eine ist der zu den Lacertinen gehörige Tachydromus
6-lineatus, die andere ein den Gekonen zugehöriger Platydactylus,
welcher mit dem in Java gemeinen homalocephalus zwar ungemein
nahe verwandt ist, aber nicht identisch zu sein scheint. Herr Hetzer,
an seinen frühern Vortrag über Diamagnetismus anknüpfend, spricht
über die verschiedenen Theorien, welche besonders von Weber, Fei-
litzsch und Hankel aufgestellt worden sind, um die diamagnetischen
Erscheinungen zu erklären.
XV. 1860. 15
218
Sitzung am 15. Februar.
Eingegangene Schriften:
1. Jahresbericht des, Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau
XIII. Wiesbaden 1853. 8°.
2. Correspondenzblatt des zoolog. mineralogischen Vereins in Regens-
burg XIII. Regensburg 1859. 8.
3. Kirschbaum, die Athysamus-Arten der Gegend von Wiesbaden, ein
Gratulations-Programm. Wiesbaden 1858. 40.
Herr Giebel legt 2 Sumpfschildkröten aus Banka vor: Emys
crassicollis und eine der Cistudo amboinensis nahe verwandte Art, über
deren Stellung im System er sich weiter verbreitet.
Herr Siewert spricht sodann über das Wesen des Opium, $o-
lanin und Strychnin und deren Wirkungen auf den Organismus.
Sitzung am 22. Februar.
Gesellige Unterhaltung.
Sitzung am 29. Februar.
Eingegangene Schriften:
1. H. Karsten, Florae Columbiae terrarumque adjacentium specimina
selecta Tom. I. Fasc. 1 und 2. Berolini 1859. — Geschenk des ho-
hen Ministerii der geistl. etc. Angelegenheiten in Berlin.
2. Monatsbericht der Königl. Preuss. Academie der Wissenschaften in
Berlin. Jahrgang 1859. 8°.
3. Jahrbücher der k. k. geologischen Reichsanstalt. X. Wien 1859. 49,
4. Neunter Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft in Hano-
ver. Hanover 1859. 4°.
Herr Hecker legt einige Pflanzenreste aus der Hallischen
Braunkohle von Stedten und Bruckdorf und einen Feuersteinknollen
mit Koralleneinschlüssen vor.
Herr Giebel macht auf die Vollendung von Heer’s classischer
Tertiärflora der Schweiz aufmerksam und theilt des Verf.s speciell
dargelegte Ansichten über das Klima während der Tertiärzeit in Eu-
ropa und die höchst wahrscheinliche festländische Verbindung Euro-
pas und Nordamerikas während jener Zeit mit.
Situng am 7. März.
Zur Aufnahme angemeldet wird:
Herr Rector Harnisch in Teuchern.
durch die Herren Baer, Giebel, Taschenberg.
Herr Hahnemann beleuchtet ausführlich die Leverrierschen
Vermuthungen über die Existenz des in der Nähe des Merkurs ent-
deckten Planeten und darauf hält Herr Giebel einen Vortrag über
die allmählige Entwicklung der einzelnen Organe in dem Thierreiche
und deren Bedeutung für die Gestaltung des Thierleibes.
Sitzung am 14. März.
Als neues Mitglied. wird proklamirt
Herr Rector Harnisch in Teuchern.
219
Freie Unterhaltung über verschiedene Gegenstände der ange-
wandten Naturwissenschaft.
Oeffentliche Sitzung am 21. März.
Herr Giebel, sprach unter Vorlegung von Abbildungen und
Präparaten über die Organisation der Flugsaurier und beleuchtete de-
ren Lebensweise.
Hiermit wurden dieSitzungen für dasWintersemester geschlossen.
Bericht‘ der meteorologischen Station in Halle.
November 1859.
Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei SSW und
bedecktem Himmel den geringen Luftdruck von 26‘‘11'',86, stieg aber
nach einer geringfügigen Schwankung bei SW und regnigtem Wetter
sehr schnell, so dass es schon am 3. Morg. 6 Uhr die Höhe von
2710,15 erreichte. Darauf fiel es aber fast eben so schnell bei
südlicher Windrichtung und bedecktem Himmel und zeigte schon am
5. Morg. 6 Uhr den geringen Luftdruck von 27‘3°,70. An den fol-
genden Tagen drehete sich der Wind bei trübem und regnigtem Wet-
ter nach SW, während das Barometer schnell stieg und am 11. Nach-
mittags 2 Uhr die bedeutende Höhe von 28'/7',34 erreichte. Jetzt
warf sich der Wind plötzlich nach SO herum, und ging dann bei
wolkigem und zuletzt regnigtem Wetter allmählig durch S nach W.
Dabei fiel der Barometerstand bis zum 15. Nachm. 2 Uhr auf 27‘9',68,
stieg dann aber, als der Wind wieder nach OÖ herumgesprungen war,
bei noch einige Zeit fortdauerndem Regenwetter, und erreichte am
19. Morg. 6 Uhr noch einmal die Höhe von 28‘4‘',63. Darauf sank
das Barometer unter wenigen unbedeutenden Schwankungen bei häufig
wechselnder Windrichtung und sehr veränderlichem Wetter bis zum
Schluss des Monats und zeigte bei der letzten Beobachtung den ge-
ringen Luftdruck von 27‘1‘,93. Der mittlere Barometerstand im
Monat war = 27‘10‘',96. Der höchste Stand am 11. Nachm. 2 Uhr
war bei SO = 28''7'',34; der niedrigste Stand am 1. Nachm. 2 Uhr
bei SW — 2611,43. Demnach beträgt die grösste Schwankung
des Barometers im November = 19''‘,91. Die grösste Schwankung
binnen 24 Stunden wurde am 9—10. Abends 10 Uhr beobachtet, wo
das Barometer von 27‘10'',96 auf 28‘,6',27, also um 7',31 stieg.
Die Wärme der Luft war im Anfang des Monats noch verhält-
nissmässig gross und schwankte im Tagesmittel zwischen 50,5 und
110. Am 10. aber, wo das Barometer sehr schnell stieg, fiel die Wärme
sehr schnell und die Luft blieb kalt bis zum 25., wo das Thermome-
wieder langsam stieg, aber bis zum Schluss des Monats keine bedeu-
dende Höhe wieder erreichte. Es war die mittlere Wärme. der Luft
— 20,23. Die höchste Wärme am 7. Nachm. 2 Uhr bei SW war —
130,4, die niedrigste Wärme am 21. Morg. 6. Uhr = — 70,4,
Die im Monat beobachteten Winde sind:
N. 7.1 2.00, 062 2NNOL— 9. 20NG, = .3
oO =13 |so =ıu | nnw=1ı1| 080 = 6
v=ls NW. .,0 2 5SS0p=7 4.1. WNW =. 0
.. W= 1717| sWw=1 | ssw= 5| wsw =
Bares gr mittlere Windrichtung berechnet worden ist — 0— 73055’
„ Die Feuchtigkeit der Luft war ziemlich gross. Die. psychro-
metrischen Messungen ergaben eine mittlere relative Feuchtigkeit
von 82 pCt. bei 2,23 mittlerem Dunstdruck. Dabei hatten wir durch-
schnittlich trüben Himmel. Wir zählten 10 Tage mit bedecktem,
220
9 Tage mit ziemlich heiterem, und 1 Tag mit heiterem Himmel.
An 10 Tagen wurde Regen an 2 Tagen ausserdem noch wenig Schnee
beobachtet. Gleichwohl ist die Regenmenge nicht bedeutend. Die-
selbe nämlich beträgt in Summa nur 123‘‘,7, was einer Regenhöhe
von 10,31 entsprechen würde.
Am 1. November 21/, Uhr hat es unter Sturm und Regen zwei-
mal geblitzt und gedonnert.
December 1859.
Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei NNW und
bedecktem Himmel den geringen Luftdruck von 27‘3',74 und war,
während der Wind sich durch NO bis S und wieder bis NO zurück
drehete, bei sehr veränderlichem, meistens trübem und unfreundlichem
Wetter im Steigen begriffen bis zum 9. Abends 10 Uhr, wo es die
ungewöhnliche Höhe von 28''7',96 erreichte. Darauf sank das Ba-
rometer wieder bei sehr veränderlicher Windrichtung und eben so
veränderlichem, meistens trübem Wetter langsam und unter unbedeu-
tenden Schwankungen bis zum 17. Nachm. 2 Uhr (27'7‘‘,78). Wäh-
rend der letzten Tage herrschten kalte Nordwinde, welche nun nach
SW umschlugen und trotz der fortdauernden Kälte viel Schnee brach-
ten. Dabei stieg das Barometer langsam bis zum 20. Abends 10 Uhr
(2710,93) sank dann aber ziemlich schnell, als der Wind sich noch
weiter bis S und SSO herumdrehete und erreichte seinen niedrigsten
Stand am 26. Nachm. 2 Uhr (27‘0°,91). Darauf stieg das Barometer
wieder unter zahlreichen Schwankungen bei SSO und sehr veränder-
lichem Wetter und erreichte bis zum Schluss des Monats die Flöhe
von 27'815. Der mittlere Barometerstand im Monat war — 27‘'9''',26;
der höchste Stand am 9. Abends 10 Uhr bei NO war — 28'7‘,96;
der niedrigte Stand am 26. Nachm. 2 Uhr bei SO war — 270,91.
Demnach beträgt die grösste Schwankung im Monat — 19,05. Die
grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 21.22. Morgens
6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27'10'',76 auf 27'4',72,
also um 6‘',04 fiel.
Die Wärme der Luft war im Allgemeinen sehr niedrig in
den ersten zwei Dritteln des Monats, so dass die ungewöhnliche Wärme
der letzten Tage des Monats die mittlere Wärme des Monats nicht
erheblich modificiren konnte. Es war die mittlere Wärme der Luft
= 10,21; die höchste Wärme war am 31. Nachm. 2 Uhr = 70,5; die
niedrigste Wärme am 21. Morg. 6 Uhr = — 109,7.
Die im Monat beobachteten Winde sind:
IN NO = 8 INNOS oONO = 0
O =3 so =16 NNW= 6 0OSO =5
S = 122 NW= 2 SSO = 12 WNIW= 0
We 0 SW= 6 SSW = 8 WSW = 0
Daraus ist die mittlere Windrichtung im Monat berechnet wor-
den auf: O — 590451069 — S.
Die Feuchtigkeit der Luft war im Allgemeinen ziemlich gross.
Die mittere relative Feuchtigkeit der Luft wurde aus den psychro-
metrischen Beobachtungen auf 84 pCt. bei dem mittleren Dunstdruck
von nur 1“‘,61. Dabei hatten wir durchschnittlich wolkigen Him-
mel. Wir zählten 6 Tage mit bedecktem, 11 Tage mit trübem,
7 Tage mit wolkigem, 4 Tage mit ziemlich heiterem, 2 Tage
mit heiterem und 1 Tag (d. 28.) mit völlig heiterem Himmel.
An 2 Tagen wurde Regen, an einem Tage Schnee mit Regen und
an 7 Tagen Schneefall beobachtet. Die Summe des darin enthaltenen
Wassers beträgt 172‘‘,0 (64,5 aus Regen, 107‘.5 aus Schnee) pariser
Kubikzoll auf den Quadratfuss Land, was einer Wassersäule von
14“',33 gleichkommen würde. ? Weber.
Druck v. W. Plötz in Halle.
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1860. April u. Mai, NEN,
Ueber zwei neue Reihen organischer Säuren und eine
mit der Apfelsäure isomere Säure
von
W. Heintz.
Im Auszuge aus Poggendorffs Annalen Bd. 109, Heft 2 u. 3 mitge-
theilt vom Verfasser.
Die von R. Hoffmann ?) zuerst in reinem Zustande dar-
gestellte Monochloressigsäure geht durch Kochen mit Na-
tronhydrat in das Natronsalz einer Säure über, die Kekyle ?)
für identisch mit der Glycolsäure erklärt hat. Durch Ein-
wirkung von Natriumalkoholaten auf Monochloressigsäure
durfte man erwarten, eigenthümliche Verbindungen zu er-
halten, in deren Radikale die Alkoholradikale, Wasserstoff
substituirend, eingetreten sind, eine Hoffnung, welche sich
wie aus dem Folgenden erhellt, vollkommen bestätigt hat.
Einwirkung des Natriummethylats auf Mono-
chloressigsäure (Bildung der Methoxacetsäure).
Das zu diesen Versuchen verwendete Natriummethylat
wurde durch Einwirkung von Natrium auf mehrfach recti-
fieirten und mittelst geschmolzenen kohlensauren Kalis vom
Wasser gänzlich befreiten rohen Holzgeist dargestellt. In
350 Grammen desselben, die sich in einem Kolben be-
fanden brachte ich allmälig 29 Grm. Natrium und liess
die Mischung anfänglich ohne äussere Erwärmung stehen,
später erwärmte ich sie um die Auflösung des Natriums zu
vollenden. Nachdem die Lösung erkaltet war, brachte ich
1) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 102, S. 1.
2) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 105, S. 268.
XV, 1860, 16
222°
nach und nach 56 Grammen des festen Hydrat’s der Mo-
nochloressigsäure hinzu. Hiebei fand bei jedesmaligem Ein-
tragen von etwas der Säure ein heftiges Zischen statt, und
die Flüssigkeit erhitzte sich bedeutend. Als die ganze
Menge derselben hinzugethan war, wurde die Mischung
mehrere Stunden bis zum Kochen erwärmt. Die sich da-
bei bildenden Dämpfe wurden in.einem schräg ansteigen-
den Rohr abgekühlt und verdichtet, so dass der verflüch-
tigte Holzgeist stets wieder in flüssiger Form in den
Kolben zurückfloss. Dann wurde er abdestillirt, und der
Rückstand, um die Zersetzung zu vollenden, 11 Stunden
auf 100° C. erhitzt.
Die gesammte Salzmasse wurde nun in Wasser ge-
löst, schwach mit Chlorwasserstoff übersättigt und wieder
mit kohlensaurem Natron schwach übersättigt. Beim Ab-
dampfen der von einem geringen Bodensatz geschiedenen
Mischung bis nahe zur Trockne, und Extraction des Rück-
standes mit einer hinreichenden Menge Alkohol blieb rei-
nes Chlornatrium zurück, während in der Lösung freilich
auch noch eine geringe Menge dieses Salzes vorhanden war.
Die Lösung wurde wieder zur Trockne gebracht und
der Rückstand, in Wasser gelöst, mit °/, seines Gewichts
an krystallisirtem schwefelsauren Zinkoxyd versetzt. Die
von Neuem verdunstete Mischung ward mit etwas verdünn-
tem Alkohol ausgekocht. Beim Erkalten der Lösung schie-
den sich Krystalle aus, die nur Spuren von Schwefelsäure
enthielten. Nach Verdunstung der Alkohollösung im Was-
serbade blieb ein gelblicher, dick syrupartiger oder extract-
artiger Rückstand, der nicht in Krystalle überging. Er
wurde in wenig Wässer heiss gelöst, die Lösung. filtrirt
und der Erkaltung überlassen. Es bildeten sich nun ausser-
ordentlich schön ausgebildete, ziemlich grosse, farblose und
zumeist auch wasserklare Krystalle, die durch nochmalige
Umkrystallisation vollkommen rein erhalten wurden. Sie
bestanden nur aus Zink, Kohlenstoff, Wasserstoff und Sau-
erstoff.
Die quantitative Analyse dieser Krystalle hat zu fol-
genden 'Zahlen geführt:
223
RR I u IH IV _ berechnet
Kohlenstoff. _— u 44,99 60,929
6c
Wasserstoff — —_ 4,11 4,09 411° 5H
Sauerstoff — — 32,82 33,20 32,92 50
Zinkoxyd 33,17. 33,26 33,47 33,41 33,35 1 ZnO
——
a
100 100 100
Die empirische Formel dieser Verbindung ist daher
C°H5ZnO®. Die Krystalle enthalten noch zwei Atome Was-
ser. Ihnen gehört also die Formel C°H50°--ZnO-+2HO
zu. Ein Körper von dieser Zusammensetzung muss 12,90
Proc. Wasser enthalten; gefunden ist 12,76—12,94 Proc.
Dieses Zinksalz giebt mit den löslichen Salzen der
gewöhnlichen Metalloxyde keine Niederschläge. Nur das
salpetersaure Silberoxyd und Quecksilberoxydul fällt etwas
concentrirtere Lösungen mit weisser Farbe.
Aus der Lösung des Zinksalzes der neuen Säure kann
durch einen anhaltenden Strom von Schwefelwasserstoffgas
das Zink als Schwefelzink gefällt werden, und die filtrirte
Flüssigkeit ist eine wässrige Lösung des Säurehydrates.
Dampft man dieselbe ein, so riecht sie entschieden sauer,
der Essigsäure ähnlich. Deshalb destillirte ich die Flüssig-
keit, wobei ein sauer reagirendes Destillat erhalten wurde.
Zuletzt stieg der Kochpunkt bedeutend, bis er bei 198% C.
constant blieb. Nun ging ein farbloses, nicht ganz dünn-
flüssiges, stark. sauer reagirendes Liquidum über, welches
das reine Hydrat der Säure war. Die Analysen desselben
führten zu folgenden Zahlen:
I II berechnet
Kohlenstoff 39,47 39,70 40,00 6cC
Wasserstoff 6,75 6,83 6,67 64H
Sauerstoff 53,78 53,47 53,33 6 O
100 100 100
Dass das so gewonnene Säurehydrat dieselbe Säure
ist, welche das krystallisirte Zinksalz enthält, geht daraus
hervor, dass es nicht allein die Zusammensetzung besitzt,
welche ihm nach der Analyse des Zinksalzes zukommt,
sondern auch wieder in jene characteristischen Krystalle
des Zinksalzes übergeführt werden kann. Denn als ich das
16*
224
wässrige Destillat mit kohlensaurem Zinkoxyd kochte, und
die dadurch neutral gewordene und filtrirte Flüssigkeit ein-
dampfte, so schossen endlich die schönen Krystalle des
Zinksalzes wieder an, deren Wasser- und Zinkoxydgehalt
mit dem früher gefundenen genau übereinstimmte.
Die destillirte Säure benutzte ich nun, um das Baryt-
salz darzustellen. Sie wurde mit Barythydrat schwach über-
sättigt, worauf die Flüssigkeit mit Kohlensäure behandelt
und nach längerem Erhitzen filtrirt und verdunstet wurde.
Es blieben farblose Krystalle zurück, die kein Krystallwas-
ser enthielten. Die Analyse derselben führte zu folgen-
den, Resultaten:
I 1 IIl-: IV: „berechnet; .:
Kohlenstoff _ — — 22,50 . 22,64 22,36 6C
Wasserstoff — — 326 73,02 317. 5H
Sauerstoff —— — 2546 25,45 2540 50
Baryterde 48,54 48,48 48,78 48,69 4857 1BaO
En
100 100 100
Auch das Kupfersalz der neuen Säure habe ich dar-
gestellt. Es entsteht sehr leicht, wenn man die wässrige
Lösung derselben mit kohlensaurem Kupferoxyd kocht, die
Lösung von dem überschüssigen Kupfersalz abfiltrirt und
das Filtrat eindunstet, Beim freiwilligen Verdunsten bildet
es schöne, grosse, blaue, glänzende Krystalle. Die Analyse
dieses Salzes lieferte folgende Zahlen:
Neue. Säure (wasserfrei) 58,22 „58,42 1 C6H503
Kupferoxyd 28,52 28,60 1 CuO
Wasser 13,26 12,98 2 HO
100 100
Später werde ich noch andere Analysen dieses Salzes an-
zuführen Gelegenheit haben. i
Durch diese Analysen ist die empirische Formel der
neuen Säure ermittelt. Ehe ich aber zu den Betrachtungen
übergehe, durch welche ihre rationelle Zusammensetzung
festgestellt werden kann, will ich noch eines Versuchs Er-
wähnung thun, der von meinem Assistenten Herrn Dr. M.
Siewert ausgeführt worden ist, und der den Zweck hatte,
zu versuchen, ob die Anwendung des Natrium zur Darstel-’
225
lung der neuen Säure nicht umgangen werden könne. Zu
dem Ende wurde nämlich Monochloressigsäure in wasserfreien
Holzgeist gebracht und gepulvertes, wasserfreies kohlen-
saures Natron hinzugefügt. Die Mischung wurde deshalb
anhaltend gekocht, endlich der Holzgeist abdestillirt und
der Rückstand längere Zeit im Wasserbade erhitzt. Die-
ser Rückstand wurde nun mit absolutem Alkohol ausge-
kocht. Aus .der Lösung krystallisirte ein Salz heraus, das
aus Wasser mehrmals umkrystallisirt nie die schönen, gros-
sen Krystalle des Kalisalzes der neuen Säure, die weiter
unten beschrieben werden sollen, bildete. Das Salz kry-
stallisirt nur in kleinen prismatischen Krystallen und ist in
Wasser sehr leicht löslich. Ich vermuthete deshalb es
möchte glycolsaures Kali sein, welche Vermuthung durch
die ebenfalls von Hrn. Dr. Siewert ausgeführte Analyse be-
stätigt wird. Die neue Säure kann daher auf diese Weise
nicht dargestellt werden.
Aus den Analysen des Hydrates der neuen Säure, so
wie des Baryt-, Zink- und Kupfersalzes derselben geht her-
vor, dass ihre Zusammensetzung vollkommen mit der der
Milchsäure übereinkommt. Dessenungeachtet ist sie nicht
identisch mit einer der beiden bis jetzt bekannten Milch-
säuren, der gewöhnlichen, oder der Paramilchsäure. Von
der ersteren unterscheidet sie sich schon durch die Eigen-
schaften und die Zusammensetzung ihres Zinksalzes, wel-
ches, während das der gewöhnlichen Milchsäure drei Atome
Wasser aufnimmt, schwer löslich ist und nur in kleinen
Krystallen erhalten werden kann, seinerseits nur zwei Atome
Wasser bindet, leicht löslich ist und grosse Krystalle bildet,
das krystallisirte paramilchsaure Zinkoxyd ist zwar dem Zink-
salz der neuen Säure gleich zusammengesetzt, unterschei-
det sich davon aber dadurch, dass es das Krystallwasser
bei 100° C. nur schwer und sehr langsam vollständig ab-
giebt, und ebenfalls nicht in so grossen Krystallen erhalten
werden kann. Dazu kommt, dass die beiden Milchsäuren
als Hydrate nicht flüchtig sind, wogegen das der neuen
Säure ohne jede Zersetzung destillirt werden kann. Weiter
unten, wo ich die Eigenschaft der von mir bis jetzt un-
tersuchten Verbindungen derselben specieller angeben werde,
226
soll noch auf mehr Unterschiede aufmerksam gemacht
werden.
Hiernach gebührt dieser neuen Substanz ein besonde-
rer Name. Nach der Entstehungsweise derselben ‚ist das
Radikal Methyl in dieselbe eingetreten, und es müsste in
Bezug auf den zu wählenden Namen von Interesse sein, zu
wissen, ob dieses Radikal, wie die Bildungsweise der Säure
freilich vermuthen liess, in das Säureradikal eingetreten sei,-
oder ob es sich ausserhalb desselben befinde. In letzte-
rem Falle wäre die Säure als Methylglycolsäure zu betrach-
ten, und müsste, wenn sie den gewöhnlichen Aethersäuren
analog constituirt wäre, durch Kochen mit einem Ueber-
schuss an alkoholischer Natronlösung in glycolsaures Na-
tron übergehen. Der folgende Versuch lehrt aber, dass
letzteres nicht der Fall ist.'
Eine Portion der destillirten, reinen Säure wurde mit
einer alkoholischen Lösung von Natronhydrat stark übersät-
tigt, und im Wasserbade zur Trockne gebracht. Der Rück-
stand ward in Wasser gelöst, die Lösung mit Kohlensäure
behandelt, von Neuem eingedunstet, und der Rückstand
mit Alkohol extrahirt, wobei sehr viel kohlensaures Natron
ungelöst blieb. In der alkoholischen Lösung musste nun
entweder glycolsaures Natron oder das Natronsalz der neuen
Säure enthalten sein. Um dies zu untersuchen, ward das
Salz mit Hülfe von schwefelsaurem Zinkoxyd und Alkohol
in das Zinksalz übergeführt und dieses aus der wässrigen
Lösung krystallisirt. Es entstanden die schönen Krystalle
des Zinksalzes der neuen Säure, deren Identität damit die
Analyse bestimmt nachwies.
Aus diesem Versuche folgt, dass die neue Säure sich
den bisher bekannten Aethersäuren keinenfalls analog ver-
hält, und bei oberflächlicher Betrachtung könnte man, auf
ihn allein sich stützend, zu dem Schluss geneigt sein, sie
enthalte das Methyl innerhalb des Radikals und sei nicht
als Methylglycolsäure zu betrachten.
Die Glycolsäure nimmt aber nach den Untersuchun-
gen von Socolof und Strecker ähnlich wie die Milchsäure
unter den bisher bekannten zweiatomigen Säuren eine ei-
genthümliche Stellung ein, insofern zwar das eine Atom
227
vertretbaren Wasserstoffs leicht durch Metalle ersetzt wer-
den kann, das andere aber verhältnissmässig viel leichter
durch Säureradikale. Ich erinnere an die Benzoglycol- und
Benzomilchsäure, welche Glycolsäure und Milchsäure sind,
in denen der letztere Wasserstoff durch das Radikal Ben-
zoyl vertreten ist, während der durch Metalle vertretbare
nicht ausgeschieden ist, vielmehr nach wie vor die Mög-
lichkeit der ‚Bildung. salzartiger Verbindungen bedingt. Die
Glycolsäure steht hiernach in der Mitte zwischen der Gruppe
der Alkohole und der der Säuren, oder speciell zwischen
dem Glycol und der Oxalsäure. Im ersteren sind beide
Atome vertretbaren Wasserstoffs vorzugsweise durch Säu-
reradicale ersetzbar. Entsteht daraus Glycolsäure, indem
zwei Atome Wasserstoff des Radikals C?H? durch zwei
Atome Sauerstoff substituirt werden, so wird ein Atom des
typischen Wasserstoffs leicht durch Metalle vertretbar, wäh-
rend das andere sein früheres Verhalten beibehält. Geht
endlich die Glycolsäure dadurch, dass ihr Radical demsel-
ben Substitutionsprozess noch einmal unterliegt, in Oxal-
säure über, so folgt auf dieses neue Eintreten von zwei
Atomen Sauerstoff in das Radikal an Stelle des Wasserstoffs,
die Vertretbarkeit auch des zweiten typischen Wasserstoff-
atoms durch Metalle.
Nimmt man nun an, dass die neue Substanz Glycol-
säure wäre, in welche an Stelle des durch Metalle vertret-
baren Wasserstoffs Methyl getreten wäre, so würde sie
durch Erhitzen mit alkoholischer Natronlösung in Glycol-
säure übergehen müssen. Sie würde keine Säure sein
können, denn sie enthielte keinen durch Metalle leicht ver-
tretbaren Wasserstoff. Sie müsste vielmehr der Aether der
einbasisch gedachten Glycolsäure sein, oder man müsste
sie auch, da der durch Säureradikale vertretbare Wasser-
stoff der Glycolsäure in dieselbe übergangen sein müsste,
ohne diese Eigenschaft zu verlieren, als einen einsäurigen
Alkohol ansehen können. Da aber die neue Säure eben
eine Säure ist, so kann sie diese Constitution nicht haben.
Nimmt man dagegen an, die neue Säure sei dadurch
entstanden, dass an Stelle des in der Glycolsäure besonders
leicht durch Säureradikale vertretbaren Wasserstoffs Methyl
228
getreten sei, so würde das Methyl auch eben nur durch
Säuren aus der Verbindung ausgeschieden werden können,
nicht aber durch Basen, und dennoch würde man sie für
Methylglycolsäure erklären müssen. Der oben beschriebene
Versuch, nach welchem aus derselben durch Natronhydrat
Glycolsäure nicht entsteht, kann also nicht den Entscheid
darüber liefern, ob sie als Methylglycolsäure zu betrachten.
sei oder nicht, er kann nur beweisen, dass sie nicht den
gewöhnlichen, bis dahin bekannten Aethersäuren analogiist.
Deshalb habe ich die Einwirkung von Säuren auf die
neue Säure studirt, in der Hoffnung auf diese Weise das
Methyl auszuscheiden und durch Säureradikale zu ersetzen.
Bildete sich z. B. bei Einwirkung der Benzo&säure auf die-
selbe Benzoglycolsäure, die nach Socolof und Strecker’s ')
Untersuchungen entstehen muss, wenn Benzo&säure auf
Glycolsäure einwirkt, so würde nachgewiesen sein, dass
sie als Methylglycolsäure zu betrachten ist. Gelänge es
aber nicht, auf diese Weise Benzoglycolsäure zu erhalten,
so wäre der Beweis geliefert, dass die Säure eine ganz an-
dere Constitution besitzt, als die Glycolsäure. Denn da das
eine Aequivalent Wasserstoff der Glycolsäure so leicht durch
das negative Radikal Benzoyl vertreten werden kann, so
müsste das Radical Methyl, welches noch positiver ist, als
der Wasserstoff noch leichter dadurch ausgeschieden wer-
den können.
Dieser Versuch führte nun zu dem Resultat, dass die
neue Säure durch Einwirkung der Benzo&säure nicht in
Benzoglycolsäure übergeführt wird, dass sie also nicht als
Glycolsäure betrachtet werden darf, in der das Radikal Me-
thyl den durch Säureradikale vertretbaren Wasserstoff ersetzt.
Der Versuch wurde in folgender Weise ausgeführt:
In einem Reagirglase mischte ich 1,3836 Grm. des reinen
Hydrats der neuen Säure mit 1,7751 Grm. Benzo&säurehy-
drat und erhitzte dieselbe in einem Luftbade 6 Stunden
lang bei 180°—-190° C. Die erkaltete Mischung wurde mit
kaltem Wasser angerieben und gewaschen. Diese wässrige
Lösung musste die neue Säure enthalten, wenn durch die
1) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 80, 8. 17.
229
Benzo&säure keine Zersetzung derselben hervorgebracht
worden war. Daneben konnte allerdings noch eine kleine
. Menge Benzoäsäure vorhanden sein. Um dies zu unter-
suchen, kochte ich diese Lösung mit kohlensaurem Kupfer-
oxyd, und dampfte damit zur Trockne ein. Den Rückstand
kochte ich mit Alkohol, der das Kupfersalz der neuen Säure
löst, das benzo&saure Kupferoxyd aber ungelöst lässt. Nach
dem Verdunsten der Lösung blieben 1,59 Grm. eines Ku-
pfersalzes zurück, welches aus Wasser krystallisirt alle Ei-
genschaften des Kupfersalzes der neuen Säure und wie
die Analyse lehrt, auch seine Zusammensetzung besass.
Hiernach ist also kein Zweifel, dass die neue Säure
durch Erhitzung mit Benzoösäure nicht in Benzoglycolsäure
übergeführt wird. Dem gemäss fand sich denn auch, dass
die feste, schwer lösliche Säure, von welcher. die leicht
lösliche durch Waschen mit kaltem Wasser getrennt wor-
den war, aus reiner Benzoösäure bestand. Benzoglycolsäure
konnte darin nicht entdeckt werden; sie hatte sich nicht
gebildet.
Da nun weder durch Säuren, noch durch Alkalien das
Methyl aus der neuen Säure ausgetrieben werden kann, die-
ses also weder positiven noch negativen Wasserstoff erse-
tzend in der Verbindung enthalten ist, so bleibt nichts üb-
rig als anzunehmen, dass dasselbe sich innerhalb des Ra-
dikals befindet, wie ja auch das Chlor der Monochloressig-
säure dem Radikale derselben angehört. Die Säure ist da-
her nicht Methylglycolsäure, sondern muss einen anderen
Namen erhalten. Sie ist in vieler Beziehung Gerland’s !)
Oxybenzo&säure ähnlich constituirt. Denn sie enthält zwei
Atome Sauerstoff mehr als die Benzo&säure. Sie könnte
daher Oxyessigsäure oder Oxacetsäure genannt werden,
wenn nicht ein Atom Wasserstoff des Radikals noch durch
Methyl vertreten wäre. Dieser Umstand führt naturgemäss
zu dem Namen Methoxacetsäure, und die mittelst der
anderen Alkohole in analoger Weise erzeugten Säuren wür-
den die Namen Aethoxacetsäure, Butoxacetsäure,
Amoxacetsäure etc. erhalten müssen. Die durch Ein-
ı) Ann. d. Chemie u. Pharmacie Bd. 91, S. 185.
230
wirkung aber von Natronhydrat auf Monochloressigsäure
entstehende Säure, die man für identisch mit der Glycol-
säure hält, ist dann die eigentliche Oxacetsäure.
Die rationelle Formel der Methoxacetsäure, der die
6H5Nt
empirische Formel C°H$0® angehört, ist also cH m 197.
oder, wenn man ihre Bildung aus der Essigsäure berück-
2
.- . C* B 3 ) 02) . D ..
sichtigt, — :C’H 02, O?, oder endlich mit Berück-
H
sichtigung der Kolbe’schen Ansicht von der rationellen
020? 02, 2
HB?
Zusammenstellung der Essigsäure = (} o302]
Sie ist eine Essigsäure, in welcher ein Atom innerhalb des
Radikals Acetyl befindlicher Wasserstoff durch den Atom-
complex C?H30? vertreten ist. Dieser Atomcomplex tritt
hier als einatomigs Radikal auf. Nach dieser Ansicht würde
man also ein neues Radikal C?H30? annehmen müssen, wel-
ches aus dem dem Wassertypus entsprechend zusammen-
gesetzten Holzgeist durch Abscheidung des vertretbaren
Wasserstoffs gebildet werden könnte. Die Annahme der
Existenz solcher Radikale, die auch leicht wieder in Sauer-
stofffreie Radikale dadurch übergehen könnten, dass dieselben
aus dem Wasserstofftypus in den Wassertypus übergehen
(nach der Gleichung nn. = en, O? ist aber höchst
bedenklich.
Glücklicher Weise führt eine Ansicht, die in ganz
neuester Zeit von J. Wislicenus!) in seinen Aufsatz „über
die chemischen Typen“ ausgeführt worden ist, leicht
aus diesem Dilemma heraus.
Wendet man dieselbe auf die Monochloressigsäure an,
so kann man sie als eine aus dem Chlorwasserstoff und
dem » Wassertypus zusammengesetzte Verbindung von der
Eee
C*H02) | N
Formel = £1 t( O?ansehen. Danach ist darin das zwei-
!) Diese Zeitschrift Bd. 15, S. 96—173.
231
»
atomige Radikal Glycolyl (C*H?O?) mit 1 At. €l zu einem un-
vollkommenen Molekül verbunden gedacht, welches durch
den Eintritt des letzteren den Aequivalentwerth eines Atoms
“ Wasserstoff erhalten hat. Es kann daher in dem Wasser-
typus ein Atom Wasserstoff ersetzen. Bei Einwirkung des
Natriummethylats auf diese Säure wird nun Chlornatrium
gebildet, und C?H°0? tritt an die Stelle des Chlors. Hier-
nach muss offenbar die Formel für die Methoxacetsäure
- C*H?0?
folgende werden aut
sertypus angehörende Verbindung zu betrachten, in welcher
ein Atom Wasserstoff durch ein unvollkommenes Molekül
vertreten ist, welches aus dem zweiatomigen Radikal Gly-
colyl besteht, das mit einem Atom Wasserstoff und zweien
Sauerstoff in den einfachen Wassertypus an Stelle eines
Atoms Wasserstoff eintretend nur zur Hälfte seines Aequi-
valentwerthes beraubt worden ist.
Diese Formel erklärt auch, weshalb das Radical C?H3
weder durch Säuren noch durch Alkalien leicht aus der
Verbindung ausgeschieden werden kann, was geschehen
C!H?0?
müsste, wenn die rationelle Formel CH®H ( 0% wäre. Denn
)
das C?H® ist Glied eines unvollkommenen Moleküls, wel-
ches die Stelle des Radikales vertritt. Es ist leicht ver-
ständlich, dass die Bestandtheile der Radikale energischer
Action bedürfen, um durch andere Atome oder Atomcom-
plexe ersetzt zu werden, als Atome oder Radikale, die
ausserhalb desselben stehen. Das ist ja eben die Idee des
organischen Radikals, dass es in sich geschlossen ist, und
nicht durch einfache Reactionen zerstört werden kann.
O?, Sie ist als eine dem Was-
Ich will nun zuerst darauf übergehen, die Eigenschaf-
ten und die Zusammensetzung derjenigen Verbindungen
“ der Methoxacetsäure anzuführen, welche ich bis jetzt stu-
dirt habe.
Das Methoxacetsäurehydrat, dessen Darstel-
lungsweise und dessen Analysen schon früher angeführt
sind, ist eine farblose, nicht grade syrupartige aber doch
2332
dickflüssige, stark sauer reagirende Flüssigkeit vom speeifi-
schen Gewicht 1,180. Ihr Geschmack ist sauer aber nicht
unangenehm, nicht ätzend. Sie ähnelt in diesem Punkt
der Milchsäure. In der Hitze entwickelt sie saure und
stechend riechende, etwas zum Husten reizende Dämpfe.
In der Kälte aber hat sie kaum Geruch, offenbar nur des-
halb, weil bei gewöhnlicher Temperatur nur eine kleine
Menge der Säure verdunstet. Ihr Kochpunkt liegt bei 1980C.
Mit Wasser ist sie in jedem Verhältniss mischbar. Ja sie
zieht lebhaft Feuchtigkeit aus der Luft an.
Auch in Alkohol und Aether löst sich die Methox-
acetsäure in jedem Verhältniss auf.
Gern hätte ich auch das specifische Gewicht des
Dampfes der Methoxacetsäure bestimmt. Bis jetzt war
aber die Menge des mir zu gebote stehenden Materials
dazu zu gering, besonders weil es mir zunächst mehr am
Herzen lag, die verschieden Salze derselben etwas näher
zu studiren.
Erhitzt man die Methoxacetsäure in einem Platinlöffel-
chen, so entzündet sich ihr Dampf und verbrennt mit blauer
schwach leuchtender Flamme, ohne Rückstand zu hinterlassen.
N Methoxacetsaures Kali kann sehr leicht durch
Sättigung der reinen Methoxacetsäure mit kohlensaurem
Kali gewonnen werden. Hat man einen Ueberschuss des
letzteren Salzes hinzugesetzt, so dampft man im Wasser-
bade zur Trockne und zieht den Rückstand mit kochendem
starken Alkohol aus. Beim Erkalten der concentrirten al-
koholischen Lösung krystallisirt schon etwas des Salzes
heraus, das in kaltem Alkohol nicht sehr leicht löslich ist.
Setzt man zu dieser Lösung Aether, so scheidet es sich
massenhaft in Form langer nadelförmiger .Krystalle aus.
Diese Krystalle können abfiltrirt, mit Aether gewaschen, ge-
presst und an der Luft getrocknet werden. Ich hatte sie
über Schwefelsäure im Vacuum getrocknet. Hierdurch wa-
ren sie weiss geworden, indem sie offenbar Wasser abge-
geben hatten.
Ich lösste nun das Salz in Wasser und liess 'es frei-
willig verdunsten. Hierbei wollte es nicht Krystalle abse-
tzen, Ich überzeugte mich jedoch leicht, dass dies nur da
233
her rührte, dass es in ausgezeichnetem Grade übersättigte
Lösungen zu bilden vermag. Alsich nämlich in die concen-
trirte Lösung einen Glasstab brachte, bildeten sich die Kry-
stalle augenblicklich und die Flüssigkeit erstarrte zu einer
krystallinischen Masse. Davon behielt ich ein kleines
Stückchen zurück , indem ich den Rest in sehr wenig war-
men Wassers löste. Nachdem die Lösung wieder ziemlich
erkaltet war, brachte ich das Krystallchen in dieselbe
und liess sie ruhig stehen. Ueber Nacht waren grosse
farblose, wasserklare prismatische Krystalle entstanden, die
von der Mutterlauge getrennt und der Analyse unter-
worfen wurden. Danach ist die Formel dieses Salzes =
C°H505--KO-+8H0.
Das aus der wässrigen Lösung krystallisirte Salz
schmilzt, wenn man es erwärmt, in seinem Krystallwasser.
In heissem Wasser löst es sich also in jedem Verhältniss
au. Auch in kaltem Wasser ist es leicht löslich und
ebenso in heissem Alkohol. Kalter Alkohol löst es aber
weit schwerer. Die Krystalle sind luftbeständig und ver-
wittern nur an trockner Luft, namentlich aber im Vacuum
über Schwefelsäure. Dass es in wässriger Lösung über-
sättigte Lösungen bilden kann, ist schon erwähnt. Die
Form der Krystalle vollkommen festzustellen, ist mir bis
jetzt noch nicht gelungen.
Methoxacetsaures Natron kann man ganz wie
das Kalisalz darstellen. Allein die alkoholische Lösung
desselben, setzt auf Zusatz von Aether keine Krystalle ab.
Das Salz schlägt sich vielmehr in Form einer dicken sy-
rupartigen Lösung nieder. Dampft man diesen Syrup im
Wasserbad noch weiter ein, so entsteht eine farblose dick-
liche Flüssigkeit, die beim Erkalten strahlig krystallinisch
erstarrt. Dieselbe krystallinische Masse erhält man, wenn
man die Lösung des Salzes unter der Luftpumpe verdun-
sten lässt. Das feste methoxacetsaure Natron zieht Wasser
aus der Luft an, und zerfliesst. Es scheint daher nicht
mit Wasser verbunden krystallisirbar zu sein. Das bei
1209 C. getrocknete Salz enthielt 27,73 Proc. Natron. Die
Formel CCH°0°--NaO erfordert 27,79 Proc. Natron.
Methoxacetsaures Ammoniumoxyd, Dieses
234
Salz kann durch Sättigung der reinen Säure oder durch
Kochen des Kalk- oder Barytsalzes mit kohlensaurem Am-
moniak gewonnen werden. Die in den letzteren: Fällen
filtrirten Lösungen können aber nicht verdunstet werden,
ohne dass sich Ammoniak soweit verflüchtigte, dass die
Lösung wieder sauer reagirt. Unter der Luftpumpe über
Schwefelsäure verdunstet bleibt endlich eine feste, strahlig
oder nadelig krystallinische, an der Luft schnell Feuchtig-
keit anziehende und zerfliessende Masse, die ohne Zweifel
ein saures methoxacetsaures Ammoniumoxyd ist. Ich habe
es indessen, weil es so sehr schnell Feuchtigkeit anzieht,
nicht näher untersucht.
Durch Fällen einer Mischung von alkoholischer Am-
moniakflüssigkeit mit dem Hydrat der Methoxacetsäure
durch Aether. das neutrale Salz zu gewinnen, gelang mir
nicht.
Methoxacetsaure Kalkerde kann durch Ueber-
sättigen des Methoxacetsäurehydrats mit Kalkmilch, Ent-
fernen des überschüssigen Kalks durch Hindurchleiten von
Kohlensäure, Erhitzen zur Entfernung der überschüssigen
Kohlensäure und Filtriren in -wässriger Lösung rein erhal-
ten werden. Sie ist nicht krystallisirbar. Unter einer Glo-
cke neben Schwefelsäure trocknet sie allmälig zu einer im-
mer dickflüssiger werdenden Flüssigkeit ein, die sich endlich
in eine feste, durchsichtige, Risse bekommende gummiartige
Masse verwandelt, welche nun erst allmälig undurchsichtig,
weiss und krystallinisch wird. So umgewandelt ist das
Salz pulverisirbar und liefert ein schneeweisses Pulver,
welches noch Wasser enthält, das bei 120°-130°C. ent-
weicht. Das bei dieser Temperatur getrocknete Kalksalz
ist der Formel CCH°O°-+ CaO gemäss zusammengesetzt.
Methoxacetsaure Baryterde. Die Darstellung
und die Analysen dieses Salzes sind schon weiter oben er-
wähnt worden. Es bildet farblose, durchsichtige, in Was-
ser leicht, in absolutem Alkohol kaum lösliche prismatische
Krystalle, deren Form näher zu untersuchen mir bis jetzt
noch unmöglich war. Sie enthalten kein Krystallwasser
und bestehen nach den früher schon mitgetheilten Analy-
sen aus C°H°O°-+ BaO.
235
Methoxacetsaures Zinkoxyd. Die Darstellung
so wie die Analysen dieses Salzes sind schon oben ange-
geben worden. Es ist im Wasser und Alkohol löslich.
Ersteres nimmt es leicht auf, und beim allmäligen Verdun-
sten der wässrigen Lösung scheidet es sich in schönen
Krystallen aus, die ihr Krystallwasser, wovon sie zwei
Atome enthalten, bei 100° C. leicht vollständig abgeben.
Die Krystalle sind farblos und häufig vollkommen klar. Die
grösseren aber haben oft trübe Stellen, oder sind auch
wohl durch ihre ganze Masse trübe. An diesen fanden
sich oft, gekrümmte Flächen und Streifungen. Sie gehören
dem ein- und einachsigen System an, und ihre Form ist ein
spitzes Rhombenocta&der. Ausser den Flächen des Rhom--
benocta&äders findet sich noch die grade Endfläche, welche
in den. ganz klaren Krystallen nur wenig ausgedehnt ist,
bei den grösseren trüben dagegen eine bedeutende Aus-
dehnung gewinnt und welcher parallel die Krystalle sehr
vollkommen spaltbar sind. Die grade Endfläche ist stets
eben, und zeigt keine Streifung während die Octaäder-
flächen in den grossen Krystallen fast stets damit versehen
sind. Die Streifung tritt namentlich parallel der Endfläche
_ des Prismas auf. Der Winkel der Endkanten beträgt 123019‘,
und 67023‘, der der Seitenkanten 146°%43'. Endlich die
Winkel, welche die Octaederflächen mit den Endflächen
bilden sind = 106033‘. Hiernach verhalten sich die drei
Achsen der Krystalle des methoxacetsauren Zinkoxydes
a:b:c wie 0,571:1:1,655. 100 Theile Wasser von 189,4. C.
lösen 23,06 Theile des wasserfreien, aber 27,42 Theile des
krystallisirten methoxacetsauren Zinkoxydes auf.
Methoxacetsaures Kupferoxyd. Auch die Dar-
stellungsweise, so wie die Analysen dieses Salzes habe ich.
schon früher angeführt. Es bildet grünlich blaue, prisma-
tische Krystalle, die vollkommen durchsichtig sind, das
Licht sehr lebhaft reflectiren, und in Wasser leicht löslich
sind. Auch Alkohol löst sie auf. Die Winkel der Krystalle
konnten mittelst des Reflexionsgoniometers nicht gemessen
werden, weil die Flächen ein klein wenig gebogen erschie-
nen, daher kein scharfes Bild gaben. Die Winkelbestim-
mungen konnten nur bei den grössern Krystallen mittelst
236
des Anlegegoniometers geschehen. Danach erscheinen die
Krystalle als schiefe rhombische Prismen. Die schiefe
Endfläche ist auf der stumpfen Seitenkante grade aufge-
setzt unter einem nur unbedeutend von dem Rechten ab-
weichenden Winkel. Die Winkel mit den Seitenflächen
betragen nach den Messungen. mit dem Anlegegoniometer
ungefähr 84 bis 86° und 94° bis 96%. Die Winkel, welche
die Prismenflächen mit einander bilden, konnten ebenfalls
nicht genau gemessen werden. Sie betrugen um 110° und
70°. Die Messungen, selbst die mit dem Reflectionsgonio-
meter, schwankten zwischen 68° und 73°, so wie zwischen
109° und 111°. Ausser der schiefen Endfläche findet sich
noch ein schiefes Prisma, dessen Flächen die schiefe End-
fläche in Kanten schneidet, die der schiefen Diagonale der
Endfläche parallel sind. Von diesen Flächen habe ich nur
die eine, die am oberen Ende auf der rechten Seite liegt,
beobachtet. Welche Art von Flächen am unteren Ende lie-
gen, kann ich nicht angeben, da die Krystalle mit dem an-
deren Ende aufgewachsen waren.
Die Zusammensetzung der Krystalle dieses Salzes
wird, wie aus den früher angegebenen Analysen hervor-
geht, durch die Formel C°H°05°-+-Cu0O--2HO ausgedrückt.
Methoxacetsaures Bleioxyd erhält man, wenn
man eine wässrige Lösung der Methoxacetsäure auf koh-
lensaures Bleioxyd giesst. Es entwickelt sich sofort Koh-
lensäure,, und durch Kochen kann man die Säure leicht
mit Bleioxyd sättigen. Man filtrirt die Lösung von dem
nicht gelösten, überschüssigen kohlensauren Bleioxyd ab,
und dampft sie ein. Die Verdampfung liess ich neben
Schwefelsäure im Vacuum geschehen, wobei die Lösung
allmälig zu einem Syrup eintrocknete, der schliesslich, als
das Gefäss mit demselben an die Luft gebracht und des-
sen Inhalt mit einem Platinspatel berührt wurde, zu einer
festen, weissen strahlig -krystallinischen, ganz dem Wawel-
lit ähnlichen Masse gestand. Das methoxacetsaure Blei-
oxyd löst sich in Wasser sehr leicht auf. In Alkohol ist
es auch auflöslich. Selbst absoluter Alkohol löst es in der
Wärme ziemlich leicht auf. Die Lösung setzt aber einen
grossen Theil desselben in der Kälte wieder ab in Form
237
kleiner Krystallflitterchen, welche mit der Flüssigkeit ge-
schüttelt, sich in derselben mit schillerndem Glanze ver-
theilen. Unter dem Mikroskop erscheinen sie als äusserst
zarte Blättchen.. Die filtrirte Alkohollösung giebt mit Ae-
ther versetzt eine weisse, milchähnliche Trübung. Nach
längerer Zeit sondern sich ebenfalls jene zarten Krystall-
blättchen aus. Die in diesem Falle etwas grösser sind und
unter dem Mikroskop meist ähnlich wie die Figur erschei-
nen, welche entsteht, wenn zwei Kreise von gleichem Ra-
dius sich nicht ganz decken. Sie erscheinen also Ellipsen-
ähnlich, an beiden Enden aber einen sehr stumpfen Winkel
bildend, der übrigens oft auch grade abgestumpft ist. Das
bei 110°C. getrocknete Salz besteht aus C°H50°--PbhO.
Methoxacetsaures Silberoxyd. Mischt man
eine concentrirte Lösung von methoxacetsaurem Natron
mit einer ebenfalls concentrirten Lösung von salpetersau-
rem Silberoxyd, so scheidet sich sogleich ein weisses Salz
krystallinisch aus, das sich aber mit der Zeit am Licht
bräunt und endlich schwärzt, namentlich wenn die Mi-
schung gekocht wird. In diesem Falle scheidet sich eine
ziemlich bedeutende Menge metallischen Silbers aus. Diese
Reduction scheint aber durch die Gegenwart überschüssigen
Silbersalzes veranlasst zu sein. Denn wenn man den er-
zeugten weissen krystallinischen Niederschlag auf einem
Filtrum sammelt, einmal mit Wasser abwäscht und nun
scharf auspresst, so kann man das ausgepresste Salz in
wenig heissem Wasser lösen und aus der filtrirten erkal-
tenden Flüssigkeit setzt sich dann ein weisses Salz ab,
das sich nicht mehr so leicht schwärzt. Es kann wieder
auf einem Filtrum gesammelt, einmal mit Wasser gewa-
schen und gepresst werden. So erhält man das reine me-
thoxacetsaures. Silberoxyd.
Dieses Salz bildet lange aber zarte, etwas flache, na-
delförmige Krystalle, die sich in kaltem Wasser ziemlich
schwer, aber doch leichter lösen, als essigsaures Silber-
oxyd. In heissem Wasser lösen sie sich leicht auf, Sie
enthalten über Schwefelsäure getrocknet kein Wasser. Bei
einer Temperatur aber von 110°C. können sie ohne begin-
nende Zersetzung nicht getrocknet werden. Sie färben
XV. 1860, 17
238
sich dadurch gelb und braun und verlieren dabei an Ge-
wicht. Sie schmelzen aber nicht bei dieser Temperatur.
100 Theile der über Schwefelsäure getrockneten Substanz
enthalten 54,72 Theile Silber. Die Rechnung nach der
Formel C6H°0°-+-AgO verlangt 54,82 Proc.
Weiter oben hatte ich schon die Nichtidentität der
Methoxacetsäure mit der Milchsäure ausgesprochen. Die
vorstehende Untersuchung der Salze derselben liefert noch
eine grosse Menge Beweise für diese Behauptung. Dahin
gehört namentlich die ausserordentliche Krystallisirbarkeit
des Barytsalzes, die Unfähigkeit des Kalksalzes zu krystal-
lisiren und seine Leichtlöslichkeit in Wasser, endlich der
Umstand, dass das Silbersalz ohne Wasser a und
sn 100° €. nicht schmilzt, und andere.
Einwirkung des Natriumäthylats auf Mono-
chloressigsäure (Bildung der Aethoxacetsäure).
Die Aethoxacetsäure suchte ich genau auf: dieselbe
Weise ‚darzustellen, wie die Methoxacetsäure. Ich setzte
nur an Stelle des Methylalkohols den gewöhnlichen Alkohol.
23 Grm. Natrium wurden: allmälig in 280 Grm. abso-
luten ’Alkohols gebracht, und zuletzt die Einwirkung durch
Wärme unterstützt. Nach geschehener Auflösung wurde die
Mischung abgekühlt und nun allmälig 50 Grm. Monochlor-
essigsäure eingetragen. Jede neu eingetragene Portion
derselben veranlasste ein heftiges Zischen und Poltern.
Schliesslich wurde von der Mischung, nachdem sie längere
Zeit gekocht worden war, der Alkohol abdestillirt und der
Rückstand bis zu einer Temperatur von 100—110° C.
erhitzt.
Aus diesem Rückstand wurde das Zinksalz der darin
enthaltenen organischen Säure ganz auf dieselbe Weise
dargestellt, wie das methoxacetsaure Zinkoxyd aus der in
analoger Weise mittelst Natriummethylat erhaltenen Masse.
:Die Versuche, dieses Zinksalz durch Lösen in heissem
239
Wasser und Erkaltenlassen in Krystalle zu verwandeln,
blieben durchaus erfolglos. Ebenso entstanden durch frei-
williges Verdunsten einer ziemlich concentrirten Lösung
desselben keine Krystalle. Es blieb nur eine dicke syrup-
artige Masse zurück.
Da nun der Versuch, durch Krystallisation des Zink-
salzes die.Aethoxacetsäure zu reinigen, nicht gelungen war,
so löste ich. die ganze Menge des Zinksalzes in Wasser
und leitete durch die Lösung so lange Schwefelwasserstoff-
gas, bis alles Zink als Schwefelzink gefällt war. Die
schwach gelblich gefärbte filtrirte Flüssigkeit reagirte stark
sauer. Ein Theil derselben wurde der Destillation unter-
worfen, wobei zuerst ein saures Wasser überging. Später
steigerte sich der Kochpunkt allmälig bis etwa 190° €., bei
welcher Temperatur eine sauer riechende farblose Flüssig-
keit übergmg. Zuletzt schwärzte sich der Rückstand in
der Retorte. Er enthielt noch unorganische Substanz.
Das erhaltene Destillat ward mit Barythydrat gesät-
tigt, und nach Entfernung des überschüssigen Baryts durch
Kohlensäure, mittelst schwefelsauren Silberoxyds, das so
lange hinzugesetzt wurde, bis fernerer Zusatz desselben
keinen Niederschlag mehr gab und auch Salzsäure die Flüs-
sigkeit nicht trübte das Chlorbaryum entfernt. Die vom Nie-
derschlage abfiltrirte Flüssigkeit war farblos. Ich dampfte
sie zur Trockne ein, und fällte die alkoholische Lösung des
Rückstandes durch Aether. Der entstandene perlmutt@rglän-
zende krystallinische Niederschlag wurde abfiltrirt und aus-
gepresst. Die Analysen desselben gaben den Beweis, dass
er noch nicht reines Aethoxacetsaures Salz war. Es ent-
hielt 45,7 bis 46,4 Proc. Baryterde, während der reine äthox-
acetsaure Baryt nur 44,61 Proc. davon enthält.
Ich versuchte nun das Salz durch partielle Fällung
mittelst Aether zu reinigen. Zu dem Zweck löste ich es
in möglichst wenig Wasser, setzte das sechsfache Volumen
absoluten Alkohols hinzu, und dann so wenig Aether, dass
sich nur eine unbedeutende Quantität des -Barytsalzes -
ausscheiden konnte. Nach mehrtägigem Stehen wurde das
Gefällte abfiltrirt, mit Aether, der mit etwas Alkohol ver-
setzt war, gewaschen, ausgepresst und der Barytgehalt be-
17*
240
stimmt, der noch etwas grösser war, als er vorher gefun-
den war, nämlich = 47,26 Proc. Auch als dieses Salz in
absolutem Alkohol ıkochend gelöst worden war, wobei ein
Theil desselben ungelöst zurück blieb, und die Lösung nun
durch Aether präcipitirt wurde, entstand ein 47,20 Proc.
Baryt enthaltender Niederschlag. Durch Fällung der von
dem zuerst durch wenig Aether erhaltenen Niederschlag
abfiltrirten Flüssigkeit mittelst mehr Aether gelang es eben-
falls nicht reinen äthoxacetsauren Baryt zu gewinnen.
Deshalb musste ich mich nach einer anderen Reini-
gungsmethode umsehen. Zu dem Ende vereinigte ich zu-
nächst die ganze Menge des aus der destillirten Säure ge-
wonnenen chlorfreien Barytsalzes, löste es in Wasser, und
überliess die Lösung mehrere Wochen sich selbst.
Nach sechs Wochen hatten sich krystallinische Kru-
sten eines Salzes gebildet, welche sich in einer syrupdicken
Flüssigkeit befanden. Sie erschienen vollkommen farblos.
Um sie zu reinigen, liess ich die syrupartige Flüssigkeit
abtropfen, und da diese sich durch absoluten Alkohol nicht
trübte, so wusch ich die Krystalle damit aus. Sie wurden
darauf getrocknet und der näheren Untersuchung und Ana-
lyse unterworfen. Der äthoxacetsaure Baryt ist ein sehr
leicht in Wasser lösliches, damit eine syrupdicke Lösung
bildendes, farbloses, und in sehr kleinen Krystallchen an-
schiessendes, in Alkohol, selbst absolutem, lösliches Salz.
Letztefer löst es nur schwer, aber doch weit leichter als
den methoxacetsauren Baryt, so dass Aether aus der Lö-
sung noch eine kleine. Menge in Form eines perlmutter-
glänzenden Niederschlags fällt, der unter dem Mikroscope
als äusserst kleine feine Blättchen erscheint. .
Eine concentrirte Lösung desselben wird durch eine
ebenfalls concentrirte Lösung von salpetersaurem Silber-
oxyd weiss gefällt, der Niederschlag erscheint flockig, und
färbt sich bald gelb. In der Wärme löst sich das gefällte
aethoxacetsaure Silberoxyd wieder auf, wobei aber die Lö-
sung sich bräunt und endlich durch Abscheidung von et-
was Silber schwärzt. Die filtrirte Flüssigkeit setzt beim
Erkalten weisse, äusserst feine, concentrisch gruppirte Näd-
delchen ab, die selbst unter dem Mikroskop nur schwer als
%
241
solche erkannt werden können. Auch salpetersaures Queck-
. silberoxydul fällt die concentrirte Lösung von äthoxacet-
saurem Baryt mit weisser Farbe. Der Niederschlag wird
durch-Kochen grau und erscheint nach dem Wiedererkalten
der Flüssigkeit unter dem Mikroskop als ein Gemisch von
Quecksilbertröpfehen mit einem. amorphen Pulver.
- Andere Metalloxydsalze geben mit äthoxacetsaurem
Baryt keine Niederschläge.
Bei seiner Auflösung in Wasser zeigt der äthoxacet-
saure Baryt eine eigenthümliche Erscheinung. Die Theil-
chen desselben nämlich, welche zufällig auf der Oberfläche
des Wassers bleiben und nicht untersinken, gerathen da-
durch in eine heftige Bewegung, die bis zur Vollendung
der Lösung andauert. Dieses Salz enthält kein Krystallwas-
ser, denn bei 100°C. getrocknet verlieren die lufttrocknen
Krystalle nicht an Gewicht.
Die Analysen ergaben folgende Zulen®
a! II III berechnet
Kohlenstoff — 27:35 3227,80 27WIIENTS €
Wasserstoff — 4,15 4,13 408 7H
Sauerstoff — 23,850 2341 23,32 50
Baryterde 44,57 44,50 44,66 44,61 1BaO
100 100 100
Hiernach ist der äthoxacetsaure Baryt der Formel
C®H’0°-+ BaO gemäss zusammengesetzt, und der Aethox-
acetsäure selbst muss daher die Formel C®H’0°+HO zu-
kommen. Ihre rationelle Formel aber ist, wie man aus
der Analogie mit der Methoxacetsäure schliessen kann:
C5H20? 02
C:H° 0%:
H
Da dieses Barytsalz aus der destillirten Säure gewon-
nen worden ist, so ist auch die Aethoxacetsäure destillir-
bar. Für jetzt habe ich mich begnügt, aus der Zusam-
mensetzung des reinen Barytsalzes die der Aethoxacetsäure
‘ zu ermitteln. Es bleibt mir nur noch übrig, was ich mir
für später vorbehalte, wie das Hydrat der Säure, so die
übrigen Verbindungen derselben näher zu untersuchen,
Ehe ich jedoch zu der Amoxacetsäure übergehe, sei es mir
242
erlaubt, noch die Methode kurz anzugeben, nach welcher
es den vorstehenden Versuchen gemäss am leichtesten ge-
lingen muss, die Aethoxacetsäuere im reinen Zustande
darzustellen. hör
Zu dem Ende bringt man Natrium in das zehnfache
Gewicht vollkommen absoluten Alkohols und vollendet die
Bildung des Natriumalkoholats durch Wärme. Darauf
trägt man nach und nach 1,5 Theile krystallisirte Mono-
chloressigsäure ein, und erhitzt die Mischung 5—6 Stun-
den lang bis zum Kochen des Alkohols, indem man Sorge
trägt, dass sich die sich bildenden Alkohol-Dämpfe so wie-
der verdichten, dass sie in die Mischung zurückfliessen.
Dann destillirt man den Alkohol ab, und erhitzt den Rück-
stand noch einige Stunden auf 100°.
Die so getrocknete Masse zieht man mit kochendem Al-
kohol aus, dampft den Alkohol ab, und setzt zu 7 Theilen .
des Rückstandes den man in Wasser gelöst hat eine Lö-
sung von 9 Theilen krystallisirten schwefelsauren Zink-
oxyds, dampft die Mischung nochmals zur Trockne ein und
zieht den Rückstand wieder mit Alkohol aus. Die wieder
verdunstete Alkohollösung wird nochmals von Alkohol durch
Verdunsten befreit, der Rückstand in Wasser gelöst und
mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Die durch Filtriren er-
haltene Lösung der unreinen Aethoxacetsäure wird der
Destillation unterworfen, und so viel als möglich abdestil-
lirt. Das Destillat wird mit Baryt übersättigt mit Kohlen-
säure behandelt und das Filtrat durch genaue Fällung mit
schwefelsaurem Silberoxyd von dem Chlor vollkommen be-
freit.e Die nun erhaltene Lösung dampft man zum Syrup
ein, lässt krystallisiren und wäscht die Krystalle mit abso-
lutem Alkohol aus. Aus diesen Krystallen des reinen
äthoxacetsauren Baryts kann dann die freie Säure durch
genaue Fällung mittelst verdünnter Schwefelsäure abge-
schieden werden, und aus dieser Säure lassen sich dann
die Salze der Aethoxacetsäure im reinen Zustande darstellen.
Einwirkung des Natriumamylats auf Monochlor-
essigsäure (Bildung der Amoxacetsäure.)
Zur Darstellung dieser Säure brachte ich in 150 Grm.
bei 132°C. kochenden, gänzlich wasserfreien Amylalkohols
243
14 Grm. Natrium. Die Einwirkung unterstützte ich zuletzt
durch Wärme. Beim Erkalten der Lösung des Natriumamy-
lats in dem überschüssigen Amylalkohol erstarrte sie. Auf
diese erstarrte Masse brachte ich 25 Grm. Monochloressig-
säure, welche, eben weil sie fest war, nur langsam darauf --
einwirkte, aber dessen ungeachtet Wärmeentwickelung
veranlasste. Die Mischung wurde nun längere Zeit, bis
13090. erhitzt. Dabei schied sich ein weisses Salz aus;
das als es mit Amylalkohol gewaschen worden war, ‚sich
als reines Chlornatrium erwies.
Der filtrirte Amylalkohol, der das Natronsalz der neuen
Säure aufgelöst enthalten musste, wurde‘ mehrfach mit
Wasser geschüttelt, und die wässrigen Lösungen von dem
Amylalkohol durch einen Scheidetrichter gesondert. Die-
ser wurde bis auf einen geringen Rückstand so lange ab-
destillirt, als die Temperatur der kochenden Flüssigkeit
nieht über 135°C. stieg. Dieser- Rückstand und die wässri-
gen Flüssigkeiten wurden im Wasserbade verdunstet, wobei
ein fester nicht krystallinischer Rückstand blieb, aus dem
wie bei der Darstellung der Metha- und Aethoxacetsäure
das Zinksalz dargestellt wurde.
Das so gewonnene Zinksalz in Krystalle überzuführen
gelang nicht. Weder aus der Alkohollösung noch aus der
in Wasser, worin es übrigens nur schwer löslich ist, schied
es sich in solchen aus. In allen Fällen wurde es als eine
dicke, syrupartige Masse erhalten. Ich suchte es daher
dadurch zu reinigen, dass ich die alkoholische Lösung in
Wasser goss, den dadurch entstandenen Niederschlag liess
ich sich als Syrup auf dem Boden des Gefässes ansammeln,
worauf er nach Entfernung der klaren wässrigen Flüssig-
keit mehrfach mit Wasser abgewaschen wurde. Die wäss-
rige Lösung dampfte ich ein, bis sich wieder ein syrupar-
tiger Bodensalz bildete, der auf dieselbe Weise gewaschen
wurde, und diese Operation wiederholte ich mit der wässri-
gen Flüssigkeit so oft, als noch daraus wesentliche Men-
gen dieses Syrups abgeschieden werden konnten. Dieselbe
Reinigungsoperation wurde dann mit der ganzen Menge
des gesammelten Zinksalzes noch einmal wiederholt.
Das so gereinigte Zinksalz ward in Alkohol gelöst
244
und Wasser hinzugesetzt, wobei ein geringer, auch auf Zu-
satz von mehr Alkohol nicht wieder verschwindender,
klebriger Bodensatz entstand, der von der Lösung durch
Filtration getrennt wurde.
Diese Lösung gab mit salpetersaurem Silberoxyd ei-
nen voluminösen, weissen Niederschlag, der in Salpeter-
säure bis auf eine geringe Opalisirung löslich, und auch
in Wasser und Alkohol nicht unlöslich war, daher beim
Auswaschen sich in Menge auflöstee Wäscht man ihn
aber mit Alkohol, so kann er vom Zink gänzlich befreit
werden. — Chlorbaryum und Quecksilberchlorid sowohl,
als essigsaures Bleioxyd erzeugen darin in Alkohol lösliche
weisse Niederschläge. Auch salpetersaures Quecksilber-
oxydul schlägt sie weiss, amorph nieder.
Die alkoholhaltige wässrige Lösung des Zinksalzes
wurde nun durch Schwefelwasserstoffgas zersetzt und: der
Niederschlag mit Alkohol gewaschen. ‘Auf Zusatz von Was-
ser schied sich aus der sehr unangenehm nach Mercaptan
riechenden Flüssigkeit ein ölartiger Körper aus, der durch
einen Scheidetrichter getrennt wurde.
Die wässrige noch Alkohol enthaltende Flüssigkeit
wurde der Destillation unterworfen, wobei sich bald noch
mehr des Oels ausschied, welches wiederum durch den
Scheidetrichter gesondert wurde, und dieselbe Operation
noch einmal wiederholt. n
Die bei diesen Destillationen übergegangene Flüssig-
keit reagirte stark sauer. Sie wurde mit Barythydrat über-
sättigt, der überschüssige Baryt durch Kohlensäure ent-
fernt, und die wässrige Flüssigkeit verdunstet. Der abge-
schiedene kohlensaure Baryt enthielt noch etwas des Baryt-
salzes der neuen Säure. Er wurde daher mit vielem Was-
ser ausgekocht, und die beiden erhaltenen klaren Lösungen
des Barytsalzes im Wasserbade verdunstet. Dabei schied
sich namentlich auf der Oberfläche der Flüssigkeit eine
klebrige, schmierige, weisse Substanz aus, welche nachdem
sie im Wasserbade vom Wasser vollkommen befreit und
dadurch erhärtet war, sich als der reine: amoxacetsaure
Baryt auswies. Dieses Salz ist nicht krystallisirbar. Selbst
wenn seine alkoholische Lösung (auch in Alkohol ist es
245
löslich) allmälich an der Luft verdunstet, so kann an dem
Rückstand kaum krystallinische Structur entdeckt werden.
Die Analysen desselben lieferten folgende Zahlen:
I II II TV berechnet
Kohlenstoff —. 383,95 — 39,05 39,34 14 C
wässerstf — 612 — 6,01 609 ısH
Sauerstoff a Ne 1:17 STEREO
Baryterde 35,75 35,89 35,72 35,77 85,83: 1 BaO
100 100 100
. Hiernach ist die Formel des amoxacetsauren Ba-
ryts C!?H1?0°--BaO und die des Hydrats der Amoxatsäure =
C'*H1305--H0, oder ihre rationelle Formel der der Methox-
acetsäure analog gleich:
a
cıog11
H
Die ölige Flüssigkeit, welche sich bei der Destillation
der alkoholhaltigen wässerigen Lösung der durch Schwe-
felwasserstoff aus dem Zinksalz abgeschiedenen freien Säure
ausgeschieden hatte, wurde mit Aether geschüttelt; die
ätherische Lösung von der darunter befindlichen wässrigen
getrennt, mit Thierkohle behandelt, und der Aether abde-
stillirt. Der Rückstand war immer noch gelbbraun gefärbt.
Er wurde unter der Luftpumpe neben Schwefelsäure ver-
dunstet, wobei die ölartige Substanz nicht fest wurde.
Darauf unterwarf ich sie der Destillation. Nun ging zuerst
noch etwas Wasser über. Dann stieg der Kochpunkt all-
mälig bis er bei 235° constant wurde. Bei 2350°—240° C.
ging der grösste Theil der Flüssigkeit über. Zwischen
diesen Temperaturen liegt also ohne Zweifel der Kochpunkt
der reinen Amoxacetsäure.
Das gewonnene Destillat war entschieden noch nicht
ganz rein. Es hatte einen schwachen Fruchtgeruch. Wahr-
scheinlich hatte sich etwas des Amoxacetsäureäthers da-
durch gebildet, dass die Zersetzung des Zinksalzes durch
Schwefelwasserstoff numin einer alkoholhaltigen Flüssigkeit
geschehen konnte.
So dargestellt bildet die Amoxacetsäure ein gelblich ge-
färbtes, nicht gerade dünnflüssiges Liquidum, das sich in
02.
246
vielem Wasser löst, aber mit wenig Wasser gemischt auf
demselben schwimmt, indem es selbst etwas Wasser auf-
nimmt. Mit Alkohol und Aether ist es in jedem Verhält-
niss mischbar. Auf dem Platinlöffel an der Luft erhitzt
entzünden sich seine Dämpfe und brennen mit leuchtender
aber nicht russender Flamme ohne Rückstand zu lassen?
Aus dieser destillirten Amoxacetsäure habe ich das
Kali- und Natronsalz dargestellt, indem ich sie theils mit
kohlensaurem, theils mit kaustischem Alkali übersättigte,
im letzteren Falle mit Kohlensäure behandelte, im Wasser-
bade zur Trockne brachte und nun mit absolutem Alkohol
auszog. Beim Verdunsten dieses Lösungsmittels bleiben
diese Salze zurück. Beide sind sehr leicht in Wasser und
auch in Alkohol löslich. Ersteres bildet keine Krystalle,
sondern trocknet zu einem dicken Syrup ein, der nach län-
gerem Stehen an der Luft endlich zu einer wawellitartig
strahlig krystallinischen Masse gesteht. Das Kalisalz das
bei allmäligem Verdunsten seiner wässrigen Lösung über
Schwefelsäure in Form einer nadelig krystallinischen Masse
zurückbleibt, benutzte ich zu folgenden Reactionsversuchen.
Mit schwefelsaurer Talkerde giebt eine concen-
trirte Lösung desselben einen geringen flockigen Niederschlag
der weder durch Zusatz von Salmiaklösung noch durch
Kochen der Mischung verschwindet, dadurch aber feinkör- .
nige Beschaffenheit annimmt. Selbst unter dem Mikroskop
erscheint dieser Niederschlag völlig strueturlos. —
Chlorcalcium erzeugt darin einen dicken, weissen
Niederschlag, der pulverig und kaum krystallinisch erscheint,
in der Hitze aber zusammen klebt. Die Flüssigkeit setzt
beim Erkalten nur wenig des Salzes in fester Form ab.
Schwefelsaures Eisenoxydul schlägt das amox-
acetsaure Kali im ersten Moment mit weisser Farbe,nieder.
Der Niederschlag wird aber bald gelblich. Kocht man dann
die Flüssigkeit, so ballt er zu einer braunen klebrigen Masse
zusammen. Beim Erkalten der koehenden Lösung schei-
den sich kleine kugelige Körnchen»aus.
Schwefelsaures Manganoxydul erzeugt darin
einen weissen Niederschlag, der sich zu ölartigen, dickflüs-
sigen Tropfen vereinigt. Im Kochen löst sich dieser Nie-
247
derschlag nicht auf, und beim Erkalten der Lösung setzen
sich keine Krystalle ab, wohl aber eine kleine Menge eines
flockigen bräunlichen Niederschlags, der unter dem Mikros-
kop vollkommen amorph erscheint und wohl aus Mangan-
oxydhydrat besteht.
| Kupferehlorid fällt die concentrirte Lösung des
amoxacetsauren Kalis bläulich-weiss. Der Niederschlag er-
scheint pulverig und fliesst beim Kochen mit vielem Was-
ser nicht vollständig zu einer Flüssigkeit zusammen, ver-
einigt sich aber zu zusammengeballten Massen. Die er-
kaltende Lösung setzt voluminöse, feine, blass blad€ Nadeln
ab, die unter dem Mikroskop leicht als etwas platt gedrückte,
prismatische Krystalle erkannt werden können, die durch
mehrere Flächen zugespitzt sind.
Auch Quecksilberchlorid fällt die sie des
genannten Salzes, aber mit weisser Farbe. In der Kälte
entsteht nur eine Trübung. Kocht man die Mischung dann,
so bildet sich ein Niederschlag, der sich nach einiger Zeit
noch vermehrt und ein weisses kaum krystallinisches Pul-
ver bildet.
Hiernach scheint das Kupfersalz besonders geeignet,
um die Amoxacetsäure im reinen Zustande darzustellen.
Man braucht nur die durch Einwirkung von Monochlores-
sigsäure auf Natriumamylat gewonnene Masse zuerst, wie
oben erwähnt, von dem Amylalkohol zu befreien, sie dann
in Wasser zu lösen und mit Kupferchlorid zu fällen.. Den
ausgepressten Niederschlag hat man nur durch Kochen mit
vielem Wasser und Filtriren der kochenden Lösung umzu-
krystallisiren,: und dann durch eine Säure zu zersetzen,
wobei sieh die Amoxacetsäure ölartig abscheiden muss.
Die analoge Bildungsweise der beschriebenen neuen
Säuren, und derjenigen Säure, welche bei Einwirkung von
Wasser auf monochloressigsaure Salze entsteht, liess ver-
‘ muthen, dass sie alle Glieder einer homologen Reihe sein,
daher auch analoge Eigenschaften besitzen möchten. Dann
musste auch die letztere eine flüchtige Säure sein. In die-
sem Falle war es, wenn nicht gewiss, so doch wenigstens
äusserst wahrscheinlich, dass sie mit der durch Einwirkung
von salpetriger Säure auf Glycocoll entstehenden Glycol-
248
säure, mit der sie gleiche Zusammensetzung besitzt, nicht
identisch ist, in welchem Falle ihr der Name Oxacetsäure,
den ich vorläufig für die aus der Monochloressigsäure ge-
bildete Säure von der Formel C*H?05 anwenden will, zukom-
men würde.
Denn unter den Eigenschaften der Glycolsäure. ist
nirgends die Destillirbarkeit erwähnt. Freilich wird: andrer-
seits auch nirgends behauptet, sie sei nicht destillirbar.
Doch sollte man glauben, dass bei der Art der Versuche,
welche mit derselben angestellt worden sind, ihre Flüch-
tigkeit @hmösglich verborgen geblieben sein könnte, wenn
sie wirklich destillirbar wäre.
Um das Verhalten der Oxacetsäure bei erhöhter Tem-
peratur zu studiren, löste ich zunächst 16,5 Grm. Mono-
chloressigsäure in Wasser auf und fügte eine Lösung von
9,25 Grm. geglühten kohlensauren Natrons in Wasser hinzu.
Die Mischung reagirte, als sie bei gelinder Wärme von der
freigewordenen Kohlensäure befreit worden war, vollkommen
neutral.
Die so erhaltene Lösung wurde unter stetem Ersatz
des verdunsteten Wassers 12 Stunden lang der Destillation
unterworfen. Das Destillat, welches erhalten wurde, bevor
noch die Temperatur der kochenden Flüssigkeit den Koch-
punkt des Wassers wesentlich überstieg, reagirte stark sauer.
Als die Destillation so lange fortgesetzt worden war, dass
die kochende Flüssigkeit etwa die Temperatur von 102° C.
besass, wurde die Retorte in ein Bad kochender concen-
trirter Chlornatriumlösung gebracht, und dadurch das Was-
ser möglichst entfernt. Dabei setzten sich siemlich grosse
Chlornatriumkrystalle ab, von denen die Säure durch eine
Mischung von absolutem Alkohol und Aether befreit wurde.
Die ätherische Lösung wurde nach Zusatz von Wasser durch
Destillation im Wasserbade von dem Aether befreit, und
von Neuem der Destillation über freien Feuer zunächst so
lange, als die Temperatur der kochenden Flüssigkeit nicht
wesentlich über 100°C. gestiegen war, unterworfen.
Das so gewonnene wässrige Destillat, das, wie zuerst,
stark sauer reagirte, ward jenem ersten Destillate beige-
fügt, die Mischung mit Barythydrat schwach übersättigt,
249
durch Kohlensäure von dem geringen Ueberschuss des letz-
teren befreit, und dann verdunstet. Der Rückstand kry-
stallisirte nicht leicht. Er enthielt reichlich Chlor. Um
das Salz davon zu befreien, löste ich es in wenig heissen
Wassers, und mischte so viel heissen Alkohols hinzu, dass
in der Hitze die Lösung eben noch klar blieb. Die beim
Erkalten entstandenen Krystalle wurden noch zweimal auf
dieselbe Weise umkrystallisirt und waren .nie frei von Chlor.
Die Analyse dieses Salzes führte zu folgenden Zahlen:
gefunden berechnet
Kohlenstoff 16,61 16,73 4C
Wasserstoff 2,24 2,09 3H
Sauerstoff 237.97 27,87 50
Baryterde 53,18 53,31 1 BaO.
00 100
Das Salz ist also oxacetsaurer Baryt, und die Oxacet-
säure ist mit den Wasserdämpfen flüchtig.
Der Theil der Oxacetsäure, welcher in der Retorte zu-
rückblieb, als der Kochpunkt der Flüssigkeit auf 110° C.
gestiegen war, wurde der ferneren Destillation über freiem
Feuer unterworfen. Dabei stieg der Kochpunkt stetig, bis
selbst über 280°0C. Gegen das Ende der Destillation ent-
. wickelten sich dabei nach gebranntem Zucker riechende
Dämpfe. Das Destillat war braun, mischte sich mit Wasser
zu einer nur wenig trüben Flüssigkeit. Diese wurde filtrirt,
mit Barythydrat schwach übersättigt, durch Kohlensäure
vom überschüssigen Barythydrat befreit und durch Ver-
dunsten zur Krystallisation gebracht. Die erhaltenen Kry-
stalle waren denen vollkommen gleich, die in ähnlicher
Weise aus der mit den Wasserdämpfen destillirten, so wie
aus der nicht destillirten Oxacetsäure erhalten wurden. Sie
wurden auf ähnliche Weise, wie jene vom Chlorbaryum
befreit.
Die Analyse der reinen Krystalle führte zu folgenden
Zahlen:
gefunden berechnet
Kohlenstoff 16,76 16,73” 4C
Wasserstoff 2,15 . 2,09 3H
Sauerstoff 27,91 21,31 50
Baryterde 53,18 53,31 1B
100°: 100
ao
950
Hiernach wird die bei höherer Temperatur destillirte
Säure bei Sättigung mit Baryterde wieder in oxacetsaure
Baryterde übergeführt. Es ist aber noch nicht bewiesen,
dass sie unzersetzt flüchtig ist. Denn das Destillat konnte
das Anhydrid der Oxacetsäure enthalten, das durch Wasser
wieder in das Hydrat verwandelt sein konnte. Dafür spricht,
dass bei der Destillation der Säure die Temperatur stetig
stieg und zwar weit über den Kochpunkt der Meth- und
Aethoxacetsäure.
Um hierüber ganz ins Klare zu kommen, beschloss
ich die Oxacetsäure in grösserer Menge und in ganz rei-
nem Zustande darzustellen. Den Vorgang bei dieser Neu-
darstellung beschreibe ich ausführlich, weil ich bei Gele-
genheit derselben noch eine neue mit der Aepfelsäure -
isomere, daher wohl am besten Paraäpfelsäure zu nen-
nende Säure entdeckt habe. ‘Die mit dieser Säure ange-
stellten Versuche werde ich zuerst beschreiben und dann
erst zu denen übergehen, welche ich ausgeführt habe, um
über die Destillirbarkeit des Oxacetsäurehydrates Gewiss-
heit zu erlangen, aus welchen sich übrigens ergiebt, dass
es in der That nicht ohne Zersetzung flüchtig ist, wenn
es für sich der Destillation unterworfen wird. Eine grös-
sere Menge (etwa 90 Grammen) Monochloressigsäure
löste ich in Wasser, kochte die Lösung, nachdem ein Ue-
berschuss an kaustischem Natron hinzugefügt worden war,
anhaltend und dampfte sie endlich bis nahe zur Trockne
ein. Aus der Lösung des Rückstandes in Wasser, die mit
Salzsäure genau neutralisirt worden war, wurde nun durch ,
allmäliges Verdunsten das herauskrystallisirende Chlorna-
trium entfernt. Die restirende Lösung mit 120 Grm. vor-
her mit: etwas Wasser gemischten Schwefelsäurehydrats
versetzt, und nun absoluter Alkohol hinzugefügt. Unge-
löst blieb schwefelsaures Natron.
Das alkoholische Filtrat wurde nun mit Barytwasser
schwach übersättigt, und durch die Mischung Kohlensäure
geleitet. Nach Entfernung der überschüssigen Kohlensäure
wurde filtrirt und der Niederschlag ausgewaschen, was je-
doch selbst mit vielem Wasser nicht vollkommen gelang.
Das Filtrat enthielt stets noch Baryt und schwärzte sich in
251
der Hitze. Auch enthielt der Rückstand auf dem Filtrum
noch merkliche Mengen organischer Substanz.
Oftenbar war neben einem leicht in Wasser löslichen
Barytsälz noch ein darin schwer lösliches entstanden. Um
dieses möglichst von jenem zu trennen, dampfte ich die
wässrige Lösung des Barytsalzes zur Trockne ein, und
extrahirte, was zurückblieb, mit möglichst wenig kaltem
Wasser, wobei ich eine Lösung erhielt, auf die ich später
zurückkommen werde. Der hierbei bleibende Rückstand
wurde mit etwas Wasser gewaschen, mit dem zuerst er-
haltenen, der noch kohlensauren und schwefelsauren Baryt
enthielt, vereinigt und mit einer Mischung von kohlensau-
rem und kaustischem Ammoniak gekocht. Die von dem
nun nur noch sehr geringe Spuren organischer Substanz
enthaltenden unlöslichen Rückstande abfiltrirte Flüssigkeit
war braun gefärbt, und hinterliess beim Veräunsten im
Wasserbade ein krystallinisches Salz, das stark sauer rea-
girte, nicht ganz leicht löslich in Wasser war, und beim
Erkalten der heissen concentrirten Lösung in ziemlich gros-
sen prismatischen Krystallen anschoss.. Durch mehrmali-
ges Umkrystallisiren dieses Salzes und Reinigung mittelst
Thierkohle gelang es, die färbende Substanz ganz zu ent-
fernen.
Bei der Analyse dieses Salzes erhielt ich folgende
Resultate:
I DB berechnet
Kohlenstoff 32,16 32,08 31,79 sc
Wasserstoff 5,97 6,03 - 5,96 9H
Stickstoff 9.23 9,23 9,27 IN
Sauerstoff 52.64:.4.,52,664.6.,.59.99, 10.0
100 100 100
Die Formel für das analysirte Salz ist also C®H50°’+
(NH%)O und die des reinen Säurehydrats C3H60"°,
Um mich von der Richtigkeit dieser Formel zu über-
zeugen, stellte ich das Barytsalz dadurch dar, dass ich das
saure Ammoniaksalz in wässriger Lösung mit Ammoniak
neutralisirte, so aber, dass die Lösung noch schwach sauer
reagirte, worauf ich sie kalt durch Chlorbaryum präeipitirte.
Der weisse, unter dem Mikroskop prismatisch krystallinisch
252
erscheinende Niederschlag wurde mit Wasser gewaschen,
und an der Luft getrocknet. Bei der Analyse erhielt ich
folgende Zahlen:
I I berechnet
Kohlenstoff — 17,78 17,84 8C
Wasserstoff _— 1.34, 1,49 '4H
Sauerstoff — 24,16 23,19 80
Baryterde 56,79 56,49 56,88 2 BaO
100 100
In dem krystallisirten, lufttrocknen Salze fanden sich
drei -Aequivalente Wasser. Gefunden wurden 9,58 —9,39
Proc. Die Rechnung nach der Formel C®H?Ba?0:1°-+3H0
verlangt 9,12 Proc. Wasser.
Als ich dasselbe Salz in der Kochhitze noch einmal
präeipitirte, bildete sich der Niederschlag erst allmälich.
Es entstanden deshalb auch deutlicher ausgebildete Kry-
stalle, die aber immer nur noch durch das Mikroskop er-
kennbar waren. Sie erschienen unter demselben als flache
Prismen, die mit einem Winkel von 107 —108° zugespitzt
waren.
Die Analyse dieser Krystalle führte zu folgenden Zahlen:
I U _ berechnet
Kohlenstoff 16,39 16,43 16,73 8C
Wasserstoff 2,16 2,14 2,09 6H
Sauerstoff DB Tl DB: IB TB Te
Baryterde 52,74 53,15 53,31 2 BaO
100 100 100
Man sieht, dass dieses heiss gefällte Salz eine andere
Zusammensetzung besitzt, als das zuerst dargestellte. Es
ist dem oxacetsauren Baryt gleich zusammengesetzt, unter-
scheidet sich aber davon durch seine Schwerlöslichkeit in
Wasser. .
Um nun zu versuchen, ob wirklich, wieich vermuthete,
durch Einwirkung der Kochhitze die Bildung dieses Salzes
bedingt sei, musste ich, da mir von dem Ammoniaksalz
nichts mehr zu Gebote stand, den Rest des Barytsalzes in
dieses zurückverwandeln. Ich kochte es deshalb mit koh-
lensaurem Ammoniak und Ammoniak, filtrirte und dampfte
die Lösung so weit ein, bis sie schwach sauer reagirte,
253
Zu der erkalteten Lösung setzte ich nun Chlorbaryumlösung,
filtrirte den sich nach einiger Zeit bildenden Niederschlag
ab, wusch ihn aus, presste und trocknete ihn an der Luft.
0,3328 Grm. des so gewonnenen Salzes, das so lange
an der Luft gelegen hatte, bis es nicht mehr an Gewicht
abnahm, wurden bei einer zuletzt bis 140°C. gesteigerten
Temperatur getrocknet, wobei sie 0,0069 Grm. an Gewicht
verloren d.h. 2,07 Proc. Beim Glühen der restirenden
0,3256 Grm. trockner Substanz blieben 0,2256 Grm. koh-
lensaure Baryterde zurück, entsprechend 0,1752 Grm. oder
53,16 Proc. Baryterde.
Man sieht hieraus, dass in der That ein Theil wenig-
stens des nun ‚gewonnenen Barytsalzes wieder in die bei
110° —140°C. 3 Atome Krystallwasser abgebende Verbin-
dung übergegangen war. In der That muss, wenn man
annimmt, dass das untersuchte Salz ein Gemisch beider
Barytsalze wäre und soviel des zuletzt erwähnten enthielte,
dass dadurch der in der Wärme beobachtete Gewichtsver-
lust von 2,07 Proc. erklärt wird, das getrocknete Salz 54,04
Proc. Baryterde enthalten. Die geringe Differenz von 0,28
Proc. ist abgesehen von dem unvermeidlichen Versuchsfeh-
ler auch dadurch erklärlich, dass das lufttrockne Salz ohne
Zweifel noch hygroscopische Feuchtigkeit enthalten hatte.
Wahrscheinlich hätte ich bei diesem Versuch das drei
Atome Wasser enthaltende Salz rein erhalten, wenn ich vor
der Fällung des Barytsalzes das saure Ammoniaksalz im
festen Zustande dargestellt hätte, leider musste ich hiemit
die Versuche mit dieser Substanz vorläufig abbrechen, weil
die Gesammtmenge des mir zu Gebote: stehenden Materials
durch dieselben eonsumirt war. Sie ergeben bis jetzt nur
mit Sicherheit, dass bei der Einwirkung von überschüs-
siger Natronlösung auf Monochloressigsäure neben Oxacet-
säure noch eine kleine Menge einer andern Säure entsteht
die mit Baryt ein äusserst schwer lösliches neutrales und
mit Ammoniak ein ebenfalls ziemlich schwerlösliches sau-
res Salz bildet. Die Zusammensetzung des letzteren ist
die des sauren äpfelsauren Ammoniaks C°H’(NH*%)01% von
dem es sich aber. durch seine viel geringere Löslichkeit
1860. XV. 18
254
unterscheidet. Während nämlich nach Pasteur ?) 100 Theile
Wasser bei 15°,7 C. 32,15 Theile sauren äpfelsauren Ammo-
niaks lösen, nehmen 100 Theile Wasser yon dem sauren
moniaksalze der neuen Säure bei 16°C. nur 3,08 — 3,44
Theile auf.
Die Krystalle des Salzes erscheinen als rhombische
Prismen mit so starker Abstumpfung der scharfen Seiten-
kanten, dass sie ein fast tafelartiges Ansehen bekommen.
Als Endigung haben sie eine schiefe Endfläche, die unter
einem Winkel von etwa 120° auf die stumpfe Seitenkante
- gerade aufgesetzt erscheint.
Auch die Eigenschaften des Barytsalzes der neuen
Säure weichen von denen des äpfelsauren Baryts sehr ab.
Während dieses in kaltem Wasser sehr leicht löslich ist,
durch Kochen wasserfrei wird, und sich, da es als solches
unlöslich ist, niederschlägt, ist das Barytsalz der neuen
Säure, selbst wenn: es noch Krystallwasser enthält, sehr
schwer löslich. In kochendem Wasser löst es sich etwas
mehr auf, und scheidet sich beim Erkalten der kochenden
Lösung in kleinen Krystallen aus.
Wegen der gleichen Zusammensetzung der neuen
Säure mit der Apfelsäure dürfte der Name Paraäpfel-
säure für sie der passendste sein.
Ich kehre nun zu der Lösung des oxacetsauren Ba-
ryts zurück, welche von dem, nicht in Wasser löslichen,
paraäpfelsaurem Baryt abfiltrirt worden war. Diese Lösung
wurde nochmals zur Trockne gebracht. Bei Lösung des
Rückstandes in Wasser blieb noch eine Spur eines nicht
löslichen Körpers. Nach der Filtration wurde die Flüssig-
keit nochmals bis zu einem geringen Volum verdunstet,
und noch heiss mit etwas Alkohol versetzt. Beim Erkalten
zeigte sich eine geringe flockige Trübung, die nochmals
durch Filtration entfernt wurde. Bei Zusatz von noch mehr
heissen Alkohols zu dem heissen Filtrat trübte sich die
Flüssigkeit sehr stark, und ein syrupartiger Bodensatz schied
sich aus. Als aber noch etwas heisses Wasser hinzuge-
setzt wurde, so dass sich die Flüssigkeit in der Wärme
2) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 82, 8. 331.
255
wieder klärte, so setzten sich beim Erkalten kleine keilför-
“ mige Krystalle ab, die denen der aus der destillirten Oxa-
cetsäure erhaltenen vollkommen glichen. Die Analyse der-
selben führte zu folgenden Zahlen:
gefunden berechnet
Kohlenstoff 16,53 16,783 4C
Wasserstoff 2,24 2,09 3H
Sauerstoff 28,05 27,87 50
Baryterde 53,18 53,31 1 BaO
100 100
Um nun aus diesem Salze die reine Oxacetsäure zu
gewinnen, löste ich es in Wasser, setzte so viel Schwefel-
säure hinzu, dass eine kleine Menge des Salzes noch un-
zersetzt blieb, und dampfte die Mischung im Wasserbade
zur Trockne ein. Den Rückstand versetzte ich mit einigen
Tropfen absoluten Alkohols, worin sich die Oxacetsäure
leicht löste, worauf Aether hinzugesetzt wurde. Die ätheri-
sche Lösung liess ich an der Luft verdunsten, worauf die
rückständige syrupartige Flüssigkeit im Vacuum neben
Schwefelsäure der gänzlichen Austrocknung überlassen wurde.
Dabei gestand sie endlich zu einer farblosen, krystallinischen
Masse. Die Oxacetsäure ist also, wie die Glycolsäure, wenn
sie möglichst von Wasser befreit ist, fest. Sie zerfliesst
wie diese an feuchter Luft.
Von dieser festen Oxacetsäure brachte ich etwas in
ein Platinschiffehen und mit diesem sofort in ein durch ein
Luftbad bis 21000, erhitztes Glasrohr, durch welches ein
‚langsamer Strom trockner Kohlensäure geleitet wurde. In
dem kälteren Ende desselben setzten sich sofort Flüssig-
keitströpfchen ab, die sauer reagirten und schmeckten, aber
beim Erkalten nicht fest wurden. Nachdem diese Erhitzung
mehrere Stunden gedauert hatte, und nicht mehr merkliche
Mengen eines Destillates sichtlich waren, wurde der Pro-
zess unterbrochen. Das Schiffehen enthielt eine feste un-
krystallinische, gummiartige, etwas geschwärzte Substanz,
während in der Umgebung derselben an den Glaswänden
sich ein dünner, 'blumig. krystallinischer Ueberzug zeigte.
Das Rohr liess ich ‘an der Luft liegen, wobei die feste
Substanz nicht merklich Wasser anzog, das Schiffchen aber
18*
256
brachte ich in ein neues Rohr, worin ich es ebenfalls im
Kohlensäurestrom längere Zeit bis 250 —280°C. erhitzte.
Dabei destillirte eine an kühleren Stellen erstarrende gelb-
lich gefärbte Flüssigkeit über, welche nach dem Erkalten
des Rohrs fast ihrer ganzen Masse nach fest wurde. Die-
ser Körper bildet grosse blättrige Krystalle, die sich in
kaltem Wasser nicht gerade schnell, aber doch in einiger
Menge lösen. Alkohol dagegen, so wie Aether lösen sie
noch viel langsamer, und endlich bleibt stets ein kleiner
darin nicht löslicher Rückstand. Durch Kochen wird die
Lösung des in diesen Flüssigkeiten löslichen Theils be-
schleunigt. Bis jetzt. habe ich die Zusammensetzung die-
ses festen Körpers ( wahrscheinlich Glycolid C*H?O*) noch
nicht ermittelt. Ich behalte mir dies für eine spätere Ar-
beit vor.
In dem Schiffehen blieb eine bedeutende Menge koh--
liger Substanz zurück, die jedoch bei stärkerer Bitze noch
ferner Destillationsproducte lieferte.
Aus den Resultaten dieses Versuchs geht hervor, dass
die Oxacetsäure, die wie ich früher nachgewiesen habe,
mit den Wasserdämpfen etwas flüchtig ist, doch nicht, ‚wenn
kein Wasser zugegen ist, ohne Zersetzung destillirt wer-
den kann, selbst wenn man die Erhitzung mit grösster
Vorsicht einleitet, und den Zutritt des Sauerstoffs dabei
vollkommen vermeidet. Sie verhält sich in diesem Punkt
der Milchsäure ganz analog.
Ein anderer Versuch den ich anstellte, um mich über
die Identität oder Nichtidentität der Oxacetsäure und Gly-,
colsäure zu unterrichten war folgender.
Ich mischte eine Lösung von oxacetsaurem Baryt all-
mälig mit so viel einer Zinkvitriollösung, dass die von dem
gebildeten schwefelsauren Baryt abfiltrirte Flüssigkeit we-
der mit Schwefelsäure noch mit einem Barytsalz einen
Niederschlag gab, und liess durch Verdunsten krystallisiren.
Das gewonnene oxacetsaure Zinksalz benutzte ich zu einer
Wasser- und Zinkoxydbestimmung, so wie zu Versuchen,
die Löslichkeit des Salzes im Wasser: zu ermitteln.
Nach der Analyse ist die EIER des Sal-
zes folgende:
257
gefunden berechnet
Oxacetsäure (wasserfrei) 53,42 53,38 1 C?H30°
Zinkoxyd 32,06 32,23 1 ZnO
Wasser 14,52 14,34 2HO
100 100
Das Zinksalz der Oxacetsäure ist also ganz so zu-
sammengesetzt, wie nach Socoloff und Strecker!) das gly-
colsaure Zinkoxyd.
Auch die Eigenschaften, welche dieser ihm beilegt,
habe ich an dem oxacetsaurem Zinkoxyd wiedergefunden.
Es gleicht sehr dem milchsauren Zinkoxyd, und bildet
kleine, farblose, durchsichtige Säulen, welche sich stern-
förmig um verschiedene Punkte gruppiren. In Alkohol
löst es sich nicht, in kaltem Wasser nur schwer, in heissem
aber leicht auf. Nach Socoloff und Strecker löst sich das
glycolsaure Zinkoxyd bei 20°C., in 33 Theilen Wasser auf.
Ich fand dass das oxacetsaure Zinkoxyd bei 10° 34,1 Theil
Wasser zur Lösung bedarf. Die Uebereinstimmung kann
nicht vollkommener sein.
Die Eigenschaften des Oxacetsäurehydrats stimmen
mit denen des Glycolsäurehydrats so weit sie bekannt sind,
ganz überein. Ich fand nur, dass jene in absolutem
Aether nicht in jedem Verhältniss löslich ist. Zu den Ver-
suchen von Socoloff und Strecker, nach denen die Glycol-
säure diese Eigenschaft haben soll, mag wohl alkoholaltiger
Aether gedient haben. Ihre Salze geben mit keinem Me-
tallsalze Niederschläge, ausser mit salpetersaurem Silber-
oxyd, wenn beide Lösungen concentrirt angewendet werden
und mit basisch essigsauren Bleioxyd, oder auch mit dem
neutralen Bleisalz, wenn man zu der Mischung überschüs-
siges Ammoniak hinzusetzt. Die von mir dargestellten
Salze der Oxacetsäure kommen, so weit ich sie bis jetzt
untersucht habe, und soweit die Eigenschaften der ent-
sprechenden glycolsauren Salze bekannt sind, mit diesen
letzteren ebenfalls vollkommen überein. Die einzige Diffe-
renz, die ich gefunden habe, ist die, dass der oxacetsaure
Baryt in der Hitze sich sofort aufbläht und zersetzt wird,
?) Annalen der Chem. u. Pharm. Bd, 80, S. 39.
258
während der glycolsaure Baryt nach Socoloff und Strecker
vorher zu einer vollkommen klaren Flüssigkeit schmilzt.
Dieser Unterschied, der vielleicht in der verschiedenen Art
der Anstellung des Versuchs begründet sein kann, scheint
mir nicht gewichtig genug, um bei im Uebrigen so voll-
kommener Uebereinstimmung des Hydrats und der Salze
der beiden Säuren gegen die Identität derselben zu zeugen,
und bestätigen also meine Versuche die Angabe von Ke-
kule vollkommen, dass die bei Zersetzung der Monochlor-
essigsäure durch Alkalien erhaltene Säure mit der Glycol-
säure identisch ist.
Eine andere Frage aber ist die, welcher homologen
Reihe die Glycolsäure oder Oxacetsäure angehört, ob der
der Milchsäure, oder der Methoxacetsäure, oder ob sie
vielleicht das Anfangsglied beider Reihen ist. Meine Ver-
suche über diesen Gegenstand sind noch nicht beendet.
Der Umstand, dass die Oxacetsäure ganz auf analoge Weise
gebildet wird, wie die Meth-, Aeth- Am- etc. oxacetsäure
spricht entschieden dafür, dass sie mit diesen Säuren eine
homologe Reihe bildet. Dagegen spricht aber, dass sie im
Hydratzustande nicht destillirbar ist. Der Milchsäure da-
gegen wird die Glycolsäure durch die Eigenschaften ih-
rer-Salze namentlich des Kalk- und Zinksalzes so wie da-
durch näher gestellt, als der Methoxacetsäure, dass sie eben
so wenig wie die Milchsäure als Hydrat unzersetzt destil-
lirbar ist, wohl aber, wie diese, sich etwas mit den Was-
serdämpfen verflüchtigt. Es schien mir daher wichtig zu
untersuchen, ob die Oxacetsäure auch die Eigenschaft der
Milchsäure besitzt, durch Erhitzen mit Benzoäsäure in eine
Doppelsäure überzugehen. Dass. Glycolsäure aus der aus
dem Glycocoll darstellbaren Benzoglycolsäure durch Zer-
setzung entsteht, ist zwar nachgewiesen, nicht aber, dass
diese aus der Glycolsäure wieder erzeugt werden kann.
Meine bisherigen Versuche verneinen das letztere. Vielleicht
aber war die Temperatur (190° C.), bei welcher ich Benzo£-
säure auf Glycolsäure einwirken liess, nieht hoch genug,
um die Bildung der Benzoglycolsäure zu bewerkstelligen.
Ich behalte mir vor, die Resultate meiner Versuche über die-
sen Gegenstand, sobald sie vollendet sind, zu veröffentlichen.
259
%
Aus den Resultaten der vorstehenden Versuchsreihe
folgt, dass sich der Monochloressigsäure gegenüber, die
eigentlichen Alkohole genau ebenso verhälten, wie das Was-
ser. Sie erzeugen mit ihr unter dem Einfluss von Alkalien
Verbindungen, die saure Eigenschaften haben, und sich an
die Essigsäurereihe aufs Engste anschliessen, von der sie
sich in der Zusammensetzung nur dadurch unterscheiden,
dass sie zwei Atome Sauerstoff mehr enthalten. Ihre all-
gemeine Formel ist C’H"0°. Ihre Bildungsweise kann durch
die Gleichung C*(H3E1)0*--0x(Hr+!Na)O?=EINa-+ C"HEn+0®
ausgedrückt worden. Durch den Versuch ist zwar nur die
Existenz von drei Säuren dieser Reihe dargethan worden.
Indessen ist es keinem Zweifel unterworfen, dass demselben
Zersetzungsprocess auch die übrigen Alkohole dieser Reihe
unterliegen müssen, und dass demnach, so viel Alkohole
der Reihe CrHr+?0? existiren, so viele Säuren der Reihe
C2H»0$ werden dargestellt werden können.
Wie bei der Essigsäurereihe, so ist es auch bei dieser
Säurereihe von grossem Interesse, einen Zusammenhang
zwischen der Zusammensetzung und den physikalischen und
chemischen Eigenschaften der Glieder derselben nachzuwei-
sen und namentlich zu untersuchen, ob die beiden Säure-
reihen hierin correspondiren, oder wesentlich von einander
abweichen. Meine Kenntniss der reinen Hydrate der Säu-
ren ist bisjetzt noch zu unvollkommen, um hierüber sichern
Aufschluss zu geben. Jedenfalls hat die Amoxacetsäure
einen höhern Kochpunkt als die Methoxacetsäure, indessen
der der freilich noch nicht ganz reinen Aethoxacetsäure
schien etwas niedriger zu sein, als der der Methoxacetsäure.
Fernere Untersuchungen sind nothwendig, um diese Ver-
hältnisse vollkommen aufzuklären.
Einwirkung des Natriumphenylats auf Mono-
chloressigsäure (Bildung der Phenoxacetsäure.):
Der Nachweiß, dass die Reihe der eigentlichen Alkohole
in Form der Natriumalkoholate auf die Monochloressigsäure
wirkend zur Bildung neuer organischer Säuren und von
260
Chlornatrium Anlass geben, liess einen ähnlichen. Einfluss
der übrigen Alkoholreihen auf dieselbe erwarten. Um diese
Vermuthung zur Gewissheit zu erheben, habe ich Natrium-
phenylat der Einwirkung der Monochloressigsäure ausgesetzt, °
und dabei ebenfalls die Bildung von Chlornatrium und einer
neuen Säure beobachtet.
In 200 Grm. Phenylalkohol brachte ich 14,5 Grm. Na-
trium, welches namentlich beim Erhitzen eine sehr lebhafte
Gasentwicklung veranlasste. Nachdem. alles Natrium. ver-
schwunden war, liess ich die Flüssigkeit erkalten, die .da-
durch fest wurde, und sich, wo sie- mit der Luft in Berüh-
rung war, bräunte. Zu dieser Masse brachte ich 23 Grm.
Monochloressigsäure und erwärmte die Mischung anfangs
gelinde, endlich längere Zeit bis zu 150°C. Hierbei ent-
stand eine sehr dunkelbraun gefärbte Lösung, aus der sich
nur wenig eines gelblichen Pulvers ausschied. Als.die Lö-
sung erkaltete, wurde sie dickflüssig, endlich fest.
Diese Masse wurde mit Wasser geschüttelt, die wäss-
rige Lösung reagirte ‚alkalisch. . Eine Probe derselben hin-
terlässt auf dem Platinblech vorsichtig verdunstet einen
weissen Rückstand, der bei stärkerem Erhitzen violet,
dann wieder weiss wurde, endlich sich schwärzte und
zuletzt in der Glühhitze wieder weiss brannte. .Die wäss-
rige Lösung, welche ich bis jetzt allein untersucht habe,
versetzte ich mit Chlorwasserstoffsäure. Die braune öl-
ähnliche Flüssigkeit, welche sich ausschied, wurde mit Was-
ser gewaschen, und die wässrige Lösung verdunstet, wobei
sich beim Erkalten derselben theils ein Oel theils lange na-
delförmige Krystalle ausschieden. Diese Operation. wurde
so lange wiederholt, .als.sich noch Oel oder Krystalle ab-
schieden, Diese wurden von. der wässrigen Flüssigkeit ge-
trennt und mit Wasser gewaschen. In der wässrigen Lö-
sung blieb endlich fast nur Chlornatrium mit der über-
schüssigen Salzsäure.
Die als Oel abgeschiedene Substanz wurde nach län-
gerer Zeit krystallinisch und fest. Deshalb vereinigte ich
die Gesammtmenge derselben mit den Krystallen und da
ich die Beobachtung gemacht hatte, dass eine heisse wäss-
rige Lösung derselben nicht Krystalle, sondern nur ölartige
261
Substanz absetzte, so schüttelte ich sie mit lauwarmem
Wasser so oft, bis das vom Nichtgelösten getrennte Wasser
nach vollkommenem Erkalten im Keller keine Krystalle mehr
absetzte. Dabei blieb ein brauner, theerartiger Rückstand,
der sich in dem lauwarmen Wasser nicht mehr oder nur
unwesentlich löste.
Die auf diese Weise erhaltenen Krystalle nebst denen,
welche sich nach dem Verdunsten der davon getrennten
wässrigen Lösungen beim Erkalten absetzten, wurden noch-
mals in derselben Weise umkrystallisirt.
Sie bildeten lange, sehr dünne, seidenglänzende Na-
deln, die ich in der Sonne zu trocknen suchte, wobei ein
Theil derselben schmolz. Beim Erstarren der geschmolze-
nen Krystalle gestehen sie krystallinisch. In warmem Was-
ser,schmelzen sie zu einem farblosen in Wasser untersin-
kenden Oel. Die Analysen dieser Krystalle lehrten, dass
sie nicht eine einfache Substanz, sondern ein Gemisch wa-
ren. Sie führten zu folgenden Zahlen:
‘ I I II IV Mittel berechnet
Kohlenstoff — 64,30 64,30 64,02 64,21 64,15 17 C
Wasserstoff 5,79 5,81 5,73 564 5,74 566 9H
Sauerstoff — 29,89 29,97 30,3& 30,05 30,19 6 ©.
Der Analogie nach sollte die Zusammensetzung der Phe-
noxacetsäure, der Säure, welche durch Einwirkung des
reinen Natriumphenylats auf Monochloressigsäure erhalten
wird, gleich C!6H30® sein. Sie hätte dann nur 63,16 Proc.
Kohlenstoff und 5,2€ Proc. Wasserstoff liefern müssen.
Zunächst fällt in die Augen, dass bei den Versuchen
gerade ein Aequivalent Wasserstoff und ein Aequivalent
Kohlenstoff mehr gefunden worden ist, als die Theorie ver-
langt. Es war daher zu erwarten, dass die Substanz, wel-
che der Phenoxacetsäure beigemengt war, mit ihr homolog
und an Kohlenstoff und Wasserstoff reicher sein möchte.
Enthielt der zu dem Versuch benutzte Phenylalkohol
(C123602) noch Benzalkohol (C1%H302) beigemengt und wird
die Natriumverbindung. eines solchen 'Gemisches der Ein-
wirkung von Monochloressigsäure ausgesetzt, so muss ne-
n
262
ben Chlornatrium ein Gemisch von Phenoxäcetsäure (C1°H80®)
mit Benzoxacetsäure (C!°H100®) entstehen.
Hiernach würde die von mir untersuchte Säure ein
Gemisch von nahe zu gleichen Aequivalenten dieser bei-
den Säuren sein können. Dies mit Bestimmtheit nachzu-
weisen, waren aber noch fernere Versuche erforderlich, die
in dem Folgenden beschrieben werden sollen, die aber nicht
das erwartete Resultat lieferten.
Phenoxacetsaures Natron.
Zunächst suchte ich das neutrale Natronsalz dieser
Säure darzustellen. Zu. dem Ende übersättigte ich sie
schwach mit kohlensaurem Natron, dampfte die Lösung im
' Wasserbade bis zur Trockne ein, und zog den Rückstand
mit absolutem Alkohol kochend aus. Die filtrirte Alkohol-
lösung gestand beim Erkalten zu einer weissen Masse, die
aus sehr langen, aber so feinen Nadeln bestand, dass sie
bei 150 maliger Vergrösserung nur Haarstärke besassen.
Die Alkohollösung setzte beim Verdunsten noch mehr die-
ses Salzes. ab.
Um mich über die Reinheit dieser verschiedenen Kry-
stallisationen des Natronsalzes zu informiren, habe ich den
Natrongehalt der ersten und der letzten derselben bestimmt.
Er war in beiden Fällen ganz gleich und der Formel C16$'0°
—-NaO entsprechend. Diese verlangt 17,82 Proc. Natron.
Gefunden wurden 17,65 und 17,70 Proc.
Hiernach ist das so gewonnene Natronsalz, so weit
es krystallisirt werden konnte, reines phenoxacetsaures Salz.
Die Elementaranalysen des daraus dargestellten Silbersalzes
die ich sogleich anführen werde, weisen dies noch entschie-
dener nach. Als ich die letzte Mutterlauge durch Verdun-
sten von Alkohol befreite und den unbedeutenden Rück-
stand in wenig-Wasser brachte, entstand aber eine milchige
Flüssigkeit, in der unter dem Mikroskop deutlich Oeltropfen .
erkannt werden konnten. Die Menge derselben war nur
gering. Sie sind ohne Zweifel die Substanz, welche es
veranlasst hat, dass das Hydrat der Phenoxacetsäure bei
der Analyse einen zu hohen Kohlenstoff- und Wasserstöffge-
halt ergeben hat. Wahrscheinlich bestehen sie aus einem
Kohlenwasserstoff, der’ wohl auch in dem Rückstande ent-
263
>
halten sein mag, der bei Behandlung der rohen Phenoxacet-
säure mit warmem Wasser zurück geblieben war.
Das phenoxacetsaure Natron ist in Wasser und heis-
sem Alkohol leicht löslich, in kaltem Alkohol aber nur schwer,
und krystallisirt ‘beim Erkalten der heissen Alkohollösung
in sehr langen, äusserst zarten Nadeln, die die Flüssigkeit
erstarren machen, indem sie ein Netzwerk bilden, in dessen
Maschen die Flüssigkeit Platz findet. Diese Nadeln 'schei-
nen noch ein Atom Wasser zu enthalten. Damit stimmt
der bei dem ersten so eben erwähnten quantitativen Ver-
such beim Troknen erhaltene Gewichtsverlust vollkommen
überein. Bei dem zweiten Versuch ist die gefundene Was-
sermenge etwas zu gering, wohl deshalb, weil das Salz,
wenn es lange Zeit an der Luft liegt, das Krystallwasser
allmälig abgiebt.
Nach obigen Analysen besteht das wasserhaltige Salz aus:
I I berechnet
Phenoxacetsäure (wasserfrei) 78,29 79,24 78,14 C1°H705
Natron 16,78 17,04 16,94 NaO
Wasser 4,93 3,72 .492 HO
100° 7720077100
Die Formel dieses Salzes scheint daher zu sein (C!®
#’0°’+NaO +HO.
Die wässrige Lösung des phenoxacetsauren Natrons
giebt mit salpetersaurem Silberoxyd einen in Was-
ser höchst schwer löslichen Niederschlag, der aus heissem
Wasser krystallisirt äusserst feine, .concentrisch gruppirte
Nadeln bildet. —
Durch essigsaures Bleioxyd entsteht darin ein
starker, weisser Niederschlag, der in kochendem Wasser
schmilzt. Die davon abfiltrirte heisse Lösung trübt sich
beim Erkalten. Die Trübung wird durch äusserst feine’
Körnchen oder Kügelchen des phenoxacetsauren Bleioxyds
“ gebildet.
Salpetersaures Quecksilberoxydul erzeugt in
verdünnten Lösungen des phenoxacetsauren Natrons eine
starke weisse Fällung, welche in der Kochhitze nicht ver-
schwindet. Der Niederschlag wird aber dadurch nz
Er schmilzt nicht in kochendem Wasser.
Kupferchlorid bewirkt in verdünnten Lösungen
264
desselben anfangs keine Trübung. Nach längerer Zeit schei-
den sich microskopisch kleine, schön blaue, prismatische
Krystallchen aus, die oft auch tafelartig erscheinen. In con-
gentrirterer Lösung entsteht der Niederschlag sogleich.
Phenoxacetsaures Silberoxyd.
Um mich von der Reinheit des gewonnenen Natron-
salzes noch bestimmter zu überzeugen, fällte ich das phe-
noxacetsaure Natron fractionirt durch salpetersaures Silber-
oxyd»aus der kochenden Lösung, um dadurch grössere,
leicht auswaschbaren Krystallchen zu erhalten. Bei der
ersten und zweiten Fällung entstanden feine flache prisma-
tische Krystalle, deren Form nicht näher ermittelt werden
könnte. Bei der dritten und letzten Fällung bildeten sich
die Krystallchen erst nach vollständigem Erkalten. Sie er-
schienen hier nun von etwas bedeutenderer Grösse. _ Indes-
sen unter dem Mikroskop sah man doch auch hier nur
Prismen, deren Form nicht näher erkannt werden konnte,
weil sie der Länge nach gestreift erschienen und ihre En-
den nicht ausgebildet waren. Jeder einzelne Krystall er-
schien wie ein Convolut ihrer Längsachse parallel an ein-
ander gelegter Nadeln. Diese Krystalle waren meist um
einen Punkt concentrisch gruppirt. Oft sah man auch an.
einem Krystall mehrere Punkte, von denen aus eine grös-
sere oder kleinere Zahl Krystalle strahlenförmig ausgingen.
Von diesen Silbersalzniederschlägen habe ich den er-
sten und dritten der Analyse unterworfen. Die Resultate
derselben stimmen so vollkommen mit einander überein,
dass daran nicht gezweifelt werden kann, dass beide gleich
zusammengesetzt sind. Auffallend ist nur auch hier wieder,
dass der Kohlenstoffgehalt hier freilich nur um 0,2 Proc.
höher ausgefallen ist, als die Rechnung verlangt. Wahr-
scheinlich war auch diesem Salze eine freilich nur sehr
unbedeutende Menge jenes ölartigen Körpers beigemengt.
Die analytisch gewonnenen Resultate sind folgende:
I U II IV berechnet
Kohlenstoff — 37,28 _ 31,28 SLDn. u
Wasserstoff — 2,84 at 2,86 2,70 7H
Sauerstoff — 18,48 —_ 18,41 18,53 60
Silber 41,58 41,40. 41,68 41,45 41,70 1 Ag
100 100 100
265
Das phenoxacetsaure Silberoxyd schmilzt in der Hitze,
nachdem es sich schwach gebräunt hat. Seine Formel ist
CAHTO5+AgO.
Phenoxacetsaures Kupferoxyd.
Die Eigenschaft dieses Salzes, leicht, wenn auch nur
in sehr kleinen Krystallen anzuschiessen, benutzte ich zu
einem zweiten Versuche, um die Annahme, das früher von
mir analysirte Hydrat der Phenoxacetsäure sei ein Gemisch
dieser Säure mit Benzoxacetsäure gewesen, zu widerlegen.
