^n*
^d
U2 a Si
^c*f
,\
*4T
<** >%
Ä?
■ „ -
Ka
i ' i Q
i\ -
1
•0-.
ZEITSCHRIFT
FÜR
DEUTSCHES ALTERTHUM
UND
DEUTSCHE LITTERATÜR
HERAUSGEGEBEN
VON
ELIAS STEINMEYER
VIERUNDDREISSIGSTER BAND
DER NEUEN FOLGE ZWEIUNDZWANZIGSTER BAND
BERLIN
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG
1890
?F
BEDEUTUNG DER BUCHSTABEN.
Von diesem stücke kenne ich bisher folgende fassungen:
a, deutsch, aus der Wiener hs. 2245 des 12 jhs. von
Steinmeyer herausgegeben Zs. 17, 84. diese fassung
war vorher von W Grimm, Über deutsche runen (1821)
s. 316 /* anm. gedruckt worden , jedoch nach ungenauer
lesung. die Tabulae bemerken 2, 42, dass sich in der
hs. f. 69b — 75a ein Liber somniorum interpres ordine
alphabetico befindet,
ß, deutsch, in der hs. 793 der fürstl. Fürstenbergschen biblio-
thek zu Donaueschingen, ibjh.,f. 42b. voran steht 34a
eine deutsche traumdeutung , dann bis 37b Sompnia se-
cundum ordinem alphabeti, im xcesentlichen identisch
mit dem angeführten stücke von ct.
y, deutsch, aus der Grazer hs. 41/85 4° des 15 jhs., von
mir Zs. 18, 81 abgedruckt.
d, lateinisch, aus der hs. Cod. chart. B 53 zu Gotha,
15 'Jh., durch Sievers herausgegebeyi Zs. 18,297.
e, lateinisch, in der hs. der Stiftsbibliothek zu SGallen
nr 692, Promptuarium ecclesiasticum des p. Gall Kemli,
geschrieben zwischen 1466 und 1476, s. 491.
Ich lasse zur besseren Übersicht alle fünf stücke tabellarisch
zusammengedruckt in der beilage folgen.
et hat gar keine einleitung. dagegen steht in ß folgendes:
Ad sompnia. Die primum Iu nomine domini, deus, in nomiue
tuo etc. post aperi librum et considera primam litteram prime
linee. Si liierit A — in y heifst es, dass man des
morgens, um die bedeutung eines nächtlichen traumes genau zu
erkunden (dez ze ende cbömen), zuerst den 50 psalm (Miserere
mei, Deus) beten möge, dann solle man einen psalter nehmen,
denselben im namen der drei faltigkeit (es fehlt dort nach des suns
im texte des heiligen geistes) öffnen und den ersten buchstaben
(wol der ersten zeile) des blattes oben merken, die bedeutung des
buchstabens ist dann zugleich die bedeutung des traumes. ganz
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 1
2 BEDEUTUNG DER BUCHSTABEN
dasselbe besagt die einleitung von ö, nur lässt sie den psalm fort,
die einleitung von e lautet: Sompnile Joseph, quod composuit,
quando captus fuit a Pharaone. Si sompniaris (l. sompoiaveris)
aliquid, quere librum quemcuuque, et prius die dominicam ora-
tionem tribus vieibus, et antequam librum aperias, die: In
uomine patris et fllii et spiritus saneti Amen. Et quameunque
litteram invenis primam in acie primi lolii versus sinistram, talem
hie quere in ordioe alphabeti et penes eundem reeipies inter-
pretationem. der erste satz gibt die autorität für die auslegung
der buchstaben an, indem sie dem berühmtesten traumdeuter der
bibel zugeschrieben wird, statt des psalmes ist das vaterunser,
und zivar dreimal, zu beten, der erste buchstab von links, welcher
auf der aufgeschlagenen seite in der ersten zeile steht, entscheidet
die deutung des traumes. für ßde ist das buch gleichgiltig , aus
welchem das orakel geschöpft wird; dem gegenüber enthält vielleicht
y das ältere, indem es psalm und psalter verbindet.
Das stück ist also in derselben weise aufzufassen wie die
sortes Vergilianae und die protestantische befragung der bibel. auf
diesem principe beruhen auch die punetier- und losbücher: die an-
knüpfung wird dem zu fall überlassen, in einer liste der möglichen
fälle findet man dann die auslegung. —
Dass die drei deutschen auf Zeichnungen , obgleich ßy von et
drei jhh. weit abstehen, auf eine Überlieferung zurückgehen, ist
leicht zu sehen, et und ß hängen für sich aufs engste zusammen,
ebenso haben die beiden lateinischen stücke eine gemeinsame quelle.
in et und ß fällt zunächst auf, dass mehrmals je zwei auf einander
folgende buchstaben dieselbe bedeutung haben, eigentlich ist das
bei den ersten 8 buchstaben der fall, denn für A und B ist wenig-
stens gewalt gemeinsam, CD, EF folgen, und was in et für G
angegeben ist, wird wol nach dem zeugnis von ß auch für H zu
gelten haben, mindestens lässt sich sagen, dass sich bei diesem
stücke widerholt ein par buchstaben in die gute oder üble bedeutung
teilen, das scheint sich noch weiter als auf die ersten 8 buch-
staben zu erstrecken: so haben IK (bei et), XY günstige, QR, TV
ungünstige bedeutung. y bestätigt dieses Verhältnis in mehreren
fällen, waren ursprünglich die 23 buchstaben in solche pare ge-
teilt und blieb vielleicht nur Z übrig? vgl. el. — die bedeutung
der buchstaben ist entweder durch einzelne worte oder kleine sätz-
chen ausgedrückt; die einzelnen worte stehen bei et dreimal (IPß)
BEDEUTUNG DER BUCHSTABEN 3
sicher im accusativ, es ist also ein verbum zu ergänzen, die
übrigen fälle sind zweideutig, werden aber nach ßyde gleichfalls
als accusative anzusehen sein.
Die beiden lateinischen aufzeichnungen stehen sich sehr nahe,
wörtliche Übereinstimmungen, ganz oder teilweise, finden sich bei
ABCDFHROPQSTVX, also in Hunter 23 fällen, der schluss von
ö ist verderbt, in den differenzen bei EGLVIR wird 6 durch die
Übereinstimmung mit aß gestützt, während in diesen fällen e die
bestätigung von y fehlt, nur R ist zweifelhaft, da malos succes-
sus wol nur eine andere ausdrucksweise für die e sonst mangelnde
und in aßyö übereinstimmende deutung sein mag. unter diesen
umständen wird wol d den besseren text gegen e haben.
Aus dem ganzen ergibt sich , dass alle fünf stücke im letzten
gründe auf eine Überlieferung zurückweisen , welche spätestens im
12 jh. entstanden sein muss. die beurteilung der Verhältnisse im
einzelnen ist schwierig, weil von vom herein die möglichkeit münd-
licher tradition mit ganz unberechenbaren Zwischengliedern nicht
ausgeschlossen werden kann.
Bei a ist nicht alles in Ordnung. «A gwalt oder lip legt
WGrimm aao. s. 317 anm. so aus: 'gewalt oder: es geht dir an
dem leben, gefängnis oder tod.' ich halte das nicht für über-
zeugend; einmal, weil ich lip in dieser bedeutung für das 12 jh.
bezweifle, dann, weil ßöe (y hat lanclip vor sich gehabt oder
dessen bedeutung aus lip entwickelt) dafür sprechen, dass lip hier
in et nur ebenso für liep stehe wie lip aN, üb aY. auf aO
gwalt oder din lip darf man sich freilich nicht berufen, weil
darin ein fehler steckt, und dass bei meiner auffassung zwei an-
scheinend verschiedenartige begriffe verkettet werden , bleibt ein be-
denken. — «EF edeli blut; WGrimm liest kaum richtig edelen
bluot, wie er denn überhaupt den text bereits durch eigene zu-
taten verändert hat. was heifst das? blut ist in ösF als sanguis
gefasst worden und das ist auch das wahrscheinlichste, edeliz
bluot wird dann schwerlich etwas anderes bedeuten als: edles blut
wird vergossen. — aG hat drei glieder, wie sie sonst in den deut-
schen stücken nicht vorkommen, reine raüt (WGrimm: reinen
muot) ist sicher falsch: es passt nicht zu den beiden ersten gliedern
und eignet sich auch an sich schlecht zur prophezeiung. ver-
mittelst yF könnte man zu der kühnen Vermutung gelangen, dass
hier vranspuot, vransmuot vorliege, was sich nun freilich zu den
1*
4 BEDEUTUNG DER BUCHSTABEN
beiden ersten gliedern wider nicht schickt, aber vielleicht mich gar
nicht mit ihnen ein ganzes bildet. — al — N sind deutlich. 0 ist
nach ßy unrichtig, vielleicht soll es heifsen gwalt über dinen lip. —
auch aP ist nach dem übereinstimmenden Zeugnis der übrigen
stücke zu ändern, und zwar in allen lust. — was hei [st aQ
gwarheit diues libes? nichts gutes, das zeigt auch y, und in so fern
passt WGrimms annähme: 'gefängnis'. — vielleicht ist «T zu er-
gänzen: zorn oder ferlust. die schrift ist ganz verblasst und un-
gemein schwer zu lesen, WGrimm sah an dieser stelle tot oder
verlust, ivas zwar gut zu y, aber nicht zu ßde stimmen würde. —
bei X vermochte WGrimm das erste wort überhaupt nicht zu er-
kennen, Z las er: daz komet dir. vielleicht steckt daz wirret dir
dahinter (aber ö diminucionem = minnir?), jedesfalls etwas un-
günstiges. — WGrimm schliefst seine bemerkung mit den worten:
'übrigens sind die ursprünglich , wie es scheint , in reime gebrachten
aussprüche schon zu allgemein und sagen gleichsam nur weifs und
schwarz, nichts als liep oder leit aus.' reime kann ich überhaupt
in et nicht wahrnehmen, ich sehe nur zufällige und unregelmäfsige
einstimmungen im klänge einzelner Wörter, auch finde ich die
deutungen nicht weniger bestimmt, als sie sonst in traumbüchern
üblich sind. — a ist oberdeutsch, vielleicht alemannisch.
ß ist sicher aus a oder einem a ganz nahe stehenden stück
hervorgegangen, in 20 unter 23 fällen stimmt es genau zu a.
merkwürdig ist ßl irmoge. ich kann mir das nicht anders er-
klären, als indem ich es zu den beiden vorhergehenden deutungen
ziehe und das ganze mit eH mortem patris matris vel parentum
vergleiche, dann wäre irmoge = ir mäge und val zu ergänzen. —
ßK ist natürlich tumpliche zu lesen, i'reid ist hier und S bairische
laut gebung. — ßM beruht wol auf verhören, denn an msezllchez
ser ist ebenso wenig zu denken wie an menschlichez. — des-
gleichen ist /?N aus cfN misverstanden. — /iOQX ist die zweite
zur dritten person umgewandelt, N und Y ist die zweite person
geblieben, icelche auch in y durchsteht. — ßP ist das bindeglied
zwischen den deutungen dieses buchstaben in a und in den anderen
stücken. — ßK ist verkürzt. — ßS könnte auf scherzen nes muot
zurückgehen, aber auch scherzmuot wäre möglich. — ßT halte ich
fluchen für eine begreifliche umdeutung aus vlust. — auch ßX
wird er nur ans mer verhört oder verlesen sein. — ßZ passt zu
cc, zu y nur, wenn dieses die positive gestalt derselben deutung
BEDEUTUNG DER BUCHSTABEN 5
enthält, und zu diminucionem dX. — die tendenz, deutlicher zu
toerden als et, ist in ß unverkennbar, y hat darin noch fort-
schritte gemacht.
yE scheint die günstige bedeutung michel fräud erst entwickelt
zu haben, als urlouge zu signust gab verändert war. — yC wird
durch Verschiedenheit des ersten ausdruckes von yD gesondert. —
yE fasst zuerst edel von aß für sich, das zweite glied ist ent-
weder daraus entwickelt oder tritt aus bluot verhört. — yE geht,
wie schon erwähnt, wahrscheinlich auf aG zurück. — yG gibt den
sinn von aß, jedoch nur ungefähr wider, wogegen yH genauer bei
den Vorgängern bleibt. — von I — M ist y um einen buchstaben
vor a und ß voraus, was doch wol nur aus mündlicher Über-
lieferung verstanden werden kann. yM widerholt yli und erst yO
lenkt ein. — yQ hat nur loenig berührung mit aß, mehr mit de. —
von S bis X greift y wider aß um einen buchstaben vor. — in
welchem Verhältnis yYL zu aßZ stehen, wird sich nicht ausmachen
lassen.
ÖA. ist das erste glied fortbildung des misverständnisses im
zweiten, 100 viam aus vitam wurde. — deB entspricht mir dem
gewalt in aß. — deC ist merkwürdig und vielleicht nur zu er-
klären , wenn trubesal aus aß als accidia gefasst wurde. — ganz
analog (man sieht, dass CD ursprünglich nur eine bedeutung
hatten) muss man ÖD erklären, woraus eD durch weglassung des
zweiten gliedes xourde. — dE entwickelt ebenso das erste glied von
y weiter, wie eE das zweite, wogegen de¥ das blut von aß auf-
nehmen. — (5GH correspondiert ganz mit aß, indes eG nur durch
misdeutung entstanden ist, eU jedoch ß genauer bewahrt. — dl,
wo sive statt sine gelesen werden muss, ist das einzige zeugnis
für al , vielleicht erklären sich aus der Verteilung in ß die anderen
stücke, el kann ich nur als schlechte fortbildung von d verstehen.
— <5K, woraus eK geworden ist, erklärt sich durch das mittel-
glied y. — ebenso ist deh aus y zu erklären. — dagegen geht
<5M auf aß zurück, ebenso eM, wo dominus aus dolor entstellt
ist. — die irrtümer von de bei N kann ich nicht aufklären, auch
nicht die entscheidende Übereinstimmung von d und e bei 0 (denn
e ist aus d geworden), da muss ein arges verhören oder ver-
tauschen vorgegangen sein. — de¥ stimmen mit aßy. — dQ in
seinem scheu fslichen latein ist nur aus y, sQ nur aus weiterem
misverständnis zu begreifen. — o*R ist natürlich vulneratum für
6 BEDEUTUNG DER BUCHSTABEN
veneratum zu lesen, «R malos successus ist eine schlechte Ver-
allgemeinerung davon. — die Verschiebung der nächsten buch-
staben in y machen de nicht mit. deST stimmt mit aß, dU — X
ist ans versehen für V — Z eingetreten, denn öU gehört zu aß\,
(5V zu aßX , ÖX umfasst aßYZ. wie man die jedesfalls schlecht
überlieferten letzten worte von ö auflösen soll, weifs ich nicht;
et punctum superest, was am nächsten liegt, gibt üblen sinn. —
«VX passt zu d, dagegen ist eY gewis ein misverständnis , und et
passt zu aß nur in so fem, als es ebenfalls auf ungünstiges
hinweist.
Im allgemeinen ergibt sich, dass de durch vermittelung von
y aus aß entstanden zu denken sind. —
Die Verbreitung des Stückes, welche zweifellos viel ausgedehnter
war, als die zahl der bis jetzt bekannten hss. festzustellen ge-
stattet, mag es entschuldigen , wenn darauf eine anscheinend wenig
fruchtbare mühe gewandt wurde.
Graz, 21. 2. 89. ANTON E. SCHÖNBACH.
FREIDANK UND WALTHER.
WGrimm hat 1834 in seiner ersten ausgäbe von Freidanks
Bescheidenheit die Vermutung ausgesprochen, dass unter Frei-
danks namen der berühmte sänger Walther vdVogelweide sich
verborgen habe (s. cxxm — cxxx). zur begründung seiner ansieht
wies er Übereinstimmungen in den lebensverhältnissen, der spräche
und den gedanken der beiden dichter nach, die hypothese fand
viel Widerspruch und wenig unbedingte anerkennung; männer wie
Lachmann und Haupt mochten sich nicht entscheiden. WGrimm
selbst, der mit Zähigkeit an der einmal gelässten meinung fest-
hielt, sammelte immer neues beweismaterial und kam oft im leben
auf seine lieblingshypothese zurück: Gott. gel. auz. 1835 nr 41.
42. 43. 45. — Abhandlungen der Berl. acad. 1849 s. 331 ff Über
Freidank, auch Göttingen 1850. — nachtrag dazu: Abhandl. der
Berl. acad. 1851 s. 257 — 261, auch Göttingen 1852. — Zs. 1
(1841), 30—33. — Über Freidank 2 nachtrag, Göttingen 1855. —
Litt, centralblatt 1857 nr 26. — ebenda 1858 nr 48. — Zs. 11
(1859), 238 — 243 Nochmals über Freidank. — Freidanks Be-
scheidenheit. 2 ausg., Göttingen 1860.
FREIDANK UND WALTHER 7
Eine Widerlegung der Grimmschen hypothese ist in der
folgezeit zu widerholten malen versucht worden: FPfeiffer, Ab-
handlungen zur deutschen litteraturgeschicbte, Stuttgart 1855,
s. 37 — 87, wider abgedruckt in seiner Freien forschung, Wien
1867, s. 163 — 219. — FPfeiffer, Über Rernhard Freidank, Germ.
2, 129 — 163, wider abgedruckt Freie forschung s. 220 — 272;
vgl. Germ. 3 (1858), 367. — Freidanks Bescheidenheit, heraus-
gegeben von Bezzenberger, Halle 1872, einleitung. — Reinhardt,
Walther von der Vogelweide und Freidank. Aschersleben 1878.
da man sich jedoch darauf beschränkte, Verschiedenheiten in den
lebensumständen und gedanken der beiden dichter aufzuspüren,
metrische fragen dagegen nur berührte und sprachliche unter-
schiede gar nicht vorbrachte, so konnte eine vollständige Wider-
legung der hypothese nicht glücken, man gelangte nur bis zur
Wahrscheinlichkeit, wo man gewisheit erhalten konnte, die fol-
gende arbeit soll aufgrund von differenzen im sprach- und reim-
gebrauch den nachweis führen, dass Walther und Freidank nicht
identisch sein können.
1
In der behandluug synonymer worte finden sich zunächst
mehrfache differenzen zwischen beiden dichtem.
1 . biderbe — frum. für das wort biderbe verzeichnet Hornig
in seinem Glossar zu Walther acht belegsteilen aus dessen ge-
dienten; man sollte erwarten, dass es bei dem didactiker Frei-
dank sehr oft begegnen würde, es steht aber nur 28, 17 svoie
biderbe unde beese er si und 90, 1 swer biderbe unde boese hat
ie geliche, daz ist missetdt. der letztere spruch aber, welcher
nur in afhikl steht , kann nicht für echt gelten.
Freidank gebraucht dafür das synonyme frum: 45, 3; 58, 17
(die hss. CD haben hier biderbe, was WGrimm mit unrecht in
den text seiner zweiten ausgäbe aufgenommen hat); 61, 4 (L
wer biderb ist); 87, 23; 89, 9. 22. 24; 90, 4. 5. 7. 9. 11. 16.
18; 91, 1; 101, 10; 103, 8 (B hat hier fromen, die anderen hss.
guoten); 105,23; 118,9. frum kommt bei Walther gar nicht
vor, das Substantiv frümekeit einmal (74, 1 daz kumt von siner
frilmekeit), das verbum frumen und das Substantiv frume 'nutzen'
mehrmals.
Vielleicht ist es nicht zufällig, dass Freidank das wort bi-
derbe an der einzigen stelle gerade in der Verbindung mit boese
8 FREIDANK UND WALTHER
anwendet, biderbe-bcese mag ähnlich wie beste- bosste eine sprich-
wörtliche formel gewesen sein; auch wir gebrauchen wol in
sprichwörtlichen Wendungen zuweilen noch worte, die wir sonst
nicht mehr anzuwenden pflegen, die gleiche gegen überstellung
von biderbe und bcese findet sich:
Winsbeke (MSH i 367a): daz der boesen haz die biderben
ie vermeit und MF 245,25: Swer des biderben swache pfliget,
da bi des boesen wol, der hat si beide verlorn.
2. behagen, dies verbum kommt bei Freidank gar nicht vor,
bei Walther oft (4, 1; 44, 1; 65, 22; 50, 36; 56, 24; 91, 34;
93,12). Freidank sagt dafür gevallen (84,6; 97,22; 114,1;
124, 8; 133, 6; 173, 22; 176, 10), was sich auch bei Walther
findet.
3. wenic. Walther hat es 31, 6; 34, 20; 46, 14; 60, 15;
71,9; 121, 5; Freidank bietet kein beispiel, dafür gebraucht er
lützel viel häufiger als Walther.
4. schätz ist in der Bescheidenheit aufserordentlich häufig:
47,14 (der spruch fehlt in ABCDE); 75,13; 76, 16; 81,9;
87, 2. 5; 147, 1. 3. 5. 7 (nur in Ga). 9. 12 (nur in AB). 15;
148,4; 155,16; 158,27; 172,14. 17; 173,2. 16. Walther
wendet statt dessen synonyma wie hört oder guot an.
5. ieze, iezuo gebraucht Walther 11,4; 27, 6; 57,35;
114,3; 115,26, Freidank gar nicht; denn die verse 77, 2 — 7
sind nur in E überliefert, und 92, 6 schreibt C izzüt , D yetzunt,
E itzt, die anderen hss. haben mm. mm und hiute finden sich
bei beiden dichtem.
6. sicher, sicherliche, sicherlkhen. in Walthers gedienten
finden sich folgende beispiele: 77, 11 dest sicher sunder wdn;
13, 12 daz wizzent sicherliche; 45, 35 sicherliche si verderbent;
77, 37 daz wir daz himelrkhe erwerben sicherliche; 113, 5 (das
lied wird meist für unecht gehallen) sicherlkhen des wirt manic
herze frö.
Es muss auffallen, dass Freidank, der seinen lehren so oft
bekräftigungen hinzufügt, gerade diese worte nie gebraucht hat.
7. sunder. Hornig verzeichnet für sunder ('ohne') elf bei-
spiele aus Walther. Freidank gebraucht das wort nur einmal
141, 5 sunder galten ist daz re (vgl. Walther 19, 13 eintübe sunder
gallen), vermutlich in anlehnung an eine sprichwörtliche aus-
drucksweise.
FREIÜANK UND WALTHER 9
8. streben ist ein lieblingswort Freidanks; es bot ihm einen
bequemen reim auf leben, er hat es zuweilen in seltsamer weise
angewendet, die belegstellen sind folgende: 5, 6; 32, 18; 46, 7;
51,25; 69,1; 75,23 (nur in GHafghik); 109,25; 114, 12;
129, 25 (nur in B; fällt in die lücke von A); 133, 14; 139, 16;
150, 21; 154, 23 (ze lande streben); 156, 5 (ze Akers streben);
176, 7; 177, 5; 54, 20; vgl. 84, 16 swer sine tumpheit über-
strebt. Hornig belegt das wort aus Walthers gedienten nur zwei-
mal: 6, 23; 80, 5. Walther gebraucht öfters synonyma wie
ringen oder werben, von denen das erstere bei Freidank sich
nicht findet.
9. tiuren (wert machen) ist bei Walther nicht selten: 12, 23;
40,23; 43,22; 48,39; 63,25; 69,24; 93,10; 96,2. der
moralisierende dichter der Bescheidenheit würde das wort, wenn
es ihm geläufig gewesen wäre, gewis häufig angewendet haben;
er bedient sich jedoch anderer ausdrücke: 86, 20 mute machet
werdiu lant; 100, 16 ein wip wirt in ir herzen wert; 100, 18
ein man wirt werder dann er si. auch die bei Walther vorkom-
menden verba wirden und unwirden kennt Freidank nicht, wirde
ist bei Walther häufig: 24, 36; 36, 15; 64, 35; 67, 4; 96, 2.
12. 18; 121, 11. in der Bescheidenheit findet sich werdekeit,
das auch Walther hat, aber nicht wirde. unwirde steht 89, 11
der boese dicke diäten muoz unwirde nnde swachen gruoz.
10. wilent. dafür gibt Hornig aus Walther 10 beispiele.
Freidank gebraucht es gar nicht: denn 12, 16 gehört zu dem
nur in NO überlieferten und wol unechten gebet an Maria.
Freidank bezeichnet die Vergangenheit mit e, und zwar gebraucht
er dies wort nicht nur in relativem sinne mit beziehung auf
einen angenommenen zeitpunet, sondern auch absolut von der
Vergangenheit schlechthin (19,7; 61,24; 75,26; 109,3; 148,
22; 149, 1; 158, 22); auch bei Walther bezieht sich e zuweilen
auf die Vergangenheit schlechthin.
11. wip — frouwe. Walther wendet frouwe ganz allgemein
an; Freidank sagt gewöhnlich wip. frouwe steht nur an folgenden
stellen der Bescheidenheit: 13, 8. 16 und 21 in dem wahr-
scheinlich unechten Ave Maria, wo es sich auf die heilige Jung-
frau bezieht; ferner
53, 13 Est liitzel namen dne schämen,
wan he'rren unde f'rouwen namen,
10 FREIDANK UND WALTHER
wo die adligen frauen gemeint sind, eine besondere bewandtnis
hat es ferner mit 106, 4 — 7, wo frouwe von fröide abgeleitet wird.
12. versagen — verzihen. verzihen in der bedeutung 'ver-
sagen' hat Freidank öfters: 77, 22 (fehlt in ABDE). 24; 86, 13.
14; 100, 21. 22; 112, 16 (die zweite hssclasse bietet an keiner
der angeführten stellen verzihen). bei Walther kommt das wort
nur einmal vor, aber in anderer bedeutung: 94,4 solhe liebe
leiden des verzihe sich, für versagen verzeichnet Hornig 11 be-
lege aus Walther; Freidank hat versagen nur zweimal: 91,7 und
144,22 (verseil beide mal im. reim).
Einige Wendungen sind bei dem einen dichter häufig und
finden sich bei dem audern selten oder gar nicht:
13. von schulden — von rehte. von schulden in der be-
deutung des nhd. 'mit recht' begegnet bei Walther mehrfach
(50, 36; 63, 16; 66, 25; 72,20—22; 82, 30; 85, 1 ; vgl. 120, 33),
von rehte niemals, den letzteren ausdruck hat Freidank an fol-
genden stellen: 3, 6; 92, 13; 98, 4 (nur in CDEGJLMNOQ); 146,
16. 17, von schulden nur 65, 15, wo es heilst: sanfte ze tragen
ist daz leit, daz ein man von schulden treit. hier ist von einer
sittlichen Verschuldung die rede, und von schulden hat nicht wie
bei Walther die allgemeine bedeutung 'mit recht'.
14. pfliht haben 'gemeinschaft haben' findet sich bei Walther
gar nicht, bei Freidank mehrfach: 17, 19; 48, 5; 90, 23 (fehlt
in AB); 98, 8; 116, 2 (fehlt in BCE und fällt in die lücke von
A); 130, 20; 165, 11; vgl. 157, 12. Walther hat das Substantiv
pfliht 106, 32 die in hdnt in ir pfliht ('fürsorge') und 111, 23
dne pfliht ('ohne beistimmung anderer'; Wilmanns zur st.)
sowie das verbum pflihten, das bei Freidank nicht vorkommt:
12, 15 nu lat in zuo iu pflihten und 58, 32 si pflihten alle
wider mich.
15. ligen an (einem) ist bei Walther nicht selten: 27, 32
(echtheit zweifelhaft); 86, 6 (echtheit zweifelhaft); 95, 19 (swaz
kumbers an dem winter lit); 115, 14; 93, 16; 103, 19. bei
Freidank kommt dieser ausdruck , der doch gewis eine sehr all-
gemeine bedeutung hat, nirgends vor.
16. rdttuon, hdn. diese wendung fehlt bei Walther gänz-
lich , bei Freidank steht sie 59, 7 die gesunden tuont sin lihten
rat; 89, 23 der tuot der bcesen lihte rät; 93, 1 des lobes tuon
ich lihten rat; 147, 4 der tuot der armen lihten rat. nur in
FREIDANK UND WALTHER 11
CDEFGH ist der spruch 100,2 — 3 überliefert: swer ein ge-
trinwez wip hat, diu tuot im maneger sorgen rat.
17. sich versinnen sagt Walther 17, 9; 47, 17 (die echtheit
ist bezweifelt worden); 49,*33; 51,5; 64,10. 11; 69,3. in
der Bescheidenheit findet sich dieser ausdruck nicht, was auf-
fallen muss , da Freidank ähnliche worte wie merken, sich verstau
nicht selten gebraucht.
18. deheiner slahte (hande) steht Freidank 5, 9; 12, 7. 9
(nur in MPQ); 46, 10; 51,5; 55,22; 112,17.19; 131,4;
174, 12 (nur in B); 179, 20. in Wallhers gedichten kommt es
gar nicht vor.
19. kröne tragen hat Walther in eigentlicher bedeutung
19, 10 er (der könig) truoc des riches zepter und die kröne, und
mit bezug auf die ewige Seligkeit sagt er 125, 7 ich wolle scelden
(so Lachmann für das hsliche selbe) kröne eweclichen tragen. Wil-
manns (zur st.) vergleicht Parz. 254, 24 f (scelden kröne tragen)
und Rugge MF 98, 14 (ir scelic sele enphangen hat .... die lichten
himelcröne) ; vgl. der e'ren kröne tragen Iw. 10 f; Winsb. 12, 5.
Haupt denkt dabei an das biblische Corona gloriae (Jes. 28, 5 ;
1 Petri 5, 4). Freidank gebraucht kröne tragen ohne jeglichen
zusatz von der ewigen Seligkeit: 68, 14 f daz nü diu broede
menscheit, die er verriet, dd kröne treit.
In eigentlichem sinne wendet er die phrase an 78, 5 so
richer künec nie kröne getruoc; vgl. 119, 6f man sihet vil selten
wissagen in sime lande kröne tragen und 139, 17 sied der ohse
kröne treit, da hdnt diu kelber icerdekeit.
Auch hier erscheint kröne tragen ohne weiteren zusatz und
ohne dass der artikel zu kröne hinzugefügt wäre. Freidank
liebt die phrase und wendet sie nicht selten auch in uneigent-
licher bedeutung an : 1,11 Bescheidenheit , diu aller fugende kröne
treit; 161, 4 {Liegen triegen noch bejagent, daz sie ze Röme kröne
tragent; 7, 16 f Der reinen megede kiuscheit kröne ob allen megeden
treit; 29, 10 f Höchvart, unminne, gitekeit, der ieglich nü die
kröne treit. in Freidanks wenig bilderreicher spräche muss diese
häufige anwendung von kröne tragen besonders auffallen.
20. frist. zit. tac. das erstgenannte wort ist bei Walther
sehr selten: 5, 11 dd von du bist nü alle frist gehoehet (nü alle
frist fehlt C); 123, 31 (wahrscheinlich unecht) gip mir den list,
12 FREIDANK UND WALTHER
daz ich in kurzer frist alsam gemeine dich sam din erweiten kint;
78, 23 daz wende in kurzer frist.
In Walthers liedern findet sich also nur ein sicheres bei-
spiel. Freidank liebt das wort und wendet es in manigfacher
weise an; als reimwort zu ist war es ihm besonders bequem; es
lässt sich nicht verkennen, dass die Verbindungen mit frist um-
ständlich und nichtssagend sind; man beachte unter den folgen-
den beispielen namentlich 62, 8; 96, 24; 154, 3 ze langer frist.
22, 15 und waz er wirt in kurzer frist; 31, 8 zer werkle
niht so süezes ist, sin betrage ze langer frist; 33, 2 zer werlde
niht geschaffen ist, daz stcete si ze langer frist; 62, 8 Nieman sol
ze langer frist loben daz ze schelte?i ist; 82, 12 der töre verhilt
deheine frist, swaz in sime herzen ist; 96, 23 Swer an friunden
missetuot ze langer frist, daz ist niht guot; 110, 1 Swer liep wil
sin, da'r unmcer ist, diu liebe wert deheine frist; 113, 26 Swer
sin selbes vient ist, derst min friunt ze keiner frist ; 114,3 (nur
in DEFHaghi) Swaz hie dne triuwe ist, daz wert dort deheine
frist; 114, 13 maneger schallet zeiner frist, daz er iemer deste
krenker ist; 154, 2 Swaz ze Röme valsches ist, daz gelobe ich
niht ze langer frist; 171, 7 (fehlt in BG und fällt in die lücke
von A) Swenne nü kumt diu frist, daz dirre weiide ein ende ist;
176, 20 die alten lebent kurze frist.
Von grofser Umständlichkeit sind auch die bei Freidank
aufserordentlich häufigen Verbindungen mit zit: zaller zit 3, 4;
22,24; 39,8; 69,15; 74,23; 79,4.17; 113,10; 146,2;
147, 11 (nur in AB); 155,7; zollen ziten 8, 18; 66,6; 116,25;
117, 7; alle zit 16, 24; 97, 27 (nur in CDEFghik); manege zit
48, 13; 81,24; 118, 15 (nur in BJa); ze langer zit 60, 13;
83, 15; ze vil maneger zit 71, 21; zetelicher zit 128, 26. Frei-
dank gebraucht drei oder vier worte, wo eines genügt hätte;
an vielen stellen können die genannten ausdrücke sehr wol ganz
entbehrt werden und dienen nur dazu, den vers auszufüllen, in
Walthers liedern finden sich solche Verbindungen mit zit nur
ganz vereinzelt und an keiner der sicher echten stellen werden
sie als matter zusatz empfunden; die verse 47, 16 ich minne
sinne lange zit; 27,31 zaller zit; 108,5 manege zit gehören
vermutlich unechten Strophen an; sicher echt sind nur 88, 35
nü rede in kurzen ziten allez daz du wil und 99, 26 wer gap im
(dem herzen) daz sunder ougen daz ez si zaller zit mac sehen.
FREIDANK UND WALTHER 13
Neben zallerzit, zollen ziten, alle zit bedient sich Freidank
noch anderer ausdrücke mit der bedeutung 'immer': alle tage
1, 19; 51, 13; 58, 21; 167, 9 (155, 25 und stürben tüsent alle
tage gehört nicht hierher); allen tac 54, 25; 59, 22; 67, 6.
Walther kennt diese Wendungen nicht; doch gebraucht er manegen
tac (84, 9) und manege tage (93, 34) in der bedeutung 'lange
zeit', manegen tac hat auch Freidank 28, 23.
21. swie (swaz) er (man) tuot; swiez erge. diese Wen-
dungen kommen an folgenden stellen der Bescheidenheit vor:
27, 21 swie danne ein wuochermre tuot, so wirt sin lip , sei
unde guot in drin geteilt so'r tot gelit; 74, 21 lip, sele, ere unde
guot, deist allez lehen, swie man tuot; 76, 23 Als ich die werlt
erkennen kan, son weiz ich keinen riehen man, daz ich sin guot
und sinen muot wolte haben, swie er tuot; 57, 12 der man ist
eilend dne guot, swaz er kan od swaz er tuot; 177, 9 der mensche
ist so breede, wol tüsent slahte toede sint dem menschen beschert,
swaz er tuot od swar er vert; 43, 10 swen genüeget, des er hat,
der ist riche, swiez ergdt; 51, 17 Alter Hute minne hat dri
riuwe, swiez ergdt. vgl. auch 75, 21 im (der keuschen lebens-
arten) ist niht me, swaz ieman seit.
Fast überall bei Freidank sind diese sätzchen leer und
schleppend, bei Walther kommt swaz (swie) er (man) tuot gar
nicht vor, swiez erge nur 94, 36 Got der waldes swies erge und
98, 6 Nu bin ich iedoch frö und muoz bi frbuden sin durch
die lieben, swiez dar under mir ergdt. an beiden stellen liegt ein
besonderer nachdruck auf swiez erge. diese letztere Wendung
ist auch soost nicht selten: Gutenburg (MF 69 ff) wendet sie zum
überdruss oft an.
Ein bedeutungsunterschied liegt im folgenden falle vor:
22. unsanfte, dies adverb bedeutet in der Bescheidenheit
'nicht leicht, mit mühe'; es wird auf dasjenige bezogen, was
schwer auszuführen ist, und hat sich demnach von seiner ur-
sprünglichen bedeutung ein wenig entfernt: 20, 24; 47, 4. 9;
54, 17; 88, 19 (nur in GNOR). 27; 108, 17; 111, 22; 118, 8.
Walther kennt das wort in diesem sinne gar nicht; er wendet
es überhaupt nur zweimal an und gebraucht es an beiden stellen
von dem, was unangenehm empfunden wird: 109,24 daz din
seren sanfte unsanfte tuot; 62, 13 bestüende in danne ein zörnelin,
es wurde unsanfter widertdn ('es würde auf unsanftere, unan-
14 FREIDANK UND VVALTHER
genehmere weise vergolten'; vgl. Pfeiffer zur st.), sanfte ge-
braucht Walther auf beide weisen; von dem, was leicht zu tun ist,
zb. 66, 18.
23. lip wird von Walther oft zur Umschreibung der person
verwendet: Hornig hat für diesen Sprachgebrauch eine grofse
anzahl von belegen zusammengestellt. Freidank bedient sich
dieser Umschreibung nie. eine besondere besprechung erheischen
folgende stellen der Bescheidenheit: 13, 16 — 18 Frouwe, hilf
vertriben min manicvalte missetdt, die min lip begangeti hat.
das gebet, welchem diese verse entnommen sind, ist nur in
N und 0 überliefert; es wird von WGrimm (2 ausgäbe) in den
anhang verwiesen und selbst von Bezzenberger , der die hss. NO
den übrigen vorzieht, für unecht erklärt, manches darin erinnert
an andere stellen der Bescheidenheit: sorgen buoz (12, 14) steht
auch 58, 16, ergienc, daz (12, 21 f) auch 165, 5; die verse 12,
23—24 kehren wider 20, 12 — 13. auffällig aber ist der reim
muoter : tuot er, dem ich gerade aus Freidank keinen ähnlichen
an die seite zu setzen wüste, obgleich zn bemerken ist, dass
auch sorgfältigere dichter dergleichen nicht verschmähen; wilent
kommt sonst in der Bescheidenheit nicht vor, sondern Freidank
sagt dafür e\ schliefslich ist nicht abzusehen , was hier mitten
unter den Sprüchen ein gebet an die Jungfrau Maria soll, mau
wird also die verse ohne bedenken für ein späteres einschiebsei
erklären dürfen, wollte man dies nicht, so wäre man noch
immer nicht genötigt, anzunehmen, dass Freidank hier einmal
min lip als Umschreibung für ich gebraucht hätte, es könnte
vielmehr die theologische anschauung, wonach die fleischeslust
den menschen zur Sünde treibt, hier ebenso zu gründe liegen
wie 17, 13^ Sijehent, ez si der sele leit, swd sie der lip ze sünden
treu. — 99,27 — 100, 1 ein man sol sin getriuwez wip minnen
für sin selbes lip. der spruch steht nur in CDEFGghi und kann
nicht für echt gelten. — 174, 19 ouch sol niht gern din lip
eines andern mannes wip. auch hier könnte der dichter von der
oben erwähnten theologischen auffassung ausgegangen sein, doch
sind die verse nur in B überliefert und dürften daher kaum von
Freidank herrühren.
24. gegensatz. Walther liebt die paratactische anknüpfung
des gegensatzes mit aber: Hornig verzeichnet für diesen gebrauch
von aber mehr als 30 beispiele. bei Freidank kommt aber über-
FREIDANK UND WALTHER 15
haupt nur viermal vor, und nur ein sicheres beispiel ist darunter:
137, 1 (der spruch fehlt in AB); 73, 14 (oder aber nur in AB,
die anderen hss.: oder, ode); 125, 3; 144, 7 (nur in AB). Frei-
dank pflegt den gegensatz anders anzuknüpfen : er gebraucht
einen relativsatz mit hinzugefügtem doch: 53, 8 (der spruch fehlt
in AB); 55, 6 (maneger hat der ougen niht, des herze doch vil
wol gesiht; 85, 12; 104, 21; 105,6; 116,18; 120, 24. 26;
123,21; 135, 17; 138,10; 168,22. in den genannten bei-
spielen ist der relativsatz logisch gleichwertig dem hauptsatze:
er ist ihm logisch coordiniert und grammatisch subordiniert; in
anderen fällen hat der relativsatz auch logisch mehr die geltung
eines neben- oder Zwischensatzes: 23, 22; 48, 6 (Swd die rihter
haben pfliht mit dieben, des doch vil geschiht, des mac der diep
geniezen wol); 59, 23; 62, 23. Walther hat selten doch im relativ-
satze: 21, 17 nieman siht dich fröiden walten, als man ir doch
wilent pflac; ich hdn ab iemer höhen muot; hier folgt nach dem
nebensatze mit als — doch noch ein anderer mit ab angeknüpfter
gegensatz. 41, 29 maneger trüret, dem doch liep geschiht. 102, 1
diu minne lat sich nennen da, dar si doch nimmer komen wil. häufig
hat Walther iedoch angewendet. 31, 17; 35, 9; 57, 18; 62, 19;
67, 19; 84, 4; 92, 23; 98, 6; 99, 12. in der Bescheiden-
heit kommt iedoch gar nicht vor; denn 34, 21 f Sünde ist siie-
ziu arebeit, si git ie ndch liebe leit steht nur in A das dem sinne
nach hier ganz unpassende iedoch, die anderen hss. lesen ie oder
doch, i hat ader. andere verallgemeinernde zeitpartikeln werden
von beiden mit doch verbunden: doch iemer: W. 91,30; 56,1:
Fr. 45, 23; 138, 2; 169, 19; doch niemer: W. 89, 12; 102, 2: Fr.
142,16; doch nie: W. 7,26; 111, 16. vgl. Fr. 79,4 er ist doch
liehe zaller zit.
25. weniger gewicht wird man auf folgende unterschiede
legen dürfen: goteheit 11, 16 (nur in MPQ); 13, 23; 134, 16,
geschepfede 6, 21; 11, 23; 12, 11 (nur in MQ); 19, 21. 24; 25,
23; 180, 24, guottdt 5, 3; 37, 27; 38, 1, hör 55, 10; 69, 24;
70,27; 143, 4, horwic 70, 6, menneglich 5,21; 58,25; 91,12,
fruot 40, 10; 80, 5; 133, 10 kommen nur in der Bescheidenheit
vor, gemeit 51, 22; 43, 31; 88, 10; 117, 12, gevröwen 92, 33;
93,21; 118,22, helt vgl. Hornig, der 4 belegsteilen anführt,
mwre 'lieb' 47, 32 (in A dem Reinmar, in BC Walthern bei-
gelegt); 51,6; 94, 24; 104, 16; 122, 11 f; vgl. Lachmann zu
16 FREIDANK UND WALTHER
Nib. 21, 31, stimelich 51, 2; 81, 27; 122, 16, wünne (mehr als
dreifsig mal) , wünnebernde, wünneclich, wünnenrich (vgl. Hornig),
under wilen (58, 13; 70, 35; 115, 22; 49, 10; 35, 20; 44, 11;
101, 17; vgl. under stunden 46, 14) finden sich nur bei Walther.
den plural von leben wendet Freidank oft an: 10, 19.21; 26,4.
10; 27, 1; 67,26; 75,18.22 (nur in GHafghik); 109,15;
157, 1; 167, 15, Walther nie. worte wie fielt, geme.it, wünne
und die Verbindungen mit wünne wird man überhaupt in der
lyrischen oder epischen poesie eher suchen als im lehrgedicht,
welches der prosa näher steht, auch von den oben angeführten
Verschiedenheiten mögen leicht einige vielmehr durch den ver-
schiedenen character der dichtungsart oder auch durch die Ver-
schiedenheit des Stoffes bedingt sein — obgleich ich behaupten
möchte, dass Walther auch im spruchgedicht hinsichtlich des
Sprachgebrauchs den ritterlichen sänger nicht verläugnet haben
würde — , einige mögen auf zufall beruhen: aber es bleibt den-
noch eine grofse zahl von unterschieden zurück, welche sich
auf diese weise nicht erklären lassen, gerade in nebensächlichen
dingen, in der bevorzugung des einen von zwei oder mehreren
gleichbedeutenden Wörtern, in der häufigen anwendung gewisser
phrasen, überhaupt in kleinen, scheinbar unbedeutenden eigen-
heiten , welche dem dichter selbst nicht zum bewustsein kommen,
würden wir ein sicheres kriterium für die identität finden müssen,
und gerade hier stofsen wir auf erhebliche abweichungen.
II
Eine eingehende darstellung der metrik Freidanks würde
bei den zahlreichen änderungeu und entstellungen, welche der
text der Rescheidenheit in den hss. erfahren hat, erhebliche
Schwierigkeiten bereiten, dass man den versbau in den reim-
paren Freidanks nicht nach den strengeren gesetzen der lyri-
schen metrik beurteilen und die Rescheidenheit in dieser be-
ziehung nicht ohne weiteres mit den gedienten Walthers ver-
gleichen dürfe, hat schon WGrimm mit recht behauptet, aber
auch hinter den sorgfältigeren epikern jener zeit bleibt Freidank
weit zurück. WGrimm hat zwar in seiner zweiten ausgäbe viele
metrische härten beseitigt, aber trotz aller willkür blieben zahl-
reiche verse noch uneben genug, welche regeln der dichter
1 unmmre findet sich auch bei Freidank 110, 1.
FREIDANK UND WALTHER 17
der Bescheidenheit im inneren des verses befolgt habe, ist schwer
zu entscheiden; gröfsere Sicherheit des Urteils lässt sich bei der
Untersuchung der reime erzielen.
Künstliche reimspielereien, wie sie die Waltherschen Strophen
75, 25 ff enthalten, finden wir in der Bescheidenheit nicht, hier
und da begegnet wol bei Freidank ein minder gewöhnlicher reim,
zb. 140, 5 reise: preise, 155, 1 koufe-.stroufe, aber im ganzen
scheint ihm doch nicht eine solche fülle von reimworten zu ge-
böte gestanden zu haben, wie Walthern, isf.frist bindet Frei-
dank auffallend häufig; die zusammengezogenen formen seit, treu,
leit , lit, git, von denen einige als reimworte sehr bequem waren,
kommen bei ihm etwa viermal so oft am verschlusse vor wie
bei Walther, von dem wir ungefähr ebenso viel text (circa 4500 vv.)
besitzen : wir finden bei Walther 25 fälle , bei Freidank 94. von
den .25 Waltherschen beispielen entfallen 15 auf solche stellen,
wo 3 — 5 worte gebunden sind und daher um so eher veranlas-
sung war, auch die zusammengezogenen formen von sagen usw.
zu hilfe zu nehmen, dass Walther diese formen absichtlich selten
angewendet habe, will ich nicht behaupten; bei Freidank aber
lässt sich aus ihrer häufigen widerkehr schliefsen, dass sie ihm
besonders geläufig und bequem waren.
Dass Freidank sich im reime gewisse kürzungen erlaubt,
die bei Walther nicht vorkommen, hat schon Pfeiffer (Freie
forschuug s. 188 f. 261; vgl. auch Bezzenbergers einl. s. 35) nach-
gewiesen, -ihtet erscheint im reime zu -iht gekürzt: 24, 4;
27,15; 28,11; 46,14; 70,20; 72,5 (nur in NO); 104,7;
140, 11 (vgl. WGrimms reimregister). weder Walther noch die
liederdichter in MF haben sich diese freiheit gestattet. Wolfram
hat im reime die vollen formen auf -ihtet (vgl. San Martes reim-
register s. 63), welche aus Freidank gar nicht belegt sind; Hart-
mann hat kein beispiel der kürzung iht aus ihtet; auch in Gott-
frieds Tristan und in Konrad Flecks Flore sucht man vergeblich
danach, der in der metrik nicht strenge Thomasin reimt jedoch
8649 getiht (particip) :niht; 9617 geschiht iberiht (particip). die
kürzung ist : brist in dem nur durch die hss. HJLMNOQa be-
glaubigten spruch 108, 1 — 2 ist minder stark als 38, 17 — 18
meist : geleist, auch hier findet sich ähnliches nur bei einem der
eben genannten dichter, bei Thomasin: 611 ist: gebrist; 11815
gebrist : bist ; 13703 ist: gebrist.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 2
18 FREIDANK UND WALTHER
Ob Fr. 108, 25—26 (der spruch fehlt in BCDE und fällt in
die lücke von A) gebet (gebetet) :tet echt ist, muss zweifelhaft
bleiben (vgl. Bezzenb. s. 35).
Aufser diesen bereits von Pfeiffer und Bezzenberger hervor-
gehobenen metrischen härten der Bescheidenheit scheint mir noch
eine andere kürzung im reime bemerkenswert: wirt (aus wirdet)
hat Freidank in etwa 4500 versen fast zwanzig mal am verschluss :
19, 18; 21, 4; 22, 6; 23, 21; 24, 8; 37,4; 41,11; 69,3;
71, 8; 84, 11; 87, 10 (nur in ENOPc); 111,23; 116,14;
122, 12; 136, 18; 137, 11. 19; 153, 12; 156, 21. bei Walther
kommt wirt gar nicht im reime vor, und von den dichtem in
MF wendet nur Johansdorf die gekürzte form einmal so an
(MF 91, 30. 32 wirtiverbirt). auch in Hartmanns werken finden
sich nur ganz wenige beispiele: Greg. 423; 2 Büchl. 285; A. H.
103; Erek 1865; 3255; 5971; Iw.1587 (wirt 'wirf : wirt 'wird'),
in Wolframs dichtungen , welche etwa 40000 verse enthalten , er-
scheint wirt (fit) nur neunmal im reim: Parz. 121, 11; 109, 11;
469, 9; 659, 23; 738, 19; 746, 29; Wilh. 67,25; 68, 5; 460,
23 , während derselbe dichter das Substantiv wirt 26 mal im
reime verwendet, in Konrad Flecks Flore findet sich nur ein
beispiel (49 verbirt:wirt). etwas zahlreicher sind die beispiele
in Gottfrieds Tristan (12 mal in 19552 versen: 117; 8577;
11867; 12237; 12279; 13793; 16331; 16461; 16965; 17863;
17897; 19459) und in Konrads von Würzburg Engelhard (5 mal
in etwa 6500 versen: 50; 169; 2310; 4387; 5601) und Goldener
schmiede (3 mal in 2000 versen: 741; 873; 887). bedenkt man,
wie leicht der reim wirtibirt, enbirt, verbirt einem dichter sich
darbot, und überschaut dann, wie selten er würklich zur an-
wendung kam, so wird man nicht umhin können, anzunehmen,
dass die kürzung wirt (aus wirdet) als härte empfunden und von
den guten dichtem möglichst gemieden wurde.
Berlin. P. HILDEBRANDT.
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN.
[160a] In der statt zu ßabilon der selb was gar ain erlich man
da safs ain herre rieh vnd schiin, vnd gewaltig
4 /. etwa: als ain soldan
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
19
5 (derselb) der hett ain dochter,
die was klag,
züchtig was siü gnög,
onmässen schün vnd tugentrich,
in allen landen was ir nit gelich.
in sinen hof ain bomgart was,
10 da spruugent hlüman vnd och
gras,
der was wonneclich vnd schün,
die fogel sungent süfs gedön,
vil rosen dar in spruugent,
[vil gilgen us dem grase drun-
gent,]
15 der bäm hlüt was rot vnd wifs,
es was ain irdesch paradifs.
du iunkfröwdäglich dar ingieng,
ir gebett siü allweg antieng,
mit guter andacht sü das lafs,
20 als sü das ge[160b]lert was.
da warent gilgen vnd rosen vil
vnd ander blüman [als man wil],
diu junkfrow schün vnd zart
ainem hocheu herren sü ge-
mächelt ward,
25 der kam mit ainem her dar
schün,
des ward im trurun benomen :
er wund, er sölt frölich hoch-
zit han ,
es mocht im nit also ergau.
vil schün in ir vatter empfieng,
30 haimlich sü zu dem vatter gieng,
flisseclich sü in batt,
dz er ir erlopti ain haimlich
statt ,
da sü ir bett au allen spot
sprächiu irem herren got.
35 er sprach : vil liebun tochter min,
27 /. wand 49 /. er
es sol dir erlöpt sin.
des selben mals diu iunkfröwe
rain
gieng in den garten aber allain,
siü wolt niement mit ir lan;
[161a] schün rosen sach siü bi 40
ir stan,
si fand da ainen gilgen stok,
darvz gewachsen ain michel zog,
vil gilgen schün die warent her,
dar an kam ir gedank vil ser,
das niemand änderst wärin got, 45
künd si, si wolt tun sin gebott.
sü gedacht: ach got, wie schün
der ist,
der des gewalt hat vnd den list,
das es das schöpfen kanl
ach got, säch ich den selben man, 50
ich weit in anbetten für got
vnd weit och gerfi behalten sin
gebott,
ich weit im vff die trüwe min
vmmer vndertänig sin.
dz fügt er wol in kurczer frist: 55
nun merkent, wem got genä-
dig ist,
wem gnäd von im geschechen sol,
dz kan er bald fügen [161bJ wol.
dz merk ich bi dem wunder wol,
wie es der selbun magt ergieng. 60
es was ir des mals vmb kainen
spott,
ir gefiel recht wol der gilgen got,
ir kam von himel ain liechter
schin,
got der wolt ir genädig sin:
ain schüner engel kam do dar. 65
do siü des engeis ward gewar,
59 /.wunder hie (: ergie)
2*
20
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
von siner schüni si erschrak,
dz siü vf der erde lag;
do gefiel er ir ie bas,
70 das was siü recht wissent daz,
das gut gaist liebent sich,
die bösen [aber] laident sich,
der engel nam si bi der hand
75 do siü den erst ansach,
vil züchteklich si zu im sprach :
eya, vil lieber herren min,
tö mir vff siner gnaden schin
vnd hab mir es nit für ainen
spott :
80 sag [162a] mir, bist du der
hailig got?
wan so wil ich dir dienen wol,
darnach stat mins hertzen be-
gierd.
er sprach : nain , ich bin sin
knecht.
junkfrow klüg,gesich mich recht
85 vnd merk, wie ain tropf müg gesiu
gen dem mer vnd gen den Rin,
noch klaiuer ist die schüni min
gen dem liebsten edeln herren
min.
ob du im geren dienen wilt
90 vnd dich sines dienstes nit be-
uilt,
dz rat ich dir vff die trüwen
min,
des soltu mir gefölgig sin.
des engeis schüni ducbt si grüfs,
95 wie lützel si der red verdrofs.
si sprach: vil lieber herre min,
70 /. do was 78 /. diner
104 und 123 warnemen ist wol ein
kennen, cognoscere
ich wil dir gern gefölgig sin;
wist ich nun, wz im war gezäm,
oder was dienstes [162b] er von
mir näm,
des weit ich v'mer haben rüm
vnd weit es willenclichen tun. 100
er sprach : so solt du künsch sin.
si sprach : ach süsser herre min,
ich furcht, es si versumet gar,
man wil hinacht [min] nemen
war;
er ist ietz hie vff minen schaden, 105
ich weit, ich war im entladen,
er sprach: ich gib dir noch wol
rät,
ob es an dinem willen stät;
glob mir, ich hilff dir uss [der]
not!
ir baid hend sy im dar bott: no
ich wil dir vmmer gehorsam sin
ümer [unz] vff das ende min.
er graiff ir linden an ir hand,
vff zoch er si ze hand,
er fürt si in ainer clainer wiliis
me denn trülusent mil.
es ducht si gar ain kurtzer weg,
si kam weder vff [163a] brugg
noch vff steg.
vil zart vnd süfs was sin 1er,
die er si lert vff dem ker, 120
in ain closter er si bracht,
dz hett ir gemachel nit gedächt,
erwolt ir mit fröden niemen war,
sin l'röd was im gezukt gar,
irem vatter er do wider seit, 125
dz er in betrogen hett,
81 /. ich rechte dienen dir
zarterer ausdi'itck für: fleischlich er-
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
21
an cäber[?] für er von dannao.
ir vatter was ain trurig man
vnd tett im des von herczen
not.
130er wüst, das si nun lang wer tot,
erst hüb sich sin uöt.
Disen haiden süllen wir trurun
lan
vnd wider zu der iunkfröwun
gan.
nun hörent aber gern dz:
135 der engel, der fieng an
vnd seit ir vil süfs,
wie gotdie künschen magt grüst,
vnd wie vil gnaden [163b] diu
künschait hat,
der si mit ramen herczen treit.
140er sprach: Künschait ist min
Schwester,
vnd der engel dre in dem himel-
rich sint,
siü ist der gilgen gottes kind,
Künsch ist des obrosten ge-
machel,
145 Liebin ist vil sterker denn Stachel,
er seit ir süssikait noch gar vil,
wie hoch got die künschait
setzen wil:
got nimpt si vornan an den tantz,
künschait ist aller tugent ain
krantz.
150 von got vnd von Maria zart
kunt er, wie diu sin müter ward
vnd in enpüeng vnd och gebar,
ir leben vnd ir liden gar,
wie got an dem crütz erstarb,
da mit er v'ns vil gnad erwarb; 155
von got vnd aller himel schar
seit er ir, [164a] von Ordnung
gar
er was ir ain wiser vor.
er fürt si in zu dem tor
des fröwun closters in der nacht, 160
daz tett er als mit gottes macht
durch gantz wand mit beschloss-
ner tür:
ain vil gröfs wunder ich spür,
vil lins er si da nider liefs,
für den altar er si do sitzen 165
hiefs,
an die guten statt
still (sy) sitzent er si batt,
bis das die frowen kämen
vnd disiü mär vernäment.
si tett alles das, das er sie hiefs. no
ainen hechten schin er vmb si
liefs,
ainen brieff gab er ir do in die
hand,
dar an menig schün geschrift was
dz edel wunder äne wank,
ir baider red kurcz vnd lang 175
dez engeis und der iunkfröwun
gut,
[164b] vnd was si hett in irem
müt,
vnd wer si vor was vnd wie
si kam dar,
dz was schün geschriben an
mit rotem gold, vnd wer es las, 180
der sach, daz si ain haidin was
131 dreireim wie in v. 400 142 etwa die in 143 etwa
des hilgen? 173 /. gar schon geschriben stand 179 etwa das
was geschriben manecvar
22
DIE SÜLTANSTOCHTER IM BLUMENGÄRTEN
vnd den töff noch nie enpfieng.
der engel si vor dem altar lie ;
dise red, die er mit ir tett,
185 ducht si minneclich vnd siifs.
der engel si vil geren sach,
vil zärtlich vnd schön si zu im
sprach:
ach lieher herr vnd engel min,
lafs mich dir enpholchen sin;
190 ich han mich dir ergeben gar,
nim min in minen nöten war!
din red ist zuker süfs,
minen herren du mir grüfs;
mit dienst bin ich im berait,
195 mit willeklicher arbait.
wan vatter vnd mnter vnd magen
min [din,
die lassen ich durch den willen
grofsen [165a] richtum lafs ich
faren.
sag im , er soll mich wol be-
waren 1
200 vnd [grüfs] och mir die maget
süfs,
von der du mir vil hast geseit,
die die küuschait des ersten an-
fieng;
sag ir, durch ir kind sitz ich hie
vnd si allain gesessen,
205 si sol min nit vergessen;
dz zimpt iren gnaden wol,
wan ich nit waifs, wa ich sol.
vil zärtlich schied er do von ir,
er sprach: wifs, iunkfrow, got
ist mit dir.
210 Nun wist si nit, wa siü safs,
diu sprach des landes ir vnbe-
kant wz.
diu äptissinn des closters da
diu kam gegangen iesa
nach ir aller gewonhait
sü was täglich des ersten berait, 215
da man got dienen solt,
in dem kor si wolt.
do siu aller erst [165b] tratt
hin in,
si sach die maget vnd den schin;
vil bald kert siü sich wider vfs, 220
siu liuff bald in das schlafhufs,
diu frowan siu bald wakt
vil schün , dz si si nit er-
schrakti.
do siu si all ze samen brächt,
siu seit in, was si sach vnd 225
bedacht;
siu sprach: ich wil hiut ver-
iechen,
ich han Mariun selb gesechen,
diu wil vns hiut erun;
zu der sond wir keren
vnd söllent si enphachen. 230
siu begund vor an hin gächen,
nach ir was gäch in allen,
si hettent sich nach erfallen.
si sachent die iunkfröwun sin
vil herlich sitzen in iren schin. 235
si vielent für si an ir knie,
Salue regina sungent si,
daz betüt: gotwilkomen küngin,
von vns solt du ge-[166a]grüsset
sin.
hie von ich nit me sagen wil. 240
der eren was ir doch ze vil,
süfs sungent ir münd rot,
den brief siu der äptissinen bot,
vil bald siu den über las
186 vielleicht den engel — ansach
200 /. die süfse meit
DIE SULTANSTOCHTER IM BLÜMENGARTEN
23
245 vnd las, wie es ergangen was.
difs Wunders warent sie alle frow,
dz si got geeret hett also
für allü klöster in dem land,
den er söllich botschaft litzel
sant;
250 vil fröd an iren hertzen lag,
si erbietten des tags.
ir aller sprach was ir vnkund,
vil schier funden si den fund,
dz si hain santent in die statt
25 Sainen botten, der den bischof
batt,
das er kam zu in dar
vnd des wunders nämi war.
vil pfaffen er do zu im nam,
mit fröden er do zft in kam,
260 den brief er do [166bJ über lafs,
er sach, das si ain haidin was
vnd das difs alles got wolt,
das man si da töffen solt.
do er den briet' hett vss gelesen,
265 er wolt do selb ir tott wesen
vnd töft si selb mit siner hand
vff der l'arl. diu äptissin si
töd[?] fand
an allen Sachen,
als man ain gaistlich mensch
270 sol machen.
do si was cristan worden,
do gab siu ir den orden
vnd die pfründ zem kloster.
da man schloft sy in gewand,
275 das wz »raw
si warent all des wunders frow,
Te deum laudamus sungent si do,
die priester alt vnd iung
vnd die gantz samnung,
[167a] difs lob si sungent ane spott 280
der rosen vnd der gilgen got.
dar nach hiefs man si leren,
ir hail dz wolt sich meren;
siu gelernet in kurtzer frist,
dz siu kund aller hand list 285
singen, lesen vnd schriben,
ir tugeat was menigualt vnd gröfs,
allü wisshait ir zu flofs.
diu äptissin dar nach starb, 290
ir lützel nach ir ampt warb,
wan si ducht allgemain,
wie disiu iunkfrow rain
vnder in diu best war über all;
dar zu gäben si die wal, 295
dz si diu äptissin solt sin,
diu da vor waz ein ha/7]din.
niement hie voll sagen kan,
wes glüks dz kloster do ge-
[167b]wan
an eren vnd an gut, 300
dz geschftf diu wolgemüt;
mit wishait kund siu des klosters
pflegen,
got der het ir sinen segen
vnd alles hail zu gesent.
wie schön si das wolt, si lert305
si all tugend nacht vnd tag,
wie lützel si dar an erlag.
von künschait lert si zu aller zit,
siu lert, was genad dar an lit;
von der künschait besunder 310
seit siu menig wunder,
wan dz was ir vil wol kunt
worden von des engeis mund.
ir 1er was gut vnd rain,
noch süsser denne der hönig3i5
sain,
24
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
siu lert si allen , das si stürben,
dz[168a]si gotteshuld erwürben,
siu was äptissin drissig iar,
siu dienot got an alle swar.
320 der engel dar nach zu ir kam,
der si dort vss dem garten nam,
er sprach: iunkfrow, diu zit
ist hie,
du hast misstretten nie,
du hast behalten min gebott;
325 der rosen vnd der gilgen got
hat mich gesant zu dir,
her nach dir stat mins hertzen
begir.
du solt dich cristanlich bewaren,
so wil ich bald nach dir faren
330 von hüt an dem dritten tag,
da von merk eben, was ich
dir sag.
so er-[168b]zaig wir dir, das
ich dir verhiefs,
do du den haiden faren liest,
du iunkfrow ward der red frow,
335sinem süssen rat folget siu do,
die frowan hiefs si kommen dar.
do kament si vnd uament war,
was siu in seit an der stund,
in ward ain laidiges mär kunt.
340siu gab in do iren getrüwen rat,
si hiefs si baidü frü vnd spat
got flisseclichen minnen
mit hertzen vnd sinnen
vnd mit flifs all tugent han,
345 so möcht es in och wol ergän.
ir aller iamer der was [169a]
gröfs, [flofs,
das wasser inen vss den ögen
327 etwa sins? 352/'/.
im nam 356 /. ward erst
si wundent all ir hend;
hie nam ir gewalt ain end,
des dritten tags do lag si töd,350
also schied sy von aller not.
des selben tags kam der engel
vnd nam ir sei zärtlich mit im
vnd fürt si in das himelrich
zu andren mägten minneclich, 355
da ward er all ir fröd gantz,
er fort si an der iunkfrowan
tantz.
grofs iamer sich hie hüb,
vil erlich man si do begrub,
ob irem grab si sungen: 360
ir ist recht wol ge-[169b]lungen.
got selber gen ir gie,
gar wunneclich vnd minneclich
er si enpfieng,
er fürt si an der engel schar:
got helff vns allen zu ir dar. 365
Difs sol man gern hören lesen,
der der künschait dester holder
well wesen;
wan wer die künschait lieb hat,
dem mag es hie och wol ergän,
wer sich ir versummet hat, 370
dem wil ich geben den rat,
das er si gern behalt;
wan got der künschait walt
vnd die vil lieb müter sin,
die hoch himel künigin vnd 375
kaiserin, [erkos,
die wz die erst, die künschait
da [170a] von ir hau ist worden
gröfs,
dar nach vil menig iunkfrow her,
dis von ir band genomen 1er.
der engel kam vnd ir sei zärtlich mit
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN 25
380 den künschen git si hochen Ion, her Salomon [i70b] gesprochen
si setzt in vff der mägte krön. hat,
wer aber sich ir versummet hat, das Öiechen si der beste rat.
dertü sich der vnkünsch wider ab wer kritische beliben well vnd
vnd hab dar an vil statten mut, das mag tun,
385 so mag sin ding noch werden gut. dem git got gröfsen lün. 395
wer vnkünsch lät, e das sü in got der git im die obrosten kr&n
laut, in sinem höchsten tron.
eya wie wol es im ergät! da mit hat difs buch ain end,
dz sag ich mannen vnd wiben, got vns sineuhailigen segen send
das si vil stät dar an beliben vnd verlieh vns allen ain gutes 400
390 vnd folgen miner lere/n] end. Amen.
vnd sich da von kere/raj.
Das vorstehende gedieht entnehme ich einer zu ende des 15 /As.
im nonnenkloster zu Inzigkofen bei Sigmaringen entstandenen sam-
melhs., welche einst Clemens Brentano gehörte, 1853 aber von der
königlichen bibliothek zu Berlin erworben ward, sie ist dort als
ms. germ. oct. 222 bezeichnet und enthält neben anderen stücken
erbaulichen inhalts eine Sammlung von 46 Marienlegenden in prosa,
die ich nebst einer beschreibung der hs. in Birlingers Alemannia
17,1 — 25 habe abdrucken lassen, das gedieht von der sultans-
tochter im blumengarten steht auf hl. 160a — 170b und ist ohne
versabteilung fortlaufend geschrieben.
Dass es für nonnen abgefasst wurde, zeigt die redselige be-
schreibung des klosterlebens und die nachdrückliche empfehlung der
keuschheit im verlaufe der erzählung und am Schlüsse, einzelne
der älteren zeit geläufige Wendungen besonders im ersten teile
legen die Vermutung einer erheblich früheren entstehung nahe ; die
textverderbnisse beschränken sich auf einige Umstellungen und den
ausfall mehrerer worte und verse. ein besonderes interesse gewinnt
die dichtung dadurch , dass sie uns die älteste fassung einer in der
volkspoesie Deutschlands, Hollands und Skandinaviens häufig be-
handelten legende darstellt, die man etwa die entführung einer
heidnischen Jungfrau durch Christus betiteln könnte, wir ordnen
die bisher bekannt gewordenen bearbeitungen in drei gruppen.
A) Der blümelmacher (Regina).
1) Es was ein juugfraw edel, 17 achtzeilige Strophen, 'der
plüeml macher' überschrieben, aus der Klosterneuburger hs. 1228
26 DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
(an fang des 16jhs.) gedruckt in Mones anzeiger 8, 331 = Uhland,
Volkslieder nr 33 1 = Mittler, Deutsche Volkslieder nr 460 = Wacker-
nagel, Das deutsche kirchenliedl nr 1141.
2) Es war eins heydens tochter, 27 achtzeilige Str., 'Regina,
ex pia sed incerta traditione' betitelt, bei Corner, Grofs cath. ge-
sangbuch 1631 s. 753 = Wackernagel 2 nr 1142 = Kehrein, Ka-
tholische kirchenlieder 2 nr 520 = [Aurbacher,] Anthologie deutscher
kath. gesänge 1831 s. 219. fliegende blätter: München 1619, Augs-
burg 1627, Lucern 1635. melodie bei Bäumker, Das kath. deutsche
Kirchenlied 2, 196 nr 177. vgl. 1, 83. 87. 94.
3) Regina ging iu garten. 12 str. AvArnim, Werke 21, 190/
(= Des knaben wunderhorn bd. 4 hg. von Erk 1854) : mündlich
aus Würtemberg.
4) Regine gieng in garte. 7 str. LTobler, Schweizerische
Volkslieder 1, 88.
5) Regina (Rosina) gieng in garten. 9 str. EMeier, Schwä-
bische Volkslieder 1855 nr 208.
6) Regina wollt in garten gehn. 7 str. Böckel, Deutsche
Volkslieder aus Oberhessen 1885 nr 1.
7) Christina gieng in garten. 5 str. Mündel, Elsässische Volks-
lieder 1884 nr 22.
8) Die Jungfrau wollt in garten gehn. 10 str. Jeitteles, Archiv
f. litteraturgesch. 9, 370.
9) Eine Jungfrau ging in garten. 14 str. Schlossar, Deutsche
Volkslieder aus Steiermark 1881 nr 308.
10) Wan dort da stßt ein gartle. 8 str. fragment. Schröer,
Sitzungsberichte der Wiener akademie 65, 459/" (1870).
11) En hedensk kongedatter bold. 32 str. Nyerup og Ras-
mussen, Udvalg af danske viser 1, 35 nr 10 (1821).
12) En heduisk konungsdotter bald, 39 str. Geijer och Af-
zelius, Svenska folkvisor, utg. af Bergström och Höijer 18 SO
1, 403 nr 89: nach einem fliegenden blatt v.j. 1773, deutsch von
JLStudach, Schwedische volksharfe 1826 s. 4.
13) Jomfru Samaria gik i rosenlund. \dstr. Grundtvig, Dan-
marks gamle folkeviser 2, 570 nr 104° vgl. 3, 899; auch Grundt-
vig, Danmarks folkeviser i udvalg 1882 s. 370: Skjou jomfru nun
ganger i rosengaard. — zu den verwandten stücken gehört auch
Kristensen, Jyske folkeminder 2, 125 nr 76 (1876): Lidel engel
han sad aepaa bare en kvist und Danmarks gamle folkeviser
DIE SULTANSTOCHTER IM BLÜMENGARTEN 27
2, 552 nr 102: Jorafru Thorelille gaar sig i avelgaard. über
andere norwegische und schwedische Varianten geben Grimdtvig und
Geijer-Afzelius nr 70: Det sitter en dufva pa liljeqvist auskunft.
14) wendisch bei Haupt und Schmaler, Volkslieder der Wenden
1, 290.
15) Daer was eeos een maegdeken, 6 str. Wolf, Wodana 1843
s. 76 = Hoffmann von Fallersleben , Nl. Volkslieder1 nr 201.
B) Die sultanstochter.
1) eine nl. prosaerzählung : Eeo suverlick exempel, hoe dat
Jesus een heydeuske maghet een Soudaens dochter vvech leyde
wt hären lande. Gheprent tot Delft bi mi Frans Sonderdauck
besiden die oude kercke (um 1510, auf der kgl. bibliothek im
Haag), teilweise abgedruckt von JvVloten, Algemeene konst- en
letterbode 1850, 1, 140/".
2) Een soudaen had een dochterkin. 42 str. Willems, Oude
vlaemsche liederen 1848 s. 304 nr 130 nach einem fl. blatte, vgl.
Mone, Nl. volkslitteratur s. 229. Rond den heerd 1865, 221. 238.
Alber dingk-Thijm, Kerstliederen 1852 nr 133 ; nach Tonis Harmansz
van Wervershoef, Suyverlick boexken (um 1600), vgl. JvVloten,
Algemeene konst- en letterbode 1850, 1, 138/". Passi , paesch en
pinxter - gezangen, t' Amsterdam 1722. Van Paemel, Collection de
feuilles volantes nr 6 ua.
3) Een soudaen had een dochterken. 48 str. mit melodie. Cous-
semaker, Chants populaires des Flamands de France 1 856 p. 191 nr 55.
4) Een soudaen had een dochterkin. 42 str. Snellaert, Oude
en nieuwe liedjes 1852 nr 73 = 2 ausgäbe 1864 nr 52.
5) Een soudaen had een dochtertje. 1 str. Lootens et Feys,
Chants populaires flamands. Annales de la societe d'emulation
pour Velude de l'histoire de la Flandre 29, 55 (1878).
6) Hoort toe al die van liefde zijt. 31 achtzeilige str. Lejeune,
Nederiandsche volkszangen 1828 s. 147 nr 28 = Hoffmann von
Fallersieben, Nl. Volkslieder2 1856 s. 345 nr 199. übersetzt von
OLBWolff, Proben altholldnd. Volkslieder 1832 s. 82.
7) Ein soldan hält ein töcliterlein. 32 str. nach einem fl.
blatt, Rotenburg 1658 bei Docen, Miscellaneen 1, 263 (1807) = Er-
lach, Volkslieder der Deutschen 3, 5. — fl. blatt, o. o. 1721 (31 str.)
auf der Berliner bibliothek Yd 7856, 14.
8) Der sultan hatt ein tüchlerlein. 15 str. nach einem fl.
blatt aus Köln bei Arnim und Brentano, Des knaben wunderhorn
28 DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
1,15(1 und 2 aufl.) = Weyden, Cölns vorzeit 1826 s. 272 = Erlach
2, 524. — eine längere fassung von 24 str. steht in der 3 außage
von Des knaben wunderhom (1845) 1, 15.
9) Ein sultan halt ein töchterlein. 51 str. (compilation).
Simrock, Die deutschen Volkslieder 1851 nr 78 = Mittler, Deutsche
Volkslieder nr 461.
10) Ein sultan hatt ein töchterlein. 16 str. Parisiusin Prutzs
Deutschem museum 1857, 1, 704 = Parisius, Deutsche Volkslieder
in der Altmark und im Magdeburgischen gesammelt 1, 12 nr 3
(19 Jahresbericht des altmärk. Vereins f. vaterl. gesch. 1879).
C) Der commandant zu Grofswardein (Theresia).
1) In Ungerlaud zu Grofswardein. unter dem titel 'Ein christ-
licher roman' 1782 im 28 stück des hslichen Tiefurter Journals,
aus dem munde einer bauernfrau in Oettern bei Weimar nieder-
geschrieben; vgl. Burkhardt, Grenzboten 1871, 3, 289 und Zs. f.
d. phil. 3, 479.
2) In Ungerland zu Grofswardein. 33 vierzeilige str. Szta-
chovics, Brautsprüche und brautlieder auf dem Heideboden in
Ungern gesammelt 1867 s. 276 nach sechs auf Zeichnungen v. j.
1790 — 1848.
3) Der commandant zu Grofswardein. 30 str. frei nach
einem fl. blatte bei Arnim und Brentano , Des knaben wunderhom
1, 64 (1806) = Erlach 2, 534.
4) Im Ungerland zu Grofswardein. 32 str. Büsching, Volks-
sagen, märchen und legenden 1812 s. 163 vgl. 438.
5) Im Ungerland zu Grofswardein. 37 str. Schmitz, Sitten
und sagen des Eifler volks 1856 1, 125.
6) Im Ungerland zu Grofswardein. 26 str. Ditfurth, Fränkische
Volkslieder 1 nr 87.
7) Im Ungerland zu Grofswardein. 33 str. Pröhle, Weltliche
und geistliche Volkslieder 1855 s. 225 vgl. 308.
8) Im Ungerland zu Grofswardein. 33 str. GHeinrich, Ungarische
revue 6,818—823 (1886) nach einem fl. blatt des 18 (oder 17) jhs.
9) Eine wendische Übersetzung bei Haupt und Schmaler, Volks-
lieder der Wenden 1841 1, 209. eine lothringische fassung (Austrasie
1864, 303) habe ich nicht gesehen, ebenso wenig ein gedieht von
ANodnagel, Die braut im garten (Stöber, Sagen des Elsasses s. 23)
und eine erzählung 'Mariane' im Breslauer erzähler 6, 585 — 589.
eine erzählung, die Birlinger in Tübingen hörte, gibt er wider
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN 29
u. d. t. 'die entrückte braut' : Volkstümliches aus Schwaben 1, 257
(1861).
Dem Inzigkofener gedieht steht unter den strophischen be-
arbeitungen der legende die gruppe A am nächsten.1 auch hier
wünscht eine vornehme heidnische Jungfrau den schöpfer der lieb-
lichen blumen ihres gartens zu schauen, da sie in ihm den wahren
gott ahnt, da erscheint ihr Jesus selber, geleitet sie vor ein
frauenkloster und verschwindet ; sie pocht an das tor, um ihn hier
wider zu finden, tmd wird nach längerer Zwiesprache mit der
Pförtnerin eingelassen und als nonne aufgenommen, so berichtet das
zu anfang des 1 6 jhs. aufgezeichnete gedieht A 1 ; in den späteren
fassungen erhält die heldin den namen Regina nach der burgun-
dischen Märtyrerin dieses namens2 (so AI — 6. 8) , Christina (A 7)
oder Samaria (A 13) und toird, was wichtiger ist, nicht in das
kloster geleitet , sondern sogleich in den himmel selbst, eine eigen-
tümliche Stellung nehmen die dänischen und schwedischen Volkslieder
A 13 ein: Jesus erscheint nicht selbst, sondern sendet der jungfrati
einen engel als boten, wie in dem Inzigkofener gedieht; der enget
setzt sich in gestalt eines vogels auf einen zweig und verkündet
der Jungfrau im garten ihren nahen tod, worauf diese heimgeht
und von den ihren abschied nimmt, in mehreren skandinavischen
fassungen ist der eingang, der wünsch des mädchens den schöpfer
der blumen zu sehen, weggefallen*
In der gruppe B wird die heldin als eine sultanstochter be-
zeichnet, was vielleicht auch im Inzigkofener texte v. 4 ursprüng-
lich der fall war. wie in A verlangt sie nach dem bloemenmaker,
der blümlein meister; um mitternacht erscheint Jesus vor ihrer
kammer und führt sie nach seiner heimat, indem er auf ihre frage
seinen namen, den seines vaters und seiner mutter offenbart,
scheidet aber am himmelstore von ihr. nach langem harren klopft
sie an und wird eingelassen, ihr Zwiegespräch mit dem pförtner
entspricht ganz dem dialoge mit der türhüterin des nonnenklosters
1 der voji Grtindtvig angeführte aufsatz von GStephens über unsere
legende (Dansk kirketidende 1858 nr 20) blieb mir i/nztig anglich.
2 AA SS sept. t. 3, 24 — 43. die legende enthält züge aus der Mar-
garetenlegende.
3 so auch im nl. Hede A 15. — ganz als weltlicher liebhaber (cava-
lier), der bei den eitern um Regina wirbt, tritt Jesus in A 9 auf; als
zartes knüblein erscheint er in A 4 und A 6.
30 DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
in A 1 ; und ganz deutlich wird dieser Zusammenhang , wenn man
die älteste nl. prosa aus dem beginne des 16 /As. (B 1) vergleicht;
denn hier bringt Jesus die sultanstochter nicht vor die himmelstür,
sondern vor ein mönchskloster, dessen abt sie endlich zu einem
nonnenconvent geleitet.
Die im bänkelsängertone gehaltenen reimereien der gruppe C
verlegen die handlung auf christliches gebiet und übergehen dem
gemäfs die Sehnsucht der Jungfrau nach dem meister der blumen
ganz; dagegen finden wir hier einen in A und B fehlenden zug
der Inzigkofener fassung wider : den weltlichen bräutigam , welcher
der Jungfrau von den eitern aufgedrängt wird, die tochter des
commandanten zu Grofswardein in Ungarn, meist Theresia genannt,
geht am hochzeitsmorgen traurig in den garten und findet dort
Jesus, dem sie längst ihren kränz zu bewahren gelobt hat , stehen,
er fuhrt sie von dannen, aber nicht ins kloster oder vor die
himmelsp forte , sondern in den freudenreichen himmlischen garten,
so knüpft die erzählung doch an das im eingange vernachlässigte
motiv vom blümelmacher an und lenkt zugleich in die bekannte
legende vom bruder Felix im paradiese1 über: als Theresia nach
zwei stunden heimkehrt, erkennt sie niemand in der Stadt; denn
inzwischen sind 120 jähre vergangen; man schlägt in alten Chro-
niken nach und bringt ihr speise, sie aber verlangt nach dem sacra-
ment und verscheidet, nachdem sie es erhalten.
Wenn wir in der sagen forschung meist den kürzeren und
einfacheren erzählnngen gegenüber ausführlicheren und reicher dar-
gestellten höheres alter zuerkennen, so scheint hier die sache um-
gekehrt zu liegen, denn gegenüber den drei ältesten kurz vor und
bald nach 1 500 gemachten auf Zeichnungen aus Inzigkofen, Kloster-
neuburg (A 1) und Delft (B 1) zeigen die kürzeren lieder des
17 — 19 /As. mehrfache Verdunkelungen und Verstümmelungen, jene
lassen die heldin als nonne enden und empfehlen mehr oder minder
nachdrücklich das klosterleben und die ehelosigkeit als den besten
weg zur Seligkeit, diese verläugnen sämmtlich eine solche tendenz
und setzen für das kloster andere züge mittelalterlicher legenden,
entweder die entführung in den himmel oder den besuch des himm-
lischen gartens oder die ankündigung des nahen friedlichen todes,
ein. dass im Inzigkofener gedieht nicht Jesus selbst, sondern ein
1 W Hertz, Deutsche sage im Elsass 1872 s. 269. JKoch, Die sieben-
schläferlegende 1883 s. 42.
DIE SULTANSTOCHTER IM BLUMENGARTEN
31
engel die Jungfrau entführt, ist ein diesem eigentümlicher, aber
wol nicht der ältesten sagenform ungehöriger zug.
Berlin. JOHANNES BOLTE.
BRUCHSTÜCK AUS DEM WILLEHALM
ULRICHS VON TÜRHEIM.
(la) daz ih dine gute ie gebat
daz ih entphienge des toufes bat
des ruche vrowe mih gewsn
swester du kanst suze gsn
5 an sie die gotes mvts ist
dan die lange irkennet ist
nv wil ich von dir scheiden
vü ghen nach in beiden
nah de wsde konig maliPn
10 vn nah de ds dih kan wem
des reinen toufes here
er entwalte dar niht mes
mit wille gut er holte
die er da bringen solle
15 er sprach koning malifs
zu dins tugent ih des gs
daz du ruches mit mir gä
min swester wil sih toufen lan
vn nen den gotes segen
20 als die cristen suln plegen
ich bitte vch biscop stephä
daz ir here ruchet gan
da min swester sich bekest
du hast vns vil geeret
25 sprach malifer zu gamalerote
du soltes vns han enboten
wir were gerne gange dar
dar die reine wol gevar
den reinen touf entphet
30 \Ti gote sich nehet
des vrowet sich mls hsze sin
wir suln balde gen dar hin
dar wil daz vbel wsden gut
wip sint wundsIich gemut
des ez ietzunt zu mute ist 35
dar nach in vil kurzer vrist
hat sich vswandelet ds mut
des sie lichte niht entut
dar von sul wir gahe dar
daz iz nieman vnds var 40
vn sie des mutes wende
ds were von miner hende
(lb) daz wizzet vur war vngenese
wir suln hir niht langer wese
ge wir hin zu der veinen 45
die den suze got wil meine
hir wart die iuncvrowe
getoufet [fet
vn von den svnde geslou-
Nv qme sie gar gegange
vh worde scone vntphange 50
von ds vil reinen suzen
alsus vvaz ir gruzen
gote willekome vil mir
nv wil ich enden mine gir
ds ich kvme han gebiten 55
ich wille vch alle des biten
daz ir wsdent mine toten
vh mih vo den valsche gote
dur got nv ruchet scbeiden
ich getruwe wol v fiej'den 60
daz ir der bete mih gewert
60 beiden] bei fehlt in folge eines loches
32
BRUCHSTÜCK AUS DEM WILLEHALM
ds ich an vch han gegert
min lip ds ist dar zu gerecht
daz ich entphahe ds criste recht
65daz ist daz ih min toufe
vT) dar mite vercoufe
alle mine missetat
vh er gebe mich ds trinitat
do sprach ds suze clare
70 in so suzer gebare
ez mohte ein engel ha geplegen
vrowe wir han vns bewege
zu tunde vwer gebet
ds wsde koning thalzaret
75sol mit vns sin ds dritte
mit vlize ich in des bitte
daz er ds bete mich gews
vrowe ich bin gerne ds
hir gap man ir den segen
80daz ir got mvze plegen.
Der vws bet mit wille tut
sit ir nv habet vwere mut
vn vws truwe gein mir bewege
so lat mih nemen des toufes segen
85 (2a) gerne sprach ds biscop san
die reine suze wol getan
durch den wol gehereten touf
vz al ir cleider slouf
dan biz an daz hemede
90 sie sprach daz mir waz vremede
daz sol mir wesen nv liep
ich bin gewesen mls selbes diep
ich han mir selde vil vsstoln
des sol ich mih vil wol erholn
95 ich sol got iemmer minnen
vn dem tubel gar entrinnen
do sprach ds biscop Stephan
vrowe wolt ir vch toufe lan
vil gsne reine salich man
100 reine vrowe so sprich an
ich geloube an den got
des gewalt vn des gebot
alle creature heiz werden
den himel vü die erden
swaz wesset ods lebendih ist 105
ih geloube daz de here crist
ein vil reine maget gebar
dar nah geloubih vil gar
swaz gelouben sal ein criste
vn wil des tubels listen 110
iemms mes sin gehaz
vn gerne werden naz
mit dem toufe here
vrowe ih wil niht beite mes
ich wil vch reinen toufen 115
vn vz den svnden sloufen
nv iz de vrowe getoufet
vn von den svnden g e -
sloufet
Do ds reine touf gescach
an ds vrowe ma do sach 120
scone cleids harte rih
ih wolte ein wip han ir gelich
die wes scone vn reine
vn hettich sie al eine
vn wse gar ane vrochte 125
daz sie icht ir ere entwrochte
(2b) do die vrowe entcledet wart
ds konlg von portipaliart
sprach nv moget ir scowen
an dirre sconen vrowen 130
daz sie ist vz gesconet
vor alle wip gesconet
dar stüde andes vrowen nvh
ds etteliche die scone truh
die mochte en wip nv neif 135
nv kvnde genvge des gezen
daz sie sich toufeu lan
ds reine biscop Stephan
ULRICHS VON TÜRHEIM
33
san daz toufeu nicht vsbar
140 ern mste gote sine scar
mit disen reinen kinden
ich mvz ds sage ervvinden
wie die vrowen alle heize
die sich dar toufen leizen
145 do ds reine touf gescach
malifer vil scone sprach
wsds konig fanserat
daz din lip gelobet hat
hsre daz soltu zechen
150 din gelobete niht zehreche
bedenke ds geheize
ds du passigueize
has geheizen vfi mir
konTg malifer swaz ih dir
155 han geheizen daz sol gesche
liebe tochter ruh veriehen
daz du tus des ih dih bite
ich breche mins tuchte site
vater ob ih niht tete
160 swaz mih din mvt bete
ih weiz daz du mir gutes gast
vater swaz du irkenen kanst
ih bin ds daz gerne tut
nv höre mine tochter mvt
165 vil hoch gelobete malif3
swaz ich an mius tochts gs
daz wirt betalle san getä
weistu tochts daz ich dih hä
(3a) wart entzüt vö alysen
die man mit lobe sol prise
wä sie kusche vfi reine was
vü keine vvibe ih me gelas
5 die ih vor sie neme
ob ich ze mäne ir zeme
ein iechlich hsze merke
daz keines mannes stske
Z. F. D. A. XXXIV. N F. XXII
mah ds mine widsstan
ds mine sich nicht erwsen kä 10
dise not er vsborgen truch
daz er niemanne erwuch
sin lichte warwe ds wart bleich
sl stark5 lip im gar entweih
er vslos sin mälih eile 15
betalle sine gesellen
die hohe konige waren
die marketen sin gebare
vü nam sie michil wunds
alle vfi niht besvnder 20
waz im mohte sin gesche
vur war daz wil ih besehe
sprach ds koning vo marroh
nein du solt biten noh
sprach ieriche macharin 25
jm voget liehte disen pin
die wundsliche minne ■
vn twinget im die sinne
daz sie sich sehen mvzen
nah ds reinen suzen 30
ds konlginne von ephesus
sin teuren ist niht alsus
swaz im andss vuge
sws von mine ie trüge
seneden danh ds vrages im 35
etteswene ih ouh gewese bi
daz die mine mih so druhte
daz sie mir vroude enzuhte
v£i daz ih daz mit gebsde bark
mih wüds daz er ist so stark 40
vn sih des niht mah ervvsn
ern muze lip vn vroude zsn
(3b) vfi waz so ellenhaft sin lip
ezn ist niht wunds ob ein wip
sich niht erwset ds minne 45
sien si ir meisterinne
nv laze wir vvesen als iz ist
3
34
BRUCHSTÜCK AUS DEM WILLEHALM
wir besehen in vil kurzs vrist
\va von truret im ds mut
50 si sprachen alle iz ist gut
eines tages iz sih so vugete
daz er sih selben rugete
wids alle sine gesellen
er sprah min manlih eile
55 daz ist mir gar entrunne
alle die mir gutes gunne
die helfen mir dar gäbe
bin zu ir die nie gesahen
noch ml ouge" noh ml lip
60 ih vvante nicht daz iems wip
mins crefte mih beherte
vn so gar vroude berte
waz ist daz wegeste daz ih tv
dar hellet alle rate zv
65 vil nah ich vertorben bin
wir suln halte da hin
sprach zokaloth von nylilot
ds dir ze nemen die gebot
ds solte diue kumbs wern
70 vnde dinen lip niht lan vszsn
do sprach dskoning von marroh
ez ist harte verre noh
wir kvnne niht koih in daz lät
sint dir die wege dar bekant
"5 min vil here liebe tote
so mostu wesen dar ml böte
jz daz iz dir vvol behaget
tote so ist dir vnuersaget
svvaz ist dinz herzen wille
60 da lieh min helfe niht stille
jh vare durh dinen willen dar
herre iz ist bereit sin schar
hir mvze wir starke stri-
ten
vTi mit ein ands riten.
$5 (4a) Sprach labath vö zyrite
wir muzen starke stte
jn vesten lancen riten
vn sol er vns von riten
mit sinen vvol bereiten hs
daz crenket vns an ds ws 90»
do sprah ds koning malif
wizzet daz ih niht ger
dan daz vch alle dunket gut
jh bin ds daz gerne tut
hsre lat in hie bestan 95-
wizzet daz ds persan
vns mit strite nicht vsbirt
als er ds reise innen wirt
so komet er gein vns gevarn
mit vil mäge groze scharn 10O
die sint ouh ritter weche
vn alle wol gezeche
ouch ist er selbe ein ritts gut
sws hat zu wsde wibe mut
ds diene gute wiben 105>
nv lat die rede hüben
ich getruwe vns harte wol gewsn
vor sinen vngevuge hsn
jeh wil ml menlich eilen
wids in daz hsze stellen lto-
vii ml gut gemute
min steline rute
ds muz abs werden rot
ez muz manih beiden tot
vor mir legen vf dirre vart 115
jr leben daz ist vngespart
swar min ouge ir keine siebt
ds tot T vö mir geseiht
mih dunket daz die mine
mine menlichen sinne 120
mir wille wids geben
nv stet doli mines heiles lebe
an ds reinen suzen maget
hin da min herze iaget
ULRICHS VON TÜRHEIM
35
125 1) i r vrowet sich m a 1 i f e r
v n sin h s z e vv a z z e s t r i t e g s
(4b) Nv helfet mir ds vste zowe
min lisze muz sih vrowe
daz ih sie nv vinden mvz
130 die mir machet kvb5s bvz
vii wids wil I vroude setze
ih wil ml eilen wetzen
gein den edelen persan
vn woher strites mih irlä
135 er mohtez vö mir sl anih niht
des wil ih hä mit dir ce pliht
sprach ds konlg kafagant
wir korii scire in daz laut
daz heizet kapadotia
140 wir vlden eine konTg da
ds ist ein ritter vnervroht
sin lip die verk hat gewroht
die mä priset ze ritter scaft
wir bedorfen wol dins craft
145 gein dem koninge tbakalaze
daz er vns riten laze
sin craft die ist also groz
daz niend5 lebet sin genoz
vil nah vnds allen heiden
er hat zu sinen siten beide 150
den pris er ist erkennet
er vil rote zetrennet
ey wie er sih rurte
do er die rote zevurte
do sprach ds koning malif 155
mit vrage ih an vch ger
sith ir so vil hat gestriten
truwestu in iems erbiten
daz er mit mir vechte
ieweds nah sime rechte 160
sweme die selde gesche
daz er dem anderen prise je
ds habe den pris ze lone
er danke sime gote hamone
ob er ervichte den sige 165
vn ih sigelos gelige
so wizzet daz die trinitat
niht ir alten site hat.
Das vorstehend mitgeteilte pergamentbruchstück aus dem Wil-
lehalm des Ulrich vTürheim, das als Umschlag gedient hat, ver-
danke ich ebenso wie das Zs. 31, 198 ff veröffentlichte bruchstück
eities gebelbuches der gute des herrn geh. und oberregierungsrates
Mittler zu Kassel, das doppelblalt gehörte einer zweispaltigen
linierten hs. des 14 jhs. an. das formal ist 29 X 19,5. jede
spalte enthält 42 zeilen. Überschriften und initialen sind rot. der
inhalt des bruchstückes entspricht nachfolgenden stellen des cod.
Pal. germ. 404 (== 1) und der Kasseler hs. (= n): bl. 1 = £238°,
41— 239L, 36; n 348b, 28— 349b, 38; bl. 2 = l 240d, 33— 241%
34; n 351d, 2— 352d, 11. es fehlt also zwischen bl. 1 und 2 ein
eben solches doppelblalt. bl. 1 ist auch in den Nabburger bruch-
stücken erhallen (Roth 35, 201 — 336 und 47, 1 — 18). einer
weiteren besprechung des bruchstückes kann ich mich in anbetracht
der vorbereiteten ausgäbe des Willehalm enthalten.
Kiel. KARL KOCHENDÖRFFER.
3*
36 ZWEI FUNDSTÜCKE AUS PASSEIER
ZWEI FUNDSTÜCKE AUS PASSEIER.
Gelegentlich einer im auftrage der k. k. central - commission
für kunst- und hist. denkmale in Wien vorgenommenen durch-
forschung des pfarrarchives zu SLeonhard in Passeier bei Meran
(vgl. Mitteihmgen der dritten (archiv-)section der k. k. central-com-
mission, archivberichte aus Tirol 1, 465) fand ich als umschlage
von urbaren die nachstehenden bruchslücke zweier deutschen hand-
schriften.
A. als decke des register der brüderschafft sannd Barbara
küezynse inn Passeyr 1489 benutzte man das mittelstück eines per-
gamentdoppelblattes , welches man durch (nicht ganz ebenmäfsige)
beschneidung des oberen und unteren randes mit der höhe des
registers von 16 cm. in einklang brachte; während die breite wenig-
stens des einen blattes (11 cm.) unversehrt blieb, wurden beim
anderen der äufsere rand und durch bildung eines kegelstutz för-
migen verschlusslappens auch noch zwei dreieckige stücke des be-
schriebenen teiles abgetrennt, da das format des register bedeu-
tend schmäler ist als das von A, kam die blattfalte des letzteren auf
den vorderdeckel des registers und wurde geglättet, sodass man nur
mehr mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bestimmen kann, dass
das von mir als 1 bezeichnete Matt im buche vor 2 gestanden sei.
jede seite zählt jetzt 18 linien, deren oberste durch beschneidung
z. t. unleserlich geworden sind, verticale randlinien sollten den
schriftraum auf 12 (f. 2a), 12^2 (f. 2b) cm. begränzen; da aber
beim Schlüsse der Zeilen nach bedarf nis einige buchstaben darüber
hinausgehen, sind selbst in jenen zeilen von f. 1, bei denen die
beschneidung weniger als 1 cm. innerhalb der begränzungslinie er-
folgte, zum teil ganze worte fortgefallen.
Die kräftige und deutliche schrift möchte ich unter beachtung
aller merkmale in die letzten Jahrzehnte des 1 3 jhs. setzen, die
abkürzungen sind nicht übermäfsig und in der allgemein üblichen
weise verwendet, zweifelhaft kann nur sein, ob das stets abge-
kürzte vü als vnd oder, wie graphisch näher liegt, vüde aufzu-
lösen ist; ich entschied mich für letzteres, merkwürdig ist der
gebrauch von d mit einem halbrunden in halber höhe rechts ange-
setzten haken für nhd. dass, wogegen der artikel daz f. lb z. 6
ausgeschrieben ist.
ZWEI FUNDSTtJCKE AUS PASSEIER 37
Eine etwas jüngere hand hat einzelne fehler, besonders aus-
lassung von buchstaben und Wörtern corrigiert , ich gebe diese
dnderungen mit der sigle C in den anmerkungen.
(la) bescheidenheit. man malet vn . . . l
als ob sie vngelaz gebe vorme
nit. dv bewegvnge2 was an ir also gern
nisse so lvter daz si nie verwandelt wart iuke
leide, von diseme iamer sprichet her Dauid. herre wie 5
min iamer wern. sante Pavlvs sprichet. wer sal mich erl . . .
von diseme vnseligen totlichen libe daz ich kvme zv . . .
sante Avgustinus3 sprichet. do ich zv miner lieben mvter sprach di . . .
geistlichen nvntzehen iar hete getragen daz sie mich gofte] . . .
gebere. vnde da sie mich gote geborn hate do redden ... 10
von der smacheit dirre weide vnde trehene giengen v[z] . , .
vnsern avgen do was vns vvol mite, sante Bernhart . . .
bet. do vnser herre tot was do yloz wazzer von siner siten . . .
ein reinigvnge4 ist al der weide, als mvz dv feie tot
des daz got nit ist ob sie gentzliche vlie[zen] 15
keit daz sie sich gote gentzliche mv
he von den hohesten heiligen die in
die wile daz sie it liebe ha[b]
(lb)1 [vter] wer sie nit mit libe vnde
elriche sie mohte sich gote 20
ein heilige sprichet ez ist ein ganzes
als vil sich gote5 erbvtet als vil bvtet
got wider, was mvgen wir von den sprechen die an
. . . [n]igenG dingen haften mit ir liebe. Daz vierde ist di
. . . [a]nvehtvnge liden dvrch die gerehtikeit. ez giltet 25
... ine gelt, daz7 der mensche böse si oder daz er bösen
lvten be-
. . . te7. daz wir von bösen lvten gescholten sin. da von sin
1 die durch beschneidung entstandene liicke nimmt von s. 1 — 5 stetig
ab, ist s. 6 — 13 räu?nlich gleich grof's, nimmt von z. 14 — 18 wider in
umgekehrtem Verhältnis wie z. 1 — 5 zu, sie betrügt im vergleich zum
schriftspatium auf f. 2b: z. 1 und 18 6V2 cm., z. 2 und 17 ti cm., a;. 3
und 16 5 cm., z. 4 und 15 3lhcm., z. 5 und 14 2i/ücm., z. 6 — 13 ^j-icm.
2 A, von C ist über w noch ein v gesetzt 3 avg' A 4 so
von C corr., ursprünglich reinug und noch ein durch rasur getilgter buch-
stabe 5 sich die sele gote zugesetzt C G der erste buchstabe
kann auch a oder m sein 7 die dazwischen liegenden worte sind
38 ZWEI FUNDSTÜCKE AUS PASSEIER
. . . [r] gelobet von gote. da von sprichet vnser herre. vrewet
. . . [h] an deine tage vnde entspringet von vrevden daz ir smac-
30 . . . [t] Iidet dvrch mich, hie vor hegiengen die kvnige
. . . gehvrt vnde gaben groze vriheit vnde gäbe ir vurs-
[]]ichers svlen wir vns vrovwen vnde springen von vröv-
[u]ns geborn vvirt in einer stvnde als ein avgen
tvsent geteileu mohte in also kleiner stvn
35 born als gentzlich als ob er nie
9 vrolich ist den imme himel-
(2a)10 ist als tot [der menschen11] torliche[n] daz er min[n]e
unde wollvst svchet an der creature dv deine oder nit enist wider
deme richtvme gotlicher minne darvmme lit daz adel vnde rich-
40 tvm der sele an gotlicher wisheit. damite sie teilhaftic wirt aller
gotlichen selikeit daz sie sich einen schätz kan sameneu von
allen dingen, als ich avch me gesprochen han. verlvst ein
mensche ein dinc daz ime nit wider werden mac da mac er
grozer Ion mite erwerben dan daz ez mit siner haut opphert
45 vf einen alter wan da git er sin gvt dvrch got vnde behellet
sinen willen. Iidet er sinen schaden mit gedvlt so git12 beide
willen vnde gvt vnserme herren got. stirbet13 mir min vrvnt
den wolt ich nit geben vmme hvndert marc vnde gebe ich in
mit willen vnserme herren gote oder ich wolt in nit geben vmme
50 ein ganzes lant so han ich ein lant mit gote vnmazen me denne
mir min vrvnt immer gevrvmen mohte vf dem ertriche. der hiez14
ein riche mensche der tvsent marc ingellez hete zvme iare vnde
hete die ligende binnen der mvr daz15 sie ime nieman genemen
(2b) ge da [m16] ir weder tvvel noch noch17 got ge . . . .18 mac. got
55 der enwil ez nit tvn vnde ob er ioch wolle ern mohte. ich
gib ez gote als gvten vrlavb als deme snodesten menschen der19
mir schade ob er mvge nimet er mir mine tvgent ane minen
von C als getilgt bezeichnet 8 zuvor noch b oder 1 sichtbar
J zuvor ö oder m 10 auf diesem blatte war auf den zeilenschluss
kerne rücksicht mehr zu nehmen n wegen der fehlenden Ober-
längen der buchstaben unsicher 12 C fügt hinzu er 13 so in
folge der correctur von C, der die auf st folgenden buchstaben radierte
14 C corr. in hieze I5 C corr. in da ,6 oberleil der zeile
fehlt, wol zu lesen da in ir 17 sie! A 18 auf e folgt zeichen,
dass etwas über der zeile nachgetragen sei, dann der untere teil von 3
nicht näher bestimmbaren geraden ?nittellängeschäften , endlich e
19 C corr. in daz er
ZWEI FUNDSTÜCKE AUS PASSEIER 39
danc so han ich ez keine svode nimet er mir sie mit minen willeu
so hat20 wider mir nit getan, ich bin desgewis daz mir nieman ge-
schaden mac wan dv svnde alleine, der mensche ist alleine werlichen 60
edel der da wider geschaffen wirt in der hitze gotlicher minne.
vnde wirt von eime vnrechten menschen gereht machet21 an deme
heiligen geiste. vnde wirt gote geborn an rehter rvwe. da gehört
rvwe22 zu. daz sich got selber alleine minnet wan daz sie23 sele
getragen werde in gote mit der vngeschaffen gütlichen wisheit. 65
damit wir24 dv sele teilhaftic gotlicher salde25 vnde daz got
getragen werde mit der minne in der sele. ich bin des gewis
welches menschen minne ich habe allez daz er hat daz ist min.
vnde des bin ich gewaldic. darvmme hat got den heiligen geist
geben der sele daz sie amme heiligen geiste der sin. 70
20 C corr. in son hat er 2l C corr. in gemachet 22 C corr.
in rat 23 C corr. in die 24 C co?'r. in wirt 25 C corr.
in selde
B. das urbarpuch des lieben herren sannd Lienhard in Pas-
seyrr von 1465 ist in ein doppelblatt papier mit gleichem Wasser-
zeichen eingeschlagen, welches aus einem im format von 237-2 cm.
höhe, 16 72 cm. breite mit je 25 Zeilen auf der seite geplanten buche
ausgeschieden wurde, es ist nämlich nur die erste seite beschrieben
worden, während für die drei anderen blofs die linien gezogen
sind, und nicht nur die papiersorte haben urbar und Umschlag
gemein, sondern auch die schrift. es handelt sich also um einen
beiläufig 1465 zu Passeier begonnenen , wol von einem der dortigen
geistlichen geschriebenen legendencodex. der Stoff ist aus der nrh.
und nd. von Schade und Lübben herausgegebenen fassung bekannt.
[AJüshelmus1 der heylig herr der mit pet mit vasten und mit allen
cristenlichen werchen vnser f'rawen pat das si im kund tat wie vn-
ser herr ir liebes kind gemarterd wurd und z[e] dem lesten do
erschain im vnser fraw vnd [sjprach: 'Alles das mein kind erbten
hat das kan nyemanndt an wain aus gelegen yedoch sol ich nyemer 5
waynen und klagen wann ich pin alles meins wayns und klagens
[er]getzt und als du mich lanng peten hast [so] wil ich dir
nichts versweygen.' Also f[ragt] sie der heylig herr Anshelmus: '
'Sprich . . . .2 o liebe fraw wie was der anfanngk des 1 . . . . ns3
1 die initiale A blieb unausgeführt 2 am rücken hat der bind-
faden mehrfach Ideine lacken erzeugt, hier von lfc cm. 3 lücke von
r/a cm.
40 ZWEI FUJNDSTÜCKE AUS PASSEIER
10 deines liben kindes'. Do antwurt im [vn]ser fraw vnd sprach :
'Do mein kind mi[t sein]en iungereu von dem abentessen auf
s. . . .4 do kom Judas ainr aus seinen iungeren v[nd] v[e]rkauft
in den forsten der Juden vmb xxx phennyng in den pitteren
tod\ Do sprach Anshelmus: 'Welherlay phennyng waren si'. Do
15 sprach vnser fraw: 'Es was der müntz des volks von Ysmahelia
der pfennyng darümb herr Joseph verkauft ward vor viertausend
iaren und die waren komen. —
4 lücke von 1 cm.
Innsbruck. E. V. OTTENTHAL.
DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS.
Als ich zum zweck einer neuen ausgäbe der gedickte des
Wilden mannes und Wernhers vom Niederrhein die hs. der kgl.
bibliothek zu Hannover, in welcher sie uns überliefert sind, hier
in Berlin benutzte, habe ich vereint mit meinem freunde Eisner
auch den übrigen inhalt des codex einer collation unterzogen, ihre
nicht unwichtigen resultate teile ich im folgenden mit, indem ick
für die von drei verschiedenen künden (bl. 1 — 8üb; 81a — 93b;
94a — 137b) herrührende hs. einstweilen auf Mafsmanns (vdHagens
Germ. 1, 110 ff ) und W Grimms (vorr. zu Wernher) allerdings
nicht ganz genaue beschre ungen verweise.
1)6/. 1— 93b, Marienlieder Zs. 10, 1 — 133.
1, 1 — 4 herausgerückt nur weis, sodass die Zeilen auf uro
befcho bedo uro ausgeken 7 wr (an zweiter stelle) 9 louen
11 bliue ist deutlich 12 was zwischen M und de stekt, hat ein
fleck unleserlich gemacht 13 die, nicht du 15 vom ersten u
tri niemanne ist der zweite grundstr ich kalb abgerieben 16 IHU
17 — 20 herausgerückt oleis 22 ze sehr zweifelhaft, das wort
kann auch auf e oder r oder t ausgehen, davor ungefähr . dol . . .,
womit aber nur ein annäherndes bild der noch hervorschimmernden
züge gegeben sein soll.
2, 2 dinfte 8 entgrune 33 in.
3, 17 creature 19 lücke kinter dar, ohne dass etwas fehlt.
hier beginnt trotz WGrimm keine neue hand, da dieselben schrift-
ziige bleiben, nur etwas kleiner und gedrängter geschrieben wird
29 emochte.
DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS 41
4, 10 drut, bei einiger aufmerksamkeit wol zu erkennen
23 niet 25 ane.
5, 15 fundiche 36 hovsdicheit.
6, 3 behude 9 gilove ieme 12 dar.
8, 10 alle du 11 auf der nächsten blattseite (5b) noch ein-
mal vir 26 winreue.
9, 33 dridde.
10, 17 dineme 26 gotliche 37 wazzer uluzet bit senftgeide.
11, 15 Vunfte; grofses V mit schwarzer tinte 19 if
21 di.
13, IS duanc 29 mlnedef.
Zu 14, 3 bemerkt Grimm 'unten am rande von 9b zwei':
vielmehr 'von 9a zvei'.
15, 8 wircliche? 9 wercliche? 30 celove.
16, 1 Aria rot durchstrichen, das folgende D ist rot nach-
gezogen, die reimbuchstaben ere und ude sind rot durchstrichen
2. 3. 4 rot nachgezogene grofse anfangsbuchstaben , also auch
Want 14. 15. 16 wie 30 Aria rot durchstrichen.
18, 36 gude.
19, 4 uunde 10 aria rot durchstrichen 11 muze ganz
deutlich 29 hauen 34 cit.
20, 25 kuningef 28 erwelede.
21, 4 uorten 9 willen.
Hinter 22, 10 fehlen bei WGrimm zwei zeilen:
ich endar min da nit gewagen.
da ich diuen fun fin fin cruce dragen.
23, 24 di.
24, 4 kein strich hinter minnen 13 de reinfter 21 an
32 fprechew rot durchstrichen 33 Oret rot durchstrichen
35 nichts abgeschnitten, das u in lüde, brude steht am äufsersten
rande, sodass de (natürlich nicht te, wie Grimm merkwürdiger
weise will) nicht mehr platz finden konnte.
25,7.8 f >» ach 12.13 gerf> aht die reimbuchstaben age,
u, ercen, ouge, ach rot durchstrichen 24 die.
26, 19 die 24 fuiget 37 die.
27, 12 zwei verse! die reimbuchstaben ege, eent, ende,
ende, ere rot durchstrichen 39 zu.
28, 2 iuden 34 gewrdet.
42 DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS
29, 34 hel|pet.
30, 24 herceliche 32 mir 34 drankes.
31, 11 hie.
32, 1 Dat fprechen.
34, 8 ei, etwas undeutlich 10 liuer, der haken des r aus-
gekratzt 15 vor ich, welches eine neue zeile beginnt, ist ein
rotes K ausgekratzt 16 ganz verblasstes, ursprünglich rotes C
noch sichtbar.
35, 16 iuncurowen 23 Seet?
36, 12 inde dat 29 under dir 35 du hif die urowe. die.
37, 8 houent 21 vvaut.
38, 33 kuninge 35. 36 wart fi auf rasur.
39, 10 de 13 on 29 fin durchgestrichen, darauf fineme.
40, 2 dine.
41, 13 urowe 15 ce 39 urowede.
42, 10 en hat 15 bürden 23 indifeme.
43, 3 werelde 36 felueme.
44, 15 anwrdeu 20 urowe.
45, 1 kiper lande 16 uerdrenket.
46, 14 muzen.
49, 27 inde 28 de* | den armen.
50,14 enweiden 21 mig 22 inde 35 manich uelt-
liche 37 Herceliche; das erste e ist nicht deutlich sichtbar.
51, 3 nicht dit in der hs., sondern it und vor dem i ein
blasses undeutliches zeichen, toelches für den ausgefallenen roten
anfangsbuchstaben D steht 9 fichercheit.
52, 23 ie steht in der hs.
53, 2 alfe hercen 33 werelde.
54, 19 unf.
55, 3 einiget 30 enwolde.
56, 10 beduinge; b nicht ganz deutlich 28 indeme
32 einen man^
57,30 IHU.
58, 25 alfe wale alfe 29 himeleriche 38 uz geit.
59,6 hat 13 bliuen 15 Engele 17 herfachf 20 Engele
21 botfchaf 32 uane.
60, 1 Def ; das untere e ist vom roten buchstaben z. t. bedeckt
14 dar zu 23 dir 27 uergezfes.
61, 6 godef müder 30 dufe.
DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS 43
62, 3 inde 6 fitce 1 1 am ende fehlt der punct 17 want
18 IHU 28 fuuerlich; im druck ist das f einem f ähnlich.
64, 6 hilp 11 er fit 15 ane 18 deme 36 fmerce;
das c ist dem r ähnlich, vielleicht ist es ans dem r verbessert,
vgl 104, 24.
65, 21 uarue 33 golt 34 me; vielleicht ist aber auch
nie richtig.
66, 7 entfeit.
67, 9 din 15 driuen 23 Diu 26 cit ganz diuef
27 fchinen.
68,3 geiftes; weder e noch r deutlich, vgl. 104, 24 21 fprech-
ten 34 fcindiche.
69, 4 heligefte 8 live 16 umbeueit 19 engelfche throne.
70, 4 uolle; o dem v ähnlich, wie auch an anderen stellen,
wo o sicher ist, zb. 70,8. 71,30 urowe 5 heimelicheit 17 che-
rubiu 21 godef.
71, 1 deme 8 en fuchte 30 ane 38 cehant.
72, 17 min kint 22 wat.
73, 17 enbinnen 38 fuzen.
74, 1 ie zu 8 godef 11 dine 14 hercen 16 lüde
den mon fal 19 die mergrezen.
75, 9 inde 11 gmefen unklar 18 hinter heilich fehlt
der punct 31 troftef 37 en bin hinter fpreches ein punct.
76, 1 heren 5 herre 15 fine 38 de wife.
77, 4 fuzzen; das erste z zum teil radiert, aber noch sicht-
bar 6 harpenclanc.
78, 1 al fehlt in der hs. 5 zä 6 hinter riehen ein punct
7 Dine; für den ausgefallenen , aber am rande bezeichneten roten
anfangsbuchstaben ist mit blasser tinte undeutlich ein d eingetragen
24 he ureundet.
79, 10 minnefam 18 reine 22 bludef.
80, 32 dar zu minne 36 qam 38 wifteftu.
81, 9 durg 11 kirftenheit 12 kirftenheit 17 Minne
33 offer man.
82, 15 die 18 den lof.
S3, 19 himeles.
84, 31 inde.
85, 4 hinter die ein durchstrichenes urowe 16 reiniliche
35 herce.
44 DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS
86, 11 vor in steht ein halb ausradiertes rotes D, das nach
zeile 13 gehört 28 allet 30 iudifch 37 gelonet.
87, 24 Cherubin 37 Cherubin.
88, 1 reine 19 Serafin 28 die.
89, 1 fine arbeit 3 leidef 12 gewaffen 26 it fchine.
90, 2 der werelde 11 Bit; an dem roten B ist etwas ra-
diert; das eingeschriebene zeichen sowie das am rande stehende
ist undeutlich, soll aber wol d sein 12 got 13 hinter macht
kein punct dat alle 18 weref 19 got 22 dir 28 uuref.
91, 12 heiligen 31 Ne; am rande steht ein undeutliches w
35 Vie; am rande steht w 37 wr finer.
92 unten am rande von bl. 65a steht wonne 29 minnerinne
30 grozeliche 40 ime.
93, 4 anderer 15 hinter fuze ein punct 32 ander
37 wifheit.
94, 10 din 17 Darumbe; das D mir rot angedeutet
19 fchonlle 21 Darumbe 32 niman 37 du gedehtef.
95, 4 nit 6 ze 9 muf 15 geflechten 18 menfcheliche
25 die nature 28 was 30 zuein.
96, 12 muTt wider lagen 30 fi enliz 32 difer.
97,5 mir 6 üulen da 14 godes 20 fuzheide 24 an
ime 30 ie imanne.
98, 16 hinter fchone ein punct 20 üuergingen 25 hinter
vvazzer ein punct.
99, 24 hinter en rasur 34 en if 37 engele.
100.6 zu 11 sucke 14 ane nider ual 20 antlites
21 du 23 mine 26 minnede 33 hinter aleine fehlt der punct.
101, 1 Van; am rande steht w du 8 entginc 10 um-
beuinc de 13 huf 40 aleine.
102, 14 uerw?nnent; das zeichen hinter w scheint ein an-
gefangenes n sm sein, aus dem ein i gemacht worden ist, vgl.
107, 17.
103,4 de 15wirtfchaf 19die 31 eoofferde 35noh|uorte.
104.7 uerdineden 24 hercilichen (?) ; das zeichen zwischen
1 und c ist ganz wie das r resp. e in griftes (68, 3) fmeree oder
wahrscheinlicher fmerre, aus dem e oder r ein c gemacht, vgl.
64, 36.
105, 13 de 20 de 26 bodeffchaf; unter dem e steht,
allerdings in ziemlich grofser entfernung , ein punct, der auf den
DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS 45
ausfall des e deuten wurde. 105, 29 steht bodfchaf, 59, 21
botfchaf.
106, 23 inde 39 Nie; am rande steht w.
107, 13 macht 14 berichte 17 uerwiunet.
108, 6 üuer 17 de din; das i vor e vielleicht mit dem d
zusammengelaufen 18 zö 21 anfer 33 grofe.
109, 17 dir 20 becant 31 Nuer; am rande steht u, also
üuer 34 aller fchonefte.
110, 17 waf walgedan 20 walgedane.
111, 15 aodir 23 adam up uns hat 24 waf 33 du
34 hinter wir ein punct.
112, 7 wizecleit 17 roden 23 hinter here ein punct
33 it ftarf.
113, 10 hinter becande fehlt der punct 11 cüniugiune
13 zv 14 is 15 man'gerhande 17 wrowe vollebrenge
24 dv 27 maoichveldicheit 32 muz; das zeichen ist ähnlich
wie das z 114, 16 in groz 34 fiuen 37 fiue.
Von hl. 81a (113, 4) an fehlen meistens die bindestriche bei
brechung der Wörter; auch vergisst der neue Schreiber öfter den
punct nach dem reimwort.
114, 4 cleit 10 sere 18 vzer 23 fteiu 33 Comte-
platio 37 mvthihe 38 mügen 39 cien.
115, 5 Jafpis 23 mvththe 30 fcbin 34 verni'met in
40 vns.
116, 1 blicz; z ist deutlich 21 reioichede 26 der fuunen
27 dir übt 31 ein.
117,1 reiue 2 iode 3 live 9 Carbunkel 12 barm-
hercicbeide 23 in ni't 37 dürre i'mer.
118,5 dine lerünge 12 vmbeveit 17 fülen 18 diner
27 Dimer 29 hilp 31 mir 38 iü.
119, 5 werdicheit 8 vvergeit 13 Wir 24 in 27 ml-
nent kint 32 in bauent 34 vleiflich 37 van 39 go-
vvlget (so!).
120, 3 indeme 18 zuelif 27 engele 32 dv
33 Nv dat.
121,4vnfe 12 dineme 15 troifte 16 iü 25 maget-
düm 28 in diner 36 reine.
122, 5 ane 6 volliche 18befveren 22 nit 23 natür-
licben 25 ith fint rethte 26 di 29 sülen 34 IHV.
46 DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS
123, 6 martelse 11 röen 12 röe 15 zv 16 fneit
22 dinem 27 zv 35 zvngen 40 liden.
124, 2 möftes 5 in 14 fvert 19 zv 25 heize
30 des 34vngedo?et.
125, 1 in 27 heilige 31 erlüthdes 32 meifterinne
33 dreges.
126, 2 vor beicechent findet sich keine spur eines aus-
gestrichenen Leichen 15 eine 16 engeinen 19 dv 22 fi
25 iii 26 alfe vvive 30 van gracien.
127, 1 zua | blftmen 2 ire enwedere 16 in 17 in
23 lieh 30 mide 35 lilie.
128, 20 he ciret 23 waren 26 becant 29 erlüthtet.
129, 19 beeeichent 22 bedrüfniffe 34 reinicheit
36/37 in.
130, 6 niman 10 dv fvzefle 11 gefezzen 16 diner
25 antlitze 38 Hinderliche.
131, 2 inde fine 24 gelich 30 dv.
132, 1 in 3 Süze 4 vnfe 9 in 12 fvnderen
13 wider keten 26 dir 36 dir.
133, 4 wandelt 13 Mjnnefame 26 ftimme 30 gütliche;
das 1 ist aus einem h verbessert bliche 36 füze.
2) bl. 133a mitte bis 134a segen Altd. bll. 2, 1 f. statt s steht
in der hs. immer f aufser 1, 22 unfis.
1,7 ime felui 14 gin 24 heiigen unde mit 27 himile
28 havin 29 mide 35 gihowin.
2, 2 dat dir 4 velin.
3) bl. 134b— 137a mitte Marienklage Zs. 1, 34/". für s hat
die hs. immer f.
1 wre leit 3 ir 4 alli virfith 6 hadde 9 Dat
20 füzfer 26 giffent 27 dich fchin 29 gifchin 31 uir-
geuin 32 umbe cleit 41 en flugen; in en das n nur ange-
deutet, von flugen ist en ganz, g z. t. weggeschnitten 42 Ge-
benidigit 49 mir 54 int wichin 55 muzfe 58 wiue
65 mit wschen gidonit 66 di 72 inguan 73 fi in vor
einin hant fi en vor einin undedigin 74 Nit infconit 76 ich
nilir 83mudir 87 nimmir 91 dat bit mir 102mochti
105 in 106 Di 111 dat 115 fine vrachi 116 durfte
120 di 121 di fi 122 fi 130 ir 131 lvie 132 barm-
h'zicheit 142 (tan.
DIE HS. DES RHEINISCHEN MARIENLOBS 47
4) bl. 137a mitte — 137b. gereimte nachsclirift des letzten
Schreibers'^ = WGrimm , vorrede zu Wernher vom Niederrhein
S. IV — VI.
S. iv : v. 2 truwen 8 kleniz 15 i'wer.
S. v: v. 20 großer, aber nicht roter anfangsbuchstabe S
einin
23 zu 25 an uiden en in henken ist verblasst 21 en in
geheizzen ist ganz verblasst, B in Bele rof 29 i in ir wer-
blasst 31 helfhir zusammengeschrieben 32. 33 m g'mcr zetfe
geschrieben, nur noch zu lesen Di dit buch het gifcriven di ift g
ausgekratzt, auf den folgenden ausgekratzten 3 Zeilen befindet sich
jetzt rechterseils der Stempel der k. bibliolhek in Hannover 34 kein
roter anfangsbuchstabe 41 Zu 42 i in Di abgerieben.
S. vi: ü. 46 ave hinne 47 biwarin? 49 havin 50 von
unzfir liuin bei Grimm ist noch zu erkennen, dass ersteres wort
nicht mit z, letzteres mit v geschrieben war.
Berlin im märz 1889. KARL KÖHN.
DREI SAMMLUNGEN MITTELNIEDERLANDI-
SCHER REIMSPRÜCHE.
I die Sammlung des Berliner Ms. germ. quart. 557.
Verdam macht Tijdschr. 3, 178 gegen Willems abdruck der
Spruchsammlungen der Hullh. hs. geltend, dass die reihenfolge,
in der sich die Sprüche in der hs. finden, nicht beibehalten sei.
Hoffmann von Fallersleben trifft derselbe Vorwurf der Willkür
gegenüber seiner vorläge, zwar ist er nicht so weit gegangen,
die Sprüche, die er in den Altd. bll. 1,75 — 78 aus dem jetzt
im besitz der kgl. bibliolhek zu Berlin befindlichen Ms. germ.
quart. 557 1 veröffentlicht hat, nach der anzahl der verse, aus
denen sie bestehen, zu ordnen, immerhin aber hat er dadurch,
dass er sprüche ausgelassen und gelegentlich nur einzelne verse
eines greiseren Spruches mitgeteilt hat, dem benutzer jede mög-
lichkeitbenommen, die ursprüngliche folge innerhalb der Samm-
lung zu erkennen, ebenso bedenklich erscheint, dass Iloffmann,
obwol ihm nur eine hs. zu geböte stand, gewisse sprachliche
cigenliimlichkeiten seiner vorläge unbeachtet gelassen hat. die
1 die hs. ist Nd. jb. 13, 111 beschrieben.
48 DREI SAMMLUNGEN MITTELNIEDERL. REIMSPRÜCHE
diabetische färbuug weist nach dem nordosteo; die hs. bietet
13, 1 duyren (3 muyren) — 13, 2 wair, voirdel — 17, 1 und
18, 2 hoir — 17, 2 hören — 19, 1 Sunt — 28, 2 him —
31, 3 bien und durchgängig is statt des von Hoffmann ein-
geführten es.
Die Spruchsammlung steht auf den bll. 26b — 29a; aufserdem
bat der Schreiber der hs. einzelne Sprüche als seitenfüllsel der
bll. 22% 23b, 25b, 26a und 54a verwandt, nr 10 l und 11 schliefsen
bl. 22% nr 12 — 14 bl. 23b. eine mnd. redaction von nr 12 ent-
hält das Nd. reimb. 2435 — 2437 (vgl. auch 2405 — 2406). es
folgen auf bl. 25b:
14a Och aerm, wat2 is hier dat arme leven!
Die daer om denet, die mach wel beven.
14b Soe wie den armen mit ontfermen comt te baten,
God, ons beere, en seh nymmermeer verloren laten.
und auf bl. 26a:
14c Als dat niet comt tot nyet,
Soe en kent yet hem sehen niet.
mit nr 15 beginnt die Sammlung selbst, die ersten 8 verse des
folgenden Spruches hat der herausgeber ohne ersichtlichen grund
übergangen, vollständig heifst nr 16:
Twijf is alsoe geseepen van gode,
Dat sij staen sei onder haers mans gebode,
Ende honeer sy heeft die heerscappie,
Soe wort sy varinc Lucifers partie;
Want sy is dan contrarie hören man,
Als ons leert ecclesiasticus , die wijse man.
Ende dat seip is dan altoes sonder roer,
Want si leeft altoes in onroer.
Wie vredelic wil leven ende onbescant,
Die laet sijn wijf niet hebben die overhant.
1 es ist die Zählung Hoffmanns beibehalten, obwol diese mit nr 10 be-
ginnt, der Berliner Sammlung gehen 9 Sprüche voran aus der bekannten
ehemals im reichsarchiv im Haag aufbewahrten, 1862 aber der kgl. bibliothek
überwiesenen hs., deren inhalt Zacher Zs. 1,262 — 267 angegeben hat. die
die Überschrift Der minnen guet tragenden reimsprüche dieser hs. sind voll-
ständig herausgegeben von Verwijs, Van vrouwen ende van minne s. 37 — 51.
die bei Hoffmann fehlenden sprüche der Berliner hs. habe ich durch der
zahl beigesetzte buchstaben kenntlich gemacht.
2 wat steht über durchstrichenem dat.
DREI SAMMLUKGEN MITTELNIEDERL. REIMSPRÜCHE 49
nr 16a steht dem inhalte nach den beiden vorhergehenden
Sprüchen nahe:
Een man sei sijn wijf minnen, \
Twijf die sei dan dat versinnen,
Dat sy hoir man dan sei ontsien,
Soe mach dair duecht ende eer gescien.
nr 17 — 19 bringen den abschnitt von den trauen zum abschluss.
nr 18 steht ferner im Vad. mus. 2, 192 v. 457 — 460, sowie in
nd. fassung im Reimb. 2624— 2627, nr 19 ebend. 2356—2360,
im Nd. jb. 3, 61 nr 11, 3 — 6 und bei Joh. Stricker, De düdesche
schlömer ed. Bolte v. 919 — 922. nr 19a (vgl. Vad. mus. 2, 179
v. 75 — 82): Jonghe menschen onbedwonghen
Die sijn hoir eer seer ontsprongen,
Ende sij onteeren hören oversten mede,
Hier ende daer, tot elke stede,
nr 20 (hs. v. 3: Ende oic mede grote salicheyt) und 21 stehen nur
im losen inhaltlichen zusammenhange, vom spielen und trinken
handeln nr 22 — 23, nr 23a:
Die den wijn drinct soberlic,
Dien verblijt hy mindelic,
Ende dien drincket mit overmate
Sijn lichaem en heves gheen bäte,
sowie nr 24 (hs. : noch niet en heeft) und nr 24a:
Tis een roem een yghelic man,
Dat sijn zoen dobbeleti of drincken kan
Ende sijn wijf of dochter wel dansen can.
Gheloeft mi des al sonder gewan.
Die niederrhein. redaction von nr 24, die Nolte aus einer
Trierer hs. des 15 jhs. in der Germ. 19, 304 publiciert hat, stellt
die verse 3 und 4 um.
nr 24b : Goede morcelen , die wel smaken,
Sijn quaet alsi der galghen naken.
Als weelde comt ten qnaden eynde,
Soe1 ist verwijt ende grote scende,
der 25 spruch, aus dessen 6 vv. :
Die wil vroeden,
Sei hem hoeden
Böse daet,
1 hinter Soe ist wie durchstrichen.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 4
50 DREI SAMMLUNGEN MITTELN1EDERL. REIMSPRÜCHE
Het is te spade
Naden scade
Te nemen raet
Hoffmann 2 gemacht hat, und nr 25a:
Elc sie voir hem sehen wel,
Want die natuer is soe stiel;
Alst geluc den man niet en dient,
Soe en vint hi gheenen vrient
beschäftigen sich mit der bereits in nr 21 behandelten lehre:
bedenke das ende, zu nr 24b stimmt Vad. mus. 2, 178 v. 59— 62,
und zu nr 25a stellt sich 2 Hulth. samml. 29 v. 1 — 4 (Relg. mus.
6,209 v. 743 — 746). die beiden folgenden Sprüche, nr 26
(v. l — 2 = Vad. mus. 2, 176 v. 1 — 2 = Germ. 2, 142: nr 44
v. 15 — 16) und 27, stehen hinsichtlich der in ihnen erörterten
gegenstände allein, zu bemerken ist, dass die hs. im letzten
verse von nr 27 ghelovs liest, ausgefallen sind bei Hoffmann:
27a Seneca seyt int openbair:
AI waer dat sonde ghien sonde en waer,
Nochtans soe soude men scuwen sonde,
Want si comt mit quaden gronde.
27 b Scepenen, die ter banc sitten
Ende luttel op hoir vonnis micken,
Die doen den armen herde wede
Ende haer zielen ten laesten mede.
als nr 46 v. 1—2 und 5—6 (Belg. mus. 6, 198 v. 407—408 und
411 — 412) begegnet man nr 27a in der 2 Hulth. Sammlung.
nr 28 — 30 geben Vorschriften für machthaber. an die in nr31
enthaltene Warnung vor lästerern schliefsen sich in nr 32 — 33,
in nr 33a: Seneca seget ende spreect:
Wie dat sinen toorne wreect,
Dair hi hem sehen mede oneert,
Ten besten is hi niet gheleert.
und in nr 34 ermahnungen, verträglich zu sein und den zorn
zu unterdrücken, nr 31 v. 3 — 4 (auch Nd. reimb. 3632) geht
zurück auf Freid. 164, 17 — 18. den ersten beiden versen von
nr33 entsprechen 1 Hulth. 27 (Belg. mus. 1, 107 v. 13—14) und
Wien 49 (Nd. jahrb. 13, 109 v. 1—3), nr 34 findet sich als nr 32
in der Wiener Sammlung wider, zwischen nr 34 und dem
letzten von Hoffmann aufgenommenen Spruche stehen in der hs. :
DREI SAMMLUNGEN MITTELNIEDERL. REIMSPRÜCHE 51
34a Woude elc mensche mercken,
Hi en soude niet des sijn vroet,
Sijns selfs doen ende sijn wercken
Berichten wat een ander doet.
34b Om te dwinghen een lewe,
Slaetmen een hondekijn clene;
Hi is wijs, die him te tijt
By enen anderen castijt.
34c Die ghift ende daer na ciaecht,
Die danc ter ghiften hi verjaecht.
Beter is een ghift te tide
Dan vier, die men ghift ter lide.
34d Die vrac is van groten goede,
God laet hem hüten sijnre hoede.
Wel mach sijn die rike verdoemt,
Die niement te baten en comt.
etwas abweichende fassungen von nr 34b sind Vad. mus. 2, 173
v. 77 — 80 und 2, 178 v. 67 — 70 mitgeteilt; nr 34° deckt sich
mit Vad. mus. 2, 176 v. 19 — 22, nr 35 (v. 3 hs. sulver) mit Vad.
mus. 2, 177 v. 23 — 26. nr 35 schliefst bl. 29\ der nächste
und zugleich der letzte reimspruch findet sich auf bl. 54a.
35a Timor dei gheen quaet en doet,
Pietas doet altois goet,
Sciencia doet mit bescheyt,
Fortitudo wer et mit groetmoedicheyt,
Consilium doet al bij raet,
Intelleclus die scrift verstaet,
Sapiencia versmaet mit soeten Inst
Die werelt ende altois op gode rust.
Da eine anzahl der in der Berliner hs. enthaltenen Sprüche
mit aus der grofsen Hullhemschen hs. nr 192 im Vad. mus.
2, 176 — 195 abgedruckten Parabelen ende wiser leren überein-
stimmt, so liegt die Vermutung nahe, dass die Berliner Sprüche
sammt und sonders einer diesen nahestehenden Sammlung ent-
nommen sind, dafür spricht auch, dass zwei in der 3 Hulih.
Sammlung1 nicht nachzuweisende Sprüche, nr 27a und nr 33a,
dem Seneca in den mund gelegt sind.
1 als 1 Hulth. Sammlung bezeichne ich die von Willems im Belg. mus.
1,101—136 veröffentlichten sprüche. die 2 Hulth. Sammlung hat Willems
4*
52 DREI SAMMLUNGEN MITTELNIEDERL. REIMSPRÜCHE
II die Sammlung der Wiener pergamenths. 7970.
Umfangreicher als die Berliner Sammlung ist die Wiener,
die Bäumker im Nd. jahrb. 13,104 — 110 aus der pergamenths.
7970 der k. k. fideicommissbibliothek publiciert hat. da die
wenigen verweise des herausgebers von dem wert und der be-
deutung der 54 reimsprüche, aus denen die Sammlung besteht,
nur eio unzulängliches bild geben, so bedürfen die folgenden
zusätze keiner besonderen rechtfertigung.
Nr 1 v. 1—2 = 1 Hulth. 56 (Belg. mus. 1, 102 v. 19—20).
die lesart: vnyn vrient v. 2 der Wiener hs. stützt die von Willems
vorgenommene, von Verdam iu der Tijdschr. 3, 179 aber ver-
worfene änderung des mi der Hulth. hs. zu rnijn. der vollstän-
dige spruch steht in nd. fassung im Reimb. 2254 — 2257.
Nr 2 v. 1— 2 = Der minnen guet 11 v. 1— 2 (Altd. bll. 1,74
nr 2), 2 Hulth. 146 v. 1—2 (Belg. mus. 6, 195 v. 319—320). —
v. 3 — 4 = 1 Hulth. 26 (Belg. mus. 1, 102 v. 5 — 6), nd. im
Reimb. 1913—1914, 2119—2120, 2510—2513, im Nd. jb. 10, 65
nr 8 und in den Jbb. des ver. f. mekl. gesch. 23, 296.
Nr 3 = 2 Hulth. 29 v. 5—8 (Belg. mus. 6, 209 v. 747—750)
und nd. im Reimb. 2514 — 2517.
Nr 7 : vgl. jüngere gl. zum RV m 1 und Nd. reimb. 420 — 421.
die nd. redaction lehnt sich eng au Freid. 113, 8 — 9 an.
Nr 21 =Germ. 2, 142 nr 50.
Nr 22: nd. im Reimb. 2101 — 2106.
Nr 23: ebd. 2150 — 2153.
Nr 25 v. 1—2 = 1 Hulth. 58 (Belg. mus. 1, 102 v. 23—24). —
v. 5 — 6 geht auf Freid. 43, 10 — 11 zurück, nd. in der jüngeren gl.
zum RV iv 2, im Reimb. 191 — 192 = 1995 — 1996. zu ver-
gleichen ist ferner 3 Hulth. v. 389 — 390 (Vad. mus. 2, 189).
Nr 27 v. 3 — 4 = nrh. in der Germ. 19, 304; hd. nr 169
der von Hoffmanu von Fallersieben in den Findlingen 1, 434 ff
bekannt geraachten Sprüche des 16 und 17 jhs.
Nr 28 = 1 Hulth. 87 (Belg. mus. 1, 110 v. 9—12). Verdam
teilt Tijdschr. 3, 180 die genaue lesart der Hulth. hs. mit:
Ontfermech, gherechtech, wettech ende müde;
Die dese drie ponte wel hilde,
ebd. 6, 184 — 213 abdrucken lassen, und die 3 Hulth. Sammlung, die sich
in der hs. direct an die 2 anschliefst, ist die Fan vele edelen parabelen
ende 7v>ser leren überschriebene.
DREI SAMMLUNGEN MITTELNIEDERL. REIMSPRÜCHE 53
Alle die werelt souden minnen,
Ende hi solider hemelrike ane winnen,
scheint aber im übrigen mit Willems äntlerung einverstanden,
der wettech v. 1 auslässt und so die zahl der puncte auf drei
bringt, anstatt die bessernde hand an v. 2 zu legen und drie
durch vier zu ersetzen.
Nr 29: nd. im Reimb. 1795—1799.
Nr 32 = nr 34 der Rerliner Sammlung.
Nr 34 v. 1 — 2 vgl. Mone, Niederl. volkslitteratur s. 308 aus
der Brüsseler hs. nr728; v.3 — 4 nd. im Reimb. 1287—1288
und Künstlike werldtspröke nr 77 v. 1 — 2, nrh. in der Germ.
19, 303.
Nr 35: nd. mit Umstellung der reimpare im Reimb. 2146
bis 2149.
• Nr 40 v. 5— 6 = Germ. 19,97 aus dem Schatzboechlin der
gütlicher lieffden.
Nr 41, 42, 43, 44 v. 1 — 2 sind in der hs. nr 4556 der
Wiener hofbibliothek mit dem häufig begegnenden, von mir im
Nd. jahrb. 13, 111 — 112 veröffentlichten spruch von der weit
untreue verbunden, vgl. Nd. jb. 2, 52 — 53.
Nr 45 v. 1—2 und 5—6 = Nd. jb. 3, 63 nr 27. — v. 3—4
= lHulth. 140 (Belg. mus. 1,112 v. 21— 22).
Nr 48 v. 1 — 4: nd. im Reimb. 2502 — 2505. — v. 8— 12
= 3 Hulth. v. 529—534 (Vad. mus. 2, 195) und Nd. jb. 3, 8.
Nr 49 = 1 Hulth. 27 v. 1—2 (Belg. mus. 1, 107 v. 13—14)
und Berliner Sammlung nr 33 v. 1 — 2.
Nr 53 : mit abweichender versfolge von Mone in seinem Anz.
5 (1836), 341 — 342 aus einer zu SOmer befindlichen hs. des
16 jhs. mitgeteilt, die zweite hälfte heifst hier entsprechend
nrll6 v. 1 der Niederl. geistlichen lieder hg. von Hoffmann von
Fallersleben : es zekerlyk
voir hemelryk
te veel verloren.
III die zweite Hulthemsche Sammlung.
JteWinkel hat sich in seiner Tijdschr. 5,310 — 330 abge-
druckten abhandlung Vridancs Bescheidenheit in het dietsch vor-
wiegend mit der zweiten Hulthemschen Sammlung beschäftigt, die
von ihm angestellte quellenuntersuchung lässt sich indes noch
54 DREI SAMMLUNGEN MITTELNIEDERL. REIMSPRÜCHE
in einigen, selbst für das Verhältnis der Sammlung zu Freid.
wesentlichen puncten vervollständigen, von den unbestimmt ge-
bliebenen Sprüchen gehen auf Freid. zurück:
Nr 4 v. 5 — 6 (Belg. mus. 6, 202 v. 525 — 526) = Freid.
109, 8 — 9.
Nr 32 (Belg. mus. 6, 187 v. 91—94) scheint sich an Freid.
78, 17 — 22 anzulehnen.
Nr 50 v. 1—4 (Belg. mus. 6, 199 v. 425—428) ist freie Über-
tragung von Freid. 58, 23 — 59, 1.
Nr 56 v. 5—6 (Belg. mus. 6, 200 v. 447—448) schliefst sich
an Freid. 170, 20—21 an. Verdams Tijdschr. 3, 185—186 aus-
gesprochener Vermutung, berch stehe für halsberch, kann ich
nicht zustimmen, da in den mir bekannten nd. fassungen des
Spruches Freid. 170, 18 — 19 ebenfalls nicht berücksichtigt ist,
v. 5 — 6 aber Freid. 170,20 — 21 widergibt und genauer als in
der nl. bearbeitung. vgl. Reimb. 2479 — 2484:
Wen ick to kope vünde einen isem Ho dt,
De mi möchte vor lögen sin gudt,
Und ein schildt gewisse vor scheiden,
De twe wolde ick dür vorgelden.
Darto ock einen hogen thom vor froren,
Den wolde ick mit Tintien bemüren.,
ferner die nd. leberreime des Johannes Junior nr 80 (Nd. jb.
10, 77).
Nr 57 v. 5 — 6 (Belg. mus. 6, 204 v. 573 — 574) = Freid.
(ed. Sandvoss) 172, 5 a und b.
Nr 62 v. 3—4 (Belg. mus. 6, 188 v. 105 — 106) = Freid.
47, 14 — 15. für diep ist duvel eingesetzt.
Nr 73 v. 1 — 2 (Belg. mus. 6, 189 v. 147 — 148) = Freid.
36, 13 — 14.
Nr 97 v. 3 — 4 (Belg. mus. 6, 192 v. 209 — 210) = Freid.
(ed. Sandvoss) 177, 22 cd.
Nr 108 v. 3 — 4 (Belg. mus. 6, 193 v. 253—254) vgl. auch
Freid. 74, 5 — 6.
Nr 117 (Belg. mus. 6, 184 v. 13—14) = Freid. 121, 26—27.
Bei folgenden 4 Sprüchen wäre ein verweis aufMones Anz. 5
(1836), 427 am platze gewesen: nr 67 v. 3—4 (Belg. mus. 6, 189
v. 125—126), nr 115 v. 1—2 (Belg. mus. 6, 194 v. 271—272),
nr 121 v. 3—4 (Belg. mus. 6, 194 v. 281—282), nr 158 (Belg.
DREI SAMMLUNGEN MITTELNIEDERL. REIMSPRÜCHE 55
mus. 6, 186 v. 49 — 50). nr 46 v. 1 — 2 und 5 — 6 (Relg. mus.
6, 198 v. 407 — 408 und 411—412) stimmt, wie erwähnt, zu
Berlin 27a, und zu nr 144 (Belg. mus. 6, 185 v. 31 — 32) ist
Meon 3, 54 zu vergleichen.
Berlin, im September 1888. HERMAN BRANDES.
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF.
Das bekannte gedieht, von welchem Hoffmann von Fallers-
ieben zuerst zwei bruchstücke des 13jhs. in den Altd. bll. 2,
207 — 210, dann das ganze (?) aus einer Klosterneuburger hs.
des 14 jhs. Zs. 4, 284 — 317 veröffentlichte, nimmt eine eigen-
tümliche und darum bedeutsame Stellung in der deutschen lit-
teratur des 12 jhs. ein. denn es ist eine tugendlehre, welche
aus einer reihe von Sätzen antiker schriftsteiler zusammengefügt
worden ist, mit sehr geringer rücksicht auf die kirchliche lit-
teratur. die geschmacksrichtung, die sich damit kundgibt, so
sehr vereinzelt in der masse unserer geistlichen dichtung, hat
besonders die aufmerksamkeit Scherers auf sich gezogen, welcher
in seiner Geschichte der deutschen dichtung im 11 und 12 jh.
QF 12, 124 ff eingehend über WvE. handelte, auch in der Ge-
schichte der deutscheu litteratur s. 222 seiner mit wärme ge-
dachte, daun hat HHoefer Zs. 26, 87 — 96 gewis sehr mühevoll
zusammengebrachte Quellennachweise zu WvE. vorgelegt, und
zuletzt erhielten wir durch HVSauerland Zs. 30, 1 — 58 eine sorg-
same Studie über den dichter und sein werk, von allen aber,
die sich bisher mit WvE. beschäftigt haben , ist doch keiner der
Wahrheit näher gekommen als Steinmeyer, welcher ADB 6, 59
behauptet hat, es müsse zu Wernhers Zeiten schon eine sentenzen-
sammlung vorhanden gewesen sein, aus welcher dieser für sein
werk geschöpft habe; die polemik Sauerlands dagegen s. 30 erweist
sich als wenig zutreffend, es ist leicht hinterher weise zu sein:
die mängel des gedichtes, die Verworrenheit, das gelegentliche
fehlen des Zusammenhanges, sprünge und unvollkommenheiten,
die auch Sauerland keineswegs entgangen sind, hätten auf die
spur führen können, aber die eigenen worte Wernhers über
sein werk, welche man, wie sich zeigen wird, zu sehr in einer
richtung ausgelegt hat, musten immer wider davon abbringen.
56 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF
Kurz gesagt: Wernher von Elmendorf hat in seinem ge-
diente den lateinischen traetat : Moralis philosophia de honesto et
utili, welcher als eigentum des Hildebertus Cenomanensis in Mignes
Patrologie bd. 171 sp. 1003 — 1056 gedruckt ist, übersetzt, und
zwar zum teil wörtlich, meistens mit auswahl und den text freier
gestaltend, diese lateinische abhandlung ist zunächst aus zwei
Pariser hss. des 12 jhs. durch den Mauriner Beaugendre in seiner
ausgäbe der werke Hildeberts, Paris 1708, veröffentlicht worden,
dann hat Vincentius de Vit aus Stesa am Lago Maggiore für die
von JJBourasse" im genannten bände des Migneschen Sammel-
werkes zu veranstaltende neue ausgäbe die abschrift eines Pa-
duaner codex beigesteuert, wo der traetat den titel führt: Isagoge
ad moralem philosophiam. dieser text ist von Bourasse auf-
genommen worden, ein besonderes verdienst hat sich de Vit
durch ein kurze einleitung und durch sehr gelehrte noten er-
worben , in welchen er fast alle citate des Werkes nachgewiesen
hat. ob er recht tat, den Patavinus zu gründe zu legen, kann
ich jetzt nicht sagen, gevvis ist in diesem codex die schrift reich-
haltiger als in den beiden Pariser mss. , aber das ist ja an sich
noch kein zeichen der authenticität: bei einer Stellensammlung
dieser art kann der gröfsere umfang auch durch Zusätze ent-
standen sein, was de Vit an vergleichung der anderen hss. bei-
bringt, überzeugt nicht, die lesarten der französischen Codices
scheinen mir sogar gelegentlich besser, aller Wahrscheinlichkeit
nach hat Wernher ein exemplar vor sich gehabt, das zur classe
der Pariser hss. gehörte, es wird , wie die vorhandenen lateini-
schen Codices und wie die deutschen bruchstiieke in den Altd.
bll., die namen der autoren zu den citaten durch färbe aus-
gezeichnet haben, vielleicht enthielt es auch genauere nach-
weisungen.
Dass Hildebert, der streitbare bischof von le Mans, später
erzbischof von Tours (geb. 1057, gest. 1134; vgl. über ihn
LBourgain, La chaire francaise au xnesiecle, Paris 1879, s. 37 ff),
die Moralis philosophia verfasst hat, vermutete zuerst Beau-
gendre, ihm ist de Vit beigetreten, ob sie darin recht haben,
ist noch nicht endgiltig ausgemacht, ich halte es aber für sehr
wahrscheinlich und glaube auch mit de Vit, dass die schrift dem
späteren könig Heinrich i von England gewidmet ist, wenngleich
die art der anspräche in der praefatio räum zu zweifeln lässt.
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 57
die abfassungszeit ist unbekannt, das gedieht De quatuor virtu-
tihis vitae honestae, welches in der ausgäbe von Bourasse folgt,
Migne 171 sp. 1055 — 1064, hat mit Wernher keine berührung,
ist auch vielleicht gar nicht von Hildebert verfasst.
Ich gebe im folgenden zunächst eine tunlichst genaue ver-
gleichung zwischen dem lateinischen traetat und dem gedichte
Wernhers. um räum zu sparen, führe ich dessen verse in der
regel nur mit Ziffern an , drucke auch die citate Hildeberts aus
antiken Schriftstellern , welche Hoefer und Sauerland bereits nach-
gewiesen haben, nicht wider ab. die auslassungen, die Wernher
vornimmt, markiere ich nur, hingegen führe ich die übersetzten
worte Hildeberts an sowie die citate, welche noch nicht von den
erwähnten forschem gefunden worden waren.
Über die einleitung spreche ich später, die genaue Über-
einstimmung zwischen Hildebert und Wernher beginnt mit v. 73
des deutschen gedichtes.
Wernher 73 — 90. Hildebert in der quaestio i de honesto
sagt nach citaten aus Cicero und Seneca, die W. fortlässt, de
prudentia 1011 A: consilium autem praeire debet actum, das citat
aus Sallust Catil. 1, 2 folgt, consulto (für consulta) ist ein druck-
fehler, den Sauerland von Hoefer übernommen hat. darauf folgt
Salomos Proverb. 4,25 mit dem beisatze: consilia praeveniant actus
tuos = Wernh. 82. darnach greift Wernh. auf Hildeberts vor-
rede zurück, wo 1010 A citiert wird: Tullius (De off. i3): tri-
plex est capiendi consilii deliberatio. prima est de honesto tantum,
seeunda de utili tantum, tertia de conflictu utriusque. die Unter-
abteilungen für 1 und 2 lässt W. fort, dagegen übersetzt er zu
3 aus Hildeb. : tertia manet indivisa.
Wernher 91 — 108. Hildeb. beginnt den abschnitt de Pro-
videntia: Providentia est praesens notitia fnturorum tentans even-
tum. hujus autem est officium, per praesentia futura praemu-
nire, calamitatem imminentem consilio praevenire. darauf folgt
zuerst das Boethiuscitat W. 103 — 108, dann das Cicerocitat W.
91 — 102. die deutsche ausdrucksweise ist durch die voran-
gehenden Ȋtze Hildeberts beeinflusst.
Wernher 109—148. Hildeb. 1011 C führt nun Seneca an
De benef. vi 30: consiliatoris autem est officium efßcere, ne
homo suae felicitali credat , stultam fiduciam potentiae semper Uli
permansurae discutere, docere, et omnia casu data mobilia esse et
58 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF
cursu velociore fugere quam eveniant. darnach folgt ein unbe-
nutztes citat aus Boethius und eines aus Seneca, von dem W.
nur den zweiten, durch Hoefer nachgewiesenen teil verwertet,
das nächste Cicerocitat lässt W. fort, übersetzt aber dann (142 bis
148) Juvenal Sat. 4, 70: nihil est, quod credere de se non
possit, cum laudatur diis aequo, potestas. darnach leitet Hildebert
das beispiel von Xerxes mit dem satze ein : de assentatoribus autem
fädle fallentibus et vero consiliatore istud sufficiat exemplum.
Weruher 149 — 236. die erzählung von Xerxes steht bei
Hildeb. 1012 B so ziemlich mit den Worten des jetzt giltigen
Senecatextes. beigefügt ist 1012 C: apparet igitur, plus esse pro-
videntiae veris consiliatoribus quam assentatoribus = W.229 — 236.
nach 236 lässt W. die abschnitte über circumspectio , cautio, do~
cilitas bei Hildeb. 1012 C— 1014 A fort.
Wernher 237— 290. Hildebert handelt 1014A— 1015A von
der haupttugendy«s^m und ihrer ersten Unterabteilung severitas.
W. stellt den text und die citate H.s um, wie aus folgendem
ersichtlich wird. H. beginnt 1014 A: justitia est virtus humanae
societatis et communis utilitatis conservatrix, quae omnium homi-
num cohabitationes tibi (1. ita) conservat, ut unus agros et facul-
tates teneat, quibtis alius eget = W. 237 — 246. ist 244 zu
bessern: dem ein andir so wil genozen? — H. 1014 A: concita-
rentur igitur invidia et seditio , nisi adesset justitia , quae jus suum
cuique confert = W. 247 — 250. — H 1014 A: vitae autem com-
munitatem sie observat (seil, justitia), dum eumdem modum vi-
vendi, ut mercaturam vel militiam, plures assequuntur , quaestus
unius minuit hierum alterius, quae res moveret livorem, nisi ju-
stitia aequitatis custos adesset. diese stelle und das folgende citat
aus Cic. De off. u 11 hat zunächst auf W. 251 ff eingewürkt,
dann aber auch auf W. 287 — 290. — H. 1014 C teilt nun ju-
stitia in severitas und liberalitas. severitas est virtus debito sup-
plicio coercens injuriam. darauf folgen die Cicerocitate bei Sauer-
land s. 12 anm. 2 — 4, wozu noch: ulterius, si quis plus appetit,
violabit jus humanae societatis. und H. fügt bei : inde omnis se-
ditio oritur, quia in tuum usum mea privata conaris transferre
= W. 251 — 258. 287 ff. — H. 1014 D bringt nun das citat aus
Seneca (vielmehr Publius Syrus) = W. 278 — 286. — IL leitet
1046D das citat Cic. De off. m 6 mit den worten ein: terlium
est severitatis officium = W. 259—266. — H. 1015 A führt das
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 59
Senecacitat (Publius Syrus i 28) ein : talibus non est parcendum.
vgl. auch noch H. 1014R das citat aus Cic. De off. i 7 = W.
267 — 274. — H. 1015 A citiert aus Cic. De off. i 25: cavenda
tarnen est maxime ira in puniendo , cum qua nemo tenebit illam
mediocritatem , quae est inter nimium et parum = W. 275 — 277.
Wernher 291 — 439 entspricht Hildeberts abschnitt de libe-
ralitate, ist aber in anderer Ordnung und mit auswahl übersetzt.
Hildeb. 1015 B: liberalitas est virtus animi, beneficiorum erogatrix,
quam eamdem pro affectu benignitatem , pro effectu beneficentiam
appellamus (vgl. Cic. De off. i 7). haec virtus tota in distribuendo
et retribuendo consistit. zuerst wird nun vom distribuere ge-
handelt = VV. 291 —298. — Hildeb. 1015B hat zunächst das
Senecacitat De benef. i 1 mit dem beisatze: eodem animo debetur
beneßcium, quo datur (= W. 335 f). darauf folgt: hilarem enim
datorem diligit deus (2 Cor. 9, 7), dann weiter aus derselben
Senecastelle: idcirco non est negligenter dandum beneficium. nemo
autem debet , quod non accepit, sed extorsü. darnach Hildeb.:
secundo cave dilationem, worauf das citat folgt Seneca De benef.
i 1 : cum laudabilis benef aciendi datur occasio, illico rapiatur: quia
dilatio gloriam fugat et jus comprehendit. errat, qui sperat eum
sibi responsurum, quem dilatione lassavit, exspectatione extorsit.
darauf ein weitläufiges citat aus Seneca De benef. i 5, dessen
schluss schon Hoefer notiert hat. bis dat qui cito dat (W. 352 f)
findet sich bei Hildeb. nicht, aber die Senecastelle enthält auch
folgendes: ingratum est enim beneficium, quod diu inter dantis
manus haesit. proximus enim est neganti, qui diu distulit: qui
tarde fecit, diu noluit. tantum gratiae demis, quantum dilationis
adjicis, cum mihi roganti suffundatur rubor (W. 339). qui hoc
remittit, munus suum multiplicat. Optimum est antecedere desiderium
cujusque, proximum sequi usw. = W. 312 — 353. — Hildeb. 1016 A
bringt die von Hoefer und Sauerland nachgewiesenen Cicerocitate,
dann: Seneca: ille enim ambitioni dedit, non mihi. Tullius: ea ergo
utamur Uberalitate, quae prosit quibus datur, nemini noceat (De off.
i 14) = W. 354—369. vgl. zu 299 ff. — Hildeb. 1016 A: quarto
cave, ne beneficium sit majus tua facultate: 'nam in tali Uberali-
tate saepe inest cupiditas rapiendi, ut ad largiendum suppetant
copiae. praeterea liberis vel propinquis fit injuria , quibus aequius
est copias suppeditari et relinqui, et non in alios transferri' (Cic.
De off. i 14) = VV. 299 — 311. — Hildeb. 101GB: quinto cave
60 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF
exprobrationem , worauf das freie citat folgt Seneca De benef.
li 10 — 13: inter duos lex est beneficii, quod alter statim debet
oblivisci dati, alter memor esse accepti. nunquam vir bonus co-
gitat data, nisi admonitus a reddente. multum obligavit se, qui
accipere se putavit, cum daret; dedit tanqaam recipiens, recepit
tanquam non dedisset. graves exprobrationes et leves (?), quos paulo
post beneficii poenitet; gratiam omnem corrumpunt , quibus dicitur:
o superbia , nihil a te recipere libet, quidquid das corrumpis = W.
370 — 379. — Hilden. 1016 RC: sexto cave, ne habeas malitiosam
astutiam inficiandi. darauf folgen die beiden geschichtchen aus
Seneca De benef. n 18. 16 in der gestalt, welche W. benutzt
hat, und ohne die urteile Senecas: dixit Antigonus Cynico petenti
talentum, plus esset quam Cynicum deceat petere. petenti vero
nummum dixit, minus esse quam deceat regem dare. ecce mali-
tiose negabat. nam poterat dare talentum, quia rex erat, poterat
nummum, quia Cynicus ille erat. — melius Alexander, qui cum
daret civitatem cuidam dicenti civitatem non convenire humili for-
tunae suae, respondit: non quaero quod te oporteat accipere, sed
quod me dare = W. 380 — 413. — aus den weiteren umfänglichen
citaten und der darstellung Hildeberts in diesem abschnitt nimmt
W. nur noch ein Stückchen auf 1017 D: item apud bonos pauperes
melius quam divites beneficia collocantur. nam qui locnpletes sunt,
beneficio nolunt obligari, sed cum accipiunt beneficium quamvis
magnum, se dedisse putant, aut aliquid a se suspicantur exspec-
tari. item si malo benef acias opulento, in illo uno aut forte in
ejus familia gratia manet; si autem inopi bono benef acias, omnes
boni inopes praesidium sibi vident paratum, et cum bono inopi
benef acis, se spectari, non suam fortunam arbitrantur = W.
414 — 439.
Wernher 440 — 472. Hildebert gibt unter der Überschrift:
de retributione quae continetur sub justitia nach einer längereu
einleitung, welche W. fortlässt, 10 18 CD die von Hoeler uud
Sauerland nachgewiesenen citate aus Seneca in folgender gestalt:
secundo cave, ne cum injuria ad beneficium accedas. 'sunt enim
quidam minus grati. hi aliquid incommodi precari solent his,
quibus sunt obligati, ut probent affectum beneficii memorem. horum
affectus est similis pravo amore fiagrantibus; Uli enim amasiae
optant exsilium, ut fugientem comitentur; Optant inopiam, ut magis
desideranti donent; Optant morbum, ut assideant, et quidquid
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMEPsDORF 61
optaret inimicus, amantes vovent. fere idem est exitus odii et
amoris insani; sed iniquum est mergere, ut extrahas, evertere, ut
suscites, includere, ut emittas. non enim est beneficii finis in-
juria, nee est meritum detraxisse , quod qui detraxit , intulerat.'
Wernher 473 — 484 greift auf den schluss von Hildeberts
vorhergebendem abschnitt de liberalitate zurück und bearbeitet
1018 A: dabimus munera non supervacua. mulieri non dabis
arma militaria, nee ebrio vina, sed euieunque dabis munera suum
niorbum expulsura. nulla munera tarn pretiosa quam rara mu-
nera duratura quaeramus, quia nunquam admonere debemus. die
änderung, welcbe Sauerland s. 15 zu v. 480 vorschlägt: wene
obe du wazzer in den Rin (hs. vin, Haupt win?) gizes, ist mir
sehr zweifelhaft, auch ist die stelle 481 — 484 vvol nicht so
corrumpiert als Sauerland s. 16 anm. 1 meint, wenigstens 484
versteht sich ganz aus dem schlusssatze Hildeberts.
Weinher 485 — 506 benutzt die letzte partie von Hildeberts
abschnitt de retributione 1019 A: tertio cave, ne festines nimis
ostendere te gratum. 'qui antecedit tempus retribuendi aeque pec-
cat sicut qui non sequitur. quod apud te non vis morari, onus
judicas, non munus. rejiciendi munus Signum est aliquod invicem
mittere et munere munus expugnare. poenitet aeeepti beneficii quem
piget non reddidisse.' de Vit bemerkt in der note, dass zwar
auch diese stellen wahrscheinlich aus Seneca entlehnt seien, dass
er sie aber dort nicht nachweisen könne, und in der tat stimmen
die von Hoefer s. 91 beigebrachten, an sich gewis richtigen citate
nur teilweise mit dem Wortlaute bei Hildebert, aber Wernher
hält sich an diesen, das sieht man am deutlichsten aus 501 ff :
daz sage ich dir zu wäre, is fuget sich nicht zware, daz man
mit der wider gifte also jage als ein campslac wider slage, wo
Hildeberls expugnare vorausgesetzt wird = W. 497 — 506. —
Hildebert 1019 A: quarto cave, ne dam gratiam rependas (VV. 491 f).
ingratus est, qui, remotis arbitris (W. 493?), gratias agit. in
primis autern conserva hoc, ut benigne aeeipias (VV. 487 ff); quia
si benigne aeeipis , gratiam retulisti, non ut solutum reputes, sed
ut securior reddas. vohmtate enim voluntati satisfaciemus et re
rei (VV. 495 f). Seneca De benef. ii 23. 35 = VV. 485—496. —
VV. hat also auch hier die Ordnung verändert und Hildeberts
quartum vor dem tertium übersetzt.
Wernher überspringt nun Hildeberts beide nächsten ab-
62 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF
schnitte de beneficentia und de largitione und fährt fort mit
1020 A: de beneficentia operae: beneficentia operae exercetur ju-
vando consilio , defendendo in causis eloqui (W. 507 — 512). sed
admonendi sunt homines, ne cum alios juvare velint, alios offen-
dant. saepe enim aut eos laedunt quos non debent, aut eos quos
non expedit (W. 513 f). Cic. De off. u 19.
Wernher 515 — 551 hat nach einer kurzen auslassung die
von Hildebert 1020 RC gesammelten stellen in ihrer Ordnung
übersetzt: Tullius (es ist alles aus Cic. De off. n 19 und 14 ent-
nommen): sed cum accusatione et defensione constet causa, lauda-
bilior est defensio (W. 515 — 520). accusatio tarnen persaepe pro-
banda est, quam semel tantum et non saepe suscipere debemus.
utendum est etiam excusatione, quacunque possis, apud eos, quos
invitus offenderis, cum aliter facere non potueris, certisque officiis
id, quod violatum est, recompensandum erit (W. 520. 521 — 526).
duri enim hominis est, vel potius vix hominis esse videtur, peri-
culum capitis inferre multis, sordidum et ad famam, committere,
ut accusator nomineris (W. 527 — 532). diligenter quoque tenen-
dumest, ne innocentem judicio capitis accuses, quod absque scelere
fieri nequit. nihil est inhumanius , quam eloquentiam ad hominum
salutem datam in bonorum perniciem convertere. judicis officium
est semper verum sequi; patroni vero nonnunquam verisimile, licet
minus sit verum, defendere (W. 533 — 538). Sallustius (Catil. 51):
omnes homines autem, qui de rebus dubiis Consultant, odio, ira,
amicitia, misericordia vacuos esse decet. animus haud facile verum
providet, ubi officiunt illa (W. 539 — 548). Tullius (von de Vit
nicht nachgewiesen): nam judices propter itwidiam adimunt di-
viti, propter misericordiam addunt pauperi (W. 549. 550). der
folgende passus 552 — 555 ist eigentum Wernhers, wird aber nur
verständlich, wenn man die weggelassene vorangehende lateioische
stelle kennt, denn im gegensatz zu dieser (dez wirt doch nu
lutzil getan) führt W. die üble sitte der richter seiner zeit an.
Wernher 557 — 626. die tugend, welche in dem hier be-
ginnenden abschnitte Hildeberts (nacbdem W. den schluss de&
früheren und das Stückchen de benignitate fortgelassen hatte) er-
örtert wird , ist religio, eine andere Unterabteilung der benignitas*
es ist doch wahrscheinlich, dass W. 561 redelicheit gelesen werden
soll. Hildeb. 1021 R: religio est virtus divinitati curam et cere-
moniam offerens (Cic. De inv. n 53) == W. 557 — 562. — hujus
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 63
officium est primum, perpetrati sceleris poenitere. — secundum
temporalium mutabilitatem parvipendere (W. 566 f). ein citat aus
Horaz lässt W. fort und übersetzt dann 568 ff: tertium officium
est, vitam nostram ex toto deo committere juxta illud poetae Ju-
venalis, worauf die von Hoefer nachgewiesenen citate Sat. 10,
346 ff und 356, Seneca Epist. 10 folgen = W. 563 — 598. —
Hildeb. 1022 A: quartum religionis officium est, veritatem obser-
vare. es folgt ein kurzes, von W. nicht benutztes Senecacitat,
darauf die von Hoefer und Sauerland nachgewiesenen stellen aus
Cic. De off. i 7. 10. m 25, aber in folgender, W. näher stehender
gestalt: ideo hanc virtutem putant (seil, stoiei) fidem appellatam,
eo quod per eam fiat dictum, non sunt autem promissa quaeeun-
que observanda: ea scilicet quae, quibus promiseris, inutilia sunt,
vel quae plus sunt nocitura tibi quam, quibus promiseris, profu-
tura. nam contra officium est, damnum majus anteponi minori,
tit si cuipiam constitueris te advocatum in illius causam venturum,
atque interim filius tum graviter aegrotare coeperit, hoc casu non
est contra officium , non facere quod dixeris. nee deposita semper
sunt reddenda. si quis enim gladium apud te sana mente depo-
snerit, sed insanus repetier it , contra officium est, reddere. si quis
quoque apud te peeuniam deposuerit, ut bellum inferat patriae,
hoc casu depositum non reddas, quia faceres contra rempublicam,
quae tibi debet esse charissima. sie ea, quae natura videntur
honesta, temporibus fiunt inhonest a = W. 599 — 626.
Wernher 627 — 648. die lugend, von welcher hier die
rede ist, behandelt Hildebert 1022 C unter de pietate: pietas est,
per quam sanguine conjunetis et patriae benevolis officium et di-
ligens tribuitur eultus (Cic. De inv. u 54). in hujus officia nos
duxit ipsa natura (VV. 627 — 636). darauf folgt das von Sauer-
land nachgewiesene citat aus Seneca De benef. iv 1 7, aber in der
wortorduung, wie es W. übersetzt hat, mit dem beisatze: quo-
circa plus cavendum est, ne aliquam nostris moliamur injuriam.
das bei VV. folgende citat gehört zu den beiden nächsten stellen
Hildeberts: Sallustius (Jug. 10): quem enim alienum inveneris tibi
fidum, si tuis fueris hoslis? Terentius (Ad. r 1, 30): qui patrem
audebit f allere, qualis erit in caeteros? das citat Tulius VV. 644
ist also falsch, und man hat die wähl zwischen den beiden
anderen namen; wahrscheinlich war Sallustius gemeint.
Wernher 649 — 662. die verszahlen bei Sauerland s. 19
64 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDOBF
unter i) und k) sind unrichtig. Hildebert 1022 D folgt: de in-
nocentia. innocentia est animae puritas, omnem injuriae abhor-
rens illationem. hac virtute placantur dii. darauf das unbenutzte
citat aus Horat. Od. in 23 und 1023 A: haue servare qui volet,
omnia scelera, licet parva, magna putabit. dann das von Hoefer
nachgewiesene citat Horat. Sat. i 3, 68.
Wernher 663 — 674. Hildebert 1023A fährt (nach einem
von W. weggelassenen Juvenalcitat) fort: aliud est officium,
ultionem non quaerere. Seneca (vielmehr Publius Syrus): 'ridi-
culum est enim , odio nocentis innocentiam perdere.' neque scelus
est scelere vindicandum. Sallustius (Jug. 42) : multos pessumdedit,
quod suas injurias acerbius ulcisci voluit. zu diesem citat wird
wol das falsche Ovidius W. 667 gehören, den versen 670 — 674
mit dem citat aus Salomos Proverbien entspricht nichts bei
Hildebert.
Wernher 675 — 732. dieser abschnitt entstammt verschie-
denen partien bei Hildebert, zunächst übersetzt W. das kleine
capitel de amicitia bei Hildeb. 1023 B: amicitia est bona voluntas
erga illum, qui diligitur causa illius (Cic. De inv. ii 55). hujus
officium est, idem velle in honestis rebus et idem nolle (Sallust.
Catil. 20). alterum officium est, secreto admonere amicum, palam
laudare. Tullius: haec quidem est lex amicitiae, ut neque rogemus
res turpes, neque rogati faciamus (W. 697 ff schreibt das Seneca
zu). Seneca: altera lex est, ut cum amico euneta deliberes, sed
prius de ipso (Seneca Epist. 3). tertia est, ne labores nosse (dar-
nach berichtigt sich wol v. 704), quod ipse vult latere. dissimulare
enim est magis humanum quam dare operam id scire, per quod
nos oderit amicus. — Seneca (Epist. 9): si autem vis amari, ama. —
mit v. 714 greift W. zurück auf den früher übergangenen ab-
schnitt de cautione, Hildeb. 1013 A und entnimmt demselben die
beiden sätze: Cicero (?): 'nullae sunt pejores insidiae quam hae,
quae in similitudine officii latent.' nam Trojanos ideo fefeliit
equus, quia Minervae formam est mentitus. daraus versteht man
erst W. 719. — dann aber wendet sich W. wider, mit über-
gehung der abschnitte de reverentia, de concordia, de miseri-
cordia, zu der späteren partie von Hildeberts werk , welche über
truculentia und negligentia als gegensätze zu den früher erwähnten
genera justitiae, scilicet severitas et liberalitas handelt, 1025 B:
dividitur autem truculentia in vim et fraudem, frans quasi vul-
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 65
peculae , vis leonis videtur: utrumque ab homine alienissimum est:
sed fraus est odio digna majore; totius enim injustüiae nulla
pestis capitalior est, quam eorum qui, maxime cum fallunt, id
agunt , ut viri boni videantur. idcirco Horatius (W. 725 ff):
nunquam te fallant animi sub vulpe latentes (De arte poet. 437).
also ist mindestens der spruch v. 730: hüte dich vor dem rotin
gesellen W.s eigentum.
Wernher 733 — 759. dieser abschnitt ist aus verschiedenen
partien bei Hildebert zusammengestellt. H. handelt zunächst de
fortitudine 1025 ff und von ihren teilen, er beginnt mit magna-
nimitas und mit dem citat Tullius (Cic. De off. i 19, leicht ge-
ändert): haec virtus, cum ad aspera ineunda aliquem promptum
faciat , communem utilitatem quam suam potius attendit. sicut
enim scientia, quae est remota a justitia, potius quam sapientia
est appellanda calliditas, sie animus ad pericula paratus, si sua
cupiditate, non communi utilitate impellitur, temeritatis potius
nomen quam fortitudinis habet, dann überspringt W. ein stück
und beüutzt 1027 A den absatz : tertia est cautela temeritatis.
'temere (Cicero aao.) namque in acte versari et manu cum hoste
confligere immane quiddam est et belluarum similc. si tarnen ne-
cessitas postulaverit , decertandum erit et mors turpitudini ante-
ponenda. nunquam enim fugae periculi committendum est, ut
imbecilles et timidi videamur.' unde verum est illud Lucani:
ignavum scelus est tantum fuga (Phars. 9, 283). dem correspon-
diert W. 743—759. für 737—742 bietet Hildebert erst 1040 A,
am Schlüsse des abschuittes de vereeundia das entsprechende:
summo autem opere fugito jurgia. darauf das citat Seneca De
ira ii 34, welches Hoefer beigebracht hat.
Wernher 760 — 806. hier ist das erste Lucancitat (Phars. 1,
281) aus dem abschnitte de magnanimitate genommen mit dem bei-
satze 1026 B: haec virtus torporem (v. 771 mudekeit) sie excitat. die
kriegslehre findet sich bei Hildeb. später 1031 f im abschnitte de ma-
gnificentia. liier hat Wernh. aus der kenntnis seiner zeit heraus die
vorläge umgestaltet, das lehrt die vergleichung: Hihleb. 1032A: in
bellicis autem offkiis illud est primum, bellum ex intentione suseipere,
ut sine injuria in pace vivatur (Cic. De off. i 11. VV. 734 f. 742 ff.
750 ff), seeundum: priusquam aggrediare, adhibere diligentiae prae-
parationem (Cic. De off. i 21. VV. 760 ff. 7751). longa enim belli
praeparalio celerem a/fert vicloriam. hie autem praeparatus in
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 5
66 DIE QUELLE WERISHERS VON ELMENDORF
quatuor cernitur rebus: in clientelis, municipüs, sumptibus et verbis
(das führt W. aus 762 ff), tertium officium est, 'ne desperes
propter ignaviam aut nimis confidas propler cupiditatem' (Cic. De
off. i 21). ducit enim in pericula immoderatus amor habendi.
das lässt W. fort, ebenso das folgende citat Horat. Od. in 16, 9 ff,
welches nur vielleicht durch sein aurum zu den versen 784 ff
angeregt hat. — quartum est plus turpitudinem quam mortem
horrere; plus ad honestatem quam ad salutem vel ad alia com-
moda spectare (W. 792 ff), quintum est, corpus suum crebris
exercere laboribus. 'vanam (1. variam) semper dant otia mentem
(Lucan Phars. 4, 704. W. 777 f). sextum est, postquam ad bel-
landum ventum est, hortando bonam indolent erigere, modo lau-
dibus animus (I. animos) efjerre, monitionibus desidiam discutere
(W. 787 fl). septimum est, in concursu ad primos impetus accur-
rere, inclinatis opem ferre, labentes ope fulcire (YY. 797). octa-
vum est, eos parta victoria conservare, qui nee crudeles nee im-
maties fuerunt (Cic. De off. i 11. W. 795 — 800). nonum vero,
foedera servare et promissa, nee his est acquiescendum dicentibus:
'nil refert, an dolo an virtute Jwstes quis vincat.' W. 801 — 806
ist somit anders aufzufassen, als von Sauerland s. 21 f geschieht.
in dem bei Hildebert 1028 ff eingeschalteten dialoge zwischen
Securitas und Timor heifst es 1028 R: Timor : morieris. Secu-
ritas: neeprimus nee ultimus; multi antecesserunt , multi sequentur.
Tim. : morieris. See. : hie est finis humani offieii. dazu vgl.
W. 792 f.
Wernher 807 — 820. Hildebert 1033 A: de constantia. eon-
stantiae vero est officium, in utraque fortuna gravitatem teuere,
'praeclara enim est in vila eadem frons et idem vultus; nam
argumentum bene composilae mentis est, posse consistere et secum
morari' (Seneca Epist. 2). der vergleich v. 820 stammt wol von
Wernher selbst.
Wernher 821 — 842. Hildebert 1033 R: haec quidem lex con-
stantiae, ut nee in malis nee in bonis vagi simus. est enim in
maus constantia, quae non est virtus (W. 822, für 826 vgl. Haupt
zu Neidh. 48, 14). darauf lässt W. ein cital aus Horaz und eins aus
Juvenal fort. — Hildeb. 1033 C: hnic virtuti contraponilur in-
tonslanlia, quae est rnotus animi circa varias oecupationes. in quo
vitio adeo sine intermissione laborant quidam, ut dicatur vor um
constantia esse instabilis (W. 837 — S40). hoc Vitium arguit poeta
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 67
Horatius und das citat Epist. i 1, 97 ff, welches Hoefer schon
gefunden hat.
Wernber 843 — 856 lässt den schluss des abschuittes de con-
stantia fort und greift auf die definition bei Hildebert 1026 A
zurück: patientia est contumeliarum et omnis adversitatis aequa-
nimis tolerantia. dann wendet er sich wider zum nächsten ab-
schnitt 1034 B, wo Hildebert de patientia handelt, da bleiben
zunächst zwei citate aus Horaz und Lucan weg, dann folgt das
von W. 846 ff benutzte aus Boethius: sicut econtra impalientia
sortem exacerbabis, cum miliare non possis. darauf: idem Terentius
(Phorm. i 2,88): quod fors feiet, feremus aequo animo. inscitia
est (enim), adversus stimulum (ut) cakes (cahitres) = W'.&4.9 — 851.
darnach: Seneca: 'asperum medium (1. medicum) intemperans facit
aeger.' adde hoc: 'nulla res est tarn facilis, quae non fiat diffi-
cilis, si facias invitus. die nächsten abschnitte de temperantia
und deren erste Unterabteilung de modestia werden von W.
nicht benutzt.
Wernher 857 — 876. Hildebert 1039A: de verecundia. vere-
cundia est, in gestu, in verbo, in vultu servarehonestatem. Tullius
(Cic. De off. i 35): in compositione namque corporis magnam
rationem videtur habuisse natura, figuram, enim nostram, in qua
est honesta species, in aperto posuit; partes autem ad necessitates
naturae datas ideo abdidit , quia deformem aspectum erant habi-
turae. haue diligentem naturae fabricam imitata est hominum
verecundia. quae enim natura occultavit, removent ab ociilis omnes
sanam meutern habentes; dant etiam operam, ut quam oecultissime
pareant necessitali, parciusque partium usus sint necessarii nee
eas partes, nee usus propriis nominibus appellant. vitiosum quo-
qiie est, in re severa delicatnm inferre sermonein. darauf ein bei-
spiel von Pericles und Sophocles aus Cicero und ein grofses
Horazcitat, was alles Wernher übergeht, vielleicht ist der zuletzt
angeführte satz auch die quelle für W. 873 — ^876.
Wernher 877 — 888. Hildebert 1039 D: quintum vero subdit
Horatius, darauf das citat Epist. i 18, 68 — 71. dazu vgl. übrigens
auch W. 705 — 710. — 1040 A: ideirco garrulo arcanum minime
aperies; non enim poles ab alio exigere silentium, si tibi non
praestiteris. si enim garrulum aecuses, respondet Terentius (Eun.
i 2,25): plenus rimarum sum, huc atque illuc perfluo. Wernher
hat also umgestellt.
5*
68 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF
Wernher 889 — 900. der satz: absentem laedit, qui cum ebrio
litigat (Publius Syrus nr 6) steht noch am Schlüsse von Hilde-
berts abschnitt de verecundia. darauf folgt de abstinentia , welche
partie beginnt: abstinentia vero et honestas, moderantia et parcitas
eduliorum irritamenta coercent. verschiedene citate und das Stück-
chen de honestate bleiben bei Wernher fort. Hildeb. 1041 A:
moderantia est nimium ciborum appetitum rationis imperio revo-
care. — parcitas est mensuram refectionis non excedere. — Hildeb.
1041 B: sobrietas est excessum in potu cohibere. hujus est offi-
cium, ebrietatis mala coercere. die citate lä'sst W. weg. — W.
897 — 900 beziehen sich auf die wollust, von der Hildebert im
folgenden abschnitt de pudicitia spricht, da wird citiert: Sal-
lustius (Catil. 54): si libido animum possidet ac dominatur, animus
nil valet. nemo enim unquam libidini simul paruit et usui. —
1042 B: idcirco fugiamus blatidae voluptatis dominium, 'nam
voluptates, blandissimae dominae, maximam partem a vir tute de-
torquent' (Cic. De off. n 10).
Wernher 901 — 905. Hildeberts quaestio n de comparatione
honestorum übergeht Wernher und wendet sich sogleich zur
quaestio m de utili, lässt den einleitenden passus fort und ver-
wertet: corporis vero bona sunt pulchritudo, nobilitas, velocitas,
robur, magnitudo, valetudo, quae saepe plus incommodi afferunt
quam fructus, dum bonos mores auferunt, juxta Juvenalem, darauf
das citat Sat. 10, 297.
Wernher 906 — 940. Hildebert 1043 A: nobilitas quoque plus
ignominiae quam laudis degeneranlibus solet afferre. Sallustius
(Jug. 85): quanto majorum vita praeclarior, tanto posteriorum
socordia flagitiosior. et profecto ita res se habet, majorum enim
gloria est quasi lumen quoddam posteris , quod nee bona nee mala
in oeculto patitur esse. — ad hoc Juvenalis, Sat. 8, 138 ff. dar-
nach die schon von Hoefer teilweise beigebrachten citate aus
Juvenal, Sat. 8,20—30. 32—76. 268—270. — 1043 C: quod
si in hac nobilitate aliquis fructus est, profecto hie est, quem
monstrat Tullius (Cic. De off. i 33) his verbis: 'optima haeredi-
tas a patribus traditur liberis, omnique patrimonio praestantior,
scilicet gloria virtutis et gestarum rerum, cui dedecori esse nefas
judicandum est.' in aliis autem commodis corporis, quis fructus
est homini, quem in eisdem bestiae praeeunt?
Wernher 941 — 978. Hildeb. 1044 A: de fortunae bonis.
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 69
fortunae autem bona sunt opulentia, praelatio , gloria. ad opu-
lentiam referuntur praedia, clientelae, peculium, thesaurus, ornatus.
— nnde Tnllius (Cic. De off. i 39): omanda est dignitas domo,
non ex domo tota quaerenda est dignitas, nee domo dominus, sed
domus domino debet honestari. darauf das schon von Hoefer er-
mittelte Cicerocitat. bei Sauerland s. 24 f anm. 4 lautet der
schluss desselben unrichtig, weil ein passus fortgelassen worden
ist. die freie bearbeitung dieses citates reicht bei Wernher bis
962. das citat 962—968 ist nicht aus Seneca, wie W. angibt,
sondern aus Horaz, gemäfs Hildebert 1044 R: ideo audi poetam
Horatiwn: quem res plus nimio delectavere seeundae, mutatae qua-
tient. si quid mirabere, pones invitus. fuge magna: licet sub
paupere tecto reges et regum vita praecurrere amicos (Epist. 1 10,
30 ff), darauf folgen aus Lucan (VV. 969 — 978) zwei citate: et
Lucanus: o vitae tuta facultas pauperis, angustiqtie lares! o munera
nondum intellecta deum! (Phars. 5, 527). dann das von Hoefer
nachgewiesene Phars. 2, 384 f. den schluss des abschnittes bei
Hildebert bilden ein par grofse citate aus Horaz , die von Wernher
fortgelassen sind.
Wernher 979 — 1064. ich führe die stellen in der folge
auf, wie Hildebert sie 1045 A — 1046R gibt, Wernher hat sie
anders geordnet, in clientelis primum officium sit, dominum
necessaria praebere, seeundum opera exigere (W. 993 — 996). Seneca
De benef. m 20 folgt, was Haupt schon bemerkt hat; das citat
reicht aber weiter, als Sauerland s. 25 anm. 8 anführt, es gehört
noch dazu: ideo sie cum inferiore vivas, quemadmodum superiorem
tecum vivere velles; et quolies in mentem venerit, quantum tibi
liceat in servum, veniat similiter in mentem tantumdem in te do-
mino tuo Heere (W. 996 — 1022). darnachfolgt: primum officium
familiaris domini est, suos ad mores domini sui reducere, quod
insinuat Horatius (Epist. i 18, 86 — 95. 65 f) his verbis: dulcis
inexpertis cullura potentis amici: expertus metuit; tu, dum tua
navis in alto est, hoc age, ne mutata retrorsum te ferat aura.
oderunt hilarem tristes, tristemque jocosi; sedatnm celeres; agilem
gnavumque remissi. potores bibuli media de nocte Falerni oderunt
porreeta negantem pocula: quamvis nocturnos jures te formidare
vapores. deme supercilio nubem, plerumque modestus oecupat ob-
scuri speciem, taciturnus acerbi. — consentire suis studiis qui cre-
diderit te, faulor utroque tuum laudabit pollice ludum (W. 979—992).
70 DIE QUELLE WERINHERS VON ELMENDORF
darauf folgt: secundum officium est, dignos domino commendare,
nnde Horatius (Epist. i 18, 76 — 85). das lässt W. fort, ebenso
Hildeberts tertium: cohibere avaritiam et libidinem, und sein quar-
tum: abßcere elationem mit den citaten aus Horaz. dagegen nimmt
er wider auf: quintum est, supersedere querimoniis, unde idem
Horatius und das citat Epist. i 17, 43 ff. 50 f (W. 1035—1054).
der nächste punct bleibt wider weg. dann nimmt W. auf: sextum
autem officium est, quidquid a domino exigitur, complere, nee aliqua
penuria gravari. das zugehörige Lucancitat Phars. 3, 152 hat
Hoefer gefunden (W. 1029 — 1034). summo opere caveat garru-
litatem (W. 1055 f). Juvenalis: das citat Sat. 9, 120 hat Haupt
angemerkt (W. 1057 — 1064). totem autem, si fas est, eligat do-
minum, cui servire non sit dedecori, dignitate enim dominantinm
honestantur obsequia servorum (W. 1023 — 1027). bezeichnend ist
für Wernher, wie er 979 f die form der Vorschrift umgestaltet.
Wernher 1065 — 1136. hier wird der abschnitt Hildeberts,
welcher von 1046 R — 1048 D reicht, ebenfalls mit auswahl und
in abweichender Ordnung übersetzt. Hildebert beginnt: de peculio
vero, thesauro, ornatu, quae communi nomine divitiae dieuntur, est
illud philosophi eleganter dictum: Tullius (Cic. De off. i 21): 'nihil,
inquam, est tarn angusti animi, tamque parvi, quam amare divitias.'
ideo magnus est, qui sie utitur auro ut fictilibus, nee minor ille est, qui
sicut fictilibus utitur auro. Tullius (Cic. De off. 1 20): 'nihil honestius
magnificentiusque quam peeuniam contemnere, si non habe'as: si
habeas, ad liberalitatem conferre! aus diesen citaten hat W. viel-
leicht die anregung geschöpft zu v. 1077 — 1080. dann heifst
es bei Hildeb. : a cujus rei desiderio his causis revocari debemus.
prima est, quia hominis brevis est vita. Horatius (verschiedene
stellen der Oden): vitae summa brevis spem nos vetat inchoare
longam. quis seit, an adjiciant hodiernae crastina summae tempora
dii superi? quid sit futurum cras, fuge quaerere. prudens futuri
temporis exitum caliginosa nocte premit deus etc. das erste der
folgenden Senecacitate hat Sauerland s. 27 anm. 3 nachgewiesen;
darnach steht der satz, teilweise auch aus Seneca: ideo fige in
animo, te sine aliqua inlermissione qnotidie mori. W. stellt diesen
ersten punct Hildeberts an den schluss seines abschnittes 1123 bis
1136. — seeunda causa est, quia amor habendi virtutes investit
(1. infestat); dieser satz mit den folgenden citaten aus Horaz
(Epist. i 16, 67 ff. 17, 9) und Juvenal (Sat. 14, 206) ist von W.
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 71
v. 1081 ff bei der rede der habe benutzt worden, das nächste
citat aus Juvenal (Sat. 3, 143 f): quantum quisque sua nummorum
.servat in arca, tantum habet et fidei weist wol auf die not-
wendige änderung von W. 1085 hin. das weitere mit citaten aus
Juvenal, Lucau, Horaz ist bei Wernher fortgeblieben, dagegen
ist der schluss des absatzes von W. 1098 — 1101 benutzt: quod
nobilitas sit nulla ex pecunia, monstrat qui diät Horatius (Epotl.
4, 5): licet superbus ambules pecunia, fortuna non mutat genus.
damit ist auch die richtigkeit von Haupts besserung zu 1101 er-
wiesen, darauf folgt Hildeb. 1047 C: quarta causa est, quia
amorem habendi nullus satiat quaestus; nam, ut habet Horatius
(Od. m 24, 16. Epist. i 12, 4 ff): superbae crescunt divitiae,
tarnen curtae nescio quid semper abest rei. crescentem sequitur
cura pecuniam majorque fames. quanto quisque sibi plura nega-
verit, a diis plura feret: nil cupientium nudus castra peto, et
transfuga dwitum partes linquere gestio, bene est, cui deus ob-
tulit parca, quod satis est, manu, pauper enim non est, cui
rerum suppetit usus, si venlri bene, si lateri est, pedibusque tuis
nil divitiae poterunt regales addere majus. das gibt W. wider
1102—1113.1119—1122. das folgende Juvenalcitat lässt Wernher
fort, ebenso die quinta causa, dann folgt Hildeb. 1048 B: sexta
causa est, quia vult servitutem quaerentis. unde Horatius (Epist. i
10, 47 f): Hmperat aut servit collecta pecunia cuique, tortum digna
sequi potius quam ducere fuuerri. idcirco assentior dicenti (Epist. i
1, 19): et mihi res, non me rebus supponere conor. das über-
trägt W. v. 1088—1097. Hildebert schliefst den abschnitt mit
folgenden citaten aus Seneca (Epist. 2. 4. 62. De benef. v 4):
'honesta enim res est laeta paupertas; illa vero non est paupertas,
si laeta est. cui cum paupertate bene convenit, dives est. pauper
est, non qui parum habet, sed qui plura cupit.' si vis dives fieri,
non est pecuniae adjiciendum , sed cupiditati est detrahendum. 'bre-
vissima enim via ad divitias est divitiarum contemptus.' contem-
nere namque omnia aliquis polest, habere non potest. 'ideo locu-
pletior erat Diogenes vacuus, omnia possidente Alexandro. plus
enim erat, quod hie nollet aeeipere, quam quod iste posset dare.
quid refert , quantum Uli in arca , quantum in horreis jaceat , si
alieno imminet, si non quaesita sed quaerenda computat? quis sit
divitiarum modus, quaeris? primus, habere quod necesse est;
proximus, quod satis est. parabile autem et appositum est, quod
72 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF
natura desiderat : ad supervacua sudatur. ad manum est, quod satis
est.' diese stellen hatW. im anfange seines abschnittes v. 1065 bis
1080 zum teil verwertet.
Wernher 1 137 — 1 1 84. diese partie entspricht dem abschnitte
de praelationibus bei Hildebert 1049 A — 1050R. er beginnt:
praelationum contemperandus est appetitus; gravior enim est casus
altitudinis. verum quidem de iislegitur. Juvenalis (Sat. 10, 57 ff):
quosdam praecipitat subjecta potentia magnae invidiae, mergit
longa atque insignis bonorum pagina — W. 1137 — 1145. — Lu-
canus (Phars. i 70. 81. 510): invida fatorum saevies, summisque
negatum stare diu; nimioque graves sub pondere lapsus. in se
magna ruunt, laetis hunc numina rebus Crescendi posuere modum.
o faciles dare summa deos, eademque tueri difficiles! = W. 1145 bis
1150. — Seneca (vielmehr Publius Syrus): fortunam enim citius
recipias, quam retineas = W. 1151 — 1156. wahrscheinlich ist
das heil von W. 1156 durch ein citat aus Terenz veranlasst,
welches einem von W. weggelassenen aus Horaz (Od. n 2. in 29)
folgt (Hec. in 3, 46): o fortuna, ut nunquam perpetuo es bona.
darnach sagt Hildebert: secunda est quaestionis causa, quae simu-
lationem appetit. Sallustius («Fug. 85, also nicht Seneca, wie W.
1162 angibt): Ulis enim difficile est, in potestatibus obtemperare,
qni per ambitionem sese probos simulavere (W. 1156 — 1168).
Hildebert setzt bei: sunt enim multi non ex animo sed fortuna
hnmiles, modo elati und führt eine Terenzstelle an, welche W.
weglässt. Hildeb. 1049 C: itaque praelati officium sit , studio mul-
titudinis ad suas utilitates allicere. Tullius (Cic. De off. ii 7):
omnium enim rerum nee aptius quidquam ad praelationes tenendas
quam diligi, nee alienius quam timeri. dazu gehört noch das über-
nächste eilat: Tullius (Cic. De off. ii 7): subjeeti enim quem me-
tuunt odernnt, et quem quisque oderit, periisse expetit. malus
enim custos diuturnitati metus = Wernh. 1169 — 1179. die von
Sauerland s. 28 anrn. 3 vorgeschlagene änderung zu v. 1169 ist
überflüssig. — das zwischen deu angeführten Cicerostellen bei
Hildebert stehende citat Sallustius («Fug. 102): tutius enim est vo-
lentibus quam coactis imperitare ist von Wernher übertragen 1180
(wo doppelpunct hingehört) — 1184. — die kbei Hildebert bis
zum Schlüsse des abschnittes folgenden citate lässt Wernher un-
berücksichtigt.
Wernher 1185— 1211. Hildebert 1050 R: de gloria. gloria
DIE QUELLE WERKHERS VON ELMENDORF 73
est alkujus magnifici vel bonae artis late patens praeconium. ad
hanc ideo spectat humana intentio , quia absque ea nostra virtus
11011 multis innotescit. W. lässt mehrere citate fort und nimmt
den text 1050 C auf: gloriam ideo immoderato affectu quaerimus,
quod boni magis videri quam esse; malt autem magis esse quam
videri vohtmus. verum est enim illud poetae Horatii, worauf das
citat Epist. i 16, 39 f folgt, welches Hoefer nachgewiesen hat
= W. 1193 — 1198. — dann überspringt YVemher den schhiss
des abschnittes, ferner Hildeberts quaestio iv de comparatione
utilinm, und greift aus der quaestio v de pugna utilitatis et
honestatis folgendes stück 1053 CD heraus, das ende des Cicero-
citates: honesta enim bonis viris, non multa quaeruntur und die
Sätze: nee quidquam audebit vir bonus velle, quod non audeat
praedicare. quod si a flagitio ideo te revocas, quod hoc homines
non lateret , non bonitatem diligis, sed poenam metuis atque in
hoc ferarum imitaris naturam. das Horazcitat (Epist. i 16, 50 ff),
welches Hoefer nachgewiesen hat, bringt Hildebert in folgender
gestalt: cautus enim metuit foveam lupus, aeeipiterque suspectus
laqueos et opertnm milvius humum, oderunt peccare mali formi-
dine poenae, oderunt peccare boni virtutis amore. der letzte vers
Weinhers wird wol den vergleich mit dem habicht begonnen
haben, von Xenophon (W. 1202) ist hier nirgends die rede, über-
haupt erwähnt Hildebert nur einmal einen griechischen schrift-
steiler, nämlich Plato, und citiert auch diesen nur aus einer
anführung Ciceros. — Hildebert schliefst dann schon 1055. 6 ß.
Vielleicht ist auch Wernhers einleituog durch Hildeberts prae-
fatio beeinflusst worden, man vergleiche folgende Sätze: Hildeb.
hebt zuerst seine hauptquelle , Cicero und Seneca, hervor und
sagt dann : una igitur conferentes, arbitrabar descriptionibus distinc-
tionibusque moralem philosophiam quasi in artem eos (seil, scrip-
tores) colligere, mihique ipsi fas esse, quae ab aliis vel ab his
audiveram, proverbia interponere. ego expergef actus igitur officio
stili audita designans insistere brevitati decrevi; primum, quia de
singulis, ut ait Seneca, fragilis est memoria et rerum turbae non
sufficiens. deinde, ne memoria emittat reeepta et ne recentibus
obruat antiqua. dazu \V. 43 ff (die emendation Haupts heiden für
gedene v. 52 ist also richtig). 71 f. auch 55 ff konnte durch Hil-
debert 1010 C angeregt sein: has omnes (seil, virtutes) praecedit
prudentia quasi lucerna, tanquam viam aliis monstrans; ejus enim
74 DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF
est consulere, ceterarum agere. Hildebert kommt am schluss
seiner arbeit auf die gedanken seiner praefatio zurück, 1055 A:
his ergo praeceptis vir amator honestatis crebrum et assiduum ad-
hibeat usum. fere enim omnium moralium doctorum elegantiora
verba haec angusta particula comprehendit ; unde hie facilius in-
tueri ea poteris, quam si per multorum volumina vagando dispersa
colligas. den gegensatz zwischen beiden und Christen berührt
Hildebert nicht; Wernher verweist v. 21 ff mit nachdruck darauf,
dass man auch von den heiden tilgend lernen könne. —
Wernher von Elmendorf hat in seinen angaben über die
von ihm benutzten quellen nicht gelogen, wenn er v. 15 f sagt,
dass herr Dietrich, probst zu Heiligenstadt, Uz mich in sinen
buchen di selbe rede suchen, so bedeutet rede hier nur 'abhand-
lung, schrift, darstellung.' ebenso v. 1. 20. 22. heifst es v. 20
der rede han ich gut Urkunde und wird v. 21 daz Urkunde als
heidnisch bezeichnet, so ist damit eben die lateinische vorläge
gemeint, ebenso in v. 1069: alsus sagit daz buch. in den
worten v. 8 daz dichtet der phaphe Wernere und v. 38 ich habez
ouch durch daz getan ist also die tätigkeit des übersetzeus gemeint.
Von Wernhers gedieht fehlt uns nicht viel, denn nachdem
quaestio iv übersprungen war, zeigt der griff mitten in quaestio v,
dass Wernher nur weniges aus diesem capitel geben wollte, ob
er seine arbeit überhaupt beendigt hat? man kommt zu dieser
frage, wenn man die weitspurigen citate der quaestio v und die
darin sich abspinnenden philosophischen erorterungen liest, das
passt alles gar nicht zu den knappen Sprüchen practischer lebens-
weisheit, welche die ersten teile des Werkes enthalten und mag
darum auch dem geschmacke Wernhers nicht zugesagt haben,
für die beurteilung dieses puuetes sowie des lateinischen traetates
überhaupt bleiben nach wie vor die erorterungen Sauerlands
s. 39 — 56 wertvoll.
Die Übersetzung ist im allgemeinen gut, wenngleich oft
holprig und ungelenk, etliche male werden perioden unver-
ständlich, weil Wernher vorangehende sätze weggelassen hat,
welche notwendige bezüge enthalten, oder weil er umstellt und
die Ordnung der vorläge nach gutdünken verlässt. da hat er
aber wider in etlichen fällen ein richtiges urteil bekundet, zu-
weilen sieht man, wie er sich, nachdem er einen abschnitt
Hildeberts gelesen hat, vom schluss aus zurückarbeitet. die
DIE QUELLE WERNHERS VON ELMENDORF 75
gliederung des lateinischen tractates ist im allgemeinen noch
erkennbar: die gruppen der fünf quaestiones sind jedoch auf-
gegeben, manchmal auch die Unterabteilungen der abschnitte,
oder es werden auch die einzelnen puncte verwischt. Wernher
übersetzt eben, wie ich schon sagte, nur teilweise wortlich,
zwar bringt er kaum 6inen gedanken selbständig vor, allein
er kleidet das überlieferte in seiner weise ein. er fügt bilder
und sprichwörtliche redensarten hinzu, überträgt die fremde an-
schauung in die deutsche, führt aus den mittein des volksepos
einzelne stellen aus und beruft sich auch einmal bestätigend auf
seine eigene erfahrung. so ist er eigentlich mehr bearbeiter als
Übersetzer.
Allerdings — seine eigenartige Stellung in unserer alten I i t—
teratur ist unwiderbringlich dahin, die klassiker hat wahrschein-
lich Hildebert von le Mans, oder zum mindesten ein Franzose,
für eine christliche tugendlehre aus heidnischen quellen ausge-
beutet; das geschmacksurteil , welches dieser arbeit wert beimafs
und ihre. Verdeutschung forderte, gehört dem probst Dietrich von
Heiligeustadt; und für Wernher von Elmendorf erübrigt nichts
als das lob eines nicht ungewandten und lebendigen versificators,
der wahrscheinlich schon früher proben von seiner kunst ab-.
gelegt hatte, bevor ihm der auftrag wurde, Hildeberts schritt
zu übersetzen.
Am Schlüsse spreche ich noch den wünsch aus, Wernhers
gedieht möchte nun endlich einmal von der hochdeutschen tünche
befreit und in seiner ursprünglichen mittelniederdeutschen ge-
stalt den fachgenosssen vorgelegt werden, vielleicht geben diese
zeilen den anstofs zu der lohnenden und nicht schwierigen arbeit.
Graz. ANTON E. SCHÖNBACH.
ZUM HILDEBRANDSLIED.
Die deutung der als letzte rede Hildebrands überlieferten verse
des ehrwürdigen liedes hat schon eine schmerzenreiche geschichte.
die meisten sahen sich, wenn sie nicht mit Lachmann ganz ver-
zweifelten, zu Umstellungen und zur ansetzung umfangreicher
lücken genötigt, wer eine zusammenhängende rede annahm,
der mochte, mit nur einer kleinen lücke zwischen v. 54 und 55,
76 ZUM HILDEBRANDSLIED
etwa folgenden Gedankengang für gangbar halten: 'wol sehe ich
an deiner rüstung, du hast daheim einen guten herrn, der dich
noch nicht zum 'recken' machte, nun, ach! nahet Unglück, ich
überlebte elend und krieg, dass nun mein söhn mich erschlage,
oder ich ihn (ja, ich ihn, so wird es wol enden), doch bist du
stark genug, so kannst du leicht auch über so vornehmen mann
den sieg davontragen, ein feigling jedoch, wer jetzt den kämpf
dir weigerte, lass sehen, wer den sieg gewinne.' ohne irgend
wesentliche abweichungen in der grammatischen interpretation
ist nun Max Roediger zu einer vollkommen abweichenden ge-
sammtauffassung gelangt, das kostbare bruchstück liegt uns
allen zu sehr am herzen, als dass ich nicht auf Verzeihung
rechnen dürfte, wenn ich Roedigers deutung aus dem letzten
hefte dieser Zs. (33,413 — 414) hier kurz widerhole, um einige
bemerkungen daran zu knüpfen.
Roediger gibt v. 46 — 48 (wol sehe ich an deiner rüstung)
dem söhne, sehr glaublich, wenn nach v. 45, hinter Hiltibrant
gimahalta — der vater abermals und ohne umschweif beteuerte,
dass er würklich der totgeglaubte sei, was vviderum ohne weiteres
glaublich ist. also: 'nach deiner rüstung bist du kein recke (wie
mein vater einer war).' Hildebrand scheint jetzt ein ertappter
lügner. er antwortet v. 49 — 54: 'nun denn, waltender gott, weh-
geschick erfüllt sich, ich wanderte dreifsig jähre' und so weiter,
darauf Hadebrand höhnend v. 55 — 57: 'aber du kannst ja leicht,
bist du nur stark genug, herlichen siegespreis gewinnen — .' also
erst als betrüger verdächtigt, dann durch den augeuschein der
lüge überführt, endlich zwar nicht ausdrücklich, aber doch
deutlich genug als feigling verhöhnt, — das ist zu viel! 'nun wäre
doch wol der feigste, Hildebrand selber nennt das wort (argösto),
wer jetzt sich dir noch weigerte, versuche den kämpf, wer von
uns den siegespreis gewinne!'
Das beste an dieser erklärung ist natürlich, dass sie für sich
selber spricht, sie beruht durchweg auf unanfechtbarer inter-
pretation und stellt einen gar herlichen gedankenfortschritt her,
dagegen die vermeinte lange rede Hildebrands als matte reflexion
erscheint, aber dies sind doch nur allgemeine geschmacksurteile.
lassen sie sich nicht sonstwie stützen?
1) wer jetzt offenen ohres die neuen reden Hadebrauds ver-
nimmt, erst heme — reccheo, dann aodlihho — eilen — heremo —
hrusti — rauba birahanen — reht durchweg im Stabreim , ferner
das zweimalige ibu v. 55 — 57, der muss, denke ich, anerkennen,
dass die von Roediger gewonnenen pointen genau sich mit denen
der metrischen und rhetorischen technik decken.
2) zweimal die doppelte spolienformel, erst in v. 56 — 57,
dann 61 — 62, in einer rede Hildebrands zwecklose breite, auf
rede und gegenrede verteilt würkt es, wie stofs und scharfer
gegenstofs.
ZUM HILDEBRANDSLIED 77
3) dreimal finden sich in der hs. als prosaischer zusatz die
worte quad hiltibrant (einmal -braht). solche formein lassen sich
ja auch mitten in reden eingestreut vielfach helegen. aber hübsch
ist es doch, dass sie jetzt gerade nur am redenwechsel stehen,
und dass wenigstens Hildebrands reden jetzt ausnahmslos in der
Überlieferung als solche bezeichnet sind: v. 7. 30. 45. 49. 58.
4) das spätere Hildebrandslied lässt str. 6 den jungen helden
ausrufen : Du fürst dein hämisch lauter und rain,
recht seist du ains königs kint,
du machst mich jungen helden
mit gsehenden äugen Mint;
du soltest dahaime bleiben
und haben gut hausgemach
ob ainer haifsen glute.
dann in der antwort des alten str. 7 :
mir ist bei all mein tagen
zu raisen aufgesatzt —
des jungen str. 8:
dein hämisch und dein grünen schilt
must du mir hie aufgeben —
des alten str. 9:
mein hämisch und mein grüner schilt
die teten mich oft emem —
kein zweifei, es sind die nachklänge des alten gesprächs, wie
Roediger es hergestellt hat, nur auf eine andere tonart gestimmt.
Berlin 10. 9. 89. OTTO SCHROEDER.
NOCH EINMAL MHD. GELOUBEN.
Nachdem mhd. gelouben in der bedeutung 'gestatten, nach-
gibig sein' von Paul (Beitr. i 326) und Lucae (Zs. 30, 365 ff)
festgestellt ist, werden sich bei weiterem aufmerken die beleg-
stellen für diesen gebrauch leicht vermehren lassen. einige
nachtrage hat bereits Braune (Beitr. 12, 397 f) gegeben. Zs. 33, 128
habe ich das wort in str. 995, 4 der Kudrun widerhergestellt.1
im folgenden erlaube ich mir, auf einige beispiele hinzuweisen,
welche erst durch die in rede stehende Übersetzung ihren vollen
sinn erhalten.
In dein gedieht Vom recht wird des gewalttätigen reichen
gedacht, dem gott plötzlich seine guter nimmt (5, 5f):
so geloubet er alerste sinem knehte.
Scherer übersetzte (Geistliche poeten II 7): 'dann glaubt er erst
seinem knechte (dem armen) und hört auf dessen rede', offen-
1 doch wird man, worauf mich prof. Schröder neulich aufmerksam
machte, statt si woll ir doch, niht glauben mit einer leichten änderung
besser lesen si tooll iedoek nih.tglouben, swie si teete, der Gerlinde lere.
78 NOCH EINMAL MHD. GELOUBEN
bar hat er mit dem hinzugefügten satze das richtige gefühlt,
ohne sich über die bedeutung von gelouben völlig im klaren zu
sein, allerdings heifst es vorher (4, 8f): von diu wirt des armen
rede vil unrehte getan.1 aber keineswegs ist deshalb an der
späteren stelle zu er geloubet sinem knehte etwa ein genitiv siner
rede zu ergänzen, vielmehr meint der dichter: 'dann erst wird
er milde, rücksichtsvoll gegen seinen kriecht, schenkt ihm gehör.'
Ein zweites beispiel findet sich im A. Heiur. 1396 ff. als der
ritter geheilt mit der tochler des meiers aus Salerno zurückkehrt,
eilen die freunde den ankommenden entgegen:
dem meier und sim wibe
den mac man wol gelouben,
man weites rehtes rouben,
daz si dd heime niht beliben.
von glauben 'credere' kann hier nicht die rede sein, zumal der
folgende satz man weites rehtes rouben erkennen lässt, dass es
sich um die bewilligung eiuer rechtlichen forderung, also um
ein Zugeständnis handelt, der sinn ist: 'man muss es dem meier
und seinem weibe gestatten (darf es ihnen nicht verargen), dass
auch sie nicht zurückblieben.' der gebrauch von gelouben 'ge-
statten' ist somit bei Hartmann mehrfach zu belegen (vgl. Paul aao.).
Endlich verweise ich noch auf eine stelle aus dem Reuaus
(71 ff), die allerdings verschiedene auffassung zulässt :
mattig frau spet und fru
lest iren man nit haben ru,
er kauf ir sleier usw.
sie achtet nit zu keiner fr ist,
wie hart es in an komen ist,
77 seiner armut will sie nit gelauben,
soll ers Stelen oder rauben.
es fragt sich, ob v. 77 seiner armut als genitiv oder dativ gemeint
ist. im ersteren falle hiefse es: 'sie will die Versicherung seiner
armut nicht glauben', im andern: 'sie will seiner armut nicht
nachgeben , nicht rücksicht auf sie nehmen', und dies letztere
scheint mir im Zusammenhang mit dem folgenden vers ('sollte er das
geld auch durch diebstahl oder raub beschaffen') das natürlichste.
1 des armen rede bedeutet hier wol die 'Verantwortung', oder vielleicht
ganz allgemein die 'angelegenheif des armen.
Marburg i/H. STOSCH.
ZWEI STAMMBUCHBLÄTTER
PAUL FLEMINGS.
1. im baltischen provinzialmuseum zu Reval befindet sich
das Stammbuch des Dorpaters Johann Arpenbeck , welcher die
vcm herzog Friedrich in von Gottorp nach Persien abgeordnete ge-
ZWEI STAMMBUCHBLÄTTER PAUL FLEMINGS 79
sandt schaft 1633 — 1639 als dolmetschet* begleitete und 1639 die
Revalerin Rrigitta van Acken heiratete, wie seine anderen reise-
geführten hat auch Paul Fleming, der ihn mehrmals in seinen ge-
dichten nennt (s. 158. 180wnd319 in Lappenbergs ausgäbe), ihm
einige zeilen zum andenken hinterlassen, der stammbucheintrag1,
dessen oberste zeile leider durch beschneiden verloren gegangen
ist, lautet:
Vnd richte dich nach deines Gottes willen.
Halt aufs, vnd sprich: Du bist ja doch mein Gott,
Vnd schlügst du mich mit tausent Todten todt.
Toglio imparare ad esser piü mio, che d' altrui.
Langsam kömmt Zu annehmlicher [?] erinnerung gepflo-
auch. gener Vierjährigen guten Reiseireund-
schatTt schriebe dieses dem Ehrenvhesten
vnd Fürsichtigen Herrn Johann Ar-
penbecken in Ardesill der Perser
den 5. Heumonatstag 1637.
P.2 Fleming mp.
2. aus der zeit nach der rückkehr rührt ein blatt im
stammbuche des sind, theol. Johannes Kniper aus Reval her.
der auf der bibliothek der Petersburger academie der Wissenschaften
(xx. c. a. 10) .befindliche band enthält einlragungen aus Danzig,
Leyden, Lübeck, Reval, Riga und Rostock, sämmtlich in den
jähren 1636 — 1641 gemacht, in Leyden langte der dreiund-
zwanzig jähr ige Student im august 1639 an"* und suchte icol bald
den ihm wahrscheinlich schon von person bekannten dichter Fleming
auf. aus dem november d. j. stammen der eintrag des gelehrten
Daniel Heinsius in sein album und folgende zeilen Flemings:
Miuuta, magna, summa et ima respice,
Perenne sub polo nihil.
Dousa P. in jambis.4
Symb.
Langsam kömpt auch.
Quantum lineolarum
testando amori et amicitiae singulari,
Egregio multaeque eruditionis viro
1 nicht erwähnt in der liebevoll eingehenden arbeit von FAmelung,
Der dichter Paul Fleming und seine beziehimgen zu Reval. Baltische
monatsschrift 28,361 — 390 (1881).
- der buchstabe ist undeutlich.
3 immalriculicrt am 17 august als Johannes Kuyperus (l. Knyperus)
Rivaliensis Livonus, 23 ann. Theol., vgl. Album sludiosOrum academiae Lug-
(iuno-Balavae ed. Gduliieu 1875 [>. 307. K. den Nachbar nennt ihn Kaspar
hertranfft in seiner wenig später zu Leyden entstandenen hirtenode
(Lappenberg» Fleming- ausgäbe $. f]2(i und 820).
4 bei Janus Douza vater fi>irfe ich diese teilen nicht wider, wenig-
stens nicht in der summlung Novorum /Jocmalum seeunda edilio , Lugd.
Mal, 157ö, bl. Lijb: lainburum über.
80 ZWEI STAMMBÜCHBLÄTTER PAUL FLEMINGS
Possessori Revalio, Tanque[?]
ducere debui iü alma Lugdu-
nö Batavorum .p prid. Eid. IXbres
CIO 13 c xxxix.
Paulus Flemiugus Variscus
mpp.
Im märz des folgenden jahres verließ Fleming Leyden, um
sich nach Hamburg zu begeben, fand aber hier nach kurzer
Krankheit am 2 april den tod. Kniper zeichnete in seinem stamm-
buche vor des dichters autograph ein schwarzes kreuz ein, Flemings
treuer freund Olearms aber, dem Kniper nach der heimkehr das
büchlein zeigte, widmete ihm auf dem gegenüberstehenden blatte
einige schmerzerfüllte lateinische zeilen:
0 quam ridiculi suut mortalium termini! quautum est illud,
in quo Regna & Res-pub[licae] disponuntur; sursum ingentia
spacia, in quorum possessionem nisi animus admitteretur, non
fuerit operae precium nasci; detrahe hoc inaestimabile booum,
non est vita tanti, ut sudem utaestuem; Flemingus, divinus ille
Poeta, pauxillum temporis vixit terra marique niecum multa per-
pessus, defunctus est, eheu! attamen Musa, quae mori vetat,
virum per astra et secula vehet.
Symb. ex \p. 73. Haec, dum Flemiugi mei
Du fürest mich nach deinem manum adspicerem,
raht, vnd nimbst mich ent- dolor recrudescens
lieh mit ehren au. expressit a me
M. Adamo Oleario
Revaliae 1. xbr. cioidcxxxx.
Berlin. J. BOLTE.
AHD. SCHREIBERNOTIZ.
Die hs. der vormaligen kgl. haudbibliothek (welche jetzt der
Öffentlichen bibliothek in Stuttgart einverleibt ist) Patres 32 (olim
Weingartensis) membr. 4° aus dem 10 — 41 jh. enthält die vier
bücher der Dialoge Gregors des grofsen. am ende des 3 buches
hat der Schreiber in halbuncial in 5 zeilen geschrieben:
Explicit liber tertius \ dialogorum ddz chit serjmo duorum
vuända zuejnö chöson diz ih meino einer / fraget änderer dnt-
uuirtit.
Die letzten r in einer und anderer sind von dem rubricator
nachgetragen; bei anderer und antuuirtit stehen die acute auf
dem n, nicht auf dem a.
GöUingen. L. WEILAND.
DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED V. STRASSBL'RG 81
DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
VON STRASSBURG.
Die höfischen epiker unseres deutschen mittelalters sind in
einer üblen läge: wir können ihnen entlehnungen aus ihren
französischen quellen nachweisen, aber nicht mit derselben Sicher-
heit das niafs ihrer Selbständigkeit feststellen: aufser den nach-
gewiesenen entlehnungen können immer noch eine unbestimmte
menge anderer vorhanden sein, zu vollkommen genauer Fest-
stellung des Sachverhaltes miisten wir dieselbe altfranzösische hs.
besitzen, welche dem deutschen dichter bei seiner arbeit vor-
gelegen hat, und dass es diese und keine andere hs. war, dafür
müsten wir ein äufseres zeugnis haben, da innere nicht genügen,
die französischen hss. weichen nicht unbeträchtlich von einander
ab, wie das schon Kölbiug, Tristrams saga ok lsondar cxlvi
hervorgehoben hat. je unbedeutender die abweichungen eines
deutschen dichters von den uns bekannten französischen hss.
sind, desto unbestimmter wird unser urteil, ob sie ihm oder dem
Schreiber der ihm vorliegenden hs. aufs conto gesetzt werden
müssen; aber selbst von der grofsen episode lwein 4528 — 4715
mochte ich nicht bestimmt behaupten, dass Hartmann sie selbst
gemacht hat, wie das Förster tut, Der lövvenritter von Christian
vTroies s. xvn; konnte nicht der Schreiber der von Hartmann be-
nutzten hs. hier ein einschiebsei gemacht haben, allerdings nicht
mit der kunst, die etwa Christian zu geböte gestanden hätte,
aber doch so, dass alles tatsächliche vorhanden war?1
Diese Unsicherheit ist am grösten da, wo es sich um einzel-
heiten handelt, aber selbst wo eine reihe von abweichungen in
1 diese episode hat wechselnde Schicksale erlebt. Rauch griff sie als
catalogisierende epik an, Gärtner (lwein und Chevalier s. 56) verteidigte sie,
Förster benutzt sie neuerdings wider, um sich für die vielen liebenswürdig-
keiten, welche begeisterte Hartmannverehrer dem Christian gesagt haben, zu
revanchieren: 'dieses platte zeug hat Hartmann selbst zusammengestoppelt
und man sieht, was er leistet, wenn er auf eigenen füllen steht.' ich kann
dieses Verdammungsurteil nicht unterschreiben, wenigstens finde ich die
episode nicht schlechter als manches andere, das im lwein steht, dass sie
in den mund des erzählers nicht hineinpasst, habe ich iji meinem Veldeke und
Hartmann s. 182 ausgeführt.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 6
82 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
einem werke eine bestimmte tendenz verraten, haben wir uns immer
noch wenigstens mit der möglichkeit auseinanderzusetzen, dass
diese tendenz von dem Schreiber der französischen vorläge ver-
folgt wurde, oder, wenn man in solchem falle an dem ausdruck
Schreiber anstofs nimmt, von einem französischen bearbeiter. die
gränze zwischen Schreiber und bearbeiter ist ja eine fliefsende.
erst wenn mehrere werke eines deutschen dichters abweichungen
von den uns bekannten französischen hss. nach öiner richtung hin
zeigen, wie es zb. bei den dingen der fall ist, die ich s. 150 ff
meines buches bespreche, stehen wir mit unserem urteil auf
sicherem boden.
Bei Gottfried liegen die Verhältnisse ganz besonders trostlos,
die Saga zeigt uns, dass er sich im ganzen aufbau der geschichte
an Thomas gehalten hat, und sie sowol wie die fragmente des
Thomas lehren, dass er auch im einzelnen viele gedanken herüber-
nahm; aber eine genauere bestimmung lässt sich auch nicht ein-
mal mit einiger Wahrscheinlichkeit machen, man möchte zb. so
gerne wissen, ob der glanzpunct in Gottfrieds gedieht, das ge-
ständnis, ihm zuzuschreiben ist; hätten wir hier eine französische
hs. des Thomasgedichtes, die Gottfried gegenüber keine tendenz
auf kürzung zeigte, und wäre gerade diese eine episode kurz
abgetan, so würde man dem Schreiber nicht leicht die roheit zu-
trauen, gerade das schönste verstümmelt zu haben, und würde
es wenigstens für wahrscheinlich erklären, dass die scene auch
im original kurz gehalten wäre, von einem zusatz durch einen
Schreiber könnte in diesem falle schwerlich die rede sein, da zu
solchem werke ein dichter ersten ranges gehört hätte, ein solcher
hätte sich schwerlich mit der einen interpolation begnügt, mehr
als eine gewisse Wahrscheinlichkeit wäre auch dann nicht zu ge-
winnen ; wie die dinge aber liegen , ist nicht einmal eine solche
festzustellen, die erzählung der Saga ist an der betreffenden stelle
cap. xlvi ganz kurz und abgerissen, aber die Saga gibt uns von
der ausführung des Tbomasgedichtes überhaupt keinen reebteu
begriff, sie oder ihre vorläge kürzt jOjdeiiOilgt auch andere psy-
chologische partien, und so wie sie hier beriebtet, kann Thomas
unmöglich erzählt haben, was stand nun also in Gottfrieds vor-
läge? wie vieles von der ganzen wundervollen scene ist sein
eigentum? wir können es einfach nicht wissen.
Diese Unsicherheit unseres urteils erstreckt sich bis auf die
VON STRASSBURG 83
kleinen künste des Stils. Lobedanz (Das französische dement in
Gottfrieds Tristau s. 22 ff) und Preufs (Strafsburger Studien i s. 16
usw.) haben auf eine reihe von Stilähnlichkeiten zwischen Gott-
fried und den Franzosen, speciell Thomas hingewiesen; aber offen
bleibt dabei die frage, wie weit bindet sich Gottfried bei be-
uutzung dieser Stilmittel an die stellen, wo auch Thomas sie
hat, wie weit verwendet er sie frei? die antithesenhäufuug
Michel in s. 3 bildet Gottfried bei derselben gelegenheit nach
und so könnte es auch sonst oft der fall sein.
Wir müssen also auf jede genauere feststellung verzichten
und uns einfach an die allgemeine Weisheit halten, dass Gott-
fried stark abhängig war von -seiner quelle. Kölbing, Tristrams
saga ok Isondar cxlviii scheint mir das Verhältnis denn doch
ganz richtig bezeichnet zu haben, seine ausführungen werden
ergänzt durch das programm von Bahnsch, Tristanstudien, Danzig
1885, in welchem sehr klar gezeigt wird, dass das durchdenken
und durchdringen des Stoffes auch bei Gottfried nicht über
ein gewisses mafs hinausgeht, durchgefühlt wird er freilich die
seelenkämpfe seiner helden haben, aber leider steht mau auch
bei der beurteilung der subjectiven partien seines werkes nicht
auf völlig sicherem boden. selbst in der quellenauseinandersetzung
ist das nachklingen der betreffenden stelle aus Thomas deutlich
zu spüren , und Gottfried^ überträgt auf Thomas ohne weiteres
das , was Thomas selbst von _Breri_ _sagJU__zii_deji so subpicjjv
klingenden Worten ^97 ff: ein senelichez mcere daz tribe ein sene-
ilwre usw. hat Golther, Die sage von Tristan s. 105 eine parallele
aus Thomas angeführt, nach solchen erfahrungen wird man
mistrauisch; es mag noch manche reflexion, die man Gottfried
zuschreiben möchte, in der quelle gestanden haben, aber er
könnte das alles nicht so schön und warm aussprechen, wenn
er es nicht selbst durchgefühlt hätte, überhaupt muss, trotz
allem, wie das Golther immer wider hervorgehoben hat, Gott-
frieds grofses talent in unangefochtener anerkeunung bleiben.
Kölbing spricht ihm das ja auch keineswegs ab und Glöde hätte
Germ, xxxui 17 ff gar nicht so eifrig gegen ihn zu polemi-
sieren brauchen, um so weniger, als er sich bei seiner Ver-
teidigung Gottfrieds zum teil auf recht unsichere gründe stützt,
die Saga nennt er selbst einen schlechten abklatsch des franzö-
sischen Originals, wenn also Gottfried mehr bietet als die Saga,
6*
S4 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
so darf man ihm das nicht ohne weiteres zurechnen, diesen von
ihm selbst angedeuteten grundsatz vergisst Glöde, wenn er ohne
weiteres zh. die einleitung Gottfrieds für diesen in anspruch
nimmt, die Saga hat sie freilich nicht; aber woher weifs Glöde,
dass nicht auch der Tristan des Thomas eine subjectiv gefärbte
einleitung hatte, aus der Gottfried wenn nicht alles so doch
vieles schöpfen konnte? auf die von Golther angeführte parallele
habe ich schon hingewiesen.
Es gibt aber unter den von Glöde angeführten stellen eine,
, J welche selbst der gröste Skeptiker Gottfried allein zurechnen muss,
*\M nämlich die litterarische stelle m der schwertleite, und sie ge-
n* nügt vollkommen, um Gottfrieds grofses talent zu beweisen, eine
l fülle glänzender bilder ist hier auf engeu räum zusammengehäuft,
dass man immer wider staunt, gleich Hartmanns wörtlein per-
sonificiert, ihr vertrautes sanftes anschmiegen wundervoll ausge-
drückt, ebenso in originelje bilder. gefasst. die polemik gegen
Wolfram, die dichtercoucurrenz wird höchst lebendig vorgestellt,
alle dichter bringen blumen, um den ehrenkranz zu schmücken;
wer ihn begehrt, soll auch seine blumen heranslecken, und wenn
sie am besten passen , soll ihm der kränz zu teil werden, die
abstracte Vorstellung des Wetteifers ist in ein lebendiges, anschau-
liches bild umgejyjmdelt. gleich darauf ist die rede ein pfad,
über den man muss hintraben können, ohne zu straucheln, wer
das publicum mit falschen künsten teuscht, gibt schatten mit
dem stock_statt mit dem laubzweig. Blickers"* sinn haben feeu
gesponnen und in ihrem brunnen geläutert; worte und sinn
harfen zusammen die erzählung, buchstaben tragen ihn wie flügel.
breit ausgeführt dann das bild von detn_ bäume, in den Veldeke
das erste reis setzte: zweige sind an ihm entsprungen, die bluten
tragen, und jeder kann nun von den bluten brechen, dann die
anderen uns freilich etwas dunkelen bilder; es ist ein bewun-
derungswürdiger reichtum. und daneben stehen die innig ge-
fühlten worte, in denen Gottfried die würkung der lyrik angibt:
und tuont reht in dem herzen iooI. die grofse Zartheit und
l'einheit in den characteristiken hat Scherer hervorgehoben.
Wir können Gottfrieds talent das gröste zutrauen, aber
nochmals, wir haben meistens kein mittel zu entscheiden, ob
er sich an einer bestimmten stelle freier bewegt oder enger an
gedankengang oder gar Wortlaut des Originals anschliefst, da eine
VON STRASSBURG 85
vergleich ung mit der Saga keine reinen resultate gibt, so glaube
ich micb berechtigt, im folgenden ganz von ihr abzusehen und
einfach zu betrachten, was in Gottfrieds Tristan vorliegt; nicht
zur characteristik des deutschen dichters, sondern nur des Werkes,
der bequemlichkeit halber spreche ich im folgenden trotzdem von
Gottfried so, als ob er der allein verantwortliche dichter wäre;
hier sind dann immer die worte 'oder Thomas' als selbstverständ-
lich zu ergänzen.
Ich habe mein thema nach einem Stoffgebiet abgegränzt und
muss mich darüber mit Ehrismann auseinandersetzen, der eine
ähnliche abgränzung im vierten capitel meines Veldeke und Hart-
mann tadelt (Litteraturbl. f. germ. und rom. phil. 1888 sp. 528).
ich verweise diese auseinandersetzung in die aumerkung1, weil
1 für die ersten drei capilel wirft Ehrismann mir vor, ich hätte des
einzelnen dichters darstellung nicht genug abgehoben vom allgemein giltigen
Sprachgebrauch; es seien eine grofse anzahl dinge verzeichnet, die bei Vel-
deke und Hartmann gar nichts besonderes hätten, dass mein erstes capitel
etwas breit geraten ist und manches für die beurteilung des Stils gleich-
gütige enthält, habe ich in meiner einleilung selbst angegeben und hoffte
nach diesem offenen geständnis für diese dinge absolution zu erhalten, im
übrigen aber hätte Ehrismann gerechter weise erwähnen müssen, dass in
meinem buche nach s. xi der einleitung Veldeke als ausgangspunct der ent-
wickelung betrachtet ist, bei dem auf Untersuchung der Originalität ver-
zichtet wurde, dass dagegen das Verhältnis von Hartmanns Sprachgebrauch
zu demjenigen Veldekes überall vollständig klargelegt und an wichtigen
stellen durch angäbe statistischer zahlen illustriert ist. Veldeke aber ist der
gegebene Hintergrund für Hartmann, nicht etwa Wolfram oder Gottfried , die
auf seinen schultern stehen und von ihm gelernt haben, ich habe freilich
auch manches stilistische behandelt, das bei Hartmann ungefähr in der-
selben art und menge vorkommt, wie bei Veldeke; aber es handelte sich
dann um dinge, die noch nicht zusammenfassend behandelt sind und es
doch einmal werden musten, oder um solche, die ich des Zusammenhanges
wegen nicht gut weglassen konnte, man kann in der praxis nicht so voll-
kommen scharf scheiden, wie es in der theorie allerdings möglich ist.
Ferner vermisst Ehrismann psychologische Vertiefung und Zusammen-
fassung der einzelheiten. wenn er als beispiel für ersteren mangel anführt,
ich hätte bei besprechung von Hartmanns humor Kalogreants selbstironisie-
rende erzählung vergessen, so misversteht er zunächst den klaren Wortlaut
der von ihm angezogenen stelle s. 201; es handelt sich da durchaus nicht
um den humor der dichter überhaupt, sondern nur um die fälle, wo die
dichter ihren humor an ihren personen oder der weit oder sich üben, vgl.
Freylag, Technik des dramas3 s. 2G4 unten. Kalogreants selbstironie hätte
an den scbluss des cap. iv, unter die besprechung der charactere ge-
hört, ich muss aber allerdings gestehen, dass mir diese par spärlichen
86 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
ich sie nicht gut trennen kann von der erörlerung einiger anderer
puncte, in denen ich angegriffen bin und mich wehren muss. —
für den Tristan empfiehlt sich die zusammenfassende Behandlung
gerade des inneren lebens ganz besonders, weil auf diesem ge-
biete Gottfrieds resp. des Thomas kunst sich am glänzendsten
bewährt, manches haben Preufs (Strafsburger Studien i.IJQ, Lüth
(Parchimer programm 1881) ua. schon vorweggenommen; über
die antithesen bei der darstellung streitender affecte zb. vgl.
Preufs aao. s. 19 ff, über die reflexionen, die besonders im
zweiten teil der dichtung häufig, bisweilen störend werden,
s. Lüth s. 20 ff. Preufs s. 67, auch Heinzel in seinem bekannten
Gottfriedaufsatz, über das gelegentliche unterlassen ausführlicher
affectschilderungen Lüth s. 15 usw. —
Ich habe in meinem Veldeke und Hartmann aus Veldeke
auch die einfachen ausdrücke froh sein, unfroh sein usw. ver-
fünkchen so unbedeutend scheinen und schienen, dass ich sie einer aus-
drücklichen erwähnung nicht für wert hielt, die auseinandersetzung über
das abenteuernde rittertum, für uns das ergetzlichste an der ganzen er-
zählung, ist vom dichter nicht humoristisch gemeint; es bleiben also nur
drei oder vier einzelne sätze in Kalogreants erzählung und diese sind würk-
lich kein beweis für einen besonders stark entwickelten humor. da steckt
in der flucht von Limors viel mehr komik. psychologische auseinander-
setzungen habe ich gegeben, wo es mir nötig schien, zb. s. 197 f, aber es
konnte nicht die aufgäbe meines buches sein, die grundzüge von Hart-
manns kunstcharacter ganz neu zu construieren, denn sie sind so klar, dass
sie längst vollkommen deutlich erkannt worden sind, nur an wenigen
puncten, wo ich mit den bisherigen formulierungen nicht ganz einverstanden
war, muste ich auf diese dinge eingehen, im übrigen lag meine aufgäbe
durchaus im sorgfältigen erforschen der details, wobei ich die bekanntschaft
mit jenen grundzügen ohne weiteres bei jedem leser voraussetzen konnte,
wenn Ehrismann von einer verwirrenden masse von einzelheiten spricht, so
bezieht sich dieser Vorwurf wol besonders auf das vierte capitel, mit dessen
einteilung er nicht einverstanden ist. es ist wahr, hätte ich die einteilung
aus dem begriff der Stilistik hergeleitet, so würden die belege für Hartmanns
geringere anschaulichkeit und ähnliche eigenschaften übersichtlicher bei ein-
ander stehen, aber diese dinge sind doch würklich bekannt genug: ich hätte
nichts tun können, als zu vorhandenen Sätzen die belege geben, da scheint
mir meine einteilung doch practischer: die auseinandersetzungen über jene
bekannten dinge sind freilich zerstreut, aber ich konnte versuchen, die
menge der vorhandenen motive überhaupt festzustellen, die weite von Hart-
manns interesse und seinen reichtum an ausdrucksmitteln ('ausdrücke' sagt
E. etwas verächtlich) auszumessen, so etwas neues zu bieten und zugleich
eine grundlage für weitere forschung zu geben, wenn Ehrismann eine solche
arbeit für wertlos hält, so bedauere ich nicht seiner ansieht zu sein.
VON STRASSßüRG 87
zeichnet (s. 164 uud 168). eine derartige aufzählung hat selbst-
verständlich nur dann einen zweck, wenn der dichter an anderen
ausdrucksmitteln arm ist, jene einfachen hezeichnungen also bei
jeder gelegenheit formelhaft widerkehren und dadurch der ein-
druck der einförmigkeit erzeugt wird, bei Gottfried ist davon
natürlich keine rede, und es wäre also eine überflüssige mühe,
eine solche Zusammenstellung zu machen, es würde sich übrigens
wahrscheinlich ergeben, dass Gottfried an solchen einfachen aus-
drücken kaum reicher ist als Veldeke.
Eine gröfsere mauigt'altigkeit wird zunächst erreicht durch
den massenhaften gebrauch von bildein. auch in dieser hinsieht
kann ich auf Freute verweisen und mich mit einigen bemerkungeu
begnügen.
Die personificationen von affecten, geistigen kräften usw.
finden sich im Tristan ebenso wie bei Hartmann und Wolfram
und zwar bisweilen aufserordentlich schön, so gleich am anfange
bei Riwalin und RiancniiMniii^ smi^ rin~ enzunte ouch sine sinne,
daz si sd wider fuoren und ndmen Blanscheßuoren und fuorten
si mit in zehant in Riwalines herzen laut und krönden si dar
inne im zeiner küniginne. die sinne sind als ganz selbständig
handelnd gedacht, uud wie sie Blauscheflur hereinführen und
krönen, gibt eine prächtige Vorstellung von der triumphvollen
art, wie das bild der geliebten in das meuscheuherz einzieht und
davon besitz ergreift, ebenso vollständig personificiert sind die
sinne 888: sus swebeten sine sinne in einer ungewissen habe; trost
und zweitel sind hier unter dem bilde von wellen gefasst. —
kämpf der affecte gegen den menschen und sieg über ihn kommen
mehrfach vor, und auch der streit der affecte unter einander wird
personifizierend ähnlich wie bei Wolfram dargestellt, aber es
ist dabei doch ein interessanter unterschied zwischen Gottfried
und Wolfram vorhanden, wenigstens so weit sich Wolframs manier
in den von Bock angeführten belegen kundgibt, da wird der
streit immer ganz kurz mit wenigen worten abgetan, die strei-
tenden sind würkliche kämpfer, durch anwendung ritterlicher aus-
drücke gekennzeichnet; der mensch, in dessen brüst der streit
vorgeht, tritt ganz zurück. Gottfried führt viel weiter aus, er
spricht zwar auch von krieg und sieg der affecte, aber der
dialectisch geschulte dichter stellt sie sich wenigstens einige male
1 die citate nach Bechsteitis ausgäbe2.
88 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
vor als zwei ratgeber, die auf den menschen von zwei verschie-
denen Seiten einreden und ihn dadurch in Verwirrung bringen,
diese Verwirrung schildert Gottfried dann noch besonders und
gewinnt so gewisser mafsen eine potenzierung der ausdrucks-
weise, welche die gröfsere kühnheit in Wolframs ritterlichen
prädicaten wol aufwiegt, so bekriegen sich trost und zweifei
iü Riwalin 881 ff; bald kommt trost, bald zweifei und spricht
zu ihm ; "VereTne sagt dies, der andere das, sodass Riwalin nicht
weifs, was er tun soll, endlich gewinnt der trost den sieg und
vertreibt den zweifei. ganz ebenso ist es bei dem kriege zwischen
zorn und wipheit in Isolde 10261 ff: auch hier sind es keine
würklichen kämpfer^ßnTTern zwei widersprechende ratgeber: die
Weiblichkeit spricht zu Isolde 'nein, tu es nicht!' und es wird
dann geschildert, wie unter dem einfluss dieser widersprechenden
ratschlage Isolde in Verwirrung gerät, aber auch hier heifst es
schließlich : biz doch diu süeze wipheit an dem zorne sige erstreit.
minne und ere 11 760 ff sind nicht gerade ratgeber, sondern
stehen mehiH!f^ffle1nlierschaftsverhältnis zu Tristan, wenigstens
heifst die minne seine erbevogetin. in manchen anderen fällen
sind die ausdrücke unbestimmter, zb. 11826 ff, wo minne und
schäm in Isolde streiten. <*-*»" "***
Unter den sonstigen bildern Gottfrieds, die für uns hier in
betracht kommen, macht die metaphorische Verwendung des er-
bliihens immer einen schönen eindruck, überhaupt alle die aus-
drücke, in denen Gottfried glänz ausgiefst. den krönungszug
Blanscheflurs in Riwalins herz habe ich bereits erwähnt, und auch
von Riwalin wird gesagt, er trage in Blanscheflurs herzen scepter
und kröne, auch der vergleich mit gestirnen würkt in ähnlicher
richtung, s. Preufs s. 45.
Indessen nicht immer kann man an Gottfrieds bildlichem
ausdruck volle freude haben; es läuft manches geschmacklose mit
unter, wie bei anderen mhd. dichtem, au s^J^ffjLind HTJ^jS,
hat schon Lüth anstofs genommen und mit recht. anTetz lerer
stelle soll Isoldes Verstrickung in die minne geschildert werden;
dazu wählt der dichter die Vorstellung vom Um der minne, in den
Isoldes sinne versenkt sind und aus dem sie heraus will; ver-
gebens, sie versenkt nur bände und füfse immer mehr in die süeze
des mannes nnde der minne. es ist das nicht das bild vom vogel auf
der leimrute, wie Lüth meint, denn abgesehen davon, dass das
6L\sy^ Cc/Vv-ia^aX»
0
k)XU-*\ 'v.m ft*t c^.,%Jj^4 — '
VON STRASSBÜRG 89
versenket, das \\z und anderes dazu nicht passen würde, werden
alle die dinge von Isolde selbst erzählt und dabei ausdrücklich
von ihren bänden und füfsen gesprochen, vollzieht man also die
anschauung, so bleibt nichts übrig, als sich das mädchen in einer
süfsen, klebrigen flüssigkeit stehend vorzustellen, in die sie immer
tiefer hineingerät; ein gedanke, der je nach dem einen wider-
lichen oder lächerlichen eindruck macht, letzteres dann, wenn
einem gerade die ähnlichkeit mit einer fliege einfällt, die sich
in einem honigteller in ähnlich unangenehmer läge befindet, man
möchte glauben, dass der dichter die sache sich nicht genau
vorgestellt hat, da sie doch gar zu absurd ist. — weniger
schlimm ist es, wenn der ausführlich geschilderte vogel auf
der leimrute als vergleichsobject für Riwalin benutzt wird; es
ist eben ein ausdrücklicher vergleich und der vogel klebt doch
nur an der leimrute. in den folgenden versen wird dann frei-
lich von dem liebenden gesagt, er verwirre sich in der süeze der
gelimeten minne, aber es wird uns doch nicht so die Vorstellung
des körperlichen drinsteckens erregt, wie bei Isolde, übrigens
passt das ganze nicht recht zur Situation: Gottfried vergleicht
zunächst ganz richtig einen nach seiner freiheil zurückstrebenden
liebenden mit jenem vogel, wenn er dann aber fortfährt: als er-
gieng es Riwaline, so ist der vergleich nicht mehr richtig; denn
tSm
bei liiwalin ist von freiheitssehnsucht keine rede, sondern er weifs
nur nicht, ob Blanscheflur ihn wider liebt, und daher rührt
seine unruhe. —
Meisterhaft versteht es der dichter, die affecte seiner per-
sonen symptomatisch zu schildern.1 die alten bekannten Symptome
körperlicher würkung, für die ich aus Roland, Veldeke und Hart-
mann auf s. 166. 171. 177. 184 ua. meines buches belege gebe,
hat zum grofsen teil auch Gottfried, natürlich in entsprechender
Verfeinerung: Veldekes swilten und beven als zeichen heftiger liebe
kommen nicht mehr vor. aber so ängstlich in der anwendung
dieser motive wie Hartmann ist Gottfried nicht.
Geweint wird im Tristan sehr oft, ich habe mir über 30 he-_
lege notiert, ohne dabei nach Vollständigkeit zu streben. Hartmann
1 Scherer, Poetik s. 236 setzt die ausdrücke 'indirect' und 'symptoma-
tisch' einander gleich, 'symptomatisch' ist jedesfalls eindeutiger: zur in-
directen darstellung rechnet zl>. VieliorT, Poetik s. 526 auch angäbe des ein-
drucks, den ein character auf einen anderen macht usw., während er, was
wir hier symptomatisch nennen, noch unter directe Schilderung rubriciert.
90 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
lässt von seinen beiden nur den Gregor und den armen Heinrich,
nicht aber die helden der ritterepen weinen, weil es wiplich ist,
weil speciell Iwein sich dessen schämt: Gottfried dagegen gönnt
dem Tristan ohne bedenken diese herzenserleichterung: 14480.
14919. 1S655^ Riwalin nimmt von Blanscheflur abschied nur"
mit innerlichem weinen, mit weinendem herzen, ein ausdruck,
der auch sonst öfters begegnet, auch die übrigen männer, Marke,
Rual , Rurvenal weinen gelegentlich und dann natürlich die grofse
unbestimmte menge, allgemeine klagescenen werden sehr lebendig
und eindrucksvoll, wenn der dichter uns dabei eine person oder
gruppe nach der anderen vorführt, so beginnt 4211 Rual zu
weinen wie ein kind; auch die anderen sind von der geschichte
so gerührt, dass ihre äugen überwallen, und drittens macht Marke
mit starkem weinen den klagechor vollständig, indem wir die-
selbe schmerzäufserung bei mehreren personen sehen , wird sie
uns wichtiger, eindrucksvoller, am meisten geweint wird auch
im Tristan von den damen, doch hat Gottfried über frauenthräneu
bekanntlich etwas ketzerische ansichten; sie sind nicht immer
ganz echt, sondern die damen können weinen, so oft sie wollen
An ausdrücken für weinen ist Gottfried nicht so manig-
faltig wie Hartmann, der gerade hieran einen grofsen reichtum
besitzt. Hartmanns ougen regen, ougen ünde, si bereite ein bat
mit weinenden ougen und einiges andere sucht man bei Gottfried
vergebens, man findet häufiger den einfachen ausdruck weinen;
aber während Hartmann das herabrollen der thränen über das
gesicht aus Christian nicht herübernimmt und nur den alten
fischer im Gregor in dieser weise schildert , fürchtet sich Gott-
fried nicht, uns Blanscheflurs schmerz in so anschaulicher dar-
stellung vorzuführen: J.t207_i*r ougen über wielen, die heizen
trähene vielen gedihtecliche und ange über ir tfil liehtiu wange.
ebenso Marke in der oben angeführten allgemeinen weinscene
4*222: daz ime der herzesmerze mit trähenen üz den ouqen flöz
und ime wang' unde wdt begöz. während Hartmann sich damit
begnügt zu sagen, die äugen werden voll, wallen über, mit
roten äugen usw., weifs Gottfried einen würkungsvolleu contrast
herzustellen, indem er zu dem worte äugen das epitheton lieht
oder klär setzt1: 9283 niht weine toht er mine: diu klaren ougen
1 das kominl-ntTaturlich auch an stellen vor, wo nicht geweint wird:
VON STR ASSBURG 91
dine diu ensulen niemer werden rot umb' also swächlkhe not.
10343 ir Hellten ougen wurden vol. ähnlich würkt es, wenn in
der eben angezogenen stelle Blanscheflurs thränen über ir vil
liehtiu wange fallen.
Thränen sind nicht nur austlrucU des Schmerzes: Isoldes
spiegelhelle äugen füllen sich in liebessehnsucht, und vor freude
weint im Tristan manic man, nämlich die nach Irland geschickten
geisein",- als sie inre vaTer und verwandten wider sehen; Gottfried
lässt also auch vornehme Jünglinge vor freude weinen , wählend
Hartmann einem Christianschen ritter die freudenthränen wider
streicht.
Weniger ist über das lachen zu sagen , das in den bekannten
bedeutungen vorkommt, als ausdruck der freundlichkeit, der
freude, der ruhig heiteren Stimmung, des spottes. heimliches
lachen als ausdruck verhehlter freude 132(16*^ reizvoll ist das
. -. -
lächeln bei Isolde Weifshand als ausdruck ihrer harmlosen co-
quetterie Tristan gegenüber verwertet 19246 smierende unde
lachende, kallende unde kosende, smeichende unde lösende; Hart-
mann hat dieses ausdrucksmittel nicht, wenn die blonde Isolde
lächelt, so ist das für Marke verhängnisvoll: sie tut es zweimal,
wo sie gerade dabei ist, den kouig zu betrügen.
Auch über das seufzen kann ich kurz sein, es bedeutet
schmerz und Isolde braucht es, um dem köuige ihren er-
heuchelten schmerz vorzuspielen, 13884. e£«töhnlich handelt es
sich um liebesschmerz, liebessennsucht , und Gottfried schildert
sehr stimmungsvoll, wie Blanscheflur den geliebten heimlich an-
seufzt, 784. hübsch ist es auch, wenn Tristan aus Sehnsucht
nach seiner Isolde seufzt, Isolde Weifshand dieses aber auf sich
bezieht und mitseufzt, 19323.
Die bekannten motive einer Veränderung der gesichtsfarbe
werden öfters gebraucht , beim erbleichen wird dann aber ge-
wohnlich noch ein körperliches ermatten bis zur ohnmacht hin-
zugenommen, rot wird Isoldes mutier, wahrend ihre äugen sich
mit thränen füllen, als sie in Tantris Tristan erkennt; alter
schmerz und groll mischen sich mit dem zweifei, ob sie sich
an Tristan rächen solle (10342). den färben Wechsel beschreibt
Gottfried mehrfach: als a"ustTfuck des zornes und leides dient er
kldriu ougen zb. 11847.19232. darum darf man die oben angegebene Ver-
wendung der epitheta doch als eine besonders glückliche herausheben.
92 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
10095, liebe bewürkt ihn an Tristan uud Isolde 11919, bei
Brangfene 12465 die schäm über die ihr angesonnene Vertretung
Isoldes in Markes ehebette. am häufigsten wird das erbleichen
erwähnt: Riwalin verliert beim abschiednehmen seine färbe, Tristan
erbleicht vor Sehnsucht nach Isolde, Tristan und Isolde, als sie
von Marke beargwöhnt werden und keine gelegenheit zur heim-
lichkeit haben. Brangaene im schreck darüber, dass Tristan
und Isolde den liebestrank genossen haben, wird als ein töte
vor und derselbe ausdruck wird auch 9350 und sonst ge-
braucht! —
Wie gesagt steht neben dem erbleichen gewöhnlich ein er-
matten des körpers bis zur ohnmacht, auch in den eben ange-
führten belegen wird meist die kraft als schwindend bezeichnet
1434. 14321. 11694. an dieser letzten stelle wird aufserdem von
einem töten herzen gesprochen , was offenbar eine Verminderung
des lebensgefübls bezeichnet, und eine ähnliche bedeutung muss
es haben, wenn das herz erkaltet wie bei Isolde 10091, wobei
auch der oben angeführte farbenwechsel von bleich und rot vor-
kommt, vollständige ohnmacht wird bei Blanschefkir beschrieben
1295^ wobei natürlich das erbleichen auch wider ein Symptom
bildet: ir Ubes kraft da von geswekh, ir rösevarwer munt wart
bleich, ir lieh diu kom vil garwe von der vil liehten varwe, diu
da vor an ir Übe lac; ir klären ougen wart der tac trüeV und
vinster als diu naht, nicht so vollständig ist die ohnmacht 1387,
aber sie wird doch characterisiert durch die worte: daz sine ge-
hörte noch gesach. ir lieh wart an ir libe als einem töten wibe.
solche geringere Herabsetzungen der lebenskraft kommen auch
ohne farbenangaben vor, recht hübsch ausgeführt zb. 18190 diu
verdähte Brangcsne, diu arme erschrac unde gesweic , ir • houbet uf
ir ahsel seic, hend' unde herze enphielen ir. auch 12781 ist es
Brangame, die aus schreck über Isoldes mordanschlag einer ohn-
macht nahe zur erde sinkt, wobei das beben aller ihrer glieder
erwähnt wird. vgl. noch 18483. — ausdrücklich hat Gottfried
einmal das motiv vollständigen erstarrens in schmerz 1724: ir
ougen diu enwurden nie in allem disem leide naz. ja, gotherre,
wie kom daz, daz da niht wart geweinet? da was ir herze er-
steinet, auch Tristan weint einmal nicht, während alle anderen
weinen, weil die betreffende nachricht ihm gar zu überraschend
und plötzlich, ze gdhes, kommt, 4267: das motiv ist hier aber
VON STRASSBIRG 93
nicht so klar ausgeführt wie an der eben genannten stelle bei
Blanscheflur. —
Die genannten fälle körperlicher kraftlosigkeit und mattig-
keit werden durch schmerz, schreck und ähnliche affecte veran-
lasst; doch benutzt Gottfried solch ein mattwerden, ein auf-
lösen aller glieder auch dazu , die liehessehnsucht Isoldes zu
zeichnen: ir houbet daz wac allez nider 119SL überhaupt,
wenn der dichter auch manche von Veldeke gebrauchten drasti-
schen liebessymptome vermeidet, so würkt doch die minne bei
ihm weit mehr als bei Hartmann auf den körper der liebenden,
die sich füllenden äugen habe ich schon erwähnt, ebenso das
seufzen, und es ist doch wol die leidenschaftliche erregung, die
es veranlasst, dass Tristan suoz' unde lise zu Isolde spricht, als
sie aufgelöst in seinen armen liegt, ich bin allerdings nicht
ganz sicher; lise zu sprechen erfordert ja überhaupt der anstand
und man könnte das wort also allenfalls auch in dieser bedeutuog
auffassen, aber wahrscheinlich ist mir das nicht; in so allge-
meinem sinne lise wird Tristan überhaupt immer gesprochen
haben, und wenn Gottfried es hier ausdrücklich erwähnt, so wird
er wol etwas besonderes gemeint haben , eben die halben leise
bebenden töne, in denen leidenschaftliche erregung sich kund
gibt. Tristans worle ei schoene, süeze usw. gewinnen jedesfalls,
wenn man sie sich in solchen tönen gesprochen denkt, wie bei
Veldeke so nehmen auch bei Gottfried die liebenden keine nah-
rung; er erwähnt das zweimal, aber beide mal in sehr verschie-
denem sinne. 12073 ist die sache ganz irdisch, wie bei Veldeke:
die leidenschaftliche Sehnsucht hindert die liebenden am essen
und die natürlichen folgen bleiben nicht aus: neben dem leid
ist es auch der mangel, welcher Tristan und Isolde körperlich
so herunterbringt, dass Brangseue ihren tod fürchtet, bei der
minnegrotte dagegen ist alles in ein übernatürliches. licht. getaucht;
in ihrer vollkommenen Seligkeit bedürfen die liebenden der nahrung
nicht, und der mangel schadet ihnen hier nichts: wenigstens ist
Isolde, als Marke sie schlafend erblickt, ganz besonders schön.
So viel von den fällen, in denen der afl'ect eine ganz directe
würkung auf den körper hervorbringt, daneben steht eine gruppe
von handlungssymplomeu: der dichter schildert Handlungen, die
für den affeet charakteristisch sind, in manchem falle kann man
zweifeln, ob man ihn als direct körperliche würkung oder als
94 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
handlungssymptom auffassen soll; im allgemeinen empfiehlt es
sich aber doch diese Scheidung vorzunehmen.
Auch hier ist manches alt, so die bekannten gebärden:
schlagen an die brüst 1172, winden und ringen der bände (7110
si wunden unde twungen ir jdmer under ir henden); freudig
springen die leute lieben gasten entgegen (11154), vor freude
schlagen sie in die häude und singen manches siegeslied dazu
7100. von ähnlicher einfachheit ist das mehrfach gebrauchte
flehende falten der hände 1211. 2486 uö. zerkratzen des ge-
siebtes hatte schon Hartmann im Iwein nicht mehr angewendet
und aufserdem sucht man bei Gottfried vergebens auch das zer-
reifsen der kleider und das raufen des haares. aber man ver-
misst es auch nicht, der dichter kommt vollkommen ohne das
aus. wenn er übrigens diese dinge vermeidet, dagegen das
thränenüberströmte gesichl ohne bedenken anwendet, so zeigt
er einen richtigeren geschmack als Uartmann; denn thränen
brauchen nicht hässlich zu sein und sie trocknen alsbald, da-
gegen ist die Vorstellung etwa eines mädcheus mit zerrauftem
haar und zerrissenen kleidern entschieden unschön. — eine ganze
reihe schöner handlungssymptome steht Gottfried zu geböte und
namentlich ist der ausdruck der liebe reich daran, wie die blicke
zu dem geliebten hinüberfliegen, wie liep in liebes ouge siht (1114),
weifs er immer wider zu schildern, so folgen Blanscheflurs
äugen dem Riwalin und grüfsen ihn, wo sie können; ihre blicke
haften lange und innig an ihm, bis er sie erwidert, 1085 ff;
Tristans und Isoldes äugen hängen in einander, stricken sich in
einander 129S0. 16499, Isoldes äugen ziehen dem geliebten
später nach 48497. schön ist das augenspiel verwertet als ein-
leitung zu dem geständnis bei Tristan und Isolde: treue und
ehre bei Tristan, schäm bei Isolde ziehen zuerst ihre äugen von
dem geliebten ab, aber bald beginnt Isolde verstohlen zu Tristan
hinüberzublicken und dann auch Tristan zu ihr: wenn ihre blicke
in einander fliefseu, so erröten sie.1 auch zwischen Tristan
und Isolde Weifshand beginnt dieses augenspiel 19068. 19082.
19232 ir kldren ougen unde ir sin diu spilten uf in denne. —
mit leichten Vertraulichkeiten deuten die damen ihre liebe an:
1 11907 so si elesivenne mit gelimeten ougen ein ander gölten
nemen war; es ist nicht ausdrücklich gesagt, dass sie sich in die äugen-
sehen, aber so ist es doch wol aufzufassen.
VON STRASSBURG 95
Isolde Weifshand legt ihre bände iü diejenigen Tristans 19239,
die blonde Isolde stützt uüd lehnt sich au ihn, während die schon
obenerwähnten Symptome eintreten, die äugen sich füllen, das
haupt herabsinkt, während ferner das herz ihr schwillt und die
lippen sich heben (wie zum küsse) 1 1977. liebesküsse, überhaupt
liebkosungen werden nur selten und mit gröster decenz erwähnt,
vgl. Heinzel, Zs. f. österr. gymn. xix549; öfters wenn im Tristan
gekiisst wird, handelt es sich nicht um ein liebespar, sondern
um begrüfsung oder abschied von lieben freunden oder ver-
wandten 5185. 1,1520., J&&&Q.. oder auch den letzten grufs für
einen geliebten toten 7181. merkwürdig ist 1 44S9J':. Rran-
gaene geht zu Tristan, um mit ihm zu beraten, Tristau umarmt
sie leidenschaftlich und küsst mehrere male äugen und wangen.
es ist dankbarkeit und bitte, das ihn zu der liebkosung treibt,
aber die leidenschaftlichkeit kommt von seiner ganzen sehnsüchtig
traurigen Stimmung; die Sehnsucht nach Isoldes mund (liefst in
diesen kuss mit hinein, es ist ein sehr feines motiv. — ich
will nur noch eines anführen: wie hübsch sich Markes an-
dauernde liebe zu Isolde in seiner sorge für ihren zarten teint
äufsert 1 7 Ü 1 5 : er verstopft das fenster, durch welches die sonne
in die minnegrotte hinein auf Isoldes gesiebt scheint.
Auch andere Stimmungen sind in dieser art objeetiviert.
köstlich ist der truchsess bei seinem drachenabenteuer 9130 ff.
nachdem er beim ersten aublick des drachen sein ross so heftig
herumgerissen hat, dass er heruntergefallen ist, nachdem er,
ohne ans wideraufsitzen zu denken, davon gelaufen ist, merkt
er endlich, dass der drache bereits tot ist; er meint nun Isolde
gewonnen zu haben 'und in der freude seines herzens spornt
und treibt er sein pferd gegen den drachen und stöfst seinen
ruf aus: ma Munde Isöt , ma belel — ganz vortrefflich ist 13626:
Tristan ist zur künigin geschlichen , sein schlafgenosse ist ihm
gefolgt und bat sein liebesverbältnis dadurch erfahren; wie Tristan
zurückkommt und sich niederlegt, spricht keiner von beiden
ein wort: er jweic Mude~jm&t^$ine.i(L.A3Q2ü-. in dem ungewöhn-
lichen schweigen zeigt sich die gekränkte Stimmung des schlaf-
genossen und Tristans, wenn man so sagen darf, böses gewissen:
eine schwüle, spannungsvolle Stimmung ist aufs glücklichste aus-
gedrückt, ähnlich ist das schweigen verwertet 15228, nachdem
Marke das blut in Tristans bette gefunden hat; er hat damit
96 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
eiuen beweis für den liebesverkehr , aber andererseits zeigt das
gestreute mehl keine fufsspuren. das nachdenken und zweifeln
Markes, der sich nicht recht aussprechen darf, wird gegeben
durch: nu sweig er unde gesprach nie wort, eine etwas andere
Stimmung führt das schweigen^Ä^35 mit sich: dies mal sieht
Marke die beiden zusammen, mit dem zweifeln ist es aus und
schweigend geht er von daunen, um zeugen herbeizuholen,
der dichter sagt sehr wenig über seinen seelenzustand, aber die
worte sus gieng er swigende dan haben etwas schweres, lastendes.
Das gesenkte haupt habe ich schon oben erwähnt, wo es
folge einer allgemeinen kraftherabsetzung war, aber es wird auch
sonst benutzt: in der Verwirrung über Tristans seltsames be-
nehmen bei dem durch Marke belauschten rendezvous senkt Isolde
das haupt 14693. in diesem falle hatte der dichter das motiv
übrigens noch aus anderen gründen nötig, denn Isolde würde
sonst nicht die drei schatten gesehen haben.
Ich will noch einiges anführen. Isoldes mutler segnet sich
vor staunen über den Scharfsinn ihrer tochter 10627. wie
Tristan den beiden königinnen und Brangsene gnadeflehend zu
füfsen fällt, wenden sie ihre äugen von ihm und sehen einander
au, unschlüssig, was sie tun sollen, bis Brangsene aufs neue zur
guade mahnt, 10480. ebenso sehen sich die beiden von Isolde
gedungenen mörder an, als Brangaeue ihr mitleid erweckt hat,
12854: der entschluss, ihr das leben zu lassen, ringt sich in
ihnen empor.
Damit mag es genug sein von den fällen, in denen einzelne
äufsere handlungen resp. deren Unterlassung (vgl. schweigen) als
zeichen einer Stimmung verwendet werden, es gibt nun noch
eine dritte gruppe von Symptomen, mehr geistiger art: der
dichter deutet psychische Vorgänge an, welche durch die zu
gründe liegende Stimmung hervorgerufen sind.
Die minne bewürkt eine vollständige Veränderung der ganzen
Persönlichkeit: Riwalin ändert sich so 935, und ebenso Blan-
scheflur 967: swaz si sich fröuden an genam, swaz Schimpfes ir
e wol gezam, daz missestuont ir allez dö.
Schöne beispiele bietet auch hier das geständuis. die beiden
liebenden sind versonnen, verddht, 11884J^sie dünken sich
schöner als früher 11860, wol ist ihnen nur, wenn sie sich
sehen , 98, wenn sie~~sTcir"aber sehen , so quält sie die Sehnsucht
VON STRASSBURG 97
_LL944-, alles ist Isolde swcere 11971; wie das geständnis erfolgt
ist, möchten sie niemals land ~ sehen 12423, ua. später wird
uns die liebe zwischen beiden eindringlicher und anschaulicher
geschildert durch erwähnung der kleinen stürme, die im liebes-
ieben unvermeidlich sind, und der darauf folgenden Versöhnungen,
michel zornmcsre und riliche suone (13035 ff). — Isoldes reue
über ihren mordanschlag gegen Brangrene zeigt sich in der
leidenschaftlichen entrüstuug gegen die männer, von denen sie
glaubt, dass sie ihren befehl ausgeführt haben, 12888. — selbst-
vergessenheit schildert Gottfried als würkung der musik 3589,
daz maneger da stuont unde saz der sin selbes namen vergaz usw.
geistige Verwirrung wird an dem truchsessen 11255 beschrieben;
er ist bis dahin sehr keck aufgetreten, nun aber bringt Tristan
die drachenzunge herbei und er stürzt aus allen seinen himmeln,
die Überraschung, die beschämung, das gefühl, gegen diesen
beweis nichts ausrichten zu können, alles das wühlt in ihm und
raubt ihm vollständig die selbstbeherschung: der veige der begunde
mit zungen und mit munde, mit rede und mit gedanken schranken
unde wanken , er enkunde sprechen noch geldn , er enwiste, waz ge-
bcerdehdn. die Verwirrung in folge des Streites der affecte habe ich
schon oben erwähnt, bei Marke steigert sich der zorn bis zur
raserei, tobeheit 16534.
Manches andere, das Gottfried braucht, ist mehr formel-
haft, altüberliefert.1 so die angäbe, dass der mensch lieber ge-
storben wäre, sich getötet, ein glied verloren hätte, statt dieses
oder jenes zu tun oder zu dulden, 1180. 9290. 13952. 14745.
14S34; Isolde benutzt gelegentlich diese formel, um ihre heuchelei
Marke gegenüber zu bekräftigen, ähnlich ist die klage, dass man
überhaupt geboren oder nicht vorher gestorben ist, 1283. 14405.
10197. 11701. 11706. fluch gegen die ratgeber 14926. 15008.
fluch oder klage über den tag oder die veranlassung des leides
8643 si ßuocheten der stunde daz der reise unde der vart ze Irland'
ie geddht wart, 6604 d neve, daz ich dich ie gesach, daz wil ich
gote vil tiure klagen (weil er fürchtet, ihn zu verlieren, vgl.
speciell Veldeke 8234). ganz ähnlich 5820. Tristan verflucht
die falken und sperber, die ihn auf das schiff der ungetreuen
kaufleute gelockt haben , 2593, Kurvenal klagt, dass Isoldes rühm
1 belege für das folgende, übrigens auch für die zuletzt erwähnte
tobeheit, in meinem buche s. 169 f. 175 f.
Z. F. ü. A. XXXIV. N. F. XXII. 7
98 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
je nach Kurnewal kam, weil dadurch Tristan zu seiner gefähr-
lichen fahrt veranlasst wurde, 9655, Isolde klagt, dass sie je
diesen tag sah, 10286. feiner geschliffen ist es, wenn Isolde
in ihrem liebesleide klagt, dass sie Tristan nicht tötete, als sie
es konnte, 11964.
Klage an gott, freudiger dank an gott, überhaupt gebete
begegnen öfters, und manches andere liefse sich noch anführen.
Wir sehen, Gottfried verfügt über einen grofsen reichtum
des symptomatischen ausdrucks; manches ist allerdings alt und
formelhaft, aber auch wo solche motive angewendet werden, sind
sie öfters zu schönster würkung gebracht, anderes macht den
eindruck, als ob es für diese stelle geprägt wäre, das ist frei-
lich ein unsicheres urleil; ich kenne die altfranzösische litteratur
nicht genug, um zu wissen, wie weit hier etwa dem Thomas vor-
gearbeitet war. jedesfalls ist Gottfried feiner und reicher als Hart-
mann, der doch auch aus französischer quelle schöpfte, man
hat bei dem Tristandichter fast durchweg das gefühl, dass er
das innere leben seiner personen in allen wichtigeren momenten
klar vor äugen hat und dass sein psychologisches talent und
seine menschenkenntnis ihm dann die richtigen ausdrucksmittel
an die hand geben. —
Die letzten Symptome, die ich anführte, waren zum teil
aus monologen, und die rngn^Jg^. ^müssen noch etwas näher
betrachtet werden, ich verstehe darunter natürlich auch die
fälle, wo der dichter eine reihe von gedanken in directer rede-
form mit dem worte er ddlite einführt, monologe sind im Tristan
nicht selten, aber man kann doch nicht sagen, dass der dichter
nach gelegenheiten hascht , um sie anzubringen ; an manchen
puncten , wo sie recht gut anwendbar wären , sucht man sie ver-
gebens, sie dienen häufig dazu , einer Stimmung nur volleren aus-
druck zu geben, bisweilen auch um sie zu klären oder um eine
entscheidung herbeizuführen, gelegentlich werden sie in längere
enlwickelungen hineingesetzt: der dichter schildert solche und illu-
striert einige stellen durch directe angäbe der gedanken, welche
sich die person macht, so enthält 11745 — 92 die Schilderung,
wie Tristan mit der minne ringt, der dichter beschreibt das direct
unter au wendung von bildern und Symptomen; aber „1,1,750 — . 1
enthält einen gedanken Tristans in directer form: la stdn, Tristan,
versinne dich, nietner qenim es keine war, und ebenso 11785 — 7.
VON STRASSBURG 99
Kurze monologe sind im Tristan das gewöhnliche, in etwa
30 fällen ist der mouolog höchstens 15 verse lang, und davon
hat die mehrzahl nur 6 verse oder darunter; 7 monologe haben
zwischen 16 und 30 verse, 3 zwischen 31 — 50, und nur 3 mehr
als 50; zwei davon, die längsten, stehen gegen schluss des ge-
dichtes. von den allzu langen klagearien, wie sie Veideke oder
Hartmann bieten , hält sich also Gottfried sorgfältig frei.
Manche der ganz kurzen monologe enthalten nur eine er-
mahuung an sich selbst, zb. die eben angeführten Tristans oder
120S0 nü genende, ervar, waz dirre mcere si; oder einen kurzen
-edanken^ reflexion, wie die kleinen monologe des truchsessen
9107 und 76; oder die einfache angäbe einer tatsache 10858:
Tristan in prStfrTfgen kleidern tritt herein und die frauen geben
ihm das zeuguis, er sei ein schöner mann, gewöhnlich sind die
gedanken und die tatsachen der art, dass sie einen gefühlsein-
druck auf den denkenden machen , und dann wird dieser durch
ein Symptom, eine interjection oder auch direct mit angegeben:
wie ausführlich der Untergrund der Stimmung und die Stimmung
selbst ausgesprochen wird, ist natürlich in den einzelnen fällen
verschieden, am sparsamsten ist der gefühlsausdruck in den
uorten Brangeenens 12060, er steckt nur in der interjection:
ouwi, nü verstau ich mich, diu minne hebet mit disen an; auch
direct vom dichter wird nichts weiter gesagt, hübsche muster-
stücke sind die monologe des knaben Tristan: 2653 sieht er die
pilger, spricht seine furcht aus, dass sie ihn fangen könnten,
und fügt eine flehende frage an gott hinzu: gentvdeclicher trehtin,
welch rat gewirdet aber nu min? jene zwe'ne man, die dort her
gdnt, ist daz si mich ersehen haut, die mugen mich aber wol vtihen;
und als er sie als pilger erkennt 2665: lop dich, herre trehtin!
diz mügen wol guote Hute sin ; i'ne darf kein angest von in haben.
nur eine nebenrolle spielt das tatsächliche element etwa 2750
d herre got der guote, wer oder wannen ist diz kint , des site so
rehte schoene sint? oder 755: ja herre, waz mcere ist diz? od
waz hdn ich begangen wider ir hulden? waz git si mir ze schulden?
blofse angaben einer Stimmung ohne andeutuug des Untergrundes
kommen abgesehen von jenen selbstermahnungen nicht vor.
• Ähnlich einfach liegen die Verhältnisse in den etwas längeren
monulo^en. auch hier reine reflexionen, ohne dass eine erhöhte
Stimmung zu bemerken wäre, 1238 — 45. 3983 — 90: in den
100 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
anderen fällen ist beides, stimmende elemente und Stimmung,
vorhanden, die ersteren überwiegen 9454 ff: die ersten beiden
verse geben einen freudigen und dankerfüllten, an gott gerichteten
ausruf, die weiteren 9 verse bringen die angäbe des grundes,
aus dem der redende erfreut ist. ebenso 9190: kurze audeutung
eines entschlusses und dann begründung. dagegen wird die
Stimmung breit ausgeführt und die begründung auf die schluss-
zeile reduciert in dem monolog Brangeenens 11700 — 10: klage
über geburt, über verlust der ehre und treue, über antritt der
reise, darüber, dass sie nicht vorher gestorben ist, also eine
reihe von Symptomen mit ausnähme höchstens des sehr all-
gemeinen : ich arme wie hän ich verlorn min ere und mine triuwe!
die veranlassung zu der ganzen verzweifelten Stimmung erst in
der schlusszeile: ouwe Tristan unde Isöt , diz tranc ist iuwer
beider tot. oder 2358 — 66: zweifelnde frage an gott, directe
angäbe der sorge, bitte an gott, entschluss; dazwischen: nu bin
ich dne Hute hie und kan ouch selbe niht gevam.
In den gröfseren mouologen über 15 verse liegen die Ver-
hältnisse complicierter. die grundbestandteile bleiben natürlich
dieselben, aber sie mischen sich in manigfaltiger art und öfters
werden mehrere momente durchlaufen, diese längeren monologe
leiden auch bei Gottfried bisweilen darunter, dass die redenden
zu viel und zu geistreich reflectieren ; es ist das berechtigt, wo
es sich um eine klärung der affecte oder einen inneren kämpf
liandelt, aber bei reinen klagemonologen ist es störend.
Solcher reinen klagemonologe von mehr als 15 versen bietet
Gottfrieds gedieht vier, und gleich in dem ersten ist jeuer eben
gerügte fehler zu bemerken. Blanscheflur erhält die nachricht
von Riwalins bevorstehender abreise, sie erbleicht, äugen und
obren versagen den dienst, sie kann zuerst nichts sprechen als
daz vil arme wort owe! aber an dieses owe' schliefst sich dann
sofort ein monolog von allerdings nur 21 versen, der aber nur
eine kurze audeutung ihrer läge und im übrigen ganz allgemeine
reflexionen über minne enthält: minne, was liebt alle weit an
dir, du bist falsch, auf kurzes glück folgt langes leid usw. es
wttrkt entschieden erkältend, schön dagegen ist der monolog
Tristaus 2537 ff: Verwünschung der veranlassung des leides, dann
aber ausmal'ung der stimmenden elemente: er deukt an die lieben
daheim, an ihren schmerz, der noch vermehrt wird durch ihre
VON STR ASSBURG 101
Unsicherheit darüber, ob er überhaupt noch am leben sei; man
wird mit in die Situation und in die Stimmung hineingezogen.
14641 — 60 besteht zum grösten teil aus innigem gebet, dazwischen
kurze angäbe der gründe. Tristaus monolog am grabe Ruals
18658 ff ist unbedeutend.
Vier klagemonologe, die in einen entschluss auslaufen,
schön wider 2488 — 2530: zuerst die klage, bestehend aus
gebet und sehr guter Schilderung seiner läge mit vielen stim-
meoden dementen: er ist ganz allein, rings wüste und wildnis,
felsen und see, wilde tiere könnten ihn angreifen, schon neigt
sich der tag zum ende; dann etwas unvermittelt der entschluss,
auf einen felsen zu klettern und nach einem hause umherzu-
spähen. — 16372 ff macht Isolde sich vorwürfe, dass sie fröhlich
sei, während Tristan trauere, und bricht dann die schelle Petit-
crius ab; der monolog verläuft in fünf parallelen fragen, Tristans
geschick wird mit dem ihrigen contrastiert; zuletzt der entschluss,
auch nicht froh zu sein. — 19146 — 170 führt uns in die seelen-
kämpfe Tristans ein: er macht sich vorwürfe, denkt an seine
blonde Isolde, deren treue er mit seiner untreue contrastiert:
schliefslich der vorsatz, allen lockungen der gegenwart zu wider-
stehen, hierher gehört auch der zweimaligste monolog des ge-
dichtes, Isoldes sehnsüchtige klage um Tristan 18495 ff. leider
macht sich auch hier die reflexion mehr breit, als es für den
eindruck günstig ist; anstatt etwa, wie es nahe gelegen hätte,
die Zeiten vergangenen liebesglücks der trostlosen gegenwart
gegenüberzustellen, führt Isolde den gedanken aus, dass ihr leben
und Tristans leben eng verbunden, enein geweben sei: Tristans
leben ist bei ihr geblieben, das ihre mit ihm gezogen, und so
geht es weiter in antithesen : vgl. bes. 18538 ff nu bin ich hie
und bin ouch dd und enbin doch weder da noch hie . . . ich sihe
mich dort üf jenem se und bin hie an dem lande, ich vor dort
mit Tristande und sitze hie bi Marke — gedanken , wie sie schon
bei Veldeke und Hartmann ganz ähnlich sich finden , wenn auch
nicht in so breiter ausführung. übrigens soll damit nicht ge-
läugnet werden, dass in dem monolog manches zu herzen gehende
wort fällt. Isolde entschliefst sich zuletzt, sich zu fügen, da es
für Tristan in ihrer nähe gefährlicher sei, als im fremden lande.
Einen kurzen reflexionsmonolog mit entschluss hat Isolde
10128— -46 und einen langen, den längsten des gedichtes, Tristan
102 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
19428 ff; das gedieht bricht bekanntlich in diesem monologe ab,
aber es ist klar, dass er die entscheidung herbeiführte. — blofse
reflexionen über den eigenen zustand enthalten 980 ff und 18998 ff;
gedanken über eine tatsache der aufsenvvelt 10013 ff. in dem
monolog 980 stehen einige anklänge an Lavinlas lieBesmonolog,
vgl. Behaghel, Veldekes Eneide ccxx; ich muss auf dieses Selbst-
gespräch noch zurückkommen, die übrigen zuletzt genannten be-
dürfen einer näheren besprechung nicht.
Den monologen stehen manche reden nahe, auf deren er-
örterung ich jedoch verzichte.
Wir baben gesehen, dass Gottfried in den kürzeren Stim-
mungsmonologen fast stets die stimmenden elemente andeutet und
sie auch in den längeren Selbstgesprächen bisweilen schön aus-
malt, diese darstellungsart, welche ich im unterschiede von der
symptomatischen die causale nennen möchte, kann natürlich auch
aufserhalb der monologe angewendet werden; es tritt das aber
bei Gottfried nur wenig hervor, eine einfache angäbe der Situation,
wie sie ja in der erzählung natürlich oft genug vorkommt, ge-
nügt dazu nicht, der dichter muss es auch verstehen, uns auf
den standpunet der personen zu stellen , um die es sich handelt,
sodass wir die würkung der Situation auf sie mitempfinden, wenn
im monologe stimmende elemente ausgemalt werden, so betrachten
wir sie eo ipso vom standpunet des redenden und die würkung
ist da; in der erzählung ist das nicht so ohne weiteres der fall.
in der Eilhartstelle 4292 zb., die ich auf s. 161 meines Veldeke
und Hartmann als beispiel starker teilnahmslosigkeit des dichters
angeführt habe, waren alle elemente zu causaler darslellung vor-
handen, aber sie werden nicht würksam , weil der dichter es
unterlässt, in dem betreffenden moment uns für Isalde zu interes-
sieren und die Schreckenselemente mit rücksicht auf sie auszu-
malen, mit geringen änderungen wäre hier zu helfen gewesen.
Isalde muste zum subjeet der Sätze gemacht werden, und wenn
der dichter dann noch etwa ein teilnahmsvolles epitheton hin-
zugefügt hätte, so wäre die würkung wenigstens bis zu einem
gewissen grade erreicht gewesen; schematisch etwa so: nun
muste sie drohungen erdulden, schon wurde sie zum tode ge-
führt, schliefslich wurde die arme einem aussätzigen übergeben. —
ich finde bei Gottfried nur wenige ganz schlagende beispiele:
2350 in manege wis so icas im ice: we umbe daz michel imge-
VON STRASSBURG 103
mach daz er an Tristande sack; ive umbe sin selbes not, durch
daz er vorhte den tot , ican er niht varen künde. . . . 11552 ff ist
nur gleichsam ein kurzer monolog in indirecter rede. 14314 si
heuten leit unde leit: leit umbe Markes arcwdn, leit daz si niht
mohten hdn deheine State under in zwein, daz si geredeten enein.
bei der glanzvollen, lierlichen Schilderung von Markes fest 534 ff
werden die einzelnen lustelemente der teilnehmer aufgezählt,
aber das ganze ist kaum unter den uns jetzt interessierenden ge-
sichtspunct zu fassen: zb. bei der berühmten naturschilderung
denkt man gar nicht an die teilnehmer des festes und die gefühle,
die in ihnen erregt werden , sondern man erfreut sich ganz un-
mittelbar an den lachenden bildern, die der dichter uns vor-
zaubert, viel mehr festgehalten bei den personen wird man in
der Schilderung des waldlebens der liebenden 17143 ff; da ver-
setzt man sich in ihre Situation und Stimmung und fühlt mit,
was sie etwa gefühlt haben mögen, aus dem liebesieben Tristans
und Isoldes könnte noch eins oder das andere angeführt werden. —
Ich will noch eine hilfswürkung erwähnen, durch die der
dichter bisweilen unser mitleid vermehrt, schon Hartmann gibt
seinen personen das epitheton der, diu guote, in momenten , wo
es ihnen recht schlecht geht, Veldeke und Hartmann s. 118. eine
ähnliche contrastvvürkung findet sich bisweilen bei Gottfried, auf
die klären ougen beim weinen habe ich schon hingewiesen, ebenso
auf die liehtiu wange; aufserdem vergleiche man noch folgende
stellen: 1177 sus quelle daz vil süeze wip ir jungen, schcenen,
süezen lip . . ., 1679 Kanelengres der guote, der ritterlichem muote
noch herren tilgende an keiner stete tue fuoz noch halben wanc
getete, der lac dd jämmerlichen tot , 12776 die höveschen si nimen,
die getriuwen, die werden. . . . ich habe schon gelegentlich der
klaren ougen hervorgehoben, dass mau diese würkungen erwähnen
darf, obgleich Gottfried ähnliche epitheta auch in anderen fällen
anwendet, vgl. 5235 : diu höoesche, diu guote, diu guote gemuote,
diu icerdeste, diu beste, ich weiz wol , daz si ir geste niht eine
mit dem munde enpfie. —
Wir haben uns bisher nur um einzelne psychologische
momente gekümmert; es fragt sich nun, wie denn der dichter
seine affecte sich entwickeln lässt. ich verbinde diese erörterung
gleich mit der besprechung der charactere und ihrer durch-
führung. zu vergleichen für das folgende ist das oben genannte
104 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
programni von Bahnsch, in dem mehrere fälle von mangelhafter
motivierung angeführt sind.
Unter den nebenpersonen setzt sich der irische ü'uchjgsg»,
scharf von den übrigen ab. er spielt eine rolle, wie etwa sein
College Keii in den Artusromanen: er ist feig, prahlerisch und
lügnerisch , und Gottfried hat es sehr gut verstanden , ihn in eine
komische beleuchtung zu rücken, wie er da auf den toten
drachen einsprengt, sein ma Munde Isöt, ma bele singt, dabei
aber die lanze so nachlässig hält, dass sie ihm beim slofse durch
die hand fährt, wie er später seinen genossen gegenüber einige
Prahlereien vorbringt, von dem abenteurer spricht, den der drache
gefressen habe, eine detaillierte Schilderung seines kampfes aber
weislich ablehnt mit den Worten: waz töhte ez tu gelenget? — alles
das kann man nicht ohne lächeln leseu, ebenso seine späteren
frechen redensarten. bei einer anderen figur, die zu komischer
behandlung geeignet gewesen wäre, dem listigen zweige Melot,
ist von einer solchen nichts zu spüren.
Der truchsess an konig Markes hof , Marjodßj bietet dem
dichter gelegenheit zu einer schönen entwicTTetung. er ist Tristans
freund, aber er trägt auch der königin tougenlichen muot, ohne
dass diese sich darum kümmert, da steht Tristan eines nachts
auf, der königin einen besuch zu machen: Marjodo erwacht,
findet sein bett leer, und sofort denkt er an ein zärtliches
rendezvous; er zürnt dem freunde, dass er Heimlichkeiten vor
ihm hat, und verfolgt Tristans spuren im schnee bis zum ein-
gang der kemenate; er wird stutzig, er meint zuerst, Tristans
besuch gelte wol einem der juncfrouwelin , aber gleich gebt dann
sein argwöhn weiter und er verfällt auf die königin. die verse
I3579 — £7 welche das entstehen dieses verdachtes schildern,
sind vortrefflich. Marjodo überzeugt sich dann durch den augen-
schein von der richtigkeit seines argwohns und wird nun Tristaus
feind um so mehr, als er der königin selbst tougenlichen muot
getragen hat.
Tristans sonstige gegner an Markes hofe sind eine unter-
schiedslose masse. schon bevor Isolde kommt, beneiden sie ihn;
der dichter unterlässt es, die allmähliche entwickelung dieses
neides und hasses aus der anfänglichen allgemeinen begeisterung
für Tristan genauer zu schildern, er steckt die erste andeutung
desselben in einen nebensatz: biz sich diu veige unmüezekeit , der
VON STRASSBURG 105
verwäzene tut under in begunde neben, in den folgenden verseu
wird das vvol noch etwas näher ausgeführt, aber man sieht
doch , dass der dichter sich für diesen Übergang nicht sonderlich
interessiert, der hass gegen Tristan wird dann später noch an
mehreren stellen betont.
Die übrigen nebenpersonen, Rual, Floreete, Kurvenal, Bran-
gsene usw., sind ziemlich ideal gehalten, sie sind reine treue und
hingebuug; namentlich Brangsene hatgelegenheit, dieselbe zu be-
währen: selbst Isoldes mordanschlag bringt keine Veränderung
in ibren gesinnungen gegen die herrin hervor. — auch Morold
wird keineswegs in übles licht gesetzt. Gottfried stellt sich zwar
auf Tristans seite, er nennt auch Morold unerbärmic, arc, einen
veigen vdlandes man, aber Morolds haudlungsweise gibt für diese/*
urteile keinen rechten Untergrund: er möchte nicht gerne mit/* j*^
Tristan fechten, nicht etwa aus furcht, sondern weil ihm noch L *L
kein ritter besser gefiel , 6822, und als er Tristan mit dem ver-
gifteten schwert verwundet und die aussieht auf sieg hat, da ist
er keineswegs unerbärmic , sondern er bietet seinem gegner noch-
mals friede, heilung und freundschaft.
Auch an Riwalin und Blanscheflur ist kein tadel zu finden,
wenn man von Biwalins allzu kühnem talemkajagejjnoMebensmut
absieht, ihre minne beginnt in sonniger Umgebung, bei dem
glänzend geschilderten maifest des königs Marke. Riwalin uud
Blanscheflur sind uns zuerst einzeln vorgestellt, Riwalin als der
vortreffliche ritter, Blanscheflur als eine dame, die einen unaus-
löschlichen und erhebenden eindruck auf die männerherzen zu
machen im stände ist. den beginn der beziehungen zwischen
beiden leitet der dichter sehr geschickt ein : die trauen um Blan-
scheflur loben den ritter, der sich beim turnier so auszeichnet,
und Gottfried gewinnt auf diese weise gelegenheit, uns ein
lebendiges bild von ihm zu geben; seine Schönheit wird stark
hervorgehoben und die Schlussworte 6 wol si sceligez wip, der
fröude an ime beliben soll müssen natürlich das gefallen ermutigen,
das Blanscheflur auch bereits an Riwalin gefunden hat: 1025 be-
zeichnet sie selbst die lobpreisungen der anderen als ein be-
stimmendes element für sich, in versteckten Worten deutet sie
Riwalin ihre liebe an, als er sie begrüfst, und erst die letzten,
von einem tiefen Seufzer begleiteten worte ihres gespräches sind
deutlicher: ach friunt lieber, got gesegene dich. Riwalin glaubt
106 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
sofort liebe in diesen vvorten zu. erkennen und dergedanke, dass
Blanscheflur ihn vielleicht liebe, entzündet auch ihn; aber Sicher-
heit hat er noch nicht über Blanscheflurs gesinnungen und Zweifel
und hoffnung quälen ihn lange, bis er eine solche gewinnt, da
erst, wie er sich mit dem gefühl dieser Sicherheit in das bild
Blanscheflurs versenkt, lodert die rechte volle liebe in ihm auf.
auch in Blanscheflur ist sie inzwischen tätig, in dem schon er-
wähnten monolog wird sie sich über ihre gefühle klar und nun
beginnt das augeuspiel, das beider liebe stärkt und Blanscheflur
über Riwalins gesinnungen tröstet.1 — die entvvickelung ist bei
Riwalin sehr fein: beginn der minne durch den gedanken , Blan-
scheflur könne ihn vielleicht lieben, Steigerung durch die gewis-
heit, höhepunct durch das augenspiel. allerdings aber verteilt
Gottfried die accente auf diese drei stufen nicht ganz glücklich,
schon bei der zweiten kommt die rechte minne mit ihrem sene-
fiuwer. Riwalin verändert sich ganz, all sein frohsinn verliert
sich in senede not: danach klingt es etwas matt, wenn Gottfried
bei dem augenspiel nichts weiter zu sagen weifs als: alrerste
begnnde in Sterken diu minne und ouch sin tröst an ir, alrerste
enbran sin herzegir. aber das ist nur ein mangel des ausdrucks;
dass das augenspiel ein neues steigerndes moment abgibt, ist
psychologisch vollkommen richtig, bedenklicher steht die sache
mit Blanscheflur; wenn man in ihrem ersten gespräche mit Ri-
walin die vvorte liest: an einem friunde min, dem besten den ich
ie gewan da habet ir mich beswceret an, womit sie, wie Gottfried
ausdrücklich sagt, ihr herz meint, so hat man das gefühl, als
wüste sie sehr genau, was mit ihr geschehen sei; für eine unbe-
wuste, dumpfe Stimmung des gefesseltseins sind die vvorte doch
allzu klar, auch wenn Blanscheflur gleich in den ersten worten
ihres monologs sagt: und sit ich disen man gesach, sit wart min
herze niemer me noch fri noch fröudehaft als e, so begreift man
nicht, warum Blanscheflur noch alle die reflexionen nötig hat,
bis sie das wort minne ausspricht, und ebenso wenig, wie uns
der dichter unmittelbar vorher versichern kann: sone wiste si
niht, waz ir war. in dem monologe Lavinias bei Veldeke fällt
das wort minne viel passender unmittelbar nach der beschreibung
ihres zustandes und dann erst folgen die übrigen reflexionen.
1 dass es in der weiteren entwickelung unklar bleibt, warum Riwalin
nicht oifen um Blanscheflur wirbt, darüber vgl. Bahnsen s. 13.
VON STRASSBURG 107
der einzige würkliche fortschritt Blanscheflurs über ihre erste
Unterredung mit Rivvalin hinaus ist ihr Übergang zu dem freund-
lichen anblicken des geliebten , das übrige ist eitel Spiegel-
fechterei.
Ich will hier gleich eine betrachtung der anderen beiden
liebesgeschichten anschliefsen. die Verhältnisse sind jedes mal
verschieden: bei Riwalin und BlanscheÜur handelt es sich um
zwei freie menschen, die mit ihren herzen machen können, was
sie wollen; bei Tristan und Isolde ist Tristan durch seine treue
gegen Marke, bei Isolde Weifshand durch seine liebe zur blonden
Isolde gebunden, wenn schon bei Riwalin und Blanscheflur die
entwickeluug von der heldin ausgeht, so ist das in den beiden
anderen fällen erst recht natürlich, bei Isolde Weifshand gibt
den ersten anstofs allerdings Tristan, aber die liebe erwacht
zuerst in ihr und entflammt dann den beiden.
Tristan und die blonde Isolde blicken bereits auf eine lange
reihe gegenseitiger beziehungen zurück, als sie den minnetrank
trinken; dass aber vorher von liebe zwischen ihnen keine rede
ist, hat Lüth aao. s. 12 dargetan, nach dem genusse des trankes
beginnt die minue, und ihre entwickeluug bis zur Vereinigung
scheint mir, wie schon angedeutet, das glänzendste in Gottfrieds
gedieht, von den bedenken, die sich bei Riwalin und Blan-
scheflur aufdrängen, ist hier keine rede. — beide sind sich der
liebe sofort bewust, aber sich ihr hinzugeben sind sie zunächst
durch zweifei, schäm, treue und ehre verhindert, der innere
kämpf wird bei beiden einzeln geschildert, bei Tristan erficht
die minne zunächst keinen vollen sieg; sie hat ihn gefesselt, er
kann nicht los, aber er ergibt sich auch nicht ausdrücklich.
Isolde ist weniger widerstandsfähig, sie gibt den kämpf alsbald
auf und beginnt nach dem geliebten hinüberzuspähen. nun sieht
auch Tristan sie an und seine Widerstandskraft schwindet; beide
geben sich oft gegenseitig augenweide und dünken einander
schöner als je. hier unterbricht Gottfried die erzählung durch
eine kurze reflexion und den bericht über die abreise, dann
setzt er wider ein: die liebenden sagen sich noch nichts, denn
fremede und schäm stehen noch zwischen ihnen: wenn ihre blicke
in einander fliefsen, so erröten sie. aber eben daraus erkennt
jeder, dass in des anderen herzen die liebe hersche, und nun
rücken sie sich näher, suchen die gelegenheit, nicht nur sich
108 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
anzuschauen, sondern auch zu geheimem gespräch. Isolde führt
dann die erklärung herbei , vil rehte in megede wis sagt Gottfried,
und mit recht: ihr ganzes verfahren ist mit grofser feioheit ge-
zeichnet, sie möchte nicht gerne das erste wort sagen , sie
möchte Tristan zur erklärung veranlassen; deshalb erinnert sie
an frühere beziehungen, macht allerlei andeutungen, sucht eine
gröfsere Vertraulichkeit herzustellen durch leichtes anlehnen; die
schönen Symptome, die der dichter dabei beschreibt, habe ich
an ihrer stelle angeführt, selbst als sie auf Tristans fragen den
grund ihrer quäl angeben muss, wählt sie ein mehrdeutiges wort,
und erst als Tristan von den beiden falschen bedeutungen spricht,
widerholt sie das wort so, dass er nicht mehr zweifeln kann.
Tristan seinerseits versteht natürlich ihre andeutungen sofort,
aber er hält sich zurück so lange als möglich, doch wol weil
trinwe und ere noch immer in ihm widerstreben? selbst als
Isolde sich au ihn lehnt, umarmt er sie nur in gastes wise, aber
seine leidenschaft klingt in den Worten wider, die er suoz' unde
lise spricht, zurück kann er nun nicht mehr; er wird einen
augenblick stutzig über das mehrdeutige fremdwort, aber als Isolde
sich deutlich erklärt hat, spricht er auch seine liebe aus. mit
dem einfach herzlichen worte Isoldes herre, als sit ir mir, schliefst
das geständnis. das ganze ist eine vollkommen klare, psycho-
logisch feine entwickelung von grofser Stimmungsgewalt. — auch
der spätere verkehr der liebenden bietet noch vieles sehr feine,
zb. wenn sie mit klebeworten sprechen, aber ich gehe darauf
nicht mehr ein.
In der liebesgeschichte zwischen Tristan und Isolde Weifs-
hand unterscheidet Bahnsch aao. s. 19 vier Stadien, es handelt
sich aber offenbar nur um drei. 19357 ist Tristan zum dritten
male in sein schwanken verfallen, dh. er hat sich Isolde Weifs-
hand wider zugeneigt, der folgende abschnitt, 19367 — 416 führt
nun die entwickelung nicht weiter, sondern Gottfried knüpft an
die verse 19362 eine allgemeine reflexion und recapituliert bei
der gelegenheit nochmals die hauptpuncte des bisherigen Ver-
laufes. 19417 ff nehmen dann die verse 19353 ff wider auf. —
im übrigen aber bin ich sehr bereit, zu unterschreiben, was
Bahnsch aao. sagt: die Stadien H und in bringen i gegenüber nichts
wesentlich neues, sind würklich nur teilweise lästig fallende wider-
holungen , wenn auch eins oder das andere motiv in gesteigerter
VON STRASSBURG 109
form widerkehrt, so wird in i nur im allgemeinen berichtet,
Isolde habe ihn freundlich angesehen und rede unde gebärde und
allez daz daz die gedanke stricket, minn' in dem herzen quieket
an ihn gewendet; in 11 anschaulicher und reizvoller, sie habe
ihre hände in die seinigen gelegt, habe gelacht und gelächelt,
geschmeichelt und geplaudert, darüber hinaus fand nun aber
Gottfried für in keine Steigerung, sodass es hier wider einfach
heifst: so daz si'm alse dicke ir gebairde, ir rede, ir blicke als
innecliche suoze erbot. . . . ebenso wird Tristans freundlichkeit
gegen Isolde in u stärker hervorgehoben, als in i: in i sieht er
sie liebevoll an, in n liest er ihr vor, erzählt, schreibt, spielt
und singt; darüber hinaus war für m wider keine Steigerung zu
gewinnen , wir hören nur von gebcßrden und meeren. dagegen
wird in in Tristans mitleid mit ihr ausdrücklicher betont, als in
n, 19333 gegen 19190, und Isoldes liebe zeigt sich in ihrer teil-
nähme für sein trauern , sie seufzt mit ihm. aber trotz diesen
kleinen Verschiedenheiten sind die drei Stadien doch nur Va-
riationen über dasselbe thema und manches kehrt unverändert
wider. 19186 = 19338 hat schon Bahnsen angeführt, dazu
kommt die mehrfache Spielerei mit dem namen Isolde, die recht
lästig fällt; Kaedius bemühungen werden 19094 und 19226 er-
wähnt; Isolde erfüllt Kaedins wünsch, Tristan freundlich zu be-
handeln, aber es macht ihr auch selber freude, 19108 uud 19243.
Angelegt ist die ganze entwickelung indessen recht fein,
vveun Tristan Isolde ansieht, so muss er an die andere denken,
und weil sie ihn an seine Isolde erinnert, sieht er sie gerne
an; bald versucht er auch seine liebe auf Isolde Weifshand zu
übertragen und dabei kommt hilfe von aufsen: Isolde erwidert
seine blicke, Kaedin begünstigt den verkehr zwischen beiden und
ermutigt seine Schwester, ihre liebe zu zeigen, wodurch dann
Tristan würklich entflammt wird: weizgot diu lust, diu dem man
alle stunde und alle zit lachende under ougen lit , diu blendet *
ougen unde sin. /'Ißj4/*
Noch einige worte über Marke, die blonde Isolde und
Tristan, aller drei characterbild verdüstert sich im laufe der er-
eignisse, sie alle leiden unter ihrem Schicksal. Marke ist anfangs
eine durchaus sympathische erscheinung, gütig und milde, wenn
auch gerade kein held: den kämpf mit Morold selbst zu wagen,
fällt ihm nicht ein und es ist daher auch begreiflich, dass er
110 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
sich später Isolde so ohne weiteres kampflos fortnehmen lässt.
im zweiten teile des romaos unter dem einfluss des mistrauens
kommen unsympathische züge zum Vorschein: widerlich ist die
art, wie er unter liebkosungen Isolde verfängliche fragen stellt;
Isolde vergilt ihm dann freilich mit gleicher münze, ebenso
ärgert man sich über seine Unselbständigkeit und unentschlossen-
heit. alles muss er erst mit Marjodo bereden (13709. 858), leicht
lässt er sich betrügen und spielt dabei bisweilen eine sehr
törichte rolle.
Schlimmer ist es für ihn, dass seine recht sinnlich auf-
gefasste leidenschaft für Isolde immer wider über seinen zorn
siegt; er will nicht wissen, was klar vor äugen liegt, und schliefs-
lich, als er gewisheit hat, behält er das weib, das ihn so schmäh-
lich betrogen, ruhig als seine königin bei sich, wie er Tristan
und Isolde zusammen liegen sieht, ist er ohne weiteres bereit,
seine schände dem ganzen hofe zu offenbaren, und wie er mit
seinen leuten zurückkommt und Tristau bereits entflohen ist,
steht er hilflos da wie ein kind und lässt sich ruhig ausschelten. —
mit dem widererwachen seines mistrauens macht sichs Gottfried
übrigens bisweilen etwas leicht: nachdem Marke bei dem be-
lauschten Stelldichein einen scheinbar sicheren beweis für die
Unschuld der beiden erhalten hat, müste dieser beweis von
Tristans feinden als nicht entscheidend beanstandet werden; Gott-
fried berichtet nur im allgemeinen, sie hätten Markes argwöhn
neu erregt, 15115.
Isolde tritt uns mit allem glänze der Schönheit, wipheit,
hövescheit, klugheit entgegen, dass die betonung ihrer klugheit
bei erkennung des namens Tristan aus Tantris stark aufdring-
lich ist, hat schon Heiuzel aao. s. 541 bemerkt, ihre klugheit
und list zu bewähren hat sie im zweiten teile genug gelegenheif,
sie lügt^und schauspielert grandios, der gelüppete eid bei der
i'euerprobe ist nicht der einzige, den sie schwört, schon 14765
steht ein ganz ähnlicher. vorbereitet wird der gelüppete eit
übrigens sehr fein, indem Isolde gleich nach dem falle erklärt,
nun könne sie ja nicht schwören, dass nie ein mann an ihrer
seite lag. indem das kleine erlebnis schon vorher mit dem eide
in beziehung gesetzt wird, fällt es weniger auf, dass es nachher
im eide selbst erwähnt wird: an sich ist das ja recht überflüssig
und hätte deshalb leicht verdacht erwecken können. — die wipheit
Vhr
VON STRASSBURG 111
wird von Gottfried sehr nachdrücklich betont: als Isolde Tristan
mit dem seh wert bedroht, bemerkt der dichter ausdrücklich,
sie hätte ihn nicht töten können, die süeze wipheit hätte sie
daran gehindert. Bahnsch aao. s. 13 findet einen unlösbaren
Widerspruch zwischen dieser stelle und Isoldes mordplan gegen
Brangsene, und der Vorwurf, den er Gottfried deswegen macht, '
besteht vollkommen zu recht, zwar ist es ein anderes, ob man
selbst mit dem schwert in der band einen menschen tötet oder
nur dritten personen einen auftrag dazu gibt; dafür aber war
Tristan wenigstens Isoldes feind, während Brangeene sich bereits
als treueste, aufopferungsvollste freundin bewährt hat. eine .,
solche auf grund eines völlig in der luft schwebenden verdachtes l/f4J^
töten lassen zu wollen, das scheint denn doch noch unjaö^lü^bj^l^^^^A^
als einen wehrlosen feiricTzu erschlagen. Gottfried motiviert gar
~nients: er erklärt uns nicht, wie der verdacht in der königin
entsteht, und er erklärt uns auch nicht, wie er gleich zu einem
so extremen enlschlusse führt: über ersteres sagt er einlach, sie
fürchtete das, und über letzteres hilft er sich mit der allgemeinen
redensart hinweg: st tele an disen dingen schin daz man laster
unde spot mere füihtet danne got. aber abgesehen davon , dass
hier nicht nur die gottesfurcht, sondern auch die alte freund-
schaft zu Brangsene und überhaupt die ganze weiblich milde ge-
fühlsweise zu überwinden ist, enthalten ja die worte nur die con-
statierung der tatsache, keine erklärung dafür, wie Isolde, die
Isolde von v. 10241 zu der ganzen sache kommt, diese lücke
der motivierung ist recht interessant, denn in würklichkeit liefs
sich der mordplan recht wol motivieren, dass sie überhaupt auf
den gedanken kommt, Brangaane könne sie verraten, muste aus
ihrer eigenen untreue gegen den könig erklärt werden, eine frau,
die ihren gemahl in dieser weise betrügt, kann ganz wol auf den
gedanken kommen, alle treue sei chimaere, alle menschen könnten
sowie sie betrügen; dieser gedankengang hätte uns natürlich aus-
führlich dargelegt werden müssen, ferner: Scherer fasst den
sinn des Tristanstoffes in die formel: edle heldenkraft, durch
leidenschaft verwüstet, aus diesem und nur aus diesem gesichts-
punete war der mordplan zu motivieren: ein durch leidenschaft
zerrütteter character war zu solcher tat fähig und diese Zerrüttung
muste irgendwie dem leser klar gemacht werden.
Es war also Gottfried ein lösbares psychologisches problcni
112 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED
gestellt und er bleibt uns die lösung schuldig, hat er überhaupt
keine gesucht, sondern die dinge einfach ohne scrupel nach-
erzählt, weil die quelle sie bot? man sollte es bei einer so
wichtigen und auffallenden frage nicht für möglich halten, oder
hat er sie gesucht und nicht gefunden, obgleich doch seine
eigenen worte alsus so leret minne durnähtecliche sinne ze valsche
sin verßizzen — ihm einiger mafsen den weg wiesen? dann
würden wir diesem falle auf unser urteil über sein psychologisches
taleut überhaupt einen starken einfluss einräumen müssen, oder
endlich, sah er die oben angegebene möglichkeit der motivieruug,
hielt sie aber mit der sonstigen edlen auffassung des Isolde-
characters für unvereinbar und meinte, seine leser würden das
ganze verhalten Isoldes in dieser sache um so eher vergessen,
je weniger worte er darüber machte? ich halte dieses letztere
keineswegs für unmöglich, aber die nun unmotivierte episode
zu tilgen hatte er denn doch nicht den mut, der makel bleibt
trotzdem an Isoldes character und Gottfried mutet uns, wie
wider Bahnsen hervorhebt, ein starkes stück zu, wenn er auch
nachher Isolde als ideal echter Weiblichkeit preist, es liegt genau
derselbe fehler vor, den ich bei Hartmanns Laudine gerügt habe:
der character der heldin wird möglichst edel gezeichnet und dann
handlungen von ihr erzählt, die an scheufslichkeit nichts zu
wünschen übrig lassen.
Das eben genannte ist unter allen umständen ein fehler, ich
muss nun noch auf einen punet in Tristans entvvickelung kommen,
der freilich dem dichter und seinen Zeitgenossen ganz in Ord-
nung scheinen mochte, über den wir aber nicht hinwegkommen.
es handelt sich um die frage, warum liefert Tristan die königin
aus? er weifs, dass er zeitlebens an sie gefesselt ist, denn Bran-
g;ene hat ihm das geheimnis des minnetrankes enthüllt, dass er
also seine liebe auch fernerhin wird verfolgen müssen ; das erste
glied der ganzen kette von lug und trug, die Stellvertretung
Rrangaenes, ist mit der auslieferung notwendig verbunden; die
liebenden quält der gedanke, dass Isolde dem manne werden
soll, dem sie nicht werden will: warum entführt Tristan Isolde
nicht nach Parmenien und verteidigt sich hier offen und ehrlich
gegen Marke, falls dieser gewalt hätte anwenden wollen? er
hätte sich den ungestörten besitz der geliebten gesichert und
hätte all den lug und trug nicht nötig gehabt. Gottfried lässt
VON STRASSBURG 113
in der sehr kurzen und wenig eingehenden auseinandersetzung
30 Tristan durch triuxoe und ere zur auslieferung bewogen
aber die tfiuiöe war durch den liebesgenuss so gründ-
lich gebrochen, dass von ihr füglich nicht mehr die rede sein
kann; denn die sache wird doch wahrhaftig nicht dadurch besser,
dass Tristan seine geliebte dem könige zum weihe gibt, wodurch
sofort der betrug über Isoldes wipheit nötig wird, bleibt also
die ere. über ihren begriff bei Gottfried hat Heinzel aao. s. 552
gehandelt, es ist die hochachtung, die gute nachrede bei der
feinen gesellschaft, bei den besten, zur weiteren klarlegung
kann man an die auf Isolde bezüglichen worte denken, die ich
schon oben anführte: si tele an disen dinqen schin daz man laster
unde spot me're fürhtet danne got; wenige Zeilen weiter ist gesagt,
dass es die ere ist, um die sie sich sorgt, so ist es also auch
bei Tristan die furcht vor der üblen nachrede, welche ihn zwingt,
die königiu auszuliefern und alle consequenzen davon auf sich
zu nehmen, vom standpunct der höfischen moral ist dagegen
nichts zu sagen, denn geheime Sünden sind ja erlaubt, Tristan
opfert also der e're nur den ungestörten besitz der geliebten;
für unser urteil aber gerät er in ein sehr übles licht, wenn
er zu so argem lug und trug greift, nur um der schlechten
nachrede zu entgehen.
Ich würde über diese sache nicht so ausführlich geworden
sein, wenn nicht neulich Golther in den Bayreuther blättern
xi 252 ff ansichten ausgesprochen hätte, welche ich nicht zu
unterschreiben vermag. Golther bespricht die Tristansage, die
mittelalterlichen fassungen und das musikdrama Richard Wagners,
er stellt sich dabei durchaus auf die seite der liebenden und
sagt: 'es wäre ein sittlich durchaus nicht zu rechtfertigender
schritt, wenn die liebenden nach dem freien geständnis ihrer un-
endlichen liebe nun wider aus einander gegangen wären. . . . der
kämpf zwischen den ewigen heiligen ungeschriebenen gesetzen
und der menschensatzung beginnt, auf die allerverschiedenste
weise kann er geführt werden, frei, edel und grofs, aber auch
mit den mittein einer unvermeidlichen tactik, wie sie sich in
jedem längeren kämpfe mit unumgänglicher notwendigkeit ent-
wickeln muss. . . . wenn die liebe in der weit zum rechte
kommen will, dann darf sie aber auch kein mittel scheuen, aller-
dings fallen in solchem kämpfe viele schatten auf ihre reine, aber
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 8
114 DAS INNERE LEBEN BEI GOTTFRIED V. STRASSBURG
nicht ihr wesen wird dadurch angegriffen, nur ihre erscheinung,
nur der schein, wenn sie einmal zum leben verurteilt ist, kann
es als unrecht gelten, wenn sie nun auch leben will?' den ersten
satz unterschreibe ich für Tristan und Isolde natürlich; das andere
ist gaüz und gar nicht im stände, Tristan zu entschuldigen.1
denn Tristan hatte die möglichkeit, den kämpf offen und frei
zu führen, was doch wol auch Golther als das bessere aner-
kennen wird; uud dass er sie nicht ergriff, daran war gerade
die rücksicht auf die menschensatzung, die furcht vor übler nach-
rede schuld, indem Tristan sich hier unter die menschen-
satzungen beugt, hat er auch von Golthers standpunct aus ganz
und gar kein ethisches recht, andere viel wertvollere menschen-
satzungeu zu überschreiten; und wenn Marke im einverständnis
mit diesen wertvolleren meuschensalzungen seine ehre zu wahren
sucht, so ist er es, der im recht ist.
Tristan ist auf alle fälle für uns ein unsympathischer held.
um so gröfser muss aber unsere bewunderung für die kunst des
dichters sein , die uns trotzdem fesselt, ich habe es jetzt bei
der redaction dieser arbeit wider lebhaft an mir erfahren, wie
oft, wenn ich einen beleg nachzuschlagen hatte, habe ich ein
par hundert verse weitergelesen, bis ich wol oder übel vom
poetischen genuss mich wider zur philologischen arbeit wenden
muste!
1 auf eine theoretische discussion der obigen sätze Golthers kann ich
also verzichten.
Würzburg 4. 7. 89. H. ROETTEKEN.
ZU OTFRID.
I. Wortstellung des fragesatzes im unabhängigen
aussagesatze.
Pauls Wortstellung 2 (Mhd.gramm.2 § 183) ist in den älteren
sprachperioden nicht ausschliefslich die Stellung eines fragesatzes,
der bejahende oder verneinende antwort erwartet, sondern sie
wird auch im aussagesatze mehr oder minder gleichwertig mit
der Stellung 1 verwendet, für das hochdeutsche scheint diese
Verwendung im laufe der ahd. sprachentwickelung abhanden ge-
ZU OTFRID 115
kommen zu sein, wenigstens bedienen sich die Übersetzer des
ix jhs. (Tatian, Isidor) dieser form aucb da, wo im lat. das
verbum nicht an der spitze steht; dagegen habe ich bei Notker
keinen beleg gefunden, eigentümlich verhält sich Otfrid zu
diesem gebrauche, im ersten buche (1240 verse) sind unter den
Sätzen mit regulärer Wortfolge (Paul 1) 2% negativ (5 unter 234),
während von den Sätzen mit der Wortfolge 2 mehr als ein viertel
(43 unter 158) negierte aussage zeigt, am häufigsten sind fälle,
wo ein satz mit nist eingeleitet wird, dem ein relativsatz folgt:
i 1, 93 nist untar in, thaz thulte, thaz kuninc iro walte; ebenso
i 1, 81. 3, 21. 5, 53. 63. 17, 1. 20, 12. 15. 27,33. vgl. 1, 103
ni sint thie imo ouh derien; 1, 85 ni si thiot, thaz thes gidrahte ;
1, 68 nist iz bi unsen frehtin. relativ selten sind sätze mit nomi-
nalem subject: i 3, 9 ni was Noe, ih sagen thir ein, in then thaz
minnista deil; 4, 48. 54. 9, 20. 23, 39. 27, 20. die übrigen
fälle sind vollverba mit pronominalem subject: 4, 35 ni fullit er
sih wines = Luc. 1, 15 et vinum et siceram non bibet ; 1, 60.
76. 106. 16, 27. 18, 6. 7. 8. 24. 28. 29. 19, 26. 20, 22. 22, 9.
22. 40. 57. 23, 31. 43. 27, 19. 28. 33.
Die ungerade Wortfolge ist also in negativen Sätzen besonders
beliebt, was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass bei der
tonschwäche der einfachen negation, um diese überhaupt deut-
lich zu machen, das mit der negation versehene verbum an die
spitze trat.
Die Stellung des verbalen Satzbestandteils an der spitze des
satzes beruht auf einer von dem gewöhnlichen satzaccent ab-
weichenden stärkeren betonung des verbums (Delbrück , Syntac-
tische forschungen in 19). dieses hervorheben des verbalbegriffes
dient rhetorischen zwecken in fällen wie1 i 2, 34 thu druhtin ein es
alles bist, weltist thu thes Hutes joh alles woroltthiotes ; 5, 59 ist ein
thin gisibba reves unberenta = Luc. 1,36 et ecce Elisabeth cognata
tua . . . .; 17,51 louc der wenego man; 4,23 hintarquam tho
harto (her gotes ewarto, intriat er thaz gisiuni; vgl. i 1, 1. 5, 1.
18, 1, um den beginn eines abschnittes zu markieren; 1, 87. 5, 45.
6, 5. 7, 13. 8, 9. 25, 21; die fälle der anaphora: 3, 3. 5, 56.
7, 6. 8, 28.
Besonders häufig ist aber diese ungerade Wortfolge, wo der
1 ich hebe die beispiele für diese Wortstellung ebenfalls aus dem ersten
buche heraus.
116 ZU OTFRID
zweite satz in einem logischen Verhältnis zum anderen steht, das
durch eine solche abweichung von der gewöhnlichen Wortfolge
nicht ausgedrückt, sondern hlofs angedeutet wird, es erklärt sich
das leicht aus der nicht genügenden gewandtheit im gehrauche
der conjunctionen. die gleichzeitige übersetzungslitteratur zeigt
diesen mangel an ausdrücken für logische beziehungen durch die
ungeschickte widergabe der lateinischen conjunctionen.
a) adversatives Verhältnis: i 10,27 wuahs thaz kind in edili
mit gote thihenti = Luc. 1, 80 puer autem crescebat et confor-
tabalur; 21, 15 wuahs er filu zioro = Luc. 2,40 puer autem
crescebat; 17, 36 gab armer joh ther richo antwurti gilicho
— Matth. 2,5 o( Uli dixerunt; 27, 22 ni wanu iz wola intfiangin
joh nahor ouh gigiangin ; fragetun sie avur thuruh not = son-
dern sie fragten nochmals; 7, 15 fona hohsedale zistiaz er thie
riche, gisidalt er in himile thie otmuatige = Luc. 1, 52.
h) causales Verhältnis: 4, 5 warun siu bethu gote filu drudu ;
das marginale hat erant enim iusti ambo ante deum, die Vulgata
(Luc. 1, 6) erant autem usw.; 23, 51 ist thiu akus in giwezzit,
zi theru wurzelun gisezzit == Luc. 3, 9 iam enim securis ad
radicem posita est; 7, 9 mahtig druhtin, wih namo siner, det er
werk maru in mir armeru = Luc. 1, 49 quia fecit mihi magna,
qui potens est, et sanctum nomen eius; vgl. i 1, 23. 27. 4, 48.
5, 39. 9, 15. 20, 17. 22, 30. 27, 63.
c) folgerndes (consecutives) Verhältnis: 27, 35 sprachun se
avur sliumo joh thrato ingriuno = Joh. 1,22 dixerunt ergo ei;
23,24 berga sculun suinan, ther nol then dal rinan, irfullent sih
zi noti thes dales ebonoti = Luc. 3, 5.
d) finales Verhältnis: 4,41 er ferit fora kriste ...: gikerit
er scono thaz herza fordrono in kindo inbrusti zi gotes ana-
lusti = Luc. 1, 17 et ipse praecedet ante illum . .., ut convertat
cor da patrum in filios; 5, 4 tho quam boto fona gote, engil ir
himile, braht er therera worolti diuri arunti; 3, 39 thaz si uns
beran scolta . . . giwihtan in ewon , ginadot er uns then selon.
Nach abzug dieser fälle bleiben nur wenige sätze mit dieser
Wortfolge übrig, die, das verbum an der spitze, mit oder ohne
entsprechuug eines lat. et asyndetisch an den vorhergehenden
gedanken augeknüpft sind: i 4, 32. 34. 63. 5,9. 9,3. 25. 25, 123;
1, 101. 4, 24. 58. 5, 5. 20. 34. 72. 9, 4. 15, 13. im lat. texte
steht wie in der deutschen widergabe das verbum an der spitze:
ZU OTFRID 117
27, 47 gab er gomüicho in antwurti io gilicho . . . = Joh. 1, 26
respondit eis Johannes dicens . . .; ebenso 27, 39. — i 5, 45. 8, 2,
wo ein aufser der Satzverbindung voranstellendes Substantiv durch
ein Personalpronomen nach dem verbum aufgenommen ist,, ge-
hören nicht eigentlich in diesen Zusammenhang.
Das resultat dieser betrachtung ist, dass Otfrid zwar die
Wortfolge 2 im unabhängigen aussagesatze noch für möglich
gehalten, aber damit eine modification des sinnes oder des syn-
tactischen Zusammenhanges verbunden hat.
Besonders bemerkenswert ist der unterschied im gebrauche
der geraden und ungeraden Wortfolge im Wunschsätze: Wortfolge
1 bezieht sich auf eine handlung, 2 auf einen zustand, 3 (adver-
bielle bestimmung an der spitze, darauf prädicatsverbum) kann
in beiden fällen eintreten.
1. Ludw. 6 druktin hohe mo thaz guat joh frewe mo em-
mizen thaz muat; 76 got frewe sela sina; Sal. 29 Petrus ther
richo lono in es blidlicho ; 47 selbo krist ther guato firlihe uns
hiar gimuato . . .; n 24,37 ther scado fliehe in gahe joh thiz sih
uns io nahe; in 1, 14 er due, theih hiar ni hinke. .., vgl. Ludw. 75.
Sal. 8. i 24, 7. m 1, 42. 7, 89.
2. Sal. 1 st salida gimuati Salomones guati; i 5, 66 si wort
sinaz in mir wahsentaz; 10, 3 si druhtin got gidiurto ther er o .
landliuto; 12, 24 si in erdu fridu ouh allen thie fol sin guates
willen; 18, 36 si therer situ in manne ther tharana gange;
Ludw. 96 inliuhte mo io thar wunna, thiu ewiniga sunna ; 82 niaz
er ouh mammuntes; vgl. i 2, 29. 11, 10 = 24, 5. 21, 7. ii 17, 21.
19, 20. 21, 31. in 7, 11 usw. die entgegenstehenden fälle er-
klären sich wie n21,29 durch einwürkung der lat. Wortstellung
oder wie n 23, 29 durch den ausdruck des subjects in einem
folgenden relativsalz oder als negative sätze wie in 2, 33 s. o.
3. Ludw. 8b. Sal. 3. i 2, 28. 32. ii 4, 33. 49 usw.; Ludw.
74. 83. Sal. 31. i 1, 121. 4, 2. 12, 32. n 21, 28. 22, 5 usw.
IL psalmenstil.
Kaum ist die poetische form der Jiebräischen dichtung irgend
einem Vertreter der abendländischen litteratur zum bewustsein
gelangt, bevor die hebräischen Studien der renaissancezeit auf
das original znrückgeführt haben, aber ihre eigentümliche form,
jener parallelismus der gedanken, oft direct als gedankenreim
118 ZU 0TFR1D
bezeichnet, würkt durch die lateinische Übersetzung, so sehr diese
die form verdunkeln muste, als rhetorische form und regt
zur nachahmung an.1 die Variation des ausdrucks in der ger-
manischen allitterationspoesie (Heiozel, Über den stil der altger-
manischen poesie, QF 10, s. 9) ist von dem gedankenreim der
Psalmen schon formell verschieden, jener mangelt die copu-
lative Verbindung einander variierender ausdrücke, die ledig-
lich formellen (demente der aussage bleiben bei der widerholung
des gedankeus unausgedrückt; die form ist im wesentlichen die der
abgetrennten apposition (Heinzel aao. s. 5), nur dass mehrere
begriffe durch synonyma variiert werden oder an eine den be-
griff variierende apposition sich ein neuer begriff anschliefst, der
vers in der hebräischen poesie hingegen bildet eine einheit, die
aus gründen der musikalischen form in zwei haltten, eine auf-
steigende und eine absteigende, zerfällt, den inhalt des verses
bildet in der regel ein gedanke, der in doppelter form ausge-
drückt ist, sodass subject und prädicat, dem ersten satze ent-
sprechend, im zweiten widerkehren und dieser, in synonymen
oder einem bilde ausgedrückt, dasselbe bezeichnet wie sein Vor-
gänger, der kreis der einander variierenden begriffe ist ein viel
weiterer als in der Variation der germ. allitterationsdichtung:
mehrere bildliche ausdrücke, bild und eigentlicher ausdruck,
überhaupt verwandte, aber nicht identische Vorstellungen lösen
einander ab.
Dass Otfrid diese form verstand und bewust nachbildete,
zeigt die vergleichung von stellen' wie
i 5, 53 mit Ps. 138, 8
Nist in erdriche, thar er imo si ascendero in caelum, tu illic es,
io inslriche,
noh winkil untar himile, thar si in infernum descendero, ades,
er sih girierte;
Fliuhit er in then se, thar gi- si.... habitabo in extrema ma-
duat er imo we, ris,
gidnat er imo fremidi thaz hoha etenimillucmanustuadeducetme.
himilrichi.
1 ich verweise hier zur erläuterung des gesagten und zur ergänzung
von VHehns gehaltvollem aufsatz: Goethe und die bibel (Goethe-jb. vm 187)
auf die stelle Götz vBerlichingen, letzte scene: die schwachen werden
regieren mit list und der tapfere wird in ihre netze fallen.
ZU OTFRID 119
i 7, 5 Luc. 1, 46
Ih fraicon druhtine alle daga magnifirat anima mea domino
mine1,
frew ih mih in muate gote hei- et exultavit spiritus meus in deo
lante. salutari meo.
n 1, 39 Ps. 32, 9
Iz ward alias io sar, soso er ipse dixit et facta sunt,
iz gibot thar
joh man iz allaz sar gisah, sos ipse mandavit et creata sunt,
er iz erist gisprah.
Unverkennbar ist die einwürkung des psalmenstils, wenn
0. einen gedankeu in zwei gleichwertige Varianten auflöst :
i 2, 3 f'ingar thinan dua anan mund minan,
theni ouh hant thina in thia zungun mina,
vgl. Ps. 50, 15 domine labia mea aperies et os meum annuntiabit
laudem tuam.
i 9,29 tho ward mund siner sar sprechanter
joh was sih losenti theru zungun gibenti
= Luc. 1, 64 apertum est os eins et lingua eins.
i 5,48 Kuninc nist in worolti , ni si imo thiononti,
noh keisor untar manne, ni imo geba bringe
fuazfallonti int inan erenti.
iv 33, 23 in hant, fater, thina so gib ich sela mina,
bifiluhu thir ouh, so thu weist, then minan einegon
geist
= Luc. 23, 46 pater mens, in manus tuas commendo spirilum meum.
iv 13, 43 thaz swert ni wari in worolti so harto bizenti
oilo ouh sper thehein so was.
i 2, 1 ja bin ih scalc thin.
thiu arma muater min eigan thin ist si thin
— Ps. 115,16 ego servus tuus et filius ancillae tuae.
i 2, 15. 11,47.49. 15,45. ii 6, 7. 9,85. 12,3. 17,3. 18,5.
22, 21. ui 20, 153. iv 4, 43. 13, 35. 26, 43. v 20, 95 usw.
III. einiluss der metrischen form auf Otfrids stil.
Ingenbleek hat in seiner schrift: Über den einfluss des
reims auf Otfrids spräche QF 37 die modificationen der sprach-
lichen form durch den reimzwang erschöpfend dargestellt, hier
1 interpunction mit Erdmann gegen Kelle.
120 ZU OTFRID
sollen einige auffällige — von Schütze, Beiträge zur poetik Otfrids,
Kiel 1887 nicht besprochene — erscheinungen hervorgehoben
werden, die den einfluss der metrischen form auf den stil1 deut-
lich zeigen.2
1. Otfrid liebt es, seine Strophe, beziehungsweise ihren
gedankeninhalt, so in drei teile zu gliedern, dass von drei coor-
dinierten Satzteilen der erste dem ersten, der zweite dem zweiten
kurzverse zufällt, der dritte die beiden anderen kurzverse in an-
spruch nimmt. diese neigung zu dreiteiluug des gedankens
äufsert sich in stellen wie:
i 5, 5 floug er sunnun päd, sterrono straza,
wega wolkono zi theru itis frono.
15 heil magad ziari, thiarna so sconi,
allero wibo gote zeizosto!
21 gimma thiu wiza, magad scinenta,
muater thiu diura scalt thu wesan eina (die beiden
ersten epitheta sind wol nicht als vocative zu fassen).
1 23, 47 Got mag these kisila joh alle these felisa
joh these steina alle irquigken zi manne.
ii 1,13 er mano rihti thia naht joh wurti ouh sunna so glat
odo ouh himil, so er gibot, mit sterron gimalot , . . .
35 so waz so himil fuarit joh er dun ouh biruarit
joh in sewe ubaral: got detaz thuruh inan al.
m 9, 15 want er giscuaf thesa er da joh himilisga wunna,
ouh then se hiar nidana ; bi thiu giang er thar so obana.
iv 26, 1 7 blinte man gisehente joh krumbe gangente,
ja wurtun tote man ouh les queke sines Wortes.
v20,23 nist man ther noh io wurti odo ouh nu si in giburti
odo ouh werde in alawar, nub er sculi wesan thar.
1 stil ist — nach Heinzeis definition — die dem autor anheimgestellte
auswahl aus der menge von möglichkeiten, einen gedanken sprachlich aus-
zudrücken.
2 welchen einfluss die metrische form auf die gestaltung eines ge-
dankens oder Stoffes nehmen kann, ist mir bei betrachtung von Chamissos
Armem Heinrich klar geworden, ich erkläre den gespreizten ausdruck in
diesem gedichte, der es — mit manchem anderen — zum nachteil von
seinem mhd. vorbild unterscheidet , durch parallelen aus Goethes Klaggesang
von der edlen frauen des Asan Aga und Herders Cid als ausfluss der metri-
schen form (serbische trochäen). Heinzel verweist mich noch auf Rückerts
Nala und Damayanti, 'wo nachbildung der indischen metrik und syntax einen
von dem einfachen original ganz abweichenden eindruck hervorbringt.'
ZU OTFRID 121
So werden dreiteiluugen bevorzugt, die im begriffe liegen,
wie sonne, mond, sterne; bimmel, erde, see; vergangeubeit,
gegenwart, Zukunft; blinde, lahme, tote, aber liegt im begriffe
selbst diese teilung nicht, so wird derselbe kunstvoll in drei
teile zerlegt, wie m 7, 45 waz forasagon zelhnt joh uns die selmi
singent joh ouh gibot thaz alta, er geistlicho uns iz zalta = scri-
pturarum dicta Beda und Alcuin zu Joh. 6, 5: also scripturae
= altes testament = pentateuch -f- psalmen -f- propheten; vgl.
iv 14, 11 thaz heilege io giredotun, ouh buah fon mir gisagetun
joh forasagon zellent, thio ziti iz nu irfullent
= Luc. 22, 38 quod scriptum est, oportet impleri in me.
Analoge fälle: i 3,29. 9, 35. 18,37. 23, 11. 23. 55. 24, 13.
ii 1, 25. 4, 31. 65. 9, 23. 10, 21. 11, 19. 12, 1. 15, 11. 24, 3.
m 13,5. iv 5,3. 11. 13. 8,7. v 1, 3. 11. 13. 6,31.33. 16,3 usw.
Dies sind die fälle, in denen die ersten zwei glieder den
ersten und zweiten kurzvers der Strophe in anspruch nehmen,
im dritten und vierten mit dem dritten gliede der gedanke zum
abschlusse gelangt, dies Schema verengert und erweitert sich, in-
dem einerseits schon ein langvers alle drei glieder enthält —
den drei Stäben des allitterationsverses entsprechend, vgl. Hei. 33
settian endi singan endi seggian ford — andererseits die aus vier
reimparen bestehende Strophe eine analoge gliederung erfährt:
1) ii 1, 3 er se joh himil wurti joh er da ouh so herti;
v 1,20 = 25,95 in er du joh in himile inti in abgrunte
ouh hiar nidare.
ferner 1 17,65. n 2,38.4,83. 5, 8. 15, 12.ml3,6.iv5,2.vl3,18usw.
2) 1 11,47 er nist in erdringe, ther ira lob irsinge,
noh man io so gimuati, ther irzelle ira guati,
dag inan ni rinit, ouh sunna ni biscinit,
ther iz io bibringe, thoh er es biginne.
lerner ii 20, l.m 21,33. iv 2, 23. 18,29. vi, 19. 2, 13. 23, 43 usw.
2. haben wir so gesehen , dass diese stilistische eigenheit
mit einer disposition des allitterationsverses zusammentrifft, aber
wol durch die form des musikalischen liedsatzes (4 + 4 + 8 tacte)
zunächst bedingt ist, indem der erste, aufsteigende teil der Strophe
zweifach gegliedert, der absteigende ungegliedert ist, so finden
wir auch, wenngleich nicht so häufig, die umgekehrte anord-
nung, dass der erste teil ungegliedert ist, der zweite in zwei
deutliche glieder zerfällt, sodass sich die dreifache coordination
122 ZU OTFRID
auf den zweiten, dritten, vierten kurzvers, beziehungsweise —
bei vierzeiliger gliederung — langvers erstreckt, im einfachen
langvers kommt diese form nicht vor.
1) i 2, 13 = 15, 35 joh wio er fuar ouh thanne ubar hi-
mila alle,
ubar sunnun Höht joh allan thesan wo-
roltthiot.
in 14,71 — 74 thara ouh zua gifuagi blinlero ginuagi,
halzero menigi joh krumbero gisamani,
thie ih al irzellen ni mag, thoh ih thar-
zua due then dag,
ouh thazjar allazjoh minaz Hb ubar thaz. '
ferner i 3,27. 18, 29. 39. 19, 3. 27, 9. n 2, 1. 9, 9. 25. m 19,
9.11.20,33.71. iv 1,49. 2, 9. 4,41. 9,29. 26,37. 33,17.
v 8, 47. 20, 97. 21, 15. 17. 23, 65. 25, 23 usw.
2) m 13,27 so wer so wolle manno gan after mir io gemo,
firlougn er fdu follon then sinan muatwillon
joh neme kruci sinaz tharazua ouh ubar thaz,
folge mir io thanne, thar ih fora imo gange
= Matth. 16,24 qui vult venire post me, abneget se ipsum et tollat
crucem suam et sequatur me.
ferner i 4, 6. ii 10,9. m 1,9. 6, 35. 18, 69. iv 36, 9. v 25, 29 usw.
3. habe ich oben die neigung zu paralleler gliederung des
gedankeus auf einfluss des psalmenstils zurückgeführt, so war
schon zu erkennen, dass fördernd auf diese nachahmung die
strophenform O.s eingewürkt hat. diese form hat auch bewürkt,
dass zusammengezogene Sätze mit zwei subjecten und einem
prädicate lieber als zusammengesetzte gegeben werden, also statt
A und B ist C es lieber heifst: A ist C und B ist C; zb.
in 18, 29 Abraham ther maro ther ist dot giwaro,
thie forasagon guate thie sint ouh alle dote
= Joh. 8, 52 Abraham mortuus est et prophetae.
m 20, 153 er avur themo liubit, ther sinan willon uabit,
joh themo ist gimuati, ther ivonet in ther guati
= Joh. 9, 31 sed si quis dei cultor est et voluntatem eius facit,
hunc exaudit.
1 nebenbei zur characteristik der Olfridschen kunst — oder kunst-
losigkeit — bemerkt, das einzige beispiel der rhetorischen figur der klimax
in O.s ganzem werke.
ZI OTFRID 123
i 19, 7 ni laz iz untarmuari, thia muater tharafuari,
thaz knui öuh io gilicho bisuorge herlicho
= Matth. 2, 13 surge et accipe puerum et matrem eius.
v 10, 5 ni dua thtr, quadun, thia arabeit, wanta aband
anageit,
wis mit uns hinaht, wanta thu für dir ni mäht
= Luc. 24, 27 matte nobiscum, quoniam advesperascit et inclinata
iam est dies.
vgl. noch v7, 15 zi thenfuazott saz ther einojhar krist lag doter eino,
zen houbiton ther anther, thar ther lichamo lag er.
ii 6, 7 quad, ob er iz azi, imo ubilo iz gisazi,
joh ob er iz firslunti, fon dothe er nirwunti.
ferner i 3, 15. 5, 13b und 14a. 23, 49. u 12, 73. 22, 21. in 8, 27.
14, 23. iv 1, 21. 2, 23. 14, 11. 29, 29. 35, 7. v 6, 1. 25, 20 und
viele. andere fälle, wo für zwei verbalbegriffe zwei phraseologische
verba zur einleitung verwendet werden und beide natürlich über-
flüssig sind (Erdmann, Syntax Otfrids i § 382 ff), zb. n 12,73
thaz si sih bithahti, ginada sina suahti, joh ouh thes giflizzi , thaz
siiamer sin ginuzzi. über ähnliche erscheinungen in der späteren
litteratur vgl. Behaghel, Heinrich vVeldeke s. cxxxiu.
4. es ist eine eigentümlichkeit von O.s stil, dass er gern
eine handlung darstellt mit angäbe der psychischen disposition,
aus der sie hervorgeht, oder der Stimmung, die sie begleitet,
wenn nun directe rede angeführt wird, so wird diese neigung
durch den umstand unterstützt, dass er lieber die directe rede
mit einer neuen strophe oder wenigstens einer neuen zeile ein-
setzen lässt als mitten darin zu beginnen; es schliefst sich also
asyndetisch an das inquit eine bemerkung über den inneren zu-
stand der sprechenden person an: zb.
i 7, 1 tho sprah sancta Maria, thaz siu zi huge habeta
— si was sih blidenti bi thaz arunti — :
1 13, 1 sprachun tho thie hirta, thie selbun fehewarta
— sie ahtotun thaz imbot, thiu selbun engiles wort — :
i 9, 15 tho sprah thiu muater ubarlut — was im ther sun
drut — :
ferner i 9, 20. 27, 11. in 20, 174. 23, 30. iv 23, 16. 31, 5. v 7, 17.
9, 15. 20, 82 usw. vgl. Hildebrandslied z. 7.
O. besitzt jedoch noch ein anderes mittel, die Strophe, welche
das inquit enthält, zu lullen: der inhalt der angeführten rede
124 ZU OTFRID
wird zunächst in oratio obliqua an das inquit angeschlossen,
darauf folgt dasselbe in oratio recta; zb.
1 17, 19 sagetun, thaz sie gahun sterron einan sahun,
joh datun filu mari, thaz er sin wari:
'wir sahun sinan sterron . . .' ;
r27,26 tho gab er in zi antwurti thaz, thaz er ther selbo
man ni was:
'ther gomo, then ir zaltut joh namahafto nantut,
ni bin ih ther . . .';
etwas modificiert i 17, 43 thia zeit eiscota er fon in, so ther sterro
giwon was queman zi in,
bat sie iz ouh biruahtin, bi thaz selba
kind irsuahtin:
'Giduat mih', quad er, 'anawart bi thes
sterren fart,
so faret, eiscot thare bi thaz kind sare . . .'
vgl. i 9, 20. 25,10. 27,47. n 7, 25. 61. 12,22. m 12, 2. 16,32.
iv 13, 21. 40. 49 — 52. 15, 44. 18, 15. 26, 11. v 7, 17. 56 usw.
und Hei. 620 (Heyne): quadun that sie wissin garo, that he scoldi
at Betleem gibor an werdan: 'so is an usun bokun skriban — ,that skoldi
fon Betleem burgo hirdi Hof landes ward an thit Höht kuman. . . .'
5. dass der artikel oder attributive bestimmuugen, die zu
zwei coordinierten begriffen gehören, auch blofs beim zweiten
stehen können, ist aus der mhd. syntax bekannt. 0. liebt nun
Variation eines verbalbegriffs durch einen darauf reimenden anderen,
und da das zweite verbum in der regel nicht genügt, um den halb-
vers zu füllen, so setzt er eine bestimmung hinzu, die entweder
nur zu dem zweiten oder, was mit Vorliebe geschieht, zu beiden
verbundenen verbalbegriffen bezogen werden kann.
thaz er thaz sin giner ie joh fianton biwerie iv 7, 60; tho er
unsih hiar so nerita fon fianton irretita v 1, 3. vgl. iv 14, 18.
16, 34. 17, 13. v 19, 14.
ther unsih iu biscrankta, fon himilriche inoanta n 5, 28.
thaz er iz biwelze, mit muttu bisturze u 17, 16.
wir sculun nan irweken, fon themo slafe irreken m 23, 44.
vgl. m 1,21. iv 19, 37.
thie sie manotun, zi himilriche ladotun iv 6,28; ther sie zi
imo holeta, zi gilouben sinen ladota i 1, 118. vgl. ii 7, 63. 75.
8, 43. iv 6,20.
ZU OTFRID 125
thaz sie sih tho giduamtin then jungoron es giruamtin v
10, 32.
nu wil ih Mar gizellen ein bilidi ginennen ii 9, 29 ; vgl.
i 1, 12. 27, 27. m 4, 4. 6, 6. 12, 12. 15, 47. iv 8, 2. 16, 37.
19, 40 usw.
haben ih gimeinit in muate bicleibit i 5,39. vgl. i 5, 57. n 9,20.
13, 32. m 18, 20.
tho bigan er wuafen zi druhtine ruafen ivl8,39. vgl. Sal. 38.
v 6, 47.
thaz ih beginne bredigon fon himilriche redinon n 12, 60
= Joh. 3, 12 si dixero vobis caelestia.
bi ihm moht er odo drahton in thesa wison ahton n 4, 28.
vgl. in 14, 17. 25, 24. 26, 19. v 1, 9. 22, 9 usw.
So wird selbst das subject erst dem zweiten verbum hin-
zugefügt:
thaz tharana singe, iz scono man ginenne i 1, 39; tho er
deta thaz sih zarpta, ther himil sus io warpta ii 1, 21; thiu
meinent wio sih zerbit Joh thisu worolt werbit m 7, 17.
So stehen auch adjectiva und adverbia einander variierend
im reim und dem zweiten ist ein adverb oder adverbielle be-
stimmung beigefügt: so rehtazjoh so filu slehtaz i 1, 15; quegkaz
joh filn libhaftaz n 1, 43; salige thie mute joh muates mammunte
ii 16, 5; agaleizo joh harto filu heizo n 22, 41. m 17, 37. iv 13, 5;
baldlicho joh harto theganlicho iv 13, 21; scono inti reino joh
harto filu kleino v 9, 56 usw.
6. die allitteratiousformel tritt bei Otfrid in den hintergrund
(Hoffmann, Reimformeln im westgermanischen 1886 s. 7), jedoch
liebt er noch immer bindung inhaltlich verwandter begriffe inner-
halb eines kurzverses. es ist nun interessant zu sehen, wie die
formein, die in der ags. poesie die typen A mit zwei mittelsenkungen
(' XX - X) oder E ('- X X -0 bevorzugen, hier meist regelmässige
abfolge von hebung und Senkung zeigen, einem Sieversschen typus
AC (X | - X - X - X) entsprechend, der Wechsel von joh und inti,
fehlender und gesetzter artikel wird zur gleichmäfsigen herstel-
lung dieser form verwendet, den Übergang bilden formein mit
verschleifung auf der ersten hebung (X | -i- X X X ± X). vgl. über
diese mit Vorliebe gewählte form des Otfridverses Wilmanns, Bei-
träge zur gesch. d. älteren d. litt. 3. ich stelle die formeln mit
allitteration voran.
126 ZU 0TFR1D
in eigan joh in erbi n 2, 22.
mit fleisge joh mit feile v 20, 30. l
houbit joh thie henti v 3, 10.
then hugu joh thaz herza m 7, 2.
m munde joh in muate in 7, 74.
»n# worton joh mit werkon m 24, 91. iv 1, 36. —
alter inti fruater n 12, 24. vgl. Hildebrl. 16.
alte joh thie junge iv 19, 22. m 6, 40.
thie arma joh thie henti v 1, 20.
armer joh ther richo i 17,36. v 16,29.
dages inti nahtes iv 7, 84. i 16, 23.
in erdu noh in himile ii 3, 10. v 24, 5.
er dun joh thes sewes iv 35, 16.
fater inti muater m 16, 58. 20, 5. 78 usw.
1 Hoffmann construiert aao. auf der Voraussetzung, dass die allen ger-
manischen sprachen gemeinsamen allitterationsformeln auf hohes alter weisen,
ein chronologisches Verzeichnis der westgerm. formein. dies beispiel jedoch
mit einigen anderen — cdsere and cyning , heofon and hei, masden and
mödor — zeigt, dass auch nach der trennung der germ. stamme sich gleiche
allitterationsformeln haben bilden können und dass aus der Übereinstimmung
in verschiedenen dialecten auf die Chronologie der entstehung keine Schlüsse
gezogen werden dürfen.
Wien, Januar 1889. HUGO HERZOG.
ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX.
Die Untersuchungen über die geschichte der homerischen
gesänge haben, dem von Lachmann gegebenen antrieb folgend
und nach seiner methode arbeitend, allmählich doch zu einer
wesentlich modiücierten grundansicht geführt, man glaubt nicht
mehr, dass die grofsen epen durch aneinanderreihung selbständiger
einzellieder entstanden seien , sondern man weist diese einfachste
kunstform einer älteren periode des epischen gesanges zu, die
bereits überwunden war, als werke wie unsere llias und Odys-
see sich bildeten, solcher bildung selbst, das erkennt man
immer deutlicher, lag von vorn herein ein umfassenderer plan
zu gründe, der allmählich weiter anwuchs, teils so, dass zwei
anfangs getrennte dichtungen vereinigt wurden, teils so, dass
NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 127
ein einmal geschaffenes epos durch ausschmückung einzelner
scenen, widerholung beliebter motive, erfindung neuer Zwischen-
fälle sich bereicherte, wo wir jetzt noch ein einzellied gelten
lassen, da ist es nicht mehr ein ganzes, das zu irgend einer
zeit für sich existiert hätte, sondern ein glied, das in einen
schon gegebenen Zusammenhang hineingebildet wurde, von solcher
art sind zb. in der llias: die gesandtschaft Agamemnons an Achil-
leus (ix), das abenteuer des Diomedes und Odysseus (x), die lösung
Hektors (xxiv). den wirksamsten anstofs zu der veränderten
betrachtungsweise hat für die Odyssee Kirchhoff, für die llias
Grote im zweiten bände der Griechischen geschichte gegeben,
an letzteren hat Niese, an Kirchhoff vWilamowitz angeknüpft,
im ganzen ist die erorterung der homerischen frage, mögen auch
fernstehende über die lebhaftigkeit des Streites, der nicht enden
wolle., spotten, in sicherem und glücklichem fortschritt begriffen;
nur muss man den fortschritt nicht in der festlegung von resul-
taten suchen, bei denen sichs bequem ausruhen liefse, sondern
in der Stellung neuer probleme, die zu immer tieferem ein-
dringen in das wesen der dichtung führen.
Einen ähnlichen gang hat die Nibelungenforschung genom-
men, auch für sie bedeutet Lachmauns versuch, eine reibe ein-
zelner lieder herzustellen , den beginn einer ins innere dringenden
betrachtung. Müllenhoff führte einen wichtigen neuen gedanken
ein, indem er liedergruppen annahm, die aus einzelliedern ge-
bildet gewesen seien und die der abschliefsende ordner schon
verbunden vorgefunden habe.1 man kann bei Müllenhoff be-
obachten, wie allmählich sich der wandel in der grundanschauuug
vollzogen hat. wo er fand, dass sich zwei lieder 'ihrem inhalte
nach wie in Stil und ton' nahe an einander schlössen, liefs er
sie zwar als einzellieder stehen, schrieb sie aber demselben Ver-
fasser zu (aao. 53). speciell für den schlussteil der dichtung
gibt er in einem briefe an Henning2 sein urteil dahin ab, dass
'das ganze zwanzigste lied von vorn herein aufgeschrieben und
alsbald mit dem älteren neunzehnten liede vereinigt' worden sei.
'dies letzte liederbuch', heifst es weiter, 'wurde dann durch
eine lange unglückliche interpolation mit dem vorletzten ver-
bunden, das zunächst die ei; vnoX^ipewg, der reihe nach einander
1 Zur geschichte der Nibelunge not, 1855; am deutlichsten s. 63.
2 mitgeteilt in dessen Nibelungensludien s. 95 f.
128 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
gedichteten lieder xiv, xv, xvn, (xvnb,) xvm umfasste.' von der
annähme einer reihe zusammengehöriger lieder, die «§ vno-
?„rjip€wg gedichtet sind, zu der Vorstellung einer in sich zusammen-
hängenden epischen dichtung ist nur noch ein schritt, wenn
Wilmanns, der diesen schritt wagte, nur spärliche Zustimmung
gefunden hat, so lag der grund zum teil allerdings in der
macht der gewohnheit, die Lachmanns ansätze mit allen details
festhalten wollte, das ist ja das tragische Schicksal gerade immer
der starken und kühnen denker, welche den bann der Über-
lieferung durchbrechen, dass ihre ansieht auf der stufe der ent-
wickelung, bis zu der sie während ihres eigenen lebens sie ge-
führt haben, zu einer neuen Überlieferung wird, die bald wider
den alten bann auszuüben strebt, zum teil aber war Wilmanns
doch auch selbst schuld an der ablehnenden oder mindestens ab-
wartenden haltung, welche von der mehrzahl der mitforschenden
seiner theorie gegenüber eingenommen wurde, er hatte ein
wenig über das ziel hinausgeschossen , indem er mit derselben
Zuversicht, mit der einst Lachmann seine zwanzig lieder abgeteilt
hatte, die stücke älterer epen, aus denen die zweite hälfte des
Nibelungenliedes 'contaminiert' sein sollte, herauszuschneiden und
zusammenzusetzen unternahm, auch gegen solchen versuch gilt,
was kürzlich in diesen blättern aus ähnlichem anlass1 Heinzel
ausgesprochen hat: er zweifle nicht an der existenz von einzel-
liedern, aber er bezweifle, 'dass diese lieder oder liedertrümmer
in den erhaltenen epopöen erkennbar und ausscheidbar seien,
weil wir die richtschnur für eine solche kritische tätigkeit, nämlich
erhaltene einzellieder, nicht besitzen.' und noch in einem anderen
punete hat sich Wilmanns von einer schwäche der Lachmannschen
kritik nicht frei gemacht: er 'misst die alten litteraturwerke nach
dem mafsstabe der gegenwärtigen ästhetischen und logischen an-
sprüche', wobei die gefahr, der natur des volksepos unrecht zu
tun, immer vorhanden ist und durch den Scharfsinn dessen, der
die kritik übt, eher gesteigert als vermindert wird.2 so haben
1 in einer besprechung von ten Brinks Beowulf Anz. xv 154.
2 auch hierin freue ich mich mit Heinzel (aao. 181) zusammenzu-
treffen. Müllenhoffs frage (zGNN s. 4), wie man denn die unvollkommenheit
des ursprünglichen epos beweisen wolle, denke ich demnächst in bezug auf
Homer eingehend zu beantworten, wobei verwandte erscheinungen aus der
altdeutschen dichtung, soweit meine Vertrautheit mit derselben reicht, mit
herangezogen werden sollen, hier sei nur ein punet erwähnt, zur begründung
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 129
die resultate von Wilmanns, eben dadurch, dass er sie bis ins
einzelne ausarbeiten zu können glaubte, an Überzeugungskraft
verloren, es war ein natürlicher rückschlag, wenn Henning in
seinen Nibelungenstudien (1883) wider mit gröfserer entschieden-
heit auf Lachmanns standpunct sich stellte und namentlich in
der abgränzung der einzeluen lieder von neuem an ihn sich an-
schloss. trotzdem glaube ich, dass Wilmanns grundgedanke sich
behaupten wird : als Vorstufe unseres Nibelungenliedes sind nicht
einzellieder von dem geringen umfang der Lachmannschen, sondern
gröfsere zusammenhängende dichtungen vorauszusetzen, ja, dass
auf diesen gedanken eben die durch Müllenhoff und Henning ver-
tretene forschung mit notwendigkeit hinführt, lässt sich an zwei
stellen wenigstens aus den Schwierigkeiten und Widersprüchen
nachweisen, in die der zuletztgenannte gelehrte mit seiner Ver-
teidigung der von Lachmann aufgestellten hypothese sich ver-
wickelt hat.
'Nirgend liegt wol die folgerichtigkeit von Lachmanns Ni-
belungenkrilik deutlicher zu tage als bei der nun zu behandelnden
partie des gedichtes, wo er drei verschiedene, durch einander
geschobene lieder herauserkannte und absonderte und sie in
ihre alte zerstörte ursprünglichkeit wider zurückversetzte': so
urteilt Henning (s. 147) im beginn des capitels, das vom sechs-
meines urteils über Wilmanns (Beiträge zur erklärung und geschiente des
Nibelungenliedes, 1877). widerholt benutzt er als argument für die an-
nähme einer Unterbrechung des Zusammenhanges (lücke oder interpolation)
sätze, die in der letzten zeile einer Strophe enthalten sind: str. 1609 (s. 10),
1740 verglichen mit 1754 (s. 44), 1787 (s. 21), 2079 (s. 16. 19), 2088 (s. 19),
2092 (s. 18), 2107 (s. 3). und doch bemerkt er einmal (s. 35) gegen Lach-
mann: 'bestehen bleibt seine bemerkung, dass der schluss 1707, 4 in seiner
unbestimmten allgemeinheit sich wenig zur einleitung des mislungenen Ver-
suches eignet, aber deswegen allein darf man schwerlich die Strophen für
jünger halten.' gewis richtig, die dichter des Nibelungenliedes wie der
Gudrun hatten oft not, ihre gedanken gerade auf den umfang einer Strophe
abzurunden ; daher verwendeten sie gern in der vierten zeile allgemeine
betrachtungen oder hindeutungen auf die Zukunft als lückenbüfser, die unser
Stilgefühl zwar verletzen, als stützpunete der kritik aber nicht benutzt
werden dürfen, alles, was Wilmanns an den angeführten stellen aus solchen
anstöfsen geschlossen hat, muss entweder anderweitig begründet oder ge-
strichen werden, (über eine ähnliche würkung der strophenform in einem
altchristlichen hymnus s. Usener, Religionsgeschichtliche Untersuchungen,
1889, s. 199.)
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 9
130 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
zehnten und siebzehnten lied handelt, bekanntlich folgen bei
Lachmann die stücke so auf einander:
xva, str. 1582 bis
1652: aufenthalt in
Bechelaren, reise von
dort nach Etzelenburg.
xvia, str. 1653 bis
1655: Kriemhild, am
fenster stehend, sieht
die Burgunden her-
anreiten.
xvb, str. 1656 bis
1669: empfang und
warnung der Burgun-
den durch Dietrich.
xvib, str. 1670 bis
1674: Hagen von
den Hunnen ange-
staunt; den Burgun-
den wird herberge
bereitet.
xvna, str. 1675 bis
1687: empfang durch
Kriemhild, Wortwech-
sel mit Hagen; sie
erfährt, dass die Bur-
gunden durch Diet-
rich gewarnt sind.
xvic, str. 1688 bis
1739 : könig Etzel
sieht Hagen von fern
und lässt sich er-
klären, wer er ist.
Hagen und Volker vor
Kriemhilds saal; ver-
geblicher angriff der
Hunnen.
xvnb, str. 1742 bis
1857: empfang der
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 131
Burgunden durch Etzel.
nachtlager; Hagen und
Volker halten wache;
vergeblicher angriff der
Hunnen, kirchgang und
buhurt. Kriemhild bittet
vergebens Dietrich um
hilfe, gewinnt Blödel.
gastmahl, bei dem Ort-
lieb hereingetragen wird,
wenn ten Brink recht hat (Beowulf s. 3), dass auch in der
höheren kritik eine conjectur erst dann anspruch auf evideuz er-
heben darf, wenn sie einsieht gewährt in die art, wie die zu
beseitigende corruptel entstanden sein kann , so gilt dies be-
sonders in einem falle , wie der vorliegende ist , wo der redactor
eine so überaus künstliche zerschneidung und Zusammenlegung
vorgenommen haben soll, was ihn dazu veranlasst haben könnte,
hat weder Lachmann angedeutet noch Henning ausgeführt, letz-
terer begnügt sich, durch Schilderung des in den einzelnen stücken
beobachteten Stiles für die meinung einzutreten, dass in den drei
hedern 'runde, zusammenhängende, einheitliche gedichte' uns
vorliegen (s. 154). ist dies würklich so?
Das sechszehnte lied nach Lachmann besteht aus zwei kleineren
und einem gröfseren abschuitt, der in sich wider zwischen 1695
und 1696 eine deutliche fuge hat. ich will kein gewicht darauf
legen, dass in den verschiedenen handschriften übereinstimmend
au dieser stelle eine neue aventiure beginnt; wichtig aber ist die
tatsache , dass erst von hier an ein in sich geschlossener Vorgang
sich abspielt: Hagen und Volker setzen sich auf eine bank Kriem-
hilds fenster gegenüber; die königin erblickt sie, führt eine
Hunnenschar zum kämpfe heran , stellt ihren feind zur rede, er-
hält trotzige antwort, muss aber unverrichteter sache wider ab-
ziehen, weil die Hunnen sich vor den beiden recken fürchten;
nachdem das geschehen ist, kehren Hagen und Volker zu den
übrigen Burgunden zurück, auf diesen abschnitt passt durchaus
nicht, was Henning, freilich mit sich selbst1 in Widerspruch,
s. 168 sagt, wo er dem sechszehnten liede eine 'gelegentlich
springende und scheinbar zusammenhangslose art' beilegt, diesen
1 aufser den schon angeführten stellen s. noch s. 162.
9*
132 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
character hat das lied nur dadurch bekommen, dass ihm die
fragmente a und b und 8 Strophen von c (Etzels erkundigung
nach Hagen, von Lachmann als 'teichoscopie' bezeichnet) hin-
zugefügt sind. Henning sucht zwar (s. 161) einen inneren Zu-
sammenhang zwischen den vier stücken zu erweisen, indem er
die drei ersten 'eine reihe kleiner gemälde' nennt, 'in denen die
einleitenden, für das Verständnis des liedes unerlässlichen be-
gebenheiten rasch und anschaulich erledigt werden: Kriemhild
am fenster ihre brüder erwartend, Hagen beim einzuge vom
volke angestaunt, die knechte zur herberge gebracht, Dietrich,
der Hagen empfängt und ihm mit einem worte die gefahr an-
deutet, Etzel, der sich nach Hagen erkundigt.' aber wir er-
fahren nicht, in wie fern denn diese Situationen und begeben-
heiten zum Verständnis der haupthandlung des liedes unerlässlich
sind; eine Verweisung auf Lachmanu (Aum. s. 210) kann doch
nicht als beweis dienen, auch sagt Lachmann nur: 'das alles
ist Vorbereitung der ausführlicheren erzählung des ersten angriffs';
den ausdruck 'zum Verständnis unerlässlich' hat Henning hinzu-
getan, wer das sechszehnte lied unbefangen prüft, wird sich
der beobachtung kaum verschliefsen können, dass in ihm ziem-
lich disparate dinge zusammengebracht sind.1
Den mangel eines natürlichen Zusammenhanges erkennt man
am deutlichsten, wenn man die Übergänge betrachtet, durch
welche die scene zwischen Hagen, Volker und Kriemhild nach
rückwärts und nach vorwärts in den gang der übrigen handlung
eingefügt ist. nachdem der dichter erzählt hat, wie Etzel über
Hagen, den er mit Dietrich zusammenstehen sieht, auskunft er-
hält und sich seiner früheren bekanntschaft mit dem beiden
erinnert, fährt er fort:
1696 Do schieden sich die zw e'ne recken lobelich,
Hagen von Tronije mit ouch her Dietrich,
dö blikte über ahsel der Guntheres man
nach eime hergesellen, den er vil schiere gewan.
1 dies hat wol auch Roediger erkannt, der (Kritische bemerkungen zu
den Nibelungen, 1884, s. 44) den Vorgang zwischen Kriemhild und den
beiden gesellen Hagen und Volker (1698— 1739) für später eingefügt erklärt,
er sucht aber die einheit des liedes dadurch zu retten, dass er die Inter-
polation demselben dichter zuschreibt, der die ersten stücke von xvi ver-
fasst habe.
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 133
er sieht Volker bei Giselher stehen und bittet ihn, sich ihm an-
zuschließen, dann heifst es:
1698 Noch liezen si die herren üf dem hove stdn.
niwan si zwe'ne aleine sach man dannen gdn
über den hof vil verre für einen palas wit.
die üz erweiten degne vorhten niemannes nit.
sie setzen sich Kriemhilds - fenster gegenüber, und nun ent-
wickelt sich die oben kurz beschriebene scene. während der
ganzen zeit stehen die übrigen Burgunden unbeachtet auf dem
hofe und warten immer noch auf den empfang durch könig Etzel.
erst nachdem die Hunnen sich zurückgezogen haben, gedenkt
Volker der rücksicht, die sie beide ihren herren schuldig sind,
und sagt zu seiuem genossen:
17 38, 3 wir suln zuo den künigen hin ze hove gdn.
das geschieht denn auch, aber merkwürdig ist die art, wie sie
sich nach ihrer unmotivierten abwesenheit wider einführen:
1740 'Nu wil ich in volgeri, sprach dö Hagene.
si giengen da si fanden die zieren degene
in grözem antvange an dem hove stau.
Volker der küene vil lute sprechen began
1741 Zuo den sinen herren: 'wie lange weit ir sten,
daz ir iuch lazet dringen ? ir mit ze hove gen,
und hceret an dem künige wie der si gemuot.'
dö sach man sich gesellen die helde küene unde guot.
in der tat mehr als kühn , wie Volker hier auftritt, er krönt
seine und Hagens rücksichtslosigkeit damit, dass er die könige
schilt, weil sie so lange gewartet haben, die ungehörigkeit
dieses Vorwurfes war einer der gründe , weshalb Lachmann die
beiden Strophen 1740 f, 'die sich auch durch die äufsere form1
als neu zu erkennen geben', für interpoliert hielt, aber sie
stehen in notwendiger Wechselbeziehung zu str. 1698, in der ge-
sagt wird, dass Hagen und Volker die herren auf dem hofe
stehen liefsen. deshalb hat Wilmanns recht (s. 40), wenn er ver-
langt, dass beide stellen gleichmäfsig beurteilt werden, er selbst
1 Lachmann meint, wenn ich ihn recht verstehe, den Übergang- der
construction aus einer Strophe in die andere, aber ein solcher findet sich
auch kurz vorher in den als echt anerkannten Strophen 1710 f. 1 7 1 2 f . wir
brauchen daran um so weniger anstofs zu nehmen, als nach der ansieht,
die wir gewinnen werden, die ganze hier eingeschobene partie zu den
jüngsten des epos gehört.
134 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
hält beide für das werk eines ungeschickten jüngeren bearbeiters,
der die dazwischenliegende scene aus der von Wilmanns ange-
nommenen Dancwartsdichtung herausgenommen, am anfang und
ende beschnitten und mit hilfe jener übergangsstrophen nach
rückwärts und nach vorwärts in den gang der handlung ein-
gefügt habe, das wäre ja an sich möglich, aber auch gerade
nur möglich; einen bestimmten anhält für solche Vermutung gibt
es nicht, wir werden sie um so weniger uns aneignen können,
wenn wir bedenken , dass in der ganzen hier behandelten scene
Dancwart gar nicht erwähnt wird, sie steht überhaupt in keiner
festen beziehung zu irgend einem anderen teile der dichtung;
nur Hagen , Volker und Kriemhild treten auf, von den Hunnen,
die den angriff versuchen, wird keiner mit namen genannt; die
Situation der hauptpersonen ist vor anfang der sceue (bis 1695)
dieselbe wie nach dem schluss (von 1742 an): die Burgunden
erwarten, von Etzel empfangen zu werden, hier haben wir also
würklich ein einzellied, das im wesentlichen zwar mit dem sechs-
zehnten von Lachmann zusammenfällt, aber um die stücke a, b
und 8 Strophen von c kürzer ist. es bleibt die frage , wie alt
etwa dies lied ist, ob es ursprünglich einmal selbständig existiert
hat oder ob es für die stelle, an der es jetzt steht, gedichtet
ist. ich denke, wir werden mittel finden, die frage mit einiger
Wahrscheinlichkeit zu beantworten.
Der inhalt unseres liedes hat grofse ähnlichkeit mit einer
episode des siebzehnten (str. 1765 — 1786): auch dort Hagen und
Volker von den übrigen Burgunden gesondert; auf der anderen
seite eine Hunnenschar, die von Kriemhild zum angriff aufgeboten
ist; auch dort ziehen sich die Hunnen feige zurück, ohne einen
kämpf zu beginnen, aber alles dies geschieht nicht, wie in xvi,
bei tage, sondern bei nacht, trotzdem ist des übereinstimmenden
zwischen beiden scenen so viel, dass die Vermutung wenigstens
nicht abgewiesen werden kann, eine sei nach dem vorbilde der
anderen erfunden worden, leider fehlt es an jedem äufseren
merkmal, um zu bestimmen, auf welcher seite das original ist;
denn sowol der Klage als der Thidrekssaga sind beide scenen
völlig fremd. Hugo Busch, der durch sorgfältige vergleichung
des berichtes der Saga und der erzählung in der Nibelunge not1
1 Die ursprünglichen lieder vom ende der Nibelungen, ein beitrag zur
Nibelungenfrage. Halle 1882.
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 135
manche wertvolle aufklärung gewonnen hat, handelt von seinem
standpunct aus ganz consequent, indem er beide, die tagscene
so gut wie die nachtscene, für interpolationen erklärt (s. 12.
51. 63). er überschätzt, wie mir scheint, die durchführbarkeit
seines Vergleiches für die letzten partien der handlung. bis zum
empfang der gaste durch Etzel ist der parallelismus würklich ein
ziemlich genauer, und Busch hat aus der gleichmäfsigen Ver-
wirrung, in der beide berichte sich befinden, mit glücklichem
Scharfsinn zwei alte Versionen derselben erzählung herauserkannt,
die bereits auf der gemeinsamen Vorstufe der in Saga und Not
erhaltenen traditionen mit einander vermischt gewesen sein müssen,
aber nicht nur die kämpfe selber sind, worauf Busch s. 58.66 hin-
weist, in beiden darstellungen so verschieden behandelt, dass eine
weiterfuhrung des Vergleiches unmöglich wird, sondern auch in
der. art, wie die eröffnung der feiudseligkeiten vorbereitet wird,
weicht die Not von der Saga erheblich ab; sie enthält hier in viel
höherem grade selbständige dichtung als in dem abschnitt von
der ankunft in Bechelaren bis zum empfang durch Etzel. wir
sind also nicht berechtigt, jene nachtscene darum, weil sich in
der Saga keine spur von ihr findet, im Nibelungenliede für inter-
poliert zu halten, aber das erkennen wir allerdings, zumal wenn
wir das schweigen der Klage mit in erwägung ziehen: beide
scenen gehören den jüngeren elementeo der dichtung an, die nicht
aus dem gemeinsamen sagengut der deutschen stamme über-
nommen sind, die frage, in welchem Verhältnis beide zu ein-
ander stehen, bleibt noch offen.
Henning hat diese frage mehrfach berührt, obwol nicht
immer in gleichem sinne, an zwei stellen erklärt er xvi (tag-
scene) für altertümlicher als xvn (nachtscene); er vermutet (s. 160),
'dass xvi aus einer anderen liederreihe stammt und nicht mehr
als ein einzellied für sicli bestand, als es zwischen xv und xvii
hineinverflochten wurde.' das stimmt zu dem, was s. 155 im
anschluss an Müllenhoff gesagt ist, 'dass xiv, xv, xvn schon in
einem liederbuche vereinigt waren, als xvi in denselben Zu-
sammenhang hineingeflochten wurde.' wir sollen also annehmen,
dass xvn an sich zwar jünger, in dem zusammenhange aber, in
dem wir jetzt beide lesen , älter ist als xvi. dies wäre nicht
gerade unmöglich, müsle aber allerdings irgendwie erst wahr-
scheinlich gemacht werden. Henning versucht das nicht nur
136 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
nicht, sondern bekennt sich an einer dritten stelle (s. 162) zu
einer ganz neuen auffassung: 'das siebzehnte lied verlegt den
Überfall viel passender auf die nacht, und das mag auch wol
das ursprünglichere sein.' und gleich darauf heifst es, wir
müsten die begebenheit in xvi 'als einen späteren nachwuchs der
sage betrachten, der dann in selbständiger ausbildung, als lied
für sich, eine eigene existenz erhielt.' hiernach ist also xvi das
jüngere lied, durch den inhalt von xvn veranlasst, dies scheint
nur so verstanden werden zu können , dass dem Verfasser von
xvi das siebzehnte lied vorlag und als muster diente, aber das
ist wider nicht Hennings meinung. im nachtrage seiner schritt
versichert er (s. 325) Busch gegenüber ausdrücklich: 'wenn man
dies abenteuer (in xvi) auch für einen späteren Zuwachs der
sage halten muss, so ist es innerhalb unserer Überlieferung
doch ebenso wenig als eine interpolation nachzuweisen als das
entsprechende nächtliche abenteuer in xvu.' damit werden beide,
als bestandteile der uns überlieferten dichtung, einander gleich-
gestellt, während Henning doch von Müllenhofls ansieht aus-
gegangen war, dass xvi erst nachträglich in den fertigen Zu-
sammenhang der et- v7toh)\pewg gedichteten lieder xiv, xv, xvu,
xvm eingefügt worden sei. ich vermag diese Widersprüche nicht
auszugleichen.
Nur in einem punete muss ich Henning entschieden bei-
pflichten: der Überfall erfolgt zur nachtzeit passender, weil mit
mehr aussieht auf erfolg, als bei tage, doch ist dies nicht der
einzige Vorzug der motivierung in xvu. man erfährt hier auch,
warum sich Hagen und Volker von ihren gefährten trennen: nicht,
um sich auf eine bank zu setzen und dort ein erlebuis zu haben,
das der dichter gern erzählen will, sondern um wache zu halten,
damit die anderen ruhig schlafen können, ebenso liegt das Ver-
hältnis am schluss. die scene in xvi würkt nur störend; nach-
dem sie vorüber ist, geschieht das, was viel passender schon
47 Strophen früher geschehen wäre; die begegnung zwischen
Hagen, Volker und Kriemhild hat gar keine folgen, der mis-
lungene nächtliche Überfall in xvu aber hat sehr wichtige folgen:
Hagen und Volker sind erbittert und mistrauisch geworden, als
der tag angebrochen ist und die Burgunden sich zum kirchgang
rüsten , rät Hagen , dass sie statt seidener gewänder waffen an-
legen (1791 f). und als Etzel erstaunt nach der Ursache fragt
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 137
und sich erbietet, selber seinen gasten geuugtuung zu ver-
schaffen, wenn jemand sie beschwert haben sollte (1800), da
erwidert Hagen: niemand habe ihnen etwas zu leide getan, es sei
sitte seiner herren, zu allen festen gewalfnet zu gehen, dies ist
zugleich eine indirecte antwort auf Kriemhilds mörderischen an-
schlag, ein spott, der sie um so empfindlicher treffen muss, als
sie nichts dagegen sagen darf, wenn sie sich nicht verraten will.
1802 Vil wol gehörte Kriemhüt waz Hagene gesprach.
wie rehte vientliche si im under d'ougen sach!
sine wolde doch niht melden den site von ir lant,
sioie lange si den hete ze den Burgonden erkant.
vollends dass nachher Hagen und Volker den platz vor der
kirchtür nicht räumen , sodass Kriemhild sich hindurchdrängen
muss (1804), und weiter, wie Volker beim buhurt einen vor-
nehmen Hunnen vom pferde sticht (1826), diese züge, die von
dem sonst herscheuden ritterlichen wesen so grell abstechen,
lassen sich nur erklären aus der nachwürkung dessen , was die
beiden heldeu in der nacht erlebt haben , und sie ihrerseits
tragen dazu bei, die Spannung zwischen beiden parteien zu er-
höhen und den ausbruch des kampfes vorzubereiten, wir sehen :
der Überfall in xvn greift nach allen seilen als notwendiges glied
in den gang der handlung ein. — trotzdem enthält doch auch
die tagscene (xvi) gerade von Seiten der psychologischen ent-
wickelung manches, was man in xvn vermissen könnte, dort
wird kaum erwähnt, dass die königin die Hunnen zum kämpfe
angestiftet hat. erst zum schluss (1786) sagt der dichter dies
ausdrücklich, vorher, als sie heranrücken, heifst es nur:
1775, 3 die Kriemhilde man
wolden an den gesten schaden gerne hdn getdn.
allerdings schliefst sich unmittelbar hieran, in parenthese hinzu-
gefügt, eine nachträgliche begründung:
E Kriemhüt dise recken hete dan gesant,
si sprach: 'ob irs also vindet, durch got so sit gemant
daz ir da slahet niemen wart den einen man,
den ungetriuwen Ilagenen: die andern mit ir leben ldn\
aber die Strophe steht nur in einem teil der handschrif'ten
(CI) und verrät sich grammatisch wie sachlich als ein unge-
schickter versuch, eine fehlende eikläiung nachzaitrageu. immer-
hin ist es bemerkenswert, dass hier von einein Überarbeiter oder
138 ÜBER DAS URSPRÜGLICHE VERHÄLTNIS
abschreiber ein mangel empfunden wurde, liest man die er-
zählung in xvn allein, so fehlt würklich etwas, eine andeutung
über den grund des nächtlichen angriffs; man muss an den Zu-
sammenhang des ganzen epos denken, um das, was hier geschieht,
zu verstehen, anders in xvi. dort ist von anfang bis zu ende
ein durch sich selbst klarer, in sich geschlossener verlauf. Kriem-
hild erblickt ihren feind und beginnt zu weinen. Etzels mannen
wundern sich darüber, sie antwortet, Hagen habe sie beleidigt,
die Hunnen erklären sich bereit, sie zu rächen; erst sechszig,
dann vierhundert wappnen sich, mit dieser schar geht sie hinaus
und tritt vor den verhassten hin. er beschimpft sie vor den
äugen ihrer mannen, indem er nicht aufsteht; er reizt ihren
schmerz, indem er Siegfrieds schvvert recht sichtbar über seine
kniee legt, nun stellt sie ihn zur rede; erst fragt sie, wie er
es habe wagen können, in dies land zu kommen; dann, warum
er Siegfried erschlagen habe, trotzig antwortet Hagen:
1728 Er sprach: 'toas sol des
mere? der rede ist im genuoc.
ich binz et aber Hagne, der Sifriden sluoc,
den helt ze sinen handen. wie ser er des enkalt,
daz diu vrowe Kriemhilt die schämen Prünhilde schalt!
1729 Ez ist et dne lougen, Miniginne rieh,
ich hdn des alles schulde, des schaden schedelich.
im rech ez swer so welle, ez si wip oder man.
ich emoold iu danne liegen, ich hdn iu leides vil getan.'
Rriemhild hat ihren zweck erreicht: Hagen hat sich offen zu
seiner tat bekannt, jetzt kann sie sich mit gutem gründe an ihr
gefolge, das dem gespräch zugehört hat, mit der aufforderung
wenden, an Hagen räche zu üben, wir sehen: die motivierung,
die in xvn fehlt, ist in xvi aufs genaueste und mit voller poeti-
scher kraft gegeben.
Eine merkwürdige Verteilung von Vorzügen und schwächen:
die tagscene in xvi den gang der handlung unterbrechend, un-
geschickt, beinahe plump eingefügt, aber iu sich selbst klar und
reich und würksam entwickelt; die nachtscene (xvn) in ihrer
eigenen darstellung etwas knapp gehalten , nur verständlich durch
die erzählung der vorhergehenden ereignisse, an diese aber aufs
natürlichste sich anschliefsend und ebenso natürlich zu weiteren
ereignissen hinüberleitend. die folgerung ist wol nicht zu kühn,
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 139
dass die zweite scene von vorn herein im zusammenhange einer
gröfseren dichtung geschaffen worden ist, während die, welche
in unserem text vorangeht, nach dem vorbilde der anderen als
einzelnes stück gedichtet und dann, so gut es gehen wollte, an
der stelle eingeschoben wurde, an der sie jetzt steht, dass sie
dazwischen eine zeit lang für sich allein bestanden habe und erst
unter verlust ihrer echten einleitung vermittels der Strophen
1G96 — 1698 und 1740 f dem gesammttext einverleibt worden sei,
ist nicht geradezu unmöglich, aber alle Wahrscheinlichkeit spricht
dagegen, denn auch das vorbild in xvii gehört ja schon den
jüngeren erzeugnissen der Nibelungendichtung an, die den paral-
lelberichten der Klage und der Thidrekssaga noch nicht bekannt
sind, sollte aber würklich die episode in xvi nicht von anfang
an für ihren jetzigen platz bestimmt, sondern als selbstän-
diges einzellied gedacht gewesen sein, so war das doch kein
Lachmannsches einzellied, das der Vorstufe vor einer zusammen-
hängenden epischen dichtung angehörte, vielmehr ein solches,
dem diese zusammenhängende dichtung ihrerseits als Voraus-
setzung diente, genau so, wie z/oXioveia und "Ektoqoq "kvrqa
den im wesentlichen abgeschlossenen bestand der Ilias zur Vor-
aussetzung haben.
Wenn die hypothese, zu der wir gelangt sind, richtig sein
soll, so muss sie der oben s. 131 mit ten Brinks Worten aus-
gesprochenen forderung genügen: sie muss einsieht gewähren
in die art, wie das, was in der Überlieferung vorliegt und uns
anstofs gibt, entstanden sein kann, und in der tat, das lässt
sich zeigen: der Verfasser von xvi nimmt für Kriemhild partei;
er will, entgegen der auffassung, die sonst in der zweiten hälfte
des epos herscht, ihr tun rechtfertigen durch die beleidiguugen,
die sie erdulden muss. dies hat Henning (s. 163) richtig er-
kannt, wenn er aber weiter sagt, das sechszehnte lied sei 'in
jeder hinsieht viel mafsvoller, edler und gehaltener' als das sieb-
zehnte, so ist dies nur für den richtig, der beide so nimmt, wie
Lachmann sie zusammengestellt hat; Volkers betragen beim kirch-
gang und beim turnier ist würklich das gegenteil von mafsvoll
und edel, zieht man jedoch nur die beiden scenen in betracht,
die uns hier beschäftigen, so ist die in xvi lebendiger und dra-
matischer, aber auch derber als die in xvii; und dieser unter-
schied gibt uns weiteren aufschluss über die absieht des nach-
140 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
dichters. das eine mal bleibt Kriemhild ganz im hintergrunde,
und auch die von ihr abgesandten Streiter treten den beiden
fremden recken nicht aug in äuge gegenüber; nur von fern sieht
Volker einen heim schimmern; die Hunnen geben ihren plan
auf, sobald sie sich entdeckt wissen, das andere mal rücken
sie zum angriff heran; erst die furcht, die der fiedler durch sine
swinde blicke ihnen einjagt, und die erinnerung an Hagens frühere
taten, die der anblick des Schwertes Balmung wachruft, treibt
sie zurück, was aber das stärkste ist: hier in xvi stehen die
hauptpersonen der ganzen handlung, Kriemhild und Hagen, in
offen erklärtem hasse gegen einander, es gibt aufser dem schluss,
kurz vor Hagens tode, in der ganzen dichtung keine stelle, wo
der alles bewegende und vernichtende conflict so körperlich greifbar
sich darstellte wie in der streitscene in xvi; man braucht, um
dies recht zu fühlen, nur den im vergleich dazu harmlosen Wort-
wechsel wider zu lesen, den der Verfasser der Strophen 1675 11*
bei gelegenheit des empfanges der Burgunden erzählt, dass
jemand, der die kraftvolle Schilderung in xvi kannte, sich habe
veranlasst sehen können, ihr eine abgeschwächte wider hol ung
zu geben, erscheint mir undenkbar, dass aber umgekehrt ein
dichter, dem die in xvn natürlich entstandene Situation, wie
Hagen und Volker treu zusammenstehen, vertraut geworden war,
lust empfand, diese Situation von neuem zu verwerten, zugleich
die in der nachtscene kaum begonnene handlung etwas weiter zu
entwickeln und bei diesem anlass die treibenden motive des ge-
waltigen kampfes zu lebendigem ausdruck zu bringen, unbe-
kümmert darum, ob solche ausführung für die stelle des epos,
an der er sie einschob, passte: dies scheint mir in hohem grade
denkbar, ja, ich möchte glauben, dass die zuletzt augestellte
prüfung ein abschliefsendes argument für die richtigkeit der vor-
getragenen ansieht ergibt.
Diese ansieht selbst wird hier nicht zum ersten male den
lesern vorgelegt, sie hatte sich mir bei widerholter leetüre des
Nibelungenliedes im lauf mehrerer jähre gebildet, als ich dann,
im begriff, sie für öffentliche mitteilung auszuarbeiten, mich in
der einschlägigen litteratur umsah, fand ich zu meiner freudigen
Überraschung, dass Scherer in der Literaturgeschichte (s. 120) den
gleichen gedanken ausgesprochen hat: 'über den empfang durch
Kriemhild sind uns zwei verschiedene lieder erhalten, beide feiern
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 141
die heldenfreundschaft Hagens und Volkers, vor denen die Hunnen
scheu zurückweichen. — das zweite lied (xvi) hat das erste (xvn)
durchweg zur inneren Voraussetzung.' Scherer hat die gründe
für seine ansieht nur kurz angedeutet; in einer anmerkung
empfiehlt er sie der prüfung der fachgenossen, ob er die von
mir versuchte begründung hätte gelten lassen, weifs ich nicht,
wage es aber zu hoffen, die trennung der scene zwischen Hagen,
Volker und Kriemhild von den übrigen stücken, mit denen Lach-
mann sie in xvi vereinigt hat, wird von Scherer zwar nicht be-
rührt; aber sie würde sich in einer breiteren darlegung seiner
ansieht wol auch ihm als notwendige consequenz ergeben haben.
Es gibt noch eine zweite stelle in der Schlusspartie des
Nibelungenliedes, wo sich eine nachträgliche erweiterung ohne
anstofs und mit gewinn für den Zusammenhang der handlung
aussondern lässt; ich meine das Iringslied (xix). Henning nimmt
nach dem vorgange Müllenhoffs an, dass xix und xx besonders
eng verbunden gewesen seien, 'der anschluss ist so eng und
unmittelbar, dass zwischen beiden nicht blofs jeder Widerspruch
vermieden ist, sondern auch der Zusammenhang kein würkliches
aufhören, höchstens eine pause im Vortrag erduldet': so urteilt
er s. 214. aber wenige Seiten später (223) ist ihm 'die anleh-
nung (des zwanzigsten liedes) an xix nur eine äufserliche, die
für den plan des liedes von keiner bedeutung geworden ist. nur
der faden der erzählung, nicht das thema derselben wird fort-
geführt.' und so ist es würklich. xx schliefst sich an die er-
eiguisse, die dem kämpfe des dänischen markgrafen vorangehen,
viel enger an als an diesen selbst, in dem gespräch zwischen
den Burgundenkonigen und Etzel, das den anfang von xx ein-
nimmt, erwidert Günther die vorwürfe, die ihm gemacht werden,
mit den Worten :
2028 'des twang uns gröziu not.
allez min gesinde lac vor dinen helden tot
an der herber ge: wie hete ich daz versolt?
ich kom zuo dir üf triuwe, ich wand daz du mir wevrest holt.'
damit ist deutlich an den kämpf des Daucwartsliedes (xvm) an-
geknüpft; auch Dancwart selbst wird zweimal erwähnt: 2021.
2044.1 dagegen auf Irings heldeutod und den Untergang seiner
1 Lachmann hielt zwar beide Strophen für interpoliert; aber sie dürfen
und müssen widerhergestellt werden, wenn sich für xix eine auffassung
142 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
mannen wird in xx auch nicht mit einem halben satze hinge-
wiesen, ich muss allerdings zugeben, dass die Situation am
anfang von xx zu der am schluss von xix gut passt; aber dies
hat darin seinen grund, dass xix gar keinen fortschritt in der
handlung bewürkt. das ist Henning nicht entgangen, er findet,
dass sich sehr geschickt am schluss des liedes dieselbe Situation
widerhole, die wir am anfang gehabt haben (s. 205): 'widerum
sitzen oder lehnen die Burgunden am ausgang der halle, des
weiteren kampfes gewärtig. Etzel und Kriemhild stehen draufsen
und beklagen die gefallenen und veranlassen am abend einen
neuen angriff.' die führung des liedes ist würklich ganz geschickt,
aber nur vom standpuncl des erweiternden dichters aus, der
einen gegebenen Zusammenhang vorfindet und, um ihn nicht zu
stören, ebenda wider einmünden muss, wo er ausgebogen ist.
vergleicht man Iriugs fall mit den kämpfen von Blödel, Rüdiger,
Hildebrand und Wolfhart, Dietrich, so findet man, dass er der
einzige ist, dessen auftreten ohne jeden einfluss auf den gang
der handlung bleibt, daraus folgt unweigerlich, dass in den ver-
lauf der uns vorliegenden erzählung das Iringabenteuer auf andere
weise und wesentlich später hineingearbeitet worden ist als das
blutbad an der herberge und die kampfscenen, in deren mittel-
punct Rüdiger und Dietrich stehen.
Dem widerspricht die tatsache nicht, dass Irings tod auch
in der Thidrekssaga (cap. 387) und in der Klage (201 ff. 541 ff)
erzählt wird, denn in beiden erfolgt er unter anderen umständen
als in der Not und, was noch schwerer wiegt, er ist nach dem
berichte der Saga 'in den Untergang der Burgunden fest hinein-
gefügt als ein notwendiges und unentbehrliches glied' (Henning
s. 204). eben deshalb, weil dies in unserem liede nicht der fall
ist, weil der held im ganzen epos nur noch zweimal (1285. 1745)
und beide mal blofs als Staffage vorkommt, muss er hier zu den
jüngsten bestandteilen der dichtung gezählt werden, nimmt man
dazu den eigentümlichen character des Iringsliedes, den Wilmanns
(s. 50 ff. 73) und Henning schildern; bedenkt man, was be-
sonders der letztere dargelegt hat, dass Iring ursprünglich einem
fremden Sagenkreise, dem thüringischen, angehört, so gewinnt
ergibt, mit der sie sich vertragen, (die erste von ihnen gehört dem ab-
schnitt an, den Lachmann von xx getrennt und als schluss an xix ange-
setzt hat.)
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 143
man mit aller überhaupt erreichbaren Wahrscheinlichkeit die an-
schauung : die lieder xvm. xx waren in ihrer gegenwärtigen reihen-
folge bereits vorhanden , als das lied von Iring hinzugedichtet und
eingefugt wurde. Henning (s. 187) vertritt auch diesmal (wie
bei xvi) die ansieht, dass das nachträglich eingeschobene lied in
alter zeit bereits einem gröfseren zusammenhange angehört habe,
dass es im anschluss an ein verlorenes, das die stelle unseres
achtzehnten vertrat, weiter gedichtet worden sei. Busch (s. 70.
73) stimmt dem nicht nur zu, sondern vermutet, dass es auch
noch eine verlorene fortsetzung dazu einst gegeben habe, wer
könnte behaupten, dass beide gelehrte etwas an sich unmög-
liches annehmen? und gewis gibt es noch viele andere möglich-
keiteu. aber da keine spur darauf hindeutet, dass eine von
ihnen jemals würklichkeit gewesen sei, so tun wir wol besser,
uns mit dem zu bescheiden, was wir haben, und das Iringslied
das in unserem Nibelungenepos isoliert steht, als ein einzelnes
hinzunehmen, es ist ein eiuzellied von der art der Johöveta,
von der eingeschobenen erzählung in xvi dadurch verschieden,
dass der inhalt nicht vom dichter erfunden , sondern aus altem
sagenstoffe frei gestaltet ist, aber darin jenem stücke gleich,
dass es schon den bestand einer längeren zusammenhängenden
darstellung voraussetzt.
Es wird zeit, die ergebnisse der bisherigen Untersuchung
zusammenzufassen, xvi und xix sind als Lachmaunsche einzel-
lieder verschwunden, von ersterem sind ein par kleine stücke
geblieben, an deren letztes (die teichoscopie, bis 1695) sich der
empfang durch Etzel in xvu (str. 1742 ff) sachlich gut anschliefst,
in die i% v7toh't\peo)s gedichtete reihe xiv. xv. xvn. xvm sind also
auch die erwähnten fragmente von xvr mit aufzunehmen, weiter-
hin xvm hängt mit xx fest zusammen, da in letzterem der aus-
bruch des kampfes so vorausgesetzt wird , wie das Dancwartslied
ihn erzählt, demnach haben wir von xiv bis zu ende eine einzige
zusammenhängende erzählung.
Diese anschauung ist im keime schon bei Lachmann und
Müllenhoff gegeben. Lachmanns zwanzigstes lied, in dem die
Verhandlung wegen der sühne, der saalbrand, Rüdigers kämpf
und tod, der Untergang der Amelungen, Ilildebrands flucht,
Dietrichs eingreifen, Günthers und Magens gefangennähme und
tod, Kriemhilds ausgang berichtet werden , das ist überhaupt nur
144 ÜBER DAS URSPRÜNGLICHE VERHÄLTNIS
noch dem namen uach ein einzellied, der sache nach eine manig-
faltige und zusammenfassende dichtung. ihr gleich in der form
der composition ist Müllenhoffs liederreihe xiv — xvm. was ihn
und Henning gehindert hat, beide grofse stücke, deren eines
ohne abschluss, das andere ohne anfang war, mit einander zu
verbinden, war einmal ihre, wie ich nachgewiesen zu haben
glaube, irrtümliche ansieht über das Iringslied und sodann die
ebenfalls von Lachmann überkommene Überzeugung, dass der
letzte teil von xvm (str. 1917 — 1956), in dem erzählt wird, wie
Etzel und Kriemhild aus dem saal herauskommen, interpoliert
sei. man muss zugeben, dass diese erzähluug wenig schön ist;
es fehlt ihr an anschaulichkeit und an klarer motivierung. aber
von beiden fehlem sind auch die partien, welche Lachmann für
echt hielt, nicht frei, in xvn. xvm sind zwei verschiedene formen
der herbeiführung des kampfes (durch Blödel und durch Ortlieb)
mit einander verbunden und zu einem unentwirrbaren knäuel1
verstrickt; in xx steht der saalbrand als unverstandener rest einer
verlorenen gestalt der sage da.2 aller anschaulichkeit widerstrebt
es, dass nicht nur im Iringsliede (1993), sondern auch vorher
und nachher (1963. 2166) uns zugemutet wird zu glauben, dass
die Burgunden hören und verstehen, was Kriemhild zu Etzel und
ihren mannen spricht, ich erwähne das alles natürlich nicht, um
den dichtem, an deren werken wir uns erfreuen, einen Vorwurf zu
machen, sondern um daran zu erinnern, dass die gewohnheit,
eine Situation oder ein motiv bis in alle consequenzen auszudenken
und immer gegenwärtig zu halten, den Sängern früherer Zeiten
viel weniger geläufig war als den Schriftstellern der modernen,
und doch entstehen auch wol heute noch werke, deren Verfasser
nicht an jeder einzelnen stelle das, was er an anderen stellen
über dieselbe sache gesagt hat, deutlich im bewustsein hält, der
schluss des achtzehnten liedes stellt in dieser beziehung keine
stärkeren ansprüche an unsere duldsamkeit als mancher andere
abschnitt des epos.
Man wird mich nicht so misverstehen wollen, als behauptete
ich nun wider, der hier umschriebene teil des Nibelungenliedes
1 dies wird am besten bewiesen durch den letzten versuch, der ge-
macht worden ist, die einzelnen Strophen, welche die eine oder die andere
auffassung vertreten, aus einander zulegen: Roediger, Kritische bemerkungen
s. 39 ff.
2 dies erkannt zu haben ist eines der Verdienste von Wilmanns (s. 54 ff).
DER NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX 145
sei das werk eines einzigen, planmäfsig arbeitenden dichters,
das durch ausscheidung einiger 'interpolationen' in ursprünglicher
reinheit widerhergestellt werden könne. vielmehr glaube ich
gerade, dass die einsieht in die entstehungsweise der lieder xvi
und xix uns zu einer Vorstellung davon verhilft, wie auch der
bestand, den diese lieder bereits vorfanden, allmählich angewachsen
ist. beliebt gewordene scenen wurden neu und würksamer aus-
geführt, überlieferte Stoffe nach wechselndem geschmack und be-
dürfnis umgeformt, characteristische züge der sage beibehalten,
auch wenn grund und folge, zwischen denen sie einst befestigt
waren , verloren giengen. den plan des ganzen hatte jeder sänger,
der ein lied vortrug, in gedanken; aber weder wollte er ängst-
lich auf alle vorangehenden und nachfolgenden teile der Hand-
lung rücksicht nehmen, noch hätte er es gekonnt, da auch diese
einer immerwährenden Veränderung und erneuerung durch die
lebendige Schaffenslust der improvisatoren unterworfen waren, so
haben sich nach und nach die schichten des epos nicht nur über
einander gelagert, sondern sind in einander verwachsen, nur die
jüngsten vermögen wir noch glatt abzulieben; die älteren von
einander zu lösen, wird immer ein vergebliches bemühen bleiben.
Ich kann diese betrachtungen nicht schliefsen, ohne ein
par gedanken aus Steinthals aufsatz über das epos1, auf den ten
Brink aufmerksam macht, herzusetzen, 'wir haben uns die Volks-
dichtung in vollster lebendigkeit, unstetigkeit und flüssigkeit zu
denken, es gilt von ihr durchaus, was von der spräche gilt: sie
ist nicht ein werk, sondern eine kraft, ihr name ist ein nomeu
actionis. es gibt nicht volksgedichte, sondern volksdichten; kein
volksepos, sondern nur volksepik. — daher ist es genau ge-
nommen unmöglich, Volksdichtung schriftlich zu fixieren: sie ist
ein dichtungsstrom, der unaufhaltsam fliefst. wie man in den-
selben stromwellen nicht zweimal badet, so hört man nicht
zweimal dasselbe lied. man schöpft wol aus dem ströme einen
eimer wasser: so ist es aber keine welle mehr, und ebenso
zeichnet man ein lied auf; aber das ist kein Volkslied mehr, in
einer stunde darauf, ja in derselben stunde an einem anderen
orte rauscht dasselbe lied in anderem tone. — das volksgedicht
ist unfassbar; denn alle Varianten sammeln ist unmöglich, es ist
1 Zs. für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft v (1868), s. 1 — 57.
die citierte stelle s. 7.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 10
146 NIBELUNGENLIEDER XVI, XVII, XIX
schon unzählige male variiert und wird noch unzählige male va-
riiert werden, die wenigen Varianten, die man gesammelt hat,
sind zufällige.' — was so Steinthal vor mehr als 20 jähren lehrte,
ist durch die exacte forschung der seitdem verflossenen zeit, mag
man nun Homer oder die Nibelungen in betracht ziehen , nur
selten anerkannt, aber desto entschiedener bestätigt worden.
Kiel. PAUL CAUER.
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG.
Die besorgnis, mein aufsatz über alte deutsche volksliedchen
(Zs. 29, 121 f) könne bei hervorragend nachlässigen und unbe-
dachten lesern schaden stiften (vgl. Germ. 34, 141), hat herru
EThWalther gezwungen, gegen denselben in einer eifervollen
auseinandersetzung von fast gleichern umfang zu felde zu ziehen,
der pädagogischen würkung eingedenk , bedient er sich auch
der typographischen Schreckmittel des sperr- und fettdrucks in
höherem grade, als bisher dem ernst wissenschaftlicher arbeiten
entsprechend schien; man fühlt sich an den ton politischer pam-
phlete erinnert, die nach Berthold Auerbachs ausdruck 'schwarz
auf weifs schreien.' ich glaubte förmlich die tintenkleckse vor
mir zu sehen, die in rastlosem lauf die triumphierende feder
umherspritzt — eine gelehrige feder, welche dem autor den
grösten teil der gedankenarbeit abnimmt, aber brillenwischen
ist noch kein Syllogismus, sagt Lawrence Sterne, und fettdruck
ist noch keine Widerlegung.
Und nicht nur in solchem leidenschaftlichen unterstreichen
vergleicht die arbeit sich den aufrufen, die drei tage vor der
wähl uns ins haus flattern, auch ihre methode scheint solchen
Pamphleten entlehnt — die kleinlich gehässige art, wie der
gegner sich dem Vorredner an die fersen heftet und wort für
wort bemäkelt, ob es nun zur Sache etwas austrägt oder nicht,
nur ein beispiel hierfür: s. 148,6 hält W. sich in dreizeiliger
anmerkuug darüber auf, dass ich die formel viride gramen für
die Wahrscheinlichkeit deutschen Ursprungs in einem vaganten-
liede anführe, obwol mir selber bekannt war, dass sie auch in
ursprünglichen vagantenliedern vorkommt, wenn nun eine formel
in deutschen liedern hundertmal so häufig ist als in lateinischen,
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG 147
so verdient sie hierfür angezogen zu werden, gesetzt aber, es
wäre würklich dieser verweis 'ganz zwecklos' — was ist dann
erst dies hervorzupfen eines eventuell überflüssigen sätzchens in
einer breiten anmerkung? ebenso zb. noch 25, 4; 35, 5 uö.
Ich konnte diese allgemeine characteristik von hm Walthers
arbeit deshalb nicht unterdrücken, weil sein aufsatz hierin leider
nur den freilich bisher unerreichten grad einer neuerdings nicht
mehr seltenen arbeitsweise bezeichnet, wer immer in selbstän-
diger bemühung zu resultaten gekommen ist, die nicht jedem
erwünscht scheinen, muss darauf gefasst sein, dass nach einiger
zeit aus der entgegengesetzten Zeitschrift ihm wie ein entstel-
lendes echo eine antwort zurückklingt, die ohne eine spur
selbständiger gedankenarbeit lediglich wie auf commando jedem
werk eine negation entgegensetzt, die Wissenschaft wird dadurch
kaum gefördert; denn angenommen auch, ich hätte meine sache
schlecht geführt, müste sie darum schlecht sein? solche angriffe
laufen doch auf advocatenstreitereien heraus; von einem wissen-
schaftlichen gegner glaubt man erwarten zu dürfen, er werde
gewissenhaft in eigener umsieht prüfen, was gegen, aber auch
was für die ansieht des anderen spricht, statt dass er bequem
sich auf die Vollständigkeit der gegnerischen argumente verlässt.
Solche nachprüfung aber lag nicht in hrn Walthers dispo-
sition. um so einfacher ist denn seine Widerlegung zu widerlegen.
Äufserst leicht macht es sich W. mit den Zeugnissen für
das winileod, wofür er Müllenhoffs von mir citierte abhandlung
nicht einmal gelesen zu haben scheint, und für den liebesgrufs.
'von der fähigkeit zu einer über die engen gränzen des grufses
hinausgehenden entwickelung ist nichts zu finden', sagt er gemüt-
lich, während ich zeigte, dass im prov. und altfrz. liebesgrufs sie
sich zu einer eigenen gattung entwickelt haben, 'anzeichen einer
dichtungsart, in welcher der minnesang sein Vorbild oder auch
nur seine Vorbereitung gefunden hätte, werden nirgends be-
merkbar', schliefst er geruhig ab, während ich gerade hier im
lied der vaganten die vermittelung zwischen uralt volkstümlicher
und modern höfischer poesie nachweisen konnte. — für die troutliet
und die Kürenberglieder genügt ihm der ausspruch, sie seien alte
Zeugnisse ritterlicher poesie; aber eben auf den beweis kam es
an, das damals schon die poesie der ritter von der des volkcs
verschieden gewesen sei. hier bewegt er sich somit im kreis:
10*
148 VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG
die verlorenen lieder müssen anders geklungen haben als die er-
haltenen; folglich sind die erhaltenen lieder mit den verlorenen
nicht gleichartig!
Nun kommt die abrechnung mit meiner Sammlung von
parallelstellen, hierüber wider erst einige allgemeine bemerkungen.
Fünfmal versichert hr W., nach meiner auffassung sei der
höfische minnesang nur abklatsch der älteren volkslyrik; er ver-
sichert es s. 2 und s. 9 in gesperrtem druck, s. 72 aber sogar
in der bengalischeu beleuchtung des fettdrucks, s. 9 nochmals
und s. 22 in allgemein üblicher schrift. er versichert es trotz
meiner auseinandersetzung aao. s. 225 und würde gewis auch
versichern , Goethe habe mit dem anfangsmonolog des Faust nur
einen abklatsch des monologes im Puppenspiel geliefert, aus dem
er Situation , gedankengang und endlich einzelne Zeilen benutzt
hat. aber wir rechten darüber nicht mit hrn W. erklärt doch
seine arbeit genügend, wie untunlich ihm bei benutzung fremder
vorarbeiten aufwendung eigenen geistes erscheinen muss.
Auf s. 38 erklärt er, natürlich wider doppelt unterstreichend,
eine gruppe als bezeichnend für die natur der ganzen Sammlung:
'ähnliches wird eben zusammengestellt, unbekümmert; ob es die
sache fördert oder nicht.' hat meine Sammlung ein verdienst,
so liegt es eben hierin: ich stellte so viel ähnlichkeiten wie
möglich zusammen ; wie weit sie fördern , muste die nachprüfung
ergeben, hr W., von einem festgefassten Vorurteil lossteuernd,
hätte ebeu ignoriert, was seine 'sache' nicht gefördert hätte, ich
suchte die Sachen zu sehen, wie sie würklich liegen.
S. 30 vermutet W., ich trete an die mhd. ausdrücke und
Wendungen mit nhd. (fettgedruckt) Sprachgefühle heran, weil ich
sonst in ihnen nichts besonderliches finden könnte; s. 33 ver-
stärkt sich dieser verdacht, s. 46 wird er zur gewisheit, sodass
s. 61 vom fettdruck zum Sperrdruck zurückgegangen werden
kann, nun will ich bei hrn Waltbers ungewöhnlicher Unklarheit
im ausdruck, bei seiner unvergleichlichen wortarmut und all-
gemeinen ungewaudtbeit gern annehmen, dass er den mangel an
nhd. Sprachgefühl durch überschuss an mittelhochdeutschem deckt;
nur hilft ihm hier diese superiorität nichts, denn ob die aus-
drücke oder Wendungen absonderlich, befremdlich, besonderlich
klingen oder nicht, ist völlig gleichgiltig, sintemal auch sätze
einfachster, alltäglichster fassung formelhaft gebraucht werden
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG 149
können, ich bekunde deshalb ausdrücklich, dass die worte Du
bist min, ich bin din auch für mein unzulängliches mhd. Sprach-
gefühl etwas auffallendes nicht haben, trotzdem hat sie aber
hr W. als besonders volkstümliche formel gelten lassen 1 —
Nun zum einzelnen.
Als bedeutungslos will VV. zunächst diejenigen parallelstellen
beseitigen, die einem und demselben dichter angehören, ich
halte dies für unberechtigt; individuelle wähl der worte und aus-
drücke verschwindet bei den mhd. dichtem fast völlig gegenüber
dem unterschiedslosen ausschöpfen eines gemeinsamen formel-
schatzes, wie ein blick in Wilmanns anmerkungen zum Leben
Walthers lehrt, dennoch ist dies unter allen eiuwäüden meines
gegners derjenige, der sich am ehesten hören lässt; er entspricht,
wenn nicht den speciellen Verhältnissen, doch mindestens einer
verbreiteten anschauung. wie aber geht er vor, um mit diesem
princip etwas ausrichten zu können? er schreibt (aao. 12,5) das
lied MF 6, 5 Reinmar zu und nimmt sich nicht einmal die mühe,
die von mir angezogenen weiteren parallelstellen in Reckers Alt-
heimischem minnesang aufzuschlagen; wie sich denn überhaupt
sein fleifs völlig auf nachackerung der von mir gezogenen furchen
beschränkt, dass die stellen aus den Küreubergliedern diesem
autor mindestens nicht anzugehören brauchen , wird ebenfalls ver-
schwiegen, und so streicht er sechs gruppen.
Für uugiltig erklärt er ferner fälle, in denen nur ein einzelner
dichter und das spätere Volkslied zusammentreffen, wenn nun ein
typischer versschluss wie nehten spate oder ein typisches reimpar
wie danken : Franken in der volkspoesie auffallend häufig ist und
sich auch schon in alten schichten von volkstümlicher färbung,
wie Kürenberglieder und Neidharte es sind, widerholt belegen
lässt, so erscheint doch wol als ungezwungene erklärung einzig
die annähme gleichen Ursprungs aus dem allgemein zugänglichen
formelschatz. diese auffassung ist durch die analogie zahlreicher
völlig sicherer fälle des fortdauerns alter formein gestützt, während
die zufällige vorausnähme eines später beliebten hilfsmittels der
reimtechnik an unwahrscheinlichkeit nichts zu wünschen übrig
lässt und entlehnung aus den früh verschollenen minneliedern fast
undenkbar erscheint, hätte übrigens hr W. aufser meinem auf-
satz nur noch ein par mhd. dichter gelesen — worauf er im
bewustsein seines ausreichenden Sprachgefühls glaubte verzichten
150 VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG
zu dürfen — , so halten weitere parallelstellen in dieser wie in
der vorigen kategorie die letzten gruppen weggelöscht, er wider-
holt zb. aao. 13,2 aus meiner Sammlung zwei beispiele aus Walther,
eins aus der volkslyrik ; wie leicht wäre aus dem Nibelungenlied
eine weitere Variante hinzuzufügen gewesen: er hörte wazzer
giezen 1473,2 (vgl. allgemein Lüning, Die natur im altgerm. und
mhd. epos s.86, wo auch gelesen wird: er hört ein wazzer diezen)!
— drittens streicht er die gruppen, in denen mehreren parallel-
stellen desselben dichters nur eine einzelne anderen Ursprungs
sich anschliefst, so kündigt er wenigstens an; in der eile laufen
dann freilich auch gruppen unter das messer, in denen auch der
zweite dichter durch mehrere stellen vertreten ist (aao. 14, 5).
wie mechanisch es überhaupt bei dieser abschlachtung hergeht,
zeige ein sprechendes beispiel: dö tagete ez bei Morungen und
Walther soll nicht formelhaft sein (ebenda 15, 5); dabei ist dies
einer der unzweifelhaftesten fälle , weil beide dichter den refrain
der prov. alba nachgeahmt haben! — der Vollständigkeit wegen
werden dann auch die gruppen gestrichen, in denen zu fällen
der vorigen art weiter noch eine entsprechung aus dem Volkslied
tritt, man beachte diese logik : stehen zwei einzelne verse zweier
verschiedener dichter mit einem vers aus einem Volkslied zu-
sammen , so gilt dies wenigstens vorläufig als verdachtsgrund
für das bestehen einer formel; aber der vers ist keinesfalls mehr
typisch — wenn der eine dichter ihn noch einmal gebraucht !
Auf einzelprüfung lässt W. sich auch dann nicht ein , wenn
eine unzweifelhafte formel späterer dichtung in mhd. zeit nur
einmal zu belegen ist. dadurch erspart er es sich, auf die gründe
einzugehen, die mich (aao. s. 273 u.) auf die gruppe zu MF 9, 12
und Job, 91, 30 besonderes gewicht legen liefsen. auch das zeugt
für sein tiefes Verständnis, dass er (17, 5) parodistische stellen für
vollkommen unbrauchbar erklärt, während doch natürlich gerade
nur vielbekannte und weitverbreitete verse parodiert werden, da-
nach wird man Individualisierung der fälle auch da nicht erwarten,
wo überhaupt nur zwei verse verglichen sind; und man wird
sich nicht wundern, wenn zu MF 6, 6 wider die citierte stelle
nicht erst aufgeschlagen worden ist, die für die zwei identischen
verse MF 6, 6 und Reg. 16, 4 eine bestimmte beziehung noch
besonders wahrscheinlich macht (20, 4). es kommt ja nur darauf
an , auf rein mechanische weise recht viel entsprechuugen auf ein
VOLKSGESANG UISD MTTERDICHTUNG 151
par halbwegs rechtfertigende kriterien hin zu streichen; ob die Über-
einstimmung hei der eigentümlichkeit des ausdrucks und der engen
beziehung der belegstellen zu einander eine zufällige überhaupt
sein kann (zb. 19, 6), danach wird gar nicht erst gefragt,
rasieren ist die parole!
In der einführung der weiteren kritik sucht W. wenigstens
einige gedanken anzubringen, er behauptet, die parallelstellen
müsten nach form und inhalt Übereinstimmung zeigen; wobei
das wörtchen 'und' in doppelter lebensgröfse gedruckt wird, er
geht aber bei seinen betrachtungen von einer durchaus unzuläng-
lichen kenntnis der poetischen technik und von einem völlig
irrigen bilde der formel aus. denn er verlangt von der formel
widerum, dass sie keine alltägliche Wendung sein dürfe; irrig, weil
die alltäglichste Wendung formelhaft wird, sobald sie zum aus-
schliefslichen oder auch nur bevorzugten gebrauch gelangt, sodass
dichter und überlieferer unwillkürlich statt anderer (gleich all-
täglicher oder gesuchterer) Wendungen gerade diese brauchen,
und er postuliert genaueste Übereinstimmung — eine vom Schreib-
tisch aus erhobene graue forderung; denn in würklichkeit sind
es oft gerade unbestimmte anklänge, von denen der nachfolger
sich kaum fern zu halten vermag, die für beziehungen, wie wir sie
suchen, entscheiden, wozu sollte hr W. aber meine auseinander-
setzungen (aao. 172) erst lesen, geschweige denn beachten; sie
hätten die mechanik des ausstreichens beeinträchtigen können,
ihm gefallen seine bedingungen, und er hält dafür, dass 'deren
folgericbtigkeit wol für jeden in die äugen springend ist.' darauf
hin operiert er los.
Aber wir kommen jetzt erst zu seinem grundirrtum. seine
idealen , seltsamen und ganz genau fixierten formein sollen auch
noch sich als volkstümlich und als erotisch und als lyrisch er-
weisen, etwas viel verlangt! selbst wenn eine völlig eigenartige
'volksliebeslyrik' (hr W. gestattet sich dieses an die berühmte
'kleinkinderbewahranstalt' erinnernde Wortungeheuer) in der mitte
des 12 jhs. schon bestanden hätte, würden die erstlinge unseres
minnesanges wol nicht mehr (wie Herwegh es den 'vollblutküchlein'
der Ida Hahn-Hahn nachsagte) die eierschalen am — körper tragen,
an denen ihr Ursprung genau zu lesen wäre, der grundirrtum
aber ist eben der, dass eine schulstubeneinteilung in die Zeiten
getragen wird, wo noch irisch und von der theorie unangekränkelt
152 VOLKSGESANG UND RTTTERDICHTUNG
die formen durch einander blühten, so wenig das deutsche reich
im mittelalter, nach den modernen kriterien geprüft, 'monarchie'
oder 'republik' heifsen kann, weil es eben weder eine monarchie
in unserem sinne ist noch eine solche republik, so wenig passt
auf ein mhd. lied die Schablone der ästhetiker. wir wissen längst,
dass es in der mhd. zeit erst sehr spät reine lyrik gibt — sehr
lange blieb die ursprüngliche Vermischung lyrischer und epischer
elemente bewahrt, wie also gar von noch älterer zeit lyrische
'reincultur' verlangen? wir wissen sehr genau, dass die ritter-
liche dichtung und die volkstümliche immerfort in gegenseitiger
berührung blieben; nennen wir als die grösten beweise nur
Wolfram und das Nibelungenlied, Neidhart und seine schule,
und wir wissen vollends, dass im minnesang selbst zur zeit seiner
höchsten ausbildung lebendiges liebesgefühl und conventionelles
liebesspiel sich seltsam durchdringen; oder man müste unserem
mittelalter überhaupt alle liebespoesie absprechen: wie viel rein
erotische lieder haben wir denn überhaupt? wie also gar von
der zeit der pfadfinder, wo halb chaotisch bauernsang und ritter-
dichtung, liebespoesie und halb didactische, halb epische, halb
ironische anlehnungen durch einander gehen , reinliche sonderung
der kategorien und abstempelung auf ästhetische schlagworte
verlangen?
Was aber weifs hr W. vom leben der dichtung 1 er zählt an
den fingern die ausdehnung der Übereinstimmung ab und streicht
zuvörderst gruppen , deren ähnlichkeit nur auf 6inem wort beruht,
wenn aber zb. das einzige wort reimwort ist und einen ganz
specifischen sinn aus der minneterminologie hat, wie verkeren (bei
Walther 24,1), wenn die betreffenden verse ferner in charac-
teristischer weise nur ältesten bahnbrechern der höfischen art
gemein sind, die diese neuen schlagworte absichtsvoll in den
reim bringen — dann ist die Übereinstimmung gewis nicht als
zufällig abzutun. — nebenbei seltsame misverständnisse; auf s. 133
habe ich meine abkürzungen 'vgl.' und 'vgl. auch' deutlich er-
klärt und bei citaten von s. 134 will W. sie (s. 250) als bezeich-
nungen von perioden nehmen, lässt sich auch nirgends abhalten,
die von mir durch 'vgl. auch' weiter abgeschobenen stellen un-
mittelbar zu den übrigen zu rücken, trotz all solchen Verein-
fachungen gelingt es ihm aber nicht immer, den formelhaften
character zu verwischen, wenn zb. ein vers (oder teilvers) wie
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG 153
MF 4, 27 an einen ritter gnot, D. 39, 4 von ebne ritter guot sich
von selbst einstellen muste, so hätte hr W. doch zu meinen be-
legen aus ältester zeit ein par andere bringen mögen, bis dahin
bin ich im recht, wenn ich dies, so einfach die wendung auch
ist, für einen formelhaften vers erkläre, den die frühesten minne-
sänger aus gemeinsamer quelle entlehnten und nachahmten (Kür.
10,22 umb eine frouwen guot). so. geht es weiter fort — ohne
eine spur individueller prüfung immer nach der Schablone: 'hier
stimmt nur ein wort und daraus kann ich mir keinen vers machen.'
gelegentlich trifft die automatisch arbeitende schere anch würk-
lich einmal auf eine stelle, wo ich zu viel zusammengebracht
habe (so zu benennen 28,2); aber solche gruppe berührt ihn
lange nicht so eigentümlich , wie (33, 3) die Zusammenstellung
der fälle, in denen in typischer weise sist guot udgl. als würk-
same pointe, in der regel nach stärkerer interpunction , gebraucht
wird; poetische hilfsmittel, für deren formelhaften gebrauch schon
W. 51,4 beweisend ist: Walther schliefst in dem lied der niederen
minne absichtlich jede Strophe mit einer besonders volkstümlichen
wendung, und er ahmt dabei in der combination dieser würkuugs-
vollen erklärung mit einem vorbereitenden guot oder baz hier
wie 28,39 eine schon von Horheim 115,33 gepflogene ge-
wohnheit nach, wie aber käme es meinem gegner in den sinn,
wo ihn etwas in meiner Sammlung befremdet, erst nach meinen
etwaigen gründen zu fragen! ich habe die verse erst einzeln ge-
prüft, ehe ich sie aufnahm; und so habe ich manchmal typisches
auch da bemerkt, wo es mit der becpjemen zange einer im voraus
fertigen definition nicht zu holen war.
W. misst dann in derselben arl weiter: etwas gröfsere Über-
einstimmung schützt nicht vor der fortsetzung des gleichen Ver-
fahrens, wie oberflächlich er vorgeht, zeigt zb. 37,3: 'nur der
gedanke', behauptet er, kehre wider, während tatsächlich die
citierteu stellen überwiegend den typischen versschluss sorgen fri
haben, wofür eine kleine zahl von neueren bezeichnend genug
vor leide fri setzt. W. denkt sich aber eben unter einer formel
einen bestimmten lest formulierten satz, den man aus einem buch
abliest wie die antworten aus dem katechismus. nicht 'nur der
gedanke', sondern auch der reim und — was für solche anklänge
wesentlich — der rhythmus kehren wider und sichern die gruppe
vor dem schwachen antasten meines gegners, welchem für die
154 VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG
lebendige Variation der formein eben jegliche erfahrung mangelt,
dafür nimmt er kühnlich schwanken in der anwendung der be-
zeichnendsten termini an : höher mnot soll ganz verschiedene be-
deutung haben (36, 3; vgl. 70, 2), während in würklichkeit die
von W. hier yermuteten nuancen durch höhen muot tragen einer-
seits, den muot höhe tragen andererseits ausgedrückt werden, dass
mein mhd. Sprachgefühl ihm so etwas erst mitteilen muss! wo
gar nichts gegen die evidenz formelhaften gebrauchs hilft, wird
mit addition der autornamen und subtraction der parallelstellen
bei einzelnen operiert; aber wenn würklich Reinmar, Walther
und Neidhart in formelhafter anwendung zusammentreffen (s. 44),
ist das schon völlig ausreichender beweis.
Hr W. aber ist s. 46 mit seiner tat sehr wol zufrieden
und geht nun frischen mutes zu den gruppen, in denen selbst
ihm die Übereinstimmungen sich nicht so völlig von selbst zu
machen scheinen, hier schwingt er sich in gehobener Stimmung
s. 48 sogar zum citieren von mir noch nicht citierter verse auf.
das ist bei seiner belesenheit gewagt; denn wenn er mein citat
von den 'eisernen rittern' s. 49 philiströs commentiert, scheint
er gar nicht zu merken, dass ich auf einen vers des nhd. dichters
Schiller anspielte, er hätte sich sonst von den sechs gänse-
füfschen , die er hier verbraucht , einige für bessere Verwendung
aufheben können.
Mau lasse mich hier an einem beispiel zeigen, was über
formelhaften und individuellen gebrauch sorgfältige ernste lectüre
— und was das vorbringen einiger allgemeiner und zweifelhafter
salze lehrt. W. demonstriert an der erwähnten stelle, die von
mir zusammengestellten verse mit im herzen tragen liefsen keinen
volkstümlichen originalvers voraussetzen, da steht nun erstens
in mime herzen ich si trage Cß 126a. dies ist eine strophe, die
fast nur ein quodlibet häufiger verschen ist: ih wolde gerne singen
— der minne wil mich twingen ua. ; dies bringt von vorn herein
auch die übrigen verse in verdacht, zweitens sit daz ich si —
trage beide in herzen und ouch in sinne, vgl. könig Heinr. 5, 30;
diese stelle beweist nichts, als dass in herzen tragen ein üblicher
ausdruck ist, denn beide wird wenigstens in der regel nur hin-
zugesetzt, wenn das zweite glied hervorgehoben werden soll:
'nicht nur im herzen, wie man wol sagt, sondern auch im sinn.'
drittens daz si mich hiez in deme herzen tragen Fenis 81, 38.
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG 155
Fenis, ein Dachahmer fremden strophenbaus, hat hier wie ge-
wöhnlich das übliche mittel zur dehnung alter kurzer verse in
lauge angewandt: er setzt ein hilfswort hinein (vgl. jetzt meine
Altgermanische poesie s. 430). so hat der gedankenarme, aber
um die form bemühte ritter es in dem ganzen liede gemacht:
statt 'meine geliebte beherscht mich' sagt er: 'mich wundert,
wie meine geliebte mich so beherscht.' so fast vers für vers:
81, 30 wände, 31 wolte, 33 mugens, 34 hdt, 35 niht enmac usw.
wahrscheinlich hat er es 81, 38 nicht anders gemacht; wir ver-
suchen das experiment, streichen hiez fort, und der aus dem
infinitiv ins präsens umgesetzte reim ergibt den vers von CB 126\ —
viertens sit ichs dne ir danc in minem herzen trage R. 171, 27 —
derselbe vers, nur wider durch einen zusatz — dne ir danc —
erweitert, weil eben auch Reinmar längere verse als die ältere
zeit zu bauen liebt. — endlich R. 194, 24 — 25 eine weitere zer-
dehnung — 'liebevolles ausspinnen', wie W. richtig bemerkt, 'einer
offenbar geläufigen Vorstellung', die eben auch, wie alles im
mittelalter, ihren geläufigen und geheiligten ausdruck gefunden
hatte. — was bleibt solcher eingehender prüfung gegenüber von
allgemeinen betrachtungen bestehen? nicht blofs derselbe aus-
druck liegt vor, wie W. meint, sondern die normale, durch
hundert analogien zu stützende entwickelung desselben verses.
"W.s erörterungen aber erhärten nur die allerdings vollkommen
zweifellose tatsache, dass im vierhebigen mhd. vers und seinen
höfischen entvvickelungen formein sich ungemein leicht bilden
konnten; was doch aber nicht eben eine Widerlegung meiner
ansieht ist, sie hätten sich auch würklich gebildet, aber wie W.
sich überhaupt das Zustandekommen einer formel vorstellt, ist
schwer auszudenken : erleichtert die spräche oder der kreis ritter-
licher anschauungen oder der versbau typische formulierung —
so ist es keine! aber die schwäche seiner beweisführung ersetzt
er durch stärke des tons: meine anführungen berühren komisch
(s. 53), erscheinen recht seltsam (s. 54), einen stehenden ver-
schluss für typisch zu halten macht lächerlich (s. 64). natürlich
werden diese liebenswürdigkeiten immer unterstrichen, unter
allen umständen macht es einen hässlichen eindruck, wenn der
gegner eine jedesfalls doch mit ernst und fleifs und selbständiger
Überlegung gefertigte Sammlung hochfahrend glaubt mit seinem
rotstift durchcorrigieren zu dürfen wie ein schülerexercitiuin;
156 VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG
vereinigt sich noch mit geringer Sachkenntnis und ärmlichem
vorrat von ein par allgemeinen gedanken solcher ton der po-
lemik, so geht auch einem geduldigen manne wie mir die ge-
duld aus.
Zu allerletzt sind doch immer noch einige gruppen geblieben,
die selbst seinem vorgefassten urteil formelhaft klingen, aber er
überredet sich schliefslich auch hier, selbst bei fällen wie 68, 3,
und kann im notfall nichts lyrisches oder erotisches an den
formein entdecken, zwei gruppen lässt er 69, 5 und 70, 1 am
leben, knüpft aber die bemerkung an, sie brauchten wenigstens
ursprünglich nicht der liebeslyrik angehört zu haben, das kann
ich auch nicht beweisen ; aber sie zeugen eben für eine alte
volkstümliche dichtung, welche die höfischen Sänger benutzten,
und das wahrscheinlichste ist doch wol, dass die liebesdichtung
sich an liebeslieder anschloss, wenn überhaupt solche schon vor-
handen waren, bei drei bis vier gruppen will er dann höfischen
Ursprung beweisen , ausgehend eben von der schon oben ge-
schilderten vordalierung des auseinandergehens volkstümlicher und
ritterlicher denk- und dichtart, und zur ergänzung seine rechen-
künste mit autoren- und stellenzahl anbringend, so hat er alles,
alles abgetau und setzt wol eratmend sein 'quod erat demon-
strandum' darunter, worüber wir uns am schluss noch einmal
kurz äufsern müssen. —
Nun ist der arme aber auch völlig erschöpft, wie er in
dem nachtrab seiues aufsatzes die arbeit von Berger Zs. f. d. phil.
19, 440 und meine erörterungen über die CB — die ich keines-
wegs für abschliefsend halte — hastig durchnimmt, das bietet in
der Oberflächlichkeit seiner allgemeinen urteile zu der Sorgfalt,
die ich nicht nur Bergers Untersuchung, sondern auch wol der
meinigen nachrühmen darf, einen zu schreienden gegensatz, als
dass ich die letzteren gegen ihn zu verteidigen brauchte, be-
trübend ist es, dass er mir zum schluss auch noch alles gefühl
für poesie abspricht, wenn ich ihm (s. 151) von Cß 136a den
characteristischen reiz abgestreift habe, so tröste ihn die gewisheit,
dass beim Vortrag das liedchen auch so wie ich es mir denke mit
beliebigen widerholungen gesungen werden konnte. Walther als
Vorsänger hätte es sogar nach dem muster jener Strophen ab-
singen lassen können, die er in den Blüten aus dem treibhause
der lyrik s. 18 finden kaun:
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG 157
Sie hat mich nie geliebet;
Geliebt hat sie mich nie;
Mich hat sie nie geliebet;
Mich hat geliebt sie nie!
dann lugt sein herziger schalk sogar nach allen vier welt-
richtungen. —
Ich bin nun mit hrn W. fertig, und da ich nicht, wie er,
glaube befürchten zu müssen, der betreffende aufsatz werde auch
nur bei den oberflächlichsten lesern schaden stiften, so kann ich
mir um so lieber ersparen, allerlei weitere schwäcben desselben
aufzuzählen, auch der von ihm widerholt erhobene Vorwurf, ich
hätte bei meiner Untersuchung nicht recht gewust, was ich be-
weisen wollte, bedarf keiner antwort, da W. nicht recht gewust
hat, wie er ihn beweisen sollte, nur der umstand, dass seit der
abfassuug jener arbeit das Studium der formein der altgermani-
schen poesie meine anschauungen ebenso sehr im ganzen be-
festigt wie im einzelnen geklärt hat, veranlasst mich zu einer
kurzen recapitulation.
Niemand hat je bestritten oder bezweifelt, dass es vor der
minnepoesie in Deutschland schon eine volkstümliche dichtung
gegeben hat, die von den gleichzeitigen epischen liedern durch
subjectiveres und mehr lyrisches gepräge sich unterschied, nur
kommt es erstens darauf an, das wesen dieser dichtung näher
aufzustellen, zweitens darauf, von ihr zum minnesang die brücke
zu schlagen.
Die erslere frage wider lässt directe wie indirecte Zeugnisse
zur Vernehmung zu. die directen angaben über icinileod usw.
und die würklichen spuren im liebesgrufs udgl. hat schon Müllen-
holT erläutert und seine auffassung scheint mir unerschüttert, die
indirecten Zeugnisse liegen in der analogie sowol anderer Völker
von etwa gleicher kulturstufe als auch heutigen Volkslebens von
vergleichbarer art. jene analogien hat Burdach in geistreicber
weise zur anschauung gebracht; für die lebendige poesie der
wenigen teile Deutschlands, in denen unlitterarischer volksgesang
noch herscht, habe ich die hinweise Schmellers wider aufge-
nommen.
Sämmtlich stimmen diese Zeugnisse darin überein, dass in
der volkstümlichen gesungenen (nicht gesagten) poesie des 12 jhs.
lyrische formgebung und erotisches empfinden aller wahrschein-
158 VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG
lichkeit nach bereits vertreten waren , ohne dass an eine säuber-
liche Scheidung dieser elemente von epischen bestandteilen in der
form und objectiven auffassungen im inhalt zu denken wäre. —
immerhin bleibt das ein indicienbeweis. ich suchte ihn zu ver-
vollständigen durch erschliefsen einiger würklich lyrisch und
erotisch gehaltener volksliedchen , die teils in den Carmina Rurana
verarbeitet, teils in dem jetzigen volksgesang erneut vorzuliegen
scheinen, für die CB erkenne ich an, dass die frage vollständig
nur mit heranziehung weiteren materials zu lösen ist; für die
schnadahüpferl halte ich den Identitätsnachweis für erbracht. —
Die zweite frage war bisher ebenfalls nur nach indirecten
Zeugnissen beantwortet worden. Zeugnisse etwa über Vorbildung
oder publicum der ältesten minuesinger sind noch nicht auf-
getrieben worden, die analogie anderer aus bestimmten ständen
hervorgegangener poesien und die analogie der gleichzeitigen
mhd. höfischen epik konnten angerufen werden, aber über diese
poesien selbst gehen die meinungen aus einander, es blieb der
schluss aus der inneren Wahrscheinlichkeit der dinge; aber auch
hier sind die beiden gründlichsten und feinsten kenner der
mhd. lyrik entgegengesetzter ansieht: Wilmanns hält den an-
schluss der höfischen minnedichtung an nationale poesie für
ebenso unwahrscheinlich, als dieser Rurdach notwendig scheint.
Gerade hier also schien es nötig, auf directe aussagen zu
dringen, nationale volkstümliche poesie kann sich in einer dich-
tung, die durch fremden einfluss und ständische sonderung dif-
ferenziert ist, immer noch vernehmlich machen im inhalt wie in
der technik. für den inhalt suchte Rerger den nachweis zu er-
bringen; für die äufsere technik besonders in strophenbau und
compositiou steht eine genauere vergleichung sowol mit den ver-
gleichbaren volkstümlichen liedern wie mit der provenzalischen
technik noch aus; für die innere technik lieferte ich jenes cor-
pus delicti.
Die poesie schon der ältesten minnesinger zeigte sich durch-
zogen und überdeckt von einem dichten netz formelhafter verse.
formelhafter verse, denn dass der wortgebrauch allein nicht
genügt, um die Übereinstimmung derselben zu erklären, beweist
schon die tatsache, dass die späteren dichter sich innerhalb des-
selben poetischen gesichtskreises (der sich sogar noch verengte)
anders auszudrücken vermochten, wie wenig der gleiche inhalt
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG 159
schon gleiche form schafft, zeigt schlagend eine parallele der
ahd. evangelienharmonie mit der alts. (vgl. meine Altgermanische
poesie s. 392); wie wenig die gleiche form schon den gleichen
inhalt schafft, zeigen die immer neuen Varianten derselben ideen
in denselben vierhebigen oder fünfhebigen versen der streng höfi-
schen dichter, und formelhafter verse, denn dass fest geprägte
verse vorliegen, beweist ihr Schicksal: nach ganz bestimmten prin-
cipien werden sie weiter entwickelt, nach ganz bestimmten prin-
cipien variiert oder aufgegeben — nach ebendenselben prin-
cipien, die das Schicksal der altgermanischen formelverse be-
stimmen, formelhafter verse endlich, die schon damals
als solche empfunden wurden, denn aus ihnen flicken
nachahmer lateinischer Strophen deutsche Strophen zusammen,
gerade wie nachahmer deutscher Strophen lateinische aus typischen
versen aufbauen; und sie werden parodiert, und sie werden von
den traditoren für andere Wendungen eingesetzt, es bleibt da-
nach, wie ich glaube, unerschütterlich, dass die masse der von
mir gruppierten stellen aus formelhaften versen besteht, ohne
dass ich behaupten will, jeder eiuzelnen gruppe müsse ein solcher
vers zu gründe gelegen haben.
Im übrigen lässt diese feststellt! ng dem character der be-
treffenden verse noch weiten Spielraum, der ausdruck kann ebenso
wol alltäglich als höchst seltsam sein; formelhaft kann dies wie dies
werden, die formel kann auf engere gruppen beschränkt oder
ganz allgemein verbreitet sein — unterschiede, die für die ge-
schichte des minnesangs von bedeutung, für die beziehuugen der
litterarischen schulen von wert, für unsere frage aber von keinem
belaug sind, sobald nur feststeht, dass alles beides vorkommt.
Woher stammen nun diese formein? dass die wenigen uns
zufällig erhaltenen ältesten zeugen sie geschaffen und alle späteren
sie von ihnen übernommen hätten, ist eine auffassung, deren
von Wilmanns betonte möglichkeit ich zugeben muss, ohne ihr
irgend Wahrscheinlichkeit zugestehen zu können, möglich ist sie,
weil erstens in der rettung der ältesten denkmäler eine gewisse
auswahl der beliebtesten und einflussreichsten lieder sich kund-
geben kann, und weil zweitens die verlorenen übrigen bahn-
biecher des minnesangs in derselben weise gewinkt und uucon-
trolierbare spuren hinterlassen haben können, ich tue also dem
consequenten Widerspruch eines mir überlegenen kenners gegen-
160 VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG
über in so fern eiuen schritt zurück, als ich die von mir früher
geradezu abgestrittene möglichkeit dieser erklärung jetzt zugebe,
unverändert bleibt es aber meine Überzeugung, dass eine unver-
gleichlich gröfsere Wahrscheinlichkeit für allgemeinen weiterver-
brauch eines bereits ausgeprägten formelschatzes spricht, denn
dass die frühesten höfischen lieder mit derselben Schnelligkeit wie
volksliedchen sich über den ganzen boden der folgenden generation
verbreitet hätten, ist mir unglaublich; dass die sonst früh ein-
tretende und oft im wortgebrauch sich verratende Verschiedenheit
der richtungen und 'schulen' eine unterschiedslose nachahmuug
der höfischen muster nicht verhindert hätte, ist mir äufserst un-
wahrscheinlich; der einwand aber, auf verschiedenem boden könnten
die ersten meister gleiche formein geschaffen haben, ist mit den-
selben gründen zu widerlegen , wie die annähme zufälliger Über-
einstimmung überhaupt, dazu kommt die analogie anderer Standes-
poesien, in denen fortführung solcher technischer hilfsmittel fast
stets nachzuweisen ist. hat doch selbst für Otfrids volksfremde
und antipopuläre dichtung Schütze die anwendung alter formein
zu belegen vermocht. — völlig abzuweisen wäre die auffassung, als
sei der formelhafte character in die ältesten lieder erst nach-
träglich durch die spielleute hineingetragen worden: weder ist
solche Überarbeitung sonst annehmbar noch auch bei den tiefen
wurzeln dieser verse und reime nur möglich.
Hier also scheiden sich die wege. hält man mit Wilmanns
diese formein für das werk einzelner, so lässt sich auf die volks-
poesie aus ihnen ein schluss nicht ziehen, glaubt mau mit uns,
sie seien nur als die resultate langer auslese zu verstehen, als
die überlebenden im kämpfe zahlloser gleichberechtigter verse
um die existenz, als die mittel und bedingungen einer auch sonst
(in disposition, in gewissen figureu, in der Verknüpfung von
Strophen und liedern) erkennbaren sicheren technik — dann
kann man für sie keine andere heimat finden als die volkstüm-
liche poesie des 12 jhs. und man muss dann einräumen, dass
diese poesie lyrische, erotische, auch höfische elemente schon
enthalten haben muss, an die der minnesang anknüpfen konnte,
um sie bis zum ausschluss anderer elemente auszubilden, auch
hat dies alles an sich nichts unwahrscheinliches: weshalb sollen
nicht vor dem eindringen einer fremden mode dieser bereits Stim-
mungen entgegen gekommen sein, welche verwandtes bedeuteten?
VOLKSGESANG UND RITTERDICHTUNG 161
etwa wie in der ags. poesie heidnischer zeit sich eiue erweichung
zeigt, die dem Christentum die wege bereiten half, leichter wäre
so das rasche aufblühen des miuuesangs zu erklären, leichter
auch seine breiten nachwürkungen, leichter das problem der höfi-
schen dorfpoesie, und leichter auch das eindringen der lyrischen
formein in das exclusivere höfische epos. —
Ich bin am ende, wo noch fragen ungelöst, wo noch arbeiten
ungetan, wo noch zwei fei möglich sind, habe ich getreulich be-
richtet, wer ernst und gewissenhaft au die bemühungeu der Vor-
gänger anknüpfend sie weiterführen will, findet in der entstehungs-
geschichte des minuesangs immer noch ein dankbares fehl; wer
das nicht will, dem hochfahrend oberflächliches gerede zu ver-
leiden , muss gegner wie freund unserer anschauung wünschens-
wert finden. —
Berlin 30. 10. 89. RICHARD M. MEYER.
DU BIST MIN, ICH BIN DIN.
Den -parallelen, welche RM Meyer in seinem aufsatze über
alte deutsche volksliedchen (Zs. 29, 133) für die im minnesange
des 12 jhs. (MSF3,1) auftauchende formet: Du bist min, ich
bin diu nachgewiesen hat, reihe ich hier einige weitere an. der
bequemeren Übersicht halber widerhole ich auch die schon früher
aufgezählten.
Aus dem 12 jh. ist noch zu nennen Veldeke MSF 59, 9/": lä
mich wesen diu, unde wis du min. ferner eine metrische latei-
nische bearbeitung der Romulus fabeln , deren autor vor 1200 lebte
und wahrscheinlich Gualterus Anglicus hiefs, gewöhnlich aber noch
als anonymus Neveleti citiert xoird. dieser führt in nr 48 (Lyoner
Yzopet, hg. von W Förster 1882 s. 126. Hervieux, Les fabu-
listes latins 1884 2, 409) das thema von Romulus 3, 10 meretrix
et iuvenis, ein sich gegenseitig mit galanten Worten betrügendes
■par, weiter aus. Thais versichert ihrem gewitzten liebhaber v. 5:
Sim tua, sisque meus, cupio, worauf er ihr ebenso antwortet (v. Sf):
Sis mea, simque tuus, nos decet aequus amor.
Vivere non vellem, nisi mecum vivere velles.
Tu mihi sola salus, tu mihi sola quies.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 11
162 DU BIST MIN, ICH BIN DiN
dass sich hier ein volksmäfsiger ausdruck im lateinischen gewande
birgt, ersehen wir deutlich aus der um 1400 entstandenen nd. Über-
setzung des sogen. Gerhard von Minden 30, 33 — 39:
[De man] sprak: Sote, dat schal sin!
\vente du bist min unde ik bin din:
nicht ane di wil ik wesen,
nicht ane di mach ik nesen,
wente du bist ein vil bederve wif,
du bist mi lßf also min lif,
du bist min trost unde al min raste.
dagegen weicht die ältere nd. bearbeitung des anonymus Ne-
veleti, der von Pseudo- Gerhard mehrfach benutzte Wolfenbütteler
Esop (nr 52), wie mir WSeelmann freundlichst mitteilt , hier ganz
ab. desgleichen die französische Übersetzung des \Ajhs. bei Robert,
Fables inedites des xn,xui et xwsiecles 1825 2,490 (Ysopet 1 nr 44) :
A vous m'ottroy, a vous me don
senz attendre nul guerredon:
jamais autre, se dieux me gart,
fors vous en mon cueur n'aura part.
aus einer Wiener hs. (5003; des 15 /As. führt Scherer, Wiener
Sitzungsberichte 77, 440 die Zeilen an:
Ich pin dein und tu pist mein,
dy trew schol immer staet sein.
der Niederländer Gnapheus lässt in seinem lateinischen drama Aco-
lastus (1529 in 5 v. 833) den verlorenen söhn der dirne Lais ver-
sichern: Meus, obsecro,
sis animus, quando ego sum tuus.
in dem bekannten Hede des 16 jhs. Es wolt ein meidlin wasser
holn (Böhme, Altd. liederbuch nr- 60 = Uhland, Volkslieder
nr 113a), das noch heute im volksmunde lebendig ist ( Reiff erscheid,
Westfälische Volkslieder 1879 nr 10. Anzeiger vi 270), lautet str. 9 :
so bist du mein und ich bin dein
und schlafen wir beide zusammen.
schwedisch bei Arwidsson, Svenska fornsanger 2, 242:
Jag är eder och I blifven min
i alle vare lifsdagar.
das jägerlied Es taget vor dem walde (Böhme nr 440. Eitner, Das
deutsche lied 2, 158) schliefst: heijaho, du bist mein und ich bin
dein, stand auf, Retterlein! ebenso endet VGeucke (bei Henning Dede-
DU BIST MIN, ICH BIN DIN 163
kind, Ju)dey.axovov 1588 nr 28) sein gedieht Hats got versehn mit
den Worten: So bist du mein und ich bin dein. HLHasler (Neue
teütsche gesang 1599 nr 3 Jungfrau, dein schön gestalt = Hoff-
mann, Gesellschaftslieder2 nr 54):
Ich bin dein, du bist mein,
nichts soll uns widerstreben
im leben, merk ebenl
JStaricius, Newe teütsche iceltliche lieder 1609 nr 20 Frisch auff
mein hertz sey wolgemut str. 5:
Dann ich bin jr, vnd sie ist mein,
wollt gott, ich möcht bald bey ir sein.
einem um 1 600 gedruckten nd. liebesliede (Niederdeutsche Volkslieder
hg. vom vereine für nd. Sprachforschung , Hamburg 1883, nr 129:
Van godt ys my na herlen begehr) ist als nachtanz angehängt:
Denn du bist myn,
vnde ick bin dyn,
neen valscher mundt,
neen böse stundt,
neen vnuall schal vns scheyden . . .
in dem um 1748 zu Altdorf geschriebenen studentenliederbuche des
barons Albrecht von Crailsheim (Berliner ms. germ. 4° 722 s. 416)
steht eine 'bourree':
Du bist mein, ich bin dein,
mir soll auch nichts liebers seyn;
ja mein schaz, ich liebe dich,
sprich nur auch dein wort für mich,
ich will dir, und du mir
itzo treu sein für und für.
der dichter des studentejüiedes Vergnügte zeit, wo bist du hin?
(auf Zeichnungen v. j. 1775 und 1808 bei Rob. und Rieh. Keil,
Deutsche Studentenlieder des 17 und 18 jhs., Lahr o. j. s. 161 und
Melzer im Berliner ms. germ. 8° 204 nr 31) versichert zum
schhss: Du aber, liebe Dorilis,
du machst mir viel bekümraernis,
du bleibest mein, und ich bin dein,
und das in ewigkeit.
eine neuere fassung der alten ballade vom bettler bei Zurmühlen,
Des Dülkener fiedlers liederbuch (1875) s. 10 endet mit folgendem
Zwiegespräch: 'Steh auf, steh auf, es ist schon zeit,
11*
164 DU BIST MfN, ICH BIN DIN
die vöglein pfeifen auf grüner heidi'
'Lass singen, lass singen die waldvögelein,
schätz, du bist mein , und ich bin dein.'
bei Simrock, Deutsche Volkslieder nr 166, 3 (Ich kann und mag
nicht fröhlich sein; vgl. Reifferscheid , Westfälische Volkslieder zu
nr 10): Du bist mein und ich hin dein;
im rosengarten
will ich dein warten
im grünen klee.
Erk, Liederhort 1856 s. 320 nr 146,6 (Wie kommts, dass du so
traurig bist): Bist du mein schätz, bin ich dein schätz,
teins lieb, schön eugelskind.
komm zu der heerd auf grünen platz,
in wald, wo freudeu sind.
In die geistliche poesie ist unsere formel ebenfalls schon früh ein-
gedrungen, sie bedeutet hier die innige gemeinschaft des begnadigten
menschen mit gott. weil sie, sagt Vilmar (Handbüchlein für freunde
des deutschen Volksliedes* s. 200), voller wahrhafter ausdruck der
irdischen liebe ist, so konnte sie auch die himmlische liebe so voll
und ganz bezeichnen, wie das neben uns treue volk der erde ver-
mocht hat. in bruder Philipps Marienleben v. 1426, worauf mich
Steinmeyer gütig hinweist, klagt die Jungfrau zu gott:
Du bist miner sele lieht,
ich mac von dir gescheiden niht.
du bist min und ich bin diu,
ich wil immer bi dir sin.
die lateinische vorläge des dichters bietet hier nichts entsprechendes,
in dem niederrheinischen gedichte von der geburt Jesu, das Heinzel
(Zs. 17,18) nach einer hs. des \Ajhs. herausgab, spricht Maria zum
Jesuskinde: Suck , herze min,
suck, truyt min,
ich bin dyn,
du bis myn (v. 218 f).
ähnlich klingt ein weihnachtslied Nicolaus Hermanns v. j. 1560
(Wackernagel, Kirchenlied 3 nr 1369. Bäumker 1,306):
Seid frölich vnd jubilieret
Jesu dem Messie;
der die ganze weit regieret,
ist ein söhn Marie,
DU BIST MIN, ICH BIN DIN 165
vnd leit im krippelein
beim ochsen vnd eseleiu.
sause sause sause sause kindelein,
du bist mein , ich bin dein.
jauchzt vnd springet;
klingt vnd singet.
Luther lässt 1524 in seinem lied Nu freut euch, lieben Christen
gmein (AFischer, Kirchenliederlexikon 2, 106) str. 7 Christus zum
metischen sprechen:
Denn ich bin dein, und du bist mein,
und wo ich bleib, da sollst du sein,
uns sol der feind nicht scheiden.
und in einer dreistrophigen umdichtung des Lutherschen liedes,
welche sich in dem liederbuche der Anna von Köln (Zs. f. d. phil.
21, 1.43) findet, sind diese verse als refrain verwandt, in offen-
barer erinnerung an sie singt PGerhardt (hg. von Goedeke 1877
s. 123: Warum solt ich mich denn grämen):
Du bist mein, ich bin dein,
niemand kann uns scheiden:
ich bin dein, weil du dein leben
und dein blut mir zugut
in den tod gegeben.
du bist mein, weil ich dich fasse
und dich nicht, o mein licht,
aus dem herzen lasse.
Die formet scheint aber nicht nur in der weltlichen und geist-
lichen poesie , sondern auch im rechtsleben geltung gehabt zu haben.
Luther1 sagt tu seinem tractate von ehesachen (1530. Werke 23, 102
der Erlanger ausgäbe) von der alten im volke üblichen weise der
eheschlief sung : Gleich wie sie (die ungelehrten Juristen) auch
ein lauter narrenspiel getrieben haben cum verbis de presenti
vel de futuro, damit haben sie auch viel ehe zurissen, die
nach jrem recht gegolten hat, vnd gebunden, die nichts gegolten
hat. denn diese wort: ich wil dich zu weihe haben' oder: ich
wil dich nemen , ich wil dich haben, du solt mein sein,
vnd der gleichen, haben sie gemeiniglich verba de futuro ge-
nennet, vnd für gegeben, der maus name solt also sagen: ac-
cipio te in vxorem, ich ueme dich zu meinem weibe, der weibs
1 auf diese stelle machte mich vor jähren Emil Henrici aufmerksam.
166 DU BIST MIN, ICH BIN DIN
name also: ich neme dich zu meinem eheman. vnd haben nicht
gesehen noch gemerckt, das dis nicht im brauche ist deudsch
zu reden, wenn man de presenti redet, dürfen wir aus Luthers aus-
druck folgern, dass die worte du bist mein, ich bin dein eine alte
deutsche rechtsformel für die Verlobung waren, so würden die an-
geführten verse noch in einem besonderen lichte erscheinend datin
möchte auch folgendes für ihr fortleben im bauernstande während
des 16 und 17 jhs. geltend gemacht werden können, in Michael
Babsts posse Der bawren fastnacht 1590 s. 279 erfolgt die Ver-
lobung zwischen Hans und Gretha, indem jener sagt:
Vnd zum gedechtnils dieser ding
nembt von mir an den schönen ring.
und Gretha erwidert:
So nemet jhr den thaler an,
ich bin ewer weib, jhr seid mein mann.
auch in dem um 1600 gedruckten schwäbischen reimgespräch Winckal-
heyrath (Birlingers Alemannia 17,73) tauschen Jäckli und Deinli
zur bekräftigung ihres ehev er Sprechens geschenke, ein haarwat und
einen poschen, aus und binden einander die rechte hand; darauf
bemerkt Deinli:
So bist mein und y bin dein,
wil als nit, so mufs nu sein.
in einem aus dem repertoire der englischen comödianten stammenden
Zwischenspiele der hslichen Danziger tragicomoedia vom stummen
ritter (bl. 110a. Bolte, Jb. für nd. Sprachforschung 12, 132) pro-
biert der bauer Hans die treue seiner frau Greth , die er mit dem
nachbar Wilhelm in verdacht gehabt, durch einen angeblich zauber-
kräftigen stein und ruft dann überzeugt und versöhnt: Du bist
mein (complectuntur se mutuo). Greth: Vndt ich bin dein.
ähnlich lautet es bei der Versöhnung zwischen dem aus dem kriege
heimkehrenden bauem Hans und seiner zänkischen, nun aber reu-
mütigen frau Talcke in einem possenspiel derselben Danziger hand-
schrift (Jb. für nd. Sprachforschung 12, 140): Mien leve man, eck
1 als pai illele kann man die englische formet der pare am Valen-
tinstage anführen: 1*11 be yours, if you'll be mine (Mannhardt, Baum-
kultus 1875 s. 461). anders die beider altrömischen confarreatio üblichen
worte: Quando tu Gaius, ego Gaia (Becker- Göll, Gallus 2,34) und die
indische formet der Sütra: 'er bin ich, sie bist du' (Zimmer, Alt-
indisches leben 1879 s. 313).
DU BIST MIN, ICH BIN DIN 167
bin ja ju laiffe wiff, jy sindt ja mieu Hanss, latet doch barm
overt harte gaenl
Wie innig diese formel, die wir so vielfach am Schlüsse einer
liebesversicherung als letzten und stärksten ausdruck antrafen, mit
dem gefühlsleben des deutschen volkes zusammenhängt , zeigen uns
auch moderne dichter, wenn sie die enge gemeinschaft liebender und
das hevoustsein ihres sicheren glückes auf dieselbe weise zur dar-
stellung bringen, so Schiller (Piccolomini 3, 5) :
Max: 0 werden wir auch jemals glücklich werden?
Thekla: Sind wirs denn nicht? bist du nicht mein? bin ich
nicht dein?
so Paul Heyse in der novelle Das mädchen von Treppi (Werke
5, 3S): Sie beugte sich herab zu ibm, ihre kräftigen arme hoben
ihn auf — Du bist mein ! sagte sie bebend, so will ich dein
sein! so endlich AGlasbrenner an einer pathetischen stelle seiner
witzelnden posse Kante Nantino (Berlin wie es isst und — trinkt
(1848) 19,36): Du bist mein, ich dein! du bist ich! ich bin du.
Berlin. J. BOLTE.
EINE UNBEKANNTE AUSGABE DES FRANK-
FURTER LIEDERBÜCHLEINS.
Von dem Frankfurter liederbüchlein, welches JBergraann
1845 unter dem irreführenden titel: Das Ambraser Iiederbuch
für den Stuttgarter litterarischen verein erneuerte, kennt man
bisher folgende sechs ausgaben:
A) Liederbüchlein darinnen begriffen sind 262 allerhand schöne
weltliche lieder jetzund auffs neuw gemehrt. Gedruckt zu Frank-
furt bey Nicolaus Basse 1578. gr. 8° (NBassaeus, Collectio in unum
corpus omnium librorum etc. 1592 s. 359; danach Draudius, Biblio-
theca libr. germanicorum 1611 s. 552).
B) Liederbüchlein usw. (wie A). m.d.lxxxii. 8° ohne Orts-
angabe, aber wahrscheinlich in Frankfurt gedruckt (Wien, Ambraser
Sammlung), enthält 260 gezählte lieder, dazu zwei doppelt
gerechnete, nrlOG und 254. neudruck von JBergmann, Stutt-
gart 1845.
C) Lieder büchlin, zwey hundert, ausserlesene newe lieder,
allen jungen gesellen vnd züchtigen jungfrawen, zum newen jar
168 EINE UNBEKANNTE AUSGABE
getruckt , mit jhren melodeyen, sampt einem register. vormals nie
inn truck aufsgangen. Anno m.d.lxxxii. 8° ohne Ortsangabe (Berlin),
enthält 192 gezählte lieder, darunter fehlen aber nr 161 und 188.
beschrieben von Hoffmann von Fallersieben, Findlinge 1,371 — 376
(1860).
D) Liederbüchlein usw. (wie A). Franckfnrt am Mayn, durch
Nicolaum Bassäum, im jar , 1584. 8° (Frankfurt. Münchner
universitätsbibl.).
E) Grofs liederbuch von 181 [I. 281] weltlichen liedem.
Franckfnrt, Peter Kopff 1599. 8° (ein exemplar ohne titelblatt,
das hier nach Draudius aao. angeführt wird, besafs Salomon
Hirzel in Leipzig), enthält 281 gezählte lieder, doch fehlt nr 259.
beschrieben von Hoffmann, Findlinge 1, 150 — 152.
F) Lieder Büchlein , Darinnen Hundert vnd sieben vnd funfftzig
schöne aufserlesene newe Lieder zu finden usw. Gedruckt zu Erf-
fordt, bey Jacob Singe. 11 bogen 8° o. j. (um 1618). (Bremen,
vgl. Uhland, Volkslieder 1844 s. 976).
Einen siebenten druck (G) fand ich kürzlich auf der kaiser-
lichen öffentlichen bibliothek zu SPetersburg, signiert 6. 40.
10. 25:
Lieder Büchlein, l Darinn begrif-jfen sind, Zwey hundert zweyj
vnd sechtzig, allerhand schöner Welt-ßicher Lieder, Allen jungen
Gesellen vnd zuch-jtigen Jungfrawen zum newen Jahr in \ Druck
verfertiget. I Auffs new gemehret, mit viel scho-jnen Liedern, die
in andern zuuor aufsgegan-jgenen Drucken nicht gefunden werden. /
Frolich in Ehren, Sol niemand wehren, j [holzschnitt, eine musi-
cierende gesellschaft im garten darstellend.]! Annou.oc.\ 17 7/s bogen
8°. blatt Sj ist verloren, die verse sind nicht abgesetzt.
Eine vergleichung mit B und E ergab folgende abweichungen.
von den 265 gezählten liedern der Sammlung sind 4 nrn (111,
229, 236, 257) ausgefallen, sodass das buch in wiirklichkeit
261 lieder enthält, in 9 fällen sind andere lieder als in B ein-
gesetzt, fünf derselben stehen schon in E.
Bei nr 5 fehlt in G die in B stehende Überschrift, desgleichen
bei nr8. 217. 218. 221. 222. 223. 225. 226. 240. 241.
Nr 37 ist überschrieben:
Difs lied haben vns die weisen bedacht,
Von einer schönen jungfrawen gemacht. [wegen.
Nr 66 beginnt: Von deinet wegen bin ich hie; in B Vmb deinet
DES FRANKFURTER LIEDERBÜCHLEINS 169
Nr 68 lautet: Der tag thut herdringen,
die sonn mit jrem schein (1 2 Str.).
ebenso in E. in B steht ein anderes lied: Deine gesund meine
freude.
Nr 254: Hertz einiges hertz,
manch grofsen schmertz,
glaub mir on schertz (6 Str.).
ebenso in E. in B steht Ein köstlich recept (prosa).
Nr 255: Wie möcht ich frölich singen,
weil mir nicht wil gelingen (8 Str.).
ebenso in E. fehlt in B.
Nr256 = E 256 = B 255.
Nr 257 : Lost auff vnd höret zu,
was ich euch singen thu
von der kunst durckereye ( ! ) (24 str.).
ebenso in E. auch im Venusgärtlein (Hamburg 1659) s. 152.
B 256 gibt ein anderes lob der druckerei: Wolauf mit reichem
schalle.
Nr 258 = E 258 = B 258.
Nr 259 = E 260 = B 259.
Nr 260 = E261 =B 260.
Nr 26 1 : Hör guter gesell,
nach deiner liebsten nicht mehr stell (8 str.).
ebenso E 262. fehlt in B.
Die folgenden vier lieder finden sich weder in B noch in E:
Nr 262: Ach hertziges hertz, wie krenckestu mich
so hart vnd sehr,
ohn dich nicht kan leben ich (13 str. mit absetzung
der verse).
Nr 263 : Mir geliebt ein frewlein zart,
mich hat zu dieser fahrt
verwundet also hart (6 str.).
Nr 264: Recht sehr hat mich verwundet
mein hertz ein jungfrewlein (7 str.).
Nr 265 : Nu grufs dich gott,
mein mündelein roth,
mein höchster schätz au ff erden (16 str.).
abweichend von nr 208.
Berlin. J. BOLTE.
170 ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER.
Aus den etwas verworrenen urteilen Michaelers gieng in die
litteraturgeschichten die meinung über, Füetrer sei von Hartmann
unabhängig; andere glaubten ebenso sicher zu wissen, dass der
bairische dichter ganz mit seinem schwäbischen Vorgänger über-
einstimme, von diesen ansichlen — die älteren sind bei Holland,
Crestien von Troies s. 185 zusammengestellt — ist meines wissens
weder die eine noch die andere bisher genügend begründet, die
erörterung der frage hat aber schon deshalb einige Wichtigkeit,
weil nur Füetrer wie Hartmann den raub der königin und die
Verfolgung des Meljakanz durch die Artusritter erzählt, auf eigene
Untersuchung und benutzung einer (Münchner) hs. stützt sich
dagegen die behauptung von PHamburger (s. 3 der dissertation
Untersuchungen über Ulrich Fürtrers dichtung von dem gral und
der tafeirunde): 'Fürtrers Yban ist in der tat nichts anderes als
eine ängstlich treue Umarbeitung von Hartmanns gedieht.' —
obgleich ich selbst eine hs. (die Wiener) nur flüchtig eingesehen
habe und ausschliefslich auf Michaelers auszüge angewiesen war,
glaube ich doch nachweisen zu können, dass die quellenfrage
für Füetrers Löwenritter nicht so einfach erledigt ist.
Die annähme, dass Füetrer einer von Hartmann unabhängigen
vorläge folgte, kann sich auf folgende unterschiede zwischen
beiden stützen:
Hartmann: Füetrer:
1. 880—892 das erlebnis Ka- i 177 Artus ist bei der er-
logreants erfährt Artus erst aus Zählung zugegen.
der mitteilung seiner frau; er
selbst hatte während der er-
zählung geschlafen.
2. 411 die wilden tiere sind 1 178 aufserdem werden löwen,
wisente und urrinder. baren, drachen genannt.
3. 1832 Laudine erfährt von i 277. 280 der böte erscheint
Lunete, dass Artus zum brunnen würklich und meldet, dass der
kommen will und — der dichter könig in 14 tagen komme,
scheint es für fingiert zu halten
— einen boten gesandt habe.
ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
171
4. 2158 — 72 die beiden fraueu
überlegen allein, ob das landvolk
mit Iwein zufrieden sein werde.
5. 3066 Artus ist zu Karidol,
als Iwein von Lunete gescholten
wird.
6. 4152 vierzig tage fordert
Lunete frist.
7. 5303 der löwe wird an die
seite gestellt, doch so, dass er
den kämpf sieht.
8. 5668 die ältere grafen-
tochter kommt selbst zu Gawein.
9. 6080 Iwein und die botin
kommen am ersten tage zur bösen
bürg und werden von den Ortsbe-
wohnern gewarnt.
10. 6845 Iwein bringt die ge-
fangenen frauen am siebenten
i 280.356.357 Laudine ver-
handelt mit ihren rittern selbst
diese frage.
i 38. 39 zu Nantis.
i 42 vierzehn.
ii 154 er wird in ein gaden
gesperrt und bricht durch eine
höhlung, die er sich kratzt.
ii 220 sie schickt einen boten,
der ihn znm kämpfer gewinnt.
ii 320 die beiden reiten einige
tage herum ; die warnung fehlt.
ii 326 die fraueu bleiben noch
zwei monate; wer sie heimge-
leitete, wird nicht gesagt.
tage aus der bürg und in die
heimat.
Aufserdem fehlen bei Füetrer viele nebenumstände und die
mehrzahl der psychologischen erwägungen, welche den eigentlichen
geistigen gehalt der dichtung bilden: dem späten massendichter
schienen sie entbehrlich, und er übergieng sie, weil er nach
kürzung strebt, sein werk, 307 Strophen = 2149 versen, hat
dem umfange nach wenig mehr als ein viertel von Hartmanns
gedieht und weniger als ein drittel von dem des Christian: im
inhalte ist es aber viel geringer, weil seine siebenzeilige Strophe
ganz besonders die breite des ausdrucks auf kosten des inhalts
fördert.
Die kürzungen und die mit ihnen zusammenhängenden Ver-
änderungen werden wol als Füetrers arbeit zu betrachten sein.
es handelt sich also hier nur um die zehn abweichungen.
Die sechste derselben kann übergangen werden, da bei Hart-
mann 4152 die handschriften bed auch 14 tage angeben.
Die 2 abweichung macht es wahrscheinlich , dass Füetrers
vorläge wie die Christianhss. AGFHS (278 = 280) unter den
wilden tieren auch ors, lions, lieparz aufzählte und dazu wie die
172 ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
keltische erzählung (Mabinog. 1, 46) noch schlangen und drachen
setzte: die Hartmannhss. haben nichts ähnliches.
Auch die 5 stelle gibt zu bedenken anlass. der ort, an
welchem Artus hof hält, wird (2680) von einem teil der franzö-
sischen hss. gar nicht genannt, andere haben Ceptre und Cestre,
danach das englische gedieht Cester und wahrscheinlich ebenso
die nordische prosa. die keltische erzählung (1, 70) hat CaerU
leon, das entsprechende Karidol geben Hartmann und das schwe-
dische gedieht, es ist anzunehmen, dass Füetrer eine den franzö-
sischen texten HMS nahe stehende bearbeitung ohne Ortsangabe
benutzte und dazu aus eigener Wissenschaft den namen setzte, der
ihm vielleicht aus des Konrad von Würzburg Turnei von Nan-
theiz bekannt war.
Wenn (nr 7) bei Füetrer der löwe auch während des ersten
kampfes, um Lunetes befreiung, eingesperrt wird, so kann das
ja aus dem zweiten kämpfe auf dem bösen schlösse (Hartmann
6714) entlehnt sein, es darf aber nicht übersehen werden, dass
auch das Mabinogion 1,81 berichtet, der löwe sei in die kapeile
gesperrt, in welcher Lunete gelegen hatte, und sei durch die
mauer ausgebrochen.
An die keltische erzählung 1, 63 erinnert auch (nr 4) die
Verhandlung der Laudiue mit ihren rittern, ob sie die ehe mit
Iwein billigen: an beiden stellen erklären die ritter, es sei besser,
dass die königin einen fremden heirate, da keiner der ihrigen
den brunnen verteidigen könne.
Ich meine, dass diese Übereinstimmungen es mindestens
sehr wahrscheinlich machen, dass Füetrer eine von Hartmann
unabhängige vorläge hatte, und glaube, dass auch die anderen
besonderheiten nicht von ihm selber herrühren, sondern schon
in dieser quelle vorkamen.
Dennoch hat das Ruch der abenteuer auch Hartmanns Iwein
benutzt, an mehr als vierzig stellen stimmt der bairische dichter
mit seinem schwäbischen Vorgänger auch im Wortlaute überein.
von diesen kommt etwa ein viertel (die mit f bezeichneten) auf
solche abschnitte, in denen Hartmann von Christian unabhängig
ist und auch zu keiner anderen bearbeitung passt.
Freilich darf man nicht erwarten , dass der nachahmer wie
der steirische Ottokar ganze absätze ausschreibe, denn erstens
arbeitete er fast dreihundert jähre später, als stil und spräche
ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
173
völlig verändert waren, zweitens können reimpare überhaupt
nicht in die siebenzeilige Strophe übernommen werden, wenn
er es aber dennoch zu wege bracbte, n 155 ein reimpar aus
Hartmann 4007 als einen vers mit binnenreim beizubehalten,
so ist das schon ein genügender beweis , dass er die mhd. dich-
tung vor sich hatte.
Die entlehnuugen Füetrers sind meist , doch nicht immer,
gerade der auch im inhalte passenden stelle Hartmanns ent-
nommen, sie sind in der folgenden Zusammenstellung nach der
folge der erzählung im Ruch der abenteuer aufgeführt; wichtigere
sind mit einem stern versehen, bisweilen haben sie nicht den
landläufigen text des Iwein zur grundlage gehabt; in diesen fällen
habe ich die sigle der Iweinhs. dazugesetzt, mit welcher sie
übereinstimmen.
Hartmann:
-j- 1 swer an rehte güete
wendet sin gemüete,
dem volgetsmlde widere.
6 der mit riters muote
nach lobe künde striten.
31 ez het der künec Artus
ze Karidol in sin hüs
33 nach rieher gewonheit
ein also schcene höchzit.
40 wan sich gesarnent üfder
erde
bi niemens ziten an-
derswd
so manec guot riter
also da.
524 ich sprach 'ich wil dich
wizzen Idn,
ich snoche dventiure.
* 1 108 er het sich nach dem
slage
hin vür geneiget unde
ergebn :
alsns beleip im daz leim.
Füetrer :
vor zeitten den man lobet
wer nach vil eem rangk.
i 33
grofs lob und eer vernomen i 35
habt ir dick von Artaus
wie er was so volkomen
und was durch zucht man wiellt
in seim haus
da warn ett rüter an preys die
aller pesten
die wonten in allen landen.
zuhannt thet ich im sagen i 178
das ich umbritt und suchte aben-
tewr.
Yban sich gleich ergeben i 278
het auf ainen starken schlag
das im auch frischt sein leben.
174 ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
7867 und rät darnach daz nu rat mir hie zu diser not i280
beste. wann du dein tag mir ye riett
das peste.
f*2054 dö was gereit da bi vill schnell cham dar fraw
mynne i 357
diu gewaltige Minne, und nam ir disen zorn
ein rehtiu süencerinne. dy edel suenerinne.
*2592 nu wdrn st doch ie iuwer nu wams all ie ewr spot i 420
spot
den dne ir schulde mis- die von thiost sunst ligend war-
selanc. den gesehen.
2924 sus wart dd urloup ge- hiemit ward urlaub zu seiner
nomen. fart genumen. 1 37
*3137 herlwein,sitmin vrouwe do mein fraw rainer tugend i 40
ir jugent,
schoene richeit unde ir nicht geny essen mocht noch trewen
tugent
wider iuch niht geniezen auch ir vil clare jugendt
kan,
wangeddhtirdochdaran so macht ir si doch mein han
lan genyessen
waz ich m gedienet hdn? do es euch zu dem tode zoch
und het si min genoz- do thett mich helff gen euch doch
zen Idn; nie verdriessen.
ze weihen staten ich iu
quam,
dö ich iuch von dem
tode nam.
*3232 daz im in daz hirne das im ain tobsucht gachs schos
schöz in sein hieren. i 507
ein zorn unde ein tobe-
suht.
f3260 der lief nu harte balde i0ff er fn toren weis verirret zu
in toren wise in dem walde. 1 507
walde ab.
3373 wie er verloren wcere diss wart auch in dem lannd ain
geringes märe r 508
daz was ein gengez mcere umb sein verlust und das nye-
mand iceste
ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
175
in allem dem lande.
3703 dar tidch eines tages vruo
sach man dort riten zno
den grdven Aliern mit
her.
*3923 dö truoc in diu geschiht
(wandern versach sichs
niht)
vil rehte in siner vrou-
wen lant,
dd erden selben brunnen
vant BDJbcfprz.
*4030 ir moht wol imoer clage
lan Bbf.
4048 vür eine verrat cerinne.
daz lantvolc hat üf mich
geseit.
4166 und envant dd nieman
ze hüs.
4295 der her Gdwein was nach
gestrichen BDabcfz.
4285 si sprach 'het ich den
vunden,
so het ich überwunden
mine sorgen zehant.
-}-*4179 'welchen Iwein meinet
ir?' sprach er.
si sprach 'herre, daz
ist der
durch den ich lide disiu
baut.
f*4189 daz er herre wurde hie.
*4308 ich kume in morgen
fruo
ze rehter kämpf zit D.
4358 sin lewe volget im als e.
war er ye der lannde kumen wäre,
ains tages der graf Aliers i 584
mit her kam in das lannd.
von geschieht ain weg gund in
des enndes tragen i 587
da er fand linnden capelen und
den prunnen
in seiner claren frawen lannd.
ir mocht wol dagelassen f am. i42
das landtvolck mich hye zeyet 1 42
valscher verräterey.
den fand ich et da haymen nicht
zu hauss. i 43
er was ainr abenteur nachge-
gestrichen. 1 43
hiett ich der ainen funden i 43
so war ich sorg entpunden.
welchen Yban mainet i 43
ir den ir habt gesucht
do sprach dt maget gerainet
es ist der durch den ich pin die
verflucht,
das er hie herre wurde. i 43
zu rechter kampffzeit kum ich euch
her morgen. i 44
der leo sein gefart im vollgtte
mit. 1 45
176
ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
4463 mir hat gemachet ein rise
mine huobe zeiner loise.
f4651 iu solte versmdhen
daz gemeine ndchgdhen.
*5105 so tuot ein dinc des ich
iuch Ute E Ja bcd f 1 p rz .
*4007 miner vrouwen hulde,
unde dehein ir schulde
an aller slahte not verlos.
5447 si gewan ir vrouwen
hulde
und hete dne schulde
erliten kumber unde not.
5469 miner vrouwen hulde
der mangel ich dne
schulde.
f5854 got pflege sin swar er
kere.
-}-*5997 si sprach 'got grüeze
iuch, herre.
ich hdn iuch harte verre
üf gnade gesuochet.
f*6543 daz im ein böte seite,
daz ezzen wwre be-
reite ROabfpr.
6707 von swem iu leide mac
gescheht.
6737 und dö dise siege erhörte
der lewe sin geverte f.
*7438 des ir dd sorget, des
sorg ich.
[Ef.
*7400 diu naht si wülekomen
*7483 herre, ich bin ez Iwein.
7887 daz er wider hwte,
siner vrouwen minne.
mein hueb gemachet sinnd ge-
pawes öde n 95
allmeinpurg gar zerprochen sinnd
diess hat gethan ain arger ris
vil schnöde.
was sol ditz gmaine schehen. ii 96
so thuo ain dinng des ich dich
pitt. ii 98
das si an schuld verlos ir frawen
hullde. ii 155
Lunet dy ane schulte n 156
led irer frawen has
dy gab ir wider hullde.
ich mus vor hau di hulde ii 156
meinr frawn minicleich
der hass ich leyd an schulde,
got wallt sein wo er ferl auf
allen Strassen. n 221
si jach got gruoss euchherre n 223
auf gnad bin ich euch nach
geritten hartte verre.
ain pot in alldo saget ii 322
das essen war berait.
ob euch zu laid ettwas von im
ii 324
ii 324
geschieht,
der leo nu wol erhörte
di starken schlege gross.
Ybanjach des ir sorget
des sorg bey namen ich.
ii 450
di nacht sey unlikumen. n 450
er jachherr ichpin esyban. n 452
zu werben im nach siner frawe
mynne. ii 5 17
ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER 177
-j-*8034 iviIerher,odesolichdar. si jach sol ich zu ime n519
oder wil er her zu mir.
*8041 und bi dem ersten nach irem ersten gruoss. 11 520
gruoze.
8076 und trat vil gdhes hin- zurugk dy kuniginne n 521
der sich. ains tails in zorn trat.
Aufser diesen wörtlichen entlehuungen finden sich auch sach-
liche Übereinstimmungen zwischen den beiden Deutschen an stellen,
in denen sie von Christian abweichen.
Der gesang der vögel bei dem brunnen wird bei beiden vor
dem unwetter geschildert, bei Christian nachher.
Der bäum am wunderbrunnen ist im französischen eine flehte,
in den deutschen dichtungen eine linde, doch muss daran er-
innert werden , dass auch andere Deutsche die romanische flehte
durch die linde ersetzen.
Es kann nun auch nicht mehr zweifelhaft sein, dass die
entführung der königin und die Verfolgung des Meljakanz bei
Füetrer auf Hartmann zurückführt, aber nicht nur auf diesen,
denn im Ruch der abenteuer erzählt der ritter auch, wie Gawein
den entführer der königin überwindet und tötet, ein zusatz, der,
wie schon Michaeler n 96 bemerkte, höchst unpassend ist, weil
ja der bedrängte ritter sich den Gawein doch hätte holen können,
wenn er seine heimkehr erfuhr, bemerkenswert ist, dass auch
in diesem zusatz sich Füetrer der Sprachmittel Hartmanns bedient
(vgl. oben 5105 = ii 98): die herkunft des inhaltes dieser er-
weiterung ist aber unbekannt.
Dass in Raiern Hartmanns Iwein gegen das jähr 1500 wol-
bekannt war, geht zunächst daraus hervor, dass Füetrers lehrer
und freund (Zs. 27, 279) Jacob Püterich einen solchen besafs
und im Ehrenbriefe 1462 erwähnte, noch später, 1541, las
VViguleus Hund in Aschau bei Kufstein die jetzt Londoner hs.
(Zs.24, 177).
Schwierig dagegen ist es, sich eine Vorstellung von den
fremden quellen zu machen, denen der Raier folgte, eine der
bekannten französischen hss. ist es nicht, ebenso wenig das Mabi-
nogion. die anklänge an das letztere lassen aber vermuten,
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 12
178 ULRICH FÜETRERS LÖWENRITTER
dass eine ähnliche geschichte auch Füetrer in die hände ge-
kommen war.
Berlin, 8 october 1889. EMIL HENRICI.
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ.
(bl. V) Ein schöner Spruch von
dem schönen Schwerdt Tanz,
den das Löbliche Handwerck
die Mefserschmidt gehalten
haben in dem 1600ten Jahr
den 3ten Februarj.
1 Nach dem und als man zehlen
wurdt
von des Herren Christj geburt,
nemblich Sechzehenhundert
Jahr,
und der dritt Februarj war,
5 eben an der Herren Fafsnacht,
da hab ich mich bald auffge-
macht,
spaziert in der Statt hin undherr.
in dem ersah ich ungefehr
ganz wol gebuzt viel Meister und
Gseln, [wölln;
10 samb si in eim Krieg ziehen
ein ieder hett ein blofses
Schwerdt,
wie Ritterliche Heldten vverth.
auch hettens Wappen Röck-
lein an,
Von Taflet, Atlafs, Barchet schon,
15 welliche waren alle weifs,
gar schön verbrämbt mit allem
fleifs,
mit Daschen, Rot, Blaw, Gelb
und Grän,
die thetten Ihn gar wol an-
stehn.
auff ihrem Hut und Bretla fein
hetten Sie all weifs Federlein. 20
ein ieder auch an dieser stett
Viel Schelln an den Knyen helt.
wenn Sie danzten in ihren gang,
so gabn die Schelln darein ein
Klang,
ich gedacht in dem Sinne mein, 25
was bedeut diese Rüstung
fein? —
in dem ein Mann gieng zu
mir her,
den fraget ich da ungefehr:
Er solt mir nicht vorübel han,
und solt mir solches zeigen an, 30
dan ichs mein Tag nie hab ge-
sehen:
der Mann thet gar baldt zu
mir gehen: (bl. lb)
'Das ist dafs Ersam Hand-
werck,
die Mefserschmidt in Nürnbergk !
die werden da mit Jungen und 35
Alten
widerumb ihren Schwerdt Tanz
halten,
alhie in Nürnberg der Statt,
der Ihn von einem weyfsen
Rath
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
179
auff Ihr bitt und bebehren1
wüst
40 widerumb zugesaget ist.' —
ich sprach: 'mein Freund thut
mir erklärn,
vom Schwerdt Tanz hab ich offt
thun hörnl'
der Mann sprach : 'das will ich
dir sagn,
wie sich hab solches zugetragen.
45 Nach dem erfüllt war die Jahr-
zahl
Sechzehenhundert gleich diefs-
mal,
das ward ein Jubel Jahr genandt,
darinn die Handwerck alle sandt,
ein iedes da nach seiner Arth,
50 umb einen danz anlangen wardt,
den Ihn ein Erbar Rath die
Zeit,
vergündt hatt in der fröligkeit.
weil aber da ein weyfser Rath
vor Jahren abgeschaffet hat
55 und gar verbotten alle Zunfft,
das ein Handwerck kein Zu-
sammenkunfft
mehr halten dorfften in gemein,
dan es wer da bey Ihn allein
vom Rhat ein besonder Person,
60 sonst dorfften sie kein zamkunfft
hon.
dieweil den ein Ersam Hand-
werck,
dieMefserschmidt in Nürnbergk,
also in diesem Jubel Jahr
umb den Schwerdt Tanz an-
langen war
bey einem Rath der Obrigkeit, 65
der Ihn vergündt war zu der
zeit,
welchen verdient haben die Alten,
vor Jahren solchen Tanz zu
halten, (bl. T)
Als man Ihn den erlaubet hatt,
da ward von einem weyfsen Rath 70
dem Handtwerck zugeordnet der
Erbar und Ehrnveste
Wolf Topllr«,
der vor der Zeit verordnet war
und bestettiget ganz und gar,
Statt und LandPfender da. ver- 75
nimb,
baldt hatt ein Erbar Raihe Ihm
Acht Reyfsig Einspenniger frey
zugeben und noch mehr darbey,
Zehen Soldaten mit Hellen-
bartten ;
mit dem befelch mustens auff- 80
wartten,
das Sie fleifsig acht haben fein,
das kein Meyderey gscheh in
der gmein,
auff das man sie da hindert nit
in Ihrem danz, die Mefserschmidt.
darauff ist der Schwerdt Tanz 85
ich sag
an der Herrn Fafsnacht Sontag
den dritten Hornung angefangen,
nun höret wie es zu ist gangen! —
Erstlich haben Sie mit begehr
die Acht Reyfsig Einspenniger 90
in des Wolff Toplers haufs
fürwar
am Ronnersberg3 versamblet gar.
1 /. begehren. 2 soll heifsen: Topler, vgl. 91. 140. 3 jetzt
Paniersplalz , früher Bonersberg , nach einer familie Boner genannt.
12*
180
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
da ist geschehen der Aufsrieth,
allmahl Ihr drey in einem Gliedt.
95 Der Ehrnvest Juncker
T o p 1 e r schon ,
der folgt Ihn nach mit seinem
Sohn,
und Riethen über die Fleisch-
brucken,
und thetten vor die Herberg
rucken,
Zum Silbern Fisch gar wol er-
kendt,
100 der Wirth ward Lienhard
Mayr genändt.
der war Ihr Gastgeber und wirth,
der Mefserschmidt, wie sich ge-
bürth.
und als die Reutter da forth aufs
dem Lienhardt Mayr kamen fürs
Haufs , (bl. 2b)
105 dem Wirth wol in der Rreythen
gassen ,
der auch gestaffiert war der-
mafsen,
ein gelben Leib mit langen
Schofsen
hett er an und dergleich ein
grossen
schon gesprengten Soldaten hutt,
UOdarauff Roth und weifs Federn
gut;
sein Rofs, eiü Schimmel ward
erkorn,
den nam Er wacker unterd Sporn,
gleich auch1 eim vvalloner Rieth
auch mit.
also die Reutherey mit sitt
115üngen dasHandvverck an zu führn
1 auch soll fortfallen.
von der Herwerg, wie thut ge-
bührn.
und wie der Zug ist gangen an,
so ist vor dem Haufs gar schon
geritten da der Statt-
Pfender;
auff ieder seithen so hett Er 120
Zween Trabanten mit Hellen-
partten,
die thetten fleifsig auff Ihn
wartten.
an statt Rieth Er eims Erbarn
Rath.
gar herrlich Er sich gebuzt hatt:
von Silber und Goldt ward allein 125
Reith giirttel, Schwerdt und
Dolchen sein,
hett auff ein schönneu hut mit
fleifs
und darauff Federn, schwarz
und weifs,
die waren seinen wappen gmefs.
nach dem so hett Er vber defsi30
vber zvverg die Recht seithen nach
von Goldt ein Ketten, war
S e c h s f a c h ;
vber die Linck seithen der-
gleichen
von Taffet Roth und weifs Veldt-
zeichen,
gwerckt mit Silber und Gulden 135
Spizen,
sam wanns ein Fürst im Krieg
solt nüzen, [werth
die Ihm ein Ersam Handwerck
zu diesem Zueg da hatt verEhrt.
(bl. 3a) Nach Ihm sein Söhnlein
Rieth zu handt,
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
181
140der ist Heinrich Top ler
genandt,
wellicher seines Alters war
eben zu diefser Zeit Acht Jahr,
der führt in seiner Hand gar fein
da ein schön langes BürstPüchs-
lein,
145hett ein schwarz Seyden Röck-
lein an
und zwey fliegender Ermel dran,
auff beyder seyt hett Er mit Zier
vergült Gürtel, Dolchen, Rapier,
ein Gulden Gürttel umb sein Hut,
150 darbey Rott und weifs Federn gut.
vber die Rechte seithen fein
führt Er von Goldt ein
Ketten Rein;
die ward Dryfach und
darzu Braidt.
führt auch auf seiner Lincken
seith
155 von Taflet Roth und weifs Veldt-
zeichen,
mit Guldennen Spizlein gwirckt
dergleichen,
die Ihm ein Ersam Handtwerckh
auch
verEhret hat, wie war der brauch,
dieser Knab safs dapffer zu Rofs,
160 das sich verwundert klein und
grofs,
dan Er seim Vatter ohne Clag
ist nachgefolgt den ganzen Tag
bifs in die Neund und Zehend
Stund,
war gar ein grofse Kälte, und
IGSdarumb ob seiner Jugend sich
hat da verwundert menniglich.
1 /. Meister.
Er thet ein freyenReuther geben,
Gott verley Im noch langes Leben !
auff den Jüngling Riethen her-
nach,
Zwey Glied Einspenniger ich sah, 170
(bl. 3b)
alwegen drey in einem Glied:
fein siezam da ein ieder Rieth.
die Soldaten auch gleicher massen
nach der Ordnung aufsgetheilt
wassen,
die den Mefserschmidten allein 175
Schuz haben ghalten vor der
Gmain.
Hinder den Mefserschmidten her
Riethen noch drey Einspenniger,
mit Veltzeychen die Ritterschafft
vom Handwerk ward verEhrt war- 180
hafft:
fein Roth und weifs, wie thut
gebührn,
thetten Soldaten und Reuther
führn.
nach diesem Rieth seind gangen
her
in Roth Röcken die StattPfeiffer,
die haben herrlich Musiciert; 185
als wens eim Fürsten hett ge-
bührt,
so herrlich machtens ihr getöen.
nach Ihnen thetten hernach gehen
die Erbarn Herren und Ge-
nandten,
des Ersamen Handwercks wol 190
bekandten;
der gleich die Elzten Meisten1
schon,
ieder hett einem Ehrrock an.
182
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
drey und drey giengen in ein
Glied
fein Erbar nach der Alten sitt.
195 das warn die Meister mit ver-
langen,
welliche da vorher seiud gangen.
Im Ersten Glied seind gangen her
der Erbar Jeronymus Büch-
ner,
der Erbar Jacob Gärtner
seht,
200der dritt Hanns Schmid
fein gut und schlecht.
Im Andern Glied so thetten gehen
Caspar Alb, Hanns Mayr
die Zween,
dergleichen auch Hanns
W i n c k 1 e r ,
war zu der Zeit ein Geschworner.
205 (bl. 4a) Im dritten Glied Hanns
Faulhaber,
auch Engelhard Jahrey-
fsen und der
KunzMey, der war der dritt.
Nach dem so kam das vierdte
Glied:
Hanns von Korb, Georg
Püttner und
210 H a n n s E c k e r t auch bey Ihnen
stund.
Cunz Lobenschrott im
fünfften Glied,
derselbigwar einKlingenschmid,
und Hanns Schmid war ein
Schleiffer,
dergleichen Peter Schein-
lein/ der
215 selb war der Fünffzehend Mann.
1 /. hat.
also thettens in Ordnung gan,
und also ist der Zug geschehen,
wie menniglich den hat gesehen,
Zu dem Ehrnvesten Herrn
bereit
Wolff Jacob Strom er, 220
dieser Zeit
Eins Erbarn Raths verordneter
und bestettigter Rawmeister.
in sein Behaussung zogens ein
Meister und Gsellen, grofs und
klein
versambleten sich an dem End,225
darbey Zweyhundert gwefsen
send,
die hat man da geordnet zam,
und diesen danz in Gottes Nam
ward angefangen schön durchaufs
in des Erbarn Herrn Stromers 230
Haufs.
darvor haben Sie zu der Stund
den Ersten Danz thun Lustig, und
darnach ruckten sie v'ber Zwerg
Nab v'ber den Lorenzer Berg
und haben also in der Statt 235
den Elzten Herrn in dem Rath
(bl. 4b) vor Ihren Häufsern ge-
danzt frey
mit Ihrem Schwerdt danz man-
cherley,
mit Reverenz und Ihrer Zier,
nach aufsweifsung Ihrer manier 240
jeden unterschiedlichen danz
machten sie nach der Ordnung
ganz,
ein ledern Herren in dem Rath
mit eim Schwerdt danz ver-
Ehret hab»,
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
183
245 welches eim Rath der Obrigkeit
hat wol gefallen zu der Zeit.
Nun will ich meldten zu der frist,
welches der Reyhen führer ist.
Franz Höefs so hiefs der-
selbig Mann,
250 Schwarz Sammets Kleydt hett
Er an,
auff seim Haupt ein Sammetes
Bredt;
dieser den Reyhen führen thet.
nach Ihm danzten dieGeschworn,
vom Rath und Handwerck
aufserkorn.
255iErstlich Wilibaldus Kez-
mon,
des gröfsern Rhats ein Gnander
schon,
der ander Gschworn Meister
wist
der Ersam Thoma Koller ist.
derErsam PaulusBonacker,
260 der war der dritt Geschworn
Meister.
der vierdt Geschworn Meister
wardt
der Ersam Meister Georg
Burckhardt.
die netten an schönne Röcklein,
dran thetten fliegendtc Erhel
sein.
265 nach den Geschworn und wol
bekandten
danzten des gröfsern Rhats die
Gnandten.
der Erbar Herr Hanns Vogel vnd
die Alten Meister zu der Stundt.
(bl. 5a) Nach diesem alle Meister
wüst
wie ieder Meister worden ist. 270
Keiner dorfft für den andern gan,
hielten fein nacheinander an.
Haubenschmidt, Klingenschmidt,
Schleiffer
danzen auch mit. iedoch aber
der Eltiste Geschworn Meister 275
recht,
der danzt nit mit seims Alters
seht
ist mit den Elzten vorher gangen,
hört wie Sie danzten mit ver-
langen 1 —
Franz Höefs und der den
Reyen führt
fieng an den danz ganz wol 280
geziert.
Erstlich gleich wie ein Schlang
Er gieng
und führt sie rundt in einem
Ring:
So krum geschlosfsen an dem end,
das keiner kein anfang mehr
könd;
doch wickelt Er sich wider raufs285
und macht den Schlangen Danz
schön aufs.
Wie schön hatt Er die Brücken
gschlagn !
artlich geschlossen mufs ich sagn.
Er hats auch gefürth und wol
getroffen,
das Sie seind durch die Schwer- 290
dter gschloffen.
vber die Schwerdter habens
müfsen
fein artlich danzen mit den
Füfsen. [Schlacht
gar künstlich halt Er gfürth die
184
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
imd Sie vierfach zusammen bracht
295 mit Hilff eins andern Meister,
ward genant Georg Pfaffen-
hoffer,
der auch den halben theil thet
führn,
den Schwerdt danz wie sich thut
gebührn.
die Schlacht sähe aufs in solchem
hauffen,
300als wenn man mit Stürm an
wolt lauffen.
und als die Schlacht nun hett
ein End,
ein Ieder Theil sich wider wendt:
(bl. 5b) da haben alda klein und
grossen
Beyd theil zwo schöner Rossen
gschossen.
305darauff zween Fechter Ehren
werth
Fechten jm Dusacken und
Schwerth.
Ein junger Mann , mir wol be-
kandt,
sein Nam Hanns Fenizer
genaudt,
derselb das Zitterschwertlein
hatt,
310 schön mit geschlagen das Parat,
nach dem dieRofsenwiderumben
seind künstlich aufseinander
kommen,
draus ist erfolget der Kuopff
danz.
nach dem beschlosfsens ein Ring
ganz,
315 darin so fechten paar und paar,
wer nur Lustig zu fechten war,
und Hanns Fenizer allerding
schlug allzeit das Barat im ring.
Zu lezt aber es sich begab,
ein ieder zug da sein hutt ab 320
und neigten sich tieft" allesam
gegen die Erbaren Herrn mit
Nam,
das Sie damit nehmen für gut.
also sich der danz enden thut.
Also habens gedanzt mit Ehren 325
wol vor den Sieben Alten Herrn,
nach Ihnen haben gedanzt fein
die Meisters Söhn und Rüben
klein.
Ein Meister hiefs der Michel :
Drechfsel,
der führt die Buben mit schönnen330
Wechsel;
thet auch den Schwerdt danz
artlich halten,
folgt mit sein Rüben nach den
Alten. —
den Andern Tag hernach er-
kendt
den man den Gallen Montag
nennt,
(bl. 6a) den Vierdten Februarj335
zwar
seind Sie wider wie vor fürvvar
in solcher Ordnung wider rucken
vber die schön New gbaut Fleisch-
brucken, [drott.
Kamen für das Rathbaufs so
wie nun ein Erbar weifser Rhat 340
Vom Rath ist auffgestanden fein,
da haben sie vom Haufs allein
hinab gesehen mit guter Ruh,
wie man den Schwerdt Tanz
machen thu,
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
185
345 welchen akla die Mefserschmidt
anfiengen da mit gutem Friedt:
von des Herrn Hanns Boscheu
Haufs
und vber denHerrnmarck durch-
aufs
bifs hinab zu der wexel, und
350 der danz werd länger dan ein
Stund,
weither thettens ein danz mitEhrn
GraffvonOrttenburg, dem
Edlen Herrn
vor seinem Haufs freundlich vor
alln.
das thet Ihr Gnaden wol gefalln,
355 der schenckt in ein gute praesenz.
die empfiengens mit referenz
und namen an mit danckbarkeit.
weither so danztens zu der Zeit
vor den Kauffleuthen da fürwar,
360 welche Ihr Arbeit ein ganz Jahr
abkaufften und Ihn dienstlich
sein
bey Ihrem Handwerck grofs und
klein,
eim ledern Kauffmann da ver-
Ehrt
ein schönnen danz mit Ihrem
Schwerdt
365 das Ersam Handwerck also
eben. —
weither hat sich nach dem be-
geben (bl. 6b)
den Fünfften Hornung hoch-
geacht
gleich an der Narren Fafsnacht,
da haben Sie auch in der Statt
370 mit vorwifsen eins Erbarn Rath
1 /. hett, vgl. 410.
der Mefserschmidt Ihr weiber
seht
und Ihre Töchter also recht;
die Buzten sich gar schön auff
glaubn
in Roth, Schwarz, grün, Braun
Schamlot Schaubn,
So Ihn die Erbarn Gschlecht375
der Frawen
Zu Ihrem Tanz thetten ver-
trawen,
Köpfflein auch Sammete Goller
und
henckten auch Ketten an die
Stund.
Sie waren schön Buzt und ge-
ziert,
und Nachmittag, wie sich ge-380
bührt,
haben sich versamblet durchaufs
Ins Erbarn Herren Stromers
Haufs.
darundter auch gewefsen sendt
Zwo schönner Kronbräut an dem
endt.
die Erst Kronbraut die war mit 385
Sinn
Jungt raw Maria Büch-
nerin,
des Erbarn Jeronymus
Büchner
defsGröfsern Rhats ein Gnandter
und Verleger im Handwerck,
war sein Eheliche Tochter werth, 390
und diese war die Meister Braut,
in Ehren da löblich vertraut,
auch herzt1 sie zwo Tischjung-
fraw, die
186
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
Erst Magdalena Kezmännj,
395 des ErbarnWilibald Kez-
man ,
des Gröfsern Rhats ein Gnander
schon,
war Gschworner Meister zu der
frist,
das sein Eheliche Tochter ist;
(bl. V) und die Ander Tisch
Jungfrau war
400Jungfraw Maria Mayrin
zwar,
des Erbarn Georg Mayrn
Tochter,
ein Verleger ist im Handwerck Er.
und der Gesellen Braut war die
Jungfraw Barbara Gärtt-
neri,
405des Erbarn Jacob Gärtt-
ner wist
wellicher auch ein Genandter ist
des Gröfsern Raths zu Nürnberg
und ein Verleger im Handwerck ;
war sein Eheliche Tochter und
410hett auch zwo Tischfraw die
Stund:
JungfrawAnna Vöglin,die
Jungfraw Katharina Ne-
geli,
hetten schön Roth Schwänz
Röckh an,
vber Ihr Arm sies tragen han;
415hetten auch schön fliegendte
Haar,
darauff auch schönne Kränzlein
zwar [ziert,
und Ketten an gar schön ge-
wie Gschlechters Bräuten dann
gebührt.
umb Vesper Zeit seind mit beger
aufs des Ehrnvesten Herrn 420
Stromer
seiner Behaufsung zogen allein
in schönner Ordnung also fein
für St. Lorenzen also starckh
hinab auff den Alten Bofsmarck
Ins Paulus Bilzen Haufs gar 425
schon,
wellicher war ein Kauffmann.
da habens Ihren Tanz gehalten,
wie geschehen ist von Jung und
Alten,
das waren zween Brautführer
wist
der Meyster Braut zu dieser 430
frist:
(bl. 7b) der Erst Georg Mayr,
Hanns Linck die zween
thetten neben der Braut hergehn.
leder hett einen Ehrrock an,
auch Guldne Ketten thut ver-
stahn,
dergleich ein ieder auff seim Bret435
Ein Schnur und schönnen Kranz
drauf hett.
der Gselln Ihr Bräutführer war
der Erste Endres Brückner
zwar,
und Georg Fischer von
Leipzig der
war der ander Brautführer. 440
Zur Meyster Braut bestelt man
eben
Vier Meyster, die mustens aufs-
geben
die Reyen an dem Tanz, und der
Erste war Georg Pfaffen-
hoffer,
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
187
445 Hanns Kretzmaun von
Rotenburg und
der dritt der war GeorgLinckh
die Stund,
dergleichen Lienhardt
Burckhardt
derVierdtReyenaufsgeberwardt.
unter den gsellen, thutt ver-
stehen,
450 waren Reyenaufsgeber die Zween :
Erhard Brunner von Aurach
schon,
und der ander war Georg Kez-
man.
die theilten aufs die Reyen mit
den Gsellen da derMefserschmidt
455 und haben den danz fein ver-
riebt.
weil aber derStattPfendter nicht
hat bey dem danz da können sein,
dan Järlich alle Jahr allein
da verEhrt ein Erbar Rath
460 den Mezgern in Nürnberg der
Statt
(bl. 8aj Ein Trunck und auch
ein Küchlein gut,
das man beym Pfendter hohen
thut,
welches gschiebt an dem Erich-
ta o
an der Narrn Fafsnacht ich sag,
465hat Wolff Topler den Tag
gar nit
sein können bey den Mefser-
schmidt,
doch war all ding gar wol be-
stellt:
die StattPfeiffer darzu erwöhlt
1 /. Gschlechters.
und die Einspenniger gar frey,
die hielten bey dem danz darbey, 470
das man da räum und blaz kund
hon,
der Vorhängeleiu danzt voran,
wie denn ein Gschechters1 danz
gebührt;
artlich Er auch den Reyen führt,
ein Rothschmid war der Vor- 475
hengelein,
Hanns Fleischer hiefs der
Name sein,
da nun der danz name ein eudt,
nach Ordnung wider gangen sendt
nacheinander fein paar und paar,
welcher bey hundert Glieder war. 480
Zogen wider ins Stromers Haus,
von dannen seind sie gangen
raufs,
widerumb alle da Ihr Strafs
beym in Ihr Häusser. solcher
mafs
war dieser Tag vollend, ich sag, 485
freundlich und löblich ohne
Klag. -
iezund ist es gleich dreyfsig Jahr,
das solcher danz gebalten war,
wie hochlöblicher gedächtnus
Keyfser Maxim ilianus 490
Rieth ein in Nürnberg die Statt,
geleich und wie man geschrieben
halt
(6Z.8b)FünffzehenhundertSiben-
zig Jahr,
Zu der Zeit das die Jahrzahl war.
und den danz thut man noch 495
zu Ehrn, [und Herrn
wenn Keyser, König, Fürsten
188
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
Einreichen hie in diese Statt,
das Haudtwerck auch die Frey-
heit hat,
das Sie ein Cron durchsigtig
führt,
500darinn drey Schwerter schön
geziert;
auch offen Schildt und Helm sich,
die ein Mefserschmid da warlich
Erworben hat in der Statt Prag,
wie die Schlacht war verlohrn
hernach,
505 hat Er ein Fezen mit verlangen
aufs dem Rlut gehenckt an ein
Stangen,
darmit samblet Er baldt ein Heer
und thett Ritterlich gegenwehr,
Errett den Konig aufs der
Schlacht,
510 erhielt den Sieg mit kleiner
Macht,
darnach Königlich Meyestatt
den Mefserschmidt verEhret halt
mit Schilt und Helm sampt der
Cron,
darin drey schöner Schwerdter
stöhn,
515 die noch all Mefserschmid thun
führn,
das sonst keim Handwerck thut
gebührn.
Anno
und dieser Mefserschmid zu
handt
Gregorj Springenklee
war genandt,
der das Handwerck mit begabn ;
Zu Prag so ligt Er noch be-520
grabn.
darfür so woll Ihm Gott da geben
und uns allen das Ewig leben
durch unser n Herren Jesum
Christ,
der unser Schuz und Schirm ist.
(bl. 9a) Also hat sich verloffen 525
dafs,' —
sprach da der Mann und gieng
sein Strafs.
so hab ich mich drüber gericht
und macht das schöne Lob-
gedicht.
Dem Ersamen Handwerck zu
Ehrn
lafs ich den schönnen Schwerdt53()
danz hörn1
und fürnemblich zu Gottes lob,
da wir dan halten alle ob,
dann Gott ist alles guts ein geber :
so spricht zu Nürnberg Hanns
Weber,
sonst werdt ich Schlenckerlein535
genandt,
fast iedermann gar wol bekandt.
Salutis 1600 den 15. Martj.
1 /. hörn.
Vorstehende beschreibung des schwerttanzes , auf welche bereits
Müllenhoff in seiner abhandlung über den schwerttanz (Festgaben
für Homeyer, Berlin 1871) nach einer mitteilung AEssenweins hin-
gewiesen hatte, befindet sich in einer papierhs. der Nürnberger
Stadtbibliothek Will. i. 419 und wurde für mich durch hm HBösch
copiert. die im abdrucke hervorgehobenen Wörter bezeichnet das
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 189
original mit größerer schrift, die interpunction rührt von mir her.
die verse sind oft schwerfällig , dialectische ausspräche macht sich
in den reimen bemerkbar: an : schon 13. 117. 191. grän:stehn 17.
erklärn:hörn 41. widerumben: kommen 311. Kezmon (neben
Kezman): schon 256. spizen:nüzen 135. vgl. 185. 279. 500. 529.
der reim ist häufig durch flickwörter hergestellt: wisst 39. 257.
269. 405. 429. ich sag 85. 464. vernimb 75. zwar 335.
400. 416. fürwahr 91. 336. 359. mit verlangen 195. 278. 505.
mit begehr 89. 419. der 71. 206. 214. 439. die 393. 411. und
164. 209. 232. 267. 377. 409. 445. — 259. 273. inhaltlich je-
doch gibt Weber eine genaue und getreue beschreibung des schwert-
tanzes vom jähre 1600. und zwar berichtet er nicht blofs über
die zeit und besondere erlaubnis der aufführung , über alle mittelbar
und unmittelbar beteiligten pwsonen, über kleidung und aufwand
bei der durchführung des tanzes, über die bewegung des zuges in
der Stadt, über herkommen und brauch der rnessererzunft , sondern
wir erfahren auch — icas bei alteren schwerttänzen selten ist —
von den figuren des tanzes, selbst der dem schwerttanze folgende
geschlechtertanz ist ziemlich ausführlich geschildert, in einem ver-
schwundenen zunftbrich der Nürnberger Stadtbibliothek (vgl. Festg.
s. 120) waren auch nachrichten über die schwerttänze von 1540
und 1561 enthalten. Müllenhoff spricht s. 120 von 2 abbildungen
des schwerttanzes aus der zeit um 1580, die sich im germ. museum
befinden und genau dieselbe Vorstellung geben sollen wie die ab-
bildung in Paul Geigers Schönbartbuch, das germ. museum besitzt
in würklichkeit 4 handzeichnungen des schwerttanzes, diese stimmen
aber mit jener Geiger sehen abbildung nicht ganz überein. die erste
ist coloriert und trägt die Unterschrift : Messerer Tanz oder Schwerdt
Tanz in Nürnberg gehalten, den 3. Febr. anno 1600, bildet also
eine Illustration zu unserer beschreibung. die zweite Zeichnung ist
eine genaue, mit der feder ausgeführte alte copie der ersten, diese
2 Zeichnungen geben folgende Vorstellung : links am oberen ende
des blaues sehen wir 3 männer zu pferde, von denen der erste
weifse strumpfe, rote hosen, gelben rock , der zweite und der dritte
einen fliegenden gelben Überrock, darunter schwarzen leib hat, auf
dem köpfe jeder einen hohen, schmalkrämmgen hut (barett) mit
xoeifser und roter feder. einer von diesen dreien mag der stadt-
p fänder sein, rechts am arideren oberen ende des Mattes sind die
rnusikanten zu sehen: 1 trommler und 1 pfeif er in roten rocken
190 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
und schwarzen hosen mit breitkrämpigen hüten und federn wie
früher, der trommler überdies mit einer gelben schärpe. neben dem
trommler bemerkt man als dritte person einen faschingsnarren in
rot und weifs, ohne hut, mit klapperholz, unter dem narren ist
am weitesten nach rechts ein mann mit einer peitsche zu sehen,
der pritschmeister. er ist in rot und weifs, hat schwarze hosen,
auf dem hüte keine federn, die Verbindung nun zwischen der
äufsersten rechten und linken gruppe bildet eine dreifache linie der
aufmarschierenden schweittänzer , 16 an der zahl, von denen der
erste, links unter den 3 reitern stehend, ein schicert in der rechten
und eines in der linken hält, das schwert in seiner linken reicht
er dem Hintermann hin, der es an der spitze fasst, dieser wider
hält sein schwert in der rechten über die rechte schulter dem hinter-
mann hin, der es gleichfalls an der spitze fasst usw. der letzte
mann hält sein eigenes schwert in der linken über die linke schulter.
so stehen in der ersten reihe von links nach rechts 8 mann hinter
einander, dann setzt sich die reihe mit einer abbiegung nach
links fort, 4 mann hinter einander, und ebenso wider mit einer
abbiegung nach rechts 4 mann hinter einander, die schwerttänzer
bilden also eine schlangenförmige linie. alle haben kurze hosen von
gelber, roter, blauer oder grüner färbe, weifse strumpfe und auf
den hüten rote und weifse federn, sämmtliche rocke sind blau an-
gelegt, doch scheinen meister und gesellen durch die kleidung unter-
schieden, die einen (meister) tragen bauschige rocke (pluderhosen)
und schmalkrämpige hüte (barette), die anderen kürzere, glatt-
anliegende rocke und breitkrämpige hüte, die feldzeichen wechseln
in der färbe wie die hosen, in dem noch leeren räum über den
4 ersten tänzern bemerken wir endlich 2 dicht im kreise auf-
gestellte gruppen von schwert tänzern. ihre Schwerter haben sie
horizontal einander auf die schultern aufgesetzt, sodass jeder spitze
und griff eines Schwertes auf seinen schultern aufliegen hat. die
horizontalen Schwerter scheinen aber nicht beliebig über einander
gelegt, sondern noch wie ein sieb durch einander geflochten, jede
gruppe besteht nach der Zeichnung aus 13 mann und befindet sich
von der anderen etwa in schwertlänge entfernt, auf jedem der
2 schwert ge flechte steht ein f echter in gelben hosen , mit blankem
schwert in fechterstellung und holt gegen den anderen zum hiebe
aus, während dieser den hieb pariert, die Schwerter sind lang
und breit, mit einfachem griff, ohne korb, die beiden f echter
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 191
tragen keine kopfbedeckung , die rocke deuten auf gesellen. — die
dritte Zeichnung gehört zur zweiten und ist von derselben hand
angefertigt, hier sieht man vorne 3 reihen schwerttänzer und
zwar 20 personen und in derselben weise durch spitze und griff
der schwerler verbunden, der erste mann hat hier aber nur ein
schwert, der letzte hält sein eigenes schwert in der linken, im
hintergrunde links ist 1 trommler und 1 pfeifer, rechts dieselben
2 gruppen mit den fechlem auf den Schwertern wie bei der
zweiten Zeichnung, nur sind alle ohne ausnähme mit pluderhosen,
baretts und feldbinden bekleidet, schellen finden sich weder auf
dieser noch auf einer der anderen Zeichnungen (vgl. v. 22 f). die
vierte Zeichnung endlich ist ein stammbuchblatt in 8° mit miniatur-
artiger maierei, rückwärts die Jahreszahl 1629. auch hier stimmt
die darstellung in der hauptsache mit den früheren Zeichnungen
überein. im hintergrunde sieht man die beiden gruppen mit den
2 f echtem auf den netzartig verschlungenen Schwertern, der r eigen
wird vorne nur von 8 gesellen — wol wegen der kleinheit des
Mattes — gebildet. 3 dabei stehende männer in schwarzer tracht
dürften die geschworenen, ein berittener der p fänder sein, im
Vordergründe befinden sich noch trommler und pfeifer, im hinter-
grunde 3 männer mit blasinstrumenten. diese 5 haben rote rocke
und schwarze hosen, die schwerttänzer tragen alle Schärpen und
weifs und rote, der länge nach gestreifte rocke, aber verschieden-
farbige bunte hosen und Strümpfe, teils haben sie hüte teils barette
auf, sind aber alle mit federn geschmückt. 2 spafsmacher (narren)
und 1 mann mit einer geifsel machen platz.
Aus einer vergleichung dieser abbildungen mit der Geigerschen
(Festg. s. 120) ergeben sich bemerkenswerte unterschiede, nicht bloß
zahl und kleidung der tänzer ist verschieden, sondern auch die
gruppenbildung , und die tänzer werden hier nicht blofs 'auf einem
gefleckt ihrer vorgestreckten Schwerter emporgehoben', sondern sie
'fechten' in dieser Stellung. — weitere mitteilungen über diesen
schwerttanz hat soeben JBolte Alem. 18, 82 ff gemacht.
Müllenhoff liefs seiner abhandlung in den jähren 1875 und 1876
Zs. 18 und 20 nachtrage folgen, in denen ua. auch der schwert-
tanz aus Ried (jahresber. des gymn. in Ried 1872/73 s. 12) an-
gemerkt ist. allein der schwerttanz aus dem Salzkammergut (Österr.
Sagenbuch von JGebhard, Pest 1863, s. 464 f) und der Dürrnberger
knappen- oder schwert tanz (JSchiestl im jahresber. des Salzburger
192 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
museums von 1865 s. 67) scheinen ihm noch zur zeit dieser nach-
trage unbekannt gewesen zu sein. — ASchlossar (Österr. cultur-
und litter alurbilder, Wien 1879, s. 188 f) teilte dann das drama-
tische Vorspiel eines obersteirischen schwerltanzes von 1808 mit
und nahm bei seiner chronologischen Zusammenstellung der schwert-
tänze auch auf die zwei eben genannten rücksicht. — AHartmann
(Volksschauspiele, Leipzig 1880, s. 130 f), dem JSchiestls publication
des Dürmberger knappenlanzes entgieng, veröffentlichte denselben
nach der handschriftlichen aufzeichnnng nochmals, aufserdem aber
weifs er Zeugnisse beizubringen aus Laufen, Lambach (1770),
Ebensee am Traunsee, Anthering, Hallein (1819), aus Halle in
Preufsen unter den Halloren (?).
Auch FM Böhmes Geschichte des tanzes in Deutschland , Leipzig
1886, bietet einige neue Zeugnisse: so Tauberts bericht vom schwe-
dischen schwertlanze seiner zeit (s. 7), den schwerttanz in West-
falen (Büren) am ende des 18 jhs. (s. 179, 3), in Zwickau (1518);
leider begegnen aber auch ungenaue angaben (vgl, s. 64 f). solche
Zeugnisse brachte schon KSimrocks Mythologie (1869) s. 268 bei,
zb. von Attendorn in Westfalen; vgl. auch Holtzmann, Deutsche
mythologie s. 140 und Germ. s. 219; M annhur dt , Buumcult s. 546.
558, Myth. forsch. 198.
Alem. 14, 183 teilte KTrautmann eine genauere beschreibung
des Ulmer schwerltanzes von 1551, 9 hornufig mit (vgl. Festg.
B\), weiter Zeugnisse aus Dinkelsbühl, Nördlingen(\bl9), München
(1537 und 1561). in demselben bände der Alem. s. 247 f ein
interessanter bericht ThLuchmunns über den in Überlingen noch
üblichen schwerttanz der rebleute der neustadt , 1875 und wider
am 23 und 24 sept. 1888 zu ehren des Vereins <für gesch. des
bodensees und Umgebung aufgeführt, da der bericht nicht bis ins
einzelne genau war, so hatte hr Lachmann die gute , mir folgenden
nachtrug zu liefern:
In den ratsprotokollen Überlingens findet sich der schwer t tanz
erwähnt zum 3 febr. 1670: den ledigen rebknechten die fastnacht-
recreution ohne schwerttunz erlaubt; 9 febr. 1784: verbot auf
grund der schlechten Weinernte; 18 jan. 1796: erluubnis; 13 febr.
1797: verbot; 27 jun. 1798: erluubnis, wenn für den Hänsele eine
andere masquierte person beigezogen werde, im städtischen bau-
buch (1692 — 1830) heifst es vom 26 mors 1821: beim besuch
des grofsherzogs Ludioig von Baden in Überlingen stellten sich die
NACHTRÄGE ZUM SCHWEKTTANZ 193
rebleute auf 'im alten schwertletanzanzug mit spitzigen hüten
schuhen und weifsen strumpfen, roten westen, blauem rock und
salutierten unter trommel und pfeifen mit gezogenem degen.' das
Ordnungsbuch für die ledigen reebleüh anno 1789 enthält die ge-
nauen Satzungen und die chronik der gesellschaft, notizen im aus-
zug aus dem älteren verlorenen ordnungsbuch reichen bis 1573
zurück; 1798 anschaffung einer neuen schwerttanzfahne , welche
noch im slädt. culturhist. und naturaliencabinet aufbewahrt wird,
die gesellschaft der schwerttänzer bestand von je her aus den ledigen
rebleuten dh. aus den jungen burschen der rebleutezunft. zu reichs-
städtischen zeiten war nämlich die bürgerschaft Überlingens in die
adelige gesellschaft zum löwen und die zünfte mit amtszunft-
meistern an der spitze eingeteilt, unter den Zünften befand sich
nun auch die 'zunft der rebbürger beim wolfen', auch 'wolfer' ge-
nannt, die ledigen leute dieser wolfer halten als schwerttanzgesell-
schaft 4 platzmeister zu vorständen, welche am umzugstag unter
der gesellschaft gute Ordnung zu halten verpflichtet waren, bei
jedem tanz muste wenigstens einer derselben den tanz führen und
ein anderer im haus , vor dem getanzt wurde , das compliment ab-
legen, sie hatten auch den hänsele zu wählen, ohne dass die
anderen vor dem umzugstag erfuhren, wer hänsele sei. dem
fähndrich lag es ob, die fahne 'in guter obacht zu halten' und
vor jedem haus beim 'an- und abzug das compliment gebürent zu
machen', der säckelmeister hatte die Ordnung der tänzer zu be-
aufsichtigen, angebotene geschenke aufzuzeichnen und am abrech-
nungstag der gesellschaft vorzulegen ; ebenso muste er während des
ganzen Jahres die beitrage einziehen, die liste der verheirateten
überwachen und beim tode eines mitgliedes für eine hl. messe
sammeln, die spielleute , 2 trommler und 2 pfeifer, sollten auf das
commando der platzmeister sehen und ihnen gehorchen, der hänsele
sollte stets sein augenmerk auf die gesellschaft richten, auf der
strafse wie in den häusern höflich und ordentlich sein, auf die
befehle der platzmeister genau achten , möglichst bei der gesellschaft
sein, die übrigen mitglieder hatten sich gleichfalls pünctlich nach
den Satzungen zu richten, nur in die häuser zu gehen, wenn ein
platzmeister es verlangte, vor und nach dem tanz den hut abzu-
nehmen, besonders aber im ganzen ordentlich und still zu sein.
für vergehen gegen die festgestellte Ordnung waren verschiedene
geldstraf en festgesetzt, dies galt aber nur für die zeit von der
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 13
194 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
Verabredung zum umzug bis zur abrechnung. jedes fahr sollten
4 in die gesellschaft aufgenommen werden, welche sich dann unter-
geordnete dienste, zb. einsammeln der beitrage, halten der schwert-
scheiden während des tanzes, gefallen lassen musten. ein ver-
storbenes mitglied der gesellschaft wurde von den übrigen in
schwarzen mänteln zu grabe getragen und geleitet, vor der fast-
nacht holten die 4 platzmeister durch den amtszunftmeister beim
magistrat die erlaubnis zum umzug ein. darauf hielten sie ihre
beratung und fassten unter beiziehung der mitglieder mit Stimmen-
mehrheit beschluss bezüglich der aufführung des tanzes. jeder
wurde gefragt: 'will er mitumziehn, bei seiner ehr mit- und bei-
halten?' worauf sich ein jeder ' verobligierte und mit einem
Jawort verbindlich machte', nachträgliches fernbleiben wurde mit
45 kr. bestraft, jeder muste einen beitrug zu einer öffentlichen
hl. messe am umzugstag bezahlen, alles, was für den umzug
nötig war, wurde geordnet und verabredet, schon 1781 war
'vor die 4 platzmeister, fänderich, spülleit, seckelmeister und
hänsle' ein ausmafs an wein und speise festgesetzt worden, nach
einer alten sage wird das Privilegium des schwerttanzes der reb-
leute auf eine heldenhafte auszeichnung in einem kriege zurück-
geführt. 100 mann stellten sich einst dem kaiser, von denen nur
einer fiel, der vor dem ausmarsch die kirche nicht besucht hatte;
für ihre tapferkeit gab ihnen der kaiser das Privilegium, die
strengen Satzungen der rebleutezunft sind heute im wesentlichen
noch in Übung, die schwerttänzer bestehen aber nicht mehr blofs
aus ledigen leuten. die kleidung ist noch alt und zunftmäfsig:
dreispitz, Schnallenschuhe und weifse strumpfe, rote westen, blaue
rocke, blumensträufse im knopfloch , degen. die 4 platzmeister, der
fähndrich und die spielleute (2 trommler und 2 pfeifer) tragen
Schärpen, die fahne besteht aus einem 3 eckigen carmoisinroten
Seidenstoff, darauf der 2köpßge reichsadler mit kröne, eingefasst
von einem reblaubkranz mit der jahrzahl 1799, zu sehen ist. dem
tanz selbst gieng in Überlingen nie ein besonderes dramatisches Vor-
spiel voraus, unter militärischem commando ziehen die schwert-
tänzer parweise auf, voran die trommler und pfeiffer, dann der
fähndrich mit der fahne, hierauf die 2 ersten platzmeister, nach
ihnen die gewöhnlichen schwerttänzer und zuletzt die 2 anderen
platzmeister. der hänsele treibt sich vorher peitschenknallend in
den Straßen herum und kommt erst beim tanz zu den schwert-
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 195
tänzern. zunächst wird vor das rathaus marschiert, hier vor der
wohnung des bürgermeisters zum grufs die fahne geschwenkt und
der erste tanz aufgeführt, die turner stellen sich in einer linie
mit dem gesicht gegen das rathaus auf. dann treten die 2 ersten
platzmeister ins haus, 'sprechen vor und legen das compliment ab' :
'wir haben die ehre den alt ehrwürdigen schwerttanz aufzuführen
und bitten um ihre genehmigung und lassen uns recommandiert
sein.' dann begeben sie sich wider zur gesellschaft und der erste
platzmeister commandiert: 'ergreift das gewehr! gewehr auf!
achtungl präsentiert das gewehr l gewehr ab! scheiden abnehmen!
(diese werden unterdessen abseits aufbewahrt) rechts um! die
14 tänzer stehen nun hinter einander und unter dem schwertler-
tanzmarsch 1) kommt die erste figur zur darstellung: unter ge-
strecktem 'spitz und griff' (point and hilt) gehen sie von rechts
nach links in grofsem bogen, dann in Schlangenlinien, darauf in
achterfigur (der erste mann gleich hinterm letzten vorüber, 2 mal),
zweite figur: der maschen. nach einem bogengang bleiben die
2 letzten platzmeister stehen und halten die degen gekreuzt in die
höhe, die 2 ersten platzmeister gehen unter diesen degen durch,
ebenso die folgenden tänzer; immer bleibt wider ein par stehen
mit gekreuzten degen, bis alle gesicht gegen gesicht aufgestellt sind.
nun springt der hänsele in den maschen dh. unter die gekreuzten
degen, und der fähndrich schwenkt die fahne über der gruppe, die
musikanten schlagen einen wirbel und der erste platzmeister bringt
ein hoch auf den bürgermeister aus. der maschen löst sich in der-
selben weise wider auf, wie er sich gebildet hat. dritte figur:
wider 2 achtertouren wie in 1. vierte figur: der degensprung. die
2 hinteren platzmeister bleiben stehen und halten den degen in knie-
höhe horizontal, die 2 vorderen platzmeister führen den zug zurück
IL
5-fr-t
W+
1) Marsch zum sclrwertlertanz.
■ß- #• -^•♦■*- £'
|=t?=t=3=P3=t=4=Ft=t?
fE=P=
ö=
&±1
;i^^g=lpai£|p^E^^
13*
196
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
i-ß- ß- ß-'-m-ß- +- ß-' -0- -0- •»■ m-0-
i=ii§Flijlllili
-P — f- — fl* ß P--I i m" \ 0 — 0 — 0 -r0 -n-ß-
g^gSgggigEgSligS^j
£t££
£ £
c=f=^:p=fr=i==iOT==pj»=
:t=t)=|:=t7
* * # * * *
-i — r- r— -r
*=C=t=tE
H
-# — * — *i-»-^
E^figg^pp^
ß--
ß*—, 0 0 0T-3-0-T-* ^
n.
Walzer zum schwertlertanz. von Cury.
■0- ß- ß-
Ji ß-'4—ß- -0- ß-'4— ■*■ ß- *ß- +~ ■>*•
E^^=bfcMü_|i_EH-| ' i-}1 tai
3=1
l
P
5
p—0
t=P=EI^&EE^FS.
§ii§
y^q4^c^|.^}]l r u? |i4^^^
U -. -0- m B. -0-ß-h- +- -i— ß- f—p-f- «
■#- *■ *•
^=5^|^^|gg5ggl^|EPgiJ
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 197
und springen über den degen, alle anderen tänzer nach, fünfte
figur: wider 1 — 2 achtertouren , darauf commandiert der erste
platzmeister: 'halt! front! rührt euch!' die scheiden werden den
schwerttänzem wider gebracht, und der zug geht weiter zu einem
anderen haus, zwischen den einzelnen figur en findet kerne Unter-
brechung statt, so wird vom morgen bis zum abend getanzt, der
hänsele geht unterdessen in die Wohnungen und erhält hübsche
gaben, die photo graphische anstatt von ALaulerwasser in Über-
lingen besitzt eine aufnähme dieses schwerttanzes.
Jünger noch als die vorletzte auffuhrung des schwerttanzes
in Überlingen (1875) ist die in Zettlersreith (Böhmerwald) vom
jähre 1881, über welche ich in den Mitteilungen des ver. für gesch.
der Deutschen in Böhmen 26, 1 s. 35 / berichtet habe, seitdem
erlangte ich von hm LBrunner noch einen anderen älteren bericht
über einen schwerttanz aus Oberhaid im Böhmerwald, bei dem sich
wider manche abweichung von dem früher mitgeteilten aus Zettlers-
reith und eine stärkere annäherung an den obersteirischen zeigt,
dies gilt besonders vom dramatischen Vorspiel, das ich hier folgen
lasse, die beschreibung des tanzes selbst ist mangelhaft.
Hier bestand die schwerttanzgesellschaft aus 9 personen , von
einer musikbande begleitet, der junggesell trug einen spiefs mit
einem stück speck dran (wie bei der faschingsbursch im Böhmer-
wald!), der hauptmann an seinem säbel ein porteepee. sie ziehen
mit musik von haus zu haus, und der hauptmann tritt zuerst
allein ins zimmer, macht seinen spruch und ruft dann die übrigen
der reihe nach herein:
Hauptmann: ich tret' herein als zu fest,
grüfs den herrn hauswirt mitsammt seine gast;
wenn ich den einen grüfsen thät und den
andern nicht,
so \oär' ich kein gerechter andeuter nicht.
ein gerechter andeuter bin ich genannt,
mit trommel und pfeifen zieh' ich ins keiserland,
mit trommel und pfeifen und klingendem spiel.
herein, herein herr junggesell!
Junggesell: ha, ha, warum heiß ich junggesell?
ich bin erst kommen von der höll.
Hauptmann: was hast du in der höll gemacht?
Junggesell: ich hab verspielt, was ich gehabt hob.
198 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
Hauptmann: wer hat dir zugeschaut?
Junggesell: der wirt auf der bärenhaut.
Hauptmann: was macht der wirt auf der bärenhaut?
Junggesell: er bringt die würfet und karten auf den tisch.
Hauptmann: was macht usw. vgl. Mitt. 26,1 s. dl f.
Hauptmann: herein, herein Herr grünewald!
Grünewald: ha, ha, warum heiß ich grünewald?
ich grab die wurzeln jung und alt,
ich grab sie mit müh und ßeifs
und mach daraus weifsen ehrenpreis.
dann thu ich's in ein gspandl (schachtel) hinein
und lass es 2 mal 24 stunden darinnen sein,
dann nimm ich's heraus
und mach eine schöne grünewaldsalbe daraus,
es rinnt nit,
es schwind t nit,
es macht der dirn kein kind nit,
liegt herr oder knecht bei ihr,
kann der grünewald auch nichts dafür.
Hauptmann: herein, herein, herr haustrumbetl
Hausdrumet: ha, ha, loarum heifs ich hausdrumet?
zum raufen und schlagen bin ich der allerbest,
wenn man den scharfen degen herausziagt,
bin ich der erst, der unter d' bank schliaft;
wenn man ihn hineinsteckt,
bin ich der erst, der den köpf vorreckt;
wenn man die guten nudeln schupft,
bin ich der erst, der dazu hupft;
. wenn man die guten krapfen backt,
bin ich der erste, der darnach tappt.
Hauptmann: herein, herein, herr schöller friedll ■
Scholl er friedl: ha, ha, warum heifs ich schöller friedl?
in mein waldl gibts viel scheuer und prügel,
scheuer und prügel nicht allein,
in mein' maul hab ich ein böses bein,
das lass ich mir reifsen;
keine lautere suppe kann ich nicht beifsen,
denn es seien weifse brocken drein.
Hauptmann: herein, herein, herr ruamdunst!
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 199
Ruamdunst: ha, ha, warum heifs ich ruamdunst?
viel' reden sind Ungunst,
gestern hat sich der robent im Wirtshaus verredt,
hat müssen die ganze nacht liegen auf ein' brett.
Hauptmann: herein, herein, herr robent!
Robent: ha, ha, warum heifs ich robent?
die bauem sind lustige vögel.
gestern hat sich der ruamdunst im Wirtshaus
versessen,
hat müssen ein' unbratenen holzschlägel fressen.
Hauptmann: herein, herein, herr sengelwert l
Sengelwert: ha, ha, warum heifs ich sengelwert?
mein vater sagt, ich bin Icein' kreuzer wert,
ich bin in keller gangen und lass d'kellerthür
offen,
ist unsre annemirl aussi und im bierfass er-
soffen,
ha, ha, hiazt hob ichs troffen,
der hauptmann führt nun die gesellen im zimmer herum, sodass
sie endlich im kreis zu stehen kommen, alle legen die säbel auf
den nacken mit der rechten hand und erfassen in dieser Stellung
mit der linken die säbelspitze ihres nachbam. in dieser Stellung
den säbel mit beiden händen bald vor den köpf, bald rückwärts
haltend, wird bei musik eine zeit lang im kreise herumgetanzt. —
diese beschreibung gehl auf die einzelnen figuren des tanzes nicht
genauer ein , es heifst nur noch — : auf ein gegebenes zeichen des
hauptmanns wird innegehalten und der faschingsnarr (Edlesbluat)
hereingerufen, der ein harlekinsgewand (scheckl) , eine drischel und
einen brotsack hat.
Hauptmann: herein, herein, herr edlesbluat !
Edlesbluat: ha, ha, warum heifs ich edlesbluat?
ich hob versoffen meines vaters guat
bis auf einen allen filzhuat.
jetzt hab ich noch drei alte Schlösser im keller,
die werd' ich auch versetzen für ein paar heller,
werd' ein bissl was rauschein,
für mein g' schecker ts gwand ein schöns mensch
eintauschen.
200 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
nun wirft sich der narr Edlesblnat mitten im kreise auf den bauch
nieder, und alle halten ihre säbel auf seinen köpf, der hauptmann
steigt auf seinen rücken und spricht:
Hauptmann: ich steig auf schwer t und degen,
es war' gescheiter, ich war' drunten blieben,
es möcht den hm hauswirt und die hausfrau
nit verdriefsen,
sie möchten ein paar thaler schiefsen;
ein paar thaler wären zu viel,
ein paar siebzehner war das rechte ziel,
der hauptmann steigt herab, alle jauchzen hell auf und klirren
mit den säbeln unter einem abermaligen rundtanz, dann wirft
sich der robent auf den boden nieder, und es fragt der
Hauptmann: ha, ha, wer hat den robent erschlagen?
Sengelwert: ich hab ihn erschlagen am häufen,
seine seel soll am degen umlaufen;
ich hab ihn erschlagen am tod,
meine brüder kommt und helfet mir aus der noth !
der Edlesbluat (narr) bläst mit einer pfeife (gleich einer flöte)
dem robent hinten hinein, dass dieser wider zum leben erwacht
und aufspringt, es folgt noch ein rundtanz und das spiel ist zu
ende, es fällt nun besonders auf, dass der tragische schluss des
obersteirischen schwerttanzes hier noch erhalten ist und dass der
Edlesbluat nicht mit den anderen personen, sondern erst gegen
ende hereingerufen wird, der Sengelwert ist diesem schwerttanz
allein eigen.
Herr prof. RMWerner machte mich gütigst auf die reimchronik
eines Iglauer bürgers, welche JFeifalik herausgab, aufmerksam,
darin heifst es zum jähre 1612 v. 339/";
vor dem rathaus in diesen jähr
ein schwertdanz auch gehalten ward:
26 dänzer warn an der zahl,
schöne kränz sie auf hatten all,
darzu auch hemder gar schön weifs,
weise schlug mit viel schellen mit ßeifs(?). —
AWaldau (Böhm.nationaltänze, Prag 1859) führt im 2 teil eine
monographie über die tanzmeisterzunft (tanecni cech) in Prag vom
jähre 1788 an, wo der schwerttanz auch unter die zahl der ge-
lehrten tanze aufgenommen ist. leider waren bisher alle versuche,
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 201
diese Monographie zu erlangen, vergebens, erwähnenswert ist auch
die bekanntschaft Fischarts mit den ' schwer ddäntzern' in Aller
praktik grofsmutter (Neudr. 2 s. 14).
In der Wemigerodischen amtsrechnung von Galli 1605 bis
dahin 1606 Keifst es (Zs. des Harzvereins 19,490): 'Verehrung:
2 thaler Christinen der altfrauen wiedergeben , so mein gnediger
herr graff Wolff. Ernst, den schmiden wie sie uffen schlofs den
schwert tantz getantzet, verehrt undt sie aufsgelegt.' zum schwert-
tanz in Frankfurt a. M. (1549), wo die Schuhmacher in Verbindung
mit einem schwerttanze die geschichte vom verlorenen söhn spielten,
vgl. auch Zs. des Harzvereins 18, 192 (Soden, Kriegs- und sitten-
gesch. d. r. n. i 44).
KGaedertz, Archival. nachrichten über die theaterzustände in
Hildesheim usw. s. 4 widerholt das Zs. 18, 10 angeführte Hildes-
heimer zeugnis von 1583, wonach der Stadtrat den schmieden das
gesuch, am vastelabendt 1589 den schwerttanz aufführen zu dürfen,
abgeschlagen, da die widergabe dieses Zeugnisses bei Gaedertz ge-
nauer erscheint als Zs. 18, 10, so wird auch 1589 die richtige
zahl sein.
Über den schwerttanz in der Schweiz hat JBächtold nach-
trage zusammengestellt Litteralurgeschichte anm. s. 64/".
Eine ergänzung zum Kölner zeugnis von 1487, 1571, 1590
bildet folgende Verfügung des Kölner rates vom 2&jänner 1611:
'der schmiedegaffel rathsherr Peter Engelskirchen hat wegen seiner
zunft genossen angezeigt, dieioeil ihres amtes knechte sich hiebevor
des schwerttanzens pflegen zu gebrauchen und aber solches wegen
jetziger betrübten zeiten etliche jähre unterlassen, so trügen sie die
hoffnung, ein ehrsamer rat würde es den Soldaten nicht vergönnen,
sondern ihr amt dabei handhaben, darauf auch der rath dieses
begehren den Soldaten wegen jetzigen beschwerlichen laufen abge-
schlagen, dem schmiedeamt aber, dass sie eine gerechtigkeit daraus
machen wollte, solches per expressum widersprochen.' dieses zeugnis
sowie eine abbildung des schwerttanzes der Dithmarschen (lllustr.
familienjournal 19 bd., Leipzig-Dresden 1863) dankeich hm pro f.
ABirlinger. die abbildung zeigt 8 schwerttänzer im kreise, von
denen jeder die linke hand auf die hüfte stützt, mit der rechten
aber das schwert zum mitlelpunct des kreises hinstreckt, in der
mitte des kreises auf dem boden liegen 3 Schwerter über kreuz,
einer der tänzer hat sein schwert in die höhe geworfen und streckt
202 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
den arm aus, um es wider aufzufangen, ein knabe schaut aufser
dem kreis dem spiele zu und hält kleidungsstücke (rocke) der tänzer.
die tänzer sind nämlich in hemdärmeln und kurzen hosen, ohne
kopfbedeckung (vgl. Festg. s. 129). dazu wird bemerkt: 'mit dem
aufblühen des deutschen Städtewesens flüchteten sich die waffen-
tänze, welche als echte volksspiele in der einsamkeit der ritterburgen
nie gedeihen wollten, in die zünfte, besonders der schwert feger,
bogner und rüstschmiede, es waren meist ungehörige dieser gilden,
die die spätere f echter genossenschaft , die lux- und marxbrüder-
schaft bildeten, die auf ihren fechtplätzen stets mehr oder weniger
künstliche Schwertertänze aufführten, seit der zeit, dass die Dith-
mar sehen ihren sieg über die Dänen im jähre 1500 erfochten, hiefs
die Jungfrau, welche den tänzern ihre fahne vortrug, die Jungfrau
Else' (AvColenfeld).
In den Schriften des ver. für gesch. des Bodensees und seiner
Umgebung 5 heft s. 144/" bemerkt Haager gelegentlich der Mitteilung
des Überlinger schwerttanzes : 'im Elsass, namentlich in Strafsburg,
wurde der schwerttanz bis in die neuere zeit gehalten, insbeson-
dere noch im jähre 1744, wo von den Strafsburger bäckern zu
ehren des franz. königs ein schwert tanz aufgeführt wurde.' Haager
gibt keine quelle an, es mag aber das zeugnis von 1744 auf W Hertz,
Deutsche sage im Elsass oder auf JMWeis kupferwerk (Represen-
tation des fetes donnees par la ville de Strasbourg pour la con-
valescence du roi, invente, dessine et dirige par JMWeis, graveur
de la ville de Str., Paris 1744) selbst beruhen, worin mit bewun-
dernswertem fleifs gestochene abbildungen zu finden sind, welche
die zu ehren Ludwigs xv in Strafsburg abgehaltenen festlichkeiten
darstellen, darunter auch den reifen- und schwerttanz, dieses
kupferwerk wird in einem aufsatz der Strafsburger post vom
23 oct. 1888 nr 295: 'der schwerttanz in Strafsburg' von dr C.
hervorgehoben, die kenntnis dieses aufsatzes danke ich widerum
hm ThLachmann, die benützung des kupferwerks der gute des ober-
bibliothekars prof. Barack in Strafsburg, der verf. des auf-
satzes schöpft aus Strafsburger Urkunden, aber ohne genauere
quellenangabe. 1494 werde vom schwerttanz als etwas ganz ge-
wöhnlichem gesprochen. 1538 tanzten ihn die Schuhmacher 'mit
itel blofsen schwerdtern' . in demselben jähre tanzten die Schneider
den reiftanz in mohrencostüm , wovon der chronist melde: 'und
sind sie alle schwarz angestrichen geioesen wie die mohren, und
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 203
schwarz gestrickte hauben uff gehabt , und weifse schleier umge-
bunden, und alle weifse hemden angehabt und mit zweien um-
banden, und schellenband um die knie gehabt und grofse hübsche
reif und alle mit grünem epheu umbunden, und also den mori-
schen tanz durch die ganze statt getanzt' usw. 1541 hatten die
Schneider die erlaubnis zum reifentanz, die Schuhmacher zum
Schwertertanz erhalten, zahlreiche Zuschauer hatten sich auf der
zun ft stube eingefunden, da mit einem mal ward der ruf ver-
nommen: 'pfuch, ich schmeck ein Schneider', daraus entspann sich
ein streit zwischen den schneidern und Schuhmachern, die folge aber
war, dass der rat die tanze beider zünfte 80 jähre lang nicht
mehr gestattete, erst für die fastnacht 1591 erlangten die kürschner
widei* die erlaubnis zur aufführung des schwerttanzes. sie wollten
zudem noch den reifen- und luzernentanz zeigen, letzterer wurde
aber untersagt wegen feuersgefahr, da die tanzer angezündete lichter
auf dem haupte tragen musten. die zunftmäfsige einrichtung des
schwerttanzes erinnert sehr an das ordnungsbuch in Überlingen,
sie hatten 5 platzmeister (in Überlingen 4), jeder teilnehmer zahlte
3 batzen, der gesammterlös wurde in eine büchse gegeben und
nachher gleichmäfsig verteilt, schon bei den proben war eine
strenge Ordnung vorgeschrieben, dagegenhandelnde zahlten 5 Schil-
ling strafe, der eigentliche tanz fand in den strafsen, auf den
zunftstuben und in Sondervorstellungen auf den herrenhöfen statt,
auch da war stramme Ordnung, 'damit keiner von den andern
eltwann verletzt werde' . alles schreien war verboten, auch die beim
schwerttanz üblichen narren durften die grunzen des anstandes nicht
überschreiten, vielmehr sollten sie zur aufrechthaltung der Ordnung
beitragen, 'vnnd soll ein jeder gesell, so ettwann nicht genugsam
vnlerrichtet, sich fein iveifsen vnnd anfüeren lassen, damit wir kein
spott oder schandt einlegen, sonder vilmehr den preifs erlangen
vnd ein gutt lob daruon bringen mögen.' zuwiderhandelnde zahlten
1 Schilling, weiter reichen die urkundlichen nachrichten in Slrafs-
burg nicht, dagegen sei vom reiftanz noch öfter die rede, dieser
wurde beim empfang Napoleons i und beim Gutenbergfest aufge-
führt, wovon auch schlechte abbildungen erhalten seien, neben dem
reifentanz erscheint aber doch 1744 auch wider der schwerttanz
in Strafsburg unter den festlichkeiten , die zu ehren Ludwigs xv
veranstaltet wurden, dies der wesentliche inhalt des aufsatzes. die
abbildung des schwerttanzes in Weis kupferwerk verdient noch ge-
204 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
nauere beachtung. die auffuhrung fand am 9 oct. 1744 vor dem
alten schloss, der jetzigen bibliothek, am ufer der III statt; sie
wurde von den bäckern, wie in Lübeck das schwerttanzspiel (vgl.
Zs. 20, 10), dargestellt, der text s. 18 — 19 gibt zur abbildung in
nr 11 nur eine dürftige erklärung: 'les boulangers en corps, ha-
billes avec la meme richesse et le meme goüt que les autres troupes,
conduits par leurs ofßciers executerent leurs jeux et leurs danses
avec des epees devant le roi, et lui presenterent un gateau du
pais, orne de differentes especes de patisseries et de fleurs.' die
abbildung dagegen ist mit viel Sachkenntnis ausgeführt, wir sehen
6 gruppen hinter einander, von denen jede eine andere figur des
tanzes darstellt, die ganze länge beträgt 30 cm., die höhe einer
stehenden person 1,5 cm. längs der schlossmauer ist eine reihe
Zuschauer, mehr gegen die uferrampe sind dazu in einer parallel-
linie die tänzer aufgestellt, zwischen dieser und der zuschauerreihe
bemerkt man in gewissen entfernungen etliche ordner, platzmeister,
commandierende udgl. diese sind nicht mehr so leicht von den
Zuschauern zu unterscheiden, während die einzelnen gruppen und
ihre figuren deutlich genug sind, die erste gruppe soll wol mehr
den aufmarsch als eine tanzfigur darstellen. 2 trommler und
2 pfeif er bilden die musik und 4 männer tragen den landeskuchen
auf einer tragbahre. zu beiden Seiten gehen die schwerttänzer ein-
her ; gegen das ufer zuerst 4 männer ohne Schwerter hinter einander,
bei den folgenden 7 männern gewahrt man teilweise Schwerter, die
sie mit dem griff nach oben aufrecht halten, gegen die Zuschauer
hin ist eine ähnliche reihe schwerttänzer, aber nicht mehr so deut-
lich unterscheidbar. die zweite gruppe stellt die figur dar 'kreuzen
der Schwerter oder brückenschlagen'. 16 mann sind in 2 reihen
gegenüber aufgestellt, und je 2 halten immer gegenseitig die klingen
der schwerter gekreuzt, die dritte gruppe stellt den 'schwertsprung
oder tanzen über die schwerter' dar. 10 mann stehen in 2 reihen
vorne übergeneigt, da sie die schwerter, jeder am griff das eigene
und das des gegenmannes an der spitze fassend, in kniehöhe hori-
zontal halten, über diese schwerter scheinen 2 tänzer bereits ge-
sprungen zu sein, 2 andere sind eben im überspringen begriffen,
die vierte gruppe zeigt die figur 'durch die schwerter schliefen',
wobei 1 1 mann in 2 reihen gegenüber stehen und wie bei der zweiten
gruppe die schwerter kreuzen. 2 tänzer scheinen bereits unter den
Schwertern durchgegangen zu sein, während ein anderer gerade
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 205
darunter hervorgeht, das schwert ivie zum schiefsen haltend, damit
soll icol auf die folgende figur 'das zusammenschief sen zur rose'
hingedeutet sein, denn bei der fünften gruppe stehen etwa 13 tänzer
in engerem kreise schultet an Schulter und halten die Schwerter
geflechtartig gegen den mittelpunct ihres kreises. auf diesem geflecht
steht ein anderer (hauptmann!), der mit der einen hand seinen
dreispitz abgenommen hat und in der anderen ein gefülltes glas
emporhaltend ein hoch ausbringt, hinter der gruppe steht gravi-
tätisch ein mann mit einem spiefs, daneben eine lustige person, die
einen breitkrämpigen hut , um den hals einen breiten kragen und
an der seite eine kürzere waffe trägt; sie offenbart durch tanz-
bewegungen besondere lebhaftigkeit. die sechste gruppe zeigt etwa
14 personen in einem weiteren kreise, fast alle halten die Schwerter
aufrecht, mit dem griff nach oben wie in der ersten gruppe. in
der mitte des kreises steht, wie es scheint, der hauptmann, denn
er trägt das schwert an der seite und nicht einen kurzen geschlos-
senen rock wie die anderen tänzer, sondern einen offenen längeren,
auch hat er keine schärpe wie die übrigen, in beiden händen hält
er pistolen empor und hat sie eben abgeschossen, damit soll wol
die figur 'fechten im kreise oder ring' gemeint sein, die hier nur
modernisiert erscheint, zweifellos war der Zeichner über die figur en
des tanzes gut unterrichtet, dabei scheint er aber doch in seinen
bildern den tanz nicht erschöpft, sondern vielleicht blofs die pas-
sendsten figuren ausgewählt zu haben, zum Strafsburger schwert-
tanz wäre noch zu vgl. FPiton, Strasbourg illustre, Strafsburg 1855,
i 19 und 196, sowie WHertz, Deutsche sage im Elsass, Stuttgart
1872, s. 28 und 193.
Müllenhoffs angaben über englische schwerttänze (Festg. s. 1 — 3)
sind John Brands Observations on populär antiquities (1777 — 1849)
entnommen, er bedauerte, dass ihm Sandys Christmastide nicht zu-
gänglich war, allein Sandy enthält nichts, dagegen findet sich in
Sports and pastimes of the England von Jos. Strutt, London 1 830,
einiges bemerkenswerte, ich danke den Hinweis auf Strutt hrn prof.
ABrandl in Göttingen, das buch selbst der freundlichkeit der dor-
tigen bibliotheksverwaltung. Strutt (s. s.1\Af) kannte bereits Brands
Observations und gibt eine abbildung (nr 60) aus einer Prudentius-
hs. des 9 jhs. wider, wobei er folgendes bemerkt: 'ich war nicht
so glücklich, eine abbildung zu finden, welche mit der oben er-
wähnten beschreibung des schwerttanzes stimmt, aber in einer lat.
206 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
hs. des Prudentius mit sächsischen anmerkungen, im 9 jh. ge-
schrieben, jetzt in der Cottonbibliothek ( Cleopatra C vm)1, kommt ein
kriegerischer tanz anderer art vor. er ist ungemein interessant
und ist meines erinnerns von keinem unserer schriftsteiler erwähnt
worden, die Zeichnung stellt 2 männer dar in kriegerischer klei-
dung und jeder mit schwert und Schild bewaffnet in einem kämpfe
begriffen; das spiel ist durch den klang eines hornes belebt, der
musikant würkt in doppelter eigenschaß und tanzt mit seinem
weiblichen genossen nach dem tacte der musik herum; wahrschein-
lich waren die bewegungen der kämpfer durch denselben tact ge-
regelt.' wer die abbildung ansieht , erkennt gleich, dass Strutt diese
erklärung lediglich dem bilde abgelesen hat, die hs. selbst enthielt
also wol weiter vom schwerttanze nichts (?) als das bild. dass
wir es hier mit dem bilde eines tanzes zu tun haben, ist aus
dem tanzenden musikantenpar zu ersehen, von dem der mann
tanzend ein hörn bläst, das weib die hände wie zum tacte bewegt,
und dass es ein schwerttanz ist, geht aus den 2 Schwertkämpfern
hervor, es ist nur die frage, ob mit dem bilde würklich der alt-
germ. schwerttanz gemeint ist. der umstand, dass wir in späteren
engl, schwerttänzen jenes den schwerttanz begleitende tanzende par
(zb. Tommy und Bessy) widerfinden, rückt wenigstens diese schwert-
tänze jener abbildung nahe; auch das 9jh. als Zeitalter der Angel-
sachsen, die durch körperliche tüchtigkeit und in gymnastischen
Übungen ausgezeichnet waren (vgl. Strutts introd. m), ließe den
altgerm. schxoerttanz wol erwarten, wenn wir hier würklich den
alten tanz vor uns haben — ich werde darauf in einer abhandlung
über den schwerttanz zurückkommen — , so wäre ein bindeglied
zwischen Tacitus Zeugnis und denen des 15. 16 jhs. gefunden und
für die ununterbrochene fortdauer des alten brauches ein tatsäch-
licher beweis erbracht, wie wir in Deutschland den schwerttanz im
späteren mittelalter bei den Zünften häufig finden, so möchte man
erwarten, dass sich in England in den fechterschulen besonders die
'jugglers' mit demselben befasst hätten, denn diese lehrten die kunst
der Verteidigung und waren wegen ihrer geschicklichkeit im führen
der Schwerter berühmt (vgl. Strutts abbildungen nr 87. 88. 89, dann
65. 66. 67). allein ich kann davon nichts finden, ihre künste
scheinen anderer art gewesen zu sein, weil mord und räubereien
vorkamen, erließ Eduard i 1286 ein verbot gegen die aufführungen
[l vgl. über diese hs. Zupitza Zs. 20, 36/f.y
NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ 207
dieser fechterschulen, die Jugend jedoch erhielt weiter Unterricht, wie
auch später unter Henry vm 'the noble science of defence' beweist,
ein besonders auffälliger jugglerkampf zwischen zwei meistern des
schwerts wurde in einer showbill vom 13 juli 1709 öffentlich iind
unter grofser reclame aufgeführt (s. Slrutt 231. 259. 263). für
solche jugglerhinststücke wird man auch die folgenden Zeugnisse
halten können, die Strutt noch beibringt: 'zu beginn des letzten
jhs. und, ich zweifle nicht daran, lange vor dieser zeit, bildete
eine art schwerttanz, gewöhnlich von jungen frauenzimmern1 aus-
geführt, eine art gauklerproduction auf dem markte zu Bartho-
lomew. ich habe vor mir 2 zettel von Schaustücken, welche da-
selbst eine zeit lang während der regierung der königin Anna
aufgeführt wurden, der eine spricht vom tanzen mit mehreren
blanken Schwertern, ausgeführt von einem 8 jährigen kinde, was
nach der Versicherung des comödianten alle leute befriedigt hat.
der ändere zettel verspricht dem publicum, dass es ein junges weib
mit Schwertern tanzen sehen wird und zwar auf einer leiter-,
dabei ihr ganzes geschlecht übertreffend.' Strutt selbst sah auch
zu Flocktou ein mädchen, welches mit 4 nackten Schwertern auf
der bühne erschien, in jeder hand 2. wenn die musik spielte,
drehte sie sich mit grofser gewandlheit im kreise und bildete eine
grofse manig faltigkeit von figuren mit den Schwertern, indem sie
sie über ihrem köpfe, an ihren Seiten abwärts, hinter ihr hielt und
gelegentlich in ihre brüst warf, sie tanzte 10 — 12 minuten und
blieb dann plötzlich stehen, ohne Schwindel zu zeigen, solcher art
war also auch der tanz jenes mannes in Thüringen, den Taubert
in seinem Rechtschaffenen tanzmeister erwähnt und der unter tanz
schnelle hiebe austeilte, zwischen blofsen kunststücken mit Schwertern
und dem eigentlichen schwerttanz ist aber offenbar eine grofse kluft,
beide sind streng aus einander zu hallen.
Einen beitrag zum schwerttanz bietet noch die ausgäbe von
J Brands Observations aus dem jähre 1877 (s. 276), wo es heifst:
ein drama wurde aufgeführt von einer gesellschaft pflugburschen
oder mohrentänzern in ihren mit bändern geschmückten kleidern
mit Schwertern am 20 oct. 1779 in der Revesby abtei in Lincoln-
1 wenn also Halter Scott im Piraten beim shelländ. schwcrltanz
auch mädchen mittanzen lässt, so war das wol nicht seine eigene will-
kürliche er findung , wie Müllenhoff Festg. s. 132 vermutet.
2 eine leiter ist auch im Dürrnberger knappentanz in Verwendung,
vgl. Salzburger museumsbericht vom jähre 1865 s. 72.
208 NACHTRÄGE ZUM SCHWERTTANZ
shire. die charactere des Stückes waren von denjenigen der regel-
mäfsigen mohrentänzer verschieden , und sie waren von 2 männern
aus Kirlley ohne besondere costüme begleitet, welche das lied vom
grundherr und pächter sangen, die personen des Stückes bildeten
männer, der narr und seine 5 söhne, Pickle Herring, Blue Breeches,
Pepper Breeches, Ginger Breeches und John Allspice, und ein weib, Ci-
cely: mit einem geiger oder Musikmeister, in dem stücke selbst ist das
Steckenpferd (aus dem morrisdance entnommen, hobbyhorse!) nicht
vergessen: wir kamen über schlämm und moos; wir tanzen ein
Steckenpferd; einen drachen werdet ihr sehen und eine loilde schlänge
hervorfliegen, doch sind wir alle brave Instige bursche und freuen
uns am christfestspiel.' es ist also anzunehmen, dass diese spieler
schwerttänzer waren, leider erfahren wir nichts vom eigentlichen
inhalt ihres spieles. die personen des Stückes aber sind ein par,
der spielmann mit der Cicely , und 6 narren , zusammen 8 personen,
was nach zahl und character der personen eine Verwandtschaft zum
Lübecker, Harzer, Ulmer, steirisch-böhmischen schwerttanzspiel zeigt,
vgl. Festg. s. 141. Zs. 20, 10. Nathan Brake, Shakespeare and his
times, Paris 1838, beruft sich auch auf Brands und Strutls werke
(s. 67), bemerkt aber dazu, dass er in seiner kindheit in York
oft dieses Schauspiel (den schwerttanz) gesehen habe.
Von ausländischen schwerttänzen kann ich hier noch an-
führen: 1) den schwerttanz auf Korea, den die gattin des amerika-
nischen arztes Hay... erwähnt (vgl. Ein besuch am hofe von Korea,
im sonntagsblatt der Deutschen zeitung 1889 nr 3 s. 20 f). sie
erzählt : 'während wir in der köstlichen abendluft dasaßen , stimmte
das koreanische Orchester seltsame, zauberhafte weisen an und ge-
übte tänzer führten die beliebtesten einheimischen ballete auf: den
Schmetterlings- und den schwerttanz, jene beiden tanze sind sehr
schön; der schwerttanz stellt krieger dar, die in vollkommenem
tact mit der musik in den atimutigsten und feurigsten Stellungen
und bewegungen mit einander kämpfen, der schmetterlingstanz
ahmt das zierliche, graziöse schwingen und flattern des f alters
nach, und die 6 knaben, die ihn ausführten, trugen lange ge-
wänder, die mit Schmetterlingen bestickt toaren; auch die langen,
flatternden, anderthalb fufs über die hätide hinausreichenden ärmel
wiesen die bunten färben auf, in denen die flügel der Schmetter-
linge schillern, während des ganzen tanzens und schwebens hatten
die knaben die arme ausgestreckt, und die tvürkung war eine
NACHTRÄGE ZUM SCHVVERTTANZ 209
wahrhaft wunderbare, den schhiss bildete ein grofsartiges feuer-
werk.'
2) H Rentier in den Kretafahrten in (Deutsche zeitung 1889
nr 6380) erwähnt den schwerttanz der Zejbeks, eines barbarischen
volksst anwies , der das land hinler Smijrna bewohnt, der bericht
rührt vom engl, consul in Canea her, der 1870 ein türkisches
lager auf der hochebene von Omalo besucht und hier den schwert-
tanz der Zejbeks , die mit fackeln und musik ins lager heranzogen,
mit angesehen hatte, der tanz begann nach einer musikalischen
einleitung. 'diese Zejbeks sind von den achselgruben bis zu den
haften in eine schärpe gehüllt, haben sackartige kniehosen und
tragen lange, kreuzweise durch ihre schärpen gesteckte messer. sie
bildeten einen kreis und begannen eine bewegung , die einem tanze
gepanzerter männer zu gleichen schien, halb thealerschrilt , halb
hopser. die musik spielte dazu eine geeignete toeise und die tänzer,
ebenfalls singend, giengen langsam zwei- oder dreimal in der näm-
lichen ruhigen und besonnenen ort im kreise herum, zogen dann
ihre messer, schwangen sie im tacte, beschleunigten ihren schritt,
und schneller und schneller ward ihr tanz, je erregter ihr gesang
wurde, endlich, als dieser den höhepunct erreicht hatte, stürzten
sie, scheinbar voller wut, in der mitte des kreises auf einander
los, als ob sie sich gegenseitig niedermetzeln wollten, die gezückten
messer wurden aber von der linken hand zurückgehalten, und
nachdem der paroxysmus vorüber war, nahm der gesang allmählich
einen tieferen ton und einen gemäßigteren tact an. nun trat aber
im tanze eine Veränderung ein; jeder tänzer warf sein messer in
die mitte des kreises auf den boden und widerholte die beschleu-
nigten bewegungen, und dann stürzten sie alle im hitzigsten tanze
auf ihre messer los, hoben sie auf und zückten sie auf einen
imaginären feind aufserhalb. nach scheinbarer niedermetzelung
desselben kehrten sie zu ihrer gewöhnlichen tanzbewegung zurück,
hoben zu guter letzt einen aus ihrer mitte auf den händen in die
höhe und liefsen ihn mit den milderen klängen ihres gesanges wider
nieder, nach einer pause, in welcher die Soldaten, uneingeschüchtert
durch die anwesenheit des paschas, nach herzenslust lachten, scherzten
und jauchzten , trat ein soldat, als ägyptische tänzerin gekleidet,
in den kreis, seine gestalt schien biegsam wie eine Weidenrute,
und er tanzte so characteristisch , wie nur immer es ein ägyptisches
Z. V. I». A. XXXIV. N. T. XXII. 14
210 NACHTRÄGE ZUM SCHVVERTTANZ
mädchen vermag, um 1 1 uhr zogen sie mit den fackeln und mit
musik wider ab.'
3) Schorers familienblau (Berlin 1889, lieft 17, s. 757) bringt
eine abbildung des Montenegrinischen schwerttanzes nach dem ge-
mälde von PJoanovich. hier führt ein alter Czernagorze mit
einem schwert in jeder hand allein den tanz aus, soweit die
abbildung zeigt — die wünschenswerte beschreibung des tanzes
fehlt leider (s. 768).
Zwischen dem schwertlanz der Zejbeken und dem deutschen
herscht eine so auffallende Übereinstimmung, dass es nötig erscheint,
bei einer eingehenden darstellung des germ. schwerttanzes auch
fremdländische heranzuziehen, der unterzeichnete bittet daher mit
rücksicht auf die von ihm schon lange angekündigte abhandlung
über den germ. schwerttanz die kenner in- und ausländischer
schwerttanzüberlieferungen um gütige Veröffentlichung oder mit-
teilung derselben.
Krummau in Böhmen. J. J. AMMANN.
AE. GAERDAS, BOCSTAFAS, BOC.
Zs. 33, 250 begegnet ein merkwürdiges gaerdas, für das
Steinmeyer keinen rat weifs. zu seiner deutung hole ich etwas
weiter aus und behandle zunächst die etymologie des wortes
buch, nachdem dessen bisher angenommene Identität mit buche
durch Sievers zuerst in Murrays New english dict. s. book und
nun wider in Pauls Grundriss i 241 verworfen worden ist. ohne
auf seinen Vorschlag, buch mit der skr. wurzel bhaj 'teilen' zu
verknüpfen, einzugehen, gebe ich ohne zaudern der landläufigen
erklärung von buch aus buche den vorzug.
Das verhalten von baumnamen, die ohne suffixerweiterung
auch für apparate (speciell für waffen) dienen können , wird durch
die doppelbedeutung etwa von altu. askr älmr lind yr und durch
parallele westgerm. belege zur genüge gesichert; OSchrader hat
neuerdings in Bezzenbergers Beiträgen 15 diesen gesichtspunct
durchgeführt und damit ein par überraschende resultate erzielt,
für unseren zweck liegt es näher, an skr. bhürja zu erinnern,
das als masculinum 'birke', als neutrum 'birkenrinde zum schreiben'
AE. GAERDAS, BOCSTAFAS, BOC 211
bedeutet, die bedeutung widerstreitet also nicht, aus einem grund-
worte 'buche' etwa eine erste bedeutung 'buchenrinde, buchenstab
oder buchenbrettchen zum einritzen von runen' abzuleiten, denn
dass event. auch eschenstäbchen oder eschenbrettcben zum ein-
ritzen von runen gebraucht wurden, spricht noch nicht gegen
eine denominatio a potiori. Tacitus als ältester zeuge weifs von
virga frugiferae arbori decisa und das zeugt eher für die buche
als für die esche, welche in den von Sievers angezogenen vvorteu
des Venantius Fortunatus (tabellae fraxineae) nahe gelegt wird.
Es ist bekannt, dass unser buche mit lat. fagas gr. cpiqyoQ
identisch ist und auf ein vorgerm. bhägo- zurückgeht; und wenn
man an die Tacitusstelle anknüpfen will, mag man auch gr.
cpayelv in den weiteren hintergrund stellen.
Dieses bhägo- hat nun bezüglich der Stammbildung so manche
wandelung erfahren, dass Sievers darüber den festen ausgangs-
punct, den lat. fagus und gr. rprjög für unser buche bieten, ganz
aus den äugen verlieren konnte, das vorgerm. bhägo- 'buche',
als masculin flectierend vorauszusetzen, ist im germ. ebenso
wenig erhalten geblieben wie das dem sanskr. bhurja 'birke' ent-
sprechende masculinum. aber entsprechend dem skr. neutrum
bhurja 'birkenrinde zum schreiben' ist ein germ. böka- neutr.
'buchenrinde resp. buchenstäbchen oder brettchen zum schreiben'
sehr gut denkbar, dieses neutrum ist im germ. nur noch im
plural als 'buch' bewahrt, wozu man bisher allgemein einen Sin-
gular 'buchstabe' vermutet hat. diese annähme, für got. frabaüh-
taböka 'Verkaufsurkunde' einen neutralen Singular bök (a- stamm)
'buchstabe' zu vermuten, wird auch durch den ahd.-mhd. plural
diu buoh mit singularbedeutung empfohlen (über diese siugular-
bedeutung des plurals s. Graff m 32. Roediger Zs. 21, 403. Auz.
iv 265). dass von diesem neutralen plural bökö, westgerm. bök(u)
dann unser buch mit singularflexion ausgegangen ist, habe ich
Beitr. 8, 513 wahrscheinlich gemacht, denn durch eine andere
got. form, durch das fem. böka, p\. bokös wird es sicher, dass
der Singular nur den einzelnen bucbslaben, der plural das Schrift-
stück bezeiebnete.
Altn. bjprk f. neben skr. bhurja m., ahd. iwa f. neben altn.
yr m. lehren uns, dass baumnamen frühzeitig dem femininum den
vorzug geben; und das feminine geschlecht von lat. fagus und
gr. <fij6g lässt es nicht auffallig erscheinen, dass urgerm. bökö-
14*
212 AE. GAERDAS, BÖCSTAFAS, BÖC
f. statt böka- m. sich einstellt, dies ist das got. böka sg. 'buch-
stabe', plur. 'buch, Schriftstück'.
Der einzige schwierige punct, der sich nicht ganz aufklären
lässt, ist die consonanlische flexion im nord.-wcstgerm. auf der
einen seite zeigt das got. keine spur consonantischer flexion,
sondern nur vocalische, und dazu stimmt das entlehnte aslov.
buky 'buchstabe' = got. böka f. ist nun unser ausgangspunct
richtig, nämlich der durch das griech.-lat. gebotene o-stamm,
so müssen sich wenigstens dafür anhaltspuncte zeigen, dass con-
sonantische stamme secundär aus vocalischen entstehen können,
und dafür stellen ae. gät gegen lat. haedus, ae. ea (d. sg. ie) gegen
lat. aqua gute belege, dass im urdeutschen für einen neutralen
plur. diu buoh (=go\.ßö böka), wenn Überführung in den singular
statt fand, anschluss an bürg möglich war, ist kaum zu bezweifeln,
dieser übertritt in die consonantische flexion bleibt weiterer er-
wägung vorbehalten.
Die Schicksale des baumnamens machen keine ernste Schwierig-
keit, denn weder ist daran zu zweifeln, dass böka- (= fagus
rprjyög) durch bökö- zu bökön- werden, noch dass daraus durch
irgendwelche einflüsse bökjön- entstehen konnte, ahd. buohha als
femininer n-stamm ist wie zahlreiche andere n-stämme nicht zu
verwundern; und die bildung auf jun findet ihre erklärung in
meiner Stammbildungslehre § 83, wo an ahd. birihha neben ae.
beorc, altn. bjork, alln. selja gegen ae.sealh (westfäl. füchte, Österreich.
feuchte gegen ahd. fiohta) erinnert wird.
Sievers behandlung der in frage stehenden sippe, die wir
hiermit geprüft haben, bedeutet in einem puncte zweifellos einen
fortschrilt: während man früher in buch wesentlich die grund-
hedeutung 'virga' fand, erkennt und belegt er die bedeutung
'schreibtafel', eigentl. Habella', setzen wir 'buchenrinde, buchen-
stäbchen, buchentäfelchen zum einritzen von runen' als die Vor-
stufe für 'buch', so kommt die alte deutung und die Sieverssche
ergänzung zu ihrem recht.
Der eigentliche name des runenstäbchens, der virga arboris
frugiferae war urgerm. bökslata- eigentl. 'buchenstab'. aber so
gut wie 'stab' kann einmal auch 'stecken' diese bedeutung ge-
habt haben, und ae. geard, ahd. gart bedeutet 'stecken', die von
Steinmeyer mitgeteilte glosse gaerdas ist die pluralische Über-
setzung eines singularischen x<xQTt]g, xeiqöyqacpa, hat also die
AE. GAERDAS, BOCSTAFAS, BOC 213
bedeutung 'Schriftstück, Urkunde', wodurch wir wider an got.
bökös 'buch' zu böka f. 'buchstabe' erinnert werden, es ist ein
ae. singular *böc-geard synonym mit böc-stcef zu vermuten, und
wie uncomponierles stcef als 'buchstabe' nicht auffällt, darf auch
gleichbedeutendes geard nicht verwundern.
Jena 1.1. 90. F. KLUGE.
EIN ZEUGNIS ZUR GESCHICHTE
DER MHD. LYRIK.
Codex 730 der hiesigen Universitätsbibliothek , kurz nach dem
ende des 13jhs. geschrieben, enthält eine große Sammlung lateini-
scher predigten, in welche viele stücke Bertholds von Regensburg
aufgenommen sind, da ich mich demnächst an anderer stelle aus-
führlich mit dieser hs. befasse, so kann ich mir hier die genauere
beschreibung sparen und teile nur eine nummer mit, von welcher
ich meine, dass sie auch für weitere kreise der fachgenossen interesse
haben wird, es ist nr 53 der Sammlung, eine predigt auf das
fest der unschuldigen kinder. ich löse beim abdruck die ziemlich
starken abkürzungen auf und interpungicre nach mafsgabe der
handschrift.
(59b) Cantate domino canlicum novum. Apocalipsis: can-
tabant sancli cauticum novum. Secundum (59c) consuetudinem
mundanorum sex inveniuntur cantica spirilualia: est enim can-
ticum vigilancium taglied, lamentancium chlaglied, amancium
minnelied, laiidancium loblied, vituperancium scheltlied, jubilan- 5
cium vreudenlied. Primum: taglied cantant vigiles homines de-
sides a sompno ad opus excitantes. nota de amatoribus. hunc
debent canere prelati et doctores. Ysaias: super muros tuos,
Jerusalem, conslitui custodes. debent dormientibus in peccatis
annunciare appropinquasse diem misericordie et gracie. Ysaias: 10
surge, illuminare, Jerusalem, item: populus qui ambulat in
1 das erste citat kann sich auf zahlreiche stellen der psälmen und
auf Isaf. 42, 10 beziehen, das zweite ist geinafs z. 54/" aus Apoc. 14, 3,
nicht aus Apoc.h,'.) entnommen. 4 chlaglied aus chlagdlied gebessert.
0 taglid. 8 Isai. 62, 6: — et tola nocte in i>erpetuum non tacebant.
in die Verbindung misericordia et gratia ist aus den psalmen und aus
den paulinischen briefen geläufig. 11 fsai.60,1: - quia venit lumen
tuurn et gloria domini super te oita est. — 9,2: p. qui ambulabat etc.
214 EIN ZEUGNIS ZUR GESCHICHTE DER MHD. LYRIK
tenebris , vidit lucem magnam. Hoc canticum cantabat vigil iste
de celo , qui dicit: Evigilate, justi; hora est jam nos de sompno
surgere, nunc propior salus nostra est. Sed, heu, quidam faciunt
15 ut sompnolenti et pigri, qui audito cantu vigilancium vertunt se
ad aliud latus et tegunt oculos et ita negiigunt mane surgere ad
operacionem. et tales fuerunt mendici , quibus in Proverbiis
comparatur: propter frigus piger arare noluit; mendicabit estate
et non dabitur ei. Sic continget differentibus conf'essionem, qui
20 mendicabunt a sanctis suffragia etc. Secundum: cblaglied in
morte principum et proborum hominum canitur, in quo eorum
probitas lamentatur. hoc canebat Jeremias, flens et dolens de
morte Josie regis carmen lugubre: quomodo sedet sola civitas,
plena populo. expone moraliter de anima peccatrice, capta a
25 dyabolo, vel spiritualiter de Christo, pro nobis inorluo. item
non solum Josiam sed etiam captivitatem et obprobrium aliorum
principum. Treni v: cecidit Corona capitis nostri; ve nobis, quia
peccavimus. item: quomodo obscuratum est aurum, mutatus.
Item, tercium est amantium: minnelied. hoc cantant juvenes
30 amorem suum exprimentes. hoc est canticum contempla(59d)ti-
vorum et peri'ectorum , hoc cantabat Salomon , Cantica: oscu-
letur me. item: qualis est dilectus ex dilecto. non clamor, sed
amor cantat in aure dei: sonet vox tua in auribus meis; vox
enim tua dulcis et facies tua decora. Ysaias: cantabo dilecto
12 der ausdruck vigil iste de celo stcmiml aus Daniel 4, 10 : videbam
in visione capitis mei super Stratum meum , et ecce vigil et sanctus de
caelo descendit. clamavit fortiler etc. die beziehung auf den apostel
Paulus findet sich erst bei Rupert von Deutz , De trinitate et operibus
ejus, Migne 167, 1508 BC. 13 1 Cor. 15, 34: evigilate, justi, et nolite pec-
care. — Rom. 13, 11 : hora — est. 14 proprior. 15auditu. 16tergunt.
17 Proverbiis fehlt. 18 Proverb. 20, 4. der beigegebenen deulung
steht am nächsten Honorius Auguslodunensis , Quaestiones et reponsiones
in Proverbia, Migne 172, 321 D. 20 sanctas. 22 laminatur.
23 Josue. — Threni 1, 1. die beiden auslegungen der stelle finden sich
beisa?nmen im commentar des Rhabanus Matirus , Migne 111,1185/4 — C.
27 Thren. 5, 16. 28 Thren. 4, 1: — , mutatus est color optimus.
31 Cant. 1, 1 : o. m. osculo oris sui. 32 Cant. 5, 9: ex dilecto, quia sie adju-
vasti nos. 33 Cant. 2, 14. 34 Isai. 5, 1 : — canticum patruelis mei
vineae suae. die verbmdujig zwischen dieser stelle und den versen der
Cantica findet sich schon in den alten commenlaren , am besten bei Beda,
Migne 91, 1161 BC. die folgende angäbe über die nachtigall ist ent-
weder aus dem Liber de natura rermn des Thomas Canthnpralensis oder
aus dem Spcculum naturale des flncentius Bellovaccnsis geschöpft, das
EIN ZEUGNIS ZUR GESCHICHTE DER MHD. LYRIK 215
meo. hoc est canticum phylomene, que per magnitudinem amoris, 35
clamoris et cantus moritur, quia fortis est ut mors dilectio.
Quartus est laudancium: loblied, quod cantant joculatores divi-
tibus hujus mundi pro munere, aliquando mundaciter laudantes.
hunc debent cantare volucres celi .i. fideles anime, unde enim
omnes volucres celi domino benedicunt a. m. do. et omnia que 40
intra me sunt. Hec cantabat illa benedicta Maria : magnificat
anima mea dominum, etiam hunc debemus et nos cantare cum
Maria, sorore Moysi, post exitum Egypti et transitum maris
rubri et dimersionem Pbaraonis; unde cantabat: cantemus domino,
gloriose. Psalmus: quid retribuam domino pro omnibus que 45
retribuit mihi? Quintum vituperancium : scheltlied, cantant pec-
catores vocem corvinam emittentes, quia denigrata est facies eorum
super carbones. nomen meum jugiter blasphematur inter etc.
Exemplum de illo suner, qui deum blasphemavit: educ blas-
phemum f'oras et lapidetur. Apocalipsis: manducaverunt linguas 50
pre doloribus, qui blasphemaverunt deum. Sextus est jubilan-
cium : vreudenlied. hoc cantant angeli et sancte virgines coram
deo et agno, chorizantes alterutrum ad leticiam se provocantes.
Apocalipsis: cantabant canticum novum, et nemo poterat dicere
canticum. Psalmus: cantabo dominum canticum novum et exul dei 55
in gutture eorum. Glosa: laude vocali laudabit sanctum domini.
Tobias: cantabitur in te canticum leticie. Ysaias: servi mei
lässt sich aus den übereinstimmenden sälze?i Konrads von Megenberg er-
schließen im Buch der natur ed. Pfeiffer 221,4 ff: si singt gar änisicleicli
und gar frävenleich über ir kraft also groezleich , daz si so krank wirt, daz
si sterben muoz, und weit e den tot, e daz si von irm gesang laz. darunib
haizt si ze kriechischer sprach phylomena, daz ist so vil gesprochen sam
ain liepswinderinne, wan si swindet und nimt ab von rehter lieb irs ge-
sanges unz in den tot. 36 Cant. 8, 6. 38 /. mendaciter? 39 vgl.
Daniel 3, 80. 40 vielleicht so zu lesen: benedicunt, et anima mea
domino et o. q. i. m. s. 41 vor Maria steht anima getilgt. — Luc. 1,46.
43 Exod. 15,21: — gloriose enim magniticatus est. 44 dimersione.
— Psalm. 115, 12. 47 Threni 4,8. — Isai. 52,5. 48 blasphe-
mamur. — das inter darnach, ist der Isaiasslelle aus Rom. 2, 24 beigefügt
worden, wo es nach Jerem. 36,20 steht. — 49/. sunder? die stelle bezieht
sich auf'Levit.24,H)ff, wo gott zu Moses spricht 14: educ blasphemum
extra castra , et ponant omnes qui audierunt manus suas super caput ejus,
et lapidet eum populus uni versus. bO Apoc. 16, 10. 52vreudlied. — coram
agno aus Apoc. 5,8 f. 54 Apoc. 14,3. bbPsalm. 149, 1 und6. 56rf«'eglosa
ist die glossa ordinaria des H'alafrid Sirabo, Migne 113, 1077/". 57 Tob.
12, 18. 13, 3. 10. 22. — lsai. 65, 14: — exultatione cordis. aus dem Schlüsse
216 EIN ZEUGNIS ZUR GESCHICHTE DER MHD. LYRIK
laudabunt pre exultatione Spiritus. Nota de Alexandro rege, qui
vidit palatium Fori regis, intus vesti(60a)tum auro. in cujus medio
60 erat vitis aurea propagines argentee et folia botri de lapidibus
preciosis et super botros avicule auree depicte diversimode et
formate et falles(?) subterranei applicati viti et aviculis etc. Sed
illa sola defuit que superat omnes avicularum cantus. unde Ie-
gitur in Vitas patrum de monacbo, qui mirabatur, quomodo posset
65 esse gaudium sine tedio, et de illo versu: quoniam mille anni
lamquam dies besterna. qui ccc annis mansit in nemore propter
aviculam. —
Wie man leicht sieht, ist dieses stück keine ausgeführte predigt,
sondern ein enlwnrf, welcher anordnung und st off darbietet, es
bedarf, um dies zu erkennen, nicht des Hinweises auf die mahnung
der z. 24, besteht doch das ganze überhaupt nur aus der dispo-
silion und dem material , welches die grundlage einer predigt bilden
soll, die Verbindung der gedanken darin ist ganz icol zu ver-
stehen, die vorhandenen sechs arten weltlicher lieder werden auf
die geistlichen gesänge, beziehungsweise lügenden, ausgelegt, durch
deren Übung wir gott preisen sollen, so sind die prälaten und
gelehrten prediger insbesondere dazu aufgestellt , damit sie diejenigen
gläubigen, welche in den sündenschlaf zu verfallen drohen, wach
erhalten; denn das nota de amatoribus z. 7 ist nur zwischen die
beiden stücke dieses gedankens eingeschoben und soll dem gedächtnis
des predigers dienen, es war diesem durch die gegebenen an-
deutungen möglich gemacht, sehr weit auszuschweifen, wenn er
wollte. Zusammenhang und Übergang sind auch gegen den schluss
hin ganz deutlich: neben den freudengesängen aus der bibel wird
die musik weltlicher freuden angeführt , welche Alexander im palaste
des Inderkönigs Porus hörte, aber unter diesen harmoniert fehlte
die stimme der himmlischen nachtigall. sie war es, die durch
ihren gesang jenem manch einen solchen vorschmack der Seligkeit
verschaffte, dass ihn dreihundert jähre nur eine Viertelstunde däuchten.
der schluss des sermons war hiernach unschwer zu finden, die an-
des verses ist Spiritus für cordis entnommen. 59 palatium peii regis. —
die beschreibung hier ist ausführlicher als an den entsprechenden stellen
der Historia de preliis, vgl. Kinzel, Lamprechts Alexander, zu v. 5411/7",
OvZingerle, Die quellen zum Alexander des Rudolf von Ems s. 41 f. 20h f.
64 es ist die (zum mindesten aus Longfellows Golden legend) loolbe-
kannte erzählung com mönch Felix aus Heisterbach oder Hildeskeim.
65 Psalm. 89, 4.
EIN ZEUGNIS ZUR GESCHICHTE DER MHD. LYRIK 217
Ordnung des Stückes weicht gar nicht in irgend auffälliger weise
von den dispositionell ab, welche in der predigt des 13 jhs.
üblich sind.
Bedeutung gewinnt dieser entwurf zu einem sermon dadurch,
dass sechs namen von arten deutscher lieder zur einteilung des
Stoffes verwendet werden, zwei derselben, scheltliet und vreuden-
liet, sind, wenigstens nach Lexer , mhd. noch unbelegt, die haupt-
sache aber ist: hier gebraucht diese namen ein prediger aus der
zweiten hälfte des 13 jhs. als technische Bezeichnungen, und zwar
in einer weise, dass er für sie bei seiner Zuhörerschaft auf volles
Verständnis rechnet.1 tagliet und minneliet kannten wir schon als
solche technische ausdrücke, hingegen ist es sehr lehrreich zu er-
fahren, dass auch chlageliet, lobliet, scheltliet so im schwänge
waren und dichtungen bezeichneten , welche berufsmäfsig gegen be-
lohnung — obzwar sich dies nur bei lobliet besonders erwähnt
findet' — abgefasst wurden, dürfen wir in diesen angaben eine
Bestätigung erblicken für die würksamkeit der fahrenden spielleute
in der ersten zeit des Minnesanges, können wir darin die zustände
deutscher dichtung angebahnt sehen, welche sich in den 'reden
Suchenwirts abspiegeln, so hat das Zeugnis doch seinen hauptwert
für die poesie der bürgerlichen spruchdichter um die mitte des
13 jhs.