Zu dem Ende neutralisirte ich den aus 7 Grammen
bestehenden Rest dieser Säure, der nicht. in das Natron-
salz übergeführt worden war, mit Ammoniak, uhd setzte
zu der sehr verdünnten Lösung des gebildeten Ammoniak-
salzes 4,7 Grm. krystallisirten, neutralen, essigsauren Ku-
pferoxydes. Nach dem Erkalten der heissen Mischung setzte
sich das Salz in Form kleiner, prismatischer Krystalle von
himmelblauer Farbe ab, die durch Waschen mit etwas Was-
ser gereinigt wurden.
Bei der Analyse des lufttroeknen Salzes zeigte sich,
dass sie nicht ganz reines phenoxacetsaures Kupferoxyd
sein konnten. Sie enthielten zu wenig Kupferoxyd und zu
viel Kohlenstoff.
Die Zusammensetzung des Salzes war folgende:
I IV V berechnet
Kohlenstoff — 53,18 52,98 52,55 16 C
Wasserstoff — 4,18 4,14 3,83 7H
Sauerstoff‘ — _ —_ 21,90 50
Kupferoxyd 21,39 — —_ 1024,72 1 CuO
100
Besser stimmen die Wasserbestimmungen mit der For-
mel C!°H705--CuO +2HO überein, die einen Wassergehalt’
von 8,97 Proc. erfordert während 8,80 bis 9,06 Proc. ge-
funden wurden.
Da ich bemerkt hatte, dass die Mischung von essig-
saurem Kupferoxyd mit dem phenoxacetsauren Ammoniak
beim Kochen merklich sauer geworden war, so konnte der
Ueberschuss an Kohlenstoff und Wasserstoff und der Ver-
lust an Kupferoxyd auch dadurch bedingt gewesen sein,
dass dem Kupfersalz sich das Hydrat der Säure beigemengt
266
hatte. Deshalb übergoss ich es mit Aether, durch welchen
der früher beobachtete ölartige Körper, der etwa beigemengt
sein konnte, ebenfalls gelöst werden musste. Der Aether
färbte sich dadurch blau. Ich wusch das Salz mit Aether
aus. Beim Verdunsten der Lösung blieb in der That ein
Rückstand der in Wasser gelöst diesem eine intensiv saure
Reaction ertheilte, auch im Wasserbade erhitzt den Geruch
sich langsam verflüchtigender Phenoxacetsäure ausstiess:
Das so gewaschene Salz besass wirklich die Zusammense-
tzung des reinen phenoxacetsauren Kupferoxydes, wie fol-
gende analytische Resultate ausweisen:
I II berechnet
Kohlenstoff — 52,61 52,58 : 16.C
Wasserstoff — 4,06 3,83 7H
Sauerstoff — 21,96 21,90 5 0
Kupferoxyd 21,62 21,37 21,69 1 Cuo
100 100
Dass wirklich das bei der ersten Krystallisation ge-
wonnene Salz durch Phenoxacetsäure verunreinigt war, er-
giebt sich auch daraus, dass, als die von diesem getrennte
wässrige Lösung weiter eingedampft und dann sofort mit
Ammoniak möglichst genau neutralisirt wurde, ein blaues
Salz anschoss, das mit Wasser gewaschen sofort vollkom-
men rein war, wie folgende analytische Resultate beweisen:
gefunden berechnet
Kohlenstoff 52,38 52,58 16 €
Wasserstoff 4,00 3,83 7H
Sauerstoff 22,19 21,90 50
Kupferoxyd 21,43 21,69 1 CuO
100 100
Nach diesen letzten Analysen besteht das reine kry-
stallisirte phenoxacetsaure Kupferoxyd aus:
I 1 II berechnet
Phenoxacetsäure (wasserfrei) 71,37 71,70 71,53 71,27 C!°H80°
Kupferoxyd 19,69 19,49 19,51 19,76 CuO
Wasser 8,94 8,81 8,96 8,97 2HO
i 100 100 100 100
Das so gewonnene phenoxacetsaure Kupferoxyd bildet
schön blaue prismatische ‚oft auch tafelförmige mikroskopi-
267
sehe Krystalle. An den Enden sind die Prismen durch
mehrere Flächen zugespitzt, die auf den Prismenflächen
gerade aufgesetzt erscheinen. In Wasser sind sie sehr we-
nig löslich, so dass wenn sie einmal ausgeschieden sind,
sie sich selbst in kochenden Wasser nur sehr unbedeutend
lösen, so dass sie dadurch nicht wohl umkrystallisirt wer-
den können. In der Wärme schmelzen sie nicht in ihrem
Krystallwasser. Ist aber dieses erst abgegeben und erhitzt
man die dadurch schön grün gewordenen Krystalle stärker,
so schmelzen sie unter Schwärzung. Die Formel dieses
Salzes ist C1CH’0° + CuO 4 2H0.
Endlich stellte ich auf folgende Weise den phenox-
acetsauren Baryt dar. Die Säure wurde mit Barythy-
dratlösung übersättigt, Kohlensäure durch die Mischung
geleitet und diese dann von Neuem im Wasserbade vom
Wasser befreit. Den Rückstand kochte ich nun mit vielem
Wasser aus und liess die Lösung erkalten. Dabei schied
sich der schwer lösliche, farblose phenoxacetsaure Baryt
zum Theil aus. Da die Lösung ziemlich verdünnt war, so
bildeten sich bei der ersten Krystallisation ausserordentlich
grosse, aber sehr dünne blättrige Krystalle, deren Form
wegen ihrer Zerbrechlichkeit nicht ermittelt werden konnte.
Unter den Krystallblättern waren so grosse, dass eins da-
von die. ganze Flüssigkeit in zwei Hälften schied. Durch
nochmaliges Verdunsten der Lösung schieden sich ‘noch
mehr Krystalle aus, Ich habe die der ersten Krystallisa-
tion einer Elementaranalyse unterworfen, und die der letz-
ten zu einer Wasser und Barytbestimmung benutzt, wobei
ich folgende Zahlen erhielt:
I II berechnet
Kohlenstoff 43,68 — 43,74 16 C
Wasserstoff 3,22 — 3,19 7H
Sauerstoff 17,95 — 18,22 50
Baryterde 35,15 35,04 34,85 1 BaO
100 100
Das wasserhaltige Salz aber besteht aus:
I II berechnet
Phenoxacetsäure (wasserfrei) 57,76 57,86 58,0” C!°E'05
Baryterde 31,29 31,21 31,04 BaO
Wasser 10,95 10,93 10,95 3HO
100 100 100
-
268
Die Formel für dieses Salz ist daher C16E105 + BaO
+ 3HO.
Nach diesen Versuchen ist also der Grund, weshalb
bei der Elementaranalyse der Phenoxacetsäure mehr Koh-
lenstoff und Wasserstoff, als der Formel C16H®°0®$ entspricht
nicht in einer Beimengung von Benzoxacetsäure, sondern
von einem ölartigen kohlenstoffreichen Körper zu suchen.
will man aus einem oder dem andern der nach den
angegebenen Methoden rein dargestellten Salzen die Phen-
oxacetsäure in reinem Zustande abscheiden, so braucht man
sie nur mit einer Säure am besten Salzsäure zu zersetzen,
wobei sich die Säure, wenn nicht zu viel Wasser zugegen
ist, da sie darin schwer löslich ist, ausscheidet. Fällt man
die Säure in der Wärme, so sondert sie sich als ein Oel ab.
In der Kälte wird die Lösung der phenoxacetsauren Salze
zuerst milchig und schüttelt man dann die Mischung, so
bilden sich krystallinische Flocken, die aus kleinen, flachen
Nadeln bestehen. Die Säure ist sehr leicht schmelzbar.
Schon in der Sonnenwärme wird sie flüssig. Erhitzt man
sie anhaltend im Wasserbade und zwar so, dass die Schale,
worin sie sich befindet mit einem Papier bedeckt ist, so
setzt sich, wenn dieses kalt genug ist, die Säure in nadel-
förmigen Krystallchen an die Innenseite des Papiers an.
In kaltem Wasser ist sie schwer löslich. 100 Theile Was-
ser lösen etwas mehr als einen Theil auf.
Aus den vorstehenden Versuchen ergiebt sich dass bei
Einwirkung derMonochloressigsäure aufNatriumphenylat ganz
auf dieselbe Weise eine neue Säure entsteht, wie bei Einwir-
kung derselben auf die Natriumalkoholate des Methyls, Aethyls
und Amyls. Auch hier entsteht Chlornatrium und die Reste
beider Moleküle vereinigen sich eben zu der neuen Säure.
Ihre empirische Formel C!16H830% kann analog denen der
C?H?0? \o2
Meth-, Aeth-, Amoxacetsäure in dierationele (C!?H° e r
umgeformt werden. Es ist nicht zu bezweifeln, dass der
Benzalkohol auf dieselbe Weise zur Bildung von Benzoxacet-
säure Anlass geben wird.. ‚Man kennt aber schon eine Säure,
die höchst wahrscheinlich mit der Phenoxacetsäure homolog
269
ist. Es ist dies die von Gerland !) entdeckte Oxybenzo£&-
säure, die vielleicht zu der Benzo@säure in demselben Ver-
hältniss steht, wie die Aethoxacetsäure zur Buttersäure.
Dann würde sie verglichen mit der Phenoxacetsäure das
zunächst niedrige Glied der neuen Säurereihe sein. Ihre
ä C:H202)
rationelle Formel wäre dann: cap) O 08. Möglich aber
auch dass sie sich zur Benzo@säure so verhält, wie die Oxa-
cetsäure zur Essigsäure. Dann würde die rationelle For-
C#HRO?)o 2
H(
mel folgende sein: ‘H 0° 02 In diesem Falle wäre
sie der Phenoxacetsäure nicht homolog. Welche dieser bei-
den Ansichten die en ist, lässt sich bis jetzt nicht _
entscheiden.
Weniger scheint mir die Annahme, dass die Phenox-
acetsäure der Salycylsäure homolog sei, welche bekanntlich
mit der Oxybenzo&säure isomer ist.
So viel aber steht fest, dass in der Phenoxacetsäure
entweder das erste Glied einer neuen Säurereihe, oder das
zweite Glied der Reihe derjenigen Säure entdeckt ist, wel-
che Gerland unter den Namen Oxybenzinsäure beschrieben hat.
Dass sich Alkohole der Methyl- und Phenylreihe, so
wie anderer Reihen, die schon bekannt sind, oder die noch
werden aufgefunden werden, falls man annehmen darf, was
ich nicht bezweifle, dass sie sämmtlich dem Natriumäthy-
late ete. entsprechende Natriumverbindungen zu bilden im
Stande sind, zu der Monochloressigsäure auf eine ähnliche
Weise verhalten werden, wie der Methyl-, Aethyl-, Amyl
und Phenylalkohol, ist mit Bestimmtheit vorauszusehen.
Diese Reaction ist daher noch eine reiche Fundgrube für
die Erzeugung neuer organischer Körper.
2) Ann. der Chem. und Pharm. Bd. 91 S. 185.
XV. 1860. 19
0
Ueber das Wallross
von
Steenstrup u. Sundevall.
(Uebersetzt a. d. Öfversigt afK. V.A. Förhandl. 1859, No.10, S.441 ff.)
Hr. Steenstrup hatte in einem Briefe, dat. Kiel 30.
Juli, dem Hrn. Sundevall seine auf genaue Untersuchun-
gen gegründete Ansicht vom Affinitäts-Verhalten des Wall-
rosses zu den übrigen Säugethieren mitgetheilt, welche dem
“ Letztern ein neues Licht über die Verwandtschaften und
die naturgemässe Classification der von Ansehen eigenthüm-
lichen und von anderen Thieren abweichenden Phoecinen
zu verbreiten scheinen und in hohem Grade für die Wis-
senschaft berücksichtigt zu werden verdienen. Hr. Steenstrup
äussert nämlich: „.... über das Verhalten des Wallrosses,
Odobaenus, zu den Seehunden.“ „Dieses Thier ist doch
offenbar keine wegen des Verhaltens der Stosszähne von
der Gruppe der Seehunde abweichende Form, sondern eben
ein Verbindungsglied zwischen dieser und den Mustelinen,
und danächst gar kein Uebergang von den ersteren zu die-
sen letzteren, sondern gerade von den Ottern (Lutra) gegen
die Seehundsfamilie. Indem ich Glied für Glied den Ske-
letbau, vom Cranium an, die Wirbelsäule hindurch bis zu
den Gliedmassen betrachte und ebenfalls Stück für Stück
die Lebensweise und die anatomischen Verhältnisse durch-
mustere, vermag ich zu keinem andern Resultate zu ge-
langen, als dass das Wallross nicht weiter (wenn noch so
weit) von Enhydris abstehe, als dieses von Lutra und dass
beide mit Lutra eine zusammenhängende natürliche Abthei-
lung der Mustelinen oder die s. g. Vermiformia, ausmachen.
Ich glaube auch, dass Reinhardt ganz einig darin mit mir
ist, Odobaenus (oder Odontobaenus) mit Enhydris zusam-
men zu bringen.
Veranlasst durch diese Aeusserung hatte Hr. Sunde-
vall die ausgestopften Exemplare und die Skelette ver-
verglichen, welche sich im Stockholmer Reichsmuseum von
Phocinen und verwandten Thieren nebst Mustelinen befin-
den, und konnte nach dieser Vergleichung nicht umhin, den
Ansichten Steenstrup’s beizupflichten, nur mit einer klei-
. 271
nen Modification, nach welcher auch die Gattungen Phoca
und Otaria in dieselbe Reihe naheverwandter Thierformen
aufgenommen würden und ein Bruch in dieser Series, wenn
auch artificiell, zwischen Lutra und Enhydris in Ueberein-
stimmung mit der Lebensweise und der Bildung der hinte-
ren Extremitäten, wie aus dem nachfolgenden Schema zu
ersehen ist, gemacht würde. j
® Was erstens die systematische Benennung betrifft, so
hatHr. Steenstrup unläugbar Recht, wenn eran dieser Stelle den
gemeinhin gebräuchlichen Namen Trichechus verwirft,
welcher von Artedi einem s. g. grasfressenden Wallthiere
ohne Hinterfüsse gegeben worden ist, das jetzt Manatus
genannt zu werden pflegt, welches aber seinen rechten,
alten Namen behalten musst. Es ist ausserdem früher
bemerkt worden, dass der Ausdruck Trichechus (haartra-
gend, behaart) nur für ein Thier bezeichnend sein kann,
welches einer Ordnung angehört, deren andere Arten haarlos
zu sein pflegen, wie die Wallthiere, aber nicht für Phocinen.
Geschieht diese Berichtigung, so muss auch das Wallross
seinen rechten und alten systematischen Namen wieder er-
halten, Wir wollen es also hier, nach Steenstrup’s Vor-
gang, Odobaenus nennen ?).
1) Dieser ist dadurch unrichtig angewandt worden, dass Linne,
welcher zuerst (1735) das Wallross ganz richtig als eine eigne Gat-
tung, Odobaenus, aufführte und es nachher zur Gattung Phoca
stellte, welches sich auch verantworten liess, schliesslich, im Systema
Nat., ed. XII, aber den grossen Fehler beging, es in die Gattung Tri-
chechus (,„Trichechus Rosmarus“) zu bringen. — Aber Linne’s
Nachfolger, welche zwar def Trich. Rosmarus, aber durchaus nicht den
rechten Trichechus (Tr. Manatus L.) kannten, begingen den fernern
Fehler, den erstern als den Typus der Gattung zu betrachten. Cu-
vier, welcher den Fehlgriff erkannte (S. Tabl. elem. u. Regne anim.),
versäumte, ihn zu berichtigen. Wir müssen es also jetzt thun.
2) Am besten möchte es sein, den Namen so zu lassen, wie er
ist, wenn gleich auch seine Bedeutung nicht ganz deutlich ist. Die
Ableitung ist nicht angegeben worden; aber er kann nur von odovg,
ovros, Zahn, gemacht sein, in welchem Falle der Name, wie Steen-
strup vorgeschlagen hat, Odontobaenus geschrieben werden müsste,
d. i. mit Hülfe der Zähne gehend, welches hier richtig sein könnte,
— oder von ödos, Weg, wo es dann Hodobaenus heissen müsste,
(ein Meerthier, welches doch auf einem Wege gehen könnte), oder
von ovdog, Erde, Erdboden, dann also Udobaenus zu schreiben wäre,
195
By
272
In Betreff der Verwandtschaft des Thieres und dem
aus dieser folgenden Platze desselben im Systeme hat Ref.
Steenstrup’s Angabe völlig bestätigt gefunden, dass es
ein Zwischenglied zwischen Enhydris und Phoca ausmäche,
dass es mehrere deutliche Züge von der Form der Muste-
linen darbiete und sonach deutlich Phoca mit diesen Thie-
ren vereinige. Man bekommt hierdurch eine ununterbro-
chene Formenreihe von den am höchsten ausgebildeten, im
Walde lebenden Mustelinen bis zu den bloss im Meere le-.
benden Seehunden so: Gulo, Martes, Mustela, Lutra, Enhy-
dris, Odobaenus, Phoca; in welcher Reihe jede zwei nahe-
stehende Gattungen einander allzu nahe zu stehen scheinen,
als sie in verschiedene Familien trennen zu dürfen, und
wo somit jede Vertheilung artificiell zu sein scheint. Auch
die Gattung Phoca stimmt so nahe mit den übrigen über-
ein, dass sie nicht abgesondert werden kann oder darf, son-
dern als das letzte Glied in der Reihe der Mustelaartigen
. Raubthiere aufgeführt werden muss. Dies ergiebt sich be-
sonders, wenn die Gattung Otaria mit in die Vergleichung
gezogen wird, welches hier geschehen konnte, da das Reichs-
museum in Stockholm sechs Skelette und vier ausgestopfte
Exemplare dieser Gattung besitzt. Otaria ist wie Odobae-
nus eine Form, welche sehr nahe an Phoca steht und eine
etwas höhere Ausbildung erhalten hat, welches aus der
weiter unten folgenden kurzen Beschreibung einiger ihrer
Theile ersichtlich sein wird. Verschiedene derselben sind
deutlich höher ausgebildet, als bei Odobaenus (wie der
ganze Kopf), andere sind niedriger und denen bei Phoca
ähnlicher (wie das Becken und die Hinterfüsse). Die Rippen
haben die mehr gebogene Form angenommen, welche sie
bei Odobaenus und allen danach folgenden Mustelinen be-
sitzen, mit kürzeren Knorpeln, wie bei diesen. Obgleich
aber die höher ausgebildeten Theile (z. B. der Kopf mit
dem Auge, der Unterkiefer, der. Proc. postorbitalis) frei-
lich einen bestimmteren Charakter der Raubthier-Ordnung,
selbst der Mustelinenfamilie, angenommen haben, so nähern
'sie sieh doch in der Form irgend einer gewissen Gattung
unter diesen nicht, sondern Otaria gleicht einem Seitenaus-
schuss in der Formenreihe, ausgehend von: Phoca und ste=
273
hend neben Odobaenus, Von Phoca gehen sonach zwei
höhere Fortsetzungen (Otaria und Odobaenus) aus, welche
beide sich den Mustelinen nähern, sich einander aber sehr
unähnlich sind, und von denen die eine, Odobaenus,
durch Enhydris, Lutra u. s, w., die andere, Otaria, dage-
gen, zwischen diesen drei Gattungen (Phoca, Otaria und
Odobaenus) ist ein solches, dass keines derselben von der
Gruppe ausgeschlossen werden kann, welche die übrigen
‚beiden in sich fasst. Wenn demnach Odobaenus als ein
Mitglied der Mustelinenreihe betrachtet wird, so müssen
die beiden anderen ebenfalls dahin gerechnet werden. —
Die Verwandtschaft zwischen Phoca und den Musteli-
nen scheint ferner durch einige eigene Formverhältnisse
bestätigt zu werden, welche sich bei beiden finden, bei den
angeführten Zwischenformen aber fehlen. Z. B. das kleine
Aderloch durch einen grössern Höcker an der. Innenseite
des Humerus beim Condylus internus, welches ziemlich
bezeichnend für die Mustelinen ist, findet sich ganz eben
so wieder bei Phoca, obgleich Höcker sowohl, als Loch, bei
Odobaenus und Otaria fehlen. Bei der Katzengattung fin-
den sie sich auch, haben aber dort eine etwas verschiedene.
Lage und Bildung. Ebenso besitzen die Zähne bei den
eigentlichen Phocae eine deutlicher ausgedrückte Raubthier-
zähne-Form, als bei den nahestehenden Gattungen.
Um in der Kürze alle oben erwähnte Gattungen ver-
gleichen zu können, stellen wir sie auf folgende Weise
zusammen: BR
1. Terrestres vel Litorales.
podio postico brevi, non versatili, rotundato: digito quinto
breviore quam quarto. L
Digiti antici et postici subaequales; omnes cute laxa,
plerumque pilosa, plus minusve juncti. Solea calcatoria
(nuda, calloso-rugosa). Rhinarium nudum, prominulum.
a. (Melinae) crassiusculae, depressiusculae, perfectius plan-
tigradae. — Digiti antici plerumque fortiores et ungui-
bus majoribus armati. Auriculae latae, rotundatae (saepe
vellere suboccultatae vel, in Lipoto, plica obsoleta reprae-
sentatae.) — Meles, Lipotus, Galictis, Mephitis etc.
b. (Mustelinae) digitigradae: pulvillis tantum calcatorüs.
274
— Digiti antiei et postici aequales. Auriculaelatae, sem-
per prominulae. Cauda longa.. — letonyx; Gulo;
Martes; Mustela (erminea, Putorius, Lutreola; haec
fere aquatica, illae minime aquam fugientes).
ec. (Lutrinae) auriculis angustius oblongis, parvis (oculo
parum majoribus). — Digiti postiei anticis paullo longio-
res. Membrana interdigitos subnuda (saepe non magna).
Cauda basi satis crassa. — Species lacustres vel marinae,
litorales.
Lutra, cauda tereti, rhinario toto nudo digitisque 3
et 4 aequalibus (ut in plerisque praecedentium). — Ao-
nyz s. d. tantum unguibus parvis differt.
Pterura, cauda marginata. Rhinarium limbo tantum
nudum. Digiti quartus, antice posticeque, ceteris longior.
Digiti postici adhuc paullo longiores, quam in Lutris pro-
priis. — Typus: „Pteronura Sambachi“* Gray. —- Lutra
Fortasse etiam L. platensis Wat. huic afl.?
2. Pelagicae
podio longo, pinniformi (a talo ad apicem digitorum capitis
longitudini subaequali), versatili.
Digitus podii, vel primus (hallux), vel quintus, ceteris
longior et crassior. Totum podium (posticum) ita versatile,
ut in pede, solito modo insistente, digiti vel antrorsum, vel
retr., ad libitum vertantur; vel etiam podium, in pede re-
trorsum extenso, non minus pronum (solea terrae insistente),
quam supinum -(solea sursum versa) flecti potest. Quod
rotatione libera in junctura tarsi fit. In mammalibus reliquis
haec junctura firmior, astragalo inter malleolos arcte incluso,
fere tantum flectionem et extensionem admittit, pede igitur
retrorsum extenso solea non nisi sursum spectante. Ss. p. —
Tuber calcanei eandem ob rationem in pelagieis parvum,
appressum, in terrestribus eminentius. —
a.Enhydris digitis postieis gradatis: quinto ceteris longiore
et crassiore, primo brevissimo. — Pedes antiei toti, auri-
culae et rhinarium ut in Lutra formati (scapula, olecrano,
radio, digitis). — Enhydris vitae ratione potius cum se-
quentibus quam cum superioribus convenit. — E. ma-
rina Stell. Wagn. Mustela L. Phoca Pall.
275
b. Odobaenus Lin. Syst. Nat. ed. I, 1735. — Phoca Ros-
marus Lin. ed. X; — Trichechus Rosm. Lin. ed. XII et rec.
(nee Trichechus Artedi et Linn. ed. I—X, qui idem
est ac Manatus; vet., Illig., Cuvier 1817, sed cum Hali-
eore Ill. confusus). — O. Rosmarus.
Digitus posticus quintus ceteris paulo longior et multo
erassior; primus longitudine aequalis mediis, eis vero robu-
stior. — Manicula phocina, digitis paulo longioribus, sed
in animali ambulante, ob carpum versatilem, retroversa.
° — Auriculae nullae et rhinarium phocinum. — Solea
in pedibus omnibus. calcatoria,
ec. Otaria, pedibus anticis maximis: digito primo longis-
simo digitis posticislongiore. Maniculahaec maxima pinna-
rum instar retroversa, digitis, ut in Phoca, conjunctis. —
Auriculae parvae et rhin. lutrina. — Solea ut in praece-
dentibus omnibus calcatoria.
d. Phoca, auriculis nullis; solea pedum omnium pilosa,
nulla parte calcatoria.
(Die den vorstehenden Diagnosen hinzugefügten anatomischen
Beschreibungen und einige anderweitige Bemerkungen lassen wir hier
füglich weg, da sie eben wie jene in lateinischer Sprache abgefasst
sind und daher im Originale nachgelesen werden können.) Creplin.
Ueber den Kohlenstoff in den Urgebirgsgesteinen
von
G. Suckow.
In welchem Grade sich der Kohlenstoff an der Zu-
sammensetzung der Urgebirgsgesteine betheiligt, dies er-
giebt sich nicht allein aus dem Vorkommen des den Glim-
mer häufig stellvertretenden Graphites, sondern auch aus
.dem Umstande, dass an zahlreichen Orten Schwedens der
Asphalt den Gneus, das er denselben namentlich zu Dan-
nemora in einer Tiefe von 90 Lachter begleitet, zum Theil
in Quarz, in Form kleiner Kugeln eingewachsen ist!), dass
5 !) Ueber dieses häufige Vorkommen des Asphaltes im Schwe-
dischen Urgebirge vergl. Hisinger’s Versuch einer mineralogischen
276
der im Gneus-Granite zu Kararfvet bei Fahlun vorkommende
Pyrorthit 31,41 proCt. ‘Kohle enthält‘) und dass der im
Gotthardter und anderwärts verbreiteten Urgebirgsgesteinen
auftretende Rauchtopas (Morion) den in ihm feinvertheilten
Kohlenstoffe seine rauch- und nelkenbraune Färbung ver-
dankt?), dass endlich der Diamant ursprünglich nicht im
Geröllgesteine (im Cascalho), sondern im Urschiefergesteine
im Itacolumite, gerade so, wie der Talkspath im Chlorit-
und Talkschiefer, sich eingewachsen findet).
Und gerade hierin scheint eine interessante Andeutung
dafür gegeben zu sein, das solcher Kohlenstoff weder mittel-
bar noch unmittelbar als ein Produkt der Pflanzen oder
animalischen Körper zu betrachten ist, sondern dass seine
Bildung vielmehr auf eine von organischen Körpern ganz
unabhängige Weise vor sich gegangen sein dürfte.
In der That vereinigen sich manche Umstände zu
Gunsten einer solchen Ansicht, wenn man namentlich be-
denkt, dass den unbekannten Tiefen des Erdinnern ebenso-
wohl das kohlenstoffreiche und zwar in hundert Theilen
aus 85,5 Kohlenstoff und 14,5 Wasserstoff bestehende Dop-
peltkohlenwasserstoffgas (— CH?) als auch das Kohlen-
. säuregas und noch so manche andere Gasart heiss entrinnt.
So wie sich nun unleugbar behaupten lässt, dass der im
Geographie von Schweden. Aus der Handschrift übersetzt von Fr.
Wöhler, Leipzig, 1826, S. 58, 65, 75, 82, 107, 108, 140, 149, 178,
187 und 197.
ı) Vergl. Berzelius’s Mittheilungen in den Afhandl. i. Fysik,
Kemie och Mineralogie. V, S. 54.)
2) Die durchs Glühen verschwindenden Farbennüancen dieses
Minerales erinnern ganz an die der Schwefelsäure durch den aus der
Sauerstoff- und Wasserstoffverbindung abgeschiedenen Kohlenstoff ve-
getabilischer Körper verursachte Färbung sowie an das gelblichbraune
Flaschenglas, dessen Farbe in den Glashütten des Thüringer Waldes
dadurch bewerkstelligt wird, dass man der flüssigen Glasmasse Zwet-
schenkerne zufügt und zur Vermeidung einer Verbrennung resp.“
Oxydation des darin enthaltenen Kohlenstoffes während seiner Ver-
theilung durch die ganze Glasmasse den Glashafen dicht verdeckt.
%) Dieses Vorkommen der Diamanten beschreibt Lucas im
nouveau dictionnaire d’histoir. nat. Art. Diamant. — Vergl. auch
Humboldt’s Mittheilungen in Poggendorff’s Annalen d. Physik,
Bd. VII, 8. 519 und 520.
277
Chlorit- und Talkschiefer eingewachsene Talkspath (= CO? 5
+ MgO) lediglich durch die Einwirkung der aus dem Erd-
innern noch heiss empor gestiegenen Kohlensäure auf dem
Chlorit und Talk dergestalt zersetzend einwirkte, dass sie
sich mit der in beiden Mineralien enthaltenen Talkerde ver-
band, eben so wenig kann wohl in Abrede gestellt werden,
dass sich auch der Doppeltkohlenwasserstoff dereinst an
der Zusammensetzung und Entstehung verschiedener, die
Urgebirgsgesteine begleitender Mineralien betheiligt hat.
- Hiernach deuten die von Quarz umgebenen Asphalt-
kügelchen, die rauch- und nelkenbraune Färbung des Rauch-
topases, der Kohlenstoff des Pyrorthits unwiderleglich da-
rauf hin, dass auf die Substanz dieser Mineralien während
ihres noch zähflüssigen Zustandes das Doppeltkohlenwas-
serstofigas eingeströmt und dasselbe entweder noch vor
der Erstarrung durch den Sauerstoff vorhandener Metall-
oxyde unter gleichzeitiger Metalloxydul- und Wasserbildung
dehydrogenisirt!) oder mit der Erstarrung jener Mineralien
eomprimirt und verdichtet worden sei,?) während gerade auch
dieses den tiefsten Gründen der Erde entstiegener und
nach den oberen Schichten des Itacolumites gedrungene
ı) Hiermit steht wenigstens der Umstand im Einklange, dass
der Pyrorthit theils Eisen- und Manganoxydul, theils auch Wasser
enthält.
2) Für eine dergleichen durch Compression bewirkte Verdich-
tung dürfte im Besonderen auch der von Dumas und H. Rose be-
obachtete Umstand sprechen, dass das Steinsalz oft Kohlenwasser-
stoff im comprimirten Zustande enthält, dass solcherlei Steinsalz von
unterirdischen Wassern aufgelöst, dabei das Gas frei gemacht wird,
und nun theils als solches zum Ausströmen gelangt, theils in Folge
der zuvor Statt gefundenen, starken Compression im condensirten
Zustande als Steinöl ausfliesst. Daher erscheint denn auch das Stein-
salz oft grau oder bräunlich gefärbt, während ausserdem in dem star-
ren Asphalte (Erdpeche) sich das Resultat nicht blos einer Compres-
sion, sondern auch einer durch Oxydation erfolgten Erstarrung des
Doppeltkohlenwasserstoffgases (etwa so wie im erst flüssigen, später
‚starren Bernsteine) abspiegelt.
Schon hiernach ist es sehr wahrscheinlich, dass die wässrige,
von manchen Quarzkrystallen umschlossene Flüssigkeit den flüssi-
gen Doppeltkohlenwasserstoff (Petroleum) darstellt, welcher im ein-
geschlossenen Zustande comprimirt und beim Zerschlagen der Quarz-
masse um so expansibler d. h. zum Verflüchtigen geeigneter ist.
278
Gas, wo ihm dennoch ein Ausweg durch freie Kanäle eröff-
net ward, auf den den Itacolumit begleitenden, goldhaltigen
Eisenglimmerschiefer (Eisenglanz) sowie auf das aus ver-
witterten ebenfalls goldhaltigen Pyriten und Arsenkiesen !)
stammende Brauneisenerz in der Weise zersetzend einge-
wirkt hatte, dass sich sein Wasserstoff eines Sauerstoffthei-
les des Eisenglimmers und Brauneisenerzes bemächtigte
und hiermit Wasser erzeugte, dass demgemäss das Eisen-
oxyd zu Eisenoxydul redueirt wurde ?), während der vom -
Wasserstoffe befreite Kohlenstoff im Momente seiner Ab-
scheidung vom Wasserstoffe als Diamant hervortrat®).
1) Ueber den Goldgehalt des dem Brasilianischen Itacolumit
begleitenden Eisenglimmers, Pyrites und Arsenkieses vergl. Esch-
wege’s Abhandlungen über den dortigen Diamant in Gilberts An-
nalen der Physik, Bd. LVIII, S. 99; Bd. LXIX, S. 138; Bd. LXV,
S. 414 und 420.
2) Etwa so, wie der in der Töplitzer Gegend vorkommende
Eisenmulm (erdige Magneteisenstein) auch durch reducirende, aber
wohl nicht anhaltend thätig gewesene Gasarten aus dem Roth- oder
auch Brauneisenerze zu Stande gekommen sein mag.
3) Da sich denn füglich annehmen lässt, dass das in diesen Fäl-
len der Wechselwirkung resultirte Eisenoxydul nach Verlauf einiger
Zeit durch die Atmosphärilien wieder zu Eisenoxyd oxydirt und dieses
durch den Zutritt der Tagewasser in Eisenoxydhydrat d.h. in Brauneisen-
erz verwandelt würde, so ist damit zugleich auch der geognostische
Zusammenhang ausgesprochen, welcher zwischen den Diamanten und
goldführenden Brauneisenerze obwaltet, da es Thatsache ist, dass in
dem aus den durch Verwitterung zerstörten Schichten des Itacolumi-
tes und den demselben zur Unterlage dienenden Chlorit- und Thon-
schiefer hervorgegangenen Cascalho die Diamanten um so reichlicher
erscheinen, je mächtiger daselbst goldhaltiges Brauneisenerz auftritt.
Wollte man noch specieller die bis jetzt bekannten Thatsachen
dieser Theorie unterwerfen, so bieten sich z. B. die von Petzholdt
in den Diamanten nachgewiesenen dunkeln Kohlentheile sowie die
röthliche, offenbar von einem Mangangehalte der in Form von Braun-
eisen betheiligt gewesenen Pyrite als willkommene Erscheinung dar.
- Auch liessen sich hierfür die von Harting angestellten Beobachtun-
gen über die in Brillanten eingeschlossenen, z. Th. gekrümmten, me-
tallisch glänzenden Pyritkrystalle sowie einige andere zufällige Eigen-
schaften der Diamanten erwähnen, deren Erklärung indess einer an-
derweitigen und zwar ausführlicheren Darstellung vorbehalten bleibt.
279
Zusatz. Auch ohne in Widerspruch mit obiger An-
sicht über die Betheiligung des Doppeltkohlenwasserstoffes
an der Diamantbildung zu gerathen, liesse sich die Erfah-
rung über das chemische Verhalten des Doppeltkohlenwas-
serstoffes gegen den Schwefel auf die Reflexion über die
Entstehung der Diamanten ausdehnen’ und annehmen, dass
in dem aus dem Unterirdischen heiss emporgequollenen
und nach dem goldhaltigen Eisenglimmer des Itacolumites
- gedrungenen Doppeltkohlenwasserstoffe sich der Schwefel
(dessen Auftreten im brasilianischen Itacolumite von Hum-
boldt erwähnt wird) erhitzt und mit dem Wasserstoffe des
Doppeltkohlenwasserstoffes, unter gleichzeitiger Abscheidung
des Kohlenstoffes in Form von Diamant, zu Schwefelwas-
. serstoff verbunden habe, welcher im Momente seiner Ent-
stehung durch den goldhaltigen Eisenglimmer in der Weise
zersetzt worden sei, dass sich Wasser und goldhaltiger, spä-
ter durch atmosphärische Einflüsse in Brauneisenerz um-
gewandelter Pyrit gebildet habe. G. S.
Mittheilungen.
Fund eines grossen Theiles von einem fossilen Wallfisch-
? skelet auf Gräsö im Roslag.
Der Cand. Philos. O. v. Friesen hatte auf einer Excur-
sion in die Scheeren des Roslags diesen Sommer ein in der Kirche
auf Gräsö seit längerer Zeit aufbewahrtes Wirbelbein eines Wall-
fisches zu sehen und dadurch Anlass bekommen, nach den übri-
gen Theilen dieses Skelets zu suchen, und somit durch ange-
stelltes Nachgraben zwei Wirbelbeine und einen Theil von einer
Rippe gefunden. - Diese Knochen fanden sich in dem Graben
eines Ackers beiNorrboda auf dem nördlichen Theile von Gräsö.
-Die auf dem Acker stehende Saat verursachte, dass das Nach-
graben auf diesen Graben selbst beschränkt werden musste und
verhinderte demzufolge das Hervorsuchen mehrerer Theile des
Skelett. Nachdem Herr v. Friesen die erwähnten Knochen
nach Upsala mitgebracht, sie dem zoologischen Museum der Uni-
versität geschenkt und von den Umständen berichtet hatte, unter
280
denen sie gefunden worden waren, beschloss ich, mich nach der
Stelle hinzubegeben, um nach den übrigen Skelettheilen zu for-
schen. Mittels zwei bis dreitägigen Grabens unter Beihülfe von
sechs bis sieben Männern gelang es mir, den grössern Theil des
Skelets, mit Ausnahme des Kopfs, von welchem sich nur der
Unterkiefer fand, zu bekommen. Es fanden sich die zur Be-
stimmung wichtigsten Knochen, als, neben dem Unterkiefer, der
Atlas, das Sternum, Scapula, Radius und Ulna. Nach der Kennt-
niss, welche ich bisher Gelegenheit gehabt habe, aus der diesem
Gegenstande gewidmeten Literatur zu schöpfen, fühle ich mich
geneigt anzunehmen, dass dies Skelet einer unbekannten, ausge-
storbenen Wallfischart angehört habe. Rücksichtlich der Dicke
der Knochen sCheint sie sich am meisten der Balaena longimana
Rud. zu nähern, scheint aber von noch plumperem Bau, als diese,
gewesen zu sein. Die Unterkieferbeine sind verhältnissmässig zu
ihrer Länge noch dicker, als bei der genannten Art. Sie sind
bei dem gefundenen Skelet etwas über 4 Ellen lang. Bei Be-
trachtung des Verhältnisses zwischen der Länge des Unterkiefers
und des Skelets bei B. longimana, bei welcher der erstere nicht
voll viermal im letztern enthalten ist, möchte man geneigt sein
anzunehmen, dass der hier in Rede stehende Wallfisch nicht län-
ger als 12 bis 15 Ellen gewesen sein kann. Die grossen und lan-
gen Rippen und die grossen Wirbelbeine sprechen jedoch hierge-
gen, und sie scheint, nach diesen zu urtheilen, wenigstens 18 bis
20 Ellen Länge gehabt zu haben. Die Halswirbel sind getrennt.
Der Atlas hat nicht die Form, wie bei Balaena prisca Nilss. oder
beim „Rorqual du Cap“ Cuvier’s. (Oss. foss. V, 1, pl. XXVI,
Fig. 19.) Das Sternum weicht von allen mir bekannten Formen
ab. Es ist etwas schief, vorn ausgerundet, hat breite, nach den
Seiten herausstehende Vorsprünge am vorderen Ende und schliesst
hinten mit einer ziemlich langen und schmalen, gerundeten Spitze.
Hinter dem Seitenvorsprunge des vordern Theils steht jederseits
ein vorspringender Höcker, vermuthlich zum Ansatze des ersten
Rippenpaars. Die Scapula zeigt in ihrer Form viel Aehnlichkeit
mit der von B. longimana; aber das Acromium und der Proc.
coracoideus sind stark ausgebildet. : Radius und Ulna sind lang,
eben so auch die Phalangen. Ich möchte desshalb glauben, dass
sie derselben Gruppe, wie B. longimana, angehöre und eine Ue-
bergangsform zwischen dieser und B. rostrata Fabr. bilde. Da
das Skelet in Oeregrund aufbewahrt wird und ich noch nicht
Gelegenheit habe, nähere Kenntniss von demselben zu nehmen,
so ist Dies Alles, was ich für jetzt darüber sagen kann.
Was die Stelle betrifft, an welcher das Skelet gefunden
ward, so war es ein niedrig gelegener Acker, auf allen Seiten
von kleineren Höhen umgeben und ohne .Ablauf. Die Entfer-
nung vom nächsten Meeresstrande betrug 840° und die Höhe über
dem Meere ungefähr 20‘. Um dahin kommen zu können, musste
281
jedoch der' Walläisch eine um ein paar Fuss höhere Stelle passirt
haben. Die Knochen lagen eine bis zwei Ellen tief in der Erde,
einige wenige nicht einmal so tief. Das Erdreich zeigte hier zu
oberst eine Humusschicht von etwa !/,‘ Dicke, und unter dieser
eine dünne Schicht von etwas feinerem Sande, doch wenig ge-
sondert von der andern endlich zu unterst und mitunter weichen
blauen Thon. In der Nähe der Knochen und neben ihnen fand
sich eine Menge von Tellina baltica und Mpytilus edulis. Die Er-
stere war sehr dickschalig, der Letztere dagegen ziemlich klein
und sehr dünnschalig, wie es sich so auch mit der jetzt in der
Ostsee lebenden verhält. Dass die Knochen dahin kamen, wäh-
rend die Stelle vom Meer überflossen lag, und dass’ der Wall-
fisch dort, wo sie lagen, gestrandet war, ist somit mehr, als wahr-
scheinlich. Die Knochen lagen ohne Ordnung da. Nur einmal
fanden sich drei Rückenwirbel in ihrer ursprünglichen Lage an
einander sitzend. Sonst lagen sie in drei Haufen zerstreut, und
um sie zu finden wurde ein ziemlich ausgedehntes, fortgesetztes
Graben angestellt. Die meisten lagen recht auf dem Thone, ei-
nige in diesen hinein, welcher in diesem Falle weicher war, einige
endlich zwischen dem Sand und dem Gerölle. Diese letzteren
waren meistens angefressen, und die im Thone liegenden die am
besten erhaltenen. Die Stelle des Ackers, welche die Knochen
beherbergte, bildete eine kleine Vertiefung, welche etwas niedri-
ger lag, als der übrige Acker, wesshalb, wie man berichtete, diese
Stelle im Frühlinge am längsten unter Wasser stehe. Merkwür-
dig war es, dass die genannten Seemuscheln sich nur in der Nähe
der Knochen fanden. Beim Graben rundum an anderen Stellen
fanden sich keine solche.
Radloff führt in seiner Beschreibung des nördlichen Theils
vom Stockholms-Län an, dass in der Kirche von Edbo der Rük-
kenwirbel eines Wallfisches aufbewahrt werde, ‚welcher, zufolge
eines Verses in der Rimkrönika v. J. 1489 in einer nahe gele-
genen Bucht gestrandet sei; und nach E. Alrot’s Beschreibung
von Gestrikland hat sich ein anderer im Nätra-Kirchspiel in Aan-
germanland i. J. 1658 festgesetzt. Da das hier in Rede stehende
Wallfischskelett 5— 6 Meilen von der erstgenannten und noch
weiter von der letztgenannten Stelle angetroffen wurde und aus-
serdem zur Stelle sich nicht die geringste Nachricht darüber vor-
fand, als man, wie schon erwähnt ward, zufällig beim Ziehen ei-
nes Grabens ein paar Knochen von demselben entdeckte: so kann
es natürlich keinem jener beiden Wallfische zugehört haben.
W. Lilljeborg:
(Uebersetzung aus der Öfversigt af K. V. Ak.’s Förhandl. 1859. No.
7, p. 327—9, von Dr. Creplin.)
2
una
282
Verzeichniss der um Arnstadt in Thüringen vorkom-
wm
menden Käfer.
. Cieindela campestris L. Häufig, vorzüglich auf Sandboden
_ hybrida L. Seltener, in Laubwäldern.
. Omophron limbatum Fbr. Nicht selten unter Steinen des
Gera-Ufers.
. Notiophilus aquaticus L. Auf sandigen Ufern der Gera.
_ palustris Strm. Ebendaselbst.
— semipunctatus Strm. Fast überall, auch in Laub-
wäldern unter Moos.
. Elaphrus uliginosus Fbr. An einem Bächlein bei Dotkeie selten.
_ cupreus Duftsh.
7 riparius L, Häufig an dem Gera-Ufer.
. Blethisa multipunctata L. Sehr selten, an feuchten Stellen.
. Leistus spinilabris Fbr. An dem Gera-Ufer selten.
. Procrustes coriaceus L. Im alten Senzelbacher Walde.
. Carabus cancellatus In. Häufig auf Getreidefeldern.
— granulatus L. Häufig.
— . auratus C. Häufig.
— auronitens Fbr. Bei Graefenrode, mehr der Wald-
region ZU.
— violaceus L. Bei Elgersburg.
— glabratus Fbr. Ebendaselbst.
— nemoratus Müller. Häufig auf Getreidefeldern.
— convexus Fbr. Nicht selten in Laubhölzern.
. Calosoma sycophanta L. Mehr in Nadelwaldungen.
— inquisitor L. In Laubwaldungen nicht selten.
. Cychrus rostratus L. In höhern Waldgegenden, bei Graefenrode.
. Brachinus crepitans L.
(38
— explodens Duftsh. $ Häufig unter Steinen
. Cymindis humeralis Fbr. Unter Steinen nichi häufig.
. Dromius linearis Ol. Am Gera-Ufer sehr selten. .
— agilis Fbr. Häufig unter Steinen.
— testaceus Erichs. Nicht häufig.
— 4-maculatus C. Selten.
— fasciatus Gyll. Selten.
, Metabletus truncatellus Fbr. Häufig unter Steinen.
— glabratus Duftsch. Desgleichen.
Lebia ceyanocephala L. Im Welgerholze unter Moos an
Baumstämmen.
. Lebia chlorocephala E. H. Seltener.
. Dyschirius globosus Herbst. gibbus Fbr. Am Ufer a
—_ aeneus Dej. Seltener,
— politus Dej. Desgleichen.
. Clivina fossor L. var? en Herbst. Unter Steinen an
feuchten Stellen.
283
. Panagaeus erux major L. Unter Steinen an der Gera.
— 4-pustulatus Strm. Selten.
. Loricera pilicornis Fbr. Häufig unter Steinen an der Gera.
. Chlaenius nigricornis Fbr. Unter Steinen an der Gera.
— vestitus Fbr. Wie vorige.
. Lieinus cassideus Fbr. nur in einem Exempl. an der Chaussee
unter den Hettersteinen gefunden.
. Badister bipustulatus Fbr. Nicht selten.
— humeralis Fbr. Selten.
. Broseus 'cephalotes L. Unter Steinen am Rande des Wel-
gerholzes; selten.
. Anisodactylus binotatus Fabr. Häufig unter Steinen,
. Harpalus (Ophonus, Zgl.) sabulicola Pz. Häufig unter Bäumen
und auf Wiesenwegen.
. Harpalus azureus Fbr. Häufig unter Steinen.
_ subcordatus Dej. Selten unter Steinen.
—— puncticollis Payk. Selten an der Gera unter Steinen.
— brevicolis Dej. Selten unter Steinen.
— ruficornis Fbr. Sehr gemein.
— griseus Pz. Gemein, aber seltener als voriger.
— aeneus Fbr. Gemein.
— _ distinguendus Duft. Selten unter Steinen.
_ honestus Dftschm. Unter Steinen.
— sulphuripes Germ. Selten.
— diseoideus Fbr. Selten unter Steinen im Hand
— fulvipes Fabr. Selten unter Steinen.
— rubripes. Selten.
—_ semiviolaceus Dej. Nicht selten.
— tardus Pz. Nicht selten.
_ serripes Schnk. Selten.
— (Acupalpus) suturalis Dej. Unter Steinen nicht sehr selten.
— meridianus L. Häufig.
. Feronia (Poecilus Bon.) punctulata Fbr. Unter Steinen an
der Gera.
. Feronia cuprea L. Sehr gemein.
— dividiata Olim. Sehr selten.
— lepida Fbr. Häufig.
— __(Argutor Megerle) vernalis Fbr. Häufigan dem Geraufer.
— . negligens Dej. Sehr selten.
— pygmaea Strm. Häufig unter Steinen.
— (Omaseus Ziegl.) melanarea Il. Häufig unter Steinen.
— nigrita Fbr. Häufig.
— (Platysma Bon.) picimana Duftsch. Nicht häufig.
— (Pterostichus Bon.) nigra Fbr. Nicht selten.
— metallica Fbr. Im Welgerholze nicht selten,
— (Abax Ron.) striola Fbr. Häufig im Welgerholze, Haine.
— ovalis Dftschm. Ebendaselbst.
83.
84.
85.
86.
284
Feronia (Abax) parallela Dftschm. Ebendaselbst.
— (Molops Bon.) elata Fabr. Nicht selten in Wäldern.
— terricola Fbr. Häufiger.
Amara (Percosia Zimmerm.) patrieia Dftsch. Selten.
— (Amara Zimm.) similata Gyll. Nicht selten.
— obsoleta Dej. Häufig.
— trivialis Gyll. Gemein.
— comnunis Ill. Häufig.
— gemina Zimm. Selten.
— acuminata Payk. Nicht häufig.
— (Bradytus Steph.) consularis Dftschm. Häufig.
— apricaria Fbr. Seltener.
— fulva Dej. Selten. :
(Leirus Zimm.) aulica Olig. Selten.
. ne leucopthalmus Lin. An dunkeln feuchten Orten
sehr selten.
. Calathus eisteloides Il. Häufig unter Steinen.
— dSulvipes. Seltener.
— micropterus Duftsch. Nicht selten.
— melanocephalus. Häufig.
. Anchomenus (Anchomenus Bon.) longiventrisEsch. Selten.
— . prasinus Fbr. Sehr häufig.
— albipes Illig. Unter Steinen an dem Geraufer
häufige.
— oblongus Fbr. Selten. *
— (Agonum Bon.) marginatus L. Am Geraufer
nicht - selten.
— modestus Strm. Ebendaselbst seltner.
—— sexpunctatus L. Sehr häufig, ,
— parumpunctatus Fbr. Häufig.
— elongatus Strm. Seltener.
— versutus Strm. Selten.
— moestus Duftsch. Häufig.
— fuliginosus Pnz. Selten.
— 4-punctatus Dej. Selten.
. Trechus minutus Fbr. Häufig an Baumstämmen unter Moos.
w= obtusus Er. Ebendaselbst seltener.
. Callistus lunatus Fbr. Unter Rainen nicht selten.
. Bembidium (Bembidium) acrosum Er. Häufig an den Ufern
der Gera.
. Bembidium bipunctatum L. Nicht selten.
— .. (Leja Megerl.) lampros Herbst. Sehr häufig,
fast überall.
. Bembidium velox Er. Häufig.
— Sturmü Pnz. Sehr selten.
=: articulatum Pnz. Nicht selten.
(Lorpha Meg.) 4-guttatum Fbr. An der Gera häufig.
285
125. Bembidium 4-punctulatum Dej. Seltener.
126.
127.
128.
129.
130.
131.
132.
133.
134.
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165.
166
167.
168.
169.
170.
XV. 1860.
4-maculatum L. Nicht selten.
(Peryphus Meg.) modestum Fbr. Selten.
rufipes Ill. Häufig.
decorum Panz. Nicht selten.
fasciolatum Duftschm. Seltener.
tibiale Duftschm. Häufig.
femoratum Dej. Häufig.
Andreae Fbr. Häufige.
fluviatile Dej. Selten.
(Notaphus Meg.) obligquum Strm. Häufig.
ustulatum Fbr. Nicht selten.
undulatum Strm. Häufig.
assimile. Gyll. Selten.
(Philochthus Steph.) biguttatum Fbr. Häufig.
guttula Fbr. Nicht selten.
obtusum Dej. Nicht häufig.
(Blemus Ziegl.) areolatum Kraatz. Häufig.
. Haliplus flavicollis Strm. In stehendem Wasser selten.
variegatus Strm. Selten.
ruficollis Dej. ‘Nicht selten.
fluviatilis Aube. Nicht selten.
lineatocollis Marsh. Selten. *
. Hyphydrus ovatus L. In Teichen häufig,
. Hydroporus inaequalis Fbr.
150.
151.
152.
153.
154.
155.
156.
157.
158.
159.
160.
161.
geminus Fbr. Desgleichen.
unistriatts Schrank. Häufig.
septemtrionalis Gyll. Selten.
halensis Fbr. Häufig.
pieipes Fbr. Seltener.
rufifrons Duftschm. Selten.
planus Fbr. Häufig,
marginatus- Dftschm. Häufig.
nigrita Gyll. Häufig.
lineatus Ol. Seltener.
granularis Lin. Häufig.
pietus Fbr. Nicht selten.
. Noterus sparsus Marsh. In stehenden Gewässern selten.
crassicornis Fbr. Häufiger.
. Laccophilus hyalinus Degeer. In stehenden Gewässern.
minutus Lin. Häufiger.
. Colymbetes fuscus Lin. - Häufig.
pulverosus Strm. Nicht selten.
notatus Fbr. Häufig.
bistriatus Bergstr. Selten.
adspersus Fbr. Häufig.
20
In stehenden Gewässern selten.
171.
172,
173.
174.
173.
176.
177.
178.
179.
180.
181.
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191.
192.
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196.
197.
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200.
201.
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210.
211.
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213.
214.
215.
® 286
Colymbetes collaris Payk. Häufig.
Ilybius quadriguttatus Aube. Selten.
— fenestratus Fbr. Häufig.
— guttiger Gyll. Häufig.
— fuliginosus Fbr. Häufig.
Agabus uliginosus Fbr. Nicht selten.
— maculatus Lin. Häufig.
— abbreviatus Fbr. Selten.
— paludosus Fbr. Häufig.
— guttatus Payk. Häufig.
— affınis Payk. Selten.
— bipustulatus Lin. Nicht selten.
Dytiscus marginalis Lin. In Teichen häufig.
— eireumeinetus Ahr. Selten.
— punetulatus Fbr. Selten.
Acilius sulcatus Lin. In stehenden Gewässern selten.
Hydaticus zonatus Hoppe. In. stehenden Gewässern selten.
Gyrinus mergus Ahr. Sehr häufig.
Hydrophilus piceus Lin. In Teichen selten.
Hydrous caraboides Lin. In stehenden Gewässern häufig.
Hydrobius fuseipes L. In stehenden Gewässern häufig.
Philhydrus Tel angbep Fbr. In stehenden Gewässern
selten.
—_ marginellus Fbr. Häufig.
— griseus. Fbr. Häufig.
Lacceobius minutus L. In stehenden Gewässern sehr häufig.
Limnebius truncatellus Thunb. In stehenden Gewässern häufig-
Cyllidium seminulum Payk. In stehenden Gewässern häufig.
Helophorus nubilis Fabr. In stehenden Gewässern häufig.
— aquaticus L. Häufig.
— grandis Ill. Häufig.
— griseus Hbst. Selten.
— granularis L. Nicht selten.
== pumilio Er. Selten.
Hydrochus elongatus Schaller. In stehenden Gewässern häufig.
= carinatus Germ. Häufiger.
Ochthebius gibbosus Germ. In stehenden Gewässern selten,
— pygmaeus Fbr. Häufig. .
Hydraena riparia Kugl. In stehenden Gewässern häufig.
Cyclonotum orbiculare Fabr. In stehenden Gewässern häufig.
Sphaeridium scarabaeoides Fbr. Häufig in Kuhdünger.
—_ marginatum Scriba. Selten.
Cercyon laterale Steph. Unter feuchtem Laube.
— unipunctatum L. In Dünger nicht selten.
— plagiatum Er. Selten.
— _ centrimaculatum Sturm. Selten.
237 .®
. Cercyon pygmaeum Ill. Selten.
— flavipes Fbr. Häufig.
— minutus Payk. Häufige.
— anale Payk. Nicht häufig.
. Cryptopleurum atomarium Fbr. Sehr häufig in Dünger.
. Autalia impressa Ol. Sehr selten unter Steinen.
. Falagria suleata Payk. Nicht häufig unter Steinen.
— obseura Grv. Häufiger.
— nigra Grv. Selten.
. Myrmedonia canaliculata Fbr. Sehr häufig unter Steinen;
in der Nähe von Ameisen.
. Myrmedonia funesta Grav. Häufig unter Ameisen.
— laticollis Mark. Unter Ameisen nicht selten.
. Bolitochara lunulata Payk. In Schwämmen im Welgerholze.
. Tachyusa constrieta Er. Auf halbtrockenem Schlamme des
Geraufers.
. Tachyusa coaretata Er. Ebendaselbst.
— chalybea Er. Sehr selten.
— atra Grv. Höäufiger.
— _ umbratica Er. Selten.
. Homalota graminieola Grav. Häufig unter Steinen.
— .callicera Grav. Selten.
— labilis Er. Selten.
— elongatula Grav. Häufig.
— brunnea Fbr. Nicht häufig unter Moos.
— depressa Grav. Nicht häufig.
— socialis Payk. Ueberall häufig.
— sodalis Er. Häufig.
— mareida Er. Nicht selten.
— analis Grav. Ueberall.
—... flavipes Grav. Selten.
— anceps Er. Sehr selten.
— einnamomea Gray. Häufig.
— _ longicornis Grav. Nicht häufig.
fungi Grav. Selten,
== aterima Grav. Nicht selten.
|
. Oxypoda vittata Mark. Sehr selten.
— opaca Grav. Häufig.
— longiuscula Gray. Sehr häufig.
— alternans Grav. Häufig.
. Phloeopora corticalis Grav. Unter Baumrinden nicht selten.
. Oligota pusillima Grav. Unter faulendem Laub selten.
. Aleochara fuseipes Fbr.. Ueberall im Dünger.
— , rufipennis Er. Selten.
— tristis Grav. Häufig.
— bipunctata Grav. Nicht häufig.
20*
m: 288
Aleochara bisignata Er. Selten.
— nitida Grav. Häufig.
— lanuginosa Grav. Nicht selten.
— moesta Grav. Einzeln.
— ruficornis Grav. Sehr selten.
— erythroptera Grav. Selten.
—. pulla Gyll. Selten.
. Dinarda dentata Grav. Unter Steinen sehr selten.
. Lomechusa strumosa Fbr. Unter Steinen in Nestern der
braunen Ameisen häufig.
— paradoxa Grav. Nur einmal unter Ameisen gefunden.
— emarginataPayk. Unter Ameisen unter Steinen selten.
. Euryusa sinuata Er. Sehr selten unter Steinen.
272. Gyrophaena nana Payk. In alten Schwämmen häufig.
273. polita Grav. Selten.
274. — strietula Er. Selten.
275. Myllaena intermedia Er. Unter faulendem Laub selten.
276. Hypocyptus longicornis Payk. Unter Laub nicht selten.
277. Conurus pubescens Grav. Häufig unter Moos.
278. -—- fusculus Er. Selten.
279. Tachyporus obtusus L. Unter Moos, häufig.
280. — saginatus Germ. Desgleichen.
281. — hypnorum Fbr. Sehr häufig.
282. — chrysomelinus L. Gemein.
283. — scitilus Er. Selten.
284. — brunneus Fbr. Nicht selten.
285. Tachinus rufipes Degeerr. Am Aas und Dünger häufig.
2856. — flavipes Fbr. Ebendaselbst.
287. — humeralis Grav. Nicht selten.
288. — fimetarius Grav. Unter Dünger häufig.
289. Habrocerus capillaricornis Grav. Unter faulendem Laube
nicht häufig.
290. Boletobius rufus Er. ° In Schwämmen nicht selten.
291. — atricapillus Fbr. Seltener.
292. _— exoletus Er. Selten.
293 — pygmaeus.Fbr. Selten.
294. Mycetoporus lepidus Grav. Unter Laub. selten.
295. — pronus Er. Sehr selten.
296. — splendidus Grv. Selten.
297. Xantholinus punctulatus Payk. Häufig unter faulenden
Pflanzenstoffen.
Xantholinus linearis Ol. Häufig.
. Staphylinus maxillosus Lin. ‘Am Aas häufig.
— nebulosus Fbr. Häufig auf Dünger.
— murinus Lin. Häufig.
— pubescens Deg. Desgleichen.
>
289
303. Staphylinus fossor Scop. Auf den Bergen unter Steinen
304.
305.
306.
307.
308.
309.
310.
311.
312.
313.
314.
315.
316.
317.
318.
319.
320.
321.
322.
342.
343.
nicht selten.
erythropterus Lin. Nicht häufig.
caesarıus Cederh. Nicht schr selten.
stercorarius Ol. Selten.
chalcocephalus Fbr. Sehr selten.
Ocypus cyaneus Payk. Häufig.
—
similis Fabr. Nicht selten an Aas.
brunnipes Fabr. Nicht selten.
-fuscatus Grav. Selten.
morio Gray. Häufig.
Philonthus splendens Fbr. Häufig an faulenden Pflanzen-
stoffen.
cyanipennis Fbr. Selten.
nitidus Fbr. Nicht selten.
carbonarius Gyll. Selten.
aeneus Rossi. Sehr häufig.
atratus Grav. Nicht selten.
politus Fabr. Desgleichen.
‘varıus Gyll. Häufig.
lepidus Grav. Häufig.
ebeninus Grav. Seltener.
corvinus Er. Selten.
fumigatus Er. Selten.
sanguinolentus Grav. Sehr häufig.
varians Payk. Häufig.
debilis Grav. Selten.
quisquiliarius Gyll. Selten.
vernalis Grav. Nicht selten.
splendidulus Grav. Häufig.
dimidiatus Sahl. Selten.
micans Grav. Selten.
fulvipesFabr. Häufig, vorzüglich An: Schlamme.
aterrimus Grav. Nicht selten unter Steinen.
prolixus Er. Nicht häufig.
procerulus.Grav. Selten.
. Quedius fulgidus Fabr. Selten unter Steinen.
brevis Er. Selten.
fuliginosus Grav. Häufiger.
rufipes Grav. Selten an Ufern.
attenuatus Gyll. Mit voriger.
boops Grav. Selten.
lueidulus Er. Selten.
344. Bar rufus Lin. Häufig in Schwämmen.
345. Cryptobium fracticorne Payk. Nicht selten unter we
nem Laube,
334.
387.
390.
290
Lathrobium brunnipes Febr. Einzeln.
—— elongatum Lin. Häufig.
— fulvipenne Grav. Nicht sehr häufig.
_ multi-punctatum Grav. Selten an der Gera.
—_ longulum Grav. Nicht selten.
. Lithocharis melanocephala Febr. Unter Steinen einzeln.
. Stilicus fragilis Grav. Unter Steinen selten.
— rufipes Germ. Unter Moos und Steinen häufiger.
— .. similis Er. „Selten.
— affınis Er. Selten.
. Sunius filiformis Latr. Unter Steinen.
— . angustatus Payk. Desgl.
. Paederus longipennis Er. Unter Steinen am Ufer d. Gera.
— limnophilus Er. Seltener.
— riparius Lin. Häufig.
— ruficollis Febr. Sehr selten.
. Stenus biguttatus Lin. An Ufern, auf feuchten Stellen häufig.
— bipunctatus Er. Ebendaselbst etwas selten.
— bimaeulatus Gyll. Nicht häufig.
— ater Mannh. Häufig.
— buphthalmus Grav. Desgleichen.
— morio Grav. Desgleichen.
— pusillus Er. Selten.
— speculator Lac. Häufig.
— providus Er. Nicht häufig.
— sylvester Er. Selten.
— : eireularis Grav. Nicht häufig.
— declaratus Er. Selten.
— campestris Er. Selten.
— binotatus Ljungh. Häufig. -
— rustieus Er. Selten.
— tempestivus Er. Selten.
— impressus Germ. Selten.
— flavipes Er. Häufiger.
— filum Gray. Selten.
tarsalis Ljungh. Häufig:
— oculatus Grav. Häufig.
— cieindeloides Grav. Sehr häufig.
Bledius bicornis Ahr. Unter Dünger häufig.
— fracticornis Payk. Desgl.
— opacus Block. Selten.
Platysthetus morsitans Payk. Unter Dünger häufig.
— cornutus Grav. Selten.
— nodifrons Sahlb. Nicht selten.
Oxytelus rugosus Fabr. Gemein unter trockenem Dünger.
—_ insecatus Grav. Desgl.
291
. Oxytelus fulvipes Er. Selten.
— seulptus Grav. Nicht selten.
— scalpturatus Grav. Selten.
— inustus Grav. Selten.
— depressus Grav. Häufig.
. Phloeonaeus caelatus Grav. Unter Baumrinden nicht selten.
. Trogophlaeus dilatatus Er. Auf Wiesen selten.
— riparius Lac. Häufiger.
— corticinus Grav. Häufig.
— exisuus Er. Selten.
. Acrognathus mandibularis Gyll. Auf Wiesen sehr selten.
. Deleaster dichrous Grav. Unter Steinen auf feuchten Wiesen.
. Prognatha quadricornis Kirb. Selten unter Baumrinden.
- Anthophagus melanocephalus Heer: Auf Blühten selten.
—_ caraboides Lin. Desgl.
. Geodromus plagiatus Febr. Sehr selten unter Steinen.
Lestera bicolor Payk. Am Geraufer.
— pubescens Mannh. Desgl.
— punctata Er. Desgl.
. Lathrimaeum atrocephalum Gyll. Selten unter Steinen.
—— canaliculatum Er. Desgl.
. Omalium rivulare Payk. Häufig auf blühenden Pflanzen.
— fossulatum Er. Selten.
— caesum Grav. Nicht häufig.
— : ]Jueidum Er. Nicht selten.
— striatum Grav. Selten.
— deplanatum Gyll. Sehr häufig.
. Anthobium florale Panz. Häufig auf Blühten.
— triviale Lac. Desgl.
_ abdominale Grav. Gemein.
— sorbi Gyll. Gemein. ,
= minutum Febr. Häufig.
. Proteinus brachypterus Febr. Selten auf Blühten.
. Megarthrus hemipterus Ill. Nicht selten unter Laub.
. Micropeplus porcatus Payk. Häufig Abends mit dem Schöp-
fer gefangen.
. Pselaphus Heisei Herb. Nicht selten unter Steinen.
. Tychus niger Payk. Selten unter Steinen, Moos.
. Bryaxis fossulata Reichb. Häufig unter Steinen.
— haematicaReichb. Seltener.
. Bythinus puncticollis Fremy. Sehr selten unter Steinen.
. Trimium brevicorne Reichb. Unter Steinen sehr selten.
. Claviger testaceus Preyssler. Unter Steinen in Ameisen-
nestern nicht häufig.
. Scydmaenus scutellaris M. et K. Unter Moos häufig.
_ eollaris M. et K. Seltener.
292
. Seydmaenus exilis Er. Desg].
— herticollis Ill. Häufiger.
. Cephennium thoracieum M. et K. Unter Laub häufig.
. Necrophorus germanicus Lin. An Aas.
— humator. Febr. Desgl.
— vespillo Lin. Desgl.
En vestigator Hersch. Desgl.
= fossor Er. Desgl. seltener.
— sepultor Charp. Desgl.
. Silpha litoralis Lin. An Aas häufig.
— thoracica Lin. Desgl.
— .rugosa Lin. Desgl.
— . sinuata Fabr. Desgl.
— . opaeca Lin. Seltener.
— 4-punctata Lin. In Wäldern auf Iichen nicht gemein.
— carinata M. In Aas selten.
— tristis M. Häufig.
— nigrita Creutz. Im Gebirge selten.
— obscura Lin. Häufig.
— laevigata Febr. Nicht häufig.
— atrata Lin. Häufig.
. Catops fuscus Panz. Unter Laub an Aas nicht häufig,
— grandicollis Er. _ Desgl.
— chrysomeloides Panz. Desgl.
— nigrita Erch. Desgl.
.- — fumatus Spen. Häufie.
— praecox Er. Selten.
— sericeus Puz. Selten.
. Colon viennensis Herbst. Selten auf Waldwiesen.
. Anisotoma picea Ill. _In Schwämmen, Welgerholze sehr selten.
— obesia Schmdt. Selten.
— _ ferruginea Schmdt. Selten.
== badia Strm. Selten.
. Colenis dentipes Gyll. Im Welgerholze nicht. häufig.
. Amphyeillis globus Febr. Unter faulendem Laube, selten.
. Agathidium atrum Payk. Unter faulendem Laube selten.
— laevigatum Er. Desgl.
. Trichoptrix atomoria Degeer. Unter faulendem Pflanzen-
stoff nicht selten.
— grandicollis Er. Seltener.
. Ptilium : minutissima Weber. Unter faulendem Pflanzen-
stoffe häufig.
— Kunzei Heer. Selten.
. Pteridium apicale Er. Unter faulenden Stoffen.
— pusillum Gyll. Desgleichen häufig.
. Scaphisoma agarieinum Oliv, Unter Rinden nicht gemein.
293
481. Platysoma depressum Fbr. Unter Rinden alter Buchen selten.
482. Hister 4-maculatus Lin. Nicht häufig.
483. — 4-notatus Schreb. Häufig.
484. — unicolor Lin. Häufig.
485. — sinuatus Fbr. Häufig.
486. — cadaverinus E. H. Desgl.
487.. — carbonarius E. H. Desgl.
488. — purpurascens Hbst. In Kuhdünger.
489. — stercorarius E. H. Desgl.
4906. — bissexstriatus Fbr. Desgl.
491. -—- duodecimstriatus Schreb. Selten.
492. Hetaerius quadratus Kug. Unter Steineu im Frühjahre in
der Nähe der Ameisennester nicht selten.
495. Paromalus flavicornis Hrbrt. Unter Baumrinden nicht selten.
494. Saprinus rotundatus Kugel. In Dünger nicht häufig.
495. — nitidulus Fbr. Unter Steinen häufiger.
496. — aeneus Fbr. Desgl. häufig.
497. Phalacrus corruscus Payk. Häufig auf Blühten.
499. Olibrus aeneus Il. Häufig auf Blühten.
500. — millefolii Payk. Desgl.
901. — geminus Ill. Desgl.
502. —- pierus Strm. Desgl.
503. Cercus pedieularis Lin. Auf Blühten, häufig.
804. —- sambuci Er. Desgl.
505. Brachypterus gravidus Il. Auf Blühten.
906. — pubescens Er. Desgl.
507. — urticae Fbr. Auf Brennnesseln.
508. Bauraes aestiva Lin. Am ausfliessenden Safte der Birken.
509. — melina Er. Ebendaselbst.
510. — deleta Er. Ebendas., Blühten.
511. — variegata Hbst. Desgl..
512. — obsoleta Fbr. Desgl.
913. — . pusilla Ill. Desgl.
514. — .melanocephala Marsh. Desgl.
515. — . limbata Fbr. Desgl.
516. Nitidula a 4-pustulata Fbr. An trocknem Aas.
517. Soronia grisea Lin. An wunden Bäumen.
518. Amphotis marginata Febr.
519. Omosita depressa Lin. An trocknem Aas.
520. — discoidea Fabr. Desgl.
521. Meligethes rufipes Gyll. Wie alle ilgenden auf Blühten.
. 522. — lumbaris Strm.
523. — viridescens Fbr.
524. — aeneus Fbr.
425. — coracinus Strm.
426. — symphyti Heer.
534.
535.
. Ips 4-punctata Hbst. Auf Holzstössen im Walde.
. 537.
538.
941.
542.
. Cerylon histeroides Fabr. Unter Rinden.
544.
545.
. Sylvanus frumentarius Fbr. Unter Baumrinden.
. Cryptophagus saginatus Strm.
548.
550.
551.
552.
553.
554,
559.
556.
557.
558.
559.
560.
561.
562.
563.
564.
565.
566.
667.
668.
569.
570.
571.
572.
294
. Meligethes pedieularis Gyll.
— maurus Strm.
— tristis Strm.
— pieipes Strm.
— erythropus Gyll.
— exilis Strm.
_ solidus Ill.
Pocadius ferrugineus Fbr. In Staubpilsen.
Cryptarcha strigata Fbr. Unter Rinden.
— ferruginea L. Unter Baumrinden.
Rhizophagus depressus Fbr. Unter Baumrinden selten.
— ferrugineus Panz. Desgl., sehr selten.
— nitidulus Fbr. Desgl.
— bipunctulatus Fbr. Desgl.
Ditoma erenata Fbr, Unter Rinden.
Cucujus sanguinolentus L. Sehr selten. .
Laemophlocus pusillus Schoenh. Unter Rinden selten.
— scanicus Lin.
_— cellaris Scop.
— acutangulus Gyll.
Paramecosoma abietis Payk.
Atomaria fumata Er.
— nana Er.
— linearis Steph.
_ mesomelas Hobst.
— atra Hbst.
— fuscata Schh.
— terminata Comolli,
Ephistemus dimidiatus Strm. Selten unter La
Monotoma picipes Hbst.
Lathridius transversus Oliv.
— minutus Linn.
Corticaria crenulata Gyll.
— denticulata Gyll.
— serrata’ Payk.
—_ eylindrica Mannh.
— fulva Comolli.
— gibbosus Hbst.
= trifoveolata Redt.
— fuscula Humm.
— ferruginea Marsh.
Mycetophagus populi Fbr. Nur einmal in Schwämmen.
295
. Byturus tomentosus Fbr.
. Dermestes murinus Lin.
— lardarius Lin.
. Attagenus pellio L.
— Schaeferi Hbrt.
— pantherinus Ahr.
. Megatoma undata Lin. Auf Blumen.
. Anthrenus scrophulariae Lin. Auf Blühten.
_ muscorum Er. In Haufen, auf Blühten.
— ' laviger Er. Auf Blühten.
. Byrrhus pilula L. Unter Steinen.
. Cytilus varius Fbr. Unter Steinen.
. Morychus nitens Panz. Unter Steinen.
. Limnichus sericeus Duft.
. Parnus prolifericornis Fbr. Um Ufersande.
_— auriculatus Ill. Ebendaselbst.
. Elmis aeneus Müller. In fliessendem Wasser unter Steinen.
—- cupreus Müll. Ebendaselbst.
. Heterocerus laevigatus Panz. An der Gera.
'. Lucanus cervus Lin. Häufig in Eichenwäldern.
. Dorcus parallelopipidus L. Selten im alten Siegelbach.
. Platycerus caraboides L. Im Welgerholze.
. Sinodendrum cylindricum Linn.
. Onthophagus nutans Fbr. In frischem Dünger.
= coenobita Hbrt.
— fracticornis Fbr.
— nuchicornis Lin.
— ovatus Lin.
— Schreberi Linn.
. Aphodius erraticus Linn. In Dünger.
— subterraneus Lin.
— fossor Lin.
— seybalarius Fbr.
— foet®ns Fbr.
— _ fimetarius Linn.
— _ granarius Linn.
— sordidus Linn.
_ bimaculatus Febr. ®
— inquinatus Febr.
> melanostictus Schm.
_ sericatus Schmidt.
— pusillus Hbst.
— 4-maculatus Linn.
— merdarius Fbr.
— prodromus Brhm.
— rufipes Linn.
619.
620.
621.
622.
623.
624.
625.
626.
627.
628.
629.
630.
631.
632.
633.
634.
635.
636.
637.
638.
639.
640.
641.
642.
643.
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643.
646.
647.
648.
649.
650.
651.
652.
653.
654.
655.
656.
657.
658.
659.
660.
661.
662.
663.
Aphodius luridus Payk.
— arenarius Ol.
_ sus Fabr.
— _ porcatus. Fbr.
Geotrupes stercorarius Linn. Auf Viehweiden.
— putridarius Er. Desgl.
— sylvaticus Pnz. In Wäldern.
— vernalis L. TUeberall.
Trox sabulosus Linn. Auf Triften unter Steinen.
— sceaber Lin. Ebendaselbst.
Hoplia argentea Fbr. Unter Gebüsch selten.
Rhizotrogus aestivus Oliv.
— solstitialis Lin.
_ assimilis Hbst.
Melolontha vulgaris Fbr.
— hippocastani Fbr.
var. nigripes Parr.
Phylloperda horticula L.
Cetonia aurata Lin.
— marmorata Fbr.
Gnorimus variabilis Linn.
Trichius fasciatus Lin.
Valgus hemipterus Linn.
Lampra rutilans Fbr. In Lindenbäumen bei Malsdorf.
Agrilus biguttatus Fbr. Aufjungen Trieben im Welgerholze.
— aurichalceus Rdtb.
— angustulus Ill.
— laticornis Ill.
-— tenuis Ratzb.
— cupreus Rdtb.
Anthaxea nitidula Lin.
Q laeta Fbr. ,
— quadripunctata Linn.
— _ sepuleralis Fbr.
Trachys minuta Lin.
— nana Payk.
Synaptus filiformis Fbr. Häufig.
Cratonychus niger Fbr., Häufig.
— brunnipes Germ.
- castanipes Payk.
Lacon murinus Lin.
Athous rufus Fabr.
— hirtus Hbst.
— haemorhoidalis Fbr.
— subfuseus Gyll.
— vittatus Fbr.
Campylus linearis Fbr.
297
. Limonius nigripes Gyll.
parvulus Pnz.
minutus Lin.
lythrodes Germ.
. Cardiophorus thoracicus Fbr.
. Ampedus sanguineus Lin.
ephippium Fbr.
. praeustus Fbr.
pomorum Geoffr.
erocutus Geoffr.
etchrpnus pulchellus Lin.
——
. Dascillus cervinus Lin.
- ER (Elodes Latr.) pallidus Fbr.
4-pustulatus Fbr.
dermestoides Hbst.
. Corymbites haematodes Fbr.
castaneus Linn.
cupreus Fbr.
aeruginosus Fbr.
peetinicornis Linn.
tesselatus Linn.
. Diacanthus holosericeus Fbr.
metallicus Payk.
impressus Fbr.
latus Fbr.
aeneus Lin.
. Agriotes pilosus Fbr.
sputator Lin.
lineatus L. (Segetis Gyll.)
obscurus L:
flavicornis Pnz.
graminicola Rdtb.
guttatus Germ. (Diacanthus.)
. Sericosomus brunneus Fbr.
fugax Febr.
tibialis Lap.
. Dolopius marginatus Lin.
umbrinus Germ.
gallicus Laxtel.
. Adrastes pallens Fbr.
lacertosus Erith.
humilis Erith.
limbatus Fbr.
lividus Fbr.
pubescens Fbr. (variabilis Thunb.)
padi Lin.
deflexicollis Müll.
(7 einereus Fbr.)
711. Seirtes haemisphaericus L. Auf Wasserpflanzen.
712. Dietyopterus Aurora Fbr. Auf Blumen.
713. _ affınis Payk. Sehr selten.
714. Homalisus suturalis Fbr. Auf Blumen.
715. Lampyrus noctiluca Linn.
716. — splendidula Linn.
717. Podabrus lateris Linn. Auf Blumen.
718. Cantharis violacea Payk. Wie alle folgenden auf Blumen.
718. — cyanipennis Strke.
719. — fusca Linn.
720. — rustica Fall.
721. — dispar Fbr.
er pellucida Fbr.
723. — nigricans Fbr.
724. — obscura Linn.
7235. — assimilis Payk.
726. ._—. rufa Linn.
727. — bicolor Fbr.
728... — thoraeica Oliv. (fulvieollis 111.)
729. — liturata Fall.
730. — clypeata.
731. — ovalis Germ.
732. Rhagonycha melanura Fbr.
733. — Erichsoni Grm.
734. — testacea Linn.
735. — fuseicornis Ol.
736. — pallida Fbr.
737. — atra Lin.
738. Malthinus flaveolus Hbrt.
739 — biguttulus Payk.
740. Malthodes sanguinolentus Fall.
741 _ flavoguttatus Kieser.
742. — maurus Redtb.
743 — brevicollis Payk.
24 — pulicarius Rdtb.
745. Malachius aeneus Linn.
746. —_ scutellaris Erch.
747. _ bipustulatus, Fbr.
748. E= viridis Fbr.
749. —_ pulicarius Fbr.
750. Anthocomus equestris Fbr.
751. — fasciatus Linn.
752. Ebaeus flavicornis Er.
753. — flavipes Fbr.
754. Charopus pallipes Oliv.
298
. Dasytes coeruleus Fbr.
756.
737.
798.
759.
760.
761.
762.
763.
764.
765.
766.
167.
768.
769.
770.
771.
772.
773.
774.
775.
776.
BU.
"778.
779.
780.
781.
782.
783.
734.
783.
786.
787.
788.
789.
79.
791.
792.
793.
794.
793.
796.
797.
798.
799,
299
Dasytes scaber Suffr.
— favipes Fbr.
— _niger Fbr.
— obseurus Gyll.
— _nigricornis Fbr.
— foralis Oliv.
Cosmiocomus pallipes Pnz.
Dolichosoma linearis Fbr.
Tillus elongatus Lin. Auf gefälltem Fichtenholze.
Clerus formicarius Linn. Auf frisch gefälltem Holze.
Opilus mollis Lin. Wie vorige.
— domesticus Strm.
Trichodes apiarius Linn. Auf Blühten, häufig.
Necrobia violacea Latr. Auf Blühten, häufig.
Corynetes violaceus Payk. Selten auf gefälltem Holze.
Ptilinus costatus Gyll. In alten Weidenstämmen.
Xyletinus ater Panz. Im Holze.
Ptinus fur Linn. Häufig in Häusern. Holzzerstörend.
— rufipes Fbr. Selten.
— latro Strm. Häufig.
— cerenatus Fbr. Häufig.
Anobium tessellatum Fbr. In altem Holze.
— pertinax Lin. Häufig.
— striatum Oliv. Desgl.
Dryophilus pusillus Gyll. Auf Fichten.
Lyetus canaliculatus Fbr. Im Holze.
Cis boleti Scop. Sehr häufig in Holzschwämmen.
— micans Febr. Desgl.
— hispidus Payk. Desgl.
Ennearthron (Entypus Rdtb.) cornutum Gyll. Selten.
Hylecoetus dermestoides Fbr. In altem Holze.
Blaps obtusa Strm. In Häusern.
— mortisaga Fbr. Desgl.
Opatrum sabulosum Linn. Unter Steinen.
Tetratoma fungorum Fbr. In Baumschwämmen selten.
Tribolium (Margus Redtb.) ferrugineum Fbr. In Häusern.
Hypophloeus fasciatus Fbr. Einmal gefunden an der dicken
Eiche bei Ilmenau.
Tenebrio obscurus Fabr. In Häusern seltener.
— molitor Lin. Häufig in alten Mehlsäcken.
Allecula morio Fbr. In morschen Baumstämmen vorzüg-
lich Erlen.
Mycetocharis bipustulata Il. Unter Baumrinden sehr selten.
Cistella ceramboides Linn. Häufiger.
— murina Linn. Häufiger.
Orchesia micans Il. In Baumschwämmen, selten.
800.
801.
802.
803.
804.
805.
806.
807.
808.
809.
810.
81l.
812.
813.
814.
815.
816.
817.
8ls.
819.
820.
- 821.
822.
823.
824.
823.
82P.
827.
828.
829.
830.
831.
832.
833.
834.
835.
836.
837.
838.
839.
840.
841.
842.
843.
844.
845.
846.
300
Hypulus quereinus Payk. An alten Eichen, selten.
Melandrya caraboides Linn. Auf alten Baumstämmen.
Lagria pubescens Linn. Auf Blühten.
Pyrochroa ceoceinea Linn. Selten auf Grasplätzen.
— rubens Fbr. Desgl.
Notoeus monoceros Lin. Auf Wiesen, nicht häufig.
Anthicus floralis Fbr. Häufig auf Blühten.
— antherinus Lin. Desgl.
Mordella faseiata Fbr. Auf Wiesen.
— .aculeata Linn.
— parvula Gyll.
— pumila Gyll.
—_ abdominalis Fbr.
— variegata Fabr.
Anaspis frontalis Linn. Auf Wiesen.
— rufilabris Gyll.
— lateralis Fbr.
— ruficollis Fbr.
Melo& proscarabaeus Linn. Auf Wiesen.
— violaceus March.
— brevicollis Panz. Häufiger.
— variegatus Donov. Selten.
Lytta vesicatoria Linn. Auf Eschen oft sehr häufig.
Asclera coerulea Linn. Auf Blühten.
Oedemera podagrariae Lin. Häufig.
— flavescens Linn.
— virescens Linn.
— lurida Gyll.
Anoncodes ustulata Fbr. Auf: Blühten.
Bruchus marginellus Fbr. In den Schoten d. Papilionaceen.
— Cisti Fbr.
— canus Germ.
— olivaceus Germ.
— pisi Linn.
— granarius Lin.
— nubilus Schuh.
— loti Pkl.
— pubescens Grm.
Spermophagus cardui Schnk. Auf Blühten.
Urodon rufipes Fbr. Auf wilder Reseda häufig.
— suturalis Fbr. Desgl.
Brachytarsus varius Fbr. Auf Blühten.
Apoderus Coryli Linn. Auf Haselnusssträuchern.
Attelabus eurceulionoides Lin. Häufig auf Sträuchern.
Rhynchites auratus Scop. Selten auf Gesträuche.
— Bacchus Linn. Selten.
— aequatus Lin. Auf Haselnusssträuchern.
301
847. Rhynchites eupreus Lin; Nicht selten.
848.
849.
850.
85l.
852.
853.
854.
855.
856.
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858.
859.
860.
861.
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863.
864.
865.
866.
867.
868.
869.
870.
871.
872.
873.
874.
875.
876.
877.
878.
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880.
831.
882.
883.
884.
885.
886.
837.
888.
889.
890.
891.
conieus Ill. Seltner.
pauxillus Germ. Selten.
nanus Payk.
betuleti Fbr. Häufig.
populi L. Häufig.
sericeus Herbst.
betulae Linn. Häufig.
aeneo-virens Marsh. Selten.
tristis Fbr. Selten.
pubescens Hbst. Selten.
Rhinomacer attelaboides Fbr. Auf Nadelhölzern.
Diodyrhynchus austriacus Schreb. Ebendaselbst.
Apion Pomonae Fbr. Nicht häufig.
confluens Kirb. Selten.
atomarıum Kirb. Nicht selten.
radiolus Kirb. Selten.
rufirostre Fbr.
varipes Grm.
apricans Hbst.
flavipes Fbr.
aestivum Grm.
ruficrus Grm.
assimile Kirb.
frumentarium Payk.
seniculus Kirb.
columbinum Germ.
ebeninum Kirb.
morio Grm.
virens Hbst.
vorax Hobst.
‚pavidum Germ.
dispar Germ.
atratulum Germ.
minimum Hbst.
aeneum Fbr.
Viciae Payk.
nigritarse Kirb.
superciliosum Gyli.
validum Germ.
punctifrons Kirb.
Rhamphus flavicornis Clair. Auf Birken.
Strophosomus coryli Fbr. Auf Gesträuchen.
faber Hbst.
squamulatus Hbst.
892. Sciaphilus muricatus Fbr. Nicht selten an Anhöhen.
XV. 1860.
21
. Phytonomus punctatus Fbr. Häufig.
302
. Brachyderes incanus Lin. . Häufig.
. Eusomus ovulum Ill. Im Grase' häufig.
. Tanymecus palliatus Fbr.
. Sitones regensteiniensis Hbst. Auf Aeckern unter Getraide.
— tibialis Hbst.
— suleifrons Thunb.
— crinetus Oliv.
— _ oetopunctatus Germ.
— medicaginis Redtb.
— : promptus Schoenh.
— lineatus Linn.
— _ tibicellus Schoenh.
. Scytropus mustela Hbst. In Fichtenwäldern.
. Chlorophanus viridis Linn. Auf Weiden häufig.
. Polydrusus undatus Fbr.
— planifrons Schoenk.
— impressifrons Schoenk.
—_ flavipes Degeer.
— cervinus Lin. Auf Obstbäumen sehr häufig.
— sericeus Schall. er
— micans Fbr.
. Metallites mollis Germ.
— atomarius Oliv.
. Cleonus cinereus Schrank. Unter Steinen.
— sulcirostris Lin.
— varıus. Hbst.
. Alophus triguttatus Fbr. Unter Steinen.
. Liophloeus nubilus Fbr. Auf Sträuchern.
. Barynotus obscurus Fbr. Unter Steinen.
— moerens Fbr.
3. Tropiphorus mereurialis Fbr. Unter Steinen.
— ochraceo-signatus Schoenh.
. Lepyrus binotatus Fbr. ' Fu
. Tanysphyrus lemnae Fbr. Auf nassen Wiesen an der Gera.
. Hylobius abietis Linn. An Wurzeln der Fichtenstämme
häufig.
. Molytes coronatus Latr. In Wäldern.
— germanus Lin.
_— tesselatus Schoenh.
— rumicis Linn.
— Pollux Fbr.
= suspicirosus Hbst.
_ plantaginis Degeer. un
— variabilis Hbst. 2.
— nigrirostris Fbr. Sbe
303
938. Limobius dissimilis Hbst.
939.
940.
941.
942.
943.
944.
945.
946.
947,
948.
949.
950.
951.
952.
953.
954.
955.
956.
957.
958.
959.
960.
961.
962.
963.
964.
965.
966.
967.
968.
969.
970.
271.
972.
973.
974.
975.
976.
977.
978.
979.
980.
981.
982.
983.
Phyllobius calcaratus Fbr. Auf Bäumen, Birken.
— psittacinus Schönh.
— argentatus Linn.
— maculicornis Germ.
— oblongus Lin.
—— mus Fbr.
— sinuatus Fbr.
— pyri Linn.
— vespertinus Lin.
— betulae Fbr.
— Pomonae Oliv.
— uniformis Marsh.
— viridicollis Fbr.
Trachyphloeus scaber Lin. Auf Gesträuchen.
Omias rotundatus Fbr. Auf trocknen Glasplätzen.
— hirsutulus Fbr.
— Dbrunnipes Oliv.
— forticornis Schonh.
Oo hynebus niger Fbr. In Wäldern.
laevigatus Fbr.
— picipes Fbr.
— hirticornis Hbst.
_ raucus Fbr.
— uncinatus Germ.
— ligustici Linn.
—_ ovatus Linn.
Larinus jaceae Fbr. Auf Disteln.
— planus Fbr.
Pisodes Pini Lin. Auf Nadelhölzern.
— _notatus Fbr.
Magdalinus violaceus Linn. Auf ‚Birken.
— cerasi Lin. Auf Sträuchern.
— pruni Linn. Auf Obstbäumen.
Erirhinus acridulus Linn. Auf feuchten Wiesen.
— festuca Hbst.
— nereis Payk.
— vorax Fbr.
— tremulae Payk.
— taeniatus Fbr.
— pectoralis Pnz.
— tortrix Linn.
Grypidius equiseti Fbr. Auf feuchten Wiesen.
Hydronomus alismatis Marsh. Auf Wasserpflanzen.
Elleschus bipunctatus Lin. Auf Gesträuchen.
Brachyonyx indigena Hbst. Auf Kiefern.
| 21°
984.
985.
986.
987.
988.
389.
990.
991.
992.
993.
994.
995.
996.
997.
998.
999.
1000.
1001.
1002.
1003.
1004.
1005.
1006.
1007.
1008.
1009.
1010.
1011.
1012.
1013.
1014.
1015.
1016.
1017.
1018.
1019.
1020.
1021.
1022.
1023.
1024.
1025.
1026.
1027.
1028.
1029.
304
Anthonomus pomorum Linn. In: Apfelblühten sehr häufig.
varians Payk.
rubi Hbst.
Balaninus venosus Germ. Auf Kesstaplnschu
nucum Linn.
turbatus Gyll.
villosus Hbst.
Desgleichen.
erux Fbr. Auf’Weiden häufig.
brassicae Fbr.
Ebendaselbst.
Tychius 5-punctatus L. Auf Grasplätzen.
tomentosus Hbst.
pieirostris.
Phytobius quadrituberculatus Fbr. In Sande am Wasser.
Orchestes fagi Linn.
lonicerae Fbr.
—
Baridius chloris Fbr.
populi Fbr.
rusci Hbst.
lepidii Germ.
T-album. Lin.
An jungen Buchen.
Auf Lonicera.
Auf Weiden.
Auf Wiesen.
Häufig.
Cryptorhynchus Lapathi Linn. Auf Erlen.
Coeliodes Querceus Fbr.
rubicundus Payk.
guttula Fbr.
didymus Linn.
Ceuthorhynchus
Rhinonceus Castor Fabr.
Orobitis cyaneus Linn.
Lyprus
cylindrus Payk.
Auf Eichen.
Häufig.
Syrites Grm.
erysimi Fbr.
contractus Marsh.
floralis Payk.
pulvinatus Gyll.
achillaeae Schoenh.
ericae Gyll.
echii Fabr.
trimaculatus Fbr.
chrysanthemi Schh.
suleieollis Gyll.
cyanipennis Germ.
napi Koch.
Auf: Blumen.
Auf Grasplätzen.
Cionus scrophulariae Linn. AufKönigskerzen, Verbascum,
verbasci Fbr.
thapsus Fbr.
fraxini Degeer.
pulchellus Hbst.
1030.
1031.
1032.
1033.
1034.
1035.
1036.
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1040.
1041.
1042.
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1045.
1046.
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1050.
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1068.
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1070.
1071.
1072.
1073.
1074.
305
Gymnetron teter Fbr. In Blühten von Campanula-Arten.
— anthirhini Germ.
— noctis Hbst.
= campanulae Linn.
Sitophilus granarius Lin. ' Im Getreide-Samen.
Cossonus linearis Linn. Unter Baumrinden.
Hylastes ater Payk. Unter Rinden der: Nadelhölzer.
—- . eunicularius Knoch.
— palliatus Gyll.
Dendroctonus piniperda Linn. Unter Fichtenrinde.
— minor Hart.
Hylesinus fraxini Fbr. An Eschen.
Xyloteres domesticus Linn. ‘In Buchen.
— lineatus Gyll. In Nadelhölzern.
Cryphalus tiliae Fabr. Unter der Rinde abgestorbener
Lindenäste.
Bostrychus typographus Linn. Unter d. Rinde d. Fichten.
— larieis Fabr.
— bispinus Rtzb.
— chalcographus L.
—_ autographus Rtzb.
Eccoptogaster pruni Rtzb. Im Holze d. Zwetschenbaumes.
— rugulosus Koch. Desgl.
Spondylis buprestoides Linn. In faulem Holze.
Prionus coriarius Lin. Im alten Siegelbache selten.
Hammatochaerus cerdo Lin. Auf blühenden Gesträuchen.
Aromia moschata Lin. In modernden Weiden häufig.
Criomorphus luridus Fbr. An Nadelholzbäumen.
Asimum striatum Linn. An Wurzeln der Kiefern.
Hylotrupes bajulus Lin. An Hölzern.
Callidium dilatatum Payk. Unter’ der Rinde der Nadelhölzer.
—_ violaceum Fbr.
—_ rufipes Fbr.
— variabile Linn.
Clytus mystieus Linn. Auf blühenden Gesträucheh häufig.
Gracilia pygmaea Fbr. Auf Blumen und auf altem Holze.
Molorchus major Linn. In alten Weidenbäumen.
— minor Lin. Auf Blumen selten.
— umbellatarum Fbr. Auf Blumen.
Astynomus aedilis Linn. In Häusern, auf gefälltem Holze:
Pogonocherus hispidus Linn. Auf Kiefern. E
Lamia textor Lin. An faulen Weiden.
Dorcadion morio Fbr. An Wegen häufig.
— fuligonator Lin. Ebendaselbst. -
Saperda carcharias Linn. Auf’ Bäumen und Gesträuchen.
— populnea Lin. Desgleichen. Bil
1075.
1076.
1077.
1078.
1079.
1080.
1081.
1082.
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1089.
1090.
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1098.
1099.
1100.
1101.
1102.
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1109.
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1111.
1112.
1113.
“1114.
1115.
1116.
1117.
1118.
1119.
306
Stenostola nigripes Fbr. Auf Sträuchern.
Tetrops praenota Linn Auf blühenden Sträuchern.
Oberea oculata Linn. Auf Weiden häufig.
— papillata Schrb. Sehr selten.
— erythrocephala Fbr. Selten.
— linearis Linn. Auf Haselnusssträuchern häufig.
Phytoecia ephippium Fbr. Auf Grasplätzen.
— virescens Fbr. An Anchusa officinalis zuweilen
sehr häufig.
Agaponthia violacea Fbr. Auf blühenden Pflanzen selten.
Rhagium mordax Fbr. Auf Holzschlägen.
— inquisitor Fbr.
— indagator Linn.
— bifasciatum Fbr.
Toxotus eursor Linn. Auf blühenden Gesträuchen.
— meridianus Linn.
Pachyta 4-maculata Linn. Selten auf blühenden Bäumen.
— 8-maculata Fbr.
— virginea Fbr.
— collaris Linn. =
Strangalia calcarata Fbr. Auf Blühten und Dolden.
_ 4-fasciata Linn.
— atra Fbr.
— melanura Linn.
_ bifasciata Müll.
— villica Fbr.
>= nigra Fbr.
Leptura testacea Linn. Auf Fichtenstöcken.
— sanguinolenta Linn. Selten.
— maculicornis Degeer.
— livida Fbr.
— rufipes Schall.
Grammoptera laevis Fbr. Auf Blühten.
— ruficornis Fbr.
Ofsodacna cerasi Fbr. Auf Blühten.
Donacia dentipes Fbr. Auf Wasserpflanzen.
— sagittariae Fbr.
— lemnae Fbr.
_ sericea Linn.
— nigra Fbr.
— discolor Hoppe.
—_ affinis Kunze.
— semicuprea Punz.
— menyanthidis Fbr..
_ simplex Fbr.
— brevicornis Ahr.
307
1120. Zeugospora subspinosa Fbr. Nicht selten an Weiden.
1121. Lema rugicollis Cufir. Auf Wiesen.
1122. — cyanella Linn.
1123. — Erichsoni Cufir.
1124. — melanopa Linn.
1125. Crioceris merdigera Linn. Auf Spargel, Lilien.
1126. —- brunnea Fbr.
1127. —- 12-punetata Linn.
1128. —- asparagi Linn.
1129. Clythra 4-punctata Linn. Auf Weiden häufig.
1150. — laeviuscula Ratzb. Desgleichen.
1131. Cheilotoma bucephala Fbr. Auf Wiesen.
1132. Coptocephala scopolina Linn auf Wiesen.
1133. _ 4-maculata Linn. Seltener.
1134. Eumolpus obsceurus Lin. Auf feuchten Wiesen,
1135. _ vitis Fbr. Sehr selten.
1136. Chrysuchus pretiosus Fbr. Sehr selten.
1137. Cryptocephalus cordiger Linn. Auf Gesträuchen.
1138. — variabilis Schm.
1139. — 6-punctatus L.
1140. — interruptus Suffr.
1141. — violaceus Fbr.
1142. — sericeus Lin.
1143. — nitens Linn.
1144. — Moraei Lin.
1145. — flavipes Fbr.
1146. _ bipunctatus Linn.
1147. — vittatus Fbr.
1148. — pygmaeus Fbr.
1149. — Hübneri Fbr.
1150. — labiatus Linn.
1151. — geminus Gyll.
1152. Pachybrachys hieroglyphicus Fbr. Auf Weiden häufig.
1153. Timarcha coriarea Fbr. Auf Wiesen, an Wegen.
1154. Chrysomela staphylea Linn. Häufig.
1155. — varians Fbr.
1156. — goettingensis Linn.
1157. — haemoptera Linn.
1158. — molluginis Suffr.
1159. _— sanguinolenta Linn.
1160. —- marginata Linn.
1161. — analis Linn.
1162. — violacea Pnz.
1163. = fastuosa Linn.
1164. — polita Linn.
1165. _ cerealis Linn.
1166.
1167.
1168.
1169.
1170.
1371.
1172.
1173.
1174.
1175.
1176.
1177.
1178.
2179.
1180.
1181.
1182.
1183.
1184.
1185.
1186.
1187.
1188.
1189.
1190.
1191.
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1194.
1195.
1196.
1197.
1198.
1199.
1200.
1201.
1202.
1203.
1204.
1205.
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1207.
1208.
1209.
1210.
1211.
308
Chrysomela geminata Gyll.
— gloriosa Fbr.
— speciosa Pnz.
Lina aenea Linn. Auf Gesträuchen.
— collaris Linn.
— cuprea Fbr.
— populi Linn.
— tremulae Fbr.
— longieollis Suffr.
Gonioctena rufipes Degeer. Auf Weiden.
— viminalis Linn.
—— affınis Schnk.
— litura Fbr.
— 5-punctata Fbr.
En pallida Linn.
Gastrophysa polygoni Linn. An Wegen, Rainen.
Plagiodera armoraciae Linn. Auf Weiden häufig.
Phaedon orbieularis Suffr.
— betula Linn.
Phratora vulgatissima Linn. Auf Weiden.
— vitellinae Linn.
Helodes aucta Fbr. Auf Wiesen, vorzüglich feuchten,
— marginella Linn.
— hanoverana Fbr.
— philandrii Linn.
— beceabungae Ill.
Adimonia tanaceti Linn. Auf Wiesen.
— rustica Schall.
—_ sanguinea Fbr.
—_ capreae Linn. Auf Weiden.
Galeruca viburni Payk. Auf blühenden Gesträuchen.
— lineola Fbr.
Agelastica alni Linn. Auf Erlen.
— halensis Linn.
Colomicrus pinicola Duftm. Auf Fichten.
Luperus rufipes Fbr. Auf Gesträuchen.
— flavipes Linn.
Haltica mercurialis Fbr. Auf Mercurialis anneca.
— oleracea Fbr. Auf Gemüsearten.
-— impressa Fbr. Selten. x
2 exoleta Linn. Häufig.
— rufipes Linn.
— nitidula Linn.
— helxines Linn. Auf Weiden.
— Modeeri Linn.
— armaraciae EH.
1212.
1213.
1214.
1215.
1216.
1217.
1218.
1219.
1220.
122].
1222.
1223.
1223.
1225.
1226.
1227.
1228.
1229.
1230.
1231.
1232.
1233.
1234.
1235.
1236.
1237.
1238.
1239.
1240.
1241.
1242.
1243.
1244.
1245.
1246.
1247.
1248.
1249.
1250.
1251.
1252.
1253.
1254.
309
Haltica sinuata Rdtb.
— memorum Linn.
— atra Payk.
— lepidi E. H.
— cyparissiae E. H.
— _euphorbiae Schr.
— rubi Payk.
— _ fuscicornis Linn.
— campanulae Rdtb.
Longitarsus niger E. H.
— anchusae Payk.
— melanocephalus Gyll.
— femoralis Marsh.
— tabidus Fbr.
—_ atrieillus Linn.
— pratensis Pnz.
— pusillus Gyll,
— luridus Oliv.
— parvulus Payk.
Psylliodes chrysocephala Linn.
— rapae Ill.
— affınis Payk.
Er roseelis dentipes E. H.
-- aridella Payk.
— aridula Gyll.
Dibolia femoralis Rdtb.
Sphaeroderma testacea Pnz.
Apteropoda ciliata Oliv. Sehr selten.
Hispa atra Linn. Auf Wiesen selten.
Cassida equestris Fbr.
— austriaca Fbr. Auf Sylvia pratensis.
— muraea Linn. Auf Inula- Arten.
— sanguinosa Suffr. Auf Tanacetum vulgare, Achillea
millefolia. Chrysanth. etc.
— rubiginosa Ill. Auf Cirsium arvense.
— vibex Linn. Ebda.
— chloris Suffr. Auf Tanacetum vulgare, Achillea
millefolia.
— nobilis Linn.
— .. oblonga Ill.
— _obsoleta Ill.
— ferruginea Fbr.
— .. nebulosa Linn. Auf Chenopodium album.
Engis humeralis Fbr. In Weidenschwämmen häufig.
— rufifrons Fbr. Seltener,
1255. Triplax aenea Payk. E
310
1256. Tritonea bipustulata Fbr. In Schwämmen.
1257. Hippodamia 13-punctata Linn.
1258. — 7-maculata Deg.
1259. Coccinella mutabilis Scrib.
1260. — bipunctata Linn.
1261. — impustulata Linn. ,
1262. —_ variabilis Il.
1263. — l1-punctata Linn.
1264. En 5-punctata Linn.
1265. — 7-punctata Linn.
1266. Halyzia ocellata Linn.
1267. —- oblonga-guttata Linn.
1268. —- 14-guttata Linn.
1269. — _16-guttata Linn.
1270. — 22-punctata Linn.
1271. Micraspis 12-punctata Linn.
1272. Chilocorus renipustulatus Serib:
1273. — bipustulatus Linn.
1274. Exochomus 4-pustulatus Linn.
1275. Epilachna globosa Schn.
1276. — impunctata Linn.
1277. Scymnus discoideus Ill.
1278. — analis Fbr.
1279. — minimus Payk.
1280. Rhizobius litura Fbr.
1281. Orthoperus brunnipes Fbr.
1282. Lycoperdina bovistae Fbr. In Staubschwämmen häufig.
Arnstadt, im Mai 1860. Nicolai.
Verzeichniss der in Illinois wildwachsenden phaneroga-
mischen und cryplogamischen Gefässpflanzen.
Die eingewanderten Arten stehen in Parenthese, die südli-
chen sind mit $S, die nördlichen mit N bezeichnet, die nicht in
der Umgebung von Peoria vorkommenden Arten mit einem *
hervorgehoben. — Grössere und kleinere Sammlungen der hier
aufgeführten Arten kann ich zu mässigen Preisen ablassen und
bitte um directe Aufträge unter der Adresse: Dr. Brendel in
Peoria, Illinois, auch wird die verehrliche Redaction dieser
Zeitschrift an sie gerichtete Aufträge "gefälligst vermitteln.
Peoria, Illinois, Mai 1860. Brendel.
311
Ranunculaceae.
Clematis Pitcheri T et Gr.
Cl. virginiana L.
Anemone caroliniana Walt.
A. cylindrica Gr.
A. virginiana L. )
A. pennsylvanica L.
A. nemorosa L. N
Pulsatilla Nuttalliana Gr. N
Hepatica triloba Chaix.
Thalietrum anemonoides Michx.
Thalietrum cornuti L.
Th. dioicum L. *
Trautvetteria palmata F.etM.
Ranunculus aquatilis L. *
var. divaricatus *
. Purshii Richards.
. Flammula L *
. abortivus L.
. recurvatus Poir.
. rhomboideus Goldie. *
. fascicularis Muhl.
. repens L.
Myosurus minimusL. $
Isopyrum biternatum T. et Gr.
Caltha palustris L.
Aquilegia canadensis L.
Delphinium tricorne Michx.
D. azureum Michx. *
D. exaltatum Ait.*
Hydrastis canadensis L.
Actaea spicata L.
var. alba.
var rubra *
*
Dukbubundi
*
Magnoliaceae.
Magnolia umbrella Lam. $
Liriodendron tulipifera L. S
Anonaceae.
Asimina triloba Dun.
Menispermaceae.
Menispermum canadense L.
Berberidaceae.
Caulophyllum thalietroidesMchx.
Podophylium peltatum L.
Jeffersonia diphylla Pers.
*
Nelumbiaceae.
Nelumbium luteum Willd.
Cacombaceae.
Brasenia peltata Pursh. *
Nymphaeaceae.
Nymphaea odorata Ait.
Nuphar adoena Ait.
Papaveraceae.
(Argemone mexicana L.) S *
Stylophorum diphyllum Nutt. S
Sanguinaria canadensis L.
Fumariaceae.
Dicentra ceueullaria DC.
Corydalis aureä Willd.
(Fumaria officinalis L.) *
Cruciferae.
Nasturtium palustre DC.
N. sessililorum Nutt.
N. sinuatum Nutt.
N. lacustre A. Gr.
Jodanthus hesperioides T. et Gr.
Dentaria laciniata Muhl.
Cardamine rhomboidea DC.
C. hirsuta L.
Arabis Ludoviciana Mey.
A. Iyrata L. N
A. dentata T. et Gr.
A. laevigata DC.
A. canadensis L.
(Erysimum cheiranthoides L.) *
E. Arkansanum Nutt.
(Sisymbrium offieinale Scop.)
S. canescens Nutt.
(Sinapis arvensis L.)
(S. nigra L.)
Draba brachycarpa Nutt.*
D. cuneifolia Nutt. *
D. caroliniana Walt.
(Camelina sativa Crantz.)
Lepidium virginicum L.
(Capsella bursa pastoris Mönch.)
Capparidaceae.
Polanisia graveolens Raf.
Violaceae.
Solea concolor Ging.
312
Viola eueullata Ait.
. cuc. var. palmata.
. sagittata Ait.
. delphinifolia Nutt. *
. pedata L.
. striata Ait. *
. pubescens Ait.
(V. tricolor L. var. bicolor.) *
Cistaceae.
Helianthemum canadenseMchx.*
Lechea major Michx. *
L. minor Lam.
4444<4<
Parnassiaceae.
Parnassia caroliniana Michx.
Hypericaceae.
Hypericum pyramidatum Ait.
. prolificum L. *
. corymbosum Muhl.
. dolabriforme Vent. $ *
. sphaerocarpon Michx.
. mutilum L. *
. canadense L. *
. Drummondiü T. et Gr. S *
. Sarothra Michx. S *
Elodea virginica Nutt.
jan a» Ban Bun ffas Bananen
Caryophyllaceae.
Saponaria officinalis L.)*
Silene stellata Ait.
S. nivea DC. *
S. virginica L. $ *
S. regia Sims. *
S. antirrhina L.
(Agrostemma Githago L.) *
Alsine Michauxii Fzl. *
Möhringia lateriflora L. *
Stellaria longifolia Muhl.
Cerastinm nutans Raf.
Anychia dichotoma Michzx.
Mollugo verticillata L.
Portulacaceae.
(Portulaca oleracea L.)
Claytonia virginica L.
Malvaceae.
(Malva rotundifolia L.)
(M. sylvestris L.)
Callirrhoe triangulata T. et Gr.
Napaea dioiea L.8*
(Sida. spinosa L.)
(Abutilon Avicennae Gaert.)
Hibiseus mosheutos L. S *
H. militaris Cavy.
Tiliaceae.
Tilia americana L.
Linaceae.
Linum virginianum L.
B. Boottii Planch. *
Oxalidaceae.
Oxalis violacea L.
Ö. strieta L.
Geraniaceae.
Geranium maculatum L.
G. carolinianum L.
Bulsaminaceae.
Impatiens pallida Nutt.
I. fulva Nutt.
Limmanthaceae.
Floerkia proserpinacoides Willd.
Rutaceae.
Zanthoxylum americanum Mill.
Ptelea trifoliata L.
Anacardiaceae.
Rhus glabra L.
Rh. toxicodendron L.
Rh. typhina L. *
Rh. copallina L. *
Rh. aromatica Ait.
Vitaceae.
Vitis aestivalis Michx.
V, eordifolia Michx.
V. indivisa Willd. $ *
Ampelopsis quinquefolia Michx.
Ramnaceae.
Rhamnus lanceolatus Pursh.
Rh. alnifolius L’Her.
Ceanothus americanus L.
C. ovalis Big. N *
. Celastraceae.
Celastrus scandens L.
Euonymus A wir
Eu. americanus L, *
313
Sapindaceae.
Staphyllea trifolia L.
Cardiospermum halicacabumL.S*
Aesculus glabra Willd.
Ae. flava Ait. *
Acer saccharinum Wang.
A. dasycarpum Ehrh.
A. rubrum L. *
Negundo aceroides Moench.
Polygalaceae.
Polygala incarnata L.
P. sanguinea L.
P. vertieillata L.
P. ambigua Nutt. *
P. Senega L.
P. polygama Walt.
Leguminosae.
Lupinus perennis L. *
Crotalaria sagittalis L. rara.
(Trifolium pratense L.)
T. stoloniferum Mahl.
T. repens L.
(T. arvense L.)
(T. procumbens L.) *
(Melilotus alba Lam.)
Psoralea onobrychis Nutt.
Ps. melilotoides Michx. *
Ps. floribunda Nutt.
Dalea alopecuroides Willd.
Petalostemon violaceum Michx.
P. candidum Michx.
Amorpha fruticosa L.
A. canescens Nutt.
Robinia pseudacacia L. S *
Wistaria frutescens DC. $ *
Tephrosia virginiana Pers.
Astralagalus mexicanus A.DC., S*
Astrag. canadensis L.
Astrag. distortus T. et Gr. *
Desmodium nudiflorum DC.
D. acuminatum DC.:
paueiflorum DC. *
canescens DC.
cuspidatum T. et Gr.
viridiflorum Beck. *
D.
D.
D.
D.
D, Dillenü Darl. *
D. paniculatum DC.
D. canadense DC.
D. sessilifolium T. et
D. rigidum DC. *
Lespedeza procumbens Michx.
L. repens T. et Gr. *
L. violacea Pers.
L. capitata Michx.
Lathyrus venosus Muhl.
L. palustris L.
Phaseolus perennis Walt. *
Ph. diversifolius Pers.
Ph. helvolus L.
Ph. pauciflorus Bth. *
Apios tuperosa Moench.
Gr.
Amphicarpaea monoica Nutt.
Baptisia leucantha T. et Gr.
B. leucophaea Nutt.
B. tinetoria R. Br. *
Cereis canadensis L.
Cassia marilandica L.
C. chamaecrista L.
Gymnocladus canadensis Lam.
Gleditschia triacanthus L.
G. monosperma Walt. *
Desmanthus brachylobus Benth.
Rosaceae.
Prunus americana Marsh.
Pr. pumila L. *
Cerasus virginiana DC.
Cerasus serotina DC.
C. pennsylvanica DC. *
Spiraea opulifolia L. *
Sp. salicifolia L. *
Sp. tomentosa L. *
Sp. lobata Murr. *
Sp. Aruncus L. *
Gillenia stipulacea Nutt. S *
Asgrimonia eupatoria L.
Agr. parviflora Ait. *
Sanguisorba canadensis L. *
Geum virginianum L. *
Geum album Gm.
G. vernum T. et Gr. *
G. strietum Ait. *
G. triflorum Pursh, *
314
Potentilla norvegica L.
P. paradoxa Nutt. *
P. canadensis L.
P. arguta Pursh.
P. fruticosa L. *
Fragaria virginiana Ehrh.
Rubus occidentalis L.
R. villosus Ait.
R. canadensis L.
R. trivialis Michx. $ *
Rosa setigera Michxz.
R. Carolina L. *
R. lucida Ehrh. *
R. blanda Ait.
Crataegus coceinea L.
A. tomentosa L.
A. erus galli L.
Pyrus coronaria L.
P. americana L.*
Amelanctius canadensis T. et Gr.
Lythraceae.
Hypobrichia Nuttallii T.et Gr. *
Ammannia humilis Michx.
A. latifolia L.
Lythrum alatum Pursh.
Cuphea viscosissima Jacq.
Onagraceae.
Epilobium palustre L.
E. coloratum Muhl.
Oenothera biennis L.
Oe. sinuata L. *
Oe. fructicosa L. *
Gaura biennis L.
Jussiaea repens L. S *
Ludwigia alternifolia L.
L. polycarpa Short. et Peter.
L. palustris El. *
Circaea lutetiana L.
Proserpinaca palustris L. *
Myriophyllum heterophyllum
Michx. *
Loasaceae.
Mentzelia oligosperma Nutt. *
Cactaceae.
Opuntia vulgaris Mill. *
%
Grossulaceae.
Ribes rotundifolium Michx.
R. floridum L.
R. lacustre Poir. N *
R. Cynosbati L. *_
Passifloraceae.
Passiflora lutea L. $ *
Cucurbilaceae.
Sicyos angulatus L.
Echinoeystis lobata T. et Gr.
Crassulaceae.
Sedum ternatum Michx. *
Penthorum sedoides L.
Saxifragaceae.
Saxifraga pennsylvaniea L.
Heuchera americana L.
H. hispida Pursh. *
Mitella diphylla L.
Hydrangea arabescens L.
Hamamelaceae.
Hamamelis virginica L.
Umbelliferae.
‚Hydrocotyle americana L. *
Sanicula marilandica L.
Erynchium yuccaefolium Michx.
Polytaenia Nuttallii DC. *
Heracleum lanatum Michx.
(Pastinaca sativa L.) *
Archemora rigida DC.
Archangelica atropurpurea Hffm.
Thaspium barbinoda Nutt. *
Th. aureum Nutt.
Th. trifoliatum Gr.
Zizia integerrima DC.
(Bupleurum rotundifolium L.) *
Cicuta maculata L.
C. bulbifera L.
Sium lineare Michx.
Cryptotaenia canadensis DC.
Osmorrhiza longistylis DC.
O. brevistylis DC. *
Chaerophylium procumbens Lam.
Erigenia bulbosa Nutt. *
Araliaceae.
Aralia racemosa L.
A. nudicaulis L.
Panax quinquefolia L. rara.
Cornaceae.
Cornus florida L. *
C. sericea L.
C. stolonifera Michz.
C. asperifolia Michx.
C. paniculata L’Her.
C. alternifolia L.
Nyssa multiflora Wang. *
Caprifoliacea.
Symphoricarpus racemosus Mx.*
S. vulgaris Michx. *
Lonicera flava Sims. *
L. parviflora Lam.
Diervilla trifida Moench. *
Triosteum perfoliatum L.
T. angustifolium L. *
Sambucus canadensis L.
Viburnum prunifolium L. *
V. opulus L.
V. Lentago L.
V. acerifolium. N =»
V, pubescens Pursh. *
Rubiaceae.
Galium aparine L.
G. asprellum Michz.
G. trifidum L..
G. coneinnum T. et Gr.
G. pilosum Ait.
G. eircaezans Michzx.
G. boreale L. *
Spermacoce glabra Michx. *
Diodia virginica L. *
Diodia ‘teres Walt. *
Cephalanthus oceidentalis L.
Oldenlandia purpurea Gr. *
®©. minima Gr. *
O. coerulea Gr.
Spigelia marilandica L. *
Valerianaceae.
Valeriana edulis Nutt. N *
Fedia radiata Michx. *
Compositae.
Vernonianovoboracensis Willd. *
V. fascieulata Michzx.
Elephantopus . carolinianus
Willd..S *
Liatris squarrosa Willd. *
L. eylindracea Michxz.
L. scariosa Willd.
L. spicata Willd. *
L. pyenostachya Michz.
Kuhnia eupatorioides L.
Eupatorium purpureum L.
E. altissimum L.
E. sessilifolium L.
E. perfoliatum L.
E. serotinum Michx.
E. ageratoides L.
Conoclinium eoelestinum DC. S *
Aster corymbosus Ait.
. sericeus Vent. *
. concolor L.
. patens Ait.
. laevis L.
. turbinellus Lindl. *
azureus Lindl.
Shortii Boot.
undulatus L.
cordifolius L.
sagittifolius Willd.
ericoides L. *
multiflorus Ait.
dumosus L.
Tradescanti L.
miser L.
simplex Willd.
tenuifolius L.
carneus Nees.
. puniceus L.
. oblongifolius Nutt. *
. Novae Angliae L.
anomalus Engelm.
. ptarmicoides T. et Gr. *
Erigeron canadense L.
E. divaricatum Michx.
E. bellidifolium Muhl.
E. philadelphicum L.
E. annuum Pers.
E. strigosum Muhl.
Diplopappus umbellatusTT. et Gr.
D. linariifolius Hook. *
Boltonia glastifolia L’Her.
Solidago latifolia L.
S. speciosa Nutt.
PPP>bb>bbbbbPPPb>pb>P>>
316
Solidago strieta Ait. *
. rigida L.
. Ohioensis Riddell. *
. Riddellii Frank.
. neglecta T. et Gr.
patula Muhl.
arguta Ait. *
. altissima L. *
. ulmifolia Muhl.
. Drummondii T. et Gr. *
. nemoralis Ait.
missouriensis Nutt.
radula Nutt. *
canadensis L.
. serotina Ait.
. gigantea Ait. *
. lanceolata L. *
. tenuifolia Pursh-
Chrysopsis villosa Nutt.
(Inula Helenium L.)
Pluchea foetida DC. *
Polymnia canadensis L.
P. Uvedalia L. S *
Chrysogonium virginianumL. *
Silphium laciniatum L.
S. terebinthaceum L.
S. integrifolium Michz.
S. perfoliatum L.
Parthenium integrifolium L.
Iva ciliata Willd. *
Ambrosia bidentata Michx.
Amb. coronopifolia T. et Gr.
Xanthium strumarium L.
Eclipta procumbens Michz.
Heliopsis laevis Pers.
Echinacea purpurea Moench.
E. angustifolia DC.
Rudbeckia laciniata L.
R. subtomentosa Pursh.
R. triloba L.
R. hirta L.
Lepachys pinnata T. et Gr.
Helianthus rigidus Desf.
H. laetiflorus Pers. *
oceidentalis Ridell.
mollis Lam. *
microcephalus T. et Gr. *
*
*
ARARAANRNANARNnnnNUNnn
H.
H.
H.
ee ESERESESESESSEEE SER EEE EEE
. grosseserratus Martens *
. tomentosus Michx. *
. strumosus L.
. hirsutus Raf. *
. tracheliifolius Willd. *
. doricnoides Lam. *
Actinomeris squarroga Nutt.
A. helianthoides Nutt.
Coreopsis trichosperma Michx.
. aristosa Michx,*
. tripteris L.
. senifolia Michx.*
. palmata Nutt.
. lanceolata L.
. auriculata L.
. discoidea T. et Gr.
Bidens frondosa L.
B. connata Muhl.
B. chrysanthemoides Michxz.
B. Beckii Torr. *
B. bipinnata L.
Verbesina Siegesbeckia Michx. *
V. virginica L. *
Dysodia chrysanthemoides Lag.
Hymenopappus scabiosaeus
TiHer: 7
Helenium autumnale L.
Leptopoda brachypoda T. etGr. *
(Maruta Cotula DC.)
Achillea millefolium L.
(Leucanthemum vulgare L.)
Matricaria discoides DC. $ *
Artemisia caudata Michx.
A. Ludovieiana Nutt. *
A. biennis Willd.
Gnaphalium polycephalumMchx.
Gn. purpureum L.
Gn. decurrens Ives.
Antennaria plantaginifolia Hook.
Erechtites hieracifolia Raf.
Cacalia reniformis Muhl.
C. atriplicifolia L.
C. tuberosa Nutt.
C. suaveolens L.*
Senecio aureus L.
Cirsium discolor Spr.
C. altissimum Spr:
Eu ED Fo Fo Eu
relolalolleloı
*
317
Cirsium virginianum Michx. * | Pl. Patagonica Jaeg. var.
C. muticum Michx. aristata. S *
C. pumilum Spr. Pl. virginica L.
(Lappa major Gaertn.) Pl. pusilla Nutt. S *
Cynthia virginica Don. Primulaceae.
Hieracium scabrum Michx. Androsace occidentalis Pursh.
H. longipilum Torr. Dodecatheon Meadia L.
H. Gronovii L. ” Lysimachia ciliata L.
Nabalus albus Hook. Lys. longifolia Pursh.
N. racemosus: Hook. * L. lanceolata Walt. *
N. asper T. et Gr. IST. quadrifolia L. *
N. crepidineus DC. Naumburgia thyrsiflora Rchb. N *
Troximum cuspidatum Pursh. * | Centunculus minimus L. *
Taraxacum dens Leonis Desf. | Samolus Valerandi L.
Lactuca elongata Muhl. var. americana.
Mulgedium floridanum DC.
M. acuminatum DC. *
(Sonchus asper Vill.)
(S. oleraceus L.) *
Lobeliaceae.
Lobelia cardenalis L.
Lentibulaceae.
Utrieularia vulgaris L.
U. minor L. *
Bignoniaceae.
Bignonia capreolata L. S
Tecoma radicans Juss.
L. syphilitica L. Catal . BE *
alpa bignonioides W. S
= ae an (Martynia proboscidea Glox.)
= spicata en Orobancheae.
Takhimich; Phelipaea ludoviciana Don. *
naristdeche Aphyllon uniflorum T. et Gr.
Scrophulariaceae.
(Verbascum Thapsus L.)
(V. Blattaria L.) *
er i De. (Linaria vulgaris Mill.)
nn De Scropkularia nodosa L.
Ericaceae. res® Collinsia verna Nutt. *
aylussacıa resınosa .etGr. Chelone glabra 12
Vaceinium pennsylvanica Lam.*
Campanula aparinoides Pursh.
C. americana L.
C. Illinoensis Fresen.
Pentstemon pubescens Sol.
Monotropa um L. P. gracilis Nutt. *
Aquifoiiaceae. Mimulus ringens L.
llex decidua Walt. * M. alatus Ait. *
I. vertieillata Gray. * M. propinguus Lindl.
Ebenaceae. Conobea multifida Benth.
Diospyros virgiana L. Herpestis rotundifolia Pursh. *
Sapolaceae. Gratiola virginiana L.
Bumelia lanuginosa Pers. $ * | Ilysanthes gratioloides Benth.
Plantaginaceae. Synthyris Houghtoniana Benth. *
(Plantago major L.) Veronica virginica L.
Pl. cordata Lam. V. anagallis L. *
(Pl. lanceolata L.) * V. peregrina L.
XV. 1860. 22
318
(Veronica arvensis L.)
Buchnera americana L.
Seymeria macrophylla Nutt. S *
Gerardia purpurea L.
. aspera Dougl.
. tenuifolia Vahl.
. flava L.
. quercifolia Pursh.
. integrifolia Gray. *
. pedicularia L.
. auriculata Michx.
Castilleja coceinea Spr.
C. sessililora Pursh. *
Pedicularis Canadensis L.
P. lanceolata Pursh.
Acanthaceae.
ADDRDDQD
Dianthera americana L. *
Dipteracanthus ciliosus Nees.
D. strepens Nees.
var. micrantha.
Verbenaceae.
Verbena hastata L.
V. urtieifolia L.
V. strieta Vent.
V. bracteosa Michx.
V. angustifolia Michz.
V. aubletia L. *
Lippia lanceolata Michx.
Phryma leptostachya L.
Labialae.
Teucrium canadense L.
Trichostema dichotoma L.
Isanthus coeruleus Michx.
Mentha canadensis L.
(Mentha viridis L.)
Lycopus virginicus L.
L. europaeus var. sinuatus Benth.
Pyenanthemum pilosum Nutt.
P. lanceolatum Pursh.
P. linifolium Pursh. *
(Satureja hortensis L.)
(Melissa offieinalis L.)
Hedeoma pulegioides Pers. *
H. hispida Pursh, S *
Monarda fistulosa L.
M. Bradburiana Beck. $ *
*
SEE EESEDESES SENSE ERESER
M. punctata L. *
Blephilia hirsuta Benth.
B. ciliata Raf. *
Lohanthus nepetoides Benth.
L. scrophulariaefolius Benth.
(Nepeta cataria L.)
(N. Glechoma Benth.)
Synandra grandiflora Nutt.
Physostegia virginiana Benth.
Brunella vulgaris L.
Scutellaria versicolor Nutt.
Sc. canescens Nutt. *
Sc. serrata Andrews.
Sc. parvula Michx.
Sc. nervosa Pursh.
Se. galericulata L.
Sc. lateriflora L.
(Marrubium vulgare L.)
Stachys palustris L.
St. hyssopifolia Michx.
(Leonurus cardiaca L.)
Borragineae.
Onosmodium molle Michx.
O. virginianum DC. *
OÖ. strigosum DC. *
Lithospermum latifolium Michx
L. hirtum Lehm.
L. canescens Lehm.
L. longiflorum Spr.
L. angustifolium Michx.
(L. arvense L.) *
Mertensia virginiea DC.
Myosotis verna Nutt. *
(Echinospermum Lappula Lehm. )
(Cynoglossum officinale L.)
C. Morisoni DC.
C. virginicum L. *
(Heliophytum indieumDC.) S *
Hydrophyllaceae.
Hydrophyllum virginicum L.
H. appendiculatum Michx.
Ellisia Nyctelaea L.
Phacelia Purshii Buckley. $ *
: Polemoniaceae.
Polemonium reptans L.
Phlox maculata L.
Ph. glaberrima L.
*
%*
*
319
Phlox pilosa L.
. reptans Michz.
. acuminata Pursch. *
. divaricata L. *
. bifida Beck.
Convolvulaceae.
Ipomoea lacunosa L.
I. pandurata Meyer.
(I. nil Roth). *
Calystegia sepium R. Br.
C. spithamea Pursh. *
Cuscuta tenuiflora Engelm.
. umbrosa Beyr. *
. arvensis Beyr. *
. chlorocarpa Engelm.
. Gronovii Willd. *
. compacta Juss.
. glomerata Chois.
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Solanaceae.
Solanum carolinense L.
(S. nigrum L.) *
(S. dulcamara L.) *
Physalis angulata L.
Ph. pubescens L.
Ph. viscosa L.
Ph. lanceolata Michx. *
(Nicandra physaloides Gaertn.) *
(Datura stramonium L.)
var. Tatula.
Gentianaceae.
Sabatia angularis Pursh. *
Fraseria carolinensis Walt. S *
Gentiana quinqueflora Lam.
. alba Muhl.
. Andrewsü Gris.
. saponaria L.
. erinita Fröl. *
. ochroleuca Fröl. *
. rubricaulis Keating. *
Menyanthes trifoliata L. N *
Obolaria virginica L. $ *
DDDMDQD
Apocynaceae.
AmsoniaTabernae montanaWalt.
Apocynum androsaemifolium L.
A. cannabinum L.
7 nn nn
Asclepiadaceae.
Asclepias Cornuti Dasn.
. Sullivantii Engelm. S *
. phytolaccoides Pursh.
purpurascens L.
. variegata L. *
. Nuttalliana Torr. *
Meadii Torr. *
quadrifolia Jacq.
. obtusifolia Michx. *
. incarnata L.
. tuberosa L.
. verticillata L.
Acerates viridiflora Ell.
A. longifolia El.
Enslenia albida Nutt. S *
Oleaceae.
Fraxinus americana L.
F. pubescens Lam.
F. quadrangulata Michx.
F. sambueifolia Lam. *
Forestiera ligustrina Poir. S *
Aristolochiaceae.
Asarum canadense L.
Aristolochia serpentaria L. *
A. tomentosa Sims. *
bebbpbpbbb>>
Nyctaginaceae.
Oxybaphus nyctagineus Sweet.
Phytolaccaceae.
Phytolacca decandra L.
“ Chenopodiaceae.
(Chenopodium hybridum L.)
(Ch. murale L.)*
(Ch. album L.) *
(Ambrina botrys L.)
(A. ambrosioides Spach.)
Blitum capitatum L. *
Cycloloma platyphyllum Mocegq. *
Amarantaceae.
(Amarantus hybridus L.) *
(A. retroflexus L.)
(A. albus L.)
(A. spinosus L.) *
Montelia tamariscina Gr.
Acnida cannabina L.
Frölichia Floridana Mocg.
22*
3
Polygonaceae.
Polygonum amphibium L.
P. nodosum Pers. *
P. pennsylvanicum L.
(P. Persicaria L.)
. hydropiper L.
acre HBK. *
. hydropiperoides Michx.
. aviculare L.
. ramosissimum Michz.
. tenue Michx.
. virginianum L.
. sagittatum L. *
. dumetorum L.
Rumex verticillatus L.
R. hydrolapathum Huds.
R. altissimus Wood. *
(R. obtusifolius L.) *
(R. crispus L.)
R. acetosella L.
Lauraceae.
alla cHacBuHacB. 0Bn RnB.
Sassafras offieinale Nees.
Benzoin odoriferum Nees. S *
Thymeleaceae.
Dirca palustris L. N
Sanlalaceae.
Comandra umbellata Nutt.
Loranthaceae.
Phoradendron lavescens Nutt. S*
Saururaceae.
Saururus cernuus L.
Ceratophyllaceae.
Ceratophyllum demersum L.
Callitrichaceae.
Callitriche verna L. *
Euphorbiaceae.
Euphorbia maculata L.
Eu. hypericifolia L.
. dentata Michx.
. cyathophora Jacgq.
. corollata L.
. Geyeri Engelm.
. herniarioides Nutt. $ *
. humistrata Engelm. S *
. obtusata Pursh. $ *
*
20
Eu. commutata Engelm. (rara.)
Acalypha virginica L.
A. gracillens Gray. *
A. caroliniana Walt.
Croton capitatum Michx. $ *
Cr. glandulosum L. *
Cr. monanthogynum Michx. *
Crotonopsis linearis Michx. *
Phyllanthus carolinensis Walt. *
Urticaceae.
Ulmus racemosus Thomas. N *
Ulmus alatus Michx. $ *
Ulmus fulva Michx.
U. americana L.
Celtis oceidentalis L.
Morus rubra L.
Urtica gracilis Ait.
Laportea canadensis Gaud.
Pilea pumila Lindl. *
Böhmeria cylindrieca Willd. *
Parietaria pennsylvanica Muhl.
(Cannabis sativa L.)
Humulus Lupulus L.
Platanaceae.
Platanus occidentalis L.
Juglandaceae.
Juglans cinerea L.
I. nigra L.
Carya alba Nutt. *
. sulcata Nutt. *
. olivaeformis Nutt.
. tomentosa Nutt.
. glabra Torr. *
. amara Nutt.
Cupuliferae.
Quercus macrocarpa Michx.
Qu. obtusiloba Michx. *
Qu. alba L.
Qu. Prinos L.
var. discolor.
Qu. castanea Willd.
Qu. imbricaria Michx.
Qu. nigra L.
Qu. tinctoria Bartr.
Qu. rubra L.
Qu. palustris Du Roi.
DIESE)
321
Fagus ferruginea Ait.
Corylus americana Walt.
Carpinus americana Michx.
Ostrya virginica Willd.
Betuluceae.
Betula nigra L. S *
B. alba, var. populifoliaSpach. N*
B. pumila L. N *
Salicaceae.
Salix tristis Ait. *
. humilis Ait.
. discolor Muhl.
. eriocephala Michx.
sericea Marsh. *
. petiolaris Smith.
. cordata Muhl.
. angustata Pursh.
. rostrata Pursh.
(S. alba L.) *
S. nigra Marsh.
S. lueida Muhl.*
S. longifolia Muhl.
S. pedicellaris Pursh. *
Populus tremuloides Michx,
P. grandidentata Michx.
P, heterophylla L. *
P. angulata Ait.
P. candicans Ait.
Coniferae.
Pinus strobus L. N *
P. Banksiana Lamb. N *
Larix americana N *
Thuja oceidentalis L.
Taxodium distichum Rich. $ *
Juniperus virginiana L.
Taxus canadensis Willd. *
Araceae.
VRARVWDRRnnUn
Arisaema triphyllum Torr.
A. Dracontium Schott.
Calla palustris L. *
Symplocarpus foetidus Salisb.
Acorus calamus L. *
Typhaceae.
Typha latifolia L.
Sparganium ramosum Huds. |
Sp. simplex Huds.
Lemnaceae.
Lemna trisulea L.
L. minor L.
L. polyrrhiza L.
Najadaceae.
Potamogeton hybridus Michx. *
. pusillus L.
. pauciflorus Pursh.
. lücens L. *
. natans L.
. heterophyllus Schr.
Alismaceae.
Alisma Plantago L.
Echinodorus parvulus Engelm.
E. rostratus Engelm. *
E. radiecans Engelm. *
Sagittaria variabilis Engelm.
S. heterophylla Pursh. *
S. simplex Pursh. *
Hydrocharidaceae.
Anacharis canadensis Planch.
Valisneria spiralis L.
Orchidaceae.
Orchis spectabilis L. rara.
Platanthera bracteata Torr. *
. hyperborea Lindl.*
. flava Gray.
. psycodes Gray.
. leucophaea Nutt. *
. lacera Gray. *
. peramoena Gray. ”
Spiranthes gracilis Torr.
Sp. cernua Rich.
Pogonia pendula Lindl.
Calopogon pulchellus RBr. *
Microstylis ophioglossoidesNutt.*
Liparis Loeselii Rich.
Liparis liliifolia Rich. *
Corallorrhiza multiflora Nutt. *
Aplectrum hyemale Nutt. *
Cypripedium pubescens Willd.
C. parviflorum Salisb.
C. candidum Muhl. *
C. spectabile Swartz.
uclasAneBufzs
*
322
Amaryllidaceae. J. marginatus Rostk.
Agave virginica L. S * J. tenuis Willd.
Hypoxis erecta L. J. bufonius L.
Iridaceae. Pontederiaceae.
Iris versicolor L. Pontederia cordata L. (rara.)
Sisyrinchium Bermudiana L. Heteranthera limosa. *
Dioscoreaceae. Schollera graminea Willd.
Dioscorea villosa L. Commelrmaceae.
Smilaceae. Commelyna erecta L. *
Sm. quadrangularis. * C. agraria Kunth. $ *
Sm. hispida Muhl. Tradescantia virginica L.
Sm. herbacea L. T. pilosa Lehm.
Trillium sessile L.
Tr. recurvatum Beck. *
Ts. cernuum L. *
Tr. erectum L. *
Tr. grandiflorum Salisb. *
Tr. nivale Riddell.
Liliaceae.
(Asparagus officinalis L.)
Polygonatum biflorum Ell.
Smilacina racemosa Desf.
Sm. stellata Desf.
Scilla Fraseri AGr.
Allium tricoccum Ait. *
A. cernuum Roth.
A. stellatum Nutt. *
A. canadense Kalm.
Cyperaceae.
Cyperus flavescens L.*
. diandrus Torr.
. erythrorhizos Muhl. *
Michauxianus Schult. *
Engelmanni Steud. *
strigosus L.
inflexus Muhl.
acuminatus Torr.
. phymatodes Muhl.
Schweinitzii Torr.*
. filieulmis Vahl. *
. ovularis Torr.
. virens Michx.
Kyllingia pumila Michx.*
: Dulichium spathaceum Pers.
A. striatum Jacq. Hemicarpha subsquarrosa Nees.
Lilium philadelphieum L. * Eleocharis quadrangulata RBr. *
L. superbum L. E. obtusa Schult.
L. canadense L. * E. compressa Sulliv.
Erythronium albidum Nutt. * BE. acıenlanıe Rebe
E. americanum Sm. Seirpus pungens We
Smilax rotundifolia L. C. virginica L.
eaaanarakaan
Melanthaceae. Sc. Torreyi Olney. *
Uvularia grandiflora Sm. Sc. lacustris L.
U. perfoliata L.* Sc. debilis Pursh. *
Melanthicum virginicum L. * Sc. fluviatilis Gr. *
Veratrum Woodii Robbins. * Sc. silvaticus L.
Chamaelirium luteum A. Gr. Sc. polyphyllus Vahl.*
Juncaceae. Sc. lineatus Michx.
Luzula campestris DC. * Sc. Eriophorum Michxz.
Junkus scirpoides Lam. Eriophorum polystachyum L. *
J. acuminatus Michx. E. virginicum L. *
J. nodosus L, E. gracile Koch. *
323
Fimbristilis laxa Vahl. *
F. autumnalis R. et Sch.
F. capillaris AGr.*
Rhynchospora capillacea Torr. *
Scleria triglomerata Michx. rara.
Carex polytrichoides Muhl.
C. Willdenowii Schk.*
. Steudelii Kth. *
. siccata Deu. *
. Sartwellii Deu.*
'. teretiuseula Good.”
. decomposita Muhl. *
. vulpinoidea Michx.
. erus corvi Shuttlw. *
. stipata Muhl. *
vulpina L.
. sparganioides Muhl.
. cephalophora Muhl.
. Muhlenbergii Schk. *
. rosea Schk.
. stellulata Good. *
arıda Schw. et Torr.
. scoparia Schk. *
. lagopodioides Schk. *
. festucacea Schk. *
. straminea Schk.
. vulgaris Fries.
aperta Boott. *
. strieta Lam. *
. aquatilis Wahl. *
crinita Lam.
Buxbaumiü Wahlb. *
. Shortiana Deu.
panicea L.
. tetanica Schk.
. granularis Muhl.
conoidea Schk. *
. grisea Wahlb.
. Davisii Schw. et Torr.
. virescens Muhl. *
. triceps Michx. *
plantaginea Lam.
. anceps Willd.
. blanda Deu. *
. oligocarpa Schk.
. Hitchkockiana Dec. *
. umbellata Schk.
*
*
*
Di ODE EEE elefelelelelelole,efeloleleleiplelelere,e.e,s,elelelelere
. pennsylvanica Lam.
. varia Muhl.
. Richardsonii RBr. *
pubescens Muhl.
miliacea Muhl.
lanuginosa Michx.
. lacustris Willd. *
. trichocarpa Muhl. *
. Pseudocyperus L.
tentaculata Muhl. *
intumescens Rudge.
Grayii Carey.
. Jupulina Muhl.
squarrosa L.*
monile Tuck. *
. ampulacea Good. *
. cylindrica Schw. *
. longirostris Torr.
Gramineae.
Leersia oryzoides Sw.
L. virginica Willd.
L. lenticularis Michx.
Zizania aquatica L.
(Alopecurus pratensis L.)
(A. geniculatus L.) *
A. aristulatus Michx. *
(Phleum pratense L.)
Vilfa aspera Beauv.
V. vaginaeflora Torr.
Sporobolus heterolepis AGr.
Sp. eryptandrus AGr. *
Agrostis perennans Tuck.
A. scabra Willd.
(A. vulgaris With.)
(A. alba L.)
Cinna arundinacea L.
Muhlenbergia sobolifera AGr.
M. glomerata Trin. *
M. mexicana Trinn.
M. sylvatica T. et Gr.
M. Willdenovii Trin.
M. diffusa Schrb.
Brachyelytrum aristatum Beauv.
Calamagrostis canadensisBeauy.*
C. coarctata T. et Gr. *
Oryzopsis canadensis Torr.
Stipa avenacea L.
e@Bor®
*
Seeoseoaeoeeeeee
*
324
St. spartea Trin. Arundinaria macrosperma Mehx.
Aristida dichotoma Michx. Sr
A. ramosissima Engelm. Lepturus paniculatus Nutt. *
A. gracilis Eu. Hordeum jubatum L. *
A. strieta Michx. * H. pusillum Nutt.
A. purpurascens Poir. * Elymus virginieus L.
A. oligantha Michx. * E. canadensis L. *
A. tubereulosa Nutt. * E. striatus Willd.
Spartina cynosuroides Willd. var. villosus.
Bontelona hirsuta Lag. * E. propinquus Fresen. *
B. curtipendula AGr. Gymnostichum Hystrix Schr. S *
(Dactyloctenium aegyptiacum Danthonia spicata Beauv.
Willd.) * Trisetum palustre Torr. *
(Eleusine indica Gaertn.) *
Leptochloa faseieularis AGr.
L. mucronata Kunth. *
Trieuspis seslerioides Torr.
Diarrhena americana Beauv.
(Dactylis glomerata L.) *
Köleria cristata Pers.
Reboulea obtusata AGr.
R. pennsylvanica AGr.
Melica speciosa Muhl.
Glyzeria nervata Trin.
Gl. canadensis Trin. *
Gl. flexitans RBr. *
Poa brevifolia Muhl.
P. annua L.*
P. sylvestris AGr.
P. nemoralis L. *
(P. pratensis L.)
(P. compressa L.)
Eragrostis reptans Nees.
(E. poaeoides Beauv.
var. mechastachya.)
Hierochloa borealis R.et Sch. N*
Phalaris arundinacea L. *
Paspalum Aluitans Kuntz.
P. setaceum Michx. *
P. laeve Michx. *
Panicum Ailiforme L.
(P. glabrum Gaudin.)
(P. sanguinale L.) _
. anceps Michx.
. agrostoides Spr.
. proliferum Lam.
. capillare L.
. autumnale Bose.
. virgatum L.
. latifolium L.
clandestinum L.*
. mierocarpon Muhl. *
. xanthosphysum Gr.
dichotomum L.
depauperatum Muhl. *
. crus Galli L.
. scoparium Michx.
*
nella o Ha oBao Ha oBacHacHarHncHacHu Ha cHa.n
%*
+
E. pilosa Beauv.
E. Frankii Meyer.
E. tenuis AGr.
E. pectinacea AGr.
var. spectabilis.
Festuca tenella Willd.
F. nutans Willd.
(Bromus secalinus L.)
Br. Kalmii AGr.
Br. ciliatus L.
Uniola latifolia Michx. *
Phragmites communis Trin.
(Setaria glauca Beauv.)
Cenchrus tribuloides L.
Tripsacum dactyloides L.
Erianthus alopeeuroides EIl. *
Andropogon furcatus Muhl.
A. scoparius Michx.
A. virginicus L.
Sorghum nutans AGr.
*
' Equisetaceae.
Equisetum arvense L.
E. laevigatum Braun. *
E. robustum Braun. S *
E. hyemale L.
Filices.
Polypodium hexagonopterum
Michx.
P. dryopteris L.
P. incanum Willd.
325
| Asplenium trichomanes L. *
*
Aspl. thelypteroides Michx.
Aspl. filix-foemina RBr.
Dicksonia punetiloba Hook.*
Cystopteris fragilis Bernh.
Aspidium acrostichoides Sw.
Onoclea sensibilis L.
Osmunda claytoniana L.
C. spectabilis Willd. *
Botrychium virginicum Sw.
B. lunarioides Sw.
Hydropteroides.
Azolla caroliniana Willd.
Strutiopteris germanica Willd.
Allosurus atropurpureus AGr.*
Pteris aquilina L.
Adıantum pedatum L.
Cheilanthes vestita Willd. *
Comptosorus rhizophyllus Link. *
Die Trias der Umgegend Arnstadt’s.
[Ein populärer Vortrag.]
Wenn ich mir erlaube einige Erörterungen zu geben, welche
einen grossen Theile der Herren längst bekannt sind, so wollen
Sie gütigst entschuldigen, es könnten unter unsern verehrten
Gästen, d. h. den Nichtmitgliedern unseres Vereines einige sich
befinden, denen ich sonst unverständlich werden würde.
Der Name Trias rührt von drei auf einander folgenden
Gebilden her, nämlich dem bunten Sandstein, dem Muschelkalk
und dem Keuper.
Der bunte Sandstein wegen seiner grösstentheils durch
Eisenoxyd gefärbten Massen so benannt, besteht aus abwechseln-
den theils härtern, theils losern Lagern von thonigen Mergeln
und mächtigen Bänken Sandsteinen. Diese bekunden eine frühere
vor ihrer Bildung sehr bewegte Zeit, denn sie bestehen aus
grösstentheils kleinen gerundeten Körnern von Quarz, dessen
Bindemittel Kaolin, Porzellanerde, welche deshalb auch zur Be-
reitung des Porzellans ausgewaschen wird.
Der Muschelkalk, deshalb seinen Namen führend, weil
seine Massen unzählige grösstentheils zertrümmerte Ueberreste
von Schaalthieren enthalten, besteht in seiner regelrechten La-
gerung aus vier Abtheilungen, u. zwar auf dem bunten Sandstein
aufliegend aus:
1. Dem Wellenkalke, deshalb so genannt, weil dessen
plattenförmige Lagerung, bei der Verhärtung eine wellenförmige
Form angenommen hat, bedingt durch das Schwanken der da-
maligen Meereswogen.
326
2. Aus der Anhydritgruppe, einer wechselnden La-
gerung von wasserfreiem schwefelsaurem Kalke, daher sein Name,
Chlornatrium, d. i. Steinsalz und Gypsen, in welchen das ge-
wöhnliche Krystallisationswasser enthalten.
3 Aus den Dolomiten des Muschelkalkes,
einer Verbindung des kohlensauren Kalkes mit schwefelsaurer
Magnesia.
Aus dem obern eigentlich aus Muscheln entstandenen
Kalken, dem sogenannten Friedrichshaller Kalke. Auf dem Mu-
schelkalk folgt:
Der Keuper, aus einer Lagerung von kalkigen, thonigen,
theils härtern, theils lockereren Bänken bestehend, welche eben-
falls mit Sanden wechseln und hin und wieder mit Gypsschnüren
durchzogen sind. Die Sande des Keupers sind jedoch von denen
des bunten Sandsteines sehr verschieden, welche Verschiedenheit
zu erörtern nicht der Zweck meines kleinen Vortrages ist und
sei nur So viel bemerkt, dass ein unterer und oberer Keuper-
sandstein besonders charakteristisch. ist.
Alle drei Hauptabtheilungen der Trias wie auch die vier
Unterabtheilungen des Muschelkalkes mit Ausnahme der Anhy-
dritgruppe sind genau erkennbar durch die enthaltenen Denkmäler
des organischen Lebens, durch die darin enthaltenen Verstei-
nerungen.
Arnstadt sitzt im eigentlichen Mittelpunkte der Trias und
obgleich in vielen Gegenden ein oder das andere Glied der Ab-
theilungen fehlt, so vermissen wir hier bei uns kein Einziges,
wenn auch das Eine oder Andere in der Schichtenfolge fehlt,
sie sind alle an verschiedenen Orten vorhanden. Lassen Sie uns
meine Herren in Süden Arnstadts beginnen. Der bunte Sand-
stein vollständig ausgeprägt streicht von Martinrode bei Ilmenau
bis Rottendorf, Arnsdorf und Behringen und nach Rastadt zu
bis Plaue und in die nächste Nähe bis Siegelbach herab, von
da bis in die Strasse von Arnstadt tritt der Wellenkalk auf, am
schönsten zu Tage gelegt bei Dannheim. Dieser Wellenkalk
bildet die durch die Strasse nach Plaue gesprengten Felsen, folg-
lich ist die Lage desselben an diesem Punkte die höchste, welche
er in der Umgebung Arnstadts erreicht. Was im Gerabett für
Formation, ist noch nicht aufgeschlossen, aber wahrscheinlich
würde der bunte Sandstein daselbst bald erreicht werden. Der
plauesche Grund war jedenfalls bei A. geschlossen und ausge-
füllt mit den jetzt da fehlenden Gliedern des Muschelkalk’s und
namentlich des Keupers. Wie Meereswogen sich am Eingang
zum plaueschem Grunde ein Pforte öffneten, wurden diese La-
gerungen weggeführt und wir finden sie abgesetzt in der nach
Norden liegenden Ebene, nur an dem rechten Ufer der Gera,
am Bergabhang, an dem Wege der zur Eremitage führt, finden
wir noch einen Ueberrest von Mergel und Gypsschnüren, wie noch
327
streitiges Feld, ob dieselben dem gleich oder denselben nach Sü-
den vorkommenden bunten Sandsteine, und dem Keuper ange-
hören. Leicht könnte diese Frage entschieden werden, wenn
untersucht würde, ob Muschelkalk unterlagert oder nicht, wo im
ersteren Falle sie jedenfalls dem Keuper angehören. Credner be-
stimmt sie zum bunten Sandstein. Wir Arnstädter würden ge-
wiss sehr dankbar sein, wenn diese Fragen bei der heute beab-
sichtigten Wanderung zur Eremitage, von den hier tagenden
Herrn vom Fach gütigst aufgenommen würde. Dass früher eine
grössere Keuperablagerung im Süden Arnstadts war, beweisst
eine kleine Parzelle Keupersandsteine, welche unmittelbar bei
Arnstadt am Abhange der alten Burg liegengeblieben, wo noch
die Bänke des Keupersandsteins vorhanden. Das Vorkommen
des’ Keupersandsteins und der Lettenkohle möchten wohl über-
haupt allein die Schlussfolgerung liefern, dass der Keuper in sei-
ner ersten Meeresform liegengeblieben und nicht eine weitere Um-
schwemmung erlitten hat. Der nach Süden liegende Berg, die
alte Burg mit ihrer Hochebene besteht aus Friedrichshaller Kalk
und Wellenkalk, die zwischenliegende Anhydritgruppe und gröss-
tentheils die Dolomite fehlen, wohl finden wir aber letztere, wenn
wir uns weiter westlich wenden, aufgeschlossen in den Thälern
die von Schönbrunnen ausgehen, doch auch da sind die Wellen-
kalke und die Kalke von Friedrichshall vorherrschend. Diesel-
ben Verhältnisse streichen nach den Höhen, welche nach Es-
penfeld, Bittstedt u. s. w. laufen, bei Holzhausen und Haarhau-
sen finden wir in einzelnen Bergkuppen die unberührten primären
Lagerungen des Keupers. Nordwestlich von Arnstadt finden wir
einen Bergrücken mit nur wenigen Fusse Friedrichshaller Kalk
bedeckt bestehend aus einer ziemlich mächtigen Lagerung von
Gyps der oberen Lage der Anhydritgruppe, welche durch Brüche
wirklich sehenswerth aufgeschlossen. An den Rändern dieses
Gypsrückens finden sich Gypsschnüren 'von Fasergyps, ganz ähn-
lich denen bei der Eremitage, welche auf den wenigen Fussen
Muschelkalk lagern, aber ganz verschieden von den dichten Gyp-
sen der Brüche. Diese dichten Gypse der Anhydritgruppe sind
jedenfalls hier gehoben und sind diese Hebungen wahrscheinlich
gleichzeitig als schwacher Stränge der bewegten Zeit, in welcher
der ganze Thüringer Wald emporstieg, anzusehen, denn, dass der
Thüringer Wald erst auftauchte, wie unsere Trias schon abge-
setzt war, beweist das Vorkommen des bunten Sandsteins ganz
dem von Martinrode gleich, auf dem Rennsteig bei Zimbach, er-
sterer 2500' hoch. Ich erlaube mir hier eine Frage aufzuwerfen,
deren Beanwortung gewiss dankbar empfunden werden würde.
Bekanntlich besteht der Gyps aus 33 Kalk, 46 Schwefelsäure
und 21 Wasser; der Anhydrit aus 42 Kalk und 57 Schwefel-
säure und keinem Krystallwasser. Die eigentlichen Gypse über-
lagern den Anhydrit. War die Bildung des Anhydrits die Folge
328
von einer grössern Massenanwesenheit von Schwefelsäure oder
einer höhern Temperatur, da Wasser tropfbarflüssig nicht vorhan-
den sein konnte und bildeten sich eigentliche Gypse erst später,
wie Wasser aus dem Aggregatzustande des gasförmigen in den
des tropfbarflüssigen überging, oder vereinigten sich 42 Kalk und
57 Schwefelsäure leichter, als 33 Kalk und 46 Schwefelsäure
und 21 Wasser? Die Annahme einer hohen Temperatur oder
die vorhandene Schwefelsäure, welches war der Grund, dass ein
animalisches Leben in der Anhydritgruppe nicht vorhanden, wäh-
rend im unterliegenden Wellenkalke solches bereits die Verstei-
nerungen bewiesen.
Die Ebene nach Straden besteht aus einer Auflagerung
von jüngstem Alluvium, unter welcher Süsswasserkalk theils fest
als Tuffstein, theils erdig, als Mergel lagert. Die Gera selbst
hat diese Lager bei der über sie führenden Brücke eröffnet. Die
zwischen Arnstadt und Ichtershausen bei Rüdisleben liegende
Saline, deren Bohrregister mir nicht zur Hand sind, hat die da-
sigen Lagerungsverhältnisse dargethan. Es wurden 150‘ bis 200°
Keuperlagerungen durchbohrt, die jedenfalls grösstentheils sekun-
därer Natur waren und von dem aufgeschwemmten plaueschen
Grunde herrühren mögen, indem weder der obere noch der untere
Keupersandstein gefunden wurde, es folgten dann Friedrichshaller
Kalk und sehr zerklüftete Dolomite und die Ungunst der Boh-
rungen ist wohl nur bis zu dem Salzthon gedrungen und nicht
bis zum Steinsalz selbst, was die wechselnden Procentsätze der
Sole bekunden, denn die letzten Bohrproben haben nicht ergeben,
ob Anhydrit, also ob die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass
Steinsalz unterliegt, oder ob die Bohrer bis zum unglücklichen
Wellenkalk gedrungen. Die Lagerungsverhältnisse zwischen der
Saline Breshall und Buffleben sind in so fern verschieden,
dass in Buffleben die Dolomite über den Anhydriten nicht
vorkommen, sondern nur 320° Friedrichshaller Kalk durchbohrt
wurde, während diese Dolomite bei Rüdisleben in ziemlicher Mäch-
tigkeit stehen. Es könnte dieser Umstand wohl nur als ein gün-
stiger angesehen werden und auf eine noch regelrechtere Lagerung
als in Buffleben schliessen lassen und nur die Frage wäre zu er-
örtern: wie weit ist man in der Anhydritgruppe vorgedrungen?
In Buffleben war die Anhydritgruppe 153° mächtig, dann erst
folgten 23‘ Salzthon, ehe das Steinsalz erreicht wurde.
Die primären Keuperlager finden wir erst wieder in der
Nähe von Molsdorf, Ingersleben und Hochheim bei Dietendorf,
wo die obern Keupersandsteine zu Tage ausgehen. Nach Osten
ist die etwas höhere Ebene nach den Orten Dornheim, Martins-
hausen bis Stadt Ilm Friedrichshaller Kalk und bietet nichts be-
sonders Merkwürdiges. Nach Südosten sind die Käfernburg, das
Hainholz und der rothe Berg vollständige Keuperablagerungen.
Im Hain sowohl, als namentlich auf der Spitze der Käfernburg
329
liegt Sandgerölle und die Beantwortung der Frage wäre inter-
essant: ist die Käfernburg mit diesem Gerölle gehoben, oder
standen die Wasserfluthen erst so hoch, dass dieser Gipfel über-
fluthet werden könnte? — An dem Rothenberge sind besonders
merkwürdig und sehenswerth die so selten im Keuper vorkom-
menden kohlensauren Kalkschnüre mit ihren porphyrähnlichen
mit schönen Kalkspathkrystallen ausgefüllten kugelähnlichen Bruch-
stücken und im Hain findet sich eine schwache Lage des sehr
festen und quarzigen untern Keupersandsteines mit vielen Pflan-
zenresten, namentlich Kalamiten und Equisetaceen. Weiter nach
Südost wird der Keuper durch den oben bemerkten Wellenkalk
bei Dannheim durchbrochen und erst bei Branchwinda finden wir
denselben wieder, der besonders durch ziemliche Lager von Keu-
perkohle charakterisirt.
Was die Versteinerungen unserer Trias anbetrifft, so sind
gut erhaltene Exemplare selten, dieselben sind zu sehr zertrümmert.
Wir sind bei unserer kurzen Rundschau wieder auf dem
Ausgangspunkt angelangt und ich erlaube mir nur noch die erge-
benste Bitte mir morgen in mein Dorotheenthal den Keupersitz zu fol-
gen, wo ich mir erlaubt habe, meine geringe oryktognostische Samm-
lung auszustellen, ebenso diejenigen paläontologischen Gegenstände
der Umgebung, welche die sammelnden Freunde mir gelassen,
doch werden Sie Einiges nicht ganz werthlos finden.
Raman.
Literatur,
®
Allgemeines, Öfversigt af Kongl. Vet.-Ak’s För-
handlingar, 16. Ärgängen, 1859. Med 4 Tafl. och et bihang
meteorol. iakttagelser. Stockh. 1860. 477 und 19 S. Gr. 8.
Naturwissenschaftlicher Inhalt.
1) S. 1—18. Beitrag zur Kenntniss des Baues der Amphipoden,
v. Doc. Ragnar Bruzelius. Taf.I. (Uebersetzt vom Unterzeichneten
im Archiv für Naturgeschichte. J. 1859, Bd. I, S. 291-309.) — 2) S.
19—22. Beitrag zur Kenntniss der Lebensweise der Ichneumoniden,
v. Stud. A. E.Holmgreen. — 3) S. 23—51. Vegetations-Skizzen v.d.
Pyrenäen, von Mag. J. E. Zetterstedt. — 4) S. 69-87. Schwe-
den’s Proktotruper, von C. G. Thomson. — 5) S$. 89-117. Ueber
das Perlenfischen und Linne’s geheime Kunst, die Perlenbildung in
Muscheln zu befördern, vom Staatsr. O. J. Fähraus, — 6) S$. 119
350
— 120. Ueber die Molluskengattung Pilidium Midd., von S. Loven.
— 7) S. 121—132, Schwedens Pimplariae, von Boheman. — 8) S$.
135—160. Versuche die ungleiche Dauer der Inductionsströme zu be-
bestimmen, von Mag. Tob. Thalen. — 9) S. 161—162. Ueber Harn-
gährung, v. Prof. Alex. Müller. — 10) S. 163—-173. Uebersicht der
Coleophoren von Skandinavien, v. Adj. H. D. J. Wallengren. —
11) S. 175-204. ZurKenntniss der Reduvini, von Cand. C. Staal. —
12) S. 205—212. Anzeichnungen über die nordische Moosvegetation,
v. Cand. S. O. Lindberg. — 13) S. 213-217. Liriope und Pelto-
gaster H. Rathke, v. Prof. W. Liljeborg. — 14) S. 219—231. Ueber
die lackrothen Spitzen an den Armschwingen des Seidenschwanzes,
von Stud. C. H. Andersen. Tafl. II. — 15) S. 239--243. Apparate
zum Einsammeln von Wasser- und Luftproben, v.C. M. Lindquist.
Tafi. III. — S. 245—251. Quantitative Analyse des Mineralwassers v.
Loka, v. Apoth. F. W. Helleday in Fahlun. — 16) S. 271—283.
Ueber einige organisch zusammengesetzte Radicale von Adj. €. W.
Blomstrand in Lund. — 17) S. 287—291. Ueber die Krystall-
form des Gadolinits, von Prof. A. E. Nordenskiöld. Tfl. IV. —
S. 293—297. Mittheilungen bei Einsendung eines Exemplares der
„Lichenes Sueciae exsiccati, ed. alt,, fasc. II.“ von Stenham-
mar. — 19) S. 299—304. Neue exotische Epeiriden, v. Doc. T. Tho-
rell. — 20) S. 305-326. Beitrag zur Kenntniss der Chrysomelinen
Amerika’s v. Dr. C. Staal. — 21) S. 327—329. Ueber den Fund
eines grossen Theils eines fossilen Wallfischskeletts auf Gräsö in
Roslag; briefl. Mitth. v. Prof. W. Liljeborg (übersetzt in dieser
Zeitschrift.) — 22) S. 335—362. Zur Kenntniss gewisser, parasitisch
(in Ascidien) lebender Entomostraceen, v. T. Thorell. (Eine Ueber-
setzung in dieser Zeitschrift.) — 23) S. 363—386. Zur Kenntniss der
Reduvini, v. Dr. C. Staal. (Vgl. N. 11.) — 24) S. 393—394. Zoologi-
sche Notizen, v. C. G. Löwenhjelm. (Betr. einige in Nerike vorge-
kommene Vögel,) ferner v. J. F. Lagergren (über ein Nest der
Haselmaus und über das Forttragen der Jungen aus dem Neste von
der Tauchergans.) — 25) S. 399—400. Untersuchung zweier, in Schwe-
den sonst nicht angetroffenen Mineralien (Stilpnomelan und Pektolit),
vom Bergeonducteur L. J. Igelström. — 26) S. 401—405. Chemi-
sche Notizen, v. Prof. Al. Müller. — 27) S. 407—424. Botanische
Reise in die Gebirgsgegenden des mittlern Norwegens, von Doc. J.
E. Zetterstedt. — 28) S. 431-437. Die magnetischen Elemente für
Stockholm v. Hansteen. — 29) S. 439—440. Ueber die Wärmecapi-
cität der gerösteten und ungerösteten Eisenerze, v. Dir. C. A. Dell-
wik. — 30) S. 441—447. Ueber das Wallross, von Steenstrup und
Sundevall. (Uebersetzt in dieser Zeitschrift.) — 31) 8. 449—475.
Zur Kenntniss der Coreiden, v. Dr. C. Staal.—
Anhang: Meteorologische Beobachtungen, gemacht auf dem
Stockholmer Observatorium im Jahre 1859. (Jan. — Decbr.) — Der
1sten Nr. der Öfversigt sind unter p. 54—56 die met. Beob. v. Nov.
u. Dechr., nebst summarischer Angabe derselben vom ganzen Jahre
1858 beigefügt. — ! Creplin.
3sl
Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlin-
gar. Ny följd. Bd. I, Hft. 1. 1857. 4 — 1) Ueber die Lage
des Eies im Ovarium bei den phanerogamen Gewächsen, von J. G.
Agardh. 12S.u. 1 T. — 3) Die periodischen Veränderungen der
magnetischen Inclination; von Chr. Hansteen. 2S. u.1T —
3) Kritische Darstellung der Vogelarten in älteren ornithologischen
Werken. 1. Museum Carlsonianum. 2. Le Vaillant, Oiseaux d’Af-
rique. Von €. J. Sundevall. 60 S. — 4) Tagfalter des Kaffer-
landes, gesammelt i. d. J. 1838—1845 von J. A. Wahlberg, beschr.
v. H.D. J. Wallengren. 55 S. — 5) (Mathematisches.) — 6) Bei-
trag zur Lehre yon der krystallographischen Isomorphie und Dimor-
phie; von A. E. Nordenskiöld. 228. Creplin.
Physik. B.G. Babington,überfreiwillige Verdunstung.
— B. hat untersucht, welchen Einfluss gewisse lösliche Salze auf die
Geschwindigkeit der freiwilligen Verdunstung des zur Lösung die-
nenden Wassers haben. Alle Lösungen und ebenso reines Wasser
wurden von ihm unter gleichen Umständen (Menge, Oberfläche, Tem-
peratur, Luftfeuchtigkeit, Barometerstand) der Verdunstung überlas-
sen, und nach einer gewissen Zeit der Gewichtsverlust bestimmt. Die
Verdunstungsmenge des Wassers kann als Einheit angenommen wer-
den. Die Versuche haben gelehrt: 1) dass die Verdunstung mancher
wässriger Lösungen von Salzen langsamer ist, als die des Wassers,
2) dass bei solchen Salzen die Verlangsamung der Verdunstung mit
der Vergrösserung des in der Lösung enthaltenen Salzmenge grös-
ser wird, 3) dass verschiedene Salze und andere lösliche Stoffe ver-
schieden die Verdunstung des Wassers verlangsamen. 4) dass die
Verlangsamung der Verdunstung der Lösungen verschiedener Sub-
stanzen nicht von dem specifischen Gewicht derselben abhängig, dass
in wässrigen Salzlösungen die Verlangsamung der Verdunstung nicht
von der Basis abhängt, mag man Salzlösungen derselben Basis von
gleichem specifischem Gewicht vergleichen, 6) dass in wässrigen
Salzlösungen die die Verdunstung verzögernde Kraft von der Säure
abzuhängen scheint, obgleich die Verzögerung von dem Einfluss der
Basis nicht vollkommen unabhängig ist. (Diese Behauptung bedürfte
wohl einer genaueren Prüfung, als bis jetzt vorliegt) — 7) dass
Salze mit zwei Aequivalenten einer Säure die Verdunstung des Was-
sers mehr verzögern, alsSalze mit einem Aequivalent derselben. Hie-
von existiren aber Ausnahmen. — 8) dass einige in Wasser gelöste
Salze die Verdunstung nicht verzögern, einige sogar sie beschleuni-
gen. — Zur Ausmittelung dieser Wahrheiten waren Reihen von Ver-
suchen erforderlich, die nicht alle hier wiedergegeben werden kön-
nen. Es sei nur bemerkt, dass der letzte (8te) Satz durch Versuche
mit Ferrocyankalium, saurem weinsaurem Kali, schwefelsaurem Kup-
feroxyd und chlorsaurem Kali festgestellt ist. Die nicht gesättigte
oder auch die gesättigte Lösung letzteren Salzes lässt das Wasser
nahe zu ebenso schnell verdunsten, wie reines Wasser, und aus den
332
gesättigten oder verdünnteren Lösungen der drei ersteren verdunstet
es sogar noch schneller. — (Philos. magazine Vol. 19, p. 314.) Hz.
F. Melde, Ueber die Erregung stehender Wellen ei-
nes fadenförmigen Körpers. — M. befestigte das eine Ende
eines Fadens in verschiedener Weise an dem obern Rande einer Glas-
glocke oder am obern Ende einer Stimmgabel, beim Anstreichen der
Glocke oder der Gabel gerieth der Faden in eine stehende Wellenbe-
wegung. Die Anzahl der Schwingungsknoten hängt ab namentlich
von der Spannung des Fadens und zwar nimmt die Anzahl der Kno-
ten ab, wenn die Spannung zunimmt. Die hier einschlagenden Ver-
hältnisse, namentlich auch die, durch die Wellenbewegung. erregten
Töne hat M. ziemlich erschöpfend untersucht, ebensd die Entstehung
der Wellen durch die vibrirende Bewegung der Theilchen des tönen-
den Körpers. — (Poggend. Ann, Bd. 109, $. 133.)
E. Hagenbach, über die Bestimmung der Zähigkeit
einer Flüssigkeit durch den Ausfluss aus Röhren. — Mit
dem Namen Zähigkeit bezeichnet H. die Kraft, die nöthig ist, um eine
Flüssigkeitsschicht von der Dicke eines Moleküls und der Einheit der
Oberfläche in einer Sekunde mit gleichförmiger Geschwindigkeit um
die Entfernung zweier Moleküle an einer zweiten Schicht vorbeizu-
schieben. Diese Zähigkeit bestimmt H. mittelst folgender Formeln
4
deren theoretische Ableitung wir hier übergehen müssen: en
hierin bezeichnet P. das Gewicht einer Volumeneinheit Wasser, s das
spec. Gew. der Flüssigkeit, h die Druckhöhe, r den Radius der am
Boden horizontal angebrachten Ausflussröhre, 1 deren Länge und V die
Ausflussmenge. Für Wasser von10°C. und bei dem Quadratmeter als Flä-
cheneinheit ist dieselbe — 0,13351 gr. Sie nimmt mit der Tempera-
tur bedeutend ab. Die Reibung zwischen zwei Flüssigkeitsschichten
ist unabhängig von dem Drucke, proportional der Grösse der rei-
benden Oberfläche und der relativen Geschwindigkeit der Schichten.
Aus diesen Bedingungen lassen sich die Gesetze bei engen Röhren
vollkommen ableiten, auch die Gesetze, die bei weiten Röhren statt-
finden, lassen sich aus dieser Reibung erklären, sobald man noch ei-
nen Erschütterungswiderstand zu Hülfe nimmt, der von der Beschaf-
fenheit und dem Durchmesser einer Röhre abhängt und dem Qua-
drate der Geschwindigkeit proportional ist. Mit Hülfe dieser Resul-
tate will H. die Zähigkeit verschiedener Flüssigkeiten, ihre Abhän-
gigkeit von der Temperatur, von der Menge der aufgelösten Substanz
bei einer Lösung, ihren Zusammenhang mit der Capillaritätsconstante
u. 8. w. genauer untersuchen. — (Poggend. Ann. Bd. 109, $. 385.)
Fürst Salm Horstmar, über eine fluoreseirende
Flüssigkeit aus der Wurzelrinde von Rhamnus frangula.
— Die Wurzelrinde wurde mit Alkohol von 85 Proc. extrahirt, das
Extrakt im Platintiegel im Wasserbade eingetrocknet, auf ein Sandbad
gestellt, der Tiegel mit einem Blättchen Schreibpapier bedeckt, darauf
eine Glasscheibe gelegt, die einen Becher mit Eiswasser trug, und
333
das Sandbad eine Stunde auf 150° erhitzt, wodurch sich eine Menge
Krystalle von Rhamnoxantbin an dem Papier sublimirt hatten. Die
Krystalle wurder vom Papier abgenommen und das fast chromgelb
gefärbte Papier mit Aether ausgezogen. Der Auszug fluorescirt stark
grünlichgelb, sowohl im Tages- als im Lampenlicht. Bei Anwen-
dung von Filtrirpapier fluoreseirt der Auszug nicht, sowenig als die
ätherische Lösung von Rhamnoxanthin; im ersten Falle wurde das
Fluoreseiren auch nicht hervorgerufen, als das Filtrirpapier mit fri-
scher Gelatine und Alaun planirt war. Erst als der Leim durch et-
was Käse in anfangende Gährung versetzt war, leistete das damit
präparirte Papier denselben Dienst wie Schreibpapier. Eine nicht
fluorescirende Lösung kann man fluoreseirend machen durch das
Hineinstellen eines Streifens Schreibpapier. Aether und Papier ga-
ben keine Fluorescenz. Der Grund liegt also wohl in einer katalyti-
schen Einwirkung jener anfangenden Fäulniss des Leims auf Rham-
noxanthin oder auf einen sich mit demselben verflüchtigenden Stoff.
- (Poggend. Ann. Bd. 109, $. 539.)
F. Reich, über das specifische Gewicht des Bleies.
— Das aus reinem essigsauren Bleioxyd dargestellte Blei, welches nur
0,007 Proc. Eisen enthielt, ergab, reducirt auf 0°, auf die grösste
Diehtigkeit des Wassers und den luftleeren Raum das spee. Gewicht
= 11,3695 und 11,35683, und zwischen Papier breitgeschlagen, nach
sorgfältig gereinigter Oberfläche 11,3675, so dass man ohne grossen
Fehler die runde Zahl 11,370 annehmen kann. Um die schon mehr-
fach behandelte Frage zu entscheiden, ob Blei durch Druck an seiner
Dichtigkeit abnehme, untersuchte R. Proben von einem Blocke, der
mehrfach durch Walzen ging. Erst beim letzten Auswalzen zu dün-
nem Blech trat eine geringe, jedoch unzweifeihafte Verdichtung ein.
— (Poggend. Ann. Bd. 109, $. 541.)
Graf F. G. Schaffgotsch, Tafel zur Zurückführung
der Eigenschwere fester Körper auf 17!/0C. — (Poggd. Ann.
Ba. 109, S. 644.)
P. Riess, über die Prüfungsmittel des Stromes der
Leydner Batterie. — Im elektrischen Strome unterscheidet man
Elektrieitätsmenge, Dichtigkeit, Entladungsdauer, Art der Entladung
und Richtung des Stromes. Beim Entladungsstrome der Leydner Bat-
terie sind die beiden ersten Faktoren einer von seiner Wirkung un-
abhängigen numerischen Bestimmung fähig, die drei andern dagegen
werden indirect, durch Beobachtung der Wirkungen des Stromes be-
stimmt. R. unterwirft die einzelnen bisher benutzten Prüfungsmittel
einer genauern Kritik. 1) Elongation der Magnetnadel. Durch einen
ihr parallel fliessenden Entladungsstrom erhält die Nadel eine be-
stimmte Geschwindigkeit, durch welche sie zu einer momentanen
Elongation fortgetrieben wird. Bei gleicher Art der Entladung ist
die Elongation der in dem Strome entladenen Elektricitätsmenge pro-
portional; es ist aber darauf zu achten, dass der Strom weder zu
lange noch zu kurze Zeit auf die Nadel wirkt, im erstern Falle würde
XV. 1860. 23
334
ein zu grosser, im zweiten ein zu kleiner Ausschlag erfolgen. 2. Mag-
netisirung von Eisennadeln. Eine mit einem spiralförmigen Draht
umgebene Nadel ist ein sehr empfindliches Mittel, um das Dasein ei-
nes Stromes anzuzeigen, kann aber zur Prüfung desselben nicht
benutzt werden, da weder Stärke noch Richtung der Magnetisirung
Aufschluss giebt über Elektricitätsmenge, Dichtigkeit, Entladungs-
dauer und Richtung des Stromes. 3. Schlagweite. Sie ist bei ruhen-
der Elektricität proportional der Dichtigkeit, bei bewegter Elektrici-
tät proportional dem Quadrat der Dichtigkeit in der Batterie und gibt
daher ein gutes Prüfungsmittel für letztere ab. Bei magnet- elektri-
schen Induktionsapparaten giebt sie zugleich die Richtung des Stro-
mes an; die Schlagweite in freier Luft zwischen einer Metallspitze
und einer Fläche ist nämlich bedeutend grösser, wenn die Spitze
positive Elektrode ist, als im andern Falle. Ueber die Entladungs-
dauer des Stromes giebt die Schlagweite selbst keine Anzeige, wohl
aber kann diese nach dem Glanz und der Farbe des dabei auftreten-
den Funkens beurtheilt werden. Eine bedeutende Verzögerung des
Stromes vermindert Glanz und Schall des Funkens in hohem Grade
und eine Einschaltung eines feuchten Leiters in den Schliessungsbo-
gen ändert seine Farbe ins Rothe. 4. Erwärmung des Schliessungs-
drahtes. Sie ist das wichtigste Mittel zur Prüfung des Entladungs-
stromes, da sie mit Ausnahme der Richtung, von allen Faktoren des
Stromes in einer genau bekannten Abhängigkeit steht und sich leicht
und sicher beobachten lässt. Schaltet man an irgend einer Stelle des
Schliessungsbogens eine Flüssigkeitssäule mittleren Leitungsvermö-
gens ein und giebt den darin eintauchenden Elektroden verschiedene
Grösse, so erhält man eine grössere Erwärmung, wenn der Strom
von der kleinen zur grossen Elektrode geht. Einen so vorgerichteten
Schliessungsbogen kann man also auch zur Bestimmung der Rich-
tung des Stromes benutzen. 5. Elektrodynamische Abstossung. Nach
W. Weber’s Versuchen ist die Abstossung eines beweglichen Theiles
des Schliessungsbogens von einem festen Theil abhängig von der
Elektrieitätsmenge, der Dichtigkeit und der Entladungsdauer des
Stromes und die Winkelgeschwindigkeit des abgestossenen Stückes
kann durch dieselbe Formel bestimmt werden, welche die durch den
Strom in einem constanten Stück des Schliessungsbogens erregte
Wärme misst. Wegen der jetzigen Einrichtung des dazu dienenden
Instrumentes lässt sich dies Prüfungsmittel nur bei schwachen Strö-
men anwenden, da im andern Falle eine zu grosse Drabtlänge, deren
Isolation stets unvollkommen sein würde, in den Schliessungsbogen
eingeschaltet werden müsste. 6. Mechanische Wirkungen. Glühen
von Metalldrähten. Die erstere nimmt, bei gleicher Art der Entla-
dung, zu mit der Elektricitätsmenge und Dichtigkeit in der Batterie,
dagegen nimmt sie ab, wenn die Entladungsdauer zunimmt. Das Glühen
von Metalldrähten ist ein noch genaueres und bequemeres Prüfungs-
mittel des Stromes. Es ist unabhängig von der Drahtlänge und steht
in derselben Abhängigkeit von Elektricitätsmenge, Dichtigkeit und
335
Entladungsdauer wie die Erwärmung. 7. Chemische Wirkung. Zün-
dung. Mittelst der ersteren lässt sich die Richtung des,Stromes si-
cher bestimmen; der leicht kenntliche Jodfieck bezeichet stets die
positive Elektrode. Weniger sicher lässt sich aus der Menge des aus-
geschiedenen Jodes die Menge der Elektricität bestimmen, da die er-
stere auch von Dichtigkeit und Dauer des Entladungsstromes abhängt.
Zur elektrischen Zündung trägt die chemische, die mechanische und
die erwärmende Wirkung bei. Ist die Menge und Dichtigkeit der
Elektrieität constant, so wird mit zunehmender Entladungsdauer die
chemische Wirkung verstärkt, die mechanische und erwärmende Wir-
kung vermindert. Je nach der Natur des Zündstoffes ist es die eine
oder die andere Wirkung, welche die Zündung bewirkt. Dazu kommt,
dass der in den Schliessungsbogen gebrachte Zündstoff selbst die
Entladungsdauer verändert, mithin bei verschiedenen Stoffen eine ver-
schiedene Abhängigkeit der Zündung von der Beschaffenheit des
Schliessungsbogens stattfinden wird. 8. Polarisation von Metallplat-
ten, Bildung von Staubfiguren. Durchbrechung von Papier. Als Prü-
fungsmittel der chemischen Wirksamkeit und der Elektrieitätsmenge
kann die erstere nur dann dienen, wenn Dichtigkeit und Entste-
hungsdauer bekannt sind. Da die Polarisation noch keine hinläng-
lich aufgeklärte Erscheinung ist, so bleibt sie immer ein zweideuti-
ges Mittel. Auch zur Prüfung der Richtung kann sie nur mit \Vor-
sicht benutzt werden, da nach neueren Versuchen Elektroden be-
sonderer Beschaffenheit durch denselben Strom im entgegengesetzten
Sinne polarisirtt werden. Beim Batteriestrom können die charak-
teristischen positiven und negativen Staubfiguren zur Erkennung der
Stromesrichtung benutzt werden. Zu demselben Zwecke dient auch
die Durchbrechung von Papier in freier Luft. Man stellt zwei in
den Schliessungsbogen eingeschaltete Spitzen einander in passen-
der Entfernung gegenüber und klemmt ein Stück Papier dazwischen.
Der Funke geht von der positiven Elektrode erst über die Papierfläche
hin und durchbohrt das Papier erst in der. Nähe der negativen Elek-
trode. Bei den Nebenströmen lässt sich diess Mittel nicht mehr be-
nutzen, weil diese stets von zwei entgegengesetzten Strömen der
Seitenentladung begleitet sind. — (Poggend. Ann. Bd. 108, $. 545.)
Matthiessen, Notiz über die elektrische Leitungs-
fähigkeit des Goldes. — Für Silber bei 00 _ 100 ergab sich für
Gold im Mittel aus 8 Versuchen 72,98 bei 190,4. (Riess 59; Lenz
58,5; Edm. Becquerel 64,9; H. Davy 67; Christie 73; Harris 66,6.)
— (Poggend. Ann. Bd. 109, 8. 526.)
F. Bothe, über einen Apparat zur bequemen Com-
bination constanter Elemente. — Er besteht aus einem Brett,
auf welchem Klemmschrauben zur Aufnahme der Poldrähte der ein-
zelnen Elemente befestigt sind. Dieselben können mittelst metallener
Fäden, die an besondern Knöpfen befindlich sind, in jeder beliebigen
Weise mit einander verbunden werden. — (Poggend. Ann. Bd. 109,
$. 383.)
23*
336
W. Siemens, Beschreibung ungewöhnlich starker
elektrischer Erscheinungen auf der Cheops-Pyramide
bei Cairo während des Wehens des Chamsin. — Bei Erstei-
gung der gedachten Pyramide am 11. April 1859 hatte S. Gelegenheit,
eine ungewöhnlich starke Elektricitätsentwicklung zu beobachten. Der
von einem heftigen Winde aufgewirbelte Wüstenstaub, der die Ebene
bereits mit einem undurchdringlichen Schleier bedeckte, stieg immer
höher und höher an derselben empor. — Als er auch die höchsten
Stufen derselben erreicht hatte, vernahm man ein sausendes Ge-
räusch, welches S. der wachsenden Gewalt des Windes zuschrieb,
Die Araber, welche umher kauerten, sprangen jedoc: mit dem Rufe
Chamsin plötzlich auf und hielten den ausgestreckten Zeigefinger
in die Höhe. Es liess sich jetzt ein eigenthümlich zischender Ton,
ähnlich dem des singenden Wassers hören. S. glaubte anfangs, die
Araber brächten diesen Ton hervor, doch überzeugte er sich,
dass derselbe ebenfalls entstand, als S. selbst sich auf den höchsten
Punkt der Pyramide stellte und seinen eignen Zeigefinger hoch em-
por hielt. Dabei war ein leises kaum auffallendes Prickeln der dem
Winde entgegengerichteten Hautfläche des Fingers bemerkbar. Die
Erscheinung konnte nur eine elektrische sein. In der That war man
im Stande, eine aus einer Weinflasche und feuchtem Papier improvi-
sirte Leydner Flasche so stark zu laden, dass man sich derselben als
eines wirksamen Vertheidigungsmittels gegen die Araber bedienen
konnte, welche die Reisenden, in der Meinung sie trieben Zauberei,
zwingen wollten, die Pyramide zu verlassen. Genauere Versuche
konnten wegen Mangel an Apparaten nicht vorgenommen werden, na-
mentlich blieb die Art der Elektricität ungewiss. Die Erscheinungen
zeigten sich nur auf der Spitze der Pyramide; schon einige Stufen
tiefer waren sie sehr schwach und in der Ebene war nichts davon
bemerkbar. S. erklärt dieselben auf folgende Weise: Da die elektri-
schen Erscheinungen erst dann bemerkbar wurden, als der Wüsten-
staub dieSpitze der Pyramiden erreichte, so muss dieser als der eigent-
liche Träger und wahrscheinlich auch als die Ursache der Elektriei-
tät betrachtet werden. Nimmt man an, dass die vom Wind gepeitsch-
ten Staubtheilchen und Sandkörnchen mit der trocknen Oberfläche des
Bodens der Wüste elektrisch geworden waren, so musste jedes elek-
trische Körnchen die eine Belegung eines Ansammlungsapparates bil-
den, dessen andere der Erdkörper selbst war, während die zwischen
beiden befindliche Luft das die Belegungen trennende isolirende Me-
dium vertrat. Durch die aufsteigende Bewegung der Staubkörnchen
ward nun die isolirende Schicht verstärkt, die Schlagweite aller die-
ser kleinen geladenen Flaschen musste mithin zunehmen und die, wie
eine colossale Spitze von der Erde in die gewaltige elektrische Staub-
wolke emporragende Pyramide musste nun einen sehr bedeutenden
verdichtenden Einfluss ausüben. — (Poggend. Ann. 109, $. 355.)
Dr. Sondhauss, über die chemische Harmonika. (Fort-
setzung). 9. — Von wesentlichem Einflusse auf die Bildung des To-
337
nes, namentlich die der Flageolettöne ist die Stelle der Klangröhre,
an welcher sich die Flamme befindet. Zur Untersuchung dieser Ver-
hältnisse wurden mit Stopfungen (s. 0.) versehene Ausflussröhren an-
gewendet. Schiebt man die Stopfung soweit nach der Spitze dessel-
ben hin, dass die Flamme nur noch eben im Stande ist, den Grund-
ton der Röhre zu erregen, so bringt dieselbe Flamme sowohl in der
Mitte der obern als der untern Hälfte die Oktaven des Grundtones,
den zweiten harmonischen Ton. Wird durch weiteres Vorschieben
der Stopfung die Gassäule im Ausflussrohr noch mehr beschränkt,
so spricht der Grundton nicht mehr an, dagegen erhält man jetzt
ausser dem Ton 2 auch noch den Ton 3 an drei verschiedenen Stel-
len der Röhre, von denen jede in einem Drittheil derselben liegt. So
kann man nach und nach eine Flamme auf sämmtliche harmonische
Töne einstimmen ; in jedem aliquoten Theil der Klangröhre entsteht
dann der betreffende harmonische Ton, so dass z. B. der Ton 5 fünf-
mal, der Ton 6 sechsmal entsteht und verschwindet, wenn man die
Klangröhre langsam über die Flamme herabsenkt. Mehr als zwei
Flageolettöne erhält man nur selten. 10. Diejenigen Töne, welche
bei einer bestimmten Einrichtung des Flammenapparates als Flageo-
lettöne einer längern Klangröhre ansprechen, werden durch dieselbe
Flamme auch als Grundtöne in kürzeren Klangröhren erzeugt, welche
eben so lang sind, als die den betreffenden harmonischen Tönen ent-
sprechenden aliquoten Theile der längern Röhre. Beim Experimenti-
ren mitgedeckten Klangröhren ergab sich, dass dieselben ausser dem
Grundton auch noch die harmonischen Töne 3/; und 5/2 ete., also die
Töne 3,5... einer doppelt so langen offenen Röhre zu erzeugen im
Stande sind, was nach der Analogie der Schwingungsweise der Luft-
säule bei Bildung von Flageolettönen, in einer gedeckten Orgelpfeife
zu erwarten war. 11. Von andern Gasen sind noch untersucht wor-
den der Schwefelwasserstoff, Kohlenoxyd, Cyan und schwerer Kohlen-
wasserstoff; es zeigte sich, dass alle diese Gase zur Construction ei-
ner Harmonika tauglich sind, nur müssen bei verschiedenen Gasen
auch Röhren von verschiedener Länge angewendet werden; annähernd
ist die mittlere Länge der über zwei Flammen verschiedener Gase
tönenden Röhren der Quadratwurzel aus den specifischen Gewichten
dieser Gase proportional; genauere Versuche hierüber sind noch er-
forderlich. Vergleichende Versuche wurden mit Wasserstoff- und Koh-
lenwasserstoffflammen angestellt. Letzteres erregt die Töne in weit
längeren Klangröhren, giebt also weit tiefere Töne als erstere. Die
Länge der Röhren, welche über der Flamme des Kohlenwasserstoffs
tönen, ist ohngefähr 3 bis 3,5 Mal so gross als die Länge derer, wel-
che bei derselben Einrichtung der Ausflussröhre mit Wasserstofl tö-
nen. 12. Als wichtigstes Resultat der Untersuchung ergibt sich der Nach-
weis, dass der Ton der chemischen Harmonika seinen Grund nicht in
rasch auf einander folgenden Explosionen, sondern in den Oseillatio-
nen der im Ausflussrohr vorhandenen Gassäule hat, S. vergleicht den
hiebei stattfindenden Vorgang mit der Erzeugung des Tones einer
338
Zungenpfeife, deren Luftsäule nicht sowohl durch die Bewegung der
Zunge als durch die mit derselben verbundenen Luftstösse in so
energische Schwingungen versetzt wird. Die Analogie zwischen bei-
den Erscheinungen tritt deutlicher hervor bei Zusammenstellung der
Versuche, welche S. mit besonders construirten Zungenpfeifen ange-
stellt hat. Kleine Messingzungen wurden, wie die Zungen einer Zieh-
harmonika mit Schräubchen auf Metallplatten mit passender Oeffnung
befestigt und dieselben dann auf den oben schief abgeschnittenen
Rand kurzer Blechröbren (1 Cm. Weite) aufgelöthet. Diese Zungen-
stücke wurden auf Papierröhren winddicht aufgesteckt und durch einen
Blasbalg mit Manometer angeblasen und über dieselben Klangröhren
von ähnlicher Beschaffenheit wie die früher gebrauchten, gehalten. Der
Einfluss, den die Länge und Weite der Klangröhren, noch mehr aber die
Länge der unter der Zunge befindlichen Luftsäule auf die Tonerre-
gung und Tonhöhe hat, zeigt sich hier in ganz ähnlicher Weise, wie
bei der chemischen Harmonika. Eine zu weit vorgeschobene Stopfung
kann auch hier die Entstehung des Tones vollkommen hindern. —
Nach S. Ansicht ist die durch die Gasflamme bewirkte bedeutende
Temperaturerhöhung die Ursache der primitiven Schwingungen der
Gassäule, welche dann die Luftsäule der Klangröhre in tönende
Schwingungen versetzen. Beispiele von Tonerzeugung durch Wärme
sind schon mehrere vorhanden, so z. B. das Trevelyan Ein eigen-
thümliches Verfahren, Töne durch Wärme zu erzeugen, rührt von S.
selbst her. Eine Glasröhre, welche an dem einen Ende kugelförmig
erweitert und unmittelbar über der Erweiterung in eine feine und
offene Spitze ausgezogen ist, wird unter der Erweiterung mit einem
ringförmigen Metallschälchen zur Aufnahme von Spiritus versehen.
Zündet man den Spiritus an und treibt dann mit Hülfe eines Blase-
balges einen Luftstrom durch die Röhre, so erhält man, so lange die
Glaskugel die gehörige Temperatur hat, einen schwachen Ton, der
verstärkt, und in Bezug auf seine Höhe weniger unsicher wird, wenn
man Klangröhren über den geheizten Röhrenapparat hält. Sehr zweck-
mässig hätte S. für seine Ansicht noch die Versuche von Rijke eiti-
ren können, in welchen ein Ton dadurch erzeugt wird, dass ein kal-
ter Luftstrom gegen ein in einer Röhre befindliches glühendes Draht-
netz strömt. (Siehe diese Zeitschr. Bd. 13, S. 457.) — (Poggend.
Ann. Bd. 109, $. 426.) H-r.
Chemie. C. Herzog, Auffindung des Phosphors und
dessen Oxydationsstufen in Vergiftungsfällen. —. Ist
bei einer muthmasslichen Vergiftung durch die Methode von Mitscher-
lich kein Phosphor in Substanz gefunden worden, so schlägt Verf.
folgendes Verfahren zur Erkennung der Oxydationsstufen des Phos-
phors ein. Die stark sauer reagirende Flüssigkeit wird mit Alkohol
digerirt, filtrirt und das Filtrat zur Syrupconsistenz eingedampft;
die dicke Flüssigkeit wird dann noch zweimal mit absolutem Alkohol
versetzt, filtrirt und wieder eingedampft. Entwickelt dann ein Theil
des Syrups mit Zink, Schwefelsäure und Wasser Phosphorwasserstoff,
339
erkennbar durch Reduction eines Silbersalzes, so ist phosphorige Säure
nachgewiesen. Der übrige Theil des Syrups wird mit Salpetersäure
versetzt, mit kohlensaurem Natron eingedampft und geglüht; und
kann dann mittelst der gewöhnlichen Reagentien auf Phosphorsäure
geprüft werden. — (Arch. f. Pharm. Bd. CLI, p. 138)
Wir verweisen hiebei auf die von Reveil der Pariser medicini-
schen Academie überreichte Abhandlung über die giftigen Wirkungen
des Phosphors (Journ. de Pharm. et de Chim. Oct. 59), wonach, da
die Oxydationsstufen des Phosphors auf den Organismus nicht gif-
tig, sondern nur nach Art der starken Säuren wirken, eine Phosphor-
vergiftung nur dann constatirt werden kann, wenn der Phosphor in
Substanz oder durch das Leuchten erkannt ist. 0. AK.
E. W. Davy, über eine einfache und schnelle Methode
die Phosphorsäure und ihre Verbindungen quantitativ
zu bestimmen, die besonders für Dünger- und Aschen-
analysen anwendbar ist. — Diese volumetrische Methode grün-
det sich auf die zu dem Zweck der quantitativen Bestimmung der
Phosphorsäure schon vielfach benutzte Thatsache, dass diese Säure
zum Eisenoxyd grosse Verwandschaft besitzt und damit eine unlös-
liche Verbindung von der Zusammensetzung PO5S+- Fe2O? bildet, wenn
- sie in einer Flüssigkeit entsteht, die sauer ist, aber nur freie Essig-
säure enthält. Die titrirte Eisenflüssigkeit stellt man dar, indem
man eine gewogene Menge reinsten Klaviersaitendrahts in Salzsäure
unter Zusatz von Salpetersäure löst, den grössten Theil der über-
schüssigen Säure durch Abdampfen bis zu einem geringen Volum
verdunstet, den Rückstand mit Wasser verdünnt und mit Ammoniak
so weit neutralisirt, dass ein geringer Niederschlag nach längerer
Zeit unaufgelöst bleibt. Dieser Niederschlag wird in Essigsäure wie-
der aufgelöst und die Flüssigkeit dann auf ein bestimmtes Volum ver-
dünnt, so dass nun ihr Titre bekannt ist. Diese Flüssigkeit ist sehr
wenig veränderlich. Die unlösliche phosphorsaure Verbindung wird
in Säure gelöst, mit soviel Ammoniak versetzt, dass deutlich alkali-
sche Reaction entsteht, und der Niederschlag mit möglichst wenig
Essigsäure wieder gelöst. In diese Lösung wird nun allmälig die
titrirte Eisenlösung bis zur Endreaction eingetropft. Die Endreaction
die Davy benutzt, ist sehr ähnlich der, welche man bisher schon zu
dem Zweck anwendet. Auf ein mit einer concentrirten Lösung von
Gallussäure getränktes und wieder getrocknetes Papier wird ein Blatt
starken Filtrirpapiers gelegt und darauf von der zu prüfenden Flüs-
sigkeit mittelst eines Glasstabs ein Tröpfchen aufgebracht. Wenn
nur eine Spur Eisen überschüssig angewendet worden ist, so ent-
steht auf dem unteren Papier ein blass purpurner Fleck. — (Philoso-
phical magazine Vol. 19, p. 181.) Ar.
H. Kämmerer, Darstellungsarten der Jodsäure —
Verf. überzeugte sich durch Versuche, dass für die Darstellung grös-
serer Quantitäten Jodsäure die bis jetzt bekannten Vorschriften entwe-
der einen Verlust an Jod bedingen oder nur sehr langsam eine voll-
340
ständige Oxydation des Jod erreichen lassen. Er schlägt deshalb eme
Abänderung der Methode von Grosourdy dahin vor, das Jod in heiss
gesättigtem Barytwasser zu lösen, den sich abscheidenden jodsauren
Baryt abzufiltriren, und durch das Filtrat Chlor zuleiten. Das sich
hiebei anfangs abscheidende Jod ist so fein vertheilt, dass es durch
den Chlorstrom sehr schnell oxydirt wird. Der jodsaure Baryt wird
durch Schwefelsäure zersetzt. Um nur kleine Mengen Jodsäure dar-
zustellen befriedigt auch die bekannte Methode der Oxydation durch
Salpetersäure. — (Journ. f. pract. Chem. Bd. 79, p. 94.) O:.K.
J. A. Veatsch, Borsäure im Meerwasser än der Küste
Californiens. — V. hatte schon früher in einer Mineralquelle
in Tehama county borsaure Salze, namentlich das Natronsalz gefun-
den, und beobachtete dieselben darauf in fast allen Quellen Califor-
niens. Borax fand er in einer Localität in solchen Mengen, dass un-
gebeure Krystalle dieses Salzes sich auf dem Grunde einer bedeuten-
den Lache, einem kleinen, seichten See, abgelagert hatten. In der
Nähe dieses Sees fanden sich viele heisse Quellen, die freie Borsäure,
8o wie Borax in Lösung enthielten. Darauf fand V. Borsäure in ei-
nem Kochsalze das von der südlichen Seeküste Californiens stammte.
Die Quellen aber dieser Gegend zeigten sich ganz frei davon. Des-
halb untersuchte er das Seewasser daselbst auf Borsäure, und wies
sie wirklich darin nach, namentlich zu Santa Barbara, und von
San Diego bis zur Meerenge von Fuca. Gegen Norden hin nimmt
die Borsäuremenge ab. Wie es sich südlich von Diego verhält hat
V. noch nicht ermitteln können. Auch seewärts scheint sich die
Menge dieser Säure zu vermindern. Offenbar stammt diese Säure
im Seewasser aus den borsäurcereichen Quellen des Landes. Sie selbst
ist aber entschieden vulkanischen nn brauen. — (Philosophical magaz.
Vol. 19, p 323.) Hz:
Mallet, über Stickstoffzirkonium. — Das Stickstoff-
zirkonium erhielt M. bei dem Glühen des aus Fluorzirkonium durch
Natrium reduceirten pulverförmigen Silieiums in einem Strom von
Ammoniak, wobei die Verbindung unter Erglühen erfolgt. Das Pro-
duct war ein dunkelgraues amorphes Pulver, welches an der Luft un-
ter lebhaftem Erglimmen zu Zirkonerde verbrannte und beim Schmel-
zen mit Aetzkali Ammoniak entwickelte. Auch durch Glühen von Zir-
konium in Cyangas entsteht es unter denselben Erscheinungen. Durch
die stärksten Säuren wird es kaum angegriffen. — (Ann. der Chem.
und Pharm. CXIL, 362.) J. Ws.
W. Reinige, Bildung der Uebermangansäure durch
unterchlorige Säure. — Wenn man die Lösung eines Mangan-
salzes, welche aber nicht alkalisch reagiren noch organische Substanz
enthalten darf, mit der Lösung eines unterchlorigsauren Salzes im Ue-
berschuss versetzt, und einige Zeit kocht, so zeigt die klare Flüssig-
keit die rothe Farbe der Mn2O? noch, wenn vor dem Löthrohr keine
Reaction mehr zu erhalten ist; die unterchlorigsauren Salze bilden
341
daher ein empfindliches Reagens auf Manganverbindungen. — (Arch.
d. Chem. Bd. CLI, p 1435.) 0. K.
Storer, über die Entdeckung des Chroms neben Ei-
sen. — Der Verf. theilt eine grosse Reihe Versuche mit, die nach-
weisen, dass viele Oxydationsmittel selbst in saurer Lösung das Chrom-
oxyd leichter und schneller als: man bisher glaubte in Chromsäure
umwandeln. Doch aber findet er, dass kein empfindlicheres Reagens
auf Chrom existirt, als Wasserstoffsuperoxyd, welches schon früher
als Reagens für dasselbe von Reynoso!) angewendet worden ist.
Ist Chromoxyd neben Eisenoxyd bei einer quantitativen Prüfung auf-
zusuchen, so schlägt S. vor, das Chromoxyd zuerst durch Bleisuper-
oxyd in alkalischer Flüssigkeit in chromsaures Kali überzuführen, und
die filtrirte Lösung in eine Wasserstoffsuperoxyd haltende Flüssigkeit,
die mit einer Aetherschicht übergossen ist, allmälig einzutröpfeln.
Der Aether färbt sich dadurch schön blau. Esist nicht nöthig, reine
Wasserstoffsuperoxydlösung anzuwenden. Statt dieser benutzt man
die Flüssigkeit, die man erhält, wenn man Baryumsuperoxyd mit
Wasser fein zerreibt und den dünnen Brei allmälig in etwas verdünnte
Salzsäure giesst. Die Lösung ist noch empfindlich genug, wenn sie,
aus einem erbsengrossen Stück Baryumsuperoxyd dargestellt, 150
Cubikcentimeter beträgt. — (Proceedings of the american academy of
arts and sciences Vol. 4, p. 338.) ‚Az.
Mohr, Besimmung des Eisens durch Reduction des
Oxydes. — Die gewöhnliche Bestimmung des Eisens auf massana-
lytischem Wege beruht bekanntlich auf der Oxydation des Oxydules
zu Oxyd. Ist das Eisen als Oxyd ursprünglich vorhanden, so muss
es stets erst zu Oxydul reducirt werden, was meist durch Digestion
der Lösung mit eisenfreiem Zink geschieht. Dieses aber hat seine
Schwierigkeiten und Unsicherheiten, so dass eine sichere Bestimmungs-
methode durch Reduction des Öxydes in den meisten Fällen weit vor-
zuziehen wäre. Scheerer hat vor Kurzem in der Akademie zu Mün-
chen eine solche mitgetheilt, welche auf der Anwendung des unter-
schwefligsauren Natrons als Reductionsmittel beruht. Endreaction ist
das Nichtmehreintreten der violetten Färbung bei Zusatz eines Trop-
fens der Lösung von unterschwefligsaurem Natron zu der farblos ge-
wordenen Eisenlösung. M. hat diese Methode bereits früher gefun-
den, und zwar in Folge der Schönbein’schen Untersuchung über die
eigenthümliche Einwirkung der unterschwefligen Säure auf Eisenoxyd-
salze, durch deren Vermischung eine violette, Indigolösung vollkom-
men zerstörende Flüssigkeit entsteht. Da indessen die Endreaction
nie so scharf wahrzunehmen war, dass ein Ueberschuss der Lösung
des Reductionsmittels hätte vermieden werden können, so stellte M.
seine Entdeckung zurück, bis er durch die Scheerersche Publikation
zur Wiederaufnahme seiner Versuche veranlasst wurde, deren Resul-
tate in Kürze die folgenden sind: Wurde eine bestimmte Menge Ei-
senchloridlösung bis zur Entfärbung wit unterschwefligsaurem Natron
!) Ann, de chim. et de phys. 1851, (3.) T.33, p. 324.
322
redueirt und der Ueberschuss an letzterem durch Jodlösung zurück-
titrirt, so liessen sich auf diesem Wege nie Resultate von genügender
Uebereinstimmung und Genauigkeit erhalten. Anders gestaltet sich
die Sache, wenn man das Eisen erst durch Jodkalium in seiner Lö-
sung, also richtiger durch Jodwasserstoffsäure zersetzt. Diese Zer-
setzung geht nicht augenblicklich vor sich und wird durch Verdün-
nung bedeutend modifieirt. Werden alle (in den Ann. der Chem. u.
Pharm.CV, 54) angegebenen Missstände vermieden und die Zersetzung
durch Erwärmen auf 60° befördert, so findet sie indessen vollständig
statt. Es entsteht nun eine entsprechende Menge Jod, welche durch
unterschwefligsaures Natron bestimmt werden kann. Diese Methode
ist also eine Combination derer von Duflos und Scheerer; sie ergiebt
praktisch hinreichend genaue Resultate, wie eine Anzahl von Versu-
chen beweisen. — Eine andere, auch auf der Reduction des Oxydes
zu Oxydul beruhende Bestimmungsweise ist die vermittelst Zinnchlo-
rür in siedend heissen Flüssigkeiten. Die Endreaction kann auf zweier-
lei Weise angestellt werden und beide ermöglichen eine grosse Ge-
nauigkeit. Entweder nämlich setzt man zur Eisenchloridlösung Stär-
kelösung und einen Tropfen Jodkaliumlösung hinzu und titrirt heiss
mit Zinnchlorid bis die blaue Jodstärkefärbung nicht wiederkehrt, oder
man versetzt mit Rhodankalium und titrirt bis zum bleibenden Ver-
schwinden der rothen Färbung. Hat man in der zu bestimmenden
Eisenlösung auch Oxydul, so kann man die Oxydation mit chromsau-
rem Kali oder auch, was meist noch leichter und sicherer ist, mit
künstlich bereitetem Manganhyperoxyd bewerkstelligen. In letzterem
Falle ist sie vollständig, sobald sich eine dunkelolivengraue Färbung
von Manganchlorid zeigt, welches leicht weggekocht werden kann.
Die Auswahl einer dieser drei Methoden muss sich nach praktischen
oder ökonomischen Rücksichten richten, welche sich bei häufiger An-
wendung leicht Jedem ergeben werden. — (Ann. d. Chem. u. Pharm.
CAI, 257) J. Ws.
R. V Tuson, über ein Bleicarbonat, entstanden an
bleiernen Särgen. — T. hat eine erdig erscheinende Substanz,
in welche mehrere wohl achzig Jahr alte bleierne Särge von innen
her, also durch den Einfluss der aus der Leiche erzeugten Gase, fast
vollständig übergangen waren, einer Untersuchung unterworfen. Sie
hatte ein blättriges Gefüge, hellbraun oder schmutzig gelbweisse
Farbe und war unkrystallinisch. Metallisches Blei konnte selbst durch
das Mikroskop darin nicht aufgefunden werden. Die Substanz liess
sich leicht in ein feines Pulver zerreiben. Die Analyse lieferte fol-
gende Zahlen:
Feuchtigkeit 0,10
Organische Substanz und Verlust 0,52
Eisenoxyd 1,94
Bleioxyd 82,29
Kohlensäure 15,15
100
323
Die Kohlensäure und das Bleioxyd stehen zu einander in dem Ver-
hältniss von 15 Atomen zu 16 Atomen. Dieses 16te Atom Bleioxyd
war nicht etwa mit Wasser verbunden, denn abgesehen von etwas
hygroscopischer Feuchtigkeit fand T. kein Wasser in der Substanz.
In Bezug darauf weicht die Zusammensetzung dieses Bleicarbonats
von den gewöhnlichen basischen Carbonaten dieses Metalls ab. T. ist
der Meinung, dass sich in den Särgen zuerst das Oxydhydrat, dann
durch Bleioxydhydrat basisches Bleicarbonat gebildet habe. — (Philo-
sophical magazine Vol 19, p. 291.) Hz.
E. Lenssen, Verhalten des Zinnoxyduls gegen Kup-
feroxydinalkalischer Lösung. — Aus einer mit Hülfe von
Weinsäure und kohlensaurem Natron dargestellten erwärmten Kupfer-
oxydlösung fällt kohlensaure alkalische Zinnoxydullösung nach und
nach alles Kupfer bis der Niederschlag zuletzt aus CuzO und SnOz
besteht; versetzt man umgekehrt die Zinnlösung nach und nach mit
der Kupferlösung so wird, zuerst ein fleischfarbener, vorwiegend Zinn-
oydul haltender Niederschlag abgeschieden, in dem fortwährend Zinn-
oxydul durch Kupferoxydul substituirt wird, bis derselbe schliesslich
ebenfalls aus Cus,O und SnO; besteht. Wendet nıan statt der koblen-
sauren eine caustisch-alkalische Lösung der beiden Salze an, so wird
bei einem Ueberschuss des Kupfersalzes Kupferoxydul mit mehr oder
weniger Zinnsäure verbunden niedergeschlagen. Wendet man das
Zinnsalz im Ueberschuss an, so verschwindet die Farbe des Kupfer-
oxydsalzes worauf nach längerer Zeit eine Ausscheidung von Kupfer-
oxydul beginnt; beim Sieden setzt sich ein feines schwarzes Pulver
ab, in welches das schon gebildete Oxydul einzutreten scheint. Die-
sem schwarzen Pulver giebt L. die empirische Formel CuzSns0: +
5H0. Da sie der von Rose beschriebenen Eisensilberverbindung ana-
log zu sein scheint, schreibt Verf. die Formel
Cuz0 + zSnO + Sn203 + 5 ag.
Ag:0 + „FeO + Fe20;.
Versetzt man die verdünnte ätzend alkalische Zinnoxydullösung mit
wenig Kupferoxydlösung, so scheidet sich nach längerem Sieden ein
dichter schwarzer Körper ab, während sich die Wände des Gefässes
mit einem goldfarbenen metallischglänzenden Ueberzuge bedecken. —
Da dieses Pulver eine Zusammensetzung entsprechend Cup + Sn —-
O; besitzt und unter dem Polierstahl gelblich-weissen intensiven Me-
.tallglanz annimmt, hält Verf. alle auf ähnliche Weise erzeugte Ver-
bindungen für auf nassem Wege erhaltene Legierungen von Kupfer
und Zinn. — (Journ. f. pract. Chem. Bd. 79, p. 90.) 0. K.
O. B. Kühn, Notizen über Cyanide. — Berlinerblau mit
Cyankalium in Auflösung einige Zeit unter 30° digerirt giebt eine
gelbe Flüssigkeit, die mit Eisenoxydul- sowie mit Eisenoxydsalz voll-
kommen gleich reagirte; einige Zeit stärker erwärmt, erkennt man
schon einen deutlichen Unterschied der Reaction, endlich nach vier-
telstündigem Kochen giebt die Flüssigkeit mit Eisenchlorür einen an-
fangs weissen Niederschlag, so dass sie nur Kaliumeisencyanür ent-
344
halten kann. Hievon ausgehend fand Verf., dass das rothe Blutlau-
gensalz zwar nicht in der Kälte aber leicht beim Kochen durch Cyan-
kalium, Jodkalium, Schwefelkalium selbst Aetzkali in das gelbe Salz
verwandelt wird. Es ist daber die Vorschrift das rothe Blutlaugen-
salz aus dem gelben durch Behandlurg mit Bleioxyd und Aetzkali
darzustellen unsicher, weil sich das gebildete rothe Salz beim Ko-
chen wieder ins gelbe verwandelt, wobei sich das Bleioxyd höher
oxydirt (Boudault). Analog verhalten sich nach R. das Mangan, Ei-
sen-, Kobalt-, Nickel- und Zinnmonoxydhydrat und Kupfer- und Queck-
silbersemioxyd. Andrerseits überzeugte sich Verf., dass auch die Bil-
dung des rothen Salzes aus dem gelben weder durch Digeriren bei
verschiedenen Temperaturen , noch durch Kochen mit Bleibioxyd und
Kali vollständig gelingen. Ausserdem hat Verf. einige Versuche über
die Zersetzung des Cyankaliums in Lösung angestellt, und gefunden
dass die Sulphide des Silbers und Quecksilbers damit Doppelsalze
erzeugen unter Bildung von Schwefeleyankalium. Kupfersulphur bil-
det Schwefelkalium; ebenso Schwefelzink und Schwefelcadmium, dage-
gen bilden Palladiumsulphid und Platinbisulphid beides, Schwefelka-
lium und Rhodankalium. — (Arch. d. Pharm. Bd. CLI, p.129.) 0.K&.:
G. Lunge, über die alkoholische Gährung. — Am
Ende einer ziemlich ausführlichen Zusammenstellung der über die al-
koholische Gährung gelieferten Arbeiten, gruppirt Verf. die Resultate
in solche, die er als entschieden betrachten zu können glaubt; und in
solche, die noch einer näheren Prüfung bedürfen. Zur erstern Classe
gehören. 1. Zur alkoholischen Gährung der Zuckerarten sind stets
Wasser, Ferment und eine bestimmte Temperatur erforderlich. 2. Rohr-
und Milchzucker sind nicht direct gährungstähig, wohl aber. Frucht-
und Traubenzucker, Caramel, Mannit und Glycerin. 3. Die alkoho-
lische Gährung ist gewöhnlich von Hefebildung begleitet, auch wenn
dieselbe nicht direct zugesetzt wird. 4. Die Hefe besteht aus den
Zellen einer der niedrigsten Pflanzenformen. 5. Die Hefe des Bieres,
Weines und der andern Fruchtsäfte ist mikroskopisch identisch. 6.
Der Zucker zerfällt bei der Gährung nicht gerade in Kohlensäure
und Alkohol, sondern in andere Zersetzungsproducte. Als zweifelhaft
stellt Verf. die Sätze hin, ob 1. Luft zur Einleitung der Gährung noth-
wendig. 2. Ob Hefe oder überhaupt ein eiweissartiger Körper zur
Gährung nothwendig ist. 3. Worauf die Wirksamkeit des Fermentes
beruht. Zur Entscheidung des zweiten Satzes der letztern Gruppe
stellte L. einige Versuche an: Traubenzuckerlösung wird durch Kohle
sowohl als durch Emulsin in alkoholische Gährung versetzt, während
deren Verlauf starke Hefenzellenbildung eintritt. Ferner bestätigt
Verf. durch das Mikroskop die Angabe Berthelot’s, dass Mannitlösung
durch Gelatine und Kreide in alkolische Gährung versetzt wird, ohne
dass dabei Hefenbildung eintritt. — (Journ. f. pract. Chem. Bd. 78,
p. 385.) \ 0. K.
A.W.Hofmann, Derivate von Phenylamin und Aethyl-
345
amin. — In einer frühern Arbeit!) hat der Vf. die Darstellung einer Ver-
bindung angegeben, deren empirische Formel C!6H®X ist, dieer Diäthyl-
((C, H9j3
endiphenylamin nennt, fürdieernun dierationelleFormel N ‚(Ce
ar
annimmt, da dieser Körper mit Jodäthyl in Berührung in 8? (C=Hsj, ++
C!H5
übergeht. Wegen der Zusammensetzung dieser methylirten Verbindung
selbst und ihrer Platinverbindung hatten wir für diese Substanz schon
Ca Hn+l
früher (a.a. O.) die Formel N NORS, + +7 aufgestellt, der ur-
(C!2H5)2
sprüngliche Körper ist aber ohne Zweifel .ein wahres Diamin, da er
sich mit 2 Atomen Chlorwasserstoff und die dadurch entstehende
Verbindung mit zwei Atomen Platinchlorid, und dem Körper
m:
6l2 + Pt€l2 vereinigt. Es lässt sich nun FauE
u ein Diäthylendiphenylamin existiren muss, worin ein Atom CHR
durch H2 ersetzt ist. Diesen Körper hat Hofmann nun dargestellt.
Mischt man Bromelayl (CH!Er2) mit einem bedeutenden Ueberschuss
von Phenylamin, so wird die Mischung schnell fest und krystallinisch.
Wasser entzieht derselben eine bedeutende Menge bromwasserstoff-
sauren Phenylamins, eine braune harzige, allmälig unvollkommen fest
werdende Masse zurücklassend. Diese löst sich schwer in Chlorwas-
serstoffsäure und kann aus Alkohol umkrystallisirt werden. Durch
Kali oder Ammoniak wird daraus die Basis als ein Oel ausgeschie-
den, das schnell sich in eine krystallinische Substanz verwandelt.
Dieser Körper ist der Formel C23H!6N? gemäss zusammengesetzt. Da
ein Atom davon zwei Atome Chlorwasserstoff und diese Verbindung
zwei Atome Platinchlorid aufnimmt, so ist dieser Körper ein wahres
Gr
und seine rationelle Formel ac Se Diese Substanz,
dus Aethylendiphenyldiamin, ha bei 590C, löst sich leicht
in Alkohol und Aether. Sie kann durch Einwirkung von in Alkohol
gelöstem Bromelayl bei 100° C, leicht in BA über-
0:0
geführt werden nach der Gleichung N? cn #52 + ( (2:0) Br? —
H2
KErOR
2 (PB? + Br. — In dem Aethylendiphenyldiamin können die
{ 4
2) Diese Zeitschr. Bd.13, S. 211.
346
beiden Wasserstoffatome durch Digestion mit Jodäthyl bei 1000 C.
durch Aethyl vertreten werden. Zuerst entsteht eine schöne prisma-
tisch krystallisirende Jodverbindung, aus der Kali die Base als eine
bei 700C. schmelzende, krystallinische Substanz ausscheidet, die der
Hr
Formel N? | (C4H5j2 gemäss zusammengesetzt ist und sich mit
(Cı2#5)2
zwei Atomen Chlorwasserstoff und zwei Atomen Platinchlorid verbin-
den kann. — Ganz auf ähnliche Weise wie das Diäthylendiphenyl-
amin und das Aethylendiphenylamin hat H. das Diäthylendiäthylamin
und Aethylendiäthylamin mit Hülfe des Aethylamins zu erhalten ge-
sucht. Die Einwirkung des Bromelayls auf Aethylamin ist sehr hef-
tig und es bilden sich immer Nebenproducte. Die erstere Base ist
ölartig, kocht bei 1850 C. und entsteht auch aus der letzteren durch
Einwirkung von Bromelayl. Diese bildet, aus der Bromverbindung
durch Barythydrat abgeschieden, eine als ein Oel destillirbare, stark
ammoniakalisch riechende, krystallinische, dem geschmolzenen Stearin
ähnliche Masse von der Zusammensetzung N? ((C?H5)?2 + O2. Sie
H4
ist also das Dioxyd des Aethylendiäthyldiamammonium’s. Merkwür-
dig ist, dass die Dampfdichte dieses Körpers, wenn das Atom zu vier
Volumen verdichtet angenommen wird, 4,62 sein müsste, während
der Versuch 2,26 ergeben hat. Entweder entspricht also das Aequi-
valent dieses Körpers 8 Volumen Dampf oder die Formel für densel-
ben muss halbirt werden. Wie soll man sich aber dann die Radicale
C#H5 und He darin enthalten denken? und wie vereinigt sich dies
mit der Ansicht dass der Sauerstoff in einem Aequivalent einer orga-
nischen Verbindung nie zu einem Atom vorkommen kann? Man sieht
dass diese Substanz bestimmt zu sein scheint, unsere theoretischen
Ansichten von der Constitution organischer Verbinduugen zu erwei-
weitern. — (Philos. magaz. Vol. 19, p. 232) Hz.
A. W. Hofmann, Untersuchungen über die Phosphor-
basen, Phosphammoniumverbindungen. — H. hatte schon
früher (siehe diese Zeitschr. Bd. 14, S. 53) zweier Bromverbindungen
von Phosphorbasen kennen gelehrt, deren Formeln er schrieb [(0?H5)?
(C4H+Br)P]Br und [C*H5)6(C*H%)''P2]Br2. Jetzt weister nach, dass die
erstere Substanz durch einfache Zuführung von Triäthylphosphin in
letzte übergeht. Diese Umwandlung führt ihn zu der Entdeckung
einer neuen grossen Reihe von Basen, deren Bromverbindung durch
Einwirkung von Ammoniak oder von andern ammoniakartigen Ver-
bindungen auf jene erstgenannte Bromverbindung entstehen. — Am-
moniak und jene Bromverbindung vereinigen sich, namentlich wenn
beide sich in ammoniakalischer Lösung befinden, unter Wärmeentwick-
lung. Es entsteht dadurch ein Körper von der Zusammensetzung
347
) (C45)3 ) p |
a) Mi Br2, der wie die analoge Chlorverbindung äusserst leicht
löslich ist. Durch Silberoxyd und Wasser geht dieser Körper in die
(C+BB5)3 ) p
(cr) |
43
Basis 0. über und diese durch Chlorwasserstoff-
He?
säure in die der Bromverbindung correspondirende Chlorverbindung,
die mit Platinchlorid eine hellgelbe krystallinische Verbindung liefert,
welche aus kochendem Wasser umkrystallisirt werden kann. Sie besteht
aus | C:H5)343,(C1H2)“PN]" €l2,2Pı&l2. — Analog wirkt Aethylamin
und Trimethylamin auf jenen bromhaltigen Körper ein. Es entstehen
(C4H5)3 )P “4 (+H5)3 )P “u
die Verbindungen BE 4 Br? und | (CH) ‘ N Br?2, wel-
(C45).32) (C:H3)?
che durch Silberoxyd und Wasser in die entsprechenden Oxydhydrate
übergehen, aus denen durch Chlorwasserstoff die mit Platinchlorid
verbindbaren Chlorverbindungen entstehen. Beide Platinverbkindungen
krystallisiren in langen, goldgelben Nadeln und sind den Formeln
[\C2H35 4(C2H2) ‘H2PN]' €12,2Pt&l2 und [(C?E3)3(E?H3)3, C+Ht)PN]'El2,
2Pt€l?2 gemäss zusammengesetzt. In diesen Körpern ist durch ein
zweiatomiges Radical (C*H%)‘‘ ein Ammonium mit einem Phosphonium
zu einem zweiatomigen ammoniumartigen Radical verbunden. H.
stellt sich die Aufgabe, ferner zu untersuchen, ob auf ähnliche Weise
bei Anwendung von Arsen in Antimonbasen Phospharsonium- und
Phosphostiboniumbasen erzeugt werden. — (Philosophical magazine
Vol. 19, p. 206.) Hz.
A. Geuther und R. Cartmell, über das Verhalten der
Aldehyde zu den Säuren. — Mit der Absicht eine Reihe von
Verbindungen zu erzeugen die denen, wovon eine Wurtz mittelst des
Glycols ee i 0°) ‚ die andere diesem isomere aber Greuther
durch Einwirkung von Essigsäureanhydrid auf Aldehyd erhalten hat,
analog sind, haben G. und C. gewöhnlichen Aldehyd, Acrolein, Bitter-
mandelöl der Einwirkung von Chlorwasserstoff, Jodwasserstoff und
schwefliger Säure ausgesetzt. — Acrolein absorbirt trocknes Chlor-
wasserstoffgas; eine in Wasser unlösliche, krystailinische, weisse
Masse — C6H50?€l entsteht, die bei 320C. schmilzt, nach ranzigem
Fett riecht, und in Alkohol und Aether löslich ist. Kochendes Wasser
scheint sie nicht zu verändern; ebenso nicht verdünnte Lösungen von
Alkalien. Mit Ammoniakflüssigkeit bei 100°C im zugeschmolzenen Rohr
erhitzt giebt sie zur Entstehung von Chlorammonium und Acrolein An-
lass. Mit Platinchlorid verbindet sie sich nicht und reducirt ammo-
niakalische Silberlösung nur sehr langsam. Für sich erhitzt zerfällt
sie in Akrolein und Salzsäure. Concentrirte Chlorwasserstoffsäure,
verdünnte Schwefel- und Salpetersäure scheiden daraus merkwürdiger
Weise Acrolein ab. Mit Kalihydrat destillirt bildet sich Wasserstoff
und ein öliges beim Erkalten fest werdendes Destillat. Letzteres
348
nennen die Verff. Metacrolein. — Das Metacrolein das mit dem
Acrolein isomer ist, ist in Wasser unlöslich, aus Alkohol und Aether
in langen Nadeln krystallisirbar, riecht eigentbümlich aromatisch,
schmeckt anfangs kühlend, dann brennend, schwimmt auf Wasser,
schmilzt bei 50°C. und wird fest bei 45°C. In der Hitze geht es in
Acrolein über. Verdünnte Alkalien wirken nicht darauf ein, Mineral-
säuren aber entwickeln daraus in der Wärme Acrolein. Trocknes
salzsaures Gas macht die Krystalle schmelzen und es entsteht die
ursprüngliche Verbindung. Das salzsaure Acrolein ist also besser
salzsaures Metacrolein zu nennen. Dadurch erklärt sich-auch, dass
Mineralsäuren aus dieser Verbindung Acrolein entwickeln. Denn das
Metacrolein geht auch in dieser Verbindung durch dieselben in Acro-
lein über, welches nicht mit Säuren verbindbar ist, also sich verflüch-
tigt. G. und C. nehmen für das Metacrolcin die empirische Formel
C'2H30? an. — Acrolein und Jodwasserstoffsäure wirken sehr heftig
auf einander ein. Es entsteht eine in Alkohol, Aether, Säuren und
Alkalien unlösliche, durch Hitze Jod freigebende Substanz. — Setzt
man mit 2—3 Volumen Wasser gemischtes Acrolein in einem zuge-
schmolzenen Rohr 8 Tage der Hitze des kochenden Wassers aus, so
bildet sich Acrylsäure und eine harzartige, in Aether lösliche, bei
60°C. schmelzende, bei 550C. erstarrende, bei gewöhnlicher Tempe-
ratur harte, zerrreibliche Substanz, die mit Redtenbacher’s Disaeryl-
harz identisch ist. — Jodwasserstoffgas verbindet sich direet mit
Metacrolein zu einem öligen, beim Erkalten in Krystallen erstarren-
den Körper, der sich beim Trocknen über Schwefelsäure unter Ab-
scheidung von Jod zersetzt. — Aldehyd verbindet sich wie. schon
Lieben fand mit Chlorwasserstoff unter Wasserabscheidung zu der
Verbindung C8H2O2€12.. G. und C. fanden noch eine andere Verbin-
dung von der Zusammensetzung CI2H!204€]12. Durch Wasser werden
beide Verbindungen in Chlorwasserstoff und Aldehyd zerlegt. In der
Wärme zerlegt sich letzterer Körper in Aldehyd und den Körper
CSH3s02612. — Jodwasserstoffgas wirkt ebenfalls heftig auf Aldehyd
ein; die Verbindung zerlegt sich durch Wasser wie die Chlorwasser-
stoffverbindung’ — Trockne schweflige Säure wird von gut abgekühl-
tem trocknen Aldehyd in grosser Menge absorbirt. 11 Grm. Aldehyd
absorbiren 19 Grm. der Säure, wobei eine Volumvergrösserung ein-
tritt. Doch scheint keine chemische Verbindung zu entstehen; denn
ein Strom Kohlensäure tre’bt die schweflige Säure wieder aus. Lässt
man aber diese Lösung in einem wohlverschlossenen Glase etwa eine
Woche stehen, so entsteht ein neuer Körper, den die Verf. Elalde-
hyd nennen. Man erhält ihn rein, wenn man die Flüssigkeit mit
Wasser mischt, die Säure mit kohlensaurem Kalk sättigt, und nun de-
stillirt. Das Destillat wird mit Kalilösung digerirt, um den Aldehyd
in Aldehydharz zu verwandeln. Durch nochmalige Destillation erhält
man den Elaldehyd rein, dessen Formel ist C*H*O?. Er kocht bei
12400., wird bei 100C. fest, wobei sich bei 10°C. schmelzende Kry-
stalle bilden. — Chlorwasserstoffgas verbindet sich nicht mit Bitter-
349
mandelöl, wohl aber Jodwasserstoffgas. Letzteres wird davon unter
Volumvermehrung und Temperatursteigerung absorbirt, indem sich
Wasser bildet. 6 Grm. Bittermandelöl absorbiren 11 Grm. Jodwas-
serstoffsäure. Schliesslich bilden sich zwei Flüssigkeitsschichten. Die
obere ist concentrirte Jodwasserstoffsäure, die untere eine Verbin-
dung von Jod mit Bittermandelöl. Zur Reinigung muss diese mit
Wasser, saurem schweflichtsauren Natron und schliesslich nochmals
mit Wasser gewaschen werden, zur Entfernung der Säure, des Bit-
termandelöls und endlich des schweflichtsauren Salzes. Die so er-
haltene Verbindung kann bei 200 C. über Schwefelsäure getrocknet
werden. Höhere Temperatur zersetzt sie. Dieser Körper besteht
aus C2H15021*. G. und C. nennen ihn Benzaldehydoxyjodid.
Er schmilzt bei 280 C, und erstarrt bei 250 C. in farblosen rhombi-
schen Tafeln. Bei rascher Abkühlung erscheinen die Krystalle in
Form langer Nadeln. Der Geruch dieser Substanz gleicht täuschend
dem der Kresse. In einiger Menge wirken die Dämpfe derselben
weit furchtbarer als die des Acrolein’s auf Augen und Nase. In Was-
ser ist sie unlöslich und sinkt darin unter. Wässrige Lösungen von
kohlensauren und schweflichtsauren Alkalien wirken nicht darauf.
Alkoholische Kalilösung zersetzt sie in Jodkalium, Benzo&säure uud
einen in Alkohol löslichen öligen Körper, der nicht Bittermandelöl
ist. Alkoholische und wässrige Ammoniaklösung wandeln sie in Jod-
ammonium und Bittermandelöl um. Salpetersaures Silberoxyd liefert
damit Jodsilber und der Geruch nach Bittermandelöl entsteht. Con-
centrirte Mineralsäuren zersetzen die Verbindung. — Nach diesen
Untersuchungen entstehen durch Einwirkung von Chlorwasserstoff auf
Aldehyd Körper, die als 1, 2 oder 3 Atome Aldehyd angesehen wer-
den können, in denen zwei Atome Sauerstoff durch Chlor vertreten °
sind. Bei Einwirkung von Jodwasserstoff auf Bittermandelöl entsteht
eine analoge Substanz. Sie besteht aus 3 Atomen Bittermandelöl,
in denen vier Atome Sauerstoff durch vier Atome Jod vertreten sind.
Acrolein dagegen verbindet sich ohne Wasserabscheidung mit Chlor-
wasserstoffsäure. — (Philosophieal magazine Vol. 19. p. 309. und
Ann. d. Chem. et Pharm, Bd. 112, S. 1.) Rz.
Niemann, Einwirkung des braunen Chlorschwefels
auf Elayl. — Der durch Einwirkung des Chlors auf Schwefel er-
haltene Chlorschwefel, nach Carius ein Gemenge von S61 und S&l,
absorbirt, unter ziemlich starker Wärmeentwicklung trocknes Elayl-
gas. Zugleich entsteht etwas HS und H&€l. Hört die Absorbtion
auf, so hat die Flüssigkeit Madeirafarbe angenommen, raucht etwas
an der Luft und riecht nach reinem $S2€1. Um den überschüssigen
Chlorschwefel von dem Product zu trennen, wurde die Flüssigkeit
vorsichtig in stark abgekühlte Natronlauge eingetragen. Der Schwefel
seheidet sich dabei als zähfliessende Masse ab. Die überstehende,
vom Natron noch alkalische Flüssigkeit riecht nun unangenehm nach
Meerrettig und zeigt auf der Oberfläche bisweilen kleine Oeltröpfchen.
Durch Destillation dieser Flüssigkeit wird ein kleines Quantum erst
XV. 1860, 24
350
farblosen, bald sich bräunenden Oeles erhalten, eine grössere Menge
noch bei der Destillation des ausgeschiedenen Schwefels mit Wasser;
im Ganzen aber bleibt die Ausbeute doch nur gering, indem sich
das Elaylgas überhaupt nur mit dem zweifach Chlorschwefel, nicht
aber mit S2Cl zu verbinden vermag. Durch fractionirte Destillation
und Behandlung mit Chlorcalcium versuchte N. das ölige Product
rein zu gewinnen, indessen ohne vollständigen Erfolg, indem es sich
schon unter seinem Siedepunkt, der zwischen 190 und 2000 lag, unter
Schwärzung allmählich zersetzt. Im Wasser ist das Oel so gut wie
unlöslich, auch in absolutem Alkohol schwer auflösbar, nur von Aether
wird es einigermassen leicht aufgenommen. Die alkalische Lösung
giebt mit Goldchlorid einen ockergelben, bald harzähnlich werdenden
Niederschlag, welcher bei längerm Stehen zerfällt und reines krystal-
linisches Gold zurücklässt. Quecksilberchlorid giebt einen starken
weissen flockigen Niederschlag. Silberlösung und selbst starke Säuren
haben keinen Einfluss, nur rauchende Salpetersäure zersetzt das Oel
unter Schwefelsäurebildung. Das Experimentiren mit diesem Oele
ist einigermassen gefährlich, da die geringste Spur, auf die Haut ge-
bracht nach Verlauf einiger Stunden eine noch schmerzlose Röthung
hervorbringt, welche bis zum folgenden Tage zu einer Brandblase
wird, die lange eitert und unter Rücklassung starker. Narben nur
sehr schwer heilt. Die Analyse ergab
C = 26,19
H= 413
&l= 35,89
S = 33,21
99,42
Eine bestimmte Formel lässt sich daraus nicht ableiten. N. stellt
Fortsetzung dieser Untersuchung in Aussicht. — (Ann. d. Chem. u.
Pharm. CÄIII, 288.) J. Ws.
P. Griess und A. Leibius, Verbindungen des Cyans
mit Amidosäuren. — Amidobenzoösäure, welche, wie Gerland
und Cahours zuerst gezeigt haben, basische Eigenschaften besitzt,
verbindet sich mit Cyan direct zu einem Product mit sauren Eigen-
schaften. Es setzt sich beim Einleiten von Cyangas in eine kalt ge-
sättigte Lösung von Amidobenzo&säure als gelber krystallinischer
Niederschlag ab, der durch mehrmaliges Auskochen mit Alkohol voll-
kommen rein erhalten wird. Aus den analytischen Ergebnissen be-
rechnet sich die Formel C,sH-N30,, so dass der Körper die Elemente
von 1 At. Amidobenzoösäure und 2 Atomen Cyan enthält: C,H: NO,
+2C3N. Durch starke Säuren wird der Körper zersetzt. Analoge
Verbindungen liefern auch andere Amidosäuren, wie z. B. die Ami-
doanissäure und Amidodinitrophenylsäure, doch konnte vorläufig keine
derselben näher untersucht werden. Die. Verf. beabsichtigen die
Arbeit fortzusetzen. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CÄIIL, 332.) J. Ws.
Rautenberg, krystallisirtes oxalsaures Kobaltnickel-
oxydul-Ammoniak, — Bei der Darstellung von reinem Nickel
3al
nach Laugier’s Methode erhielt R., nachdem sich aus der Lösung
des kobalthaltigen oxalsauren Nickeloxyduls in Ammoniak das meiste
Nickelsalz abgeschieden hatte, aus der mehrere Wochen unbedeckt
stehen bleibenden rothen Kobaltlösung durchsichtige, schön kirsch-
rothe Prismen des triklinoädrischen Systems, welche schon über
Chlorcalecium einen Theil, bei 1000 alles Wasser verlieren und dabei
zu einem ziegelrothen Pulver zerfallen. Bei 1800 entweicht Ammo-
niak, beim Glühen ohne Luftzutritt bleibt reines Metall als Rückstand.
In Wasser ist das Salz nicht löslich, wohl aber in Ammoniakflüssig-
keit, aus welcher es beim Erkalten übrigens nicht wieder gewonnen
werden kann, da sich dann nur grünes Nickelsalz absetzt. Die bei
der Analyse erhaltenen quantitativen Zahlenwerthe ergaben die Zu-
sammensetzung 2(C00.C050; # Ni0.Cz0; +2 NH;) +9H. — (Ann. d.
Chem. und Pharm. CÄIIL, 358.) J. Ws.