Was unter vreudenliet zu verstehen ist, weifs ich jetzt nicht
zu sagen; vielleicht lieder bei hochzeiten und anderen festlichen
gelegenheiten. chlage-, lob- und scheltliet icerden von dem pre-
diger selbst hinreichend erklärt, über das gewerbe der schelter
hat sich eine ganze litteratur angesammelt, die sich von den an-
merkungen Beneckes und Lachmanns zu Iwein 11Q2 bis zu Wein-
holds Deutschen frauen2 n 133 erstreckt und worunter besonders
die reichen noten Wackernagels Lillg. I2, 130. 144. 301 beachtens-
wert sind.
Die vielberufenen verse Reinmars des ßedlers (am besten bei
Wacker na gel- Bieger, Wallher vdVogelweide s. 258) sind aller Wahr-
scheinlichkeit nach älter als unsere predigt, aus den zehn gal-
tungen von liedern (leich ist abzuscheiden) , welche er durch Leulold
1 aus der Verwendung lateinischer maseulinformen (liunc 7. 30. 42,
i|ii.ulus 37, sextus 51) neben dem sonstigen neulrum erhellt, dass der
prediger nicht immer an canticuni oder litt gedacht /ml, sondern dass
ihm auch andere ausdrücke — etwa liyninus — vorschwebten.
218 EIN ZEUGNIS ZUR GESCHICHTE DER MHD. LYRIK
von Seven gesungen werden lässt , finden sich drei, tageliet, cblage-
liet, lobeliet in dem Verzeichnis des predigers wider, wahrscheinlich
fällt noch Reinmars rüegüet mit scheltliet zusammen, durch das
zeugnis der predigt wird der wert der stelle Reinmars erhöht, denn
während man sonst einzelne der bei ihm vorkommenden ausdrücke
für erfunden halten konnte und diese Vermutung durch den ton
des gedichles an Wahrscheinlichkeit gewann , so wird man jetzt doch
lieber darin eine häufung von würklich gebrauchten technischen
namen erkennen, einem fahrenden manne, wie es Leutold war,
stand es ganz wol zu, dass er sich in den verschiedenen zweigen
seiner kunst wenigstens in so weit bewandert erwies, um die
Schöpfungen anderer geschickt vorzutragen, so wird die bekannte
Überlieferung durch das hier mitgeteilte stück ergänzt und be-
festigt.
Graz, 30. 1. 90. ANTON E. SCHÖNBACH.
NEUE BRUCHSTÜCKE AUS VELDEKES
SERVATIUS.
Durch herrn assessor Altmann-Berlin wurde ich auf eine in-
cunabel der bibliothek des reichsgerichts in Leipzig (G. 739), einen
Slrafsburger druck aus dem jähre 1488, betitelt: modus legendi
abbreviaturas T utroque iure sive processus iuris aufmerksam ge-
macht, hier stehen auf pergamentstreifen , in welche mehrere der
druckbogen eingefalzt sind , von einer hand des 1 2 jhs. reste des
Veldekeschen Servatius, und zwar der beiden innersten doppelblätter
einer läge, zunächst ein oben beschnittener streifen des äufseren
der zwei doppelblätter, dessen einzelne Seiten ich mit ab c d be-
zeichne; der kniff an der stelle, wo seine beiden hälften gefaltet
waren, ist noch deutlich erkennbar, das vorderblatt ab ist nur
teilweise, das rückblatt cd hingegen in seiner vollen breite (12'/2 cm.)
erhallen, an cd schliefst sich unmittelbar an ein zweiter streifen
derselben hinteren hälfte des doppelblattes : seine beiden seilen nenne
ich e f. von allen diesen seiten ragen zwischen Matt 8 und 9 des
bandes die arg zerschnittenen und verstümmelten enden hervor,
welchen ich die entsprechenden siglen aßydscp gebe, von dem
inneren doppelblatt finden sich drei kleine Stückchen gh , ik und Im
zwischen dem letzten blatte der läge x und dem ersten der läge y
NEUE BRUCHSTÜCKE AUS VELDEKES SERVATIUS 219
der incunabel. gh und ik gehören dem vorderblatt an, in der
weise, dass gh die inneren, ik die äufseren enden derselben drei
zeilen enthalten, während Im dem rückblatte entstammen, in ge-
nauem abdrucke lasse ich folgen, was ich von diesen selten a — m
lesen konnte, und füge die entsprechenden partien aus Bormans
ausgäbe (i 453 — 657) unter dem striche bei.
Es ist recht wahrscheinlich, dass diese neuen bruchstücke teile
derselben hs. sind, von welcher ein blatt (enthaltend Bormans n
2064 — 2117) durch W Meyer Zs. 27, 1 46 ff veröffentlicht wurde,
denn sie enthalten ebenso wie das Münchner fragment durchschnitt-
lich 25 — 27 verse (22 Zeilen) auf der seile, die verse sind gleich-
falls nicht abgesetzt, sondern nur durch puncte getrennt, jedes
neue reimpar beginnt mit einem grofsen, rot verzierten buchstaben
und endlich zeigt auch der name des hl. Servatius stets eine rote
umrahmung.
An folgenden stellen bessern die Leipziger bruchstücke den
bisher bekannten text wesentlich: 610 papen] priesters Bormans;
648 vele maneeh] menghe myrakel B. ; 649 lechtere] predicksloel
B.; 655/" nde. Me, dh. Mere] enconde Auders B. ; 657 negeine,
wie schon B. richtig vermutet hatte anstatt des rührenden reims
alleyoe.
Berlin. BERTHOLÜ SCHULZE.
a
. . . gut .
. . en beilege
in .
. . . dare
. . ande . te
salde
Dal wolde
unse her . .
heileg . . .
Servatius .
uerre . want dat . .
hadde gevv .
453 Want God den heilighen man
Servacium daer sande
455 Tot salicheiden in den laude.
Dat wolde Onse Heer Jhesus,
Hat der heilighe Servacius
Daer quam alsoe verre;
Want dat huscopdome erre
460 Soe langhe hadde ghewesen.
220 NEUE BRUCHSTÜCKE AUS VELDEKES SEUVATIUS
a er war . dat
ende wäre g.
b
. . are . dat he ue . . banne
. . dar aue na . ne . me
. . tarne . Ende so lief
dat heme der engel
5 . . lue geue bit siner
. . nc di mare ouer al
ß . . t sente Valen . . .
. . hadde den st . . .
9
i
dare. dat
eme
wäre. Wa
etä.
des dage
uä.
Die die vite hebben ghelesen
Sy welen dat wel voerwaer,
Dat allen die . vn. jaer
Ten eynde waren gbeganghen.
480 Voer den luden openbaer,
Dat hi verbannen waer,
Diene daer äff neeme;
Maer die daer toe gheteme,
Ende alsoe lieft* Maer Gode,
485 Dat hem der enghel, syn boede,
Seher gbeve mit synre haut.
Doen ghinck die meer over alt laut;
Het waert coodich wyff eii man,
Dat Sinte Valentyn den ban
490 Ghedaen hadde den stave.
498 Doen sande hi Sinte Servaes daer
Dat hi der Keerstenheid neeme waer;
500 Want hi daer toe well ghelam.
Des daichs doen hy in Tongheren quam.
NEUE BRUCHSTÜCKE AUS VELDEKES SERVATIUS 221
k
h
end
te gebode
üat
.sone du
. ste
addent m
l
de. Dlisi. .
. . s d . .
m
. . op bitler haut.
Serv . .
. . ne got le . .
. . itlile. le
e
. . heileg de here
e . . op solde wesen. eil si bit beme vvol
. . genesen. Di papen bille leike.
526 Der Keerstenbeit ende Gode.
Vanden groten ghebode
Die daer over was ghedaen,
Soe en dorstes nyemant dae bestaen.
530 Sy baddent mengheu dach ghedreven.
554 Dal hyse wolde beraden.
555 Doen sy Gode dus daer om baden,
Ende dals daer grote noet was.
581 Ily hueiTen op milter bant
Servacium den ghebeeren:
(Dal dede hem God ter eeren).
Der engbel langher nyet en beyde:
5S5 Tolten altaer hyne leyde.
607 Den hem der heilich enghel gaff,
Die baer FUisscop sohle wesen,
Ende sy mit hem souden ghenesen:
610 Die [»riestcrs mitten leeken,
222 NEUE BRUCHSTÜCKE AUS VELDEKES SERVATIUS
. esien hadde di teike. Di wäre
5 . saiii vro . den sanc huve si uele
. . Gode gaue si den lof. en entfin
. . here biscop. Vrolike si sungen.
c da si te heme drungen. Si uile heme
te nuten, gutlike sine grute. AI
10 ere si heme dade. den geware gode
si baden. Den hen te tröste hadde ge
geuen. dat hene hen lange lite leuen.
Du dat was ergange, dat si hadde
entfange. heren biscop alse hen
y 15 godes ha . . .
addet ue . . .
<P
alle . . .
sine rad . .
Die ghesieu haddeu die teeken,
Die waren all te samen vroe.
Den sanck hoeven sy voele hoe;
Gode gaven sy den loff,
615 En ontfinghen hären Busseoff.
Vrolikeu sy songhen
Doen sy te heme dronghen.
Sy vielen heme te voeten;
Guetlycken sy hem gruete»;
620 Alle eer sy hoem daden;
Den ghewaren God sy baden,
Diene hon te trooste hadde ghegheven,
Dat hyne hon langhe liete leven.
Doen dat was erganghen
625 Dat sy hadden ontfaughen
Haren Busscop, als hon wale ghetam,
Die hon van Gods halven quam,
Als ghi hier voer hebt vernomen.
637 Die alle die gheneerde,
Die nae synen rade wolden leven.
NEUE BRUCHSTÜCKE AUS VELDEKES SERVATIUS 223
/
Tut eng . .
wurde, alse dar tu gehorde ....
• d got siner teike ein. da sine golheit
ane erschein. De vele manech heuet
5 gedan. du he ten lechtere ginc stau.
Sente Seruas der gude. bit geistlike . .
müde. Ende he ... .
ö
nde. Me . .
10 negeine
044 Totten Gods woerde,
645 Als daertoe ghehoerde:
Soe dede God synre teyken eyn,
Daer syne Godheid ane erscheyn,
Die menghe myrakel hevet ghedoen.
Doen hi ten predickstoel ginck stoen
650 Sinte Servaes die goede,
Mit gheisteliken moede,
Ende hy predicken soide,
Wat soe hy spreken wolde,
Dat sande hem God te monde,
055 Die egheyne sprake enconde
Anders dan griexsche alleyne:
Ander sprake alleyne.
ZU KONRADS KLAGE DER KUNST.
Vor kurzem hat JWerner im Neuen archiv der ges. f. ältere
deutsche geschichtsk. xiv 422 f aus der hs. 58/275 der Zürcher
Stadtbibliothek (xn — xiujh.) ein unvollständig erhaltenes lateinisches
gedieht auf den verfall der dichtkunst zum ahdruck gebracht.
Der Verfasser erzählt einen träum, den er halte: er gieng
auf einer blühenden wiese — nescio si solus, sed puto solus eram — ,
sie ist ringsum von grünem wähl umgeben , den ein vielklang
angenehmer vogelstimmen erfüllt, er trifft auf eine klare quelle,
aus ihr entspringt ein bach, dessen helle wellen leise rauschen.
224 ZU KONRADS KLAGE DER KUNST
er lässt sich am wasser nieder, seine äugen suchen erwartungs-
voll den bewohner dieses hains. da erscheint Phoebus, mit ihm
die musen. der gott spricht ibn an: ich und die schwesteru-
schar hier, wir wundern uns sehr, dass frech und schamlos
jeder beliebige sich dichterrecht anmafst. mag er noch so un-
gebildet, in jedem zweig der kunst noch so unerfahren sein,
wenn er nur zwei Wörter im versmafs zusammenzufügen ver-
steht, so gebärdet er sich als dichter, ich schäme mich dessen
schmerzlich
Die ähnlichkeit mit der Klage der Kunst fällt sogleich auf.
der Vorwurf ist der nämliche; seine einkleidung in beiden ge-
d ich len bildlich: bei Konrad die form einer ins einzelne durch-
geführten 'processualen allegorie'; wie die lateinische elegie die
rolle des Phoebus durchführte — ob es der Verfasser bei der
wähl des typischen Vertreters der dichtkunst und seiner be-
gleiterinnen bewenden liefs, ob er diesen individuelle aufgaben
zuteilte oder ob sie auch ferner nur als chor figurierten — das
ist aus dem bruchstück mit Sicherheit nicht zu erschliefsen. die
scenische erfindung des hauplteils ist hier und dort episch ein-
geleitet: was Konrad mit dem tugendgericht, der lateiner mit
Phoebus und seiner schar erlebte, ist ein 'abenteuer', das sie
auf einem gang ins freie hatten, der apparat der einleitungen
ist nahezu identisch: wiese und blumen , wähl und vogelgesang,
quelle und bach, und an der quelle ereignet sich das wunderbare.
Man vergleiche ferner den ausdruck:
1, 3 da sach ich bluomen manic- v. 5 ... lustrabam florida pra-
valt.l* taj . . ./ Haec depingebant . .
crocus . . ligustraj . . violae . .
rosae. j
3,7 dd sdzen vögele . ./ und 13 Silva virens../ In qua dulci-
sungen süeze wise.j sonummurmnreratvolucrutn.
2, 7 der meie het da wol sin gras / 11 Sed quid plus? omnis erat
geroeset . ./ hie laseivia veris./
1,5 ouchvant ich einen brunnen 19 Invenio fontem darum li-
kalt. j moque carentem j. ./ Rivulus ex
2,1 Der brunne lüler als ein illo fluitans leve murmur a gen-
glas. / do, I Perspicuis vivns luxu-
* I bedeutet neue zeile.
ZU KONRADS KLAGE DER KUNST 225
4,1 Nu beeret, wie mir dö ge- riabat aquis. , Dum super haue
schachjbi disem brunnenküele,j fontem sedeo . . .
des vil wünneclicher bach(wol
kerne hiute müele.),
2, 5 von einem plane ich nie ge- 7 Ehen quam vario lustrabant
las/ der wäre baz geräemet./ prata decore, / Nonest(?) suf-
ficiens cuilibet exprimere./ vgl.
auch 15 f Rem minuo dum
parva loquor, sed id asser o
plane l . .
Also gleicher Stoff, beiderseits allegorie, identische epische
einleilung, Verwandtschaft des ausdrucks. aber kein einziger
dieser vier punete ist wol streng beweisend, und ich wage trotz
der auffallenden Verwandtschaft keine sichere entscheidung auf
unmittelbare beziehung. denn bestimmtes zeugnis gewänne man
wol erst durch nachweisung wesentlicher gleichheit in behand-
lung und einkleidung des hauptthemas, hier aber lässt die
Überlieferung der elegie im stich, die ähnlichkeiten in erfindung
und form der einleitung sind nicht mafsgebend, denn die identi-
schen motive sind typisch; doch bis zu welchem grade, das
kann erst 'eine vergleichende betrachtung dieser allegorien, die
auch die lateinischen und französischen gedichte ins äuge fasste'
(Joseph, Klage der Kunst 74), lehren.1 bis dahin fehlt der
Untersuchung der sichere boden.
Wenn aber unmittelbare beziehung zwischen der elegie und
der Klage bestehen sollte, so gieng meines erachtens die uach-
ahmung vom deutschen zum lateinischen gedieht: in v. 37 quivis
nempe rudis expers cuiuslibet artis sehe ich die Übersetzung des
deutschen begriffs künstelöse diet (Kl. 26,2; 16,8). v. 41
pudor und dedecus sind die deutschen begriffe schände und laster,
wie sie (neben schäme) Kl. 29 vorkommen.
Wie ist ferner v. 5 (lustrabam florida prata) Nescio si solus,
sed puto solus eram zu verstehen? er bleibt mir unklar, wenn
darin nicht — dem character der visio entsprechend — eine an-
spielung auf irgend ein allegorisches wesen, das bei dem spazier-
1 man vgl. die naturschilderungen bei Wright, Satirical poets i 140
(Nigellus), n 447 (Alanus); Hagen, Carm. ined. Di vic. — mit dem ovidiaui-
schen Blox erat — wie unser gedieht — beginnt auch De quodam somnio
in MG Poetae lat. n 364, doch hier ganz anderer stoff.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 15
226 ZU KONRADS KLAGE DER KUNST
ganger war und wider nicht war, zu suchen ist. Konrad aber
beginnt seine klage: Frou Wildekeit für einen walt mich fuorte. . . .
ich möchte also in der lateinischen Wendung einen reflex der
Vorstellung des deutschen dichters sehen , deren allegorische
form im lateinischen nur schwer unmittelbare nachbildung finden
konnte.
Bei der annähme, dass die elegie eine nachahmung der Kl.
sei, begreift man auch leichter, warum der nachahmer Kl. 1,7
und 4, 4 — hier wird die stärke der Strömung des wassers durch
vergleichung mit einem mühlbach geschildert — unbenutzt liefs.
schon Joseph hatte ferner hervorgehoben, dass Konrad ein poetisch
ungünstiges motiv verwendete, wenn er die gesellschaft der
richterinnen bei seinem eintreffen an der quelle bereits —
tableauartig — versammelt sein liefs; hier bessert der nach-
ahmer: seine figuren treten erst hinzu, sie erscheinen unter
gesang.
An dieser stelle der elegie — wo übernommenes und
selbständige erfindung an einander stiefsen — wäre auch die
fuge bemerkbar: wenn Phoebus die hauptperson der brunnen-
scene wurde, so lag doch nahe, den klaren quell etwa als den
castalischen zu denken; aber keinerlei audeutung davon: er
bleibt ganz und gar (typisches) poetisches mittel und wird nicht
in engere Verbindung mit der haupthandlung gebracht.
Über diese hypothesen könnte man vielleicht hiuauskommen,
wenn sich anhaltspuncte über die person des Verfassers ergäben,
aber ich vermag auch in dieser Beziehung auf nichts anderes
hinzuweisen als auf einen characteristischen unterschied, den der
text selbst an die hand gibt, in der Klage beschwert sich Kunst
vor allem darüber, dass die künstelöse diet den echten künstlern
das brot wegnehme, man darf dabei wol an persönliche motive
denken. Phoebus aber beginnt seine strafrede damit, dass un-
fähige überhaupt sich dichter nennen; die frage des persönlichen
erwerbs ist — wenigstens in dem erhalteneu stücke — nicht
einmal gestreift.
JWerner freilich vermutet aao., dass Konrad von Mure der
Verfasser des lateinischen gedichtes sei: die hs. enthält nämlich
auch eine vita Pilati, und Werner möchte sie — mit berufung
auf eine notiz Moues Anz. f. k. d. d. v. iv 422 — in beziehung
zum Zürcher cantor bringen. aber Mone sagt dort nichts
anderes, als dass in Konrads Fabularius die sage vom Pilatusberg
erwähnt werde, ebenso wenig beweist die berufung auf Konrads
titel doctor decretorum, da die hs. auch Decreta enthalte.
Es ist vielmehr sehr unwahrscheinlich, dass Konrad vMure
der verf. der elegie sei.1 er hat ja allerdings neben seineu grofsen,
1 die litteiatur über KvM. verzeichnet vWyss in der ADB; vgl. ins-
besondere Theodor vLiebenau im Anz. f. schweizer, gesch. n. f. 3 (1879),
229 IT.
ZU KONRADS KLAGE DER KUNST 227
tausende von versen zählenden arbeiten kleinere gediente ver-
fasst — den Clipearius Theutonicorum und die bei Fridolin Kopp,
Vindiciae actorum Murensium 309 ff abgedruckten — , deren um-
fang die elegie nahe gekommen sein dürfte, er versucht sich
auf dem gebiet historischer gelegenhei tsdichtung; auch der
stoff unserer elegie kann seinem interessenkreis unmöglich ferne
gestanden haben, aber ihre form kann stilistisch in keiner weise
mit der manier des KvM. verglichen werden, den leicht lesbaren,
von prosodischen freiheiten abgesehen, glatt fliefsenden versen
unseres gedichts steht der oft äufserst umgelenke hexameter
Konrads scharf gegenüber; dabei häuft er die reime, häuft ein-
silbige formen, liebt wortspielereien.1
Und auf grund dieser stilistischen unterschiede halte ich
an der ablehnung der Wernerschen Vermutung fest, trotzdem
im übrigen parallelen zwischen Konrad von Mure und Konrad
von Würzburg sich ziehen lasseD. beide besingen den könig
Rudolf; der Zürcher ist, soviel man sehen kann, der begründer
der eigentlichen wappenpoesie: in den etwa 160 versen seines
Clipearius beschreibt er eine anzahl von wappen; Konrad von
Würzburg folgt im Turnei vN. was vLiebenau am schluss der
früher genannten abhandlung an sachlichen Übereinstimmungen
zwischen dem Clipearius und dem Turnei anführt, beweist zwar
nicht unmittelbare entlehnung von Seiten Konrads vW.; aber
schon deswegen ist meines erachtens der Turnei später anzusetzen,
weil der Clipearius blofs den schild beschreibt, KvW. auch helm-
zierden (Kochendörffer setzt Zs. xxvui 133 ff den Turnei ins
jähr 1257, vLiebenau aao. den Clipearius zwischen 1244 und 47).
Konrad vMure hat ferner in dem gedichte mit der aufschrift
Maria . . conserva famulum tuum Rodolfum regem Romanorum,
cuius tu es vere certa spes'1 (bei Kopp, Vind. 313 ff) eine grofse
zahl der überlieferten bilder des Mariencultus aufzählend zusam-
mengestellt: dem steht Konrads vW. Goldene schmiede gegenüber.
Ich wollte die hinweisung auf diese beziehungen zwischen
den beiden Konraden um so weniger unterdrücken, weil ich in
Bächtolds sonst so reichhaltiger Geschichte der schweizerischen
litteratur durchaus nichts über den Zürcher cantor finden konnte,
sie deuten ferner auch ihrerseits auf den Zusammenhang zwischen
der zeitgenössischen lateinischen und deutschen poesie hin und
1 ich bemerke ausdrücklich, dass ich nur über die von Kopp, Liebenau,
Fiala mitgeteilten poetischen arbeiten Konrads vM. urteilen kann, der Grae-
cismus ist, so viel ich weifs, ungedruckt, den alten Basler druck des Fabu-
larius habe ich nicht zu gesicht bekommen.
2 vgl. damit Chron. Colm. (SS xvii 244,30f): Comes Ruodolphus diebus
sabbali et festibus beate Mariae 7iullu?n malum sive per ignem vel prae-
dam usque ad electionem dicitur intulisse. ferner ebenda 247, 3. und
Ellenhard ebenda 134,3711: Dominus . . Ht/odol/'us rex .. in magna sicut
decuit Itabuit reverentia bealam . . virginem Mariam, in iantum eliam
quod usw.
15*
228 ZU KONRADS KLAGE DER KUNST
mochten zu näherer Untersuchung einladen, oh zwischen den
heiden poeten nicht geradezu unmittelbare beziehungen bestehen,
die beobachtnng der form würde dabei eine wichtige rolle spielen,
ich verweise zb. auf die von Fiala (in dem aufsatze über K.s
schrift De sacramentis, Anz. f. schweizer, gesch. nr 205 ff) her-
vorgehobene Häufung einsilbiger formen , womit Konrads vW.
lied 26 zu vergleichen wäre.
Wien. JOSEPH SEEMÜLLER.
ANGELSACHSISCHES AUS KOPENHAGEN.
Der codex 1519, 4° der kgl. bibliothek zu Kopenhagen, aus
dem x — xi//j. stammend und unzweifelhaft in England geschrieben,
enthält aufser lateinischen theologischen stücken auf fol. 66v fol-
gende angelsächsische ermahnung, die ich im august vorigen Jahres
abgeschrieben habe.
Se be j>yses lyden nele and^yt niman. netruwie ic set maran
X* he wille zyman swaswa he scolde his a^enre pearfe. Ac do
swalc1 laere lufa zod ^eorne. j beseoh on pinre heortan ?elome
to his lar . . .2 bonwe sceal be spowan | be bet limpan. for
?ode ~] for worolde. . ;elyf ?if bu wille; JE\c man behofad ?ast-
lices fostres. Se be biet of earde ~~] feor of his cydde. hu
m«? he ham cuman zjf he nele leornian. hu se we; lieze be
lid to his cydde; Hu maze we to hefenan rihtne wez, aredian.
buton we ?ewunian. }I we oft spyrian. ) ^eornlice sme^ean
hu we ma;an dyder cuman; Sod3 is "p~ ic seesje. ?elyfe se Jje
wille. Se ?efa3rct ?esaellice pe ?odcunde lare4 oftost ?ehyred ~~|
^eornlicost symed. Am.
Es folgen noch 3 lat. bibelsprüche : Qui est ex deo, uerba
dei audit; Non in sola pane uiuit homo etc.; Reati qui audiunl
u erb um etc.
Der tnhalt der hs. ist nach dem cataloge: Apologus de ordine
Romano, continens descriptionem ecclesice Romance cum omnibus
suis ceremoniis , ritibus, indulgenliis , ponlifice Romano et sacer-
dolibus, variis tarnen sermonibus diversi generis intermixtis usw.
von den predigten handelt eine de resurrectione mortuorum, eine
andere ist ein Sermo saneti Augustini de baptismo. unmittelbar
vor dem ags. texte steht ein stück de visioue Isaiee prophetee.
herrn dr VDahlerup in Kopenhagen, der mich auf die hs. auf-
merksam machte , bin ich für diese angaben zu danke verpflichtet.
1 /. swa Ic Zupitea. 2 ein oder zwei buchstaben verwischt.
3 stark verwischt. 4 re verwischt.
Götlingen. F. HOLTHAUSEN.
EIN ALTENGLISCHER LAPIDAR 229
EIN ALTENGLISCHER LAPIDAR.
In der hs. des Britischen hiuseums Tib. A in fol. 101b folgt
auf die indicia monasterialia in derselben schrift der kurze abriss
eines Lapidars.
Her onginct .embe twelf derwyrdan stanas ~~] gimmas [je we
leornudan in pocalipsis psere bec.
i. Daet aerest gimcynn is"p~ is blac ~j grene ~] pa hiw syndon
buto togcedere gemencgede ~~ ) sindon on naman geaspis baten.
ii. Opser is sapbyrus se is sunnan gelic~|on him *standad
swilce gildene steorran.
in. Dridde is calcedonius baten, se ys byrnendum bla-
cerne gelic.
i. Plinius xxxvu 37 viret et saepe translucet jaspis. Dio-
skorides lib. v qv&: Xid-og iceartig, 6 /uev zig eori o/naoaydiuov
6 de ■ÄQvoraXhöö)Jg. Beda, Explan. Apocalypsis cap. xxi nennt ver-
schiedene gattungen jaspis, aber nicht den durchsichtigen krystall-
ähnlichen. er folgt Hieronymus comment. in Isaiam und Augustin.
ii. s. Schade. Plin. xxxvu 39 in sapphiris enim aurum puuctis
collucet. Diosk. weicht ganz ab. Isidor, Orig. lib. xvi cap. 9
sappbirus coeruleus est cum purpura habens pulveres aureos
sparsos. — Beda l. c. folgt Hieronymus und Isidor. besser passt
die beschreibung auf das von Plinius beim syrtites gesagte, s. bei
stircites. Damigeron c. 22 gibt als 2 namen für den sapphir
syrlius, Marbodb syrtites an.
in. Plin. xxxvu 29 ex eodem genere ardentium , lychnis ap-
pellata a lucernarum accensu, tarnen praecipuae gratiae 30 boc
idem et carchedonius facere dicitur (auf die von Plin. angegebene
electrische eigenschaft des lychnit bezüglich), danach Isid., Orig.
xvi 14, 4 lycbnites ex eodem genere ardentium est appellata
a lucernarum flagrantia. ... 5 carcbedonia hoc quod et lych-
nites facere dicitur. — ebenso Solinus cap. 53 und Priscianus,
Periegesis v. 1071. sie nennen aber nicht den chalcedon. Beda hat
den chalcedon für den lychnit eingesetzt: cbalcedonius quasi
ignis lucernae pallenti specie renitet, et habet f'ulgorem sub dio
non in domo.
* ms. stadad.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 16
230 EIN ALTENGLISCHER LAPIDAR
iv. Feorda smaragdus, se ys swide grene.
v. Fyfta sardonix is haten, se is blöde licost.
vi. Syxta onichinus is haten, se is ge brun ~| hsewen.
vii. Seofoda sardius haten, se is luttran blöde gelic.
viii. Ehtoda is berill us haten, se is luttran wsetere gelic.
iv. Isid. I. c. 7 smaragdus a nimia viriditate dictus. . . .
Beda: smaragdus nimiae viriditatis est. . . .
v. Plin. xxxvii 23 sardonyches olim , ut ex nomine ipso ap-
paret, intelligebantur candore in sarda, hoc est, velut carnibus
ungue hominis imposito et utroque translucido. Isidor, Orig. xvi
cap. 8, 4 benutzt den anfang der beschreibung des Plinius: sar-
donix ex duorum nominum societate vocatur. est enim ex onychis
candore et sardo. . . . Beda l. c. hie ex onyche candorem, ex
sardio ruborem trahens, ab utroque nomen sardonychis aeeepit
und weiter: alius, quasi per humanuni unguem sanguis eniteat,
bicolor apparet. er geht im ersten teile auf Isidor, im zweiten
direct auf Plinius zurück.
vi. Beda führt den onyx nicht unter den steinen der Apo-
calypsean, er gibt als vi Sardius, vu Cbrysolithus. ebenso Beren-
gaudus, Expositio in Apocalypsim, De visione vu in der bene-
dictinerausgabe (1690) tom. n p. 582. der onyx erscheint unter
den 1 2 steinen am Schilde des hohenpriesters , so hat ihn Epiphanius
De xu gemmis, s. Schade. Plin. xxxvii 24 spricht von verschieden
gefärbten onyxgattungen , nach ihm Isid. I. c. cap. 8 onyx appel-
lata, quod habet in se permixtum candorem in similitudinem
unguis humani.
vu. Plin. xxxvii 31 zählt als erste der von ihm genannten
arten der sarda die rote auf, rubrum , auch Isidor nennt sie nur
rubrum, die blutrote färbe wird zuerst erwähnt in den Orphea
lithica ed. Abel v. 614. der dichter nennt aägdta ai/uaToevta,
ebenso Epiphanius, der den stein als aliuazosiörjQ bezeichnet. Beda
I.e. sardius, qui ex integro sanguinei coloris est.
viii. Plinius sagt am Schlüsse der beschreibung des beryll
xxxvii 76 probatissimi ex iis sunt qui viriditatem maris puri imi-
tantur. ebenso Solinus 53. — Isidor, Or. xvi 7, 5 erwähnt in
seiner beschreibung nichts vom wasser. Beda l. c. beryll us est
quasi consideres aquam solis fulgore percussam.
EIN ALTENGLISCHEK LAPIDAR 231
ix. ISigotta is crisoprassus baten, se is grenum lece
gelic ] swilce him grene steorran ofscinan.
xi. Aendlyfta is topazius haten se is golde gelic.
xn. Twelfta is carbunculus baten, se is byrnendeglede gelic.
ix. Plinius xxxvii 34 praetertur his chrysoprasius, porri
su cum et ipsa referens, sed haec paulum decliuans a topazio
in aurum. — ib. 73 nennt er den cbrysoprasus 'herbaceus', nach
ihm Solutus 53 chrysoprasos quoque ex auro et porraceo mixtum
colorem trabeutes. diesem folgt Isid., Orig. I. c. 7, 7 chry-
soprassus indicus est, colore commixto, porri succum referens,
aureis intermittentibus guttis. aus Isidor hat Beda die beschreibung
des Steins genommen: cbrysoprasus est viridis aureaeque com-
misturae, quoddam etiam purpureum jubar trahens, aureis inter-
venientibus guttis. Beda erwähnt also nicht den lauch (s. die
stellen, wol nach anderen ausgaben, bei Schade).
x. in der Apocalypse und so bei Beda und später bei Beren-
gaudus ist der topas an 9, der Chrysopras an 10 stelle, an 11
der hyazinth, an 12 der amethyst , welche hier beide fehlen, dafür
erscheint der carbunculus, und zwar nach dem folgenden icahr-
scheinlich für den amethyst.
xi. Beda l. c. topazius lapis quantum inventione rarus,
tantum mercium quantitate pretiosus est. qui duos babere fertur
colores: uuum auri purissimi. . . . ich konnte bei keinem
früheren autor den topas mit gold verglichen finden. s. die
stellen aus Plinius und Isidor bei Schade.
xu. Plin. xxxvii 25 principatum habent carbunculi, a simi-
litudine ignium appellati. ... in masculis quoque observaut
liquidioris alios flammae, nigrioris alios . . . optimos vero amethy-
stizontas, hoc est, quorum extremus igniculus in amethysti violam
excat. — Isid., Orig. xvi cap. 14, 1 fast wörtlich aus Plinius.
cap. 9, 5 führt er die von Plinius genannte carbuncuhis-varietät
als eigenen stein auf: amethyslizon appellatus, quia extremus
igniculus in amethysti violam ex it. auch beim amethyst selbst
wird die flammenähnlichkeit erwähnt, da die bezüglichen stellen
bei Schade nicht angeführt sind, gebe ich sie, wegen der hier be-
sonders starken abhängigkeit Bedas von Isidor. Plin. xxxvii 40
principatum amethysti indicae tenent, sed in Arabiae quoque parte,
quae finitima Syriae Petraea vocatur et in Armenia minore, et in
16*
232 EIN ALTENGLISCHER LAPIDAR
xiii. Sum stan is be adamans hatte, nele him isern ne style
ne awiht heardes gretan ac selc bid be forcubra be hine gretad.
xiv. Sum stan hatte magneten, gif p" isern bid bufan baem
stane, hit wyle feallan on baue stan, gyf se stan bid bufan, hit
wile *springan up ougean psene stan.
Aegypto, et in Galatia reperiuntur: sordidissimae autem vilissimae-
que in Thaso et Cypro. causam nominis afferunt, quod usque
ad vini colorem non accedunt: priusquam enim degustent, in
violam desinit fulgor. aliqua siquidem in illis purpura, non ex
toto igneum , sed in vini colorem deficiens. Isidor xvi 9 inter
purpureas gemmas principatum amethystus indicus tenet — ame-
thystus purpureus est permixto violaceo colore, et quasi rosae
nitore et leniter quasdam flammulas fundens. alterum ejus genus
descendit ad hyaziuthos. causam nominis ejus afferunt quia
sit quiddam in purpura illius non ex toto igneum, sed vini co-
lorem habens. est autem sculpturis facilis, geuera ejus quinque.
Beda l. c. amethystus purpureus est permisto violaceo colore, et
quasi rosae nitore, quasdamque leniter flammulas fundens, sed
et quiddam in purpura illius non ex toto igneum, sed quasi
vinum rubens apparet. auch die beschreibung des hyacinth, des
11 Steines der Apocalypse, hat Beda wörtlich dem Isidor ent-
nommen, s. Schade unter jachant.
xiii. P/m. xxxvii 15 incudibus hi deprehenduntur, ita respuentes
iclum, ut ferrum utrimque dissultet, incudesque etiam ipsae dis-
siliaut. weder Solin cap. 53 noch Priscian, Perieg. v. 1063 noch
Isidor xvi 13, 2 erwähnen das zerstören der Werkzeuge.
xiv. Plin. xx 1 atque ut a suhlimioribus recedamus, ferrum
ad se trahente magnete lapide, et alio rursus abigente a sese.
die stelle bezieht sich auf xxxvi 25, 4, wo vom lapis theamedes
die rede ist, der eisen abstöfst. als autorität wird Sotacus ange-
geben, dieser Sotacus erscheint aufser mehrmals bei Plinius auch
noch bei Apollon., Hist. mir. — Sotacus hat teils, wie Plinius
sagt, ans autopsie, teils e vetustissimis auctoribus geschöpft, und
war, wenn ihn anders Plinius direct benutzte, ein großer fabu-
lator. es ist möglich, dass diese stelle von zwei verschiedenen
steinen mit entgegengesetzter würkung auf das eisen auf einen
misverstandenen passus eines älteren autors zurückgeht und sich
* ms. spiringan.
EIN ALTENGLISCHER LAPIDAR 233
xv. Ab es tu s hatte sum stancynu on claudea rice gii' (fol. 102a)
he wyrd ODbyrned ne mteg him wa3ter ne wind advvsescan.
xvi. (S)um stan is od persa rice gif bu hine mid handa
ahrinest he birned sona. Se stan is haten piriten.
xvii. Seleten hatte sum stan, bees gecyndu sind "Jj he mid
wexsendan monan vvexsed; ~] mid waniendan wanact. Se stan
biil *gemet on persa rice.
xvili, Sum stan h(a)tte alexandrius. se bid hwit ~\ cristal-
lum gelic.
auf die beiden pole des magnets bezieht, dass die kenntnis der
anziehenden und absto [senden würkung des magnets eine sehr alte
ist, xoiderholt auftauchte und in Vergessenheit geriet, hat VRose
Zs. 18 gezeigt, die im englischen texte vorliegende beschreibung
konnte ich mit keiner bei den alten autoren begegnenden stelle in
näheren Zusammenhang bringen.
xv. Plin. xxxvi 31 amiantus alumini similis nihil igni deperdit.
xxxvii 54,7 asbestos in Arcadiae montibus nascitur, coloris ferrei.
ebenso geben alle folgenden als fundort Arcadien an.
xvi. Plin. xxxvii 73, 1 pyritis nigra quidem, sed attritu digitos
aduiit. Solinus cap. 38 gibt den pyrit ans Persien an, ebenso
Priscian, Perieg. v. 983, Augustin, De civil, dei xxr cap. v und
Isidor xvi 4, 5.
xvii. Selinitis Plin. xxxvii 67, Priscian, Perieg. v. 989, Augustin,
De civitate dei xxi 5, Isidor xvi 4, 6. Plinius führt ihn aus Arabien
an, alle übrigen aus Persien. s. Schade, alle genannten autoren
sagen , dass der glänz des Steines mit dem monde ab - und zunimmt,
die Übertragung auf den stein selbst geschieht erst hier, ebenso
später Marbod 26.
xvin. der name alexandrius ist mir aus keinem steinbuche
bekannt, im Parzival 773,23 wird neben Eraclius und Picta-
goras auch der Krieche Alexander als wolerfaren in edlen steinen
genannt, von griechischen Schriftstellern , nach denen ein stein ge-
nannt worden sein könnte, käme in betracht Stephan von Alexandria
;ct(j'i xQvoonoiiag aus dem 1 jh. wahrscheinlich ist es, dass der
name im engl, text und im Parzival sich auf Alexander den gr.
bezieht, über dessen wunderbare steine viel gefabelt wurde.
* ms. gement.
234 EIN ALTENGLISCHER LAPIDAR
xix. Sum stan is se stircites hatte in lucania man finded.
se is in sealfe se betsta.
xx. Sum stan is cathotices haten, pone man finded on
forsia lande, se wile cleofian on wihte gewileere, be hin hrined.
xxi. Sum stan is *bemocritum hatte ne hid neefre niht
to baas pystre "p" twegeu heras ue magon gefeohtan heom be-
twinan | he ys eac wid dricraeftum göd.
xxn. An stan is in sicilia — haten , se waas on pires hyr-
nesse persea cyninges, paes ansyne is, swilee an man pipige mid
nigon pipan ~~\ an man hearpige. Se maeg wid aeghwylcum
attre ~ | duste.
xix. Plin. xxxvii 67 Syrtides in littore Syrtium, jam quidem
et in Lucania inveniuntur e melleo colore croco refulgentes:
intus autem Stellas coutinent languidas. s. Solin cap. u , Isidor,
Or. xvi cap. 14, 10.
xx. Plin. xxxvii 56 Catochi tis Corsicae lapis est, caeteris
major: mirabilis si vera traduntur, impositam manum veluti
gummi retinens. nahezu wörtlich danach : Solinus cap. m und
Priscian, Perieg. v. 470 — 474. nicht bei August in und Isidor.
xxi. der name Democritus für einen stein kommt sonst nirgends
vor. es liegt hier ein misverständnis einer stelle des Solin vor : Solin
sagt l. c. nach der beschreibung des catochites: aeeipimus Demo-
critum Abderiten ostentatione scrupuli huius frequenter usum,
ad probandam oecultam naturae potentiam in certaminibus, quae
contra magos habuit. Demokrit wird von Plinius mehrmals als
autorität citiert. er hat ein buch 7ieqI tov Xi&ov geschrieben;
s. Diogenes Laert. lib. ix segm. 47.
xxu. es ist dies der stein achates, von dem Plin. xxxvii 3, 1
spricht: post hunc auulum (dem ring des Polykrates) regia fama
est Pyrrhi illius, qui adversus Romanos bellum gessit. namque
habuisse traditur achaten, in qua novem Musae et Apollo
citharam tenens speetarentur, non arte, sed sponte naturae
ita discurrentibus maculis, ut Musis quoque singulis redderentur
insignia. I. c. 54, 1 gibt Plinius als fundort Sicilien an. danach
teilweise wörtlich Solinus cap. v. s. später Marbod § 2 de achate.
Dass der vorliegende Lapidar kein original ist , sehen wir aus
dem fehlen des 10 Steines, auch das misverständnis bemoeritum,
* ms. [>e moeritum.
EIN ALTENGL1SCHEK LAPIDAR 235
die auslassung des namens achates, vielleicht auch die verschreibungen
seleten und stircites schreibe ich dem copisten zu.
Bei der' aufzähhing der apocalyptischen steine wird ivesentlich
von Beda abgetoichen, dieser aber in m und v benutzt, i und ix
gehen auf Plinins zurück, bei den hinzugefügten steinen ist Plinius
in ix. xiii. xxii, Solinus sicher in xxundxxi, wahrscheinlich auch
in xix benutzt worden, auffallend ist die analogie mit den Or-
phea lithica in vii, mit Marbod in xvii und der name alexandrius.
London, august 1888. R. V. FLEISCHHACKER.
DIE LEGENDEN DES HL. LUDWIG
VON TOULOUSE.
Ludwig von Toulouse, söhn des 1289 zum könige beider
Sicilien gekröuten Karls n und der Maria, der tochter des königs
von Ungarn, lebte ungefähr — die angaben schwanken — von
1275 — 1298. er starb als bischof von Toulouse und wurde
1316 durch den papst Johannes xxii heilig gesprochen, über
ihn handeln folgende Schriftstücke:
1) die Vita auctore anonymo synchrono, qui sancto familiaris
fuit, a fratre Henrico Sedulio ordinis fratrum minorum edita,
gedruckt in den Actis sanctorum vom 19 august (A).
2) die bulle, welche Johann xxii gelegentlich der heilig-
sprechung Ludwigs erliefs (R).
3) eine deutsche, teils prosaische, teils poetische behand-
lung der geschichte des heiligen, aus einer Grazer pergamenths.
des 15 jhs. machte sie AJeitteles Germ. 32, 99 ff bekannt; wie er
richtig bemerkte, ist ihr inhalt aus der bulle geschöpft (G).
4) eine zweite deutsche prosaische lebensbeschreibung in
dem cgm. 5115 saec. 15 (M).
Um das Verhältnis dieses textes M zu der sonstigen Über-
lieferung handelt es sich im folgenden.
Cgm. 5115 besteht aus 9 lagen zu je 12 quartblältern. den
schluss der legende bilden folgende rot geschriebene worte: bitte
got och für mich, Schwester barbara paügerin, ain unwirdige
liebhaberin des himelfursten sant Ludwigs, uf des hochzit ih in
haiigen orden bin kumen und hon dis buch geschrilf do man zalt
236 DIE LEGENDEN DES HL. LUDWIG VON TOULOUSE
im ain un sechgosten jar mins alters zway un drisz jar. darauf
folgt von anderer hand De sancto Ludovico sequencia, lyrischen
inhalts, aber am Schlüsse auf die vorhergehende erzählung bezug
nehmend, auf dem Umschlag steht in schwarzer schrift: ich g eher
zue St. Clara dem leszampt ist das leben des grossen himelfürsten
St. Ludwig von seiner liebhaberin Barbara bayrin geschriben. der
dialect der hs. ist alemannisch, dafür sprechen : das part. praet.
gesin, das wort kilche (mit einer ausnähme), die formen schißi,
burdi, möchti (cj. praet.) usw., ie für üe (ieben, betriebt, brieder)
s. Weinhold AG 65, die stets auf ent endende 3 p. pl. praet. s.
AG 346, s für seh (gesicht) s. AG 190, seh für z (flaisch) s.
AG 193, e für ei (eleu, bede) , der inf. hon und die 3 p. sg. ind.
praes. hau s. AG 373, die häufige nasalierung (zu senchen = ze
sehenne, künschikait, schnellenklich usw.) s. AG 201, endlich der
einschub von d beim flectierten inf. s. AG 351. diphthongierung
von i und ü zu ai und au begegnet nirgends.
M ist die Übersetzung einer lat. vorläge, welche zu A in
nächster Verwandtschaft stand, von den zahlreichen beweisstellen
genügt es einige wenige beizubringen.
A v 41 postquam deus .... lucernam illam positam super
candelabrum omnibus lucere, qui in ecclesiae domo, per varias
regiones circumduxit , quasi quamdam Israelicam arcam, ad fide-
lium conformationem wird in M 58ab widergegeben mit: dar umb
so wart der himel fürst L. also ain lüchtende lucern von got ge-
setzt uf den liechstock der cristenhait , das er lüchten wer allen
denen die in dem hus gottes sint, das ist in der haiigen cristen-
lichen kilchen . . . er ward durch die gütlichen Ordnung als ain
schrin oder ain arch gottes umb gefürt durch vil endt der weit . . .
zu sterekung der gemainen kristenhait. man vergleiche ferner A
v 10 mensam etiam, antequam esset episcopus, sacra lectione con-
diebat, omni ratione ac modo hauriens aquas e fontibus salvatoris,
quas orationis tempore libans domino, uberius terram cordis irri-
gabat mit M 30a dar umme das er bischof was und darnach al-
wegen wen er zu disch saz und zu collacion, so er vastet , so
hies er vor im etwas von der haiigen schrift lesen, dar umb das
er us dem brunnen des behalters hailsamklich möchte schöppfen die
wasser der andacht, die er zu dem zu gebeis gusse vor got den
heren und das ertrich suis herzen nasz machte und durchgusse.
A i 10 sub noctem dum ad coe?iam vocaretur, adeo multus solet
DIE LEGENDEN DES HL. LUDWIG VON TOULOUSE 237
esse in orando, ut moleste id ferrent eins familiäres: nunquam
tarnen accumbere voluit nisi oratione praemissa conatus esset pa-
bnli caelestis dulcedinem praegustare; cum etiam quod amicis dei
familiäre est, metu et diffidentia sui ab Omnibus flagitabat sub-
sidia orationum, indignum se arbitratum et ineptum, qui deum
posset exorare mit M 36b er bettet an dem abent dick und fil also
lang daz sine diener und gesellen dar durch wurdent beschwert
und ungedultig. und wen er zu dem disch wart berieft, so kam
er nit bald noch schier, me er blaib ain gutte wil in haimlichem
gebet und begert vor hin zu versuchen die süssikait der himelschen
spis. tcon aber er sich unwirdig schezt von got zu erwerben das
er begert, dar umb so bat er und hies andere menschen ernstlich
got für in bettent.
Trotz diesen auffallenden Übereinstimmungen kann jedoch
A nicht die vorläge von M gewesen sein.
Das beweist 1) die verscbiedene capiteleinteilung. A wie M
enthalten zwar je 8 capitel, indes nehmen die wunder Ludwigs
in A drei, in M nur ein capitel ein.
2) die abweichende composition. A ist systematisch ange-
ordnet, dh. den grund der einteilung bilden die tugenden Lud-
wigs, welche in den einzelnen capiteln durch beispiele aus seinem
leben beleuchtet werden, dabei trägt begreiflicher weise der verf.
kein bedenken , zwei zeitlich weit aus einander liegende ereig-
nisse in unmittelbarerfolge zu berichten, sobald sie der exempli-
fication einer und derselben eigenschaft seines hehlen dienen.
M dagegen, chronologisch angelegt, erzählt die begebnisse in
ihrer historischen reihenfolge. daher werden gleichartige fälle,
die in A beisammen stehen, an verschiedenen orten vorgeführt.
A zb. berichtet von Ludwigs streng moralischem lebenswandel
während der gefangenschaft in seiner knabeuzeit, nachdem bereits
von seiner weihe die rede war; in M steht die notiz an der
spitze der ganzen darstellung. vor dem bericht über die an-
nähme der bischofswürde durch Ludwig heifst es in M: der
bischoff ward silber bruchen , wie man noch wiert heren in ainem
andren cappitel. die Verfasserin von M will sich also kein zeit-
liches vorausgreifen zu schulden kommen lassen.
In M zeigt sich an einigen stellen das causalgesetz, dass
eine Ursache eine würkung hervorruft, beobachtet, was die
systematische anordnung von A nicht verstattet, unmittelbar
238 DIE LEGENDEN DES HL. LUDWIG VON TOULOUSE
nach seiner schweren krankheit ist von Ludwigs versuch, in den
orden einzutreten, die rede: die krankheit gab eben den letzten
anstofs zu dem entschluss. beide momente trennt A. als Ludwig
sein ordensgelübde abgelegt hat, verschwört er in folge des er-
schütternden, demütigenden eindrucks der weihe, je wider auf
einem pferde zu reiten; nur ein maultier will er, wie einst
Christus, benutzen, diese motivierung in M ist tiefer und edler,
als wenn A den stürz bei einem ritte den anlass zu dem gelöbnis
geben lässt.
Doch die fälle logischer abfolge sind in M nicht so zahlreich,
dass man auf eine bewuste bearbeitung mit dieser tendenz schliefsen
dürfte.
Widerholt bekundet M das bestreben, ein motiv zu zer-
dehnen, während es in A lautet: vitia ut a se penitus exstir-
paret, contemni desiderabat , non laudari, nee extolli, sed repre-
hendi, bietet M dafür: er floch alwegen lob und er der icelt und
begert als ain warer demütiger gestraft ze werden und darumb,
so er etwan zu hof was oder anderswo und geantwürt hat in der
schul zu ainer hochen frag und in den die maister loben wolten , so
warter es inen, als vaster mocht, das sy in lobtten. oder A:
omnem vitam optime instituit, quasi singnlis offieiis assuettis et in
omni funetione detritus, M: daz mag . . . gemerekt werden, daz
er sich in ainen ietlichen stant, in den er (hs. en) was ordnet,
nun hielt also dem selben stant zimlich was und zu gehört, lois-
lich und nach erkennen rechter Vernunft , also er gedun macht . . .
alsus hielt er sich in dem stant der laigen nach uns der laigen,
in dem ritterlichen stant hielt er sich ritterlichen , in dem priester-
lichen stant lebt er gaistlichen und priesterlichen . . . in dem
bischöflichen stant lebt er bischöflich.
3) die genaue namengebung bei den wunderberichten in M,
während A häufig statt eines bestimmten namens ein appellativ
mit einem pronomen indelinitum setzt, dass diese gröfsere acribie
von M nicht der deutschen Übersetzerin des 15 jhs. zu danken
ist, bedarf keines nachweises. beispiele: Perottus puer septennis
A = ain kind genamt pettrus Durandi M ; in oppido Carpata-
censi vir aliquis A = in der stat C. was ain man genant ferarius
M ; Raimundus miles A = ain ritler genamt raymundus von Ari-
bergis in dem bist dum formilie M ; Antonius A = ain man hies
Anthonius des bisthdum bapimensis M; quidam Petrus nomine
DIE LEGENDEN DES HL. LUDWIG VON TOULOUSE 239
A = in dem bisthdum tholonensi was ain man genamt petter
M usw.
4) die detaillierten reiseberichte von M fehlen zuweilen in
A. damit man sich von der Unmöglichkeit überzeuge, sie als ein-
schiibe der Übersetzerin aulzufassen, führe ich sie an. zvoay jar
vor sinem end do für er durch Ytaliam in welsche land durch
die provincie Lugdunum, durch Burgundi und kam in Franckrich. . . .
dar nach für er durch Aurelianis und Raturcum, kam er gen
Tolose . . . und für bald dar nach durch Vasconiam und über
die scharpfen berg Pyreneos und kam in Cathaloniam . . . wonet
er etwen lang in der stat Ylerda und segnet da in die schwestren
sant Clara ordens und in der stat Bartinone wicht er die kirchen
der barfussen. — e das er sinen gaist dem himel wider gebe, do
für er us von Cachtalonia , daz ist ain tail in hyspania . . . und
für durch die province Narbone und die provincie genamt Pro-
vinci, und zoch also durch januam Tisciam und kam gen Rom
zu den zitten . . . von dannen für er durch Calabriam in das
kunigrich Sicilie und wonet etliche zit zu Neapolis . . . dar nach
kert er wider gen Rom.
5) geringere Verschiedenheiten, es wird berichtet, dass
Ludwig, wenn er über land fuhr, oft in kleinen kirchen messe
las: dass er das einmal auch in der grafschaft Palas tat, sagt
nurM, welches allein auch von seiner tätigkeit zu Ylerda weifs.
blofs in M steht folgender passus: her Hug von Vicinis, ain lant-
vogt in dem land Provincie genamt . . . bezüget , das er sant L.
obna in dem kor zu Marsilia (fehlt das verb). och in solicher
gestalt sach in och her Rüpertus von Bancia, ain her zu Pedy
Ricadi in der provincia von Marsilien.
6) das verschiedene Verhältnis, in dem A und M zu B stehen.
A liest: nam illo dumtaxat septennio suae captivitatis , quo per-
petuo consuetudine fratrum minorum utebatur, qui illum in disci-
plinam acceperant , tantos fecit progressus , nedum in litteris hu-
manioribus , verum etiam sacris, ut in Corona etiam doctissimorum
virorum prudenter respondere posset ... et argute disputare . . .
clero et populo concionabatur ... ut non tarn ipse quam . . .
caelestis patris Spiritus in ipso loqui videretur. B: tarn ferventer
se dedicavit studio , quod infra septennium , quo inibi obses fuit
sub instilulione fratrum minorum, quos secum habebat in socios,
in primitivis scienliis et sacra pagina sie pro fecit, quod vir dei
240 DIE LEGENDEN DES HL. LUDWIG VON TOULOUSE
pollens ingenio de praedictis scientiis non solum publice et pri-
vate subtiliter disputare valeret, sed et solemniter clero et
populo proponere verbum dei, ut putaretur scientia haec infusa
sibi magis divinum quam humanitus acquisita. M : ... das er
von denselben künsten offen lieh und haimlich disputiert
gar zimlich und subdilklich. oder A: absque probo teste et
arbitro solus non loquebatur ulli mulieri nisi forsan matri mit
sororibus. B : mulierum consortia vitabat omnino , in tantum quod
nisi forsan cum matre aut sororibus solus cum sola nullo un-
quam tempore loquebatur. M: so wolt er mit kainer ainigen
frowen ainig reden. — A: in testimonium illibatae pudicitiae
una in illius cubiculo cum eo dormiebant duo fratres minores,
interdum plures. B: fratres . . . duo, int er dum quattuor, in
sua jacebant camera in suae testimonium nitidae puritatis. M:
och zu gezugnus . . . siner ganzen lutterkait het er alwegen nachts
in siner kamer zwen ersam brüder . . . und et wen vier. — A:
etsi vero languore gravissimo adeo extenuatus esset . . . dominico
Christi corpori honorem . . . voluit exhibere, cum mox e lecto
surgens ivit obviam Christi, tum getma flexit ad altare , sumsit
devotione maxima Christianae salutis certum . . . viaticum. B:
vitae . . . cursu consummato . . . sumpsit corpus dominicum
quamvis summe debilis. de lecto exiens in oecursum domini sal-
vatoris cruce sibi data per quenda?n ex soeiis genu flexit in lecto
ut potuit ac in oratione devota silentio postmodum
diu man sit. M: Ut er in siner kutten von sinem betlin, da er
an lag , und ging engegen dem herren unsserem behauter, und da
er vor dem alttar uf sinem knuwen andächtigklich das hailig wirdig
sacrament angebettet %ind empfangen hat, do ward er wider umb
gefürt an sin betlin und empfing dar an den jüngsten tof des
haiigen öls . . . und ward im von der bruder ainen daz cruz in
sine hend gebotten und geben, do knuwet er als er den von
sivachait vermocht an sinem betlin uf und gruz daz kryz
Christi mit grosser inbrunstikait. dar nach blaib er in
andechtigem gebet und haimlicher stille.
Die quelle von M kann also nicht A selbst, sondern eine
mit A aus demselben archetypus geflossene hs. y gewesen sein,
ferner ergibt sich, dass dieser archetypus von A und y, den ich x
nenne, mit B auf eine gemeinsame vorläge z zurückzuführen ist:
denn nur so erklären sich die oft auffallenden Übereinstimmungen
DIE LEGENDEN DES HL. LUDWIG VON TOULOUSE 241
von M mit B. es könnte noch die frage aufgeworfen werden,
ob nicht etwa A aus y stamme: aber sie ist entschieden zu ver-
neinen, denn bei der keineswegs knappen darstellungsweise von
A, welches vielmehr an reflexionen reicher ist und 29 wunder
mehr enthält als M resp. y, wäre die weglassung der oben an-
geführten reiseberichle und der detaillierteren namenangaben in
den mirakelerzählungen, welche M resp. y aufweisen, in A un-
erklärlich, ob freilich jene 29 wunder, welche A vor M voraus
hat, bereits in x oder y standen und nur von der schreiberin
der fassung M fortgelassen wurden, oder einen selbständigen Zu-
satz des textes A bilden, bleibt ungewis. denn die worte: und
vil ander grosse wunder zaichen , die er don und volbracht hat, die
hie von kurze wegen mit sind geschriben können sowol der
schreiberin von M angehören als aus den in A resp. y oder x
stehenden worten: miracula . . . quae brevitatis gratia omittimus
übersetzt sein, schon in z war möglicher weise eine ähnliche be-
merkung enthalten, wie sie B aufweist: haec sunt mirabilia opera
solius altissimi, quibus et aliis pluribus mirificare voluit sanctum
suum. ich erwähne noch, dass nur M berichtet, wie der hl.
Ludwig, als er heimlich zur Winterszeit armen leuten in einem
korbe nahrung zutrug, von seinem vater überrascht rosen als
inhalt angegeben habe; in der tat seien, als er auf befehl des
vaters den deckel lüftete, die speisen in rosen verwandelt ge-
wesen, hier ist also ein legendarischer zug, der ursprünglich
der hl. Elisabeth angehörte, auf Ludwig übertragen, vielleicht
erst durch die schreiberin von M.
Anlangend das alter von A und y, so spricht die erwähnung
der 1316 vollzogenen heiligsprechung Ludwigs sowie seiner feier-
lichen grablegung, wovon in B sich noch nichts vorfindet, ent-
schieden dafür, dass A später als B abgefasst wurde, wenn A
die beisetzung dem jähre 1317, M hingegen, das sonst in dem
bericht über die heiligsprechung und das begräbnis wesentlich,
auch im ausdruck, mit A übereinstimmt, dem jähre 1319 zu-
weist, so liegt wol auf einer seite ein Schreibfehler vbr.
Graz. VICTOR ZEIDLER.
242 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN AUS
POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN.
Der bekannte polnische Historiker dr WvKetrzyiiski, welcher für
die Monumenta Poloniae unermüdlich die pohlischen bibliotheken durch-
forscht, löste im laufe der jähre von einbänden eine reihe grösserer
und kleinerer hssfragmenle. mit grofser Zuvorkommenheit stellte
er mir aus seinem besitze die bruchstücke zur Verfügung, welche
deutschen text enthalten, und diese kommen im folgenden zum ab-
druck. alle diese fragmente stammen aus seiner privatbibliothek,
leider aber lassen sich die bücher nicht mehr feststellen, toelchen
sie entnommen wurden, ich fühle mich verpflichtet, herrn director
dr WvKetrzyiiski auch öffentlich meinen dank für seine liebens-
würdigkeit auszusprechen, und möchte nur wünschen , dass in allen
polnischen bibliotheken den bucheinbänden älteren Ursprungs eine
gleiche aufmerksamkeit zu teil würde; dann dürften wir noch auf
manchen fund rechnen, im folgenden bezeichnet : : : : den räum
erkennbarer buchstaben , unleserliches.
1. Strickers Karl.
Zwei schmale pergamentstreifen , welche als falze dienten, ge-
hörten zu einer hs. von Strickers Karl, wir vermögen uns trotz
der geringfügigkeit des erhaltenen ein bild dieser hs. zu machen,
die Zeilen sind v or gezeichnet , auch für die zwei spalten jeder seite
sind sorgfältig senkrechte linien gezogen, für das ende nur eine,
für den beginn zwei, sodass die anfangsbuchstaben der heraus-
gerückten verse in einem rahmen stehen, auf jeder spalte be-
fanden sich 38 verse, welche 19 cm. einnahmen, die hs. ivar also
etwas über 20 cm. hoch und etwas über 14 cm. breit, ihr format
somit klein octav. die beiden streifen gehören zwei auf einander
folgenden doppelblättern an , zwischen denen ein weiteres doppel-
blatt fehlt, ich bezeichne die beiden streifen mit A und B, die
beiden halbblälter jedes Streifens mit i und n, die seiten mit a und
b und die spalten mit 1 und 2.
1 A\a 2
8032 : :: ::g::: ::.:... 8070 : in al
Allesament schire Als ir sin tot sohle sin
von 8032 sind nur mehr die unteren enden der buchstaben zu er-
kennen, von v. 8036 nur mehr die spitzen 8070 ist zackig abgebröckelt
8071 in solde ist die obere hälfte von 1 zerstört
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN
243
Er vant in oliuire.
8035 Wol hundert sper oder mer
A i b
8108 gemut 8150
was vil nach verscheiden
8110 anuoch qua ein heiden
n war . . wan er stürbe
B i a
8255
8196 mir grozlichen leit
Daz ich dich also sere sluc
Der dich mir von himele truc
Der vuget dich wol swe
er dl gan
8200 Der all : : : kan
Do starf der bisschof turpin
Des wart rulant gewar
Daz tet mirvntz an disevrist
In minen mute harte wol
Ich enweiz nicht waz ich
tun sol [nesen
Daz die cristen vor dir ge-
: : al in den tal
Bechte als der himel vberal
Nich wan ein sunne were
Vü allenthalben bere
Geliehen schin der s : : : : :
8293
8295
B ib
ebende vindeu . . .
es gedinges tröste er 8336
sich doch
en ersten den er tot vant
er sin neue rulant
da des trostes nicht me 8340 er
Vn den bi : : : h : : : : : p
Die ander zehene vant er
Ligen bi einander
Dar hette sie rulant getrage
was geslage
seh
h h : ge
8725 Sie geheizen mir den sige
Nu sehet selbe wie ich lige
B u a
8724
8687 Daz er mich wise an daz lant
Ich gereche sinen brant
von 8074 ist nichts erhalten 8108 ganz abgebröckelt bis auf
das letzte wort 8109/7" der an fang abgeschnitten 8111 war,
darnach zwei buchslaben abgerieben: te 8150 zwar zu?n teil ab-
geschnitten, aber noch zu lesen 8196 der schnitt geht schief durch
die zeile 81 99 der text reicht bis zur nächsten spalte 8200/"
der streifen ist gezackt, als sei er abgerissen 8255 der schnitt geht
schief durch die zeile 8259 vom letzten Worte nur mehr die spitzen
der buclistaben zu erkennen 8260 ist nicht erhalten 8293 der
schnitt geht schief durch, der erste buehstabe in dieser spalte ist ab-
geschnitten 8297 wie v. 8200 von 8335 keine spur, von 8336 mir
reste 8340/" wie 8200 von 8686 keine spur von 8724 nur
spuren, im letzten worle, das mit ge begann, kann kein h gestanden
244 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
Oder ich gelige tot dar nider Min arm ist mir abe ge-
8690 u : : slagen
Daz
B üb
8764 Nicht me dan ein 8802 er sprach :: :::h:::: gan
ges .... Svver gahen muge die gahe
8765 Ir vindet in hi vil nahen bi Vn helfe daz ich in vahe
Sehet wa daz neheste velt si S805 So ist min vart wol bewant
Da lit er an mit sulcher craft
Ana
8832 Vn alles daz ich ie gewan 8S70 Wan der wol tar
Daz ist mir alles benumen Richten, lihen. vnd
Ich bin in gotes achte kume Vii gar in kuniges
8835 Die salde hat mich garvslan Des danckete im d:
A nb
8910 h sundec bin 8948 Daz ir fleisch ich dorfte
ot nicht enpern werden
: kummers gewern Den vogelen zu teile
: troum gesehen 8950 Noch den tieren zu heile
Do sin vane gewendet wart
Von A ist ein streifen in der breite von 25,5 cm., in der
höhe von 1,5 cm. erhalten, von B sind die mafse 30 cm. und
2 cm. die schrift gehört dem ende des 13 oder dem anfange des
14 /Äs. an, sie ist sehr deutlich, an einer stelle zeigt sich die
spur einer blauen initiale, welche über zwei Zeilen reichte (v. 8802).
der text ist gut überliefert , doch gibt er anhält spunct e , um die Ver-
wandtschaft unserer hs. (K) in der erhaltenen partie festzustellen,
folgendes kommt in betracht im hinblick auf den ap parat bei Bartsch.
K. steht allein allen anderen hss. gegenüber:
8033 AUesament schire : A. vil schiere. 8035 sper:spieze.
8152 Ich envveiz nicht: nu enweiz ich. 8196 grozlichen:groz-
haben; man möchte vermuten, dass es auf de endete 8690 wie 8200
8728 wie 8200 8764 das abgedruckte ist sicher von 8768
noch spuren, aber nicht zu lesen 8802 noch der untere rest einer
blauen initiale, wahrscheinlich eines U 8805 das nt in bewant z. t.
abgerissen 8835 der schnitt geht durch den text, lässl ihn aber
noch erkennen 8870 ff zum teil abgeschnitten 8873 nach d ein
e oder o 8910 ff abgeschnitten 8912 vor kummers steht keines-
falls h, eher ein n oder m 8913 vor troum ein m oder n
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN 245
liehe. 8197 daz ich dich also sere sluc: deich dich ungezogen-
liche sluoc. 8255 den tahdaz tal. 8296 [W]er sin: Daz was sin.
8297 da des: was des. 8687 an daz: in daz. 8725 geheizen:ge-
hiezen. 8727 Min arm ist mir: mir ist min arm. 8764 Nicht
me dan ein: als ein. 8803 die: der. 8949 zu teile: ze heile.
8950 zu heile: ze teile, ferner wol noch 8724. 8912.
Am häufigsten stimmt K mit H überein: 8832 alles daz ich
ie gewan HK: und swaz ich mäge ie gewan. 8872 Und gar
in küneges HK: rehte alle hss. aufser F, dessen lesart und also
herrliche Bartsch in den text setzte. 8110 dar fehlt FHK. 8256 recht
als FHK: als. 8257 Nicht wan ein sunne wsere FHK: ein kläriu
sunne wgere. 8726 sehet FHK: wartet. 8873 do FHK: fehlt.
8337 kein absatz DFHK. 8913 gesehen AHK: ersehen.
Mit BEF stimmt K 8338 Ligen: Ligende; mit BCDF 8765
vil nahen: nähe; zweimal 8870 tar:getar und 8948 ich : uiht mit
E; einmal 8804 vahe:gevähe mit G.
Noch näher zu H rückt K, wenn wir die lücken zu berechnen
suchen, es ergeben sich nach dem texte bei Bartsch für die
spalten :
1) 8032—8070 38 vv.
2) 8070 — 8108 .... 38 vv.
3) 8108 — 8150 .... 42 vv., nun fehlen in H v. 8113
bis 16 = 4 vv.
4) 8150 — 8196 46 vv.
5) 8196 — 8255 .... 59 vv., nun fehlen in H v. 8233
bis 52 = 20 vv.
6) 8255 — 8293 .... 38 vv.
7) 8293 — 8336 .... 43 vv., nun fehlen in H v. 8327
bis 30 = 4
vv.
8) 8336 — 8687 ... 351 vv.
9) 8687 — 8724 37 vv.
10) 8724—8764 .... 40 w., nun fehlen in H v. 8729
bis 30 = 2 vv.
doch fehlen in allen aufser
F v. 8873 — 74 = 2 vv.
17
12) 8802 — 8832 . . .
. 30 vv.
13) 8832—8870 . . .
. 38 vv.
14) 8870 — 8910 . . .
. 40 vv.
15) 8910 — 8948 . . .
. 38 vv.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F.
XXII.
246 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
Nehmen wir Übereinstimmung mit H an, so standen in K auf
jeder spalte 38 vv. denn die ausnahmen sind nur scheinbar, weil
bei 9) durch den schiefen schnitt in der einen spalte ein vers mehr
erscheint, bei 4) und 12) erklärt sich die differenz von 8 vv.
dadurch, dass eben beide streifen nicht demselben doppelblatt ent-
stammen und aus verschiedenen teilen ihrer bll. herausgeschnitten
wurden, bei 8) fehlen 351 vv. rechnen wir die in U fehlenden
6 vv. 8377 f. 8443 f und 8485 f, ferner die in allen aufser F
fehlenden vv. 8503 f ab, so bleiben für die Wicke 343 vv. das sind
gerade 9 spalten zu 38 vv., der eine plusvers erklärt sich wie bei 9).
diese 9 spalten dürfen nicht auffallen, es ist gerade ein doppel-
blatt von 8 spalten, denn 38 vv. müssen abgerechnet werden für
den schluss der spalte B i b 2 und den beginn der spalte B u a 1.
Unser fragment zeigt also mit der Münchner papierhs. H die
graste Verwandtschaft, die von Bartsch Germ. 32, 488 ff mitgeteilten
Pariser bruchstücke überliefern wol z. t. dieselbe partie wie K, geben
aber keine Möglichkeit, die lesarten zu vergleichen, das von Schön-
bach Zs. 33, 379 abgedruckte Innsbrucker fragment entstammt einem
anderen teile des gedichtes.
2. Disticha Catonis.
Zwei ganz erhaltene, mir am oberen unbeschriebenen rande
beschnittene doppelblätter einer hs. wol aus dem ende des \kjhs.
geben uns einen teil aus einem sammelbande. die bll. messen durch-
schnittlich 19 cm. in der höhe und 29 in der ganzen breite, der
untere unverletzte rand nimmt 3 cm. ein, sodass sich für die hs.
etwa die mafse 21 X 14,5 cm. ergeben, die verse sind abgesetzt,
der reimpunct fehlt nur bei den zu langen versen. die majuskeln
des beginns sind rot durchstrichen, auf dem einen blatte finden
sich rote initialen, auf der einen seite von B steht der länge nach
zwischen den text der beiden seilen, also jedes falls zu einer zeit
geschrieben, da unser'e bll. schon als einband dienten: Jacobus
Joannis de Rydzin |Posessor 1.5.2.1 in zwei zeilen. eine andere
hand, wol auch des 16 jhs., hat auf der anderen seite i a von B
links vom text quer geschrieben:
Dum daf o pueri discendj copia volj
discite nö serap tale copia erit.
wider eine andere hand hat sich auf dem freien rande neben dem
texte von A verewigt; auf der einen seite i b steht:
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN 247
Rigi et rev1 applaudite <<,
auf der anderen seite 11 b lesen wir:
Jesus Nazarenus rex Judeorum titul9 triüphalis nos rptegat ab
oib9 malis.
Die Matter enthalten verschiedenes, auf bl. A u ab und B i ab
stehen teile des ersten und des vierten buches der Disticha Catonis
im lateinischen original und darauf folgender deutscher Übersetzung.
B ii ab wird von Sprüchen des lateinischen Facetus eingenommen,
sie finden sich sämmtlich, wenn auch mit manchen abweichungen
und anders geordnet, in demjenigen texte des Facetus, welchen
SBrant mit deutscher Übersetzung herausgab (bei Zarncke, Narren-
schiff s. 137 /f ist nur der deutsche teil gedruckt), übrigens weicht
die reihenfolge bei Brant nicht stark von der in anderen alten
drucken des Facetus (zL Cöln, Quentell, o. j.) innegehaltenen ab.
A i ab ist beschrieben mit lat. hexametern, die einem mittelalter-
lichen handbuche der metrik anzugehören scheinen.
Hier interessieren uns allein die Disticha Catonis. sie zeigen
durchaus keine Übereinstimmung mit einem der mir bekannten
texte, mit dem rumpforiginal hat unsere Verdeutschung gar nichts
zu tun, aber auch mit der ältesten gesammtübersetzung in AB
zeigt sich keine berührung. ebenso icenig teilt unser bruchstück
mit der jüngeren gesammtübersetzung eines der von Zarncke (Der
deutsche Cato bes. s. 83 f) hervorgehobenen merkmale, mit D, an
welches man denken könnte, weil iv 37 seinen platz inne hat,
nicht, denn nach Zarncke s. 84 haben sich in D aus dem rumpf-
original vollständig erhalten i 19. 20, in einzelnen versen und re-
miniscenzen i 18.23. rv 39. 41, während unser fragment nicht die
geringste Verwandtschaft dieser distichen mit dem rumpforiginal
zeigt; mit E nicht, denn in E fehlt das distichon iv 37 an seiner
stelle , während es in unserem bruchstücke dort steht , und in i 1 9
hat unser fragment nicht wie E ähnlichkeit mit dem rumpforiginal,
leider ist ein directes vergleichen unseres textes mit den von Zarncke
veröffentlichten proben unmöglich, endlich auch nicht mit F, s. Zs. f. d.
plt. 1 5, 290 f= Germ. 30, 1 20 f. das characteristicon der dritten stufe
ist ( Zarncke §()) das gänzliche oder doch teilweise fortlassen des lateins;
unser bruchstück bringt aber das latein, wenn auch, wie es scheint, in
anderer weise als die übrigen hss. auch mit der von Neuwirth Germ. 32,
ISffpublicierlen Zwettler Verdeutschung hat die unsere nichts gemein,
unser fragment scheint also eine ganz isolierte Stellung einzunehmen.
17*
248 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
Auch im hinblick auf den dialect ist das denkmal interessant,
wir finden den bairisch- österreichischen diphthong ei für t zb. i 18
reich für rieh, i 17 dobey für da bl, sey für si, i 18 gleichen
für geliehen , iv 34 czeyten für ziten usw. für das bairisch-Öster-
r eichische au = ü fehlt ein beispiel. mitteldeutsch ist neben vielem
anderen zb. u für iu iv 36 vrunden, für uo i 21 armutis, für
üe i 18 hüte; das i für e in den ßexionssilben zb. i 15 andirn,
i 19 gagebin : lebin ; o für e in den Vorsilben zb. i 15 vorsweig
usw. alles eigentümlichkeilen des werdenden nhd., speciell der kaiser-
lichen kanzleisprache.
Was die Überlieferung des lateinischen textes anlangt, so zeigt
sich grofse Verwandtschaft mit der vulgata. so i 19, 1 sit nobis
: nobis sit A; 2 mortem : morte A; 20, 2 placite : laetus A; 23, 2
deum : deos A; iv 36, 1 quae sunt . . . dampnis : quaesitum . . . damno
A, ebenso 2; 37, 2 ingrederis : incedis A; 38,2 dum, 24, 1 quid.
aber i 21, 1 creauit stimmt mit A gegenüber dem creauerit der
übrigen, iv 35,2 contingat A; coutinget DF contingit EF. mit
BE stimmt unser fragmenl i 23, 1 respondet: suecurit A respondit
CDF. mit ED iv 37, 2 umbram : umbra, mit E allein iv 39, 1
locorlocum, mit CEF iv 38, 2 placare: garniere, widerholt steht
es mit seiner lesart allein: i 22, 2. iv 39, 2, doch ist hier der lext
besser als in den übrigen hss. der vulgata (vgl. Baehrens, Poetae
lat. minores 1881 vol. m).
Von der einrichtung der hs. vermögen wir uns kein völlig
ausreichendes bild zu machen, unser text beginnt mit i 15, 2, es
fehlen daher die ersten 14 distichen oder im ganzen 85 Zeilen,
nun stehen auf der seite 24 Zeilen , dies macht 3 l/z seiten für den
text abgesehen von der einleitung. das erste Matt endet mit i 24, 2
des lateinischen, das zweite blatt beginnt mit iv 34, 1, es fehlen
demnach 104 distichen oder, wenn man die praefationen mitrechnet,
113 distichen. in dem ersten falle müsten in der lücke 628 zeilen
gestanden haben, im zweiten 682, wenn wir annehmen, dass auch
im fehlenden teile jedesmal einem distichon des Originals 6 zeilen ent-
sprachen. 628 zeilen aber geben 26 seiten -\- 4 zeilen, 682 zeilen:
28 seiten -\- 10 zeilen. nun sehen wir im erhaltenen zweimal auf
je einer zeile zwei deutsche verse stehen, auch fehlt i 16 ganz:
wir wissen daher nicht, ob dasselbe Verhältnis nicht vielleicht auch
in der Zwischenpartie obwaltete, beiläufig 6 oder 7 doppelblätter
müsten zwischen A und B mangeln, bl. B endet mit iv 42, 1 des
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN 249
lateinischen textes, es blieben also noch 7 distichen und die fehlenden
5 zeilen von iv 42, also 47 zeilen , das sind gerade 2 Seiten, es
ist nach dem gesagten wahrscheinlich, dass die beiden Matter zwei
verschiedenen lagen angehörten, zwischen welchen eine läge von 6
oder 7 doppelblättern verloren gieng. dann stand vor dem Cato
in der hs. ein werk, dem jener abriss der metrik angehörte, und
es folgte der Facetus.
erstes doppelblatt u a.
Atqz alijs cü tu biifecsis ipe sileto. i 15
Gedencke daz du salt bedeuten.
Eyns andirn gutet allen leuten.
Tustu gutis ymande icht.
Das vorsweig vn melde sin nicht.
q Ne cuses siq's tacito ssmone loquat2. i 17
Cdscius ipe sibi dese putat omla dici.
Du salt nicht achten noch besorgen.
Was man von dir rede vorborgen.
Wen der schuldege wenit do bey.
Das das gespreche von em sey.
4 Cü fusis felix q sts adussa caueto. i 18
Nö eodem c2su rndent vltima psmis.
Bistu reich so hüte dich, vö vveds sache daz
Wen dy leczten den ersten Schicht, [rat ich
In gleichen leufen begeynen nicht.
1 Cü dubia 'Pr fragilis sit nobs uita tsbuta. i 19
In morte altsius spem tu t1 ponse noli.
Sint vns allin ist gagebin.
Eyn kraukis lebiu.
So saltu in keyuir not.
Hoffen vf eyns andirn tot.
1 Exiguü mun" cü dat t1 paup alcus. i 20
Accipito placite plenaqz laudase me'?
u b
Erit dich mit cleyner gobe. cf
Eyn armir vrunt czu deyme lobe, cf
ilT/7 die das neue distichon andeutenden paragraphenzeichen rot
1 18 die klammer rot i 19 die zwei Worte v. 4 sind bis zur Un-
kenntlichkeit abgewetzt, vf ist unsicher
250 BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
Los dir se seyn behegelich. cf
Vn vollen lobe se tegelich. cf
*i Infante nudü cü te natura creauit. cf i 21
Pauptatis hon9 paclets frse mento. cf
Sint dy natuse dich so linde, cf
Nack geschaffen hot von kinde. cf
So gedenke vn trag geduldeclich. cf
Armutis bürde druckit se dich, cf
4 Ne timeas illä q uite e ultla finis. cl i 22
Qui morte metuit amittit gaudia uite. cf
Nicht vorchte den der vmbehende. cf
Des lebins ist lecztis ende, cf
Wer des todis vorchte treyt. cf
Des lebins vreude hs von em leyt. cf
5 Si tibi .pineMtis nemo rndet aicus. cf i 23
Incusare deü noli sz te ipm cohsce. cf
Ab dir vm deyne erbeit harte, cf
Keyn vrüt dancken wil so warte, cf
Das du got beschuldegist icht. cf
Vn stroffe dich selbir in der Schicht, cf
1 Ne t' quid desit quesitis vtse pce. cf i 24
Idqz qd e susa semp deesse putato. cf
zweites doppelblatt i a.
S Cont" holez iustü noli cztendes pue. iv 34
Semp etem deus liustas vlciscit2 iras.
Du salt inkeynen czeyten.
Keyn dem gerechtin böslich streiten.
wen got czu allen czeiten gericht.
vnrechten czorn in sulchir schiebt.
S Ereptis opibz noli merse dolendo. iv 35
Sz pocius gaude si te cztingat hre.
vor lorner habe dich vor czeye.
Nicht beweyne se noch beschreye.
Sundir byllechir vrevve dich.
Ab du se host vn meret sich.
4 Est iactusa guis q sts amittse däpnis. iv 36
Sst quedä q frse decet pacients amieü.
Is ist gar eyn swer vorlust.
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN 251
Was man vorleust mit schaden sust.
Dach ist schaden den man sah
Mit vrunden tragen sundir dal.
T Tpa longa tue noli rpmitfe vite. iv 37
qaz q°ciiqz T gredesis sequit2 mors corpis
Du salt nicht glouhen eben. [vmbrä.
Lange czeit deyme leben.
Wen wo du geyst dir volgit noch.
Dem schaten gleich des todis ioch.
16
H Thure deü placa vitulü sine crescat arat.0 iv 38
Ne credas placase deü du cede litatur.
Weyroch oppir gote dem czarten.
Lo deyn rint des phlugis warten.
Gleube nicht das gote behagen.
Opphir dy do sint irslagen.
T Cede loco lesus fortüe cede potenti. iv 39
Ledse ql potuit eciä -pdesse ualebit.
Du vorserter dem serer weyche.
Der gewaldig ist vü reyche.
Wisse das der selbe mag.
Dir vromen vil of eynen tag.
*I Cü qs, pccaris casliga teiprii. subinde. losis iv 40
Wlnesa du sanas dolor e medicina do
So du gesundit sere. kestege dich daz
So heylstu wüden T der vrist. | ist mey lere.
Wen smercze des smerczen erczteye ist.
1 Däpnabs nüq, post longü tpc amicö. iv 41
Mutauit moses "?c pignosa pma me"?
Vorturne den nicht vm seyn vntogut.
Der dir gelybit hot von iogüt.
Ab her seyne seten hat vorkart.
Dach gedencke seynir ersten art.
S Gracör officö quo sis mage caisor el? iv 42
iv 3" klammer rot IV 40, 1 gehört als schluss sm 2
iv 40, 4 der strich rot
252 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
3. aus der Kaiser chronik.
Von einem etwa 33,5 cm. breiten doppelblatte einer schön ge-
schriebenen hs. aus dem anfange des 14 jhs. haben sich zwei
streifen erhalten, der obere 6,5 cm., der untere 8 cm. hoch, auf
jeder seite stehen zwei spalten, die linien sind vorgezeichnet,
die ersten buchstaben, abwechselnd majuskel und minuskel, sind
rot durchstrichen , die ungeraden , mitunter auch die geraden zeilen
herausgerückt, sodass die ersten buchstaben zwischen zwei der
länge nach gezogenen linien stehen ; auch für den schluss der zeilen
ist eine längslinie vor gezeichnet, die abschnitte beginnen mit roten
und blauen initialen.
Das doppelblatt bringt aus der Kaiser ehr. einen teil der Cre-
scentianovelle, und zwar die vv. 11656 — 11811 und 12105 — 12248
der Mafsmannschen ausgäbe, also 156 und 144 = 300 verse, zwi-
schen denen 293 verse oder wider ein doppelblatt mit 8 spalten
fehlen, es bleiben somit etwa 36 verse für die spalte, da gewis
unser fragment (vgl. u 1) nicht alle verse überlieferte, welche
bei Mafsmann im texte stehen, unsere hs. braucht für 10 verse
6 cm. räum, sodass die texthöhe jedes blattes etwa 20 cm. um-
fasste; vom oberen rande sind beiläufig 1,5 cm., vom unteren 3 cm.
erhalten, es ergibt sich demnach als gröfse des einzelnen blattes
25 X 18 cm.
i a 1 erster streifen.
enphienc sin eitle S wie harte elv wilt gahen.
Sie sprah nv sine allenthalbe nv mvst mines hsre da inne 11665
din beite
d v hast semein vnde win i chn mac dir lenger niht ge-
vn ander gvt gerate streite
11660 s chone bette waete dem selben worte
die heilige sint dir nahen.
zweiter streifen.
11685 ::z h: z: :: ::: :::: vmbe ir vil lieben herren.
d em lvssamen wibe S ie erbeite sin mit eren.
11656 die ersten worte sind nicht mehr zu entziffern, da der streifen
gerade bei unserer zeile umgebogen war 11661 und 62 fehlen wie
in der einen hssgruppe 11667 das erste wort ist abgeschnitten , es
konnte nur aus zwei buchstaben bestehen, für mehr ivar kei?i platz
11685 nur der unlere teil der buchstaberi zu erkennen, das vorletzte
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN
253
an allerslahte schände
1690 V ntz in got ir wids gesande
D er windet' nahen begau.
der knnic vii sine man.
d ie hvgten heim ze lande
einen böte er for sande
ds ez der kvnigin tete kvnt
11695
V f sie
vber den hof
V erholne sie zem tvrne schreit
do rvrte sie die porte.
1700 D er helt ir antworte.
wten hör ich zv dem tvrne
stan.
i a 2 erster streifen.
W elt ir noh her vz gan.
Sprah die vrowe gvte
o b ir abe habt bekert iws gemvte
E r sprah vil gerne weit ich 11705
vz gan
: b ich dine hvkie mohte han.
zweiter streifen.
ich
do dv mich ds rede verbaere
h il ez vor dem lvte
diu brvder kvmt noh hvte
11725 d en solt dv wol enphahen.
hinnen svl wir galten.
g ewiunen gotes hvlde
ich wil wol vsswige dine
schvlde
D o neig er ir zvhticlichen.
vT) fvrt in die kvnegin riche. 11730
D ie kvst in an sinen mvnt
i b 1 erster streifen.
sprach e dv diuen ge- D o rvmte sie die klvse
svnt
v:rlvrst mit minem rate
: gab ich also drate
11735 daz hovbet zv den fvzen.
d v svlt miner triwe genieze
vfi giengen vö dem hvse
e inen vrolichen ganc.
do die lerche sanc.
d es morgens als ez tagte.
der wachtsere sagte
11740
11765
zweiter streifen.
: : : : : z do gie die vrowe zv de stvnde
mit golde vn mit porten. G elich dem morge Sterne
Waren sie gebvnden. Sie het ir hsren gesehe gsne. 1177°
wort muss mit einem m geendigt haben 11691 baue initiale
11696 von dieser zeile nur wenig mehr zu erkennen, ebenso vo?i der
folgenden 11705 rote initiale, gan] das n zur hälfle abgeschnitten
11706 die zeile ist ungleich durchgeschnitten 11721 der schnitt
lie/'s nur die reste der unten langen bucltstaben stehen 11732 der
anfang zerrissen und gebrochen 11734 a in gab nicht ganz sicher
11737 rote initiale 11742 sagte nur mehr im oberen teil er-
halten 11765 nur die unteren teile einiger buchstaben erhalten, aber
254 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
D ie zwenedietrichbegvndenahe ds bat die helden kvne
vntz sie an ein ander sahen, e ine wile da twelen. 11775
d ietrich der schone
i b 2 erster streifen.
d o ilte er vz erwelen ir lip danne vristen.
zwelf siner holden. d az sie sinen willen vvisten.
d ie im raten soldeu. ane missewende
die hsren wurde des eneine d es rakten sie vf ir hende
11780 d az ir aller decheine vn lobten swes er sie b 11785
zweiter streifen.
Z::::g:::::h des bedenche dich hell durh got.
lat vch wesen hei dirre Worte ich tvn ez dvrh ein michel not
S prah der schone dietrich V n hilf minen mannen.
nv hat iwer iglich Da lag ich so lange gevangen. 11810
11805 M ir geheizen ze helfen. d az ich ds werlt niht eosach.
nv wilt dv daz ze werfen.
ii a 1 erster streifen.
12105 Er hiez sie wol setzen. der herre hiez si meisterin 12110
ir leides erget d vrch des kindes trvte
M it michel eren. do uanten sie al die Ivte
er bat sie sinen leren. d ie vrowe was biderbe vil gvt
S ie hete micheln sin h kivsch gemvt
zweiter streifen.
12130 daz sie ::: h so mohteirere nimmszerinnen
n eme mit ir willen. D ie vrowe antwurte wise
er wollte ir verseilen. ds botschefte lise
M anige hvbe breite W az tovc die rede schone
vn geb sie ir gereite daz sich der helt kvne. 12140
12135 e r handelt sie mit minneü.
ii a 2 erster streifen.
h onen wolte an minem libe ia zimt baz im e
nicht zu entziffern 11771 rote initiale 11785 der schnitt geht
schief durch, doch sind er sie b sicher 11801 nur mehr spuren
12106 schluss des verses durch ein loch zerstört 12114 die zeile ist
schief durchgeschnitten , doch steht die lesart des textes fest 12130 wie
v. 12114 12137 blaue initiale 12142 ein loch
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN
255
S in genozin an sinetn arme
danne ich dar an immer er-
warme
12145 0 vch wer ez svnde im getan
ob er mich ze kebse wolte han.
Z einer konen wer ich im ze smehe
ich wen ie decheinen wibe
leid geschehe
S ie sprah des ergetzet er dich
mit gvte
Ob dv din gemvte 12150
: : It : st : : tlich betwingen.
zweiter streifen.
D ie maget enphie die r : : : h : : z :
vn gie do geleize
v nde sagt ez ir gesellen.
12170 nv sprich waz wir nv tvn
wellen
d er bete wil sie fvrbaz enberen.
sine wil vns niht geweren.
S it sie din niht wil rvchen.
so wil ovh ichz fvrbaz niht
vssvchen
ds rede er antwurte 12175
waz sprah die verworhte.
11 & 1 erster streifen.
v ersmahet ir min lip
die v:
W ie ho : : si nv gedenket.
12180 ia wart sie dvrh zovbs er-
trenket.
S ie sprah sie sagt mir niht mere
wan dv werest ir ze here
i r sorgen sint so manicfalt
Sie hat mir ir not vil gezalt
d az ez mich erbarmet au de lip. 12185
nv la daz nothafte wip.
W erben ir s : : h
en
: v bist ein vnholde
vn sitzest hiebevange mit golde
12205 S ie sprah got weiz hsre gvt
kneht
ir tvt mir groz vnreht
zweiter streifen.
VV an ich iv minen dienst enhot.
daz ir mich liezet ane not
g ot weiz wol mine schvide
ob ich pin ein vnhvlde 12210
o ds ie deheines zovbers phlac.
er wolt ir tvn einen slac.
ii b 2 erster streifen.
v nde stozen mit den fvzen
megde in : t liezen
12215 d annen schiet er vnvro
vil michel was do sin dro.
D 0 want si ir hende
si sprah ach mich eilende
d az ich des wages genas.
waz hilfet mich daz
N v mvz ich mit itwizen sin
daz erbarme dich herre trehtin
12220
12151 wie 12114 12167 wie 12114, rote initiale 12177 ganz
zerstört und durchlöchert 12187 schief durchschnitten 12202 f
wie 12187 12205 blaue initiale 12214 wie 12177. vor dem t
steht ivol ein 0, keineswegs ein i 12217 rote initiale 12222 schief
256 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN -
zweiter streifen.
d az wil ich also lazen stan daz ez nieman vveste
i mmer vngerocheu. W an der gotes leide 12245
12240 er hat mir an schvlt vil leides der smit swur im zwene eide
gesproche. d az er daz wol haele
D er smit mit sinem hamer daz er sich in die kemenate
worhtvndsdes zvdsvrowe kams vsstsele
e inen sluzzel vil veste
durchschnitten, aber noch zu lesen 12238 mitten durchgeschnitten,
aber noch zu entziffern 12241 blaue initiale
4. aus Rudolfs Weltchronik.*
Reste zweier doppelblätter , der innersten einer läge, mit je
36 Zeilen auf der spalte, erhalten sind von dem äufseren doppel-
blatt: A, der mittelstreif en , 8 cm. hoch, und R, die obere 6,5 cm.
durchschnittlich hohe rechte ecke der hinteren hälfte, fast unmittelbar
an A ii sich anschlief send , indem beim zerschneiden nur die unteren
spitzen der buchstaben der letzten zeile von R verloren gierigen,
von dem inneren doppelblatt sind vorhanden: C, der obere, 7 cm. .
hohe, und D , der mittlere, direct aristo fsende, 9 cm. hohe streifen,
während der dritte untere fehlt.
Diese reste, die es leider nicht überall zu entziffern gelang,
da an den umbiegesteilen die schrift bis zur Unkenntlichkeit ver-
schmutzt und abgewetzt ist, gehören dem ursprünglichen werke
Rudolfs und zwar der behandlung von cap. 7 — 11 des buches,
Josua an. da aber schrift char 'acter, linierung, initialen (rot und
blau), pergament, sogar die art der erhaltung völlig dieselben sind
wie bei den oben besprochenen fragmenten der Crescentialegende,
so scheinen entweder Kaiserchr. und Weltchr. in einem bände ver-
einigt oder die letztere durch teile der ersteren erweitert zu sein.
1 Ai* 2
was in d e vö gote vf geleit beguude heben an ds zit
w art er da versteinet d az vil beiden vielen tot
[* die richtige folge dieser bruchstücke stellte ich auf grund des
Cgm. 578 f. 131al — 134a2 der Rudolf sehen Weltchronik fest, den ich auch
in den fufsnoten gelegentlich anführte, dem gemäfs wurden Werners
einleitende bemerkungen modißeiert. ST.]
2, 1 davor steht noch der untere teil einer roten initiale, vielleicht
eines G
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN 257
vn al daz her gereinet got alda den sinen bot
v on dirre grozeu schvlde s olhe helfe trost mit kraft
vn in gensedic gotes hvlde 5 daz die verflvhte heidenschaft
D ar nah bereit sich mit wer b egvnde zwifeln ane wer
iosue mit im al daz her vrefelichen streit gotes her
g ein ay vn fvrten dan V nde so daz die beiden begvnden
gewapente driz : c tus : nt ma in knrtzlichen stvnden.
w erlicher helde vz israhel 10 v lihen vz dem strite dan
zwischen ay vn bethel. do wiste sa der wise man
L egt er westerhalp die schar g ein der läge sinen schilt
mit vor bedahten witze gar als er in het vor gezilt
: : eine lac s : : sahen daz
1, 6 blaue initiale 9 gewapente] die beiden letzten buchstabe?i
sind unsicher 14 von dieser zeile nur ein rest erhallen, die schnitte
sind jedesfalls nicht mit dem lineal gezogen
1 Aib 2
Sie fvren gein der stat sa. vnde nieman leben liezen
D o ditz was ergangen. A ls in was geböte von gote
ovch heten sie gevangen vnd daz sie dvrh gotes geböte
I n dem strite da vor e N ieman waren bereit
den kvnic den hiez iosue 5 vrevntlicher Sicherheit
A n einen galgen hahen. I r vrevde sich entworhte
Vor der stat genuc nahen ein zwifeliche forhte
.... er im den schmähliche dot Er h
. . . ze abende
10 I n welher wise in tohte
vn wart anders niht ze grabe daz in vride werden mohte.
W an so braht daz die schar k vndeclichen würben sie daz
vf in trvgen vil steine dar Sine beiten niht fvrbaz
V n listlichen
1, 1 stat ist nicht ganz sicher 8 ff zerstört 14 nach Vn
folgt noch ein langer buchstabe, wol ein h. tinter v von vil (v. 13) und
tinter d von dar je ein \-slrich 2, 8 f zerstört 14 nicht mehr er-
halten, das übrige abgeschnitten
1 C ia D i* 2
W as altvertorbenz brot II eten die Sicherheit alda.
Als sie von wege mvder not gewunnen vf sie sa.
V il verre waren dar gesaut W oltens vn ze slorn ir laut
sie seiten sus daz ir laut mit gewaltiger haut.
258 BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
N iergen lege in dem lande 5 D az sis beten sus betrogen.
Daz in got ze erbe nande Vii ir Sicherheit an erlogen.
V 5 sie sol . . . . : ie des biten V n war in di . . . .
Daz sie mit gensediclichesiten. sie sprachen grozer forhte rat
G enade an in begiengen. T vvanc vns ze disen listen
Vnde siedvrh got enphiengen. 10 wir wolten vns ot vristen
M it vride in ir Sicherheit S it ir vns woldet vertriben
dorwoltens in immer sin bereit hier vnder vvolte beliben
A ls diensthafte knehte S tsete vn halte ir warheit
vii niht mit solhem rehte vn niht verbosern den eit
D az sie mit deheiner kraft 15 D ie vvisen. vn wurden drate.
mit grozer genozschaft. vnder in wislichen ze rate
V n in nit wirde gelich 1 rn eit solt des gezemen
oder daz sie also nemen
W ölten sie si ze knehte han. D az sie beide spate vii vrv
Sie weren gerne vndstan. 20 holtz vn wazzer fvrte zv.
J osue sich dar vmbe beriet S wa mans ze gotes heilikeit
vn eleazar vn al die diet bedorfte also bleip ir eit
D az sis enphienge also S taste den selben lvten alda.
daz ergienc sie swure do. wider heim in galgala
D em Ivte steete Sicherheit 25 K erte die israhelische schar
ditz wart mit rate vf geleit also seit die schritt fvrwar
D az man in Sicherheit swur N v sach mau in den tagen.
also daz eleazar niht erfvr richsen vn kröne tragen.
1, 7 zum teile zerstört 12/' der schnitt geht durch die zeile,
sodass dor auf D i, das andere zum grasten teile auf C i steht 16/7
zum teile zerstört 21 die rote initiale reicht in die Zeilen 20 — 24,
dem rubricator war ein J vorgezeichnet 2, 7 zum teil zerstört
13 der schnitt geht durch den texl, sodass das erste wort ganz, die zwei
anderen zur half le auf D i stehen, das übrige noch auf C i lüfzum
teile zerstört 27 blaue initiale, n war vorgezeichnet 28 unter
e vo?i richsen stand in der folgenden abgeschnittenen zeile ein 1
1 C ib D ib 2
E r begvnd in groze sorgen. r ach er an in gotes anden.
mit leide an vrevde borgen. G ot vf die beiden sanden.
V n sich vii gar begeben. groze bagel vn solhen schvr
vh in so grozen sorge lebe D az in des lebens svze svr
G ein der israhelischen diet 5 mit des todes bitter wart.
2, 1 /' beide Zeilen herausgerückt 3 hagel steht auf rasur
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN
259
i r erslvc ds hagel vf der vart
mer danne geschoz sper ods
swert
n v sach der edel degen wert
den svnne ze sedele sigen.
10 V Fi des manen lieht vf stigen.
er vorhte daz vor sin er mäht
D ie vinde nerte die naht,
die sie solte bringen hin
D az dvhl in groz vngewin
15 ze gote rief alzehant
A Isus der edeler wigant
er sprah dv svnne mvzest sten.
N iht fvrbaz solt dv gen
nilit rege dich von gabaon.
20 N och sich in chere gein galion.
des manen schin daz geschach
ü en svnnen ms sich keren sach
an sine stat gein mitte tage.
D az er nach siner naturen iage
V 1 wer die israhelischen schar 25 Stvnt. niht fvrbaz engienc
vfi gahte vil msenliche dar i n dem tage sich an vienc
G ein gabaon mit de sine dan. ein ander tac der da schein
die vinde qvä er so gahes an. m it eines tages lichte zwein
daz im sin angest riet
W ar er nach helfe sande
in der amorreone lande
V on danne im do schiere
Siner ebengenozen viere
Q vame mit richer wer
dirre kvnige starker her
B esazen gabaon zehant
kurtzlichen täte siz erkant
i osue vö" de gotes her
vn batens daz sie mit wer
i r helfe wolte trösten.
vn sie vö solhen note loste
D yrch ir triwen Sicherheit
als in het gelobt ir eit
A ls iosue dise mere vsnam.
vn im wäre botschaft qvam.
D az gabaon besezzen was.
mit grozer mäht er au sich las.
1,7 sande nicht ganz erhalten Vi der schnitt geht mitten durch
diesen vers , sodass je eine hälfte der buchstaben auf C, die andere auf
D steht 18 o in losle zei*stört 21 rote initiale, a war vor-
gezeichnel 29 abgeschnitten, nur noch die hohen s zu erkennen und
unter er von 28 zwei hohe buchstaben , vielleicht 11 oder lt? [Daz si fluni!
sa hey d' zeit Cgm.J 2, 6 d5 hagel auf rasur zivischen 12 und 13
geht der schnitt hindurch 18 e in gen durch einen riss zerstört
29 ist ganz abgeschnitten
1 Cna
V nd die kvnige vlvhen sa.
schtemlichen gein maceda.
V n bvrgen sich in ein hol.
Ditz weste iosue vor wol.
v n qvam vor in daz hol do. I
Z)na 2
m it vnwertlichen Sachen.
hiez er daz hol vermachen.
U nd das hol do vermvren.
mit vrevden ane trvren.
E r hiez nach der warheit sage
2, 5 rote initiale, e vorgezeichnet
260
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
zv den sinen sprah er also.
S Iahet die viude chert vf sie
vh hvtet des hol es hie
S vs wart der vinde schar
von im erslagen gar
S o daz ir cheiner genas.
der mit fvnf kvnigen was.
k omen in dise riebe
sie belagen al geliche
t ot von der gotes diet.
do sich der strit geschiet.
D az her sich samente sa.
ze iosue in maceda
E r hiez die kvnige gar
her vz fvren die schar
V f die hohsten zv zim gan.
vn baltlich vi' ir helfe stan.
A n aller forhten vugemach.
er trost sie wol vn sprach.
S tet vf ir hselse svs svlt ir
nach iwers herzeu gir
t vn den vindeu der kraft
vch hazzet dvrh vintschaft.
wüsten an dem selben tage
d ie selben stat ze maceda.
die selbe veste alda.
w as hovbet stat der abgote
10 daz räch er da nach gotes
geböte
A n allen lebenden üben.
mannen kinden vh wiben.
D ie slvc daz her in maceda.
mit der selben wart ovh leebna.
15 Z erstoret vfi gebrochen vö im
ein groze veste vii lachim
e in hovbet stat vh eglon.
dar z : dab : r vn ebron
d ie in der zite iaren.
20 groze hovbt stete waren,
i n den kvnicrichen kanaan.
nv ditz also was ergan.
D az her kerte vö danne sa.
mit iosue hin ze galgala.
25 D a sie mit vrevden lagen,
vn nider lazes da phlagen,
b i der gotes heilikeit.
als ich da vor habe geseil
1,9 blaue initiale, s war vorgezeichnet 12 der schnitt geht
durch die zeile, sodass der mit schon auf D ii stehen 2, 12 darnach
der schnitt, welcher nur die spitzen der buchstaben von 13 berührt, 13
auf Du 18 zum teil zerstört 29 ist die spur einer blauen
initiale zu erkennen, wol ein H?
1 Cn1
H eten in den kvrtzen stvnden.
mit kreften vber wunden
N ach helfe er sich besaude
von lande ze lande.
S waz im was der gelegen.
von dannen gewan ds degen.
g ekronter kvnige groze
Dnh 2
v n alle die wagen brennende
allerst wart bekennende
D en gewissen gotes trost.
daz her wart forhte erlost
5 V n aller zwifel in benomeu.
als der ander tac was komen.
Z v ein ander sie sere gabten
2, 7 gahten ist nicht ga?iz deutlich zu lesen
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN 261
ein vn zwenzic siner genoze Vnd do sie ze samne nahten.
D ie im brahte mit kraft. I) o wart in kurtzer zit
vil werlich vz der heidenschaft. lü so starc erhaben der strit
V recher helde ein michel her D az vil manic sin ende nam.
dri hvndert tvsent wol zewer der in hohem mvte dar qvam.
B ereit. die wapen fvrten an. V nde an die grozen kraft sich lie
mit den gieugen dan. die dise kvnige hie
Z wei tvsent her wagene 15 G ein iu heten braht
wol bereit mit isen beslagene mit vuzalhafter mäht
D ie ir bereitschaft solten tragen, d ot was mit siner diet
agen vn in niht schiet
Z e einem wazzs heizet meroy. d es engalt ovch die heideschaft.
da lagens mit krefte bi. 20 got slvc sie mit siner kraft
a ls sie daz israhelische her V nde gab den sinen solbe mäht
verlerben dahten mit wer daz iosue den sig ervaht.
N v was gein in komen dar v nzwifelich an groze not
iosue mit der gotes schar der heiden lac vil vor im tot
d ie bevilte sere ir kraft. 25 W and si liden vngemach
vnd des hers der heideschaft. ein teil man ir vlihen sach
G roz angest gienc sie ez an. D ie dvrh not vil gar vszeiten.
wie sie in sollen wids stau. gotes hende in nach reiten.
1, 8 diese?' vers nicht ganz sicher; nur zwenzic und genoze stehen
fest zwischen 12 und 13 der schnitt 18 ist ganz abgerieben
und zerrissen 23 rote initiale, n vorgezeichnet 2, 12 der
schnitt gelit schief durch die zeile, sodass die beiden letzten worle schon
auf D ii stehen 17 blaue initiale, g vorgezeichnet 18 die zeile
ist abgerieben, das gelesene nicht ga?iz sicher
1 B* 2
was vil kleine m it der israhelischen schar
gemeine die lant sie verwüsten gar
D ie ir teiles solle wesen.
rde vn liezen da niemä genesen.
5er were ivnc kranc ods alt
biz sie vil gar in ir gevvalt
G ewunnen gevvalticliche
ir geheizen kvnicriche
: in got da vor gehiez
B* das bl. ist abgerissen, sodass von der wahrscheinlich sehr kurzen
zeile 1, 3 keine spur blieb 2, 2 sie v nicht ganz sicher 9 ein buch-
stabe, wol ein e, beginnt den erhaltenen teil der zeile (bei :)
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 18
262
BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN
10 heiden drvmbe verstiez
i:t lip vn leben
An3
israheles kunne gar erkan : e alle drvmbe mvlbe geben
d vrh daz bvtens ir riebe D az gotes geheiz were war
vaste vn gar vasticlicbe nv was daz fvnfte iar
M it steten vil wol bewart 15 k vmen dar binnen bete so vil.
aber nach der vz vart vn gewunnen in de zil.
D az die israhelische diet V nde so vil richer habe
von egipten lande schiet die sie den vinden brachen abe.
... k ... in a::er: erkaut v n sie mit in fvrte dan
so heten sie 20
G evestent daz kein man. V n sie
ez mohte gewunnen hau. fvnden do fvr iosu . . .
\V an daz ez got also wolde. m it der israhelischen diet
vn man im wesen solde do sich der kriec beschiet.
25 chte do . . . .
j5a 2,11 ist mitten durcligeschnitten,nur das atigegebene sicher, es könnte
heifsen: kint wip lip, die untere hälfte von 11 und die obere von 12 ist ab-
geschnitten A na 1,12 erkan :e] es ist ?iicht sicher, ob t oder d statid, eher
das erste 19 f fast ?iicht zu entziffern, so sehr ist der text durch schmutz
und abnutzung zerstört [Vnd in ir chome ward eschant Do hete si also
irew lant Cgm.J 24 zum, teil abgeschnitten, man zweifelhaft, das
andere sicher 2, 20 f ganz abgerieben und abgebröckelt [Do ds chrieg
stillen began Vnd si nicht wids satzes nie Cgm.J 22 ob nach iosue
noch etwas stand, ist nicht zu erkennen 25 nur zum kleinen teile
vom schnitte verschont
1 Bb 2
V ii mähte da einen alter gote D ie beste veste
nach . . geböte
b raht der seeldeu riche t rvge
Sin opfer vil reinieliche ovh
M it warer iunekeite da 5 D az s
vnde schreip vf dem alter sa v
D az bvch von der gotes 6 V
dar nach svmt er niht m6
Bb 1, 2 zerstört [Auf Ebal nach der E gebot Cgm.J Bb 2, 2 zerstört
6 v unsicher
AUS POLNISCHEN BIBLIOTHEKEN 263
E rn teilte an den ziten
ewarte vn ovch leviten 10
V f ebal dem berg ?o im
Anb
vn vi' dem berge g m als gap den segen.
D az sie den segen solten geben, i osebes kinden nah im
vber der saelde vn wlleben. manasses vn effraim
D ie die gotes 6. behielden. 15 D az die ovch solten tragen
vn vber sie di sie verschielde kröne ze etslichen tagen
A ber den vlvch als in der e in israhel ovh mit gewalt
geböte vn gelart was vo moyse iosue der degen in gote balt
D a vor .... lt .... t er do effraim geborn
er ... ah silo 20 wart er erkorn
: go vö" wya D vrh die vrvntliche site
t als daz gebirge sa. daz sin geslehte behielde bite
: ie eine sloz wäre der riche D vrh der selbe liebe kraft
vand die hete sie kvrtzliche vn an geborn sippescbaft
G ewunne bi der selb ... 25
Bb 1, 11 abgeschnitten, aber noch deutlich zu lesen A n1»
sehr arg zerstört 1, 19 ff [Dauor daz volle fürte er do Vnd chert
wids in Sylo Vnd lech dem geslachte vö Juda Gen sud5t die gebirge sa
Die sloz wäre ds reiche Cgm.J 21 wya ist zweifelhaft 2, 12 die
zeile ist nur zum teil erhalten, das freigelassene wort könnte iacob
heifsen [Vnd auch daz iacob gab den segri Cgm.] 24 sippeschaft ganz
unzweifelhaft.
Lemberg. R. M. WERNER.
ZWEI BRUCHSTÜCKE AUS RUDOLFS
WELTCHRONIK.
1. das fragment aus der Weltchronik des Rudolf von Ems (bei
Schütze, Die historischen bücher des alten testaments ii, entsprechen
die ss. 126 — 134 und 1 16. 1 17, aber mit zahlreichen abweichungen),
welches ich im folgenden zum abdruck bringe, diente im archiv
des Salzbiirger franciskanerklosters als Umschlag eines actenfascikels.
es ist ein pergamentblatt infolio, 31 cm. hoch, 23 cm. breit, mit
je 46 Zeilen auf der spalte und gehört dem sehr iftchar acter nach
dem \Ajh. an. am köpfe der rückseite steht mit roter dinte Regü : ;
gleichfalls rot ist die Überschrift am Schlüsse der letzten spalte,
264 ZWEI BRUCHSTÜCKE AUS RUDOLFS WELTCHRONIK
während die großen Initialbuchstaben abwechselnd rote und blaue
färbe zeigen, die vorgerückten anfange jedes neuen verspars sind
rot durchstrichen.
Vorderseite
In allen daz si chomen
an daviden und den nämen.
Zu chünig in den Zeiten da
seinen prief saut er sa.
5 Daviden uud enpot im daz
vvolt er gen im seinen haz
Lazzen so wolt er wsden sein
man
davit enpot abnern san.
Er wolt im gern sein berait
10 frevtnschaft und sicberhait
Wolt er also daz er dann tat
wez er in da pät.
Also daz er im zehant
sein weih Micbol wids gewüu
un saut
15 Sauls tochter die im saul nam
do abner die potschaft vernam
Do schük er zehant an der vart
daz im »lichol wider wart.
Sein weib die nam davit do
20 dez ward falcy der mau fro.
Dem si saül het e geben
dem er gie nach auf daz leben.
Falcht der man het dem weib
Micholu nie getan laid au leib.
25 Noch au den ern beswärt fider
Also gab er daviden wider.
Dem rechten man alz ich e laz
Wan si sein weib von recht waz.
David die vraweu schön enphie
30 do dicz alles also ergie.
Do nam abner von der diet
alz im sein weiser sin riet.
Dienstieich mit aller irr diet
alz in abner der weiz riet.
Do dicz geschehen waz also
do ward Joab gar unfrö.
Do er het vernomen 5
daz abner waz zu daviden
chomen.
Wan er im dez gedacht
er wurd von seiner wird pracht.
Uud abuer an sein stat gestat.
daz doch geschehen war vil 10
drat.
Daz waz sein has den er im trüg
und im auch e seinen prüder
clüg
Asahel dicz waz sein has
dar umb er den degen entsaz.
Mit falsches herczen 1er 15
sant er do nach abuer.
Daz er cham ze hant
wan in het david besant
Der wolt sein bedürften mer
durch disevv potschaft chom 20
abuer.
Und want dez im wer also
im (nu) het sich gefutert do.
Joab uud abyas'y
der prüder sein ds waz im pey.
Und ander lawt auf der wart 25
abuers chunstward ungespart.
Wan er cham und do si 1
und er beguud in nahen
Und zu in waz chomen hin
do er geredet vil mit im. 30
1 das fehlende wort ist ausgefressen.
ZWEI BRUCHSTÜCKE AUS RUDOLFS VVELTCHRONIK 265
Zwainczich alt herren weiz
von weishait ir alter greiz.
35 Und fürt die in Ebron mit im.
zu da vi den und da si hin.
Chömen do ward volpracht
Alz sein vor waz bedacht.
Mit freuntschaft und mit sicher-
hait
40 die si heten auf gelait.
Si swürn im und er swur in
daz si ymmer fürbaz hin.
Zu rechtem cbünig in gernhäten
daz wolten si im bestäten.
45 Daz si in herre wolten han
und im wesen iinder tan.
Und sich vil wenig icht ussach
Joab sein swert durch in stach
Daz er viel tot hin zehaut
zu im nider auf den sant.
Do nu david daz wart gesait 35
daz der degen unuszait.
Abner waz verraten
und die seinen daz taten.
Er chlagt chlagleichen und
sprach
we daz dicz ie geschach. 40
Daz ein so chiinstreicher degen
in Israhel ist tot gelegen.
Dar nachhiez er begraben abnern
den frethen und den hern.
In ein grab do sein chünn lag 45
und der grehniizz do phlag.
rückseite
Regü:
Do hysboset die mär veruäm
und er dez gar zu eud cham
daz abner waz tot gelegen
durch den eilenthaften degen.
5 Nam er chainer frawd war
und verzweivelt do alz gar.
Daz sein frawdloser sin
allen den gedingen legt hin.
Den er gen ern ie gewan
10 nu het er pey im zwen man.
Den er ie mit wudichait
het ün gewalt do geprait.
Für all sein man alda
dicz waz achab und waana.
15 Die slügen in zu tot seit
da in vil chürczer zeit.
Do si in fünden ain
nach disem grozzen main.
Den si an hysboseten teten schein
Also räth in unserm zil
so geschach ir nicht so vil
Alz ez laider nu geschieht
wan man si niemant rechen
sieht.
Und si so manichk unsälichk man 5
geraten und gelimpfen chan.
Da wn si laider tägleich
nu praut und meret sich
Also reichsent david
In Ebron zu der selben zeit. 10
Sechs manot und siben jar
er het sagt die geschrift für war.
In Ebron do sechs weih
der zu weih phlag sein leib.
Der selb iegleicheu den weisen 15
man
daviden einen svu (sie) gewan
Pey den Zeiten in Ebron
266 ZWEI BRUCHSTÜCKE AUS RUDOLFS WELT CHRONIK
20 dar nach prachten si daz haupt
sein
Daviden und taten im erchant
in hiet erslagen durch in ir
hant.
Und durch sein lieb gar
im sein haupt pracht dar.
25 David der chünich sprach
do er die worhait ersach.
Nu hat euch in dirr stunt
Allhie ver * selb ewer münt
Da mit ich euch vertäuen chan
30 sagt an waz diser man.
Ewer herr oder nicht
wie waz er euch sogar enwicht.
Seiner trewen scholt er genozzen
hau
do vil red ward getan.
35 Do hiezz si david nach seinem
willen
martern und villen.
Durch ir missewend
er hiezz in füzz und hend
Absiahen do daz er gieng
40 an einen galgen man si hieng.
Alz ez der chünig gepöt
diser lästerleich tot.
An in die untrew räch
die an irm herren geschach.
45 Den si heten erslagen
der noch untrew in disen
tagen.
sein erster sün hiez amon
Den im gepar achyn
noch het er da pey sün zwen. 20
Elyab den an dem zil
abalis weib abygail.
Im gepar in Ebron
sein dritter sün hiez absalon.
Der selb waz der schönst man 25
den zu sun ie man gewan.
Wieder da noch ander swa
Absalong müter hiezz Maacha
Ir vater waz gehaizzen alsus
der chünichk ptholomeus. 30
Der selb in yessur chunich waz
der vierd sün hiez adonyas.
Der in Ebron gewan sit
vn ein frau die hiez agyt.
Der fünft hiez baphama 35
den im ze sun gewan alda.
Auch sein weib hiez abytal
dar nach gewan er affter mal
Und mit uns auch Josephus er-
chant
pey seinem weib michol ge- 40
wan er zehant.
Einen weysen sün hiez nathan
so ich von im gelesen han.
Das weib an einer purt erstarb
seit nach der zeit si füll ver-
darb.
Wie im david gewaltiger chü- 45
nig ward
in Israliel überal und wie er
Jerusalem
1 von diesem worte kann man nur ver lesen, das übrige zerfressen.
2. das zweite, einer anderen hs. der Welt ehr. ungehörige
fragment ivurde von einem buche der bibliothek des Salzburger
franciskanerklosters abgelöst, es ist ein 41 cm. hohes, 25,6 cm.
ZWEI BRUCHSTÜCKE AUS RUDOLFS WELTCHRONIK 267
breites pergamentbl. des lAjhs., loelches auf den beiden spalten
der Vorderseite je 46, auf denen der rückseite je 45 seilen enthält,
die initialen sind abwechselnd blau und rot, die vorgerückten an-
fange jedes verspars rot durchstrichen, der text bei Schütze i
weicht gänzlich ab. die punctierten stellen der Vorderseite sind
völlig abgerieben und daher unleserlich.
Vorderseite
Dem selben gotezdienst man
die stat Ebron zu seinem tail
gewan
Audi nam im Iosue ze tail da
und seinem chünn die stat
Thannata
5 Die het er pey seinen ziten
auch wurden die Leviten
Achzehe stet auz erchorn
also ward nach irm orden
Under si zertailt her und dar
10 die laut in der geslacht scbar
Alz in mit gotez underschait
got und Moise het e auf geleit
Und betwungenz under sich
mit grozzen chreften täglich
15 Daz si nu gar dienten irr hant
alz ünz die geschrift tut er-
chant.
Do si nu getauten die lant
die in got het benant
Do für Chalep mit den seinen sa
20 in Ebron und vand auch da
Der risen chünn von Enach
drei grozz risen nicht ze swach
Die .e. vil lauten fugen not
die lagen do von Chalephe tot
25 All ir stet er in angewan
mit den die in gehörten an
sue.
Ottouiel ein warr hell.
an tugenden gar auzerwelt.
Chalephs prüder der waz
müterhalb alz ich laz
Der selb mit grozzer manhait 5
dieselb stat da erstrait
Also daz der ellenthaft man
mit stürm die stat gewan
Wan si ergab sich im sa
Chaleph gab im ze solt alda 10
Axam sein tochter; alz ich sprach
nach churtzen zeiten darnach
man sah
Ottoniel den selben degen
mit chraft gewaltikleichen
pflegen
Der Israhelischen schar 15
die bericht er ettleich iar
Alz eu her nach wirt chunt getan
so ich mit märn chüm dar an
In disen zeiten waz für war
chömen daz viertzehent iar 20
Daz si sich zertailten gar
in ir lant her und dar
Iesleicher in sein beschaiden
lant
daz im mit loz waz benant
Von got alz ich sait e 25
nu besant zu im Iosue
Dritthalb schar
268 ZWEI BRUCHSTÜCKE AUS RUDOLFS WELTCHRONIK
dabyr ein grozzeu slat er besaz
Wie ich han genent ....
30 und vor Iosue
Betvvang alz ir habt vernomen
die vvaz nu wider chomen
Und um pau ge also
daz si gedachten daz si nie-
mant do
35 Nach den selben zelten
mit stürm mocht erstreiten
So vest vvaz si uu erchant
da von lobt Chaleph der wei-
sant
Ze geben dar umb sein tochter da
40 die waz genant Axa
Und auch die stat einem man
swer sich dez wolt nemen an
Daz erz nach mändleichem sit
da erstürmt und erstrit
45 Xu waz mit in chomen dar
an daz gesez in seiner schar.
do si für in chomen dar
Er sprach zu in habt ir getan
und auch va stat lan 30
Rüben Gad und Manasses
daz evv .e. hiez Moises
Und wu got gepote. do spchen
si ia
Iosue sprach zu in aversa
Seit daz got ew senstez leben 35
und ewrn prüdem hat ge-
geben
So vart haim in ir laut
und seit gotez .e. immer ge-
mant.
Und hutt auch da pey gotez
seit immer fleizzik seinez ge- 40
potez
Chert euch nicht an f'römd got
und volgt gotez gepot
Seit daz nu ze chainer frist
gotez gezelt und Arch pey
ew ist
Und habt nujemantderewch man 45
von dem höchsten got dar an.
rückseite
.Jo.
Secht daz ir von im icht chert.
got hat wol ewch hie geert
Mit gewinn ewr hab
dar an sult ir nicht prechen ab
5 Ewrn prüder den gewin
ir tailt ez geleich mit in
Wan si beliben ew ze gut
dort haim mit irr hüt
Da mit cherten si haim zehant
10 und besazzen vil gerüt ir lant
Daz si waz mit tail auchomen
alz ir vor habt vernomen
dem fleischleich leben ist be-
schert
Und waiz sprach der degen gut
euch so leichtikleich gemüt
Alz ich von ew geschaiden pin
ir habt so wandelparn sin
Da wn wil ich eu legen für
ir tut leicht ewr willchür
Daz ir von got euch schaidet
und ewch im serlaidet
Und anderr götter nemet war
do sprach zu im all die schar
10
ZWEI BRUCHSTÜCKE AUS RUDOLFS WELTCHRONIK 269
Und päwten fridleich daz
erst ward alz ich e\v vor laz
e
15 Über alleu diseu iar
der wunsch worden war
Den nach der sinflflt her Noe
. seinen chiuden wünschat ee.
Wan aigenleich waz Chanaan
20 Sem nu worden undertan
Alz im sein wünsch do geriet
wan die Israhelisch diet
Waz von seinem chünn chomen
und het irn urhab wn im ge-
nomen
25 Da vou besazzen si nu fröleich
die selben zehen chünikreich
Die da lagen in Chanaan
von den ich nu gesait han
Auch rah also unser herr got.
30 An Chanaan. Chames spot.
Den er an seinem vater Noe
verdient, alz ich sprach .e.
Mit unfrewntleicher zucht
mer dann auf die zehent frucht
35 Auch het got Abrahamen
und seinez chünnez samen
Fröleich gesatzt in die lant
alz im sein gehaiz het vor-
benant
Dar nach über ettleich zeit
40 alz die geschrift önz urchunt
geit
Besant Iosue all die schar
in Sychem zu im dar
Und sprach do zu dem lewf.
ich sol und wirt varn hewt
45 Den weg den allez leben vert
Salzburg.
Wir welln immer mit stätikait
got mit dienst sein berait
Got envvell daz daz gescheh
daz man unz von im seh 15
Schaiden nu her nach oder seit
Iosue sprach zu in an der zeit
Sol dez got ewr urchund sein
und ein gezewg ewr un mein.
Mit wem dem sfät daz ir 20
got nach rainez hertzen gir
Ze dem höchsten got habt er-
chorn
und mit gelübnn gesworn
Sicherhait. si sprachen ia
dez sey wir gotez gezewg da 25
Daz wir ez immer stat han
do duz also waz getan
Sicherten gemainleichen do
mit Iosue hin gen Sylo
Und bestaiten do die Sicherheit 30
alz dort waz von in aufgeleit
Dem höchsten got immer me
nu nam der degen Iosue
Ein wazzer und goz daz hin
auf die erd alda vor in 35
Mit dem sinn, alz er sprach
swer disew sicherhait zerpräch
Die man got da swür
daz der also zerfür
Mit allem seinem gesind 40
haus vich. weib und chind
Alz daz wazzer waz zervarn
also wart got von all den scharn
Gesworn und mit aid aufgeleit
ein immer wemdeu Sicherheit. 45
P. J. E. SCHEIBER.
270 PSEUDOOVID1SCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS
PSEUDOOVIDISCHE GEDICHTE
DES MITTELALTERS.
Ovidius de arte amandi.
Si quem forte juvat subdi sapienter amori,
Sic amet incipiens, ut mea Musa docet.
Turpe scelus vitans nullus temptet monialem,
Que se coutempnens est sociata deo.
5 Assimilatur ei jam femina nupta marito,
Quam maculare quidem creditur esse nephas.
Preterea ganeis venali corpore fedis,
Munera ni tribuat, nemo placere potest.
Dum se supponit meretrix, non prestat amorem,
10 Non amat id quod agis, sed cupit id quod habes.
Sunt alie multe mulieres lusibus apte:
Virginis et vidue laudo vacantis opus.
Virginis amplexus durissima pectora mulcet,
Tristiciam pellit, cor super astra levat.
15 Dulcis amor vidue mollit quoque corda superba,
Que melius cunctis et sapienter amat.
Pulcra puella vacans dulcissima gaudia prestat,
Mollibus apta jocis, libera corda gerens.
Has juvenile decus sapienter discet amare,
20 Arte quidem nostra discat amoris iter.
Providus inprimis oculis sibi querat amandam:
Insci'iptio Ov. de Amore M (manu non mullum recentiore additum).
inscriptio deest P. 1 Set P. praccedit enim versus: lila raabysat, cuius
frons absolonisat. 2 amat insipiens 31. mea deest H /". 2. 3 zelus 31.
nemo P. temptat P. teptat 31. moniale H. moniales P.
4 Que mala conlinens H f. 1. male ib. f. 2. se continens 31.
se contempnens se soc. P. 5 Nee sociatur H. eo H f. 1. ei
illam 31. ei f. H. feminam 3t. viro H. 6 quidam H f. 1. 7 tem-
pore H. 8 possit H. 9 Si P. Si se supponat 31. 10 agit sed
quid habere cupit 31. agit. . . . habet P. 11 laudibus 31.
12 virgines H. facantis 31. 13 mollit 3IP. 14 Mest. HP.
alta H. 15 mollet H. colla P. 17 Pulchr. P con-
stanter. 18 colla HP. 19 Hanc H. discit H. discat P.
20 noscat P. 21 oculos P. querit 31P. impr. unam non ma-
PSEUD00V1D1SCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS 271
Eligat e multis, que placet una sibi.
Hanc oculis firmis ridentibus intueatur,
Ut, quia diligitur, dulcis amica sciat.
25 Sed virtutis opes, generatio, forma decora,
Ante repensetur, ne nimis alta petat.
Diligat equalem, vel paulo se meliorem,
Nam cito sepe mit, qui super astra volat.
Inde locum discat, quo stet preamanda puella,
30 Quaque puella meat, retia tendat amor.
Huc veniat ludens, cantet suspiria miscens:
Quod si non novit, militet arte sua.
Hie temptet vires, hie dulcia verba loquatur:
Quod decet hoc faciat, res velud ipsa dabit.
35 Huc tarnen ut vadat, prodest occasio ficta,
Qua prius inventa conscius urit amor.
Diligit nunc mulier, qui caute novit amare,
Ne consanguinei singula facta sciant.
Nunctia queratur, in qua confidit uterque,
40 Que narret caute quiequid utrique placet.
Muneret haue juvenis, quod sit super hoc studiosa,
Et plus quam tribuat, polliceatur ei.
Hec adiens illam dulcissima narret amori,
Incipiens caute talia verba loqui:
45 '0 speciosa nimis, vultu feeunda sereuo!
Te juvenile decus laudat et optat amans.
Qui eunetos alios superat speetamine morum,
culatam H. 22 ex P. e mille H. 23 f. o. MP. ridendo M.
prudentibus P. 24 Et H. unica H. 25 opus H. an: virtus
et opes? 26 repensatur M. petatur H. 28 quisque r. M. ruit
sepe H. alta H. supra alta P. 29 querat P. quo cepit amanda
morari H. quo semper amica moretur P. 30 Quoue P. Quo yd p. M.
meat deest M. manet P. amara //. ibi MP. 31 Nunc H.
cantat//. caueat M. s. coram MP. 32 Que P. omne sibi//.
nocet militat M. voce //. 33 temptat M. hec H. 34 Quid
placet M. Quod placeat f. P. facias H. docet H. 35 veniat M.
accasio M. 36 Namque prius tacita M. concius M. aucius
uret P. 38 scient M. prebent //. (gw plerumque omnes). 39 sub
q. P. quam M. confidat P. 40 narrat M. 41 hec P.
42 pollicitetur M. 43 audiens H. Audit ut hec illa P. Dum videt
hec i. M. dulcissimam //. narrat MP. amoris HP. 46 Et H.
laudet et optet P, 47 superet P. moram M.
272 PSEUDOOVIDISCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS
Colloquium tecum vellet habere rogans.
Utile quod nimis est vestro tractabit honori,
50 Et plus quam famulus subtlitus esse cupit.
Omnia postposuit, sine te nil diligit unquam.
Me tibi direxit, sum quia fida tibi.'
Forsitan in primis dabit aspera verba puella,
Sed cito que prius est aspera, mollis erit.
55 Dulcia verba quidem tunc ounctia proferat illi,
Quodque petit juvenis, hoc probet esse bonum.
Hunc modo commendet, modo laudes conferat illi:
Sic alternatim laudet utrumque simul.
Quod si displiceat modo consentire puelle,
60 Ad juvenem rediens singula facta ferat.
Hinc non diffidat, studiosius ymmo laboret:
Nutibus et signis sepe loquatur ei.
Multociens teneram, que nuncquam novit amare,
Talibus ingeniis languidus urit amor.
65 Hanc blandimentis attemptet nunctia sepe,
Nee cito desistat, quando puella vetat.
Femina quod prohibet cupit, et vult sepe rogari:
Improbitas vincit pectora, frangit amor.
Aureus assiduo consumitur anulus usu:
70 Quod nimis est durum, mollit et improbitas.
Ferrea congeries dirumpitur improbitate,
Et durum lapidem gutta cadendo cavat.
Sic multis preeibus et longo temporis usu
Colloquium fieri languida sponte velit.
48 Colloqueum M. 49 quid n. vellet Iractat honori M. nostro H.
tentabat amore H. 51 unquam deeslH. nisi te sibi diligit unam M.
nisi te non diligit unquam/*. 52 grata t. P. post v. 52 H inserit: Quam
procanda petis, prius aspera fronte negabit. Sed leve pondus habet ilüus
asperitabit. 53 det P. 55 illa M. 56 Quotque H. Quidve
petat iuv. comprobat M. p. conprobat P. 57 commendat HMP.
58 Hinc H. laudat HM. utrosque M. uterque suum H.
59 Sed H. 60 redeat H. 61 Hie HP. Studiosus MP.
laborat UM. 63 Ach quociens P. Nam iuuenem tenerem qui M.
65 attemptat M. 66 discedat M. negat P. 67 que H.
et deesl HM. vultque M. 69.70 desunt MP. 70 improbitat H.
71 disrump. M. corrump. H. 73 multo H. longa M. 74 Elo-
quium //. Colloquia tali 1. sepe valet M. sponte puella volet P.
PSEUD00V1DISCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS 273
75 Pro quo secretus prius est locus iuveuiendus,
Ut quod utrique placet, uunctia sola sciat.
Si tarnen, ut quaudoque solet, sit curia plena,
Et mos est domine, cui velit ipsa, loqui:
Tunc illam juveuis blando sermone salutet,
80 Et propius maneat clamque loquatur ei:
'Stella sereua micaus, facie rutilaute decora,
Ecce tuiim famulum nunc paciare loqui.
Si tua nobilitas, probitas vel forma decora
Laudetur velud est, par tibi nulla manet.
85 Tu superas cunctas forma prestante puellas,
Et vincis Venerem , ni foret ipsa dea.
Aurea cesaries tibi, frons est ut decet alla,
Ridentes oculi , pulcra supercilia.
Quando moves oculos, vario cruciamine pungor:
90 Gaudia corda movent, sed tarnen urit amor.
Candidus et rutilans simul est color ipse genarum,
Exornat faciem nasus, et inde places.
Labra tument modicum roseo perfusa colore,
Que michi si possem jüngere, velle foret.
95 Ordine formati candent albedine dentes,
Omnibus est gratus risus in ore tuo.
Complacet et meutum, gula proxima plus nive candet,
Quam quociens video, cor sine flne calet.
Hec michi signiücat quantum sint Candida membra,
100 Que tegis interius vestibus ipsa tuis.
Utraque conformat tua pectora pulcra mamilla,
Quas velud ipse puto, stringeret una manus.
Hiuc Status est rectus, gracilis, complexibus aptus,
75 securus I. est p. i. P. 76 Et H. Vt quidquid M.
77 Sed H. plerumque HP. sie H. prona H. 78 Vt H.
cum M. volet P. ipse M. 79 salulat HM. 80 promp-
tus HM. 81 cerena H. nitens P. 82. 83 desunt M.
83 et f. P. 85 superes P. euneta M. eunetis P. puellis P.
86 vinces M. 88 Ardentes o. nigra s. M. p. sit s. H. 89 cer-
tamine Ml'. 90 intus adurit M. 91 r. tuus est //. 92 Exor-
nant M. visus P. ipsa placet M. 95 formato //. 97 Quando
placet in. //. Cuique placet collum guttur p. P. 99 H. tarnen s. H.
significant BMP. sunt M. 100 legis P. 101 pulchra pa-
pilla P. 102 ipsa M. clauderet MP. 103 est deest H.
ampl. M.
274 PSEÜD00V1DISCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS
Brachia cum manibus laude probanda vigent.
105 Cetera membra quidem proprio fungunturhonore,
Et plus quam possim dicere, pulcra manes,
Cum le non video, pereo cupioque videre:
Iospiciens morior, nam nimis ardet amor.
Jam tibi sum famulus, tibi, si placet, exhibeo me,
110 Ut semper faciam que micbi sola jubes.
Si me respicias vel me digneris amare,
Gaudeo plus quam si quis michi regna daret.
Deprecor hoc tantum : famulum fatearis amandum,
Ut per te vivat, vita salusque meal'
115 Forsitan illa sagax hec verba superba loquatur,
Ut quod mente cupit, per sua verba tegat:
'Stulta petis, juvenis, frustra laudas mea menbra:
Si sum pulchra satis, cur tibi cura mei?
Vade, recede cito, ganeam me forte putasti,
120 Et nuncquam dicas hec michi verba magis.'
Tunc dicat juvenis: 'Cur me, dulcissima rerum,
Morte perire facis? hoc tibi crimen erit.
Munera magna peto, tarnen hec sunt digna favore:
Si me forsan amas, nil tibi quippe nocet.'
125 Inquiet illa quidem : 'Fateor, non horreo quemquam,
Teque libenter amo, non michi plura petas.'
Tunc caput inclinet, grates hilares referendo,
Et semper famulus spondeat esse suus.
Ut tarnen ex merito possit semper famulari,
130 Et laudes dignas prestet ubique sibi,
Postulet in Signum sie ineipientis amoris
104 et 105 permutata H. iure pr. M. 106 possem M.
107 Quando H. perio P. 108 maior H. urget H. urit P.
109 se placeat M. 110 Et HP, quid P. 111 conspicies M.
conspicias P. vel si d. P. 113 falsum f. M (am). 115 illa tibi
v. loquitur superba M. s. per v. M. 116 Et HM. quid H.
velit H. neget H. 117 Stulte P. Vana M. te fr. nempe fa-
tigas M. frustra mea corpora laudas H. 118 que tua M. cur
tuatf. c.MiMH. 119recedoM. cito deest H. 120 deest H.
n. tu facies tu m. M. 122 iam t. MP. crimini H. 123 tarnen
hoc digna H. sed non indigna M. favori M. 124 t. turpe n. P.
125InquidM. odeo M. 126 nil m. H. nil ni pl. P. petesJ/.
127 inclinatM 128 suum P. 129 Set t. ut m. MP. s.p.M.
130 Laudes condignas P. prestat H. suas M. 131 Postulat P.
PSEUDOOVIDISCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS 275
Munera, que firment inter utrumque fidem.
Oscula digna magis tunc approbet, at tarnen ejus
Ponat in arbitrio, que dare dona velit.
135 Munere suscepto quasi tutus in ejus amore,
Letus discedat gratiücando sibi.
Posthac sollicitus discat, quo tempore solam
Inveniat dominam forte vacante loco,
Vel si non poterit, sapienter nunctia curet
140 Artibus, ut trahat hanc ad loca tuta sibi.
Hue veniat juvenis, facie gaudente salutans,
Adjunctis precibus, laudibus usque vocans.
Sic quoque dum loquilur, et femina laude movetur,
Leniter hanc tangat vestibus ipse super.
145 Non adeo mentem rigidam tenet ulla puella,
Ut si tangatur, risus ab ore vacet.
Si i'ugiat tactum, subridens forcius angat,
Et digitis coxas comprimat atque latus.
Sed tarnen in cunctis placidus modus est adhibendus,
150 Nam sine mensura nil valet esse bonum.
Curet ut insolitam faciat gaudere puellam,
Dulcius exorans oscula grata petat.
Spondeat et juret, quod nil petat amplius ipse,
Nam bene sufficiunt talia dona peti.
155 Si negat illa quidem dare talia forte minando,
Hec eadem precibus non minus ipse petat.
132 sumant H. firmant MP. f. prorsus P. prossus utramque H.
i. utrimque M. 133 approbat P. ac HM. 134PonetM. Mittit /*.
dona dare H. dare digna )/. 135 s. stabilis sie in eundem amorem H.
136 Lenis M. descendat U. 137 Post hoc U. P. hec P.
138 Inueniet M. latentem H. 139 Quod si M. Que si P. nunc-
tiam UM. querit M. 140 t. satis H. t. magis, superscr. iocis P.
141 Hunc P. venit M. 142 1. atque v. P. 143 cum UP.
loquimur M. iam f. H. vel f. P. 144 ipsa H. 145 Nam adeo
r. m. P. 146 Que si tangilur M. r. amore H. in ore P. natetJ/.
vocetur //. 147 tanetum H. fortibus anget H. forcius ferge M.
hanc comitatur P. 148 Vel digito mammas //. d. texam compremitM.
comprimit U. 149 est m. H. adhabendus M. 151 Curat M.
quod sol. P. 152 Dubius H. exornans MP. 153 ac //. non
petet P. 154 Non M. post v. 154 Minserit v. 49 Rem. am. (inf'ra).
155 neget H. i. tibi d. P. t. dona morabor H. vitando M.
156 deest U. Hiis M.
276 PSEUD00V1D1SCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS
Sed quia sie multas vereeuudia sepius angit,
Ut quoque conjugibus basia justa uegent,
Jüngere non timeat violenter brachia collo,
160 Ut prompte rapiat, que negat illa dare.
Tunc non simpliciter jungantur grata labella,
Sed teneant longam basia pressa morani.
Mobilis interea stringat manus una mamillas,
Et femur et venter sentiat inde vicem.
165 Sed postquam ludo fuerit calefactus uterque,
Vestibus ejeetis crura levare decet.
Vim f'aeiat juvenis, quamvis nimis ipsa repugnet,
Nam si desistat, mente puella dolet.
Expectat pocius luctando i'emina vinci,
170 Quam velit ut meretrix crimiua sponte pati.
Qui querit coitum, si vim post oscula differt,
Rusticus est, uuncquam dignus amare magis.
A gaueis tantum coitum decet esse petendum,
Que se pro precio vendere cuique soleut.
175 Arte mea si quis sibi consociavit amicam,
Vatis opem querat, qua foveatur amor.
Admoneat domiuam juvenis per dulcia verba,
Colloquium fieri sepius ipse rogans.
Sepe superciliis vel nutu longius instet,
180 Si prope non audet voce sonante loqui.
157 multos M. m. sepe v. a. H. anget MP. 15S negant M. b.
negent vieta P. 159 t. niollia b. H. 160 Et MH. Et tandem ra-
piet M. quod M. -post 160 HP addunt: Si sua labra tuo (suo P)
tandem injunxerit (conj. P) ori Illaque parentur sie negat hoc fieri.
161 non deest M. iunguntur^/. 162 Tunc P. lenet longa M.
longas P. more M. moras P. 163 papillas P. 164 Ut H.
Set P. sentiet P. indeque H. 165 Et M. Sic P. ludens M.
fuerit ludens P. lassatus H. 166 erectis M. solet H. 167 la-
det MP. illa MP. 168 iure p. M. 169 Expectet P. 171. 172 post
173. 174 collocant MP. 171 Si q. P. c. uel v. M. c. si non plus
o. H. defeit M. 173 coitus P. petitum M. petendus P.
174 Qui M. Que modico p. H. v. se cupiunt H. c. volunt M.
175 A exornatum M. sibi deest M. sociauit H. consociabit P.
176 Satis M. Artis H. lateatur P. 178 roget P. 179 super
aliis M. nuntum H. nauta M. instar H. insta M. 180 so-
tt ora M.
PSEUDOOVIDISCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS 277
Tempore quo stomachus sit prosperitate repletus
Spiritibus letis, potibus atque cibis,
Anxius hanc adeat, veneris solacia querat:
Tunc etenim melius diligit omnis homo.
185 Tedia non faciat, plus quam sit posse, laborans,
Fastidiumque frequens esca movere solet.
Diligat occulte, cum non est vilis arnica,
Cum sit fortivus dulcior omnis amor.
Gaudia que sumpsit, studeat celare modeste,
190 Nee nomen domine publicet ipse palam.
Qui propria culpa placitam sibi perdit amicam,
Perpetuo doleat rusticitate sua.
Ovidius de remedio amoris feliciter ineipit.
Qui fuerit cupiens ab amica solvere colla,
Plenius e nostro carmine doctus erit.
Nosse decet primum, quantum sit femina turpis,
Et quantum noceat fetidus ejus amor.
5 Si fuerit pinguis, jacet hec ut plumbea massa,
Mollicie lenta turgida membra tument.
Que cute sudanti velud est axungia porci
Lubrica, sepe facit tedia taeta semel.
Macra placere nequit, quia pungunt aspera membra,
10 Exteriusque patent ossa rigente cute.
Arida ligna quidem cito consumuntur ab igne:
Urit, et assumptus sie perit ejus amor.
Longa placet nulli uec habet sub pectore sensum:
181 refectus P. 183 A. ut adeat v. M. A. accedens iuuenis s. H.
venere P. querens M. 184 diligat M. 185 f. nisi sie p. //. seit iV.
laboris M. 186 Fastidia H. Fastidiaque M. Fastia fr. P. parare
H. iacere P. 187 non sit P. 188 Et quia f. M. Sic est fortunius P.
dulcius HP. 189 sentit H. curat MP. sefare facelus //. ze-
lare modestus P. 190 Ne P. domino publicus ille M. 191 culpa
pr. P. placidam HMP. 192 Perpetue MP. doleo //.
Inscriptio deest HP. 1 vlluni //. 2 Plenus a meo M. Pla-
nius //. 3 Nosti H. Noste 1/. pr. dec. 1/. 4 fedilus M.
5 grauior est M. grauis est P. 6 M. lucida H. lutea P. ter-
gida M. 7 Qui H. sudante HMP. anxungia P. est ut pugna //.
v. in auxugia M. 8 tedea facta M. 9 pugnant //. hispida MI'.
h. terga M. 10 rugente M. 11 sito M. 12 consumptus )/.
omnis amor //. 13 Nulli pl. I. P.
Z. F. D. A. XXXIV. N. F. XXII. 19
278 PSEUDOOVIDISCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS
Est fatue meotis, nescia quid sit amor.
15 Jumento similis nuncquam saciatur ab ullo:
Cum se supponit, vix sua membra plicat.
Si brevis est forsan, per singula membra superbit,
Uritur interius, voce superba furit.
Nil valet ejus amor, quia tamquam vippera ledit,
20 Nee bene sufüciuut parvula membra joco.
Candida si fuerit, pallor suus infleit ipsam:
Frigida corda gerens nescit amore frui.
Despicit hec omnes juvenes sua corpora cernens:
Marmorea statua candidiora putat.
25 Sed nigra cur placeat, que tacto corpore tingit,
Gaudia cujus amor nulla movere potest?
Inferno similis teuet hec fuliginis instar:
Nocte quidem nulli crura levare vetat.
Rubra venenosa colera vel sanguiue fervet:
30 Igne coquit pectus, corpus adurit amor.
Ledit uti serpens jaciens per membra venena,
Et nulli prorsus corde fidelis erit.
Femina que facie pallenti fit quasi fusca,
Demonibus similis fallere doeta fuit.
35 Hec melancolico quia sanguiue tardius ardet,
Ex multis vitiis callida pejus amat.
Qui de predictis aliquam sibi junxit amicam,
Talia pensaudo linquere debet eam,
Sed medie forme mulier per talia nuncquam
14 fatua M. 15 saciabitur H. sociatur M. 16 Quando H.
supponat M. 17 forma #. s. verba P. 18 Urit et i. superba corda
gerit H. Urit int. P. corde s. f. M. 19 vipera P. 20 Non H.
corpora parua M. jocis M. 21 Pallida H. color
ipsius H. pallor ejus M. illuni H. illam M. 22 corde M.
menbra P. 23 D. hanc omnis iuvenis P. cernes H. 24 st. pul-
crior esse HM. putet M. potest H. 25 Si n. c. p. queretur corpora
tingat H. Sed non n. placet quia toto corpore füret P. 26 turpis
amor M. victus a. P. 27 hec deest P. fulginis M. 28 Nocti H.
crure M. mouere P. 29 Rubea M. colorato H. colere male
s. P, ubi statim sequitur v. 34. 30 Igne quoque c. M. amans M.
31 iacens //. 32 prossus M. cordi H. 33 pollenti H. pal-
lente M. sit H. 35 Nee melancolicus M. turpius P. 36 causis
HM. pallida H. 37 de iam dictis unam M. A nostra iuvenis si quis
vult arte doceii P. 39 medii M. que tabida H.
PSEUD00V1DISCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS 279
40 Displicet, imo velud sit dea, sola placet:
Hec fovet interius gaudenti corde medullas,
Cumque lahore gravi solvitur ejus amor.
Estimet inprimis quantum ledatur amando,
Et que preterea damna sequantur eum.
45 Efficitur fatuus, qui sie amat ut modus absit:
Negligit officium quilibet iude suum.
Sepe novum veteri mulier preponit amico,
Sepius incestas unus et alter amat.
Decipitur juvenis, noo est tarn pulcra puella,
50 Cujus amore gravi lesus ad yma ruit,
Ut putat: ejus enim facies est pieta colore,
Vestibus ornantur vilia membra bonis.
Nil bene cernit amor, videt omnia lumiue ceco,
Fallitur iu multis anxietate sua.
55 Vadat ad haue juvenis jejunus mane repente,
Dum jacet in sompno nuda soluta caput.
Gaudia tunc sumat, donec fastidia sentit:
Quod vult, plus faciat, quam sibi velle fuit,
Post hoc inspiciat quantum sint turpia membra,
60 Que nulli placeant, si medicina vacet.
Hac ita dimissa, jam diligat ipse laborem,
Et maceret corpus forcius arte sua.
Sit eibus et potus modicus, jejunia prosunt,
Nee petat hanc rursus, nee petat inde magis.
40 Displiceat M. sie velud sie H. v. sie dea P. 41 movet H.
gaudente UM. corda M. 42 dolore P. 43 Estimat P.
44 Est H. sequuntur M. 45 modo H. 46 Negliget P. quod habet M.
47 amantum M. amor H. 48 S. et castus M. ut castam H.
solus H. 49 ita p. P. 50 captus H. ruat M. cadit H. 51 Ut
reor H. 52 m. satis HM. 53 vidit HM. 54 anx. satis M.
55 ieiunans H. manet repenti P. 57 sumit M. 58 Quam H.
faciet M. v. sinat M. foret H. 59 fuerint M. 60 Intus que
scelat vestibus ipsa suis M. nullo //. m. placet H. 61 hanc di-
ligit M. ipsa P. 62 Marceat P. 64 petit H. putet inde vicem P.
in H su b scriptum est Procatoria explicit ars, in P Nympham dorsabis
set opa ventrificabis.
Die vorstehenden dichtungen verdienen, wenn auch weder von
erheblichem poetischem wert , noch sittlich zubilligen, doch immer-
hin beachtung als ein versuch der nachahmung des Ovid, welchem
19*
280 PSEUDOOVID1SCHE GEDICHTE DES MITTELALTERS
sie sogar zugeschrieben wurden, und wegen ihrer leidlichen metri-
schen und sprachlichen gewandtheit. sie erinnern an Matthaeus
von Vendöme , dessen poetische briefe freilich viel lebensvoller sind ;
augenscheinlich konnte dieser mehr aus practischer erfahrung schöpfen,
icährend unser autor nur seiner unreinen phantasie zu folgen scheint,
der Ursprung in einer zeit , welcher die beschäftigung mit classischen
Vorbildern noch geläufiger war, als dem 1 4 jh., ergibt sich aus der
argen Verunstaltung des textes in unseren handschriften. als ich
sie zuerst aus der Halberstädter hs. kennen lernte, muste ich auf
die widergabe ganz verzichten; jetzt, nachdem ich noch zwei andere
verglichen habe, liefs sich der text mit ziemlicher Sicherheit her-
stellen, die hss. sind:
P, cod. lat. Monacensis 11601, Polling. 301, saec. xiv, be-
schrieben im Catal. codd. (1876) n 2, 30. in dem auf dem letzten
Matt stehenden Inhaltsverzeichnis hei f st es: Item poeta de arte
procandi. anathema sit nee legeudum. Item fabula Ovidii de
lupo et monacho cucullato. ridiculosum quid.
H, hs. 71 des domgymnasiums in Halberstadt saec. xv, von
mir beschrieben im Anzeiger für künde d. d. vorzeit 1878 sp. 31 3 ff.
die ersten 10 verse doppelt.
M, hs. 280 des domgymnasiums zu Magdeburg von 1479,
beschrieben von dr HDittmar im osterprogramm 1880 s. 102.
Nur durch eclectisches verfahren liefs sich ein lesbarer text
herstellen.
Berlin. W. WATTENBACH.
ZUM HILDEBRANDSLIEDE.
Der versuch Roedigers Zs. 33, 412, vers 46 — 48 und
55 — 57 in Hadubrands mund zu legen, wofür auch OSchroeder
Zs. 34,76 weitere gründe beibringen will, ist bereits früher von
CHofmann vorgenommen worden, s. Müllenhoffs anm., und jetzt
wider von Heinzel, Wiener sitzungsber. cxix (1889) s. 41. er
ist unmöglich wegen v. 57b ibu du dar enic reht habes. der
zvveifel an der rechtmäfsigkeit des kampfes kann nur von Hilde-
brand ausgesprochen werden, auch ist v. 56 in sus heremo man
doch gewis am besten auf diesen zu beziehen, welcher v. 7 als
der heröro man bezeichnet war. dem sinn nach nennt er sich, als
ZUM HILDEBIUNDSLIEDE 281
den älteren, zugleich den schwächeren, ganz richtig im Zu-
sammenhang sagt er: wol sehe ich ... an deiner rüstung, dass
du einen guten herrn in deinem vaterlande hast und unter der
gegenwärtigen herschaft nicht als vertriebener gelebt hast (wir
ergänzen: du brauchtest also keine geschenke anzunehmen und
darfst das meinige zurückweisen), doch kannst du jetzt leicht,
wenn du stark genug dazu bist, an (mir,) einem so alten manne,
beute erwerben, wenn du nur dazu das recht hast (dh.
wenn es nicht ein schweres unrecht ist, den vater zu bekämpfen),
darauf mochte Hadubrand so antworten , dass er wie früher die
arglist, so jetzt die feigheit des alten schalt und diesem keinen
ausweg mehr liefs. der zorn Hildebrands begreift sich aber um
so besser, wenn er bis zu würklicher anerkennung der Über-
macht seines gegners sich herabgelassen und diesen auch dadurch
nicht umgestimmt halte.
Bei dieser gelegenheit möge es gestattet sein, zu meiner con-
jectur chüd was er managem in v. 28, welche Müllenhoff aufnahm,
andere aber zu verschmähen scheinen, einige belegstellen an-
zugeben: Hei. 386. 937. 5403. Beöv. 349. Deör 19. danach wird
die ergänzung als dem epischen stil durchaus angemessen gelten
dürfen.
In meinem besitz befindet sich ein heft, welches KPertz
1850 nach Lachmanns Vorlesungen geschrieben hat. von dessen
bemerkungen hebe ich die folgenden aus.
Zu v. 35: 'eidesformeln fangen sehr oft gleich mit dal an.'
ich kann jetzt nur den eid Glums vergleichen (Dietrichs Altn.
Ib. 112,32) und auf die anm. zu Denkm. 99, 3 verweisen, wo
zu wd zu ergänzen ist sehet oder vielmehr dies wort durch die
handbewegung vertreten ist. die beifügung von 'ich schwöre'
ist also ebenso gewis überflüssig, wie wir jetzt einen Wunsch-
satz ohne weiteres mit dass eröffnen.
Zu v. 50: 'wenn 60 sommer und winter = 30 jähren ge-
rechnet werden, so ist das ebenso wie Sophocles von den hundert-
füfsigen Nereiden spricht, obschon es nur fünfzig sind.' die an-
gezogene stelle steht Oed. Col. 718 und scheint früh misverstanden
worden zu sein.
Strafsburg, februar 1890. E. MABTIN.
282 FEIN
FEIN.
Unsere lexicographen, von Graff (3, 523) bis auf Kluge 481
und Heyne 886, behaupten einstimmig, das adj. fin sei schon
in der deutschen spräche des 10 jhs. vorhanden gewesen, zum
beweise führen sie die glosse teuere fknlkhp an: diese aber ist,
wie der Zusammenhang ergibt und bereits Ahd. gll. 1, 310, 1
anm. zu lesen steht, nicht finliho sondern einliho aufzulösen,
da wüste im jähre 1818 JGrimm besseren bescheid, als er an
Benecke (s. 104 f Müller) schrieb: 'klar scheint mir so undeutsch
wie fein, dh. die minnesänger haben diese und andere Wörter
erst im 12 — 13 jh. eingeführt.' in der tat lässt sich fin vor
Konrad vWürzhurg bei den Oberdeutschen nicht belegen, wenn
man von dem Neifen untergeschobenen liede Von Walhen fuor
ein pilgerin absieht, wo es 45, 11 heifst er was so rehte fine.
und auch bei Konrad kann man beobachten, wie erst allmählich
das adjectiv sich einbürgert, sodass von den 63 stellen, an denen
er fin (oder gefinet) verwendet, nicht weniger als 49, dh. mehr
als drei viertel, auf den Partonopier und den Trojanerkrieg ent-
fallen, nur 5 mal, und dann stets im reime, bedient sich der
dichter einer flectierten form: Troj. 20190 sin hut ob allen finen
(:schinen) vellen ist gewcehet , Parton. 13880 also daz er den vinen
(iGaudinen) stach nider herticlichen gar; Parton. 416 der fine
(: steine); Troj. 19952.34076 diu fine (tschine). selbst bei dem
unflectierteu gebrauch überwiegt die Stellung im reime der mafsen,
dass blofs 8 beispiele für den inneren vers beigebracht werden
können: Schwaor. 950. Turnei 251. G. schm. 1738. Parton. 1834.
Troj. 1674. 2961. 8110. 20035. natürlich muss vorläufig dahin
gestellt bleiben, sowol ob Konrad würklich der erste war, welcher
der oberdeutschen poesie das wort vermittelte, als auch ob die
französische quelle seine besonders häufige anwendung im Parton.
und im Trojanerkriege veranlasste, ich begnüge mich vielmehr,
zu constatieren, dass von Konrad an fin ein lieblingsausdruck
der alemannischen dichter wird, so des Hugo von Langenstein,
der es in der Martina flectiert und unflectiert, aber nur als
reimwort, benutzt, Hadloubs, Boners, der Verfasser des Staufen-
bergers, der Virginal, des Ecke und des Sigenot, des Alexius
F usw., welche sämmtlich nur die unflectierte form und zwar
fast ausschliefslich im reime kennen, wesentlich ebenso ver-
fahren die zahlreichen spätalemannischen lyriker und schwank-
dichter, etwas anders steht es im Reinfried von Braunschweig,
hier erscheint fin 12 mal, darunter 8 mal teils flectiert, teils
unflectiert im reime, die vier stellen, an denen das wort im
FEIN 283
iuneren verse auftritt, zeigen sämmtlich flectierte form: 844 von
finen berlen wize, 970 von finem golde, 18308 von finem golt
Idsüre; 8298 der finen zarten jungen, in den drei ersten fällen
bezieht sich das adjectiv auf gold und schmuckwerk, ebenso bei
Heinrich von Beringen 6994 mit liehtem itelm vinem golt und im
Wolfdietrich D vn . 91, 4 vinez perlin (neben daz fine megetin
v 32, 2). da auch Konrad mit besonderer Vorliebe fin von gold
und edelgestein aussagt, so dürfte diese Verwendung des Wortes
die ursprünglichste und erst von daher seine Übertragung auf
andere sachen und auf personen erfolgt sein, somit begreift es
sich, wenn Heinzelins ausdrucksweise Minnelehre 558 mit manegem
vinen schappellin den hss. BC anlass gab, in violkrenzelin resp. in
hübeschen krenzelin zu ändern.
Nur ganz vereinzelt dringt während des 13 jhs. das wort in
das bayrisch -österreichische Sprachgebiet, in welchem es nach-
mals allgemein üblich wurde, aufser Lohengriu 2394 von junc-
vrouwen vin1, dem verbum gefinen im Jung. Titurel 2336 und
einigen wenigen belegen in der Steirischen reimchronik (5962.
16024. 26008 usw. Seemüller) habe ich mir nichts notiert.
Freilich dem französischen entlehnt hat das wort Konrad,
wenn anders er es zuerst der oberdeutschen dichtung zuführte,
nicht, denn vor ihm war es schon in Mitteldeutschland ge-
bräuchlich, dort finde ich es am frühesten bei Berthold von
Holle im Krane (1510 den rüter fin) und im Demantin (7099 s*
waren schöne unde fin; 136 mit willen werde (hs. weize) unde
vin dar mede wart sin wol gephlo gen scheint verderbt), im rätsel-
spiel des Wartburgkrieges 71, 9, in Heinrichs Tristan (44.2523.
3268. 4467. 4516. 4862. 5002. 5418. 6103. 6566) stets reimend,
in der Erlösung und Elisabeth (gleichfalls nur im reime aufser
Erlösung 402 perlin fin und 2544 du finez golt), endlich im
Wilhelm von Wenden 6486 mit finen tuochen sidin, wenn ich
mich auf die ungefähr datierbaren gedichle beschränke, früher
als die genannten fällt möglicher weise Blauschandin 105 ouch
ivas ez fin von golde.
1 denn die auch in Lexers Handwb. übergegangene stelle 3241 er
müge im vin gedanken wol enthält nur einen Rückertschen druckfehler
statt sin. Görres s. 82 bietet noch das richtige. c-r
INHALT.
Seite
Bedeutung der buchstaben, von Schönbach 1
Freidank und Walther, von Hildebrandt 6
Die Sultanstochter im blumengarten, von Bolte 18
Bruchstück aus dem Willehalm Ulrichs von Türheim, von Kochendörffer 31
Zwei fundstücke aus Passeier, von vOttenthal 36
Die hs. des rheinischen Marienlobs, von Köhu 40
Drei Sammlungen mnl. reimsprüche, von Brandes 47
Die quelle Wernhers von Elmendorf, von Schönbach 55
Zum Hildebrandslied, von Schröder 76
Noch einmal mhd. gelouben, von Stosch 77
Zwei stammbuchblätter Paul Flemings, von Bolte 78
Ahd. schreibernotiz, von Weiland 80
Das innere leben bei Gottfried von Strafsburg, von Boetteken ... 81
Zu Otfrid, von Herzog 114
Über das ursprüngliche Verhältnis der Nibelungenlieder xvi, xvii, xix,
von Cauer 126
Volksgesang und ritterdichtung, von Meyer 146
Dil bist min, ich bin din, von Bolte 161
Eine unbekannte ausgäbe des Frankfurter liederbüchleins, von demselben 167
Ulrich Füetrers Löwenritter, von Henrici 170
Nachträge zum schwerttanz, von Ammann 178
Ae. gaerdas, böcslafas, böc , von Kluge 210
Ein zeugnis zur geschichte der mhd. lyrik, von Schönbach .... 213
Neue bruchstücke aus Veldekes Servatius, von Schulze 218
Zu Konrads Klage der Kunst, von Seemüller 223
Angelsächsisches aus Kopenhagen, von Holthausen 228
Ein altenglischer lapidar, von vFleischhacker 229
Die legenden des hl. Ludwig von Toulouse, von Zeidler 235
Bruchstücke mhd. dichtungen aus polnischen bibliotheken, von Werner 242
Zwei bruchstücke aus Budolfs Weltchronik, von Scheiber .... 263
Pseudoovidische gedichte des mittelalters, von Wattenbach .... 270
Zum Hildebrandsliede, von Marlin 280
Fein, von Steinmeyer 282
Druck von J. B. Hirschfeld in Leipzig.
ANZEIGER
FÜR
DEUTSCHES ALTERTHÜM
UND
DEUTSCHE LITTERATUR
HERAUSGEGEBEN
VOM
ELIAS STEINMEYER
SECHSZEHNTER BAND
BERLIN
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG
1890
INHALT.
Seite
Bäbler, Flurnamen aus dem Schenkenbergeramte, von Müller . . . 131
Beyer, Deutsche poetik, von Werner 293
Biese, Das metaphorische in der dichterischen phantasie, von Werner 302
Boer, Orvar-Odds saga , von Heinzel 124
Bolte, De düdesche schlömer, von Strauch 329
Cludius, Der plan von Goethes Faust, von Seufl'ert 132
Feist, Grundriss der gotischen etymologie, von Wrede 61
Fischer, Zur gesch. des mhd., von Wrede 275
Frcelich, Une decouverte alsatique, von Steinmeyer 330
Froitzheim, Lenz, Goethe und Gleophe Fibich, von Seuffert . . . 326
Gaedertz, Archivalische nachrichten über die theaterzustände von Hildes-
heim, Lübeck, Lüneburg, von v Weilen 331
de Gruyter, Das deutsche tagelied, von Roethe 75
Hahn, Kriemhild, von Schönbach 331
Henning, Die deutschen runendenkmäler, von Holthausen .... 366
Katalog over den Arnamagnceanske händskriftsamling, von Burg . . 349
Koller, Klopstockstudien , von Seufl'ert 325
Litzmann, Schröder und Gotter, von Seuffert 134
Lüning, Die natur in der altgerm. und mhd. epik, von Ballerstedt . 71
Meister Stephans Schachbuch n, von Steinmeyer 335
Meyer, Völuspa, von Heinzel 341
Meyer, Die altgerm. poesie, von Schönbach 358
Monumenta Germaniae paedagogica vi, von Seemüller 136
Müllenhoff, Beowulf, von Heinzel 264
Müllen hoff, Deutsche altertumskunde ii, von Kossinna ... 1 vgl. 339
Müllenhoff, Paradigmata zur deutschen g-ramm.6, von Franck . . . 336
Müller, Heinrich Loufenberg, von Strauch 108
Müller, Briefe der brüder Grimm an Benecke, von Steinmeyer . . 333
Muncker, Klopstock, von Seuffert 315
Hanisch, Zur kritik und metrik der Hambismäl, von Heinzel . . . 119
Bannow, Der satzbau des ahd. Isidor, von Tomanetz 379
Roethe, Die gedichte Beinmars von Zweter, von Strauch .... 97
Schachinger, Die congruenz in der mhd. spräche, von Tomanetz . . 290
Schlüter s. Meister Stephan
Schweitzer, De poemate latino Walthario, von Schönbach .... 333
Schweitzer, Un poete allemand au xviesiecle, von Martin .... 111
Spengler, Der verlorene solm im drama des xvijhs., von vWeilen . 113
Steiner, Goethe als vater einer neuen ästhetik, von Werner . . . 314
Teutsch s. Monumenta Germaniae paedagogica
Viehoff, Die poetik, von Werner 304
Vonbun, Die sagen Vorarlbergs2, von Laistner 336
Wächter, Untersuchungen über das gedieht 'Mai und Bcaflür', von
Steinmeyer 292
IV INHALT
Seite
Walther, Mnd. handwb., von Strauch 337
Anz. xvi 10, von Kossinna 339
Berichtigung, von Heinzel 144
Erwiderung, von WolfF und Rentsch 140. 143
Zur Kaiserchronik, von Jellinek 139
Linturali , von Murko 338
Notizen 340. 456
Preisausschreiben des Vereins f. hamb. gesch., der fürstl. Jablonowski-
schen gesellschaft in Leipzig und des allg. deutschen Sprach-
vereins . . . . • 144.339.456
Verzeichnis der auf dem gebiete der neueren deutschen litteratur in
den jahren 1888 und 1889 erschienenen wissenschaftlichen publi-
cationen, von Strauch 145.384
Zur gesch. der deutschen philologie. mitteilungen aus dem brief-
wechsel zwischen den brüdern Grimm und SHirzel , von
vLexer 220 vgl. 340
ANZEIGER
FÜR
DEUTSCHES ALTERTHUM UND DEUTSCHE LITTERATUR
XVI, 1 JANUAR 1890
Deutsche altertumskunde von Karl Müllenhoff. zweiter band, mit vier
karten von Heinrich Kiepert. Berlin, Weidmannsche buchhandlung,
1887. xvi und 407 ss. 8°. — 14 m.*
Wenigen büchern der neuesten zeit sind in dem mafse ihre
eigenen fata beschieden gewesen, wie Müllenhoffs grofsem lebens-
werke, von dem wir nun etwa ein drittel vor uns haben, der
plan seiner Deutschen altertumskunde schwebte ihm schon in
seinen wissenschaftlichen anfangen vor mehr als vier Jahrzehnten
klar vor äugen und anfangs der fünfziger jähre bereits wies mau
bei behandlung der einschlägigen fragen auf das von ihm zu er-
wartende werk öffentlich hin. es vergiengen noch fast zwanzig
jähre, ehe der erste band ans licht trat, doch schien nun die
ausarbeitung in rascheren fluss zu kommen: in den jähren 1872
und 73 konnten die hauptteile des zweiten bandes, das jetzige
vierte buch, in einzelnen abhandlungen der Berliner academie
vorgelegt werden, allein gewisse Schwierigkeiten bei den Unter-
suchungen über die südöstliche ausbreitung der Slawen lähmten
den schnellen fortschritt, und als im nächsten jähre der schwerste
schicksalsschlag, der verlust seiner gattin, den meister traf, trat
diese arbeit vor anderen jähre lang ganz in den hintergrund. nicht
vergebens aber mahnte bei gelegenheit der sechszigsten geburtstags-
feier ihres lehrers im jähre 1878 der grofse kreis seiner schüler
zur fortführung des lebenswerkes und so gewann in den jähren
1878 und 79 der erste teil des zweiten bandes, das dritte buch,
seine jetzige fassung. beständig citierte Müllenhoff in dieser zeit
und in den nächsten beiden jähren den zweiten band der Alter-
tumskunde, dessen demnächstiges erscheinen er stets als nun-
mehr ganz sicher bevorstehend lächelnden mundes verkündete,
es sollte anders kommen, die leichtfertige behandlung der frage
nach der echtheit der älteren Edda zwang Müllenhoff, in dieser
sache ausführlicher das wort zu ergreifen und vorweg dem fünften
bände seines Werkes, der fast zu einer Streitschrift wurde, all
seine mühwaltung zuzuwenden, die vorrede zu diesem bände
* GGA 1888, 297—307 (Tomaschek). — DLZ 1888, 1409—1413 (Hen-
ning). — Litt, centralbl. 1888 sp. 327— 332 (Berger).— Mitteilungen d. insti-
tuts f. österr. geschichtsforschung 9, 474 — 76 (Jung). — Revue critique
22,102 — 106 (d'Arbois de Jubainville). — The American Journal of philo-
logy 1x475—484 (SPrimer). — Wochenschrift f. klass. philo]. 5, 351 — 359
(Steig). — Litteraturblalt f. germ. und rom. phil. 9, 433 IT.
A. F. D. A. XVI. 1
2 MULLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
aus dem jähre 1881, in der er kurz den plan des ganzen und
die Verteilung des Stoffs auf die einzelnen bände angibt, deren
einstige Vollendung er wol noch zu erleben hoffte, berichtet von
dem zweiten bände, dass er 'bis auf ein par abschnitte und eine
nachbessernde durchsieht vor ihm liege.' nach Müllenhoffs tode
anfangs 1884 gieng die sorge für sein werk und damit das
manuscript des zweiten bandes in Scherers hände über, es war
diesem indessen nicht vergönnt, selbsttätig an eine Überarbeitung
und Veröffentlichung desselben heranzugehen, vielmehr vertraute
er die herausgäbe seinem für diesen zweck gewählten beistände
Otto Pniower an, der späterhin nach Scherers tode unter Roe-
digers leitung die drucklegung von Müllenhoffs nachgelassenem
bände bewerkstelligt hat. Roediger, dessen vorwort ein schöner
nachruf an den grofsen toten ist, bekennt offen, dass er in dem
nach Scherers und Pniowers ansieht druckfertig hinterlassenen
manuscript aufser zwei nebensächlichen zutaten von Pniowers
hand nichts anderes vorfand, als die unberührte niederschrift
Müllenhoffs, die in der hauptsache aus den jähren 1870 und 71
stammt und nur im dritten buche noch vom verf. selbst 1878
und 79 einer Umarbeitung unterzogen worden ist. schwerlich
war Roediger der ansieht, dass das werk in diesem zustande der
Öffentlichkeit zu übergeben sei. allein er sah sich wol einer
vollzogenen entscheidung gegenüber und konnte nur noch die
leitung des druckes übernehmen.
Tritt somit die fortsetzung von Müllenhoffs werk nicht in
der gestalt auf, die er selbst dem stände unseres wissens gemäfs
ihm heute gegeben hätte, so vermag dieser kleine mangel kaum
einen leisen schatten auf die glänzende erscheinung zu werfen,
die der zweite band gleich seinen beiden Vorgängern darstellt und
die ihn zu einem der gipfelpuncte macht, wie sie die forschung
nur nach einem halben Jahrhundert unsäglicher bemühungen
einmal zu erklimmen pflegt, genau fünfzig jähre nach der un-
vergänglichen leistung von Kaspar Zeufs erstaunen wir über
Müllenhoffs grofse wissenschaftliche tat: mit gewaltigem ruck
hob ersterer das wissen seiner zeit empor und gleich gewaltig
ist der abstand, der Müllenhoff von allen seinen Vorgängern trennt,
mit beklommener bewunderung folgen wir dem meister, wie er
aus bekanntem, wenn auch in seiner verstreuung nicht leicht
von einem geiste bewältigten rohstoffe durch geniale Ordnung
und zusammenfügung sowol als durch schärfste beleuchtung und
Zerlegung neue weiten aufbaut, wie er die ältesten bekannten
zeiten in neuen volleren bildern zeigt und noch weiter zurück,
wo die geschichtliche Überlieferung zu versagen schien, ihr
neue antworten auf neugestellte fragen abzwingt, fast möchte
man sagen, es drängt zuviel des neuen auf einmal in knappster
darstellung aus dem nicht übermäfsig starken bände zur be-
fruchtung der wissenschaftlichen geister auf sie ein, als dass es
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 3-
sofort ganz gewürdigt werden und allerseits so anregend würken
könnte, wie es bei allmählichem erscheinen der fall gewesen
wäre, noch blendet das neue und ein Jahrzehnt wird kaum ge-
nügen, bis es mit aller ruhe auf seinen dauernden gehalt hin
geprüft ist. das aber lässt sich jetzt schon mit gewisheit be-
haupten: es kann solche prüfung wol vertragen.
Was ich im folgenden über das werk zu sagen habe, kann
darum nicht viel mehr sein, als, nach dem wünsche der redaction,
den gewaltigen inhalt des buches zusammenfassend darzulegen.
Müllenhoff, den sein ganz hervorragend geschicbtlicher sinn
wie wenige befähigte, 'aus dem sein das werden zu erkennen',
wollte mit der Altertumskunde nicht die leichtere aufgäbe er-
füllen, der auch andere gewachsen gewesen wären, aus den
nachrichten der Römer ein bild des allen Germaniens in seiner
ganzen breite und fülle zusammenzusetzen, er wollte vielmehr
'den zustand, den es vor äugen stellt, historisch als geworden
und werdend im Verhältnis zum vorher und nachher begreifen.'
die deutsche altertumskunde wandelt sich ihm unter diesem ge-
sichtspunct in eine geschichte des allmählichen bekanntwerdens
der antiken weit mit Germanien und den Germanen; sie be-
deutet ein aufrollen des gesammten quellen materials. war das
erste buch, 'die Phönizier', der frühsten noch dunkeln sagen-, ja
märchenhaften künde über den europäischen norden gewidmet,
die den östlichen mittelmeervölkern auf dem see-, wie dem land-
wege von westen her zugieng, so führt das zweite, 'Pytheas',
unmittelbar nach Germanien, das 'der massaliotische forschungs-
reisende aus der zweiten hälfte des 4 jhs. an den damals schon deut-
schen nordseeinseln geradezu entdeckte, in geschichtlicher folge-
richtigkeit hätte Müllenhoff im zweiten bände fortschreiten müssen
zu dem ersten auftreten der Germanen in der Weltgeschichte an
den beiden entgegengesetzten enden ihres gebietes, wo sie der
reiz der kultur weckte und ihr hervorbrechen gegen Süden lenkte,
im osten am Pontus die Bastarnen und Skiren, im westen die
Kimbern und Teutonen, und dies war sicher Müllenhoffs ur-
sprüngliche absieht, da er das jetzige vierte buch zuerst aus-
gearbeitet hat und auch später die geschichte der Kimbern und
Teutonen stets als den kern des bandes betrachtete, allein er
zerriss dann diesen unmittelbaren Zusammenhang, die Unter-
suchungen über die genannten germanischen stamme nötigten
zu einer umfassenden behandlung aller fragen nach der ältesten
ausbreitung und bewegung der keltischen Völkermassen, damit
gewann der zweite band das ansehen, als handelte er von den süd-
und westnachbarn der Germanen, und Müllenhoff schob nun als
ergänzung an seinen beginn das dritte buch, das von den nord-
und ostnachbarn handelte, obgleich sowol das geschichtliche auf-
treten der letzteren , wie die antiken quellen zur erkenntnis des-
selben mehrere Jahrhunderte später fallen als die im vierten
1*
4 MULLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
buche erörterten gegenstände, während so im dritten buche
schon Tacitus, Ptolemaeus, Jordanes behandelt werden, steigen
wir im vierten zu Plinius, Strabo, Augustus, Livius, Diodorus,
Timagenes, Caesar, ja zu Posidonius empor.
Mit dem ersten bände hat der unsrige die eigeuheit gemein,
dass in seinem mittelpuncte der name eines antiken autors steht,
dessen werke uns verloren gegangen und nur mit aufwand grösten
Scharfsinnes aus oft verschleierten citaten seiner späteren benutzer
in bruchstücken widerhergestellt werden können, wie dort von
Pytheas alles licht der erkenntnis ausgeht, so tritt hier des Po-
sidonius ausnehmende bedeutung für die behandelten fragen zum
ersten male in die richtige beleuchtung. und wie dort nicht
allein die wissenschaftlichen Verdienste und meinungen des ge-
lehrten ihre volle Wertschätzung finden, sondern mit greifbarer
plastik die ganze gestalt und das wesen des mannes uns vor
äugen tritt, so gewinnen wir auch hier die lebendigste anschauung
durch die liebevolle, ja begeisterte Schilderung des letzten griechi-
schen Schriftstellers in grofsem stil, der in sich noch einmal
das ganze vermögen einer reichen Vergangenheit verkörpert, der
als Staatsmann wie als gelehrter auf allen Wissensgebieten seiner
zeit ein meister ist, ein edler liebenswürdiger character, ein
glänzender darsteller, der seinen Stoffen, darunter das erste ge-
waltige auftreten der Germanen, ernstliches Studium und nach-
denken widmete.
Die Untersuchungen zerfallen, wie erwähnt, in zwei dem
umfange nach gleich starke teile, deren erster, des gesammt-
werkes drittes buch, die nord- und ostnachbarn der Germanen,
die Sitones, Aestii, Veneti, Fenni, Slawen behandelt — wozu
sechszehn am schluss des bandes beigefügte anhänge ergänzend
hinzutreten — , während der zweite teil, das vierte buch, 'Gallier
und Germanen' überschrieben , mit den Bastarnen , den Kimbern
und Teutonen, ihrem geschichtschreiber Posidonius, dem namen
Germanen, ihren ältesten gränzen nach den flussnamen, endlich
mit den Keltenzügen sich beschäftigt.
Das dritte buch wird durch eine einleitung zum ganzen
bände eröffnet: über die nachbarn eines Volkes kann nicht ge-
handelt werden , wenn nicht zuvor der umfang seines gebietes
gezogen ist. um Germaniens gränzen zu bestimmen, geht Müllen-
hoff von dem vielbehandelten eingang von Tacitus Germania aus,
den auch Baumstark noch völlig verkannte, legt sehr fein den
überaus kunstreichen symmetrischen bau des ersten satzes blofs
und zeigt daran als einem treffenden beispiele die eigenart von
Tacitus Schreibweise, sein streben nach manigfaltigkeit, gedrängt-
heit und kraft des ausdrucks, nach stilistischer würkung im
höchsten mafse, selbst auf kosten der strengen, ihm wolbe-
kannten Wahrheit, zugleich ergibt sich, dass Tacitus nur die
west-, süd- und nordgränze Germaniens genauer bezeichnet, über
Ml'LLEJSHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 5
die ostgränze aber vollkommen schweigt, denn die auf dem wege
von west nach ost vor den Daken genannten Sarmaten können
keinesfalls im ptolemaeischen sinne als gesammtbezeichnung der
bewohner des Ostens genommen werden, sondern sind hier zweifel-
los die Jazygen-Sarmaten zwischen Donau und Theifs an dem süd-
östlichen winkel Germaniens, den auch die nordwestlichen Daken
im gebiete der Weichselquellen berühren, von hier bis zur Ost-
see, auf welcher strecke vor und nach Tacitus die Weichsel als
scheide der Völker angegeben wird, bleibt bei ihm die gränze
offen und unbestimmt in folge der neuen noch unsicheren künde,
die der seit wenigen Jahrzehnten eröffnete unmittelbare handels-
verkehr mit der samländischen kiiste nach Italien gebracht hat.
diese nachrichten drängten Tacitus, wie er es in den beiden
schlusscapiteln ausspricht, zweifei darüber auf, in wie weit die
östlichen und die nördlichen Völker zu den Germanen oder zu
den Sarmaten zu rechnen seien.
Es sind das die frühesten genaueren berichte über die sla-
wischen, lettischen und finnischen Völkergruppen, die teilweise
durch den Seeverkehr den Ostgermanen und erst durch ihre ver-
mittelung auf dem vorher genannten wege auch den Römern be-
kannt geworden, als erstes der nichtgermanischen Völker nennt
Tacitus die Si ton es. nachdem er an der ostgränze Germaniens
von Süden nach norden die Lugier, die Stammväter der Wandalen
zu beiden Seiten der oberen Oder und der Burgunden zwischen
Warte und Weichsel, dann jenseits der Weichsel die Goten, dies-
seits ihrer mündung an der küste die Rügen1 und weiter west-
lich nach der Oder hin die Lemovier aufgezählt hat , geht er nach
Skandinavien hinüber, denn der Weichselmündung gegenüber,
2° nördlicher nach Ptolemaeus, glaubten die alten die insel Sca-
dinavia, das land der Suiones, der Schweden, deren könig aus
dem geschlecht der Ynglinge während des alljährlichen Freyrfestes
der beschützer zugleich des festfriedens und des von weither auf-
gesuchten handelsverkehrs war. den Südgermanen, die Skandi-
navien vorwiegend aus dieser zeit der fest- und marktversamm-
lung kannten, muste das land überaus stark bevölkert erscheinen,
ja in den späteren wandersagen wurde es ihnen zu einer offi-
cina gentium, von der die südstämme selbst ausgegangen wären:
und so erklären sich auch die wunderlichen nachrichten des
Tacitus über die macht des altschwedischen königtums.2 jenseits
1 vgl. auch die anmerkung zu Mommsens Jordanes s. 166; sie haben
also nicht an der Odermündung gesessen, wie in folge der falschen gleich-
stellung mit den späteren slawischen Rugianen, denen Rügen seinen namen
dankt, noch immer angenommen wird. — ich werde im folgenden, wo ich
den bericht der MüllenhofFschen Untersuchungen nicht unierbrechen will,
meine bemerkungen als fufsnoten beifügen.
2 Baumstarks spöttischer zweifei (Ausführl. erläut. n 252 f) über Müllen-
hoffs kurze andeutung dieser auffassung (Schmidts Zs. f. gesch.vm 234) wäre
ungeäufsert geblieben , hätte er die ausführung des gedankens noch lesen
können.
6 MULLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
der Svionen, wo für ihn die künde und damit auch die weit
aufhörte, setzte er als äufsersten erdgürtel das geronnene meer
an , das Pytheas zwar erst am polarkreise nördlich von Thule
entdeckt hatte, die flotte des Agricola aber schon im norden von
Britannien, dh. im rücken von Skandinavien gefunden zu haben
glaubte. Tacitus kehrt nun vom weltende zur Weichselmündung
zurück und gelangt ostwärts auf dem rechten ufer des svebi-
schen meeres zu den Aestiern, springt darauf wider zu den
Svionen auf der insel und meldet, dass sich nördlich an diese,
in welcher richtung er schon bis ans weltende gekommen war,
die Sitonen anschlössen, da mit diesen unmöglich die jenseits
des bottnischen meerbusens befindlichen Finnen gemeint sein
können, was schon der ausdruck continuantur verbietet, sondern
nur die skandinavischen Finnen, so ist hier ein fehler der Über-
lieferung mit Sicherheit zu erkennen; denn die reihenfolge der
aufgeführten Völker und der ganze Zusammenhang ist ein un-
möglicher, wie uralt die Verderbnis auch sein mag, das kann
uns nicht hindern die vier zeilen Suionibus — finis vom Schlüsse
des 45 an den des 44 capitels zu stellen und selbstverständlich
das 45 capitel nicht Irans Suionas sondern trans Sitonas beginnen
zu lassen, aber nicht nur logisch und geographisch erweist sich
diese Umstellung als notwendig, auch stilistisch wird sie gefordert.
Müllenhoff hat höchst fein beobachtet, wie Tacitus bei den öst-
lichen Völkern seinem gange von süden nach norden gemäfs eine
Stufenleiter der immer straffer werdenden königsherschaft nach-
weisen will, die Goten werden schon strenger als die übrigen
Ostgermanen, die Svionen aber von einem unumschränkten allein-
herscher, die Sitonen endlich gar von einem weibe beherscht.
hier ist Suebiae finis.1 und nun erst kommen die Aestier zur
spräche. — die fabel , dass die Sitones sich durch weiber be-
herschen liefsen , wird nach Zeufs Vorgang schlagend erklärt aus
der an altn. kvcen, alts. qudn, ags. cven uxor, femina, sogar regina
angelehnten umdeutung des namens der finnischen Kainulaiset
d. i. Niederländer, im gegensatz zu den Lappen, den Gebirgs-
finnen, altn. Kvcenir, ags. Cvenas, die in Skandinavien vielleicht
aus einem scherz entstanden ist, während die fertige sage als
glaubwürdige nachricht, die sich bis ins 13 jh. gehalten und
fortgebildet hat2, wider nur durch Südgermanen zu den Römern
gekommen sein kann.
Die Aestier dagegen, zu denen Tacitus nun übergeht, sind
von den Römern selbst aufgesucht worden; allein auch sie werden,
1 Müllenhoff konnte als weiteren grund der Umstellung anführen , dass
nach der bisherigen lesart auch die Aestier zu den Sveben gezählt werden
musten, während Tacitus sie von ihnen deutlich scheidet, indem er sagt,
ihre kultur sei der svebischen gleichwertig.
2 an der spitze der Araber, die zuletzt von dieser fabel berichten, wäre
der name des neuerdings entdeckten reisenden Ibrahim ibn-Jaküb vom heraus-
geber nachzutragen gewesen, vgl. unten s. 50.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 7
wie Wenden und Finnen, nur unter diesen germanischen be-
nennungen, nie unter den slawischen als Prussen, Ljachowen,
Tschuden der alten weit bekannt, und zwar bezeichnet der Aisten
name nach Tacitus worten Aestiorum gentes nicht nur das volk,
das an die Goten nordwärts in Samland gränzte, sondern den
gesammten dreigeteilten stamm der Preufsen , Littauer und Letten,
die einst von den Germauen längs der Ostsee bis zum finnischen
busen sich erstreckten, im 6 jh. haben sie . nach Cassiodor das
geräumte land der Goten in besitz und berühren sich an der
Weichsel mit den Wenden, während das Weichseldelta (Vitland1)
noch die reste der Gepiden (Vidivarier), bereits ein mischvolk,
einnehmen. im9jh. kennt sie noch Einhart als Aisti und Alfred
der grofse als Osti und Este, wie sie in volkstümlicher umdeutung
bei Deutschen und Engländern nun hiefsen. der name geht dann
als bezeichnung dieses volksstammes verloren; gerettet wurde er von
den Nordgermanen für den ihnen zugekehrten teil des ursprüng-
lichen Nordeistenlaudes, das, obwol von Finnen erobert, den
namen Estland behielt und seinen finnischen bewohnern, die sich
selbst Maarahvas nennen, den namen Esten vermittelte, für die
einstigen Eisten wird seit dem 10 jh. als gesammtbezeichnung
das slawische Pruzzi überall herschend, auch bei Deutschen und
Skandinaviern.2
Die gewichtigste stütze für seine ansieht von dem ursprüng-
lichen umfang des Eistennamens sieht Müllenhoff in der bei Pto-
lemaeus vorliegenden gliederung und ausbreitung des Stammes.
Piolemaeus oder vielmehr sein Vorgänger Marinus erhielt die
nachrichten über den östlichen teil des europäischen Sarmatiens
vom Pontus aus durch Griechen, über den westlichen durch
Germanen und Römer auf dem wege des bernsteinhandels; doch
hat er in das nordwestliche Sarmatien viele Völker vom Kaukasus
und Ural her eingeschwärzt, nach ihrer aussonderung ergibt
sich, dass seine Ovevedai, eins der 'grüsten' Völker Sarmatiens,
von der Weichsel bis zur Memel sitzen und südlich von ihnen
erst die rü-d-toveg, dann die QHvvoi als eins der 'kleineren' Völker,
diese Stellung haben indes die Ovevedai und OLvvol nach mensch-
lichem erinnern und ermessen nie eingenommen. Ptolemaeus
fand sein kartenbild im osten bis zum 62° n. br. mit namen be-
1 der eistische name war zweifellos Widsemme, wie heute die Letten
Livland nennen, finn. Widumaa, vgl. zu Mommsens Jordanes s. 166.
2 nicht verschwiegen werden darf hier Leskiens gewichtige meinung,
der nach einer milteilung im Lilteraturbl. f. germ. und rom. phil. des Tacitus
Aestier für Finnen hält, eine ausführlichere begründung, die alle bedenken
beseitigt, wäre sehr zu wünschen, eine Schwierigkeit, die bei Müllenhoffs
ansieht obwaltet, würde dann gehoben sein; denn es ist wunderlich, dass
die Nordgermanen das alte Eistenland später nur so weit Estland nennen,
als es den alten Eisten verloren gegangen ist, das ihnen nach Müllenhoff
verbliebene küstenland fürderhin aber anders bezeichnen, nach Leskiens
ansieht widerum müsten die Deutschen den finnischen namen der Eisten
ihren preufsischen nachfolgern bis ans ende des 9jhs. beigelegt haben.
8 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
reits überfüllt und er half sich durch eine gewissenlose combi-
nation, indem er jene beiden stamme aus dem osten nach dem
westen versetzte und aufserdem ihre gegenseitige nord- südliche
Stellung austauschte.
Scheidet man diese beiden grofsen oststämme aus, so ge-
hören die übrigen als nachbarn der Goten aufgezählten Völker-
schaften durchweg zu den Eisten: unterhalb des angeblichen
sitzes der Ovsvidai von osten nach westen die rallvdai, 2ov-
öivol und 2ravavol, über diesen längs der küste OvsXrai,
"Ooioi, Kögßcoveg, unter ihnen in der ganzen breite 'iyvlliioveg.
da den Goten ihre durch Tacitus bezeugten sitze an der unteren
Weichsel nach dem von ihnen Guthalus benannten Xqovog (Pregel)
hin unverrückbar sind, so nahmen die Galinden wol die ufer
des Chronos sammt dem bernsteinlande ein. ihren namen tragen
die Westgoten bis nach Spanien, wo Galindus als personenname
häufig widerkehrt, und andererseits bewahrt ihn die südwärts von
ihrem ursitze belegene landschaft Galindien in den Umgebungen
des Spirdingsees, wohin dieser eistische zweig, wol die späteren
Preufsen im engeren sinne, nach dem abzuge der Goten ge-
wandert sein muss.
Südöstlich stofsen die Galinden an die Sudinen, deren name
in der landschaft Sudauen fortlebt, die zur ordenszeit nördlich
und östlich von der mittlem Memel, südlich vom Narew be-
gränzt wird, mithin fast ganz aufserhalb des im engeren sinne
verstandenen Preufsen liegt und mit ihrer nördlichen hälfte ebenso
wie Schalauen und Nadrauen auch ethnographisch nicht zu Preufsen
im heutigen sinne rechnet, da diese gegenden schon vor der
ordenszeit von Littauern bevölkert waren, die littauischen Sudinen
sind aber ursprünglich nicht hier, sondern in der östlicheren
gegend ansässig, wo heute der altertümlich hochlittauische oder
sudauische dialect gesprochen wird und im mittelalter der stamm
der Jatwiugen oder Pollexianen (Unterwaldener) berühmt wird;
von dort sind sie nach nordwesten in das ursprüngliche gebiet
der Galinden (Preufsen) eingewandert, als die letzteren nach ab-
zug der Goten bis an die Weichsel herabrückten und nördlich
vom Pregel nur noch das Samland festhielten.
Danach können die Stauanen nur die östlichen Littauer be-
deuten zwischen oberer Memel und Wilia bis zur Beresina hin,
von der die eistischen stamme später durch die Russen abgedrängt
wurden, südlich müssen die Eisten durch die Rokitnosümpfe ge-
deckt worden sein; dass die sitze ihres südlichsten Stammes, der
Igyllien, von der Memel bis zum Pripjet gereicht haben , verlangt
auch die mundartliche abstufung, die bei den Letten wie bei
den Littauern diesseits und jenseits der Memel überall im Süd-
osten den altertümlichsten dialect zeigt, der sich naturgemäfs an
die ältesten sitze des Volkes knüpft, die namen der Stavanen
und Igyllien haben sich nicht erhalten: letzteren mit hilfe einer
MULLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 9
leichten conjectur, wie Zeufs tat, in den genannten Jatwingen
widerzufinden , geht wol kaum an, da diese nichts anderes sind
als die reste der alten Sudinen, Stavanen und Igyllien im munde
von Polen und Russen.
Eine linie von der westlichen spitze der Rokitnosümpfe
nordwärts zum Peipussee und finnischen husen stellt die ost-
gränze der Eisten dar, von der sie auch heute nur teilweise
verdrängt sind, nördlich des gebietes der Galinden , Sudinen,
Stavanen sind die OveXrai anzusetzen , in dem oberland der
auxtotischen und dem Unterland der samaitischen Littauer, und
es lässt sich die nahe liegende Vermutung, dass OveltaL zwar
nicht eine deutsche Umgestaltung, wie Zeufs will, aber eine ver-
schreibung für yletovat (litt. Letuivä, got. * Litwa) ist, kaum
abweisen. — weiter nördlich dann sind die "Ooioi und Käq-
ßioveg zwei abteilungen der Letten (Latwji), denen diese sonder-
namen verloren giengen. den drei letztgenannten stammen räumt
Ptolemaeus nur die küstenstriche ein, während das innere land
die .vom Orient her eingeschwärzten namen füllen; doch zeigt
seine aufstellung immerhin, dass weder Littauer noch Letten
damals schon durch finnische Esten und Liven in ihren sitzen
bedrängt oder gar, wie später, durch die bis an die nordspitze
des kurischen haffes vordringenden finnischen Kuren von der
see ganz abgeschnitten waren.1
1 das kurische haff und die gleichnamige nehrung sollen nach Müllen-
hoff von den seeräubereien der Kuren ihren namen haben, näher liegt die
einfache annähme, dass die nehrung deshalb den namen führte, weil sie
die nächste und sicherste strafse von Preufsen nach Kurland war, das süd-
wärts einst bis ans haff reichte, wo die Memelburg von Livland aus im
kurischen lande gegründet wurde, und nicht nur der politische name Curonia,
welcher auch die Letten im binnenlande umfasste, sondern die finnische be-
völkerung reichte wenigstens längs der küste bis ans haff, denn noch im
16 jh. werden hier von MBrandis 'livisch' redende bewohner erwähnt im
gegensatz zu den Letten, vgl. FJWiedemanns vortreffliche ausführungen in
seiner Livischen grammatik s. xvff (JASjögrens Gesammelte Schriften m 1).
eine interessante erscheinung auf der kurischen nehrung und am nördlichen
hafTwinkel sind die dort heute noch mitten unter Littauern angesessenen
Letten, von denen man schwerlich wird annehmen können, dass sie einst
Kuren waren und bereits vor der abtrennung von ihren nördlicheren stammes-
genossen durch die ans meer dringenden Littauer mit jenen zugleich im
Lettentum aufgegangen wären, vielmehr spricht die Isoliertheit auf der
nehrung dafür, dass diese Letten von jeher Letten waren, wenn aber
Bezzenberger (Über die spräche der preufsischen Letten s. 135) nur zugeben
will, dass sie im 17 jh. bereits einige menschenalter auf der nehrung ge-
wesen sein müssen, weil die unmittelbaren Zeugnisse nicht weiter zurück-
weisen , so möchte ich trotzdem sie in diesen sitzen für älter halten und
wenn auch nicht in die zeit vor ankunft des ordens zurückgehen, als Kur-
land mit seiner landschaft Lammata noch bis auf die nehrung hinübergriff,
so doch meinen, dass zur ordenszeit und zwar vor 1422, als Kurland und
Preufsen noch ungeschieden durch das liltauische Samaiten ein zusammen-
hängendes küstenland bildeten (Toppen, Hist.-comp. geographie von Preufsen
s. 38), die colonisation von norden her stattfand, später ist sie schwer
denkbar.
10 MÜLLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
Nördlich vom Pregel, auf den wol des Ptolemaeus XQovog
(vgl. altn. hrynja herunterfallen, ahd. Hronaga) zu deuten ist,
kennt er noch drei fliisse von bedenklichen, weder germanisch
noch eistisch unmittelbar deutbaren namen , allein in solchen
gradabständen , dass damit die läge der drei hauptflüsse bis zum
finnischen busen, Memel, Windau, Düna, für die wol angaben
in tagereisen vorlagen, ungefähr richtig widergegeben ist. 'Pov-
dcov (Memel) müste danu aus 'Povatov (= Russ, litt. Rusne, wie
Truso = Drusne) verderbt seiu und in Tovq-Ovvrog der eistische
name der Windau, Wenta, stecken, während mit dem dritten
namen Xeovvog für Düna nichts anzufangen ist. der finnische
Ursprung des namens Düna (lett. Daugawa, estn. Vaina) steht
fest1, die deutsche form setzt dieselbe russificierung voraus, die
der gleichfalls finnische name der Dwina (Viena) erfahren hat.
safsen die Kagßtoveg noch nördlich des Xiovvog, so müssen
die Eisten bis zum finnischen busen gereicht haben.
Müllenhoff kehrt nun zu Tacitus zurück und prüft dessen
weitere nachrichten über das leben der Aestier, die aus der zeit
der ersten anknüpfung des römischen handelsverkehrs mit der
preufsischen bernsteinküste stammen und darum die Aestier durch-
weg mit den Germanen in vergleichung ziehen, so bei der
gottesverehrung, wo Tacitus der ingväischen Nerthus eine aestische
göttermutter gegenübersetzt, allein ihr kult hat wol nie be-
standen und kann keinesfalls auf die 'preufsisch-liltauische göttin
Seewa oder Semmes mahti' bezogen werden , wie Baumstark und
Schweizer-Sidler Schafarik nachsprechen, sondern ist wol nichts
weiter als eine falsche römische ausdeutung der bei den Aestiern
sehr verbreiteten gewohnheit, in ähnlicher weise wie die Ver-
ehrer der Magna mater bildliche anhängsei, eberbilder, als Schutz-
mittel namentlich im kriege zu tragen: ein merkmal, das sie
allerdings von den Germanen trennte, der gröste gegensatz aber
zu den nur vom ideale kriegerischen heldentums erfüllten Ger-
manen liegt in ihrer unkriegerischen lebensart, wie sie die aus-
dauer im getreidebau, das sammeln des bernsteins und der ge-
brauch der knüttel als hauptwaffe bezeugt, auch später noch
wurden sie ein friedfertiges (pacatum, humanuni) volk genannt
und dasselbe liegt ausgesprochen in dem germanischen namen:
got. * Aist-eis oder *Aistjus, von aistan = aestimare, revereri, die
'ehrenwerten', ähnlich wie Homer und Herodot die bedürfnis-
losen Thraker dwaiotaToi nennen, trotz diesen gegensätzen,
zu denen noch der der spräche kommt, hält Tacitus die Aestier
doch für eine art Germanen, 'von denen allein sie bernstein
1 diese tatsache ist für Müllenhoffs ausdehnung der TJreisten nach
norden gar nicht günstig, mehr licht kann diesen fragen zugeführt werden
vor allem durch Untersuchung der Ortsnamen in den baltischen provinzen,
namentlich in Estland , falls sie von methodisch geschulten forschem unter-
nommen wird , die wie FJWiedemann für finnische und littauische namen-
kunde gleich vorbereitet und nach beiden seiten hin unparteiisch wären.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 11
sammelten', und legt ilmen unbedenklich die von Plinius an der
nordsee gehörte germanische bezeichnung desselben glaesum bei,
wofür die Römer übrigens richtiger glesum geschrieben hätten,
seine bemerkung endlich über die aestische spräche, dass sie
der britannischen näher stehe, beweist nur, dass er weder vom
aestischen noch vom keltischen etwas verstand, und wenn er
weiter die 'germanisch redenden' Bastarnen und Peukinen für
weniger echte Germanen ausgibt als die Aestier, wenn er die
Caledonier wegen ihrer gröfse und haulfarbe für Germanen hält,
den Siluren aus ähnlichen gründen iberische abkunft zuschreibt,
wenn er die Veneti (Slawen) wegen ihrer lebensvveise nicht für
Sarmaten, sondern für Germanen, eben deswegen die Fenni für
ungermanisch halten möchte1, so sehen wir, dass von ihm wie
von dem ganzen altertum die wissenschaftliche einsieht noch nicht
errungen war, nach der die spräche das wichtigste und ent-
scheidende merkmal für ethnographische bestimmungen abgibt.
Seine nachrichten über die Fenni, den zweiten nordöst-
lichen nachbarstamm der Germanen, zeigen im gegensatz zu denen
über die Aestier keine eigene beobachtung von seiten der Römer,
sondern gründen sich auf ostgermanische berichte, alles was er
über ihre garstige Unkultur und bedürfnislosigkeit ausführt, dass
sie weder häuser und ackerbau kennen, noch pferde und waffen,
dieses der stolz des Germanen, sondern auf der von mann und
weib gemeinsam betriebenen jagd nur mit knochen zugespitzter
pfeile sich bedienen, als Unterkunft nur geflochtene jurten und
koten (finn. goate gieng in alle europäischen sprachen über)
herstellen: alles das bestätigen uns die Schriftsteller des 6 jhs.
Jordanes erwähnt in seiner beschreibung Skandinaviens (Get. 3)
am polarkreise, wo ein vierzigtägiger tag und eine gleich lange
nacht vorkämen , als nördlichste bewohner die germanischen Hdl-
eygir bei den Lofoteninseln und neben ihnen die Scrithifinnae,
wie die richtige lesart lautet, während Rere- und Trefennae nur
Verderbnisse und keine neuen namen sind, seine Schilderung
ihrer lebensweise, die wir bei dem Cosmographus Ravennas und
bei Prokop widerfinden, entspricht völlig dem, was Tacitus von
den Fenni meldet, und beruht auf der durch die Germanen über
den norden in Umlauf erhaltenen mündlichen Überlieferung, einen
fortschritt bekundet Paulus Diaconus durch erwähnung des rens
und der schrittschuhe, die dem volke seinen namen gaben:
Gleitfinnen, nicht Kletterflunen, wie Zeufs meinte, weiterhin
werden im Beowulf, dann von könig Alfred Finnas als nord-
bewohner Skandinaviens genannt mit ihren heerden von hränas
(altn. hreinar), sowie Ter finnas, die Fischerlappen am weifsen meer;
die Scrithefinnen widerum von Adam von Bremen im lljh. ge-
schildert und zuletzt von Saxo grammaticus als Scricfinni er-
1 diese ganzen ausführungen (s. 31 — 33) benutzen den von Diefenbach
in den Origines europaeae, art. glaesum s. 356(1' angehäuften stoff.
12 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
wähnt, eine form, die den namen auch als skandinavisch (schwed.
skrikka für skrid ka = altn. skridna), nicht nur südgermanisch
erweist, wie bei Adam von Bremen im hohen norden die fabel-
weit beginnt und die skandinavischen mythen hierher das heim
aller riesischen unholde verlegen, so schon bei Tacitus: die ge-
meinsame quelle sind uralte germanische märchen. seine Hel-
lusii und des Plinius Hüleviones sind trotz Zeufs und Grimm
keine felsbewohner, da altn. hella stein neben hallr, got. hallus
umgelautetes e haben muss, sondern hochgewachsene riesen (lat.
cell-ere, litt, kiln-as hoch) und ebenso bedeutet Etiones, got. Itjans
im vergleich mit got. af-elja, altn. iötunn, ags. eoton, alts. etan
riese nur den gefräfsigen, den riesen.
Die völlige Übereinstimmung der späteren Überlieferung über
die skandinavischen Skridefinnen, die Tacitus nicht kennt — denn
die Sitones sind, wie bemerkt, die Quenen zu beiden Seiten
des bottnischen busens — , mit seiner Schilderung der Fenni
auf dem festlande und die gegenüberstellung dieser Fenni mit dem
grofsen stamm der Veneti (Slawen) zeigt, dass der germanische
berichterstatter den grofsen finnischen stamm als ganzes im äuge
hatte, denn ursprünglich hat der name der Finnen bei den
Germanen diese umfassende bedeulung gehabt: noch heute heifsen
so die Lappen bei den Norwegern, wie die Suomi in Finnland
bei den Schweden und erst später nannten letztere die nachbar-
Finnen zum unterschiede Scridefinnen, dann seit dem 12 jh.
Lappen, allmählich hat sich der gesammtname des Stammes bei
den Germanen verengt und schon zu Tacitus Zeiten sahen wir
die Quenen unter dem sondernamen der Sitones von der masse
der Finnen ausgeschieden.1 der name 'Finnen' kann auf keine
weise nach der auch von Zeufs noch gebilligten meinung mit
got. fani, nd. fenne sumpf zusammenhangen2, da er kein umlaut-e
enthält, sondern nur mit ags. finn, nhd. nd. finne, nl. vin, lat.
penna, wozu altg. *Finnas, got. * Firnis , altn. Finnr, ahd. alts.
ags. Finn einst eine adjectivische ableitung war. 'befiedert' hiefsen
die Finnen wegen ihrer Schneeschuhe, sodass in der Zusammen-
setzung Scridefinnen eine tautologie vorliegt aus einer zeit, als
der uralte name Finnen bereits unverstanden geworden, denn
da selbst jener Urzustand des ausgedehnten fischer- und jäger-
volks, wie ihn Tacitus beschreibt und wie ihm eine übermächtige
1 s. 51 hätte der bezug auf Müllenhoffs s. 11 geäufserte Vermutung zu
Ptolemaeus gestrichen werden sollen, da sie sich als unrichtig erwiesen hat,
vgl. s. 49: Ptolemaeus hatte nicht Kvtvcovst, sondern <Plvvoi geschrieben,
die alten kannten also sicher auch in Skandinavien den namen Finnen und
es bleibt nach Tacitus berichten viel wahrscheinlicher, dass seine Sitones,
die Quenen der ebene, hiermit als Finnen bestätigt werden, denn dass die
alten neben den Sitones-Quenen die Scridefinnen in den bergen bereits ge-
kannt und zum unterschiede Finnen schlechthin genannt hätten.
2 was schon Thomsen (Einfluss d. germ. sprachen auf die finnisch-lap-
pischen s. 14) zurückwies.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 13
natur stellenweise bis heute eine kaum übersteigliche schranke
entgegensetzt , ohne hund , ren und Schneeschuhe undenkbar ist,
so müssen diese erst durch Paulus Diaconus berichteten einzel-
neren notwendig bereits in der urzeit bestanden haben, das
wort ren, älternhd. reinger, altn. hreinn, aus *kera?iias = cor vinus,
das gehörnte, ist nach Thomsen nur germanisch, nicht lappisch,
im übrigen ist die altertümliche gestalt der dem germanischen
entlehnten lappischen fremdworte für die frage , ob Germanen
oder Finnen eher in Skandinavien safsen1, ebenso wenig ent-
scheidend, wie der mythus der vollkommen als finnische berg-
jägerin geschilderten göttin Skadi, die mit dem reichen vanen,
dem handelsgott Njörd vermählt ist und mit Odin den Sseming
erzeugt, den gebieter des noch halb von Lappen bewohnten Halo-
galand, die sich selbst Same nennen, deutlicher spricht zu
gunsten der Finnen die sage von Gylfl, der ursprünglich könig
eines fremden urvolks am Mälarsee gewesen sein muss und sein
land an die germanische göttin Gefion verliert, entscheidend
aber ist der name der landschaft Finnheidi zwischen dem däni-
schen Halland und den gotischen Smälanden, wo sich Finnen ge-
schützt durch die wilde wüste in germanischer Umgebung länger
gehalten haben müssen, vor allem aber der finnische name des
landes Skandinavien oder richtiger Skadinavien, lappisch Skadesi
suols, iusel der Skadas d.i. menschen, wie die Lappen ihr land
und die ganze erde nennen, womit des Plinius nachricht von den
Hillevionen, dass sie ihr land Skandinavien alterum orbem ter-
rarum nennen, wunderbar übereinstimmt, dass Scadinavia die
ursprüngliche form war, erweist aufser dem lappischen original-
wort die Überlieferung der besten hss. des Plinius, Paulus Dia-
conus und Dicuil, die Verderbnis Codanovia bei Mela, ferner die
altgermanischen formen Scadanau in der Origo gentis Langobar-
dorum, Schatanavia bei Fredegar, Scathenauga im Chronicon Go-
tlianum und Scedenig, Scedeland im Beowulf. altn. Skdn-ey ent-
stand also aus *Skapnavi, altn. Skdni aus *Ska[mja, Scandia bei
Plinius, Ptolemaeus, Jordanes, Isidor, wie mal aus mapl, Heinir
aus lleidnir, Xaideirol.
Die älteste geschichtlich bezeugte gränze der Finnen und
Germanen liegt am nordwestufer des WaBnersees zwischen Hau-
mariki und Ränriki; dorthin verlegt sie Jordanes und späterhin
Ottar in Alfreds Orosius; ja noch im 11 jh. betrachtet Adam von
Bremen das ungeheuere gebirgs- und waldland zwischen Schweden
und Norwegen als tummelplatz der Finnen, anders an den küsten:
1 die sog. Finnenhypothese, nach der Finnen die Ureinwohner von fast
ganz Europa sein sollen, hat Müllenhoft' wegen ihrer völligen bodenlosigkeit
kaum berührt: die morschen anthropologischen stüzen hat ihr Virchow (Die
Urbevölkerung Europas) längst entzogen; doch wird sie bei den geschicht-
schreibern wol nach wie vor ihr dasein fristen, denn neuerdings hat sie
Dahn und allerneuestens wider Gutsche (Deutsche geschichte von der urzeit
bis zu den Karolingern) aufgewärmt.
14 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
dort muss Helsingeland nach den archäologischen funden bereits
im 1 jh. unserer Zeitrechnung germanische bewohner gehabt
haben, da nun Cvenland nach Ottar auf gleicher breite mit Ha-
logaland lag, südlich also an Helsingeland stiefs, so wird es sich
mit dem lande der Taciteischen Sitones decken.1
Nicht besonders erwähnt werden die Quenen von Jordanes,
dessen nachrichten über Skandinavien höchst wahrscheinlich von
dem Prjendirkönige2 Rodwulf stammen, der zu Theoderich nach
Italien kam und für Cassiodor als berichterstatter diente, trotz
den grofsen Verderbnissen , ja der unheilbaren Zerrüttung, in die
des Cassiodor Schilderung bei Jordanes geraten, liegt hier ein
vollständiges und im ganzen wolgeordnetes völkerbild aus Skan-
dinavien vor, wie wir es von keinem anderen teile Altgermaniens,
selbst in Tacitus Germania nicht, besitzen und früher, auch aus
den darstellungen bei Zeufs und Munch, in seinem wahren werte
nicht erkennen konnten, wie oben bemerkt, hebt Jordanes bei
dem nördlichsten Norwegen in Halogaland (Adogit3) an , geht ost-
1 auf Kieperts karte liegt Quaenaland zu weit westlich ins gebirge
hinein und erstrecken sich die Sitones zu weit südwärts.
2 oder, wie Mommsen will, Herulerkönig.
3 Müllenhoffs Vermutung, dass hinter der Verstümmelung Adogit (AJOT
aus AAOr) sich Halogaland verberge , wird bestätigt durch den verlauf,
den Jordanes geographischer rundgang um Skandinavien nimmt, indem er
ebendort seinen endpunct findet, wo er nach Müllenhoffs meinung anhebt,
nämlich in Halogaland. Dietrich hat seiner zeit in der schrift Über die aus-
spräche des gotischen , worin anhangsweise die skandinavischen völkernamen
des Jordanes, freilich sehr unzulänglich, behandelt werden (s. 104 ff), Adogit
mit bestimmtheit als randglosse zu existit erklärt, entstanden aus u[el]
degit. diese Vermutung ist um vieles weniger wahrscheinlich als die Müllen-
hoffs. Dietrich selbst hat hervorgehoben, wie oft bei Jordanes die namen
dadurch entstellt würden , dass der noch in uncialform geschriebene end-
buchstabe später nicht mehr erkannt und als minuskel verlesen wurde: aus
alogil wurde somit adogit. ich würde mich bei dieser frage nicht auf-
halten, wenn nicht OBremer in seiner besprechung im Litteraturblatt, deren
unreife lobsprüche noch respectwidriger erscheinen als ihr leichtfertiger
tadel, Dietrichs durchaus unsichere Vermutung als erwiesene tatsache Müllen-
hoff triumphierend entgegengehalten hätte, ja dieser kritiker, ein richtiger
'sehrmann', wie ihn Mörike (anLongus) gezeichnet hat, geht so weit, Müllen-
hoff der unbekanntschaft mit Dietrichs 1862 erschienenem schriftchen zu
zeihen, grofsen wert hat Müllenhoff sicher nicht auf dieses büchlein gelegt;
allein er hat es sich angeschafft und einbinden lassen, wovon sich Bremer in der
bibliothek des germanischen seminars zu Berlin überzeugen kann, hätte B. sein
bestreben, auf einem ihm augenscheinlich noch recht fremden gebiete von
einem meister zu lernen ('ein buch, aus dem man viel lernen kann', lautet
seine naive äufserung), nachhaltiger fortgesetzt, bevor er das wort ergriff,
so wäre ihm kaum verborgen geblieben, dass mit der harten bemerkung
Müllenhoffs gegen den, der das überlieferte ethel in ethelrugi als ad~al fassen
möchte (s. 66), nur auf die erwähnte abhandlung von Dietrich gezielt sein
kann, den Müllenhoff, wie er es mit unebenbürligen gegnern zu tun pflegte,
nur nebenher ohne nennung des namens zurückweist, nicht minder bodenlos
ist der Vorwurf, dass Müllenhoff keine Untersuchungen über die Verwandt-
schaftsverhältnisse der germanischen und der nachbarsprachen biete, wäh-
rend dieselben bekannter mafsen im dritten bände ihre stelle finden sollen,
was Müllenhoff am schluss des zweiten (s. 303), namentlich aber im vorwort
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 15
wärts zu den Scridefinnen, worunter hier Lappen und Quenen
zu verstehen sind , dann südwärts längs der ostsee zu den
Schweden (Sveans) am Mälar und Hjelmar, überspringt die mehr
binnenländischen Ostgotar, gelangt zu der landschaft Tjust (Theu-
stes, altschwed. Piust), dann notwendig über Blekingen und
Schonen bis Hailand : doch sind in diesem letzten teil die namen
Vagoth (Augoth, Avigotk? = Eygautar auf Eyland, Öland oder
Eygutar auf Gutland, Gotlaud), Bergio, Hallin, Liothida* so heillos
verderbt, dass alle Vermutungen ungewis bleiben, übergangen
werden jetzt die Dänen ganz an der südspitze des 'flachen Küsten-
strichs': omnium sedes swpina, plana ac fertilis, wie Müllen-
hoff aus sub uno plant schön bessert.2 die post hos beginnende
Völkerreihe führt naturgemäfs in das bergige innere des landes:
Athelnil ergibt durch buchstahenumstellung Hallenti oder Attentat
für Hallanthi, die Halländer, daneben richtig die Finnweden (Fin-
naithae) und die Fervir, in denen man mit Zeufs altn. Fair (got.
favai pauci), vielleicht eine ältere benennung der Smälander,
oder, die in der angränzenden landschaft Wärend angesessenen
Vi) dar (Verthi, Verti) erkennen mag. daran schliefsen sich unter
der gelehrten misbildung Gauthigoth die Ostgotar, verbunden mit
den Greutingen (Eva-greotingi zum unterschiede von den gleich-
namigen Ostgoten am schwarzen meere) um die südlichen höhen
am Wettersee (altn. griot stein), die folgenden Völker his exte-
riores sitzen nicht mehr am binnenmeere, sondern auf der aufsen-
seite der halbinsel am ocean: Vestrogothae, Ratimariciae, Ränriki
(Ragnaricii, vgl. ahd. rahanen, altn. ran) und Finni mitissimi, die
unmöglich noch Omnibus mitiores heifsen können, sondern nur
zum fünften bände ausgesprochen hat, wo es heilst: der dritte band soll
darnach aus der Stellung und dem sprachlichen Verhältnis der ältesten histo-
risch bekannten völker des mittleren Europas in dem striche von den Py-
renäen bis zum Kaukasus den beweis führen usw. voreilig ist ferner die
behauptung, Flevum erweise sich nach analogie von Renos : Hin als kel-
tisch durch die deutschen formen mit i, während noch im mittelalter die
friesische form Fle vielfach vorkommt, kenntnislos ist seine Verteidigung
des Tacitus gegen MüllenhorT in der frage der Vertreibung der Bojen aus
Böhmen, vgl. s. 41. geradezu komisch würkt der bombast des Schlusses,
wo B. seine eigenartigen Vorstellungen von geschichtlicher forschung zum
besten gibt, er wollte eben eine recension im grofsen stile abfassen , und
da das eigene vermögen dazu nicht ausreichte, so schrieb er 'nach be-
rühmten mustern': ganze sätze klingen so, als hätte man sie schon in
vGutschmids besprechung des ersten bandes des Müllenhoffschen werkes
gelesen (Litt, centralbl. 1871 s. 521 ff), als beachtenswert kann nur gelten
die oben erwähnte mitteilung einer Leskienschen ansieht und einige sprach-
liche Schlussfolgerungen aus IVIüllenhoffs resultaten, die oflenbar durch BMuchs
Vortrag (Korrespondenzblatt der anthropolog. gesellsch. 1887 (xvin) 157) an-
geregt sind, ohne dass Bremer es für nötig gehalten hat, auf diese quelle
irgendwie hinzuweisen.
1 sowol stevcövoi Ptolem., ags. Lionas, wie Liungaköpungr (Zeufs 506
und Müllenhoff Zs. xi 290) muss hier ganz aus dem spiele bleiben.
2 Mommsen hat trotzdem sub uno plani beibehalten und fasst sub uno
als similUer auf.
16 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
minores1, kleine leute, wie ihre nachbarn in Vingulmörk, die
Vinguli (Vinovil-oth), wodurch die hervorhebung der gröfse der
[oth-] Suetidi und der weiterhin genannten Völker erst den er-
forderlichen gegensatz erhält, wegen der geographischen Stellung
können mit den Vinovilolh ebenso wenig die Quenen (etwa Quin[i]-
vilos), wie mit den Suetidi die schon genannten Schweden ge-
meint sein, sondern gewis die ptolemaeischen Xaideivoi, norw.
Heidnir, welche Jordanes * Aethini nennen muste, oder, falls man
Othsuetidi zusammenfasst, ihre andere benennung Heidswvar,
Eidsivar, die bei Jordanes * Aethsevii lauten muste. weiter geht
die aufzählt! ng längs der küste erst westwärts zu den Grenir
(Granit), Agdir (Augandzi aus Agadii), Eunixi(?), Pilir in Pela-
mörk (Taetel, Tethel aus Thelae) und nun nordwärts zu den Rygir
(Rugi) in Rogaland, Hördar oder Haruden (Arochi aus Arothi,
Harothi) und endlich den Raunii, die wol aus Thraaandii ent-
stellt sind, germ. *Praaandos, altn. Prcendir, ags. Prövendas,
womit wir wider bei den Häleygir anlangen und der kreis voll-
kommen geschlossen ist.
Nachdem so in Skandinavien das ursprüngliche Verhältnis
zwischen Finnen dh. Lappen und Germanen betrachtet ist2, kehrt
Müllenhoff auf die ostseite der ostsee an den finnischen meer-
busen zurück, dessen südliches ufer als einstige nordgränze der
Eisten festgestellt war, und untersucht im norden und osten
desselben die älteste Stellung der finnischen Völker, die sich in
Karelier im nordosten und Suomi, Hämäläiset oder Tawasten
im Südwesten Finnlands scheiden, zu dem südlichen oder jämi-
1 dieser trefflichen besserung versagte auch Mommsen seinen Bei-
fall nicht.
2 woher die germanische einwanderung kam, kann nicht zweifelhaft
sein, jene an die späteren wandersagen der Südgermanen (vgl. oben s. 5)
anknüpfende annähme, die im letzten Jahrzehnt zahlreichere anhänger nament-
lich unter den anthropologen gewonnen zu haben scheint, als wäre Skan-
dinavien die Urheimat der Germanen oder wenigstens der Ostgermanen, wird
durch die Müllenhoffschen ausführungen für immer beseitigt, bei der Ver-
wandtschaft der Skandinavier mit den Ostgermanen wird man erstere ur-
sprünglich als einen zweig oder als nächste nachbarn der letzteren in Ost-
deutschland zu denken haben, bevor sie über die ostsee nach Schonen
auswanderten, in sommerlicher zeit von Rügen über das noch nicht 10 meilen
breite meer nach Schweden zu setzen, konnte auch in jener urzeit keine
Schwierigkeiten machen, zu ähnlichen ergebnissen kommt Montelius auf
grund der ausgrabungen in seiner abhandlung Om vära förfäders invandring
tili norden (Nordisk tidskrift for vetenskap, konst och industri 1884 s. 32,
deutsch von JMestorf im Archiv f. anthropologie xvii (1888), 151 ff), nur
lässt er die Nordgermanen über die jütische halbinsel und die dänischen
inseln nach Skandinavien gelangen, was sich mit der ältesten bekannten
Stellung von Ost- und Westgermanen schwer, ja meines erachtens über-
haupt nicht verträgt, denn die dänischen inseln wie Jütland gehören in
den ersten jhh. unserer Zeitrechnung bekanntlich noch den westgermanischen
Ingvaeonen. erst im 6jh. wird das Dänenreich auf Seeland gegründet und
die verödete halbinsel, die ihre westgermanischen bewohner, Juten und
Angeln, an England abgegeben hat, in ihrem nördlichen teile von Skandi-
naviern besetzt.
MÜLLENBOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 17
sehen stamme gehören auch Esten, Liven, Kuren, sowie die
Woten in Ingermannland und als weiter abgetrenntes glied die
Wepsen am Onjega mit besonders altertümlichem dialect. historische
Überlieferung und Sprachgeschichte erweisen gleicher mafsen, dass
diese Südfinnen in den 1 jhh. unserer Zeitrechnung im osten und
Südosten des finnischen busens beisammen safsen und erst nach
der Völkerwanderung , welche sie von dem drucke der skandina-
vischen Germanen befreite, der jämische vorstofs nach nord-
westen an die küste gegen die Karelier und nach Südwesten
gegen die stammfremden Eisten erfolgte. Thomsen bestätigte
diese tatsache durch den nachweis, dass die älteste Schicht ger-
manischer lehnworte im finnischen, die nach inhalt und umfang
von einem herschendeu und tributheischenden volke eutnommen
sind, bei den gesammten Finnen in gleicher weise erscheint
und diejenige lautgestalt zeigt, welche um den beginn unserer
Zeitrechnung der nordgermanischen spräche eigen war.1
Gegen die Slawen muss die Waldaihöhe die südgränze der
Finnen gewesen sein, denn das slawische Nowgorod am einfluss
des Wolchow in den Ilmensee wurde auf finnischem boden ge-
gründet: sein ältester germanischer name, nicht Nögarden, sondern
Holmgardr, entstand wol aus Ilmengardr, wie denn finn. Ilman-
järwi dh. Wettersee mit dem finnischen luftgott Ilmari zusammen-
hängt, südlich von der Waldaihöhe beginnen nach des russischen
Chronisten Nestor und Adams von Bremen berichten aus dem
11 jh. die sitze slawischer stamme, die Kuritschen um Smolensk
im quellgebiet der Düna, Wolga und des Dnjeprs und südlich
davon an der Desna die Sjeweren. östlich gehen neben ihnen
parallel vom Bjelo ozero nach Süden widerum finnische Völker:
die Wesi (Wizzi), heute Wepsen, die Merja (Mirri), die Muroma
an der Okamündung und weiter nordöstlich die Tscheremissen
und Permen, am südlichsten zwischen Don und Wolga die Mor-
dwinen.
Die ursprünglichkeit dieser Stellung der Finnen , denen das
ganze Wolgagebiet gehörte, wie den Slawen das Dnjeprbecken,
erweist des Jordanes erzählung von den eroberungen des durch
Ammian bekannten ostgotischen königs Ermanrich (um 360), die
aus der sage des 5 jhs. geschöpft ist. danach unterwarf der
könig ganz Osteuropa : Westgoten, Heruler an der Maeotis, Slawen,
Eisten an der ostsee und die nordvölker dh. Finnen, die von
Jordanes in ihren alten sitzen aus der zeit vor dem Hunnenein-
bruch einzeln aufgezählt werden, am finnischen meerbusen, von
dem Jordanes ausgeht, safsen die Golthe-scytha (= Golthe-Cjudi),
bei Adam von Bremen Scuti genannt, dann östlich zwischen
Ladoga , und Onjega die Thiudos in Aunxis d. i. die Tschuden
oder Finnen um Olönetz, denn Thiudos ist nur die gotische form
1 die zweite noch andauernde skandinavische colonisation und herschaft
in Finnland stammt erst aus dem 12 jh.
A. F. D. A. XVI. 2
18 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
für den allgemein slawischen Finnennamen (Tschuden) und Aunuk-
sen-maa heifst bei den Finnen das russische Olönetz. es folgen
die Wesi (got. Visans) und die Permen (got. acc. Bermans, altn.
Btarmar, ags. Beormas): beide namen sind in der corruptel va-
sino broncas zusammengeschweifst worden. dann die Merens
(Meren) und Mordens (Mordwinen), in deren namen die endung
-ens noch das gotische -jans erkennen lässt, und schliefslich
die Ceremisi, deren ältere namenform aus der durch Umstellung
der namenhälften entstandenen Verderbnis imnis-caris deutlich
hervorleuchtet, aber dass nicht nur im 4 jh. unserer Zeitrech-
nung, sondern schon mehrere jhh. vor derselben Finnen an der
Wolga safsen1, die sie heute noch Rau oder Rawas nennen, während
Wolga die slawische, Atal, Itil die bulgarisch-türkische benennung
ist, beweist des Ptolemaeus genaue kenntnis des Pcc und selbst
Herodots "OctQog, den Darius östlich vom Tanais (Don) antrifft,
wie vielleicht des Ptolemaeus /Jai%, Jaik (Ural) ein finnischer
name ist (finn. jeaga — kleiner fluss).
Es blieben als drittes nachbarvolk im osten der Germanen
die Slawen übrig, was Tacitus über sie berichtet, erweist sich
widerum als ausfragung kundiger Germanen, nicht als eigene
beobachtung der Römer, einmal negativ wegen der abwesenheit
jeglicher bemerkung über die spräche und dann positiv durch
die art der characterisierung der Slawen als eines argen räubervolks
im gegensatz zu den friedlichen Eisten und als nichtnomadischer,
leichtbewaffneter fufskämpfer im gegensatz zu dem reitervolk der
Sarmaten am Pontus, mit denen jene zu vermischen die geogra-
phischen anschauungen des altertums hätten verleiten können,
ebenso wenig wie die Eisten kannten einst die Slawen eine in
germanischer art mit leben und Selbständigkeit des volks fest ver-
knüpfte häuptlings- oder königsgewalt; schon in vorhistorischer
zeit entlehnten beide Völker das altgermanische *kuningas: litt.
kuningas, lett. kungs dominus, altslaw. (kiinqgü, kunqzi) knqzi
princeps. wie bei den Finnen so erweisen auch bei den Slawen
Schriftsteller des 6 jhs., Prokop und Mauricius, durch genauere
ausführung die richtigkeit der Schilderung des Tacitus. nach wie
vor ist das räuberwesen fest eingewurzelte volksgewohnheit; ge-
kämpft wird zu fufs nur mit speer und schild, nicht in der feld-
schlacht, nur im kleinkriege bei vollkommener Zersplitterung,
der einzelne wohnt ohne nahe nachbarschaft in Waldungen; die
landschaftlichen verbände stellen keine politische macht dar, da
gemeinsame beschlösse nicht zu stände kommen, und der friede
erstreckt sich nur auf den bereich der einzelnen familie, da ihn
nicht wie bei den Germanen edle, angesehene geschlechter stützen.
1 dieser schluss wäre hinfällig, wenn EKuhn (Zs. f. vgl. sprachf. 28, 214 f)
mit der herleitung des namens aus dem iranischen recht hätte: altpers.
*Rahd, wozu er Ranha des Avesta vergleicht, die südlichen anwohner des
flusses, die Skythen, waren allerdings nach Müllenhoffs beweisen Iranier.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 19
auch im kriege fehlen sie als führer; daher die willkürlichen
raubfahrten der einzelnen familien. so konnten die Slawen, weil
sie sich nicht in abgeschlossene Völkerschaften gliederten, sondern
in grofsen , weit ausgedehnten massen auftreten , späterhin ihre
allmähliche Verbreitung und ihr führerloses vorrücken weithin in
die von Germanen verlassenen gegeuden ganz unmerklich voll-
ziehen.
Von ihren ältesten gränzen kennen wir bereits die gegen
Eisten und Finnen ; es fehlt die westgränze gegen die Germanen.
im grofsen und ganzen war es die Weichsel und ihr wol sla-
wischer name spricht dafür, dass die Germanen den ström ein-
mal von westen her erreicht haben, den die Goten dann im
unterlaufe überschritten, was die so genannte slawische Wissen-
schaft über diese gränzgebiete zu tage gefördert hat, ist zu un-
vernünftig, um eine Widerlegung zu lohnen. Schafarik gieng
schon darin zu weit, den von den Ostgermanen verlassenen teil
Altgermaniens, der allmählich von Slawen besetzt wurde, für
ursprünglich slawisch zu halten, er wurde späterhin überboten
von Ketrzyuski1, um nur einen namen herauszugreifen, der auf
anderen gebieten heute einen guten klang hat, und neuerdings
von Perwolf2: ihr jeglicher wissenschaftlichen besonnenheit barer
slawischer Chauvinismus wird nur verständlich durch die begehr-
lichkeit, mit der die äugen des nachbarn den deutschen osten
betrachten, diese slawische 'Wissenschaft' erweist mit leichtigkeif,
dass schon am beginn unserer Zeitrechnung alle Germanen öst-
lich der Elbe eigentlich Slawen waren , und kommt sich schon
sehr bescheiden vor, wenn sie zugibt, dass Germanen hier zwar
die herren des landes, die eigentliche bevölkerung aber unter-
tänige Slawen waren. Müllennoff erwähnt diese art forschung
nur andeutungsweise, indem er sie auf gleiche stufe stellt mit
den haltlosen und ungereimten versuchen, zu erweisen, dass
vom 6 — 12 jh. Germanen zwischen Elbe und Oder sitzen ge-
blieben , sich ihre nationalität mitten unter herschenden Slawen
gewahrt, mit den Deutschen eine gleichartige entwickelung ge-
nommen und dann mit den erobernd vorrückenden brüdern ver-
schmolzen wären.3
1 Die Lygier. ein beitrag zur geschichte der Westslawen und Vindilen,
Posen 1868.
2 bei abschluss der DA n war Müllenhott" nur der aufsatz Perwolfs über
Lechen und Polen (Archiv f. slaw. phil. iv 63 IT) bekannt, den er kurz citiert.
die hier ganz allgemein geäufserten behauptungen hat dann derselbe verf.
in zwei späteren abhandlungen (Slawische völkernamen, Archiv vii. vm) des
weiteren ausgeführt, trotzdem Jagic, der herausgeber, bereits gegen den
ersten artikel eine Verwahrung beigefügt hatte, gegen diese neuen aufsätze
verwahrte sich Jagic noch entschiedener und versprach nun eine sachliche
darstellung von einem in europäischer altertumskunde bewährten gelehrten,
deren erscheinen wegen krankheit des verf.s bedauerlicher weise ins un-
gewisse verschoben wurde, es hat sich um Kunik gehandelt.
3 Platner hat in zwei umfangreichen aufsätzen (Forschungen z. d. gesch.
20 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSliUISDE II
War die Weichsel die ostgränze der Germanen, so müssen
wir auf dem rechten ufer im mittel- und oberlaufe Slawen er-
warten, allein von den hier bei Ptolemaeus genannten drei namen
wäre nur der erste, Soi'lovsg, als slawisch anzusehen, wenn in
der gegend des Bug oder Narew ein alter flussname Sula sich
nachweisen liefse, während die beiden anderen ^govyovvditovsg1
und uivaqivoi offenbar von dem benachbarten germanischen
linken Weichselufer herübergenommen wurden, um dem mangel
an eiuzelheiten im osten abzuhelfen : auch Plinius erwähnt Varini
als nördliche nachbarn der Burgundiones uud Ptolemaeus standen
diese namen vielleicht aus einer der beiden diathesen , die er
für Germanien benutzte, der general- oder specialdiathese, zur
Verfügung.
Südlich der Weichselquelle bis an die südwestecke Sarma-
tiens über dem Donauknie folgen ^Of-ißgcoveg unülävagtocp qccxto i,
weiterhin BovQyuovsg, ^QOvrjrai (\.^4oovrJTai), 2aßoxoi, Tliev-
ylxai und Blsoool. ^AvaQxocpQÖxxoL im nördlichen gebirgigen
Ungarn gehören klärlich zu den im nördlichen Dacien von Pto-
lemaeus genannten ^Ävaqxoi, die er von ersteren durch zwischen-
schub jener fünf Völker trennt und südwärts ins römische Dacien
d. i. Siebenbürgen versetzt, während Caesars Daci et Anartes sie
an der Weichselquelle bestätigen. Bovgyitoveg sind wahrschein-
lich nur gotische Baurgjans , dh. die im gebirge geborgenen ;
^4Qovi]taL anwohner der Arwa (slavv. Orawa) , des nebenflusses
der Waag; üievylxai wol auch nach einem fluss benannt; 2a-
ßöxoi und BLeoooi die von Capitolin als teilhaber des Marko-
mannenkrieges genannten Bessi Cobotes: diese fünf namen stammen
wol von dem römischen berichterstatter über Südgermanien aus
Tacitus zeit, die beiden erstgenannten aus einer älteren griechi-
schen quelle, an die Anartes im nördlichen Ungarn , nicht Dacien,
wie Ptolemaeus will, schliefsen sich die TevqLoy.01, deren name,
wenn auch vielleicht eins mit dem der norischen Taurisci, ebenso
wenig keltisch sein kann wie das österreichische Tauern, und
die Koioxoßwxoi im oberen Theifsgebiet, das die vandilischen
Asdingen während des Markomannenkrieges in besitz nehmen,
bei letzteren tritt widerum die contamination zweier berichte,
griechischen und römischen Ursprungs, durch Ptolemaeus zu
tage, die Koistoboken werden nämlich in folge der fälschlichen
combination römischer nachrichten aufser in Dacien auch in
bd. xvii. xx) diese vor ihm nur von pommerischen localforschern gepflegte
meinung mit grofser gelehrter rüstung zu verteidigen gesucht: Georg Wendt
hat ihn in seiner dissertation (Die natinoalität der bevölkerung der deutschen
ostmarken vor dem beginne der germanisierung. Göttingen 1878) trefflich
zurückgewiesen.
1 auf Kieperts karte steht nach Müllers ausgäbe Phrugudiones. frei-
lich liest man in Müllers text <t>Qovyov8lcoves; aber das ist nichts als ein
versehen, denn sowol das Stichwort der anmerkung als die lateinische Über-
setzung behält das n der zweiten silbe bei, das die angegebenen lesarten
der hss. in der tat verlangen.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 21
der zweiten reihe der sarmatischea Völker zusammen mit den
TgavCf-iovravoi ( ' Transjugüani bei Ammian) bei den peukinischen
bergen genannt und letztere als verschieden von den karpatischen
bergen angesehen, und wie an der Donaumündung die insel
Jln-/.!] und die 14qtciol bei der Stadt cJ4qrcig, so stehen bei den
peukinischen bergen Peukinen und Bastarnen und zwischen ihnen
KaQTtiavoL Saßoxoi und KoiGToßiüxot liefsen sich nach sla-
wischen lautgesetzen in gegensätzlicher weise auslegen , jene als
Transmontani (-bokti, seite), wie Zagori, Zaplanina, diese als be-
wohner der Theifsebene (cistübokii); allein diese gleichklänge sind
zu unsicher, als dass gegenüber den übereinstimmenden Zeug-
nissen der alten, welche die Slawen von den Karpaten fern
halten, etwas darauf zu geben wäre, zumal die wenigen bekannten
Personennamen des volks unslawisch sind.
Die drei ältesten Zeugnisse1, Pliuius, Tacitus, Ptolemaeus,
kennen Slawen (Venethae) nur im norden und nordosten der von
der Weichselquelle längs des äufseren Karpatenrandes bis zur
Donaumündung ausgebreiteten Bastarnen, also im Dnjeprgebiete;
und dies bestätigen die Peutingersche tafel und ein Grieche aus
dem 3jh. (Germ. ant. s. 156), sowie die Veronesische volkertafel aus
dem 4 jh. vor der südlichen ausdehnung der Bastarnen safsen
die Slawen demnach von der oberen Weichsel und den Karpaten
an um die grofse Sumpfgegend nordwärts bis an die Waldaihöhe,
ostwärts gegen die Finnen bis an die Wolga , südwärts nicht bis
ans meer, noch weniger bis an die Donau, denn ihr name ist
im slawischen doppelformig , Dunavü und Dunaj, und dies wird
allein erklärlich durch die annähme gotischer vermittelung (Dönavi,
acc. Dönauja) des in echtem keltisch Danuvias, nicht Danubius,
lautenden namens.2 Danuvius bezeugen die inschriften und be-
zeugen auch die germanischen Umbildungen, ags. Donüa, ahd.
Tuonouua, während keltisch Danubius ahd. Tuonuffa ergeben
haben würde. Danuv-ius ist von keltisch ddnu fortis nur durch
ableitung gebildet, die ableitungssilbe gestaltete sich im munde
1 die älteste erwähnung des germanischen namens der Slawen bei Mela
übergeht Müllenhoff mit stillschweigen, ich wenigstens weifs für den auch
bei Plinius vorkommenden bericht, der zu den tollsten einfallen veranlas-
sung geboten hat, bei den alten, wie bei neueren gelehrten, keine andere
vernünftige erklärung als die, in den angeblichen Indern Wenden zu
sehen. Metellus Celer, dem proconsul von Gallien, sollen nämlich a. 58
v. Chr. von dem könige der Sueben einige Inder geschenkt worden sein,
die an die germanische küste verschlagen und als sklaven weiter verkauft
wurden: ein beweis, dass das meer ununterbrochen von der germanischen
küste ostwärts bis nach Indien gehe, an eine fehlerhafte Überlieferung des
namens, wie sie später vorkommt, zb. Germ. ant. s. 157 Indii statt Vinidi,
ist natürlich nicht zu denken, wol aber an eine entstellung des den Römern
noch gänzlich unbekannten volksnamens, den sie einem ihnen bekannten
ähnlich machten , wie später in anderer weise Veneti gesagt wurde (Tacitus).
2 iMüllenhoffs glänzende abhandlung Donau, Dunavü, Dunaj, die aus
der Zs. xx und dem Archiv f. slaw. phil. i bekannt ist, wurde in unserem
bände mit einigen nachträglichen besserungen als anhang xm wider abgedruckt.
22 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTÜMSKUNDE II
der Sueben, die um 100 v. Chr. den herkynischen Waldgürtel
durchbrochen hatten und bis in die gegend der Donauquellen
erobernd vorgedrungen waren, zu einem eigenen stamme -avia
um. von den Sueben kam der name zu den übrigen Germanen
und die Goten brachten ihn schon an die Donaumüntluug mit,
wo seitdem der thrakische name Ister verschwindet, von den
Goten erbten ihn die Slawen, diesen nur aus sprachlichen gründen
erschlossenen gang der namenentwickelung bestätigen die histo-
rischen Zeugnisse der Byzantiner, welche die gotische form als
Joivaßio,, Jovvavig überliefern, bei einem derselben, Pseudo-
Caesarius, fand Müllenhoff den ältesten beleg für den einheimi-
schen namen der Slawen: 2x?>avr]voL (ca. 530).
Das gebiet der Slawen war demnach ein grofses einförmiges
binnenland, an umfang dem gebiete der Urgermanen weit über-
legen und wol im stände, in kurzer zeit grofse bevölkerungsmassen
an die länder jenseits der Donau wie der Weichsel abzugeben,
wo sie an erster stelle nur unvollkommen, an letzterer gar keinen
widerstand fanden, das rätsei ihrer ausbreitung erklärt sich vor-
nehmlich durch ihre mangelnde geschlossenheit , sodass die menge
in kleine atome zersprengt sich überall einnisten konnte , wo sich
ihr räum öffnete, in Ostdeutschland war das schon überaus früh
der fall.
Die allmähliche entblöfsung des germanischen Ostens beginnt
bereits in vorhistorischer zeit mit dem abzug der Skiren und
Bastarnen von der Weichsel nach der unteren Donau, beim be-
ginn des markomannischen krieges (etwa 170) brechen die lugi-
schen Vandilier, die sich nach ihrem königsgeschlecht auch
Hazdiggos (Astingi) nennen, über die Karpaten ins land der
Koistoboken ein und lassen an der oberen Weichsel und Oder
die erste lücke. ihnen folgen sofort teile der Goten, die nach
der Walachei ziehen und seitdem Taifalen ('Dakenebene') heifsen,
während der hauptstamm gegen 240 an den Pontus, der rest,
die Gepiden , zehn jähre später nach den Karpaten und gleich-
zeitig eine abteilung skandinavischer Heruler nach der Maeotis
auswandert, gegen ende des Jahrhunderts rücken die Burgunden
den Semnonen nach in die gegend des Mains und endlich im
4 jh. die nördlichsten Ostgermanen, Skiren und Bugen, denen
sich von jenseits der ostsee noch Heruler anschliefsen , in das von
Wandalen (Silingen) und Sveben (Quaden) 406 verlassene land
im Süden der Karpaten, der stürz des hunnisphen reiches reifst
die Skiren und weiter abwärts an der Donau die Bugen mit sich
und später werden auch die Heruler von den Langobarden zer-
sprengt, sodass ganz Ostgermanien bis zu der Oder und dem
Biesengebirge vom 3 — 5 jh. geräumt war.
Dass die wenn auch lautlos und unbemerkt, so doch gewis
ziemlich rasch nachrückenden Slawen vielfach noch reste von
Germanen angetroffen haben, bezeugt jenes aus Gepiden und
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 23
Eisten bestehende mischvolk der Vidivarier an den Weichselmün-
dungen, die bekannte von Prokop mitgeteilte sage der afrikani-
schen Vandalen , die ähnlichen Verhältnisse in der geschichte der
ostgermanischen Völker an der Donau wie der Goten in Taurieu,
vor allem aber die bewahruug germanischer Ortsnamen bei Slawen,
denen die germanischeu reste vor ihrem erliegen jene überlieferten,
so lebt noch heute der name der auf dem linken oberen Oder-
ufer gesessenen Silingen , nach denen die Slawen den Zobtenberg
Stanzt (Silingis), den fluss daneben, die Lohe, Slqza und end-
lich das land Schlesien benannten; ebendort berichtet Thietmar
von Merseburg für das 10 jh. von einem orte Nemci, d. i. Ger-
manen, olim a nostris condita. und noch länger werden die
früheren germanischen Ortsnamen der nun slawischen gegenden
bei den westlichen Germanen beibehalten, das erzgebirge wird
noch im 9 jh. Fergunna und Mirkuuidu, die Warnow noch von
Saxo grammaticus mit ihrem deutschen namen Gudacra genannt,
der slawische stamm der Stoderaner an der Havel hiefs bei den
Deutschen Heveller, ihr hauptort Brandenburg, ihr heiliger berg
Harlungeberg. der name der Moldau (tscbech. Wlatawa) ist nur
Umbildung aus altgermanisch *Walth-ahva, wie Odora aus ger-
manisch *Viapva.1 ja der böhmischen Eger und den rechten
Eibzuflüssen Havel, Spree, Elster ist ihre deutsche benennung
unverloren geblieben, dass auch im Donautal von der Enns bis
Wien die germanische bevölkerung nach der ersten besiedlung
nie ganz ausgestorben ist, beweisen eine menge Ortsnamen, deren
deutsche form sich unmittelbar an die aus dem altertum über-
lieferte anschliefst, während die slawische ihr ferner steht: Erlaf
(Arlapa), Treisam (Trigisamus), Cumeoberg (Comage?ius), Wien als
Stadt- und flussuame (Vindobüna, Vindomna, deutsch die Wieden,
daraus poln.-tschech. Videri, südslaw. ungar. aber Bec, Becs), Raab
(Arrabo), Kamb (Kü/.moi}, Mänhart (Luna Silva), March (Marus,
aber slaw. Morawa) , Gran (Tgarovag, aber slaw. Hron, ungar.
Gar am).
Von der germanischen heldensage wird bis ins 6 jh. hinein
der ganze osten bis zur Weichsel noch als deutsches land in
anspruch genommen und auch die gotischen berichte Cassiodors
bei Jordanes, die im übrigen die Verhältnisse des 6 jhs. richtig
darstellen, geben als westgränze der Slawen noch nach altgermani-
scher weise Weichsel und Karpaten an; sogar der kosmograph
von Ravenna hat noch diese ansieht, die damals schon lange
nicht mehr richtig war. das beweist der zug einer abteilung
Heruler aus der Theifsebene nach Skandinavien, von dem uns
Prokop zum jähre 513 berichtet, 'bei allen stammen der Sklavenen'
1 vielleicht gehört noch der name Gesenke hierher; falls nämlich tschech.
jasenik (jasen esche) nur Übersetzung des altgerm. läaxißovgyiov d. i. eschen-
gebirge und nicht selbständige, neubenennung der Slawen war. — denselben
gedanken hat soeben RMuch ausgesprochen: Zs. 33, 3 f.
24 MÜLLENBOFF DEUTSCHE ALTERTÜMSKUNDE II
vorbei durchzogen sie 'vieles öde land', um westwärts zu den
Warnen und Dänen zu gelangen, da die Langobarden noch ober-
halb Pannoniens über der Donau safsen, müssen sich die Sklavenen
damals schon zu beiden selten der Karpaten ausgebreitet haben,
und als die Baiwarier um 500 aus Bajahaim (Böhmen) nach
Süden und westen vorgedrungen und 530 die Langobarden vom
nordufer der Donau, das sie 487 nach kämpfen mit Burgunden,
Wandalen und Hunnen, nicht aber mit Slawen, erreicht hatten,
nach Pannonien übergesetzt, stand der einwanderung der Slawen
auch südlich der Karpaten westwärts in die österreichischen lande
kein hindernis mehr entgegen, das 'viele öde land', das jene
Heruler durchzogen , ist nichts anderes als das Maurungaland,
ags. Mprgingaland der heldensage, dh. das land zwischen Elbe
und Weichsel, Donau und ostsee, wol ein Spottname (altn. maur
ameise) für das einst übervölkerte Ostgermanien , das nun einöde
war. am schlagendsten wird das unverjährte anrecht der Ger-
manen auf den osten in dem altenglischen Wandererlied bezeugt,
worin ein der ganzen deutschen heldenweit kundiger Sänger des
6 jhs., der selbst ein M^rging ist, Germanien von der Donau bis
zur Eider noch von Sveben bewohnt sein lässt, an der Weichsel
noch Goten, Gepiden, Burgunden und erst jenseits derselben
Vinedas (Slawen) kennt, an eine eroberung des landes durch
die Slawen, deren lockere scharen erst allmählich sich verdich-
teten und in ihrer ohnmächtigen Zerstreuung während der völker-
stürme vom 3 — 6 jh. gar keine rolle spielen, ist daher durchaus
nicht zu denken, den hauptanteil an dem weiten vordringen der
Slawen hatte neben der verhängnisvollen politik der Langobarden
der einbruch und die niederlassung der Awaren an der Donau,
herbeigerufen 558 durch Justinian gegen die seit 527 fortgesetzten
raubeinfälle der Sklavenen, Anten und hunnischen Bulgaren,
dringen sie unaufhaltsam nach westen vor, stehen 562 bereits
an der unteren Donau, bald darauf im osten des fränkischen
reichs an der Elbe und können nur zum abzuge bewogeu werden
durch vertrage mit Sigibert von Austrasien und seinem schwager,
dem Langobardenkönig Albuin, die ihnen das land der Lango-
barden und Gepiden, dh. Pannonien und Dacien sichern, ge-
meinsam mit den Langobarden , deren äuge schon lange begehr-
lich nach Italien gerichtet ist, vernichten sie 567 die Gepiden
und nehmen ihr land, während habe und übrige mannschaft der
Gepiden den Langobarden zufällt, nun räumen auch die Über-
bleibsel der rechtselbischen Sveben -Semnonen ihren wohnsitz,
indem ein teil mit nach Italien folgt, ein anderer, die sog. Nord-
schwaben, in Nordthüringen an stelle der zwanzigtausend gleich-
falls nach Italien abziehenden Sachsen angesiedelt wird, so ist
der ganze osten von den Germanen aufgegeben und die zer-
sprengten reste, die sich noch rechts der Elbe finden, sind un-
rettbar verloren, aufser wo sie wie im Donautal bis zur March
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 25
mit der festen masse der stammesgenossen dauernd fühlung be-
halten, so wie die Slawen hier im gefolge der erobernd vor-
dringenden Awaren und nicht durch eigene politisch- militärische
kraft den leeren germanischen osten überschwemmten und dauernd
besetzten, so hatten sie auch von den südwärts in die Balkan-
halbinsel gerichteten raubzügen der türkischen Bulgaren des 6 jhs.
allein den bleibenden vorteil, indem sie an die Donau und über
dieselbe hinaus bis nach Morea ihre niederlassungen vorschieben
konnten, dass vor der zweiten hälfte des 6 jhs. Slawen nicht
in gröfseren massen südlich der Donau vorkommen, erweist an-
hang xv durch genaue 'aufführung der berichte über die byzanti-
nischen kämpfe, die Pniower für die jähre 538 — 559 fortgeführt
hat. zugleich ergibt sich die hinfälligkeit aller versuche Scha-
fariks, westlich der Karpaten oder an der Donau ein Urslawen-
tum zu erweisen.
Das vierte buch ist den west- und südnachbarn der Ger-
manen gewidmet oder wenigstens dem ausgedehntesten und mäch-
tigsten volke an der west- und südgränze, den Kelten, sodass
die betrachtung der südöstlichen weniger bedeutenden oder ent-
fernteren uachbarn, der illyrischen Pannonier, der thrakischen
Daken und der jazygischen Sarmaten zwischen jenen beiden, für
die zusammenhängende Untersuchung der europäischen bevölkerung
im dritten bände aufgespart ist. über den besitzstand der Kelten
und Germanen sind lange und erbitterte kämpfe vor allem unter
deutscheu gelehrten geführt worden, die meinungen sind heute
geklärter, und wenn selbst Müllenhoffs behutsam abwägende und
tief dringende forschung sie nicht einhellig zu stimmen vermag,
so wird der überlieferte Stoff zur entscheidung aller einschlägigen
fragen als nicht ausreichend erachtet werden müssen, das dürfte
vor allem bei der frage nach der nationalität der Bastarnen der
fall sein, sehr viel weniger bei Kimbern und Teutonen, deren
deutschheit ebenso wie das reine keltentum der belgischen Ger-
manen in immer weiteren kreisen als feststehend angesehen wird.
Das früheste eingreifen der Germanen in die europäische ge-
schichte spielt sich nach Müllenhoff im Südosten ab. dort treten
zuerst die Bastarnen auf, die längs des äufseren Karpaten-
randes südwärts nach der Donau gezogen waren, noch um 150
v. Chr. werden sie hier iTnqXvÖEQ 'frische ankömmlinge' genannt,
und als solche behandelt sie auch Philipp in von Macedonien, da
er sie 182 im gebiet der ihm feindlichen Dardanen ansiedeln
will , um sie späterhin gegen die Bömer als bundesgenossen ver-
wenden zu können, indes fiel das vorgehen der Bastarnen un-
heilvoll für sie aus und nicht besser ergieng es ihnen 168 im
kriege des königs Perseus gegen die Bömer. von den Griechen
(Polybius), die den ganzen europäischen nordwesten dem kelti-
schen stamme einräumten, wurden sie als Galater bezeichnet,
denn nicht nur waren die Germanen noch vollkommen unbekannt,
26 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
es war auch dieser oder ein anderer gemeinsamer name für die
germanischen stamme noch gar nicht aufgekommen, da aber in
der kultur der Bastarnen nach Germanenart alles auf kriegerische
ausbildung hinauslief, zudem die wenigen überlieferten personen-
namen aus dem deutschen deutbar sind, so haben wir grund, an
die richtigkeit der römischen auffassung zu glauben, die sich in
den mithridatischen kriegen gebildet hatte und bei Strabo, Plinius,
Tacitus und Ptolemaeus vertreten ist, — dass die Bastarnen
nach sitte und spräche zu den Germanen zählen, später beteiligen
sie sich mit den germanischen Völkern des ostens am marko-
mannischen kriege wie an den Gotenzüg"en des 3 jhs., bis sie
nach Verpflanzung auf römischen boden durch kaiser Probus aus
der geschichte verschwinden. — sie müssen etwa 200 v. Chr.,
angelockt durch den reiz der reichen kultur des Südens, von
der oberen Weichsel nach dem schwarzen meere gezogen sein
und nicht sie allein, es folgteu ihnen andere Ostgermanen, wie
die Skiren, deren hauptstamm Plinius an der unteren Weichsel
nennt, während eine iuschrift von Olbia ihrer gleichzeitig mit
Galatern dh. Bastarnen erwähnung tut.
Ungleich bedeutsamer als die geschicke der Bastarnen war
der vorstofs, den zwei menschenalter später westgermanische
stamme, die Kimbern und Teutonen, in die südliche kultur-
weit unternahmen, gerade zwei Jahrtausende trennen uns von
diesem ereignis, das die erste weltgeschichtliche tat der Ger-
manen heifsen muss und die einleituog bildete zu dem kämpfe
mit Rom und Gallien, der seitdem nie wider zur ruhe ge-
kommen ist.
Die frage nach der ethnographischen Stellung beider Völker
kann seit Dunckers trefflichem und nach wie vor unentbehrlichem
werke Origines germanicae als entschieden angesehen werden:
wie bei den Bastarnen stellt sich auch hier die erkenntnis der
alten als eine entwickelung von falscher vermengung zu richtiger
Unterscheidung dar. an der im späteren altertum allgemein an-
erkannten germanischen abkunft der Kimbern und Teutonen
haben auch wir nicht zu rütteln, als keltisch erweisen sich
dagegen ihre namen, nicht nur der erste, der auch späterhin,
als die Verschiedenheit von Kelten und Germanen längst feststand,
als keltisches wort mit der bedeutung 'räuber' überliefert wird;
auch der zweite, an dessen deutschheit noch nie gezweifelt sein
soll, lässt sich befriedigend nur aus dem keltischen deuten,
denn germ.piudans häuptling, könig kann unmöglich einen volks-
namen abgegeben haben, wenn auch später mit dem 10 jh. eine
adjectivische ableitung des nämlichen Stammes als name der
'Deutschen' zu politischer geltung kam. deutsch hinwiderum wie
ihre träger, wenn auch gleich den meisten ältesten Germanen-
namen in gallischer Umformung überliefert, sind die personen-
namen: Teutoboduus — Piudabapus , vgl. Teutomeres und Maro-
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 27
boduus = Marabapus ; Boiorix = Bajariks, vgl. Boiocalus und ahd.
Walahrih, Wmidrih; Caesorix= Gäisariks; Clodicus (vgl. bastarn.
Clondicus) = ahd. Hhidth; Lugius endlich ist auch in der laut-
form deutsch geblieben.
Müllenhoff wendet sich nun zur Untersuchung der quellen
für die geschichte beider Völker und bewährt hier seine bekannte
meisterschaft in combinationen wie in Scheidungen, in ableitung
und gegenüberstellung , derart, dass diese abschnitte zu den
glanzvollsten leistungen der geschichtlichen kritik zu zählen sind,
erst mit dem eingreifen des Marius in den krieg gestalten sich
die berichte der alten reicher und hier setzt Müllenhoff mit
seiner quellenkritik ein, aus der sich zugleich eine in allen ihren
einzelheiten ausgeführte geschichte der entscheidungskämple in
den jahren 102 und 101 aufbaut, das ergebnis ist in kurzem
folgendes.
Alle ausführlichen römischen berichte einschliefslich des Cas-
sius Dio sind nichts als auszüge, teilweise ganz widersinnige
(Florus), aus Livius oder seiner epitome und nur Frontin ist in
der darstellung des krieges des Catulus etwas selbständiger, ihnen
allen gegenüber steht Plutarchs leben des Marius, allein so, dass
sich für Livius wie Plutarch eine gemeinsame hauptquelle heraus-
stellt, die beide ganz verschieden benutzen; aufserdem weicht
Livius von ihr zuweilen bewust ab, um römischen annalisten,
wie Antias, zu folgen, während des Livius erzählung überall
klar und lückenlos fortschreitet, gewinnt man aus Plutarchs dar-
stellung trotz reichlicherer ausnutzung der hauptquelle, deren
sachkundige bemerkungen durch ihre fo rmen schön e , phantasie-
volle spräche als glänzende einzelheiten aus ihrer nüchternen
Plutarchischen Umgebung oft merkwürdig sich abheben, vielfach
kein zusammenhängendes bild. da Plutarch zudem noch den
Livius zu rate gezogen hat, ergeben sich für ihn weitere mis-
verständnisse aus dieser contamination. wer die genannte haupt-
quelle war, verrät uns Strabo in seiner nachricht vom nachspiel
des Kimbernkrieges, der Vernichtung der tigurinischen nachhut
schon jenseits der alpen. es ist Posidonius von Apamea, der
Rhodier, in seiner fortsetzung des Polybiauischen geschichtswerkes,
welche die jähre 146 — 96 vor unserer Zeitrechnung behandelte
und im dreifsigsten buche die erzählung der Kimbernkriege mit
einer ethnographischen eiuleitu ng eröffnete, von der uns durch
Athenaeus ein bruchstück überliefert worden ist. des Posidonius
leben und character, seine bedeutuug als Staatsmann, forschungs-
reisender, gelehrter und Schriftsteller findet eine eingehende und
liebevolle Würdigung, die uns den grofsen und liebenswürdigen
mann menschlich nahe bringt, für die geschichte der Kimbern-
kriege ist der verlust seines Werkes unersetzlich; denn er hat
nicht nur die schlachtorte nicht zu lange nach den grofsen er-
eignissen auf seinen Studienreisen besucht, er konnte auch in
28 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
Italien noch die lebendigste Überlieferung vielleicht selbst aus
dem muude gefangener Kimbern vernehmen.
An die nachricht des Athenaeus, dass Posidonius in jener
einleitenden ethnographischen betrachtung die Germanen geschil-
dert habe, knüpft sich sofort eine frage, deren beantwortung
erst den wert der ältesten nachrichten über die ethnographische
Scheidung von Kelten und Germanen ermessen lassen würde, —
die frage, ob Posidonius würklich den namen Tegi-iavoL gekannt
und für die Kimbern und Teutonen verwandt hat. das ist nur
zu ermitteln, wenn man durch genaue ableitung der Überlieferung
das aufkommen des Germanennamens feststellen kann, hier kom-
men vor allem die römischen Zeugnisse in betracht. Caesar ist der
erste schriftsteiler, bei dem wir eine bestimmte Unterscheidung
zwischen Galliern und Germanen ausgesprochen finden, und zwar
rechnet er sowol die Kimbern und Teutonen wie einen teil der
aufständischen häufen des Sklavenkrieges (in den jähren 73 — 71)
zu den Germanen. Sallust dagegen kennt in seinem ältesten
werke, dem Jugurtha, noch keine Germanen : die Kimbern heifsen
bei ihm Gallier, ebenso bei allen den späteren geschichtschreibern
des Kimberukrieges, die Livius als ihrem gewährsmanne folgen,
bis in die späte kaiserzeit hinein , weil sie es so in ihrer quelle
fanden, denn Livius benutzte wie Posidonius für diese zeit alte
annalisten, die noch nichts vom Germanennamen wüsten, anders
einige Jahrzehnte später, während in der ersten zeit nach dem
kriege die fratze auf dem zur ausschmückung des forums verwen-
deten kimbrischen schilde, ebenso wie der zur tötung des Marius
ausgesandte sklave 'Gallus' genannt wird, heifsen späterhin bei
den Römern beide stets nur 'Kimbern', weil diese inzwischen als
nichtgallische Völkerschaft sich erwiesen hatten, denn in den
fragmenten des Livius wie des Sallust, die von den sklavenkriegen
handeln, ist bereits bestimmt von Germanen die rede, und der
name ihres anführers Ganniscus bestätigt diese angäbe, da er
aufs nächste mit dem später überlieferten des Batavers Gannascus
und der Seherin Ganna verwandt ist. allein die Unterscheidung
ist noch unfest, da die 'Germanen' bei Sallust, wie einmal im
jähre 56 auch bei Cicero, obwol so genannt, doch eine 'gallische'
nation heifsen. erst bei Caesar treffen wir völlige klarheit. der
name Germanen ist daher über die zeit des sklavenkrieges hinauf
mit Sicherheit nicht zu verfolgen und die jähre 80 — 75 etwa sind
als die zeit seines aufkommens anzusehen, somit steht auch für
Posidonius fest, dass er in seinem ersten werke bei gelegenheit
der Kimbernkriege noch nicht, vielleicht aber schon in der fort-
setzung, die den sklavenkrieg mit behandelte, von 'Germanen'
gesprochen hat.
Der durch Athenaeus bezeugten ethnographischen einleitung
des Posidonius zu den Kimbernkriegen gieng indes, wie wir aus
drei quellen, Strabo, Plutarch und Diodor entnehmen müssen,
MÜLLENBOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 29
noch eine erörterung über die herkunft der nordleute und
die Ursachen ihrer auswanderung voraus. nach Strabos mit-
teilungen aus des Posidonius geschichtsvverk und aus seiner schrift
liegt cü'asccvov wissen wir, dass dieser der ursprünglich galli-
schen sage von den Sturmfluten der nordsee, die ihre anwohner
südwärts zu ziehen zwänge, und namentlich der damals ver-
breiteten Übertragung dieser sage auf die Kimbern keinen glauben
beigemessen, sondern der ansieht gewesen, das räuberische und
unstäte volk sei zum maeotischen see abgeirrt, der nun kimmeri-
scher dh. kimbrischer Bosporus genannt würde.
Genaueres erfahren wir durch Plutarch (Marius 11). dieser
bekennt, man habe vom Ursprünge der Kimbern nichts erfahren
und nur die gelehrten (dh. Posidonius) hätten Vermutungen auf-
gestellt: danach wären sie aus dem strich der Keltike gekommen,
der zwischen dem meere und dem urvvaldgürtel des herkynischen
waldes gelegen östlich an das politische Skythien stofse, wo sich
ein mischvolk , die Keltoskythen , ausgebildet habe (Posidonius
meinte damit eben Germanien , dessen feuchte , kalte jagdgründe
zum ersten male geschildert werden, und mit den Keltoskythen
die Germanen, welche weder Kelten seien, noch auch Skythen,
wie sie Pytheas seiner zeit genannt hatte, um sie von den kel-
tischen nachbarn im westen zu scheiden), als Vorläufer der
Kimbern sähe Posidonius die Kimmerier im norden der Maeotis
an, die, wie die Kimbern am ausgange, ihrerseits am beginne
der periodischen einfalle der nordleute in die mittelmeerländer
ständen.
Die dritte ergänzung bieten die nachrichten des Diodor, der
für buch v 25 — 40, wie Müllenhoff in einem längeren excurse
nachweist, den Posidonius ausgebeutet hat. uns geht nur cap. 32
an, das von den Kelten handelt, sie würden, meint Diodor, von
den Römern durchweg Galli, von den Griechen aber in der
eigentlichen Keltike [Gallien] Kelten, nördlich davon längs des
herkynischen gebirges [Germanien] Galater genannt, so falsch
diese Unterscheidung auch von Diodor ausgeklügelt ist, da den
Griechen und Diodor sonst selbst Takäxai sowol als allgemeiner
ethnographischer begriff wie auch als bezeichnung der Gallier
in Gallien, in Italien, an der Donau, in Kleinasien dient, wäh-
rend KeItol entweder dasselbe bedeutet oder in dem alten un-
bestimmten räumlichen sinne als Nordeuropäer verstanden wird,
sodass dann im gegensatz zu den Takätai die Germauen KeltoL
beifsen , — so falsch Diodors Unterscheidung ist , so bezeugt sie
doch, dass er bei den Römern den namen 'Germanen' nicht
gehört, jedesfalls nicht bei Posidonius vorgefunden haben kann
und dass zu Posidonius zeit die Germanen bei den Römern noch
'Gallier' hiefsen. des weiteren enthält das capitel einige zusammen-
hangslose notizen aus des Posidonius Schilderung der echten Gal-
lier, die Diodor verkehrter weise hier einschiebt und, was uns
30 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
am wichtigsten, über die herkunft der Kimbern und Teutonen
gerade diejenigen beiden Sätze, die uns bei Strabo und Plutarch
zu der vollständig gerundeten darstellung des Posidonius noch
fehlen, erstens: nach norden zu würden die Völkersitten immer
wilder, sodass in Skythien wie in Irland sogar menschen fresserei
und weibergemeinschaft herschte; zweitens: die Kimmerier seien
in späterer zeit Kimbern genannt worden; es seien dieselben
räuberischen scharen, die Rom erobert, Delphi geplündert, Asien
verwüstet, schliefslich den römischen heeren gewaltige nieder-
lagen bereitet hätten.
Der Zusammenhang bei Posidonius ist demnach folgender:
1. (Plutarch) woher die massen von 3 — 400 000 mann, die
mit weib und kindern gegen Italien sich wälzten, gekommen, ist
völlig unbekannt.
2. (Strabo) man vermutet, dass sie durch grofjse Wasser-
fluten vom nordstrand des oceans vertrieben waren , was aber
nicht zu glauben ist, da ebbe und flut alltägliche, ganz gefahr-
lose Vorgänge seien.
3. (Diodor, Plutarch) unter den Kelten, wohnhaft von den
Pyrenäen bis nach Skythien , hat man zu trennen die eigentlichen
Gallier jenseits der alpen von den bewohnern des Striches zwi-
schen ocean und herkynischem wald, wo Keltike östlich an Sky-
thien stöfst: hier wohnte ein mischvolk keltischen und skythischen
Stammes, das bald als Skythen, bald als Kelten oder Galater Süd-
europa periodisch mit kriegsscharen überflutet hat; am besten
heifsen sie Keltoskythen.
4. (Athenaeus, Diodor, Strabo) Homers glückselige Hyper-
boreer sind eine fabel, denn nordwärts nehmen natur und menschen
an Wildheit immer mehr zu usw.
5. (Diodor, Plutarch, Strabo) mit am wildesten sind die
Keltoskythen, den Hellenen zuerst als Kimmerier bekannt , deren
streitbarste hauptschar aber am äufseren ocean in einem sonnen-
losen urwald haust, wo der pol sich schon dem zenith nähert
und die ungleiche von tag und nacht gewaltig heranwächst, von
dort rückten die alten Kimmerier, allmählich Kimbern genannt,
ein schweifendes räubervolk, gegen Italien, sie nahmen einst
Rom ein, plünderten Delphi, brandschatzten Asien, das sie als
Hellenogalater jetzt noch inne haben, und rieben endlich grofse
römische heere auf. — hieran schloss sich wol die darstellung
der kriegsweise der Kimbern, wie sie Plutarch folgen lässt, nebst
der beschreibung der weisen frauen und ihrer tätigkeit im heere,
die uns Strabo bewahrt hat, endlich die Schilderung der häus-
lichen sitten, von der ein fragment bei Athenaeus.
Als ein festes ergebnis dieser grofsartigen widerherstellung
bleibt die tatsache bestehen , dass ums jähr 90, als Posidonius für
sein werk arbeitete, sammelte und reiste, er weder in Rom noch
in Massilia den namen Germani vernahm oder als gebrauch-
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 31
lieh vorfand, da dieser nanie nun 17 jähre später bereits ver-
breitet ist, wird sein aufkommen etwa ins jähr 80 zu setzen
sein, woher kam er und wie gewann er seine bedeutung? man
könnte römischen Ursprung vermuten , sodass an eine Verbindung
wie Galli et germani als ausgangspunet zu denken wäre: Meute
derselben abstammung wie die Gallier', um so mehr als einige
Griechen, die iu antik naiver weise ihre etymologischen Spielereien
zum besten geben, Germanus an lat. germanus anknüpfen, allein
einmal hat letzteres appellativisch nie die bedeutuug 'bruder', und
dann berichten die besser unterrichteten Römer gerade das ent-
gegengesetzte, indem sie den namen nicht für einheimisch halten,
sondern aus Gallien herleiten.
Aufser für die Germanen östlich vom Rhein kommt der
name noch zweimal vor: in Spanien werden die iberischen Oretanen
von den benachbarten Kelten so genannt, in Gallien heifst so
ein teil der Beigen, für die belgischen Germanen ist Caesar der
älteste und gewichtigste zeuge, wenn die von Augustus auf-
gestellten triumphalfasten den namen Germani für das jähr 222
v. Chr. bezeugen wollen , so können wir darin nur eine geschichts-
fälschung sehen, da in Wahrheit die vou Marcellus besiegten gal-
lischen hilfsvölker der Insubren nicht Germanen dh. Beigen vom
Rhein, sondern Gaesaten von der Rhone waren, wie es die älteren
annalisten durch Polyhius, Livius und Plutarch überliefert haben.
Caesar nennt in der Arduenna zwischen Mafs und Rhein fünf
Völkerschaften der Germanen: Condrnsi, Segni, Paemani, Caeroesi,
Eburones und trennt sie sorgfältig von den transrhenanischen
Germanen, mit denen sie keine Stammesgenossenschaft hätten,
da sie eben auch Beigen dh. Gallier waren.1 der name Germanen
verschwindet für jene gruppe, nachdem Caesar die Eburonen
vernichtet, deren stelle die Tungern einnehmen, und an diese
zeit knüpft die hypothese der römischen gelehrten über das auf-
kommen des Germanennamens an, von der uns Tacitus in jenem
vielgepeinigten satze berichtet: 'übrigens ist der name Germanien
jung und verhältnismäfsig spät beigelegt, weil die den Rhein
überschritten und die Gallier vertrieben und jetzt Tungern heifsen,
damals Germanen hiefsen. so kam der name einer Völkerschaft,
nicht des ganzen volkes empor, dass alle erst von dem sieger
um des Schreckens willen , dann auch von ihnen selbst mit dem
überkommenen2 namen Germanen genannt wurden.' der sieger
1 iMüllenhoff kehrt somit entgegen allen späteren forschem wider zur
ansieht von Zeufs zurück , dass die belgischen Germanen nicht etwa gal-
lisierte Germanen, sondern reine Gallier auch der herkunft nach gewesen
seien, eine ansieht, die mir in der tat das richtige zu treffen scheint, obwol
ich in IVlüllenhoffs gründen, dass alle ihre volks-, personen- und Ortsnamen
keltisch sind , sowie dass die heutigen Wallonen nicht gut romanisierte
Deutsche sein können, das zwingende nicht finden kann.
2 Müllenhoff' übersetzt invento nomine nicht ganz passend 'mit dem
erfundenen namen', und daran knüpft LLaistner eine ausführliche besprechung
32 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
sind die über den Rhein gekommenen Tungern, die, um die
anderen Beigen zu schrecken , alle jenseitigen stammesgenossen
nach ihrem eigenen namen Germanen nannten, was denn die
letzteren sich gefallen liefsen. dem urheber dieser hypothese
muss aus Caesar bekannt gewesen sein, was ihm die mit den
anderen Beigen verfeindeten Remen aufbanden, dass nämlich die
meisten Beigen von den Germanen jenseits des Rheins her-
stammten und vor urzeiten dorther herübergekommen seien , also
gallisch und germanisch zugleich waren, die römische hypothese
der stelle (Zs. 32, 334 ff) , die ich für verfehlt halten muss. Müllenhoff hat
seine Übersetzung von invento (aus dem jähre 1872) nach Baumstarks be-
merkungen über nomen invenire (Ausführl. erläut. i 122 f). die Laistner nicht
zu kennen scheint, obwol sie alles wesentliche seines aufsatzes bereits ent-
halten, sicher aufgegeben und gegen die bessere 'mit überkommenem namen'
eingetauscht ; lediglich die unzulängliche herausgäbe des werkes durch Pniower
hat es verschuldet, dass dieser ausdruck nicht geändert ist. Müllenhoffs aus-
legung der stelle bleibt aber von jenem ausdruck gänzlich unberührt; für
mich ist sie nach wie vor die einzig denkbare. Laistner bezieht a se ipsis
sowie primum a Victore auf invento, nicht auf vocarentur, sodass bei auf-
lösung der participialconstruction in einen relativsatz sich folgender gedanke
ergeben würde: ut omnes nomine, quod primus victor ob metum, mox
etiam ipsi invenerant, Germani vocarentur, 'sodass alle mit einer benen-
nung, welche zuerst der sieger angst halber, später auch die gesammtheit
überkam, Germanen hiefsen.' auch diese stilistisch ungeheuerliche parti-
cipialconstruction ist von Laistner nicht zuerst erdacht worden; das zeigt
widerum Baumstark, der in einer ironischen Schlussbemerkung dieselbe
folgender mafsen abfertigt: 'das schönste aber ist folgende construction : ut
omnes vocarentur Germani — es folgt die Laistnersche auffassung — , und
ebenso sauber die art, nach welcher a se ipsis nicht zu vocarentur gehören
soll, sondern zu invento, mit einem von sich selbst angenommenen
namen.' nach Laistner müste Tacitus meinen, dass die Tungern erst nach
ihrem siegreichen einfall in Gallien Germanen genannt worden, vorher aber
entweder namenlos waren oder einen dritten unbekannten namen führten;
ferner hätten Tacitus und die römischen gelehrten darauf hinweisen wollen,
dass der name Germanen einen ausdruck des Schreckens enthalte, beides
scheint unmöglich. Tacitus widmet dem namen Germanen zwei sätze, deren
ersterer mit den ursprünglichen trägem desselben, einem kleinen stamme
vom rechten Bheinufer zu tun hat, während der zweite das aufkommen des
namens für das ganze volk behandelt, vernünftiger weise muste Tacitus,
auf dessen Unkenntnis des keltischen (DA ii 27) ich kein gewicht legen
will, wenn er von der etymologie des Wortes Germani sprach, es im ersten
satze tun; deswegen schon wird man in den Worten des zweiten satzes ob
metum ohne zwingenden grund keine etymologische anspiehing sehen, aber
der erste satz sagt es klar, dass das siegreich in Gallien vordringende volk
Germanen waren und später Tungern genannt wurden; Germanen hiefsen
sie also schon in ihrer heimat auf dem rechten ufer und können nicht erst
ob metum den namen nach dem siege in Gallien angenommen haben, um
ihn dann gleich wider mit dem der Tungern zu vertauschen, steht dies
als meinung des Tacitus fest, so fällt die Laistnersche construction zusammen,
es muss demnach im wesentlichen bei Müllenhoffs meinung bleiben, dass
a victore sowie a se ipsis zu vocarentur und ob metum ebenso zu a Vic-
tore wie invento nomine zu a se ipsis gehört, dass die römische meinung
nur eine hypothese und in mehr als einem puncte unrichtiges enthält, ist
klar; darum spricht keineswegs gegen Müllenhoffs auffassung der entschieden
römische bericht, die Germanen hätten sich selbst mit diesem namen be-
nannt, was Laistner zum ausgangspunct seiner auseinandersetzung macht.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 33
ist ganz verfehlt, da sie mit Vernachlässigung des hauptmerkmals
der Sprachverschiedenheit ihre ethnographischen Schlüsse anfertigt;
denn die Tuugern können ebenso wenig wie die übrigen Gallier
au Stammverwandtschaft mit den deutschen Germanen gedacht
haben, die sich selbst auch niemals Germanen genannt haben,
ausgenommen im verkehr mit Römern.
An der Übertragung des namens vom linken auf das rechte
Rheinufer und auf ein volk, dem er immer fremd blieb, können
nur die Römer selbst schuld sein, aus mehrfachen andeutungen
ersehen wir, dass der Germanen name bei den Beigen einst um-
fassender war und auch die Trevern und INervier, dh. alle hinter
der eigentlich gallischen kultur zurückgebliebenen nordoststämme
einschloss. erst als der Germaneuname auf dem rechten ufer
herschend geworden und bei den Beigen wol in folge gröfserer
ausgleichung der gallisch-belgischen kulturverhältnisse immer mehr
zurückwich und schliefslich einschwand, konnten die Römer die
belgischen und deutschen Germanen als stammverwandt bezeichnen
und die Beigen ihre germanische herkunft an die jenseitigen Deut-
schen anknüpfen, es ist unzweifelhaft, dass die Beigen einst
würklich vom rechten Rheinufer herübergekommen sind, ja wir
sehen dort einen teil, die Menapier, noch zu Caesars zeit; aber
den namen Germanen haben sie auf dem rechten ufer wol nicht
geführt und auch in so fern ist die römische hypothese falsch,
weder die Menapier noch die Texandern und ihre nachbarn, die
einstigen bewohner der Rheinmündungen, gehörten zur belgisch-
germanischen gemeinschaft. ebenso wenig heifsen die südlichen
Kelten jenseits des Rheins, die Caesar für gallische kolonien in
Germanien hält, jemals Germanen oder ihr land in voraugustischer
zeit je Germauien. auf dem rechten ufer des Rheins war der
name also nur wenig älter als die Zeugnisse dafür, er wuchs
so schnell, weil seit den Kimbernkriegen das bedürfnis nach einer
Unterscheidung der beiden Völker an den ufern des Rheins sich
dringend einstellte, die besten Verbreiter des namens waren die
südlichen händler, die sich für ihre waaren Sklaven eintauschten;
günstig würkte zugleich die naheliegende latinisierung von kel-
tisch Garmani1 zu lat. Germani. der name bedeutet nichts
anderes als ein collectivum, mag er nun mit Leo und Grimm als
'rufer im streit' oder mit Zeufs als 'nachbarn' erklärt werden.
Wir stehen nunmehr bereits an der westlichen gränze von
Germanien, am Rhein, auf dessen rechtem ufer, wie wir sahen,
einst noch mehr Kelten safsen. es gilt die älteste erreichbare
Scheidelinie beider Völker zu ermitteln, der beste Wegweiser
hierbei sind die flussnamen, die unzweifelhaft das älteste nanien-
material darstellen, da die ufergegenden als erste siedelungsstätten
1 so lautete die ursprüngliche keltische form, aufser dem bekannten
zeugnis Bedas sind hier vor allem die inschriften auf keltischen münzen zu
erwähnen, vgl. Revue celtique i 295; ix (1888) 32.
A. F. D. A. XVI. :i
34 MÜLLEISHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
schon zu den ältesten Zeiten hohe bedeutung im volksieben ge-
wannen, eine weit höhere als die berge, und zugleich die stetigste
Überlieferung aufweisen, beginnen wir die Untersuchung der
flussnamen von osten her, so ist der östlichste fluss mit deut-
schem namen derPregel, den die Goten Guthalus nannten (oben
s. 8), während der name der Weichsel (Wisla) littauischen oder
slawischen Ursprungs ist. die Germanen machten nach dem
zeugnis der späteren heldensage aus Wisla Wistla und die Römer,
die den namen von den Germanen hörten, demgemäfs Visula
und Vistula1, da die lautverbindung sl ihnen fremd war, oder
sie halfen sich durch einschub eines c : Viscia, wie Sclaveni [und
Godegisclus].
Mit der Oder (Odagra, Adora, Oddora) kommen wir schon
mitten in altgermanisches gebiet und werden an eine slawische
Umformung eines ursprünglich germanischen namens um so eher
denken können, da Oder als flussname auf slawischem boden
sich nirgends widerholt, bei Ptolemaeus heifst die germanische
benennung nach Miillenhoffs schöner und methodisch sicherer
herstellung Oviadovag (Viadva)= germ. *Yijapva, von der wurzel
vi gehen, wie fijapva von der wurzel pi, also einfach der wasser-
lauf. Viadrus ist bekanntlich nur eine Schöpfung der gelehrten
des 16 jhs.
Aus der römischen benennung der Elbe Albis ist auf west-
germ. *Albi, aus *Albia, zu schliefsen: wenn im gotischen der
nominativ der jd- stamme nur in lang- und mehrsilbigen Worten
auf i auslautete, so geschah diese Verkürzung im westgermani-
schen offenbar mit gröfserer freiheit. im altn., wo diese feminina
nach verlust des i durch Übertragung aus der starken /-decli-
nation ein -r erhielten, entspricht demnach Elfr (Gautelfr), und
norweg. elf bedeutet heute noch 'fluss' schlechthin, verglichen
mit alb lichtvvesen , albiz schwan ist Elbe ursprünglich vvol der
'weifse' fluss. wie Elbe sind auch Spree und Havel deutsch, die
erste (Sprewa) nach ihren zerteilungen im Spreewald (md. sprewen
zerstieben), die andere (Habula) nach ihren seebilduogen eigent-
lich die gefäfsreiche (mhd. habe hafen von haban capere) benannt,
letztere kann den Römern , die öfters an der Elbe standen und
von jenseits derselben gesandte empfiengen , nicht unbekannt ge-
blieben sein; vielleicht steckt hinter dem verderbten XäXovoog
bei Ptolemaeus, dem einzigen fluss, den das altertum zwischen
Elbe und Oder überliefert, ein Chabulos, wie die Römer die
Chabula wol genannt haben, weiter westlich ist noch Alster
und Stör deutsch, während Saale (Salag), wie eine anzahl flösse
in Deutschland heifsen, gegenüber Salza möglicher weise schon
keltisch ist, vorläufig indessen noch mit mehr recht als deutsch
anzusprechen ist, da nur verwandte, nicht die gleichen namen
»neuerdings sieht JHanusz (Zs. f. vgl. sprachf. 28, 210 ff) die form
*Fistlu als urslawisch an.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 35
auf rein keltischem boden begegnen.1 das Eibgebiet ist also noch
ganz deutsch.
Ebenso wie Albis aus Albi machten die Römer Visurgis aus
* Visuri ( Visuria), die wiesenreiche (wisa), und Arnim aus Amisia
(so bei Tacitus)2, letztere im Zusammenhang mit Emden (Amu-
thon, Emedun, vgl. emiz-k) stehend und daher auch deutsch,
ebenso wie beider nebenflüsse: Hase (Chasuarii), Hunte (ags.
huntjan venari), Eder (Adrana), Fulda (=*Feldaha).
Nicht von der Weser, sondern vom Rheine aus nach osten
zu muss das einstige gebiet der Kelten bestimmt werden, der
name Rin, wie die älteste deutsche gestalt lautet, von der wurzel
ri (rinnen) könnte an sich auch deutsch sein und steht zu gal-
lischem Renos, das aus älterem * Rainas hervorgegangen und
neben sich wol ein Rinos hatte, wie gall. devos aus älterem
deivas, daivas mit der nebenform divos zu altn. tivar und wie
gall. regs (aus reigas, raigas) nebst rigs zu ahd. rieht.3 entscheidend
für fremden dh. gallischen Ursprung ist aber das männliche ge-
schlecht dieses flussnameus, ebenso wie bei Roten (Rhone),
Neckar und Main, der sich zudem noch durch den undeutschen
doppellaut oi (ahd. Moin) als keltisch erweist, für Dubra (Tauber),
Nida (Nidda), Taunus (vgl. Are-taunum), Nassova (Nassau), Logana
(Lahn) und die nebenflüsse der Lahn bieten sich fast nur im
keltischen ähnlichkeiten und ankniipfungen. Sigina (Sieg) liefse
sich an ahd. sigan anknüpfen, ist aber wahrscheinlich nur eine
deutsche Sequana, wie ihr zufluss Ens ein Anesus gleich dem
österreichischen, die Ruhr (Rurinna, Rura) widerholt sich in
der belgischen Roer (spr. Rür)4 und der alte name der Embscher
Embiscara, also ehedem *Ambiscara, weist auf die keltische prä-
position ambi und eine ableitung von isca wasser (Ischl in Salz-
1 in diese reihe gehört noch der name der Selke, der nicht, wie Müllen-
hoff einmal meinte, zu mhd. selken zu stellen ist, da er in älterer zeit
Salica heilst, d. i. kleine Saale.