H. Karsten, Beitrag zur Kenntniss des Verwesungs-
prozesses. — Bisher haben die Chemiker, unter andern auch Ber-
zelius und Liebig, die Ansicht festgehalten, vollkommen reine, na-
mentlich trockne Körper könnten mit dem Sauerstoff der Luft in
Berührung sein, ohne sich irgend wie zu verändern. K. weist nach,
dass dieser Satz unrichtig ist, dass vielmehr Körper, die unter dem
Einfluss der Feuchtigkeit und des Sauerstoffs der Luft in Zersetzung
übergehen, einer ähnlichen Zersetzung auch allein durch letzteren
unterliegen. Ein etwa eine Drachme wiegendes Stück Zucker in 95
Kubikeentimeter durch Quecksilber abgesperrter Luft 3 Monate lang
aufbewahrt schien auf das Volum derselben keinen merklichen Ein-
fluss auszuüben. Nach Verlauf dieser Zeit fanden sich aber in die-
sem Luftvolum 5 Kubikcentimeter Kohlensäure. In derselben Weise
bilden folgende Körper Kohlensäure: angefeuchteter Zucker, voll-
kommen trockner Zucker, Terpentinöl, Leinöl, Kork, trocknes und
feuchtes Holz. Luft, die von Kohlensäure und Wasser vollkommen
frei ist, und über im Wasserbade getrocknetes Amylum, arabisches
Gummi, Wachs, Zucker, Colophonium geleitet wird, trübt Kalk-
wasser, indem sich kohlensaurer Kalk absetzt. Trockne kohlensäure-
freie Luft, die über Zucker geleitet war, und dann durch Chlor-
ealeium und Kaliapparate-strömen musste, veranlasste eine Gewichts-
zunahme dieser Apparate. Bis jetzt konnte jedoch K. kein constantes
Verhältniss zwischen der in einer bestimmten Zeit aufgefangenen
Kohlensäure und Wassermenge finden. In der vorhin angegebenen
Reihe folgen sich die untersuchten Substanzen in der Oxydationsfä-
higkeit. Amylum gab in der Zeiteinheit die geringste, Colophonium
die grösste Menge Kohlensäure. Ozonisirte Luft wirkt bedeutend
kräftiger als gewöhnliche. Der von diesen Versuchen die ein Jahr
gedauert hatten, übrig gebliebene Zucker besass ganz die Zusammen-
setzung des reinen Zuckers. — Weit reichlicher wird Kohlensäure
gebildet, wenn gekochte Stärke oder in kochendem Wasser gelöster
Zucker einem Strom von Luft ausgesetzt wird, als wenn beide Kör-
per trocken angewendet werden. Auch in diesem Falle fand sich
Y4*
892
der von dem letzteren Versuch rückständige Zucker von gleicher
Zusammensetzung, wie vor dem Versuch, K. schliesst daraus, dass
er vollständig in Kohlensäure und Wasser zerfällt. K. weist schliess-
lich nach, dass auch reine Kohle, die durch anhaltendes (sechsstün-
diges) Weissglühen von Kienruss erhalten worden war, in Berührung
mit reiner, trockner Luft fortwährend Kohlensäure bildet. Hieraus
folgt nach dem Verf., dass es der Kohlenstoff der Kohlehydrate ist,
der den Sauerstoff aus der Luft anzieht, dass der Wasserstoff und
Sauerstoff derselben dabei als Wasser austreten. — (Poggend. Ann.
Ba. 109, 8. 346.) Hz.
A. Würz, Harnstoffim Chylus und in der Lympbhe. —
In dem durch eine Fistel gewonnenen Chylus aus dem Ductus thora-
eicus eines Stieres fand W. einen merklichen Gehalt an Harnstoff,
ebenso auch im Chylus und in der Lymphe anderer Thiere, und zwar
in folgenden Mengen, denen der Harnstoff des Blutes zur Verglei-
chung beigesetzt ist:
Harnstoff
Thier. Nahrung in 1000 Grm. Lymphe.
Blut. | Chylus.
Hund Fleisch 0,089 ? 0,158
” „ ? 0,183 R
Kuh 2 Kleehen 0,192 0,192 0,193
£ lee- u. Raps-
Stier nl ? 0,189 |, 0,213
D Rapskuchen ? ? 0,215
Widder |gewhnl.Nahrung | 0,248 0,280 ?
Hammel Er e; ? 0,071 ?
0,126
Pferd > » ? ? 0.112
— (Compt. rend. XLIX, 52. Auszug:. Ann. d. Chem. u. Pharm. CAUL,
376.) J. Ws.
Geologie. Herter, Sphärosideritim Braunkohlenthon.
— Im Liegenden des Braunkohlenflötzes zu Ziebingen unweit Fürsten-
waldetritteine 1!/y‘' mächtige Thonschicht vollrundlicher Coneretionen auf.
Dieselben sind unregelmässig eylindrisch, birnförmig, ellipsoidisch, von
mattem, erdigen Ansehen, bräunlichgelb bis choeoladenbraun, im Bruch
feinkörnig und erdig mit silberweissen Glimmerschüppchen, im Strich
hellgrau. Die einfache Analyse erwies sie als wahre Sphärosiderite,
kohlensaures Eisenoxydul als Hauptbestandtheil enthaltend. Sie bil-
den in den glimmerreichen Letten ein Lager von 10‘ Mächtigkeit
mit 300 O-Neigung, in welchem noch abgeschliffene Bruchstücke von
Feuerstein aus Milchquarz vorkommen. Die Ausdehnung im Strei-
chen ist unbekannt. Ermann gedenkt eines ähnlichen Vorkommens
an der W-Küste von Kamtschatka an der Mündung des Tigil, wo der
Sphärosiderit in horizontalen Bänken dem Küstenabhange vorgelagert
ist. Die Schichten bestehen hier aus feinen vulkanischen Trümmern
in eisenschüssigem Thone, welcher nach O. kalkige Sandsteine und
dann Braunkohlen einschliesst. Sie führen hier viele Petrefakten,
353
welche Girard und Göppert in Ermans Archiv III. 543. beschrieben
haben. — (Geol. Zeitschr. ÄI, 478.)
Tasche, das Braunkohlenlager von Salzhausen mit
Rücksicht auf die Entstehung der Braunkohlen in der
Wetterau und im Vogelsberg. — Das durch seine paläontolo-
gischen Schätze berühmte Braunkohlenlager von Salzhausen wurde
bereits im J. 1812 entdeckt und v. Buch besuchte es schon 1820 und
sehickte die damals gesammelten Blätter an Brongniart. Seitdem ist
viel darüber geschrieben worden, doch Niemand hat Gelegenheit ge-
habt sie so lange und so gründlich zu studiren als der Verf., daher
seine Arbeit vor Allem Berücksichtigung verdient. — Die Wetterauer
Braunkohlen sind nach Einigen ein Produkt der Anschwemmung und
Zuführung von aussen, nach Andern aber an Ort und Stelle aus Torf-
mooren entstanden. Für erstere hat sich Verf. schon 1854 ausgespro-
chen (vergl. Bd. IV. S. 139), wogegen Dieffenbach auftrat und das
Salzhäuser Braunkohlenlager für Torf- und Morastbildung in Anspruch
nahm. Auch Ludwig trat dem bei, während Storch des Verf.’s An-
sicht vertheidigte. Nach Storch setzt die Bildung der Braunkohlen
durch Torfmoore an Ort und Stelle voraus: 1. dass die untere Lage
wesentlich aus Sumpfpflanzen, Moosen und Conferven; 2. die obere
dagegen aus einem Chaos von Bäumen, Gräsern, Sumpfpflanzen,
Blättern u. s. w. besteht; 3. dass die Wurzeln der Bäume noch vor
handen sind: 4. dass bei der so bedeutend vorgeschrittenen Zer-
setzung der Vegetabilien namentlich in den untern Theilen der Lager
keine Spuren von weicheren Pflanzentheilen vorhanden sind; 5. dass
gerade nach dem Ausgehenden hin oder an den Rändern des Sum-
pfes die meisten Stämme vorkommen; 6. dass die Kohlenmasse als
eine chaotische Anhäufung von Sumpfpflanzen u. s. w., zusammenge-
stürzten und vielleicht auch eingeflössten Bäumen keine Schichtung
zeige, dass die Stämme theils horizontal, theils mit aufgerichteten
Wipfel- und Wurzelenden, mit Aesten und Wurzeln versehen, vor-
kommen und endlich 7. dass in den obern, von dem Hauptlager durch
Lettenmittel getrennten schwächern Lagern, in denen oft Holzstücke,
welche die ganze senkrechte Weite des Lagers von 2° Mächtigkeit
erfüllen, vorkommen, auch ein Humus vorhanden ist, in dem diese
Baustämme wachsen konnten und dass einzelne Stämme, welche zu-
fällig nicht horizontal fielen, auch in den sie bedeckenden Thon hin-
einragen. Von all diesem ist aber in den Kohlenablagerungen der
Wetterau nichts bestättigt. Ludwig bekämpft danach die Tasche’sche
Ansicht ohne Satz für Satz zu widerlegen. — Das Salzhäuser Lager
erstreckt sich von NO nach SW 375 Meter weit bei 225 Meter Breite
und: 25 Meter grösster Mächtigkeit. Letztere ist im Mittel nur 15
Meter. Ein Bohrloch durchsenkte 17 M. Dammerde und Lehm, 7,75
plastischen Thon von röthlicher und weisser Farbe, 24,15 Braunkoh-
len, 3,12 schwarzen plastischen Thon und zuletzt weissgrauen thoni-
gen Sphärösiderit, endlich einen olivinreichen von Bitumen durch-
drungenen "Basalt.. Die Wetterauer Braunkohlen wurden zwischen
354
den verschiedenen vulkänischen Eruptionen des Vogelsberges abge-
setzt. In jenem Bohrloche sondert sich das Flötz in 13,25 Meter
gute Förderkohle und in 10,9 Meter Blätter- oder taube Kohle. Letz-
tere bildet die muldenförmige Unterlage der Braunkohlenablagerung
überhaupt, verschwächt sich gegen NO und häuft sich SW damm-
und gürtelförmig an, steigt hier bis zur zweiten Grubenetage hinauf,
während sie auf der entgegengesetzten Seite erstin der sechsten Etage
anlegt. So bezeichnet sie gewissermassen in SW-Richtung den Ziel-
punkt der Strömung, welcher die Braunkohle herbeigeflösst hat.
Diese Blätter, welche sich meist horizontal und an den Rändern des
Lagers nur schwach geneigt den Sohlletten anschmiegen, bestehen
aus dünnen Schichten, die sich papierdünn theilen lassen und die
schönsten Blattabdrücke liefern. Oft liegt Blatt auf Blatt, an andern
Stellen auch andere Pflanzentheile dazwischen, reife Früchte, Stengel
u. dgl., Stämme aber fehlen gänzlich. Ein eigentliches Durchgreifen
von Baumstämmen mit ihren Wurzeln in die Blätterkohle hinein ist
nirgends bemerkbar. Wären die Kohlen aus Torf entstanden: so
müssten diese ungeheuren Blättermassen durch den sogenannten
Moorgrund hindurch gefallen sein oder der Torf müsste sich später
über den Blätterkohlen gebildethaben! Die Blätter können nur durch
Zuflössung abgelagert sein. Zwischen der Blätterkohle und der obern
Kohle beobachtet man eine Kohlenschicht von wenigen Zoll bis 6‘
Mächtigkeit ganz mit kleinen Früchten erfüllt, aber scharf abgegränzt
ist diese Fruchtkohle nicht, weder nach oben noch nach unten.
Die Blätterkohle ist mild, schimmernd, graulich braun, zerspaltet sich
gern horizontal und vertical. Früchte kommen nicht blos in der
Fruchtschicht vor. Wallnüsse sind überall zerstreut, meist zu Häuf-
chen vereint in einer rothbraunen mulmigen Masse. Die Blätterkohle
ist zum Brennen geeignet, gibt aber viel Asche, zum Leuchtgas ist
sie ausgezeichnet und hinterlässt dabei schwarze Schiefer, welche
zur Schmiedefeuerung sich eignen. — Der obere Theil des Kohlen-
lagers ist von vortrefflicher Güte. Seine Hauptmasse besteht aus
Stämmen Aesten und Wurzeln, dazwischen feste und zerreibliche
Braunkohlenmassen aus Gräsern, kleinen Wurzeln, Früchten und nie-
dern Pflanzen, theils aus förmlichem Pflanzenmoder zusammengesetzt.
Die grössern Stämme von einigen Zoll bis mehre Fuss Durchmesser
liegen horizontal oder nur schwach geneigt, äusserst selten stehen sie
aufrecht. Die Stämme sind in der Richtung von NO nach SW ange-
schwemmt, daran lässt die gründliche Untersuchung nicht zweifeln.
Aus welcher Entfernung das Material herbeigeschwemmt worden,
lässt sich nicht einmal annähernd ermitteln. Bis jetzt wurden schon
über 80 Species darin bestimmt, meist Dikotylen. Dass die Holz-
stämme nicht von angränzenden Ufern in das Torfmoor gespült wor-
den, ist schon an sich klar. Wenn man aber noch sich die Topo-
graphie der Gegend von der Braunkohlenablagerung und den gleich-
zeitigen ältesten Basalterhebungen vergegenwärtigt: so findet man,
dass sich aus den Niederungen von Salzhausen sanftwellige Sandhü-
355
gel von 30 Meter Höhe über die Thalfläche erhoben, welche mit Thon-
bänken abwechselten und sich nach der Wetterau hin allmähig ver-
flachten. Der auf eine Fläche von kaum 14 Morgen zusammenge-
drängte Braunkohlenkörper hat einen Kubikinhalt von nahe an 34
Millionen Kubikfuss. Dazu wäre das Holz eines Waldes von etwa
8475 hessischen Morgen erforderlich. Das ist kein Uferwald eines
14 Morgen grossen Torfmoores. Wären die Stämme von solchem
Ufer, so könnten sie nicht zerbrochen sein, sie müssten noch Ast-
und Wurzelwerk haben, auch müssten dann sich aufrechte Wurzel-
stöcke nachweisen lassen, was nicht möglich ist. Das Holzwerk muss
vielmehr sehr weit herbeigeschwemmt worden sein. Auch die Rein-
heit der Kohlen spricht keineswegs gegen die Anschwemmungstheorie.
Die spärlichen Geschiebe von Quarz, Basalt und Sandstein, welche
darin vorkommen, wurden mit den Stämmen transportirt, bei Salz-
hausen finden sich übrigens nur kleine Sandkörnchen. Wichtiger ist,
dass die einzelnen Kohlenflötze der Wetterau sehr häufig durch Let-
tenbänke von einander getrennt sind, welche eine linienscharfe Schei-
dung von den obern und untern Kohlen wahrnehmen lassen. Eine
darauf gewachsene Vegetation, die mit ihren Wurzeln in diesen Thon
hineingreift oder in senkrechter Stellung davon umhüllt wird, ist nicht
vorhanden. Uebrigens scheint es wahrscheinlich, dass nach Ablage-
rung der einzelnen Kohlen- und Thonflötze eine längere Zeit der
Ruhe eingetreten ist, weil jedes Flötz eine gewisse Festigkeit erlan-
gen musste um das andere aufnehmen zu können, Bei Salzhausen
finden sich nur an zwei Stellen grössere Lettenmittel, welche petro-
graphisch ganz mit dem Dachletten übereinstimmen. Ihre Entstehung
ist ein Räthsel. — (Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. X, 521—534. Mit1Tfl.)
Schloenbach, Lettenkohle und Pläner am Nordrande
des Harzes. — Ewald hat früher das Auftreten der Lettenkohlengruppe
zwischen Bernburg und Münsen Nienburg und bei Erxleben nachgewiesen.
In dem nach Salzgitter auslaufenden Gebirgszuge ist dieselbe schon
längst bekannt; v. Strombeck hat sie gelegentlich erwähnt, sie ist von
bedeutenderMächtigkeit und führt auch Kohlen. Noch an einem zweiten
Punkte tritt sie auf. An der von Thale nach Weddersleben neu eröffneten
Strasse, wo sich dieselbe mit dem nach Warmstedt führenden Wege
gabelt, auf der Höhe des Hügels steht oberer Pläner mit Inoceramus
Brongniarti an. Von hier aus die Strasse nach SW verfolgend findet
man 13 Schritt harten weissen Plänerkalk, 14 Schritt gelbe und grau-
gelbe Mergel ohne Petrefakten, 85 Schritt verschlossenes Terrain oben
mit gelbem zerbröcklichem Sandstein, 300 Schritt rothe und bunte
Mergel des Keupers, 50 Schritt graue braune und bunte Mergel, viel-
leicht schon zur Lettenkohle gehörig, 40 graue Mergel und Kalke,
darunter Muschelkalk. Die Schichtenstellung ist sehr steil. Letztere
Mergel sind in bedeutender Mächtigkeit blos gelegt, führen gleich
über dem Muschelkalk Myophoria transversa und Myacites brevis. —
In der obern Kreide südlich von Braunschweig soll Belemnitella mu-
cronata fehlen und in allen im N. und O. des Harzes auftretenden
356
Mergeln, Sandsteinen und Conglomeraten ausschliesslich B. quadrata
sich. finden. Schl. fand jedoch ein deutliches Exemplar von B. mu-
cronata am Plattenberge bei Blankenburg. Ein Steinbruch im obern
Pläner unweit Salzgitter lieferte Micraster coranguinum, Inoceramus
Cuvieri, Ananchytes ovata und einen recht deutlichen Ammonites
Mayoranus des obern Gault. Gerade dieses Vorkommen von Petre-
fakten des Cenoman und Senon in einer Localität, wo hier nur Arten
der Belemnitellenkreide sich finden, vereint mit Ammonites rhoto-
magensis und A. Mantelli veranlasste Schl. das wahre Lager der
Exogyra columba für N-Deutschland zu ermitteln. Leider hat sie
aber Ewald am gelben Hofe bei Thale nur als Unicum erhalten und
rührt das Exemplar aus einer ältern Sammlung her, so dass der
Fundort anzuzweifeln ist. — Bei Salzgitter glaubte man im Liegen-
den der Hilseisensteine Lias zu finden in einem braunen schiefrigen
Thonmergel. Die Foraminiferen desselben stimmen aber vollkommen
mit denen. der Parkinsonithone von der Gelmke bei Goslar. Weitere
Nachgrabungen in der Tiefe lieferten dann auch A. Parkinsoni, A.
marocephalus, Belemnites canaliculatus, A. Jason, A. opalinus, so
dass also in dem Salzgitterer Gebirgszuge der braune Jura in seinen
‚tiefsten wie in seinen höhern Abtheilungen vertreten ist. — (Geol.
Zeitschrift XI. 486—490.)
v. Strombeck, Vorkommen der Belemnitellen am
Harze. — Verf. prüfte die Belemnitellen vom Plattenberge und er-
kannte sie als ächte B. mucronata, während er früher blosse Spitzen-
stücke für B. quadrata gehalten hatte.*) Nach seiner Darstellung
liegt B. mucronata in dem subhercynischen Senon höher als B. qua-
drata, jenes: mit, der eigentlichen Schreibkreide von Rügen, dieses
sich, unmittelbar darunter anschliessend. Das hat sich an vielen Or-
ten N-Deutschlands bestätigt. Am Salzberge bei Quedlinburg und
bei Aachen fehlt aber B. mucronata, und diese Lager sind älter als
Rügen. Wo beide Arten gemeinschaftlich lagern, ist eine Zwischen-
bildung anzunehmen. Am Sudmerberge kommt ebenfalls nur B. qua
drata vor, und, so: steht der Plattenberg als isolirtes Beispiel des
jüngsten Senon am Harze da. Weiter nördlich treten diese Mucro-
natenschichten zwischen Königslutter und Lauingen und an der SO-
Ecke des Riesenberges auf, in, weiterer Ausdehnung an der Peine. —
(Ebenda 490—492.)
Ewald, Quader zwischen Aschersleben und Qued-
linburg. — In mehren Brüchen zwischen Aschersleben und Erms-
leben wird ein mürber, leicht zerfallender Sandstein gebrochen und
als Streu- und Stubensand verwendet. Man deutete denselben seit-
her auf Braunkohlensandstein, theils weil Conglomerate damit in Ver-
*), Das Vorkommen beider Arten am Plattenberge habe ich in
meiner Fauna der Vorw. Cepbalopoden S. 46 ff. und früher schon an
andern Orten nach selbst an Ort und Stelle gesammelten Exemplaren
erwähnt, es ist also nicht neu. Giebel.
357
bindung stehen, welche denen der Braunkohlenformation völlig ähneln,
theils weil auf ihrer Oberfläche glasirte Blöcke wie in der Kohlen-
formation vorkommen. Letztere mögen als Braunkohlengesteine be-
trachtet werden, rühren aber nicht von den unter ihnen liegenden
Sandsteinen her, sondern von den Braunkohlensandsteinen der nahen
Ascherslebener Mulde. In dem Sandstein der Brüche wurde neuer-
dings eine Versteinerung gefunden, welche sie auf das Bestimmteste
zum untern Quader verweist. Es ist nämlich ein grosser Ancyloceras,
von welchem der hamitenartig gekrümmte Theil erhalten ist, von
der Grösse und dem Habitus wie sie im untern Gault vorkommen
und diesem sind daher die Sandsteine zu parallelisiren. Während
der S-Rand der grossen’ zwischen Harz und Hakel mit Kreidegebilden
ausgefüllten Bucht in seinem Verlauf von der Ecker nach Osten keine
Kreidebildungen aufzuweisen hat, welche älter wären als die Tourtia
finden sich also in demselben zwischen Aschersleben und Ermsleben
ältere. Es hängt diese Thatsache jedenfalls damit zusammen, dass
die Längenausdehnung des Quedlinburger Gebirges oder derjenigen
Strecke innerhalb der erwähnten Bucht, in welcher sich das untere
Quadergebirge überhaupt vorzugsweise entwickelt zeigt, in ihrer
Verlängerung nach OSO in der Gegend zwischen Aschersleben und
Ermsleben auf den S-Rand der grossen Bucht trifft. — (Geol. Zeit-
schrift XI. 341.)
Kulezycki, Notiz über die Insel Tahiti und die Halb-
insel Taiarapu. — Diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs und
noch macht sich ihre unterirdische Thätigkeit durch schwache Erd-
stösse bemerklich. Ihre Thälergestaltung führt zu folgender Bildungs-
theorie. Zuerst stiegen beide Inseln als zwei sich berührende Krater
aus dem Meere, warfen eine Zeit lang Laven und Schlacke aus und
bildeten so zwei Berge von ähnlicher Gestalt wie mehre noch jetzt
bestehende Krater mit innerer trichterförmiger Aushöhlung und ke-
gelartigen Abhängen, kamen endlich zur Ruhe und bekleideten sich
mit Vegetation. Auf gleiche Weise und gleichzeitig entstand die Insel
Moorea. Nach längerer Zeit der Ruhe regten sich die unterirdischen
Kräfte wieder. Auf nahezu dieselben Punkte wirkend als zur Zeit
der Kraterbildung, haben sie die nunmehr feste Rinde emporgehoben.
Hierdurch entstand vom Mittelpunkt zum Umkreis eine sternförmige
Sprengung mit sehr tiefen Spalten, ohne das Lava und Asche ausge-
worfen worden. Diese Spalten sind die heutigen Thäler. Einige der
selben haben Laven ausgeworfen oder es sind an den Seiten des al-
ten Vulcans kleine Nebenkrater entstanden, deren Lavaströme an ein-
zelnen Stellen steile Vorgebirge bildeten. Die unentwirrbare Vegeta-
tion lässt diese Nebenkrater jetzt schwer auffinden. Die NO-Küste
der Bezirke von Papenoo, Tiarei und Mahaena sowie der SO - Theil
von Taiarapu zeigt solche in steile Vorgebirge ausgehende Lavaströ-
me, welche auf die Existenz von Kratern auf den nächsten Anhöhen
hindeuten. Der See von Vaihiria ist wohl nie ein Krater gewesen,
sondern ein tief eingesenktes; Thal, an dessen Ursprung mitten un-
358
ter 1800 Meter ein zufälliger Erdsturz einen Damm gebildet hat, hin-
ter welchem sich das Wasser ansammelte. Die angeblich fossilen
Madreporen auf dem Gipfel der höchsten Berge von Tahiti sind Frag-
mente, die von den Gipfeln losgelöst in den Thälern gefunden werden.
Die Untersuchung der Gipfel hat ihre Existenz nicht bestättigt. Die
Mineralvorkommnisse bieten wenig Abwechslung. Man findet Basalte,
dicht mit Krystallen von Olivin, poröse Laven mit zeolitischer Aus-
füllung, Schlacken und Asche, an der Küste Conglomerate aus Trüm-
mern vulcanischer Gesteine mit Asche, Muschelsand und Korallenstü-
cken, verschiedenartig gehoben und zerstört. Meist fallen die Schich-
ten dem Innern der Insel zu. Das Gestade besteht überall in den
von Korallen umgürteten Theilen aus weissem Korallensand, an an-
dern Orten aus schwarzen vulkanischem Sand. Der S-Theil und das
O-Ende von Taiaparu zeigen trachytische Gesteine; deren Zersetzung
unreine Porzellanerde liefert. Das grösste Thal Papenoo bietet unter
seinen Geschieben einige Feldspathgesteine mit Amphibol, ächte Sye-
nite oder Diorite, auch Trümmer eines dichten grünen Gesteins. Auf
Tahiti kennt man einige eisenhaltige Quellen, auf Moorea eine an
Kohlensäure sehr reiche Quelle mit ocherigem Schlammabsatz, nir-
gends aber eine warme Quelle. — (Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. A.
570—572.) '
Rammelsberg, mineralogische Zusammensetzung
der Vesuvlaven und das Vorkommen des Nephelins in
denselben. — Leueit und Augit sind die erkennbaren Hauptge-
mengtheile der Vesuvlaven, Magneteisen, Olivin und Glimmer kom-
men zerstreut vor. Erstere beide liegen auskrystallisirt in einer
Grundmasse und woraus besteht diese? Die Analysen gaben ausser
Kali noch Natron an, der weder dem Leucit noch dem Augit ange-
hört und 1 bis 9 Procent beträgt. Abich hatte aber auch in den Leu-
eitkörnern der Lava von 1854 bei 10,4 Kali 8,83 Natron gefunden
und berechnet danach die Gemengtheile auf 60,19 glasigem Leueit,
20,44 Augit, 10,42 Olivin, 8,93 Magneteisen. Hierin sind jedoch die
unzersetzbaren Theile ohne weiteres als Augit genommen. Weddings
Berechnung ist bereits von Kenngott S. 102 beleuchtet worden. R.s
neuere Analysen dagegen verbreiten neues Licht, sie weisen Nephe-
lin nach. Die glasige schwarze Masse der Lava von 1858 ist reich-
lich mit weissen Körnern durchwachsen, die Leueit sind. Sie enthal-
ten 57,24 Kieselsäure, 22,96 Thonerde, 18,61 Kali, 0,93 Natron, 0,91
Kalk, also gewöhnlicher Leucit wie in den Laven von 1811 und 1845.
Der Augit ist nicht zu sehen, die kleinen Krystalle werden erst durch
Chlorwasserstoffsäure sichtbar. Die verschiedenen Analysen ergeben
im Mittel 49,79 Kieselsäure, 6,14 Thonerde, 7,45 Eisenoxydul, 22,14
Kalk, 14,22 Magnesia. Bekanntlich verwandelt die Chlorwasserstoff-
säure die gepulverte Lava schnell in eine gelbe Gallerte und daraus
schliesst R. auf die Anwesenheit eines zweiten Silikates. Die sorg-
fältige Untersuchung liess ihn dann auch sechsseitige, weisse perl-
mutterglänzende Tafeln erkennen, welche Nephelin sind nach ihrer
359
Krystallgesalt. Schöne Nephelinkrystalle kommen am Vesuv in je- -
nen Kalkblöcken vor, die man als alte Auswürflinge der Somma be-
trachtet. Dieselben unterscheiden sich von jenen in der Lava aber
schon durch die Krystallform. Die Analyse ergab
Scheerer Rammelsberg
Kieselsäure 44,04 43,56
Thonerde 34,06 32,18
Eisenoxyd 0,44 —_
Natron 15,91 16,25
Kali 4,52 7,14
Kalk 2,01 0,30
Magnesia _ 0,15
Wasser 0,21 _
101,19 99,58
R. theilt nun noch die Analysen der Laven von 1811, 1855 und 1858
mit und berechnet daraus den Leucit, Nephelin, Augit und Magnetei-
sen als constituirende Mineralien, erhält aber stets einen Rest von
8 bis 30 pCt. der immer Kieselsäure und Kalk, nicht immer Thon-
erde und Eisenoxydul enthält. — (Geol. Zeitschr. XI, 493—507.)
Koch, geognostische Skizze der Umgegend von
Dobberan.— Die Hügel bei Dobberan erscheinen als Ausläufer eines
grössern Hügelzuges, der etwa eine Meile oberhalb bei Hanstorf sich
erhebend in NW-Richtung fortstreicht. Er wird von einem sehr brei-
ten Wiesenthal begleitet, das bei Schwaan vom Thal der Warnow
sich abzweigt und einst vielleicht ein Arm dieses Stromes war. Ge-
gen dieses Thal zu fällt der Hügelzug schroff ab. Aufschlüsse über
seine Structur liegen nicht vor, doch lassen sich ältere Schichten da-
rin vermuthen. Nahe bei Hanstorf wurde auch auf einem Kalklager
gebaut, das wahrscheinlich mit dem turonischen Kreidegebirge bei
Bastorf zusammengehört. Direete Aufschlüsse finden sich an zwei
Stellen in der Kalkgrube von Brodhagen, welche Kreidekalk auf
secundärer Lagerstätte führt, und in den Ziegeleigruben von Althof,
wo sehr reiner feiner Thon ansteht und von wahrscheinlich tertiärem
Alter. Sehr ähnliche fette Thone stehen in den Höhen unmittelbar
bei Dobberan an namentlich bei Stülow. — Das rechtseitige Ufer
des Thales von Schwaan bis Parkentin wird durch die Ausläufer
von Hügeln gebildet, die das ganze Delta zwischen diesem Thal
und der Warnow anfüllen! An dem Ufer der See legt. sich der
heilige Damm vor. Die Abbruchstellen am Seegestade entblössen
hier älteres Diluvium überlagert von jüngern Geschieben. Zu un-
terst sind es gelblich braune bis schwarze sehr plastische Thone,
bedeutende Bänke eines grauen thonigen Formsandes ohne alles
Geröll, daruber mächtige Bänke eines sehr festen blaugrauen Mergels
mit Kreideknollen und nordischen Geschieben. Die Schichten sind
verworfen und aufgerichtet. Ueber sie verbreitet sich in horizontaler
Lagerung die erratische Formation mit grossen Blöcken. In der Zie-
geleigrube am Buchenberge bei Dobberan bestehen die obersten
360
Schichten aus dem gewöhnlichen Diluviallehm mit Geröllen und lo-
sen Kreidepetrefakten und silurischen, darunter sehr reiner, gelb-
brauner Thon oft mit feinem Quarzsande durchsetzt, darunter unter-
silurische Gerölle durch eisenhaltigen Grand verkittet in weiter Aus-
dehnung und reich an Petrefakten, dessen Liegendes ist ein sehr kalk-
haltiger Mergel. Die grosse Niederung besteht gegen die Ostsee
hin aus tiefen Moorwiesen mit dem Coventer See reich belebt von
Seevögeln. Letzterer scheint einst bis über Dobberan hinaus bis ge-
gen Pakentin hin Meeresbucht gewesen zu sein und der heilige Damm
ist nur eine vom See ausgeworfene Düne, mit welcher die Moorbil-
dung ihren Anfang nahm. Der Damm ist nach Laurenbergs Erzäh-
lung erst im Anfange des 15. Jahrhunderts durch einen ungeheuren
Orcan aus den Fluthen aufgeworfen. Die 9 hohe Düne oder der
heilige Damm besteht aus abgerundetem Steingerölle auf einem 5‘
mächtigen Torflager, unter welchem 4’ Seesand und dann 7‘ thoniger
infusorienreicher Schlamm, dann 3‘ Seesand und im Liegenden blauer
diluvialer Thon sich findet. Der Infusorienschlamm, enthält auch
Schalen der Ostsee-Conchylien, seine Infusorien untersuchte Ehren-
berg. Er ist eine dem jetzigen Meeresboden völlig identische Abla-
gerung:. Der Torf ist Meerestorf nach Ehrenbergs Ansicht, nach
Roth jedoch Süsswassertorf. Vom heiligen Damm aus zieht sich ein
mächtiges Gerölllager tief in die See hinein bedeckt von feinem weis-
sen Seesande und zwar in zwei dem Ufer parallelen Riffen, die viel
Baumaterial liefern. Sie gehören der erratischen Periode an. Die
Düne scheint durch den Wogendrang vorgeschoben urd so auf den
Torf gelangt zu sein, wie ja ihr Uferrand sich noch fortwährend än-
dert. Die Hauptmasse ihrer Gerölle bilden Flintsteine aus den zer-
störten Kreidelagern der Ostsee, dann auch nordische Gerölle. Von
geschichteten Gesteinen fand K. ein Stück schwedischen Alaunschie-
fers mit Agnostus, ein Stück des obern braunen Jura mit Ammoni-
ten, häufiger dänische Senongerölle. — (Meklenburger Archiv XIV.
405—429.)
F. v. Richthofen, geognostische Beschreibung der
Umgegend von Predazzo, St. Cassian und der Seisser
Alp in Südtyrol. Mit geogn. Karte u. 4 Profiltafeln. Gotha 1860.
4%, — In der Einleitung gibt Verf. die Geschichte und Literatur der Geo-
gnosie Südtyrols, im ersten Abschnitt schildert er dann die orographi-
schen und hydrographischen Verhältnisse, im dritten beschreibt er die
Formationen und Gesteine, nämlich die untere und die obere Trias, den
Lias und Jura, die jüngsten Bildungen und die mannichfaltigen Erup-
tivgesteine, im vierten die Lagerung und den Gebirgsbau, nämlich
das Gebiet der krystallinischen Schiefer, das Quarzporphyrplateau
von Botzen, die westliche und östliche Umwallung des Porphyrpla-
teaus, das Tuffplateau und seine nördliche Vorlage, dessen südliche
Umwallung, die Umgebung von Predazzo, Moöna und Lanalese; die
von Paneveggio und Monte Bocche, die Lagoreikette und Crina d’Asta-
stock, im fünften endlich entwirft er die Entwicklungsgeschichte des
361
Landes. Der Detailbeobachtungen sind so viele in diesem Werke
niedergelegt, dass ein kurzer Auszug nicht gegeben werden kann,
überdiess fasst auch der Verf. die Resultate der frühern Untersu-
chungen so vollständig zusammen, dass Jeder, der sich irgend für
die Geognosie Südtyrols interessirt, das Werk nicht entbehren kann.
Nur aus dem letzten allgemeinen Theile wollen wir Einiges hervorheben,
Die zahllosen Ueberstürzungen, Ueberschiebungen, Verwerfun- .
gen in den Alpen lassen auf plötzliche und grossartige Katastrophen
schliessen, aber Verf. will für die Kalkalpen von N-Tyrol und Vor-
arlberg alle Umgestaltungen des Schichtenbaues auf sekuläre Hebungen
und Senkungen zurückführen, welche lange vor der ersten Sediment-
bildung begannen und bis heute ununterbrochen fortdauern, nur in
ihrer Intensität und der Richtung der Achsen Veränderungen erlitten.
S-Tyrol ist das an vulcanischen Erscheinungen reichste Alpengebiet,
aber auch hier lässt sich nur eine heftige Dislocation sicher nach-
weisen, alle andern sind durch sekuläre Hebungen und Senkungen
zu erklären. Die Zeichen einer periodischen Senkung werden sich
durch das mit der Reihenfolge der Niederschläge gleichmässige Vor-
schreiten der Ufergebilde nach den höhern Theilen der Küstengebirge
zu erkennen geben. Durch Strandfaunen wird dies Verhältniss be-
sonders aufgeklärt, leider fehlen sie in den Alpen meist, und die An-
lagerung an den Meeresboden allein muss entscheiden. Wenn wir
daher den Grödner Sandstein nur bis zu einer gewissen Höhe an
allen Porphyrgehängen finden, während die Seisser Schichten sich
höher hinanziehen und die Campiler Schichten noch weiter hinauf-
reichen und kleine von frühern Niederschlägen unbedeckte Kuppen
überziehen: so werden wir daraus auf eine allmählige Senkung wäh-
rend dieser drei Perioden schliessen müssen. Ein zweites Zeichen
für allmählige Senkung geben gewisse Thierarten, die an be-
stimmte Meerestiefen gebunden sind und von einem mächtigeren
Schichtencomplex aus der nächsten Periode bedeckt sind, als jene
Tiefe beträgt. Vor allem geben riffbauende Korallen Aufschluss.
Schwieriger sind die Zeichen sekulärer Hebungen. Die Strandli-
nien werden sich zwar mehr und mehr vom höchsten Uferrande
entfernen und die an den Rändern des Beckens auftretenden Ge-
steine in grösserer Tiefe anstehen als die Niederschläge, welche
vom Rande entfernt beginnen. Allein dies Verhalten ist durch spätere
Auswaschung und Verwitterung verdunkelt. Plötzliche Hebungen
lassen sich leichter erkennen.
Vor der Trias war S-Tyrol lange Zeit Festland, denn ältere
Niederschläge lassen sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen. Das
Alter des Thonglimmerschiefers ist völlig fraglich, wahrscheinlich
ist er älter als die Grauwackenformation oder er gehört dieser
selbst an. Sie bildeten ein Festland, das der Zerstörung durch Ta-
gewasser ausgesetzt war. W
Wie das Schieferland zum ersten Male Meeresboden wurd
ist nicht zu ermitteln, wohl plötzlich, da bei einem langsamen Sinken
362
doch in tiefen Auswaschungen Ablagerungen vorkommen müssten,
welche der Trias unmittelbar vorangehen. Die Gailthaler ‚Schichten,
deren ein Theil dem Bergkalk äquivalent betrachtet wird, reichen
von O. her bis nach Janichen im Pusterthal. Zwischen ihnen und
der Trias liegt kein Gebilde. Auch die Eruption der Quarzporphyre
spricht für eine plötzliche Katastrophe. Die ersten Ausbrüche der-
- selben fanden auf dem Festlande statt und mögen plötzliche Senkung:
zur Folge gehabt haben, denn mit einem Male sehen wir spätere
Ausbrüche von mächtigen Tuffablagerungen begleitet und aus dem
Material des jüngsten Quarzporphyres, welcher als Decke die ältern
Tuffe ablagerte und bis an die höhern Theile der ältern tufffreien
Porphyre heranreichte, entwickeln sich allmählig die Grödner Sand-
steine. Dies Meer der Grödner Sandsteine bedeckte grosse Strecken
in ©. und W. und war nach beiden Richtungen offen. In S-Tyrol
hatte es sein W-Ufer an der geraden Grenzlinie Storo-Meran längs
dem von den Oelzthaler Gebirgen nach dem Adamello sich erstrek-
kenden Zug der krystallinischen Centralalpen. Der Adamello sandte
ein hohes Vorgebirge in das Meer aus, dessen Ufer nach dem Lom-
bardischen fortsetzte und hier von O. nach W. gerichtet war. Ausser-
dem erstreckte sich aber in S-Tyrol noch ein breiter Ausläufer von
der Centralkette in das Meer und endete mit dem mächtigen Cima
d’Asta. Dieser Stock wurde in seinen tiefern Theilen überfluthet
und bildete viele Schären. Das Quarzporphyrplateau war bis zu
mittler Höhe überfliuthet, während die höhern Theile wie das ältere
Porphyrgebirge zwischen Welschnovner und Thierser Thal, der Zug
des Zangenberges, Schwarzhorn, Pass del Gaso u. a. inselartig her-
vorragten. Die Ufer lassen sich überali deutlich verfolgen, obwohl
sie gegenwärtig in verschiedenem Niveau liegen. — Vielleicht senkte
sich das Land schon allmählig während Ablagerung des Grödner
Sandsteines, ganz bestimmt aber während der nächsten Zeit bis zum
Ende der ältern Trias. Die Lagerung der Seisser, Campiler und
Mendolaschichten gegen den Grödner Sandstein spricht entschieden
dafür. Am Joch Grimm, Monte Cucal, im Val di Stava, am Sattel
Jöchl, Medelberg, bei Tiers u. v. a.O. finden sich Beispiele, wie jede
höhere Schicht mit sanfter Neigung an den Abhang herantritt und
sich über der vorgehenden auskeilt, um selbst wieder einer andern
den nächst höhern Theil des Ufers zu überlassen. Am Joch Grimm
haben spätere Zerstörungen die ganze Schichtenfolge bis zum Quarz-
porphyr entblösst. Die Ablagerung geschah hier an einem sanft ge-
neigten Abhange. Der Grödner Sandstein hält sich in der Tiefe von
Weissenstein und reicht mit beinah söhligen Schichten an den Por-
phyr heran. Mit jeder höhern Schicht des überaus mächtigen Syste-
mes findet dasselbe Statt bis endlich der Mendoladolomit als kleine
prallig abgebrochene Bank die höchste Höhe bildet; sie ist mit einem
Theile des Liegenden zunächst dem Porphyr weggewaschen und dar-
um ragt das Joch Grimm so frei hervor. Die petrographische Be-
schaffenheit der Schichten bestättigt solchen Hergang. Schon die
363
merglig sandigen Gesteine der Seisser Schichten weisen auf ein
seichtes Meer, und nicht auf 2000‘ Tiefe, welche die Gesammtmäch-
tigkeit erheischen würde. Nur stellenweise deuten sie auf ansehn-
liche Tiefe, dort waren locale Senkungen, die die Grödner Sandsteine
noch nicht geebnet hatten, dort sind die Seisser Schichten ausser-
ordentlich mächtig und zugleich eigenthümlich, so in der Gegend um
Sanct Martin und Campil im untern Enneberg. Das Gestein der
Campiler Schichten ist ebenfalls entschieden eine seichte Meeresbil-
dung. Die dünnschiefrigen, reinen und sandigen Mergel und die
Sandsteine dieser Formation deuten auf ein nah gelegenes Ufer, we-
nig bewegtes, sehr seichtes Meer. In grösserer Entfernung vom
Ufer nimmt der Kalkgehalt zu und zeigt grössere Tiefe an. Sehr
wichtig ist die grobe Conglomeratbank, mit der die Campiler Schich-
ten in allen Uferregionen schliessen. Sie weist auf eine heftige, weit
ausgedehnte Katastrophe, die zugleich eine plötzliche Niveauverän-
derung herbeiführte. Dieselbe trennte die Ablagerungen der untern
Trias von denen der obern und muss wegen der Allgemeinheit dieser
Trennung im ganzen Alpengebirge eine sehr weite Verbreitung ge-
habt haben. In S-Tyrol hatte sie keine Schichtenverwerfung zur
Folge, sondern senkte die ganze Gegend gleichmässig. Die Virglo-
riakalke gehören entschieden einem ungleich tiefern Meere an als die
Strandablagerungen der Campiler Schichten. Allmählig stellt sich
Dolomit ein, zeiliger, krystallinischer, weisser, dem des Schlern ent-
sprechend. Er entstand aus Korallenriffen. Auch die Fauna spricht
für eine sekuläre Sendung während dieser Periode. Sie beginnt deut-
lich erst in den Seisser Schichten, mit Posidonomya Clarae, welche
durch den 800° mächtigen Schichtencomplex als gesellige im schlam-
mig sandigen Boden lebende Bivalve hindurchgeht und zwar mit gleich-
bleibender Häufigkeit. Die Fauna der Campiler Schichten zeigt am
deutlichsten die Unterschiede einer Strandfauna von einer pelagischen.
Unmittelbar nach ihr treten Formen einer grössern Meerestiefe auf, in
dem Virgloriakalken herrschen Brachiopoden und Crinoideen, statt der
Muscheln und Schnecken.
Plötzlich wird nach Ablagerung des Mendoladolomites die
regelmässige Ablagerung der ältern Trias abgebrochen, schon der
nächste Niederschlag erscheint sehr beschränkt, auf unebenem Mee-
resboden abgelagert. Zwei Erscheinungen machen sich hier bemerk-
lich: die plötzliche Beschränkung der Meeresbedeckung, mithin die
Hebung des ganzen Landes einerseits, die Zerreissungen und Ver-
werfungen des ältern Schichtensystemes andrerseits und die dadurch
bedingte Reliefform des Meeresbodens. Die Veränderung der Mee-
resküste lässt sich leicht verfolgen. Schon zur Zeit des Grödner
Sandsteines wurde das Porphyrplateau überfluthet, die Senkung wäh-
rend der Periode der ältern Trias musste natürlich die Ausdehnung
des Meeres bedeutend erweitern, es überspülte ganze Höhenzüge. Es
lässt sich nachweisen, dass früher eine zusammenhängende von Se-
dimenten sich über den grössten Theil des Porphyrplateaus ausdehnte
364
und die Schichtgebirge des SO- mit denen des SW-Tyrols verband.
Der Mendoladolomit bildet das oberste Glied der Decke. In S. erhob
sich die grosse Insel der Cima d’Asta mit der Cima di Lagoreikette,
Der N-Abhang der letztern war beinah bis Panveggio Meeresufer, von
dort an zog es sich gegen S um die Insel herum. Parallel diesen
Ufer waren im N zwei Inseln, deren eine durch Schwarzhorn und
Zangenberg, die andere durch den Monte Bocche und Mte. Aloch ge-
bildet war. Uebrigens breitete sich das Meer ohne Unterbrechung
vom Lagoreigebirge bis zum Ritter Horn aus und scheint in viele
Buchten in diese hohen nördlichen Gebirge eingegriffen zu haben.
Von diesen weiten Ufern wird das Meer plötzlich eingeengt, denn
schon die Buchensteiner Kalke haben einen viel kleinern Verbreitungs-
bezirk. Das ganze Gebiet zwischen der Lagoreikette, dem Monte
Bocche und dem Ritterhorn wird Festland und somit die Verbindung
des Alpengebirges mit der Cima d’Asta wiederhergestellt. Das Ge-
biet des Porphyrplateaus mit der Gegend von Predazzo und Moena
war mit einer einzigen unfruchtbaren Dolomitplatte bedeckt, welche
N an Porphyr- und Thonglimmerschiefer, S. nur an Porphyr reichte
und sich nach O. und W. an das Meer hinabsenkte. In W. war wohl
letzteres sehr weit entfernt, in O. das Ufer nah, von einem grossen
Busen im Mendola-Dolomit gebildet. Von der Burg Hauenstein lässt
sich das Ufer unter dem Schlern und den Rosszähnen hinweg nach
dem Antermoja-See und Collwodeiberg verfolgen. Hier biegt es
plötzlich nach S. und zieht in grossem Bogen durch das Val du Mon-
zona unter dem Campo Ziegelan und dem Monte Colatsch hinweg,
biegt nun abermals um und wendet sich über den Fedajasee nach
dem Venetianischen. In N. scheint es sich in einem dem Steil-
rand der Seisseralp ungefähr parallelen Bogen von Burg Hauenstein
nach dem Col delle Pierres erstreckt zu haben. In diesem ganzen
Theil ist durch spätere Zerstörungen die ältere Trias mit den bede-
ckenden Uferniederschlägen fortgeführt und erst unter dem Col delle
Pierres ist das Ufer wieder deutlich, zog von hier nach dem Cobatsch-
berg und unter dem Peutler Kofi fort nach St. Vigil und S. vom Ab-
fall der Ampezzaner Alpen aus unserm Gebiet heraus. Einzelne In-
seln der ältern Trias unterbrechen die weite Meeresfläche. — Das
hervorragendste Moment in der Bodengestaltung sind die beiden
grossen kraterförmigen Kessel von Fassa und Predazzo, der nördli-
che war vom Meer erfüllt, der südliche blieb Festland. Ersterer war
der Centralherd der eruptiven Thätigkeit, im südlichen strömten laven-
ähnlich ungeschmolzene ältere Silicatgesteine in beträchtlichen Massen
aus und bildeten das bunte Eruptivgebilde von Predazzo. Dieser
Kessel ist mitten im höchsten Porphyrgebirge eingesenkt, seine Tiefe
unbestimmbar bedeutend, seine Weite zwei Meilen. Der Porphyr-
aufbruch von Moöna bezeichnet den von NW nach SO gerichteten
beide Kessel trennenden Riegel. Der Fassakessel wird durch einen
ringförmigen Wall von Mendoladolomit umgeben, welcher in W.8.0.
hoch über das Tuffmeer hinausragte, im N. aber überfluthet wurde,
365
Andre Kessel als diese beiden waren nicht vorhanden. Nur auf der
Seisseralp liegen noch mächtige vulkanische Massen und ein Kessel
ist hier blos angedeutet. Ein zweites Moment in der Oberflächenge-
staltung der ältern Trias als Boden des Tuffmeeres tritt NO von die-
sen umwallten Kesseln in tiefen Thälern hervor, welche in das Tuff-
plateau eingeschnitten sind. Es sind dies wellige, von NW nach SO
streichende Aufbiegungen. Bereits in dem Riegel zwischen Predazzo
und Fassa sowie in dem nördlichen und niedern Theil der Umwallung
des Kessels von Fassa bei Campedello und Gries fand sich diese
Richtung deutlich ausgesprochen. Das obere Gröden ist z. Th. in
einen solchen Rücken eingeschnitten, welcher nur unbedeutend unter
der Oberfläche der Tuffe zurückbleibt und von NO nach SO streicht.
Dasselbe ist der Fall mit jenem wellig erhobenen Rücken, welchen
der Pissadabach zwischen Corfara und Stern querdurchschneidet. Das
Livinallongo ist in seiner ganzen Erstreckung in einen derartigen
Rücken eingesenkt, da an beiden Thalwänden die Schichten von der
Streichungslinie abfallen. Eine zweite parallele Faltung ist dicht da-
neben bei Görz, eine andre parallele bei Andraz und Pian. Denn
im ganzen Buchensteiner Thale wechselt das Fallen der Schichten
wiederholt. Auch zwischen Sanct Leonhard, Sanct Martin und Cam-
pil ist überall unter den Tuffen eine wellige Oberfläche des Mendo-
ladolomitgebirges mit NW—SO gerichteten welligen Aufbiegungen
zu erkennen. Die meisten dieser Rücken lassen sich bis in die
vormalige Ufergegend des Tuffmeeres verfolgen und haben sich
wohl in Form gleichmässig gerundeter Halbinseln in das Meer er-
streckt. Das NW-Ufer muss deshalb reich an Buchten gewesen
sein, das SW- und NOliche einen mehr gradlinigen Verlauf gehabt
haben.
Der plötzlichen Hebung von Tyrol folgte die eruptive Thätig-
keit im Fassathal. Hier fand durchweg eine unmittelbare Auflagerung
der Tuffe auf die ältere Trias Statt, während im entfernten Theile
gleichzeitige Ablagerungen anderer Art und zwar zunächst die Bu-
chensteiner Kalke geschahen, welche auf den Bereich der Tuffe mit
Ausnahme des Fassathales beschränkt sind. Die starke Verunreinigung
des Kalkes sowie die thonigen zuletzt schwarzen und kieseligen Zwi-
schenschichten scheinen auf eine Verbreitung des Tuffmateriales durch
die ganze Meeresbucht hinzudeuten. Das Vorkommen von Feuer-
steinknauern in diesem Kalke steht im Zusammenhang mit der vulka-
nischen Thätigkeit. Den Korallenkalken folgt der Haupthorizont der
Wengerschichten. Halobia Lommelli deutet stets auf seichtes Meer.
Sie findet sich massenhaft in der Nähe des Ufers so auf der Seisser
Alp, bei S. Christina, Wengen, während der Fundort von Corfara am
Abhang eines hochaufragenden untermeerischen Rückens liegt. Beide
Schichtengruppen reichten bis an die äussersten Ufer des Tuffmeeres.
Nun aber tritt das Meer weiter zurück, das Land hebt sich langsam.
Es lagerten sich in der Tiefe Eruptivtuffe, auf den Höhen aber Schich-
ten von Pietra Verde, feinerdigen Sedimentärtuffen und Wengerschich-
XV, 1860, 26
366
ten ab. Mit Beendigung der eruptiven Thätigkeit war auch die lang-
same Hebung des Landes vollendet, und es begann eine abermalige
Senkung, die lange dauerte, ob von kurzen Hebungen unterbrochen,
ist nicht zu entscheiden. Der Wechsel trat inmitten der Tuffablage-
rungen ein, vielleicht mehr gegen das Ende derselben hin. Den Be-
weis dafür geben die tiefsten (Buchensteiner und Wenger) und die
höchsten (St. Cassian) Schichten der Tuffe. Dort, wo erstere als ent-
schiedene Uferablagerungen auftreten, sind die letztern ihnen oft un-
mittelbar aufgelagert, während gegen die tiefern Theile des Meerbu-
sens hin eine sehr mächtige Reihe von Sedimentärtuffen sich allmählig
einschiebt. Ausserdem fällt in die Periode der Senkung auch die
Bildung des mächtigen Schlerndolomites, denn unter und über ihm
sind Faunen eines seichten Meeres. Dieser weisse körnige Dolomit
und die ihm parallelen geschichteten dolomitischen Kalke ruhen stets
in Gestalt mächtiger isolirter Stöcke auf ihrer Unterlage, bald dem
Tuffplateau, bald dem Mendoladolomit aufgesetzt. Er veranlasste
v. Buchs viel bekämpfte Dolomitisationstheorie. Für den Schlerndo-
lomit ist die regelmässige Einlagerung zwischen ungestörten Schicht-
gebilden ein Beweis, dass er selbst in deren Reihe gehört und nach
seiner Ablagerung keine erhebliche mechanische Störung erlitten hat.
Um so bedeutender aber ist die chemische Umwandlung der Masse.
Oft besteht das Gestein gleichsam nur aus den drusigen Wandungen
manichfaltiger Hohlräume, die sich verzweigen, verbinden, stets mit
denselben Krystallen ausgefüllt sind, welche das ganze Gestein selbst
bilden. In dieser Gestalt aber hätte das Bicarbonat sich nur dann
niederschlagen können, wenn in einer concentrirten Lösung das Lö-
sungsmittel entzogen worden wäre und selbst dann hätte es sich we-
gen der leichten Löslichkeit des Magnesiacarbonates nicht in der
ganzen Masse gleichmässig absetzen können. In einem weiten Meere
ist aber auch ein solcher Fall gar nicht denkbar. Es bleibt also nur
die Annahme übrig, dass der ursprüngliche Niederschlag in einer
andern Form geschah und erst durch chemische Umsetzung im Lauf
der Zeit seine jetzige Structur erhielt. Der Zustand der globosen
Ammoniten erhebt diese Ansicht zur Gewissheit. Ihre Schale ist
verschwunden, man sieht nur mitten im Gestein eine Reihe spiralig
geordneter, mit Dolomitkrystallen ausgekleideter Kammern, deren
Scheidewände eine Fortsetzung der allgemeinen Gesteinsmasse sind.
So wie hier an die Stelle des Kalkcarbonates der Dolomit getreten
ist, hat diess auch im übrigen Gestein Statt gefunden. Die Masse
in den Ammonitengehäusen hat dadurch nicht abgenommen, sondern
ist eher vermehrt worden. Ein Rückschluss hieraus auf das ganze
Gestein führt zu der Annahme, dass auch dort die zahlreichen Höh-
lungen schon anfänglich bei der ersten Ablagerung vorhanden waren.
und sich nicht dadurch bildeten, dass aus einem compakten Sediment
ein den leeren Räumen entsprechender Theil aufgelöst und hinweg-
geführt wurde, Auch würden in einem dichten magnesiahaltigen
Kalkgestein die Gewässer wohl keineswegs eine solche durchgreifende
367
Umwandlung in Dolomit hervorzubringen vermögen. Alles dies lässt
nur die doppelte Annahme übrig: 1. dass der Dolomitstock des
Schlern bei der ursprünglichen Ablagerung eine von dem reinen Bi-
carbonat abweichende Zusammensetzung hatte und nicht seine jetzige
vollkommene krystallinische Structur besass; 2, dass das Gestein von
Anfang an von den vielverzweigten unregelmässigen Höhlungen durch-
setzt war, welche es noch jetzt durchziehen. Beides zusammen führt
darauf, dass gesellig lebende Kalk absondernde Meeresthiere die Er-
bauer des Schlern waren, nämlich riffbauende Korallen. Zu dersel-
ben Annahme führen auch die geologischgeognostischen Momente.
Die Gestalt des Schlern als eines mit über 3000‘ hohen Wänden der
Seisser Alp aufgesetzten nach allen Seiten steil abfallenden Massives
kann nicht durch Zerstörung und Abwaschung gebildet sein; als fort-
laufende Decke abgelagert hätte er das ganze Alpengebirge bedecken
müssen, er ist als isolirter Stock im Meere von Thieren aufgebaut,
ganz wie auch der 5000° mächtige Stock des Langkofl, der 2000‘
mächtige am Pordoigebirge. Verf. zieht nun die Riffbildung unserer
Meere zur Vergleichung und wendet deren Verhältnisse speciell auf
einzelne Lokalitäten an. Auf der Höhe des Schlern stehend und nach
NW in die tiefe Schlucht blickend fällt im Bau der Arme etwas auf.
Während nämlich der SWliche über der rauhen Dolomitwand die ho-
rizontalen tiefrothen Schichten mit Raibler Versteinerungen trägt, er-
hebt sich der NOliche höher und besteht nur aus dem tiefern weissen
Schlerndolomit. Die Unterlage ist völlig ungestört und die Ablage-
rung geschah in Ruhe, dennoch ist die obere Partie so völlig un-
gleich, das lässt sich nur durch animalischen Aufbau erklären, durch
die Korallenriffe in der Südsee, die auf der Windseite am höchsten,
auf der Leeseite viel niedriger sind, und darin jene beiden Arme dar-
stellen und auch deren Struktur haben. Die Gebilde am Schloss
Wolkenstein entsprechen denselben Verhältnissen, nicht mehr die weiter
folgenden am Guerdenazzagebirge, am Pordoi und Set Saas die Riffe
dieser Berge und der in ©. angrenzenden hätten schon das Ende ih-
res Wachsthumes erreicht, als der Schlern, Rosengarten und Lang-
kofl sich noch langsam erhoben. Die Fauna der Raiblerschichten be-
stättigt diesen Vergleich. Am Schlern Schälenstücke in ganzen Bän-
ken und feiner Korallensand und eine eigenthümliche Gasteropoden-
fauna, Cephalopoden, Brachiopoden und Crinoideen fehlen gänzlich,
Korallen dagegen sehr zahlreich in den rothen Schichten, Zug für Zug
entspricht den jetzigen Riffen der Südsee. Zwischen den Riffen aber
bildeten sich besondere Sedimente. Selten findet man an einem Schich-
tensystem die jüngere und ältere Abtheilung zugleich aufgeschlossen.
Die jüngere ist am Fusse solcher Riffe zu suchen welche am längsten
fortbaueten, so am Schlern, Langkofl, Rosengarten, Marmolata, die
ältern an jenen, deren Weiterbau unterbrochen also am Set Saas,
Güerdenazza, Pordoi u. a. Diese lagerten sich in den ersten Zeiten
der Senkung ab, also in einem seichten, jene in einem einem tiefern
Meere. Daher dort ungeheurer Reichtum an Versteinerungen, hier
26*
368
grosse Armuth. Die jüngeren Zwischenriffschichten am Zug des Sas-
so di Capell, Buffauregebirge, an den Rosszähnen sind Zusammen-
schwemmungen der Zerstörungsprodukte älterer Tuffschichten mit
zahlreichen eckigen Kalkstücken, abwechsend mit kurz abgesetzteu
Kalkbänken, die gleichfalls Korallen ihre Entstehung verdanken, sich
auch nie durch das ganze Schichtensystem verfolgen lassen. Doch
wir können dem Verf. nicht in alle Einzelnheiten seines Vergleiches
folgen.
Die Korallenriffbildung schloss nicht überall in demselben Mo-
ment ab. Nach der Blühtezeit der Fauna der Raiblerschichten muss
die Senkung noch 2000‘ betragen haben, die aufgelagerten feinkörni-
gen geschichteten Dolomite gehören der Zeit an, welche zwischen dem
Aussterben der Raibler Fauna und ihrem Wiederauftauchen über die
Wasserfläche verfloss. Hebung und Senkung schritten langsam vor.
Das Ende der langsamen Senkung wurde dadurch herbeigeführt, dass
ein westliches Hebungsfeld mehr und mehr gegen O auf Kosten des
Senkungsfeldes an Ausdehnung zunahm. Dadurch ward im W. Fest-
land als in O. noch Meer war, darum hob sich die Mendola früher
als der Schlern, dieser früher als die Ampezzaner Alpen. Die Schich-
ten über dem Schlerndolomit sind kaum einige hundert Fuss mächtig,
am Pordoi erreichen sie 1000. Verf. sucht noch die weitern perio-
dischen Oscillationen zu bestimmen und legt dann die periodische
Entwicklung und den innern Zusammenhang der eruptiven Thätigkeit
dar und bringt auch hier sehr interessante allgemeine Beziehungen
zur Sprache, doch müssen wir hinsichtlich derselben auf das Werk
selbst verweisen. @l.
Oryctognosie, v. Hauer analysirte die Kupfererze
von Hohenelbe in Böhmen und fand im Kupferkies 5,3 pC. Kupfer
im Kupferhaltigen Schiefer des Rothliegenden 4,1 pC. Kupfer. Letz-
rer wird an mehren Punkten auf nassem Wege aufgearbeitet, die
verkleinerten Schiefer mit verdünnter Schwefelsäure ausgelaugt, die
erhaltenen Laugen von Kupfervitriol durch Eisen gefällt. Das Ku-
pferkies von Grasslitz in Böhmen hatte in drei Proben 9,7—3,1—5,4
pC. Kupfer. — (Jahrb. kk. geol. Reichsanst. X. 572.)
G. Rose, Dimorphie des Zinks. — Im Messing von der
Messinghütte bei Goslar fand R. gestrickte Gruppirungen an einander
gereihter Krystalle. Da solche nur im regulären Systeme vorkommen
und nichts anderes als Aneinanderreihungen von Krystallen in paral-
leler Stellung nach den drei unter einander rechtwinkligen Achsen
sind, so beweisen diese Krystalle, dass das Zink, welches bisher nur
in hexagonalen Formen beobachtet worden, und mit den übrigen
rhomboedrischen Metallen isomorph ist, auch in den Formen des re-
gulären Systemes krystallisiren könne und folglich dimorph ist wie
das Iridium und Palladium. Das Zink ist in jenen Krystallen nicht
rein, sondern noch mit Kupfer verbunden. — (Geol. Zeitschr. XI. 340.)
Derselbe, Isomorphie der Zinnsäure, Kieselsäure
und Zirkonsäure. — Der Zinnstein hat in seiner Krystallform und
369
Spaltbarkeit so viel Aehnlichkeit mit dem Zirkon, dass man ihn für
isomorph mit diesem halten muss. Dasselbe findet auch bei dem Rutil
statt, der krystallisirte Titansäure ist. Aber auch in der Zusammen-
setzung findet eine grosse Analogie Statt. Nach Entdeckung der Iso-
morphie der Fluostannate und der Fluosilikate ist man genöthigt in
der Kieselsäure wie in der Zinnsäure 2 Atome Sauerstoff anzuneh-
men. Dasselbe folgt aber aus den Versuchen über das specifische
Gewicht des Dampfes vom Chlorzirkonium von Deville für die Zir-
konerde, die daher nun zweckmässiger Zirkonsäure zu nennen ist.
Man hat also .den Zirkon als eine isomorphe Verbindung von Zir-
konsäure und Kieselsäure anzusehen wie der Chrysoberyll eine eben
solche ist von Thonerde und Beryllerde und man hat dazu jetzt um
so mehr Veranlassung als Hermann in dem Auerbachit einen Zirkon
analysirt hat, der nicht wie gewöhnlich eine Verbindung von 1 Atom
Zirkonsäure und 1 Atom Kieselsäure, sondern eine Verbindung von
2 Atomen des erstern mit 3 Atomen der letztern ist, so dass also beide
nicht stets in einem und demselben Verhältniss verbunden vorkom-
men, wenn auch die Krystallform der Verbindung dieselbe bleibt. —
(Ebenda 344.)
Derselbe, über den Glinkit. — Der Glinkit ist ein derber
Olivin, welcher nach Romanovsky in kleinen Gängen bis 3° Mächtig-
keit in dem Talkschiefer von Kyschtimsk nördlich von Miask im Ural
vorkömmt. Es schliesst sich in seinem Vorkommen dem Olivin an,
der am Berge Itkul bei Syssersk in faustgrossen Stücken in Talk-
schiefer eingeschlossen vorkömmt. Dieses Vorkommen des Olivins
im krystallinischen Schiefer und in so grossen Massen und Individuen
zeichnet den Olivin des Ural vor dem übrigen Olivin aus, der gewöhnlich
in viel kleinern Individuen hauptsächlich in dem neuern vulcanischen
Gebirge namentlich im Basalt wie auch in den Meteoriten vorkömmt.
Es erklärt dies einigermassen das Vorkommen des Serpentins in über
faustgrossen Pseudomorphosen nach Olivin von Snarum auf einem
Quarzlager im Gneiss. — (Zbenda 147.)
v. Helmersen, Beschreibung einiger Massen gedie-
genen Kupfers aus russischen Bergwerken. — Im April
1858 brachten die Ehrenbürger Popow dem Kaiser von Russland eine
Masse gediegenen Kupfers, welche auf der Grube Wosnessenskoi ge-
fördert war. Diese Grube liegt in der sibirischen Kirgisensteppe im
Gebiete Karkarali, die Kupfermasse ist unregelmässig 88‘ lang, 56‘,
breit, 7‘ dick, rauh, mit sehr unregelmässiger Oberfläche, stellenweise
mit Kupferoxyd, Kupfergrün, Kupferlasur, weissem Kalkspath bedeckt.
Ihr Gewicht beträgt 16 Centner. Die Grube steht auf einem 3—$°
mächtigen Kalkspathgange mit Quarz im Thonschiefer. Zwei nur et-
was kleinere Kupfermassen wurden schon vorher gefördert und liegen
ebenfalls in Petersburg. Eine viel kleinere kam früher aus den Tur-
sinschen Kupfergruben bei Bogoslowk im nördlichen Ural, 2 Centner
schwer, mit Kupfergrün überzogen, in den Höhlungen mit runden
Quarzgeröllen bekleidet, also wahrscheinlich im Schuttlande gefunden.
370
Das . gediegene Kupfer der Turjinschen Gruben bildet Bleche im
Kalkstein z. Th. von ansehnlicher Grösse. — (Bullet. acad. St. Peters-
burg I. 321— 324.)
v. Kokscharow beschreibt einem sehr schönen Zwillings-
krystallvon Rutil, der mit Euklas in den Goldseifen des Flusses
Sanarka (Orenburg) gefunden, und einen Paralogitkrystall, der
ganz den Skapolithkrystallen gleicht. Wegen der Messungen müssen
wir auf das Original verweisen. — (Zbenda 229—233.)
Burkart und Bergemann, das Meteoreisen von Za-
catecas in Mexiko. -- Müller untersuchte eine 20 Pfund schwere
Eisenmasse von Zacatecas, welche nach Burkart von demselben Stück
stammte, von dem schon früher Bruchstücke nach Europa gelangten.
Die verschiedene Zusammensetzung der Stücke widerlegt diese Be-
hauptung nicht. Das Müllersche Stück zeigt auf der polirten Fläche
unregelmässige rundliche Flecken von dunkler Bronzefarbe, beim
Aetzen glänzende Punkte in geraden Linien an einander gereiht,
keine Wittmannstettschen Figuren, wie das übrige Mexikanische Me-
teoreisen, Die Analyse erwies Eisen, Nickel, Kobalt, Phosphor,
Schwefel, Kiesel, Kupfer, Magnesium und einen unlösliehen Rück-
stand. Letzterer bestand aus einer schwarzen flockigen Substanz
und einer schweren glänzenden wie Schreibersit. Erstere hielt Mül-
ler für Koble, sie verschwand aber bei der Behandlung mit Chler-
wasserstoffsäure. Jene glänzende Masse war Eisen, Nickel und Phos-
phor, Graphit und Chromeisen fehlen gänzlich, — Nach Bergemann
befinden sich die einzelnen Stoffe dieses Aerolithen unter einander
in chemischer Verbindung. Schon durch das Auge lässt sich Schrei-
bersit, Schwefeleisen, Graphit u. s. w. unterscheiden und zwar in
Partieen, welche durch mechanische Mittel nicht zu trennen sind.
Die Vertheilung durch die ganze Masse ist keine gleichmässige und
daher differiren die Analysen verschiedener Stücke. Kohle hat Berge-
mann ganz bestimmt in der Masse von Zacatecas nachgewiesen und
sie unter der Loupe in Form feiner Graphitschüppchen erkannt, frei-
lich nur in 0,16, pC., aber ausserdem ist moch Kohle chemisch mit
dem Eisen verbunden. Auch mit der Müllerschen Entwicklung von
Schwefelwasserstoff, aus dem ohne Zweifel nur aus Schreibersit nebst
einer geringen Menge Graphit bestehenden schwerlöslichen Rückstande
bei der Behandlung mit Chlorwasserstoffsäure erklärt sich Bergemann
nicht einverstanden und zieht aus Allem den Schluss, dass: das von
Müller untersuchte Meteoreisen wirklich von Zacatecas herstammen.
könne, die angeblichen Differenzen z, Th. nur in der Analyse zu su-
chen sind. — (Niederrhein. Gesellseh. Bonn 1859. Juli 8. 84-90.)
Burkart, über mexikanische Silbererze. — Der bedeu-
tenden Silberschätze der Reviere Real del Monte und Pachuca, 13.
Meilen nördlich von Mexiko hat bereits v. Humboldt gedacht, Nach.
mehren ältern, sehr ergiebigen Betriebsperioden wurden sie verlassen.
und die von Real del Monte im J. 1823. wieder von einer: englischen.
Gesellschaft aufgenommen. Diese wältigte die Gruben mit Dampf-
371
maschinen auf, führte grossartige Anlagen über Tage aus und wandte
ungeheure Summen auf das Werk. Endlich erzielte sie eine Erzför-
derung von 17500 Ctr. mit 52 Ctr. Silber im J. 1828, dann 132000
Ctr. Erz mit 496 Ctr. Silber im J. 1842, 165170 Ctr. Erz mit 448 Cir.
Silber im J. 1846 und überhaupt vom J. 1824 bis 1849 nahe an 2
Millionen Ctr. Erz mit 6232 Ctr. Silber im Werthe von mehr als 16
Millionen Thaler. Aber trotz dieses bedeutenden Silberausbringens
konnte kein Gewinn an die Aktionäre vertheilt werden, da die Aus-
gaben noch um mehr Millionen sich höher stellten. Dies ungünstige
Resultat veranlasste die Gesellschaft ihr Berg- und Hütteneigenthum
einer andern Gesellschaft zu überlassen, die bei sparsamerer Ver-
waltung und rationellerem Betrieb auch bessere Erfolge erzielte. Sie
wandte ein neues Betriebscapital von 538000 Pesos (& 1 Thlr. 12 Sgr.)
auf und förderte von 1849 bis 1852 schon 935000 Ctr. Erz mit 1435
Ctr. Silber, im J. 1853 dann 543500 Ctr. Erz mit 590 Ctr. Silber im
Werthe von 1.538000 Pesos, im J. 1857 aber 824000 Ctr. Erz mit
1731 Ctr. Silber und 1858 noch 822600 Ctr. Erz mit 1608 Ctr. Silber,
also binnen zehn Jahren einen Silbergewinn von 24!/, Million Thaler.
Die Lagerstätten und Erze sind verhältnissmässig arm, denn in den
letzten Jahren wurde durchschnittlich aus 528 Centner Erz nur ein
Centner Silber gewonnen. Die Silbererze kommen auf beiden Revie-
ren auf Gränzen im Porphyr vor, von denen die bedeutensten aus ©.
in W., andere aber auch aus N. in S. streichen. Die Gangmasse bil-
den Quarz und zersetztes Nebengestein und die Erze sind begleitet
von Kalk- und Braunspath und bestehen aus gediegenem Silber, aus
Chlor- und Schwefelsilber, Rothgültig, Silbermanganoxyd mit Schwe-
felkies, Kupferkies, Blende und Bleiglanz. Meist ist das Silber sehr
fein in der Gangmasse vertheilt, so dass im Durchschnitt der Centner
Erz nur 6 bis 8 Loth Silber, stellenweise freilich bis 75 Mark ent-
hält. Verf, beschreibt die einzelnen Handstücke und gibt dann noch
folgende Auskunft. In Mexiko findet die nasse Aufbereitung nur sel-
ten Statt, man beschränkt sich auf die Handscheidung, wodurch die
Erze in reichere oder Schmelzerze und in ärmere oder Amalgamir-
erze geschieden werden. Schon den Mexikanern war es nicht ent-
gangen, dass gewisse Erze bei der Amalgamation einen weit grössern
Silberabgang als andre erlitten und die englische Gesellschaft machte
dieselbe Erfahrung, ermittelte aber durch Versuche, dass die Erze
mit weit geringerem Silbergehalt und Quecksilberverlust durch die
Freiberger besser als durch die amerikanische Amalgamation zu
Gute gemacht werden können, daher die jetzt sogenannte Fassamal-
gamation in grosser Ausdehnung angewendet wird. Auch an andern
Orten Mexikos kommen solche schwarze oder gebrannte Erze vor,
die aus Quarz, Eisenstein, gediegenem und Schwefelsilber bestehen.
Bowring hat sich mit dem Entsilberungsprozesse sehr gründlich be-
schäfftigt und bemerkt, dass jene widerspenstigen Erze vom. Gange
Sta Ines und Xacal nur zum kleinen Theile aus Schwefelsilber, zum
srössern aus Silberoxyd bestehen und dass das Silber der Erze von
372
der Grube Rosaria in denselben mit ?/;, in jenem von Sta Ines mit
9%/ıo als Silberoxyd und nur mit dem Reste als Schwefelsilber enthal-
ten sei. Das Silberoxyd soll darin nur zum kleinen Theil eine ein-
fache, zum grössern Theile eine Doppelverbindung von Sauerstoff
mit Silber und mit Mangan bilden, welche die Zerlegung des Silbers
im Amalgamationsprocesse so sehr erschwert. Bowring macht in sei-
ner Schrift noch Vorschläge zur vortheilhafteren Entsilberung der
mexikanischen Erze und will auch die Anwendung der Electrieität
sehr zweckmässig finden. Versuche im Grossen sind in Real del
Monte und Pachuca unternommen worden. — (Ebenda 1859. Juni
S. 70—76.)
Heusser und Claraz, die wahre Lagerstätte der Dia-
manten in Minas Geraes. — Der Gneissgranit des Brasilianischen
Küstengebirges erstreckt sich von Rio de Janeiro landeinwärts nach
Minas Geraes bis zur Serra da Mantiqueira. Auf der Camposregion
wechsellagert er mit Hornblende- und Quarzschiefer (Itacolumit).
Letztere herrschen von der Serra d’Ourobranco vor, nordwärts gegen
Diamantina hin bilden sie allein die zahlreichen Serren. Der Quarz-
schiefer besteht aus einem Quarzsandstein von körnigem Gefüge,
häufig mit Talk-, Chlorit- und Glimmerblättchen. v. Eschwege nannte
ihn bekanntlich Itacolumit, biegsamer Sandstein. Er ist aber nur an
wenigen Orten biegsam und die Biegsamkeit scheint von Auswaschung
der Talk- und Glimmerblättchen herzurühren. Der Itacolumit ist ein
metamorphes Gestein, ursprünglich aus dem Wasser abgesetzt. Horn-
blendeschiefer tritt in manichfaltigen Varietäten auf, bald bestehend
aus Hornblendenadeln mit Quarz- und Chloritsand bald mit Glim-
mer und Talk, bald fast reiner Strahlsteinschiefer, stellenweise auch
ohne Spur von Schieferung. Uebergang in talkige oder glimmer-
talkige Schiefer oft ganz allmählig, seltener in Cyanitschiefer,
auch in Itakolumit, indem die Grundmasse talkig wird und die
Hornblendenadeln zurücktreten. Hornblendenieren kommen in Ita-
columit vor, bisweilen ersetzt durch Quarznieren, auch Bänder von
Hornblende, Bruchstücke von Hornblendeschiefern. Im Hornblende-
gestein eingelagert ist Kalk, Eisenglimmerschiefer und Itabirit., —
Alle höhern Serren bestehen aus Itacolumit, immer mit NS-Streichen,
aber nur mit kurzer Längserstreckung, mit schroffem Beginnen und
Aufhören, oft Wellenthäler bildend. Die Schichten fallen nach O. ein,
die Schichtenköpfe häufig zertrümmert und grosse Halden bildend,
wild und romantisch. Der Itacolumit verwittert nur mechanisch, der
Hornblendeschiefer mechanisch und chemisch. In den Zersetzungs-
produkten beider Gesteine und deren Neubildungen finden sich nun
Diamanten, Euklase, Topase, Chrysolithe, Chrysoberylle, Andalusit,
Turmalin, Amethyst, Anatas, Rutil. Die drei Muttergesteine Itaco-
lumitschiefer, Hornblendeschiefer und das neugebildete Eisenconglo-
merat oder Canga entsprechen den drei verschiedenen Gewinnungs-
arten der Diamanten, nämlich dem Servico do campo, Servico da serra,
Servico do rio.. Der Gurgulho, das oberflächliche Zersetzungspro-
373
dukt, besteht bei dem Servico da serra aus reinem Quarzsand, Ita-
eolumitbruchstücken und Quarzadern und erfüllt die durch Auswaschen
einzelner Itacolumitschichten entstandenen Aushöhlungen, die Canaes
und’Corrumes der Brasilianer. Beim Waschen bleiben auf dem Grunde
mit den Diamanten zurück Rutil, Anatas, Magneteisen. Rutil und
Magneteisen fanden die Verff. im Itacolumit eingewachsen, so wird
auch der Anatas noch zu finden sein und nicht minder Diamant. Ent-
springen doch auch die meisten Diamantenführenden Flüsse in Ita-
columitserren, was schon v. Helmreichen ausser Zweifel gesetzt hat.
Letzterer beschreibt ja auch in Itacolumit eingewachsene Diamanten.
Die Verff. nahmen die früher als nicht ergiebig genug verlassene
Sprengarbeit wieder auf, aber vergeblich, erhielten jedoch noch ein
Stück aus der frühern Zeit, das sie mit nach Berlin brachten. — Der
Gurgulho do campo besteht aus den Zersetzungsprodukten des Horn-
blendegesteins bald ausschliesslich, bald mit denen des Itacolumit
verbunden. Beim Waschen bleiben zurück Hornblende- und Disthen-
nadeln und Blättchen, eisenschüssige und quarzreiche Hornblende-
steine, Brauneisensteingeschiebe, Eisenglanz, Rotheisenstein, Titan-
eisen, Quarz, Rutil, Anatas, Magneteisen. Dieser Gurgulho bildet
die Oberfläche des Bodens auf der Wasserscheide der beiden grossen
Stromgebiete des St. Francisco und Jequimihonha, selbst so in Dattas,
Quinda, St. Joao do Barro. So lange man im Gurgulho unmittelbar
an der Oberfläche Diamanten fand, grub man nicht in die Tiefe, erst
seit 10 Jahren beutet man in St. Joao do Barro die tiefern Schichten
mit gutem Erfolg aus. Die Masse ist so weich, dass sie mit der
Hacke bearbeitet gleich gewaschen wird, zeigt im Grossen aber noch
deutlich schiefrige Structur und heisst zum Unterschiede von Gur-
gulho Lehm oder Barro, beide gehen aber ohne scharfe Grenze in
einander über. Die gebänderte Structur des Barro weist auf ver-
witterten Hornblendeschiefer. Die Schichten streichen NS mit O-Ein-
fallen, unter dem Barro folgt eine Schicht feinkörnigen Itacolumits.
Im Barro selbst kommt noch festes Hornblendegestein vor. An der
Luft erhärtet er und daher können nicht alle Diamanten ausgewa-
schen werden. Verff. sahen Barrostücke mit einsitzenden Diamanten
und brachten eines mit nach Berlin. — Der Servico do rio ist schon
oft beschrieben worden, ist auch der häufigste an allen Flüssen und
Bächen. Diese laufen in festem Gestein und führen eine Schicht Ge-
schiebe, Cascalbo, in ihrem Bett, oft mit Blöcken von Itacolumit und
durch Brauneisenstein zu einem Conglomerat, Canga, verkittet. Die
im Conglomerat einsitzenden Diamanten sind schon in Europa bekannt.
Die Itacolumit- und Hornblendeschiefer sind also ohne Zweifel
die ursprüngliche Lagerstätte der Diamanten und aller aus Minas
Geraes kommenden Edelsteine, aber diese Schiefer führen nicht über-
all diese Mineralien. Ueber ihre Verbreitung bemerken die Verff. fol-
gendes. Euklas kommt immer mit Topas vor, einige Meilen S und
SW von Duro preto in einer weissen Masse, die wohl Speckstein ist.
Dieselbe führt auch sehr schön Eisenglanz mit Rutil und reichlich
374
sehwarzem Turmalin, Rauchtopas und Bergkrystall. Eben diese kom-
men auch in dem Barro von St. Joao vor. Isolirt findet sich der
Rutil in prächtigen Krystallen in den Topaslavren von Ouro preto,
Auch zersetzte Topase kommen in den Lavren vor. Tellurerze fin-
den sich in St. Joze d’Elrei zwischen Ouro preto und Morro velho,
gediegen Schwefel auf einem andern Quarzgange daselbst. In den
Hornblendeschiefern von Morro velho und Sabara liegen schöne Kalk-
spath, Arragonit, Magnetkies, Kupferkies, Manganerz; in denen von
Congonhas de Campo das bekannte Rothbleierz. Pseudomorphosen
von Roth- und Brauneisenstein nach Magneteisenstein bei Ouro preto
und Antonio Pereira; Pseudomorphosen von Roth- und Brauneisen-
stein nach Schwefelkies massenhaft überall. Arsenikkies in den Quarz-
lagern bei Ouro preto, Marro velho und Antonio Pereira. Zwischen
Skorodit, Pseudomorphosen von Brauneisenstein nach Skorodit und
von diesem nach Arsenikkies in den Hornblendeschiefern von Anto-
nio Pereira. Amethyst an verschiedenen Orten. Chrysolith, Chryso-
beryll und grüner Turmalin in den Flüssen von Kalihao, Die Dia-
manten finden sich in vielen Itakolumitserren, im Hornblendeschiefer
nur bei St. Joao und Quinta. Das Gold ist überall verbreitet, —
(Geol. Zeitschr. XI, 448—472.)
Noeggerath, erdiger Schwefelin derRheinprovinz.
— Auf der Eisensteingrube Christine bei Röhe nahe bei Eschweiler
wird Brauneisenstein gewonnen, der auf der Grenze des Kalksteines
und des darüber liegenden Kohlengebirges in muldenförmigen Ver-
tiefungen des erstern vorkömmt. Die Lagerstätte im Grossen hat die
Form eines Schiffes, durch viele einspringende Dolomitrücken ge-
stört. Unmittelbar am Dolomit liegt fast immer ein sehr fetter Thon,
gelb, röthlich, braun oder schwarz, von sehr verschiedener Mächtig-
keit. Nahe am Tage liegt auf dieser Lagerstätte Kies und Sand, in
derselben dolomitischer Sand. An einem Punkte häufte sich der
Thon bis 5‘ Mächtigkeit an ohne Eisenstein zu enthalten, dagegen
fand sich in ihm gediegener pulverförmiger Schwefel in horizontalen
Lagen, die sich schon durch ihre helle Farbe scharf von den schwar-
zen Letten absetzten, 3 Zoll mächtig und wohl 6 Fuss Umfang hat-
ten. Der bis nahe an den Schwefel reichende Eisenstein ist der ge-
wöhnliche Brauneisenstein und enthält kein Schwefelkies, sondern es
kömmt dieser an andern Punkten derselben Lagerstätte vor, wo das
Eisen sich im kohlensauren Zustande findet. Der Schwefel kann
wohl nur ein Absatz aus Wasser sein wie der ihn umhüllende Thon;
er ist nicht in gleicher Weise gebildet wie der bei Lommersdorf im
Eisenstein in ganz kleinen Mengen vorgekommene Schwefel, der ne-
ben Weissbleierzkrystallen und mit diesen in früher von Bleiglanz er-
füllten Räumen lag. Dass der Brauneisenstein durch Umbildung des
Kalksteines entstanden beweisen die in ihm enthaltenen Versteine-
rungen des letzteren. Der Schwefel ist dem sehr ähnlich, der sich
zu Aachen in den Thermen absetzt und erinnert auch an solchen im
losen Sande der Braunkohlenformation. Vielleicht gehört die Bildung
373
der Brauneisensteinlagerstätte Christine der tertiären Epoche an, denn
die Thone gleichen auch ganz den Braunkohlenthoner. — (Nieder-
rhein. Gesellsch. Bronn 1859, März. $. 38—40.) i @.
Palaeontologie. Aug. Stieler, die Bromeliaceen.
Quedlinburg 1860. 8°. — Diese kleine als Festgabe gedruckte Schrift
charakterisirt zunächst die Bromeliaceen der Jetztzeit und dann die
der Vorwelt. Letztere sind 1. Sporlederia n. gen. begründet auf fol-
gende Arten Sp. carbonaria (= Palaeoxyris carbonaria Schimp.) im
Kohlengebirge bei Wettin, Sp. regularis (— Palaeoxyris regularis
Brongn.) Vogesensandstein, Sp. Münsteri (= Palaeoxyris Münsteri
Sternb.) Keupersandst ein beiBamberg, und die unbeschriebenen Arten:
Sp. multiceps Braun. sp., Sp. microrhomba Braun. sp. beide von Veit-
lahm. — 2. Palaebromelia Etting mit P. Jugleri Ettingh. im Wealden-
thon. — 3. Puya Molina mit P. Gaudini (= Bromelia Gaudini Heer.)
in der Schweizer Molasse.
Karsten, Versteinerungen der Kreideformation in
Neu-Granada. — Verf. erhielt Trigonia Humboldti Buch von Hum-
boldt in Peru gesammelt, Cardium granatense, Ammonites Willsi aus
der Verwandschaft des A. tricarinatus d’O, A. Rothaus der Verwand-
schaft des A. subfimbriatus d’O. — (Geol. Zeitschr. AI, 476.)
Th. Wright bringt den dritten Theil seiner Monograph on
the british fossil Echinodermata from the oolitice forma-
tions im neuesten Bande der Palaeontographical Society 1859 mit.
mit S. 303—390. Tb. 23—36. Derselbe beschreibt Hyboclypus stel-
latus Des. aus dem Coralrag, dann die Familie der Collyritidae mit
Collyrites ringens Ag, C. ovalis Lesk. beide aus Coralrag, die Fami-
lie der Echinobrissidae mit Echinobrissus clunieularis d’Orb. Unter-
oolith, E. Woodwardi Wright, E. Griesbachi Wright, C. orbicularis
Phill., E. quadratus n. sp. alle aus Grossoolith, E, sulcatus Lamk,
E, dimidiatus Phill. aus Coralrag, E. Brodiei n. sp. aus Portland,
Clypeus Pleti Klein, Cl. altus MC, Cl. Michelini Wright aus Unteroo-
lith, Cl. Mülleri Wright aus Grossoolith, A. Hugii Ag, Cl. Agassizi
Wright, Cl. rimosus Ag, Cl. subulatus GB. alle aus Unteroolith, end-
lich beginnt die Familie der Echinolampidae.
Davidson setzt seine Monograph of british Brachio-
poda mit denen des Kohlengebirges in demselben Bande der Palaeon-
tographical Society fort. S. 49—80. tb. 9—16, nämlich mit der Be-
schreibung von Spirifera triradialis Phill. (= Sp. trisulcosa Phill, sex-
radialis Phill), Sp. pinguis Swb. (—= Sp. rotundata Swb., subro-
tundata MC.), Sp. ovalis Phill. (= Sp. exarata Flem, rotundata Kon),
(Brachythyris hemisphaericaMC), Sp. integricostaPhill. (= Sp. pauei-
costa MC.), Sp. fusiformis Phill., Sp. rhomboidalis MC, Sp. Urii Flem,
Sp. carlucensis n. sp., Sp. glabra Swb. (= obtusus jund oblatus
Swb, linguifera Phill, symmetrica Phill, laevigatus Buch), Sp. lineata,
Swb. (= imbricata Swb, Martini Flem, elliptica und mesoloba Phill.)
— Cyrtina septosa (= Spirifer septosus Phill., subconicus Kon), C.
376
dorsata MC., carbonarius MC. — 'Athyris ambigua (Spirifer ambiguus
Swb, Atrypa sublobata Portl.), A. lamellosa (= Spirifer lamellosus
Leveil, squamosus Phill.), A. planosulcata (= Spirifer planosuleata (—
Spirifer planosulcatus Phill, Actinoconchus paradoxus MC, Atrypa
obtusa MC.)
Owen gibt in demselben Bande der palaeontographischen Ge-
sellschaft ein Supplement zu den fossilen Saurieru mit Ptero-
dactylus Sedgwickii, Pt. Fittoni und Pt. spec. indet. aus der Kreide
und Streptospondylus major, Cetiosaurus, Pelorosaurus aus dem
Wealden.
G. Busk, monograph.of the fossil Polyzoa of the crag
(Palaeontogr. Soc. 1859.) — Nach der allgemeinen Charakteristik
stellt Verf. zwei Ordnungen mit 6 Gruppen auf und beginnt dann
mit der Characteristik der Cheilostomata, von welchen folgende Gat-
tungen und Arten aus dem Crag beschrieben werden: Scrupocellaria
scruposa L, Salicornaria crassa Wood, sinuosa Hass, Hippothoa pa-
tagonica Busk, abstersa Wood, dentata Wood, Alysidota labrosa Busk,
catena Wood, Membranipora tuberculata Bosc, monostachys Busk,
Savarti Aud, dubia n. sp., trifolium Wood, Poulleti Aud., rhynchota
n. sp., aperta n. sp., oblonga n. sp., bidens Hag, andegavensis Mich.,
fissurata n. sp., oceani d’Orb, holostoma Wood, Lepralia punctata
Hass, innominata Couch, puncturata Wood, Woodana n, sp., ciliata
L, Morrisana n. sp., violacea Johns., plagiopora n. sp., Edwardsana
n. sp., unicornis Johsnt, ansata Johnst, Brongniarti Aud, mamillata
Wood, bicornis n. sp., biaperta Mich, variolosa Johnst, Peachi Johnst,
ventricosa Hass, Bowerbankana n. sp., lobata n. sp., hyalina L, pa-
pillata n. sp., Haimesana n. sp., Malusi Aud, Reussana n. sp., infun-
dibulata n. sp., Pallasana Moll, megastoma Wood. — Cellepora coro-
nopus Wood, ramulosa L, compressa n. 'sp., caespitosa n. sp. edax n.
sp., tubigera n. sp., scruposa n. sp., parasitica Mich., dentata n. sp.
— Eschara pertusa Edw, incisa Edw, porosa Edw, sinuosa n.sp., cor-
nuta n. sp., Sedgwicki Edw, monilifera Edw, Melicerita Charleswor-
thi Edw., Biflustra delicatula n. sp., Retepora cellulosa L., Beanana
King, notopachys n. sp., simplex n. sp., Hemeschara n. gen. mit H.
imbellis n. sp. — Cupularia denticulata Conr., canariensis n. Sp.,
porosa n. sp., Lunulites conica Defr. — Cyclostomata mit Crisia den-
ticulata Lk, Hornera infundibulata, retoporacea Edw, canaliculata n.
sp., rhipis n. sp. humilis n. sp.. pertusa n. sp., hippolyta Dfr., luna-
ta n. sp., frontieulata Lamk, striata Edw., rhomboidalis n. sp., Idmo-
nea punctata d’O., fenestrata n. sp., delicatula n. sp., intricaria n.sp.,
Pustulopora clavata, palmata n. sp, subverticillata n. sp., Mesenteri-
pora maeandrina Wood, Tubulipora phalangea Couch, flabellaris Fab,
Alecto repens Wood, dilatans Thom, Diastopora simplex n. sp., Pati-
nella proligera n. sp., Discoporella hispida Johnst, Defrancia striatula
n. sp., rugosa n. sp., Fungella quadriceps n. sp., multifida n. sp., in-
fundibulata, Heteropora pustulosa, clavata Gf., reticulata, laevigata
d’O, Heteroporella radiata und parasitica n. sp. — Alveolaria semio-
377
vata n. sp., Fascicularia tubipora n. sp., aurantium Edw. — Die Ar-
ten sind auf 22 Tff. abgebildet.
Hassenkamp, fossile Insekten in der Rhön. — Verf.
sammelte in der unteroligocänen Braunkohle von Sieblos Insekten-
reste und liess dieselben von sachkundigen Entomologen bestimmen.
Soweit sie in den Paläontographieis beschrieben worden, haben wir
sie bereits namhaft gemacht, Verf. stellt sie hier mit den noch nicht
beschriebenen übersichtlich zusammen, es sind
Metabola. Ametabola.
Buprestis Meyeri Heyd. \ Termes Hassencampi Heer.
n_ senecta Heyd. Heterophlebia jucunda Hag.
Buprestites debilis Heer. Lestes vicina Flag.
Bruchus decrepititus Heyd. Petalura ovatipennis Hag.
Molytes Hassenkampi Heyd. Leptocoelis humata Heyd.
Pissodus effossus Heyd. Lygaeus fossiteus Heyd.
Bracon macrostigma Heyd. — deprehensus Heyd.
Larve einer Tipula Trachyderes bustonaptus Heyd.
— eines Dolichopus Pachymerus antiquus Heyd.
Alle Arten sind Sieblos eigenthümlich, viele andere Reste gestatteten
keine sichere Bestimmung. Dem relativen Vorwalten der Ametabolen
liegen zwei Ursachen zu Grunde. Die Larven derselben können keine
strengen Winter ertragen und das Klima von Sieblos muss ein tropi-
sches gewesen sein. Die zweite Ursache liegt in dem Gesetz der
fortschreitenden Entwicklung. Es verhalten sich nämlich die Ameta-
bolen zu den Metabolen in der Kohlenformation wie 6:1, im Lias wie
3:2, im Sohlenhofer Jura wie 2:1, im Wealden wie 7:6, im Tertiär-
lande von Sieblos wie 1:1, von Aix 2:7, Radoboj 5:9, Oeningen 1:2,
lebend 1:10. Die Metabolen überwiegen nach und nach. Das tropi-
sche Klima von Sieblos wird auch aus den einzelnen Arten ermittelt,
allein wir können dem nicht beistimmen. Die fossilen Arten sind
eben specifisch eigenthümliche, die ganz wohl unter andern klimati-
schen Verhältnissen als ihre heutigen Verwandten gelebt haben kön-
nen. Man nehme nur den Fall, dass z. B. das Rennthier nur fos-
sil, nicht lebend bekannt sei, dann würde man es zweifelsohne neben
den Dammhirsch stellen und seinem Vaterlande ein warmes gemäs-
sigtes Klima zuschreiben, während es doch ein Bewohner des hohen
Nordens ist. Das verwandschaftliche Verhältniss zwischen lebenden
und vorweltlichen Arten gestattet durchaus keinen sichern Schluss
auf die klimatischen Verhältnisse der letztern und jenes Zahlenver-
hältniss zwischen den Ametabolen und Metabolen kann bei der über-
aus grossen Dürftigkeit unserer Kenntniss der vorweltlichen Insekten
ebenfalls nur als ein höchst unsicheres betrachtet werden. — (Würz-
burger naturwiss. Zeitschr. I, 78--81.)
Hislop, beschreibt die Tertiärgebilde von Nagpur au
Ostindien und deren Fauna, von letzterer die einzelnen Arten
diagnosirend und die neuen abbildend. Wir geben die Namen dies
ser neuen Tertiärfauna:.
Süsswassermollusken.
Melania quadrilineata Swb.
378
Pseudoliva elegans
Natica Stoddarti
- Hunteri Cerithium multiforme
Paludina normalis subcylindraceum
deccanensis Swb. Leithi
Wapsharei Stoddarti
acieularis Vicarya fusiformis
pyramis Turritella praelonga
subcylindracea Hydrobia Ellioti
Sankei Carteri
takliensis Bradleyi
soluta Hemitoma multiradiata
conoidea Östraea pangadiensis
Rawesi Anomia cartarnensis
Virapai Perna meleagrinoides
Valvata minima Nucula pusilla
uniearinifera Lueina parva
multicarinata nana
decollata Corbis eliptica
nagpurensis Corbicula ingens
Linnaea oviformis Cardita variabilis
subulata pusilla
attenuata Cytherea orbicularis
telankhediensis Wilsoni
spina Wapsharei
Physa Prinsepi Swb. Rawesi
Unio Malcolmsoni Jerdoni
deccanensis Swb. elliptica
Hunteri Hunteri
mamillatus Tellina Woodwardi
imbricatus Psammobia Jonesi
Carteri Corbula Oldhami
Meeresmollusken. sulcifera.
Fusus pygmaeus
Die Cypriden bestimmte Jones als Cypris subglobosa Swb, cylindrica
Swb, Hislopi, Hunteri, strangulata und die Insekten Murray als Lo-
matus Hislopi, Meristos Hunteri, und noch zahlreiche Cureulionen,
deren systematische Stellung nicht sicher ermittelt werden konnte. —
(Quarterl. Journ. geol. London XVI, 154—189. tbb. 5—10. @l.
Botanik. J. Sachs, das abwechselnde Erbleichen
und Dunklerwerden der Blätter bei wechselnder Beleuch-
tung. — Verf. gelangte durch seine an den verschiedensten Pflan-
zen angestellten Versuche zu folgenden Resultaten: die Blätter vieler
vielleicht aller Pflanzen werden durch Insolation in kurzer Zeit ge-
bleieht. — Das Bleichen der bestrahlten Stellen besteht in einer
theilweisen Zerstörung des grünen Farbstoffes. — Nur die blauen
und wahrscheinlich alle chemischen Strahlen des direkten Sonnen-
379
lichtes haben die Fähigkeit das Chlorophyll theilweise zu entfärben.
— Die gelben, rothen und grünen Strahlen wirken auf das entfärbte
Chlorophyll wie Dunkelheit, unter ihnen werden die gebleichten Stellen
in kurzer Zeit wieder dunkelgrün. — Verschiedene Pflanzen haben
die Fähigkeit an der Sonne vorübergehend zu erbleichen in sehr
verschiedenem Grade, am stärksten Taback und Mais. — Das Er-
bleichen hat mit der Sauerstoffexhalation nichts zu thun; es scheint
aber durch eine Desoxydation des Chlorophylis unter dem Einfluss
der blauen Strahlen zu geschehen. — Die Restitution des Chloro-
phylis im Dunkeln, im gelben, rothen und grünen Licht hat mit der
Sauerstoffausscheidung ebenfalls nichts zu thun, sie scheint aber durch
einen Oxydationsprocess des hypothetischen Leucophylis zu gesche-
hen. — Ober- und Unterseite der Blätter verhalten sich gleich. —
Im reflektirten Licht ist das Schattenbild nur auf der Seite sichtbar,
welche beleuchtet wurde. — Bei den Pflanzen, deren Blätter am Licht
erbleichen, findet eine tägliche Periodieität in der theilweisen Zer-
störung und Restitution des Chlorophylis Statt. — Der Turgescenz-
zustand hat auf die Farbenänderung keinen Einfluss, welke und frische
Blätter, sogar solche deren Intercellularräume mit Wasser infiltrirt
sind, reagiren auf Licht und Schatten. — Papier, welches mit dem
ätherischen grünen Extract der Blätter getränkt ist, verhält sich gegen
die blauen und rothen Strahlen wie Blätter, die inverse Farbenände-
rung findet jedoch nicht Statt. Chlorophylipapier lässt sich als we-
nig empfindsame photographische Platte benutzen. — (Leipziger Be-
richte 1859. 8. 226—240.)
Hofmeister, die Entwicklung der Sporen von Tuber
aestivum. — Die Angaben über den Entwicklungsgang der Trüffel-
sporen von Corda, Tulasne, Kützing und Schacht gehen weit aus
einander, lassen aber doch alle die Sporen in dem von durchsichtiger
Flüssigkeit erfüllten Mittelraume des Sporangium entstehen, in einem
Raume den man nur als eine Vacuole innerhalb eines Wandbelegs
aus dichtem Protoplasma auffassen kann. Diese abweichende Bildung
veranlasste H. zu neuen Untersuchungen. Zur Zeit wenn die Trüffeln
in’ den Handel gebracht werden findet man bei ihnen die verschie-
densten Entwicklungsstadien der Sporangien, bei denen unsrer Mu-
schelkalkberge bis Anfang Novembers. Wenn die Endzellen der von
den weissen Adern der Trüffel ausstrahlenden kurzen Zellenreihen
anfangen zu Sporangien anzuschwellen, sind sie gleichförmig erfüllt
von einem Plasma mit sehr verschieden grossen Körnern und fast
durchsichtiger Grundmasse. Je grössere Sporangien man untersucht,
desto feinkörniger ist ihr Protoplasma. Zugleich sieht man darin
Hohlräume mit klarer Flüssigkeit erfüllt, Erreichen nun aber die
Sporangien ihre volle Grösse: so lässt sich die Folge ihrer Verän-
derungen nur. aus der Vergleichung neben einander beobachteter
Zustände erschliessen. In einigen ist die Innenwand der Zelle mit
einer dünnen Schicht sehr feinkörnigen Protoplasmas überzogen, in
welche die Protoplasmaplatten direct übergehen, welche die den gan-
380
zen Mittelraum der Zelle ausfüllenden kleinen Vacuolen von einander
trennen. In anderer sind in dem Wandbeleg aus Protoplasma unter-
scheidbare Körnchen nicht wahrzunehmen, er ist aus homogener Sub-
stanz gebildet, von der die die Vacuolen des Mittelraumes trennen-
den Platten sich durch geringeres Lichtbrechungsvermögen und fein-
körnige Beschaffenheit scharf unterschieden. In noch andern finden
sich im Mittelraume 3 bis 8 grosse Vacuolen oder aber nur eine sehr
grosse und viel kleine. Endlich kommen auch Sporangien vor, die
in dem homogenen zähflüssigen Wandbeleg eine einzige excentrische
kuglige mit wasserheller Flüssigkeit gefüllte Vacuole besitzen. Hier-
aus schliesst nun H., dass das zu Anfang grobkörnige Protoplasma
des jungen Sporangium allmählig feinkörniger, endlich fast homogen
wird, dass allmählig zahlreichere kleine Vacuolen auftreten, die end-
lich zu einer grossen verschmelzen und diese grosse ist es, welche
Kützing und Schacht für die dem Sporangium eingeschachtelte Mut-
terzelle halten. Eigentliche Zellenkerne aber fehlen durchaus. In ei-
nigen Exemplaren des Tuber aestivum fanden sich viele halberwach-
sene Sporangien mit anderer Anordnung des Inhaltes. In solchen bis
halbausgewachsener Grösse war der Inhalt ebenfalls in zwei Substan-
zen von verschiedener Lichtbreebung geschieden und die stärker
brechende bildete einen dünnen Wandbeleg. Aus eben solcher waren
sehr viele kuglige Körper gebildet im Mittelraum der Zelle, einige
mit dem Wandbeleg innig verschmolzen. Dieselben Exemplare er-
hielten auch Sporangien von gewöhnlicher Bildung mit den Vacuolen
aber in den Protoplasmaplatten Kügelchen von sehr stark lichtbre-
chendem Stoffe. Die erwachsenen Sporangien waren wie die oben
beschriebenen, allein bei längerem Liegen im Wasser quoll nicht der
Wandbeleg in ihnen auf, sondern die ganze Zelle nahm etwas, die
Vacuole viel an Grösse zu und der Wandbeleg ward dünner. Dem-
nach ordnet sich der Inhalt der Sporangien auf zwiefache Weise an
und der Inhalt der Vacuolen ist eine Lösung von grosser endosmo-
tischer Capacität. Bisweilen werden in dem homogenen Protoplasma
des Wandbelegs 2 bis 8 Anhäufungen aus das Licht weit stärker
brechenden sehr kleinen Körnchen von unregelmässiger Gestalt sicht-
bar. Oft sind diese Häufchen nicht abgegränzt, bisweilen aber ein-
geschlossen in einen scharf umgränzten Raum, der nach Behandlung
mit Jodwasser körnig und dunkel gelbbraun wird. Diese zellenför-
migen Räume sind ohne Zweifel die jungen Sporen. Auch finden
sich viele junge Sporangien, in denen die jungen Sporen ganz in der
centralen Vacuole liegen. Es folgt aus allem, dass auch in den Spo-
rangien von Tuber die freien Tochterzellen, zu deren Bildung nur
ein geringer Theil des plastischen Inhaltes der Mutterzelle verwendet
wird, in der die Wand der Zelle auskleidenden Protoplasmaschicht
sich bilden, nicht in der dünnern Flüssigkeit der Zellenmitte, in wel-
che sie erst nach ihrer Bildung hineinwandern. Alle Beobachtungen
weisen darauf hin, dass jede Spore einzeln für sich entsteht. Vor
Erreichung ihrer vollen Grösse findet man die Sporangien völlig frei,
381
ohne alle Verbindung ihrer Aussenwand mit andern Zellen des Filz-
gewebes, aus dem die Masse des Pilzes besteht. Ausgewachsene
Sporangien bleiben noch frei, aber häufig wachsen sie mit fädlichen
Zellen an. Meist setzt sich die Fadenzelle in der Scheitelgegend an,
oft auch seitlich, aber nie in der Nähe des Anheftungspunktes des
Sporangium an die Stielzelle. Die Fadenzellen sind sehr dünn, äus-
serst zartwandig, sind seitliche Sprossungen derjenigen Zellenreihen
im Pilzgewebe, deren letzte Enden die Sporangien darstellen. Sie
entspringen von diesen Zellenreihen aus den von dem Sporangium zu
dritt und zu viert rückwärts gelegenen Gliederzellen. Oft entspringt
unterhalb eines weit ausgebildeten, braun gefärbte Sporen enthalten-
den Sporangium ein solcher Seitenast, der zu einem benachbarten
jüngern Sporangium hingebogen und mit dessen Aussenfläche ver-
wachsen ist. Die Verwachsung ist eine feste. Oft zeigt der Zellfa-
den nahe seiner Anheftungsstelle kurze breite Seitenzweige, die an-
geschwollen ebenfalls mit dem Sporangium verwachsen. Querscheide-
wände trennen die Enden des Fadens von dessen Hohlräumen ab und
diese Endzellen enthalten meist eine das Licht stark brechende homo-
gene glänzende Substanz, bisweilen aber auch feinkörnigen Schleim.
— Es liegt nah, dass diese mit dem Sporangium der Trüffel verwach-
senden Fadenzellen die gleiche Bedeutung haben, wie die Sprossungen
der das Oogonium tragenden Zelle von Saprolegnia monoica, deren
durch Scheidewände sich abgliedernde Enden zu Antheridien werden.
Lässt sich doch auch wo der Faden ansitzt eine die Wandung des
Sporangium durchsetzende enge Oeffnung nachweisen, aber nie setzt
die Fadenzelle in das Innere des Sporangiums fort und nie werden
in diesem sich bewegende Körper beobachtet. An-jüngeren Sporan-
gien ohne Fadenzellen beobachtete H. scharf umgränzte dünne Stellen
auf der Zellhaut, die aber stets geschlossen waren. An halbreifen
und reifen Sporangien vermisst man die angewachsenen Enden der
Fadenzelle nur sehr selten, oft sieht man deren mehre. In den meis-
ten Fällen, wo eine oder mehre der jungen Sporen eine scharf und
von Doppellinien umschriebene Membran zeigen, konnte H. die der
Aussenfläche des Sporangium angewachsenen Enden von solchen Fa-
denzellen mit aller Bestimmtheit nachweisen. Die von so beschaffe-
nen Membranen umkleideten Sporen besitzen häufig einen dem des
Sporangium ganz ähnlichen Wandbeleg, welcher eine excentrische
Vacuole einschliesst, in der ein Haufen scharf gezeichneter Körper-
chen liegt, das Ganze täuschend ähnlich einer Zelle mit grossem Kern
mit Kernkörperchen. Bei längerm Liegen der jüngern Sporen im
Wasser schwillt die Zellhaut um mehr als das Doppelte auf, der
Wandbeleg entfernt sich allmählig weiter von dem Körnerhaufen und
dem Inhalte fehlt nun deutlich jede eigenthümliche Umgränzung.
Bald nach dem Auftreten einer doppelt conturirten Membran um die
Sporen wird meist die früher so scharfe Sonderung des Inhaltes der
Mutterzelle im Wandbeleg der Vacuole minder deutlich oft bis zum
völligen Verschwinden der scharfen Gränze, bisweilen auch der Art,
XV. 1860. 27
382
dass mehre Vacuolen auftreten. Wenn bei vorgerückter Ausbildung
der Sporen die Trennung des Sporangieninhaltes in Wandbeleg und
Vacuole noch besteht: so liegen die jüngern Sporen stets in der Va-
cuole. In der Wand der jungen Spore lassen sich zwei verschieden
lichtbrechende Schichten erkennen. Die Netzleisten der äussern die-
ser Häute treten als schwache Hervorragungen auf, wenn die Spore
ungefähr 2/3 der reifen Grösse erreichte. Die Körnchen im Innern
erweisen sich jetzt deutlich als Oeltropfen. Die braune Färbung der
reifenden Sporen zeigt sich zuerst an der Oberfläche der Oeltropfen
und verbreitet sich später auf die äussere Sporenhaut. Nicht allein
dass die Sporen sehr ungleichzeitig sich entwickeln, häufig schlagen
auch bereits entwickelte fehl. — (Zbend. 214—225.)
Koch, Blendlinge der Spiraeen. — Die Zahl der Spier-
sträucher und die Art ihrer Verwendung in unsern Gärten ist eine
sehr manichfache. Spiraea acutifolia blüht zuerst, dann folgen cana,
cerenata, hypericifolia, die grössere prunifolia, dann oblongifolia, cha-
maedrifolia, cantoniensis, ulmifolia, ferner triloba und thalietroides;
nun kommen die weiss- und rothblühenden aus China und dem Hima-
laya Sp. bella, expansa, vaccinifolia, canescens u. a., dann salicifolia,
Douglasi, callosa, ziemlich zuletzt die schöne Sp. ariaefolia, sorbifolia
und Lindleyana. Die meisten blühen weiss, einige roth., Zu den
rothen gehört die neuerdings durch Fortune aus China in unsere
Gärten eingeführte Sp. callosa, welche Planchon Sp. Fortunei nennt.
Sie friert im Winter bis zur Wurzel ab und treibt im Frühjahr neue
Blühtenstengel, bildet auch sehr leicht Blendlinge mit andern Arten.
So mit Sp. Douglasi die als Sp. Sanssouciana beschriebene Form,
welche Hooker als neu Sp. Nobleana beschrieb. Ein andrer Blend-
ling beider Arten in Sanssouci, der schönste von allen ist als Sp. pa-
chystachys beschrieben , ähnelt sehr Sp. Sanssouciana, hat aber eine
zwei- und mehrfach zusammengesetzte und kurz pyramidenförmige
Doldentraube und keine Rispe. Gerade am Ende der Aeste stehen 5
bis 8 Zweige, alle fast blattlos und mit Doldentrauben endigend.
Andere Blendlinge entstanden aus Sp. callosa mit expansa und lati-
folia, der mit letzterer heisst Sp. Billiardii. Ihm nah steht Sp. exi-
mia, oder californica, welche vielleicht gar nicht verschieden ist. An-
dere erinnern bald an Sp. callosa bald an latifolia, an letztere Sp.
bethlehemsis rubra, die nur schärfere Blattzähne hat und von Sp. cal-
losa die Farbe der Blühten und die mehr graugrüne: Unterfläche der
Blätter besitzt. Die zufällig entstandene Sp. callosolatifolia steht der
Sp. callosa näher. An sie schliesst sich Sp. Regelana an. Die dritte
Formenreihe bildet Sp. callosa mit expansa, nämlich die Sp. expansa
rubra und die expansa hybrida. Erstere unterscheidet sich von exi-
mia durch mehr spitz zulaufende Blätter, letztere durch röthere und
kleinere Blühten. Die von Frankreich aus verbreitete Sp. speciosa
ist die längst bekannte Sp. hyperieifolia L. und die Sp. flagelliformis
die ebenfalls schon früher cultivirte Sp. canescens Don. — (Wochen-
schrift f. Gärt. Pflanzenk. Nr. 28. 8. 217—218.)
3833
Koch, der Baum der türkischen Pfeifenröhre. — In
der Türkei und im ganzen Oriente werden die türkischen Pfeifenröhre
hoch bezahlt. Bei uns glaubte man, dass im Oriente gut gewachsene
Sprösslinge der gewöhnlichen Weichsel, Prunus Mahaleb, dazu benutzt
würden, allein K. fand, dass die Türken eine Kirschenart ohne allen
Geruch dazu benutzen und diesen erst durch Rosenwasser erzeugen,
in das sie die Röhre legen. Im pontischen Gebirge wächst in 5000‘
Höhe eine Kirschenart mit kleinen bitterlichen Früchten, gleicht im
Habitus unsrer Vogelkirsche, Prunus avium sylvestris. Nach K.s An-
sicht brachte Eukull nicht die Sauerkirsche nach Rom, sondern die
Süsskirsche, welche jetzt noch in jenen Gegenden Kiras heisst. In
den niedrigen Thälern der N-Küste Kleinasiens zumal in den Wäldern
nahe bei Kerasunt und bis zum Ausflusse des Tschoruk wird die
Süsskirsche Prunus avium allgemein cultivirt und bildet Bäume von
bedeutender Grösse. Davon fertigt man die Pfeifenröhre. In den
Gebirgen der europäischen Türkei wächst eine andere Kirschenart,
deren geruchloses Holz gleichfalls zu Pfeifenröhren verwendet wird.
Nach Flach haben in jenen Gegenden der Antip oder die türkische
Gebirgsweichsel ohne Geruch und der ächte Jasmin (Jasminum offi-
cinale) als Pfeifenröhre den höchsten Werth, doch sind auch Philadel-
phus coronarius, Staphylea pinnata, Ulmus suberosa, Prunus mahaleb
und Prunus avium sylvestris beliebt. Ein schöner Antip von 6‘ Länge
und 1° Dicke wird in der Moldau mit 5—8 Dukaten bezahlt, dazu
kommt noch ein Bernsteinaufsatz im Werth von 20 — 150 Dukaten.
Der Adel und höhere Bürgerstand, zumal die Damen rauchen aus
sehr luxuriösen Pfeifen, welche ausser dem Bernstein noch kostbare
Steine als Garnitur enthalten und 600—800 Thaler kosten. Die meis-
ten Damen nehmen auf Fussreisen und auf Wagenpromenaden und
bei gewöhnlichen Visiten ihren Tabacksbedarf mit, lieben aber neben
der Pfeife auch Cigarren. Es gehört in Gesellschaft zum guten Ton,
dass die jungen und unverheiratheten Damen kleine Cigarren erst
anrauchen und dann den Gästen präsentiren. — (Ebda. Nr.25, $. 199.)
Starke, über kropfartige Auftreibungen an den Ge-
wächsen. — Die abnormen Witterungsverhältnisse der letzten Jahre
erzeugten eine allgemeine Vermehrung aller dem Land- und Garten-
bau schädlichen Insekten, welche Missbildungen durch ihre Eier und
Brut veranlassten, der schnelle Witterungswechsel begünstigte Rost
und Mehlthau und andere Abnormitäten. Im vorigen Jahre hatten
zumal die Kohlgewächse viel zu leiden. Bald nach dem Pflanzen
zeigte sich schon der Kopfkohl, Blumenkohl, Winterkohl und die
Kohlrüben kränklich und die Krankheit steigerte sich schnell bis zum
Eingehen der Pflanzen. An ihren Wurzeln bemerkte man bedeutende
kropfartige Auftreibungen, die stärkste an der Hauptwurzel, kleinere
an den Nebenwurzeln. In den frischen Auftreibungen waren keine
Insekten, aber an den in Fäulniss übergegangenen Stellen wimmelte
es von Maden und Puppen, man sah auch die ausgefressenen Gänge
darin und zwar war es die Made der Kohlfliege, Anthomyia Brassi-
27*
384
cae, die in den meisten Fällen die Auftreibung selbst veranlasst hat.
Die Fliege legt ihre Eier an die Wurzel der Pflanze und die aus-
schlüpfenden Larven fressen sich in diese ein, verlassen nach einigen
Wochen die Wurzel wieder, um sich in der Erde zu verpuppen. Ver-
tilgungsmittel sind nicht möglich, alle vorgeschlagenen Mittel fand
St. erfolglos. Man reisse die kränkelnden Pflanzen sofort aus, um
wenigstens die neuen Generationen der Fliege zu verhindern. Bei
Kohlrüben und Runkelrüben kommen kropfartige Auswüchse bis Faust-
grösse vor ohne Spur von Insekten. Die Anschwellung besteht aus
einer Masse stark verdickter, vielfach und unregelmässig gebogener
und verzweigter Gefässbündel. Die Bildung ist analog der Flaser-
bildung und der Wassersucht vieler Holzarten. Erstere wird dadurch
bedingt, dass eine Verletzung der Wurzeln Seitentriebe veranlasst
und diese immer erneuert und vermehrt aber nie wirklich ausgebildet
werden. Die Prosenchymzellen in der Holzrinde und der äussern
Schale der Rüben.und Kartoffeln und die darunter liegenden Gefäss-
bündel häufen sich an und es entstehen Astknoten, welche das FIa-
serholz bilden. Die Wassersucht erfolgt nach übergrosser Feuch-
tigkeit, bei zu kräftiger Nahrung, Mangel an Licht und Luft. An
Blättern, Stengeln, Knospen und Früchten erzeugen häufig wieder
Insekten Missbildungen, meist sind es Gallwespen, Gallmücken und
Blattläuse, die ihre Eier hineinlegen und als Larven in den Aus-
wüchsen leben. Die Taschen der Pflaumenbäume erzeugt Aphis bur-
saria, deren Eier mit den von A. Pruni an den jungen Zweigen und
Knospen sich finden. Sobald die Pflaumen blühen, schlüpfen die
Jungen aus und kriechen auf die Fruchtknoten der Blühten, wo sie
nun lebendige Junge gebären. Die Früchte schwellen nun zu Taschen
auf. Verf. gedenkt noch der Auswüchse an wilden Rosen durch Cy-
nips Rosae, solcher an Weiden und Spiräen und die am Raps durch
Ceutorhynchus napi. — Fintelmann hält die Kohlfliege für ganz un
schuldig an der Verkropfung und erklärt dieselbe für eine Wucherung
des Zellgewebes. — (Ebenda Nr. 23 8. 177—180.)
G. Engelmann, generis Cuscutae species secundum
ordinem systematicum dispositae. Berolini 1860. 80, —
In dieser schätzenswerthen von Alex. Braun bevorworteten kieinen
Schrift sondert Verf. die Cuscuten in 3 Gruppen, nämlich A. Cuscuta
mit 1. Eucuscuta: styli stigmatis filiformibus fere aequilongi aut
longiores aeque crassi aut crassiores, capsula regulariter eircumscissa.
2. Epistigma: stigmata subulata subsessilia, capsula transverse
. rumpens, separatione non regulariter articulata. 3. Clistococea:
styli subulati, stigmatis breviter subulatis longiores, fructus baccatus.
4. Pachystigma: stigmata cylindrica aut oblonga, stylis filiformibus
crassiora, capsula transverse rumpens. — B. Grammica mit 5. Eu-
grammica: stigmata capitata, capsula plus minus irregulariter cir-
cumseissa. 6. Clistogrammica: stigmata capitata, fructus baccatus.
7. Lobostigma: stylorum clavatorum apex.in superficie stigmatica
lobatus. — C. Monogyna mit 8. Monogynella: stigmata capitata
385
aut ovata, concreta aut distineta. 9. Callianche: stigmata conica
- aut fere subulata, corolla magna, decidua. Verf. beleuchtet nach die-
sem Entwurf 77 Arten kritisch mit Angabe der Synonymie, Literatur
und geographischen Verbreitung.
Schmidt und Müller, Nachtrag zur Flora von Gera.
— Verff. gaben Bd. XI. 215 unserer Zeitschrift den 2. Theil ihrer
Flora von Gera und vervollständigen dieselbe hier durch einen Nach-
trag, aus dem wir hier nur die Arten ohne Hinzufügung der Stand-
orte nachtragen. Sie fanden noch
Viola silvestris Lam
Polygala comosa Schk
Lychnis diurna Sib
Moehringia muscosa L
Stellaria glauca With
Malva moschata L
Vieia pisiformis L
Sorbus hybrida L
— terminalis L
Bryonia alba L
Lonicera periolymenum L
Hieracium pratense Tausch
Xanthium strumarium L
Linaria elatine Mill
Veronica longifolia L
Veronica polita Fr
— opaca Fr
Euphorbia lathyris L
Morus nigra L
Alnus incana DC
Betula pubescens Ebrh
Thuja occidentalis L
Convallaria verticillata L
Allium rotundum L
Setaria glauca Beauv
Triodia decumbens Beauv
Molinia coerulea Moeuch
Festuca pseudomyurus Soy
— bromoides Roth
— sylvatica Vill
Asplenium germanicum Weis
Polystichum spinulosum DC
Bruchia palustris Müll
Ephemerella pachycarpa Müll
Enthostodon fascicularis Müll
Buxbaumia indusiata Brid
Bryum cernuum BS
— intermedium Brid
— nutens Schreb
— crudum Schreb
Dieranum longifolium Ehh
— strietum Schleich
— montanum Hedw
— Funki Müll
— rufescens Hedw
Schistidium subsessile Brid
Barbula fallax Hedw
Orthotrichum pallens BS
— striatum Hedw
Neckera pennata Hedw
— filiformis Müll
Hypnum undulatum L
— stramineum Dick
— nitens Schreb
— Starki Brid
Scapania umbrosa NE
Jungermannia nana NE
Evernia divaricata Ach
Stereocaulon paschale Ach
Cladonia papillaria Duf
Biatora decipiens Fr
— icmadophila Fr
— sphaeroides Schaer
Lecidea sanguinaria Ach
— geographica Schaer
Parmelia caperata Ach
Endocarpon miniatum Ach
Lepra rubens Meyer
Conferva glomerata L
(Geraer naturmwiss. Jahresbericht II. 24—28.)
Zoologie. Claus, ungeschlechtliche Fortpflanzung
von Chaetogaster. — Man hat bei Myriadina, Syllis prolifera, An-
386
tolitus prolifer und Nais proboscidea die Vorgänge der Theilung und
Sprossung näher verfolgt. Die interessanteste Modifieation tritt bei
letzt genannter Art ein; nach Abgrenzung der Nais in ein Vorder-
und Hintertbier nimmt jedes zwischen beiden sich bildende Indivi-
duum ein Glied des Vorderthieres in sich auf, so dass entsprechend
der Zahl der neuen Zwischenthiere das Vorderthier an Segmenten
ärmer wird. Das ist Theilung und Sprossung zugleich: Das Mutter-
thier bildet aus einem seiner Segmente die Grundlage zu einem neuen
Individuum und integrirende Theile des Mutterthieres trennen sich,
durch Wucherung des Blastemes, durch Sprossung der Längsachse
gelangt aber das sich differenzirende Segment zur Ausbildung und
Bedeutung eines Einzelwesens. Eine nicht minder überraschende Ge-
setzmässigkeit beobachtete Cl. an Theilungsformen eines Chaetogaster
in der Athemhöhle und den Nieren von Planorbis und Limnaeus, im
Winter aber im Freien lebend. Alle untersuchten Formen waren
geschlechtslos und zeigten sich in verschiedenen Stadien der Thei-
lung und Abschnürung. Die kleinsten waren 1!/, — 2mm lang, sind
durch eine quere Abschnürung in zwei Regionen abgegrenzt, die hin-
tere nur !/; der Körperlänge bildend. Beide Abschnitte haben nur
eine constante Zahl von Leibesringen, vorn nämlich 4, hinten anfangs
nur 3 Paare Borstenbüschel. Jeder Abschnitt entspricht einem spä-
tern Individuum. Die drei Segmente des hintern Abschnittes sind
den Leibesringen des Vorderthieres gleich, der Kopf fehlt noch.
Beide Thiere bringen in der Continuität ihres hintern Körpertheiles
die Anlage zu neuen Segmenten hervor, indem je 2 oder 3 Paare
Borstenrudimente entstehen und von der Spitze aus angelegt nach
der Basis zu allmählig auswachsen. Gleichzeitig tritt auch am Hin-
terthiere in dessen vorderer Leibespartie ein neues Paar stummelför-
miger Spitzen auf, die sich zu den Borstenbüscheln des Kopfsegmen-
tes entwickeln; die Gränze beider Individuen markirt sich nun schär-
fer, die neuen hintern Abschnitte werden grösser. Erfolgt die Tren-
nung beider Individuen: so erscheint die durch Wachsthum vergrös-
serte Individuengruppe in zwei Geschöpfe aufgelöst, von denen jedes
das beschriebene Stadium der ersten Stufe repräsentirt, obgleich das
Vorderthier bedeutend voraus ist. Meist aber unterbleibt die Tren-
nung, die Colonie wird aus 4 Individuen zusammengesetzt. Der
Grösse nach folgen sich: Vorderthier, Hinterthier, Mittelthier, Nach-
thier. Auch an letzten beiden entwickeln sich bald die Kopfsegmente,
es entstehen die Anlagen zu neuen Individuen in den hintern Theilen
der 4 Einzelthiere ganz auf dieselbe Weise wie am einfachen, auch
sie wachsen zu kopflosen Thieren aus. Theilt sich jetzt die Colonie
von dem ursprünglichen Hinterthiere: so entstehen zwei Individuen-
gruppen der zweiten Stufe, jede eine aus 4 Thieren zusammenge-
setzte Colonie mit dem bestimmten Gränzverhältniss der Einzelthiere
darstellend. Oft bleibt auch jetzt noch die complicirte Kette im Zu-
sammenhang und entwickelt sich nach demselben Gesetze zu einer
nochmals höhern Stufe, während die 4 jungen Individuen, welche mit 2
387
6, 4, 8 bezeichnet werden, Kopfsegmente erzeugen, bilden alle 8 Re-
gionen neue Anlagen zu Einzelthieren, welche nach dem Grössever-
hältniss ihrer Vorderthiere auswachsen. Es entsteht eine Kette
von 16 Einzelthieren. Cl. stellt eine mathematische Formel für die-
sen Wachsthumsprocess auf. — (Würzburger naturw. Zeitschr. 1.
36—40.)
Haeckel, die Augen und Nerven der Seesterne —H.
fand in den rothen Augenpunkten der Seesterne endlich den vielbe-
zweifelten lichtbrechenden Körper und stellt dieselben sogar zu den
zusammengesetzten Augen. Das Seesternauge ist ein halbeylindrischer
Bulbus, der mit ebner Basis auf einem Polster an der Unterseite der
Armspitze angewachsen ist, welches von der Innenseite her von ei-
nem keilförmig verbreiterten, in der Ambulacralfurche gelegenen und
den Sehnerv enthaltenden Stiel umfasst wird. Die convexe Oberfläche
des Bulbus ist von einer einfachen Cornea überzogen, aus klein zel-
ligem Pflasterepitel und einer homogenen Cuticula bestehend. Der
planconvexe Bulbus zerfällt in eine innere homogene feinkörnige
Markschicht und eine äussere Rindenzone, in welcher 80—200 kegel-
förmige Einzeiaugen sitzen, die mit ihren Achsen gegen einen ge-
meinsamen Mittelpunkt gerichtet sind. Jedes Einzelauge erscheint
als ein rother Pigmentkegel, in dessen Basis eine kuglige Linse ein-
gebettet ist, während die nach innen gerichtete Spitze auf dem ver-
muthlichen Ganglium opticum ruht. Bei Asteropecten aurantiacus
liegt der rothe Augenpunkt in einer Vertiefung versteckt, kann aber
beim Kriechen nach aussen geschoben werden. Verf. beschreibt den
blosgelegten Bulbus. Das Polster ist von einem Wall umringt, auf
welchem Stacheln und Ambulacren stehen zum Schutze des Bulbus.
Nach Abhebung der Cornea durch Chromsäure hat die Oberfläche
ganz das facettirte Ansehen der Insektenaugen; 100 Einzelaugen, je-
des bestehend aus einem Pigmentkegel von 0,05—0,008 mit deutlicher
Linse und trichterförmig um die Spitze verbreitertem Ende des Seh-
nerven. Die Linse ist kugelrund, glashell,. strueturlos. Das Auge von
Asterocanthion glacialis ist grösser und leichter isolirbar, ebenfalls
von einem Kranz violetter Stacheln und orangerother Ambulacren
umgeben. Das Auge ist länglich rund, in der Mitte bisquitförmig
eingeschnürt, auf einem halbkugligen Polster ruhend. Der Bulbus
besteht aus 150—200 Einzelaugen, von der gemeinsamen Cornea über-
zogen. Verf. beschreibt ihre feinere Struktur und auch noch die Au-
gen von Asteriscus verruculatus. In den Nerven der Seesterne ge-
lang es, Ganglienzellen und Primitivröhren nachzuweisen. — (Zeitschr.
f: wiss. Zool. X. 183—189. Tf. 11.)
R. Kaiser, Lebensweise des Lärchenfalters, Tinea
laricella Hbr. — Ratzeburg konnte in seinen Forstinsekten die
Lebensweise dieses schädlichen und gefährlichen Insektes noch nicht
aufklären, WVerf.’s Beobachtungen geben darüber Aufschluss. Die
Larve ist nach Verschwinden der Schneedecke (Mitte April) 11/5‘
lang, braungelb, schwarzköpfig und steckt in einem an beiden Enden
388
offenen cylindrischen Gehäuse, das sie schon im Herbst aus einer
Lärchennadel sich bildete und stets mit sich trägt. Sie frisst fort-
während und wächst sehr schnell. Das kleine Gehäuse vergrössert
sie durch neuen Anbau. Sie frisst die Nadeln in der Mitte an und
deren Inneres soweit aus als sie hineinkommen kann. Die Nadeln
werden dann gelb und röthlich. Endlich kriecht die Larve hin und
her und lässt sich an einem langen Seidenfaden an den Boden hinab
und hebt sich wieder. Dann verpuppt sie sich meist an Zweigen
und Nadeln oder auch unter der Rinde des Stammes. Dabei befestigt
sie ihre Wohnung mit dem einen Ende an der Nadel und verschliesst
das andere lose. Vom 20. Mai bis 10. Juni hängt die Puppe still,
dann schlüpft der Falter aus und schwärmt Mitte Juni millionen-
weise an den Lärchen. Nach der Paarung sterben die Männchen
alsbald und die Weibchen setzen ihre gelblichen Eier an den neuen
Nadeln ab, welche die Gefrässigkeit der Raupen verschont hat. Man
erkennt die Eier kaum mit blossen Augen. Bis Mitte Juli werden
dieselben grau und’: schrumpfen ein, die Raupen sind schon ausge-
schlüpft und haben sich in die Nadeln eingefressen. Hier fressen die
mieroskopisch kleinen Thierchen Gänge, wachsen bis Mitte August
zu 0,2‘ Länge heran und bis Anfang September zu 0,7‘. Bald dar-
auf fressen sie eine Nadel zur Wohnung aus und beissen dieselbe
ab, um sie mit sich zu schleppen. Um Michaelis hängen sie sich
in zahlloser Menge wie Eiskrystalle an die Nadeln, dann erkennt
man sie am besten. An kalten Octobertagen marschiren sie wieder
unruhig umher und beziehen meist unter der Rinde Winterquartier
oder heften sich wohl verwahrt an der Spitze der Zweige fest. Hier
halten sie Winterschlaf. Mitte April erwachen sie und fallen nun
mit grosser Gier über die Nadeln her. Eine Auswahl unter den
Bäumen treffen sie nicht, sondern fressen an jung und alt. — (Jahrb.
kärntner Landesmus. 1859. IV. 90—98.)
Kolenati, Monographie der europäischen Chirop-
teren. — Nach Aufzählung aller einschläglichen Literatur verbreitet
sich Verf. über den Fang und die Lebensweise, die Untersuchung
ihrer Parasiten, deren Aufbewahrung, über den Aufenthalt, die geo-
graphische Verbreitung, ihre öconomische Bedeutung, ihr fossiles
Vorkommen und gibt dann eine synoptische Uebersicht der europäi-
schen Arten. Als solche werden dann ausführlich beschrieben: Cate-
orus serotinus, Meteorus Nilsoni, discolor, Savii, Hypsugo maurus,
Krascheninikovi, Nanntıgo Nathusi, ursula, marginatus, Kuhli, pipi-
strellus, minutissimus, Panugo Leisleri, noctula, Amblyotus atratus,
Brachyotus mystacinus, Daubentoni, Capacinii, dasycnemus, Isothus
Nattereri, ciliatus, Myotus Bechsteini, murinus, Miniopterus Schrei-
bersi, Plecotus auritus, Dysopes Cestonii, Synotus barbastellus, Rhi-
nolophus hipposideros, ferrum equinum, clivosus, euryale. — (Jahres-
heft der mähr. schles. Gesellsch. f. Ackb. Natur- Landeskunde 1959 S.
1—158) @l.
CGorrespondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für die
Provinz Sachsen und Thüringen
Halle.
1860.
April. Mai.
—
N. mV.
Vierzehnte Generalversammlung.
Arnstadt am 29. 30. Mai.
Erste Sitzung am 29. Mai.
Vormittags 10 Uhr.
In dem freundlich bewilligten und sinnig geschmückten Saale
der Concordia versammelten sich folgende Herren zur Theilnahme
an den Verhandlungen:
Dr. E. K. Nicolai, Med.-Rath u.
Leibmedicus, Arnstadt,
Dr. A. Nicolai, pr. Arzt, Gneussen.
H. Hoschke, Realschuldir., Arnst.
A. John, Collab. a. d. Realschule,
Arnstadt.
Dr. Th. Töpfer, Lehrer, Arnst.
C. Giebel, Professor, Halle.
H. Krieghoff, Maler, Arnstadt.
H. Raman, Naturforscher, Doro-
theenthal.
E. Einert, Gymn.-Lehrer, Arnst.
Dr. Fleischack, Arzt, Arnstadt.
A. Kehl, Bürgermeister, Arnstadt.
V, Hofmann, Oberlehrer d. Math.
u. Naturw., Glauchau i. Schsn.
Hülsemann, Accessist, Arnstadt.
H. Oehler, Kaufmann, Arnstadt.
H. L. Stade, Stadteantor, Arnst.
Bärwinkel, Auditor, Arnst.
F. Osswald, Hofapotheker, Arnst.
A. Osswald, Apotheker, Arnst.
L. Wiessner, Lehrer, Arnst.
Th.Irmisch, Professor, Sondershsn.
A. Tetzner, Schuldir., Langensalze.
H. Schmidt, Conrektor, Gneussen.
H. Wiegand, Musiklehrer, Arnst.
Chr. Rausch, Rechtanwalt, Arnst.
C. E. Rauch, Consist.-Rath, Arnst.
E. Jahn, Geometer, Arnstadt.
H. Uhlworm, Professor, Arnstadt’
A. Werner, Lehrer, Arnstadt.
J. Freytag, Gärtner, Arnstadt.
W. Baer, Chemiker, Weissenfels.
H. Osswald, Dr. med., Arnstadt.
Th. Pabst, Schlrth. u. Gymn.-Dir.
Arnstadt.
A.Hallensleben, Gymn.-Prf., Arnst.
Snell, Professor, Jena.
A. Umbreit, Schullehrer, Rehestadt.
B. Kiesewetter, Kaufm., Arnstadt.
Dr. Braunhard, Professor, Arnst.
H. Kranz, Lithograph, Arnstadt.
C. Franke, Dr. med., Arnstadt.
M. Franke, Tapezierer, Arntadt.
L. Schmidt, Oeconom, Arnstadt.
H. Schaefer, Professor, Jena.
Dr. H. Sy, Naturforscher, Jena.
A. Müller, Lehrer, Arnstadt.
Drenckmann, Ober-Consist.-Rath,
Arnstadt.
C. Köhler, Kalligraph, Arnstadt.
390
C. Ebritsch, Gärtner, Arnstadt.
Chr. Stief, Kleidermacher, Arnst.
Fr. Steininger, Gärtner, Arnstadt.
C.F. Stade, Realschullehrer, Arnst.
G. E. Voelker, Kaufmann, Arnst.
G.D.Rothgeb, Conditor, München.
C. Möller, Hauptlehrer, Mühl-
hausen i. Th.
Th. Wols, Kaufmann, Arnstadt.
Aug. Franke, Buchbinder, Arnst.
Aug. Karrer, Lithogr. Arnstadt.
Fr. Karrer, Schleifer, Arnstadt.
W. Hetzer, Oberlehrer, Halle.
Wedekind, Amtsrichter a.D., Lü-
neburg.
K. Maempel, Posamentier, Arnst.
Heyne, Rentamtassist., Ichtershsn.
Chr. Rödiger, Fleischer, Arnst.
Jul. Kiesewetter, Kaufm., Arnst.
H.J. Falke, Gymn.-Lehrer, Arnst.
E. Kiesewetter, Kaufm., Brenda.
W. Rost, Stadtmusikus, Arnstadt.
Chr. Steininger, Chirurg, Arnst.
Th. Gramann, Techniker, Arnst.
H. Lucas, Apotheker, Arnstadt.
F. B. H. Maempel, Färber, Arnst.
H. Doerge, Apotheker, Arnstadt.
J. Chr. Koch, Kaufm,, Arnstadt.
Dr. Niebergall, Arzt, Arnst.
C. Hofmann, Kaufm., Arnstadt.
G. Ausfeld, Lehrer, Schnepfenthal.
Dr. E. Müller, Kanzlei- u. wirkl.
Rath, Weimar.
A. Werner, Salininspektor, Arnst.
G. A. Hoffmann, Färber, Arnst.
E. Wächter, Tischler, Arnstadt.
Friedr. Mempel, Kaufm., Arnst.
E.Keyssner, Gastw., Dorotheenthal,
K. L. Möller, Postmeister, Arnst.
Th. Zange, Lehrer, Arnstadt.
C. Caspari, stud. thl., Lipsiensis.
Dr. C. Zerrenner, Regierungs- u.
Bergrath, Gotha.
C. Falke, Rector, Arnstadt.
F. Eberhard, Lehrer, Brachwinde.
A. Eberhardt, Seminarist, Sonders-
hausen.
Fr. Emmerling, Öberbürgermei-
ster, Arnstadt
H.Fleischhack, Post-Secret., Arnst.
Jul. Schaefer, Lehrer, Arnstadt.
C. F. Mühlenderlein, Fabrikant,
Annaberg.
E. Maempel, Kaufm., Arnstadt.
V. E. Rapp, Landrath, Arnstadt.
S. Dietz, Gastwirth, Arnstadt.
H. Fischer, Bäcker, Arnstadt.
H. Vollert, K.-G.-Assessor, Arnst.
C. Spannaus, Trigonometer, Son-
dershausen.
Prüfer, Lehrer, Arnstadt.
Blumröder, Pfarrer, Martinshausen.
Hölzer, Bezirkscommissair, Arnst.
Ed. Krieger, Kammerrath, Arnst.
Hartmann, Regierungsrath, Arnst.
Ernst Maempel, Consul, Arnstadt.
Der Geschäftsführer Herr Hoschke begrüsste in einer kurzen
Ansprache die Versammlung und ersuchte bei seiner in Folge einer
längern Krankeit noch sehr angegriffenen Gesundheit Herrn Nicolai
den Vorsitz in den Sitzungen zu übernehmen. Derselbe eröffnete so-
dann, nachdem auch er das Willkommen ausgesprochen, auf das was
Arnstadt selbst der Versammlung für beide Tage bieten könnte auf-
merksam gemacht und dann Herrn Baer um Führung des Protocol-
les ersucht hatte, die Verhandlungen zunächst mit den geschäftlichen
Angelegenheiten.
Hr. Giebel erstattete folgenden Rechenschaftsbericht des Vor-
standes über die beiden Verwaltungsjahre 1858 und 1859:
Die politischen Unruhen des vorigen Jahres veranlassten den
Vorstand auf den Rath der verehrten Mitglieder in Magdeburg die
für dort anberaumte Pfingstgeneralversammlung auszusetzen und so
39
habe ich denn die Ehre der heutigen Versammlung einen zweijähri-
gen Rechenschaftsbericht vorzulegen, welcher die Jahre 1858 und 1859
oder das sechste und siebente des sächsisch-thüringischen, das zehnte
und elfte des Hallischen Vereines betrifft. Ich beginne wie üblich
mit den finanziellen Verhältnissen, welche leider in unserm diesma-
ligen Berichte die am wenigsten erfreulichen sind:
Die Baareinnahme belief sich im Jahre 1858 auf 529 — SH —
Die Baarausgabe auf 662 IE
wonach sich ein Deficit herausstellt von 133 11 ld 3 4.
Die Baareinnahme im Jahre 1859 beträgt 5 KB — MM —
Dazu an restirenden Beiträgen und Eintritts-
seldern 1858.59 5126 1), un)
also die Gesammteinnahme 601 9 — SH — 4
Die Baar-Ausgabe im J. 1859 DB nl ae
also ein Mehr von 45 2.18 Hd 9 &.
wodurch das Deficit von 1858 sich herabstelltauf 87 44 12 JH 6 d.
Dieses hohe Deficit hat in ausserordenlichen Ausgaben seinen Grund,
welche durch die lithographischen Arbeiten für den zweiten Band
unserer Quartabhandlungen und durch den Druck des zweiten Biblio-
thekskataloges veranlasst wurden. Letztere Ausgabe fällt auf eine
Reihe von Jahren ganz aus und die Quartabhandlungen erfordern im
laufenden Jahre voraussichtlich nur eine geringe Ausgabe und sollen
überdiess mit dem Schluss des zweiten Bandes auf einige Zeit sistirt
werden: so wird das Deficit sich schnell decken lassen. Hinsichtlich
der Einnahme veranlassen die Aussenstände von 126 Thalern den
Vorstand, die verehrlichen Mitglieder auf $. 13 der Vereinsstatuten
aufmerksam zu machen, welcher Pränumeration des Jahresbeitrages
bestimmt. — Aus dem Verkauf der Druckschriften an Mitglieder ha-
ben wir während der beiden letzten Jahre leider gar keine Einnahme
erzielt, und erinnern wir daran, dass die frühern Jahresberichte II—-V
1849 —52 zu 2 Thlr. und die Zeitschrift‘ Bd. I-X zu 5 Thlr. den
später eingetretenen Mitgliedern zu Gebote stehen. Eine Herabse-
tzung der Zeitschrift vom 11. Bande ab kann nicht eintreten, da wir
von diesen nur sehr wenige Exemplare auf dem Lager haben. Durch
die bedeutende Preisherabsetzung ist der Werth unseres Lagervor-
rathes trotz des Zugangs der vier Bände XI— XIV der Zeitschrift
gegen früher bedeutend erniedrigt, er stellt sich auf nur 272 Thlr.
Immerhin würde es uns möglich sein das diesmalige Defieit sofort
zu decken und zugleich auch den Druck des dritten Bandes der
Quartabhandlungen zu beginnen, wenn eben nur die Mitglieder durch
Ankauf der ihnen fehlenden Vereinsschriften zu dem eben bezeichne-
ten ermässigten Preise die Einnahme erhöhen wollten. Der Vorstand
bittet im besonderen darum, um die Mittel zu erhalten, die seit elf
Jahren fortwährend gesteigerte Publikation wissenschaftlicher Arbei-
ten, welche für die Thätigkeit des Vereines das rühmlichste Zeug-
niss geben, ununterbrochen fortsetzen zu können.
392
Die Mitgliederzahl betrug nach unserm letzten Berichte
313 wirkliche 15 correspondirende
neu aufgenommen wurden 49 “ —_ ei
ausschieden durch Tod, Versetzung aus dem Vereinsgebiete und Aus-
tritt 54 so dass sich die Zahl gegenwärtig auf 308 stellt.
Der grosse Wechsel im Mitgliederbestande erklärt sich durch
die grosse Anzahl jüngerer Mitglieder ohne feste Stellung, der Leh-
rer, Studirenden und Bergbeamten, welche meist mit dem Austritte
aus dem Vereinsgebiete auch die Mitgliedschaft aufheben, da sie nun-
mehr zu einem Jahresbeitrage von 4 Thalern verpflichtet sein würden.
Die Vereinsbibliothek erweitert sich ausschliesslich durch den
Tauschverkehr mit verwandten Gesellschaften und durch Geschenke.
Das im November 1858 ausgegebene zweite Verzeichniss zählt 1657
Nummern auf, zu welchen ausser den laufenden Fortsetzungen 113
neue Nummern hinzugekommen sind. Der Tauschverkehr wird bis
jetzt regelmässig unterhalten mit den Akademien und königlichen
Gesellschaften in Berlin, Leipzig, Göttingen, Prag, Wien, München,
Lüttich, Amsterdam, Copenhagen, Stockholm, Brüssel, London, Lyon,
Bologna, Neapel, St. Louis, New York, Boston, mit dem Smithsonian
Institution in Washington, dem Institut in Genf, ferner mit dem all-
gemein naturwissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen in Gör-
litz, Dessau, Stuttgart, Gera, Nassau, Giessen, Marburg, der Wet-
terau, Würzburg, Gera, Nürnberg, Bonn, Breslau, Pesth, Presburg,
Hermannstadt, Moskau, Mecklenburg, des Harzes, Gratz, Philadelphia,
Manchester, Edinburgh, Brünn, der Schweiz, Basel, Bern, Zürich,
Neuenburg, Chur, St. Jago, ferner mit den physicalischen Gesellschaf-
ten in Berlin und in Frankfurt, mit den geologischen in Berlin, Wien,
Brünn, Gratz, Darmstadt, London, Dublin, Melburne, der geographi-
schen Gesellschaft in Wien, dem entomologischen Vereine in Stettin,
dem zoologisch botanischen in Wien, dem zool.mineralogischenin Regens-
burg, dem Gartenbauverein in Berlin, dem Akklimatisationsvereine
in Berlin,’ dem landwirtschaftlichen der Mark und dem in Mähren,
dem Patent Office in Washington und mit dem holländischen Archiv
f. Physiologie. Den verschiedenen Instituten und Vereinen in Paris
haben wir seither unsere Schriften regelmässig zugesandt, aber auf
unser Tauschanerbieten weder Antwort noch Gegensendung erhalten!
An Geschenken sind uns z. Th. sehr werthvolle Schriften zugegan-
gen, welche im Correspondenzblatte der Zeitschrift mit dem Namen
der Geber einzeln aufgeführt worden sind. Auch die Einsendung
von Recensions-Exemplaren zur Besprechung in der Zeitschrift seitens
der Verleger hat sich in erfreulicher Weise gesteigert gegen früher,
dagegen müssen wir den schon früher ausgesprochenen Wunsch wie-
derholen, dass die Mitglieder, welche literarisch thätig sind, es nicht
versäumen möchten stets ein Exemplar ihrer Schriften auch in unsrer
Vereinsbibliothek niederzulegen. Unsere Bibliothek ist kein todter
Schatz, sie wird von vielen Mitgliedern in den ausgedehntesten Weise
benutzt und durchschnittlich stets etwa 200 Bände ausgeliehen, nur
393
müssen wir zugleich bitten bei der Entleihung das dem Bibliotheks-
kataloge vorgedruckte Reglement streng zu beachten und im beson-
dern die Bücher gut zu halten und pünctlich zurückzuliefern oder
die Verlängerung rechtzeitig zu beantragen.
Ueber das Wachsthum der übrigen Sammlungen lässt sich lei-
der Nichts Erhebliches berichten, es sind nur sehr vereinzelte Ge-
schenke für dieselben eingegangen, über welche im Correspondenz-
blatte Bericht erstattet worden ist. Geldmittel konnten für dieselben
bisher ebensowenig wie für die Erweiterung der Bibliothek aufge-
wendet werden. Das meteorologische Observatorium in Halle setzte
unter der Leitung der Hrn. Weber und Klemann die Beobachtungen
in der frühern Weise fort, von andern Orten sind uns nur durch
Hrn. Ausfeld in Schnepfent al und von Hrn. Beck in Ohrdruff mete-
orologische Jahresberichte eingesendet worden, möchten auch andere
Herren, welche Gelegenheit zu regelmässigen Beobachtungen im Ver-
einsgebiete haben, uns die Berichte darüber zugehen lassen.
Ueber die Thätigkeit der Generalversammlungen in Weimar,
Dessau und Eisenach, sowie der wöchentlichen Versammlungen in
Halle erstattete das Correspondenzblatt der Zeitschrift Bericht.
Die Zeitschrift hat ihren 11. bis 14. Band vollendet und mit
diesem Jahre ihren 15. Band begonnen. Die Beiträge zu derselben
flossen uns nicht so reichlich zu, als es die Zahl und Thätigkeit der
Mitglieder erwarten lässt. Noch immer halten trotz unsrer wieder-
holten Bitten viele Mitglieder die Einsendung ihrer Beobachtungen
und Forschungen zur Veröffentlichung in der Zeitschrift scheu zurück,
während andere ihre dem Vereinsgebiete angehörigen Untersuchungen
in auswärtige Journale schicken, ohne dem Vereine auch nur einen
kurzen Bericht darüber zukommen zu lassen. Unser Verein will
keine Akademie sein, ist auch keine naturforschende Gesellschaft in
strengem Sinne des Wortes, sondern er ist ein naturwissenschaftli-
cher Verein, der ebenso wohl die naturwissenschaftlichen Kenntnisse
verbreiten wie die Wissenschaft durch directe Forschung zu fördern
sich zur Aufgabe gestellt hat, und diese zunächst durch Berücksich-
tigung des Vereinsgebietes zu lösen sucht. Die Redaktion der Zeit-
schrift scheut keinen Aufwand an Zeit und Arbeit durch regelmässige
Berichte über die neu erschienene Literatur der Mitglieder mit den
Fortschritten der wissenschaftlichen Forschung bekannt zu machen,
aber sie hat weder die Mittel noch die Kräfte das Vereinsgebiet nach
allen Richtungen und allen Beziehungen zu erforschen, dazu bedarf
sie eben der Mitwirkung aller Mitglieder. Jede wissenschaftliche
Untersuchung, jede gelegentliche und zufällige Beobachtung, jede
Berichtigung und neuer Aufschluss erweitert unsere Kenntniss des
Vereinsgebietes und findet in der Zeitschrift Aufnahme. Nur durch
möglichst allseitige Betheiligung sichern wir unser Organ vor Ein-
seitigkeit und steigern seinen Einfluss auf die gemeinschaftliche Thä-
tigkeit und auf den Fortschritt der Wissenschaft. Von den selbstän-
dig erscheinenden Schriften über das Vereinsgebiet sowie von den
394
in andern Journalen publieirten Untersuchungen aber sollten uns die
Mitglieder wenigstens Auszüge zukommen lassen, damit unsere Zeit-
schrift zu einem vollständigen Repertorium der neuen naturwissen-
schaftlichen Literatur des Vereinsgebietes erhoben wird.
Von den Quartabhandlungen, welche die grösseren, streng wis-
senschaftlichen Arbeiten aufnehmen, konnten wir im Laufe der letzten
beiden Jahre den ersten Band vollständig abschliessen und den zwei-
ten Band dem Abschluss nahe bringen. Letztrer wird durch eine
sehr umfangsreiche Monographie der afrikanischen Dipteren von Hrn.
Loew und durch die Bearbeitung der bei Skopau und Weissenfels
gefundenen Braunkohlenpflanzen, welche Hr. Heer übernommen hat,
noch im Laufe dieses Sommers vollendet werden. In dem Vorwort
zum I. Bande geben wir eine Geschichte unseres Vereines und wer-
den dieselbe in besondern Abdrücken allen Mitgliedern zusenden. Die
Abhandlungen stehen wie bekannt sowohl einzeln wie bandweise den
Mitgliedern zu sehr ermässigten Preise durch den Vorstand zu Gebote
und geben wir darüber von Zeit zu Zeit im Correspondenzblatte der
Zeitschrift nähere Auskunft.
Zum Schlusse dieses zweijährigen Rechenschaftsberichtes ge-
statten Sie dem Geschäftsführer unseres Vereines noch eine Erklä-
rung und Bitte in Betreff der wenn auch nur vereinzelt vorgekomme-
nen Beschwerden über Nachlässigkeit in der Geschäftsführung. Die
Büreau-Geschäfte unseres Vereines haben eine solche Ausdehnung
gewonnen, dass sie in der Weise unserer amtlichen Büreaus geführt
einen Vorsteher mit zwei Unterbeamten vollauf beschäftigen würden,
es sind jährlich nahe an 2000 Briefe und monatlich 60 bis 80 Packet-
sendungen zu besorgen, dazu die Verwaltung der Kasse, die zeitrau-
bende der Bibliothek und Sammlungen, mehr denn 200 Correeturbo-
gen und die anderweitigen schwierigen Redaktionsgeschäfte. Die
pecuniären Verhältnisse des Vereines gestatteten es bisher noch nicht,
für die gewöhnlichen laufenden Geschäfte einen besoldeten Beamten
anzustellen, es liess sich auch noch nicht ermöglichen sie gleichmäs-
sig vielfach zu vertheilen, die Betheiligung der verschiedenen Vor-
standsmitglieder muss sich hauptsächlich nur auf eine leitende Auf-
sicht und berathenden Beistand beschränken, so zum grössten Theile
zu zweckmässiger und einfacherer Ausführung concentrirt wird eine
verzögerte Antwort, verzögerte Zusendung der monatlichen Hefte der
Zeitschrift oder sonstige durch Ueberhäufung der Geschäfte herbei-
geführte Nachlässigkeit wohl Entschuldigung finden. Eine erneute
Anfrage und Beschwerde über ausbleibende Sendung wird stets schleu-
nigst erledigt werden. Der Gesammtvorstand des Vereines befürchtet
nicht, dass ihm die Generalversammlung aus vereinzelten und gering-
fügigen Geschäftsstörungen ein Vorwurf gemacht werde, da schon
ein flüchtiger Vergleich der materiellen Hülfsmittel und der damit
erzielten materiellen Leistungen Zeugniss gibt, wie sehr er die In-
teressen des Vereines zu fördern bemüht ist, indem er mit einer
durchschnittlichen Jahreseinnahme von 600 Thalern die Herausgabe
395
der Zeitschrift und der Quartabhandlungen im jährlichen Kostenaufwande
von circa 1400 Thlr., die ansehnliche Erweiterung und freieste Be-
nutzung der Bibliothek, die Erhaltung und Erweiterung der Samm-
lungen und die ausgedehnten Büreaugeschäfte ermöglicht. Eine Ver-
gleichung dieser Resultate mit denen aller andern verwandten Landes-
und Localvereine wird ebensowohl dem Vorstande wie der Thätigkeit
unseres Vereines überhaupt die Anerkennung nicht versagen können.
Der Vorsitzende ersuchte die Herren Irmisch und Baer um
Prüfung der Kassenbelege und Berichterstattung in der morgenden
Sitzung und übergab darauf folgende für die Vereinsbibliothek ein-
gegangene Schriften:
1. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in
den königl. preussischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde,
redigirt von K. Koch. Berlin 1860. Nr. 1—20.
2. Sechs und dreissigster Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft
für Vaterländische Kultur. Breslau 1859. 4°.
3. Memoires de la societe des sciences naturelles de Neufchatel. Tom.
IV. Neuchatel 1859. 40,
4. Bulletin de la societe des sciences naturelles. Tom. V, 1. Neu-
chatel 1859. 80,
5. Jahresberichte der naturwissenschaftlichen Sektion der k. k. mäh-
risch-schlesischen Gesellschaft für Ackerbau, Natur- und Landes-
kunde. Jahrg. 1858. 59. Brünn 1859 u. 60. 8°.
6. Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums in Kärnthen. Heft
4. 1855. 1859. Klagenfurt 1859.
Herr Raman entwirft unter Hinweis auf seine Sammlung
in kurzen Zügen ein Bild der geognostischen Verhältnisse der un-
mittelbaren Umgegend Arnstadts (S. 325 — 229). Darauf nahm Herr
Irmisch Veranlassung von den ungemein grossen Reichthum der Arn-
städter Waldungen an Arten und Formen aus der Pflanzengattung
Sorbus dieselben nach ihrer systematischen Verwandtschaft kurz zu
schildern und schliesslich auf die Unzulässigkeit der Trennung jener
Gattung, welche die im gewöhnlichen Leben als Elsbeer- und Mehl-
beerbäume und Ebereschen bekannten Laubbäume umfasst, von der
unsere Aepfel- und Birnbäume umfassenden Gattung Pirus hinzuweisen.
Herr Baer verbreitet sich unter Verlegung von Barren, Ble-
chen und Draht in einem längern Vortrage über die Geschichte, Na-
tur und technische Bedeutung des Aluminiums.
Hr. Giebel legt ein schönes Exemplar des Hybodus major von
Hrn. Wiessner nahe bei Arnstadt gefunden sowie die lithographirte
Abbildung eines schon früher gefundenen sehr vollständigen zweiten
Exemplares von Hrn. Nicolai vor und gibt einige Erläuterungen da-
rüber. Ingleichen legt er ein von Hrn. Picard im Keuper bei
Schlotheim gefundenes Fossil vor, das bei oberflächlicher Betrachtung
täuschend der bezahnten Gaumenplatte eines Fisches aus der Fa-
milie der Pycnodonten gleicht, bei gründlicher Untersuchung sich
396
aber als Stück eines Saurierschildes ergeben hat; die Schwierigkeit
der Bestimmung gewisser Fossilreste wird näher besprochen. End-
lich charakterisirt derselbe noch eine neue Blindschlange, Onychoce-
phalus multistriatus von Banka aus der Sendung des Hrn. Deiss-
ner unter ausführlicher Beleuchtung ihres verwandtschaftlichen Ver-
hältnisses zu den übrigen Arten und des Verhaltens der Typhlopinen
überhaupt. »
Hr. Nicolai übergibt ein Verzeichniss der um Arnstadt von
ihm selbst gesammelten Käfer (S. 282—310), ferner einen von Herrn
Berger in Hildburghausen eingesendeten Aufsatz über die Verstei-
nerungen des Schaumkalkes am Thüringerwalde (S. 193) und ladet
die erste Sitzung schliessend zur Besichtigung seiner in den Neben-
zimmern aufgestellten sehr reichhaltigen Käfer- und Herrn Krieghoff’s
Schmetterlingssammlung ein.
Nach der Betrachtung dieser schönen Insektensammlungen begab
sich die Versammlung an die inzwischen hergerichtete gemeinschaft-
liche Mittagstafel und verweilte, da das sehr unfreundliche Wetter
eine Excursion ins Freie nicht gestattete, bis Anbruch des Abends in
heiterer Stimmung an derselben. Für den Abend hatte die Harmo-
niegesellschaft der Versammlung ihre Säle geöffnet und für Unter-
haltung freundlichst gesorgt.
Zweite Sitzung am 30. Mai. Vormittags 8 Uhr.
Der Vorsitzende: meldet zur Aufnahme in den Verein an die
Herren: Dr. Nicolai, Medizinalrath in Arnstadt
Dr. Töpfer in Arnstadt
Chemiker Maempel in Arnstadt
Dr. Sy in Jena
vorgeschlagen durch die Herren Hoschke, Giebel und Baer.
Herr Baer erstattet Bericht über Prüfung der Kassenbelege,
gegen die keine Einwendung zu erheben ist und Hr. Irmisch spricht
im Namen der Gesellschaft dem Vorstande den Dank aus, dass er
nun schon seit einer Reihe von Jahren die mühevolle Verwaltung des
Vereines mit grosser Umsicht geleitet und mit den geringen Mitteln
so grosse und schöne Resultate erzielt habe. Hr. Hoschke ertheilt
Namens der Versammlung Decharge für die Kassenverwaltung. — Zur
Wahl der nächsten Versammlungsorte schreitend wird einstimmig
gewählt
Magdeburg für die zweitägige Pfingstversammlung und
Zeitz für die eintägige Herbstversammlung.
Die wissenschaftlichen Verhandlungen eröffnet Hr. Giebel
mit einer kurzen Characteristik der fossilen Cystideen unter Hin-
weis auf ein schönes russisches Exemplar des gemeinen Echino-
sphaerites, den Hrn. Sack zur Vorlage mitgetheilt hat. Alsdann legt
derselbe mehre Eidechsen in Spiritusexemplaren aus der Sendung des
Hrn. Deissner auf Banka vor und charakterisirt als neue Arten
Gymnodactylus laevis, Platydactylus Deissneri, Pl. albomaculatus, Pl.
397
Burmeisteri und den merkwürdigen Pl. homalocephalus die allgemei-
nen verwandtschaftlichen Verhältnisse aller näher beleuchtend.
Hr. Wedekind weist in einem Vortrage auf die Berechtigung
und Bedeutung der ästhetischen Betrachtung der Natur hin.
Hr, Irmisch beleuchtet die naturgeschichtliche Seite einer
Reihe allgemeiner und bekannter Unkräuter, gruppirt dieselben nach
bestimmten Gesichtspunkten und weist auf die Mittel zu deren Be-
schränkung und Beseitigung hin.
Hr. Baer verbreitet sich ausführlich und unter Vorlegung ei-
niger Präparate auf die in neuester Zeit mit Erfolg angestellten Ver-
suche die kostbarsten Edelsteine künstlich darzustellen.
Hr. Hetzer schildert in einem anziehenden Vortrage die viel-
fachen Beziehungen zwischen Licht und Schall.
Nach einer kurzen Pause wird um 12 Uhr
die dritte Sitzung,
bei welcher der Saal sich mit Zuhörern füllte und auch Damen der
besondern Einladung gefolgt waren, eröffnet. Hr. Snell hält einen
längern ebenso anziehenden wie geistreichen Vortrag über die Schöp-
fung des Menschen, in welchem er zunächst die verschiedenen noch
in neuester Zeit geltend gemachten Ansichten kritisch beleuchtet und
dann die von einer allmähligen Umwandlung oder Entwicklung der
einfachen und niedern Lebensformen zu den höhern und höchsten als
die annehmbarste nachzuweisen versucht.
Hierauf schloss Hr. Nicolai die Verhandlungen mit einem
Danke für die Vorträge und lebhafte Betheiligung an der Versammlung.
Trotz der auch an diesem Tage sehr unfreundlichen Witterung
folgte ein Theil der Gesellschaft der Einladung des Herren Raman
auf die Villa Dorothea, wo dessen schöne Mineraliensammlung be-
sichtigt und ein gemeinschaftliches Mittagsessen genommen wurde. Da
das kalte Regenwetter den Aufenthalt im Freien nicht gestattete:
so eilten die auswärtigen Theilnehmer mit den Abendzügen ihrer
Heimat zu.
Die Mitwochssitzungen des Vereins in Halle fanden während
des April und Mai regelmässig Statt, jedoch wurden nur wenige Vor-
träge gehalten, die zu einer Protokollirung keinen Anlass gaben.
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Naturwiffenfhaftliche Werke
welche bei @, Bosselmann in Berlin erschienen und durch
jede Buchhandlung zu beziehen sind.
Die silurische Fauna des Unterharzes
nach Herrn Bischofs Sammlung bearbeitet
€. Giebel.
Mit 7 lithogr. Tafeln. fol. 3 Thlr.
Bericht an das kgl. Landes-Deconomie-Collegium
über die Kartoffelpfllanze und deren Krankheiten
von
Hermann Schacht.
Nach Untersuchungen, welche im Auftrage des königl.
Ministerii für landwirthschaftliche Angelegenheiten
im J. 1854 unternommen wurden.
Mit 32 color. und 80 schwarzen Abbildungen auf 10 Tfin. fol. 3 Thlr.
Flora von Nord- und Mitteldeutschland
Aug. Jarcke.
Zum Gebrauche auf Excursionen, in Schulen und beim
Selbstunterricht bearbeitet.
Fünfte Aufl. 80. 1 Thlr.
Tagesfragen aus der Haturgefchichte |
C. Giebel.
Dritte Auflage. gr. 8°. — 1 Thlr. 20 Sgr.
Diese von der Kritik allgemein rühmlichst anerkannte und schon
in erster Auflage sehr beifällig aufgenommene Schrift verbreitet sich
über folgende Gegenstände: 1. über den Werth der zoologischen Un-
terschiede der Menschenrassen; 2. die Abstammung von einem Paare;
3. die Wunderthiere der Vorwelt; 4. das Klima der frühern Schö-
pfungsperioden; 5. die Fortpflanzungsweisen im Thierreiche; 6. der
Materialismus vom zoologischen Standpunkte beleuchtet.
vurnnDINMNMnRID
Zeitschrift
für die
Gesammten Naturwissenschaften.
1860. Juni. N? VW,
Die verbesserte Messkette (Taf. I.)
von
E. Jahn.
In dem allgemein als sehr gut erachteten Lehrbuch
der Geodäsie von Barfuss wird unter andern $.170 u. folg.
(Ausgabe von 1854) auch der Gebrauch der Messkette auf
geneigtem Terrain besprochen. Der sonst in allen Opera-
tionen der niedern Feldmesskunst so erfahrene Verfasser
weiss in diesem Fall seinen Lesern jedoch ebenfalls kei-
nen andern Rath zu geben, als unter allen Verhältnissen
die Kette immer horizontal auszuspannen, nöthigenfalls
nach Verkürzung derselben. Es ist aber bekannt, mit wel-
chen Schwierigkeiten die Ausführung dieses Verfahrens
auf nur etwas stark geneigtem Boden verbunden ist, und
ebenso weiss jeder Geometer aus eigner Erfahrung nur
zu wohl, wie ungünstig alsdann, trotz aller aufgewandten
Sorgfalt und Zeit, die Resultate zu den auf der „Ebene*
erreichbaren gewöhnlich ausfallen. Es sind desshalb auch
zu allen Zeiten die denkenden Geometer bemüht gewesen,
auf Umwegen den Resultaten ihrer Arbeit jene Genauig-
keit zu verschaffen, welche das Bedürfniss oft unabweis-
bar fordert, die Kette aber nur bei ganz unverhältnissmäs-
sigem Zeitaufwand und dann doch noch nicht mit unzwei-
felhafter Sicherheit zu gewähren vermag. Meistentheils
hat man in soffhen Fällen seine Zuflucht zu ausgedehnten
Winkelmessungen genommen, früher fast immer mit dem
Messtisch ausgeführt, gegenwärtig mehr mit dem Theodo-
lith, wie dies z. B. bei den Katastermessungen im Her-
zogthum Gotha und vorzüglich dem Fürstenthum Sonders-
XV. 1860. 29
393
hausen in einer bis zur äussersten Cohsequenz getriebenen
Weise geschieht. Allein diese sogenannten Specialtriangu-
lationen sind auch keineswegs ganz unabhängig von der
Oertlichkeit, wenigstens insofern, als zur Ausführung der-.
selben das Vorhandensein eines mindestens zum grössten
Theil offenen und freien Terrains erforderlich ist. In stark
bewaldeten Gebirgen z. B. wird die Triangulation stets
nur in sehr beschränkter Weise zur Anwendung gebracht
werden können. Auf solchem Terrain ist dann der Geo-
meter von Kette und Theodolith gleich verlassen, also ge-
rade dort, wo der wenige zu ökonomischen Zwecken über-
haupt brauchhare Boden meistentheils in einem wirklich
unverhältnissmässig hohen Preis steht, und man desshalb
auch von allen Abmessungen desselben verlangt, dass sie
mit ganz besonderer Genauigkeit ausgeführt sind. Meine
Beschäftigung mit grössern, zusammenhängenden Vermes-
sungsarbeiten in einer solchen Gegend, wie der bezeichne-
ten, führte mir die hier in der niedern Feldmesskunst offen-
bar noch vorhandene Lücke leider nur zu oftin ihrem vollen
Umfang vor die Augen, trieb mich aber auch immer wieder
vom Neuen an, auf Mittel und Wege zu sinnen, welche
über die sich entgegenstellenden Schwierigkeiten hinweg
helfen konnten. So wurde ich denn schliesslich auf die
jetzt näher zu besprechende Vorrichtung an der Messkette
geführt. Seitdem sind nun sowohl von mir selbst als auch
von einem meiner Collegen mit Benutzung in solcher Weise
verbesserter Ketten umfangreiche Messungen auf Terrain
mit den verschiedensten Ansteigungen ausgeführt worden,
und überall hat sich ein so äusserst günstiges Resultat er-
geben, dass ich mich gegenwärtig wohl mit Recht von der
praktischen Brauchbarkeit der verbesserten Messkette für
vollkommen überzeugt halten darf. Dies Ergebniss war
es auch, was allein mich bewegen konnte, endlich den viel-
fachen Aufforderungen mehrer Fachgenossen und Bekannten
nachzugeben und im Folgenden zunächst efhe Entwicklung
der Principien zu veröffentlichen, auf welchen die von mir
zu dem besagten Zweck hergestellte Vorrichtung basirt.
Denn jetzt darf ich wohl hoften, dass kein Geometer jemals
Ursache haben wird, die im Ganzen doch unbedeutenden
399
Kosten für die Anschaffung des Apparats*) zu bereuen.
Ich werde mich bemühen, nachstehende Darstellung so ein-
zurichten, dass auch diejenigen Feldmesser, deren mathe-
matische Kenntnisse von geringerem Umfang sind, sich
eine ziemlich klare Einsicht in die Theorie der von mir
an der Kette angebrachten Vorrichtung erwerben Können,
ohne dass desshalb die Schärfe der Untersuchungen eine
Beeinträchtigung erleidet. Diesen doppelten Zweck hoffe
ich dadurch zu erreichen, dass ich zuerst den Gedanken-
gang, welcher mich selbst zur Auffindung genannter Ver-
besserung an der Kette führte, in seinen wesentlichen Thei-
len wiedergebe und alsdann zu den schärferen mathemati-
schen Entwicklungen übergehe. —
In Gebirgsgegenden bildet vom Gesichtspunkt des mit
der Kette messenden Geometers aus betrachtet die Erd:
oberfläche nur in seltenen Fällen eine gleichmässig geneigte
Ebene von irgend erheblicher Ausdehnung. Sehr oft ist
hier der Feldmesser kaum noch durch kunstgerechtes An-
spannen seiner Kette im Stande, dieselbe in eine solche
Lage zu bringen, dass sie in allen ihren Theilen mit der
für die Praxis erforderlichen Genauigkeit gleiche Neigung
gegen den Horizont erhält. Auf solchem Terrain ist dann
offenbar die Ausführung einer Kettenmessung nicht anders
denkbar, als durch Anwendung eines Verfahrens, welches
gestattet, jeden Kettenzug einzeln für sich auf den Hori-
zont zu reduciren. In der ausgesprochenen Allgemeinheit
wird dem praktischen Geometer sogar mit der Kenntniss
eines solchen Verfahrens noch sehr wenig gedient sein,
selbst hinlängliche Einfachheit der dabei in Anwendung
kommenden Manipulationen und etwaigen Rechnungsopera-
tionen vorausgesetzt; um mit Bequemlichkeit auch die ver-
Schiedenen unterwegs auftretenden Details einmessen zu
können, muss das zur Anwendung zu bringende Reductions-
verfahren ausserdem noch von solcher Beschaffenheit sein,
dass der Geometer überall im Stande ist, jede mit der
Kette zu messende Linie sofort und ohne besondere
*) Zwei dergleichen Vorrichtung, geeignet zum Anbringen an
jede gewöhnliche Kette, hat mir der Hofmechanikus Ausfeld zu Go-
tha um den Preis von 14 Thlr. pro Stück sehr gut geliefert.
29 *
400
Schwierigkeiten zum Wenigsten in Stücke zu zerle-
gen, deren Horizontalprojectionen genau der Länge eines
Kettenzuges gleich sind. Zur Erreichung dieses Zweckes
gibt es aber nur zwei Wege. Entweder man misst, wie
bisher fast ausschliesslich geschehen ist, unbekümmert um
die jedesmalige Neigung des Bodens mit der Kette, nöthi-
genfalls nach Verkürzung derselben, stets in horizontaler
Richtung fort oder man bringt die Kette in eine der eben
vorliegenden Neigung des Bodens möglichst entsprechende
Lage und bestimmt gleichzeitig den so erhaltenen Nei-
gungswinkel der Kette gegen den Horizont,*) was sowohl
durch directes Messen dieses Winkels als auch auf irgend
eine andere mehr indirecte Weise geschehen kann. Bei
Anwendung dieses letzteren Verfahrens lässt sich alsdann
aus den dabei gewonnenen Elementen die jeder einzelnen,
in schiefer Richtung abgemessenen Kettenlänge zugehörige
Horizontalprojection berechnen und also auch angeben,
wie viel zu derselben noch zuzusetzen ist, damit sie genau
gleich einem Kettenzug wird; die Berichtigung aber kannin
keinem Fall mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein,
da das anzusetzende Stück im Verhältniss zur ganzen in
Betracht kommenden Länge immer nur kurz sein wird,
während die Grösse dieses Ansatzstückes sich jederzeit aus
einem für diesen Zweck besonders aufgestellten einfachen
Täfelchen bequem entnehmen lässt, sobald nur die nöthigen
Elemente bekannt sind. Die Hauptschwierigkeit für. ‚die
Anwendung des zweiten Verfahrens liegt deshalb offenbar
in der Bestimmung der erwähnten Elemente. Einen Nei-
gungswinkel zu messen, sei es direct oder indirect, ‚gibt
es allerdings Mittel und Wege genug, allein soll das an-
*) Bei der Würtembergischen Landesvermessung, wo zu den
direeten Längenmessungen fast ausschliesslich nur Maasstäbe benutzt
worden sind, hat man die Seiten der Hauptpolygone in den Gebirgs-
theilen dadurch mit grösserer Genauigkeit zu erhalten gesucht, dass
die Neigung jedes einzelnen Maasstabes gegen den Horizont noch
besonders mit einer Art. Setzwage gemessen wurde. Das; erlangte
Resultat ist jedoch nicht bekannt gemacht worden, wie überhaupt
sich bezüglich der Anwendung von Maasstäben statt der Kette in dem
betreffenden Werke von Kohler bestimmte Zahlenangaben über die
durchschnittlich erlangte Genauigkeit nicht vorfinden.
401
zuwendende Verfahren für den vorliegenden Zweck wirk-
lich praktisch brauchbar sein, so müssen die dabei in An-
wendung kommenden Manipulationen sehr einfach und wo
möglich von gewöhnlichen Arbeitern leicht zu erlernen
sein. Sind ausserdem noch besondere Instrumente dazu
erforderlich, so werden diese nur dann eine wirklich Vor-
theil bringende Verwendung gestatten, wenn sie bei äusserst
dauerhafter Construction dennoch leicht transportabel und
bequem zu handhaben sind. Ob und wie weit es nun aber
möglich ist, diese Bedingungen zu erfüllen, hängt offenbar
ganz wesentlich von der Beschaffenheit der Instrumente
und Methoden ab, welche überhaupt zur Bestimmung eines
Neigungswinkels dienen können. Es wird desshalb nöthig
sein, die bekannten hierher gehörigen Instrumente einer
Prüfung zu unterwerfen und dabei zuzusehen, ob sich eins
darunter befindet, welches den gemachten Anforderungen
entspricht, oder wenn dies nicht der Fall sein sollte, ob
sich wenigstens einem der betrachteten eine solche Ein-
richtung geben lässt, dass es alsdann für den angestrebten
Zweck brauchbar erscheint.
Von den verschiedenen Instrumenten, welche zum di-
recten Messen des Neigungswinkels einer Linie mit dem
Horizont dienen, ist bei verhältnissmässiger bedeutender
Genauigkeit das einfachste Schmalkalters Patenthöhenmes-
ser. — Trotz verschiedener unläugbarer Vorzüge dieses
Instrumentes für den vorliegenden Zweck dürfte es aber
doch wohl wegen der dabei nicht zu umgehenden feinern
Ablesung, welche nur selten von einem gewöhnlichen Ar-
beiter ordentlich erlernt werden würde, sich zu dem beab-
sichtigten Zweck nicht recht eignen. — Von den Instru-
menten der andern Art, bei welchen die Sehaxe einen
festen Winkel mit dem Horizont bildet — nach der ge-
wöhnlichen Construction soll sie sogar genau mit demsel-
ben zusammenfallen — besitzen wir zwar eine sehr grosse
Anzahl ganz einfach construirter, allein die Mehrzahl der-
selben ist nicht denkbar ohne eine Flüssigkeit, deren Ver-
wendung für die Zwecke des Instruments nur in einer Weise
möglich ist, dass der Gebrauch des Instruments: immer be-
deutende Vorsicht in irgend einer Hinsicht verlangt, wenn
402
dasselbe in einem seinem Zweck entsprechenden Zustande
bleiben soll. Aus diesem Grunde eignen sie sich aber offenbar
auch sämmtlich nicht dazu, um gewöhnlichen Kettenziehern
zur Benutzung überlassen zu werden. — Nach Zurückstel-
lung so vieler Instrumente als unbrauchbar bleiben uns
jetzt eigentlich nur noch zwei zur Auswahl übrig, die Setz-
wage und die Pendelwage.”) Beide beruhen auf demselben
Princip und unterscheiden sich nur dadurch, dass bei jener
blos ein Theil des Instrumentes frei schwingen kann, wäh-
rend hier die ganze Masse des Instrumentes schwingt. Es
ist deshalb bei letzterer auch ein Beobachten einzelner
Theile des Instrumentes unabhängig von einander nicht
nöthig und also der Gebrauch desselben jedenfalls einfa-
cher. Aus diesem Grunde betrachten wir uns zunächst das
letzte Instrument näher.
Zur Pendelwage gehört vor allen Dingen ein Stativ.
Hierzu lässt sich aber jeder Kettenstab leicht herrichten ;
man braucht nur das als Träger der eigentlichen Pendel-
wage dienende Metallstück an demselben festzuschrauben.
Was wird nun freilich in den derben Händen der Ketten-
zieher aus der feinen stählernen Schneide werden, welche
sich auf sorgfältig polirter Pfanne bewegt und aus den zer-
brechlichen Dioptern zum genauen Ablesen? Es sind dies
Einwürfe, welche allerdings Berücksichtigung verdienen, in-
dess doch noch nicht wichtig genug, um uns durch diesel-
ben ohne Weiteres abschrecken zu lassen. Vielleicht, dass
wir für unsern Zweck diese Theile gar nicht in der hier
stillschweigend vorausgesetzten Feinheit nöthig haben.
Denn angenommen, wir benutzten die Pendelwage bei dem
Bergabmessen und hätten sie deshalb an dem hintern Ket-
tenstab angebracht, während der vordere Kettenzieher ne-
ben seinem Kettenstab die bekannte Nivellirlatte zum Selbst-
ablesen auf die Kette hält, so gibt alsdann die in gewöhn-
licher Weise construirte Pendelwage an, um wie viel Theile
der Latte sich das vordere Kettenende tiefer befindet als
die Sehaxe des Instruments. Der Fehler aber, den wir da-
*) Zum Nachlesen über die bezeichneten Instrumente kann
„Schneitler, Instrumente und Werkzeuge, Leipzig, Teubner“ mit Recht
empfohlen werden.
403
durch begehen, dass wir die Kette in schiefer, anstatt in
horizontaler Richtung ausspannen, kann, wie eine ganz ober-
flächliche Ueberlegung des hierbei in Betracht kommenden
mathematischen Problems zeigt, offenbar bei. Weitem nicht
so viel betragen, als die abgelesene Lattenhöhe, selbst dann
nicht, wenn die Höhe in Abzug gebracht wird, um welche
sich die Sehaxe des Instruments über dem hintern Ketten-
ende während des Ablesens befunden hat. Mithin lässt
sich erwarten, dass für unsere Zwecke auch schon weniger
genaue Angaben des Instruments genügen und dies um so
mehr, da bei der Horizontalmessung überhaupt keine so
kleinen Theile unterschieden werden, als es gewöhnlich beim
Nivelliren geschieht. Ist dies aber der Fall, so sind wir
auch zu der Hoffnung berechtigt, dass uns die Pendelwage
selbst dann noch ausreichend genaue Resultate liefern wird,
wenn jene feinen Theile derselben durch andere ersetzt
werden, welche der rauhen Behandlung durch die Ketten-
zieher den entsprechenden Widerstand leisten, überhaupt
wenn das ganze Instrument ein wenig compendiöser und
dauerhafter eingerichtet wird, und wir hätten somit das
Prineip gefunden, auf Grund dessen sich ein Instrument an-
fertigen lässt, welches den oben aufgestellten Anforderun-
gen zu genügen verspricht.
Mit dem Instrument allein ist nun freilich in dem vor-
liegenden Fall noch nicht Alles abgethan. Es gehört, wie
sehon angedeutet worden ist, zu demselben auch eine Ni-
vellirlatte zum Selbstablesen. Es fragt sich aber, ob wir
beim Gebrauch des Instruments auf sehr stark abfallendem
Terrain nicht in die Lage kommen, eine getheilte Latte
von solcher Länge in Anwendung bringen zu müssen, dass
Handhabung und Transport derselben gleich unbequem sind.
Bei der gewöhnlichen Construction der Pendelwage, wo die
Richtung der Sehaxe horizontal genommen ist, stände dies
jedenfalls zu erwarten. Da manjedoch dieser Sehaxe eben-
so gut auch jede andere feste Neigung gegen den Horizont
geben kann, so lässt sich wohl mit Sicherheit annehmen,
dass der Beseitigung des eben erwähnten Uebelstandes sich
keine unüberwindlichen Hindernisse entgegenstellen werden.
Allerdings wird die endgiltige Entscheidung über die Grösse
404
dieses fraglichen Neigungswinkels, zumal wenn mit der
zu treffenden Wahl auch der grösstmöglichste praktische
Vortheil verbunden sein soll, durchaus einer strengern
mathematischen Untersuchung vorbehalten bleiben müs-
sen. Diese wird dann gleichzeitig auch lehren, ob mit der
Annahme eines einzigen festen Neigungswinkels für die
Sehaxe durchzukommen ist oder ob das Instrument so ein-
gerichtet werden muss, dass dieser Neigungswinkel für
sehr stark abfallendes Terrain anders genommen werden
kann, als für eine nur wenig geneigte Fläche. Im letztern
Falle würde dann freilich noch eine Vorrichtung anzubrin-
gen sein, welche es möglich macht, den Unterstützungs-
punkt des Instruments mit Bequemlichkeit an verschiede-
denen Stellen desselben zu nehmen, je nachdem es das
Bedürfniss erfordert. Unter allen Umständen dürfen wir
aber hoffen — und das ist an dieser Stelle das Wichtigste
für uns — auch über den Uebelstand, welchen eine allzu-
lange Nivellirlatte unabwendbar für den bequemen Gebrauch
derselben haben würde, glücklich hinwegzukommen.
Nach den vorstehenden Betrachtungen unterliegt es
also wohl kaum noch einem Zweifel, dass die Pendelwage,
wenigstens dem Prineip nach, vor allen andern Instrumen-
ten ganz besonders geeignet erscheint, um mittelst dersel-
ben die oben (p. 400) erwähnten Elemente zur Reduction
schiefgemessener Längen auf den Horizont in einer, allen
praktischen Anforderungen entsprechenden Weise zu bestim-
men. Sind aber einmal diese Elemente gewonnen, So ist,
wie dies auch schon oben ausgesprochen wurde, die Haupt-
schwierigkeit bereits besiegt. Zwar wird unter den obwal-
tenden Umständen die Ableitung der Grösse des fraglichen
Ansatzstückes aus den vorhandenen Elementen sich offen-
bar etwas complicirter gestalten müssen, als wie dies bei
direct gegebenem Neigungswinkel der Fall sein würde; in-
dess kann die Aufstellung eines solchen Täfelchens, in wel-
chem sich die Grösse des Ansatzstückes für eine hinläng-
liche Anzahl Fälle im Voraus berechnet findet, doch wohl
niemals eine so bedeutende Arbeit werden, dass nur irgend
ein Werth darauf zu legen wäre. Ueberdies braucht dieses
Täfelchen nicht einmal sehr ausführlich gehalten zu sein,
405
ohne dass desshalb ein lästiges Interpoliren zu befürchten
steht. Denn, bedenkt man, dass die aus dem Täfelchen zu
entnehmenden Grössen jederzeit sofort in die Wirklichkeit
übertragen werden, man also in der Praxis nur die den ein-
zelnen Ablesungen an der Latte entsprechenden wirklichen
Längen zu kennen braucht, nicht aber deren Zahlenwerthe,
so ist es offenbar das einfachste, sich beim Messen auf
dem Feld nicht des Täfelchens selbst zu bedienen, sondern
statt dessen eines Stabes, welcher in der Weise getheilt
ist, dass die einzelnen Theile desselben der Angabe des
Täfelchens gemäss direct den Haupttheilen der Latte ent-
sprechen. Noch bequemerist es jedenfalls, wenn man sich
die Kette am vordern Ende um ein kurzes Stück verlängern
und dieses in der angedeuteten Weise, vielleicht durch um-
gelöthete Messingröhrchen, theilen lässt, für die Fälle aber,
wo dieses angehängte Stück nicht mehr ausreicht, die Fort-
setzung der in Rede stehenden Theilung ebenfalls nicht auf
ein besonderes Stäbchen, sondern auf den vordern Ketten-
stab selbst einschneidet und so diesen, wenn nöthig, wie-
der als Verlängerung des angesetzten Kettenstückes benutzt.
Bei einer solchen Einrichtung der Kette braucht man dann
offenbar nur den Zähler an dem Verlängerungstück der
Kette, resp. auch dem Kettenstab, um so viel Theile über
das Ende der ursprünglichen Kette hinaus fortzurücken,
als an der Latte abgelesen worden sind. Es ist dies aber
eine so einfache Arbeit, dass dazu leicht jeder gewöhnli-
che Kettenzieher angelernt werden kann und also auch in
dieser Hinsicht der praktischen Anwendbarkeit der Pendel-
wage für unsere Zwecke kein Hinderniss entgegensteht.
Um zu obigem Resultate zu gelangen, waren wir aller-
dings mehrmals, wo das einschlagende mathematische Pro-
blem mit in Betracht zu ziehen war, in der Lage, unser
Urtheil auf einen allgemeinen Ueberschlag gründen zu müs-
sen, allein der dabei begangene Fehler kann doch in kei-
nem Fall so bedeutend sein, dass dadurch das gewonnene
Resultat in Frage gestellt würde, und dabei gewährte jenes
Verfahren den Vortheil, uns mit leichter Mühe die Ueber-
zeugung zu verschaffen, dass es aller Wahrscheinlichkeit
nach keine vergebliche Arbeit sein wird, wenn wir uns im
406
Folgenden auf eine specielle Untersuchung der hier in Be-
tracht kommenden Umstände einlassen, ein Vorhaben, wel-
ches wohl am besten in der Weise ausführbar sein dürfte, dass
wir nach vorhergegangener streng mathematischer Formu-
lirung des Problems, auf welchem die Anwendung der Pen-
delwage für die vorliegenden Zwecke beruht, zunächst eine
möglichst bequeme Auflösungsmethode desselben zu erlan-
gen versuchen, um alsdann hieran die Ableitung der für
uns nöthigen weiteren Folgerungen zu knüpfen.
Die mathematischen Grössen, welche nach den obigen
vorläufigen Untersuchungen beim Gebrauch der Pendelwage
zu dem angestrebten Zweck in Betracht kommen werden,
müssen offenbar für die Theorie sämmtlich als in derselben
Vertikalebene liegend angenommen werden, in welcher sich
die zu messende Linie befindet. Wir lassen jetzt Taf. I.
Fig.1. die Ebene des Papiers als diese Vertikalebene gelten.
In ihr mag af = m die an einer beliebigen Stelle der zu
messenden Linie ausgespannte „Kette“ sein und ac’ so wie
fn’ die auf beiden Enden der Kette af senkrecht eingesetz-
ten Kettenstäbe vorstellen. An dem hintern Kettenstab ac’
sei der Pendelwagenapparat aufgehängt, dessen Sehaxe die
Richtung der cg haben soll und also im Punkt c den hin-
tern Kettenstab schneidet. Es mag dies in der Entfernung
ace = e überm hintern Kettenende a geschehen. Ist nun
ausserdem noch af = m nicht die gewöhnliche in gewisser
Hinsicht die Maaseinheit vorstellende Kette, sondern die be-
reits um ein beliebiges Stück {if = « verlängerte, so sei
dann afı = u die gewöhnliche in zeitheriger Länge befind-
liche Kette oder der eigentliche „Kettenzug‘“ und es ist
alsom = 4 4 a. Die am vordern Kettenende f resp. fı
senkrecht aufzustellende getheilte Latte zum Ablesen mag
in der Figur durch /g' resp. fig, angedeutet sein, je nach-
dem dieselbe am Ende der verlängerten Kette af oder der
gewöhnlichen Kette af, aufgehalten wird. Sie wird demge-
mäss im Punkt g resp. 9, von der Sehaxe des Instruments
getroffen und dadurch auf ihr das Stück fg —= I! resp. fı
— 1, markirt werden. Die ganze Länge der Latte nehmen
wir als fg = fi = s au. — Werden nun durch die Punkte
a und c des als senkrecht stehend angenommenen Ketten-
407
stabes in der Ebene des Papiers die Horizontalen ab und cd
gelegt, welche die ebenfalls senkrecht stehende, getheilte
Latte in den resp. Punkten 5d,, db; d,, d schneiden, so ist
alsdann cd; = ab, gleich der Horizontalprojection des in
schiefer Richtung ausgespannten Kettenstückes af, =u und
es ist diese Länge cd, erst noch um das für uns unbekannte
Stück fık = dıd, = E zu verlängern, damit cd, = ab, =
afı = 4 wird, d. h. damit wir ein Stück Horizontalprojec-
tion erhalten, welches genau der Länge u eines gewöhnli-
chen Kettenzuges gleich ist. Dieses Stück Horizontalpro-
jeetion cd; können wir aber auch als die Horizontalpro-
jecetion eines seiner Länge nach uns allerdings ebenfalls
noch unbekannten Stückes af, der in schiefer Richtung aus-
gespannten verlängerten Kette af betrachten. Um also in
der zu messendenLinie ein Stück af, ausschneiden zu kön-
nen, dessen Horizontalprojection cd, genau der Länge u
eines Kettenzuges entsprieht, kömmt es nach dem Gesagten
nur darauf an, entweder die Länge ik = dd = e oder
die Länge fa = r zu kennen, je nachdem man es vor-
zieht, von f, aus in horizontaler Richtung um das verhält-
nissmässig Kleine Stück /k oder in schiefer Richtung um
das ebenfalls kurze Stück ff» weiter fort zu messen. Un-
sere Aufgabe wird deshalb in der Feststellung der Relation
bestehen, welche zwischen der abgelesenen Lattenhöhe
resp. !, und den beiden Ansatzstücken fik=e und a =r
Statt findet. Rein theoretisch gefasst, lässt sich das vor-
liegende Problem in folgender Weise ausdrücken:
Von einem Paralleltrapez acgf ist < acg = 90° — 6,
ac = e,fg = I, und af = m gegeben und zwar letzte
Grösse in den beiden Stücken afı = u und if =.
Wird durch /, eine Parallele fd, zur fg gezogen und
diese im Pkt. g, von der cg getroffen, so soll angegeben wer-
den, wie sich aus den gegebenen Grössen berechnen lässt
1) der zwischen af und cg liegende Theil 1, = 4 der
Parallele /ıd;
2) der Unterschied e = fık = (afı — cd,), um welchen
die Entfernung ed, der beiden zu einander parallelen
Linien ac und fd, kürzer ist als die Seite af; = u
des zweiten Paralleltrapezes ac gı/ı
408
3) das Stück r = fıfa, um welches die afı = u zu ver-
längern ist, damit eine durch das Ende f, der Ver-
längerung fifa gezogene: 2te Parallele fd, sich in der
Entfernung cd, = afı = u von ac befindet.
Behufs der Auflösung der vorstehenden Aufgaben ziehen
wir Taf. I. Fig. 2. den Winkel baf = u, welchen die Kette
af mit der horizontalen ab macht, als Hilfswinkel mit heran,
nachdem wir denselben zuvor durch Ziehen der cn || af an den
Pkt. c verlegt haben. Wir denken uns ihn dadurch entstan-
den, dass wir auf der ca imPkt. c eine Normale cd errichteten.
Diese Normale selbst aber mag der obigen Voraussetzung
entsprechend in den Punkten d,,d, und d von den verschie-
denen Parallellinien zu ac geschnitten werden, so wie die
cn in den Punkten m, ! und n von denselben Parallelen
getroffen werden soll. Im Uebrigen reicht jedenfalls ein
Blick auf die Figur hin, um sich sofort zu überzeugen,
dass ist nf= c=e;<gn = u;
< con = +<dg = WOW +öen =af= m
und folglich auch
sin < gen _ sin Um—0) _
sin <cm "sin (90%) ’
da aber ausserdem noch
nn=—-nf=1|1-e
so ist mithin ebenfalls
ng=eın.
sta sin (u—0)
cos d
oder
—e
sin (u—0) = & cos d; (I)
Ferner ist nach der Figur offenbar
cem:en = mg : ng
und da nach den gemachten Voraussetzungen
my = fin Sm=h —e
sowie cm = afı = U
so muss also auch sein
u:m = (h—e): (l—e)
er
oder u —e=(-—o Pi (2)
womit. der ersten Forderung unserer Aufgabe Genüge ge-
leistet ist.
409
Gehen wir jetzt zum 2ten Theil der Aufgabe über, so
reicht ebenfalls schon ein blosser Blick auf die Figur aus,
um einzusehen, dass ist
cd; = em. cos < med, = u cos u
und daher = cd —cd, = afı —cdı = u — ucosu
oder er —=1-—cosu; (8)
Hieraus folgt nun ganz einfach auch die Lösung für
den 3ten Theil unserer Aufgabe. Denn bedenkt man, dass
nach der Voraussetzung fik || cd, so leuchtet sofort ein,
dass auch ist |
o= fık = (fh) eosu=r cos u
und also era ..(4)
cos u
woraus mit Berücksichtigung der Gleichung (3) folgt
r
— =secu— 1; (5
ji (5)
Durch diese 5 Gleichungen ist den Anforderungen der ge-
stellten Aufgabe vollkommen genügt.
Für viele praktische Geometer dürfte es vielleicht wün-
schenswerth sein, in der Gleichug (5) statt der sec. die
tg. eingeführt zusehen. Esmag deshalb hier sogleich diese
Umformung der Gleichung (5) folgen. — Bekanntlich ist
ganz allgemein: Br
1 1-18?’ u
er cosu „l—tgilh,u’
Del
u. alsoseeu—1= en tg'au=tgutg'/,u; (6)
Mithin kann man statt der Gleichung (5) auch schreiben
r=utgu.ts'h u; (NM
Bevor wir nun zur Ableitung der einzelnen für unsern
Zweck besonders nöthigen Folgerungen speciell übergehen,
mag hier noch die Entwicklung mehrerer Gleichungen ei-
nen Platz finden, welche bei den spätern Untersuchungen
gute Dienste zu leisten versprechen.
Denken wir uns die Linie cf gezogen, welche im Pkt.
p von fıd, geschnitten werden mag, so ist
r gwp:g=op:ef= em:
und folglich auch, wenn wir abkürzend ,p = t setzen
410
bil.sıu zum
3 Mm
das heisst vw = (8)
und hieraus folgt nun sogleich weiter auch
Be ge | Fand 2 ae yet,
(s ) 3 — le — ev) a
oder =) (lt — 1).
| u ‚u
Wird jetzt zur Vereinfachung dieser Gleichung noch
s— 1 = 4 und ebenso s — f = 7 gesetzt, so ergibt sich
m m
ı= 7 (7, 1]..0)
Es sind die beiden Gleichungen (8) und (9) darum
von Wichtigkeit, weil es in der Praxis keine erheblichen
Schwierigkeiten macht, für jeden beliebigen Werth von #4
die Werthe von ? und z ziemlich direct zu bekommen. Wir
werden später auf die Verwendung dieser ee in
der Praxis zurückkommen.
Durch die Gleichung (4) ist zwar eine Relation zwi-
schen e und r gegeben, dieselbe ist aber abhängig von dem
Hilfswinkel u. Um diesen Winkel daraus zu entfernen,
setzen wir in der Gleichung (3) für cos. u seinen Werth
ein, wie er aus der Gleichung (4) folgt. Es gibt dies
BIRTE EREE
u
oder rer tw—-ur=0
woraus man sofort erhält
set
u nu (10)
Wr
u Fe eo’ 78
In den bisher entwickelten Gleichungen treten die
Grössen u und m meistentheils als Divisoren auf. Wir
dürfen also auf eine Vereinfachung der nachfolgenden Un-
tersuchungen hoffen, wenn wir setzen:
Paa0305 'e, All Te
m ter de Yan TOM de are
Es gehen dadurch die Gleichungen (1), (3), (5) und
(10) über in die BE TRORBEN?
ail
e
nk) Te =) ee)
y=1-cou= 2sin?!, u; (12)
z=secuw— 1; (3)
hihi Serge
Yo a neagbr (14)
Die Gleichung (11) ist in der vorstehenden Form für
die darauf sich stützenden spätern Untersuchungen nicht
besonders geeignet. Wir wollen deshalb jetzt versuchen,
sie auf einige andere unserm Zweck mehr entsprechende
Formen zu bringen. |
Wird in der Gleichung (11) der Ausdruck sin w— ö)
aufgelöst, so erhält man:
(2 — „) cos Öö= sin €os d — sin d cos u
e
oder: er sin u— tg od cos u; (15)
Nach der Glchg (12) ist aber cos v= 1 — y, mithin muss
auch sein:
a =snuw— tsd-#+y tg od;
und folglich:
rt mutrige;
Wird nun noch abkürzend gesetzt
e— mtg od
so erhalten wir mithin jetzt
2 —c=sinu-+4ytgo; (17)
Wird weiter in dieser Gleichung für sin u der gleiche Werth
2 sin !/, u cos Y/, u und für y der entsprechende Werth
aus der Glchg. (12) eingesetzt; so geht dieselbe über in
z—c=2sin !a u cos !, ut 2 sin? 1, u tg d;
woraus Sofort folgt
(e — e)cosd = 2 sin !/, u [cos !/, u cos d-+ sin !/, u sin Ö];
der in [] stehende Ausdruck ist aber bekanntlich =
(& — e). cos d = 2sin 1, u cos (1, u — 0), (18)
Bedenken wir andrerseits, dass nach Glchg. (12) ebenfalls ist
sinu=/Y1-cosı = vI-A-W=/ (2 y— y?)
412
so leuchtet ein, dass für die Glchg. (12) auch geschrieben
werden kann:
zs—e=-Y2y— P+ytgd; (19)
Die in dieser Gleichung vorkommende Wurzelgrösse ist
offenbar ihrer Entstehung gemäss positiv oder negativ zu
nehmen, je nachdem sin w positiv oder negativ ist, d. h,
je nachdem bergauf oder bergab gemessen wird. Da aber
beim Bergaufmessen auch d einen negativen Werth anneh-
men muss, wenn anders ein Ablesen an der getheilten Latte
möglich sein soll, so kann man in Rücksicht hierauf voll-
kommen richtig auch sagen, dass die Wurzelgrösse in der
Gleichung (19) stets gleiches Vorzeichen mit Öd hat. Wird
daher abkürzend gesetzt
V2y—-yP+tıgwö=r )
so dass also nach Glchg. (19) auch ist
A)
so hat alsdann, da y als Verlängerung nur positiv sein
kann, nach Gleichung (20) für denselben Werth von y offen-
bar auch F denselben absoluten Werth, mögen Ö und « po-
sitiv oder negativ sein d. h. mag bergab oder bergauf ge-
messen werden, Es ist diese Eigenschaft von F für unsere
Zwecke von sehr bedeutender Wichtigkeit. Denn wird das
oben mehrfach erwähnte Täfelchen so eingerichtet, dass es
nicht die Werthe von mx = I! selbst, sondern die einzelnen
Werthe von mY und daneben die zugehörigen Werthe von uy
resp. 4z enthält, so ist es dann beim Bergab- wie beim
Bergaufmessen in gleicher Weise brauchbar, und zwar dies
um so mehr, da sich der Werth von mY wegen der Ein-
fachheit der Gleichung (21) jederzeit leicht im Kopf aus dem
direct gegebenen Werth von mx ableiten lassen wird, zumal
noch überdies der Werth von e soweit in unserer Willkühr
steht, um dafür einen zum numerischen Rechnen bequemen
Zahlenwerth wählen zu können. Allerdings wird die Glei-
chung (21) immer bequemer für das Bergab- als das Berg-
aufmessen Sein. Denn bedenkt man, dass beim Bergauf-
messen d negativ ist, also nach Gleichung (16) c alsdann
nur positive Werthe haben kann, ebenso wie z, dagegen,
wie wir gesehen haben, in diesem Fall die Werthe von F
immer negativ sind, so leuchtet ein, dass beim Bergauf-
413
messen in Wirklichkeit immer x von c abzuziehen sein wird
und nicht umgekehrt, während es doch offenbar einfacher
ist, eine constante, namentlich abgerundete Zahl von einer
veränderlichen abzuziehen als umgekehrt. Indess kann
selbst auch diese Unbequemlichkeit durch eine geringe
Umformung der Gleichung (21) noch umgangen werden.
Liest man nämlich an der getheilten Latte anstatt von un-
ten hinauf von oben herab ab, also anstatt vielmehr s —
l—= 4, so ist alsdann
s )
= — — —
m m
oder wenn man der Gleichförmigkeit wegen entsprechend
I A
dem — = z jetzt— = 5 setzt
Mm m
Ss
Wird diese neue Grösse & in die Gleichung (21) eingeführt,
so bekömmt man:
oo
m
Jetzt braucht man nur noch abkürzend
— EN 3)
zu setzen um die neue Gleichung für Y ganz auf die Form
der Gleichung (21) zu bringen. Denn die Grösse y, welche
ebenfalls wieder eine constante Zahl bedeutet, aber auch
bei negativem d sowohl positiv als negativ sein kann, in
die letzte Glchg. für Y wirklich eingesetzt, gibt
&-y=—Y;. 0)
und es wird jeder sich leicht überzeugen, dass man bei
Benutzung dieser Glchg. in den Fällen, wo Y negative
Werthe hat, nie in die Lage kommen kann, die Veränder-
liche von der Constanten abziehen zu müssen.”)
Es wurde bereits erwähnt, dass für negative Werthe
von Ö oder mit andern Worten beim Bergaufmessen, also
in allen Fällen, wo Y negativ ist, die Constante c nur po-
*) Man mag hier bedenken, dass die Ableitung von my aus
dem beobachteten mx durch gewöhnliche Tagelöhner sofort im Kopfe
geschehen muss.
XV. 1860. 30
414
sitiv sein könne. Ist dies aber der Fall, so muss, da z
selbst nie negativ werden kann, dann stets sein
. <ce
und es ist mithin der grösste absolute Werth, welchen Y
beim Bergaufmessen annehmen kann
e
V= Det
wenn man ebenfalls blos den absoluten Werth von tg d
berücksichtigt. Beim Bergabmessen dagegen wächst Y
gleichzeitig mit x fort und erreicht folglich sein Maximum,
. .. . S
wenn 2 seinen grössten Werth annimmt, also wenn = —
Der Maximalwerth selbst muss also in diesem Fall sein
s e
Y=(- — —) +18.
Vergleicht man diese beiden Maximalwerthe von Y mit
einander, so wird man sich sofort überzeugen, dass in allen
Fällen, wo — _ — > —, also s>2e, Y beim Berg-
abmessen grössere absolute Werthe als beim Bergaufmes-
sen annehmen kann und mithin, da mit Y gleichzeitig auch
u wächst, man alsdann nie im Stande ist, eben so steil den
Berg hinauf zu messen, als wie dies bergab möglich ist.
Aus diesem Grund und wegen der überhaupt mit dem
Bergaufmessen verbundenen Beschwerlichkeiten werden wir
bei den nachfolgenden Untersuchungen das Bergabmessen
auch vorzugsweise im Auge behalten, das: Bergaufmessen
aber nurnebenbei berücksichtigen, obgleich sich später doch
wieder herausstellen wird, dass für gewisse Bodenanstei-
gungen das Bergaufmessen ebenfalls seine Vortheile hat.
Wollen wir nun nach diesen ganz allgemeinen Betrach-
tungen zur Bestimmung der geeignetsten numerischen
Werthe für die Grössen e, s und besonders d übergehen,
so werden wir uns vor allen Dingen erst Aufklärung darü-
ber zu verschaffen suchen müssen, welche Werthe von y
resp. z in der Praxis wirklich vorkommen. Es lässt sich
nun allerdings in dieser Beziehung keine bestimmte Grenze
ziehen, allein die stärksten Steigungen, bei welchen noch
eine genaue Kettenmessung verlangt wird, dürften doch
415
wohl nie mehr als 1:2 betragen, d. h. wir können anneh-
men, das immer ist
tg u S 0,5 oder u S 26,6°
Hieraus folgt aber
| 1—cosw<S Oll
und also nach Gleichung (12)
y< 0,11
Die Fälle, wo y den Werth von 0,11 wirklich oder auch
nur nahe zu erreicht, werden indess in der Praxis immer
nur zu den allerseltensten gehören. Nach den von mir
mitten auf dem Thüringer Walde gemachten Erfahrungen,
kommt man für gewöhnlich sogar mit der Hälfte der vori-
gen Annahme aus, also mit der Voraussetzung
tg u <S 0,25 oder vu S 14°
wonach also wäre
y< 0,03
Zum Unterschied dieses von dem zuerst angenommenen
grössten Werth für y wollen wir jenen schlechthin „Maxi-
malwerth“, diesen aber „Maximalwerth gewöhnlichen Ter-
rains* nennen und die diesen Maximalwerthen entsprechen-
den Werthe yon ©, vu und y mit 2, 4y, Ya TeSp. 24, U %ı
bezeichnen, so dass also nach der vorstehenden Voraus-
setzung ist Pe N Ir Dee Pe — N Er
= 14°; %= 26,6°
Durch die Feststellung der vorstehenden Maximalwerthe
sind wir jetzt auch im Stande, mit Sicherheit beurtheilen
zu können, in wie weit sich die oben ausgesprochene Ver-
muthung wirklich bestätigt, dass die Werthe von / bedeu-
tend schneller fortschreiten möchten als die von e, da wir
nur den Differentialquotient - zu entwickeln brauchen, um
sofort in der vorliegenden Frage zu ganz bestimmten Zah-
lenwerthen zu gelangen. Es ist nach Glchg. (12)
dı = e ı
sin“
und nach Gleichung (17)
de = cos u du + dy.tg d
dz
Ya Eu re 95
also: u etg u + tg d, (25)
30*
416
woraus durch Substituirung. der betreffenden numerischen
Werthe erhalten wird
1. für tg uw tg Ua — 0,50
= 24180
2.. für tg u. Ste a=r025
da
34 fürteiai 50
in
dy
Obschon wir bis jetzt nur wissen, dass tg d einerlei
Vorzeichen mit ctg u hat, so geht aus den hier gefunde-
nen Zahlenwerthen doch schon so viel hervor, dass selbst
im ungünstigsten Fall x noch einmal so schnell fortschrei-
tet als y, für gewöhnlich aber noch bedeutend schneller
zunimmt und zwar um so schneller, je mehr sich y der
Null nähert”). Dasselbe gilt natürlich um so mehr in Be-
zug auf ! und o, da 22 — Rn Mithin reicht es voll-
do u dy
kommen aus, den Werrh von / bis auf die doppelte Einheit
der letzten beim Horizontalmessen in Betracht kommenden
Decimale genau zu kennen. Bedenkt man aber, dass beim
Nivelliren durchschnittlich nicht nur die Einheiten 10mal
kleiner angenommen werden, als beim Horizontalmessen,
‚sondern das Nivellirinstrument auch gewöhlich auf die dop-
pelte Länge der hier in Anwendung kommenden Entfer-
nung — auf 2 u — ausreichen muss, so kommt man zu
dem Resultat, dass ein Pendelwagenapparat auch dann noch
unserm Zweck entspricht, wenn er 40mal weniger Genauig-
keit hat, als wie man von demselben Apparat Behufs der
Ausführung eines gewöhnlichen Nivellements fordern wird.
Für Messungen auf „gewöhnlichem Terrain“ fällt dies Ver-
hältniss offenbar noch günstiger aus.
Nachdem wir uns nun überzeugt haben, dass der An-
d
*) Auf den dritten Fall, wo = — &, gründet sich auch
die bekannte Regel der Praxis, ‚dass es beim Messen euf geneigtem
Terrain schon hinreicht, die Kette nach Augenmaas zu heben.
417
wendung der Pendelwage für den beabsichtigten Zweck durch-
aus kein Hinderniss entgegensteht, bleibt uns jetzt als die
Hauptaufgabe der fernern Untersuchung noch die Bestim-
mung der Zahlenwerthe für s, e und ganz besonders für
tg d übrig. Wir wenden uns deshalb jetzt wieder zur
Gleichung (19) zurück. Es nimmt diese Gleichung offenbar
ihre einfachste Gestalt an, wennc=0. Denn es fällt dann
nicht nur diese Grösse selbst ganz weg, sondern es ist ausser-
dem auch die Bedingung erfüllt, unter welcher & und y gleich-
zeitig Null werden. Dabei ist nun freilich nicht zu über-
sehen, dass diese Bedingungsgleichung selbst nur unter
der Voraussetzung eines positiven Werthes von Ö möglich
ist, also durch die unbedingte Annahme derselben das Berg-
aufmessen ausgeschlossen wird, was wir doch jedenfalls als
einen bedeutenden Uebelstand anerkennen müssten. Indess
können wir uns noch, wenigstens theilweise helfen. Be-
zeichnet man nämlich den speciellen Werth von d, welcher
der Bedingungsgleichung ce = 0 entspricht, mit d’, so dass
also der Bedeutung von c gemäss:
5 e
120 — DE (26)
und nimmt d = + 0’ statt jener als die allgemeine Bedin-
gungsgleichung bei der nähern Betrachtung des in Rede
stehenden Falles an, so ist damit für die Bedingungsglei-
chung eine Form gewonnen, in welcher sie auch für ein
negatives d möglich bleibt, ohne dass deshalb für den ent-
sprechenden positiven Werth von d' die angedeuteten Vor-
theile verloren gingen. Es ist alsdann für ein positives Ö
nach wie vor c= 0, während allerdings für ein negatives
6, für d = — Ö, aus der Gleichung (16) als specieller Werth
von c Sich ergibt
2e
m
Wird der diesem speciellen Werth von c entsprechende
Werth von y mit y’ bezeichnet, so muss nach der Glei-
chung (23) sein
f} sS—2e
—
=
; (27)
und es dürfte dieses y die in der Praxis wohl fast ausschliess-
418
lich nur zur Anwendung kommende Constante sein, wenn
mit dem Werth d = — 6’ gearbeitet wird, da, wie
wir gesehen haben, bei negativen Werthen von 6 die
Benutzung der Gleichung (24) statt der Gleichung (21)
einen zu wesentlichen Vortheil bietet. Ist daher allge-
mein c' der speciell einem d = -- ö’ zugehörige Werth
von c, sowie es y in Bezug auf d = — Ö ist, so leuch-
tet nach dem Gesagten ein, dass es allerdings ganz gut
möglich ist, die einzelnen hier influirenden Grössen so
zu wählen, dass sowohl c' als y' gleichzeitig Null werden,
dagegen, ob es auch das praktisch Vortheilhafteste ist,
dies in Bezug auf beide Grössen wirklich zu thun, das kann
nur die weitere Untersuchung lehren. Um uns nicht von vorn
herein zu sehr zu beschränken, halten wir augenblicklich nur
die Bedingung fest, dass frd = +40 € = 0 sein soll
und suchen dem gemäss jetzt die Zahlenwerthe der einzel-
nen bei Herrichtung unseres Apparats in Betracht kommen-
den Grössen festzustellen.
Für e ist ohne Zweifel die Augenhöhe des hintern
Kettenziehers der passendste Werth, nur ist gleichzeitig
noch zu berücksichtigen, dass, wie schon oben (p. 412)
angedeutet wurde, my’ womöglich eine abgerundete Zahl
sein soll. Zur Erfüllung dieser letzten Bedingung ist nun
freilich vor allen Dingen die Kenntniss des Zahlenwerthes
von s erforderlich, es sei denn, dass für diese Grösse eben-
falls eine abgerundete Zahl gewählt würde, wie dies in der
That auch mit gutem Grund zu erwarten Steht. Ist dies
aber wirklich der Fall, dann dürfte den obigen beiden For-
derungen bezüglich des numerischen Werthes von e wohl
vollkommen ausreichend durch die Annahme e = 0,35%
(Preuss. Rth.) genügt sein. Bezüglich des Werthes von m’erin-
nern wir uns wieder, dass nach der Voraussetzung m=u--a,
also, wenn wir für 4 den am meisten gebräuchlichen Werth,
nämlich 5* einstellen, m =5°--« sein muss. Zur Feststel-
lung des numerischen Werthes von m kömmt es mithin
nun darauf an, für & den passenden Zahlenwerth zu finden.
Ohne uns nur an dieser Stelle auf eine specielle Behand-
lung der Frage nach dem passendsten Werth von & einlas-
sen zu wollen, so leuchtet doch bereits ein, dass dieses
419
Ansatzstück & wegen der mit jeder Verlängerung der Kette
verbundenen grössern Unbequemlichkeit im Gebrauch der-
selben in keinen Fall grösser angenommen werden darf,
als wie es zur Erfüllung seines Zweckes unumgänglich nö-
thig ist, also jedenfalls & < uy, sein wird, das heisst nach
den obigen Annahmen «& S 0,55. Wir werden daher wohl
auch in keinem Fall wesentlich fehl greifen, wenn wir vorläufig
@ — = u = 0,252 setzten, mithin m = 5,25%, wenigstens
wird dann eine etwaige spätere Abänderung dieses Wer-
thes nicht so bedeutend ausfallen können, dass dadurch
auch eine Aenderung der nachstehenden Resultate bedingt
würde.
Nach Feststellung der Zahlenwerthe von m und e ist
jetzt 0’ seinem numerischen Werthe nach ebenfalls gegeben.
Durch Einsetzung der betreffenden Zahlenwerthe in die
Gleichung (26) erhalten wir
Uses. Mi
B, 28007 a
und es bliebe daher nur noch zu untersuchen übrig, wie
gross unter den obigen Voraussetztungen die Länge der
getheilten Latte also der Werth von s anzunehmen ist,
damit er zum Wenigsten für alle Messungen auf „gewöhn-
lichem Terrain‘ ausreicht oder damit in allen Fällen, wo
u< u, Sich die entsprechenden Werthe von & praktisch
darstellen lassen. Um hier zu einer Entscheidung zu kom-
men, brauchen wir nur in Beachtung der Gleichung (11)
tg‘ = oder d = 30 48,8°;
zu überlegen, dass & — -_ gleichzeitig mit u — 06 fort-
wächst, daher auch x mit u und folglich allen Werthen
von <u, auch ein Werth von & x, entsprechen muss,
um uns sofort zu überzeugen, dass der Werth von s für
die bezeichneten Messungen vollkommen genügt, wenn er
zur Erlangung des Werthes von x, noch ausreicht, also
wenn s = ma,. Den Werth von mx, können wir uns aber .
leicht verschaffen. Denn da aus der Gleichung (17) für
o=-+ 6), also cd = 0 folgt
x = sin +yı tg 0; (28)
so ist mithin für die angenommenen Zahlenwerthe
420
u = 0,242 + 0,03. - —= 0,244
und daher ma, = 1,282
Unsere Latte wird also für Messungen auf gewöhnli-
chem Terrain vollkommen genügen, sobald sie 1,3% lang
ist. Steht uns eine noch längere getheilte Latte zur Ver-
fügung so ist dies offenbar um so besser.
Für den vorliegenden Zweck dürfen wir die getheilte
Latte jedenfalls viel einfacher herrichten, als wie dies ge-
schehen muss, wenn sie zur Ausführung von Nivellements
benutzt werden soll, da nach den frühern Untersuchungen
hier bei Weitem nicht so genau abgelesen zu werden braucht,
wie dort. Statt der bei Nivellements gewöhnlich in An-
wendung kommenden Latte zum Selbstablesen wird des-
halb hier eine durch verschiedene farbige Bezeichnungen
in 0,052 getheilte runde Stange ihren Zweck noch vollkom-
men erfüllen und dabei vor jener den im vorliegenden Fall
hoch anzuschlagenden Vortheil grösserer Bequemlichkeit
beim Gebrauch gewähren. Nimmt man nun diese Stange
1,22 lang, also s= 1,22, — eine Länge, die noch in jeder
Beziehung bequem ist — und bedient sich des vordern
Kettenstabes von 0,42 Länge als Ergänzungsstückes zu die-
ser Stange, indem man die Stange, wenn sie allein nicht
mehr ausreicht, auf den Kettenstab hält, so ist 1,6 der
grösste ablesbare Werth und also der Apparat in den an-
genommenen Grössenverhältnissen für die Messungen auf
gewöhnlichem Terrain vollkommen ausreichend. Bezeich-
nen wir den auf diese Weise grössten noch ablesbaren Werth
allgemein mit s, zum Unterschied von der Länge s der ei-
gentlichen Latte, so ist dann ebenfalls allgemein der grösste
x S he >
für & noch zu erlangende Werth van für unsere. Voraus-
1,6
setzung 5 55 = 0,305, und es wird folglich, wenn x, und
Yo die für d= + 0 dem Werthe 2 = ne entsprechen -
den Werthe von u und y sind, auf Grund der Gleichung
(11) bezüglich a, die Gleichung gelten
T® 008’; (29)
sin (ug — 0) =
421
woraus für obige Annahmen als die Zahlenwerthe von %,
und y, Sich ergeben
Y — 17073345 = (0,0466;
Nicht so günstig gestaltet sich die Sache, wenn d= — 6),
also bei dem Bergaufmessen. Denn alsdann fällt nicht nur
die Constante mc, oder wenn die Gleichung (24) statt der
Gleichung (21) benutzt wird, die an deren Stelle auftretende
Constante my nicht weg, sondern es ist noch überdies, da
hier der Fall vorliegt, wo s > 2e, nach den früheren Unter-
suchungen (pg. 414) nicht möglich, eben so steil den Berg
Jetzt wieder hinauf als vorhin herabzumessen. Der grösste
Werth, bis zu welchem mY unter Festhaltung der obigen
Zahlenwerthe anwachsen kann, ist der eben angezogenen
Untersuchung gemäss
mY = 2e = 0,72
Hier würde also auch eine Latte von 0,72 Länge noch voll-
kommen ausreichen; sie würde überdies den Vortheil ge-
währen, dass alsdann my = s — ?2e = 0 wäre und mit-
hin beim Messen ganz unberücksichtigt bleiben können.
Unter diesen Verhältnissen kann deswegen beim Bergauf-
messen auch keine Rede von einer Benutzung des vordern
Kettenstabes als Ergänzungsstückes der getheilten Latte
sein. da dadurch offenbar der Werth von my’ nur unnöthi-
ger Weise vergrössert werden würde. Wird aber die Latte
allein benutzt und demgemäss s = 1,22 in die Gleichung
(27) eingesetzt, so ergibt sich
my = 0,52
und die Zahl würde mithin, da es doch jedenfalls zu unbe-
quem wäre, sich beim Messen im Felde zweier verschiedenen
Latten zu bedienen, die in der Praxis wirklich zur Anwen-
dung kommende sein, um in den Fällen, wo mit d= — Ö
bergaufgemessen wird, aus den von oben herab an der ge-
theilten Latte wirklich abgelesenen Werth m& = A den Ta-
felwerth mY zu erhalten
Im Laufe vorstehender Auseinandersetzungen haben
wir gesehen, dass mit u gleichzeitig auch die Werthe von
& wachsen. Da aber die Werthe von x eine bestimmte
Grenze nicht überschreiten können, so war es in Folge da-
von bei Festhaltung der Voraussetzung d = Ö nicht mög-
422
lich, über einen gewissen Grenzwerth von u hinaus zu kom-
men. Soll daher das Instrument auch für grössere Werthe
von u, also zu Messungen auf steilerem Terrain brauch-
bar sein, so muss es, wie schon angedeutet wurde, eine
solche Einrichtung erhalten, dass durch eine leicht zu be-
wirkende Verlegung des Ueterstützungspunktes dem 6 ein
zweiter Werth d’' gegeben werden kann, welcher auch für
die stärksten, als noch vorkommend vorausgesetzten Anstei-
gungen ausreicht. So gross nun auch die Zahl der zu diesem
Zweck verwendbaren Werthe von Ö sein mag, so können
dieselben doch offenbar immer nur innerhalb sehr beschrän-
ter Grenzen liegen. Denn einmal muss 0” so beschaffen
sein, dass für die bereits festgestellten Zahlenwerthe von e
und m auch bei der stärksten Steigung die ebenfalls bereits
fertige getheilte Latte noch ausreicht, und dies gibt uns
den Maximalwerth von 0”; andrerseits muss ö” aber auch
so genommen werden, dass zum Wenigsten schon dann,
wenn u = u, die Sehaxe des Instruments nicht mehr un-
ter der getheilten Latte weg geht und träfe sie dieselbe
auch nur im Fusspunkte. Durch diese zweite Anforderung
ist der Maximalwerth von 0” bedingt. Beide Grenzwerthe
von d” müssen 'wir vor allen Dingen festzustellen suchen.
Zu diesem Zweck gehen wir auf die Gleichung (15) zurück.
Aus ihr folgt ganz allgemein
Io
go—= wu (2) sec. u; (830)
Mithin muss für den speciellen Fall, wo u seinen grössten
in der Praxis vorhommenden Werth annimmt, also u = %
wird, auch sein
e
wo=tEm H— SEC U, — U SEC. U
Es wird aber das aus dieser Gleichung resultirende d um
so kleiner ausfallen, je grösser der Werth von & ist und
also seinen kleinsten überhaupt noch möglichen Werth anneh-
men, wenn «in derselben seinen grössten Werthbekommt, also
= = gesetzt wird. Daher ist der für starke Anstei-
gungen zu benutzende specielle Werth d” von d unter al-
len Umständen so anzunehmen, dass
423
——i 6
tg 0’ > tig m — 7
sec. %; (31)
wenn es überhaupt möglich sein soll, in den Fällen, wo
u = %, mit diesem Ö” noch zu operiren. Für u < w, ist
auch x& < m, (cf. p. 419) und folglich geht in allen
Fällen, wo u < w,, die Sehaxe des Instruments nicht über
der getheilten Stange weg, sobald dies füru= w nicht
statt findet. _Es enthält desshalb die Gleichung (31) die
allgemeine Bedingung, unter welcher die getheilte Latte
sp auch bei den stärksten von uns als möglicher Weise vor-
kommend angenommenen Steigung noch ausreicht.
Mit der Erfüllung dieser Bedingung bezüglich des
Werthes von 6” ist jedoch, wie ein Blick auf die Gleichung
(15) lehrt, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass für
gewisse Werthe von u die Werthe von & negativ werden,
mit andern Worten, dass unter Umständen die Sehaxe des
Instruments unter dem vordern Ende der Kette durchgeht.
Wenn nun auch in seiner Allgemeinheit dieser Uebelstand
nicht zu vermeiden ist, so kommt es uns hier doch nur
darauf an, Ö” so zu erhalten, dass dieser Fall wenigstens
dann nicht eintritt, wenn ein Operiren mit d’ nicht mehr mög-
lich ist, also wenn u > w,. Dieser Zweck wird aber offen-
bar erreicht, wenn tg d” so genommen wird, dass füru > u,
auch stets z > 0, oder da x und u gleichzeitig wachsen,
dass für u = w, sich ergiebt x 5 0. Um diese Bedingung
durch eine bestimmte mathematische Formel auszudrücken,
gehen wir wieder auf die Gleichung (30) zurück. Nach
dieser Gleichung ist für den speciellen Fall, wo u = u,,
e
td = tg u HZ Seo Up — 8 SEC. %.
Soll nun, sobald d = d” wird, das in dieser Glehg. vor-
kommende & nur positive Werthe haben können, so muss
mithin sein
gi" <tsw+ — sec. un; (82)
und hiermit ist die Bedingung ausgesprochen, welche er-
füllt sein muss, damit für u > u, die Richtung der Seh-
axe des Instruments nicht unter die getheilte Stange fällt.
In ihrer Vereinigung geben die beiden Gleichungen (31)
424
und (32) die Bedingung an, welche eingehalten werden
muss, damit für alle Werthe von u, welche zwischen u U.
u, liegen, ein Schneiden der getheilten Stange durch die
Sehaxe statt findet. Für die von uns angenommenen Zah-
lenwerthe folgt aus der Gleichung (31).
tg 0’ > 0,50 — 0,24 X 1,118
oder tg 0” > 0,23
aus der Gleichung (32)
tg d0” < 0,316 +
oder tg d’ <S 0,386
woraus wir weiter bekommen
DIRSITINI ROOT TO:
und es würden also sämmtliche Werthe von 6”, welche
zwischen den beiden hier angegebenen Grenzen liegen, bei
Verwendung in der Praxis die Möglichkeit zur Ausführung
der Messung auf solchem Terrain gewähren, wo 0 nicht
mehr ausreicht.
1,049
15
Da wir hier einmal die Auswahl unter einer grösseren
Anzahl brauchbarer Werthe zu treffen haben, so können
wir uns der Beantwortung der Frage nicht mehr entziehen,
ob nicht einzelne der verwendbaren Werthe für die Praxis
besondere Vortheile vor den übrigen bieten, und wenn dies
wirklich der Fall ist, welcher von den zulässigen Werthen
für die praktische Verwendung am meisten geeignet sein
möchten. Wir wenden uns behufs der Durchführung die-
ser Untersuchung zunächst zu dem niedrigsten noch zu-
lässigen Werthe von tg d” und setzen dem entsprechend tg
= + 0,234 in die Gleichung (15) ein. Diese Gleichung gibt
dannz= (, wenn u = 927,3‘, oder noch allgemeiner x >0
wenn u 9°27,3‘, woraus hervorgeht, dass sich ein dem Werth
tgd”= +-0,234 entsprechendes d” in Anwendung bringen lässt,
sobald u > 9027,3'. Bedenken wir nun, dass andererseits, wie
wir oben (p.421) gesehen haben, bis zu u—= w = 17033,4'
auch Ö’ in Anwendung gebracht werden kann, so leuchtet
ein, dass bei einer Einrichtung des Instruments, welche: die
Sehaxe desselben beliebig einem der beiden Werhe tg d =
tg d’ = 0,067 und tg d = tg d” = 0,234 entsprechend
zu stellen erlaubt, in allen Fällen, wo die Werthe von u
425
zwischen 9927,3° und 17033,4‘ liegen, die Bestimmung des
Werthes von u, also auch von y in doppelter Weise ge-
schehen kann. Wäre von uns für tg 0” ein grösserer Werth
als 0,234 angenommen worden, so hätten wir, um aus der
Gleichung (15) x = 0 zu erhalten, auch für vw einen grös-
sern Werth als u == 9°27,3‘° einsetzen müssen und zwar
einen um so grössern, je grösser der Werth von tg d” an-
genommen worden wäre. In einem solchen Falle muss dann
aber umgekehrt die Zahl der doppelt bestimmbaren Werthe
wieder kleiner ausfallen und zwar um so kleiner, je grösser
der Werth von tg Ö” gewählt wird. Kömmt es also darauf
an, möglichst viele Werthe von u resp. y in der angege-
benen Weise doppelt bestimmen zu können, so erscheint
nach dem Gesagten der kleinste für tg d” zulässige Werth
als der für die praktische Verwendung am meisten geeignete.
In der That wäre diese Möglichkeit auch nicht ohne be-
deutenden praktischen Nutzen, insofern nämlich damit das
Mittel gegeben wäre, bei Messungen auf Terrain, wo die
Werthe von « bald kleiner bald grösser als u, sind, ein öf-
teres Verstellen des Apparates in Bezug auf d zu vermei-
den, welches zum Wenigsten doch immer unbequem bleibt.
Es ist freilich dabei nicht zu übersehen, dass der angeregte
Vortheil doch nur so lange wirklich in Aussicht steht, als
Ö positiv bleibt; wird es negativ, so fallen dann nicht nur
die doppelt bestimmbaren Werthe von y auf ganz andere
Werthe von u, sondern es würde alsdann umgekehrt sogar
der grösste für d” zulässige Werth in den eben bezeichne-
ten Fällen den meisten Vortheil gewähren. Indess auch
abgesehen von diesen Fällen des Bergaufmessens würde
die Annahme des kleinsten zulässigen Werthes von 6” doch
noch nicht vollständig davor schützen, dass in manchen
Fällen wie z. B. auf stark terrassenförmigen Boden, sich ein
mehrmaliges Verlegen des Unterstützungspunktes in einer
und derselben zu messenden Linie nöthig machte. Es könnte
nun allerdings in solchen doch immer nur vereinzelt auf-
tretenden Fällen nicht darauf ankommen, ausnahmsweise
einmal in einer Weise messen zu müssen, welche wegen
der damit verbundenen Unbequemlichkeit sowie wegen der
dabei nöthigen grössern Vorsicht für den allgemeinen Ge-
426
brauch nicht gerade besonders geeignet wäre. Allein wir
haben es bis jetzt noch gar nicht nöthig, uns so ängstlich
an den Vortheil zu klammern, welchen uns die Annahme
des kleinsten zulässigen Werthes von tg 6” in mögliche
Aussicht stellt. Für Schwierigkeiten der eben bezeichne-
ten Art finden wir in den Gleichungen (8) und (9) ein so-
wohl beim Bergauf- als Bergabmessen gleich anwendbares
und vollkommen genügendes Auskunftsmittel. Denn ist
z. B. das Instrument für Messungen auf weniger steilem
Terrain gestellt, nach unserer Annahme also dem Werthe
ö = 6’ entsprechend, und man kommt an eine Stelle, wo
die getheilte Stange trotz des Ergänzungsstückes nicht
mehr ausreicht, so braucht man genannten Gleichungen
gemäss die getheilte Stange nur in der Mitte der ganzen
Kette (bei u = !/, m) aufzustellen und den Werth von t
resp. zu ermitteln, um dann hieraus mit leichter Mühe
den Werth 2 = 2tresp.A = 27 — s zu berechnen. War
dagegen das Instrument für Messungen auf sehr steilem
Terrain gestellt und man trifft beim Bergabmessen auf eine
so wenig geneigte Stelle, dass die Richtung der Sehaxe
unter das vordere Ende der Kette fällt, so erhält man dureh
das angezogene Verfahren zwar für t, also auch für ! einen
negativen Werth, was aber durchaus kein Bedenken hat,
da einem und demselben Zahlenwerth von mY, mag er
positiv oder negativ sein, derselben Werth von 0 =
entspricht, (cf. p. 412 Mitte). Im Gegentheil verdient die
Anwendung dieses letztern Verfahrens, soweit sie überhaupt
möglich ist, vor dem erstern unbedingt den Vorzug. Denn
da für kleine Werthe von ldie Werthe von e bedeutend lang-
samer fortschreiten als für grössere, so reichen natürlich
bei letzterem Verfahren weniger genaue Werthe von 2 schon
vollkommen aus, und es ist mithin in diesem Fall die durch
Verdopplung des Ablesungsfehlers entstehende Ungenauig-
keit ganz unbedenklich, was beim ersteren Verfahren we-
niger der Fall ist. Kommen in der zu messenden Linie
keine sehr starken Ansteigungen vor, so wird sich in den
meisten Fällen der Uebelstand eines öfteren Verlegens des
Unterstützungspunktes schon dadurch umgehen lassen, dass
man die Linie anstatt bergab vielmehr bergauf misst, weil
427
die Ansteigungen, auf welchen mit — d’ und — ö” ge-
messen werden kann, wesentlich verschieden von denen
sind, für welche + d’ und + ö” sich eignet, wie oben
(p. 414) nachgewiesen worden ist.
Nach dem eben Gesagten wird man jedenfalls zuge-
ben müssen, dass der durch die Wahl des niedrigsten Wer-
thes von tg ö” zu erlangende Vortheil durchaus nicht so
wichtig ist, um desshalb alle Vortheile unberücksichtigt zu
lassen, welche möglicher Weise bei Annahme irgend eines
andern für tg 0” zulässigen Werthes in Aussicht stehen
können. Wir werden darum jetzt vor allen Dingen ver-
suchen müssen, einen tiefern Einblick in die bei Anwendung
des Werthes d” in Betracht kommenden Verhältnisse zu
gewinnen, um uns so diejenigen Anhaltepunkte zu ver-
schaffen, welche zu einer nach allen Seiten hin freien Be-
urtheilung der Sachlage nöthig sind. — Zur Vereinfachung
eines Theils der nachfolgenden Untersuchungen mag hier
zunächst die Entwicklung einer Näherungsgleichung für
die Relation zwischen x und y einen Platz finden, was jetzt,
wo die numerischen Werthe von d’ und Ö” bereits ziemlich
genau bekannt sind, ganz wohl möglich ist. Bedenkt man
nämlich einerseits, dass d’ = 3,8%; d’’ = eirc. 17° und die
Werthe von u zwischen 0° und 27° liegen sollen; andrer-
seits, dass kein Geometer im Allgemeinen die Richtigkeit
seiner Kettenmessung weiter als bis zu en der ganzen
Länge garantiren kann, es also hinreicht den Werth von
- bis auf 0,002 genau zu kennen, so wird es sehr wahr-
scheinlich, dass die Gleichung (18) praktisch auch dann
noch genügt, wenn man statt derselben mit gleichzeitiger
Berücksichtigung von Gleichung (12) vielmehr schreibt:
(e— ce) cos d = 2sin !ıu= Y 2y;
also näherungsweise setzt:
y= !s (e— 0)? cos? d; (33)
Wäre diese Glchg. vollkommen richtig, so müsste auf Grund
der Glchg. (18) alsdann auch sein
y = 2sin? Y,u cos? (Hau — 0)
— 2sin? !/,u — 2sin? 1, u sin? (1 u— 0)
= 2sin? Yu —! [eos d — cos u — 6)]?
428
In der That ist aber nach Glchg. (12)
—l2isin2s, U
mithin kömmt durch Benutzung der Näherungsgleichung
(33) in den Werth von y ein Fehler im Betrag von
Ua [cos d — cos (u — Ö)]?. Dieser Fehler wird für einen
constanten Werth von d offenbar gleich
0 wenn ist v=0
und. 1; (cos d;— 1)22,..,,,2:2, uv=:0, 9
wiederum Or m u= 206
und !, (cosd— 1 „ „ sin, uw—d))= v2 sin 1,6
sowieendlich !,cosd | ,„ ,„ uv= 9046
Ist nun d= ö” = cca 17°, so kann in Folge der Vor-
aussetzung u X 27°, auch nur sein u<’ 206” und der frag-
liche Fehler ist mithin im vorliegenden Falle am grössten,
wenn u = ö”, wo er alsdann
In (cos d”— 1)? = !), (0,956 — 1)? = 0,001
beträgt. Ist dagegen d = d’‘ = 3,8°, so fällt zunächst die
für Ö” erhaltene Beschränkung u 2 d’ weg, der Fall aber,
dass sin , uv— d) = v2. sin 1), ö’ oder näherungsweise,
dass 1! m— 0) =y/ 2. !g ö' tritt schon ein, wenn =
9,20 und es leuchtet also ein, dass fürd = 0’ der fragliche
Fehler gleichzeitig mit w fortwächst. Für u = 21,2° er-
gibt sich, wie oben, als Fehler
a lecos d — cos w— d)]? = 1), (0,998 — 0,954)? = 0,001
für grössere Werthe von u als 21,20 dürfte wohl aber schwer-
lich ö’ jemals Anwendung finden. Es genügt also die Glchg.
(33) vollkommen, um in allen Fällen der Praxis aus einem
gegebenen x das entsprechende y mit der erforderlichen
Genauigkeit zu berechnen, sogar wenn der Werth von &
als bereits mit einem kleinen Beobachtungsfehler behaftet
angesehen werden muss.