2 diese erklärung für die lateinische gestalt der flussnamen Albis, Fi-
surgis, Amisis machte Müllenhoff 1881 im Anz. vn219 bekannt, wo er als
ergebnis seiner antiquarischen reise vom jähre 1853 die erkenntnis mitteilte,
dass der Weserlauf auch als gränze des alten bronzegebietes die urgerma-
nische westgränze einmal gewesen sein muss. zu dem gleichen ziele führten
Virchows beobachtungen der körpermerkmale: Archiv f. anthropol. 1886 (xvi),
275 ff und Sitz.-ber. der Berl. akad. 1885 s. 39 ff.
3 die möglichkeit eines deutschen Rin wird nicht anzuzweifeln sein;
allein die analogie von richi beweist dieselbe nicht, da rieht wahrschein-
lich selbst aus dem gallischen entlehnt ist. besser übrigens als aus der
alteren form Reinas , wie Müllenhoff will, wird man aus der form Renos
unser Rin herleiten, denn ähnlich haben wir später in fira, pina, spisa,
crida den Übergang von geschlossenem ('• zu i.
4 ein nebenfluss dieser Roer, die Orcuntrüva wird von Müllenhoff
nach Förstemann fälschlich für die Urft gehalten (s. 222.235), während
sie in Wahrheit nur die Eikensruhr sein kann, die bei Einruhr von rechts
in die Roer mündet, zum namen vergleiche aufser dem von Müllenhoff'
angezogenen (Jrcandogelus noch den einfachen stamm Orcana a. 1068,
Orke, nebenfluss der Eder.
3*
36 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
bürg, Hisscar in Belgien, Ischer im Elsass).1 Lupia ist die
häufigst und best bezeugte form des alten namens der Lippe,
den der seit dem 5 jh. eingetretene vocalwechsel vvol nur in
volksetymologischer weise geläufiger machen sollte, während in
württemb. Lupfenberg und in Ladenberg (Lupodunum) der kel-
tische stamm eine andere entwickelung nahm, ein nebenflusschen
der Lippe heilst bei Cassius Dio 'ElLoiov; in seiner nähe legte
Drusus im jähre 1 1 v. Chr. das castell Aliso an , das wir wol im
heutigen Elsen an der Vereinigung der Alme und Lippe wider-
erkennen dürfen , trotzdem dieser ort im mittelalter vermöge un-
regelmäfsiger assimilation Ilison heifst. der flussname Aliso, ein
deutsches femininum , führt wie Idisiaviso auf schwachformiges
Alisa, ahd. alts. elira, nl. eis alnus, wofür man freilich, da Alme
(altn. almr, ahd. alts. elm ulmus) auf Ahnana zurückgeht, Alisana
erwartet, im keltischen war der name, wie Alesia, Alisia, eine
ableitung mit der bedeutung 'steinbach'. undeutsch ist auch der
erste zufluss der Lippe, die Pader, alts. Patlira, schon wegen des
anlauts, während die Glenne zur keltischen sippe der flüsse mit
dem namen Glan zu gehören scheint, dagegen ist die nördlichste
Rheinmündung Flevum, Flevo und das gleichnamige castell deutsch
benannt; friesisch lautet es später Flehi, Fit neutr. und bedeutet
ström schlechthin, von der wurzel plu, vgl. alts. fliotan, nl. vlieten.
Wir sehen also das ganze Rheinufer vom Neckar bis zur
Lippe als ursprünglich keltischen besitz erwiesen, weiter östlich
bis in die obere Emsgegend als ostausdehnung der Kelten führt
der name Glan und noch weiter östlich jene beobachtungMüllen-
hoffs, die auf grund seiner mitteilungen bereits von Scherer (Jen.
litt.-ztg. 1876 art. 418), sowie von Henning (Correspondenzbl. der
gesellsch. f. anthropol. xm (1882), 176) in kürze dargelegt werden
konnte.
Eine menge orts- und flussnamen nämlich endigen in alter
zeit auf apa, hd. affa, afa und diese endung kann unmöglich
urverwandt sein mit lat. aqua, got. alwa, ahd. alts. aha, weil, wie
nevre quinqne got. fimf lehren , dann schon im niederdeutschen,
nicht erst im hochdeutschen die Verschiebung zu afa eingetreten
sein müste ; sie muss vielmehr entlehnt sein, und zwar steht sie
zu keltisch ab fluss2 in demselben Verhältnis der entlehnung, wie
1 Kieperts karte, die Müllenhoffs ausführungen über die ältesten sitze
der Kelten und Germanen veranschaulicht (tafel i), weist recht viel unge-
nauigkeiten auf: IVisuri, Nida haben % statt i; Visuri und Albi entsprechen
nicht der Schreibung Amisia; der lauf der Embscher, deren name zu dem
Wupperlauf gesetzt ist, ist überhaupt nicht eingezeichnet; statt Arnapa
(Erft) liest man fälschlich A?>rapa; Wimina (Wümme) ist fälschlich als
keltisch bezeichnet, während Müllenhoff, vielleicht mit unrecht, sich gerade
für deutschheit dieses namens entscheidet (s. 232 anm. 2); umgekehrt fehlt
bei den Veliocassi und Latovici die bezeichnung als Kelten.
2\g\.Abona (Avon), fügt Müllenhoff richtig hinzu. Fritz Möller (Kor-
respondenzblatt der westd. zs. 1887 s. 258), der den namen angeblich nur beim
Ravennaten findet, hätte Müllenhoff nicht sollen verbessern wollen. Halm
MÜLLEN'HOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 37
alts. ags. apul-der, altn. apaldr, ahd. affol-tera zu irisch aball apfel
und dies um so sicherer, da in ir. ab, aball nach skr. ambhas
wasser, acpqög schäum die media erst aus der aspirata entstanden
ist, somit bei Urverwandtschaft im deutschen auch eine media er-
scheinen müste. diese namen , in denen apa mit epa, ipa, upa
wechselt, und immer nur als endung, nie aber selbständig er-
scheint, wurden im deutschen wol nicht mehr als Zusammen-
setzungen , sondern nur noch als ableitungen gefühlt, so hiefs
die Erft im 5 wie noch im 11 jh. Arnepa; so kennen wir in
alter zeit eine Fennepa, Ganipa, Wetifa (Wetz), Heriffa (Herpf),
Hunnefa (Honnef), Slierafa (Schürf) usw. diese überaus zahl-
reichen namen haben sowol die keltischen ableitungen auf -ab,
-ib, -ob, -üb als auch die auf -ap, -ip, -up in sich auf-
genommen, wie zb. kelt. Gelcluba, Genapum und deutsch Geldapa
(Gelb), Ganipa zeigen, ja das bildungssuffix scheint bei den Ger-
manen so eingebürgert gewesen zu sein, dass es auch zu neu-
bildungen verwandt wurde.
.So weit diese ableitungen im schwänge waren, so weit muss
einst das Keltengebiet gereicht haben, der nördlichste punct ist
wol die jetzige Wörpe (Weripa oder Wiripa?) bei Bremen, von
dort im alten Angrivarenlande geht die gränze westwärts am
südrande der Friesen bis zu den Canninefaten an der Siidersee,
südwärts am rechten Weserufer die Leine , Weser und Werra
hinauf, dann ins gebiet der Fulda, Lahn, Wetterau zum Taunus:
den südlichsten punct bezeichnet Aschaffenburg (Asc-affa). zwi-
schenein, von der mittleren Weser zum Rhein hin, in West-
falen, Hessen und den Rhein herab im Niederland und jenseits
bis nach Brabant und ins wallonische sind die namen stark ver-
breitet: sie umfassen das gesammte gebiet der alten Istvaeonen
nebst dem der Cherusken, also gerade den grofsen stamm der
Völkerschaften , die der westlichen , gallischen kultur und dem
Wodandienst zugetan sich einst von den Sveben oder Altgermanen
absonderten und westwärts über die Weser giengen, welche nebst
dem Harz, Thüringerwald und dem weiter ostwärts streichen-
den urwaldgürtel Kelten und Germanen ursprünglich geschieden
halte, wann die Kelten aus dem lande zwischen Weser und Rhein
wichen, wissen wir nicht, können wir aber mutmafsen aus
ihren gewaltigen vorstöfsen in die kulturgebiete der mittelmeer-
halbinseln.
Von drei zu gen der Kelten haben wir künde, dem iberi-
schen oder keltischen schlechthin um 500 nach Spanien , dem
schreibt allerdings Avotia (Ann. xii 31), richtiger aber ist Abona, vgl. Glück
in Fleckeisens jbb. 1864 bd. 89, 600. — Edward Schröder teilt mir, was
ich hier beifügen will, mit, dass die von Müllenhorf s. 233 anm. 2 erwähnte
Weeper, Weper, Wepper (nicht Wen per, wie auch im register gedruckt
steht) kein landstrich, sondern ein höhenzug ist und mit einem berge bei
Göttingen, 'die Kieper' genannt, verglichen werden kann, beide namen
gehören natürlich nicht in die von Müllenhoff aufgezählte reihe.
38 MÜLLE1NH0FF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
gallischen um 400 nach Italien und dem galatischen um 280 v. Chr.
nach Griechenland und Kleinasien.
Im alten Gallien reichen zur zeit der abfassung des Periplus
des Avienus die Aquitanen unter dem namen der Dragani noch
bis an die Loire, der iberische zug der Kelten wirft zunächst
die Aquitanen südwärts über die Garonne zurück, um dann über
sie hinweg die Kelten an der Westküste entlang nach Spanien zu
führen , während im osten das Ebrotal unberührt bleibt, jener
Periplus aus dem 6 jh. kennt wol schon die gründung von Mas-
silia um 600, aber noch keine Kelten in Spanien, von denen
uns die Griechen des 5 jhs. berichten, demnach fand der erste
Kelteuzug ums jähr 500 statt.
Siidostwärts reichen die Kelten um diese zeit höchstens bis
zu den Cevennen1, während Liguren noch den ganzen Süden am
meere einnehmen, den mittelmeerrand und den westabhang der
alpen erreichen die Kelten erst vor dem italischen zuge und
seitdem treten sie bei Puniern und Griechen als Söldner auf.
Schwierigkeiten macht bei dieser im übrigen gesicherten annähme
nur der name der alpen, falls er würklich keltischen Ursprungs
ist, denn lange schon, bevor Kelten die alpen erreichen, hat
Herodot diesen namen gehört und überliefert, wenn er fälschlich
von einem flusse ^älitig spricht, von dem grofsen mitteleuro-
päischen gebirge meldet zuerst Aristoteles, dann Theopomp und
Apollonius von Rhodus; sie nennen es mit keltischem namen
DEQ'/.vvia, 'Oqxvvicc und fassen, wie wir auch aus Timaeus und
Eratosthenes ersehen, unter dieser bezeichnung die alpen und
die deutschen mittelgebirge in eins zusammen.2 nur von west-
lichen Kelten kann solche künde [wol über Massilia] zu den
Griechen gekommen sein, seit die alpen mehr in Roms gesichts-
kreis treten, namentlich seit Hannibals Übergang, weicht auch
bei den Griechen der alte name dem richtigen neuen: Timaeus,
1 Müllenhofl' will sie nicht einmal so weit nach süden ausdehnen, da
er die sprachliche gleichheit der zweifellos keltischen Cebenna mit Kififievov
oqos nicht für ausgemacht halt.
2 in seinem trefflichen aufsatze Hercynia (Zs. 32, 454 ff) wendet sich
RMuch, wie mir scheint, mit unrecht gegen die ihm allerdings erst aus DA
i 432 bekannte ansieht Müllenhoffs, dass unter 'Oqxvvio. in der litteratur
einst die alpen verstanden wurden, es handelt sich bei Müllenhofl' aber
gar nicht um den würklichen namen des gebirges bei den ein- oder an-
wohnern, sondern um den gewis misverständlich angewandten Sprachgebrauch
der Griechen, die nur von Hörensagen über ferne gegenden berichteten und
mit dem namen falsche Vorstellungen verbanden. — besonders mache ich
auf Muchs neue und, wie mir auch Zimmer bestätigt, zweifellos richtige
erklärung des namens Hercynia aufmerksam, den auch Müllenhoff noch
nach alter weise mit kymr. er und cwn zusammenbringt, während Much
wie JGrimm und Wackernagel an Fergunna anknüpft, jedoch nicht, wie
diese, entlehnung annimmt, sondern Urverwandtschaft beider worte erweist
und sie auf * Perkunia zurückführt, so haben gemeinsam Germanen vor
der germanischen lautverschiebung und Kelten vor verlust des anlautenden
p den Waldgürtel benannt, an dem sie sich irgendwo berührt haben müssen.
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 39
Lycophron, Posidonius nennen sie [2]^.Xjtia, Strabo Ü4Xßia
und ^.Iknua.; später heifseu sie ^Xtisis, Alpes, die nachricht
der alten , dass die Kelten alle hohen berge so nannten , der
name also keltisch wäre , ist schwer zu prüfen , da er in fast
alle europäischen sprachen als appellativ übergegangen ist. allein
das altkeltische unterstützt die Überlieferung nicht; auch findet sich
unter den Ortsnamen auf altgallischem boden keine anknüpfung;
andererseits sprechen Strabos "JXßia, des Vopiscus Alba und
unsere deutschen alben dafür, dass das ligurische ZiXßiov den
echten laut, die media, bewahrt hat und p nur Verhärtung ist.
man wird den nameu vorläufig also für einen ligurischen halten
dürfen, der dann durch die Keltenzüge scbnelle und weite aus-
breitung gewann, dazu stimmt, dass Herodot weder in Italien,
uoch au den ostalpen schon Kelten kennt. Liguren safsen einst
im ganzen westen , ja selbst im norden der alpen und wurden
nur sehr allmählich von den Galliern aufgesogen. Plinius kennt
Liguren nur noch südlich der Durance an der küste, der alte
Cato aber weifs noch , dass die Vocontii und Salluvii Liguren
waren, die namen auf dem alpinen siegesdenkmal des Augustus
und sein triumphbogen in Susa beweisen endlich, dass der ganze
westliche alpengrat bis zum Genevre einst ligurisch war. auf
der nordseite der alpen waren die Uberi1 an der Rhonequelle,
an der südostseite die Lepontii, Salassi, Taurini ursprünglich
ligurisch.
Müllenhoff untersucht nun die Überlieferung über den ein-
fall der Gallier nach Italien und findet, dass der bei Livius (v 34. 35)
eingeschaltete bericht, der das ereignis an die griindung von
Massilia anknüpft und bis in die zeit des Tarquinius Priscus hinauf-
rückt, sich in schroffen Widerspruch setzt zu allen anderen römi-
schen und griechischen berichten und am meisten zu des Livius
eigener darstellung. es ist eine durch ihre widersinnige bevor-
zugung der Insubren als machwerk mailändischer Gallier gekenn-
zeichnete sage, deren mitteilung wir wahrscheinlich Timagenes
verdanken, nach der gewöhnlichen erzählung, die im übrigen
auch Livius berichtet, folgt dem einfall in die Poebene alsbald
die eroberung Roms, der könig der in Gallien vorhersehenden
Riturigen, Ambigatus (d. i. 'sehr weise'), soll nun seine neffen
Sigovesus ('siegkundig') und Bellovesus zur eroberung aufser landes
geschickt haben , in folge looswurfs jenen ins hereynische Wald-
gebirge, diesen nach Italien, im jähre 396 zogen, wie wir wissen,
Insubren, Cenomanen, Bojen, Lingonen, Senonen und ihr liguri-
scher anhang über die alpen itfs Potal. die Stammvölker dieser
scharen finden wir später am nördlichen Ligerufer als südnach-
barn der Beigen, nur die Bojen an der mittleren Donau, wäh-
1 der von Caesar überlieferte name ihrer naclibarn, die Müllenhon"
Feragri schreibt, hätte vom herausgeber seine richtige form Varagri er-
halten sollen.
40 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTÜMSKUNDE II
rend im Süden von Gallien gar keine anknüpfung an den norden
statt hat, denn hier rückten die Gallier nur zu kleineren häufen
nach und nach aus dem mittellande ein, womit der verlust der
alten volksnamen zu beiden seiten der Cevennen verbunden war,
während die neuen namen, meist geographischer art, stets nur
kleine zweige in einzelnen tälern umfassten.
Wie Bellovesus über die westalpen, zog Sigovesus von der
oberen Donau in und über die ostalpen, auch etwa um 400 v. Chr.
denn während Herodot noch nichts von Kelten oberhalb Thra-
ciens weifs, kämpften bereits in der ersten hälfte des 4 jhs. zur
zeit des Amyntas von Macedonien Kelten mit Illyriern in der
Herzegowina, dort wo später das keltisch -illyrische mischvolk
der Japoden haust, seinen enkel, Alexander den grofsen, bitten
die noch schwachen Kelten im jähre 334 um bundesgenossen-
schaft; aber schon 299 müssen die Autariaten nach ihrem sieg-
reichen vordringen gegen die Triballen vor den nunmehr erstarkten
Kelten selbst südwärts nach Macedonien ausweichen, sodass jene
schon die Morawa erreichen, das ergebnis des Sigovesuszuges
war demnach die besetzung der ostalpen und die eröffnung des
weges in die Balkauhalbinsel. nord- und nordwestwärts schliefsen
sich an die Japoden in ununterbrocheuer reihe bis zur oberen
Donau andere keltische Völker und bezeichnen den gang, den die
ausbreitung der Kelten hier nahm: Scordisci zwischen Drau und
Sau, Latovici an der oberen Sau, Carni jenseits der julischen
alpen , Norici oder Taurisci an der oberen Drau und Mur , sowie
jenseits des kammes an der Ens und Salzach bis zur Donau.
Jenseits der Donau setzt sich die keltische bevölkerung fort;
dort wohnten nach Posidonius im hercynischen walde Bojen, die
dem lande Böhmen (Bojohaemum1) den namen gaben, sie schlugen
den vorstofs der Kimbern ab und haben bis auf Ariovists zeiten
Böhmen besessen, doch Caesar kennt an ihrer stelle schon Volcae
Tectosages; sie müssen demnach um das jähr 60 dem allseitigen
vordringen der Germanen ausgewichen sein, sie überschritten
die Donau und warfen sich auf die Noriker, deren könig Voccio
seine Schwester dem Ariovist zur gemahlin schickte und um der
Sveben freundschaft warb, nun trennten sich die Bojen; ein
teil zog zu den Helvetiern und wurde nach deren niederlage von
Caesar bei den Aeduern angesiedelt; die hauptstärke des volks
verband sich jedoch mit den Norikern und unterlag im jähre 44
mit diesen fast bis zur Vernichtung dem Dakenkönig Burebistas;
der rest verblieb südlich der Donau in den oberpannonischen
Bojenöden zwischen Neusiedler- und Plattensee, das halbverlassene
Böhmen aber kam erst um den beginn unserer Zeitrechnung in
den besitz der Markomannen.2
1 der besprechung dieses namens hätte der herausgeber eine Verweisung
auf anhangi s. 328 hinzufügen sollen.
2 bekanntlich wichen die Markomannen erst um diese zeit vor den
MÜLLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 41
Die Urheimat der Bojen kanu Böhmen aber nicht gewesen
sein, denn sie nahmen sowol am Sigovesuszuge, der von der
oberen Donau ausgieng, wie am Bellovesuszuge nach Italien teil
und safsen daher ursprünglich wol am Main und Neckar, nur
der Mittelrhein lässt sich als der gemeinsame ausgangspunct
beider züge denken, diese selbst als eine grofse Südwärtsbewegung
an beiden Bheinufern entlang, die an den alpen nach west und
ost abglitt und schliefslich in die einwanderung nach Italien und
Griechenland auslief, durch diese bewegung kamen die Beigen
bis an die Seine, die rechtsrheinischen Kelten auf das linke ufer,
die W'eserkelten nach Süddeutschland, die Germanen an den Bhein.
in grofsartigem Zusammenhang entrollt hier Müllenhoff ein über-
wältigendes gemälde der einander folgenden völkerverschiebuugen.
bewunderung bannt den Zuschauer und kann ihm schliefslich doch
nicht das gefühl benehmen, als läge hier eine wenn auch noch
so geniale geschichtsconstruction vor.
Die nunmehr in Süddeutschland angesessenen Kelten bringt
der dritte der Kelteuzüge, der galatische, ans licht, seitdem
jähre 281 bestürmen Galater Thracien, Macedonien , Illyrien und
setzen sich dort und in Kleinasien unter fortwährendem zuzug
von jenseits der alpen zu förmlichen reichen fest, aus denen die
griechischen machthaber ihre söldnerscharen beziehen, wir kennen
kaum eines dieser Völker unter seinem sondernamen; nur in
Kleinasien erscheinen sofort die völkernamen der Trocmi, Toli-
stobogii, Tectosages. letztere begegnen , aufser in Thracien so-
wie den julischen alpen, als Volcae Tectosages um Toulouse und
im 'fruchtbarsten' teile des hercynischen waldes, wol in Böhmen
Römern vom Main in das fast leere Böhmen zurück, können also unmög-
lich das hauptvolk der Bojen vertrieben haben, welches Böhmen längst ver-
lassen hatte, diese ansieht des sonst unkritischen Contzen (Wanderungen
der Kelten 49 f), die auch Baumstark billigt, hat Müllenhoffs zwingender
nachweis als einzig mögliche festgestellt. Bremer hat von diesen dingen
keine ahnung, wirft sich Müllenhoff gegenüber in die brüst und verteidigt
Tacitus gegen angebliche gewalttätigkeiten. er scheut sich nicht, unkun-
dige leser hinters licht zu führen durch die behauptung, 'ohne jeden
grund' verwerfe Müllenhoff die nachricht des Tacitus, dass die Bojen
durch die Markomannen aus Böhmen vertrieben worden seien. Tacitus
worte besagen nun für jeden, der genauer zusieht, das gerade gegenteil.
sedes pulsis olim Jioiis virtute parta heifst: durch tapferkeit wurde der
wohnsitz gewonnen , aus dem in urzeiten die Bojen vertrieben worden
waren, olim bedeutet bei Tacitus immer einen sehr weit zurückliegenden
zeitraum; entscheidend aber ist die Stellung von olim, das nur zu pulsis
und nicht zu parta gehört und beweist, dass die beiden Vorgänge der Ver-
treibung und der besitznahme nicht in dieselbe zeit fallen, aber selbst
wenn Tacitus die von MüllenhofT widerlegte meinung berichtet hätte, so
könnten wir ihm nunmehr doch nicht glauben, denn es leuchtet ein, wie
leicht die ansieht sich bilden konnte, als hätten die späteren nachfolger der
Bojen diese vertrieben, während in Wahrheit andere Germanen, vielleicht
die im süden am weitesten vorgeschobenen Quaden die Bojen, deren alten
wohnsitz der name Bojohaemum auch den Bömern in steter erinnerung
hielt, aus Böhmen verdrängt hatten.
42 MÜLLEISHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
und Mähreu , als nachfolget" der Bojen , nach Caesars meinuug
eine Kolonie der südgallischen Volcae, die indes später verschollen
ist, falls nicht die Campi an der Donau ein rest von ihr waren,
der doppelname zeigt sie als zugehörige und hedeutendste ab-
teiluug eines grosseren Stammes, zu dem in Gallien noch die
Volcae Arecomici, in Kleinasien wol die Trocmi und Tolistobogii
gehörten, ähnlich wie früher die Bojen müssen auch die Volcae
einmal in Westdeutschland am Rhein und über der Donau ge-
sessen haben, von wo ein teil südwestlich an die untere Rhone,
ein anderer südlich über die alpen nach Griechenland gelangte.
wie um 400 die Bojen, so stehen um 300 die Volcae im mittel-
punct der keltischen bewegung. vor abzug der Bojen vom Rhein
und Main nach Ralien und Böhmen safsen die Volcae jedesfalls
nördlich von jenen, dh. in der Wesergegend, wo sie unmittel-
bare nachbarn der Germanen waren, nach ihnen als den ersten
Kelten, welche die Germanen keonen lernten, benannten sie deu
ganzen keltischen stamm Walchen, so hiefsen die Briten bei den
Angelsachsen (vgl. Wales, Cornwallis) , so hiefsen bei den Nord-
mannen die von ihnen bezwungenen Franzosen und so heifsen
noch heute alle romanisch redenden west- und südnachbarn der
Deutscheu Welsche, ja durch vermittelung der Goten auch bei
den Slawen die Rumänen Walachen. die grofse Keltenbewegung
gränzt somit bis au die Germanen , welche 200 jähre nach den
Tectosagen oder Galatern auf deren spuren südwärts wandelten.
Wo waren nun die ursitze dieser Germanenscharen? nur
von den Teutonen werden sie uns überliefert und zwar durch
Pytheas, der im 4 jh. au der nordsee eine skythische, dh. nicht-
keltische, also germanische bevölkerung vorfand, die bei den
Galliern den namen Teutonen führte.1 in der späteren an-
schauung der Römer verschwinden die Teutonen völlig hinter
den Kimbern und es ist nicht wunderbar, dass sie in der durch
Augustus hergestellten officiellen römischen ansieht ihre heimat
an die Kimbern, über die kein älteres zeugnis vorhanden ist,
haben abtreten müssen, ebenso wurde die ursprünglich keltische
sage von der Vertreibung der nordleute durch eine grofse flut,
nachdem sie zuerst auf die Teutonen übertragen, später von
diesen widerum auf die Kimbern verschoben, bei Posidonius und
noch auffallender bei Tacitus ist nur noch von Kimbern die rede,
die Widersprüche in der Überlieferung der folgezeit erweisen klar,
dass Kimbern und Teutonen nur noch dem ruhmesbedürfnis der
1 dies war das ergebnis des eisten bandes der DA; man wird HBerger
(Die geographischen fragmente des Eratosthenes 1880 s. 148 anm. 4 und 213
anm. 5) entgegen den ausführungen Müllenhoffs (DA i 473 ff) zugeben können,
dass für Pytheas der Rhein nicht die glänze zwischen Kelten und Skythen
gewesen und die Teutonen von ihm nicht ein 'skythisches' volk genannt
worden seien, und trotzdem an Müllenhoffs hauptresultat, dass Pytheas
nicht in die ostsee gekommen und dass seine bernsteininsel bei den Teutonen
an der nordsee zu suchen ist, festhalten müssen.
MÜLLENHOFI" DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 43
Römer ihr späteres dasein in Deutschland danken, bei Mela,
der Germanien bis zur Elbe kannte, finden sie daher erst jen-
seits derselben platz, die berühmteren Kimbern gleich am ufer,
die Teutonen in nebelhafter ferne, unter die menge neuer zur
friedlichkeit gezwungener Völker, die des Augustus flotte bei ihrer
fahrt ins Kattegat bis zu den dänischen inseln1 im jähre 4 [viel-
mehr 5] ans licht brachte, wurde durch officiellen humbug der
name der Kimbern eingeschmuggelt, um auf bequeme weise der
beleidigten römischen majestät noch nach einem jh. neue ge-
nugtuung zu verschaffen, von nun an hiefs die halbinsel Tastris
bei den Römern Chersonesus Cimbrica mit dem promunhirium
Cimbrorum. Strabo, der von Teutonen überhaupt nichts mehr
und von der flottenfahrt noch nichts weifs, hält noch an dem
glauben fest, jenseits der Elbe sei alles unbekannt, und bringt
deshalb die Kimbern zwischen Rhein und Elbe unter, bei Plinius
haben Kimbern die ganze halbinsel inne, sodass er sich die Teu-
tonen in Mecklenburg und weiter östlich gedacht haben muss.
aus seiner generaldiatbese, welche die gröfseren Völkerschaften
in Deutschland aufführte, hat Plolemaeus die Kimbern, südlicher
die Charuden, weiter östlich die unter erfundenem hybriden namen
als Teutonoarii zusammengefassten Völker und die Teutones in
seine karte aufgenommen, die einzelnamen seiner specialdiathese
kommen auch bei Tacitus zum Vorschein, dem jene gesammt-
namen fehlen, über die Kimbern weifs Tacitus aus seiner zeit
gar nichts, nur vermutungsweise setzt er sie mit einer redens-
art als parva nunc civitas an den ocean , wohin er bei seiner
aufzählung noch gar nicht angelangt ist, wo auch zwischen Chauken,
Cherusken und Langobarden ebenso wenig wie auf der halbinsel
für die Kimbern platz zu finden ist.
Wenn aber 'Teutonen' der name der germanischen nordsee-
völker bei den Galliern ist, die Kimbern aber nicht vom ocean
herkamen, so können letztere als der stete vortrab im zuge nach
süden nur südlich von den Teutonen an der mittleren Elbe ge-
sessen haben und verdanken ihren namen ('räuber') gewis auch
den Galliern, zumal ein gesammtname für das rechtsrheinische
volk noch nicht zu gebot stand.
Kimbern und Teutonen rückten im jähre 114 oder 113 die
Elbe aufwärts nach Böhmen , wurden dort von den Bojen ab-
geschlagen und wichen ostwärts in die Marchebene aus, über-
schritten die Donau und gelangten zu den Scordisken, die kurz
vor ihrer eigenen Überwältigung durch die Römer Griechenland
vor einem einbruch der Kimbern bewahrten, letztere wenden
sich nunmehr westwärts, wo die Carnen eben von den Römern
unterworfen, die Taurisken zu gaslfreunden gemacht waren, obwol
die Kimbern dem römischen feldherrn ihren abzug ansagen, werden
1 nicht nur bis kap Skagen, worüber meine bemerkungen in diesem
Anz. xiii 203 f zu vergleichen.
44 MÜLLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
sie bei Noreja von Carbo hinterlistig angegriffen und bringen ihm
eine furchtbare schlappe bei.1 in diesen ersten kriegsjahren waren
die Teutonen, was Mommsen völlig verkannt hat, sofort mitbetei-
ligt, wie sowol Posidonius als Livius nach ihren bald die Kimbern,
bald die Teutonen nennenden epitomatoren berichtet haben müssen,
von den Taurisken zogen die Kimbern und Teutonen volle 4 jähre
hindurch über Helvetien, von wo ihnen im jähre 108 die Toygenen
und Tigurinen nachfolgten, bis nach Gallien, sie verhandelten
hier im jähre 109 vergeblich mit Silanus und dem Senate um
landabtretung, schlugen den consul und verheerten ganz Gallien
der mafsen , dass sich die gesammte bevölkerung in die umwallten
Städte drängte und durch hungersnot bis zur menschenfresserei
getrieben wurde; nur die Beigen sollen sich der üblen gaste er-
wehrt haben, die Tigurinen und Toygenen wandten sich mehr
nach dem Süden, erschienen 107 vor Tolosa, zogen bei an-
näherung des consuls Cassius Longinus zwar ab, schlugen aber
das verfolgende beer bis zur Vernichtung. Caepio, der consul
des nächsten jahres, brachte das aufrührerische Tolosa wider zur
Unterwerfung und im jähre 105 stehen in der provinz unter Caepio,
Cn. [nicht C., wie der herausgeber hat drucken lassen] Mallius
und Aemilius Scaurus drei heere zur abwehr etwaiger anstürme
auf Italien bereit, neue friedensverhandlungen scheitern am römi-
schen hochmut, der die Kimbern veranlasst, das gesammte feindes-
heer Wodan zu weihen: über 100000 Römer bedecken das Schlacht-
feld bei Arausio. auch an dieser schlacht haben Teutonen nebst
Ambronen, Kimbern und Helvetier gleichen anteil, wie die quellen,
Posidonius, Caesar und Livius gleicherweise unwiderleglich dar-
um, und Mommsens auffassung, die vor allen anderen berichten
der ungenauen perioche des Livius folgt, nach der Teutonen
erst im jähre 103 zu den Kimbern gestofsen wären, ist ganz ab-
zuweisen, vor dem siege bei Arausio bestand bei den Kimbern
die absieht, über die alpen vorzudringen; sie wurde nun viel-
leicht wegen Uneinigkeit der Völker aufgegeben, während Teu-
tonen und Helvetier sich nach Gallien zurückwandten, verwüsteten
die Kimbern Aquitanien und fielen in Iberien ein. von den Kelti-
berern bedrängt, machten die Kimbern 103 kehrt und vereinigten
sich in Gallien bei den Veliocassen wider mit ihren genossen,
um im nächsten frühjahr auf drei wegen in Italien einzubrechen,
die eindringende kritik der quellen für die gewaltigen schluss-
kämpfe, der Teutonen im jähre 102, der Kimbern 101, ist be-
reits oben mitgeteilt worden. — die manigfachen, teilweise tief-
gehenden abweichungen von Mommsens darstellung erweisen sich
1 eine abwehrende bemerkung Müllenhoffs hier scheint mir der einzige
hinweis auf Pallmanns nicht gerade tiefgreifende Schrift über die Cimbern
und Teutonen zu sein. BSepps Münchner dissertation Die Wanderung der
Gimbern und Teutonen (1882) dürfte in ihren neuerungen kaum als glück-
lich zu bezeichnen sein.
MÜLLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 45
durch ihre nach allen sehen aufs sorgsamste abgewogenen be-
stimmungen als die reife frucht langer studieu.
Müllenhoff beschliefst seine Untersuchungen mit einer be-
leuchtung der wahren bedeutung der Kimbernwanderung, die er
mit seiner unvergleichlichen kraft der geschichtlichen anschauung
uns nahe bringt, diese glänzende bestätigung seiner wissen-
schaftlichen phantasie darf in ihren hauptzügen wenigstens hier
nicht übergangen werden.
Der gewaltige vorstofs einer bis dahin in ungeschichtlicher
ferne und bedeutungslosigkeit schlummernden nation in die gränzen
und in das gebiet der kulturwelt, der sie mit ungestüm die tat-
sache ihres daseins kund tut, kann nach Müllenhoff nicht von
ungefähr gekommen, sondern muss die folge eines bedeutsamen
ereignisses im leben dieses Volkes überhaupt sein, mit dem ab-
marsch der Bojen nach Gallien und Böhmen um 400 war das
Maingebiet in besitz der Volcae gelangt, die ihrerseits gegen 300
v. Chr. die wege der Bojen giengen und deren teilweise zurück-
gebliebener rest, die Tectosagen, zu Caesars zeit bereits durch
die deutschen Svebenstämme der Markomannen und Chatten nach
osten abgedrängt war. diese Sveben, von jeher feindlich dem
westlichen, gallischer kultur nicht abgeneigten istvaeischen stamme,
dem die Ubier, Usipier und Tenktern zugehörten, können nur
aus dem gebiete der mittleren Elbe gekommen sein, von den Her-
munduren und Semnonen, die noch zu Tacitus zeit die ältesten
und edelsten der nation heifsen. sie durchbrechen zuerst den
hercyuischen bergwald , der sie von den Kelten schied , und
nahmen als Markomannen, die ihr name schon als bewohner des
gränzlandes kennzeichnet, im Mainland, als Chatten in Hessen,
als Vangionen, Nemeten, Triboken am Oberrhein ihre neu-
eroberten sitze, dies muss kurz vor beginn des Kimbernzuges
geschehen sein, denn nur als folge des überflutens der germani-
schen völkerwelle ist jenes verspritzen bis nach Welschland hinein
denkbar; die erste bewegung macht nicht an ihrer naturgemäfsen
glänze halt, sondern schleuderte die Kimbern und Teutonen
weit über das ziel hinaus in die ferne, wohin sie ihr Verhängnis
trieb, es gab nun keinen stillstand mehr im kämpf mit der
südlichen kultur, deren lockungen dem germanischen volke be-
kannt geworden sind und begehrenswert erscheinen, das gesiebt
unserer nation ist von nun an dauernd nach Süden und Süd-
westen gerichtet , sie selbst ist ein für alle mal in den Strudel
der Weltgeschichte als bedeutsamer factor mit hineingerissen:
und das macht die germanische Völkerbewegung zu ende des
2 jhs. v. Chr. zu dem bedeutsamsten ereignis, das unsere nation
je erlebt hat.
Eingehender als ich beabsichtigt hatte, ist mein bericht über
den Inhalt des buches ausgefallen; zu eingehend für den, der
vor allem kritik erwartet, lange nicht eingehend genug für den,
46 MÜLLEMIOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
der durch Kenntnisnahme einer referierenden Besprechung des
eigenen Studiums sich zu überheben und doch das wesentliche
des buches kennen zu lernen wünscht, zu eigener lectüre des
werkes aber gerade anzuregen, kann allein die bestimmung dieser
anzeige sein und darum auch habe ich meine weuigen ver-
teidigenden, erweiternden oder einschränkenden bemerkungeu
bescheidentlich als noten zum text gefasst. diese fufsnoten
knüpfen meistenteils an stellen des buches an , die Mülleuhoff,
wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, sein werk selbst der
Öffentlichkeit zu übergeben , wol kaum noch verändert hätte,
vieles andere hingegen wäre nicht so stehen geblieben, wie wir
es jetzt lesen, im eingange ist bereits die entstehung des
bandes auseinandergesetzt worden, in die jähre 1870 und 71
geht die niederschrift des grösten teiles desselben zurück, woran
die spätere zeit nur wenig umgestaltet hat. wesentliche er-
weiterungen, nur im dritten buche, brachten die jähre 187 8
und 79, und 1883 kam noch der bedeutsame anhang i über den
südöstlichen winkel Germaniens hinzu, allein Müllenboff hielt
den band als unfertig zurück; in der einleitung zum fünften
bände vom december 1881 sagt er geradezu, dass dem zweiten
ein par abschnitte und 'eine nachbessernde durchsieht' fehlen,
diesen wink musten die herausgeber, Scherer und Pniower, bei
der Veröffentlichung des nachgelassenen bandes beherzigen, wenn
sie im sinne des verewigten über dem ihnen anvertrauten gute
wachen wollten, es muste eine genaue prüfuug stattfinden,
manches weggelassen, anderes hinzugefügt, alles auf den der-
zeitigen standpunet der Wissenschaft gebracht werden , wie es
Müllenhoff selbst getan hätte, unbegreiflicher weise ist das un-
geschehen geblieben, weder die besondere hinweisung Müllen-
hoffs, noch sein von alters her bekannter grundsatz (DA i 469),
dass 'jeder, der sich berufen fühlt, ein buch herauszugeben,
damit auch die Verpflichtung übernimmt, es so nutzbar zu machen
als möglich', haben die herausgeber bewegen können, dem buche
die fehlende 'nachbessernde durchsieht' zukommen zu lassen, als
dann Roediger die leitung der herausgäbe zufiel, war es für eine
durchgreifende änderung im plane derselben sicher zu spät, so
dass ihm wol nichts übrig blieb, als das verfahren der Vorgänger
schonend in schütz zu nehmen und seinerseits zu erklären , dass
er 'alle zutaten, auch correcturen für unerlaubt gehalten' habe,
nur 'handlangerdienste' wären es gewesen, die zu verrichten den
herausgebern noch obgelegen hätte, diese bescheidenheit würde
noch mehr anzuerkennen sein, wenn die 'handlanger' über den
umfang ihrer pflichten sich besser unterrichtet oder, falls sie
dazu nicht geneigt waren , ihre arbeit anderen bänden übergeben
hätten, wie wenig sich einerseits Scherer um seine aufgäbe be-
müht oder nur bekümmert haben kann, wie wenig andererseits
Pniower in dem Stoffe sich umgesehen hat, dessen beherschuug
MÜLLEMIOFF DEUTSCHE ALTERTÜMSKUNDE II 47
für den herausgeber eines solchen monumentalen werkes ebenso
ehrenpflicht wie pflicht der pietät war, mögen folgende be-
merkungen lehren.
Wer Müllenhoffs arbeiten kennt, weifs, dass er auch bei
den scheinbar entlegensten und ins feinste detail sich vertiefenden
einzeluntersuchungen die weiten gesichtspuncte nie aus den äugen
verlor, dass seine arbeiten alle nach einem mittelpuncte wiesen,
dem lebenswerke der Deutschen altertumskunde, und so ihren
grofsen Zusammenhang gewannen, dieser Zusammenhang gibt
sich äufserlich durch die zahlreichen Verweisungen kund, mit
denea er seine späteren arbeiten an die früheren anknüpfte, es
widerstrebte ihm, wo er nicht bedeutende Verbesserungen und
erweiterungen oder tiefer gehende begründung seiner ansichten
mitzuteilen hatte, nur um der ununterbrochen fliefsenden dar-
stellung willen seine älteren bereits bekannten ausfuhrungen
irgendwie zu widerholen, obwol das bei der knappen art seiner
mitteilungen öfters recht erwünscht gekommen wäre, dagegen
sparte er nicht mit jenen hinweisungen auf seine eigenen schritten
und keine wol hat er im letzten Jahrzehnt seines würkens lieber
und mit so sichtbarem behagen citiert als seine Germania
antiqua, unter welchem namen er eine ausgäbe von Tacitus
Germania und der übrigen Germanien betreffenden hauptstellen
antiker autoren veröffentlichte, mit stolz konnte er in der tat
auf dieses werk blicken, die frucht Jahrzehnte langen nachdenkens,
das auf verhältnismäfsig wenigen blättern eine solche summe kri-
tischen Scharfsinnes aufwies, dass es, obwol gewisser mafsen
Stückwerk, auf seinem beschränkten gebiete die gesammtausgaben
der schriftsteiler in den hintergrund drängte, um als kritisches
meisterwerk selbst an die erste stelle zu rücken, den wahren
wert dieser leistung kann freilich nur der voll würdigen, der nach
Müllenhoff selbständig eine neugestaltung des textes der von ihm
behandelten autoren unternommen hat.
Wunderbar berührt es nun , wie selten der neue band der
DA auf die Germania antiqua zurückgeht, seine ausarbeitung
fällt eben, wie unter anderem durch die anmerkung s. 159 be-
wiesen wird, die das jähr 1872 als 'jetzt' verlaufend bezeichnet,
vor jenes 1873 erschienene schriftchen, das dritte buch, das
Mülleuhoff 1877 umgearbeitet hat, zeigt in den wenigen ab-
schnitten, die auf die älteren autoren zurückgehen, durchgängig
die heranziehung des kleinen quellenwerkes. das vierte buch
dagegen, dem eine Überarbeitung nach 1873 weder durch Müllen-
hoff, noch leider auch nach 1884 durch die herausgeber zu teil
wurde, kennt keine Germania antiqua, obwol es sich in seinem
ganzen umfang fortdauernd mit den dort behandelten quellen be-
schäftigt, auch hier also hat Pniower geradezu gegen Müllenhoffs
klar vorliegende absiebten gehandelt, indem er sein beispiel un-
beachtet liefs oder wahrscheinlicher überhaupt nicht als solches
48 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKÜ1NDE II
erkannte, so muste DA 152 auf G. a. 72 f. 56, DA 190 auf G. a.
64, DA 164 und an unendlich vielen anderen stellen auf den
text der Germania antiqua verwiesen werden, den gröbsten ver-
stofs hat die Vernachlässigung der Germania antiqua bei der be-
handlung der römischen flottenfahrt des Jahres 5 n. Chr. (vgl.
oben s. 43, DA n 285) herbeigeführt, eine anmerkung von dem
umfange einer halben seite, worin eine lücke in dem bericht des
Augustus über seine taten behandelt wird , ist durch vier Zeilen
der Germania antiqua (s. 51) in weit übersichtlicherer und knap-
perer weise längst erledigt worden, ja an letzterem orte erfahren
wir bei aller knappheit sogar noch mehr, als in jener langen
anmerkung. überliefert war: Classis — ad m
navigavit. die lücke von ungefähr vierzehn buchstabeu , mit der
Mommsen in der ersten ausgäbe der Res gestae divi Augusti
nichts anzufangen wüste, während die Vermutungen seiner Vor-
gänger dadurch von vorne herein hinfällig waren , dass sie nicht
mit dem räum der lücke rechneten, wird von Müllenhoff durch
eine conjectur beseitigt, der man seiner zeit das lob einer feinen
und methodischen, also voll überzeugenden gewis nicht vorent-
halten konnte, er schreibt ad Scythicam plagam; diese ergänzung
enthält genau vierzehn buchstaben und empfiehlt sich besonders
dadurch, dass Plinius ii 167, wo er von des Augustus flotten-
fahrt spricht, demnach — so muste man früher vermuten —
des Augustus worte wahrscheinlich ausgeschrieben hatte, die flotte
den ocean Scythicam ad plagam erforschen lässt. indessen so
fein Müllenhoffs besserung erscheint, jedermann, der auch nur
von fern der deutschen altertumswissenschaft gefolgt ist, weifs,
dass sie den neuen genauen und glücklichen lesungen Humanns,
die Mommsen in stand setzten , unter Müllenhoffs teilnähme (vgl.
Res gestae2 s. 140) eine zweite, sehr verbesserte ausgäbe des
Monumentum Ancyranum zu veranstalten, nicht stich gehalten
hat, sondern durch die aus der griechischen fassung zu er-
schliefsenden worte ad fines Cimbrorum ersetzt werden muss.
Pniower hat also den doppelten fehler begangen , einmal , dass
er diese überflüssige anmerkung ungestrichen liefs, statt sie durch
eine Verweisung auf die Germ. ant. zu ersetzen, dann, dass er
sie in dieser form drucken liefs, die längst unrichtig geworden
war. solche fehler sind nur zu geeignet, bei unkundigen uuheil
zu stiften, und das ist denn auch schon geschehen, erstaunlicher
weise selbst bei leuten, die über Müllenhoffs werk der mitweit
öffentlich zu berichten sich berufen fühlen und dann die Müllen-
hoffsche ergänzung jener lücke, 'mit der Mommsen nichts anzu-
fangen weifs', heute noch als besonders glückliche textbesserung
der beachtung empfehlen.1
1 so RSteig in der Wochenschrift für klass. phil. v 359 ; ihm scheint
freilich Müllenhoffs ganzes werk ein buch mit sieben siegeln geblieben
zu sein.
MÜLLEINHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 49
Im dritten buche der DA fand Pniower keine gelegenheit,
die Germania antiqua ungenutzt zu lassen, da Müllenhoff sie in
diesem teile, wo es nötig schien, selbst nachträglich heran-
gezogen hat. allein auch hier findet sich eine auf die Germ,
ant. bezügliche, gleichfalls umfangreiche stelle (s. 10), deren
hauptinhalt nun schon lange durch die forschung überholt und
vollkommen gegenstandslos geworden ist. es handelt sich um
den ig. germanischem munde zu Quenen umgelauteten namen der
finnischen Kainulaiset, der nach Müllenhoffs nachweis die bil-
duug der schon durch Tacitus bekannten sage von einem nordi-
schen weibervolk veranlasst hat (vgl. oben s. 6). Müllenhoff
geht hierin noch weiter und findet es wahrscheinlich, dass diese
germanische benennung der Finnen den alten auch bekannt ge-
wesen sei und sogar von ihnen, nämlich bei Ptolemaeus, über-
liefert werde, die anmerkung, welche diese Vermutung begründen
soll, stellt zunächst scharfsinnig fest, dass Ptolem. n 11, 35 nach
Jordanes ausdrücklichem Zeugnis sieben und nicht, wie nach
unseren ausgaben, nur sechs Völker auf Skandia genannt hat,
und weil ^devwvoi zweimal aufgeführt werden , dieser name
einmal und zwar wegen der geographischen gliederung notwendig
bei seiner ersten aufführung durch ein Verderbnis der Über-
lieferung an stelle eines anderen namens getreten ist und hier
daher gelöscht werden muss. so weit befindet sich Müllenhoff
auf durchaus sicherem boden , in Übereinstimmung mit Karl
Müller, dem neuesten herausgeber des Ptolemaeus, der selbständig
zu der gleichen erkenntnis gelangte, und in so weit war auch
an der anmerkung als einem beispiel für Müllenhoffs metho-
disches und siegreich vordringendes denken um so weniger etwas
zu ändern, da die versprochene erläuterung zu der Germania
antiqua, woraus diese anmerkung ein bruchstück, leider nie er-
schienen ist. die sehr gewagte Vermutung dagegen, dass für
yltviovoi an erster stelle Kvevioveg zu lesen sei, die Müllenhoff,
wie er selbst sagt, Germ. ant. s. 134 'dreist genug' in den text
gesetzt hat, ist bekanntlich seit 1880 (Hermes xv 303) durch die
lesart des von KMüller ausgebeuteten Vaticanus 191 (x) beseitigt
(vgl. oben s. 12 anm. 1). hiervon hätte Pniower kenntnis haben
und durch einen zusatz den leser unterrichten müssen , damit
der Zwiespalt zwischen Müllenhoffs text und Kieperts erläuternder
karte, deren namen durchweg die neuen Miillerschen lesarten
zeigen , aufgehoben wurde.
Aber nicht nur die Germania antiqua wird von dem heraus-
geber ungebürlich vernachlässigt, auch die reichen anmerkungen,
durch die Müllenhoff Mommsens Jordanesausgabe für den ger-
manischen philologen und historiker so wertvoll gemacht hat,
sind in dem capitel der DA , das sich mit der widerherstellung
der ältesten beschreibung Skandinaviens aus Jordanes beschäftigt
(vgl. oben s. 14), nicht einmal erwähnt worden, die darstellung
A. F. D. A. XVI. 4
50 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE FI
der DA, könnte Pniower einwerfen, ist in diesem 1880 abge-
schlossenen teile fast überall viel ausführlicher als die anmerkungen
des index zum Jordanes aus dem jähre 1881. diesen einwurf
darf man in keiner weise gelten lassen, denn gerade durch die
notwendige kürze der erläuterungen war Müllenhoff in zweifel-
haften fällen , wo er in der DA verschiedene möglichkeiten offen
sah, gezwungen, sich in einer bestimmten richlung zu ent-
scheiden und das wahrscheinlichste auszuwählen, hierdurch wird
der vergleich der Jordauesanmerkungen mit dem texte der DA,
auch abgesehen von den wenigen neuen bemerkungen , die der
letzteren fehlen, auch heute noch notwendig und nützlich, denn
er dient zur endgiltigen feststellung der meinung Müllenhoffs , die
bei seiner allseitig abwägenden historisch -kritischen darstellung
in der DA nicht immer unzweifelhaft und kräftig hervorleuchtet,
sondern öfters in einer gewissen schwebe bleibt, geradezu un-
erlässlich wird die hinzuziehung des Jordanes von Mommsen-
Müllenhoff zur ermittelung der richtigen lesarten namentlich bei
den gewaltig verderbten eigennamen: als beispiel erwähne ich
nur die ausführungen über den namen Scridifinnen (DA n 41
anm.) gegenüber Jordanes s. 59. 164. die anmerkung über Vin-
dobona (Jordanes s. 166) bespricht den namen Wien eingehender
als anhangxiv der DA (s. 373) und durfte hier keinesfalls über-
gangen werden.
Noch ein zweites Versäumnis des herausgebers zeigt dieser
anhang xiv. unter den Zeugnissen , die noch im späteren mittel-
alter für die einstige germanische bevölkerung des landes im
osten der Elbe sprechen, führt Müllenhoff die tatsache an, dass
der hauptort der Abodriten stets Mikilinburg, nie Veligrad heifse.
diese behauptung konnte bis zum jähre 1880, da Müllenhoff diesen
teil des buches abschloss, als richtig gelten, sache des heraus-
gebers war es aber, mindestens in einer anmerkung hinzuzufügen,
dass in eben diesem jähre 1880 der altslawische name Viligrad
oder Veligrad in dem arabischen bericht des spanischen Juden
Ibrahim ibn-Jaküb, der die Eibgegenden in der zweiten hälfte
des 10 jhs. bereiste, durch de Goejes Scharfsinn mittels einer
glänzenden besserung entdeckt wurde: vgl. Verslagen en mede-
deelingen d. akad. v. wetensch. letterk. n r. d. 9, Archiv f. slaw.
phil. v 167 f, Jbb. d. ver. f. mecklenb. gesch. 45, 7. 12 f. — an der-
selben stelle (s. 372) war zur erwähnung der Goten in der Krim
Tomascheks bekannte schrift, die Müllenhoff selbst besprochen
hat (DLZ ii 1116 f), nachzutragen.
Ein weiterer verstofs gegen die Vorschrift, dass jeglicher
herausgeber seine Veröffentlichungen so brauchbar wie möglich
zu gestalten hat, liegt darin, dass in dem capitel über die fluss-
namen durchgängig nur die erste aufläge von Förstemanns orts-
namenwerk zu rate gezogen ist. erst unmittelbar nach Vollendung
der abhandlung im jähre 1872 erhielt Müllenhoff von der neuen
MÜLLEISHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 51
bearbeitung des namenbuchs Kenntnis, er gedenkt dessen kurz
(s. 207) in einer offenbar nur vorläufig giltigen und für ihn allein
bestimmten aumerkung mit dem bedauern, dass ihm die er-
schienenen lieferungen der neuen ausgäbe nicht eher zugiengen,
da ihm manche mühe und manches citat erspart geblieben wäre.
Pniower hat aus diesen Worten nicht die geringste Verpflichtung
herausgelesen, nun seinerseits dem erwähnten mangel abzuhelfen.
Von kleineren Unterlassungssünden erwähne ich, dass s. 105
bei gelegenheit der Bastarnen von ihrer bewaffnuug die rede ist
und die rumpia des Valerius Flaccus und ihr Verhältnis zur
framea des Tacitus besprochen wird, ohne dass von Pniower
auf die ausführlichen erörterungen verwiesen wird, die Müllenhoff
in der recension von Lindenschmits Handbuch der altertums-
kunde (Anz. vn (1881)) über diesen gegenständ veröffentlicht hat.
dieser hinweis war mindestens ebenso erforderlich, wie jener
(s. 96) auf die DLZ , den Roediger nachträglich hinzuzufügen sich
nicht enthalten konnte, 'weil die vorangehenden worte Müllen-
hoffs recension zu citieren fast nötigten.' — ganz fehlerhaft war
es, s. 8 die Verweisung auf Baumstarks Schulausgabe der Ger-
mania unverändert stehen zu lassen. Müllenhoff freilich kannte
damals nur hieraus Baumstarks ansichten über den zweiten teil
der schrift des Tacitus, während er späterhin natürlich nur auf
die Ausfuhr!, erläuterung des besonderen völkerschaftlichen teiles
der Germania, 1880, s. 306 zurückgegangen wäre. — andere
mängel haben bereits in obigen anmerkungen ihre rüge gefunden.
Aber was hat denn eigentlich Scherers beistand, Otto Pniower,
dem Boediger nachrühmt, dass er 'mit hingebendem eifer und
vollem Verständnis die drucklegung gefördert und die haupt-
arbeit geleistet' habe, für Müllenhoffs werk getan? wir sahen
bisher nur, dass er dort alles verabsäumt hat, wo so viel zu
schaffen war. hat er denn würklich nur verhindert, dass zu
viel druckfehler sich einschlichen? nein, er hat auch selbstän-
dige leistungen aufzuweisen, in erster linie nenne ich hier das
register. wer je ein solches angefertigt hat, namentlich zu einem
umfang- und inhaltreichen werke, weifs, dass das keine so ganz
einfache sache ist und dass meist nur diejenigen auf solche
arbeiten mitleidig herabsehen, welche selbst am wenigsten im
stände sind, sie befriedigend auszuführen, obwol sie ohne die-
selben oft genug ratlos daständen. Pniowers register ist natür-
lich nicht ladellos, aus dem einfachen gründe, weil er die be-
dürfnisse des altertumsforschers nicht aus eigener übung kennt,
und doch stehe ich nicht an, dasselbe als seine beste leistung an
dem buche zu erklären, ja als die einzige überhaupt, für die
man ihm bei seiner tätigkeit als Scherers amanuensis mit gutem
gewissen dankbar sein kann.
Indessen Pniower hat noch mehr geleistet, er hat zwei
eigene abhandlungen abgefasst, mit denen er Müllenhoffs schwacher
52 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
kraft hilfreich beigesprungen ist. angesichts dieser eingreifenden,
ja ungenierten tätigkeit zur ergänzung, beziehungsweise zum Um-
sturz zweier anhänge des Müllenhoffschen werkes wird man die
im übrigen an den tag gelegte Zurückhaltung in neuerungen , Zu-
sätzen wie besserungen, die man für 'unerlaubt' gehalten hat,
dem princip nach um so weniger begreiflich und entschuldbar
finden, wenn man auch andererseits es ganz gern sehen wird,
dass Pniower im allgemeinen das denkbar wenigste sich vorge-
nommen hatte. die eine von den abhandlungen (anhaug xv,
s. 385 — 394) ergänzt Müllenhoffs Sammlung der Zeugnisse für
die einfalle der Slawen in die römischen provinzen südlich der
Donau seit dem jähre 527, indem sie die jähre 538 — 559 be-
handelt, ohne irgendwie ein kenner der slawischen Urgeschichte
zu sein, kann ich doch so viel behaupten , dass Pniowers Zusätze
nichts bieten, was nicht seit Hopfs Geschichte Griechenlands im
ma. und den späteren arbeiten von Fallmerayer, Roesler, Jirecek
allgemeingut der Wissenschaft geworden und in der darstellung
mindestens ebenso glücklich wäre als die neun Seiten aus Pniowers
feder. allein man wird hier von dein herausgeber auch gar nichts
neues verlangen und ist mit einer kurzen übersieht schon zu-
frieden, nur sollte sie dann nicht, wie in jener unberufenen
recension geschieht, gegen die ich mich schon mehrfach gewandt
habe, als verdienstliche, ja hervorragende leistung angepriesen
werden, während sie wissenschaftlich vollkommen belanglos ist"
und nur zur ergänzung der Müllenhoffschen darstellung dient.
Anders verhält es sich mit Pniowers zweiter abhandlung
(s. 335 — 345), einer nachschrift zu Müllenhoffs scharfsinnigem,
woldurchdachtem und ergebnisreichem anhang i Über den südöst-
lichen winkel des alten Germaniens, der zuerst in den Sitzungs-
berichten der Berliner akademie 1883, xxxv 871 — 83 erschienen,
das letzte , was Müllenhoff von sich gedruckt zu sehen vergönnt
war. konnte man in jener ersten ergänzung Pniowers zwar keine
nennenswerte förderung, allein auch keinen schaden für den
wissenschaftlichen character des werkes erblicken, so muss die
zweite erörterung geradezu als eine Versündigung gegen den ver-
blichenen meister bezeichnet werden, geeignet das ansehen und
die würde des buches empfindlich zu schädigen, wenn ich mir
vorstelle, wie Müllenhoff, dem leben widergegeben, diesen seinem
Vermächtnis nun für immer anhaftenden , entstellenden zusatz be-
trachten würde, so kann ich ihn mir nur von dem heiligen zorn
erfüllt denken, mit dem er unwissenschaftlicher leichtfertigkeit
und eitelkeit, die sich in haltlosen neuerungen gefällt, stets ent-
gegengetreten ist.
p]ine kurze skizze von anhang i zu geben, erscheint not-
wendig, indem Müllenhoff eine verderbte stelle des Plinius (iv80;
Germ. ant. 89) über das confinium der Germanen und Jazygen
auf leichteste weise heilt und trefflich auslegt, bestimmt er die
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 53
läge des regnum Vannianum inter Marum et Cusum als eine von
der March aus östliche, sodass der Cusus, da die Gran den alten
als Fqavovag bekannt war und der von Plinius neben der March
als gränzfluss genannte Duria wol die Waag bedeutet, der öst-
lichste zufluss der Donau oberhalb des knies bei Waizen sein
muss, der kleine Eipel. diesen ansatz der ostgränze des Vanni-
scheu reichs und damit die spätere südostgränze Germaniens über-
haupt findet Mülienboff durch Ptolemaeus bestätigt, der die sitze
der Quaden unter dem }ÖQZvviog ÖQv/ii6g dh. der mährischen
höhe und über den eisengruben und der Luna süva (Manharl)
angibt, die starren reihen der von Ptolemaeus im südlichen
teil von Germanien nur von norden nach Süden unter einander
aufgestellten Völker und gebirge ordnet Müllenhoff in gruppen
zusammen und setzt nun die Buri unterhalb des Jablunkapasses
nördlich der Waag; weiter südlich im Neutraer comitat die 2L-
dwveg als einen teil des Vannischen reiches (Vangio et Sido) an
den gebirgshängen , während die ebenen den Vaugionen zufallen;
südlich der oberen Waag die Cotini, von denen eine abzweigung,
die KvtvoL des Ptolemaeus , an dieser stelle auf das rechte ufer
der Donau hinübergegangen war; endlich südostwärts zwischen
Gran und Eipel die den Germanen wie den Sarmaten tribut-
pflichtigen pannonischen Osi, die nur auf diese weise mit den
im Donauwinkel gesessenen stammverwandten Aravisken in be-
rührung bleiben, wie es des Tacitus worte verlangen, für die
Baqioi unterhalb der Luna silva bleibt nur die weite ebene von
der March bis zum Eipel übrig und sie erweisen sich hierdurch
als die aus Baiohaemum ausgewanderten Sveben des Vannius.
östlich von ihnen kommen die 'PccxccTgiai zu sitzen , westlich
längs der Donau ol 7tqog zolg Köc^tTtoig'PaxaTai, die auf ihrer
Westseite an die l4ÖQaßar/.ä^i7toL und nccQiitaixd{(7toi stofsen:
cPa/.chca und 'PaxccTQtat sind teile eines und desselben pannoni-
schen Stammes, des Ptolemaeus oidrjQtoQvxsla betrachtet Müllen-
hoff als eins mit den cotinischen eisengruben des Tacitus, und
dass diese gerade an der oberen Gran und Waag, wohin er die
Cotinen setzt, und nicht nördlich vom ManharX, wie Ptolemaeus
angibt, lagen, bestätigt eine am schluss abgedruckte mitteilung
des geologen Suefs, wonach das erz nur an erster stelle leicht
verfolgbar zu tage liegt und auch mit den geringen mittein des
altertums gewonnen werden konnte, diese gegenden wurden im
norden wie im Süden der Donau erst seit Domilians Svebenkriegen
bekannter, und darum ist auch hier im Südosten gerade wie im
nordwesten und im gegensalz zu dem innern des Ptolemaeischen
Germaniens nichts davon zu spüren, dass zwei zeitlich weit aus
einander liegende quellen in widerspruchsvollerweise mit einander
verarbeitet sind.
So weit Müllenhoff. als der erste nicht unzweifelhaft sichere
punct dieser Untersuchung könnte die läge des Vannischen reiches
54 MÜLLEiNHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
erscheinen, die aufs engste mit der bestimmung des flusses Cusus
zusammenhängt, da die svebischen ansiedier aus Böhmen stamm-
ten , denkt man zuerst an eine mehr westliche ausdehnuug des
Vannischen reiches, so Mommsen (Rom. gesch. v 196 anm.), der
aber diese meinung auf eine unhaltbare annähme baut, indem er
entgegen aller Überlieferung auch die Markomannen und Quaden
in Böhmen und Mähren dem reiche des Vannius zuteilt, aus
der geschichte seines Sturzes ergibt sich für Mommsen mit not-
wendigkeit eine läge des reichs im westen, für Müllenhoff ebenso
notwendig im osten der March. man wird hieraus entnehmen
können, dass beider gründe, soweit sie sich auf jenes ereignis
stützen, nicht entscheidend sind, ganz schwächlich und ohne
jeden belang ist, was Pniower zu gunsten Müllenhoffs hinzu-
zufügen für nötig hielt, nichts desto weniger stimme ich Müllen-
hoff bei auf grund folgender erwägungen.
Im jähre 10 v. Chr. erklärte Augustus die Donau officiell als
reichsgränze; allein noch im jähre 19 n. Chr., als das Vannische
reich gegründet wurde, war Pannonien tatsächlich, erst bis zur
Drau unterworfen und militärisch besetzt, während in Noricum
schon lange römische kultur festen fufs gefasst hatte und nur
durch kleine besatzungen gesichert wurde, diese provinz reichte
damals noch weiter ostwärts, sodass das norische Carnuntum in
diesem striche die östliche Donaustadt der Römer war. zu Pan-
nonien kam Carnuntum erst, als es durch Vespasian mit legionen
belegt wurde, legionen standen bis dahin in Noricum überhaupt
nicht, sondern nur im benachbarten Pannonien, wo Poetovio
an der Drau der hauptwaffenplatz war. das nördliche Pannonien
an der Donau war dagegen nur dem namen nach römischer be-
sitz, in Wahrheit blofs römische 'interessensphäre'. wollten die
Römer daher die leute des Vannius, die sie als unruhige gaste
nicht im römischen kulturgebiet ansiedeln konnten, möglichst un-
schädlich machen, was nach Tacitus in ihrer absieht lag, so war
es durchaus passend, sie an das nördliche Donauufer östlich von
der March und von Carnuntum zu verpflanzen, wo eine gebiets-
erweiterung der Germanen weniger schadete, da das pannonische
südufer noch unkultiviert war, nicht aber im westen der March,
weil dann das römische südufer gefährdet gewesen wäre, diese
bemerkungen erweisen zugleich Pniowers gründe für Müllenhoffs,
wie gesagt, richtige entscheidung als hinfällig: legionen und für
Germanen zur ansiedlung geeignete landstriche südlich der Donau
gab es eben nur in Pannonien, nicht in ISoricum, und wenu
beim stürze des Vannius der legat von Pannonien eine legion
bereit hält und die anhänger des Vannius in Pannonien ange-
siedelt werden , muss deswegen das Vannische reich noch nicht
gegenüber Pannonien gelegen haben, ebenso wenig durfte Pniower
dafür geltend machen , dass der fluss Cusus und die Stadt Cusum
in Pannonien sich gegenseitig als pannonisch erweisen, denn
MÜLLEiNHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 55
auch westlich der March gegenüber Noricum gab es Pannonier,
die Racatae, und auch dort hätte ein fluss den pannonischen
namen Cusus erhalten können, endlich besagt auch seine be-
rufung auf die stelle von den Ösen aus Tac. Germania cap. 28
für das jähr 19 gar nichts.
Für Müllenhoffs ansetzung des Vannischeu reiches im osten
der March spricht vor allem die eingangs von ihm behandelte
stelle des Plinius über das confinium der Germanen und Sar-
maten. Plinius kommt von osten die Donau herauf zu den Ja-
zygeu der Theifsebene, den Daken im gebirge und den Germanen,
die westgräuze der Jazygen gieng längs der Donau nordwärts bis
zum knie bei Waizen, von da ab am fufse der von Daken be-
setzten gebirge ostnordöstlich, der gränzfluss, an dem die drei
Völker zusammenstiefsen, kann nur der Eipel sein, wenn nun
Plinius zuerst die March als gränzfluss der Germanen gegen Ja-
zygen und Daken nennt und dann sich verbessernd, indem ihm
der Svebenstaat jenseits der March einfällt, hinzufügt, dass 'viel-
mehr der Duria' die gränze bilde, so kann ich diesen fluss nicht
mit Müllenhoff als die Waag, an welche das reitervolk der Ja-
zygen nie gereicht hat, sondern nur für den Eipel halten, der
in der tat gränzfluss war. für Cusus und Duria sind nur Waag
und Eipel frei, hält man mit Müllenhoff den Duria für die Waag,
den Cusus für den Eipel, so ergibt sich das misverhältnis, dass
Plinius zweite verbesserte angäbe auch nicht richtig ist. denn
wenn schon im jähre 19 der Svebenstaat bis an den Eipel reichte,
kann er bei der starken ausdehnung der Germanen in diesen
gegenden ein halbes jh. später nicht bis zur Waag zurückgegangen
sein, hält man umgekehrt den Cusus für die Waag, so ist alles
in Ordnung: der anfangs unbedeutende Svebenstaat zwischen March
und Waag hat sich später bis zum Eipel ausgedehnt und Plinius
nennt diesen fluss (Duria) mit recht als den gränzfluss, der drei
Völker scheidet.
Eine zweite frage knüpft sich an Müllenhoffs ansetzung der
Ptolemaeischen Bal/noi und QPaY.aTQiat. erstere sind ein teil
der aus Baihaemum an die Donau verpflanzten Markomannen, dh.
Sveben des Vannius, die Müllenhoff nach Plinius in die ober-
ungarische tiefebene zwischen March und Eipel setzt; an die-
selbe stelle, um die untere Gran und Eipel, bringt er aber auch
die cPa/.aTQiai des Ptolemaeus, nicht ohne auf diesen Wider-
spruch selbst aufmerkam zu machen, erst nach dem erscheinen
der abhandlung äufserte er gegen Scherer, dass er ihre ergeb-
nisse in einem hauptpuncte zurücknehmen müsse, wo er seinem
alterprobten grundsatze untreu geworden, dass den nachrichten
der Kömer über Germanen gegenüber denen der Griechen stets
der Vorzug zugestanden werden müsse, mit hoher Wahrschein-
lichkeit wird man daher auf unsere frage Müllenhoffs nachträg-
liche bedenken beziehen, wie lassen sie sich beseitigen ? Pniowers
56 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
versuch sie hinwegzuräumen ist der teil seiner herausgeber-
tätigkeit, mit dem er Milllenhoffs werk geradezu entstellt hat. um
einen baustein zurechtzurücken, reifst er eine ganze wand nieder
und setzt an ihre stelle ein luftiges gewebe, das der erste wind-
stofs zerfetzen muss. solche unberufene nachhilfe würde der
baumeister, wenn er noch am leben, gebürend zurückgewiesen
haben.
Pniower schliefst sich Müllenhoffs bedenken an und er-
klärt, dass den 'Paxaxoiai die von Müllenhoff ursprünglich an-
genommene Stellung zwischen March und Eipel unmöglich zu-
kommen könne; er geht aber weiter und folgert aus der form
ihres namens gegenüber dem der cPaxäxat, dass es ein solches
volk nicht gegeben habe, ja er verwirft sogar Müllenhoffs glänzende
heilung der Ptolemaeusstelle 2, 11, 20 xal ovve%elg avxolg [xolg
Balf.wig] TtaQa xbv 7toxa[ibv o'ixe 'Paxaxqiai xal ol rtgbg
xolg KäfATtoig'Paxdxai, die gleichzeitig mit Müllenhoff KMüller
gefunden und in seiner ausgäbe bekannt gegeben hat. er hält
also an dem namen Teoaxaxoiai fest, sodann fingiert er, dass
Ptolemaeus die nach Müllenhoff allerdings weiter ostwärts anzu-
setzenden eisengruben westwärts bis über die March ver-
schoben habe, und weifs für diese Umstellung keine andere er-
klärung, als die zweite fiction, dass Ptolemaeus alles in Germanien
östlich der March liegende nach dem westen des flusses verlegt
habe, dh. auch die Bal/iwi und die Teoaxaxoiai. ein blick auf
Kieperts karte des Ptolemaeischen Germaniens genügt, um die
nichtigkeit dieser behauptungen zu erhärten, obwol auch Kiepert
hier die namen weiter ostwärts einzeichnet, als des geographen
worte es gestatten, xal in den Worten vcp ovg [xovg Kovd-
öovg] Ta GiörjQioQvxela xal f] Aovva vhr\ soll dann 'deutlich' er-
weisen , dass Ptolemaeus die oidrjQtoQvxela 'anderswoher entlehnt
habe', während er diese anknüpfung bekanntlich häufig genug
und immer in der weise anwendet, dass damit die eingeschlagene
richtung weiter fortgesetzt wird, endlich s-ollen sich die worte
ol Balfxoi, /n€%Qt xov Javovßiov und owe^elg avxolg naoa.
xbv noxa^bv ol Teoaxaxoiai nicht vertragen , deren auslegung,
wenn man dem geographen willig folgt, nicht schwer fallen
kann , wie ich weiterhin zeigen werde, aus diesen vermeintlichen
Schwierigkeiten, die Pniower ganz durchschaut, construiert er
sich in grofsartiger quellenforschung eine zwiefache urdarstellung:
1. westliche hälfte: vnb de xov^Oqxvviov dov/nbv Kovdöoi,
vq? ovg f] slovva vltj, vcp' rjv naqd rbv Ttoxa/tibv rcqbg rolg
Kaf.i7toig ol 'Paxaxai.
2. östliche hälfte: . . . oidyoiopvxela . . . /iieya e&vog ol Bal-
lioi fiexQi xov /lavovßlov xal avvexelg avxolg ol Tegaxa-
xqlai.
Wer nun diese Teoaxaxoiai sind, kann nach Pniower 'nicht
mehr zweifelhaft sein.' niemand anders als die Osi und Cotiui,
MÜLLEiSHOFF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II 57
denn wenn auch 0201 KOT1N01 und TEPAKATP1A1
nur in den letzten silben ganz entfernt sich ähneln, so zeigen
doch beide conglomerate eine gleiche buchstabenanzahl; für noch
wahrscheinlicher oder vielmehr ganz sicher hält jedoch Pniower,
dass Osi et Cotini, auch elf buchstaben , in der vorläge des Ma-
rinus gestanden habe, woraus man zugleich unmittelbar erkennen
könne, wie das Verderbnis TE entstanden sei. danach ent-
sprechen sich also: TE und et, KATPIA1 und Cotini, PA
und Osi und das ganze, TeQaxaTQtai, wurde von Ptolemaeus
oder Marinus so entstellt, um einen gleichklang mit cPay.ätai
zu erreichen. Da hoeret ouch geloube zuo. solche Seifenblasen
jagt Pniower in die luft und legt dabei sein gesicht in die falten
strengernster wissenschaftlichkeit, es wäre für das andenken an
Scherer in der tat vorteilhafter gewesen, wenn wir nicht er-
fahren hätten, dass er diese haltlosen Spielereien, die noch dazu
in einem überlegenen tone vorgetragen werden, veranlasste, bil-
ligte und ihnen ihre stelle in Müllenhoffs monumentalwerk seiner
zeit selbst anwies (vorwort s. ix).
Wer es sich nicht erklären kann, woher in aller weit Pniower
nicht nur auf die Cotini, sondern namentlich auch auf die Osi
als urbestandteil jener Verderbnis verfallen ist, dem sei verraten,
dass er letzteren volksstamm an der stelle notwendig brauchte,
um auch für die südostecke des Ptolemaeischen Germaniens con-
tamination aus einer general- und einer specialdiathese behaupten
zu können, während Müllenhoff die spuren einer zwiefachen
quelle, die er anderwärts nachgewiesen, hier gerade aufs ent-
schiedenste abläugnete. so kann Pniower aus den 2löo)veg, Kc5-
yvoi, OvLößovqyioi, in denen Müllenhoff einen teil der Quaden,
die Cotini und die Osi erkannte, die Augustische generaldiathese,
aus seinen TeQa/.ctTQicu d. i. Osi et Cotini einen teil der ein
jh. später entstandenen specialdiathese erschliefsen. man kann
schon keine der Voraussetzungen Pniowers unterschreiben, die
ihm diese letzte behauptung ermöglichen sollen; aber auch an
sich ist sie für jeden, der mit der geschichte des bekanntwerdens
von Germanien einiger mafsen vertraut ist, von vorn herein un-
annehmbar, denn zu Augustus Zeiten war, wie bereits oben
ausgeführt ist, nur der südliche teil Pannoniens von römischen
heeren betreten, nicht aber die Donaugegend, und das land
nördlich der Donau lag vollends in schleier gehüllt. Strabo, der
seine beschreibung von Germanien nach dem jähre 17 n. Chr.
abfasste, weifs gar nichts genaueres über diese gegcnden anzu-
geben und meldet ausdrücklich, dass sie unbekannt seien (vn 3, 1;
Germ. ant. s. 75), wogegen auch die einmalige beiläufige erwäh-
nung der Quaden (Germ. ant. s. 66) nichts beweisen will, selbst
wenn sie nicht, wie wol feststeht, nur ein späterer randzusatz
sein sollte, auch Plinius vermag noch keine einzelnen völker-
stämme zu nennen und meldet nur von einer haltlosen mafs-
58 MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTÜMSKUNDE II
berechnung des Augustus vom Donauknie bis zum nördlichen
ocean. erst als unter Nero der römische ritter von Carnuntum
aus nach Samland durchgedrungen war, vor allem aber seit Do-
mitians kriegen mit den Donausveben wird der Südosten Ger-
maniens römischer kenntnis allmählich erschlossen, wie soll also
zu Augustus Zeiten hier bereits eine generaldiathese, die Sidones,
Cotini, Visburgii kennt, bestanden haben? in nicht zu recht-
fertigender leichtfertigkeit hat Pniower hier die ganz anders ge-
arteten Verhältnisse vom rechten Niederrhein, der den Römern
so viel früher und so viel genauer bekannt wurde, dem linken
mittleren Donauufer gleichgestellt und die für jenen berechneten
aufstellungen Müllenhoffs ihm zu trotz auch auf dieses übertragen,
und dabei behauptet er schliefslich noch von dem hauptresultat
der Müllenhoffschen Untersuchung nirgend abgewichen zu sein
und wenigstens in seinem sinne sich entschieden zu haben.
Pniowers erster fehler lag in seiner festsetzung der Ptole-
maeischen Völker und bergnamen auf der karte: es ist ganz ver-
kehrt, bei irgend einer beliebigen sicheren identification eines
alten mit einem heutigen geographischen namen einzusetzen und
nun hierzu auf grundlage der heutigen geographischen kenntnisse
alle anderen angaben in das von Ptolemaeus angenommene ört-
liche Verhältnis zu setzen, wie es Pniower mit dem ^ÖQxüviog
ÖQVf.iog und der yiovva vlrj tut. des Ptolemaeus nachrichten
haben vorerst nicht der damaligen würklichkeit, die hinsichtlich
der landesnatur wol auch noch die heutige ist, entsprochen,
sondern nur der recht mangelhaften kenntnis von ihr, soweit sie
ihm zugekommen war und in seiner karte ihren ausdruck ge-
funden hat. so selbstverständlich dies auch ist, so scheint es
doch noch ausdrücklich ausgesprochen werden zu müssen, um
Ptolemaeus zu erkennen, haben wir vor allem also seine karte
genau widerherzustellen und mit dem text in beziehung zu setzen,
die tatsächlichen Verhältnisse kommen erst später heran; sie aus
einer zusammenhängenden und nicht blofs einzelheiten heraus-
greifenden betrachtung der antiken karte wider aufzubauen, ist
erst die zweite aufgäbe, wer so verfährt, muss bei Ptolemaeus,
umgekehrt wie Pniower, manches östlich der March ansetzen,
was in würklichkeit nach westen gehört, wie die yiovva vir],
die Quaden und den ^ÖQxvviog ÖQv/^wg. um aus diesen angaben
der Ptolemaeischen karte die wahren Verhältnisse zu finden , hat
man vor allem die namen der starren Ptolemaeischen reihe, wie
es nach Müllenhoff auch sonst geschehen muss, in eine gruppe
zusammenzuordnen, dadurch beseitigen sich die Schwierigkeiten
in einfacher und methodisch gesicherter weise, ohne dass man
die luftsprünge und Unmöglichkeiten Pniowers zu hilfe zu nehmen
braucht.
Nur die 'PaxccTQicci erfordern noch einige worte. hier ist
natürlich an Müllenhoffs besserung gegenüber Pniowers phan-
MÜLLENHOFF DEUTSCHE ALTERTÜMSKUNDE II 59
tasiespiel auf alle weise festzuhalten, an ihrer richtigkeit wird
Müllenhoff um so weniger gezweifelt haben, da er sie als selbst-
verständlich bezeichnet, als solche sieht sie auch Müller an,
indem er sie auf grundlage einiger hss., die sie gleichfalls bieten,
in den text setzt, die beste von ihm erst ans licht gezogene,
der Vaticanus x hat hier leider eine kleine lücke, da ihm die
worte o% TS fehlen ; immerhin spricht auch diese lücke mehr zu
gunsten Müllenhoffs als Pniowers. auch darin hat Müllenhoff
sicher recht, dass beide Völker, die Pay.axQiai und die cPaxa-
xcti, im gründe nur eines sind; ja mau kann vielleicht mit
Pniower, wenn auch in anderer weise, weiter gehen und dem
gedanken räum geben , dass der zweite uame von Ptolemaeus
auf grundlage des ersten nur erfunden ist, ähnlich wie er nach
Müllenhoff (s. 287) den namen Tecrovoägioi aus dem der Teu-
tonen sich geschaffen hat. nach Müllenhoff sollen nun die cPa-
y.ctTQicti östlich und die 'Pa/.ccTai Ttgog rolg Kct[X7Z0ig westlich
von den Bal(.wi längs der Donau ihre Wohnsitze haben, in der
ansetzung der cPaxaTai wird niemand in zukunft anderer mei-
nung als Müllenhoff sein wollen , nachdem er einerseits aus den
y.a(.ircoig oder y.a^.i7ialg die Kct(.mot und damit die beziehung
auf die von Ptolemaeus erwähnten l4ÖQaßai- und HctQLiai-
Räurtoi entdeckt hat und andererseits auch der tschechische
landschaftsname Rakousy für Österreich , der volksname Rakusan
für Österreicher und das castrum Rakouz an der Taja (12 jh.)
dem volke die von Müllenhoff bestimmte Stellung anweist, es ist
somit unzweifelhaft, dass Ptolemaeus, der in Germanien sonst
nur von norden nach Süden und von westen nach oslen fort-
schreitet, hier am schluss einen schritt rückwärts nach westeu
tut. hinsichtlich der'PaxctTQiai kann ich Müllenhoff jedoch nicht
beistimmen, finde vielmehr in ihrem ansatz den fehler, der zu
den Widersprüchen geführt hat. sie sollen nach Ptolemaeus im
verein mit den Rakaten avvexüg rolg Balf.wig gewesen sein,
dh. in ununterbrochener folge schlössen sich an die Baimen die
Kakatrien und Rakaten. wenn nun die Rakaten westlich von den
Baimen längs dem Donauufer bis zu den Kampen iwohnten,
müssen die Rakatrien notwendig zwischen beiden, also auch
längs dem Donauufer gesessen haben, schon daraus ist zu er-
sehen, dass beide Völker, Rakaten und Rakatrien, an der näm-
lichen stelle safsen und ein und dasselbe volk gewesen sein
müssen. Müllenhoff schafft sich durch seine Übersetzung die
Schwierigkeit, die Rakatrien auf die ostseite der Baimen setzen
zu müssen, wo durchaus kein platz mehr für sie frei ist; nach
ihm soll in Gvvt%eig der sinn liegen, dass beide Völker, die
Bakaten wie die Bakatrien, mit den Baimen unmittelbare füh-
lUDg halten, was meines erachtens eine künstliche auslegung ist;
denn owe/^g heilst nichts weiter als continuus, 'in lückenloser
folge', aber in einer und derselben richlung, nicht nach zwei
60 MÜLLENH0FF DEUTSCHE ALTERTUMSKUNDE II
verschiedenen Seiten, nachdem auf diese weise die Rakatrien
von der stelle im osten der Baimeu, in der sie mit recht so viel
bedenken erregt haben, beseitigt sind, bleibt Müllenhoffs abhand-
lung in allen anderen puncten zu recht bestehen.
Durch diese ausführungen glaube ich gezeigt zu haben, dass
man bei genauer auslegung des Ptolemaeus und nur bei einer
solchen zu ergebnissen kommt, die nichts unwahrscheinliches
in sich schliefsen , und des blofsen spielens mit gedanken, zu-
mal mit unreifen , sich hier wie überall zu enthalten hat.
Wir haben nunmehr die wenig erquickliche aufgäbe, Pniowers
tätigkeit bei der herausgäbe zu prüfen, genugsam verfolgt: nach
allen Seiten hin, dort wo er es an der nötigen nacharbeit fehlen
liefs und wo er mit eigener wissenschaftlicher arbeit einsetzte,
ergab sich als resultat, dass er die würde und den wert des
Müllenhoffschen Werkes ernstlich gefährdet hat. als ferneres re-
sultat dieser prüfung ist vielleicht zu erhoffen, dass Pniower in
zukunft, falls er noch einmal auf dem gebiete deutscher alter-
tumskunde tätig zu sein sich berufen fühlen sollte, etwas vor-
bereiteter an seine aufgaben herantreten wird, als er es bei
seinem ersten versuch in dieser richtung gewesen ist.
Um mit einem freundlicheren ausblick zu schliefsen, will
ich nicht unerwähnt lassen , dass die Veröffentlichung der noch
ausstehenden bände der Deutschen altertumskunde, in. iv. v 2. vi,
deren bearbeitung in Roedigers hände gelegt ist, durch die hoch-
herzige Unterstützung des herrn kultusministers gesichert er-
scheint, welchen Stoffen wir darin begegnen werden , ist durch
die hinweise im zweiten, durch das vorwort zum fünften bände
und durch Scherers gedächtnisrede hinreichend bekannt geworden,
für alles noch fehlende fliefsen reiche quellen in Müllenhoffs un-
gedruckten Sammlungen, entwürfen und abhandlungen , unter
denen eine über die zeit- und himmelsteilung der Germanen be-
sonders erwähnt sein mag, des weiteren in seinen Vorlesungen
über die Germania, die Edda, mythologie, heldensage und die
Nibelungen, endlich in manigfachen, bereits gedruckten arbeiten.
zu wünschen wäre, dass die herausgäbe des Werkes, die bei dem
schnellen Fortschritt der Wissenschaft mit jedem jähre sich schwie-
riger gestalten muss, von Roediger energisch in angriff genommen
und durch Zuziehung geeigneter mitarbeiter nach möglichkeit ge-
fördert würde.
Bonn, im februar 1889. Gustaf Kossinna.
FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE 61
Grundriss der gotischen etymologie von dr Sigmund Feist. Strafsburg, Karl
JTrübner, 1SSS (Sammlung indogermanischer Wörterbücher n). xvi
und 167 ss. 8°. — 5 m.
Jede einzelne spräche oder mundart spielt im rahmen der
vergleichenden Sprachwissenschaft eine doppelte rolle: sie ist pro-
ductiv und receptiv. sie ist productiv, indem sie ihren be-
stand hingibt zum vergleich mit dem der übrigen mundarten und
sprachen , zur möglichst hellen beleuchtung des bildes jeder
einzelnen von ihnen, zur möglichst vollständigen reconstruction
der ursprache. sie ist receptiv, indem sie von jeder der
übrigen verwandten mundarten und sprachen hernimmt, was
zur erläuterung ihrer eigenen besitzteile verwertet werden und
zur erschöpfenden darstellung ihres Verhältnisses zur ursprache
beitragen kann, und bei solcher vergleichenden behandlung einer
eiuzelsprache darf in der Wertschätzung der Vergleichsmittel keiner-
lei unterschied gemacht werden, der nächst verwandte dialect hat
für das durch vergleichung zu erschliefsende gebiet dieselbe be-
deutiiog wie die verwandtschaftlich am fernsten stehende spräche,
wenn deshalb in einer Sammlung indogermanischer Wörterbücher
ein Grundriss der gotischen etymologie erscheint, so muss man
in erster linie erwarten , dass sein verf., wie einst Lorenz Diefen-
bach und Leo Meyer, den behandelten dialect nach allen ver-
wandtschaftlichen seiten hin beleuchtet und von dem Verhältnis
seines überlieferten materials zu allen verwaüdten mundarten
und sprachen dem vergleichenden Sprachforscher ein abgerun-
detes bild zu gelten sucht, bei dem vorliegenden Grundriss scheint
dieses ziel aufser acht gelassen: er verzeichnet diejenigen gotica,
welche in den auf sergermanischen sprachen ihre parallelen
haben, und verzichtet auf alle diejenigen, welche nur aus andereu
germanischen dialecteu bekannt, als indogermanica somit noch
nicht nachgewiesen sind, die practische brauchharkeit des buches
— und ein practisches nachschlagebuch soll uns geboten werden —
wird dadurch geschädigt, wenigstens hätte ein nachträgliches re-
gister alle gotischen Wörter, die aus dem angeführten gründe vorn
im hauptteil fehlen, mit ihren germanischen parallelen ohne grofsen
raumanspruch aufführen, ein Verzeichnis der völlig isolierten gotica
hätte den schluss bilden können: und ein gesammtbild vom goti-
schen Sprachschatz war wenigstens äufserlich geschaffen.
Auch sonst nimmt innerhalb der Sammlung indogermani-
scher Wörterbücher das buch eine eigene Stellung ein. Hühsch-
manns Etymologie und lautlehre der ossetischen spräche behan-
delte eine westiranische mundart, in deren lauten und Wörtern
der indogermanischen Sprachwissenschaft im wesentlichen neues
geboten wurde; und noch gröfseres interesse wird Gustav Meyers
angekündigtes Etymologisches Wörterbuch der alhanesischen spräche
beanspruchen können, das vorliegende buch aber will nicht in
62 FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE
erster linie neues schaffen, sondern nur den augenblicklichen stand
der forschung fixieren, die Schwierigkeiten für die Zusammen-
stellung eines solchen practischen handbuchs sind von vorn herein
klar, bei dem heutigen stände der Sprachwissenschaft sind über
viele etymologien die meinungen geteilte, die kritik des verf.s
muste daher, nach welcher seite sie auch hinneigen mochte, eine
subjective bleiben; und das ist für jeden, dem ein solches für
die praxis berechnetes handbuch umständliches nachschlagen er-
sparen soll, um so bedenklicher, als citate bei zweifelhaften wort-
erklärungen in dem buche viel zu wenig zahlreich sind und auf
andere als vom verf. acceptierte deutungen nur selten verwiesen
ist. wenige beispiele werden hierfür genügen. — unter nr 22
wi rd Singers hypothese von got. aippau = aih (lat. ec) -\-pau an-
geführt, und doch dürfte der Übergang des % in got. p und nd.
f (alts. efdo altfr. ieftha) viel schwerer seine erklärung finden1
als das got. ai bei der bekannten, freilich von F. nicht einmal
citierten deutung aus got. ip (lat. et) -f- pau. — unter nr 166
wird figgrs nur mit ahd. fiist ags. fijst in Verbindung gebracht,
bei welchen jedoch die auffassung des ü als u trotz asl. p?sfi
wenigstens zweifelhaft ist (vgl. Kluge, EW unter 'faust'); hin-
gegen findet man für die sonstigen erklärungsversuche (zu ai. wz.
pa$ 'binden' lat. pangere oder zu lat. pingere asl. pisati 'schreiben'
oder zu fimf lat. quinque usw.) keine andeutung. — unter nr 338
wird für knussjan vFierlingers erklärung aus idg. *gnu-sthi *gnu-
sthä 'auf den knien befindlich' abgelehnt und die Rögels als cau-
sativum zu ahd. chnetan ags. cnedan altn. knopa gebilligt, während
Kluges zwanglose ableitung aus got. *hm-ssus (mit dem im got.
so häufigen suffix) unerwähnt bleibt. — unter nr 608 wird zu
pragjan air. traig 'fufs' gestellt, dagegen der vergleich mit gr. tqsxw
armen, durgn bezweifelt, während Brugmann noch im Grundriss i
s. 408 gerade umgekehrt urteilt. — und ähnliche fälle, in denen
die etymologie bis heute über einen blofsen wahrscheinlichkeits-
grad nicht hinausgekommen , sind zahlreich (vgl. noch nr 14. 33.
89. 159. 207. 444 uva.). entschied sich jedoch der verf. für ihre
aufnähme, dann hätte er seine gränze überhaupt weiter ziehen
und, um Orientierung über vorhandene hypothesen zu ermög-
lichen, unter allem vorbehält eine reihe von Wörtern aufführen
sollen, für die bis jetzt nur Vermutungen oder vereinzelte ver-
gleichungen vorhanden sind: an die Vollständigkeit eines nach-
schlagewerkes darf dieser anspruch gestellt werden, nach dieser
richtung seien folgende lücken verzeichnet. — es fehlt got. fair-
guni 'berg' unter beziig auf das geographische Hercynia, dessen
keltischen Ursprung Müllenhoff, DA ii 243, erweist: cymr. cwn
= cun 'höhe', argwn = ar-cun 'apex', erchynu = er-cunu 'elevare',
1 mir scheint diese etymologie (Beitr. xii 211) überhaupt nichts als
ein flüchtigkeitsfehler, indem Singer das bekannte gesetz vom spiranten-
wechsel im nd. einfach auf den köpf stellt!
FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEIS ETYMOLOGIE 63
argyniad oder erchyniad — ar-er-cuniat 'elevatio'. — man ver-
misst fapa 'zäun, Scheidewand' unter vergleich mit gr. 7vetavvvi.il,
lat. päteo; fapa 'das sich ausdehnende', vgl. gr. 7teralov 'die
platte', lat. patera 'die schale'. — frauja 'herr' (ags. fregea) zu
ahd. fr 6 (ags. fred), wie ai. pürvid 'vormalig, der erste' zu pürva
'vorangehend, früher'; als m-ahleitung zum selben stamme got.
fruma, nr 189, wo die weiteren verwandten zu vgl.; über lat.
prövin-cia zu got. fraujan- fraujin-ön vgl. jetzt Froehde, Bezzen-
bergers Beitr. xivllöf. — ga-hamön 'sich bekleiden', dessen
stamm in altn. hamr ags. homa 'hülle', ahd. lih-hamo alts. fedar-
hamo vorliegt, durfte erwähnt werden wegen ai. c~ämulia 'wollenes
hemd', auch wol wegen lat. camisia 'nachthemd', dessen entlehnung
aus dem germ. problematisch bleibt, zu demselben stamme viel-
leicht auch himins (womit des bedeutungswandels wegen ags. hüs-
heofon zu vgl.), wenn man dies nicht an ai. acman (wz.pä 'schärfen')
'stein, donnerkeil, himrnel (als steinernes gewölbe)' gr. ax/.icov
'ambos, donnerkeil' asl. kamy 'stein' lit. akmu 'stein' (etwa in folge
mythologischer Vorstellungen) anknüpfen und deshalb näher zu
ahd. hamar alts. hamur ags. hamor altn. hamarr rücken will. —
af-hlapan 'beladen': asl. klada 'legen, stellen'? — us-hlaupan
'hervorlaufen': lit. klupüs 'leicht stolpernd' und seine ableitungen?
— zu huggrjan, hührus (aus *hunhrus) stellt Kluge die gr. glosse
ytiyxei ' TCEtva und lit. kanka 'quäl , schmerz'. — hicaiioa 'wie'
fehlt trotz der gleichen bildung in ai. eva 'so, auf diese weise';
es fehlt auch s. 60 anm. als parallele zu ahd. hwiu (*hweu), das
vielmehr aus dem alten instrumental hwe und nochmaliger in-
strumentalendung -u zusammengesetzt sein soll! — ja: gr. i). —
laufs 'laub, blatt' hätte mit lit. läpas 'blatt' unter demselben vor-
behält verglichen werden können, wie haubip (nr 253) mit lat.
cäput; auch mit gr. linog 'schale, rinde, hülse '?_ — lipus 'glied'
(li-pus wegen ags. li-m altn. li-mr 'glied'): lit. Umü 'stamm, kör-
per'. — ga-lükan 'verschliefsen', us-luks 'Öffnung': ai. wz. ruj 'zer-
brechen', lit. lüßtu? — mundrei 'ziel', mundön 'auf etwas sehen'
zieht man zu ahd. muntar (vgl. Kluge) und vergleicht ai. mandh
aus wz. man 'denken' av. mäzdra 'verständig' asl. madrü 'weise'
lit. mandrüs 'übermütig, stolz' mundras (mundrüs) 'munter'. —
raus 'röhr', wozu lat. ruscus 'mäusedorn' mit ableitendem c wie
muscus zu ahd. mos. — sair 'schmerz' aus derselben wurzel sai
wie air. sdeth söeth 'leid, mühe, krankheit' ? — skaman 'sich schä-
men', skanda 'schände' aus derselben wurzel wie oben hamön? —
skatts 'geld' hängt unbedenklich zusammen mit asl. skotü 'pecus,
pecunia' (zur bedeutung vgl. got. faihu), wo über entlehnung
noch nichts feststeht, während Müllenhoffs vergleichung mit gr.
oyidrj 'tafel, blatt' Vermutung bleibt (Curtius, Gr. etym.5 247). —
ist die germ. wz. slind verwandt mit der germ. wz. slid, so wäre
für got. fra-slindan 'verschlingen' ai. sridh 'straucheln' lit. slidüs
'glatt', slystu 'gleiten' heranzuziehen. — stafs (nur dat. pl. stabim)
64 FEIST GRÜNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE
'elemente': ai. stabhäy 'befestigen, aufrichten' zur wz.stambh stabh
'stützen' (vgl. ahd. stoben 'stehen machen') oder lit. stebas 'stab,
pfeiler'. — stairö 'die unfruchtbare', and-staürran 'anfahren, be-
drohen' sind zusammenzustellen mit ai. stari gr. orüga orsQsdg
lat. sterilis 'unfruchtbar', ferner mit ai. sthird 'fest, kräftig' zur
\vz. sthä 'stehen' (?), asl. starü 'alt'. — ist swibls 'schvvefel' eine
Z-ableituug zur selben wz., zu der als w-ableitung ai. svdpna
(wz. svap 'schlafen') gr. vnvog lat. somnus asl. sünii air. süan altn.
svefn 'schlaf gehören (Kluge, EW)? — irudan 'treten': ai. wz.
dram 'laufen' gr. t-dgafi-ov 'lief? got. ana-trim-pan 'hinzutreten'?
— tweifls 'zweifel' gehört zur selben wz. wie twai, twalif und
ferner twis-standan (nr 588); vgl. ai. dvayd 'zweizüngigkeit, falsch-
heit' gr. doirj 'zweifel'. — pwairhs 'zornig' : lat. torqueo gr. xq£tcu)
(mit Übergang des k in p; vgl. noch a-rgccx-Tog 'spindel';
Curtius, Gr. etym.5 468). — weipan 'bekränzen, krönen' waips
wipja 'kränz, kröne' weisen mit mhd. wifen ahd. wipf wiphil auf
eine wz. wib, zu welcher auch lat. vibrare; vgl. ai. wz. vip vep
'beben, zittern' (ahd. wetbön 'schwanken'). — wintrus 'wiuter':
zu winds? oder zu air. find finn 'weifs'? — man kann ferner
ein eingehen auf suffixale elemente und ableitungen vermissen,
wo dieselben idg. sind, dies trifft ua. viele abgeleitete verba;
wie zu dails dailjan erwähnt ist wegen asl. diliti zu delü, so
hätte eine ganze reihe ähnlicher verba bei ihren Stammworten
platz finden sollen, namentlich wenn ihre form durch ablautende
vocalbildung verändert ist: zu kiusan zb. kausjan, wo mindestens
die art der ableitung schon idg. wegen ai. josäyate zur wz. jus
'sich erfreuen'; zu wairpan fra-wardjan 'verderben, entstellen'
wegen ai. vartayate zur wz. vrt 'wenden, drehen', unter nr 202
steht neben us-gaisjan auch usgeisnan, unter 207 aber nicht neben
giutan auch usgutnan. hierher gehören lücken wie unter nr 15,
wo zu ains kein ainaha genannt trotz lat. unicus asl. inoku. auch
das jetzt ganz abwesende got. glü-mun-jan (vgl. ahd. glizzan ags.
glitan altn. glita) hätte dann einen platz gefunden, da seine sufftx-
bildung eine idg. ist: vgl. ai. brah-man-ydt 'betend, fromm', gr.
07teQ-f.iaiv-co 'befruchte', das suffix -düpi- ist unter nr 26 bei
ajukdüps behandelt, worauf bei miküdups (395) unter mikils ver-
wiesen wird, während unter gamains (371) kein gamaindüps zu
finden trotz lat. communitas (über den Wechsel von -tut- und
-tat- im lat. vgl. Brugmann, Grundriss h 290 f).
Die bisher gemachten ausstellungen beziehen sich auf die
Vollständigkeit und sollen den wert des sonst gebotenen nicht
beeinträchtigen, die ergänzten etymologien konnten gröstenteils
nur problematische sein, und der verf. wird bei ihrer mehrzahl
seine bestimmten gründe zur Unterdrückung gehabt haben, —
eine principielle entscheidung, die wir eben aus zweckmäfsig-
keitsgründen nicht teilen mochten, wenden wir uns nunmehr
zu dem positiven inhalt, so hat die Sprachwissenschaft auch hier
FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEIN ETYMOLOGIE 65
noch so viele fragen bisher offen gelassen und selbst ihre prin-
cipiellen meinungsunterschiede häufig noch so wenig geklärt, dass
über manche nummer des vorliegenden Wörterbuchs abweichende
urteile möglich sind; und es wird wol an anderem ort von be-
rufenerer seite hier auf einzelheiten und principielle fragen ein-
gegangen werden, ich beschränke mich auf folgendes.
Etwas mehr skepticismus wäre angebracht gewesen bei an-
setzung schon idg. doppelwurzeln (vgl. s. 19 anm.) nach dem
beispiele Bezzenbergers, der in seinen Beitr. xiv 176 f das ai. ge-
setz, wonach im auslaut tonloser verschlusslaut je nach der Stel-
lung im satze tönend werden kann, für das idg. verallgemeinern
will, dieser Wechsel ist schon deshalb mit vorsieht heranzu-
ziehen, weil einmal seine bedingungen noch nicht gefunden sind,
ferner seine würkung auch im inlaut vorhanden zu sein scheint
(Brugmann, Grundriss i 348). jedesfalls vermisst man hier die
germanischen citate derselben erscheinung sehr ungern , wie etwa
zu nr 127 unter diups ags. düfan uä.
Ebenso bedenklich bleibt die Sicherheit, mit welcher der
verf. unter nr 87. 349. 463. 633 Bremers Untersuchungen über
den diphthong in got. saian bauan usw. zustimmt, die einwände,
welche ich QF lix 96 ff gegen Bremer vorgebracht habe, sind
bis jetzt in keinem punete widerlegt, übrigens werde ich dem-
nächst auf die gotische diphthongfrage zurückzukommen haben,
der fehler von Bremers blendend geschriebener abhandlung über
das germ. e wurzelt in der kritiklosigkeit, mit welcher er alles
aufserwulfilanische gotische dialectmaterial behandelt.
Unter nr 39 und 160 macht der verf. für die Verwendung
der präpositionen and und faür zur composition den alten unter-
schied, dass anda-, faüra- nominaler, and, faür verbaler com-
position zukämen, derselbe ist in dieser form innerhalb des
gotischen nicht mehr erkennbar; man vgl. and-bahts und seine
abluitungen , and-stald zu and-staldan (dagegen anda-numts, anda-
uern zu and-niman) , and-wairps usw. oder faüra-gaggan , faüra-
gahaüan uva., faüra -hdh neben faür-hdh, diese abweichungen
sind ursprünglich gewis nur scheinbare, dh. sie sind vom verbal-
nomen, resp. denominativen verbum ausgegangen; dann aber
wird diese buntheit zugenommen haben durch einwürkung nomi-
naler doppelbildungen wie guda-faürhts und gud-hüs, lausa-waürds
und laus-qiprs uvä. freilich fehlt für diese doppelbildungen noch
eine erklärung, welche auch von Kremer, Beitr. vm 380 ff nicht
gefunden ist. dass wir für die ersten glieder nominaler compo-
sition die reine Stammform eines declinierten nomens (oder pro-
nomens) anzusetzen haben, hat die vergleichende grammatik
gelehrt, also ursprünglich nur guda-faürhts und *guda-hus, lau-
sa-waürds und *lausa-qiprs. im got. trat dann eine erste Ver-
änderung bei vocalisch anlautendem zweitem gliede ein: während
das idg. hier den stammauslautenden vocal des ersten gliedes
A. F. D. A. XVI. 5
66 FEIST GRU.NDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE
bewahrte (Brugmann, Grundriss i 455. n23f), lässt das got.
elision desselben eintreten (hals-agga, all-andjö1); und diese Ver-
stümmelung des ersten compositionselementes kann von hier aus
auch in die Zusammensetzungen mit consonantisch anlautenden
zweiten gliedern eingedrungen sein und ihren fugenvocal ange-
griffen haben, diese erklärung erscheint mir in so fern plau-
sibel, als ich im weiteren verlauf des got. eine ähnliche analoge
würkung bald näher nachzuweisen haben werde: das ostgotische
des 6 jhs. hat bei der composition seiner eigennamen den fugen-
vocal vor consonantisch anlautendem zweiten teil im allgemeinen
erhalten, vor vocalischem anlaut aufgegeben; während er aber
bei Wulfila auch vor dem halbvocalischen w erhalten ist (garda-
waldands), ist er hier im 6 jh. geschwunden (Nand-win).2 es
sollen das nur ungefähre andeutungen sein , auch berücksichtigen
die obigen beispiele nur die allerdings weit überwiegenden zwei-
silbigen o- stamme, bei der Wichtigkeit, von welcher die ganze
frage für die germ. namenbildung ist, wird sie auf grund des
erschöpfenden got. materials, wulfilanischen und aufserwulfilani-
schen , bald zu behandeln sein.
Sehr zu loben ist die rücksicht, welche der verf. dem be-
deutungswandel zu teil werden lässt, und seine skeptischen grund-
sätze in dieser hinsieht (vorw. vm) sind berechtigt, ob es hier
überhaupt feste, noch zu entdeckende gesetze gibt, scheint frei-
lich sehr zweifelhaft; jedesfalls muss die Untersuchung sich von
aller Verallgemeinerung fern halten und ganz detailliert bei ein-
zelnen bedeutungsübergängen der einzelsprachen beginnen. —
bei der Verbindung von got. daufs und dumbs (nr 118) gehört
ahd. tumb nicht in eine blofse fufsnote und konnte noch ahd.
touben erwähnt werden. — bei der bedeutungsentwickelung in
nr 371 (got. gamains usw.) scheint sich nicht aus dem grundbegriff
'tausch' 1) 'gemeinsamkeit' und 2) 'betrug' zu entwickeln, sondern
eher 'gemeinsamkeit' (lat. communis) zu gründe zu liegen , woraus
'gegenseitigkeit' und 'betrug' hervorgehen , dh. Wechsel mit und
ohne vorwissen des .einen beteiligten. — des verf.s bedenken
gegen die herkömmlichen deutungen von alds, alpeis (nr 30),
twis- (588), wunds (690) erscheinen etwas gezwungen; vgl. zu
letzterem ähnliche bedeutungsabstractionen in ahd. kumo 'kaum',
urspr. 'schwächlich', ahd. sero zu got. sair. — kurze andeutungen
1 galiuga-apaüstaülus ist als künstliche Zusammensetzung mit einem
fremdwort eine bedeutungslose ausnähme.
2 wenn man an der altertümlichkeit des got. gelegentlich zu rütteln ver-
sucht hat, indem man die spräche unserer got. codd. als den ostgot. dialect
des 6 jhs. hinstellte (Bezzenberger, A-reihe 6 ff, Kremer, Beitr. vm 380), so
hoffe ich die totale haltlosigkeit dieser annähme demnächst ausführlich dar-
zulegen: die got. codd. bewahren das wulfilanische gotisch des 4 jhs., und
nur unregelmäfsige abweichungen (es sei hier an das gelegentliche schwanken
von e und ei, 6 und ü, p und d erinnert) entstammen dem dialect der ost-
gotischen abschreiber im 6 jh.
FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE 67
hätten für die bedeutungsentwickehiüg noch gemacht werden
können hei nr 87. 92. 94 (auch got. bi bedeutet 'um, umher').
101. 143 und 144 (deren anordnung recht unklar). 147 (der
bedeutung wegen konnten neben lat. pecu, pecus noch peculium,
pecunia genannt werden). 157. 206. 346. 558 ('gewichtig'). 605.
668 (wo ihrer bedeutungsdifferenz wegen unwereins, unwerjan
'Unwille', 'unwillig sein' vermisst werden; siehe Kluge unter
'albern'). —
Abgesehen von diesen allgemeineren gesichtspuncten seien
noch folgende einzelheiten verzeichnet, unter nr2: für *6bjan
ist alts. otiian belegt. 20: era auch alts. 26: zu ajukdaps lat.
aetas (vgl. das oben über das suffix gesagte). 32: neben alja-r
'anderswo' und alja-prö 'anderswoher' noch alja-p 'anderswohin';
ebenda sind die adverbialbildungen mit suffix -pro unvollständig,
es fehlen allaprö dalaprö fairraprö innaprö iupaprö ütaprö. 33 :
aüa- als participiales *ahia- zu alan hätte nicht angezweifelt
werden sollen, vgl. die aufsergermanischen bedeutungsparallelen
bei Brugmann, Grundriss n 138. 45: als nasale erweiterungen
wären wegen gr. ogvig ahd. am ags. earn altn. orn zu nennen
gewesen. 62: derselbe articulationswechsel wie in got. aiihns
und ahd. ofan auch innerhalb des altn.: altisl. ofn altschw. ughn.
66: zu den germ. vergleichen noch ahd. orzön 'pflanzen' (gaorzöt
'excultus'). 67: aufser lat. auris (*ausis) noch aus - cultare mit
erhaltenem s, ebenso zu asl. uho der dual iisi; öra auch alts.
73: wenigstens ags. hegen bd bü altn. beggja (gen.) konnten heran-
gezogen werden , weil sie wie die übrigen vergleiche des dentals
entbehren im gegensatz zu ahd. bede beide. 80: noch altn. belgr
'balg' bolginn 'aufgeschwollen' belgja 'aufbauschen'. 83: noch
asl. bürti eine hirsenart. 108: eine notiz über das geminierte n
war angebracht. 110: ags. brjjce 'brauchbar'. 121: zu den
pluralen got. daüröns, lat. fores, lit. dürys noch ai. düras, ahd. turi,
altn. dyrr. 126: weshalb zu gadeps nur die idg. verbalen ver-
gleiche und nicht die lehrreichen nominalen (Brugmann, Grund-
riss n 278 f)? 143: mit suffixbetonung noch alts. fagan 'froh'.
151 : es fehlt eine notiz über got. z statt s und für die kürzung
der germ. Wurzelsilbe ein verweis auf nr 399. 156: altn. fjorpr
'bucht'. 158: neben gr. itöoig vgl. des erhaltenen / wegen auch
ror-via dto-vcor^-g. 163: die citierte stelle aus Braunes Got.
gramm. sagt nichts von der qualität des e in fem; dasselbe ist
neuerdings von OSchrader in Bezzenhergers Beitr. xv 131 ff be-
handelt und wider als aus i-ja entstanden aufgefasst. 165: zum
anlaut in fidwör noch umbr. pelur- osk. petora homer. 7tiGvqsg
aeol. TcioovQtg. 170: lat. mani-pülus 'eine handvoll'? 180: zu
dem dunkeln novg fehlt der gen. icoöög (wie pes pedis). 201:
zu got. *gaizu vgl. das barbarische yaloog bei Polyb. ua. 205:
altfr. garda. 208: zu gaurs ai. ghords 'furchtbar, grausig'. 212:
altn. gaß 'giebel'. 232: zu unterscheiden zwischen dem red.
5*
68 FEIST GRÜNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE
hdhan 'hängen' und dem schw. hdhan 'hangen'. 250: lit. kartüs
'bitter'. 263: s. o. unter 163. 273: got. hleipra 'hütte' ent-
spricht genau umbr. kletram 'lecticam'. 278 : also hneiwan hnaiws
für * hneigwan *hnaigws durch ausgleichung des nach Sievers
gesetz ursprünglichen grammatischen wechseis. 282: mit got.
hrains vergleicht Brugmann (Grundriss u 269) ai. sreni- 'licht,
rein' in sreni- dant- 'mit lichten zahnen' (bei Grassmann sp. 1431
finde ich nur prent 'reihe, linie' freni-dat 'gereihte zahne habend')
und zieht wider wie Fick in 82 asl. srenü 'weifs' heran. 283 :
immer noch konnte zu hraiwa- an ai. kravya 'leichnam, rohes
fleisch' erinnert werden (Scherer, zGDS2 74). 289: neben lat.
celo noch occülo. 315: neben got. inu und ahd. dno als dritte
ablautstufe un-. 323: in dem unklar gruppierten artikel fehlt
merkwürdiger weise lat. juvenis; vgl. jetzt Bugge, Beitr. xm 504.
327: noch ags. calan; auch asl. goloü 'eis' glütenu 'crystalli"?
329: noch ags. cytel; die herleitung von katils aus lat. catlnus
ist doch nicht so sicher, dass nicht das diminutiv lat. catillus zu
erwähnen wäre. 334: -kunds (in airpa-, göda-kunds ua.) war
hier aufzuführen. 359: die asl. parallelen lässt Kluge entlehnungen
aus dem germ. sein. 370: eine sehr dankenswerte Scheidung.
372: zu got. mais noch osk. mais 'magis', zu got. maists noch
umbr. mestru 'maior'. 374: zu mahn aufser malma und mulda
auch ga-malwjan 'zermalmen, zerknirschen'. 375: Leo Meyers
etymologie von -malsks in untila - malsks '7ZQ07t£Ti]g' ist haltlos,
das adjectiv gehört vielmehr, worauf mich herr prof. Edward
Schröder aufmerksam machte, zur selben wz. meld- wie (nr 376)
ga-malteins: die adjectivbildung ist dieselbe wie in altn. Ipskr
'weich' zu wz. let (altn. Uta), in ahd. rase 'schnell' altn. roskr
'mutig' gegenüber ahd. hrad redi ags. hrced altn. hrapr 'schnell'
(vgl. got. and-hruskan, nr 287), in altn. beiskr 'scharf gegenüber
got. baitrs, mag man nun das suffix -ko annehmen, vor welchem
der wurzelauslautende dental zu s wurde, oder -sko, vor welchem
er ganz schwand; die bedeutungsentwickelung ist genau dieselbe
wie in lat. dissolutus oder in unserem ausgelassen. 381 : dazu
auch mari-saiws 'see'; Kremer, Beitr. vm 410, spricht zwar bei
dieser von Bopp und Leo Meyer gemachten Zusammenstellung
von 'unbeweisbaren Ungeheuerlichkeiten der lautlichen corruption',
aber es sind die einbufse des nasals bei den -an -stammen
(guma -kunds) und die aufhebung der vocaldehnung bei den
-d -stammen (airpa -kunds) doch auch für Kremer unläugbar tat-
sächliche 'Ungeheuerlichkeiten' ; vgl. noch marikreitus 'perle' s. 142
nr 68. 383: auch das simplex marzeins 'ärgernis' ist Gal. vll
belegt. 399: zu mimz noch mammö (Zimmer, Zs. xix 401). 421:
neben nehwa auch nehw Luc. xv 25. 422: bei den germ. paral-
lelen zu goi.neip fehlen die genusbezeichnungen: das ostgerm. hat
hier neutrales, das westgerm. masculines genus. 452: zu lat.
rigare noch gr. ßqexeiv , asl. vlaga 'humor' navlaziti 'maiveiv'.
FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE 69
453: gr. ogeysiv sollte nicht fehlen mit einem verweis auf Cur-
tius, Gr. etym.s 185. 459: rüm auch ags. 474: lit. salnnka
'salzfass'; saldüs 'süfs'? 488: auch alts. sinkan; die confusion
unter den germ. parallelen beruht wol in folge des doppelten
(st. und schw.) sekkva auf einem setzerfehler: natürlich got. sig-
qan = ahd. sinchan usw., got. sagqjan = ahd. senchen alts. senkian
altn. sekkva. 494: mit sin-tein-s vgl. noch lat. nun-din-ae. 495:
auch das simplex sandjan. 496: zu lat. sella (*sedla) noch das
von Hesych. mit -/.ad-EÖga erklärte kllä (also * köla). 497 : zu
ahd. soum usw. noch altfr. sdm. 505: keiner der gegebenen ver-
gleiche gibt eine dem got. entsprechende n-ableitung, sodass eher
us-skaws das Stichwort hätte sein müssen. 507: aufser gr. axid
wegen got. skeirs noch ßxiqov 'Sonnenschirm'. 508: ai. yii.ksubh
'zittern, schwanken'. 535: fot.ve-stig-ium. 542 : lit. stomü 'statur,
körperlänge'; ist hierher ahd. ungistuomi zu ziehen? 558: auch
ags. swcer altn. svdrr. 565: zu got. tagr usw. stellt Bugge, Bezzen-
bergers Beitr. xiv 72 ai. dcru 'thräne'. 585: alts. tand; die ab-
lehuung der deutung auswz. ed- 'essen' (vgl. Brugmann, Grundriss
ii 373) entbehrt einer motivierung; aihwa-tundi zu altn. tindr
mhd. zint 'spitze, zanke, zinne'. 617: alts. thüsundig, thüsint.
618: zu put-haüm ahn.pytr 'sonus, Stridor, von den blashöruern',
mhd. duz 'schall, geräusch'. 619: neben iup, iupa, nipana noch
iupaprö 'von oben'. 622: in ühtwö ist -wo ableitung wie in
waht-wo, deshalb uhteigs uhtiugs hierher. 627: us (*uz) aufser
in uz-nh in uz-eta, uz-ön. 645: wie wald-ufni auch wund-ufni;
zu got. witubni ai. vidmdn 'Weisheit, verstand'. 647: wollte der
verf. waltjan nicht mit wilwan (673) in Verbindung bringen, so
war hier jedesfalls af-walwjan zu streichen, das man hingegen
unter 673 vermisst. 650: worgen ist md., würgen mhd. 654:
zu wasti noch gr. %od-og, sa&ijg. 655 : bei got. watö sollte altn.
vatn, weil ebenfalls der westgerm. r-ableitung entbehrend, nicht
fehlen. 659: mit lat. rädix vgl. altn. röt 'baumwurzel'. 661:
in got. weihs ist das s stammhaft: gen. weihsis; zu den vergleichen
noch alban. vise 'orte, platze'. 671: zu ahd. wichan noch altn.
ykva vikja. 688: lat. villus vellus ? 689: hierher auch ahd. wini;
zu ahd. wunna noch ags. wynn. — was den anhang betrifft,
welcher s. 139 ff die lehn- und fremdwörter des got. zusammen-
stellt, so kann er von dem exotischen Sprachmaterial kein ge-
sammtbild geben, weil lehnwörter, welche schon vorn der haupt-
teil behandelte, hier nicht widerholt sind, wlepaida, puggs (vgl.
dagegen brnnjö). ferner fehlen baira- und peika-bagms. be-
sonders aber ist zu bedauern, dass der verf. nicht den versuch
gemacht hat, zwischen speciell gotischen und gemeingermanischen
entlehnungen zu unterscheiden; gerade hier wäre zb. einmal ge-
legenheit gewesen , das Sprachmaterial lexicalisch genau festzu-
stellen, welches wir speciell dem gotischen christentume ver-
danken, die deutung von got. andbahts (nr 19) bleibt trotz Kluge
70 FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE
(unter 'amt') umstritten, da die annähme einer got. Volksety-
mologie zu problematisch ist und die westgerm. formen (ahd.
ambaht ags. ambiht alts. ambahteo) sehr wol mit der got. vereinbar
sind; herr dr VVenker erinnert mich an das dialectische bucht
bocht, das zb. im Siegerlande die bedeutung von 'flegel, unge-
hobelter mensch' hat, und dessen identität mit mhd. bäht, dial.
bocht bucht 'unreinliche nässe' dahingestellt bleibe (s. zb. Vilmar,
Idioticon von Kurhessen s. 46; es liegt auch vor in unserem
niederen schweinebucht , das ursprünglich jedesfalls nichts mit dem
nd. maritimen bucht zu tun hat); die dialectische gestalt des vvortes
würde hier auf ursprüngliche nasalierung weisen und daher and-
bdhts (d wie in brdhta) eine an bankert mhd. banchart erinnernde
bildung sein.
Zum schluss erwähne ich eine reihe von äufserlichkeiten,
was bei der besprechung eines für den practischen handgebrauch
bestimmten nachschlagebuchs gewis gestaltet sein wird. — bei
der citierung der got. arcaS, leyö(.ieva herscht inconsequenz, bald
ist ihre eine belegstelle angegeben, bald fehlt sie; dies trifft be-
sonders den anhang s. 139 ff, wo das citat zb. unter den nrn 86.
101 fehlt, während unter nr 108 sogar beide belegstellen auf-
geführt werden. — die rücksicht auf den unkundigen, welche
der verf. vorwort xi nimmt, hätte einmal reichere verweise von
einer nummer des buches auf die andere veranlassen und ferner
das digamma, erschlossene übergangsformen udgl. häufiger zur an-
wendung bringen sollen, so bei nr 24 (alßtov). 32 (*aljog).
34 (*w^ioog). 68 (oFig). 151 (*persna). 171 (quititus für
*pinctus). 182 (posco:*porsco). 188 (*pruvina). 337 (*y€vow).
346 (*laizjan). 401 (missa- : *mipta~). 428 (veßog). 430 (ev-
veßa). 497 (-/.aa-oveiv). 592 (paürs-tei). 684 (Fqaißög). —
von den beigegebenen registern habe ich nur das gotische s. 166 f
gelegentlich controliert und hier manche lücke gefunden; es
fehlen zb. balsagga s. halsagga, barusnjan 18, bnauan 84, diwan
24 anm., fairzna 79, filigri 34, gawidan 67, hwadre 52, hwe 60
anm., jaindre 52, kaupatjan 141, piudans 65, undiwanei 24 anm.,
waihjö 132, warmjan 21, ivaürts 13, wigana 132, wunns 138. —
der druck ist im allgemeinen ein sehr correcter; doch kommen
zum druckfehlerverzeichnis auf s. 169 noch folgende fälle hinzu:
s. 29 z. 10 v.u. fdhan, s. 33 z. 15 v. o. y.ccQY.aiQto, s. 57 z. 14
v. u. xaXiä, s. 59 z. 13 v. u. hwaiteis, s. 90 z. 9 v. o. rekja,
s. 92 z. 6 v. o. 'ist' zu streichen , s. 95 z. 1 v. u. sok, s. 96 z. 1
v. o. 'ags. sacu', s. 99 z. 4 v. u. 'altn. siga', s. 100 z. 6 v. o. seih,
s. 118 z. 7 v. o. '180', s. 123 z. 18 v. o. faihu-praihns, s. 142
z. 16 v. o. 'xvt 8', s. 143 z. 9 v. u. '8. 20', s. 145 z. 11 v. u.
'nr 411', s. 167 'hwöta 60', 'ufta 126'.
Der verf. hat eine lautlehre des gotischen in aussieht ge-
stellt, eine solche kann nur willkommen sein, wie es erwünscht
ist, alle eigenheiten des gotischen nach lautlichen und nicht nur
FEIST GRUNDRISS DER GOTISCHEN ETYMOLOGIE 71
nach lexicalischen gesichtspuncten bei einander zu haben und
somit neben Braunes ganz elementarer behandlung der lautlehre
in seiner Got. gramm. eine solche auf breitester vergleichender
basis zu besitzen, möge dann aber für den verf. die germ.
Ursprache, db. alle übrigen germ. dialecte, den ersten stütz-
punct hergeben und er erst, nachdem er eine got. erscheinung
in das richtige Verhältnis zu allen verwandten mundarten gestellt
hat, weiter gehen und die aufsergermanischen sprachen heran-
ziehen, es ist für die grammatische praxis ein grofser vorteil,
wenn sie statt nur von erschlossenen und besternten formen von
einem tatsächlichen dialect ausgehen kann, ohne nun an Grimms
anscbauung erinnern zu wollen, der das got. gern als germ.
Ursprache und etwa das ahd. als eine seiner tochtersprachen an-
sah, so sichert dem got. schon seine altertümlichkeit die bis-
herige bedeutung innerhalb der vergleichenden grammatik. und
wenn der verf. einer got. lautlehre unter jedem einzelnen laut
zunächst bei beständigem vergleichen mit den germ. dialecten
alles das behandelt, was mit dem mutmafslichen lautstand der
Ursprache am ersten übereinstimmt, hieran unter demselben ver-
gleichen alle speciellen gotica anschliefst und erklärt und erst
nach derartiger herstellung eines germ. gesammtbildes auf das
aufsergermanische eingeht, so dürfen wir damit ein buch er-
warten, welches auch für die germ. grammatik und ihre praxis
ein nützliches hilfsmittel gewähren wird, nützlicher als es in
mancher hinsieht der besprochene Grundriss der got. etymologie
sein kann.
Marburg i. H. Ferd. Wrede.
Die natur, ihre auffassung und poetische Verwendung in der altgermanischen
und mittelhochdeutschen epik bis zum abschluss der blütezeit. von
dr phil. Otto Lüning. Zürich, Friedrich Schulthess, 1889. in und
313 ss. 8°. — 4 m.
Unter den neueren Untersuchungen über germanisches natur-
gelühl1 behauptet Lünings arbeit die erste stelle, weil sie fast
das gesammte in den altgerm. und mhd. epen aufgespeicherte
material gründlich ausnutzt, in der richtigen erkenntnis, dass
es zur Würdigung des natureinpfindens einer zeit wenig beiträgt,
wenn man nur ihre hervorragendsten kunstproduete durchprüft —
1 im laufe der letzten zwei jähre erschienen: 1) Alfred Biese, Die ent-
wickelung des naturgefühls im mittelalter und in der neuzeit. Leipzig 1888.
hier sind zugleich die vom verf. in der Zs. f. vgl. lg., den Preufsischen
Jahrbüchern und dem Hamb. correspondenten veröffentlichten aufsätze über
diesen gegenständ verwertet. 2) HvEicken, Geschichte und system der
mittelalterlichen Weltanschauung. Stuttgart 1887 (darin einige vorzügliche
capitel über bildung des naturgefühls).
72 LÜNING DIE NATUR
gleichwie es zur beurteilung einer gegend nicht genügen würde,
wollte man sich nur mit dem erforschen der berggipfel befassen — ,
wendet sich L. der breiten lagerung namentlich des volksepos zu.
so schafft er die basis, von der man in Zukunft jede dichter-
persönlichkeit unseres mittelalters und jedes denkmal altgerm.
poesie, so weit das naturempfinden in frage kommt, sich ab-
heben lassen muss.
Die anordnung des Stoffes ist eine sachliche; innerhalb der
einzeln behandelten naturreiche oder naturerscheinungen herscht
meist historische folge. L. gibt zuerst eine übersieht der ge-
sammten natur in germ. poesie, sowol der unorganischen wie
der organischen (s. 8 — 123. 123 — 219). sodann wird die Ver-
einigung beider zur landschaft (s. 219 — 247) besprochen; es
folgen ästhetische betrachtungen über den menschen im Verhältnis
zur natur (s. 247 — 285) und über besondere eigenschaften der
germ. naturanschauung (s. 285 — 313). diese sachliche grup-
pierung bringt es mit sich, dass kein dichter und kein dicht-
werk einzeln gewürdigt, vielmehr dem klaren , umfassenden bilde
zu liebe alles in eine fläche gerückt ist. gerade darin liegt aber
ein wesentlicher mangel des buches begründet, uns dünkt es
unmöglich, innerhalb des gleichen rahmens erscheinungen zur
darstellung zu bringen, die sich auf etwa 600 jähre verteilen und
den verschiedensten gegenden angehören, die sachliche gliederung
des Stoffes ist bei L. so streng durchgeführt, dass für die historische
betrachtung nur ein ganz geringer räum bleibt und eine grup-
pierung nach dem entstehungsorte der einzelnen dichtungen gar
nicht stattfindet, wenigstens wäre eine Scheidung zwischen alt-
germ. naturauffassung und mhd. notwendig gewesen, wie L. an-
ordnet, ergibt sich nur wenig für die kulturgeschichte, während
bei einer vergleichung jener ergebnisse, welche aus den zeitlich
und örtlich zusammengehörigen denkmälern zu gewinnen sind,
viel für diese Wissenschaft sich erreichen liefse. da die gründe
für die Veränderung des naturgefühls meist religiös-philosophischer
art sind, so würde die geschichte des germ. naturgefühls ein
gutes mittel gewähren , um die einwürkung von Christentum und
renaissance auf die innersten auschauungen der Germanen zu
beobachten, der stark in die äugen springende unterschied,
Avelcher hinsichtlich der naturverwertung zwischen der altgerm.
und der mhd. poesie besteht, die gleichmäfsige behandlung aller
naturerscheinungen im altgerm., namentlich im ags., und die ein-
seitige, freilich sehr intensive, bevorzugung des wonnig-sommer-
lichen elements im mhd. drängt die frage auf, wo der sinn für
das elementar-gewaltige im späteren ma. geblieben sei. der grund
für diesen Wechsel ist unseres erachtens in der einfuhrung des
Christentums zu suchen, das freilich dem 'innerlichen wesen, der
anläge zur Idealität in der deutschen natur als etwas verwandtes
entgegenkam', zugleich aber 'einen unendlichen bruch mit den
LÜMISG DIE NATUR 73
auf heidentum begründeten naturzuständen' mit sich führte.1 die
germ. götter waren aus dem hintergrunde der natur, mit der
sie ursprünglich eins gewesen , nicht als so völlig plastische ge-
stalten hervorgetreten, dass sie durch das Christentum hätten
vernichtet werden können, ohne dass zugleich das gefühl der
Germanen für die betreffenden naturkräfte und ihre äufserungen
mit vernichtet oder doch stark verletzt worden wäre, durfte man
der götter nicht mehr gedenken, so durfte man sich auch nicht
der in ihnen personificierten naturkräfte erinnern, die freund-
lichen , sommerlichen Seiten der natur nahm das Christentum für
sich in anspruch, die finsteren, gewaltig -romantischen wurden
dem teufel und den dämonen zugewiesen, wo in mhd. epen eine
Schilderung des wild-romantischen oder elementar-gewaltigen er-
scheint, ist sie als hintergrund der darzustellenden handlung stets
unumgängliches bedürfnis. will man einen helden kämpfe und
mühsale in gefährlichen gegenden bestehen lassen , so kann man
eben nicht umhin, des landschaftlichen kurz zu gedenken, die
knappheit, ja dürftigkeit solcher Schilderungen aber, verglichen
mit den breiten , farbensatten der offenen frühlings- oder sommer-
laudschaft, zeigt nur zu gut, wie sehr im ma. das gefühl und
Verständnis für das gigantische geschwunden war.
Seine Untersuchung durch heranziehen der realien zu er-
gänzen verschmäht L., obgleich damit manches deutlicher geworden
wäre. s. 209 spricht er von den dichterischen Schilderungen des
rosses. nachdem dessen beliebteste farbenbezeichnungen aufge-
führt sind, heifst es weiter: 'später, in den höfischen epen, treten
auch andere färben , schwarz, braun, rot oder mischungen davon,
auch Seltsamkeiten der färbung (ez [das pferd] was allez snegevar,
wan eines buoges, der was rot Lanz. 1474) nicht selten auf.' L.
denkt dabei gewis an die bunten rosse, denen wir im Erec, im
Wigalois, in Veldekes Eneit, im Flore und sonst häufig begegnen.
Erec 7313 ff wird Enites reitpferd geschildert, auf der einen
seite ist es rot gefärbt, auf der anderen schwarz, wo die beiden
färben zusammenstofsen würden, läuft ein breiter grüner streifen
um das pferd herum, die äugen sind grün umrändert, ein
ähnlich ausschauendes tier finden wir Wig. 2543 ff. hier ist das
pferd selbst weifs, sein linkes ohr zinnoberrot, während das
rechte und der streifen auf dem rücken schwarze färbung zeigen,
der schweif ist weifs. im Flore 2743 ff ist die eine seite des
zeiters weifs, die andere rot. von der stirne anfangend läuft
über hals und rücken des tieres ein schwarzer streifen, um die
beiden färben recht kräftig von einander abzuheben, der schweif
ist rot und weifs gemischt, bei Hartmann und Wirnt, glauben
wir, handelt es sich nur um eine Übertragung der färbe der
covertiure auf das streitros selbst; einmal ein beweis für die
1 ThVischer, Ästhetik § 355,2. man vergleiche noch: AvHumboldl,
Kosmos ii s. 31 ; Goedeke, Grundriss i §6; vEicken aao. s. 160.
74 LÜNING DIE NATUR
freude der ritterlichen dichter an einem aufgeschirrten streitrosse,
andererseits ein gutes beispiel für die naive anschauungsweise
des mittelalters, das äufsere eines gegenständes oder geschöpfes
als das wesentliche und als den prüfstein seines inneren wertes
anzusehen, wenn Hartmann und Wirnt vom hörer oder leser
erwarten, dass er ihre absieht verstehe, und dass er sich der
farbenübertragung bewust bleibe, so geht Flecke noch weiter,
indem er besonders betont, dass der naiiure vliz und der natiure
kraft dem pferde das wunderliche aussehen gegeben habe, er lässt
also gleichsam ros und covertiure als ein ganzes erschaffen sein,
beweisend für unsere erklärung will es uns scheinen, dass da,
wo die covertiure in ähnlicher weise bunt geschildert ist, wie
Wig. 6552 ff, oder wo nur die covertiure als bedeckung des
pferdes erwähnt wird, wie Wig. 2981, diesem selbst nie auffal-
lende färben beigelegt werden, auch Sommers (zu Flore 2743 ff)
annähme einer entlehnung Fleckes aus Hartmann muss, wenn
wir sie , was die form betrifft , zugeben , dahin ergänzt werden,
dass im wesentlichen eigene anschauung Flecke den anstofs zu
seiner Schilderung gegeben haben wird.
Am Schlüsse seiner Untersuchung stellt L. den allgemeinen
character des germ. naturgefühls demjenigen des griech. volksepos
gegenüber, er lässt jedem sein recht, dem Germanen die inner-
lichkeit, dem Griechen die plastik. so richtig das sein mag, die
vergleichung der naturauffassung beider Völker hat immer ihr mis-
liches, weil ihre anschauungen in den volksepen nicht in gleicher
stärke ausgeprägt sind, das griech. volksepos und die in ihm
niedergelegte naturanschauung haben ausreifen können auf dem-
selben boden, auf dem sie erwuchsen; das deutsche volksepos
ist aus seinem wurzelgrunde herausgerissen und hat sich in einem
ihm weniger zuträglichen boden entwickeln müssen; der dichter
der Nibelungen hat manches nicht mehr zur darstellung bringen
können, was sich bei ruhiger entwickelung der Germanen von
innen heraus, also ohne beeinflussung durch Christen- und Römer-
tum, wol mit Sicherheit eingestellt haben würde.
Wenn wir auch in L.s buche eine Zusammenstellung der
aus den einzelgruppen gewonnenen resultate und eine betonung
der besonderen eigentümlichkeiten altgerm. naturgefühls im gegen-
satz zu dem des eigentlichen ma.s und vielleicht beider im gegen-
satz zu moderner naturanschauung gewünscht hätten , so dürfen
wir doch nicht mehr verlangen , als das buch seiner anläge ge-
mäfs gewähren kann; wir wollen vielmehr nochmals betonen,
dass uns L.s arbeit ein gut stück weiter gefördert hat, und dass
sie, gerade in ihrer jetzigen form, dem interpreten altgerm. und
mhd. dichtung eine wesentliche hilfe sein wird, indem sie ihm
überall, wo es sich um naturauffassung handelt, eine fülle er-
klärender parallelen zu geböte stellt.
Göttingen. Erich Ballerstedt.
DE GRUYTER TAGELIED 75
Das deutsche tagelied von Walter de Gruyter. Leipz. diss. Leipzig, Fock in
comm., 1887. 160 ss. 8°. — 2 m.
Welch unentbehrliche hilfe das Volkslied für die richtige ge-
schichtliche auffassung des minnesangs leistet, das ist gerade in
jüngster zeit mit erfreulichem nachdruck in den Vordergrund
gerückt worden, aus dem volksliede müssen wir erschliefsen,
wie der heimische boden beschaffen war, auf dem fremder samen
die Zierpflanze des minnesangs aufsprossen liefs. aber die Unter-
suchung wird verwickelt durch die tatsache, dass widerum das
Volkslied, wie wir es kennen, kräftigsten einfluss vom minnesang
erfahren hat. Scherer schlug das mafs dieser rückwürkung sehr
hoch an; ich habe den eindruck, dass die neuere forschung ihi>
nicht ganz gerecht wird, das ist gar kein wunder bei der nach-
gerade verhängnisvollen beharrlichkeit, mit der bei Untersuchungen
über die volkstümlichen grundlagen des minnesangs immer wider
ausschliefslich die dichter aus Minnesangs frühling, wenns hoch
kommt, Walther und Neidhart, unter die loupe genommen werden:
ich brauche nicht auszuführen, wie notwendig diese bequeme, aber
innerlich wenig begründete beschränkung, bei der nicht einmal
Otto von Botenlauben zu worte kommt, schiefe und einseitige
ergebnisse zur folge hat. da begrüfse ich denn die arbeit de
Gruyters, die einmal statt des querschnitts den längenschnitt
prüft und eine einzelne erscheinung aus dem Volkslied durch den
minnesang ins Volkslied verfolgt, mit entschiedener freude, frei-
lich noch mehr des themas als der ausführung wegen.
Es gibt nicht leicht ein schlagenderes beispiel jener Wechsel-
wirkung zwischen Volkslied und minnesang als eben das tagelied.
schon in den stofflichen motiven. zu dem alten international volks-
tümlichen thema: 'abschied der liebenden nach glücklicher nacht'
tritt in der höfischen dichtung hinzu die gefahr, die der ehe-
brecherische Umgang mit sich bringt, besonders aber der Wächter
und zwar mit' Vorliebe der vertraute Wächter, der durch seineu
weckruf die liebenden aufscheucht, welch mächtigen poetischen
gehalt dieser weckruf in sich birgt , empfindet heute noch jeder,
der mit offenem sinn der glorreichen auferstehung des höfischen
tagelieds im zweiten acte des Wagnerschen Tristans sich freut,
aber die oper mit ihren zahllosen verstöfsen gegen die realität
des lebens stimmt nachsichtig und drängt die nüchterne erwägung
zurück, dass es kaum ein sichereres mittel gab, die liebenden zu
verraten, als ebeu diesen weckruf. ich bin nicht sicher, ob schon
dem markgrafen von Hohenburg diese erwägung durch den köpf
schoss, als er HMS 1, 34a den Wächter singen liefs: Got gebe deiz
im (dem liebenden) wol erge, daz er erwache unt nieman me!
späterhin blieb sie jedesl'alls nicht aus: der Wächter sagt sich
Ilätzl. i 14,43 sehr richtig: hart mich der claffer singen, ze arg
wurd er ez pringen , und in der bailade Abendgang (Unland 90)
76 DE GRUYTER TAGELIED
ist es wflrklich der wächtersaog, der den argwöhn der geteuschten
eitern wach ruft, und dennoch eignet sich das Volkslied diesen
aller Wahrheit und Wahrscheinlichkeit ins gesicht schlagenden
Wächter aus dem minnesang an. das ist ein unzweideutiger anhält,
mit dem sich anderes unlöslich verknüpft; und auch sonst ver-
heifst die eng begränzte, in ihren stilmitteln recht characteristische
gattung einer Scheidung der volkstümlich heimischen, der aus
der fremde entlehnten, der im minnesang selbständig entwickelten
höfischen demente guten erfolg.
Als Bartsch vor fast 25 jähren seinen reichhaltigen und um-
sichtigen aufsatz Über die deutschen und romanischen tagelieder
schrieb, hat er diesen gesichtspunct sehr wenig, das Volkslied
nur anhangsweise berücksichtigt, das individuelle der einzelnen
lieder und dichter tritt bei ihm stark hervor auf kosten des ge-
meinsamen der gattung, und der populäre ton der arbeit, die
gröstenteils aus proben und analysen zusammengesetzt ist, schloss
ebenso sehr Vertiefung in ernstere wissenschaftliche probleme wie
philologische detailuntersuchung aus. so blieb de Gr. viel zu
tun übrig.
Er hat sich seine aufgäbe nicht leicht gemacht, mit findigem
fleifs trägt er den Stoff in wünschenswerter Vollständigkeit zu-
sammen, er beschränkt sich nicht auf die lyrik des ma.s und
aufs Volkslied, sondern sammelt auch aus dem epos, dem fast-
nachtspiel, der spruchdichtung vergleichbares und förderndes,
fremde litteraturen zieht er heran, er gibt umfängliche, recht wert-
volle Sammlungen, die einige hauptzüge der stilistischen phy-
siognomie des tagelieds in dauer und Wechsel lehrreich veranschau-
lichen, zu sammeln und zusammenzufassen versteht er. aber was
darüber hinausgeht, ist unzulänglich, und ein geschichtschreiber
des tagelieds ist Gr. viel weniger als Bartsch, die knappheit der
darstellung, die nicht viel mehr als der verbindende text zu den
Sammlungen und citaten ist, würde ich rühmen, wenn sie schärfer,
klarer und minder spröde wäre. Gr.s blick ist so gespannt nur
auf das gemeinsame der gattung gerichtet, dass ihn — gerade
umgekehrt wie Bartsch — das besondere nicht fesselt: die phi-
lologische prüfung der einzelnen dichtungen lässt viel zu wün-
schen; litterarischer Zusammenhang, chronologische folge, locale
gruppierung und abgränzung ist kaum ins äuge gefasst; dadurch
wird auch das ästhetische urteil unsicher; sehr zum schaden der
Untersuchung ist endlich auf die metrische form gar nicht ge-
achtet; alles das macht namentlich den abschnitt über die ent-
wickelung des höfischen tagelieds (s. 1 — 23) völlig unfruchtbar,
in den späteren partien , die Gr. sichtlich mit gröfserer liebe ge-
arbeitet hat, sind jene mängel nicht ebenso fühlbar, aber durch-
weg wünschte ich dem verf. mehr frischen mut im erschliefsen
von resultaten , auch auf die gefahr hin , dass einmal ein fehl-
schluss unterlaufe, mehr freude am eindringenden verarbeiten
DE GRUYTER TAGELIED 77
des mühsam gesammelten, es wäre schade um die mühe, wenn
Gr.s Sammlungen keinen reicheren lohn eintrügen als die dürf-
tigen sätze s. 110. 111 oder gar s. 41. aber ich zweifle nicht,
dass sich mehr daraus machen lässt. so, wie das buch vorliegt,
ist es eine sehr fleifsige und umfassende Stoffsammlung, eine
fürderhin unentbehrliche Vorarbeit, aber doch nur eine Vorarbeit,
der den rechten gewinn zu entlocken der verf. anderen über-
lässt. es liegt mir ob, dies urteil im einzelnen zu begründen.
Gr. zerlegt seine Untersuchung in drei chronologisch ge-
schiedene abschnitte: minnesang, Übergangszeit, Volkslied, er
bildet sich, ich weifs nicht warum, ein, damit 'der allgemeinen
litterarischen einteilung unserer lyrik' zu folgen, welch schwere
Unklarheit in dieser einteilung liegt, ist deutlich. Volkslied und
minnesang sind nicht zeitliche, sondern stilistische gegensätze:
seit dem 12 jh. steht neben dem Volkslied beständig eine kunst-
lyrik, mag sie sich nun minnesang oder meistergesang oder
kirchenlied oder sonstwie nennen, also Gr. hätte, durchweg oder
innerhalb chronologischer abschnitte, zwei hauptgruppen scheiden
sollen: kunst- und Volkslied. Dietmars lied, die einfacheren
Strophen in der Sammlung des Hätzlerin waren dann unbedenk-
lich für das Volkslied zu verwerten.
Jeden der drei abschnitte eröffnet ein capitel: 'nachweis und
anordnung der vorhandenen lieder.' das sind im wesentlichen
raisonnierende Verzeichnisse, die neben viel nichtssagendem manche
brauchbare und hübsche bemerkung enthalten, denen aber zur ge-
schichte so gut wie alles fehlt, das liegt nicht zum wenigsten
an dem vorhersehen der sachlichen anordnung über die historische,
das Volkslied leidet darunter nicht sehr; dort wäre nur der locale
gesichtspunet mehr zu beachten, aber im minnesang entsteht ein
chaos: sah Gr. in den bekannten stellen des Regensburgers (den
er nach Barlschs Liederdichtern citiert!) und Reinmars des alten
Zeugnisse für das tagelied , so hatte er sie beim vorwolframischen
liede zu besprechen, nicht in den anhang, 6 Seiten hinter Frauen-
lob , zu bringen, wer sich über Botenlaubens , Winterstettens
lieder orientieren will, muss an 3 — 4 stellen suchen: natürlich
ist unter diesen umständen für characteristik der dichter nicht
viel geschehen; sogar Wolfram und Wolkenstein sind flüchtig ab-
getan; eine rühmliche ausnähme bildet die besprechung des
Waltherschen tageliedes, dessen abhängigkeit von Wolfram nicht
erschöpfend , aber einleuchtend verfochten wird.
Was Gr. über die entstehung und die anfange des tagelieds,
über Wolframs bedeutung für seine geschichte sagt, das lege ich
für zusammenhängende besprechung zurück und greife zunächst
weniges einzelne heraus, unter den liedern, die auch den ein-
lass des liebenden in das tagelied aufnehmen, nennt Gr. das
'sechsstrophige' des burggrafen von Lüenz (HMS 1, 211a).
die kreuzzugsstrophe am schluss sollte er ohne weiteres ablösen:
78 DE GRIYTER TAGELIED
sie gehört ebenso wenig zu dem voranstehenden liede wie Singen-
bergs frau-welt-strophe HMS 1, 289a; doch mag sie vom dichter
selbst bei gelegenheit angehängt sein, aber es ist sogar fraglich,
ob nicht auch die übrigen Strophen in 2 lieder zu trennen sind:
in str. 1.2 instruiert die magd den Wächter, er lässt den ritter
auf die losung hin ein; es heifst stets: der wahter; str. 3 be-
ginnt mit üblichem wächterruf: 'der morgen niht erwinden wiV,
so sanc ein wahter also wol. es stünde also str. 1. 2 parallel den
beiden einlassliedern Botenlaubens (HMS 1, 28b. 32b): man nannte
diese gattung wahrscheinlich nahtwise (serena): das gedieht HMS
3, 428% das sich selbst so bezeichnet und im preise der frau
nacht gipfelt," ist eine solche nahtwise mit angehängtem tagelied;
auch Hadlaub nr 53 gehört dahin, und im repertoir des meister-
gesangs spielte die gattung der nahtwise zeitweilig eine rolle; vgl.
Kolm. 66. 188. s. 712.
Etwa das umgekehrte, ausdehnung der tagewise nach vorne
durch aufnähme des nahtwise-moü\s , liegt in der vielstrophigen
bailade Günthers von dem Forste (HMS 2, 165b) vor. die
grofse bedeutung dieses liedes hat Gr. gar nicht gewürdigt, es
ist ein nur wenig vom höfischen verfälschtes Volkslied, dem wider-
spricht weder die breitspurige Sentimentalität des gedichts noch
dass fler held ritter ist. riter ist er auch im tageliede Dietmars;
der Standesunterschied macht bei der frage: volks- oder kunst-
dichtung? im 12 und 13 jh. nichts aus. ins Volkslied weist der
für viele Strophen unpassende tageliedrefrain ; in das Volkslied
die einfache, in Strophe und refrain auf die epische langzeile
herauslaufende form; der fast bänkelsäugerische anfang: nü her,
ob ieman kan vernemen, des ich von minne künden wil; der im
minnelied unerhörte verkehr mit dem publicum str. 1. 15.
19 — 21; der kurze didactische schlusssatz; das starke epische
element mit dem ganz volkstümlichen eingang von str. 2;
die Unabhängigkeit in Sprachgebrauch und motiven von anderen
höfischen tageliedern; nicht zum wenigsten die wörtliche an-
knüpfung vieler Strophen an die vorhergehende, ich citiere als
beispiel solcher Verknüpfung im Volkslied aus Hruschka-Toischers
Deutschen Volksliedern aus Böhmen nr 146b, oder aus dem Am-
braser liederbuch nr 41, das tagelied es taget vordem osten: zb.
schliefst da str. 3: sie erschrack von herzen sehre , sehre, bald sich
der wechter blies; 4 beginnt: erschrick du nicht so sehre usw. dass der
anonymus Spervogel solchen anschluss liebt, bestätigt meine auf-
fassung; freilich hat sich auch der höfische minnesang durchaus
nicht frei davon gehalten (HMS 1, 88b uö.). so also verknüpft bei
Günther im dialog des ritters und der dame str. 7 und 8 das
wort wille, 9 und 10 leisten, 10 und 11 trüren, 11 und 12 mdze,
14 und 15 klage usw. die beobachtung hat kritischen nutzen:
str. 6 muss an falschem platze stehen, da sie zwei durch an-
schluss eng verbundene Strophen trennt: str. 5 am ende im wurde
DE GRUYTER TAGELIED 79
nie so liebe; 7, 3 sit dir so liebe tue geschach; dagegen gibt jene
str. 6 das notwendige mittelglied her zwischen dem jubel der
str. 18 und dem unmotivierten leid der str. 19. Günthers lieb-
lingsphrase zur bezeichnung des liebesgenusses 7, 6 jö ist al diu
wille an mir ergdn (ebenso 5, 1. 13, 6) kehrt zb. im Volkslied
Kerenstein wider (Unland nr 89, 4 : nun ist dir dein will er-
gangen), kaum im höfischen tagelied, dem sie im munde der
dame viel zu deutlich war. der Wächter fehlt dem liede voll-
ständig; es ist im Zusammenhang geradezu unmöglich, dass er
mit dem döz 3, 5 gemeint sei, wie Gr. will, es wäre von grofsem
wert zu wissen, welcher zeit das lied angehört. Gr. hat sich
die frage nicht vorgelegt, hat auch zu Scherers zweifelnder Ver-
mutung (D. st. 1, 16), Günther möchte ein Zeitgenosse Spervogels
sein, nicht Stellung genommen, ich glaube nicht, dass Scherer
recht hat: das trcestelin ii 4, 1 wird doch auf Walth. 66, 2 zurück-
gehen , und das 4 lied sieht nach allem eher aus als nach den
anfangen derlyrik; auch Morungen scheint dem dichter bekannt
zu sein ; am beweisendsten ist mir die klingende caesur geschehen
in der zweiten Strophe des 6 liedes. also : starker durchbruch
volkstümlicher elemente im tagelied auch nach Wolfram bei einem
höfisch geschulten dichter, und auch er war ein Baier.
Jenes 6 lied Günthers behandelt ein anderes tageliedartiges
thema: liebesglück im träum, schmerz des erwachens. merkwür-
diger weise erwähnt Gr. dieses liedes ebenso wenig wie der ver-
wandten dichtung des Schenken von Limburg (HMS 1, 132a), ob-
gleich er aus späteren Zeiten allerlei lieder gleichen inhalts sammelt
(s. 51. 92 f) und sogar einen spruch in reimparen aus dem Lieder-
buch der Hätzleriu u5 berücksichtigt, das gute lag ihm wol zu nah;
er hat, was schlimmer ist, sogar vergessen , dass Walther das-
selbe thema 74, 20 bearbeitet hat, noch dazu mit dem tagelied-
schluss: dö taget ez und muos ich wachen, er hat das vergessen,
obgleich er zwei Volkslieder Unland nr 20 und 28 rühmt, die
mit dem Waltherschen gedieht so eng, auch in detailzügen, zu-
sammentreffen, dass zufall ausgeschlossen ist.1 beides wäre wider
möglich: Walther schöpfte aus dem Volkslied oder das Volkslied
aus ihm. das motiv fehlt den troubadours nicht (Wilmanns,
Leben Wallhers m 338) und hat von ihnen her auch in Deutsch-
land, bei Hausen und Morungen, eingang gefunden, trotzdem
gebe ich dem Volkslied die priorität. Gr. citiert s. 93 ein komi-
sches lied Unland nr290: 'ein altes weib steht am bette statt
der geträumten schönen.'2 aus diesem thema hat sich Walthers
traumlied 94, 11 entwickelt: freilich sind die im Volkslied durch
1 ebensowenig gedenkt er des Neifenschen pilgrimliedes, als er s. 81
die ballade vom betller und der edelfrau bespricht: vgl. jetzt noch Uhl, Un-
echtes bei Neifen s. 218 ff. zu N'eifens büttnerliede geben Hruschka-Toischer,
Volkslieder nr 174 eine neue parallele.
2 in Ziskas Österreich. Volksliedern s. 130 glaubt der bursch träumend
die dirne im arm zu haben und hat nur ihr 'haptbölsterl'.
80 DE GRUYTER TAGELIED
den gegensatz würkenden elemente bei Walther aufser Zusammen-
hang gesetzt: er träumt — auch das kein alter zug1 — von
anderem himmelsglück als von liebe, und das alte weib ist der
ausgangspunct einer satire mit anderer spitze: gerade diese will-
kürliche lösung des alten bandes erweist, dass der gedanken-
gang des Volkslieds der ältere war.
Oswald von Wolken stein, dem bedeutendsten tagelied-
dichter nach Wolfram , wird Gr. nicht gerecht, er ist durch
einen vergleich mit Wolfram, dem er geistig verwandt, von dem
er stark beeinflusst ist, am ehesten zu fassen, der eigene un-
geschmack und der der zeit macht ihn freilich fast zur carricatur
des meisters. Wolframs Sinnlichkeit wird bei Oswald lüstern und
obscön , seine leidenschaftlichkeit ins fratzenhafte übertrieben,
sein verwickelter strophenbau verworren; durch gelehrten meister-
singerischen aufputz wird die morgenschilderung entstellt, wird
selbst der echt volkstümliche wünsch 'wenn ich ein vöglein war'
zu einem ich wolt ich war ein animdl parodiert; auch diese
mischung von gelehrtem und volkston knüpft an Wolfram, wenn
auch nicht an seine lyrik an. und die ruhelose lebendigkeit, die
rücksichtslos realistische , humorvolle anschaulichkeit teilt Oswald
mit Wolfram: den 'hass des tages' hat Oswald über Wolfram
hinaus mit poetischer kraft entwickelt; er ist darin RWagners
Vorgänger gewesen: ob dieser Oswald gekannt hat? —
Gr. hätte auch verwandte gedichte Oswalds wie 51.32 heran-
ziehen sollen, nr 44 ist kein träum , wie er fälschlich aus 2, 9
erschliefst, ob unter den anonymen gedienten, die er bespricht,
nicht O.sches gut stecke, hat er sich nicht gefragt: ich bin ge-
neigt, dafür anzusehen das Taghorn Fundgr. 1, 332, das Nacht-
horn ebenda 331, etwa auch das erste lied bei der Hätzlerin2, das
Gr. s. 45 in gröblichem misverständnis der complicierten form
als neunstrophig lässt: es hat nur 3 Strophen, die zahlreichen
tagelieder, die die Hätzlerin gesammelt hat, auf gemeinsame
Verfasser zu untersuchen oder auch nur der form nach zu grup-
pieren, ist Gr. nicht eingefallen: es sei doch bemerkt, dass 11.
14. 14b. 23. 25 Variationen einer neunzeiligen form sind, die auch
Wölk. 21 auftritt, dass ebenso 10. 18. 19. (6) eine gruppe bilden;
daneben complicierte formen wie 1. 8. 15. 20. 22, die in andere
1 vgl. Walth. 7, 17 do bedühte mich zehant, wie min sele weere ze
kimel äne sweere mit der tageweise Hätzl. 7, 17 mich daucht, ich war in
himels trön und hett mein lieb umbfangen schon.
2 vgl. zb. Nachth. 2: dirn:pirn = brüste Osw. 37, 2, 3. 48,2,13; dirn
im tagelied wol nur bei Wolkenstein; Tagh. 1: plik durch die prd (: grä)
= Osw. 101,1,4. 85, 1,4; Tagh. 1 so gar fein pld = Osw. 85, 1, 6; Tagh. 2
dein ermlin rek, dein fiifslin strek, vgl. Osw. 44, 1, 4 rek, slrek; Tagh. 2
geschell, oft bei Osw.; dirn, geschell auch Hätzl. 1 ; ebenda wdfen über
den tag schreien wie Wölk. 27, 1, 23; bitte um schriftliche botschaft Hätzl.
1,80 wie 23,81; 23, 114 der liebste dem falkenterze verglichen wie Wölk.
37,1, doch hat Hätzl. 23 eine für Wölk, ungewöhnlich einfache form (siehe
unten), und auch die vielstrophigkeit verbietet wol an ihn zu denken.
DE GRUYTER TAGELIED 81
kreise weisen: da war gevvis mehr zu erreichen. Hätzl. 18 schlägt
die stuntglogg erst 3, dann 4mal: hier ist das 15 jh. sicher,
da die schlagende stadtuhr zb. in Augsburg erst 1398 einge-
führt wurde; in dem Germ. 33, 283 von Bäbler veröffentlichten
tagelied, das Gr. noch nicht zugänglich war, ruft nur der Wächter
die stunden von 1 — 5 aus.
Unter den parodien ist das kühhorn (Gr. s. 50) durch
seine melodie interessant, eine einfache weise aus 4 perioden,
2 und 2 einander nah verwandt, allesammt ausschliefslich (mit
einer kleinen ausnähme) auf den 4 tönen des accords aufgebaut:
sie kann, wie sie ist, hirtensignal gewesen sein; auch anderen
tageliedern, dem Nachthorn, dem Taghorn, der Trumpet, die Gr.
ganz übergeht, werden entsprechende signale melodisch untergelegt
sein, also die ältesten erhaltenen weisen bestätigen Uhlands Ver-
mutung, dass das tagelied auch musikalisch aus dem würklichen
wächterruf erwachsen sei. es liegt nahe, das auf die lat.-pro-
venz. alba, die JSchmidt in der Zs. f. d. phil. 12, 332 herausgab,
anzuwenden: melodienstellung: aaa | bc; bc ist der refrain, c
aber weicht von a nur so geringfügig ab, dass es ohne weiteres
die quelle für a gewesen sein kann, dieser einfache zustand,
der in dem volksgesang Jahrhunderte überdauern mochte, ist auf
die kunstpoesie natürlich nicht zu übertragen. — zu Hätzl. nr21,
der tagwais von lewsen, war zu citieren Simplic. Kell. 1,334:
jetzund will ich von herzen singen eine tageweifs, uf meiner
linken achsel da gehen bei tawsent lews usw. ; der name tageweis
hielt sich also selbst bei diesem parodischen thema bis tief ins
17 jh., obgleich der inhalt gar keinen anlass mehr dazu gab. —
zu Hätzl. 37 vgl. das Schnadahüpfl Pogatschnigg1 1, 302.
Hübsch und umsichtig sind Gr.s nachweise aus dem Volks-
lied, er spürt die ausläufer des tagelieds in der ballade, seine
demente im Schnadahüpfl auf. der versuch, bekanntschaft mit
dem liede ich stunt an einem morgen schon bei Sachsenheim
nachzuweisen (Gr. s. 79), ist wol misglückt (er beruht auf dem
vorkommen der worle heimlich an ainem ort in der Möhrin), aber
ich schätze ihn als einen der wenigen ansätze zur altersbestim-
mung der Volkslieder, am volkstümlichen Ursprung des gassel-
liedes in Wagners Archiv s. 518 zu zweifeln (Gr. s. 90), ist kein
anlass: vgl. str. 4 bhüt di gott deinen leib gesund! schlaf wol
noch im bett ein paar stund! mit Pogatschnigg2 nr 1347. nach-
trage zu Gr.s Sammlungen sind leicht zu geben, aber manches
vermisse ich doch ungern, in dem tagelied in Mündels Elsäss.
Volksliedern nr 23 warnt der Wächter die liebenden insgemein ;
das mädchen springt ans fenster und überzeugt sich, dass der
Wächter betrogen hat: ein zug, der ins mhd. tagelied vom Marner
eingeführt und von Frauenlob sowie dein nnonymus HMS 3, 427a
jenem nachgeahmt wurde, da der einfluss dieser gelehrten gruppe
aufs Volkslied unwahrscheinlich ist, so erweist Mündels lied, dass
A. F. D. A. XVI. 6
82 DE GRUYTER TAGELIED
der Manier hier aus dem Volkslied schöpfte, wenn auch nicht
aus seiner ältesten phase: die liebenden ruhen schon im zimmer. —
bei Ziska und Schot^ry, Österreich. Volkslieder s. 140, weigert sich
das mädchen vor 8 uhr aufzustehen, obgleich der bua sie drängt;
vor dem^^strafenden vater hat sie keine angst. — ein recht eigen-
artiges tagelied steht in Schuti^s Siebenbürg. Volksliedern unter
nr23: der dialog, der ohne jed^^nschen bestandteil ist, zeigt
merkwürdige anklänge an Dietmar; der abschied wird durch
hereinspielende eifersucht erschwert. — in Meiers Schwab. Volks-
liedern s. 142 will der knabe dem tagkündenden vöglein zur
strafe den schnabel zubinden, das erinnert an das chines. tage-
lied Schiking i "?, 8 mit dem Schlüsse: 'das scheiden tut jetzt
not, doch schiefs den habn mir tot', wie Rückert übersetzt; nach
Lacharme freilich und auch nach Straufs, Schiking s. 161 richtet
sich die mordlust der dame gegen gänse und enten: da diese
nun schwerlich typische tagesvögel sind, wird die jagd auf sie
anderem als dem rachebedürfnis entspringen.
Den 'nachweisen' folgen in je 2 capiteln umfängliche stil-
sammlungen, die die rollen der handelnden personell, den stän-
digen schätz von motiven und phrasen innerhalb der drei von
Gr. geschiedenen perioden darlegen, die grofsen unterschiede
ergeben sich dem aufmerksam nacharbeitenden unschwer: immer-^
hin ist es mir uniässbar, wie Gr. es sich hat entgehen lassen
können, die ergebnisse seiner Sammlungen selbst in zusammen-
hängender darstellung zu entwickeln: ich habe mir immer ein-
gebildet, dass Sammlungen nur mittel zum zweck seien, so gäbe*
eine darstellung der wechselnden mittel, den morgen anzu-
kündigen, einen wesentlichen und meines wissens neuen beitrag
zur geschichte des mittelalterlichen naturgefühls. freilich
gehörte dazu, dass die Chronologie der m^tive auch innerhalb
der einzelnen perioden untersucht, dass wo möglich der urheber,
einführer jeder neuerung festgestellt würde: wahrlich eine reiz-
volle aufgäbe, für die das sammeln eben nur unerlässliche lästige
Voraussetzung ist-: Gr. hat nicht einmal beim ausschütten seiner
Sammlungen irgend welche rücksicht auf die Zeitfolge genommen,
im älteren epos melden den morgen morgenröte, morgen- oder
tagstern, hahnenkraht; im älteren tagelied ist davon nur der mor-
genstern in geltung geblieben, und dazu kommt der vogelsaog.
Wolframs schauendem äuge prägen sich die lichterscheinungen
an den wölken ein, vielleicht unter dem einfluss lateinischer
hymnen: aber jene erscheinungen werden nur als grauen, leuchten,
glast empfunden; die röte des morgens führt erst der epiker
Konrad ins tagelied ein; ihm folgt der späte könig Wenzel; aber
noch Oswald gefällt sich im graublau der morgenbeleuchtung.
späterhin, bei der Hätzlerin, herscht das morgenrot als tages-
bote. grund: im höfischen tagelied gibt schon der morgenslern
das zeichen zum scheiden; späterhin, als die gefahr geringer
DE GRUYTER TAGELIED 83
geworden, trennt man sich erst, wenn der tag den morgenstern
verjagt: es ist eine kleine zeitliche Verschiebung eingetreten. —
der vogelsang dauert durch die höfische epoche fort, nur dass
er bei den letzten auslaufen) gelegentlich zum vogelgeschrei wird ;
der epiker Konrad lässt zuerst einen bestimmten vogel, die nachti-
gall, zwitschern; der hahn fehlt g*»z, wol weil er zu realistisch
schien: nur Frauenlob erwähnt ihn und zwar abweisend, das
14 und 15 jh. ist die zeit der einzelnen Singvögel, die oft in
langen aufzählungen paradieren ; die vöglein im allgemeinen be-
hielten nur im Volkslied, aus dem sie schon der minnesang einst
entnommen, ihre alte statte, neben der selteneren nachtigall und
neben dem hahn, der dem Volkslied, zumal dem schnadahüpfi
der eigentliche tagesvogel ist; Shakespeares lerche ist dem deut-
schen tageliede fast fremd. — die 'Übergangsperiode' characteri-
siert in der morgenschilderung der kämpf des gelehrten und des
realismus: jenes mit allerlei astronomischem apparat, schon bei
Frauenberg, Frauenlob, Wenzel, knüpft in meistersingerischem
geschmack an Wolfram an und an seine himmelsschilderung;
dieser: morgentau, kühler morgenwind, hundegebell, schöpft
aus neuer eigener beobachtung und bereichert das Volkslied, in
dem die himmelserscheinungen nie von bedeutung gewesen sind:
dem Volkslied wird es licht nicht in den wölken, sondern vor
dem walde.
Ich wünschte sehr, dass umfänglichere und genauere be-
obachtungen dieser art durch Gr.s Sammlungen veranlasst würden,
freilich leiden diese Sammlungen für den benutzer an einem drei-
fachen mangel.
Erstens sind sie, der himmel weifs warum, in nhd. Über-
setzung gegeben.1 dies nhd. der Sammlungen geht gelegentlich
bis zur entstellung, zb. s. 57: 'er nimmt den weg vom Orient',
im original: von Orient nimpt er den eher; ein ander mal wird um-
gekehrt mitten ins nhd. herein geschrieben (s. 28): 'er spielt die
wölken', wo jedermann an spielen, niemand an spalten denken
wird, dank dieser methode ist der benutzer genötigt, jedes citat
nachzuschlagen.
Ferner: die Sammlungen sind nicht vollständig, auch da
nicht, wo etwas darauf ankommt, zb. fehlen s. 26: 'die frau
weckt den ritter' nicht weniger als 7 belege: HMS 1, 21 1\ 68b.
2, 128a. 3, 426a. Hadl. s. 65. 66. 96. dass der Wächter unein-
geweiht alle liebenden warnt, ist seit Wolfram nicht nur bei
Konrad einmal und hei Singenberg belegt (s. 24), sondern auch
Winterst. C 25. 110. Konr. 367. HMS 2, 66b. 128\ 144a. 3, 82».
426\ also gerade im späteren minnesang gerne, zu Hornberg
1 wunderlicher weise sind in den Sammlungen sogar die liauptworte
grofsenteils grofs geschrieben , während in Gr.s eigenem text die minuskel
überwiegt, orthographische inconsequenzen dieser art entstellen im bunde
mit zahllosen druckfehlern, namentlich in den citaten, das hübsch ausge-
stattete buch unleidlich.
6*
84 DE GROYTER TAGELIED
2, 66b swer tougenlicher minne pflege war s. 30 die anspielung
Heinrichs von Meifsen zu citieren; vgl. auch Walth. 42, 15.
s. 32 vermisse ich neben Hohenburgs so sin wir mit ime verlorn
das aus ihm abgeschriebene owi ich bin mit in verlorn Hadlaubs
s. 30. Id varn (s. 36) nicht nur bei Walther und Singenberg,
woraus Gr. s. 13 sogar Schlüsse zieht, sondern auch bei Hohen-
burg 1,34% wo fast wie bei Walther daneben est an der zit vor-
kommt. — zu Wolfr. 3, 19 fehlt (s. 38) Singenberg l,293b so muoz
doch ungescheiden sin getriuwes herzen triuwe, ein vers, aus dem
mit Sicherheit hervorgeht, dass Paul Beitr. 1,202 mit recht bei
Wolfr. das kolon hinter v. 18 setzt und die interpunction hinter
19 streicht, gesell wird der Wächter (s. 52) auch Hätzl. 27, 7.
21, 1, traut gesell 11, 24, liebster gesell 11, 74 genannt, helt
kommt (s. 54) auch Hätzl. 1 und 23 vor. zum mafshalten rät der
Wächter (s. 61) nicht nur Hätzl. 19, sondern auch Osw. 94. die
gefürchteten klaffer im Volkslied (s.96) auch Böhme 1 18. Unland 84
(neben den speiern) usw. die bemerkungen über vil Wäger war
mir ja der tot (es fehlt Hätzl. 23) würde Gr. ganz anders ge-
formt haben, hätte er bedacht, wie massenhaft die phrase im
minnesang ist: es ist barer zufall, dass sie dem höfischen tage-
lied fehlt. —
Endlich: die Sammlungen Gr.s beachten manche züge nicht,
die für abhängigkeit und gruppierung der einzellieder von be-
deutung sind: zb. der Wächter verlaugt von der frau, dass sie
wecke: HMS 1, 27a. 68a. 34a. 2, 14lb. 143ab. Hadl. s. 66. Winterst.
C51; er kann den tag nicht aufhalten: Lüenz 1,211\ Teschler
2, 128a. 3,425" (Hätzl. 23); die liebenden fürchten die drö:
Hornb. 2, 66b. Marn. 83; hornruf des Wächters; wehsei vor dem
abschied ua. für den Stil der gattung wären Zusammenstellungen
erwünscht über das vorkommen der worte helt, urloub, ez ist
zit, hag, über die einfuhrung der redenden mit oder ohne er
(si) sprach; es ergibt sich dabei die merkenswerte tatsache, dass
weit überwiegend der Wächter dieser einführung entbehrt, um-
fang und character der epischen elemente war zu erwägen und
mit dem übrigen minnesang zu vergleichen, so bleiben nach
allen Seiten hin lücken zu füllen. — von einem gegensatz zwi-
schen warner und Wächter (s. 25) kann Hadl. s. 30 nicht die
rede sein, da der singende warner sich in str. 3 selbst wahtcure
nennt: der tag verkündende hornslofs ist gedacht als das morgen-
signal eines ganz unbeteiligten. — die angst des liebenden als
dieb zu gelten (s. 56) auch Unland 98, 5. muskathlüte im liebes-
lied (s. 110) auch Pogatschnigg 1% 1182.
Den 3 hauptabschnitten lässt Gr. weitere Sammlungen folgen,
die der tageliedsituation außerhalb der deutschen liebeslyrik nach-
gehen, bei der aus dem Grafen Rudolf entnommenen stelle (s. 112)
übersiebt Gr., dass die liebende zwar Jungfrau, aber doch gattin
ist (Zs. 30, 388). ich trage wegen der ausdrücklich erwähnten
DE GRÜYTER TAGELIED 85
tagewise nach Apollon. 14375: Tyrus und diu mcerinne pfldgen
da der minne, dar nach sie suoze entsliefen, unz daz die wahter
riefen unt sungen tagewise. in wie weit das tagelied aus dem
epos (früher) oder das epos aus dem tagelied (später) sich be-
reichert, war zu prüfen.
Der nachweis tageliedartiger str. aus fremden littera-
turen hat seinen wert darin, dass er lehrt, wie leicht unter
gleichen umständen gleiche poetische motive erwachsen können,
er ergibt jedesfalls das resultat, dass der Wächter nicht zu diesen
selbwachsenen motiven gehört. Gr. hat dem bekannten material
einige wendische, böhmische, ungarische und serbische lieder hin-
zugefügt: sehe ich von den Serben ab, so ist bei allen einfluss
des deutschen (nicht gerade plumpe entlehnung) möglich und
wahrscheinlich, namentlich bei dem böhm. liede s. 144. mög-
lich auch bei den Ungarn. Gr. hat in Kertbenys Volksliedern
nr 141 das hübsche tagelied: 'ringsum rufen schon die bahnen
und der morgen kommt daher' übersehen: leichter ists einen
becher aus felsen schnitzen als zwein herzen sich zu trennen;
abschied im herbst, hoffnung auf widersehn im frühling: auch
dieser zug ist im deutschen angedeutet (Gr. s. 83, 1. s. 109).
stammt er aus dem deutschen? oder beruht er einfach auf der
alten gemeinsamen Voraussetzung der liebe im freien? — deut-
schen einfluss verrät in der gestalt des Wächters deutlich die bal-
lade aus Anastas. Grüns Volksliedern aus Krain s. 41: der junge
Schreiber ist bei der gräfin (Unland nr 98) ; sie stellt drei Wächter
aus: als sie warnen, ruft sie immer: 'ist nichts, ist nichts, jung
Schreiber lieb, der Wächter weifs nicht was er spricht', bis es
zu spät ist: die altbekannte leidenschaft der frau, ihr mistrauen
gegen die Wächter, nur mit tragischem ausgang. — in litauischen
liedern finden die Zusammenkünfte gern am frühen morgen, nach
durchschlafener nacht, im freien statt, da hat das tageliedmotiv
keinen boden. aber es fehlt nicht ganz, besonders deutlich ist
nr 142 bei Nesselmann: in str. 1 ruft die liebende 'schlaf, schlaf,
schlaf, in 2 und 3, als die hähne krähen und die hunde bellen,
'lauf, lauf, lauf refrainartig in die Strophen herein: man denkt
an das wechselnde: wecke in, frouwe und sldf, geselle bei Hohen-
burg. das eheliche tagelied (Nesselmann nr 294. 295) richtet
seine spitze gern gegen das faule vveibchen und vergleicht sich
darin und in dem trüben tone dem griech. hochzeitslied bei Fir-
menich-Richartz, Neugriech. volksges. s. 152; in einem anderen
griech. hochzeitslied (ebenda 154) ist die erzählung vom kommen
des liebenden, der durch 40 Wächter dringt, vorangeschickt: als
die hühner gackern, die pfauen schreien, weckt die mutter ihre
schlummernden kinder. — auch ein arabisches lied sei nachgetragen,
in Daumers Übersetzung, für deren treue ich freilich nicht bürgen
kann: 'sie schlummert ein in meinem arm zu nacht, da lacht sie mir
als stille mondenpracht' (vgl. Morungeu 143, 27 ich wände, ez (ihr
86 DE GRUYTER TAGELIED
leib) solde sin des Hellten matten schin); als sie die äugen öffnet,
geht ihm der tag an; aber als 'die sonne, die gemeine kommt'
und sie scheidet, da dunkelt ihm nacht mitten im tage.
In dem abschnitt über das geistliche tagelied ver-
misse ich (s. 134) das interessante gedieht Peters von Reichen-
bach (Kolm. 7), das jedesfalls weniger fehlen durfte, als Arbergs
grofse tageweise, die inhaltlich nichts von einer tageweise hat.
mit dem eingang der tageweise pseudo-Regenbogens vergleicht
sich der anfang des liedes Röhme 123. 122 und bestätigt Rartschs
Vermutung, dass ein volkstümliches produet vorliege, die 'tag-
weise von den dreien königen' (s. 135) ist nichts anderes als ein
teil, wol der alte kern des s. 134 besprochenen läugeren gedichts
HMS 3, 468u. die alte behauptung, Reinmars vZweter str. 219
sei die älteste geistlich umgedichtete tageweise (s. 132), wird
wider aufgetischt: vgl. dagegen meine anm. zu 219, 1. 3; ich
sehe darin gar keine umdichtung. Gr. geht über die frage:
parodie oder nicht? durchaus leicht hinweg; wendet überhaupt
an die geschichte des geistlichen tagelieds wenig mühe, ich
meine, ist einmal zugestanden, dass das geistliche morgenweck-
lied älter ist als das weltliche, dann hört auch das recht und
die nötigung auf, hinter jedem religiösen 'wach auf!' ein min-
nigliches zu wittern, ich erinnere statt alles weiteren an das
unzweideutige gebiet der weihnachtlichen hirtenlieder, wie sie
uns in den Sammlungen von Schlossar, Pailler, Hruschka-Toischer
jetzt so überaus massenhaft, wenn auch local eng begränzt, vor-
liegen: auch das erwähnte dreikönigslied gehört dahin, da beginnt
eins (Schlossar s. 87): 'was soll das bedeuten, es taget sich
schon, hab gmoant ja, es fangt sich erst d' mitternacht an': also
sogar der — hier freilich begründete — zweifei am tage, wie
im höf. tagelied. umdichtung ist nur da gesichert, wo das welt-
liche lied daneben vorliegt oder feststeht; sie ist wahrscheinlich,
wo das liebespar durchschimmert: Jesus und die seele, oder auch
seele und leib, der Sünder und die weit, und vielleicht auch
da nicht immer, das führt mich weiter auf die frage: aus
welchen elementen erwuchs das tagelied überhaupt und speciell
das deutsche?
Es ist Scherers verdienst gewesen, dass er, lange ehe die
lat. -provenz. alba durch JSchmidt bekannt gemacht war, das
minnigliche tagelied an den geistlichen morgengesang anknüpfte,
die frage hatte bei Scherer unmittelbarste bedeutung für das
romanische tagelied, bei dem internationalen character der latei-
nischen hymnenpoesie aber reicht ihre tragweite möglicher weise
darüber hinaus. Gr. fasst mit Laistner jene älteste alba richtig
als geistliches wecklied1 und stellt s. 128—132 allerlei über be-
1 Römer schliefst (Volkstüml. dichtungsarten d. altprov. lyrik s. 6) aus
dem worte speculator (=gaita) auf ein höfisch - ritterliches lied, das aus
dem provenz. ins lateinische übertragen sei! es ist also nicht überflüssig,
DE GRUYTER TAGELIED 87
Ziehungen zwischen geistlichem und weltlichem tagelied zusammen,
ohne doch den gedanken ernsthaft durchzudenken und Schlüsse
aus seinen beobachtungen zu ziehen: er nennt nicht einmal
Scherer als seinen Vorgänger; ich mache Gr. dies nachlässige
verschweigen um so mehr zum Vorwurf, als er anderswo in
einer nicht immer glücklichen polemik gegen Scherer sich ge-
fällt. Scherer hatte nur die lat. hymnen herangezogen; Gr. durch-
sucht die bibel selbst auf das vigilate und verwandtes hin. einen
wertvollen gewinn trägt er dabei davon, den hübschen nachweis,
dass das mittelalter im zweiten capitel des Hohen liedes eine
tageliedsituation sah. im übrigen fehlen einige nicht unwichtige
bibelstellen: so Matth. 26,41. Marc. 14,38 vigilate et orate, ut
non intretis in tentationem; spiritus est, qui vivificat, caro non
prodest quidquam. im dritten hahnenschrei nach Petri verläug-
nung (Matth. 26, 74) sah die kirche ebenfalls den weckruf bei
tagesanbruch, der die seele aus dein Sündenschlafe aufreifst (A.m-
brosius Wack. i 11,4. Prudent. ebenda 27, 13). endlich die 4
(oder 7) posauueneugel, die am jüugsten tage die menschen aus
demtodesschlaf erwecken und zur rechenschaft laden: man war
geneigt, in jedem morgen ein warnendes abbild jenes letzten
morgens zu sehen (Ambros. bei Daniel, Thes. hymnol. i s. 56). 1
Worin arbeitet denn nun der geistliche morgengesang
dem weltlichen tagelied vor?
Die kirche war nicht der meinung, dass der schlafende
mensch nicht sündige, die äufsere nacht breitet über die seele
auch criminum caliginem stygiamque noctem. in der nacht, im
schlafe, der das wachsame herz nur allzu leicht betäubt, hat der
hostis insidiosus, seine caterva daemonum, haben die lasciva phan-
tasmata noctis macht über die sinne, bei Prudentius heifst es
ua.: aptamque noctem turpibus adulter occultus fovet. da er-
tönt der halmenschrei, das licht verkündend, und nil sunt omnia.
der gegeusatz von tinsternis und licht, sinnlich und bildlich,
zieht sich durch all die hymneu ad completorium, ad nocturnas,
in laudibus matutinis. ihr inhalt ist meist: gebet zu Christus
um ein wacbsam herz, um schütz gegen den büsen, um licht
und tag. selten nur tont der weckruf aus in ein snrgite, vigi-
late: im hyrnnus vox clara ecce intonat werden der stimme, die
das dunkel schilt und die träume scheucht, nicht worte geliehen;
doch ruft Christus in dem wichtigen, weder von Scherer noch
auf Prudentius (Wackern. i 29, 27) zu verweisen, wo es von Christus heifst:
Spi-cidator adstat desuper, qui nos <li<;bus omnibus aclusque noslros pro-
spicil. in gleicher weise lässt sich der ganze phrasenschatz jener alba,
das: pigris ciamal surgite, der preco, die (höllischen) hostes, aus hymnen
nachweisen, zutreffend bekämpft KömerStengels deutung: 'soldatenwachtlied'.
1 erwähnt sei auch ein gleichnis, dessen quelle ich im augenblick
nicht feststellen kann: der vater sucht das kind zu wecken, das sorglos
am rande eines gefährdeten dammes schläft: Wartbg. 29 ff; anspielung in
dem tageliede Reichenbachs Kolm. 7,24: des tiches tarn auch rSret vasl.
88 DE GRUYTER TAGELIED
■von Gr. herangezogenen hymnus des Prudentius Ad galli cantum
(Wack. nr27): vigilate, iam sum proximus; ebenda str. 23: vi-
gilemus, hie est veritas; ebenso surgamus Ambros. 11,5. Gregor
89, 2, surgentes vigilemus Gregor 95, 1; einen wirklichen Weck-
ruf des singenden an die schläfer in der zweiten person fand ich
nur Daniel i 183: somno gravati surgite! das 'wachtauf!' wurde
vielleicht regelmäfsiger, als sich erst die hymne mit dem welt-
lichen Wächtersignal und -ruf in der Volkssprache verband, wie
in der ältesten alba; unter den provenz. religiösen alben, die
natürlich auch keine umdichtungen welllicher lieder und den
lateinischen morgenhymnen ganz ähnlich sind, haben Folquet von
Marseille und wol auch (aus der anlangszeile zu schliefsen) Peire
Espagnol das levatz.
Die anzeich en destages muss die hymne schildern
wie das tagelied. ihr dient Zwo?, splendor uä. ; polus pallescit, al-
bescit; Lucifer oder Phosphorits vertreibt das dunkel; seltener ist
die aurora; beliebt der gesang des hahnes. die tagkündenden
vöglein hat das romanische wie das deutsche tagelied aus der
eigenen Volksdichtung: wenn Prudentius sagt: vox ista, qua stre-
punt aves, paullo ante quam lux emicet, est figura twstri iudkis,
so denkt er wol nur an die bahne, der bahn bleibt in der
profandichtung unbenutzt, bis zu dem theologen Frauenlob. da-
gegen wird der kämpf des lichtes mit der finsternis mindestens
iu der deutschen dichlung manche färbe aus dem malkasten der
bymnenpoesie bekommen haben: schon der glast der sonne, der
bei Wolfram durch die wölken dringt (6,37. Parz. 196, 11), klingt
an des Prudentius: caligo terrae scinditur percussa solis spiculo,
deutlicher noch Warner 86: der tac die wölken spielt, lerner:
lucifer solvit polum caligine (Ambros. 11); ez hat der morgen-
steme gemachet Imme lieht (VValth. 88, 25); — nox atra depellitur
(Ambros. 3); diu naht muoz ab ir traue (Wenzel 1, 9b). es ist
nicht der einzelne ausdruck , der mir entlehnt scheint, sondern
die ganze auffassung : das belebte des siegenden tages, der Vor-
rang des weifsen lichtes vor dem roten, das zurücktreten des
vogelgesangs.
Dass auch die einleitenden gebete provenzalischer alben einen
rest des religiösen liedes erhalten haben, sah Scherer längst1 ;
im deutschen tageliede haben sie sich höchstens in die aus der
Situation erklärlichen abschiedsgebete verflüchtigt.
Die Verbindung des geistlichen morgenliedes mit dem abschied
zweier liebenden ist an sich nicht gerade auffallend, das morgen-
lied, das etwa au die stelle des weckenden vogelsangs trat, war
wol' zunächst anfang und hauptsache, die klage der liebenden
1 Guirauts reis glorios, verais lums e clardalz ist nicht als zusammen-
hängende phrase, wol aber in seinen dementen aus den hymnen nachweis-
bar: rex gloriose Wack. nr 70; paterna claritas ebenda 89; lux und lumen
ubique.
DE GRUYTER TAGELIED 89
mehr anhang: so beginnt der Wächter (oder warner) bei Guiraut
und Raimon de la Sala , so in der mehrzahl der deutschen höfi-
schen tagelieder: auch in der tatsache, dass der wächtersang viel
häufiger des einführenden ein wahter sanc uä. entbehrt als die
reden der liebenden, dauert wol ein resl jenes allen Verhältnisses.
Die grofse unüberbrückte kluft liegt auf dem wege vom un-
beteiligten Wächter zum vertrauten warner. zwar liegt im
romanischen wie im deutschen eine scheinbare Zwischenstufe vor:
der Wächter warnt die verboten liebenden insgemein; ich vermag
aber in dieser Variation , die den ehebruch beinahe zum normal-
zustand erhebt, mit Gr. nur eine hysterogene rationalistische
entstellung der einzelwarnung zu sehen, dem leben ist dieser
unmögliche warner, der sein geheimnis unter hornstöfsen in
alle weit herausschreit, natürlich nicht entnommen: vielleicht er-
klärt er sich einfach ausgründen der poetischen Ökonomie, aus
dem bestreben , zwischen dem morgensang und dem liebeslied,
wie sie einmal äufserlich verknüpft waren, auch ein inneres
band zu ziehen; warnendes mahnen war so wie so das thema,
auf das die geistlichen nachthymnen zuerst hinführen musten.
vielleicht genügt diese erklärung: ich will aber auch einen anderen
gedanken nicht zurückhalten, es gibt würklich eine art liebes-
par, mit dem sich die hymnen (namentlich die ad completorium
und die ad noclurnas) regelmäfsig beschäftigen, das sie vor seinen
feinden warnen, ein liebespar, freilich ein oft recht uneiniges,
ich meine seele und leib, caro (corpus, sensus) und spiritus
(cor, mens, anima): mens muss wachen, um beide vor den
schlingen des satans zu schützen: sie caro nostra dormiat , ut
mens soporem nesciat (Wack. nr 122); vgl. Prudeutius 27, 21. 22;
Wack. 121, 3. 4; Daniel 4 s. 47; 1 s. 39. 150 usw. ausgangs-
puuet ist natürlich die oben citierte stelle Matlh. 26, 41, die auch
das vigilate enthält, nun wurden zwar anima und caro sehr oft
allegorisch als domina und ancilla gefasst; aber auch das bild des
liebes- oder ehepars gebraucht zb. Bernhard vClairvaux (Mabillou
3, 1197): anima quasi vir, caro quasi coniunx; Wartburgkrieg
37 fi. und dasselbe bild herscht in den umdichtungen oder paro-
dischen nachahmungen welllicher tagelieder: vgl. Reichenbach
Kolm. 7; Wackern. Kirchenl. 2, 1141 ; Gr. s. 136; Goedeke2 2,211 ;
die beispiele sind leicht zu mehren, ich bin überzeugt, dass diese
geistlichen parodien nicht nur lehren, wie sich der umdichter mit
der frivolen vorläge abfand, sondern, zumal in so selbständiger
schOpfung, wie Reichenbach sie gibt, auf allegorien zurückgreifen.1
übertrug nun naheliegende combination die Warnung vor schäd-
1 auch an jene tageliedsituation des Hohen liedes habe, ich gedacht.
Christus verlässt seine braut, diekirche, als für ihn der morgen der himmel-
fahrt anbricht, würklich stimmt ein himinelfahrtslied (Hofimann , Gesch. d.
kirchenlieds- s. 17S) in der frage: was lieft er uns zu letze hie? mit einem
weltlichen tageliede Böhme 120, 2. 3 wörtlich überein. aber die hymnen-
poesie gibt, bo viel ich sehe, für diese allegorie keine anknüpfung.
90 DE GRUYTER TAGELIED
lichem schlaf, die tagtäglich lauter stimme au seele und leih
gerichtet ward, auf ein würkliches liebespar, des unnatürlichen
der so entstehenden Situation nicht achtend? —
Über die weitere etappe, eindringen des romani-
schen tagelieds ins deutsche, fasse ich mich kurz. Gr.
kümmert sich um das romanische tagelied so gut wie gar nicht;
benutzt nicht einmal Römers dissertation, behauptet aber trotz-
dem (s. 4) , dass im romanischen nur eine einzige alba refrainlos
sei. seine unmafsgebliche meinung ist, Wolfram habe den ver-
trauten Wächter in Deutschland eingeführt, wenn Gr. romani-
schen einfluss auf das tagelied vor Wolfram zugibt — und an
Morungen kann auch er nicht drehen und deuteln — , so ist es
schon an sich ganz unwahrscheinlich, dass der markanteste zug
des Vorbilds erst Wolfram in die äugen gesprungen sein soll,
und die tatsachen sprechen bekanntlich dagegen, ehe ich die
einzelnen elemeute roman. einflusses aus einander lege, zwei
worte über die Chronologie des vorwolframschen tagelieds, wie
Gr. sie aufstellt.
Er lässt nur gelten Dietmar, Morungen und MSF 4, 35. diese
Strophe verbindet er mit der folgenden gegen Scherer zu einem
dialog zwischen frau und mann, ganz unwahrscheinlich! die
anrede geselle kenne ich im höfischen tagelied achtmal: stets
redet die frau den mann so an, nie umgekehrt, daz ich ie M
dir gelac 5, 8 klingt Gr.s auffassung, es rede der mann, zunächst
günstig: aber ich verweise auf 4, 20 und auf Wilmanns, Leben
Walthers s. 401 f : der Sprachgebrauch des älteren miunesangs
gibt auch hier Scherer recht, auf das schmuckbild, das gleich-
falls besser in den mund der frau zu passen scheint, lege ich
keinen wert. 4,35 ist also einstrophige abschiedsklage der frau. —
für Carm. hur. 144a lehnt Gr. Scherers datierung ab, weil seine
gründe 'sehr allgemeiner natur und nichts beweisend' sind, auch
abgesehen davon, dass allgemeine gründe gerade so triftig be-
weisen wie specielle, wenn sie nur richtig sind, ist Gr.s urteil
über Scherers sorgfältige beweisführung kaum anders zu erklären
als so, dass er von Untersuchungen dieser art nichts versteht; er
verzichtet auf jeden gegengrund. recht aber wird er haben, wenn
er in dem friunt dieses liedes den Wächter sieht: beweisender
als die von ihm citierten stellen (s. 10) ist HMS 2, 141b, wo der
Wächter singt in vriundes klage. — Scherers bemerkungen über
das pseudo-Leutoldsche tagelied erledigt Gr. mit einem graziösen
'mit unrecht', car tel est mon plaisir! und nun lese man weiter:
Gr. weifs (s. 10) aus einem spottliede Reinmars des fiedlers, dass
Leutold tagevveisen dichtete: das spottlied ist nicht von Reinmar und
beweist höchstens, dass Leutold keine tagevveisen machte. — endlich
gehören mindestens noch die tagevveisen Ottos von Botenlauben,
über dessen dichtzeit Gr., nach s. 29 zu urteilen, merkwürdige
ansichten hat, vor Wolfram, wenigstens vor seinen einfluss. es
DE GRUYTER TAGELIED 91
war eine gruppe mitteldeutscher dichter, bei denen das roman.
tagelied zuerst eingang fand : Morungen, Botenlauben, auch Wolfram
und Walther dürfen in diesem Zusammenhang her gerechnet wer-
den: es ist ein ganz müfsiger wünsch, einen bestimmten namen
zum träger dieses einflusses zu stempeln.
Was dankt das deutsche tagelied dem romanischen? vor
allem, wie längst bekannt, den Wächter: er warnt schon pro-
venz. bald alle liebenden, bald ein bestimmtes par: beides schon
vor Wolfram, dazu kommen dann die merker: les maris jalous,
les medixans bei Gace.
Ein sicheres kennzeichen roman. einflusses ist die alba,
romanisch meist als refrain: zweifellos bei Morungen, sonst aber
nirgend regel geworden. Gr. mit seiner misachtung des for-
mellen gibt keine auskunft. Botenlauben zeigt 1, 32b eine spur
am schluss der ersten Strophe: doch liegt der abschluss ez ist
tac durch die Situation so nahe, dass eine vereinzelte strophe
nicht beweisen kann (vgl. Singenberg 1, 294\ Weifsenlo 2, 144b,
Marn. 85, Montfort 10. 11, wo überall die schlussstrophe auf
tac ausgeht), wollte Günther vdPorste 2, 162b die alba nach-
ahmen, so hätte er sein ez nahet dem tage nicht in die erste
zeile, sondern an den schluss seines refrains gesetzt, bleibt
Singenberg 1, 291b, mit alba im durchgehenden kehrreim, und
das erste tagelied des Marners, am schluss aller Strophen, aber
nicht im refrain. bei Singenberg wenigstens zweifle ich nicht, dass
ihm die alba vorschwebte.
Wie merkwürdig, dass der refrain, der im roman. tage-
lied regel ist, im deutschen so selten vorkommt: fehlt er doch
im tageliede gar bei dichtem, die ihn sonst lieben, wie Teschler
und namentlich Winterstetten ! das kann nicht nur auf mangel-
hafter Überlieferung beruhen, je ein tagelied mit refrain bei
Morungen, Botenlauben, Singenberg, also gerade bei den dichtem,
die direct aus dem provenzaliscben schöpften, hat Wolframs
einfluss den kehrreim aus dem tagelied verjagt? an sich ist er
deutsch ebenso volkstümlich wie romanisch, aber das hufische
tagelied mit seinem Wächter wurde nicht als volkstümlich , wurde
als fremdartig empfunden und gerade darum mit dem vertrauten
schmucke nicht geziert, in Günthers ballade fehlt er nicht, und
auch den refrain Weifsenlos 3, 425a kennzeichnet sein inhalt wol
als deutscher herkunft.
Bei Guiraut de Borneill und bei Bertran d'Alamano heben
alle coblen aufser der ersten mit der gleichen anrede an: bei
dous companh oder doussa res. ahmt Morungen das im öw
seines tagelieds nach? anders Burdach, Beinmar und Walther
s. 98 f.
Einzelne Züge: die frau küsst den geliebten in und aus dem
schlaf bei Morungen wie bei Esteve. Sehnsucht der einsam
liebenden nach dem morgen bei Botenlauben wie bei Uc de la
92 DE GRÜYTER TAGELIED
Bacalaria. den epischen eingang Bertrans d'Alamano übernimmt
Walther; dass bei ihm auch gegen schluss hin die erzählung
wider einsetzt, ist eher vvolframisch und scheint nicht der roma-
nischen gevvohnheit zu entsprechen. und des Nordfranzosen
Messire Gace tageshass: or ne hais riens tant com le iour hat
der grofse umdichter des Nordfranzosen Chrestien, hat Wolfram
im tagelied eingebürgert, der unnatürliche groll gegen den tag
ist dem Volkslied so fremd wie der hymne, ist durchaus erzeugnis
der höfisch -minniglichen kunstdichtung1 ; aber er ist im munde
des scheidenden im gründe ganz folgerichtig, durch das typische
lob der langen nachte durchaus vorbereitet, dass aber gerade
Wolfram den gedanken zuerst in seiner feindlichen schärfe hat
und ihm die dauernde übliche form prägt, macht die entlehnung
aus Gace wahrscheinlicher als die unwillkürliche entstebung. 3, 6.
klingts auch bei Wolfram noch ganz zahm: öwe tac, wilde und
zam daz frewet sich din — wan ich ein; der dichter fühlt das
befremdliche des gedankens; 8, 22 wird dem tage schon ohne
einschränkung geflucht, und das öwe tac dauert in geringer Wand-
lung fort (Gr. s. 35) bis auf Wolkenstein; ins Volkslied ist es nie
gedrungen.
Nun endlich zum einheimischen kern des tagelieds.
zwei liebende ruhen unter der linde, im hag (Dietmar, auch im
Volkslied und provenz.); sie lagen zusammen die liebe lange
nacht, ohne dass ihnen die weile lang wurde (Gr. s. 106. 104.
33): denn ihr vville ist ergangen (Zs. 29, 143). er ist derhelt:
der ausdruck gehört dem volksepos, vielleicht auch der volks-
ballade und ist dem minnesang sonst nicht vertraut, aber gerade
im tagelied geläufig, sie ist die leidenschaftlich und unbefangen
liebende der alten österreichischen volkslyrik: dass im höf. tage-
lied alle glut fast allein ihr zugewiesen wird, dazu gab die pro-
venz. alba keinen anlass, der minnesang widersprach dem geradezu;
der volkstümliche zug wurde gerade darum einseitig übertrieben,
weil er den hölischen dichtem auffiel, ein vöglein oder die vöglein
rufen die schlafenden wach (Gruyler s. 5; Dietm., Boteul., Volkslied,
auch provenz.), als der morgenstern oder die morgenröte sich
zeigt, sie schrickt zuerst auf; sie will nicht glauben, dass der
morgen nahe sei , denkt an teuschung und zögert, aber als
sies glauben muss, ez ist zit, da weckt sie ihn; da rufen beide
wdfenl (Dietmar, [pseudo-Seven,] Wölk. 27, Montf. 15,4, Hätzl.
1, 53). oder er erwacht von selbst; sie bleibt dabei: 'es ist
noch nicht tag', wol gar 'es ist noch kaum milteruacht' (Lassberg
1 im Sisupalabadha (Jolowicz, Polyglotte s. 166) heifst der tag 'bei
vielen tilgenden mit wenig fehlem behaftet', weil er trennung bereitet den
liebenden, und in einem persischen vergleich des tages mit der nacht, von
Essedi aus Tus, den ich in Hammers Übersetzung kenne (Jolowicz s. 438),
heifst es: 'der tag verrät, die nacht deckt zu; der tag hat schmerz, die
nacht hat ruh', fast wörtlich wie bei Botenlauben l,32b naht git senfte,
we tuot tac. aber beides sind kunstdichtungen.
DE GRUYTER TAGELIED
93
Lieders. 3,311; Ambr. 153; Uhland80; hirtenlieder), aber er
ruft: 'ich muss mich von dir scheiden!', sie weint (Dietm., Wolfr.,
Volkslied), sie klagt, er reite von dannen (Dietm.; MSF 4, 55;
Wolfr. 8,30; HMS 2, 143b; Görres s. 111; Uhland 76. 78. 81.89
usw.), eine ritterliche wendung, die natürlich dem Volkslied nicht
widerspricht, sie fragt, wem er sie lasse (Gr. s. 36. 37. 65).
wann kommst du wider? du nimmst alle meine freude mit (MSF
5,2; Böhme 269, 2; Schuster, Siebenbürg, volksdicht. 23, 1. 2:
iconi wirst ta weder kun? alle mein] fruit schäken ech mät dir).1
noch ein umfangen mit weifsen ärmlein , ganz kurz, dann wahr-
scheinlich ein knapper epischer schluss: besonders deutlich durch
das formelhafte und unhöfische der helt gemeit bei Lüenz 1, 21 lb
von dannen schiet der helt gemeit und isolierter im refrain Weifsenlo
2, 143b ir was leit , daz von dannen reit der helt gemeit (der
text 3, 425a ist törichte entstellung). epische schlusszeile bei
Winterst. C 27 er käste si unt schiet von dan (isoliert); Konr. 367
der ritter dannen trüric kerte; Marn. 85 der helt slonf durch den
hac,_aldd lüht im der tac; Hätzl. 3, 72 damit so schiet der helt
von dannen; 23, 107 also schiet der geselle; 23, 115 hin schiet
er senlich durch den clee; vgl. Walth. 90, 2 der ritter dannen schiet;
Weifsenlo 3, 425a von dannen schiet der küene degen; Böhme 101.
102. 105. 112. — den morgensegen, den abschiedswunsch , selbst
das ade des Volkslieds habe ich absichtlich ausgeschlossen.
Schon im ältesten tagelied, bei Dietmar, fehlt ein höfisches
dement nicht, das ist unvermeidlicher einfluss des beginnenden
minnesangs und stammt höchstens sehr mittelbar aus roman.
quelle, ich meine 39, 25: swaz du gebiutst , daz leiste ich. der
gedanke und die wendung hielt sich lange und wird erklärt
durch Walth. 89, 32; Winterst. C 105; Günther 2, 167b; Hätzl.
4, 23; Gr. s. 117. die flction ist: der ritter scheidet von der
dame nur auf ihr directes gebot, einen anderen zwang erkennt
er nicht an. eine eigentümliche annähme, die in grellstem Wider-
spruch steht zu den rollen, die ritter und frau sonst spielen,
möglich, dass dies swaz du gebiutest usw. ursprünglich antwort
auf die aufforderung war: 'komme bald wider 1' (Ulrich vTürheim
bei Gr. s. 1 16). jedesfalls liegt hier ein unzweideutiger versuch
vor, auch im tagelied den ritter zum leidenschaftlich begehrenden
und die dame zur zurückhaltenden zu stempeln, aber die volks-
tümlichen demente des tagelieds waren zum glück zu stark, und
Wolfram ersetzt das gebot durch den sinngemäfseren urloub. dieser
ist in Wolframs tageliedern ständiges requisit und tritt nach ihm
zunächst fast nur in tageliedern auf, die auch sonst W.s einfluss
verraten: es ist also mindestens zweifelhaft, ob W. den zug
aus dem Volkslied nahm: doch wird er schuell allgemein, auch
im Volkslied gäng und gäbe: da verschiebt er sich nur in so
1 miner vrüude ein slac Botenlauben l,32b, Teschler 2, 128a.
94 DE GRUYTER TAGELIED
fern gelegentlich, als auch die dame urloub nimmt: damit ist
der letzte höfische rest aus dem motiv verschwunden.
Andere züge, die das tagelied aus dem höfischen sänge all-
mählich aufnahm, sind der rat zum mafshalten, zuerst bei Boten-
lauben und Singenberg (also provenz.?), er hält sich bis zu Wolken-
stein ; dem Volkslied bleibt er fremd; in der volkstümlichen ballade
Günthers weist der ritter die Zumutung lebhaft zurück; — dann
der herzenstausch, der wehsei beim abschied (Singenberg, Winter-
stetten, Rubin, Lüenz uö., Gr. s. 37; noch im Taghorn); vom
Volkslied in diesem zusammenhange gleichfalls abgestofsen; —
dann die hyperbel: der tod wäre mir lieber als das scheiden
(Gr. s. 64), die dem Volkslied nicht ganz fehlt.
Ich komme endlich zu Wolfram. Gr. s. 27 sagt über
seine bedeutung für das tagelied, das von ihm gelieferte material
hätten nachahmer immer und immer wider zusammengestellt, bis
zum Verluste der freiheit sogar bei selbständigen naturen; s. 41
dagegen , W.s stilistischer einfluss sei verhältnismäfsig gering , so
gering, dass es schwer war ihm zu folgen, der geheimnisvolle
Widerspruch löst sich dahin, dass beides falsch ist, falscher
freilich das zweite.
Ich will hier keine characteristik des W.schen tageliedes ver-
suchen: Gr. hätte bei der seinen gut getan, im anschluss an
Scherer die rücksichtslose künstlerische Wahrhaftigkeit Wolframs
zum ausgangspunct zu wählen, aber gerade dieser tiefste inner-
lichste Vorzug W.scher dichtung ist nicht der art, dass er schule
machen kann, mir kommt es darauf an, kurz zusammenzustellen,
welche motive Wolfram neu oder doch durchschlagend, frucht-
bringend dem tagelied einverleibt hat.
Beobachtung der nicht eben einfachen strophischen for-
men Wolframs ergibt nichts sicheres, dass das schema von
7, 41 in Walthers tagelied nachklingt, ist möglich. Frauen-
bergs Stollen (1, 95a) sind genau gleich Wolframs aufgesang 4, 8.
aber der auftact fehlt in jenen durchgehends, bei W. nur je dem
2 vers der Stollen: einzige ausnähme 4,42, wo der auftact aber
durch elision sich beseitigen lässt, sowie v. 1. 2 der Stollen als
6in vers mit inreim angesehen werden, dadurch aber ändert
sich das Strophenbild beträchtlich, ich glaube übrigens, dass auch
sonst in W.s Strophen mehr langzeilen mit inreim anerkannt
werden müssen, als in Lachmanns text geschieht, so zweifle ich
kaum, dass 3,' 1 je v. 2 und 3 der Stollen zu vereinigen sind,
darauf hin führt schon der parallelismus mit dem abgesang:
Stollen abgesang
■u 5a u 4a
u3v,|5b o 2 w | 5b;
darauf die Verwandtschaft mit der Titurelstrophe (Stollen = Tit.
3. 4 mit abweichendem reimgeschlecht); endlich das fast stäte
fehlen des auftacts in den 3 zeilen 3. 6. 9 bei Lachmann; 8 und 9
DE GRUYTER TAGELIED 95
hat schon Paul vereinigt. Schwierigkeit bieten nur 3, 17, wo das ir
unbedenklich zu streichen , sein eindringen aufs leichteste zu er-
klären ist; dann 4, 2, wo wol alle ir zu tilgen sind: vgl. die nach-
ahmungen dieser stelle, die Gr. s. 19 anm. sammelt. — auch in 6, 10
vereinige ich (so schon Bartsch) v.2.3 der Stollen zu einer zeile mit
inreim, meist mit innerer elision: die Stollen sind dann ganz
auftactlos: in v. 40 streiche et, worauf auch die hss. deuten; v. 42
ez für dö? einer entsprechenden Vereinigung der vv. 3. 4 und 7. 8
des abgesangs begegnen in der dritten Strophe hindernisse: die
absieht des dichters war wol, dass nur am schluss jedes gröfseren
Strophenabschnitts ein anftactloser, vierhebig stumpfer vers stehen
sollte. — endlich schliefsen sich in den drei echten Strophen des
liedes 9, 3 die vv. 1.2 jedes Stollens zu einer zeile zusammen. — auf
diese weise erledigen sich die auftactschwierigkeiten in Wolframs
liedern zum grofsen teil: der aufsatz Müllers Zs. 25,40 hat mich
in nichts befriedigt.
Die bedeutung der W.schen strophenformen liegt also für
unseren zweck wesentlich in der negativen eigenschaft, dass sie
refrainlos sind, in der gestalt des Wächters, in seinem Verhältnis
zu den liebenden ist W. über seine Vorgänger nicht nennenswert
herausgegangen, aber dreierlei wichtige stilistische änderungen
sind es, durch die er der gattuug den Stempel seiner kraftvollen
persönlichkeit aufdrückt.
Zunächst das anwachsen der er zäh hing, beim epiker
nicht verwunderlich, kurzer epischer eingang ist uns in der alba
begegnet, kurzen epischen schluss nahm ich für das alte volkstüm-
liche tagelied an, dem ich auch epische eingangsform ein unbedenk-
lich zutraue, beides trat aber hinter der gesprächsform oder dem
Wechsel zurück (Scherer, D. st. 2, 60). seit VV. wird das anders,
nicht nur im epos, auch in der ballade, von der wir freilich nicht
allzu viel reste haben (Walther, Neifen, Neidhart, Tannhäuser, Had-
laub, Sleinmar, auch Job. vßrabant, RvRotenburg zeigen spuren),
fand er die erzählung mit dem dialog gepart. er übertrug das
auf das tagelied, das von nun an mehr und mehr in den bal-
ladenstil überlenkt: dieser ist schon bei Günther vdForste unver-
kennbar; im modernen Volkslied sind die tagesballaden, wenn
ich so sagen darf, beliebter als die dialogischen tagelieder mit
knapper epischer beigäbe. — belege: Dietmar hat 1, MSF 4, 35
ebenfalls 1, pseudo-Seven 1, das lied der Carmina burana und
Morungen keine, Botenlauben in 3 liedern keine, im vierten
6 epische zeilen, auch Walther trotz Wolframs einfluss nur 13
unter 84: Wolfram im ersten liede 24 von 33, im zweiten 10 (die
ganze letzte Strophe!) von 50, im dritten 12 von 45, im vierten
16 von 48.
Es hängt damit, zusammen, dass Wolfram, für HGrimm
der groste darsteller der natur unter den Deutschen, auf der
Schilderung des morgenanbruchs mit mehr selbständiger
96 DE GRUYTER TAGELIED
schilderungslust verweilt als das Volkslied vor ihm und auch als seine
hofischen Vorgänger, der weckenden vöglein gedenkt er nicht: ihn
beschäftigt das licht, das glänzende oder noch matte graue (nicht
das rote), das durch die wölken — er übersetzt damit nicht ganz
richtig nubes, nubila = tenebrae — dringt, und nur dieses, ich
sehe darin ohne zögern einfluss der latein. hymnenpoesie, und
es ist höchst characteristisch, dass hierin aufser Waither, Warte
und Wolkenstein vornehmlich die gelehrte gruppe, Marner, dessen
nachahmer Frauenlob und der anonymus HMS3,427a, in Wolframs
spuren wandeln, auch diese naturschilderungen sind mir ein
beweis, dass W. lateinische litteratur, wer weifs durch welche
vermittelung, in besonders reichem mafse zugänglich war. —
Lachmann war bekanntlich der meinung, dass Ulrich vTürheim
jenes berühmte bild von den klauen des tages nicht aus Wolfram
habe, sondern mit ihm aus gemeinsamem volkstümlichen bilde:
der Wortlaut Ulrichs lässt meines erachtens keinen zweifei, dass
es sich umgekehrt verhält.
Endlich: die ehrliche darstellungsfreude des epikers scheut
nicht davor zurück, ihren pinsel tief einzutauchen in die färben,
die ein bild des sinnlichen genusses verlangt, er nennt
die dinge beim rechten namen: wunderbar, wie frei von jeder
lüsternheit, wie keusch trotzdem die Stimmung dieser Iieder ist:
es sind nicht nur zwei leiber, es sind nicht nur arme und beine,
es sind ganze menschen, es sind seelen , die sich in eins ver-
schlingen, aber das ist höchst individuell: weder liebt das Volks-
lied noch duldet der minnesang dies epische behagen am sinn-
lichen, der minnesang (schon Singenberg) griff sich wol das
andeutende und mer dannoch (7,9) heraus (Gr. s. 33); würk-
liche nachahmung wagt deutlich erst Lichtenstein (vgl. 448, 30),
dann auch Walther vBreisach und vielleicht Hadlaub (s. 99); aber
durchgängig nimmt der mut sinnlicher darstellung zu; im 14 und
15 jh. drängt sich diese richtung gelegentlich bis zur ungebür
hervor (auch Wolkenstein schwelgt in diesen dingen unter Wolframs
einfluss); das Volkslied aber bleibt spröde bei wenigen formein
und verrät auch darin seine wundervolle fähigkeit, das allzu per-
sönliche, das nicht gemäfse sich fern zu halten.
Damit ist nicht erschöpft, was Wolfram dem tagelied war.
im fluch gegen den tag verwertete er, wie wir sahen, einen ge-
danken der nordfranz. lyrik; auch dass sein ritter die gefahr ver-
gisst über dem glück, erinnert an ein roman. vorbild, ist schon
bei Guiraut de ßorneill dagewesen, der urlo üb -iovmel gedachte
ich schon, die sinnliche hyperbel 8, 28 ist höchst volkstümlich:
vgl. Keller Erzähl. 182, 12 und anm., sowie den kräftigen scherz
Pogatschnigg1 2 s. 222. als kennzeichen W.schen einflusses notiere
ich noch: die thränen der frau beträufeln beider wengel, also auch
den geliebten (3, 17): Winterst. C 27. Breisach 2, 141b (wörtlich!).
Lichtenst. 448,22; dann den hässlich nüchternen rat, sich für
DE GRDYTER TAGELIED 97
künftige fälle zu sparen (6, 30); aus diesem üf künfte wdn stammt
Singenbergs künfteclichiu vröude l,293b (vgl. auchTeschler2, 128a).
Singeuberg ist nach Walther der erste, bei dem Wolframs einfluss
mit unbestreitbarer deutlichkeit durchbricht.
Mit Wolfram erreicht die erste phase in der entwickelung
des deutschen tagelieds ihr ende, ich will seine geschichte nicht
weiter verfolgen, eine 'in der entwickelung gehemmte, verdichtete
masse' (Gr. s. 27) ist es auch fernerhin nicht, vielleicht wird
mir Gr. selbst zustimmen, falls es diesen blättern gelingen sollte,
ihm zum bewustsein zu bringen, wie sehr seine treu fleifsigeu
Sammlungen ergänzender forschung und fortarbeit bedürfen, er
erweckt s. 140 die erwartung, dass er dem tagelied noch weiter
seine aufmerksamkeit widmen werde: es soll mich freuen, ihn
dann von neuem zu begrüfsen.
5. 5. 89. Roetüe.
Die gediente Reinmars von Zweter herausgegeben von Gustav Roethe. mit
einer notenbeilage. Leipzig, Hirzel, 1887. via und 643 ss. 8°. — 12 m.
Nachdem die anfange und die blütezeit unserer mittelalter-
lichen lyrik dank vielseitigster beteiligung so weit erhellt worden
sind, dass wir trotz manchen controversen im einzelnen die ver-
schiedenen stadieu ihrer entwickelung und entfaltung im ganzen
richtig zu überschauen vermögen, erwächst die aufgäbe, sich auch
den epigonen zuzuwenden, jenen zahlreichen dichtem zweiten und
Öfter noch dritten und vierten ranges, die man zum gröfseren
teile nicht nur zeitlich sondern auch mit rücksicht auf den in-
halt ihrer poesie als nachwaltherische schule zusammenfassen
kann, im vergleich zur fülle der uamen ist die zahl jeuer nach-
dichter, die auspruch auf selbständige ausgaben ihrer litterarischen
erzeugnisse erheben küunen, verhältnismäßig klein, gar viele
der Sänger sind nur durch wenige Strophen vertreten uud er-
halten überhaupt erst durch Zusammenstellung und vergleichung
mit anderen, die der gleichen landschaft angeboren, sich um
denselben miltelpuuct scharen oder verwandte technik zeigen,
greifbare gestalt. Kummers versuch, auf diese weise vier an
sich unbedeutenden innerüsterreichischen dichtem leben und färbe
zu geben, sodann Bartschens Vorgang, die Schweizer miunesänger
zu vereinigen, verdient nachfolge, mit kritischen texteu ver-
bundene nionographien der kleineren landschaftlich verwandten
dichter, der sich um Heinrich vu gruppierenden Säuger, der
schule Morungens (Koethe anm. 21G) uud Neidharts, der unter-
geordneteren mittel- und norddeutschen Vertreter der spruch-
poesie, um nur einige beispiele anzuführen, scheinen mir dank-
barere und lohnendere aufgaben zu sein als einzeleditionen und
A. F. D. A. XVI. 7
98 ROETHE RF.LNMAR VON ZWETER
einzeluntersuchungen geringwertiger und in ihrer Überlieferung
wenig umfangreicher dichter, arbeiten, die bei so enger be-
gränzung des themas entweder in ihren resultaten einseitig aus-
fallen müssen oder aber bei einiger Vertiefung in den Stoff, den
selbstgespannten rahmen sprengend, fragen berühren werden»
die bereits anderswo aufgeworfen und beantwortet sind, mithin
sich der gefahr leidiger widerholung aussetzen, gegenüber einer
allzu grofsen einengung litterargeschichtlicher probleme kann
aber auch nach der entgegengesetzten seite des guten zu viel
getan werden und hierfür bietet Hoethes buch über Reinmar
einen sprechenden beleg, ich will jedoch gleich hinzufügen, dass
dieser einwand principieller art der einzige ist, den ich gegen
das sonst in jeder beziehung ausgezeichnete werk zu erheben
habe, in jahrelanger beschäftigung mit seinem gegenständ — die
beiden ersten bogen erschienen 1883 als Leipziger dissertation —
und in dem eifrigen bemühen, zu einer objectiven erkenntnis
des dichters zu gelangen, hat sich dem verf. sein ursprüngliches
thema , Reinmars werke in möglichst reiner gestalt zu bieten,
fast zu einer geschichte der deutschen Spruchdichtung bis auf
Frauenlob erweitert, das individuum Reinmar tritt im verlauf
der umfangreichen einleitung (398 ss. gegenüber 230 ss. text und
anmerkungen) zu sehr in den hintergrund. der verf. schädigt sich
selbst, indem er unser iuteresse für den dichter eher ablenkt
als festzuhalten sucht und andererseits doch auch wider, um den
entwickelungsgang der Spruchdichtung in das rechte licht setzen
zu können, sich eines vorteilhafteren standpunctes begeben muss,
da er durch Reinmar gebunden ist. das letztere ist deshalb zu
bedauern, weil Roethes eindringende Untersuchungen über inhalt,
stil und poetische technik der spruchdichung durchaus keinen
fragmentarischen character tragen, bei freierer gruppierung der
reichen materialsammlungen R.s und der aus ihnen gefolgerten
Schlüsse würde eine geschichte der deutschen spruchdichtuog bald
geschrieben sein , die wir nun leider von ihm kaum erwarten
dürfen.
Im ersten capitel ermittelt R. aus den politischen Sprüchen^
die allein unter Reinmars gedienten chronologische anhaltspuncte
gewähren , die lebensumstände des dichters. überraschend neue
resultate waren hier nicht zu erhoffen, denn über die haupt-
stationen in Reinmars leben: Österreich, Rühmen, Mitteldeutsch-
land kann kein zweifei sein, sodann hatte bereits Wilmanns die
historisch-politischen Sprüche, KMeyers oft willkürliche deutungen
widerlegend, eingehend erörtert, gegenüber früherer annähme
hat R. s. 38 ff wahrscheinlich gemacht, dass Reinmar nicht 1236
sondern schon 1234 Österreich verliefs und dass er kein an-
hänger Heinrichs vir war (s. 43 11), er hat des dichters politischen
standpunet richtiger als seine Vorgänger beurteilt, indem er Rein-
mars gesinnungswechsel aus den Zeitverhältnissen und seiner je-
ROETHE RE1INMAR VON ZWETER 99
weiligen Umgebung zu begreifen sucht, vor allem aber ist R. be-
strebt gewesen, Reinmars bild in den rahmen der Zeitgeschichte
zu fassen: die Rabenberger Leopold und Friedrich sowie Wenzel
von Röhmen, das treiben am Wiener und Prager hofe, die be-
ziehungen des reiches zur kirche werden mit grofser anschau-
lichkeit characterisiert. des verf.s innige vertrautheil mit der
historischen forschung befähigt ihn, die abfassung von Reinmars
politischen Sprüchen zeitlich oft enger zu begränzen, als es bisher
gelingen wollte, vgl. die parallele übersieht der datierungen von
Roethe, Wilmanns und Meyer s. 105. 107; nicht selten auch wird
sich der historiker durch R.s selbsttätige, an den geschichts-
quellen oder neuerer historischer litteratur geübte kritik gefordert
finden, in einem punete freilich hat R. mich nicht überzeugt,
schon Müllenhoff hatte bei Zweter an Zeutern zwischen Heidel-
berg und Rruchsal gedacht. R. sucht s. 7 ff diese gelegentliche
bemerkung auf breitester grundlage zu stützen und kommt schliefs-
lich 'trotz aller lautlichen scrupel' zu dem ergebnis: 'Reinmar
vod Zweter gehörte dem pfälzischen adelsgeschlechte der herren
von Ziutern an.' die Schwierigkeiten, die sich der annähme eines
lautlichen Übergangs von Ziutern (ui, u, ü, ü, u) zu Zwiter, Zweter
entgegenstellen, bleiben trotz R.s sorgfältigen erwägungen für
mich bestehen; die stütze, die er in der erwähnung eines von
Siebmacher angeführten adelsgeschlechtes Czwiter, das mit den
herren von Zytem das wappen gemein hat, zu finden glaubt,
scheint mir einstweilen zu wenig gesichert, um auf ihr weiter
zu bauen, von der spät belegten form Zweter, Zwiter auszu-
gehen, sind wir vollends nicht berechtigt. Reinmars geschlecht
bleibt somit meines erachtens nach wie vor im dunkeln.
Über Reinmars leben darf nach R.s Untersuchungen folgendes
für relativ gesichert gelten, am Rhein um die wende des 12jhs.
(zwischen 1195 und 1205) geboren, aber in Österreich unter
Leopold vii aulgewachsen, trat Reinmar am Wiener hofe zu Walther
in persönliche beziehungen und wurde von diesem in die von
Walther zuerst mit nachdruck gepflegte didactisch- polemische
poesie eingeführt, seine dichtung beginnt 1227 und setzt zeit-
lich wie inhaltlich gerade da ein , wo des meisters sang ver-
stummte, die sprüche 125—130 aus den jähren 1227 — 1230
richten sich gegen Rom, gegen die bannung Friedrichs n durch
Gregor ix (1227), doch darf daraus nicht auf besondere Sympa-
thien des dichters für den kaiser geschlossen werden, sie be-
lassen sich vielmehr nur mit der negativen seite der politischen
Verhältnisse, mit dem tode Leopolds (1230) giengen für R. die
guten tage in Österreich zu ende, auf lange jähre des friedens
folgte unter Friedrich dem streitbaren eine fast ununterbrochen
kriegerische zeit, und da sich für Reinmar ein gutes Verhältnis zu
diesem fiirsten nicht anbahnen wollte, so begab er sich, nach-
dem er noch bis 1234 in Wien verweilt (spr. 57 — 61. 64?
100 ROETHE REINMAR VON ZWETER
131 — 135), an den hof könig Wenzels nach Prag, die politi-
schen sprüche seines 6 — 7 jährigen böhmischen aufenthaltes (in
diesen gehören die sprüche 149. 136—142. 143—148. 150—157.
221. 222. 225) zeigen uns Reinmar anfangs als bewunderer Fried-
richs, dann jedoch, weil er den kaiser nach den vom pabste gegen
ihn erhobenen Verdächtigungen und beschuldigungen in Unglauben
und ketzerei verfallen glaubte, als ebenso ausgesprochenen gegner
desselben und begünstiger des tbroncandidaten Erich von Däne-
mark, aber wie er früher gegen Rom polemisiert hatte, ohne
sich besonders für das weltliche Oberhaupt zu erwärmen , so
machte ihn jetzt seine feindschaft gegen den kaiser nicht zum
freunde der geistlichen, auch in Böhmen fand Reinmar nicht
sein dauerndes glück, das Verhältnis zu Wenzel trübte sich all-
mählich und so sehen wir den entteuschten Sänger 1241 auch
Böhmen verlassen und gen westen wandern. Reinmar, der bisher in
Osterreich und Böhmen immerhin standesgemäfs gelebt zu haben
scheint, sah sich fortan zum unstäten Wanderleben verurteilt, so
finden wir ihn in Thüringen bei Heinrich von Meifsen (zwischen
1242 und 1244 spr. 227; 182) und am Rhein beim grafen von
Sayn (spr. 216) und dem Mainzer erzbischof (spr. 185.228; 169),
dessen antistaufische politik er anfangs unterstützt, um dann
doch, nachdem er die intriguen der rheinischen erzbischöfe durch-
schaut, wider mehr dem kaiser seine Sympathien zuzuwenden
(spr. 224). Reinmars letzter datierbarer spruch (223) fällt 1246/8.
länger als bis c. 1260 wird er nicht gelebt haben; er starb ver-
mutlich auf der Wanderschaft und liegt in Essfeld bei Ochsenfurt
begraben. — aus dem inhalt des ersten capitels seien hier nur
noch besonders R.s ausführungen über das Verhältnis von spr. 194
zu Walther 150, 76 ff (s. 21 f), von spr. 182 zum Sachsenspiegel
(s. 77 ff), über Reinmars vorkommen im Fiirstenlob des Wart-
burgkrieges (s. 79 ff) sowie die datierung der sprüche 221. 222.
225 (s. 69 ff) erwähnt.
Das wichtigste ergebnis in R.s schrift ist ohne zweifel der
im zweiten capitel überzeugend geführte nach weis, dass die Heidel-
berger hs. D in den Strophen 1 — 159 resp. 162 (R. 1 — 157 oder
160) eine von Reinmar selbst mit grofsem geschick zusammen-
gestellte, sachlich (in drei rubriken: gott, minne, weit) geord-
nete Sammlung der ehrentou- sprüche enthält, in welcher wider
die politischen gedichte (B. 125 — 147) einander chronologisch
folgen, die sachliche gruppieruug und zeitliche folge der sprüche
in D waren schon von Scherer (D. Studien l,299f) und Wil-
manns (Zs. 13, 453) hervorgehoben worden. R. führt dies nun
im einzelnen aus und zeigt, dass allein Reinmar der ordner ge-
wesen sein kann, nur einmal ist die sachliche folge unterbrochen:
D 111. 112 = B. 161. 162, vgl. s. 102 f. Beinmar legte im wiuter
1240/1, als er Böhmeu verliefs und ein Wanderleben begann,
seine Sammlung (X) an. nicht 6in spruch in X fällt in die zeit
ROETHE REINMAR VON ZWETER 101
nach 1241 oder in Reinmars alter und andererseits gehört kaum
öiner (vgl. s. 110 str. 194 betreffend) aufserhalb X vor das
jähr 1241 oder in Reinmars Jugend, für die kritik scheiden sich
somit die gedichte in solche vor und solche nach 1241. Rein-
mar, der schüler Walthers, dessen poesie in den Strophen von
X unter dem einfluss höfischen wesens steht, emancipiert sich
mehr und mehr davon und lenkt in den Strophen aufserhalb der
Sammlung ganz in die bahnen der mitteldeutschen lehrhaften
vagantenpoesie ein. direct oder indirect ist die Sammlung X,
die in D durch spätere, ohne jede Ordnung X angehängte Sprüche
Reinmars ergänzt wurde (D 160 resp. 163 — 192), für alle Rein-
marbss. quelle, die zusammen mit D den hauptbestand der Über-
lieferung repräsentierende hs. C hatte nicht nur X sondern sogar
Y (= D 1 — 192), welche Sammlung noch tief bis ins 13 jh. zu-
rückreichen muss, im auszuge vor sich, hat daneben aber noch
aus vielen anderen quellen die sprüche zusammengetragen, s. 114 ff
handelt R. im einzelnen über die verschiedenen teile von C (C1-21),
s. 119 ff über die in C überlieferten Strophen von zweifelhafter ge-
währ: spr. 230 — 239, die pseudo-Walther 36, 21 benutzte; wäh-
rend für die echtheit der in einem anderen tone (R. nennt ihn
mit rücksicht auf den inhaltMeister-Ernst-ton) gedichteten Sprüche
253. 254 manches spricht, erweisen sich 249.250 als sicher un-
echt, prüfen wir CD auf ihren kritischen wert, so ist auffallend,
dass D trotz der principiellen bedeutung — schon vdHagen folgte
bei anordnung der sprüche der hs. D, wenn auch aus gründen,
die nicht zutreffen, s. anm. 141 — für die textherstellung im
einzelnen nicht von gröfserer Wichtigkeit ist. D hat eine ganze
reihe von corruptionsstadien durchgemacht und C verdient nicht
selten den vorzug; jede Strophe verlangt besondere Untersuchung,
im zweifelfalle wird man aber D, weil es doch immer eine ein-
heitliche quelle ist, den vortritt einräumen, wie grofs die ab-
weichungen zwischen beiden hss. gelegentlich sind, dafür ist
spr. 193 ein besonders lehrreiches beispiel (vgl. s. 118). s. 123 ff
werden die in D Reinmars ehrentonsprüchen folgenden anonymen
22 Strophen eines neuen tones (minnenton) auf grund ihrer form
und spräche, ihres Inhaltes und stilsReinmar zuerkannt (D 194 bis
215 = HMS 3,437—441 = R. spr. 261 — 282), dessen autor-
schaft auch für den oft behandelten kurfürstenton in H (spr. 240)
mit geschick verteidigt wird (s. 132 IT), aus der zahl der übrigen
hss. des 13 und 14 jhs., unter denen auch nd. Vertreter begegnen,
sei hier nur noch der hessischen gruppe TUV erwähnung getan,
die genau die. folge der Sammlung in D einhält, aber weder aus
D noch wol auch aus einer vorläge von C stammt (s. 141 ff), über
die hss. des leichs s. s. 147 ff. s. 153 ff untersucht R. die meister-
singerischen quellen des 15 jhs.: der Ehrenbote vom Rhein ist,
wie schon von anderen angenommen wurde, mitReinmar identisch,
und ich halte den nachweis für gelungen, dass unter den in der
102 ROETHE RELNMAR VON ZWETER
Kolmarer und Wiltener hs. überlieferten Sprüchen in der spiegel-
weise des Ehrenboten sich echtes eigentum unseres dichters er-
halten hat.
Im dritten capitel wird Reinmars Stellung unter den übrigen
sangesgenossen seiner zeit, von denen er sich nicht unwesent-
lich unterscheidet, characterisiert. abgesehen von einigen un-
mittelbaren schulern Walthers, die sich ihrem meister folgend
auf dem gebiete des Spruches versuchten, beschränkte sich der
wolhabendere adel doch weitaus überwiegend auf seine alte do-
maine, den minnesang; auf das gebiet der Spruchpoesie hat er
sich aus Standesvorurteil, das selbst die kunst eines Wallher ihm
nicht zu benehmen vermochte, bis gegen ende des jhs. nur selten
begeben (anm. 223). Reinmar, dem unter den ausnahmen die
erste stelle gebürt, stellt sich also in gegensalz zu seinen mit-
sängern, wenn er, der ungelehrte ritter, sich litterarisch zu den
oft gelehrten bürgerlichen spruchdichteru gesellt; da er kein
'gehrender' wie Walther war und auch in zeiten der not sich zu
vornehm fühlte, geschenke zu erbetteln, so konnte er sein standes-
bewustsein gegenüber dem Selbstgefühl, mit dem die bürgerlichen
fahrenden auf ihre kunst pochten, wenn auch nicht allzeit
(spr. 119), so doch im allgemeinen erfolgreich aufrecht erhalten,
mit ausführlich keit zeigt R. s. 186 ff, dass Reinmars kunst mit dem
kunstbegriff der 'meister' und deren schwerfälligem wissenswust
nichts gemein hat, dass er sich vielmehr zu Wolfram bekannte,
wenn %r spr. 93, 1 sagt waz hilfet dne sinne kwist? es gibt neben
Reinmar sonst nur noch wenige spruchdichter, die wie er die
meisterliche gelebrsamkeit verschmäht haben , so vor allem der
liebenswürdige wilde Alexander, gewis ist R. im recht, wenn er
manches bei Reinmar, was uns jetzt vielleicht gelehrt erscheinen
könnte, für gemeingut des aufmerkenden mittelalterlichen laien
erklärt (s. 194); eher dürfte er das wissen der bürgerlichen
spruchdichter überschätzt haben, dass diesen die aneiguung von
mancherlei abstrusen kenntnissen so gar beschwerlich gefallen sein,
ihnen viel kostenaufwand bereitet haben sollte, will mir nicht
recht einleuchten; die in der anm. 236 angezogenen stellen sind
für die fahrenden meister nicht so ohne weiteres zu verwerten,
weitaus das meiste, was diese Sänger von ihrem wissen zum
besten geben — und sie werden kaum mit ihren mitteilungen
gekargt haben — , halte ich für brocken, die der eine hier, der
andere dort aufgeschnappt haben wird; kamen diese leute doch
weit in der weit herum, und was wichtiger ist: die verschieden-
sten demente, elemente, die nicht selten einer strengen defi-
nierung spotten, vereinigten sich in diesem stände, das wissen
dieser meisler ist im wesentlichen theologischer art — auch die
naturwissenschaftlichen kenntnisse verläugnen fast nie ihren theo-
logischen Ursprung — : dennoch wird man die mehrzahl nicht
zu mehr oder weniger verlaufenen klerikern macheu dürfen.
ROETHE REIMWAR VOIN ZWEIER 103
In Reiomars dichterischer tätigkeit sind drei abschnitte zu
unterscheiden, von denen sich schärfer freilich nur der dritte,
der durch die Sprüche aufserhalb der Sammlung X repräsentiert
wird, absondert, es sind die österreichische oder höfische periode
unter Walthers eintluss bis 1234, die böhmische oder Übergangs-
periode bis 1241 und die mitteldeutsche oder volkstümliche.
s. 205 ff mustert R. dieselben mit rücksicht auf die behandelten
Stoffe, als verf. von minnestrophen, die ein persönliches liebes-
verhältnis wenigstens fingieren, erscheint Reinmar nur in den
Sprüchen 24 — 29, zu denen sich möglicher weise noch 268 ff.
330 — 341 gesellen; anderes dieser gattung gieng sicher verloren,
als Reinmar seine poesie für die Sammlung kritisch sichtete,
wobei die Strophen minuelyrischen inhalis als seinem reiferen ge-
schmacke nicht mehr entsprechend in erster linie zum opfer
fielen, als lyriker bewegt sich Reinmar in Walthers gedanken-
kreise, den er auch bei bildung seiner hauptstrophenform zum
vorbild nahm (s. 124); daneben war ihm Reinmar der alte für
einige modische Vorstellungen mafsgebeud. tiefgreifender noch
zeigt sich jedoch Walthers einwürkung auf jene spriiche Rein-
mars, die das minne- und frauenlob im allgemeinen austimmen.
das schon bei Walther stark ausgeprägte didactische element
muste Reinmars naturell ganz besonders zusagen und zweifellos
eignete sich auch Reinmars ehrenton allein für lehrhafte behand-
lung von minuiglichen dingen, ansprechend vermutet R., dass
für Reinmars höfische minnedidactik aufser Walther wol auch
noch höfische lehrgedichte wie der Wiusbeke und die Wiusbekin
als muster in betracht kommen dürften, die ja schon durch ihre
form dem Spruche nahe standen, an berühruugeu mit den ge-
nannten lehrgedichten fehlt es nicht (s. 211 und anm. 266). am
originellsten tritt uns der höfische Reinmar als schöpfer der frau
ehre entgegen, als schöpfer, in so fern er wenigstens innerhalb
der lyrik der erste war, der die ehre zur frouwe, zur höfischen
dame machte, während die epische poesie schon länger ihre per-
sonilicierung durchgeführt hatte, nach ihr taufte Reinmar seinen
hauptton, mit verschwindenden ausnahmen huldigte ihr fortan
jeder spruchdichter, auch UvLichtenstein scheint auf Reinmars
gebilde anzuspielen (s. 168. 217. anm. 332), und dem dichter
selbst trug seine Schöpfung den mimen des Ehrenbolen vom
Rhein ein. — frau ehre ist aber auch die gebieterin des rechten
herren. Reinmars herrensprüche (56 — 70) tragen während seiner
österreichischen zeit einen durchaus unpersönlichen character,
lobsprüche auf bestimmte personen begegnen gar nicht; damals
war Reinmar eben noch der vornehme, höfische herr und als
solcher anerkannt, kein fahrender, in Röhmen werden seine
sprüche dieser arl persönlicher, während seiner wanderzeit fehlen
sie, abgesehen von ein par preisgedichten , fast ganz (s. 218 ff),
auch die herrensprüche verläugnen Wallhers einfluss nicht, als
104 ROETHE REINMAR VON ZWETER
dessen bedeutendster und berufenster nachfolger aber erscheint
Reinmar in seinen politischen gedichten und lobsprüchen, aus
denen hier und da ein hauch waltherischen geistes uns anweht,
in ihnen zeigt sich der ritterliche sänger auf höherer warte, ge-
messen an der mehrzahl der sonstigen spruchgedichte, deren verf.
sich nur selten über eine egoistische und particularistische auf-
fassung der zeitfragen zu erheben vermögen, andererseits frei-
lich tritt gerade bei einer vergleichung der politischen dichtung
Walthers und Reinmars die Überlegenheit des meisters in das
hellste licht, über die stilistische technik der lobgedichte in der
nachwaltherischen Spruchdichtung s. s. 226 IT.
Gegenüber der ersten periode, in der die frauen-, herren-
und ehrenstrophen überwiegen, sind in der zweiten, der Über-
gangszeit (s. 230 ff), die höfischen elemente nahezu verschwunden.
Walthers poesie verblasst mehr und mehr in der erinnerung des
dichters , in dem sich bereits die eigentümlichkeiten der mittel-
deutschen zeit vorbereiten , so zb. die neigung zu bildlichen Vor-
stellungen, in dem mitteldeutschen abschnitt (s. 239 ff) endlich
erscheint Reinmars poesie völlig losgelöst von den höfischen
traditionen; sie steht unter dem einfluss der mitteldeutschen volks-
tümlichen spruchpoesie, von der freilich nichts auf uns ge-
kommen ist — was Reinmar vorausliegt, weist nach Oberdeutsch-
land — , deren character wir aber doch bestimmen können,
sobald wir aus dem späteren material ausgeschieden haben, 'was
höfischer, gelehrter oder eigentümlich waltherischer art' ist. den
scharfen gegensatz zwischen mittel- norddeutschen und süddeut-
schen fahrenden hatte schon ßurdach betont und er wird durch
R.s weitere ausführung durchaus bestätigt; doch warnt R. mit
guten gründen s. 240 f vor Überschätzung unserer nach einseitigen
gesichtspuncten zusammengetragenen hauptsammlungen CJ. die
Umwandlung in Reinmars dichterischer art erhellt vor allem aus der
latsache, dass die gattungen volkstümlich- concreter spruchpoesie
(tierfabel, erzählung, vergleich, Sprichwort, priamel, lügenge-
dieht, rätsei) Mn der Sammlung gar nicht oder doch nur ganz
vereinzelt vertreten, aufserhalb derselben nahezu die herschaft
gewonnen haben.' wir können die metamorphose des höfischen
Reinmar zum mehr volkstümlichen sänger nur als woltuend
empfinden: die not hat seine lebensauffassung zu einer freieren
gemacht; Reinmars poesie ist durch diese mitteldeutsche ein-
würkung entschieden frischer, natürlicher geworden, sie schöpft
aus dem leben und nutzt den augenblick.
Es ist nicht meine absieht, in gleicher weise wie bisher
auch den inhalt der beiden letzten capitel von R.s einleitung zu
skizzieren, es genüge, aus der ein reiches material geschmack-
voll verwertenden darstellung R.s hier den gang der dichterischen
entwickelung Reinmars kurz hervorzuheben. R.s resultate, die
ich für gesichert halte, finden in einer minutiösen betrachtung
ROETHE REINMAR VON ZWETER 105
des stils und der poetischen technik, der das vierte capitel
(s. 258 — 351) gewidmet ist, ergänzung und weitere bestätigung.
dass dieses capitel zusammen mit dem vorhergehenden für eine
geschichte der mhd. spruchdichtung von Walther bis Frauenlob
fast vollständig das material zurecht legt, habe ich schon bemerkt
und mit gewissen bedenken dabei nicht zurückgehalten, das
fünfte capitel (s. 352 — 389) beschäftigt sich mit dem strophischen,
rhythmischen und musikalischen bau der Reinmarschen gedichte.
auch über die textgestaltung (auf das sicher echte s. 401 — 523
folgen s. 524 — 549 die Sprüche von zweifelhafter gewähr, s. 550
bis 569 die unechten Sprüche, denen s. 569 — 573 'lieder' als
gleichfalls zweifelhaftes gut angehängt sind, vgl. zu letzteren noch
anm.260), die keine leichte war, da in den meisten fällen jede
Strophe besondere Untersuchung erheischte, muss ich mich auf
das allgemein gefasste urteil beschränken, dass R. überall mafs-
voll und besonnen seines amtes gewaltet, nicht selten scharf-
sinnig die echte lesart widerhergeslellt hat; auch da, wo eine
andere ansieht berechtigt wäre, wird man dem herausgeber reif-
liche Überlegung bei der von ihm getroffenen entscheidung zu-
erkennen müssen, für die Vollständigkeit der anmerkungen end-
lich (s. 574 — 631) darf ich als beweis anführen, dass ich von
dem, was ich mir selbst seit jähren zu Reinmar notierte, fast
alles bei R. verzeichnet gefunden habe; es steht das freilich in
keinem Verhältnis zu dem manigfach neuen, auf das R. zum
ersten male aufmerksam macht, das wenige, was allenfalls nach-
getragen zu werden verdient, lasse ich mit einigen anderen
einzelheiten folgen.
Da R. in seiner einleitung gelegentlich recht beachtenswerte
beitrage zur mhd. litteraturgeschichte und textkritik geliefert hat,
so mögen dieselben hier übersichtlich zusammengestellt werden:
nicht jeder wird sie ohne weiteres in einem werke über Reinmar
vermuten, über Ulrich von Lichtenstein s. anm. 71. 290 und
oben s. 103; über Heinrich von Mügeln anm. 154; über freie
caesur in Wallhers elegie s. 126; auch sonst ist die Walther-
kritik mehrfach von R. gefordert worden, einschlägige bemerkungen
finden sich durch das ganze buch zerstreut, über einseitigen
doppelreim im Tristan anm. 166; zu Frauenlob anm. 170. 174;
über eine Trierer und Dresdener meistersingerhs. anm. 202. 206;
über UvSingenbergs ungesicherte Überlieferung in A anm. 218;
zu meister Gervelin anm. 231 ; über Des minners klage (vgl. Zs.
22, 269) anm. 265 und s. 632; zu Freidank anm. 291; über
Huttens Vir bonus anm. 293.
Zu anm. 205. die bei den meistersingern gelegentlich auf-
tauchende schranckweis trägt ihren namen wol von den ge-
schrenckten reimen , von denen Opitz in der Deutschen poeterei
(Braunes neudr. s. 44) beim sonnet handelt, ich verdanke Sievers
diesen hinweis. — zu anm. 222. die annähme adliger herkunft
106 ROETHE REINMAR VON ZWETER
des Simburgcere kann ich doch nicht für so ganz unberechtigt
erachten, vgl. Anz. vi 50 f, ßurdach, Reinmar und Walther s. 136,
Germ. 33, 445. 447; einen wenngleich beschränkten aristokrati-
schen standpunct nimmt übrigens auch R. s. 232 bei ihm wahr,
doch ist die echtheit des betreffenden Spruches zweifelhaft (Anz.
vi 54 f). dass Sunburg ein geistlicher gewesen sein sollte (R.
s. 223) , ist mir allein wegen seiner characteristischen auflassung
der 'weit' wenig wahrscheinlich, wie ich denn auch R.s Zusammen-
stellungen in anm. 241 zum beweis für Sunburgs kenntnis des
lateinischen noch nicht als zwingend erachten kann, stark theo-
logische interessen spreche ich Sunburg gewis nicht neben höfisch-
ritterlichen ab, aber ich meine, gerade er zeigt lehrreich, wie
manigfacher Wandlungen die physiognomie dieser spruchdichter
fähig war. auch sonst hat R. den Sunburger wol zu ungünstig
beurteilt. — unberechtigt ist es, wenn R. in derselben anm. 222
Schneiders conjectur zu Marner xiv 283 gut heifst, die an stelle
des überlieferten herru von Heinberg: Hennenberg (vgl. Marner
xv 80) setzt, gegenüber meinen früheren Vermutungen (zuletzt
Zs. 23, 93) möchte ich jetzt auf das geschlecht der herren von
Heineberg im württemb. oberamt Weiusberg hinweisen, vgl. Zs.
des hist. ver. f. das württemb. Franken 7, 173. 8, 394 ff. Würt-
temb. vierteljahrshefte 8, 281. — s. 183 ff konnte bei besprechung
der litterarischen fehde zwischeu Reinmar, Marner und dem Meifsner
noch Bechs hübsche Vermutung Germ. 22, 385 ff verwertet wer-
den. — zu den s. 186 ff gegebenen cilaten über den kunstbegriff
der meister vgl. noch die von Bartsch, Beitr. zur quellenkunde
s. 171 mitgeteilten verse mit der anfangsanapher kirnst. — s. 390.
dass die dem Wiener SHelbling-fragment folgenden beiden Sprüche
in Reinmars ehrenton abgefasst sind, erkannte bereits Bartsch
Germ. 17, 508.
Leich v. 38. 9 und spr. 181, 8 vgl. Bezzenberger zu Freidank
35, 12 — 21. — spruch 18. fünf freuden der Maria sind auch
der gegenständ eines gedichtes Maerlants, vgl. Verwijs, Maer-
lants stroph. ged. s. 100; ein gedieht von den 12 freuden der
Maria steht im Jb. f. nd. sprachf. 7, 88. — 24, 7 ff vgl. noch Labers
Jagd 384 und Stejskals anm. — 36, 7 wilde blicke vgl. Haupt
zur Winsbekin 5, 9. — 42, 11 vgl. Wackerneil zu Hugo von
Montfort 2, 89. — 48, 1. 2 vgl. auch zu Marner 14, 65 und
Hugo de SVictore De sacramentis n 7 per balsamum odor bonae
famae designatur. — 57, 5 vgl. R. zu 61, 3. — 64,2 vgl. Grimm
Über Freidank und Bezzenberger zu Freidauk 115, 14 — 17. —
71,7 vgl. Bezzenberger zu Freidank 56, 11. 12. Lamprechts
Franciscus 2350. — spr. 94. von der bösen zunge handeln auch
Lieders. 2, 145. Berthold vRegensburg 2, 71, 33 ff. Germ. 25, 188.
HSachs 3, 360. — 94, 9 snabelsnellen vgl. schnabelschnelles bund-
schuhwesen Alem. 16, 157. — 96, 1 ff vgl. Bezzenberger zu Frei-
dauk 118, 23 f. — 98, 5 vgl. Germ. 30, 272. — 99, 4. 100, 1
ROETHE REIMMAR VOfl ZVVETER 107
vgl. noch Altswert 178, 12. — spr. 103. die typische dreiheit
der Schönheit, Weisheit und kraft (Absalon, Salomou , Samson)
ist den mittelalterlichen dichtem eine so geläufige anschauung,
dass lediglich aus diesem gründe Enikel in seiner Weltchronik
Samson zum söhne Davids machen konnte, siehe die anm. zu
v. 11323 meiner im druck befindlichen ausgäbe. — spr. 104. 105
vgl. noch Weinhold, Deutsche frauen 2, 4. — spr. 109. zu den
von R. angeführten deutungen der würfelzahlen gesellt sich noch
die nicht uninteressante mystische in der Mechthild von Hacke-
born Liber specialis gratiae iv c. 27. — 121, 11 f vgl. Rezzen-
berger zu Freidank 61, 19 f. — 131, 12. zum bilde den Rin
verbrennen vgl. noch RKöhler, Vier dialoge von HSachs s. 105
zu 49, 34. — 136, 1. zur bildlichen Verwendung vou triskamer
vgl. noch meine anm. zu Heinrich von Nördlingen 68,38. Zürcher
taschenbuch 12 (1889), 273; von gott gebraucht Myst. 2, 288, 8,
von Christus Myst. 1, 333, 11 f. Zs. 9, 31. Martina 93b, 47, von
Maria Alem. 4, 89; wie bei Reinmar mit bezug auf die treue
heifst es auch Martina 25b, 37 diu triuwe ist ouch ein tristkamer.
gegenüber der himelischen tresecamere (Schönbach, Altd. pred. 1,
341, 21 f) heifst die höhe daz richiste trisehüs alles unwunnes
Denkm. 30, 176 f. — 151, 6 zu gunner vgl. Rech Germ. 5, 240. —
161, 5 Paulus, gotes kempfe vgl. WGrimm, Kl. Schriften 3, 537. —
zu 162, 2. von der meeresfahrt Alexanders, von der auch das
Annolied und die Kaiserchrouik wissen, braucht Reinmar wol
nicht durch ein besonderes Alexandergedicht kenntuis erhalten
zu haben; die sage war mit mancherlei Varianten im volksmund.
näheres darüber in meiner Enikelausg., einstweilen s. OZiugerle,
Quellen zu Rudolfs Alexander s. 5 anm. 2. — spr. 170 die weit
als meer gedacht: vgl. meine anm. zu Heinrich von Nördlingen
25, 15 ff. Schöubach, Altd. pred. 1,44,39. 109, 23 ff. 220,29.
351, 10 f. — spr. 172 vgl. zu Maruer xiv 241. — spr. 174 vgl.
noch Österr. monatsschr. f. den orient 1887 ur 8 s. 114, ^wo
auf die interessante parallele eines syrischen meisierdiebes Ajiz
hingewiesen ist. — 175, 10 vgl. noch König vom Odenwald
12, 27 ff (Germ. 23, 306). Jb. f. nd. Sprachforschung 8, 67
v. 101 f. — 198, 6 vgl. meine anm. zu HvNördlingen 35, 9. —
199, 3 Grimm und Rezzenberger zu Freidauk 64, 18. 19. —
201, 11 vgl. noch Anz. xu 207 f. — 202, 2 zu sich vlizen mit
dem infinitiv s. Germ. 5, 503. — 203, 9 zu jdherre vgl. Grimm
und Rezzenberger zu Freidank 50, 2. — 206, 4 vgl. Manier
15, 81 mit der anm. — 206, 7 vgl. Rezzenberger zu Freidank
63,20. — 215,3 vgl. noch Berthold von Regensburg 1,374,
13 ff, s. auch Mechthild von Magdeburg s. 21 f. — 221, 6 vgl.
Grimm RA 892. Uhland, Schriften 1, 318. — spr. 233 vgl.
Rezzenberger zu Freidank 35, 12. — 244, 1 f vgl. Schulze, Ribl.
sprichw. ur 146. — zu spr. 246, der vom glücksrad handelt,
vgl. noch Seelmann, Mnd. fastnachtspiele s. 68 f und Anz. xu
108 ROETHE REINMAR VON ZWETER
41. — 277, 1 vgl. Wilmanns zu Walther 81, 12. — spr. 281
vgl. Freidank 67, 19 — 22.
Tübingen. Philipp Strauch.
Heinrich Loufenberg, eine literarhistorische Untersuchung von ERMüller
(Berlin). Strafsburger diss. Berlin, buchdruckerei vonCRehm, 1888.
3 bll. und 157 ss. 8°. — 2,40 m.
Der brand der Strafsburger bibliothek vom jähre 1870 ist für
die Überlieferung Heinrich Loufenbergs in so fern verhängnisvoll
gewesen, als er die mehrzahl seiner werke, die mit wenigen aus-
nahmen anderwärts hslich nicht nachweisbar sind, vernichtet hat.
für L.s gereimte Übersetzungen, den Spiegel des menschlichen
heiles und das Buch der figuren müssen wir uns mit Engelhardts
mitteilungen in seinem Ritter von Stauffenberg, für die lieder
mit dem leider unvollständigen abdruck iu PhWackernagels Deut-
schem kirchenlied bd. 2, für einige vielleicht auf Loufenberg zu-
rückgehende musikalische tractate mit Coussemakers auszüglichen
Veröffentlichungen begnügen; Loufenbergs predigtsammlung, früher
gleichfalls in der Strafsburger johanniterbibliothek aufbewahrt, war
schon länger verloren, der erhaltene uachlass des dichters be-
schränkt sich somit, wenn wir von einer anzahl hss., die zu dem
grofsen Strafsburger liedercodex einige Varianten bieten, absehen
— über die neuerdings von Buchwald aufgefundene Zwickauer
hs. siehe Müller s. 23 ff — , auf den cgm. 377, der das noch un-
gedruckte, aber für demnächst verheifsene Buch der gesundheit
enthält, und Wackernagels auf der Strafsburger landesbibliothek
befindliche teilweise abschrift der geistlichen lieder. der verf.
vorliegender abhandluüg schöpft aus dem gesammten zur Verfügung
stehenden material (cap. 1). so unvollständig dasselbe auch ist,
ich glaube nicht, dass günstigere Überlieferung wesentlich unsere
erkenntnis zu bereichein, unser urteil über diesen poeten zu
wandeln vermöchte, am meisten dürfte nächst der liederhs. der
verlust der predigtsammlung zu beklagen sein , da L. hier selb-
ständiger uns entgegentreten würde als dort, wo er, wenn auch
nicht sclavisch , übersetzt.
Nach den ausführungen im zweiten capitel ('biographie')
kann über L.s leben folgendes für sicher gelten, er wurde in
den neunziger jähren des 14 jhs. geboren und stammte aus einer
familie, die sich nach dem aargauischen Städtchen Laufenburg
(bis zur mitte des 16 jhs. Laufenberg) nannte, da er selbst sich
nie anders als Heinrich Loufenberg schreibt, sind wir nicht be-
rechtigt, ohne weiteres jene Heinriche von Loufenberg, die gleich-
zeitig begegnen, mit dem dichter zu identificiereu. übrigens er-
scheint der von Müller s. 29 erwähnte 'HvonL. caplan zu Gossau'
MÖLLER BELNRICH LOUFEiNBERG 109
in der vermutlich gleichen von Baechtold (Gesch. der deutschen
litt, in der Schweiz, anra. s. 47) mitgeteilten Urkunde vom jähre
1429 als h(er) Heinrich Louffenberg, perpetuus vkarius ecclesie
parochialis in gossau, käme also möglicher weise doch für unseren
HL. in betracht. Heinrichs schriftstellerische tätigkeit beginnt
mit dem jähre 1413, vielleicht schon 1411; seine predigtsamm-
lung datiert aus dem jähre 1425. das Regimen sanitatis und
Speculum humanae salvationis verfasste er 1429 und 1437 als
'ein priester von Freiburg', das Opus figurarum 1441 als decan
des capitels Freiburg, gleichzeitig war er 1441 auch als caplan
am münster zu Freiburg tätig; die von Müller s. 31 erwähnte
Urkunde hat soeben prof. König im Freiburger diöcesan-archiv
20, 304 vollständig mitgeteilt. 1445 gieng L. 'von der werlte'
in das von Rulman Merswin gegründete johanniterkloster auf
dem grünen wört zu Strafsburg und ist dort 1460 gestorben,
ob L. auch in Zofingen priester war, wo 1434 ein HL. capitel-
decan gewesen sein soll, konnte M. noch nicht mit gleicher
Sicherheit wie die übrigen lebensdaten feststellen , doch hat prof.
König jetzt gleichfalls urkundlich (aao. s. 302) erwiesen, dass HL.
1433 zugleich decan des collegiatstiftes in Zofingen und caplan
der SKatharinenpfründe am Freiburger münster war. L.s Frei-
burger aufenlhalt umfasst somit mindestens die jähre 1429 — 1445.
— für L.s persönlichkeit und kunst sind die geistlichen lieder
die hauptquelle; aus ihnen hat Müller seine characteristik zu-
meist geschöpft. L. ist ein sittlich reiner mann, demütig und
fromm, von feinem, fast weiblichem gefühle, das poetisch ver-
wertet ihn namentlich seinen weiblichen beichtkindern sympathisch
machte, 'eine schöne seele im sinne Goethes', die für das eigene
wie ihrer mitmenschen Seelenheil ernst besorgt ist, seiner bildung
nach gelehrt, insbesondere bibelfest und mit der mystischen ge-
dankenweit vertraut, als dichter aber steht sein können weit
hinter seinem wollen, es fehlt ihm an kunstverstand, einbildungs-
kralt und anschaulichkeit. mit der warmen empfindung allein
ist es nicht ^etan und so kommt es, dass neben einigen lieb-
lichen und hei zei freuenden tönen der schwulst und eine ge-
zwungene ausdrocksweise überwiegen. M. hat s. 43 ff dies
misverhältnis zwiscben wollen und können, diesen mangel an
selbslbeschräukuog feinsinnig aufgedeckt, er hat den nachweis
geliefert, wie die schönen stellen in L.s poesie fast durchweg da
zu finden sind, wo er sich im anschluss an das Volkslied, das
er bekannt lieb widerholt wenn auch in verfehlter weise geistlich
parodierte, in einfachen Strophenformen bewegt, dass dem poelen
des 15jhs. hier gedichte oder doch Strophen geliugen, die an
Goethescher kunst gemessen werden dürfen, verdient unsere be-
wunderung und stellt den dichter hoch über seine zeit, aber leider
erkannte L. nicht die gränze seines talentes. wo er sich, ver-
führt durch den Mönch von Salzburg, den er übertreffen wollte,
HO MÜLLER HEINRICH LOUFENBERG
an den compliciertesten versgebilden und Spielereien versuchte,
da griff er zur phrase und zu typischen, ihm überkommenen bil-
dern und Wendungen, nachdem er eingangs seine gedanken, sein
bischen phantasie erschöpft hatte, es konnte nicht ausbleiben,
dass gerade die formelle gewandtheit, über die L. verfügte und
die er in der nachahmung des Mönches von Salzburg noch ver-
vollkommnete, ihn aufabwege führte, nicht minder die manier,
deutsche und lateinische worte mit einander zu mischen.
Im dritten capitel behandelt M. die lieder L.s nach ihrer
chronologischen Ordnung und ihren gattungen (neujahrslieder,
Marienlieder, lieder vermischten inhalts, Übersetzungen lat. kirchen-
lieder und umdichtungen von Volksliedern), eingehend und lehr-
reich vergleicht er L.s übersetzertätigkeit mit der seines Vorgängers
und Vorbildes, des Mönches von Salzburg, bei der Übertragung
lat. hymnen ins deutsche zeigen beide das bestreben, die metrische
form und den inhalt ihrer originale möglichst genau widerzu-
geben, doch geht L. aus der vergleichung entschieden als der
begabtere und technisch gewandtere Übersetzer hervor; nur darin
steht er dem Mönche nach, dass er sich weit mehr als dieser
latinismen gestattet, ein fehler, der bei L. seinen grund in dem
bemühen hat, möglichst getreu seiner quelle zu folgen und doch
leidliche verse zu liefern , während der Mönch im bewustsein
seiner poetischen Unzulänglichkeit von vorne herein auf genaue
widergabe des lat. verzichtete, so fern sie nicht leicht zu er-
reichen war. an L.s contrafacten (s. 48 ff. 78 ff) tadelt M., dass
nirgends die parodie festgehalten ist, dass der dichter, nachdem
er den eingang des weltlichen liedes ins geistliche umgedeutet,
im weiteren verlauf meistens seine eigenen gedanken zum ausdruck
bringt, wodurch die reconstruction des vollständigen textes der
originallieder unmöglich wird, dagegen zeigen L.s parodien eine
oft wörtliche ähnlichkeit mit den verschiedensten Varianten eines
Volksliedes, wir sind dadurch einmal in den stand gesetzt, über
das alter einer heute vorkommenden Variante eines Volksliedes mit
ziemlicher Sicherheit zu urteilen, sodann, die bruchstücke eines
textes zu gewinnen, 'von dem man fest behaupten kann, er habe
dem L. vorgeschwebt, sei dies mm in form einer oder mehrerer
Varianten'. — die vier letzten capitel der sorgfältigen Untersuchung
befassen sich mit des dichters metrik, strophenbau, reimkunst
und stil; mit ersterer hatte sich bereits Wackernell in dem ab-
schnitt 'metrik' seines Hugo von Montfort beschäftigt. — das s. 24
genannte leben Alexanders ist der Liber de preliis. s. 32 z. 10 f
muss es statt 'der predigtsammlung' heifsen 'der hs. der musi-
kalischen tractate'. s. 61. gelegentlich der bei L. so häufigen
behandlung resp. glossierung des englischen grufses hätte viel-
leicht an die um vieles geschmackvollere Verwertung desselben
bei bruder Hans erinnert werden dürfen, dessen Marienlieder
überhaupt zu vergleichen mit L. auffördern, die wahrlich nicht
MÜLLER HEINRICH LOUFENBERG 111
zu gunsten des epigonen ausfallen, zur litteratur wäre jetzt
aufser Königs arbeit noch nachzutragen: Schumann in der Allg.
encykl. der wissensch. und künste. 2 sect. 42, 240 und Bäumker,
INiederl. geistliche lieder nebst ihren singweisen aus hss. des 15 jhs.
in der Vierteljahrsschr. f. musikwissensch. 4, 153. 286. letzterer
aufsalz soll nach den Hist.-pol. Ml. 103, 77 ff auch auf Loufeuberg
bezug nehmen.
Tübingen. Philipp Strauch.
Un poete allemand au xvi<= siecle. etude sur la vie et les oeuvres de Hans
Sachs par Charles Schweitzer. Paris, Berger-Levrault et cie., 1887.
xxi und 481 ss. 8°. — 11,50 m.
Dies buch über Hans Sachs ist eine these von der art, wie
sie bei der bewerbung um die französische doctorwürde verlangt
wird und womit sich freilich unsere doctordissertationen an um-
fang und meist wol auch an wissenschaftlicher bedeutung nicht
vergleichen können.
Auch eine lateinische ihesis ist in Frankreich dem doc-
toranden vorgeschrieben, und als solche bat herr Schweitzer eine
abhandlung verfasst De poemate latino Walthario (Lutetiae Pari-
siorum 1889, ix und 117 ss.). er widerholt darin z. t. die deut-
schen forschungen; selbständig stellt er die gleichklänge des ge-
dichts in allitteration und reim zusammen und zieht hieraus
schlösse auf die geschichte des textes, welche etwas gewagt er-
scheinen.
Weit wertvoller und entschieden eine würdige monographie
über einen deutschen dichter von anerkannter bedeutung ist das
buch über Hans Sachs, der verf. hat sich alle mühe gegeben,
um zu selbständiger kenntnis auch der quellen zu gelangen; er
hat neben den gedruckten Schriften auch die handschriftlich über-
lieferten werke des Nürnberger dichters gelesen und in näherem
verkehr mit den deutschen specialisten sich auf die volle höhe
der gegenwärtigen forschung erhoben, aus dieser eingehenden
beschäftigung ist mancher gewinn im einzelnen hervorgegangen,
manche entscheidung über fragen der biographie, über die ent-
slelumg der einzelnen gediente uä. aber weit höher ist es wol
anzuschlagen , dass der verf. die feinheit der litterarhistorischen
Untersuchung und darstellung, wie sie Sainte-Beuve und Taine
ausgebildet haben, auch dem deutschen dichter hat zu gute kommen
lassen, insbesondere ist es einmal das spruchgedicht, dessen wesen,
Stoffe, hehandlungswpise er sehr hübsch dargestellt hat; anderer-
seits und in noch höherem grade hat er das drama des Hans
Sachs in seinen beziehungen zu dem vom mittelalter ererbten
Schauspiel historisch untersucht und seine Vorzüge wie seine
man gel durch ein verständnisvolles abmessen an den allgemeinen
forderungen der dramatischen kunst überzeugend nachgewiesen.
1 1 2 SCHWEITZER HANS SACHS
der maugel an psychologischer entwickelung, die naive herüber-
nahme der gesammten Vorgänge aus der zu gründe gelegten er-
zählung, die anachronismenreiche anpassung der zustände und
Verhältnisse einer fernen Vergangenheit an die unmittelbare Um-
gebung des dichters: das steht als sein schuldenconto gegenüber
der biederen auffassung, der reichen dialogisierung, der in
einzelheiten , besonders komischer art, glücklichen ausstattung.
die äufseren umstände der auffuhrung, welche so notwendig auf
form und wesen der dramen einwürkten, werden genau unter-
sucht, etwas zu viel gesagt ist es freilich, wenn der verf. s. 346
Hans Sachs wegen der behandluug von Stoffen der antiken Über-
lieferung le fondateur de la tragedie profane nennt.
Am meisten liefse sich gewis zu dem vn abschnitt nachtragen,
welcher den meistergesaug behandelt, hier stehen wir ja über-
haupt einer erscheinung gegenüber, die sich aus den Verhältnissen
des 16 jhs. allein nicht erklären lässt und welche vollends einem
fremden, einem französischen leserkreise kaum anschaulich und
zugleich interessant gemacht werden kann, der verf. hätte einiges
aus der dissertatiou von Plate entnehmen können, die in den
Strafsb. Studien in (also vielleicht allerdings erst nach dem ab-
schluss seiner arbeit) erschienen ist. unrichtig ist auf jeden fall
die augabe s. 195 anm., dass die Strafsburger tabulatur von 1493
in Lobsteins buch beschrieben werde; irrig gewis auch die an-
nähme, dass die derben badelieder der meistersinger in der kirche
gesungen worden seien (s. 161 anm.). auch die angäbe, dass
Neidharts bekannter liedaufang Sine, ein guldin huon, ich gibe
dir weize eiue anspielung auf eine bekannte melodie enthalte
(s. 165), wird wenig glauben fiuden [vielleicht ist für das erste
wort zu bedenken, dass nach Schmeller-Frommauns Bayrischem
Wörterbuch 2 s. 311 sing sing ein lockruf au junge hühner ist,
also nicht notwendig die auli'orderuug zum singen au den dichter
in sich schliefst], übrigens hat der verf. hier und sonst das
mhd. ungenau citiert, auch die fehler Pamphilius Gengenbach,
M u n c k ßellinghausen sich zu schulden kommen lassen: ihn
dafür zu schelten fällt dem ref. nicht ein, da er weifs, wie leicht
in der behandlung fremder litteraturen sich solche versehen ein-
schleichen.
Wichtig ist im bibliographischen anhang der nachweis, wie
sich die tätigkeit des dichters in den einzelnen gattungen auf die
abschnitte seines lebens verteilt, nach s. 402 fällt mehr als die
hälfte seiner meisterlieder in die jähre 1547 — 1556; hierauf tritt
eine ebenso starke bevorzugung des spruchgedichts ein, indem
von den hierher gehörigen arbeiten zwei drittel erst nach dieser
zeit verfasst sind, offenbar hat der dichter von da ab für die
ausgäbe seiner werke gearbeitet, von welcher die meisterlieder
durch schulsatzung ausgeschlossen waren, daher hat er auch so
manchen früher in liedform behandelten stoff jetzt als spruch
SCHWEITZER HANS SACHS 113
bearbeitet, einzelne Widersprüche erklären sich daraus, dass bei
der Umarbeitung nicht immer das datum genau entsprechend
beigesetzt wurde; im ganzen hat Hans Sacbs jedoch sein hand-
exemplar, das den achtbaren umfang von 34 foliobänden erreichte,
mit einer wahrhaft kaufmännischen genauigkeit geführt.
Schweitzers buch bietet, bei ahrechnung weniger irrtümer,
eine liebevolle und gerechte Würdigung des Nürnbergers dichters
und sein erscheinen unter der gutheifsung der universite" de France
ist ein erfreuliches zeichen wissenschaftlicher Unparteilichkeit.
Strafsburg 27. 6. 89. E. Martin.
Eier verlorene söhn im drama des xvi Jahrhunderts, zur geschichte des
dramas von dr Franz Spengler. Innsbruck, Wagner, 1338. vm und
174 ss. 8°. — 3,60 m.
^Yährend Goedekes Grundriss die altbewährte eiuteilung nach
gegenden für das drama des 16 jhs. festhält, wird in mono-
graphien der entwickelungsgang der dramatischen technik an be-
stimmten Stoffen gezeigt, sie haben sich meist mit der haupt-
gattung der dramatik des 16 jhs., dem biblischen drama, beschäftigt,
aber auch Stoffe wie Griseldis, schwanke wie der bauer mit dem
esel udgl. haben bereits ihre forscher gefunden, oder laden die-
selben noch zu weiterer tätigkeit ein. mit der vorliegenden
schrift FSpenglers hat das wichtigste biblische thema dieser. zeit
eine in vieler beziehung abschliefsende und mustergiltige be-
arbeitung erbalten, die kleine monographie Holsteins (Halle a/S.
1S80) erscheint weit überflügelt, nachdem nun eine reihe ähn-
licher Untersuchungen vorliegt, wirft sich die frage fast von selbst
auf, welche disposition am meisten entspreche, eine chrono-
logische anordnung haben in grosserem umfang Pilger für das
Susannen-drama und ich für das Joseph-drama durchgeführt. HHol-
stein hat sich (Vierteljahrschrift für vgl. litteraturgesch. und re-
naissance-litt. ii 385) dagegen ausgesprochen und seine eiuteilung
in 1) lateinische dramen, 2) deutsche dramen, 3) aufführungen
bevorzugt.
Spengler folgte einer ihm mündlich zu teil gewordenen an-
regung Minors und schloss die durch gemeinsame quelle zu-
sammengehörigen dramen auch in der darstellt! ng an einander,
sodass wir eine Gnapheus-gruppe, eine Macropedius-gruppe, eine
VVickram-gruppe usw. erhalten, seitdem hat Minor seine gedauken
auch öffentlich ausgesprochen in der gehaltvollen einleitung zu
seiner ausgäbe des Speculum vitae humanae von erzherzog Ferdi-
nand von Tirol (Neudrucke 79. 80 s. xxiv f). er wünscht ein
chronologisches Verzeichnis mit inhaltsangabe in den anhang ver-
wiesen, die eigentliche Untersuchung müste aber einen arche-
A. F. D. A. XVI. 8
114 SPENGLER DER VERLORENE SOHN
typus aufstellen, an dem alle weiteren Veränderungen aufgezeigt
werden könnten, meines erachtens setzt dies eine ganz regel-
mäfsige weiterentwickelung voraus, ohne Seitensprünge, die in
der praxis nirgends vorkommt, wo ein stück drei bis vier andere
wider aus verschiedenen quellen stammende vorlagen benutzt»
wird eine derartige gruppierung ebenso viel Verwirrung erregen,
als die chronologische anordnung. Minor betont mit vollem rechte,,
dass die lectüre von 20 — 30 dramenauszügen eine schwierige
arbeit sei; aber ich sehe den weg nicht, sie zu erleichtern,
schließlich dienen überhaupt solche monographien nicht zum
lesen, sondern siebleiben nachschlagebücher , mau mag ordnen,
wie man wolle. Minors forderung halte ich für eine ideale, sa
lange ich nicht ein beispiel gesehen, dieses beispiel hat mir
Spenglers arbeit eben nicht erbracht, vor allem ist entschieden
zu rügen, dass Sp. gar kein chronologisches Verzeichnis, ja nicht
einmal ein register gegeben hat, wodurch die benützung des
schönen bucbes sehr erschwert wird, bei seinem Stoffe, der in
ganz andere themen übergreift und sich vom biblischen drama
bis zur studentencomödie wandelt, war eine gruppierung nach
allgemeineren gesichtspuncten geboten, aber das misliche der
disposition zeigt sich sofort im vorgreifen auf späteres: bei Hans
Sachs s. 16 f muss er Wickram herbeiziehen (vgl. s.60), die späteren
dramen vom verlorenen söhn entlehnen eine reihe typen aus den
schulspiegeln , die erst viel später betrachtet werden können (vgl.
s. 57); so wird auch der begriff der gruppen ein schwankender,
von der 'musivischen arbeit' Rislebens können wir uns schon
gar keine rechte Vorstellung machen (s. 57 ff). Sp. hält übrigens
seinen gesichtspunct nicht einmal fest, s. 37 ff gibt er einen
grofsen einschub. was den Vorschlag Holsteins betrifft, so be-
darf er keiner Widerlegung; es ist unbegreiflich, dass ein ken-
ner des 16 jhs., wie Holstein unstreitig ist, so verständnislos
eine trennung des deutschen und lateinischen dramas aufrecht
halten kann.
Das buch Sp.s zerfällt in 6 teile: 1) die dramatischen be-
arbeitungen der parabel, 2) schulspiegel, 3) knabenspiegel, 4) stu-
dentencomödien, 5) bearbeitungen fremder Stoffe mit bewuster
anlehnung an die Prodigusgruppe, 6) das Prodigusdrama in der
weltlitteratur; ein anhang gibt chronologische übersieht (der auf-
fiihrungen I). ich finde eine trennung von knaben- und schul-
spiegel überflüssig, beide legen das hauptgewicht auf die ver-
fehlte erziehung, der schule wird eine huldigung dargebracht,
das leichtsinnige leben des ausreifsers tritt gegen die moralisation
zurück, dass Wickram ua. die bekehrung vorführen, gibt den
knabenspiegeln kein recht als eigene gattung zu figurieren,
neue dramen hat Sp. kaum erschlossen, aber die schon vor
ihm genannten lernt man in den vortrefflichen analysen eigent-
lich erst kennen, besonders verdienstvoll erscheinen die aus-
SPENGLER DER VERLORENE SOHN 115
blicke auf die römische comödie, die speciell bei Gnapheus und
Macropedius zu den schönsten resultaten führen, für letzteren
hat ihm Jacoby eine reiche ernte übrig gelassen. Sp. schliefst
mit recht auf ein verlorenes urstück. er citiert die bemerkuug
von Gnapheus : Audivi quendam Reynerum Snoy medicum in eodem
versatum argumento , fortasse etiam multo felicius. Id si ita est,
pergratum mihi fuerit , si vir ille suum poema in lucem emittat,
atque ipse ridicula quaedam Reyneri simia appaream. ich bin dieser
persönlichkeit weiter nachgegangen, er ist (vdAa , Biographisch
woordenboek 17,2, 814ff) 1477 zu Gouda in süd-Holland geboren,
studierte in Italien die freien künste und medicin, trat in Ver-
bindung mit den vornehmsten familien Schottlands, Englands und
Dänemarks, er starb als eine der angesehensten persönlichkeiten
seiner Vaterstadt am 1 august 1537. sein hauptwerk ist Psal-
terium Davidis paraphrasibus illustratum, Lugduni 1534, in zahl-
reichen weiteren auflagen erschienen und oftmals übersetzt, auf
dem titel nennt er sich Raynerus Snoy Goudanus. daher stammt
Holsteins Goudanus. eine historische arbeit von zweifelhaftem
werte, wie holländische geschichtschreiber versichern, De rebus
Batavicis libri xm, gab sein grofsneffe Jacobus Brassica heraus
in: Berum Belgicarum auuales edidit Franciscus Swertius, Franco-
furti 1620. er fügt eine biographie seines oheims bei, welche
die quelle für die späteren erwähnungen (zb. Valerius Andreas,
Bibliotheca Belgica 1643 s. 790, Zedier, Universal-lexicon 38, 140)
geworden, er nennt daselbst eine reihe ungedruckter handschrift-
lich erhaltener schriften. an erster stelle einen Antilutherus , in
quo Morologus et Orthodoxus, Platonicorum more, introducuntur,
loqnentes de Fide et Operibus. die tendenz wird erklärlich , wenn
wir bedenken, dass Snoy in persönlicher Verbindung mit Erasmus
stand und dessen lehrer Cornelius van der Goude (Aurelius) in
Gouda lebte, aufserdem finden sich noch verzeichnet: Poemata
sacra, Cancio sacra de Publicano et Pharisaeo in templo orantibus,
Liber de arte poetica und — Acolastus, oratione soluta.
ich habe mich nach Holland gewendet, um nähere auskünfte
über dieses werk zu erhalten , und werde baldmöglichst darüber
rechenschaft geben, hoffentlich gelingt es, dieses interessanten
Werkes habhaft zu werden, eines darf man aber jetzt schon ver-
muten: dass Gnapheus von dem stücke, das er in Gravenhage
wol kennen lernen konnte, mehr weifs, als er eingesteht; der
titel Acolastus kann unmöglich von ihm selbst erfunden sein,
daneben ist aber noch ein zweites verlorenes drama anzunebmen,
das Hans Sachs (Sp. 10), das holländische stück (Sp. 165) und
indirect das Puppenspiel (103) benützen, hier darf man die be-
merkung Nisards, Hisloire des livres populaires n2 191 (s. Sp. 162)
heranziehen , auf die ich Anz. xm 253 aufmerksam gemacht habe.
INisard druckt zu den Cantiques de l'enfant prodigue die predigt
Michel M6nots (Sermones quadragesimales — oft aufgelegt, ich be-
8*
116 SPENGLER DER VERLORENE SOHN
nutze die ausgäbe Parisiis 1530 — fol. cxix col. 4 ff) über den
verlorenen söhn ab und behauptet, dass alle dramen von Gna-
pheus an auf sie als quelle zurückgehen, nun finde ich aber
weder bei Gnapheus noch in den französischen Cantiques wesent-
liche Übereinstimmung; dass sich eine so ungemein lebendig aus-
geführte predigt mit dem drama öfters begegnen muss, braucht
keines erweises. aber gerade die cbaracteristischen zutaten Me-
nots fehlen, darunter die erste rede des sohnes, der vor den
vater hintritt und spricht: Mater mea defuncta est: reUqu.it nobis
bona: facite mihi p artein meam. ein verloren gegangenes stück
muss dieses motiv benutzt haben, wenn ferner Hans Sachs den
vater fragen lässt, ob der sohu parschafft oder ligende wolle, so
erinnert das entfernt an Menot, wo der söhn sofort die guter
zu geld macht, zur datierung des Stylpho (s. 3) vgl. Martin in
den Strafsburger Studien m 484 und DLZ 1888 sp. 1053. dass
Wickram aus Salat gelernt habe (s. 15), läugnet Bächtold (Ge-
schichte der deutschen litteratur in der Schweiz anm. s. 80). weist
Gnapheus im Acolastus auf einen Vorgänger hin, so betont er
dafür im Morosophus (vorrede von 1540, gedr. 1541), dass seinem
beispiele viele gefolgt seien, die bestimmung s. 22, dass die fuchs-
schwentzer bis ungefähr 1580 im drama erscheinen, ist zu eng,
ein echter Vertreter erscheint noch im Eifslebischen ritter Rinck-
hardts (1613). die Übersetzung Georg Binders wurde in Strafs-
burg bey Jacob Frölich s.. a., ohne angäbe des verf.s und ohne
vorrede, wider abgedruckt, als ich (Anz. xiv 231) daraus die fehl-
reime mitteilte, hielt ich die Übersetzung für unbekannt, das
Berliner ms. fol. 700 (Sp. 34 ff) würde einmal eingehende be-
trachtung verdienen, es enthält 5 zu Stekbohren im Thurgau
gespielte stücke, die hs. weist auf das 18 jh. hin. zuerst kommt
der Verlorene söhn, dann 2) Historie von Isaacs aufopferung
in versen, gespielt 1629. 3) Historie, von dem keuschen Jüngling
Joseph in prosa; jedesfalls ist Grimmeishausens roman dabei be-
nützt, aber die würkliche vorläge kenne ich nicht, das datum
der ersten aufführung ist unausgefüllt, muss aber ebenfalls in
die zwanziger jähre des 17 jhs. fallen, da die namen der agie-
renden personen so ziemlich dieselben wie bei 1 und 2 sind,
weitere aufführungen fanden 1741 und 1759 statt. 4) Die bet-
schwester von Geliert. 5) Tragico-comödie von Johanne dem
täufer. die vorrede spricht von dem vor etwas zeit so beifällig
aufgenommenen Joseph, zu Ackermann vgl. Boltes publication
des Barmherzigen samariters (Herrigs Archiv 77, 302 ft), in dem
die motive des Verl. sohns wider aufgenommen erscheinen, den
hinweis auf die antike comödie für die plattdeutschen scenen
(s. 61 f) halte ich für überflüssig, mit dem eindringen des volks-
tümlichen elementes war die benützung komischer figuren und
scenen , die auf Jahrmärkten das publicum ergetzten , gegeben,
im 16 jh. bestand, ebenso wie später, eine art volkstümlicher
SPENGLER DER VERLOREINE SOHN 117
bühne, für die die fastnachtspiele bestätigung liefern, solche
wirkungsvolle dialectscenen drangen eben ins drama ein. zum
auftreten des vastelabend in Nendorfs stücke vgl. Waldis v. 200 f.
zur figur der Conscientia (s. 67) vgl. Boltes einleitung zum Dü-
deschen schlömer (Drucke des Vereins für nd. Sprachforschung
in 36). über Hollonius (s. 76) werde ich mich mit Sp. nie
einigen, ich glaube ihm vollständig gerecht geworden zu sein,
das nur bei Micraelius, aber mit falscher datierung (s. mein buch
Shakespeares Vorspiel zu Der widerspänstigen Zähmung s. 21) ge-
nannte werk habe ich in Dresden aufgefunden: Ludovici Hol-
lonii , Poelitianae ecclesiae pastoris, carmina libri quatuor. Ste-
tini, lypis Rhetianis 1616. die lateinischen gedichte sind sehr
fromm und phrasenreich, auch deutsche gedichte finden sich wie
Alles zur ehre gottes nach der melodie Wie soll mir denn ge-
schehen oder ein acrostichon auf seinen namen. ein lied beklagt
den frühen tod von dichtem wie Frischlin und Cordus. seiner
weltlichen poesie hat er völlig abgesagt: Salus est Una divinas
celebrare laudes: Cetera nugae! zum Sprichwort vom esel, der
aufs eis geht, vgl. Waldis v. 363 ff. zu Martinus Bohemus (s. 84)
vgl. Bolte Zs. f. d. phil. 20, 84 f. die vorahnenden träume (s. 96)
scheinen aus dem Tobiasdrama einzudringen (vgl. Bolte Zs. f. d.
phil. 21, 479 f). dass für den verl. söhn der Engländer eine
deutsche quelle anzunehmen sei, hat Sp. ziemlich wahrschein-
lich gemacht, vgl. jetzt auch Creizenachs einleitung zu den Schau-
spielen der engl, comödianten (Kürschners Nat.-litt. bd.23 s. xxviiff.
l f). die geschichte des verl. sohnes als prosaerzählung im costiim
des kriegs gibt Kongehl Von dem ungeratnen sauswind (1675?)
(s. Bolte im Jahrbuch des Vereins für nd. sprachf. xi 162). für
die beratungsscene der teufel (s. 120) sei auf Creizenach, Der
älteste Faustprolog 1887 verwiesen, warum Sommers Übersetzung
des Cornelius relegatus nicht einmal genannt wird, weifs ich nicht,
dass Sp. in sein vorletztes capitel seinen Iglauer programmaufsatz
(1886) wideraufgenommen, war gewis zu billigen, die erste aus-
gäbe von Lesebergs Jesus duodecennis erschien bereits 1610,
s. Goedeke u 397. die figur der Fama (s. 147) auch in Cramers
Plagium. der bauer, der seinen alten söhn in die schule bringen
will, erscheint im drama meines wissens zuerst in Frischlins Pri-
scianus vapulans als episode. über Thom. Birck s. ESievers Bei-
träge x 199 f. das 'unförmliche' stück enthält doch manche
hübsche comödienscene, besonders die processverhandlung vor dem
richter, wo die geschichte von des esels schatten erzählt wird,
zum Heli vgl. Holstein im Arch. f. Ig. xm 406. Bolte Zs. 32, 10.
Goedeke n2381. Adam Barns Uhaconicarton 1602 ist nach Bolte
(ADB xxvn 193) im Stoffe dem Prodigus -drama verwandt, die
Wanderung des Stoffes in der vveltlitteratur ist recht übersichtlich
ausgefallen, für Frankreich liefert besonders Petit de Julleville,
Repertoire du th6ätre comique en France au moyen äge reiche
118 SPENGLER DER VERLORENE SOHN
nachlese: s. 53 Le desespere, tragicomedie pour exemplaire d'obeis-
sance par Benoet du Lac (Claude Bonet) 1595. Charles folgt
Sagesse und Vertu, flieht Abus und Volupte. Thomas über-
lä'sst sich schlechter gesellschaft und wird räuber, die ohren
werden ihm abgeschnitten , er tötet sich endlich selbst unter Ver-
wünschungen gegen seine eitern, die teufel holen die leiche.
s. 57 L'enfant de perdition 1 ausg. 1608. der söhn wird räuber,
tötet seine eitern, wird aber von seinen eigenen kameraden aus-
geplündert und stirbt den teufel anrufend, s. 60 Les enfants
de maintenant. frau Mignotte verdirbt ihre zwei söhne Fignet
und Malduict. diese folgen Jabien zu Würfel und karten und
lassen sich von seiner tochter Luxure ausplündern. Malduict
kehrt reuig um, Fignet übergibt sich Desespoir und Perdition, die
ihn hängen, eine aufführung des Enfant prodigue 1504 zu Laval
verzeichnet Petit s. 57. eine reihe von holländischen dramen
führt der Catalogus of register der nederlandschen tooneelspel-
dichteren 1743 an. s. 6 Asotus of den vertolligen jongeling,
treur bly eindenspel 1650. s. 8 Pieter Bernagie, Studente-leven.
kluchtspel 1684. s. 11 Cornelis de Bio, Den veriooren soone
Osias, of bekeerden sindaar 1689. s. 45 Fraus Groen , Veriooren
zoon 1700. s. 55 Pieter Dirks, Veriooren zoon. kluchtsp. 1650.
s. 79 Jan Jacob Mauritius, Leidsche Studenteleven 1727. für
England habe ich bereits Anz. xin 255 auf Gascoigne und Ran-
dolph hingewiesen. 1562/63 erhält Thomas Colwall die druck-
erlaubnis für The repentance shewed by the prodigal child (Payne
Collier, Stationers - registers i 69). aufser Brasck ist in Schweden
noch Johannes Gevalius als Übersetzer der Studeutes des Stym-
melius 1589 zu nennen, das stück wurde 1640 zu Aboa gespielt
(Klemming, Sveriges dramatiska litteratur s. 8 und 28).