Bezeichnen wir von jetzt an die zu den resp. Werthen
von ö‘ und Ö” aber demselben y gehörigen Werthe von &
und c resp. mit «’, c' und «”, c”, wie dies bezüglich ec’ schon
oben geschehen, so muss nach Glchg. (33) näherungsweise
auch sein
/2y = (8 —c') cos d' = («” — ce”) cos Ö”
cosd” cos 17°
—=,— 096
Bedenkt man nun noch, dass RL) cos 3,80 »
429
gibt, so leuchtet ein, dass nahezu wohl sein mag
= at — ce" — Ce
Für den Gebrauch unseres Instruments wäre es aber höchst
wichtig, wenn sich in jedem Fall sofort aus einem gege-
benen Werthe von x” hinlänglich leicht und genau der ent-
sprechende Werth von x’ ableiten liess. Denn obschon
scheinbar nichts einfacher ist, als 2 Täfelchen zu berechnen,
welche die den einzelnen Werthen von &@’ — ec’ und ebenso
von =” — e” zugehörigen Werthe von y direct angeben,
und je nach Bedürfniss das eine von beiden zu verwenden,
so wird man sich beim Gebrauche derselben im Felde doch
sehr bald überzeugen, dass man bei diesem Verfahren nie
vor einer Verwechslung zwischen =’ und =” völlig sicher
ist, wenn die Terrainverhältnisse die Benutzung bald des
einen, bald des andern Täfelchens oft hintereinander erfor-
dern. Lässt sich dagegen z” mit Leichtigkeit auf a’ zu-
rückführen, so ist dann nur ein solches Täfelchen noch
nöthig und mithin der Geometer vor einer Verwechslung
bei weitem sicherer als vorhin, was um so mehr der Fall
sein muss, als er in Folge der gehabten Uebung bald im
Stande sein wird, mit ausreichender Sicherheit zu beur-
theilen, ob der für x’ erhaltene Werth auch der vorliegen-
den Terrainansteigung entspricht. Es dürfte daher wohl
der Mühe werth sein, jetzt näher auf die zwischen «” und
x Statt findende Relation einzugehen.
Nach der Gleichung (17) muss sein
© — cd‘ —=-sinutytg cd
© —ce =seinutytgoö”
und folgih: 7 — !— yewed!‘ =" — ed —ytgd”
Aus der allgemeinen Gleichung (16) folgen aber für die
speciellen Werthe c’ und c” die Gleichungen
; =— tg 0; ec” = — — tl"
daher muss auch sein
= a’ +Ml—yVlgd"— tg)
Wird nun in dieser Glehg. zur Abkürzung
k=tg 6” — tg d’‘ (34)
gesetzt, so ergibt sich mit Berücksichtigung der Glchg. (12)
schliesslich als die Relation zwischen «’ und =” die Glchg.
« = ©” + kcos u; (35)
XV. 1860. sl
430
Mit dieser Gleichung, so einfach sie auch an und für
sich ist, haben wir für unsern Zweck offenbar doch nur
sehr wenig gewonnen, da sie wegen der darin mit ent-
haltenen Function der Veränderlichen « wohl schwerlich
geeignet sein dürfte, aus =” den Werth von «° im Kopfe
abzuleiten. Eben so möchte durch weitere Umformung
derselben wohl kaum ein günstigeres Resultat zu erlan-
gen sein. Es bleibt daher, wenn wir unsern Plan nicht
ganz fallen lassen wollen, kein anderer Ausweg übrig, als
noch zu versuchen, ob sich die Gleichung (35) nicht durch
eine für die numerische Berechnung bequemere Näherungs-
gleichung ersetzen lässt. In Berücksichtigung der Wich-
tigkeit, welche die glückliche Auflösung dieser Aufgabe für
den bequemen Gebrauch unseres Instruments hat, mag dies
jetzt geschehen.
Bezeichnen wir mit 3 resp. e vorläufig blos die Aen-
derung in den Werthen von x und y, welche einer Aende-
rung A im Werth von u entspricht, so muss nach Gleichung
(11) sein
sinwtA - 0) = («+9 - =) cos d
und also: $* cos d = sinw+4—06)— sin (u— 0)
= 2sin!/,; A cos u— d-+-!/4)
In ähnlicher Weise folgt aus Glchg. (12)
yte=1-—co(u+4)
und also: €e = cosu — cos u — A)
= 2sin % asinw+ 1, a)
Wird nun der angegebenen Bedeutung von 9, e und A
noch die Beschränkung hinzugefügt, dass sich die numeri-
schen Werthe dieser Grössen nur innerhalb der zulässigen
Fehlergrenzen bewegen sollen, dieselben also vom Gesichts-
punkte der Praxis aus betrachtet im Verhältniss zu den resp.
Werthen von &, y und u verschwindend klein sind, mithin
ihre 2ten und höhern Potenzen vollständig vernachlässigt
werden können, so dürfen wir statt der zuletzt gefundenen
Gleichungen für die Praxis unbedenklich auch schreiben:
*cosd—=A cos (u — 0); (36)
s = Asın u &
woraus sich als allgemeine Relation zwischen J u. 8 ergibt
431
= — TE
und für den uns hier allein intressirenden Fall, welcher
Fehler im Werthe von x’ practisch noch zulässig ist, ist also
9 = € (ctg u+tg d); (37)
Aus dieser Gleichung sehen wir, dass 3 gleichzeitig mit &
wächst. Wird daher von uns jetzt mit &, der grösste noch
zulässige Fehler im Werthe von y bezeichnet, also allgemein
€ < 8, vorausgesetzt, so muss nach der letzten Gleichung
auch sein <a (dtguttg Od)
und folglich für d’ = 3,8
3 <a, (etg u 0,07)
Statt dieser Gleichung können wir mit Rücksicht auf den
hier zu erreichenden Zweck sogar noch ganz unbedenk-
lich schreiben:
“8
”<o cig u; (38)
da nach der Voraussetzung (cf. p. 415) ctg u > 2 und bei
der Frage über die Zulässigkeit oder Unzulässigkeit eines
Fehlers $ im Werthe von «@ in keinem Fall etwas darauf
1
ankommen kann, ob der Werth von 3 um cca 30 grösser
oder kleiner erhalten wird. — Wäre es nun möglich, jeder
Zeit den Werth von x” vollkommen scharf zu ermitteln,
so würde es nach dem Gesagten schon hinreichen, in der
Gleichung (35) den Werth von k cosu bis aufg, ctg u, oder
A : €
was dasselbe ist cos u bis auf Tr cotg u genau zu kennen.
Allein der mit Hilfe des Instruments erhaltene Werth von
x” muss als bereits mit einem Fehler kw behaftet angese-
hen werden, und da dieser Fehler bei der Ableitung von z’
aus x” mittelst Näherungsgleichung sowohl günstig als un-
günstig wirken kann, so müssen wir, um Sicher zu gehen,
den letzten Fall annehmen. Desshalb können wir für den
Theilsatz k cos uw in der Gleichung (35) auch nicht den
ganzen Betrag von &, ctg u des überhaupt im Werihe von
x zulässigen Fehlers in Ansatz bringen, sondern nur bis
zur Höhe von (& etg w— kw); d. h. der für cos u etwa zu
substituirende Näherungswerth muss bis auf ( - iss zei
genau Sein.
- 31”
432
Für die schon benutzten Zahlenwerthe d’ — 3,8° und
ö’ = 17° ergibt sich aus der Gleichung (34) k= 0,2. Als
den grössten zulässigen Fehler im Werthe von haben wir
weiter oben (p. 427) 0,002 bezeichnet. Wir halten diese
Annahme auch jetzt fest und setzen 2; = 0,002. Der Fehler
der Ablesung an der getheilten Stange bringt nach den von
mir gemachten Erfahrungen im höchsten Falle eine Unsicher-
heit von 0,004 in den Werth von x. Dies angenommen
gibt kw —= 0,004, also w = 0,02. Unter Voraussetzung
dieser Zahlenwerthe würde daher der grösste im Werthe von
cos u noch zulässige Fehler = dtgu— uw = 0,01 cig u
— 0,02 sein; es würde mithin aber auch bei bestimmt
gegebenem u jeder Zahlenwerth, welcher in Bezug auf die-
ses u zwischen cos u und cosu-+ (0,01 ctg u — 0,02) liegt,
in der Gleichung (35) unbedenklich an die Stelle von cos u
gesetzt werden dürfen. Stellen wir nun in Rücksicht hier-
auf jetzt für v = 2,4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18° die Werthe von
cos w und cos u — (0,01 ctg u — 0,02) desgleichen für
u — 18°, 19% und 20° die Werthe von cos vu und cos u +
(0,01 ctg u — 0,02) in einem Täfelchen geordnet susammen
wie folgt:
u= 2 4 6 8
cos u = 0,999 0,998 0,995 0,990
cos u — (0,01 ctg u— 0,02) — 0,733 0,875 0,920 0,939
u= 1 12 14 16
cos u = 0,985 0,978 0,970 0,961
cos u — (0,01 ctguw— 0,02) = 0,948 0,951 0,950 0,946
u— ..18 19 20
cos vu = 0,951 0,946 0,940
cos ut (0,01 ctgu— 0,02) = ...... 0,955 0,947
so fällt sofort in die Augen, dass für sämmtliche Werthe
von cos u > 0,943 die Zahl 0,951 zwischen dem Werth
von cos u und cos u — (0,01 ctg u — 0,02) resp. cosu +
(0,01 ctg u — 0,02) liegt, mithin in allen Fällen, wo cos u
> 0,943 d.h.u < circ. 20° in der Gleichung (35) an Stelle
der veränderlichen Function cos u die constante Zahl 0,951
oder cos 18° eingesetzt werden kann, ohne die für =’ zu-
lässige Fehlergrenze zu überschreiten. — So wird sich stets,
433
so lange uw eine gewisse Grenze nicht überschreitet, statt
der Veränderlichen u eine Constante “u angeben lassen,
welche in der Gleichung (35) an Stelle der Veränderlichen,
unbeschadet der für y erforderlichen Genauigkeit gesetzt
werden darf. Hiermit ist aber für unsern Zweck schon ge-
nug gewonnen. Denn richten wir die beiden früher (zuletzt
p. 429) mehrfach erwähnten Täfelchen so ein, dass das eine
die verschiedenen numerischen Werthe von x’ — allgemei-
ner gefasst von (0 —e') — mit den entsprechenden von y ne-
beneinander enthält, in dem andern aber nicht die Werthe
von x selbst, sondern von &” +-k cos “u mit dem zu dem
benutzten Werthe von x’ gehörigen Werthe von y zusam-
mengestellt sind, so ist nach den gefundenen Resultaten
für u S 20° eine Verwechselung beider Täfelchen offenbar
ohne praktischen Nachtheil, für u > «,, also um so mehr
für u > 20° steht: aber eine solche Verwechselung nicht
mehr zu befürchten, weil alsdann 0’ in der Praxis wohl
kaum jemals eine Anwendung finden dürfte. Ja bedenkt
man, dass mit © auch k negativ wird, also der durch die
Vertauschung von u mit "u entstehende Fehler sowohl beim
Bergauf- als beim Bergabmessen nach derselben Seite von
y hinwirkt, so leuchtet ein, das man für u<u, sogar beide
Täfelchen unbedenklich in Eins verschmelzen kann, sobald
man nur das Mittel aus den beiden Werthen von y, welche
zu gleichen Werthen von «’ und « + k cos‘ gehören,
statt der streng richtigen Werthe von y in dies eine anzu-
fertigende Täfelchen einsetzt. Der auf diese Weise aller-
dings jederzeit unvermeidlich in die Messung kommende
kleine Fehler ist um so ungefährlicher, als er einmal selbst
im ungünstigsten Falle noch bei Weitem nicht die Grenze
der Zulässigkeit erreicht und dann überdies in den meisten
Fällen die Länge der einzelnen Theile einer Linie sämmt-
lich nach derselben Richtung verändern wird. Die Benut-
zung von 0’ wird in Folge dieses Verfahrens die Linie et-
was zu kurz geben, während die Anwendung von d” die
entgegengesetzte Wirkung haben muss. — Wie man sich
statt des so eben näher bezeichneten einzigen Täfelchens
besser eines Verlängerungsstückes an der Kette zu glei-
chem Zwecke bedient, ist schon früher (p. 405) angedeutet
434
worden und wir werden später Gelegenheit finden, noch
einmal darauf zurück zu kommen.
Es ist vielleicht nicht ganz in Abrede zu stellen, dass
diese letzten Deductionen in der einen oder andern Beziehung
nicht ganz scharf durchgeführt sind. Da aber durch die-
selben jedenfalls so viel ausser Zweifel gestellt ist, dass die
Vertauschung der Veränderlichen « in der Gleichung (35)
mit der Constanten “u für unsern Zweck ein äusserst gün-
stiges Resultat zu geben verspricht, so dürfte es wohl der
Mühe werth sein, jetzt nachträglich noch auf eine vollkom-
men scharfe Feststellung der hierbei in Betracht kommen-
den Verhältnisse einzugehen.
Nach dem bereits Gesagten unterliegt es wohl kei-
nem Zweifel mehr, dass wir für die Glchg. (35) vollkommen
scharf auch schreiben können
© -- = a’ kcos "u — ku; (39)
wo ebenfalls kw die constante Grösse bezeichnet, um welche
der Werth von x” unsicher ist. Ziehen wir von 'der Glchg.
(39) die Glehg. (35) ab, so ergibt sich
$— k(cos u— cos"u + w)
wofür wir, da sowohl cos “u als w constante Grössen sind,
abkürzend setzen können
9 — k(cos u — cos 'u); (40)
Diese Gleichung ist noch vollkommen scharf. Lassen wir
jetzt die Beschränkung wieder hinzutreten, dass die Werthe
von %* nur innerhalb der zulässigen Fehlergrenzen liegen
sollen, so können wir überstehende Glchg. mit der Glehg.
(37) in Verbindung bringen und erhalten auf die Weise
e cos u — cos u,
RT etgu tt ’
als Gleichung zur Bestimmung des Fehlers, welcher dadurch
in den Werth von y kömmt, dass einmal «” nicht ganz
genau abgelesen ist und dann “u an die Stelle von u in
der Gleichung (35) gesetzt wird. Für uns hat es jedoch
weniger Werth, den Fehler e, welcher einem gegebenen
u entspricht, wirklich numerisch berechnen zu können, als
vielmehr zu wissen, bis zu welcher Höhe dieser Fehler
unter gewissen Voraussetzungen anwächst, sowie umge-
kehrt, was aus einem gegebenen Maximalwerthe &, von &
(41)
435
rückwärts für diese Voraussetzungen folgt. Auf,Feststellung
dieser Verhältnisse mögen daher nachstehende Entwicklun-
gen gerichtet sein.
Durch Differentiiren der Gleichung (41) ergibt sich
1 de _ cosw— cos u — sin %u (eig u +1tg Ö)
a 1 ae (etg u + tg 0)? . sin ?u \
_ c08u — cos’u 1 sin u
etguttsd (dgu+ttgd)sinu ctgu-ttgd’
Hieraus folgt auf Grund der Gleichungen (37) und (41)
1 de I TE 1 sinu
k du k ERBEHAIRIG:
— sin u —
&
de & ( F3 3
oder du = 3 R su — k sinu ) ;
und es wird mithin für u< ‘u der Fehler eein Maximum, wenn
€
sin ?u
dem Maximalwerthe e, von e ein Werth u, von u, So muss
nach der zuletzt gefundenen Gleichung auch sein
= k sin u. Entspricht daher in der Gleichung (41)
sin du, — I; (42)
- & . . : .
Dieser Werth von Tr in die Gleichung (41) eingesetzt,
COS U — COS 'u
ibt ee
= e etg u; + tg 6
woraus ohne Weiteres folgt
cos "u - cos u — sin ®u, ctg u — sin du; tg Ö
oder cos u = cos u, — sin 3u, tg 0 ; (43)
Durch die Gleichung (42) sind wir offenbar in Stand ge-
setzt, den Werth von u zu berechnen, bei welchem irgend
ein gegebener Maximalwerth &, von e wirklich eintritt.
Wird dann der so erhaltene Werth u, von u in die Glei-
chung (43) eingesetzt, so ergibt sich weiter der Zahlen-
werth von ‘u, durch welchen der für &; angenommene Zah-
lenwerth bedingt ist. Wir besitzen also in beiden Glei-
chungen (42) und (43) ein Mittel, um für irgend einen ge-
gebenen Werth von e, uns jederzeit den ihn bedingenden
Werth von ‘u zu verschaffen. Nun wächst aber, wie man
436
aus der Gleichung (43) ersieht, cos'u gleichzeitig mit cos u,,
wenn auch in anderem Verhältniss, also auch “w mit
und daher nach Gleichung (42) ebenfalls mit &,, so wie
umgekehrt. Haben wir uns also mittelst der so eben mehr-
fach genannten beiden Gleichungen denjenigen Werth von
"u berechnet, bei welchem der grösste noch zulässige Feh-
ler &, im Werthe von y wirklich eintritt, so ist mithin der
so erhaltene Werth von ‘u ebenfalls der grösste überhaupt
zulässige Werth von ‘u. — Für die schon oben (p.432) be-
nutzten Zahlenwerthe k = 0,2; w = 0,02; & == 0,002 und
0’ = 3,8% erhält man mittelst der Gleichungen (42) u. (43)
3 ——
Ig sin = Lg Y# — 2/, Lg 0,01. = Yarsare
also'u,;, —s 120'26,5, mithin
Lg cos ®u;, = 3 x 9,98968 = 9,96904 = Lg 0,93120
daher cos ‘u = 0,93120 — 0,01 x 0,067 = 0,93053
und folglich cos "u = eos u + vw = 0,053
oder “u = 18,1° |
Bei Annahme der vorstehenden Zahlenwerthe von k, w, &
und d’ wird also der durch Vertauschung von u mit “u in der
Gleichung (35) in den Werth von y kommende und durch
ungenaues Ablesen noch erhöhte Fehler dennoch die Grenze
der Zulässigkeit nicht überschreiten, so lange "wu < 18,19,
wie wir dies ähnlich auch oben gefunden haben. Unter
den vorstehenden Voraussetzungen kann man daher in der
Praxis unbedenklich die Näherungsgleichung
© = x” + keos"u (44)
statt der strengen Gleichung (35) in Anwendung bringen:
Will man wissen, wie hoch der Fehler im Werthe von
y allein in Folge der Vertauschung von u mit "u anwächst,
so braucht man nur den für “u gefundenen Zahlenwerth in
der Gleichung (43) an die Stelle von ‘u einzusetzen, U; zu
ermitteln und daraus dann mit Hilfe der Gleichung (42) &,
zu berechnen. Es wird freilich in einem solchen Falle die
Gleichung (43) der numerischen Auflösung etwas mehr
Schwierigkeit bieten. Will man sich indess auch hier mit
einem Näherungswerthe begnügen, so kann man sich einen
solchen sehr genau durch nachfolgende einfache Betrach-
tung verschaffen.
4
437
Es wird sich immer ein Werth $ von solcher Beschaf-
fenheit angeben lassen, dass die Gleichung
cos (u; +ß) = cos ?u, — sin dus tg d’
möglich ist, welchen Werth vu auch annehmen mag. Als
Zahlenwerth von u, haben wir aber cca. 121/,° gefunden
und es wird sich dieser Werth selbst bei Vornahme nicht
ganz unwesentlicher Abänderungenin den Zahlenwerthen von
k und &, nur um wenige Grade anders herausstellen. Mit-
hin kann der Werth von ß, im Bogenmasse ausgedrückt, in
keinem Fall mehr als einige Minuten betragen. Wir kön-
nen deshalb die für # aufgestellte Gleichung unbedenklich
auch in der Form
(cos us, — ß sin u)’ = cos an —.gin Ya t2:0
schreiben. Wird diese Gleichung mit cos °®u, dividirt, so
folgt daraus
(d — Pt uw) = 1— tg uitg d
Da aber nach dem Gesagten die zweiten und höhern Po-
tenzen von tg °u, tg d im Vergleich zur ersten nur sehr
klein sein können, so muss mit grosser Genauigkeit auch
noch sein 1— Btew = 1-—- !,tgu,tgd
und mithin in nn Weise
= Alantsii2us 68107;
Setzen wir nun noch
cos »% —= cos 'u; (45)
so ist alsdann in Berücksichtigung der Gleichung (43)
cos Ku; + ß) = cos %
woraus sogleich weiter folgt
4 =v— PP; (46)
diesen Werth von SE in die für $ gefundene Gleichung ein-
gesetzt gibt — 1, tg W—P) tg d
wo »v und 0 als En gegebenen Grössen zu betrachten
sind, aus denen die sehr kleine Unbekannte P zu bestim-
men ist. Wegen der Kleinheit von # darf man aber unbe-
denklich schreiben:
tg vB) = an (. v» — 8) A —- Pte»)
1 + Ptgv
=tgvy—R— Pte’
also El) ter
438
und folglich auch, wenn wir fortfahren, sämmtliche höhere
Potenzen von f zu vernachlässigen
tg v
Ei ee en ee
Wird dieser Werth von tg ?(v — f) in die zuletzt für
aufgestellte Gleichung eingesetzt, so erhalten wir endlich
— 1 ( te 0 ei )
ß ls 5 ß cos 2, tg Ö
woraus durch eine einfache Umformung sich ergibt
Ihtg tgl
tg v tg
1 2
r cos ?v
Vernachlässigen wir auch jetzt wieder, ähnlich wie oben,
die zweite und höhern Potenzen von tg » tg Ö’ ohne Wei-
teres, so können wir statt dieser letzten Gleichung schreiben
‚ tg v tg Öö
-i,tgwtgd (1 —2 —
ß la 5 5 ( la cos 2,
oder wie es zur Ausführung der numerischen Rechnung
vielleicht bequemer ist
B='htsertsd— hits red};
Es gibt diese Gleichung eine sehr bedeutende Genauigkeit.
Für den praktischen Gebrauch ist es schon vollkommen ge-
nügend wenn man rechnet
gwß= 'hts"wtesld,;, (47)
Mit Hilfe der vorstehenden 3 Gleichungen (45), (46)
und (47) lässt sich für einen gegebenen Werth von 'u, resp.
“ı leicht derjenige Werth u, von u berechnen, bei welchem
in Folge der Benutzung der Näherungsgleichung (44) statt
der streng richtigen (35) der Fehler e im Werthe von y sein
Maximum erreicht. Man darf jedoch hierbei nicht überse-
hen, dass die Glehung (46) sowie die Gleichung (42) u. (43)
nur gelten, so lange u <S "u. Für grössere Werthe von u
wächst & gleichzeitig mit u fort.
Es wurde bereits angedeutet, dass die einzelnen Wer-
the von x’, welche nach den $. 433 gemachten Angaben
als Argument in das anzufertigende Täfelchen einzustellen
sind, streng genommen vielmehr die Zahlenwerthe von
x’—c' oder Y sind, und sie können nur als solche aufge-
fasst werden, sobald das Täfelchen beim Bergaufmessen be-
439
nutzt werden soll, wo bekanntlich d’ negativ wird. Als-
dann ist nämlich, um diesen Fall hier nur noch kurz zu
berühren, wenn & und &” demz’ und x’ entspricht, nach Glei-
chung (22) an gi & Bis as Nele sets 7) arm Sa e )
= En en
und da nach Gleichung (35) — & = — =” — k o00s u, so
mithin auch © —= E’" —-keosu; (48)
und es hat hier der numerische Werth von k das entgegen-
gesetzte Vorzeichen, wie in Gleichung (35), also der Theil-
satz k cos u in den beiden Gleichungen (35) und (48) für
die numerische Rechnung dennoch dasselbe Vorzeichen.
Wird nun weiter mit der Gleichung (48) die Gleichung (24)
in Verbindung gebracht, so ergibt sich
Y =! —- y={"—kesu— y
oder wenn auch hier wieder statt cos u sein Näherungswerth
cos "u eingesetzt wird
— Y=-° —- =" — kcos"u — y; (49)
und dies würde also die in der Praxis wirklich zur Anwen-
dung kommende Gleichung sein, um aus dem abgelesenen
Werth m” — 4 den Tafelwerth Y abzuleiten, wie dies in
ähnlicher Weise mit der Gleichung (44) in Bezug auf ma”
= I der Fall ist.
Da die Ableitung der betreffenden Tafelwerthe aus
den beobachteten Werthen von mx”, m&” sowie auch von
m im Kopfe geschehen soll, so muss uns natürlich sehr
viel daran gelegen sein, dass die dabei in Betracht kom-
menden constanten Zahlenwerthe von mk cos “u, my,
m(k. cos "u—y') eine solche Beschaffenheit haben, dass sie für
die numerische Rechnung möglichst bequem sind. Fürmy’
haben wir schon früher (p.421) einen Zahlenwerth angege-
ben und werden auch hernach noch einmal darauf zu spre-
chen kommen. Jetzt wollen wir zunächst versuchen, für
mk cos “u den passendsten Zahlenwerth unter den über-
haupt zulässigen herauszufinden. Wir gehen deshalb wie-
der zu den Gleichungen (31) und (32) zurück. Nach den-
selben soll sein
wo >tgE ww + — sec U — sec 1
<tew4t — sec"
440
Aus den beiden Gleichungen (26) und (34) folgt aber für
positive Werthe von k die Gleichung k = tg d” — . und
mithin muss auch sein:
e So
kotgwm + = (sec ua — 1) le
<— tg ug + ze (sec ü%—1)
oder, da ganz allgemein sec u — 1 = tg u tg !/, u, wie
durch Gleichung (6) nachgewiesen worden,
e s
1 At 1 SU k
k>tg m ( + Pr Lo 25 u) see un;
| 60)
<tg (1 4: BER tg Us to.) >
Werden in dieser Gleichung*) für die einzelnen Grössen auf
der rechten Seite die bekannten Zahlenwerthe eingesetzt,
so bekommen wir k > 0,17; < 0,32;
woraus für die Annahme cos "u > 0,951, sogleich weiter
folgt k cos "u > 0,16 ; < 0,32
und daher km cos "u > 0,842; < 1,68%;
Es unterliegt nun aber jedenfalls keinem Zweifel, dass un-
ter diesen für k m cos “u zulässigen Zahlenwerthen für die
Ausführung numerischer Rechnungen keiner mehr geeig-
net ist, als 1,00, wir also am besten setzen
km cos "uw = 1,00%; (51)
Vergleicht man diesen Zahlenwerth mit dem oben (p. 421)
für my’ erhaltenen, so zeigt sich, dass dieser bedeutend
grösser ist als jener, und es hat also der scheinbar negative
constante Werth — k cos "uw — y auf der rechten Seite
der Gleichung (49) in Wirklichkeit doch einen positiven
Zahlenwerth, weil, wie schon mehrfach bemerkt wurde, mit
ö auch k negativ wird. Ist dies aber der Fall, so gestalten
sich offenbar die im Kopfe vorzunehmenden Nebenrechnun-
gen am einfachsten, wenn in Bezug auf positive Werthe
von k: gesetzt wird: km cos “u = 2my'
Denn alsdann hat für einen negativen Werth von k so-
wohl my’ als der Ausdruck — mk cos "u — my denselben
Zahlenwerth und ist daher eine Verwechselung nicht möglich.
*) Für vorläufige Rechnungen kann: man bei ähnlichen Vor-
aussetzungen wie hier unbedenklich setzen mk > u ig a — s, I so.
441
Wird die vorstehende Bedingüngsgleichung angenommen, so
würde allerdings daraus auf Grund der Gleichung (27) wei-
ter folgen
I, mk cos 'u=s— 2e
und also s —= 1, mk cos "u + 2e; (52)
und es wäre dann gleich von Anfang bei der Wahl des
Zahlenwerthes für s aufdiese@leichung Rücksicht zu nehmen.
Der von uns angenommene Werth s = 1,22 entspricht die-
ser Gleichung.
Es bleibt uns jetzt noch übrig, für "u einen bestimm-
ten Zahlenwerth festzustellen. — Aus der Gleichung (40)
ersieht man, dass für vollkommen genaue Werthe von &”,
also für w = 0 oder ‘u = "u die Werthe von 3 positiv
sind, so lange u < "u, dagegen, wenn u > "u, die Werthe
von 3 negativ werden. Im letztern Fall wächst dann noch
überdies der Fehler e sehr rasch mit dem Winkel uw, wie
man sich leicht durch einen Blick auf die Gleichung (37)
überzeugen wird. Wenn es nun hiernach offenbar am vor-
theilhaftesten ist, den Werth von “u so gross zu nehmen,
als nur irgend zulässig, so darf man andrerseits doch auch
nicht übersehen, dass die Annahmen, aus welchen die Be-
dingungsgleichung «u < 18,1° abgeleitet wurde, theilweise
selbst durchaus nicht so bestimmt gegebene Zahlengrössen
sind, vielmehr unter Umständen sich ganz wesentlich ändern
können, in welchem Fall dann natürlich der grösste für "u zu-
lässige Werth auch ein andrer wird. Nach den von mir bei
dem Gebrauche des Instruments gemachten Erfahrungen dürfte
es vielleicht am vortheilhaftesten sein, “w so anzunehmen,
5 sts, . iD: & J
dass für € = — sich <e= 0 ergibt. Da wir hierbei
natürlich w = 0, also 'w = "u vorausetzten müssen, so
wird diese Bedingung erfüllt sein, wenn
. AN ‚ S S e ,
sin "u—0) = (FE — me cos d; (53)
Es ist dies eine nahe liegende Folgerung aus den beiden
Gleichungen (41) und (11). — Werden in der überstehen-
den Gleichung für die einzelnen Grössen die bekannten
numerischen Werthe derselben substituirt, so bekommen
wir "u = 15° 19,5
442
Setzt man diesen Werth von “u ein in die Gleichung
1,00 Pe
m cos "u
welche durch Verbindung der beiden Gleichungen (34) und
(51) erhalten wird, so ergibt sich als das Schlussresultat
der ganzen letztern Untersuchung:
0’ = 14° 47,9°
Ueberblicken wir jetzt noch einmal im Zusammenhang den
Gang der obigen Entwicklungen, soweit sich dieselben auf
die Feststellung der numerischen Werthe von d beziehen,
so wird es sehr bald klar, dass es hauptsächlich nur zwei
Gründe waren, welche uns veranlassten, die wirklich ange-
nommenen und keine andern Zahlenwerthe für d’ und Ö’
zu wählen, alles andere aber nur beigebracht wurde, um
den Nachweis zu liefern, dass der Annahme dieser Zahlen-
werthe von keiner Seite ein Hinderniss entgegenstehe. Es
wurde d’ = 3° 48,5° angenommen, weil alsdann in Folge
der ganzen übrigen Einrichtung des Apparates sich ce — 0
ergibt; d” = 14° 47,9 wurde gewählt, um zunächst die
Gleichung (51) möglich zu machen, hauptsächlich aber um
in Folge dieser Gleichung die für den praktischen Gebrauch
vollkommen ausreichende Näherungsgleichung (44) auf die
einfache und namentlich für das Rechnen im Kopfe äusserst
bequeme Form
mx’ = mx" + 1,00%; (54)
zu bringen. So gewichtig indess diese Gründe auch sein
mögen, so lässt sich andrerseits doch ebensowenig leugnen,
dass andere numerische Werthe von 0 ebenfalls ihre Vor-
theile und gar nicht so gering anzuschlagende zu bieten
vermögen. Bedenkt man z. B. dass für kleinere Werthe
von m (©—c) dieWerthe von uy = o fast ohne alle prakti-
sche Bedeutung, in jedem Fall aber so gering sind, dass schon
eine oberflächliche, allerdings mit Beihülfe des Instruments
ausgeführte Schätzung des Werthes von m (@—c) =I!— mc
ausreichende Genauigkeit gibt, so liegt die Frage sehr nahe,
ob es nicht vielleicht vortheilhafter wäre, d’ so gross anzu-
nehmen, dass diese kleinen Werthe von !—mec sich gar
nicht mehr mit Hilfe des Werthes + ö’ scharf ermitteln
lassen, wenigstens nicht durch directes Ablesen, sondern
tg de’ =
443
dass dann, wenn dies einmal ausnahmsweise geschehen
sollte, der Werth — Öö’ in‘Anwendung zu bringen wäre.
Bei einer solchen Einrichtung würde das Instrument selbst
mit Beibehaltung derselben numerischen Werthe für die
übrigen Grössen auf noch stärker geneigtem Boden aus-
reichen, als wie dies jetzt der Fall ist, wodurch es andrer-
seits bei gewissen Terrainverhältnissen möglich würde,
mit einer kürzern getheilten Latte, als der von uns ange-
nommenen, durchzukommen,, oder mit der Annahme eines
einzigen numerischen Werthes für d auszureichen. Indess
hierauf näher einzugehen, würde für den beabsichtigten
Zweck zu weit führen; wir werden uns hier beschränken
müssen, in dem Folgenden nurnoch auf einige Gegenstände
zu Sprechen zu kommen, welche an und für sich zwar we-
niger wichtig als die bisher behandelten sind, jedoch in
Rücksicht auf den am meisten nutzenbringenden Gebrauch
des Instruments nicht wohl übergangen werden können.
Bei den obigen Betrachtungen wurde von uns e als
eine völlig unveränderliche Grösse vorausgesetzt. In der
Praxis ist dies übrigens durchaus nicht der Fall. Da es
auch hier, wie bei allen Kettenmessungen, eine unerlässli-
che Bedingung für die Richtigkeit der Messung ist, dass die
ausgespannte Kette wenigstens nahezu eine gerade Linie
bildet, so kommt es häufig vor, dass der Geometer zu Er-
reichung des gedachten Zweckes die Kette am hintern Ket-
tenstabe um ein Stück 5 heben lassen muss. Wenn dies ge-
schieht, so ist dann offenbar der Werth von e geändert.
Bedenkt man jedoch, dass der in Folge dieses Hebens ent-
standene Neigungswinkel der Kette gegen den Horizont
ganz dem gleich sein muss, welchen man erhalten würde,
wenn die Kette am hintern Kettenstabe nicht gehoben, da-
gegen am vordern Kettenstabe noch um die Grösse b herab-
gelassen würde; es also in einem solchen Fall nur darauf
ankäme, die getheilte Stange um das Stück b unter dem
vordern Kettenende aufzustellen, um sofort die richtige Ab-
lesung zu erhalten, so leuchtet ein, dass man in allen Fäl-
len, wo zur Erlangung richtiger Resultate ein Heben der
Kette am hintern Kettenstab erforderlich ist, nur das Stück
b, um welches das hintere Kettenende gehoben ist, zu dem
444
Werthe von != mx hinzuzufügen braucht, damit die Able-
sung dem wahren Neigungswinkel der Kette entspricht.
— Wird A statt 1 abgelesen, so muss von A die Grösse 5
natürlich abgezogen werden, um die dem Neigungswinkel
der Kette entsprechende Ablesung zu erhalten. Es ist dies
eine nahe liegende Folgerung aus der Bedeutung von 4,
wonach die Werthe dieser Grösse stets in der Höhe s über
dem vordern Kettenende zu zählen anfangen.
Wird die Kette am vordern Kettenstabe gehoben, so
macht sich offenbar so lange keine besondere Rechnung
deshalb nöthig, als die getheilte Latte auf die Kette
selbst aufgestellt wird. Sieht man sich aber, wie dies
sehr oft vorkömmt, gezwungen, die getheilte Stange oben
auf den Kettenstab aufzusetzen, so kann dann natürlich
nicht mehr der ganze Kettenstab als Verlängerungsstück
der Stange in Rechnung gebracht werden, sondern nur das
Stück b des Kettenstabes, welches sich zwischen dem Ket-
tenende und dem Fusspunkt der Stange befindet. Dass auch
die Grösse b’ dem abgelesenen Werthe von / hinzuzufügen,
dagegen bei 4 in Abzug zu bringen ist, braucht wohl kaum
noch erwähnt zu werden. — Beim Heben der Kette am
vordern Kettenstab kommt es bisweilen auch vor, dass die
Visiraxe des Instruments unter der auf die gehobene Kette
gestellten Stange weggeht, wohl aber dieselbe noch schnei-
den würde, wenn sie wie gewöhnlich unten aufgestellt wäre.
In einem solchen Falle wird man wohl immer am besten
thun, die Stange auch wirklich herunterzustellen und als-
dann ganz in der gewöhnlichen Weise abzulesen. Die so
erhaltene Ablesung entspricht allerdings nicht dem wahren
Neigungswinkel der Kette, lässt sich aber sehr leicht berich-
tigen. Denn ist, von unten heraufgezählt, f die Höhe, in
welcher die Stange in der bezeichneten Stellung von der
Visiraxe des Instruments geschnitten wird, während sich
das Kettenende in der Höhe g der getheilten Stange befin-
det, so ist alsdann in Berücksichtigung, dass die unter dem
Kettenende liegenden Werthe von ! negativ sind, offenbar
Il=— (9 Et ),
woraus für d = 0” auf Grund der Glchg. (54) folgt
= (008 +N—y9
445
Tritt der hier in Rede stehende Fall, wie wohl fast immer,
unter solchen Umständen ein, dass die Anwendung von 4
statt 2 wünschenswerth erscheint, so bedarf es nur der Er-
innerung, dass allgemein A = s — |, also hier
A\=6s—N+ty
um- sich sofort zu überzeugen, dass man an der unten
aufgestellten Stange nur in der ganz gewöhnlichen Weise
von oben herab abzulesen und zu dem so erhaltenen Werth
von (s — f) ‘noch den Werth von g hinzuzufügen braucht,
um auch unter den gegenwärtigen Voraussetzungen einen
der Neigung der Kette völlig entsprechenden Werth von A
zu erhalten. UVebrigens folgt dieses ‚Resultat auch direct
aus der bereits angezogenen Eigenschaft von A, wonach
man beim Abzählen der Werthe dieser Grösse jederzeit in
der Höhe s über dem vordern Kettenende zu beginnen hat.
Bevor wir unsere Untersuchungen abschliessen, kön-
nen wir nicht umhin, noch einmal auf das Verlängerungs-
stück « der eigentlichen Kette « zurückzukommen. Es
1
30 #
angenommen worden, und im Verlauf der übrigen Unter-
suchungen hat sich nirgends eine Veranlassung gefunden,
einen bestimmten numerischen Werth von «& als vorzugs-
weise der Berücksichtigung werth uns zu notiren. Dessen
ungeachtet wird aber gewiss Niemand daran zweifeln, dass
einzelne numerische Werthe von « für das praktische Mes-
sen mehr geeignet sein möchten als. andere. In der That
wäre auch nur nöthig, mit einer verlängerten Kette wirk-
lich einmal zu messen, um sofort einzusehen, dass die für
«@ praktisch brauchbaren Werthe unter andern namentlich
aus zwei Gründen innerhalb sehr beschränkter Grenzen
liegen müssen. Zunächst ist es die Länge der menschli-
chen Arme, welche über eine bestimmte Grenze in den
Werthen von «@ hinauszugehen uns nicht erlaubt. Denn
da beim Messen mit einem Verlängerungsstück an der ei-
gentlichen Kette der Zähler nicht mehr, wie ausserdem,
in das Loch des vordern Kettenstabes einzustecken ist, son-
dern statt dessen anirgend einer bestimmten Stelle des Ver-
längerungsstückes, also möglicher Weise auch am Anfange
XV. 1860. 32
ist dies Stück @ von uns s. Z. (p. 419) vorläufig =
446
desselben, so muss mithin das Verlängerungsstück so an-
genommen werden, dass unter allen Verhältnissen die Arme
des vordern Kettenziehers noch ausreichen, um gleichzeitig
mit der einen Hand am Kettenstab die Kette straff anzu-
spannen und mit der andern Hand das Ende des eigent-
lichen Kettenzuges d. h. an der Kette den Werth u+r
durch den Zähler markiren zu können. Wenn es nun aber
hiernach rathsam erscheint, den numerischen Werth von «
eher etwas zu klein als zu gross auszuwählen, so tritt die-
ser Annahme auf der andern Seite soglich wieder der Um-
stand hinderlich in den Weg, dass alsdann um so wenigere
Werthe von r in die Kette m hineinfallen, während es doch
gerade sehr wünschenswerth ist, die Grösse von r jeder-
zeit an dem Verlängerungstück selbst abnehmen zu kön-
nen. Es ist deshalb für unsere Voraussetzungen auch nicht
möglich, beiden Anforderungen gleichzeitig vollkommen zu
genügen und bleibt uns darum kein andrer Ausweg übrig,
als für @ einen nach beiden Seiten hin gleichmässig abge-
messenen Mittelwerth anzunehmen. Nach den von mir ge-
machten Erfahrungen eignen sich bei Verwendung von 4%
1
bis 52 langen Ketten am besten die Längen von I6 bis
u als die für « zu wählenden Werthe. Nebenbei muss
man natürlich mit darauf bedacht sein, für @ einen möglichst
abgerundeten Zahlenwerth anzunehmen. Kömmt es dann
beim Messen vor, dass die Kette nicht mehr ausreicht, um
an derselben die Werthe von r abzustecken, so thut man
besten, wenn man das ausserhalb der Kette m fallende Stück
des eigentlichen Kettenzuges, also den Werth r—«, sich
mittelst eines besonderen getheilten Stäbchens durch hori-
zontales (nicht geneigtes) Fortmessen in der abgesteckten
Linie zu verschaffen sucht. Zu diesem Stäbchen lässt sich,
wie schon S. 405 erwähnt wurde, sehr vortheilhaft der vor-
dere Kettenstab selbst benutzen, welchen man für diesen
Zweck ähnlich, wie das Verlängerungsstück «& nicht in glei-
che Theile getheilt hat, sondern in Theile, welche abgerun-
deten Werthen von / resp. 4 entsprechen.
Bezeichnet man das soeben erwähnte, an die verlän-
gerte Kette m noch anzusetzende, jedoch in horizontaler
447
Riehtung zu messende Stück vom Kettenzug mit p, so ist'
dann P = 0—a cos u
Nach Gleichung (12) ist aber csu =1— y=1— ar
und mithin ebenfalls:
&
Eon, 0 — « (55)
Ist” 2. B: > — — genommen, so lassen sich die Wer-
the von p nach dieser letzten Formel sehr bequem rech-
nen; ist dagegen Rn kein in dieser Weise abgerundeter
Quotient, so dürfte es doch wohl vortheilhafter sein, bei
Berechnung der einzelnen Werthe von p sich der erstern
Gleichung zu bedienen.
Dies sind die Principien, auf welche sich die von
mir an der Messkette angebrachte Vorrichtung gründet,
um auf Terrain mit beliebig wechselnder Neigung ge-
gen den Horizont eine zu messende Linie sofort und
ohne besondere Mühe in Stücke zu zerlegen, deren Ho-
rizontalprojectionen genau die Länge eines Kettenzuges
haben. Die genauere Beschreibung der einzelnen Theile
dieser Vorrichtung behalte ich mir für ein anderes Mal
vor. Hier mag einstweilen nur noch bemerkt werden,
dass der von mir hierzu benutzte Apparat höchst einfach
ist, leicht an jeder gewöhnlichen Kette angebracht werden
kann, auch hinsichtlich seiner Einrichtung im Allgemeinen
für jede Länge und Eintheilung der Kette sich gleich bleibt.
Nur die einzelnen Abschnitte des Verlängerungsstückes und
der Latte zum Ablesen, sowie die Lage der Unterstützungs-
punkte an der Pendelwage ändern sich mit der Länge der
Kette und der ihr zu@Grunde liegenden Masseinheit. Die Grös-
senverhältnisse dieser Stücke müssen deshalb allerdings für _
jeden besondern Fall speciell berechnet werden, wie es z.B.
in ähnlicher Weise bei dem Ausfeldschen Planimeter gesche-
hen muss. Dies ist auch der Grund, warum die obige Dar-
stellung etwas länger ausgefallen ist. Wäre nur eine Kette
von gegebener Länge und für ein bestimmtes Maassystem
in Betracht zu ziehen gewesen, so hätte ganz unbedenk-
32 *
448
lich ein grosser Theil der obigen Ausführungen weggelas-
sen werden können. Allein da nun einmal gegenwärtig
eine Unzahl von Maassystemen existirt, so mussten auch,
so weit es ging, alle Systeme gleichmässig berücksichtigt
und also sämmtliche Entwicklungen möglichst allgemein
gehalten werden, um auf alle Verhältnisse anwendbar
zu Sein. Später bei der genauern Beschreibung des
Apparates hoffe ich auch noch einige Andeutungen über
das Verfahren geben zu können, wie bei der Anfertigung
desselben für ein bestimmtes Landesmass und entsprechender
Einrichtung der Kette sich die einzelnen dabei in Betracht
kommenden Grössen mit Hilfe der oben aufgestellten all-
gemeinen Gleichungen am besten ermitteln lassen. Die vom
Hofmechanikus Ausfeld in Gotha auf meine Bestellung an-
gefertigten Vorrichtungen dieser Art waren für eine 5
Preuss. Ruthen haltende Kette berechnet. Sie wurden an
gewöhnlichen, schon gebrauchten Ketten angebracht, und
mit diesen so verbesserten Ketten sind nun, wie schon er-
wähnt wurde, von einem meiner Collegen sowie von mir
selbst bereits grössere Messungen zu Katasterzwecken auf
der Nordseite des Thüringer Waldes ausgeführt worden.
Die Ansteigung des Bodens, wo noch völlig genaue Ket-
tenmessungen gemacht werden mussten, ging häufig bis zu
35° und mitunter auch darüber, überall aber wurde unter
gleichzeitiger Aufmessung der verschiedenen vorkommenden
Details mit dieser Kette bei gleichem Zeitaufwand auch die-
selbe Genauigkeit wie anf horizontalem Boden erreicht.
In letzter Beziehung war auch durchaus keine Täuschung
möglich, da die grosse Anzahl der vorhandenen trigono-
metrischen Punkte in Verbindung mit dem zur Anwendung
gebrachten Messungsverfahren stets einen sichern Anhalt
für die Beurtheilung der mit der Kette erlangten Genauig-
keit boten. Alle Operationen mit der verbesserten Kette
wurden eben so wie beim Messen mit der gewöhnlichen
Kette von den Kettenziehern allein ausgeführt. Die dabei
vorkommenden besonderen Verrichtungen hatten dieselben
sich bald und mit leichter Mühe angeeignet. — Ist die Kette
ganz auf die gewöhnliche Weise in der Linie ausgespannt,
so sind dann für eingeübte Kettenzieher durchschnittlich
449
nur 8 Secunden Zeit zur Ausführung der Manipulationen
mit dem Apparat erforderlich, und es kömmt natürlich selbst
dieser an sich schon sehr geringe Aufenthalt gar nicht in Be-
tracht, wenn der messende Geometer gleichzeitig Details
aufzunehmen hat, und also die Kettenzieher ohnedies wäh-
rend jener Zeit unbeschäftigt dastehen würden. Mit dem
zeitherigen Verfahren ist aber unter allen Umständen schon
bei einer Terrainansteigung von 10° zum Mindesten der
4fache Zeitverlust verbunden, dabei ist es viel unbequemer
und gibt eine wesentlich geringere Genauigkeit.
Zum Schluss mag hier noch unter Berücksichtigung
der S. 433 und S. 446 gegebenen Andeutungen eine Zu-
sammenstellung der einzelnen Werthe von m&’ mit den zu-
gehörigen Werthen von «u, e und r, sowie der einzelnen
Werthe von mx” km cos“u neben den zu mx” gehörigen
Werthen von u, e und r folgen. — Die der Tabelle zu
Grunde gelegten Zahlenwerthe für die in Betracht kommen-
den constanten Grössen sind die oben angenommenen. —
NB. Auf p. 407—409 bedeutet < so viel als Winkel, ° über
einer Zahl heisst Grad, @ an gleicher Stelle Ruthe.
(Siehe Beilage A.)
450
Beilage A.
u=5%; a = 0252, e = z m; km cos “u = 1,00%;
. Pen an
d’ — 30 48,8 0” = 149 47,8 wen u
Werthe von
h mx"
ME u 0 r \|+ km u 0 r r p
cos U
Ru- Er ETEE
then Grad | Min, | Ruthen | Ruthen || Ruthen | Grad) Min. | Ruthen | Ruthen || Ruthen | Ruthen
0,0| 0 | 0,0| 0,000 | 0,000 0,000
0,1 5,4| 0,001 | 0,001 0,001
0,2: 2 |10,8| 0,004 | 0,004 0,004
0,31 3 |16,1] 0.008 | 0,008 0,008
0,4| 4 21,5] 0,014| 0,014 0,014
0,5] 5 126,8] 0,023 | 0,023 | 0,5 5 147,5] 0,025 | 0,026 || 0,024
0,6] 6 |32,2| 0,032| 0,033 | 0,6 6 51,5) 0,036 | 0,036 || 0,034
0,7| 737,6] 0,044| 0,045 | 0,7 7 |55,3| 0,048 | 0,048|| 0,046
0,8] 8 143,2] 0,058] 0,058) 0,8 8 159,0] 0,061 | 0,062] 0,060
0,9) 9 148,8] 0,073 | 0,074 0,9 | 10 | 2,6| 0,077 | 0,078) 0,076
1,0) 10 | 54,6} 0,090 | 0,092|| 1,0 | 11 | 6,0| 0,094| 0,095 || 0,094
1,1| 12 | 0,5) 0,109| 0,112| ı,1 | 12 | 9,5| 0,112| 6,115] 0,113
1,2| 13 | 6,6) 0,130| 0,134 | 1,2 | 13 |12,8| 0,132| 0,136] 0,135
1,3) 14 |12,9| 0,153| 0,158 | 1,3 | 14 |16,1| 0,154) 0,159] 0,159
1,4| 15 |19,5| 0,178) 0,184 1,4 | 15 |19,5| 0,178| 0,184 || 0,184
1,5| 16 | 26,3] 0,204! 0,213|| 1,5 | 16 |22,8| 0,203 | 0,211) 0,212
1,6| 17 |33,4| 0,233| 0,244 | 1,6 | 17 | 26,1| 0,230 | 0,241|| 0,242
1,7] 18 |40,8| 0,263 | 0,278|| 1,7 | 18 |29,5| 0,258) 0,272] 0,272 | 0,021
1,8] 19 |48,6) 0,296 | 0,314 || 1,8 | 19 |33,0| 0,288 0,052
1,9| 20 |56,8| 0,330 | 0,354 || 1,9 | 20 | 36,6) 0,320 0,086
2,0] 22 | 5,3| 0,367 | 0,396 || 2,0 | 21 |40,3| 0,353 0,121
2,1 | 22 |44,1| 0,388 0,157
2,2 | 23 |48,2| 0,425 0,196
2,3 | 24 |52,4| 0,464 0,237
2,4 | 25 |56,8| 0,504 0,279
2,5 | 27 1,7| 0,545 0,322
-
nnnnnnnanennnnnn
451
Literatur,
Meteorelogie. Liais, über ein meteorologischesPhä-
nomen undeine VerdunkelungderSonne.— Aml11.April 1860
war eine wissenschaftliche Commission unter Leitung von Liais mit hy-
drographischen Arbeiten an der Küste der Provinz Pernambuco beschäf-
tigt. Man ging von der Mündung des Rio Formoso aus nach Serin-
jaem. Nach Einbruch der Nacht, als man am Meeresufer hinritt,
fühlte man von. Zeit zu Zeit, während im Allgemeinen ein kühler
Wind vom Meer her wehte, brennend heisse Windstösse, die nicht
nur den Menschen, sondern auch den Pferden äusserst unangenehm
waren, so dass man sich veranlasst sah, von letzteren abzusteigen.
Diese heissen Windstösse widerholten sich ungefähr einmal in jeder
Minute und kamen aus derselben Gegend, aus welcher der Wind
wehte, nämlich aus OSO. Nach dieser Richtung hin war die Luft
nahe am Horizont mit dicken Dünsten beladen. Weil diese Stösse
nur kurze Zeit andauerten, konnte ihre Temperatur nicht bestimmt
werden. Uebrigens wirkten sie auf das Gefühl nicht wie heisse Luft,
sondern wie ein glühender Wind. Die andern Mitglieder der Com-
mission, mit denen man in Serinjaem zusammentraf, haben dieselbe
Beobachtung gemacht. — Als man am 16. April nach Olinda kam,
erfuhr man, dass am 11. April gegen Mittag in Olinda und Reoife
ein anderes Phänomen, das vielleicht mit dem erwähnten im innigen
Zusammenhange steht, beobachtet worden war. Zwischen 11h 30m
um Mittag nämlich wurde der Glanz der Sonne merklich schwächer,
so dass man sie wenige Augenblicke mit blossen Augen betrachten
konnte; auch sah man sie, obwohl der Himmel heiter war, von einer
farbigen Krone umgeben. Ferner hatten verschiedene Leute östlich
von der Sonne einen glänzenden Strom gesehen, und zwar mit blos-
sen Augen. Der Stellung nach kann es nur die Venus sein. Uebri-
gens zeigte sich einzig und allein nahe am Horizont Gewölk, und
dauerte die ganze Erscheinung etliche Minuten. Dass man die Ve-
nus bemerken konnte, ist äusserst merkwürdig, da sie an jenem Tage
nur 3/; ihres grössten Glanzes hatte und am Tage unter gewöhnli-
chen Umständen gar nicht gesehen werden konnte. Auch überzeugte
man sich davon, dass sie an spätern Tagen am Tage nicht gesehen
wurde, obwohl ihr Glanz seit jener Zeit zunahm. Die Abnahme des
Glanzes der Sonne nun kann durch keine atmosphärische Ursache
hervorgerufen worden sein, weil dann entschieden die Venus noch
viel weniger sichtbar gewesen sein würde, als unter gewöhnlichen
Umständen; sie gehört vielmehr zu der Gruppe von Erscheinungen,
die man 1106, 1208, 1547 und 1706 beobachtet hat, und die nach Er-
mann daher rühren, dass vor der Sonne kosmisches Asteroidengewölk
vorübergezogen ist. Zu bemerken ist aber, dass während die erwähn-
ten Erscheinungen 6 Monate vor dem Maximum der Sternschnuppen
im August und November beobachtet wurden, die jetzige 6 Monate
452
von dem Maximum, vom 11 bis 15 October, stattfand. Wird man nun
diese Erscheinung weit und breit beobachtet haben, so wird das kos-
mische Gewölk weit von der Erde entfernt gewesen sein; ist aber
die Erscheinung nur eine lokale gewesen, dann ist jenes Gewölk der
Erde nahe gewesen und der Zusammenhang mit der meteorologischen
Erscheinung wird wahrscheinlicher. Was endlich die Krone anbe-
langt, so kann sie entweder durch Brechung des Lichtes in dem kos-
mischen Gewölk, das man sich aus ziemlich gleichen Theilchen zu-
sammengesetzt denkt, erklärt werden, oder man kann ihr Auftreten
auch aus einer geringen Erkältung herleiten, die in der Atmosphäre
Wasserkügelchen gebildet hat und zwar in einer verhältnissmässig
so geringen Menge, dass wohl die Krone auftreten konnte, die Durch-
sichtigkeit der Luft aber nicht wesentlich geändert wurde. — (Compt.
rend. Tome L, Nr. 26.) Hhnm.
Physik. WernerSiemens, Vorschlag eines reducir-
baren Widerstandsmaasses. — Die Wichtigkeit eines allgemein
angenommenen Widerstandsmaasses für die technische Physik und die
Schwierigkeiten, welche sich einer Einführung des Jakobischen Etalons
entgegensetzen, veranlassten S. zur Herstellung eines von Jedermann
leicht reprodueirbaren Widerstandsmaasses aus gewöhnlichen Glasröh-
ren und Quecksilber, dessen Leitungswiderstand als Einheit zu Grunde
gelegt wurde. Zu dem Ende berechnet er zunächst den Widerstand einer
Rır
ei
G 3
Hierin bezeichnet 1 die Länge des Rohres, 6 des spec. Gewicht und
G. das absolute Gewicht des darin enthaltenen Quecksilbers, R und r
sind der grösste und kleinste Durchmesser des Rohres. Hierauf
wurden Glasröhren von verschiedener Länge nach genauer Calibri-
rung mit Quecksilber bei 0° gefüllt und ihre Widerstände durch Ver-
gleichung mit der Copie eines Jakobischen Etalons mittelst einer
Wheatstoneschen Brücke gemessen ; dieselben stimmten mit den nach
obiger Formel berechneten Widerständen genau überein, und S. schlägt
daher „den Widerstand eines Quecksilberprismas von 1 Meter Länge
und 1 Quadratmillim. Querschnitt bei 0°“ als Einheit vor. Gerade
dies Metall eignet sich am besten dazu, da es leicht in erforderlicher
Reinheit herzustellen ist, seine Leitungsfähigkeit mit der Temperatur
nur wenigändert, endlich einen ziemlich grossen specifischen Widerstand
besitzt, also kleinere Vergleichungszahlen ergibt, als Silber oder
Kupfer. — (Poggend. Ann. Bd. 110, $.1.)
A. Mathiessen, Ueber Legierungen. — M. hat zunächst
die specifischen Gewichte einer grossen Zahl der verschiedenartigsten
Legierung der Metalle Sb, Sn, Cd, Bi, Ag, An, Pb, Hg bestimmt und
theilt die gefundenen Werthe in einer Reihe Tabellen mit. — (Pog-
gend. Ann. Bd.110, S. 21)
R. Adie, ein hermetisch zugeschmolzenes Barome-
ter. — Dieses Instrument erscheint ganz wie ein Thermometer
conischen mit Quecksilber gefüllten Glasröhre W —
453
dessen Flüssigkeitsreservoir flach gedrückt ist. Letzteres kann mit
Vortheil die Gestalt und die Dimensionen einer halben Krone haben.
Am zugeschmolzenen Ende hat das Rohr eine Erweiterung, deren
Grösse sich danach. richtet, dass die Expansion der Luft in diesem
obern Theile die Expansion der Flüssigkeit im Reservoir durch die
Wärme gerade aufhebt. Die Flüssigkeit in demselben muss beim Er-
hitzen seinen Stand nicht ändern, natürlich vorausgesetzt, dass die
Temperatur aller Theile desselben gleich ist. Als Flüssigkeit wendet
Adie gefärbten Alkohol an. Quecksilber, Wasser, Aether sind weni-
ger brauchbar.‘ Natürlich erfolgt das Steigen der Flüssigkeit bei hö-
herem Luftdruck durch das Zusammendrücken des Reservoirs des
Barometers, welches daher natürlich nicht zu dick sein darf. — (Ovar-
terly journal of the chemical society Vol. 13, p. 7.) Hz.
Dufour, über die Dichtigkeit des Eises. — Die
Angaben über die Dichtigkeit des Eises variiren bedeutend, und
selbst die neuesten Untersuchungen haben durchaus keine überein-
stimmenden Ergebnisse geliefert, so dass diese Frage als noch nicht
beantwortet angesehen werden muss. Placidus Heinrich (1807) fand
0,905; Thomson, 0,940; Berzelius, 0,916; Dumas, 0,950; Osann, 0,927;
Plücker und Zeissler, 0,920; C. Brunner, 0,918; H. Kopp (1855), 0,909.
Nach diesen Angaben würde beim Gefrieren die Zunahme an Volu-
men /; bis !/ıs betragen. D. nun präparirte sich aus Wasser und
Alkohol eine Mischung, die gleiche Dichtigkeit mit dem Eise hatte,
die er dann möglichst sorgfältig bestimmte. Später will er die Me-
thode selbst und die Vorsichtsmassregeln veröffentlichen; vor der
Hand gibt er nur an, dass ihm seine Methode eine Annäherung an
den wahren Werth bis auf 0,002 erlaubt. Das Eis verschaffte er sich
aus destillirtem, lange gekochten Wasser; vor den Versuchen befreite
er die Stücken vollständig von Luft. Bei den meisten Eisstücken er-
gab sich als obere Grenze sicher 0,922 oder 0,923, als untere 0,914.
Aus 22 Experimenten ergab sich als mittlere Dichtigkeit 0,9175 bei 00.
Dieses Resultat stimmt mit der Angabe von Brunner ziemlich genau
überein, obwohl letzterer ein ganz andres Verfahren in Anwendung
gebracht hat. Die Zunahme an Volumen im Augenblicke des Gefrie-
rens würde demnach °/ıoo oder ungefähr 1 betragen. — (Compt.
rend. Tom. L, Nr. 23.) Hhnm.
Engelhard, über die Bildung des Grundeises. — E.
hat schon 1829 zu Zinswiller im Niederrheinischen Versuche über die
Grundeisbildung gemacht und sie jetzt wiederholt. Er nahm 3 aus
Metall gegossene Kessel mit einem Duchmesser von 1 Meter und
füllte sie mit Wasser; in den einen warf er Holz- und Metallstücke,
in den andern Eisstücke, in den dritten nichts. Beim Beginn des
Experimentes war die Lufttemperatur — 2°; doch wurde es in der
Nacht kälter; das Wasser hatte eine Temperatur von 00. Sogleich
bildeten sich an der Oberfläche Eisnadeln, die sich unter 300, 60°
und 120° durchkreuzten; bald jedoch bedeckte sich das Wasser mit
einer Eiskruste. Diese wurde (35 bis 40 Millim. stark) am andern
454
Tage durchstossen und das Wasser ausgeschüttet. Die Wände sowohl
als der Boden waren von einer continuirlichen 20 bis 23 Millimeter
dicken Eiskruste überzogen. Nur an den wenigen kleinen Höckern
der sonst glatten Oberfläche hafteten Büschel von .Eisnadeln. Im vo-
rigen Januar stellte er nun Versuche an mit 3 metallenen Kesseln,
die 550 bis 670 Millimeter im Durchmesser hatten, und einem hölzer-
nen Kübel von 640 Millimeter Durchmesser. Er füllte sie mit Fluss-
wasser von +20; die Lufttemperatur war am Tage 20, sank aber während
der Nachtauf— 5°. Damit sich die Gefässe ringsum in derselben Tem-
peratur befanden, wurden sie auf Stützen gesetzt. Am andern Tage
waren $ämmtliche Gefässe mit einer 12—14 Millimeter dicken Schicht
Eis bedeckt. An den Wänden der metallenen Gefässe war sie 20,
am Boden 15—20 Millimeter stark, sie war glatt. Die Wandungen
des hölzernen Kübels zeigten eine 2 Millimeter dicke Eisschicht und
einige Gruppen Eisnadeln; am Boden dagegen lagen einige iselirte
Eisplatten, 100—110 Millim. lang, 5—7 Millim. breit und 1—2 Millim.
dick, die am Rande mit kleinen senkrechten Nadeln versehen waren,
so dass sie einer Säge glichen. Diese seitlichen Nadeln waren
5—7 Millim. lang und 1-2 Millim. breit. Diese mehr oder weniger
dicke Eisschicht an den Wandungen und am Boden hat ihren Grund
in der Leitungsfähigkeit und der Ausstrahlung der Wände. Um fer-
ner die Grundeisbildung zu beobachten, nahm E. metallne 5 Centim.
tiefe Schalen, die er auf eine aus Schnee und Kochsalz zubereitete
Kältemischung setzte. Die Temperatur im Zimmer war 15%. An der
Oberfläche bildete sich natürlich kein Eis, wohl aber am Grunde.
Die Eisbildung war aber nicht immer dieselbe. Manchmal bildeten
sich Nadeln, die zusehens wuchsen und vermöge ihres geringen spe-
eifischen Gewichts die geringe Adhäsion überwanden und emporstie-
gen; manchmal aber bedeckte sich der Boden mit einer dünnen con-
tinuirlichen Eisschicht, die von feinen Linien durchfurcht war, —
Die Erde, deren Temperatur immer über 0° ist, verliert ihre Wärme
nur an der Oberfläche durch Strahlung und Berührung mit kälteren
Körpern. Der Erdboden, der die Wandungen und den Grund der
Flüsse bildet, ist ein sehr schlechter Wärmeleiter; noch schlechter,
aber sind das Wasser und das Eis. Das Eis steigt empor, sobald es
die Adhäsion am Grunde überwinden kann. Es hebt sogar schwerere
Körper vom Boden in die Höhe. Da ferner das Wasser bei 40,44 C.
am dichtesten ist, ist die Temperatur grosser, mehr oder weniger
ruhiger Wassermassen, ja selbst die von ruhig sich fortbewegenden,
nicht sprudelndem Wasser, das nicht daran verhindert wird, sich
schichtenweise nach dem specifischen Gewichte zu lagern, am Grunde
über 0°, selbst wenn das Wasser an der Oberfläche gefriert. Aber
jedesmal, wenn Wasser von 0° einen Boden von 00 findet, wird es
auch hier sowie an der Oberfläche gefrieren. Soll also Grundeis ent-
stehen, so muss das Wasser derartig in Bewegung gesetzt werden,
dass seine untern Schichten auf 0° oder unter 0° erkältet sind; es muss
die Wandungen des Flusses erkälten und endlich inmitten der Bewe-
455
gung einen Ruhepunkt finden, an dem seine Adhäsions- und Krystalli-
sationskraft auftreten kann. Befindet sich nun im Strom ein die Be-
regung hindernder Körper, so wird er einerseits die Flüssigkeits-
theilchen, die an ihn stossen in ihrer Bewegung hindern und sie in
Rotation, die sich unter Umständen zum Strudel steigert, versetzen,
andrerseits wird er aber auch die Flüssigkeitstheile, die sich unmit-
telbar hinter im befinden, vollständig zur Ruhe bringen. Unter sol-
chen Bedingungen wird sich bei intensiver und besonders anhalten-
der Kälte Grundeis bilden. — E. theilt also insofern die Ansicht
Arago’s, als er die Bildung des Grundeises hauptsächlich im Wasser
befindlichen Körpern zuschreibt, weicht aber wieder ab, indem er
diese Körper nicht blos als Stützpunkte für die Krystalle ansieht,
sondern annimmt, dass einerseits eine wirbelnde, unter 0° erkältetes
Wasser zum Boden herabziehende Bewegung entsteht, andrerseits
aber auch Ruhepunkte, an denen die Krystallisation vor sich gehen
kann, geschaffen werden. Er hat sich auch davon überzeugt, dass,
wenn man einen Kanal von solchen Strudel erregenden Körpern säubert,
die Grundeisbildung gehindert wird. — (Compt. rend. Tom. LI. No.1.)
Hhnm.
Dufour über eine fluoresecirende Lösung. — Aus den
Arbeiten von Stokes weiss man, dass mehrere organische Substanzen
mehr oder weniger deutlich fluoreseiren., Erst vor Kurzem gab der
Fürst Salm-Horstmar die Methode an, wie man aus Fraxinus excel-
sior, einem im gemässigten Europa gemeinen Baume eine fluoresci-
rende Lösung gewinnen kann. Ed. Becquerel zeigte, dass das elek-
trische Licht besonders geeignet ist, die Fluorescenz hervorzurufen.
Deshalb construirte Geissler in Bonn zu diesem Zwecke geeignete
Röhren, in denen die genannte Lösung (ausser andern) eine sehr schöne
grüne Färbung zeigte. Doch hält sich diese Lösung keineswegs in
ihrem ursprünglichen Zustande, so das ihre Farbe mit der Zeit an
Glanz verliert. D. nun präparirt aus der Mannaesche (Fraxinus or-
nus L.), die zwar eigentlich dem Süden von Europa angehört, aber
auch in höheren Breiten cultivirt wird, eine schön fluoreseirende Lö-
sung, indem er einige Stücken Rinde in Wasser wirft. Fast augen-
blicklich wird schönes blaues Licht reflectirt; schon in einer Minute
hat man eine herrlich fluorescirende Lösung, schöner als schwefel-
saures Chinin. Bei Benutzung einer Geisslerschen Röhre erhält man
ein reines intensives Blau. Wegen der leichten und schnellen Weise
der Herstellung, wobei chemische Operationen nicht nöthig sind,
empfielt sich diese Lösung ganz besonders. — (Compt. rend. Tom.
LI, No. 1.) Hhnm.
F. Zöllner, über ein einfaches Verfahren, mit An-
wendung von Eisensalzen unmittelbar kräftige, positive
Photographien zu erzeugen. — Anknüpfend an das, von Niepce
de Saint Victor erfundene, von O. Hagen verbesserte Verfahren, durch
welches mit Anwendung von salpetersaurem Uranoxyd Lichtbilder eer-
halten werden, die durch Behandeln mit salpetersaurem Silberoxyd
456
zum Vorschein kommen, untersuchte Z. zunächst den dabei stattfin-
denden chemischen Prozess und kam dadurch zu der, auch von Ha-
gen ausgesprochenen Ansicht, dass durch das Licht eine Reduction
des Uranoxydes zu Oxydul bewirkt werde, und nach zahlreichen, mit
Eisensalzen angestellten Versuchen gibt er folgendes Verfahren an.
Man bereitet ein Gemisch aus 1 Vol. concentrirter Eisenchloridlösung,
6-Vol. einer concentrirten Lösung von oxalsaurem Eisenoxyd (durch
Auflösen von frisch gefülltem Eisenoxydhydrat in Oxalsäure erhalten)
und 14 Vol. destillirtem Wasser. Auf diesem Gemisch lässt man an
einem dunkeln Orte ein mit Stärke geleimtes Papier (am besten das
im Handel unter dem Namen „negatives photographisches Papier“ mit
dem Wasserzeichen De Canson Freres) 30—60 Sekunden schwimmen
und hängt dasselbe zum Trocknen auf. Das vollkommen getrocknete
Papier, welches eine schwach gelbe Farbe hat, wird nun mit dem zu
copirenden Gegenstande auf der präparirten Seite bedeckt und unter
einem photographischen Copierrahmen dem Lichte ausgesetzt. In
weniger als 3 Minuten findet im Sonnenlichte eine vollkommene Ent-
färbung der nicht bedeckten Stellen statt und die Copie ist vollendet.
Um die nieht vom Licht getroffenen Stellen sogleich kräftig hervor-
treten zu lassen, bestreicht man das Papier mit einer Lösung von
Jodkalium in Albumin (2—3 grm. Jodkalium auf das Weisse von 3
Eiern), spielt alsdann das ganze Bild auf beiden Seiten gehörig mit
gewöhnlichem Wasser ab und trocknet dasselbe zwischen Löschpa-
pier. Zur Anwendung dieses Papiers in der camera obscura ist
die Empfindlichkeit nicht gross genug. Das präparirte Papier kann
bequem 8 bis 14 Tage vor dem Licht geschützt aufbewahrt und die
Fixirung des Bildes 12 Stunden nach der Exposition verschoben wer-
den. So dargestellte Copieen von Pflanzen, Kupferstichen und Hand-
schriften werden allerdings bei längerer Einwirkung direkten Sonnen-
lichtes in ihrer Farbe sehr verändert und verlieren ihre Intensität, je-
doch ist ihre Aenderung wahrscheinlich eine Folge der sich unter
dem Glase entwickelnden Wärme. — (Poggend. Ann. Bd. 110, 8.153.)
G. Kirchhoff und R. Bunsen, chemische Analyse
durch Spectralbeobachtungen. — Es ist bekannt, dass man-
che Substanzen die Eigenschaft haben, wenn sie in eine Flamme ge-
bracht werden, in dem Spektrum gewisse helle Linien hervortreten
zu lassen. Auf diese Linien gründen K. und B. eine neue Methode
der quantitativen Analyse, durch Zuverlässigkeit und Empfindlichkeit
gleich ausgezeichnet. Zu dem Ende bringen sie zunächst eine genaue
Untersuchung der Spectren der Alkalien und alkalischen Erden. Ein
Kügelchen der zu untersuchenden Verbindung wurde an einen Platin-
draht geschmolzen, in die Flamme eines Bunsenschen Brenners ge-
bracht und das Spectrum der Flammen durch ein Schwefelkohlenstoff-
prisma mit einem Fernrohr beobachtet. Die Lage der Spektrallinien
blieb ungeändert bei Anwendung der verschiedensten Gase, sie zeig-
ten sich auch in dem Spectrum des Funkens eines Rhumkoff’schen
Apparates. Wir können hier auf eine genaue Beschreibung der
457
Spektren der einzelnen Metalle nicht eingehen, da dieselbe ohne Ab-
bildung nicht verständlich sein würde und begnügen uns mit folgen-
den allgemeinen Bemerkungen. Ein jedes der genannten Metalle ist
durch eine oder mehrere helle Linien im Spectrum charakterisirt;
am einfachsten ist das Spectrum des Na, dann desK und Si. Zusam-
mengesetzter sind die Spectren der alkalischen Erden, namentlich des
Ba. Diese Linien lassen sich auch dann mit aller Schärfe erkennen,
wenn man Gemenge verschiedener Verbindungen in die Flamme bringt,
und sie können daher mit voller Sicherheit zur Erkennung der ein-
zelnen Gemengtheile dienen. Die Empfindlichkeit dieser spectralanalyti-
schen Methode ist ganz ausserordentlich. So vermag das Auge noch
mit Sicherheit Milligramm eines Natronsalzes zu erkennen;
3000000
nicht nur K und Na, sondern auch Li und Sr liessen sich oft in ziem-
lich beträchtlicher Menge in Substanzen nachweisen, in denen man sie
bisher gar nicht vermuthet hatte, und müssen daher mit zu den ver-
breitetsten Stoffen unsers Erdkörpers gezählt werden. Ja sogar für
die Entdeckung neuer Elemente dürfte die Spektralanalyse Bedeutung
gewonnen haben. So behaupten K. und B., gestüzt auf ihre Beobach-
tungen, die Existenz eines vierten Alkalimetalles, dessen Spektrum
sie beschreiben. Da es bei der in Rede stehenden Methode ausreicht,
das glühende Gas, um dessen Analyse es sich handelt, zu sehen, so
liegt der Gedanke nahe, dass dieselbe auch anwendbar sei auf die
Atmosphäre der Sonne und der hellern Fixsterne. Sie bedarf aber
hier einer Modification wegen des Lichtes, welches die Kerne dieser
Weltkörper ausstrahlen. In Betreff des letztern Punktes, sowie über
das Verhalten der übrigen Metalle werden weitere Mittheilungen vor-
behalten. — (Poggd. Ann. Bd. 110, S. 161.) Hz.
Serrin, über einen Apparat, der das electrische
Licht ganz von selbst regulirt. — Will man den Lichtbogen
erscheinen lassen, so muss man die Kohlenspitzen erst in Berührung
bringen, dann aber wieder von einander trennen. Da dieselben sich
aber abnutzen, muss man sie constant nähern; dabei aber keine neue
Berührung eintreten lassen. Dies leistet nun mit grosser Regelmäs-
sigkeit Serrin’s Regulator. Er ist so eingerichtet, dass sich während
der Ruhe die Kohlenspitzen berühren, sich aber sogleich von einan-
der entfernen, wenn man den Strom schliesst; wird ferner der Licht-
bogen durch Wind oderirgend einen andern Umstand zum Verschwin-
den gebracht, so tritt wieder Berührung der Kohlenspitzen ein, so-
gleich aber trennen sie sich wieder, und das Licht erscheint. Will
man weiter aus der Entfernung die Lichterscheinung unterbrechen
oder sie wieder auftreten lassen, so kann dies von irgend einem
Punkte des Schliessungsdrahtes aus bewerkstelligt werden. Der Ap-
parat besteht im Wesentlichen aus zwei Mechanismen, die unter ein-
ander verbunden sind, andrerseits aber wieder unabhängig von ein-
ander wirken, da der eine ruht, sobald der andre in Thätigkeit ist.
Der eine ist ein oseillirendes System und dient dazu, die Kohlenspitzen
458
von einander zu entfernen; der andere ist ein in seiner Thätigkeit
vom erstern abhängiges Räderwerk, das die Kohlenspitzen im Ver-
hältniss ihrer Abnutzung einander nähert. Zwei Röhren, die die Koh-
lenspitzen enthalten, stehen vertical über einander; die obere, die dem
positiven Pole entspricht, steht mit dem Räderwerk in Verbindung;
die untere, die dem negativen Pole entspricht, hängt in ihrer Bewe-
gung bald von dem Räderwerk, bald von dem oscillirenden System
ab. Wenn die obere Röhre vermöge ihres Gewichts sich abwärts be-
wegt, wird die untere durch das Räderwerk gehoben. Das oscillirende
System hat die Form eines Parallelogramms, das in seinen Ecken
Gelenke hat; die eine verticale Seite ist fest, die andre befindet sich
im Gleichgewicht in Folge ihres Gewichtes und einer nach oben wir-
kenden Feder. Die untere Kohlenspitze kann sich in dem osecilliren-
den System auf und ab bewegen und kann durch das Räderwerk ge-
hoben werden. Das oscillirende System ist unten mit einer Armatur
aus weichem Eisen versehen, die sich über einem Elektromagneten
befindet, dessen Draht ein Theil des Schliessungsdrahtes ist. Ruht
der Apparat, dann berühren sich die Kohlenspitzen; wird aber der
Strom geschlossen, so wird die Armatur vom Electromagneten ange-
zogen, und mit ihr sinkt das ganze oscillirende System; während
hiebei die obere Kohlenspitze ruht, entfernt sich die untere und der
Lichtbogen erscheint. Sobald aber durch den Verbrauch der Kohle
der Bogen sich verlängert und der Strom an Stärke verliert, entfernt
sich die Armatur vom Elektromagneten und mit ihr steigt das oseil-
lirende System in die Höhe, löst das Uhrwerk aus, so dass sich jetzt
die Kohlenspitzen nähern. In Folge dieser Annäherung erlangt der
Elektromagnet neue Kraft, durch die die Armatur wieder angezogen
wird und die Kohlenspitzen zum Stillstand gebracht werden, bis aber-
malige Abnutzung dieselben Bewegungen hervorruft. Schliesslich
macht der Verf. auf die Anwendungen, die man von diesem Regula-
tor auf den Leuchtthümen, bei der Marine, bei der Beleuchtung von
Theatern, grossen Plätzen machen kann, aufmerksam, bemerkt auch,
dass man ihn mit Anwendung des Mooss’schen Apparats zum Tele-
graphiren während der Nacht benutzen könnte. — (Compt. rend.
Tome L, No. 20.) Hhnm.
Volpicelli, Untersuchungen über die atmosphäri-
sche Elektricität. — Es kommt bei der atmosphärischen Elektri-
eität auf die Dichtigkeit und auf die Natur (ob positiv oder negativ)
an. Erstere hängt von dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft ab, letztere
nicht. V. hat an ruhigen Tagen ihre Natur zu erforschen begon-
nen und gelangt zu folgenden Resultaten: 1. Auf dem Dache des
physikalischen Cabinets der Universität zu Rom befestigte er eine
wohl isolirte Kupferstange, deren Ende sich 45m 39 über dem Niveau
des Meeres befand. Endigte die Stange in einer Spitze oder einer
Metallkugel und stand ihr unteres Ende mit einem sehr feinen Gold-
blattelektroscop oder mit einem einfachen Elektroscop mit einer Zam-
bonischen Säule in Verbindung, so zeigte sich nur selten atmosphä-
459
rische Elektrieität. Bediente er sich aber eines Condensators mit
Zambonischer Säule, so zeigten sich immer Spuren von positiver oder
negativer Luftelektrieität. Letzteren Apparat musste er immer an-
wenden, wollte er die Natur der Elektricität stets erkennen. Um aber
zu sichern Resultaten zu gelangen, musste er sich vorher dadurch,
dass er zu gleicher Zeit beide Platten berührte und sie dann von einander
entfernte, von dem natürlichen Zustande des Apparats überzeugen. Soll
sich nämlich der Apparat im genannten Zustande befinden, so muss
das Goldblatt bei der Trennung der Platten in Ruhe verharren.
Nun kann das Experiment beginnen; dabei muss man aber die Elek-
trieität einmal mit der obern Platte, das andere Mal mit der untern
Platte sammeln, und in beiden Fällen muss das Goldblättchen Elek-
trieität von derselben Natur anzeigen. Nachdem man das Experiment
angestellt hat, muss man beide Condensatorplatten mit dem Boden in
Verbindung lassen und sie durch ein nicht isolirtes Melallplättchen
von einander trennen. Diese Vorsichtsmassregeln sind unerlässlich
bei Anwendung eines Condensators mit Zambonischer Säule, wenn
man die Natur der gewöhnlich sehr kleinen Mengen der Luftelektri-
cität erforschen will. 2. die Natur der Luftelektrieität kann sich manch-
mal 5 oder 6 Mal in 3 oder 4 Minuten ändern. 3. Mochte die Elee-
trieität durch eine Spitze oder eine Kugel aufgefangen sein, immer
zeigte sie dieselbe Natur. Ferner variirte auch die angesammelte
Menge (natürlich bei einem und demselben Experimente) sehr wenig,
und oft hatte es den Anschein, als ob durch die Kugel mehr angesammelt
wurde. 4. Brachte er auf der Spitze eine Flamme oder glühende Kugel
oder selbst glühende Kohlen an, so sammelte sich fast immer positive
Elektricität an, selbst wenn er ohne Flammen u. s. w, negative erhal-
ten haben würde, und zwar in so reichlicher Menge, dass sie oft
durch die Elektrometer selbst ohne Condensator gemessen werden
konnte, was bei Anwendung der einfachen Spitze oder Kugel nur
selten der Fall war. Erhielt er durch die Spitze oder Kugel positive
Elektrieität, (wie es bei heiterer Witterung der Fall ist), so wurde
ihre Spannung durch Flammen, glühende Kohlen und Metalle bedeu-
tend verstärkt. Je stärker die Flamme war, desto grösser war auch
die Menge der angesammelten Elektricitä. Die Alkoholflamme
zeigte sich wirksamer als die Oelflamme. Operirt man also bei der
Erscheiung der Luftelketrieität mit einer Flamme, so ist ein Irrthum
in Bezug auf ihre Natur und Spannung leicht möglich. 5. Wenn in
einigen sehr seltenen Fällen die negative Elektricität diedurch Spitze und
Kugel eingesammelt wird, auch beiAnwendung einer Flamme bleibt, so
wird dochihre Spannungnicht vermehrt, vielmehr allem Anschein nach ver-
mindert. 6. Ineinem Zimmer erhielt er mit genanntem Apparate durch
Flammen immer Spuren von positiver Elektrieitä. — Er hat die
Versuche vor der Hand weder in einer grösseren Höhe noch bei stür-
mischer Witterung wiederholt, doch sollen die Untersuchungen fort-
gesetzt werden, — (Compt. rend. Tome L, No. 5.) Hhnm.
460
A. Matthiesen, über die elektrische Leitungsfähig-
keit der Legirungen. — M. gibt eine Reihe von Tabellen, in de-
nen die Resultate zahlreicher Versuche zusammengestellt sind. Die
Legierungen wurden in Drähte gepresst und ihre Leitungsfähigkeit
mit Hülfe einer schon früher beschriebenen Methode bestimmt, wäh-
rend sie in erhitztem Steinöl lagen. Alle Drähte waren hart gezo-
gen und wurden mit einem hart gezogenen reinen Silberdraht, des-
sen Leitungsfähigkeit bei 00 C — 100 gesetzt ist, vergleichen. Dem-
nach lassen sich sämmtliche Metalle in zwei Klassen eintheilen: 1. in
solche, welche, wenn mit einander legirt, die Elektrieität in dem Ver-
hältniss ihrer relativen Volumina leiten; 2. solche, welche legirt mit
einem Metall der Klasse 1. oder mit einander die Elektricität nicht
in dem Verhältniss ihrer Volumina leiten, sondern stets schlechter.
Zur ersten Klasse gehören Pb, Sn, Cd, Zn; zur zweiten Bi, Hg, Sb,
Pt, Pd, Fe, Al, Na, Au, Cu, Ag und wahrscheinlich die meisten der
übrigen Metalle. Auffallend ist es, dass manche Legierungen die
Elektrieität schlechter leiten, als irgend eins der Metalle, aus denen
sie zusammengesetzt; ferner, wie rasch die Leitungsfähigkeit eines
der zweiten Klasse durch einen geringen Gehalt eines Metalles der
erstern Klasse abnimmt, während umgekehrt die Leitungsfähigkeit
des Metalls der Klasse 1. durch einen bedeutenden Procentgehalt an
Metall der Klasse 2. nur wenig affieirt wird. M. bringt dies in Zu-
sammenhang mit der völligen Umänderung aller andern physikali-
schen Eigenschaften, die man so häufig bei Legierungen wahrnehmen
kann; so wird das elastischste aller Metalle, Gold durch Legierung
mit nur kleinen Mengen von Zinn oder Blei spröde wie Glas. M. will
auch die Wärmeleitungsfähigkeit solcher Legirungen prüfen. Die
Frage, ob Legierungen chemische Verbindungen sind oder nicht, be-
antwortet M. dahin, dass die meisten derselben lediglich Lösungen
eines Metalls im andern sind, mit Ausnahme weniger, Gold-Zinn und
Gold-Blei-Legierungen. — (Poggend. Ann. Bd. 110, $. 190.)
A. Matthiesen und Holtzmann, über die electri-
sche Leitungsfähigkeit des reinen Kupfers und deren
Verminderung durch Metalloide und Metalle — M. und
H. bestimmten zunächst sorgfältig den Widerstand von einem Kupfer,
welches theils auf chemischen Wege, theils durch galvanischen Nie-
derschlag erhalten worden war. Die Leitungsfähigkeit desselben
ergab sich (verglichen mit der eines hartgezogenen Silberdrahtes —
100 bei 00) — 93,08 bei 1809. (Ries = 67,2, Lenz = 73,4, H. Davy
— 91,2, Christie = 66,0, Harris = 100, Ruff = 95,4, Pouillet = 73,0,
Arndtsen — 98,69). Peltiers Angabe, dass die Leitungsfähigkeit des
Kupfers durch Ausglühen vermehrt wird, fanden M. und H. bestätigt.
— Sauerstoff wird vom Kupfer hartnäckig zurückgehalten und konnte
ihn nur dadurch vollständig entzogen werden, dass man mehrere
Stunden einen Strom Wasserstoffgas durch das geschmolzene Kupfer
leitete. Ein Draht aus Kupfer, welcher mit Borax und Kochsalz bei
Luftzutritt geschmolzen war, ergab die Zahl 69,37 bei 230C., nach
461
dreistündigem Behandeln mit Wasserstoff aber 93,00 bei 180,6. Ein
Kohlegehalt von 0,05°/, verminderte die Leitungsfähigkeit auf 74,91
bei 180,3. Durch Phosphor wird sie ebenfalls bedeutend herabgedrückt.
1. Kupfer mit 2,500), Phosphor ergab 7,24 bei 170,5
2: - - 0,95%, - = 23,24 - 220,1
3. - - 0,130/9 - - 67,67 - 209,0
Mit S, Se und Te konnten keine Legirungen erzielt werden. Durch
Arsen verliert das Kupfer ebenfalls beträchtlich an Leitungsfähigkeit.
So besitzt Kupfer mit 5,40%), As ein Leitungsvermögen von 6,18 bei
160, 8; mit 2,800), von 13,14 bei 19%,1. Ammoniakgas lange Zeit über
glühendes Kupfer geleitet, brachte durchaus keine Veränderung her-
vor, es hatte sich also kein Stickstoffkupfer gebildet. — Silicium und
Bor vereinigen sich nicht mit Kupfer. Die Legirungen des Kupfers
mit Metallen ergeben folgende Werthe:
1. Kupfer mit 3,200), Zink 56,98 bei 100,3
2. - - 1,60% - ==’ 16535 -015%8
3. - - Spuren - — 8305-7 19%0
4. - - 1,06%, Eisen = 26,95 - 130,1
5. = - 0,48%, - 845
6. - - 4,90%, Zion = 1947 - 1494
m. - - 2,52% - = 32,64 - 17%1
8. - - 1,33% - — 4852 - 160,8
9. - - 2,450), Silber = 79,38 - 190,7
10. - - 1,22%, - = 186,917=020%7
11: - - 3,50%, Gold = 65,36 - 189,1
Legirungen mit Blei waren wegen ihrer lockern und mürben Be-
schaffenheit schwierig zu untersuchen. Es zeigte sich überall, dass
keine Kupferlegirung die Electricität besser leitet als reines Kupfer.
Schliesslich mögen noch die Bestimmungen mit einigen käufllichen
Kupferarten folgen; dieselben wurden in Drahtform gebracht und vor-
her in Wasserstoff geglüht.
l. Spanisches Kupfer (Rio Tinto) — 13,65 bei 140,8
enthält neben CuzO Spuren von Pb, Fe, Ni und 20%, As
2. Russisches Kupfer (Demidoff) == 157,63. beir129,7
mit Spuren von As, Fe, Ni, CwO
3. Engliches Kupfer (Garkupfer) — 68,24 bei 1703
Spuren von Pb, Fe, Ni, Sb, Cuz0
4. Englisches Kupfer (sog. Bright copper) = 69,42 bei 159,7
Spuren von Fe, Ni, Sb, CusO
5. Englisches Kupfer (auserlesenes) — 78,10 bei 140,2
Spuren von Fe, Ni, Sb, CusO
6. Australisches Kupfer (Burra Burra) — 85,58 bei 140,0
nur Spnren von Fe und CO
7. Amerikanisches Kupfer (Lake superior) = 89,10 bei 150,0
Spuren von Fe, Ag und CwO
Sämmtliche Zahlen sind Mittelwerthe aus 2 oder 3 Messungen. M.
und H. empfehlen schliesslich denen, die in gleicher Richtung be-
XV, 1860, 33
462
schäftigt sind, namentlich folgende Punkte zur Beachtung: 1. ist es
sehr wichtig anzugeben, ob die Drähte hart gezogen oder in geglüh-
tem Zustande angewendet wurden. 2. Ebenso nothwendig ist eine
genaue Angabe der Temperatur, bei welcher die Messung angestellt
wurde. — (Poggend. Ann. Bd. 110, 8. 222.) Hz.
Chemie. Schiff, zur Lehre von dergegenseitigen Zer-
setzung. — Bekanntlich setzen sich die Ammoniumsalze einiger stärke-
ren Säuren mitChlornatrium bei höherer Temperatur in entweichendes
Chlorammonium und das Natronsalz der Säure um. Auf diese Weise
wird z.B. aus Ammoniumsulfat und Chlornatrium der Salmiak fabrik-
mässig gewonnen. Umgekehrt aber bildetsich beim Glühen von krys-
tallisirtem Glaubersalz mit Salmiak,, wobei zuerst Krystallwasser und
darauf Chlorammonium entweicht, eine nicht unbedeutende Menge
Chlornatrium und schwefelsaures Ammonium, ja durch wiederholtes
Glühen mit Salmiak kann nach Rose alles Glaubersalz in Chlorna-
trium übergeführt werden. Viel schneller geht diese Rückbildung
indessen bei gewöhnlicher Temperatur vor sich. Beim Zusammen-
reiben äquivalenter Mengen von Glaubersalz und Salmiak wird das
Gemisch unter Temperaturerniedrigung feucht und teigig und nach
zehn Minuten fortgesetzten Reibens endlich ein leichtflüssiger Brei.
Diese merkwürdige Umsetzung findet ihren Ausdruck in der Gleichung:
S:Na,0; + 20HO + 2NH,El = S:.(NH4.0;: + 2NaCl + 20HO
und ist also dem Vorgange bei höherer Temperatur durchaus ent-
gegengesetzt. Interessant ist es, dass dieser Process zwischen trock-
nen Verbindungen eintritt, er also wenigstens bei seinem Anfange
dem alten Satze: „corpora non agunt nisi fluida“ widerspricht. Dass
hier nicht die hygroscopische Feuchtigkeit der Salze den Process
einleitete, beweist Verf. durch vorheriges Austrocknen im Luftstrom.
Der Beantwortung der alten Frage, welche Salze in Lösung seien,
wenn keine Ausscheidung stattfinde, suchte Verf. in Bezug auf den
mitgetheilten Process durch die Volumveränderungen, welche dabei
eintreten, nahezukommen. Der Austritt von Krystallwasser aus der
festen Verbindung musste eine Volumvermehrung hervorbringen, diese
trat in der That auch beim Vermischen von Glaubersalz und Salmiak-
lösung ein, aber nicht in dem erwarteten Verhältniss, so dass es den
Anschein hat, als ob der Process durchaus nicht so einfach vor sich
ginge, wie in der obigen Gleichung angegeben ist. Jedenfalls spielt
in der Art der Durchführung desselben die Concentration der Lösun-
gen eine bedeutende Rolle. Wenn Glaubersalzlösung mit Chlorna-
natriumlösung vermischt langsam verdunstet wird, so bildet sich als
erste Krystallisation das Doppelsalz
S:Na (NH, Os + 4HO
Uebrigens zersetzen sich Kochsalz und Ammoniumsulfat ebenfalls
bei gewöhnlicher Temperatur; dies zeigt sich durch folgende Um-
kehr des ersteren Experimentes. Wird ein inniges Gemenge von
feingepulvertem Kochsalz und ebensolchem Ammoniumsulfat mit
wenig Wasser zusammengerührt, so tritt eine ansehnliche Temperatur-
463
erhöhung ein, trotzdem dass beide Salze für sich allein sich unter
Kälteerzeugung im Wasser lösen. Nach kurzer Zeit ist das Gemenge
fest und trocken, das Wasser gebunden. Die fest gewordene Masse
löst sich unter Temperaturerniedrigung und gibt beim Abdampfen
als erste Krystallisation das Doppelsalz. Die oben angegebene Um-
setzung des trocknen Salmiaks mit Krystallwasser enthaltendem Glau-
bersalz gelang in derselben Weise, unter Verflüssigung mit gewöhn-
lichem Natriumphosphat
PN2:HO, — 24H0
und Salmiak, unter Bildung des Doppelsalzes
PNa(NH,)HO,; + SHO
Ebenso verhalten sich die sogen. basischen Phosphate und Arseniate
des Natriums, nicht aber Borax, Alaun und Bittersalz. — (Ann. d.
Chem. u. Pharm. CXIV, 68.) J. Ws.
E. Frankland, Zusammensetzung der Luft vom Mont
Blanc. — F. hat sich überzeugt, dass der Apparat, den er zur Ana-
lyse der Luft benutzt, auch für die Kohlensäurebestimmung genügt.
Luft vom Bartholomeohospital lieferte nämlich bei Anwendung dessel-
ben folgende Zahlen Kohlensäure in Procenten
71. Dec. 1859 0,042
10. Jan. 1860 0,064
_ = 0,077
26. Jan. — 0,098
— _ 0,087
— —_ 0,098
_ _ 0,085
— — 0,098
— _ 0,110
_ - 0,101
Die Analysen der Luft vom Mont Blanc, die am 20. und 21. August
1859, und der Luft, die am 23. August 1859 in Chamounix gesammelt
war, führten ihn zu folgenden Zahlen:
Luft v. d. v. d. Spitze des ;
Grands mulets Mont Blanc v. Chamounix
Kohlensäure 0,111 0,061 0,063
Sauerstoff 20,779 20,950 20,881
Stickstoff 79,110 78,989 79,056
100 100 100
F. schliesst hieraus, dass, wie aus Schlagintweit’s Versuchen hervor-
geht, wirklich oft, aber nicht immer die Luft in höhern Regionen an
Kohlensäure reicher ist, als die der untern Schichten. Zugleich geht
aus seinen Analysen hervor, dass die Luft um so weniger Sauerstoff
enthält, je reicher sie an Kohlensäure ist. — (Quarterly Journal of
the ehemical society Vol. 13, p. 22.) Br.
Pelouze, neue Bereitungsart der Chlorwasserstoff-
säure. — Wasserdampf zersetzt leicht trocknes Chlorcalcium. Diese
Zersetzung wird begünstigt durch die Gegenwart von Sand, der das
33*
464
Zusammenfliessen des Chlorcaleium verhindert. Man weiss ferner,
dass Dunlop-Tennant das Mangansuperoxyd aus dem Manganchlorür
mit Hülfe von Kalk wiedergewinnt, wobei Chlorcalcium abfällt. Beide
Prozesse unterstützen sich gegenseitig. Auf diese Weise werden
also Abfälle verwerthet, die in so grossen Massen vorhanden sind,
dass sie den Fabrikanten lästig fallen. Vor den Thoren von Paris
wird jetzt eine grosse chemische Fabrik eingerichtet, einzig zu dem
Zweck, um die sonst werthlosen Abfälle der verschiedenen che-
mischen Industriezweige, von denen namentlich die Färberei und
Kattundruckerei das grösste Contingent liefert, in der angedeuteten
Weise zu neuen, werthvollen Präparaten zu verarbeiten. — (Journ.
d. Chem. med. T. VI. pag. 197.) W.B.
Jaillard hat eine Verbindung von Chlorschwefel und
Chlorjod (SC1,JCl2) in schönen prismatischen, durchscheinenden,
röthlieh gelb gefärbten Krystallen erhalten, indem er anhaltend Chlor
über ein Gemisch von 1 Th. Jod und 2 Th. Schwefel leitete. Die
Krystalle zerfliessen an der Luft sehr schnell und zersetzen sich
mit grosser Heftigkeit, wenn man sie mit Wasser zusammenbringt.
Uebergiesst man die Krystalle mit Alkohol oder Aether, so findet
eine Erhitzung und eine bedeutende Entwicklung von Chlorwasser-
stoffgass und Alkohol- und Aetherdämpfen statt, so dass schliesslich
nur eine geringe Menge von Schwefel und Jodchlorür übrigbleiben.
Uebergiesst man die Krystalle mit Schwefelkohlenstoff, so findet eine
sehr merkwürdige Reaction statt. Der Chlorschwefel wird frei und
das Chlorjod zersetzt sich; das Jod löst sich auf und das Chlor geht
mit dem Schwefelkohlenstoff eine neue Verbindung ein (C#S:Cl%). Er-
hitzt man die Krystalle bei Abschluss der Luft bis auf 350, so ver-
ändern sie das Aussehen, ihre Farbe wird röthlichbraun; bei 45°
schmelzen sie und nach dem Erkalten schiessen die Krystalle unver-
ändert wieder an. Nimmt man diese Erwärmung an der Luft vor,
so entwickelt sich reichlich Chlor, Schwefelchlorür und Jodehlorür.
— (Journ. de pharm. et de chim. T. XXXVL. p. 161.) W.B.
Hurtzig und Geuther, einige Beiträge zur nähern
Kenntniss des Phosphors und Arseniks. — Die Verff. be-
schreiben zunächst die Methode, mit deren Hülfe ihnen die Ueberfüh-
rung der gew. Phosphorsäure in die Pyrophosphorsäure auf nassem
Wege gelungen ist. Sie lösten gelbes phosphorsaures Silbersalz in
gew. Phosphorsäure und erhielten durch Eindampfen der Lösung
auf dem Sandbade ein sich ausscheidendes weisses, krystallinisches
Salz, welches sie für ein Gemenge von gew. saurem phosphorsaurem
Silbersalz mit einem Salz von geringerm Silbergehalte hielten, ohne
sich jedoch über die Zusammensetzung auszusprechen. Durch Ae-
ther wurde aus der Flüssigkeit ein ähnliches Salz gefällt, welches
sowohl durch verschiedne Reactionen als auch durch quantitative
Analysen als pyrophosphorsaures Salz erkannt wurde, von der Zu-
sammensetzung 2AgO,PO;. Nun wurde, um die Metaphosphorsäure
darzustellen, pyrophosphorsaures Silbersalz in gew. Phosphorsäure
465
gelöst und die Lösung im Sandbade bis zur Syrupdicke eingedampft.
Es setzte sich ein grauweisses Pulver ab, welches die Formel hatte
AgO,HOPO;; Aether fällte darauf aus der abgegossenen Flüssigkeit
ein weisses krystallinisches Salz, welches eine etwas zusammengesetz-
tere Formel hatte, nämlich 4Ag0,5H0O,5PO;,. Die Verff. geben dafür
die rationelle Formel an
2(2AgOPO; + 2HO,PO;) + 3HO,PO,,
betrachten demnach das Salz als eine Verbindung von 4 At. saurem
pyrophosphorsaurem Silbersalz mit 1 At. gew. Phosphorsäurehydrat
und leugnen also die Bildung der Metaphosphorsäure auf diesem
Wege. Es erhellt aber bei der Betrachtung der empirischen Formel
4As0,5H0,5PO,;, dass sie mit der von den Verft. aufgestellten ratio-
nellen Formel, wonach das Salz 7 At. HO enthalten müsste, nicht
übereinstimmt, dass vielmehr wenigstens 1 At. Metaphösphorsäure
gebildet sein muss, welche durch qualitative Analyse wohl leicht nach-
gewiesen werden könnte, da nach der empirischen Formel nur 9 At.
Basis auf 5 At. Phosphorsäure kommen, also im einfachsten Falle das
Salz folgende Zusammensetzung haben müsste: 4(AgO,HO,PO;)-+
HO,PO;. Die Ueberführung der gew. Phosphorsäure in Pyrophös-
phorsäure und Metaphosphorsäure auf diese Weise ist Allerdings
interessant, indessen scheint die Umwandlung nicht durch Affinität,
sondern durch dasselbe Mittel wie beim Glühen, nämlich durch Ver-
flüchtigung des Wassers bewirkt worden zu sein, da die Temperatur
beim Eindampfen bis 1800 gesteigert wurde. Das Problem also, auf
nassem Wege die gew. Phosphorsäure in die beiden andern Mödi-
ficeationen zu verwandeln d. h. einen neuen Weg aufzufinden, wie
auch ohne die bekannte Wirkung der Wärme auf die gew. Phos-
phorsäure derselben durch modificirte Affinität ein oder zwei At. des
basischen Wassers entzogen werden können, scheint noch nicht gelöst
zu sein. — Die Verff. lösten nun, in der Hoffuung, eine Modifieation
der Arsensäure zu erhalten, arsensäures Silbersalz in wässriger Arseh-
säure. Beim Eindampfen bis zur Syrupdicke schied sich ein weis-
ses, krystallinisches Salz aus von der Formel AgO,2AsO;. Durch
Wasser, leichter noch durch Natronlauge zerfiel es in das rothbraund
Silbersalz und in Lösung gehende Arsensäure, welche sich aber durch
keine Reaction als Modification zu erkennen gab. Ferher theilen die
Verff. eine leichte Darstellungsweise der krystallinischen phosphori-
gen Säure mit. Man thut in eine mit dem Halse aufgerichtete Re-
torte 3 Aegq. krystallisirter Oxalsäure und 1 Aeg. Phosphörchlorür.
Anfangs tritt starkes Aufschäumen ein, später wird die Masse ruhig
fliessend und zuletzt fest. Der chemische Vorgang findet näch fol-
gender Gleichung statt:
3C,0,2HO+PCls = 3HC1+6C0; + 6CO-+PO;,3HO.
Endlich theilen sie die Einwirkung des Phosphorchlorids auf wasser-
freie arsenige Säure und Arsensäüure mit. Es wirken stets 3 At.
PC]; auf 2 At. AsO; und bilden 3 At. POzCl; und 2 At. AsCl;; über-
schüssige Arsensäure bleibt unverändert zurück. Phösphorchlorid und
466
Arsensäure geben stets Phosphoroxychlorid, Arsenchlorür und freies
Chlor nach der Gleichung 5PC,+2AsO; = 5PO2C, +2 AsCl; + 4Cl.
Arsenoxychlorür AsClO, wird also auf diese Weise nicht gebildet,
wohl aber durch directe Einwirkung des Arsenchlorürs auf arsenige
Säure. — (Ann. d. Chem. uw. Pharm. CAT, 2.) Th. K.
Wöhler, leichte Darstellungsweise des metallischen
Chroms. — 1 Th. Chromchlorid wird mit 2 Th. Chlornatriumka-
lium vermischt und in einem Tiegel mit 2 Th. granulirtem Zink ge-
glüht. Man erhält einen wohlgeschmolzenen Regulus, welcher sich
nur theilweise in verdünnter Salpetersäure löst und das metallische
Chrom in tannenbaumförmigen Krystallaggregaten von grossem Glanze
und fast zinnweisser Farbe als Rückstand lässt Das spec. Gew. ist
gleich 6,81 bei 25°C. Verdünnte Salzsäure löste das Chrom sehr
leicht, Schwefelsäure anfangs gar nicht, nach gelindem Erwärmen
jedoch mit heftiger Gasentwicklung. — (Annalen d. Chem. u. Pharm.
CAI, 2.) Th. K.
Schiff, Notiz über das schwefelsaure Natron-Ammo-
niumoxyd. — Dieses Salz ist zuerst von Seguin beim Abdampfen
der Lösungen von Ammonsulfat und Chlornatrium erhalten worden,
Mitscherlich hat seine Zusammensetzung zu S2Na(NH,)O;,+4HO
festgesetzt Die Krystalle sind luftbeständig, trüben sich mit 80pro-
centigem Weingeist erst nach einigen Stunden, verlieren über Schwe-
felsäure ihr Krystallwasser vollkommen und nehmen es aus der Luft
bei. 15—18° nur langsam wieder auf. Bei starkem Erhitzen entweicht
Ammoniak und es bleibt Natriumbisulfat. Das Salz bildet gern über-
sättigte Lösungen. Bei 15° gesättigt, enthält die wässrige Lösung
31,8 pet. gewässertes, oder 25,2 pct. wasserfreies Salz. — (Ann. d.
Chem. und Pharm. CXIV, 76.) J. Ws.
Scheurer-Kestner, über die Producte der Oxydation
des Zinnchlorürs und die Lösung einiger Oxyde im Zinn-
chlorid. — Es ist bekannt, dass bei der Oxydation des Zinnchle-
rürs durch Salpetersäure in Gegenwart von freier Salzsäure sich
Ziounchlorid bildet, während sich ein krystallinischer Niederschlag,
welcher Ammoniak enthält, zu Boden setzt. Die Formel des letzteren
ist Sn&l, + NH4El.
S. hat dieselbe Oxydation ohne Zusatz von HE] vorgenommen und als
Product des sehr energischen Processes ausser Stickoxyd eine sy-
rupdicke Flüssigkeit erhalten, welche Zinnchlorid und Zinnoxyd ent-
hält, aber kein Ammoniak. Bei Anwendung verdünnterer Lösungen
des Zinnchlorürs geht die Einwirkung unvollständiger vor sich, in
jedem Falle vollkommen aber bei der Anwendung von chlorsaurem
Kali anstatt der Salpetersäure. Die syrupdicke Lösung setzt in der
Kälte farblose Krystallnadeln ab, welche nach der Analyse
Sn€&, + 3HO
sind und beim Trocknen unter der Luftpumpe zu
Sn Cl, + 2HO
werden, sich also gerade so verhalten wie die schon früher bekannte
467
Verbindung Sn&la +5HO. Die Mutterlauge enthält in Zinnchlorid
gelöste Zinnsäure. Ebenso wie diese löst sich auch das Zinnoxydul
im Zinnchlorid auf, und zwar in gleichen Aequivalenten, falls die
Flüssigkeit erwärmt worden ist. Beim Erkalten setzen sich daraus
zerfliessliche Krystallnadeln von der Zusammensetzung
Sn€l + 4HO
ab, denen bei weiter gehender Verdampfung solche des Körpers
Sn&lz + 3HO
folgen, während ein Niederschlag von Zinnsäure sich am Boden sam-
melt, wenn der Zusatz von Zinnoxydul so weit getrieben wird, dass
auf 2 Aequiv. desselben nur 1 Aeq. Zinnchlorid kommt. — (Ann. de
chim. et phis. LVIIL, 471.) J Ws.
C. L. Bloxam, über die Anwendung der Electrolyse
zur Entdeckung giftiger Metalle in organische Substan-
zen enthaltenden Mischungen. — B. schlägt vor, nachdem er
die bekannten Schwierigkeiten, die dem Analytiker bei der Anwendung
der Marsh’schen Methode zur Entdeckung des Arseniks entgegentre-
ten, wenn es in thierischen Theilen enthalten ist, in Erinnerung ge-
bracht hat, auf electrolytischen Wege das Arsenwasserstoffgas zu er-
zeugen und durch eine glühende Röhre zu leiten. Bei seinen ersten
Versuchen beobachtete er jedoch, dass namentlich, wenn die Flüssig-
keit sehr viel freie Chlorwasserstoffsäure enthielt, kein Arsenikspie-
gel sich bildete, sondern etwas arsenige Säure ausgesondert wurde.
B. glaubt, dass sich in diesen Fällen Chlorarsen gebildet habe, wel-
ches beim Glühen mit Wasserdampf in Chlorwasserstoff und arsenige
Säure übergeführt worden sei. In der That beobachtete er in diesen
Fällen, dass das ausströmende Gas stark nach Chlor roch. Er schliesst
also, dass die Salzsäure zersetzt worden sei, das durch die Flüssig-
keit diffundirende Chlor aber das Arsenwasserstoffgas in Chlorarsen
verwandelt habe. Diese Diffusion zu hemmen wendete er einen Ap-
parat an, der aus zwei durch ein Diaphragma aus vegetabilischen
Pergament getrennten Zersetzungszellen bestand. Die Zelle, in wel-
cher sich das Arsenwasserstoffgas entwickeln musste, verband er dann
mit dem Rohr, in welchem dieses Gas durch Hitze zersetzt werden
sollte. Mit Hülfe eines solchen Apparates erhielt B. bei Anwendung
einer Lösung eines hundertstel Grans arseniger Säure in Salzsäure
in 2 Minuten einen schönen Arsenikspiegel. Selbst als einem Brei von
verschiedenen Speisen m Gran arsenige Säure beigegeben, und die
Mischung mit verdünnter Salzsäure eingedampft wurde, gab die mit
etwas Alkohol (um das Schäumen zu hemmen) versetzte restirende
Flüssigkeit in 15 Minuten einen deutlichen Arsenikspiegel. Der Ap-
parat, den B. als den geeignetsten beschreibt, um noch die geringsten
Mengen Arsen mit Sicherheit zu entdecken, besteht aus einer kleinen
dünnhalsigen Flasche, deren Boden entfernt und durch ein mit einem
dünnen Platindraht fest aufgebundenen Stück vegetabilischen Perga-
ments ersetzt ist. Ein auf den Hals aufgesetzter Kork trägt das
rechtwinklig gebogene Gasleitungsrohr und den mit einer Platinplatte
468
versehenen Leitungsdraht aus Platin. Die Flasche wird nun in ein
zur Aufnahme der vordern Electrode bestimmtes kleines Gefäss ge-
setzt, und dieses in ein grosses mit kaltem Wasser gefülltes. Darauf
wird verdünnte Schwefelsäure in die kleinen Gefässe etwa zu glei-
cher Höhe gegossen und der Strom hindurch geleitet, um zu prüfen,
ob die Säure arsenfrei ist. Danm öffnet man den Kork einen Augen-
blick, um die mit etwas Alkohol versetzte zu untersuchende Flüssig-
keit einzubringen, während das Gasbereitungsrohr im Glühen erhal-
ten wird. Die saure Flüssigkeit, welche zur Untersuchung in diesem
Apparat verwendet werden soll, muss das Arsen als arsenige Säure
enthalten. Man muss sie daher mit einigen Tropfen einer Lösung
von schwefligsaurem Natron digeriren, bevor man sie der verdünn-
ten Schwefelsäure beigibt. Es ist gut, die schweflige Säure durch
Digestion vollständig zu entfernen, weil sich sonst auch etwas Schwe-
felarsen hinter dem Arsen absetzen würde. — Mit demselben Appa-
rate können auch andere Metalle entdeckt werden. Antimon giebt in
kleinen Mengen keinen deutlichen Metallspiegel in dem Reduetions-
rohr. Aber auf der negativen Eleetrode setzt sich hinreichend me-
tallisches Antimon ab, um es durch gelbes Schwefelammonium lösen
und aus der Lösung durch Essigsäure als Schwefelantimon präeipiti-
ren zu können. — Folgende Methode empfiehlt B. zur Entdeckung
giftiger Metalle durch Electrolyse: Man digerirt die organische Masse
mit Wasser, Salzsäure und chlorsaurem Kali, bis die Flüssigkeit fil-
trirbar geworden ist. Das Filtrat wird auf ein sehr kleines Volum
verdunstet, mit etwas schwefligsaurem Natron digerirt, bis es nicht
‚nach schwefliger Säure riecht und mit dem doppelten Volum Wasser
verdünnt, dem etwas Alkohol beigegeben ist. Diese Flüssigkeit wird
mit verdünnter Schwefelsäure in den eleetrolytischen Apparat gebracht,
und der Strom eine Stunde hindurch geleitet, während man das Gas-
leitungsrohr in’s Glühen bringt. Hier setzt sich Arsen und ein Theil
des Antimon’s ab. Die Platinplatte, auf der sieh die übrigen Metalle
abgesetzt haben, wird in gelbes Schwefelammonium gebracht, und
die filtrirte Lösung im Wasserbade verdunstet. Der Rückstand wird
auf bekannte Weise auf Antimon geprüft. Die wieder gewaschene
Platinplatte wird mit Salpetersäure ausgekocht, der ein Tropfen ver-
dünnter Salzsäure zur Lösung des Schwefelquecksilbers beigegeben
ist. Diese Lösung färbt sich im eoncentrirten Zustande mittelst Am-
moniak blau durch Kupfer, giebt dabei einen Niederschlag von Wis-
muthoxyd, dem etwas Ammoniumplatinchlorid beigemengt ist, in wel-
chem Gemisch das Wismuth auf bekannte Weise leicht entdeckt wer-
den kann. Die vom Ammoniakniederschlag abfiltrirte Flüssigkeit setzt
auf metallisches Kupfer Quecksilber ab, wenn es vorhanden ist. —
Die Gegenwart letzteren Metalls allein hindert die Entdeckung des
Arseniks in der angegebenen Weise. Hat man also Quecksilber ge-
funden, so muss die Flüssigkeit aus der Zersetzungszelle zur Abschei-
dung des Arseniks destillirt werden. — (Quarterly journal of the che-
mical society Vol. 13, p. 12.) Hz.
469
Fittig, Notiz über dieBildung derAlkohole aus den
Aldehyden. — Nach einer kurzen Notiz F.’s wird reines Valeral
durch längeres Zusammenstehen mit caustischem Kalk in Valerian-
säure, die mit dem Kalk in Verbindung ist, und Amylalkohol zerlegt,
nach der Gleichung
2.C10H1002 #+2H0 = CoHn0s+ CioH1203,
ähnlich wie das Bittermandelöl beim Kochen mit Kalilösung in Ben-
zoesäure und Benzalkohol umgewandelt wird, nur dass der Amyl-
alkohol in verhältnissmässig geringen Mengen gebildet wird, während
zugleich zwei andere Flüssigkeiten, die eine zwischen 160° und 165°
(Cı4H1402), die andere zwischen 180° und 185° (Cı2Hı203) siedend, in
grösserer Menge entstehen. Beide Körper sind leicht bewegliche
Flüssigkeiten, welche sich nicht mit sauren schwefligsauren Alkalien
vereinigen, durch Oxydation nicht in Säuren übergehen und durch
Einwirkung von Phosphoroxychlorid in die ölförmigen Verbindungen
Ci2H126l, und Ci4H1sCla übergehen. F. hält diese ursprünglichen
Oele für Aether von Glycolen. Merkwürdig ist die Anomalie in Be-
treff der Siedepunkte dieser Körper. — (Ann. d. Chem. u. Pharm.
CAIV, 66.) J. Ws.
A. W. Hofmann, über das Verhalten des cyansauren
Aethyläthers zu Natriumäthylat. — Früher hatte H. s.Bd.X,
p. 403 angegeben, dass, wenn diese beiden Körper auf einander wirken,
Triäthylamin gebildet werde, dass aber durch Einwirkung von cyansaurem
Phenyläther auf Natriumphenylat nicht Triphenylamin entstehe. Jetzt
findet Hoffmann, dass anch erstere Reaction nicht immer so verläuft,
wie er angegeben hatte. Er ist mit dem Studium derselben noch
beschäftigt. — (Quarterly journ. of the chemical society Vol.13, p.70.)
A. W. Hofmann. Jodäthyl erhält man am leichtesten, wenn
man den dazu erforderlichen Phosphor mit etwas Alkohol übergos-
sen in eine Retorte und den Rest des Alkohols, der mit Jod gesät-
tigt ist, in eine mit Tubulus und Hahnrohr versehene Kugel bringt,
die mittelst Kork in dem Tubulus der Retorte befestigt ist. Man
öffnet den Hahn und lässt den Jod enthaltenden Alkohol zu dem
Phosphor fliessen, destillirt darauf etwas der Flüssigkeit ab, giesst
diese auf den Rest des Jods und bringt die Lösung, die nun voll-
ständig ist, weil das Jodäthyl mehr Jod löst als der Alkohol, wie-
der durch die Kugel in die Retorte. Gut anwendbare Verhältnisse
zur Erzeugung des Jodäthyls sind 1000 Grammen Jod, 700 Grammen
Alkohol von 83 Proc. und 50 Grammen Phosphor. 96-98 Proc. der
berechneten Menge Jodäthyl werden erhalten. Die Menge kann auch
zur Darstellung von Jodamyl und Jodmethyl benutzt werden. Zur
Darstellung des Letzteren nimmt man auf 1000 Theile Jod 500 Theile
Methylalkohol und 60 Theile Phosphor und erhält 94 bis 95 Proc.
der theoretischen Menge Jodäthyl. — (Ouarterly journ. of the chemi-
cal society Vol. 13, p. 69.) Ar.
A. Vogel jun., über die Cnaemeieti.cm des essigsauren
Kalkes durch Alkohol. — Wenn man eine mässig eoncentrirte
470
wässrige Lösuung von essigsaurem Kalke mit starkem Alkohol ver-
setzt, so gesteht die Mischung für gewisse Verhältnisse zu einer
völligen Gallerte. Verf. fand, dass, wenn man eine Lösung von 279
Milligramm des wasserfreien Salzes in 803 Milligramm Wasser mit
Alkohol von 0,830 spec. Gew. dem Volum nach in Verhältnissen, die
zwischen 1:5 und 3:10 dieser Flüssigkeiten liegen, mischt, man so-
fort die Entstehung der betreffenden Gallerte beobachten kann. —
(N. Repert. f. Pharm. Bd. IX, p. 97.) 0. &.
Kündig, Einwirkung von Chlor auf Valeral. — Nach
der von Liebig und Wöhler beobachteten Umwandlung des Bitterman-
delöles durch Chlor in Benzoylchlorid und des Aldehyds in Acetyl-
chlorid nach Wurtz, erscheinen die Aldehyde in der That als die Hy-
drüre der Säureradicale. Ob das Valeral ähnliche Reactionen zeige,
war bisher nicht bekannt. Beim Einleiten eines Chlorstromes in Va-
leral erhitzt sich dieses anfangs stark, das Ende der Reaction musste
aber durch Erwärmung herbeigeführt werden. Bei 100° beginnt das
Product zu sieden, aber das Thermometer steigt fortwährend bis auf
190°, bei welcher Temperetur eine schmierige, halb verkohlte Masse
zurückbleibt. K. fing in nochmaliger Destillation die Antheile von
100—140°, 140—148 und über 148 gesondert für sich auf. Sie sind
mit Wasser nicht mischbar und werden weder von diesem noch von
kochender Kalilauge zersetzt. Es ist also kein Valeralchlorid gebil-
det worden. Mit saurem schwefligsaurem Natron gemischt gibt das
erste Destillat einen starken krystallinischen Niederschlag, das zweite
erstarrt vollständig, das dritte gibt nur wenig. Die erhaltenen Kry-
stalle wurden abgepresst, mit Wasser und Alkohol gewaschen und
im Vacuo getrocknet. Die angestellte Elementaranalyse ergab als
Formel des Productes CoHrE1,02L, da die Krystalle aus
en ö In | Oz, bestanden:
berechnet gefunden
Co = 60 23,16 22,96
Berg a4T 3,48
£&h = 71 27,41 27,21
Na = 23 888 9,10
Sa Be 32 = rar!