Zu dem Verzeichnisse der aufführungen habe ich nachzu-
tragen, resp. zu ergänzen:
1535 Binders Acolast in Zürich. Bächtold aao. anm. s. 58.
— 1537 wurde ein Verlorener söhn in Eger gespielt, s. Alois
John, Im gau der Narisker, Karlsbad 1888, s. 72. — interes-
sant ist die Solothurner aufführung vom jähre 1543. wie mir
mein freund privatdocent dr Thommen in Basel mitteilt, ver-
zeichnet sie das Solothurner Wochenblatt 1810 s. 190 als: 'Co-
moedie von dem verlorenen söhn, gedruckt Strafsburg, bey Jacob
Fröhlich.' wir haben also für den Strafsburger nachdruck des
Binderschen Stückes einen terminus ad quem. — 1546 wurde ein
Verl. söhn in Strafsburg als bettelcomödie erlaubt (JCrüger in
der Festschrift zur feier des 350jährigen bestehens des prot.
^ymn. i 305 ff). — die aufführung Basel 1568 bestätigt Burck-
liardt: Beiträge zur geschichte Basels 1839 s. 169 — 211. —
1570/71 wurde zu Zürich ein Verlorener söhn gespielt (Bächtold
aao. anm. s. 60). — Bartfeld 1571, s. Abel, Ung. revue iv 649. —
1573 wurde zu Bern Rassers Kinderzucht gespielt (Bächtold). —
SPENGLER DER VERLORENE SOHN 119
1579 zu Ölten Schertvvegs Bigandus (Bächtold aao. s. 60). im
texte s. 369 teilt B. über dieses unbetitelte stück mit, dass es ein
knabenspiegel aus der schule Wickrams ist (vgl. Goedeke u 352). —
1588 4 sept. gab Samuel Ochs (Bovillus) zu SchalThausen einen
Verlorenen söhn, der sich handschriftlich in SchalThausen be-
findet. Bächtold aao. anm. s. 64. — vor 1592 brachte Kirchhof
einen Verl. söhn zur auffuhrung (Goedeke n2 366). — zu Nörd-
lingen 1587, 1593, 1606. s. Arch. f. lg. xin 51. 70. xrv 71. —
1609 wurde ein Asotus in Lüneburg eingereicht, s. Gaedertz,
Archivalische nachrichten über die theaterzustände von Hildesheim,
Lübeck, Lüneburg s. 67. — zur Grazer aufführung von 1609
und 1630 vgl. Quindecim lustra universitatis Graecensis, lustr. v
p. 71 uud lustr. ix — xi p. 22. — eine Amberger auffuhrung von
1629 uud von 1663, letztere unter dem titel: Prodigus Anony-
mus, Damnatus, Absolutus nenut Metteuleitner, Musikgeschichte
der Oberpfalz s. 95 uud 96. — die 1647 in Brieg geplante auf-
führung der Dyscoli des Schonaeus unterblieb, s. Schönwälder
und Guttmauü, Geschichte des gymnas. zu Brieg s. 129.
Sinnstörende druckfehler sind: s. 124 z. 5 v. u. 1634 für
1534, s. 145 Lüleuch für Lübeck, s. 173 Reiuiger für Heiniger.
Sp. hat die absieht, die übrigen biblischen dramen des 16 jhs.
nach Stoffgruppen zu untersuchen, das Tobias -drama soll von
anderer seite iu angriff genommen worden sein, für das alte
testament bleibt Rothschilds Mystere du vieil testament ein höchst
schätzenswerter führer. hoffentlich legt uns Picots fleifs bald
den sechsten und letzten band, der ua. die Susannen -dramen
registrieren wird , vor. möge Sp. bald in die läge kommen, sein
versprechen halten zu können; den befähigungsnachweis hat er
im vollsten mafse erbracht.
Wien, im juni 1889. Alexander von Weilen.
Zur kritik und metrik der Ham{)ismal von Wilhelm Ranisch. inaugural-dis-
sertation. Berlin, Mayer & Müller, 1833. 81 ss. 8°.
Die abhandlung beschäftigt sich von s. 3 — 15 mit der höhereu
kritik des gedichtes, von s. 15 — 29 mit dem Verhältnis der
Hamdhismal zu der sagengestalt in der Ragnarsdrapa, Gudhrunar-
hvöt, Völsunga saga, Snorris Skaldskaparmal und Saxo gram-
maticus, der schluss s. 30 — 81 ist metrischen Untersuchungen
gewidmet, in denen ua. die elision s. 32 ff, die verschleifung
s. 37 ff, der Sieverssche typus E 2 s. 45 ff zur spräche kommen.
in einem textabdruck s. 68 ff wird durch die beigeschriebenen
buchstaben der Sieversschen typen das metrische schema des ganzen
gedichtes zur anschauung gebracht, und von s. 74 ab versucht es
der verf., durch vergleichung der metrischen eigentümlichkeiten
unseres gedichts mit denen anderer, deren entstehungszeit be-
120 RAMSCH ZUR KRITIK UND METRIK DER HAMpISMAL
kannt ist, eine chroDologie desselben zu gewinnen. R. kommt
zu dem resultate, dass die Hamdhismal das älteste unter jenen
gedichten seien, welche den fiinfsilbler bevorzugen und deshalb
malahattlieder genannt werden, also älter als die Eiriksmal, welche
c. 954, und Eyvinds Hakonarmal, welche c. 961 entstanden sind,
die berechtigung, die metrische gestalt der Hamdhismal für alter-
tümlicher zu erklären als die der Eiriks- und Hakonarmal, gewinnt
R. durch den nachweis, dass die von der metrik geforderten
sprachformen der malahattverse ebenso alt sind als jene, welche
von den ältesten kvidhuhattversen, den viersilblern, gefordert
werden, dass demnach von haus aus wahrscheinlich keine strenge
Scheidung des malahatt- und kvidhuhatttypus bestand, sondern
aus einer metrischen gestalt, welche beide formen gleichberechtigt
zuliefs, einerseits gedichle mit durchgeführtem viersilbler ent-
standen, andererseits solche mit durchgeführtem fiinfsilbler. die
tatsachen scheinen sich durch diese ansprechende Vermutung am
leichtesten zu erklären, ist sie, wie es scheint, richtig, so wird
den versuchen Bugges im siebenten bände der Zs. f. d. phil., welche
auf der annähme beruhen, dass die kvidhuhattstrophen der Ham-
dhismal älter seien als die malahattstrophen, der boden entzogen.
Weniger als der metrische teil der abhandlung befriedigt der
kritische, obwol R. hier und da den überlieferten text vor
gewaltsamen restaurationen zu schützen bemüht ist, so versäumt
er es doch an anderen stellen, welche dem Verständnis anstofs
geben, alle möglichkeiten der erklärung zu erschöpfen, gleich
von der ersten Strophe1 s. 3 heifst es, sie sei überflüssig und
der gedanke der zweiten strophenhälfle trivial, letzteres kann
ich nicht finden, dass bekümmerten menschen der augenblick
morgendlichen erwachens ihren kummer in greller deutlichkeit
vor die äugen stellt, ist eine richtige psychologische beobachtung,
wenn auch vielleicht nur für die auf ein erlittenes leid unmittel-
bar folgende zeit, aber kein gemeinplalz, und die entbehrlichkeit
ist kein giund zur ausscheidung. nur die metrische auffälligkeit,
welche R. auch hervorhebt, dass diese Strophe allein unter allen
anderen den reinen typus des viersilblers zeigt, verbunden mit
der beobachtung, dass sonst solche ganz abstracte andeulungen
des inhalts sprutto — tregnar idir und reflexionen wie die eben be-
sprochene in den Eddaliedern und ihren verwandten nicht vor-
kommen, geben vielleicht ein recht, die Strophe auszuscheiden,
obwol die metrische besondeiheit im anfang des gedichts in dem
gebrauche der metrischen runeninschriften ihre analogie hätte,
welche gerade im anfang gern einen dreisilbigen vers setzen,
s. Rrate Antiqvariek tidskrift für Sverige 10,307. — die aufreizende
rede Gudhruns ist jedesfalls unvollständig, es fehlt der in der
parallelerzählung, Gudhrunarhvöt str. 3, vorkommende hinweis
auf Gunnarr und Högni , den ihr Hamdhir in den Hamdhismal
1 ich citiere nach Bugges Eddaausgabe.
• RAMSCH ZUR KRITIK UI\D METRIK DER HAMblSMAL 121
str. 6. 7 wie in Gudhrunarhvöt str. 4 als unpassend vorhält, des-
halb ist es sehr mislich, in dieser verstümmelten rede Gudhruns
eine slrophe als den Zusammenhang störend auszuscheiden, wie
dies R. mit str. 5 tut, s. 5. wir kennen eben diesen Zusammen-
hang nicht, auch auf die breite ausführung dieser klagerede
darf man sieh nicht berufen, sie kehrt in str. 20 bei der vir-
tuosen beschreibung von Jörmunrekks trunkener Zuversicht wider.
— auch str. 8 soll unecht sein, R. s. 5, denn es werde hier Ham-
dhir ein gedanke in den mund gelegt, den später Sörli mit der aus-
drücklichen angäbe, er werde etwas neues sagen, vorbringt str. 9,
und der dem character Hamdhirs widerspreche; aufserdem sei der
vers 8, 4 schlecht pat vas per enn verra mit der allitteration auf
enn statt, wie es der sinn verlange, auf per. gleich das letzte aus
Rugges anmerkung stammende argument ist fraglich, es heifstS, 1 ff,
nachdem Hamdhir str. 7 seine mutter an Sigurdhs ermordung erinnert
hatte: Alla pöttiz pu slripa at Erps mordi
oc at Eitils aldrlayi: pät var per enn verra.
der letzte halbvers braucht nicht zu bedeuten: 'das war für dich
noch schlimmer als für Atli', es kann auch gemeint sein: 'das
war für dich noch schlimmer als für Atli'. — enn 'noch' wird
auch sonst zur einzigen allitteration verwendet, Havamal 46, 1,
Vegtamskvidha 8, 4. 10, 4. 12, 4. — dass Sörli einfach den ge-
danken Hamdhirs, die mutter bringe sich durch ihre rachbegier
nur selbst schaden, widerholte, nachdem er gesagt hat, str. 9, 5:
orz pikkir enn vant ycro hvdro,
wäre allerdings auffallend, aber ich glaube, die gedankenfolge
Hamdhismal 6 — 10 verglichen mit Gudhrunarhvöt 3 — 5 ist eine
andere als R. annimmt. Gudhrun wirft den söhnen vor, sie
seien nicht so tapfer als ihre brüder Gunnarr und Högni , sonst
würden sie die Schwester rächen, der gedanke ist Gudhru-
narhvöt 3 mit dem vollen ausdruck des familienstolzes und der
schwesterliebe ausgesprochen, darauf antwortet Hamdhir: diese
liebe zu deinen brüdern war übel bewaudt, einmal weil sie dir
deinen mann getötet haben, und dann weil du in deiner blinden
liebe zu ihnen eine so greuliche räche für ihren tod genommen
hast, eine räche, die dich noch mehr getroffen hat als ihren
mörder. die zweckwidrige räche an Attila wird von Hamdhir
nicht als eine Warnung, dass es ihr bei dem versuch, die tochter
an Jörmunrekkr zu rächen, ebenso gehen werde, angeführt, son-
dern als ein symptom ihrer unvernünftigen liebe zu den brüdern.
v eiche sie den söhnen als muster hingestellt hat. s. Völsungn
saga 1S4, 29 ed. Bugge: Litt lofadir pu Gvnnar ok Höyna, pa
er peir dräpu Siyurd, ok pu vart rodin i hans blödi, ok ülar
väru J)inar biadra hefndir, er pü drapl sona pina. — der satz,
mit dem Hamdhir seine rede schliffst, Hamdhisnial 8, 5 ff
svd scyldi hverr avprom verja lil aldrlaga
sverpi särbeito, at ser ne striddif,\
122 RANISCH ZUR KRITIK UND METRIK DER HAMJDISMAL
ist nicht eine warnung, welche nur den sinn haben könnte,
Gudhrun möge nicht bei dem versuche, die tochter an Jörmun-
rekkr zu rächen , das leben der söhne aufs spiel setzen , sondern
nur eine kritik der von Gudhrun für die briider au Attila ge-
nommenen räche , wofür auch der ausdruck verja sverpi sdrbeito,
was auf eigene handhabung des Schwertes hinweist, spricht, auf
diesen directen, gegen die mutter ausgesprochenen tadel beziehen
sich dann gut die worte Sörlis Hamdhismal 9, 3 vilkat ec vid
mdpur mdlom scipta. was dieser dann als neuen gedankeu den
von der mutter und dem bruder ausgesprochenen hinzufügt, ist
die prophezeiung, dass er und sein bruder bei dieser Unter-
nehmung den tod finden werden. — der gedauke, dass Gudhrun
in ihrem mafslosen rachedurst wider sich selbst leid bereiten
werde, liegt allerdings in den genannten Strophen, aber er wird
nicht bewust und absichtlich von den söhnen ausgesprochen,
sondern in kunstvoller weise von dem dichter dem leser, der ja
wie der dichter den verlauf der begebenheiten kennt, zum be-
wustsein gebracht. — den schluss aus dem character Hamdhirs,
dessen grofsem sinn es übel anstünde, noch von der tötung der
söhne Gudhruns und Atlis 'einiges auszuplaudern' und ihr 'mit
einer sentenz aufzuwarten', wird R. wol selbst nicht für zwiugend
halten.
Mit Grundtvig und Bugge stimmt dann R. in der ansieht
iiberein, dass str. 14 in der hs. mit unrecht zwischen str. 11
und 12 gesetzt worden sei. aber wenn man str. 14 nach 12
und 13 setzt, in welchen das gespräch Hamdhirs und Sörlis
mit ihrem bruder Erpr erzählt wird, so kann der dichter ein-
mal Erps replik in str. 14 nicht mittet qvap pat Erpr einu sinnt
einleiten, und dann passt die replik gar nicht. Erpr sagt
4, btilt er blaupom hol brautir kenna. das könnte doch nur ge-
sagt werden, wenu die bruder ihn vorher um den weg gefragt
hätten, einer Umsetzung, welche solche Schwierigkeiten künst-
lich erzeugt, ist jedesfalls die urkundliche Strophenfolge mit ihren
wenigstens überlieferten Schwierigkeiten vorzuziehen, diese lassen
sich aber, glaube ich, z. t. beheben, wenn man die präterita der
str. 14 als plusquamperfecla fasst. die bruder Hamdhir und Erpr
sind auf dem wege zu Jörmunrekkr. bevor nun der dichter ihre
begegnung mit dem dritten bruder Erpr auf der strafse erzählt,
greift er zurück, um die gereiztheit Hamdhirs und Sörlis zu er-
klären, welche sie bei dem anerbieten Erps, ihnen zu helfen,
an den tag legen. Erpr hatte nämlich bei einer früheren gelegen-
heit^ä — einu sinni, — natürlich als sie ihn um den weg fragten,
mit dem oben citierten beleidigenden ausdruck geantwortet und war
von ihnen dafür bastard genannt worden 14, 7 f: köpo harpan mjok
hornung vera. über die Verwendung des Präteritums als plus-
«(uamperfectum s. Lund, Ordföjningslsere §111 anm. 2, Wisen,
Ordfogningeu i deu äldre Eddau s. 64; s. auch Kormaks saga
RAMSCH ZUR KRITIK UND METRIK DER HAMpISMAL 123
ed. Möbius 3, 23 f. 21,22 — 24. dieses zurückgreifen der erzählung
und die dunkelheit der anspielung ist allerdings auffällig; aber
sie geben uns kein recht zur conjectur.
Dagegen behält R. str. 22 mit recht an der stelle, wo sie
die hs. überliefert hat, gegenüber Bugges versuch, sie umzu-
stellen. R. hätte Bugge nicht einmal das zugeben sollen, dass
'eine derartige episode mit einer sonst unbekannten und in
die handlung nicht eingreifenden person, die nur um eine be-
merkung zu machen auftrete', wenig wahrscheinlich sei. neben-
personen kommen ja sonst in Eddagedichten auch vor, s. Geitir
in der Gripisspa, die magd in der zweiten Helgakvidha Hundings-
baua, der hirt in Skirnismal, die frau in der Hymiskvidha, und
dass ihre worte eine blofse bemerkung enthalten sollen, ist nicht
wahrscheinlich, sie richtet ihre worte an mang penna, das kann
nur einer der brüder, Hamdhir oder Sörli sein, wahrschein-
lich ist vorher eine Strophe ausgefallen , in welcher die ankunft
der brüder vor dem königsschlosse Ermanarichs erzählt worden
war. Hrodhrglödh, wer immer sie war, sah von dem schubfenster
aus, s. Cleasby-Vigfusson hledi, hleri, die kommenden und warnt
sie, indem sie ihnen die Unmöglichkeit vor äugen stellt, eine
solche überzahl zu bewältigen, ihre ersten worte sind allerdings
dunkel und sicher verderbt:
pviat pat (oder pvi) hetta at hlypigi myni.
ich vermute pd it pvi hcettida , at hlydigt myni
'ihr waget jetzt nicht etwas solches, das euch gelingen könnte.'
s. die notwendige conjectur pd it für das überlieferte pviat in
Gripisspa 37, 5. — die angenommene bedeutung von hlydigr,
-ugr ist allerdings nicht überliefert, aber bei der bekannten des
verbums hlyda nicht unwahrscheinlich, man könnte auch vor-
schlagen pd it pvi hcettid, at hlydigtki myni,
was mir aber wegen des hslichen hetta für das verständliche hcettid
weniger wahrscheinlich vorkommt.
Auch s. 26 f schützt R. unser gedieht gegen Bugges Vor-
schlag, ihm eine Strophe der Atlakvidha einzuverleiben, mit guten
gründen.
Richtig ist wol auch die Streichung der worte ä maurom 'zu
pferde' str. 10, 7, und die bemerkung, dass das anerbieten Erps,
den brüdern zu helfen wie ein fufs dem anderen, auf einem alten
Sprichwort beruhe, es muss weit verbreitet gewesen sein ; s. Böth-
lingk, Indische Sprüche 3, 320
sahdyena vind naiva kdryam kimapi sidhyati:
ekena caranendpi gatih kasya pravartate?
'ohne einen gefäbrten kommt kein werk zu stände: wer geht
auch mit einem fufsc allein?'
Eine Schwierigkeit oder dunkelheit ist nicht hervorgehoben,
auch nicht von Bugge Zs. f. d. pbil. 7, 401, warum die brüder
sich erst str. 16 rüsten, nachdem sie schon einen teil der reise
124 RAMSCH ZUR KRITIK UND METRIK DER HABlblSMAL
zu pferde zurückgelegt und Erpr getötet haben, man muss an-
nehmen, dass sie die kostbaren rüstungen, s. Völsunga saga 186, 1
(ed. Bugge), in einem packe bei sich gehabt haben.
Gut ist die beobachtung s. 26, dass in der parallelerzählung
Saxos von den hellespontischen briidern der conflict mit Erpr
angedeutet scheint, 414 ed. Müller, wenn auch ganz aus dem
persönlichen ins politische umgebildet: contigit autern, ut Hel-
lespontici, praedae partüionem acturi, magnam suorum manum pe-
culatus insimulatam occiderent.
Wien, mai 1889. Heinzel.
Orvar-Odds saga herausgegeben von RCBoer. Leiden, Brill, 1888. ni und
220 ss. 8°.
Wie der herausgeber im Vorwort selbst hervorhebt, sind die
Fornaldar sögur bisher stark vernachlässigt worden, obwol die
gemeingermauischen oder europäischen sagen und motive, welche
sie neben ausschliefslich nordischen enthalten, sie der aufmerk-
samkeit der nichtskandinavischen germanisten hätten empfehlen
können, um so erfreulicher ist es, dass dies jetzt anders zu
werden scheint, und der erste versuch, den nach Bugge Boer,
ein schüler Symons, auf diesem gebiete gemacht hat, ist so wol
gelungen und hat zu so schönen resultaten geführt, dass wir
nur den wünsch aussprechen können, es möge sowol er selbst
seine arbeiten auf diesem gebiete fortsetzen, als auch andere
jüngere gelehrte durch sein beispiel zu gleicher tätigkeit veran-
lasst werden, gerade für die germanische sagengeschichte ist es
ja von grofsem wert zu wissen , welche der verschiedenen fas-
sungen, in welchen die sagen oft vorliegen , die älteste sei, und
wie sich die anderen dazu verhalten.
In der beantwortung dieser fragen betreffs der Örvar- Odds
saga liegt auch das hauptsächliche verdienst von Boers ausgäbe.
in den Fornaldar sögur war u 159 die hs. A zu gründe gelegt
worden, eine nach Boers Untersuchungen ganz junge und inter-
polierte form einer recension, deren bester repräsentant, die
hs. M, selbst gegen die andere recension, deren eine hs. die For-
naldar sögur u 504 ff in einem kleiner gedruckten anhang bringen,
zurücksteht, in Boers ausgäbe stehen wie billig die texte von
M und S seite für seite einander gegenüber und die verschie-
denen Umformungen und interpolationen in den hss. der recension
als lesarten unter dem lext.
Die Untersuchungen über die hss. sind ausführlich und mit
reichlich abgedruckten belegen und vielen Verweisungen vor-
getragen, und das resultat ist aller Wahrscheinlichkeit nach
richtig; wenn auch wie in allen derartigen Untersuchungen einige
ORVAR-ODDS SAGA ED. BOER 125
c
dunkle puncte übrig bleiben, an einer stelle aber scheint die
Unklarheit durch den verf. hineingetragen, nachdem s. xvm anm.
bewiesen worden, dass die hss. ABE durch gemeinschaftliche
interpolationen und fehler in eine gruppe gehören, die in irgend
einem abhängigkeitsverhältnis zu der älteren und besseren redac-
tion von M steht , soll s. xxvi innerhalb ABE die nähere Zu-
sammengehörigkeit von AB dargetan werden, zu dem behufe
werden stellen angeführt, in welchen sich A zu B, E zu M stellt,
es sind meist stellen, in denen blofs nach dem Wortlaut zu
urteilen sowol AB als EM das richtige haben könnten; zb. 4,20:
svd er mer gefit — at ek vilda piggja af ydr nokkurn virdin-
garhlut AB, in EM dasselbe, nur svd er fallit statt svd er mer
gefit. wie zur entschuldigung dafür sagt Boer s. xxvn 'nur wenige
der besprochenen stellen wären an und für sich zwingend, die an-
zahl aber, die sich leicht vermehren lässt, entscheidet.' aber wenn
es wahr ist, was Boer hier voraussetzt, dass ABE eine durch
abweichungen vom ursprünglichen zusammengehörige gruppe und
von- einer mit M nahe verwandten abgeleitete gruppe bildet, so
müssen, vom zufall abgesehen, auch die an sich, d. i. dem Wort-
laut nach unverdächtigen stellen, in denen AB von EM abweicht,
als änderungen einer gruppe AB betrachtet werden.
Ein offenbares versehen ist die Verwertung der stelle 22, 21 ff
s. vii zum nachweis der gruppe MEAB gegenüber der hs. S.
Gudhmundr hat geträumt, dass ein bär um die insel Hrafnista
liege und die schiffe bedrohe. Sigurdhr sagt darauf in S:
pat er audscett , at dt/r petta er fylgja Odds, frcenda vdrs, ok
ülfhugr sä, er hann hefir d oss, — in AB heifst es: pat cetla ek,
segir Sigurdr, at hann (der träum) purfi litla rddning, Jjviat par
er per pölti bjarndyrit liggja svd grimmligt, at per pötti oll hdrin
horfa fr am dpvi, ok pü hugdir, at pat mundi sekkva skipunum,
pat se ek gleggt, at pat er fylgja Odds, framda okkar, ok muri
kann vera okkrreidr; ok muri pat vera ülfhugr sä, sem per pötti
at dgrit hefdi d okkr. die fassung der rede ist hier ausführ-
licher als in S, aber es ist nichts gegen sie einzuwenden, in
E fehlt gegenüber AB nur die anspielung auf die gesträubten
haare des baren und der satz ok muri hann vera reidr okkr, der
auch nicht unbedingt nötig ist, da Gudhmundr und Sigurdhr
ohnedies wissen können, dass Oddr durch ihre Weigerung, ihn auf
die fahrt mitzunehmen, beleidigt ist. also auch die fassung der
stelle in E gibt keinen anstofs. was M bietet, ist aber allerdings
unsinn, denn abgesehen von kleinen abweichungen hat diese hs.
nach dem satze at pat mun vera fylgja Odds, frcenda okkars noch
die worte pessi hinn störi bjorn statt des ok in AB, sodass der
träum von dem zornigen baren nicht eine hindeutung auf den
zornigen Oddr sondern auf den zornigen hären selbst enthält,
die stelle ist also nur als beweis für selbständige änderungen der
hs. M zu verwenden, die ja nach Boers Stammbaum s. xxxiv
126 ORVAR-ODDS SAGA ED. BOER
nicht selbst die vorläge von ABE, sondern nur nahe verwandt
mit einer verlorenen war, die er a nennt, aus der dann mittelbar
ABE geflossen sind. — ganz ähnlich verhält es sich mit der s. ix
angeführten stelle 40, 7 ff. auch hier haben AB zwar etwas
anderen Wortlaut als S, aber was sie bieten, ist ganz gut, und
könnte ebenso ursprünglich sein als S. — nur M hat durch Zu-
sätze, E durch auslassung etwas unsinniges hineingebracht.
Zur characteristik von S, s. xxiv, wären Cederschiölds be-
merkungen in der vorrede zu den Fornsögur sudhrlanda s. xciv
anm. 1 zu verwerten gewesen, aus denen hervorzugehen scheint,
dass die redaction S der Örvar-Odds saga durch die in derselben
hs. enthaltene Magus saga beeinflusst worden ist. auch eine ab-
weichung der hs. S vom ursprünglichen scheint es zu sein, wenn
statt der namen Gydja Gyda steht und die bezeichnung dieses
weiblichen Unholds als hofgydjan 180, 10 fehlt, es ist doch
sicher ein den tempelgöttinuen Thorgerdhr und Irpa — s. Detter
Zs. 32, 394 — verwandtes wesen, s. 179, 11, in M wird ihr
auch pfeileschiefsen aus jedem flnger zugeschrieben 180, 11. —
ebenso hätte Detters nachweis, dass die begegnung Odds mit
Jalkr ganz der Ketill hsengs, seines grofsvaters, mit Bruni ent-
spricht Zs. 32, 449 ff, Boers annähme, dass das abenteuer im
Bjalkaland schon sehr früh, vor der uns erhaltenen Überlieferung,
umgeformt worden sei, stützen können, aber Detters abhand-
lung wird Boer wol noch nicht vorgelegen haben.
Sehr eingehend hat Boer das Verhältnis der sevidrapa zur
saga behandelt und ist s. xvu zu dem resultat gekommen,
dass die saga ursprünglich nur lausavisur, in denen Oddr von
seinen taten spricht, im text gehabt habe, aber keine sevidrapa
am schluss, — nur die nachricht, dass Oddr eine solche gedichtet
habe, so in S. durch Zusammenfassung und interpolierung der
lausavisur, welche Oddr selbst spricht, sei dann eine sevidrapa
zu stände gekommeu und Oddr am schluss der saga als eine art
autobiographie in den mund gelegt worden, so in der gruppe,
deren repräsentant M ist. Boer hätte hinzufügen können: des-
halb wurden in dieser redaction Odds lausavisur, die zur sevi-
drapa benutzt wurden , im text ausgelassen, was notwendig war,
wenn nicht ein Widerspruch mit dem schluss vonM, 194, 13 ff,
dem sinne nach gleich dem schluss von S, 195, 6 ff, entstehen
sollte, en pö skal ek ädr yrkja kvcedi um cbvi mina. Sldan tekr
hann tu kvcedis sagt ja deutlich, dass Oddr erst jetzt jene verse
machte, die ihm in S schon im text der erzählung bei den be-
treffenden begebenheiten in den mund gelegt wurden.
Woher die lausavisur stammen, ob der sagaschreiber sie ver-
fasst oder vorgefunden habe, darüber gibt Boer keine entschei-
dung, s. xx hält er beides für möglich, aber wenn er sie
vorgefunden hat, so ist der daselbst ausgesprochene kritische
grundsatz nicht zu billigen, dass jener text den vorzug verdiene,
ORVAR-ODDS SAGA ED. BOER 127
c
welcher am besten zu den versen stimme, sie brauchen ja nicht
die einzige quelle für die erzählte begebenheit zu sein, der saga-
schreiber konnte sich an eine prosaische erzählung über dieselbe,
wie an ein par verse erinnern , die ihm auch darauf zu gehen
schienen, dabei können misverständnisse der verse unterlaufen
und Vernachlässigung der unterschiede, welche sich zwischen der
prosaischen und poetischen tradition finden; s. Anz. xiv 46.
Mir ist das Verhältnis der aevidrapa zu der saga nicht klar,
weil spuren einer solchen in zwei lausavisur des textes vorzu-
kommen scheinen, welche nicht in den vorhandenen text der
«vidrapa am schluss aufgenommen worden sind, wenn Oddr
bei dem kämpfe auf Samsey 98, 14 und Hervarar saga 302, 25
(Bugge) beim herannahen von Angantyrs berserkern sagt:
pä var mer ötti einu sinnt,
er peir grenjandi gengu of oskum
ok emjandi i ey stigu,
so passt seine ausdrucksweise für eine ausführlichere sevidrapa,
aber nicht für eine improvisation während des ereignisses selbst
— ok pd kvad kann stoku pessa Örv. s., pa quad Oddr Herv. s.
ebenso wenn nach den versen Hjalmars, in denen dieser die be-
fiirchtung ausspricht , dass er mit seinem freunde in diesem
kämpfe fallen, die berserker aber siegen und leben werden,
Oddr antwortet 99, 1 (s. Hervarar saga 305, 1):
En ek pvi at einu ordi hnekti:
peir munu i aptan Odin gista,
tölf berserkir, en vit tveir Ufa.
wenn auch at einu nicht klar und vielleicht verdorben ist, so
scheint doch der sinn der ersten zeile nur sein zu können: 'ich
w ies diese rede Hjalmars zurück.' Egilsson führt aus Sighvatr an
er knekkir pvi er allir mcela Corpus p. b. 2, 150 str. 9. die
Hervarar saga hat hier offenbar geändert: pvi mun ordi ansvor
veita. — auch str. 3. 4, s. 49, str. 11, s. 98, die in der sevidrapa
fehlen, könnten recht gut aus einer solchen stammen. — sollte
es demnach eine alte ausführliche sevidrapa gegeben haben, in
der art der Rrakumal, von der stücke in die episode vom kämpf
auf Samsey in die Herv. s. und Örv. s. gekommen seien, daneben
aus der Situation hervorgehende lausavisur knapperen stils im
munde Odds, welche letztere dann zu einer zweiten sevidrapa
vereinigt wurden?
In bezug auf das Verhältnis der genannten episode vom kämpf
auf Samsey in der Örvar- Odds saga zu dem entsprechenden ab-
schnitt in der Hervarar saga hat Boer zwei angaben meiner abhand-
lung über letztere saga, VVSB 114, 445 f berichtigt, auch die
redaction i der Hervarar saga weicht von der Örvar-Odds saga ab,
Boer s. xxxix, und plusstrophen der Hervarar saga gegenüber
der Örvar-Odds saga kommen in der episode vom kämpf auf
Samsey nicht vor, Boer s. xlii anm. nur in bezug auf Her-
128 ORVAR- ODDS SAGA ED. BOER
varar saga 303, 7 hat Boer mich misverstanden. es handelt sich
hier um keine Strophe, sondern um eine 'rede', welche die Her-
varar saga hat, die Örvar-Odds saga nicht. — aber seine polemik
gegen meinen versuch, die entstehung der sagengestalt vom kämpf
auf Samsey, wie ihn die Hervarar saga bringt, zu erklären, hat
mich nicht überzeugt, wenn wir einen bericht von Augantyrs
tod haben, nach welchem er mit seineu brüdern von Hjalmarr
und Örvar-Oddr im kämpf getötet wurde, bei einer zufälligen be-
gegnung, ohne das moliv, dass Angantyrr und Hjalmarr, der
geliebte lngibjörgs, rivalen in bezug auf Ingibjörg sind, Örvar-Odds
saga und Saxo 1,250 (ed. Müller), — dann einen zweiten, nach dem
Angantyrr mit seinen brüdern von Starkadhr getötet wird, der
den kämpf für den schlafenden Helgo übernommen hat, mit dem
motiv der rivalität — Helgo ist von Angantyrr, der wie er auf Helga
ansprücbe erhebt, herausgefordert worden, Saxo 1, 291 — , und
einen dritten , in dem dieses motiv mit der form des ersten in
der weise verbunden ist, dass Angantyrr als Hjalmars neben-
buhler bei Ingibjörg diesen zum kämpf herausgefordert hat, Her-
varar saga, — so ist die annähme, dass die dritte form eine conta-
mination der ersten und zweiten sei, das nächstliegende, dass
einem beiden zwei todesarlen zugeschrieben werden, verschlägt
doch nichts, gibt es doch sogar eine gestalt der Siegfridssage,
nach welcher dieser durch Dietrich von Bern im rosengarten fällt,
und auch die ganz ungewöhnliche form des verabredeten kampfes,
Angantyrr mit elf brüdern gegen seinen rivalen Hjalmarr und
dessen freund Örvar- Oddr, in der Hervarar saga, spricht dafür,
dass der kämpf ursprünglich eben kein verabredeter, keine holm-
ganga war. wenn in der Örvar-Odds saga, welche, wie ich glaube,
die älteste form des kampfes auf Samsey erhalten hat, bestimmte
Verabredungen über die gegenüberstellung der gegner unmittelbar
vor dem kämpfe getrolfen werden, so beweist dies nicht, wie
Boer s. xlvii will, dass der kämpf ursprünglich folge einer aus
rivalität ergangenen herausforderung sei, sondern ist bei der
grofsen überzahl auf einer seite doch nur natürlich, das gegeu-
teil wäre üdrengiliga gewesen, s. Örvar-Odds und Hjalmars erste,
feindliche begegnung, bei der dieser von seinen 15 schiffen 5 zu-
rücklässt, um auch nur 10 zu haben wie sein gegner, s. 63, 14.
Boer glaubt s. xlvui auch den grund gefunden zu haben,
warum der verf. der Örvar-Odds saga das von ihm vorgefundene
motiv der rivalität beseitigt habe, 'er wollte die taten Odds er-
zählen, aber je genauer er die überlieferten einzelheiten des
kampfes auf Samsey mitteilte, desto mehr hätte Oddr in den
hintergrund treten müssen; er liefs daher die Veranlassung des
kampfes fort.' Hjalmarr erweckt auch nach der darstelluug der
Örvar-Odds saga in dieser episode viel stärkeres interesse als
Örvar-Oddr, ebenso wie in der Hervarar saga. es beruht in dieser
aber nicht darauf, dass Hjalmarr von seinem nebenbuhler getötet
ORVAR-ODDS SAGA ED. BOER 129
wird, sondern wie in der Örvar-Odds saga auf dem tode des
liebhabers, der von dieser weit scheiden muss, ohne in den
besitz der geliebten gekommen zu sein, hätte der verf. unserer
saga seinem beiden das ungeteilte iuteresse des lesers bewahren
wollen, so wäre es ihm ja leicht gewesen, das gespräch Örvar-
Odds mit dem sterbenden freunde und den todesgesang dieses
zu unterdrücken, aber eine solche ausschliefsliche concentrierung
des interesses auf den helden ist gar nicht princip weder der
isländischen noch der mythischen sagas. schliefslich was für
einen grund hätte Saxo, für den Oddr doch nur eine nebenfigur
ist, 1,250 gehabt, das motiv der rivalität wegzulassen, wenn er
es vorgefunden hätte? seine darstellung beruht ja nicht auf
unserer Örvar-Odds saga.
Die Strophenordnung in Hjalmars todessang weicht in der
Hervarar und Örvar-Odds saga ab. Boer hat meiuer meinung
nach recht, wenn er die Ordnung der Hervarar saga im grofsen
und ganzen verteidigt, aber die Strophen 7 und 8 der Hervarar
saga (== 23.26 der Örvar-Odds saga) dürfen nicht, wie er will,
getrennt werden, nachdem Hjalmarr auf Odds frage in Strophe 6
(Örv. s. 17) gesagt hat, dass er zum tode verwundet sei, beginnt
er eine art aevidrapa. den anfang macht in der Herv. s. 7 (Örv.
s. 23) sehr passend die erwähnung seines grofsen besitzes in der
heimat, der ihm keinen genuss gebracht habe, darauf nun Herv.
s. 8 — in der Örv. s. durch verse und prosa getrennt 26 — eine
Strophe, die in letzterer lautet:
Drekr mep jofre jarla menge
ol glaplega at Uppsolom;
meper marga mungdt fira,
enn mik eggja spor i eyjo pjd,
in der Hervarar saga dagegen:
Drecka i havllu huskarlar miod
meniom gofger at mins favdr;
mcepir marga mungat fira,
enn mik eggja spor i ey pja.
Bugge sagt zwar Herv. s. 308, 24 f, dass die erste slrophenhälfte
nach der lesuog der Örv. s. vorzuziehen sei, da Hjalmars vater sonst
nirgends in der saga (d. i. weder der Herv. noch der Örv. s.) vor-
komme, aber da die fraglichen zwei langzeilen nicht durch ver-
dernis der lesart von Örv. s. ihre in der Herv. s. überlieferte
gestalt bekommen haben können, so spricht die erwähnung eines
sonst in der Überlieferung beider sagen nicht bekannten um-
standes gerade für die echtheil der lesart der Herv. s. denn
eine absichtliche änderung derselben in die lesart von Örv. s.
begreift sich sehr leicht, siehe die in Örv. s. vorhergeheude prosa,
wo von Uppsala die rede ist, das umgekehrte aber gar nicht.
Hjalmarr spricht demnach in den Strophen 7 und 8 Herv. s. (Örv.
s. 23. 26) von seiner heimat, seinem besitz und der halle des vaters
A. F. D. A. XVI. 9
130 OnVAR-ODDS SAGA ED. BOER
und geht erst in Strophe Herv. s. 9 (Örv. s.20) zu den erinnerungen
an Uppsala oder Sigtunir und an die schwedische Königstochter,
seine geliebte Ingibjörg, über.
Auf einige hübsche beobachtungen Boers will ich nur flüchtig
hinweisen : dass die redaction S die Heimskringla benutzt habe
s. xxiv, dass die saga aus Norwegen stamme s. xxxvir, dass die
saga von Örvar-Odds grofsvater Retill hsengr von eiufluss auf die
saga des enkels gewesen sei s. xxxvm, für welche annähme eben-
falls der oben erwähnte aufsatz Detters eine stütze gewährt usw.
s. xlv werden spuren der poetischen grundlage für die prosa
der Hervarar saga in der episode vom kämpf auf Samsey nach-
gewiesen, s. xxxiv sehr treffende parallelen aus anderen sagen
beigebracht; einiges wäre hierzu auch in meiner Beschreibung
der isländischen saga, Wiener Sitzungsberichte 97, zu finden
gewesen.
Die Orthographie des textes ist, wie Boer sagt s. l, nach
hss. der 2 hälfte des 13jhs. geregelt worden, aber wie stimm!
es dazu, wenn e und ce geschieden werden? — der text ist sorg-
fältig gearbeitet und der Variantenapparat, so weit man ihn con-
trolieren kann, zuverlässig, nur ist es inconsequent, dass die
sevidrapa als besonderes stück am ende steht, statt unter dem
text in den lesarten von AB s. 195 ff. — im einzelnen möchte
ich nur folgendes bemerken.
53, 9 ok i midjum ßotanum var dreki mikill ok glcBsiligr
med gyltum ho f 'dum ok allr lyrbyrdr fyrir ofan sjd. zu lyrbyrdr
findet sich s. 209 eine anmerkung, in der die Vermutung aus-
gesprochen wird, dass lyr der name des fisches gadus pollachius
sei und das compositum bedeute 'dessen bord mit fischfiguren
verziert ist.' es ist gewis hlyrbirtr zu lesen 'stained on the bows."
103, 13 Hvarfk frd ungre Iugebjorgo
— skjött repom pat — d skapa dögre ;
1. repom statt repom.
135, 9 Ögmundr bittet in einer Strophe Geirrödhr ihm zu
hilfe zu kommen
Beip ek Geirrop med göda hylle,
kappa enn slersta, koma mer at bjarga.
es ist doch jedesfalls beipe gemeint, wie A hat (beidi). wenn die
elision ausgedrückt werden soll, so wäre es besser beipek zu
schreiben.
139, 24 kerling mcelti: pat vildi karl minn, at pu bidir
hans henna. 1. bidir statt bidir.
169, 4 konungsdöttir gekk pd brdtt i braut ok Hdrekr med
henni, en pau hofdu pö eigi at Itafz um kveldit, jpviat allan peira
kvedskap ok sameign hofdu pau ristit d speldi. diese worte stehen
nach dem trinkkampf "des am hof Herraudhs noch unbekannten
Örvar-Odds mit Sigurdhr und Sjolfr, bei welchem Oddr viele
lieder von seinen taten vorgetragen hatte, die königstochter und
OBVAR-ODDS SAGA ED. BOER 131
c
Harekr haben ein Interesse zu erfahren, wer der fremdling ist;
s. 157, 8 konungr talar nü jafnan vid döttur sina ok vid Hdrek
ok bidr pau vis verda, hverr ßessi vetrgestr er. Pau köduz pat
gjarna vilja. wie kann der sagaschreiber also sagen, dass die
königstochter und Harekr bei dem wettkampf nichts getan hätten,
wenn sie durch ihre aufzeichnung von Odds Strophen aufklärungen
über seine person erhalten haben , die sie dem konig mitteilen
können? die stelle steht nur in S und hier hat die hs. auch in
der tat ein ekki nach eigi, das nur von Boer — mit unrecht —
gestrichen wurde, der ausdruck ist ganz wie 189, 3 Eigi hefdi
Kvillanus ekki athafz d medan, pviat svd segja menn, at or flygi
af hverjum hans fingri.
187, 24 par var ok mikill herr af Kirjalalandi ok Rafesta-
landi, Refalandi, Virlandi, Eistlandi, Lißandi, Vitlandi, Kürlandi,
Ldnlandi, Ermlandi ok Pülinalandi. statt Rafestalandi ist wol mit
derselben Sicherheit Tafestalandi zu lesen — land der Tawasten — ,
wie Karlungaland für Tarlungaland in der Thidhreks saga. — auch
Ldnland wird Samland sein, wie E hat.
Wien, februar 1889. Heinzel.
LlTTERATURNOTIZEN.
Flurnamen aus dem Schenkenbergeramte. von dr JJBäbler. Aarau,
Sauerländer, 1889. 55 ss. kl. 8°. — 'als die aargauische histo-
rische gesellschaft die vorarbeiten zur anfertigung eines flur-
namenbuches vornahm und die urbarien und grundbücher aus-
ziehen liefs', beginnt der verf. s. 3, 'übernahm ich das Schenken-
bergeramt [an der Aare, im gebiete der heutigen bezirke Brugg
und Aarau: s. 6] und wagte mich auch bald an den heiklen
versuch, die namen nach ihrer sprachlichen seite zu untersuchen.'
die grundlage bildeten (s. 5 f) ein von der Berner regierung nach
älteren aufzeichnungen 1564 angelegtes, 1625 und 1687 er-
neuertes haupturbar, dann fünf kleinere urbarien der nebengüter
aus der zeit von 1556 — 1779. bei der Jugend dieser aufzeich-
nungen und der dadurch notwendiger weise bedingten, vom verf.
auch selbst (s. 7) hervorgehobenen entstellung der namen empfahl
sich von selbst vorsieht und enthaltsamkeit in herstellungs- und
deutungsversuchen: zumal nach s. 54 der Aargau erst auf das
erscheinen seines urkundenbuches warten muss. leider hat sich
der verf. dies nicht genug vor äugen gehalten, und da auch
seine germanistischen kenntnisse mir nicht schwer zu wiegen
scheinen, würken seine aufstellungen in schwierigen fällen —
um es gelinde auszudrücken — nicht eben überzeugend, nur
ein par proben zur erbärtung. s. 4 werden Zilknslata Zezin-
uilare Zibroneswanga in ze lllenslata z' Ezinwilare z' Ibroties-
wanga zerlegt: es ist das auch in meiner engeren heimat bei
orlsnamenerklärern beliebte Verlegenheitsmittel (dem ich hier auf
9*
132 LITTERATURNOTIZEN
alemannischem boden mit einer art genugtuung wider begegne),
das erste glied zusammengesetzter Ortsnamen bildende, fremdartig
klingende personennamen durch annähme eines proclitischen ze
um ihren richtigen anlaut zu bringen, um der abwechselung
willen soll dann s. 85 der Zuzenweg, worin etwa die männliche
koseform Zuzo liegt, mit dem zeitworte znezen 'schwanken' ge-
bildet sein und den weg bedeuten, 'der über mehrere schwankende
bretterbrücken führt.' Steinbifs und Kniebifs werden s. 39, statt
auf bizen, auf bözen gebiuze bezogen, somit das nebeneinander
von knieböz steinböz : kniebiz steinbiz verkannt, vgl. DWB 5,
1426. — s. 41 bei besprechung der hanfröste in flurnamen
werden ahd. rozzen und rdzi für vvurzeleins genommen, s. 32
wird für den flurnamen Albis kaum statthaft das adj. el, gen. elwes
(Lexer 1, 537) angerufen und überdies in der sprachwidrigen
form 'ahd. elaw , mhd. elw' vorgeführt, s. 46 erscheint ein an-
geblich ahd. urmeizzo, das hinter dem flurnamen Urmis gesucht
wird, und ahd. meizzo soll 'holzschlag' sein: dass got. mait st.
neutr., mhd. meiz st. masc. ist, und urmeizzo als schw. masc.
höchstens 'holzschläger' heifsen könnte gleichwie urriutto (Gr.
2, 788), weifs der verf. offenbar nicht, auch den schönen namen
Loupmeisa (Gr. 3, 460) bringt er s. 47 auf meizan: z und s sind
ihm einerlei, wahrhaft erschrecklich aber ist s. 44 die erklärung
der flurnamen Italen Italenacker Itelbach Italenstalden Italenweg
Itenasana, die mit ausnähme des letzten allem anscheine nach nur
auf ital 'eitel' führen können, aus ahd. iwa 'eibe'. wie sich der
verf. dies vorstelle, verrät er ungescheut sogleich selbst, indem
er das urkundliche Itenasana in Ibenta-s-len(I) ruiniert. — maugel
an kritik zeigt sich auch in der ausgibigen benutzung des Ober-
deutschen flurnamenbuches von Bück und seiner willkürlichen
Wortschöpfungen, während der verf. die in den grundlegenden
werken Grimms, Schmellers, Weinholds (Alem. gramm.) ruhenden
schätze nicht zu heben weifs. die anordnung des Stoffes ist an-
fechtbar: im beginne nach Suffixen , später nach realien. ganz
überflüssig sind die eingestreuten exercitien im bereiche der ver-
gleichenden Sprachforschung: zumal dabei — besage einem, der
wie der verf. Kluges Etym. wb. zur hand hat — leistungeu mit-
unterlaufen wie s. 48 kalb = ka-leip! . . . ich möchte dem verf.
nicht weh tun; ich bekenne gerne, dass mich, den auf dem ge-
biete der bairisch- österreichischen namenkunde arbeitenden, in
seinem schriftchen einzelnes, zumal ins fach der Unterscheidung
alemannischer und bairischer alpensprache schlagende (s. 16 f
halde gegen bair. leite, s. 34 f matte gegen bair. wiese usw.) an-
gesprochen hat. aber im ganzen kann ich leider kein günstigeres
urteil fällen, als dass auch von ihm gelte, was von so vielen ver-
suchen dieser art: das wollen ist besser als das können. R.Müller.
Der plan von Goethes Faust erläutert von CECludius, Superin-
tendent a. d., pfarrer in Rhein in Ostpreufseu. Bremen und
LITTERATURNOTIZEIN 133
Leipzig, CEMüller, 1887. vii und 167 ss. 8°. 2,40 m.—
'Goethe hat in einer art Wahnsinn, dh. heiliger raserei, begeistert
von seinem plan, des ewigen ehre im Faust zu ver-
herlichen, schon den ersten, noch mehr aber so den zweiten
teil dieses Werkes seines ganzen lebens verfasst' s. v. ursprüng-
lich ist Faust gut, der satan betört ihn unsichtbar, sich der
magie zu ergeben s. 19. 'Faust will keinen vertrag mit ihm
schliefsen, aber er muss ihn schliefsen' s. 25. 'was Faust sündigt,
das tut er im vollsten Widerspruch mit seinem eigentlichen willen,
der rastlos auf das höchste gerichtet ist' s. 28. 'die möglichkeit,
gerettet zu werden, liegt für Faust in der alles denken über-
steigenden gnade gottes, die den Faust deshalb noch wird retten
können, weil er an nichts irdischem genüge findet und gern
das göttliche greifen möchte' s. 41. 'nach dem schluss des ersten
teils ist Fausts sache wie verloren' s. 43. aber 'Faust trägt in
der erinuerung an Margarete das Christentum als einen freilich
zuerst und sehr lang wie tot liegenden samen in seinem herzen'
s. 44. 'das erwachen Fausts gleich am anfaug des ersten actes
(tl. ii) ist nicht eine würkliche bekehrung zu einem neuen leben,
vielmehr das gegenteil, eine falsche, physische erneuerung' s. 160.
'im ersten act des zweiten teils ist die herlichkeit der altertums-
wissenschaft die Voraussetzung seiner umkehr ... die antike weit
ist eine arzenei für sein wundes herz und eine schule, durch
welche auch wir zu höherem leben gelangen sollen . . . Faust
hofft (durch sein versenken in die antike weit) aus der knecht-
schaft des Mephistopheles sich heraus zu winden' s. 59. denn
'Mephistopheles sagt, dass das heidenvolk ihn nichts angehe'
s. 58; sein anteil an Fausts taten im zweiten teil ist ein viel
geringerer als im ersten s. 81. 'die drei ersten acte des zweiten
teils zeigen uns, wie Faust das classische ideal in der kunst, in
der Wissenschaft und in seinem familienleben zu erreichen und
zu verwürklichen trachtet, dieses aber bringt für sich allein in
der kunst, ohne das Christentum, einen kunstwahnsinn hervor
(ende des 1 acts; vgl. s. 61 : Faust 'geisteskrank'), eine heilung
erfährt Faust durch Versenkung in die tiefsten ideeu des altertums,
aber es ist eine untergegangene weit der blofsen schatten und
Schemen, in welche er sich begibt' s. 104 f. 'der vierte act führt
Faust in politik und krieg hinein; der fünfte aber dahin, dass
er sein titanisches ringen in seiner eigenen, von ihm selbst ge-
schaffenen weise und weit verwürklicht' s. 114. 'es fällt uns gar
nicht ein, die geschichte Fausts im zweiten teil bis zu seinem
tode für eine würkliche bekehrungsgeschichte zu halten ... sie
ist die geschichte eines unbekehrten, der sich in seinem gott-
losen sinne nur noch immer mehr verhärtet' s. 121. 'Faust be-
kehrt sich in seinem letzten augenblick' s. 122. 'Faust sinkt wie
tot, vom schlage gerührt, hin. es erfolgt seine grableguug; doch
seine seele ist noch nicht entflohen, er ist also scheintot 1 es
134 LITTERATURNOTIZEN
kämpfen um seine seele die guten engel mit den bösen; dh. es
entsteht in ihm' der innere kämpf, der mit seiner bekehrung
endet' s. 166.
Das ist — verstehe ich recht — der Faustplan, der in
dieser 'schritt, trotz aller ihrer unvollkommenheiten ganz deutlich
vor den äugen aller gebildeten liegt' s. v. durch was für Inter-
pretationen der verf. seine auslegung stützt, belege ich mit
einem beispiele: 'das pentagramma (auf der schwelle der studier-
stube) bedeutet den namen Jesus, der den druden, weiblichen
alben, und allen bösen geislern den eingang verwehrt, der dichter
will also sagen, dass, wenn Jesus in dem herzen des Faust eine
geschlossene ligur gewesen wäre, wenn sein glaube an ihn nicht
einen kleinen mangel gehabt hätte, es dem Mephistopheles un-
möglich gewesen wäre, bis in sein zimmer (dh. in sein inneres)
zu dringen' s. 23 f. — nicht immer ward es dem verf. leicht,
eine solche 'bedeutung' zu finden, denn 'Goethe beweist sich in
dieser dichtung als ein würklicher geheimer rat erster klasse
darin, dass dieselbe nur von eingeweihten verstanden wird' s. 125.
erfreulicher weise gehört der verf. nach seiner meinung zu diesen,
er erkennt sogar, dass im Faust 'der minister Goethe innere
mission und practisches Christentum treibt, die christliche lösung
der socialen frage andeutet' s. 129; auch, dass Goethe den se-
mitischen character des Mephistopheles andeutet s. 159; auch,
Mass das ende des Faust, seine lutherische bekehrung, als das
ende des mittelalters und das hereinbrechen des reformatorischen
grundprincips von der rechtfertigung durch den glauben aufzu-
fassen ist' s. 160. kurz 'Goethe ist im Faust durchaus ein freund
der armen evangelischen, der wahren, echten christlichen kirche'
(im gegensatz zu der 'stolzen, reichen, hohen römischen') s. 121.
darum 'muss es die evangelische kirche als eine gnade gottes
preisen , dass ihr gröster dichter den segeu des evangeliums in
diesem seinem bedeutendsten , ohne allen zweifei gedankenvollsten
werk verherlicht hat' s. 155. sie ist dem dichterfürsten für die
abbildung 'der römischen hierarchie in der gestalt des erzbischofs-
erzkanzlers (erzschelms) zu grofsem danke verpflichtet, fühlt sie
sich dazu etwa nicht verpflichtet? nun, dann ist sie von Rom
schon besiegt' s. 165. wehe! wehe! B. Seuffert.
Schröder und Gotter. eine episode aus der deutschen theater-
geschichte. briefe Friedrich Ludwig Schröders an Friedrich Wil-
helm Gotter. 1777 und 1778. eingeleitet und herausgegeben
von dr Berthold Litzmann. Hamburg und Leipzig, Voss, 1887.
ix und 136 ss. 8°. 3 m. — die einleiluug dieser briefpublication
s. 1 — 33 leistet alles, was eine gute einleitung zu leisten hat.
sie unterrichtet bündig und bestimmt über das wesen und die
ziele Schröders und Gotters, die entstebung, den verlauf, den
zweck ihrer beziehungen. Litzmann entwirft klare Zeichnungen
und man sieht darnach der im vorwort angekündigten biographie
LITTERATURNOTIZEN 135
Schröders mit verlangen entgegen. L.s aufforderung, auch Gotter
möge einen bearbeiter finden, soll hier widerholt werden, um
so mehr als ich seine ansieht teile, G.s Stellung in der litteratur
sei misverstanden. ich habe mich längst gewundert, dass niemand
ihm ein genaueres Studium zuwendete. L. hat recht, man fürchtet
auch heute noch sich zu blamieren, wenn man nicht in Lessings
summarische Verdammung der französischen tragödie einstimmt,
vielleicht gewinnt aber jemand mut zur Überwindung dieses Vor-
urteils daraus, dass G. auch mit Goethe verkehrte: was tut man
heute nicht um Goethes willen?
In den briefen selbst kommt Gotter nicht zur geltung. Sehr,
ist der Verfasser sämmtlicher stücke, sein leben und seine interessen
beherschen den inhalt. er schreibt einmal, erhalte sehr viel auf
gute briefe. das sind nun die seinigen nicht eigentlich, dazu sind
sie zu knapp und gedrängt, auch wo er nicht tagebuchartige
notizen überschickt, diese machen den hauptteil aus, sie reichen
von mitte augusl 1777 bis april 1778. sie führen so recht in
das tätige leben Schr.s ein. das tägliche repertoir, das spiel
der truppe, die aufnähme der stücke und der Spieler beim publicum
bilden den inhalt; aber auch Schr.s privatleben. G. konnte mit
diesen berichten in der hand Sehr, von der theaterprobe zur
mahlzeit begleiten, seine tätigkeit, dramen für die bühne einzu-
richten, (allerdings selten bis ins innere) verfolgen und dann wider
mit zur kegelbahn oder zum tarockspiel gehen, endlich die auf-
führung des abends mit erleben, sich zu dem lustigen austern-
souper hinzuwünschen und gar nachrechnen, wie lange sein cor-
respondent schlief, die reiche fülle von oft nur andeutenden
nachrichteu war dem vertrauten G. allerdings besser verständlich
als dem jetzigen leser, aber der herausgeber kommt ihm mit er-
läuternden anmerkungen zu hilfe, die freilich sehr unbequem ans
eude jedes briefes gestellt sind; etwas angenehmer hätte es ihm
L. auch durch auflösung der kürzungen im brieftexte machen
können: mir scheint so genaue widergabe des Originals in solchen
fällen unnötig uud störend, aber auch wer nicht allen einzel-
heiten nachgehen mag, wird die bedeutende persönlichkeit des
briefschreibers überall spüren, inhalt und form zeigen energie
und tatkraft, das bühnenrepertoir und die Schauspielkunst zu
heben, komödianten und publicum zu erziehen, gerade die kunst-
lose, oft abgerissene ausdrucksweise, in welcher Sehr, unter dem
eindrucke des augenblicklichen erlebnisses erzählt und urteilt,
lässt überall die ernste Sachlichkeit des berichterstatters empfinden,
nirgends brüstet sich der mann, nirgends schwärmt er. er redet
nicht von idealen, er handelt, sie zu verwürklichen. wer nicht
weifs, dass in der zeit dieser briefe nichts geringeres als die
einbürgerung Shakespeares auf der deutschen bühne durch Sehr,
sich vollzieht, könnte meinen, in die alltagswelt eines fleifsigen
theaterdirectors zu sehen, eben das aber .zeigt Sehr, hier so
136 LITTERATURNOTIZEN
grofs, dass ihm die hochzielende arbeit und leistung ein so
natürlicher und selbstverständlicher teil seines lebens ist, wie das
spazierenfähren oder champagnertrinken, wir sind L. darum
dankbar für diese schlichten Urkunden aus einer so wichtigen
zeit deutscher theatergeschichte. B. Seuffert.
Monumenla Germaniae paedagogica hg. von Karl Kehrbach. bd. vi:
Die siebenbürgisch- sächsischen Schulordnungen, mit einleitung,
anmerkungen und register herausgegeben von dr Friedrich Teutsch,
prof. in Hermaunstadt. erster band 1543 — 1778. Berlin, AHof-
mann & cie., 1888. cxxxvm und 416 ss. lex. 8°. 15 m. —
Kehrbachs Sammlung greift diesmal in das gebiet der grofsen
deutschen Sprachinsel Siebenbürgens hinüber, alle Sympathie,
die wir diesem weit vorgeschobenen deutschen stamme entgegen-
bringen, der so zäh an seiner eigenart festhaltend fast ganz auf
seine eigenen kräfte gestellt war und gestellt ist, wird neu er-
weckt durch den überblick über fast dritthalb Jahrhunderte geistigen
lebens, den die zusammenhängende folge der deukmäler dieses
bandes gewährt.
Die wichtigsten anstöfse geistigen fortschrittes werden nicht
aus Deutschland nach Siebenbürgen gebracht, sondern die Deut-
schen Siebenbürgens holten sie sich selber von dort, in zweck-
bewuster Sorgfalt haben sie selbst den Zusammenhang mit den
geistigen bewegungen des mutterlantles aufrecht erhalten, haben
ihre eigenen leute auf deutsche Universitäten gesandt und durch
diese das neue, das sie brauchten, heimbringen lassen, die
männer, welche die schulen organisierten, die entwickelung des
Schulwesens draufsen nach Siebenbürgen hinüberleiteten, sind zum
allergrößten teile geborene Siebenbürger gewesen, und so ist es
wol noch heute.
Der allgemeine grundzug, der sich sehr bald an den clenk-
mälern aus jener zeit des 16 bis zum 18 jh. offenbart, ist der
aufseist enge Zusammenhang zwischen der schule und der evange-
lischen kirche des landes. in seinem grundgedanken schon mit
der reformation selbst nach Siebenbürgen übertragen, gewann
er eigentümliche form dadurch, dass schon in der vorreforma-
torischen periode die siebenbürgische kirche Sonderrechte besafs,
mit einteilung in mehrere capitel und collegialverwaltung der-
selben, dass in engem anschluss an diese Organisation die evange-
lische synode sich constituierte und die leitung der schulange-
legenheiten für sich in anspruch nahm, der weg zum geistlichen
amt gieng über das lehramt, der geistliche führte die aufsieht
über die schule, die wechselfälle in der geschichte der kirche
des landes greifen in die entwickelung und einrichtung der schule
über, das zeigt sich in allen denkmälern, bis zum ende des
Zeitraums: man vgl. die instruetion vom jähre 1765 für die
dreimal vorzunehmende schul -Visitation, um den vollen einfluss
der geistlichen leitung zu ermessen (s. 286 ff).
LITTERATURNOTIZEN 137
Es war ja natürlich in der läge des landes, in der art, wie
sein eigenes Schulwesen unter den von Deutschland heimgebrachten
anregungen sich entwickelte, begründet, dass wesentliche einflüsse
nicht umgekehrt von hier aus auf den fortschritt des Unterrichts
im mutterlande ausgiengen. die veröffentlichten denkmäler dienen
daher in erster linie zur geschichte des Unterrichts und zum
guten teil auch des kirchlichen lebens speciell in Siebenbürgen,
'es lässt sich', sagt der herausgeber in der einleitung zu den
Hermannstädter Schulgesetzen von 1598, s. xlvii, 'auch bei dieser
Schulordnung nachweisen, was im gesammten geistigen und kultur-
leben des Sachsenvolkes zu tage tritt, dass alle Wellenschläge, die
das leben in Deutschland bewegen, nach einem bis zwei menschen-
altern auch hier, wenn auch zuweilen stark abgeschwächt, ihre
ringe werfen.' viel selbständiges — mehr als später — tritt
dabei in den ersten Zeiten nach einfübrung der reformation zu
tage: die merkwürdigen einrichtungen des magistratus puerorum,
in denen Teutsch 'ein abbild der demokratischen volksverfassung'
sieht, 'die von anfang an im sächsischen volk heimisch war'
(xxi) — nähere nachweisung wäre hier erwünscht gewesen — ,
die unentgeltlichkeit des Schulbesuchs (4), ja es sollen aus den
einzelnen dörfern talentvolle schiiler, die den dortigen Unterricht
ausgenossen, auf öffentliche kosten in die Stadtschulen geschickt
werden (ebenda, a. 1547) ua. starke aufnähme des humanismus
zeigt sich in den arbeiten des Honter und Val. Wagner (von dem
auch eine tragödie Amnon incestus, Coronae 1549); man vgl.
auch die bestimmung der Schulordnung des Honter 1543: Co-
moediae duo semper institutae habeantur nee aliquis majorum ab
officio personae comicae sit exemtus (7). unter den späteren
denkmälern sind von allgemeinerem interesse jene, in denen sich
die aufnähme der bestrebungen des Comenius, dann des Hal-
lenser pietismus zeigt, von den ersteren verdient des Marcus
Fronius Consüium de schola (1704/5) besondere hervorhebung:
Sprachstudien stellt er unter die mittel: discendae sane linguae
sunt , atque . . . vernacula praeeipue . . verum . . ad usum propter
usum. falhintur, qui eruditionem latinitate methmtur, qui et plu-
rium linguarum cognitione, falluntur. . . in realibus principalibus-
que diseiplinis habitemus ideo et consenescamus (s. 108). freilich
versteht er unter den reales diseiplinae anderes als wir.
Für die geschichte des deutschen Unterrichtes im besonderen
ist aus der reihe der denkmäler wenig zu gewinnen, er knüpft,
wie wir auch sonst durchgehend beobachten , an das übersetzen
aus dem lateinischen an (vgl. s. 87, a. 1650). die Anführung
zur lateinischen spräche (c. 1730) geht unmittelbar vom deutschen
aus und prägt zuerst die deutschen flexionsformen ein. erst in
der Hermannstädter Schulordnung (1756 — 58) wird in der rhetor.
altera s. 189 doch auch schon zu einem rein teutschen ungebun-
denen torirag angeleitet, nach Mosheim, in der poesis superior:
138 LITTERATURNOTIZEN
zu einem geschickten gebundenen deutschen Vortrag und zwar in
absieht auf die theorie nach Arnolds Unterricht, in absieht auf
die praxin nach Geliert und Haller. nach der Kronstädter Schul-
ordnung von 1768 wird (s. 319) in der classis teutonica, welche
sonst von den lateinischen classen abgesondert , in der Ordnung aber
die dritte ist . . . in absieht auf das gemeine leben Unterricht im
brief schreiben erteilt.
Interessant ist in der pflege des deutschen ein in den Schul-
ordnungen selbst vorgesehenes nebeneinanderlaufen in hochdeut-
schem und sächsischem ausdruck. Fronius hatte im Consilium
als notwendige kenntnis bezeichnet (109): legere atque scribere.
utrumque rede praestare artis est, eoque apud nos majoris, quod
quae Germanice scribimus, Saxonice legimus, imo interpretamur,
rarique id agimus . . . sine sphalmate, rati dialectum nostram
corruptam esse, und die Schulordnung 1768 s. 320 lässt die bibel
an zwei tagen der woche in der muttersprache , an zwei anderen
hochdeutsch lesen.
Die arbeit, die der herausgäbe und erklärung dieser denk-
mäler gewidmet wurde, ist eine sehr sorgfältige und zuverlässige,
insbesondere erhält man den eindruck, dass die auf sie bezüg-
liche siebenbürgische litteratur in aller erreichbaren Vollständigkeit
ausgenützt ist; und dieselbe ist sehr umfangreich, die 'historisch-
kritische einleitung' orientiert über ort und zeit, überhaupt über
die geschichtlichen Voraussetzungen , die zum Verständnis nötig
sind, sie behandelt jedes denkmal einzeln, manche widerholungen
musten dabei eintreten und das bedürfnis nach einer zusammen-
bängenden vergleichenden darstellung drängt sich dem leser auf.
insbesondere wäre eine wenn auch kurze characterisierung der
verschiedenen arten von schulen, die das land besafs, erwünscht
gewesen, das material dazu liegt in den denkmälern selbst sehr
zerstreut vor; manches eigentümliche muss in dieser beziehung
bestanden haben, wenn zb. eine gewöhnliche dorfschule alle kinder
lesen und schreiben lehrt, daneben noch den meisten jungen, neben
den lateinischen lectionibus auch eine griechische fürlesen soll, diesen
ist auch verboten , unter einander deutsch zu reden (Kreuzer
schulrecbt von 1593, s. 33 ff), auch klosterschulen muss es vor
einführung der reformation wol gegeben haben — dagegen Teutsch
s. iv — : sollte darauf nicht die stelle des Honterus s. 4 weisen:
ubi scholarum capacitas studiosis non sufficit, monasteria trans-
ferantur in eum usum, ad quem primo sunt instituta? — die
Schreibung der deutschen texte ist in ähnlicher weise normalisiert,
wie es Koldewey MGP i getan hat. vgl. dagegen Anz. xiii 124 f.
Für den 2 bd. stellt der verf. die Schulordnungen bis auf
die neuere zeit in aussieht, dann ein Verzeichnis sämmtlicber in
Siebenbürgen bis 1850 gedruckten und an den sächsischen schulen
gebrauchten Schulbücher, er wird auch das register entbalten.
Joseph Seemüller.
zur kaiserchroinik 139
Zur Kaiserchronik.
ß| Die Kaiserchronik erzählt v. 4867 ff, dass Vitellius den
kaiser Otho töten lässt, mit ihm 50000 anhänger. von den
verwandten Othos vertrieben belagert er Rom. Odnatus erbietet
sich vor dem senat, die Stadt zu befreien, er verabredet sich
mit 12 gefährten und geht ins lager, um den kaiser zu töten,
aus Unkenntnis ersticht er den herzog Riomus. Odnatus wird
ergriffen , zum tode verurteilt und nach dem gründe seiner tat
gefragt, er weigert sich, die sache aufzuklären, bevor man ihn
nicht zu einem feuer geführt habe, in dem er sich reinigen
müsse, man gewährt ihm die bitte, er hält die hand ins feuer,
bis sie abgebrannt ist. dann tritt er vor den kaiser und ent-
deckt ihm alles, seiue band hat er bestrafen wollen:
ich solde cid mite dich haben erslagen.
nti hdn ich unrehte gevarn,
min haut hat mir gelogen,
da mite hin ich betrogen,
min hant ist mir worden meineide.
von rehte wart iz ir ze leide.
Vitellius gerät in furcht und schliefst mit den Römern einen
Waffenstillstand, nach dessen ablauf er erschlagen wird.
Man hat von je her erkannt, dass hier die geschiente des
Mucius Scaevola vorliegt, die abweichungen von der antiken
Überlieferung sind: 1) das attentat richtet sich nicht gegen einen
auswärtigen feind, sondern gegen einen tyrannen, der durch
hinrichtungen das volk wider sich aufgebracht hat. 2) mit dem
beiden der erzählung verschwöreu sich 12 männer. 3) die haud
wird verbrannt, nicht um eine probe der staudhaftigkeit zu geben,
sondern weil sie nicht den richtigen getroffen hat.1
Dazu stimmt auffallend eine relation in einem connnentar
zu den prologen des hl. Hieronymus zur Vulgata. der com-
mentar steht im cod. 2732 der Wiener k. k. hofbibliothek hinter
den Salzburg- Monseer glossen. die Tabulae erwähnen ihn mit
keinem wort, die schritt ist wie die des ganzen codex aus
dem 10 jh. der commentator bemerkt fol. 156b z. 5 ff zu den
worten des Hieronymus in flammam mitto manum (in lsaiam)
folgendes:
i. in emulorum detractionem opus met; translationis inmitto,
et est tractum ab historia. Silla romanus consul crudelissimus
fuit, qui omnes romanos nobiles scriplis nominibus suis interßci
iubebat. Contra quem xn uiri coniuralionem fecerunt et cum unus
eorum uoluisset eum oeeidere , cinnam qui iuxta eum sedebat , Ulms
malitif; conplicem pro eo oeeidit ignorans quis eorum esset silla.
At ille sciens sillam euasisse manum mitlens in flammam dixit:
pereat manus isla que in feriendo errauit, et tamdiu manum in
1 diesen ziij? hat allerdings schon Anrelius Victor: hoc suppUcii a
rea exigens, quod in caede peccasset.
140 ZUR KAISERCHROMK
flamma tenuit, quoadusque eam liquefactam cerner et. Silla autem
hoc uidens interrogauit enm quot in iuratione fuissent. Cumque
ille xii contra eum conspirasse diceret, silla tremef actus fugit et
romam reliquid.
Die 3 oben verzeichneten puncte finden wir auch hier; dass
nach der Kaiserchr. Odnatus mit 12 gefährten sich verschwört,
während die lat. prosa im ganzen 12 teiluehmer an der Ver-
schwörung annimmt, wird niemand als grofse Verschiedenheit auf-
fassen, der antiken Überlieferung steht die Kaiserchr. in so fern
näher, als sie den mordversuch in einem feldlager vor der Stadt
geschehen lässt, wovon die lat. prosa nichts weifs; dafür lässt
diese Sulla aus angst von Rom fliehen, während die Kaiserchr.
den sonderbaren schluss bietet, dass Vitellius zwar um frieden
bittet , aber trotzdem während der dauer desselben als kaiser
herscht. M. H. Jellimek.
Erwiderung.
Die besprechung meines buches über Johann Elias Schlegel
durch JRentsch Anz. xv 347 ff enthält eine reihe tatsächlicher Un-
richtigkeiten und ungenauigkeiten.
1) es ist unrichtig, dass ich eine flugschrift gegen Sardou
veröffentlicht habe; das ist niemals geschehen.
2) es ist unrichtig, dass ich eine weitere flugschrift 'zur
empfehlung' der jüngsten deutschen dichterschule verfasst habe,
'zur kritik' derselben muss es heifsen. aufs schärfste verurteile
ich die unreife jener schule; eins ihrer hauptwerke nenne ich
'eine mischung von brutalität und Sentimentalität', über ein
anderes urteile ich: 'schmutz verkommt im schmutze', selbst an
dem begabtesten Vertreter dieser richtung rügt mein (vor zwei
Jahren geschriebener) aufsatz 'kraftrenommage und Überschwang,
breite, überschuss der tendenz über die poetische gestaltung,
heinisierende selbstironie.' ich ermahne diese dichterjünglinge,
'mit Selbstzucht energisch an sich zu arbeiten', und fasse mein
in einzelnen ihrer werke allerdings 'fruchtbare keime' anerken-
nendes urteil in die worte von Gervinus zusammen: 'sie wollen
nichts werden; sie wollen jeder gleich etwas sein, sie meinen
es alle hübsch und gut, aber sie wollen nichts lernen!'
3) Rentsch bezeichnet es als 'phantasie', dass Schlegels vater
das opfer der Verfolgung von gewissen landadligen geworden sei.
ESchlegels Werke in 525 erzählt Job. Heinr. Schlegel: 'mein seliger
vater fand , dass es (den gestalten der Pracht zu Landheim) nicht
an originalen unter dem landadel fehlte, und dass diese charac-
tere insbesondere auf personen gedeutet werden konnten, mit
denen er . . . verdriefslichkeiten gehabt hatte.' Rentsch be-
hauptet: 'iu diese unglücklichen häuslichen Verhältnisse bringt
erst Seeliger licht.' dieser aber ideutificiert ausdrücklich (s. 152)
ERWIDERUNG 141
die landedelleute, von denen JHSchl. spricht, mit den domherren,
welche die amtsentsetzung seines vaters durchgesetzt hatten.
4) ebenso beruht der nächste Vorwurf auf einer tatsächlich
unwahren behauptung: 4dass Schi, sich in Leipzig zuerst aus
sachlichen und persönlichen erwägungen von Gottsched fern ge-
halten, aufmerksam die Schriften der gegner studiert und erst
im zweiten Studienjahre sich ihm genähert habe, wird (s. 26) be-
hauptet, nicht begründet.' ausdrücklich verweise ich auf den
von JHSchl. verfassten lebensabriss und auf eine aumerkuug
JASchl.s zu seiner Batteux-überselzung. an ersterer stelle (s. xixff,
besonders s. xxi) heifst es über den 1739 nach Leipzig gekom-
menen Elias: 'im jähre 1740 ward er mit dem prof. Gottsched
genauer bekannt.' und ASchi, berichtet (n3 516): 'mein sei.
bruder und ich setzten beide, sobald wir nur die academie be-
traten, den entschluss bei uns fest, bei dem sei. Gottsched keine
collegia zu besuchen, und das zwar, damit wir ihm keinen an-
lass geben könnten, uns für seine schüler zu halten.' ebenda 518:
'unter der anleitung meines sei. bruders . . . hatte ich bereits mit
Miltons Verlorenem paradiese, mit h. Bodmers buche vom wunder-
baren und wahrscheinlichen, mit h.Breitingers Krit. dichtkunst . . .
mich bekannt gemacht.'
5) Rentsch verwechselt die antike ortseinheit und die 'franzö-
sische handhabung' derselben,' um gegen mich zweimal (s. 351
und 353) den Vorwurf schiefer darstellung zu erheben, 'die
äufserliche abfindung' mit der regel von zeit und ort hat eben
nicht zum notwendigen gegensatz: 'er setzt sich über diese
schranken hinweg', sondern: er beobachtet sie würklich, findet
sich nicht nur äufserlich mit ihnen ab; und zwar geschieht dies,
wie ich (s. 44) direct voranschicke, 'unter dem einflusse der
Griechen' im gegensatz zur 'französischen technik'. ebenso wenig
ist mir, sondern dem herrn R. betr. des lotengespräches 'in
der hellen begeisterung ein misverständnis untergelaufen'; auch
hier spreche ich (s. 68) deutlich von dem 'kämpf gegen die
französische handhabung der ortseinheit' als einem gegenständ
des spottes seitens des von Schi, vorgeschobenen griechischen
dramalikers.
6) Bentsch macht ferner gegen mich geltend (s. 352), Schi,
habe sein schreiben gegen Mauvillon 'später selbst als waschhaft
verurteilt.' das gegeoteil davon ist der fall. Schi, citiert nur
mit leichter ironie gegen Bodmer dessen urteil über die epistel
(s. Stäudlin s. 32): 'weil ich, die Wahrheit zu gestehen, der Ver-
fasser des so genannten (das folgende in anführungszeichen !)
'waschhaften poet. Schreibens wider den herrn Mauvillon' bin'. —
mein buch verweist dazu (in anm.77) auf Bodmers Sammlung krit.,
poet. und anderer geistv. Schriften 5 st., s. 34 f. 'diese einzige an-
merkung herrn Mauvillons', heifst es hier, 'zernichtet auf einmal
das weitläuftige ge wasche einiger Verfechter des deutschen
142 ERWIDERUNG
witzes, . . . z. e. wenn es in dem schreiben an den verf. der
Beiträge h. Gottsched heifst . . .' (so war das schreiben gegen
Mauvillon betitelt!).
7) es ist unrichtig, dass Krüger schon vor Schl.s Geschäf-
tigem miifsiggänger das deutsche lustspiel 'aus dem buche ins
leben' geführt habe, der Gesch. miifsiggänger fällt ins jähr 1741
und erschien 1743, im selben jähr mit Krügers erstem lustspiel
Die geistlichen auf dem lande; die durchschlagenden werke Krügers,
Die kandidaten und Herzog Michel traten sogar erst 1748 bezw.
1750 ans licht.
8) für den (wie ich s. 133 sage: 'negativen') einfluss des
Hermann auf den Götz soll ich 'nicht genügende beweise er-
bracht' haben, ich verweise (antn. 109) auf Goethes eigenes
zeugnis.
9) Rentsch citiert den vorbericht zur Lucretia nur unvoll-
ständig; er übergeht ua. (Werken 4): 'dieses anstöfsige zeigte
sich hier so offenbar und in einem so hohen grade, dass die
hs. ungedruckt blieb und auch in der Deutschen Schau-
bühne keinen platz fand.' schon deshalb kann nicht an Gott-
scheds rednergesellschaft (der E. und ASchlegel anfangs nur bei-
traten, weil sie nichts mit der litterarischen tätigkeit Gottscheds
zu tun hatte, vgl. ASchi. s Batteux n3 516), sondern ausschliefs-
lich an seinen häuslichen kreis d. i. vor allem frau Gott-
sched gedacht werden, wenn von der prüfung der für die Schau-
bühne eingesandten manuscripte die rede ist. weiter: 'man
wollte die möglichkeit dieser (Schi. sehen) ideen kaum zugeben,
ohne sie ausgeführt zu sehen, und wenige wochen hernach ward
der gegenwärtige entwurf vorgezeigt.' wäre unter dem 'man'
jemand anders als Gottsched selbst zu verstehen, so wäre
der streit ja von vorn herein zu Schl.s gunsten entschieden ge-
wesen; auf den meister deutet doch auch unverkennbar der schul-
mäfsige ausdruck 'vorgezeigt'. Heinr. Schi, schrieb diese worte
1762, er spricht von Gottsched zu dessen lebzeiten stets mit
schonender Zurückhaltung in derselben allgemeinen form, eine
neue wissenschaftliche monographie, die nicht nur sclavisch ab-
schreiben will, hat dagegen das recht und die pflicht, an stelle
der allgemeinen hinweise die leicht erkennbaren bestimmten per-
sonen einzusetzen.
10) eine umkehrung der tatsachen ist es schliefslich, zu be-
haupten , dass ich 'das Verhältnis von Gryphius zu Shakespeare
durch das bild von der hauskatze und dem löwen klar machen
will', während Schi, 'ja beide etwa einander gleichstellt.' um-
gekehrt sage ich, Schi, habe Shakespeare noch nicht als
löwen, zunächst nur allgemein als sprössling des katzengeschlechtes
erkannt (s. 76): 'wir sind nun heute leicht geneigt zu lächeln,
dass Schi, allen ernstes Shakespeare gegen einen Gryphius ab-
misst; aber beweist es nicht einsieht genug, wenn einer, der
ERWIDERUNG 143
nur zahme haustiere kannte, beim ersten -anblick des löwen die
katze zum vergleich heranzieht?' Eugen Wolff.
Antwort des recensenten.
Zu 1) in der tat ein irrtum: die Sardouschrift stammt vtm
Bulthaupt und ist nur in den von Wolff und Berg herausgegebenen
Volksheften erschienen.
Zu 2) gegen dieses selbstlob halte man: Grenzboten 1889
heft 1 : Die jüngste schule.
Zu 3) der vater Schl.s, sagt Seeliger s. 151 f, 'vergafs die
pflichten seines amts' und beschäftigte sich 'mit Studien und der
landwirtscbaft; die klagen seiner vorgesetzten setzen dafür aller-
dings: somno , mero, allotriis, passionibus.' 'kurz, dem capitel
riss endlich die geduld, der syndicus wurde zunächst suspendiert,
dann . . . abgesetzt.' da war doch wol eher das Stift 'ein opfer'
seiner nachlässigkeit.
Zu 4) vollständig: '. . . mit dem prof. Gottsched genauer be-
kannt, den er bereits über die philosophie gehört
hatte.' ASchlegel lässt ihn gar keine collegien bei Gottsched
hören, Gottsched (Neuestes 1761, 901) will ihn 'in seinen poeti-
schen und oratorischen Vorlesungen und Übungen fleifsig und
eifrig gesehen' haben, das sind bedenkliche Widersprüche, vor
allem aber ist die Batteuxstelle eine trübe quelle, seit sie Danzel
s. 154 als eine sehr unedle, gegen Gottsched parteiisch gefärbte
darstellung erwiesen hat.
Zu 5) die Scheidung zwischen antiker und französischer orts-
einheit muste das buch selbst klarer hervorheben. — aber Beg-
nards Demokrit hält nicht einmal die französische äufserliche ein-
heit inne; denn das stück spielt erst in der wüste, dann im
königspalast. Schi, kämpft also hier nicht gegen die französische
handhabung der ortseinheit, sondern, wie vAntoniewicz s. lxx zu
der stelle richtig sagt, gegen die völlige 'aufserachtlassung der
einheit des orts.'
Zu 7) der Vorwurf trifft zunächst MKoch Zs. f. vgl. litteratur-
gesch. ii 3, den ich anführe.
Zu 8) Goethe (Leipziger theater), dem die aufführung des
Hermann misfallen hat, sagt: 'ich glaubte einzusehen, dass solche
stücke in zeit und gesinnung zu weit von uns ablägen, und
suchte nach bedeutenden gegenständen in der späteren zeit, und
so war dieses der weg, auf dem ich einige jähre später zu Götz . .
gelangte.' kann man da würklich noch von einem 'einfluss' des
Hermann auf Götz sprechen?
Zu 9) mein Vorwurf galt und gilt noch vor allem dem
novellistischen aufputzen schlichter quellennotizen. Danzel, wahr-
lich kein sclavischer abschreiber, hat solche histörchen nicht
für nötig gehalten.
144 ERWIDERUNG
Zu 10) das bild will trotz aller erklärung Dicht klarer UDd
geschmackvoller werdeo. J. Rentsch.
Berichtigung.
Meioe aogabe Adz. xv 187, Sarrazin habe in seinen Beowulf-
studieo s. 196 Sievers einen fremdliog auf westgerm. Sprach-
gebiete genannt, beruht auf einem misverständnis. R. Heinzel.
Preisausschreiben.
Der verein für hamburgische geschichte bestimmt einen
preis von 1000 mk. für den besten binnen 3 jähren im manu-
script eingereichten beitrag zur keuntnis des anteils Hamburgs
an der entwickelung der deutschen litteratur während der ersten
hälfte des 18 jhs.
Nähere bestimmungen.
1) in erster linie erwünscht ist eine gesammtdarstellung
des hamburgischen litteraturlebens von 1700 — 1750; doch werden
auch eingehende monographien über einzelne während dieses
Zeitraums in Hamburg besonders gepflegte litteraturgatlungen , so-
wie über einzelne namhafte, dieser zeit angehörige hamburgische
Schriftsteller berücksichtigung finden.
2) es wird erwartet, dass die einzusendenden arbeiten einer-
seits auf streng wissenschaftlicher forschuug beruhen und ueue
resultate von erheblichkeit zu tage fordern , andererseits nach form
und inhalt geeignet sind, das interesse weiterer kreise zu er-
regen.
3) die einzureichenden arbeiten dürfen zuvor weder ganz
noch teilweise im druck erschienen sein.
4) dieselben müssen bis zum 1 mai 1892 dem vorstand des
Vereins für hamburgische geschichte zugestellt werden.
5) die arbeilen sind anonym einzusenden und dürfen nicht
von der hand der Verfasser geschrieben sein, jedes manuscript
ist mit einem motto zu versehen, welches sich auch auf einem
beigelegten , den namen des betreffenden Verfassers enthaltenden,
verschlossenen couvert befinden muss.
6) den vom vorstand des Vereins für hamburgische geschichte
zu ernennenden preisrichtern steht das recht zu, den ausgesetzten
preis unter zwei gleich würdige bewerber zu teilen.
7) das eigeDtumsrecht an den eingesandten arbeiten bleibt
den Verfassern vorbehalten.
Etwaige anfragen werden erbeten unter der adresse des ersten
Vorstehers des Vereins, dr ThSchrader, Hamburg, Eilbeck, hinter
der landwehr 6/7.
Hamburg, den 9 april 1889. Der vorstand
DES VEREINS FÜR HAMBURGISCHE GESCHICHTE.
ANZEIGER
FÜR
DEUTSCHES ALTERTHUM UND DEUTSCHE LITTERATUR
XVI, 2. 3 MAI 1890
Verzeichnis der auf dem gebiete der neueren deut-
schen LITTERATUR IM JAHRE 1888 ERSCHIENENEN WISSEN-
SCHAFTLICHEN PUBLICATIONEN.
von Philipp Strauch.*
iA. Bibliographie. Sammelwerke.
Seemanns litt, jahresber. u. weihnachtscat. f. 1888. hg. unter mitwirkung
von CGehlert, ELehmann, MNecker, HReimann, ARosenberg,
OSeemann von KHeinemann. Leipzig, dr. des Bibliogr. inst. 160 mit
illustr. 8. [1
Continental literature, july 1887 to june 1888: Germany. Athen. nr3167
(RZimm ermann). [2
ßibl. der gesammtlitt. des in- u. ausl. mit je 1 dichterportr. Halle, Hendel. 8.
Bürger, Des frhrn vonMünchhausen wunderbare reisen u. abenteuerzu wasser
u. zu lande, vii, 61 (nr 233). — Claudius, Der wandsbecker böte, ein
blütenkranz aus seinen werken, nebst einem bilde seines lebens von JKeuper.
vi, 115 (nr205. 6). — Eichendorff, Aus dem leben eines taugenichts. 92
(nr 173). Gedichte, vm, 302 (nr 170 — 2). — Engel, Herr Lorenz Stark,
ein charactergemälde. 128(nr231). Der philosoph f.diewelt. 228(nr245.6). —
Feuchtersieben, Zur diätelik der seele. 110 (nr 263). — Goethe, Aus
meinem leben. Wahrheit u. dichtung. 674 (nr 186—91). Die mitschuldigen,
ein lustspiel in versen. 58 (nr 240). Die Wahlverwandtschaften, ein roman.
223 (nr 249. 50). — Ha rden berg, Heinrich von Ofterdingen. roman. 156
(nr 280.1). — Hauff, Der mann im monde, nebst der controverspredigt über
HClauren u. den mann im monde. vi, 220 (nr 221. 2). — Herder, Gedichte.
304 (nr 260 — 2). Legenden u. paramythien. 102 (nr 274). Stimmender
völker in liedern. gesamm., geordnet, zt. übers. 360 (nr 257 — 9). Über
den urspr. der spr. von der acad. der wissensch. zu Berlin im j. 1771 ge-
krönte preisschr. vm, 98 (nr 239). — Hölty, Gedichte. 128 (nr271. 2). —
Immerma nn, Tulifäntchen. com. heldengedicht. vm, 76 (nr209). — Kant,
Von der macht des gemüts, durch den blofsen Vorsatz seiner krankhaften ge-
fühle meister zu sein, ein schreiben an ChWHufeland über dessen buch
Makrobiotik. 38(nr247). — HvKleist, Michael Kohlhaas, eine erzählung.
95 (nr 192). — Körner, Die gouvernante. eine posse. Das fischermädchen.
ein lyr. drama. Der 4jähr. posten. Singspiele. 54 (nr 220). — Lessing,
Philotas. ein trauerspiel. 31 (nr264). — Ma tthisson , Gedichte, vi, 100
(nr 203). — Rabeners werke, ausw. mit einl. u. erläut. von AHolder.
ein beitr. zur kulturgesch. u. päd. des 18 jhs. xxvi,211 (nr217 — 9. —
Schwab, chron. s. 1241). — Schiller, Der neffe als onkel. lustspiel nach
dem frz. des Picard. 48(nr210). — AWvSchlegel, Romeo u. Julia. Schau-
spiel von WShakespeare. übers. 89 (nrl96). — Seume, Mein leben. 120
* mit freundl. Unterstützung von JßOLTE, IHIartmann, .IMeier, FMichel, JMinoii,
OI'niower, ThKkismann, MRiess, MRobdiger, ASaijer, I'Schlentiier, KScumidt, KSchok-
bach, SSchwarz, ThSiebs, LSteinmeyer , RMWkrnkh, IISWhite, AWohlwill, GWoi.fi-,
tfVV'Yss u. des germ. Seminars zu Wien.
A. F. D. A. XVI. 10
146 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IA
(nr 275). — Tiedge, Urania, ein lyr.-didact. gedieht. 118 (nr207.8). —
Weber, Democritos oder hinterlassene papiere eines lachenden philosophen.
4—9 bdehen. vi, 84. 112. 76. 66. 182. 152 (nr 184. 204. 34. 8. 65. 6. 82. 3). —
Zschokke, Das blaue wunder. Die weibl. stufenjahre. erzählungen. 56
(nr 236). Der tote gast, erzählung. 95 (nr 235). Die Verklärungen, er-
zählung. 92 (nr237). s. [254. [3
Bibl. der weltlitt. Stuttgart, Cotta. 8. Gries, LAriostos Rasender Ro-
land in 4 teilen, übers, mit einer biogr.-litterarhist. einl. von HFleischer.
teil 1—3. 332. 327. 348 (bd. 164. 8. 76). — Heines sämmtl. werke in
12 bden. mit einer biogr.-litterarhist. einl. von StBorn. bd. 8— 12. 272.288.
276.320.312 (bd. 165. 6. 9. 171. 5). — Herders ausgew. werke in 6 bden.
mit einer biogr.-litterarhist. einl. von JLautenbacher. bd. 1. 288 mit bild
(bd. 178). — Tieck, Ausgew. werke in 8 bden. mit einer einl. von HWelti.
bd.7. 8. 288.272 (bd. 161.3). — Voss, Homers werke in 2 bden. übers,
mit einer litterarhist. einl. von JLautenbacher. 402.274 (bd. 170. 4). —
Wielands gesamm. werkein 6 bden. mit einer einl. von FMuncker. bd.l— 4.
263. 228. 228. 299 (bd. 162. 7. 172. 7). [4
Classikerausg. f. den schulgebrauch. Wien, Holder. 8. Goethes u.
Schillers prosa. hg. von JPölzl. H, 152 (bd. 18). — Goethe, Egmont.
hg. von JPölzl. 2 aufl. v, 80 (bd. 11). Faust i. mit einer einl. u. anm.
vers. von HThHorak. 162 (bd. 19). Götz von Berlichingen mit der eisernen
hand. hg. von WToischer. 2 aufl. x, 100 (bd. 15). Hermann u. Dorothea,
hg. von JPölzl. 2 aufl. iv, 60 (bd. 1). Iphigenie auf Tauris. hg. von
JPölzl. 2 aufl. iv, 65 (bd. 5). — Herder, Der Cid. mit einl. u. anm. von
HLambel. 2 aufl. vm, 130 (bd. 16). — Klopstocks Oden [in ausw.]. mit
einl. u. anm. von ChWürfl. 2 aufl. xiv, 144 (bd. 17). — L es sing, Emilia
Galotti. mit einl. u. anm. von RDundaczek. 2 aufl. x, 78 (bd. 14). Laokoon.
hg. von JPölzl. mit 1 abbildung. 2 aufl. iv, 99 (bd. 7). Minna von Barn-
helm oder das soldatenglück. hg. von JPölzl. 2 aufl. v, 84 (bd. 3). Nathan
der weise, hg. von JPölzl. 2 aufl. v, 134 (bd.9). — Schiller, Die braut
von Messina oder die feindlichen brüder. hg. von JPölzl. 2 aufl. xiv, 86
(bd. 12). Die Jungfrau von Orleans, hg. von JPölzl. 2 aufl. v, 120 (bd. 8).
Maria Stuart, hg. von JPölzl. 2 aufl. iv, 130 (bd. 6). Über naive u. sen-
timentalische dichtung. mit einl. u. anm. von KTumlirz. 2 aufl. x, 100
(bd. 13). Wilhelm Teil. hg. von JPölzl. 2 aufl. iv, 106 mit 1 karte (bd. 2).
Wallenstein, hg. von JPölzl. 2 aufl. vi, 253 (bd. 4). — AWvSc h legel ,
Julius Caesar von Shakespeare, übers, hg. von JPölzl. 2 aufl. v, 76
(bd. 10). [5
D. nationallitt. lfg. 395— 461. bd. 81 — 99. Berlin u. Stuttgart, Spemann.
8. — Bll. f. litt, unterh. nr9. 18.35.52 (Boxberger). Revue critique nr 17
(Chuquet). Der kunstwart ljg. 21 stück (Lunge). Päd. bll. 17,363. [6
D. - österr. nationalbibl. hg. von HWeichelt. Reichenberg, Weichelt
(Berlin, Mecklenburg). 8. KEvEbert, Brunoy. Schauspiel. 80 (bd.48. 9).—
JFra nul vWeifsenthurn, Welche ist die braut! ein lustspiel. 79 (bd. 55.6). —
AGrün, Nibelungen im frack. ein gedieht. 44 (bd. 54). — FHalm, Der
söhn der wildnis. dram. gedieht. 2 aufl. 80 (bd. 20. 1). — CHerloss-
sohn, Maler u. kaufmann. novelle. 36 (bd. 57). — FRaimund, Der
barometermacher auf der zauberinsei. zauberposse. 51 (bd. 60). — JChvZ e d -
litz, Waldfiäulein. ein märchen. 80 (bd. 52. 3). [7
Graesers jugendbibl. Wien, Graeser. 8. Ha uff, Märchen i. Die karavane.
mit einl. u. anm. von HKny. 135 (bd. 1). — Hölty, Gedichte, mit einl. u.
anm. vonGWöckl. 87(bd.2). — HvKleist, Michael Kohlhaas, eine erzählung.
gesichtet u. hg. von OSloklaska. 127 (bd. 4). — Schwab, Doctor Faustus.
aus den deutschen volksbb. wider erzählt, gesichtet u. hg. von FProsch.
72 (bd.3). [8
Graesers schulausg. class. werke, unter mitwirkung mehrerer fachmänner
hg. von JNeubauer. Wien, Graeser. 8. heftl — 24. — Korrespondenzbl.
f. d. gelehrten- u. realschulen Württembergs 35,244. [9
Dieselben. HJvC ollin, Regulus. eine tragödie. mit einl. u. anm. von
BIBLIOGRAPHIE. SAMMELWERKE 147
HKny. vm, 84 (nr 32). — Goethe, Götz von Beilichingen mit der eisernen
hand. mit einl. u. anni. von LSmolle. 2 verb. aufl. xvi, 94 (nr 10). Hermann
u. Dorothea, mit einl. u. anm. von ALichtenheld. 4 rev. aufl. xvi, 61
(nr 2). Iphigenie aufTauris. mit einl. u. anm. von JNeubauer. 4 rev. aufl.
xiv, 66 (nr 1). Torquato Tasso. mit einl. u. anm. von JNeubauer. 2 rev.
aufl. xiii, 90 (nrll). — Lessing, Emilia Galotti. mit einl. u. anm. von
ARebhann. 2 rev. aufl. xiv, 73 (nr 16). Minna von Barnhelm oder das
soldatenglück. mit einl. u. anm. von JNeubauer. 4 unveränd. aufl. xn, 88
(nr 5). — Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua, mit einl. u.
anm. von JNeubauer. xix, 100 (nr33). Die Jungfrau von Orleans, mit
einl. u. anm. von HKny. 2 verb. aufl. xvi, 111 (nr 7). Maria Stuart, mit
einl. u. anm. von EMüller. 3 unveränd. aufl. xiv, 114 (nr 13). Wallen-
stein, mit einl. u. anm. von FBernd. lxiv, 255 (nr 30. 1). — AWvSch legel,
Julius Cäsar von WShakespeare. in der übers, hg. u. mit einl. u. anm. vers.
von JResch. 2 rev. aufl. 88 (nr 4). — Voss, Luise, ein ländl. gedieht
in 3 idyllen. mit einl. u. anm. von FProsch. x, 46 (nr34). [10
lEXXrpixr) ßiß?.iod-rj>it] heft 1 — 15 [enth. in neugriech. übers. Schiller, Kabale
u. liebe u. vFeuchtersleben, Diätetik der seele]. Athen, ßarlh. — Litt, cen-
trale. nr47. [11
Kleine hausbibl. f. die Jugend, hg. vonThWeyler. Leipzig, Gressner& Schramm.
8. Brentano, Der ring Salomonis. 38(nr31). — AGEberhard, Zauber-
künste, ein märchen. 36 (nr41). — Hauff, Das Wirtshaus im Spessart.
3bdchen. 59.63.47 (nr 58 — 60). — ET AH off mann, Meister Martin u.
seine gesellen, eine erzählung. 64 (nr 42). Spielerglück, eine erzählung.
31 (nr 38). — EvHouwald, Rübezahl u. seine Schwestern, ein märchen.
36 (nr51). Die reise ins Riesengebirge, forts. 48 (nr52). Rübezahl unter
den menschen, schluss. Die brandhexe, ein märchen. 34 (nr 53). 2 er-
zählungen. 31 (nr 50). — Immermann, Der neue Pygmalion, eine er-
zählung. 50 (nr47). — Körner, 4 erzählungen. 38 (nr 46). — FLoh-
mann, Der dorn zu Magdeburg, eine volkssage. 22(nr49). Möhrenscheiben,
ein wintermäreben. 34 (nr 54). — Musäus, Der Schatzgräber, ein märchen.
40 (nr40). — KPichler, 2 idyllen. 23 (nr 39). — AWvSchlegel, Mo-
rayzela. eine maur. erzählung. 32 (nr 32). — ChvSchmid, Heinrich
von Eichenfels, erzählung. 40 (nr 48). — Schwab, Die schildbürger. aus
den deutschen Volksmärchen. 45 (nr 43). — HSteffens, Gebirgsmärchen.
24 (nr33). [12
Meisterwerke der deutschen litt., in neuer ausg. u. bearb. f. höhere lehranst.
hg. von KHoldermann u. LSevin. Berlin, Reuther (1886). 8. Goethe,
Iphigenie auf Tauris. ein Schauspiel, bearb. von LSevin. mit 1 titelbilde.
79 (bdehen 4). — Schiller, Wilhelm Teil. Schauspiel, bearb. von LSevin.
mit 1 karte (bdehen 2). — Voss, Homers Odyssee, bearb. von KHoldermann.
mit 1 titelbilde. 160 (bdehen 3). [13
Meisterwerke unserer dichter, hg. mit einl. u. erläut. von OHelli n ghaus.
Münster, AschendorfT. 16. Eichendorff, Aus dem leben eines taugenichts.
iv, 124 (bd. 49). Gedichte. iv,380 (bd.51-3). — Heine, Ausgew. gedichte.
xvi, 272 (bd. 46— 8). — ETAHoffmann, Meister Martin der küfner u. seine
gesellen, erzählung. vm, 86 (bd. 45). — HvKIeist, Michael Kohlhaas,
bist, erzählung. vm, 136 (bd. 44). [14
Meyers volksbb. Leipzig, Bibliogr. inst. 16. Arnim, Isabella von Ägypten,
kaiser Karls v erste Jugendliebe, eine erzählung. 122 (nr530.1). — Bren-
tano, Märchen. 2 teile. 335. 267 (nr564— 72). — llJvGollin , Regulus. ein
trauerspiel. 88 (nr 573. 4). — Eichendorff, Ahnung u. gegenwart. ein
roman. 328 (nr 551 — 5). Aus dem leben eines taugenichts. novelle. 98
(nr 540. 1). Das marmorbild. Das schloss Durande. novellen. 90 (nr549.
50). Gedichte. 359 (nr 544 — 8). Julian. Robert u. Guiscard. Lucius,
erzählende gedichte. 95 (nr 542. 3). — Feuchtersieben, Zur diäletik
der seele. 120 (nr616.7). — Fouq ue, Der zauberring, ein ritterroman. 422
(nr501 — 6). — Hauff , Das bild des kaisers. eine erzählung. 99 (nr 601. 2).
Memoiren des satans. 291 (nr604— 7). Phantasien im bremer ratskeller.
10*
148 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IAB
56 (nr600). — ETAH offmann, Doge u. dogaresse. Spielerglück. 2 er-
zählungen. 86 (nr 610. 1). Erzählungen. 115 (nr 608. 9). — Hufela nd,
Diekunst, das menschl. leben zu verlängern. 311 (nr 535— 8). — Klinger,
Sturm u. drang, ein Schauspiel. 62 (nr 599). — Kopisch, Karnevalsfest
auf Ischia. Entdeckung der blauen grölte. 83 (nr 583. 4). — Kotzebue,
Menschenhass u. reue, ein Schauspiel. 87 (nr526. 7). Pagenstreiche, eine
posse. 86 (nr 524.5). — Lenau, Faust. Don Juan. 126 (nr 614.5). —
Mendelssohn, Phädon oder über die Unsterblichkeit der seele. 156 (nr528.
9). — Müllner, Die schuld, ein trauerspiel. 83 (nr 295. 6). — vSallet,
Schön Irla. ein märchen. 52 (nr511). — Schiller, Iphigenie in Aulis.
ein trauerspiel von Euripides. übers. 60 (nr539). Turandot, prinzessin von
China, ein tragicom. märchen nach Gozzi. 86 (nr612.3). — HStieglitz,
Bilder des Orients. 488 (nr585 — 91). — Wieland, Das wintermärchen.
Das sommermärchen. 72 (nr 532). Schach Lolo. Der vogelsang. Sixt u.
Klärchen. Hann u.Gulpenheh. poet. erzählungen u. märchen. 58 (nr 598). [15
* Neuer deutscher novellenschatz. hg. von PHeyse u. LLaistner. bd. 24.
München u. Leipzig, Oldenbourg, 1887 [s. 1 Schiller, Verbrecher aus ver-
lorner ehre; s. 33 HvKleist, Das erdbeben in Chili; s. 59 Mosen, Die ital.
novelle]. — vgl. DLZ nr 12 sp. 452. [16
Schöninghs ausg. deutscher class. mit commentar. Paderborn u. Münster,
Schöningh. — Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen Württem-
bergs 35, 272. Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 173 (Unbescheid). [17
Universalbibl. Leipzig, Reclam. 16. vgl. Litt, merkur 8, 185. — Eichen -
dorff, Aus dem leben eines taugenichts. novelle. 105 (nr 2354). Das
marmorbild. Das schloss Durande. 2 erzählungen. 95 (nr 2365). Gedichte,
gesammtausg. mit biogr.-litt. einl. von FBrümmer. 388 (nr 2351—3). —
Flemings ausgew. dichtungen. mit erklärungen hg. u. eingel. von HStieh-
ler. 184 mit bildnis (nr 2454. 5). — Gries, LAriostos Rasender Roland,
deutsch, von neuem durchges. u. eingel. von OFLachmann. 2 teile. 552. 600
(nr 2393— 400). — Heine, Der rabbi von Bacharach. Aus den memoiren
des hin von Schnabelewopski. hg. von OFLachmann. 104 (nr 2350). —
Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen metaphysik, die als wissensch.
wird auftreten können, hg. von KSchulz. 230 (nr 2469. 70). — KGLes-
sing, GELessings leben, von neuem mit anm. hg. u. eingel. von OFLach-
mann. 264 (nr 2408. 9). — vPlötz, Dumm u. gelehrt, schwank, durchges.
u. hg. von CFWidmann. bühneneinrichtung. regie- u. soufflierbuch. 35
(nr2480). — Salzmann, Ameisenbüchlein oder anweisung zu einer ver-
nünftigen erziehung der erzieher. mit einl. u. anm. vers. von ESchreck.
128 (nr 2450). [18
Volksbibl. des Lahrer hinkenden boten. Lahr, Schauenburg. 12. Musäus,
Legenden von Rübezahl. 95 (nr 511 — 8). Libussa. Volksmärchen. 56
(nr 519 — 23). Die nymphe des brunnens. Volksmärchen. 45 (nr606 — 9).
Stumme liebe. Volksmärchen. 74 (nr 620— 6). Liebestreue. Volksmärchen.
35(632 — 7). — Schwab, Agamemnons tod. Die räche des Orest. 51
(nr549 — 53). Telemach. Die heimkehr des Odysseus. 88 (nr554— 9).
Odysseus u. die freier. 61 (nr 560—4). Die räche an den freiem. Odys-
seus u. Penelope. Durch kämpf zum sieg. 37 (nr565 — 7). Die irrfahrt
des Aeneas nach Latium. 44 (nr568 — 71). Der kämpf um Latium. 75
(nr 572— 7). Hirlanda. 34 (nr 601— 5). Genoveva. 34 (nr 615— 9). Das
schloss in der höhle Xa Xa. 49 (nr632— 7). Griseldis. 25 (nr 646-50).
Robert der teufel. 32 (nr 661— 5). Die Schildbürger. 46 (nr 674— 8). Die
vier Heymonskinder. 128 (nr 684-93). [19
Ber. d. fr. d. hochstiftes. n. f. bd. 1 ff . Frankfurt a/M., Knauer. — AZ
nrl04.5B (Valentin), vgl. nr 158. 291B Verschiedenes. [20
Jb. f. münchner gesch. begründet u. hg. von KvReinhardstöttner u.
KTrautmann. jg. 2. München, Lindauer. vm, 502. 8. — AZ nr 243B. [21
Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. hg. von MKoch u. LGeiger.
n. f. bd. 1 lieft 1—3. Berlin, Haack. — AZ nr53B Verschiedenes. [22
BIBLIOGRAPHIE. SAMMELWERKE. LITTERATURGESCHICHTE 149
iB. LITTERATURGESCHICHTE. GESAMMTDARSTELLUNGEN.
Brugier s.1884 [5. 8verm. u. verb. aufl. Freiburg i/B., Herder, xc, 700.
8. — Westermanns monatshefte 65, 158. Litt, rundschau 14, 60. [23
Lexicon der deutschen dichter u. prosaislen des 19 jhs. bearb. von FBrüm-
mer. 3 ausg. mit den ergänzungen bis zum 1 juli 1888. 2 bde (Universal-
bibl. nr 1981— 90). Leipzig, Reclam. 626. 620. 16. [24
Profils et types de la litterature allemande par EGombes. Paris, Fisch-
bacher. 479. 8. — Revue critique 1887 nr 50 (Chuquet). Bll. f. litt,
unterh. nr 11 (Wespy). Grenzboten 47, 2, 125.72. DLZ nr22 (Schönbach).
Gegenwart nr 46 (Brausewetter). AZ nr 342B. [25
Hb. der deutschen litt. f. die oberen classen höherer lehranst. eine nach
den gattungen geordnete samml. poet. u. pros. musterstücke, nebst einem
abriss der metrik, poelik, rhetorik u. litteraturgesch. vonDielitz u. Hein-
richs. 4 aufl. besorgt von JEH ein richs. Berlin, Reimer, xv, 839. 8. [26
Leitfaden zur deutschen litteraturgesch. mit berücksichtigung der poet. gat-
tungen u. formen, f. höhere töchter- u. bürgerschulen von WDietlein.
9 verb. aufl. [als commentar zu des verf.s Lesebuch zum Unterricht in der
litteraturkunde u. zur Poesie in der schule zu benutzen]. Altenburg, Pierer.
160. 8. [27
Egelhaaf 1887 [23. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24, 317
(Bald)). [28
Grundzüge der deutschen litteraturgesch. ein hilfsbuch f. schulen u. zum
privatgebrauch von GEgelhaaf. 6 aufl. mit Zeittafel u. reg. Heilbronn,
Henninger. vm, 160. 8. [29
Lehrbuch f. den Unterricht in der gesch. der deutschen nationallitt, zum
gebrauche an höheren lehranst. u. zum Selbstunterrichte bearb. von JFischer.
3 verb. aufl. Langensalza, schulbuchhandl. vi, 168. 8. [30
Kurzer abriss der gesch. der deutschen dichtung mit nötiger berücksichtigung
der wichtigsten prosalitt, von CFGlasen app. Riga,Kymmel. xiv, 116. 8. [31
Goedeke 1887 [25. — Bll. f. litt, unterh. nr 4 (Schlossar). Modern language
notes 3, 399 [200] (Göbel). Anz. xiv 279 (Strauch). [32
Gesch. der poet. litt, der Deutschen von WH ahn. 11 verb. aufl. Berlin,
Hertz, vm, 346. 8. [33
Übersicht der deutschen litteraturgesch. als leilfaden f. den Unterricht zu-
nächst im anschluss an das Deutsche lesebuch f. österr. gymn. von Kummer
u. Stejskal bearb. von KHaehnel. Wien, Manz. iv, 73. 8. [34
Hoffbauer 1887 [30. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,361. Zs. f.
d. gymnasialwesen 42, 367 (Jonas). [35
Hb. der deutschen litt, die deutsche dichtung nach ihrer geschichtl. ent-
wickelung. in einer ausw. ihrer vorzüglichsten erzeugnisse vom anf. bis
auf die gegenwart von AKippenberg. 2 durchges. aufl. Hannover, Nordd.
verlagsanst. xvi, 512. 8. [36
Kluge 1887 133. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 2,556 (Schneider). [37
Histoire de la litterature allemande d'apres HKluge, trad. par JPhilippi,
avec une preface de LCrousle. Paris, Bonhoure. v, 340. 8. — Revue
critique nr 43 (Chuquet). [38
Gesch. der deutschen litt, in zusammenhängender darstellung f. höhere
mädchenschulen u. die weibl. Jugend , sowie f. jeden , der sich in die ge-
schichtl. entwickelung der poet. litt, der Deutschen einführen will, von
OKönig. Leipzig, Teubner. vm, 124. 8. [39
König 18S7 [35. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24,383. Päd.
bll. 17, 369. [40
Könnecke 1887 [36. — D. dichtung 4, 153 (Franzos). Bll. f. d. bayr.
gymnasialschulwesen 24, 384. [41
Lange 1886 [29. — Päd. bll. 17, 370. [42
Lindemann-Brüll 1887 [37. — Zs. f. d. österr. gymn. 39,837 (Minor).
Westermanns monatshefte 65, 158. [43
Lublin 1887 [38. — Athen. nr3147 s. 211. Saturday review 65, 300. [44
150 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IBC
ENoe, Antologia tedesca compilata per uso delle scuole medie. parle le 2.
2 ed. 1. Con un vocabolario delle parole contenute in ambo le parli. 2. Sunto
della letteratura tedesca con saggi dei migliori scrittori. Wien , Graeser.
vin, 224 u. 176. viii, 331. 8. [45
Pütz 1886 [34. — Gymn. s. 514 (Hoffs). [46
Sanders 1887 [44. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 81, 465. Päd. bll.
17,370. [47
Saure 1887 [45. — Bll. f. litt, unterh. nr51 (Sallmann). [48
Scherr s. 1887 [50. 7 verb., ergänzte u. verm. aufl. 11 u. 12 [schluss-]lfe.
bd. 2. Stuttgart. Gonradi. vm, 321 — 479. 8. [49
Schmidt 1887 [51. — Litt, centralbl. nr 11. [50
Kleine litleraturkunde mit proben aus den meisterwerken der alten u. neuen
litt, zum Unterricht f. töchter der gebildeten stände von ASchöppner.
5 gänzl. umgearb. u. vervollständigte aufl. München , Lindauer. vm,
447. 8. [51
Stern 1887 [54. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24,215 (Brenner).
Päd. bll. 17, 371. [52
Stern s. 1887 [54. lfg. 8 — 11 [schluss]. Stuttgart, Bieger. xxi,593 — 890.
8. — Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 116. DLZ nr 50 (Meyer). Gegen-
wart nr50. [53
Leitfaden zur repetition der deutschen litteraturgesch. f. höhere mädchen-
schulen u. seminarien von OStiller. 2 Semester. Von Luther bis Lessing.
Berlin, Oehmigke. iv, 94. 8. [54
Strzemcha s. 1884 [24. 4 verb. aufl. Brunn , Knauthe. vi, 202. 8. [55
s. auch [430.
iC. LITERATURGESCHICHTE. MONOGRAPHIEN.
Vergleichung der lyrik der befreiungskriege mit der lyrik des deutsch -frz.
krieges von 1870 — 1. eine litterarhist. stud. von PBähr. Halle, Hendel.
59. 8. [56
Baur 1887 [58. — Litt, centralbl. nr 5. [57
Ältere ulmer lieder von PBeck. Alem. 16,74. [58
Beer 1887 [59. forts. Kirchenmusikal. jb. 3, 56. [59
Der grofsekui fürst in der dichlung von EBelling. Berlin, Brachvogel &Banft.
vi, 386. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 21. Schles. ztg. nr 325. [60
Bender 1887 [61. — DLZ nr 4 (Ziegler). Bll. f. litt, unterh. nr 20. [61
Das deutsche Volkslied von HJBestmann. Mölln (Leipzig, vereinshaus).
v, 44. 8. [62
Einige Wandlungen des Wunschmotivs in antiker u. moderner poesie von
ABiese. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 1,411. [63
Zur deutschen spr. u. litt, vortr. u. aufsätze von KBiltz. Potsdam, Stein.
298. 8 [handelt von HvKleist, der Jambentragödie ua.]. — Litt, centralbl.
nr 40. Gegenwart nr 51. [64
Lieder [17jh.] von ABirlinger. Alem. 16, 79. 238. [65
Zu den lügenmärchen [flugbl. vom j. 1620] von ABirlinger. Alem.
16, 89. [66
Sprichwörter teutsche von der mitte diss jhs. 1746 von ABirlinger.
Alem. 16, 241. [67
Blennerhassett s.1887 [70. bd. 2. Berlin, Paetel. 472. 8. — Bll. f.
litt, unterh. nr 42 (Speyer). Schwab, chron. s. 241. 1617. Zs. f. nfrz. spr.
u. litt. 10, 100 (Knauer). [68
Frau vStael in Dalien von lady Blennerhassett. D. rundschau
56, 267. [69
Bobertag 1884 [32. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80, 364. [70
Briefe der kurfürstin Sophie von Hannover an die raugräfinnen u. raugrafen
zu Pfalz, hg. von EBodemann (Public, aus den kgl. preufs. staatsarch.
bd.37). Leipzig, Hirzel. xxvi, 355. 8 [von wert f. die gesch. des deutschen
briefes]. [71
LITTERATURGESCHICHTE 151
Vergangene tage in Österr. (aus den hinterlassenen papieren JvScheigers)
von WBoeheim. Österr.-ungar. revue. n. f. 3,129.206. [72
Ratsmädelgeschichten von HBöhlau (AI -Raschid Bey). Minden, Bruns.
vm, 198. 8. s. 1887 [73. — DLZ nr 1 (Schmidt). Gegenwart nr 4. Litt,
merkur 8, 86 (Löbner). [73
Die älteste fassung des Gaudeamus igitur von JBolte. Vierteljahrschr. f. Ig.
1,248.528. [74
Der vorsichtige Hans, ein schwäb. bauernliedchen von JBolte. Alem.
16, 239. [7&
Klageines schwäb. bauern (ende des 17 jhs.) von JBolte. Alem. 16, 33. [76
Schweizer ortsneckereien von JBolte. Alem. 16,232. [77
Zu den nd. Volksliedern von JBolte. Korrespondenzbl. d. ver. f. nd. spracht.
1.2, 81. [78
[Über das liederbuch des NZangius. vorlr. geh. von JBolte. referat in : Die
post nrl03 beil. 1 feuill. DLZ nr 17 sp. 641]. [79
Hans dauert u. Johann Schönbrunn, ein beitr. zur gesch. des berliner
wilzes im 16 u. 17 jh. von JBolte. mit 2 illustr. [aus Mitteil. d. ver.
f, d, gesch. Berlins]. Berlin, Mittler & söhn. 47. 8. [80
[Über mark. hss. aus dem nachlasse FNicolais, enth. die reisebeschreibung
eines Sachsen, der 1733 Berlin besuchte, sowie den ergötzl. ber. von einer
theatervorstellung im kgl. marstalle, sprach JBolte in einer sitzung des
ver. f. gesch. der mark Brandenburg am 14 nov. referat in : DLZ nr 49
sp. 1797]. [81
Schelmenliedlein von der fränk. grenze von GBoss er t. Alem. 16,157.238. [82
Volkstüml. von der fränk. grenze [Volkslieder u. volkssagen] von GBossert.
Alem. 16, 69. [83
Brandes 1887 [82. — DLZ nr 2 (Minor). Arch. f. d. stud. d. neueren spr.
80,1 (Puls, Wie GBrandes deutsche lilteraturgesch. schreibt). [84
PhEBeich. ADB 27, 611 (JBraun). [85
Die quellen zu einem leben der frau vStael von HBreitinger. Gegenwart
nr 5 [berührt deutsche litt.]. [86
Allerlei tugendbolde aus der aufklärungsgilde. gegen den willen ihrer Ver-
ehrer ins rechte licht gest. von SBrunner. Paderborn, Schöningh. vm,
420. 8 [berührt Assing, Blumauer, Fichte, Nicolai, Pückler, Wieland ua.]. [87
Selbstbiogr. eines 83 jähr, erzgebirg. pfarrers aus dem 17 jh. [GhKöhler] von
dr Buchwald in: Beitr. zur sächs. kirchengesch. hg. von FDibelius u.
GLechler. lieft 4 (Leipzig, Barth. 234. 8) s. 225. [88
Die sage von Max auf der Martinswand u. ihre entstehung von ABusson.
Wien,Tempsky. Leipzig, Freytag in comm. 48. 8 = Sitzungsber.d. wiener acad.
phil.-hist. cl. 116,455 [berücksichtigt die behandlung der sage in der litt.]. [89
P«ector JSMitternacht u. seine Wirksamkeit am geraer gymn. 1646 — 1667 von
RBüttner. progr. d. gymn. zu Gera. 24. 4 [bietet einschlägiges]. [90
Poeti tedeschi. versioni di ACal vino. Roma, Botta. xi, 106. 16 [ua. Frei-
ligrath, Geibel, Goethe, Heine, Schiller]. [91
Charavay 1887 [90. — D. dichtung 4,218 (Franzos). [92
Das geschichtl. lied u. die ztg. im 16 u. 17 jh. von WCrecelius. Zs. d.
berg. geschichtsver. n. f. bd. 14. [93
2 geschichtl. lieder von WCrecelius. Alem. 16, 201. [94
12 schulreden an der kgl. sludienanst. bei SAnna in Augsburg bei der jährl.
schlussfeier geh. von ChWJCron. Augsburg, Rieger. x, 206. 8 [darin:
l>as antike u. moderne drama. Lessing u. die schule. Goethe u. die schule.
Klopstock u. die schule]. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 937. [95
Über toleranz im 18 u. 19 jh. von FCurtius. Allg. conservative monatsschr.
f. d. christ). Deutschland 45, 901. [96
Gesch. der Schweiz von KDändliker. mit kulturhist. illustr. u. planen,
bd. 3. Zürich, Schultess. 1887/8. 800. 8 [handelt ausführlich von den
litt, bewegungen des 18 jhs.]. [97
Shakespere and other lectures. by GDawson. ed. by GStClair. Lon-
don, Kegan Paul, Trench & cie. 530. 8 [p. 312 The study of ger-
152 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IC
man literature; p. 342 Faustus, Faust and Festus]. — Acad. nr 836
s. 320. [98
.TDemogeot, Histoire des litteratures etrangeres considerees dans leurs
rapports avec le developpement de la litterature francaise. litteratures sep-
tentrionales. Angleterre. Allemagne (Histoire universelle publiee — sous la
direction de VDuruy). 3 ed. Paris, Hachette & cie. vm, 408. 12. [99
*Die luth. kanzel. beitr. zur gesch. der religion, pol. u. kultur im 17 jh.
von JDiefenbach. Mainz, Kirchheim, 1887. — Bll. f. litt, unterh. nr45
(Boxberger). [100
Das frankf. zeitungswesen bis zum j. 1810 [ber. über einen vortr.] von
ADietz. Didaskalia nr276 — 82. [101
Zur feier des Gregoriusfestes am gymn. zu Zittau von dr Eckstein,
jahtesber. d. gymn. zu Zittau. Zittau, Menzel. 19. 4 [enth. ua. ChWeises
Das zittau. Gregorifest]. [102
Die philos. abstraction in unserer litt, von HvEicken. Gegenwart nr 18. [103
Betrachtungen über hbb. zur litteraturkunde von OErdmann. Zs. f. d.
deutschen Unterricht 2, 210 [mit bes. rücksicht auf 1887 [137]. [104
Deutsche gesch. vom westfäl. frieden bis zum regierungsantritt Friedrichs
d. gr. 1648 — 1740 von BErdmannsdörffer (Allg. gesch. in einzel-
darstellungen 146 abt.). Berlin, Grote. 1 — 160. 8 [bietet s. 121 ff ein-
schlägiges]. [105
Die deutsche Volksdichtung, ihre gesch., bedeutung f. das Volksleben u.
Stellung in der Volksschule. vonPErfurth. Potsdam, Stein. 108. 8. [106
Mitteil, aus der stadtbibl. zu Hamburg v. hg. von FEyfsenhardt. dr. von
Meifsner. 94. 8 [darin: AvHennings, Hamburg im vorigen jh. (s. 15 — 19
über Claudius), forts. von 1887 [97]. [107
Fastenrath 1887 [99. — Litt, centralbl. nr 20. Grenzboten 47,3,287.
Westermanns monatshefle 64, 843. [108
Les poetes neo-latins d'Allemagne par JFastenrath. La revue nouvelle
d'Alsace- Lorraine 8 annee nr 6 [handelt aufser von dichtem der gegenwart
auch von Hoffmann vFallersleben]. [109
Sophonisbe in gesch. u. dichtung. vortr. geh. von PFeit [aus: Lüb. bll.].
Lübeck (Gläser). 23. 8. — Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt,
n. f. 1, 471 (Koch). [110
Das rationalistische magdeb. gesangbuch vom j. 1805 von AFischer. Bll.
f. hymnol. s. 3. 20. [111
Zu dem liede Mein Jesu, der du mich von AFischer. Bll. f. hymnol.
s. 14. [112
Erinnerungen an JWelsh-Carlyle. eine briefausw. übers., mit anm. u. ver-
bindendem text vers. von ThAFi scher, mit portr. (Das leben ThCarlyles
von Froude- Fischer m [vgl. [123]). Gotha, Perthes. 352. 8 [berührt
deutsche litt.]. — . DLZ 1887 nr 50 (vWeilen). Bll. f. litt, unterh. 1887
nr 51 (Asher). Engl. stud. 11, 304 (Krummacher). Hist. zs. 60, 560 (Flathe).
Litt, centralbl. nr 48 (Wülcker). [113
Flügel 1887 [105. — Gegenwart nr 7 (Conrad). Grenzboten 47,1,609.
Litt, merkur 8,160 (Koch). Bll. f. litt, unterh. nr 32 (Boxberger). [114
Förster 1887 [106 [handelt ua. von einer dichterin aus dem adeligen
hause der vKautsch, einer geb. Förster, deren gedichte im 17 jh. von FHu-
noldt in Halle hg. wurden; das letzte cap. 'Die hochzeit in Bayreuth' er-
zählt die annäherung Försters an die wittwe Jean Pauls und deren tochter
Emma, die künftige gemahlin Försters; ein auszug aus dem buche ist gedr.
u. d. t. Ein besuch bei Goethe in: Vom fels zum meer 1, 1600 u. Kürschners
Signalen aus d. litt, weit sp. 2503 (Goethe -jb. 10,324)]. — AZ nrl2lB
(vBinzer). Litt, centralbl. nr 25. [115
Hegel u. Schopenhauer, ihr leben u. wirken von AFoucher de Careil.
mit autorisation des verf.s aus dem frz. übers, von ISinger. mit einer
vorrede von BZ immermann. Wien, Konegen. l, 417. 8 [bietet ein-
schlägiges]. — DLZ nr 44 (Lehmann). [116
*Begesten zur gesch. des gymn. zu Weimar von OFrancke. progr. d.
LITTERATÜRGESCBICHTE 153
gymn. zu Weimar f. d. j. 1888. 1887 [bietet einschlägiges]. — DLZ nr 33
sp. 1198. [117
Kunst u. litt, gesamm. vortr. von AFrantz. mit genehmigung des verf.s
hg. von AR öper. Berlin, Hartmann, iv, 199. 8 [darin ua.: Über Klop-
stock. Faust: das zauberwesen, das volksb. u. F. auf der bühne. Tor-
quato Tasso (vgl. Goethe-jb. 9, 316)]. — D.-evang. kirchenztg. 1887
nr 50. [118
Gesamm. werke von GFreytag. bd. 16. Aufsätze zur gesch., litt. u. kunst
(bd. 2 der Gesamm. aufsätze). Leipzig, Hirzel, 1887(1888). vi, 498. 8
[enth. ua. characteristiken von Baudissin, Chamisso, Grillparzer, Halm,
Holtei; vgl. auch Goethe-jb. 9,350]. — AZ nr 41 B. [119
Fried mann 1887 [108. — DLZ nr 51 (Minor). [120
Die mss. u. autogr. der berliner bibl. zur neueren deutschen litt, von Frisch.
Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 99. [121
Zu Strafsburgs stürm- u. drangperiode 1770 — 6. urkundl. forschungen,
nebst einem ungedr. briefwechsel der Strafsburgerin LKönig mit KHerder
aus dem Herder- u. Röderer-nachlasse von JFroitzheim (Beitr. zur landes-
u. volkeskunde von Elsass- Lothringen vn). Strafsburg, Heitz. 88. 8. —
Gegenwart nr 34 (Düntzer). DLZ nr 41 (Sauer). Litt, centralbl. nr 41. Bevue
critique nr 44 (Chuquet). Strafsb. post nr 153. [122
Froude- Fischer 1887 [109. — Litt, merkur 8, 160 (Koch). [123
Altes u. neues zur deutschen lectüre u. litteraturgesch. von AFührer.
Gymn. s. 577.617. [124
Briefwechsel von JGrimm u. Hoffmann-Fallersleben mit HvanWyn. nebst
anderen briefen zur deutschen litt. hg. u. erläut. von KThGa edertz. Bremen,
Müller, vi, 60. 8 [enth. s. 37 eine epistel der ALKarschin an LvanSanten;
s. 47 3 billets von Klopstock an denselben ; s. 50 zeilen von Schiller u. Goethe].
— Anz. xiv 279 (Steinmeyer). Litt, centralbl. nr 40. BI1. f. litt, unterh. nr 39
(Löbner). [125
Garnett 1887 [110. — Litt, merkur 8,128 (Pröscholdt). [126
Die Juden u. die deutsche litt. 2 — 4. von LGeiger. Zs. f. d. gesch. d.
Juden in Deutschland 2,297 [darin s. 304 nachtr. zu 1. Goethe u. die Juden
1887 [736]. [127
Songs and lyrics. by HHeine and other german poets. done into english
verse by JGeikie. Edinburgh, Thin. — Acad. nr 824 s. 112 (Morshead).
Athen. nr3183 s. 553 (vgl. Bll. f. litt, unterh. 1889 nr 2 s. 31). [128
JUPregitzers reise nach Oberschwaben im j. 1688 von drGiefel. Würt-
temberg, vierteljahrshefte 11, 36. [129
Lieder der freiheitskriege f. den schulgebrauch zusammengest. von PGlässer.
2 aufl. Leipzig, Baldamus. x, 121. 8. [130
*Über deutsche spr. u. litt, von JGöbel. Modern language notes. Balti-
more 1886/7 [vgl. Scherer -Conybeare 1886 [37 u. Müller- Lichtenstein 1887
[40]. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 359 (Scheffler). [131
Die fabel vom löwenanteil in ihrer geschieht!, entwickelung von KG 6 rsky.
berliner diss. Berlin, Mayer & Müller. 81. 8 [bietet einschlägiges]. [132
Götz 1887 [115. — D. dichtung 4, 187 (Schönbach). [133
Dichtersaal, auserlesene deutsche gedichte. zum lesen, erklären u. vor-
tragen in höheren schulanst. nach den dichtem geordnet u. hg. von
MWGötzinger. 8 aufl. durchges. u. neuerdings ergänzt von EGötzing er.
Aarau, Sauerländer, xv, 689. 8. [134
Grand-Carteret 1887 [117. — Zs. f. nfrz. spr. u. litt. 9,244 (Mahren-
holtz). [135
Borrowed plumes. translations from german poets by JDBGribble. Dresden
u. Leipzig, Pierson. London, Trübner [enth. ua. ein Volkslied, sowie ge-
dichte Goethes, Schillers, Heines u. EichendorfTs in engl, übers, mit gegen-
über gedr. deutschem text]. — AZ nr96B (v. Straufs u. Torney). Acad.
nr 834 s. 290. [136
154 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IC
Essays in literature. byHGrimm. transl. by SHA dams. new ed. Boston,
Cupples & Hurd. [137
Die deutsche schulfrage u. unsere class. von HGrimm. D. rundschau
55,257. vgl. [231. — Modern language notes 3,405. Köln. ztg. 7juni
(Trendelenburg). [138
Edita u. inedita Schopenhaueriana. eine Sch.-biogr., sowie randschriften u.
briefe ASch.s. hg. zu seinem lOOjähr. geburtstage mit portr., wappen u.
facs. der hs. des meisters von EGrisebach. Leipzig, Brockhaus. 223. 4
[enth. glossen zu Leibniz u. einen commentar zu Goethes Braut von Corinth;
vgl. auch Goethe-jb. 10, 330]. — BLZ nr 22 (Lehmann). [139
Grisebach 1S87 [118. — DLZ nr 10 (Minor). [140
Die ersten litt, gegner der revolution in Deutschland (1789—91) von EG ugl ia.
Zs. f. gesch. u. pol. s. 764. [141
Deutsches einheits- u. stammesbewustsein im deutschen Schrifttum von den
anfangen desselben bis zur gegenwart. ein beitr. zur gesch. des deutschen
wesens u. ein hilfsmittel zur belebung u. förderung des litteraturkundl.
Unterrichts von LH a brich. Düsseldorf, Schwann, xvi, 176. 8. vgl.
Goethe-jb. 10,334. [142
Pommer. adelsieben zu anf. des 17jhs. von BHanncke. Zs. f. gesch. u.
pol. s. 475 [enth. einschlägiges]. [143
Gallerie berühmter Schweizer der neuzeit. in bildern von F. u. HHasler.
mit biogr. text von AHartmann. 1 — 8 Ifg. Zürich, Orell Füfsli Sc cie.
ä 16 u. 4 portr. 2 [enth. einschlägiges]. [144
AMenzel von OHartung. D. dichtung5,75 [berührt deutsche litt.]. [145
Freiheits- u. befreiungskriege von GHauff. Zs. f. deutsche spr. 2, 142
[enth. einschlägiges]. [146
Die erste jhfeier des grofshgl. lehrerseminars zu Weimar von GHausmann.
Päd. bll. 17, 463. vgl. [224. 225. [147
Heb bei- Bamberg 1886 [101. 1887 [124. — D. rundschau 54, 152. Zs.
f. d. österr. gymn. 39, 60 (Werner). [148
MLuther and other essays by FHHedge. Boston, Boberts [p. 184 Classic
and romantic]. [149
Metrical translations and poems (from german authors) by FHHedge and
ALWistar. Boston, Houghton, Mifflin & cie. [150
Hegel 1887 [125. — GGA nr 1 (Eucken). DLZ nr 2 (Lehmann). Arch. f.
gesch. d. philos. 1, 289 (Dilthey). Hist. zs. 60, 223 (Flathe). [151
Hellwald-Schneider 1887 [202. — GGA nr 10 (Martin). [152
Hense 1887 [128. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 470. Zs. f. d. gymnasial-
wesen 42, 377 (Müller). [153
Die Walpurgisnacht in sage u. dichtung von EH er mann in: Samml. von
vortr. geh. im mannheimer alterlumsver. 2 serie. Mannheim, Löffler.
121. 8. [154
Die neuere litt, im Wupperlhale in biogr. u. characteristiken von AH er zog.
Barmen , Wiemann. 224. 8. [155
Abriss der gesch. des kgl. Ghristianeums zu Altona 1738 — 1888. festschr.
zur feier des 150jähr. bestehens der anst. von GHess. mit einer an-
sieht der schule im j. 1805. Altona, Beher. 34. 4 [berührt Basedow u.
JJDusch]. [156
vHofmann- Wellenhof 1887 [130. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 474
(Prosch). Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 81, 340. [157
Zur gesch. des Arminiuskultus in der deutschen litt, eine litterarhist.
abhandl. von PvHof ma n n- Well en h o f. 3 teil (schluss). progr. d. landes-
oberrealschule zu Graz. 42. 8. [158
JBeuchlins comödien. ein beitr. zur gesch. des lat. schuldrama vonHHol-
stein. Halle, Waisenhaus, vm, 172. 8 [berührt ua. ChWeise]. [159
Ho sä us 1887 [131. forts. Mitteil. d. ver. f. anhält, gesch. u. altertums-
kunde 5, 175. 293. [160
JKHäfeli in Wörlitz 1784 — 93. mitteil, aus briefen JKH.s an JKLavater
LITTERATURGESCHICHTE 155
u. JGMüller von WH o saus. Mitteil. d. ver. f. anhält, gesch. u. altertums-
kunde 5, 137. [161
*Des lebens lauf in liedern u. gedienten, gesamm. u. hg. von MJacobi.
Cannstadt, Bosheuyer, 1886 [berührt Eichendorff, Freiligrath, Platen, Rückert].
— BU. f. litt, unterh. nrl7 (Ziel). [162
Die ersten moralischen Wochenschriften Hamburgs am anf. des 18jhs. von
KJacoby. progr. d. Wilhelmgymn. in Hamburg. Hamburg (Herold). 48. 4. —
DLZ nr 36 sp. 1310. [163
JChSchinmeier von dr Jonas. Päd. bll. 17,13 [bietet einschlägiges]. [164
Ein beitr. zur liederklärung f. die oberen classen von Israel. Päd. bll.
17,156. [165
Edelsteine deutscher dichtung. eine ausw. von gedichten zum auswendig-
lernen, stufenmäfsig geordnet f. 10 schuljj. u. mit erläut. anm. vers. von
KK aiser. 4 aufl. Leipzig, Teubner. xvi, 568. 8. [166
* Gesch. des deutschen buchhandels. im auftr. des börsenver. der deut-
schen buchhändler hg. von der hist. comm. derselben, bd. 1. Gesch. des
deutschen buchhandels bis in das 17 jh. von FKapp. Leipzig, börsenver.
der deutschen buchhändler, 1886. — D. rundschau 55,316. [167
Kawerau 1887 [134. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 2 (Muncker).
Hist. zs. 59, 345 (Flathe). [168
Aus Halles litteraturleben von WKawerau (Kulturbilder aus dem Zeitalter
der" aufklärung bd. 2). Halle, Niemeyer, vi, 360. 8 [enth. vieles ein-
schlägige, ua. Francke u. die stillen im lande. ChWolff. Klotz u. die
Klotzianer. KFBahrdt. ALafontaine u. FChLaukhard]. — Grenzboten 47,
4, 549. [169
Aus der ersten zeit des dessauer philanthropins von JKeller. Päd. bll.
17,424. [170
Klaar 1887 [136. forts. Ostern- ungar. revue n. f. 4, 66 [behandelt
ua. ausführlicher die litteraturbewegung in Böhmen um die wende des
18jhs.]. [171
Von Luther bis Lessing, sprachgeschichtl. aufsätze von FKluge. Strafs-
burg, Tiübner. vm, 144. 8. — DLZ nr 14 (Heyne). Zs. f. d. deutschen
Unterricht 2, 150 (Lyon). Grenzboten 47, 2, 294. D. rundschau 55, 316.
GGA nr 7 (Schröder). Modern language notes 3, 281 (Brandt). Litt, centralbl.
nr 34 (Kögel). Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 3.
Theol. litteraturbl. s. 202 (Walther). [172
Dasselbe. 2 aufl. vm, 150. 8. — Weser-ztg. nr 15031 mittagsausg. [173
Koberstein 1887 [139. — Mitteil, aus d. hist. litt. 16,82 (Hirsch). [174
Mich wundert, dass ich fröhlich bin von BKöhler [bietet einschlägiges].
Germ. 33, 313. [175
Eine geschichtl. parallele von BKöhler. Zs. f. gesch. u. pol. s. 801 [be-
rührt EvKleist, Goethe u. Schiller]. [176
Kohut 1887 [144. — Litt, merkur 8, 137 (Ottmann). Bll. f. litt, unterh.
nr 20 (Doehn). [177
Aus der autogr. -mappe des letzten vom jungen Deutschland [GKühne]
von AKohut. Gegenwart nr 2 [enth. je 1 brief von Bettina, GMerkel,
Rückert]. [178
Erinnerungen an GKühne von AKohut. Gegenwart nr 18 [berührt Heine
u. Ottilie vGoelhe]. [179
Zur gesch. des berliner zeitungswesens von RKoser. vortr. geh. im ver.
f. die gesch. der mark Brandenburg am 10 oct. 1888. referat in: DLZ nr 44
sp. 1617. [180
Krüger 1886 [121. — Päd. bll. 17,371. [181
♦Krystyniacki, Jan.,Fasti Sarbieviani czyli o chronologicznym porzadku
piesni MKSarhiewskiego [über die Chronologie der dichtungen MKSarbiewskis].
Lemberg, 1886 (sep.-abdr. aus dem jahresber. d. iv gymn. in Lemberg) [hier
erwähnt wegen des einflusses S.s auf die deutsche litt.]. — Zs. f. vgl.
litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 134 (vAntoniewicz). [182
156 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IC
*Lied u. legende, recueil de poesies allemandes par PhKuhff. Paris,
Fischbacher, 1886. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 361 (Scheffler). [183
Kuttner, Frühlingsgedichte des 18jhs. ßer. d. fr. d. hochstiftes n. f. bd. 4,
acad. fachabt., s. 340. [184
Leimbach 1887 [147. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 81,460. [185
12 bilder nach dem leben, erinnerungen von FLewald. Berlin, Janke.
vm, 399. 8 [betrifft ua. Heine u. fürst HvPückler-Muskau ; vgl. auchGoethe-jb.
10,340]. — Nationalztg. nr310. AZ nrl80B (Geiger). [186
Aus kleinen residenzen von RvLiliencron. D. rundschau 55, 241 [enth.
einschlägiges]. [187
Solls seyn, so seys [gedr. 1715] von JLinke. Bll. f. hymnol. s. 137. vgl.
s. 190 (Bäumker). [188
Wach auf mein herz und klag dein not [lied 1660 anonym gedr.] von
JLinke. Bll. f. hymnol. s. 61. [189
Strafsburg vor 100 jj. ein beitr. zur kulturgesch. von HLudwig. Stutt-
gart, Frommann (Hauff), xii, 348. 8. vgl. Goethe-jb. 10, 321. [190
Familien- u. gesellschaftl. leben in Strafsburg vor 100 jj. von HLudwig.
Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 110. [191
Strafsb. zeitungswesen , buchhandel u. censur vor 100 jj. von HLudwig.
Nationalztg. nr519. 29 [handelt ua. von rec. über Die räuber u. Werther in
den Strafsb. gelehrten- u. kunstnachr.]. [192
Natur- u. menschenleben im deutschen dichterhain. erläut. zu 80 lyr. ge-
dienten usw. von FMagnus (Erläut. zu deutschen lesebüchern. ein hb. f.
lehrer u. Seminaristen. 2 teil). Hannover, Meyer, vm, 214. 8. [193
Deutsche dichter von Gottsched bis auf unsere tage in urteilen zeitgenössischer
u. späterer deutscher dichter von RMa h renh oltz u. AWünsche. Leipzig,
Brandtstetter. vn,399. 8. vgl. Goethe-jb. 9,349. — Grenzboten 47,2,388. DLZ
nr25 (Minor). Bevue critique nr 14 (Ghuquel). Bll. f. litt, unterh. nr 45
(Boxberger). D. litteraturbl. 10 jg. nr 52 (Weitbrecht). Mag. f. d. litt. d. in-
u. ausl. nr 26 (Doehn). [194
Grundzüge der staatl. u. geistigen entwickelung der europ. Völker, von
BMahrenholtz u. AWünsche. Oppeln u. Leipzig, Franck (Maske).
vn, 427. 8 [enth. einschlägiges]. [195
Elsäss. dialectdichtung vom j. 1740. mitgeteilt von EMartin. Jb. f. gesch.,
spr. u. litt. Elsass- Lothringens 4, 132. [196
Einige bluten der deutschen lytik u. prosa. lesestücke f. die mittleren
classen höherer lehranst. stufenweise geordnet von CMarzorati. Bruxelles,
Gastaigne. 263. 12. [197
* Wiens buchdruckergesch. 1482 — 1882. hg. von den buchdruckern Wiens,
verf. von AMayer, bd. 2. 1682—1882. Wien (Frick) 1887. — AZ nr 99
(vScherzer). [198
Tirol, dichterbuch. hg. im auftr. des ver. zur errichtung eines denkmals
Walthers von der Vogelweide in Bozen von AMayr. Innsbruck, Wagner.
xii, 311. 4. — D.dichtung 3,303 (Härtung). AZ nr78B. Osterr.-ungar. revue
n. f. 4, 377. Schles. ztg. nr 193. [199
Mayr 1887 [153. — Anz. xiv 195 (Werner). D. dichtung 4, 187 (Schön-
bach). [200
Gesch. der stadt Düsseldorf in 12 abhandl. festschr. zum 600jähr. Jubiläum
hg. vom düsseldorfer geschichtsver. Düsseldorf, Kraus, vn, 499. 8 [enth.
M er 1 ander, Buchdr. u. buchhandel; Wim m er, Theater u. musik]. [201
* Ansbach eine heimstätte der dichtkunst von JMeyer. zu ehren der general-
versamml. des gesammtver. der deutschen gesch.- u. altertumsver. Ansbach
1885. — Mitteil, aus d. hist. litt. 16, 90 (Berner). [202
Die deutschen class. u. das kirchenlied. eine betrachtung von UTMeyer.
Emden, Schwalbe. 44. 8. [203
Mon Journal 1820 — 3 par JMichelet. Paris, Marpon & Flammarion, xxv,
398. 8 [bietet einschlägiges (Goethe-jb. 10, 328)]. [204
Briefe einer freundin Goethes u. Schillers aus Heidelberg [CPaulus an LBeichen-
bach, verehelichte Simano witz] von JM i n o r. Zs. f. d. österr. gy mn. 39, 673. [205
LITTERATURGESCHICHTE 157
Möller 1887 [160. — Bll. f. hymnol. s. 117 (Fischer). [206
Schulreden geh. vor 100 jj. von M ug genthal er. Pädagogium bd. 10
heft 12. bd. 11 lieft 1 — 3. [207
Entwickelungsgesch. des österr. stammescharacters von RMüller. Bll. d.
ver. f. landeskunde von Niederösterr. 22,389 (vgl. Jahresber. 10, 37). [208
[Die artikel über deutsche litt, in Pierers Konversationslexicon7 hg. durch
JKürschner stammen von FMuncker. s. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u.
renaissancelitt. n. f. 2, 164]. [209
Muth 1887 [164. — Litt, handweiser 27,81 (Hülskamp). [210
Nesemann 1887 [166. — Theol. litteraturztg. nr 5 (Achelis). Theol. lit-
teraturbl. s. 165 (Pistorius). Allg. conservative monatsschr. f. d. christl.
Deutschland 45, 1119. [211
Carlyle. letters 1826— 36. ed. by ChENorto n. 2 vols. London, Macmil-
lan & cie. vm,393. 418. 8. [212
Ohorn 1SS7 [170. — Bll. f. litt, unterh. nr 17 (Ziel). [213
*JPaludan, Fremmed inflydelse pä den danske nationalliteratur i det 17
og 18 aarhundrede. en literarhistorisk undersögelse. i Renaissance bevae-
gelsen i Danmarks literatur isser i det 17 aarhundrede. udgivet med under-
stottelse af kirke- og undervisningsministeriet. Kobenhavn, Prior, 1887. —
Litt, centralbl. nr 51 (Creizenach). Bist, tidskr. (dansk) 6, 1, 452 (vgl.
Jahresber. 10, 161). [214
Vom frühen dichtertode von JPeter [behandelt jung verstorbene dichter
auch unserer periode]. Didaskalia nr 197. [215
The philosophy of religion on the basis of its history by OPfleiderer.
4 vols (Theological translation library fund). London, Williams & Norgate
[berührt ua. Goethe, Novalis, Schleiermacher]. — Acad. nr 864 (Owen). [216
*Aus deutschen lesebüchern. ep., lyr. u. dram. dichtungen, erläut. f. die
oberclassen der höheren schulen u. f. das deutsche haus [hg. von FPolack,
OFrick ua.]. bd. 1—3. Gera u. Leipzig, Hofmann. 1881 ff. — Zs. f.
deutsche spr. 2, 219. 55. 86. 341 (Schaefer). [217
* Dasselbe, bd. 4. Ep. u. lyr. dichtungen. a. u. d. t. : Ep. u. lyr. dich-
tungen , erläut. f. die oberclassen der höheren schulen u. f. das deutsche
haus, unter mitwirkung von OFrick u. anderen bewährten Schulmännern
hg. von FPolack. Gera u. Leipzig, Hofmann, 1885 — 7. — Zs. f. d. gym-
nasialwesen 42, 557 (Naumann). [218
Dasselbe, lfg. 40. 1. bd. 5. Wegweiser durch die class. schuldramen bearb.
von OFrick. lfg. 1. 2. Gera , Hofmann. 128. 8. [219
Dasselbe u.d. t. : Aus deutschen lesebüchern. dichtungen in poesie u. prosa,
erläut. f. schule u. haus, unter mitwirkung namhafter Schulmänner hg. von
RDietlein, WDietlein, BGosche u. FPolack. 2 aufl. lfg. 21 — 31.
bd. 3. Gera, Hofmann. 672. 8. [220
Harz u. Kyffhäuser in gedichten, Schilderungen u. aufsätzen von Andersen,
Auerbach, Bechslein , Bürger, Freiligrath , Geibel, Goethe, Heine, Heyse,
Hölty, Klopstock, Roquette, Rückert, ESchulze, GSchwab, graf zu Stolberg,
Tiedge, Zachariä ua. mit einer litterarhist. einl. hg. von HPröhle. neue
(titel-)ausg. Harzburg, Stolle (1870). xh, 166. 8. [221
Die lehnin. Weissagung von HPröhle. Berlin, Nicolai, vm, 76. 8. vgl.
[259. — Bll. f. litt, unterh. nr 47 (Schultze). Allg. conservative monats-
schr. f. d. christl. Deutschland 45, 1235. Theol. litteraturbl. s. 458 (Bos-
sen). [222
Was ist classisch"? plaudereien von RRaab. Zs. f. deutsche spr. 2,283.
340. 500. [223
Das grofshgl. lehrerseminar zu Weimar in dem 1 jh. seines bestehens. eine
gedenkschr. von HRanitzsch. Weimar, Böhlau. 115 u. 1 tafel. 8. vgl.
[147. 225. [224
[Notiz über eine rede von HRanitzsch geh. beim lOOjähr. Jubelfest des
seminars zu Weimar: Köln. ztg. nr 222 bl. 1 (berührt Goethe u. Herder),
vgl. [147. 224]. [225
158 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IC
Rathgeber 1887 [183- — Mitteil, aus d. hist. litt. 16, 358 (Hermann). [226
RSchumann u. die romantiker in der deutschen litt, von Reimann. Alls,
musikztg. nr 1. 5. 7. [227
vReinhards tö ttner 1887 [186. — Giornale storico della letteratura ita-
liana 10, 437. Modern language notes 3, 282. [228
Festschr. zur feier des 350jähr. bestehens des prot. gymn. zu Strafsburgr.
hg. von der lehrersch. des prot. gymn. 2 teile. Strafsburg, Heitz. vi, 392.
291. 8 [im 1 teile: s. 143 RReufs, M.SGloner, ein strafsb. lehrerbild aus den
zeiten des 30 jähr, krieges; s. 305 JC rüger, Zur strafsb. schulcomödie;
s. 354 ARähre, GhThWalliser]. — DLZ nr 43 (Ziegler). Zs. f. d. österr.
gymn. 39, 1001 (Schenkl). Zs. f. d. phil. 21,382 (Holstein). [229
Eine reichsanst. f. die deutsche spr. von HRiegel. Zs. d. allg. deutschen
sprachver. 3 jg. nr 1. [230
Die deutsche schulfrage u. unsere class. von JRiffert. Wissensch. beil.
d. Leipz. ztg. nr 59. vgl. [138. [231
Der Unterricht an den höheren schulen Mecklenburgs im 18 jh. von ARische.
progr. d. realgymn. zu Ludwigslust. 24. 4 [enth. einschlägiges]. [232
*De la litterature comparee par ER od. discours d'inauguration du cours
d'histoire generale des litteratures modernes ä l'universite de Geneve, Ge-
neve, librairie de l'universite, 1886. vgl. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renais-
sancelitt, n. f. 2, 164. [233
Unter den linden, bilder aus dem berliner leben von JRodenberg. D.
mndschau 54, 86. 391. 55, 374. 56,99. 221 [berührt ua. Rörne , Goethe,
Heine, ETAHofTmann, Iffland, Schiller]. [234
Allzeit im herrn. eine ausw. aus den werken deutscher religiöser dichtung.
hg. von BRogge. mit einem einleitenden gedieht von KGerok. Leipzig,
Hirt & söhn. 180. 4. — Daheim 24jg. nr 7 (König). [235
Über eine samml. deutscher volks- u. gesellschaftslieder in hebr. lettern von
FRosenberg. Zs. f. d. gesch. d. Juden in Deutschland 2, 232. 3,14. auch
berliner diss. Braunschweig, dr. von Appelhans. 84. 8 [streift vereinzelt das
17 jh.]. [236
Künstlerbriefe aus den jj. 1760 — 1830. aus dem nachlasse von WRoss-
m a n n. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 6. 32. 8. 50. 69. 77. 88.
100. 5. [237
Loewe redivivus von MRun ze. mit 1 portr. L.s u. 1 bilde, L.s geburtshaus
darstellend (Schriften zur balladenforschung u. characteristik L.s n). Berlin,
Duncker. xxxi, 415. 8 [berührt einschlägiges]. — Litt, centralbl. nr 44. [238
Aus der Jugendzeit, samml. echter deutscher kinderlieder alter u. neuer
zeit, zusammengest. von GASaalfeld. mit abbildungen von LRichter,
HBrückner, LVenus u. HWerkmeister. Danzig, Axt. 92. 8. — Litt, merkur
8, 44 (Geiger). [239
Auctionscat. der bücher u. samml. GKühnes, zusammengest. vom Versteigerer
antiquar GSalomon in Dresden [verzeichnet auch briefe von L. u. RMAssing,
Goethe, AGrün, Heine, JMosen, LSchefer, Schiller, Tieck, Varnhagen vEnse]. —
AZ nr 278 Verschiedenes. Goethe-jb. 10, 287. [240
Sanders 1887 [196. — Westermanns monatshefte 64,563. [241
Wie die deutschen dichter das 19 jh. grüfsten. vortr. geh. von ASauer
[über säculargedichte u. -Schriften; berührt auch Schillers Fragmente], referat
in: Bohemia nr 316 hauptbl. [242
Die bemühungen des benedictiners p. PAmon um die deutsche spr. u. litt,
von RS c ha c hinger. progr. d. obergymn. d. benedictiner zu Melk. 50.
8. auch Stud. u. mitteil, aus d. benedictiner- u. d. cistercienserorden 9, 430.
618 [berührt ua. Gottsched]. [243
Ein halbes jh. erinnerungen u. aufzeichnungen. in 3 bden. von AF. graf vS c h a ck.
mit dem portr. des verf.s. Stuttgart, D. verlagsanst. Tili, 431. iv, 443.
iv, 400. 8 [berührt ua. des verf.s begegnungen mit AvArnim, Börne, Brentano,
Chamisso, Grabbe, Grillparzer, Heine, Immermann, Kerner, AWvSchlegel,
Tieck]. — Bll. f. litt, unterh. 1887 nr 49. 50 (Moser). Nationalztg. 1887
nr 645 (Zabel). D. rundschau 56, 155 (Egelhaaf). Westermanns monats-
LITTERATURGESCHICHTE 159
hefte 64, 424. Unsere zeit 1, 176. D. dichtung 4, 97 (Lambel). Litt, merkur
8, 269. [244
Welches ist die geisterstunde? von ASchaefer. Zs. f. deutsche spr. 2, 10
[mit rücksicht auf [253]. [245
Ein hist. Volkslied des Odenwalds [Pfaffen -Beerfurths vaterunser 1803] von
KSchäfer. Frankf. ztg. nr 100 morgenbl. feuill. [246
Schäffle 1887] 197. forts. AZ nr 10. 1. 5. 9. 20 B. das ganze auch sep.
Stuttgart, Gotta. in, 109. 8. — Zs. f. gesch. u. pol. s. 162. Schwab,
chron. s. 289. vgl. [305. [247
Glückwunsch hm bibliothekar prof. dr FWüstenfeld zur feier seines 50jähr.
dienstjubiläums am 1 juni 1888 dargebracht von den beamten der kgl. univ.-
bibl. Göttingen, dr. der Dieterichschen univ.-buchdruckerei. 27. 8 [enth.
Einiges aus dem Beufsschen briefwechsel. mitgeteilt von LSchemann. als
ms. gedr. darin: briefe von MBoisseree, GForster, Goethe (Weimar 24 nov.
1801), GGLichtenberg, Tieck]. [248
♦EncykJ. des gesammten erziehungs- u. unterrichtswesens, bearb. von
einer anzahl Schulmännern u. gelehrten, hg. von KAS c h m i d. 10 bde. 2 verb.
aufl. Leipzig, Fues, 1876 — 87 [bietet viele einschlägige artikel]. — Litt,
centralbl. nr 40. [249
Salley in our alley and a german student-song by HSchmidt. Modern
language notes 3,345 [173] ['Von allen den mädchen so blink' ist nach dem
engl, des Carey gedichtet, vgl. Goethe-jb. 9, 328]. [250
Dante in der deutschen litt, von ASchmi tthenner. Allg. conservative
monatsschr. f. d. christl. Deutschland 45,972. 1071 [bietet einschlägiges]. [251
Zur litteraturgesch. der Staats- u. social wissensch. von GSch moller. Leipzig,
Duncker & flumblot. 304. 8 [enth. s. 1 FvSchillers ethischer u. kulturge-
schichtl. standpunct; s. 28 JGFichte. eine stud. aus dem gebiet der ethik u.
nationaiökonomie]. [252
Welches ist die geisterstunde von HSchrader [bietet einschlägiges]. Zs. f.
deutsche spr. 1, 448. vgl. [245. [253
Perlen f. den vortr. ein balladen- u. romanzenschalz, aus der weltlitt, ge-
samm. von DSchrutz (Bibl. d. gesammtlitt. d. in- u. ausl. nr 267 — 70).
Halle, Hendel, x, 509. 8. [254
vSchulpe 1887 [204. — Bll. f. litt, unterh. nr 17 (Ziel). [255
Die bestrebungen der sprachgesellsch. des 17 jhs. f. reinigung der deutschen
spr. von HSc h ul tz. Göttingen, Vandenhoeck&Buprecht. vin, 158. 8. [256
Aargau. Schriftsteller, aus den quellen dargest. von ASchumann. 1 lfg.
Aarau, Sauerländer, vm, 128. 4 [nach s. vii wurden die 12 artikel der 1 lfg.
während der jj. 1876 — 84 in Petzholdts N. anz. schon einmal gedr., hier
erscheinen sie verm. u. verb. zur deutschen litt, gehören: 4. FXBronner.
5. BMüller geb. Bothpletz (1786-1841). 6. KBTanner. 8. AEFröhlich]. [257
Hess. Volkslieder von HSchupp. Didaskalia nr 88 — 90. [258
Lehnin. Weissagung. Allg. encykl. d. wissensch. u. künste. 2 sect. 42, 382
(PSchwartz). vgl. [222. [259
Der grofse kurfürst u. die volkspoesie von OS c h w e b e 1. Nationalztg. nr 254. [260
Seu ff er- Weit brecht 1887 [235. — Grenzboten 47,4,279. [261
Schriftspr. u. dialecte im deutschen nach Zeugnissen alter u. neuer zeit, beitr.
zur gesch. der deutschen spr. von AS ocin. Heilbronn, Henninger. xu, 544.
8 [berührt auch litterargeschichtl.]. — DLZ nr 14 (Heyne). Gegenwart nr 15.
Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 150 (Lyon). Zs. f. d. österr. gymn. 39, 756
(Werner). Litt, centralbl. nr 8 (vBahder). Modern language notes 3, 279
(Brandl). Taalstud. 9, 101 (Schwippert). GGA nr 7 s. 249 (Schröder). Zs.
f. d. phil. 21, 122 (Weinhold). American Journal of phil. 9, 231. [262
Im tempel der weltlitt, eine samml. von wertvollen geisteserzeugnissen aller her-
vorragender Völker u. zeiten. als allg.volkslesebuch bearb. u. mit litterarhist.be-
merkungen vers.vonHSolger. Langensalza, schulbuchhandl. vm,508. 8. [263
3 entlehnungen ('Ihr brüder, wenn ich nicht mehr trinke'; Boies Schuh-
knecht; Goethes Spinnerin) von BSpiller. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u.
renaissancelitt. n. f. 1, 446. [264
160 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IC
Der urspr. der spr. im zusammenhange mit den letzten fragen alles Wissens,
eine darstellung, kritik u. fortentwickelung der vorzüglichsten ansichten von
HSteinthal. 4 abermals erweit. aufl. Berlin, Dümmler. xx, 380. 8 [be-
handelt ua. Herder, Hamann, WvHumboldt]. [265
Die musik in der dichtung hg. von AStern. Leipzig, Kahnt nachf. xn, 241.
•8. — Bll. f. litt, unterh. nr 35 (Schranka). Litt, merkur 8, 287 (Diez). [266
Die 3 Teilen. Goethe, Schiller, Uhland u. die Tellsage von JStöckle.
Kath. schweizerbll. 4, 302. .. [267
Zur feier deutscher dichter: 21. Österr. dichter i. 22. Als der grofsvater die
grofsmutter nahm. 23. Uhland. von KStrackerj an. 45 jahresber. d.
oberrealschule u. Vorschule zu Oldenburg. Oldenburg, Stalling. 16. 4. [268
*500jj. berliner gesch. vom fischerdorf zur Weltstadt, gesch. u. sage von
AStreckfufs. 2 bde. 4 aufl. Berlin, Goldschmidt, 1886 [berührt ua.
Arndt, Körner, poesie aus den älteren jgg. der Voss. ztg.]. — Gegenwart
nr 51. [269
Stromberger 1886 [188. — Theol. litteraturztg. nr 3 (Schlosser). All?,
conservative monatsschr. f. d. christl. Deutschland 45, 436. [270
Süpfle 1887 [213. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,458. Mag. I.
d. litt. d. in- u. ausl. nr 47. 8 (Koch). [271
Gesch. des deutschen kultureinflusses auf Frankreich mit bes. berücksichtigung
der litt, einwirkung von ThSüpfle. bd. 2. 1 abt. Von Lessing bis zum
ende der romant. schule der Franzosen. Gotha, Thienemann. xm, 210. 8.
vgl. Goethe-jb. 10, 296 f. — Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr47.8 (Koch).
Nationalztg. nr571. Bibliotheque universelle et revue suisse nov. Schles.
ztg. nr 721. 7. [272
Süpfle 1887 [214. forts. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelilt. n.
f. 2, 1. [273
Aus dem Zeitalter der humanität. eine Vorlesung, geh. zu Weimar von
BSuphan. D. rundschau 57, 330. [274
Teicher 1887 [215. — Litt, centralbl. nr 1. [275
*Traduzioni [da] Goethe, Voss, Groth, Puskin, Tennyson, Longfellow, Heine,
Petöfi, Burns. [per] ET e z a. Milano, Hoepli, 1887. — D. rundschau
54, 315. [276
Thiemann 1887 [216. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,224. Mag.
f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 47. 8 (Koch). [277
Aus alten reisetagebüchern : 2 unbekannte beschreibungeu Münchens aus den
jj. 1661 u. 1682 von KTrautmann. Jb. f. münchner gesch. 2, 480. [27S
Süddeutschland vor 100 jj. von KTrost. Zs. f. gesch. u. pol. s. 837. [279
*JSTurgeniew, Briefe. 1 samml. 1840 — 83. hg. von der gesellscb. zur
Unterstützung hilfsbedürftiger Schriftsteller u. gelehrten in SPetersburg. aus
dem russ. übers, u. mit einl. vers. von HRuhe. Leipzig, Biedermann, 1886
[berührt Goethe u. Schiller]. — DLZ nr 3 (Jacoby). [280
Inschriften, reime, Sprüche, neckliedlein von WUn seid. Alem. 16,165. [281
Volkstümliches von WUn seid. Alem. 16,252. [282
Walentin, Einige autogr. aus der samml. des frhrn vDonop [enth. je
1 brief von JGvQuandt an ASchopenhauer (über Goethe), Riedel an Schiller,
Musäus an Matthisson, Bürger an demoiselle Wagemann]. Ber. d. fr. d.
hochstiftes n. f. bd. 4, acad. fachabt., s. 255. [283
* France et Allemagne: les 2 races. par MVallady. Paris, Ollendorf,
1887 [bietet einschlägiges]. — D. rundschau 55, 422. [284
Vetter 1887 [225. — DLZ nr 15 (Sauer). Litteraturbl. f. germ. u. rom.
phil. nr 5 (Weifsenfels). Revue critique nr42 (Chuquet). [285
Vetter 1887 [226. — DLZ nr 15 (Sauer). Litteraturbl. f. germ. u. rom.
phil. nr 7 (Weifsenfels). Bevue critique nr 42 (Chuquet). [286
The sonnets of Europe. a vol. of translations, selected and arranged, with
notes, by SWaddington. New- York, White& Allen. 24,288. 12. [287
Die deutsche renaissancelyrik von MvWald berg. Berlin, Hertz, vn, 247.
8 [das 1 cap. auch in der Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 3]. — Grenzboten
47, 3, 76. Wiener ztg. nr 137 (Schönbach). [288
LITTERATÜRGESCHICHTE 161
Poet, schatzkäsllein f. die Jugend, das schönste u. beste aus erzählung,
lied u. lehre deutscher dichtung der neueren zeit von MWalleser. 3 aufl.
Mannheim, Bensheimer. 320. 8. — Zs. f. d. gymnasialwesen 42,481 (Hol-
lenberg). [289
Walter 1887 [230. — D. dichtung 4, 187 (Schönbach). [290
Weber 1887 [231. — Litt, centralbl. nr 24. [291
Wehl 1887 [232. — Bll. f. litt, unterh. nr 19 (Rullmann). [292
Briefe über met'kwürdigkeiten der litt. 1 u. 2 samml. [hg. von AvWeilen]
(DLD 29). Heilbronn, Henninger. 187. 8. [293
*The historical basis of modern Europe (1760—1815) by AWeir. London,
Swan, Sonnenschein, Lowry & cie, 18S6 [darin s. 506 ein cap.: National
literature and art in Germany; enth. auch vieles über Goethe (Goethe- jb.
10, 345)]. [294
Wenck 1887 [236. — AZ nr 117. 23. 4 B (Weber). [295
Die entwickelungsgesch. der deutschen jugendschriftenlitt., in ihren haupt-
ziigen als repetitorium derselben dargesl. von GAWentzel. Minden, Bruns.
vm, 50. 8. [296
Die Griseldissage in der litteraturgesch. von FvWestenholz. Heidelberg,
Groos. 2 u. 177. 8 [berührt ua. FHalm]. — DLZ nr 24 sp. 882. Gior-
nale storico della letteratura italiana 11, 263. Anz. xiv 248 (Strauch). Lit-
teraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 9 (Spiller). Zs. f. vgl. litteraturgesch.
u. renaissancelitt. n. f. 2, 111 (vBiedermann), vgl. 268. [297
Das deutsche kirchenlied im 16, 17 u. 18 jh. eine litterarhist. betrachtung
seines entwickelungsganges vonOWetzstein. Neustrelitz, Barnewilz. iv, 132.
8. — Theol. litteraturztg. nr 13 (Köstlin). Litt, centralbl. nr 32. Theol.
litteraturbl. s. 165 (Wallher). [298
Nationallitt. u. weltlitt, von EVVolff. Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d.
Hamb. corresp. nr 23. 4. [299
Der purismus in der deutschen litt, des 17 jhs. von HWolff. Strafsburg,
Heitz. 132. 8. — Litt, centralbl. nr 41. [300
Die ältesten deutschen ztgen Prags [bis 1618] von RWolkan. Beil. zur
Bohemia nr 326. [301
Aus dem leben u. den erinnerungen eines norddeutschen poeten von HZ eise,
mit dem portr. u. dem facs. Z.s. Altona, Reher. 288. 8 [behandelt ua.
JSchwieger, JMDreyer, die gräber zu Ottensen (Klopstock), Schmidt von
Lübeck, sowie gelehrte, dichter u. Journalisten, welche in Hamburg u. Al-
tona gelebt haben]. [302
.TGZimmer u. die romantiker. ein beitr. zur gesch. der romantik nebst bisher
ungedr. briefen von Arnim, Böckh, Brentano, Görres, Marheineke, FPerthes,
FCSavigny, brüder Schlegel, LTieck, deWette ua. hg. von HWBZimm er.
mit JGZ.s bildnis. Frankfurt a/M., Heyder & Zimmer, vm, 383. 8. vgl.
Goethe-jb. 10, 340. — Allg. conservative monatsschr. f. d. christl. Deutschland
45, 1359. [303
Die öffentl. meinung in Deutschland im Zeitalter Ludwigs xiv. 1650 — 1700.
ein beitr. zur kenntnis der deutschen flugschriftenlitt. von HvZ wiedi neck-
Südenhorst. Stuttgart, Colta. vm, 117. 8 [aus: Zs. f. pol. u. gesch.
s. 565. 645]. — Grenzboten 47, 4, 526. [304
Ein Jubiläum im hause Gotta von HvZ wie di neck-S ü denhorst. Zs. f.
gesch. u. pol. s. 80. vgl. [247. [305
Alt-Berlins social-aristokratische salons. Die post nr 171 beil. 1 feuill. [306
Altdeutscher witz u. verstand, reime u. sprüche aus dem 16 u. 17 jh. f.
Liebhaber eines triftigen sinnes in ungekünstelten Worten [ausg. der cabinets-
stücke]. 6 aufl. Bielefeld, Velhagen & Klasing. ix, 218. 16. [307
Litteratures etrangeres modernes, italieune, espagnole, anglaise, allemande.
3 ed., rev. et modifiee (Histoire des litteratures anciennes et modernes, avec
morceaux choisis extraits des meilleurs auteurs des divers siecles). Nantis,
Mazeau. Paris, Poussielgue. ix, 611. 18. [308
Eine verblühte weit [über die musenalmanache]. N. fr. presse nr 8400
morgenbl. [309
A. F. D. A. XVI. 11
162 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 ICD
Sang u. klang, ein hausschatz deutscher lyrik. Leipzig, Grunow. xii, 622.
8. — Gegenwart nr51. [310
Aus dem leben u. den aufzeichnungen des Coburg- gotha. Staatsministers
frhrn vSlein [berührt Weimar zur zeit Goethes], AZnr303B. vgl. Goethe-
jb. 10,340. [311
Tagebuchbll. eines sonntagsphilos. [bietet einschlägiges]. Grenzboten 47, 1,
244. 2,80. 3, 13.66. 125. 4,254. [312
Aus deutschen Volksliedern. Belletrist. -litt, sonntagsbeil. d. Hamb. nachr.
nr 28. [313
Ein altes Volkslied auf die stadt Frankfurt a/M. [ende des 18 oder anf. des
19jhs.]. Didaskalia nr 192. [314
Einige sprachl. bemerkungen zu dem hübschen buche Erinnerungen u. leben
der malerin LSeidler von HUhde. Zs. f. deutsche spr. 2, 386. [315
[Die zahlreichen 'Kleinen mitteilungen' in Sanders Zs. f. deutsche spr. enth.
manches einschlägige, das ich nur ausnahmsweise bes. verzeichne]. [316
Verzeichnis der aus dem nachlasse KGoedekes u. ESchultzs stammenden bibl.
Leipzig, Brockhaus. 185. 8 [reiche Goethe-, Lessing- u. Schillerlitt.]. [317
[Cat. nrl68 von JAStargardt enth. eine autogr.-samml., darunter autogr. von
Klopstock, Lessing, Bückert ua.]. [318
[Autogr., in verschiedenen cat. angeboten, insbes. Goethe betr.: Goethe-jb.
10, 335 — 7. D. dichtung 5,32. Die post nr 40 beil. 1 feuill. nr 340
hauptbl. Lokales]. [319
s. auch [1790.
iD. Geschichte des dramas uisd des theaters.
Napoleon als bühnenheld von KAlberti. Dramaturg, bll. u. bühnenrund-
schau nr 51. [320
Vom hist. drama von JB a y e r. D. dichtung 4, 200. 39. 70. 97. 329. 48. [321
Kleine beitr. zur gesch. des dramas von JBolte. Zs. 32,1. [322
Die streitenden liebhaber, eine gesangsposse aus dem 17 jh. von JBolte.
Vierteljahrschr. f. lg. 1, 111. — GGA nr 19 (vWaldberg). [323
Engl, comödianten in Dänemark u. Schweden von JBolte. Jb. d. d.
Shakespearegesellsch. 23, 99. [324
[Zu 1887] 257 von JBol te. Jb. d. d. Shakespearegesellsch. 23, 343]. [325
Die legende vom hl. Niemand von JBolte. Alem. 16,193 [enth. ein-
schlägiges]. [326
Zur Peter- Squenz-frage von KBorinski. Zs. 32,415 [mit bezug auf
JBSchupp]. [327
Deutsche geschichtsdramen von WBormann. Unsere zeit 1, 539 [bietet
einschlägiges]. [328
Der tod in der tragödie von WBormann. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg.
nr 87. [329
Das antike u. moderne Schicksal im drama von Bornhak. Dramaturg, bll.
u. bühnenrundschau nr 33. [330
Brüning 1887 [261. — Hist. zs. 59, 137 (Ellinger). [331
Bulthaupt 1887 [262. — Bll. f. litt, unterh. nr4(Portig). AZ nr 15 B (Bren-
ning). Gegenwart nr 16. Litt, merkur 8, 237. Grenzboten 47, 4, 142. Zs.
f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 1, 457 (Koch). Nord u. süd
45, 417. [332
König Lear 1692 u. Titus Andronicus 1699 in Breslau aufgeführt, mitgeteilt
von AGohn. Jb. d. d. Shakespearegesellsch. 23,266. [333
Das strafsb. theater von der reformation bis zum 30jähr. kriege, vortr. geh.
von JCrüger. vgl. Verhandl. der 39 versamml. deutscher phil. u. Schul-
männer (Leipzig, Teubner) s. 186. N. jbb. f. phil. u. päd. 138, 140. Zs.
f. d. gymnasialwesen 42, 268 (Weber). Zs. f. d. phil. 20, 500 u. Germ.
33, 234 (Bachmann). [334
LITERATURGESCHICHTE. DRAMA Ü>D THEATER 163
Engel 1887 [269. — Litt, centralbl. nrlO. Bes. beil. d. Staatsanz. f. Württem-
berg nr 3 (Schäfer). Zs. f. nfrz. spr. u. litt. 10, 111 (Mahrenholtz). [335
Die Don Juan -sage auf der bühne von KEngel. zur lOOjähr. feier der
1 aufführung von Mozarts Don Juan am 29 oct. 1787. mit einem anh. 2 (titel-)
aufl. Oldenburg, Schulze (1887). 265. 8. [336
Sophonisbe, tragödie von GGTrissino, eingel. u. übers, von dr Feit, progr.
d. Katharineums zu Lübeck. Lübeck, Borchers. 50. 4 [bietet ein-
schlägiges]. [337
Gesch. einer deutschen musterbühne. KImmermanns leitung des stadltheaters
zu Düsseldorf von RFellner. Stuttgart, Cotta. xvi, 526. 8. — AZnrl62B,
B1J. f. litt, unterh. nr 30 u. Dramaturg, bll. u. bühnenrundschau nr 30. 1
[nr45 — 9 abdr. des cap.: Immermanns dramaturgische grundsätze] (Rullmann).
Bresl. ztg. nr 502. D. montagsbl. nr 37. D. ztg. nr 5920. 73. Düsseldorfer
ztg. nr 157. Gegenwart nr 43 (Bulle). Grazer morgenpost nr 154. Grazer
tagespost nr ISO. 261. Ztg. f. kunst, litt. u. wissensch. d. Hamb. corresp.
nr 16. Hamb. nachr. nr 135. Linzer tagespost nr 273. Nationalztg. nr 401. 5
(Frenzel). Pester Lloyd nr 250. Schles. ztg. nr 709 (Prölfs). Wiener ztg.
nr 173 — 5 (Ehrlich). [338
Gesch. des deutschen theaters in Siebenbürgen, ein beitr. zur kulturgescb.
der Sachsen von EFiltsch. Arch. d. ver. f. siebenb. landeskunde. n. f.
21, 515. [339
Freisauff 1887 [272. — Litt, centralbl. nr 10. [340
Gaedertz 1887 [273. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,353. [341
Archivalische nachr. über die theaterzustände von Hildesheim, Lübeck, Lüne-
burg im 16 u. 17 jh. beitr. zur deutschen kultur- u. kirchengesch., gesamm.
u. mit anm. hg. von KThGaedertz. Bremen, Müller, vi, 160. 8. —
Bll. f. litt, unterh. nr 39 (Löbner). [342
Zur kenntnis der ae. bühne nebst anderen beitr. zur Shakespearelitt, von
KThGaedertz. Bremen, Müller, via, 79. 8 [enth. einen nach.tr. zu
AGohns Shakespeare in Germany u. zusätze zu dem 2 bd. der Engl, comödien
von 1630; vgl. Jahresber. 10,220]. — Bll. f. litt, unterh. nr 39 (Löbner).
Litt, centralbl. nr43 (Greizenach). [343
Göbel 1885 [16S. — Philos. monatshefte 24, 239 (Schaarschmidt). [344
Der unglückseelige todes-fall Caroli xn. ein drama des 17 jhs. [von JJKohl-
hard?]. hg. von CHeine. Halle, Niemeyer, xxxii, 66. 8. [345
Graf Essex aus LHoffmanns repert. [nach einer ital. bearb. eines span. Ori-
ginals von FHBrauer 1716 übers.] von CHeine. Vierteljahrschr. f. Ig. 1,
323. [346
Ein blick in die gesch. der nd. bühnendichtung von GHoffmann. Weser-
ztg. nr 14926. 7 mittagsausg. 14928 morgenausg. [zt.im anschluss an [341]. [347
Hoffory-Schlenther s. 1887 [465.466. 2bde. Berlin, Reimer. xvi,123u.
388. 540. 8. — Litt, merkur 8, 184 (Koch). Litt, centralbl. nr28 (Creizenach).
D. rundschau 56, 76 (Brandes). Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 7
(Brenner). D. revue 13, 3, 254. Anz. xiv 282 (Steinmeyer). Zs. f. vgl. lit-
teralurgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 128 (vWeilen). [348
Deutsches Sebastianspiel von JHöttinger. Ethnol. mitteil, aus Ungarn 1,
180. — AZ nr 138B (Meyer). [349
Engl. Schauspieler in Münster [1601] von FJostes. Korrespondenzbl. d.
ver. f. nd. sprachf. 13, 37. [350
Friderike Unzelmann- Bethmann von Katt. Dramaturg, bll. u. bühnenrund-
schau nr 31. [351
Kern 1887 [281. — Päd. bll. 17,164 (Schürmann). Zs. f. d. phil. 21,97
(Kettner). [352
Der character der luslspieldichtung von EMauerhof. Bll. f. litt, unterh.
nr 32 - 5. [353
Meifsner 1885 [177. — Anz. xiv 88 (Seuffert). [354
Neue mitteil, über den ersten abschnitt der frankf. bühnengesch. von
EMentzel. Die kleine chron. frankf. wochenschr. hg. von Holthof. 11 jg.
nr 5/6. [355
11*
164 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IDE
Zum deutschen drama des 17 jhs. 1. Die engl, comödianten u. Shakespeares
Mafs für mafs. 2. Graf Paquafil. 3. Zu ChReuter. von JMinor. Vieitel-
jahrschr. f. lg. 1, 277. [356
[Über die personification gramm. begriffe im älteren deutschen drama. Zs.
f.d. phil. 21,252 (Minor)]. [357
Die auffassung der Kleopatra in der tragödienlitt. der rom. u. germ. nationen
von GHMöller. freib. diss. Ulm, Kerler. 94. 8 [behandelt die dramen
von Lohenstein, Ayrenhoff, Soden, Kotzebue]. [358
Die dram.-musikalischen bearb. der Genovefalegende. ein beitr. zur gesch.
der oper von WNagel. Leipzig, Unflad. 56. 8. [359
PhJReinhardt. ADB 28, 67 (AR aeder). [360
DGQuandt. ADB 27, 10 (PSchlent her). [361
Raeder [schauspielerfamilie]. ADB 27, 119 (PSchl en ther). [362
PhSReger. ADB 27, 758 (PSchlen ther). [363
JFReinecke. ADB 28, 20 (PSchlenther). [304
KReinhard. ADB 28, 43 (PSchlenther). [365
Mitteil, aus dem leben der schule in alter u. neuer zeit, betr. schulfestlich-
keiten u. den Schülern gestattete oder bereitete ergötzlichkeiten, bes. fest-
actus, umzüge u. dram. aufführungen. von PSchmieder. progr. d. gymn.
zu Schleusingen, dr. der Keyfsnerschen hofbuchdruckerei in Meinin^en.
vm. 4. [366
Zu den aachener schuldramen des 18 jhs. von Schwenger. Zs. d. aachener
geschichtsver. 9, 218. [367
Deutsches weihnachtsspiel von EStodola. Ethnol. mitteil, aus Ungarn 1,
179. — AZ nr 138 B (Meyer). [368
Der bestrafte brudermord oder prinz Hamlet aus Dänemark u. sein Verhältnis
zu Shakespeares Hamlet von GTanger. Jb. d. d. Shakespearegesellsch.
23, 224. [369
Gesch. des prager theaters. von den anfangen des schauspielwesens bis auf
die neueste zeit, von OTeuber. 3 teil, vom tode Liebichs, des grösten
bühnenleiters, bis auf unsere tage (1817 — 1887). Prag, Haase. xxm, 881.
8. 1 u. 2 teil s. 1887 [305. — Bll. f. litt, unterh. nr 13 (Wehl). D. revue
13, 2, 378. Westermanns monatshefte 64, 842. [370
Trautmann 1887 [310. — Giornale storico della letteratura italiana 10,439.
Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 1, 475 (Grüger). [371
Frz. Schauspieler am bayr. hofe von KTrautmann. Jb. f. münchner gesch.
2, 185. — AZ nr 243 B. [372
Ein angebl. theaterzettel der engl, comödianten von KTrautmann. Zs. f.
vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 1, 439. [373
Das Schauspiel in Pommern im 16 u. 17 jh. von MW ehrmann. Monatsbll.
hg. von d. gesellsch. f. pommer. gesch. s. 174 (Jahresber. 10, 221). [374
Wo! ff 1887 [314. forts. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f.
1, 329. [375
Das sog. hamb. Preisausschreiben von EWolff. Zs. f. d. phil. 21,39. [376
Passionsspiele in Kärnten von JWolfga ng. Beil. zur Bohemia nrlOl. [377
Die schauspieltätigkeit der schüler u. Studenten Wiens von JZeidler.
18 progr. d. k. k. staatsgymn. zu Oberhollabrunn. 44. 8. [378
Über die fabel in Shakespeares Beiden Veronesern von JZupitza. Jb. d.
d. Shakespearegesellsch. 23, 1 [behandelt auch die 1620 von engl, comö-
dianten in Deutschland aufgeführte Tragaedia von Julio u. Hyppolita]. [379
AReiser ADB 28, 119. [380
FWilhelmi. Biogr. lexicon des kaisertums Österr. 56, 176. [381
Das centenarium des Josephstädter theaters [in Wien; besprechung des zur Jubel-
feier aufgeführten feststückes, eines hist. quodlibets, zusammengest. aus den
glanzvollsten leistungen der bühne während der letzten 1 OOjj.]. AZ nr 301. [382
s. auch [64. 81. 95. 201. 229. 400. 432. 442. 1319.
Aus dem alten burgtheater. erinnerungen von RvGo ttscha 11. Garlen-
laube nr51. [383
DRAMA UND THEATER. POETISCHE UND METRISCHE FORM 165
Vom alten u. neuen burgtheater von FLemmermayer. Nationalztg.
nr 537. 41. [384
Zur gesch. des burgtheaters von AS au er. Wiener fremdenbl. nr 287.
8. 91. [385
Von Sonnenfels zu Sonnenthal. zur eröffnung des neuen burgtheaters von
SSchlesinger. D. rundschau 57, 490. [386
Das alte burgtheater. von LSpeidel. N. fr. presse nr867l morgenbl. [387
Holbein u. Laube, ein beitr. zu den krisen des burgtheaters. von LSpeidel.
N. fr. presse nr 8680. 1 morgenbl. [388
30 jj. burgtheater 1799 — 1829 (nach aufzeichnungen eines altwieners). von
AvWeilen. N. fr. presse nr 8652 — 4 morgenbl. [389
Altwiener theatercensur. von EWert heimer. N. fr. presse nr 8514
morgenbl. [390
Zur gesch. der wiener hoftheater. vortr. geh. von EWer theimer. referat
in : N. fr. presse nr 8406 morgenbl. [391
Das wiener burgtheater u. das deutsche drama. beitr. zur gesch. der dram.
production 1814 — 67. nach ungedr. quellen. 1. ERaupach. 2. Schreyvogel.
Deinhardstein. Holbein. 3. Bunte reihe [ua. ALewald, EvSchenk]. 4. FHebbel.
5. KGutzkow. 6. Zedlitz. Elsholtz. Immermann. D. dichtung 3, 214. 36.
66. 97. 361. 4, 31. 85. 245. 67. [392
Vom alten u. neuen burgtheater. l — in (Wiener briefe ccxxvii — ccxxix).
AZ nr232. 54. 81 B. [393
iE. Geschichte der poetischen und metrischen form.
Zur technik des modernen romans von KAI b er ti. Nationalztg. nr223. [394
Baumgart 1887 [321. — DLZ nr 8. Grenzboten 47,1,635. Gegenwart
nr 22 (Carriere). Germ. 33, 115 (Bartsch). Zs. f. d. österr. gymn. 39, 615
(Walzel). Preufs. jbb. 62, 339 (Döring). D. litteraturbl. bd. 10 nr 51
(Weitbrecht). [395
Beck 1887 [322. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschul wesen 24, 317 (Baldi). [396
Theorie der prosa u. poesie. ein leitfaden f. den Unterricht in der Stilistik
[rhetorik] u. poetik an gymn. u. verwandten lehranst. wie auch zum privat-
gebrauche von FBeck. 2 abt. a. u. d. t. : Lehrbuch der poetik. 6 verb. u.
verm. aufl. München, Merhoff. xvi, 148. 8. [397
Der mündl. vortr. ein lehrbuch f. schulen u. zum Selbstunterricht von
RBenedix. 3 teile. Leipzig, Weber, xm, 72. xv, 220. vii, 308. 8. [398
Bergmann 1887 [324. — GGAnrll (Siebeck). Bevue philosophique 26, 281
(Benard). [399
Das wesen des tragischen von FB e 1 1 i n g e n. progr. d. gymn. zu Crefeld. Cre-
feld, Kramer & Baum. 22. 4. vgl. N. jbb. f. phil. u. päd. 138,648. —
Bll. f. litt, unterh. nr 40 (Mauerhof). [400
Biese 1887 [328. vgl. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. 1,396
(Wolfl). [401
Die entwickelung des naturgefühls im ma. u. in der neuzeit von ABiese.
Leipzig, Veit & cie. vm, 460. 8. — AZ 1887 nr 307 B. Daheim 24 jg.
nr 10. Die post nr 56 beil. 2 feuill. Bll. f. litt, unterh. nr 10 (Külpe).
Gegenwart nr 10 (Jentsch). Litt, centralbl. nr 12. DLZ nr 16 (Werner).
Grenzboten 47, 2, 256. Der kunstwart jg. 1 stück 16 (Woermann). Litt.
merkur 8, 265 (Diez). Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f.
2, 114 (Hess). Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 127 (Prölfs). [402
Ästhetische briefe zur philos. des naturschönen von ABiese. Ztg. f. litt.,
kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 16 — 23. 25. 6. [403
B öl sehe 1887 [330. — AZ nr 270. 1B (Volkelt). [404
Borin ski 1887 [332. — Nationalztg. nr 151 (Ellinger). [405
Gesch. der poel. theoiie u. kritik von den Discursen der maier bis auf
Lessing von FBraitmaier. 1 teil. Frauenfeld, Huber. xi, 313. 8. —
Litt, centralbl. nr 50 (Creizenach). Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u. real-
schulen Würltembergs35,518 (Braitmaier). Bibliogr. d. Schweiz 18, 169. [406
166 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IE
Über die dichterspr. von KBruchmann. Preufs. jbb. 61,353. [407
Kurzgefasste poetik vonGBrugier [aus: Gesch. der deutschen nationallitt,
f. schule u.selbstbelehrung]. Freiburg i/ß., Herder, vi, 74 mit 1 tab. 8. [408
Dilthey 1887 [335. — Zs. f. philos. u. philos. krit. 93,307 (Walther).
Nationalztg. nr 551. 3. [409
Duboc 1S87 [338. — Westermanns monatshefte 64,135. [410
Das wesen des schönen, ein vortr. von ThE 1 s e n h a n s. Stuttgart,
Metzler. 36. 8. [411
Lehrbuch der Stilistik, metrik u. poetik. zum gebrauche an mittelschulen
u. zum Selbstunterrichte bearb. von JFischer. 4 umgearb. aufl. Langen-
salza, schulbuchhandl. iv, 136. 8. [412
Floegel-Ebeling s. 1887 [339. mit 41 bildtafeln, zum grösten teil in
farbendr., u. Ebelings portr. 5 aufl. Leipzig, Barsdorf, xiv, 478. 8. —
Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 1, 454 (Muncker). [413
Die gliederung der Schönheit, beitr. zur zukünftigen ästhetik von LFrauer.
Bes. beil. d. Staatsanz. f. Württemberg nr 3 — 5. [414
Gassner 1S87 [341. — Zs. f. d. österr. gymn. 39,474. [415
Poesie u. religion von KGerok. D. revue 13,4,85. [416
Zur christl. ästhetik von GGietmann. Stimmen aus Maria Laach 34, 53.
166. 279. [417
Günther 1887 [346. — Litt, merkur 8, 216 (Diez). [418
Hagemann 1887 [348. — Westermanns monatshefte 63,680. [419
vHartmann 1887 [351. — Gegenwart nr 4 (Garriere). Bll. f. litt, unterh.
nr 8 u. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 29 (Portig). Litt, merkur 8,
133. 41 (Hallier). AZ nr 151 B (vGoeler-Bavensburg). Der kunstwart jg. 1
stück 17. BLZ nr 27 (Lehmann). Nationalztg. nr 393. Preufs. jbb. 62, 339
(Döring). GGA nr 19 (Seydel). Hannov. Courier nr 15258 (Schneidewin). Mind
13., 301. [420
*Über die nachbildung griech. metra im deutschen von EHenschke. leipz.
diss. 1885. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80, 450. [421
Rhetorik f. höhere schulen von KAJH offmann. 2 abt. Die lehre von der
erfindung, von der anordnung und den wichtigsten kunstformen der pros. dar-
legung. 6aufl. besorgt von ChFASchust er. Halle, Grosse, xi, 108. 8. [422
Humperdinck 1887 [355. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 81,454.
Päd. bll. 17,377. [423
Kiesel 1887 [359. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 123. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 2, 334 (Münch). Litt, rundschau 14, 150 (Kaulen). [424
Poesie u. rhetorik von WKirch b ach. Der kunstwart jg. 1 stück 21. 2. [425
Der deutsche hexameter von Klopstock an von Klinger. Revue de l'en-
seignement des langues Vivantes jan. nr 11. vgl. D. rundschau 55, 157. [426
K ög e 1 1S87 [300. — Zs. f. philos. u. philos. kritik 93,312 (Falckenberg). [427
Ethische u. ästhetische vortr. u. betrachtungen von RKögel. Bremen,
Müller, vu, 172. 8 [behandelt inaufsatz2: Von der phantasie als religiösem
organ u. in aufsatz 5: Ästhetische freundschaften einschlägiges, wie: Jean
Paul, Klopstock u. Bodmer, Voss u. Stolberg, Goethe u. Herder]. — Litt,
centralbl. nr 15. Theol. litteraturztg. nr 18 (Meier). [428
Leimbach 1886 [321. — Zs. f. d. österr. gymn. 39,623 (Löhner). [429
Vorschule der poetik u. litteraturgesch. ein hilfsbuch f. den Unterricht im
deutschen f. lehrer u. lernende von FLinnig. 2 umgearb. u. erweit. aufl.
Paderborn, Schöningh. xn, 417. 8. [430
Grundzüge der ästhetik. dictate aus den Vorlesungen von HLotze. 2 aufl.
Leipzig, Hirzel. 128. 8. [431
Zum wesen der tragischen kunst von EM a u e r h o f. Bll. f. litt, unterh. nr 7. 8. [432
Metz 1887 [370. — Westermanns monatshefte 64, 135. Zs. f. d. österr. gymn.
39, 1096 (Überhorst). [433
Das schöne, ästhetische betrachtungen f. gebildete kreise von ChMuff.
Halle, Mühlmann, v, 162. 8. — Gegenwart 1887 nr 52. Litt, merkur
8, 201 (Diez). Litt, centralbl. nr 51. Allg. conservative monatsschr. f. d.
christl. Deutschland 45, 552. [434
POETISCHE UND METRISCHE FORM 167
Parow 1S87 [372. — Phonet. stud. hg. von WVietor bd. 1 heft 2 (Münch).
Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen Württembergs 35, 266
(Nestle). [435
ThPiderit, La mimique et la physiognomie. trad. par AGirot. Paris,
Alcan. 2S0. 8. vgl. 18S6 [333. — Revista contemporanea 30 märz, vgl.
Bll. f. litt, unterh. nr 19. 47. Revue critique nr 27 (Herr). [436
* Angewandte ästhetik in kunstgeschichtl. u. ästhetischen essays von GPo r t i g.
2 bde. Hamburg, Richter, 1887. — AZ nr 312. 7. 31 B (Bormann). [437
Prosodische bemerkungen vonSReiter [unter hinweis auf die technik zweier
Goethescher verse, je eines in dem epigramm Herzog Leopold von Braun-
schweig u. in den Rom. elegien (xv 28)]. Zs. f. d. österr. gymn. 39, 865. [438
Über den reim in der ungebundenen rede von DS anders. Zs. f. deutsche
spr. 1, 508. [439
Das äuge in seinen beziehungen zur ästhetik u. kunst von HSattler [mit
vielen citalen aus deutschen dichtem]. Bohemia nr 338 hauptbl. 339
beil. [440
Über lyr. poesie von AF. graf vSchack. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl.
nr 14. 5. [441
Der ästhetische zweck des dramas von MSchasler. Dramaturg, bll. u.
bühnenrundschau nr 34. [442
Poetik von WScherer. Berlin, Weidmann, xii, 303. 8. — Litt, centralbl.
nr 21. Bll. f. litt, unterh. nr 22 (Portig). Gegenwart nr 22 (Garriere).
Grenzboten 47, 2, 576. Nationalztg. nr 381 (Brahm). Der Zeitgeist (beibl.
zum Berl. tagebl.) nr 23 (Neumann-Hofer). Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl.
nr 34. 5 (Kirchbach). DLZ nr 40 (Burdach). Preufs. jbb. 62, 339 (Döring).
Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 379 (Bötticher). Arch. f. d. stud. d. neueren
spr. 81,449 (Sänger). D. litteraturbl. bd. 11 nr 14 (Brenning). Wiener ztg.
nr 137 (Schönbach). [443
Über lesen u. bildung von AESchönbach. Graz, Leuschner & Lubensky.
v, 144. 8. — D. rundschau 54, 476. DLZ nr 11 (vWaldberg). D. revue
13, 2, 251. Bll. f. litt, unterh. nr 20. Litt, centralbl. nr 23. Nord u. süd
46,137. AZnrl78B. Grenzboten 47, 4, 191. Gartenlaube nr 44. Natio-
nalztg. nr 3S9 (Ellinger). [444
Dasselbe, umschau u. ratschlage. 2 aufl. Graz, Leuschner & Lubensky.
x, 157. 8. [445
Accent u. quantität. eine krit. stud. zu GBeyers Deutscher poelik von
PSchönfeld. Zs. f. d. deutschen Unterricht 2,97. [446
Seh w ei st ha 1 1887 [378. — Zs. f. philos. u. philos. kritik 93, 307 (Walther).
DLZ nr 47 (Ziegler). [447
Sommer 1887 [379. — Zs. f. d. österr. gymn, 39,621 (Löhner). [448
vStein 1887 [383. — Gegenwart nr 24 (Porke). Nationalztg. nr347 (Leh-
mann). Revue philosophique 13, 80 (Benard). [449
Kleine poetik. ein leitfaden zur einführung in das stud. der deutschen litt,
f. schulen von PS trzemcha. 2 verb. aufl. Brunn, Knauthe. 94. 8. [450
ünbe scheid 1887 [387. — Zs. f. d. phil. 21, 93 (Kettner). Päd. bll.
17, 379. [451
Die dreileiligkeit in der lyrik von Walentin. Zs. f. vgl. litteraturgesch.
u. renaissancelilt. n. f. 2, 9. [452
Die poelik auf der grundlage der erfahrungsseelenlehre in 2 bden von
HViehoff. hg. nebst einer biogr. skizze: HViehoff, aus pcrsönl. umgange
von VKiy [beigegeben ist V.s porlr. u. 1 facs. seiner hs.]. Trier, Lintz.
xxxvu, 552. 8. — Nord u. süd 46,272. D. revue 13,3,379. Bll. f. litt,
unterh. nr 39 (Portig). Litt, centralbl. ar48. Nationalztg. nr 342 (Ellinger).
Päd. beil. zur ztg. f. litt., kunst u. wissensch.d. Hamb. corresp. nr 13a. [453
Poetik, rlütoiik u. Stilistik, acad. Vorlesungen von WWackernagel.
hg. von LSieber. 2 aufl. Halle, Waisenhaus, xii, 597. 8. — Zs. f. kirchl.
wissensch. u. kirchl. leben 9, 543 (Wilhelmi). [454
* Deutsche spr. u. dichtung oder das wichtigste über die entwickelung der
mutlerspr., das wesen der poesie u. die nationallitt. f. höhere bürgerschulen.
168 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 IE. II
hg. von HWeber. 6 aufl. Leipzig, Klinkhardt, 1887. — Zs. f. d. österr.
gymn. 39, 622 (Löhner). Päd. bll. 17, 370. [455
Zur physiol. der lyrik von RMWerner. D. dichtung 3,206. [456
Poesie u. tendenz. Der kunstwart jg. 1 stück 22. [457
s. auch [1264. 1268. 1272.
ii. Alphabetisches Verzeichnis der Schriftsteller.
Abbt, Th.: ThA. von EGuglia. AZ nr 328 B. [458
s. auch [1689.
Abbaham aSClaba: Eine grabschrift von AaSGl. von FLauchert. Alem.
16, 232. .. _ [459
Albebtinus, Ä. : ÄA., der vater des deutschen Schelmenromans von KvRein-
h a r d s t ö 1 1 n e r. Jb. f. münchner gesch. 2, 13. 502. — AZ nr 243 B. [460
Alxingeb, JB.: A. Musäus. Müller von Itzehoe, in einer ausw. aus ihren
werken hg. von HPröhle. im anschluss an Wielands werke (D. national-
• HU. bd. 57). Berlin u. Stuttgart, Spemann. 452. 8. [461
s. auch [576.
Annoni, H. s. [1790.
Abndt, EM.: Märchen, ausgew. u. Überarb. von AKurs, mit 3 farbendr.-
bildern. Kreuznach u. Leipzig, Voigtländer, v, 212. 8. [462
Herinnering aan en van EMA. (1858 — 1859), door KStallaert, werkend
lid der koninklijke vlaamsche acad. voor taal- en letterkunde. Gand, Le-
liaert, Siffer & cie. 15. 12. [463
Einem baukünstler (ungedr. nachlass). D. dichtung 5, 34. 56. [464
a. auch [269.
Abndt, J.: Vier bücher vom wahren Christentum, d.i. von heilsamer bufse,
herzlicher reue u. leid über die sünde u. wahrem glauben, auch heiligem
leben u. wandet der rechten u. wahren Christen, nebst desselben Paradies-
gärtlein[unveränd.abdr.]. 13 aufl. Berlin, Evang.bücherver. 542,196. 8. [465
vAbnim, B. s. [178.
vAbnim, LA. s. [15. 303.
Der name Des knaben wunderhorn von ABirlinger. Alem. 16,279. [466
s. auch [244.
Assing, L. u. RM. s. [87. 240.
vAuebspebg, A.: Epilog zu den Wiener Spaziergängen (autogr.). D. dichtung
4, 322. [467
s. auch [7.240.
AGrün über Österr. mitgeteilt von KEFranzos. N. fr. presse nr8555. 6. 9
morgenbl. [468
Zur characteristik AGrüns, mitgeteilt von KEFranzos. N. fr. presse nr8455
morgenbl. [469
Erinnerungen an AGrün. aus den jj. 1861 — 1876. mitgeteilt von HJaques.
N. fr. presse nr 8572 morgenbl. [470
FPresern u. AGrün von HPenn. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 24. 6. [471
Zu AGrün von FProsch. Zs. f. d. phil. 21, 335. [472
Zur characteristik AGrüns. nach ungedr. quellen. D. dichtung 4, 204.
72. 323. [473
vAybenhoff, G. s. [358.
BAcnMANN, J. : JB. von Behm. Bll. f. hymnol. nr 5. [474
Bahrdt, KF. s. [169.
Basedow, JB.: *Die didactik B.s im vgl. zur didactik des Gomenius von
PGarbovicianu. Bucarest 1887 (Leipzig, Fock). 82. 8. [475
s. auch [156. 170.
Baudissin, W. graf s. [119.
yBauernfeld, E. : Alkibiades. drama. D. dichtung 5, 18. 42. [476
An der blauen Donau [gedieht]. D. dichtung 3, 356. [477
♦Novellenkranz, mit 1 titelilluslr. von LLewin (Bibl. f. ost u. west bd. 2).
Wien, Enge), 1884. — Gegenwart nr 12. [478
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: ABBT CAMPE 169
Bechstein, L.: Neues deutsches märchenbuch. 51 u. 52 aufl. volksausg. mit
1 titelbild u. 60 holzsclm. Wien, Hartleben, vi, 278. 8. [479
s. auch [221.
Bengel, JA.: Dr JAB. vortr. geh. von pfarrer Hohbach. Stuttgart, buch-
handl. d. evang. gesellsch. 44. 8. [480
vBerge, EG. s. [1004.
vBesser, J.: Adams erster schlaf von RKöhler. Vierteliahrschr. f. lg. 1,
150. [481
Bixmauer, A.: vHofmann-Wellenhof 1886 [394. — Anz. xiv 90 (Litz-
mann). [482
s. auch [87.
Bodmer, JJ. s. [428.
vBogatzky, KH. : 150 erlesene geistl. lieder, nebst lebenslauf. aufs neue dar-
geboten durch JGlaafsen. Stuttgart, Steinkopf. 228. 12. [483
Böhme, J.: Le philosophe allemand JB. (1575 — 1624) par EBo utro u x. Paris,
Alcan. 60. 8. [484
Boie, HCh. s. [264.
Börne, L. : Zu B.s aufsatz Juden in Frankfurt a/M. von LG ei g er. Zs. f. d.
gesch. d. Juden in Deutschland 2, 391. [485
Jugendarbeiten LB. s über jüd. dinge, ausdessen nachlasshg. von GSchna p per-
Arndt. Zs. f. d. gesch. d. Juden in Deutschland 2, 375. [486
LB. sein leben u. sein wirken nach den quellen dargest. von MHolzm a n n.
Berlin, Oppenheim, vm, 402. 8. — Grenzboten 47, 2,389. Bll. f. litt, unterh!
nr 25 (Walther). Litt, centralbl. nr 27 (Creizenach). Litt, merkur 8, 256
(Löbner). Zs. f. d. österr. gymn. 39, 1090 (Walzel). [487
B.s beziehungen zum Judentum u. Christentum. Jüd. litteraturbl. 16jg.
nrll. [488
s. auch [234. 244.
Brandmüller, J.: Verse in antiken mafsen zur zeit von Opitz auftreten von
EMartin. Vierteljahrschr. f. lg. 1,98. [489
Brauer, FH. s. [346.
Brentano, G. s. [12. 15.
Chronica eines fahrenden Schülers, von CB. fortges. u. vollendet von AvdE 1 b e.
6 aufl. min.-ausg. Heidelberg, Winter, in, 268. 12. — Bll. f. litt, unterh.
nr 52. [490
Die chronik des fahrenden schülers. erstl. beschrieben von dem weil,
meister GB. volksausg. hg. von p. Kreiten. mit 6 bildern von Steinle.
Augsburg, Huttier, iv, 99. 8. — Stimmen aus Maria -Laach 34,370. [491
Freiligrath-Kroeker 1887 [431. — Gegenwart nr 2. [492
Vita della beata vergine Maria, secondo le meditazioni di ACEmmerich,
religiosa agostiniana nel chiostro di Agnetemberg a Dühnen [sie], nata il
9 febbraio 1824. Novara , Miglio. 571. 16. [493
Der Schinder. Saturday review 65, 376 [berührt B.]. [494
s. auch [244. 303.
vBretschneider, HG. s. [576.
Bronner, FX. s. [257.
Bürger, GA. s. [3. 221. 284. 558.
Nachtr. zu B.s gedienten u. briefen von AS au er. Vierteljahrschr. f. 1«
1, 260. r [495
Campe,. JH.: Dicouverte de l'Amerique racontee aux enfants. trad. de l'allemand
par PCGerard. Limoges, Ardant & cie. 240. 8. [496
Abenteuer Robinson Crusoes, nach Defoe u. C. hg. u. f. die Jugend bearb.
von FH off mann, mit farbendr.-illustr., gezeichnet u. lithogr. von OWoite.
Berlin, Drewitz. 220. 8. [497
Robinson der jüngere, aufs neue bearb. u. in zusammenhängender erzäh-
lung gegeben von JFRanke (Unterhaltungsbibl. f. kinder. 9 bdehen).
Elberfeld, Bädeker. 151 mit 1 abbildung. 8. [498
Robinson s. 1887 [447. 8 verb. aufl. Stuttgart, Loewe. iv, 114. 4. [499
Dasselbe, volksausg. Stuttgart, Loewe. 94. 4. [500
170 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 H
Campe, JH.: Robinson Crusoe, eine erzählung f. die Jugend (grofse ausg.) mit
4 farbendr. bildern. Berlin, Liebau. 148. 8. (kleine ausg.) mit 3 chro-
molilh. 63. 8. [501
Robinson der jüngere, erzählung f. die Jugend nach JHC. mit 4 Vollbildern
von GBartsch (illustr. jugendbibl. 16 bdclien). Dresden, Köhler. 112. 8. [502
Koldewey 1S87 [452. widerabgedr. in des verf.s Beitr. zur kirchen- u.
schulgesch. des herzogtums Braunschweig s. 119. [503
[Über C.s garten in Braunschweig. Die post nr341 Verschiedenes]. [504
vChamisso, A. : Frauen-liebe u. -leben, liedercyklus. illustr. von PThumann.
14 aufl. Leipzig, Titze. 9 lichtdr.-tafeln u. 9 bll. texl mit eingedr. holzschn.
u. titelbild in holzschn. 4. [505
Dasselbe. 15 aufl. [506
Gedichte, f. die frauenweit ausgew. von KBraun. mit 8 illustr. von
REKepler. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, xxiv, 271. 16. — Litt, merkur
8, 319 (Hirzel). [507
Poesie tradotte in prosa italiana da ACourth. Milano, Prato. 111. 16. [508
Gedichte (ungedr. nachlass). mitgeteilt von EKossmann. D. dichtung
4, 286. [509
Lebens-lieder u. -bilder. liedercyklus. illustr. von PThumann. 8 aufl.
Leipzig, Titze. 48 bll. mit holzschn. -Ornamenten u. 9 lichtdr. 4. [510
Les auteurs du programme (extraits relies par des analyses). Pierre Schle-
mihl. avec notices et notes par Briois. classe de troisieme. 2 ed. Paris,
Delagrave. vm, 63. 12. [511
Histoire merveilleuse de Pierre Schlemihl, ou 1'liomme qui a vendu son
ombre. traduction nouvelle, suivie d'un choix de poesies et precedee d'une
etude par ADietrich, avec 106 dessins de HPille et 2 portr. Paris, West-
haufser. lxxxviii, 258. 8. — Revue critique nr 13 (Chuquet). [512
Pierre Schlemihl ou Phomme qui a perdu son ombre. suivi d'un choix
de ses poesies. dessins de Myrbach imprimes dans le texte, preface par
HFouquier. Paris, librairie des bibliophiles, xvi, 200. 4. [513
Histoire merveilleuse de Pierre Schlemihl, ou lMiomme qui a perdu son
ombre. imite de i'allemand de Ch. par JGourda u 1 1. Paris, Hachette.
72. 12. [514
Peter Schlemihl. Boston, Kilborn. [515
Ch.s Peter Schlemihl. was bedeutet der schatten? von HS ehr a der. Die
post nr 234 beil. 1. [516
Ungedr. briefe. mitgeteilt von EKossma nn. D. dichtung 4, 301. 54. [517
AvCb. als naturforscher. rede zur feier des leibniz. Jahrestages — geh. von
EduBois- Reymond. Sitzungsber. d. kgl. preufs. acad. d. wissenseh.
zu Berlin s. 675 u. D. rundschau 56, 329. [518
Ch. als soldat von SFrey. Beil. zur Bohemia nr 232. auch: Der sammler
(beibl. d. Augsb. abendztg.) nr 101. [519
AvCb. in Berlin. vonGKarpeles [gedenkbl. zur denkmals-enthüllung].
Berl. tagebl. nr 549. [520
Ch. u. Heine von GKarpeles. Nalionalztg. nr 573. [521
Einige sprachl.bemerkungen zu dem 1 bde von AvCh.s werken von DSa nders.
Zs. f. deutsche spr. 2, 343. [522
Eigentümlichkeiten u. eigenheiten in Ch.s spräche von DSa nders. Na-
tionalztg. nr 579. 97. auch: Zs. f. deutsche spräche 2,410.57.97. [523
s. auch [119.244.
[Aufserdem erschienen aufsätze zu Ch.s 50jähr. todestage in : D. dichtung
4,306 (LGeiger). Didaskalia nrl96. Hamb. corresp. nr232 feuill. (EFFrey).
Köln. zig. nr 232.3 (AvWin terfeld). Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 80
(GÖrtel). Die post nr 228 beil. 1. Strafsb. post nr 231, — zur enthüllung
des Ch.-denkmals in Berlin in: Berl. tagebl. nr 552. Frankf. ztg. nr 55 u.
304 abendbl. Nationalztg. nr 572 (darin FSpielhagens rede)]. [524
Ein scherz Simrocks mit AvCh. Germ. 33, 508. [525
vChezy, H.: HvCh. über den aufenthalt des herzogs Leopold Friedrich Franz
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: CAMPE EICHENDORFF 171
von Anhalt -Dessau u. dessen Umgebung in Paris, mitgeteilt von WH o saus.
Mitteil. d. ver. f. anhält, gesch. u. altertumskunde 5, 306. 46. [526
Claudius, M. s. [3.
Death and the maiden (from the german of C). Acad. nr 832. [527
s. auch [107.
vCollis, HJ. s. [10.15.
Costenoble, KL.: KLC. von MN e c k e r. Grenzboten 47, 4, 265. [528
Cramer, JA. u. KF. : Zu JA. u. KFC.s gedächtois (mit benutzung ungedr. briefe
aus der kieler univ.). vonEWolff. AZnr326B. [529
Crugot, M.: Manchot 1887 [461. — Zs. f. d. phil. 21, 88 (Kettner). [530
Deinhardstein, JL. s. [392.
Denis, M. s. [576.
Dieterich, K.: Aus KD. von ABirlinger. Alem. 16,242. [531
Dreyer, JM. s. [302.
vDroste- Hülshoff, AE.: Hüffer 1887 [474. — D. rundschau 54,318. Nord
u. süd 44, 280. Revue critique nr 42 (Ghuquet). [532
Zur litt, über AvD.-H. von vRudloff. Litt, rundschau 14, 83. 118. [533
AvD.-H. von FViolet. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 33. 4. [534
Eine vergessene dichterin Westfalens. Didaskalia nr 176. 7. [535
s. auch [1138.
Dunker, ABA.: ABAD., bürger zu Bern, ein maier u. dichter aus der 2 hälfle
des 18jhs. von GEBarthel. Sonntagsbl. d. Bund nr 32. 3. [536
Dusch, JJ. s. [156.
Eberhard, AG. s. [12.
vEbert, KE. s. [7.
Eckermann, JP.: Gespräche mit Goethe in den letzten jj. seines lebens. 3 teile
in 1 bde. Leipzig (Bonn, Straufs). 256. 241. x, 249. 8. [537
vEichendorff, J. s. [3. 14. 15. 18. 136. 162.
Aus dem leben eines taugenichts. novelle. Leipzig, leipz. verlagshaus.
127. 12. [538
Dasselbe, mit 17 lichtdr. -bildein nach Originalzeichnungen von REKepler.
1 u. 2aufl. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer. 133. 8. [539
Dasselbe. Leipzig, Steffens. 148. 12. [540
Dasselbe, novelle. Leipzig, Fock. 127. 12. [541
Leaves from the life of a good- for- nothing, transl. by ALW ister. fully
illustr. with full-page and smaller photogravures in the text. Philadelphia,
Lippincott. [542
Gedichte, hg. mit einleit. u. erläut. von OH ellinghaus. Münster, Aschen-
dorff. iv, 380. 12. [543
Gedichte, f. die frauenweit ausgew. von KBraun. mit illustr. Stuttgart,
Greiner & Pfeiffer, xxxi, 290. 16. [544
Gedichte (ungedr. u. verschollenes), mitgeteilt von KEFranzos. mit E.s
bildnis. D. dichtung 3, 306. 33. [545
Gedichte aus dem nachlasse, hg. von HMeisner. mit 1 Jugendbildnisse
des dichters. Leipzig, Amelang. xv, 63. 8. — Litt, merkur 8, 31 1 (Lambel).
Litt, handweiser 27, 150 (Reichensperger). D. litteraturbl. bd. 10 nr 50
(Pfleiderer). [546
Zur gesch. des liedes Das zerbrochene ringlein. Daheim nr 23. [547
Das incognito. ein Puppenspiel (ungedr. nachlass). mitgeteilt von HMeisner.
D. dichtung 3, 319. [548
Preufsen u. die Constitution, ein aufsatz von JvE. aus seinem nachlasse
hsr. von HMeisner. Nord u. süd 44,314. [549
l ber piessfreiheit (1832) (ungedr. nachlass). D. dichtung 3, 325. [550
Briefe E.s an AReichensperger. mitgeteilt von HMeisner. D. dichtung
330. [551
Keiter 1887 [4S0. — D. dichtung 3, 336 (Franzos). Bll. f. litt, unterh.
in 10 (Sallmann). Stimmen aus Maria-Laach 34, 600. Litt, handweiser 27,79
(Hülskamp). Stud. u. mitteil, aus d. benedictiner- u. cistercienserorden
9, 346. [552
172 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1
vEichendorff, J. : Johannesberg, ein gedenkbl. zum 100 geburtstage E.s von
AKettner. Freiwaldau, Blazek. 8. 8. [553
- Zum Jubiläum E.s von JMinor. Zs. f. d. phil. 21, 214. [554
[Aufserdem erschienen aufsätze zu E.s 100 jähr, geburtstage in: AZ nr70B
(HMöser). Basler nachr. nr 68. Beil. zur Bohemia nr71 (HTeweles).
Der christl. schulbote nr 24. 5 (GEBarthel). Daheim nr 23 (RKö nig). D.
dichtung 3,332 (FMuncker). D. wochenschr. 6 jg. nr 10. 1 (MVogler).
Didaskalia nr 60 (CAlberti u. Schul te vom Brühl). Frankf. ztg. nr 70. 1
morgenbl. feuill. (JPrölfs). Gartenlaube nr 10. Grenzboten 47, 1, 448.
Hist.-pol. bll. 101, 565. Illustr. ztg. nr 2332 (LSalomon). Wissensch. beil.
d. Leipz. ztg. nr 20 (GÖrtel). Litt, rundschau 14, 321. 55 (vRudloff).
Montagsrevue aus Böhmen nr 10 (HGrasberger). Die nation 5, 333
(LGeiger). Nationalztg. nrl62. N. fr. presse nr8461 morgenbl. (MNecker).
Päd. bll. 17,505 (Wehner). Die post nr 65 beil. 1 feuill. Presse nr 81
(MK albeck)... Schles. ztg. nr 178 (MH einzel). Schorers familienbl. nrll
(FHirsch). Über land u. meer nr 23 (GKarpeles). Sonntagsbeil, zur Voss,
ztg. nr 10. 1. Westermanns monatshefte 64,419 (OLinke)]. [555
[Zur enthüllung des E.-denkmals in Neifse vgl. AZ nr 126 B Verschiedenes.
Gartenlaube nr 38. Die post nr 123 beil. 1 feuill.]. [556
vEinsiedel, FB. s. [785.
Ekhof, K.: KE. von RWu lckow [behandelt E.s beziehungen zu Lessing u. zur
hamb. nationalbühne]. Didaskalia nr 204. [557
vElsholtz, F. s. [392.
Engel, JJ. s. [3.1190.
Engelhard, MPh. geb. Gatterer: Eine deutsche dichterin vor 100 jj. von MvNa-
t h u s i u s [mit briefen von GForster u. Bürger]. Allg. conservative monatsschr.
f. d. christl. Deutschland 45, 731. 812. 936. 1057. [558
Eschenburg, JJ. s. [576.
vFeuchtersleben, E. s. [3. 11. 15.
Feurstein, M.: [Alem. 16, 164 (HSander)]. [559
Fichte, JG: AusJGF.s reden an die deutsche nation. forts. von 1887 [483. Zs.
f. deutsche spr. 2, 1. 54. 97. [560
s. auch [87. 252.
Fleming, P. s. [18.
Aus meiner Vaterstadt, die persian. häuser. novelle von WJensen. Nord
u. süd 47, 1. 155 [behandelt PF.]. [561
Forster, G. s. [248. 558.
Fouque, F. de la Motte s. [15.
Undine. Cartwright 1887 [487. — Spectator 61, 239. [562
Franck, P.: PF. von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 43. [563
Francke, AB.: Kurzer u. einfältiger Unterricht, wie die kinder zur wahren golt-
seligkeit u. christl. klugheit anzuführen sind, nebst 6 beil. bearb. u. mit
erläut. vers. von KR i cht er. 2 durchges. u. verm. aufl. (Päd. bibl. bd. 5).
Leipzig, Siegismund & Volkening. 191. 8. [564
s. auch [169.
Franul vWeifsenthurn, J. s. [7.
Freiligrath, F. s. [91. 162. 221.
Friedrich der grofse: Simon 1886 [468. — DLZ nr 45 sp. 1661. [565
F.s d. gr. Stellung zur deutschen dichtung. festred e — geh. von ECurtius.
Sitzungsber. d. kgl. preufs. acad. d. wissensch. zu Berlin s. 55. [566
F.s d. gr. schrift über die deutsche litt, von BS up ha n. Berlin, Bertz. 111. 8.
vgl. 1887 [492. — D. rundschau 55, 156. Bll. f. litt, unterh. nr 23 (Boxbeiger).
Grenzboten 47, 2, 598. DLZ nr 45 (Jacoby). Nationalztg. nr 237. [567
Bistory of Prussia under F. the great. 1740—1756. by HTuttle. 2 vols.
Boston, Houghton, Mifflin & cie. London, Longmans [enth. 1 cap. über
deutsche litt.]. [568
Zeller 1887 [500. — Arch. f. gesch. d. philos. 1, 267 (Erdmann). AZ
nr 5 B (Weber). [569
F. the great and german literature. New-York nation 46, 381. 406. [570
VERZEICHMS DER SCHRIFTSTELLER: EICHEINDORFF GOETHE 173
Friedrich der grofse: F. d. gr. u. die presse. Belletrist.-litt. sonntagsbeil. d. Hamb.
nachr. nr 1. [571
s. auch [817.
Friese, F.: Geyer 1887 [502. — Anz. xiv 143 (Strauch). [572
Fröhlich, AE. s. [257.
Fronhofer, L.: LF., ein bayr. schulmann u. academiker des 18jhs. von LMug-
gen thaler. Jb. f. münchner gesch. 2,363. [573
vGaudy, F.: vGaudy 1887 [505. — Grenzboten 47,4,335. [574
FvG. nach hslichen mitteil, von EZiel in: Litt, reliefs. dichterporträts.
3 reihe (Leipzig, Wartig. 222. 8) s. 200. [575
vGebler, TPh.: Aus dem josephinischen Wien. G.s u. Nicolais briefwechsel wäh-
rend der jj. 1771 — 86 hg. u. erläut. von RMWemer. Berlin, Hertz, vin, 166.
8 [mit ungedr. briefen von Alxinger, Bretschneider, Denis, Eschenburg ua.,
vgl. auch Goethe-jb. 10, 324]. — DLZ nr 50 (Schüddekopf). Nationalztg.
nr 357 (Ellinger). Belletrist.-litt. sonntagsbeil. d. Hamb. nachr. nr 21 (Eyfsen-
hardt). Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nrl6. Wiener zig.
nr 137 (Schönbach). [576
Geisel, Ph. s. [1545.
Gellert, ChF. : Ein reiseabenteuer G.s von RKöhler. Zs. f. gesch. u. pol.
s. 888. [577
Gerhardt, P.: Zu PG. von FJonas. Zs. f. d. phil. 21,201. [578
Ein beitr. zur liederklärung f. die oberen classen von Israel. Päd. bll.
17, 156 [behandelt s. 161 'Nun ruhen alle wälder']. [579
Gessner, S. : SG. zur lOOjähr. widerkehr seines todestages von AFrey. B.
rundschau 54, 450. [580
[Zu SG. von ThSüpfle. ADB 26,825], [581
SG. Schles. ztg. nr 157. [582
Gisander s. [1686 f.
Gleim, JWL. : Eine vergebl. Brockenreise vor 100 jj. in lustigen versen. dem
Brocken-stammbuch vom j. 1786 entnommen. Harzburg, Stolle. 38. 12. [583
Gloner, S. s. [229.
vGörres, JJ. s. [303.
vGoethe, JW.: Werke, illustr. von ersten deutschen künstlern. hg. von
HDüntzer. 3 aufl. lfg. 1. Stuttgart, D. verlagsanst. 32. 8. [584
Düntzer 1887 [516. — Revue critique nr 44 (Ghuquet). [585
Werke. 21 teil i. n. Ital. reise. 2 bde. hg. von HDüntzer (D. nationallitt,
bd. 102 i. ii). Berlin u. Stuttgart, Spemann. xxm, 396. 344. 8. vgl. dazu
DLZ nr46 (Wähle). — Bevue critique nr 44 (Ghuquet). [586
Steiner 1887 [519. — Litt, centralbl. nr20. [587
Weimarer ausg. 1887 [520. — Grenzboten 47, 1, 29. 82 u. AZ nr 66 B
(Düntzei). Preufs. jbb. 61, 65 (Böfsler). Bll. f. litt, unterh. nr 1 (Buchner).
Kunstwart jg. 1 stück 14 (Erdmann). American Journal of philology 8,484
(Hewetl). Der Zeitgeist (beibl. zum Beil. tagebl.) nr 4 (Neumann -Hofer).
DLZ nr 34 (Pniower). Moderne language r.otes 3,51. [588
Werke, hg. im auftr. der grofsherzogin Sophie von Sachsen. 1 abt. bd. 2
[Gedichte ii]. 6 [Westösll. divan]. 7 [Noten u. abhandl. zum Westöstl. divan]
15 i. ii [Faust ii]. 3 abt. bd. 2. Tagebücher bd. 2. 1790 — 1800. 4 abt. bd. 3.
Briefe bd. 3. Weimar 1775—8. Weimar, Böhlau. xi, 366. xn, 496. vi, 336.
345. 248. 361. xvi, 327. 8. vgl. Goethe-jb. 10, 269—282. [589
*Werke in 4 bden. Stuttgart, Cotta, 1887. [590
Der junge G. seine briefe u. dichtungen von 1764 — 76. hg. von SHirzel.
mit einer einl. von MBernays. 2 unveränd. abdr. Steile. Leipzig, Hirzel.
xcvii. 411.507. 720. 8. — Revue critique nr44 (Ghuquet). [591
Man dl 1887 [522. — Bll. f. litt, unterh. nr30 (Schranka). Zs. f. d. deut-
schen Unterricht 2, 176 (Unbescheid). [592
s. auch [5. 91. 276.
Joachim Jungius. festrede zur feier seines 300 geburtslages am 22 oct. 1887
geh. — von EWohlwill. mit beitr. zu J.s biogr. u. zur kenntnis seines
174 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
hslichen nachlasses. Hamburg, Voss, in, 87. 8 (progr. d. Johanneums zu
Hamburg) [hier erwähnt wegen G.s aufs atz überJungius, s. Hempel
34, 208]. — AZ nr 335 B. [593
vGoethe, JW. : Campagne de France, texte allemand, publie avec des
sommaires et des notes en francais par BLevy. Paris, Hachette. iv,
242. 16. [594
Les auteurs du programme (extraifs relies par des analyses). Campagne
de France, avec notices et notes parLSchmitt. ciasse de troisi£me. 2 ed.
Paris, Delagrave. vm, 64. 12. [595
Clavigo. Bettel heim 1886 [501. — Revue critique nr 42 (Lintilhac). [596
Wasserzieher, G.s Clavigo u. seine quelle. Ber. d. fr. d. hochstiftes n.
f. bd. 4, acad. fachabt., s. 339. [597
Beaumarchais. Von GWeb er [behandelt auch G.s Clavigo]. AZnr59B. [598
Dichtung u. Wahrheit s. [3.
G.s boyhood 1749 — 64: being the first 5 books of G.s autobiography. transl.
by JOxenford. London, Bell & sons. 178. 8. [599
Das pfeiffergericht in Frankfurt a/M. Monatshefte f. musikgesch. 10, 150
(Jahresber. 10, 83). [600
s. auch [1218.
Egmont. tragedi. oversat af JLehmann. Kjoebenhavn, Hauberg&cie og
Gjellerup. 136. 16 (Goethe-jb. 10, 317). [601
Zürn 1887 [528. — Zs. f. d. gymnasialwesen 42, 231 (Müller). Zs. f. d.
österr. gymn. 39, 468. Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24, 498 (Bauer).
Gymn. s. 125 (Buschmann). [602
s. auch [5.
Das dämonische in G.s Egmont von FKern. Zs. f. d. deutschen Unterricht
2, 325. [603
Klaucke 1887 [529. — D. dichtung 4, 132 (Schönbach). Zs. f. d. phil.
21,101 (Kettner). Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24, 381 (Bauer). [604
G.s Egmont im deutschen Unterricht von PKlaucke. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 2, 319. L605
Egmont. aufführung im kgl. schauspielhause zu Berlin von FMauthner.
Die nation 5, 92. [606
Über G.s Egmont. vortr. von RMW einer. Chron. d. wiener G.-ver. 3 j mt-
s. 14. [607
Die chines. quelle zu G.s Elpenor von WvBiederman n. Zs. f. vgl.
litteraturgesch. u. renaissancelilt. n. f. 1, 373. [608
Die erlebten u. litt, grundlagen zu G.s dram. jugendwerken von ESoffe.
lheft: Erwin u. Elmire. Brunn, Knauthe. 25. 8. [609
Faust, from the german by JAnster (Seaside Hb., pocket ed. nr 1043).
New-York, Munro. 3,239 (Goethe-jb. 10, 317). [610
Faust, transl. by JAnster. illustrated by FMGregory. New-York and
London, White & Allen. [611
Faust, tragedie. oversat af PH ansen. andet oplag. Kjoebenhavn, Gylden-
dal. titelbillede samt G.s portraet. 288. 8 [neudr. von 1887 [537? (Goethe-
jb. 10, 317)]. [612
Faust. 1 teil, mit einer einl. u. anm. vers. von HThHorak. Wien,
Holder. 162. 8. [613
G., Faust elsö resze. forditotta Szabö Mihäly. Budapest, Franklin -ver.
8 (Goethe-jb. 10, 317). f [614
(Päover , TQaycodla rxalxe, [tezacpQaad'eiaa. sXXrjviari, V7t> A ügolt-
Xeyiov, /listcc 65 S,vXoyQa<prj(ia.TCOv xai 14 (fcoToyqacpicüv, xara A Kqi-
Xiyy. Ev 'A&r;vacs, Mnix. 7 hefte. — Mag. f. d. litt. d. in - u. ausl. in 1.2!)
(Boltz). [615
Schmidt 1887 [540. — Bll. f. litt, unterh. nr 2 (Buchner). Gegenwart
nr 11 (Düntzer). American Journal of philology 8, 484 (He weit). DLZ
nr 34 (Pniower). Revue critique nr 44 (Chuquet). [616
G.s Faust in urspr. gestalt nach der Göchhausf nschen abschr. hg. von
ESchmidt. 2 abdr. Weimar, Böhlau. xxxix, 110. 8. [617
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 175
vGoethe, J\Y.: Epilog zum Faust, mitgeteilt von ESchmidt. Goethe -jb. 9,
5. 82. [618
Langue allemande. extraits des auteurs du programme relies par des analyses
et accompagnes de notes et de notices par LSchmitt. Faust, premiere
partie. classe de philosophie. Paris, Delagrave. vui, 98. 12. [619
Schröer 1887 [541. — Aren. f. d. stud. d. neueren spr. 81,461. [620
Faust, mit einl. u. fortlaufender eiklärung hg. von KJSchröer. teil 2.
2 durchaus rev. aufl. Heilbronn, Henninger. exiv, 441. 8. — D. revue
13, 2, 12S. Bll. f. litt, unterh. nr 18 (Boxberger). Bll. f. d. bayr. gymnasial-
schulwesen 24, 493 (Koch). D. wochenschr. nr 11 (Steiner). [621
Snider 1887 [542. — DLZ nr 3 (Schmidt). [622
<Pavaros, /usräfQ. rHxQaTTjyrj (GStratigis). Athen (Goethe-jb. 10, 317). [623
Faust, part 1. transl. with introduetion by ASwanwick (Bohns library).
London, Bohn. [624
Faust, transl. by ASwanwick. new ed. London, Bell. [625
Faust, part 1. New -York, Scribners. [626
s. auch [5. 589. 864.
Mephistopheles in broadclotb. a satire by GFA rmstro n g. London, Long-
mans, Green & cie. vgl. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 19 (Goethe-jb.
10, 305). [627
Ein Fausterklärer (KJSchröer) u. seine kritiker von WvBied ermann. Wis-
sensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 14. [628
G.s Faust u. die mittelalterl. Faustbücher von OJBierbaum. Wissensch.
beil. d. Leipz. ztg. nr 108. [629
G.s Faust u. Hegel von KBorinski. Goethe-jb. 9, 198. [630
Zum 2 teil von G.s Faust v. 2199 ff von BBoxberger. Vierteljahrschr.
f. lg. 1, 290. [631
Letters on G.s Faust, by HGBrockmey er. Journal of speculative phi-
losophy 21, 36. [632
Zur gesch. der Faustsage von KBurdach. Vierteljahrschr. f. lg. 1,9, vgl.
290 (Eichlei). — GGA nr 19 (vWaldberg). [633
Zu den Faustparalipomena von KB u r d a c h. Vierteljahrschr. f. lg. 1,
283. 530. [634
Cludius 1887 [550. — Allg. conservative monatsschr. f. d. christl. Deutsch-
land 45, 438. [635
Curto 1887 [553. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 537 (Werner). [636
Engel 18S6 [538. — Bll. f. litt, unterh. nr 3 (Boxberger). Bes. beil. d.
Staatsanz. f. Württemberg nr 3 (Schäfer). [637
Faligan 1887 [557. — Revue de l'enseignement secondaire et superieur,
1 fevrier. DLZ nr37 (Schmidt). Litt, centralbl. nr 43. Acad. nr 847. Revue
pol. et litt. nrl7 (Henry). Melusine 4, 135 (Gaidoz). [638
FVischer über sein Faustbuch [s. [669] u. Auch einer, erinnerungen von
JGFischer. D. revue 13, 4, 352. [639
Fischer 1S87 [558. — Litt, centralbl. nr 11 (Creizenach). [610
Die Faustsage u. das Faustspiel in Berlin von EFriedel. Mitteil. d. vei.
f. d. gesch. Berlins s. 50, vgl. Bär s. 422. Die post nr 118 Locales. [611
Religious aspects of G.s Faust, by FWGrey. Month 64, 80. [612
Über die entstehung des Faust von OH a r n a c k. Nord, rundschau 7, 343. [613
Puschkin u. Byron von OHarnack [berührt Faust]. Zs. f. vgl. litteratur-
gesch. u. renaissancelitt. n. f. 1, 397. [611
Locale u. litt, beziehungen zum 5 acte des Faust von RHen n ing. Viertel-
jahrschr. f. lg. 1, 243. [615
Huther 1887 [563. — Litt, merkur 8, 168 (Geiger). Westermanns monats-
hefte 65, 295. [616
Herder im Faust von AHuther. Zs. f. d. phil. 21,329. [617
Faust in Frankfurt 1756? von FKluge. Vierteljahrschr. f. lg. 1,487. [618
Hamlet u. Faust von KKnortz. Zürich, verlagsmag. (Schabelitz). 55. 8. —
Jb. d. d. Shakespearegesellsch. 23,302. Litt, merkur 8,264 (Pröscholdt).
[619
176 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vGoethe, JW. : G.s Faust von MKoch. D. litteraturbl. bd. 11 nr 4 [in an-
knüpfung an den Urfaust u. Schröers ausg.]. [650
Kleinigkeiten zu G. vonRKögel. 1. Zum ältesten Faust. 2. Zu der weimar.
ausg. der gediente. Vierteljahrschr. f. lg. 1, 52, vgl. 290 (Kluge). 291
(Burdach). 525 (Suphan). [651
Linde 1887 [567. — B1I. f. litt, unterh. nr 9 (Boxberger). Litt, merkur
8, 229 (Diez). [652
Die mütter. anregung zu neuer deutung der schwierigsten scene des 2 teils
des Faust von HvLomnitz. Klausenburg, Demjen. 18. 12. [653
Zur angebl. sprachhärte G.s (erklärung einer stelle des Faust i) vonHvLom-
nitz. Zs. f. deutsche spr. 1,517. [654
Louvier 1887 [568. — New-York nation 47,99. [655
AMenza, Faust e Giobbe. Gatania, tip. di Martinez. 82. 16. [656
Zu Faust. 1. Catechisation von Mertens. 2. 'Zwei seelen wohnen' von
EvLippmann. 3. Zu i 1386 von JElias. Goethe-jb. 9,236. 8. [657
Müller 1887 [571. — D. dichtung 3, 368 (Koch). Die gesellsch., litt.-
krit. rundschau nr4 s. 250 (vWildenradt). Litt, merkur 8,229 (Diez). Bll.
f. litt, unterh. nr31 (Wehl). D. wochenbl. nr2t. Gegenwart nr 42. [658
ANardo-Gibele, La canzone di Margherita nel Faust di WG. Archivio
per lo studio delle tradizioni popolari 7, 91. vgl. Jahresber. 10, 139. [659
Eine Faustnotiz von SMPrem. Bote f. Tirol u. Vorarlberg nr 1 (Goethe-
jb. 9, 321). [660
Brockensagen mit einer abhandl. über den hexenzug nach dem Blocksberge
von HPröhle. Harzburg, Stolle, xvi, 70. 12. [661
Die frauenerscheinung in der hexenküche vonEReichel. Gegenwart nr 36,
vgl. nr43 s. 270. nr 44 s. 287. [662
Der dresdner Faustfund u. die entstehung des Faust von GRöfsler. Preufs.
jbb. 61, 592 [im anschluss an den Urfaust u. Schmidts Faust-ed. in der wei-
mar. ausg.]. [663
G.s Faustarch. von ARudolf. Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 81,405. [664
The Faust-legend by TWSaunders. Scottish review 12, 154. [665
Hsliches zum 2 teile des Faust von ESchmidt. N. fr. presse nr 8535. 41
morgenbl. vgl. auch Frankf. ztg. nr 66 abendbl. (notiz). [666
Die verszählung in G.s Faust von KJSchröer. Chron. d. wiener G.-ver.
3jg. s. 8. [667
Das wesen des genies (Faust u. Hamlet), eine philos. stud. von HTürck.
Reudnitz-Leipzig, Hofl'mann. 28. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 20. Engl. stud.
12, 98 (Bobertag). Litt, merkur 8, 281 (Pröscholdt). N. fr. presse nr 8467
morgenbl. (Bewer). [668
Mystifizinski [Vischer] 1886 [566. — Litt, merkur 8,229 (Diez). [669
Eine frz. Faustdichtung [Le bonheur von SPrudhomme : eine art 3 teil des
Faust] von FVogt. Frankf. ztg. nr 67 — 9 morgenbl. feuill. [670
Wagner 1887 [578. — Gegenwart nr 7 (Düntzer). Bll. f. litt, unterh. nr 23
(Boxberger). [671
G.s Faust in urspr. gestalt von AvW eilen. Zs. f. gesch. u. pol. s. 367. vgl.
Chron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 9. [672
G.s Faust in der Göchhausenschen abschr. von RWeltrich. Mag. f. d.
litt. d. in- u. ausl. nr 14. 7. 9. 21. 31. 5. 6. 8. 9. [673
Analecta Faustiana von GWentzelin: Genethliacon Gottingense in honorem
seminarii regii philologici Gottingensis scripserunt philologi Gottingenses xxiv
s. 145. vgl. Goethe-jb. 10, 300. [674
Der G.sche Urfaust. Presse nr 18. [675
s. auch [118.154.881.897.1777.
The Lyceum Faust by JHatton. abdr. aus dem Art Journal. London,
Virtue & cie. 30. 8 (Goethe-jb. 10, 305). [676
Ein verfehltes experiment von ALesimple [mit bezug auf Zöllners Faust-
oper]. Sonntagsausg. d. Strafsb. post 13 mai (Goethe-jb. 10,343). [677
Faustmusik von PMarsop. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 19. 21. 2. [678
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 177
vGoethe, JW. : [Über das ms. der ersten Faustoper aus den letzten jj. des
18 jhs. von Seh nii der, musik von JWalther. Bes. beil. d. Staatsanz. f.
Württemberg nr 8/9]. [679
Berliozs Faust at the Crystal palace. Saturday review 65, 471. [680
Mefistofele [oper von Boito]. Saturday review 66, 77. [681
Sims and Petrill, Faust up to date (burlesque at the Gaiety theatre). Saturday
review 66, 554. Acad. nr 863 s. 326. vgl. Köln. ztg. nr 306 u. Goethe-jb.
10, 267. ' [682
Dr Faustus and his contempories by GBBar. JVIacmillans mag. 57,428. [683
ALercheimer (prof. HWitekind in Heidelberg) u. seine schrift wider den
hexenwahn. lebensgescliichtl. u. abdr. der letzten vom verf. besorgten ausg.
von 1597. sprach!, bearb. durch ABirlinger. hg. von GBinz. Stras-
burg i/E., Heitz. xxxn, 188. 8 [hier einschlägig wegen der aneedoten über
dr Faust]. — Litt, centralbl. nr 51. BLZ nr 36 (Bhamm). [684
Auszug aus einem vortr. ABrandls Über Marlowes Faust. Chron. d. wiener
G.-ver. 3 jg. s. 2. [685
Creizenach 1887 [552. — Litt, centralbl. nr 4. BLZ nr 12. Zs. f. vgl.
litteraturgesch. u. renaissancelitt. 1, 396 (Koch). Engl. stud. 12, 98 (Bober-
tag). Anz. xiv 275 (Strauch). Revue critique nr 44 (Ghuquet). [686
Hedderwick 1887 [604. — Acad. nr 847. [687
Faust in Dortmund von FJostes. Korrespondenzbl. d. ver. f. nd. sprachf.
13,38. [688
Zu den quellen des ältesten Faustbuches von SSzamatölski, HH artmann,
HStuckenberger, ABauer, ESchmidt. Vierteljahrschr. f. lg. 1,161.
83. 9. 90. 5. [689
Theophilus. das Faustdrama des deutschen ma.s, übers, u. mit einer er-
läut. einl. vers. von JWedde. Hamburg, Grüning. lxiii, 78. 8. — Allg.
conservative monatsschr. f. d. christl. Beutschland 45, 1235. [690
Zur bibliogr. des Faustbuches von FZarncke. Ber. d. phil.-hist. cl. d. kgl.
sächs. gesellsch. d. wissensch. 40, 181. [691
s. auch [98.118.629.
Sämmtl. lyr. g e d i c h t e. nach den vorzüglichsten quellen rev. ausg.
3 teile, hg. u. mit anm. begleitet von FStrehlke. Berlin, Dümmler.
xiv, 418. xvin, 494. xvi, 552. 8. [692
Gedichte. 2 bde (min.-ausg.). Stuttgart, Krabbe, x, 500. xiv, 436. 12. —
D. rundschau 56, 478. [693
s. auch [589.
Langue aüemande. extraits des auteurs du programme relies par des ana-
lyses et aecompagnes de notes et de notices par LSchmitt. Poesies ly-
riques de G. classe de rhetorique. Paris, Delagrave. vm, 52. 12. [694
G.s ausgew. gedichte u. seine biogr. russ. SPetersburg, Suworin. 8 (Goethe-jb.
10,318). [695
s. auch [136. 221.
vLoeper 1887 [620. — Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen
Württembergs 35, 267 (Nestle). Päd. bll. 17, 368. [696
Zur weimar. G.-ausg. 1, 424 [Alexis u. Dora] von JMinor. Chron. d.
wiener G.-ver. 3 jg. s. 8. [697
s. auch [651.
Über G.s lied An den mond vonFJelinek. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg.
s. 10. 6. [698
s. auch [806.
2 totenklagen G.s [Auf Miedings tod u. Euphrosyne]. vortr. geh. von
WNeumann. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 5. [699
Weimar- Bethlehem [in: Auf Miedings tod] von ESchmidt. Goethe-jb.
9, 236. [700
Die braut von Corinth als frz. drama [La fiancee de Corinthe. legende dra-
matique par EMichael et BLazare. Paris, Dalou. 53] von LGeiger. Gegen-
A. F. D. A. XVI. 12
178 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1
wart nr 40. vgl. auch Die kleine chron. frankf. wochenschr. lig. von
Holthof bd. 11 nr6. [701
vGoethe, JW.: Quellen G.scher bailaden von ESchmidt. 1. Zur Braut von
Corinth. 2. Zum Gelreuen Eckart. Goethe-jb. 9, 229. [702
s. auch [139.
G. [Felicitä conosciuta. — col dono di un nostro dipinto: versi]. Padova,
Prosperini. (5). 8. [703
Euphrosyne s. [699.
G., V.,I1 pescatore: ballata. versionediGVigolo. Padova, Salmin. (11). 8. [704
2 gedenkbll. mitgeteilt von GWeisstein. Goethe-jb. 9, 227. [705
Der getreue Eckart s. [702.
Herzog Leopold von Braunschweig s. [438.
Zu Johanna Sebus von ABirlinger. Alem. 16,279. [706
Römische elegien s. [438. 699.
ETeza, Frammenti inediti delle elegie romane di G. Firenze, tip. di Niccolai.
12. 8 (estr. dalla Rivista contemporanea). [707
Die Spinnerin s. [264.
Zu G.s Zueignung von LBlume. Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 36. [708
[Ein bildnis G.s, steindr. in kupferstichmanier von CWMedau in Leitmeritz,
von KTschupik graviert, in Teplitz gefunden, mit folgenden versen von
G.s hand : Zum beginnen, zum vollenden, Zirkel, bley u. winkelwage: Alles
stockt u. starrt in händen, Leuchtet nicht der stern dem tage. Weimar,
märz 1826. Die post nr 160 beil. 1 feuill. [nach der Bohemia; vgl. auch
Frankf. ztg. nr 207 abendbl. (notiz)]. [709
Eine reliquie von G.(?). Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 28. vgl. Goethe-
jb. 10, 285. [710
s. auch [785.
Götz von Berlichingen. in 3facher gestalt hg. von JBaechtold. 2 ausg.
Freiburg i/B., Mohr, xii, 191. 8. [711
Bauer 1887 [644. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr4 (Muncker). [712
s. auch [5. 10. 864.
G.s Götz von Berlichingen von HD ü n t z e r. 4 neu durchges. u. verm.
aufl. (Ei laut, zu den deutschen class. 11 bdchen). Leipzig, Wartig-.
178. 12. [713
Klaucke 1887 [648. — D. dichtung 4, 132 (Schönbach). [714
Georg in, schenk von Limpurg, der bischof von Bamberg in G.s Götz von
Berlichingen. ein beitr. zur kunst- u. kulturgesch. von FFLeitschuh.
Bamberg, Züberlein (Beyer), vi, 96. 8. — Litt, centralbl. nr 26. Bll. f.
litt, unterh. nr 23 (Boxberger). Litt, merkur 8,272 (Bossert). [715-
Götz von Berlichingen. aufführung im D. thealer zu Berlin, von OB rahm.
Die nation 5, 168. [716
[Über eine Götz -aufführung in Christiania s. Goethe-jb. 10,268]. [717
Hermann et Dorothee, poeme en neuf chants. trad. par Bitaube.
Paris, libr. de la bibl. nationale. 128. 32. [718
Chuquet 1887 [651. — Zs. f. d. gymnasialwesen 42, 308 (Nerrlich). [719
G.s Hermann u. Dorothea, ins altgriech. übers. vonADühr. Gotha, Perthes,
v, 63. 8. — Päd. beil. zur ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp.
nr23a. Frankf. ztg. nr 110 morgenbl. (notiz). Köln. ztg. nr 223 bl. 2. [720
Hermann et Dorothee. trad. francaise parBLevy. avec le texte allemand
et des notes. Paris, Hachette. iv, 187. 12. [721
Hermann et Dorothee de G. texte allemand, publie avec un avant-propos,
des sommaires et des notes explicatives par BLevy. nouvelle ed. Pari«,
Hachette. iv, 115. 12. [722
Hermann and Dorothea, with etchings by HFaber. Philadelphia, Lippin-
cott. — Literary world 19, 421. [723
s. auch [5. 10.
Bielschowsky 1887 [661. — Modern language notes 3, 45 (Elliolt). [724
Über die realistischen demente von G.s Hermann u. Dorothea von AHuther.
Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 72. [725
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER : GOETHE 1 70
aGoethe, JW. : Iphigenie auf Tauris. in 4facher gestalt hg. von JBaech-
told. 2 ausg. Freiburg i/B., Mohr, vm, 125. 8. [726
Vockeradt 1887 [668. — Zs. f. d. österr. gymn. 39,838 (Prosch). Zs.
f. d. deutschen Unterricht 2,564 (Denecke). Gymn. s. 124 (Buschmann). [727
s. auch [5. 10. 13.
Eine stud. über G.s Iphigenie auf Tauris von WBittmann. Hamburg u.
Leipzig, Richter, vi, 274. 8. — D. dichtung 4, 132 (Schönbach). Bll. f.
litt, unterh. nr 26. Litt, centralbl. nr 31. D. litteraturbl. bd. 11 nr 15 (Bitt-
mann). Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 19. [728
KFischer über G.s Iphigenie von HD üntzer. Grenzboten 47, 4, 38. dagegen
AZ nr 295 B (Fischer) u. dagegen wider Grenzboten 47, 4, 381 (Düntzer). [729
G.s Iphigenie auf Tauris von MEvers (Die deutschen class. erläut. u. ge-
würdigt — von EKuenen u. MEvers. 5 bdchen). Leipzig, Bredt. 134. 8. [730
G.s Iphigenie. festvortr. geh. in Weimar den 26 mai 1888 bei der 3 general-
versamml. der G. - gesellsch. von KFischer (G. -sehr. i). Heidelberg,
Winter. 60. 8. — AZ nr270B (Meyer vWaldeck). Theol. litteraturbl.
s. 401. [731
Dasselbe. 2 aufl. — Bll. f. litt, unterh. nr 47 (Löbner). [732
Iphigenie in Delphi, ein Schauspiel von KWGeifsler. Leipzig, Carl.
v, 56. 8. [ 733
Hagemann 1887 [669. — D. litteraturbl. bd. 11 nr 36 (Brenning). [734
The Christian character of G.s Iphigenie auf Tauris by LJHuff. Andover
review 9, 134. 735
Kanzow 1887 [670. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80, 471. [736
Iphigenie auf Tauris von PKlaucke (Erläut. ausgew. werke G.s f. die obersten
classen höherer lehranst., sowie zum Selbstunterricht, heft 3). Berlin, Weber,
vm, 324. 8. [737
Matthias 1887 [671. — Bll. f. litt, unterh. nr 2. Theol. lilteraturztg. nr 8
(Löber). Zs. f. d. gymnasialwesen 42, 375 (Müller). D. litteraturbl. bd. 11
nr 15 (Mähly). Theol. litteraturbl. s. 37. Allg. conservative monatsschr. f. d.
christl. Deutschland 45, 551. [738
Antike reminiscenzen in G.s Iphigenie von EMüller. Zittau (Leipzig, Fock).
17. 8. [739
Einige ältere illustr. zu G.s Iphigenie von CRuland. nebst 1 lichtdr. nach
einer Zeichnung der AKauffmann. Goethe-jb. 9,218. [740
Die Weltanschauung in G.s Iphigenie von ChSemler. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 2, 404. [741
Über Euripides Iphigenie unter den Tauriern u. G.s Iphigenie auf Tauris
von WWi ttich. progr. d. realgymn. zu Cassel. Cassel, Drewfs & Schön-
hoven. 17. 4. [742
s. auch [830.
G.s Ital. reise, mit anm., wb. u. sachreg. hg. von ABaragiola. hefl 3.
Ferrara bis Rom. Rom (Ital. übungsbibl. nr 7. 8). Dresden, Ehlermann.
x, 198. 8. [743
s. auch [586.
Zu G.s llal. reise von EGünther. Vierteljahrschr. f. lg. 1,497. [744
Moritz als wortforscher. Zs. f. deutsche spr. 2, 106. [745
s. auch [748.
Wilhelm Meisters apprenticeship etc. transl. by ThCarlyle. new ed.
3 vols. London, Chapman. 12. [746
Contes et recils par G. Mignon. Sous la pluie des balles. traduetions nou-
velles avec etude sur la vie et l'oeuvre de G. Paris, Gautier. 32. 16. [747
s. auch [754.
EDowden, G. 1. Wilhelm Meister. 2. G. in Italy. The fortnightly
review 49, 768. 50, 89. aufsatz 2 auch in Littells Living age 178, 3.
267. [748
Der einfluss von Scarrons Roman comique auf G.s Wilhelm Meister von
GElIinger. Goethe-jb. 9, 188. [749
12*
180 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vGoethe, JW.: Die anfange des Wilhelm Meister von JMinor. Goethe-jb.
9, 163. [750
s. auch [754. 775. 803.
Die mitschuldigen s. [3.
Söller in den mitschuldigen. Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 28. [751
Über die spräche G.s in der Natürlichen tochter von FKern. Zs. f.
d. deutschen Unterricht 2,283. [752
Schreyers drama Nausikaa. AZ nr 12 B. [753
Le petit Orphee par G. imite de l'allemand par ChSimond. illustr. de
Brosse-le-Vagneur. Paris, Lecene & Oudin. 71. 8 [enth. 1. Le petit
Orphee, dh. eine bearb. von G.s Novelle; 2. Melusine, dh. eine bearb. von
G.s Neuer Melusine in WMeisters wanderjahren]. [754
Bruchstücke aus G.s Befreiung des Prometheus, mitgeteilt von FZarncke.
Goethe-jb. 9, 3. 77. [755
G.s Proserpina von ESchmidt. Vierteljahrschr. f. lg. 1, 27, vgl. 523
(Werner). — GGA nr 19 (vWaldberg). [756
G.s prolog zu dem Puppenspiel nach der originalhs. aus dem j. 1774
von WvMaltzahn. Vierteljahrschr. f. lg. 1,147. [757
Reineke Fox. transl. in hexameters from the german, with an intro-
duction, by ARogers (Bohns Standard library). London, Bell & sons. New-
York, Scribner & Welford. 208. 8. — Literary world 8juni, vgl. Bll. f.
litt, unterh. nr 29. [758
Reineke Fuchs, mit Zeichnungen von PMeyerheim, in holz geschnitten von
RBrend'amour, u. einer einl. von GW e n d t. 4 aufl. Berlin , Grote. xi,
147. 8. [759
G.s quellen u. hilfsmittel bei der bearb. des Reineke Fuchs von MLange.
progr. d. gymn. zu Dresden -Neustadt. Dresden, Teubner. 18. 4. [760
Rheinreise. Aus G.s SRochusfest zu Bingen am 16aug. 1814. Zs. f.
deutsche spr. 2, 39. 88. [761
Der sammler u. die seinigen 1887 [682. forts. Zs. f. deutsche spr. 2,273.
328. [762
Zu G.s Satyros von ESt räter. tübinger diss. Magdeburg, dr. von
Faber. 44. 8. [763
G. sprüche in prosa. russ. SPetersburg. 16 (Goethe-jb. 10, 318). [764
Tagebücher s. [589.
G.s tagebücher von 1790 — 1800 von LGeiger. Die nation 6, 151 [im an-
schluss an die weimar. ausg. abt. 3. bd. 2]. [765
Italienisches von ESchmidt. 1. Zum tagebuch. 2. Zu Foscolos hrief
(Goethe-jb. 8, 8). Goethe-jb. 9, 239. L766
Tancred. Weifs 1887 [684. — D. dichtung 4, 132 (Schönbach). [767
Torquato Tasso. Ed. for the use of students by CThomas. Boston,
Heath. 614, 181. 12. [76S
s. auch [10.
Gnad 1887 [686. — D. dichtung 4, 132 (Schönbach). [769
Der bau des G.schen Torquato Tasso von FHöfer. progr. d. gymn. zu
Seehausen i. Altm. Halle, Waisenhaus. 20. 4. [770
Zu G.s Torquato Tasso von KKirchner. Zs. f. d. deutschen Unterricht
2, 510. [771
s. auch [118. 1012.
Wahlverwandtschaften s. [3.
Galeottofragen von AGrawein. 3. G. u. Echegaray [vergleicht die geistige
bigamie in den Wahlverwandtschaften mit Galeotto]. Sonntagsbeil, zur Voss.
ztg. nr 34. [772
Journal de Stendhal (HBeyle) 1801 — 14. publie par CStryienski et
FdeNion. Paris, Charpentier & cie. xxxv, 488. 8 [berührt s. 356 f. 361
die Wahlverwandtschaften (Goethe-jb. 10, 323)]. [773
Den unge Werthers lidelser. oversat afPStrom (Dansk folkebibl. nr 13).
Kjoebenhavn, Hauberg & cie og Gjellerup. 144. 16 (Goethe-jb. 10,318). [774
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 181
vGoETHE,JW. : Werther, Faust u. die anfange des Wilhelm Meister von AEBerger.
Nord u. süd 47, 353. [775
G.s Werther in Frankreich, eine stud. von FGrofs. Leipzig, Friedrich
o. j. 84. 8. — Revue internationale fevr. 25, vgl. Bll. f. litt, unterh. nr 15. 23
(Boxberger). Grenzboten 47, 2, 200. Litt, centralbl. nr 22. Litt, merkur
8, 344 (Koch). Revue crilique nr 44 (Chuqnet). D. litteraturbl. bd. 11 nr 6
(Mähly). Wiener ztg. nr 67 (Waiden). [776
Ein verbesserter Werther von FGrofs [über eine frz. nachahmung in usum
Delphini, von unbekanntem verf.]. Didaskalia nr 86. [777
Eine münchnerWertheriade von MKoch. Jb. f. münchner gesch.2,149. [778
*Ultime lettere di Jacopo Ortis. ed. critica con riscontri su tutte le stampe
originali e la riproduzione della vera storia di due amanti infelici corredata
di uno studio su l'origine di esse, di note bibliografiche e documenti sco-
nosciuti a cura di GAMartinctti e GAn tona-Traversi. Saluzzo-Roma,
1887 [enth. eine parallele zwischen Werther u. Ortis]. — Bevue critique nr48
(Joret). [779
Ein brief an den amtmann HABuff über Werther. mitgeteilt von ESchmidt.
Goethe-jb. 9, 228. [780
Gräfin Auguste zu Stolberg über G.s Werther von KW ein hold. Chron. d.
wiener G.-ver. 3jg. s. 23. [781
Werther in Kurland. Balt. monatsschr. bd. 35 heft 6. [782
s. auch [192.
Westöstl. divan s. [589.
Briefe. vBied ermann 1887 [697. — AZ nr 1B (Geiger). Litt, merkur
8, 80 (Koch). BLZ nr 8 (Werner). Bll. f. litt, unterh. nr 10 (Buchner).
Westermanns monatshefte 64, 700. Saturday review 65, 357. [783
Maitre Jacques in G.s briefwechsel von RBoxberger. Vierteljahrschr. f.
lg. 1,286. [784
4verszeilen, 9 briefe G.s [an Einsiedel (3), Frege & cie (1), Thouret (1),
GGvVoigt (1), FSVoigt(l), Wieland (2)], nebst 2 briefen Corneliens, veröffent-
licht von OBrahm, LGeiger, RKöhler, BSeuffert, EStengel, BSu-
phan, GW eis stein. Goethe-jb. 9, 106. [785
Zu G.s briefen vom 1 april bis 18 oct. 1775 von CAHBurkhard t. Goethe-
jb. 9, 121. [786
Zu G.s leipz. briefen an seine Schwester von HD üntzer. AZ nr 66B. [787
Regesten [von LGeiger]. Goethe-jb. 9,305. [788
Hesse 1887 [705. — Zs. f. d. phil. 21, 80 (Kettner). [789
G.s u.. Carlyles briefwechsel von ALasson. Nationalztg. nr 252. [790
3 briefe G.s an den herzog Karl August von WvMaltz ahn. Vierteljahrschr.
f. lg. 1, 263. [791
G.s u. Carlyles briefwechsel. von BMünz. D. ztg. nr 5869. [792
Oldenberg 1887 [708. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 7
(Schröer). [793
Eine datumsbeslimmung durch zeilen G.s (30 juni 1818 an APallard?) von
HRollett. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 24. 36. [791
G. u. Uwarow u. ihr briefwechsel. mit erläut. von GSchmid. Russ. revue
17,1. auch sep. SPetersburg, Schmitzdorff. 52. 8. — BD. f. litt, unterh.
nr 46. [795
Ein brief G.s an Ottilie. f. JWahle den hilfreichen freund in dr. gegeben
von ESchmidt. dec. 1888 [Weimar, hofbuchdruckerei]. 4. 8 [als ms.
gedr.]. [796
Der G.-Schillersche briefwechsel. Litt, merkur 8, 355. [797
s. auch [125. 240. 248. 319. 589. 591. 824. 1463. 1612 f.
Briefe von G.s frau an NMeyer 1887 [713. — DLZ nr 13. [798
G. in Heidelberg von KBartsch. Vom fels zum meer 2, 1040. [799
Baumgartner 1887 [714.715. — Litt, centralbl. nr43. Revue critique
nr 44 (Chuquet). [800
1S2 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vGoethe, JW.: Belling 1887 [716. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr.
80, 470. [801
G. als meteorologe von FBendt. Gegenwart nr 9. [802
G. u. seine beziehungen zur Schweiz, baumwollindustrie nebst dem nachweis,
dass unter frau Susanna, der fabrikantenfrau in WMeisters wanderjahren,
frau BSchulthess von Zürich zu verstehen ist. dem Schweiz, spinner-,
zwirner- u. weberver. gewidmet von FBertheau. Wetzikon, dr. der actien-
buchdruckerei. 9. 4. vgl. Goethe-jb. 10, 330 f. — Litt, centralbl. nr 22.
Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 27. Gegenwart nr 33 (Düntzer) N. zürcher
ztg. nr 119. [803
G.s productive krilik von WvBiederman n. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg.
nr 128. [804
G. u. die Züricher, von HBodmer. Illustr. ztg. nr 2372 [mit beziehung auf
[803. 838] [805
Eine mondnacht. novelle von ChBorgeaud. Nord u. süd 44,395 [ein
bild Weimars zur G.-zeit; s. 403 frz. übers, von Füllest wider busch
u. thal]. [806
[Vermutungen zum G.-texl von EBruhn in: Genethliacon Gottingense [s. [674]
s. 180 (Goethe-jb. 10,301)]. [807
Über G.s unbekannte stadtwohnungen in Weimar von GAHBurkhardt.
Goethe-jb. 9, 243. [808
Essays on G. by ThCarlyle. new ed. New -York, Gassell. 18. [809
Das botanische museum der univ. Breslau, reden geh. zur einweihung des-
selben — von FGohn u. AEngler. Breslau, Kern. 48. 8 [berührt G.
(Goethe-jb. 10, 333)]. [810
G. u. die Frankf. gelehrten anz. [bezieht sich auf: Ein censurprocess gegen
die Frankf. gelehrten anz. vortr. geh. von HDech en t]. Frankf. ztg. nr 47
abendbl. [811
Zu G.s philos. der natur von WDil they. Arch. f. gesch. d. philos. 2,45. [812
Düntzer 1887 [725. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr2 (Kögel). [813
Das geschlecht Textor, G.s mütterl. Stammbaum von HDüntzer. Grenz-
boten 47, 2, 217. 62. 368. 412. [814
Namenspielereien in der neuesten G.-phil. von HDüntzer. Gegenwart
nr 23. [815
Welchen münchner kirchturm hat G. bestiegen? von HDüntzer. AZ
nr230 B2, vgl. Goethe-jb. 10,321. [816
Friedrich d. gr. u. die Italiener von PDFischer. D. rundschau 57,400
[berührt einige mal G.]. [817
G. als autogr. -sammler von Fischer vBöslerstamm. Mitteil. f.
autogr.-sammler 5 jg. nr 12 s. 105 (Goethe-jb. 10, 285). [818
Gaedertz 1887 [731. — Anz. xiv 130 (Pniower). Zs. f. d. österr. gymii.
39, 69 (Werner). Westermanns monatshefte 64, 279. [819
G.-jb. bd. 7 1887 [733. — Revue critique nr 5 (Chuquet). [820
Dasselbe bd. 8 1887 [734. — Revue critique nr 5 (Chuquet). [821
Dasselbe, hg. vonLGeiger. bd. 9 [darin s. 247 nachtr. u. berichtigungen
zu bd. 8, s. 249 chron., s.289 bibliogr.]. mit dem 3 jahresber. der G.-gesellsch.
Frankfurt a/M., Litt. anst. (Rütten & Löning). iv, xv, 381, 67 mit 1 lichtdr.
8. — Litt, centralbl. nr 20. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 45, vgl. 49.
ßll. f. litt, unterh. nr 36 (Buchner). Revue critique nr 44 (Chuquet). New-
York nation 46, 470. [822
Geiger 1887 [735. — Revue critique nr44 (Chuquet). [823
Gedichte, briefe u. actenstücke, mitgeteilt von LGeiger, ESchmidt, mit
vielen bemeikungen von BSuphan: G. u. die jüngste Niobetochter von
Wieland, brief Kliugers an Lenz. vTrebras aufzeichnungen über G. 20
briefe an G. von J. (2) u. W. (5) Grimm (nebst einem plan der brüder zu
einer gesellsch. f. deutsche spr. u. einem brief G.s an Karl August sowie
dessen bescheide), AMüller (2), HvKleist(l), ASchopenhauer (9), LRanke (1).
mit anm. der herausgeber, eingel. durch einen brief BSuphans. Goethe-jb.
9, 7. 76. 83. [824
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 183
vGoethe,JW.: Zu G.s geburtstag von LGeiger. Die nation 5, 677. [825
Die berliner mittwochsgesellsch. von LGeiger [berührt G.]. Der bär jg. 14
nr46 feuili. (Goethe-jb. 10, 339). [826
American, stimmen über G. von LGeiger. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl.
nr24 [bezieht sich auf die 1886 [753 u. 1887 [724 verzeichneten werke]. [827
Grimm 1S87 [742. — Nationalztg. nr 193 (Frenzel). Litt, centralbl. nrl2
Belletrist.-litt. sonnlagsbeil. d. Hamb. nachr. nr 12 (Eyfsenhardt). Ztg. f.
litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 16. Bund nr 71. [828
FThVischer. ein characterbild. allen freunden gewidmet von JEvGünthert.
Stuttgart, Bonz& cie. 214. 8 [berührt G. (Goethe-jb. 10, 310)]. [829
Non multa. litt. Streiflichter von DHalpert [Friderike von Sesenheim in
ihrer idealen erscheinung. Antikes element in G.s Iphigenie]. Breslau,
Zimmer. 79. 8. [830
Harnack 1887 [744. — Litt, centralbl. nr 8 (Creizenach). Westermanns
monatshefte 65,294. Schwab, chron. s. 149. Balt. monatsschr. bd. 35 heft 2
(Boxberger). [831
Hehr. 1887 [745. — Unsere zeit 1,55 (Bölsche). Westermanns monats-
hefte 65, 294. Preufs. jbb. 62, 533 (Harnack). Schwab, chron. s. 149. [832
Gedanken über G. von VHehn. 1 teil. 2 verb. aufl. Berlin, Bornträger.
m,335. 8. — Balt. monatsschr. bd.35 heft 2 (Boxberger). [833
G.s anteil an Lavaters Physiognomischen fragmenten von EvdHellen. mit
einigen 30 abbildungen, darunter 3 bisher nicht beachtete G.-bildnisse. Frank-
furt a/M., Litt. anst. (Rütten & Löning). 2 Ml. u. 256. 8. — Litt, centralbl.
nr 20. D. rundschau 56, 157. BU. f. litt, unterh. nr 40 (Buchner). DLZ
nr 43 (Schmidt) Frankf. ztg. nr 287 beil. Litt, merkur 8, 359 (Koch). Revue
critique nr 44 (Ghuquet). D. litteraturbl. bd. 11 nr 26 (Gloatz). [834
Henkel 1887 [747. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,363. [835
G.s Verhältnis zur kunst der alten von AHerzog. Die nation 5,452. [836
Das G.-haus in Weimar von PHeyse. Goethe-jb. 9, in. [837
G.s beziehungen zu Zürich u. zu bewohnern der stadt u. landsch. Zürich
von LHirzel [mit portr. der Barbara Schulthess]. Neujahrsbl. hg. von
der stadtbibl. in Zürich auf das j. 1888. Leipzig, Hirzel. Zürich, dr.
von Orell Füfsli & cie. 56. 4. — AZ nr35B. Litt, centralbl. nr 22. Revue
critique nr 44 (Chuquel). Zs. f. d. phil. 21, 372 (Düntzer). N. Zürcher ztg.
nr27. 8. 31. 3. D. litteraturbl. bd. 11 nr 6 (Mähly). Bund nr 10. Schwab,
chron. s. 730. [838
Literary essays by RHHutton. 3 ed. rev. and enlarged. London and New-
York, Macmillan. vi, 490. 8 [p. 1 G. and his influence]. [839
G.s religiöse entwickelung von RJobst. 2 hefte. Colberg, Warnke. 1877.
1888. 27. 15. 4 [progr. d. Marienstiftsgymn. zu Stettin 1877. 1888]. —
heft 2 besprochen: Anz. xiv283 (Werner). [840
G. — u. noch immer kein ende! krit. Würdigung der lehre G.s von der meta-
morphose der pflanzen vonKFJordan (Samml. gemeinverständl. wissensch.
vortr. n. f. 3 serie. heft 52). Hamburg, verlagsanst. (Richter). 48. 8. [841
G. u. die anläge des bremer hafens von Klein. Brem. jb. 14, 172 [teil-
weise abgedr.: Weser-ztg. nr 14856 morgenausg., nach Goethe-jb. 10, 334 f.
auch: Nordd. allg. ztg. 15 nov. Strafsb. post nr321]. [842
Aus der neueren G.-litt. von MKoch. Litt, merkur 8, 205. 13. [843
Könnecke 1887 [36. sep.-abdr. der G. betr. ss. — Litt, merkur 8, 360
(Koch). [844
G.s realistische technik. ein neuer beitr. zu ihrer erkenntnis vonJKreyen-
bfihl. Frankf. ztg. nr 242 morgenbl. feuili. [845
Beobachtungen über das Verhältnis des reims zum inh. bei G. von EKunow.
progr. d. gymn. zu Stargard i. P. 73. 8. [846
Langguth 1887 [756. — Preufs. jbb. 61, 315 (Harnack). D. revue 13, 2,
128. Gegenwart nr 14. BU. f. litt, unterh. nr 24 (Hermann). Grenzboten
47,3,162 Litt centralbl. nr41. Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nrlO
(Schröer). Westermanns monatshefte 65, 294. D. ztg. nr 5954 (Necker). [817
G. als päd. Schriftsteller u. seine Stellung »zu den erziehungs- u. unter-
184 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
richtsfragen der gegenwart von AL a n g g u t h. Halle, Niemeyer. 39.
12. [848
vGoethe, JW.: Lewes-Frese-Geiger 1887 [758. — Grenzboten 47, 1, 612.
Hist. zs. 60, 118. [849
G.-notizen: G.s name von ML ex er. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 40.
vgl. [870. [850
G. in Jena von BLitzmann. Jen. ztg. nr291. [851
Lüttge 1887 [763. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,472. [852
Maschek 1887 [764. — Zs. f. d. österr. gymn. 39,379. [853
G.s reisen von FMaschek. 2 teil [schluss]. Reichenberg, Fritsche. 59 bis
79. 8. [854
Melzer 1887 [765.— Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,363. [855
G. in der zeit der schlacht von Jena von JMinor. Vierteljahrschr. f. Ig.
1, 496. [856
G. u. die griech. bühnendichter von HMorsch. progr. d. kgl. realgymn.
zu Berlin. Berlin, dr. von Hayns erben. 55. 4. — Arch. f. d. stud. d.
neueren spr. 81, 343 (Hölscher). [857
Briefe von FMendelssohn-Bartholdy an I. u. ChMoscheles. hg. von FMosche-
les. mit 13 illustr. Leipzig, Duncker & Humblot. xih, 287. 8 [berührte
(Goethe-jb. 10, 339)]. [858
Hat G. ein recht, sich einen wahrhaft vaterländisch gesinnten mann zu nen-
nen? von dr Puls. Päd. bll. 17,116. [859
Friderike, gräfin vReden, geb. freiin Riedesel zu Eisenbach, ein lebens-
bild nach briefen u. tagebüchern von Eleonore fürstin Reufs. mit 1 porlr.
in farbenlichtdr. u. 2 ansichten. 2 bde. Berlin, Hertz, vii, 509. vn, 468. 8
[berührt G. (Goethe-jb. 9,345) u. JMSailer]. [860
Notizen zur G.-litt. 1. Zur mineralogie u. geologie. 2. Notizen G.s über
den granit. mitgeteilt von HRollett [mit handzeichnung G.s]. Chron. d.
wiener G.-ver. 3jg. s. 44. 8. [861
Am Vorabend des G.-tages. eine vision in G.s Vaterstadt von ERossi.
Dramaturg, bll. u. bühnenrundschau nr35. [862
22 handzeichnungen von G. 1810. im auftr. des Vorstandes der G.-gesellsch.
hg. von CRuland (Sehr. d. G.-gesellsch. zu Weimar in). Weimar, G.-ge-
sellsch. 4 bll. 22 taf. 2. [863
Engl. Sprachschnitzer, ein humoristischer vortr. geh. — von O'Clarus Hiebslac
(KSchaible) [lustige proben aus WScotts Götz- u. FGowers Faustübers.
(Goethe-jb. 10, 317)]. [864
Scherer 1887 [771.— Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 2 (Kögel). [865
G.s jugend u. jünglingszeit. ein lebensbild f. jung u. alt von FSchmidt.
5 aufl. mit 3 abbildungen (D. jugendbibl. begründet von FSchmidt, fortgeführt
durch JLohmeyer u. FSchmidt). Kreuznach, Voigtländer. 148. 12. [866
Die G.- kneipe in Rom von KJSchröer. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg.
s. 12. [867
G.s adelung von KJSchröer. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 18. [868
Über die quellen G.scher anschauungen von KJSchröer. Chron. d. wiener
G.-ver. 3jg. s. 19. [869
G.s name u. dessen Schreibung von KJSchröer. Chron. d. wiener G.-ver.
3jg. s. 26. vgl. [850. [870
G.s naturanlage in hinblick auf seine Sendung [abdr. aus dem vorw. des
unter der presse befindl. 5 bdes der dramen G.s] von KJSchröer. Chron.
d. wiener G.-ver. 3jg. s. 37. [871
Great writers. Life of JWvG. byJSime. with bibliogr. by JPAnderson.
London, Scott. New-York, Whittaker. 194, xliv. 16. — Acad. nr 849
(Lyster). Saturday review 66,180. Spectalor 61,1367. Athen, nr 3168.
s. 63. [872
Über G.s eigenart von Steigenberger. jahresber. d. kreislateinschule
Gninstadt (Goethe-jb. 10, 296). [873
Steiner 1887 [775. — Philos. monatshefte 24,240 (Schaarschmidt). [874
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER." GOETHE 185
vGoethe, JW.: Aus einem vortr. von RSteiner: G. als vater einer neuen ästhe-
tik. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 43. 6. [875
JWvG. von AStern in: Der neue Plutarch. biogr. hervorragender charac-
tere der gesch., litt. u. kunst. hg. von RvGottschall. teil 12 (Leipzig, Brock-
haus, vii, 374. 8) s. 209. — Bil. f. litt, unterh. nr 17 (Schultze). Revue
critique nr 44 (Chuquel). [876
Aus dem briefwechsel von FvStein u. LZeerleder. mitgeteilt von AStern.
Goethe-jb. 9, 148. [877
CThomas, G. and the development hypothesis. Theopen court, a weekly
Journal devoted to the work of conciliating religion with science nr 29. 31
(Goethe-jb. 10, 332). [878
Dante, Shakespeare, G. nella rinascenza europea di GTrezza. Verona, Te-
deschi e figlio. 166 (Goethe-jb. 10, 299). [879
Walentin u. RJung, Ein frankf, G.-album, aus der samml. des frhm
vDonop. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. bd. 4, acad. fachabt., s. 90. vgl.
Goethe-jb. 9, 346. [880
G., insbes. Faust in der poln. litt, von AVogel. Die nation 5,570. [881
G.s selbstzeugnisse über seine Stellung zur religion u. zu religiös- kirchl.
fragen, in zeitl. folge zusammengest. von ThVogel. Leipzig, Teubner.
iv, 199. 8. — Litt, centralb). nr 40. Nord u. süd 47, 438. Nationalzt?.
nr 688 (Ellinger). [882
Aus Weimar [betr. einen vortr. über G.s geologische arbeiten u. samml., geh.
von -dr Walt her]. Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 15. Frankf. ztg. nr 68
morgenbl. (noliz). [883
2 G. -vortr. Die jugendspr. G.s. G. u. die romantik von StWaetzoldt.
Berlin, Wilhelmi. 2, 56. 8 [= Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. 4,6]. — Litt,
centralbl. nr 8. DLZ nr 15. Nord u. süd 45, 279. D. dichtung 4, 132 (Schön-
bach). Grenzboten 47, 2, 447. Bll. f. litt, unterh. nr 23 (Boxberger). Preufs.
jbb. 61,656 (Harnack). Zs. f. d. deutschen Unterricht 2,281 (Lyon). Wester-
manns monatshefte 65, 294. D. litteraturbl. bd 11 nr 6 (Mähly). [884
G. in der kriegscomm. von GWeisstein. Goethe-jb. 9, 242. [885
Brit. museum. cat. of printed books. Go — Goethe. London, Clowes & sons
[Goethe p. 151—232]. [886
[Stammbuchbl. vom 10 märz 1771, leipz. Verhältnisse zur zeit G.s betr. Berl.
börsencourier nr377 (Goethe-jb. 10,313 0]. [887
Im mondschein mit G. Grenzboten 47, 1, 505. [888
G. u. die brillenträger. Grenzboten 47, 3, 185. [889
G.s religiöser entwickelungsgang. Didaskalia nr 163 — 5. [890
G., Wagner and the invisible orchestra. New- York nation 46, 238. [891
Eine beschwerde des hm geh. rat vG. [gegen hoftraiteur Steinert]. Jen.
ztg. nr 173. vgl. auch: Der sammler (beibl. zur Augsb. abendztg.) nr95 (aus
der D. ztg. widerholt). Bund nr 216. N. Zürcher ztg. nr 212. Köln. ztg.
nr 214. New-York nation 47, 135. [892
G. u. die heutige G.-forschung. Breslauer morgenztg. 26 febr. (Goethe-jb.
10,297) u. darnach Presse nr61. [893
Aus der G.-phil. Presse nr 239. [894
G.-sport. Kürschners signale sp. 2579. 80 (aus der Presse abgedr.) (Goethe-jb.
10, 297). [895
G.s honorare (notiz). N. Zürcher ztg. nr 27. Athen. nr3160 s. 633b. [896
Cat. 42 von KWHiersemann in Leipzig. Deutsche litt. bes. Faustsage u. G.
33. 8 [wertvoll]. [897
s. auch [95. 127. 176. 216. 225. 234. 267. 280. 294. 311. 1218. 1272. 1463.
Grafin Auguste zu Stolberg s. [781.
Bancroft and G. New-York critic 1, 104. 1898
6. u. Beethoven in Teplitz. Die lyra nr 22 (Goethe-jb. 10, 323). [899
*Friderike [Brion] von Sesenheim von JWSpin [Holland.]. De dietsche
warande [1886] s. 158 (Goethe-jb. 10, 323). [900
s. auch [830.
186 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vGoethe, JW. : Über die persönl. bezieliungen G.s u. lord Byrons, vortr. geh.
— von FAlthaus. AZ nr 24. 5B. [901
Byron u. G. zum 22 jan. 1888. von HTeweles. Beil. zurBohemia nr21. [902
[Ref. über einen vortr. von StWaetzoldt über Byrons u. G.s gegenseitige
beziehungen in: Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 81, 197]. [903
Zu G. u. Carlyle von CRuland. Goethe-jb. 9,241. [904
s. auch [790. 792.
*Memoiresduprince ACzartoryski et correspondanceavecl'empereur Alexandrei,
preface de MChdeMa za d e. t. 1. Paris, Plön, 1887 [berührt s. 31 Cz.s be-
gegnung mit G. (Goethe-jb. 10, 324)]. [905
The Commedia and Canzoniere of Dante by EHPlum p tre. 2 vols. Boston
and New- York (p. 482 G. and Dante). [906
G. u. der bildhauer David von RPrölfs. Schles. ztg. nr 268. 71. [907
G. u. Diderot über die maierei von ODöring. Preufs. jbb. 61,393. [908
G. u. Eckermann s. [537.
G. u. EFörster s. [115.
Christiane vG., geb. Vulpius. eine biogr. skizze von CWEBrauns. 2 aufl.
Leipzig, Friedrich. 62. 8. — Gegenwart 1887 nr 43 (Düntzer). Mag. f. d.
litt. d. in- u. ausl. 1887 nr 45. Litt, merkur 8, 60 (Koch). Bll. f. litt,
unterh. nr 9 (Boxberger). D. dichtung 4, 132 (Schönbach). Westermanns
monatshefte 64, 841. [909
Christiane vG.s grabstälte. miüeilung von KKuhn. AZ nr 69 B. Weimar.
ztg. nr61.135. vgl. DLZ nr 10 sp. 373 u. Goethe-jb. 10,259. [910
G.s schwester von HStohn. D. romanztg. nr 15. 6 (Goethe-jb. 10, 322). [911
s. auch [785.
Zur erinnerung an Ottilie vG. von AvLittrow- Bisch off. Dioskuren. litt,
jb. d. österr. allg. beamtenver. bd. 17 (Goethe-jb. 10, 323). [912
s. auch [179. 796.
Erinnerungen an G.s enkel [Wolfgang u. Walther vG.] von graf GKuun.
AZ nr 84 B. [913
G. u. DHarlmann von WLang. Goethe-jb. 9, 128. [914
G. u. Heine s. [1076.
G. et Herder, discours prononce par BSuphan [= 1887 [808, in das frz.
übers, von AGirot] Bevue de l'enseignement des langues Vivantes jan.
nr 11. vgl. D. rundschau 55, 157. [915
s. auch [428. 1103.
Minchen Herzlieb [mit benutzung hslicher aufzeichnungen GvLoepers] von
HPröhle. Nationalztg. nr 654. [916
[G.s Verhältnis zu Hottinger s. Goethe-jb. 10,326]. [917
G. u. WvHumboldl von OHarnack. Vierteljahrschr. f. lg. 1,225. [918
Weimar von 1853—88. zum 70 geburlstag des grofsherzogs Karl Alexander
[handelt auch von dem Verhältnisse des grofsherzogs zuG.]. AZnrl74B. [919
Grofsherzog Alexander von Sachsen von KN e u m a n n - S t r e l a. Sonntagsbeil.
zur Voss. ztg. nr 26. [920
G. u. Karl August. Studien zu G.s leben von HDüntzer. 2 neubearb. u.
vollendete aufl. 3 teile in 1 bde. Leipzig, Dyk. vm, 969. 8. — Litt,
centralbl. nr 46. Acad. nr 852 (Lyster). Bll. f. litt, unterh. nr 49 (Büchner).
D. litteraturbl. bd. 11 nr 32 (Schröter). [921
G., Lavater u. Bäbe, von WLang. N. fr. presse nr 8489. [922
s. auch [834. 1202.
G. u. Lenz in Strafsburg von JFroitzheim. Strafsb. post nr 313. [923
s. auch [1218.
G. u. Lessing s. [1272.
Lichtenberg u. G. ein beitr. zur G.-forschung von EReichel. Gegenwart
nr 27. 8. [924
G. u. Ludwig i von Bayern s. [1288.
G.s beziehungen zu Manzoni u. anderen Italienern, briefwechsel zwischen
Manzoni u. kanzler FvMüller. mitgeteilt von LSenigaglia. Goethe-jb.
9, 135. [925
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 187
vGoethe, JW.: Eine wenig bekannte G. -anecdote aus den Erinnerungen von
FvMatthisson. Frankf. ztg. nr 285 abendbl. (uotiz). [926
FMendelssohn bei WvG. von LErbach. Musik, jugendpost nr 7 (Goethe-jb.
10, 328). s. auch [858. [927
Zipper, Porlret Mickiewicza [von Schmeller 1829, im weimar. G.-museum].
Pamietnik Mickiewicza 2, 154. [928
Zur erinnerung an JLEMorgenstern [G.s Zeichenlehrer]. Frankf. ztg. nr 298
morgenbl. (notiz). [929
G. u. KPhMoritz. Zs. f. deutsche spr. 2, 64. [930
OFeral von ESchmidt. Goethe-jb. 9, 242. [931
Pfarrer Passavant, der Jugendfreund G.s (1751 — 1827) von HDechent.
Arch. f. frankf. gesch. u. kunst 3 f. 1, 20. [932
CPaulus s. [205.
FVLPlessing s. [1364.
ECl.JFPreller. ADB 26, 553 (vDonop). [933
JGvQuandt über G. s. [283.
JFReifenstein (Reifstein). ADB 27, 685 (WSchmidt). [934
FLvReineck. ADB 28, 19 (WS tricker). [935
[Über den ersten resp. neu-dr. von compositionen FWRusts, eines Zeit-
genossen G.s, sowie desselben förderung durch G. s. Goethe-jb. 10,343]. [936
G. u. der bildhauer GSchadow von HGrimm. Vierteljahrschr. f. Ig. 1,293. [937
G. u. Schopenhauer von FPf alz. Grenzboten 47, 4, 114. 72. [938
JDSchoepflin. etude biographique par ChPf ister. Nancy et Paris, Berger-
Levrault & cie. 135. 8. [939
*Shakespeare and G. by EDAMorshead in: Noctes Shakesperianae ed. by
CNHawkins. London, 1887 (Goethe-jb. 10, 345). [940
G.u.frauvStein. Adler 1887 [828. — Bll. f. litt.unterh. nr45(Boxberger). [941
G. u. Uwarow s. [795.
FWieck. ein lebens- u. künstlerbild von AKoh ut. mit zahlreichen ungedr.
briefen. Dresden u. Leipzig, Pierson, vm, 346. 8 [berührt G.s beziehungen
zu F. u. ClaraWieck (Schumann) (Goethe-jb. 10,331)]. [942
Marianne v Willemer. Biogr. lexicon d. kaiserlumsÖsterr. 56, 182. [943
HvGilm. beitr. zur gesch. seines lebens u. dichtcns von SMP rem. Arch.
f. d. stud. d. neueren spr. 80,241 [s. 251 gedieht Gilms, das auf G.s Ver-
hältnis zu Suleika zielt (Goethe-jb. 10, 343)]. [944
Zur erinnerung an JJWillemer von FBittweger. Frankf. ztg. nr 294
morgenbl. feuill. [945
HvDonop, Ein neues G. -bildnis [von XMCvSchoenberg- Rothschoenberg
(liebtdr.), vgl. Goethe-jb. 9, 356]. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. bd. 4, acad.
fachabt., s. 88. [946
*CvKügelgen, In Sachen der Kügelgenschen G.-bilder. Sitzungsber. d.
gelehrten esthn. gesellsch. zu Dorpat 1886 (Dorpat 1887) s. 128 (Goethe-jb.
10, 341). [947
Rollet 1885 [548. — Rostocker ztg. nr 605 hauplbl. (Bechstein). [948
*G.s äufsere erscheinung. vortr. geh. — von KJSchröer. mit 1 tafel im
lichldr. enlh. 13 bildnisse G.s u. seiner eitern (Samml. gemeinnütziger populär-
wissenschaftl. vortr. heft 14). Wien, Pest, Leipzig, Hartleben, 1877. —
Rostocker ztg. nr601 beil. 1 (Bechstein). [949
Kurzgefasstes Verzeichnis der originalaufuahmen von G.s bildnis. mit 15 tafeln,
von FZarncke. Abhandl. d. kgl. sächs. gesellsch. d. wissensch. bd. 25,
d. philos.-hist. cl. bd. 11 nr 1. auch sep. Leipzig, Hirzel. 132. 8. — Litt,
centralbl. nr 36 (Zarncke). Kunstchron. 24 jg. nr 6. Litt, merkur 8, 359
(Koch). Rostocker ztg. nr 609 beil. 1 (Bechstein). [950
Nochmals allerlei über G. -bildnisse (1. Die älteste G.-Schiller-gruppe, eine
caricalur. 2. Pseudo-G. vom Pseudo-Oeser zum letzten mal. 3. Das älteste
G.-bild von Lotte in Wetzlar gezeichnet. 4. Projectierte medaillen auf G.
5. Allerlei neues) von FZarncke. AZ nr 94. 7. 100 B. [951
G. in seinen portr. Belletrist. -litt, sonntagsbeil. d. Hamb. nachr. nr34. [952
188 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vGoethe, JW. : Phantasien eines laien über denkmäler überhaupt u. über das
[wiener] G.-denkmal im bes. Ghron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 3, vgl. auch
s. 26. [953
G.-broncemedaillon, durch den strafsb. verschönerungsver. angebracht an dem
hause Strafsburg, alter fischmarkt nr 36, woselbst G. 1770 — 71 als Student
gewohnt hat, mit Zugrundelegung des Melchiorschen gypsmedaillons vom
j. 1775, ausgeführt von WEberbach [lichtdr.]. Strafsburg, Trübner. 8. vgl.
Goethejb. 10, 262. 342. [954
G.-medaillen [geplant zur erinnerung an G.s austritt aus dem frankf. bürger-
verbande]. Die kleine chron. frankf. wochenschr. hg. von Holthof bd. 10
nr 43 (notiz). [955
s. auch [709.
G.s Stammhaus [mit 1 lichtdr.-bilde]. Chron. d. wiener G.-ver. 3jg. s. 24. [956
Ber. über die tätigkeit der G.-haus-comm. während des verwaltungsj. 1886/7.
Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. bd. 4, acad. fachabt., s. 119. [957
G.-haus zu Strafsburg i/E., alter fischmarkt nr 36, in dessen 2 stock G. als
Student 1770—71 gewohnt hat [lichtdr.]. Strafsburg, Trübner. 8 (Goethe-
jb. 10, 342). [958
Buland s. 1887 [835. 2— 10(schluss-)lfg. Leipzig, Titze. ä 6 bll. mittext
s. 9 — 46. 2. — Zs. f. bildende kunst 24, 45 (Schröer). [959
The art collections in the G.-house at Weimar by LvScheffler. Acad.
nr 819. 31. [960
Ein gang durchs G.-haus von LWitte. Daheim jg. 25 nr 13. [961
In Weimar [G.-nationalmuseum]. Strafsb. post nr 153. [962
Die G. -feier auf dem Brenner den 22 juli 1888 [mit 1 abbildung des gast-
hofes Zur post auf dem Brenner] von AEg ger-M öll wa ld u. KJSchröer.
Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 29. [963
G.s fahrt durch Tirol im sept. 1786 von SMP rem. sonderabdr. aus dem
Tiroler fremdenbl. 4 jg. nr 12. 4. München, Malten. 43 (Goethe -jb. 10,
322). ' [964
Mehr licht! zur enthüllung des G.-bildnisses auf dem Brenner am 22 juli 1888.
gedieht von HvVintler. Nationalztg. nr 413. [965
G. -feier auf dem Brenner. AZ nr 207 Verschiedenes, vgl. nr 208 Verschie-
denes; auch Goethe-jb. 10,259. L966
G.-feier in Stäfa (zur erinnerung an G.s dortigen aufenthalt im j. 1797). AZ
nr289B Verschiedenes; vgl. auch Athen, nr 3183 s. 557. Frankf. ztg.
nr 1S5 abendbl. (notiz), vgl. nr 290 abendbl. N. zürcher ztg. nr 287. Goethe-
jb. 10, 261. [967
s. auch [1303.
Generalversamml. der G.-gesellsch. in Weimar am 26 mai. DLZ nr 23.
Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 22. Nationalztg. nr 312. Strafsb. post
nr 149. AZ nr 146. 50 B. Die post nr 145. 6 beil. 1 feuill. Berl. tagebl. nr 266.
Acad. nr 840 (Hewett). [968
Neuestes aus dem G.-arch. in Weimar. Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 45. [969
Aus dem wiener G.-ver. Chron. d. wiener G.-ver. 3 jg. nr lff. [970
The english G. -society. Acad. nr. 825. 32. 6. 44. 62. 5; vgl. auch Chron.
d. wiener G.-ver. 3 jg. s. 14. [971
Goethe, KE. : Frau rat. ein gedenkbl. zum28aug. Beil. zur Bohemia nr 239. [972
Gottsched, JCh.: Bieling 1887 [852. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr.
80, 221. [973
Ein schreiben G.s an Friedrich August n zu Sachsen von ThDistel. Viertel-
jahrschr. f. lg. 1, 253. [974
2 etymologische bemerkungen G.s von HFunck. Alem. 16, 168. [975
Koch 1887 [853. — Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. 4,38 (Valentin). [976
G. u. die deutsche spr. von ABichter. Grenzboten 47, 1,341. 99. [977
Servaes 1887 [854. — Zs. f. d. österr. gymn. 39,1006 (Prosch). [978
s. auch [243.1141.
Gottschedin, LAV. : 2 deutsche dichterinnen des 18jhs. [die G. u. Karschin]
von GPipirs. Nord, rundschau 7, 126 [mit bezug auf [981. 1139]. [979
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE — HAMANN 189
Gottschedin, LAW: Frau G. von ARichter. Grenzboten 47, 3, 594. [980
Schienther 1887 [856. — Anz. xiv 94 (Litzmann). Zs. f. d. österr. gymn.
39,352 (Werner). [981
Frau G. u. die deutschen erzieherinnen. Daheim nr 17. [982
Grabbe, ChD.: Ein vergessener patriot (DChG.). Didaskalia nr 229. [983
s. auch [244.
Gries, JD. s. [4. 18.
Grillparzer, F. : *Sämmtl. werke. 4 ausg. in 16 bden [rev. von ASauer].
Stuttgart, Cotta, 1887. — N. zürcher ztg. nr 295 beil. (Fischer). AZ
nr 272 — 4B (Seemöller), vgl. nr68ß Verschiedenes. Wiener ztg. nr 77
(Schönbach). [984
Sämmtl. werke. 3 ausg. bd. 11 — 16 (6 ergänzungsbde.). Stuttgart, Cotta.
xix, 234. v, 294. v, 301. iv, 233. vn, 165. v, 266. 8. [985
Sämmtl. werke. 6 ergänzungsbde aus der gesammt-ausg. in 4 aufl. Stutt-
gart, Cotta. xix, 1453. 8. [986
Die Jüdin von Toledo, aufgeführt auf dem D. theater zu Berlin. Gegen-
wart nr 41. Die nation 6, 26 (Brahm). [987
König Ottokars glück u. ende. Klaar 1885 [653. — D. litteraturbl. bd. 10
nr 45 (Welzhofer). [988
Sappho. aufgeführt auf dem D. theater zu Berlin. Berl. tagebl. nr 231
(Lindau). Die nation 5, 468 (Brahm). [989
Zu G.s dram. fragmenteh von ASauer. Vierteljahrschr. f. lg. 1,443. [990
Brief G.s vom 23 juni 1857 [adressat nicht genannt]. Berl. tagebl. nr 175. [991
G. als musiker (neue beitr.) von EH ans 1 ick. N. fr. presse nr 8539
morgenbl. [992
G. u. der österr. verlag von LRosner. Presse nr 320. [993
FG. als dichter des tragischen von JVolkelt. Nördlingen, Beck. vm,2l6.
8. — Nationalztg. nr 419 (Ellinger). Litt, merkur 8, 287 (Löbner). AZ nr 313 B
(Falckenberg). Wiener ztg. nr 166.7 (Ehrlich). Allg. conservative monatsschr.
f. d. christl. Deutschland 45, 1359. [994
G.-denkmal (Wiener briefe ccxxiv). AZ nr 73 B. [995
G. nach dem Ölgemälde von FAmerling. Zs. f. bildende kunst 23, 225. [996
s. auch [119.244.1076.
vGrimm, FM. : Scherer [879. — Revue critique nr 4 (Joret). [997
MG. paralipomenes par EScherer. Revue critique nr 36/7 s. 168. [998
[Zu FMG. von ThSüpfle. ADB 26,826]. [999
MG. Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 12 [ergänzung
zu [997], [1000
Gryphius, A.: Lyr. dichtungen des AG. von KHartmann. Arch. f. d. stud.
d. neueren spr. 81,281. [1001
Eine bearb. des Papinianus auf dem repert. der Wandertruppen von CHeine.
Zs. f. d. phil. 21, 280. [1002
Der Peter Squenz von AG. eine Verspottung von HSachs von FMeyer von
Waldeck. Vierteljahrschr. f. lg. 1,195. [1003
Haacke, Th.: Die beiden ältesten Verdeutschungen von Miltons Verlorenem pa-
radies [durch ThH. u. EGvBerge (1682)] von JBolte. Zs. f. vgl. lilteratur-
gesch. u. renaissancelitt. n. f. 1, 426. [1004
Häfeli,JK. s. [161.
vHai.i.f.I!, A.: Aus FLJenners briefen an Ilselin aus dem familienarch. des hin
JIselin-Bischoff in Basel, mitgeteilt von JK eller. in: Berner taschenbuch
auf d. j. 1888 [bringt einzelheiten zur biogr. H.s]. [1005
Hamann, JG.: JGH. ausw. aus seinen briefen u. Schriften, eingel. u. erläut. von
CFAmold(Bibl.class. theologen bd. 11). Gotha, Perthes, vn, 307. 8. [1006
H.-briefe aus Nicolais nachlass von OHoffmann. Vierteljahrschr. f. lg. 1,
116. [1007
Über JGH.s Stellung zu religion u. Christentum, vortr. — geh. von RFGrau.
Beweis d. glaubens 24,283. auch sep. Gütersloh, Bertelsmann. 24. 8. —
Theol. litteraturbl. s. 474. Allg. conservative monatsschr. f. d. christl. Deutsch-
land 45, 1351. [1008
190 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Hamann, JG.: JGH. als päd. von FS cli a walle r. 2 aufl. Königsberg, Härtung.
32. 8. — Theol. litteraturbl. s. 474. [1009
JGH. von FViolet. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr25 — 8. [1010
Aufruf f. eine H.-büste. Altpreufs. monatsschr. 25, 382. [1011
s. auch [265. 1099.
vHardenberg, F. s. [3.
Zu Novalis. 1. Ein jugendbrief als Tassoparaphrase. 2. Zur chronol. der
Hymnen, von ES c hm i dt. Vierteljahrschr. f. lg. 1,287. [1012
Schubart 1887 [890. — Theol. litteraturbl. s. 57 (Gussmann). ÜLZ nr 12
(Minor). Theol. litteraturztg. nr 8 (Löber). Litt, centralbl. nr 19. Bll. f.
litt, unterh. nr 23 (Büchner), AZnrl71B. Anz. xiv 261 (Strauch). Wester-
manns monatshefte 65, 295. Bevue critique nr 42 (Ghuquet). Saturday
review 65, 357. Allg. conservative monatsschr. f. d. christl. Deutschland
45, 436. [1013
s. auch [216. 1161.
Hartmann, GD.: Ein ungedr. brief H.s [Tübingen, 18 sept. 1772] an FNicolai.
von OH offmann. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 32. [1014
s. auch [914.
Hauff, W.: Werke, gesammtausg. mit einer biogr. des dichters u. einl. von
WB öl sehe, heft 1 — 8. Leipzig, Dürselen. vm, 280. xn, 228. vi, 198.
iv, 285. 8. [1015
Sämmtl. werke, mit einer biogr. einl. von AWeile. 5 bde. Berlin,
Warschauer, vm, 316. m, 274. in, 232. in, 309. m,389. 8. [1016
Das bild des kaisers s. [15.
Die karavane. ed. with notes and vocabulary by HHager. new ed. with
exercises arranged by GEFa snach t. London, Macmillan & cie. 8. [1017
s. auch [8.
Lichtenslein. romant. sage aus derwürttemb. gesch. mit einl. von WB öl sc he.
in 3 teilen. Leipzig, Dürselen. iv, 326. 8. [1018
Der mann im monde oder der zug des herzens ist des Schicksals stimme,
in 2 teilen, nebst der controverspredigt über HClauren u. den mann im
monde. ebenda, vi, 198. 8. [1019
s. auch [3.
Märchen f. söhne u. töchter gebildeter stände, mit einl. von WBö Ische.
Leipzig, Dürselen. vm, 280. 8. [1020
Märchen, f. die Jugend durchges. von GHofmann. mit 8 bildem in
farbendr. nach originalen von KWeigand. 4 aufl. Leipzig, Oehmigke.
in, 332. 8. [1021
Märchen, f. die Jugend ausgew. von JFBanke (Unterhaltungsbibl. f. kinder
lObdchen). Elberfeld, Bädeker. 151. 8. [1022
Schönste märchen f. die Jugend, neue ster.-ausg. Beutlingen, Ensslin
& Laiblin. 96. 8. [1023
Märchen, mit vielen illustr. u. 4 farbenbildern. 2 aufl. Berlin, Liebau.
283. 8. [1021
Mitteil, aus den memoiren des satans. mit einl. von WBö Ische. Leipzig,
Dürselen. x, 228. 8. [1025
s. auch [15.
Novellen, mit einl. von WBölsche. Leipzig, Dürselen. m, 360. 8. [1026
Phantasien im bremer ratskeller s. [15.
Das wirtshaus im Spessart s. [12.
Hebel, JP.: Schatzkästlein des rhein. hausfreundes. mit 60 holzschn. (neue
elegante ausg.). Stuttgart, Cotta. vm, 282. 8. [1027
Schatzkästlein f. die jugend. eine ausw. aus JPH.s sämmtl. erzählungen
von PDiehl. Stuttgart, Thienemann. [1028
Behandlung des H. sehen gedichtes 'Der storch' in sexta von Heufsner.
Lehrproben u. lehrgänge aus d. praxis d. gymn. u. realschulen heft 15. [1029
Zu H. von ABirlinger. Alem. 16, 238. [1030
Hecker,HC.: HCH. von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 169. [1031
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: HAMANN HEINE 191
Heermann, J.: Beitr. zur biogr. des liederdichters JH. von WABernhard. Zs.
d. ver. f. gesch. u. altertum Schlesiens 21, 193. [1032
Hegel, GWF. s. [116. 151.630.
Hegner, U. : UH. zum frieden [1759—1840] von Geilfus. Zürcher taschenbuch
f. 18S8 s. 1. [1033
UH. N. Zürcher ztg. nr 190. 4 beil. [1034
Heine, H. : Werke. Eis ter s. 1887 [905. lfg. 21 — 37. bd. 3— 6. Leipzig,
Bibliogr. inst. 465—580.635.555.1 — 192. [1035
Karpeles s. 1887 [906. 9 (schluss-) bd. Berlin , Grote. 543. 8.— PLZ
nr 17 (Sauer). [103G
Laube s. 1887 [908. lfg. 88—96 (schluss). bd. 6. Wien, Bensinger. 165
bis 382. 8. vgl. D.lesehalle (beibl. d. Berl. lagebl.) nr 21 (Schlingmann). [1037
Sämmtl. werke. 12 bde. Berlin, Warschauer, ix, 210. vn, 261. vn, 318.
m, 230. m, 196. m, 248. iv,216. in, 236. in, 206. m, 277. iv, 304. in, 198. 8. [1038
s. auch [4.
Ausgew. werke in 4 bden. hg. von GKarpeles. in 1 bd. Berlin, Fried.
957. 8. [1039
H.s prosa. ed. by CABuchheim. new ed. Oxford, Clarendon press
series. [1010
Prosa, selections from H.s prose works. 2 ed. rev. (vol. 7 of German classics,
ed. with english notes by CABuchheim). New- York, Macmillan. 40,
322. 16. [1041
*The prose writings of HH. ed. with an introduction by HEllis. London,
Scott, 1887. — Saturday review 1887 nr 1667, vgl. Bll. f. litt, unterh. 1887
nr 47. [1042
Wit, wisdom and pathos from the prose of HH. by JSnodgrass (rev. ed.).
London, Trübner & cie. — Truth 2 aug. (O'Brien), vgl. Bll. f. litt, unterh.
nr 41. London literary world 37, 239. [1043
Aus den memoiren des hrn von Schnabelewopski s. [18.
Elster 1887 [915. — P. revue 13, 1, 128. Bll. f. litt, unterh. nr 3 (Bux-
berger). Gegenwart nr 16. BLZ nr 17 (Sauer). Litt, merkur 8, 200 (Pfaff).
Litt, centralbl. nr 47 (Creizenacli). Modern language notes 3, 405. Allg.
conservative monatsschr. f. d. christl. Peutschland 45, 437. [1014
Buch der lieder 1887 [919. — P. rundschau 56, 478. [1045
Buch der lieder. Leipzig, leipz. verlagshaus. 223. 12. [1046
Basselbe, miniatur-ausg. Püsseldorf, Bagel. xxxii, 258. 16. [1047
Passelbe, illustr. von PThumann. 6 aufl. der 1 illustr. ausg. Leipzig,
Titze. 197. 4. [1048
Passelbe, mit illustr. von PGrot Johann. Berlin, Grote. vm, 139. 4. —
Bie post nr 336 beil. 1 (Rosenberg). [1049
Passelbe. f. die frauenweit ausgew. von KBraun. illustr. von REKepIt-r.
2 u. 3 aufl. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, xvi, 286. 16. [1050
H.s Buch der lieder von CA Id endo ven. Pie nation 6, 191. [1051
Les Allemands. trad. nouvelle, avec etude sur la vie et l'ceuvre de HH.
Paris, Gautier. 32. 8. [1052
Ausgew. gedichte. hg. mit einl. u. erläut. von OHellinghaus. Münster,
Aschendorff. xvi, 272. 12. vgl. [14. [1053
The unknown madonna and other poems. i. Poems in many lands. 2 series.
h. In excelsis. in. Translations from H. by RRodd. with a fronti-
spiece by WBRichmond. London, Stott. 2 bll. u. 110. 8 [abt. m=s. 73
bis 110 enth. in engl, übers, folgende gedichte H.s: Lieder 4. 8; Lyr. inter-
mezzo 2. 12. 15. 18. 42. 46-49. 56. 58. 64; Heimkehr 3. 7. 14. 16. 18. 33. 39.
46. 48. 63; Neuer frühling 13. 23. 29. 33. 34. 37]. — Saturday review 66, 53,
vgl. Bll. f. litt, unterh. nr 32. [1054
8. auch [91.128.136.221.276.
Pie quelle von H.s Asra. eine litterarhist. plauderei von GKarpeles.
Schorers familienbl. nr 37. [1055
GdiGFalcone, Geoffroy Rudel di EH., Jaufre Rudel di GCarducci. Ciltä
di Castello, Lapi. 23. 16. [1056
192 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Heine, H.: Zur erklärung einiger gediente H.s [1. Die locke der geliebten. 2.
Frieden. 3. Bareges] von KHessel. Vierteljahrschr. f. lg. 1,511. [1057
[Michel nach dem märz 1887 [926: das bisher unbekannte gedieht wurde
von EElster aufgefunden und von demselben in seiner ausg. der werke
H.s 2, 187 zuerst wider veröffentlicht]. [1058
Die Harzreise, ed. with notes by ANvanDaell. Boston. [1059
s. auch [221. 1083.
Neue gedichte. Letzte gedichte. Stuttgart, Krabbe, vm, 351. 12. —
D. rundschau 56, 478. [1060
Neue gedrehte. Zeitgedichte. Atta Troll. Deutschland. Hamburg, Hoff-
mann & Campe. 278 mit medaillonportr. 8. [1061
Der rabbi von Bacharach s. [18.
H.s italien. reise von GKarpeles. Nationalztg. nr 290. 2. 6. 303. [1062
Verdaro 1887 [935. — Bivista criticadella letteratura italiana bd.5 nrl. [1063
Bomanzero. Letzte gedichte. Hamburg, Hoffmann & Campe. 312 mit
medaillonportr. 8. [1064
Aus dem nachlasse HH.s. Presse nr 206. [1065
Ein briefHH.s [an JJDubochet, 29 aug. 1848]. nach dem Journal des debats
mitgeteilt in : Die post nr 261 hauptbl. Vermischtes. [1066
Ein brief HH.s [an CHerlosssohn]. D. dichtung 4,326. [1067
Brief HH.s an Varnhagen vom 3juli 1840 [empfehlungsbrief für HGarnot].
Der Zeitgeist (beibl. zum Berl. tagebl.) nr 14. [1068
s. auch [240.
H. a poem by OCAuringer. Literary world 19,184. [1069
HH. versuch einer ästhet.-krit. analyse seiner werke u. seiner Weltanschauung
von WBölsche. 1 selbständige abt. Leipzig, Dürselen. vn, 196. 8. —
Gegenwart nr 14. DLZ nr 17 (Sauer). D. dichtung 4, 187 (Schönbach).
Westermanns monatshefte 64, 698. [1070
Karpeles 1887 [957. nachtr. von ChEmbden-Heine u. GKarpeles.
Berl. tagebl. nr 49. vgl. auch N. fr. presse nr 8413. 9 morgenbl. [1071
H.s Widersacher u. anbeter von AFrei. N. zürcher ztg. nr 288 beil. [1072
HH. u. die burschenschaft von KHessel. Burschenschaft!, bll. nr9.10. [1073
Ein denkmal HH.s von Elsolani. Schorers familienbl. nr 9. [1074
HH.s Verhältnis zur religion von AChKalischer. Sonntagsbeil, zur Voss.
ztg. nr35 — 7. [1075
HH. u. seine Zeitgenossen [ua. Goethe, Grillparzer] von GKarpeles. Berlin,
Lehmann. 345. 8. — Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp.
1887 nr 26. Gegenwart nr 13. DLZ nr 17 (Sauer). Westermanns monats-
hefte 64, 841. [1076
HH.s autobiogr. nach seinen werken, briefen u. gesprächen. hg. von GKar-
peles. Berlin, Oppenheim, vi, 586. 8. — Gegenwart nr22. Litt, centralbl.
nr 39. Westermanns monatshefte 65, 295. AZ nr 314 B. Nationalztg. nr
182. [1077
HH.vortr.geh.von GKarpeles. referatin: N. fr. presse nr 8427 morgenbl. [1078
H. über Österr. von GKarpeles. Presse nr 225. 8. [1079
H.s dichterwerkstatt von WKirchbach. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl.
nr 18-20. [1080
Über den Patriotismus HH.s von Köhler. Bhein. bll. f. erziehung u. Unter-
richt lieft 5. [1081
HH. u. die frauen von AKohut. mit 6 portr. Berlin, Fried, xvi, 352. 8.
— Litt, merkur 8, 314 (Weitbrecht). Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d.
Hamb. corresp. nrl7. [1082
H. u. der Harz. 1. H.s Bergidylle. 2. H.s Harzreise, von HPröhle. Harz-
burg, Stolle. 44. 12. vgl. 1887 [959.— DLZ nr 17 (Sauer). [1083
HH. u. sein Vaterland von HSchärf. 2 umgearb. aufl. Czernowitz, Pardini.
18. 8. — DLZ nr 17 (Sauer). [1084
Great writers. The life of H. by WSharp. London, Scott, xvi, 218. 12.
— Acad. nr 869. Saturday review 66, 686. [1085
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: HEINE — HERZ 193
Heine, H.: Was dünket euch um H.? ein bekenntnis von Xa n th i pp us. Leipzig,
Grunow. 104. 8. — Litt, merkur 8, 336 (Löbner). Modern language
notes 3, 450 (Mahrenholtz). Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 72 (Riffert). R.
litteraturbl. bd. 11 nr 22 (Weitbrecht). [1086
HH. Tlie Weslminster review 129,426. auch in: Eclectic mag. 111,17. [1087
H. u. seine freunde in Frankfurt [besprechung eines besuches H.s in Frank-
furt 1831]. Didaskalia nr 58. [1088
HH. u. AdeMusset. Hamb. corresp. nrl64. 5 feuill. [10S9
Die H.-bewegung. Der kunstwart jg. 1 stück 17. [1090
s. auch [179. 186. 234. 244. 521.
vHenxings, A. s. [107.
Heraus, KG.: Ein vergessener Vorkämpfer der Sprachreinigung von AZwint-
scher. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nrlll. [1091
vHerder, JG.: Sämmtl. werke. Suphan bd. 13 1887 [969. — D. rundschau
54, 317. Revue critique nr 41 (Joret). [1092
Dieselben, bd. 15. Berlin, Weidmann, vi, 639. 8. — D. rundschau 57,
508. [1093
Dieselben, bd. 16 1887 [969. — Revue critique nr 41 (Joret). [1094
s. auch [4.
Der Cid s. [5.
Gedichte s. [3.
Erstes krit. Wäldchen. Kettner 1887 [977. — Arch. f. d. stud. d. neueren
spr. -81,340. N. jbb. f. phil. u. päd. 138,666 (Seiler). [1095
Legenden u. paramythien s. [3.
Köhler 1887 [979. — Revue critique nrll (Joret). [1096
Stimmen der Völker s. [3. 1735.
Über den urspr. der spr. s. [3.
H.-funde aus Nicolais Allg. deutscher bibl. von OH offmann, progr. d.
Kölln. gymn. zu Berlin. Berlin, Gärtner. 20. 4 [enth. recensionen aus H.s
feder]. — Litt, merkur 8, 192 (Koch). DLZ nr36 (Schüddekopf). D. littera-
turbl. bdll nr20 (Brenning). [1097
Hoffmann 1887 [980. — DLZ nr 5 (Schüddekopf). Die post nr37 beil. 1
feuill. Lilt. merkur 8, 96 (Koch). Anz. xiv 202 (Werner). Revue critique
nr42 (Chuquet). [1098
Aus ungedr. briefen H.s an Hamann von BSuphan. Vierteljahrschr. f. Ig.
1, 136. [1099
H.s anläge u. bildungsgang zum prediger von OBaumgarten. hallenser
diss. 101. 8. [1100
JGvH. von ABa umgartner. Wetzer u. Weites Kirchenlexicon 2 aufl. 5,
1792. [1101
Die 4 grofsmeister der aufklärungstheol. [H., Paulus, Schleiermacher, Straufs]
in ihrem schreiben u. treiben verständl. u. nach möglichkeit erheiternd dargest.
vonSBrunner. Paderborn, Schöningh. xvi, 634. 8. — Litt, centralbl. nr 21.
Hist.-pol. bll. 101,875. DLZ nr39 (Möller). Stimmen aus Maria-Laach 34,
598. Kath. schweizerbll. n. f. 4, 420. [1102
H. u.Goethe über die mitwirkung der schule beim theater von CAHBurk-
hardt. Vierteljahrschr. f. Ig. 1, 435. [1103
Bekämpfung u. fortbildung Lessingscher ideen durch H. eine litterarhist.
abhandl. von FKu nz. progr. d. Staatsrealschule zu Teschen (Leipzig, Fock).
31. 8. [1104
H.s pantheistische Weltanschauung von FJSchmid t. berliner diss. Berlin,
Mayer & Müller. 51. 8. [1105
H. u. die volkspoesie von FZurbonsen. jahresber. d. kgl. Laurenlianum
zu Arnsberg. Arnsberg, Becker, xv. 4. [1106
s. auch [122. 225. 265. 428. 647. 915. 1280.
Herlosssohn, C. s. [7. 1067.
Herz, H.: Bruchstück aus einem mitte febr. 1818 aus Rom von HH. an die
malerin LSeidler gerichteten Schreibens. Zs. f. deutsche spr. 2, 321. [1107
A. F. D. A. XVI. 13
194 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1
Hessel, P.: Eine ergänzung zu meinem aufsatz: PH. u. seine lieder [1887 [993].
von AFischer. BU. f. hymnol. nr 3. [1108
Hey, \V. : 50 fabeln f. kinder. in bildern nach OSpeckter. prachtausg. (neue
ausg.). Gotha, Perthes. 12 chromolith. u. 12 bll. text mit eingedr.
holzschn. 2. [1109
Fabeln f. kinder. with illustr. by OSpeckter. ed. vvith phonetic introduction
and transcriptions of the text, words, notes and a vocabulary by FLange.
London, Whittaker & de. — Athen, nr 3172 s. 190. Phonet. stud. bd. 2
lieft 1 (Vietor). [1110
Fabeln f. kinder. illustr. by OSpeckter. ed. with words, notes and a voca-
bulary by FLange. London, Whittaker & cie. — Athen. nr3172 s. 190. [1111
Hirtz, D. : Ein elsäss. dichter u. kalendermann. Strafsb. post nr 299. [1112
Hoffmann, ETA.: Doge u. dogaresse s. [15.
Erzählungen s. [15.
11 maggiorasco. prima versione italiana di AVital. Reggio Emilia, Arti-
gianelli. 139. 16. [1113
Meister Martin der küfner u. seine gesellen, eine erzählung (N. hausbibl.
f. Stolzesche stenogr. hg. von GSchröder u. SAlge bd. 1). Basel (Leipzig,
Robolsky). 63 autogr. ss. 8. [1114=
Maitre Martin le tonnelier. avec introduction litteraire par ChSimond.
Paris, Gautier. 64. 8. [1115
s. auch [12. 14.
Les freies de Serapion ; Mademoiselle de Scuderi. avec etude sur la vie et
l'ceuvre d'H. Paris, Gautier. 32. 8. [1116
Spielerglück s. [12. 15.
EThAH. u. Beethoven von AChK a 1 i s c h e r. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg.
nr 6—8. [1117
s. auch [234.
HoffmannvFallersleben, AH. s. [109.
vHolbach, PHD. frhr: Baron H. von MRing. Westermanns monatshefte 64,
520. [1118
vHolbein, F. s. [388. 392.
Hölderlin, F.: H. in der Schweiz von JBaechtold. Vierteljahrschr. f. lg. 1,
269. [1119
vHoltei, K. s. [119.
Hölty, LHCh. s. [8. 221.
Hottinger, JJ. s. [917.
vHouwald, E. s. [12.
Huber, M.: [Zu MH. von ThSüpfle. ADB 26, 828]. [1120
Huber, Th. s. [1312.
VHUFELAND, ChW. S. [15.
vHumboldt,W.: Kleine Schriften zur gesch. u. kultur von FGregorovius.
bd. 2. Leipzig, Brockhaus, v, 315. 8 [darin s. 125 Die brüder vH.]. [1121
s. auch [265.918.
Hunold, ChF. (Menantes): Oper u. kirchenmusik von ASchullerus [H., Der
blutige u. sterbende Jesu (Theatral., galante u. geistl. gedichte. Hamburg,
1706), in der hauptsache = der 'Musikal. Vorstellung des leidens u. Sterbens
unseres herrn u. heilandes Jesu Christi' im Hermannstädter gesangbuch].
Korrespondenzbl. d. ver. f. siebenb. landeskunde bd. 11 nr 2. [1122
Jahn, FL.: Mitteil, aus dem gymnasialarch. von BArnoldt. progr. d. gynin.
u. realgymn. zu Prenzlau. zum 22 märz 1888. 18. 4 [darin 2 briefe FLJ.s
aus dem j. 1817]. Prenzlau, Mieck. 6. 4. [1123
Der turnvater J. von FStraube (Samml. gemeinnütziger vortr. hg. vom D.
ver. zur Verbreitung gemeinnütziger kenntnisse in Prag nr 129). Prag, D.
ver. 18. 8. [1124
Iffland, AW. s. [234.
Immermann, I.: FMendelssohn- Bartholdy u. das düsseldorfer mustertheater von
Le simple. Allg. musikztg. nr 52. [1125
s. auch [244. 338. 392.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: HESSEL — KLEIST 195
Iseein, I.: Zur erinnerung an einen päd. des 18 jhs. von JKeller. Päd.
bll. 16, 568. [1126
s. auch [1005. 1790.
Kant, I.: Die K.-bibliogr. des j. 1887 zusammenlest. vonRReicke. Altpreufs.
monatsschr. 25, 670. [1127
Critique de la raison pratique. nouvelle trad. francaise, avec un avant-propns
sur la philosophie de K. en France de 1773 ä 1814, des notes philologiques et
philosophiques, par FPicavet. Paris, Alcan. xl, 330. 8. [1128
Zur beurteilung von K.s Kritik der reinen Vernunft u. K.s Prolegomena von
EArnoldt. Altpreufs. monatsschr. 25, 1. 193. [1129
Ein säculargedächtnis aus der wissensch. vom sittlichen [mit bezug auf K?
Kritik der reinen Vernunft] von Eis sei. Protest, kirchenztg. 35, 749. [1130
Prolegomena s. [18. 1129.
K.s nachgelassenes werk: Vom Übergang von den metaphysischen anfangs-
gründen der naturwissensch. zur physik mit belegen populär-wissenschaftl.
dargest. von AKrause. Lahr, Schauenburg. xvii,213. 8. — Allg. conservative
monatsschr. f.d. christl. Deutschland 45, 890. Die nation 5,651 (Lasswitz). [1131
Von der macht des gemüts s. [3.
Vorlesungen über psychol. mit einer einl.: K.s myst. Weltanschauung, hg.
von CduPrel. Leipzig, Günther, lxiv, 96. 8. " [1132
Paläogr. bemerkungen zu K.s nachgelassener hs. von JvPflugk-Harttung.
Arch. f. gesch. d. philos. 2, 31. [1133
Lose bll. aus K.s nachlass. mitgeteilt von RReicke. forts. Altpreufs.
monatsschr. 25, 263. 513. [1134
Kant u. Hume um 1762 von BErdmann. n. Arch. f. gesch. d. philos.
1, 216 [berührt auch Mendelssohn]. [1135
Rousseau u. Kant von KHvStein. D. rundschau 56,206. [1136
s. auch [1627.
Karl August von Sachsen-Weimar: KA., grofsherzog von Sachsen-Weimar, als
fürst a. deutscher patriot. ein vortr. von HvSchulze- Gae verni t z.
Heidelberg, Petters. 25. 8. [1137
s. auch [791. 824.921.
Karschin, AL. : 2 dichterinnen [ALK. u. AvDroste- Hülshoff] von GKarpeles.
Presse nr 28. [113S
Kohut 1887 [1022. — DLZ nr 19 (Minor). Westermanns monatshefte
64, 278. Allg. conservative monatsschr. f. d. christl. Deutschland 45, 894.
Saturday review 65, 358. [1139
Die deutsche Sappho [ALK.], ihr leben u. dichten, ein litt.- u. kulturbild
aus dem Zeitalter Friedrichs d. gr. von AKohut. 2 aufl. Dresden, Pierson.
vii, 180. 8. — Revue critique nr 42 (Chuquet). [1140
s. auch [125. 979.
Kästner, AG.: AGK. u. Gottsched von FWinter. Vierteljahrschr. f. lg.
1,488. [1141
vKautsch geb. Förster s. [115.
Kerner, J. : Bilderbuch 1886 [1004. — Westermanns monatshefte 63, 679. [1142
s. auch [244.
Kind, J F.: FK o n a i s k i , Piesn mysliwska (chor strzelcöw) AMickiewicza
[handelt vondem einfluss des Freischütz auf Mickiewicz]. Pamietnik Mickie-
wicza 2, 142. [1143
vKleist, BHW.: Sämmtl. werke, mit einer biogr. einl. von RGenee. 2 bde.
Berlin, Warschauer, in, lx, 407. iv, 419. 8. [1144
Das erdbeben in Chili s. [16.
Die familie Schroffenstein, grofse tragödie von HvK., der 4 u. 5 act von
GStommel. als ms. gedr. Düsseldorf, vereinsdruckerei. [1145
HvK.s Hermannsschlacht, ein drama. f. schule u. haus erklärt von LZürn.
Leipzig, Wartig. vm, 172. 8. [1146
Die Hermannsschlacht, aufgeführt auf dem D. theater zu Berlin, von
FMauthner. Die nation 5,710. [1147
13*
196 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vKleist, BHW.: Michel Kohlhaas. trad. francaise par JBecker. avec le texte
allemand en regard. Paris, Hachette. 215. 12. [1148
Michel Kohlhaas, texte allemand, accompagne de notes et remarques, et
precede d'une introduction biographique et litteraire par JBeffeyte et
JPey regne. Paris, Delalain freres. xvi, 132. 16. [1149
Michel Kohlhaas. trad. francaise par JBeffeyte et JPeyregne. Paris,
Delalain freres. 96. 12. [1150
Michel Kohlhaas, le marchand de chevaux. Revue britannique fevr. [1151
s. auch [3. 8. 14.
Prinz Friedrich von Homburg, ein Schauspiel, f. schule u. haus erläut. von
LZürn (Schulausg. ausgew. class. werke mit vollständigen commentaren.
1 reihe. Die meisterwerke der 2 class. periode. 8 bdchen). Leipzig, Si-
gismund & Volkening. 167. 8. [1152
Prinz Friedlich von Homburg, ein Schauspiel, ebenda. 62. 8. [1153
Zu HvK.s Prinzen Friedrich von Homburg von LZürn. Arch. f. d. stud.
d. neueren spr. u. litt. 81, 477. [1154
brief K.s an Goethe s. [824.
Zum andenken HvK.s von RH essen. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr48. [1155
HvK. u. seine spr. von RKade. Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 193. [1156
HvK. trauerspiel von KLiebrich. Reudnitz-Leipzig, Hoffmann. 99. 8. —
Bll. f. litt, unterh. nr 46 (Mauerhof). Gegenwart nr 46 (Zolling). Schwab,
chron. s. 1793. [1157
Erinnerungen an den general EvPfuel von WLöwe. D. rundschau 54, 202
[berührt HvK.]. [1158
Die braut HvK.s von Schmidt- W eifsenfels. Gartenlaube nr 38. [1159
Über frz. u. antike demente im stil HvK.s von RWeifsenfels. Arch. f.
d. stud. d. neueren spr. 80, 265. 369. [1160
Vgl. stud. zu HvK. von RWeifsenfels. n K. u. Novalis. Zs. f. vgl. 11t-
teraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 1, 301. [1161
Zur psychol. HvK.s. vortr. von dr Wetz. vgl. Verhandl. der 39 versamml.
deutscher phil. u. schulmanner (Leipzig, Teubner) s. 162. N. jbb. f. phil.
. u. päd. 138, 137. Zs. f. d. gymnasialwesen 42, 266 (Weber). Zs. f. d. phil.
20, 496 u. Germ. 33, 232 (Bachmann). [1162
s. auch [64.
vKleist, ChE. s. [176.
vKlinger, FM. s. [15.
Faust. Pfeiffer 1887 [1034. — Anz. xiv 93 (Erdmann). Zs. f. d. Osten.
gymn. 39, 765 (Prosch). [1163
s. auch [824.
Klopstock, FG.: Messias. Frick 1886 [1052. — N. jbb. !'. phil. u. päd. 138,96
(Freybe). Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24, 318 (Baldi). Korrespon-
denzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen Württembergs 35, 248. [1164
*OFriek, K.s Messias in [218, s. 267 — 375. — N. jbb. f. phil. u. päd.
138, 96 (Freybe). [1165
s. auch [1169.
Zur einführung in K.s Messias von FHeufsner. Lehrproben u. lehrgänge
aus d. praxis d. gymn. u. realschulen heft 14. [1166
Beitr. zu K.s Messias. 3. Das gericht über die bösen könige. ein Messias-
fragment von JPawel. Zs. f. d. phil. 21, 190. [1167
Zur textgesch. des Messias von JPawel. Anz. xiv 303. [1168
Ausgew. öden u. elegien , nebsteinigen bruchstücken aus dem Messias, mit
erklärenden anm. u. einer biogr. des dichters hg. von BWerneke. 2 aufl.
Paderborn, Schöningh. x, 255. 8. [1169
Würfl 1887 [1040. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 2,365 (Klee). [1170
s. auch [5.
K.s öden von JOosting. Taalstudie bd. 9 heft 1. [1171
3 briefe K.s aus seiner Studentenzeit von FMuncker. Vicrteljahrschr. f.
lg. 1,255. [1172
s. auch [125. 31S.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: KLEIST LANGBEW 197
Klopstock, FG. : Ein brief Metas an K. von HFunck. Zs. f. vgl. litteratur-
gesch. u. renaissancelitt. n. f. 1,441. [1173
K. von MKoch. D. litteraturbl. bd. 11 nr 10 [mit bezug auf 1884 [637.
639 u. 1S88 [1175]. [1174=
FGK. gesch. seines lebens u. seiner Schriften von FMuncker. mit dem
bildnis K.s in lichtdr. Stuttgart, Göschen, ix, 566. 8. — AZnr60B(Car-
riere). Grenzboten 47, 1, 611. 2, 522. Gegenwart nr 15... Bll. f. litt, unterh.
nr 39 (Löbner). Westermanns monatshefte 65, 158. Über land u. meer
nr 48. Litt, centralbl. nr 50 (Creizenach). Nationalztg. nr 479 (Ellinger).
N. Zürcher ztg. nr 1. 127 beil. (Frei), vgl. [1174. [1175
Die freundschaft bei K. eine meditation von FSchultz. Zs. f. d. deutscheu
Unterricht 2, 550. [1176
Würfl 1886 [1055. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80, 363. [1177
K., der sanger des eislaufs (nach HPSturzs Erinnerungen). Frankf. ztg. nr 31
morgenbl. (notiz). [1178
s. auch [95. 118. 221. 302. 426. 428.
Klotz, ChA. s. [169.
vKnigge, A. frhr: Über den umgang mit menschen, vollständige ausg. Leipzig,
Fock. 230. 16. [1179
KOHLHARD, JJ. S. [345.
Komarek, JN.: Ein vergessener dramatiker von EKraus. Beil. zur Bohemia
nr 359. [1180
Kopisch, A. s. [15.
Körner, Th. s. [3. 12.
Chronol. Irrtümer in sämmtl. ausg. K.s von FLatendorf. Wissensch. beil.
d. Leipz. ztg. nr 24. [1181
Greifenstein an der Donau u. K. von FLatendorf. N. fr. presse nr 8557
abendbl. [1182
ThK. u. sein Vaterhaus, hist. erzählung f. Jugend u. volk von WWey er-
gang, mit 41 text-abbildungen u. 1 titelbilde von BKnötel. Leipzig, Spamer.
vm, 260. 8. [1183
K.-denkmal (in Pirkenhammer bei Karlsbad). AZ nr 159 Verschiedenes. [1184
s. auch [269.
Kortum, CA.: Die Jobsiade. ein com. heldengedicht in 3 teilen, doppelbd.
14aufl. mit einl. u. anm. (Bibl. d. deutschen nationallitt, des 18 u. 19jhs.).
Leipzig, Brockhaus, xxii, 370 mit illustr. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr45
(Boxberger). [1185
Kosegarten, GL. : Franck 1887 [1053. — Theol. litteraturztg. nr 10 (Meier).
Anz. xiv 277 (Strauch). Bevue critique nr 42 (Chuquet). [1186
vKotzebue, A. s. [15.
La petite ville allemande. trad. francaise avec le texte allemand en regard
par MDesfeuilles. Paris, Hachette. 182. 12. [1187
Lo scrittoio: commedia. SVito martire: dramma. Lo spazzacamino prin-
cipe e il principe spazzacamino: farsa. Milano, Majocchi. 112. 24. [1188
K.s Perudramen u. Sheridans Pizarro. ein beitr. zur gesch. der beziehungen
zwischen deutscher u. engl. litt. vonLBahlsen. Arch. f. d. stud. d. neueren
spr. 81, 353. [1189
Briefwechsel zwischen den beiden leitern des kgl. hof- u. nationaltheaters
in Berlin (JJEngel u. Bamler) über K. N. fr. presse nr 8593 morgenbl. [1190
s. auch [358.
vKiiüdener, BJ. : Theologie et miracles de Mme de K. par Dora d'Istria.
Revue internationale 10 aoüt. [1191
Frau vK. von AKleinschmid t. Zs. f. gesch. u. pol. s. 616. [1192
Briefe von Mme de Stael u. von Chateaubriand [an frau vK.] von CRenz.
Bes. beil. d. Staalsanz. f. Württemberg nr 17/18. [1193
Die gefolgschaft der frau vK. Balt. monatsschr. bd. 35 heft 4. [1194
Lafontaine, AHJ. s. [169.
Langbein, AFE. : Allg. encykl. d. wissensch. u. künste. 2 sect. 42, 28 (MKoch).
[1195
198 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1588 II
Lange, SC: Allg. encykl. d. wissensch. u.künste. 2sect. 42,32 (MKoch). [1196
vLaroche, MS. : ebenda. 2 sect. 42, 127 (MKoch). [1197
Laukhard,FCh. s. [169.
Lauremberg,J. : L.s hslicher nachlass von JB ölte. Jb. f. nd. sprachf. 13,42. [1198
Zu L. von HG e ring. Zs. f. d. phil. 21, 256. [1199
Allg. encykl. d. wissensch, u. künste. 2 sect. 42,249 (MKoch). [1200
Zu L. 1,352 [s. 1887 [1059] von FSandvoss. Korrespondenzbl. d. ver. f.
nd. sprachf. 13, 3. [1201
Lavater,JK.: L. u. Goethe, von einem urenkel L.s [? antistes Finsler]. N.
Zürcher ztg. nr 42. [1202
JKL. in seinen beziehungen zu herzog Franz u. herzogin Luise von Anhalt-
Dessau von WH os aus. Mitteil. d. ver. f. anhält, gesch. u. altertumskunde
5,201. auch sep. Dessau, Baumann. 64. 8. [1203
Allg. encykl. d. wissensch. u. künste. 2 sect. 42,290 (MKoch). [1204
s. auch [161.834.922.
Lebrun, KA. : Allg. encykl. d. wissensch. u. künste. 2 sect. 42, 336 (WC ra m e r).
[1205
vLeibniz, GW.: Gerhardt 1887 [1064. — DLZ nr 23 (Stein). Litt, centralbl.
nr 27. Philos. monatshefte 24, 471 (Schaarschmidt). [1206
Brambach 1887 [1068. vgl. Beweis d. glaubens 24,391. — Theol. lit-
teraturztg. nr 8. 9 (Ranke). Centralbl. f. bibliothekswesen 5, 235. Litt.
centralbl. nr 32. DLZ nr 52 (Meyer). [1207
Gerhardt 1886 [1098. — Arch. f. gesch. d. philos. 1,264 (Erdmann). [1208
L. über den begriff der bewegung von CJGerhardt [inhaltsangabe einer
bisher nicht gedr. abhandl. L.s]. Arch. f. gesch. d. philos. 1, 211. [1209
Mitteil, aus L.s ungedr.schriften von GM o Hat. 2 aufl. Kassel, Scheel. [1210
L.ens briefwechsel mit dem herzöge Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfen-
bültel von EBodemann. Zs. d. hist. ver. f. Niedersachsen s. 73. vgl.
Centralbl. f. bibliothekswesen 6, 127 (Wetzel). [1211
Die in Halle aufgefundenen L.-briefe im auszug mitgeteilt von LStein. Arch.
f. gesch. d. philos. 1, 231. 391. [1212
GWL. von KFischer. 3 neu bearb. aufl. (Gesch. der neueren philos. bd. 2).
München, Bassermann, xix, 622. 8. [1213
L. u. sein Verhältnis zu Spinoza, auf grundlage uned. materials entwick-
lungsgeschichtl. dargest. von LStein. Sitzungsber. d. kgl. preufs. acad.
d. wissensch. zu Berlin s. 615. [1214
s. auch [139.
Leisewitz, JA. : Hän seimann 1887 [1070. — DLZ nr23 (Zimmermann). [1215
Lenz,JMR.: Weinhold 1885 [872. — Revue critique nr 47 (Chuquet). [1216
Weinhold 1887 [1071. vgl. D. rundschau 56, 124 note (Hartwig). —
Westeimanns monatshefte 64, 278. Revue critique nr 47 (Chuquet). [1217
L., Goethe u. Cleophe Fibich von Strafsburg, ein urkundl. commentar zu
Goethes Dichtung u. Wahrheit mit portr. Aramintas in laibigem lichtdr. u.
ihrem facs. aus dem L. -slammbuch von JFroitzheim (Beitr. zur landes-
u. volkeskunde von Elsass- Lothringen iv). Strafsburg, Heitz. 96. 8. —
■ Strafsb. post 1887 nr 347. Köln. ztg. 1887 nr 326. Gegenwart nr 5
Düntzer). Litt, centralbl. nr 8. DLZ nr 23 (Sauer). Revue critique nr 44
Chuquet). [1218
Ein Jugendfreund Goelhes von AKöster. Hamb. corresp. nr 319. 20
feuill. 11219
s. auch [824. 923.
Lessing, GE. : Werke. 6 teil. Recensionen. Selbständige Schriften. — Litt,
centralbl. nr 29 (Creizenach). 7 teil. Recensionen. Vorreden. Wb. zu
Logau. Litteiaturbriefe. 8 teil. Vorrede u. abhandl. zu L.s Fabeln. Leben
desSophokles. Das theater des hin Diderot, hg. von RBoxberger (D. natio-
nallitt, bd. 63— 5). Berlin u. Stuttgart, Spemann. xxvi, 446. vm, 447.
v, 496. 8. [1220
Lachmann-Muncker bd. 2 18S6 [1107. — Litt, centralbl. nr 7 (Crei-
zenach). [1221
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: LANGE LESSING 199
Lessing, GE.: La chman n - M u ncker bd. 3 1887 [1072. — Litt, centralbl.
nr 51 (Creizenach). Litt, nierkur 8, 152 (Lambel). [1222
L.s plays by EBell (Bohns select library of Standard works). London,
Bell & sons. [1223
Blumenau 1887 [1075. — Bll. f. litt, unterh. nr 30 (Schranka). [1224
L. ausgew. prosa u. briefe. ed., with notes by HSWhite (German classics
for american students vi). New -York and London, Putnams sons. vi,
236. 12. [1225
Eine duplik. a thought of L.s by RM'Lintock. Acad. nr 843 s. 446
[Wenn gott in seiner rechten alle Wahrheit' usw. frei ins engl, übers.]. [1226
Emilia Galotli s. [5. 10.
L.s Emilia Galotti von AHagemann. 2 aufl. (Vortr. f. d. gebildete weit,
hg. von PHagemann. heft 3). Spandau, Österwitz. vi, 32. 8. — D. lil-
teraturbl. bd. 11 nr36 (Brenning). [1227
Zu den quellen der Emilia Galotti von LVolk mann in: Festschr. zur 50 jähr,
gedenkfeier der — begründung des realgymn. zu Düsseldorf (Düsseldorf,
dr. von Voss & cie. 259. 8) s. 233. [1228
L.s Erziehung des menschen geschlechts als päd. system darbest,
von AWittstock. Leipzig, Naumann, m, 185. 8. — Wissensch. beil. d.
Leipz. ztg. nr 12. Litt, centralbl. nr 27. Westermanns monatshefte 65, 159.
[1229
L.s Fabeln, ins span. übers, von DJEHartze nbusch. vgl. AZ nrl65B,
s. 241Sa anm. 2. [1230
Zu L.s fabel von den Sperlingen von FKern. Zs. f. d. deutschen Unter-
richt 2, 332. [1231
L.s fabel Die Sperlinge von PK 1 a u c k e. Zs. f. d. deutschen Unterricht
2, 328. [1232
L.s Faust auf der nürnb. bühne [Pseudo-L., es handelt sich um den
CWeidmannschen Faust] von HPfeilschmidt. Nationalztg. nr 173. dar-
nach auch: Die kleine chron. frankf. wochenschr. hg. von Holthof bd. 10
nr 39. [1233
Das phantom in L.s Faust von ASauer. Vierteljahrschr. f. lg. 1, 13. 522. —
GGA nr 19 (vWaldberg). [1234
Zu L.s gedieht Das muster der eben von BKöhler. Vierteljahrschr. f.
Ig. 1, 492. [1235
Hamburgische dramaturgie. Langue allemande. extraits des auteurs
du programme relies par des analyses et aecompagnes de notes et de notices
par LSchmitt. La dramaturgie de Hambourg. classe de rhetorique. Paris,
Delagrave. vi, 61. 12. [1236
Ein Schreibfehler in L.s Hamb. dramaturgie von GKettner. Zs. f. d. phil.
21, 199. [1237
*über die Hamb. dramaturgie u. Corneilles Discours von HKurzreiter.
1 teil, löjahresber. d. k. k. Staatsunterrealschule in Graz. 1887. — Zs.
f. d. österr. gymn. 39, 850. [1238
L.s dramatic notes (Hamb. dramaturgie). Macmillans mag. 57, 448. [1239
[Krit. briefe 1—8]. Simon Lemnius von HHolstein. Zs. f. d. phil.
20, 481. [1240
Laokoon. transl. by Beasley. new ed. London, Bell. New-YoiU,
Sciibner & Welford. * [1241
Laokoon. Beasleys translation, rev. with introduetion , notes and Syn-
opsis of contents (Bohns libraiy). London, Bohn. [1242
s. auch [5.
Zu L.s Laokoon von RBiese. N. jbb. f. phil. u. päd. 138,207. [1243
Fischer 1887 [1099. — Litt, centralbl. nr 24. DLZ nr 32 (Schmidt). Gymn.
s. 269 (Bender). [1244
L.s Laokoon in der prima von Hermann. Päd. arch. bd. 30. [1245
Schilling 1887 [1100. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24,553
(Meinel). Zs. f. d. gymnasialwesen 42, 741 (Moldaenke). Gymn. s. 269
(Bender). [1246
200 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Lessing, GE.: Walentin, 2 ausdrücke in cap. 3 von L.s Laokoon. Ber. d. fr.
d. hochstiftes n. f. bd. 4, acad. fachabt., s. 32. [1247
s. auch [1773.
Lettres sur la litterature moderne et Lettres archeologiques. extraits
publies avec une introduction et des notes par GCottler. 4 ed. Paris,
Hachette. xx, 322. 16. [1248
Minna von Barnhelm by CABuchh ei m. new ed. Oxford, Warehouse. [1249
Minna von Barnhelm oder das soldatenglück. ein lustspiel. mit ausführl.
erläut. f. den schulgebrauch u. das privatstudium von AFunke. 3 verb.
aufl. Paderborn, Schöningh. 175. 8. [1250
Minna de Barnhelm ou le soldat heureux. comedie. publie avec une notice,
un argument analytique et des notes en francais par BLevy. Paris,
Hachette. vni, 151. 16. [1251
Schumann 1886 [1131. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 839 (Prosch). [1252
Minna von Barnhelm, im einzelnen erläut. u. gewürdigt von JStoffel
(Dramen f. den schulgebrauch erläut. i). Langensalza, Beyer & söhne.
84. 8. [1253
s. auch [5. 10. 1255.
Textkrit. stud. zur Minna von Barnhelm vonABieling. progr. d. Lessing-
gymn. zu Berlin. Berlin, Gärtner. 14. 4. [1254
Na than the wise and Minna von Barnhelm, transl. London, Bell & sons. 12.
[1255
s. auch [5.
Nathan der weise, aufgeführt auf dem Lessing- theater zu Berlin, von
OBrahm. Die nation 5, 724. [1256
Heinemann 1886 [1143. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 4
(Muncker). [1257
Mauerhof 1887 [1110. — Bll. f. litt, unterh. nr 4 (Portig). Grenzboten
47, 1,607 (Necker). [1258
Philotas s. [3.
Ein unbekannter tragödienen t wurf L.s von BLitzmann. Viertel-
jahrschr. f. lg. 1, 495. [1259
Ein brief L.s [Wolfenbüttel, 4 jan. 1777] an Lippert von GRedlich.
Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 16. [1260
s. auch [318.
Die Unwahrheit in L.s Schriften von Bertiin g. N. jbb. f. phil. u. päd.
138,535. [1261
Stud. über L.s Stellung zur philos. 1 teil, von JDembowski. jahresber.
d. kgl. Wilhelmsgvmn. zu Königsberg i. Pr. Königsberg i. Pr., Härtung.
32. 4. [1262
Ein satz L.s von GGrupp. Theol. quartalschr. 70,615. [1263
Die tragische katharsis in der auffassung L.s von WFeller. progr. d. gymn.
zu Duisburg. 24. 4. [1264
JJ. u. EChReiske. ADB 28, 129. 140 (RFörster). [1265
Die familie von L. von FFKlix. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr6. [1266
The english poets; L. ; Rousseau: essays with an apology for a preface by
JRLowell. London, Scott. 337. 12. [1267
L. u. die heutigen Schauspieler von KMichel (D. zeit- u. Streitfragen n. f.
3jg. lieft 34). Hamburg, verlagsanst. (Richter). 56. 8. [1268
JPaludan Müller, GEL.s religiöse livsanskuelse. en undersogelse. Kj0-
benhavn, Schou. 158. 8. [1269
JPhilo, 11 genio di L.: saggi. Milano, Reggiani. xvi, 141. 16. vgl. Litte-
raturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 9 sp. 418. [1270
Über L.s wort, dass aus hist. tatsachen notwendige vernunfts- u. religions-
wahrheiten nicht gefolgert werden können, von ARomann. Kirchl. monats-
schr. 7 jg. nr 5. [1271
L.s u. Goethes anschauungen über Schauspielkunst, vortr. geh. von PSchlen-
ther. Frankf. ztg. nr 27 abendbl. (notiz). [1272
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: LESSING MENDELSSOHN- 201
Lessing, GE.: L. u. R Wagner, ein brief. D. worte 8 jg. heft 2. [1273
Fataler L.-kultus. D. wochenschr. nr 16. 8. 9. [1274
Der ganz miserable L. Bund nr 332. [1275
s. auch [95. 557. 1104. 1438. 1629.
Lessing, KG.: Wolff 1887 [1126. — D. revue 13, 1,255. BU. f. litt, unterh.
nr 9 (Boxberger). Litt, merkur 8, 175 (Koch). Zs. f. d. österr. gymn. 39, 766
u. D. litteraturbl. bd. 10 nr 48 (Prosch). Bll. f. d. bayr. gymnasialschul-
wesen 24, 521. [1276
s. auch [18.
Wolff 1887 [1127. — Litt, merkur 8, 175 (Koch). [1277
Lewald, A. s. [392.
Lichtenberg, GCh.: Schumann 1887 [1128. — Nord. u. süd 44, 144. [1278
s. auch [248.
Meyer 1887 [1129.— Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 2 (Koch). [1279
s. auch [924.
Liebeskind, AJ. : Herder et L. contes choisis des Feuilles de palmier. publies
avec des notes en francais par JFortwengler. 2 ed. revue et corrigee.
Paris, Belin & fils. iv, 207. 12 [Herder schrieb nur die vorrede zum ori-
ginal]. [1280
Linkin, CS. : Eine strafsb. dichterin aus dem anf. des 18 jhs. geschildert von
EtMartin. Jb. f. gesch., spr. u. litt. Elsass-Lothringens 4,56. [1281
vLohenstein, DC. : M ü 1 1 er 1886 [1 166. — Revue critique nr 47 (Chuquet). [1282
DCvL. als dramatiker von Willner. progr. d. realprogymn. zu Dirschau.
Dirschau, Hopp. 31. 4. [1283
s. auch [358.
Lohmann, F. s. [12.
Löser, C.: CL. u. seine lieder Nun geh ich hin mit freuden u. Meine pilgrim-
schaft auf erden von JLinke. Bll. f. hymnol. s. 54. [1284
Ludwig i von Bayern : Gedichte, mit kunstgeschichtl. u. bibliogr. beil. hg. von
GLaubmann. festgabe der kgl. bayr. hof- u. staatsbibl. zur feier des
100 jähr, geburtstages von könig L. i vB. München, Litt.-artist. anst. vm,
71. 12. — AZ nr!97B2. [1285
Eine poet. grabschrift auf hofrätin LWeyland geb. Aulber (geb. 25 juli
1758, t 17 april 1837 in Mannheim), verf. von könig L. i vB. AZ
nr215B2. [1286
L. i., könig vB. von CThHeigel. 2 unveränd. (titel -) ausg. Leipzig,
Duncker&Humblot (1872). vm, 423. 8. [1287
König L. i vB. als erzieher seines volkes. festvortr. geh. am 29 juli
1888 im münchner rathause [berührt auch L.s Verhältnis zu Goethe], AZ
nr210. [1288
Mahn, T.: TM. von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 172. [1289
Martin vCochem: Der myrrhengarten. ein vollständiges gebet- u. erbauungs-
buch f. Verehrer des bittern leidens Christi, nach der originalausg. vom j.
1764 von neuem hg. von einem kuratpriester. Paderborn, Bonifaciusdruckerei.
490. 16. [1290
Die 4 letzten dinge 'tod, gericht, hölle, himmelreich'. aufs neue zu nutz o.
frommen hg. Brixen, Weger. iv, 279. 12. [1291
vMatthisson, F. s. [3.
Nachtr. zu M.s leben von WHosäus. Mitteil. d. ver. f. anhält, gesch. u.
altertumskunde 5, 348. [1292
s. auch [283. 926.
Megander, Ch.: ChM. von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 140. [1293
Meissner, AG.: AGM. napsal dr AKraus (zvlästni otisk z 'Athenaea' 1888).
21. 8. [1294
Mendelssohn, M. s. [15.
Gold harn mer 1886 [1194. — Arch. f. gesch. d. philos. 1, 274 (Erd-
mann). [1295
Die familie M. 1729 — 1847. nach briefen u. tagebüchern vonSHensel. mit
202 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
S portr., gezeichnet von WHensel. 6 aufl. 2 bde. Berlin, Behr. xv, 383.
400. 8. [1296
Mendelssohn, M. : MM. sein leben u. wirken, von MKay serling. mit authen-
tischen illustr. u. 1 facs. 2 verm. u. neubearb. aufl. Leipzig, Mendelssohn, x,
548. 8. — Zs. f. gesch. d. Juden in Deutschland 2, 212 (Geiger). [1297
Der einfluss M.s auf das allg. deutsche Schulwesen von MMa nn heim er.
Populär -wissensch. monatsbll. zur belehrung über d. Judentum f. gebildete
aller confessionen hg. von Brüll bd. 8 nr3. [1298
Ritter 1886 [1205. — Litteralurbl. f. germ. u. rom. phil. nr 4 (Muncker).
[1299
s. auch [1135.
Menken, G.: Homilien in ausw. u. mit einl. von prof. Achelis. 2 teile (Bihl.
theol. class. bd. 8. 9). Gotha, Perthes. 315. 303. 8. [1300
Merkel, G.: Eckardt 1887 [1144. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 65 (Werner).
D. dichtung 4, 131 (Schönbach). Westermanns monatshefte 64, 563. [1301
s. auch [178.
Meyer, H. : Weizsäcker 1887 [1145. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil.
nr 5 (Muncker). Zs. f. vgl. litleraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 137
(vSybel). [1302
HM. rede geh. bei der einweihungsfeier des Goethehauses in Stäfa von
JBaechtold. N. zürcher ztg. 15 oct. [1303
Mörike, E. : M.s Feuerreiter. Gartenlaube nr 6. 12. [1304
Aus M.s dichlerwerkstatt von RWeitbrecht. AZ nr 32. 3 B. [1305
Moritz, landgraf von Hessen s. [1710.
Moritz, KPh.: Über die bildende nachahmung des schönen [hg. von SAuer-
bach] (DLD31). Heilbronn, Henninger. xlv, 45. 8. [1306
KPhM. von SAuerbach. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nrl2— 4. [1307
s. auch [745. 930.
Moscherosch, HM. : Zur M.-bibliogr. von BWenzel. Anz. xiv 301. [1308
Wirth 1887 [1149. — Anz. xiv 96 (Seuffert). [1309
s. auch [1330.
Mosen, J. s. [16.
Ungedr. briefe von JM. von AKohut. Gegenwart nr 50. [1310
s. auch [240.
Denkmal f. JM. (in Plauen i/V.) AZ nr 196 Verschiedenes (abdr. aus der
Weser- ztg.). [1311
Müller, A. s. [824.
Müller, JG.: Königin Katharina u. JGM. [mit 1 briefe von ThHuber] vonThSchott.
Schwab, chron. s. 1001. [1312
s. auch [161.
Müller, JG. (von Itzehoe) s. [461. 1609. 1777.
Müller, R. geb. Rothpletz s. [257.
Müllner, AGA. s. [15.
vMüNCH-Bellinghausen, EFJ. (FHalm): Der fechter von Ravenna auf dem burg-
theater von LSpeidel [enth. briefe H.s an Laube]. N. fr. presse nr 8457
morgenbl. [1313
Griseldis s. [297.
Wildfeuer, dram. gedieht. 5 aufl. Wien, Gerold. 151. 16. [1314
s. auch [7. 119.
vMuralt, BL.: BLvM. (1665 — 1749). eine litt.- u. kulturgeschichtl. stud. von
OvGreyerz. Frauenfeld, Huber. v, 112. 8 [bietet einschlägiges]. — AZ
nr 126 B (Wölfflin). Litt, centralbl. nr 38 (Creizenach). Theol. litteraturztg.
nr 19 (Eck). Revue critique nr 45 (Ghuquet). Bibliogr. d. Schweiz 18,
122. [1315
MusÄus, JCA. s. [461.
Müller 1887 [1156. — D. rundschau 54, 478. [1316
Märchen, f. die Jugend erzählt von KAM ü II er. mit 56 in den text gedr.
holzschn. u. 4 buntbildern nach Zeichnungen von CRömer. 2 aufl. Leipzig,
Abel, vin, 336. 8. [1317
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: MENDELSSOHN PESTALOZZI 203
MusÄus, JCA. s. auch [12. 19. 283. 1777.
Nefflen, J.: Werke, rev. ausg. seiner volksbb.: Der vetter aus Schwaben [2 aufl.
1841] u. Der orgelmacher von Freudenthal [1S45]. mit dem bildnis u. der
biogr. N.s. anh.: Erklärung schwäb. redensarten. rechtmäfsige ausg. Stutt-
gart, Lutz, xvi, 316. 8. — BU. f. litt, unterh. nr 28 (Weitbrecht). Schwäb.
chron. s. 1001. [1318
Neuber, K.: KN. u. ihre gesellsch. in Hamburg von FWinter. Hamb. corresp.
nr 291—5 feuill. [1319
Nicolai, ChF.: Kleiner feyner almanach. 1777 u. 1778. 1 u. 2jg. hg. von GEllin-
g»er (Berl. neudr., hg. von LGeiger, BA Wagner u. GEIlinger, 1 serie bd. 1.2).
Berlin, Paetel. xxxvi, 64. xn, 86. 8. — D. revue 13,4, 128. Litt, centralbl.
nr 46. Nord u. süd 47, 438. Nationalztg. nr 485 (Philippsthal). Österr.
litt, centralbl. nr 20. Der bär s. 395. [1320
s. auch [81. 87. 576. 1007. 1014. 1097.
NiEMBscHvStrehlenau, N. (Lenau): Lenaus werke. 1 teil. Lyr. gedichte. 2 teil.
Kleinere lyr.-ep. dichtungen. Helena. Faust. Savonarola. Die Albigenser. Joh.
Ziska. Don Juan. hg. von MKoch (D. nationallitt. bd. 154. 5). Berlin u.
Stuttgart, Spemann. xlix, 453. 543. 8. [1321
Sammtl. werke, mit einer biogr. einl. von BPreufs. 2 bde. Berlin, War-
schauer, vn, lxxxvi, 369. iv, 404. 8. [1322
Le Faust et le Don Juan de L. par Lemoine. La nouvelle revue 15 nov.
[1323
s. auch [15.
Gedichte, nach den vorzüglichsten quellen rev. ausg. Berlin, Dümmler.
xvi, 415. 8. [1324
Novalis s. [1012 f.
Öhlesschläger, AG.: *CElberling, O. og de 0sterlandske eventyr. Kjjabenhavn,
Thiele, 1887. — Litt, centralbl. nr 30 (Köhler). [1325
LSchrpdcr, AÖ. og den romantiske skole. Kjgbenhavn, Sch0nberff.
204. 8. [1326
4)pitz, AI.: MO.ens Aristarchus sive de contemptu linguae teutonicae u. Buch
von der deutschen poeterey. hg. von GWitkowski. Leipzig, Veit & cie.
x, 217. 8. — Litt, centralbl. nr44. Bll. f. litt, unterh. nr 52 (Boxberger).
[1327
MO. s Buch vonder deutschen poeterei vonChWBerghoeffer. göttinger diss.
Frankfurt a/M.,Knauer. 170. 8. — D.litteraturbl. bd. 11 nr22 (Prosch). [1328
[Zu O.s ode Ich empfinde fast ein grawen von EMartin. Anz. xiv 287]. [1329
Briefe von O. u. Moscherosch. mitgeteilt von GWitkowski. Zs. f. d.
phil. 21, 16. 163. [1330
MO., PBonsard u. DHeinsius von RBeckherrn. königsb. diss. 143. 8. [1331
Die e-reime bei O. von EHeilborn. Beitr. zur gesch. d. deutschen spr.
u. litt. 13, 567. [1332
Zur O.-bibliogr. von GWitkowski. Centralbl. f. bibliothekswesen 5.
523. [1333
Pachius, P.: ADB 26, 794 (JBolte). [1331
Paulis, C. s. [205.
Paulus, HEG. s. [1102.
Pestalozzi, JH.: Die abendstunde eines einsiedlers. bearb. u. mit erläul. vers.
von Kßichter (Päd. bibl. hg. von KRichter bd. 17, 1). Leipzig, Sigismund
& Volkening (18S5). vm, 48. 8. [1335
Bürgel 1887 [1214. — Litt, handweiser 27, 249 (Bolfus). [1336
Leonardo y Gertrudis, obra escrita en alemän. traducida por JOMon aste-
rios (Biblioteca de la familia y de la escuela, publicada bajo Ja direcc'uin
de JANunez. tomo 2). Leipzig, Brockhaus, vm, 278. 8. [1337
Lienhard u. Gertrud, bearb. u. mit erläut. vers. von KRichter. 4 durchges.
u. verm. aufl. (Päd. bibl. hg. von KRichter bd. 7). Leipzig, Sigismund Sc
Volkming (1882). xxiv, 203. 8. [1338
Lienhard u. Gertrud, mit einl. u. anm. hg. von JWychgram (Päd. class.
204 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
ausw. der besten päd. Schriftsteller aller zeiten u. Völker bd. 18 [n. s.
bd. 8]). Wien, Pichler. xxv, 213. 8. [1339
Pestalozzi, JH.: Beck 1887 [1215. — Litt, handweiser 27,251 (Rolfus). [1340
Cömo Gertrudis ensena ä sus hijos. obra escrita en alemän. traducida y
anotada por JTSepülveda (Biblioteca de la familia y de la escuela, pu-
blicada bajo la direccion de JANunez. tomo 1). Leipzig, Brockhaus, xii,
251. 8. [1341
Histoire de P., de sa pensee et de son ceuvre par RdeGuimps. 2 ed. re-
yue et augmentee d'un portr. Lausanne, Bridel. 552. 12. [1342
Über die Jugendentwicklung P.S. ein vortr. geh. von OHunziker. referat
in: N.jbb. f. phil. u. päd. 138,67 (Spillmann). [1343
HP. von FSchmidt (I). jugendbibl. nr 40). 4 aufl. Kreuznach, Voigtländer.
131. 12. [1344
Rousseau u. P. , der idealismus auf deutschem u. frz. boden. 2 vortr. von
KSchneider. 4 aufl. Berlin, Gärtner. 63. 8. [1345
Vogel 1887 [1221. — Litt, hand weiser 27,65 (Rolfus). [1346
Vogel 1887 [1222. — Zs. f. d. gymnasialwesen 42, 114 (Gräter). Litt, cen-
trale. nr38. Litt, handweiser 27,67 (Rolfus). [1347
P. u. der deutsche Unterricht von KWehrmann. Zs. f. d. deutschen unter-
licht bd. 2 heft 5. [1348
P. über den fremdsprachl. Unterricht von KWehrmann. Zs. f. nfrz. spr.
u. litt. 10, 85. [1349
Peucker, N.: NP.s Wolklingende paucke [1650—75] u. 3 Singspiele ChReuters
[1703 u. 1710] hg. von GEllinger (Berl. neudr. 1 serie bd. 3]. Berlin,
Paetel. xxiv, 71. 8. [1350
Peyer, JG. s. [1790.
Pfeffel, GC. : Die fabeln von GCPf. u. ihre quellen von MPoll. Strafsb. stud.
3, 343. [1351
Pichler K. s. [12.
Pisanski, GCh. : ADB 26, 179 (KLohmeyer). [1352
Pistorius, ChBH. u. HGhH.: ADB 26, 195 (Hack ermann). [1353
vPlaten, A. graf : Gedichte, nach den vorzüglichsten quellen rev. ausg. hg. von
CChRedlich. Berlin, Dümmler. vm, 784. 8. [1354
[♦Gedichte, in neuer volkstüml. ausw. Stuttgart, Göschen, 1887. 8. —
Bll. f. litt, unterh. 1887 nr 52 (Minckwitz)]. [1355
s. auch [162.
Aphorismen, ungedr. nachlass. D. dichtung 4, 237. 84. 310. [1356
Die grotten von Arcy. bailade (ungedr. nachlass). mitgeteilt von HM eisner.
D. dichtung 4, 232. [1357
Liedchen, gedicht-ms. D. dichtung 4, 236. [1358
P.s gedanken über philos. u. religion. zum 1 male aus dem ungedr. nach-
lass mitgeteilt von HMeisner. D. revue 13,3,201. [1359
Kleine Schriften zur litt, (ungedr. nachlass). D. dichtung 4, 223. 66. [1360
ADB 26,244 (MKoch). [1361
FMuscogiuri, AP. in Italia. Nuova antologia 14,193. [1362
Plavius (Plauen), J. : ADB 26, 268 (M v W a 1 d b e r g). [1363
Plessing, FVL.: ADB 26, 277 (EJacobs). [1364
vPlötz, J. s. [18.
Pocci, F. graf: ADB 26, 331 (HHolland). [1365
Pockels, KF.: ADB 26, 338 (PZimmerma nn). [1366
Poiszl, JA.: ADB 26, 376 (GW es terma y er). [1367
vPöllnitz, KL. frhr: ADB 26, 397 (Kos er). [1368
Porsch, Ch.: ADB 26, 442. [1369
Porst, J. : ADB 26, 444. [1370
Pöschel, J. : ADB 26, 453. [1371
Postel, ChH.: ADB 26, 465 (JElias). [1372
Prasch, JL.: ADB 26,505 (DJacoby). [1373
Praetorius, B.: ADB 26, 514. [1374
Praetorius, Ch.: ADB 26, 515. [1375
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: PESTALOZZI — REBMAMN 205
Praetoriüs, J.: ADB 26,518 (vBülow). [1376
Praetoriüs, J. (HSchultze): ADB 26, 520 (FZarncke). [1377
Praetoriüs, St.: ADB 26, 534. [1378
Preiswerk, S.: ADB 26, 552. [1379
Pressow, Ch.: ADB 26, 573. [13S0
Preuss, J.: ADB 26, 580. [1381
Preuss, JDE.: ADB 26,581 (FJonas). [1382
Primisser, JB.: ADB 26, 591. [1383
Printz, WC. von Waldthurn: ADB 26, 593 (WBäumker). [1384
Pritius, JG.: ADB 26,602 (Dechent). [1385
Procopius von Templin: ADB 26,625 (GWestermayer). [1386
Pröhle, HA.: ADB 26, 631 (FBrümmer). [1387
vPückler-Muskau, HLH. fürst: ADB 26, 692 (JMähly). [1388
s. auch [87. 186.
Pufendorf, S.: ADB 26,701 (HBresslau). [1389
Pustkuchen, JFW. : ADB 26,736 (Binder). [1390
Pyra, J!.: ADB 26, 784 (ESchmidt). [1391
Pyrker, JL.: ADB 26, 790 (ASauer). [1392
Ouistorp, ThJ.: ADB 27, 54 (Krause). 56 (ESchmidt). [1393
Babener, GW. s. [3.
Ausgew. satiren. Leipzig, Fock. 65. 16. [1394
ADB 27, 78 (DJ a c o b y). [1395
Babener, JG.: ADB 27, 78 (DJacoby). [1396
Bachel, J.: ADB 27,99 (AS ach). [1397
Raimund, F.: Der alpenkönig u. der menschenfeind. zauberspiel, umgearb. nach
FR. [musik, comp, von MHaller]. Regensburg 1885 (Paderborn, Esser). 60.
8. nebst partitur der singstimmen mit pianof. 30 autogr. ss. 4. [1398
Der barometermacher s. [7.
Der bauer als millionär. romant. Schauspiel mit gesang. musik von JDrexler.
Regensburg 1885 (Paderborn , Esser). 40. 8. mit partitur. 32 autogr.
ss. 4. [1399
ADB 27,736 (ASauer). [1400
Rambach, FE.: ADB 27, 195. [1401
Rambach, JJ.: ADB 27, 196 (Bertheau). [1402
vBamdohr, FWB.: ADB 27, 210 (FFre nsdorff). [1403
Ramler, KW.: ADB 27, 213 (HPetrich). [1404
s. auch [1190.
Pick 1887 [1256. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,470. [1405
Schüddekopf 1887 [1257. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 837 (Minor). [1406
Rapp, GH.: ADB 27,290 (W i n tterlin). [1407
Rapp, KM.: ADB 27, 297 (HFischer). [1408
Rasche, JCh.: ADB 27,316 (MBendiner). [1409
Raspe, RE.: Adventures of baron Münchhausen. New- York, Putnams. [1410
Abenteuer u. reisen des frhrn von Münchhausen. neu bearb. mit 29 Vollbildern
u. lKiillustr. von GDore. 3 aufl. Stuttgart, D. verlagsanst. 184. 8. [1411
Rassmann, ChF.: ADB 27,335 (EFörstemann). [1412
Ratich (Ratichius), W.: ADB 27,358 (Binder). [1413
Batschky, JF.: Findlinge [2 gedichte von JFR.] von ABirlinger. Alem. 16,
285. [1414
ADB 27, 369 (ASchi ossär). [1415
Raue,J.: ADB 27,397 (JBolte). [1416
Baupach, EBS.: ADB 27, 430 (MBendiner). [1417
s. auch [392.
Bautenstrauch, J. : ADB 27,460 (ASchlossar). [1418
Bebhan, N.: Christi. Jägersandacht von JLinke. Bll. f. hymnol. s. 45 [über
eine 1621 zu Wittenberg gedr. predigtensamml. Esau venator des eisenachei-
Superintendenten NR. (Jahresber. 10, 216)]. [1419
ADB 27,755 (W agen ma n n). [1420
vRebmann, AGF.: ADB 27,483 (FBrümmer). 1 1421
206 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Reche, JW. : ADB 27, 498. [1422
Rechenberg, J. : ADB 27, 498. [1423
vdBecke, ChEK.: ADB 27,502 (Eckardt). [1424
Bedel, KA.: ADB 27,507. [1425
Begelsperger, Ch.: ADB 27,545 (OSchmid). [1426
Regis, JG.: ADB 27,558 (JElias). vgl. auch Goethe-jb. 10,329. [1427
Behberg, AW.: ADB 27,571 (FFrensdorff). [1428
Behberger, A. : ADB 27, 586. [1429
vRehfues, PhJ.: ADB 27,590 (AKaufmann). [1430
Beiber, BG.i ADB 27, 606. [1431
Beichard, BAO.: ADB 27,625 (Schumann). [1432
Reichardt, JF. : ADB 27,629 (Sc hl etterer). [1433
Beichel, ChA.: ADB 27,655. [1434
Beichenbach, KM. : ADB 27,671 (FBrümmer). [1435
Beichwald (Reichenwald, Badewald?), J.: ADB 27, 682. [1436
Beimann, G.: ADB 27, 701. [1437
Beimarus, HS.: ADB 27, 702 (Prantl). [1438
Reimmann, M.: ADB 27,718 (HHolstein). [1439
Reimold, JKDP.: ADB 27,719. [1440
(v)Beinbeck, G.: ADB 28,1 (HF i scher). [1441
Reinhard, AF.: ADB 28,35 (Krause). [1442
Beinhard, K.: ADB 28,63 (EFörs teman n). [1443
Beinhabd, KF. : ADB 28,44 (WLang). [1444
Beinhardt, F. (pseudon. Lina): ADB 28,70. [1445
Reinhold, JG.: ADB 28,80 (Beneke). [1446
Reinhold, KL.: ADB 28,82 (Prantl). [1447
Beinhold, KW. : ADB 28, 84 (JE 1 i a s). L144S
vBeinsberg-Düringsfeld, I.: ADB 28,102 (Pyl). [1449
Beinwald, WFH. : ADB 28,104 (MLö wisch). [1450
Beuter, Ch.: Zarncke 1887 [1265. 1266. — Zs. f. d. phil. 21, 116 (EllinSei).
[1451
Neue mitteil, zu den werken GhB.s von FZarncke. Ber. d. phil.- hist. cl.
d. kgl. sächs. gesellsch. d. wissensch. 40, 71. 201. [1452
s. auch [356. 1350.
Richter, JPF. (Jean Paul): Werke. Nerrlich bd. 4 — 6 1886 [1347. 1887
[1267. — Litt, centralbl. nr 13. [1453
Levana. Wood 1887 [1269. — Athen. nr3183 s. 553. [1454
JP. in Weimar, nach Originalbriefen hg. von BFörster. Nord u. süd 46,
352. [1455
12 briefe JP.s an seinen söhn Max. mitgeteilt von PNerrlich. Wissensch.
beil. d. Leipz. ztg. nrl29. [1456
Jean-Pauliana von KBartsch. Vom fels zum meer 2,238. [1457
Baske 1887 [1270. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80, 473 (Hölscher).
[1458
Firmery 1887 [1271. — Bevue critique nr4 (Chuquet). [1459
s. auch [115.428.
Riedel, FJ. s. [283.
Rinckhart, M.: Rex mortis [zu MB.] von EPeters. Zs. f. d. phil. 21, 188. [1460
Die Lutherspiele des MR. Die christl. weit hg. von MRade. nr30-2. [1461
Rist, JG.: Poel 1886 [1367. 1368. — D. litteraturbl. bd. 11 nr 4 (Schöne). [1462
JGR.s lebenserinnerungen hg. von GPoel. 3 teil, nebst einem anh.: i einige
nachr. von dem leben des verstorbenen etatsrat, amtmann Compe; ii an-
deutungen u. erinnerungen zu JEvBergers leben; m Schönborn u. seine Zeit-
genossen u. 12 facs. Gotha, Perthes, iv, 358. 8. vgl. Goethe-jb. 10, 329. —
AZ nr247B. Nationalztg. nr 463 (vKalckstein). D. litteraturbl. bd. 11 nr 31
(Hertzberg). [1463
Rückert, F.: Der koran. im auszuge übers, hg. von AMüller. Frankfurt a/M.,
Sauerländer, xii, 551. 8. — D. revue 13,4,127. DLZ nr42 (Hurgron.je).
Gegenwart nr 45 (Karpeles). Nord u. süd 47, 290. Litt, merkur 8, 344. [l464
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: RECHE — RÜCKERT 207
Rückebt, F. : [Notiz über die bevorstehende Veröffentlichung bisher ungedr., in
Neusess niedergeschriebener lebenserinnerungen R.s. Frankf. ztg. nr 67
abendbl.]. [1465
Poet, tagebuch. 1850 — 1866 (aus seinem nachlasse) [besorgt von MRückei i].
Frankfurt a/M., Sauerländer. 559. 8 [einzelnes erschien daraus D. dichtung
4,102. Schorers familienbl. nr 20. Didaskalia nr 115. vgl. auch Goethe-jb.
10,329]. — RH. f. litt, unterh. nr 27 (Roxberger). Nord u. süd 46,273. Litt,
merkur 8, 263 (Löbner). D. litteraturbl. bd. 11 nr 18 (Rrenning). [1466
Ein stammbuchbl. R.s von 1805. Einladung an Fabullus. gedieht (autojir.).
D. dichtung 4, 128. 9. [1467
s. auch [162. 221. 1469.
Philologisches aus FR.s briefen an JAHartung. mitgeteilt von FHartung.
Magdeburg, Friese. 39. 4. [1468
Ungedr. briefe u. gedichte. mitgeteilt von FLampert, RRoxberger u.
KEFranzos. D. dichtung 4, 125. [1469
[Notiz betr. einen brief R.s aus Neusess vom 1 mai 1855 an ENeubürger.
Frankf. ztg. nr 138 abendbl.]. [1470
s. auch [178. 318.
FR. ein lebens- u. characterbild f. haus u. schule von CR ey er. Frankfurt
a/M., Sauerländer, xm, 156. 8. — N. Zürcher ztg. nr 215 (Frei). D. litteraturbl.
bd. 11 nr22 (Roxberger). [1471
R.s Stellung zur weltlitt, von RRoxberger. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl.
nr 20. 1. [1472
Nach R.s jubeltag von LGeiger. Die nation 5,616. [1473
FR. in Rerlin von GKarpeles. Der Zeitgeist (beibl. zum Rerl. tagebl.)
nr 21. [1474
Patriot u. dichter, ein gedenkbl. zu FR.s lOOjähr. geburtstage (16 mai 1888)
von VKiy. Unsere zeit 1,464. auch Erlanger tagbl. nr 114. [1475
Aus FR.s acad. tätigkeit in Erlangen, ein festgrufs zum 16 mai 1888 von
AKoch. Frank, nachr. nr 114. 5. auch sep. abgedr. [1476
FR. u. sein eheglück. ein gedenkbl. zu seinem 100 geburtstage von AKohu t.
Der bazar nr 18. [1477
FR. als päd. von GKreyenberg. Rhein, bll. f. erziehung u. Unterricht
heft 4. [1478
Ein besuch bei FR. in Neusess. gedenkbl. zum lOOjähr. geburtstag des dichteis
am 16 mai 1888 von GKreyenberg. Über land u. meer nr 32. [1479
Der mann im brunnen. gesch. eines ind. gleichnisses vonEKuhnin: Fest-
grufs an OvRöhtlingk zum doctorjubiläum von seinen freunden (Stuttgart, Kohl-
hammer, v, 121. 4) s. 68 [hier wegen R.s bekannter parabel erwähnt]. [1480
FR. u. seine religiöse Stellung von HKunze. Kirchl. monatsschr. hg. von
Pfeiffer u. Jeep. jg. 7 heft 11. [1481
FMuncker, Zur feier des lOOjähr. geburtslages FR.s. Rer. d. fr. d. hoch-
stiftes. n. f. 4, 80. [1482
FR. in Erlangen von FReuter. jahresber. d. kgl. Christianeums zu Altona.
Altona, Meyer. 63. 4. [1483
FR. in Erlangen u. JKopp. nach familienpapieren dargest. zum lOOjähr.
geburtstag des dichters von FReuter. Hamburg, Seippel. iv, 104. 8. —
RH. f. litt, unterh. nr 27 (Roxberger). DLZ nr 42 (Kern). Westermanns
monatshefte 65,295. AZ nrl36R Verschiedenes. [1484
FR.s leben u. werke, zum lOOjähr. gedächtnistage R.s von JSchaefler.
RH. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 24, 241. [1485
Zu R.s gedächtnis. nach KSch wenck. Die kleine chron. frankf. wochenschr.
hg. von Holthof bd. 10 nr 47/8. [1486
FR. vortr. geh. in Weimar — von RSuphan. Weimar, Röhlau. 32. 8.
vgl. Frankf. ztg. nr 143 abendbl. (notiz). — Grenzboten 47, 3, 526. [1487
An FR. zum 100 gedenktage seiner geburt von FWanderer [ein gedieht].
AZ nrl36R. [1488
FR. u. FHebbel (zur erinnerung an R.s lOOjähr. geburtstag) vonKWerner.
N. fr. presse nr 8525 morgen bl. [1489
208 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Rückert, F. : Aus FR.s nachlass. N. zürcher ztg. nr 126. 8. 30. [1490
[Aufserdem erschienen aufsätze zu R.s 100 jähr, geburtstage (16 mai 1888)
in: AZ nrl30B (AStern, vgl. berichtigung ebenda nr 131 Verschiedenes).
Berl. tagebl. nr244 (ThWoiff). Daheim nr32 (RKönig). D. dichtung 4,
122 (LGeiger). D. lesehalle (beibl. zum Berl. tagebl.) nr 20. D. rundschau
55,306 (HGrimm). D. litteraturbl. bd. 11 nr 6 (EBrenning). Didaskalia
nrll5. Frankf. ztg. nr 137. 9 morgenbl. feuill. (JPrölfs). Frank, kurier
nr 250. Gartenlaube nr 19. Gegenwart nr 20 (BNölting). Hamb. corresp.
nrl36— 8 feuill. (RTann er t). lüustr. ztg. nr 2341 (LSalo mon). Der kunst-
wart jg. 1 stück 16. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 39 (GÖrtel). National-
ztg. nr 280. 2.4 (RGenee). N. zürcher ztg. nr 137 hauptbl. u. abendbl.
Die post nrl30 beil. 1 feuill. Preufs. jbb. 61,648. Protest, kirchenztg. 35,
453 (JWebsky). Der Sammler (beibl. zur Augsb. abendztg.) nr 58 (AKohut).
Schles. ztg. nr 337. Schorers familienbl. nr 20 (ONeumann-Hofer),
Schwab, chron. s. 861. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 20— 2 (FKern)]. [1491
Feier des 100 jähr, geburtstages FR.s in Coburg, abdr. aus der Coburger ztg-.
AZ nr 140 Verschiedenes. [1492
R.-feier in Weimar. AZ nr 141 Verschiedenes. [1493
Rüdiger, JC. s. [1701.
Sailer, JM. s. [860.
Sailer, S.: Zu SS. von JYlarchlal von ABirlinger. Alem. 16,240. [1494
Salzmann, ChG.: Päd. Schriften s. 1886 [1383. 2 teil. Kleinere päd. Schriften
(Päd.class. ausw. — hg. von GALindner bd. 17 [n. s. bd. 7]). Wien, Pirhler.
vi, 362. 8. [1495
Ameisenbüchlein oder anweisung zu einer vernünftigen erziehung der er-
zieher. mit einer kurzen lebensbeschreibung S.s, einer einl. u. anm. f. lehrer
u. eitern hg. von WBartholomäus (Päd. handbibl. eine ausw. wichtiger päd.
Schriften aus alter u. neuer zeit bd. 1). Bielefeld, Helmich. 116. 8. [1496
Ameisenbüchleiu oder anweisung zu einer vernünftigen erziehung der erzieher.
neue billige ausg. Leipzig, Sigismund & Volkening. 64. 8. [1497
s. auch [18.
Heiniich Glaskopf, ein unterhaltungsbuch f. die Jugend, neue ausg. Stutt-
gart, Gundert. 131. 8. [1498
Joseph Schwarzmantel oder Was gott tut, das ist wolgetan. eine erzählung
f. die jugend. neue ausg. ebenda. 156. 8. [1499
Saphir, MG.: Schriften, volksausg. lfg. 41 — 83 (schluss) ä 5 bog. Brunn, Kara-
fiat. 8. [1500
Humoristische haus- u. reisebibl. 26 bde. Brunn, Karafiat. 262. 240. 223. 244.
223. 212. 298. 280. 250. 156. 288. 255. 256. 255. 240. 288. 256. 256. 255. 256.
247. 240. 256. 256. 256. 259. [1501
Schefer, L. s. [240.
vSchelling , FWJ. : Nachtwachen von Bonaventura von ESchmidt. Vierlel-
jahrschr. f. lg. 1, 502. [1502
vSchenk, E. s. [392.
vSchenkendorf, M.: MvSch. als patriotischer dichter in seinen liedern. eine lit-
terarhist. skizze von PBähr. Halle, Hendel. 27. 8. [1503
Ein beitr. zu einer biogr. MvSch.s von ADrescher, progr. d. gymn. zu
Mainz. 35. 4. [1504
Aus Sch.s heimatjj. [biographisches aus Ostpreufsen]. Sonntagsbeil, zur Voss.
ztg. nr50. [1505
vSchiller, F.: Werke hg. von RBoxberger bd. 3. 4 (D. nationallitt. bd. 120.
1). 7. 8. 10—12 = 1885 [1157. 1158. 1886 [1394. — Zs. f. d. phil. 21, 86
(Kettner). [1506
Werke, illustr. von ersten deutschen künstlern. hg. von .IGF i seh er, 4aufl.
lfg. 1. Stuttgart, D. verlags-anst. 1—32. 8. [1507
Works. 4 vols. peoples ed. Boston, Estes & Lauriat. [1508
Sch.s poems and plays. transl. by lord Lytton, with introduetiou by
HMorley. London, Routledge. [1509
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: RÜCKERT — SCHILLER 209
vSchiller, F. s. auch [5.10.9t.
[Über einzelausgg. von dramen, erschienen bei Schöningh u. Perthes. Zs.
f. d. phil. 21,92 (Kettner)]. [1510
Braut von Messina. Heskamp 1887 [1296. — Zs. f. d. gymnasial-
wesen 42, 192. Zs. f. d. österr. gymn. 39, 372 (Prosch). Gymn. s. 125
(Buschmann). [1511
Sch.s Braut von Messina von AHagemann. 3 aufl. (Vortr. f.d. gebildete
weit hg. von PHagemann lieft 1). Spandau, Osterwitz. vm,51. 8. — D.
lilteraturbl. bd. 11 nr 36 (Brenning). [1512
Wittich 1887 [1299. — Zs. f. d. phil. 21,97 (Kettner). Arch. f. d. stud.
d. neueren spr. 80, 472. Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 174 (Unbe-
scheid). [1513
Die braut von Messina. aufgeführt auf dem Berliner theater. Gegenwart
nr41. Die nation 6,12 (Brahm). [1514
Über Sch.s Demetrius von JBaechtold. progr. d. höheren töchter-
schule u. d. lehrerinnen-seminars in Zürich. 22. 8. vgl. 1887 [1300.
Bund nrl20: Dichterisches localcolorit. [1515
Düntzer 1887 [1301. — Zs. f. d. phil. 21,98 (Kettner). [1516
Seh. Demetrius u. Laubes forts. von PLindau. Der Zeitgeist (beibl. zum
Berl. tagebl.) nr 39. [1517
Demetrius. geschichtl. trauerspiel. mit benutzung des Seh. sehen bruchstückes
bis zur Verwandlung im 2 aufzug von OSievers. Braunschweig, Göritz.
vii, 136. 8. — D. dichtung 3,187 (Prölfs); über aufführungen vgl. Köln,
ztg. nr316. Frankf. ztg. nr271 morgenbl. [1518
Demetrius. aufführung am Berliner theater. von OBrahm. Die nation
5, 739. [1519
Don Carlos, infante of Spain. a dramatic poem. transl. into english by
EStPearson (German classical playsnrö). Dresden, Pierson. 233. 12. [1520
Sch.s Don Carlos, seine entstehung u. theaterwürkung von OBrahm. Na-
tionalztg. nr613.7. [1521
Deiter 1887 [1304. — Zs. f. d. gymnasialwesen 42,372 (Müller). Zs. f.
d. deutschen Unterricht 2, 169 (Unbescheid). [1522
Düntzer 1886 [1405. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 177 (Un-
bescheid). [1523
[Referat über einen vortr. von Förster über den Don Carlos von Enciso
[vgl. [1526] in: Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 81, 192]. [1524
Löwenberg 1887 [1306. — Zs. f. d. phil. 21, 93 (Kettner). [1525
Seh äffer 1887 [1310. — Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. cor-
resp. nrl6. [1526
Zum lOOjähr. Jubiläum des Don Carlos im berliner schauspielhause am
22 nov. 1788. Frankf. ztg. nr 327 abendbl. (notiz). [1527
s. auch [1582. 1616.
[Erzählungen.] Contes et ballades. avec etude sur la vie et l'ceuvre de
Seh. Paris, Gautier. 32. 8. [1528
Fiesco, ins neugriech. übers, von Bernhard erbprinz von Sachsen-Mei-
ningen. Athen, Beck. vgl. Litt, merkur 8, 186. Bll. f. litt, unterh. nr 22
s. 354. Frankf. ztg. nr 96 beil. [1529
s. auch [1582. 1616.
Fragmente s. [242.
Gedichte, nach den vorzüglichsten quellen rev. ausg. hg. von RBox-
berger. Berlin, Dümmler. xvi, 640. 8. [1530
Gedichte, min.-ausg. Stuttgart, Krabbe, vm, 448. 12. — D. randschau
56, 478. [1531
Selections from poems. transl. by EPAForste r. London, Hamilton. 8. [1532
Poesies lyriques de Seh. par LSchmitt. classe de rhetorique. Paris,
Delagrave. vm, 53. 12. [1533
Vernon 1887 [1321. — Athen. nr3153s.401. Saturday review65, 300. [1534
s. auch [136.
A. F. D. A. XVI. 14
210 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vSchiller, F. : Balladsed. by HJohnson. — Modern language notes 3,219. [1535
Sch.s lyr. gediente von HDüntzer. 6 u. 7 bdehen. 3 neu durchges. aufl.
(Erläut. zu den deutschen class. 41 u. 42 bdehen). Leipzig, Wartig.
319. 12. [1536
Vi eh off 1887 [1322. — Zs. f. d. phil. 21, 88 (Kettner). [1537
KR e h o r n , Sch.s lied an die freude. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f.
4, 45. [1538
Anthologie s. [1690.
Balladen s. [1535. 1621.
Zu Sch.s berglied v. 23 vonFJonas. Vierteljahrschr. f. lg. 1,496. [1539
Friedrich Wilhelm m in Sch.s Bürgschaft. Daheim nr 44. [1540
Lay of the bell, transl. by EJCrockett. Southern methodist review,
march. — Modern language notes 3, 407. [1541
Cutler 1887 [1331. — Modem language notes 3,407. [1542
Sch.s Glocke u. Kindsmörderin ins span. übers, von DJEHartzenbusch.
s. AZ nr 165B s. 2418a anm. 2. [1543
Sch.s Lied von der glocke in der 1 classe des sloven. obergymn. in Laibach
von AHeinrich. Zs. f. d. deutschen Unterricht 2,139. [1544
Sch.s Lied von der glocke. D. ztg. nr 5979 s. 4 [notiz nach der Tägl.
rundschau, in welcher ein ganz ähnlich lautendes gedieht PhGeisels (pfarrers
zu Bischweiler i/E. 1708—1726) angeführt wird]. [1545
Die götter Griechenlands von Stier. D.-evang. bll. 13,649. [1546
Das ideal u. das leben. Grosse 1887 [1334. — Zs. f. d. phil. 21,89
(Kettner). Zs. f. d. österr. gymn. 39, 664 (Prosch). [1547
Zu Sch.s gedieht Das ideal u. das leben von HHildebrand. Zs. f. d.
deutschen Unterricht 2, 464. [1548
s. auch [1549.
Sch.s Weltanschauung u. die bibel. erläut. über Kassandra u. Das ideal u.
das leben von JGold Schmidt. Berlin, Rosenbaum & Hart. 27. 8. [1549
Die kindsmörderin s. [1543.
Die kraniche des Ibykus von Hotop. Päd. bll. 17,493. [1550
JGoldschmid t, Der plan in Sch.s gedichte Die künstler. Ber. d. fr. d.
hochstiftes. n. f. bd. 4, acad. fachabt., s. 156. [1551
Taucher. Groce 1886 [1421. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 1
(Ullrich). [1552
GPitre, La leggenda di Cola Pesce. Archivio per lo studio delle tradi-
zioni popolari bd. 7 heft 9. [1553
[Zu Sch.s Taucher von HS t ein thal. Zs. f. völkerpsychol. 18, 179]. [1554
Iphigenie s. [15.
Die Jungfrau von Orleans, eine romant. tragödie. with biographical
notice, historical introduetion and analytical notes by JGostwick. Npw-
York, Macmillan. 16, 240. 16. [1555
Sch.s Jungfrau von Orleans von EKuenen. 2 verb. aufl. (Die deutschen
class. erläut. u. gewürdigt — von EKuenen u. MEvers 2 bdehen). Leipzig,
Bredt. 92. 12. [1556
Jeaune d'Arc. tragedie romantique. parLSchmitt. classe de rhetorique.
Paris, Delagrave. vi, 57. 12. [1557
Die Jungfrau von Orleans, new ed. New-York, Holt & cie. [1558
La pucelle d'Orleans (Jeanne d'Arc), tragedie. trad. de l'allemand en vors
francais. Auch, Lartet. 174. 18. [1559
s. auch [1570 f.
Johanna d'Arc u. der schwarze ritter. eine stud. über Sch.s Jungfrau von
Orleans von KBrei tsprecher. Breslau, Kern. 64. 8. — D. litteraturbl.
bd. 11 nr37 (Welzhofer). [1560
Eysell 1887 [1349. — Zs. f. d. gymnasialwesen 42,231 (Müller). Zs. f.
d. phil. 21,96 (Kettner). Zs. f. d. österr. gymn. 39,838 (Minor). Wesfer-
manns monatshefte 65, 295. Päd. bll. 17, 378. [1561
La legende de Jeanne d'Arc en Alsace par HM artin. La tradition t. 2 nr 5
(Jahresber. 10,122). [1562
VERZEICHMS DER SCHRIFTSTELLER: SCHILLER 21t
vSchiller,F.: Semmig 1887 [1350. — Westermanns monatshefte 65, 295. [1563
Der klerikal -nationale kultus der Jungfrau von Orleans in Frankreich von
HSemmig [behandelt auch Sch.s Jungfrau von Orleans]. AZ nr 126. 55— 7.
75-7 B. [1564
Kabale u. liebe s. [11. 1616.
Sch.s Macbeth u. das engl, original von BSandmann. progr. d. real-
gymn. zu Tarnowitz. Tarnowitz, Reimann. xvi. 4. [1565
Maria Stuart. Be vir 1887 [1354. — Saturday review 65, 300. [1566
Marie Stuart, drame. avec notices et notes par Briois. classe de troi-
sieme. 2 ed. Paris, Delagrave. vi, 66. 12. [1567
Marie Stuart, expliquee litteralement, trad. en francais et annotee par ThF ix
Paris, Hachette. 525. 12. [1568
Maria Stuart, ein trauerspiel. mit ausfuhr], erlaut. f. den schulgebrauch u.
das privatstud. von HHeskamp. 2 sorgfältig durchges. u. verb. anfl.
Paderborn, Schöningh. 213. 8. [1569
Mary Stuart and The maid of Orleans, transl. by JMellish. London,
Bell & sons. [1570
Mary Stuart and Maid of Orleans, transl. by ASwanwick (Bohn series).
New- York, Scribner. [1571
Maria Stuart, ein trauerspiel. 4 aufl. (Repert. des hgl. meiningenschen
hof-theaters. officielle ausg., nach dem scenarium des- hoftheaters bearb.
heft 24). Leipzig, Conrad. 99. 12. [1572
Eine Maria Stuart vor Seh. [Banks, The Albion queens] von EMVacano.
Über iand u. meer nr50. [1573
Maria Stuart, aufführung im kgl. schauspielhause zu Berlin. vonOBrahm.
Die nation 5,414. [1574
Über naive u. sentimentalische dichtung. Egger-Rieger 1886 [1444. —
Zs. f. d. phil. 21,99 (Kettner). [1575
Tumlirz 1886 [1445. — Zs. f. d. phil. 21, 100 (Kettner). [1576
Zur leetüre der Sch.schen abhandl. Über naive u. sentimentale dichtung
von Hähnel. Gymn. s. 473. [1577
Der neffe als onkel. lustspiel aus dem frz. des Picard. zum übers,
aus dem deutschen in das frz. bearb. ven OF i e b i g u. StL e p o r t i e r.
7 verb. aufl. (Frz. übungsbibl. nr 13). Dresden, Ehlermann. 78. 8. [1578
s. auch [3. 1579.
Picard, Mediocre et rampant ou le moyen de parvenir [Sch.s Parasit] u.
Encore des Menechmes [Sch.s Neffe als onkel]. abdr. der 1 sep.-ausg. von
1797 u. 1802 (Quellenschr. zur neueren deutschen litt. hg. von ABieling
nr 3). Halle, Niemeyer. 122. 8. [1579
Räuber. Neubauer 1887 [1362. — Litt, centralbl. nr 22. Zs. f. d. österr.
gymn. 39,663 (Prosch). [1580
Sch.s Räuber von OBrahm. D. dichtung 4,22.56. [1581
Die doppelbearb. der Räuber, des Fiesco u. des Don Carlos von Seh. eine
litterarhist. stud. von HTi schier, leipz. diss. Leipzig, dr. von Herr-
mann (Fock). 65. 8. [1582
[Über die l aufführung der Räuber in Stuttgart 1788. Frankf. ztg. nr 320
abendbl. (notiz)]. [1583
Die räuber. aufführung am D. theater zu Berlin. vonOBrahm. Die nation
5, 753. [1584
s. auch [192. 1616. 1755.
2 schulhefte Sch.s 1. poetik u. Stilistik. 2. geographie. von JMinor.
Zs. f. d. österr. gymn. 39,1057. [1585
Wilhelm Teil, with argumenls and commentary by CABuch heim. 7 ed.
Oxford, Warehouse. 8. [1586
Wilhelm Teil by CABuch heim, school-ed. Oxford, Warehouse. [1587
Guillaume Teil, drame. texte allemand , publie avec une introduetion, une
analyse litteraire et des notes grammaticales , historiques et geographiques
par ThFix. Paris, Hachette. xxiv, 239. 8. [1588
14*
212 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
vSchiller, F.: Guillaume Teil, explique litteralement, trad. en francais et an-
note par ThFix. Paris, Hachette. 499. 12. [1589
Wilhelm Teil. Schauspiel, mit ausführt, erläut. f. den schulgebrauch u. das
privatstud. von AFunke, mit 1 kärtchen. 4 verb. aufl. Paderborn, Schö-
ningh. 178. 8. [1590
Wilhelm Teil, drama c 5 dijach z nimeckago pereklaw MKmicik e witsch
(kleinruss.). Lemberg. 16. [1591
Guillaume Teil, drame. avec notices et notes par LSchmitt. classe de
troisieme. 2 ed. Paris, Delagrave. x, 69. 12. [1592
Wilhelm Teil po Seh. razskaz perew. ANZngeljgard (russ.). SPeters-
burg, Bitepage. 8. [1593
[Rhätoman.] dialectprobe aus dem [graubünd.] Münsterthal (übers, einiger
stellen des Wilhelm Teil) in: * Annalas della sociedad Rhaeto-romanscha.
2 annada (Guera , stampa delf officina da GhSenti, 1887) s. 255. — Lit-
teraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 8 (Ulrich). [1594
s. auch [13.
Ältere Teilenspiele von RKelterborn. N. zürcher ztg. nr216. 7. 9. 20. [1595
Nover 1887] 1373. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 175 (Unbescheid). [1596
s. auch [267.
Turandot s. [15.
[Über Sch.s Tirrandot. D. rundschau 56, 145 (Krause)]. [1597
Der Verbrecher aus verlorner ehre s. [16.
Über Völkerwanderung, kreuzzüge u. ma. Bouterwek 1887 [1376. —
N. jbb. f. phil. u. päd. 138, 353 (Storch). [1598
Zu den Tabulae votivae von FJonas. Vierteljahrschr. f. lg. 1,151. [1599
Le camp de Wallenstein, ed. nouvelle avec introduetion et commentaire
par AChuquet. Paris, Cerf. xxm, 143. 8. [1600
Funke 1887 [1378. — Zs. f. d. österr. gymn. 39, 838 (Prosch). [1601
Lockhart 1887 [1380. — Acad. nr 824 (Morshead). Spectator 61,1594.
[1602
Hann 1885 [1224. — Zs. f. d. phil. 21,95 (Kettner). [1603
Kern 1887 [1379. — Zs.f.d. deutschen Unterricht 2, 174 (Unbescheid). [1604
Koch 1884 [982. — Zs. f. d. phil. 21,96 (Kettner). [1605
Wallenstein, nach Sch.s trilogie f. die reifere Jugend frei bearb. von MLamak.
Stuttgart, Thienemann. [1606
Walther Butler, zum Jahrestage der ermordung Wallensteins. von JLampel.
N. fr. presse nr 8442 morgenbl. [1607
Rönnefahrt 1887 [1386. — Zs. f. d. phil. 21,95 (Kettner). Päd. bll.
17, 378. [1608
Der lange Peter von Itzehoe von ORüdiger. Belletrist.-litt. sonntagsbeil.
d. Hamb. nachr. nr 7 [kommt f. Wallensteins lager, u. in höherem grade f.
JGMüller in betracht]. [1609
Tomaschek 1887 [1389. — Zs. f. d. phil. 21,94 (Kettner). [1610
[Die drei edelsteine. zu kaiser Ferdinands n zeit gab es ein Sprichwort,
worin es hiefs, dass der kaiser 6 besondere lieblinge habe, nämlich 3 edel-
steine und 3 grofse berge, die letzteren waren fürst Eggenberg, graf Werden-
berg u. baron Questenberg; die 3 edelsteine waren die fürsten Liechtenstein,
Dietrichstein u. Wallenstein, hierauf beziehen sich, wie die Dramat. bll.
schreiben, die verse in Sch.s Piccolomini: 'Albert Wallenstein, so hiefs der
dritte edelstein in seiner (Ferdinands) kröne.' Der sammler (beibl. zur Augsb.
abendztg.) nr 64]. [1611
Cours superieur de langue allemande (derniers programmes). les auteurs
du programme (extraits relies par des analyses). Gorrespondance entre
Seh. et Goethe, avec notices et notes par LSchmitt. classe de philosophie.
Paris, Delagrave. vm, 73. 8. [1612
Zum briefwechsel zwischen Seh. u. Goethe von JMinor u. CAHBurkhardt.
Goethe-jb. 9, 240. 364. [1613
s. auch [125.240.283. 797.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: SCHILLER 213
vSchiller, F. : Sch.s philos. gedichte von EAbel. Die naüon 5,351. [1614
Anders 1887 [1395. — Zs. f. d. phil. 21,78 (Kettner). Arch. f. d. stud.
d. neueren spr. 81, 342. Zs. f. d. deutsehen Unterricht 2, 167 (Unbescheid).
[1615
Sch.s dramen. beitr. zu ihrem Verständnis von LBellermann. 1 teil [Die
räuber. Fiesco. Kabale u. liebe. Don Garlos]. Berlin, Weidmann, vn, 328.
8. — Die post nr 326 beil. 1 feuill. [1616
Borges 1887 [1397. — Zs. f. d. phil. 21, 80 (Keltner). Arch. f. d. stud.
d. neueren spr. 81,342. Zs. f. d. deutschen Unterricht 2, 171 (Unbescheid).
[1617
Boxberger 1887 [1398. — Zs. f. d. phil. 21, 85 (Kettner). [1618
Seh. von OB rahm. bd. 1. Berlin, Hertz, x, 389. 8 [vor erscheinen des
werkes wurden einzelne cap. mitgeteilt in: Frankf. ztg. nr 151.2 morgenbl.
feuill. Die nation 5, 494. 509. 635. 47. Nationalztg. nr 306. 10. Nord u.
süd 45, 92]. — D. rundschau57, 164(Schmidt). Die nation 6,22 (Mauthner). Die
post nr 326 beil.l feuill. Gegenwart nr 48. 9 (Düntzer). Nationalztg. nr591
(Frenze!). Belletrist.-litt. sonntagsbeil. d. Hamb. nachr. nr 43 (Bölsche).
Frankf. ztg. nr 335 morgenbl. feuill. (Prölfs). Didaskalia nr 267. Der
sammler (beibl. zur Augsb. abendztg.) nr 136 u. Dramaturg, bll. u. bühnen-
rundschau nr 45 (Harden). [1619
Aus dem Sch.-archiv. zum 10 nov. vonOBrahm [briefe an Seh., im besitze
seiner tochter resp. seines enkels vGleichen-Russwurm]. Frankf. ztg. nr3l5
morgenbl. feuill. [1620
Die grundgedanken der romanzen (bailaden) Sch.s. nach seinen eigenen
philos.-ästhet. abhandl. erläut. von JBrock. Zs. f. d. deutschen Unterricht
2, 247. [1621
Brunner 1887 [1401. — Hist.-pol. bll. 101,875. [1622
Buttmann 1886 [1480. — Litt, merkur 8, 87 (Hörn). [1623
TCarlyle, Life of FSch. : comprehending an examination of his works. new
ed. London, Chapman & Hall. 280. 12. [1624
Frank 1885 [1237. — Zs. f. d. phil. 21, 100 (Kettner). [1625
Charlotte vSch. von LGeiger. Westermanns monatshefte 65,135. [1626
Sch.s elhik u. ihr Verhältnis zu der Kantischen von GGeil. progr. d. real-
schule bei SJohann in Strafsburg i/'E. 34. 4. auch strafsb. diss. (Leipzig,
Fock). [1627
Sch.s dram. entwürfe von HGlücksmann. Presse nr 312. [1628
Lessings einfluss auf Seh. von JGoldschmidt. Rhein, bll. f. erziehung
u. Unterricht bd. 62 heft 2. 3. [1629
Der bäum des lebens u. der bäum der erkenntnis in Sch.s muse von JGold-
schmidt. Jüd. litteraturbl. 17, 147. 57. 61. [1630
Sch.s leben u. wirken, in zwanglos gebundener rede dargest. von einem
ungenannten aber doch bekannten [GFGriesi nger]. Stuttgart, Lutz, in, 136-
12. — Schwab, chron. s.2005. [1631
Vor dem berliner Seh. -denkmal von CGurlitt. Der kunstwart jg. 1 stück 16
[kritik des denkmals in form eines gespräches zwischen einem gebildeten
u. einem bauern]. [1632
Sch.s ansichten über die erziehung des einzelnen u. des volkes von WHal-
lada. jahresber.d. landesoberrealschule inZnaim. Znaim,Fournier&Haberler.
16. 8. [1633
Hepp 1887 [1403. — Zs. f. d. phil. 21,77 (Keltner). [1634
Howe 1887 [1404. — Zs. f. d. phil. 21, 100 (Kettner). [1635
Keller 1887 [1405. — Zs. f. d. phil. 21,79 (Kettner). [1636
Klötzer 1886 [1490. — Zs. f. d. phil. 21,81 (Kettner). [1637
Lange 1887 [1406. — Zs. f. d. phil. 21,90 (Kettner). [1638
Neuentdeckte Schilleriana von OLohrs. Das humoristische Deutschland,
dec. heft 1.2 [parodie auf die moderne lilterarhist. forschung]. [1639
JChReinhart. ADB 28, 72 (RMuther). [1640
Palleske-Fischer 1887 [1407. — Grenzboten 47, 1,612. [1641
Sch.s lyr. gedankendiclitung in ihrem ideellen zusammenhange beleuchtet von
214 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
EPhilippi. Augsburg, Votsch. vin, 122. 8. — Gegenwart nr 51. AZ
nr342B. D. litteraturbl. bd. 11 nr 38 (Boxberger). [1642
vSchiller, F. : Ruhe 1887 [1408. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 3
(Weifsenfeis). Zs. f. d. phil. 21, 85 (Kettner). Zs. f. d. deutschen Unter-
richt 2, 176 (Unbescheid). [1643
Schanzenbach 1887 [1410. — Zs. f. d. phil. 21,82 (Kettner). [1644
Seh. ein lebensbild f. jung u. alt von FSchmidt. 8 aufl. mit 3 abbildungen
(D. jugendbibl. begründet von FSchmidt, fortgeführt durch JLohmeyer u.
FSchmidt bd. 27). Kreuznach, Voigtländer. 160. 12. [1645
Die Karlsschule u. Seh. s Jugenddramen von KTrosl. Grenzboten 47,2, 467.
[1646
Sch.s leben, geistesentwickelung u. werke, auf der grundlage der KHoff-
meisterschen Schriften neu bearb. von HViehoff. 2 aufl. 3 teile. Stuttgart,
Conradi. vi, 285. 243. 273. 8. [1647
Weltrich 1887 [1413. — Zs. f. d. phil. 21,75 (Kettner). [1648
Widder 1886 [1506. — Zs. f. d. phil. 21,91 (Kettner). [1649
Otlilie Wildermuths leben, nach ihren eigenen aufzeichnungen zusammen-
gest. u. ergänzt von ihren töchtern AWillms u. AWildermuth. mit
3 abbildungen. Stuttgart, Kröner. v, 415. 8 [handelt von dem in Marbach
geplanten Sch.-denkmal]. vgl. AZ nr 342 B (Weitbrecht). [1650
Über Sch.s Stellung zum pessimismus. vortr. geh. von ThZiegler. referat
in : Didaskalia nr 273. [1651
Kurze sprachl. bemerkungen zu verschiedenen stellen aus Sch.s werken. Zs.
f. deutsche spr. 2, 361. [1652
Byron explained by Seh. New- York nation 46, 154. [1653
Ein bisher nicht veröffentlichtes Sch.-bildnis [vermutl. um 1786 entstanden,
im besitze des frankf. antiquars Rezinger]. Frankf. ztg. nr 36 morgenbl.
(i.otiz). [1654
Das Sch.-fenster in Stuttgart. N. fr. presse nr 8544 abendbl. Kleine chron.
[1655
s. auch [176.205.234.252.280.951.
vSchlegel, AW. s. [3. 5. 10. 12. 244. 303.
Schlegel, D.: Kurze sprachl. bemerkungen zu F. (d.i. Dorothea) Sch.s übers,
der Corinna von frau vStael (4 teil). Zs. f. deutsche spr. 2, 299. [1656
VSCHLEGEL, F. S. [303.
Schlegel, JE.: vAn toniewiez 1887 [1419. — Grenzboten 47, 1,159. Wester-
manns monatshefte 65, 158. Anz. xiv 273 (Rentsch). Zs. f. d. österr. gymn.
39, 533 (Minor). Athenaeum jg. 5 nr 7 (Kraus). D. litteraturbl. bd. 10
nr48 (Schädel). [1657
JESch. von dr S e e 1 i g e r. Mitteil. d. ver. f. gesch. d. Stadt Meifsen
2, 145. [1658
Beitr. zur kenntnis JESch.s vonOWalzel. Vierteljahrschr. f. Ig. 1,212. [1659
Schleiermacher, FED.: Zimmer 1887 [1420. — DLZ nr 2 (Bassermann). Theol.
Jitteraturztg. nr 4 (Achelis). [1660
Reden über die religion. mit einer einl. von SLommatzsch (Bibl. theol.
class. bd. 4). Gotha, Perthes, v, 333. 8. [1661
Sch.s Stellung zum Christentum in seinen reden über die religion. ein beitr.
zur ehrenrettung Sch.s von ORitschl. Gotha, Perthes, vii, 107. 8. [1662
Stud. über Seh. von ORitschl. Theol. stud. u. kritiken 61,300. 6S7. [1663
Am 12 febr. Prot, kirchenztg. 35, 155. [1664
s. auch [216. 1102.
vSchmid, Gh.: Ausgew. erzählungen f. die Jugend, hg. von JAmbros. 3 — 20.
22. 3. 5. 7. 8. 33. 5. 6 bdehen. mit je 1 bild. Wien, Pichler. 47. 46. 52. 50.
52. 48. 48. 51. 56. 44. 44. 48. 56. 55. 52. 44. 52. 56. 56. 72. 62. 80. 82. 130.
163. 12. [1665
Ausgew. kinderschriften. bd. 13 — 15. neue ausg. mit einem vorw. von
FBraun. Stuttgart, Gundert. 144.136.135. 8. [1666
150 kurze erzählungen f. die Jugend, neue ausg. mit einem vorw. von
EEvers. Wiesbaden, Ebbecke. 157 mit 2 chromolith. 8. [1667
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: SCHILLER — SCHUßART 215
vSchmid, Ch. : Auserlesene erzählungen. f. evang. christenkinder bearb. von
JFRanke (Unterhaltungsbibl. f. kinder 6—8 bdchen). Elberfeld, Bädeker.
116. 139 mit je 3 abbildungen. 140 mit 2 abbildungen. 8. [1668
5 der schönsten erzählungen. mit illustr. Ravensburg, Dorn. 227. 8. [1669
Das beste erbteil. Der rosenstock. Die kirschen. Die nachtigall. 4 erzäh-
lungen. mitbildern. ster.-ausg. Reutlingen, Ensslin & Laiblin. 160. 8. [1670
Der brautring, eine erzählung. neue ausg. mit einem vorw. von FBraun.
Stuttgart, Gundert. 39. 8. [1671
Florentin Walther, ein verständiger u. rechtschaffner bauersmann. erzählung.
neue ausg. mit einem vorw. von FB r au n. Stuttgart, Gundert. 48. 8. [1672
Genovefa. eine der schönsten u. rührendsten gesch. , erzählt f. alle guten
menschen, bes. f. mütter u. kinder. neue durchges. ausg. von EEvers.
Wiesbaden, Ebbeke. 115 mit 2 chromolith. 115. 8. [1673
Genoveffa: storia degli antichi tempi, recentemente esposta per le madri e
pei fanciulli. ed. nuovamente riv. Milano, Barbini. 127. 16. [1674
Der gute Fridolin u. der böse Dietrich, eine lehrreiche gesch. neu durchges.
ausg. von EEvers. Wiesbaden, Ebbeke. 197 mit 2 chromolith. 8. [1675
Wie Heinrich von Eichenfels zur erkenntnis gottes kam. eine erzählung.
neue durchges. ausg. mit einem vorw. von EEvers. Wiesbaden, Ebbeke.
47 mit 2 chromolith. 8. [1676
s. auch [12.
Die hirabeeren. eine erzählung f. kinder u. kinderfreunde, neue ausg. mit
einem vorw. von FBraun. Stuttgart, Gundert. 36. 8. [1677
Pauline, die kinderfreundin. eine erzählung. neue ausg. mit einem vorw.
von FBraun. Stuttgart, Gundert. 64. 8. [1678
Pauline. Josaphat. Drei parabeln Barlaams. Titus u. seine familie.
(Ausgew. volks- u. jugendschr. hg. von OHellinghaus 26 — 8 bdchen).
Münster, Aschendorff. vm, 134. vm, 183. 16. [1679
Rosa von Tannenburg u. 4 andere erzählungen f. die liebe Jugend, mit 5
feinen farbendr.-bildern nach aquarellen von COffterdinger. Stuttgart, Loewe.
in, 115. 4. [1680
Rosa von Tannenburg, eine gesch. f. eitern u. kinder. neue durchges. ausg.
mit einem vorw. von EEvers. Wiesbaden, Ebbeke. 144 mit 2 chromo-
lith. 8. [1681
Timotheus u. Philemon. eine erzählung. neue ausg. mit einem vorw. von
FBraun. Stuttgart, Gundert. 51. 8. [1682
Die ungleichen Schwestern, eine erzählung. neue ausg. mit einem vorw. von
FBraun. Stuttgart, Gundert. 47. 8. [1683
[Zahlreiche frz. (sowie einige span.) übers, einzelner stücke s. Bibl. de la
France, annee 1888. table alphabetique p. 155]. [1684
Schmid, ChH.: Zu QF 39, 27 von CSchüddekopf. Vierteljahrschr. f. lg. 1,
491. • [1685
Schmidt, GPh. (von Lübeck) s. [302.
Schnabel, JG. (Gisander): Eine deutsche Robinsonade (Insel Felsenburg) von
PhStrauch. D. rundschau 56, 379. [1686
Vom verf. der Insel Felsenburg von PhStrauch. Zs f. gesch, u. politik
s. 537. [1687
Schönborn-, GFE. s. [1463.
SCHREYVOGEL, J. S. [392.
Schröder, FL.: Litzmann 1887 [1443. — D. revue 13, 1, 127. Bll. f. litt,
unlerh. nr 3 (Boxberger). Litt, centralbl. nr 9 (Creizenach). DLZ nr 15
(Minor). Grenzboten 47, 2, 342. Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 5
(Koch). Revue critique nr 23 (Chuquet). D. litteraturbl. bd. 11 nr 11
(George). [1688
Schubart, ChFD.: Seh. auf ThAbbts tod. von PB eck. Alem. 16, 263. [1689
Ein gedieht von Seh. in Schillers Anthologie von FBronner. Zs. f. d.
österr. gymn. 39, 106. [1690
Bruchstück aus einem von Hohenasperg aus den 19 oct. 1785 an seine frau
geschriebenen briefe Sch.s. Zs. f. deutsche spr. 2, 233. [1691
216 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Schibart, ChFD.: Zur characteristik von ChFDSch. von Ebner. Mag. f. d.
litt. d. in- u. ausl. nr 26. [1692
Zu Sch.s Schriften von KGeiger. Bes. beil. d. Staatsanz. f. Württemberg
nr 8/9. [1693
Hauff 1887 [1445. — Die frau im gemeinnützigen leben 3,290 (Box-
berger). [1694
In sachen ChFDSch. s. zur abwehr. von GHauff. Bes. beil. d. Staatsanz. f.
Württemberg nr 10. [1695
ChSch. drama von PHerrmann. Leipzig, Friedrich. 109. 8. [1696
Aus Sch.s leben u. würken. von ENägele. mit einem anh.: Sch.s erstlings-
werke u. schuldictate. Stuttgart, Kohlhammer, xn, 448 mit 4 taf. 8. —
Grenzboten 47, 3, 45. Bll. f. litt, unterh. nr 28 (Weitbrecht). Nord u. süd
46, 411. Litt, centralbl. nr 38. Westermanns monatshefte 65, 159. N. Zür-
cher ztg. nr 125 u. 292 beil. (Fischer). Theol. litteraturztg. nr 23 (Eck).
DLZ nr 46 (Sauer). Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen Würt-
tembergs 35, 239 (Fehleisen). Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb.
corresp. nr 21. 2 (Wohlwill). Bund nr 155. [1697
Wiersz przypisywany Mickiewiczowi von BMWerner [ein Mickiewicz zu-
geschriebenes gedieht als nachahmung eines Seh. sehen erwiesen]. Pamiet-
nik Mickiewicza 2, 142. [1698
Abweichungen vom heutigen allg. schriftgebrauch in Sch.s briefen. Zs. f.
deutsche spr. 2, 296. [1699
vSchubert, GH. : Der neue Bobinson oder Schicksale Philipp Ashtons unter See-
räubern u. auf der insel Buatan. f. die deutsche Jugend bearb. 7 aufl. mit
5 bildern (Calwer familienbibl. bd. 9). Calw u. Stuttgart, vereinsbuchhandl.
302. 8. [H00
Schubert , JG. : Seh. oder Büdiger? von WBode. Bll. f. hymnol. s. 34.191.
[1701
Schulz, JChF. : Geiger 1886 [1561. — Bevue critique nr 42 (Chuquet). [1702
Schulze, E. s. [221.
Schupp, JB. s. [327.
Schwab, G. s. [8. 12. 19. 221.
Die schönsten sagen des class. altertums. 3 teile, mit 6, 4 u. 6 abbildungen.
Lahr, Schauenburg. 422. 423. 421. 12. [1703
Klüpfel 1884 [1029. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80, 220. [1704
Schwieger, J.: Geharnischte Venus 1660. hg. von ThBaehse (Neudr. deut-
scher litteraturwerke des 16 u. 17 jhs. nr 74. 5). Halle, Niemeyer, xvm,
154. 8. [1705
s. auch [302.
Seume, JG. s. [3.
JGS. ein gedenkbl. zur 125 widerkehr seines geburtstages (29jan. 1763)
von CAlberti. Der Sammler (beibl. zur Augsb. abendztg.) nrl2. [1706
JGS. von MHeinzel. Schles. ztg. nr 82. [1707
[Notiz über das auffinden der acten, den nachlass JGS.s in Leipzig betr. Die
post nr35 beil. 1 feuill.]. [1708
vSoden, FJH. s. [358.
Sp^genberg, W.: Martin 1887 [1456. — Anz. xiv 128 (Pniower). Litteraturbl.
f. germ. u. rom. phil. nr 6 (Socin). Germ. 33, 121 (Bartsch). [1709
Der verf. des strafsb. Saul [landgraf Moritz von Hessen? übers, von S.] von
AvWeilen. Vierteljahrschr. f. lg. 1,480. [1710
Spee, F. : Hattler 1887 [1457. — Stimmen aus Maria-Laach 34, 485. [1711
Spreng, JJ. s. [1790.
Stfffens H s (1*^.
Stegmann, J. : JSt.s lieder von AFischer. Bll. f. hymnol. s. 161. [1712
JSt. von FMotz. progr. d. gymn. Bernhardinum in Meiningen. Meiningen,
Keyfsner. 16. 4. [1713
Steinheim, SL.: SLSt. als dichter u. religionsphilos. von Steckelmacher.
Populär-wissensch. monatsbll. zur belehrung über das Judentum jg. 8 nr 6.
7. 9. [1714
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: SCHÜBART — UHLAND 217
Stieglitz, H. s. [15.
Stolberg, FL. graf zu s. [221. 428.
Stotter, M. : MSt. ein kleiner beitr. zur deutschen litteraturgesch. von APich-
ler. Österr.-ungar. revue. n. f. 6, 80. [1715
Stranitzky, JA.: Zur biogr. JASt.s von AvWeilen. Vierteljahrschr. f. lg. 1,
485. [1716
Sturm, L.: LSt. u. seine lieder von AFischer, ßll. f. hymnol. s. 18. 178. [1717
Sturz, HP. s. [1178.
Tanner, KR. s. [257.
Theremin, F.: Die beredsamkeit eine tugend oder grundlinien einer systemati-
schen rhetorik u. gespräche, nebst bruchstücken aus den briefen an einen nicht-
existierenden (Bibl. theol. class. bd. 10). Gotha, Perthes. 274. 8. [1718
Thomas, I.: ITh. von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 141. [1719
Thomasius, Ch. : Unser Jubiläum von GKarpeles [über die 1 deutsche, von Th.
hg. zeitschr. aus dem j. 1688]. Über land u. meer bd. 61 nrl2. [1720
ChTh. von JMinor. Vierteljahrschr. f. lg. 1, 1. — GGA nr 19 (vWaldberg).
[1721
ChTh. ein beitr. zur gesch. der deutschen aufklärung von ANicoladoni.
Berlin, Stuhr. vm, 104. 8. — Der Zeitgeist (beibl. zum Berl. tagebl.) 1887
nr 45 (Neumann-Hofer). D. revue 12, 4, 378. DLZ nr 25 sp. 923. D. litte-
raturbl. bd. 11 nr 6 (Elias). [1722
Ein deutscher mann von PStötzer. Didaskalia nr 233. [1723
ChTh, von MWagner. Daheim nr 24. [1724
vThümmel, MA.: MAvTh. Schles. ztg. nr 385. [1725
Tieck, L. s. [4.
Aus T.s novelle Die gemälde. Zs. f. deutsche spr. 2, 17. 77. 112. [1726
s. auch [240.244.248.303.
Tiedge, ChA. s. [3. 221.
Titz, JP.: Deutsche gedichte gesamm. u. hg. von LHFischer. Halle, Waisen-
haus, lxxviii, 304. 8. — DLZ nr 20 (Bolte). D. dichtung 4, 186 (Schönbach).
Bll. f. litt, unterh. nr 26 (Schroeter). Zs. f. d. phil. 21, 121 (Bötticher). Litt,
centralbl. nr 38. Revue critique nr 42 (Chuquet). Theol. litteraturbl. s. 186
(Gussmann). [1727
Einige bemerkungen zu JPT.s Deutschen gedienten von GEllinger. Zs.
f. d. phil. 21, 309. [1728
Töpfer, C. : Erinnerungen an den dichter von Rosenmüller u. Finke von AK o-
hut. Beil. zur Bohemia nr 335. [1729
Tribbechow, A.: AT. von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 87. [1730
Uhland, L.: Gedichte u. dramen 1887 [1475. — Anz. xiv 174 (Werner). [1731
Kohut 1887 [1476. — Anz. xiv 194 (Werner). [1732
Zu U.s Kapelle von ABirlinger. Alem. 16,279. [1733
The minstrels curse. transl. by Martin. Blackwoods Edinburgh mag.
sept. [1734
Des sängers fluch [u. Der ring] von LU. von RMWerner [quelle: Herders
Volkslieder]. Vierteljahrschr. f. lg. 1, 503. [1735
Emma Unland, LU.s frau. von GEBarthel. Der christl. schulbote jg. 26
nr 2. 3. 6—9. [1736
Hederich 1887 [1488. — Anz. xiv 189 (Werner). [1737
Fischer 1887 [1489. — Hist. zs. 59,339 (Gebhardt). Anz. xiv 175 (Wer-
ner). Revue critique nr 26 (Chuquet). Germ. 33, 236 (Bartsch). [1738
LU. als romanist von LF r ä n k e 1. Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 80,
25. [1739
Hassenstein 1887 [1501. — Litt, centralbl. nr 1. Bll. f. litt, unterh.
nr 24. Anz. xiv 185 (Werner). Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 9
(Bechstein). Westcrmanns monatshefte 65, 295. [1740
Holland 1887 [1502. — Anz. xiv 153 (Werner). Revue critique nr 25
(Chuquet). [1741
Zur Würdigung von U.s gedienten von FKern. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg.
nr6. 7. [1742
218 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Uhland,L.: Eine U.-reliquie von PLudwig. Allg. conservative monatsschr. f.
d. christl. Deutschland 45, 286 [1743
Ohorn 1887 [1525. — Anz. xiv 193 (Werner). [1744
Paulus 1887 [1526. — Anz. xiv 192 (Werner). [1745
Ein schwäb. dichter von FReufs. Päd. bll. 17,334. [1746
s. auch [267 f.
Varnhagen vEnse, KA.: Ausgew. Schriften. 3 verm. aufl. neue wolfeile ausg.
19bde. Leipzig, Brockhaus (1871— 76). ix, 385. 327. 361. 377. 358. 374. ix,
334. 327. ix, 372. 397. xi, 300. vm, 314. 329. 411. xv, 312. vi, 238. 388. vi,
350. 360. [1747
s. auch [240. 1088.
[Volksbücher:] Zu den volksbb. von ABirlinger. Alem. 16, 166. vgl. 169
(Bolle). [1748
Voss, JH. s. [4. 10. 13.
Homers Odyssee übers, von JHV. f. schule u. haus bearb. von BKuttner.
Frankfurt a/M., Sauerländer, iv, 228. 8. [1749
Luise von KBindel (Class. deutsche dichtungen, mit kurzen erläut. f. schule
ü. haus hg. von KKeck 9 teil). Gotha, Perthes, vn, 145 8. — D. litteraturbl.
bd. 11 nr22 (Hermens). [1750
s. auch [276. 428.
Wagner, GF.: Die schulmeisterswahl in Blindheim. Stuttgart, Lutz. 102. 8. [1751
Ernennung u. heirat des Schulmeisters zu Blindheim. Stuttgart, Lutz.
96. 8. [1752
Wagner, GHÄ. (ps. Ralph Nym): [Portr. Illustr. ztg. nr 2351]. [1753
Wahl, JS.: JSW. von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 57. [1754
yWallenrodt, JIE. geb. vKoppy: Karl u. Male kriegen sich [über das Schau-
spiel der frau vW. : Karl Moor u. seine genossen (1801)]. Münchner neueste
nachr. nr 558 (aus dem Berl. börsencour.). [1755
Weber, CJ. s. [3.
Demokritos oder hinterlassene papiere eines lachenden philos. von dem verf.
der Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen. 8 sorgfältig erläut.
orig.-ster.-ausg. (neue ausg.) 35 lfgen. Stuttgart, Rieger (1868. 9). 332. 284.
284.291.296.315.272.286.286.286.304.295. 8. [1756
Weckherlin.GR.: Beitr. zur lebensgesch. GRW.s von FAlthaus. AZ nr 144.
5 B. [1757
Weitere beitr. zur biogr. GRW.s von HF isc her. AZnrl63B. [1758
Weidmann, C. s. [1233.
Weise, Ch.: Die arie 'Ach mein sinn' aus JSBachs Johannespassion von PhSpitta.
Vierteljahrschr. f. musikwissensch. 4, 471. [1759
s. auch [102. 159.
Wenzel, GJ. : Biogr. lexicon des kaisertums Osterr. 55,13. [1760
vdWERDER, D.: Witkowsky 1887 [1573. — Zs. f. vgl. lilteraturgesch. u. re-
naissancelitt, n. f. 1, 468 (Borinski). [1761
Werenfels, S. s. [1790.
Wernekingh, J.: Biogr. lexicon des kaisertums Osterr. 55,45. [1762
Werner, FLZ.: Zum 24 februar von ES c h m i d t. Vierteljahrschr. f. lg. 1,
503. [1763
Biogr. lexicon des kaisertums Osterr. 55, 72. [1764
Werner, K.: ebenda 55,98. [1765
Wernigke, Ch.: Jugendgedichte, hg. von LNeubaur [aus: Altpreufs. monats-
schr. 25, 124]. Königsberg, Beyer. 44. 8. — DLZ nr 25 sp. 923. Revue
critique nr42 (Chuquet). [1766
ChW. (1 buch) von JElias. münchner diss. München, dr. von Wolf & söhn.
2 bll. 260. 8. [1767
Werthes, FCA.: Biogr. lexicon des kaisertums Osterr. 55,132. [1768
Weschel, LM.: ebenda 55, 134. [1769
Wetzel, JK.: ebenda 55, 184. [1770
Wieland, ChM.: Werke. Pröhle 1887 [1574. — Zs. f. d. deutschen Unterricht
2, 197 (Schneider). [1771
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: UHLAND ZSCHOKKE 219
Wieland, ChM. s. auch [4. 15.
Einige spracht, bemerkungen zu dem letzten satze in dem 5 cap. des 4 buches
von W.s Agathon. Zs. f. deutsche spr. 2, 300. [1772
W.s [Alboflede] u. Lessings Laokoon von GKettner. Zs. f. d. phil. 21,
336. [1773
W.s Goldener spiegel von GBreucker. Preufs. jbb. 62, 149. [1771
Goethe u. die jüngste Niobetochter s. [824.
Musarion s. [1777.
[Zum Oberon von GBaist. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f.
1, 501]. [1775
Zu einem briefe W.s. Zs. f. deutsche spr. 2, 226. [1776
W. u. seine nachahmen l.JKAMusäus. 2. Müller von Itzehoe, von HPröhle.
Nationalztg. nrll. 21 [behandelt auch die einwirkung der Musarion aufG.s
Faust]. [1777
W.s berufung nach Weimar von BSeuffert. Vierteljahrschr. f. Ig. 1,
342. [1778
Encycl. britannica. 9 ed. 24, 558 (JSime). [1779
s. auch [87. 785.
Wieland, JA.: Biogr. lexicon d. kaisertums Oslerr. 56, 17. [1780
Wieland, L.: ebenda 56, 18. [1781
Wietz, JK.: ebenda 56, 98. [1782
VWILLEMER, M. S. [943 f.
Wimmer, F.: Biogr. lexicon des kaisertums Österr. 56, 227. [1783
Winckler, JJ. : JJW. von WTümpel. BU. f. hymnol. s. 170. .. [1784
Winckler vMohrenfels, JJ. : Biogr. lexicon des kaisertums Österr. 56, 289.
* [1785
Wiser,JS. u. 0.: ebenda 56,53.4. [1786
Wolff, Ch. s. [169.
Wollee. E. s. [1790.
Zachariä, JFW. s. [221.
vZedlitz. JCh. s. [7. 392.
vZigler, HA.: Über die Asiat. Banise. zur erinnerung an den 1 druck im j. 1688.
von GMüller-Frauenstein. N. arch. f. sächs. gesch. 9,322. [1787
vZinzendorf, ED. geb. vReufs : Ledderhose 1887 [15S2. — Litt, centralbl. nr 16.
Theol. litteraturztg. nr 10 (Eck). Theol. litteraturbl. s. 124 (Walther). [1788
vZinzendorf, KL. graf: Becker 1887 [1584. — Arch. f. gesch. d. philos. 1, 266
(Erdmanu). [1789
Z.s aufnähme in der Schweiz, ein beitr. zur kirchen- u. litteraturgesch.
von JKeller [handelt aufser von Z. von HAnnoni, llselin, JCPeyer, JJSpreng,
SWerenfels, EWolleb, sowie von den moralischen wochenschr. Der eids-
genoss (1749) u. Der neue eidsgenosse (1750)]. Basler jb. s.39. [1790
Z.s versuch Wittenberg u. Halle zu versöhnen von GK ramer. Theol. stud.
u. krit. 61, 141. [1791
GrafvZ. von KOstertag. mit bildnis (Calwer familienbibl. bd. 12). Calw u.
Stuttgart, vereinsbuchhandl. 247. 8. — Theol. litteraturbl. 1887 s. 475.
Allg. conservative monatsschr. f. d. christl. Deutschland 45, 1008. [1792
Z. von HTietzen. Gütersloh, Bertelsmann. vm,371. 8. — Theol. litteraturbl.
s. 359. 67 (Schulze). Allg. conservative monatsschr. f. d. christl. Deutschi.
45, 1110. [1793
Zs. theologie. Evang. kirchenztg. nr 19. [1794
Zollikofer, GJ. : Eine vor mehr denn 100 jj. gehaltene, aber noch immer zeit-
gemäße predigt über kinderzucht. eine erinnerung an GJZ. Päd. bll. 17,
268. [1795
ZSCHOKKE, H. S. [3.
HZsch.s Ber. aus der waldstätte. N. zürcher ztg. nr 226—31. 33. 4. [1796
Humoristische novellen. illustr. von APetschnig. 9— 25 (schluss-)lfg. 2 bde.
Wien, Bondy. in, 385—584. 8. [1797
kleinere novellen. illustr. von CKöystrand. lfg. 1 — 14. bd. 1. 2. Wien, Bondy.
628. 1-32. 8. [1798
220 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1888 II
Zschokke, H.: Aus den novellen. 3 bdchen (Schweiz, nationalbibl. hg. von
RWeber 19—21 bdchen). Aarau, Sauerländer. 144. 73. 8. [1799
Matinees suisses. avec etude biographique et litteraire par ChSimond.
Paris, Galitier. 32. 16. [1800
Das abenteuer in der neujahrsnacht. Aarau, Sauerländer. 74. 8. [1801
Sereno y principe (Das abenteuer der neujahrsnacht). novela humoristica
perEZsch. traducida del aleman por FBarrasa. Madrid, Biblioteca hispano-
alemana (Leipzig, Hedeler in comm.). 80. 8. [1802
Das 8 cap. aus HZsch.s novelle Das abenteuer der neujahrsnacht. Zs. f.
deutsche spr. 2, 29. 86. 122. [1803
Das goldmacherdorf. volkserzählung (russ. text). 6 aufl. Moskau. [1804
Meister Jordan oder handwerk hat goldenen boden. gekürzt u. zum ge-
brauch in Fortbildungsschulen eingerichtet von FJonas. Berlin, Oehmigke.
120. 8. [1805
Der tote gast. Aarau, Sauerländer. 148. 8. [1806
The broken pitcher (Der zerbrochene krug). Cambridge, Lever. 30. [1807
In kämpf u. not. erinnerungen aus trüben tagen [helvet. elend zur zeit des
Franzoseneinfalls 1798/9; wichtig für HZsch. als politiker]. N. zürcher ztg.
nr 132. 3. 5. 6. 8. 9. 40. 5—7. 9. 50—2. [1808
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES.
Mitteilungen aus dem Briefwechsel zwischen den brüdern
Grimm und Salomon Hirzel.
1. SHirzel an JGrimm. 13 august 1842.
Natürlich hat Haupt mit seiner gewissenhaftigkeit und be-
scheidenheit dem minister gegenüber wieder den kurzem gezogen,
als der Marburger brief kam, ordentliche professur und 800 rth.,
theilte er diesen dem hm vWintersheim mit und schrieb dazu
taub gegen bessern rath, an fortgehn denke er nicht, sofort er-
hält er die eigenhändige antwort des ministers, seine excellenz
sind erschrocken über den drohenden verlust, danken aber in-
nigst für die Versicherung in Leipzig bleiben zu wollen, und
sind schliefslich schmerzlich berührt durch den umstand, dem
hrn professor zu den bisherigen 200 rth. nicht mehr als 200 und
100 rth. rerauneration für examina, summa summarum 300 rth.
zulegen zu können. Haupt, erbittert aber nicht gewitzigt, er-
klärt sich zufrieden, bittet sich aber noch eine ordentliche pro-
fessur der deutschen spräche und litteratur aus, hauptsächlich,
um bei dem examen den übrigen examinatoren gleich zu stehn,
und erhält nach wenigen tagen eine — abschlägliche antwort, indefs
die glänzende aussieht ihm eröffnet wird, mit der zeit noch ein-
mal 100, schreibe einhundert thaler zulage zu bekommen, ge-
langte jetzt ein ruf nach Halle an ihn, so würde er angenommen
werden, wenn man ihm doch einen solchen verschaffen könnte!
2. SHirzel an JGrimm. 31 Januar 1849.
Bei meinem eintägigen aufenthalt in Berlin bin ich ver-
sprochener mafsen noch zu dem dr Jakobi gegangen, der mir
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEM WÖRTERBUCHES 221
die gründe, warum er seine arbeit nicht geliefert, mit solcher
behaglicher Umständlichkeit auseinandersetzte, dass ich kaum im
stände war wieder die thür zu erreichen, und froh sein mufste
ihm wenigstens die bestimmte erklärung aussprechen gekonnt zu
haben , dass ich wenn auch der monat februar ohne resultat ver-
streichen würde, einen andern bearbeiter für Schiller ausfindig
zu machen [so!], dahin wird es auch ohne zweifei kommen.
3. SHirzel an JGrimm. 13 april 1849.
Jetzt wäre eine neue und unerwartete veranlassung da, die
Sie zu uns führen könnte, das unglaubliche ist nämlich ge-
schehen! Jacobi hat den Schiller abgeliefert, directe an uns mit
der post. nun wäre darüber zu sprechen oder vielmehr von
Ihnen zu bestimmen: 1, was wir ihm dafür bezahlen sollen, er
wird nicht gern so lange auf uns warten wollen als wir es auf
ihn mufsten. sodann 2, ob wir diese auszüge ohne verzug in
das ganze einordnen lassen oder noch auf anderes warten sollen,
um doppelte arbeit zu sparen.
. Ich bin am charfreitag abend von Frankfurt zurückgekehrt,
wo ich die unvergefslichen kaisertage verlebt habe, auch den
tag war ich noch dort, als die königliche antwort eintraf, den
abend aber machte ich fort und fuhr den Rhein hinunter über
Cöln. überall nahm ich den frischen eindruck wahr, der allent-
halben einer und derselbe war, und es kam mir vor, als ob die
republik lustige rolhe blüthen treibe.
4. JGrimm an SHirzel. 18 november 1850.
Lieber Hirzel, das mscpt. zum wb. bleibt immer noch aus
(wer kann sich in diesen Zeiten zu solchen arbeiten angürten?);
ich schicke Ihnen eine kleine jubilaeumsschrift [an Savigny] , die
vielleicht eine Seltenheit wird , da nur 50 ex. abgezogen und be-
reits nach allen seiteu verflogen sind, so dasz ich nur ein paar
übrig habe mit herzlichem grusz an Sie und Reimer und
seid mir nicht böse.
5. SHirzel an JGrimm. 3jännerl852.
Da wäre denn der erste halbe bogen zur zweiten correctur.
dr Hildebrand, wie des correctors name ist, besteht darauf, dass
Ihnen dieses erste mal das ms. mitgeschickt werde, da Sie sich
erst überzeugen müfsten, ob er nichts übersehen habe, da wir
es dann sorgfältig aufheben werden, bitte ich Sie auch um
rücksendung. derselbe herr dr Hildebrand hat auch ein blätt-
chen beigelegt: er hat gewils zehnmal gefragt ob er auch wohl
dürfe
Wir schreiben den heutigen tag, wo der erste correctur-
bogen des Wörterbuchs, an dessen entstehung sich so viel er-
innerungen knüpfen, an Sie abgeht, in unsern kalender an.
übers jähr ist vielleicht der lOOste im druck.
222 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
6. JGrimm an SHirzel. 5 Januar 1852.
Lieber Hirzel, was thun Sie? mir gerade gestern auf meinen
67jährigen geburtstag, wo ein besuch den andern drängte, die
erste correctur des unabsehbaren werks zu senden ? ists ein Vor-
zeichen guter bedeutung? erreiche ich das normaljahr von 70,
so können die drei nächsten jähre viel zu stände bringen, aber
der anstrengungen bedarf es, ich hatte sie dunkel vorausgesehu
und gewahre sie seit dem angebrochnen tag der ausarbeitung
deutlich.
Druck und correctur stellen mich sehr zufrieden, und was
noch nicht geordnet erscheint liegt auszer des setzers und cor-
rectors schuld.
Machen Sie mir, nachdem Ihren einwänden zu liebe ich
fast alle meine Vorsätze für die reformation unsrer Orthographie
aufgegeben habe, das herz nicht schwer mit dem fs, das Sie ein
altes gutes nennen, für wie alt denn halten Sie es? und gut
ist es nicht, weil es eine lüge in sich enthält, wir nennen es
eszet, schreiben es in sogenannter deutscher schrift ß und lösen
es im lateinischen druck , seit man begann das lauge f mit s zu
vertauschen, unbedacht auf in ss. schriebe ich muss, anstoss,
das würde Ihnen keinen geben, aber sz gibt ihn. gegen fs ent-
scheidet die Unmöglichkeit es in majuskel auszudrücken, wie sz
in SZ.
In der vorrede des ersten bandes soll davon gesprochen
werden, die eigentliche abhandlung erfolgt erst im S uud SZ,
also im vorletzten band.
7. JGrimm an SHirzel. 22 Januar 1852.
Allen anweisungen zum trotz haben solche schlingeis von mit-
arbeitern nur nach Wörtern gesucht, die in ihren gedanken
wichtig waren, die aber worauf es ankam uuausgezogen gelassen.
wenn ich ein paar blätter im Geliert nachlese finde ich gleich
mehr, an solchen unvollkommenheiten leiden alle groszen irdi-
schen Unternehmungen, den plan des wb. wird die vorrede zum
ersten band entfalten.
Auf den titel zu setzen:
Deutsches Wörterbuch
von
Jacob Gr. und Wilhelm Gr.
8. SHirzel an JGrimm. 23 februar 1852.
Ich habe noch eiu anliegen, das wort abweiden kommt bei
Goethe in Götter helden und Wieland einmal in der bedeutung von
'abmähen' vor, B 6 der mitfolgenden Originalausgabe heifst es ziemlich
zu ende: Hast mit deinem verzehrenden schwert abgeweidet ihre
haare 1 so steht auch in den gleichzeitigen nachdrucken des schrift-
chens, ebenso in dem gleichzeitigen Rheinischen most, ebenso bei
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEM WÖRTERBUCHES 223
Himburg. nach 1 779 ist es bis 1830 nicht wieder gedruckt worden,
in diesem jähr aber im 33 band der t. a. voll druckfehler, da steht
denn s. 283 z. 9 v. u. abge weihet st. abgeweidet, nun will
Düntzer in blindem eifer diesen druckfehler vertheidigen, und
da voraussetzlich derselbe, nämlich Düntzer, der herausgeber von
Goethe bleiben wird, so ist zu fürchten, dass der fehler sich er-
halten wird, wenn nicht eine autorität dazwischen tritt, eine
solche wäre das Wörterbuch, wenn unter dem wort abweiden die
stelle berücksichtigt würde, sie liefse sich nach den worten 'das
feuer weidet ab was es ergreift' recht gut einfügen [vgl. Zeit-
schrift für deutsche philologie 22, 253 f].
Es thut mir leid, dass ich dem Düntzer nicht ernsthaft gegen-
über treten darf: ich wäre sehr geneigt, ihm ein versehen, das
ich wol begangen (es betrifft das wort gewerbe) zuzugestehn.
alles andere würde ich zu vertheidigen wissen, namentlich das
abweiden und die unzweifelhaft acht Göthischen luftgesänge.
aber es ist mit D. nicht zu streiten, und da ich ihm gegenüber,
der ein gelehrter ist, aumafsend erscheinen würde, so mufs ich
schweigen.
Ach verzeihen Sie mein langes gedohle.
9. SHirzel an JGrimm. 5 april 1852.
Herzlichen dank .... für den antheil, den Sie an unserm
palmsonntag nehmen, so hätten wir nun einen quasi erwachsnen
söhn, aus dem wohl mit der zeit auch ein buchhäudler werden
wird, früher dachte ich, es sollte ein barmherziger bruder, dh.
ein doctor medicinae, aus ihm werden; aber seit einiger zeit
spricht er von 'unserm verlag'.
Unser corrector hat sich vor acht tagen verlobt, seine braut
ist ohne zweifei das allerallerliebste mädchen , das er zu anfang
des bogens 15 in das Wörterbuch hineinzubringen versuchte.
Ihrer erlaubnifs gemäfs werde ich Ihnen nächstens einige
auszüge aus Goethes briefen an Knebel schicken, zunächst zu a
und b gehörig.
Die ankündigung des w. b. wird noch fortdauernd in den
Zeitungen besprochen, das einzige gröfsere blatt das sie ignorirt
hat ist die Kölnische zeitung. ein amüsanter artikel steht in dem
Greuzboten von Freytag, der den Ayrer excerpirt hat.
10. JGrimm an SHirzel. 23 april 1852.
Lieber Hirzel, Ihre auszüge waren willkommen und durchaus
brauchbar, so müssen die sein, welche mir nützen können,
immer mit unmittelbarem bezug auf das zunächst vor äugen
schwebende material.
Ich fürchte dasz drucker und hefter doch nicht zur messe
fertig werden, weil die aushängebogen 14 15 ausbleiben, dasz Sie
dem in die weit ausfliegenden werk, wenn auch noch mit
schwachem mattem flügelschlag es sich vom nest erhebt, gutes
224 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
zutrauen , freut und ermuntert mich, aufmerksamkeit hat die
ankündigung in ganz Deutschland erregt
Diesen mittag besuchte mich mit der groszmutter Ihre Ottilie,
über deren aufblühen ich mich freue, sie musz aber nicht nur
ein schönes, sondern auch ein gutes kind sein und der mutter
gleichen , vielleicht einiges vom vater haben.
Düntzers buch über die göthischen trauen werden Sie jetzt
in der hand haben und mit gemischter empfindung lesen.
11. SHirzel an JGrimm. 25 april 1852.
Kein zweifei, theuerster herr hofrath, dass Sie am 1 mai die
1 lieferung des Wörterbuches fix und fertig im hause haben werden,
alles was bei dem w. b. in irgend einer weise beschäftigt ist,
sucht an seinem geringen theil Ihnen nachzueifern, und so ist.
lust und freude und guter muth überall, wie es bei einem so
grofsen unternehmen sein mufs, wenn es gelingen soll
Düntzers buch bin ich kaum vermögend hinunter zu würgen,
aber ich hätte es doch gern augezeigt, da ich mancherlei für
ihn auf dem herzen habe, meine zeit ist indefs für ganz andere
dinge ausschliefslich in anspruch genommen, und so wird ihm
Zarncke diefsmal heimleuchten.
Für das w. b. wird sich in Schalluhn und Delmenhorst ein
beträchtlicher absatz eröffnen, der gar nicht voraus zu sehen
war. die geschiebte mit dem postmeister in D. ist eine aller-
liebste episode in der geschichte des wb.
Dass Sie unsere Ottilie so freundlich angesehn , hat natür-
lich meine frau und mich sehr erfreut, dass unsere kinder nur
die ersten vierzehn tage dem vater ähnlich gesehn , habe ich
immer behauptet und mich stets um der kinder willen gefreut,
dass sie später die mutter zum muster genommen.
12. JGrimm an SHirzel. 2 mai 1852.
Lieber Hirzel, Sie haben eine zarte hand , und dürfen nicht
blosz citale und berichtigungen ungefragt eintragen, sondern ich
bitte Sie darum es nicht zu unterlassen, die ausg. Göthes, nach
welcher Klee arbeitet und wir citieren, ist mir nicht zur hand,
und ich kann, wo ich stellen zufüge, kein citat beisetzen. . . .
Die anzeige in der Allg. zeitung [von Häufser] ist recht will-
kommen und vorteilhaft, das was eigentlich hätte gesagt werden
sollen ist noch ungesagt, wir wollen sehn, was Zarncke zu markt,
bringt
Um briete abzuwehren und beitrage nützlich zu machen,
wird es passend sein in das centralblatt eine bekanntmachung
rücken zu lassen, die ich doch nicht eher verfassen will, bis es
selbst seine stimme von sich gegeben hat.
13. JGrimm an SHirzel. 12 juni 1852.
Mit dem bedenklichen artikel [arsch], zu dem Sie mir noch
gute beitrage geliefert haben , glaube ich fertig geworden zu sein.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 225
ich sehe, dasz man auch solche diuge behandeln kann, wenn
man gelehrsamkeit nach vermögen aufwendet und dichterstellen
zur begleitung hat. Campe und Adelung hätten s nicht gewagt,
noch gedurft
Jetzt ist auch unser Hermann dahinter her, hei H. Sachs
Haupts verSäumnisse möglichst nachzuholen.
Ich schöpfe manche hoffnungeu, die ich voriges jähr um
diese zeit bei weitem nicht hatte.
14. JGrimin an SHirzel. 19 juli 1852.
Lieber Hirzel, Sie sind so freundlich und aufmerksam als
man nur freundlich und aufmerksam sein kann, und das musz
Ihnen angeboren sein, denn so lange ich Sie kenne, waren Sie
so. vorgestern morgen wurde ich also durch das grosze paket,
aus dem 60 bände fielen, überrascht, die schriftliche ankündigung
kam erst den abend hinterher; es ist mir viel werlh , und ich
habe es gleich denselben tag erfahren , diese ausgäbe Göthes
zu besitzen und aufschlagen und weiter ausziehen zu können,
wie viel kostet sie jetzt? ich bitte den betrag am honorar abzu-
ziehen, das exemplar gehörte einem armen, voriges jähr oder
vor einigen jähren zu Mülhausen oder Nordhausen verstorbenen
Schriftsteller, Friedrich Stephan, von dem es zwei nicht unbrauch-
bare hefte mit dem ungefügen titel stoflieferungen gibt, Mül-
hausen 1846. 1847.
15. SHirzel an JGrimm. 14 august 1852.
Allerdings ist es unser plan, das Biowsche bild als titel-
kupier dem letzten hefte des ersten bandes beizugeben, und wir
denken damit den käufern des w. b. eine so grofse freude zu
machen, dass wir die 4 — 500 rth., für die wir keinen ersatz be-
kommen, dennoch gern aufwenden und nicht für verloren halten,
aber mir stört das die freude, wenn ich denken muss, dass Sie
nicht mit uns einverstanden sind, die composition gefällt mir
auch nicht, nichts desto weniger wird das bild, schöu gestochen,
grofsen effect machen, nun ist der geschickte bescheidene Eugel-
bach, nachdem ich ihn alle wochen habe mahnen lassen, so weit,
dass er noch ein wenig mit der natur nachhelfen und dann die
Zeichnung an den kupferstecher abliefern soll, wäre es nicht
grausam, wenn er umsonst gearbeitet haben sollte? freilich ge-
fielen mir zwei einzelne bilder auch besser: aber da würde uns
das geschenk an das publikum doch gar zu theuer zu slehn
kommen. Keimer ist nicht hier, ich spreche also nur meine
meinung aus.
16. JGrimm an SHirzel.
28 august 1852, abends 11 uhr.
Lieber freund , ich habe mich gefreut heute im Reimerschen
garten Ihre Schwester zu sehen und zu sprechen, sie war wie
A. F. D. A. XVI. 15
226 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
sonst, gut und freundlich, auch der schlichte mann gefiel mir
wol, und wenn ich einmal den Schafhäuser Rheinfall zu gesicht
bekomme, entgeht ihnen mein besuch nicht
Von Gesner [so] braucht blosz das auffallende notiert zu werden,
so viel ich mich erinnere liefert seine spräche wenig eigentüm-
liches; er strebte zu sehr der damaligen dichterbildung nach.
Das von Hildebrand nachgetragne riegel auf! aus [Goethe]
12, 105 habe ich nicht zugelassen, weil mir eher das Substantiv
riegel aufl riegel zul gemeint scheint, als ein verbum aufriegeln,
zuriegeln, wie der sinn freilich auch verträgt.
17. JGrimm an SHirzel. 26 September 1852.
Lassen Sie die bogen immer wieder ihren lauf beginnen,
ich kann ms. bis zu p. 1600 senden, die recension in der schul-
zeitung ... ist wolmeinend, aber ohne alle einsieht in die sache;
kann der mann die vorrede nicht abwarten, worin angekündigter
maszen über Schreibung und anderes, was ihn jetzt verwirrt, aus-
gekunft [so] soll gegeben werden? welcher vernünftige mensch
will und mag dann in einem solchen werk deutsche Buchstaben
und canzleimäszige Schreibung beibehalten? dafür halle er suchen
sollen einigermaszen einzudringen in das was unser wb. von den
andern unterscheidet.
18. JGrimm an SHirzel. 15 october 1852.
Die schamlose schrift von Sanders wird Sie ebenso sehr in
erstaunen gesetzt haben, als sie mir ärger verursacht, ihre durch-
gängige gehässigkeit kann ich mir nur durch die annähme er-
klären, dasz er selbst zu einem nhd. Wörterbuch gesammelt haben
musz und sich nun die aussieht dafür gesperrt sieht, denn be-
lesenheit und sprachverstand zeigt er, wenn auch vieles zum
polemischen zweck zusammengeraft wurde, manches was er
tadelt, gefällt mir gerade am werk und wird auch andern ge-
fallen, es ist jedem halbkundigen kinderleicht, zu einem so aus-
führlichen wb. der heutigen allgemein bekannten spräche er-
gänzungen und einzelne berichtigungen aufzulesen, eine volle
seite aus irgend einem buchstaben zu schreiben wäre er unver-
mögend, was er am plan zu tadeln hat ist thöricht und haltlos,
ich werde ihm jetzt keine silbe erwidern, wenn aber ort und
zeit dazu kommen, ihn schon zu treffen wissen
Ich hoffe, dasz dieser elende streich unserm unternehmen
nicht schadet, künftig wird aller nachtheil auf den urheber
zurückfallen.
19. JGrimm an SHirzel. 17 december 1852.
Das infame Münchner pamphlet begeht an mir, auszer dasz
es von einem unwissenden herrührt, schreiende Ungerechtigkeit;
ich kann aber jetzt noch nichts dagegen sagen, andere müssen
es thun. dieser Wurm ist es, der mir seine collectaneen nach
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTEBBUCHES 227
erscheinen der ersten lieferung antrug, ich lehnte sie aber aus
Ursachen ab und dafür sucht er sich nun zu rächen, es kann
ihm aber zuletzt sehr übel bekommen.
Wilhelm liegt wieder zu bette und ich musz schon 14 tage
das zimmer hüten, ich prallte mit dem rechten fusz so heftig
in meiner stube an, dasz die zehen mit blut unterlaufen waren
und ich in den ersten tagen nicht auftreten konnte, der schmerz
verzieht sehr langsam.
In das B werde ich vor neujahr kaum ordentlich kommen,
denn es sind manche Vorbereitungen dafür zu treffen, auszüge
zu sammeln und zu ordnen und dann musz ich in den sauern
apfel unzähliger briefantworten beiszen
Man sagt hier, dasz jetzt an Haupts berufung nach Berlin
ernstlich gedacht werde; ich wills wünschen.
20. SHirzel au JGrimm. 29 november 1853.
Alles wohl erwogen und auch, wie Sie wünschten mit andern
berathen, kann ich mich über Ihren entschluss, mit dem achten
hefte den ersten band zu schliefsen , nur freuen, die vortheile
liegen auf der hand. das verlangen nach der vorrede, in der
man über alles mögliche auskunft erwartet, wird früher als zu
hoffen stand gestillt, die klagen vieler abnehmer über das lange
herumliegen der einzelnen hefte, wodurch dann und wann ab-
bestellungen veranlasst werden, lassen sich auf 6in mal be-
schwichtigen, es präsentirt sich ein stattlicher band von bequemer
stärke, und der preis dieses ersten bandes ist nicht so hoch,
dass er neue käufer abschrecken könnte, gegen diese vortheile
muss der übelstand, der in der zerschneidung der buchstahen
liegt, zurücktreten, diesen übelstand hat Adelung bei dem buch-
stahen S auch nicht zu vermeiden gewusst. bei späteren bänden
macht es sich vielleicht ohne Schwierigkeit, dass band und buch-
staben sich in 6inem ende vereinigen.
Dagegen erlaube ich mir, gegen Ihre ansieht, die spalten-
zahl durch das ganze werk durchlaufen zu lassen, ehrerbietige
aber dringende gegenvorstellung zu machen, gewiss die hälfte
der abnehmer des w. b. gehört dem gebildeten publikum im
weitesten sinne des Wortes an, dem man an seinem glauben,
dass jeder band seinen ordentlichen anfang und sein ordentliches
ende hauen müsse, nicht rütteln darf, für das citiren ist es auch
wohl nicht unbequemer statt sp. 4080 zu setzen 3, 240. auch
Beimer und den ich als einen mann von verständigem urtheil
und freund des w. b. zu rathe gezogen, prof. Hartenstein, halten
es für rathsamer, bogen- und Seitenzahl mit jedem band von
neuem anfangen zu lassen.
21. SHirzel an JGrimm. 21 december 1853.
Auch wenn das publikum kein recht hätte, mit dem Schlüsse
des ersten bandes das quellenverzeichniss zu erwarten, könnte
15*
228 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
ich doch die Verschiebung der mittheilung bis zum Schlüsse des
w. b. nicht für rathsam halten, vorerst habe ich das bedenken,
dass die anfertigung mit jedem jähr schwieriger wird und dass
manches, was jetzt, wo man die mitarbeiter last alle noch er-
reichen kann, ohne viel mühe noch zu ermitteln ist, nach einer
längeren reihe von jähren kaum mehr zu ergründen sein möchte.
Die im verlaufe des werkes neu zur benutzung gelangenden
quellen kann man am Schlüsse jedes bandes in einem Supplement
zu dem ersten Verzeichnisse, das doch immer das hauptverzeichniss
bleiben wird, namhaft machen, dabei kann es, wie mir scheint,
in einzelnen fällen von Wichtigkeit sein, durch die Verzeichnisse
nachweisen zu können, von wo an eine neue quelle zur be-
nutzung gelangt ist.
Auf das quellenverzeichniss wie auf die vorrede wird von
allen abnehmern des w. b. mit Sehnsucht gewartet, nicht bloss
hofft das gröfsere publikum , dessen dankbarer fürsprech zu sein
ich nicht aufhören werde, dass es durch aufklärung über die
vielen geheimnissvollen autornamen und bücherartikel sich in dem
w. b. leichter zurecht finden und künftig heimischer darin sein
werde, ich weiss dass auch gelehrte häuser, wie z. b. unser
corrector, nicht über alles im klaren sind und manches citat
nicht zu erklären wissen.
Endlich betrachte ich das quellenverzeichniss, weil seine Zu-
sammenstellung an sich schon eine höchst interessante lectüre
abgeben muss und weil es den colossaleu reichthum des materials
dem publikum von neuem und übersichtlich vor die äugen stellt,
auch als ein sehr willkommenes, neuen absatz versprechendes
reizmittel, desgleichen ein werk von der anläge und dem umfang
des w. b. immer von zeit zu zeit nöthig hat.
22. SHirzel an JGrimm. 28 december 1853.
Was Sie von Gottheit gelesen, wäre ich neugierig zu wissen.
mir ist es nie gelungen , so oft ich eines seiner gröfsern bücher
zur hand nahm, mich bis ans ende durchzuschlagen, und in
seiner spräche witterte ich immer etwas wie kokelterie, was mir
ihn vollends verleidete. Ihr urtheil ist jetzt eine glänzende recht-
fertigung für einige von meinen freunden in Zürich die auch
Gotthelfs freunde sind, mit denen ich wegen meiner ketzerischen
ansieht oft streit hatte.
Über die einrichtung der bogen- und Seitenzahl behalte ich
mir vor mich noch einmal auszusprechen, es beunruhigt mich
immer, wenn meine ansieht von der Ihrigen abweicht, so selten
wie es der fall ist, bin ich überzeugt, dass Sie mir nicht zu-
trauen, es aus Widerspruchsgeist zu thun.
23. JGrimm an SHirzel. 5 Januar 1854.
Das war wieder ein prächtiger Hirzelstreich mit dem fertig-
gebundenen buch und hat mich auf meinen geburlstag in grosze
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 229
freude versetzt, nun ist kein andrer rath, als die kaum begon-
nene vorrede so schnell als möglich auszuführen, diese festtage
und geburtstage (morgen ist noch einer, Hermanns) waren der
arbeit ungünstig, der setzer musz eine weile anderes zeug in
die hand nehmen, sehr nützlich und bequem zum aufschlagen
ist auch das gebundne und beschnittue exemplar. zu gleicher
zeit erhielt ich noch ein mit dem Umschlag des Wörterbuchs be-
zognes buch, worauf man die jahrzahl 1853 und 1863 umge-
druckt und ferner gesetzt hatte
sechzigste lieferung
wünsch — zwang,
lauter beziehungsvolle worte, inwendig mit zuckerwerk ausgefüllt,
erlebe ich diese jahrzahl , so ist das werk besser geborgen
als jetzt.
Zuletzt gelesen habe ich von Gotthelf die käserei und den
Schuldenbauer, das sind seine neusten und sicher nicht die das
weibliche publikum am meisten anziehenden werke; er scheint
auch blosz lose gerüste aufzuschlagen, die er mit betrachtungen
über alles mögliche anfüllt, aber in flieszender fülle der worte
und gedanken. er zeigt sich der Schweizermundart in aller Ver-
traulichkeit mächtig, wollen Sie das kokettieren mit der spräche
nennen? es ist ein sich völlig gehnlassen , und kann auch die
leser ärgern.
24. JGrimm an SHirzel. 17 april 1854.
Lieber Hirzel, Sie sollen keinen undank, nur dank ernteD
für alles was Sie mit liebevoller Sorgfalt zur ausschmückung des
wb. ausersonnen haben, ich erkenne das ebenso lebhaft, als
wenn der erfolg Ihren wünschen entsprochen hätte, dasz ich
das Biowische lichtbild uicht leiden kanu, wissen Sie ja längst,
es geht andern damit ebenso, die frauen hier im haus sind auf-
gebracht und erzürnt darüber, was in meinem gesicht durch
das daguereotyp getroffen war hat der Engelhard oder Engelmann
in fünf oder sechs Sitzungen, mit denen er mich peinigte, wieder
verwischt, und seine Zeichnung ist hernach durch den in so
kleinem maszstab gefährlichen grabstichel nochmals geändert wor-
den. Wilhelms köpf, der eine lauge weniger auszuhalten hatte,
ist darum ähnlicher geworden oder geblieben, hätten wir früher
ahnen können, dasz Sie vorhatten, das buch mit einem bilde aus-
zustatten, so würde Hermann unsre beiden umrisse getreu auf-
genommen und dazu hergegeben haben, das wäre edler und
befriedigender geworden, hätte auch nur unbedeutende kosten
gemacht, die uamen unter den gestochenen bildern sind ein
lebhafter misgrif. das ist fast, als wenn mau von jeder person
herunter einen strich zieht, der auf eine nummer oder den
namen führt, und so viel hätte dem publikum überlassen werden
müssen zu errathen.
230 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
Die Vignette hat freilich nicht die gäbe mir zu gefallen.
Richter kann sicher, wenn er sich mühe gibt, besseres erfinden
als diese geflügelte deutsche spräche mit verwischten äugen;
vollends schickt der biblische spruch sich vors Wörterbuch nicht,
in dessen vorrede p. in angenommen wird , dasz die spräche nicht
anfangs vom logos ausgegangen , sondern von den menschen selbst
erfunden worden sei. die vöglein auf dem eichlaub gehören zur
Verzierung von kindermärchen, nicht eines Wörterbuchs.
Auf dem titelblatt von Adelungs erster ausgäbe ist sehr
hübsch ein bär, der an seiner tatze saugt, mit bezug auf den
namen Breitkopf angebracht, die zweite ausgäbe hat dafür einen
andern dummen holzschnitt. überlegen Sie doch , ob für die
zukunft Richter nicht im stände ist Ihre Verlagsartikel mit einem
achtender, dessen gehöru zierlich gezackt und geflochten ist,
zu versehen, das gefiele mir.
25. SHirzel an JGrimm. 13 juni 1854.
Nach dem bockshorn habe ich bis jetzt vergebens gefragt
und gesucht. Haupt schreibt: 'das schmale spitzige bockshorn
ist sinnliches bild für etwas enges' und findet die bestätigung
dieser erklärung in der altern formel: 'in ein bockshorn treiben
oder zwingen'.
26. JGrimm an SHirzel. 13 September 1854.
Sie urtheilen recht, die Heussersche anzeige in der allg.
zeitung kommt jetzt zu spät und rührt das zeug, was ich wenig-
stens vergessen hatte, wieder auf. ich traue, das wb. ist besser
als alles lob und aller ladel, die ihm zutheil werden.
27. WGrimm an SHirzel. 28 September 1854.
Bei den anzeigen von dem Wörterbuch fällt es mir gewöhnlich
auf dasz irgend ein nebenpunct aufgegriffen und die hauptsache nicht
beachtet wird; aber gut gemeint sind sie alle und deshalb dankens-
werth. was alles gewünscht wird ! ich erhielt von einem Ham-
burger Senator, einem verständigen und wolmeiueuden mann,
einen brief, worin er mir auseinander setzte dasz auch die an-
fangsgründe der mhd. grammatik darin müsten mitgetheilt werden ;
der laie verstehe sonst vieles nicht, wie wird er sich verwundert
haben, als ich ihm antwortete das thue gar nichts, wenn der
laie nur das lese und betrachte was er verstehen könne, so sei
ich schon zufrieden.
28. JGrimm au SHirzel. 5 Januar 1855 abends.
Lieber freund, ich schreibe zwischen zwei festen, denn
morgen fällt auch Hermanns geburtstag ein. Ihr schönes und
auch nützliches angebinde hat mir rechte freude gemacht; da
typen und Verleger, die diabetischen formen der Wörter ganz
zu Maaler stimmen, wird mir wahrscheinlich, dasz Maaler selbst
dies hüchelchen unter den bänden hatte, wann starb er wol?
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 231
hat man darüber Zürcher nachrichten? vielleicht erschien es
schon einmal vor 1579, weil auf dem titel steht recognita et
castigata. kurz, es ist ein werther besitz.
Auf Ihren brief kann ich nichts befriedigendes antworten,
wenigstens noch nicht, doch wird die entscheidung auch nicht
diesen monat, erst den nächsten erfolgen, denn B hält länger
auf (zumal bei der jetzt etwas erschwerten ausarheitung) als
ich dachte, und C wird möglicher weise grüszern umfang erhalten,
als wir uns vorstellten, ich habe Wilhelm Ihren brief lesen
lassen, wie er mir auch den von Ihnen erhabnen mitgetheilt
hat, nicht seine antwort, die wahrscheinlich schon in Ihren
bänden ist. aus meiner mit ihm gehabten Unterredung entnehme
ich, dasz er die sache in zwei wesentlichen puncten anders an-
sieht, als ich, und das hindert alle Vereinbarung, er glaubt,
weder die langsamere herausgäbe schade, noch die ungleiche
ausarbeitung. ich gestehe, an dergleichen, planmäfsigen (Durch-
führung des ganzen lag mir noch mehr als an der beschleunigung
des werks. gewisse Verschiedenheit lasse ich mir gefallen, sie
darf nur nicht hauptsachen betreffen, wie besorge ich der fall
sein wird, vielleicht kommt noch rath. in diesen tagen war
Wilhelm in einer resignierten, verschlossenen Stimmung, wobei
sich gar nichts ausrichten und ablhun liesz. sein Sie nur über-
zeugt, dasz ich mit Ihnen die unserm werk bevorstehende gefahr
einsehe und meinerseits alles thun werde, um sie fern zu halten.
In dieser läge der dinge scheue ich mich fast noch eine
andere sorge auf Sie zu werfen oder, wenn grund dazu schon
bei Ihnen besteht, diesem neue nahrung zu geben. Ihr guter
Heinrich war gestern abend bei uns und vergnügt, doch uns
allen fiel sein bleiches, zartes aussehen stärker als sonst auf. er
klagt nicht, aus seinen reden gegen unsern (auch hier anwesenden)
Rudolf scheint aber zu erhellen, dasz ihm einiges, was er in
der buchhandlung zu leisten hat, leiblich schwer fällt, er musz
dazu die weiten wege machen und laug bis 2, 3 uhr bleiben,
sollte es nicht rathsam sein, seine Constitution, bis sie sich mehr
gekräftigt hat, auf alle weise zu schonen? auch unser Hermanu
ist durch Schonung aufgebracht und erhalten worden
Ich ziehe nun von dem eben geschriebuen dadurch wieder
ab, dasz ich ausdrücklich beifüge, aus den Wahrnehmungen der
sorgsamen groszmutter und der übrigen familie, aus der eignen
Stimmung der briefe Heinrichs werde freilich mit mehr Sicherheit,
wie es um ihn stehe, zu entnehmen sein, als aus unsern ein-
drücken.
29. JGrimm an SHirzel. 14 februar 1855.
Der Übergang von einem buchst, zum andern ist immer
schwer, dann habe ich eine ganze woche damit zugebracht,
meinen excerplenkorb durchzugehen und alle CDE und F, die
darin waren, zu ordnen, endlich kostet das C selbst mehr über-
232 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
legungen als ich dachte, wegen der Wörter die aufzunehmen oder
wegzulassen sind, wie Sie aus dem ms. leicht sehen werden,
ich habe Wilhelm noch zwei dicke packe guter D zetlel gegeben,
weisz aber nicht ob er sie einschaltet.
30. JGrimm an SHirzel. 23 februar 1855.
Lieber freund, hier sende ich 4465 — 4496, was den bogen 39
füllen wird und worin sich viel christliches befindet,
nun komm ich noch einmal,
und dann nimmermehr,
wies in den märchen heiszt.
Für die briefe der frau rath danke ich bestens, die buch-
staben der herausgeber hatte ich mir selbst schon so aufgelöst,
eine gute redensart fürs wb. war darin, die 'in den kissen
liegen', sonst hätte der Vorredner wol den mut haben können,
öffentlich auszusprechen, dasz Göthes mutter keine solche briefe
zu schreiben vermöge, wie sie bei Bettine stehn. die schwarze
Silhouette thut mir weh, sie sieht darauf gemeiner unedler aus,
als auf dem darnach gemachten bild vor der englischen ausgäbe
der Beltine, wo Ihre züge dem Göthe ähnlicher sind.
31. JGrimm an SHirzel. 3 märz 1855.
Lieber freund, Ihr letzter brief war eindringender sorge voll,
doch sagte er mir nichts neues, da wir den gegenständ schon
oft besprochen haben und das unberührt gebliebene ich mir von
selbst denken konnte.
Ich habe mich nun mit Wilhelm offen und ausführlich be-
rathen, wir sind unter uns darüber zum schlusz gekommen,
an dem sich nichts abändern lassen wird, ich empfinde bei mir
selbst den gröszten Widerwillen davor, Wilhelms ausarbeitung vor-
her durchzusehen, in sie einzugreifen, es wäre mir, als sei er
gestorben und ich bekäme seine papiere in band, vor rührung
würde ich keinen buchstab daran anders machen können, er
hat ein ähnliches gefühl und gab zu verstehu , lieber wolle er
sich ganz vom wb. lossagen und seine mühevolle arbeit zu freiem
gebrauch ausliefern, das geht nun durchaus nicht und also sind
wir eins geworden, dasz er D fertig macht und vollendet, wie
er meint und für recht hält, mit dem E trete ich wieder ein,
das ist er zufrieden, jetzt steht er bei dem worte dein, was
etwa die mitte des D bildet und kann manuscript hergeben, das
D wird nun anders sein als die vorausgehenden buchstaben und
mancherlei darin mir nicht gefallen, doch wird ihm auch vieles
gelungen sein und mich erfreuen, überraschen, dasz ich auf
die redactjon nicht einwirke , ist nicht so zu verstehn , als trüge
ich nichts zum D bei, kaum vergeht ein tag, dasz ich nicht zettel
dafür samle und an Wilhelm abgebe, der in den quellen nicht
so fortlesen kann, als ich zu thun mir angewöhnt habe.
Wille und fleisz sind, glaube ich, an uns untadelhaft. ich
ZUR GE-CHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 233
habe iü dem letzten jähre unablässig 4516 Seiten abgefaszt und
andere lieblingsarbeiten nieder liegen lassen, vorzuwerfen wäre
uns scheinbar der lange aufschub des beginns der arbeit; Sie
wissen aber wie die erwarteten auszöge ausblieben und nament-
lich Jacobi mit Schiller zauderte, den er, wie sich hernach zeigte,
dennoch unbefriedigend behandelt hat. in der ganzen Zwischen-
zeit hatte ich die hände vollauf zu thun, drei bände weisthümer
zu stände gebracht, die mythologie völlig umgearbeitet, die ge-
schichte der spräche sowie vorher einen band grammatik ge-
schrieben und wenn man will, einen ganzen band academischer
abhandlungen geliefert, dazwischen fuhr das Frankfurter Par-
lament, der Vorlesungen zu geschweigen, die ich in den ersten
fünf oder sechs jähren an der Universität hielt, denn später
habe ich sie, wie ich durfte und meiner brüst wegen muste,
aufgegeben, auch quälte mich nicht wenig die Unsicherheit, was
mit der Orthographie im wb. zu machen sei, wir haben zuletzt
mäszig durchgegriffen, die ansprüche, welche sich aus der sache
erheben, lange nicht erledigt.
Die seile, von welcher her dem wb. gefahr droht, ist unser
beider alter. Wilhelms gesundheit sinkt immer mehr, die meinige
scheint nicht die stärkste und beginnt zu wanken, vollenden wir
das werk nicht, so haben Sie dann einen schweren entschlusz
zu fassen, wie ihn die umstände zu haud geben, das wb., neben
der freude, die es Ihnen von natur macht, wird also Ihnen
fortwährend Ursache zu besorgnissen geben.
Sie erhalten hier den schlusz des C, p. 4497 — 4516; sobald
es nöthig sein wird, fordern Sie dann dem Wilhelm mauuscript
ab, und gönnen mir die erholung, in die ich jetzt blicke, müszig
gehn will ich nicht, sondern anderes vornehmen
Jetzt bereue ich, dasz ich auf den gedanken kam, den
ersten band mitten im B abzubrechen, denn die 600 spalten
hätten sich noch recht gut zu den 1824 schlagen lassen und
einen band von 2400 oder 1200 seiten gefüllt, der sehr passend
ABC und dazu den abschlusz meines übernommnen Stücks geliefert
hätte, wenigstens will ich mirs so lassen einbinden. . . .
Im grenzboten war die anzeige hübsch und verständig: der
Darmstädter Wagner hingegen bedauert den langsamen fortschritt
des wb. und die letzte lieferung Z würde ihm so wenig taugen
als das bisher erschienene, der mann bemerkt zur redensart
von den bösen häusern er vermisse das schwerer zu erklärende:
es geht zu bösen häusern. das habe ich nie sagen hören noch
gelesen, wo stehts?
32. WGrimm an SHirzel. 16 märz 1855.
Hochgeehrtester freund, hierbei kommt das manuscript A — F
[so] und 1 — 14. lassen Sie es bei der bisherigen einrichtung,
ich werde sehr gerne, ich werde gerne [so] bemerkungen und
nachtrage auf dem einen abzug annehmen, nur bitte ich mir
234 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
mein manuscript beizulegen, weil ich manchmal noch etwas nach-
zusehen habe.
Meine Orthographie ist in einigen dingen verschieden, das
wird nichts ausmachen, auch die interpunction, ich gebrauche
nicht zwei puncte(:), wenn etwas anzuführen ist, sondern das
comma. bei angeführten stellen kein punct und dann erst der
name, sondern er wird gleich dahinter gesetzt und unterscheidet
sich schon durch andere buchstaben; Benecke hat es in den
Wörterbüchern ebenso gehalten, den titel eines buchs betrachte
ich meist als einen eigennamen und schreibe ihn daher mit
groszem buchstaben (Fischarts Schiff ist etwas anderes als Fischarts
schiff); bei biblischen stellen nicht 1 Mos. 13, 4 sondern Mos. 1.
13,4 u. s. w. wie ja auch andere z. b. Otfried citiert werden.
33. WGrimm an SHirzel. 23 april 1855.
Sie haben wol von den in Frankreich entdeckten runen ge-
hört, von welchen mein bruder in der academie nachricht ge-
geben hat? sie waren mir gleich verdächtig, jetzt zweifle ich
nicht mehr dasz sie unecht sind.
34. WGrimm an SHirzel. 14 mai 1855.
Den vorigen bogen habe ich unter allerlei bedrängnis fertig
gebracht, eine dänische mahlerin, frau Jerichau, deren mann
ein bildhauer ist, ersuchte uns, mich und meinen bruder, ihr
zu sitzen uud da bin ich dazwischen weggegangen , wenn an
meinen bruder die reihe kam. das bild in lebensgrösze scheint
gelungen und ist jetzt auf der ausstellung zu sehen.
35. WGrimm an SHirzel. 12 juni 1855.
Erlauben Sie mir die bemerkung dasz Sie allzurasch drucken
lassen; ich erhalte jede woche einen bogen, ich habe Ihnen
die gründe auseinander gesetzt warum ich nicht im stände bin
in einer woche manuscript zu einem bogen d. h. zu 8 Seiten zu
liefern , und will sie nicht wiederholen, wird auf diese weise
das vorräthige erschöpft, so musz dann ein stillstand eintreten,
der unangenehm ist, während wenn der druck mit dem manu-
script gleichen schritt hält, das publicum an die an sich natür-
liche und ihm zusagende langsamere erscheinung der hefte ge-
wöhnt wird, ich bitte Sie also mir in zukunft nur alle 14 tage
einen bogen zuzusenden, in einer beziehung ist mir die bis-
herige beschleunigung recht; der arzt nämlich drängt mich gleich
oder spätestens zu anfangs juli nach Wildbad zu gehen , es sei
mir unumgänglich nötig, die correctur kann niemand als ich
besorgen , ich bitte Sie also mit dem nächsten bogen den druck
aufhören zu lassen bis zu meiner rückkehr, von der ich Sie
gleich benachrichtigen werde.
36. JGrimm an SHirzel. 6 december 1855.
Ich danke schönstens für die neuen geschenke den
Wasunger krieg, nachdem ich ihn einmal angefangen hatte, las
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 235
ich auf einen strich und genau durch, weil er auch für die
spräche des 18 jh. werth hat. dieser Rauch erzählt höchst natür-
lich und lebendig, welch ein getreues bild jener betrübten zeit!
Freilich haben Sie Ursache sich über das ausbleiben des ver-
sprochnen msp. zu wundern, auf die nachricht, dasz in Belgien
ein bruchstück der niederländischen alten bearbeitung der Nib.
erscheinen werde oder erschienen sei, muste ich meine arbeit
hinlegen und etwas abwarten, was auf sie natürlich groszen ein-
flusz haben kann, nun laure ich mit schmerzen auf dies denkmal
und habe schon zwei Briefe nach Brüssel geschrieben, aber noch
keine antwort.
Ich weisz nicht, ob Wilhelm jetzt rascher mit dem wb. vor-
schreitet und berechne noch weniger bis wann er mit dem D
fertig werden wird, nicht viel eher werde ich allem anschein
nach an E handanlegen können, dann aber will ich mich an-
halten, diesen augenblick stecke ich auch wieder in einer aka-
demischen abhaudlung, die immer plötzlich wie der dieb in der
nacht über einen kommen, und ich musz noch diesen monat
damit fertig sein, je älter man wird und jemehr man zulernt,
desto dichter wachsen die Stoffe an und üben von allen Seiten
anziehungskraft. man möchte wenigstens das beste des gefundnen
nicht untergehen lassen; und doch wird es unvermeidlich sein,
das wb. liegt mir schwer in den gedanken. die freude daran
trübt mir, dasz Wilhelms fortsetzung nicht ganz meinen plan
und weg einhält; das soll kein Vorwurf für ihn oder für mich
sein, sondern liegt in der art und freiheit aller arbeiten, bei
einem solchen werk können nicht leicht zwei oder gar drei ihre
gedanken vereinbaren. Zarnke [so] , scheint es mir, faszt einige
artikel [des Mhd. wb.s] zu weitläuftig ab und läszt sich gehen,
habe ich denn das erhabne lieft ihm oder Ihnen zu danken?
bisher empfieng ich die früheren auch von Ihnen, was mir lieber
ist. dasz Sie Gutzeits li vi. wb. abgewiesen haben, thut mir leid,
der vf. hatte mir sein msp. gesandt und ich fand alles gut und
tüchtig, ja die samlung, wenn sie vor unserm wb. erschienen
wäre oder theilweise noch erscheinen könnte,, würde ihm manchen
Vorschub leisten, mit vollem recht lehnen Sie aber Pergers
Popowitsch ab. Popowitsch starb schon als ich geborn wurde,
seine fleiszigen arbeiten sind jetzt völlig veraltet und es kommt
darauf an, was ein bearbeitet' seines manuscripts daraus zu machen
versteht, verstände ers, so würde er noch besser ein eignes werk
liefern und den Pop. nur dafür benutzen, das traue ich ihm
nicht zu. wenn Sie ihm aber seine bitte versagen, so machen
Sie andere gründe dabei als mein urtheil geltend.
37. WGrimm an SHirzel. 9 Januar 1856.
Hierbei erhalten Sie manuscript 135 — 151. ich behalte es
hier so lange als möglich, weil ich immer noch etwas nachzu-
tragen finde und bitte Sie in zukunft mir einige tage, bevor
236 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
neues nötig ist, nachricht zu geben, ich habe Ihre Stellung be-
ständig vor äugen, arbeite ohue unterlasz, aber mehr zu thuu,
so viel als mein bruder, ist mir nicht möglich, dies habe ich
Ihnen gleich von anfang gesagt und ich kann mir nichts vor-
werfen, wenn Sie nicht dem gemäsz das Verhältnis geordnet
haben, man hätte gleich anfangs nicht so übernatürlich rasch
fortschreiten sollen.
38. JGrimm an SHirzel. 18 Januar 1856.
Lieber Hirzel, Sie haben mir einen gemein und imper-
tinent geschriebenen brief Götzingers in Schafhausen zugesandt;
wenn der mann nicht wegen seiner lähmung mitleid erregte, so
würde ich für angemessen halten, keine silbe darauf zu antworten,
die sache verhält sich so. als Wackernagel seinen beistand für
die auszüge schweizerischer Schriftsteller ablehnte, schlug er
Götzingern vor. dieser ist zwar kein geborner Schweizer, sondern
meines wissens ein Sachse, da er aber ein buch über die
deutsche spräche geschrieben und lang in der Schweiz gelebt
hat, so glaubte ich, dasz er hinreichende Verbindungen geknüpft
habe, um im verein mit andern einem solchen geschäft sich zu
unterziehen, statt der erwarteten ordentlichen und reichlichen
excerpte traf aber im sommer 1842 ein päckchen (wie ers in
seinem briefe selbst benennt) unordentlicher, verworrener und
höchst unvollständiger zettel ein, die dem Wörterbuch wenig
genutzt und vielmehr dadurch geschadet haben, dasz die auszüge
nicht von neuem gemacht und andern übertragen werden konnten,
die bedeutendsten Schweizerschriftsteller sind nur ungenau und
ohne einsieht in die zwecke des Wörterbuchs genutzt, es muste,
so gut es gieng, nachgeholfen werden, Platers leben habe ich
z. b. selbst wiederholt gelesen und ausgezogen, ebenso Hallers,
Joh. Müllers und andere Schriften. Götzinger klagt, dasz ihn
alle schweizerischen mithelfer, auszer Mörikofer, im stich gelassen
hätten und dasz die Schweizer überhaupt zur lüsung der aufgäbe
(wie er sie sich dachte!) untüchtig seien.
Herr Götzinger wird freilich keinen empfangsschein und
keinen dank für sein päckchen von mir aufweisen können, der
dank hätte eine klage oder beschwerde über üble ausrichtung
des von ihm auf sich genommenen sein müssen, im verlauf der
zeit, als ich die vorrede schrieb, zählte ich dennoch ihn und
Mörikofer unter denen auf, die auszüge geliefert haben, und
dachte den guten willen beider dadurch zu ehren, in der zahl
dieser männer sind manche die unbedeutendes leisteten, aber
viele, die weit mehr thaten als Götzinger, und sich geehrt fühlen,
einem nationalvverk dienste erwiesen zu haben, ich glaube, dasz der
gute Mörikofer zu Frauenfeld in gleichem sinn die nennung seines
namens aufgenommen hat. keinem dieser beitragenden ist, aus
begreiflichen gründen, ein exemplar des gedruckten Wörterbuchs
zugedacht oder, so viel ich weisz, zu theil geworden.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 237
Herr Götzinger aber verfällt darauf, jetzt nach 16 jähren
sich als mitarbeiter zu betrachten und ein honorar von 120 rth.
für auszüge zu fordern, die, wenn offen geredet werden soll,
keine 5 rth. werth sind, ich bitte Sie, dem so lästig fordernden
mann, damit er nichts umsonst gethan habe, 20 oder nach er-
messen 30 rth. zu schicken, an einem exemplar des Wörterbuchs
wird ihm nichts gelegen sein, da er so wenig neigung für deutsche
Sprachforschung kund gibt, dasz er sich noch kein exemplar des
werks hat mögen anschaffen; es kommt ihm nur auf geld zu
einer badereise an.
Da er sich nicht entblödet hat zu verlangen , dasz mir sein
brief unter die äugen gebracht werde, so kann ich nichts da-
wider haben , dasz Sie ihm auch meine antwort zugehen lassen.
39. JGrimm an SHirzel. 18 februar 1856.
Lieber Hirzel, es thut mir leid, dasz der Götzinger auf
seine unverschämte forderung nun doch 50 rth. erhalten hat,
welches geld ich wie rein weggeschmissen betrachte. Schrader
und Riedel könnten nach einem gerechteren maszstab lausend
thaler für ihre brauchbaren auszüge liquidieren und haben keinen
heller bekommen, so gehts in der weit her
Dank für das empfangne geld, wie viel mühe Sie doch
immer mit mir haben.
40. VVGrimm an SHirzel. 18 febr. 1856.
Mit dem correcturbogen sende ich Ihnen anbei einige eben
eingelaufene pakete, um sie mit den übrigen ordnen zu lassen.
Sie sind von dem universitätssecretar dr Riedel in Göttingen,
der mit wahrer theilnahme unverdrossen und fleiszig beitrage
liefert und thut was er kann, er hat früher einmal 100 rth. er-
halten, aber seitdem hat er so viel gethan, dasz nach meinem
gefühl ein nachtrag nöthig ist. ich ersuche Sie daher ihm noch
50 thaler zu senden mit der bemerkung dasz Sie damit einen
wünsch von mir erfüllen.
Dasz mit Götzinger die sache abgethan ist, freut mich.
41. JGrimm an SHirzel. 26 mai 1856 abends.
Lieber freund, Ihre gute meinung von meinem vermögen
etwas auszuführen , musz in der letzten zeit geringer geworden
sein, da ich immer noch auf das versprochne msp. warten lasse,
ohne ruhmredigkeit darf ich gleich wol versichern, dasz ich viel
gearbeitet und herausgebracht habe, diese schrift scheint es mir,
wird vielleicht mehr aufsehen machen als alles, was ich bisher
geschrieben habe, noch aber müssen Sie eine kleine geduld be-
weisen , die vorrede soll zugleich den grund meines zauderns
offenbaren.
In den nächsten Wochen sende ich Ihnen eine kleine aka-
demische abhandlung [Über den personetiwecksel in der rede] , zu
238 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
der Sie mir wahrscheinlich aus Ihrer belesenheit sehr nützliche
beitrage hätten liefern können , sie sollen mir auch hinterher
willkommen sein.
Hätte ich die erscheinung des Hildburghäuserneuyorker büch-
leins voraus ahnen können, so würde ich lieber nie einen buch-
staben geschrieben , nie einem mahler gesessen haben ; es ist
nichts als eine schändliche speculation auf einen band märchen.
der saubere Verleger fragt weder dazu an , noch hält er sich für
verbunden das machwerk zu übersenden
Von Herman (er schreibt so richtig weil der name aus
Irman, Armin entstellt, nicht mit her und mann zus. gesetzt ist)
haben wir oft briefe, die letzten noch aus Venedig, er wird aber
bald zurück kehren, denn er hat mit mir den trieb schnell zu
reisen gemein.
42. JGrimm au SHirzel. 12juni 1856.
Lieber freund, hier schicke ich die neulich schon ange-
kündigte abhandlung, .... seite 6 habe ich vergessen Göthe 5, 167
anzuführen, wo, wie der reim lehrt Hatem = Göthe = ich steht,
es wird sonst mancherlei nachzuholen sein, was künftig einmal
ein ganzes und eignes buch herbeiführen kann, dem dieser auf-
satz nur anregung geben soll.
43. WGrimm an SHirzel. 11 juli 1856.
Ich sende Ihnen, wie Sie es wünschen, die handschrift vou
dem noch übrigen der, welches wahrscheinlich der gröszte artikel
in dem ganzen Wörterbuch sein wird
Die 400 rth. haben den Handkorb richtig angefüllt , als ich
das buch aufschlug, fand ich (paket 2 s. 78)
ein kauz, das bild der dingerlehrer,
sang seinen dummen brüdern vor.
das wort ist dem Wörterbuch dienlich und soll wol einen albernen,
philosophischen dichter bedeuten, es steht G. darunter und ich
denke es ist von Göthe , darüber werden Sie mir auskunft geben
können.
Es freut mich dasz Sie die märchen freundlich aufgenommen
haben; ich bin froh dasz ich die arbeit abgeschoben habe;
Zarnke [so] wird wol bemerken dasz es mit vieler 'mühsamkeit'
gemacht ist, und hat ganz recht; die gebratenen tauben fliegen
mir nicht in den mund.
44. JGrimm an SHirzel. 30 juli 1856.
Lieber freund, ich glaube Ihnen mehrmals davon gesprochen
zu haben , wie werthvolle und reichliche auszüge für das wb.
Menge aus Danzig geliefert hat. sie sind sauber in einzelne büch-
lein eingetragen und alphabetisch; es leuchtet aber ein, dasz
man nicht diese 15 bücher bei jedem wort vor äugen haben kann
Zun GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 239
und so sind schon manche hübsche citate weder in B noch D
gekommen.
Mir fällt ein, ob Ihnen dort jemand zur hand ist, der diese
excerpte auf einzelne zettel abschriebe, die man hernach ordnen
könnte, es bedarf nichts als genauigkeit, denn alles ist leser-
lich und rein geschrieben, lieb wäre mir sodann, wenn mit
übergehung von ABCD vorerst alle mit E und F anlautenden
Wörter ausgeschrieben würden , die übrigen buchstaben dürften
nachfolgen.
Besitzen Sie einen solchen amanuensis und sind Sie ein-
verstanden damit, dasz der kostenaufwand für unser werk nicht
gescheut werde , so überschicke ich den vorrat. denn hier weisz
ich niemand, dem ich die arbeit auftragen könnte.
Der langsame druck des D kommt mir für meine übrigen
plane gelegen und ich fürchte nun nicht mehr, dasz dem werke
selbst schade daraus erwachse, ich fühle mich die ganze zeit
über nicht recht gesund und ein bad wäre mir vielleicht heilsam,
vielleicht auch gefährlich.
Wilhelm hat das D weitläufiger ausgearbeitet, als die vor-
ausgehenden buchstaben geraten sind, viele abkürzungen aufge-
löst und die citate vervollständigt, auf diesen fusz würde das
ganze werk einen band stärker werden, ich will aber wieder
einlenken.
Das erwartete manuscript soll eintreffen sobald es fertig
werden kann, verlieren Sie die geduld nicht, vielmehr die lust
nicht
Wilhelm, frau und tochter sind, wie Sie wissen, in Ilsen-
burg; ich hause hier mit Herman.
45. WGrimm an SHirzel. 10 august 1856, Ilsenburg.
Seit einigen wocheu habe ich meinen wohnsitz mitten im
Harz aufgeschlagen und es gefällt mir und meiner frau recht
gut. auf der einen seile ist die gegend frei und man schaut in
die weite ferne, auf der andern reichen ganz in der nähe reich-
bewaldete berge ihr haupt in die höhe, die im hintergrund der
Broken zuschlieszt, dazwischen ein prächtiger schattiger weg neben
der Ilse, die über granitblöcke rasch vorbei springt, die luft ist
frisch und erquickend, und meine frau, die in Berlin kaum kräfte
hatte zwanzig schritte zu gehen , hat sich schnell so weit erholt,
dasz wir beide eine stunde weit bis zum Ilsenstein wandeln
konnten, auch mit der wohnung und bewirtung sind wir zu-
frieden, und unsere hauswirtin, frau doctorin Hobel, thut was
sie kann uns den aufenthalt bequem zu machen, auch an Unter-
haltung fehlt es insoweit nicht, als zu fusz und wagen die
wanderer auf den Broken vor unserm fenster vorbeiziehen, und
alte bekannte unerwartet sich zeigen, wie der alte burgemeister
Smid aus Bremen, der Harzliterat hr dr Pröhle hat mir seinen
240 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
besuch abgestattet, auch für das Wörterbuch fällt gelegentlich
etwas ab. 'wie weit ist es dahin?' fragte ich. 'zwei stunden
und die sind dicke'
Frau Reimer hat meinem bruder erzählt dasz Sie in Ilmenau
Ihre silberne hochzeit gefeiert haben: nehmen Sie nachträglich
meinen herzlichen glückwunsch für Sie und Ihre liebe frau und
sein Sie beide auf das freundschaftlichste gegrüszt.
46. WGrimm an SHirzel. 21 november 1856.
Die briefe von Göthe habe ich mit vergnügen gelesen, der
an Reichardt, worin er das gute Verhältnis wieder herstellt, macht
ihm ehre, wie schön tritt bei ihm die menschliche milde her-
vor, wenn er auch einmal drauf los geschlagen hatte; Schiller
hatte sie nicht, aber leid thut es mir immer dasz er beständig
auf die Deutschen hackt, die meisten menschen haben etwas,
an dem sie ihren verdrusz auslassen, aber was man den Deut-
schen vorwirft, hängt in vielen stücken mit ihren guten eigen-
schaften zusammen und ist bei andern Völkern nicht besser, ja
es lastet viel schwerer auf ihnen, sinn und gefühl für das
geistige haben wir mehr als jene, haben die Engelländer nicht
erst von den Deutschen gelernt, den Shakespear hochzuschätzen?
Riemer hat das noch viel ärger gemacht und schon deshalb ist
mir sein buch widerwärtig.
47. WGrimm an SHirzel. 14 februar 1857.
Die blätter aus der eleg. weit sind mir abhanden gekommen
ohne dasz ich sie gelesen habe, das thut mir leid , aber die leute
sind toll auf papier zum fensterputzen und halten alles für ma-
culatur was nicht eingebunden ist. der seel. Jacobs in Gotha er-
zählte mir einmal, sein hausmädchen habe ihm einmal ein neu-
griechisches mauuscript nach und nach weggeholt.
48. JGrimm an SHirzel. 21 februar 1857.
Seit 1839, wo ich Sie persönlich kennen lernte, ist mir
immer so viel freundlichkeit und gute von Ihnen erwiesen worden,
und in einer Ihnen angebornen einnehmenden art, dasz ihr auch
mein wille entsprach, mich dafür dankbar zu zeigen, die aus-
führung ist aber oft dahinter geblieben.
Von allen arbeiten, die ich jemals vorgenommen, hat keine
schwerer auf meine schultern gedrückt als die des Wörterbuchs,
schon die einleitung und lange Vorbereitung lastete in den ge-
danken, das ausarbeiten selbst, sobald es beginnen konnte,
wurde dagegen kühlend und erfrischend, wenn nicht andere
dinge wären 1
Ich arbeite unablässig fort alle tage bis abends eilf uhr,
worüber Sie meine hausleute verhören können.
Ich gehe fünfmal monatlich zur akademie und laufe bei
gutem wetter gern jeden tag eine stunde den kanal entlang,
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 241
gesellschaften besuche ich nie uüd empfange darum auch von
hiesigen bekannten keine besuche, sondern nur von fremden und
halbfremden, die zeit geht schnell dahin, mir ist als seien es
nicht zwei jähre, sondern ein paar monale, dasz ich Ihnen das
vorletzte manuscript zum C mit den Worten sandte: nun komm
ich noch einmal und dann nimmermehr, wie es in einem märchen
lautet, absieht war gar nicht dabei.
Wir wollen einmal überschlagen was mir bevorsteht.
1. das Wörterbuch, ich excerpiere täglich noch zettel
für E und F, und habe wieder einen kästen voll eingeordnet,
wo will das hinaus? ....
2. das buch über Ossian, worin dessen echtheit herge-
stellt wird.
3. das über Nibelungen und heldensage, woraus
nr 2, das erst darin vorkam, selbständig abgesprungen ist.
4. ein buch über Geten und Gothen, kern und grund
meiner geschichte der spräche, aber für sich reicher und genauer
zu entfalten, wird hoffentlich gut ausfallen.
5. im Elsasz lebt herr Stoffel oder Christophorus, den ich
vor vier oder fünf jähren aufgefordert habe, hübsche elsässische
dorfweisthümer zu sammeln, unter versprechen einer vorrede
dazu, er hat es gethan und läszt jetzt das buch zu Basel drucken,
begehrt die vorrede, welche allerdings ein Studium des buchs
nöthig macht.
6. eine nhd. ausführliche grammatik möchte ich sehr
gern schreiben , liegt mir aber fast unnahbar.
7. Vollendung der syntax in meiner deutschen gram-
matik, von den andern theilen zu schweigen.
8. eine abhandlung über die märchen, zu der ich lange
schon hübsches material gesammelt habe.
9. den Schlemmer [inhaber der Dieterichschen buchhandlung]
hab ich freilich zum schweigen gebracht, allein durch ein hartes
mittel d. h. geslattung eines dummen , baren abdrucks von gram-
matik, rechtsalterthümern und mythologie, während alles bereit
lag, um diese werke zu bereichern und zu erweitern.
10. die akademischen abhandlungen kommen wie
der dich über nacht, man denkt nicht daran vor den letzten
wochen. eben sitze ich über einerneuen, die den 12 merz soll
gelesen werden , sie wird vom gebet (sicher nicht vom fröm-
melnden) handeln und Sie sind der erste mensch, der von
ihr hört.
11. die Dümmlersche verlagsbuchh. drängt mich auch hier, ...
die vierte aufläge vom Ursprung der spr. soll umgearbeitet
werden und liegt mir am herzen, auch die übrigen abhandlungen
müssen in andrer gestalt auftreten.
Leicht könnte ich das dutzend voll machen, wenn es noch
nöthig wäre Ihnen zu beweisen, dasz mir die arbeiten drohend
A. F. f). A. XVI. 16
242 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEIN WÖRTERBUCHES
über den köpf steigen, einzelnes musz zurückstehen, anderes kann
aufgeschoben bleiben , ich bilde mir immer ein dasz es mir von
der band rückt und sich löst.
An schlaflosen nachten leide ich auch und da mehren und
kreuzen sich die gedanken. auf der linken seite kann ich nicht
mehr liegen und manchmal setzt der pulsschlag aus, was ich
empfinde ohne an die band zu greifen , kopfschmerzen sind seltner
als in früherer zeit und die gedämpfte brüst läszt sich leicht er-
tragen, wenn ich nicht zum sprechen genöthigt bin. die äugen
bleiben treu, aber ich höre nicht mehr scharf.
Haufen von büchern liegen um mich, die gelesen sein
sollen, des Rochholz kinderlieder und spiele werden Ihnen auch
gefallen , unser nebenbuhler Weber wird sich geärgert haben,
dasz er mir das buch im namen des Verfassers überschicken
muste
Nun habe ich mich , lieber Hirzel , ausgeschüttet, ich denke
Sie sollen nicht betrübt dadurch werden, sondern mancherlei
trost schöpfen, zu antworten brauchen Sie nicht, denn ich sehe
nicht was Sie antworten können, auch wenn Sie schweigen ver-
stehe ich was Sie reden; nichts wünsche ich sehnlicher als Ihnen
bald manuscript senden zu können, damit ich wieder in rechten
gang komme und alle vorwürfe aufhören.
49. WGrimm an SHirzel. 27 februar 1857.
Hierbei kommt wieder futter für den setzer: ich würde es
früher gesendet baben, wenn nicht ein schwieriger artikel darunter
wäre, ich meine ding, dem ich allerlei zuzufügen hatte und den
ich zum tbeil umgearbeitet habe, zu dies habe ich nur ein
fragezeichen gesetzt; ich glaube noch immer dasz ich recht habe,
die erklärung von das was ist gesucht und bei der hauptstelle
nicht anwendbar, zudem ist Schweiuicheu ein mann der redet
wie ihm der Schnabel gewachsen ist und an eine Schönrednerei
nicht denkt, ich habe die stellen selbst darin gefunden, da die
auszöge anderer mich oft im stiche lassen
[Nachschrift] Ich habe die blätter von Meusebach wieder ge-
funden, man sieht dasz J. Paul sein ideal war, der überhaupt auf
sein wesen groszen einflusz gehabt hat.
50. WGrimm an SHirzel. 29 märz 1857.
Beginnt der druck wieder, so musz streng darauf gehalten
werden dasz nur alle 14 tage ein halber bogen gesetzt wird, ge-
schieht das nicht, so kommt die zeit wo der druck stille stehen
musz, bis ich wieder vorrätig gearbeitet habe, und das wäre mir
unangenehm.
Ich habe Ihnen schon mehrmals die gründe auseinander ge-
setzt, warum es mir nicht möglich ist noch rascher zuarbeiten,
und will sie nicht wiederholen, ich arbeite mit bist an dem
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 243
Wörterbuch und ich glaube auch dasz das daran sichtbar ist: sie
verliert sich aber, wenn ich mich gedrängt fühle und nicht freie
band habe, auch meine gesundheit erfordert rücksicht. es gibt
tage wo ich gar nichts niederschreiben kann , sondern mich mit
Untersuchung beschäftigen musz. die auszüge genügen niemals
und oft haben sie nur den geringern theil geliefert.
51. JGrimm an SHirzel. 5 april 1857.
Lieber freund , warum sehen Sie alles so schwarz an ? es
bleibt vieles in der sache zu bedauern und was Sie mir sagen
ist unter Ihrem gesichtspunct nicht anders als wahr, treten
jetzt auch einige käufer ab, denen für die fortsetzung bang
wird , so werden sie wieder zutreten , sobald das werk gehörig
in gaug kommt und doch die ersten bände nicht iucomplet
wollen liegen lassen, ich entsinne mich, dasz Sie früher in
dieser beziehung behaupteten , mit dem ersten band werde das
werk sicher stehn.
. Einen Vorwurf könnte ich mir nur dann machen , wenn ich
nach rascher ausarbeitung meines ersten pensums von 1^2 bänden
die band in den schosz gelegt und müszig gesessen hätte; es that
mir aber wol von dieser arbeit aufzuathmen und zu andern arbeiten
zu greifen, mitten im arbeiten wird man von vielen einflössen
abhängig, besonders bei zu ende neigender lebensbahn, weil zahl-
lose längst gesponnene faden sich wieder anknüpfen und neue
ergebnisse den meisten reiz gewinnen, ich habe Sie neulich von
einigen lieblingsplänen unterrichtet.
Wäre ich vom schlusz des C an beständig am werk geblieben,
so läge ohne zweifei jetzt D, E und F gedruckt fertig , denn man
arbeitet je länger je leichter, jetzt bin ich heraus gerückt und
musz neu anheben, was immer einige Überwindung kostet. Sie
thaten mir den Vorschlag, während noch der druck von D fort-
gehe, E zu beginnen, es schien mir unrecht, meine pause mir
zu verkümmern, und ich dachte nicht, dasz Wilhelm das D so
weitläufig behandeln würde, wie ich nun sehe dasz er thut. es
ist dem grundplan entgegen und auf solchen fusz würde das
ganze einen oder zwei bände stärker ausfallen, von anderm un-
zweckmäszigem abgesehen.
Menschlichem ansehen nach werde ich die Vollendung des
ganzen nicht erleben, ich stehe jetzt schon ein jähr über Adelungs
ziel hinaus, der als 72ger ins gras beiszen muste. gleichwol
schmerzt es mich, wenn Sie nur noch E und F von mir be-
gehren und für das weitere jüngere kräfte zu werben gedenken,
leicht möglich, dasz diese, was ich mir für zahllose artikel des
ganzen alphabets vorausbedacht habe, niemals ahnen und dem
werk einen schweif ansetzen , wider den ich mich sträuben würde,
wer kann die letzten Vorsätze des menschenlebens eitel nennen?
sie sind es zu jeder zeit mitten im leben.
16*
244 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
Denken Sie nicht, dasz ich unter andern arbeiten für das
wb. unthätig gewesen sei , es ist von mir für E und F nach-
gesammelt worden, wie schwerlich für sonst einen buchstab, und
kaum ist ein tag vergangen, an dem ich nicht zusätze in A und
B eingetragen hätte, mit der liebe, wie sie eine mutter hat für
ihr kind. werden diese nachtrage auch nie gedruckt, ich habe
stets gearbeitet aus innerer lust, ohne rücksicht darauf, ob es
andern zu gesicht oder zu gut kommen würde.
Lassen Sie mir nur den Ossi an fertig werden, alle übrigen
sachen will ich dahin legen, ich kann Ihnen nicht auseinander-
setzen, was jetzt gerade seine Vollendung hindert, sobald das
ms. in Ihrer hand sein wird, verspreche ich Ihnen, das E zu be-
ginnen und dann anhaltend, oder es müste mich krankheit
hemmen , dabei zu beharren , sei das D fertig gedruckt oder
nicht.
Was weiter erfolgen kann, sei dem himmel anheim gestellt.
52. JGrimm an SHirzel. 30 September 1857.
Lieber freund, Ihre briefe, die mich immer freuten, machen
mir jetzt schmerz und Verlegenheit, weil ich nicht auf der stelle
die rechte und verdiente antwort ertheilen kann. Sie denken
sich getreulich alles aus, was die sache wieder in gang bringen
könnte und tragen keine art von schuld an der zögerung, die
ich mir allein beimesse, auf die bücher kommt es jetzt nicht
an. ich spüre wol dasz man im alter schwerer flüssig wird und
doch in den gedanken zu allem bereit ist; wiederholentlich bitte
ich noch um geduld
Ich bitte nur in Ihrem herzen den Ossian nicht zu ver-
wünschen, er ist genug verwünscht gewesen.
[SHirzel hat auf der dritten leeren seile des briefes das concepl
einer antwort angefangen , mit bleistift, worin es ua. hei/ st: Was
ich nicht begreife, und mit Ihrem wolwollen für mich nicht zu-
sammenreimen kann , ist dass Sie nicht wenigstens die stunden,
tage, monate, wo die Ossianische arbeit in ruh liegt, wie es
jetzt wieder der fall sein wird, .... dem Wörterbuch gönnen.]
53. WGrimm an SHirzel. 17 december 1857.
Ich gratuliere zu der göthischen haudschrift, die züge eines
verstorbenen machen eine eigenthümliche Wirkung. Meusebach,
als er mir ein buch zeigte, in welches Fischart seinen namen
geschrieben hatte, sagte mit einer gewissen rührung 'hier hat
seine hand geruht'.
54. JGrimm an SHirzel. 12 Januar 1858 abends.
Lieber Hirzel, ich danke Ihnen für Ihren heutigen besuch,
der mich nicht beunruhigt, sondern beruhigt hat.
Hier sewde ich Ihnen den brief von Corrodi, den ich heute
morgen nicht finden konnte, die nächste folge haben wird es,
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 245
dasz Sie sich Corrodis gedieht kommen lassen und hoffentlich
mit einer der meinen gleichen lust lesen werden, diesmal habe
ich also einen Zürcher dichter eher als Sie gekannt, ich wieder-
hole Ihnen mein öfter gethanes geständnis, dasz ich alles in
Schweizermundart abgefasztes mit grösztem vergnügen lese und
verstehn lerne, während mir sachen in niederdeutschem dialect
gleichgültig oder zuwider sind, z. b. selbst Klaus Groths Quikborn.
Heinrich Schmidts erinnerungen an Göthe oder an Weimar
haben Sie wol gelesen, aber die briefe der Schwester Knebels
sind unausstehlich.
55. JGrimm an SHirzel. 5 april 1858, am zweiten ostertag.
Lieber, guter Hirzel, endlich kommt wieder ein brief, Sie
werden gar nicht mehr wissen was Sie von mir halten sollen,
kaum war im Januar ein erster grippenanfall überwunden, so
folgte im februar ein härterer, der mich noch mehr angegriffen
und mitgenommen hat und einige bedenkliche Symptome kund-
gab, fast eine woche muste ich das bett hüten , meistens schlaf-
los, und im fieber zogen auch die gedanken an Sie und an den
buchstab E durch den wüsten köpf, ich fühlte mich mühselig
und beladen, erst in der zweiten hälfte merz durfte ich ver-
suchen mich an der frischen luft zu erholen und zu stärken,
ich sehne mich mehr als je nach dem wirklichen frühling, denn
noch schwankt es.
Dieser tage traf nun auch ein schöner, herzlicher brief Dahl-
manns ein, der mich aufs dringendste zur arbeit mahnt, während
hier umgekehrt alle mir nah tönende stimmen davon abmahnen.
Ihre klage hat den freund veranlaszt zu schreiben, seine worte
können meinen längst feststehenden entschlossen kaum etwas
hinzuthun.
Ich gedenke mich noch diesen mouat vollends zu sammeln
und das E zu beginnen, lassen Sie mich nur erst einmal wieder
hinein kommen, dann soll die arbeit sich von selbst anfrischen,
ich werde erst ein paar wochen anwenden müssen um die massen
angehäufter zettel zn ordnen und einzurichten, von Danzig und
Göttingen liegen noch uneröfnete pakete vor mir, von Hoff-
maun haben Sie mir zujüngst beitrage gesandt, die mich rühren,
können Sie ihm gelegentlich meinen dank melden so thun Sie
es
Bleiben Sie gut Ihrem freunde Jacob Grimm.
56. JGrimm an SHirzel. 6 august 1858.
Lieber Hirzel, keine antwort ist auch eine, wollen Sie ihm
aber schreiben, so geschehe es kurz:
'Ihren Vorschlag weise ich zurück, wie denken Sie sich,
dasz nach der art Ihres öffentlichen auftretens wider das deutsche
Wörterbuch die Verfasser in irgend eine gemeinschaft mit Ihnen
246 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTEHBUCHES
treten könnten? gehen Sie also Ihren eignen weg, oder ver-
bünden sich noch mit andern; die hülfe, welche Sie zu leisten
vermöchten, würde nur eine weitere Störung sein.'
Adresse dr.W urm, professor München, Landwehrstrasze 27.
Diese fatale sache hat mich auf einen halben tag in unruhe
versetzt und mir die schändlichen ranke der beiden leute wieder
lebhaft ins gedächtnis gerufen, es läge ihnen nah zusammenzu-
treten und vereint zu wirken , doch wird es ihnen schwer fallen
sich in die gunst des publ. zu setzen und ohne das zerfällt
ihr plan von selbst, seine ausführung kann nicht so nahe bevor-
stehn, da sich der eine erst noch versucht besonders geltend zu
machen; ihr material ist also noch nicht in einander verarbeitet
und vielleicht geraten Sie sich darüber noch selbst in die haare.
Ob beim beginn unsers dritten bandes eine anzeige für das
publicum zu erlassen sei? sie könnte mehr beunruhigen als be-
ruhigen, warum schon jetzt künftige fortsetzer nennen? besser
ists dasz ihre namen erst verlauten sobald sie wirklich auftreten,
ich kann weder über Hildebrand noch Weigand jetzt schon genau
urtheilen, der letzte ist ein uns zugethaner, redlicher, arbeitsamer
mann , vielleicht aber besitzt er nicht die nöthige kraft
[Nachschrift] Es ist prächtig, dasz Sie alle citate aus Göthe zu
finden wissen.
57. JGrimm an SHirzel. 17 november 1858.
Lieber freund, vorige woche ist mir, und Ihnen sicher
auch, ein circular der Herderschen buchhandlung in Freiburg
zu gesiebt gekommen, worin sie Wurms deutsches wb. anzeigt,
das erste lieft solle unmittelbar versandt werden, ja der ganze
erste band liege bereits gedruckt vor und könne auf verlangen
geliefert werden, das ist nun offenbar eine lüge, denn wenn
er Ihnen im august sein werk antrug und wahrscheinlich den
ganzen monat lang auf Ihre antwort wartete (Sie aber ant-
worteten durch verdientes stillschweigen), so kann er nicht so-
gleich mit einem Verleger abgeschlossen haben , noch weniger
ein band in einem oder zwei monaten gedruckt worden sein
Recht gut wäre, wenn jetzt auch Sanders aufträte, so
könnten sie beide sich einander auffressen und würden hoffent-
lich durch den mangel an subscriptionen scheitern.
Am besten wird die ohnmacht dieser schändlichen beiden
plane durch das neue lieft unsers dritten bandes dargethan
werden, wenn es rechtzeitig erschiene, wozu aber keine aussieht
ist, seit der druck so unerwartet schläfrig geht.
58. JGrimm an SHirzel. 26 november 1858.
Die erste lieferung, die Wurms ist hier, hoho! das thut
uns keinen schaden.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 247
59. JGrimm an SHirzel. 3 december 1858.
Was Ihnen sp. 166 anstosz gab ist gestrichen, in einem
viele tausende von Wörtern umfassenden werke sind einzelne
fehler und verstösze höchst natürlich, ja unvermeidlich, bei
Adelung stehen auf allen blättern arge, ich selbst scheue mich
keinen augenblick zu bekennen, dasz ich später etwas besser
einsehen lerne, und der sache selbst wird mit dieser aufrichtig-
keit gedient, denn ein vernünftiges publicum darf von einem
Wörterbuch nie etwas vollendetes erwarten , blosz einen tüchtigen
schritt zur Vollendung hin
Was ablegen sagen will, haben Sie mir nun deutlich ge-
macht, ich denke immer nicht an das leidige, von Karl Reimer
eingeführte stereotypieren , das mir von anfang an ein dorn im
äuge war. warum ein werk so festsetzen und ihm die aussieht
auf eine neue ausgäbe abschneiden? nicht nur dasz es im druck
aufhält und ihnen grosze kosten macht, welchen vortheil haben
Sie bisher daraus gezogen , welchen versprechen Sie sich für die
zukunft? ich würde immer noch rathen es wieder einzustellen,
eine neue ausgäbe werde ich natürlich nicht erleben, aber wer
fähig ist sie zu liefern wird ebenso dadurch verhindert sein.
Von Wurms arbeit, wenn sie forterscheinen soll, haben
wir nichts zu fürchten, die critik wird oder musz hervorheben,
dasz ihr zwei unser werk empfehlende eigenschaften abgehen.
1, die gelehrte forschung. 2, die auffassung des poetischen und
naiven bestandtheils der spräche, es ist nichts als ein verbessertes
Hoffmannisches Wörterbuch, mit massenhafter ergänzuug aus dem
unsrigen, unverkennbar auch neben eigner, aber planloser be-
lesenheit; er sagt selbst, dasz er sich den alten Frisch zum
muster genommen, auf ihn weiter fortgebaut habe. . . . dem
Sanders traue ich mehr eigenthümliches zu.
Fiengen wir jetzt an und läge der noch eingekrümmte Wurm
schon ganz vor, so würde er freilich nutzbares material zuliefern;
aber weit mehr liefern müste die lange noch nicht vollendete oder
erneuerte lesung der quellen, es ist nichts leichter als zusätze zu
einem guten wb. zu machen, schwer aber zu einem schlechten,
ich mache mich anheischig aus jedem buch des 16. 17 jh. treffende
ergänzungeu zu schöpfen, geschweige aus Keisersberg und Luther,
deren Schriften entweder noch ungelesen oder unverständig und
mager ausgezogen sind, man lernt aber erst bei der arbeit auf
welche Wörter beim lesen und wiederlesen zu achten sei. die
excerpierenden berücksichtigten vorzugsweise die ihnen unbekannt
und selten scheinenden Wörter und giengen die bekannten vorbei,
auf deren leise färbung und Verwendung es gerade ankommt,
selbst Klee, dessen auszöge ich gerühmt habe, läszt bei den
schönsten ausdrücken Göthes, sobald ihm allgemein betrachtet
nichts daran aulfällt, im stich, wer kann diesen unvergleichlichen
Schriftsteller für alle Wörter ausschreiben?
248 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
60. SHirzel an JGrimm. 15 Januar 1859.
Gestern hörte ich, dass das erste heft von Sanders, 10 bogen
stark und bereits über A hinausgehend, nächstens das licht der
weit erblicken werde, nachdem Weber sich mit S. überworfen,
hat Otto Wigand den verlag übernommen, da wird es vor allem
eine pompöse ankündigung setzen.
61. WGrimm an SHirzel. 28 Januar 1859.
Ich habe das Wörterbuch von Sanders angesehen, es ist ein
trockues Verzeichnis, mit pedantischem wasser getränkt und un-
bequem zu gebrauchen, ich glaube nicht dasz es den gehofften
erfolg haben wird.
62. JGrimm an SHirzel. 1 februar 1859.
Lieber freund , das neue heft ist heute eingetroffen , gegen-
über den beiden spinnen macht sich alles sauber und appetitlich.
Sanders hat einige quentchen mehr sprachwitz als Wurm , ist
aber dafür desto mehr ein querkopf, der sich durch das ver-
lassen der aiphabet. Ordnung vor allen dingen zu grund richtet,
das musz ihn in hundert fällen verwirren und zu dummheiten
verleiten. Untersuchungen der wurzeln , wenn sie in rechten
flusz kommen sollen, gehören in die grammatik, oder in eigne
werke, und heben die heilbringende neutralität des Wörter-
buchs auf.
Die anläge auf zwei quartanten soll wol die käufer locken,
aber was für käufer? unser streben war, die käufer zum lernen
und Studium der spräche anzuregen , nicht ihnen einen liberalen
absud des Vorrats in die hand zu liefern. . . . blosz in citaten
aus Kinkel, Gutzgow [so], Auerbach und solchen neueren, aus
denen man nichts lernt, ist er uns überlegen, wie viel tiefer
schöpfen wir aus Göthes fülle, von gelehrsamkeit und auffassung
der sprachpoesie ist keine spur, in unserm buch können trauen
auf jeder spalte mit freuden lesen; diese beiden werke [Sanders
und Wurm] werden sie gleich aus der hand legen.
Die critik hätte jetzt ein leichtes spiel und könnte den
stand der dinge anschaulich machen, zeigen wie frevelhaft die
gesellen sich vorgedrängt haben und was nun hinter ihnen ist.
ich vveisz nicht ob Zarnke [so], wenn er genesen ist, ein urtheil
fällen wird.
Achten Sie doch , wie sich die allgemeine Augsburger zeitung
äuszern wird, es musz doch aller weit höchlich auffallen, dasz
in unsern armen verworrenen zeiten auf einmal vier, oder
Weigand mit eingerechnet, fünf hochdeutsche Wörterbücher er-
scheinen sollen, das sollte doch alle käufer verblüffen, frechheit
und schnöde gewinnsucht spielen dabei die hauptrolle.
Wir wollen sehen, was geschieht; in einigen jähren werden
sich diese wölken verzogen haben.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEIS WÖRTERBUCHES 249
63. WGrimm an SHirzel. 1 februar 1859.
Über die worte durchglühter schütz stürzt [Goethe
11, 257] habe ich allerdings nachgedacht, mich aber dabei be-
ruhigt dasz unter schütz die gegen feuer schützende Steinmauer
gemeint ist, die vom feuer überwältigt [so] endlich doch zusammen-
stürzt, wie man in jedem haus eine brandmauer hat, an welcher
der herd liegt, ähnlich heiszt im Wasserbau der schütz eine
thüre die gegen den andrang des wassers schützt.
Gegen schutt habe ich einzuwenden dasz er gerade das ein-
gestürzte bezeichnet und man von ihm daher nicht sagen kann
er stürze, man könnte, wenn es noch zeit dazu ist, die be-
merkung zufügen dasz in dem ersten druck schutt stehe.
[Nachschrift] Ich eröffne den brief noch einmal , da eben
Ihr promemoria ankommt, schürz ist eine sinnreiche Vermutung,
aber eine zu speciell technische bedeutung, die auch Beil 515
anführt, manteau de cheminee. man mag dann bei schürz von
dieser stelle Göthes reden, hier ist es ohnehin eine nebensache.
64. SHirzel an JGrimm. 8 februar 1859.
Der ausdruck einschlagen in der von mir hinzugefügten
bedeutung gehört zu denen, die wie wenig andere in unserer
handelsstadt von alters her gang und gäbe sind, ich habe aber
sowohl auf dem rathhause als beim handelsvorstand mich vergebens
bemüht zu erfahren , woher man ihn sich zu erklären habe, ein
kaufmann sagte mir, dass man in Bremen das umwickeln der
guter mit stricken, wenn sie in die magazine auf den böden
hinaufgewuuden werden, einschlagen nenne, von einer ähn-
lichen manipulation wird ohne zweifei auch die hier übliche be-
deutung ihren Ursprung haben.
65. JGrimm an SHirzel. 17 juni 1859.
Man glaubt hier, die mobilmachung erfolge, um bei ein-
tretenden Vermittlungen mehr gewicht in unsere wagschale zu
legen, nichts halte ich für unenglischer als die gegenwärtige
englische politik, die sich unter Palmerston und Bussel noch ver-
schlimmert, dasz man sich hier unmittelbar auf östr. seite
schlagen werde, bezweifle ich sehr.
Wie ists denn, hat sich seit einem halben jh. unsere läge
ganz verkehrt? die geschichtschreiber bejammern, dasz Preuszen im
Basler fr. 1795 (als Sie noch nicht geboren waren) Ostreich im
stich liesz, und schelten, dasz wiederum 1805 Ostreich von
Preuszen, 1806 Preuszen von Ostreich verlassen blieb, alle 1795
in den schütz der demarcation fallenden freuten sich hübsch in
ruhe und gemach zu leben und wüsten dafür beschönigende
gründe, wie deren heutzutage haufenweis aufwachsen. Östr. u.
Pr. stehen einander, wie ehmals, eifersüchtig zur seite und
haben beiderseits sich vorwürfe zu machen, ich bin gar nicht
östreichisch gesinnt und wünsche dasz Pr. bei diesem anlasz dem
250 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
bundestag den todesstreich versetzt, aber mein deutsches gefühl
leidet doch unter der niederlage der Östreicher in Italien und
gönnt ihnen dort von herzen den sieg, zu geschweigen , dasz in
der Lombardei seit uralter zeit deutsches volk haust, wenn es
auch heute sich nicht mehr erkennt, dasz glorreiche erinnerungen
aus Zeiten der sächsischen, fränkischen, schwäbischen könige
in Italien halten und dieser oft schädliche, zweideutige besitz
dennoch unsre nation erhoben hat; so sehe ich für Italien gar
kein glück erblühen, wenn es dem lügner gelungen ist die
Östreicher auszutreiben, nicht eher frei sein wird Italien, als bis
aus seiner mitte das pfaffennest ausgehoben ist. diese Römer,
und das sind doch Italiener, heherschen die cathol. kirche und
knechten die ganze cathol. weit; sie sind es, die das concor-
dat, wodurch Östr. in und auszer Italien verhaszt wird, nach
Wien gebracht haben, verdient das welsche, sich dazu ewig
herleihende volk, groszes mitgefühl? denn behält Rom seine
gewalt, so wird es nach wie vor, nur auf andern wegen, für
Unterdrückung der freiheit sorgen, von groszen Völkern werden
jederzeit auch kleinere nachbarn beherscht, von Engländern Irländer,
von Preuszen Polen , von Franzosen leider auch Elsäszer und
Lothringer, warum nicht von uns Deutschen Lombarden? fühlt
der Deutsche im Elsasz den verlust seiner freiheit nicht so
schmerzlich wie der Lombarde, wer hat darüber zu klagen! hätten
die Italiener den mut ein reich ohne pabst einzusetzen und durch-
zuführen , wendete sich einmal Frankreich und Ostreich ab aus
der finsterheit seiner kirche in die hellere des protestantismus,
so wäre der ruhe von ganz Europa geholfen, das oder ähnliches
erleben wir aber nicht mehr; es kann und wird einmal heran-
nahen, und dann werden zwischenzustände, woran sich die Völker
abquälen, schnell verschwunden und vergessen sein.
66. WGrimm an SHirzel. 15 juli 1859.
Ich danke für die Übersendung von Chamisso; ich behalte
das buch noch einige zeit, um es durchzublättern, es ist ein
ehrlicher wunderlicher mensch, im jähre 1809, wo ich hier war,
gieng er einmal in einem pohluischen rock und einer seltsamen
mutze vor uns her, und Brentano sagte 'was ist das für ein
affenteuerlicher naupengeheuerlicher kerl?' er hatte es gehört,
drehte sich um und rief 'das ist aus dem Fischart!' seine spräche
ist als wenn man auf einem mit steinen belegten weg fährt
Beselers buch habe ich mit vergnügen gelesen, es thut
einem wol, wenn man einen verständigen mann reden hört, der
nicht von dem traurigen parteiwesen ergriffen ist.
67. JGrimm an SHirzel. 22 october 1859.
Zu meinem leidwesen vernahm ich , lieber Hirzel , als ich
spät abends vor Ihrem hause hielt, dasz Sie und Ihre frau ab-
wesend und nach Coblenz gereist wären, so schnell ist auf die
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 251
freude der hochzeit schon trauer gefolgt und ich begreife Ihren
schmerz da Sie auszer dem nahen verwandten auch einen alten
freund in Bädeker verloren haben, meine lang aufgeschobene
reise zu Ihnen fiel also diesmal unglücklich aus. ich langte so
ermüdet an , dasz ich ungern mit der droschke nach gasthäusern
noch herumgefahren wäre, und liesz mir also das anerbieten
Ihres freundlichen hausmädchens gefallen, mich über nacht zu
behalten (der diener war viel zurückhaltender) und Sie und Ihre
gute frau müssen mir also diesen gewaltsamen einbruch in Ihre
wohnung verzeihen. Heinrich sah ich erst den folgenden morgen
und er bezeigte sich aufs freundlichste, begleitete mich sogar
zur eiseubahn, was den schluszstein gab zu Ihrer begrüszung,
die mich auf der hinreise nach München in früher morgeu-
stunde überraschte.
Die Münchner Zusammenkunft lief angenehm ab und bei
dem schönen vvetter gelang ein ausflug nach dem Starenberger
und Rochelsee, diese schönen gegenden werden Sie kennen,
einige nachwehen hat die sache für mich, ja ich habe mich im
drang der dinge verleiten lassen , ein paar literarische antrage
zu stellen , die gebilligt werden und wenn sie ihren lauf haben
wenigstens mittelbar meinen hals in neue arbeiten verwickeln
können, unmittelbares wirken lehnte ich freilich ab.
68. JGrimm au Stürze]. 1859 ohne datum.
Man sagt, das seien die besten frauen, von denen man nicht
spreche, das gilt nicht von Wurm, es ist gut, dasz man seiner
geschvveigt, und er bleibt darum doch schlecht . . . hätte der
mensch seine collectaneen geschickt, so würde mau sie ihm be-
zahlt haben, jetzt trägt er hoffentlich nichts davon als schaden, ab-
gesehen von dem werth oder unwerth der wurmschen und sanders-
schen arbeiten, ist das ein roher frevel, dasz sie unser werk mitten
im gang stören und dessen Vollendung möglicherweise unterbrechen,
diese Vollendung müste jeder redliche mitbewerber erst abwarten.
69. JGrimm an SHirzel. 1859 ohne datum.
Neulich wurde mir versichert, der Sanders sei ein Jude, so-
dasz er also ein jüdischdeutsches wb. unternommen hat, was
manches in seiner art und weise erklärt.
70. JGrimm an SHirzel. 12 Januar 1860.
Lieber freund, ich habe Ihueu schon oft schreiben wollen und
danken für die bezeigte theilnahme, freundschaft und zärtliche
Schonung; es ist mir aber nicht möglich gewesen und fällt mir
jetzt noch schwer, eine flut von briefen ist eingegangen, die
freilich grösztentheils nicht beantwortet zu werden brauchen, doch
häkelt sich in vielen manches an, was rücksicht und erwiederung
fordert.
Wilhelms stube ist ganz wieder so hergestellt wie er darin
252 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
lebte und wir alle gehen ohne scheu aus und ein wie sonst, was
in zukunft geschehen musz, weisz ich noch nicht, schmerzlich
war das aufschlieszen seiner Schubladen und gefächer, da er unser
geld in bänden hatte, borgten wir während der krankheit, um
ihn nicht zu beunruhigen , denn er dachte nur zuweilen an sein
ende und hofte, solang er bei bewustsein blieb, auf herstellung.
ich war noch getrost am 3 decemb. nach Hamburg gereist, wurde
aber den 5 durch ein telegramm zurückgerufen, es hatte sich
den 4 verschlimmert, als ich den 6 frühmorgens eintraf, stand
es wieder besser und so schwankte der zustand wochenlang, die
drei ärzte gaben beständig hoffnung, bis zuletzt den 14. 15 sicht-
bare gefahr nahte, er lag schlaflos in heftigen phantasien, fast
immer redend, oft schön und zusammenhängend aber plötzlich
abspringend, erinnerungen früher und später zeit vermischend,
solche fülle von gedanken muste kurz darauf dahin schwinden !
trat man vor ihn, so erkannte er augenblicklich, eine minute
darauf nicht mehr und so giengs zum tode hin, der ganz still,
ohne ausathmen eintrat, der pulsschlag war in den letzten tagen
unausgesetzt schnell, wurde nur allmählich schwächer, im tode
lag er drei tage lang unentstellt, unverändert, sodasz wir ihn
oft sahen, so würden Sie ihn auch gesehen haben, wären Sie
hier gewesen, die drei kinder sind sehr brav und gut, Hermann,
der kaum ausgezogen war, kann darnach keinen halben tag von
uns wegbleiben und geht ab und zu. was er in die zeitung hat
setzen lassen ist der ausdruck seiner seele; ich hätte die er-
wähnung Humboldts und Bettinens lieber weggewünscht, sah
aber erst alles nach dem abdruck. ein treuer söhn und Schwieger-
sohn konnte nicht anders sprechen.
Anderes in öffentlichen blättern stehende gefällt oder mis-
fällt im einzelnen, von Franz Pfeiffer steht in der Wiener zeitung
1 und 2 ein edler nachruf, der ihm ehre macht, da er sich in
den letzten jähren mit Wilhelm entzweit hatte, der ernst des
todes hebt solche zwiste auf einmal auf, auch mit Haupt habe
ich mich, Dortchen redete uns beide laut darauf an, versöhnt,
gewissermaszen gilt Pfeiffers necrolog im voraus schon für mich;
er hat auch des Wörterbuchs gedacht, und einiges darüber vor-
gebracht, was lieber unterblieben wäre, kein mensch aber kann
es in solchen dingen allen recht machen
In unsern Vermögensverhältnissen entspringen mehrere ein-
greifende und schwierige änderungen. wäre ich voraus gestorben,
so stünde es darum leichter, denn mein bruder hatte alles in
der hand , was mir fremd geworden ist , ich also jetzt auch den
söhnen überlasse.
Doch regen mich täglich vielfache eindrücke auf, und ich
bin auch fortwährend in meiner gesundheit angegriffen, sodasz ich
nicht wieder in die alte arbeitslust kommen kann, am liebsten
lese ich in den märchen und hole das von Wilhelm zuletzt darin
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 253
gearbeitete nach , Sie müssen also noch einige zeit geduld mit
mir haben.
71. JGrimm an SHirzel. 25 juni 1860.
Chemnitz schwedischer krieg. Stettin 1648. dies buch ist das
wichtigste und reinste für die spräche des 17jhs. und bisher im
wb. leider unbeachtet, ich werde so viel möglich nachholen.
72. JGrimm an SHirzel. 18 September 1860.
Lieber freund , das musz ein furchtbarer hagel gewesen sein,
der die fenster und gärten Leipzigs auf einmal verwüstete; vor
sieben oder acht jähren hatten wir hier in Berlin ein schwächeres
exemplar davon, zu den in meiner gesundheit eingeschlagnen
Scheiben hat sich noch kein glas oder kein glaser gefunden,
ich habe eine vergebliche reise gemacht und bin froh wieder
daheim zu sitzen und zu liegen, das zu Ems getrunkne laue
kränchen half gar nichts und da sich der hauptfeind, das
fieber wieder einstellte, rieth der arzt mich aus dem feuchten
ort. baldigst fort zu machen und lieber nachdem trocknen Bonn
zu gehen, wo ein geschickter arzt (Wolf) zu helfen bereit sei.
also gieng es nach Bonn und aus den fenstern im stern be-
schaute ich langweilig ein paar tage lang die einförmige reihe
der weisz gekleideten bäurinnen auf dem markt. Wolf meinte,
was hinter dem kalten fieber drohe lasse sich nicht gleich be-
rechnen, nachdem er mir brüst und bauch beklopft, harn und
stul beobachtet hatte und die gallenabsonderung gestört fand,
hielt er eine gelbsucht nicht für unmöglich und fand baldige
heimreise für rathsam. diese wurde nur in kleinen etappen
(während ich von Berlin nach Cöln in einem tag gekommen war)
über Düsseldorf und Braunschweig angetreten und auch den
dritten tag zurückgelegt. Hermann war schon in Ems von Wild-
bald eingetroffen und wurde nun ein treflicher reisemarschall,
ohne dasz ich Gustchen zu nahe trete , die bereits auf der hin-
reise mich treu gepflegt halte.
Zu Ems, in des Waldgebirges angesicht las ich Notkers
Boethius de consolatione von anfang bis zu ende durch ohne
daraus leiblichen trost zu schöpfen; zu Bonn Scherpfs grobian
und ein stück aus Picanders wässerigen gedichten , ergab mich
also nicht gerade der faulheit
Unterdessen hat sich die gelbe färbe noch nicht eingestellt
und ich schlucke die ganze zeit über so viel chinin und rha-
barber, dasz sie, glaube ich, gar nicht mehr auf mich wirken,
heilsamer wird mir hoffentlich die gewohnheit der arbeit, zu der
ich nun wieder (etwas matter, denn das fieber greift in die länge
gewaltig an) geschritten bin
Dem Wigand gönne ich bei seinem wb. allen ausbleibenden
gewinn, der Sanders ist kein dummer kerl und aus seiner arbeit
wäre für die neue spräche manches fleiszig gesammelte zu ent-
254 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
nehmen , mir ekelt aber davor und ich kann nicht darin lesen,
ahhruch thut seinem werk das verlassen der aiphabet. Ordnung
(wie das auch dem mhd. wb. schadet); System und leser können
sich nicht darin zurecht finden.
73. JGrimm an SHirzel. 1860, ohne datum.
Eine lat. erklärung wurde gleich anfangs als das geeignete
mittel betrachtet weitläufigen definitionen auszuweichen und den
sinn am deutlichsten auszudrücken, es kam hinzu, dasz sich
namen der thiere und pflanzen fast nur lateinisch systematisch
darstellen , bedenkliche und obscöne Wörter anders gar nicht
eingeführt und erörtert werden können.
Kaum waren die ersten bogen gedruckt, so leuchtete mir
die nothwendigkeit oder doch der grosze nutzen der lat. er-
klärungen für alle Wörter ein. das Wörterbuch verbreitet sich ins
ausländ, Engländer, Amerikaner, Franzosen, selbst Holländer,
Slaven, Ungarn können ohne lat. erklärung von dem werke keinen
rechten gebrauch machen.
Durch die lat. erklärung wird dem werke ein Charakter
der dauer aufgedrückt, die blosz deutsche auslegung würde
in hundert jähren schon oft wieder schief und undeutlich sein,
hätten Maaler und Henisch nicht lat. erklärt, so verstände man
ihr deutsch heute nur ungenau und unvollkommen.
Lat. erklärung ist also für Verbreitung des Wörterbuchs unter
ausländer wesentlich , für den gelehrten gebrauch sehr behülflich,
so wie der früheren gewohnheit, ja dem heutigen gebrauch an-
gemessen. Bopp setzt in seinem sanskritwörterbuch natürlich
keine sanskrit. erklärung, sondern lateinische, zuweilen deutsche.
Die lat. erklärung ist für das deutsche publicum ohne alle
gefahr. man darf doch annehmen , 2/3 der 'eser verstehen sie
ohne mühe, alle übrigen können darüber weggehen und sich
das deutsche wort augenblicklich aus den beispielen verdeut-
lichen, eigentlich, sobald ein wb. reiche belege gibt, was bei
uns als wesentliches erfordernis aufgestellt und ausgeführt wird,
diese belege aber nach den bedeutungen ordnet, bedarf es gar
keiner definition , und die lat. ist entbehrliche zugäbe, ich fordre
einen auf beispiele aus dem wb. vorzubringen, wo sich der sinn
nicht alsbald aus dem Zusammenhang und den belegen ergibt,
abgerechnet einzelne veraltete, dunkle Wörter, deren erklärung
deutsch und lat. schwer fällt.
Ich gebe zu die lat. erklärung hat einen pedantischen schein
und man bildet sich ein, deutsche Wörterbücher müsten ganz
deutsch, ganz modern aussehen, eben dadurch berauben sie
sich aber eines wesentlichen mittels des Verständnisses und dasz
unser werk sonst nicht pedantisch angelegt und ausgearbeitet ist,
geht aus andern dingen hervor.
Mein bruder hat freilich die lat. erklärung oft gespart, ist
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 255
aber dadurch entweder weitläufiger oder unbestimmter geworden
und war dabei jener übrigen zwecke des Wörterbuchs u nein-
gedacht.
Was mich angeht, so arbeite ich in meinerweise fort, deren
gründe künftig einmal mehr anerkennung finden werden. Sie
rübmten neulich aus der lebensbeschr. Götz v. B. was in der
ausgäbe von 1775 steht als 'eine angenehme deutsche erklärung'.
ich sehe nicbt, dasz dadurch dem begrif von 'enthalter', nach
allem was unter 'enthalten' umständlich ausgeführt war, die ge-
ringste deutlichkeit mehr erwächst, denn leser, die nur 'ent-
halter' aufschlagen, ohne 'enthalten' nachzusehen, denke ich
mir nicht.
74. JGrimm an SHirzel. 23 merz 1861.
Sie glauben, das nächste lieft werde nun rascher folgen,
ich hege meine bescheidnen zweifei, ob ich gleich nichts voraus
wissen kann ich reiche nun ins 77 jähr und bin eigent-
lich, niemehr recht gesund, die Schlaflosigkeit und taubheit nehmen
zu, seit anderthalb monaten plagt mich ein gar nicht weichender
rheumatismus, der sich aus dem linken arm in den nacken ge-
zogen hat. freilich gutes muts bleibe ich und vergesse über der
arbeit alles leid, aber eine arbeit, die so wie das Wörterbuch
anstrengt, fordert dasz man von zeit zu zeit aufathme, es ist kein
spasz tausend bis zweitausend quartseiten in 6iuem zug zu
schreiben, während mir anderes anliegt, das darüber liegen bleibt,
also im eigentlichen sinn gar nicht auferstehen kann, ich brauche
nicht zu sagen, dasz ich mit wahrer lust am wb. hafte und mich
von selbst dazu antreibe, so dasz Ihre schonendmilden anmah-
nungen ganz unnöthig sind, auch trauen Sie mir zu, dasz ich
überlege, wie lästig dem buchdrucker, wie hinderlich in Ihrem
geschäft kleine pausen sind, die man weisz nicht zu bestimmen
wann und warum eintreten müssen, die ausarbeitung wird zu-
gleich leichter und schwerer, kenner werden einsehen , dasz die
lieferungen immer besser werden, sorgsamer und reicher aus-
gearbeitet sind, äuszerlich und innerlich kommt man mehr in
die sache hinein und ich kann die frühsten hefte nicht ansehen
ohne das gefühl dasz sie starker Umarbeitung bedürften, um
den spätem gleich zu werden , was freilich durch Ihre leidige
Stereotypie fast unmöglich geworden ist; es würde auch dem
publicum einen angenehmen eindruck machen, wenn ich ver-
griffene frühere stücke ausnehmend besser geben könnte, was
nicht so schwer hält, da ich regclmäszig nacharbeite, ein deutsches
aus der spräche unmittelbar und lebendig geschöpftes wb. kann
unmöglich classisch sein , sondern enthält nothwendig neu an-
setzenden wachsthum. die nächsten tage und wochcn nach dem
niederschreiben (und niemals lese ich das geschriebne vor der
ablieferung durch, sondern warte auf die correctur) fällt einem
256 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
oft sehr gutes ein, daher ich alle fertigen lieferungen mit Zu-
sätzen bedecke und in diesen letzten tagen es nicht lassen kann,
die neuen bogen durchzusehn und meine ergänzungen einzutragen,
in dem masze nun , wie sich der grammatische sinn stärkt und
erhöht, wird die äuszere manipulation immer schwieriger; von
dem redlichen Menge habe ich jetzt 26 bändchen vor uns liegen,
die für jeden artikel nachgeschlagen werden sollten, in den
meisten fällen auch nachgeschlagen werden, aber doch kann es
menschlicher weise nicht jedes mal geschehen, auszerdem wachsen
alle übrigen excerpte und das bedürfnis quellen nachzulesen
nimmt nicht ab, sondern zu. Sie haben mir eben den Jeroschin
geschenkt; lese ich ihn nicht, so verliert die gäbe allen werth,
gehe ich aber an die lesung, so kostet sie acht tage, erst in
den letzten tagen habe ich die immer aufgeschobne lesung des
taubmannischen Plautus, einen quartanten von 1200 Seiten voll-
bracht; von Chemnitz konnte ich kaum ijz beendigen (3 folianten).
wozu führ ich mehr au ? Sie brauchen es nicht zu wissen und
können es ahnen, von dazwischen eingreifenden andern arbeiten,
die mir auch zu herzen gehen, nehme ich nur die allernoth-
wendigsten vor, und einzelne sind wirklich nicht gut länger auf-
zuschieben.
Ihre gedult [so] musz sich auf mich und meine kräfte er-
strecken, ich sehe in dem wb. kein joch unter das ich meinen
nacken beuge, aber allerdings eine last und ich musz doch mit-
unter einige freie augenblicke haben, nach denen ich mit neuem
mut beginnen kann.
75. SHirzel au JGrimm. 26 märz 1861.
Stets an Sie denkend und stets auf alles bedacht, was zur
Schonung Ihrer gesundheit und was dazu beitragen kann, Ihnen
die arbeit am Wörterbuch erfreulich und den verkehr mit mir be-
quem zu machen, hatte ich mich im stillen gefreut, dass Ihnen
seit dem 15 febr., wo Sie die letzte manuscriptsendung an mich
abgehn liessen, eine längere zeit des ausruhens gegönnt war.
eine äusseruug Ihres briefes Hess mich vermuthen, dasz Sie F
schon in angriff genommen hätten, ich freute mich, dass in
den drei nächstbevorstehenden monaten der druck noch rüstig
fortschreiten , freute mich aber auch um Ihretwillen der langem
Unterbrechung, die dann eintreten werde, wenn Sie in hoffent-
lich günstigerer Sommerzeit als voriges jähr die damals so un-
glücklich gescheiterte erholungsreise ausführen würden.
Jetzt werde ich auf einmal durch die nachricht, dass Sie
die nächste zeit zu andern arbeiten bestimmen wollen , erschreckt,
ich kann nicht ausdrücken wie. ich fürchte, der von jeher mir
und dem Wörterbuch feindselige einfluss hat wieder einmal die
oberhand gewonnen und ich sehe das gespenst der verlornen
jähre 55 — 58 wieder vor mir.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÜHTEUBUCHES 257
Flehentlich bitte ich Sie, befreien Sie mich von dieser
sorge , gönnen Sie die nächsten drei monate wieder dem wb., sie
sind immer die förderlichsten für es gewesen, verstreichen sie
ungenützt, so kommt dies jähr kein zweites lieft zu stände, der
gedanke an eine solche Unterbrechung verkümmert mir das täg-
liche leben und verleidet mir das ganze geschäft. lassen Sie
mich nicht vergebens bitten, machen Sie mich durch eine frohe
osterhotschaft wieder ruhig und glücklich.
76. JGrimm an SHirzel. 30 merz 1861.
Lieber freund , es ist schwer sich in eines andern läge und
Stimmung zu versetzen und ich kann nicht verlangen, dasz Sie
alles fühlen was mich aufrichtet und stört, lassen Sie dem neu-
lich gesagten nur weniges hinzufügen, man kann nicht immer
iu einem fort componieren , sondern musz auch ruhe haben,
sich fassen und sammeln, von dem was bis jetzt am wb. ge-
schehen ist, habe ich 3/4 gemacht, Wilhelm J/i> lebte er noch,
so würde er jetzt F angreifen und mir dadurch frist schaffen,
nun ist er dahin genommen und ich stehe allein vor der arbeit,
im herbst 58 habe ich in der historischen commission in München
die fortsetzung und den schlusz der weisthümer übernommen
wenn es Sie beruhigen kann, dasz ich noch vorher das
F beginnen soll, so verspreche ich es hiermit; das Wörterbuch
bleibt mein hauptgeschäft, alles andere geht nebenher, in diesen
nächsten tagen musz ich endlich die aufgeschobnen academischen
abh. über das alter und über Wilhelm, d. h. also auch über
mich zum druck abschlieszen, es ist natürlich eine schwere sache
und ich wäre ihr lieber überhoben, daher rührt auch der lange
aufschub
[Nachschrift] Ich habe in den verwichnen wochen nach-
verglichen und proben auf das wb. gemacht, die gut ausgefallen
sind, nur bei dem worte erde sind redeusarten, die sich in
ein buch versteckt hatten , durch ein versehen ausgeblieben,
können aber unter andern Wörtern nachgeholt werden.
77. JGrimm an SHirzel. 9 juni 1861.
Freilich liegt ein übelstand darin, dasz auf Wörter verwiesen
wird, die im wb. fehlen, doch ist es besser, dasz sie noch durch
die Verweisung selbst nachgeholt werden, es sind lauter unbe-
deutende, durch die analogie gebotne Wörter, ich werde in
einer der nächsten vorreden anlasz nehmen der sache zu er-
wähnen
Mich bekümmert, dasz Herman seit einiger zeit immer
kränkelt, von mir ist weniger die rede, obgleich ich fühle, dasz
es immer mehr bergab geht mit meiner gesundheit, wer kann
das ändern?
A. F. D. A. XVI. 17
258 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
78. JGrimm an SHirzel. 18 juui 1861.
Seil ich zuletzt schrieb fühle ich mich, selbst in der hitze,
wieder gesunder und getroster, habe auch vorgestern den streich
gemacht, mit rothen pantoffeln über die strasze ins bad zu gehen,
was mir die meinigen sehr verdacht haben, ich scheute un-
schuldig das an und ausziehen der Stiefel, auch Herman fühlt
sich besser.
79. JGrimm an SHirzel. 1861, juni.
Sie bemerken verschiedentlich , dasz Wörter auf die ver-
wiesen wird, in dem bereits gedruckten theile des wb. nicht
stehen.
Leider fehlt vieles darin, weil es unmöglich war, bei einer
ersten ausgäbe schon alles zu geben.
Ich habe aber das recht, auf alle Wörter zu verweisen, die
in der spräche sind, gleich viel, ob sie unser buch schon
ergriffen hat, oder nicht.
80. JGrimm an SHirzel. 1861, juni.
Lieber freund, ich nehme es Rochholz nicht übel, dasz er so ge-
schrieben hat [in einer recension derllluslr. zeitung]. er ist ein guter
mensch, ein geborner Baier und schon darum für Wurm und
dafür, dasz diesem Schmellers nachlasz zu gebot stand, einge-
nommen, in des Sanders seele konnte er nicht schauen und
wahrscheinlich wurden ihm die hefte von Wigand zugeschickt,
nun ist die arbeit nicht schlecht und hat ihre brauchbarkeit.
sprachkenner selbst zu sein darf sich Rochholz nicht rühmen,
er weisz so viel davon als seine zwecke mit sich bringen.
81. JGrimm an SHirzel. 4 juni 1862.1
Ich werde zum dritten band eine vorrede schreiben und
mich über manches äuszern.
82. JGrimm an SHirzel. 18 februar 1863.
Lieber freund, sonntag den 8 waren Sie hierher gekommen,
blosz um wegen Unterbrechung des wb. sich mit mir zu be-
sprechen , es wurde nichts beschlossen und Sie wollten montag
wiederkehren, leid that es mir, dasz Sie ausblieben, ich hatte
einiges für Sie bereit gelegt, das schöne deutsche wb. von 1470
zur ansieht, und Lappenbergs auskunft über Docenius, woran
Ihnen gelegen zu sein schien, ich lege sie nun hier bei. Herrn. Dahl-
mann hinterbrachte mir von Ihnen, Sie wären verhindert ge-
wesen zu mir zu gehen, würden aber schreiben, auf einen solchen
brief habe ich die ganze zeit vergebens gewartet und freilich
weisz ich nicht, was Sie schreiben wollen.
1 dieser, eine intime persönliche bemerkung enthaltende brief ist
7iu?i durch die gute des freundes HHirzel in meinem besitz.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 259
Ich entschliesze mich also selbst dazu , so ungern ich be-
ginne, vielleicht hat es das gute, dasz ich mich bestimmter aus-
drücke, als es mündlich zu geschehen pflegt, solange unsere
bekanntschaft dauert, sind Sie mir als ein feinfühlender mann er-
schienen, der andern am äuge absieht was ihnen lieb ist und
allen wünschen noch zuvorkommt, diesmal haben Sie doch nicht
in meinem innersten gelesen.
Ihr besuch versetzte mich in unruhe. Sie drangen wieder-
holt auf beschleunigung des Wörterbuchs und gelangten darauf
gewaltsame maszregeln vorzuschlagen, mir schien bei dem der-
maligen aufenthalt und bei einem etwas langsameren gang der
arbeit eigentlich keine gefahr vorhanden während ich noch am
leben bin; für den todesfall , der allerdings immer näher tritt
und plötzlich sich ereignen kann, müssen bestimmungen getroffen
werden , ich hatte natürlich auch daran gedacht und Hildebrand,
ja Ihr söhn Rudolf hatten mir, in einiger ferne, vorgeschwebt,
es wäre eine möglichkeit. aber jetzt gleich entschlösse zu fassen,
das war mir als sollte ich auf der stelle mein testament machen,
in den nachfolgenden nachten, die ich ohnehin meistens schlaflos
zubringe, habe ich unsere zustände überlegt und erwogen.
Ihre gedanken liefen, wenn ich nicht irre, dahin aus, ich
solle F fertig und dann auch G ausarbeiten , hernach abtreten
und meine nachfolger dem publicum anempfehlen , wozu Ihnen
schon die formel vorschwebte.
Lieber Hirzel , ich war niemals willens das wb. fahren zu
lassen, es legte mir viel last und sorge auf, brachte mir aber
auch freude. Ihnen gleichfalls hat es mühe und freu de verur-
sacht, doch reichte ihre mühe und Sorgfalt bei weitem nicht
an die meinige. meine letzte manuscriptsendung lief noch
zwei bogen über das achte lieft hinaus, ich ahnte nicht, dasz
nun monatelang der drucker feiern sollte, es traf sich, dasz
eben ein andres buch fertig wurde, das mich anzog und von
selbst zu neuen Untersuchungen aufforderte, bin ich dem Wörter-
buch denn so verfallen, dasz ich die feder nicht anderswo an-
setzen darf, ohne in seine bahn zurückgedrängt zu werden? hat
es einem mülrad gleich beständig umzulaufen? und haben nicht
auch andere dinge gewalt über mich? ich stehe in den jähren,
wo andere meines gleichen nichts mehr thun, sondern die bände
in den schosz legen und mit den fingern spielen; wäre dies vor-
gerückte alter nicht vielmehr zu schonen als zu treiben? meine
forschungen und Studien hängen alle untereinander zusammen
und was den einen gelingt kommt auch den andern zu statten,
die weisthümer aufzustellen hat unsägliche anstrengung gekostet,
ohne sie wäre auch eine menge von ausdrücken gar nicht ins
Wörterbuch gelangt, deren es ungern entriethe. ich verliere das
wb. seit es geschrieben wird, nimmer aus den äugen, was meinen
Sie? noch diesen vielbewegten letzten Januar, mitten unter andern
17*
260 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
arbeiten, las ich nebenher vier bände alter romane genau durch,
zog ihre redensarten aus und trug ordentlich in die sechs ersten
buchstaben nach was dahin gehörte, ich kann nicht anders, wol
weisz ich, dasz es zu einer zweiten ausgäbe nicht kommen wird,
sie ist durch die iibelausgedachte stereotypierung (von jeher mein
herzeleid) unabsehbar weit gerückt, doch kein erster arbeiter wird
von seines werkes besserung abstehen, weil er sie doch nicht
vorlegen kann, er vollbringt sie im stillen, mag zukünftig daraus
werden was da wolle.
Verweisungen auf abliegende buchstaben waren oft nöthig,
ich habe sie immer eigentlich gemeint und davon abgesehn, dasz
der in dessen hand einmal der buchst, fallen wird, möglicher-
weise meine ansieht gar nicht verstehn, sie also unbeachtet lassen
könne, wie oft habe ich mich im voraus gefreut auf die buchst.
L. M. N., die ungefähr die mitte des alphabets bilden und dem
bearbeiter die allerangenehmsten des ganzen werks sein müssen,
sie hätten etwa in unsern fünften band zu fallen, ob ich selbst
bis zu ihnen reichen würde liesz ich völlig dahin gestellt, mein
Vorsatz war fortzufahren, solange mir das leben und die arbeits-
fähigkeit anhält.
Lange schon, im gegensatz zu Ihnen, liegen mir meine
leute, ärzte, freunde und andere rathgeber an, dasz ichs weniger
rasch treibe. Lepsius und Haupt sagen, ich soll mir die Wörter
zuarbeiten lassen, nur den letzten druck darauf legen, auf mich
angewandt ist das unverständiges gerede. es gehörten schüler
dazu, deren ich keine gezogen habe, meiner natur entspricht zu
lernen nicht zu lehren, ich weisz gar nicht vorher was aus dem
artikel werden wird, den ich angreife, zurüstung und ausarbeitung
lassen sich nicht von einander reiszen und es ist oft an zufäl-
ligen Wendungen dabei gelegen. das zugeführte material zu
prüfen, wägen, sichten würde mir gerade so viel, wo nicht mehr
mühe verursachen, als hätte ich es selbst herbeigebracht, dazu
ists unbehaglich an fremder arbeit zu meistern, zwischen mir
und Wilhelm war es ausgemacht, dasz keiner des andern artikel
vorher lesen, geschweige beurtheilen soll, er hat manches ge-
schrieben was mir nicht recht ist und ich bin ihm auch wol oft
mit meinen ansichten anstöszig geworden.
Reine spur finde ich, dasz Adelung bei seinen 4V-2 °der
4 bänden sich andrer hülfe bedieute, es ist alles von seinem
gusz. als er von 1774 — 1786 drucken liesz, hatte er 40 bis
52 jähre, bei meiner arbeit beginn, ich will annehmen 1850,
war ich bereits 65 und in 12 oder 13 jähren sind drei enge
quartanteu, die Adelungs vier quarlanten in derselben zeit fast
gleich stehen, vollendet worden; heutzutage ist die philologie
viel weitgreifender und schwerer, erlebe ichs nur, so werde
ich schritt halten und mehr vorrücken , mein schritt aber musz
sich nach meiner kraft richten. Sie begehren freilich, dasz ich
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 261
ihn noch schneller bewegen und gar nicht rasten lasse, buch-
händlerisch mögen Sie auch recht haben, anfangs beim erscheinen
der ersten lieferungen schien die forderung des beschleunigens
gerechter, es hiesz damals, der bestand des werks werde dadurch
entschieden und gefestigt werden, nun er gefestigt ist, glaube
ich, dasz es wenig leiden wird, wenn sein gaug mitunter zurück
bleibt. vielen abnehmern musz ganz recht sein , wenn die
lieferungen langsamer folgen und keiner wird darum abtreten und
die früher abgenommeneu hefte nicht vervollständigen, gesetzt
aber auch, der Verzug schadete, so ist das nicht zu ändern, der
Verfasser kann nicht das unmögliche und der Verleger musz
sich fügen.
Wie ist es denn damit, lieber freund? Ihrer einsieht, ge-
wandten thätigkeit räume ich das allermeiste ein, Sie sind heraus-
geber, nicht Verfasser, rechtzeitig bildeten Sie den plan zu
einem deutschen wb., und trugen mir es an, ich gieng darauf
ein, vorsichtig und unvorsichtig zugleich, es ist mein werk ge-
worden und meine eigenthümlichkeit (mit ihren fügenden und
fehlem) ist ihm eingedrückt, ich halte dafür, auch Adelung
(weil ich doch einmal sein beispiel heranziehe) wird sich als prot-
agonist betrachtet, Breitkopf sich ihm als treuer gehülfe zur
seile gestellt haben. glaublich hatte jedoch nicht Breitkopf,
sondern Adelung den plan erdacht, insofern ist unser fall ver-
schieden, nun gibt es weitaussehende werke, z. b. das conver-
sationslexicon, bei welchen allerdings der erste und leitende ge-
dauke das wesentliche war und vortritt, der beitrag einzelner
arlikel zurücktritt. Brockhaus ist in der that urheber und Ver-
fasser seines buchs, das er leitet und zu dem er arbeiter ge-
winnt, ein deutsches wb. aber fordert einen arbeiter und Ver-
fasser, es ist nicht gut wenn mehr als einer zusammengreifen
sollen, selbst dem mhd. Wörterbuch ist die getheilte Verfasser-
schaft hinderlich.
Zwischen Vorarbeitern und mitarbeiten! wäre genau zu schei-
den, im allgemeinen verstand arbeiteten uns schon die vor,
welche auszöge, leider oft sehr schlechte und kostspielige, lie-
ferten, unter ihnen mochten einzelne sich geschickter beweisen
und mehr in die sache eindringen, noch tiefere gelegenheit
hatte dazu allenthalben der corrector. Hildebrand hat sich als
sprachkundigen, gewissenhaften mann bewährt, dem das wb.
viel verdankt und der sich in dessen art und weise einübte, ihm
ist seit jahren von Ihnen mit gutem tact der buchstab R über-
wiesen worden und er hat zeit gehabt ihn gemächlich in besitz
zu nehmen, ich habe ihm ja selbst material dazu an band ge-
geben, ich stellte mir doch nicht anders vor, als dasz, wenn es
zum abschlusz käme, mir seine entwürfe zur geuehmigung, ab-
änderung, Vermehrung (welchen ausdruck Sie hier wählen wollen)
vorgelegt werden sollten, von seiner arbeit ist mir noch nichts
262 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
zu gesicht gekommen , ich darf aber aus seinen correctur-
anmerkungen und andern belhätigungen entnehmen, dasz er
sich dermaleinst zum fortsetzer und Verfasser des wb. vorzüglich
eigne, etwas anderes wäre, wenn er schon hei meinen lebzeiten,
während ich noch das Steuerruder halte, neben mir stehen sollte,
aus keiner art stolz oder hochmut, die mir fern sind, sage ich
das, sondern aus besorgnis, dasz meiner eigenheit dadurch ab-
bruch geschehen könne, was ich gern litt von Wilhelm möchte
ich von einem dritten nicht leiden.
Ich erinnere mich daran, dasz 1838 Reimer und Haupt
nach Cassel kamen , mich zur übernähme des wb. zu bewegen,
dabei blickte leise durch, dasz vielleicht auch Haupt einmal mit
an die spitze der arbeit treten könne, der sich sehr eifrig zu
den wichtigen und weitläufigen auszögen des H. Sachs erbot,
ich erwartete damals in meinen gedanken ernsthafte Unter-
stützungen des Wörterbuchs von einigen freunden, die sehr befähigt
dazu schienen, keiner hat aber dafür gewirkt. Lachmann tbat
nicht das mindeste und scheint gering von dem erfolg des werks
gedacht zu haben, was auch auf Haupt, der ganz von ihm ab-
hängig wurde, einflusz geäuszert haben mag. Meusebach spottete
heimlich über die arbeit, er selbst, geschickt einzelne Wörter
bis in die spitzen zu treiben, war untaugend ihren verbalt im
Zusammenhang zu erkennen, die erfahrung lehrte, dasz unsre
arbeit nicht erfolglos blieb sondern gedieh, den schnöden an-
griffen von Sanders und Wolf(so] zum trotz, denen man wenigstens
lassen imisz, dasz sie sich im Sprachmaterial fleiszig umgethan
haben, vom publicum wurde das werk mit beinahe blindem
eifer aufgenommen, denn sein eigentlicher werth wird einmal
erst später durchdringen , selbst wenn es auf dem rümpf stehen
bliebe, auch des Henisch Wörterbuch schlosz ab mit Gund wird
doch geschätzt, die Sprachwissenschaft stand so, dasz in unsrer
zeit ein bedeutender schritt geschehen muste, er ist geschehn
und wird seine wirkling thun.
Nun liegen zwei wege offen, entweder ich gebrauche mein
recht, arbeite ungedrängt fort und bringe so viel zu stände, als
ich nur vermag; oder ich gebe es auf (da es erst mit meinem
tode erlischt) und trete ab. dann aber gleich von jetzt an, ohne
dasz ich einen buchstabeu mehr schreibe. Hildebrand, Lexer,
oder mit wem Sie sonst wegen der fortsetzung überein kommen,
können bei sp. 33 eintreten wie an jeder andern stelle, mir aber
wäre unmöglich zur fremden fortsetzung noch einen läppen
zu geben.
Sie sind klug, wolmeinend, und erwägen, dasz jeder dieser
wege Ihnen unangenehm ist. langsameres erscheinen wünschen
Sie nicht, und wie die neuen Verfasser einschlagen wissen Sie
nicht voraus.
Sie sollen wählen. Jacob Grimm.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES 263
83. SHirzel an JGrimm. 24 februar 1863.
[nach dem concepte.J
Mein theurer herr hofrath.
Ich bin am 9, beute vor 14 tagen, mit guter absieht nicht
wieder zu Ihnen gekommen, nicht aus mangel an zeit, denn
ich hatte in Berlin nichts weiter zu thun, sondern lediglich weil
ich es für meine pflicht hielt, Ihnen die erneuerung der unruhe
zu ersparen, in der Sie mein besuch am tage vorher, wie ich
mit schmerzen bemerkte, wider alle meine absieht versetzt hatte.
Gott weiss es, meine harmlosen vorschlage, die zudem erst
durch Ihre vorangegangene hindeutung auf die zukunft des w. b.
und die nothwendigkeit, bestimmuugen darüber zu treffen, her-
vorgerufen waren, hatten ihren innersten grund doch nur in
dem wünsche, Sie von einer, wie mir schien, Ihnen zur last
gewordnen sorge zu befreien, und dazu beizutragen, dass Ihnen
für andere Ihnen am herzen liegende arbeiten ungestörte müsse zu
theil werde, ich würde selbst überaus erschrocken sein , wenn
mir dabei der gedauke gekommen wäre, Sie sollten Ihre band
vom w. b. abziehen, da ich vielmehr dachte, Sie sollten sie erst
recht darüber halten, wenn jüngere kräfte Ihnen vor- und mit-
arbeitend zur seite stünden, vollends konnte mir kein gedanke
an gewaltsame massregeln kommen, die an sich meiner innersten
natur zuwider sind — und gar Ihnen gegenüber!
Nach empfang Ihres briefes brauche ich mich keinen augen-
blick zu besinnen, wofür ich mich bei der alternative, die Sie
mir stellen , zu entscheiden habe, es soll mir nicht nachgesagt
werden , dass durch meine schuld das werk auch nur um 6inen
artikel von Ihrer band zu kurz gekommen sei.
Es bleibt also alles beim alten und ich werde abwarten,
wann Sie wieder zu dem w. b. zurückkehren werden, ich werde
meine hoffuungen von einer woche in die andere tragen, und
da in allen dingen immer das schlimmste ist den guten muth zu
verlieren , so will ich es mir zu einem günstigen omen dienen
lassen, dass der bogen, bei dem der druck in stillstand gerathen, mit
fortsetzen schliesst, gleichsam mit einem ermunternden zurufe.
Aber gönnen Sie mir zu meiner eigenen beruhigung ein
wort der rechtferliguug, wenn ich Ihnen manchmal ungestüm,
und vielleicht in noch schlimmeren lichte erscheine.
Sie geben mir gewiss willig zu, dass die geschäftliche seite
des Wörterbuchs für mich ungleich schwerer wiegt als sie Ihneu
erscheint, wie glücklich wäre ich, wenn sie auch für mich von
so untergeordneter bedeutung wäre, als sie es in Ihren äugen ist.
Den grossen Verpflichtungen, die ich durch das Wörterbuch
übernommen habe, muss ich unter allen umständen nachkommen,
und das w. b. gibt mir dazu die mittel an die band, solange
eine ungewöhnlich grosse betheiligung des publikums fortdauert,
aber diese beruht wesentlich darauf, dass das publikum das ver-
264 ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES
trauen in den regelmässigen fortgang und die dereiustige Vollendung
desselben, die überdies in den ersten ankündigungen und beim er-
scheinen der ersten lieferung garantirt worden ist, nicht verliere.
Mehr als einmal hat mich die erfahrung empfindlich belehrt,
dass bei jeder längeren Unterbrechung dies vertrauen erschüttert
wird, mag das thöricht und ungerechtfertigt erscheinen , es ist
thatsächlich so. — kann es da irgend jemand wunder nehmen,
wenn mich manchmal unruhe und Ungeduld übermannen? wäre
es nicht eher gewissenlos zu nennen , wenn das w. b. nicht so,
wie es der fall ist meine gedanken unablässig beschäftigte? diese
äussern rücksichten, die ich nicht abweisen kann, drücken mich
um so mehr, wenn ich sie gegenüber den beispiellosen, be-
wundernswerthen leistungen , die in den 3 fertigen bänden des
w. b. vorliegen , gellend machen muss. es sieht aus wie schnöder
undank und wie mangel an Schätzung und einsieht oder an ver-
ständniss für das unter meinen äugen zu stände gekommene werk.
Gelegentlich der ausarbeitung einer academischen festrede (zur
feier des 308 stiftungstages der Universität Würzburg) ist mir durch
die gute meiner verehrten freunde Herman Grimm und Heinrich
Hirzel der leider nur lückenhaft erhaltene briefwechsel zwischen den
b rüdern Grimm und Salomon Hirzel zur benulzung über-
lassen und auch die erbetene genehmigung , auszüge desselben im
Anzeiger zu veröffentlichen, bereitwilligst erteilt worden, wofür
ich ihnen zu lebhaftem danke verpflichtet bin. im einvernehmen mit
dem herausgeber des Anzeigers wurde aus meinen excerpten zu-
nächst das für die geschichte des Deutschen Wörterbuches erhebliche,
daneben aber auch einiges für personen- und Zeitverhältnisse in-
teressante oder für die briefschreiber überhaupt characteristische
zur vorliegenden Veröffentlichung ausgewählt: jenes wie dieses be-
darf keiner besondern erläuterung und wird an sich höchst will-
kommen sein.
Würzburg, im februar 1890. M. Lexer.
Beowulf. Untersuchungen über das angelsächsische epos und die älteste ge-
schichte der germanischen seevölker von Karl Müllenhoff. Berlin,
Weidmann, 1889. x und 165 ss. 8°. — 5 m.
Müllenhoff hat sich lange mit dem plane getragen, seine
1869 im 14 band der Zs. gedruckten Untersuchungen über die
innere geschichte des Beowulf mit einer mythologisch-historischen
einleilung in das gedieht, wie er sie in seinen Vorlesungen zu
geben pflegte, zu einem buche zu vereinen. 1883 liefs er das
manuscript von FBurg druckfertig machen, hielt aber mit dem
druck zurück, da ihm dasselbe noch einer um- und durch-
arbeitung zu bedürfen schien, nach seinem im februar 1884
erfolgten tode sollte zuerst ESchröder die Veröffentlichung über-
nehmen, da es demselben aber nicht möglich war, die arbeit so
MÜLLENHOFF BEOWULF 265
schnell, als er wünschte, zu ende zu bringen, wurde im früh-
jahr 1887 HLübke mit der herausgäbe betraut, derselbe hat
dem 1889 endlich erfolgten drucke nicht das Burgsche, sondern
das von Müllenhoff selbst herstammende lieft zu gründe gelegt
und seine tätigkeit auf darstellung, anorduung des Stoffes und
nachprüfung im einzelnen beschränkt, wobei ihm allerdings die
Burgsche bearbeitung sehr zu statten kam.
Die 'innere geschichte', dh. die höhere kritik des Beowulf
ist dabei wesentlich so geblieben wie im 14 band der Zs., ganz
neu aber für diejenigen, welche nicht das glück gehabt haben,
Mülleuhoffs Vorlesungen zu hören oder nach ihnen geschriebene
hefte zu benutzen, sind der erste und zweite abschnitt des
buches, 'der mytbus', s. 1 — 12, und 'die geschichtlichen elemente',
s. 13 — 109. über diese allein wollen wir hier kurz berichten.
i. was das angelsächsische gedieht von Beowulf erzählt, be-
zieht sich, so weit es nicht historisch ist, auf einen mythischen
beiden, den Beowa der ags. genealogien, der die menschen vor
den gefahren der nordsee beschützt, indem er als Jüngling im
wettkampf mit Breca dem polarstrom entgegenschwimmt, bricht
er im frühjahr die rauhheit und Wildheit des winterlichen meeres,
das selbst durch seinen gegner Breca personificiert ist.
Der kämpf mit Grendel und seiner mutter zeigt uns den-
selben helden in jugendlichem alter als bezwinger der den menschen
verderblichen Sturmfluten des frühjahrs, — in dem kämpf mit
dem schatzdrachen, welchen der hehl als greis besteht, sichert
er den menschen zwar den ertrag des Jahres, den schätz des
drachen, gegen die herbstlichen Überflutungen des meeres, aber
sein reich ist vorläufig zu ende, der winter steht vor der tür, —
von dem drachen tötlich verwundet stirbt er.
Wie man sieht, ist die mythologische deutung der Beowulf-
abenteuer nicht sehr verschieden von jener, welche Müllenhoff 1848
in der Zs. 7, 419 ff gegeben hat. sie ist gewis sehr sinnreich,
aber für richtig vermag ich sie nicht zu halten, wenn es sich
auch begreifen und durch analogien stützen lässt, dass die ver-
derblichen kräfte des meeres als menschlich gestaltete dämonen auf-
gefasst wurden, so sollte man meinen, müste es doch ebenso in
der natur einen in die äugen fallenden Vorgang geben , der dieser
feindseligkeit des meeres entgegenwürkte, wenn die menschen
die meeresdämonen durch einen helden mit der faust besiegen
lassen, der kämpf Indras mit Vritra ist verständlich, die den regen
zurückhaltende wölke wird von Indra mit dem blitz gespalten und
Abis strömt als regen herab, aber welche naturkrafl macht die
Sturmfluten im frühjahr und herbst aufhören, die als eine diesen
feindliche und überlegene person aufgefasst werden konnte? der
Sonnengott allerdings könnte es sein, Preller, Griechische my-
thologie i3 207 f, u3 210, oder ein windgolt, Gylfaginning c. 23, wie
Hermes einschläfert und erweckt, Themis die Volksversammlung
266 MÜLLENHOFF BEOWULF
beruft und auflöst, Plutus reich und arm macht; — aber was
weist bei Beowulf auf eigenschaften des windes oder der sonne?
In bezug auf die methode der Untersuchung scheint es mir
ein mangel, dass nicht bei besprechung des Grendel- und des
(Irachenkampfes alle ähnlichen erzähluugen zur vergleichung her-
angezogen wurden, denn man muss es von vorn herein als mög-
lich annehmen , dass der mythologische gehalt in einer ver-
wandten erzählung deutlicher erhalten sei. allerdings glaube ich
nicht, dass die sagen von Freys kämpf mit Beli, von Greltir, von
Bödhvarr Bjarki, von Schrätel und wasserbär, oder die drachen-
sagen , in welchen der siegende held den tod findet wie Thorr
beim weltende, geeignet sind, die Müllenhoffsche hypothese zu
bestätigen. — Beowulfs kämpf mit Grendel hat allerdings eine
gewisse ähnlichkeit mit dem Freys mit Beli , Müllenhoff s. 1 1,
wenn auch Snorri, der allein über die sache berichtet, Gylfa-
ginning c. 38, letzteren zu den berg-, nicht den wasserriesen
zählt, aber dass- das hirschgeweih, ein prähistorisches Werkzeug,
wie der Wetzstein Hrungnirs, Skaldskaparmal c. 17, mit dem
Freyr ihn tötet, deshalb auf die besiegung des im frühjahr stürmi-
schen meeres deute, weil die hirsche ihr geweih im frühjahr
ablegen, es also gleichsam den menschen und göttern als waffe
darbieten, wird wol niemand einleuchten.
Müllenhoff hat natürlich den satz, welcher besonders von
skandinavischen und slavischen mythenforschern so oft hervor-
gehoben wird, auch gekannt und anerkannt, dass nämlich nicht
jede erzählung, in welcher mythisches vorkommt, mythisch zu
sein braucht, aber er hat ihn hier vernachlässigt, verderbliche
wasserdämouen wie Grendel und schatzdrachen wie der von
Beowulf getötete, ebenso drachen , welche dem sieger den tod
bringen, sind gewis mythische elemente, aber niemand bürgt uns
dafür, dass sie nicht zu verschiedenen zeiten auf den heros
Beowa übertragen wurden, erst nur der kämpf mit Grendel,
nachdem dieser seine natur als wasserdämou so weit verändert
hatte, dass er wie ein 'widergänger' oder vampir die schlafenden
menschen mordet und frisst. da konnte ihm ein menschlich ge-
dachter held gegenübergestellt werden, wie in den nordischen
sagen sich würkliche menschen mit solchen Ungetümen einlassen;
s. Greltir und Glamr. dann konnte Beowa ein glücklicher kämpf
mit einem drachen zugeschrieben werden, dessen schätz er ge-
winnt, schliefslich , da er doch einmal sterben muss, ein kämpf
mit einem drachen, der ihm trotz seinem siege den tod bringt.