GG = 64 — —
259
Das Product der so geleiteten Einwirkung von Chlor auf Valeral ist
also kein Valerylchlorid, sondern ein durch Substitution entstandenes
chlorhaltiges Valeral. — Auch bei der Einwirkung von Chlor auf
Valeral im Sonnenlicht bildet sich kein Valerylchlorid, aber auch
keine Verbindung des Productes mit saurem unterschwefligsaurem
Natron. Vielleicht ist das ersterwähnte Chlorsubstitutionsproduct des
Valerales identisch mit dem von Cahours bei der Einwirkung von
Chlor auf Amylalkohol gewonnenen Körper. — (Ann. der Chem. und
Pharm. GAIV, 1.) J. Ws.
471
A. W. Hofmann, Wirkung des Schwefelkohlenstoffs
auf Amylamin. — Amylamin und eine Lösung von Schwefelkoh-
lenstoff in Aether, beide im wasserfreien Zustande, erwärmen sich,
wenn sie gemischt werden, und beim Erkalten setzen sich in Wasser
und Aether nicht lösliche Blättehen ab, die aber leicht in Alkohol lös-
lich sind. Bei 100° schmilzt anfangs diese Substanz nicht, bald aber
geschieht die Schmelzung unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff,
welche auch, freilich langsamer, bei gewöhnlicher Temperatur eintritt,
wobei ein krystallinischer, leicht schmelzbarer, in Wasser nicht, wohl
aber in Alkohol und Aether löslicher Körper zugleich mit Schwefel
zurückbleibt. Jene Substanz ist der Formel C22H26N?2S* gemäss zu-
sammengesetzt, und besteht aus 2 Atomen Amylamin und einem Atom
Schwefelkohlenstoff. H. hält diese Substanz für Amylsulphocar-
SZH2N2S$,
baminsaures Amylammoniumoxyd. [(CS)’(CIoHINHN]
CO) N]
Salzsäure scheidet daraus in der That ein Oel ab, während seit
Amylamin in Lösung bleibt. Jenes Oel ist offenbar Amylcarbamin-
säure. — Aethylamin giebt ganz dieselben Reactionen. — Der oben
erwähnte aus dem amylsulphocarbaminsaurem Amylammoniumoxyd
erzeugte Körper ist ohne Zweifel Diamylsulphocarbonyldiamin =
C22H2#N2S2, eine Substanz, die der durch Einwirkung von Phenylamin
auf Schwefelkohlenstoff unter Schwefelwasserstoffentwicklung entste-
henden durchaus analog ist. Diese ist = C26H12N1252, Die rationel-
(cUOHN)2 (C12#5)2
len Formeln für diese Substanzen sind N? Kos" u. eo
H2 H2
Phenylamin bildet ohne Zweifel zunächst auch phenylsulphocarbaminsau-
res Phenylammoniumoxyd, das aber weit schneller als die entsprechende
Amylverbindung bei gewöhnlicher Temperatur in Schwefelwasserstoff
und das Diamin zersetzt wird. — (Quarterly journ. of the chemical
Vol. 13, p. 60.) Hz.
W. H. Perkin und B. F. Duppa, über Dijodessigsäure.
— Die Verfasser haben früher (diese Zeitschr. Bd. 14, S. 51) durch
Einwirkung von Monobromessigsäureäther auf eine alkoholische Lö-
sung von Jodkalium Monojodessigsäureäther erhalten. Jetzt ist es
ihnen gelungen, auf dieselbe Weise aus Dibromessigsäureäther Dijod-
essigsäureäther darzustellen. Dieser Körper wird durch Kalkmilch
zersetzt und man bekommt dadurch eine Lösung von dijodessigsau-
rem Kalk, welche bei möglichst gelinder Wärme zur Entfernung der
letzten Spuren Alkohol verdampft wird. Durch höchstens die äquiva-
lente Menge Salzsäure wird die Säure aus der ganz erkalteten Lö-
sung in Form einer Masse kleiner, schwefelgelber Krystalle gefällt,
unter welchen sich oft ein schweres, erst allmälig in Krystalle über-
gehendes Oel ansammelt. Die Säure hat einen schwach sauren Ge-
schmack mit metallischem Nachgeschmack, und verflüchtigt sich lang-
sam an der Luft, wobei sie einen schwachen, jodartigen Geruch ver-
breitet. In der Hitze schmilzt sie, verflüchtigt sich, wird dann
472
schwarz und entwickelt massenhaft Joddämpfe. Ihre Salze sind gelb,
krystallinisch und haltbar. Nur das Kali und Natronsalz ist zerfliesslich.
Die Verff. haben namentlich das Baryt, Blei und Silbersalz unter-
sucht, welche der Formel C*4(HJ?M)O? gemäss zusammengesetzt sind.
Der Aether dieser Säure ist eine gelbliche Flüssigkeit von scharfem,
brennendem Geschmack und reizt die Augen und die Nase sehr hef-
tig. In Wasser ist er nicht löslich, Ammoniak wandelt ihn schnell
in Dijodacetamid um. Diese letztere Substanz ist schwer in Wasser
löslich und von blassgelber Farbe. Sie besteht aus C*H312N02, und
04
ihre rationelle Formel ist N 10 — (Quarterly journal of the
N
chemieal society Vol. 13, p. 1.) Ar.
A. W. Hofmann, über Methylendijodid. — Bei einem
Versuch durch Einwirkung von Jod auf Jodoform bei 140° 150° im
zugeschmolzenen Rohr näch der Gleichung CHP+I2 = IH+ 02
Koblenstofftetrajodid zu erzeugen, erhielt H. vielmehr das von Bist-
lerow erst neuerdings entdeckte Methylendijodid (C2H2)T2, das auch
durch Einwirkung der Hitze allein auf Jodoform entsteht. Gleich-
zeitig entsteht ein saures Gas, Jodwasserstoff und eine braune, nicht
näher untersuchte Substanz. — (OQuarterly journal of the chemical
society Vol. 13 p. 65.) Az.
A. W. Hofmann, Metamorphose von Monobromäthylen
CH3Br. — Diese Substanz, die bekanntlich eine farblose, leicht be-
wegliche Flüssigkeit ist, verwandelt sich oft schon in wenigen Stunden
in zugeschmolzenen Röhren in eine weisse, feste, geruchlose, amorphe,
in Wasser, Alkohol und Aether unlösliche Masse, die in der Hitze
verkohlt unter Entwickelung von Bromwasserstoffgas. Die Analyse
erwies, dass dieser Körper dieselbe Zusammensetzung wie das Mo-
nobromäthylen besitzt. Die Bedingungen dieser Umwandlung festzu-
stellen, ist H. nicht gelungen. — (Quarterly journal of the chemical
society Vol. 13, p. 68.) Rz.
A. W. Hofmann, Aethylendibromid erhält man am leich-
testen, wenn man einen Glaskolben über Wasser mit Aethylen (Elayl-)
gas füllt, dann 100—130 Grm. Brom und halb soviel Wasser einfüllt
und schnell auf den Kolben einen schon vorher mit einem bis bei-
nahe auf den Boden reichenden Glasrohr versehenen Kork aufsetzt,
der sofort mit einem mit Aethylengas gefüllten Gasometer in Ver-
bindung gesetzt wird, dessen Hahn man sogleich öffnet. Schüttelt
man den Kolben, so wird das Gas schnell absorbirt und weder Brom
noch merkliche Mengen Aethylengas können verloren gehen. — (Quar-
terly journal of the chemical society Vol. 13 p. 67.) Ar.
Wurtz, directe Verbindung des Aethylenoxydes mit
Wasser und Ammoniak. — Das Aethylenoxyd, über dessen Dar-
stellung bereits früher berichtet worden ist (Bd. XTII, 340), verei-
nicht sich direct mit Wasser, wenn es mit diesem in einem zuge-
schmolzenen Kolben längere Zeit erhitzt wird. Durch fractionirte
Destillation lässt sich zunächst Glycol
473
gen O0, = CN O, + a (07
aus dem Product abscheiden. Was bei 250° destillirt, ist eine mehr
Aethylenoxyd enthaltende Verbindung
C5H1006 —— 2C,H40, = H20;,
welche Wurtz Diäthylenglycol nennt. Lourenco ist der eigentliche
Entdecker dieses „intermediären Aethers“ (Ann. d. Chem. u. Pharm.
CXII, 253), den er durch die Einwirkung von Bromäthylen auf Gly-
col erhielt:
C,H,
3 9410, ee 170 + CsHi0s-+ E20;
Lourenco und Wurtz ertheilen ihm die rationelle Formel
C,H4
C4H4 > O6
2
welche aber nach den in diesem Journal mehrfach entwickelten An-
schauungen des Referenten in
el n
C,H =
u Or
zu verwandeln ist. — Bei 290° destillirt endlich noch ein dritter Kör-
per, der namentlich in grosser Menge entsteht, wenn Aethylenoxyd
und Glycol aufeinander wirken:
C2H140: = 3C4H40: + HrO;,
der Triäthylenalkohol, eine dicke, farblose Flüssigkeit. — In ei-
nem zweiten Aufsatze lenkt W. die Aufmerksamkeit auf Verbindun-
gen des Glycoles mit Ammoniak, welche ebenso direct bei der Ein-
wirkung beider in verschlossenen Röhren gebildet werden. Wird die
alkalische Flüssigkeit mit Salzsäure gesättigt und krystallisirt, so
schiesst ein Salz an, welches mit Platinchlorid ein Doppelsalz Cj2Hı;
NOsHENPLE], gibt, das also CaH,;NO;.HEl ist. In der Mutterlauge
ist ein anderes Salz, welches mit Platinchlorid orangefarbene rhom-
bische Prismen C3H,,NO,.H€1.Pt&l, gibt, also selbst CsHı NO,.HCl
ist. W. giebt diesen beiden Basen die Formeln
Q4H403
CuiOat NH; und
C4H403
C4H,03?
Go.) NE
und meint dieselben liessen sich wahrscheinlich dem Ammoniaktypus
nicht unterordnen, da sie nicht durch Substituton, sondern durch Paa-
rung gebildet würden. Verf. wird später in einer besonderen Notiz,
in dieser Zeitschrift auf die typische Formulirung, dieser Verbindun-
gen zurückkommen. — (Ann. d. Chem. und Pharm. CX1IJ, 255 und
CXIV, 51.) J. Ws.
Hübner und Geuther, über das Acrolein. — Das beste
Verfahren zur Darstellung des Acrolein besteht darin, dass man 1
474
Theil käufliches Glycerin mit 2 Theilen schwefelsaurem Kali destillirt.
Im Anfange der Einwirkung, so lange sich das Salz im Glycerin löst,
destillirt fast nur Wasser über, wahrscheinlich in Folge der Bildung von
glycerinschwefelsaurem Kali. Dabei tritt starkes Schäumen ein, welches
aber bald wieder in ruhiges Kochen übergeht. Jetzt destillirt vor-
zugsweise Acrolein über. Der Siedepunkt desselben, von Redtenba-
cher bei 52° gefunden, liegt genauer bei 52,4°. — Acrolein und
Phosphorsuperchlorid. Die Einwirkung von Acrolein auf PC],
ist sehr heftig und verursacht die Bildung einer farblosen, Öölartigen
Verbindung von süsslichem Geruch und 1,17 spec. Gew. bei 24°. Ihre
Formel ist CsH,Cl,. H. und G. nennen sie Acroleinchlorid. Mit
wässrigem Ammoniak in zugeschmolzenem Glasrohre erhitzt, liefert
sie Salmiak und Acrolein-Ammoniak. Vielleicht ist diese Verbindung
identisch mit dem einfach gechlorten Chlorallyl. Bei der Einwirkung
von Acroleinchlorid auf Kali entsteht eine sehr leichtflüchtige Flüs-
sigkeit, welche nach vorgenommener Chlorbestimmung wahrscheinlich
C;H3€1 ist. — Acrolein und Ammoniak. Schon Redtenbacher be-
obachtete die Bildung einer festen Verbindung von Acrolein mit Am-
moniak. Sie stellt eine weisse Masse, dem geronnenen Eiweiss ähn-
lich, dar, zersetzt sich schon bei 100° unter Bildung basischer Pro-
dukte, löst sich frisch bereitet leicht in Wasser und Säuren, aus denen
sie durch Alkalien wieder gefällt wird, und verändert sich leicht bei
längerer Berührung mit Wasser. Sie ist dem Aldehydammoniak nicht
analog zusammengesetzt, ihre Formel ist vielmehr C2»H10;N, und
entsteht nach der Gleichung
2(C6H40:) + NH; — HO
Nach der Einwirkung von trocknem Chlorwasserstoff gibt sie mit
Platinchlorid ein Doppelsalz
CH; NO, H€l Pt&l. —
Acrolein und Essigsäure. Wie der Essigaldehyd vereinigt sich
auch das Acrolein mit Essigsäureanhydrid in zugeschmolzener Glas-
röhre bei Erhitzung auf 100°. Das Product ist ein farbioses Oel, welches
bei 180° siedet, salpetersaures Silberoxyd redueirt und mit Kalihydrat
gekocht Acrolein und essigsaures Kali gibt. Seine Formel ist
C}:H1003 = Q;H405.2 C4H30:.
Auch aus Acroleinchlorid und essigsaurem Silber konnte derselbe
Körper dargestellt werden. — Acrolein und zweifach schwef-
ligsaures Natron verbinden sich zu einem braunen Syrup, aus
dem keine Krystalle erhalten werden konnten. Durch Kochen mit
kohlensaurem Natron wird daraus kein Acrolein entwickelt, ebenso-
wenig schweflige Säure durch Erhitzen mit Schwefelsäure. — (Ann.
d. Chem. und Pharm. CÄIV, 35.) VDWS:
A. W. Hofmann, über die Anwendung des Antimon-
pentachlorids zur Darstellung von Chlorverbindungen
— Während Schwefelkohlenstoff unter Einwirkung des Phosphorsuper-
chlorids und bei höherem Druck und höherer Temperatur eine Zer-
setzung erleidet, zeigt sich in einer Mischung von jenem mit Anti-
475
monsuperchlorid bald eine kräftige Reaction. Die Mischung wird
heiss und färbt sich rothbraun. Beim Erkaiten scheidet sich Antimon-
trichlorid in Krystallen aus, gemischt mit Schwefelkrystallen. Die
Flüssigkeit, welche man von diesen Krystallen abgiesst, besteht zu-
meist aus Kohlenstofftetrachlorid (C2El®), welches noch etwas Schwe-
felkohlenstoff, Chlorschwefel und Antimontrichlorid enthält: C2S?+
2ShEBE — AElt+ 2SpEl?-+ St. Die Verbindung Sb&13S? bildet sich
nicht. Der Chlorschwefel scheint durch eine secundäre Zersetzung
gebildet zu werden. Das Kohlenstofftetrachlorid erhielt man aus je-
nem Gemisch durch Destillation. Das unter 100°C. Übergehende wird
zur Reinigung mit Kalihydratlösung gekocht und destillirt. Diese
Substanz hat ganz die Eigenschaften und die Zusammensetzung des
auf andere Weise erhaltenen Kohlenstofftetrachlorids. — Elaylchlorid
kann leicht in grosser Menge erhalten werden, wenn man in eine
Quantität heissen Antimonpentachlorids gleichzeitig ölbildendes Gas
und Chlor einleitet. — (Ouarterly journal of the chemical society Vol.
13, p. 62.) Hz.
Blondlot, Einfluss der Fette auf die Löslichkeit der
arsenigen Säure. — Nach B. reicht die geringste Berührung der
arsenigen Säure mit Fetten aus, um die Löslichkeit derselben, sei
es in reinem, angesäuertem oder alkalisch reagirendem Wasser bis
auf !/ıs oder !/so zu vermindern. So einfach diese Thatsache an sich
auch ist, so ist sie doch in Bezug auf die Toxikologie sehr wichtig.
Sie gibt uns Aufschluss darüber, warum man bei gerichtlichen Unter-
suchungen vergebens den Arsenik in den flüssigen Theilen des Speise-
breies, wenn dieser mehr oder weniger Fett enthielt, gesucht hat.
Sie macht ferner wahrscheinlich, dass die pulverförmige, arsenige
Säure, längere Zeit im Magen verweilen kann, ohne dass sich die
Symptome der Vergiftung äussern, wenn sie nämlich Fette vorfindet,
welche die Auflösung verzögern. Hierdurch wird auch die von Mor-
gagni erzählte Thatsache, dass Gaukler häufig vor den Augen der
Zuschauer ungestraft Arsenik verzehrten, weniger merkwürdig. Diese
hatten nämlich die Vorsicht gebraucht, vorher Milch oder fette Oele
zu trinken, um, wie Morgagni glaubte, hinterher ein Erbrechen her-
vorzurufen. — Aus dieser Thatsache geht auch hervor, dass die Milch
ein wirkliches Antidot gegen Arsenik ist, indem sie in einem beträcht-
lichen Grade die Auflösung und Absorption der arsenigen Säure ver-
hindert, sobald diese im festen Zustande verschluckt worden ist. —
(J. de pharm. et de chimie T. XXAXVIL, p. 169.) W.B.
Berthelot, über eine neue Reihe organischer Ver-
bindungen, den vierfach Kohlenwasserstoff und seine
Derivate. — Die beiden einfachsten Verbindungen des Kohlenstoffes
mit dem Wasserstoff waren bisher das Sumpfgas C,H, und das Ae-
thylen C4H,, jenes einer Reihe von der allgemeinen Formel O?n Hm+?2,
dieses einer anderen C’nH?n angehörend. B. hat nun auch den gas-
förmigen Kohlenwasserstoff C4H, aufgefunden, dessen allgemeine For-
mel C?nH?n—2. Er nennt ihn Acetylen. Dieser neue Körper entsteht
476,
stets, wenn Öölbildendes Gas und die Dämpfe von Alkohol, Aether,
Aldehyd und Holzgeist durch glühende Röhren geleitet werden, wenn
Chloroform bei gleicher Temperatur auf metallisches Kupfer einwirkt,
und bildet einen regelmässigen Bestandtheil des Leuchtgases. Es
ist dabei immer mit fremden Gasen gemengt, von denen es erst ge-
trennt werden muss. Dieses geschieht am besten dadurch, dass es
an eine ammoniakalische Lösung von Kupferchlorür gebunden wird,
mit welcher es die rothe detonirende Substanz bildet, welche Quet
und Böttger bereits untersucht haben, ohne indess das Gas, welches
sich bei der Auflösung in Salzsäure entwickelt, zu analysiren. Das
so rein gewonnene Acetylengas ist farblos, löst sich ziemlich stark
in Wasser, riecht unangenehm, brennt mit heller russender Flamme
und setzt mit Chlorgas gemischt, sofort Kohle ab. Es kann weder
durch Druck noch Kälte verflüssigt werden, seine Dichte ist 0,92, der
die auch von der Analyse gegebene Formel
C4Ha »
entspricht. In seinen Verbindungen zeigt es grosse Analogie mit dem
Aethylen; es verbindet sich ebenso wie jenes mit Brom, Schwefelsäure,
den Elementen des Wassers und mit dem Wasserstoff. Die Bromver-
bindung ist = C4HsBr.. Mit Schwefelsäurehydrat liefert es die Ace-
tylschwefelsäure, welche in der Verbindung mit Baryt. deutlich er-
kannt wurde. Destillirt man diese Säure, so erhält man eine etwas
leichter als Wasser siedende Flüssigkeit, die sich in 10—15 Theilen
Wasser löst und wahrscheinlich „Acetalkohol® — (C4H,0;, ist. Das
Acetylen kann leicht wieder in Aethylen verwandelt werden, wenn
esin seiner Verbindung mit ammoniakalischem Kupferchlorür mit Was-
serstoff im Entstehungszustande zusammengebracht wird:
C.H2 — H, =, C,H.
Die Untersuchungen sind bei Weitem noch nicht abgeschlossen; B.
verspricht aber ihre Fortsetzung, über welche seiner Zeit hier Be-
richt erstattet werden wird. — (Compt. rend. L, 805.) Jı Ws.
A. W. Hofmann, Wirkung der salpetrigen Säure auf
Nitrophenylendiamin. — Diese Basis, gewöhnlich Nitrazophenyl-
amin genannt, entsteht aus Diatrophenylamin unter dem Einfluss ko-
chenden Schwefelammoniums. H. giebt ihr die Formel
a )
N2/ H2 .
2
Anwendung finden darf, benutzte H. die Methode, durch welche Gries
neuerdings zur Entdeckung von Stoffen gelangt ist, die Stickstoff an
Stelle von Wasserstoff enthalten. Leitet man durch eine mässig con-
centrirte Lösung der salpetersauren Basis salpetrige Säure, so erhitzt
sich die Flüssigkeit. Beim Erkalten setzen sich Massen glänzender
Um zu untersuchen, ob diese Formel für sie
1) Besser möchte, da diese Substanz einbasisch ist, die Formel
N) EN, dafür anzuwenden sein.
477
weisser Nadeln ab, die aus Wasser leicht umkrystallisirt werden kön-
nen. Trocken erscheint die Substanz gelblich. In Alkohol und Ae-
ther ist sie löslich und reagirt sauer. In Kali und Ammoniak löst
sie sich bei gelinder Wärme, ohne aber die alkalische Reaction auf-
zuheben. Auch in kohlensauren Alkalien ist sie löslich, doch ohne
die Säure daraus auszutreiben. Sie schmilzt bei 211°C. und subli-
mirt unter theilweiser Zersetzung bei etwas höherer Temperatur.
Die Substanz besteht aus CI®H2NO4 und ist eine Säure. Die mit
Kali und Silberoxyd erzeugbaren Salze bestehen aus CZ®H2KNtO%.
Jenes ist krystallinisch, leicht in Wasser und Alkohol löslich, dieses
ein weisses amorphes, in Wasser nicht lösliches Pulver. Das kry-
stallinische Ammoniaksalz verliert leicht seinen Ammoniakgehalt. Die
Lösung desselben präeipitirt Kupfersalze hellblau, Nickelsalze, hell-
grün, Eisenoxydulsalze tief braunroth, Eisenoxydsalze rehfarben, Blei,
Zink, Mangan und Quecksilbersalze weiss und flockig. — Die Ent-
stehung dieses Körpers kann durch die Formel CI2H’N30? NHO
= 4HO + CL(H2N)N20% ausgedrückt werden. Die Natur dieser
Verbindung lehrt, dass der Körper CI2H7N30* noch 4 Atome Was-
serstoff enthält, die durch andere Elemente ersetzbar sind, dass also
obige Formel für ihn aufgestellt werden darf. — Die neue Säure
ist schwer zersetzbar. Kochen mit Kali oder mit Chlorwasserstoff
verändert sie eben so nicht ein Strom salpetriger Säure. Sie ist
einatomig wie auch das Nitrophenyldiamin eine einatomige Basis ist.
H. Hlasiwetz, über das Chinovin. — Verf. fand, dass die
alkoholische Lösung des Chinovabitters durch Einwirkung von Chlor-
wasserstoffgas in eine Säure und eine Zuckerart zerlegt wird, dass
also dieser Körper in die Reihe der Glükoside gehören, und der ihm
annoch ertheilte Name: Chinovasäure besser wie der aus ihm abge-
schiedenen Säure zukomme. Nach den Untersuchungen von Dr. H. v.
Gilm scheint diese Säure zu einer homologen Reihe der von Hofmann
entdeckten Insolinsäure zu gehören. Der aus dem Chinorin abge-
schiedene Zucker schien dem Verf. Aehnlichkeit mit Berthelot’s Man-
nitan zu haben, ohne dass er die Identität beider zu behaupten wagt.
— (N. Repert. f. Pharm. Bd. IX, Bd. 101.) 0. E.
Hunt, neue Methode Stärkegummi oder Dextrin zu
fabriciren. — H. hat die interessante Beobachtung g&macht, dass,
wenn man eine verdünnte Auflösung von Milchsäure gleichzeitig auf
Käsestoff, Kleber und Stärke einwirken lässt, alle diese Substanzen
in Wasser löslich werden, wenn man sie gelinde erhitzt. Diese Beob-
achtung hat bereits in England eine industrielle Verwendung gefun-
den, indem man sie bei der Leiocomefabrikation benutzt. Die stärke-
mehlhaltigen Substanzen, die man zu dieser Umwandlung benutzt,
sind: Getreidemehl, Sago, Weizenstärke, Maisstärke u. s. w. Statt
der Michsäure nimmt man Molken oder saure Milch. Die stärkemehl-
haltigen Subtanzen werden vorher von dem hygroskopischen Wasser
und dann mit dem Molken oder der sauren Milch sorgfältig vermischt.
XV, 1860. 34
478
Auf je 2000 Pfd. der ersteren nimmt man 237 Quart Molken, wenn
das Präparat wenig gefärbt und 109 Quart, wenn es braun ausfallen
soll. Darauf wird das Ganze durch ein ziemlich feines Sieb geschla-
gen und wie gewöhnlich erhitzt, bis es die gewünschte Farbe ange-
nommen hat. — Dieses Stärkegummi ist vollständig in Wasser löslich.
Die Lösung besitzt keine Reaction und ein um die Hälfte grösseres
Verbindungsvermögen, wie das auf dem gewöhnlichen Wege bereitete
Stärkegummi. — (Repert. of patent invention, Juli 1858, p.59.) W.B.
Berthelot u. deLuca, Untersuchung des ausdem Gly-
cogen der Leber gebildeten Zuckers. — Von Cl. Bernard ist
nachgewiesen worden, dass aus einem Bestandtheile der Leber Zu-
cker gebildet werden kann, ohne dass jedoch die Natur dieses Zuckers
bisher bekannt geworden wäre. B. und de L. haben jetzt die Ver-
bindung desselben mit Chlorcaleium in durchsichtigen farblosen Rhom-
bo@dern erhalten, deren Lösung im Wasser die Polarisationsebene
um 47° nach rechts dreht. Die Bestimmung des Chlors ergab 8,3
pct., die Menge dieses Elementes entspricht also der Formel
2Cj2H12012, 2HO + Call.
welche vollständig die der Verbindung des Traubenzuckers mit ’Chlor-
calcium ist, wie überhaupt alle Eigenschaften der Krystalle mit dieser
übereinstimmen, so dass die Identität des Leberzuckers mit Trauben-
zucker gesichert ist. — (Ann. de chim. et phys. LVIIL, 448) J. Ws.
Geologie. Lipold, Steinkohlengebiet im Prager
Kreise Böhmens. — Auf grosse Flächen hin wird die Steinkoh-
lenformation hier von Rothliegendem und Kreide bedeckt, daher die
N- und O-Grenze unsichtbar ist. Im $. begränzen sie Thon- und
Kieselschiefer der Grauwackenformation und diese Gränze läuft von
Kralup an der Moldau über Wotwowic, Zacolan, Stelcowes, Rapie,
Deju und Kladnow, Druzec, Ploskow, Ruda, Senec; die W-Grenze
von Petrowik bis Horzowie bilden Urthonschiefer und Granite. Der
Flächenraum der Steinkohlenformation lässt sich auf 24 Quadratmei-
len abschätzen. Sie wird von Sandsteinen, Conglomeraten, Schiefer-
thonen und Kohlenflötzen constituirt, erstere sind bei Weitem vor-
herrschend, Kalksteine fehlen gänzlich, die grösste Mächtigkeit stellt
sich auf 200 Klafter. Sphärosiderite in Knollen und schwachen Bän-
ken begleiten die Schieferthone. Die Kohlenflötze bilden eine liegende
und eine harigende Ablagerung beide durch ein taubes Mittel von 60
bis 100 Klafter getrennt. Die liegende Ablagerung ist bisher nur
an der S-Grenze theils an Ausbissen theils durch Grubenbaue aufge-
schlossen und liefert aus mehren Gruben den grössten Theil der Koh-
len des Prager Kreises, im Jahre 1858 an 9'/» Millionen Centner. Die
Kohlenflötze sind in mehre Bänke geschieden und haben insgesammt
2 bis 6 Klafter Mächtigkeit, an reiner Kohle 1!/, bis 51/, Klafter. Sie
sind in den südlichen Ausbissen in mehren getrennten Mulden abge-
lagert, zeigen mehrfache Biegungen, Verschiebungen, Verwerfungen,
die theils der ursprünglichen unebenen Bodenbeschaffenheit des Stein-
kohlenmeeres und seiner Ufer theils ‚spätern Störungen ihren Ursprung
479
verdanken. Die Hangendablagerung ist weniger an einzelne kleinere
Mulden gebunden sondern mehr allgemein verbreitet. Nur besitzen
die Flötze dieser Ablagerung an dem S-Rande der Formation kaum
einige Zoll Mächtigkeit, im Innern bis 3 Fuss. Sie sind bei Well-
warn, Podlezin, Schlan, Gemnik, Turan, Gedomelie, Sobec, Kroncow,
Konowa etc. in Abbau genommen und werden in Schächten von 3 bis
30 Klafter Tiefe erreicht. — (Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. XI, 10.)
Stur, der Juraim NW-Ungarn zerfällt in 3 Abtheilungen:
Vilser Schichten, Klippenkalk, Stramberger Kalk. Dieselben treten
in dem südlichen Becken, das sich vom mährischen krystallinischen
und Debergangsgebirge nach O. durch das ganze NO. Ungarn ver-
breitet, in 4 verschiedenen Entwicklungsformen auf. 1. In der NW-
Reihe stehen die Inselberge von Nikolsburg und Stramberg. In die-
ser Reihe ist derKlippenkalk gar nicht oder gewiss nur in einer sehr
untergeordneten Weise entwickelt. Dagegen sind hier nebst den
Stramberger Schichten noch jüngere Schichten mit Petrefakten von
Nattheim durch Suess bekannt geworden. 2. Eine zweite Klippen-
reihe die sich vom Schlosse Brane über Suca, Pruske, Puchov, Brodno
bis in die Arya und nach Rogoznik hinzieht, führt Klippenkalk und
Vilser Schichten zugleich. Beide lagern ohne Zwischenlagerung der
Stramberger Schichten unmittelbar unter Neocomien. 3. In SO. die-
ser zweiten Reihe, am Manin- und Rohatinberge findet man nebst den
Vilser Schichten und dem Knollenkalke des Klippenkalkes noch hö-
here Kalke entwickelt, von welchen wenigstens der obere Theil si-
cher als Aequivalent der obern Stramberger Conglomeratkalke betrach-
tet werden muss. 4. In O. ist noch der wenig mächtige, Hornstein-
führende Aptychenkalk als der Repräsentant aller der verschiedenen
im W. des Beckens mächtig entwickelten jurassischen Ablagerungen
vorhanden. — (Zbda. 38.)
Stache, zur Geologie von Oestreichisch Schlesien.
— Verf. untersuchte das von der mährischen Gränze gegen die preus-
sische abfallende Stück der Sudeten Gesenke, also die Umgebungen
von Johannisberg, Friedberg, Freiwaldau und Würbenthal, in Osten
bis Hotzenplotz und Jägerndorf. Dieses Gebiet zerfällt in ein östli-
ches der Grauwackenschiefer und Sandsteine und in ein westliches
der krystallinischen Schiefer und Massengesteine. Die Gränze zwi-
schen beiden bildet ein breiter Zug von Urthonschiefern mit unter-
geordneten Kalk-, Chlorit- und Talkschiefern mit bedeutenden Kalk-
steinzügen. Dieser Zug streicht aus der Gegend zwischen dem Alt-
vater und Vogelseifen bei Mohrau her mit abnehmender Breite gegen
N über Würbenthal, Einsiedel, Hermanstadt, Obergrund, Enderndorf
und Zuckmantel. In O. dieses Zuges folgt zunächst eine Zone von
glänzend glatten, meist gerieften und gefältelten Schiefern, welcke
allmählig mit Grauwackensandsteinen zu wechseln beginnen und wei-
terhin gegen O. ein vorherrschendes Sandsteingebiet mit untergeord-
neten Zügen von matteren Thonschiefern. Die Abgränzung der un-
tern Schieferzone gegen oben sowie der untern Kohlenformation, wel-
34*
480
cher die Dachschiefer mit Posidonomya Becheri angehören, nach un-
ten ist ganz unsicher. Das Terrain im W. von dem grossen Grenz-
zug der Urthonschiefer zeigt eine interessante Manichfaltigkeit krys-
tallinischer Gesteine. Gneiss bildet die Hauptmasse und tritt in 3
grössern Zügen auf. Der bedeutendste setzt von Mähren her über
den Hochaschberg nach Schlesien, zieht sich gegen N. durch das
Gräfenberger Gebirge gegen die preussische Gränze bei Kunzendorf
und verbreitet sich gegen O. über Thomasdorf hinaus in das Gebirge
zwischen der weissen und mittlen Oppa. Der zweite ist der Milms-
dorfer Zug gegen Jauernig streichend, der dritte zwischen Krauten-
walde und Rosenkranz. Diese Gneissgebiete sind von krystallinischen
Schiefern umkränzt. Glimmerschiefer erscheint in mehren ziemlich
ansehnlichen Partien, am bedeutendsten am rothen Berge, Polke bei
Petzdorf und Waldek bei Jauernig. Amphibolschiefer in vielen Zügen,
am mächtigsten bei Freiwaldau, ferner längs des Schlippenbaches
bis Niesnersberg, in zwei Parallelzügen zwischen Hurschdorf und
Woitzdorf, in kleinern Zügen zwischen Jauernig und Weissbach. Bis-
weilen stellt sich Serpentin ein. Feinkörniger Granit mit schwarzem
Glimmer tritt ausgedehnt zwischen Wildschütz, Friedberg, Setzdorf,
Rothwasser und Weidenau zu Tage, an a. O. in kleinen Partien.
Grobkörniger Ganggranit an vielen Stellen im Contact mit Gneiss,
Glimmerschiefer, Amphibolschiefer. Diorit begleitet von zwei Amphi-
bolschieferzügen in bedeutender Ausdehnung zwischen Woitzdorf und
Gurschdorf bei Friedberg. Syenit nur zwischen Waldeck und dem
grünen Kreuz am Röhlberg. Basalt bei Waldek. Krystallinischer
Kalk setzt in 2 langen schmalen Zügen von Mähren nach Schlesien
bis Lindewiese und Setzdorf. Der Setzdorfer Zug ist sicher durch
die Einwirkung des Friedberger Granitstockes in die jetzige Rich-
tung gebracht worden. — (Ebda. 49.)
Lipold, zur Geologie der Sudeten. — Die Centralkette
der Sudeten an der mährisch-schlesischen Gränze und deren südliche
und östliche Ausläufer sowie das Sudetengesenke werden von Gneiss,
Glimmer-, Quarz-, Urthon-, Hornblende-, Chlorit- und Talkschiefer,
von krystallinischem Kalkstein, von Kalk- und Granitschiefern gebil-
det. Serpentin tritt mit Hornblendschiefer, Basalt in der Grauwacken-
formation, Löss in den Thalebenen des Theis - und Marchflusses und
Torf im Altvatergebirge auf. Das Hauptstreichen dieser sämmtli-
chen Gebirgsglieder läuft quer über die Centralkette von SW. nach
NNO aus Mähren nach Schlesien. Zu beiden Seiten des Theissthales
bilden nun Granitgneisse den Mittelpunkt der Lagerung, von wel-
chem aus die westlich befindlichen krystallinischen Schiefer nach
WNW und die östlich abgelagerten krystallinischen und Grauwacken-
schiefer nach OSO. einfallen. Die Graphitschiefer in der Umgebung
von Goldenstein, Altstadt und Würben und jene von Schweine nächst
Mügglitz werden zur Graphitproduction verwendet. Ein Eisenstein-
zug tritt von Schlesien bei Kleinmohrau, wo er am mächtigsten ist,
über den Mohrauerwald nach Mähren über und zieht von dort über
481
den Brendelstein, Johnsdorf, Hangendstein bei Bergstadt nach Deutsch-
Eisenberg. Die Eisensteinvorkommen bei Pinke nächst Mährisch-
Neustadt, bei Medel und Polnitz und bei Quittein gehören demselben
Zuge an. Die Erze sind vorherrschend Magneteisensteine, z. Th.
Roth- und Brauneisenstein, letzterer wie häufig als metamorphische
Bildung aus ersterem. Sie treten in Lagern bis zu mehren Klaftern
Mächtigkeit in Chlorithaltigen, mit Quarz- und Kalkschiefern wech-
selnden Urschiefern auf, welche zugleich die Gränze der krystallini-
nischen und der Grauwackenschiefer bilden. Ein zweiter der Grau-
wackenformation . angehörender Magneteisensteinzug läuft von Kries-
dorf nächst Rautenberg über Brockersdorf bei Bärn, Andersdorf,
Gross Lodenitz nach Sternberg, in dessen nördlicher Umgebung sich
mehre Eisensteinbaue befinden. Auch ausserhalb dieser Züge sind
Eisensteinvorkommen bei Wermsdorf und Würben bekannt. Die sil-
berhaltigen Bleierzlager von der Tuchlahn bei Römerstadt treten im
Urthonschiefer auf. — (Zbda. 72.)
Fötterle, Geologie von Krakau. — Durch die Weichsel von
dem übrigen W-Galizien getrennt ist das Krakauer Gebiet in orogra-
phischer wie geologischer Beziehung ganz eigenthümlich. Die Ter-
rainverhältnisse schliessen sich mehr denen nördlich in Russisch Po-
len vorkommenden an. Es sind keine regelmässigen weit ausgedehn-
ten Gebirgszüge sondern mehr einzelne Höhenpunkte, welche sich in
zwei Gruppen ordnen. Die nördlich der Eisenbahnlinie bis an die
russische Grenze reichenden steigen zwischen Psary und Lgota als
höchste Höhe des Krakauer Gebietes bis zu 250 Klafter; in der zwi-
schen der Weichsel und Eisenbahnlinie gelegenen Partie sind die
Höhenverhältnisse bedeutend geringer, ihr höchster Punkt bei Plaza
hat nur 210 Klafter. In geologischer Hinsicht schliessen sich die
hier vorkommenden Verhältnisse den weiter in W. in preuss. Schle-
sien bekannten vollkommen an und die ältern secundären Formatio-
nen bilden gleichsam die letzten Ausläufer, da von denselben nur
die Glieder der Kreideformation bis nach O-Galizien sich erstrecken.
das älteste Glied bildet der schwarzgraue, flachmuschlige und regel-
mässig geschichtete Bergkalk des Cernathales.. Das nächst höhere
“ Glied der Steinkohlenformation aus Sandstein und Schieferthon be-
stehend ist eine directe Fortsetzung desselben in Oberschlesien so
mächtig entwickelten Gebildes und reicht in O-Richtung bis Tenc-
zynek und Hrzeszovice, stellenweise von jüngerem Muschelkalk be-
deckt. Zahlreiche mächtige Steinkohlenflötze treten überall auf und
werden zu Dombrova, Javorzno, Cienzkovice und Siersza abgebaut.
Die Trias reicht in O-Richtung bis Grojec und Czacovicc, der bunte
Sandstein ist nur an wenigen Punkten wie bei Mienkina und Lipovec
zu Tage, dagegen der Muschelkalk in dem W-Gebiete sehr ausgedehnt.
Zwischen dem untern Petrefaktenführenden Kalke und dem höhern
Dolomit treten die Galmeistöcke und Eisenerze auf. Grosse Gebiete
bedeckt der Muschelkalk bei Lgota und Novagura, bei Szezakona und
Jaworzno bis Binzin und Siersza, ferner zwischen Jogurze, Plaza und
482
Groöinz: ausserdem an vielen isolirten Punkten. Die Juragruppe nimmt
hauptsächlich den mittlen Theil des Landes zwischen Tenezynee und
Krakau ein und zwischen der russischen Grenze und Weichsel, nur
eine kleine Partie reicht weiter westlich über Trzebinie bis Luszo-
wize und Balin, nur am letzten Orte mit Petrefakten des braunen
Jura, während das andre Jurakalkgebiet aus einem dünngeschichteten
Kalke mit zahlreichen Ammoniteneinschlüssen und aus einem dichten
lichtgrauen fossilenreichen Kalke besteht, welch letzterer durch eine
grosse Menge von Hornsteinknollen in seinen obersten Lagen ausge-
zeichnet ist. Bei Witkowize nördlich von Krakau wird der Jurakalk
von der Kreide durch ein 2° mächtiges Quarzconglomerat getrennt.
Die Kreidebildungen sind nur im O-Gebiete vertreten und reichen
nicht weit über Sabierzow hinaus. Am ausgedehntesten treten sie
zwischen Bronovice, Rzanske und Sabierzow auf,. scheinen jedoch mit
den gleichnamigen Gebilden in russisch Polen unter der mächtigen
Lössdecke in Verbindung zu stehen, da einzelne Partien bei Witko-
wice, Zielonki und Libice sich finden. Es ist durchgehends obere
Kreide in 2 Abtheilungen. Tertiärbildungen scheinen zu fehlen, nnr
bei Pisari sollen gypsführende Thone gefunden sein, welche tertiär
sein könnten. Grosse Flächen bedeckt im mittlen und westlichen
Theile des Landes ein loser Sand mit zahlreichen Blöcken von Sye-
nit, Granit, Porphyr. Von plutonischen Gebilden tritt bei Mienkina
rother Quarzpöorphyr und bei Alvernia, Posemba und Rudno Mandel-
stein auf. Mit diesen scheinen die bei Mirow und Poremba vorkom-
menden feuerfesten Thone in naher Beziehung zu stehen. — (Ebd.75.)
v. Richthofen, Systematik der tertiären Eruptivge-
birge in Ungarn und Siebenbürgen. — Es gibt am S-Abfall
der Karpathen 7 solcher Gebirge, welche theils grosse centralisirte
Gruppen theils lang gedehnte Züge bilden, nämlich das Schemnitzer
Gebirge, das Visegrader, das Gebirge der Matra, das Eperies Tokayer
Gebirge, das Vihorlat Gutin Gebirge und dessen weitere Fortsetzung
in Siebenbürgen, das Hargittagebirge, das siebenbürgische Erzge-
birge. In der Anordnung dieser Gebirge wiederholen sich die Ge-
setze des gesammten Eruptionsgebietes, denen sie angehören und das
sich von Persien über Kleinasien und Ungarn bis zum Siebengebirge
und der Eifel erstreckt. Das Material der ungarischsiebenbürgischen
Trachytgebilde bildet drei. scharf getrennte grosse Gruppen von Ge-
steinen, nämlich die Rhyolitgruppe, die Trachytgruppe und die Ba-
saltgruppe. Von den Gesteinen der Basaltgruppe scheinen nur wirk-
liche Basalte vertreten zu sein; Phonolithe, Dolerite und andere ba-
sische Gemenge sind kaum bekannt. Der Trachytgruppe gehört bei-
nahe das gesammte Material an, aus welchem die 7 Eruptivgebirge
bestehen. Es sind fast ausschliesslich Hornblende-Oligoklastrachyte
und nur bei einigen spätern untergeordneten Eruptionen ist Sanidin
der vorherrschende Feldspath. Niemals steigt der Gehalt an Kiesel-
säure soweit, dass dieselbe überschüssig ausgeschieden vorkömmt.
Eine eigenthümliche Eintheilung in 2 vollkommen parallele Gesteins-
483
reihen zeigt die Trachytgruppe durch die grünsteinartige den ältesten
Dioriten und Dioritporphyren oft vollkommen entsprechende Ausbil-
dung eines Theiles ihrer Glieder. R. stellt sie als Grünsteintrachyte
der Gesammtheit der andern gegenüber, die er als graue Trachyte
bezeichnet. Die. Gesteine beider Reihen sind Hornblende-Oligoklas-
gemenge, wozu bei abnehmendem Kieselsäuregehalt noch Augit in un-
tergeordneter Beimengung kömmt. Hinsichtlich der mineralischen
Hauptbestandtheile existirt gar kein Unterschied, ein um so grösserer
in der petrographischen Ausbildung, im Erzgehalt, welcher bei den
Grünsteintrachyten ungleich bedentender ist, in der Verwitterbarkeit
worin sie gleichfalls voranstehen, in den äussern Gebirgsformen und
endlich im geologischen Verhalten, indem stets die Grünsteintrachyte
die ältern sind. Dieselbe Zertheilung mit dem gleich räthselhaften
Unterschied besteht in den Gesteinen von Kleinasien und wiederholt
sich in Mexiko. Die Rhyolithgruppe begreift den gesammten Complex
der kieselsäurereichsten Gemenge unter den neuern Eruptivgesteinen,
die Aequivalente des quarzführenden und quarzfreien Felsitporphyrs
unter den porphyrischen Gesteinen. Wie bei diesen spielt überschüs-
sige Kieselsäure meist in Form von Quarzkrystallen eine vorwaltende
Rolle, nimmt aber von einem Maximum allmählig ab bis zum gänz-
lichen Verschwinden; unter dieser Gränze setzt die Rhyolithgruppe
noch in einer Reihe von Sanidingesteinen fort, in denen Oligoklas
untergeordnet hinzutritt. Obwohl hiedurch in der chemischen wie in
der mineralischen Mengung ein Uebergang in die Trachyte vermittelt
wird, ist doch die Rhyolithgruppe in den ungarischen Gebirgen den
andern Gesteinsgruppen gegenüber als Ganzes mit den bestimmtesten
Merkmalen characterisirt. Beudant wandte für einzelne Gebilde die
Namen Trachytporphyrgebirge, Perlitgebirge, Mühlensteinporphyrge-
birge an; der Name Trachytporphyr wurde von Abich für dieselben
Structurformen angenommen, während andere zufällige Modifikationen
der Structur als Perlstein, Bimsstein, Obsidian u. s. w. bezeichnet
wurden. Die geognostischen Verhältnisse in den ungarischen Gebir-
gen wie unsere Kenntnisse über Erstarrungsmodificationen machen
die Zusammengehörigkeit aller dieser Gesteine unzweifelhaft. Der
Name Trachytporphyr ist unstatthaft, ein neuer für die ganze Gruppe
Rhyolith war nothwendig und dieser bezeichnet ein allgemeines Merk-
mal, das eigenthümliche Ansehen geflossener Massen, theils vollkom-
mene Glasfüsse theils porcellanartiger Massen theils wirklicher Lava-
ströme. — Ein Hauptunterschied der drei Gesteinsgruppen ist in der
sehr verschiedenen Rolle begründet, welche sie in den sieben Erup-
tivgebirgen spielen. Die Grünsteintrachyte sind die ältesten, darauf
folgen die Rhyolithe, zuletzt die Basalte. Trachyte und Rhyolithe
sind nämlich an einander gebunden, der letztre von erstern in seiner
Verbreitung durchaus abhängig, der Basalt ist gewöhnlich von beiden
isolirt, tritt in ganz besondern Gegenden auf, bildet selbstständige
Gebirgsgruppen und reicht selten bis in das Gebiet von jenen hinein.
Der Trachyt bildet ausschliesslich Masseneruptionen, welche langge-
484
dehnter und nach bestimmten Gesetzen angeordneten Spalten folgen
und thürmt sich in grossen Gebirgszügen auf.. Der Rhyolith sitzt an
den Flanken und dem Fuss der Trachytgebirge schmarotzerhaft auf,
erscheint nur selten in Massenausbrüchen und ist vorwaltend ein
Product rein vulcanischer Thätigkeit; in Lavaströmen fliesst er aus
Kratern, aus Spalten an den Wänden der Vulcane und aus solchen an
den Flanken der Trachytgebirge. Der Basalt vereinigt beide Arten
eruptiver Thätigkeit. Die Grünsteintrachyte sind auf Festland her-
vorgetreten, dann erst senkte sich das Land so tief, dass die nach-
folgenden grauen Trachyte gleichzeitig mit ihren Eruptionen von ge-
bildeten Tuffbänken eingehüllt wurden und z. Th. mit ihnen wech-
sellagern. Die trachytischen Tuffe sind ein ausserordentlich wichtiges
Glied im Bau der tertiären Eruptivgebirge Ungarns. Erst nach dem
Eintritt der Meeresbedeckung und nach Vollendung der Trachyterup-
tionen öffneten sich .die reihenförmig am Fusse der Trachytgebirge
angeordneten Kratere, mit deren Thätigkeit die Rhyolitperiode be-
gann. Es lässt sich in der letzten eine weithin gleichbleibende Pe-
riodieität in der Art und der Ausbildung der zur Eruption gelangenden
Gesteine nachweisen und durch diese wiederum zeigt es sich deut-
lich, dass während der Rhyolithperiode das Land sich allmählig hob
und das Meer zurücktrat. Am Anfang ist die vulkanische Thätigkeit
bis auf die Höhen untermeerisch, später ist sie es nur in den tiefern
Theilen und am Schluss findet noch eine Reihe von kleinen Massen-
ausbrüchen auf dem Festlande statt. Vor dem Ausbruch der Basalte
muss nochmals eine Senkung Statt gefunden haben, denn diese sind
wieder mit den massenhaftesten Tuffabsätzen verbunden. Die Drei-
theilung der neuern Eruptivgesteine gilt nicht nur für den S-Abfall
der Karpathen, sie gilt für das mittle Deutschland, wo die beiden er-
sten Gruppen beinah ganz fehlen, für Kleinasien und das armenische
Hochland, für die Euganeen, wo gleichfalls die Trachytgruppe die
älteste ist, darauf die Perlite der Rhyolithgruppe und endlich abge-
sondert von beiden die Basalte des Vicentinischen folgen, ferner auf
Island, wo die Rhyolithperiode vorüber ist und die basischen Gemenge
an ihre Stelle getreten sind, auf Neuseeland, in Mexiko. — (Zbda. 92-94.)
Foetterle, Geologie des W-Galizien. — Nur an den N-
Gehängen des Tatragebirges treten auf Granit gelagert ältere secun-
däre Gebilde wie Rother Sandstein, Triasdolomit, Kössner und Ad-
nether Schichten des Lias auf, die von Nummulitenkalk und Menilit-
schiefer zwischen Jakopana und Kossieliskow begränzt werden und mit
den gleichartigen Gebilden in W und O in Ungarn zusammenhängen.
Die Jurakalke bilden von Rogoznik aus über Czorsztyn und Krosz-
cienko einen mächtigen Zug, der in den Pieninen seine grösste Ent-
wicklung erreicht und ebenfalls sowohl in W wie in O nach Ungarn
fortsetzt und von Lias und Neocomienmergeln begleitet wird. Am
N-Rande der Karpathen findet sich als letzter östlichster Punkt des
Vorkommens von weissem Jurakalk derselbe noch bei Innwald, wäh-
rend die Teschner Schiefer und die Neocomgebilde von Biala aus
485
in einem zusammenhängenden Zuge über Kalwaria und Mislanice
reichen und selbst noch bei Tarnow zu finden sind; südlich von Biala
treten sie in der Umgebung von Saypusch mit gleicher Entwicklung
der einzelnen Glieder auf. Die grösste Verbreitung auf dem unter-
suchten Gebiete hat der Karpathensandstein, der mehre Abtheilungen
erkennen lässt. Seine tiefsten Schichten gehören der Kreide an, sind
jedoch fast petrefaktenleer, gestatten daher keine nähere Formations-
bestimmung. Bei Neumarkt findet sich in diesem Sandsteine ein Fu-
coid, ausgezeichnet durch eine spirale Achse, der mit Fucoides brian-
tus grosse Aehnlichkeit hat und in den Gosaumergeln und den Fucoi-
denmergeln des Wiener Sandsteines sich wiederfindet. Die eocänen
Nummuliten führenden Sandsteine haben eine grosse Verbreitung bei
Saypusch, Jordanow, zwischen Neumarkt und der Tatra, sie werden
überlagert von einer mächtigen Sandsteinmasse, welche in der tief-
sten Abtheilung mit schwarzen Schiefern wechsellagert, die die Fische
der Menilitschiefer führen. Selbige Schiefer sind durch ihren Bitu-
mengehalt und häufige Naphtaausscheidung ausgezeichnet so bei Neu
Sandec und Gorlice; sie nehmen meist die tiefern Terraintheile wie
die Thäler und Sättel ein, während die Höhen von Sandstein gebil-
det werden. Letzterer ist sehr grobkörnig und geht in Conglomerat
über. Die Sandsteinzone hat eine Ausdehnung von mehren Meilen
und setzt in SO-Richtung nach O-Galizien und die Bukowina fort.
Den Schiefern gehört auch der grösste Theil der in O-Galizien be-
kannten Thoneisensteinlager an. Jüngere Tertiärbildungen sind nur
am äussersten nördlichen Gebirgsrande bekannt bei Bochnia, Kstin-
liezka, Swoszowice. Von Eruptivgebilden sind nur trachytische Ge-
steine bei Szcezawicna und Diorite bei Saypusch zu erwähnen. —
(Ebenda 93.)
Paul, geologisches Profil durch den Aninger bei Ba-
den im Randgebirge des Wiener Tertiärbeckens. — P. zieht
das Profil von der Gränze der Sandsteinzone beim Orte Mauer in
SSO-Richtung bis an die Brühl-Windischgarstener Linie und dann
vom Dorfe Hinterbrühl gegen SSO über den kleinen und grossen
Aninger bis St. Helena bei Baden. Bei Hinterbrühl treten Werfener
und Guttensteiner Schichten, ohne Petrefakten, nur in einer die schwar-
zen Kalke überlagernden Schicht fanden sich solche, welche beweisen,
dass die dunkeln Kalksteine auf der nördlichen Seite des Brühlthales
wirklich Guttensteiner Kalk und die unter demselben liegenden Sand-
steine trotz aller petrographischen Abweichung Werfener Schichten
sind. Auf dem Guttensteiner Kalk liegt WSW. streichend und SSO.
fallend ein gelblichweisser dichter splittrig brechender Kalkstein, pe-
trefaktenleerer, aber in den höhern Lagen mit Schiefereinlagerungen,
welche Ammoniten führen. Ammonites aon ist sicher, ebenso Cerati-
tes Meriani und parallelisiren das Lager mit den Hallstätter Schich-
ten. Darüber lagern sehr mächtige Dolomitmassen, welche den klei-
nen Anninger mit dem Husarentempel und beide Seiten der Klause
zusammensetzen. Der Dolomit stimmt in den untern Lagen mit dem
486
nördlich von der Brühl-Windischgarstener Linie am Geissberg auf-
tretenden vollkommen überein, streicht WSW, fällt SSO, führt Mega-
lodon trigueter. Ueber ihm folgt mächtiger brauner Kalkstein den
ganzen N-Abhang des grossen Anninger bildend, auf dessen Gipfel
hellgrauer Kalkstein mit Lithodendren, auf der andern Seite wieder
derselbe braune Kalkstein bis in das Helenenthal bei Baden, wo er
die Petrefakten der Kössener Schichten führt. Die untern Liasbil-
dungen scheinen hier einen vermittelnden Uebergang zwischen Dach-
steinkalk und Kössener Schichten zu bilden. Das Streichen der
Liaskalke ändert gegen S. seine Richtung. In der ganzen Linie des
Profiles folgen also: 1. Werfener Schichten, 2. Guttensteiner Schichten
nördlich fast nur als gelbliche Rauchwacke, südlich als schwarze
Kalksteine, 3. Hallstätter Schichten südlich in Kalkstein und Schiefer
gesondert und mit Ammonites aon, nördlich fehlend, 4. Dolomite bei-
derseits sehr verbreitet, 5. Unterer Lias von unten nach oben brauner
Kalk mit Megalodon triqueter, grauer Kalk mit Lithodendren, brauner
Kalk mit der Dachsteinbivalve, und Kössener Petrefakten. Jüngerem
Lias gehören die dunkeln Kalke von Kalksburg und St. Veit an.
6. Die dem oberen Jura angehörigen Bildungen bestehen aus einem
dichten grauen Kalkstein und einem bläulichweissen Kalkschiefer mit
Ammonites biplex, Aptychen und Belemniten. 7. Das Neocomien ver-
tritt der Wiener Sandstein und der unterliegende weisse Kalk mit
Aptychus Didayi. Jüngere Kreide schaltet sich bei Bertholdsdorf am
O-Abhange des Geissberges zwischen den Dolomit und die tertiären
Leithakalkbildungen als ein schmaler Saum grauer Mergel und Kalk-
steine ein, welche mit Actaeonella gigantea erfüllt der Gosauforma-
tion angehören. — (Zbda. 12—16.)
Fr. v. Hauer, die Verbreitung der Congerienschich-
ten in Oestreich. — Im ganzen SO-Europa vom griechischen
Archipel, auf dem Festlande, an der Küste von Macedonien und Thra-
cien, an den Küsten des schwarzen Meeres, in der Krimm und Klein-
asien kommen in grosser Verbreitung Süsswassergebilde der jüngern
Tertiärzeit vor, welche auf einen grossen Süsswassersee oder eine
Reihe von Süsswasserbecken deuten, wo jetzt das ägeische, das Mar-
mora und Schwarze Meer liegen. Gegen diese von Spratt aufgestellte
Ansicht trat Archiac entschieden auf. Das caspische Meer und der
Aralsee geben ein ungefähres Bild jener jungtertiären Süsswasserbe-
cken. Ihr Salzgehalt schwankt von 0,6 bis 1,7. Die Molluskenfauna
des caspischen Meeres ist ungemein arm, eigenthümlich durch ihre
Cardien, durch Dreissenen und Mytilen. Im Wiener Becken ist die
artenarme Fauna der Congerientegel oder Ingersdorfer Tegel mit
ihren zahlreichen Congerien oder Dreissenen, den vielen Cardien, Pa-
ludinen ganz analog. Suess hat gezeigt, dass diese Tegel jünger
sind als die sämmtlichen marinen Miocängebilde und über diesen in
den tiefsten Theilen des Beckens zu einer Zeit sich ablagerten als
der Wasserspiegel des Miocänmeeres schon bedeutend gesunken und
seinen Salzgehalt verloren hatte. Das steht im Einklange mit der
487
Ansieht, dass die Aralocaspische Süsswasserformation auf marinem
Mioeän ruht. Es leidet keinen Zweifel, dass die Congerienschichten
im Wiener Becken aus einem grossen zusammenhängenden See abge-
setzt wurden, dessen Durchmesser von Oedenburg bis Gaya in Mäh-
ren schon 20 Meilen Länge hatte. Nach O. bildet das ungarische Be-
cken einen grossen Busen dieses Sees, im NW. von Graz das Becken
von Rhein, ferner in Kärnten, das Becken von Fohnsdorf im Mur-
thale. Im östlichen Steiermark fehlen Süsswassergebilde, dagegen
kommen sie in Ungarn am Plattensee vor, weiter nach $S. im Draun-
thale, an verschiedenen Orten in Ungarn, die Verf. im einzelnen auf-
führt, auch in Siebenbürgen zumal bedeutend im südlichen. Ist nun
die Verbreitung einer der aralocaspischen ähnlichen Fauna in Schich-
ten, die jünger sind als das marine Miocän des Wiener Beckens über
einen grossen Theil dieses letztern Beckens, über das ganze Donau-
tiefland in Ungarn, nördlich bis in die Karpathenländer, südlich bis
an den Fuss des Balkan dargethan: ist andrerseits das Fehlen dersel-
-ben in den anstossenden Gebieten nicht minder bedeutsam. Im Do-
nauthale selbst reichen die Schichten nicht weiter als bis Wien, sie
fehlen im östreichischen Tertiärbecken, gänzlich auch in der galizischen
Ebene, am SW-Abfall der Karnischen, julischen und dinarischen Al-
pen, in der Poebene. Nach O. deuten die von Spratt nachgewiese-
nen Vorkommen in der Dobrudscha und in Bessarabien die Verbin-
dung mit der Krimm an. Wie im Wiener Becken erfüllten Süss-
wasser auch das ganze untere Donautiefland nach der marinen Mio-
eänzeit und erstreckten sich bis Kleinasien. — (#Abda. 1—10.)
€. Baur, Lagerungsverhältnisse des Lias auf dem
linken Neckarufer. — Ein langes schmales Band von Liasgebilden
begleitet den schwäbischen Jura. Nahe an der NW-Grenze im Ge-
biete des Schönbuches herrschen eigenthümliche Verhältnisse. Zwi-
schen den liasbedeckten Keuperbergen des Schurwaldes und Schön-
buchs wird eine weite Ebene durch den Neckar in zwei sehr unglei-
che Theile geschieden. Ihre Oberfläche‘ bildet grösstentheils der
mittle Lias &, der Malmstein, nur wenig erscheint Arietenkalk. Das
Liegende des Lias der Filder und der Vorterrasse des Schurwaldes
bilden bunte Keupermergel mit gelbem Sandstein. Gegen NO steigt
man von der Filderebene um eine Stufe herab auf ein Plateau des
weissen Keupers, das sich nach Leonberg hinzieht. Gegen SO. über-
springt die Ebene den Neckar und geht über in die grosse Liasebene
am Fusse der Alp. Aber in SW-Richtung in den Bergen des Schön-
buchs tritt nochmals weisser Keuper auf. Ein solcher 150° über die
Filder erhabener Höhenzug zieht von Rohr bis Bonlanden. Der eine
Theil dieses Steilrandes von Rohr bis Unteraichen besteht ganz aus
weissem Keuper, weiterhin von Laubwald bedeckt aus Lias zuerst
bei Federlensmad, wo der Malmstein 170‘ höher liegt als der Arieten-
kalk in Echterdingen. Es ist hier eine Verwerfung dem Steilrande
über den Fildern folgend in grader Linie von Rohr bis ins Rombach-
thal. Auch der Muschelkalk zeigt die Verwerfung bei Münster hoch
488
über dem Neckar, bei Canstadt erst in 160‘ Tiefe erbohrt. Jener
Höhenzug ist aber nur der äusserste Rand einer weiten Liasebene,
welche zwischen dem Schaichbach und obern Wurmthale sich aus-
dehnt und ebenfalls von Malmstein bedeckt wird. Ihr Liegendes ist
wiederum der oberste Keuper. Der oberste Keuper bildet bei Schön-
aich, Neuweiler, Breitenstein ein von Liasrändern überragtes Plateau,
setzt gegen NO fort und constituirt das bewaldete Gebirge zwischen
Böblingen, Leonberg und der Filderebene. Ueberragen diese Berge
die Ebene, so muss das noch mehr beim Liegenden derselben der
Fall sein und ist es in der That. Zwischen Hildrizhausen und dem
Schaichhof und weiterhin erhebt sich das Gebirge nochmals und auf
der ganzen Linie ragt der Keuper hervor. Eine Stufe höher liegt
abermals eine weite Liasebene zwischen Schaichbach, Aich und Nek-
kar. Weiterhin in den Höhen des Birkensees, Eschachwaldes, Kirn-
berges, der Appelenshalde herrschen rothe Keupermergel mit gelbem
Sandstein, darunter weisser Keuper, der auch die weitern Höhen bil-
det. Letztere Liasebene überspringt den Neckar und reicht bis an
den Fuss der Alp. Wo sie zwischen Schaichbach und Neckar gegen
die Ebene von Holzgerlingen absetzt, ist eine Verwerfungskluft; sel-
bige geht durch Hildrizhausen, Schaichhof und folgt dem Schaichbach
z. Th. völlig versteckt unter Wald, Lehm und herabgerutschten Keu-
perhalden. Auffallend. ist ihre schnelle Höhenabnahme, über dem
Lias bei Altorf liegt der gelbe Sandstein im Eschachwald 320°, im
Birkensee 268‘, an der Heusteige im Schönbuch die Thalassiten 100’,
bei Aich ragt sie nicht mehr hervor. Es sind also 4 Liasebenen: die
Hochfläche des Schurwaldes, die Filderebene im weitern Sinne, zwi-
schen Schurwald und Schönbuch , die Ebene von Steinerbronn, Holz-
gerlingen, Schaichhof, und die Ebene von Walddorf, Phrondorf, alle
von Malmstein gebildet, überall oberster Keuper als Liegendes, den-
noch terrassenförmig über einander, also durch Verwerfungslinien ge-
trennt. Ueberall auf der grossen Liasfläche zwischen rechtem Nek-
karufer und Alp gelangt ‘man über Malmstein bald zum Arietenhalk,
auf der linken Neckarseite dagegen ist der Arietenkalk sehr selten.
Sein Vorkommen ist am besten zu erkennen bei Walddorf. Hier in
der Ebene ein flaches Thal, die Höhen alle von Malmstein gebildet,
in der Thalsohle Arietenkalk als schmaler Streifen von Walddorf bis
Tübingen, dieser führt die Quellen. Die grösste Ablagerung von
Arietenkalk liegt im Thale von Bebenhausen, Verf. beschreibt ihre
Verhältnisse. Zwei andere interessante Ablagerungen auf der Ver-
werfungslinie des Schaichbaches bei Schaichhof und Hildrizhausen,
noch eine an der Strasse von Dettenhausen nach Waldenbuch und
dann nach Echterdingen. Ausgedehntere kommen auf den Fildern
vor, so die grösste bei Vaihingen und Möhringen, zwischen Lainfel-
den und Echterdingen bis Bernhausen; jüngere Schichten sind hier
stets an den Steilrand angelehnt, so an der Strasse nach Tübingen
die Glieder ß und y, bei Stetten Numismalismergel, Amaltheenthon
und Posidonienschiefer , aber jenseits Hof drängen sich schon wieder
489
Keupermergel hervor. Eigenthümlich im Auftreten der jüngern Lias-
schichten ist, dass sie auf den Fildern rechts und links vom Neckar
stets an den die Ebenen überragenden Höhenzug angelehnt sind.
Auf der rechten Neckarseite bei Kimmichsweiler tritt auch brauner
Jura & auf. Der Arietenkalk der Filder ist in Mulden des Malm-
steines abgelagert. Verf. erörtert schliesslich noch die Art und Weise
wie sich der Arietenkalk abgelagert hat. — (Würtemberg. naturmiss.
Jühreshefte XVI, 265—284.)
Seibert, zur Geologie des Odenwaldes. — Die als
plutonische Gebilde geltenden krystallinischen Gesteine des Oden-
waldes sind durch Stoffwechsel und innere Krystallisation umgewan-
delte Sedimente. Schon die von Graphit imprägnirten Quarz- und
Syenitschiefer und die Art der Anordnung der krystallinischen Ge-
steine in NO.'streichende Zonen mit regelmässigem Wechsel weisen
darauf hin. Das Gebirgsstück, in welchem die körnigen Kalklager
und ein Theil der Erzführenden Quarzgänge auftreten, kann als
Typus der übrigen Odenwälder Gesteine betrachtet werden. Es bil-
det ein längliches Viereck in den Linien von Bensheim über Reichen-
bach, Hochstätten und Auerbach. Drei geologische Epochen liegen
darin: die Zeit der Entstehung der krystallinischen Gesteine, die Ba-
salteruption und die Ablagerungen aus der Zeit des Elephas primi-
genius. Der körnige Kalk ist ein durch Sickerwasser umgewandelter
sedimentärer Kalkstein mit viel organischer Substanz. Seine Lager
beginnen im Kirchberg bei Bensheim, setzen NO. fort bis Hochstät-
ten, wo sie an Syenit abstossen. Bei Bensheim bildet röthlicher
Granit das Nebengestein und Syenitschiefer. Es birgt das Kalkstein-
lager hier schöne Drusen von Kalkspathrhombo&dern und führt erdige
Kupferlasur, Malachit, Kupferkies, Arsenikkies, Graphit, Bleiglanz,
im Saalbande grünlichen Calcedon. Ein zweites Lager im Schönber-
gischen Weinberge an der ‚Linde liegt ebenfalls im Granit und führt
viel Idokras, Granat und Epidot. Das dritte Lager im Hochstätter-
walde ruht auf Syenit und Gneiss und ist bedeckt von grobkörnigem
Syenit. Im Dache und der Sohle dieses Lagers liegen mächtige Gra-
nulitmassen mit Sphen, Zirkon, Strahlstein, Orthit. Der Granulit ist
durch Granatfels mit dem Kalk verbunden und dieser führt Wollasto-
nit, Kalkspath, Schwefel- und Arsenikkiesen, Magnetkies, Buntkupfer-
erz, Bergleder, Eurit, Strahlstein, Labrador. Etwas weiter beginnt
in Teufelsberg der Reichenbacher Quarzgang im Syenit, 12—14° mäch-
tig, setzt am Hohenstein fort, SO. bis zum Katzenstein und bis zur
Kolmbacher Höhe. Der Gangquarz ist krystallinischkörnig und blätt-
rig, weiss, gelb, roth, braun, grün, blau und schwarz, in Bänke von
2—4' getheilt, streichend h. 8, mit Saalbändern von Syenit und Gneiss.
Seine Mineralien sind Pyrolusit, Psilomelan, Bleiglanz, Pyromorphit,
kohlensaures Bleioxyd, molybdänsaures Bleioxyd, Brauneisenstein, ge-
diesen Kupfer, Rothkupfererz, Kupfergrün, Kupferglanz, Malachit,
Kupferlasur, Fahlerz, Kieselkupfer, Kupferkies, Ziegelerz. — (Giesse-
ner Bericht VIII, 76-81.) 1.
490
@®ryctognosie. Fr. v. Hauer, zwei neue Mineralvor-
kommen in Siebenbürgen. — 1. Realgar, Schwefel und Aragon
bei Koyaszna. Letztrer Ort liegt südlich von Kezdi Vasarhely in der
Haromszek am Rande des Karpathensandsteines. Aragon von reiner
gelber Farbe kommt in einem Bachgraben vor, dessen Geschiebe
Karpathensandstein sind, in deren Klüften rothe und gelbe Beschläge
von Realgar und Schwefel sich finden. An den Gehängen des Ba-
ches stehen diese Mineralien noch an. Es sind steil aufgerichtete
Schichten von Karpaihensandstein, aus denen viele Säuerlinge bervor-
quillen und in der Umgebung dieser bilden jene Mineralien theils Kluft-
ausfüllungen in dem lokern Gestein, theils rindenförmige Ueberzüge
in nicht ganz ausgefüllten Spalten. Eine bestimmte Reihenfolge der
Absätze ist nicht zu erkennen. Häufig färbt der gelbe Schwefel nur
die mittle Lage einer !/»—1‘' dicken Aragonrinde, selbiger ist aber
viel im Gestein vertheilt. — 2. Lasurstein von Ditro in der Gyerpyo.
Gangförmig im Syenit setzt ein Gestein auf, das aus schwarzen Horn-
blendekrystallen mit viel Eisenkies und Titanit besteht und in der
unmittelbaren Nähe dieses in körnigen Aggregaten dem Syenite ein-
gewachsen kömmt der Lasurstein vor. Er ist durchscheinend, H. =
6, spec. Gew. — 2,31 und besteht aus 40,45 Kieselsäure, 1,92 Schwe-
felsäure, 43,00 Thonerde, 0,86 Eisenoxyd, 1,14 Kalkerde, 12,54 Natron,
ähnelt also zunächst dem orientalischen. — (Jahrb. geol. Reichsan-
stalt XI. 86.)
v. Zepharovich, über einige Mineralien in Salzburg
bei Gastein. — Periklin und Adular wie im Pfitsch- und Zillerthale
fand Z. am Sonnenblickgletscher in Rauris. Die Periklinkrystalle sind
weder so gross noch so schön wie die Tyroler, sind tafelförmig in
der Makrodiagonale 4‘ lang, vorherrschend von den Flächen P& r
&oP.loP gebildet, untergeordnet treten auf: OP.roP3.,1oP$ und
&P%&. Die Flächen P& sind stets rauh und glanzlos und die Prismen
vertical gestreift. Die Krystalle bilden Drusen auf schiefrigem glim-
merreichen Gneiss. Ueber denselben stehen grössere lebhaft glänzende
Adularkrystalle von der einfachen Combination Po. OP. „P, theils
in einzelnen Gruppen theils als zusammenhängende Decke und bis-
weilen von kleinen Anataskrystallen begleitet. Aehnlich ist das nah
gelegene Vorkommen am Ritterkahr oberhalb der Grieswiesalpe am
N-Gehänge des hohen Narr. Von hier stammen die bekannten Rau-
rieser Anataskrystalle, durch das Fehlen von OP ausgezeichnet, sie
sitzen entweder auf Glimmerschiefer oder auf schönen Periklinkry-
stallen. Auf dem Chloritschiefer kommen Adularkrystalle vor bis 1‘
gross. Die Adularkrystalle vom Radhausberge bei Böckstein sitzen
in Klüften eines weissen Feldspathreichen Gneisses. Z. fand ein
Stück mit äusserst kleinen Krystallen neben ansehnlich grossen, sie
sind lebhaft glänzend, gelblich, mit schmaler Zuschärfung der schar-
fen Seitenkanten von »P; durch alternirende Combination mit OP er-
scheinen die Flächen P& tief gefurcht. Als Begleiter des Adulars be-
obachtet man in der Nähe des Gangausbeissens Bergkrystalle meist
491
überzogen mit schuppigen Rinden von Brauneisenstein. Ausgezeich-
neter Diallag findet sich in derben Massen in Hornblendegestein am
Ankogel im Hintergrunde des Anlaufthales. — Schwarzer Turmalin
in Nestern und Streifen gebildet aus innig verwachsenen Aggregaten
dünner Prismen oder in Nadeln ist eingewachsen in zerklüfteten Quarz
am Radhauskogel. Epidot ist in der Gegend von Gastein sehr ver-
breitet. — (Zbda. 60.)
Kenngott, Hoernesit neues Mineral aus dem Banat.
— Ein als Talk bezeichnetes Handstück in der Wiener Sammlung
fiel K. auf. Es ist krystallinisch, grosskörnig, graulich und grünlich-
weisser Calcit, in welchem sternförmig strahlige Partien eines ‚schnee-
weissen perlmutterglänzenden, durchscheinenden weichen, leicht spalt-
baren Minerales eingewachsen sind, dessen Individuen krystallisirte
Endspitzen zeigen. Vor dem Löthrohre schmilzt es sehr leicht zu ei-
ner weissen hellleuchtenden Kugel. Mit Kobaltsolution wird es schön
rosaroth und gibt endlich eine dunkelpfirsichblühtrothe Kugel. Die
Analyse bestättigte die Anwesenheit von Talkerde. Sie ergab 46,33
Arseniksäure, 24,54 Magnesia und 29,07 Wasser. Härte 1,0, spec.
Gew. = 2,474. — (Edda. 10.)
Hjenkof, Analyse des Honigsteines aus der Kohlengrube
von Malavka im Gvt. Tula. — Der Honigstein kömmt in Krystallen
auf den Kluftflächen der Kohle vor und besteht aus 21,18 Kohlenstoff,
14,20 Thonerde, 49,16 Wasser, also wie der thüringische. Sein spec.
Gewicht 1,597. Die strohgelben Krystalle sind einzeln oder zu Grup-
pen verbunden. Das Alter der Kohle ist noch nicht festgestellt, sie
wird für Steinkohle gehalten, aber das Vorkommen des Honigsteines
verweist sie in die Tertiärperiode. — (Bullet. natur. Moscou 1859.
II. 547-549.)
Breithaupt, regelmässige Verwachsungen von je
zwei verschiedenen Species der Felsite. — Entweder sind
es die vordern Spaltungshemidomen, nicht aber die hintern Nichtspal-
tungshemidomen, in den verwachsenen Spezien von gleicher Neigung
gegen die Hauptachse wie beim Microlin und Tetartin und wieder
beim Pegmatolith und Oligoklas, oder es sind die hintern Nichtspal-
tungshemidomen, aber nicht die vordern Spaltungshemidomen von
gleicher Neigung gegen die Hauptachse wie beim Periklin und Adu-
lar und wieder beim sogenannten Perthit, welcher eine regelmässige
Zusammensetzung aus zweierlei plagioklastischen Felsitspecies ist.
Jede plattenförmige Lage des letzten besteht wieder aus einer regel-
mässigen Verwachsung zu Vierlingen nach den bekannten bei Labra-
dor, Oligoklas und Tetartin häufig vorkommenden Gesetzen. Einer
theilweisen Zählung und darauf gegründeten Schätzung zufolge ent-
hält das eine Stück von kaum 3 Zoll Durchmesser 3000 Individuen.
Die Zusammensetzung aus den Felsiten, welche den Perthit consti-
tuiren, existirt auch in den Graniten von Paris im Staate Maine und
von Mursinsk in Sibirien. Zur Zeit sind die beiden Felsitspezien von
röthlichweisser Farbe noch nicht erkannt, jedoch resultirt aus den er-
492
klärten Verwachsungsgesetzen in vollkommenster Weise eine partielle
Isomorphie. — (Bronns Neues Jahrb. f. Mineral. $. 495.)
v. F., Analyse des Steinsalzes von Friedrichshall. —
1. Reines ganz klares Steinsalz ist fast chemisch reines Chlornatrium.
2. Gewöhnliches Steinsalz enthält 99,15 Chlornatrium, 0,29 schwefels.
Kalk, 0,56 unlösl. Theile. 3. Gemahlenes Steinsalz: 97,80 Chlorna-
trium, 0,27 schwefels. Kalk, 1,93 unlösliche Theile. 4. Steinsalz in
Krusten und Nestern vorkommend, besteht aus 99,60 Chlornatrium,
0,14 schwefels. Kalk, 0,26 unlösl. Theile. 5. Unreines Steinsalz: 91,3
Chlornatrium, 1,2 schwefels. Kalk, 7,5 unlösl. Theile. — (Würtemb.
naturwiss. Jahreshefte XVI, 292.)
Hermann, weitere Untersuchungen über die Zusam-
mensetzung der Epidote und Vesuviane. — Scheerer fand in
den Pistaziten nur Eisenoxyd, kein Eisenoxydul und erklärt letztres
durch Entstehung während des Glühens bei den Versuchen. H. tritt
dagegen auf, gestützt auf eine neue Untersuchungsmethode. Er un-
tersuchte:
1. Pistazit von Bourg d’Oisans
a. Sauerstoff.
Wasser 2,08 1,85 1,355 0.77 0.088
Kieselsäure 38,00 19,79 19,79 2,964 0.943 | 1,081.
onerde Bl h
Eisenoxyd 15,06. 452 Im20 All
Eisenoxydul 1,90 0,42 6.66 1
Kalk 21,93 6,94
Mangan Spur i
Die frühere Analyse desselben Pistazit hatte ergeben:
Glühverlust 1,68 1,49 1,49 0,190 el 1.024
a ur a a 19,53 2,494 0,952)
one ; ;
Hibenosyd jss7 a0, 208 1,019
Eisenoxydul 5,55 ı :
Kalk 21,19 6,06
Talkerde 140 0,54)
Das Schwanken des Eisenoxyduls ist bei Epidoten gewöhnlich und
nicht Folge der Methode. H. fand bei zwei Arendaler Pistaziten
A. Sauerstoff.
Glühverlust 2,93 2,60 2,60 0,397 0,122 | 7945
Kieselsäure 37,32441:19,38;111:419,38:1 77006 0923 Mn
1,83 ° 1,
Thonerde 22,855 10,64
Eisenoxyd 1156 3 \ 14,10 2,01
Eisenoxydul 1,86 0,41 ) 1
Kalk 22,03 6,30 7,00 1,
Talkerde 0770289 |
B. Sauerstoff.
Glühverlust 2,86 2,54 2,54 0,35 0,120 | | 997
Kieselsäure 36,79. 19,09 19,09 2,64 0'207 | }
Thonerde 21,24 9,92 ’
Eisenoxyd 12,96 3,88 ee
Eisenoxydul 5,20 1,14
Kalk al,
493
Diese Analysen zeigen ganz deutlich, wie die Proportion von Eisen-
oxydul und Sauerstoff von R:R: Si:
H grossen Schwankungen
unterworfen sein kann, dass aber trotzdem die Proportion von
(R+R) : (Si+H) gleich bleibt. Die heteromeren Formeln sind
für Pistazit von Bourg d’Oisans: 6(R R)? Si+-RH
für Pistazit von Arendal:
\
Glühverlust
Kieselsäure
Thonerde
Eisenoxyd
Eisenoxydul
Kalkerde
Talkerde
Mangan
4R R)2Si+-RH
2. Pistazit von Achmatowsk.
0,16
40,27
20,08
14,22
2,39
21,61
0,53
Spur
20,90 20,90
9,372
0,53)
6,15 6,89
021)
3,033
1,978 )
1
L\
1,018
Dieser wasserfreie Pistazit kann als A-Epidot betrachtet werden mit
der Formel = (RO ROP)2SiO2.
3. Pistazit von Sillböle bei Helsingfors.
Wasser 162 1,09 1,09 0,148 0,053
Kieselsäure 39,67 20,61 20,61 2,815 1,016
Thonerde 18,55 8,66 N Bann
Eisenoxyd 14,31 220} LEE z 169)
Eisenoxydul 3,25 0,72 yo
Kalk 20,53 5’84) 1.32 1
Magnesia 1,62 0,63 | :
Natron 0,52 0,13
Manganoxydul Spur
4. Pistazit von Traversella.
Wasser 1,20 1,066 1,066 0,138 0,052
Kieselsäure 40,80 20,825 20,825 2,701 1,021
Thonerde 16,91 1,897 er v
Eisenoxyd 15,93 Da Taste 1,644) 1
Eisenoxydul 1,44 0,319)
Kalk 19,11 5,436 7,108 1
Talkerde 4,97 1,953 \ 2
Hienach besitzen die Pistazite von Sillböhle und Traversella
die Eigenthümlichkeit, dass in ihnen das accessorische Molekül X
nicht aus ROHO, sondern aus HO besteht, was auch bei mehren Zoi-
siten der Fall ist. Auch ist bei den Orthiten und bei Mosandrit
X — HO. Darum muss man die in der Epidotform krystallisirenden
Mineralien in Orthit- und Epidotgruppen zerfällen. Sie weiter be-
leuchtend gelangt Verf. zu folgendem Schema.
Gruppe: Zpidot (B)2SiO2?+nX
I. Orthite X = HOÖ
1. Titan-Orthit (Mosandrit)
(a) = (RO TiO2)?SiO? (WE HO.RO <_ (CeO, LnO0,Ca0)
berechnet gefunden gefunden
(ROTiO2)SiO2 HO (ROTIO2) SiO: HO RO TiO2SiO?HO
.Mosan-
!/ı Mosan-
drit (a-+b) 1 1 0,50 1 1,03 24 1 0,35 1,39 0,71 drit
XV. 1860. 35
&
494
2. Mangan-Orthit. (Partschin).
(a) = (RO RO2)2SIO? (b) = HO.RO = (MnO, FeO); RO? = AIO®!
berechnet gefunden gefunden
(RORO®)SiO2 HO.(RORO®) SIO2 HORO RO3SIiO?!
A. Part- | 1.00 1 09% 0,0 10,87 1,79 Part
schin 2 schin
3. Cerorthit (gemeiner Orthit).
(a) = (RO RO®)? SiO? (b) = HO.RO < (CeO, LnO, Ca0, FeO);
RO? = (A1O®, FeO3)
berechnet gefunden gefunden
(RORO3)SiO? HO (RORO®) SiO?2 HORORO?2SIO:HO
!/e Orthit Ural-
Da i, 008 1 1,08°°0,08,1 1,062, 120.1e m}
Us Orthit un .
(3a+b) IL ee 1 1,03 0,13 1 0,90 1,96 0,25 Orthit
4. Kalk-Orthit (Pistazit z. Th.)
o) = (RORO3)? SiO2; (b) = HO.RO < Ca0; RO® — (A1O3, FeO})
berechnet gefunden gefunden
(RORO®) SiO®? HO(RORO®) SO HORO RO>SiO? HO
ı/, Kalkorthit P
(9a--b) 1 1 055 5 1,016 0,053 1 1,74 2,81 0,15
5. Thon-Orthit (Zoisit, Thulit, Whitamit)
(a) = (RORO3)2 SiO? (b) = HO.RO < Ca0; RO? < AO?
berechnet gefunden gefunden
(RORO>) SiO®HO (ROROS) SiO2HO RORO3SIO2HO
1/;, Thonorthit Ei
° (sah) 1 1008 1 0,990,07 1 1,94 2,92 0,21 Zoisit
!/, Thonorthit
(3a-+b) 1 1 0,16 il 1,05 0,14 1 2,24 3,43 0,45
II. Epidote X = ROHO
(a) = (RORO3)?SiO2 (b) = ROHO
1. Mangan-Epidot (Piemontit)
berechnet gefunden gefunden
(RO RO?) SiO?2HO (RORO®) SiO?HO. RORO!SiO2HO
a 1 1000 1 0,990,00 1 2,05 3,02 0,00 Fiemon-
23, Eisen-Epidot (Bucklandit).
RO < (Fe,Ca0O); RO® = (AlO?, FeO3)
berechnet gefunden gefunden
(RORO?) SiO2 HO (RORO>) SiO?HO RORO3SIO?HO
A 1 0950.48 1 0,910,04 1 1,682,38 0,11 Bucklan-
3. Kalk-Epidot (Pistazit z. Th.)
RO < Ca0; RO? = (A1O}, FeO®)
ista-
zit
495
berechnet gefunden gefunden
kann; FORO9 SiO: HO (RORO>) Si0:HO RO RO2SiO:HO
Kakepidot 5 1 0,00 1 1.020,00 1 1,983.030,00 Pistazit
(a)
1/sKalkepidot er Pusch.
„Ser 1 0,94 0,06 1 0950,06 1 1,742,610,17 a:
alKke (0) £ -
Is (6a b) 1 092 008 1 0,950,07 1 1,622,490,19 Pistazit
1/sKalkepidot R on
Gap) 08011 1 0,910,11 1 1,912,640,35 5
4. Thon-Epidot (Zoisit z. Th.)
RO < Ca0; RO? < AIOS
berechnet gefunden gefunden
(RORO>)SiO HO(ROROS) SiO? HO RORO>SIiO:HO
VeThonepidot | 5990,08 1 0,96 0,08 1 1,99 2,87 0,25 Zoisit
(6a-+-b
2. Ueber die chemische Constitution der Vesuviane.
Nach Scheerer soll H. der Ansicht sein, die Vesuviane wären
nach der Formel (RO RO®)? (SiO?HO) zusammengesetzt, dass also bei
den Vesuvianen ebenso wie bei vielen Epidoten die Summe der Sauer-
stoff-Atome der Basen gleich sein sollte der Summe der Sauerstoff-
atome der Kieselsäure und des Wassers. Es wird daher Scheerer
nicht schwer nachzuweisen, dass eine solche Ansicht irrig sein müsse,
denn seine Analysen würden dann folgende Sauerstoffproportionen
geben: (SiO2+HO) (RO+ROS Differenz
Vesuvian von Ala 21,80 20,06 1,74
- vom Vesuv 21,11 20,46 0,65
- von Eger 21,27 19,91 1,36
- von Wilui 19,79 21,01 1,22
H. bemerkt nun, dass Scheerers Ansicht auf einem Irrthum be-
ruht. Er habe nirgends gesagt, dass die Vesuviane nach obiger For-
mel zusammengesetzt wären, sondern ihre Mischung durch die For-
(RORO2)2SiO2+nHO ausgedrückt. Nach dieser Formel ist die Summe
der Sauerstoffatome der Basen gleich der Anzahl der Sauerstoffatome
der Kieselsäure, wozu dann noch verschiedene Mengen von Wasser ac-
cessorisch hinzutreten können. Die Scheererschen Analysen nach H.’s
Formel ergeben SiO? (RO+ROS) Differenz
Vesuvian von Ala 19,38 20,06 0,68
A „ Vesuv 19,63 20,46 0,83
a „uBger 19,59 19,91 0,32
e „ Wil 19,79 21,01 1,22
Diese Differenzen sind also mit Ausnahne des Vesuvians von
Wilui nicht grösser als gewöhnlich bei Mineralanalysen. Der Vesu-
vian von Wilui enthält neben Eisenoxyd auch etwas Eisenoxydul, wes-
halb bei Scheerer, der blos Eisenoxyd annimmt, die Summe der Sauer-
stoffatome von RO+-RO?3 zu hoch ist.
Die chemische Constitution der Vesuviane anlangend entspricht
ihre Mischung weder der Scheererschen polymerisomorphen Formel
35*
496
(RO) (SiO2) noch der stöchiometrischen Formel 3(RO)3SiO? + 2RO2Si0®,
Nach erster müsste sich die O-Proportion von (ROHO):RO3SiO2 stets
wie 1:2 verhalten. Dieselbe schwankt aber bei den verschiedenen Ana-
lysen zwischen 1:1,84 und 1:2,44. Nach der andern müsste die O-
Proportion von RO: RO3:SiO? stets 1:0,66:1,66 betragen. Diese Pro-
portion schwankt aber zwischen 1:0,53:1,49 und 1:1,0:1,95. Nur
durch die heteromere Formel (RO RO3)SiO?®+nHO wird die Mischung
der Vesuviane genau ausgedrückt, denn die verschiedenen Analysen
gaben folgende Proportionen:
Gruppe: Vesuvian — (R R)? Si n H.
(@)= RR?Si; $)=H.
berechnet gefunden gefunden
RBSHRDSHAHRERSH
A-Veswian | 1000 1 0,970,0010,531,490,00 Veruvian, WI
(2) u.
A-Vesuvian 1. 1.0,00. 1. 0,950,00 1.0,651,57.0,00 "esUlan, Wi-
Je Vesuvin 7] 1,00,08 1 0,960,0710,701,630,12 Yesuvian, Ve-
(6a+b) suv. 8.
do. 1 1,000,8 1 0,980,081 0,68 1,650,14 YesuviamEger.
3 Vesuvian, Mon-
do. 1 1,000,8 1 0,970,0910,611,560,16 Toni. R.
Vesuvian, Mon-
do. 1 1,0.00,8 1 0,980,09 10,641,620,16 °°oni. R.
do. 1 1,000,8 1 1,00 0,08 1 0,76 1,77 0,14 Vesuvian,
Sandfort. R.
do. 1 1,000,8 1 1,040,0710,761,830,12 Vesuvian, Egg.
2/) Vesuvian . Vesuvian, Ala.
Bon 1 1,00,11 1 0,970,11 10,70 1,650,20 a
do. 1 1,00,11 1 0,970,1111,001,950,10 Vesuvian, Czi-
klowa. M.
1/; Vesuvian Vesuvian, Ala.
(dab) 1 1,00,1251 1,030,13 1 0,69 1,74 0,22 R.
— (Bullet. nat. Moscou 1859. Ill. 269-395.)
K. E. Kluge, Handbuch der Edelsteinkunde für Mi-
neralogen, Steinschmiede und Juweliere. Leipzig b. Brockhaus 1860.
80. Mit 15 Tff. — Ein sehr gehaltvolles für den Mineralogen nicht
minder wie für den Techniker lehrreiches Buch, das auch jeder Leh-
rer des mineralogischen Unterrichtes an höhern und niedern Schulen
sehr vortheilhaft benutzen kann. Nach der Einleitung behandelt Verf.
im allgemeinen Theile zunächst die Kennzeichenlehre der Edelsteine,
deren Fundorte, ihre Anwendung im Alterthume, die Bearbeitung,
ihren Handel und die Eintheilung. Im speciellen Theile beschäfftigt
sich der 1. Abschnitt mit den Juwelen, nämlich dem Diamant (S. 171
—259), Korund, Chrysoberyll und Spinell, dann den. Schmucksteinen
zweiten und dritten Ranges, der 2. Abschnitt mit den Halbedelsteinen.
Anhangsweise werden die Perlen und Korallen behandelt. Endlich
497
folgen 11 Tabellen zur Bestimmung der Schmucksteine. Der Verf.
hat mit grossem Fleiss und gründlicher Sachkenntniss den Gegen-
stand bearbeitet und seine Arbeit hilft einem empfindlichen Bedürf-
nisse in unserer Literatur ab. Druck und äussere Ausstattung lassen
Nichts zu wünschen übrig. el.
Palaeentoloegie. Stur, zur Kenntniss der Steinkoh-
lenflora des Beckens von Radowitz. Es lassen sich in die-
sem Becken 4 verschiedene Locälfloren unterscheiden nämlich die von Ra-
dowitz mit den Fundorten Rakonitz und Lubna, dann Kladno mit den
Orten Kladno, Bustehrad und Hrapic, ferner Wowowitz mit Kolec,
Swoleniowec, Zemech, Wotwowitz, endlich Turau und Libowitz. 53 Arten
wurden gesammelt, die auch von andern Orten bekannt sind, nämlich
Calamites communis Sphenopteris tenuissi- oculata
Suckowi 2 elongata
tenuifolius acutiloba Lepidodendron Stern-
Asterophyllites charae- Zu Br:
formils obtusiloba Haidingeri
rigidus Ding obovatum
ans Asplenites Sternbergi aculeatum
£ See eristatus tetragonum
u le Alethopteris aquilina dichotomum
a pteroides Veltheimanum
Sphenophyllum eMar- , muricatı Altar
run A Cyatheites undulatus Knorria imbricata
Neuropteris acutifolia Miltoni een
ee unita Cardiocarpon emargi-
enlsuch oreopteridis natum
Noeggerathia foliosa arborescens Künsbergi
Schizopteris Gut- dentatus Cordaites borassifolius
bierana Pecopteris ficoides prineipalis
Dictyopteris Bron- Sigillaria rhomboida Flabellaria Sternbergi
gniarti mamillaris
Verf. spricht $ich noch über die einzelnen Arten aus und gibt Be-
merkungen über mehre. — (Jahrb. geol Reichsanst. X], 55--57.)
Stur, Liaspfanzen aus Siebenbürgen. — Dieselben wur-
den bei Holback und Neustadt westlich von Kronstadt gesammelt und
sind Cyclopteris, Alethopteris meniscioides Brgn, Taeniopteris vittata
Brgn, Zamites Schmiedeli Stbg, Zamites sp., Pterophyllum rigidum
Andr, Cunninghamites sphenolepis Braun. Diese Arten stimmen mit
denen von Steierdorf und mit denen der Lettenkohle von Bayreuth,
v. Hauer hat das Lager anf Grestener Schichten gedeutet. — (Zbd. 57.)
EB. Sismonda, prodrome d’une flore tertiaire du
Piemont. (Turin 1859. 40.) — Eine tabellarische Aufzählung al-
ler tertiären Arten nebst Beschreibung und Abbildung der neuen.
Die eocänen Fundorte (a) sind Mezzano und St. Remo, das untere
Miocän oder obere Numulitenschichten (b) bei Bagnasco, Cadibona,
Belforte, Nureta, Thorens, Po, Stella Tortone, das Mittelimiocän (c)
498
bei Ceva Sarzanello, Turin, das obere Miocän (d) bei Chieri, Damian,
Guarene, Morra, Piobesi, Stradella, das Pliocän (e) bei Asti.
Rbytisma maculiferum
H. bh,
Lenzites GastaldiH. c
Cystoseirites commu-
migrleßiere
giganteus. 2a
Chondrites Targioni
Stb. a
fureatus Stb. a
arbuscula Fisch. b
Lastraea styriacaH. be
Aspidium pulchellum
Hd
Fischeri H.
dalmaticum H. b
Pteris inaequalis H. b
PhysageniaPartoriiH.b
Equisetum Sp. d
Glyptostrobus euro -
paeus H. c
var. Ungeri H. b
Callitrites Brongniarti
E. ce
Thuja Goepperti d
Sequoia Langsdorfi e
Araucarites Sternbergi
G. c
PinuspalaeostrobusE.c
oceanines U. c
Lardyana H. c
austriaca U. c
Massalongoi. d
taedaeformis U. c
abies L. e
Ettinghbausi c.
Ephedrites sotzcanus
c
Arundo Goepperti H. b
Phragmites oeningen-
sis H. cd
Poacites sp. c
Cyperus Chavannesi
HB. b
Deucalionis H. b
reticulatus H. b
macrophyllus. d
gracillimus. c
angustissimus Br. c
Phoenicites Pallaviei-
nl. G
Sparganium valdense
Zosterites marinusU. c
Caulinites dubius H. c
Liquidambar europaeus
Bl. de
Populus balsamoides
Gp. de
leucophylla U. d
leuseslsgse
Salix macrophylla H.
denticulata H.
Myrica Studeri H. d
Merloi. d
Alnus KefersteiniH. b
nostratum U. e
gracilis U. ce
Betula denticulataGp. c
Carpinus grandis U. c
pyramidalis H. c.
Corylus Heeri. cd
gigas. d
Quercus chlorophylla
Uesed
myrtilloides U. cd
argutiserrata H. d
lonchitis U. c
furcinervis U. b
undulata W. d
pseudocastaneaGp. d
Brongniarti E. d
Capellini Gd. c
drymeja U. c
nereifolia U. d
Gastaldii H. ec
Fagus devalianus U. d
castaneaefolia U. cd
attenuata Gp. €
Castanea KubinyiK. c
atavia U. d
Ulmus Brauni H. d
Bronni U. d
Planera Ungeri E. cde
Fieus lanceolata H.
sarzanella c
tiliaefolia H. d
panduraeformis. d
Platanus aceroides Gp.
cd
Laurus oboyata W. c
primigenia U. b
princeps H. cd
svoscovizana U. b
phoeboides E. c
Oreodaphne Heeri Gd.
cd
Benzoin attenuatum H.e
Sassafras Ferettanu. d
CinnamomumBuchiH.c
Rossmaesleri H. c
Scheuchzeri H. e
lanceolatum H. e
polymorphum H. cd
spectabile H. b
Daphnogene Gastal-
dii. d
Banksia longifoliaH. ce
Dryandroides Gaudi-
ni. b
laevigata H. b
lignitum E. be
Andromeda protogaea
Usue
Vacceirium acheronti-
cum U.
Diospyros pannonica
c
brachysepalaBr. cd
Sapotacites minor E. c
Labiatasalicites Wss. c
Apocynophyllum helve-
ticum H. b
Gardenia Brauni H. c
Echitonium Sophiae
e
Hedera Strozzii Gd. c
Liriodendron Procacini
Und
Terminalia radoboien-
sis U. d
499
Eugenia azoiaU. d Ilex longifolia H. b_ Pterocarpa Massalon-
haeringana U. c Rhamnus EridaniU. cd goi Gd. cd
Eucalyptus oceanica acuminatifolia W. d Engelhardia producta
H. c Decheni W d Eu Nc
haeringana E. c. Rossmaesleri U. na Cleditschia WisseliW.d
Dombeyopsis Phylireae qucalis Gd. e an Faleoneri
E. d RR rd
Gaudini H. b :
Grewia crenataH. b az Cassia hyperborea H. ce
Ne ehem Br da Paliurus sismondanus phaseolites U. d
Sapindus falecifolius H. b ; . Dalbergia bella H. d
Berchemia multinervis
Br. cd retusaefolia H. ec
Haszlinzkyi E. d H. cd Colutea Salteri H. d
Celastrus CapelliniH.c Iuglans minor Stb. b Phyllites Visianii. d
pedemontana H. c nux taurinensis. d reticulatus. b
Heeri. d acuminata Br. cd Folliculites kaltennord-
Ungeri. c bilinica U. be heimensis Z. b
Trautschold, Petrefakten vom Aralsee. — Vor Kurzem
beschrieb Abich in seinen Beitr. z. Pal. des asiat. Russland eine Suite
Petrefakten vom nordwestlichen Ufer des Aralsees und Verf. fügt
eine zweite hinzu, welche nicht weit von jener gesammelt worden.
Von den Arten, welche Abich bereits erwähnt, bespricht T. folgende
nach, bessern Exemplaren Cardium aralense, Isocardia multicostata,
Fusus bulbiformis, Rostellaria Sowerbyi, Voluta spinosa und beschreibt
dann als neu aus der Kreide: Galerites chovaresmicus, aus dem Ter-
tiär: Ostraea pera, Dentalium septemcostatum. Zum Schluss gibt er
ein geognostisches Verzeichniss sämmtlicher vom Aralsee bekannter
Arten, nämlich:
1. Systeme Bruxellien: ÖOstraea flabellula Lk, Car-lium semi-
granulatum Sw, Cytherea nitidula Lk, Voluta spinosa Sw, V. depau-
perata Lk, Rostellaria macroptera Lk, Lamna elegans Ag.
2. Systeme Tongrien: ÖOstraea ventilabrum Gf, O. virgata Gf,
O. paradoxa Nyst, Isocardia multicostata Nyst, Triton flandricum Kon,
Pleurotoma Selysi Kon, Rostellaria Sowerbyi Sw, Tornatella simu-
lata Brand.
3. Etage parisien: Ostraea cymbula Lk, O. virgata Gf, Cardium
semigranulatum Sw, Cytherea rustica Desh, Solecurtus Lamarcki Desh,
Dentalium grande Desh, Voluta spinosa Lk, V. depauperata Sw, V.
ambigua Sol, V. suspensa Sol, Fusus bulbiformis Lk, F. conjunetus
Desh, F. longaevus Lk, F. crassicostatus Desh, F. intortus Desh,
Cassidaria striata Desh, Pleurotoma prisca Sw, Rostellaria macroptera
Lk, Tornatella simulata Brand, Natica epiglottina Lk, Melania fragi-
lis Lk, Lamna elegans Ag.
4. Etage falunien: ÖOstraea ventilabrum Gf, O. flabellula Lk,
O. paradoxa Nyst, Isocardia multicostata Nyst, Cytherea nitidula Nyst,
Dentalium badense Partsch, Triton flandrieum Kon, Pleurotoma Selysi
Nyst, Rostellaria Sowerbyi Sw, Turritella subangulata Broch, T. an-
gulata Sw.
500
5. Etage suessonien: Fusus regularis Sw, Rostellaria fissurella
Lk, Nummulites planulatus d’O, N. irregularis Desh, N. Guettardi
Arch, Pleurotoma maeilenta Sol.
Von den 43 Tertiärarten des Aralsees sind also nur 4 neu, die
übrigen kommen auch in Belgien und Frankreich vor. — (Bullet. nat.
Moscou 1859. II. 303-322. Tb 4—6.)
Derselbe beschreibt eine neue Crinoideengattung Acro-
chordinus nach Säulengliedern aus dem Jura von Moskau. Sie
ähneln Quenstedts Mespilocrinus macrocephalus. Die Gattungsdiag-
nose: trochitae facie articulari plana verrucosa, verrueis irregulariter
dispositis. Art A insignis: articuli eylindriei aut in medio coarctati,
superficie exteriore laevi, canali centrali eirculari minimo. — Zugleich
sammelte T. im Jura von Moskau noch folgende dort seither nicht
bekannte Arten: Exogyra spiralis Gf, Plicatula subserrata @, Ostraea
gregaria Sw, cristagalli @, Knorri @, dextrorsum Q, Pecten tubercu-
losus Q, sepultus Q, Avicula inaequivalvis Gf, Nucula cordata Gf, Ci-
darites spinosus Ag, C. posidoniae Q, Cerithium septemplicatum Roem.
— (Ibidem 1859. III. 114)
Baily characterisirt einen neuen Pentacrinus aus dem
Kimmeridgethon von Weymouth: Pentacrinus Fisheri: calyce parvo
laevi; articulis basalibus elypeiformibus quinque; artieulis radialibus
amplis quinque; articulis brachialibus amplis triangularibus quifique,
brachiis decem bifurcatis, articulis cuneiformibus alternis; pinnulis
articulis octo; columna pentagonale; ramulis articulis contiguis. Die
nächste Verwandschaft hat P. Milleri Aust und P. scalaris Gf. —
(Ann. mag. nat. hist. VI. July 28. tb. 1.)
Baily diagnosirt ein neues Solarium aus dem obern Grün-
sand bei Dorchester: S. Binghami: testa parva discoideodepressa,
spira prope plana, anfractibus clathratis, marginibus bicarinatis tuber-
eulatis, umbilico magno profundo margine tuberculosa ornato; aper-
tura angulosa. Die nächsten Verwandten sind S. moniliferum Mich,
S. albensis d’O, und S. ornatum Fitt. — (Ann. mag. nat. hist. VI.
July 25. tb. 1.)
Lyon und Casseday, neue Krinoideen aus devoni-
schen Schichten von Indiana und Kentucky. — Die Verff.
beschreiben: Goniasteroidoerinus tuberosus, Forbesiocrinns multibra-
chiatus und ramulosus, Actinocrinus cornigerus, Eretmocrinus magni-
ficus, Megistocrinus rugosus, Cyathocrinus multibrachiatus. Die bei-
den nenen Gattungen haben folgende Charactere. Goniasteroidocrinus
ist goniasterähnlich, basalia 5 » 1, pentagonale Durchbohrung nicht
sichtbar; subradialia 5 sechseckig, fast gleich gross; erste radialia
10 x» 3, die des untersten Kreises stachelig; zweite radialia 10 x 3
sechsseitig; interradialia 5 x 13; interbrachialia 5 » 7; Arme fünf,
fast drehrund, aus etwa 7 Reihen kleiner sechseckiger Asseln, welche
halbwegs bleiben zwischen den ersten Radialien und wechselweise
getragen werden von einem rechten und linken Ast zu beiden Seiten
des abwechselnden radius; ohne Ciliae, dagegen tragen die interbra-
501
chialia je 5 bis 7 lange hängende Ciliae. Scheitel fünfkantig, aus
zahlreichen vieleckigen Stücken, deren einige erhöhte Falten bilden,
die wieder kleinere Stücke einschliessen. Mund subcentral, flachge-
drückt. Säule dick, rund, aus dünnen abwechselnd stärkern Gliedern
gebildet. Aehnelt oberflächlich Acanthocrinus longispinus Roem von
Coblenz. — Zretmocrinus ist Subgenus von Actinoerinus, jedoch in
der Structur der Basis der Arme und im Aussehn abweichend, die
Zusammensetzung der Arme ganz eigenthümlich; basalia 3 grosse,
über den Kelch ausgedehnt; radialia 3X 5 sehr klein, brachialia 3X 26,
interradialia 2X 4, analia 6 x 8; mit einem Rüssel versehen. Arme
26, lang, pfotenförmig, an der Innenseite tief gefurcht und zu beiden
Seiten der Rinne gefranzt. — (Sillimann americ. journ 1859. ZXVII.
233— 246.)
Als Fortsetzung beschreiben die Verff. Pterotocrinus depressus,
pyramidalis, rugosus, Zeacrinus ovalis, Cyathocrinus decadactylus, hexa-
dactylus, Actinocrinus indianaensis und Coreyi, Onychocrinus exsculp-
tus Die neue Gattung Pterotocrinus hat 2 basalia, 5 erste, 10 zweite,
20 dritte radialia und 1 anale, Mund central über der Wölbung, 20
Arme gewimpert, 5 Flügel- oder Lappenstücke, die je4 Arme zwischen
sich haben. Die Gattung Onychocrinus besteht.aus 3 basalia, 5 su-
bradialia, 5 x 5 radialia, 9 oder 6X 5 brachialia, 57 analia, 20—25
x 8 interradialia, 1—3 “ 5 interaxillaria und 5 Armpaaren. — (Ibid,
1860. XXIX 68—79.)
Meek und Hayden, Anisomyon neue Napfschnecke
aus der Kreide Nebraskas. — Die neue Gattung hat eine sehr
dünne Schale, napfförmig oder keselförmig mit kreis- bis eirunder
Basis; Ränder ganz; Oberfläche fast glatt oder mit feinen Wachs-
thums- und radialen Streifen; Scheitel mehr weniger erhaben zwi-
schen Mitte oder Vorderrand oder auch subeentral, die Spitze selbst
klein, plötzlich rückwärts gekrümmt, doch nicht spiral; im Innern
kein Fortsatz. Der Muskeleindruck unregelmässig hufeisenförmig,
an seinen Enden breiter, gegen die kürzere Seite der Schale geöff-
net, an der rechten Hinterseite plötzlich verdünnt oder in eine Reihe
kleiner rundlicher Eindrücke aufgelöst; Vorderenden durch eine schlanke
Linie verkettet, die gewöhnlich grade vor dem Scheitel vorüber zieht.
Es gehören dieser Gattung an: Hipponyx borealis Mort — Heleium
carinatum MH, Heleium sexsulcatum, alveolum, patelliforme, subova-
tum, alle von den Verff. schon früher beschrieben. — (Sillim. amerie.
journ. 1860 ZAXIX. 33—35, Tb. 1.)
Barrande, über nordamerikanische Paradoxiden. —
Greens Paradoxides Harlani ist bestimmt P. spinosus Boeck und dies
die erste Art, welche in Böhmen und N-Amerika zugleich vorkömmt.
Rogers hat erstern wieder aufgefunden. Der best erhaltene Kopf
zeigt ausser der Occipitalfurche noch die zwei grossen Laäteralfürchen,
welche durch ihre Vereinigung in der Achse zwei parallele Rinnen
quer durch die Glabella bilden und die Spuren von zwei vordern
Furchenpaaren, welche stets auf den zwei Seiten getrennt bleiben und
502
weniger ausgesprochen sind. Der Thorax besteht aus 18 Ringen,
diese und das Breitenverhältniss zwischen Schädel und Seitenlappen
und die gesammte Gestaltung der verschiedenen -Theile sind ganz
wie bei dem böhmischen, ebenso das Pygidium. B. fand früher schon
einen Gypsabguss des Amerikaners in London und glaubte derselbe
sei aus Böhmen, dieser Irrthum ist jetzt gelöst. Das Fundgestein
von Braintree ist ein metamorphosirtes, graublau und enthält Kiesel-
kalk und Eisenkies. — (Bronns Neues Jahrb. f. Mineral. 429)
v. Hayden, fossile Gallen auf Blättern aus der Braun-
kohle. — Auf einem Blatte aus der Braunkohle von Salzhausen, auf
Salix abbreviata Gp gedeutet fanden sich zu beiden Seiten der Mittel-
und Seitenrippen festsitzende Gallen, ähnlich denen welche Reaumür
auf Lindenblättern beschrieb. Sie scheinen auf der Unterseite des
Blattes zu sitzen und sind in grosser Menge zusammengedrängt an
den Blattrippen befestigt. Die einzelnen sind etwa 2‘ lang, halb-
mondförmig gekrümmt, schmal, nach der Spitze zu bis zu 1/2‘ ver-
dickt und an einer Blattrippe stets nach derselben Seite hin gebo-
gen. Es ist die erste fossile Pflanzengalle, die nur von einer Milbe
aus der Gattung Phytoptus sein kann, die Milbe selbst wird nie ge-
funden werden, dennoch gibt ihr H. den Namen Phytoptus antiguus,
— (Giessener Bericht VIIl, 63.)
Volger, über Teleosteus primaevus den ersten Grä-
tenfisch im UDebergangsgebirge. — Im rheinischen Dachschie-
fer von Caub bei Frankfurt also im devonischen System wurde eine
homocerke Schwanzflosse mit dem Ende der Wirbelsäule gefunden,
die V. auf einen ächten Knochenfisch deutet. Die Schiefer von Caub
lieferten ausserdem Spuren von Megalichthys und Coccosteus, Kopro-
lithen, Phacops latifrons, Spirifer cultrijugatus, Receptaculites. Verf.
beseitigt die Zweifel über die Aechtheit der Lagerstätte und ergeht
sich in den üblichen reformatorischen Betrachtungen, die aber auch
bier auf einseitigen und z. Th. irrigen Ansichten beruhen, er hätte
besser gethan die Organisation der Fische gründlicher zu studiren
um Beweise beibringen zu können, dass das Fossil wirklich von ei-
nem ächten Teleostier und nicht von einem Ganoiden abstamme. Er
stützt sich auf die gleichlappige Schwanzflosse, aber auch Ganoiden
mit homocerker Schwanzflosse sind bekannt, und nach der sehr ge-
treuen Abbildung zu schliessen ist diese Flosse nicht einmal homo-
cerk, sondern cyclocerk und über die Knochenstruktur der Wirbel
bringt er ebensowenig Ueberzeugendes bei, was doch zur Deutung
auf Teleostier nothwendig ist. Schwefelkies scheint die Wirbelsäule
so sehr imprägnirt zu haben, dass die Form und Structur der Wir-
bel völlig entstellt ist. Jedenfalls ist das Fossil in einem so unvoll-
kommenen Erhaltungszustande, dass nur Revolutionseifer einen äch-
ten Knochenfisch darin erkennt und wenn wirklich ein solcher im
Uebergangsgebirge gefunden wird, so hat selbiger doch eine ganz
andere Bedeutung als Volgers Vorwesenkunde ihm beilegt. — (Offen-
bacher Verein f. Naturkd. I. 37--57. Tf.)
503
Beyrich, über Semnopithecus pentelicus. — Der von
A. Wagner beschriebene Mesopithecus wurde von Gaudry und Lartet
für einen ächten Semnopithecus erklärt und beide Arten in eine ver-
einigt. Beyrich konnte einen vollständigen Schädel vergleichen und
stimmt Gaudry und Lartet bei. Derselbe schliesst sich zunächst eng
an Semnopithecus entellus an und zeichnet sich besonders aus durch
die Form und das starke Vorspringen des vordern Schnauzentheiles,
wodurch sich auch S. entellus von andern lebenden Arten unterschei-
det. Die Nasenhöhle ist keineswegs weiter wie Wagner anfangs be-
hauptet hat. Die abweichende Form der Augenhöhlen, welche letzrer
betont, kann B. ebenfalls nicht auffinden. Auch den Unterkiefer hält
er für völlig übereinstimmend mit der lebenden Art. Das Detail
wird in einer besondern Abhandlung bekannt gemacht werden. —
(Berliner Monatsberichte Juni 319—356.)
A. Wagner, zur Charakteristik der Gattungen Sau-
ropsisund Pachycormus und ihrer Verwandten. — Beide
Gattungen sind so auffallend verschieden von den übrigen rauten-
schuppigen Ganoiden, dass sie eine eigene Gruppe bilden. Man
kannte bisher nur Pachycornus heterurus und P. macrurus, welche in
wesentlichen Merkmalen einander widersprechen und zwei andere als
Thrissops intermedia und micropodius beschrieben, andere waren nur
nominell aufgeführt. W. charakterisirt die Arten und Gattungen von
neuem. Gruppencharaktere: Schuppen dünn, rhombisch, ungemein
klein und in äusserst zahlreichen Reihen, ungemein zahlreiche Dorn-
fortsätze und Rippen, weiche Chorda mit Halbwirbeln, vom Nacken
bis zur Rückenfl. zahlreiche starkgebogene blinde Strahlen. Rücken-
flosse der Aferfil. gegenüber oder über ihr endend, Bauchfl. vor der
Körpermitte, Afterfi. sehr lang, vorn hoch halbmondförmig ausge-
schnitten; Zwischen-, Ober- und Unterkiefer mit kegelförmigen Zäh-
nen besetzt; Kiemenstrahlen sehr zahlreich. So scharf abgegränzt
mag die Gruppe Microlepidoti heissen. Ihr zunächst steht Caturus.
— Sauropsis charakterisirt Agassiz: Wirbel. kürzer als bei andern
Sauroiden, Dornfortsätze sich fast berührend, zahlreiche Fiossenträ-
ger, Schuppen ausserordentlich klein, dünn rhomboidal, Rückenfl. der
sehr langen Afterfl. gegenüber, Strahlen aller Flossen sehr fein.
Hierher 3 Arten: S. longimana aus dem lithographischen Schiefer,
S. lata aus Lias, S. mordax von Stonesfield. Pachycormus kennzeich-
net Agassiz: Körper aufgetrieben, Schwanzfl. sehr breit und dünnge-
stielt, ihre Lappen aussen mit kleinen Schindeln besetzt, blos von
einfachen Strahlen begleitet; Rückenfl. dem Raum zwischen Bauchfl.
und Afterfi. gegenüber, Schuppen ungemein dünn, Wirbel sehr kurz,
Zähne klein, Kiemenstrablen zahlreich. Elf Arten. Der Schwanzstiel
ist jedoch nur bei P. macropterus schmächtig und zwar in Folge der
Beschädigung, die Schuppen sind rhomboidal. Egerton sagt von der
Rückenfl., dass ihr erster Strahl unmittelbar über der Insertion der
Bauchflosse steht und ihr hinterer Theil sich bis gegen die Afterfl.
zieht. An W.’s Exemplaren fehlen die Bauchfl., aber er glaubt die
504
Rückenfl. reiche nicht über sie hinaus. W. charakterisirt nun beide
Gattungen speciell. Bei Sauropsis ist die Leibesform hecht- oder
häringähnlich, langgestreckt, schmächtig, bis zur Rücken- und Afterfl.
gleich hoch, Rückenfirste fast gerade, Kopf mit dem Rumpfe fast
gleich hoch, nur allmählig nach vorn sich verschmälernd, Rückenfl.
der Afterfl. gegenüber. Pachycormus dagegen ist lachs- oder
karpfenähnlich, oben und unten stark gewölbt, nach beiden Enden
sich stark verschmälernd, Rückenfl. über dem Anfange der Afterfl.
endigend. Von beiden Gattungen lassen sich zwei Subgenera Abson-
dern. A. Leib hechtähnlich, langgestreckt, Rücken fast gerade, Rückfl.
der Afterfl. gegenüber. I. Sauropsis Ag: über den Anfang der Af-
terfl. vorragend, Rücksaite frei aufgedeckt, nur oben und unten mit
sehr kurzen Halbwirbeln besetzt, alle Flossen ohne Schindeln; S. lon-
gimana Ag aus dem lithographischen Schiefer. II. Euthynotus Rück-
flosse gewöhnlich, mit oder hinter dem Anfang der Afterfl. beginnend,
Rückensaite von ringförmig verbundenen Halbwirbeln ganz umgeben,
die senkrechten Flossen mit kurzen Schindeln besetzt. Hierher Thri-
sops micropodius, Thr. intermedia und Euthynotus speciosus n. Sp.
— B. Leib lachsähnlich, Rücken hochgewölbt, Rückenfl. der Afterfl.
gegenüber endigend, keine Schindeln. III. Hypsocormus n. gen.
Rückensaite frei aufgedeckt, nur oben und unten mit sehr kurzen
Halbwirbeln besetzt, Kopf relativ kurz mit sehr starken Zähnen.
Einzige Art Sauropsis insignis. IV. Pachycormus: Rückensaite von
mehr minder verlängerten Halbwirbeln umfasst, Kopf verlängert und
zugespitzt, Zähne relativ schwach. Arten im Lias P. el
eurtus, elongatus n. sp., crassus n, sp.