Dasselbe was gegen die deutung der kämpfe Beowulfs mit Grendel
und dem drachen gesagt werden kann, gilt auch in bezug auf das
Wettschwimmen des helden mit Breca. welche naturkraft setzt sich
dem polarstrom in einer weise entgegen, die als ein siegreicher
kämpf aufgefasst werden könnte? Möller, Das altenglische volksepos
s. 22 versucht wenigstens eine solche aushudig zu machen und
MÜLLENHOFF BEOWULF 267
sieht sie in dem golfstrom , vor dem der kältere polarstrom unter-
tauche und damit seine niederlage anzeige, es müste nur nach-
gewiesen werden, dass die alten diesen vorgaog beobachteten
oder beobachten konnten, in einer schrift wie das norwegische
Speculum regale müsten sich doch andeutungen darüber finden,
aber sie fehlen. — von einem sichtbaren kämpf entgegen-
gesetzter meeresströmungen an der küste von England berichtet
Beda in seiner Historia ecclesiastica iv 16 [14] : sita est autem
haec insula contra medium australium Saxonum et Geuissorum,
interposito pelago latitudinis trium milium, quod uocatur Soluente:
in quo uidelicet pelago bini aestus Oceani, qui circa Britaniam ex
infinito Oceano septentrionali erumpunt, sibimet inuicem cotidie
conpugnantes occurrunt ultra ostium fluminis Homelea, quod
per terras Jutorum, quae ad regionem Geuissorum pertinent , prae-
fatum pelagus intrat; finitoque conflictu in Oceanum refusi,
unde uenerant, redeunt.
Aber Breca ist viel zu wenig deutlich als ein meeresdämon
gekennzeichnet, s. s. 2, von Beowulf nicht zu reden, als dass
man in dem wetlkampf der beiden helden mit einiger Zuversicht
die vermenschlichung eines naturvorgangs wie des von Beda be-
sprochenen sehen dürfte, und nicht einen übertreibenden bericht
von den taten zweier berühmter Schwimmer der vorzeit. wie
beliebt das Wettschwimmen bei Norwegern und Isländern gewesen,
lehren die sagas zur genüge.
Auf den folgenden seiten, 5 — 12, des mythologischen ab-
schuitts wird anschliefsend an die ausführungen in der Zs.
7, 410 ff die Stellung Beowas, dessen namen Müllenhoff s. 7 aus
der wurzel bhü 'wohnen' erklärt, in den ags. genealogien be-
sprochen und die angelsächsische oder vielmehr anglische, nicht
dänische nationalität des heros dargetan. Sceaf, Scyld, Beowulf,
werden aus demselben gründe im gedieht Beowulf als vorfahren
des dänischen Halfdan angeführt, aus welchem Sescef, Skjaldi,
Bjarr in der mit Noe beginnenden genealogie des Langfedhgatals,
in der Snorra Edda formali c. 9 (i 29), Fra Fornjoti c. 6 (FAS n),
in der Sverris saga FMS 8, 2 als dänische könige erscheinen,
die Skjoldungen stammen ja von einem Skjoldr ab; s. Langfedh-
gatal, Odhinsreihe, die series bei Langebeck i 15, die Nomina
regum i 19, Saxo grammaticus, und in der ags. reibe erscheint
auch ganz nahe der spitze Scyld, — Sceaf, Scyld, Beawa, Tsetwa.
In bezug auf die englischen Ortsnamen, welche die existenz
des mythus von Beowa in England beweisen , möchte ich nur
bemerken, dass Beäs bröc s. 8 wol zu streichen wäre, da Bea
wie in der gleich darauf citierten Urkunde hier auch einen
gewöhnlichen menschen, der Bea, Beawa, Beowa hiefs, be-
deuten kann.
So wie der mythus von der ankunft Sceafs in unserem
Beowulf auf Scyld übertragen ist, vermutet Müllenhoff s. 9 f , dass
268 MÜLLENHOFF BEOWULF
der mythus von Beowa ursprünglich von Sceaf erzählt wurde, da
von Sceafs leben und taten sonst gar nichts verlaute, und weil
in der langobardischeu sage von einem könig Lamissio sowol
eine geschichte seiner gehurt ähnlich der von Sceaf als auch ein
kämpf mit einer amazone im wasser erzählt werde, welcher an
die besiegung von Grendels mutter durch Beowulf (Beowa) er-
innere. Sceaf, der als Sceafa im Widsidh als urkönig der Lango-
barden vorkommt, miiste sich darnach bei diesen in zwei per-
sonen gespalten haben, was wol möglich ist. — schliefslich
s. 11 f wird Sceaf (Beowa) als Yngifreyr, der stammgott der In-
gaevonen, erklärt, in dessen namen die herkunft aus der fremde
sich andeute, Ing 'der angekommene', s. Zs. 23, 9 ff .
ii. der historische abschnitt des Werkes handelt zuerst s. 13 — 23
von den Geaten und Schweden, dann s. 23 — 53 von den Dänen,
und s. 53 — 109 von den Angeln und Sachsen.
1) dass die frage, ob die Geatas Gauten oder Juten bedeuten,
von Müllenhoff nicht einer erneuten priifung unterzogen wurde,
ist natürlich, die abhandlungen von Fahlbeck und Bugge, welche
auf Leos meinung zurückgriffen, erschienen erst 1884 und 1887,
s. Beiträge 12, 1 ff. für Ettmüller und Müllenhoff scheint mir
besouders der mit Gedtas synonyme ausdruck Wedergedtas und
Wederas zu sprechen, da die Wäderöarne zu Gautland gehörten,
worauf schon Grein hingewiesen hatte, auch führt das altenglische
vülkerverzeichnis, auf welches Müllenhoff in der anm. s. 90 ver-
weist, nachdem er es Zs. 7, 415 f ausführlicher besprochen hatte,
Jutus neben Geatus, Juti neben Geati an. — der abschnitt be-
schäftigt sich besonders mit der historischen Stellung Hygelacs
und Beowulfs und kommt zu dem resultat, dass die kriege Hy-
gelacs, seines bruders Haedhcyn und seiner nachkommen mit den
schwedischen fürsten Ongentheow, Onela, Eadgils durch die
Übereinstimmung mit den nordischen quellen ebenso als historisch
erwiesen werden, wie Hygelacs zug gegen die Friesen und Franken
durch Gregor von Tours und den Liber monstrorum. nur haben
sich die nordischen quellen, wie sie ja beträchtlich jünger sind
als der Beowulf, dadurch von der historischen Wahrheit entfernt,
dass sie die person Ongentheows, den auch Widsidh kennt,
vergessen (s. 48), und da ein selbständiges Gautenreich zu ihrer
zeit nicht mehr existierte, an die stelle der Gauten die Dänen
als feindliches nachbarvolk gesetzt haben, man erhält dadurch
als historische tatsachen einen sieg der Gauten über die Schweden
im anfange des 6 jhs., der längeren kämpfen durch deu tod des
schwedischen Ongentheow ein vorläufiges ende machte, dann des
Gautenkönigs Hygelac zug an die Bheinmündung, seine besiegung
durch Theodorichs söhn Theodebert, und seinen tod zwischen
512 und 520. darauf kämpfe der Gauten mit dem neuen könig
von Schweden Onela, der Hygelacs nachfolger besiegt, aber selbst
von seinem neffen mit gautischer hilfe vom thron gestofsen wird.
MÜLLENHOFF BEOWÜLF 269
nicht lange nachher müssen aber wol die Gauten der schwedi-
schen ühermacht gänzlich erlegen sein , wenn unsere quellen
auch nichts davon berichten, 'man hätte die frühere Selbständig-
keit der Gauten sonst im norden nicht so ganz vergessen.' dieser
satz, s. 22 f, ist übrigens nicht ganz richtig; s. die sagas von
Gautrekr, Gautis söhn, von Hrolfr, Gautreks söhn, auch die saga
von Herraudhr und Bosi, FAS in.
Beowulf aber als gautischer könig, wie ihn das gedieht
darstellt, erscheint Müllenhoff sehr zweifelhaft, die unbedeutende,
z. t. gar nicht heroische rolle, welche er in den 'schwedischen
handeln spielt, passt wenig zu der Vorstellung von übermensch-
licher heldenkraft, welche andere teile des gedichts von ihm er-
wecken, v. 2490 ff zeigen deutlich , dass der dichter von keinen
besonderen taten Beowulfs im kämpf gegen Ongentheow wüste.
Müllenhoff schliefst daraus, dass Beowulf nur deshalb von dem
unglücklichen feldzug an den Bhein, in dem Hygelac gefallen war,
nach der heimat zurückkehrte und daselbst eine fünfzigjährige
friedensherrschaft antrat — zwischen dem jugendkampf mit Grendel
und dem drachenkampf vor seinem tode — , weil es der mythus so
wollte, das scheint mir nicht ganz zwingend, man könnte darin
die noch nicht durchgeführte heroisierung eines geschichtlichen
helden sehen, dem es ja nie gegönnt ist, sich überall und immer
auszuzeichnen, aber da weder die nordischen quellen noch der ags.
fürstenkalalog im Widsidh einen könig Beowulf kennen , so wird
er wol mehr dem mythus als der geschiente angehören , dh. als
mensch nur ein durch grofse körperstärke ausgezeichneter Geate,
vielleicht aus dem gefolge könig Hygelacs gewesen sein.
S. 17 führt Müllenhoff zu der geschichte von Hredhel mit
seinen söhnen Herebeald und Haedhcyn die episode aus der
Thidhreks saga von Herbort, Herdegen und Sintram an. Bydberg
und Sarrazin haben eine näher liegende in dem mythus von
Baldr und Hödhr gefunden, s. Anzeiger xv 183.
2) kann wol als der glanzpunet der historischen einleitung be-
zeichnet werden, der abschnitt bietet eine meisterhafte darlegung
des Verhältnisses zwischen den angaben des Beowulf und der skan-
dinavischen quellen über die ältesten könige und die älteste ge-
schichte Dänemarks, im Beowulf folgen auf Scyld Scefing Beowulf,
dann Healfdene und seine nachkommen, Heorogar, Hrodhgar,
Hrodhulf (Hrolfr Kraki). dieselbe mit einem Skjoldr beginnende,
auf Halfdanr und seine nachkommen ausgehende reihe begegnet
in den norwegisch isländischen und dänischen quellen, im Grot-
tasöngr, Fra Fornjoti (FAS n) c. 5. 6, im Langfedhgatal, in der
genealogie, welche mit Odhinn beginnt, bis Sven Ägesen, Saxo
frrammalicus usw. die Zwischenglieder sind aber andere: statt
Beowulf finden wir abgesehen von vielen erweiterungen regel-
mäfsig Fridhleiir und Frodhi. das erklärt sich daraus, dass im
Beowulf eine Verwechselung des Skjoldr, des heros eponymus der
270 MÜLLENHOFF BEOWULF
dänischen Skjoldunger, mit dem Scyld eingetreten ist, der in
der oben erwähnten anglischen reihe Sceaf, Scyld, Beowa, Tsetwa
eine rolle spielt, eine mittelslufe zwischen der skandinavischen
und ags. Überlieferung bildet Snorra Edda formali c. 9 (s. Fra
Fornjoti c. 5), wo allerdings keine dänischen könige, sondern
die vorfahren Odhins aufgezählt werden, im offenbaren anschluss
an die in ags. spräche aufgezeichnete anglische reihe1: Cespheth
(uä. formen, 1. Sceaf), Bedvig, Athra, er ver köllum Annan ; hans
son Itrman; hans son Heremod, hans son Skjalldun, er ver köl-
lum Skjöld; hans so)i Bjaf, er ver köllum Bjar (s. Beowulf i im
ags. gedieht); hans son Jat; hans son Güdolfr; hans son Fjarllaf,
er ver köllum Fridleif. es ist also der dänische Fridhleifr der
anglischen reihe angeschlossen worden wie Healfdene und seine
nachkommen im Beowulf. aber im c. 11 wird die genealogie
fortgesetzt: Odhinn, Skjöldr, Fridhleifr, dann bricht der Verfasser
ab; es wäre offenbar Frodhi, Halfdanr usw. gekommen. Snorri
hat demnach noch beide reihen, in denen Skjöldr vorkommt,
der dänische wie der anglische. aber da Odhinn ahnherr der
dänischen Skjoldunger ist, so konnte man auch Odhins ahnherrn
Skjöldr für einen vorfahren der Dänenfürsten nehmen.
Eine ähnliche doppelheit von reihen, die mehrere glieder
gemeinsam haben, zeigt dann die skandinavische Überlieferung in
sich selbst: neben der erwähnten — Skjöldr, Fridhleifr, Frodhi,
Halfdanr, — eine andere — Danr, Fridhleifr, Frodhi, Ingjaldr,
die entweder der ersten folgt, Saxo, oder in sie eingeschoben
ist, Fra Fornjoti c. 5, Langfedhgatal (Odhinsreihe). Frodhi und
sein söhn Ingjaldr sind aus dem Beowulf als Headhobearden be-
kannt, die schliefslich den Dänen erliegen, aber auch Saxo
grammaticus bringt eine mit Beowulf in den Vorgängen und
namen sehr ähnliche erzählung, nach welcher Ingeldus der Zög-
ling des Slarcatberus ist, der ihn zur vaterrache aufreizt, s.
Müllenhoff, Altertumskunde v 315 ff. und die königslisten in Fra
Fornjoti c. 5 und Langfedhgatal deuten das ebenfalls durch den
namen Ingjaldr Starkadharfostri an. Müllenhoff sieht nun in
diesen kämpfen der Headhobearden mit den Dänen wider einen
historischen Vorgang, die besiegung eines anderen nordgermaui-
schen ostseevolkes durch die Dänen und in folge dessen die auf-
richtung eines dänischen reiches auf Seeland, die Headhobear-
den , welche früher auf nun dänischem boden geherscht hatten,
wurden im laufe der zeit auch als Dänen betrachtet und ihre
alten könige Frodhi und Iugeld der dänischen genealogie ein-
gefügt uud zwar an den heros eponymus des volkes Dan , nicht
der dynastie, Skjöldr, angeknüpft, da nun aber ein Frodhi
auch in der skjölduugischen reihe vorkam — Skjöldr, Fridbleifr,
Frodhi, Halfdanr — , so wurde ein Fridhleifr auch in die headho-
1 über beziehungen zwischen ags. und altn. geschichtschreibung s.
ua. Usinger , Die dänischen annalen s. 9. 40.
MÜLLENHOFF BEOWULF 271
beardische eingeschwärzt und mehrfach eine nähere Verwandt-
schaft und gleichzeitigkeit der beiden reihen angehörenden per-
sonen angenommen, so ist im Langfedhgatal Ingjaldr Starkadhar-
fostri zu einem bruder Halfdans geworden , in Fra Fornjoti c. 5
Ingjaldr zu dem grofsvater Halfdans.
Das volk der Headhobearden kennt die geschichte nicht, wol
aber weifs sie, dass zu einer zeit, welche mit der durch Hyge-
lacs zug, 512 — 520, chronologisch bestimmten Unterwerfung der
Headhobearden durch die Dänen übereinstimmt, die Dänen, als
sie von Schonen auszogen, die Heruler von deren eigenen sitzen
vertrieben haben; s. Jordanes , Getica c. 3, der hier die angaben
eines norwegischen königs Hrodhwulf als quelle benutzen konnte,
wie Adam von Bremen im 11 jb. die des dänischen königs Sven
Estrithson. Müllenhoff sieht sonach in den Headhobearden die
Heruler, und man muss gestehen, dass diese Vermutung sehr
bestechend ist, um so mehr als der name Heruler, altn. Jarlar
(ags. Eorlas) nirgends in skandinavischen quellen vorkommt,
während die Dänen , Gauten , Schweden das volk der Heruler
jedesfalls gekannt haben. — einige Schwierigkeit bereiten nur die
Bardi bellicosissimi bei Helmold, die bewohner des Bardengaus,
der alten heimat der Langobarden, wenn heado in Headobeardnas
ebeuso aufzufassen ist wie in Headoscüdingas , als ein ehrendes
epitheton, s. 31. dann hätten wir zwei Barden genannte Völker,
die des Bardengaus und die Heruler. aber heado scheint bei den
Headhobearden fest zu sein.
Von Hrodhgar berichtet der Beowulf, dass er die halle Heorot,
von dem in der genealogie Hrodhgar entsprechenden Bo die
dänische Überlieferung, dass er Boeskilde erbaut habe, so nahe
es liegt, beide nachrichten als gleichbedeutend aufzufassen, so
macht doch Müllenhoff s. 44 ff mit recht darauf aufmerksam, dass
das bild von Heorot und dem heldenleben daselbst, wie es das
ags. gedieht schildert, weit mehr zu dem dänischen königssitz
Hleidhr, Hleidhargardhr und zu der hofhaltung des königs Hrolfr
Kraki daselbst stimmt, in betreff des königs, der die sagen-
berühmte bürg Hleidhr erbaut habe, vermutet Müllenhoff s. 46
wider eine Verschiebung der historischen Verhältnisse in den
nordischen quellen, die, was im Beowulf und Widsidh von Hrodh-
gar erzählt wurde, als der rühm des im Beowulf und Widsidh
noch eine nebenrolle spielenden Hrolfr Kraki (Hrodhwulf, Hrodh-
gars neffe) sich verbreitete, auf diesen übertragen haben.
Damit hängt zusammen, dass in den nordischen quellen
Hrolfr Kraki (Hrodhulf) Stiefsohn des königs Adhils (Eadgils) von
Schweden ist, s. 48, was mit der Chronologie des Beowulf im
Widerspruch steht, nach welcher Hrodhulf schon erwachsen ist,
lange bevor Eadgils nach seines oheims Onelas, nach Hygelacs
und gewis auch nach Hrodhgars tod auf den schwedischen thron
gelangt, die skandinavische Überlieferung ist nämlich in bezug
272 MÜLLENHOFF BEOWULF
auf schwedische geschichte stark verarmt und kennt, wie oben
bemerkt, den im Beowuli' und Widsidh vorkommenden alten
Schwedenkönig Ongentheow, den Zeitgenossen Hygelacs undHrodh-
gars, nicht mehr, ebenso wenig, da die Vorstellung von einem
selbständigen Gautenreiche, nachdem dasselbe den Schweden unter-
worfen worden war, sich verdunkelt hatte, die feindseligkeiten
zwischen Gauten und Schweden , welche nach dem Beowulfgedicht
in die regierungszeit Hrodhgars und Hygelacs fallen und jedes-
falls die des letzteren überdauern, dadurch wurde könig Adhils,
da von seinem vater Ottarr Vendilkraka (Ohthere) nichts be-
sonderes zu berichten war, Vertreter des schwedischen königs-
geschlechtes in der sage und um eine generation älter als Hrolfr
Kraki (Hrodhulf). aus derselben chronologischen Verschiebung
und der Verarmung der Überlieferung in bezug auf die Gauten
erklärt sich auch, dass nach der Ynglinga saga Helgi dem schwe-
dischen könig Adhils (Eadgils) seine frau (Yrsa) geraubt haben
soll, während dies ursprünglich nach dem Beowulfgedicht die
Gauten Hygelac und Haedhcyn mit der frau des schwedischen
Ongentheow getan haben, und wenn im Beowulf dieser als gau-
tischer könig Eadgils (Adhils) gegen seinen oheim Onela unter-
stützte, so tut es in der späteren nordischen Überlieferung der
Däne Hrolfr Kraki. so sind die Dänen die erben der gauli-
schen sage.
Der schluss des abschnitts handelt über die im Beowulf und
Widsidh erwähnten dänischen könige Heremod , Sigehere und
Alevih. von dem ersteren heifst es s. 51, dass die dänische und
nordische tradition ihn nicht kenne, das ist ungenau, da er in
der von Noe ausgehenden reihe des Langfedhgatals und Fra For-
njoti c. 6 vor Skjöldr als vorfahr der dänischen Skjöldunger steht,
in Snorris formali c. 9 auch vor Skjöldr, aber zunächst nur als
vorfahr Odhins. allerdings liegt diesen angaben eine ags. quelle
zu gründe, und Müllenhoff hat gewis recht, wenn er diesen He-
remod der ursprünglichen genealogie der Dänen abspricht, was
den guten und bösen Heremod anbelangt, s. 51, so verweise ich
auf diesen Anzeiger xv 160 f. — ganz aufserhalb der nordischen
Überlieferung über die genealogie des dänischen hauses vor Saxo
grammaticus stehen die Dänenkönige Sigehere und Alevih , welche
der dichter des Widsidh kennt. Sigehere ist gewis Saxos Si-
garus, der vater Signys, aber ebenso gewis kein historischer
Dänenkönig, auch die Ortsnamen, welche auf seine sage an-
spielen, sind durch ganz Skandinavien zerstreut, noch dunkler
ist Alevih.
3) in dem 'Angeln und Sachsen' überschriebenen abschnitt
wird dann die geschichtliche entwickelung der Beowulfsage bis
zur entstehung des ags. gedichts gezeichnet, die Untersuchung
über die besiedluug Englands durch die Angelsachsen kommt zu
dem resultat, s. 87, dass dieselbe ungefähr ein Jahrhundert
MÜLLENHOFF BEOWULF 273
dauerte, von 450 — 550, dass also ein grofser teil der Angel-
sachsen noch in der alten heimat war, als die historischen be-
gebenheiten , welche dem Beowulfgedicht zu gründe liegen , sich
in Dänemark, Gautland und Schweden abspielten, s. s. 57 f.
gleichwol ist es nicht geraten anzunehmen , dass die Beowulfsage,
wie sie in dem gedieht vorliegt, unmittelbar auf diese erinnern ngen
aus Anglien zurückgeht, s. 58, denn es wäre dann auffällig,
dass gerade die Beowulfsage sich erhalten und stoff zu einem
grofsen gedieht gegeben hätte, während von den die Angelsachsen
selbst betreffenden begebenheiten so wenig sich in sage und poesie
erhalten hat, fast nur die Offasage, welche sich noch auf die
alte heimat bezieht, so gut wie nichts aus der heroischen zeit
von 450 — 550, s. 87. dazu kommt, dass das Widsidhlied
zwar von dem Schweden Oogentheow, den Dänen Hrodhgar und
Hrodhulf (Hrolfr Kraki), dem Headhobearden Ingeld und dem Bron-
ding Breca kenntnis hat, nicht aber von den Gauten Hygelac
und Beowulf, den helden des gedichts, s. 94. das legt die Ver-
mutung nahe , dass die betreffenden verse des Widsidhliedes —
s. dessen kritik s. 91 ff — uns jenen teil der Beowulfsage reprä-
sentieren, welchen die Angelsachsen aus der alten heimat mit-
genommen haben, was das Beowulfgedicht an sagenstoff mehr
hat, aber den Angelsachsen in England auf anderem wege zu-
gekommen und von ihnen poetisch verarbeitet worden sei. die
zeit dieser Übertragung wird c. 600 gewesen sein, s. 58, da die
begebenheiten des Beowulf selbst sich, wie bemerkt, zwischen
450 und 550 abspielen und das Beowulfgedicht vor dem 9 jh.
fertig gewesen sein muss. die grofse achtung und neigung,
welche dasselbe, den Dänen entgegenbringt, wäre später unmög-
lich , s. 57, und eine mitteilung des sagenstoffes durch die
Dänen an die Angelsachsen schon deshalb höchst unwahrschein-
lich, weil die Dänen nach dem ausweis der nordischen Über-
lieferung die person des gautischen Hygelac vergessen hatten. —
welches deutsche volk zu dieser rolle der vermittelung zwischen
Angelsachsen und dem südlichen Skandinavien um 600 am ge-
eignetsten war, ist kaum zweifelhaft; es waren die Friesen,
s. 104. 107. 58, die nächsten stammverwandten der Angelsachsen,
in deren gebiet der gautische könig Hygelac seinen einfall ge-
macht hatte, bei'den Friesen blühte ja die epische poesie, s. 105,
bei ihnen wurde die sage von Finn, von Hilde und Gudhrun
ausgebildet, s. 105 ff, sie waren es höchst wahrscheinlich auch,
welche den deutschen sagenstoff nach England brachten, die er-
zählungen von den Weisungen Siegmund und Siegfried, von Walther
und Hildegund, von Ermanarich und Theodorich, sie wol auch
diejenigen, welche z. t. in Verbindung mit den Allsachsen (s. 107)
dieselben Stoffe den Skandinaviern zuführten, s. 105 11", und
zwar geschah dies letztere um dieselbe zeit, c. 600, s. 107. 58,
s. Zs. 10, 177 f, in welcher die Angelsachsen den Stoff zum Beowulf
A. F. D. A. XVI. 18
274 MÜLLENHOFF BEOWÜLF
erhielten, in der ersten hälfte des 7 jhs. wird man demnach in
England angefangen haben , von dem unglücklichen zuge Hyge-
lacs, von den blutigen kämpfen zwischen den Gäulen und Schweden
zu singen und die taten des einheimischen beiden Beowa einem
ähnlich benannten oder beschaffenen beiden der Dänen zuzu-
schreiben, s. 58. vielleicht ist uns jener dänische held in Bödhvarr
Bjarki, der am hofe des Hrolfr Kraki ein Beowulfs kämpf mit Grendel
ähnliches abenteuer bestand, sogar noch erhalten, s. 55. vgl. Sar-
razins Beowulfstudien , Anz. xvl83ff.
In dem abschnitt über die mercische Urgeschichte, s. 71 ff,
wird sehr schön gezeigt, dass die reihe Wihtlaeg, Wermund,
Offa, welche historische Angelfürslen des 4 jhs., s. 85, bezeichnet,
ebenso in die dänischen genealogien eingeschwärzt wurde, wie
die Headhobearden Frodhi und Ingeld. — durch Müllenhoffs
kritik der dänischen geschichtschreibung im 12 jh. wird die ähn-
lichkeit derselben mit den versuchen deutscher historiker des
15. 16 jhs., die Urgeschichte deutscher stamme zu reconstruieren —
z. t. mit beihilfe Saxos — , wider sehr deutlich.
Ich hebe nur einige einzelheiten hervor, s. 61 handelt
Müllenhoff über die kentische genealogie Hengist Horsa Oeric bei
Beda, 'das ist nordhumbrische Schreibung für Aeric oder Eoric?',
der Oisc 'd. i. Äse' zubenaunt gewesen sei, von ihm hatte das
geschlecht des Hengest den namen der Oiscingas. aber man
möchte vermuten, dass in Oeric, Oisc und Oiscingas das wort
eoh, ehu 'pferd' stecke, dadurch würden diese namen sich gut
an Hengest und Horsa anschliefsen. — s. 63 hätte die annähme,
dass der Bseldaeg der ags. genealogien Baldr sei, noch gestützt
werden können durch Verweisung auf Snorra Edda i 26, wo es
geradezu heifst: Beldegg, er vir köllum Baldr. — s. 90 anm.
das oben erwähnte altenglische Völkerverzeichnis ist jedesfalls
schlecht überliefert und in Unordnung geraten, es setzt den
söhnen des Boerinus, wofür Beoviuus vermutet wird, völker-
uamen gegenüber, die ihnen zum teil sehr deutlich entsprechen,
wenn auch nicht in derselben Ordnung, Gothus-Gothi, Jutus-Juti,
Dacus-Daci , Wandalus-Wandali , Fresus-Frisii, Geatus-Geati , zum
teil aber nicht, es bleiben die sühne Cinrincius (al. Cininicus),
Suethedus, Gethus mit den völkernamen Saxones, Angli, Norwa-
genses übrig. Gethus (al. Ehecius) wird wol nur eine dittographie
zu Geatus sein, von dem die Geati stammen, dann haben wir
drei Völker auf zwei helden zu verteilen. Suethedus erinnert
sehr an die Suetidi des Jordaues, Getica c. 3, in denen Müllen-
hoff, s. den index zu Mommsens Jordanes, den verderbten
namen eines norwegischen Volkes vermutet, denn die Schweden,
s. Svühjöd, an welche man denken könnte, waren kurz vorher
als Suehans vorgekommen, darnach scheineu in unserem Ver-
zeichnis die Norwagenses von Suethedus abzustammen und für
Cinrincius bleiben die Saxones Angli, welche man dann als ein
MÜLLENHOFF BEOVVULF 275
volk, das der Angelsachsen, auffassen müste. Ettmüller hat in
dem rätselhaften namen den des Westsachsen Cynric gesehen,
aber würkliche personennamen kommen sonst in dem Verzeichnis
nicht vor. ich vermute, es steht für Cimbricus, da die Angeln ja in
der tat von der chersonesus Cimbrica herübergekommen sind. — in
bezug auf die Goten am Weichselwalde im Widsidh, s. 94, und
den myrgingischen könig Eadgils eben daselbst, s. 102, erlaube
ich mir auf meine ahhandlung über die Hervarar saga zu ver-
weisen s. 103. 101, WSB cxiv 517. 515, ebenso betreffs Mauruu-
ganiens, s. 100, auf meine abhandlung über die ostgotische
heldensage s. 23 f, WSB cxix.
Über das verdienst von Lübkes ausgäbe ist ohne kenntnis
des Müllenhoffschen und Burgschen heftes schwer zu urteilen,
jedesfalls hat Lübke es nicht an Sorgfalt fehlen lassen und die
Schwierigkeiten , welche der genauen erfassung von Müllenhoffs
ansichten durch Schwankungen und kleine Widersprüche im wege
stehen, mitunter in anmerkungen selbst bezeichnet, in dem ab-
schnitt über die dänischen konigslisten s. 32 ff hätte das Ver-
ständnis dem leser durch abdruck derselben, so weit sie in be-
tracht kommen , sehr erleichtert werden können, allerdings wäre
das kaum nach dem sinne des grofsen gelehrten gewesen, der
es liebte, auch den leser etwas von der mühsal der forschung
kosten zu lassen.
Wien, September 1889. Helnzel.
Zur geschichte des mittelhochdeutschen, von Hermann Fischer. Tübinger
Universitätsprogramm 1889. 74 ss. 4°. mit einer karte.
Der intensive aufschwung der modernen dialectforschung
innerhalb der letzten decennien hat gewis vielfach wissenschaft-
liche einseitigkeit im gefolge gehabt; und wenn zb. als ergebnis
einer mundartlichen monographie ein physiologischer oder wenig-
stens phonetischer nachvveis darüber gefordert wird, ob und welche
anatomischen Veränderungen diese oder jene articulationsorgane
im laufe der Jahrhunderte bei einem bestimmten volksstamme er-
fahren haben, so dürften derartige resultate dem philologen
mehr oder weniger gleicbgillig bleiben, um so bedeutungsvoller
ist für ihn die historisch- philologische seite, die dem modernen
mundartenstudium abgewonnen werden kann, wenn die gram-
matik eines lebenden alemannischen idioms überall vom stand-
puncte des mhd. ausgeht und alle dazwischen liegenden sprach-
perioden berücksichtigt, so unternimmt sie damit, einen in jedem
falle lehrreichen überblick über eine mehrhundertjährige sprach-
entwickelung zu geben, die kahle beschreibung einer heutigen
siebenbürgischen mundart hat vielleicht zur folge, dass man letztere
18*
276 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
im geschlossenen deutschen Sprachgebiet wiederzufinden und da-
mit einen Wegweiser in die ursprüngliche heimat der sieben-
biirgischen colonisten zu errichten versucht, können derartige
ergebnisse schon durch eine einzelne dialectgrammatik ge-
zeitigt werden, welche gewaltige bedeutung, linguistisch wie
historisch, ist dann einem umfassenden werke zuzuerkennen,
wie es uns in Wenkers Sprachatlas des deutschen
reiches1 in aussieht gestellt ist: eine etwa 40000 orte unseres
Vaterlandes vertretende, aus der feder eingeborener stammende
dialectsammlung, eine auf gründlicher sprachwissenschaftlicher
durchbildung und auf zuverlässiger practischer beobachtungsgabe
fufsende methode, dazu eine hochherzige liberalität der staats-
und reichsorgane lassen hier ein nationales denkmal deutscher
Volkskunde erwarten, welchem z. z. im bereiche unserer mutter-
sprache vielleicht nur das unternehmen des Schweizerischen idioti-
kons an die seite zu stellen wäre, freilich muss in erwartung
eines derartigen ausgedehnten Sammelwerkes die existenzberech-
tigung jedes sonstigen privaten Versuches fraglich erscheinen,
welcher ähnliche mundartliche aufnahmen für das ganze deutsche
Sprachgebiet oder bestimmte teile desselben anstellt und dabei
selbstverständlich weder in bezug auf Vollständigkeit noch auf
gute des materials an die anläge des SA auch nur entfernt her-
anreichen kann.2 jedesfalls wird der recensent eines solchen
Versuches die für dessen autor stets überaus schwierigen quellen-
verhältnisse beständig berücksichtigen, sich in der regel mit einer
ungefähren richtigkeit der gezogenen lautgränzen begnügen und
auf feinere localdifferenzeu verzichten müssen.
Für eine bestimmte lautliche erscheinung liegt uns eine
solche darstellung vor in HFischers hier zu besprechender ab-
handlung: F. will die aus mhd. formen wie meit, seit, treu, leit
(aus maget usw.) bekannte diphthongierung nach ihrer ent-
stehungszeit und geographischen ausbreitung untersuchen.
Das erste capitel bringt einige einleitende bemerkungen.
wol nur äufserer Übersichtlichkeit zu liebe werden die fraglichen
formen (s. 3 f) nach der folgenden consonauz unterschieden ; denn
wenn das junge ej (so bezeichnet F. kurz, und nach ihm diese
besprechung, den durch palatalisierung des g entstandenen ei-
diphthong) meist einem dental vorangeht, so hat das seineu
grund darin, dass die meisten belege verbalformen sind, während
mhd. formen wie Sifrit, bihte uä. zeigen, dass die folgende con-
sonanz für bestand oder seh wund des alten g gleichgiltig ist.
auch kommt F. im folgenden auf diese einteilung nicht zurück,
sondern stellt richtig für eine solche die verschiedene dialectische
articulierung des «/-lautes als das mafsgebende hin (s. 25). — es
folgt eine auseinaudersetzung mit Kauffmann. dieser hatte in
seinem Vocalismus des schwäbischen in der mundart von Horb
1 abkürzung dafür im folgenden: SA. 2 vgl. zb. DLZ 1888 sp. 1075.
FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD. 277
(Strafsburg 1887) § 40 anm. 1 deshalb, weil altes ei und junges
ej im heutigen schwäbischen verschieden lauten, bei Hartmann
von Aue jedoch auf einander reimen, die schwäbische herkunft
des letzteren in zweifei gestellt. F.s bemerkungen, welche hier-
gegen gerichtet sind und auf schriftsprachliche einwürkungen
sowie die ei : ej- reime anderer schwäbischer dichter hinweisen,
wird jeder zustimmen. — besonders wertvoll erschien mir s. 6
die entschiedene betonung eines methodischen princips für die
historische Verwendung der modernen mundart: 'zwar ist ei in
Horb schon um 1460 oa gewesen; aber wir haben kein
recht, das noch um drei Jahrhunderte weiter zurück zu datieren.'
auf diesen wichtigsten gesichtspunct aller ähnlichen forschung,
das postulat einer fortlaufenden historischen entwickelung,
werden wir noch zurückzukommen haben, wenn von der lit-
terarhistorischen Untersuchung in F.s letztem capitel die rede
sein wird.
Das zweite capitel bringt sodann die eine bälfte des ge-
sammten Untersuchungsmaterials: eine belegsammlung für die
jetzige geographische Verbreitung des ej. die entsprechenden
formen der verba sagen, tragen, legen wurden mit mühsamstem
sammelfleifs aus den verschiedensten fundgruben für moderne
dialectforschuug, so weit sie dem verf. zu geböte standen, zu-
sammengestellt, und die hauptsächlichsten resultate durch eine
karte am schluss des ganzen in ungefähren umrissen skizziert.
es finden sich, abgesehen von einigen kleineren enclaven, drei
grofse diphthongische gebiete (seit, treit, leit uä.), und zwar ein
alemannisches (ganz ungefähr die deutsche Schweiz, Elsass, das
südliche Baden, Württemberg, bairisch Schwaben), ein nieder-
ländisches (mit dem angränzenden gebiet des Niederrheins und
den friesischen landen bis zur Westküste von Schleswig) , ein
mitteldeutsches (im königreich Sachsen und in Schlesien); die
abweichungen innerhalb dieser diphthongcomplexe werden s. 25 ff
aus der nach den landschaften verschiedenen natur des ge-
schwundenen g einleuchtend erklärt, das ganze gebiet des bairi-
schen dialects mit dem zunächst nördlich angränzenden teil von
Ostfranken und einem kleineren von Rheinfranken weist in den
genannten drei verben ausschliefslich formen mit erhaltenem g
auf (sagt usw.). alle noch übrigen deutschen lande sollen ein-
fachen vocal mit oder ohne g haben (sät, trägt usw.). — fragen
wir nach F.s quellen, denen er dies ganze diabetische material
verdankt, so wurden Firmenichs Völkerstimmen, Stalders Landes-
sprachen der Schweiz, die Bavaria, die landesbeschreibung von
Baden, die sieben bände von Frommanns Deutscheu mundarten
ebenso auf sagen, tragen, legen durchspürt, wie die ganze reihe
moderner physiologischer monographien, wäbrend für Württem-
berg, Hoheuzollern und bairisch Schwaben ganz, für Baden,
Vorarlberg und nordwest - Tirol zum teil handschriftliche mit-
278 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
teilungen dem verf. vorlagen, in der tat, gröfsere Verschieden-
wertigkeit in einem material zu linguistischen zwecken wird man
selten zu beobachten haben, leider jedoch kann man des verf.s
versuch, innerhalb desselben systematisch zu sichten, meist nur
stillschweigend voraussetzen; nachhaltige spuren einer quellen-
kritik, welche etwa mit den zuverlässigsten belegeu begänne und
die zweifelhafteren ergänzend anschlösse, sind kaum zu entdecken ;
und wie ist eine solche schon innerhalb der Deutschen mund-
arte n von nöten, von Stalders verworrenen angaben oder gar
Firmenichs buntheit ganz zu schweigen. — aber betrachten wir
die belege selbst! da werden aus dem Elsass vier Ortsnamen ge-
nannt mit folgenden diphthongischen formen der drei fraglichen
verba : und Elsass steht damit als e/-gebiet für den verf. fest; da
wird eine 3 pers. sing. ind. praes. sät von der oberen Saar
überliefert: und Lothringen steht damit als monophthongisches
gebiet für den verf. fest; da wird aber innerhalb dieses mono-
phthongischen Lothringens aus Forbach eine 3 pers. sing. ind.
praes. leit berichtet: und Forbach steht damit als diphthongische
enclave für den verf. festl hier liegt der grundfehler von F.s
arbeit und von mancher anderen , welche der seinigen vorauf-
gegangen: in einer unberechtigten Verallgemeinerung.
es kann nicht scharf genug betont werden, namentlich auch als
warnung vor jeder ähnlichen kartographischen darstellung, dass
das wesen unserer lebenden muudarten — und W'enkers SA wird
hierzu blatt für blatt beweise bringen — jegliche derartige Ver-
allgemeinerung einzelner mundartlicher belege verbietet und zwar,
wie die folgende Untersuchung im einzelnen zeigen soll, die
Verallgemeinerung im verschiedensten sinne genommen: sowol
die zeitliche oder historische, wie die örtliche oder geographische,
wie die grammatische.
Wie weit die Übertragung einer modernen lauterscheinung auf
einen früheren zeitpunct der Sprachgeschichte berechtigt ist, wird
weiter unten zu beantworten sein gelegentlich der besprechung
von F.s letztem capitel, wo es sich um eine vergleichung des
mhd. aus dem 12 und 13 jh. mit der lebenden mundart handelt.
Die locale, die geographische Verallgemeinerung findet
sich und rächt sich bei F. auf jeder seite. zu welchen will-
kürlichkeiten sie ihn verleiten konnte, sei an zwei characteristi-
schen beispielen dargetan: in dem einen falle hat F. zwei ihm
als diphthongisch überlieferte bezirke zu einem grofsen diphthong-
complex fälschlich zusammengeschoben, nur weil ihm für das da-
zwischen liegende gebiet die belege fehlten; in dem anderen falle
hat er es vorgezogen, zwei ebensolche bezirke als enclaven zu
behandeln, während sie tatsächlich an zwei verschiedenen flügeln
desselben diphthonggebietes gelegen sind! es sind dies im
ersten fall teile der preufsischen Rheinprovinz (s. 20 f), im
zweiten F.s enclaven Wildungen und Mühlhausen (s. 23). in
FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD. 279
der preufsischen Rheinprovinz zieht F. das grofse diphthongische
gebiet, das sich rheinauf- und abwärts, sowie östlich und west-
lich von Düsseldorf erstreckt, mit dem nördlichen um Cleve bis
Xanten, das das ej der Niederlande fortsetzt, zu einem grofsen
e/-gebiet zusammen (s. 21 u.); jedoch das blatt gesagt in Wenkers1
SA belehrt mich, dass diese Verallgemeinerung eine unberechtigte
und dass es falsch ist, wenn F. 'trotz einiger lücken , die er
nicht ausfüllen kann', das ganze diphthongische gebiet mit dem
der Niederlande in Zusammenhang bringt. nur linksrheinisch
könnte man vielleicht in folge der gelegentlichen praeteritalform
von sagen eine diphthongische Verbindung beider complexe ver-
muten, wenn diese nicht schon durch die überwiegende Schreibung
säj (gegenüber seit im Düsseldorfer gebiete) sich als nicht zu ge-
neralisierende besonderheit auswiese; und diese geographische
Verbindung würde dann einen anderen weg nehmen, als ihn F.s
belegorte zeigen; denn alle vou ihm aufgezählten linksrheinischen
praeterita von sagen (Xanten und Cleve ausgenommen) stehen
mit den zuverlässigen angaben des SA im Widerspruch (uur für
Repelen kann ich das zufällig nicht controlieren) ! übrigens hätte
F. vor dieser unglücklichen kartographie schon durch seine eigene
beobachtung bewahrt werden sollen , dass die Niederlande in der
behandlung des fraglichen g zum alemannischeu hinzuneigen
scheinen und sich damit deutlich genug von der in diesem falle
mit dem md. übereinstimmenden Rheinprovinz scheiden, sonst
zeigt sich die Unklarheit der ganzen induction auch äufserlich,
wenn die aufzähluug der belegorte von Xanten über Rheinberg
und Kempen südlich nach München -Gladbach führt, dann zum
nördlichsten Cleve hinauf- und zum südlichsten Hilfarth (nord-
westlich von Jülich) wider herunterspringt; ähnlich ist es rechts-
rheinisch. — umgekehrt liegt die sache im zweiten fall, auf
s. 23 verzeichnet F. für Wildungen eine und für Mühlhausen an
der Unstrut zwei diphthongische formen , vermeidet aber hier
ein ähnlich summarisches verfahren wie in der Rheinprovinz,
zeichnet vielmehr Wildungen und Mühlhausen als zwei separierte
diphthong-enclaven in seine karte, jedoch das glück ist gegen
ihn, denn beide orte liegen nach Wenkers citierter karte inner-
halb eines grofsen e/-complexes, welcher sich von Waldeck,
Wildungen, Fritzlar nach o. über Witzenhausen, Eschwege,
Dingelstedt erstreckt und noch über Mühlhausen und Schlotheim
hinausgeht! übrigens scheint dies «/-gebiet als solches besonders
constant; denn neben dem praet. ind. seile und part. geseit zeigen
sich hier auch iufiuitive sein und imperative sei.'2 das konnte
nun F. wider freilich nicht wissen ; aber er hätte eine geogra-
1 die gute des herrn dr Wenker gestattete mir, die bezüglichen blätter
seines SA für diese recension einzusehen; es sei ihm hierfür auch an dieser
stelle mein herzlicher dank ausgesprochen.
2 das Urkundenbuch der ehemal. freien reichsstadt Mühlhausen i. Th.
(bearb. von Karl Herquet, Halle 1S74) weist genügend zahlreiche, mit Mein-
280 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
phische Verallgemeinerung, wie er sie hier gescheut hat, con-
sequent überall scheuen müssen ! — und das sind nur haupt-
belege für eine combinatorische vvillkür, wie sie in jedem absatz
zu constatieren ist. Schlesien wird als grofses ej- gebiet ge-
kennzeichnet, obwol in seinen Ortschaften regellos bald mono-
phthongische, bald diphthongische, bald ^-formen vorkommen,
und obwol schon F.s eigenes material ihm diese buntheit vor
äugen führen muste. und auch in Baiern halte er der mahnung
zur vorsieht folgen sollen , welche in dem von ihm citierten süd-
böhmischen sät, gsät enthalten war; denn das scheinbar so fest
abgeschlossene gebiet der bairischen g -formen wird durch viele
ausnahmen von der art der genannten böhmischen im bairischen
wald und am unteren Inn durchbrochen. — Mannheim liegt auf
F.s karte im «/-gebiet, während tatsächlich seine ganze umgegend
nach F.s bezeichnung noch unschraffiert sein und das schraffierte
(/-gebiet eine viel eingeschränktere figur aufweisen müste. dieser
irrtum rührt vermutlich daher, dass dem verf. für die Stadt Mann-
heim eine g-form überliefert war, die er unberechtigter mafsen für
den ganzen umkreis ansetzte, ist dem so, dann hat er den für
jede dialectische kartographie wichtigen gesichtspunet aufser acht
gelassen , wonach zwischen städtischer und ländlicher mundart
unterschieden werden muss, nicht ohne weiteres von der einen
auf die andere geschlossen werden darf, denn es liegt in der natur
der sache, dass die mundart des Städters im bunten verkehrsieben
manigfaltigeren einflössen ausgesetzt ist als die mundart des bauern
im ländlichen stillleben.1 dabei brauchen die städtischen ab-
weichungen keineswegs immer der Schriftsprache anzugehören:
Strafsburg wird s. 15 mit einer doppelform sait, sät angeführt: die
erstere entstammt dem Elsass im allgemeinen, die zweite, eine com-
promissbilduog zwischen Schriftsprache und dialect, speciell Strafs-
burg und seinem uomittelbar umliegenden landkreis; im mehr-
erwähnten rheinischen ej- gebiet zeigt der mittelpunct Düsseldorf
selbst laut SA die gleiche monophthougische abweichung usw.
— genug dieser einzelneren, ich glaube deutlich genug be-
wiesen zu haben , dass jede geographische generalisierung mund-
artlicher erscheinungen eine glückssache und deshalb wissen-
schaftlich unberechtigt ist, und dass man durch dialectische
gränzlinien daher nur orte umschliefsen oder scheiden solle, für
welche einzelne positive belege vorliegen, im anschluss hieran
sei erwähnt, dass die geographischen grundkarten, auf welche
oder Rein- (<i Megin-, Regin-) componierte eigennamen auf, zb. für das
jähr 1244 einen Reinardus und Reinfridus de Ammara (dicht bei Mühl-
hausen) (s. 30), einen Reinhardus in Mulehusen (s. 31), für 1250 einen
Meinardus (s. 33) ua.; doch können das schon die über dem dialect stehen-
den, erstarrten und allgemein giltigen namenformen sein.
1 zu dieser Überschätzung des städtischen materials bildet es gewisser
mafsen ein extrem, wenn F. s. 21 unter seinen rheinischen belegorten auch
Büscherhof aufführt, einen ort, der nach Rudolphs Ortslexikon sechs ein-
wohner zählt!
FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD. 281
Wenkers sprachlinien eingezeichnet werden, ausdrücklich nur die
Ortschaften enthalten , welche tatsächlich in seiner Sammlung ver-
treten sind; schon in der einzigen lieteruug des SA, welche in
jetzt aufgegebener form 1881 erschienen ist1, hätte F. dieselbe
beobachtung machen können.
Bei der letzten art dieser problematischen Verallgemeinerung,
bei der grammatischen, wie ich sie der kürze wegen nannte,
handelt es sich um die frage: darf ein lautlicher process, dessen
ergebnis sich in einer diabetischen form eines wortes ausspricht,
auch für andere Wörter als würksam angenommen werden, wo
die äufseren bedingungen für den gleichen process die gleichen
sind? die frage muss in dieser allgemeinheit verneint werden.
es würde zu weit führen , hier dafür oder dagegen gründe geltend
machen zu wollen , ob lautverschiebungs-, diphthongierungs- und
ähnliche cardinalgränzen innerhalb des deutschen mundarten-
gebietes ausnahmslos, dh. für alle paradigmen giltig seien, —
eine frage, deren beantvvortung im SA mancherlei neues bei-
tragen wird zu dem alten streitwort: hie analogiebildung, hie
sporadischer lautvvandel! dass jedoch in einer so subtilen und
local so wenig einheitlichen erscheinung, wie die von F. be-
handelte ist, solche grammatische generalisieruug leicht auf irrtum
beruhen kann, das zeigt sich schon in seinen eigenen belegen,
s. 15 belegt er für Sandweier die 3 sing. ind. praes. von tragen
mit trau, von sagen mit sat, s. 16 führt er für Binniugen sägt
neben trot , für Gottmadingen sät neben trau, für Wahl wies set
neben treu an. fraglich bleibt die allgemeine ansetzung des ej
für die Niederlande (s. 19), welches F. nur mit formen des verbums
sagen belegt, und wenn ihn die eine 3 sing. ind. praes. leit für die
gegend von Forbach und SAvold (s. 23) veranlasst, Forbach als
diphthongische enclave in das sonst monophthongische Lothringen
hineinzuzeichnen (s. o.) , so kann ich ihm aus dem SA die mit-
teilung machen , dass für das praeteritum von sagen Forbach
eine solche ausnahmerolle gegenüber seiner umgegend jedesfalls
nicht spielt, die einzige publicierte lieferung des SA in früherer
geslalt (1881; s.o.) hätte für F. wider lehrreich sein sollen;
denn bei den meisten daselbst gezeichneten gränzen ist das einzelne
wort genannt, das jedesmal durch die vertretenen mundarten hin
verfolgt wurde: so findet man dort die linie 'jjk in kein', 'm\b
in mW, 'rfrb in korb', 'w\f in oferi, womit also eine garantie
abgelehnt wird für ausdehnung dieser lautunterschiede auf weitere
paradigmen, — ein prineip, das namentlich für die der betref-
fenden gränze zunächst gelegenen dialectstrecken von practischer
bedeutung ist. — und nun gar des alten g abweichende behand-
lung innerhalb desselben wortes 1 ich meine damit natürlich
nicht den gesetzmäfsigen unterschied der alemannischen mund-
arten , welche die diphthongierung nur vornehmen , wenn dem
1 vgl. Anz. vm 283.
282 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
explosiven </ ein altes i folgte, während die mitteldeutschen
mundarten diese beschränkung bei dem spirantischen character
ihres inlautenden g nicht kennen, auch sei nicht an die mög-
lichkeit von doppelformen erinnert, welche aus der verschiedenen
betonung im Satzzusammenhang resultieren können, aber s. 18
führt F. selbst für Zirl das praes. söt, das part. versogt, für Ötz-
thal gsött und gsäget an. man vgl. ferner seine belege für das
holländische (s. 19 f), wo ja selbst die Schriftsprache zwischen dem
praes. zegt und dem praet. zeide unterscheidet, man sehe bei
F. s. 20 für Mors das praet. ind. sei neben dem part. gesag, für
Kempen das praes. lät u nÄd lekt neben dem ej des praet., für
Hilfarth neben einander sät und sait, s. 23 für Salzungen das
praes. sät?, das part. gesäit und gsät, s. 21 und 30 für Alten-
dorf das praet. saite neben sag, gesagt, auch hierfür gewährt die
mehrerwähnte erste lieferung des SA ein vorbild, wenn zb. der
monophthong ü daselbst in euch anders begränzt ist als in euer.
kurz jeder analoge schluss von form auf form innerhalb des-
selben Wortes bleibt ebenso fragwürdig, wie jeder analoge schluss
von wort auf wort. — es versteht sich von selbst, dass dieser
grammatische skepticismus speciell in bezug auf F.s darstellungs-
weise hier mit so principieller schärfe betont wird , und dass er
je nach der fraglichen sprachperiode und je nach der art der
fraglichen lauterscheinung eine graduelle abstufung erfahren wird:
er wird um so eher practisch zurücktreten dürfen, je weiter die
behandelte epoche in der Sprachgeschichte zurückliegt, er wird
bei lautverschiebungsmomenteu eine wesentlich andere rolle spielen
als bei vocalischen färbungen usw. aber bis zu einem gewissen
grade wird immer mit ihm zu rechnen sein, und für das mhd.
und seine e/'-ausdehnung räumt das F. selbst s. 39 ein, wenn er
in seiner mhd. reimstatistik alle Wörter mit ej anführt, die
überhaupt im reim erscheinen, 'denn eben die Verschiedenheiten,
die in der anzahl dieser Wörter bei den mhd. dichtem auftreten,
sind häufig characteristisch'. schliefst er aber von seinen nur
auf sagen, tragen, legen basierten e/-gränzen auf mhd. e/-gränzen
überhaupt, so haben obige ausführungen über solches ver-
fahren deutlich genug geurteilt.
Dem entspricht die karte, welche am Schlüsse in über-
sichtlicher weise die ej- Verhältnisse in den lebenden mundarten
veranschaulichen soll, lege ich zur controle derselben das blatt
gesagt des SA neben sie, dann finde ich, ohne an specielle local-
differenzen dabei denken zu wollen, abweichung auf abweichung:
das bild der ausschliefslichen «/-formen im südwestlichen Deutsch-
land ist mehr als ungenau; wie total das «/-gebiet in der Rhein-
provinz verzeichnet, habe ich oben gezeigt; das fehlen der mittel-
deutschen «/-strecke, welche Wildungen und Mühlhausen umfasst,
ist ebendort gerügt; die sächsische und schlesische e/'-gränze nimmt
sowol westlich von Dresden als auch nordöstlich an der Oder
FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD. 283
einen von F.s Zeichnung ganz verschiedenen verlauf; und eine
characterisierung des bekannten hochdeutschen gebietes in Ost-
preufsen fehlt ganz, aber es mag für F. ein schwacher trost-
schimmer sein, dass die selbstteuschung, welche ihn bei der Ver-
arbeitung seiner Sammlung und bei herstellung seiner kartenskizze
gefangen hielt, heute leider noch eine weitverbreitete ist und sich
auf den vielen sogen, 'sprachkarten' immer wider geltend macht.
es sei nur Haushalters verunglückter Gränze zwischen dem hoch-
deutschen und dem niederdeutschen Sprachgebiete östlich der
Elbe (Rudolstadt 1886) gedacht, wo von dem guten glauben aus-
gegangen wird, dass alle die Scheidelinien, welche die herkömm-
lichen unterschiede von hoch- und niederdeutsch in consonan-
tismus und vocalismus darstellen, überall zu einer einzigen
sprachenscheide zusammen fallen, und auf der karte, welche
Kluge der zweiten aufläge seiner sprachgeschichtlichen aufsätze
Von Luther bis Lessing (Strafsburg 1888) beigefügt hat, will es
scheinen nach seiner Zeichnung in der Odergegend, als ob auch
sie einen einheitlichen lauf der lautverschiebungsgränze (schlecht-
hin) und der diphthonggränze voraussetzt, welcher keineswegs
vorhanden ist.1 — im übrigen wäre es F.s vorliegenden resul-
taten gegenüber bedeutungslos, wenn ich sein material im einzelnen,
so weit mir möglich, controlieren und alle seine formen für sagte
und gesagt nach den bezüglichen blättern des SA vergleichen wollte.2
es kann vielmehr allein bedauert werden, dass ein so aufser-
ordentlicher sammelfleifs und eine so vielseitige mühwaltung für
eine wissenschaftliche Untersuchung aufgewandt wurden, dereu
ergebnisse nur scheinbare, vielfach positiv falsche sind. F. ist
zu der ganzen Sammlung gewis durch den wünsch geführt worden,
diabetische einzelheiten, wie sie ihm in seinen reichlichen hand-
schriftlichen mitteilungen von Süddeutschland vorlagen, über das
ganze deutsche Sprachgebiet zu verfolgen: aufrichtiger Über-
zeugung entstammt unser ratschlag, dass ein solcher versuch sich
nicht widerholen möge, dagegen kann es nur willkommen sein,
wenn F. sein schwäbisches material recht bald im Zusammenhang
verwerten wollte, — dh. fern jeder Verallgemeinerung, rein
empirisch nach einzelnen wortformen, für diesen einen teil
unseres Vaterlandes würde das eine wertvolle ergänzung sein zu
der gleichen section des SA. denn wenn dieser gemäfs den zur
genüge betonten prineipien nicht die geographische entwickelung
1 die karte scheint überhaupt der correctur zu bedürfen; zb. hätte
auch Kluge wissen oder leicht ermitteln können, dass die diphthongierungs-
linie den Rhein nicht bei Coblenz, sondern bei Remagen, Linz schneidet.
2 Widersprüche zwischen F. und Wenker finde ich zb. in den angaben
für verschiedene rheinische orte; ebenso für Föhr und Amrum; auch im
bairischen Schwaben, welches noch F.s handschriftliches material umfasst,
geht im gesagt des SA die gränze der g- formen anders als bei F.: aber
man weifs ja nicht, nach welchen formen oder Wörtern F. hier die scheide
gezogen.
284 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
einer lauterscheinung im allgemeinen, sondern nur innerhalb
einer bestimmten wortform zur darslellung bringen1, wenn er
also zb. keiue karte über die ausbreitung der ej- gegenüber den
«/-formen, sondern nur eine karte des mundartlichen gesagt, des
mundartlichen sagte usw. bieten wird, so folgt daraus, dass der
SA nicht erschöpfen kann, kommen daher zu den mehreren
hunderten seiner blätter so und so viele darstellungen F.s, welche
andere als im SA vorhandene Wörter innerhalb des schwäbischen
behandeln, so ist das für diesen teil des deutschen mundarten-
gebietes eine bereicherung von selbständiger bedeutung. —
Gegenüber der für die modernen dialecte gewonnenen ej-
slatistik sucht F.s drittes capitel eine ebensolche für das
mhd. herzustellen, von den beiden wegen, auf welchen man
zu dem einer vergangenen epoche eigentümlichen lautstand vor-
dringen kann, dem handschriftlich- kritischen und dem reimsta-
tistischen , benutzt F. den letzteren, nur sehr bedingt wird man
dieser von ihm s. 36 ff näher motivierten beschränkung beipflichten
können, denn das erscheinen und die häufigkeit bestimmter wort-
formen im reim ist so vom zufall, vom individuellen Sprach-
gebrauch und von sonstigen willkürlichen momenten abhängig,
dass eine auf diese weise gewonnene Statistik schwerlich für eine
abhandlung wird genügen können, in der wie in der vorliegenden
gerade mit Zahlenverhältnissen so viel gerechnet wird, wie daher
die beschränkung F.s auf die reime bei seiner Untersuchung s. 8
berechtigt und naturgemäfs war, wo es sich um den reimgebrauch
von altem ei auf junges ej, also um die feststellung mundartlicher
vocalfärbuüg handelte, für ebenso wenig abschliefsend kann die
alleinige benutzung der reimzahlen gelten , wo es sich um einen
allgemeinen lautlichen process wie den des ej < ege, age handelt,
zumal 'die klingenden reime sich nur selten für ein ej fügen'
(s. 63). wollte der verf. sich auf textkritische fragen nicht ein-
lassen und deshalb von allen prosaischen denkmälern, der reichen
predigtenlitteratur usw., abstrahieren, dann hätte er wenigstens die
eigennamen der Urkunden nicht so ganz ignorieren sollen, ich
habe für die beiden hauptgebiete, die in der folgenden litterar-
historischen Untersuchung hauptsächlich in frage kommen, für
das alem. und das bair., nichts weiter als einerseits das Würt-
tembergische urkundeubuch, andererseits das Verbrüderungsbuch
von SPeter in Salzburg eingesehen und hier durch die mit altem
magin- und ragin- componierten eigennamen F.s sonstige Unter-
scheidung urkundlich bestätigt gefunden, nach welcher der di-
phthongierungsprocess egi > ej den Alemannen zugewiesen und
den Baiern abgesprochen werden muss. F. kann im Württem-
1 und diese geographische darstellung wird zunächst nur für die be-
treffende wortform in einem ganz bestimmten satz zu gelten haben, was
namentlich für alle pro- und enklitischen Wörter mit rücksicht auf die mög-
lichen sandhi-erscheinungen von Wichtigkeit ist.
FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD. 285
bergischen urkundenbuch scbon 1037 einen Meinhardus (i s. 263),
1099 einen Meingoz (i 313) finden, freilieb auch noch einen
Reginhart 1140 (iv 350), einen Reginboto 1150 (iv 357), ja einen
Reginhardns noch 1231 (iv 409), und so für die entstehung und
entwickelung dieser e/-erscheinung ohne textkritische umstände
eine historisch-chronologische grundlage gewinnen, innerhalb deren
sich auch das s. 36 f so skeptisch beurteilte nachhinken der Ortho-
graphie hinter dem diabetischen fortschritt leicht controlieren
liefse. hingegen in dem überreichen nameniuhalt des für laut-
liche Chronologie nur selten ausgenutzten Salzburger verbrü-
derungsbuchs (mit erläuterungen hg. von vKarajan, Wien 1852)
sind zahllose composita mit Megin- und Regin-, jedoch kein
einziges mit Mein- oder Rein- zu belegen, und zb. die von den
Schreibern N und X stammenden teile des buches gehen bis ins
13 jh. (Reginpreht 140, 1, Megimmart 139, 10). F. hofft jedoch
seine Untersuchung noch einmal durch herbeiziehung der sonstigen
texte vervollständigen zu können, sollte er sich würklich zu
dieser immensen arbeit entschliefsen, dann würde auch seine
hier gebotene mhd. reimstatistik erst in ihr rechtes licht rücken.
F.s tabellarische übersieht der mhd. ei-, resp. e/-reime um-
fasst beinahe 20 Seiten (41 — 59) und zeugt von einem ebenso
eminenten sammelfleifs wie von einer bewundernswerten wissen-
schaftlichen Selbstüberwindung, welche nicht davor zurückschrak,
die reime der gesammten mhd. poesie vom beginne des 12 jhs. bis
in die zweite hälfte des 13 auf eine grammatische einzelheit hin
durchzugehen, tabellarisch wird unterschieden zwischen solchen
reimen ei : ei, zu welchen reimworter auf ej vorhanden gewesen
wären, zwischen ei : ej, zwischen ej : ej und zwischen reimen, wo
Wörter, die ej zulassen, auf solche reimen, die nur g zulassen,
hier scheint die richtigkeit unserer oben vertretenen grundsätze
dem verf. bis zu einem gewissen grade zum bewustsein gelangt
zu sein ; denn er führt in seiner rubrik der gesicherten e/-formen
nicht die blofse zahl der reime auf, sondern alle Wörter einzeln,
die überhaupt im reim erwiesener mafsen mit ej erscheinen;
und auch innerhalb desselben verbums wird wenigstens die 2 plur.,
wo sie mit ej vorkommt, immer besonders angeführt, zu diesen
sorgsamen Unterscheidungen hat ihn gewis seine sprachwissen-
schaftliche deutung der ej- formen gebracht: leit und treu sind
organische bildungen aus legit und tregit, mögen sie nun md.
oder alem. Ursprungs sein, seit zusagen ist analogiebildung nach
treu zu tragen, meit ist analogiebildung nach meide, meiden < me-
gidi, megidin usw.; denn wenn seit der anähnlichung an treit
seinen Ursprung verdankt, dann muss treit älter als seit sein,
müssen einmal treit und saget neben einander bestanden haben usw.
aber solche Scheidungen hätten in der mhd. reimtabelle noch viel
consequenter durchgeführt werden sollen, namentlich müsten in
den beiden letzten spalten, welche die unentschiedenen reime
286 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
(ob ej, ob g) und die sicheren </- reime aufzählen, die Wörter
einzeln citiert werden; denn wie leicht hätte hier die entdeckung,
dass zb. die erwiesenen ej- formen (fünfte spalte) regelmäfsig
anderen Wörtern angehören als die erwiesenen «/-formen (siebeute
spalte), manche fragliche form der sechsten spalte in die fünfte
oder in die siebente weisen können usw. das ganze reimregister
verlangte eben eine weniger mechauische, mehr kritische her-
stellungsweise, wenn zb. F. im Niederrheinischen legendär (ur 16)
20 reime mit nachweislich bewahrten «/-formen und 6 reime, wo
g- und «/-formen möglich sind, wenn er im Trierer Aegidius
(nr 19) 14 «/-reime und 3 fragliche reime, in der Kaiserchronik
(nr 22) 23 g- und 19 fragliche, im Rother (nr 24) 10 g- und
1 fraglichen reim zählt, aber in allen den citierten gedichten
keinen einzigen erwiesenen ei:ej-reim beibringen kann, dann
dürfte es doch nahe liegen, auch in den sonst unbeweisbaren
reimen den dichtem reine ^-formen zuzusprechen , zumal wenn
ein glied derselben auch in den sicheren «/-reimen erscheint, im
Eraclius (nr 47) ist für das praeteritum von legen der diphthong
durch eine reihe von reimen positiv erwiesen, während «/-formen
überhaupt nicht vorkommen, und ebenso ist treu erwiesen (3948
her zeleit : entreit): dann darf doch auch 2050 geleit : treu ohne
jedes bedenken als positiver ee-reim gelten! oder 3299 beweist
der reim maget : behaget die erhaltene «/-form, sie darf danach
auch getrost für die zahlreichen maget : gesaget als dem dichter
eigentümlich angesetzt werden; und diese Schlüsse werden in
sämmtlichen fällen durch beide Eracliushss. bestätigt: sie zeigen
beide in den reimen nur geleit, treu, behaget, maget, saget, wenn
F. in der Warnung (nr 60) von legen, tragen, sagen 28 bewiesene
e/- formen findet, dann dürfen doch die 11 fälle, wo eben diese
formen unter einander reimen (was freilich aus F.s blofser
ziffer nicht zu ersehen ist), ebenso sicher als ej-belege gelten,
zumal keine hsliche abweichung dagegen spricht, durch eine
derartige einfache kritik wäre in vielen fällen eine gröfsere klar-
heit der Zahlenverhältnisse zu erzielen gewesen, — freilich nicht
in allen ; denn man muss damit rechnen , wie wir bei Wolfram
sogleich sehen werden, dass bei demselben dichter g- und ej-
formen neben einander erscheinen können, dh. dialect und
Schriftsprache neben einander sich geltend machen. — was F.s
reimzählung an und für sich angeht, so habe ich seine ganze
mühevolle arbeit natürlich nicht widerholen wollen und auf eine
nachprüfung aller von ihm benutzteu quellen verzichtet, um so
bedauerlicher ist es, dass in einem einzelneu falle, wo ich
dieser nachprüfung mich unterzog, ich positive Unrichtigkeiten
entdeckte, das ist bei Wolfram von Eschenbach (nr 46) der fall:
dort habe ich die fragliche erscheinung nach Schulzs Reim-
register controliert, weil gerade Wolfram in der nachfolgenden
Untersuchung eine rolle spielt. F. hat hier alle -age- (bei Schulz
FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD. 287
s. 5 ff) aufgezählt, ebenso alle -eit (ib. s. 57 ff), die -ege- jedoch
hat er übergangen, die hei Schulz s. 43 unter e aufgeführt sind:
nicht weniger als 9 -legt-, b-tregt, 1 tregst: legst (Will. 150,9).
es werden durch diese von F. übersehenen reime auch für Wolfram
e</e-formen sicher gestellt, und F.s beweisführung s. 68, wo er
letztere läugnet, ist eine irrtümliche.
Für ej <^age hat schon F. (s. 68) entschieden, dass Wolfram
es nicht kannte, sowie dass er von sagen nur formen mit a,
nicht mit e hat; ich habe sämmtliche 177 reime, welche Schulz
für -aget, -agete, -agt, -agte, -(igten, -agtes aufführt, nachge-
schlagen und keine einzige hsliche Variante entdeckt, welche
etwa auf diphthongierung hinweisen könnte, für ej < ege weist
F. 3 leit und 2 treu auf, deren diphthonge durch die reime be-
wiesen werden; 10 weitere fälle lässt er unentschieden, wo leit
: treit auf einander reimen, dazu kommen die oben erwähnten
9 legt und 5 tregt, welche im reime auf regt, wegt stehen ; end-
lich das eine tregst : legst, verfolgen wir auch diese e#e - erschei-
nungen durch Lachmanns textkritischen apparat, so ergibt sich,
dass sowol F.s 5 sichere als seine 10 zweifelhaften diphthong-
formen in allen hss. übereinstimmend den diphthong haben:
wir können also bei Wolfram mit 15 sicheren ej «< ege- reimen
rechnen, bei meinen 15 weiteren «/-formen wird andererseits
das g durch die hss. im allgemeinen ebenso fest bewiesen; nur
in 4 von diesen fällen hat eine hs., in 3 fällen haben zwei
hss., in 1 falle drei hss. diphthongische lesarten. aber abge-
sehen von dieser Vereinzelung: es wird auch schwerlich jemand
behaupten wollen, dass reit für reget, weit für weget Wolframs
dialect wäre; und reime wie Parz. 323, 5 geleit : reiget , 103,21
treit : loeiget in der hs. G zeigen deutlich, was für einer mecha-
nischen, rein graphischen formübertragung diese diphthongischen
abweichungen in einzelnen hss. ihren Ursprung verdanken, wir
haben demnach unter Wolframs reimen 15 sichere ej <C ege und
15 sicher erhaltene ege! nehmen wir zu diesem tatbestand hinzu,
dass, wie F. s. 33 f lehrte, das ganze heutige gebiet des bairi-
schen dialects den diphthong in den fraglichen verben im all-
gemeinen nicht kennt, nehmen wir hinzu, dass das Salzburger
verbrüderungsbuch nur zahlreiche Regin-, Megin- und kein einziges
Rein-, Mein- enthält, dann liegt das positive resultat auf der
band: die 15 sicheren ege-re'ime entsprechen Wolframs bairischem
dialect, die 15 sicheren «/-reime jedesialls nicht; und für diese
kann es nur die eine erklärung geben: sie entstammen einer
gemeinsprachlichen, litterarischen oder 'journalistischen' conve-
nienz, allgemeiner, jedoch unklarer: sie entstammen der Schrift-
sprache, diese einfache schlusslolge führt also zu einem m. e.
nicht zu unterschätzenden ergebnis: sie bringt für die viel-
umstrittene frage nach einer mhd. Schriftsprache zu den vor-
handenen einen weiteren unanfechtbaren beweis, zu einem solchen
288 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
konnte F. bei seinem lückenhaften material nicht gelangen, und
er muss mit einer nur ungefähren Vermutung des wahren Sach-
verhalts schliefsen, weil ihm eben neben den leit, treu, die er
gern als schriftsprachlich erklären möchte, die belege fehlen für
Wolframs entsprechende dialectform. — dieselbe Unklarheit und
Unsicherheit beherscht leider F.s ganzes letztes capitel. man
sollte meinen, nachdem er zuerst über die unterschiede der
lebenden mundarten orientiert und danach den stand des ej bei
den mhd. dichtem festzustellen versucht hatte, dass er jetzt con-
statieren würde: wie weit stimmt die spräche eines mhd. gedichts
in der e/-frage mit dem heutigen dialect derselben gegend überein,
und wie erklären sich etwaige abweichungen? liegen diese bei
dem alten dichter oder dem heutigen dialect? mit anderen worten :
würkte bei jenem schriftsprachlicher einfluss, oder liegt heute
diabetische entwickelung vor? statt dessen fängt F. in seinem
letzten capitel so zu sagen noch einmal von vorne an. die
linguistische erklärung des behandelten e/-processes, welche schon
s. 24 ff gegeben war und welche die gruppierung der denkmäler
im dritten capitel bedingt hatte (1) kein ej, 2) ei «< ege, 3) auch
seit und meide, meiden <^ megidi, megidin, 4) auch ei <C age,
5) noch ein << egen) wird s. 60 ff ausführlich widerholt, es folgen
vergebliche versuche, die innere Unterscheidung dieser gruppierung
in der chronologischen entwickelung oder in dem verschiedenen
Sprachgebrauch der dichtungsgattungen (in der lyrik ist 'das wort
sagen der natur der sache nach seltener als im epos'l) zu be-
gründen, und dann erst kommt der verf. auf den 'landsmann-
schaftlichen unterschied zwischen den einzelnen dichtem', auf
welchen man nach den Vorbereitungen der beiden ersten capitel
längst gewartet hat: er erkennt den Alemannen nur ej <1 ege
zu, spricht ihnen dagegen ej < age durchaus ab, und die zahl-
reichen ej << age der bairischen denkmäler führt er nicht auf
diabetische herkunft, sondern auf die Schriftsprache und ihre
analogiewürkungen zurück, hätte F. in diesem capitel überall,
der geographischen heimat seiner quellen folgend, die spräche
derselben mit der heutigen mundart verglichen, so würde an die
stelle der jetzigen gezwungenen und unklaren darstellungsweise
eine praecise induetion getreten sein, so aber klingt es beinahe
naiv, wenn F. seine Untersuchung über die dichter des aleman-
nischen Sprachgebietes s. 67 mit den worten schliefst: 'wenn wir
die lebende mundart mit dem Sprachgebrauch der einheimischen
dichter der mhd. zeit so durchaus übereinstimmen sehen, so kann
das gewis kein zufall sein'!
Vielleicht aber ist F. zu dieser skeptischen Verwendung der
lautgränzen, welche er anfangs innerhalb der modernen dialecte
gezogen hat, für die localisierung seiner mhd. denkmäler durch
das bedenken veranlasst worden: darf überhaupt oder bis
zu welchem grade darf die lebende spräche für der-
FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD. 289
artige historische zwecke herangezogen werden?
das aufblühen der modernen dialectforschuug während der letzten
Jahrzehnte hat eine Verwertung der heutigen mundarten für heimats-
bestimmungen alter denkmäler in gebrauch gebracht. Müllenhoff
hatte in der vorrede zu den Denkmälern den weg gewiesen , wie
aus den namen der alten Urkunden characteristica einer alten
muntlart zu gewinnen seien, und zu ihrer litterarhistorischen be-
nutzung in seiner localisierung des Tatian ein methodisches Vor-
bild gegeben; und Sievers in ähnlicher weise erzielte heimats-
bestimmung der Oxforder benedictinerregel (Tübingen 1887) bietet
hierzu auch für eine spätere epoche ein glänzendes beispiel. jetzt
aber versucht man gern an die stelle jener alten, häufig nur
mit Schwierigkeiten ungefähr zu eruierenden muntlart die heutige
Sprechweise der betreffenden gegend zu setzen, jedoch die ge-
sammte in stetem fluss befindliche historische entwickelung unserer
spräche kann nur sehr bedingt gestatten, eine moderne lautform
ohne weiteres um Jahrhunderte zurückzuversetzen und sie der-
selben gegend auch für längst vergangene sprachepochen zuzu-
weisen; hier verbietet sich die chronologisch- historische
Verallgemeinerung gerade so, wie oben die geographische
oder die grammatische, es braucht nur an das allmähliche
vordringen der einzelnen lautverschiebungsacte, an die allmäh-
liche ausbreitung der nbd. diphthonge erinnert zu werden oder
etwa an Tümpels arbeiten im 7 band der Beitr. über die nieder-
sächsischen mundarten uä. ob im einzelnen falle organische ent-
wickelung oder analogiewürkung durch die Schriftsprache grund
einer lautveränderung ist, bleibt für die formulierung des princips
belanglos, eine litterarhistorische anwendung unserer lebenden
mundarten kann daher auf ein gesichertes ergebnis allein rechnen,
wenn der Zusammenhang der spräche des alten denkmals mit
einem heutigen idiom durch alle dazwischen liegenden perioden
historisch erwiesen ist, wenn ein einheitlicher aufbau von Jahr-
hundert zu Jahrhundert bis auf heute sich historisch hat aus-
führen lassen, sei es durch Urkunden, sei es durch andere heimat-
lich sicher gestellte sprachreste. für ähnliche Untersuchungen
hat Nörrenberg Beitr. ix 371 ff ein musterbeispiel gegeben, indem
er für jede einzelne lauterscheinung, welche er zur localisierung
des niederrheinischen Marieulobs verwenden will, vorher urkund-
lich festzustellen sucht, wie weit eine moderne lautgränze auch
für die ältere zeit, um die es sich bei ihm handelt, verallgemeinert
werden darf, eine neuere arbeit, welche gelegentlich an ihn
anknüpft, John Meiers Untersuchungen über den dichter und
die spräche der Jolande (Breslau 1888), gestattet sich in dem
gleichen puncte schon eine gröfsere kritische freiheit; und es
wird seine bedenken haben, wenn Meier für die Herstellung der
Verschiebungslinie rdjrt in Luxemburg das material aus den Jahr-
hunderte alten Urkunden und aus den heutigen dialecten sich
A. F. D. A. XVI. 19
290 FISCHER ZUR GESCHICHTE DES MHD.
gegenseitig ergänzen lässt, oder wenn er s. 62 wegen des reimes
verdarf : warf den dichter südlich derjenigen rp/rf-Wme zu hause
sein lässt, welche im SA ausschliefslich aus heutigem material
gewonnen ist. und hier liegt auch der hauptgruud, weshalb
wir F.s beschränkung auf die mhd. zeit nicht unterschreiben
können, theoretisch gab er uns zwar schon s. 6, wie wir oben
sahen, recht, indem er es für unberechtigt erklärte, eine vocal-
färbung aus der mitte des 15 jhs. auf die epoche Hartmanns von
Aue zurück zu datieren, hier bei seinem unternehmen, die
mundarten des 19 jhs. mit denselben der mhd. periode auf die
e/-formen zu vergleichen, stofsen ihm ähnliche bedenken nicht
auf. die folgen dieser eioseitigkeit machen sich auch sonst be-
ständig geltend, weun er zb. s. 63 sagen muss: 'was die zeit
betrifft, in der unser ej überhaupt zuerst auftritt, so wird darüber
erst genauer geurteilt werden können , wenn auch das vorkommen
in prosaischen denkmälern untersucht sein wird', oder s. 64: 'in
welcher landschaft die ej überhaupt zuerst auftauchen , lässt sich
mit meinem material schwerlich ausmachen.' von einer systema-
tisch hergestellten geschichte der deutschen ej- formen bleibt
daher F.s abhandlung weit entfernt, lag ihm jedoch nur daran,
'den rein litterarischen Ursprung jener laute in bairischen ge-
dienten' festzustellen und daraus für die beurteilung des mhd.
und einer damaligen Schriftsprache neue gesichtspunete zu ge-
winnen, dann wäre er durch eine exaete kritik einzelner aus-
gewählter, heimatlich mehr oder weniger gesicherter quellen viel
weiter gekommen als durch den massenaufbau einer mhd. reim-
statistik, was ich oben an Wolfram glaube deutlich exemplifi-
ciert zu haben.
Marburg i. H. Ferd. Wrede.
Die congruenz in der mhd. spräche von dr Rudolf Schachinger. Wien,
Holder in comm., 1889. tiii und 114 ss. 8°. — 3,20 m.
Der verf. behandelt die congruenz des genus (1 — 48), des
numerus (49 — 107) und des casus (108 — 114) in der weise,
dass er die bei Grimm und Paul formulierten kategorien, aber
auch nur diese, im Wortlaut anschreibt und für dieselben aus
der mhd. litteratur beispiele sammelt, er berücksichtigt auch die
prosa, und zwar die beiden bände der Bertholdausgabe und David
von Augsburg im 1" band der Mystiker, oliDe jedoch eine paral-
lele zwischen der ausdehnung der congruenz in poesie und prosa
zuziehen, ein einziges mal wird nach Paul hervorgehoben , dass
ein congruenzfall blofs in der prosa erscheint (s. 46), wenn
nämlich durch die Setzung des neutrums das geschlecht des be-
treffenden wesens unbestimmt bleiben soll; andererseits weist
Seh. selbst darauf hin (s. 32), dass manche der angeführten be-
SCHACHINGER DIE CONGRUENZ IN DER MHD. SPRACHE 291
Sonderheiten durch den reim oder im innern des verses durch
metrische gründe hervorgerufen zu sein scheinen, ohne daran
die beobachtung zu knüpfen, dass diese fälle in der prosa gar
nicht oder nur selten erscheinen, man muss staunen , dass er
sich eine so leichte bestätigung seiner Vermutung entgehen liefs;
überhaupt reicht die abhandlung über das mafs einer Prüfungs-
arbeit, was sie ursprünglich gewesen sein mag, nicht hinaus,
nicht 6ine neue beobachtung, nur schon bekannte regeln werden
reichlich belegt; neues von interesse kann man aus ihr nicht
erfahren, der wert der arbeit liegt also blofs in der fülle und
richtigkeit der citate. von letzterer haben mich Stichproben
überzeugt (s. 18 soll es Pz. 58,29 heifsen, wie schon Grimm
hat). Vollständigkeit der beispiele ist aber nicht erzielt; ich weifs
freilich auch nicht, ob sie beabsichtigt war; nach der ganzen
anläge aber und dem relativ eng umschriebenen kreis der werke,
denen die belege entnommen sind, hätte man sie erwarten dürfen:
so ist aber zb. s. 11 nachzutragen Pz. 146, 12. 224, 12 und
s. 18 die schon bei Grimm als Pz. 32, 8 citierte stelle 32, 7. in
solchen detailuntersuchungen muss man im stände sein, das Ver-
hältnis von regel und ausnähme genau festzustellen, dh. schon
der autor muss dies tun, kann es aber nur, wenn er statistisch
vorgeht.
Im einzelnen erwähne ich zu s. 15 und 16, dass man wol
unterscheiden muss, ob das weibliche pronomen dem neutralen
Substantiv folgt oder vorausgeht; der letztere fall ist natürlich
leichter, daher waren Kudr. 227, 2 und 391, 1 zusammen an
die spitze zu stellen. — es müssen übrigens nicht immer gram-
matische neutra sein, denen synesis widerfährt, wie nach Grimm
noch Andresen, Sprachgebrauch4 254 lehrt; Grimm selbst citiert
iv 270a. MS i 35b, wo auf tröst , das als epitheton für wip ge-
setzt ist, ein weibliches pronomen folgt. — zu der oben er-
wähnten von Seh. reich belegten, blofs der prosa zugehörigen
setzung eines neutralen pronomens, wo das geschlecht in frage
steht, ein beispiel aus ALangmann, 4, 23: eines naht es do kom
er (der tiufel) und saze für si uf daz pette, als ob ez (= die
erscheinung, das vvesen) ir muem wer. vgl. 7, 28. auch nhd.
sehr häufig, besonders im dialect, aber auch zb. bei Auerbach,
Landhaus am Rhein i 5 die deutsche nonne bedauerte, dass niemand
fremdes zusehen dürfe, und sonst, s. Sanders, Wb. i 354°. —
s. 19: ein schon eingeleitetes bestimmtes genus tritt unmittelbar
wider ins neutrum; noch nhd., Grillparzer xv 284 ich ärgerte
mich über meine gefühüosigkeit und gieng in die kirche, um mich
auf die probe zu stellen, wie weit das gienge. — s. 48 wird
Pauls beobachtung belegt, dass mobilia in der männlichen form
auch für weibliche wesen gebraucht werden können; es bleibt
unerwähnt, dass dieselbe bereits von Grimm iv 954 für das nhd.
nachgewiesen wurde; übrigens verzeichnet Grimm schon im text,
19*
292 SCHACHIISGER DIE CONGRUENZ IN DER MHD. SPRACHE
s. 284, etwas ähnliches, dass nämlich das schwache masc. adjectiv
substantivisch auch für das feminin gebraucht werden kann, ebenso
wäre Gr. iv 954 heranzuziehen gewesen: aber die nachtrage im
iv bände der Grammatik scheinen Seh. entgangen zu sein, es wird
dort an dem beispiel Berth. 142 sie ist der heiligen einer gezeigt,
dass das prädicatsadjeetiv darum nicht mit dem subjeetiv im ge-
schlecht übereinstimmt, weil es sich nach dem vom adjectiv ab-
hängigen Substantiv im genitiv richtet. — interessant ist die
stelle Wolfdietr. D iv 51,3, in der das pronominale subj. nicht
mit der nachgestellten masculinen apposition übereinstimmt, son-
dern nach dem subjeet des vorangehenden satzes sich richtet: dö
kotn ze Wolfdietrichen aber daz getwergelin. Bibunc was ez ge-
heizen, der vil kleine man. ich habe mir ferner eine stelle aus
Hadamars von Laber Jagd notiert, wo sich das pronomen im ge-
schlecht nach einem Substantiv richtet, von dem es durch ein
andersgeschlechtiges Substantiv getrennt ist; 9, 1 bant , miner
steeten riemen, ein slöz der minen riuwen, den mac enbinden
niemen, v. 5 wider mit offenbarem bezug auf bant (v. 1): ez ist
gebunden und wirt niht enbunden. — zu erwähnen wäre vielleicht
auch selbes beim feminin; s. Jänicke zu Wolfdietr. D vm 28, 4.
Gramm, iv 358. Rückert zu Lohengrin 237; in den von Seh.
ausgezogenen quellen findet sich diese congruenz freilich nicht,
höchstens in einzelnen hss. — die zuletzt angeführten besonder-
heiten der congruenz des genus, die ich nur .von ungefähr
meinen Sammlungen entnehme, zeigen aber immerhin, dass sich
über congruenz im mhd. viel mehr sagen liefse, als bei Seh. zu
lesen steht, dass er also zum wenigsten den titel seines buches
hätte beschränken müssen, da er doch nur beispiele für die
wichtigeren fälle der congruenz aus den hauptwerken der mhd.
blütezeit sammelt.
Die ausstattung des buches ist vortrefflich, die einzelnen
beispiele sind sauber unter einander gedruckt, sodass bei dem
grofsen format viel freier räum übrig bleibt; verschiedenartige
beispiele sind wider weit aus einander gerückt, regel und belege
werden deutlich geschieden, kurz, in dieser beziehung wäre das
buch als muster hinzustellen, wenn sich nur Verleger fänden,
die selbes nachahmten; Holder hat diese dem Melker abte Karl
zum gedenktage des achthundertjährigen bestandes der abtei ge-
widmete schrift auch nur in commission übernommen.
Währing-Wien, 31 december 1889. Tomanrtz.
Untersuchungen über das gedieht 'Mai und Beaflör'. Jenaer diss. von Otto
Wächter. Erfurt, druck von FKirchner, 1889. 76 ss. 8°.
Die arbeit zerfällt in zwei teile, der erste die paragraphen
1 — 4 umfassende behandelt das gedieht Mai und Beaflör nach
WÄCHTER MAI UND BEAFLOR 293
Seiten des reimgebrauchs , des Versbaues, des stils und der dar-
stellung, endlich der anklänge an andere erzeugnisse der mhd.
litteratur. lob verdienen im allgemeinen der 3 und 4 abschnitt,
obgleich weder alle entlehnungen , die der autor des Mai sich
verstattete, ermittelt noch alle ihm von W. zugeschriebenen glaub-
haft sind, weniger befriedigt der abriss der reimkunst und metrik:
nicht nur leiden die angaben an unvollständigkeit (zb. fehlen
bindungen wie 205,36 gerdeierde, 89,5 gruonden : stuonden,
40, 40 mandel : wandet, während 85, 27 müede : blüede angemerkt
ist), sondern es begegnen auch wunderliche versehen: ich er-
wähne, dass die reime gif.sit, lit : enzit , vervdt : gdt unter den
vocalisch ungenauen figurieren und dass mangel des umlauts für
den adverbialen comparativ langer : swanger 97, 10 und den con-
junctiv versmdhen (98, 39 daz si tu niht versmdhen : enpfdhen) be-
hauptet wird. Jänickes erörterungen über die metrische gestalt
des gedichtes in der Zs. f. d. ph. 5, 121 blieben unberück-
sichtigt.
Wichtiger, aber meines erachtens verfehlt ist der aus dem
einzigen paragraph 5 bestehende zweite teil, er scheint erst nach-
träglich zugesetzt zu sein, denn hätte seine hinzufügung von
anfang an im plan des verf.s gelegen, so würde sich um der
Übersichtlichkeit willen eine andere folge der ganzen Unter-
suchung und ein minder summarisches verfahren am schluss
empfohlen haben, hier bemüht sich W., den beweis zu führen,
dass Mai und Beaflor zwischen 1256 und 1263 entstanden und
für ein jugendwerk des Pleiers zu erachten sei. indes die gründe
für seine datieruog sind durchaus hinfällig. der oheim des
grafen Mai werde künec von Kastei genannt, und dabei denke
man unwillkürlich an Alfons von Castilien: als ob die könige
des landes nicht schon seit Fernandos in des heiligen heirat mit
Philipps von Schwaben jüngster tochter Beatrix 1219 hätten in
weiten kreisen Deutschlands bekannt sein können! ferner be-
nutze der dichter den Frauendienst Ulrichs von Lichtenstein,
noch nicht das Frauenbuch; er müsse somit bald nach 1256,
dem jähre nämlich, in welchem der Frauendienst erschien, ge-
arbeitet haben, abgesehen davon, dass die anklänge an den
Frauendienst, welche W. im Mai finden will, höchst fragwürdiger
natur sind, ist einzuwenden: 1) Frauendienst und Frauenbuch
tragen inhaltlich ganz verschiedenen character; ein nachahmer
war sehr wol in der läge, das erstere gedieht ausgibig zu ver-
werten , ohne dfem anderen etwas seinen zwecken dienliches ent-
nehmen zu können. 2) ebenso wenig wie heute jemand, der
einen roman von Ebers gelesen hat, darum alle oder die meisten
erzählungen dieses Schriftstellers gelesen zu haben braucht, darf
für die ältere zeit vorausgesetzt werden, dass jeder beliebige
poet die litteratur gleichmäfsig beherscht habe, als bare willkür
endlich muss ich es bezeichnen, wenn W. die Schilderung, welche
294 WÄCHTER MAI UND BKA FLOR
der verf. des Mai von den Kirsten seiner zeit 87, 29 ff entwirft,
auf Philipp von Kärnten, den erwählten von Salzburg, bezieht:
ganz die gleichen klagen über die verschiedensten personen kann
man bei den fahrenden spruchdichtern seit der mitte des 13 jhs.
zu dutzenden lesen.
Die verblüffende entdeckung, dass der Pleier Mai und Beaflor
gedichtet habe, brachte meines wissens zuerst FHirsch in seiner
Geschichte der deutschen litteratur 1, 216 vor, er freilich, wie
ich vermute, nur aus misverstand einer notiz HHollands, dessen
Gesch. der altd. dichtkunst in Bayern s. 302 den Grafeu Mai und
den Pleier unmittelbar nach einander nennt. W. gründet seine
analoge these hauptsächlich auf eine reihe wörtlicher Überein-
stimmungen zwischen den drei romanen des Pleiers und dem
Mai ; erst in zweiter linie zieht er die congruenzen in reimtechnik
und versbau heran, ich läugne nicht, dass gleiche oder ähn-
liche verse und phrasen vorhanden sind, aber ich läugne, dass
ihre zahl so hoch sich beläuft, wie W.s tabellen s. 61 — 67 sie
erscheinen lassen, und dass gegenüber manchen lexicalischen
dilferenzeu ihnen diejenige beweiskraft inne wohnt, welche W.
anspricht, denn vielfach beschränkt sich die angebliche Überein-
stimmung auf Situationen und motive, die mehr oder minder
gleichartig in den meisten romanen unseres mittelalters begegnen,
oder gar blofs auf einzelne worte. was können wol parallelen
beweisen wie Meleranz 9655 der degen vil vermezzen wolt ein
wenic ezzen an den selben ziten, e daz er rite striten, daz het
Cursün geraten und Mai 7, 27 wir suln varen ezzen. nieman ist
so vermezzen, der des tnüge dne sin; Meleranz 11054 swaz ir
leides ie geschach, des was nu vergezzen gar und Mai 242, 22
swaz im leides ie gewar, daz hete nü ein ende gar; Tandareis 2792
der helt eren riche den pris ze beider sit gewan und Mai 122, 40
der grdve hete aldd bejagt den lop ze beiden siten; Tandareis 18030
die liepten sich den Hüten so, daz man ir was ze sehenne vrö und
Mai 12, 29 er liebte in die vröude also, dd von si alle wurden
vrö; Garel 2786 der wirt ist mit eren grd worden und Mai 152, 36
in witzen sit ir worden grd; Garel Z. xiv 52 diu zal ist mir un-
bekant, wie verre dd enzwischen wmr und Mai 207, 30 mir ist
aber unbekant unde enweiz sin niht vür war, wie maneges tages
si körnen dar usw. 1 so schrumpft das von W. angehäufte material
auf weniger als die hälfte zusammen.
Allerdings hat W. selbst s. 73 f hervorgehoben, dass nicht
wenige unterschiede zwischen dem Mai und des Pleiers gedichten
obwalten, dass zb. aufser gewissen schmückenden beiworten, die
der Pleier liebt, auch formen wie sdn, duo ua. im Mai fehlen,
aber er findet sich leichten kaufes damit ab, indem er das plus
beim Pleier zwar ganz richtig auf Wolframs eintluss zurückführt,
aber nicht bedenkt, dass er selbst benutzung beider epen Wolframs
auch für den Mai nachgewiesen hat. die art eben , wie der autor
WÄCHTER MAI UISD BEAFLOR 295
des Mai und der Pleier ihr grofses vorbild auf sich würken
liefsen, ist eine so verschiedene, dass sie kaum durch die an-
nähme früherer entstehuug des einen Werkes und späterer der
anderen sich erklären lässt. während Garel, Meleranz und Tan-
dareis darin übereinkommen , dass sie lange versreihen Wolframs
in menge ungescheut übernehmen — EHMeyer sagt Zs. 12, 496
mit recht: 'aus den Pleierschen formelketten springen Wolframs
worte leuchtend und hell wie edele steine hervor' — , reduciert
sich die abhängigkeit des Mai von dem Eschenbacher auf ent-
lehnung weniger namen, etlicher verse und mancher ausdrücke,
der Pleier müste also die augenfälligsten eigenheiteu der Wolfram-
scheu diction, die ihm nachmals in fleisch und blut übergiengen,
noch nicht bemerkt gehabt haben, als er den Mai verfasste,
müste den im grofsen ganzen selbständigen stil und die zwar
nicht knappe, aber doch angemessene darstellungsweise, welche
der Mai bekundet, zu gunsten planmäfsigen diebstals und einer
saloppen breite, die denselben gedanken stets mehrere male
widerholt, in seinen späteren werken aufgegeben haben: das ist
nicht gerade wahrscheinlich, während sich aber der mafsen sein
stil verschlechtert hätte, wäre gleichzeitig die achtsamkeit des
dichters auf correcten , ein wandsfreien bericht gewachsen, denn
die sicher vom Pleier herrührenden romane weisen gröbere Wider-
sprüche oder inconcinnitäten nicht auf, wol aber der Mai. ich
füge den von Pfeiffer und W. s. 60 beobachteten fällen folgende
hinzu: 99, 12 heifst der heidenkönig Köbar, 120, 3 Köbor (beide
male durch den reim gesichert). 146, 9 ff geht die beratung der
grafen Cornelius und Effreide darüber, was mit Beaflor geschehen
solle , in gegenwart ihrer gattinnen vor sich und man beschliefst,
Beaflor wider dem schiffe anzuvertrauen, welches sie l>/2 jähr
zuvor nach Griechenland gebracht hatte, es muss daher be-
fremden, wenn 154,35 dieselben grafen ihren frauen vorlügen,
sie hätten sovvol Beaflor wie deren söhn getötet, warum weiter
Cornelius und Effreide ihrem herren, nachdem seine völlige Un-
schuld an dem vermeintlichen tode Beaflors sich herausgestellt
hat, nicht verraten, dass sie den blutigen befehl des gefälschten
briefes nicht ausführten , sondern seine seele 8 jähre lang den
bittersten quälen preis geben, bleibt unmotiviert, eine andere
unbegreiflichkeit besteht darin, dass 187, 38 Beaflor ihren pflege-
eitern mitzuteilen vermag, wie ir swiger si verriet: als sie das
land ihres gemahls verliefs, war die schnöde hinterlist der Eliacha
noch nicht enthüllt, von dem muttermord, den Mai begangen,
und der für ihn erforderlichen sühne ist nach der wider-
erkenuungsscene zwischen Mai, Beaflor und dem kaiser keine
rede mehr.
Aber auch an solchen sprachlichen unterschieden zwischen
dem Pleier und dem dichter des Mai , welche von dem einfluss
Wolframs unabhängig sind, fehlt es nicht, der Pleier kennt nur
296 WÄCHTER MAI USD BEAFL0R
mohte im reim, Mai daneben auch mähte (: slahte 35, 13; 39,22;
mähten : betrahten 103, 19). beim Pleier heifst es wir megen
idegen Meleranz 7245. Tandareis 1721. 2565, si megen -.legen
Tand. 97, im Mai ir müget : gehüget 99, 32. 144, 19, wir mügen
: gehügen 156, 19. während der Pleier die adverbia snelle und
snellecliche neben einander gebraucht, findet sich im Mai nur die
erstere form, das adjectiv fruot (Mai 25, 6. 34, 18. 177, 26)
kennt der Pleier nicht, ebenso wenig das verbum sich pinen
(Mai 1, 28. 81, 12. 32. 86,30. 107, 10. 121, 6. 126, 36), wäh-
rend hingegen das beim Pleier beliebte flickwort sunder wdn dem
autor des Mai abgeht, die ungemein häufige reimbindung ge-
triuiiu (Mai 31,28. 47,22. 58,38. 64,28. 73,18. 99,26.
108, 32. 131, 38. 151, 12. 164, 28. 179, 17. 181, 19. 183, 20.
200, 40. 231, 10. 241, 18, vgl. auch : dm 220, 40) erscheint in
den gedienten des Pleiers nirgends, diese verwenden das verb
zuo nemen, der Mai regelmäfsig uf nemen. auch der redensart
der gewizzen bin ich fri — die stellen des Mai sind Zs. 17, 520
gelegentlich des nachweises, dass das gedieht im Grazer Marien-
leben nachgeahmt wurde, gesammelt — bedient sich der Pleier
nicht, an demselben orte stehen die zahlreichen (11) belege für
die phrase vür vol nemen verzeichnet: der Pleier bietet nur
Mel. 5612. 12120 ich nim die ere wol für vol, 6470 habt für
vol, Tand. 17437 si muoz diu werlt ouch haben für vol. ich
würde noch den reim zehande : sande (57, 27. 69, 6. 102, 32.
109,23. 143,4. 169,7.205,13. 236,13. 241,21), ilande 180, 1,
:ande 228, 13 neben sonstigem zehant als eigentümlichkeit des
Mai anführen, wenn ich nicht glaubte, dass dessen dichter sich
auch dreihebige verse gestattet habe, also hier apocope anzu-
nehmen sei.
S. 74. 76 erhebt W. Widerspruch gegen die von mir in den
Göttinger gelehrten anzeigen 1887 s. 806 statuierte reihenfolge
Garel, Meleranz, Tandareis. er will den Meleranz vor den Garel
setzen, auf seine gründe wäre ich gespannt; da er sie ver-
schweigt, so kann ich hier nur kurz betonen, dass es nicht der
Stoff des Meleranz, sondern der des Garel ist, welcher, sichtbar
nachgeahmt dem Strickerschen Daniel, in den beiden anderen
romanen variiert wird , und dass von den helden des Pleiers Garel
der einzige ist, dessen namen er in der litteratur vorfand, während
Meleranz und Tandareis nur geschöpfe seiner phantasie sind.
Meine eben erwähnte recension ergänze ich bei diesem an-
lass, indem ich einige weitere entlehnungen des Pleiers, nament-
lich aus Wolframs Parzival und Willehalm, constatiere.
Tandareis 150. 1334. Meleranz 4012 dd von gescheide ich
nimmer: Parz. 329, 29. — 402 ich weene daz gevriescht ir nie:
P. 401, 24 ich weene so vriescht ir nie. — 485 ist bei M. 5974
hinzufügen 10741. — 2160. 2659. 12983. 14263. 16773
tjostieren was sin ger: P. 593, 6. — 2276. 2807. 13038. 14271.
WÄCHTER MAI UND BEAFLOR 297
16770. M. 5102. 8168. 10042. 10093. Garel 1412. 4123 mit
rehter manlicher ger, T. 16749 mit rehter manlicher wer: P.
260, 27. — zu 2318 füge Wh. 77, 22. — 2747. 7651 swaz er
gebot daz wart getan: Wh. 130, 3 daz si gebot daz was getan. —
4037. G. 3979. 4237 waz mac ich sprechen mere?: P. 624, 20
(entspricht genauer als die s. 802 angezogene stelle des Erec). —
4891. 13496 die rede Idt sin unt hceret hie: P. 401, 23 die rede
lat sin und hoertz och hie. — 5546. 8000 edeliu kint vil sarjant:
P. 794, 3 edeliu kint, vil sarjande. — 7185 sin kint — sich
weinent an in hiengen: P. 429, 15 diu kint — ieslichz sich wei-
nende an in hienc. — 7290 füge hinzu Wh. 19, 15. 372, 6. —
9652 frouwe, ich bringe iu Sicherheit, vgl. G. 1805: P. 218, 9. —
9870 man pflac des heldes unverzaget des nahtes, so wart mir
gesaget, daz harte guot was sin gemach: P. 426, 11 (des nahts
aldd wart). — 10474 ff füge hinzu P. 267, 21. — 11645 füge
hinzu P. 33,10. — 11689. 15123. M. 7416. G. Z. 540, 177.
541, 189 so rehte liebe im (ir) nie geschach, vgl. T. 15055 so
liebe mir nie geschach: P. 43, 10 so rehte liebe im nie geschach,
vgl; 397, 4 wände im so liebe nie geschach. — 12894 vgl. 8066. —
12994 daz man sin jach vür richeit: P. 59, 9 daz man ir jach
für richeit. — 13041 des man im für eilen jach: Wh. 333, 15
des man im sit für eilen jach. — 13092 do beschütten in die
sinen: Wh. 367, 30 doch beschütten in die sine. — 13197 wir
sin worden riche: P. 389, 24 wir sin nu immer riche. — 13458
vgl. Wh. 154, 29. — 13534 vgl. 9788 der was rceter dan ein
rubbin. — 13845 dd was von storje gröz gedranc: Wh. 126, 17
dd wcer von storje solch gedranc. — 13857 von den wart ez dd
guot getan: P. 379, 2. — 13928 sie warn gewinnes niht verzaget:
P. 389, 17 wir sin gewinnes unverzagt. — 14402 sie wurden
sicherliche siner geselschaft riche: P. 380, 23 si wurden al geliche
siner geselleschefte riche. — 15268 füge hinzu 15823.
Meleranz 136 füge hinzu T. 18069 und Wh. 30, 8. — 1128
füge hinzu 3403 die gäben grüeneti werden schin. — 1352 vgl.
2784 mit triuwelicher liebe ganz. — 3420 vgl. T. 13558 sin sper
was rot von varwe lieht. — 6322. 9838 seht ob iu daz iht werre:
Wh. 383, 18 seht ob in daz iht werre. — 7446. 10305 st' waren
siner künfte frö: P. 694,28. — 7561 vgl. G. 1929 so daz sin
blic gap liehten schin, 3448 ir blic gap so liehten schin, 4738. G.
G. 94, 114 der blic gap vil liehten schin. — 11320 ich enhdn
niht tröstes mer wan iuwer, vgl. 12725 wan ich niht mere tröstes
hdn wan dich: Wh. 59, 7 ich enhdn hie tröstes mer wan dich.
Garel 770 ob si suochten (hs. sutun) elliu her, dar umbe
gwbens niht ein bröt(:nöt): dazu führte Bech im Litteraturbl. f.
germ. und rom. phil. 1882 sp. 12 an P. 226,20 ob si suochten
elliu her, sine geeben für die selben not ze drizec jdren niht ein
bröt. — 4632 füge hinzu M. 11835, vgl. auch M. 3059 und
Wh. 42, 28. — 5065 ich hdn unfuoge an in getan: Wh. 191, 7
298 WÄCHTER MAI UND BEAFLOR
ich hdn unfuoge an im getan. — G. Z. 484, 227 des fuogten ir
gedanke not: P. 574, 16 des lerten si gedanke not. — G. R. 10a
des bringe ich dich wol innen: P. 570, 23 des bringe ich inch
tool innen.
Die für T. 6210 usw. (wozu noch M. 478 zu fügen) beige-
brachte Wigaloisstelle 5021 braucht nicht die quelle gewesen zu
sein, denn auch im Wh. 117, 30 heifst es in sinem herzen er
dd jach.
T. 12146. M. 609. 4211 er geddhte in sinem muote 'jd (ach),
herre got der guote, T. 15770 si geddhte in ir muote 'ja, herre got
der guote: Iwein 1609 er geddhte in sinem muote 'eid (ja BDEbcd)
herre got der guote.
Vielleicht hat der Pleier auch des Strickers Karl gekannt,
denn daher scheinen entnommen zu sein die namen mehrerer
länder oder Städte, über welche Gareis helfer gebieten: der
herzog Rettan von Pergalt, vgl. Karl 4431 Malprimes, der herzöge
von Pergalt; der landgraf Amurat von Turtuse, vgl. Karl 4493
von Tortöse Targis, nachdem kurz vorher 4465 von Baivier Amirdt
genannt war; der herzog Claris von Argentin, vgl. Karl 5333
Ilmar — herzöge in Agrentin (Argentin B).
Zum Schlüsse trage ich die beschreibung des Trojanerkrieges
nach, welche im Meier Helmbrecht v. 45 ff vorkommt und s. 804
meiner recension sonderbarer weise nicht erwähnt ist. St.
Deutsche poetik. theoretisch -practisches handbuch der deutschen dicht-
kunst. nach den anforderungen der gegenwart von prof. dr GBeyer.
zweite (titel-) aufläge. Stuttgart, Göschen, 1887. 3 bde. 3 bll.,
xxiv und 765, xvi und 576, 1 bl., xvi und 276 ss. 8°. — 15 m.
Das metaphorische in der dichterischen phantasie. ein beitrag zur ver-
gleichenden poetik. von Alfred Biese. Berlin, Haack, 1889. 2 bll.
und 35 ss. gr. 8°.
Die poetik auf der grundlage der erfahrungsseelenlehre in zwei bänden von
Heinrich Viehoff. herausgegeben nebst einer biographischen skizze:
Heinrich Viehoff, aus persönlichem umgange, von Viktor Kiy, Ober-
lehrer am realgymnasium zu Elberfeld. beigegeben ist Viehoffs por-
trait und ein facsimile seiner handschrift. Trier, Lintz, 1888. xl und
552 ss. 8°.
Goethe als vater einer neuen ästhetik. Vortrag gehalten im Wiener Goethe-
verein am 9 november 1888. von Rudolf Steiner, sonderabdruck
aus dem 4 (april-)heft der Deutschen worte 1889. Wien, verlag
der Deutschen worte, 1889. 16 ss. gr. 8°.
Abermals liegen zwei versuche vor, die poetik umfassend
darzustellen, und der zufall fügt es, dass ihr Verhältnis zu
einander jenem ähnelt, welches sich Anz. xv 249 ff zwischen Baum-
garts und Scherers werken zeigte, wider ein breit angelegtes
'handbuch' von fast 1700 Seiten und eine inhaltsreichere, neue
BEYER DEUTSCHE POETIK 299
ziele verfolgende darstellung von etwa 600 Seiten, wider das
eine nicht vollendet, weil der Verfasser darüber wegstarb. Beyer
und Viehoff schlagen jedoch ganz andere wege ein als Baumgart
und Scherer. Beyer hat schon durch die köstliche bezeichnung
'theoretisch-practisches handbuch' gesagt, welches geistes herr er
sei, er will eine möglichst weite materialsammlung geben; Vie-
hoff strebt darnach, die poetik auf neue füfse zu stellen. Beyer
möchte dem dichter als ratgeber dienen und sein dritter band ist
geradezu eine schule der geläuögkeit für dichter und solche, die
es werden wollen. Viehoff möchte das wesen der poesie und
der einzelnen dichtungsarten erfassen: für ihn ist die poetik nur
angewandte psychologie. Beyer haftet an allen äufserlichkeiten
mit sichtlicher Vorliebe, Viehoff betrachtet die hauptsachen; jenem
ist die form, diesem der inhalt wichtiger, der eine ruft den
fleifs, der andere den geist zu hilfe, darum ist der letzte be-
scheiden, der erste so hochmütig, dass er seine leistung gar für
ein 'erstes erschöpfendes gesetzbuch der poesie und die be-
gründung und den ersten deutschen ausbau einer eigentlichen
Wissenschaft der poetik' hält, wie es in der vorrede zum ersten
bände heifst.
Man darf sich durch die vorreden Beyers nicht abschrecken
lassen , wenn sie auch das höchste in Selbstüberschätzung er-
reichen, längst bekanntes, wie das gesetz der absteigenden be-
tonung, wird als epochemachende neuerung dargestellt, kindi-
schen Spielereien, wie der 'strophik', wird 'ermutigender und
begeisterter beifall namhafter dichter' nachgerühmt, und das ganze
in eine beize von chauviuismus getaucht, welche der ernsten
deutschen Wissenschaft zum glücke fremd ist. wir haben es
eben mit einem diiettanten zu tun, welcher schon durch seine
zahllosen arbeiten über Bückert — Kürschners Litteraturkalender
für 1889 nennt nicht weniger als zehn selbständige buch er
Beyers über diesen dichter — bewiesen hat, dass man ihn nicht
immer ernst nehmen dürfe, und so mag man sich seine Poetik als
ein im ganzen vielleicht nicht unbrauchbares nachschlagebuch ge-
fallen lassen und die Schrullen nicht weiter beachten, man kann
ihm nachrühmen, dass es geeignet ist — der verf. würde sagen:
'geeigenschaftet' — , in das Studium der poetik einzuführen, denn
es enthält die lehren dieser Wissenschaft in kurzer fassung mit
manchen practischen litteraturangaben und allerlei beherzigens-
werten winken, wer sich rasch über das allgemeinste belehren
will, mag zu dem buche greifen, freilich wem es auf würkliche
erkenntnis ankommt, der wird es bald wider unwillig aus der
band legen, es genügt eine kurze characteristik des Inhaltes.
Der erste teil umfasst die 'deutsche Verslehre', dabei wird
aber allerlei anderes mit herbeigezogen , die 'vorbegriffe', das sind
die allgemeinen lehren der poetik, die geschichte dieser Wissen-
schaft auf 5 seiten, geschichte der deutschen litteratur nach
300 BEYER DEUTSCHE POETIK
10 perioden, deren erste, von 360 — 1150 reichend, auf 1 {ji seiten
im depeschenstil abgehandelt wird, über Otfrid zb. heilst es:
'unvolksmäfsig, unpoetisch', in der zweiten 1150 — 1300 (4 Seiten)
erfahren wir von Veldeke: 'er wendet zum ersten mal kurze reim-
pare an', und solcher neuer Weisheit wird uns auch in den
übrigen perioden manches pröbchen : 'Joachim Rachel war der
Schöpfer der poetischen satire in Deutschland'; 'als nach Klop-
stocks leistungen . . . der hainbund in jugendlicher begeisterung
geschwärmt, traten noch eine reihe 'kraftgenies' auf, die den
dichterparnass gleichsam erstürmen wollten. ... es sind: JGHa-
mann, Reinhold Lenz, Reinhold Forster, JGForster . . .' usw.
Klingers Spieler siud noch immer 'vorbild zu Schillers Räubern',
an Weimars musenhofe ist Wieland der älteste, 'ihm folgte:
Herder, Schiller, Goethe 1' ich weifs nicht, ob man nach diesen
und den übrigen Sätzen dieser art mit Reyers vorrede sagen wird:
'man soll nach meinem Vorgang für die folge keine poetik ohne
litteraturgeschichte lehren ! '
Das zweite hauptstück der 'verslehre' ist die ästhetik, bei
welcher auch 'die poetische spräche' behandelt wird, das dritte:
'tropen und figuren', das vierte : 'betonungslehre (prosodik und rhyth-
mik), das fünfte: 'metrik', das sechste: 'reim', das siebente: 'stro-
phik . R. ist stolz auf diese einteilung, er hat auch allen grund,
sie ist sehr originell, weniger originell ist der inhalt vom ersten
satz an. auch seine lehre von der accentquantität ist so unklar
als möglich aus fremden anregungen entwickelt. R. construiert
fünf tongrade für die deutsche silbe, entsprechend den musika-
lischen pp. p. mf. f. ff. und nennt sie haupt-, mittel-, ersten,
5
zweiten und dritten nebenton. er gibt folgende beispiele: baum-
4 51 53 5 31 524 5241
blatt, bäume, ruchbar, baumblätter , gartenhaus, hindernisse,
5 14 5 2 3
Christentum, fruchtbarkeit usw. diese beobachtung ist aber un-
richtig; warum der nebenton in gartenhaus stärker sein soll als
in Christentum, weifs man nicht, auch die anwendung dieses
princips auf die verse zeigt manches überraschende ; R. verlangt,
dass die hebungen durch fünf- oder viergradige, die Senkungen
durch ein-, zwei-, höchstens dreigradige silben gebildet werden,
lehrt aber nicht etwa sofort, was beim zusammenstofse solcher
silben geschieht; in dem Goethischen verse: die tvipfel des ge-
birgs in nebel hüllt nimmt er an der verschiedenen betonung des
bestimmten artikels anstofs, sieht also nicht, dass mit dem ton-
grade nicht alles getan sei, sondern auch die Umgebung in be-
tracht komme, ebenso in Unlands vers: es giengen drei jäger
wol auf die birsch (vgl. dagegen Viehoff s. 246); bei Droste-
Hülshoff und taumelte entlang erscheint ihm die betonung falsch
und der hiatus hässlich1, während ich gezeigt habe (vgl. Anz.
xiv 171 anm. 1), dass dies ein erlaubter hiatus sei. der ganze
1 über ihn handelt er i 130 ff mit grofser Unkenntnis.
BEYER DEUTSCHE POETIK 301
abschnitt wirft richtiges und falsches durch einander und heweist
nur, dass B. selbst nicht klar weifs, wie es mit unserer uhd.
metrik bestellt ist; dass er fremdes aufnimmt, ohne sich darüber
genaue rechenschalt geben zu können, das zeigt sich auch dort,
wo er wie beim reim feststehende namen plötzlich in neuer be-
deutung verwendet, in der strophik führt er neben den be-
kannten Strophengebilden für alle Variationen bezeichnungen ein,
welche lebhaft an die meistersingerpraxis gemahnen, hat aber
versäumt, was gewis interessant und bei einer Verbindung mit
der litteraturgeschichte seine pflicht gewesen wäre , die töne der
meistersinger aufzuführen, hat es würklich einen wert, 100 und
mehr namen zu schaffen wie 'Rückens duft-, Rückerts klang-
geister-, Rückerts lenzschauer-, Herweghs rheinweinlied-, vGott-
schalls liebesklänge-, Ritterhausens freimaurerstrophe' udgl. ?
s. 760 ff werden wir sogar mit einer 'Beyerstrophe' beglückt,
welche 'eine zukunftsform' genannt wird, wie schlecht muss es
um eine poesie bestellt sein, welche in dergleichen Spielereien
etwas 'beachtenswertes', 'verdienstliches' sieht und eines verbin-
denden reimes bedarf, damit man die Zusammengehörigkeit ihrer
Strophen erkenne, es gibt dichter, welche dergleichen mittel
verschmähen können, weil ihre gedichte innere notwendigkeit
haben.
Der zweite band behandelt 'die dichtungsgattungen'. auch
hier geht es nicht ohne anstofs ab. so wird behauptet: 'die ein-
teilung in subjective und objective poesie deckt sich im wesent-
lichen mit der einteilung in volkspoesie und kunstpoesie' (11 2).
darnach muss man die volkspoesie für die subjective, die kunst-
poesie für die objective halten, während doch das gegenteil B.s
meinung ist. auch diese könnte ich freilich nicht zu der meinen
machen, ebenso wenig ist seine einteilung in classisch, roman-
tisch und modern zu billigen, von Schillers einteilung in naive
und sentimentalische dichtung hört man kein wort und an
idealistische und realistische (i 140) denkt er bei der einteilung
der poesie im 2 bde nicht mehr, und wider dreht sich alles in
B.s köpf, sobald er ans einzelne kommt, da erscheint lyrik
und didactik als subjective, die epik als objective dichtung. wir
sind also glücklich so weit, lyrik und didactik als kunstpoesie
der epik als volkspoesie gegenüberstellen zu müssen, das ist B.s
klarheit, auf die er sich so viel zu gute tut. und nun erhalten
wir s. 9 folgendes Schema:
Die poesie entstammt stofflich
A. der innenweit. B. der aufsenwelt.
Die innenweit (ihrer art nach Die objective aufsenwelt be-
subjectiv) umschliefst: handelt:
a. empfinden, b. denken, c. räum, d. zeit,
und äufsert sich als und äufsert sich als
1. lyrik. 2. didactik. 3. epik. 4. dramatik.
302 BEYEB DEUTSCHE POETIK
die lyrik schil- die didactik die epik er- die dramatik
dert subjectiv. lehrt, sofern sie zählt objectiv. handelt, gestaltet
schildert oder dialogisch,
erzählt,
dieses Schema ist so unrichtig als möglich und steckt voll leicht
miszuverstehender bezeichnungen. 'die dramatik handelt, gestaltet
dialogisch', tut denn das die epik nicht auch, wenn man schon
den falschen ausdruck 'handelt' gelten lässt? und nun gar 'die
lyrik schildert subjectiv' : steckt würklich das lyrische des Goethi-
schen 4der du von dem himmel bist' in der subjectiven Schil-
derung? oder nicht vielmehr im aussprechen des gefühls. B.
ist sich eben nicht klar über die grundbegriffe. ich kaun für
meine von B. abweichende ansieht nun auf mein werk über die
lyrik s. 1 ff, bes. s. 10 f verweisen, als paläontologisches (primi-
tives) element der lyrik betrachtet B. s. 15 'die anschauung-
verleihenden, malenden beiwörter', von denen viele wie einge-
trocknete, gewisser mafsen zu Versteinerungen gewordene meta-
phern erscheinen; nach ihm wäre die an beiwörtern reichste die
höchste lyrik, 'der gebildete dichter beweise seine erhöhte
empfindung durch geschickte Verwendung der metaphern', dem
weniger gebildeten fehle der sprechende ausdruck! ja B. ver-
steigt sich zu dem satze: 'die erhöhte empfindung des
lyrikers zeigt sich in der glücklichen anwendung des metapho-
rischen beiworts, das dem lyrischen gedichte jedes mal ein be-
sonderes gepräge verleiht, und durch welches . . . zb. Goethe
seine Weichheit und anmut, Schiller seinen idealen schwung,
Rückert seine herzerwärmende innigkeit, Platen seine classische
würde, Lenau seinen gewitterschwülen, die brüst beängstigenden
und doch so süfs bestrickenden zauber, Heine seine bald leicht-
fertig tändelnde, bald ergreifende leichtigkeit(l), Chamisso seine
anmutend liebenswürdige naturwahrheit, Gottschall seine von ge-
danken durchleuchtete klarheit, Keller sein sinniges gemüt und
seine gesunde männlichkeit erreicht.' und das alles durch die
metaphorischen beiwörter 1
Viel verständiger hat Alfred Biese in einem aufsatze der Zs.
f. vgl. lg. und renaissancelitteratur n. f. n 317 ff, welchen er nun
um einige bemerkungen erweitert besonders abdrucken liefs, 'das
metaphorische in der dichterischen phantasie' behandelt, ihm be-
ruht die dichterische produetion wesentlich auf der umbildenden
kraft der phantasie, auf verinnerlichung der aufsenwelt und auf
Verkörperung der innenweit, deshalb hält er die metapher für
das sinnfälligste abbild dieses processes, für den lebendigsten aus-
druck dieser metamorphose (s. 9); er sucht nachzuweisen, dass
die methapher nicht 'einen von aufsen hinzukommenden zierrat,
sondern eine notwendige form unserer anschauungsweise bildet'
(s. 33), und verlangt geradezu, dass nun, nachdem Fechner 'seine
ästhetik nicht am wenigsten auf dem associationspriueip aufbaute',
BIESE DAS METHAPHORISCHE 303
der weitere schritt zu tun und eine wurzel der association in
dem anthropomorphismus zu suchen sei. das will er nächstens
in einem werke 'über das associationsprincip und den anthro-
pomorphismus in der ästhetik' ausführen. B. wirft in seiner
darstellung — 19 Seiten text und 16 seilen anm. in compressestem
drucke! — zu verschiedenartiges durch einander; einmal spricht
er vom metaphorischen dh. dem umbildenden der phantasie, und
im nächsten augenblicke von der metapher, als ob beides identisch
wäre; dann wider ist vom vergleich oder, wie er sagt, vom
gleichnisse die rede, und eigentlich spricht er vom bildlichen aus-
druck überhaupt, auch scheidet B. gar nicht zwischen dem con-
ventionellen und dem lebendig sinnlich geschauten, so sehr Kurt
Bruchmaun in seinen geistreichen Psychologischen Studien zur
Sprachgeschichte das erlernte der poetischen spräche übertreibt,
in gewissem sinn und bis zu einem gewissen grade hat er aller-
dings recht, dass in der dichtersprache vieles conventionell be-
sonders hinsichtlich des metaphorischen ausdruckes sei. B., welchem
an Lünings buche Die natur, ihre auffassung und poetische Ver-
wendung in der altgerm. und mhd. epik die klägliche unvoll-
kommenheit seiner eigenen darstellung (Die entwickelung des
naturgefühls im mittelalter und der neuzeit, Leipzig 1888, vgl.
DLZ 1888 sp. 593 — 596) aufgegangen ist, hebt s. 30 rühmend
aus Gottfrieds Tristan 925 den ausdruck hervor 'ostertag der
lachende, in Blanscheflurs äugen lag' (den fröuderichen östertac,
der lachende in ir ougen lac). dies ist aber ein bild , welches den
mhd. dichtem sehr geläufig und von Beinmar geprägt war, wie
ich im Anz. vii 123 zeigte (vgl. auch Iw. 8120); es ist jedoch
etwas wesentlich anderes, ob ein dichter ein solches bild aus
der anschauung schupft, oder aus dem 'beträchtlichen vorrat
dichterischer bilder und redeweisen', welcher sich 'in einem langen
und vielfältigen poetischen betrieb allmählich angehäuft' (vgl.
Unland Anz. xiv 164). allerdings ist die bildlichkeit eine der
wichtigsten Seiten der poesie, aber sie fällt durchaus nicht mit
der anschaulichkeit zusammen, welche wir vom dichter verlangen
dürfen; sie ist ein mittel des ausdrucks, wenn auch eines der
natürlichsten und ursprünglichsten, und mir will scheinen, als
ob B.s behauptungen an dieser ansieht nichts ändern würden,
interessant sind einige äufserungen Storms und Heinrich Seidels,
welche B. in den anmerkungen mitteilt, obwol sie mit dem
gegenstände seiner abhandlung nur sehr lose zusammenhängen,
ganz überflüssig sind B.s auszüge aus seinen beiden werken über
das naturgefühl und nun gar aus seiner schrift über Storm (s. 31 ff
anm. 34). aber jedesfalls beweist B. ein tiefer gehendes erfassen
des problemes, als wir bei Beyer finden, und sein versuch, das
verschiedenartigste unter dem 'metaphorischen' zusammenzufassen,
ist viel erfreulicher als Beyers einseitige beschränkung des meta-
phorischen auf die lyrik.
304 BEYER DEUTSCHE POETIK
Der dritte teil von Beyers werk heifst zwar 'die technik der
dichtkunst', will aber eigentlich ein lehrbuch des dichtens sein
oder, wie sich der verf. s. 11 ausdrückt, 'die seither mehr oder
weniger dem zufall überlassene erlernung dichterischer technik
als lehrd isciplin nach m ethodisch- pädagogischen
principien in die litteratur einführen'. B. scheint
nicht übel lust zu haben, für diese lehrdisciplin einen platz in
den schulen zu erringen, denn seiner ansieht nach könnte es
nichts vollendeteres geben, als eine nation, in welcher jeder ge-
bildete seinen vers ebenso zu bilden verstünde, wie seinen prosa-
aufsatz (s. v). welcher unsinn aber dem stud. poes. in diesem
werk aufgetischt wird, das hält man kaum für möglich, s. 115 ff
steht 'eine prüfungsaufgabe'. es soll nämlich 'Das sterbende
alpröslein von CBeyer' — übrigens eine ganz elende nachahmung
des Haiderösleins — 'in alle möglichen vers- und strophenarten'
umgebildet werden, proben von 21 solchen schülerversuchen
werden abgedruckt, jeder (mit ausnähme vielleicht des professors
der poesie) würde mit gutem gewissen nur ein 'ganz ungenügend'
als note unter diese Prüfungsarbeit setzen können.
Das vorgebrachte hat wol zur genüge dargetan, dass nur Ur-
teilslosigkeit von unserem werke den beginn einer neuen aera in
der deutschen dicht- und verskunst datieren, darin 'den kosmos
der poesie' sehen kann: diese ausdrücke sind aus recensionen
des buches entnommen, der wert der arbeit steht nicht im
geraden Verhältnisse zu seinem umfange, irgend eine tiefere be-
gründung der vorgetragenen lehren sucht man vergebens, statt
der definitionen erhält man sehr oft sogar irreführende Schil-
derungen, sodass man dieser 'poetik' keinen höheren rang zu-
gestehen kann , als den zahlreichen Schulbüchern über den gegen-
ständ, mit welchen der markt überschwemmt wird.
Untef ihnen ragt durch glückliche darstellung, neue ge-
danken und präcise fassung jetzt das buch von JMethner,
Poesie und prosa, ihre arten und formen (Halle 1889) hervor
und ist allgemeinerer beachtung wert; Methner begegnet sich
vielfach mit den ansichten, welche ich in diesem Anzeiger und in
meinem werk über die lyrik entwickelt habe.
Heinrich Vi eh off geht in seiner nachgelassenen, durch
seinen Schwiegersohn herausgegebenen Poetik von beobachtungen
der empirischen psychologie aus, indem er den lebenstrieb, welcher
allen menschen wie den tieren innewohnt, zur grundlage nimmt;
aus ihm folgen lust und unlust, weil wir empfinden, was unseren
lebenstrieb fördert und was ihn hindert; indem wir nun dieser
empfindungen inne werden, entstehen lust- und unlustgefühle.
unser lebenstrieb ist aber nicht blofs tierisch -egoistisch, sondern
er wird veredelt zum human -sympathischen, der uns befähigt, in
der gattung aufzugehen, durch diesen höheren trieb lernen wir
lustwert und lustwürde beachten, jenen messen wir daran, wie
VIEHOFF POETIK 305
viel der lustreiz zur erhöhung des gesammtlebensglückes im
individuum und zur erhöhung der wolfahrt der menschheit bei-
trägt, diese, die lustwürde, finden wir dort, wo unsere lust in
dem nichttierischen teil unseres wesens wurzelt (s. 21). nun gibt
es nicht blofs einfache lust- und einfache unlustgefiihle, sondern
auch gemischte, ja wir bedürfen der unlustgefiihle zur aufbietung
der schlummernden gemütskräfte. unser lebenstrieb strebt nach
entfaltung, er äufsert sich stärker, je gröfsere hindernisse er zu
überwinden hat; auch unlustgefiihle sind solche hindernisse, in
ihrer besiegung steckt deshalb für den menschen ein neues
höheres lustgefühl; wir sehnen uns nach beweguug unserer seele,
sei es auch durch Unlustvorstellungen (Dubos), darum unsere
Vorliebe für eine dichtung, welche nicht blofs lust-, sondern auch
unlustgefiihle weckt, die sich jedoch in ein höheres lustgefühl
auflösen müssen (Versöhnung), und so beantwortet V. einfach
und sinngemäfs die frage, welche Scherer schwere mühe machte
(vgl. Auz. xv 277 ff), deshalb hat sein zurückgehen auf den lebens-
trieb die gröste Wichtigkeit für die poesie. folgerecht ergibt sich
dann V. aus der annähme dieses veredelten lebenstriebes die ent-
wickelung der begriffe wahr, gut und schön für den denkenden,
den wollenden und handelnden, endlich den künstlerisch -schaf-
fenden menschen, das ideal-gute wie das ideal-schöne liegt aber
als ein ziel der menschheit in unendlicher ferne und ist nur an-
näherungsweise zu erreichen (s. 65). mit Vischer sieht V. die
Schönheit nicht als etwas nur am objecte haftendes an , sondern
als den contact eines gegenständes und eines auffassenden sub-
jectes (s. 69). darnach müste man an der erfassung des schönen
verzweifeln, wenn man nicht andererseits bei wachsender ent-
wickelung eine wachsende annäherung der subjecte normaler be-
anlagung und begabung an die vollkommene identität bemerkte
(s. 32), sodass ein object auf die zu gleicher entwickelung ge-
diehenen subjecte in gleicher weise würken muss. deshalb gibt
Viehoff auch keine eigentliche definition des schönen, sondern
einen gradmesser zur beurteilung der schönen objecte und stellt
zum teil in Übereinstimmung mit Hemsterhuys unter Verwertung
des Schillerschen 'spieltriebes' (§16. § 22) den satz auf (s. 54):
'ein object ist um so schöner, je gröfser, nach luststärke, lust-
wert und lustwürde gemessen, der gesammtertrag unegoistischer
lust [ist, der] im Verhältnis zu dem gegebenen Zeitraum und zum
vorhandenen kraft- und empfänglichkeitsmafs des geniefsenden
dem menschen unmittelbar in der auschauung des gegenständes
zu teil wird.' leider ist der ausdruck nicht ganz deutsch, wes-
halb ich mir den einschub der zwei in klammer stehenden worte
erlaubte, den übertragenen gebrauch des Wortes 'anschauung'
hat V. erst s. 69*) erklärt; es wäre wol besser gewesen, dafür
'genuss' zu sagen, sonst ist V.s satz sehr beachtenswert und
das auffallende daran, das zweifei an der existenz eines ob-
A. F. D. A. XVI. 20
306 VIEHOFF POETIK
jectiven schönen (s. 62 ff) und an der allgemeingiltigkeit der
Schönheit erregen könnte, verschwindet sofort, wenn wir mit, V.
sagen: die Schönheit besteht in 'erzeugung des verhältnismäfsig
grösten ertrags an edeln lustgefühlen', oder wenn wir seinen
relativ ausgesprochenen satz nun positiv zu machen suchen,
darnach wäre das ideal -schöne jenes, welches unmittelbar beim
genusse einem mit gröster kraft und empfänglichkeit ausgestatteten
menschen den grösten gesammtertrag unegoistischer (edler) lust
bei höchster stärke, höchstem wert und höchster würde dieser
lust im verhältnismäfsig kleinsten Zeitraum zu erregen vermag,
so enthält die definition würklich alles, was das schöne be-
zeichnet, und übertrifft, wenn auch nicht an kürze, so doch an
umfassender giltigkeit alle anderen definitionen. und was V.
daraus mit consequenz abzuleiten vermag, das zeigt die frucht-
barkeit dieser definition. in der forderung des verhältnismäfsig
kleinsten Zeitraums ist das gesetz der manigfaltigkeit, in der
forderung 'unmittelbar beim genuss' das gesetz der einheit ent-
halten, was V. gegen die ästhetiker vorbringt, welche die Schön-
heit selbst in einheit und manigfaltigkeit erblicken, was er über
Symmetrie usw. sagt, das verdient volle billigung. ihm sind es
kunstmittel gerade so wie andere, welche aus den zwei psycho-
logischen gesetzen, der ideenassociation und der apperception,
folgen, über diese kunstmittel, die auf der einbildungskraft be-
ruhen , verbreitet sich V. im anschluss an ältere aufsätze höchst
instructiv im zweiten und dritten capitel des zweiten buches
(s. 94 — 186), immer mit rücksicht auf die genannten zwei grund-
gesetze der psychologie. er hat zwanzig thesen aufgestellt (§ 36),
welche die phantasietätigkeit betreffen , so weit sie für die poetik
in betracht kommt, und begründet sie durch reiches beobachtungs-
material. diese thesen hat er aber nicht etwa a priori construiert,
sondern aus langjähriger aufmerksamer und liebevoller durch-
forschung der weltlitteratur gewonnen, sie geben die wichtigsten
aufschlösse für den forscher, enthalten aber auch practische winke
für den dichter, in den §§37 — 54 wird die frage 'wie malt
der dichter gestalten?' nach seinem älteren aufsätze beantwortet;
was V. anführt, zeigt freilich, dass der dichter eigentlich ge-
stalten gar nicht 'malen', sondern die phantasietätigkeit des lesers
oder zuhörers nur anregen soll, wenn V. dabei s. 114 ff bedauert,
dass ein moderner dichter nicht wie Homer durch das einzige
bild 'Artemis gleich an gestalt' in der phantasie das klarste bild
eines tausendmal betrachteten Standbildes hervorzurufen vermöge,
so tut er unrecht, allerdings Tegners hindeutungen auf ßalder,
Thor, Freya und Rota würken schwach, weil wir mit diesen
namen keine fest umrissenen Vorstellungen verbinden; aber man
braucht nur an Goethes novelle Sanct Joseph der zweite zu denken
und man sieht augenblicklich, wie der moderne dichter denselben
kunstgriff anzuwenden vermag, wenn er sich nur auf jene ge-
VIEHOFF POETIK 307
stalten beruft, welche unserer phantasie gerade so lebendig vor-
schweben, wie den Griechen Artemis, ja man bemerkt auch, wie
sich allmählich der kreis vertrauter gestalten erweitert: denn heute
könnte der dichter durch einen vergleich 'Brunhild gleich an ge-
stalt' in uns eine ganz feste Vorstellung hervorrufen, was ein
dichter etwa des vorigen Jahrhunderts nicht im stände gewesen
wäre, mit dem fortschritte der bildung vergröfsert sich der
reichtum des in uns schlummernden phantasieschatzes immer
mehr und mehr, und allgemein gefasst müste daher V.s these
lauten: der dichter male nicht individualitäten, sondern typen,
das heifst, er rufe die bildende kunst zu hilfe, beziehe sich auf
feststehende, bekannte, typische bilder. geläufiger als die antike
mythologie ist uns die gestaltenfülle der bibel, wir wissen so-
gleich , was ein dichter etwa mit den ausdrücken 'er hat einen
Christuskopf', 'er war ein wahrer Judas', 'er glich dem hl. Petrus'
usw. meint, denn in uns leben diese gestalten, weniger all-
gemein verständlich wäre schon die andeutung, 'sie schien eine
neue Lotte', weil Goethes Werther nicht so allgemein bekannt
ist wie die bibel. und noch weniger allgemein würksam ist etwa
die beschreibung von meister Martins tochter Rosa in Hoffmauns
novelle (Ausgewählte schriften, Berlin 1827, n 213) : 'so wie in
Cornelius Zeichnungen zu Goethes gewaltigem Faust Margarete
anzuschauen ist, als sie die worte: 'bin weder fräulein noch
schön!' spricht, so mochte auch wol Rosa anzusehen seyn , wenn
sie in frommer züchtiger scheu übermütigen bewerbungen aus-
zuweichen sich gedrungen fühlte.' denn Cornelius Zeichnung ist
eben noch weniger bekannt, es fragt sich ferner, ob wir diese
weise des dichters ein kunstmittel nennen dürfen, es scheint
eher ein kunst griff zu sein; und das gilt auch von den übrigen,
'Ortsangabe und einrahmung', 'einfache Umgebung' (vgl. Anz.
xv 257). anders fassen möchte ich auch das kunstmittel 'Schil-
derung durch hervorbringen des bildes' (§ 40). es ist nämlich
merkwürdig, dass uns ein systematisches beschreiben in der poesie
nicht nur vollständig kalt lässt, sondern geradezu verwirrt, wenn
es das bild eines ganzen in uns hervorrufen will. Viehoff hat
vollkommen recht, wenn er s. 122 f anm. sagt, dass ein not-
wendiger teil die Vorstellung des ganzen weckt, zu dem er ge-
hört; es nützt daher nichts, wenn der dichter ein ganzes durch
allmähliches zusammensetzen der notwendig verbundenen teile zu
beschreiben sucht, ich kann mir keine nase ohne gesicht vor-
stellen, beschreibt mir daher ein dichter eine nase, so ergänze
ich das bild unwillkürlich zu einem ganzen gesichte; fährt nun
der dichter fort, die einzelnen teile des gesiebtes zu beschreiben,
so deckt sich wahrscheinlich, ja gevvis, seine beschreibung mit
meiner unwillkürlich gebildeten Vorstellung nicht, und ich werde
verwirrt statt dass ich klarheit empfienge. ganz anders liegen
die Verhältnisse etwa in Goethes gedieht: Amor als landschafts-
20*
308 VIEHOFF POETIK
maier. das grau grundierte tuch ist ausgespannt, Amors röt-
licher Zeigefinger malt oben eine schöne sonne, ich stelle sie
mir vor, ohne zugleich ein landschaftsbild vor mir zu sehen, und
so folgt eines aufs andere zu einem ganzen, das keineswegs aus
untrennbar verbundenen teilen besteht, einen anderen Kunstgriff
nutzt zb. Homer, wenn er Odysseus zuerst das schwert um die
schultern hängen, dann aber die sohlen unter die füfse binden
lässt, also von einem ende zum anderen springt, er zwingt
unsere aufmerksamkeit dadurch auf einen punct, den wir nicht
vorgestellt hatten , und er gewinnt dadurch noch , dass sich die
gestalt vor unserem inneren äuge bewegt: Odysseus hängt sich
das schwert um, er steht, dann bindet er die sandalen unter,
er bückt sich, hebt den fufs: seine gestalt lebt vor uns. noch
etwas ist zu beachten, beschreibt der dichter etwa eine nase
von ganz ungewöhnlicher form , so fesselt er unsere phantasie,
er zwingt sie, sich etwas vorzustellen, was ihr mühe macht,
und verhindert sie dadurch vielleicht so lange, das bild eines
gesichtes zu ergänzen, dass der dichter zeit zu seiner beschreibung
gewinnt (vgl. Scherers Poetik s. 259 f). es wird also darauf an-
kommen , dass der dichter bei der beschreibung den vorzeitigen
selbständigen abschluss des bildes in unserer phantasie verhindert,
denn ist es einmal in uns vollendet, dann wird er mit seiner
weiteren beschreibung uns nur lästig, das erreicht er auch
durch successives erscheinen, wenn am horizont ein mast auf-
taucht, so ergänzt ihn die phantasie allerdings zu einem schiffe,
allein erst allmählich erkennt sie das nähere des schiffes, dampf-
schiff, kriegsschiff usw. dieser auskunft bedient sich der dichter. l
damit hängt auch zusammen, was V. 'Verhüllung und ent-
hüllung' nennt; der schleier, welcher allmählich von einer ge-
stalt hinweggezogen wird, macht es der phantasie gleichsam
unmöglich, ihn zu durchdringen, hält ihre tätigkeit auf. es kommt
das moment der Spannung hinzu, und wenn man recht zusieht,
so lässt sich alles unter dem Lessingischen begriffe der 'hand-
lung und bewegung' zusammenfassen, denn eine gestalt ist in
bewegung für die phantasie, wenn auch nur der sie umhüllende
nebel sich bewegt oder nach und nach hinweggezogen wird, es
ist merkwürdig, dass der dichter eigentlich auch die ruhe nur
durch bewegung contrastierend widergeben kann: gerade das ge-
dieht Der alte ritter von JGSeegemund (Gottwalt), welches V.
s. 135 f dafür anführt, dass sich häufig 'regungslosigkeit' besser
bei der darstellung von gestalten eigne als bewegung, ist der
klarste beweis für obige behauptung. allerdings will Seegemund
darstellen, dass der alte ritter, nachdem er sich zum letzten
1 noch würksamer wird dieses mittel, wenn zu unserer Überraschung
dann nicht folgt, was wir uns vorgestellt hatten, sondern etwas anderes,
unerwartetes, wenn also das, was wir für einen inast gehalten hatten, etwa
als lanzenspilze einer auftauchenden gottheit erscheint; es gesellt sich das
moment der Überraschung hinzu und erhöht den eindruck.
VIEHOFF POETIK 309
male waffnete wie im felde stehend, plötzlich starr und tot ist.
er muss sich bemühen, die reguugslosigkeit in der phautasie zu
erregen; was tut er nun? allerdings beginnt das gedieht: 'er
safs auf hohem rittersaal In seinem stuhl, der greis. . . .' dann
aber heifst es weiter: 'auf einmal er sich lang erhebt.' er gibt
den befehl, seine waffen zu bringen: in den folgenden zwei
Strophen wird ihm das schwert gereicht , der panzer umgeschnallt,
der heim aulgesetzt.
'Und alle staunen seiner macht,
Wie er die rüslung trägt,
Und wie er steht in riesenpracht
Als hält' er wen erlegt.'
nur als contrast mit der früheren bewegung wird jetzt die
regungslosigkeit so anschaulich, und noch einmal sagt der dichter:
'er hält das schwert . . . gelehnt ans Wappenschild ... als wärs
ein steinern bild'; durchaus bewegung, um die ruhe darzustellen,
in allen diesen und den anderen fällen können wir aber bemerken,
dass der dichter nur die gränzen seiner kuust zu decken sucht (vgl.
über diesen ausdruck Anz. xv 284). wenn Lessing den dichtem
zuruft: 'malt uns das wolgefallen, die Zuneigung, die liebe, das
entzücken, welches die Schönheit verursacht, und ihr habt die
Schönheit selbst gemalt' (Laokoon bei Hempel vi 130), was sagt
er damit anderes als 'malt die Schönheit nicht, verdeckt euer
Unvermögen und lasst die phantasie des lesers für euch würken'?
lässt Homer die troischen greise den rühm Helenas verkünden,
so legt er ihnen doch keine beschreibung ihrer Schönheit in den
mund , er beschreibt nicht einmal indirect, sondern lässt die
aufserordentliche Schönheit dieses weibes nur ahnen , denn be-
greiflich erscheint den greisen der lange kämpf um Helena, die
an Schönheit unsterblichen güttinnen gleicht, kein wort einer
beschreibung, Homer hat keine gestalt gemalt, sondern der phan-
tasie seiner hörer volle freiheit gelassen, und Ovid in dem bei-
spiele, das Lessing zum vergleiche herbeizieht, beschreibt auch
nicht, sondern ruft nur: welche schultern, welche arme, wie
der busen geschaffen, ihn an sich zu pressen, usw. auch er
verdeckt die gränzen seiner kunst und gibt unserer phantasie
nur hilfen. das gilt von allen 'kunstmittelu', welche V. bespricht,
dagegen vergafs er ein mittel, welches die dichter anwenden,
um würklich gestalten zu malen, die gestalt nämlich nicht auf
einmal zu schildern, sondern allmählich, zuerst einen zug, später
einen anderen und so nach und nach, wenn unsere phantasie
bereits wider mit anderem beschäftigt ist, das übrige, ich greife
ein beliebiges beispiel heraus. Hoflmann zeichnet so den meister
Martin, s. 209 heifst es von ihm: 'dieser stemmte denn auch
alsbald beide arme auf die Stuhllehnen , und erhob sich langsam
und schwerfällig, wie es sein wolgenährter körper nur zulassen
wollte, dann schritt er ebenso langsam hinein in Paumgartens
310 VIEHOFF POETIK
herzliche umarmung, die er kaum erwiderte meister
Martin warf, wie es seine gewohnheit war, den köpf in den
nacken, fingerte mit beiden bänden auf dem dicken bauche, und
schaute mit weit aufgerissenen äugen, die Unterlippe vorgekniffen,
in der Versammlung umher ' s. 210 'dabei klopfte sich
herr Martin recht behaglich auf den dicken bauch, schmunzelte
mit halb geschlossenen äugen ' s. 211 'alle . . . reichten
dem neuerwählten kerzenmeister die bände, der sie treuherzig
schüttelte und auch wol diesen, jenen meister ein klein wenig
an seinen bauch drückte, als wolP er ihn umarmen ' s. 215
'der alte Spangenberg (erzählte) . . . manchen lustigen schwank . . .,
sodass meister Martins bauch weidlich wackelte und er vor aus-
gelassenem lachen sich ein mal über das andere die tbränen aus
den äugen wischen muste.' s. 236 'bald trat . . . meister Martin . . .
in festlichen kleidern angetan, mit nicht geringer glut auf nase
und wange heraus ' s. 242 'meister Martin warf den
köpf in den nacken, schlug sich auf den runden bauch, dass
es klatschte ' s. 243 'sodass der alte herr Martin oft . . .
sich den wackelnden bauch hielt vor innigem lachen '
s. 244 'ha, ha, ha', lachte der junge gesell, 'ihr seid wol meister
Martin selbst; denn so mit dem dicken bauche, mit dem statt-
lichen unterkinn, mit den blinzelnden äugen, mit der
roten nase, gerade so ist er mir beschrieben worden '
s. 248 'meister Martin hielt sich die Seiten, er wollte ersticken,
bis er dem lachen luft gab, durch krächzen und hüsteln '
s. 258 'Martin, dick und unbeholfen wie er war, . . . .' so wird
zug um zug der gestalt an einander gefügt und s. 189 hatte sich
Sylvester für seine geschichte noch überdies auf 'ein sehr hübsches
bild' Karl Kolbes berufen, das cbaracteristische dieser musivischen
art zu beschreiben ist die allmähliche erweilerung des bildes,
nachdem die auffallendste eigentümlichkeit sich der phautasie des
lesers lebhaft genug eingeprägt hat. eine weitere, von V. nicht
erwähnte weise zu beschreiben finden wir im Faust: auf dem
osterspaziergang sehen Faust und Wagner den pudel und be-
schreiben ihn beide verschieden; wir erhalten also zwei be-
schreibungeu, die sich gegenseitig zwar ausschliefsen, aber trotzdem
ergänzen, auch dieses mittels bedienen sich die dichter bei be-
schreibungen weiblicher Schönheit gerne, so zb. Heyse, Don Juans
ende i 3 (s. 8). es fragt sich , ob wir es nach dem princip
der 'ästhetischen hilfe' (vgl. Fechners Vorschule der ästhetik) er-
klären dürfen, natürlich dient es nicht blofs zur lebhaften Vor-
stellung des zu beschreibenden, sondern auch zur characteristik
der beiden beschreibenden, doch ist es sehr würksam, zumal
wenn trocken nüchterne und schwärmerische auffassung mit
einander contrastiert sind, man konnte noch der ironischen be-
schreibung gedenken, welche die Schönheit negativ darstellt, auch
sie eine würkliche beschreibung. V. hat eben nicht unterschieden
VIEHOFF POETIK 31 1
zwischen den fällen, in denen durch die besprochenen mittel
oder Kunstgriffe die eigentliche beschreibung vermieden wird, und
zwischen jenen , in denen sie ihres poesiewidrigen characters ent-
kleidet wird, dieser teil bedürfte daher der ergänzung. man
muss dies gerade V. gegenüber betonen, weil er bemüht ist, die
beobachtungen seiner Vorgänger in richtigerer und besonders voll-
ständigerer form darzustellen, diese partien seines Werkes (s. 186 ff)
müssen sehr gerühmt werden, denn V. spricht so ruhig und sach-
lich, auch seine polemik ist so anerkennend, dass man mit grofsem
genusse den auseinandersetzungen folgt, wenn man ihnen auch
nicht durchaus und in allem beistimmen kann, so möchte mir
V.s zusatz zu den zwei von Fechner aufgestellten gesichtspuncten
in betreff der ästhetischen schwelle nicht nötig erscheinen; er
denkt an Steinthals 'schwingende Vorstellungen' und meint, es
gebe auch 'gefühle, gefühlscomplexe, strebungen usw.', welche
man 'schwingende seelengebilde' nennen könnte (s. 196). die
behauptung ist richtig, man bedarf ihrer, wie mir scheint, jedoch
für das gesetz der ästhetischen schwelle nicht, höchstens wenn
man nach einem zusammenhange dieses und des gesetzes der
ästhetischen hilfe sich umtut, man könnte diese 'schwingenden
seelengebilde' den obertönen vergleichen , welche nur als begleit-
erscheinungen auftreten, eben wie sie würken die 'schwingenden
seelengebilde' blofs unterstützend, verstärkend, als ästhetische
hilfen. auch in der betrachtung von 'Fechners princip der
ästhetischen Versöhnung und ästhetischen folge' (s. 223 ff) müssen
wir einen irrtum und eine lücke constatieren. es handelt sich
um die ästhetische folge der unlustgefühle; V. bezeichnet durch
a und b zwei unlustquellenerträge und behauptet: 'ist nun a<b,
und kommt a zuerst zur würkung, so ist der gesammtunlustertrag
der kleinste'; als beispiel führt er an: ein kranker, der sich
noch recht leidend fühlt, aber doch das gefühl hat, dass sein
gegenwärtiger zustand etwas weniger unlustvoll als der frühere
ist (a<^b), könne vielleicht ein lustgefühl empfinden, man sieht
sogleich , dass V.s formel falsch ist , denn a ist gröfser als b
(a>b), und so muss es auch hier in V.s satze heifsen: wenn
der stärkere unlustquellenertrag vorangeht und der schwächere
folgt (a > b), so ist der gesammtunlustertrag der kleinste, eine
disharmonie, welcher eine weniger starke disharmonie folgt,
scheint sich bereits in die harmonie aufzulösen : auf die dichtung
angewendet, drückt dies V. (s. 226) so aus: 'ein dichter, welcher
den haupthelden eines dramas oder eines romans durch eine
reihe von bedrängnissen und leiden, die jedoch stufenweise ab-
nehmen, führt, kann durch die aussieht auf endliche volle
Überwindung der leiden und drangsale in uns, den das kunst-
werk geniefsenden, wie in dem helden selbst, einen die unlust-
eindrücke nicht nur auf-, sondern sogar überwiegenden lustein-
druck hervorbringen.' wie stimmt mit dieser behauptung die
312 VIEHOFF POETIK
praxis unserer romanschriftsteller, wie nun gar die tragödie,
welche mit dem tode des beiden , gewis dem grösten unlust-
gefühle, schliefst? gibt es würklich einen roman oder ein drama,
in welchem die gefahr für den helden immer abnimmt? ich
glaube kaum, dass ein dichter, der so vollständig auf die Stei-
gerung verzichtet, mit seinem werke stärker würkt, als etwa
Freytag, der zb. seinen Werner (Verlorene handschrift) immer
mehr und mehr in gefahren verwickelt; hier ist also durchaus
a < b und trotzdem folgen wir mit unserer lustempfinduug dem
dichter, es war daher ein unterschied in der Verwertung der per-
sönlichen und der altruistischen Unlustempfindungen zu machen,
was V. unterliefs. überhaupt ist der schluss des ersten bandes
nicht so ausgearbeitet, wie das übrige, und durch den heraus-
geber Kiy erfahren wir ausdrücklich (s. vii vgl. s. 261), dass zwei
Paragraphen 'idealismus und realismus in der poesie' und 'Schön-
heit und characteristik' fehlen, welche den allgemeinenteilenden
sollten, wahrscheinlich hätte dann V. auch die bemerkte lücke
ausgefüllt und den irrtum berichtigt.
Der zweite band behandelt zuerst den 'vers- und strophen-
bau' (s. 241 — 458), dann die 'lehre von den dichtungsarten
(s. 461 — 552). auch hier erweist sich V. als der ruhigblickende,
wolunterrichtete führer, wie wir ihn im ersten bände kennen
gelernt haben, freilich sein ableiten des endreims aus der allit-
teration ist gezwungen und nicht überzeugend, dagegen ist die
lehre vom accent, vom vers und besonders von der Strophe
viel klarer, einfacher und sinngemäfser vorgetragen als durch
Beyer.1 erst bei ihm kann der leser die Überzeugung gewinnen,
dass die Strophe in der 'poetik' und nicht in der 'metrik' ab-
gehandelt werden müsse.
In der lehre von den dichtungsarten verwirft V. wie ich (Anz.
xv 267 und Lyrik s. 4 ff ) die gewöhnliche dreiteilung: lyrik,
epik, dramatik, setzt einander vielmehr lyrik als subjective, epik
und dramatik als objective dichtung entgegen, ich kann diesen
unterschied nicht billigen, weil mir das 'rollenlied' lyrisch und
doch objectiv erscheint; deshalb fehlt auch 'subjectiv' in meiner
definition der lyrik (s. 17). V. stellt in grofser Übereinstimmung
mit JJEngel (meine Lyrik s. 4) folgendes schema auf:
poesie
I. subjective, n. objective,
ynsc e p. ^ gedankenobjecte 2)phantasieobjecte
behandelnd, behandelnd,
didac isc eP- a)a|s coexist,ierend b) alssuccessiv
darstellend, be- darstellend,
schreibende p. ß^aisvergangenes ^; als gegen-
darstellend, wärtig,
epische p. dramatischep.
1 s. 337 fehlt, was sehr sinnstörend ist, in Goethes gedieht März die
VIEHOFF POETIK 313
man sieht zwar, dass dieses schema viel verständiger ist, als das
Beyers (oben s. 301 f), allein es entspricht durchaus nicht den
anforderungen , welche man an eine würkliche eiuteilung der
poesie stellen kann; denn es trennt die gedankeu- von der ge-
fühlslyrik in einer weise, die nicht zu billigen ist. auch wird
eine beschreibende poesie angenommen, obwol beschreibung
nur eine besondere form der darstellung ist (Lyrik cap. 7 ab-
schnitt 5) und sich in der lyrik ebenso gut findet wie iu der
epik und dramatik. Engel ist viel consequenter, wenn er in
seiner poetik didactik und lyrik einerseits, epik und dramatik
andererseits zusammenfasst. und durch V.s auseinandersetzungen
wird seine gliederung nicht begründet, er bekennt zwar, zweck
des didactischen gedichtes sei nicht, zu belehren, sondern zu er-
heben und zu begeistern, und sieht den unterschied zwischen
lyrik uud didactik darin, dass ein lyrisches gedieht die be-
wegungen des dichtergemütes ausspricht (subjeetiv ist), ein didac-
tisches dagegen die herlichkeit des gegenständes, die erkennt-
nisse, aus denen seine begeisterung quillt, verkündigt (objeetiv
ist), wodurch aber meiner ansieht nach das lyrische gebiet auf
ein solches minimum zusammenschrumpft, dass wir schliefslich
davon absehen könnten (s. 469). wenn man dann gar mit V.
eine beschreibende poesie annimmt und zu ihr gedichte wie
Goethes Ganymed, das Uhlandische gedieht Schäfers sonntagslied
(s. 466) zählt, dann wird das ohnehin enge gebiet der lyrik noch
mehr eingeschränkt, aber V. schöpft seine beispiele für die be-
schreibende poesie aus dichtungen anderer art und schon dadurch
zeigt sich sein aufbau als hinfällig, ich unterscheide darstellende
und vorstellende poesie, jene nennen wir lyrik, für diese haben
wir keinen nameu, sondern gliedern sie in epische und drama-
tische. V. betrachtet dann eingehender nur den abschluss der
lyrischen gedichte (s. 476 — 494), sodass auch bei ihm die lyrik
zu kurz kommt, freilich scheint das ganze zweite buch des
zweiten bandes nicht völlig abgeschlossen zu sein , denn auch
was das drama betrifft, greift V. nur einzelne wichtige fragen
heraus; so vor allem die behandlung der charactere. dabei scheint
er einige male offene türen einzurennen, über gute und böse
charactere, über werdende und fertige, gegebene und erfundene
bestehen wo! kaum mehr zweifei. dagegen erfahren wir nichts
über die verschiedenen arten von characteren, nichts von den
komischen , nichts von den tragischen. Johannes Volkelt (Franz
Grillparzer als dichter des tragischen. Nördlingeu 1888) unter-
scheidet tragische charactere der typisch -menschlichen und der
individuell-menschlichen art. man müste diese noch weiter unter-
scheiden in active (zb. Ottokar) und in passive (zb. Bancban).
hier bleibt der forschung noch sehr viel zu tun übrig, unter
widerholung des dritten verses, es ist von der fünfzeiligen Strophe die rede,
das buch ist überhaupt an druckfehlern nicht arm.
314 VIEHOFF POETIK
den nebencharacleren bespricht V. die contrastfiguren und streift
die parallelfiguren , ohne die sache zu erschöpfen und vollständig
aufzuklären, noch berührt er einige puncte der dramatischen
rede, damit aber bricht das erhaltene leider ab, sodass vom
epos nicht einmal das allgemeinste mehr betrachtet wird, trotz-
dem ist V.s werk in vieler hinsieht wichtig, anregend und kann
aufhellend wiirken. seine beispiele entnimmt er zwar hauptsäch-
lich, aber nicht ausschliefslich der deutschen litteratur. man
merkt, wie er sich in die werke mit Verständnis eingelebt hat,
und bedauert, dass es ihm nicht vergönnt war, das buch selbst
zum drucke vorzubereiten, man kann bestimmt annehmen, dass
er dabei wahrgenommen hätte, was daran noch zu tun sei. ver-
gebens sehen wir uns nach 6inem begriffe um, welcher uns bei
Goethe so bedeutungsvoll erscheint, nach dem des symbolischen,
und doch darf heute kein ästhetiker an diesem begriffe vorüber-
gehen.
In überaus ansprechender weise hat der treffliche Rudolf
Steiner dies dargetan in seinem vortrage 'Goethe als vater einer
neuen ästhetik'. er spricht zwar das wort symbolisch nicht ein
einziges mal aus, aber er stellt das wesen des symbolischen (ty-
pischen) dar und verkündet laut, dass die ästhetik der zukunft
nichts anderes werde sein können als eine 'ästhetik der Goethi-
schen Weltanschauung'. St. erblickt das bedeutsame dieser Goethi-
schen ästhetik in der erkenntnis, dass das schöne nicht 'die idee
in form der sinnlichen erscheinung' sei, sondern umgekehrt 'die
sinnliche erscheinuug in der form der idee'. es darf nicht eine
idee in die würklichkeit hineingetragen, sondern es muss die in
der würklichkeit vorhandene, in ihrer freien entfaltung gestörte
idee entwickelt werden, in keiner pflanze kommt die idee der
pflanze ganz zum ausdruck, sondern nur in der gesammtheit
der pflanzen ; die kunst aber hat gleichsam die aufgäbe, das un-
vollendete werk der natur zu vollenden , in dem erscheinenden
individuellen zugleich die idee dieses individuellen darzustellen,
und das ists, was Goethe so oft 'symbolisch' genannt hat (vgl.
Anz. xv 261 f). St. bezeichnet (s. 8) als die weit der kunst jene
weit, welche der mensch erst selbst erschaffen muss; in ihr
stellt schon das einzelne und nicht erst das ganze die idee dar,
in ihr tritt das individuum schon so auf, dass ihm der character
der allgemeinheit uud notwendigkeit inne wohnt, das einzelne
darf nicht aufhören, ein einzelnes zu sein; es muss aber zu-
gleich eine unendliche perspective eröffnen, für Goethe ist der
einzelne fall: das allgemeine (19, 195) und das soll er, wie St.
meint, in jeder kunst bilden, es wird iuteressant sein zu sehen,
wie sich nun diese ästhetik der zukunft im einzelnen zu den
künsten stellen wird; denn was St. sagt, zeigt nur erst den weg,
welchen er einzuschlagen beabsichtigt, so dürfen wir wol seinen
Vortrag deuten, oder sollte sich St. würklich mit dem hinweis
STEINER GOETHES ÄSTHETIK 315
auf die seiner ansieht nach einzig mögliche lösung der aufgäbe
begnügen, ohne sie selbst zu versuchen? das könnte wol niemand
begreifen.
Lemberg 31. 12. 89. R. M. Werner.
Friedrich Gottlieb Klopstock. geschichte seines lebens und seiner Schriften
von Franz Muncker. mit dem bildnis Klopstocks in lichtdruck. Stutt-
gart, Göschen, 1888. x und 566 ss. gr. 8°. — 12 m.
Munckers sorgsame beschäftigung mit Klopstock ist längst
vorteilhaft bekannt, ich durfte auf ihre ausdehnung schon im
7 bände dieses Anzeigers aufmerksam machen und die Wichtigkeit
seiner ankündigung einer Rlopstockbiographie hervorheben, nun
liegt diese in einem mäfsig starken, würdig ausgestatteten bände vor.
'Mit eindringendem fleifse und umsichtiger gründlichkeit hat
M. sein thema behandelt.' dieses wort aus meiner anzeige von
M.s buch über Lessings Verhältnis zu Kl. muss ich hier mit
vollstem nachdruck widerholen, so weit meine kenntnis reicht,
ist die biographie im ganzen und einzelnen sehr zuverlässig, vor-
sichtig wird alles, was nicht völlig unzweifelhaft ist, mit einem
'vielleicht' oder 'fast' oder 'wol' beschützt und mit einer nega-
tiven wendung statt der stärkeren positiven vorgetragen, diese
behutsamkeit, den tatsachen gegenüber rühmlich und das sicher-
heitsgefühl des lesers stärkend, erstreckt sich auch auf die urteile
und schwächt hier den eindruck.
M.s urteil über Kl. ist jetzt 'nüchterner, strenger' geworden
(s. v). sehr selten ist ihm eine Übertreibung aus der feder ge-
flossen wie die s. 509, dass 1789 Kl.s dichterisches ansehen alle
edelsten unter den deutschen Schriftstellern (lies: das aller edel-
sten !) noch weit überragt habe, 'dafür ist ihm auch alle freud
entrissen'; mit der Wertschätzung sank die lust. es ist für einen
biographen ein Unglück, wenn seine begeisterung abnimmt, die
darstellung muss darunter leiden, gar für ein buch, das 'auch
den nicht fachmännisch gebildeten freund unserer litteratur an-
ziehen und fesseln' soll (s. vm), ist ein gewisser grad von Vor-
liebe unentbehrlich, volle gerechtigkeit kann dabei bestehen, je
entschiedener die schwächen des helden betont werden, desto
bestimmter können und dürfen seine Vorzüge herausgehoben
werden. M. scheut kräftige führung des Stiftes, scheut belebende
farbengebung. ein gerade in seiner einseitigkeit so characteristi-
scher köpf wie Kl., eine so temperamentvolle figur könnte sinn-
licher vor äugen gestellt werden. M. verschmäht zb. den köst-
lichen contrast zwischen dem würdigen wassertrinker Bodmer und
dem liebelnden, zechenden Kl. auszumalen, obwol man ihn als
litterarhistoriscbes symbol zu gunsten Kl.s ausdeuten könnte, ich
würde lieber die berühmte Verwendung des Messias zu haar-
316 MUNCKER KLOPSTOCK
wickeln überhaupt verschweigen, als dieser komischen ehestifter
zwischen Kl. und Meta mit einem ernsten: 'sonderbarer zufall'
erwähnen; und was sich an diesen zufall knüpft, ist eines der
Zeugnisse, wie elementar Kl.s poesie auf viele frauen früh und
spät würkte, ein punct, dessen betrachtung und begründung
sich gelohnt hätte, ich würde das datum, wann die ersten wehen
bei Meta eintraten , hingeben können um ein wort über Kl.s be-
tragen bei ihrer letzten stunde; mit 'ruhe' konnte er die sterbende
segnen, das wäre 'lebendiger, wankelloser glaube' gewesen; aber
'mit mehr als ruhe, mit freude': das ist überspannt, ist un-
natürlich, ist menschlos; gerade nachdem M. das Verhältnis zu
seiner gattin vorher (s. 288) so warm geschildert hat, fröstelt
einen dieses asketische 'mit freude'. ich würde die zahlreichen
geburts- und todesdaten, mit welchen numeriert fast alle be-
kannten Kl.s aufmarschieren, gerne vermissen (wer wird denn
gleich wissen wollen, wann die personen starben, die Kl. kennen
lernte!), wenn ich dafür aufklärungen eintauschen könnte, was
diese leute für Kl. waren , sein konnten oder nicht sein konnten,
da stehen s. 428 in vierzehn zeilen elf namen von männern, mit
denen Kl. in Hamburg verkehrte; dazu die geburts- und todes-
jahre; der eine war consistorialrat, der andere rector, der dritte
mathematiker, der vierte arzt usw. was hat der leser davon?
der eine war ein für Kl. warm begeisterter dichter, der andere
längst ein sinniger Verehrer des Sängers der erlösung: das ist
schon etwas, aber noch nicht genug, des einen haus gehörte
zu den Sammelplätzen der litterarischen weit in Hamburg: hier
müste der biograph den leser einführen; da könnte er ihm
zeigen, wie es mit Hamburgs litterarischem interesse und ge-
schmack zu der zeit stand, als Kl. da verkehrte und dann
bleibenden aufenthalt nahm, ob er uns auch einer Sitzung der
so bezeichnenden 'lesegesellschaft für damen' im hause der frau
von Winthem hätte beiwohnen lassen können, weifs ich nicht:
ich schliefse aus seinem völligen schweigen, dass darüber keinerlei
nähere künde erhalten ist. gewis hätte er uns aber die Kopen-
hagner hofgesellschaft individueller kennzeichnen können und
auch Bodmer und seine freunde, sowie die jungen Zürcher; sie
hätten doch ebenso viel anspruch auf ausführlichere lebensbe-
schreibung als die Bremer beiträger, denen M. den breitesten
räum gönnt, und haben noch dazu schärfer geschnittene profile.
so kurze mitteilungen erinnern zu sehr ans Standesamtsregister
oder ans gelehrtenlexikon und würken eintönig, statt dass sie
das leben und treiben um Kl. bewegt zeigen und vergegen-
wärtigen.
Und so ist das ganze buch, es ist mir nicht zweifelhaft,
aber es ist schade, dass sich M. diese beschränkung mit be-
wuster absieht auferlegt hat. denn wer heute, wo die biographie
zur Zeitgeschichte erweitert zu werden pflegt (vgl. s. v) , so an
MUNGKER KLOPSTOCK 317
sich hält wie M., muss diesen gegensatz wollen, und wenn
er in der vorrede s. vi sich gegen eine vergleichung seines
buches mit dem ESchmidts über Lessing eigens verwahrt, so be-
weist dies, dass er des Unterschieds der darstelluagen sich auch
bewust ist. M. weist auf den verschiedenen stand der Lessing-
uud Klopstockforschung hin als Ursache, es ist richtig, dass
die biographen Lessings und Schillers, denen bedeutende ge-
sammtdarstellungen, historisch -kritische ausgaben, gute brief-
sammlungen, zahllose tüchtige einzelforschungen vorliegen, eine
etwas andere Stellung zu ihrem Stoffe haben und auch höhere
anforderungen an sich stellen lassen müssen, als die geschicht-
schreiber Goethes, Herders, Klopstocks, Wielands, denen nur
ein teil jener vorarbeiten oder gar keine zu hilfe kommen, aber
man braucht nur mit M. Danzels Lessing neben die vorliegende
geschichte des lebens und der Schriften Kl.s zu stellen, oder
Hayms Herder, um zu sehen, dass der von M. angeführte keines-
wegs der einzige, vielleicht nicht einmal der wesentlichste grund
des Unterschiedes ist. ein anderer zb. ist die nüchternheit, die
sich der verf. zur sühne für seine frühere überschwänglichkeit
auferlegt, er berichtet mit kühler Sachlichkeit das tatsächliche,
verzeichnet die kritikeu für und wider (mit besonderem geschick,
ja lebendig die stimmen über den Messias) und schlägt dann im
eigenen urteil den mittelweg zwischen den extremen ein.
Doch nehmen wir die biographie ohne vergleichung, zu der
übrigens M. selbst herausfordert, es ist keine leichte aufgäbe,
das leben und würken Kl.s als erster 'wissenschaftlich erschöpfend
zu schildern' (s. vi), die vorarbeiten , welche M. in der vorrede
verzeichnet, sind nur für einzelne teile gründlich und würklich
ergibig, ganze strecken liegen unbebaut, dazu bietet die eigenart
Kl.s selbst erhebliche Schwierigkeiten, er ist als Jüngling mit
einem satz auf die höhe seines Vermögens gesprungen, was er
als mann und greis bringt, sind fortsetzungen und Spielarten
der ersten epischen und lyrischen taten; auch mit den dramati-
schen versuchen fügt er nichts erheblich neues hinzu und in den
prosaschriften fasst er sich selbst theoretisch zusammen und treibt
nur seine ansichten in einzelne spitzen, wie undankbar ist es,
eine laufbahn zu verfolgen, die fünfzig jähre lang nur in die
breite, oft ins niedere, nie entschieden in die höhe geht! es ist
sehr anerkennenswert, dass es M. gelingt, durch sie zu führen,
ohne zu ermüden.
Die haupteinteilung des lebens trifft M. nach dem aufenthalt
in Dänemark; das erste buch reicht bis dahin, das letzte der
drei bücher schliefst da an. der erste einschnitt ist auch ein
innerlicher, in so fern die liebe zu Meta anhebt; der letzte nur
äufserlich. für die litteraturgeschichte hat Kl. meines erachtens
zwei liölitpuncte. den ersten bezeichnen die ältesten öden und
die ersten Messiasgesänge, den zweiten die bardenpoesie und die
318 MUNCKER KLOPSTOCK
Gelehrtenrepublik. die frühere periode hat M. ausführlicher aus-
gearbeitet, sie ist die für Kl.s wesen wichtigere; die spätere
scheint mir die historisch bedeutendere: durch den vaterländi-
schen inhalt, die rhythmische form, das drängen auf Originalität
trifft sie mit anderen litterarischen bestrebungen zusammen, welche
das heranwachsende, schöpfungskräftige geschlecht teilt und in
die zukunft fortträgt, während in der ersten periode nur ein
absterbender oder nicht leistungsfähiger chorus einstimmt, nimmt
man dazu, dass in den zweiten höhepunct auch die erste Samm-
lung der öden und die Vollendung des Messias fällt, so ist
seine bedeutung auch für die person Kl.s, beachtet man endlich
den grofsen subscriptionserfolg der Gelehrtenrepublik , so ist sie
auch für die Stellung Kl.s klar, den abschluss der ersten periode
bezeichnet etwa das jähr 1754: die beruhigung im ersten ehe-
glück, der vorsatz, die öden und prosaische aufsätze zu sammeln,
stehen hier neben einander; der ansatz zur zweiten wird 1764
mit den patriotischen öden gemacht, dazwischen liegen die geist-
lichen lieder und biblischen dramen; nach dem jähre 1774 folgt
eine wesentlich theoretische periode, ästhetische, sprachliche,
metrische, historische, politische betrachtungen in prosa und
versen. ich verhehle mir nicht, dass eine solche einteilung mit
den daten zuweilen stark in Widerspruch kommt, weil eben Kl.s
schaffen nicht vorwärts schreitet, sondern sich nur ausdehnt;
der Messias reicht vom ersten zum zweiten höhepunct, die geist-
lichen gesänge klingen in die patriotische periode hinein, diese
hat schon in der ersten einzelne Vorläufer, der dritte bardiet
fällt über sie hinaus usw. aber auch M. hat seine strenger
historische anordnung durchbrechen müssen, die Vollendung eines
werkes besprochen, da es erst entworfen ward, den Messias im
jähre 1748 ganz behandelt, den zweiten teil geistlicher öden mit
dem ersten zugleich beurteilt usf. und er hat gut daran getan,
ja er hätte noch mehr zeitlich getrenntes zusammenschliefsen
können, zb. die drei bardiete. jedesfalls aber dünkt mich die
rein äufserliche teilung nach dem aufenthalt in oder aufser Deutsch-
land unwichtig; denn Kl. ist in Dänemark kein anderer geworden
und war ja auch während der dänischen zeit oft und lange in
Deutschland.
Auch im einzelnen ist die anordnung nicht immer glücklich,
in dem bestreben , verwandte poesien zusammenhängend zu be-
trachten, hat M. so manches gedieht von dem erlebnis, das es
anregte, getrennt, so erfahren wir s. 257, dass Kl.s neigung
zu Fanny hinwelkt, während die zu Meta aufkeimt, aber erst
s. 278 ist von den letzten öden an Fanny und den ersten an
Meta die rede, oder: s. 305 werden wir über Kl.s vorhaben,
geistliche lieder zu dichten, unterrichtet, elf Seiten später heifst
es, sie seien in kummervollen tagen begonnen worden; das Ver-
bindungsglied fehlt: sorge für die seinigen, kummer um die
MUNCKER KLOPSTOCK 319
toten weckte und bestärkte ihn , als kirchenliederdichter sich an
gott anzuklammern, derlei trennungen hindern die belebung des
biographischen.
Ein ander mal ist die Ordnung der geschichte und kritik
eines werkes nicht recht durchsichtig, ich schlage das wertvolle
4 capitel des 1 buches Der Messias auf. da wird in folgender
reihe erörtert: epik vor Kl., deutsche profane und Milton; Kl.s
'läge': er ist anfänger, lyriker, pietist; daher im Messias mangel
an handlung und plastischer darstellung. kirnst im einzelnen:
subjectivität des dichters; nebenpersonen und episoden der dich-
tung. Verhältnis zu Heliand und Krist. die zeitliche gliederung
des gedichts. iuhalt (knapp und gut mitgeteilt), ton der dar-
stellung. allmähliche entstehung der dichtung. ausgaben, pas-
sionsdichter vor Kl.: Vida, passionsspiele, Martin von Cochem.
Verhältnis zur bibel (überzeugend, dass hauptsächlich Johannes
benutzt ist), zur christlichen legende, einfluss Miltons (trefflich
beobachtete einzelheiten), Youngs, Richardsons. einfluss Bodmers
und Breitingers auf die stilistische form, gleichnisse, spräche,
metrik. — ich habe mich bei dieser übersieht an die laufenden
columnentitel angeschlossen, um ja den sinn des verf.s nicht
zu verfehlen, wer die folge übersieht, wird ja die anläge ver-
stehen , aber doch beim lesen mehr angliederung als entwickelung
der beobachtungen finden, für mich wenigstens hat die Ordnung
etwas verwirrendes , wenn ich auch auf schritt und tritt in dem
capitel die weit ausgreifenden Studien M.s bewundere, durch
reichlichere beispiele hätte er viele der feineren beobachtungen
und uuterscheidungen verständlicher gemacht: man unterbricht
die leetüre nicht gerne durch nachschlagen, und dem weiteren
leserkreis ist ohnedies nicht zuzumuten , dass er nach einer aus-
gäbe mit textkritischem apparat greift, eine genauere beobachtung
(als s. 127), ob Bodmers Miltonübersetzung Wortwahl und syntax
beeinflusste, wäre vielleicht noch anzustellen, ferner wäre in der
geschichte des Messias stärker zu betonen, dass Kl., obgleich
er doch an dem fertigen plane einiges änderte (s. 107), sich nicht
von den Zürcher patriarchaden , noch von der spät erworbenen
kenntnis der altdeutschen Christusdichtungen beirren liefs. wich-
tiger wäre, den einfluss der sonstigen poetischen tätigkeit Kl.s
auf die ausgestaltung des Messias ausführlicher darzulegen, zb.
ob die biblischen dramen auf die unepische häufigere dialogi-
sierung vom 11 gesang an würkten udgl. die beobachtung, wie
weit Kl. züge von sich und seinen bekannten, von Fanny usf.
in die dichtung aufnahm, sollte weiter geführt sein, als es s. 98
geschieht, auch wäre ein wort erwünscht, dass die Zeitgenossen
tiguren des epos so lebenswahr fanden, dass sie ihre namen auf
lebende übertragen, vgl. Lebbäus- Benzler. welch schlagender
beweis, dass Kl. doch nicht blofs in der ideenweit, sondern in
der würklichen lebt! es ist überhaupt nicht herausgearbeitet,
320 MÜNCKER KLOPSTOCK
wie sehr die religiöse auffassung der ersten gesänge, die gefühls-
überflutung, die redseligkeit dem sachenlosen Zeitalter entsprach.
Die geschichte der epischen dichtung vor dem Messias hat
M. genauer verfolgt als die der lyrik vor Kl.s öden, und doch
durfte hier eher mehr geschehen ; M. nennt mit vollem recht Kl.
immer eine lyrische natur; er sollte also die lyrische gattung
weniger karg und äufserlich behandeln. Kl. selbst misst sich
an Lauge und Gramer (s. 207), aber auch diese sind nur ober-
flächlich besprochen, nicht kenntlich characterisiert. es gehört
freilich meines erachtens zum schwierigsten, lyrica erschöpfend
darzustellen, aber es hätte doch auch für Kl.s eigene lyrik mehr
geschehen können, obwol alle wichtigen gedichte einzeln be-
sprochen sind, mit angäbe des inhaltes, der sprachlichen und
metrischen form ists nicht getan, man müste, meine ich, Kl.s
natursinn zergliedern, seine kenntnisse der realen weit sammeln,
seine Vorstellungen vom tode, vom aufserweltlichen schärfer be-
stimmen, als es geschah usf. bemerkungen wie s. 175: die merk-
male der liebe in dem gedichte seien seelenvolle blicke, seufzer
und thränen, oder s. 189: Kl. versäume, die äufsere erscheinung
der besungenen zu schildern, möchte man viel öfter hören, ge-
legentlich würde auch das schematisieren einer ode eindrucks-
voller sein als die urteilende beschreibung. zb. s. 234 sagt M.
über die doch in vielem typische ode Der Zürchersee: Kl. deute
landschaft und seefahrt nur an, nehme beides zum ausgangs-
punct für höhere betrachtungen , spreche reflexion über sein
empfinden aus und singe im übrigen ein preislied auf die freund-
schaft. das ist alles richtig; aber ich meine, das wesen dieser
ode — und damit zugleich anderer — würde deutlicher hervor-
stechen, wenn er die disposition derselben dargelegt hätte. Kl.
gibt in der ersten Strophe in form eines allgemeinen satzes das
thema an: schön ist die natur, schöner der von der natur
freudig erregte mensch, str. 2 und 3: komm also, freude, zu
uns, die wir in der schönen natur sind, nun folgt in vier
Strophen die erzählung (nicht Schilderung!) der seefahrt: die
fahrenden sahen landschallen, wurden empfindungsvoll, sangen,
stiegen aus , da kam die freude herab, mit der 8 Strophe könnte
das gedieht schliefsen: die angerufene freude ist da, die schöne
natur ist geschaut und das schönere, die freudige erregung des
menschen , ist erreicht, nun aber geht Kl. die gattungen der
freude durch: str. 9 freude am frühling: das ist hier unwahr,
denn fahrt und ode fällt in den sommer; str. 10 freude der liebe:
sie sah er bei den begleitern auf dem schiffe sich regen; str. 11
und 12 freude des weingenusses: die 'traubengestade' und 'reben-
hügel' hatte der fahrende wol beachtet; str. 13 — 15 freude des
dichterruhms: anknüpfend an das str. 6 erwähnte absingen eines
Hallerschen gedichtes; endlich str. 16 freude der freundschaft,
wozu der v. 22: Hirzel, den Kleist innig wie Gleimen liebt, die
MÜNCKER KLOPSTOCK 321
veranlassung bietet, damit ist der kreis der anknüpfungspuncte,
welche die erzählung der seefahrt bietet, erschöpft bis auf das
eine Hallersche motiv: freie bewohner im ruhigen tal (v. 14):
hieran geht Kl. vorbei, und sein schweigen ist beachtenswert,
der ode, die bis dahin verstandesmäfsig gearbeitet ist, sind aber
noch weitere drei Strophen angehängt: aus dem nahen schweift Kl.
ins ferne (wie er so oft tut), er wünscht die deutschen freunde
herbei, diese Strophen heben sich von der 16 ab, indem die
verse 65. 66 die augenblickliche Situation des dichters — gemäfs
v. 25. 26 — noch einmal bezeichnen, sodass also gegen drei
Strophen einleitung drei Strophen schluss stehen, sind aber durch
das freundschaftsthema der str. 16 verbunden, sodass sich für
Kl.s freuden folgende — absichtliche oder unwillkürliche, das
gilt mir gleich — Steigerung ergibt: die frühlingslandschaft und die
liebe sind ihm je eine Strophe wert, der wein zwei, der rühm
drei, die freundschaft vier Strophen, das lied auf die freude ist
tatsächlich zu einem lied auf die freundschaft umgebogen. —
derartige Zerlegungen können neben anderen beobachtungen dazu
dienen, deutlicher zu characterisieren, wie viel erzählung, wie
viel betrachtung da ist, wo eine einheit hergestellt ist, wo nicht,
was der kern ist usw. von den typischen öden kann man nicht
genug detail geben, dafür andere bei seite schieben, die in jenen
mit characterisiert sind, mit urteilen wie s. 280: Das rosenband
sei die anmutigste von sämmtlichen Cidlioden , wird ohnedies
wenig erreicht; die bemerkung s. 282, dass eine innere seelische
handlung sich hier sinnbildlich in einem äufseren Vorgang aus-
drücke, und die nachricht über die metrik dieser ode s. 283 er-
hellen das epitheton nicht, wider s. 360 sind die motive der
belobten öden nicht genügend angegeben.
M. hat sich hier überall durch allzu grofses streben nach
kürze geschadet, er hat in der vorrede (s. v) eigens rechtfertigen
zu sollen geglaubt, dass er über die spätere geschichte der freien
rhythmen in Deutschland spreche; es sei das in einer geschichte
der Schriften Kl.s nicht entbehrlich, gewis nicht! er hätte ge-
trost auch hier noch mehr von seinem wissen verraten dürfen,
wir hätten recht gut ein wort darüber vertragen, dass diese frei-
rhythmik der letzte schritt auf der bahn der Schweizer theorie
ist, die den gedanken nicht durch reimbänder einschränken
wollte: nun war er auch von versfesseln und Strophenzwang be-
freit; sie bedeutet zugleich die weiteste entfernung der lyrik vom
lied, sie ersetzt die melodie durch rhythmus. den sinnaccent
herauszuarbeiten, musik in das declamierte wort selbst zulegen,
war Kl.s absieht neben dem bestreben, überhaupt eine neue
form zu linden, freirhythmische Systeme wurden dann gerne von
den originalgenies gebildet: sie sind eine willkürliche form,
lassen subjeetivität und Originalität sich geltend machen, ein ver-
gleich der Kl. sehen öden mit denen Willamovs, Herders, Goethes
A. F. D. A. XVI. 21
322 MUISCKER KLOPSTOCK
hätte die stärken und schwächen Kl.s recht sichtbar gemacht und
wol auch , wie neben ihm Pindar vorbild ist. M. versprach doch
s. v, Kl.s würken 'an dem, was seine Zeitgenossen vor, neben
und nach ihm leisteten, vergleichend zu prüfen', so möchte
doch auch ein erinnern an ungefähr gleichzeitige lehrgedichte
Schillers bei der besprechuug der ästhetischen lehroden Kl.s er-
laubt sein; wenigstens die möglichkeit, solche Stoffe besser poetisch
zu bewältigen und dem leser näher zu bringen , als es Kl. gelang,
liefs sich an Schillers beispiel beweisen, gewis aber müste Gersten-
bergs Gedicht eines skalden , von dem Kl.s bardenpoesie un-
mittelbar abstammt, nicht nur kurz erwähnt (s. 379 f), sondern
ausführlich besprochen sein ; es ist so wichtig wie das Verlorene
paradies für den Messias. M. denkt über das bardencostume sehr
geringschätzig; ich wüste nicht, warum es eine törichtere mode
sein sollte als zb. die anakreontische ; den echten Anakreon
kannten die deutschen poeten nicht viel besser als die sogenannten
barden, fremde sind beide; und brachte jener sinn fürs kleine
und liebliche und für genuss, so gaben diese eine richtung ins
grofse, starke, zur tat. nach s. 404 f sollte man meinen, die
Göttinger wären wesentlich durch den bardiet zu ihrem Kl.-cult,
zu ihrer eichenpoesie gekommen; und doch dichten sie keine
dramen; die bardisch -patriotische poesie überhaupt hat sie an-
geregt, und darum kommt M. mit recht s. 438 ff nach der be-
sprechung der odensammlung auf sie zurück, auch hier hat er
aber eher zu wenig als zu viel für die characteristik der Kl. sehen
schule getan, da zb., wo er Friedrich Leopold Stolbergs Ver-
hältnis zu Kl. skizziert, möchte man gerne erfahren, worin denn
'die eigenart seines wesens, welche seine künstlerische Selbständig-
keit' bedingte (s. 442), eigentlich bestand, was ihn von Kl. trennte,
indirect würde hierdurch wider Kl.s eigenart gekennzeichnet
werden.
Für diese war auch aus den prosaschriften über poetischen
stil, spräche der leidenschalt usf. mehr zu gewinnen, als s. 341.
356 geschieht; M. sagt ja selbst, dass diese beobachtuugen ein
ansatz zum systematisieren der Kl. sehen praxis sind, und wären
gar die berichtigungen Herders nicht nur kurz in einer fufsnote
(s. 341) abgetan, so konnte aus dem Widerspruch und den er-
gänzungen des überlegenen fragmentisten die gränze des er-
kennens und könuens Kl.s schärfer gezogen werden, auch sollten
Kl.s ästhetische ansichten nicht fast ausschliefslich auf Lessing-
schen gehalt geprüft sein — das hat der verf. vor jähren er-
ledigt — , wol aber in eine engere Verbindung mit anderen
gesetzt werden : es war zu zeigen , wie nahe Kl. den Schweizern
bleibt, doch es fehlt ja überhaupt eine zusammenhängende dar-
stellung der Kl. sehen kunsllehre, obwol diese allezeit seine dich-
tung beherschte, also nichts nebensächliches ist. —
Wie Kl. zum drama kam, ist schwer zu sagen. M. bringt
MUISCKER KLOPSTOCK 323
die Wendung mit der Vorliebe der Kopenhagner fürs theater in
Verbindung (s. 299). das überzeugt mich nicht, weil Kl. dann
wol ein bühnendrama versucht hätte , die aufführbarkeit des Todes
Adams aber von vorn herein ablehnte, auch ist zwar richtig, dass
die Schweizer theoretiker aufs drama weniger direct hinwiesen
als auf die übrigen dichtungsarten; aber M. muste sich dabei doch
der stelle im 13 abschnitt von Breitingers Dichtkunst erinnern:
der dramatische teil der poesie ist der vornehmste, anders aller-
dings hat sich Bodmer 1754 im vorbericht zu seinen Joseph-
dramen ausgesprochen: die dramatische dichtart solle sich hüten,
den rang vor der epopöe zu begehren, aber diese meinung Bod-
mers, der übrigens trotzdem dramen schrieb, weil eben die zeit
dahin neigte, muss Kl. nicht vor beginn seiues dramas gekannt
haben, ich glaube jedoch auch nicht, dass er durch Breitingers
wort angestachelt wurde, nach dem 'vornehmsten' zu greifen,
mehr gewicht möchte ich auf die von M. später (s. 349) in einer
anmerkung erwähnte tatsache legen, dass Pyra biblische Schau-
spiele begonnen hatte, ob das eine davon damals schon in Gleims
band war, weifs ich nicht, jedesfalls aber konnte Kl. von Gleim
darüber hören, auffällig bleibt das zusammentreffen Kl.s mit
Bodmer. Bodmers trauerspiele Der verkannte Joseph und Der
keusche Joseph erschienen 1754. ins jähr zuvor soll Kl.s erster
entwurf der tragödie Adam fallen, 1755 nahm er ihn wider vor,
1756 vollendete er. war vielleicht Adams Tod zuerst gar nicht
als tragödie gedacht? wurde er erst nach Bodmers Vorgang im
biblischen trauerspiel dazu gestaltet? ich kann die nachricht aus
dem jähr 1753 nicht darauf prüfen, auf die ausarbeitung des
entwurfs, auch wenn es von anfaug an ein drama galt, konnte
Bodmer einfluss gewinnen, M. hat ihn nicht untersucht, in der
vorrede Kl.s ist vielleicht ein anklang: er lehnt wie Bodmer eine
auflührung ab. dieser findet den stoff überhaupt für allzu ehr-
furchtswürdig zur Vorstellung, Kl. sagt, die heutige weit wolle
aufser der kirche und aufser am feiertage nicht an etwas so
ernsthaftes wie die religion erinnert werden ; Bodmer glaubt nicht,
dass die Schauspieler die miene des gottseligen erreichen können,
Kl. nicht, dass sie die notwendige äufserste einfalt zu zeigen
vermöchten, wie dem auch sei, jedesfalls sollte uns M. hier ein
wort über Bodmer sagen und auch über Corneille und Bacine,
deren Polyeuct und Athalie die vorrede zum Tod Adams nennt,
von allen, auch von Pyra unterscheidet sich Kl. durch die prosa
seines Stückes und darin ist sein sterbedrama ein Vorläufer des
grofsen Sterbedramas Ugolino.
Nachdem Kl. sich überhaupt einmal ins dramatische fach
gewagt hatte, düukt mich sein Übergang zum bardiet weniger
auffällig als M. s. 388 f. Arminius war widerholt dramatischer
held gewesen vor Kl., und Kl.s teutonisierende öden waren mehr-
fach dialogisch (s. 382). schwerer verständlich ist mir, wie Kl.
21*
324 MUISCKER KLOPSTOCK
bei seinem lichterlohen Patriotismus auf den einlall kam, in
Hermann und die fürsten eine niederlage seiner gepriesenen Ger-
mauen zum dramenstoff zu wählen, die deutschen fürsten seiner
zeit dadurch vor Uneinigkeit zu warnen, lag 1767 kein be-
sonderer anlass vor und überhaupt kaum in Kl.s gedankenkreis.
ich möchte den plan , den M. s. 495 bei besprechung des dritten
bardiets entwickelt, schon für die frühere zeit voraussetzen: die
hauptereignisse in Hermanns leben durch eine geschlossene reihe
von dramen darzulegen, damit wäre das auffällige der stoffwahl
zu erklären, damit müste aber auch angenommen werden —
was nicht bezeugt ist — , dass der plan zum letzten bardiet schon
damals in Kl.s sinn schlummerte; die ode Hermann von 1767,
auf welche M. s. 495 zutreffend verweist, lässt es vermuten; auch
der umstand, dass Kl. alsbald nach dem endlichen abschluss des
zweiten bardiets an das dritte die hand legte, ja ich wage die
weitere Vermutung, Kl. habe so lange mit dem abschluss und
der Veröffentlichung des zweiten hingehalten, weil er die wendung
nicht fand , die ihm das dichten des dritten ermöglichte. M. hat
vortrefflich auf die Schwierigkeit hingewiesen , welche eine tri-
logie: sieg — niederlage — tod in folge tyrannischer gelüste
birgt, und er legt dar, wie Kl. dem Untergang Hermanns da-
durch das gehässige nimmt und das tragische gibt, dass er dessen
streben nach der herschergewalt nur als schein hinstellt: als
sieger wollte Hermann allen ansprüchen auf den Vorrang ent-
sagen, diese wendung konnte Kl. aus Schillers theaterbearbeituug
des Fiesco lernen: auch Fiesco, scheinbar auf den thron strebend,
weist die kröne von sich.
Und so hätte Kl. vielleicht doch mehr fühlung mit der zeit-
genössischen litteratur behalten, als im allgemeinen wahrnehmbar
ist. ich sehe noch in zwei anderen erscheinungen spuren, dass
Kl. nicht völlig aufserhalb der zeit stand: er, der von anfang an
feind der theorien war, hängt im alter mehr und mehr theorien
nach, weil die zeit, welche die classicität und romantik einleitet,
theorien studierte und bildete; er, der sich aus der antiken lit-
teratur losrang, teutonentum bis zur barbarei herauskehrte, be-
fasste sich im alter mit Übersetzungen antiker autoren und brachte
so dem classicismus auch sein opfer. ich kann mich des ein-
druckes nicht erwehren, dass M. doch der betrachtung der
späteren jähre Kl.s zu enge schranken zog, obwol er hierfür am
wenigsten einen Vorwurf gewärtigt. es erklärt sich das sehr
leicht daraus, dass er selbst und andere für die frühere lebenszeit
des dichters viel mehr vorgearbeitet hatten als für die letzte;
hier war M. ganz auf sich gestellt, und er eilte zum Schlüsse,
das zumeist unerquickliche, oft verschrobene und unvollendete
der späteren tätigkeit Kl.s treibt um so mehr zu flüchtigem schritt
an, als Kl., einst der erste im wettkampfe, einst so gewaltig,
dass er die gelehrte republik nach seinem winke organisieren zu
MUNCKER KLOPSTOCK 325
können glaubte, nun seitab im Hintergründe stellt, das ist ein
schlechter ausklang für eine biographie. die zeit der idealisti-
schen Schwärmerei, welche keinen weltlichen stoff hoch genug
fand zur epischen erzählung, welche von der erde in den himmel
oder ins patriarchenland flüchtete, welche sogar den Patriotismus
aus der gegenwart in die Vergangenheit wegführte, war vorüber,
aber in einem hat Kl. doch bewiesen, dass auch ihn die erziehuug
der Deutschen zur würklichen gegenwart in Friedrichs Zeitalter
erfasst hat: er ward Historiker des siebenjährigen krieges , er ward
freiheitlicher politiker. darum zuvörderst kann der biograph auch
den alternden Kl. noch grofs zeigen.
Graz, august 1889. Bernhard Seuffert.
Klopstockstudien. 1. Klopstock als musicalischer ästhetiker. 2. Klopstocks
beziehungen zu zeitgenössischen musikern. von Oswald Koller.
sonderabdruck aus dem Jahresberichte der landes-ober-realschule in
Kremsier 1889. Selbstverlag. — druck von Gusek in Kremsier. 55 ss.
gr. 8°.
Schiller hat Klopstock einen musicalischen dichter genannt
und diese bezeichnung als eine vorzugsweise characterisierende
eigens erklärt. auch hiermit wie mit fast allen dichterbeur-
teilungeu in seiner abhandlung Über naive und sentimentalische
dichtung hat Schiller das richtige getroffen. Koller hat also sich
ein wichtiges thema gewählt, und er hat es tüchtig behandelt.
Schiller nennt diejenige poesie musicalisch , welche wie die ton-
kunst blofs einen bestimmten zustand des gemüts hervorbringt,
ohne dazu eines bestimmten gegenständes nötig zu haben, ge-
mütserregungen nun betrachtet KI. als aufgäbe der poesie über-
haupt, sehr richtig legt K. zunächst Kl.s ästhetische ausichten
in diesem puncte dar und leitet sie besonders aus Sulzers theorie
ab, wobei er eine vielleicht zu weit gehende Übereinstimmung
zwischen diesem und den Zürcher meistern annimmt. K. er-
örtert dann die Stellung, welche Kl. in seiner kunstlehre der
musik anweist, in so fern auch sie gefühle erregt, muss er sie
hoch stellen; da sie aber nicht moralische bezw. religiöse ge-
fühle erregen kann, steht sie tiefer als die poesie. ja im gründe
räumt ihr Kl. gar keine Selbständigkeit ein: erst wenn sie mit
dem worte verbunden ist, die würkung des sittlichen wortes
unterstützt, erfüllt sie recht ihren zweck, er interessiert sich
darum nur für vocalmusik. genau genommen teilt Kl. der musik
nicht sowol die kraft, gefühle zu erwecken, als die fähigkeit, die
erregung von gefühlen zu steigern , zu und zwar überwiegend
trauriger, aber doch auch freudiger, mit welchen mittein die
musik die aufgäbe erfüllen könne, davon sagt Kl. nichts: er ist
326 KOLLER KLOPSTOCKSTUDIEN
in der tonkunst völlig laie. es wird aus weiteren äufserungen
ersichtlich, dass es ihm, ganz entsprecheud der Stellung, welche
er der musik zur dichtung anweist, zuvörderst auf declamierende
musik ankommt, es rückt also der zweite gesichtspunct vor,
den Schiller bei seiner erklärung der musicalischen poesie ins
äuge fast, aber für Kl. weniger hoch anschlägt: das, was in der
poesie würklich und der materie nach musik ist. dies ist nun
aller poesie, nicht blofs dem liede eigen, und darum hat sich
Kl. ebenso um musicalische bearbeitung seines Messias als seiner
öden gekümmert, nun hat sich ja Kl.s poesie so entwickelt, dass
über die beobachtung des wollautes, des tones die metrik und
dann die rhythmik das übergewicht bekam; es ist auch dies
meines erachtens eine strenge consequenz der reimlosen Strophe,
ferner reiht Kl.s metrik nach der alten weise einzelne versfüfse
an einander, und da er auf neue Verbindungen ausgieng, oder
ältere Verbindungen eigenartig ausgestaltete, wodurch er immer
die musik in die worte der poesie selbst zu legen suchte, so
muste ihm daran liegen, die tauglichkeit seiner versuche an com-
positionen derselben zu erproben, darum übte er sich nicht
nur, vorhandenen melodien texte seiner kunst unterzulegen,
sondern er gieng widerholt tonkünstler an, seine metren in
musik zu setzen, nachdem K. die musicalische anregung, die
Kl. bei Gerstenberg und der frau vWinthem geworden ist, be-
sprochen, verfolgt er diese versuche im einzelnen bis auf Reichardt
und hat natürlich hauptsächlich an Glucks Verhältnis zu Kl. einen
dankbaren stoff. zum Schlüsse bringt er ein Verzeichnis der com-
positionen Kl.scher werke.
K.s Studien sind sehr interessant und ergibig. der etwas
unbeholfene Vortrag erklärt sich aus der Schwierigkeit, die oft
unklaren und halben äufserungen Kl.s fest zu greifen, die Inter-
pretation mancher stellen sollte schärfer sein, aber K. bringt
aufser musikgeschichtlichem wissen auch sehr ansehnliche kennt-
nisse Kl.s und grofse Vertrautheit mit der brieflitteratur zu seiner
Untersuchung mit. auch was er über die eignung Goethescher
gedichte zur composition gegenüber den Kl. sehen sagt, ist recht
hübsch, wenn gleich die contrastierung beider dichter aus diesem
einen gesichtswinkel einseitig ist und zu allgemeinheiten ver-
führt. B. Seuffert.
Lenz, Goethe und Cleophe Fibich von Strafsburg, ein urkundlicher com-
mentar zu Goethes Dichtung und Wahrheit mit einem bilde Aramintas
[in farbigem lichtdruck] und ihrem faesimile aus dem Lenz -Stammbuch
von dr Joh. Froitzheim , Oberlehrer an der neuen realschule in Strafs-
burg (Beiträge zurlandes- und volkeskunde von Elsass-Lothringen iv heft).
Strafsburg, JHEHeitz (Heitz und Mündel), 1888. 96 ss. 8°. — 2,50 m.
Einen urkundlichen commentar zu Dichtung und Wahrheit
verheifst F. im titel seines buches. der besteht 1) in der an-
FBOITZHEIM LENZ GOETHE UND CLEOPHE FIBICH 327
hangsweise gegebeneu feststellung des Wohnhauses Goethes in
Strafsburg, das nicht dasjenige ist, welches 1871 mit einer ge-
denktafel bezeichnet wurde. 2) in der abschweifung s. 30 ff, wo
Goethes bemerkung über die bauliche entwickelung Strafsburgs
zwar nicht urkundlich, aber doch durch einige nachrichten com-
mentiert wird, und 3) und hauptsächlich in dem aufdecken des
namens jener geliebten des herrn vKleist, welche Lenz nach DW
3, 145 dadurch seinem Schützling zu erhalten sucbte, dass er
sich selbst in sie verliebte, dieser fund ist der kern des buches.
F. hat entdeckt: Friedrich Georg von Kleist gab der Strafsburger
Juwelierstochter Cleophe Fibich ein notarielles eheversprechen,
worin von beiden vertragschliefsenden ein reugeld von 14300 livres
festgesetzt wird; der bräutigam gab in diesem Schriftstücke sein
alter falsch an, Lenz hat es aller Wahrscheinlichkeit nach selbst
geschrieben, der baron heiratete aber eine andere. — das nun
ist der urkundliche commentar zu DW, der marktschreierisch als
lockschild vor dem buch ausgehängt ist. hätte sich der verf.
wenigstens beschieden zu sagen: ein commentar zu Lenzischen
dichtungen; denn in der tat gibt der fund urkundliche belege
zu jener geschichte, welche Lenz in den Soldaten, seinem Tage-
buch , in der 3 bearbeilung der Alten Jungfer teilweise behandelt,
auf die er im Zerbin anspielt; auch die Katharina von Siena mag
heranzuziehen sein, die tatsächliche grundlage einer reihe Lenzi-
scher dichtungen ist also glücklich entdeckt, über die man bisher
nur die gewisheit hatte, dass sie vorhanden sei, und die Ver-
mutung, dass der name Fibich mit ihr zusammenhänge. Lenz
und die Fibich sind demnach die hauptpersonen dieser Unter-
suchungen. Goethe steht den Vorgängen ganz fern, es ist
durchaus nicht überzeugend nachgewiesen , dass er Cleophe über-
haupt kannte, aber trotzdem wird unter Goethes flagge diese
waare eingeführt.
Und wie verschiedenwertige waare 1 die Sammlung, deren
teil das heft bildet, entschuldigt es, dass reicbsländischer Patriotis-
mus einleitet, dass der ganze lebenslauf Lenzs erzählt wird, obwol
der neue fund nur in seinen Strafsburger aufenthalt einschlägt,
aber die Umständlichkeit, mit der alle möglichen actenstücke
publiciert werden, ist lästig, es hätte ein bogen bequem aus-
gereicht statt der sechs aufgewendeten, das brauchbare ergebnis
der nachforschungen vorzulegen, es ist sehr lobenswert, wenn
einer im schutt nach vergrabenen schätzen sucht; aber es ist
nicht lobenswert, wenn er mit dem gefundenen schätz zugleich
den durchstöberten schutt ausstellt, wenigstens unter dem namen
litteraturforschung sollte das nicht geschehen: für die local-
forschung gilt ein anderer mafsstab. schlimmer aber und uner-
träglich ist die manier, mitten in der Untersuchung den leser
immer wider zu unterweisen , wie man zu diesen entdeckungen
gekommen ist, durch welche Überlegungen, welche bemühungen,
328 FROITZHEIM LENZ GOETHE UND CLEOPHE FIBICH
welche gäuge, welche briefschreibereien. wer einmal nur mit
einem finger an solche nachforschungen rührte, weifs, dass sie
nicht bequem sind, aber er würde den euer und den Spürsinn
des verf.s gewis lieber rühmen, wenn F. ihm nicht widerholt
selbst einprägte, wie schwer seine aufgäbe war, und immer
wider zwischen den Zeilen den anruf vernehmen liefse: seht und
hört ! das alles hab ich klug unternommen, das alles hab ich
entdeckt, gut, sein unsterblich verdienst um die entdeckung der
Cleophe Fibich und ihres ehecontractes, um die auf'findung ihrer
wohnung und der Goethischen soll nicht geschmälert werden,
denn 'verdienstlich ist jede publication, welche neues material
herbeischafft', sagt F. uns s. 18 vor. ich will sogar die unmafs-
gebliche meinuDg unterdrücken, dass es vielleicht neben der
neuheit doch auch etwas auf den wert des materials ankommen
dürfte, aber gegen die fortsetzung jenes satzes: 'auf die Sicherung
des urteils kommt es erst in zweiter instanz an' muss ich mich
entschiedener verwahren, das besagte material ist doch nicht
um seiuer selbst willen da, ist doch nur als grundlage des urteils
von belang, ist ohne beurteilung eine tote masse, ja verdient
überhaupt nicht ans licht gestellt zu werden, wenn nicht schon
in erster instanz ein günstiges urteil über seinen wert gefällt ist.
übrigens ist F.s praxis besser als seine theorie. dass er mit
seinen urteilen und seinen Vermutungen nicht weit über seine
Vorgänger hinauskommt, daran trägt die geringfügigkeit des fundes
die schuld, der eben für Lenzs Verhältnis zu Cleophe keinerlei
neuen auhalt bietet, auch hat er sich in eine übertreibende be-
wunderung für Lenz unnötiger weise hineingeredet: darum ver-
sucht, er ihn auf kosten Goethes zu loben. F. konnte mich fast
reizen, einen recht bösen verdacht auf seinen heiligen zu werfen:
Lenz soll das document geschrieben haben, worin sein Schütz-
ling sein alter fälschte; er hat es in (einer dunklen stelle) der
Alten Jungfer als gefälscht bezeichnet, und vor allem, er hat,
bevor der treubruch offen vollzogen war, ihn poetisch behandelt,
also vorausgesehen; er war demnach in das frivole spiel seines
freundes eingeweiht, ich halte das nicht für erwiesen, aber der
schluss ist nicht kühner, als etwa folgender F. sehe: weil in
Strafsburg ein 56 jähriger metzger Valentin Humbert lebte, ist
Wagners 50 jähre alter metzger Martin Humbrecht dessen copie.
das behauptet F. er leitet diese entdeckung s. 83 also ein: 'was
wird man aber dazu sagen , wenn ich auch metzgermeister Hum-
brecht unter der französischen endung Humbert und verändertem
vornamen aus eben jenen registeru der Nicolauspfarrei [aus denen
er zwei andere in Wagners Kindermörderin erwähnte namen auf-
las] beschwöre 1' und nun setzt er den betr. auszug aus dem
copulationsbuch her. nur schade, dass der metzger Humbert
keine tochter Evchen hatte 1 diese unbequeme tatsache macht F.
aber nicht irre, sie erhitzt ihn nur zur entrüsteten behauptung,
FROITZHEIM LENZ GOETHE UND CLEOPHE F1BICH 329
Wagner habe sich nicht gescheut, eine wackere [woher das F.
nurweifs? das heiraten allein macht doch nicht 'wacker'!] bürgers-
familie auf der bühue zu prostituieren. lwas wird man dazu
sagen"? ich dächte: dass in dem Strafsburger ehestandsregister
ein metzger Valentin Humbert genannt wird und in Wagners
Kindermörderin ein metzger Martin Humbrecht eine rolle spielt,
und höchstens noch: dass Wagner nicht erfinderisch in namen
war, sondern als realist sie so oder ähnlich nahm, wie er sie
fand, punctum. B. Seuffert.
LlTTERATURNOTIZEN.
De düdesche schlömer. ein nd. drama von Johannes Stricker.
(1584) hg. von Johannes Bolte (Drucke des Vereins f. nd.
sprachf. m). Norden uud Leipzig, Soltau, 1889. *76 und
236 ss. 8°. — mit dem neudruck des Schlömers, des jüngsten
schösslings am vielästigen Stammbaum der Hecastusfabel , hat uns
der um das drama des 16 jhs. ebenso emsig wie erfolgreich be-
sorgte herausgeber abermals eine dankenswerte gahe geboten.
Strickers stück darf zusammen mit dem Hecastus des Macrope-
dius, den es benutzt, als die interessanteste bearbeitung des
genannten themas bezeichnet werden. Stricker hat eine über-
lieferte idee vollkommen selbständig verwertet uud mit hilfe seiner
eigenen lebenserfahrungen ein zeit- und culturbild geliefert, dessen
tendenz nicht zu verkennen ist. zugleich aber ist nächst des
Burkard Waldis Verlorenem söhn der Düdesche schlömer das
beste drama in nd. spräche und der verein f. nd. sprachf. hat
sich durch den Widerabdruck einer ehrenpflicht entledigt, musten
wir uns bisher an Goedekes wenn auch eingehender inhalts-
angabe genügen lassen, so finden wir nun in Boltes neudruck
alles über das werk und seinen autor wissenswerte mit bekannter
präcision dargelegt, die einleituug behandelt des dichters leben
(c. 1540 — 1598) vollständiger und zuverlässiger, als das bisher
geschehen war. B. hat es sich angelegen sein lassen, uns Stricker
in seiner zeitgenössischen Umgebung zu schildern, insbesondere
jene Sittenverwilderung im einzelnen aufzudecken, die zu Strickers
zeit in dessen heimat Schleswig-Holstein um sich gegriffen hatte
und gegen welche sich Stricker im Schlömer (1584), aber auch
schon iu seinem ersten Schauspiel von den kindern Adams und
Evas (1570) richtete, eine analyse des letzteren Stückes gibt B.
s. 11 ff nach einem hd. nachdruck vom jähre 1602, da die nd.
Originalausgabe leider verloren scheint, die charactere sind lebens-
wahr und ausführlich gezeichnet, vor allem der des Kain, doch
schreitet die handlung zu langsam fort und im dritten und vierten
acte stört die breite lehrhaftigkeit; auf die sonst gerade bei diesem
gegenständ so beliebten komisch-burlesken zutaten hat der durch-
330 LITTERATURNOTJZEN
aus ernste dichter mit vollem bewustsein verzichtet, im dritten
abschnitt Die quellen des Düdeschen schlömers (s. 15 ff) nimmt
ß. Goedekes Untersuchung über den Hecastusstoff wider auf und
entwickelt in lehrreicher weise die geschichte der fabel auf grund
eines durch seinen Spürsinn wesentlich vervollständigten materials.
der inhaltsangabe und characteristik des Schlömers geht s. 46 f
eine tabelle voraus, die das Verhältnis Strickers zu seinen vor-
lagen, dem deutseben Hecastus Genneps und dem Hecastus des
Macropedius, veranschaulicht, die benutzung ist, wie bemerkt,
eine ganz selbständige und wörtliche anklänge begegnen nur
höchst selten; spätere dichter haben dagegen das Strickersche
stück mehrfach zum vorbild genommen und ausgeschrieben (s. die
anm. auf s. 48 und 49). s. 55 folgen bibliographische Zusammen-
stellungen und einige bemerkungen über vers und spräche, aufser
dem originaldruck, von dem B.s ausgäbe eine Seiten- und zeilen-
getreue widerholung bietet, gibt es noch zwei nachdrucke aus
dem jähre 1593 und eine höchst mechanische hd. Übersetzung
von 1588, auf die Fischarls citat im Catalogus catalogorum zurück-
gehen wird, anmerkungeu zu einzelnen stellen des textes be-
schliefsen die einleitung, während hinter dem texte die ab-
weichungen und Zusätze der nachdrucke berücksichtigung ge-
funden haben. B.s edition lässt somit keinem weiteren wünsche
räum, es sei denn der, dass das warm empfundene stück nun
auch fleifsige leser finden möge. — nach v. 488 muss aus-
rufungs-, kein fragezeichen stehen. 2287 lies schouwen. zum
Sprichwort 2291 f vgl. Schiller-Lübben 1,169 unter bedeler. hier
und da bietet der text noch nicht gehobene Schwierigkeiten für
das Verständnis, vgl. die anm. zu 796. 2303. Philipp Strauch.
Une d6couverte alsatique. Les joies du mariage, caquets rim6s en
dialecte strasbourgeois 1687. publies en fac-simile avec une
notice bibliographique et litteraire et une traduetion par Jules
Frcelich. Paris, Berger-Levrault et cie, 1889. 22 ss. und 3 ss.
facs. gr. 8°. 2,40 m. — es handelt sich um ein glückwunsch-
gedicht in alexandrinern zur hochzeit des Strafsburger advocaten
Philipp Ludwig Kühnast (geboren 15 juni 1648) mit Salome Saltz-
maun , tochter des verstorbenen professors der pbysik Johann
Budolf Saltzmann , am 28 october 1687, welches der herausgeber
einem sammelbande Strafsburger gelegenheitsdrucke entnimmt, der
sich im besitze des hauptmanns Edmond Woelflin zu Nancy be-
findet: zwei mädchen , Lissel und Bärbel, unterhalten sich über
die bevorstehende vermäblung, erwägen deren vorteile und Schatten-
seiten und schliefsen mit segensworten für das par. das ganze
stück bedient sich des Strafsburger dialects und erweckt dadurch
ein mehr als locales interesse, weil bisher ein so frühes beispiel
für den gebrauch dieser mundart zu litterarischen zwecken nicht
nachgewiesen war. die ausstattung der in 200 exemplaren ab-
gezogenen schrift ist vorzüglich. St.
LITTERATURNOTIZEN 331
Archivalische nachrichten über die theaterzustände von Hildesheim,
Lübeck, Lüneburg im 16 und 17 Jahrhundert, beitrage zur
deutschen cultur- und kirchengeschichte, gesammelt und mit an-
merkungen herausgegeben von RThGaedertz. Bremen, Müller,
1888. vi und 160 ss. 8°. 4 m. — in gröster ausführiichkeit
werden quellen und acten zur geschichte des deutschen dramas
mitgeteilt, manches citat hätte eine kürzung vertragen, doch
wird man auch die langen Streitbriefe über die zulässigkeit der
schülercomödien mit interesse lesen, unter den wanderprincipalen
erscheint auch Carl oder Carl Paul (s. 48. 76. 99. 122), den
Litzmann in ansprechender weise mit dem deutschen Hamlet in
Zusammenhang gebracht hat. über den principal Drey oder Treu
(s. 100) orientiert Trautmanns vortrefflicher aufsatz im 3 bände
des Münchner Jahrbuchs, einen interessanten beleg für das auf-
treten deutscher Wandertruppen vor der zeit der englischen co-
mödianten bringt s. 64 f. wertvolle repertoires englischer und
deutscher truppen finden sich s. 84 und 100. das s. 100 ge-
nannte drama ist die Glückselige eyffersucht Don Roderichs von
Valencia, eine bekannte haupt- und staatsaction. zu dem s. 74
erwähnten krieg zwischen Spanien und Portugal vgl. Creizenach,
Deutsche nationallitteratur 23, xxvin. 1668 erhält eine Schau-
spielerin die letzte ölung. die mitteilungen schliefsen mit dem
marionettenspieler Hilverding, der wenige jähre später sich in
Wien mit Stranitzky vereinigt, und der witwe Velthems ab. zahl-
reiche titel von schulcomödien lassen keine nähere bestimmung
zu. s. 67 bei der Pugna virtutis et voluptatis ist wol an Jac.
Schoeppers drama zu denken (Goedeke n2 138). über litterarisch
fast unbekannte persönlichkeiten wie Lonius (s. 130) oder ver-
schollene dramen, wie die Hanenreyerey (s. 131 ff) wird viel
wissenswertes beigebracht, überflüssig war das citat aus Rist
s. 156. da es sich meist um auszüge und nacktes material
handelt, rerfällt G. nicht in die ich-darstellung, die seine neueren
schritten so sehr schädigt, wo sich aber nur eine kleine gelegen-
heit bietet, wie s. 144, ergreift er sie leider auch gleich beim
schöpfe, die vielen Versprechungen , die G. für theatergeschicht-
liche mitteilungen und Studien macht, wird er hoffentlich in
nicht allzu ferner zeit einlösen. Alexander von Weilen.
Kriemhild. volksgesang der Deutschen aus dem 12 jh. kritisch
wider hergestellt, ins nhd. übertragen und ästhetisch erläutert
von Werner Hahn (Deutscher bücherschatz bd. 4). Eisenach,
Bacmeister, 1889. xi und 215 ss. 8°. — in diesem buche
bietet der greise verf. in nhd. Übersetzung ein gedieht von
559 Strophen dar, die er aus dem Nibelungenliede, wie es uns
mhd. vorliegt, ausgewählt hat. er hofft damit den alten echten
volksgesang aus der verhüllenden masse späterer schriltpoesie zu
retten, die arbeit bezeichnet einen weiteren schritt in den
Studien, aus welchen bereits des verf.s Übersetzung der JNibelun-
332 LITTERATURNOTIZEN
genhs. A (1884) hervorgegangen war; auch liest sich die neue
version hesser als jene frühere, über die kriterien , welche ihn
bei seiner auslese der Strophen leiteten, spricht Hahn am Schlüsse
des buches s. 183 ff. sie stimmen in manchen fällen mit den
von Lachmann zur ausscheidung interpolierter Strophen ange-
wendeten überein, gehen aber sehr häufig über dieselben weit
hinaus, die grundanschauungen des verf.s sind dabei dieselbeu,
welche er schon in der einleitung zu seinem älteren werke dar-
legte, über diese habe ich eingehend berichtet in der Zs. f.
öst. gymn. 1886 s. 518 — 530 und darf hier um so eher auf
meine erörterungen dort verweisen, als Hahn das erscheinen einer
streng wissenschaftlichen arbeit über die Nibelungendichtung in
aussieht stellt, womit sich dann passende gelegenheit ergeben
wird , in sachliche Verhandlung darüber einzutreten.
Graz. Anton E. Schönhach.
RMüllenhoffs Paradigmata zur deutschen grammatik zum gebrauch
für Vorlesungen, sechste neu bearbeitete aufläge von MRoediger.
Berlin, Hertz, 1889. 32 ss. 8°. 0,80 m. — die Paradigmata
erscheinen hier in einer beträchtlich von der früheren abweichen-
den gestalt, da R. in dankenswerter und objeetiver weise bemüht
war, der neuereu und neuesten forschung gerecht zu werden,
die Übersichtlichkeit des drucks ist gefördert , mehr oder weniger
wesentliche äufserlichkeiten sind geändert (es wurde zb. — bis
auf einige versehen — w und h für das got. eingeführt, ai und
aü von den diphthougen unterschieden), die frühere anordnung
zum teil umgestofsen, vor allem bei den verbis, bei denen auch
die endungen des schw. praet. als formen des Zeitworts thun
fortfielen, und eine grofse anzahl von einzelheiten gebessert oder
neu hinzugefügt, den löwenanteil in letzterer beziehung trägt,
wie zu erwarten, das ahd. davon; die spuren von Braunes Gramm,
sind auf jeder seite sichtbar, belassen ist i (st. i) im p. p. von
spiwan, die nicht gebotene beschränkung des 5 vocals von verbis
wie hloufan, hruofan auf tu, . . ., got. pü (st. pu), e in jener.
das praeteritopraesens aih kann nicht mit weiz zu einer classe
gestellt werden, nach welchem prineip e und e bei den prono-
minibus unterschieden sind, vermag ich nicht ausfindig zu machen,
die mhd. femininform zwuo hätte nicht entfernt werden sollen,
während niwen neben niun doch wol nichts anderes als nüwen
mit irrationalem vocal ist; bei managin wäre vielleicht eine Ver-
weisung an stelle der jetzt weggelassenen declinationsart nicht
überflüssig; die Vermischung der formen hanen und hanun durfte
angedeutet werden; nach der hinzugefügten 2 sg. praet. heete wäre
ein usw. am platz, auch die übersieht zur lautlehre ist ausführ-
licher geworden ; ich vermisse germ. d aus an, während es einer
Unterscheidung zwischen o, u und u, o nicht bedarf, unverändert
erscheint Lachmanns metrischer abriss. es wäre aber in der
tat auch nicht möglich, trotz unseren erweiterten und umgestal-
LITTERATURIN'OTIZEN 333
teten kenntnissen das vvesen der dinge in knappen lehrsätzen
zu treffen. Franck.
Briefe der briider Jacob und Wilhelm Grimm an Georg Friedrich Benecke
aus den jähren 1808 — 1829 mit anm. hg. von WMüller [f 3jan.90].
Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1889. xu und 187 ss. 8°.
4 m. — unter den zahlreichen neueren publicationen von briefen
der gebrüder Grimm nimmt die vorliegende besonderes interesse
in anspruch. denn sie enthält vor allem wichtige mitteilungen
Jacobs aus der zeit, in welcher er an der ersten und zweiten
aufläge des ersten bandes der Grammatik arbeitete, und verstattet
intimen einblick in den gang und die methode seiner forschung.
ich verweise namentlich auf das ausführliche schreiben nr 35,
welches die resultate klar zusammenfasst, zu denen er über den
umlaut gelangt war; darin auch s. 97 ein urteil über Rasks
preisschrift. eigentümlich berührt eine s. 99 geäufserte ansieht
aus dem jähre 1818: 'mit 10- bis 20000 gülden, sollte man
meinen, wären alle wichtige denkmäler altdeutscher litteratur zu
drucken , eine kleine summe für die deutschen fürsten , aber wo
liegt der correct ausgearbeitete text , der den druck verdiente?'
nicht minder frappiert das Selbstbekenntnis s. 154f: 'Sie [Benecke]
sind offenbar critischer, ich, ob ich gleich viel von critik schwätze,
würde noch gewaltig in die enge gerathen, wenn ich nach meiner
mauier ein gedieht herausgeben sollte.' anderes freilich , was der
herausgeber in seinem Vorwort für neu erklärt, war schon be-
kannt, so wüste man längst aus Görres gesammelten briefen
(bd. 2 nr 47), dass Jacobs beschäftigung mit der tiersage bis ins
jähr 1810 zurückreicht, ferner gab bereits der Briefwechsel aus
der Jugendzeit s. 394 f vgl. 413 die quintessenz der politischen
anschauungen , welche im Rheinischen merkur von 1814 nieder-
gelegt und durch WMüller s. 184 ff widerabgedruckt sind, ge-
naueres über den umfang der correspondenz zwischen den
brüdern und Benecke würde aus des letzteren in Berlin aufbe-
wahrten brieten zu entnehmen gewesen sein , vgl. Kl. Schriften
1, 111 f, auf welche stelle auch s. 105 hätte verwiesen werden
sollen, die erläuterungen des herausgebers könnte man aus-
gibiger wünschen; mir wenigstens blieb die nachschrift s. 64
dunkel, weshalb die vvorte s. 143 'in einer neuen Umarbeitung
dürfen die mhd.declinationen nicht auf 1 '/2 bogen, sondern nur [so]
auf 5 oder 6 bogen abgehandelt werden' oder s. 160 'er empfiehlt
sich Ihnen unterthänig (sie)' angezweifelt werden , verstehe ich
nicht, unverbesserte schreib- oder druckfehler liegen vor s. 158
z. 5 (1833 st. 1823), s. 175 z. 4 v. u. (Hollinsack st. -sark, vgl.
Drei altschottische lieder s. 9 anm.), s. 177 z. 16 v. u. (Korachich
st. Kovachich). s. 76 anm. 5 muss es rijmlerye heifsen , nicht
rijmlere, welcher ansatz aus der sehr trüben quelle des hrn vBahder
(nr2310) geflossen zu sein scheint. St.
Charles Schweitzer, De poemate latino Walthario. Lutetiae Pari-
334 LITTERATURNOTIZEN
siorum, Berger-Levrault, 1889. xxvm und 117 ss. 8°. — diese
schrift stellt der hauptsache nach eine anzahl von bemerkungen
gruppenweise zusammen, welche den arbeiten von Jacob Grimm,
Peiper und Scheffel -Holder entnommen sind, der verf. spricht
sich über sein verhalten zu diesen Vorgängern s. viif deutlich aus:
'de quibus rebus quum a germanicis scriptoribus tarn saepe atque
tarn aperte quidem dissertum est, ut jam nihil in quaestione
supersit quod non apud Germanos vulgatae fere sit notitiae,
tum apud nostrates vix de bis inventis hie vel illic strictim dictum
est. operae ergo pretium nobis videbatur, neque nostris fortasse
litteris omuino inutile, ea quae de re scripserint apud Germanos
viri summae scientiae, paucis plagellis contrahere.' demgemäfs
wird es niemand falsch auffassen, wenn im context der abhand-
lung bisweilen ausdrücke gewählt sind, die unter anderen um-
ständen auf eine gröfsere Selbständigkeit des autors zu schliefsen
gestatteo würden, in seinen citaten ist hr S. misverständnissen
nicht durchweg ausgewichen, so ist zb. s. 50 die ahd. über-
setzuug des verses Waltharius vocor, ex Aquitanis snm generatus
597 aus Grimm und Schmeller, Lat. ged. s. 99 entlehnt, irr-
tümlich jedoch aus dem dortigen Walthari fona Wascöm das erste
wort fortgelassen und f in fona als allitterierend zu VF in Wascöm
angenommeu , was nicht angeht, dem zweiten teile seiner ab-
handlung hat der verf. dadurch gröfseren wert zu verleihen ge-
trachtet, dass er die allitteration im Waltharius genauer unter-
sucht, die mitgeteilten beobachtungen sind jedesfalls lehrreich
und dankenswert. allen eiuzelheiten wird man freilich nicht
zustimmen können, so ist es unrichtig, wenn der verf. bei seinen
versuchen, spuren der ursprünglichen deutschen allitteration in
dem lateinischen gedichte nachzuweisen, s. 50 descendensque ab
equo consedü et aspicü Mo 639 mit stieg-safs-sah widergibt, denn
sf.s allitteriert nicht, ebenso kann iu dem verse des Hildebrands-
liedes sunufatarungos iro saro rihtun das r von -rungös und
rihtun nicht als allitteration gelten, solche fehler begegnen hrn S.
bei der behandlung der lateinischen allitteration natürlich nicht,
aber gegen manches wird doch einspräche zu erheben sein, der
verf. dehnt den begriff der allitteration und des lautschmuckes
überhaupt, wie mir scheint, zu weit aus. bei (s. 54) comitante
tecum 1077, memorans semet 833 wird mau allitteration ebenso
wenig empfunden haben wie bei dem unbetonten et (s. 56) in
astat et artubus horret 1338. desgleichen kann ich nicht glauben,
dass der versificator st, sp, sc mit einem vocalischen zwischen-
laut gesprochen habe und dass es demnach gestattet sei (s. 58),
conspexit superbus 720 für eine art allitteration zu halten, ich
vermag auch den Observationen (s. 59 f), welche die Verwendung
von media und tenuis derselben gruppe im verse als gleichlaut
auffassen — zb. tum bellare potes belli 1123 — und daraus
auf eine in folge der lautverschiebung entstandene gleichgilligkeit
LITTERATURNOTIZEN 335
des alemannischen dichters gegen den unterschied zwischen hartem
uucl weichem anlaut schliefsen, wert nicht heizumessen. es mag
ganz richtig sein, dass qu zeitweilig in SGallen = c gesprochen
wurde (s. 61) und qui quamvis cuperet 410 allilterieren, aber
dann darf qu nicht wider anderwärts (s. 65) als kw aufgefasst
und für die allitteration auf u in anspruch genommen werden,
hr S. hält das von ihm mit fleifs zusammengetragene material für
so wichtig, dass er darauf änderuugen des textes gründet, so
weit diese für den inhalt erforderlich sind und durch gute hss.
bestätigt werden, lässt sich nicht viel dawider einwenden, allein
hr S. geht weiter und will auch die lesarten schlechter hss. in
den text aufnehmen, wenn sie nur mehr von dem zierat laut-
licher Übereinstimmungen enthalten als andere. dabei bleibt
jedoch völlig unklar, welche stufe der Überlieferung hr S. her-
zustellen wünscht, da doch nach seiner eigenen ansieht die aus-
schmückung des gedichtes durch die verschiedenen arten von
allitteration mit jeder bearbeituug zunahm, bei dieser Unter-
suchung sowie bei den nächsten abschnitten, welche das Ver-
hältnis der hss. und die geschichte der Überlieferung behandeln,
rächt es sich gar sehr, dass der verf. zwar nach Scheffel -Holder
die arbeiten von Pannenborg und Wilhelm Meyer in seine biblio-
graphie (s. xxvn) aufgenommen , jedoch nicht selbst eingesehen
und benutzt hat. vielmehr stützt er seine aufstellungen ausschliefs-
lich auf die edition von Peiper, deren gruudsätze durch die eben
erwähnten forscher als unrichtig erwiesen worden sind, ist aber
Wilhelm Meyers beurteilung des hssverhältnisses, wovon ich über-
zeugt bin, zutreffend und muss also die Brüsseler hs. bei der
textescoustitution zu gründe gelegt werden , dann sind alle be-
weisführungen der vorliegenden schrift, welche die allitteration
als ein kriterium gebrauchen, hinfällig, auch die Vermutung
(s. 110), der durch abt Craloh geblendete Victor von SGallen
habe die hauptsächliche correctur des Waltharius besorgt, muss
ich für grundlos halten, wenn noch für den text des gedichtes
etwas zu tun erübrigt, so kann das meines erachtens nur ge-
schehen, indem man mit demselben genau vergleicht, was wir
an gedichten Eckehards i, Geralds und Eckehardsiv noch besitzen,
ich fürchte allerdings, dass sich auch durch eine solche Unter-
suchung die einzelnen schichten in der Überlieferung des Wal-
tharius nicht klarer werden erkennen lassen.
Graz. Anton E. Schönbach.
Meister Stephans Schachbuch, ein mittelniederdeutsches gedieht des
vierzehnten jhs. teil ii: glossar (Verhandlungen der gelehrten
Estnischen gesellschaft zu Dorpat. band xiv). Dorpat, druck von
Schnakenburgs buchdruckerei, 1S89. Norden und Leipzig, DSoltau
in comm. v und 128 ss. 8°. 2 m. — dem 1883 (s. Anz. x 192)
erschienenen neudrucke des Schachbuches, welcher jetzt gleich-
falls durch Soltau für 2 '/2 m. zu beziehen ist, folgt von den damals
336 LITTERATURNOTIZEN
versprochenen beigaben zunächst das glossar, eine höchst sorg-
fältige arbeit des bibliothekars dr WSchliiter. aufser für einige
ganz häufige worte ist Vollständigkeit der belege angestrebt und
erreicht, sodass das Verzeichnis eine erwünschte ergänzung des
grofsen Mnd. wb.s bildet, dem es auch seiner ganzen anläge nach
conform gehalten wurde, am Schlüsse finden sich die ergebnisse
einer abermaligen vergleichung der Lübecker incunabel mit dem
abdrucke verzeichnet. St.
Die sagen Vorarlbergs, nach schriftlichen und mündlichen Über-
lieferungen gesammelt und erläutert von dr FJVonbun. zweite,
vermehrte ausgäbe, nach der hinterlassenen hs. des verf.s und
anderen quellen erweitert und mit einem lebensabrisse Vonbuns
versehen von Hermann Sander. Innsbruck, Wagnersche Univer-
sitätsbuchhandlung, 1889. xcvi und 314 ss. 8°. — zuerst
ist Vonbun 1847 mit einem kleinen heft Volkssagen aus Vorarl-
berg hervorgetreten, das er 1850 in zweiter, vermehrter aufläge
herausgab und Jacob Grimm widmete, eine abermalige Vermehrung
weisen die Sagen Vorarlbergs von 1858 auf, welche seit fast
einem menschenalter als wertvolles quellenwerk mythologischer
forschung im gebrauche sind, nicht blofs durch wechselnde dar-
stellung, hauptsächlich in bezug auf die Verwendung der volks-
und der Schriftsprache, unterscheiden sich diese ausgabeü, sondern
namentlich durch die anordnung. auch die neueste macht keine
ausnähme. Vonbun selber hat einschaltungen aus seinen Bei-
trägen, sowie aus Vernaleken und aus Elsensohns gymnasial-
programm vorgenommen; anderes fügte der herausgeber hinzu,
leider ist dabei die alte reihenfolge umgestürzt worden, der erste
abschnitt Wuotan weist im Verhältnis zur früheren aufläge, deren
nummern wir in klammern beisetzen, folgende anordnung auf:
nr 1 (52), 5(69), 8(41; Beiträge s. 2), 9(35), 11 (39), 12(36),
13 (Beitr. s. 3), 14 (Beitr. s. 4), 15 (Beitr. s. 7), 16 (42. 41. 42;
Beitr. s. 10), 17(38.41.37). die hier nicht verzeichneten nummern
sind neu , grofsenteils aus anderen Sammlungen entlehnt, im
zweiten abschnitt, über die Fenken, stellt sich die sache so:
nr 1 (3), 3 (Beitr. s. 48; erste aufl. nr 8), 4 (9), 5 (6), 6 (5),
7 (1. 2. 15. 11; Beitr. s. 48), 8 (13), 9 (14), 10 (16). das genügt,
um zu zeigen, dass es unmöglich ist, eine auf die frühere aus-
gäbe bezügliche Verweisung mit hilfe der neuen aufzufinden, unbe-
quem ist das freilich nur für die par leute, welche das Vonbunsche
buch zu gelehrten zwecken benutzen; zurechtfinden werden sie
sich in der neuen aufstellung so rasch wie in der alten und
keinen anstofs daran nehmen, dass das verfahren, wodurch das
Wuotancapitel zu stände kam, auf bedenklich verjährten rechten
ruht, für das mancherlei neue, was das buch enthält, ist dem
verdienten Sammler der dank nicht blofs der kleinen mythologen-
zunft sicher; wesentliche züge sind dadurch dem längst bekannten
bilde nicht eingefügt worden, rührend in seiner Schlichtheit ist
UTTERATURNOTIZEN 337
das lebeusbild Vonbuus, das der herausgebet" in der sehr sorg-
fältig gearbeiteten einleitung entwirft, der satz des Vorwortes:
leine neue ausgäbe der Sagen Vorarlbergs wird schon seit jähren
von allen gebildeten des kleinen landes am jungen Rhein erharrt'
ehrt nicht blofs den sammler, sondern auch seine landsleute.
Ludwig Laistiser.
Mittelniederdeutsches handwörterbuch von August Lübben. nach
dem tode des verf.s vollendet von Christoph Walther (Wörter-
bücher, bg. vom verein f. nd. sprachf. bd. 2). Norden und
Leipzig, Soltau, 1888. x und 599 ss. 8°. 10 m. [die erste
hälfte, s. 1 — 240 erschien bereits 1885]. — wer sich vor un-
gefähr 15 jähren wie der referent vor die aufgäbe gestellt sah,
für umfangreichere mittelniederdeutsche texte ein specialglossar
anzufertigen, der muste sich mühsam die lexicalischen hilfsmittel
an allen enden zusammensuchen; von dem grofsen Mnd. Wörter-
buch lagen erst einige hefte vor. das ist nun anders geworden
und sechs stattliche bände wollen nur nachgeschlagen sein, um
den nicbtkundigen oder rates bedürftigen nicht in allen aber doch
in den weitaus überwiegenden fällen auf den richtigen weg zu
weisen, dass der erste, würklich zum abschluss gekommene ver-
such, den mnd. Wortschatz zu verzeichnen, nicht jedem anspruch
gerecht werden konnte, hatte seinen gruud in der noch wenig
ausgebildeten methocle der jungen mnd. philologie, und niemand
hat das offener zugestanden als gerade der bescbeidene Lübben.
als das werk bald nach seiner Vollendung (1881) vergriffen war,
eutschloss sich Lübben vorerst statt einer neuen ausgäbe ein
handwörterbuch ohne Stellennachweise auszuarbeiten, es war ihm
jedoch nicht beschieden, diese arbeit abzuschliefsen, und so
übernahm dr Walther, dem wir schon so manche feinsinnige Studie
auf dem gebiete der mnd. forschung verdanken, die fortführung
des bis zum Schlüsse des buchstabenU fertig gestellten manuscriptes,
von dem bei Lübbens tode die ersten zwölf bogen (a — kulderinge)
gedruckt vorlagen, mau würde aber sehr irren, wollte man in
Walthers mitarbeit im wesentlichen nicht mehr als die lätigkeit
eines sorgfältigen correctors erblicken, die genauere nachprüfung
der artikel machte dem fortsetzer vielmehr erneute einsieht der
quellen wünschenswert, und so hat Walther denn im einzelnen
vieles berichtigt und aufserdem gar manches aus dem reichtum
seiner eigenen lexicalischen Sammlungen beigesteuert, wodurch
das wortmaterial im vergleich zum grofsen Wörterbuch nicht un-
beträchtlich an umfang gewonnen hat, das Handwörterbuch aber
auch für den besilzer des Mnd. Wörterbuchs unentbehrlich ge-
worden ist. übrigens zeigt schon der noch unter Lübbens leitung
gedruckte teil, dass von vorne herein das Handwörterbuch sich
nicht damit begnügen wollte, ein blofser auszug des Mnd. Wörter-
buchs zu sein, besondere auerkennung verdient es, dass Walther
darauf aus war, die Wortbedeutung noch schärfer ins äuge zu
A. F. D. A. XVI. 22
338 LITTKRATURIS'OTIZEN
fassen, als das Lübben getan hat, dessen anordnung und er-
klärungsweise nicht immer klar und durchsichtig ist. wir sind
somit für die gelungene leistung Walther nicht minder als Lübbeu
verpflichtet, und ich zweifle nicht, dass der mnd. Lexer für die
erforschung des nd. Sprachgebietes sich in gleicher weise förder-
lich erweisen wird, wie dies bei seinem vorbild für das ober-
und mitteldeutsche Sprachstudium der fall gewesen ist. bemerkt
sei noch, dass Walther im vorwort eingehend über seine tätigkeit
als herausgeber und fortsetzer des Lübbenschen manuscriptes
recheuschaft abgelegt hat. Philipp Strauch.
Kleine M i t t e i l u n g e n.
LlMTURALI, RITTERLICHER FRAUE.NDIEISST UN SwAISETIE.N AM KAUKASUS, das
Moskauer Journal Etnograficeskoe obozrenie (Ethnogr. rundschau)
jahrg. 1889 lieft l s. 138 bringt aus dem Januarheft der kauka-
sischen Zeitschrift Iverija eine beschreibung des frauendienstes
bei den Swanen, bei denen sich wie überhaupt bei den ver-
wandten bergvülkern des Kaukasus allerlei feudale einrichtungen
bis heute erhalten haben.
Linturali heifst die ceremonie, die blutsverwandtschaftliche
beziehungen zwischen einem Swanen und einer Swanin schafft
und dem ersteren das recht gibt, der letzteren zu 'dienen', mag
sie nun verheiratet oder ein mädchen sein, der junge Swane,
der mit irgend einer unbekannten dame die Verwandtschaft ein-
gehen will, benachrichtigt sie davon, und von ihr hängt es ab,
Linturali anzunehmen oder abzulehnen, wenn der ritterliche
Swane die Zustimmung der eitern oder des mannes der ver-
götterten dame erhalten hat, so begibt er sich in begleitung eines
freundes und mit branntwein versehen am abend des ihm be-
stimmten tages in ihr haus, man empfängt ihn mit freuden und
bewirtet ihn mit ehren, wenn der wirt und alle anwesenden die
becher mit branntwein erhoben und gott gebeten haben, Lin-
turali des Swanen und der Swanin zu segnen , geht der ritter
mit dem becher in der band zu seiner angebeteten dame, fällt
auf ein knie und verneigt vor ihr das haupt zum zeichen un-
verbrüchlicher treue, dann wendet er sich gehorsamst an sie
mit der frage, ob er mit seinen zahnen ihre brüst berühren soll
oder will sie es bei ihm tun, dh. soll er ihr vater oder will sie
seine mutter sein, im letzteren falle öffnet der Verehrer ihr
kleid , bestreut ihre brüst mit salz, berührt sie mit den zahnen
und widerholt dreimal: si di, mi gesil — du mutter, ich söhn,
die ceremonie endet mit dem austausch warmer küsse, am
folgenden tage bekommt der Swane von seiner dame einen
widder, eine kuh oder ein anderes vieh zum geschenk und be-
KLEINE MITTEILUNGEN
339
schenkt sie seinerseits mit den besten gaben, nach diesen Vor-
gängen ist die blutsverwandtschaft zwischen dem ritter und seiner
dame gegründet; sie pflegen bei einander zu sein, schlafen sogar
zusammen , aber es hat noch niemand bisher an der reinheit ihrer
moralischen beziehungen gezweifelt. Linturali wird manchmal
sogar zu dem zwecke abgeschlossen , um böswillige gerüchte über
die moralische reinheit einer frau, sei es nun einer verheirateten
oder eines mädchens, abzuschneiden, im dadianischen Swanetien
trägt diese silte einen anderen namen : Likrisd (Christentum) , in
Raca und Lechcum aber: Likerclasur. das letztere wort könnte
etwa mit dem chrisam (mironom) im zusammenhange stehen,
das die neuen verwandten von den opferpriestern (pani) zum
salben erhielten, das salben mit dem chrisam kommt jedoch aus
dem gebrauch , da es die christlichen priester den pani nicht her-
geben. Linturali hat einige ähnlichkeit mit cacloba bei den
Psawen (vgl. den artikel Psavy im Sbornik mater. po etnogr.,
izd. pod red. BThMillera , vyp. 3, Moskau 1888). M. Murko.
Anzeiger xvi 10
erwähne ich, dass Müllenhoff Schafariks gleichstellung der aesti-
schen mater deum mit der preufsisch - litauischen Seewa oder
Semmes mate zurückweist und Baumstark sowie Schweizer- Sidler
als anhänger Schafariks tadelt (DA 2, 28, geschrieben im j. 1880).
aber Schweizer -Sidlers name wäre von mir besser unterdrückt
worden, da dieser gelehrte bereits 1884 in der 4 aufl. seiner
Germania den ansichten Müllenhoffs und Mannhardts (Zs.24, 159ff)
sich angeschlossen hat. — bei dieser gelegenheit berichtige ich
noch einen sinnstörenden druckfehler: s. 56 z. 21 v. u. muss es
selbstverständlich heifsen: westwärts statt: ostwärts.
Bonn. G. Kossinna.
Gegen die kritik seines anteils an dem 2 bände von Müllen-
hoffs Deutscher altertumskunde durch GKossinna (oben s. 1 — 60)
hat sich OPniower in der DLZ 1890 nr 3 gewendet; Kossinna
erwiderte darauf im Litt, centralbl. nr 7.
Für das jähr 1893 hat die historisch- nationalökonomische
section der fürstl. Jablonowskischen gesellschaft in Leipzig folgende
prcisaufgabe gestellt:
Die frage, wann die nationalsprachen in den verschiedenen
hindern und kan/Ieien in den urkundlichen gebrauch eintreten
und die lateinische geschäftssprache mehr oder minder in den
22*
340 NOTIZEIN
hintergrund drängen , ist von den älteren diplomatikem regel-
mäfsig in erwägung gezogen worden, für Deutschland liegt heute
ein ungleich reicheres, hesseres und bequemeres material vor,
und doch hat jene frage, die mit dem aufstreben unseres bürger-
standes in einem so engen geistigen zusammenhange steht, meistens
nur beiläufig einige beacbtung gefunden, die gesellschaft wünscht
daher eine kritische übersieht über die allmähliche ein-
führung der deutschen spräche in öffentlichen und
privaten Urkunden bis um die mitte des 14 Jahr-
hunderts.
Auf stadtrechte, weistümer oder das weite feld der ver-
schiedenen acten mag gelegentlich hingewiesen werden, aber den
festen faden der Untersuchung soll doch die eigentliche Urkunde
abgeben, das auftreten der deutschen spräche in den königs-
urkunden und in der reichsgesetzgebung wird durch das 13 jh.
und mindestens bis zum tode Karls iv und der ausbildung der
festem kanzleischreibung zu verfolgen sein, diabetische oder
sonst sprachliche Untersuchungen, die sich daran knüpfen könnten,
würden zwar willkommen sein, könnten aber auch specialforscheru
überlassen bleiben, bei den Urkunden der fürsten, herren, Städte
usw. wird eine Vollständigkeit der übersieht an sich nicht zu er-
reichen sein , da nicht selten brauchbare und bis auf die zeit der
deutschen Urkunden fortgesetzte urkundenbücher noch fehlen, wo
aber solche vorliegen, sollen sie auch ausgenutzt werden, das
interesse an der sache hört natürlich mit dem zeitpunete auf, in
welchem die deutsche spräche in den Urkunden allgemein, über-
wiegend , oder doch schon ganz gewöhnlich geworden ist. —
preis 1000 mark.
An der Universität Bonn habilitierte sich dr Arnold Berger
für deutsche und vergleichende litteraturgeschichte.
Oben s. 229 z. 8 muss es heifsen: in [statt und] 1863.
ANZEIGER
FÜR
DEUTSCHES ALTERTHUM UND DEUTSCHE LITTERATUR
XVI, 4 SEPTEMBER 1890
Völuspa. eine Untersuchung von Elard Hugo Meyer. Berlin, Mayer & Müller,
1889. ii und 298 ss. 8°. — 6,50 m.
Der verf. sucht zu beweisen, dass die Völuspa keineswegs,
wie man bis jetzt geglaubt hat, ein im wesentlichen heidnisches,
höchstens, wie einige glauben, an gewissen stellen durch christ-
liche Vorstellungen beeinflusstes gedieht sei, sondern eine- art
christlicher summa theologiae oder 'erlösung', welche Schöpfung,
Sündenfall, rettung des menschengeschlechts durch Jesus kreuzes-
tod, höhe und paradies, die Vorzeichen des jüngsten gerichtes,
dieses selbst und den beginn einer neuen weit nach den angaben
der bibel und ihrer erklärer, besonders des Honorius von Autun,
aber in heidnisch -mythologischer einkleidung oder vielmehr Ver-
kleidung erzähle, der dichter war nach s. 267 'ein hochgebildeter
theologe, der sich daran erfreute, einen grofsartigen fremden
religiösen inhalt, das heiligste christliche thema , in die mytheu-
getränkte, dunkle spräche heimischer Weissagung zu übertragen';
s. auch s. 72. 88. 231. diesen isländischen theologen findet M.
in dem berühmten Saemund, der am ende seines lebens, un-
gefähr 1125, sein rätselvolles werk geschrieben habe, ihm folgten
dann andere, welche mit denselben tendenzen und in derselben
form christliche gedichte in heidnischem gewande verfassten, der
bedeutendste seiner schüler war Einarr Skulason, von dem die
Interpolationen der Völuspa, das Hyndlulied und die Rigsthula
herrühren, s. 285. 289.
Die folgerungen, zu welchen diese hypothese führt, wenn
man sie ins concrete weiter denkt, und die bedenken, welche
diese folgerungen für ihre richtigkeit in sich schliefsen, sind un-
längst von Schönbach in so treffender weise hervorgehoben worden,
Wiener zeitung 1890 nr 51, dass ich es mir nicht versagen kann,
ihn hier statt meiner sprechen zu lassen, um so mehr, als
seine beurteilung des M.schen buches kaum allen, die sich für
germanische mythologie interessieren, zu gesichte gekommen
sein wird.
'Einzelheiten zu besprechen, ist hier der schickliche ort
nicht; ich will deshalb davon schweigen, dass die benutzung
griechischer quellen durch Saemund ebenso gut vorausgesetzt wird
wie die der lateinischen, obzwar der nachweis der kenntnis des
A. F. D. A. XVI. 23
342 MEYER VÖLUSPA
griechischen auch für die Sorbonne jener zeit erst erbracht werden
müste. nur etliche allgemeine bedenken , welche ich hauptsäch-
lich aus meiner bekanntschaft mit der entwickelung der mittel-
alterlichen theologie und der damit verknüpften geistlichen litteratur
in den Volkssprachen schöpfe, will ich hier vortragen.
Wenn Saemund der weise die kenntnisse, welche ihm nach
EHM. nötig waren, um die Völuspa zu verfassen, würklich besafs,
dann war er nicht blofs der gelehrteste mann des nordens, er
war dann auch der gelehrteste mann seiner zeit, er war der
gröste gelehrte des mittelalters überhaupt und überragte alle
anderen um viele haupteshöhen. denn er verband nicht blofs
stücke des wissens aus den allerentlegensten gebieteo , er besafs
ein phänomenales combinatiousvermögen, ihm waren seine kennt-
nisse in einer weise präsent wie gar keinem der vornehmsten
kirchenväter. der hl. Isidor von Sevilla, Rhabanus Maurus, der
compilator Honorius Augustodunensis, Rupert von Deutz sind
sammt und sonders zwerge gegen diesen riesen; bis auf Hamann,
den magus des nordens, gibt es nicht seines gleichen, und Sae-
mund arbeitete nach ganz anderer methode als die kirehenschrift-
steller, die geistlichen dichter und prediger seiner zeit, wir
wissen ja genau , wie diese vorgiengen ; wir sehen , dass sie eine
hauptquelle oder einige wenige ausnutzten, sogar einfach aus-
schrieben, und dann je nach dem mafse ihrer kenntnis diese
arbeit mit offenen oder versteckten citaten aus der übrigen lit-
teratur schmückten, so hat Saemund nicht getan — obgleich
EHM. den titeln seiner abschnitte der Völuspa die bezeichnung
der benutzten hauptschriften beifügt — , sondern bei jeder Strophe,
ja bei jedem vers ist ihm all sein wissen parat gewesen, und
hat er die seltensten wie die gewöhnlichsten stücke davon in
einander gefügt und bis zur Unkenntlichkeit mit einander ver-
schmolzen, das zeugt von einer beschaffenheit des geistes, für
die es in dem gelehrten mittelalter keine analogie gibt, Saemund
steht da ganz vereinsamt.
Und trotz dieser beinahe monströsen gelehrsamkeit war Sae-
mund ein unbegabter mensch, zum mindesten besafs er die un-
entbehrlichsten gaben des dichters nicht, als er an sein werk
gieng. denn er wüste nicht, was er darstellen wollte, auch
wüste er nicht, welches publicum er sich für seine poesie vor-
zustellen hatte, er wüste nicht, was er wollte, denn er hat
seine darstellung der christkatholischen heilslehren so verdreht
und so verworren abgefasst, dass kein christlicher leser oder
hörer seiner zeit hätte dahinter kommen können , was Saemund
unter seinen versen verstand, ist die Völuspa eine 'summa der
christlichen theologie', dann ist sie das schlechteste und albernste
gedieht der weltlitteratur, so weit ich diese kenne, und nichts
kann sich in dem punete mit ihr messen, die lateinischen dichter
der ersten christlichen Jahrhunderte, bei denen der glaube noch
MEYER VÖLUSPA 343
gar nicht festgewurzelt war, die beständig zwischen ihrer classisch-
heidnischen Schulbildung und den christlichen ideen schwankten,
sie geben in ihren Schöpfungen muster der klarheit mit Saemund
verglichen, und das gedieht der Römerin Proba Faltonia, welche
aus den worten und versen Virgils einen extract biblischer ge-
schichte des alten und neuen testamentes schmiedete, nimmt sich
neben der Völuspa aus wie ein lesestück der kinderöbel. kein
dichter, auch Frauenlob nicht und Robert Browning nicht, hat
es je so zu wege gebracht, seine gedanken und seinen stoff dem
Verständnisse der mit- und nachweit zu entziehen, wie Saemund
der weise.
Bei all dem war aber Saemund auch ein schlechter christ.
denn er hat die christlichen heilswahrheiten doch wider so sehr
mit heidnischem aberglauben versetzt, dass sie im besten falle
nur schädlich würkeu konnten, und er hat die christkatholische
religion mit einer respectlosigkeit behandelt, welche während des
ganzen mittelalters unerhört ist. wie im 9 jh. die tatsachen der
heiligen geschichte in Deutschland tractiert wurden , wissen wir
aus Heliand, Muspilli, Otfrid und vielen anderen Schriften; wie
dies während des 11 und 12jhs., also zur zeit Saemunds geschah,
lehrt uns eine reiche litteratur. aber nirgends wird mau ein
denkmal finden , wo nur annäherungsweise mit den religiösen
Stoffen so willkürlich und entstellend umgegangen worden ist,
wie dies der priester und schulvorsteher Saemund getan haben
soll, auch von dieser seite aus bleibt Saemund eine unbegreif-
lichkeit.
Die leser merken wol, dass mich die Untersuchungen EHM.s
einstweilen nicht überzeugt haben, dass ich die gleichungen,
welche er zwischen theologischen schritten und der Völuspa auf-
stellt, teils für unberechtigt, teils für unrichtig halte, auch ich
glaube, die Völuspa ist nicht ohne einwürkung christlicher ideen
zu stände gekommen , und wie andere meine ich diesen ein-
fluss gegen den schluss des gedichtes am stärksten zu verspüren,
aber ich denke, stil und composition der Völuspa wie ihr ge-
sammter inhalt verstehen sich nur aus einem noch lebendigen,
wenn auch lange nicht mehr in voller kraft entfalteten heid-
nischen Volksglauben; nur wenn dieser vorausgesetzt werden
konnte, durfte das gedieht so geschrieben werden, will man die
ansieht vom christlichen Ursprünge der Völuspa zum ränge einer
wissenschaftlichen hypothese erheben, dann bedarf es durch-
schlagenderer gründe, als sie bisher vorgebracht wurden, und
vor allem einfacherer, der historischen entwickelung des mittel-
alterlichen geisteslebens mehr gemäfser annahmen für die ent-
stehung des werkes.
Kein zweifei : EHM. sucht die Wahrheit und hat es sich um
sie ehrlich sauer werden lassen, wird die Wahrheit über die
'Edda' einmal würklich gefunden — gleichviel, wie sie dann
23*
344 MEYER VÖLUSPA
aussehen mag — , so wird gewis diesem forscher sein ge-
hörender anteil an dem gewonnenen nicht vorenthalten werden
dürfen.'
Ich will nur bei einigen jener von Schönbach bei seite ge-
lassenen einzelheiten verweilen. — s. 21 handelt es sich um
Hyndluljodh 37. »
Varp einn borenn i ärdaga
rammaukenn mjok ragna kindar;
nio boro pann, nadgofgan mann
jotna meyjar vip jarpar prom.
hier sieht M. in den Worten einn borenn die nordische vvidergabe
des lateinischen unigenitus; ebenso s. 26.33. aber einn ist hier
quidam, das subject des salzes, und kann unmöglich mit dem
prädicat borenn zusammen den christlichen begriff von unigenitus
ausdrücken. M. nennt selbst an anderer stelle s. 27 dieses einn
ein 'kahles pronomen'. — ferner soll nadgofgan in der dritten zeile
deshalb besser auf Christus als auf Heimdali passen , weil naddr
lanze, nicht schwert bedeute s. 22, Heimdall aber sei der schwert-
gott, während Christus zwar keine lanze zu tragen pflege, aber doch
mit einer lanze durchbohrt worden sei. naddr heifst aber auch
schwert. — die neun mutier Heimdalls deuten nach M. auf die
Jungfrau Maria, die mutter des heilands, s. 26. 30. 39. denn
Heimdalls mütter sind uach der vierten zeile Jungfrauen, aber
jotna meyjar heifst 'löchter' oder auch 'frauen' der riesen , s. Vö-
luspa str. 24 Ops mey, was M. s. 113 auch nicht anders erklärt
als durch Odhs frau.
Hyndluljodh 39 Sä var aukenn jarpar megne,
svalkoldom sce ok sönardreyra.
40 Varp einn borenn ollom meire,
sd var aukenn jarpar megne;
pann kvepa stille störüpgastan (storaudgazstann
Sif sif Japan sjotom gorv ollom. [F)
sönardreyra oder sonardreyre in str. 39 wird s. 30 auf das blut
Christi gedeutet, wodurch wir die unglaubliche Vorstellung er-
halten, dass Heimdall, d. i. Christus, sich von seinem eigenen
blute nähre. — in str. 40 wird das überlieferte slöraupgastan mit
jenen altdeutschen ausdrücken zusammengestellt, welche Christus
'reich' nennen , s. 26. dies 'reich' heifst aber meist 'mächtig'. - —
die letzte zeile der 40 Strophe bezeichne Christus als 'den mit
allen Völkern gesippten oder durch sippe verbundenen freund',
denn von keinem heidnischen gott könne ein solches freundschafts-
verhältnis zu den menschen in solchen Worten ausgesagt werden,
es handelt sich um ein verwandtschaftsverhältnis zu den menschen,
ein solches kennen wir von Heimdall, aber nicht von Christus,
übrigens ist die annähme , dass Hyndluljodh 37 ff von Christus
1 ich citiere wie M. nach Symons.
MEYER VÖLUSPA 345
spreche, schon deshalb raislich, weil die ankunft dieses neuen
mächtigeren gottes, den die Seherin nicht zu nennen wagt,
wahrscheinlich in Strophe 44. 45 angekündigt wird , wie auch M.
zugibt, s. 31.
In dieser Strophe 45 heifst es am Schlüsse:
faer sea nii fram of lengra
an Oßenn man ulfe meta.
das übersetzt M. s. 38 dem sinne nach durch die worte: 'wenige
denken ans jüngste gericht' und gewinnt dadurch eine Überein-
stimmung mit den versen des sibyllinischen orakeis: xal tote d'
IgqcuI fie^sd-va^tevog ovxl vorjöei ovöe fihv avö^Gei ßsßaorj-
{.livog ovciGi lercTOlg' all OTtoTav'Eßoaioig ij^j] %6log vipi-
otoio usw. aber sjd fram heifst nicht 'denken an etwas', sondern
'voraussehen', der gedauke ist: 'niemand kann weiter in die Zu-
kunft blicken als bis zum Weltuntergang'.
In den Havamal str. 138 sagt Odhinn:
Veitk at ek hekk vindga meipe d
ncetr allar nio.
der am bäum hängende Odhinn ist für M. wie für Bugge Christus
am kreuz, die Übereinstimmungen sucht M. s. 24 dadurch zu
mehren, dass er in den 'neun nachten' die finsternis sieht, welche
nach Christi tod von der 6 bis zur 9 tagesstunde eingetreten ist.
aber ncetr allar nio heifst 9 tage, neun mal vierundzwanzig
stunden. — str. 39 fällt dann Odhinn von diesem bäume herab
feil ek aptr papan. das beruht nach M. s. 25 auf den evangeli-
schen Worten et inclinato capite tradidit spiritum und emisit spi-
ritum. wie der gelehrte Saemund durch diese worte auf die Vor-
stellung eines herabfallens gekommen sein konnte, ist vollkommen
unbegreiflich, er wird doch nicht gemeint haben, dass Christus
sich durch eigene muskelkraft am kreuze festhielt.
S. 88 f setzt M. voraus, dass askr Yggdrasels Vüluspa 19. 47,
Grimnismal 29. 30. 31. 32. 35. 44 nur bedeuten könne: esche
eines menschen, der Yggdrasill heifse. aber es kann auch die
esche sein, welche selbst Yggdrasill heifst; s. Lund § 558, 4;
vgl. auch vpllr Gnitaheidar und wol auch Pjödvitnis fiskr. —
ebenso ist es unrichtig, dass Yggdrasell den hengst Odhins 'mit
hochskaldischem namen' bezeichne, als kenning kann Yggdrasill
nur 'galgen' heifsen, nicht 'galgen Odhins', oder 'hengst Odhins'. —
s. 91 wird Fafnismal 12 kjösa mepr frd mogom übersetzt durch
'sie wählen mütter aus für die kinder einer grofsen auf den ein-
tritt ins leben wartenden seelenschar'. Rydberg, auf den sich
M. liier beruft, wird diese Übersetzung ebenso wenig zu recht-
fertigen wissen als M. selbst.
Völ. 21 Pat man folcvig fyrst i heime,
es Gollveig geirom studdo.
Gullveig soll nach s. 93 ff Eva sein, denn Ambrosius sagt von
ihr, dass sie durch drei teuflische pfeile getroffen worden sei,
346 MEYER VÖLUSPA
s. 95. es ist das bekannte aus Epheser 6, 16 stammende bild,
s. Anzeiger xv 188. diese gleichstellung glaubt nun M. zu stützen,
indem er auf Isidorus in Geuesim c. 5 verweist, wo auch das
erste weib nicht durch ein feuriges schwert, sondern per flam-
meam frameam von den Cherubim auf die erde hinabgestofsen
wird, also framea heifst nicht 'schwert'? s. Müllenhoff Anz.
vn 215. ,
Vöi. 26 d gengosk eipar, orp ok sere,
möl oll meginlig, es d mepal föro.
weil mal auch 'spräche' heifsen kann, soll nach M. s. 112 in
diesen versen d gengosk möl auf die babylonische Sprachverwir-
rung weisen. — für vollom hwre, das die Völuspa str. 32 für
die mistel braucht, vermutet M. s. 158 ollom hcere, um eine
nähere Übereinstimmung mit der evangelischen senfstaude zu ge-
winnen, maius omnibus oleribus. schon der ausdruck heidum
hceri in Thiodholfs Ynglingatal str. 53 hätte davor warnen sollen. —
Völ. 36 0 fellr austan of eitrdala
soxom ok sverpom: Slipr heiter sü.
in Virgils Aeneide 6, 550 heifst es vom höllenfluss Phlegethon :
Quae (moenia) flammis ambit torrentibus amnis, Tartareus Phlege-
thon, torquetque sonantia saxa. Meyer findet s. 165, das dränge
fast zu einem Zusammenhang, wenn auch das gleichklingende
wort in den beiden sprachen einen verschiedenen sinn habe,
da möchte man würklich schon lieber an eine einwürkung von
Aeneis 1, 100 denken, wo Virgil, einer erinnerung an Ilias 0 301
folgend , sagt : tibi tot Simois correpta sub undis Scuta virum ga-
leasque et fortia corpora volvit; s. PEMüller, Notae uberiores zu
Saxo i p. 51. — auch bei dem vers Geyr Garmr mjok fyr Gni-
pahelle str. 44 denkt M. s. 181 nicht nur an Cerberus, sondern
geradezu an Virgils Aeneis 6, 417
Cerberus haec ingens latratu regna trifauci
personat, adverso recubans immanis in antro.
'denn das adversum antrum, die vorstehende höhle, gibt genau
den Gnipahellir, eine unter einem vornüber hängenden fels liegende
höhle, wider.' wenn auch das dunkle Gnipahellir vielleicht das
bedeutet hat, was M. will, so ist doch antrum adversum der
räum vorn in der höhle, gerade gegenüber dem beschauer, aber
nimmermehr eine 'vorstehende höhle'.
Völ. 50 Hrymr ekr austan, hefsk lind fyr er
sni'jsk jormongandr i jotonm öpe ;
ormr knyr unner, en are hlakkar,
slitr nae nipfolr: Naglfar losnar.
hier möchte M. s. 196 lind als lanze oder schiffsstange verstanden
wissen, aber dann passt das verbum nicht, das vielmehr ge-
bieterisch die gewöhnlichste bedeutuug von lind in der poesie,
nämlich 'schild', fordert; s. Eyvinds Hakonarmal 11 (Wisön) ok
hofdusk hlifar fyrir. dazu kommt noch , dass Surtr str. 52 auch
MEYER VÖLUSPA 347
bewaffnet einherfährt, die Stange aber braucht M., weil er in
Hrymr Cliaron vermutet s. 196, dessen name sich sogar mög-
licher weise in Hrymr erhalten habe, denn Virgil und andere
dichter verwenden den namen im hexameter so, dass der ictus
auf die zweite silbe falle, was zur ausspräche Chron geführt
haben könne. — noch seltsamer aber ist die erklärung des adlers
in dieser Strophe, s. 198. in einer lateinischen schrift wird
unter den Vorzeichen des jüngsten gerichts angeführt: Quarta
die pisces maris et omnium fluminum elevant se cum magno sonitu
et interficient se et sie aqua portabit eos mortuos. M. sagt: 'wurde
das letzte aqua als aquila misverstanden , so haben wir im
wesentlichen die zornigen , wasserschlagenden wassertiere und
den die toten davontragenden adler unserer Strophe beisammen.'
aber in unserer Strophe trägt der adler nichts davon , er krächzt
und zerreifst die leichen. hat M. an die letzte Strophe des ge-
dichtes gedacht, in welcher der drache Nidhhöggr die leichen
in seinen federn trägt?
Völ. 59 falla forsar; flygr orn yfer,
säs d fjalle fiska veiper.
nachdem M. den adler s. 217 an mehreren stellen der propheten
und kirchenväter nachgewiesen , findet er auch die so echt nor-
disch scheinende Verbindung von adler und Wasserfall bei Ho-
norius im Speculum ecclesiae: aquila omnibus avibus altius
volat . . . sie Christus usw. in hanc etiam ecclesiam singulis annis
procella validi fluminis coelitus venu — videlicet ostendens quanto
terrore ad iudicium Christus veniat, cum ccelum et terram fortiter
excutiat. flumen ist kein Wasserfall, fors, auch procella magni
fluminis nicht, letzteres ist vielmehr gar nichts; statt fluminis
ist flaminis zu lesen, die Übereinstimmung zwischen Völuspa
und Honorius beruht hier auf einem schreibe-, lese- oder druck-
fehler bei Migne.
Die philologische schwäche, welche sich aus dem obigen
wol zur genüge ergibt, macht einen teil des buches entschieden
wertlos, das übrige enthält viel dankenswertes. M. hat die geist-
liche litteratur des altertums und des mittelalters, die lateinische
wie die deutsche, angelsächsische und nordische mit gespannter
aufmerksamkeit durchgearbeitet und in der tat viele merkwürdige
und wichtige parallelen zur Völuspa gefunden; — ich verweise zb.
auf Vili, Ve = Christus, Voluntas, und hl. geist s. 82, oder das
durchwaten von strömen als strafe s. 166 f. aber das meiste wird
anderen zwecken dienen, als jenen, welche dem verf. die kraft und be-
geisterung für seine mühevolle arbeit geliehen haben, die überein-
stimmenden züge in der mylhologie und poesie der Griechen, der
Perser und Inder, der altsemitischen und der nordeuropäischen Völker
werden einmal gegenständ einer zusammenfassenden Untersuchung
werden müssen, vieles ist schon beobachtet worden ; aber jeder,
der zb. mit dem geistigen leben eines der modernen Völker ver-
348 MEYER VÖLUSPA
traut griechische mythologie und poesie studiert, wird neues
finden, ich erinnere nur an die griechische und die vorder-
asiatische und indische flutsage, an den Titanen- und engel-
sturz, an die iranische und nordische lehre vom Weltuntergang
und einem darauf folgenden hesseren leben, an Hephaestus,
Daedalus und Völuudr, an Prometheus und den gehängten
Odhinn, an Typhon, Atlas und Loki, an die schale des Helios
und Sceaf, an den windschlauch des Aeolus und ähnliche nor-
dische erzählungen, an die weitverbreitete geschichte von Odys-
seus und Polyphem, an Odysseus auf der insel des Helios,
bei Kirke, im Hades und bei den Phaeaken, wozu berichte des
Adam von Bremen und des Saxo grammaticus i 420 ff (ed. Müller)
auffallende parallelen gewähren, andererseits auch die indische
Vorstellung von den Vidyadaren, wie Gerland gezeigt hat, an die
Übervorteilung Poseidons durch Laomedon bei der erbauung
Trojas, entsprechend dem mythus von dem betrogenen riesen,
der den nordischen göttern ihre bürg gebaut hat, an Polyphem
und Galalhea, denen Njördhr und Skadhi entsprechen, an die
schicksalsfäden zb. Ilias IN 358 und anfang von Helgakvidha Hun-
dingsbana i, an die verschiedenen sprachen der götter und der
menschen bei Homer und in den Alvissmal, an die *4idog zvvsr]
und den Oegishelm , an den monolog der mahlenden magd Odyssee
v 112 ff und den Grottasöngr. in bezug auf poetische motive,
formen und formein lassen sich die sehr wertvollen vergleichungen,
welche IBekker zwischen Homer und dem altfranzösischen epos
angestellt hat, viel weiter ausführen, vor allem nach der seite
der poetischen technik, der darstellung des nacheinander und des
nebeneinander, und auf das germanische ausdehnen, die bei
Homer nicht häufigen aber doch au mehreren stellen vorkom-
menden fälle des voxeQOv tzqoteqov, und eines eigentümlichen
hin - und - her der darstellung, sodass von einem motive A
zu B übergegangen, dann wider zu A zurückgekehrt wird,
verlieren manches von ihrer auffälligkeit, wenn man ihnen die
entsprechenden fälle der germanischen epik , wo sie so häufig
sind, gegenüber stellt, ebenso die seltenen kenuingar der ho-
merischen poesie wie albg ci7t7toi für 'schiffe', oder a&r}Qr]-
loiyög 'verderben der spreu' für wurfschaufel (tztvov) , wenn
man sich des in der nordischen dichtung ganz gewöhnlichen ge-
brauches solcher Umschreibungen erinnert. — sind die genannten
und ähnliche andere erscheinungen einmal sorgfältig erforscht,
so wird sich vielleicht eine gränze zwischen altem gemeingut
und gleichartiger aber unabhängiger geisteseutwickelung ziehen
lassen, abgesehen von den fällen vollständiger oder durch schon
vorhandene ähnlichkeiten bedingter partieller Übertragung.
Das verlangen, welches M. in der vorrede ausspricht, die
Sprachforscher mögen einem mythologen die schwankende Schreibung
des nordischen zu gute halten, ist gewis billig und berechtigt;
MEYER VÖLÜSPA 349
aber er schreibt nicht schwankend, sondern consequent Freya,
gnija statt Freyja, gnijja s. 17. 113. 124. 153. 198.
Wien, april 1890. Heinzel.
Katalog over den Arnamagnteanske handskriftsamling. udgivet af kommis-
sionen for det Arnaniagnreanske legat. Kpbenhavn, Gyldendalske
boghandel, 1888. 89. 2 hefte, (vm und) 771 ss. gr. 8°.
'Die commission für das Arnamagnteanische legat' — so sagt
sie selber — 'gibt hiermit den ersten band eines cataloges über
die auf der Universitätsbibliothek in Kopenhagen aufbewahrte Ar-
namagnseanische handschriftsammlung heraus , deren wichtigster
hauptteil aus den von ArneMagnusson hinterlassenen handschrifteu
besteht, wozu später einige privatsammlungen gekommen, die als
selbständige abteilungen der hauptsammlung zugefügt sind.
über Arne Magnussons handschrifteu wurde gleich nach seinem
tode von seinem privatsecretär Jon Olafsson aus Grunnavik ein
kurzer catalog verfasst. später begann seiner zeit der verstorbene
archivar Jon Sigurdsson die ausarbeitung eines ausführlichen,
raisonnierenden cataloges, wovon die beschreibung der ersten
239 nummern der folianten von seiner hand vollendet vorliegt;
diese arbeit , welche in ziemlich grofsem mafsstabe angelegt war,
ist nicht fortgesetzt worden.'
Eine durch Sigurdur Hansen und Eirikur Jönsson ausge-
führte reinschrift von ihr ist als AM. 394 unter die folianten
eingeordnet.
'Nachdem nun auf antrag der commission im jähre 1883
eine aus der dänischen staatscasse besoldete bibliothekarstelle an
der Arnamagnasanischen handschriftsammlung errichtet worden,
ein posten, auf welchem dr phil. RrKälund angestellt wurde,
ist der plan entworfen worden zur ausarbeitung und herausgäbe
eines etwas kürzer gefassten, beschreibenden cataloges über die
ganze handschriftsammlung, der mit einer solchen Sorgfalt und
genauigkeit angefertigt werden sollte, wie sie den wissenschaft-
lichen anforderungen der gegenwart sowol als dem bedürfnisse
der benutzer entspricht, dieser catalog, zu dessen herausgäbe
eine Unterstützung aus der staatscasse bewilligt worden und von
dem in diesem bände die erste hallte, enthaltend die beschreibung
der folianten und eines teiles der quartanten, dem publicum vor-
gelegt wird , ist in seiner gesammtheit von dem bibliothekar,
dr Kälund , verfasst, doch mit beihilfe der stipendiare des legats,
in so fern als diese sich an der vorläufigen beschreibung der
hss. beteiligt haben, selbstverständlich hat dr Kälund auch das
bereits vorhandene material, namentlich Jon Sigurdssons oben
genannte arbeit, benutzt, doch nicht ohne jede einzelne hs. von
neuem durchzugehen.'
350 KATALOG OVER DEN ARNAMAGN^ANSKE HANDSKIUFTSAMLLNG
Wenn die Sorgfalt und genauigkeit des cataloges entsprechen
soll sowol 'den wissenschaftlichen anforderuogen der gegenwart'
als 'dem bedürfnisse der benutzer', so soll wol diese keinesfalls sehr
klare Zweiteilung entweder die benutzer der Arnamagnseanischen
bibliothek in gegensatz zu solchen lesern des cataloges stellen,
welche keine gelegenheit haben, die Arnamagnaeanischen hss. direct
zu benutzen, oder aber die äufsere anordnung und einrichtung
der im cataloge gemachten angaben in gegensatz zu ihrem sach-
lichen inhalt.
Über diesen letzteren bemerkt die commission: 'das be-
streben ist dahin gegangen, teils eine Vorstellung von den äufseren
eigentümlichkeiten jeder einzelnen hs. zu geben — in dieser
hinsieht ist das angewandte material (pergament oder papier) an-
gegeben, die gröfse in centimetermafs, blattzahl, ungefähres alter
und ausstattuug — , teils eine erschöpfende inhaltsangabe, welche
nur bei briefbüchern , reihen von Verordnungen udgl. nicht bis
ins einzelne geht; dagegen sind in der regel keine mitteilungen
über den wert der hs. oder die beschaffenheit des textes gemacht,
bei jeder hs. sind die aufklärungen über ihre ältere geschichte
und früheren besitzer gegeben, welche sich aus der hs. selbst
oder Arne Magnussons eingelegten notizzetteln und seinem eigen-
händigen Verzeichnisse über die ihm gehörigen pergamenthss.,
das als nr 435a, 4to der Sammlung einverleibt ist, gewinnen
liefsen; gleichfalls ist ein Verzeichnis derjenigen Schriften bei-
gefügt, in welchen die betreffende hs. früher besprochen oder
benutzt worden ist.'
Unter 'schritten', kann ich hinzufügen, sind hier ausschliefs-
lich druckwerke zu verstehen; was Kälunds am ende des bandes
in form eines relativsatzes angebrachte bemerkung, dass diese
Schriften 'sich sämmtlich auf den inhalt der betreffenden hs. be-
ziehen', zu bedeuten habe, ist mir dagegen nicht klar ge-
worden.
'Des cataloges zweiter band , welcher dies werk voraus-
sichtlich abschliefst,' — verhelfst die commission — 'wird von
den notwendigen registeru begleitet werden, als auf ein vor-
läufiges hilfsmittel bei der benutzung' verweist sie 'auf den oben
genannten von Jon Olafsson verfassten catalog, der sich in vor-
liegendem bände als nr 477, fol. angeführt findet, und dessen
teilweis systematische einteilung der hss. in die beschreibung
dieser nummer aufgenommen ist.'
Das oberste einteilungspriueip geben in Jon Olafssons catalog
die formate der hss. — fol., 4t(> , 8V0, 12ü — her und bei
einem neuen formate hebt eine neue numerierung vou 1 ab an;
jedoch die numerierung der duodezhss. beginnt nicht mit 1,
sondern mit 414, indem sie die Zählung der oetavbände fortsetzt,
und zwar nicht unmittelbar die Zählung der oetavman uscrip te,
die nur von 1 — 207 reichen, sondern zunächst die der oetav-
KATALOG OVER DEN ARNAMAGN.EANSKE HANDSKRlFTSAMLItNG 351
drucke, welche hier gar nicht catalogisiert sind , aber in einem
älteren, die drucke überhaupt mit umfassenden Verzeichnisse
Jon ülafssons, AM. 384, foL, die nummern 208 — 413 füllen,
wichtiger ist, dass jenes oberste einteilungsprincip sehr oft ver-
letzt ist. es figurieren zum beispiel als folianten bei Jon Olafsson
— und werden in folge dessen in der ganzen weit als folianten
citiert — manche hss., deren format in der ersten hälfte des
vorigen jhs. ebenso wenig wie heute irgend ein bibliothekar mit
gutem gewissen für folio ausgeben konnte, darunter hss., die
Arne Magnusson selber auf seinen notizzetteln oder in seinem
selbstverfassten catalog der ihm gehörigen membraneu richtig als
in 4l<> characterisiert hat. ja es kommt der curiose fall vor , dass
von einem und demselben codex, wenn ihn Arne Magnusson in
mehrere dünnere zerlegt hat, der eine teil unter den folianten,
der andere teil, ohne jenem das geringste an höhe und ohne
jenem an breite mehr als 1 millimeter nachzugeben, unter den
quartanten auftritt, ebenso schwer dürfte sich noch in einigen
anderen einzelheiten das verfahren Jon Olafssous völlig recht-
fertigen lassen; ich meine zum beispiel die tatsache, dass er
mehrere, selbständige bände ausmachende, gedruckte bücher mitten
unter die hss. einreiht, überblickt man ferner die Schemata, nach
denen er innerhalb der einzelnen formate die gruppen und Unter-
gruppen bildet, so fallen einem die anscheinend überflüssigsten
discrepanzen zwischen dem einen schema und dem anderen auf.
während zum beispiel bei den folianten die 'Libri historici' den
reigen eröffnen und erst nach ihnen und allerhand anderen die
'Libri juridici' kommen, bilden die 'juridici' bei den büchern in
4t0 und 8V0 die allererste gruppe; während bei den folianten
historischen inhalts die schwedische geschichte erst auf die externe
und diese auf die isländische folgt, geht bei den quartanten die
schwedische der isländischen und externen voraus usw. bedenkt
man schliefslich , dass Jon Olafsson — und nicht etwa nur so
weit ihn der heterogene inhall vieler einzelner Codices absolut
dazu zwingt — gegen die eigenen Schemata an zahlreichen stellen
seines cataloges fraglos und zweifelsohne verstöfst, so fühlt man
sich versucht, die alte, von ihm herstammende Ordnung der hss.
im gründe für nicht mehr als eine gemäfsigte Unordnung zu
erklären.
Eben diese ist nun durch den catalog der commission von
neuem geheiligt; nur 'einige änderungen in den nachträglich
innerhalb der einzelnen nummern eingeführten Unterabteilungen
sind vorgenommen' und neben die alte numerierung ist eine alle
formate umspannende durchlaufende Zählung am linken rande des
cataloges gefügt, die übrigens — nebenbei bemerkt — bei dem
letzten folianten, AM. 485, fei., bis 643 und bei AM. 602 d, 4to,
das heifst am Schlüsse des ersten bandes, bis 1525 gelangt.
Irgend einen gesammtilberblick über die Arnamagnseanischen
352 KATALOG OVER DEN ARNAMAGN.EANSKE HANDSKRJFTSAMLWG
hss. — gleichviel von welchem gesichtspunct aus man einen
solchen wünscht — bietet also der neue catalog selber nicht,
da er auch die von Jon Olafsson eingemengten gedruckten bücher,
so weit sie heute noch in der Sammlung vorhanden sind, mit
laufender nummer versieht, so wird er schliefslich nicht einmal
das correct ausweisen , wie viel hss. die bibliothek alles in allem
enthält, die hss. nach categorien zu ordnen, ist den registern
vorbehalten, und man muss gestehen, mit der verheifsung der
'notwendigen' register spricht die commission ein grofses wort
gelassen aus. denn in diesem falle erscheinen , wenigstens mir,
gar viele register als notwendig, die hinter manchem anderen
handschriftcataloge überflüssig oder unmöglich wären, zum bei-
spiel Zusammenstellungen derjenigen nummern, welche ehemals
zu einem einzigen dickeren bände gehört haben, und zwar mög-
lichst in der reihenfolge, welche sie damals inne hatten; Zu-
sammenstellungen derjenigen nummern, zu deren einbanddecke
bruchstücke einer und derselben hs. benutzt sind; Zusammen-
stellungen derjenigen hss. und hssteile, von denen in der biblio-
thek selber auch abschriften vorhanden sind, natürlich mit angäbe
der nummern, in welchen sich diese abschriften befinden; selbst
analoge Verzeichnisse derjenigen hss., aus welchen in andere hss.
der Sammlung nur correcturen oder Varianten oder excerpte auf-
genommen sind.
tlber all dergleichen kann man sich zwar aus dem cataloge
selber schon unterrichten, aber gründlich nur, indem man ihn
von anfang bis zu ende durchliest, was zum beispiel das Ver-
hältnis vorläge : abschritt betrifft , so ist im cataloge gewöhnlich
nur bei der abschritt die vorläge angegeben , nicht auch bei der
vorläge die abschritt; zuweilen allerdings — aber wol nur, wenn
es sich um Unterabteilungen einer und derselben nummer handelt —
umgekehrt nur bei der vorläge die abschrift, nicht auch bei der
abschritt die vorläge, selbst unter AM. 160, fol., wo die bemerkung
gemacht ist: De ßeste af de heri indeholdte sagaer har A. M. ladet
afskrive (ved Jon Torfason) eller konferere med harn tiUwrende ek-
semplarer, sind doch die nummern der betreuenden abschriften usw.
nicht namhaft gemacht.
Diese Störung der gleichmäfsigkeit, diese Schädigung der be-
quemlichkeit hängt aufs engste zusammen mit einem allgemeineren
mangel des cataloges, dem mangel an Vorausverweisungen, nicht,
als ob solche grundsätzlich ausgeschlossen wären und gänzlich
fehlten oder als ob man etwa rückverweisungen an keiner stelle
vermisste; nein, der catalog bietet Vorausverweisungen und rück-
verweisungen in menge, aber während von rechts wegen jeder
Vorausverweisung eine rückverweisung, jeder rückverweisung eine
vorausverweisung entsprechen sollte und rückverweisungeu nicht
viel mehr als etwa zehn fehlen werden , linden sich schon jetzt
wol gegen hundert, die verschiedensten beziehungen der einen
KATALOG OVER DEN ARNAMAGN^ANSKE HANDSKRIFTSAMLING 353
hs. zur anderen autdeckende rückverweisungen , denen keine cor-
respondierenden Vorausverweisungen vorhergegangen, dabei lag
die Vorausverweisung mitunter würklich mehr als nahe und stellte
sich ihr bei der citierung der hss. nach alter numerierung auch
keinerlei redactionelle Schwierigkeit entgegen, wenn wir zum
beispiel auf seite 10 des cataloges erfahren, Arne Maguusson hat
die hs. AM. 9, fol., eine saga Hrölfs konungs kraka ok kappa
hans , ladet . . . konferere med et andet harn tilherende ekspl i 4*o ;
hertil ses dog intet spor, so verrät uns erst seite 536, nicht nur,
dass jenes ekspl. i 4*o die hs. AM. 283, 4<*> gewesen , sondern
auch, dass sich spuren jener collation sehr wol — eben in
AM. 2S3, 4to — finden, anstatt dass bei AM. 40, fol. über den
schriftcharacter nur bemerkt ist: Lat. kursiv, c. 1700, bei AM. 51,
fol. aufserdem noch: Samme händ som i AM. 40, fol, bei AM. 78a,
fol.: Samme händ som nr 40,51 m. fl., bei AM. SS fol.: Samme
händ, som nr 40, fol. o. fl., bei AM. 89, fol.: Begyndelsen afskreven
af Asgeir Jonsson, resten med samme händ som AM. 40, fol. o. fl.,
bei AM. 302, 4t°: Samme händ som i AM. 51, fol, bei AM. 460,
4t0: . . . en bekendt AM*k skriverhänd (sml AM. 40, fol o. fl.) . . .,
statt dessen, scheint mir, sollte schon bei AM. 40, fol. auf die
anderen hss. und bei jeder von diesen auf alle übrigen ver-
wiesen sein, ist es bei AM. 133, fol. hervorhebenswert, dass die
hand 'im cbaracter verwandt mit der schrift in AM. 75a, fol.',
so war es sicher bei AM. 75 a, fol. genau ebenso hervorhebenswert,
dass die hand im character mit der schrift in AM. 133, fol. ver-
wandt sei.
Auch noch in anderen kleinen zügen tritt es zu tage, dass
der catalog inhaltlich etwas zu wenig daraufhin redigiert ist,
vor allem als nachschlagebuch zu dienen ; und doch ist seine
kunstvolle uud recht consequent durchgeführte angabengrup-
pierung uud typographische ausstaltung ja gerade darauf be-
rechnet, dass er als solches benutzt werde.
Diese auordnung uud einrichtung schliefst sich ziemlich eng
an, doch keineswegs sclavisch, an die in OvHeinemanns Hand-
schriften der herzoglichen bibliothek zu Wolfenbüttel, die wich-
tigste abweichung besteht darin, dass der Heinemannsche absatz
Ebd., das heifst einband, fortgelassen, die beschreibung des ein-
bandes in den wenigen fällen, wo zu ihr überhaupt anlass vor-
lag, gleich in die beschreibung der hs. selber mit aufgenommen,
dafür aber neu der abschnitt Benyttelse og beskr., benutzung und
beschreibung, das ist lilleraturverzeichnis, hinzugefügt ist. und
wie man hierin eine höchst dankenswerte Vervollkommnung
erkennen muss , so verdient es nicht minder rühmlich hervor-
gehoben zu werden, dass unser catalog auch in rein typographi-
scher hinsieht sein treffliches vorbild weit hinter sich, ja dass
er in dieser hinsieht überhaupt nichts zu wünschen mehr übrig
lasse, stellt man betreffs einer bestimmten nummer an ihn irgend
354 KATALOG OVER DEN ARNAMAGN.EANSKE HANDSKRIFTSAMLING
eine bestimmte frage, so kann man die antwort in der denkbar
kürzesten zeit auffinden oder aber ebenso schnell constatieren,
dass er bei dieser nummer bezüglich dieser frage versagt.