I. Sauropsis Ag. nur mit S. longimana nur ein Exemplar schon
von Agassiz beschrieben.
II. Euthynotus Wagn. Fortsätze der Wirbelsäule noch sehr
zahlreich doch minder dicht gedrängt als bei Sauropsis, Rückensaite
nicht frei sondern durch ringförmige Halbwirbel ganz umhüllt, Bauchfl.
ziemlich weit vorgerückt und von der Afterfl. weit abstehend.
a. Rückenfi. dem Anfange der Afterfl. gegenüber. 1. Eu. speciosus
Wagn. Rückenfl. beginnt noch etwas vor der Afterfl., der Bauch
ziemlich angeschwollen, von Werther im Ravensbergschen. 2 Eu. in-
termedius (= Thrissops intermedius Ag.) Rückenfl. beginnt etwas
hinter dem Anfange der Afterfl., Bauchlinie nur schwach convex. —
b. Rückenfl. fast der Mitte der Afterfl. gegenüber, Schuppen grösser
als bei den vorigen. 3. Eu. mieropodius (= Thrissops micropodius
Ag.) im schwäbischen Lias von Metzingen.
III. Hypsocormus Wagn. verbindet Sauropsis und Pachycormus,
nach Beschaffenheit der Wirbelsäule mit erster, nach der Körperform
mit letzter übereinstimmend. Rückenlinie steigt von der Schnauzen-
spitze an bis zur Mitte des Rückens hoch empor und fälllt dann
schnell ab. Beschuppung ganz wie bei Sauropsis, Die kurze Rückfl.
endet dem Anfang der Afterfl. gegenüber und ist weit abgerückt von
den Bauchfl. die Schwänzfl. ist zu beiden Seiten an ihrer Basis von
505
einfachen ungegliederten Strahlen besetzt, die innern langen Strahlen
mehrmals gegliedert, lösen sich gegen die Spitze in feine Borsten
auf. Die Zähne sind sehr zahlreich, stark kegelförmig fein gestreift,
Statt der Wirbelsäule nur ein glattes Band. 1. H. insignis n. sp. von
Solenhofen, 2’ lang.
IV. Pachycormus nur im Lias. W. behandelt nur die deutschen
Arten. a. Körper sehr gestreckt in der Mitte mässig gewölbt, 1. P.
macropterus Ag (= P. bollensis @, Saurostomus esocinus Ag) Körper
lang gestreckt, an beiden Enden sehr verschmächtigt, in der Mitte
mässig gewölbt. Die Rückensaite liegt im Vordertheil grösstentheils
frei vor nur von kurzen Halbwirbeln besetzt, nach hinten werden diese
höher und bilden endlich ringförmige Hohlwirbel. 2. P. elongatus
Wagn. (= ?Sauropsis lata Ag) von Ohmden. — b. Körper verkürzt,
in .der Mitte sehr breit. 3. P. curtus Ag. von Boll, 4. P. crassus
Wagn. von Werther im Ravensbergischen durch die Breite des Kopfes
ausgezeichnet. — (Münchner gelehrte Anzeigen 1860. I. 208—217.) @l.
Botanik. E. Regel und H. Tiling, Florula ajanensis
Aufzählung der in der Umgegend von Ajan wildwachsenden Phanero-
gamen und höheren Cryptogamen, nebst Beschreibung einiger neuen
Arten und kritischen Bemerkungen über verwandte Pflanzenarten. T.
war 5 Jahre Arzt in Ajau, konnte aber nur in der unmittelbaren
Nähe des Ortes sammeln. Der Ort liest am Ochotskischen Meere
unter 56028‘ NBr. und 1382 29° OL. Die Phanerogamen vertheilen sich
auf 58 Familien, unter denen die Compositen am zahlreichsten vertre-
ten sind, demnächst die Ranunculaceen, Cruciferen, Rosaceen und
Cyperaceen. Diese liefern ein Drittheil der ganzen Flora, dann fol-
gen die Alsineen, Scrofularineen, Gramineen, Salicineen, Papilionaceen,
Umbelliferen, Ericaceen, Saxifragen, Gentianeen, Polyganeen, Lilia-
ceen. 16 Familien sind nur durch je eine, neun durch nur 2 Arten
vertreten. Die Gesammtzahl der Arten beläuft sich auf 354. Die
neuen sind: Pulsatella ajanensis, Cardamine pedata, Cherleria sibirica,
Spiraea Pallasi, Saxifraga Tilingiana, Tilingia nov. gen. mit T. aja-
nensis, Kruhsea n. gen. mit Kr. Tilingiana, Festuca Tilingi. Von
den beiden neuen Gattungen theilen wir noch die Diagnosen mit.
Kruhsea: Flores hermaphroditi. Perigonium hypogynum, campanula-
torotatum, corallinum, sexpartitum, aequale, patens, deciduum. Sta-
mina sex. Filamenta basi valde dilatata, perigonii basi adnata, parte
libera brevissima, attenuata. Antherae biloculares, ovatae, basi affixae,
apice obtusae vel breviter biapiculatae, in cavitatem perigonii lacinia-
rum basilarem subimmersae. Ovarium triloculare, ovulis in quoque
loculo 4—5, biseriatis. Stylus crassus trigonus, longitudine ovarii,
stigmate obsolete trilobo. Bacca subglobosa. Herba streptopis ha-
bitu, floribus lateralibus, solitariis iis Smilacineae similibus. — Zilin-
gia: calycis margo distinete quinque dentatus, dentibus erassis, stylo-
podium superantibus. Petala alba, obovata cum cacinula brevi inflexa.
Stylopodium depressum. Stigmata divergentia v. deflexa, stylopodio
plus duplo longiora. Fructus breviter ovatus, crassus, a latere paullo
506
compressus, sectione transversali subteres. Mericarpia jugis quingue
subalatis, lateralibus marginantibus. Valleculae dorsales angustae
univittatae; laterales latiores, brevivittatae. Commisura quadrivittata.
Acmidio, cui proximum, calyce distincte quinquedentatoet commissura
quadrivittata diversum. — (Nouv. memoires soc. nat. Moscou 1859.
AT. 1—125.) =
Fr. Körnicke, Monographiae Marantearum prodro-
mus. — Im allgemeinen Theile schildert Verf. den Bau dieser Pflan-
zen und gelangt dadurch zu folgender Characteristik und Uebersicht:
Fam. Cannaceae = Cannaceae R. Br. Cannaceae Agd, Marantaceae
autor. — Stamina in staminodia petaliforma biserialia mutata, unum
ad alterum latus antheriferum. — Calyx trisepalus, sepalus, liberis.
Corolla tripetala, petalis cum staminoideis et stylo in tubum connatis,
apice liberis. Staminodia biserialia, seria quaque trimera sed exteriore
semper, interiore raro incompleta, scilicet staminodia externa 2 vel 1
vel nulla, interna 3 vel 2. Germen inferum triloculare aut abortu
uniloculare; loculo quoque aut pluriovulato ovulis plurimis angulo
placentarum centrali affixis anatropis aut uniovulato, ovulo e basi ad-
scendente camptotropo. Stylus crassus, aut teres canaliculatusve aut
compresso complanatus. Stigma aut infra apicem aut ad apicem,
lineare. Capsula trilocularis vel unilocularis indehiscens vel dehiscens;
vel pleiospernia vel trisperma vel disperma vel monosperma. Albu-
men perispermum corneum. Embryo magnus ad basim seminis albu-
men perrumpens ceterum ab eo inclusus, in ejus axi situs, in semine
orthotropo rectus, in camptotropo et campylotropo homotropus, unei-
natus. Radicula hilum spectans. Plantae monocotylae, herbaceae, tro-
picae, in Asia, Africa, America, Australia indigenae, in rhizomate amy-
lum foventes, nonnullae scandentes. Folia eleganter penninervia, ner-
vis lateralibus parallelis densis, saepe magna ideoque hortorum no-
strorum 'decora. Flores ad apicem ramorum in axillis, bractearum
spiciformiter dispositarum congesti, plerumque bini pedicello commu-
ni insidentes et symmetrice evoluti. Familia Zingiberaceis et Musa-
ceis maxime affinis differt ab illis rhizomate farinifero, foliis eligula-
tis, sepalis liberis staminodiorum serie externa semper incompleta
interna plerumque completa; staminodio quinto petaloideo ad alterum
latus antheram dimidiam gerente.
Trib. I. Canneae Meiss. Ovula in germinis loculis plurima,
horizontalia, anatropa, angulo centrali affıxa; embryo rectus clavatus.
Staminodium externum singulum interdum nullum, numquam duo;
staminodiorum internorum extimum illi simillimum interdum biparti-
tum interdum nullum, secundum medium antheriferum appendice pe-
taloidea usque ad mediam antheram adnata quam ea longiore; tertium
revolutum. Stylus complanatus, rectus, apice solidus et trunca-
tus ibique linea transversaria stigmatiformi coronatus. Stigma in-
fra apicem in acie styli lineare. Germen et capsula papillis magnis
dense obtecta. Semina basi arillo multifido eincta; funiculus brevis
cum arillo persistens. Caulis elongatus simplex ubique aeque foliosus,
” a0
apice flores speciosos majusculos purpureos vel flavos proferens. Fo-
lia sensim in vaginam amplexicaulem transeuntia. — a. Staminodia
cum stamine fertili 4; stylus latus, planus; capsula indehiscens; se-
mina globosa.... Eurystylus Bouche. — b. Staminodia cum sta-
mine fertili 4; stylus planus; capsula loculidice dehiscens; semina glo-
bosa.... Canna L. — c. Staminodia cum stamine fertili 2; sty-
lus planus; capsula loculicide dehiscens; semina ellipsoidea.... Di-
stemon Bouch£.
Trib. II. Marantea Meiss. Germinis loculi uniovulati, ovula
campilotropa e .basi adscendentia; embryo curvus. Staminodia exter-
na duo vel unum vel nullum; staminodia interna cum stamine fertili
semper tria, extimum staminodiis externis plerumque difforme et cal-
losum, secundum medium antheriferum appendice petaloidea vel usque
ad basim antherae vel ad mediam eam yel ad apicem ejus usque ad-
nata, quam ea breviore vel longiore vel eam aequante, tertium cucul-
latum, stylum obtegens, ad alterum latus auriculatum. Stylus crassus,
teres vel canaliculatus, apice infractus et demum incurvus, apice ex-
cavatus et truncatus. Stigma ad marginem superiorem stomatis styli,
lineare. Semina vel basi arillo calloso in seminibus persistente in-
structa vel ex arillosa et basi disco orbiculari umbonato ornata.
Caulis vel potius ramus nudus et ad ganglia foliatus et saepe ramo-
sus. Folia petiolo apice articulato incrassato instructa, basali caespi-
tosa. — I. Germen loculo fertili uno instructum. A. Staminodia ex-
terna duo. Corollae tubus subamplus, anthera libera, semina truncato-
ovalia: Maranta L. — B. Staminodium externum unum. a. Corollae
tubus brevissimus amplus, anthera libera, fructus ovalis, membrana-
ceus, indehiscens, semina ovalia, rotundatoobtusa, laevia: Thalia L.
— b. Corollae tubus longissimus, angustissimus, anthera usque ad
mediam adnata, capsula oblonga, pergamena, apice dehiscens, semina
oblonga, apice acutangula, laevia: Ischnosiphon n. gen. — II. Germen
loculis fertilibus tribus instructum. a. Staminodia externa duo, an-
thera tota adnata: Phrynium Willd. — b. Staminodium externum nul-
lum, anthera usque ad medium adnata: Calathea Meyer. — c. Stami-
nodium externum nullum, anthera usque ad medium adnata: Monosti-
che n. gen. — (Ibidem 298—362. tb. 6—13 )
Buhse und Boissier, Aufzählung der auf einer Reise
durch TranscaucasienundPersien gesammelten Pflanzen.
Vorangeht ein ausführlicher Reisebericht, dann folgt die Aufzählung
der Arten mit specieller Angabe der Fundorte und Diagnosirung der
neuen. Wir können hier nur die letzten namhaft machen: Ranun-
culus eriorrhizus, macropus, sahendicus, Delphinium Boissieri, Berbe-
ris densiflora, Papaver chelidoniaefolium, Glaucium vitellinium, oxy-
labrum, Matthiola dumulosa, Alyssum Mülleri, polyodon, bracteatum,
Malcolmia trichoscarpa, Sisimbrium hesperidifolium, Iberidella tenuis,
heterophylla, Lepidium intricatum, Isatis leucomura, kiscutellaefolia,
Dianthus talyschensis, Gypsophila adenophora, Silene rudbarica, sisia-
nica, lineata, sahendica, Stellaria alsinoides, Althaea flavovirens, tabri-
508
siana. Acer insigne, Zygophyllum eurypterum, Pistacia acuminata,
Pocockia lineata, Oxytropis Szovitsii, Astragalus hololeueus, melano-
calyx, jodostachys, jesdianus, kentrodes, macrolacis, Fischeri, lepta-
canthus, tabrisanus, callystachys, mesites, spachianus, Gamamensis,
subalpinus, Merklini, demaventicus, Vicia Jauberti, Reuterana, Hedy-
sarum Buhseana, Onobrychis kachetica, Belangeri, Alhagi persarum,
Edwardsia hortensis, persiea, Amygdalus Reuteri, Rosa Bungeana, mi-
tis, lacerans, Pyrus Boissierana, Epilobium nervosum, Umbilicus mul-
ticaulis, Eryngium nigromontanum, Carum falcarioides, Bupleurum
nervosum, Ferula puberula, galbaniflua, Peucedanum oopodum, He-
racleum sisianense, Torilis persica, Chaerophyllum Meyeri, Pran-
gos stenoptera, Locanthus Grewinki, Lonicera bracteolaris, floribunda
Galium Kützingi, Callipeltis aperta, Valerianella triplaris, scabiosa
Schimperana, Erigeron nigromontanus, Achillea euneatiloba, Chamae-
melum melanolepis, Artemisia kulbadica, Helichoissum Eichwaldi,
Echinops parviflorus, Chardini, jesdianus, Cousinia decipiens, elata,
Boissieri, albicaulis, Phaeopappus macracanthu®s,Centaurea strietissima,
elbrusensis, pseudoscabiosa, Garhadiolus papposus, Tragopogon mar-
ginatus, talischensis, jesdianus, Scorzonera nana, persica, Crepis Sa-
hendi, Cyclamen elegans, Convulvulus eremophilus, Heliotropium ha-
lame, desertorum, Nonnea anchusoides, diffusa, Onosma bilabiatum,
Solenanthus eriocaleinus Hyoscyamus persicus, Verbaseum stachidi-
forme, talyschense, Steveni, punalense, macrophyllum, Scrophularia
Clausi, rostrata, thesioides, Orobanche Buhsei, spectabilis, Salvia sa-
hendica, Nepeta menthoides, cerassifolia, Trautvetteri, Stachys laxa,
Lamium persicum, Eremostachys hyoscyamoides, Acantholimon acmo-
stegium, incomptum, sahendicum, Szovitsii, Statice nuda, Pterococcus
persicus, Rumex dietyocarpus, Thesium asperulum, Euphorbia cono-
sperma, talyschensis, macrocarpa, decipiens, Tulipa crispatula, viola-
cea, Hyacinthus persicus, Allium rudbaricum, scabrellum, jesdianum,
Gremurus velutinus, Carex Ledebouri, Nardurus persicus, Poa reute-
rana, Colpodium parviflorum, Calamogrostis glomerata, Urachene spha-
celata, Pennisetum persicum, Meryzomyria persica. — (Jbidem XI,
e. 10 tbb.)
- Bail, über die Myxogasteres Fr. — Verf. beobachtete im
schlesischen Vorgebirge bei Waldenburg zahlreiche Schleimpilze in
allen Entwicklungsstadien, so Lycogala miniatum, Physarum colum-
binum, Aethalium septieum. Dieselben entbehren eines ächten Myze-
lium vollständig. Ferner fand Verf, dass bei ihnen der Fruchtbehäl-
ter weder von einer einzigen wahren Membran wie bei den Gymno-
thecamyceten, noch auch durch Zusammenlagerung von Zellen wie
bei den Gasteromyceten gebildet wird, sondern aus dem Zusammen-
fliessen und Verschmelzen einzelner Sarkodestränge hervorgeht und
nur von erhärtetem Schleim umgeben ist. Auch werden die Sporen
der Myxogasteres weder auf Basidien noch in Schläuchen gebildet,
sie entstehen durchaus ohne Mutterzellen. Nach Aussaat der Sporen
in Wasser entstanden nicht Keimfäden, sondern die Primordialschläu-
nn
509
che als bewegliche Organismen traten aus den zerreissenden Sporen
hervor. Verf.’s Beobachtungen stimmen vollkommen mit denen
de Barrys überein, wie folgende Notiz seines Journales bestättigt.
Noch nicht 24 Stunden nach der Aussaat reifer Sporen von Lycogala
miniatum unter Wasser sah er zahlreiche farblose, mit dunkeln Körn-
chen erfüllte langeiförmige Körperchen in der Saat. Selbige beweg-
ten sich, trugen am spitzen Ende eine Bewegungswimper und waren
äusserst contract. Zudem fand er zahlreiche entleerte an einer
Stelle durchbrochene Sporenhäute, sah wie sich der Sporeninhalt erst
ganz langsam aus der Spore herauswand und dann plötzlich hervor-
schnellte. Die Lage der Körnchen änderte sich mit jedem Augen-
blick; die Sporen des Aethalium waren grösser als die der Lycogala
und braun gefärbt. Zwei Tage nach ihrem Aussäen war ihr ganzer
Inhalt als bewegliche amöbenartigcontractile Masse ausgetreten und
zwar durch Verdünnung und Berstung der Sporenhaut. Die Weiter-
entwicklung der Myzogasteres ist schon von Bonorden und von Fries
richtig erkannt worden, es sind keine Gewächse sondern Rhizopoden,
ihre 20 Gattungen und 200 Arten müssen aus der Klasse der Pilze
ausgeschieden werden. — (Wiener zo0l. botan. Verhandl. IX, 31—34.
ZA. 1.)
Reichardt, Asplenium Heufleri eine Hybride zwi-
schen Asplenium germanicum und A. trichomanes. — Die-
ses Farrn steht auf alten Steinmauern bei Möllen in S-Tyrol. Seine
Diagnose ist: Frondibus pinnatis, pyramidatis, laciniis arcuatis, indusiis
erenatis, stipitis fasciculo vasorum centrali, tereti, sporangiis et sporis
abortivis, Das Rhizom gleicht dem von A. germanicum, 2—3mal ga-
belästig, mit beinah haardünnen 2—3‘' langen verzweigten Nebenwur-
zeln besetzt, dicht mit Spreuschuppen bedeckt. Letztere linear mit
mittelstarken Nerven. Der Wedel 2—5‘ lang. Der Stipes so stark
wie bei A. germanicum, dunkel rothbraun, glänzend auf der Ober-
seite mit einer tiefen Furche, im Querschnitte unten rundlich, oben
dreieckig, die Aussenrinde dick, dunkel gefärbt, die Innenrinde licht
grün. Ein einziger centraler stielrunder Gefässbündel bestehend aus
einem dreischenkligen Holzkörper und peripherischem Baste. Die
Wedelspreite pyramidal, einfach fiederschnittig, die Fiedern kurz ge-
stielt, schwach gegen die Spindel hin gekrümmt, keilig, die untern
elliptisch oder rhombisch, manchmal fiedertheilig, die obern länglich,
an der Spitze unregelmässig gekerbt. Die Fruchthäufchen elliptisch
bis länglich, an den untern Fiedern einzeln, auf den mittlern längs
der Nerven zu zweien bis dreien, an den obersten zusammenfliessend.
Das Schleierchen flach, am Rande gekerbt. Die Sporenbehälter und
Sporen verkümmert. — (Ebda. 933—96. Tfl. 4.)
v. Niessl, neuer Beitrag zur Pilzflora von Niederöst-
reich. — Verf. zählt die von ihm beobachteten Arten mit Angabe
des Standortes auf und characterisirt zugleich als neu Puccinia Ve-
ratri, P. clavata. Er führt überhaupt 56 Arten auf, die er bei Gut-
tenstein, Neulengbach und Wien sammelte. — (Edda. 180.)
XV. 1860, 36
510
Juratzka, Cirsium Reichardti n. sp., nach einem Exem-
plar von Bad Fellach in Kärnten ist Bastard von C. pauciflorum und -
palustre: Rhizoma ignotum. Caulis inferne densius superne remotius
foliosus leviter arachnoideus pilisque articulatis munitus, superne parce
ramulosus, ramis subelongatis arachnoideis. Folia oblonga rotundato-
auriculata, inferiora ad pollicis longitudinem decurrentia, sinuatopin-
natisecta spinosociliata, pinnis inferioribus longitudine sua partem la-
minae indivisam aequantibus vel subsuperantibus bi-trilobis, lobis ob-
longotriangularibus antrorsis, supra sparsim pilosa, infra dense cano-
arachnoidea costaque pilis sparsis articulatis molli. Capitula in pe-
dunculis binatim ternatimque congesta, pedicellis 1—3‘“ longis albo-
tomentosis insidentia folioloque suffulta. Involucri sguamae fuscopur-
purascentes adpressa carinae viscosae, margine paullulum arachnoi-
deae obsoletae spinosae, flores violaceopurpurascentes 71/2‘ longi. Ob-
wohl Bastard ist doch die eine Stammart C. pauciflorum aus jener
Gegend noch nicht bekannt. — (Ebda. 317.)
v. Heufler, das wahre Hypnum polymorphum Hedw.
— Hedwig hat nur eine Abbildung gegeben, welche ein nervenloses
Blatt zeigt, dennoch vereinigten Weber und Mohr die ArtmitH. stellatum,
dessen Blätter zweinervig sind, Später erklärten Hooker und Taylor
dasselbe identisch mit H. chrysophyllum Brid, das einen einfachen
Blattnerv hat und neuerdings brachte es Muller unter H. Sommerfel-
di Myrin, während Schimper Hookers Deutung aufnimmt. Jene drei
identificirten Arten gehören zu Campilium Sulliv. Aber Hedwigs
Art ist überhaupt kein Hypnum, sondern ein Plagiothecium nach den
Originalexemplaren im kk. Herbario. H. beschreibt dieselben näher.
— (Ebda. 383— 386.)
Derselbe, die östreichischen Arten von Amblystegium
in 4 Gruppen gesondert: I. Foliis lineariareolatis: A. riparium L.
— II. Follis oblongoareolatis crassocostatis. a. Costa in mucronem
producta: Vallis clausae Brid. b. Costa in apice acuto evanida: flu-
viatile Sw. c. Costa in apice acuminato evanida: subnerve Schimp,
III. Foliis oblongoareolatis tenuicostatis. a. Costa excurrente: radica-
le PB. b. costa sub apice evanida: serpens L. c. Costa medio eva-
nida: subnerve Schimp. — IV. Foliis oblongoareolatis subecostatis:
subtile Hedw. b. Foliis ecostatis serratis: Sprucei Breb. ce. Foliis
ecostatis integerrimis: confervoides Brid. — (EZbda. 7.)
J. Milde, Bryum fallax n. sp. in Schlesien bei Zedlitz:
dioecum, laxe, caespitosum rufofuscum, basi nigricante, tomentofusco
intertextum, caule parce ramoso, foliis patulis e basi angustiore, ovato-
acuminatis, margine integerrimo a basi usque fere ad apicem reflexo,
costa rufa in mucronem excedente, capsula nutante pallida longicella
clavatopyriformi, opercula convexoconico, peristomii interni ciliis 2—6
brevibus membrana basilari integra, non cribrosa. Steht dem Br.
aeneum Blyth sehr nah. — (Schlesischer Jahresbericht XXXVII. 53.)
Derselbe, botanische Reise nach Niederschlesien. —
Als Resultat seiner Beobachtungen führt Verf. folgende für die schle-
-
511
sische Flora neue Arten auf: Anodus Donianus Sm, Pottiä Heimi
Fürn, Barbula gracilis Schwg, B. recurvifolia Schp, Trichostomum to-
phaceum Brid, Didymodon luridus Hornsch, Grimmia sphaerica BS,
Philonotis calcarea BS, Hypnum Sommerfelti, H. trifarium WM, H.
giganteum Schp, Riccia tumida Lind. Dann eine grosse Anzahl Ar-
ten von neuen Standorten. Philonotis calcarea und Lucladium verti-
cillatum wachsen durchaus nur auf kalkigem Boden. Als Kalkholde
Arten gelten: Homalothecium Philippeanum, Hypnum molluscum, En-
calypta streptocarpa, Barbula tortuosa, Thuidium abietinam, Hypnum
polymorphum, Anodus Donianus, Barbula recurvifolia, Hypnum Som-
merfelti, Polypodium Robertanum, Poterium sanguisorba; als Basalt-
holde: Orthotrichum rupestre, Grimmia commutata; als Porphyrholde:
Coscinodon pulvinatus, als auffallende bodenvage Moose: Grimmia
leucophaea, Barbatula muralis, Grimmia pulvinata, apocarpa, ovata,
Trichostomum rubellum, Grimmia conferta, Orthotrichum anomalon.
Homalothecium Philippeanum zuerstin den Pyrenäen beobachtet, steigt
in Schlesien von 4402‘ Höhe bis fast ganz in die Ebene hinab, ebenso
Anodus Donianus. Ganz so verhält es sich mit Seligeria recurvata,
Polytrichum aestivum, ÖOrthotrichum Sturmi, Rhacomitrium microcar-
pon, Andraea petrophila u. a. Umgekehrt wächst in Schlesien in der
Ebene das sonst montane Eucladium verticillatum, ebenso Gymnosto-
mum rupestre, Racomitrium, sudeticum etc. — (Zbenda 49—51.)
Göppert, die riechenden Blühten der Magnolia
fusca Andr. — Bekanntlich verdanken mehre Früchte wie Melonen,
Ananas, ihren eigenthümlichen schwach ätherartigen Geruch valerian-
saurem Amyloxyd, der jedoch am eminentesten hervortritt in den dun-
kelbraunrothen Blühten der Magnolia fuscata aus China, die seit ei-
nigen Jahren im Breslauer Garten eultivirt wird. Die frische noch
nicht geöffnete Blühte riecht weniger stark als die aufgeblühte und
abgefallene, so dass zwei bis drei Blätter der letztern ein Zimmer
24 Stunden lang mit einem Essigäther en ähnlichen Geruch
erfüllen. — (Zbenda 68.)
Cohn, die Bewegungen der Blätter unserer einhei-
mischen Oxalisarten, — Man beachtete die Blattbewegungen in
Folge mechanischer Reize bis jetzt fast nur bei tropischen Arten und
beachtete die einheimischen nicht. Zwar entdeckte sie Roth bei Dro-
sera schon 1782, aber erst Nitschke hat ganz neuerdings die Irrita-
bilität von Drosera rotundifolia genau untersucht. Die einheimischen
Sauerkleearten blieben ganz unbeachtet, während die Erscheinungen
bei indischen Arten längst bekannt sind. C. beobachtete die Oxalis
Acetosella. Die Reizbarkeit der Blätter bei letzrer Art äussert sich
nach jeder heftigen Erschütterung, auch durch heftigen Wind und
Regen, am leichtesten erkennt man sie bei kräftigen Schütteln eines
am Stiele abgerissenen Blattes, die einzelnen Blättchen krümmen sich
etwas nach innen, die Blattstielchen nach unten, aber in der Mitte
wie bei Dionaea falten sich die Blättchen nicht zusammen, höchstens
bilden beide Blatthälfton einen rechten Winkel gegen einander. Es
36*
512
lässt sich beobachten, dass die Zeit: wann, uhd der Winkel bis zu
welchem sich die Blättchen zurückbiegen, in geradem Verhältniss steht
zur Stärke der Erschütterung; je intensiver diese, je rascher und
tiefer beugen sie sich abwärts, um so später riehten sie sich auf.
Die Blätter sind schon reizbar, wenn sie fast ausgewachsen aber noch
in der Knospenläge sich befinden. Bei Oxalis ist Knospenlage und
Schlafzustand übrigens völlig verschieden. — Auch durch Brennen
senken sich die Blättchen, nur das Abschneiden eines Blattstückes
reizt nicht. Gegen Abend tritt der Schlafzustand ein, auch am Tage
bei Entziehühg des Lichtes. Das Erwachen der schlafenden Blätt-
chen glaubt C. unabhängig vom Lichte. Er stellte noch weitere Ver-
suche an, die wir hier nicht wiederholen. — (Ebda, 84-89) —e
Zoologie. Claus, über Physophora hydrostatiea und
andere Siphonophoren. — Forskal legte seiner Physophora andere
Charactere bei als sie heute hat, selbige waren so allgemein, dass
sie nunmehr die Familie kennzeichnen. Nach Leuckart unterscheiden
sich die Physophoren in solche mit langgestrecktem Körperstamme
und solche mit kurzer Leibesachse. Erstre, die Forskalien bilden
den Uebergang zu den Hydroidpolypen, sie haben Saugröhren, Fang-
fäden und Geschlechtsknospen als Anhänge; freie Ortsbewegung mit-
telst der Luftkammer am obern Pole und Auflösung in den Einzel-
wesen der Saugröhre und des Fangfadens entscheidet noch ihre Si-
phonophorennatur. Die kurzen Physophoriden dagegen nähern sich
den Physaliden durch den enormen Luftsack, der Körperstamm selbst
wird zu einer Art Blase blos unten wie bei Physophora oder ganz
wie bei Athorybia rosacea. Bei letzrer fehlt die Schwimmsäule und
wird oben am Kamme durch einen Kranz von Deckstücken ersetzt,
bei Physophora ist die Schwimmsäule sehr bedeutend und ein Kranz
von Tentakeln vertritt die Deckstücke. Der Stamm der Physophora
zerfällt in 2 Stücke, das obere trägt die Schwimmblasen und bildet
eine senkrechte Schwimmsäule, das untere blasenförmig erweiterte
entfaltet sich zu einer horizontalen Spiralwindung und bringt die üb-
rigen polymorphen Glieder zur Entwicklung. Hier befestigen sich
die Tentakeln mit den verdünnten Fangfäden in einem äussern, die
Saugröhren mit den complicirten Senkfäden in einem innern Kreise,
die Geschlechtsanhänge in traubenförmigen Gruppen zwischen beiden.
Die früher aufgestellten Arten lassen sich mit dem neuern nicht sicher
vergleichen. — Der verkürzte Stamm bildet im obern Theile als
Träger der Schwimmglocken die Schwimmsäule und ist um seine
eigne Längsachse gewunden. Die Schwimmglocken sprossen nur an
einer Seite des Stammes hervor und bilden ausgebildet eine zwei-
oder vielzeilige Schwimmsäule sich drehend. Das untere Stammstück
oder der Polypenstock erscheint in einfacher Spirale gewunden, im
Centrum verwachsen zur Form eines weiten Sackes, am äussern Bo-
gen die polymorphen Anhänge hervortreibend. Nur scheinbar bilden
die Reihen der Tentakeln, Gesehlechtsknospen und Polypen am Stam-
me vollkommene Kreise denn diese sind durch den Einschnitt, wel-
513
cher sich in der einfachen Naht bis zur Schwimmsäule fortsetzt, un-
terbrochen. Die ungemein contractilen Wandungen des Stammes be-
stehen grossentheils aus Ring- und Längsmuskelfasern. Ueberall las-
sen sich zwei Schichtensysteme unterscheiden. Das äussere ist ein
Epitelialgewebe, in dessen Zellen sich Nesselkapseln entwickeln. Am
Stamme laufen die Zellen in Fasern aus, die sich zu einer tiefen
Lage vereinigen. Das innere System besteht aus den Muskellagen
und einer Zellenschicht, welche den Kanal des Stammes auskleidet
und in die Lumina der Anhänge übergeht. Die Muskellagen sind an
der Schwimmblase am mächtigsten, am Polypenstock viel schwächer,
indem die beiden Längsmuskelfasern vollkommen verschwinden. Der
obere von der Schwimmsäule abgeschnürte flaschenförmige Aufsatz
schliesst den hydrostatischen Apparat ein, der ein völlig geschlossener
Luftbehälter ist. Zwar steht die glasartige derbwandige Kapsel am
untern Pole weit offen, allein diese Oeffnung führt nicht in den Re-
produktionskanal, sondern in das Lumen eines weiten geschlossenen
den Luftsack umgebenden Behälters, so wohl bei allen Physophoriden.
Die aus dem innern Behälter ausgetretene Luft wird im untern Theile
des äussern Sackes aufgenommen. Auch histologisch erweist sich der
äussere Sack als eine Einstülpung der Stammeswand. Der Repro-
duktionskanal des Stammes endet in dem Raume, welcher zwischen
beiden Blättern der sich einstülpenden Stammeswand im Umkreis
der Luftkammer frei bleibt und von der innern hier lebhaft flimmern-
den Zellenlage begrenzt wird. An der Spitze des Kanales oberhalb
des Luftsackes entwickelt sich aus der innern Zellschicht der charak-
teristische rothe Fleck. Er besteht aus zahlreichen kleinen Körperchen
dicht streifenförmig angeordnet. Unterhalb der flaschenförmigen Luft-
kammer befestigen sich am Stamme die Schwimmglocken alternirend
durch zwei Paar Fortsätze in einander gekeilt. Der Wachsthumspunkt
der Schwimmsäule liegt am obern Stammrande. Die ausgebildete
Schwimmglocke ist im Allgemeinen herzförmig, ihre breite Basis liegt
dem Stamme zu, während die Spitze am weitesten absteht und die
Mündung enthält. Ausser den grossen Fortsätzen an der Basis der
Glocke finden sich hinten noch zwei kleinere, die einen Theil des
Stammes umfassen; weit unter ihnen liegt der Stiel der Schwimm-
glocke. An der Mündung dieser zeigen sich zwei kleine Zipfel, in
welche die hintere Fläche der Mantelsubstanz ausläuft, ferner eine
querbogenförmige Furche. Der Schwimmsack selbst wiederholt nicht
genau die Form des äussern Mantels, sondern ist dreigelappt. Der
Schlund des Schwimmsackes setzt sich an der Oeffnung der Glocke
in eine quere Muskelhaut fort, welche dem Velum der Medusen gleich-
werthig erscheint. Die Gefässe treten nach der Trübung der Schwimm-
glocken als weisse Linien hervor. Die Mantelgefässe entspringen
gleich nach dem Eintritte des Centralkanales in dem Mantel und ver-
laufen bogenförmig in der Medianlinie nach oben und unten, die
Schwimmsackgefässe zeigen besonders die beiden seitlichen Radial-
gefässe in höchst complieirten symmetrischen Schlingen. Histologisch
514
besteht der Mantel äusserlich aus einem Pflasterepitel, in welchem
Nesselkapseln liegen besonders auf kleinen glänzenden Körperchen,
die überall in Menge zerstreut sind und die Brennkapseln in ihrer
ersten Anlage repräsentiren. Unter dem Epitel folgt die elastische
Mantelsubstanz der Gallertscheibe der Medusen entsprechend, nur
dass sie niemals zellige Ausscheidungen enthält. Sie ist auch nicht
homogen, sondern birgt häufig ein dichtes Flechtwerk sehr feiner so-
lider Fäden. Der elastischen Mantelsubstanz schliesst sich zunächst
eine mit schönen Kernen durchsetzte Membran an, welche an dem
irisartigen Saume in deutlich radiäre Muskelfasern zerfällt. Nach in-
nen folgt eine zweite stärkere Muskelhaut aus dichtgedrängten Ring-
fasern und ohne Kerne. Zwischen beiden Membranen breiten sich
die Gefässe aus. Die Höhle des Schwimmsackes wird von Pflaster-
epitel ausgekleidet. — Die erste Anlage der Schwimmglocke und
jedes andern Anhanges besteht in einer warzenförmigen Knospe am
Stamme, deren Höhle mit dem Reproductionskanale communieirt. Ihr
Parenchym besteht aus zwei verschiedenen Zellenlagen, nicht aus ho-
mogenen Blastem. Zwischen beiden Lagen bilden sich die Gefässe.
Allmählig tritt ein Gegensatz zwischen verdünntem Stiel und ver-
dicktem Endtheil der Knospe ein. Der Inhalt verschwindet, es bil-
det sich das innere Pflasterepitel, die muskulösen Wandungen ver-
danken den beiden Blättern der innern Zellschicht ihre Entstehung,
aus der auch der irisartige Saum mit feinen Fasern hervorgeht. Zwi-
schen beiden Zellenschichten entwickelt sich der elastische Mantel
als homogene Zwischenmasse und die obere Zwischenschicht redueirt
sich schliesslich auf das äussere Pflasterepitel. Der äussere Kranz
der Anhänge wird von langen wurmförmigen Körpern gebildet, die
röthlich sind und fühlerartig tasten, an ihrer Basis auch die accesso-
rischen Fangfäden haben, aber zugleich die Funktion der Deckstücke
ausüben und Excretionsorgane sind. Die Form der Tentakeln wech-
selt bei der überaus grossen Contractilität ungemein, er entspricht
dem Polyp functionell und auch histologisch. Seine äussere Zellen-
lage ist Cylinderepitel mit grössern Nesselkapseln an der Spitze, da-
runter folgt eine breite Lage von Längsmuskeln, nach innen Ring-
muskeln und endlich innerer Zellenbeleg. Die Polypen sind schon
von Leuckart, Vogt und Köllicker beschrieben worden. Während des
Wachthumes bleibt der Fangfaden des Polypen nicht wie der ent-
sprechende des Tasters auf die einfache Achse des Sprosses be-
schränkt sondern treibt in Seitenknospen sekundäre Anhänge, an wel-
chen die Angelorgane sich besonders entwickeln. Wie bei allen
Stammtrieben liegt auch am Fangfaden der Vegetationspunkt an der
Basis. Die Nesselknöpfe zeigen sich anfangs als cylindrische Spros-
sen, diese drehen sich in 2 bis 3 rechts gewundene Spiralen und thei-
len sich durch eine Auftreibung an der Basis in zwei Abschnitte,
der vordere entspricht dem Stiele und Anfangstheil des Nesselknop-
fes, der hintere aber lässt die Nesselbatterien des Fangorganes nebst
den Endflächen aus sich hervorgehen. Am vordern gränzen sich bald
515
zwei Zellenlagen ab und zwischen beiden eine glashelle Zwischen:
substanz. Später zeigen sich die Spiralwindungen unterhalb der
verdickten Basis dicht gedrängt und von einer dünnen Kapsel um-
schlossen, aus der nur am Endpole der spätere Endfaden hervorragt.
Die Wandung der Kapsel lässt deutliche Zellenelemente erkennen.
Verf. vergleicht nun speciell die Nesselköpfe andrer Siphonophoren.
Zwischen den Tentakeln und Polypen zeigen sich die Träger der Ge-
schlechtsstoffe, die zwitterig sind. Jeder Geschlechtsanhang, bildet.
eine Traube zahlreicher Knospen mit kurzem contractilen Stiel dem
Stamme aufsitzend. Die Traube besteht aus zwei Hauptzweigen,
Die Knospen des äussern nach dem Tentakel zugekehrten Zweiges
bilden sehr kleine, dichtgehäufte Beeren, der innere nach dem Poly-
penkranze zugewendete trägt nur wenig Knospen von langer wurm-
förmiger Gestalt. Der obere entwickelt in seinen beerenförmigen
Knospen die Eier, der untere in den gestreckten Cylindern die Sper-
mafäden. Der Anlage nach wiederholt die Geschlechtsknospe den
Bau eines jeden andern am Polypenstocke getriebenen Sprosses, sie
zeigt zwei Zellenschichten mit dem Centralraum und steht mit dem
Reproductionscanale des Stammes in Communication. In der weitern
Entwicklung tritt aber die Analogie mit den Schwimmglocken _her-
vor, die complicirtesten Geschlechtsknospen sind gleichzeitig Schwimm-
glocken mit Mantel, Schwimmsack, Velum und Schwimmsackgefässen.
Die wesentlichen Differenzen der Geschlechtsknospen von den Schwimm-
glocken liegen in der Persistenz der Centralhöhle und in der Verwen-
dung der im Knospenkerne enthaltenen Zellen zu Geschlechtsstoffen.
Zum Schluss bringt Verf. noch einige allgemeine Betrachtungen. —
(Zeitschr. f. wiss. Zool. X. 295—332. Tf. 25—27.)
Murray beschreibt folgende neue Sertulariadae von der
californischen Küste: Sertularia tricuspidata, labrata, corniculata, Plu-
mularia gracilis, struthionides.. — (Ann. mag. nat. hist. V, April 250
—252. Tb. 11.)
Gredler, die Süsswasserconchylien Tyrols. — In ei-
ner frühern Abhandlung beschrieb Verf. die Landconchylien und gibt
hier einen Nachtrag zu denselben. Ebenso ausführlich behandelt er
nun die Süsswasserconchylien. Wir können auf die vielen schätzens-
werthen Bemerkungen über einzelne Arten nicht eingehen und geben
nur das Verzeichniss, um auf die für Tyrol bereisende Conchyliolo-
logen wichtige Abhandlung aufmerksam zu machen. Es sind beschrie-
ben Planorbis nitidus, fontanus, complanatus, carinatus, vortex, acien,
leucostoma, Gredleri, albus, hispidus, nautileus, contortus, corneus,
Physa fontinalis, hypnorum, Lymnaea auricularis, ovata, peregra, mi-
nuta, truncatula, palustris, stagnalis, Ancylus fluviatilis, lacustris, Pa-
ludina vivipara, fasciata, achatina, tentaculata, impura, thermalis, spi-
nellii, Dunkeri, Valvata piscinalis, contorta, alpestris, depressa, crista-
ta, planorbis, Pyrgula annulata, Neritina danubialis, fluviatilis, Ano-
donta cellensis, leprosa, idriana, callosa, piscinalis, complanata, Unio
Bonellii, Sandrii, ovalis, Requienii, Cyclas cornea, caliculata, Pisidium
516
Henslovanum, amnicum, palustre, cazertanum, nitidum, fontinale, pu-
sillum, obtusale. — (Wiener zool. botan. Verhandlungen 1859. IX.
212 — 306.)
Woodward, neue Süsswasser-Conchylien aus Cent-
ralafrika von Speke im grossen See Tanganyika gesammelt: Iri-
dina Spekei, Unio Burtoni, Lithoglyphus zonatus, Melania nassa. —
(Ann. mag. nat. hist. V. April 337.)
Benson, neue cingalesische Landschnecken: Helix
Rosamonda, Cyix, cingalensis, regulata, miccyla, Achatina serena, pa-
naetha, Cyclophorus cadiscus, eytopoma. — (Ibidem May 381—385.)
Ferner von Darjiling: Diplommatina Blanfordana, Ennea_ ste-
nopylis, Achatina hastula, A. orobia, A. praelustris, Chessoni, notigena,
sarissa, pyramis, scrutillus, von den Nilgherris: A. botellus, facula.
Zugleich gibt er ein Verzeichniss der in Indien vorkommenden Acha-
tinen. — (Ibidem Juny: 460-466.)
A. Adams, neue Gattungen und Arten japanischer
Mollusken. — Die Diagnosen der neuen Gattungen sind: Constantia
Fam. Scalidae: testa acuminata ovalis, rimata, spira elata, anfracti-
bus rotundatis, ultimo ventricoso, plicis tenuibus longitudinalibus et
liris elevatis transversis decussatis. Apertura ovalis, longior quam
lata; peritremate libero, continuo, margine integro, acuto. Art: C.
elegans. — Jole zwischen Monoptygma und Menestho: testa turrito-
subulata, umbilicata, anfractibus eonvexiusculis, transversim sulcatis,
sulcis subdistantibus, interstitiis longitudinaliter coneinne striatis;
apertura oblonga, postice acuminata, antice integra, rotundata; labio
libero, simplici, acuto. Art: J. sceitula.. — Mucronalia neben Leio-
straca und Stylifer: testa pupiformis, ovatooblonga, apice subito mu-
eronata; anfractibus mucronis tribus per parvis, anfractibus normalibus
quingue planatis, ultimo ad basin rotundato; apertura oblongo ovalis,
antice dilatata et producta, labio simpliei; labro areuato. Art: M.
biecineta. — Mörchia neben Teinostoma: testa oblique ovata, late um-
bilicata, depressa, superne convexa, inferne plana; anfractibus subito
cerescentibus, ultimo dilatato adscendente alios involvente usque ad
apicem; apertura oblonga, obliqua, subhorizontalis, infra dilatata,
supra angustata, peritremate continuo, incrassato. Art: M. obvoluta.
— Zeidora verbindet Crypta mit Emarginula: testa oblongo, dorso
convexa, apice postice deflexo, superfieie cancellata sulco mediano
antice in fissuram desinente instrueta; apertura ampla, septo interno
plano semilunari ad partem postieam instructa; margine erenulato,
antiee valde fissurato. Art: Z. calceolina. — Cranopsis: testa ovata,
pileiformis, superficie caelata, apice integro, subspirali, postice re-
curvo; perforatio elongata, intus coneamerata, inter apicem et margi-
nem anticum posita; apertura ovalis, expansa, margine erenulato. Art:
Cr. pelex. — KHleinella ähnelt Actaeon: testa ovata, tenuis, umbilicata,
superficie cancellata, spira producta, apice obtuso; apertura elongata,
antice producta et integra; labio tenui, simpliei; labro postice angu-
lato, in medio recto, margine acuto. Art: Kl. cancellaris. — Sarepta
517
zwischen Nucula und 'Malletia: testa transversim ovalis, aeguivalvis,
aequilateralis, intus non margaritacea. Cardo dentibus pluribus acutis
in serie rectiuscula dispositis, ligamento interno, in fossula centrali
posito; impressiones musculares distantes, impressio pallii integra.
Art: S. speciosa. — HAuzxleyia neben Limopsis stehend: testa aequi-
valvis, transversim oblonga, obliqua, valde inaequilateralis, clausa,
intus non margaritacea, epidermide tenui obtecta, superficie valvarum
eoncentrice sulcata; cardo dentibus sex acutis divergentibus, postice
inelinatis et in lamine curvata desinentibus, ligamento interno in fos-
sula sub umbone; impressiones musculares distantes; lineali palliali
simplici. Art: H. sulcata. — Syrnola neben Obeliscus: testa subulata,
recta, vitrea, polita, anfractibus planis, suturis impressis; apertura
oblonga, labio in medio plica obliqua instructo; labro simpliei, acuto,
Art: S. gracillima. — Stylopsis ähnelt Eulimella: testa subulata, opaca,
laevis, non polita, anfractibus planulatis, suturis impressis, apertura
subquadrata, labio recto simpliei, labro in medio recto, antice angu-
lato. Art: St. typica. — Styloptygma: testa pupiformis, subpellucida,
anfractibus convexiusculis, transversim tenuiter sulcatis; apertura
subquadrata; labio superne plica obligua instructo; labro dilatato.
Art: St. stylina.. — Myonia Fam. Actaeonidae: testa ovatoturrita,
alba, tenuis; anfractibus convexiusculis, transversim sulcatis, inter-
stitiis caelatis; apertura oblonga, postice acuminata, antice producta;
labio superne plica obliqua instructo. Art: M.japonica. — Zeucotina
zwischen Actaeon und Myonia: testa ovata, alba, tenuis; anfraetibus
convexiusculis, ultimo ventricoso, transversim sulcatis, interstitis pun-
etatis, apertura oblonga, antice producta; labio superne plica obligua,
saepe celata, instructo. Art: L. niphonensis. — Von dem fossilen
Macrocheilus Phill. eine lebende Art M. japonicus in der Meerenge
von Korea. — Alcyna: testa acuminato-ovata, imperforata, spira brevi,
conica, acuta; anfractibus planis, laevibus; apertura ovalis, labio callo
inerassato intrinsecus decurrente, et in dentem acutum desinente;
labro acuto intus laevi. Arten: A. ocellata, lepida. — Znida:; testa
depressoconica, late umbilicata, anfractibus convexiusculis, cingulis
concentricis granulosis aut squamulosis ornatis, suturis canaliculatis,
anfraeto ultimo ad peripheriam carinato vel angulato, apertura sub-
quadrata; labio in medio reflexo, labro intus simpliei aut lirato: um-
bilieo amplo, margine erenulato. Arten: E. japonica, speciosa, gem-
mulosa. — Conradia ähnelt Trichotropis: testa turbinata rimate um-
bilicata, spira elatiuscula, anfractibus convexis, valde et concentrice
carinatis, interspatiis sculptis; apertura eireularis; labio simplici, ro-
tundato; labro margine fimbriato aut dentato, intus laevi, rima um-
bilieati costa semilunari extus marginata. Arten: C. cingulifera, ca-
rinifera, clathrata. — Couthouyia: testa ovata, profunde et late rimata,
spira acuminata; anfractibus convexis, decussatis, anfractu ultimo
ventricoso, suturis impressis; apertura semiovata, labio recto, angusto,
libero, antice dilatato, rima umbilicati elongata; labro simplici arcuato,
margine acuto, integro. Art: CO. decussata. — Endlich die neuen
518
Arten: Lachesis japonica, Cancellaria Fischeri, Trichotropis cedonulli,
Velutina pusio, Rissoa pupiformis, Skenea cornuella, Limopsis oblonga,
Terebratella Mariae. — (Ann. mag. nat. hist. V. April 299 — 303.
May 405—413.)
Benson, über Plectopylis eine Gruppe der Helicidae.
Verf. diagnosirt die Gattung: testa plerumque sinistrorsa, late umbi-
licata, subdiscoidea, depressa vel conoideo-depressa, apertura plica
parietali callosa lamellam horizontalem saepe emittente intus pylis
sive epiphragmatibus pluribus distantibus plicatis prima ab apertura
plus minusve remota) obstructa. Die erste Section begreift Helix
Achatina Gray von Moulmein und H. Cyclaspis B daher, die zweite
H. refuga Gould und H. leiophis n. sp. von Thyet Mio, die dritte H.
plectostoma von Darjiling und H. pinacis daher. Alle werden diag-
nosirt. — (Ann. mag. nat. hist. V. April. 245—247.)
A. Adams, neue Arten von Chrysallida und Parthenia aus Ja-
pan: Chr. plicata, semiplicata, Minna, Brenda, metula, elegantula,
pulchella, concinna, Parthenia diadema, monocyela, foveolata. — (Ibid.
Juny 477-479.)
Ferner neue japanische Odostomia: oblonga, hyalina, elata, sca-
lina, tenera, pupa, obesula, ventricosa, japonica, nana, pygmaea. Eva-
lia elegans, pyramis, arcuata. — (Ibidem VI. July 20-22.)
"R. T. Lowe beschreibt Helix delphinaloides n. sp. auf Ma-
deira und spricht über die Verbreitung von Planorbis glaber — (Ibid.
July 42—44.)
W. Baird beschreibt eine neue Ascaris aus dem Magen des
Dugong: A. halichoris: caput nudum, epidermide striete adnata: os
labiis rotundatis, porrectis, corpus in utroque sexu, extremitatibus ma-
gis attenuatis; extremitate caudali brevi subulata nuda. Long. fem.
31/4‘, maris 2!/a'. — (Ann. mag. nat. hist. V. April 331.)
Derselbe führt neue Entomostaceen von Nagpur ein: Es-
theria Hislopi, Cypris subglobosa, C. eylindrica, C. dentatomarginata.
— (Ann. mag. nat. hist. V. April 335—337.)
Schöbl, neue Isopodengattung Haplophthalmus:
antennae octoarticulatae, articulis tribus ultimis flagellum perbrevem,
apice fasciculo stilorum instructum formantibus; antennulae triarticu-
latae, articulo primo maximo obovali; reliquis gradatim minoribus,
conum apice oblique truncatum et stylis tribus hyalinis terminatum
laterique articuli primi oblique insertum efficientibus; oculi minimi
simplices; processus frontales laterales evoluti, medius nullus; appen-
dicum postabdominalium ambo postabdominis segmentum ultimum su-
perantes; appendicum externorum articulus basalis et dilatatus, apica-
lis conieus, teres, apice setis quinque terminatus; appendices interni
coniei teretas apiei setigeri; maxillae mala interna peniecillis tribus,
inaequalibus instructa. Die einzige Art H. elegans wurde bei St.
Ivan gesammelt unter dem Rasen, ist ungemein träg und nährt sich
von den zartesten Pflanzentheilen. Das Kieferzungengerüst ist ein
complicirtes System von Chitinstäbchen und Platten, aus der Zungen-
519
stütze, den beiden Kieferstützen und zwei Stäbchenpaaren bestehend.
Das erste Kieferpaar ist ein sehr festes hohles Chitingebilde nach in-
nen und oben mit einem Fortsatz, der kräftige Zähne und Taster
trägt, seine Musculatur ungemein kräftig. Das zweite Kieferpaar be-
steht aus zwei Laden und einem Grundstück, jene mit einer Reihe
von 7 beweglichen Zähnen, letzteres klein mit Fortsätzen; die Zähne
durch einen besondern Muskel bewegt. Das dritte Kieferpaar ist
sehr schwach, fiach am obern Ende zweilappig, aussen mit einer Reihe
kurzer Borsten, innen mit Griffeln besetzt. Das vierte Kieferpaar ist
das grösste, jeder Kiefer besteht aus drei beweglich verbundenen
Stücken; das grösste ist flach und trägt die andern, das dritte sehr
klein. Die Zunge bildet eine unmittelbare Fortsetzung der innern
Chitinhaut des Oesophagus, besteht aus zwei gegen einander beweg-
lichen Platten, beide durch eine Kapuze verbunden, am Rande bebor-
stet. Die Oberlippe ist halb kreisförmig und hohl aus zwei Lamel-
len gebildet, am Rande bewimpert, in der Mitte mit Griffeln besetzt.
Der Oesophagus ist sehr kurz, seine Intima wird durch fünf Chitin-
leisten gestreift. Die obere Partie des Kaumagens stützt ein Chitin-
gerüst und bildet einen Reibapparat. Der Darmkanal ist nicht eigen-
thümlich, die 4 Leberschläuche gleich lang und nicht spiral gewunden
die Respirationsorgane sind auf die fünf ersten Ringe des Postabdomen
beschränkt und bestehen aus 3 Paar Kiemen und fünf Paar Kiemende-
ckel. Jede Kieme bildet eine Tasche von zarter Chitinhaut construirt,
fast dreieckig, aussen mit lappigem Fortsatz, am Rande mit Wulst.
Die äussern männlichen Genitalien liegen unter den Kiemendeckeln
des 1. und 2. Postabdominalsegmentes, zwei Halbeylinder, welche ei-
nen Schlauch einschliessen und in diesen tritt das Vas deferens ein.
Die weibliche Geschlechtsöffnung ist doppelt und liegt in den Bauch-
schienen des fünften Segmentes nach innen vor der Insertion der
Füsse. Das Receptaculum seminis ist ein zarter langer Chitinschlauch.
- Die Ovarien verlaufen bis zum Postabdomen. — (Zeitschr. f. wiss.
Zool. X. 449. Tfl. 35. 36.)
Egger, dipterologische Beiträge. — Nach einigen kri-
tischen Bemerkungen beschreibt Verf. als neu Tabanus intermedius,
tergestinus, vicinus, nigricans, pusillus, Stratiomys erythrocera, Ne-
motelus luteicornis, crenatus, limbatus, Anthrax virgo, Exoprosopa
Cleomene, Lomatia lachesis, atropos, Usia sicula, Thereva auricincta,
oculata, superba, praecox, alpina, Dioctria melanopa, Brachypalpus
chrysipes, Melithreptus formosus, zumeist aus Oesteich. — (Wiener
200l. botan. Verhandlgn. 1859. IX. 387—407.)
O. Radochkoffky, über einige Hymenopteren im Pe-
tersburger Museum: Bombus viduus Er. Sibirien, B. Sicheli Amur,
B. caucasicus Tiflis, B. Wurfleni Caucasus, B. eriophorus Kl. Tiflis,
B. Menetriesi Sitka, B. callidus Evers, B. flagrans Pall, B. sibiricus
Fbr, B, altaicus Evers, B. rufescens Evers, B. steveni Crim. — (Bul-
let. nat. Moscow 1859. IV. 479—486.)
520.
Giraud beschreibt neue Cynips und ihre Gallen: Cynips
ealiciformis auf Weiden, polycera bei Wien, subterranea auf Weiden
glutinosa ebda, conglomerata desgl., truncicola, cerricola, amblycera,
eallidoma, serotina, clementinae, Neuroterus ostreus, lanuginosus, sal-
tans, minutulus, Dryocosmus nov. gen. mit cerriphilus auf Quereus
cerris, Andricus glandium, erythrocephalus, aestivalis, eydonae, gros-
sulariae, burgundus, multiplicatus, amenti, nitidus, Biorhyza renum,
Spathegaster aprilinus, glandiformis, nervosus, Rhodites rosarum, spi-
nosissimae, Diastrophus scabiosae, areolatus, Aulax salviae, scorzone-
rae, pumilus, rufiscapus. — (Wiener zool. botan. Verhandign. 1859.
IX. 337-374.)
Walker beschreibt fortgesetzt neue ceylanische Insekten,
nämlich: Odynerus tinetipennis, intendens, Stigmus eongruus, Larra-
da extensa, Andrena exagens, Nomia vineta, Trigona präterita, Enic-
tus porizonoides, Pimpla albopieta, Cryptus onustus, Hemiteles varius,
Porizon dominans, Microgaster detractus, recusans, significans, sub-
ductus, Spathius bisignatus, signipennis, Heratenis nov. gen. mit H.
filosa, Nebartha nov. gen, mit N. macropodides, Psyttalia nov. gen.
mit Ps. testacea. — (Ann. mag. nat. hist. V. April 304—311.)
Schatiloff, Wanderheuschrecke auf der taurischen
Halbinsel im J. 1859. — Das Schwärmen der Heuschrecken da-
selbst dauerte bis Ende September. Der allgemeine Zug ging von
O. nach W., zumeist aber von SO. nach NW. Erreichten die Heu-
schrecken-Wolken das Ufer: so wurden sie ins offne Meer getragen;
gelangten sie aber bei stiller Witterung dort an oder bei W. und SW-
Wind: so liessen sie sich nieder und kehrten nach kurzer Ruhe zu-
rück trotz der lärmenden Bevölkerung, die sie nicht ins Meer zu ja-
gen vermochte. Sch. beobachtete solchen Rückzug im August zwei-
mal an der O-Küste, wo sie am Ufer des faulen Meeres sieh nieder-
liessen und jedesmal nach W. zurückflogen. Die Abweichungen in
der Riehtung des Zuges sind vom Winde bedingt und auch durch
den Instinct das Meer zu vermeiden. Beim Niederlassen zur Ruhe
richten sich alle Heuschrecken mit dem Kopfe in eine der Flueht ent-
gegengesetzte Richtung. In mehren fanden sich 2 bis 6 Eingewei-
dewürmer, die mit dem Gedärmen und Eierstöcken gleichsam ver-
flochten waren. Dieselben hatten einen walzenförmigen an einem
Ende zugespitzten Körper, am andern Ende scharf abgerundet, 7—14
Centim. lang, 0,4—0,7mm dick, das unbewehrte Maul am dünnen
Ende, kein After. Sie sind Gordiaceen. — (Bullet. nat. Moscou 1860.
J. 294— 297.)
Wollaston setzt seine Beiträge zu den Käfern von Madei-
ra mit Beschreibung folgender Arten fort: Tarphius angusticollis,
Aglenus brunneus Gyll, Prostheca nov. gen. mit Pr. aspera, Lyctus
Leacocianus, Anommalus duodecimstriatus Müll, Holoparamecus Kun-
zei Aub, Corticaria pubescens Gyll, Methophthalmus exiguus, Mono-
toma quadricollis Aub, quadrifoveolata Aub, Myrmecoxinus picinus
Aub, Attagenus Schaefferi Hbst, Enneadesmus barbatus, Cis puncti-
521
collis; Aphanarthrum piscatorium, bieolor, Leiparthrum inarmatum,
Cryphalus aspericollis, Rhyncolus calvus, Hexarthrum nov. gen. mit
eompressum, Pentarthrum Monizianum, Bewickianum, Caulotrupis
subnitidum, Acalles cinereus, Torneuma n. gen. mit caecum, Stropho-
somus coryli Fbr, Ramphus aeneus Schönb, Bruchus pisi L, Longi-
tarsus abdominalis Duft, Chrysomela onychina, Gnathocerus iaxil-
losus Fbr, Hadrus Paivae, Tachyusa maritima, Hypotytus reductus,
Mycetoporus Johnsoni, Heteröthops minutus. Die neuen Gattun-
gen haben folgende Charactere: Prostheca: corpus Pparvum, angu-
stum, lineare, asperatum; capite porrecto; prothorace longiusculo
trapeziformi, ad latera subserrato, antice leviter emarginato; scu-
tello minuto; alis obsoletis; abdomine e segmentis sex composito.
Antennae prothoceracis fere longitudine, rectae, articulis primo
et secundo sat magnis crassiusculis, tertio usque ad nonum multo
brevioribus minoribus paulo angustioribus inter se aequalibus, de-
cimo et undecimo capitullum magnum solidum rotundatum valde
abruptum biarticulatum efficientibus, inter se arcte applicatis. Labrum
membranaceum antice vix solidius, quadratum. Mandibulae validae
corneae, triangulares, intus haud dentatae, sed circum medium leviter
incisae et membrana parva instructae. Maxillae bilobae, lobo externo
breviusculo subrecto, apice subito truncato et dense barbato, interno
paulo breviore minore, apicem versus dense barbato sed vix uncinato,
Palpi maxillaris articulis primo, secundo, tertio longitudine subaequa-
libus, primo leviter flexuoso, secundo et tertio crassioribus, ultimo
magno elongato incrassato ovali apice vix acuminato; labiales e sca-
pis ligulae connatis surgentes, articulis primo et secundo subaequali-
bus, ultimo magno. Mentum magnum transverso quadratum, antice
vix angustatum. Ligula magna sat robusta subquadrata, apice inte-
gra ciliata. Pedes validi subcontractiles, basi vix distantes; femoribus
apicem versus subclavatis; tibiis bicalcaratis, extus irregulariter erosis
aut potius subserratis; tarsis quadriarticulatis, articulis tribus baseos
inter se subaequalibus, quarto valde elongato flexuoso subclavato, un-
guiculis simplicibus munito. — Torneuma: corpus parvum fusiformio-
vatum, subtus late longitudinaliter impressum, ubique dense scabroso-
subrugulosum, sed haud setosum ; capite parvo, in cavo prothoracico
usque ad rostri basin omnino recondito, oculis nullis; rostro longius-
culo subarcuato tenui, lineari, sed basin versus leviter rotundato di-
latato et superne ad basin ipsam quasi capiti articulato, in canalicu-
lam pectoralem valde profundam argutissime determinatum arcte ap-
plicando; scobre profunda subrecta ad latera rostri posita nec non
ad basin ipsam ejus ducta atque ibidem abrupte terminata; prothorace
subovato basi truncato, longe intra apicem leviter coarctato, antice
paulo acuminato, scutello haud observando; elytris subelliptieis con-
natis; alis obsoletis. _Antennae longiusculae, subgraciles, ante medium
rostrae insertae; scapo longiusculo clavato subrecto, funiculo septe-
matriculato. Pedes robusti, contractiles, antici ad basin leviter, inter-
medii latius et postici latissimo distantes; femoribus mutieis, tibiis
522
subrectis, 'apicem versus pilosis, ad apicem in uncum deflexum pro-
duetis; tarsis omnino pseudotetramieris sed unguiculis minutissimis.
— Hexarthrum: corpus ut in Rhyrcolo, sed rostro breviore, scrobe
antennali brevissimo, fere medium versus oculi ascendente, antennis
brevissimis incrassatis, scapo brevissimo valde clavato; funiculo sex-
articulato. Pedes anteriores basi approximati, postiei parum distan-
tes; tarsis brevioribus quam in Rhyncolo, articulo tertio multo minore
minus dilatato. — (Ann. mag. nat. hist. V, April 252—267; May
358—365; Juny 448—460. VI, July 48—54.)
v. Motschulsky, neue californische Käfer. — Wosne-
sensky sammelte 1840 und 1841 im nördlichen Californien und bei St.
Francisco. Einen Theil seiner Sammlungen bestimmte Menetries und
Mannerheim, die übrigen liefert M. jetzt nach. Es sind: Patrobus
californicus, Tachys rivularis, Lopha bifasciata, Periphus parallelocol-
lis, subinflatus, erosus, Ochthedromus concolor, Notaphus flammuli-
pennis, obscuromaculatus, laterimaculatus, variolosus, Odontium sculp-
turatum, Dyschirius quadridens, Acupalpus symmetricus, Stenolophus
indistinctus, rotundicollis, Harpalus depressicollis, Pangus america-
nus, Dichirus pallidus, Ophonus sublaevis. Brachinus costipennis,
Philoctenus chloridipennis, Philophuga n. gen. mit cyanea, Lamprias
cyanellus, Brachystylus amplicollis, parallelus, longicollis, curtipen-
nis. Platysma puncticollis, obtusangula, oblongiuscula, Celia pur-
purascens, coerulea, Amara brunnipes, Lirus californicus, ovipen-
nis, Chiaenius rogator, Badister submarinus, Agonothorax robustus,
Anchomenus cyanescens, Scaphiodactylus opacus, Cychrus crenatus,
Hydroporus pulcher. Hygrotus impressifrons, Dytiscus albionicus,
fuscostriatus, Rhinatus consimilis, Ilyobius oblongus, Colymbetes sobri-
nus, fossiger, glabrellus, Laccophilus californicus, Gyrinus fuscipes,
Hydrophilus tristis, Tropisternus californicus, affinis, marginatus, Bra-
chypalpus infuscatus, Hydrobius dorsalis, Philhydrus fuscus, latiuscu-
lus, Berosus californicus, Chrysobothris purpurifrons, Belionota cali-
fornica, Macropogon sibiricus, testaceipennis, Monocrepidius hirsutu-
lus, regularis, piliferus, Tricerepidius n. gen., mit triangulicollis, Pede-
tes excavatus, Asaphes dilaticollis, Athous nigropilis, Leinonius cly-
peatus, mandibularis, subcostatus, angulatus, infuscatus, maculicollis.
Prosternon angustulus, oblongoguttatus, Hadromorphus simillimus,
Pristilophus subcanaliculatus, Corymbetes rudis, rufipes, Ludius serra-
ticornis, Dolopius simplex, sericatus, Dolopiosomus n. gen. mit ater-
rimus, Dobrosomus n. gen. mit flavipennis. Elater umbricolor, Car-
diaphorus amplicollis, Campylus fulvus, Listrus constricticollis, punc-
tatus, tibialis, Trichochorus californicus, cylindricus, antennatus, Dasy-
tes breviusculus, Oripa rubricollis, transmarina, Cyrtomoptera latius-
cela, Malthaeus latimanus, Podabrus cinereipennis, Callops cyanipen-
nis, Charopus uniformis, Scalopterus rufomarginatus, trimaculatus, Ce-
phalister nov. gen. mit apicalis und unicolor. — (Bullet. nat. Moscou
1859. I. 122-185. IV, 357—410.)
523
Bertoloni setzt seine Beschreibung neuer Käfer aus Mos-
sambique fort mit: Odontochelia Bianconii, Dromica rugosa, limbata,
Anthia mutilloides, minima, Tefflus Thomsoni, Rembus Dohrni. —
(Memorie accad. Bologna VIII. 297-322. tb. 23.)
Morowitz, neue Ohrysomeliden von Sarepta: Crioceris
decorata, Cryptocephalus Beckeri, Stylosomus cylindricus, Heteroc-
nensis nov. gen.: capite subinclinante, antennis palpisque filiformibus;
thorace transverso; corpore alato, segmentis abdominalibus simplici-
bus; femoribus dentatis, tibiis anticis simplicibus, postieis angulo ex-
terno emarginatis; articulo secundo tarsorum primo aequali, ungui-
eulis simplieibus; Art: H. versicolor. — (Bullet. nat. Moscou 1860.
I..298— 302.)
Kner, ein leuchtender Fisch. — Im Brunnen des Schlosses
Schneeberg in Krain sah man im Sommer und Herbst häufig kleine
leuchtende Fische. Es ist Phoxinus laevis Ag. Das Leuchten geht
von vier oder sechs Stellen des Körpers aus, jederseits über der Kie-
menspalte, von der Basis der Brust- und Bauchflossen uud ist so
stark, dass es selbst bei Tageslicht wahrgenommen wird. Bei Ein-
tritt der Winterkälte verliert es sich. Sollte es nicht von Parasiten
herrühren? — (Wien. zool. botan. Verhandl. 1859. IX, 337—374.)
MC Donnel, über Lepidosiren annectens. — D. erhielt
von einem Arzt der letzten Nigerexpedition vor 11/, Jahren zwei le-
bende Lepidosiren aus dem Gambia nach Dublin. Der Ueberbringer
erzählte, dass der Fisch im Nil und seinen Zuflüssen häufig sei. Die
Flüsse überschwemmen im Winter weithin das Land, im Sommer trock-
nen sie aus, dann bleiben viele Lepidosiren im Schlamm zurück, ver-
graben sich 4 und selbst 7. Monate lang darin ohne irgend welche
Nahrung. Die Eingebornen graben sie aus und verzehren sie als
Leckerbissen. Das überbrachte Exemplar war in seinem Schlamm-
gehäuse und gelangte nach 76 Tagen nach Dublin. Verf. steckte ei-
nen Strohhalm durch das Luftloch des Schlammgehäuses, worauf das
Thier ganz laut kreischte. Der Schlamm war vollkommen trocken,
so hart wie Gyps, darin das Thier in einer Art Schleimhülle. Das-
selbe wurde in Wasser gesetzt und lebte noch 4 Monate, wurde mit
Brod und kleinen Fischen gefüttert. Die anatomische Untersuchung
zeigte einige von Owens Angaben abweichende Verhältnisse. Die
Nasenlöcher sind nicht blind, sondern durchbohren die Oberlippe und
dienen wirklich zur Respiration, während das Thier in der Schlamm-
kugel sitzt. Das Ohr zeigt keine Spur von Trommelhöhle, das Auge
ist ganz wie bei Fischen, das Gehirn wie bei Amphiuma und Meno-
poma. Das Herz hat 2 Vorhöfe, das Pericardium ist sehr stark und
darin liegt ein Bulbus arteriosus, ein Ventrikel, ein arterieller Vor-
hof und ein venöser mit grossen Appendices. Der venöse Vorhof
erhält durch 3 Oeffnungen alles Blut aus dem Körper und den Bauch-
eingeweiden. Es bestehen nämlich zwei absteigende Venae cavae und
eine starke Vena ascendens. Die Lungenvenen, welche das arterielle
Blut von den Luftsäcken nach den Herzen führen, vereinigen sich zu
524
einem grossen Gefäss, dieses verläuft zuerst eine Strecke weit von
der hintern Seite des Pericardiums, perforirt es dann und tritt in
das Herz ein, öffnet sich aber nicht in den venösen Vorhof, sondern
das arterielle Blut ist von dem venösen durch eine Membran geschie-
den und erst wenn beide Vorkammern ihr Blut in den Ventrikel er-
gossen haben, mischen sich beide Blutarten. An der hintern Fläche
des Magens liegt eine Drüse, unzweifelhaft Pankreas. Der Darm
hat eine Spiralklappe. Die Analogie mit der Froschlarye ist ganz
überraschend. — (Zeitschr. f. wiss. Zool. X. 409-411.)
Kolenati, Synopsis Phrygandium. —
Palpis maxillaribus quoad sexum difformibus. I. InAEgUIPALPIDAE 1.
Palpis maxillaribus quoad sexum conformibus. II. Arguıparpıpaz 78.
1. Palpis maxillaribus maris triarticulatis,
tibiis antieis unicalcaratis ...... .. Trib. L.Limnopbhilidae 2,
Palpis maxillaribus maris quadriarti-
culatis, tibiis antieis bicalcaratis
aut absque calcaribus....... 1a .. 68.
2. Tibiis intermediis triealcaratis...........- 3.
Tibiis intermediis bicalcaratis... .......- 62.
3. Tibiis posticis quadricalcaratis...... 3: Ao0s 4
Tibiis postieis tricalearatis.......ersr er... 53.
4. Tegminum apice oblique tricalcaratis ...... 5.
Tegminum apice rotundato......seururuu.- 33.
5. Tegminum margine apicali exeiso.... Gen. Glyphotaelus Stph. 6.
Tegmium margine apicali integro ..... Eelertäle
6. Alis unicoloribus......».- »-......,. Sp. Umbraculum.
Alis bicoloribus 22... sz.e20-.0... Sp. Pellueidus Ol.
7. Alis vitta fusca .oo.2ucc cn ent lea.
Alis absque witta .....2eer0n2e rennen «E10.
8. Alarum sectore quarto apicali in sexu
utroque vitta fusca. glabra........ Gen. Grammotaulius 9.
Alarum sectore primo apicali in mare
lineola fusca, infra scopacea....... Gen. Chaetotaulius 11.
9. Tegminibus unicoloribus..........- . Sp. Strigosus Gml.
Tegminibus bicoloribus ..........- ee, .10.
10. Tegminibus irroratis „...uceereerner Sp. Atomarius F.
Tegminibus vittatis...escnesenseene . Sp. Interrogationis Ztt.
11. Tegmiuibus unicoloribus ...... sarıne, Sp. Striola
Tegminibus bicoloribus ....... N 12.
12. Tegminum apice macula marginali dia- i
phana..... bi: ban@er upphechbeimriies 13.
Tegminum apice absque macula mar-
ginali diaphana ...neeuenenecsen« „> «Hl 14.
13. Tegminum apice macula marginali dia-
phana subtriangulari...... 2 slknhhee ..Sp. vitratus De G.
Tegminum apice macula marginali dia-
phana quadrangulati ıeeuns euere. Sp. borealis Ztt,
14.
ERWIN ee ee On Sp. Elegans Curt.
15. Tegminum disco macula.diaphana rhom-
Beantduplrei 3...) Ri. Sp. Subcentralis Hg.
Tegminum disco macula diaphanarhom-
BERASIIMBLCHLNI. 0.0 ee ne Beni Sauren 16.
16. Nervis tegminum bicoloribus.............. 17.
Nervis tegminum unicoloribus............ 18.
IRGapiteralbo-hirto . .n.2n nen... Sp. Nobilis.
Bapmeniuseoshirtd 4. 2... 0. TEE Sp. Angustatus.
18. Macula tegminum diaphana rhombea in
faseedine...... ..r. ee Sp. Rhombicus L.
19. Macula tegminum stigmaticali fusca Sp. Decipiens.
Macula tegminum stigmaticali nulla Sp. Flavicornis F.
20. Alarum margine postico profundo si-
TROST EREN I) halea alekanetelch are eke era Gen. Colpotaulius 21.
Alarum margine postico integro..... Gen. Goniotaulius 23.
21. Sectoribus apicalibus in tegmine uni-
eoloribus; corpore fusco........... Sp. Vulsella.
Sectoribus apicalibus in tegmine variegatis 22.
ZIREONPOLEMEUNON Ad ee ee Sp. Striolatus Rbr.
Corpore nigro, supra cano-, infra ni-
STONPILOSO Anne RB ABA Sp. Obscurus Rbr.
23. Besmmibus’ vittatis .. . eilenpaa. AR. 1a. 4 24.
Nesmimbussmaculatis .. cc. ceuecnee ac 28.
SABMEMOLIbUS| pIceis ....- Ads Bee-D Sp. Femoratus Zit.
Hue spectat forsan sp. Femoralis Kby.
Femoribus testäceis. .......zuu.ul03 2:
25., Nervis@rufo-fuseis. 23-14 03ER FE 26.
Nervissiiestaceis't. 2... ..,. sek. ad a
27. Nervis in anastomosi tantum fuseis... Sp. Nigrovittatus Stph.
Nervis omnibus rufo-fuseis ........., Sp. Fuscinervis Ztt.
27. Tegminum vitta integra fusca........ Sp. Vittatus F.
Tegminum vitta e punctis fuseis...... Sp, Flavus L.
28. Tegmina macula stigmaticali ..... ....... 29.
Tegmina absque macula stigmaticali.. Sp. Vibex Court.
29. Tegmina in disco macuia rhombea....... 30.
Tegmina in disco absque macula rhombea 31.
30. Sectore radii in ala prius diviso quam
Eamossubdiscoridalt rer Sp. Sitchensis.
Sectore radii in ala cum ramo subdis-
coidali consentanee diviso ......... Sp. Griseus L.
31. Tegminibus maculis distinctis et sejunctis.... 32.
525
Tegminum disco macula diaphanarhombea..,. 15.
Tegminum disco macula disco absque
macula diaphana rhombea, vitta tan-
Tegminibus maculis confluentibus..... Sp. Stigmaticus.
Huc spectat forsan sp. Nebulosus Kby.
XV. 1860, 37
32. Tegminibus pustulis albis ...... “se... Sp. Geminus Stph.
Tegminibus maculis tribus fuseis.... Sp. Trimaculatus Ztt.
33. Tegminım apice oblique rotundato......... 34.
Tegminum apice parabolico aut orbi-
Guları.. 2200 2 ee SATT TIEREN Gen. Anabolia Stph.
34. Cubito in tegmine pilis rigidis, erectis Gen. Desmotacelius 35.
Cubito in tegmine pilis mollibus, adpressis 38.
35. Tegminibus unicoloribus, fuseis...... Sp. Cingulatus Stph.
Tegminibus bicoloribus, variegatis........ 36.
36. Fronte conyexzarr... ne... Beh: Sp. Hirsutus Pict.
Pronte? Playa aa. 27 NEN FETRIN 37.
37. Tbyridio lineari, cum arcald albo.... Sp. Punctatissimus Stph.
Thyridio reniformi, albo...........: Sp. Planifrons.
38. Areolus tegminum laevibus pubescen-
tibus KU DE EA NIRTT AA Gen. Stathmophorus 39.
Areolis tegminum granulatis et glabris Gen. Phacopteryx 11.
39. Tegminibus bicoloribus, ....... 2..... Sp. Lapponicus.
Tegminibus'wunieoloribus...............0.- a0.
40. Antennis fusco-piceis ......:-2.2.0.: Sp. Destitutus.
Antennis®rufs Dre 22 SEN Sp. Fuscus L.
AN: RER EN N ar Sp. Granulata.
42. he a unnbne unicoloribus 2.50. au ae „une:
Tesmmmibussbicoloribuss 2... - „run enckr 45.
43. Tegminibus aureo-pilosis ........... Sp. Rotundipennis Br.
Tegminibus fuseo-pilosis......... eren.e.- 14.
44. Areolis in tegmine et ala aequaliter
RIED a er Sp. Arctica.
Areola integmine et ala ne apicali
reliquis.brevierii. un . Sp. Puberula Ztt.
45. Tegminibus in nervis bicoloribus....... .. 46.
Tegminibus in areolis et areis bicoloribus 47.
46. Nervis in tegmine et ala brunneis.... Sp. Furcata Hg.
Nervis in tegmine conspurcatis...... Sp. Meridionalis.
47. Tegminibus in areis conspurcatis...... ..., 48,
Tegminibus in areis lituratis........220... 51.
48. Tegminibus in areis aequaliter conspurcatis 49.
Tegminibus tantum circa anastomosin
guttatis.
49. Tegminibus, excepta area clavali et co-
stali, "conspurcatis.W. RI Sp. Hieroglyphica.
Tegminibus, excepta tantumarea costali,
MACWAUSERE MR En Sp. Pilosa Pict.
50, Tegminibus absque macula parastig-
THAI aka unore a Ge hrafe Sp. Alpestris.
Tegminibus macula parastigmatieali.. Sp. Nigridorsa Piet.
51. Thyridio macula albida quadrata..... Sp. Geometrina.
526
Thyridio macula albida in medio coarctata 52.
527
52. Tegminum apice orbiculari, maris ap-
pendices inferi angusti et acuminati,
superi intermedii longitudine infero-
rum, feminae segmentum abdominis
ultimum dorsale absque processu lin-
BinaetGEMi. Bi nee ee Sp. Areata.
Tegminum apice parabolico, maris ap-
pendices inferi crassi et obtusi, su-
peri intermedii multo breviores in-
feris, feminae segmentum abdominis
ultimum dorsale processu linguae-
Form. ee. - en ooeen . Sp. Pantherina Pict.
53. Rugulis in tegminum areolis inermibus Gen. Hallesus Stph. 54.
Verrueis in tegminum areolis pilis ar-
Bas ee en ERS, Gen.ChaetopteryeWestw. 59
54. Tegminibus in areolis granulatis ..... Sp. Digitatus Schk.
Tegminibus in areolis rugulosis.......- .. 55.
55. Pesihuentestageis _ Hall ...... ae cd re 56.
Bedihus fuscislart „Ian. ..... Sp. Poecilus.
56. Tegminibus unicoloribus..... .... -»» Sp. Flavipennis Piet.
Tegminibus bicoloribus ......... ER LE
57. Areola apicali prima in tegmine ad ba-
sin rotundata ...... ee EETATELTEN Sp. Nigricornis Piect.
Areola apicali prima in tegmine ad ba-
sin coaretata, acuta........- REREIN NS.
58. Antennis fuseis......... N ER .... Sp. Auricollis Pict.
Antennis rufo-testaceis ......; 2.00 RD: Maculipennis.
59. Verrucis in areis et areolis aequaliter
dispositis ........ ee eeekreezer Sp. Irregularis.
60. Verrucis in areolis biseriatis ............. 61
Verrucis in areolis uniseriatis ...... Sp. Rugulosa.
61. Areola apicali quinta in tegmine ad .
basin angustata, sed biangulata.... Sp. Villosa F.
Areola apicali quinta in tegmine ad
basin acuta ........ veereeeueen.. Sp. Tuberculosa Pict.
62. Tibiis postieis bicalcaratis :....-.. .. Gen. Enoieyla Rbr. 63.
Tibiis postieis tricalcaratis .........- Gen. Eeclisopteryx 66.
Tibiis postieis quadricalcaratis ...... Gen. Apatania 67.
63. Areola quinta apicalis in tegmine ana-
stomosim non attingit....... „u... Sp. Pusilla Brm.
Areola quinta apicalis in tegmine ana-
stomosim attingit ...... ».... ru. ‚nie:
64. Thyridio in tegmine retro dimidium in-
terius areae discoidalis...... Euer Sp. Limnophiloides Br.
Thyridio in tegmine retro dimidium
exterius areae discoidalis.........-- „u. 68.
65. Areola apicali alae secunda longitudine
BY
66.
67.
68.
69.
70.
78.
areolae tertlae....... 1 EIRAE AEH Sp. Frauenfeldii Br.
Areola apicali alae secunda longitudi- j
ne, areolae tertia. . IH ASHHNTE Sp. Kolenatii Schmidt.
Pterostigmate in tegmine fusco...... Sp. Dalecarlica.
Femoribus supra dimidium fuseis..... Sp. Vestita Ztt.
Tibiis antieis bicalcaratis ......... nee Sl daaie 69. er
Tibiis antieis absque calcaribus...... Trib. 4. Hydroptilidae
Stph. 71.
Calcaribus tibiarum immobilibus, acu-
tis; palpis maxillaribus subnudis... Trib.2.Phryganeidae.70,
Calcaribus tibiarum mobilibus, obtusis,
palpis hirtis ........ EEE Trib. 3. Sericostomi-
dae Stph. 79.
Tegsminum apice oblique rotundato,
areolis pubescentibus.............. Ges. Agrypnia Curt. 71.
Tegminum apice parabolice rotun-
areolls nudis..... .. BRMUBNT BUN 12
2a: areolis dense pilosis...... Gen. Trichostegia 76.
. Tibiis spinis fuseis ........ 08 eitann,
Tibtis spinis|testacels ........ ..... Sp. Pagetana Curt.
3. Tibiarum spinis et calcaribus longis.. Gen. Oligostomis 73.
Tib. spinis nullis, cale. brevibus...... Gen. Holostomis Perch. 75
. Tegminibus fuseis, piceo-nervosus.... Sp. Ruficrus Scop.
Tegminibus reticulatim variegatis......... 74.
. Capite carina longitudinali........... Sp. Reticulata L.
Capite torulis transversis...........- Sp. Clathrata Hffsgg.
. Alarum margine maculato............ Sp. Altaica Fisch.
Alarum margine brunneo ............ Sp. Phalaenoides Uddm.
, Teesminibustyittalis Me. usanensaemesensine 21:
Teeminibus' taseilalis......-erro. . ehdeth Sp. Minor Curt.
. Sectore apicali 4 in ala quadruplo lon-
gior quam linea postica areae discoidalis 78.
Sectore apicali quartoin ala duplo lon-
gior quam linea postica areae dis-
COLÄAIUSIN PET ELA. NSRR- ora ar anoı a aranapenchchen Sp. Variegata Vill.
d' appendices superi paralleli, apice in-
erassato sursum et extrorsum flexo
appendices inferi rotundato -foliati,
segmentum abdominale ultimum in-
fra rotundato gibbum; Q appendices
lobis lateralibus rotundato-obtusis;
antennis brunneis, nigro-annulatis Sp. Striata L.
dj! appendices superi non paralleli,
apice incrassato introrsum et sursum
flexo, appendices inferi quadrato-fo- .
liati, segmentum abdominale ultimum
infra linguaeforme productum; Q
9:
80.
95.
96.
70.
529
appendices lobis lateralibus acumi-
tis; antennisluteis, brunneo-anuulatis S. Grandis L.
Tibiis intermediis bicalcaratis.............- 8.
Tibiis intermediis tricalcaratis ..... Gen. Aydronautia 88.
Tibiis intermediis quadricalcaratis...... 89.
Tibiis' posticis bicalcaratis ............... SE.
Tibiis posticis quadricalcaratis............ 84.
. Area discoidali in ala clausa........ Gen. Barypenthus Bom. 82.
Area discoidali in ala aperta........ Gen. Dasystoma Rbr. 83.
. Tegminibus concoloribus............. Sp. Concolor Brm.
Tegminibus bicoloribus...... BEOSA... Sp. Rufipes Brm.
. Tegminibus concoloribus ...........: Sp. Concolor.
Tegminibus bicoloribus.............. Sp. Maculatum Geoffr.
. Area discoidali in ala celausa... .... Gen. Notidobia Stph. 85.
Area discoidali in ala aperta........ Gen Prosoponia Leh. 86.
Ba so LS ER RE ER REES RIE NE Sp. Ciliari L.
LCapiteguniclore ts I N seele 87.
Capkeihleodue.k ».. 222022 202: Sp. Collaris Schk.
MAIennisDluteise kühl... u. Sp. Multiguttata Pict.
Antenmstalbisttk. nah... aan Sp. Festiva Rbr.
. Tegminibus concoloribus............. Sp. Albicans Ztt.
Tesgminibus bicoloribus.............. Sp. Nubila Stph.
. Subcosta in tegmine deest .......... Gen. Silo Curt.
. Anastomosi antica cum postica et ar-
eulo in tegmine junctis..............0. 91.
Anastomosi antica a postica remotis...... 94.
. Area cubitalis in tegmine anastomo-
BENBAUDINEHUN her. fafee sersleiera aan ale Gen. Plectrotarsus 92.
Area eubitalis in tegmine anastomosim
DonFattingit: OR... Seren Gen. Zasiostoma Rbr. 93.
a N RR ante Bee teletate Sp. Gravenhorstii.
REES, DR re er sicht ee Sp. Vulgatum Ol.
. Area interclavali in tegmine in apice
angulosa et longa, tibiis spinosis.. Gen. Aspatherium 9.
Areainterclavali in tegmine ad apicem
acuta et brevis, tibiis absque spinis Gen. G@oera Hffsgg. 96.
Ramo primo radii discoidalis (seetoris
radii) in tegmine paulo prius partito
quam secundo, areolaapicali prima me-
dium areae discoidalis non attingente Sp. Fuseicorne Pict.
Ramo primo radii discoidalis in teg-
mine multo prius partito quam secun-
do, areola apicali prima medium areae
discoidalis transgrediente..........- Sp. Pieicorne Pict.
Antennis infra pinnatis............... Sp. Irrorata Curt.
Antennis non’pinnatis. ....zecsureeeueect 70.
Antennis #uscant „UBS en eeeer Sp. Dalmatina.
Antemnis albis'.......: Ama. audiles Sp. Hirta FE.
71. Tibiis intermediis bicalcaraltis............. 72.
Tibiis intermediis tricalcaratis........ Gen. Hydrorchestria 11.
72. Anntennis pinnatis........ er ihisayle Gen. Naryecia Stph. 73.
Antennis simplieibus........ 2......: Gen. Hydroptila Dalm. 74.
73. Tegminibus bicoloribus.............. Sp. Elegans Stph.
Tegminibus unicoloribus............. Sp. Aterrima Br.
74. Antennis unicoloribus ....... ...... Sp. Tineoides Dalm.
Antennisisbigoleribus®). ....... .aIleg2. x. 75.
15. Antennis) annulatısı „AR... nun ee 76.
Antennis non annulatis, fuseis, apice
BLUnNEISYIROBAEN U N uecnierae Sp. Costalis Curt.
76. Antennis annulis duobus fuseis....... Sp. Sparsis Curt.
Antennis annulis tribus brunneis..... Sp. Brunneicornis Pict.
77: Antennis unieoloribus................ Sp. Sexmaculata Curt.
Antennis ‚bicolomibusan. .. .....neseeene Sp. Multipunctata Curt.
18. Ocelliyadsunt, maenl.22....:220002:3% Trib. 1. Rhyacophili-
dae Stph. 79.
Ocelli desunt aut minimi .......eeeere... 101. -
79. Tibiis antieis absque calcaribus,..... Gen. Pfilostomis 80.
Tibiis. antreissealearatis........ „0... 31.
SD. Jer27 ern be RO a La > ee Sp. Kovalevskii.
81. Tibiis antieis triealearatis............ Gen. Crunophila 82.
Tibyis anticis bicalcaratier. u... 92. 86.
82. Antennis concoloribus...... "onen. DB Umbrosa B-
Antennis.annulafis ....."2 00% BMA0S.G. 83.
83. Appendicibus maris aduneis.......... Sp. Longipennis Curt.
Appendieibus maris........... HOSEN TAREREN 84.
84. Appendicibus maris simplieibus...... Sp. Dorsalis Curt.
Appendicibus maris intus unidentatis...... 85.
85. Parastigmate in tegmine concolore.... Sp. Irrorella Rbr.
Parastigmate in tegmine viridi....... Sp. Stigmatica.
86. Calcaribus tibiarum anticarum minimis..... 87.
Calcaribus tibiarum anticarum reliquis
aegualibus.. 0... 2. Medugk au DIHERENT: 95.
87. Tegminibus latis, abdomine armato.... ... 88.
Tegminibus angustatis, abdomine non
armato sun RITA Gen. Chimarrha Lch. 9.
. Area discoidali in tegmine et ala clausa Gen. Glossosoma Curt. 89.
Area discoidali in tegminetantumclausa Gen. Pfilocolepus 90.
. Tegminibus in apice concoloribus,... Sp. Fimbriatum Stph.
Tegminibus in apice maculatis...... Sp. Boltonii Curt.
. Corpore,;niero 7.20. 2. 98995. 1TALDSER DENKEN, 91.
Corpor& brumneo). AM. une ne 93.
. Pedibuasil eonevloribug®. i............ Ru
Pedibus bicoloribus ................. Sp. Fuscipes Curt.
: Pedibus Bei AN. in kanenann Sp. Funereus Ol.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
92:
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
Bedihusllochraceis. sansstisnsal22$. .. Sp. Comatus Pict.
Antennis concoloribus............... Sp. Laniger Pict.
Aukenntsllannulatis IR un nee. Sp. Setiferus Pict.
Tegminibus concoloribus, atris...... Sp. Morio Brm.
Tegminibus bicoloribus........-..... Sp. Marginata L.
Pedibus intermediis feminae dilatatis Gen. Aphelocheira Stph. 96.
Pedibus intermediis feminae non dila-
tat N ey. Gen. Philopotamus Lech. 98. |
Tegminibus bicoloribus........ ...... AIR:
Tegminibus concoloribus ........ -.. Sp. Subaurata Stph.
Tegminibus luteo-maculatis .......... Sp. Flavomaculata Pict.
Tegminibus brunneo-maculatis,...... Sp. Ladogensis.
Palporum maxillarium articulo apicali
vix longiore tertio, secundo longitu-
dien guantia Sp. Ramburii.
Palporum maxillarium articulo apicali
multo longiore, secundo tertio bre-
VIORENNGUARLONN: Mia ns ala ell 99,
Antennis concoloribus....... oo Sp. Variegatus Scop.
Antennis.annulatis. u... heann.e. 100.
Antennis rufo-annulatis, maris appen-
dieibus sursum flexis, areola apicalis
prima tegminum anastomosim non
AtEINSIENS cl a ee ee . Sp. Montanus Don.
Antennis brunneo-annulatis, maris ap-
pendieibus deorsum flexis, areola
apicalis prima tegminum anastomo-
BIRWaRINGEnaN AN ten . Sp. Scopulorum Leh.
Antennis crassis, brevioribus quam
tesmmale 2. aha Trib. 2. Psychomyidae
Curt. 102.
Antennis filosis, longioribus quam .
team ame Se 1 NER Lee» SUTAN,
Tibiis antieis tricalcaratis.............. 103.
Aipriskantieisuprealearatisergen ser 110.
Radii discoidalis in tegmine ramus an-
terior dichotomuse.. Sa. aeg Gen.Plectrocnemia Curt.104.
Radii discoidalis in tegmine ramus
anterior et posterior dichotomus... Gen.Polycentropus Curt.107.
Teeminibus maculatis. U. ...n..2...... 105.
Tegminibus immaculatis, totis aureis Sp. Arata.
Tegminibus maculis albidis et aureis,
rotundis...... GE RR Sp. Atomaria Schk.
Maculis in tegminibus aequalibus et
regulariter, seriatim dispositis..... Sp. Irrorata Curt.
Maculis in tegminibus inaequalibus
et irregulariter dispositis........... Sp. Liturata.
107.
108.
109.
110.
111.
112.
113.
114.
115.
124.
Tegminibus hieoloribus................. 108.
Tegminibus concoloribus............... 109.
Maculis luteis in tegminibus......... Sp. Bimaculatus L.
Macula alba in tegminibus ......... Sp. Unipunctatus Stpb.
Antennis, annulatis. va ..... 0 enuse en Sp. Urbanus Pict.
Antennis concoloribus ‚......222200. Sp. Unicolor Pict.
Tegminibus valde angustatis et acu-
Minatisyiaansttil anne) senden Gen. Psychomyia Ltr. 113.
Tegminibus latis et parabolice rotun-
daS? ade area oje nein nase ne eher 111,
Palporum maxillarium articulis duobus
basalibus brevissimis .......ceecco. Gen. Tinodes Lch 115.
Palporum maxillarium articulo uno ba-
SalıyDrewyissimo 21 al are. 112.
Palporum maxillarium articulo tertio
duplo longiori, quam secundo...... Gen. Potamaria Lech. 126.
Palporum maxillarium articulo tertio
aequalı seenndes Ay... Gen. Beraea Stph. 124,
Tesminibusgaureis a9. .....:000ce0e ua 114.
Tegminibus griseo-fuseis............. Sp. Phaeopa Stph.
Antennis albo-annulatis.............. Sp. Annulicornis Piet.
Antennis luteo-annulatis............. Sp. Gracilipes Curt.
Antennis ochraceo annulatis......... Sp, Subochracea Stph.
Tibiae intermediae feminae non di-
latataeı. ... 0... 0 re art 116.
Tibiae intermediae feminae dilatatae Subgen. Zomoeocerus 121.
. Antennae intus erenatae wer. ins aerare Subgen. Zormocerus 117.
Antennae non crenatae ....... ee Subgen. Oncocerus 118.
Een ae elee" (ale) san EDEL FOLIE Sp. Crenaticornis.
5 Antennisy annulatispa N. ... .. nascaene- en. 1119).
Anteunis concoloribus....,.......anccun 120
. Antennisin basiannulatis, thyridioalbo Sp. Albigutta.
Antennis supra medium annulatis, thy-
21a10 nullo.... Ag. ea nina Sp. Waenerii L.
SANLENNISFOCHTAGEIS. N.» 2.2 2 an Snercrera Sp. Xanthoceras Stph.
Antennis brunneis,... a tree ara Sp. Flaviceps Stph.
+ Tegsminibus unicoloribus. ....... creme.» 122.
Teeminibus bieoloribus,.res »smigren rl: 123.
. Antennis ochraceo et fusco-annulatis Sp. Pusillus F.
Antennis tantum supra subtilissime
brunneo-anawlatis .ı.i- +. piaeis aie Sp. Obscurus Stph.
. Tegminibus ad apicem nebulis fuseis
eifpunchtsgalbise „am .eeen ern neneee Sp. Albipunctatus Stph.
Tegminibus ad apicem tantum albido-
maceulatisyscr ans - Re -alltecter Sp. Affinis.
Tarsis nIeTis..... . ..n AagdsanpaRnt € Sp. Pygmaea F.
Trarsis, TUSCIS wer tee eennn N RER 1 N!
125.
126.
127.
128.
129.
130.
131.
132.
133.
134.
135.
136.
137.
138.
139.
533
Tegminibus albido-punctatis........- Sp. Albipes Stph.
Tegminibus impunctatis .........:.. Sp. Marshamella Stph.
Tarsis testaceis, calcaribus anticis bre-
WISSIMIS nam ll EN er PER Sp. Picteti.
Tarsisfuscis, calearibusanticis brevibus Sp. Schmidti.
Antennarum articulo basali conico, pal-
porum maxillarium articulo apicali
Haselliformi:. Alla. ar. : Fr EEE Trib.3.Hydropsychidae
Stph. 128.
Antennarum articulo basali cylindrico,
palporum maxillarium hirtarum ar-
ticulo apicali brevi, cylindrico ..... Trib. 4 Mystacididae
Brm. 138.
Tibiis antieis bicalcaratis............ 100129:
Tibiis antieis absque calcaribus..... Gen. Macrostemum 137.
Tibiarum calcaria aeque longa ...... Gen. Aydropsyche Pict. 130.
Tibiarum anticarum calearia multo bre-
MOL EAN RA . Gen. Macronema Pict, 136.
Tegminibus immaculatis......ceeceecc.. 131.
Resminibus maculatis! .asier Alusas. 132.
Tegminibus non diaphanis, fusco-ner-
VOSIst ea a fear . Sp. Angustipennis Curt.
Tegminibus diaphanis, testaceo-ner-
VOSISEr des eeerfa Sp. Newae
Tegminibus fuscis, aureo-pilosis ........ 135.
Tegminibus in substantia fusco -ma-
eulatisf. yyaiaay a Atlardsngesgleiere 133.
Tegminibus praeterea tigrinis.......... 134.
Tegminibus praeterea albo et luteo-
Vanlezalls 2... .22.-. 39e- Drlaselsr Sp. Fulvipes Curt.
Tegminibus praeterea aureo-tigrinis.. Sp. Tenuicornis Pict.
Tegminibus praeterea livido-tigrinis.. Sp. Atomaria Gml.
Tegminibus praeterea albido-tigrinis. Sp. Guttata Pict.
Tegminibus praeterea obsolete stra-
mineo irroratis......... reiten Sp. Pellueidula Curt.
Tegminibus praeterea aureo-tigrinis Sp. Tincta Picet.
Tegminibus ceinereis, nigro-vittatis.. Sp. Speciosum Brm.
Tegminibus testaceis, livido-vittatis Sp. Agrophum.
Tegminibus testaceis, argentato fas-
EEE ee müuenct Sp. Lineatum Pict.
Tegminibus testaceis, brunneo-vittatis Sp. Scriptum Rbr.
Tegminibus fuscis albido - argenteo
maculatis ...:....0: +. Ausdisierent ».: Sp. Hyalinum Pict.
Tegminibus aureo- brunneis,..... ... Sp. Auripenne Rbr.
Tibiis, antieis biealearatis..... ...... 0. ,- 4199
Tibiis antieis absque calcaribus.... Gen. Seiodes Rbr. 158.
Calcaribus antieis brevibus ............: 140.
534
Calcaribus antieis reliquis aequalibus . . 140.
140. Tibiis reliquis bicalearatis....... Gen. Ceraelea Lech. 141.
Tibiis reliquis quadricalcaratis....... Gen. Blepharopus 142.
AN DRIN RR en teste Ken ehe Sp. Nervosa Cog.
142.0. 0.000 0 a NEE Er REITEN ... Sp. Diaphanus.
143. Tibiis intermediis et posticis quadri-
calearatis oa. 2 en 20... Gen. Molanna Curt. 145.
Tibiis intermediis biealcaratis. ...... 144.
144. Tibiis postieis triealearatis ... . .. Gen. Triplectides 146.
Tibiis postieis bicalcaratis........ Gen. Mystacides Ltr. 147.
145. Tegminibus latis, antennis serratis. . Sp. Albicornis Scop.
Tegminibus angustis, antennis non
BERRATÄS 2 ee ae Sekte Sp. Angustata Curt.
146. Tegminibus testaceo-et fusco-pilosis . Sp. Gracilis Brm.
Tegminibus flavo-et fusco-pilosis . .... Sp. Princeps Brm.
147. Tegminibus anastomosi obliqua ...... 148,
Tegminis anastomosi recta (transversa) . 157.
148. Tegminibus unieoloribus .......... 149.
Tegminibus bicoloribus ......-... 150:
149. Tegminibus ochraceis, areola apicali
quinta basi lata ............. Sp. Ochraceus Curt.
Tegminibus lividis, areola apicali n
quinta basi angustata.... ...... Sp. Hecticus Zit.
Tegminibus nigro-brunneis ...... Sp. Niger L.
150. Tegminibus unimaculatis .......... 151.
Tegminibus pluries maculatis....... 152.
151. Tegminibusfuseo-ochraceis,arculoalbo Sp. Fennicus F.
Tegminibus aureo-ochraceis, arculo
BUbEOR ET ee RER. 2... Sp. Perfusus Stph.
Tegminibus aureis, arculo albo, apice
aureo-Ambrrato . .. MN. Sp. Aureus Pict.
152. Tegminibus aureis, parastigmate et
arculo albo, apice albo-fimbriato . . Sp. Sericeus.
Tegminibus pluries quam bimaculatis . . 153.
153. Tegminibus niveis, nervis nigro-brun-
neo-punctatisitt! RE BIENEN Sp. Uwarowii.
Tegminibus fusco-ochraceis, aut nigro-
brunneismu rin. do ARE 154.
154. Tegminibus fusco-ochraceis, in fasciis
duabus interruptis albido-luteo ma-
culatıs ROTER 0, BREITEN Sp. Bifasciatus Foure.
Tegminibus nigro-brunneis .......- 155.
155. Capite brunneo-piloso, tegminibus
albo-maenlatis!. „Wi. rn... Sp. Affinis Lch.
Capite niveo-pilos0 .... 22. .... 1156]
156. Tegminibus albo-quadrimaculatis . ... Sp. Albifrons 2:
Tegminibusalbo etumbrino trifasciatis Sp. Genei Rbr
157.
158.
159.
160.
Tegminibus aureo-ochraceis....... Sp. Rufus Stph.
Anastomoses tegminum rectae....... 159.
Anastomoses tegminum obliquae ..... 161.
Tegminum apice rotundato, anastomo-
SibusJeontinuis,..i....... 60. IK. - Sp. Sexpunctata.
Tegminum apice attenuato, anastomo-
SIBHSATEMOLIST., „sachen, kan Sit ana: 160.
Antennis non annulatis ......... Sp. Lacustris Pict.
Antennis in basi nigro-annulatis.... . Sp. Fusca Br.
. Anastomoses tegminum omnes obli-
quae, tegminum apex spathulatus . . . 162.
Anastomosis tegminum prima recta,
reliquis obliquis, tegminibus lanceolatis 163.
. Tegminibus nigro-coeruleis ...... Sp. Azurea L.
Tegminibus aureis, nigro-fasciatis ... Sp. Quadrifasciata F.
. Tegminibus nigris, albo maculatis . . Sp. Interrupta F.
Tegminibus argenteo-aut aureo-sericeis . 164.
. Tegminibus albo-nigroque punctatis . Sp. Punctata F.
Tegminibus niveo-argenteo punctatis Sp. Hiera.
Correspondenzblatt
des
Naturwissenschaftlichen Vereines
für die
Provinz Sachsen und Thüringen
ın
Halle.
1860. Juni. Ne, VL
—_.
Die Mitwochssitzungen wurden am 6. 13. 20. und 27 d.M. ge-
halten und zwar bei der im Allgemeinen nur geringen Theilnahme
durch freie Unterhaltung über verschiedene Gegenstände, die zu pro-
tocolliren für nicht nöthig erachtet wurde.
Für die Vereinsbibliothek gingen folgende Bücher ein:
1. L. Pohl, das Licht, der materielle Urgrund aller Dinge oder die
Bausteine des Weltalls. Ein Vortrag. Oppeln 1860. 8. bei W.Clar.
2. Andr. Neubig, offnes Sendschreiben an Hrn. Professor Dr. M -
J. Schleiden über Raum und Zeit. Nürnb. 1860. 8. C.H. Zehsche
Buchhandlung.
3. L. Appia, lettres & un collegue sur les blesse8 de Palestro, Ma-
genta, Marignano et Solferino. Geneve 1859. 8.
4. Bericht über Gründung und Thätigkeit des landwirthschaftlichen
Vereines zu Nossen im Königreich Sachsen zufolge directoriellen
Auftrages und zur Feier des 25jährigen Bestehens des Vereines
erstattet von Dr. Müller, O. v. Schwerdtner- Pomeiske und Dr.
Groh. 4. Nossen 1860.
5. C. E. Bock, die Homöopathie, ein Gewebe von Täuschungen, Un-
wissenheit und Unwahrheit im Interesse der Volksaufklärung be-
leuchtet. Leipzig 1855. 80. E. Keil.
6. E. F. Ph. v. Martius, über die Entwicklung der Botanik seit
dem Bestehen der k. botanischen Gesellschaft zu Regensburg.
Ein Vortrag in der Sitzung der Gesellschaft am 15. April 1860. 40.
Nr. 5 und 6 Geschenk des Hrn. E. A. Zuchold,
7. Mittheilungen des Vereins nördlich der Elbe zur Verbreitung na-
turwissenschaftlicher Kenntnisse. Heft 1—4. Kiel 1857 — 1859.
80, Akademische Buchhandlung.
8. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft XI. 4. Berlin
1860. 80,
9. Abhandlung des zoologisch -mineralogischen Vereines in Regens-
burg. VIII. Regensburg 1860. 8°.
10. XXVI. Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde
erstattet von E. Weber. Manheim 1860. 80.
11. Achter Bericht der oberschlesischen Gesellschaft für Natur- und
537
Heilkunde. Mit 3 Tff. Giessen 1860. 8°,
12. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens.
IV. Jahrgg. 1857—58. Chur 1859. 80.
13. Erster Bericht des Offenbacher Vereines für Naturkunde über seine
Thätigkeit von seiner Gründung am 10. März 1859 bis zum 13.
Mai 1860. Offenbach 1860. 8°.
14. Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in
den kgl. preuss. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde redi-
girt von K. Koch. Berlin 1860. 8%.
15. Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift. Herausgegeben
von der physik. medicin. Gesellschaft. Redigirt von H. Müller,
A. Schenk, R. Wagner, I. 1. Würzburg 1860. 8.
16. Quarterly Journal of the geological society of London 1860. II.
London 1860. 8°.
17. Fr. Klotzsch, Linne’s natürliche Pflanzenklasse Tricoccae des
Berliner Herbariums im allgemeinen und die natürliche Ordnung
Euphorbiaceae insbesondere. Berlin 1860. 4°. — Geschenk des
Hrn. Aug. Garcke.
18. Aug. Garcke, Flora von Nord- und Mitteldeutschland.. Zum Ge-
brauche auf Excursionen, in Schulen und beim Selbstunterrichte.
Fünfte Auflage. Berlin 1860. G. Bosselmann. — Geschenk des
Hrn. Verfassers.
Bericht der meteorologischen Station ın Halle.
Januar.
Das Barometer zeigte zu Anfang dieses Monats bei WNW und
bedecktem Himmel den Luftdruck von 27'9”,29 und war noch bis
zum 2. Abends 10 Uhr in langsamem Steigen begriffen. Darauf aber
sank es mit grosser Schnelligkeit bei vorherrschend südwestlicher
Windrichtung und meistens trübem Himmel bis zum 3. Nachm. 2 Uhr,
wo es bei SW den niedrigen Stand von 26‘'10‘‘,30 erreichte. Darauf
stieg das Barometer sehr schnell bei WNW und erreichte schon am
8. Abends 10 Uhr eine Höhe von 283,02. Auf diese stürmische
Schwankung folgte ein langes langsames Sinken des Barometers un-
ter geringen Schwankungen bei sehr veränderlichem Wetter bis zum
24- Abends 10 Uhr, (27‘0‘,68) — worauf das Barometer bei W und
trübem Himmel wieder schneller stieg und am 28. Abends 10 Uhr
einen Luftdruck von 2710,86 zeigte. An den folgenden Tagen fiel
das Barometer sehr schnell bei NW und trüben und feuchten Wetter
bis zum 31. Morgens 6 Uhr (27'0‘,28), worauf es bis zum Abend
desselben Tages noch bis 272,32 stieg. Es war der mittlere Ba-
rometerstand im Monat = 27‘8’',17. Der höchste Stand im Monat
538
war am 8. Abends 10 Uhr bei WNW = 28‘3'',02. Der niedrigste
Stand am 5. Nachm. 2 Uhr bei WSW = 26‘10'‘,30. Demnach be-
trägt die grösste Schwankung im Monat = 16,72. Die grösste
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 3—4. Morg. 6 Uhr beob-
achtet, wo das Barometer von 27'980 auf 27''2°',34, also um 7',46
fiel. Die Wärme der Luft war im Verhältniss zur Jahreszeit sehr
hoch. Am ersten Tage des Monats beobachteten wir eine mittlere
Tageswärme von 80,5. Diese sank langsam bis zum 8. auf — 3,8 und
stieg dann wieder eben so langsam und ohne erhebliche Schwankun-
gen bis zum 25. auf 3,0. Darauf sank sie noch einmal langsam bis
zum 29. auf 0%,2 und stieg dann wieder bis zum Schluss des Monats
auf 20,3. Die mittlere Wärme des Monats war = 1°,64. Die höchste
Wärme wurde beobachtet am 1. Nachm. 2 Uhr -- 90,8 die niedrigste
Wärme am 15. Morg. 6 Uhr = — 69,3.
Die im Monat beobachteten Winde sind:
Ni=8. NO = 18 NNO = 9 ONO = 9
9: = 0 180 = 10.1 NNW— 2 0OSO = 0
Ss = 2 NW= 8 | sSSO = 0| WIW=18
een wswWw — 3
woraus die mittlere Windrichtung berechnet wurde = W — 4901728‘,
37 —N.
Die Feuchtigkeit der Luft war ziemlich gross, die mittlere re-
lative Feuchtigkeit der Luft war 83 pCt. bei dem mittleren Dunst-
druck von 1‘,99. Dabei war der Himmel durchschnittlich wolkig.
Wir zählten 4 Tage mit bedecktem, 9 Tage mit trübem, 11 Tage
mit wolkigem, 3 Tage mit ziemlich heiterem, 3 Tage mit hei-
terem und 1 Tag (am 10.) mit wolkig heiterem Himmel. An 8
wurde Regen, an 4 Tagen Regen und Schnee und an einem Tage
Schnee beobachtet. Die Summe der an diesen Tagen gefallenen Was-
sermenge beträgt — 1386 (110,7 aus Regen und 27‘,9 aus Schnee)
par. Kubikzoll, was einer Wassersäule von 11‘‘,55 gleichkommen würde.
Februar.
Das Barometer zeigte zu Anfang des Monats bei W einen Luft-
druck von 27‘'5‘‘,15 und stieg bei vorherrschendem NNW und schneeigem
Wetter bis zum 4. Morg. 6 Uhr auf 28°1‘‘,05. Darauf fiel das Baro-
meter bei vorherrschendem WSW und häufigem Schneewetter unter
heftigen Schwankungen bis zum 8. Abends 10 Uhr (27'421) worauf
er unter geringern Schwankungen bei vorherrschendem NO und häu-
figem Schneefall bis zum 14. Abends 10 Uhr stieg und die Höhe von
28'251 erreichte. An den folgenden Tagen fiel das Barometer an.
fangs langsam bei NNO am 19. aber sehr schnell bei WNW und
zeigte am 20. Morg. 6 Uhr den geringen Luftdruck von 270,42,
Während an den folgenden Tagen der Wind eine vorherrschend nord-
östliche Richtung behauptete, stieg das Barometer anfangs schnell,
dann langsamer bis zum 24. Morg. 6 Uhr (28''2‘56) worauf es bis
zum 26. Morg. 6 Uhr bei derselben Windrichtung langsam, dann aber
539
bei W bis zum 27. Nachm. 2 Uhr sehr schnell sank (27''0',45). Bis
zum Schluss des Monats erreichte es noch die Höhe von 271056,
Während der letzten Hälfte des Monats war das Wetter zwar im All-
gemeinen trübe, jedoch nur in den letzten Tagen des Monats auch
feucht. Der mittlere Baromeierstand im Monat ist = 27'8‘,38; der
höchste Stand am 28. Morg. 6 Uhr bei NÖ war 28'256; der nied-
drigste Stand am 20. Morg. 6 Uhr bei NO = 27'042. Demnach
beträgt die grösste Schwankung im Monat — 14,14. Die grösste
Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 26—27. Morg. 6 Uhr be-
obachtet, wo das Barometer von 28‘0',90 auf 271‘“,48, also um
10',42 fiel. Die Wärme der Luft war auch in diesem Monat ziem-
lich hoch. Im Anfang des Monats stand sie wenig unter 0 und stieg
bis zum 8. auf 20,6 worauf sie aber bis zum 14. auf — 4,9 herab-
sank. Darauf stieg sie bis gegen das Ende des Monats (c. 3°) in
dem sie nur eine grössere Schwankung machte. Es war die mittlere
Wärme = — 00,82, die höchste Wärme war am 28. Nachm. 2 Uhr
= bei WSW = 49,4; die niedrigste Wärme am 11. Morg. 6 Uhr
bei NO= — 7°;8.
Die im Monat beobachteten Winde sind:
N = 21 NO = 19 NNO = 8 ONO = 0
O0 =0 so = 0 NNW= 1 0OSO = 0
Ss = NW =.9 SSO = 0 WNIW= 1
We 9 SW= 4 SSIVZE ss! WSW= 8
Daraus ergiebt sich als die mittlere Windrichtung im Monat
= W — 78031979 — N.
Die Luft war in diesem Monat ziemlich feucht. (Relative Feuch-
tigkeit = 82 pCt. mittlerer Dunstdruck = 1‘‘,57) der Himmel war
durchschnittlich wolkig. Wir zählten 5 Tage mit bedecktem, 9
Tage mit trübem, 7 Tage mit wolkigem, 4 Tage mit ziemlich
heiterem, 4 Tage mit heiterem und keinen Tag mit völlig hei-
terem Wetter. An 2 Tagen wurde Regen und Schnee gemischt,
an 17 Tagen Schneefall beobachtet und es beträgt die Summe der
an diesen Tagen niedergefallenen Wassermenge = 175‘,7 (163',0 aus
Schnee und 12,7 aus Regen und Schnee) paris. Kubikzoll. Dieser
Wassermenge würde eine Regenhöhe von 14,64 gleichkommen.
Weber.
(Druck von W. Plötz in Halle.)
Soeben ist vollständig erschienen und in allen Buch-
handlungen zu haben:
Dr. Wilh. Schilling,
(früherer Conservator am zoologischen Museum zu Greifswalde
und Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften.)
Hand- und Lehrbuch für angehende
Naturforscher
und Naturaliensammler
‘oder gründliche Anweisung die Naturkörper aller drei
Reiche zu sammeln und zu beobachten, in Naturalien-
sammlungen aufzustellen und für die Dauer aufzubewahren,
namentlich Thiere aller Arten, Säugethiere, Vögel, Reptilien,
Fische, Mollusken, Crustaceen, Insecten, Roth- und Einge-
weidewürmer und Zoophyten auszustopfen, zuzubereiten
und zu versenden, so wie Pflanzen einzulegen und zu trock-
nen, Herbarien, Frucht-, Holz-, Mineralien- und Petrefakten-
sammlungen anzulegen, sowie ganze Naturhistorische Mu-
seen einzurichten und in ihrer Schönheit zu erhalten; —
mit Hinzufügung vieler eigener naturhistoricher Beobach-
tungen und Entdeckungen.
In 3 Bänden, Preis 5 % 15 Jd. — Erster Band (Das All-
gemeine, sowie Anweisung zum Sammeln und Beobachten der Rück-
gratthiere und eine systematische Eintheilung derselben). Geh. 1.94
15 JH. Zweiter Band, Anweisung zum Sammeln und Beobachten
der rückgratlosen Thiere, der Pflanzen, Mineralien und Versteinerun-
gen und eine systematische Eintheilung derselben). Mit 27 Abbildun-
gen.) Dritter Band (enthält die eigentliche Taxidermie, d. h. das
Präpariren der Thiere, wie die Anlegung und Einrichtung naturhisto-
rischer Sammlungen. Mit 63 Abbildungen) 2.%. Jeder dieser drei
Bände bildet ein für sich abgeschlossenes Ganzes und wird zu den
obigen Preisen einzeln abgegeben.
anna
Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.
Dogt, Carl, Grumdriß der Geologie,
Mit 473 in den Text eingedruckten Holzschnittten. 8. geh.
Preis 2 Thir. 10 Gr.
Der vorliegende Grundriss wurde grösstentheils nach dem in
zwei Bänden erschienenen Lehrbuche der Geologie und Petrefacten-
kunde, welches allgemein die günstigste Aufnahe gefunden, bearbeitet
und soll derselbe als Leitfaden bei Vorlesungen und zum Compen-
dium-für Studirende ‚sowie für das erste Selbststudium dienen.
Te
hi
AT 0. a“ zu
Zeitschrift fur
v.15 1860
uallillin