Abgesehen von beziehungen, die etwa zwischen einer nummer
und einer anderen, speciell einer höheren, nummer der Samm-
lung obwalten, ist es namentlich eine frage, aufweiche der
catalog öfter, als es sich mit 'den wissenschaftlichen anforderungen
der gegenwart' verträgt, die antwort schuldig bleibt, eine frage,
die besonders gegenüber fragmentarischen oder defecten hss. be-
rechtigt, ja selbstverständlich ist, die frage nach der anzahl und
dem umfang der einzelnen blattlagen, sonderbar, dass der Arna-
magnaeanischeu commission, trotz dem gewichte, das in den vor-
reden der jüngeren nordischen ausgaben auf diesen punct gelegt
zu werden pflegt, und sogar trotz den wertvollen resultaten,
welche die auf ihn mit gegründeten berechuungen in neuerer
zeit ergeben haben, die gewisheit über diesen punct als entbehr-
lich für eine hinreichende 'Vorstellung von den äufseren eigen-
tümlichkeiten jeder einzelnen hs.' zu gelten scheint, meine Vor-
stellung von eiuem aus zwei blättern bestehenden hsfragmente
ist doch wesentlich unvollkommen, so lange ich nicht weifs, ob
diese blätter je ein einzelnes loses blatt sind oder ob sie innen
zusammenhangen, ein blattpar bilden, analog, wenn es sich
nicht um vorhandene blätter, sondern umgekehrt um blätter
handelt, welche aus einer hs. ausgefallen oder ausgerissen und
verloren gegangen sind, zöge man daraus, dass bei manchen
fragmenten genau angegeben ist, ob die erhaltenen blätter, oder
welche von den erhaltenen blättern blattpare bilden, für alle die
fragmente, bei welchen dergleichen angaben gespart sind, den
schluss , dass sie aus lauter einzelnen losen blättern bestehen,
so gienge man sehr in die irre, während der catalog zum bei-
spiel hervorhebt, dass von den drei blättern der Pördar saga
hredu AM. 162K, fol. das dritte mit dem zweiten blatte zu-
sammen ein par bildet, verschweigt er es zum beispiel, dass
auch von den drei blättern der Egils saga Skallagrimssonar AM.
162A, fol. a zwei, nämlich das erste und zweite, wie ich aus
Finnur Jönssons vorrede zu seiner ausgäbe dieser saga ersehe,
aus einem stücke bestehen, was bei AM. 162K, fol. den anlass
zu jener hervorhebung gegeben, ist leicht zu erraten; das zweite
blatt bietet nämlich hier inhaltlich die unmittelbare fortsetzung
des ersten , zwischen dem zweiten blatte und dem dritten fehlt
dagegen ein stück des textes. aber daraus, dass bei AM. 162 A,
fol. a sowol zwischen dem ersten und zweiten wie zwischen dem
zweiten und dritten eine textlücke besteht, kann doch noch kein
mensch folgern, dass hier das erste und zweite blatt äufserlich
zusammenhangen.
Ebenso willkürlich ist es, wenn der catalog hin und wider,
nur um kurz zu sein, die beschreibung einer bereits edierten
KATALOG OVER DEN ARNAMAGN^ANSKE HANDSKR1FTSAMLIING 355
nummer auf das allernotwendigste einschränkt und m. h. t. den
ncermere beskrivelse auf die ausgäbe hinweist, die Schilderung einer
so wichtigen hs. wie AM. 325 n, 4t0, Agrip af Noregs konunga
sögum, wird auf diese weise in noch nicht sechs Zeilen erledigt,
ohne dass wir erfahren, oh daran nur eine hand oder mehrere
bände geschrieben haben und wohin die beiden lacunen im inneren
der hs. entfallen, aber nicht ohne dass wir bezüglich des defectes
zu anfang der hs. arg in die irre geführt würden, die Schil-
derung endet mit den worten : To lahmer, samt defekt ved be-
gyndelsen og shitningen. dass die hs. vorn defect ist, unter-
liegt so wenig einem zweifei wie dass sie es hinten ist; aber
dass sie es vorn ist, hat uns die unmittelbar vorausgehende an-
gäbe: bl. la er resten af et blad, der er helt bortskäret pä 1 — 2
bogstaver ncer i Iwer linje, ncermest indre mar gen bereits gelehrt,
soll nach dieser angäbe das defekt ved begyndelsen einen sinn
haben, so kann dieser sinn nur der sein, dass entweder vor
bl. r oder zwischen bl. la und bl. 1 noch etwas fehle, dass un-
mittelbar nach oder vor bl. la noch etwas fehle, ist aber nicht
nur absolut unerweislich, sondern widerspricht auch der ausdrück-
lichen und einleuchtenden annähme des herausgebers Dahlerup.
Solche angaben, aus denen wenigstens der aufmerksame
leser nicht recht klug werden kann, finden sich öfter, nament-
lich blattzahlangaben, bei deren nachrechnung man in die brüche
kommt, zum beispiel nachdem der umfang von AM. 125, fol.
auf 38 bl. (incl. det kun en seddel udgörende bl. 28) beziffert und
ferner constatiert ist: Den oprindelige foliering (bl. 78 — 100 og
63 — 76) m. m. tyder pä, at dette hskr. opr. har udgjort en del
af en större codex, wird der inhalt von AM. 125, fol. angegeben
als '1) bl. 1— 22v. Laxdcela saga 2) bl. 23— 38v. Eyr-
byggja saga' und unter anderem bemerkt: TU bl. 27r er fast-
klcebet en seddel (bl. 28), indeholdende en Iwngere notits om Erik
den rede. Qfvre halvdel af bl. 23r, der opr. har indeholdt slut-
ningen af en anden saga, er overstreget og derefter overklcebet
med hvidt papir. Sidste blad er tilföjet for Arne Magnusson af
den af ham pä Island som skriver benyttede Pördur Pördarson.
kann man nun hier in zweifei schon darüber sein, wie man die
ursprünglichen foliierungen 63 — 76 auf die blätter 23 — 37 ver-
teilen solle, so weifs man sicher bei der Verteilung der ursprüng-
lichen foliierungen 78 — 100 auf die blätter 1 — 22 weder ein noch
aus. und die Verlegenheit wächst noch, erfährt man später, dass
die aus 6 blättern bestehende nummer AM. 163 c, fol. ursprüng-
lich demselben codex wie AM. 125, fol. angehört habe und ihre
ersten beiden blätter ursprünglich foliiert gewesen seien: 77 — 78.
wie kann ein und dasselbe blatt heute sowol zu AM. 125, fol.
als zu AM. 163c, fol. gehören? waren etwa in dem ursprüng-
lichen codex zwei blätter als bl. 78 bezeichnet? das müste ge-
sagt sein, und wie waren denn die vier letzten blätter von
356 KATALOG OVER DEN ARNAMAGN.EAISSKE HAINDSKRIFTSAMLIING
AM. 163c, fol. ursprünglich foliiert? gar nicht? ja aber wo safsen
sie denn überhaupt in dem ursprünglichen codex? nirgend? dann
müste der catalog doch erwähnen, dass sie erst nachträglich hin-
zugefügt seien, wie er es zum beispiel auch betreffs der drei letzten
blätter der nummer AM. 163a, fol. erwähnt, deren zwölf übrige
blätter ebenfalls demselben älteren codex entstammen wie AM.
125, fol.
Die angaben des cataloges authentisch zu controlieren war
ich in allen übrigen fällen ebenso wenig wie in diesem falle in
der läge; ich habe mir vielmehr an einer vergleichung mit den
in anderen druckwerken gemachten mitteilungen genügen lassen
müssen, und auch diese vergleichung habe ich nicht entfernt
auf alle diejenigen fälle ausgedehnt, in denen mir die betreffenden
druckwerke zu geböte gestanden hätten, trotzdem glaube ich,
dass die mitteilungen des cataloges, so weit sie nicht mit einander
in widerstreit stehen, in der weit überwiegenden mehrzahl correct
sind; denn ich habe sie bei der vergleichung meistens mit den
anderweitigen mitteilungen übereinstimmend oder vereinbar be-
funden, ohne verdacht schöpfen zu müssen, dass sie, anstatt
auf erneute Untersuchung, auf diese früheren mitteilungen als
auf ihre letzte quelle zurückgehen, ein fall , wo dieser verdacht
sich aufdrängt, ist,die vorhin besprochene angäbe über den de-
fect zu anfang des Agrip, obwol diese sich mit der Dahlerupschen
gerade nicht zu vertragen , sondern ihr zu widersprechen scheint.
Wo aussage gegen aussage steht , den anderen zeugen blind-
lings für glaubwürdiger als Kälund zu erklären, liegt mir fern,
wenn zum beispiel Karl af Petersens in seinem 1882 — nicht
eigentlich in Lund, wie der catalog sagt, sondern in Kopen-
hagen — erschienenen diplomatischen abdrucke der Jömsvikinga
saga nach AM. 291, 4t0 die höhe und breite dieser hs. auf 20
und 13, Kälund dagegen sie auf 21,2 und 14 cm. angibt, so
bleibt mir nur übrig zu versichern, dass dieser Widerspruch
■meine Überzeugung, dass pergameutblätter weder in die höhe
noch in die breite wachsen können , nicht zu erschüttern vermag,
wenn aber in der ausgäbe die erste seite der hs. als unleserlich
geschildert wird mit den worten: Forstet sidan af hds. har ej
kunnat läsas, enär skriften är genom nötnitigen utplänad, sä att
endast svaga spar af enstaka boksläfver äterstä; dock synes ännu
tydligt, att initialen tili kap. i varit ett stört p; upptill pä nämda
sida har enhandfrän nyare tid (17 : de ärh.?) skrifvit: Jömsvi-
kinga saga, im cataloge es dagegen kurz und bündig heifst:
bl. lr ubeskrevet , so kann ich allerdings unmöglich glauben, dass
Petersens sich seine ganze Weisheit aus den fingern gesogen oder
gespenster gesehen habe, um so weniger als die rückseite des
ersten blattes der hs., was freilich aus dem cataloge nicht her-
vorgeht, verbürgter mafsen nicht den anfang der Jömsvikinga
saga bietet, sondern mitten im texte der saga einsetzt.
KATALOG OVER DEN ARNAMAGN^ANSKE HANDSKRIFTSAMLING 357
Es ist zu bedauern, dass Kälund es sich nicht zum grund-
satze gemacht hat, die früheren, namentlich die in der letzten
ausgäbe des betreifenden textes enthaltenen, angaben über der-
artige Verhältnisse, über die eine discutable meinungsverschieden-
heit ja gar nicht obwalten kann, jedesmal ausdrücklich als un-
richtig zu bezeichnen, wenn ihnen seiue eigenen angaben direct
widersprechen, das zutrauen zu dem calaloge wäre dadurch
stark gefestigt, das Sicherheitsgefühl des lesers erheblich erhöht
worden, während man es jetzt eigentlich niemand verargen kann,
wenn er einen irrtum zwar verzeihlicher, aber auch von vorne
herein wahrscheinlicher findet bei dem beschreiber von tausend
als bei dem beschreiber von einem einzigen oder einigen wenigen
manuscripten und seinen einmal wachgerufenen scepticismus nun
sogar einwandsfreieu aussagen des cataloges entgegenbringt.
Auch mit einigen erst nachträglich erschienenen publicationen,
wie RCBoers einleitung zu seiner ausgäbe der Orvar-Odds saga,
Finnur Jönssons vorhin schon erwähnter vorrede zu seiner aus-
gäbe der Egils saga Skallagrimssonar, welche jedoch im zweiten
hefte des cataloges beide schon berücksichtigt sind, habe icli die
angaben Kalunds verglichen, und auch hierbei haben sich ab und
zu discrepanzen herausgestellt, teils solche, bei denen die ent-
scheidung ohne Zuhilfenahme der hss. schwer ist, teils solche,
bei denen der catalog unbedingt den vorzug verdient, teils aber
auch andere.
Die altersschätzungen der undatierten manuscripte zeugen
von löblicher behutsamkeit; selbst solchen manuscripten, deren
entstehung die Wissenschaft schon einem bestimmten jahrzehende
zuzuweisen sich getraut hat, wird durch termini wie erste hälfte,
mitte, schluss dieses oder jenes jhs. lieber ein etwas weiterer
spielraum gelassen.
An den aufzählungen der werke, in welchen die einzelnen
hss. bereits besprochen oder benutzt sind, ist zu loben, dass sie
auf irrtümer, welche von früheren gelehrten in der benennung
der betreffenden hs. begangen sind, aufmerksam machen, zu
tadeln dagegen, dass sie die ausgaben, welche diplomatisch getreue
drucke der betreffenden manuscripte sind oder doch sein wollen,
nicht durchweg als solche bezeichnen, es auch nicht durchweg
ausdrücklich hervorheben, wenn eine der aufgeführten Schriften
ein lacsimile des betreffenden manuscriptes enthält.
Der Vervollständigung bedürfen, glaube ich, diese Verzeich-
nisse nur sehr selten, als zweifellos gröste Unterlassungssünde
ist mir die übergehung des 5 bandes der Müllenholfschen Alter-
tumskunde bei AM. 242, fol., das ist codex Wormianus der Snorra
Edda, aufgefallen. mich dünkt, in einem Verzeichnisse von
schritten , der samtlige referere sig Hl vedkommende händskrifts
indhold — man lege in diesem relativsatze den nachdruck auf
welches wort man immer will — , dürfte der 5 band der Alter-
A. F. D. A. XVI. 24
358 KATALOG OVER DEN ARNAMAGN^ANSKE HANDSKRIFTSAMLING
tumskunde, der sich ja so eingehend mit dem in halte des
codex Wormianus beschäftigt, auf keinen fall durch abwesenheit
glänzen, mag auch Müllenhoff die handschrift all sein lebtag
nicht zu gesichte bekommen haben, harmlos und entschuldbar
ist diese Unterlassungssünde allerdings, erklärt man sie aus weiter
nichts als einem nur augenblicklichen übersehen; aber sie er-
scheint in einem ganz anderen lichte — dem echten nordlicht — ,
bringt man sie mit verwandten phänomeneu in Verbindung, zum
beispiel mit der tatsache, dass die neuesten nordischen heraus-
geber der ersten und zweiten grammatischen abhandlung der
Snorra Edda noch im november 1886 den 5 band der Altertums-
kunde nicht kannten, oder auch mit der Würdigung und Ver-
wertung, welche derselbe band in der praefatio zur Arnama-
gnaeanischen ausgäbe der Edda Snorra Sturlusonar gefunden.
Könnekes Bilderatlas, FJohanneei Hist. eccl. lsl. tragen die 'be-
rigtigelser' schon des ersten catalogheftes nach , Müllenhoffs Alter-
tumskunde noch nicht die des zweiten.
'Denn Patroklus liegt begraben,
Und Thersites kommt zurück!'
Den registern des cataloges vorzugreifen mit notgedrungen
noch lückenhaften Zusammenstellungen, sei es der autograpben,
sei es der deutschen , sei es der spanischen oder sonst welcher
manuscripte, kann ich nicht als meine aufgäbe betrachten, allen-
falls das sei hervorgehoben, dass der veröffentlichte teil des
cataloges keine noch unbenutzten vor ca. 1250 geschriebenen
nordischen manuscripte neu zu tage gefördert, von den im
1 bände behandelten stammen aus jener frühen periode aufser
den bei Hoffory Gott. gel. anz. 1884 nr 12 genannten hss. über-
haupt nur AM. 2491, fol., 315 c, fol. und bl. 12 und 13 in
AM. 279a, 4t0.
Verlangt man zum Schlüsse ein gesammturteil von mir über
diesen ersten band des cataloges zu hören, so möcbte ich aus-
weichend antworten : ich habe deu gesammteindruck empfangen,
dass hier eine notwendige, gewaltige und mühselige arbeit mit
energie, mit practischem sinn und mit Sachkenntnis, aber ohne voll-
auf genügende consequenz und hoch über das durchschnittsmafs
erhabene gewissenhaftigkeit in angriff genommen und der Voll-
endung ein erfreuliches stück entgegengeführt sei.
Berlin. Fr. Burg.
Hie altgermanische poesie nach ihren formelhaften dementen beschrieben,
von Richard MMeyer. Berlin, Hertz, 1889. xx und 549 ss.
8°. — 10 m.
Es wird am ehesten möglich sein , dem vorliegenden werke
gerecht zu werden, wenn ich zuvörderst über seinen inhalt be-
richt erstatte, der verf. stellt sich die aufgäbe, 'alles, was
MEYER ALTGERM. POESIE 359
ionerhalb der allgermanischen poesie (d. i. der allitterierenden
dichtuog germanischer stamme und zwar ganz vorzugsweise der
heidnischen dichtung) formelhaft ist, zu sammeln und zu einem
gesammtbilde zu vereinigen.' formein sind ihm dabei 'alle die-
jenigen mittel des ausdruckes, die häufig genug auftreten, um
der poesie einen eigenartigen character zu verleihen.' nach einer
art geschichte der Studien dieser formein entwirft er (s. 12 ff)
einen schematischen plan, wonach sich seine ganze arbeit in
sieben abschnitte gliedern würde, bei der ausfübrung sind, sicht-
lich aus gründen der äufseren zweckmäfsigkeit, neun capitel zu
stände gekommeu. zunächst werden die begriffe der altgermani-
schen poesie augegeben: hauptbegriffe (ideen und motive), neben-
begriffe (zahlen- und Zeitangaben, geräusch- und tonbezeich-
nungen); wunderlicher weise fallen unter diese 'nebenbegriffe'
auch die 'ideale'. Meyer geht von dem satze aus, dass diejenigen
begriffe, für welche die gröste anzahl der synonyma und variieren-
den worte in der poetischen spräche vorhanden sind, auch die
dichtung beherschen, und findet zwischen der auswahl, welche
sich dann ergibt, und zwischen den begriffen, welche die runen-
uamen des alphabetes enthalten, eine Übereinstimmung, die weit
genug reicht, um in diesen rahmen den inhalt der altgerm.
poesie einzuschliefsen (s. 16 — 31). unter der Überschrift 'typen'
sondert dann der verf. die persönlichkeiten dieser dichtung in
symbolische gestalten (götter und Vertreter menschlicher stände),
typen im engeren sinne des Wortes (haupl- und nebenfiguren,
edle und unedle), menschen, deren wesen auf eine eigenschaft
gebaut ist, und in individuen, die sehr dürftig entwickelt sind und
aus der mischung vorhandener typen gebildet werden (s. 31 — 41).
über 'motive' handelt der nächste abschnitt, das wort 'motiv'
wird hier in einem sehr viel weiteren sinne gebraucht, als ge-
meinhin üblich ist; motiv heifst an sich 'beweggrund', und wir
verstehen, technisch genommen, zb. in stoffgeschichtlichen arbeiten,
darunter eine handlung bei bestimmten Voraussetzungen oder eine
Verknüpfung von mindestens zwei einfachsten haudlungen oder
Situationen, so ist es ein motiv, wenn der ehemanu am hoch-
zeitstage das lieblingstier seiner büsen frau tötet, um sie dadurch
einzuschüchtern und zu zähmen, was aber M. s. 41 — 72 aus
einander legt, das sind die 'gegenstände' der altgerm. poesie an
sich: die weit, göttergeschichten , bescbwörung , segen, zauber,
Verwandlung, prophezeiung, eid, gelübde, kämpf und gastmahl,
geschick und würken der beiden, höhepuncte des menschlichen
Lebens, zu den nebenbegriffen , 'welche durch typisches er-
scheinen einen würklich formelhalten character gewinnen' (s. 73
bis 116), rechnet M. stehende Zahlenangaben, unter denen die
dreierreihen besonders wichtig sind, allmählich werden die zahlen
überhaupt vergröfsert; ferner Zeitangaben mit und ohne bei-
gefügte zahlen, absolute und relative, dann führt er die verba
24*
360 MEYER ALTGERM. POESIE
auf, welche geräusche und töne bezeichnen, wobei sich im ver-
laufe der entwickelung der poesie vom altn. zum ags. eine starke
abnähme der individualisierenden und eine zunähme der allgemeinen
ausdrücke zeigt, eine erscheinung, die doch eigentlich im gegeu-
satze steht zu dem allmählichen Übergang vom typischen zum
individuellen, welchen die darstellung der menschen in diesen ge-
dienten aufweist, am Schlüsse des capitels beschreibt M. das
ideal der männer und trauen, insbesondere aus den vergleichen ;
es ergibt sich, dass 'das mafs des mannes seine Umgebung ist,
sein ideal, sie zu überragen.' auch hier nimmt die Individuali-
sierung vom altn. zum ags. ab. das vierte capitel (s. 116 — 226)
umlasst die beschreibung der 'worte' altgermanischer poesie und
wird in zwei hauptabschnitten verhandelt, 'heiti' und 'kenningar',
denen sich dann die festen 'epitheta' anreihen, die alphabeti-
schen listen lehren widerum, dass die früher erörterten haupt-
begriffe dieser dichtung auch des grösten wortvorrates bedürfen,
dass für die allerwichtigsten derselben 'heiti', deren anlaute durch
das ganze aiphabet gehen, verfügbar sind und also überall stab-
reimend gebraucht werden können ; je nach dem grade der Wichtig-
keit der hauptbegriffe nimmt die zahl der 'heiti' auch ab. die Stel-
lung der adjeetivischen heiti wird an einem beispiele des Heliand
erörtert, wodurch sich bestätigt, 'dass die epitheta ihre Verviel-
fältigung lediglich der Variation der hauptworte verdanken, von
denen jedes sein gefolgswort verlangt.' die 'kenningar' werden
nun ähnlich durchgenommen, und zwar zuerst die für intlividuen,
dann die für personen, tiere, Sachen und verbalbegriffe, das ge-
sammelte material wird dann teilweise wider nach dem zweiten
und nach dem ersten gliede der Umschreibung geordnet, also
kommt zb. die kenning für könig baugbroti zweimal vor, unter
broti und bang, die heiti rechnet M. der spräche selbst zu, die
kenningar der poetischen technik; aus kenningar werden ge-
legentlich heiti. er beweist dann die möglichkeit, innerhalb dieser
ausdrücke zeitlich auf einander folgende schichten zu unterscheiden,
einen Wortschatz der poesie in gemeingermanischer zeit zu er-
schliefsen (vgl. dazu die versuche Förstemanns). dann wird eine
anzahl fester epitheta, 'begleitbegriffe' namhaft gemacht und be-
sonders die farbenaugaben werden genauer behandelt, man sieht
daraus, wie beschränkt die epischen farbenbezeichnungen sind,
unter den stoffangaben bleibt gold in ältester zeit den göttern
vorbehalten, die neiden gebrauchen silber, eisen wird erst in
der jüngeren altn. und in der ags. poesie häufig. Superlative
verwendet die ältere dichtung vornehmlich für götter, die jüngere
christliche wendet sie auch bei menschen an. alle epitheta
idealisieren ursprünglich, können aber nach und nach ihren
eigenwert ganz einbüfsen, wie Neidharts ez ist 100I von schulden,
ist diu grüene heide val lehrt, auch feste appositionen und ständige
begleitsätze gibt es, jedoch nur auf den ältesten stufen der poesie.
MEYER ALTGERM. POESIE 361
'wortgruppen' bespricht das 5 capitel (s. 227 — 325). unter ihnen
sind insbesondere die worlwiderholungen wichtig, die in wort-
doppelungen, unterbrochene und variierte vviderholungen zerfallen,
aus dem zusammenwürken von Variation und Unterbrechung ent-
stehen zvvillingsformeln, das sind 'stehende, durch eine partikel
vermittelte Verbindungen zweier worte gleicher grammatischer
categorie', 'ein zum halbvers geordnetes begriffspar'; man darf
sie sich aus ursprünglichen parallelversen verkürzt denken, es
folgen nun ausführliche Verzeichnisse dieser wichtigen formelu,
welche sich teils allitterierend teils reimlos vorfinden , doch so,
dass die alliterierenden weitaus überwiegen und ihnen gegenüber
die reimlosen als die späteren der christlichen poesie erscheinen,
auch gibt es etliche Zwillingsformeln mit endreim (zb. övillar
ok öspiltar). in der ags. dichtung wird die zwilliugsformel
zum stärksten kunstmittel. die verschiedenen Wortspiele werden
dann behandelt, dabei auch die vorkommenden endreime, von
denen s. 303 — 309 ein dankenswertes Verzeichnis geboten wird,
das wideraufnehmen von worten, anaphora und epiphora, be-
handelt ein besonderer paragraph. im nordischen (weniger ags.,
alts., ahd.) zeigen sich gerne drei zeilen durch anaphora ver-
bunden ('der anaphorische dreizeiler'), sodass dies fast ein kunst-
gebilde für sich gibt, welches in ältester zeit wahrscheinlich
häutig für sprichwörtliche Wendungen gebraucht wurde, das
6 capitel (s. 326 — 340) bespricht die formelhaften verse: doppel-
verse und parallelverse. diese letzteren waren in ältester zeit bei
feierlichen cullushandlungen besonders im gebrauch, die formel-
haften versgruppen bilden den gegenständ des 7 capitels (s. 340
bis 433). am bedeutendsten treten da refrain und gegenrefrain,
dh. gleicher ausgang und eingang der Strophen, hervor, die
wichtigsten und zahlreichsten sind die gegenrefraiue, sie haben
allem anscheine nach in der stabreimenden poesie den refrain
verdrängt, der erst mit dem endreim wider geltung gewonnen
hat. 'technische satzformeln' können anfange und Schlüsse von
Strophen bilden, aber auch im inneren derselben zur darstellung
bestimmter poetischer momente (zb. erheben des beiden, mah-
nungen) verwendet werden, an sie schliefsen sich die ceremo-
niellen satzformeln, welche in den stilisierten Schilderungen des
menschlicheu Verkehres und gespräches wichtig und fest geworden
sind, aufser diesen gibt es dann noch andere satzformeln, die
teils für gemeingermauisch gehalten werden dürfen, teils nur den
(lichtungen der einzelsprachen angehören; sie werden nach be-
griffen (so weit als möglich alphabetisch) geordnet vorgeführt,
widerholungen von versen an getrennten stellen der gedichte ver-
zeichnet der nächste paragraph; mit der angäbe und besprechung
stehender anfangs- und schlussworte der verse, die besonders
für die altnordische metrik von interesse sind, endet der abschnitt,
capitel 8 (s. 433 — 466) handelt von dem formelhaften des poeti-
362 MEYER ALTGERM. POESIE
sehen satzbaues. aufser den häufungen , welche sich schliefs-
lich zur priamel ausbilden und bisweilen zur climax verbunden
werden, kommen hauptsächlich vergleich und metapher in be-
tracht. merkwürdig ist dabei, wie häufig in der ältesten poesie
menschliche lätigkeit den tieren und sachen beigelegt wird, die
vergleiche ordnet M. nach den gegenständen. Sprichwörter und
sprichwörtliche ausdrücke folgen, wie die dichtungen der einzel-
spiachen sie darbieten, es findet sich, dass vorzugsweise einzelne
Vorstellungen durch Sprichwörter eingeprägt werden, so die von
der unausweichlichen macht des Schicksals; auch für die ent-
stehung von Sprichwörtern gibt er einige beispiele. die figur
der antithese gehört ebenfalls schon der ältesten dichtung an,
sie entfaltet sich nicht blofs gruppenweise in einzelnen stücken,
sie bestimmt sogar den aufbau ganzer gedichte. zu diesem
schreitet das 9 capitel (s. 466 — 481) vor, welches die satzgruppen
bespricht, darin wird das fortschreiten, das erzeugen der Span-
nung behandelt und der aufbau einiger Eddalieder besprochen,
die Symmetrie der Rigsmäl genauer dargelegt, typische plane
werden in diesen gedienten erkennbar, so endet die darstellung,
welche von einzelnen worten ausgegangen ist, mit dem formel-
haften in der anläge der dichtungen selbst, capitel 10 (s. 481
bis 538) fasst dann die ergebnisse zusammen und schlichtet sie
in abteilungen. 'zur characteristik der poetischen spräche' ist
die erste betitelt und an ihrer spitze steht der satz: 'die poetische
spräche der alten Germanen ist ein kunstmäfsig herausgebildeter
dialect der jeweilig gesprochenen spräche'; mit der erklärung
dieser these aus dem geschichtlichen leben der spräche, aus der
natürlichen auswahl der poetisch -idealistischen redeweise be-
schäftigt sich dieser abschnitt, der nächste 'zur germanischen
stilgeschichte' führt aus, dass 'die neigung zur zunehmenden con-
densierung' die poetische spräche beherscht. zum teil verengen
die formein die älteste spräche, zum teil erweitern sie dieselbe,
nach ihrer bedeutung zerfallen sie in symbolische und technische:
die symbolischen bilden die Stellung und Ordnung der ausgedrückten
dinge nach, die technischen heben begriffe oder einzelne stellen
des gedichtes hervor und suchen ihnen besondere aufmerksamkeit
zuzuwenden; widerholung, doppelung sind die hauptmittel. der
folgende abschnitt 'zur altgermanischen poetik' recapituliert in
40 Sätzen die beobachtuugen des verf.s über innere form, stoff-
wahl, stil, motive, Übergangserscheinungen, unter dem titel
'zur altgerm. metrik' hebt M. den anaphorischen dreizeiler, die
einführung dreier stäbe im vers (gegen die älteren zwei), an-
gleichung der strophenteile ua. hervor, 'zur altgerm. litteratur-
geschichte' versucht die beziehungsweise datierung einiger gedicht-
gattungen und stilmittel. 'zur vergleichenden litteraturgeschichte'
sondert aus den 'internationalen' eigenschaften der altgerm. poesie
eine anzahl eigenartiger züge aus, darunter besonders die be-
MEYER ALTGERM. POESIE 363
griffsvvahl , die durchführung des begriffes der rune in der poesie,
die poetisieriiüg des Wortschatzes und verschiedene mittel der
äufseren form. M. nennt diese älteste deutsche dichtung 'eine
poesie des geistigen kampfes.' in dem abschnitte endlich 'zur
methodologie' bespricht er die bedeutung der formein für die
gruppierung von gedichten, für die fragen nach der autorschaft
und datierung derselben. —
Über das ganze werk M.s zu einem abschliefsenden urteile
zu gelangen , ist nicht leicht, wie bei jedem anderen buche legte
ich mir auch hier nach beendeter lectüre die frage vor, was ich
daraus gelernt habe, und fand es schwierig, darauf bestimmt zu
antworten, jeder von uns, den sein beruf dazu veranlasst, für
systematische Vorlesungen die poesie der altgerm. sprachen durch-
zuarbeiten, bildet sich von der eigeuart dieser dichtungskreise
gewisse Vorstellungen und trachtet, auch hinter dieselben zurück
die beschaffenheit der gemeingermanischeu poesie zu erkunden,
darauf hat ganz vorzugsweise Müllenhoff in seinen Schriften hin-
gewiesen, und seine schüler haben in seinen Vorlesungen über
geschichte der altdeutschen litteratur, über deutsche altertums-
kuude als commentar zur Germania des Tacitus, endlich in
seinen specialcollegien über Edda und Beowulf die allgemeinen
ergebnisse seiner Studien auf diesem gebiete erfahren und durch
eigene beschäftigung mit der sache sich auch selbst erarbeitet,
mag sein , dass davon noch nicht viel in gedruckte bücher über-
gegangen ist (vgl. aber jetzt zb. Kögels ahd. litteraturgeschichte
in Pauls Grunilriss); jedesfalls aber gehören diese Vorstellungen
zu dem besitz an wissen, womit ein grofser teil der jüngeren
geuerationeu deutscher philologen wirtschaftet, neue und wesent-
liche züge werden durch M.s buch diesem erbe nicht einverleibt,
aber es ist gut, dass sein buch vorhanden ist: es bemüht sich,
durch aufsammlung des materiales, das die altgerm. poesie ent-
hält, durch Ordnung und Verarbeitung desselben, das bekannte,
wenngleich schwebende wissen sicher zu stellen, das gibt schon
an sich ausreichenden stolf für ein buch; aber es ist auch mög-
lich und wünschenswert, dass dieser uns geläufige stand der
kenutnis durch selbständige Untersuchungen weiter gefördert werde.
Zunächst eine allgemeine bemerkung. vielleicht werden nicht
zwei forscher darin ganz übereinstimmen , wie der Stoff für die
vorliegende arbeit zu begränzeu war. welche marken sich M.
setzt, habe ich oben angegeben, viel ist nicht wider sie ein-
zuwenden, nur muss man bei dem unter diesen Voraussetzungen
gesammelten material stets im sinne behalten, dass die gränzen
teils zu eng, teils zu weit sind, zu eng, denn von den alten
epischen lörmelu sprosst noch vieles weiter, nachdem der Stab-
reim aufgegeben war; zu weit, denn in den bereich der von
M. ausgewerteten poesie greift schon christlicher einlluss herüber,
hat insbesondere im ags. auf den epischen stil zersetzend ge-
364 MEYER ALTGEBM. POESIE
würkt: obschon die formein noch vorhanden sind, so haben
sie doch bereits eine audere geltung, weil ihre Umgebungen
anders geworden sind und das ziel für die bestrebungen der
dichter umgesteckt worden ist. ich möchte also nicht so sehr
andere gränzen befürworten , als dass die mangelhaftigkeit der
gewählten im bewustsein bleibe, tatsächlich bekommt in M.s
darstellung das altn. das übergewicht, obgleich er die gröfsere
masse der ags. dichtungeu widerholt hervorhebt, es sieht auch
in seinem buche immer aus, als wenn das ags. zeitlich dem
altn. folgte, während es in würklichkeit anders lag und jedes-
falls eher das altn. vom ags. beeinflusst wurde als umgekehrt,
ob für die dem ags. epischen Stil voraufliegende noch continen-
tale poesie der Angeln und Sachsen Stadien angesetzt werden
dürfen, welche aus der entwickelung des altn. erschlossen sind,
ist mir zweifelhaft, das gesammtbild der altgerm. poesie trägt
bei M. am schärfsten eingeprägt die züge, welche für die Edda
characteristisch sind, und wird daher im ganzen der würklichkeit
nicht recht entsprechen , ebenso wenig als dies bei einer deut-
schen mylhologie der fall wäre, welche hauptsächlich aus nordi-
schen quellen schöpfte, neuestens ist auch von deutscher seite
aus das alter und der heidnische Ursprung mehrerer der wich-
tigsten Eddalieder in frage gestellt worden ; ich meine zwar, dass
auch dieser angriff zuletzt erfolglos bleiben wird, allein es empfiehlt
sich doch, in der beschreibung des wesens altgerm. poesie den
angefochtenen stücken nicht ausschliefslich den vortritt zu lassen.
Im einzelnen wäre vieles anzumerken, der verf. liebt es,
gelegentlich mehr anzudeuten als auszuführen, er verweist wider-
holt auf probleme, die zu lösen ihm sehr nahe läge (zb. s. 295.
415. 418. 421. 466 uam.), denen er aber aus dem wege geht,
um die ihm zunächst obliegende arbeit nicht zu stören, der ein-
druck davon ist nicht gerade günstig, wenn man Wilhelm Scherers
'programmarbeiten' mit achtung und dankbarkeit aufnahm und
die anregungen und gedanken um keinen preis missen möchte,
welche er dort mit reicher und freigebiger band ausstreute, so
kann man doch nicht wünschen, dass andeutungen und ent-
würfe zur gewöhnung in abgeschlossenen werken werden möchten,
es gewinnt dann den anschein, als ob der plan des buches nicht
ausreichend überlegt wäre, und damit geschähe jedesfalls dem
werke M.s unrecht, den einfluss Scherers weist seine arbeit aller
orten auf und das ist ja kein nachteil. aus der Poetik, welche
M. selbst herausgegeben hat, ist sein werk erwachsen und man
darf es als die erste frucht dieses vielverlästerten buches ansehen,
welches doch an fülle der ideen alle constructiven Schriften über
das thema weit übertrifft, aber etwas von dem unfertigen dieser
nachgelassenen skizze ist auch auf das vorliegende werk über-
gegangen, und das ist nicht gut: wenn auch nicht reife, so doch
ausgeglichene und saubere arbeit darf man von M. wol fordern.
MEYER ALTGERM. POESIE 365
S. 105 und an anderen stellen linde ich den relativen wert
der angegebenen zahleuverhältnisse nicht hinlänglich betont. —
s. 107 wirft man unwillkürlich die frage auf: wenn die altgerm.
poesie in ihren formein ursprünglich das substantivum bevor-
zugte, wie kommt sie hier dazu, 'äufserlich in Substantivierung
zu erstarren'? — s. 108 scheint mir zu wenig hervorgehoben,
dass eben um ihrer ideale willen die altgerm. poesie (wie auch
die mythologie) eine poesie der vornehmen leute ist, aber nicht
des 'volkes', wie wir diesen begriff zu fassen uns gewöhnt haben. —
s. 116 und an mehreren anderen orten findet sich eine auffas-
sung vom entwickelungsgange der allitteration, welcher ich nicht
zuzustimmen vermag, für die älteste zeit zwei gleich anlautende
stäbe im kurzvers anzunehmen , die allmählich zu dreien werden,
scheint mir ebenso unhistorisch, als wenn Sievers seine typen,
die mit allen ihren Umformungen und ausnahmen doch nur das
bild altgerm. metrik gewähren , welches wir schon kennen , in
die Vergangenheit projiciert. die correctur, welche Möller in
seiner vortrefflichen schritt Die ahd. allitterationspoesie beigebracht
hat und die jeder für sich auf die aufstellungen von Sievers und
Wilmanns anwenden mag, scheint mir auch bei M. unentbehr-
lich. — unter verschiedenen feinen und geistreichen bemerkungen
in dem buch will ich nur die s. 148 ff hervorheben, welche sich
auf die Variation von substantivum , adjectivum und verbum be-
ziehen. — s. 159. bei der ganzen erörterung über die kenningar
in der poesie verschiedener Völker kommt es darauf an, in wie
weit im einzelnen falle das uneigentliche in der kenning noch
gefühlt worden ist; das festzustellen, scheint mir aber nur tun-
lich, wenn ein prosaischer Wortschatz mit einem poetischen ver-
glichen werden kann. — s. 163 lag es doch am nächsten, auf
den englischen Euphuism zu verweisen. — s. 195 leikr ist nicht
'spiel', richtig ist das wort s. 296 gefasst. — loben muss ich die
betonung des individuellen in der volkspoesie, welche sich mehr-
mals, zb. s. 477 f findet, man vergisst heute gar zu leicht, dass
der urheber jedes gedichtes zuletzt doch nur ein einzelner war,
wie sehr auch seine Schöpfung durch Umbildung und zutaten
weiterer kreise mag umgestaltet worden sein.1 — s. 457. 516.
1 es sei erlaubt, hier als beispiel ein bekanntes, schönes gedieht von
Mörike anzuführen; in klammern füge ich bei, was ich gleicher mafsen
in Norddeutschland und an zwei von einander entlegenen orten Süddeutsch-
lands und Österreichs als volkstümliche Varianten des liedes vernommen
habe:
Früh, wann die hühne krähn, Plötzlich, da kommt es mir (da kommt
eh' die sternleiu verschwinden (den es mir in sinn)
morgen zu künden) treuloser knabe,
muss ich am herde stehn, dass ich die (heut') nacht von dir
muss feuer zünden. geträumet habe.
Schön ist der flammen schein, Thräne auf thräne dann
es springen die funken; stürzet (rinnt mir) hernieder;
ich schaue so drein, so kommt der tag heran —
366 MEYER ALTGERM. POESIE
dass Tacitus bei abfassung der Germania und gar bei der an-
ordnung des 22 capilels derselben eine germaniscbe spruchsamm-
lung benutzt bätte, wird dem verf. nicht leicht jemand glauben.
Zum Schlüsse möchte ich mich noch gegen eine eigentüm-
lichkeit wenden , welche der verf. zwar selbst im Vorworte zu
entschuldigen sucht, welche aber sein buch verunziert, eine
ziemlich ausgedehnte belesenheit steht M. zur Verfügung, aber er
macht sehr oft unangemessenen gebrauch davon, in einer ernsten
wissenschaftlichen arbeit, wie die seine ist, soll an citaten —
zur 'erhellung' — nur verwendet werden , was unbedingt zur
sache gehört, wenn man daran nicht festhält, geschieht es zu
leicht, dass man in geschmacklosigkeiteu abirrt, wie dem verf.
sehr häufig (am ärgsten vielleicht s. 503) begegnet ist. solche
dinge nehmen sich aus wie das bric-a-brac, welches der roturier
im hötel Drouot auf Versteigerungen zusammengekauft hat, um
seinen salon auszuschmücken, der noch nach dem kleister der
neuen tapeten riecht, wenn M. genau gewust hätte, welchen
eindruck diese schlechte manier auf die leser machen muss,
würde er sie sicherlich gerne vermieden haben.
in leid versunken (die Strophe fehlt o (ach) gieng er wider!
ganz).
Graz 27. 2. 90. Anton E. Schönbach.
Die deutschen runendenkmäler von Rudolf Henning, mit 4 tafeln und
20 holzschnitten. mit Unterstützung der k. preufs. academie der
Wissenschaften. Strafsburg, Karl JTrübner, 1889. vm und 156 ss.
fol. — 25 m.
Das lange versprochene und erwartete werk ist endlich er-
schienen und liegt uns in würdiger, ja prächtiger ausstattuug vor.
die auf widerholten, überaus genauen Untersuchungen der in-
schriften beruhenden lithographien, angefertigt von KLBecker,
zu denen die erläuterung im texte einen erschöpfenden com-
mentar bildet und noch manches auf den abbilduugen nicht wider-
zugebende bemerkt, gewähren jedesfalls ein zuverlässiges bild
der Überlieferung, wir glauben gern , dass der verdiente heraus-
geber keine mühe gespart hat, uns durch beide mittel die autopsie
der denkmäler zu ersetzen, ebenso grofsen fleifs hat er auf die
sprachliche erklärung der inschriften verwendet, welche häufig
weite archäologische excurse veranlasste, da ja auf diesem viel-
fach dunklen und schwierigen gebiete alles herangezogen werden
muss, was nur irgend licht darauf zu werfen im stände ist. nur
hätte hier meines erachtens wol etwas mehr knappheit erzielt
werden können.
Vor dem abschluss des buches verbrannten die abzüge der
ersten 3 tafeln, und da die steine bereits abgeschliffen waren,
HENNING RUNENDENKMÄLER 367
blieb nichts anderes übrig, als Kupferlichtdrucke (photogravüren)
nach den probeblättern anfertigen zu lassen, die — wie H. im
Vorwort bemerkt — fast alle niiaucen der ursprünglichen litho-
graphien mit grofser treue widergeben, rein ästhetisch betrachtet,
sind sie jedesfalls glanzleistungen der neueren vervielfältigenden
küuste. sodann hinderte ein augenleiden den verf. an der arbeit,
in folge dessen auch 2 excurse, einer über die romanische be-
handlung des germ. sufflxes -agin-, -agna-, der andere über den
brautlauf, unausgeführt blieben, das vorwort entschuldigt noch
einige inconsequenzen in der Schreibung, von denen mir spe-
ciell das schwanken in der bezeichnung der vocallängen sowie
die transscription der ags. w-rune durch vl am meisten mis-
fallen hat, und bringt zu einigen etymologischen bemerkuugen
berichtigungen und nachtrage. Wimmers Runenschrift, die wäh-
rend des druckes erschien, hat noch eben im texte citiert werden
können, im übrigen aber den gang der Untersuchungen nicht
gekreuzt. H. verwirft W.s ansieht von der spirantischen uatur
der sog. urgerm. medien2 sowie seine theorie von der entstehung
mehrerer runenzeichen durch Zusammensetzung, die Vorbilder
der runenzeichen seien die formen der dem täglichen gebrauch
dienenden älteren römischen cursive in einem Stadium, 'das den
pompejanischen graffiten noch etwas näher steht als den sieben-
bürgischen wachstafeln.' mit dem dank für förderung und hilfe
an mitarbeite!" und Verleger, an Lindenschmit, Virchow und
Gröber schliefst das vorwort. Müllenhoff hatte die ganze arbeit
angeregt und zu ihrer Veröffentlichung eine Unterstützung durch
die kgl. preufs. acad. der Wissenschaften erwürkt.
Ich wende mich nun zu einer möglichst kurzen besprechuug
der einzelnen inschriften und ihrer deutungen , um auch ferner
stehenden einen begriff von dem inhalt des Werkes zu geben,
ich muss jedoch leider im voraus bemerken , dass mir die Sicher-
heit der resultate in keinem Verhältnis zu der darauf verwandten
mühe zu stehen scheint, trotz dem aufwände von Scharfsinn und
gelehrsamkeit bleibt doch so manches dunkel und wenig über-
zeugend — oder geradezu unglaublich. Wimmers und Burgs
resignation scheint mir bei vielen deutschen und nordischen
runeninschriften wissenschaftlicher zu sein, als H.s kühnheit, der
vor nichts zurückschreckt und selbst das deuten zu können
glaubt, was schon vor mehr als 1000 jähren aufser dem runen-
ritzer und dem empfänger kein dritter verstanden haben würde.
1. die Speerspitze von Kowel. die inschrift wird genau
so wie bereits bei Wimmer, Die runenschrift s. 62, erklärt: das
liuksläufige T1LARIDS ist ein gotischer mannesname und wäre
1 eine 'uniformierung' braucht sich aber nicht zugleich auch aufs nor-
dische zu erstrecken, da hier, im gegensatz zu den anderen germ. dialecten,
bereits früh der Übergang in die labiodentale spirans erfolgte, also: got.,
urnord., ags. w, altnord. vi vgl. übrigens Beitr. xii216ff. xm 202 ff.
2 auf diesen punet werde ich weiter unten des näheren eingehen.
36& HENNING RUNENDENKMÄLER
in Wulfilas Schreibung Tilareids. auch über die deutuüg dieses
sonst allerdings nicht belegten wortes kann kein zweifei bestehen,
da beide teile anderweitig vorkommen ; 'tüchtiger reiter' war ein
sehr passender name für einen germanischen krieger. während
aber Wimmer (s. 62; 98 anm. 1; 101; 109) die formen von t
und d, T und D, für abweichungen von den gewöhnlichen ^
und V\ hält und sie auf die technik der inschrift zurückfuhrt,
glaubt H. sie für die älteren und ursprünglichen ansehen zu
müssen (s. 3 und 151). D soll direct auf lat. D beruhen und P^
nicht, wie W. will, aus zwei gegen einander gekehrten l> ent-
standen sein, sondern sich zum ersteren wie f zu T und M
zu n (Thorsbjserg und Strärup- Dalby) verhalten, somit hätte
lat. D als grundform sowol für üM wie r zu gelten, ich muss
gestehen , dass ich die von Wimmer (s. 97 f) nach Bredsdorffs
und Kirchhofes vorgange entwickelten grundsätze nach wie vor
für richtig halte und mich deshalb H.s ansieht nicht anschliefsen
kann, auch sehe ich nicht mit H. in dem d 'ein zeugnis von
altertümlichkeit' gegenüber der Orthographie Wulfilas, der be-
kanntlich in der regel inlautendes d im auslaut und vor dem
nominativ-s in p übergehen lässt — wofern nicht ein cousonaut
dem d vorausgeht — , sondern erblicke gerade darin eine relativ-
junge erscheinung, die ja auch in den erhaltenen resten der got.
bibelübersetzung ihre vollkommene parallele findet, ich verweise
blofs auf Braunes Got. gr.3 § 74, wonach auslautendes d statt p
gerade dort am häufigsten ist, wo auch sonst jüngere sprach-
formen erscheinen, im Lukasevangelium. Wimmer (s. 62 fufs-
note 3) hält zwar auch -rlds für altertümlicher als *-rips, gibt
aber doch die möglichkeit einer ausgleichung nach den casus
obl. zu, wo -d- zwischen vocalen stand, ich denke, dass d so-
fort nach dem schwund des stammvocals -a- vor der folgenden
stimmlosen spirans s selbst zur stimmlosen assimiliert wurde. H.
glaubt aber überhaupt nicht an die ursprüuglichkeit der stimm-
haften Spiranten Ö, d, g(y) im germanischen, sondern hält an
der früheren ansieht fest, dass die medien b, d, g das ältere seien,
aber der got. Wechsel von -b-:-f, -d- : -p (dem im alts. der von
-■&-:-/" genau entspricht) lässt sich doch nur aus der spiran-
tischen natur jener laute begreifen, und die parallele mit got.
-z-:-s ist wol klar genug.1 wären die got. b und d stets ver-
schlusslaute gewesen, so hätte man doch im auslaut und vors
dafür die entsprechenden stimmlosen, also die tenues p und t
zu erwarten !
1 allerdings möchte ich nicht so weit gehen wie Wimmer, sondern fürs
urgerni. mindestens b und d im anlaut als medien (verschlusslaute)
nehmen, gerade wie die hd. lautverschiebung einen unterschied in der be-
handlung zb. der tenues im an-, in- und auslaute, sowie in nachvocalischer
wie nachconsonantischer Stellung macht, wird auch die erste, germanische
lautverschiebung einen solchen beobachtet haben, das gleiche gilt für die
entwickelunar der consonanten von verschiedener articulationsstelle.
HENNING RUNENDENKMÄLER 369
Da die lanzeuspitze auf altem Gotenboden (Wolhynien) ge-
funden wurde, wird sie von H. (s. 7 und 135) unter berück-
sichtigung der historischen Verhältnisse in die erste hälfte des
3 jhs. gesetzt, aber sollte schon so früh das thematische -a-
gesch wunden und auslautendes -z stimmlos geworden sein?
2. die Speerspitze von Müncheberg. bei der deutung
dieser ebenfalls linksläufigen inschrift entfernt sich H. nur da-
durch von Wimmer — und, wie ich glaube, mit recht — , dass
er Ran[i]rja nicht für den nom., sondern für den dat. sg. (nach
dem gotischen paradigma) erklärt, es wäre also eine widmung.
H. beruft sich auf den umstand, dass die masc. ableitungen mit
dem suffix -ing , -ung in den germ. sprachen regelmäfsig starke
a- stamme sind, wogegen nur das altn. neben -ingr auch -ingi
(run. -inga) als endung aufweist, es werden dann mit grofser
ausführlichkeit die verschiedenen formen und bedeutungen des
grundwortes dargelegt1 und ansprechend altn. rani in der be-
deutung 'keilförmige Schlachtordnung' als ausgangspunct für die
ableitung genommen, die auf der lanzenspitze vorkommenden
merkwürdigen Ornamente geben darauf zu einer längeren archäo-
logischen Untersuchung ihrer hedeutung, Verbreitung und her-
kunft veranlassung. auf s. 137 wird die waffe und inschrift den
Burgundern zugeteilt und in das ende des 3 bis in den anlang
des 4 jhs. gesetzt.
2\ die Speerspitze von Torcello, von Wimmer und
anderen für eine ungeschickte nachahmung der vorigen, also für
eine fälschung erklärt, wird unter berücksichtigung der umstände,
unter denen sie gefunden ist, trotz ihrem verdächtigen RNNN^A
von H. nicht rundweg verworfen, er hält vielmehr die möglich-
keit offen, dass es eine alte nachbildung sei, wogegen ja die
geschichtlichen Verhältnisse auch nicht sprechen würden, im
vorwort s. in f dagegen heifst es: 'bei der spitze von Torcello
haben sich die gründe, welche für eine fälschung sprechen, nur
noch verstärkt (Zs. f. ethnologie 18, 295).'
3. der gold ring von Pietroassa. an der interessanten
inschrift GUTANIÖWI HAILAG halte sich bereits oft der Scharf-
sinn der gelehrten versucht. H. bringt eine neue und, wie mir
scheint, richtige deutung vor, indem er gutanio als nom. sg.
iicutr. eines adj. in der schwachen form fasst, und zwar als ja-
ableitung von dem n - stamme Gutem - 'Gote'. das folgende toi ist
bereits von seinen Vorgängern Stephens und Cosijn mit dem germ.
adj. wlha- 'heilig', resp. mit ags. alts. ahd. wih 'heiligtum , tempel'
usw. zusammengebracht worden. H. nimmt es als neutrales subst.
in der bedeutung 'göttereigen, tempelgut', bezweifelt aber irrtüm-
1 dass der dentailaul in der ableitung rante, rande nur ein 'eupho-
nischer' sei (s. 12), hätte übrigens Weinhold nicht nachgeschrieben zu
werden brauchen, auch die Heranziehung von altslav. ranü 'matutinus' —
dessen a nebenbei bemerkt = idg. ä oder ö ist — sowie von dem germ.
suffix -röni (s. 136) wäre wol besser unterblieben.
370 HENNING RUNENDENKMÄLER
lieber weise seine Zusammengehörigkeit mit wih und weihen,
da er weh, wih (mit kurzem vocal) und weyu, weywa für die
grundformen hält, sehen wir die von ihm dafür beigebrachten
gründe näher an 1 dass das alts. m. wih 'heiligtum, tempel' langen
vocal hat, ergibt sich unwidersprechlich aus den metrischen ge-
setzen. auch kommt hier keine nebenform mit e vor. altn. ve
'deus, numen; heiligtümer, feldzeichen, Opferstätte, wohnung'
lässt sich ganz regelrecht aus ursprünglichem wth herleiten, vgl.
Noreen, Altn. gr. § 77, 1. ags. m. wih, wig wird ebenfalls
metrisch als länge gesichert, vgl. Sievers, Beitr. x 511. die neben-
form weoh (so !) erklärt sich einfach als neubildung nach dem
plural nom. acc. weos, gen. weo, dat. weom, wo den coutractions-
gesetzen zu folge i mit a und u nach Schwund des intervocali-
schen h im ws. eo ergeben muste, vgl. Sievers, Ags. gr.2 § 114
und 218. der neue nom. acc. sg. weoh ist also eine mischung
aus der alten form wih mit einer aus dem pl. erschlossenen neuen
weo. die dritte form weh endlich zeigt den speeifisch anglischen
palatalumlaut der vorigen, wie er im psalter und in den nord-
humbrischen denkmälern als contraction von eo zu e vor h, c
und g erscheint, vgl. Sievers § 165. den Wechsel von h und g
in den formen wih — wig, wiges braucht man nicht als gramma-
tischen aufzufassen, da das spirantische -g auch rein orthogra-
phisch für -h vorkommt, vgl. Sievers § 223 anm. I.1
Damit wären die lautverhältuisse klar gestellt, und an der
Zusammengehörigkeit des germ. adj. wlhaz (got. weihs) mit dem
subst. n. oder m. wlha, wlhaz wird wol niemand mehr zweifeln,
zumal wenn er die bedeutungen vergleicht. von einer ur-
sprünglichen flexion als wa- oder u - stamm ist keine spur
vorhanden, und wir haben daher die von H. herangezogenen
namen mit wiu, wio, weo fern zu halten, diese entsprechen
vielmehr dem WIWAY des Steines von Tune (vgl. Burg, Die
älteren nord. runeninschriften s. 125 f), das sich zu wihan
'kämpfen', wig 'kämpf, krieg' stellt, s. Osthoff, Beitr. vm 266 f.
eine menge beispiele für -wiu, -wio in componierten eigennameu
verzeichnet Sweet, Oldest english texts s. 628a. H. hat diese
beiden dinge ungehörig durch einander geworfen, wenn er auch
an verschiedeneu stellen auf die möglichkeit eines Zusammen-
hanges des letzteren wortes mit wig 'kämpf hinweist.
WI (das also nicht bei Wulfila waih geschrieben sein würde,
wie H. s. 43 meint) hat das auslautende h bereits verloren,
woran natürlich kein anstofs zu nehmen ist. die insebrift charac-
terisiert den goldring und den damit zusammen gefundenen
schätz als tempeleigentum, das wol gegen ende des 4 jhs. von
wandernden Goten in schwerer zeit unter einem steinblock am
1 den Magdeburger Wodenesweg (H. s. 33 anm. 4) werden wir wol
wie das wegos des Heliand als -z#%'wand, mauer' = ags. wäg, altn. veggr,
got. waddjus zu nehmen haben.
HENNING RUNENDENKMÄLER 371
berge Istriza verborgen wurde, und jetzt nach überstehung vieler
fährlichkeiten im Bukarester museum hoffentlich eine definitive
ruhe gefunden hat.
4. die spange von Charnay enthält bekanntlich aufser
dem (nicht ganz vollständigen) ruuenalphabet eine rätselhafte In-
schrift ÜPFNPAI ! IDDAN j KIANO .TIA, deren deutung Wimmer
(Die runenschrift s. 79) dem Scharfsinn der gelehrten studien-
genossen überliefs. H. ergänzt hinter der ersten rune ein N,
hinter der 3 ein I und liest das erste wort also unpßnpai
=' got. * unpa-finpai 3sg. opt. praes. 'er, sie, möge herausfinden,
vollständig erfassen', wogegen gevvis nichts einzuwenden ist.
gerade die rune+ ist auch in den älteren nordischen inschriften
besonders vor dentalen cousonanten häufig ausgelassen , vgl.
ASUGISALAS auf dem Kragehuler lanzenschaft (Burg s. 37 ff),
KUMMUDIU auf dem bracteaten von Tjürko (Burg s. 86 ff), LADA
auf dem steine von Torvik (Wimmer s. 1 66 f), ASMUT auf dem stein
von Sölvesborg (Burg s. 55 ff), das jüngere nordische ruuen-
alphabet schreibt bekanntlich m, n, rj vor den entsprechenden
muten pb, td, kg gar nicht, sondern drückt diese Verbindungen
durch die einfachen zeichen &, ^ und Y aus (Wimmer bei Burg
s. 154). es ist daher nicht nötig, mit H. hier an romanischen
einfluss zu denken, auch die ergänzung von I vor f hat paral-
lelen zur rechtfertigung: vgl. das HABN,A auf dem Vimoser
kämme (Burg s. 43) und das oben besprochene BANN^A des
Müncheberger Speeres, wenn n vor p in unp- bereits verklungen
wäre, müsten wir doch auch hier fipai statt fnpai erwarten, es
sei denn, dass in beiden fällen bereits ein nasalvocal den vocal
-}- n ersetzt hätte, der bald durch auslassung des nasals (up),
bald durch die des vocals (fnpai) zum ausdruck gelangte, es ist
ja sehr wol möglich , dass auch bei den Burgundern gerade wie
bei den Angelsachsen , Friesen und Altsachsen sich das lautgesetz
entwickelte, die nasale vor den stimmlosen Spiranten (s, p, f)
verklingen zu lassen, nasalvocal wird übrigens in der ae. inschrift
des steinkreuzes von Collingham (Stephens i s. 390) durch vocal -f-n
bezeichnet: Onswini = sonstigem Oswini.
Mit der übrigen deutung der inschrift kann ich mich jedoch
gar nicht einverstanden erklären. 1DDAN soll der gen. sg. von
dem schw. m. Iddo = Hiddo = Hildo , also der koseform eines
zusammengesetzten mannesnamens sein, der seinen anlaut bereits
unter romanischem spracheinflusse eingebüfst hätte. KIANO end-
lich, das sich an 'keinen einzigen bekannten stamm anlehnen'
lasse1, soll die romanisierte form für k'eno = got. airiö, ags. cicene,
alts. quena, ahd. quena, ch(w)ena 'weih, frau, galtin' sein. H.
1 rein grammatisch könnte es sehr wol = got. kijano, nom. acc. sg. n.
oder nom. sg. f. der schwachen declination des part. praet. kijans von
keinan 'keimen' sein (über die Schreibung i statt inteivocalischen ij vgl.
Braune, Got. gr.3 § 10 anm. 4 und §44). jedoch weifs ich hiermit auch
nichts anzufangen.
372 HENNING RUNENDENKMÄLER
bringt ein reichliches material, sogar aus dem modernen patois
der gegend (das für das 6 jh. doch nichts beweist) zusammen,
um die lautliche und schriftliche form des wortes zu erklären,
aber ohne mich im geringsten überzeugt zu haben, auf s. 65
ist dabei noch ein grober Schnitzer untergelaufen, indem mit
bezug auf altslav. zena dem anbaut von qinö ursprüngliche pala-
talis zugeschrieben wird, doch das germ. q, wozu der anlaut von
alti. gnä-, arm. hin, boiot. ßavä, altpreu fs. genna, altir. ben voll-
ständig stimmt, weist auf idg. gutturales g hin; altslav. zena
und alti. /«WM- verdanken ihren Zischlaut dem alten e der Wurzel-
silbe, bei ursprünglicher palatalis müste es nach bekanntem ge-
setze im slav. ja *zena heifsen.
Die drei am rechten unteren rande eingeritzten runen III5
deutet H. als eja, 'eam' = got. ija, sc. rüna, indem er dem ersten,
von Wimmer als blofses expletiv gefasslen zeichen hier wie anderswo
die geltung eines geschlossenen e gibt (s. 67). dies eja wäre also
sehr altertümlich , indem es den germ. z-umlaut von e noch nicht
aufwiese. Sievers hat inzwischen der rune "UT auf der schrift-
tafel zu seinem aufsatz über die runen in Pauls Gruudriss s. 238 ff
frageweise die bedeutung fv (= engl, wh) gegeben , was ich für
richtig halte, ihr gotischer name in der Salzburger hs., uuaer,
darf ruhig zu ahn. hverr, ags. hwer 'kessel' gestellt werden, der
ags. name eoh (was nach den betr. Worten des Runenliedes nur
'eibe' bedeuten kann) steht mit seinem -h nicht so vereinzelt da,
wie H. s. 67 annimmt, vgl. Sievers, Ags. gr.2 § 223 anm. 2.
nach den von Kluge, Etym. wb/ unter eibe angeführten formen
mit innerem guttural lässt sich sehr wol ein germ. fem. lliwa,
resp. m. ihwaz annehmen, das den lautwert der rune also im
inneren gehabt hätte, man mag früh statt dessen die Schreibung
HP* eingeführt haben, sodass das alte zeichen aufser gebrauch
kam oder gelegentlich anders verwendet wurde, auf dem steiu-
kreuz von Ruthwell bezeichnet es ganz gewis nur h, und H.s
bemerkung s. 68 oben, dass ht hier (in ALMEvTTTlG) schon
zu tt assimiliert sei, während EJ* = ee, ei 'als die reguläre
Zwischenstufe zwischen älmeahtig und älmehtig, -mihtig anzusehen
sein' werde, also den t-umlaut von ea bezeichne, ist aus ver-
schiedenen gründen falsch, einmal ist im ae., und besonders im
nordengl., keine assimilation von ht^>tt (wie im nord.) bezeugt1,
im gegenteil durch die Schreibungen et, cht, gt neben ht und litt
die erhaltung des h bezeugt (vgl. Sievers, Ags. gr.2 § 221 anm. 1);
sodann spricht man bekanntlich noch heute im schottischen nixt,
mixt, lixt usw. die Schreibung litt findet sich auch sonst häufig,
vgl. Sievers, Murbacher hymnen s. 13 und nachtrag s. 106, der
auch beispiele für fit gibt, ein ae. beispiel für stt wäre noch
aus dem KRISTTUS der steinsäule von ßewcaslle (Stephens
1 nur nach r wird gelegentlich h vor t ausgestofsen : forthin, wyrta,
Sievers, Ags. gr.2 § 221 anm. 2.
HENNIING RIHNENDENKMÄLER 373
i 398) nachzutragen, was H. über ee als umlaut von ea be-
merkt, ist ganz falsch, da im nordhumbr. w statt des vvs. ea vor
ht eintritt und dessen umlaut ebenfalls ce ist (Sievers § 162),
sodass e in diesem worte ungenau für cb steht, wenn nun
würklich in anderen ags. inschriften \ die geltung von i hat, so
erklärt sich dies am einfachsten aus dem aulaut des runennamens
iow , ioh , iw , ih. da man das zeichen nicht mehr verstand, im
aiphabet aber weiter führte, konnte man es gelegentlich auch für
i gebrauchen, da sonst jede rune den laut ausdrückte, mit dem
ihr name anfieng.
Vielleicht ist die Vermutung nicht allzu kühn, dass Wul-
fila durch das Vorhandensein einer besonderen rune für hw
dazu veranlasst wurde, bei der bildung seines alphabetes eben-
falls einen eigenen buchstaben dafür zu schaffen, dem er das
gr. 0 zu gründe legte und in U q einen entsprechenden ge-
nossen gab.
Nach alle dem glaube ich H.s deutung seiner lesung up-
f[i]npai iddan kiano eia 'es möge die gattin des Idda sie heraus-
finden (vollständig erfassen)' als höchst unwahrscheinlich ab-
lehnen zu müssen, im 6 jh. sollen die Burgunden bereits so
weit romanisiert gewesen sein, dass sie unp in up, üildin(s)x
in Iddan, queno in kiano verwandelt hatten, während sie zur
selben zeit noch -ai im opt. praes. besafsen und idg. e vor/ be-
wahrten, das doch sonst längst zu i geworden war! das glaube,
wer kann, mit solchen anachronismen ist der wissenschaftlichen
forschung wenig gedient, und die Charnayer inschrift wird wie
früher ein ungelöstes rätsei bleiben. — fast wie ein schlechter
scherz klingt darnach H.s Schlussbemerkung (s. 68 f) zu dem ab-
schnitt, worin er die beiden schwachen zeichen in der mitte als
misratenes £=n deutet: 'beide ruuen liefern somit wol nur ein
Zeugnis dafür, dass die gattin des ldda es noch zu keiner grofsen
fertigkeit gebracht hatte, als sie es unternahm, hier den anfang
des ihrem Studium empfohlenen alphabetes nachzuritzen.'
5. die spange von Osthof en. die von H. als deutlich
erklärten runen GO : : FUHAD : : D : : OFl(oder A ?)LEG werden
vermutungsweise zu GODE FÜR AD LODARO FILEG ergänzt, was
'Deo iter uanitatum commenda', 'den weg der (irdischen) hin-
fälligkeit stelle in gotles schütz' bedeuten soll, ich halte es für
überflüssig, dem etwas hinzuzufügen.
6. die spange von Freilaubersheim. in der deutung
der bereits früher richtig gelesenen und übersetzten inschrift Böso
wraet rüna 'Röso ritzte die rune(n)' entfernt sich H. darin von
Wimmer, dass er wraet nicht für nd., sondern für vorhoch-
deutsch-fränkisch hält, indem ai hier bereits auf dem wege der
diphthongierung zu ösei, den es später in der gegend zwischen
1 oder Hildan wie in nord. J>raiüirjan auf dem stein von Tanum
(Schweden), wozu sich ags. -an stellt.
A. F. D. A. XVI. 25
374 HENNING RUINEN DENK MALER
Nahe und Fulda (wie schon früher im ags.) und in vielen anderen
dialecten1 definitiv zurückgelegt hat.
Die untere reihe liest H. PK DAPENA GO:D:, was zu p[i]k
Dapena gö[l]d[a] ergänzt und mit 'dich, Dathena, begrüfste er'
übersetzt wird. Dapena soll zu nhd. tadel gehören , gölda das
bereits syncopierle praet. von got. göljan, altn. gela sein, auf
s. 139 wird dagegen gödda, praet. von altn. geda, ags. gödian 'be-
schenken' als ergä'nzung vorgezogen, ich muss gestehen, dass
mir nur die erklärung von PK als pik wahrscheinlich vorkommt,
dagegen der weibliche name Dapena mit >T = e, i sowie die er-
gänzungen vonGO:D: mir höchst problematisch erscheinen. —
der name Böso wird durch die dialecte verfolgt und mit altslav.
basnü 'fabula', bajati 'fabulari' usw. verknüpft, wozu auch nhd.
base, eigentl. 'klatschschwesler, Schwätzerin' gehören soll, das
letztere wird schwerlich auf viel heifall stofsen.
Für Böso werden s. 83 locale beziehungen nachgewiesen und
die fränkische spange (bei der eine goldmünze Totilas gefunden
wurde) schließlich ins 6 — 7 jh. versetzt.
7. die gröfsere spange von Nordendorf enthält
die deutliche inschrift LOGAPORE WODAN WIGIPONAR, das
abgetrennt und übersetzt wird: Loga pore Wodan! wlgi ponar!
'die heirat ersiege Wodan , weihe Donar 1' die drei letzten worte
sind unzweifelhaft richtig, wlgi hat hier grammatischen Wechsel
wie altn. vigja. loga ist nach H. entweder eine nebenform mit
tiefstufe zu got. liuga, oder aber loga, das zu altfr. lögia 'heiraten',
ags. lögian 'in Ordnung bringen, passend einrichten'2 gehörige
Substantiv, pore sei der imp. sg. von einem ahd. verb * porin
= altn. pora 'sich getrauen, wagen, eilen', wozu auch pyrja
'vorandringen, ungestüm vorwärts eilen', pori 'hauptteil, menge,
masse' gehören, die phrase loga pore soll sich auf den braut-
lauf beziehen, zu dessen glücklicher beendigung Wodan angerufen
werde, dass aber *porin aus seiner iutransitiven oder inchoativen
bedeutung die transitive von 'im laufe ereilen, ersiegen' ent-
wickelt haben sollte, ist mir höchst unwahrscheinlich, ich kann
daher der scharfsinnig ausgedachten erklärung von logapore nicht
beistimmen.
Hübsch ist die bemerkung (s. 102), dass die inschrift eine
allitterierende langzeile bildet, jedoch möchte ich verschränkten
Stabreim (p-w-w-p) hier wie überhaupt als beabsichtigt ab-
lehnen, da er dem wesen der allitteratiou und ihren gesetzen
widerspricht, wir haben hier nur 6iue bewuste allitteratiou , w,
welche die 2 hebung der ersten kurzzeile mit der ersten der
anderen bindet; beide gehören zu Sievers typus A. aus den
1 auch hier in Göttingen hört man schon vielfach, besonders bei kindern,
« statt üe (<z äi <C ai) zb. stein 'stein'.
2 Kluge gibt in seinem Ags. lesebuche s. 169 dem verbum gelögian die
bedeutungen 'stellen, hinlegen, bebauen, bewohnen.'
HENNING RUNENDENKMÄLER 375
metrischen gesetzen ergibt sich dagegen nichts über die beiden o
in loga und pore , sie können kurz oder lang sein, das schema
der zeile ist demnach:
Das zweite i in WIGl soll eine spätere correctur von I zu
n erfahren haben, und über dem o von 1>0NAR steht ein deut-
liches P l. aus dem ersteren umstände schliefst H., dass man
den namen des christengottes (got. gup) in die heidnische formel
habe hineinbringen wollen, vergisst dabei aber, dass gup speci-
fisch gotischen auslaut zeigt und ihm nur ein westgerm. gud
oder god entsprechen kann, falsch ist die annähme, gup sei
im got. und westgerm. ein consonantischer stamm gewesen: dem
widerspricht die gewöhnliche flexion und die etymologie (alti.
hutäm). neben dem dat.gpa kann der abgekürzte gen. gps doch
wenig beweisen, das P über dem o soll der besitzer, der in
der zweiten spangeninschrift genannt werde, hinzugefügt haben,
die von anderer hand geritzte zeile wird sicher gelesen AWA-
LEUBWlNIt, worin H. den weibl. namen Awa und den dat. sg.
des m. Leubwini sieht. \ wird nämlich wider als e gedeutet,
und winie soll der regelrechte alte dat. von wini sein , entstanden
aus winii oder winji(?) für win-iji! aus *winii muste aber sofort
*wini, wini werden, vgl. ahd. ensti, und bei dem sg. der masc.
ist doch wol schon sehr früh (wie im got.) die bildung nach
analogie der o- stamme eingetreten, wenigstens kennt das lit-
terarische ahd. nur einen dat. wine. wir werden hier t- für ein
schluss- und trennungszeichen zu halten haben und in Leubwini
den nom. sehen müssen: Awa und L. waren wol das ehepar,
zu dessen loga die spange geschenkt wurde. H. setzt sie ins
6-7 jh.
8. die kleinere spange von Nordendorf ist
bereits von Rieger als BIRLMOELK gelesen worden, das H. in
birl[i]nio Elk zerlegt und durch 'der schenkin Elk' übersetzt, elk
soll nämlich die entsprechung von einem unbelegten westgerm.
*elg 'eich' sein und II. bringt beispiele für die erhärtung von
ausl. g zu k aus dem anfang des 8 jhs. bei. leider äufsert er
sich nicht weiter über * elg (das ja mit ags. eolh, ahd. elaho im
grammatischen Wechsel stehen müste), dessen vocal sowol e wie
umlauts-e sein kann (vgl. ahn. elgr < *algiz, Wimmer s. 133).
im letzteren falle könnte die inschrift nicht vor die mitte des
8 jhs. fallen, da der «-umlaut von a erst um 750 beginnt. (Braune,
Ahd. gr. § 27). — für Elch werden auch locale beziehungen nach-
gewiesen. birl(i)nio soll der dat. sg. eines von biril 'krug, ge-
fäfs, topf, korb' abgeleiteten fem. *birilin sein, wobei H. auf ags.
byrele 'mundschenk' verweist, da er richtig bemerkt, man würde
als endung -inno erwarten (vom jähre 772 wird der gen. Albunia
ciliert), so ist vielleicht birlnio nur eine verschreibung für bir-
lino (==birlinno), wie es deren ja in den runeninschriften genug
25*
376 HENNING RUNEMDENKMÄLER
gibt; zwischen r und l wäre auch noch ein i zu ergänzen, da
an syncope nicht zu denken ist. mit birilinno Elk um die mitte
des 8 jhs. dürfte man denn wol einverstanden sein.
9. die Emser spange trägt die inschrift UBADA
MADAN. das erste wort wird = Wada, nom. sg. f. eines ab-
gekürzten namens, das zweite als dat. sg. m., ebenfalls koseform,
gewis richtig gedeutet, da n hier wie auf der vorigen spange
bereits die form K zeigt und beide in archäologischer beziehung
zu einander gehören, so wird auch wol Wada ihrem Mado diese
Widmung im 8 jh. gemacht haben.
10. die Friedberger spange bietet mit ihrem unzweifel-
haften PUBUPHILD nichts bemerkenswertes aufser dem vor r
entwickelten svarabhaktivocal. wegen des p wird sie noch ins
7 jh. gesetzt, die von Virchow beigesteuerte beschreibung von
Thrüdhilds skelett, bei dem die spange im grabe gefunden wurde,
beweist, dass sie ihren namen mit der tat trug.
11. der Berliner gol dring (aus Körlin in Pommern?)
enthält aufser der bekannten (magischen?) formel ALU, worin
Bugge ht. salns erblickt, noch die binderune sT, die Wimmer als
AL deutete. H. will darin ein monogramm, ela, ella (== ahd.
Ilo, Illo) sehen, was mir jedoch wenig überzeugend scheint.
12. der bracteat von Wapno weist nur SABAR auf,
das bereits Müllenhoff als adjectivischen eigennamen mit der be-
deutung 'klug, weise' gedeutet hat. es gehört zu ahd. *int-seffen
(nur bei Olfrid intsuab, Braune, Ahd. gr. § 347 anm. 2), alts.
af-sebbian, mhd. entseben, lat. sapio, sapor usw. sonst erscheint
die wurzel nur in eigennamen, deren zahl H. noch durch mehrere
nachweise vermehrt. SABAB steht mit assimiliertem auslautendem
s ganz auf gotischer lautstufe (vgl. anpar) und wird den Bur-
gunden zugewiesen.
In einem excurs über namen und herkunft der bracteaten
(s. 1 22 ff) vermutet H., das AN W[A]LHAKURNE auf dem bracteaten
von Tjörkö sei = an w(a)lhakur(u)ne und bedeute 'auf einer
wälschen kröne.' die römischen goldmünzen , die vorläge der
germ. bracteaten , seien entweder nach der kranzartigen randein-
fassung, oder eher nach dem kränz, der kröne, über dem darauf
geprägten, profilkopf so bezeichnet worden.1 ich muss die richtig-
keit dieser erklärung dahingestellt sein lassen — Bugge fasst
-kurne als 'körn'.
13. der 2 Berliner bracteal unbekannter herkunft ent-
hält den bereits von Müllenhoff mit ahd. Weiko identifizierten männl.
eigennamen WA1GA mit gotisch-nordgerman. endung im nom sg.
die koseform gehört zu dem ahd. adj. weigar 'verwegen', dem nhd.
v. sich weigern, und dem altn. compositionsteil -veig in weibl.
1 in den von H. s. 123 unten gegebenen Übersetzungen von lat. Corona
ist noch ags. cören -heg nachzutragen, das in einer gebetsüberschrift die
dornenkrone Christi bezeichnet, vgl. Anglia xi 172f.
HENNING RUNENDENKMÄLER 377
namen. — auf s. 141 werden die letzten beiden stücke dem
4 — 5 jh. zugewiesen.
14. die Dannenberger bracteaten haben je eine
inschrift, aber auf die deutung der ersten, wol in der nach-
ahmung einer vorläge entstellten, verzichtet H., die zweite liest
er GL>TAR(oder U?)GIZ. 4" wird wider als e, i gefasst und das
wort in gle- (gli-) und argiz abgeteilt, das erstere soll = ags.
gleo, altn. glxj (st. gliuja- oder, wie H. schreibt, glewi) sein,
wobei er allerdings den Stammesauslaut in der composition 'un-
gerne entbehrt'; das letztere = nhd. arg! während arg sonst stets
ein o- stamm ist, muss es hier einmal /-stamm sein, und diese
kleine unregelmäfsigkeit bildet ja ein seitenstiick zu gle-, das sich
in dieser form dem echt urgerm. * argiz gegenüber gerade nicht
als besonders wahrscheinlich empfiehlt. Gle- argiz bedeute das
gegenteil von Gleobald, 'einen bei geselliger Unterhaltung, bei
spiel und scherz unbrauchbaren mann' — also eine art Csedmon!
Die zweite inschrift wird R>TURGZ, d. i. reurgz gelesen und
soll für *riuragaz, eine ableitung von go t. riurs 'hinfällig, ver-
gänglich', altn. ryrr 'schwach, gering' stehen, die beiden letzten
vocale wären wegen raummangel fortgeblieben, vielleicht auch
das letzte a bereits lautgesetzlich geschwunden.
'Glearg der schwache (hinfällige)' ist der name des
künstlers. die heimat der spange ist die untere Elbe, nach s. 141
gehurt sie ins 6 — 7 jh. besonders interessant ist sie wegen
des Y. — ich halte beide deutungen für alles andere als über-
zeugend.
15. der bracteat aus Heide, jetzt in Hamburg, ent-
hält nur die bekannte formel ALU.
16. das Berliner thonköpfchen, von Virchow für
echt erklärt, zeigt auf dem Scheitel und auf 3 Seitenflächen der
basis je eine rune, auf einer seite 2 runen, teils rechts-, teils
linksläufig. H. ordnet und liest FULGIA = altn. fylgja 'schütz-,
folgegeist', wobei er das sonst unbekannte zeicheu"! als g fasst.
'so könnte die büste einen deutschen genius darstellen' (s. 141).
im gotischen würde es allerdings nicht, wie H. (s. 133 unten)
meint, fulgja, sondern * fulgjö lauten! — ich muss auch dieser
deutung gegenüber meinen vollständigen Unglauben bekennen.
Die spange von Engers mit ihrem LEUß wird s. 156
für zweifelhaft erklärt — wozu ich keinen grund einsehe — , die
von Kehrlich ebenda direct als plumpe fälschung charac-
terisiert. sie trägt die inschrift WODANA HAILAG mit der
/i-ruue >j(, die specifisch jung-nordisch ist (s. Wimmer s. 203 f).
auch stilistisch ist der ausdruck anfechtbar.
S. 135 ff werden die 'ergebnisse' zusammengefasst, indem
zuerst die denkmäler einzeln kurz characterisiert und gruppiert
sind, und dann eine grammalische darstellung ihrer Sprachver-
hältnisse folgt, die z. t. buchst problematischen dinge werden
378 HENNING RUNENDENKMÄLER
jedoch hier mit zu viel Sicherheit vorgetragen, daran schliefsen
sich s. 147 ff bemerkungen über die runenschrift selbst, aus
denen ich folgendes hervorhebe.
Zunächst weist H. darauf hin , dass wir bei der lückenhaftig-
keit unseres materials durchaus nicht mit Wimmer die früheste
richtung der runenschrift als gleich giltig , bald rechts, bald
links laufend, bestimmen dürfen, die ursprüngliche Verwendung
und form der in terpunctions zeichen bedarf auch noch sehr
der aufklärung, da sie bald fehlen, bald in manigfach wechselnden
gestaltungen erscheinen, zeitliche und örtliche momente sind hier
jedesfalls zu unterscheiden.
Über die form der runen und ihre geschichte entwickelt
H. ansichten, die von denen W.s oft nicht unerheblich abweichen,
besonders die zeichen für u, r, k und d geben zu bemerkungen
anlass und führen auf die Vermutung alten Zusammenhanges
zwischen westgermanischer und dänischer schrift. die entstehung
der runen selbst ist H. geneigt in das 2 jh. zu setzen und ihre
heimat bei den Weichsel- und ostseeanwohnern zu suchen, die im
1 jh. besonders lebhafte Handelsbeziehungen zu den Römern hatten,
er verneint nicht unbedingt den griechischen einfluss auf die aus
der römischen cursive entstandenen zeichen , deren benennungen
auf besonderen anteil der Ingwäonen bei der namengebung
schliefsen lassen, ebenso wenig wie diese mit dem aufkommen
der runenschrift identisch zu sein braucht, mag letztere auf ein-
heitlicher und einmaliger erfindung beruhen, vielmehr im laufe
der zeit mehrfache Umbildung erfahren haben, in Westdeutsch-
land scheine sogar später durch irgend welche einflösse eine neue
blüteperiode eingetreten zu sein. — für die </-rune X nimmt H.
W.s erklärung nicht an, und bei der ^-rune <> erinnert
er an griech. Tl- als mutmafsliches vorbild. das zeichen für
stimmhaftes s1 (z) sei wol aus Z entstanden , aber ursprünglich
Y wie auf der spange von Charnay gewesen und erst später
zu Y und J^ vereinfacht, ihr unmittelbares muster war jedoch
die vulgäre form des Z. — für X wird Ursprung aus Y geläugnet,
vielmehr sei es eine modification von I , das auf den pompejan.
wandinschriften und den siebenbürg, wachstafeln öfter mit solchen
kleinen Schrägstrichen vorkommt. — die |)-rune mag auch in
ihrer ags. form das ursprünglichere zeigen, und H. vermutet
alten Zusammenhang zwischen ihr und dem got. (/-zeichen , wobei
er an die ags. und got. namen beider erinnert. Q soll sogar
alt, nicht erst von Wulfila erfunden sein, und H. möchte das
burgund. W eher für q als für p halten, wie aber der umstand,
dass idg. q im keltischen2 zu p wurde, alten Zusammenhang zwi-
schen diesen zeichen und keltischen einfluss auf die bildung der
1 das aber nicht blofs im auslaut vorkam, wie H. s. 154 meint.
2 doch nur im gallo -brittischen, nicht im gälischen, vgl. Brugmann,
Grundriss i s. 326 f.
HEMNING RU.NEIVDEISKMÄLER 379
runenschrift beweisen soll, ist mir unerfindlich. — dem M liegt
vulgäres II zu gründe.
Ich muss es mir versagen, zu diesen behauptungen Stellung
zu nehmen, da ich glaube, dass nur reichliche weitere funde, die
wol nach dem bisherigen gange der entdeckungen zu erwarten
sind1, über diese und andere dunkle puncte jener frühen cullur-
epochen licht verbreiten können, manches aber wird gewis immer
im dunkel bleiben, und hier können nur mehr oder minder wahr-
scheinliche Vermutungen die lücken in unserer erkenntnis aus-
füllen, ich schliefse meine besprechung des buches mit dem
ausdruck der aufrichtigen anerkennung gegenüber dem verf., der
gewis die in ihn gesetzten erwarlungen vollständig erfüllt und
uns ein corpus inscriptionum runicarum germanicarum geschenkt
hat, wie wir es nur irgend erwarten konnten, wenn ich in
nicht wenigen puncten mich widersprechend oder gänzlich ab-
lehnend äufsern muste, so waren dies meist nur fälle, in denen
ich allen Scharfsinn überhaupt für verlorene liebesmüh erachte,
das spiel der vom boden der würklichkeit abgelösten phantasie
ist keiner kritik mehr unterworfen und wird zu leicht subjective
willkür, die nur noch an den geschmack, nicht mehr aber an
den kritischen verstand appelliert, bei vielen runeninschriften
wird sich der bescheidene forscher sagen : ad ultra posse nemo
teuetur.
1 soeben erfahre ich, dass dr Söderberg auf einer Salinger spange des
Stuttgarter museums die runeninschrift DNLO AMILUK entdeckt und in
dr Naues Prähistorischen blättern (die mir hier leider nicht zugänglich sind)
veröffentlicht hat.
Göttingen im mai 1890. F. Holthausen.
Der satzbau des althochdeutschen Isidor im Verhältnis zur lateinischen vor-
läge, ein beitrag zur deutschen syntax von Max Rannow (Schriften
zur germanischen philologie hg. von dr MRoediger ii). Berlin, Weid-
mann, 1888. x und 128 ss. 8°. — 4 m.
Die abd. Übersetzung des Isidor ist ein sprachlich so interes-
santes denkmal , dass jede neuerliche grammatische betrachtung
desselben dankenswert ist, zumal wenn sie, wie die vorliegende,
in so gründlicher weise durch eine vergleichung der Übersetzung
mit dem lateinischen original und sorgfältige erwägung jeder
stelle, die dem Verständnisse und der auffassung Schwierigkeiten
bereitet, nicht allein die syntactischen Verhältnisse des denkmals,
so weit sie den satzbau beireffen, bis ins einzelnste feststellt,
sondern auch manche dunkelheit in erschöpfender besprechung
klar macht, manche controverse endgilliger entscheidung zuführt,
daneben läuft eine beständige rücksichtnahme auf die handschrift-
380 RANNOW SATZRAÜ DES AHD. ISIDOR
liehe Überlieferung des lat. textes, aus der hervorgeht, dass die
vorläge unseres Übersetzers von dem lat. texte, den wir bei Wein-
hold lesen , vielfach abwich , was natürlich gewisse bis jetzt un-
erklärte inconcinnitäten zwischen beiden begreiflich macht, es
ist ein besonderes verdienst R.s, dass er diesem punete volle auf-
merksamkeit widmete ; er scheint sich mit der frage der text-
construetion völlig vertraut gemacht zu haben, wäre also wol
der berufenste mann , uns eine neue ausgäbe des Isidor zu be-
scheren , da der Weinholdsche text den 'strengen anforderuugen
der Wissenschaft nicht auch nur halbwegs entspricht.' R.
arbeitet äufserst genau; er sagt kaum etwas, ohne alle ein-
schlägigen belege gesammelt und geprüft zu haben , wobei er
oft über den rahmen der betrachtung des satzbaues hinaus auf
die verschiedensten einzelheiten der Übersetzungskunst und des
Sprachgebrauches Isidors zu sprechen kommt, die natürlich unter
dem text abgehandelt werden und erwünschte beigaben bilden;
auch diese excurse sind sorgfältig gearbeitet, so bringt ihn zb.
eine bemerkung im text dazu, zu untersuchen, wie Isidor citiert, und
eine in dieser anmerkung besprochene stelle wider dazu, zu zählen,
wie oft er inti und joh gebraucht, dass alle im texte besprochenen
stellen völlig ausgeschrieben vorgeführt werden, empfiehlt sich sehr;
man braucht nicht beständig mit zwei büchern zu operieren und
kann einmal auch ein syntactisches buch wie ein anderes lesen,
freilich schwillt die schrift dadurch gewaltig an und erscheint
etwas breitspurig; doch ersteres ist die sache des Verlegers, und
der zweite umstand schadet gewis nicht der gründlichkeit. — R.
citiert verlässlich; wenigstens haben Stichproben im texte keine
correctur ergeben, von den zahlreichen anmerkuugen habe ich
blofs eine, die fünfte (s. 10. 11), genau nachgeprüft, hier zählt
nämlich R. anlässlich der bemerkung im texte, dass die Stellung
ist chiquhedan dem hauptsatze ausschliefslich angehört, freilich
aber auch im nebensatz oft zu finden ist (welche einschränkung
das 'ausschliefslich' sonderbar illustriert), alle fälle zusammen, wo
Isidor im nebensatze bei zusammengesetztem verb das verbum
finitum vor- oder nachstellt; er findet, dass es 57 mal vor-,
50 mal nachsteht, dass also des Übersetzers spräche noch zwischen
vor- und nachgestelltem verbum finitum schwankt, auffälliger
weise betrachtet er in diesem excurs nur den deutschen text,
ohne zu beachten, wie sich die deutsche Stellung zur lat. ver-
hält, wo ja auch zusammengesetzte formen erscheinen, es ver-
anlasste mich dieses übersehen , die vergleichung mit der lateini-
schen Stellung nachzutragen, das endresultat erschien wol nicht
wesentlich modificiert , aber bei dieser gelegenheit controlierte ich
die 107 citate dieser anmerkung und fand auch einige ungenauig-
keiten. vor allem sind 21, 15 und 35, 15 auszuscheiden; es sind
gar keine nebensatze, wie R. selbst s. 60 und 28 nachweist;
ob 29, l ein nebensatz ist, ist gleichfalls sehr fraglich , s. s. 13;
RAISNOW SATZBAU DES AHD. ISIDOR 381
ferner soll es in der 6 zeile statt 37, 21 heifsen 37, 22; 2 zeilen
weiter findet sich 31, 29, das s. 11 richtig als 37, 28 citiert ist,
sowie das 17 zeilen weiter angeführte 25, 21 s. 10 als 25, 20
erscheint. — als interessant liehe ich hervor, dass in relativ-
sälzen auffallend oft das verbum finitum nachsteht, 3 mal mehr
als vor (21 : 7), während zb. bei dhazs 23 fälle des vorstehenden
verbum finitum blofs 10 fällen der nachstellung gegenüberstehen,
die relativsätze waren offenbar durch das einleitende pronomen
noch nicht ganz als nebensätze characterisiert, daher muste die
Wortstellung mithelfen; es entspricht dies Löhners und meinen
beobachtungen. es ist überhaupt zu loben , dass R. die Wort-
stellung sorgfältig beobachtet und zumal in einem anhang s. 112
nicht blofs die Stellung des verbum finitum , sondern die aller
Satzteile, wenn auch nur skizzierend, bestimmt.
Bevor ich auf einzelne stellen eingehe, sei noch der inhalt
des buches in grofsen zügen angemerkt. R. geht von der lateini-
schen vorläge aus und untersucht nun, wie 1) die lat. hauptsätze,
2) die nebensätze, 3) infinitiv, particip, gerundium und gerun-
divum in der deutschen Übersetzung widergegeben sind, die ab-
weichungen und die gründe derselben werden sorgfältig erwogen;
dass dabei die geschicklichkeit und Selbständigkeit des Übersetzers
immer klarer hervortritt, war vorauszusehen, und dass der Isidor-
übersetzer die anderen ahd. Übersetzer in diesem betrachte über-
ragt, wird niemand bezweifeln wollen; aber als quellen für die
erforschung der syntax sind diese sclavischen Übersetzer doch
vielfach noch wertvoller als Isidor, weil sie dort, wo sie die vor-
läge verlassen, einen decidierten beweis für die stärke des dem
lat. entgegengesetzten deutschen Sprachgebrauches liefern, in
diesem sinne wird auch Gerings und Deneckes Wertschätzung
dieser ahd. Übersetzer aufzufassen sein (s. s. 2) , und so habe
auch ich die Sachlage immer betrachtet, dass Otfrids poetische
spräche nicht der lauterste quell für die syntax der ahd. spräche
überhaupt sein kann, hat R. bei aller hochachtung vor Olfrid
richtig betont (s. 1). — s. 126 und 127 bieten ein alphabetisches
Sachverzeichnis und s. 128 ein register der 85 kritisch und
exegetisch besprochenen stellen.
Von druckversehen sind mir blofs 2 aufgefallen : s. 53 ist
in dem lat. cital 15, 11 der beistrich statt nach ferebatur nach
aquis zu setzen, s. 54 statt prophet aeusque zu lesen prophetae
nsque.
S. 9 wirft mir R. vor, dass ich in meinen Relativsätzen
s. 1 Is. 3, 20 als beispiel für einen durch ein anaphorisches
pronomen eingeleiteten relativsatz übersehen habe, die stelle
lautet latet mim ab oculis hominnm et a volucribus caeli absconsa
est, id est eliam ipsis angelis incognita: dhiu chiholan ist fona
manno augom Joh fona allem himiles fleugendem ist siu chiborgan,
siu ist chiuuisso selbem angilum iinchundiu. den letzten satz
382 RANNOW SATZBAÜ DES AHD. ISIDOR
siu ist . . . fasst R. als relativsatz auf, tut dies aber auch mit dem
ersten satz, der durch dhiu eingeleitet ist; er erklärt nämlich
die worte dhiu — chiborgan für einen anakoluthisch gebauten satz,
dessen 1 teil ein vollständig ausgebildeter relativsatz sei , während
der 2 teil die Stellung des hauptsatzes habe, mir ist darum R.s
auffassung nicht klar, ich stimme völlig mit ihm darin überein,
dass die worte dhiu — chiborgan einen relativsatz bilden, dessen
2 teil in anlehnung an die lat. Wortfolge Stellung des hauptsatzes
bekommen hat, was ja auch ohne vorbild in jener zeit noch
häufig geschieht, ja selbst in späteren Sprachperioden, zb. bei
den mystikern , nichts seltenes ist: dann aber muss der satz siu
ist chiuuisso . . . ein hauptsatz sein , und darum konnte ich ihn
unmöglich unter den relativsätzen aufführen, den relativsatz als
hauptsatz zu fassen, dessen erster teil Wortstellung des neben-
satzes hätte', wird man sich schwer entschliefsen; eher könnte
man daran denken, dass Isidor, der ohnedies im gegebenen falle
die lat. vorläge frei behandelt, blofs den ersten teil dhiu — augom
als relativsatz gefasst wissen wollte, an den sich dann mit joh
fona ein hauptsatz anschloss. aber auch dann ist der 3 satz siu
ist chiuuisso nichts weiter als eine fortsetzung des vorhergehenden
hauptsatzes und darum selbst ein hauptsatz; gemeinsam wäre
beiden Sätzen das siu als hinweisung auf das dhiu des relativ-
satzes.
S. 13 führt R. 2 lateinische hauptsätze an, die im deutschen
zu causalen nebensätzen mit huuanda wurden: 29, 1 und 21,3.
aus seinen weiteren ausfuhrungen aber würde sich eher ergeben,
dass diese Sätze als hauptsätze zu fassen sind, indem er darauf
hinweist, dass uns die Wortstellung nicht zu nötigen braucht,
diese Sätze , von denen der erste übrigens Stellung des haupt-
satzes hat, als nebensätze zu betrachten, und dass zweitens
huuanda im ahd. oft unserem denn entspricht, was ja eine bekannte
tatsache ist; schliefslich gibt R. selbst zu, dass beide Sätze zum
hauptsätze mehr in paratactischem als hypotactischem Verhältnisse
stehen; ich nehme sie darum auch lieber für hauptsätze.
In der zweiten stelle 21,3 steht dem lateinischen quod enim
homo f actus est, nobis profecit gegenüber huuanda chiuuisso, dhazs
ir man uuardh uuordan, unsih hilpit. R. stellt s. 14 die Ver-
mutung auf, Isidor habe das quod enim causal gefasst und sei
vielleicht auf diese art zu seinem huuanda gekommen, wäre es
nicht denkbar, dass Isidor das est übersah, oder dass es in seiner
vorläge fehlte, er also homo factus als participialconstruction
fasste und mit dem d/wzs-satze widergab, nun aber quod mit
profecit verbinden muste und demgemäfs übersetzte? die deutsche
Wortstellung des nebensatzes ist dann nur die folge der völligen
anlehnung an die lat. vorläge.
S. 43 bespricht R. die schwierige stelle 47, 10 inuga ih
andre gaborane . . g[aber]e? — enti ih an[drem gi]bu za be-
RANN0W SÄTZBAU DES AHD. ISIDOR 383
ranne, sculi ih nuesa[n..]? mumqnid qui alios parere facio , ipse
no7i pariam ? et qui gener ationem ceteris tribuo , sterilis ero ? weil
der erste satz unvollständig vorliegt, habe ich in meinen Relativ-
sätzen s. 40 blofs den zweiten berücksichtigt, und weil sonst
relativsätze mit anaphorischem pronomen immer nachstehen , das
enti couditional gefasst. eine solche Verwendung des enti ist
ahd. allerdings nicht nachgewiesen, aber mhd. so häufig, dass
sie fürs ahd. wol angesetzt werden kann, trotzdem aber lässt
mich jetzt die rücksicht auf den ersten wenn auch nur in resten
erhaltenen satz, dessen parallelismus mit dem zweiten offenbar
ist, mit R. annehmen, dass wir hier das persönliche pronomen
der 1 person relativisch zu nehmen haben, wenn es auch vor-
ansteht, eigentümlich berührt es, wenn R. s. 52 die relative
Verwendung des so mit einem nhd. beispiel belegt, das er einer
anm. Löhners entnimmt; dieser gebrauch ist ja nhd. so häufig
und R. bringt selbst ein beispiel aus GKeller und verweist ferner
auf Sammlungen über rel. so, dass dieses citat ganz unnötig ist,
um so mehr, als R. sonst das nhd., wozu er ja schliefslich das
recht hat, fast ganz unberücksichtigt lässt.
Wenn R. s. 59 die Stellung in dem causalen nebeusatze
bidhiu huuanda sie chihordon gotes stimm hluda in Sinaberge
quhedhenda (13, 5) die eines hauptsatzes nennt, weil subject und
prädicat vorangestellt sind, so möchte ich dagegen bemerken,
dass die Stellung subj.-präd. nach einem den satz einleitenden
bidhiu huuanda eher für den nebensatz characteristisch ist; dass
dem prädicat noch Satzteile folgen, das ist im ahd. nebensatze
'durchaus nichts unregelmäfsiges'(vgl.zu der Wortstellung in diesem
satze auch R.s bemerkung s. 119).
S. 65 ff bespricht R. die schwierige stelle 3, 10 dhazs suoh-
hant auur nu ithniuuues , huueo dher selbo sii chiboran , nuso ist
in dheru sineru heilegun chiburdi so daucgal fater chiruni, dhazs
ni saget apostolus noh forasago ni bifant noh . . ., Isaias so festi-
noda, dhar ir quhad; er erwägt sorgfältig das Verhältnis zur
vorläge und die möglichkeiten der auffassung, kommt aber dabei,
wie er selbst gesteht, zu keiner sicheren und zuverlässigen ent-
scheidung. darum wage ich es, auch meine ansieht vorzubringen.
nuso dürfte wol mit R. dem dum = 'während doch' entsprechen;
ich übersetze also ungefähr: 'man forscht, wie er geboren sei,
da doch bei seiner geburt der vater ein geheimnis ist, das niemand
kennt, Isaias aber so bestätigt, indem (dass) er sagt: wer hat
von seiner geburt erzählt?' ich fasse also dhazs ni saget usw.
als einen relativsatz , bezüglich auf chiruni, der durch Isaias so
festinoda fortgesetzt wird, das so vor daucgal braucht nicht zu
beirren, da R. selbst s. 66 anm. nachweist, dass noch 3 mal im
Isidor ein solches so ohne beziehung auf das nachstehende gegen
die lat. vorläge hinzugefügt erscheint; es ist einfach verstärkend,
also so daucgal chiruni = ein gar tiefes geheimnis. wenn man
384 RANNOW SATZBAIT DES AHD. ISIDOR
ferner dhar = cum = indem fasst wie 7,29, wo dem dhar ir quhad
tatsächlich cum diceret entspricht, so ist dann auch das so vor festi-
noda plausibel gemacht, und die ganze stelle gibt einen guten
sinn, ohne dass man eine textänderung vorzunehmen hätte, wie
sie Starker, der dhazs izs ni saget lesen will, und R. vorschlagen,
der eine Umstellung in so Isaias festinoda in erwägung zieht.
S. 92 f liest man eine interessante Zusammenstellung der ver-
schiedenen ansichten über den acc. c. inf. im deutschen. F..
meint mit anderen, dass diese construction wie der absolute dativ
(s. 108) fremdem, besonders lateinischem einflusse zu verdanken
sei, immerhin aber in ahd. zeit schon so verbreitet gewesen sei,
dass, wer sie gebrauchte, auch verstanden wurde; 'es machte
sich eben eine Strömung geltend, die mit dieser construction die
deutschen Sprachmittel bereichern wollte, aber es gelang ihr auf
die dauer nicht.'
Währing-Wien, december 1889. Tomanetz.
Verzeichnis der auf dem gebiete der neueren deut-
schen LITTERATUR IM JAHRE 1889 ERSCHIENENEN WISSEN-
SCHAFTLICHEN PUBLICATIONEN.
von Philipp Strauch.*
iA. Bibliographie. Sammelwerke.
Seemanns litt, jahresber. [u. weihnachtscat.] hg. von KHeinemann unter
mitwirkung von CG e h 1 e r t, AK i r c h h o f f, ELehmann, MN e c k e r,
ARosenberg, OSeemann. 1889. Leipzig, dr. von Ramm & Seemann.
152. 8. — Theol. litteralurbl. nr 51. [1
Verzeichnis der auf dem gebiete der neueren deutschen litt, im j. 1887 er-
schienenen wissensch. publicationen von PhStrauch. Anz. xv 70. — DLZ
nr 16 sp. 609. Revue critique nr 2 s. 40. [2
Continental literature, july 1888 to june 1889: Germany. Athen. nr3219
(RZi mm ermann). [3
Ausgew. volks- u. Jugendschriften, mit einl. u. erläut. von OHelling-
haus. Münster i/W., Aschendorff. 16. Geliert, Ausgew. fabeln u. er-
zählungen. vn, 88 (bdchen 33). — Schwab, Die schönsten sagen des
class. altertums. 1. Die sagen von Odysseus. vm, 239 mit 2 bildern
(bdchen 31. 2). — vgl. Stimmen aus Maria Laach 37, 571. [4
Ribl. der gesammtlitt. des in- u. ausl. s. 1888 [3. vDros te-Hül shof f, Die
judenbuche. ein sittengemälde aus dem gebirgigen Westfalen. 50(nr353). —
GhAGEberhard, Hannchen u. die küchlein. 94 (nr 339). — Fichte,
Reden an die deutsche nation. 203 (nr 356. 7). — GForster, Ansichten
vom Niederrhein. 112 (nr 349). — Goethe, Wilhelm Meisters lehrjahre.
roman, 524 (nr 317— 21). Wilhelm Meisters wanderjahre. 372 (nr343— 5). —
EThWH off mann, Das fräulein vScuderi. erzählung aus dem Zeitalter
* mit freundl. Unterstützung von JBolte, FMichel, JMinor , OPisiower, ASauer,
I'SCHLENTHER , ESCBMIDT , KSCHORBACH, TnSlEBS, LStEINMEYER , IISWuiTE , AWOHLWILL,
GWolff, sowie der germ. seminare zu Berlin u. Wien.
BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IA. BIBLIOGRAPHIE. SAMMELWERKE 385
Ludwig xiv. 70 (nr 293). — Immermann, Der neue Pygmalion, er-
zählung. 50 (nr 288). — HvKleist, Die Hermannsschlacht, ein drama.
87 (nr 326). — Klinger, Das leidende weib. ein trauerspiel. nebst einem
anh. Die frohe frau u. K.s entgegnung. hg. u. eingel. von LJacobowski.
88 (nr 332). vgl. Bll. f. litt, unterh. nr 44 (Boxberger). — Klopstock,
Oden u. epigramme in ausw. mit Vorbemerkung u. erläut. von BGrosse.
vi, 106 (nr 330.1). — WM ül ler, Gedichte, gesammtausg. x,327 (nr309 — 12).
Griechenlieder. 64 (nr314). — Mus aus, Volksmärchen der Deutschen,
ausw. bearb. von HMeifsner. 228 (nr 354. 5). — Saphir, Wilde rosen.
gesammtausg. 255 (nr 306 — 8). — Schiller, Gesch. des 30 jähr, krieges.
359 (nr 367 — 9). — AWvSchlegel, König Heinrich v. hist. drama von
WShakespeare. übers. 99 (nr 340). Was ihr wollt, ein lustspiel von
WShakespeare. übers. 80 (nr 290). — Schleiermacher, Monologen,
eine neujahrsgabe. 64 (nr 370). Über die religion, reden an die gebildeten
unter ihren Verächtern. 272 (nr346— 8). — Schwab, Die deutschen volksbb. i
Dr Faustus. n Fortunat u. seine söhne. 74.102 (nr 329. 72). — Tieck,
Leben u. taten des scharfsinnigen edlen Don Quijote von la Mancha von
MdeCervantes Saavedra. übers. 4 bde. 244. 256. 262. 286 (nr 296—305). —
Varnhagen, Frhr Georg vDerfflinger. ein lebensbild. 61 (nr 333). Fürst
Leopold von Anhalt-Dessau, ein lebensbild. 148 (nr 350. 1). Graf Matthias
von der Schulenburg, ein lebensbild. 78 (nr 366). — Weber, Demokritos
oder hinterlassene papiere eines lachenden philos. bd. 10 — 12. 155. 155.
177 (nr294. 5. 315. 6. 22. 3). — Zschokke, Das goldmacherdorf. er-
zählung. 112 (nr 342). [5
Bibl. der weltlitt. s. 1888 [4. Gries teil 4. 340 (bd. 181). — Herder
bd. 2-6. 324.286.235.252.280 (bd. 180. 2. 7—9). — Wieland bd. 5. 6.
268.312 (bd. 179. 83). [6
Glassikerausg. f. den schulgebrauch s. 1888 [5. Goethe, Torquato Tasso.
ein Schauspiel, mit einer einl. u. anm. vers. vonEBreyer. xn, 104 (lieft 20). —
Schiller, Don Carlos, infant von Spanien, ein dram. gedieht, mit einl.
u. anm. von WSwoboda. xiv, 213 (lieft 21. 2). [7
D. nationallitt. s. 1888 [7. bd. 1 ff. — Nord u. süd 51, 438 (Erdmann),
bd. 100—24. — Revue critique nr 35/6 (Chuquet). lfg. 462—521. — Bll. f.
litt, unterh. nr 24. 30. 44 (Boxberger). [8
D.-österr. nationalbibl. hg. von HWeichelt. Reichenberg i/B., Weichelt. 8.
JLFD e i n h a r d s t e i n, Hans Sachs, dram. gedieht. 72 (nr 80. 1). —
LAFrankl, Christoforo Golombo. episches gedieht. 48 (nr 74). König
Salomo. epische dichtung. 56 (nr 79). — AGrün, Ausgew. gedichte. 88
(nr 71. 2). — FHalm, Der adept. trauerspiel. 67 (nr 77. 8). — vV***, Der
hausball. erzählung aus dem j. 1781. 23 (nr 73). [9
Graesers jugendbibl. bd. 1 — 4 1888 [8. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 157
(Prosch). 430 (Schmidt). [10
Dieselbe. Hauff, Märchen n. Der scheik von Alessandria u. seine sclaven.
mit einl. u. anm. hg. von HKny. 112 (bd. 5). [11
Graesers schulausg. nr 25. 27. 29—31 1887 [527. 1049. 1076. 1888 [10. —
Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25, 46. 414 (Bauer). Korrespondenzbl.
f. d. gelehrten- u. realschulen Württembergs 36, 135 (Schanzenbach). Zs.
f. d. deutschen Unterricht. 3, 372 (Unbescheid). [12
Dieselben. FvGcntz, Österr. manifeste von 1809 u. 1813. mit einl. u.
anm. hg. von EGuglia. xv,44(nr39). — Goethes Reineke Fuchs, mit einl.
u. anm. von KBeifsenberger. xiv, 111 (nr 38). — HvKleist, Das Käthchen
von Heilbronn oder die feuerprobe. grofses bist, ritterschauspiel. mit einl.
u. anm. von ALichtenheld. xiv, 82 (nr 40). Prinz Friedrich von Homburg,
ein Schauspiel, mit einl. u. anm. von RKade. xn, 64 (nr 37). [13
Meisterwerke der deutschen litt. s. 1888 [13. Schiller, Wilhelm Teil. 2 verb.
aufl. mit 1 karte. 119 (bdehen 2). — Voss, Homers Odyssee. 2 verb.
aufl. mit 1 titelbild. 163 (bdehen 3). [14
Meisterwerke unserer dichter, bdehen 51 — 3 1888] 14. — Stimmen aus Maria
Laach 36, 599. [15
386 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IA
Meisterwerke unserer dichter. Balladen deutscher dichter von Bürger bis
zur gegenwart. vm, 592 (bdchen 56—60). vgl. Stimmen aus Maria Laach 37,
571. — Eichendorff , Das marmorbild. Das schloss Durande. novellen.
vm, 116 (bdchen 50). [16
Meyers volksbb. nr 1 ff s. 1888 [15. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 369. [17
Dieselben. Claudius, Ausgew. werke, neu hg. u. erläut. von Theinert-
Mickley. 176 (nr 681 — 3). — vDros te-H ülshoff , Bilder aus Westfalen.
Bei uns zu lande auf dem lande. 60 (nr 691). — Eichendorff, Kleinere
novellen. 260 (nr632 — 5). — Goethe, Aus meinem leben, dichtung u.
Wahrheit. 4 teile. 222. 246. 228. 123 (nr669 — 80). — Gries, Das be-
freite Jerusalem, von Torquato Tasso. übers. 508 (nr 684 — 90). — Heine,
Aus den memoiren des hrn vSchnabelewopski. 59 (nr 654). Florentin.
nachte. 67 (nr 655). — Iffland , Die mündel. Schauspiel. 106 (nr 625. 6).
Verbrechen aus ehrsucht. ein familiengemälde. 83(nr623. 4). — Kopisch,
Ausgew. gedichte. 88 (nr 636. 7). — Körner, Der grüne domino. ein
lustspiel in alexandrinern. 30 (nr 700). Der nachtwächter. eine posse in
versen. 32 (nr 657). Der vetter aus Bremen, ein spiel in versen. 31
(nr 656). — Lichtenberg, Bemerkungen vermischten inhalts. 262
(nr 665— 8). — Musäus, Volksmärchen iv. 132 (nr 621. 2). — Pia ten,
Die Abbassiden. ein gedieht. 87 (nr 630. 1). — Richter, Des feldpredigers
Schmelzle reise nach Flätz. 66 (nr 650). — Schwab, Sagen des class.
altertums i — m. 71. 83. 92 (nr 693 — 7). — Tieck, Der aufruhr in den
Cevennen. eine erzählung. 247 (nr 661 — 4). Des lebens überfluss. eine
novelle. 60 (nr 692). — Zschokke, Das goldmacherdorf. eine anmutige
u. wahrhafte gesch. f. schule u. haus. 140 (nr 701. 2). [18
N. litt, volkshefte. litteraturbriefe an einen deutschen marineoffizier in Ost-
afrika. Berlin, Eckstein. 8. nr 1. Der offizier in der dichtung. 27. —
D. ztg. nr 6303 (Goldmann). D. dichtung 7, 56. Die gesellsch. s. 1055
(Jacobowski). nr 2. Die preufs. ader in der deutschen litt. 31. — Bll. f.
litt, unterh. nr 31. Die gesellsch. s. 1200 (Jacobowski). nr 4. Kritik der
kritik. 29. nr 5. Goethe u. noch immer kein ende, bedeutung G.s f. die
gegenwart. — Bll. f. litt, unterh. nr 45. Kunstwart jg. 3 stück 1, vgl.
stück 4 (Alberti). 6. Die gesellsch. s. 1669. 1802 (Jacobowski). nr 6. Gesch.
des naturalismus. 30. nr 7. Die frz. revolution im spiegel deutscher dich-
tung. 28. [19
Neuer deutscher novellenschatz. bd. 24 1888 [16. — Bll. f. litt, unterh.
nr 37 (Brasch). [20
Samml. deutscher schulausg. hg. von JWychgram. Bielefeld, Velhagen
& Klasing. 12. Goethe, Aus meinem leben, dichtung u. Wahrheit, hg.
von WNöldeke. 2 bdchen. vi, 151. 140 mit je 1 bild (nr 5. 6). Egmont.
ein trauerspiel. hg. von GBötticher. xn, 100 (nr 3). Gedichte, ausw. hg.
von RFranz. xvi, 191 mit bild (nr 4). Götz von Berlichingen mit der
eisernen hand. ein Schauspiel, hg. von RBeer. xn, 127 (nr 7). Hermann
u. Dorothea, hg. von JWychgram. xiv, 72 (nr 1). Iphigenie auf Tauris.
hg. von StWaelzoldt. vm, 123 (nr 2). — Herder, Kleinere prosaschriften.
ausgew. u. mit einl. u. anm. vers. von RFranz. vi, 154 (nr 8). — Immer-
mann, Der oberhof. im auszuge hg. von GCarel. vm, 138 (nr 9). —
HvKleist, Michael Kohlhaas, aus einer alten chron. hist. erzählung. hg.
von JWychgram. x, 119 (nr 10). — L es sing, Hamb. dramaturgie. hg.
von OLyon. vm, 176 (nr 14). Minna von Barnhelm oder das soldaten-
glück. ein lustspiel. hg. von AThorbecke. vm, 126 (nr 12). — Schiller,
Die braut von Messina oder die feindl. brüder. ein trauerspiel mit
chören. hg. von RFranz. xvm, 116 (nr 16). Demetrius. hg. von HLösch-
horn. xvi, 62 (nr 17). Don Carlos, ein dram. gedieht, hg. von RFranz.
vm, 232 (nr 18). Jungfrau von Orleans, eine romant. tragödie. hg. von
JWychgram. ix, 160 (nr 19). Maria Stuart, trauerspiel. hg. von CRauch.
vm, 152 (nr 20). Über naive u. sentimentalische dichtung. hg. von FViolet.
vm, 132 (nr 22). Wilhelm Teil, ein Schauspiel, hg. von AThorbecke.
vm, 160 mit 1 karte (nr 21). [21
BIBLIOGRAPHIE. SAMMELWERKE 387
Samml. Göschen (schulausg. deutscher class.). Stuttgart, Göschen. 12. Klop-
stocks öden in ausw. schulausg. mit erklärenden anm. von ALBack.
xii, 98 (bdchen 1). — Lessing, Antiquarische u. epigrammatische abhandl.
schulausg. mit anm. von dr Werther. vi, 157 (bdchen 9). Emilia Galotti.
ein trauerspiel mit anm. von WVotsch. 113 (bdchen 2). Fabeln. 3 bücher.
nebst abhandl. mit dieser dichtungsart verwandten inhalts. mit einl. von
KGoedeke (1885). xiv, 125 (bdchen 3). Laokoon oder über die grenzen der
maierei u. poesie. mit beiläufigen erläut. verschiedener puncte der alten
kunstgesch. mit einl. von KGoedeke. 2 aufl. vm, 184 (bdchen 4). Litt. u.
dram. abhandl. schulausg. mit anm. von dr Werther. vm, 162 (bdchen 8).
Minna von Barnhelm oder das soldatenglück. lustspiel. mit anm. von To-
maschek. 9 aufl. 131. 10 aufl. iv, 131 (bdchen 5). Nathan der weise,
ein dram. gedieht, schulausg. mit anm. von Denzel u. Kratz. 4 aufl. (1879).
182 (bdchen 6). L.s prosa in ausw. mit anm. von JWSchaefer. 2 aufl.
x, 182 (bdchen 7). [22
Schulausg. deutscher class. Trier, Stephanus. 8. Goethe, Torquato
Tasso. ein Schauspiel, mit kurzen erläut., fragen u. aufgaben zur anregung
tieferen eindringens in das Verständnis des inhalts vers. von WWerther.
124 (nr 6). — Lessing, Minna von Barnhelm oder das soldatenglück. ein
lustspiel mit fragen usw. vers. von JChGSchumann (1885). 120 (nr 3). —
Schiller, Die braut von Messina oder die feindl. brüder. ein trauerspiel
mit chören. mit fragen usw. vers. von JTreutler. 114 (nr 8). Die Jungfrau
von Orleans, eine romant. tragödie. mit vielen fragen usw. vers. von
HEngelen. 136 (nr 5). Maria Stuart, ein trauerspiel mit vielen fragen
usw. vers. von KFischer (1885). 144 (nr4). [23
*Schwizer-dütsch. samml. deutsch -Schweiz, mundart- litt, in ihren vorzüg-
lichsten Vertretern, ges. u. hg. von OSutermeister. heft 1 — 44. Zürich,
Grell, Füfsli & cie, 1881 ff [berührt auch das 18 jh.]. — D. dichtung 5, 226
(Härtung). [24
Universalbibl. s. 1888 [18. [UBräker,] Der arme mann im Tockenburg. hg.
von EBülow. neue ausg. 235 (nr 2601. 2). — HCCuno, Der räuber auf
Maria Kulm oder die kraft des glaubens. Schauspiel aus der vaterländ.
gesch. d. 14 jhs. mit einem vorw. von CFWittmann. 77 (nr 2507). —
Dei nha rds tein , Der widerspänstigen zähmung. lustspiel nach WShake-
speare. bühnenbearb. von CFWittmann. regie- u. soufflierbuch, mit dem
vollständigen scenarium. 80 (nr 2494). — Heinse, Petrons Gastmal des
Trimalchio. nach WH.s übers, mit einl. u. erläut. hg. von MOberbreyer.
76 (nr 2616). — ThHell, 3 tage aus dem leben eines Spielers. Schauspiel,
nach dem frz. bearb. 104 (nr 2606). Der hofmeister in tausend ängsten.
lustspiel. nach dem frz. bearb. mit dem vollständigen scenarium. hg.
von CFWittmann. bühnenbearb. 38 (nr 2498). — FKind, Der freischütz.
romant. oper von CMvWeber. vollständiges buch. hg. von CFWittmann.
58 (nr 2530). — AKlinge mann, Faust, trauerspiel. 88 (nr 2609). —
ALortzing, Czaar u. Zimmermann, com. oper. dichtung u. musik
von AL. vollständiges buch. hg. von CFWittmann. 94 (nr 2549). Un-
dine. romant. zauberoper. dichtung u. musik von AL. vollständiges
buch, durchgearb. u. hg. von CFWittmann. 99 (nr 2626). Der Waffen-
schmied, com. oper. dichtung u. musik von AL. vollständiges buch. hg.
von CFWittmann. 82 (nr 2569). — vRehfues, Scipio Cicala. roman. hg.
u. eingel. von LPassarge. 2 bde. 515. 522 (nr 2581 — 8). — Saphir,
Humoristische Vorlesungen 1 —3 bdchen. 114. 110. 111 (nr 2516. 29. 2603).
Humoristisch-satirische novelletten u. bluetten. 216 (nr 2546. 7). Meine
memoiren u. anderes, mit einer biogr. einl. 91 (nr 2510). — Schikaneder,
Die zauberflöte, oper von WAMozart. dichtung von ESch. vollständiges
buch, durchgearb. u. hg. von CFWittmann. 92 (nr 2620). — Sonn-
leithner u. GFTrei tsch ke, Fidelio. oper von LvBeethoven. dichtung
nach Bouilly. vollständiges buch. hg. von CFWittmann. 54 (nr 2555). —
Spee, Trutznachtigall, erneut von KPannier. 280 (nr 2596 — 8). —
388 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IABC
Zschokke, Die Walpurgisnacht. Kriegerische abenteuer eines friedfertigen.
Es ist sehr möglich. 3 erzählungen. 106 (nr 2595). s. [236. [25
Volksbibl. Stuttgart, Cotta. 12. Goethes ausgew. werke in 12 bden.
bd. 1. 280 (bd. 3). — Hauffs sämmtl. werke in 6 bden. bd. 1. 224 mit
bild (bd. 9). — Körners sämmtl. werke in 4 bden. bd. 1. 211 mit bild
(bd. 7). — Lessings ausgew. werke in 6 bden bd.l. 232 mit bild (bd. 5). —
Schillers sämmtl. werke in 12 bden. bd.l— 7. 280 mit bild. 292.259.
216. 228. 252. 223 (bd. 1. 2.4. 6. 8. 10. 12). — Schlegel u. Tieck, Shake-
speares sämmtl. werke in 12 bden. übers, bd. 1. 178 mit bildnis
(bd. 11). [26
Jb. f. münchner gesch. s. 1888 [21. jg. 1. 2. - Hist.-pol. bll. 103, 233.
jg. 2. — Münchner n. nachr. nr 4 (Heigel), jg. 3. vm, 568. — Münchner n.
nachr. nr 557 (Heigel). AZ nr 272 B. [27
* Vierteljahrschr. f. lg. — hg. von BSeuffert. bd. 1. Weimar, Böhlau,
1888. — Anz. xv 375 (Steinmeyer). Centralbl. f. bibliothekswesen 6, 170
(Hartwig). Zs. f. d. realschulwesen 13, 613 (Mager). [28
*Zs. f. d. deutschen Unterricht, unter mitwirkung von BHildebrand hg. von
OLyon. bd. 1.2. Leipzig, Teubner, 1887. 8. — Litteraturbl. f. germ. u.
rom. phil. nr 9 (Klee). [29
*Zs. f. deutsche spr. hg. von DSand ers. heft 3. Hamburg, Bichler, 1887. —
Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 224 (Hölscher). [30
Zs. f. vgl. litteraturgesch. usw. 1888 [22. n. f. bd. 1.2. — Anglia 11,311.
527. Bll. f. litt, unterh. nr 33. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 24
(Wolff). [31
iB. LlTTERATÜRGESCHICHTE. GESAMTDARSTELLUNGEN.
Hb. f. den deutschen Unterricht in den oberen classen der gymn. mit einschluss
der rhetorik, poetik, litteraturgesch. u. der schriftl. aufsätze von HBone
(D. lesebuch 2 teil). 13 aufl. Köln, DuMont-Schauberg. xvi, 816. 8. [32
Grundriss der deutschen litteraturgesch. ein lehr- u. lesebuch f. höhere
schulanst. u. zum Selbstunterricht von GWD e b b e. Bremen, Heinsius.
160. 8. [33
Egelhaaf 1888 [29. — Grenzboten 48, 1, 152. Bll. f. d. bayr. gymnasial-
schulwesen 25, 415 (Bauer). [34
Deutsche litteraturkunde. ausw. characteristischer stücke in poesie u. prosa,
chronologisch u. nach dichtergruppen geordnet, mit geschichtl. einl. u.
Übersichten, lesebuch f. die oberen classen mittlerer u. höherer schulen
von PErfurth u. HLindner. Potsdam, Stein, vm, 567. 8. — Gegen-
wart nr 20. D. litteraturbl. jg. 12 nr 26 (Pfleiderer). Litt, merkur 9, 305
(Miller). Conserv. monatsschr. 46, 891. [35
Grundriss zur gesch. der deutschen dichtung aus den quellen von KG o e d e k e.
2 ganz neu bearb. aufl. nach dem tode des verf.s in Verbindung mit DJacoby
ua. fortgeführt vonEGoetze. heft 8 [bd. 4 bogen 1—9]. Dresden, Ehler-
mann. 144. 8. [36
Hahn 1888 [33. — Litt, merkur 9,48 (Löbner). [37
Haehnel 1888 [34. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,328 (Prosch). [38
Illustr. deutsche litteraturkunde in bildern u. skizzen f. schule u. haus von
AHentschel u. KLinke. 2 verb. aufl. Leipzig, Peter. 263. 8. [39
Herbst s. 1886 [22. 5 aufl. — D. litteraturbl. jg. 12 nr 26 (Bender). [40
Hörn s. 1887 [31. 4 aufl. [41
Kippenberg s. 1888 [36. 3 aufl. [42
Kluge s. 1887 [33. 20 verb. aufl. vm, 252. [43
Deutsche litteraturgesch. von BKönig. mit 46 zum teil farbigen beil. u.
269 abbildungen im text. 20 durchges. u. verm. aufl. Bielefeld, Velhagen
& Klasing. vm, 848. 8. [44
Kurzer abriss der gesch. der deutschen dichtung zum schulgebrauch von
HKraufs. Genf, Burkhardt. vii, 170. 8. [45
BIBLIOGRAPHIE. LITTERATURGESCHICHTE 389
Deutsche litteraturkunde in characterbildern u. abrissen f. volks-, bürger- u.
mittelschulen u. die entsprechenden classen höherer lehranst. von CAKrüger.
3 verm. u. verb. aufl. Danzig, Axt. 105 mit 24 abbildungen. 8. [46
Von Opitz bis Klopstock. ein beitr, zur gesch. der deutschen dichtung von
KLemcke. neue ausg. des 1 bdes von Lemckes Gesch. der deutschen
dichtung. Leipzig, Seemann (1882). vm, 534. 8. — Arch. f. d. stud. d.
neueren spr. 82, 225. [47
WLindemanns gesch. der deutschen litt. 6 aufl. nach dem tode des
verf.s hg. u. teilweise neu bearb. von JSeeber. 2 abt. vom anf. des
lTjhs. bis zum auftreten der romantiker. 3 (schluss-)abt. vom anf. des
19 jhs. bis zur gegenwart. Freiburg i/B., Herder, vni, 369 — 740. xii, 741 bis
976. — Bll. f. litt, unterh. nr 24 (Boxberger). Österr. litt, centralbl. jg. 6
nr 9 (Gassner). [48
Outlines of german literature by mrs M o d y (Manuel nr 1). London, Low. [49
Deutsche litt, von FMuncker. Pierers conversationslexicon 4,309. [50
Netoliczka s. 18S6 [31. 4 aufl. [51
Pischon - Zernial 1S87 [41. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen
25, 105 (Brenner). [52
Leitfaden f. den litt. -hist. Unterricht an österr. lehranst. von FProsch.
1 lieft, von der urzeit bis zu Lessings tode (zunächst f. die 5 u. 6 gym-
nasialcl.). Wien, Graeser. vn, 120. 8. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,1116
(Löhner). [53
Salomon 1887 [43. — Gegenwart nr 51. [54
Scherer s. 1887 [47. 5 aufl. mit dem bilde des verf.s. — Berl. tagebl.
nr 17a. [55
Schmidt 1888 [50. — Bll. f. litt, unterh. nr31 (Schroeter). [56
Gesch. der deutschen litt, von FSchultz. Dessau, Baumann, xvi, 287. 8. —
Die post nr 247 beil. 2. Gegenwart nr 40. D. ztg. nr 6443. Deutsch-
land nrlO. [57
A critical outline of the literature ofGermany byAMSelss. 4 ed. London,
Longmans. 8. [58
Stern 1888 [52. 53. — Grenzboten 48, 1,53. Zs. f. d. gymnasialwesen
43, 136 (Müller). Litt, merkur 9, 112 (Pfleiderer). Zs. f. d. österr. gymn.
40, 272. Bll. f. litt, unterh. nr 45 (Schroeter). Gegenwart nr 51. D. wochenbl.
nr48 (vPilgrim). D. ztg. nr 6443. D. litteraturbl. jg. 12 nr 12 (Gast). Litt,
ruudschau 15, 179 (Weifs). [59
Die deutsche nationallitt, vom tode Goethes bis zur gegenwart von AStern.
2 verm. aufl. Marburg, Elwert. vm, 166. 8. [60
Stiller s. 1888 [54. 3 semester. Herder, Schiller, Goethe, iv, 80. [61
Gesch. der deutschen litt, ein hb. von WWackernagel. 2 verm. u.
verb. aufl. fortges. von EMartin. bd. 2. Ifg. 2. 17 jh. Basel, Schwabe.
157 — 286. 8. — Hist. zs. 63, 115 (Schröder). Zs. f. d. österr. gymn. 40,
1019 (Heinzel). Gonserv. monatsschr. 46, 1223. [62
iC. LITTERATURGESCHICHTE. MONOGRAPHIE*.
Bahr 1888 [56. — Litt, merkur 9,201 (Löbner). [63
Hebbels briel'wechsel mit freunden u. hervorragenden Zeitgenossen von
FBamberg. AZ nr 1 B. 2 [betr. bes. Tieck, FvÜchtritz, Unland]. [64
Über Coburg, dichter aus der zeit des herzogs Casimir [JRosefeld. Jßech-
stedt. JChKolhans] von HB eck. progr. d. gymn. Casiniirianum zu Coburg.
40. 4. [65
Belling 1888 [60. — DLZ nr 35 (Schüddekopf). [66
Bender 188$ [61. — Litt, centralbl. nr 23. [67
BÄuerbach auf der univ. von ABettelheim [handelt ausführl. von Uhland
als acad. lehrer u. von Mörike]. AZ nr 241. 7. 59B. [68
Select passages from french and german poets [Goethe, Schiller, Heine ua.]
A. F. D. A. XVI. 26
390 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IC
for repetition. compiled by CIBevenot. London, Rivingtons. — Acad.
nr 878 s. 147. [69
Furchtlos u. treu! württemb. liederschatz. gesamm. von ThBeytten-
miller. illustr. von ThHoffmann. zur 25 jähr, regierungsfeier Sr. majestät
des königs Karl i. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, xi, 272. 8. — Litt, merkur
9, 353 (Geiger). [70
ßiltz 1888 [64. — Bll. f. litt, unterh. nr 3 u. Litt, merkur 9, 145 (Löbner).
Nord u. süd 49,135. Anz. xv 363 (Steinmeyer). Zs. f. d. deutschen Unter-
richt 3, 383 (Harich). Conserv. monatsschr. 46, 441. Aren. f. d. stud. d.
neueren spr. 82, 354. D. litteraturbl. jg. 11 nr 46 (Wunderlich). Theo],
litteraturbl. nr 25 (Seeberg). [71
Über die fürstl. verf. von kirchenliedern. vortr. geh. von KBiltz. referat
in: Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 198. [72
Lieder aus dem anf. des 17 jhs. von ABirlinger. Alem. 17,191. [73
Mänzi u. Bethi. im dialect von Küssnacht (1811). von ABirlinger.
Alem. 17,238. [74
Findlinge von ABirlinger. Alem. 17,247. [75
Sittengeschichtliches von ABirlinger. Alem. 17,282. [76
Bleibtreu 1887 [69. — Litt, merkur 9, l (Schmid). [77
Blennerhassett 1887 [70. 1888 [68. — Litt, merkur 9,53 (Sarrazin).
D. rundschau 58, 462 (Kraus). Revue internationale 10 fevr., vgl. Bll. f. litt,
unterh. nrll s. 174. Athen, nr 3207. New -York nation nr 1260. Hist. zs.
63, 163. Zs. f. frz. spr. u. litt. 11,8,218 (Knauer). [78
Blennerhassett s. 1888 [68. bd. 3. mit namenreg. xiv, 569. — D.
rundschau 58, 462 (Kraus). Revue internationale 10 fevr., vgl. Bll. f. litt,
unterh. nr 11 s. 174. AZ nr67 — 9 B. Bll. f. litt, unterh. nr 19 (Speyer).
Die nation jg. 6 nr 41 (Stern). Athen, nr 3207. Acad. nr 896 (Hawkins).
New-York nation nr 1260. Hist. zs. 63, 163. Westermanns monatshefte
67, 415. Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 83, 476 u. Litt, merkur 9, 320
(Sarrazin). D. ztg. nr6247. D. litteraturbl. jg. 12 nr 18 (Koch). [79
Die Deutschen u. die frz. revolution von lady Blennerhassett. D. rund-
schau 60,51.216 [betr. ua. ESchneider, GForster]. [SO
Bodemann 1888 [71. vgl. Jb. d. d. Shakespearegesellsch. 24,203 (Bolte,
Shakespeares Heinrich iv in Deutschland, während des 17 jhs. citiert). — Litt,
centralbl. nr 34. Zs. f. d. gesch. d. Oberrheins 43, 126. Hist. zs. 63,338
(Köcher). [81
Bolte 1888 [80. — Die nation jg. 6 nr 19. [82
Der reiter u. die Jungfrau von JBolte. Alem. 17,261. [83
Zur Alem. 16, 80 vgl. 17, 28 [Christingen bist du krank] von JBolte.
Alem. 17, 272. [84
Die weinprobe, aus einem alten revaler liederbuche. von JBolte. Jb. f.
nd. sprachf. 14,90. [85
Vortr. über hss. zu SPetersburg u. Dorpat [enth. ua. ein tabulaturbüchlein
der prinzessin LChvBrandenburg aus dem j. 1632 mit 40 zum teil von
HAlbert u.WRoe componierten liedern], geh. von JBolte. referat in: Die post
nr256 beil. 1. DLZ nr 40. [86
KPerthes, geb. Claudius von MGWBrandt. 4 sorgfältig Überarb. aufl.
Gotha, Perthes, vm, 168 mit portr., facs. u. 1 weihnachtsbilde [bietet ein-
schlägiges]. — D. litteraturbl/ jg. 12 nr 26. Bll. f. litt, unterh. nr 46. Nord
u. süd 51,454. [87
JtenBrink, De roman in brieven 1740 — 1840. eene proeve van ver-
gelijkende letterkundige geschiedenis. Amsterdam, uitgevers-maatschappij
'Elsevier'. 4,226. 8. [88
Brunner 1888 [87. — Litt, centralbl. nr21. [89
Buchwald 1888 [88. — N. arch. f. sächs. gesch. 10, 169. [90
Deutsche dichter von FBüttner-Pfänner zu Thal, mit bildern be-
rühmter meister. 2 (titel-)aufl. Leipzig, zum greifen (1888). 264. 4. [91
Prolils etrangers par VCherbuliez. Paris, Hachette & cie. 357. 8 [be-
rührt ua. Hegel, WvHumboldt u. ChDiede]. — Litt, centralbl. nr 49. [92
LITERATURGESCHICHTE 391
Pharus am meere des lebens. anthologie f. geist u. herz aus den werken
der class. aller zeiten. nach den materien alphab. geordnet u. hg. von
CCoutelle. 21 aufl., durchges., berichtigt u. ergänzt von FBodenstedt.
Leipzig, Baedeker, v, 735 mit 1 farbendr. 12. [93
Trink- u. liebeslieder aus dem 17 jh. von WCrecelius. Alem. 17,25. [94
2 erzählende gedichte des 16/17 jhs. von WCrecelius. Alem. 17, 29. 153
(Bolte). [95
4 lieder über die leiden u. sitten der zeit aus dem j. 1622 von WCrecelius.
Alem. 17,42. [96
Unter 3 kaisern. gesamm. reden u. aufsätze von ECurtius (Altertum u.
gegenwart bd. 3). Berlin, Hertz, vn, 269. 8 [s. 41 Friedrich d. gr. u. die
deutsche litt.]. [97
Dändliker 18S8 [97. — Litt, centralbl. nr 23. [98
Die poesie in der schule, ausw. deutscher dichtungen f. die Jugend, ein
anh. zu jedem lesebuch von WDietlein. Gera, Hofmann. 126. 8. [99
Archive f. litt, von WDilthey. D. rundschau 58,360. vgl. DLZ nr 4
(Fresenius). D. revue 14, 2, 107. — New -York nation 48, 349. s. auch
[101. 198. [100
Archive der litt, in ihrer bedeutung f. das stud. der gesch. der philos. von
WDilthey. Arch. f. gesch. d. philos. 2, 343 [berührt einschlägiges, ua.
Kant], s. auch [100. 198. [101
100 jj. Zeitgeist in Deutschland, gesch. u. kritik von JDuboc. Leipzig,
Wigand. vi, 324. 8. — Litt, merkur 9, 376 (Losch). D. revue 14, 4, 377.
AZ nr2HB. Die gesellsch. s. 1061. Deutschland nr 7. [102
Das deutsche Volkslied in Vergangenheit u. gegenwart von ThE b n e r.
Barmen, Klein. 75. 12. — Bll. f. litt, unterh. nr 11. Theol. litteraturztg.
nr 21 (Lindenberg). [103
* Deutscher sang u. klang, eine samml. von Volksliedern, hg. von ThEbner
u. FStrich-Chapell. Stuttgart, südd. verlagsinst., 1888. — Litt, merkur
9, 274 (Geiger). [104
*Ausw. deutscher gedichte f. höhere schulen von ThEchtermeyer. 28 aufl.
hg. von HAI asi us. Halle, Waisenhaus, 1887. — Bll. f. d. bayr. gymnasial-
schulwesen 25, 537 (Nicklas). [105
Die teutschübende gesellsch. in Hamburg. JAFabricius. von JElias. AZ
nr289B. [106
Ein spottlied auf die Juden um die wende des 17 u. 18 jhs. von GE1 1 i nger.
Zs. f. d. gesch. d. Juden in Deutschland 3, 256. [107
*The history of german song by LCElson. Boston 1888. — New- York
nation 49, 13. [108
Erfurth 1888 [106. — Bll. f. litt, unterh. nr 8 (Boxberger). [109
Auch ein Franzose, hist. erzählung aus Lübecks Vergangenheit Von AEvers.
2 bde. Breslau, Schottländer, vi, 285. 277. 8 [handelt nach alten familien-
papieren von dem frz. emigranten ChvVillers; darin brief Goethes an vV.
vom 2 nov. 1806 u. auszüge aus einem briefe Schillers an GCurtius]. —
Nord u. süd 49, 135. [110
Zum lesebuch von HFechner. Päd. bll. 18,299 [über das schwanken der
verfassersch. hinsichtl. mancher f. unsere lesebücher ausgew. stücke]. [111
Zum liede: Das Ecce homo! [lied von 1638] von AFischer. Bll. f. hymnol.
s. 33. [112
Kurze überschau der entwickelung des gesangbuchwesens in Magdeburg bis
zum ende des 18 jhs. von AFischer. Bll. f. hymnol. s. 36. [113
Über die weniger bekannten liederdichter des nürnb. gesangbuchs vom
j. 1676 von AFischer. Bll. f. hymnol. s. 67. 89. [114
Zu 2 friedensliedern (1650) von AFischer. Bll. f. hymnol. s. 118. [115
Classicismus u. romantik in Schwaben zu anf. unseres jhs. von HF i sc her.
22 ss. in: Festgabe zum 25 jähr, regierungsjubiläum Sr. majestät des königs
Karl von Württemberg in ehrfurcht dargebracht von der univ. Tübingen.
Tübingen, Laupp. 4. — AZ nr 293. [116
Zur gesch. der leberreime von LHFischer. Jb. f. nd. sprachf. 14, 95. [117
26*
392 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IC
80 der schönsten u. gebräuchlichsten evang. kirchenlieder. lebensbilder der
dichter, gesch. u. erläut., f. kirche, schule u. haus erzählt u. ausgearb. von
JWFlorin. Cassel, Freyschmidt, iv, 168. 8. — Theol. litteraturbl.
nr 36. [118
Foucher de Careil 1888 [116. — AZ nr60B (Vaihinger). [119
Die Wettiner u. Sachsens Verdienste um die entwickelung der nhd. schriftspr.
von CFranke. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 32. [120
Um städte werben u. verwandtes in der deutschen dichtung des 16 u. 17 jhs.,
nebst parallelen aus dem 18 u. 19. von LFränkel. Zs. f. d. phil.
22, 336. [121
Frantz-Röper 1888 [118. — Litt, merkur 9, 16 (Diez). [122
Vischer-erinnerungen. äufserungen u. worte. ein beitr. zur biogr. FThV.s
vonlFrapan. Stuttgart, Göschen, v, 191. 8 [behandelt einschlägiges , ua.
Goethe, vgl. Goethe-jb. 11,243]. [123
Frey tag 1888 [119. — Gegenwart nr 8 (Zolling). D. rundschau 58,476.
DLZ nr 40 (Schmidt). D. wochenbl. nr 15. Hist. zs. 63, 326. [124
Fr ick 1S88 [219. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 85. Päd. bll. 18, 288. 99.
N. jbb. f. phil. u. päd. 140, 314 (Lothholz). [125
Frick s. 1888 [219. lfg. 42 — 7. bd. 5. lfg. 3 — 8. Gera, Hofmann.
129 — 448. — N. jbb. f. phil. u. päd. 140, 314 (Lothholz). [126
Auslese deutscher dichlungen. grundlagen f. litteraturbilder in gehobenen
schulen von AdeFries. Naumburg a/S., Schirmer. vin, 182. 8. [127
Une decouverte alsatique. Les joies du mariage, caquets rimes en dialecte
strasbourgeois 1687. publies en facs. avec une notice bibliographique et
litteraire et une traduction par JFroelich. Paris, Berger- Levrault & cie.
22 u. 3 ss. facs. 8. [128
Froitzheim 1888 [122. — Bll. f. litt, unterh. nr 16 (Boxberger). [129
Das Frommannsche haus u. seine freunde. 3 durch einen lebensabriss
FJF.s aus der feder HFrommanns verm. ausg. Stuttgart, Frommann.
xxxii, 191. 8. [130
GLDFrunck, Bidrag tili kännedomen om nya skolaur förberedelser och
första utveckling (tili är 1811). acad. afhandling — i Upsala — . Stock-
holm , centraltryckeriet. iv, 240. 8 [berührt s. 102 Lessing, Goethe, Schiller,
Tieck u. die Schlegel (Goethe-jb. 11, 230)]. [131
Art, literature and the drama by MFuller Ossoli. Boston [enth. s. 353
in engl, übers. Goethes Tasso]. [132
Gaedertz 1888 [125. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82,357
(Hölscher). [133
Ein deutsches kitiderlied aus hebr. quelle von LGeiger. Zs. f. d. gesch. d.
Juden in Deutschland 3, 93. vgl. 234. 395. [134
Zu dem Schriftenkampf f. u. wider die Juden 1803 von LGeiger. Zs. f.
d. gesch. d. Juden in Deutschland 3, 94. [135
Buchstabenspielerei auf d. j. 1813 von LGeiger. Zs. f. d. gesch. d. Juden
in Deutschland 3,95. [136
Vor 100 jj. mitteil, aus der gesch. der Juden Berlins von LGeiger. Zs. f. d.
gesch. d. Juden in Deutschland 3, 185. auch sep. Braunschweig, Schwetschke
& cie. 51. 8. [137
Geiger 1888 [826. nachtr. Der bär 15,48. [138
Berliner briefe von LGeiger. Der bär 15, 193 [briefe, religiös- litt, inhalts,
aus dem j. 1817; AFELangbein über den brand des berl. Schauspiel-
hauses]. [139
Das preufs. religionsedict von 1788 u. seine litt. Wirkungen von LGeiger.
Die nation jg. 6 nr 44. [140
The most beauliful german ballads and poems by FG eis ler. 5 ed. London,
Thimm. [141
German culture and christianity 1770—1880 by JGostwick. London,
Norgate. [142
Götzinger 1888 [134. — Litt, merkur 9, 87 (Hirzel). [143
Lebensbilder deutscher dichter, in anknüpfung an den lese- u. gesangsloff
LITTERATÜRGESCHICHTE 393
der Volksschule f. den gebrauch in schule u. haus bearb. von AGräve.
suppl. zu den Präparationen zur behandlung deutscher musterstücke in der
Volksschule. Bielefeld, Velhagen & Klasing. vi, 108. 8. [144
Liederfrühling aus Tirol hg. von RHGreinz. Leipzig, Hassel, xn, 230.
12. — Gegenwart nr 49 (Ziel). Bll. f. litt, untern, nr 51 (Lemmer-
mayer). [145
Grimm 1888 [138. — Päd. arch. nr 3. [146
Deutscher Unterricht auf gymn. von HGrimm. D. rundschau 58, 256. —
Köln. ztg. 7 april (Trendelenburg). [147
Homers Ilias von HGrimm. D: rundschau 61, 248 [bietet einschlägiges]. [148
[Materialien zur gesch. der fruchtbringenden gesellsch. zuCöthen, früher auf
der bernb. landesbibl., jetzt auf der dessauer staatsbibl. notiz von Gröpler.
Gentralbl. f. bibliothekswesen 6, 124]. [149
Was die bücherei erzählt, litt, essays von FGrofs. Leipzig, Friedrich,
vn, 308. 8 [darin s. 1 Goethes Faust in Frankreich; s. 223 EvBauernfeld:
vgl. Nord u. süd 48, 181; s. 275 Der wiener witz]. — Die gesellsch.
s. 1502. [150
Der Geist der gesetze in Deutschland, zur 2 säcularfeier Montesquieus von
EGuglia [behandelt die aufnähme des Esprit des lois in Deutschland, insbes.
seitens Abbts, Herders, Iselins, Mosers, JvMüllers, Winckelmanns]. AZ
nr29 — 31 B. [151
Die religiösen ideen der stürm- u. drangzeit von EGuglia. AZ nr 325.
9. 32 B. [152
Habrich 1888 [142. — Bll. f. litt, unterh. nr 8 (Boxberger). [153
Reise eines schwed. dichters (Atterbom) durch das Deutschland der romantik
von OHansson. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 40 — 2. [154
Das buch der liebe, eine blüteniese aus der gesammten liebeslyrik aller
zeiten u. völker in deutschen Übertragungen von H. u. JHart. 2 (titel-)
aufl. Leipzig, Wigand. xvi, 456. 12. [155
Hartmann s. 1888 [144. 9 — 15 lfg. [betr. ua. AEFröhlich , UHegner,
Lavater]. [156
Vorschlag zu einer lesebibl. f. junge frauenzimmer. ein bibliogr. -erot. cu-
riosum vom j. 1780 [von KFWegener 1734 — 1787]. mit anm. u. einem Ver-
zeichnis scherzhafter cat. [livres imaginaires] hg. von HHayn. Borna,
.lahnke. 63. 12. [157
Hedge-Wister [nicht Wistar] 1888 [150. —New- York critic 12, 160. [158
Das buch der bailaden, samml. der schönsten bailaden, zusammengest.
von LHelding. Leipzig, Fock. iv, 206. 12. [159
Deutsche poesie von den romantikern bis auf die gegenwart. proben zur
litteraturgesch., ausgew. unter bes. berücksichtigung von Lindemanns lit-
teraturgesch. von OHelli nghaus. 2 (titel-)ausg. Freiburg i/B., Herder
(1882). xn, 463. 8. [160
Hense s. 1887 [128. 3 teil. Beschreibende u. lehrende prosa. Freiburg
i,B., Herder, vm, 532. 8. [161
Buch der minne. sprüche, lieder u. geschichten aus alter u. neuer zeit
hg. von KHertz. Stuttgart, Kröner. vm, 294 mit 1 lichtdr. 12. — AZ
nr337ß. [162
Hess 1888 [156 a. u. d. t. Übersicht über die gesch. usw. als progr. d.
Christianeums zu Altona 1889. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 80. [163
* Mustergedichte u. -prosa. zum gebrauch in schulen , lehrer- u. Iehrerinnen-
l'iMungsanst. ausgew. von KHessel. 3 teile. 2 aufl. Bonn, Weber,
1887/8. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 3,480 (Lyon). [164
Aus der gesch. des alten lippstädter gymn. von Hesselbarth. progr.
d. realgymn. zu Lippstadt. 12. 4 [bietet einschlägiges]. [165
Homes of the german poets. i Weimar, n Weimar and Jena, by WTHe-
wett. Harpers weekly (New -York) 26 oct. suppl. vgl. Ghron. d. wiener
Goethe-ver. jg. 4 s. 51 u. Goethe-jb. 11, 273. [166
Vaterlandslieder oder die dichtung der deutschen träume u. kämpfe des
394 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IC
19 jhs. (hg. von EHeyck). Leipzig, Grunow. xvi, 598. 8. — Gegenwart
nr 52. Grenzboten 48,4,524. Die nation jg. 7 nrll (Geiger). [167
Reste periodischer zss. des 17 jhs. in der stadtbibl. u. kgl. u. universitäts-
bibl. zu Breslau von AHeyer. Centralbl. f. bibliothekswesen 6, 137. [168
Dritte nachlese zu Wellers Deutschen ztgen. mit anh.: Deutsche ztgen des
17 jhs. aus der kgl. u. universitätsbibl. u. der stadtbibl. zu Breslau von
AHeyer. aus Centralbl. f. bibliothekswesen. beiheft 5 sep. Leipzig, Har-
rassowitz. 47. 8. [169
Dr LHansens Jubiläumsgedicht auf Itzehoe vom j. 1738 von Hille. Kor-
respondenzbl. d. ver. f. nd. sprachf. 13, 67. [170
Romantiscb von LHirzel. Anz. xv 223. [171
*Der ritual- u. agendenschatz der lutherischen kirche in Schleswig-Holstein
von JJHöck. Kropp i. Schleswig, Eben-Ezer, 1888. — Kirchl. monatsschr.
8, 284 (vLiliencron). [172
Holstein 1886 [109. — BU. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25,63 (Fleisch-
mann). [173
Leopold Friedrich Franz von Anhalt- Dessau. Allg. encykl. der wissensch.
u. künste. 2 sect. 43,161 (WHosäus). [174
Jacoby 1888 [162. — ßevue critique nr9 (Ghuquet). Zs. f. vgl. litteraturgesch.
u. renaissancelitt. 2,384 (Wohlwill). AZ nr 220 B (Kawerau). [175
Zeit- u. lebensbilder von JJanssen. 4 verm. aufl. 2 bde. Freiburg i/B.,
Herder, xxm, 404. xn, 380. 8 [behandelt ua. Karoline Michaelis]. [176
Der Schwarzwald von WJensen. mit illustr. von WHasemann, ELugo,
MRoman ua. Berlin, Reuther. xi, 276 u. 106 [berührt ua. Grimmeishausen,
Hebel]. — Gegenwart nr 47. Westermanns monatshefte 67, 410. [177
Die deutschen böhm.-patriot. dichter vor dem j. 1848 von FVJefabek
[gegen [548]. Politik nr 41. 4. 6. 8. [178
Gesch. der ethik in der neueren philos. von FJodl. bd. 2. Kant u. die
ethik im 19jh. Stuttgart, Cotta. xm, 608. 8 [berührt auch Schiller, Fichte]. —
Grenzboten 48, 4, 626. GGA nr 17 (Gizycki). Mind 14, 5S4 (Sorley). [179
Ein alter musenalmanach [f. das j. 1830] von GKarpeles. Nationalztsr.
nr 647. [180
Die frauen in der jüd. litt, ein vortr. von GKarpeles. 2 umgearb. aufl.
(Mendelssohn - bibl. nr 2. 3). Berlin, Engel. 75. 16. [181
Kawerau 1888 [168. — Bll. f. litt, unterh. nr 8 (Boxberger). [182
Kawerau 1888 [169. — Bll. f. litt, unterh. nr 8 (Boxberger). Litt, centralbl.
nr 39. Hist. zs. 63, 340 (Flathe). [183
Tiefurt. ein frühlingsmorgen an class. statte von BKeil. Vom fels zum
meer 2, 970. [184
Kluge 1888 [172. — Anz. xv 324 (Luther). Arch. f. d. stud. d. neueren
spr. 83, 345 (Hölscher). Revue critique nr 50 (Chuquet). D. litteraturbl.
jg. 11 nr44 (Weitbrecht). [185
Ausw. deutscher gediente, f. den schulgebrauch zusammengest. u. hg. mit
einem lilterargeschichtl. überblicke, den biogr. der dichter u. einem abrisse
der poetik von FKnauth. 10 verb. u. verm. aufl. Halle, Hendel, vin,
352. 6. [186
Vom selbstverl. deutscher schriftsteiler von MKohn. Deutschland nr 5
[bietet einschlägiges]. [187
Mosaikbilder u. arabesken. litt. Spaziergänge, plaudereien u. skizzen aus
Vergangenheit u. gegenwart von AKohut. Dresden, Oehlmann. iv, 276. 8
[enth. ua. JCAMusäus: s. 1887 [1158 f. Schillers erstes erscheinen in Weimar.
Schiller als universitälsprof. : auch Der sammler (beibl. zur Augsb. abendztg.)
nr 64. Goethes Minchen. Jean Paul. Studien über LUhland. Rückert u. sein
eheglück: s. 1888 [1477. GhATiedge u. EvdRecke: auch Beil. zur Bohemia
nr 276. Der dichter der Bezauberten rose: auch Beil. zur Bohemia nr 83.
Die dichter u. die dichterinnen des hauses Wettin: auch Beil. zur Bohemia
nr 164, berührt könig Johann u. prinz*essin Amalia. Neues über LBörne]. [18S
Ungedr. briefe berühmter dichter u. Schriftsteller von AKohut [in betracht
LITTERATURGESCHICHTE 395
kommen briefe von Holtei, Kühne, ThMundt]. Mag. f. d. litt. d. in- u.
ausl. nr 20. [189
Litterargeschichtl. mustersamml. von OKönig. ein lesebuch zu des verf.s
Gesch. d. deutschen litt. f. höhere mädchenschulen u. die weibl. Jugend.
Leipzig, Teubner. x, 548. 8. [190
*Die alchemie in älterer u. neuerer zeit, ein beitr. zur kulturgesch. von
HKopp. 2 bde. Heidelberg, Winter, 18S6 [berührt GForster u. gibt eine
bibliogr. der alchemie]. — Gegenwart nr 34. [191
Sang u. klang (hg. von FAKrais) 1888 [310. vgl. Grenzboten 4S, 2, 237. -
Theol. litteraturbl. nr 15 (Lindenborn). [192
Balladenbuch, die schönsten deutschen balladen, romanzen, stimmen der
sage u. gesch., u. poet. erzählungen (hg. von FAKrais). Leipzig, Grunow.
xiv, 634 mit 3 holzschnitttafeln. 8. — Grenzboten 48, 4, 525. Gegenwart
nr 52. Theol. litteraturbl. nr52. Die nation jg. 7 nrll (Geiger). [193
Zu dem tischgebet Komm herr Jesu, sei unser gast [1761 nachgewiesen]
von EKrause. Bll. f. hymnol. s. 43. 95. [194
Lehr- u. lesebuch zur litteraturgesch. f. schulen von KThKriebitzsch.
in 3 stufen. 6 verb. aufl. hg. von PKriebi tzsch. Bielefeld, Velhasen
& Klasing. vm, 320. 8. [195
Briefwechsel zwischen ThStorm u. EKuh. veröffentlicht von PRK u h. Wester-
manns monatshefte 67, 99. 264. 363 [handelt s. 267 über Goethes u. Tiecks
märchendichtung]. [196
2 jhh. von MLandau [kulturhist. u. litterargeschichtl. überblick über die
zeit seit 1688]. AZ nr 22. 3B. [197
Zur frage der 'archive f. litt.' von ALangguth. Gentralbl. f. bibliotheks-
wesen 6, 425. s. auch [100 f. [198
Gesch. des Physiologus von FLauchert. Strafsburg, Trübner. xm, 312. 8
[verfolgt s. 217 die spuren des Physiologus in der neueren litt.]. — Alem.
17, 134 (Birlinger). [199
Dichtercharactere von ALaun. 2 (titel-)aufl. Norden, Fischer nachf. (1869).
vm, 197. 8 [enth. ua. essays über Günther, Ghamisso]. [200
Leimbach s. 1885 [92. bd.8. lfg. 1. 2. a. u. d. t. Die deutschen dichter
der neuzeit u. gegenwart. biogr., characteristiken u. ausw. ihrer dichtungen.
bd. 4. lfg. 1.2. 320. [201
Bruchstücke aus FHebbels briefwechsel. mitgeteilt von FLemmermay er.
Gegenwart nr 36 [enth. ua. je 1 brief von Tieck u. Mörike, ferner Hebbel
u. Hettner über Emilia Galotti]. [202
Wie berühmte schriftsteiler arbeiten von FLeramermayer [handelt ua.
von Jean Paul u. Schubart]. Münchner n. nachr. nr 529. [203
L'Allemagne il y a cent ans par Levy-Brühl. Revue des deux mondes
92, 412 [ua. mit beziig auf [287]. [204
Lier- vSeidlitz s. 1887 [217. 9serie: Gelehrte u. männer der kirche. lfg. 91
bis 110. mit reg. xii [darin ua. Kant u. Schleiermacher]. — Gegenwart nr47. [205
Zur deutschen Dantelitt, mit berücksichtigung der übers, von Dantes Göttl.
comödie. mit mehreren bibliogr. u. statistischen beil. von GLocella.
Leipzig, Teubner. vi, 108. 8 [bietet einschlägiges]. — Bll. f. litt, unterh.
nr 39 (Paur). L'Ali-jhieri nr 6/7. DLZ nr 51 (Wiese). Arch. f. d. stud. d.
neueren spr. 83, 460 (Mahrenholtz). [20G
Aus deutscher sprach- u. litteraturgesch. gesamm. vortr. von KLucae.
Marburg, Elwert. 240. 8 [darin s. 143 Zur Goetheforschung der gegen-
wart; s. 161 Über Schillers Wilhelm Teil; s. 187 Zur gesch. der deutschen
balladendichtung; s. 219 Die deutschen inschriften an haus u. geraten]. —
Hist. zs. 63. 116. [207
Ludwig 1888 [190. — Nord u. süd 49, 274. Litt, centralbl. nr 31. Annales
de Test nr 2. DLZ nr 33 (Hollaender). Bll. f. litt, unterh. nr 47 (Biene-
mann). Revue critique nr 51. Stimmen aus Maria Laach 36, 116. [208
Jewish portrails by lady Magnus. London, Fisher Unwin. Boston,
Cupples & Hurd. 215. 8 [darin ua. biographien von Heine u. MMendels-
sohn; aufserdem eine gesch. des ghettos in Frankfurt a/M.]. [209
396 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IC
Mahrenholtz-Wünsche 1888 [194. — Conserv. nionatsschr. 46,
1223. [210
Gesch. des kurpfälz. philantropins zu Frankenthal 1780 — 99 von HMaisel.
Frankenthal, Christmann in comm. 146. 8. [211
The song of the bell and other translations from Schiller, Goethe, Uhland
and others [zb. Freiligrath] by ThM artin. Edinburgh and London,
Blackwood & sons. vm, 301. 8. — Acad. nr 906 (Morshead). Athen,
nr 3235, vgl. Bll. f. litt, unterh. nr 52. [212
Hilfsbücher f. den deutschen Unterricht u. f. die selbständige beschäftigung
mit den deutschen class. f. lehrer u. litteraturfreunde zusammengest. von
BMaydorn. Ratibor, Simmich. xn, 78. 8. [213
Vom Kickelhahn bis zum Brocken u. Kyffhäuser. Thüringen u. Harz in
ernst, scherz, lied und fremdenspruch von RvM e e r h e i m b. 2 aufl.
Dresden - Neustadt, Oehlmann. o. j. 47. 8. — Bll. f. litt, unterh.
nr 34. ' [214
Kulturgeschichtl. bilder aus Göttingen von OMejer. Linden -Hannover,
Manz. 215. 8 [bietet einschlägiges]. [215
Gesellige Unterhaltung von RMMeyer. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 17.
8 [bietet einschlägiges]. [216
Briefe der brüder J. u. WGrimm an GFBenecke 1808 — 29. mit anm. hg.
von WM ü Her. Göttingen, Vandenhoek & Ruprecht, xn, 188. 8 [berührt
ua. s. 159 Geliert, Gleim, Rabener, Uz]. [217
Aus brandenb.flugschriften der Stockholmer bibl. von EMünzer. Forschungen
zur brandenb. u. preufs. gesch. 2, 75. [218
Die deutsche idylle im 18 jh. von WNagel. Zürcher diss. 82. 8 [be-
handelt ua. Gessner, maier Müller, JHVoss]. [219
Zur gesch. der Franckeschen Stiftungen u. der univ. Halle von GEvNatzmer.
Conserv. nionatsschr. 46, 281. 371. 479. [220
Schäferdichtung u. poetik im 18 jh. von ONetoliczka. Vierteljahrschr. f.
lg. 2, 1. auch jenaer diss. 61. 8. — Korrespondenzbl. d. ver. f. siebenb.
landeskunde 12,103. [221
Hymnol. miscellen von LNeubaur. 1. Franckenbergs lied Christi tod ist
Adams leben. 2.Zur autorschaft der lieder VThilos d.j. Altpreufs. nionatsschr.
26, 296. — Bll. f. hymnol. s. 143 u. Theol. litteraturbl. nr 44 (Fischer). [222
Aus der alten reichsstadt Frankfurt, erzählungen u. chaiacteristiken von
ENeubürger. Frankfurt, Mahlau & Waldschmidt, vi, 230. 8 [darin
2 noch ungedr. briefe Platens vom j. 1829 an gymnasialprof. Schwenck u.
über Klinger; berührt gelegentlich auch Goethe, s. Goethe-jb. 10,320]. —
Gegenwart nr4. Nord u. süd 49,411. DLZ nr46 (vürlichs). AZ nrl2B. [223
Erinnerungen aus dem leben des generalfeldmarschalls HvBoyen. aus seinem
nachlass im auftrag der familie hg. von FNippold. 1 teil, der Zeitraum
von 1771 — 1809. mit 1 bildnisse. Leipzig, Hirzel. xxxvm, 492. S [be-
rührt Bertuch, Goethe, Wieland (Goethe-jb. 11,270)]. [224
Norton 1888 [212. — Litt, centralbl. nr 40. [225
Deutsches lesebuch von FCPaldamus. 6 teil, obere stufe. 2 cursus. hb.
zur einführung in die deutsche litt, proben deutscher poesie u. prosa.
nebst biogr. notizen über die Schriftsteller u. chronologischen Übersichten
ihrer hauptweike. 4 verb. aufl. 4 abdr. hg. von EScholderer. Frank-
furt a/M., Diesterweg. xl, 648. 8. [226
Paludan 1888 [214. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 9 (Brenner). [227
System der ethik mit einem uniriss der Staats- und gesellschaftslehre von
FPaulsen. Berlin, Hertz, xu, 868. 8 [berührt einschlägiges ua. Goethe,
s. Goethe-jb. 11,233]. [228
Der Schelmenroman unter besonderer berücksichtigung seiner Verbreitung
in Österreich-Ungarn von RvPayer. Österr.-ungar. revue n. f. 7, 285. [229
Der bahnbrecher der serb. nationallitt. [WStKaradzic]. mit briefen von Goethe
[vom 20 dec. 1823], JGrimm, LvRanke, Talvj u. J Vater, von HPenn.
Politik nr 209. 10. [230
*Pommersche lebens- u. landesbilder. nach gedr. u. ungedr. quellen ent-
LITTERATURGESCHICHTE 397
worfen von HPetrich. 1 teil, aus dem jh. Friedrichs d. gr. Stettin,
Saunier, 1SS0. — Hist. zs. 61,530 (Blasendorff). [231
Pröhle 18S8 [222. — Die post nr 32 beil. 2. DLZ nr 23 (Fischer). Hist.
zs. 62, 521 (Heidemann). [232
Abhandl. über Goethe, Schiller, Bürger u. einige ihrer freunde [zb. über
KPh.Moritz; diese abhandl. erschien bereits vorher Nationalztg. nr 247. 9. 53].
mit Knesebecks briefen an Gleim als seitenstück zu Goethes Campagne in
Frankreich von HP rö hie. Potsdam, Stein, xii, 264. 8. [233
PhORunge. ADB 29,692 (Pyl). [234
Rathgeber 1888 [226. — Hist. zs. 62, 145 (Wiegand). [235
Litt, salzkörner. gesamm. von RR ä u b e r (Uuiversalbibl. nr 2578 — 80).
Leipzig, Reclam. 327. 16. [236
Der deutsche roman von KRehorn. D. wochenbl. nrl6 [gedanken über eine
gesch. desselben], [237
Quellen zur gesch. des geistigen lebens in Deutschland während des 17jhs.
nach hss. hg. u. erläut. von AReifferscheid. i Briefe GMLingelsheims,
MBerneggers u. ihrer freunde, nach hss. Heilbronn, Henninger. xx, 1U48.
8 [bietet vieles einschlägige, insbes. f. Opitz u. seinen kreis]. [238
Etudes de litterature et d'histoire par JBeinach (Bibl. variee). Paris,
Hachette <fe cie. 417. 18 [darin: France et Allemagne]. [239
Über das Schicksal gewisser breisgauer archivalien von LRiegel. Zs. d.
gesellsch. f. beförderung der geschichts-, altertums- u. Volkskunde von
Freiburg, dem Breisgau u. den angrenzenden landschaften 7, 103. 8,67 [er-
wähnt s. 115Seume; gibt s. 137.157 u. s. 69 auszüge aus handexemplaren mit
schriftl. randglossen des österr. obersten, diplomaten u. dichters HGvGreif-
fenegg vWolffurt (1773 — 1847), u. zwar von Zschokkes Alamontade, Ram-
bergs Reineke Fuchs u. Matthissons gedienten ; s. 175 eine parodie vGreif-
feneggs auf Schillers Ritter vToggenburg]. [240
Erinnerungen von JNvRingseis. gesamm., ergänzt u. hg. von ERingseis.
bd. 3. Amberg, Habbel. xii, 147. 8 [bietet einschlägiges]. — Hist.-pol. bll.
103,194. [241
Rodenberg 18S7 [189. — Gegenwart nr 11. [242
Derselbe 1888 [234. — Bll. f. litt, unterh. nr 14 (Schroeter). AZ nr6B.
D. wochenbl. nr 22 (vGrotthufs). Gegenwart nr 11. [243
Bemerkungen zu dem Vaticinium lehninense von MRuge. progr. d. beil.
gymn. zum grauen kloster. 25. 4. [244
Abhandl. u. vortr. zur gesch. der erdkunde von SRuge. Dresden, Schön-
felder, vi, 268. 8 [darin: Über einige vor-Defoesche robinsonaden]. —
Münchner n. nachr. nr60 (Günther). [245
Schac hinger 1888 [243. foits. Stud. u. mitteil, aus d. benedictiner- u.
d. cistercienserorden 10, 96. 282. 477. 644 [briefwechsel zwischen Amon u.
Gottsched]. [246
vSchack 1888 [244. — Beil. zur Bohemia nr 293— 6 (Bendel). L'indepen-
dant litteraire 1 u. 15sept, 1 u. 15 oct., 15 nov., 1 dec. (Wagnon). Hist. zs.
63, 328 (Flalhe). [247
Derselbe s. 1888 [244. 2 aufl. [248
Schäffle 1888 [247. — Grenzboten 48, 1, 97. [249
Die kaiseridee in der deutschen lyrik seit 1806. vortr. geh. zu Regens-
burg von JSchaef ler. Der sammler (beibl. zur Augsb.abendztg.) nr39. [250
Festgabe des Eberhard -Ludwigs -gymn. in Stuttgart zu der Jubelfeier des
25 jähr, regierungsjubiläums Sr. majestät des königs Karl von Württemberg.
1. I Li ri Rousseaujünger im hause Württemberg [herzog Ludwig Eugen] von
OSchanzenbach. 2. Der natursinn der alten Griechen von LWStraub.
3.1 ! 58. 4 [bietet einschlägiges]. [251
Ausw. deutscher gedichte. I. den schulgebrauch zusammengest. von BS c h m i d t.
2 aufl. Greiz, Bredt. 104. 8. [252
Schmidt 1887 [2Ö0, — Hist. zs. 62,287 (Ellinger). [253
Findlinge aus der jüngeren romantik. 1. Arnim an WDorow. 2. Brentano
gegen Kotzebue. von ESchmidt. Vierteljahrschr. f. lg. 2,475. [254
398 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IC
Ein lied von Napoleon Bonaparte von MSchu Her. Korrespondenzbl. d. ver.
f. siebenb. landeskunde 12, 48. vgl. [318. [255
Schultz 1888 [256; ein teil erschien auch als göttinger diss. 1888: Die
kleineren Sprachgesellschaften des 17 jhs. u. ihre bestrebungen f. reinigung
der deutschen spr.]. — D. revue 14, 1, 379. Grenzboten 48, 2, 380. Anz.
xv 372 (Borinski). Bll. f. litt, unterh. nr 35 (Lier). Zs. d. allg. deutschen
sprachver. 4, 82 (Haaris). Preufs. jbb. 64, 612 (Harnack). [256
Der fremdencultus in Deutschland von HSchurtz. Vom fels zum meer
2, 1666 [bietet einschlägiges]. [257
Gesch. der seandinav. litt, von ihren anf. bis auf die neueste zeit von
PhSchweitzer. bd. 2. 3. Leipzig, Friedrich, 1888/9. x, 272. xxn, 420. 8
[behandelt in bd. 2 Baggesen , in bd. 3 Öhlenschläger]. — Gegenwart
nr 38. [258
[Vogelschul aus d.j. 1700. von WSeel mann. Jb.f.nd.sprachf.14, 116]. T259
So ein 1888 [262. — Grenzboten 48, 1,51. Zs. f. d. realschulwesen 13,723
(Reifsenberger). Gymn. s. 520 (Menge). Revue critique nr 50 (Chuquet). [260
Lafontaines einfluss auf die deutsche fabeldichtung des 18 jhs. vonFStein.
progr. d. kaiser-Karls-gymn. zu Aachen. 32. 4. — D. litteraturbl. jg. 12
nr 11 (Brenning). [261
Strackerjan 1888 [268. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 4
(Fränkel). [262
Zur feier deutscher dichter von KS tracker ja n. 24. Osterr. dichter n.
progr. d. oberrealschule zu Oldenburg. 10. 4. [263
Süpfle 1888 [271. — Revue critique nr 8 (Joret). Bulletin critique nr 11.
AZ nr 82 B. [264
Süpfle 1888 [272. — Litt, merkur 9, 40 (vSallwürk). AZ nr 82 B. Grenz-
boten 48, 2, 475. Litt, centralbl. nr 47 (Creizenach). Zs. f. frz. spr. u. litt.
11, 5, 136 (Bornhak). [265
Shakespeare im anbruch der class. zeit unserer litt, rede zum Shakespeare-
tag (23 april) von BSuph a n. Weimar, in 100 abzügen gedr., umgearb. in:
D. rundschau 60, 401. [266
Die religiös -pol. satire in den fliegenden bll. des 17 jhs. von ATille.
Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 10. [267
Treitschke s. 1885 [132. 4 teil, bis zum tode könig Friedrich Wil-
helms in. vm, 753 [s. 407 Das junge Deutschland]. — AZ nr 359 B. [268
Gesch. des evang. kirchengesangs im herzogtum Gotha von WTümpel.
1 teil. Gesch. des gotha. gesangbuchs. Gotha, Schloefsmann. vi, 121. 8.
vgl. Bll. f. hymnol. s. 142. — Theol. litteraturztg. nr 20 (Achelis). [269
CFFörster. JFGKrause. JGRehnig. LHBachof vEcht. von WTümpel. Bll.
f. hymnol. s. 176. [270
Volkstümliches, lieder, Sprichwörter, redensarten. von WUnseld. Alem.
17, 170. [271
Aus der autogr.-samml. von Donop. mitgeteilt von Walen tin. mit 1 lichtdr.
von Goethes todesanzeige [letztere auch in [766 u. Münchner n. nachr. nr 187.
Frank, nachr. nr92]. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. 5, 254 [enth.ua. je 1 brief
Goethes an prinz Friedrich Carl Alexander von Preufsen, von JCSeekatz
an den kaiserl. rat Goethe, von letzterem an Seekatz, von HTischbein
an Merck, von AvArnim an Riemer, von WvHumboldt an Vieweg, von
Bürger an Rothmann]. [272
Vetter 1888 [285.286. — AZ nr220B (Kawerau). [273
Altes u. neues von FThVischer. n. f. Stuttgart, Bonz&cie. xi, 366. 8
[enth. ua. s. 27 Rede zur 100 jähr, feier der geburt Schillers; s. 45 Die Schweiz,
litt, des 18jhs.; s. 171 Kleine beitr. zur characteristik Goethes; s. 232
FSchiller; s. 290 Das symbol]. — Litt, merkur 9, 233 (Fischer). DLZ nr30
(Zeller). Grenzboten 48, 3, 287. Bll. f. litt, unterh. nr 36 (Löbner). Münchner
ii. nachr. nr 319. [274
Völker 1887 [227. — Egyetemes philologiai Közlöny 12 heft 1. [275
Von gelehrten sachen. im jg. 1751 der Berl. privil. ztg. hg. von BAWagner
(Berl. neudrucke 1 serie bd. 5. 6). Berlin, Paetel. 95. vn, 102. 8. [276
LITTERATURGESCHICRTE 399
Die class. statten Weimars von JWalile. Westermanns nionatshefte 67, 54.
222. 309. 416. [277
vWaldberg 1S88 [288. — Litt, centralbl. nr 1. Bil. f. litt, unterh. nr 4
(Leonhard). Zs. f. d. österr. gymn. 40, 664 (Minor). DLZ nr 36 (Seuffert).
Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 11 (Frey). [278
Jüd. -deutsche lieder aus dem lTjh. von MvWaldberg. Zs. f. d. gesch. d.
Juden in Deutschland 3, TS. [279
Weber s.1888 [455. 7 aufl. 80. [280
Die weit im Spiegel der nationallitt, von HWeber. 2 teile, lesebuch zur
pflege nationaler bildung. 5 aufl. Leipzig, Klinkhardt. 224. 432. S. [281
Briefe der herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans [vgl. [496] an den
markgrafen Friedrich Magnus von Baden- Durlach u. an den kurfürsten
Johann Wilhelm von der Pfalz, von FvWeech. Zs. f. d. gesch. d. Ober-
rheins 43, 115. [282
Zeit u. menschen, tagebuch-aufzeichnungen aus den jj. 1863 — 84 von
FWehl. 2 bde. Altona, Reher. in, 332. 315. 8 [berührt einschlägiges]. —
Litt, centralbl. nr 39. AZ nr 163. 326 B (Bormann). Bll. f. litt, unterh.
nr 24. 52 (Waldmüller). Presse nr 309. 13. [283
Marksteine deutscher kultur u. litt, von KW ei fs. Leipzig, Bädeker. iv, 4S4.
8. — AZ 1888 nr342B. Grenzboten 48, 1,245. Bll. f. litt, unterh. nr 16
(Boxberger). Conserv. monatsschr. 46, 1337. [284
Ultramontane litteraturmishandlung von RWeitbrecht. D.-evang. bll.
14, 443. _ [285
Dialectgedichte. samml. von dichtungen in allen deutschen mundarten,
nebst poetischen proben aus dem alt-, mittel- u. neudeutschen, sowie den
germ. schwesterspr. hg. von HWelcker. 2 verb. u. verm. aufl. von: Die
deutschen mundarten im liede. Leipzig, Brockhaus, xxvm, 428. S [be-
rührt ua. Opitz, Lauremberg, Fleming, Goethe, Hebel]. — Bll. f. litt,
unterh. nr 3 (Kirchhoff). Gegenwart nr 7. D. revue 14, 1, 378. Grenzboten
4s 2, 144. Korrespondenzbl. d. ver. f. nd. sprachf. 13, 63 (Bremer). Zs. f.
d. österr. gymn. 40, 468. Anz. xv 377 (Martin). Zs. d. allg. deutschen
sprachver. 4, 115. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 39 (Eckstein). Nationalztg.
nr 127. [286
Wenck 1888 [295. — Revue critique nr 9 (Chuquet). [287
Deutsche Stimmungen beim eintritt in das letzte Jahrzehnt des vorigen jhs.
von WWenck. Grenzboten 48, 1, 449. [28S
Zur erklärung deutscher revolutionssympathien 1790 — 2 von WWenck.
Grenzboten 48, 1, 537. 2, 56. 165. [289
Die revolutionäre propaganda auf deutschem boden 1790— 2 von WWenck.
Grenzboten 48,3, 62. [290
vWestenholz 18SS [297. — Zs. f. d. phil. 21,472 (Bolte). [291
Sinnen u. denken, gesamm. abhandl. u. vortr. aus den gebieten der litt.,
philos. u. päd., sowie ihrer gesch. von JHWitte. Halle a S., Pfeffer.
vii, 252. 8 [darin s. 1 Der weitschmerz in der dichtung u. die weltschmerz-
dichtung; s. 51 Über Fichte als politiker u. patriot; s. 127 Über Friedrichs
d. gr. Verdienste um erziehung u. Unterricht; s. 151 3 kaufleute [Defoe,
Franklin u. MMendelssohn] als hervorragende männer der litt. u. wissensch.]. —
Bll. f. litt, unterh. nr 34 (Hermann). Nord u. süd 51,447. [292
W o I f f 1888 [300. — Korrespondenzbl. d.ver. f. siebenb. landeskunde 1 2, 20. [293
Die ältesten ztgen über Deutschböhmen vonRWolkan. Beil. zur Bohemia
nr 9. [294
Der Winterkönig in liedern seiner zeit von RWolkan. D. zs. f. geschichts-
wissensch. 2, 390. [295
Quellen zur gesch. Leipzigs. Veröffentlichungen aus dem arch. u. der bibl. der
Stadt Leipzig, hg. von GWustmann. bd. 1. mit 6 abbiidun^en. gedr.
auf kosten der Stiftung f. die Stadt Leipzig. Leipzig, Duncker & Humblot.
xtv, 493. H [darin: auszüge aus JSRiemers Leipzigischem jb. 1714 — 71;
s. 457 ff Zur gesch. des theaters 1665 — 1800]. — Litt, centralbl. nr 35. Hist.
zs (,:;. 312 (Flalhe). . [290
400 BIBLIOGRAPHIE FÜR 18S9 ICD
Crügers Praxis pietatis melica 1653 von JZahn u. AFischer. Bll. f.
hymnol. s. 71. 96. 104. 30. 77. [297
Zeise 1888 [302. — DLZ nr 13 (Schüddekopf). Westermanns monatshefte
66, G94. [298
Frauenlieblinge, litt, bekenntnisse deutscher frauen. hg. von HZiegler.
Leipzig, Amelang. 211. 8 [bietet einschlägiges]. [299
Zimmer 1888 [303. — Grenzboten 48, 1, 195. Litt, centralbl. nrll. DLZ
nr 11 (Waetzoldt). Prot, kirchenztg. 36,353 (Ehlers). Hist.-pol. bll. 104,116.
Hist. zs. 62,341 (Gebhardt). Bll. f. litt, unterh. nr35 (Lier). D. rundschau
61,153. Daheim nr 43 (König). AZ nrl3lB. Didaskalia nr 61. 2. D.
litteraturbl. jg. 11 nr50 (Keck). Theol. litteraturbl. nr 6. [300
Zwiedineck-Südenhorst 1888 [304. — Litt, centralbl. nr 19 (Arndt). [301
Blätter u. bluten deutscher poesie. eine samml. der schönsten lyr. gedichte
ausgew. von frauenhand. Leipzig, Fock. 96. 12. [302
Worte des herzens. eine blüteniese aus deutschen dichtem u. denkern. mit
illuslr. von MvBeckendorff ua. Leipzig, Meifsner & Buch. 40. 8. [303
Altes u. neues aus dem Pegnesischen blumenorden, i. der erinnerung an
HHeerwagen geweiht. Nürnberg, Ballhorn. iv, 271. 8 [enth. 2 aufsätze
von HHeerwagen: s. 54 KFZelter; s. 167 3 gedichte von Horaz, Opitz (Für-
trefflich artliches lob des landlusts) u. Klopstock (Wenn der morgen in
dem mai mit der blute erstem geruch erwacht)]. [304
♦Gedenkbll. zur feier des lOOjähr. bestandes der zürcher. künstlergenossensch.
1887. Zürich, Orell, Füfsli & cie, 1887 [bietet einschlägiges]. — Litt,
centralbl. nr 19. [305
Die sprachgesellsch. im 17 jh. Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb.
corresp. nr 28. [306
Litt, satiren der 20er u. 30er jj. Belletrist.- litt, sonntagsbeil. d. Hamb.
nachr. nr 22. 3 [behandelt Platen u. Immermann]. [307
Gespenstergesch. in der deutschen litt, [des 18 u. aus dem anf. des 19jhs.].
Belletrist.-litt. sonntagsbeil. d. Hamb. nachr. nr5l. [308
Musikalische ketzereien. Posener ztg. nr754 [bietet einschlägiges, vgl.
Goethe-jb. 11,245]. [309
Eine münchner ztg. vor 100 jj. [Münchner intelligenzbl. 1789]. Münchner
n. nachr. nr 564. [310
Die 1 deutsche ztg. [aus d. j. 1609]. notiz. Litt, merkur 9, 402. [311
Die lOOjahrfeier des Journal des debats. D. rundschau 60, 457 [bietet ein-
schlägiges]. [312
43 jahresber. des hist. ver. f. Mittelfranken [s. m ff betr. Goethe, Platen,
Weifse, Geliert, ßabener, Klopstock, Gleim, Bamler, Wieland, Mendelssohn,
Basedow, Jerusalem, Spalding, Lavater, Nicolai, Herder, Lessing, Denis ua.].
— Münchner n. nachr. nr 593. [313
Gotta. N. wiener tagbl. jg. 23 nr 30. [314
Schriftstellerhonorare sonst u. jetzt. D. tagebl. nr 408. 9. [315
Der urspr. des Heil dir im siegerkranz. D. tagebl. nr 504. [316
Deutsches Weltbürgertum vor 100 jj. aus der Nordd. allg. ztg. in: Der Sammler
(beibl. zur Augsb. abendztg.) nr 7 [über Herder, Wieland, Schiller, Jean Paul,
Kant usw.]. [317
Ein deutsches Napoleon-lied aus dem j. 1813. Hist. zs. 63, 456. vgl. [255. [318
Die gossfelder Lisbeth (aus dem tageb. Vor 60 jj.). Conserv. monatsschr.
46, 170 [enth. einschlägiges]. [319
Der punclroman. . Grenzboten 48, 2,334. vgl. Kunstwart jg. 2 stück 18. [320
Verzeichnis der autogr.-samml. von RBrockhaus 1853—1889. als hs. gedr. 40
[enth. ua. reiche Goethiana, vgl. Goethe-jb. 11, 205]. [321
Bibl. Meermanniana. Mitteil, aus d. antiq. u. verwandten gebieten —
von MHarrwitz 1, 11 [hier verzeichnet wegen JMeermanns beziehungen zu
deutschen dichtem insbes. Klopstock, dessen Messiade er ins holländ. über-
setzte]. [322
Hss. von Goethe, Schiller, Pfeffel, Voss, Kerner, Lenau, Platen, Simrock,
LITTERATDRGESCHICHTE. DRAMA UND THEATER 401
Rüekert, Freiligrath, Börne in der graphischen ausstellung in Stuttgart.
Frankf. ztg. nr 158 beil. [323
[Autogr.-versteigerung von JAStargardt zu Berlin am 3juni 1889. darunter
8 Goethe- u. viele Heine-briefe. vgl. Die post nr 122 Locales], [324
[Autogr.-versteigerung bei JAStargardt in Berlin: ua. 2 briefe Schillers an
ChGKörner; briefe HHeines an seinen bruder MHeine u. andere mss. HHeines;
3 briefe Goethes (vom 14 febr. 1810, an Frommann vom 18 m.ärz 1817, an
Kirms). Die post nr 151 beil. 1 Locales]. [325
Portr.-cat. 9 heft. Verzeichnis einer reichhaltigen samml. von über 5000
seltenen und schönen portr. berühmter musiker, dichter, Schauspieler, com-
ponisten usw., welche vom portraitantiquariat von EHSchröder in Berlin (SW
Möckernstr. 137) zu beigesetzten preisen zum verkauf geboten werden. 1 bl.
123. 8. — Litt, centralbl. nr 4. [326
[Autogr., in verschiedenen cat. angeboten, insbes. Goethe betr.: Goethe- jh.
11,267]. [327
iD. Geschichte des dramas und des theaters.
Eine hanswurstiade von anno 1766 [ein theaterzettel] von JArbes. Politik
nr 26. [328
Die ältesten versuche im Schauspiele aus der böhm. gesch. eine skizze von
JArbes [erwähnt auch deutsche stücke der engl, comödianten]. Politik
nr 197. [329
Der starke mann JCEckenberg. ein beitr. zur gesch. des berl. Schauspiels
von Jßolte. Forschungen zur brandenb. u. preufs. gesch. 2, 515. vgl.
Die post nr 14 beil. 1. DLZ nr 4. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 46
(Schienther). [330
Moliere-übers. des 17 jhs. ein beitr. zur gesch. des deutschen dramas von
JBol te. Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 81. [331
Ben Jonsons Seianus am heidelberger hofe [übers, von dem Engländer
J.MGirish zwischen 1663 u. 1671] von JBolte. Jb. d. d. Shakespearege-
sellsch. 24, 72. vgl. Zs. f. d. gesch.d. Oberrheins 43, 517 (Kilian). [332
Schauspiele in Kassel u. London 1602 von JBolte. Zs. f. vgl. litteratur-
gesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 360. [333
[Zur gesch. des deutschen dramas von JBolte. Zs. f.d. phil. 21,477 [im
anschluss an 2 publicationen über das dän. drama]. [334
Ein elsäss. Adam- u. Evaspiel von JBolte. Alem. 17, 121. [335
Von SNiemand von JBolte [enth. einschlägiges]. Alem. 17, 151. vgl. 188S
[326. [336
Geistl. comödie in Schiltach (1654) von JBolte. Alem. 17, 152. [337
Die streitenden liebhaber von JBolte. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 575. [338
Bulthaupt 1888 [332. — Allg. musikztg. nr 13 (Heintz). D. rundschau
60, 158. [339
Dramaturgie der class. von OBullhaupt. bd. 1. Lessing, Goethe, Schiller,
Kleist. 3 aufl. Oldenburg, Schulze, xv, 478. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 7
(Löbner). D. rundschau 59, 473 (Brahm). DLZ nr 25 (Sauer). Österr. litt,
centralbl. jg. 6 nr 15 (Czerny). Saturday review 68, 117. [340
Aus dem burgtheatcr 1818 — 37. tagebuchbll. des weil. k. k hofschau-
spielers u. regisseurs CLCostenoble [hg. vonCGlossy u. JZeidler] mit
dem portr. C.8. 2 hde. Wien, Konegen. vm, 347. 376. 8. — AZ 1888
nr310B (Geiger). D. rundschau 57,518. Xord u. süd 48,97 (Lindau). Bll.
f. litt, unterh. nr 1 (Wohl). D. litteraturbl. jg. 11 nr 37 (Schröter). DLZ nr 16
(Schmidt). Litt. centralbl. nr 28. Münchner n. nachr. nr 74 (Harden). Wissensch.
beil. d. Leipz. ztg. nr 20 (Prölfs). [341
Die Schauspiele der engl, comödianten hg. von WCreizenach (D. natio-
nallitt. bd. 23). Berlin u. Stuttgart, Spemann. cxvm, 353. 8. — Litt,
centralbl. nr 16. [342
402 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 ID
Zum deutschen Hamlet von WCreizenach. Zs. f. vgl. litteraturgesch. u.
renaissancelitt. n. f. 2, 369. [343
Gesch. d. theaters in Posen, bes. in südpreufs. [d. i. 1793 — 1806] zeit, vortr.
geh. — von HEhrenberg (Deutsche vortr. heft 5). Posen, Merzbach. 28. 8. [344
*Les comedies de Moliere en Allemagne. le theatre et la critique. par AEhr-
hard. Paris, Lecene & Oudin, 1888 [berührt ua. s. 305— 67 Goethe, vgl.
Goethe-jb. 11,259]. — Revue critique nr 43 (Ghuquet). Revue pol. et litt. 5.
[345
Ellinger 1887 [267. — Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen
Württembergs 36,315 (Weizsäcker). [346
Engel 1888 [335. — BU. f. litt, unterh. nr 1 (Wehl). [347
Nürnb. comödianten in Blankenburg 1728 von OEyfselein. 43jahresber.
d. hist. ver. f. Mittelfranken s. 117. [348
Fellner 1888 [338. — Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 5 (Prölfs). Litt,
centralbl. nr 9 (Creizenach). Kyffhäuser- Salzburg nr 2. 3. Westermanns
monatshefte 67,280. Grenzboten 48, 4, 319 (Necker). [349
Zur gesch. des lustspiels. vortr. geh. von LFulda im ver. junger kaufleute
zu Berlin, referat in: Berl. tagebl. nr 582. [350
Gaedertz 1888 [342. — D. revue 14,1,128. Litt, centralbl. nr 5 (Creize-
nach). * [351
Gaedertz 1888 [343. — Anglia 12,206. Arch. f. d. stud. d. neueren spr.
82, 491 (Bolte). Jb. d. d. Shakespearegesellsch. 24, 165 (Pröscholdt). [352
Die entwickelung des scenischen theaters u. die bühnenreform in München
von RGenee. mit erläuternden illustr. Stuttgart, Gotta. iv, 94. 8 [zum
teil auch AZ nr 134. 7. 41 B]. — Die gesellsch. s. 1794 (Conrad). [353
Die ersten Shakespeareaufführungen in Berlin u. ihre Wirkungen von RGenee.
Nationalztg. nr 94. 104. [354
Aus alter deutscher theaterzeit [bis 1776] von KGoldmann. Wiener tagbl.
nr 279. [355
Vom theater. allerlei aufzeichnungen vonHGrans. Leipzig, Spamer. 164.
8 [darin: Über eine aufführung der Räuber in Weimar]. [356
15 jj. in Weimar, erlebtes und erlittenes von HGrans. Leipzig, Spamer.
vi, 106. S [berührt einschlägiges, vgl. Goethe-jb. 11, 271]. [357
Heine 1888 [345. — Litt, centralbl. nr 8 (Creizenach). [358
Das Schauspiel der deutschen Wanderbühne vor Gottsched von CHeine.
Halle a/S., Niemeyer, vn, 92. 8. — Litt, centralbl. nr 37 (Creizenach). [359
Calderon im Spielverzeichnisse der deutschen Wandertruppen von CHeine.
Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2,165.395. [360
Aus der gesch. des nd. theaters von GHoffmann [handelt bes. vom hamb.
theater]. AZ nr 312. 4B. [361
Hoffory-Schlenther 1888 [348. — Revue critique nr 28 (Chuquet). [362
Gesch. des gymn. Carolinum von Hlber. 1 teil, progr. d. gymn. Carolinum
zu Osnabrück. 30. 4 [berührt ua. jesuitencomödien]. [363
Nachtr. zum Handwerkerspiel [1885 [172] von BJonas. Zs. d. hist. ge-
sellsch. f. d. provinz Posen jg. 5 heft 1. [364
Einige documente über die engl, instrumentisten von RKade. Monatshefte
f. musikgesch. s. 195. [365
Karoline Jagemann (erinnerung an die goldenen tage Weimars) von FKatt.
D. bühnengenossensch. nr31. [366
Das burgtheater in Wien, eine betrachtung von FLemmermayer. Unsere
zeit 1, 124. [367
Ein deutsches schwerttanzspiel in Ungarn von FAMayer. Zs. f. völker-
psychol. 19,204. [368
Alte theaterzettel von EMentzel [zettel einer von Baidinger zu Linz am
S febr. — o. j., Mentzel nimmt das 1 drittel des 18 jhs. an — aufgeführten
maschinencomödie Imakaromacypsiloniakus . . . . u. lsmakoria, sowie zweier
von Wallerotty 1741 in Frankfurt a/M. gegebenen stücke, u. zwar am 17 mai
einer hanswurstiade Die verkehrte weit und am 31 mai einer haupt- u. Staats-
DRAMA UND THEATER 403
action Der probierstein unglaublicher geduld], Münchner n. nachr. nr 373.
vgl. auch Leipz. tagebl. nr 220. _ [369
Zur gesch. des deutschen theaters im 17jh. von JMinor [aus des AAlber-
tinus bearb. des Don Guzman von Alfarache]. Vierteljahrschr. f. lg. 2, IIS.
[370
.Möller 18S8 [358. — Bll. f. d. bayr. realschulen 8, 245 (Vogt). Zs. f. vgl.
litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 388 (Koch). Litteraturbl. f. germ.
u. rom. phil. nr 7 (Sachs). [371
Die dram.-musikal. bearb. der Genovefalegende. ein beitr. zur gesch. der
oper von WNagel. Leipzig, Unflad. 56. 8. [372
Deutsches theaterlexicon. eine encykl. alles wissenswerten der Schauspiel-
kunst u. bühnentechnik. hg. von AOppenheim u. EGettke unter
mitwirkung hervorragender gelehrter und fachmänner. Leipzig, Reifsner.
865. 8. [373
Von alten osterspielen aus Tirol [15— 18 jh-]. skizze von HvRadicz-Kalten-
brunner. Münchner n. nachr. nr 182. [371
Zur gesch. des Jesuitendramas in München von KvReinhardstöttner. Jb.
f. münchner gesch. 3, 53. — Modern language notes 4 nr 7. [375
Rigaer theater- u. tonkünstlerlexicon nebst gesch. des rigaer theaters u. der
musikalischen gesellsch. vonMRudolph. lfg. 1. Riga, Kymmel. 32. 8. [376
MRott. ADB 29, 383 (PSchlen ther). [377
JFRüthling. ADB 30, 50 (PSchlen ther). [378
KERösike. ADB 30, 96 (PSchle n ther). [379
JSacco geb. Richard. ADB 30, 111 (PSchlenther). [3SO
Ein passionsspiel aus dem österr. alpengebiete von ASchlossar. Zs. f.
Volkskunde 1, 137. [3S1
Ein SXicolausspiel aus Steiermark von ASchlossar. Zs. f. Volkskunde
1, 349. [382
Eine gfazer faschingscomödie aus dem j. 1764 von ASchlossar. Wiener
ztg. nr 52. [383
Deutsche vveihnachtsspiele von Schubert. Leipz. universitätsztg. jg. 1
nr. 11. 2. [384
Die 1 deutsche hofbühne von PSeliger. Nationalztg. nr 336. [385
Alte u. neue opern. musikalische gedenktage. aphorismen von JSittard
(Stud. u. characteristiken m). Hamburg u. Leipzig, Voss. 165. 8 [darin
s. 79 Faust, musikdrama von Zöllner; s. 124 Zum Don Juan-jubiläum 29 oct.
1887]. [386
Deutsche Schauspieler am bayr. hofe von KTrautmann. Jb. f. münchner
gesch. 3, 259. [387
*Der ägypt. Joseph im drama des löjhs. ein beitr. zur vgl. litteraturgesch.
von Av Weilen. Wien, Holder, 1887. — Anz. xv 40 (Werner) [berührt
einschlägiges]. [388
KMRott. ADB 29,382 (AvW eilen). [389
JRettich. ADB 30, 71 (AvWeilen). [390
KRettich. ADB 30, 72 (AvWeilen). [391
Zeidler 1888 [378. — DLZ nr 4 (Minor). [392
JWFranck. ein beitr. zur gesch. der ältesten deutschen oper von FZelle.
progr. d. Humboldtsgymn. zu Berlin. 24. 4. [393
Ein Lutherfestspiel vor 260 jj. [gespielt 1625 zu Schneeberg]. Die christl.
weit s. 247. [391
Geistl. Schauspiele [17 jh.]. Presse nr 121 beil. [395
Eine gekränkte leberwurst [erbitterter brief des schauspieldirectors Doebbelin
vom 16 nov. 1784 an einen theaterkritiker der Voss. ztg.]. abdr. aus dem
Berl. börsencourier in: Münchner n. nachr. nr 246. [396
[Schreiben von CStaudiegel an die beil. hoftheaterintendanz vom 20 sept. 1816
aus Cassel, mit der bitte, auf dem berl. theater den Hund des Aubry geben
zu dürfen, den er bereits zu München, Linz, Nürnberg, Augsburg, Würzburg
mit beifall aufgeführt habe, abgeschlagen laut registraturvermerk. Berl.
tagebl. nr 505]. [397
404 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1S89 IDE
Berliner Iheaterleben vor 100 jj. D. bühnengenossensch. nr 21. [398
Zur gesch. des berl. theaterwesens im 18 jh. D. tagebl. nr 298. 396. [399
s. auch [139.296.402. 405 f. 408. 415 f. 424. 430 f. 463 f. 764. 782 f. 837.
854. 858 f. 955.1246.
iE. Geschichte der poetischen und metrischen form.
Der moderne realismus in der deutschen litt. u. die grenzen seiner berech-
tigung von KAlberti (D. zeit- u. Streitfragen nr 52). Hamburg, Richter. 36.
8. — Bll. f. litt, unterh. nr 38 s. 607. Litt, merkur 9, 320 (Schmid). [400
♦System der künste. mit rücksicht auf die fragen der Vereinigung ver-
schiedener künste u. des baustils der zukunft. dargest. von ThAl t. Berlin,
Grote, 1888. — Litt, merkur 9, 165. 73 (vGöler-Ravensburg). BLZ nr 27
(Ziegler). [401
LArreat, La morale dans le drame, l'epopee et le roman. 2 ed. (Bibl. de
philos. contemporaine). Paris, Alcan. 223. 12. — Revue philos. 14, 326
(Fonsegrive). [402
Baum gart 1888 [395. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 89 (Lyon). Anz.
xv 249 (Werner). Zs. f. d. phil. 22,219 (Ellinger). [403
L'esthelique contemporaine: la mimique dans le Systeme des beaux-arts par
GhBenard. Revue philos. 14, 225. [404
Zur technik u. ästhetik des dramas von AvBerger. N. fr. presse nr 9041.
vgl. [406. 464. 490. [405
Beitr. zur ästhetik u. technik des dramas von AvBerger. Presse nr 294
localanz. vgl. [405. 464. 490. [406
Bergmann 1888 [399. — Zs. f. philos. u. philos. kritik 96, 298 (Walter). [407
Grundzüge der dram. kunst mit rücksicht auf die behandlung der dramen-
lectüre in den höheren lehranst. von FBettingen. Berlin, Weidmann,
m, 46. 8. [408
Zur vgl. gesch. der poet. formen von WvBiedermann. Zs. f. vgl. litte-
raturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 415. [409
Biese 1888 [402. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 87 (Schmidt). Zs. f. d. gym-
nasialwesen 43, 20 (Müller). Schorers familienbl. nr 32 (Karpeles). [410
Biese 1888 [403. forts. Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp.
nr 1. 2 [411
Das metaphorische in der dichterischen phantasie von ABiese. Zs. f. vgl.
litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2,317. auch sep. Berlin, Haack.
35. 8. — Preufs.jbb. 64, 611 (Harnack). AZ nr 317 B (Garriere). [412
B o r i n s k i 1888 [405. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 8 (Koch). [413
Braitmaier s. 1888 [406. 2 teil, vn, 287. — Bll. f. litt, unterh. nr 21
(Portig). Litt, merkur 9,184 (Diez). Litt, centralbl. nr40. Korrespondenzbl.f. d.
gelehrten- u. realschulen Württembergs 36,390 (Hauber). Grenzboten 48,
3, 500. [414
Einige betrachtungen über die poet. spr. im drama von HBulthaupt. D.
revue 14, 3, 330. [415
Was ist dramatisch? von HBulthaupt. Kunstwart jg. 3 stück 2. [416
Die deutsche lectüre in lehrerbildungsanst. von FWBürgel u. PWimmer s.
litteraturkunde u. methodik. 2 jähr, die arten der lyr. dichtung. 4 aufl.
Aachen, Barth, vm, 159. 8. [417
FVischer u. der ästhetische formalismus vonMDiez. festschr. d. kgl. real-
anst. Stuttgart zum 25jähr. regierungsjubiläum Sr. majestät des könies
Karl. Stuttgart. 58. 4. [418
Dilthey 1887 [336. — Zs. f. d. phil. 22, 219 (Ellinger). [419
Stud. zur ästhetik von JDuboc. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 10. [420
Die neueste forlbildung der deutschen ästhetik von GEngel. Sonntagsbeil,
zur Voss. ztg. nr41 — 5. [421
Kurzgefasste poetik u. lectüre. f. den Unterricht an seminarien u. höheren
schulen, sowie auch fürs privatstud. bearb. von KErnesti. 2 verb. ausiär.
Regensburg, verlagsanst. xn, 204. 8. [422
DRAMA UND THEATER. POETISCHE UND METRISCHE FORM 405
Darstellungen aus der sittengesch. Roms in der zeit von August bis zum
ausgang der Antonine von LFriedländer. 6 aufl. bd. 2. Leipzig, Hirzel.
vm, 652. 8 [enth. eine eingehende Untersuchung über die entwickelung des
gefühls f. das romant. in der natur im gegensatz zum antiken naturgefühl]. [423
Verbrechen u. krankheit im roman u. auf der bühne von FFriedmann.
Berlin, Wiesenthal. 51. 8. [424
Die trag, motive in der deutschen dichtung seit Goethes tode von RHGrei n z.
Dresden u. Leipzig, Pierson. 172. 8. — Grenzboten 48, 3,335. Bll. f.
litt, unterh. nr 50 (Mauerhof). Die gesellsch. s. 1807. [425
Lyr. demente in roman u. novelle von RHGreinz. Gegenwart nr42. [426
Ein kleiner beitr. zur deutschen metrik von WHallada. Zs. f. d. real-
schulwesen 14, 577. [427
Haben wir Deutsche noch eine metrik? bemerkungen von RHamerling.
D. revue 14, 2, 305. [428
Hartmann 1888 [420. — Krit. jb. lieft 1 s. 9 (Bölsche). Westermanns
monatshefte 65, 719. 67, 142. Litt, centralbl. nr 37. Philos. monatshefte
25, 481 (Melzer). Allg. kunstchron. nr 13 (Ranzoni). Münchner n. nachr.
nr 324 (Neudecker). Zs. f. philos. u. philos. kritik 96, 282 (Glogau). [429
*Die arten der tragödie bei Aristoteles, ein beitrag zur erklärung seiner
poetik — von FH e i d e n h a i n. n. in. progr. d. gymn. zu Strasburg i/W.-Pr.
(Berlin, Mayer & Müller) 1887. — Arch. f. gesch. d. philos. 2, 294
(Zeller). [430
*Studia Aristotelica. i. Aristoteles: Über die arten der tragödie von
ThHeine. progr. d. gymn. zu Kreuzburg i/O.-S. 1887. — Arch. f. gesch.
d. philos. 2, 294 (Zeller). [431
Metrisches aus dem kinderliede von RHildebrand. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 1. [432
Der sinn f. naturschönheiten in alter u. neuer zeit von FHoffmann (Samml.
gemeinverständl. wissensch. vortr. n. f. 3 serie. heft 69). Hamburg, ver-
lagsanst. 62. 8. [433
H u m p er d i n c k 1888 [423. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 150 (Stejskal). [434
Entwürfe zu deutschen aufsätzen u. reden , nebst einl. in die Stilistik u.
rhetorik u. proben zu den hauptgattungen der pros. darstellung, für gymn.,
seminarien, realschulen von JKehrein. nach dem tode des verf.s neu
bearb. von VKehrein. 8 aufl. Paderborn, Schöningh. xv, 444. 8. [435
Das wesen der poesie vonLKessler. Leipzig, Baedeker. 98. 8. — Nord
u.süd 49,135. DLZ nr 24 (Siebeck). Bll. f. litt, unterh. nr24. Litt, merkur
9, 208 (Diez). [436
Kiesel 1888 [424. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25, 111
(Zettel). [437
Schriften zur poet. theorie des 18 jhs. von MKoch u. EWolff. Zs. f. vgl.
litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 223 [mit bezug auf [273. 1289.
1578. 1580 u. 1887 [453. 1888 [406]. [438
Prolegomena zur ästhetik von KKöstlin in: Verzeichnis der drr, welche
die philos. facultät — in Tübingen — 1888/9 ernannt hat. Tübingen,
Fuessche druckerei. iv, 104. 4. — DLZ nr 45 (Siebeck). [439
Das characteristische meikmal der volkspoesie von FKrejci. Zs. f. völker-
psychol. 19, 115 [bietet einschlägiges]. [440
Deutsche schulgrammatik, nebst metrik, poetik u. Wörterverzeichnis f. volks-,
bürger- u. mittelschulen u. die entsprechenden classen höherer lehranst. von
C AK rüger. 3 verm. u. verb. aufl. ausg. B. Danzig, Axt. 92. 8. [441
Beobachtungen über das Verhältnis des reimes zum inhalt von EKunow.
progr. d. gymn. zu Stargard. 73. 8. [442
Leimbach 1888 [429. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25,474
(Nicklas). [443
Über lyrik von KL ein. Kunstwart jg. 2 stück 18. [444
Linnig 1888 [430. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,84. [445
Psychol. der komik von ThLipps. v. Die Unterarten der komik u. die komik
in der kunst. Philos. monatshefte 25, 284. 40S [bietet einschlägiges]. [446
A. F. D. A. XVI. 27
406 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 IE
Zur deutschen betonung von KLuick. Zs. d. allg. deutschen sprachver.
4, 33. [447
Die kunstform des romans von EMauerhof. Unsere zeit 1,29. [448
Der reim in seiner entwickelung u. fortbildung von SMehring. Berlin,
Mehring. m, 143. 8. — Gegenwart nr 10. Westermanns monatshefte
66, 696. [449
Forschungsweisen der geisteswissensch. 1 beitr. Forschungsweisen der
litteraturwissensch. insbes. dargelegt an den grundlagen der liedertheorie
von RM erbot. Frankfurt a/M., Könitzer. 36. 8 [berührt einschlägiges]. —
Bll. f. litt, unterh. nr 30 (Boxberger). Zs. f. d. österr. gymn. 40, 916
(Heinzel). [450
Principes de litterature. style, composition, poetique. histoire liüeraire des
^enres, par Mestre. 11 ed. Paris et Lyon, Delhomme & Briguet.
432. 18. [451
Poesie u. prosa, ihre arten u. formen von JMethner. Halle a/S., Waisen-
haus, xii, 338. 8. . — Zs. f. d. gymnasialwesen 43, 134 (Müller). Kor-
respondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen Württembergs 36,86. Bll. f.
litt, unterh. nr 19. Litt, merkur 9, 176 (Diez). Zs. f. d. österr. gymn. 40,
370. Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25, 277 (Muncker). Zs. f. d. phil.
22, 219 (Ellinger). D. dichtung 7, 103. [452
Die altgerm. poesie nach ihren formelhaften dementen beschrieben von
RMMeyer. Berlin, Hertz, xx, 549. 8 [berührt einschlägiges]. [453
Mommsen 1887 [371. — Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f.
2, 488 (Biese). [454
Muff 1888 [434. — Die gesellsch. s. 584. 1501 (Plöhn). [455
Die Verbindlichkeit der lehre vom kunstschönen von BMünz. Bll. f. litt,
unterh. nr 30. [456
Fabel u. spr. von HNoe. AZ nr 176B. [457
Palleske 1884 [104. — N.jbb. f. phil. u. päd. 140, 127 (Schlüter). [458
* Zerstreute Schriften von EParrisius. 2 teil. Berlin u. Leipzig, Parrisius,
1885 [bietet einschlägiges]. — Zs. f. philos. u. philos. kritik 95, 148
(Mainzer). [459
The worlds best books : a key to the treasures of literature by FParsons,
FECrawford and HTRich ard son. Boston, Little, Brown & cie. 141.
12. vgl. [471. 492. [460
Piderit-Girot 1888 [436. — Bevue philos. 27, 307 (Bertrand). [461
Katechismus der ästhetik. belehrungen über die wissensch. vom schönen
u. der kunst von RPrölfs. 2 verm. u. verb. aufl. Leipzig, Weber, xvi, 371.
8. — AZ nr318B. [462
Schopenhauer als philos. der tragödie. eine krit. stud. vonEReich. Wien,
Konegen. iv, 139. 8. — DLZ nr 8 (Lehmann). Litt, merkur 9, 72 (Löbner).
Revue philos. 14, 191 (Arreat). Litt, centralbl. nr 23. D. wochenbl. nr 1
(Poske). [463
Zur technik u. ästhetik des dramas von ER eich. D. ztg. nr 6403 feuill.
vgl. [405 f. 490. [464
Reuter s. 1886 [336. 13 verb. aufl. vm, 251. — Zs. f. d. gymnasial-
wesen 43, 613 (Müller). Stimmen aus Maria Laach 36, 372. [465
Litteraturgesch. ein wort zur rechten zeit von JRiffert. Wissensch. beil.
d. Leipz. ztg. nr 78. [466
Über die neuere deutsche prosa von GR ü m e 1 i n. D. rundschau 59, 36. [467
Prof. GBeyers lehre vom deutschen versbau u. HHeines Stellung innerhalb
derselben von HSchärf. Czernowitz, Pardini. 24. 8. — Westermanns
monatshefte 66, 696. [468
Schasler 1887 [375. — Westermanns monatshefte 65, 581. [469
Scherer 1888 [443. — Zs. f. d. gymnasialwesen 43, 120 (Lehmann). Zs.
f. völkerpsychol. 19, 87 (Steinthal). Krit. jb. heft 1 s. 29 (Hart). Litt,
merkur 9, 101 (Löbner). Zs. f. d. österr. gymn. 40, 152 (Minor). Anz.
xv 275 (Werner). Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 8 (Volkelt). Zs. f.
d. phil. 22, 219 (Ellinger). [470
POETISCHE UND METRISCHE FORM 407
Von den besten büchern. auch ein gutachten von FSchlögl. Wien, Pest,
Leipzig, Hartleben. 1 u. 2 aufl. 23. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 29. D.
litteraturbl. jg. 12 nr 26 (Haug). Die gesellsch. s. 1204 (Conrad), vgl.
[460. 492. [471
Schmeckebier 1887 [377. — Zs. f. d.österr.gymn.40, 779 (Seemüller). [472
Die apokope bei den neueren deutschen dramatikern von JSchmidt. Zs. f.
d. österr. gymn. 40, 599. [473
Schönbach s. 18SS [444. 3 aufl. verm. durch aufsätze über die neueste
deutsche dichtung u. den realismus. xm, 210. — Bll. f. litt, unterh. nr 46
(vGrotthufs). Gegenwart nr 47. [474
Vom papiernen stil von OSchroeder. Berlin, Walther & Apolant. 93. 8
[enth. einschlägiges]. — Grenzboten 48, 1, 626. Gegenwart nr 19. D. rund-
schau 59, 478. Revue critique nr 20 (Chuquet). Anz. xv 370 (Steinmeyer).
Zs. d. allg. deutschen sprachver. 4, 149. DLZ nr3l (Roethe). D. wochenbl.
nr 5 (Werner). Gonserv. monatsschr. 46, 560. Zs. f. d. österr. gymn. 40, 1 147
(Stowasser). Die gesellsch. s. 740. [475
Zur gesch. des erhabenheitsbegrifles seit Kant von AS e i d 1. Leipzig, Friedrich,
xi, 167. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 21 (Portig). Gegenwart nr 41 (Tovote).
DLZ nr 41 (Ziegler). Grenzboten 48, 4, 296. Zs. f. völkerpsychol. 19, 448
(Steinthal). Die gesellsch. s. 737. Preufs. jbb. 64, 737 (Harnack). [476
Sommer s. 1886 [348. 4 verb. u. verm. aufl. vi, 76. [477
vStein 1888 [449. — Zs. f. philos. u. philos. kritik 95, 151 (Walter). [478
Vom erhabenen überhaupt u. insbes. in der bibel von HSteinthal. Na-
tionalztg. nr 99. 101. [479
Nochmals die katharsis in Aristoteles poetik von ThStisser. progr. d.
Ulrichsgymn. zu Norden. IS. 4. [480
Lehrbuch der ästhetik von AStöckl. 3 neubearb. aufl. Mainz, Kirchheim,
xn, 353. 8. [481
Tumlirz 1887 [386. — Arch. f. gesch. d. philos. 2, 292 (Zeller). [482
CVentura, La poesia e le leggi della natura. Milano. 76. 16. [483
Viehoff-Kiy 188S [453. — DLZ nr 6 (Minor). Zs. f. d. gymnasialwesen
43, 125 (Jonas). Litt, merkur 9, 101 (Löbner). D. rundschau 59, 478. D.
litteraturbl.jg.il nr 48 (Weitbrecht). [484
Elementare betrachtungen über lesen u. schreiben von AVoigt. Mag. f.
d. litt. d. in- u. ausl. nr 33 — 5 [enth. einschlägiges]. [485
Wackernagel- Sieber 1888[454. — Zs. f. d.phil. 22,219 (Ellinger). [486
Weidenbach 1887 [388. — Arch. f. gesch. d. philos. 2,293 (Zeller). [487
Die ästhetische bewegung in England von WWeigand. Gegenwart nrll
[berührt auch deutsche litt.]. [488
Zur kenntnis der verschiedenen dichtungsarten. mit beispielen belegt u.
freunden der poesie zum selbststud. dargeboten von Wiesenstreit.
Langensalza, schulbuchhandl. iv, 176. 8. [489
Beitr. zur ästhetik u. technik des dramas. D. bühnengenossensch. nr 44.
vgl. [405 f. 464. [490
Die grenzen zwischen dichtung u. Wahrheit. Grenzboten 48, 4, 134. 310. [491
Die besten bücher aller zeiten u. litteraturen. ein deutsches gegenstück zu
den engl. Misten der 100 besten bücher'. eine samml. von ähnl. deutschen
listen u. von äufserungen lebender deutscher schriftsteiler usw. über die
besten schätze der weltlitt. u. über die bevorzugtesten bücher ihrer eigenen
neigung zur beratung des lesenden publicums zusammengest. 1 — 5 tausend.
Berlin, Pfeilstücker. 92. 4. — Deutschland nr 1. D. wochenbl. nr 41.
Münchner n. nachr. nr 202. Der katholik jg. 69, 2, 332. vgl. [460. 471. [492
s. auch [186. 845.
n. Alphabetisches Verzeichnis der Schriftsteller.
Abbt, Tu. s. [151.
Abraham aSClara: Zu AaSGI. von FLauchert. Alem. 17, 77. 113. [493
Volkslieder bei AaSCI. von FLauchert. Alem. 17, 119. [494
27*
408 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Albertinus, Ä. s. [370. 997.
Amalia von Sachsen (ps. AHeiter) s. [188.
Ämilia Juliana gräfin von Schwarzburg -Rudolstadt: Die controverse über die
autorsch. des liedes Wer weifs wie nahe mir mein ende von WTümp el. Bll.
f. hymnol. s. 87 [nicht GMPfefferkorn ist der verf., sondern ÄJ.]. [495
Anton Ulrich zu Braunschweig-Lüneburg: Briefe der herzogin Elisabeth Char-
lotte von Orleans [vgl. [282] an die herzöge AU. u. August Wilhelm zu
Braunschweig u. Lüneburg. Hist. zs. 63, 79 [berührt die Römische Octavia]. [496
Arndt, EM. : Gedichte, ausw. Berlin, Weidmann, vm, 279. 8. [497
Spät erblüht! aufgefundene gedichte. hg. von AvFreydorf. mit einem
vorw. von VvScheffel in hs. Leipzig, Knaur. ix, 105 (mit facs. von Scheffel
ua.). 8. — Theol. litteraturbl. 1888 s. 476. Bll. f. litt, unterh. nr 15.
Gartenlaube nr 7. Gegenwart nr 17 (Ziel). D. dichtung 6, 104. Illustr. ztg.
nr 2396 s. 554. [498
vArnim, B. s. [931.
vArnim,LA.: Pfaff 1886 [377. — Hisl.-pol. bll. 104, 12S. [499
Über die benutzung älterer deutscher litteraturwerke in LAvA.s Winter-
garten, von AReichl. progr. d. gymn. zu Arnau. 35. 8. [500
s. auch [254. 272. 1354. 1577.
vAuersperg, A. s. [9.
Briefe des grafen LThun u. des grafen AA. (AGrün). mitgeteilt von
LAFrankl. N. fr. presse nr 8755. 6. [501
Bachof vEcht,LH. s. [270.
Baggesen, J. s. [258.
Bahrdt, KF.: Ein deutscher geheimbund [Deutsche union] vor 100 jj. von
ESchubert. N. monatshefte jg. 4 heft 1 s. 145. [502
Bälde, J. : Der wider zum leben erwachte grofse Tilly oder des grofsen Tilly
totenfeier. in den hauptzügen zum 1 male übers, u. erklärt von JBohm.
München, Lindauer. xxxi, 148. 8. — Hist. -pol. bll. 103,333 (Wester-
mayer). [503
Basedow, JB. s. [313.
Batjdissin, W. graf: WB. geb. d. 30jan. 1789. von RWaldmüller. Grenz-
boten 48, 1, 320. [504
vBauernfeld, E. : Alkibiades. drama. Dresden, Ehlermann. 49. 8. [505
Krisen, besprechung einer aufführung in Berlin. D. wochenbl. nr 10
(Hessen). [506
Poet, tagebuch 1887 [414. — Bll. f. litt, unterh. nr 7 (Schranka). [507
Zahme xenien. Nord u. süd 48, 179. Das humoristische Deutschland juli. [50S
Zu Walthers ehre, festschr. zur feier der enthüllung des denkmales Walthers
von der Vogelweide in Bozen von AMayr. mit neuen beitr. von vB. ua.
Innsbruck, Wagner. 69. 8. [509
B. von HGlücksmann. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 6. [510
Bechstedt, J. s. [65.
Bechstein, L.: Märchenbuch s. 1887 [417. 38 aufl. [511
Neues deutsches märchenbuch s. 1888 [479. 53 aufl. 278. [512
Neues deutsches märchenbuch. 54 aufl. prachtausg. Wien, Hartleben,
vi, 278. 8. [513
Beer, M. s. [958.
Beil, JD.: Ungedr. von dem dichter u. Schauspieler JDB. aus Chemnitz von
PUhle. Jb. d. ver. f. Chemnitzer gesch. bd. 6. [514
Berger,JW.: JWB. von K rafft. Bll. f. hymnol. s. 160. [515
Bertuch, FJ. s. [224. 526.
Bidermann, J. : Eine Verdeutschung von B.s Cenodoxus [durch JMeichel 1625]
von JBolte. Jb. f. münchner gesch. 3,535. [516
s. auch in [375.
Börne, L.: B.s Verhältnis zur musik von ABock. Frankf. ztg. nr 207
morgenbl. 1. [517
Holzmann 1888 [487. — Beil. zur Bohcmia nr 72 (Kohut). [518
B., Goethe u. Heine. D. ztg. nr 6221. [519
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: ALBERTI.XLS CLAUDIUS 409
Börne, L. s. auch [1 SS. 323.
Böttiger, CA. s. [779.
Bräker, U. s. [25.
Der arme mann im Toggenburg, von EG ö t z i n g e r. mit 4 illustr. von JStauf-
facher (SGaller neujahrsbl. f. 1S89. hg. vom hist. ver. in SGallen). SGallen,
Huber & cie. 44. 4. [520
vBreitenbauch, GA. s. [1234.
Brentano, C. : Ausgew. Schriften (Familienfreund, unterhaltungsbibl. in romanen
u. erzählungen f. jung u. alt. bd. 37). Einsiedeln, Benziger & cie. 238 mit
titelbild u. illustr. 8. [521
Brentano -vdElbe 18S8 [490. — Grenzboten 48, 2, 574. [522
s. auch [254.
vBrixkmann, G. s. [1354.
Buchxer, A. s. [1438.
Bürger, GA.: Sämmtl. gedichte hg. von EGrisebach. 100 jahrs-jubelausg.
2 bde. Berlin, Grote. xxxv, 359. xxiv, 244 mit 7 kupferdr. 8. — AZ nr 348
(Geiger). [523
Die engl, quelle von B.s Kaiser u. abt von AvdVelde. Mag. f.d. litt. d.
in- u. ausl. nr 11. [524
Wie reiten die toten so schnell, ein Leonorenmärchen aus der ofener gegend
von ESztodola. Ethnol. mitteilungen aus Ungarn 1, 341. [525
Ein hrief B.s an Bertuch. zum 24 april 1889 in dr. gegeben u. in dank-
barer Verehrung u. freundschaft KGroth als festgrufs gesandt von BLitz-
mann. 4. 8 [als ms. gedr.]. [526
s. auch [272.
GAB. et les origines anglaises de la ballade en Allemagne par GBonet-
Maury. Paris, Hachette & cie. xm, 276. 8. [527
s. auch [16. 233.
Campe, JH. : Robinson Crusoe. Hoffmann s. 1885 [284. 6 aufl. [528
Robinson Crusoe, nach C. f. die Jugend bearb. von AH of mann. Berlin,
nordd. verlagsinst., Jolowicz. 116 mit 6 farbendr. von WSchäfer. 8. [529
Reimer s. 1886 [429. 5 aufl. (grofse ausg.). 237 mit 6 farbendr.-bildern. [530
Robinson Crusoe nach JHC. von RSchmidt. illustr. von CHömer. Leipzig-
Reudnitz, Schmidt & Römer. 16 mit färb, bildern. 4. [531
Robinson, ein lesebuch f. kinder. volksausg. Stuttgart, Loewe. 94. 4. [532
Carove, FW. s. [540.
vChamisso, A.: Ausgevv. gedichte. Leipzig, Fock. iv, 304. 12. [533
Frauenliebe u. -leben, liedercyclus s. 188S [505. 16 aufl. [534
Musenalmanach auf das j. 1806. hg. von LAvCh.u.KAVarnhagen. 3jg. hg. von
LGeiger(Berliner neudr. 2 serie bd. 1). Berlin, Paetel. xxxi, 122. 8. [535
Peter Schlemihls wundersame gesch. with a biographical and literary intro-
duction, english notes and a complete vocabulary ed. by ESBuchheim
(Clarendon press series). Oxford, university press. London, Frowde. 154.
12. — Athen, nr 3234. [536
Dasselbe. New- York, Macmillan. 10,155. 16. [537
Histoire de Pierre Schlemihl. ed. class., precedee d'une notice litteraire par
EHallberg. Paris, Delalain freres. xx, 99. 18. [538
L'histoire merveilleuse de Pierre Schlemihl. texte allemand, public avec
une biographie de l'auteur, une notice sur l'ouvrage et des notes gramma-
ticales, historiques et geographiques par HLambert. 2 ed. Paris, Pous-
sielgue. xvm, 95. 18. [539
Ch., Peter Schlemihl. Novalis, Hymns to night. Carove, Story without an
end. London, Cassell. 18. [540
Bemerkungen zu Ch.s Peter Schlemihl. Voss. ztg. nr 471. 3. [541
DuBois-Reymond s. 1888 [518. auch sep. Leipzig, Veit & cie. 64.
8. — BU. f. litt, unterb. nr 24 (Löbner). DLZ nr 32 (Gerland). Wiener zt?.
nr 91 (Ehrlich). [542
s. auch [200. 560.
Claudius, M. s. [IS.
410 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Claudius, M.: Der wandsbecker böte. ausw. aus seinen werken, zusammen gest.
u. eingel. vonKGerok. 2aufl. Gotha, Perthes. xliii,225 mit portr. 8. [543
s. auch [87.
Cober, G.: Ein theol. injurienprocess des lSjhs. von GMüller [berührt GC.].
N. arch. f. sächs. gesch. 10, 334. [544
vCollin, HJ.: Regulus in 1888 [10. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 373
(Prosch). [545
Gramer, JA. s. [700. 1324.
Cuko,HC. s. [25.
Deinhardstein, JLF. s. [9. 25.
Briefe P.s an einen freund, mitgeteilt von MS t ein. Diedioskurenl8,462. [546
s. auch [766.
Denis, M. s. [313.
Diede, Ch. s. [92.
vDroste-Hülshoff, A. s. [5. 18.
Hü ff er 1888 [532. — Die gesellsch. s. 583. [547
Eberhard, ChAG. s. [5.
vEbert, KE.: Palacky u. E. mitgeteilt von KEFranzos. N. fr. presse
nr 8785. [548
KEE. u. RHamerling. aus hss. berichtet von AKlaar. N. wiener tagbl.
nr 198. 202. 7. 14. [549
VEICHENDORFF, J. S. [16. 18.
Ausgew. werke, hg. mit einl. u. erläut. von OHellinghaus [Gedichte.
Aus dem leben eines taugenichts. Marmorbild. Schloss Dürande]. Münster,
Aschendorff. iv, 380. iv, 124. vm, 116. 16. [550
Aus dem leben eines taugenichts. Wisterl888] 542. — New-York nation
48, 272. [551
Dasselbe s. 1886 [451. 2 aufl. [552
Dasselbe, novelle. Leipzig, Knaur. 127. 16. [553
Gedichte. Hellinghausl888 [543. — Bll. f. litt, unterh. nr 25 (Stein). [554
Dieselben, f. die frauenweit ausgew. von CBraun. diamantausg. illustr.
von BEKepler. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, xxxi, 290 mit 8 lichtdr.-
bildern. 16. [555
Ausgew. gedieh te. Leipzig, Fock. vm, 416. 12. [556
Meisner 1888 [546. — Westermanns monatshefte 65,582. [557
Keiter 1888 [552. — Conserv. monatsschr. 46, 215. [558
Über JvE.s tragödien von JLutz. Monatrosen jg. 33 heft 3. 5. 6. [559
E. u. Ghamisso. vortr. geh. von ERittershaus. Leipz. tagebl. nr281. [560
Nachträgliches zu E. von Xanthippus. Mag. f. d. litt. d. in - u.
ausl. nr 2. [561
Zur kenntnis E.s. Belletrist.-litt. sonntagsbeil. d. Hamb. nachr. nr 34. 5. [562
E. als politiker. Hist.-pol. bll. 103, 775. [563
Engelhard, MPh. geb. Gatterer: vNathusius 1888 [558. forts. Conserv.
monatsschr. 46, 71. 158. [564
Ernst, JD.: JDE. (f 1707) von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 9. [565
Fabricius, JA. s. [106.
Fichte, JG.: Populär works. transl. from the german by WSmith. 4 ed. 2 vols.
London, Trübner & cie. [566
The science of knowledge. The science of rights, transl. from the german
by AEKroeger. with a preface by WTHarris (English and foreign phi-
losophical library). London, Trübner & cie. xxm, 377. x, 505. 8. [567
Isocrates, Machiavelli, F. ein essay von JEngel. progr. d. realgymn. zu
Magdeburg. 22. 4. [56S
Altenstein, F. u. die univ. Erlangen, festgrufs zur einweihung des neuen
collegiengebäudes der Friderico-Alexandrina von WGermann. mit 1 ab-
bildung des neuen collegiengebäudes. Erlangen, Bläsing. 59. S. — AZnrl20B
u. Theol. litteraturbl. nr 19 (Rabus). [569
Der antisemitismus F.s. D. volksbl. nr 173. [570
s. auch [179. 292.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: CLAUDIUS GELLERT 411
Fleming, P. : Zu einem gedieht von PF. [Lob eines Soldaten zu rosse]. Zs. f.
deutsche spr. 2, 445. 79. 512. [571
Jensen 1888 [561. auch sep. Breslau, Schottländer. 265. 8. — Nord
u. süd 49,411. [572
s. auch [286.
Fürster, CF. s. [270.
Forster, G. s. [5. 80. 191.
Foüque, F. delalVlotte: Undine. eine erzählung. Leipzig, Fock. 110. 16. [573
Frascke, AH. : AHF. von RRäder. Mitteil. u. nachr. f. d. evang. kirche in
Russland n. f. bd. 22. oct. [574
AHF.s Stellung zur weibl. erziehung von RSiegemund. leipz. diss.
33. 8. [575
s. auch [220.
vFraxckenberg, A. s. [222.
Fcankl, LA. s. [9. 501. 696.
Freiligrath, F. : Love , love ever. from the german of F. transl. by ThM a r t i n.
Blackwoods Edinburgh mag. march. [576
s. auch [212.
Das malerische u. romant. Westfalen von LSchücking u. FF. 3 aufl. neu
bearb. von LBrungert. mit 20 Stahlstichen, 10 lichtdr.-bildern , 5 auto-
typien u. zahlreichen textillustr., mit kopfleisten u. initialen. Paderborn,
Schöningh. x, 436. 8. [577
Beitr. zur biogr. FF.s von GFreiligrath. Minden, Bruns. iv, 208. 8. —
DLZ nr 10 (Werner). Grenzboten 48, 2, 190. Litt, centralbl. nr 35. AZ
nr 15 B (Weifs). Gonserv. monatsschr. 46,663. Gegenwart nr 9 (Kar-
peles). [578
Dichter u. kaufmann (erinnerungen an F.). N. fr. presse nr8791. [579
s. auch [323.
Friedrich, C: Ein vergessener frankf. Schriftsteller (CF., geb. 14 juli 1789, verf.
von '40 jj. aus dem leben eines toten'). Frankf. ztg. nr 195 morgenbl. 2. [580
Friedrich der grofse: Eine bibliogr. der Schriften F.s d. gr. von RKoser
[aufforderung zu einer solchen unter hin weis auf das 1878 gedr. Ver-
zeichnis sämmtl. ausg. u. übers, der werke F.s d. gr. Berlin, Mittler & söhn, u.
auf den hsl. ergänzungscat. der kgl. bibl. zu Berlin]. AZ nr64B. [581
Lesefrüchte aus den hinterlassenen werken F.s d. gr., königs von Preufsen.
ausgew. u. gesamm. von FAlbrecht. 3 unveränd. aufl. Wiesbaden, Lini-
barth. 81. 8. [582
Ein gedieht des kronprinzen F. an Voltaire von 1739 von FArnheim.
Forschungen zur brandenb. u. preufs. gesch. 2, 199. [583
Ein zeitungsbeitr. F.s d. gr. von Jlsenbeck. D. tagebl. nr 120. 248. [584
Die Lettres d'un officier prussien F.s d. gr. von GScheele. Strafsburg,
Trübner. v, 79. S. [585
F.s d. gr. Stellung zur deutschen nationallitt, seine schrift De la litterature
allemande u. ihre aufnähme vonKSchmidt. Ztg. f. litt., kunst u. wissensch.
d. Hamb. corresp. nr 11 — 5. [586
Suphan 188S [567. — Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f.
2,482 (Xanthippus). Hist. zs. 63, 334 (Fechner). [587
s. auch [97.292.595.
Fröhlich, AE. s. [156.
vGaudy, F. s. [SS 7.
vGebleb, TPn. : Werner 1SSS [576. — Litt, centralbl. nr 2 (Creizenach). Bll.
I. litt, unterh. nr 4 (Leonhard). Lilteraturbl. f. germ. u. rom.' phil. nr 5
(Schröer). Hist. zs. 62, 553 (Tupetz). Zs. f. d. österr. gymn. 40, 52">
(Haufien). [588
Gellebt, ChF.: Bremer beiträger 1 teil. G.s fabeln u. geistl. diclitungen. hg.
von FMuncker (Ü. nationallitt. bd. 43). Berlin U.Stuttgart, Spemann.
xxxviii, 282. 8. — Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 41 s. 653. Nationalztg.
nr 506. [589
s. auch [4.
412 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Gellert, ChF. : Geistl. öden u. lieder. Leipzig, Fock. 116. 12. [590
Geistl. öden u. lieder. Zürich, Schmidt, iv, 112. 8. [591
Ein brief G.s an baron Cordon. Bonau 28 mai 1769. Ungar, revue
s. 360. [592
G. von GEllinger. Nationalztg. nr 506. [593
ChFG. ein lebensbild f. Deutschlands Jugend u. volk von WOvHorn. 4 aufl.
mit 4 stahlst. Altenburg, Geibel. 99. 12. [594
s. auch [217.313.
vGentz,F. s. [13.
Gerhardt, P. : [Friedrich d. gr. über PG.s Nun ruhen alle wälder. Der bär
15, 617]. [595
vGerstenberg, HW. : Das altn. bei G. von WPfau. Vierteljahrschr. f. Ig.
2, 161. [596
s. auch [1068.
Gessner, S. : SG. mit ungedr. briefen von HWölfflin. Frauehfeld , Huber.
vm, 164. 8. — D. rundschau 61, 318. [597
s. auch [219.
Gleim, JWL.: G. über Pyras tod von LG e i g e r. Vierteljahrschr. f. lg.
2, 471. [598
s. auch [217. 233. 313. 1146.
vGoethe, JW. : Catalogue of the G. litterature in the British museum. London,
Thimm. vgl. 1888 [886. [599
Werke, hg. von WvBiedermann [vgl. Litt, centralbl. nr 50 sp. 1724.
Goethe-jb. 11,204], HDüntzer, GvLoeper u. FStrehlke. 27 teile in 16
bden. Berlin, Dümmler. xiv, 418. xvm, 494. xvi, 552. xlvh, 397. 316.
216. 304. 464. 322. 599. 432. 384. lxiv, 174. lxxx, 272. 134. 254. 351.
600. 420. 259. 200. 215. 204. 112. vi, 574. 222. 292. xvi, 360. 112. 8. [600
Dieselben. Gedichte, dramen u. novellistisches. 1 — 19 teil in 12bden. Berlin,
Dümmler. 8. [601
Werke. 23 teil. Aus einer reise in die Schweiz, hg. von HDüntzer (D.
nationallitt. bd. 104). Berlin u. Stuttgart, Spemann. xxx, 345. 8. [602
Geiger 1885 [356. 3 aufl. cxl, 573. xxix, 502. xxxiv, 499. txxm, 556.
lxx, 606. xxxi, 601. xl, 590. xvi, 662. xlii, 461. xm, 512. 8. [603
Werke. 10 teil. Dramen bd. 5. Fragm. antiken characters. Spiegelungen
der reformationszeit. hg. von KJSchröer (D. nationallitt. bd. 91). Berlin
u. Stuttgart, Spemann. vm, 354. 8. [604
Werke (hg. von AStern). 10 bde. Leipzig, Grunow. 764. 607. 504. 624.
521.670.713.527.654.696. 8. — Gegenwart nr 50. Bll. f. litt, unterh. nr 51
(Bienemann). Grenzboten 48, 4,535. Die nation jg. 7 nr 11 (Geiger). T605
Weimarer ausg. 1888 [589. — Bü. f. litt, unterh. nr 6 (Buchner). Litt,
centralbl. nr 15 (Zarncke). DLZ nr 23 (Pniower). [606
Dieselbe. 1 abt. bd. 8 [Götz von Berlichingen. Egmont]. 10 [Iphigenie auf
Tauris. Nausikaa. Torquato Tasso. Die natürl. tochter]. 26. 27 [Dichtung
u. Wahrheit i. n]. 3 abt. bd. 3. Tagebücher 1801 — 1808. 4 abt. Briefe,
bd. 4. Weimar, Schweiz, Weimar 1 Jan. 1779 — 7 nov. 1780. bd. 5. Weimar
7 nov. 1780 — 30junil782. Weimar, Böhlau. 365.451. m, 381. in, 406.
v, 452. xn, 383. xvn, 393. 8. vgl. Goethe-jb. 11, 207. [607
Werke, ausw. in 5 bden. mit einer biogr. einl. bd. 1 — 3. Halle, Hendel,
ex, 698 mit bild. v, 942. 832. 8. [608
s. auch [26.
Frucht- u. blumeniese aus G.s Schriften, zum nutzen u. frommen f. jedermann,
insbes. aber f. lehrer gesamm. von RLange. Potsdam, Stein. 87.16. [609
s. auch [69.
Aufsatz über Jungius. Wohlwill 1888 [593. — Arch. f. gesch. d.
philos. 2, 300 (Erdmann). DLZ nr 29 (Krause). Hist. zs. 63, 322 (Fischer). [610
Campagne de France, trad. franc. par JPorchat. Paris, Hachette & de.
236. 16 (Goethe-jb. 11, 251). [611
s. auch [233.
VERZEICHNIS. DER SCHRIFTSTELLER! GELLERT — GOETHE 413
vGoethe, JW.: Zu Glavigo von MHJellinek. Goethe-jb. 10,236. [612
Dichtung u. Wahrheit, zum schulgebrauche ausgew. von LSevin. Karls-
ruhe, ReifT. 127. 12. — Zs. f. weibl. bildung in schule u. haus heft 23. [613
s. auch [18. 21. 607. 768. 912.
Egrmont. Blume 1887 [527. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82,358
(Hölscher). [614
Zürn 1888 [602. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 221 (Hölscher). [615
s. auch [21. 607.
Zu G.s Egmont von HDüntzer. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 473. [616
Über G.s Egmont von EGnad. Die dioskuren 18,65. [617
[Für die Clärchenscenen des Egmont lassen sich reste plautin. einflusses
nachweisen: these in: AvEyb — von MHerrmann. berl. diss. 33. 8]. [618
Zur aufführung von Beethovens Egmontmusik. D. bühnengenossensch.
nr 50. [619
s. auch [1462.
Erwin u. Elmire. Söffe 1888 [609. — Bll. f. litt, unterh. nr 28 (Buchner).
AZ nr 10 B. [620
Farbenlehre s. [945.
Faust: a tragedy; transl. in verse with introduction and notes by JABirds.
2 vols. New- York, Longmans, Green & cie. 8, 460. 6, 450. 8. [621
Faust, a tragedy by G., transl. in verse by JABirds. 2 part. London,
Longmans, Green & cie. — Acad. nr 899 (Morshead). New-York nation 49,
299. Saturday review 67, 577. [622
G. Faust with some of the minor poems. ed. by ECraigmyle. London,
Scott, xliv, 278. 8. — Saturday review 67, 577. [623
Faust, tragedie af G. oversat af PHansen. anden del. Kjjabenhavn,
Gyldendal. [624
Faust von LWHasper (Glass. deutsche dichtungen mit kurzen erläut. f.
schule u. haus hg. von KHKeck x). Gotha, Perthes, vii, 400. 8. — Litt,
merkur 9, 144 (Koch). [625
G.s Faust by AH ay ward. London, Bell. [626
G., Tragedy of Faustus part i transl. in the original rhyme and metre by
AHHuth. London, Sampson, Low & cie. 8. — Acad. nr 899 (Morshead). [627
Faust, tragedya, przelozyl LJenike. poln. Warschau, Paprocki. 8 (Goethe-
jb. 11, 250). [628
Fausts tod. aus der tragödie 2 teil, für die bühne eingerichtet von AL'Ar-
ronge. Berlin, Mitscher & Rösteil. vii, 80. 8. — Gegenwart nr 38
(Harden). Preufs. jbb. 64, 609 (Harnack). Daheim jg. 26 nr 8 (vGrotthufs).
Wiener tagbl. nr 245 (Karpeles). [629
G.s Faust and Schillers poems with introduction by HMorley (Morleys
universal library). London, Routledge. 8. [630
G., La damnation de Faust, legende dramatique en 4 parties. musique de
HBerlioz (quelques morceaux du livret sont empruntes ä la traduction fran-
raise de Faust de G. par GdeNerval; une partie des scenes 1. 4. 6 et 7 est de
MGandonni eve, tout le reste des paroles est de HBerlioz). Paris,
Richault & cie. 70. 18 (Goethe-jb. 11,250). [631
Faust, transl. in the original metres with copious notes by BTaylor. new ed.
London, Ward & Lock. 640. 8. [632
Faust. 1 u. 2 teil, min.-ausg. Stuttgart, Krabbe, in, 508. 16. [633
Faust, russ. SPetersburg, Marx. 2 (Goethe-jb. 11, 250). [634
Neue Sprüche von G. [im anschluss an bd. 15, 2 der Weimarer ausg.] von
ChBelger. Die post nr 7 beil. 1. [635
Wer ist der Faustdichter? von MCarriere. Gegenwart nr 1. 2. 5 s. 78. —
Revue pol. et litt, nr 3 (Barine, vgl. Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 2
sp. 74) und ebenda nr 9 [brief Carrieres an die red. zur aufklärung über den
wahren sinn seines aufs, über Faust]. Münchner n. nachr. nr 12. 61. Frankf.
ztg. nr i; morgenbl. 2 vgl. nr 9 abendbl. Presse nr 10 beil. u. nr 16. Ny
ird april. mai (Goethe-jb. 11,241). New-York nation 48,287. [636
Uudius 1888 [635. — D. litteraturbl. jg. 12 nr 17 (Brenning). [637
414 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vGoethe, JW. : G.s Faust. 1 teil. 5 neu bearb. aufl. von HDüntzer (Erläut. zu
den deutschen class. bdchen 19ab). Leipzig, Wartig. vi, 218. 12. [638
Fausterläuterungen von HDün tzer. 1. Die Hexenküche in G.s Faust. 2. Frau
Baubo in der Walpurgisnacht des Faust. 3. Die goldene bulle u. die neue
reichsordnung im 4 acte des 2 teiles des Faust. Vierteljahrschr. f. lg. 2,288.
[639
Aus G.s frauengestalten [i Gretchen] von GEitner (gymn. u. realgymn. zu
Görlitz, festschr. zur begrüfsung der 40 versamml. deutscher phil. u. Schul-
männer in Görlitz in den tagen vom 2 — 5 oct. 1889). Görlitz, buchdruckerei
von EJaenicke. 23. 4 (Goethe-jb. 11, 238). [640
Faligan 1888 [638. — Revue critique nr 18 (Chuquet). Athen. nr3228. [641
Die erklärungsarten des G.schen Faust von KFischer (G.-schriften 2). Heidel-
berg, Winter. 92. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 34 (Fränkel). Acad. bll.
bd. 4 heft 8. D. litteraturbl. jg. 12 nr 27 (Koch). Grenzboten 48, 4, 248.
Gegenwart nr 50. Deutschland nr 4. [642
AFrance, Le Faust de G., ä propos d'une traduction nouvelle (par Gßenoit).
Revue pol. et litt, nr 5. [643
Bemerkungen über die Zusammengehörigkeit der tragödie Faust 1 u. 2 teil
von EFFrey. D. bühnengenossensch. nr 38. [644
The salvation of Faust, a study of G.s poem with special reference to the
2 part and the problem of life by WLGage. Boston, Cupples & Hurd. vgl.
Goethe-jb. 11, 277. — Literary world 20, 206. [645
Hiob u. Faust, eine parallele, von MGensichen. Evang. kirchenztg. nr 1.
3. 5. 6. [646
Studies in G.s Faust i by JGoebel. Modern language notes 4, 1. 2. [647
Dantes Göttl. comödie als quelle vom 2 teil des G.schen Faust von BGräf e.
Conserv. monatsschr. 46, 508. 82. 724. [648
Faust der Spieler, ein wink f. dram. bearbeiter von SHaber. Ulk nr 40
(Goethe-jb. 11,275). [649
Entwürfe u. ausführung des 2 teiles des Faust von OHarnack. Preufs. jbb.
63, 392. [650
Heinemann 18S7 [561. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 224
(Hölscher). [651
Das flohlied in G.s Faust [zeigt anklang an ein gedieht Schubarts] von
PHoffmann. Vierteljahrschr. f. lg. 2,160. [652
The unity of Faust by C1J o n e s. The Cornell mag. mai s. 253. [653
Helena u. Gretchen im 2 teil des Faust von FK er n. Sonntagsbeil, zur Voss,
ztg. nr 37. [654
Knortz 1888 [649. — Gentralorgan f.d. interessen d. realschulwesens 17,
549 (Sohns). [655
Der vorweimar. Faust von RKögel. Vierteljahrschr. f. lg. 2,545. [656
The Faust legend by MJDeLong. Univ. quarterly 46,208. [657
Zu G.s Faust: makrokosmus u. erdgeist. von AMayer. Zs. f. d. österr.
gymn. 40, 296. [658
Müller 1886 [558. — Der katholik jg. 69, 1,333. [659
Müller 1887 [571. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25,48 (Muncker).
Conserv. monatsschr. 46, 329. [660
2 probleme des Urfaust. 1. Die datierung der scene in Auerbachs keller.
2. Zum bestand des Urfaust. von OPniower. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 146.
[661
The development of the Faust-legend by TBSaunders. Scottish review
13, 28. [662
Parallelstellen zu G.s Faust von ES c h m i d t. Vierteljahrschr. f. lg. 2,
598. [663
Helena u. Euphorion von ESchmidt in: Commentationes in honorem GStucle-
mund (Strafsburg, Heitz. ix, 377. 8) s. 165. [664
Die verszählung in G.s Faust von KJSchröer. Chron. d. wiener G.-ver.
jg. 4 s. 4. [665
Faust, partii. byHSchütz-Wilson. Gentlemans magazine n.s. 43, 362. [666
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 415
vGoethe, JW. : Die Weltanschauung G.s im 1 teil des Faust von ChSemler.
Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 232. [667
Die älteste Faustoper [von JWalther, text von HSchmieder, 1797] u. G.s
Stellung zur musik von PhSpitta. D. rundschau 58, 376. [66S
G.s Faust, ein bild moderner christl.-germ. erziehung u. entwickelung von
HSteuding. Zs. f. d. deutschen Unterricht jg. 3 ergänzungsheft s. 31. [669
Ein versuch zur lösung der Widersprüche in der rolle des G.schen Mephi-
stopheles von ASulzbach. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. 5,26. [670
Über G.s Faust von Walentin. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. 5, 169. [671
[Vi scher] 18S6 [566. 4 aufl. [neudr. d. 2 umgearb. u. verm. auf].]. —
AZ nr 101 B. [672
[Engl, parallele zu Gretchens Er liebt mich — liebt mich nicht von JZupitza.
Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 201]. [673
G.s 2 teil des Faust u. Augsburg [mit bezug auf die Weimarer ausg. 15. 2].
Der sammler (beibl. zur Augsb. abendztg.) nr 10. [674
Noch ein zeugnis zu den ersten Faustaufführungen in Berlin. Der bar jg. 15
nr 22 (Goethe-jb. 11, 241). [675
G.s Faust in Leipzig u. Dresden [erinnerung an die ersten Faustaufführungen
in beiden Städten vor 60 jj., d.i. am 27 u. 28 aug. 1829]. AZ nr 237 Ver-
schiedenes. [676
Fausts tod. aufführung im D. theater zu Berlin, referat in : Die post nr 243. 4
beil. 1.- Gegenwart nr 37 (Karden). Die nation jg. 6 nr49 (Brahm). Deutsch-
land nr 1 s. 17 (Mauthner). Zur guten stunde jg. 3 nr 1 (Schienther). Berl.
tagebl. nr 436 (Lindau). Boston transatlantic nr 2, vgl. Bll. f. litt, unterh.
nr 3 s. 46. D. wochenbl. nr 37 (Hessen), abdr. aus der Nationalztg. :
Münchner n. nachr. nr 409. [677
s. auch [150. 386. 839.
Birlinger-Binz 1888 [684. vgl. Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 1
sp. 40 (Badlow). — Anz. xv 149 (Steinmeyer). Litteraturbl. f. germ. u. rom.
phil. nr 9 (Socin). Gegenwart nr 23. [678
Marlowes werke. hist.-krit. ausg. n. Doctor Faustus hg. von HBreym an«
(Engl, sprach- u. litteraturdenkmale des 16. 17 u. lSjhs. v). Heilbronn,
Henninger. lv, 198. 8. — Litt, centralbl. nr 22. Bll. f. litt, unterh. nr 34
(Fränkel). DLZ nr 37 (Tanger). Athen, nr 3226. Litteraturbl. f. germ. u.
rom. phil. nr 11 (Koeppel). Bevue critique nr 33/4 (Ghuquet). [679
Ein Weimarer Hans Faust von CAHBurkha rd t. Vierteljahrschr. f. Ig.
2. 573. [680
Ein unbekanntes zeugnis über den hist. Faust von GEllinger. Goethe-jb.
10, 256. [681
Das zeugnis des Camerarius über Faust von GEllinger. Vierteljahrschr.
f. lg. 2, 314. vgl. Zs. f. vgl. litteralurgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2. 466
(Geiger). [682
En gel 1887 [602. — DLZ nr 46 sp. 1698. [683
Die sage vom dr Faust von PKnauth. 1>. post 3 nr 40— 2. [684
Die idee der Faustsage u. ihre hist. entwickelung von BvKöber. Sphynx
aug. (Goethe-jb. 11, 240). [685
Mario we Isst [608. — Engl. stud. 12,443 (Breymann). [686
Der hist. Faust von SSza m a toi ski. Vierteljahrschr. f. lg. 2,156. vgl.
Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 466 (Geiger). [687
[Über die aufführung des volksschauspiels von dr Johann Faust in neuer
fassung im gasthofe zum ftlsenkeller in Plagwitz bei Leipzig am 15 Juli 1889.
von ATille. Goethe-jb. 11, 201. vgl. auch Leipz. generalanz. 16juli
(Wolf)]. [688
Wedde 1S88 [690. — D. dichtung 5, 252 (Geiger). Litt, merkur 9, 64
(Löbner). Bll. I. litt, unterh. nr 16 (Boxberger). Gegenwart nr 23. [689
G.s first plan of the second pari of Faust. New- York nation 48, 120 (Goethe-
jb. 11, 27'..). [690
416 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vGoethe, JW. : [Eine ags. parallele zu dr Fausts verunglücktem flugversuch.
Leipz. universitätsztg. 2 sem. nr 8 (9?)]. [691
s. auch [955.
Frankf. gelehrte anzeigen s. [784 f.
Gedichte. G.s lyrik, ausgew. u. erklärt f. d. oberen classen höherer
schulen von FKern. Berlin, Nicolai, iv, 128. 8. — Gegenwart nr 11.
Nord u. süd 49, 135. Bll. f. litt, unlerh. nr24 (Boxberger). Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 196 (Lyon). D. revue 14, 3, 378. Zs. f. d. gymnasialwesen
43, 549 (Müller). Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 83, 348. [692
G.s ausgew. gedichte. G.eho vybrane bäsne. pielozil JNecas. czech.
Prag, Kober (Goethe-jb. 11, 251). [693
s. auch [21. 212. 286. 623. 843. 1467.
G.s ballade vom vertriebenen u. zurückkehrenden grafen u. ihre quelle von
StWaetzold. Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 502. vgl. Arch. f. d. stud. d.
neueren spr. 83, 452. [694
Über G.s ballade Die braut von Korinth von HDüntzer. Mag. f. d. litt.
d. in- u. ausl. nr 16. 7. [695
Zur Braut von Korinth von LAFrankl. Goethe-jb. 10,235. [696
Epigrammes de G. (Venise 1790). seule traduction complete par RSchropp.
Paris, Ghio. 56. 32. [697
Der fischer von G. reliefbild von HGerhardt. Zs. f. bildende kunst 24,
161. [698
[G.s Haideröslein ins span. übers, von JPdeGuzman. vgl. Die gesellsch.
s. 1525 (Fastenrath)]. [699
Das vorbild [eine ode JACramers] zu G.s ältestem gedichte [Poet, gedanken
auf die höllenfahrt Jesu Christi] von LBlume. Ghron. d. wiener G.-ver.
jg. 4 s. 15. 20. [700
Zur invective Ist erst eine dunkle kammer gemacht [Hempel2 3, 330] von
SSzamatolski. Goethe-jb. 10, 236. [701
Zu G.s Marienbader elegie von ChBelger. Preufs. jbb. 63, 644. [702
Römische elegien. DGiuffrida, Dalle Elegie romane di G. versi. Lettere
e arti nr 40. [703
Zum gedichte Thal u. sonne von CAHBurkhardt. Goethe-jb. 10, 235. [704
G.s lied zum sieges- u. friedensfest der verbündeten monarchen 1814 [mit
bezug auf 1888 [710]. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 29.52. [705
Wer ist der autor? ein kleiner beitr. zur G.-litt. [betr. die verse im fremden-
buche einer mühle bei Elgersburg: Lange hab ich mich gesträubt]. Zs. f.
litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 19. vgl. [707. [706
'Lange hab ich mich gesträubt'. Nord u. süd 51,32 (Grosse), vgl. [706 u.
1887 [643. 1707
2 falsche citate von FLatendorf. Gegenwart nr 36 s. 159 [darunter das
eine 'was vergangen kehrt nicht wider* nicht von G., sondern von
EFörster]. [708
Abweihen [zu Götter, helden u. Wieland] von HMorsch. Zs. f. d.
phil. 22, 253. [709
Die mannheimer bühnenbearb. des Götz von Berlichingen vom j. 1786. ein
beitr. zur bühnengesch. des Götz, nach dem mannheimer soufflierbuch mit
einl. zum 1 male hg. von EKilian. Mannheim, Bensheimer. 113. 12. —
AZ 1888 nr337B (Geiger). Bll. f. litt, unterh. nr 9 (Wehl). D. dichtung
7,31. Nord u. süd 51,147. D. litteraturbl. jg. 12 nr2l (Brenning). [710
s. auch [21. 607. 1209.
Der grofskophtha von G. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 11.7. [711
Hanswursts hochzeit. Zu Kilian Brustfleck, notiz von OHartwig-
Centralbl. f. bibliothekswesen 6, 125. vgl. 271. 516 (Schnorr vCarolsfeld) u.
Anz. xv 248 (Strauch). [712
Hermann u. Dorothea. Dühr 1888 [720. — Wochenschr. f. class. phil.
nr 31 (Morsch). Zs. f. d. österr. gymn. 40, 845 (Prosch). Berl. phil.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 417
wochenschr. nr 29/30 (Ludwich). Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25,
538 (Bauer). [713
vGoethe, J\V.: Funke s. 1885 [452. 5 verb. aufl. 151. [714
Hei mann et Dorothee. texte alleniand, publie avec une introduction, des
sommaires et des notes litteraires par l'abbe Gasnier. 2 ed. Paris, Pous-
sielgue. 144. 18. [715
G.s Hermann u. Dorothea, erläut. f. den schulgebrauch von WMachold.
Gera, Hofmann. 119. 8. [715a
Hermann u. Dorothea. Leipzig, Fock. 107. 16. [7151'
s. auch [21.
Hermann u. Dorothea, mit 8 bildern in kupferdr. nach den originalgemälden
von AvRamberg u. randzeichnungen von LvKramer. luxusausg. Berlin, Grote.
v, 68. 2. —Die post nr 337 beil. 1 (Rosenberg). AZ nr 346 B (Pecht). [715c
[Zu Hermann u. Dorothea von WKirchbach. Mag. f. d. litt. d. in- u.
ausl. nr25 (Goethe-jb. 11,245)]. [716
Die örtlichkeit in G.s Hermann u. Dorothea von OLins enbarth. progr.
d. gymn. zu Kreuznach, s. 17 — 30. 8. [717
Zu einigen stellen in G.s Hermann u. Dorothea von DSanders. Zs. f.
deutsche spr. 3,80. [718
G.s arbeit an Hermann u. Dorothea von HSchreyer. Goethe-jb. 10, 196. [719
Zu Jery u. Bätely von GEllinger. Goethe-jb. 10, 237. [720
lphigenie. Vockeradt 1888 [727. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschul-
wesen "25, 47 (Bauer). [721
Wittich 1888 [742. — Berl. phil. wochenschr. 9,1105 (Busche). [722
G. Iphigenia auf Tauris. russ. SPetersburg. 8 (Goethe-jb. 11, 251). [723
s. auch [21. 607.
[Über ARRangabes griech. übers, der lphigenie in der zs. ^'EoitzQoq
1881/2 u. in Rangabes gesammtwerken Anavxa vgl. Die gesellsch. s.
4.54]. [724
[Über eine franz. ausg. der lphigenie G.s. Leipz. korrespondenzbl. nr 20
(Goethe-jb. 11,251)]. [725
Evers 1888 [730. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,849 (Prosch). N. jbb. f.
phil. u. päd. 140, 551 (Fauth). [726
Fischer 1888 [732. — D. revue 14, 1, 128. Litt, merkur 9, 192 (Diez).
Jb. f. philos. u. speculat. theol. bd. 4 lieft 2 (Grupp). [727
Geifsler 1888 [733. — Nord u. süd 49,412. Bll. f. litt, unterh. nr 23
(Siegen). [728
Hagemann 1888 [734. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,273. [729
Die heilung Orests. ein beitr. zur erklärung von G.s lphigenie von AHuther.
N. jbb. f. phil. u. päd. 140, 32. [730
Klaucke 1888 [737. — Zs. f. d. gymnasialwesen 43, 132 (Müller). Gegen-
wart nr 13. Bll. f. litt, unterh. nr 19 (Landenberger). Gentralorgan f. d.
interessen des realschulwesens bd. 17 heft 7. Zs. f. d. österr. gymn. 40,
1057 (Mager). [731
Matthias 1888 [738. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,115 (Huemer). Bll. f.
d. bayr. gymnasialschulwesen 25, 274 (Bauer). [732
Zu G.s lphigenie 1 3 vonRSprenger. Zs. f.d. deutschen Unterricht 3,474. [733
Die widererkennungsscene in G.s lphigenie in Delphi von HMorsch.
Goethe-jb. 10, 240. [734
Italienische reise. Kahle-Düntzer 1885 [465. — Chron. d. wiener
G.-ver. jg. 4 s. 22. [735
Märchen s. [196.
Wilhelm Meister s. [5.
Die gesch. von dem kranken königssohnevon FKun tze [ausgehend von dem im
WMeister vm 10 (Hempel 17, 566) erwähnten bilde]. Grenzboten 48, 1, 214. 64.
vgl. 183. [736
Natürliche tochter s. [607.
Nausikaa s. [607.
Nausikaas abstammung von CSterne. Gegenwart nr 18. 9. [737
418 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vGoethe, JW.: Aufführung der Xausikaa von HSchreyer im kgl. schauspielhause
zu Berlin, referat in: Die post nr 104 beil. 2. Gegenwart nr 16 (Harden).
D. wochenbl. nr 17 (Hessen). Berl. tagebl. nr 190 (Lindau). [738
Prometheus. G. u. Hygin von GRobert. Vierteijahrschr. f. lg. 2, 594. [739
G.s monodrama Proserpina von HDüntzer. Gegenwart nr 14. [740
G.s monodrama Proserpina erläut. von HDüntzer. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 127. [741
Aufsätze zu G.s Proserpina ferner in: Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 14
(FKern). Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 192 (OLyon). 281 (HSchmitt).
[742
Reineke Fuchs. Der fuchs Roanar. ä lehrreichs u. kürzweiligs gleich-
nufs aus derselbigen zeit wo d'viecher noh hab'n red'n künna. aus uralten
400 — 600 jähr, büchern neu in die weit gest. f. d. österr. landleute durch
HWNagel. Neunkirchen, Viktora [der hauptsache nach liegt dem gedichte
die G.sche bearb. zu gründe], vgl. 1886 [647. — AZ nrlllß. Wiener
ztg. nr 15. 6 feuill. (Schönbach). [743
s. auch [13. 240.
G.s Satyros von FSpengler. Zs. f. d. österr. gymn. 40,393. [744
Schweizerreise s. [602.
G. tagebücher der 6 ersten weimar. jj. (1776 — 82) in lesbarer gestalt
hg. u. sachl. erläut. von HDüntzer. Leipzig, üyk. 261. 8. — Nationalztg.
nr 420 (Pröhle). Bll. f. litt, unterh. nr 33 (Buchner). AZ nr 228 B (Geiger).
Gegenwart nr 50. D. litteraturbl. jg. 12 nr 23 (Koch). [745
s. auch [607.
Tasso. Thomas 1888 [768. — Modern language notes 4, 30. 60. Chi-
cago dial 9, 297. New-York critic 14, 196. Literary world 20, 39. [746
Torquato Tasso. ein Schauspiel, f. den zweck der schule erläut. mit einer
einl. vers. von WWittich. Paderborn, Schöningh. 189. 8. [747
s. auch [7. 23. 607.
Goldonis Tasso von HDütschke. progr. d. Victoria-gymn. zu Burg. 44.
4 [sucht in der einl. bekanntsch. G.s mit Goldonis stück nachzuweisen]. [74S
Über den künstlerischen bau von G.s Tasso von KReinhardt. Ber. d. fr.
d. hochstiftes n. f. 5, 10 (monatssitzung). [749
s. auch [132. 839.
Zum Triumph der empfindsamkeit von MHJellinek. Goethe -jb.
10, 239. [750
Zu G.s Übersetzungen. 1. Diderots Essai sur la peinture. 2. Collection
des portraits historiques. von LGeiger. Goethe-jb. 10,250. [751
G.s Wahlverwandtschaften im lichte moderner naturwissensch. von
WBölsche. Die gesellsch. s. 1330. [752
Briefe von Minna Herzlieb. Wahlverwandtschaften vor G. [Wielands er-
zählung Freundschaft u. liebe auf der probe] von BSeuffert. Viertei-
jahrschr. f. lg. 2, 465. [753
Wilhelmsthal, der sommersitz des weimar. hofes [Schauplatz der handlung
in den Wahlverwandtschaften, enth. hinweise auf G.s mehrfachen aufenthalt
daselbst]. Frankf. ztg. nr 73 morgenbl. 1. [754
LEnault, G. og Werther. oversat fra fransk af VTrafall. Kjobenhavn,
Pontoppidan. 94. 8. [755
Grofs 1888 [776. — Zs. f. vgl. litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f.
2, 393 (Süpfle). [756
Weither u. die kritik von U. grafen Schack. D. romanztg. 27, 1, 135. [757
Ein Vorläufer Werthers [Samml. romant. briefe 1768] von PSeliger. Gegen-
wart nr 32. 52. [758
Die Weltanschauung G.s in den Leiden des jungen Werther von ChSemler.
Zs. f. d. deutschen Unterricht jg. 3 ergänzungsheft s. 56. auch sep. Dresden,
Arnoldi. 11. 8. [759
N. briefe von u. über Jerusalem- Werther von EWolff. Vierteijahrschr. f.
lg. 2, 532. [760
Die leiden des jungen Werther in leben u. dichtung. vortr. geh. von EWolff
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 419
zur 140 widerkehr von G.s geburtstag in Frankfurt a/M. referat in: AZ
nr 240 B. [761
vGoethe, J\V. : Westöstl. divan. G.s roman in der sog. blumensprache
[Weimarer ausg. 7, 125 — 127] von BSeuffert. Goethe-jb. 10,242. [762
s. auch [848.
Briefe. Weimarer ausg. 4 abt. bd. 1— 3 1888 [588.589. — Grenzboten
48, 2, 416 (Düntzer). [763
Originalmitteil, zur gesell, der theaterleitung G.s (12 briefe u. 1 rede), ver-
öffentlicht von CAHBurkhardt. Goethe-jb. 10,106. [764
Briefwechsel zwischen G. u. KGöttling in den jj. 1824 — 31. hg. u. mit
einem vorw. begleitet von KFischer. 2 (titel-) ausg. Heidelberg, Winter
(1880). x, 100. 8. [765
Ungedr. briefe [an JLFDeinhardstein]. mitgeteilt von KEFranzos [mit
portr., 2 autogr. G.s u. einer facs.-nachbildung von G.s todesanzeige]. D.
dichtung 5, 154. 80. 201. [766
Regesten [von LG eiger]. Goethe-jb. 10, 287. [767
Über G.s leipz. Studentenbriefe als commentar zu Dichtung u. Wahrheit,
vortr. geh. — von OHoffmann. referat in: DLZ nr 25 sp. 922. [768
[Notiz über einen vortr. von dr Kestner-Köchlin in Mühlhausen i/E.:
Briefe G.s aus letzter lebenszeit an AKestner in Rom in den jj. 1830/1 unter
vorläge der originale u. anderer hslicher mitteil. Strafsb. post nr 311 (Goethe-
jb. 11, '204)]. [769
Briefe von G. u. Christiane vG., von FWRiemer u. ChAVulpius an
August vG. in Heidelberg (1808—9), nebst 3 briefen von G. an Thibaut.
mitgeteilt von BSuphan. Goethe-jb. 10, 3. 70. auszugsweise auch: Frankf.
ztg. nr 191 beil. [770
G. über die erziehung von Schillers söhn (mit einem ungedr. briefe G.s) von
GWeisstein. D. rundschau 58, 289. [771
[Zum G.- Schiller- briefwechsel]. Athen, nr 3193 s. 18b [nach dem Schwab,
merkur]. [772
s. auch [110. 230. 272. 324 f. 607. 848. 870.
G.-Micio [vgl. Goethe-jb. 10,41] von ChBelger. Die post nr 141 beil. 2
u. Didaskalia nr 125. [773
Souvenirs d'Alsace. correspondance des demoiselles de Berckheim et de
leurs amis, precedee d'un extrait du Journal de mlle Octavie de Berckheim
et d'une preface de PhGodet. illustre de 4 portr. i. ii. Neuchätel, Dela-
chaux & Niestle. Paris, Monnerat. xix, 325. 347. 8 (Goethe-jb. 11,269). [774
Bertheau 1888 [803. — AZ nr99B (Meyer). [775
G.s gespräche. hg. von WvBiedermann. a. u. d. t.: Anh. zu G.s werken,
abt. f. gespräche. bd. 1 — 4. Leipzig, vBiedermann. xn, 300. xiv, 362.
xi, 324. xi, 365. 8. — Litt, centralbl. nr 9. 18. 36. D. revue 14, 2, 253.
Bll. f. litt, unterh. nr 20. 50 (Buchner). D. bühnengenossensch. nr 24. Revue
critique nr 39. Preufs. jbb. 64, 608 (Harnack). Conserv. monatsschr. 46,
556. [776
Menschenrechte, erzählung aus der zeit der ersten frz. revolution von HBlum.
2 bde. Jena, Costenoble. 325. 325. 8 [berührt G.]. — Bll. f. litt, unterh.
nr 41 (vGrotthufs). Nord u. süd 51, 451. [777
G. et Schiller, la litterature allemande ä Weimar; la jeunesse de Seh.;
l'union de G. et de Seh.; la vieillesse de G. par ABossert. 3 ed. revue.
Paris, Hachelte & cie. 455. 18. [778
Mitteil, von Zeitgenossen [ua. SvKIettenberg, Karl August, FL. u. ChvStolberg,
Böttiger, ZWerner, ChvSchiller, kanzler vMüller, Klinger, Varnhagen, Bois-
seree, Grillparzer] übei G. 1774—1832. mitgeteilt von OBrahm, ThDistel,
LGeiger, OHoffmann, BLitzmann, JMinor, BSeuffert, GWeis-
stein. Goethe-jb. 10, 139. [779
G. nach leben u. dichtung von EBrenning (Biogr. zu der samml. class.
deutscher dichtungen [bd. 3]). Gotha, Perthes, m, 175 u. 1 bl. 8. — Zs.
420 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
f. d. österr. gymn. 40, 91S (Löhner). Zs. f. d. gymnasialwesen 43, 683
(Jonas). Conserv. monatsschr. 46, 891. Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d.
Hamb. corresp. nr 10. Belletrist.-litt. sonntagsbeil. d. Hamb. nachr. nr 18. [780
vGoethe,JW. : Die hofschranzen des dichterfürsten. der G.-cult u. dessen tempel-
diener, zum 1 male actenmäfsig von der humoristischen seite betrachtet von
SBrunner. Würzburg, Woerl. iv, 560. 8. [781
G.s hoftheater in Halle 1811 — 4 von GAHBurkhardt. Wissensch. beil.
d. Leipz. ztg. nr 106. [782
G.s filialbühnen des Weimarer hoftheaters von 1791 — 1817 von GAHBurk-
hardt. AZ nr 262. 3. 5B. [783
Die Streitigkeiten der frankf. geistlichkeit mit den Frankf. gelehrten anzeigen
im j. 1772 von HDechent. Goethe-jb. 10, 169. [784
Zur frankf. kirchengesch. in den tagen des jungen G. (Streitigkeiten der
frankf. geistlichkeit mit den Frankf. gelehrten anzeigen in den jj. 1772/3) von
HDechent. D.-evang. bll. 14,335. [785
Mitteil, über G. u. seinen freundeskreis aus bisher unveröffentlichten auf-
zeichnungen des gräfl. Egloffsteinschen familienarch. zu Arklitten von JDem-
bowski. progr. d. gymn. zu Lyck. Lyck (Wiebe). 34. 4. [786
G. and the french revolution by EDowden. Fortnightly review n. s.
46, 77. [787
Class. häuser in Strafsburg von JFroitz heim. Strafsb. post nr 186 [betr.
die strafsb. Wohnungen von G., Herder, Jung-Stilling u. Lenz]. [78S
G.-jb. von Geiger s. 1888 [822. bd. 10. mit dem 4jahresber. der G.-
gesellsch. vm, 348, 84 mit 1 bilde [darin s. 257 nachtrage u. berichtigungen
zu bd. 8 u. 9; s. 239 chron.; s. 269 bibliogr.]. — Bll. f. litt, unterh. nr 33
(Buchner). [789
G.-jb. hg. von LGeiger. gesammtreg. zu den bden 1 — 10. 1880—9
[bearb. von OHoffmann u. GKrohn]. Frankfurt a/M., litt. anst. (Rütten
& Loening). 107. 8. [790
Aus der G.-litt. von LGeiger. Die nation jg. 7 nr 6. vgl. Goethe-jb.
11, 235. [791
Nachtr. zu G. u. die Juden von LGeiger. Zs. f. d. gesch. d. Juden in
Deutschland bd. 3 heft 2. 3. vgl. Goethe-jb. 11,265. [792
[Das frankf. localstück Der prorector von FKLTextor, einem vetter G.s. vortr.
geh. — von HGrotefend. referat in: Gorrespondenzbl.d. Westd. zs. f. gesch.
u. kunst jg. 8 nr9. vgl. Goethe-jb. 11,200]. [793
Neues zur G.-forschung von EHaaser. Leipz. tagebl. nr 165. [794
Natürl. schöpfungsgesch. gemeinverständl. - wissensch. vortr. über die
entwickelungslehre im allg. u. diejenige von Darwin, G. u. Lamarck im
bes. von EHaeckel. 8 umgearb. u. verm. aufl. Berlin, Reimer, xxx,
832. 8. [795
Halpert 1888 [830. — Bll. f. litt, unterh. nr 4. Litt, merkur 9, 136 (Koch).
Gegenwart nr 33. [796
Zwei litt, aufsätze Napoleons i von OHarnack. Zs. f. vgl. litteraturgesch.
u. renaissancelitt. n. f. 2, 176 [berührt G.]. [797
G. als dramatiker von LHasper. progr. d. evang. gymn. zu Gr. Glogau.
Leipzig, Fock. 24. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 28 (Buchner). [798
Hehn 1888 [833. — Mitteil, aus d. hist. litt. 17, 199 (Mahrenholtz). DLZ
nr 29 (Suphan). [799
Der bibl. bilder- u. sentenzenschatz in G.s Schriften vonHHenkel. N. jbb.
f. phil. u. päd. 140, 174. 248. [800
G.s schweizerreise im j. 1788 von JHerzfelder. AZ nr 244B. vgl. [815.
[801
G. u. Zürich von JHerzfelder [handelt von G.s aufenthalt zu Zürich in
den jj. 1775, 1779 u. 1797]. Münchner n. nachr. nr 505. [802
vHohenhausen 1885 [534. — Revue internationale 25 mars, vgl. Bll. f.
litt, unterh. nr 18 s. 287. L'independant litteraire nr 14 (deWillol), vgl.
Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 37 s. 588. Bll. f. litt, unterh. nr 39
s. 623. [803
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 421
vGoethe, JW. : G.s 3 letzte lebenstage. die hs. eines augenzeugen hg. von
KH o 1 s t e n. Heidelberg, Groos. 15. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 50
(Buchner). [804
G. in Deutschböhmen von AJohn. Eger, selbstverl. d. verf.s. 20. 8. —
Die gesellsch. s. 741 (Conrad). [805
Jordan 1888 [841. — D. dichtung 7,56. [806
G.s abenteuer in Karlsbad von GKarpeles [handelt von G.s aufenthalt da-
selbst in den jj. 1792. 1795. 1806. 1807. 1808]. Münchner n. nachr. nr 441.
auch Leipz. tagebl. nr 269. [807
Neuere G.-litt. von MKoch. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. 5, 223. 469. [808
Langguth 1888 [848. — Litt, centralbl. nr 45. [809
Lewes-Frese-Geiger 1888 [849. — D. dichtung 5, 204. [810
GChiarini, Notizia letteraria. la vita di G. del Lewes tradotta in italiano.
Nuova antologia 1 maggio (Goethe-jb. 11, 252). [811
Lewes, GE.: La vita di G. traduz. dall' inglese de GPisa. Milano, frat.
Dumolard. 774. 8. vgl. [811. [812
Gedichte von D. frhr vLiliencron. Leipzig, Friedrich, x, 188. 8 [enth.
ein gedieht An G.]. — Münchner n. nachr. nr 336. [813
Menasci, G. a Roma. Lettere e arti nr 27. [814
G.s schweizerreisen von KMeyer. AZ nr 95. 7. 9B. vgl. [801. [815
Glass. u. romantiker von JMinor. Goethe-jb. 10,212. [816
Mors.ch 1888 [857. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 3 (Schröer).
DLZ nr 4 (vUrlichs). Beil. phil. wochenschr. 9, 845 (Wecklein). [817
Aus dem modernen Italien, stud., skizzen u. briefe von SMünz. Frank-
furt a/M., litt. anst. (Rütten & Löning). xii, 355. 8 [berührt G. vgl.
Goethe-jb. 11, 253]. [818
The over-estimate of G. by MENutting. Andover review july p. 36. [819
Das G.-haus in Frankfurt, im auftrage des fr. d. hochstiftes beschrieben
von HPallmann. Frankfurt a/M., Knauer. iv, 42 mit ornam., 1 lichtdr.-
tafel u. 4 grundrissen. 12. — Bll. f. litt, unterh. nr 35. AZ nr 163. [820
G.s wettkampf mit den griech. dichtem von FPfalz. Grenzboten 48, 2,
500. 51. [821
Puls 1888 [859. forts. Päd. bll. 18,309. [822
G. in Marienbad von ER e d e n h a 1 1. Monatsbll. nr 8 (Goethe-jb. 11,
254). [823
Das weib in G.s lyrik von EReichel. Gegenwart nr 19. 20. [824
ER od, La jeunesse de G. Bibliotheque universelle et revue suisse nr 5. 6.
[825
ER od, La jeunesse de G. G. et Herder ä Strasbourg. Bibliotheque uni-
verselle et revue suisse nr 8. [826
L'enfance de G. par ER od. Revue de famille 15 mai. [827
G. et ses amours de jeunesse: ASchönkopf. FBrion. par ERod. Revue
de famille 15 aoüt. 1 oct. [828
Ruland 1888 [863. — AZ nr67B (Lübke). Kunstchron. 24, 215. Rostocker
ztg. 23juni beil. 1. Ber. d. fr. d. hochstiftes n. f. 5, 218 (Valentin). [829
Auffälligkeiten in der abhängigkeit der Verhältniswörter bei G. vonDSanders.
Zs. f. deutsche spr. 3, 159. [830
Schmidt 1888 [866. — Gentralorgan f. d. interessen d. realschul wesens
heft 10 (Böhm). [831
G.notizen. Über G.-reliquien, täuschungen, enttäuschungen von KJSchröer.
Ghron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 3. [832
G.s idealismus u. sein Verhältnis zu Schiller von KJSchröer. Ghron. d.
wiener G.-ver. jg. 4 s. 22. [833
Über G.s frommsein, vortr. geh. — von KJSchröer. Ghron. d. wiener
G.-ver. jg. 4 s. 25. 30 u. Der Zeitgeist (beibl. zum Berl. tagebl.) nr 15. 6. [834
G. u. Schiller in Japan von KJSchröer. Ghron. d. wiener G.-ver. jg. 4
s. 28. [835
Abenteuer eines ungar. Schulmannes [ASzluchovinyi] mit G. , Schiller u.
A. F. D. A. XVI. 28
422 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Wieland von KJSchröer. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 45. ein teil auch
Münchner n. nachr. nr 489 (Eine kegelpartie bei FSchiller). [836
vGoethe, JW.: G. u. die Schauspielkunst von KJSchröer. Chron. d. wiener
G.-ver. jg. 4 s. 54. [837
A G. - anecdote by HSchütz- Wilson [= Goethe-jb. 7, 157]. Athen,
nr 3222. [838
Characterstud. aus dem nachlasse von ASchwartzkopff. Bremen u. Leipzig,
Müller, viii, 197 [darin: G.s Faust. G.s Tasso]. — D. litteraturbl. jg. 12
nr 26 (Bacmeister). Bll. f. litt, unterh. nr 2 (Stegen). [839
G. in Island von PhSch weitzer. Weimarer ztg. nr 135. [840
Gesamm. Schriften von HSeidel. bd. 7. Glockenspiel. Leipzig, Liebeskind.
xii, 341. 8 [s. 66 gedieht auf G. (Goethe-jb. 11, 275)]. [841
Sime 1888 [872. — AZ nr62B Verschiedenes. [842
Über G.s lieder. vortr. von SSinger. referat in: Chron. d. wiener G.-ver.
jg. 4 s. 15. [843
G. u. die Alkestisfrage von AS teinb erger. Bll. f. d. bayr. gymnasial-
schulwesen 25, 24. [844
G. als vater einer neuen ästhetik. vortr. geh. — von RSteiner. D. worte
jg.9heft4. auchsep. Wien, Pichler. 16. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 30. [845
Über den gewinn der G.-stud. durch die Weimarer ausg. in naturwissen-
schaftl. beziehung von RSteiner. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 49 [im
anschluss an [806]. [846
Das G.- u. Schillerarch. in Weimar, vortr. geh. — vonBSuphan. D. rund-
schau 60, 139. [847
Das deutsche nationalbuch, ein gedenkbl. zu G.s 140 geburtstag von LTrost
(mit 3 bisher unbekannten briefen u. einem litt, aufsatz G.s). Vom fels zum
meer 1889/90 1,64. — Münchner n. nachr. nr 395 (Greif). AZ nr237B.
D. ztg. nr 6346. [848
Über kunst, künsller u. kunstwerke. mit illustr. von Walentin. Frank-
furt a/M., Bütten & Löning. vm, 328. 8 [darin s. 133 Eine frankf. kunst-
acad. im 18 jh.]. — DLZ nr 40 (vDonop). [849
Frankf. academiebestrebungen im 18 jh. von Walentin. Arch. f. frank-
furt. gesch. u. kunst 3 folge 2, 290 [berührt ua. s. 293 schöff vUffenbach u.
s. 309 G.s mutter]. [850
G. par ChVerbrugghen. La revue generale sept. oct. dec. [851
Vogel 1888 [882. — Bll. f. litt, unterh. nr 6 (Büchner). Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 194 (Lyon). D. rundschau 60, 471. DLZ nr 49 (Werner). [852
G. u. das Volkslied von MvWaldberg. Berlin, Hertz. 32. 8. vorher schon
Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 38. 9 u. auszugsweise Chron. d. wiener G.-
ver. jg. 4 s. 2. — Bll. f. litt, unterh. nr 50 (Buchner). D. wochenbl. nr 52
(Koch). AZ nr 356 B. Üsterr. litt, centralbl. jg. 6 nr 22. 3 (Knauer). Deutsch-
land nr8. [853
Zur leipz. theatergesch. eine festvorstellung vor 60 jj. zu ehren G.s von
KWWhistling. D. bühnengenossensch. nr 35 (Goethe-jb. 11, 253). [854
Einleitung in die att. tragödie von UvWilamo witz-Möllendorff (Euripides
Heracles i). Berlin, Weidmann, xii, 388. 8 [berührt im cap.: Wege u.
ziele der modernen tragikerkritik s. 232 die Goethische zeit; vgl. Zs. f. d.
phil. 22, 493]. [855
G. über das Universitätsstudium. Sonntagsbl. d. Dorfztg. nr 29 (Goethe-jb.
11, 266). [856
G. als autographensammler. Mitteil, aus d. antiq. u. verwandten gebieten
— von MHarrwitz 1, 11. [857
G. als theaterdirector. D. tagebl. nr 400. [858
Anecdote aus G.s tätigkeit als regisseur des liebhabertheaters in Weimar
(1782). Frankf. ztg. nr 195 beil. 1. [859
G. u. die Herrenhuter. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 103. [860
G. u. das Judentum. D. volksbl. nr 2. [861
G. u. die Juden. Antisemit, correspondenz 4, 53. L862
Zur richtigen beurteilung G.s. Die christl. weit s. 175. 6. [863
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 423
»Goethe, JW.: The old age of G. Quarterly review april s. 332. [864
G.- u. Schillerhetzer [gegen Baumgartner u. Brunner]. Grenzboten 48, 1,
16. 73. [865
G. u. die Wallfahrtskirche bei Bingen. Presse nr 197. [866
Eine strafsb. erinnerung an G. D. bühnengenossensch. nr 26. [867
Anzeiger nr 1 von GLaue <fc cie in München. G.-litt. 16. 8. vgl. Goethe-
jb. 11, 236. [868
[G.- Schriften, im dec. 1888 bei Stargardt in Berlin versteigert, vgl. Litt,
merkur 9, 8]. [869
s. auch [19. 123. 131. 207. 223 f. 228. 233. 272. 274. 313. 321. 323. 340.
345. 357. 1539. 1559 f.
Ed'Alton. ein lebensbild mit ungedr. briefen G.s von KThG a e d e r t z. Wester-
manns monatshefte 66, 239. vgl. [927. [870
Zum 150 jähr, geburtstag der herzogin Anna Amalia von Weimar am 24 oct.
1889. von St räter. Die post nr 292 beil. 2. [871
Anna Amalia von Sachsen-Weimar, zur 150 widerkehr ihres geburtstages.
mit 1 bilde nach dem gemälde im wittumspalais zu Weimar. Illustr. ztg.
nr 2418. [872
s. auch [950.
2 briefe Beethovens an G. [vom 12 april 1821 u. 8 febr. 1823 aus: Neue
ßeethoveniana von ThFrimmel. Wien, Gerold, 1890]. Nationalztg. nr 676.
Didaskalia nr 286. [873
Neue Beethovenstud. von ThFrimmel. N. zs. f. musik jg. 56 nr 49 [berührt
G. (Goethe-jb. 11, 256)]. [874
G. u. Beethoven. N. musikztg. nr 16 (Goethe-jb. 11,256). [875
G. u. Boisseree s. [779. 915.
G. u. Börne s. [519.
G. u. Böltiger s. [779.
Die marquise Branconi von EVZenker. AZ nr 199B. dagegen Wissensch.
beil. d. Leipz, ztg. nr 127 (vBiedermann). [876
G u. grofsherzog Carl Alexander. Die taufe unseres grofsherzogs (5 juli
1818). aus einem briefe der gräfin Karoline Egloffstein von BSuphan.
Weimarer ztg. 24juni (Goethe-jb. 11,258). [877
Carlyle and G. a comparison. Temple bar (London) 86,399 u. Eclectic
mag. 113,325. [878
Early letters of JWelsh Carlyle ed. by DGRitchie. London, Sonnenschein
[berührt G.]. — Gegenwart nr 45 (Roessel). Acad. nr 895 (Wallace). [879
Thomas Carlyles nachlass von AWeifs [berührt auch C.s Verhältnis zu G.].
AZ nr93B. [880
ETeza, II conte Cesari ed il G. estratto dalla Rivista contemporanea
(Goethe-jb. 11,257). [881
G. u. Dante s. [648.
G. u. Deinhardstein s. [766.
Eckermanns gespräche mit G. von RSchlösser. Bayreuther bll. nr 2
(Goethe-jb. 11, 270). [882
Emerson and G. Acad. nr 896. [883
Der Superintendent u. hofprediger m. JHDietz, seine vorfahren und nach-
kommen, ein familienbuch von ADietz. als ms. gedr. Frankfurt a/M.,
dr. von gebr. Knauer. x, 155 u. 3 Stammtafeln [behandelt ua. EFHFalcke,
general vHoffmann u. G.s mutier (Goethe-jb. 11, 255)]. [884
G. u. ein candidat der theol. aus Ungarn [SFerjentsek] von KJSchröer.
Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 5. [885
G.-erinnerungen einer Jenenserin [Alwine Frommann] von KThGaedei tz.
Nord n. süd 51, 370. [886
6. auch [130.
Dber mexican. poesie von KBruchmann. Preufs. jbb. 64, 196 [berührt
s. 207 G. u. Gaudy]. [887
28*
424 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vGoethe,JW. : August vG. ein gedenkbl. zu seinem 100 geburtstage von
OFGensichen. Schorers familienbl. nr 51. [888
s. auch [770.
Neue Zeugnisse für Christiane vG. [im anschluss an bd. 6. 7 der Weimarer
ausg.] von ChBelger. Die post nr 5 beil. 1. [889
s. auch [770.
G.s Schwiegertochter [Ottilie vG.]. Nordwest jg. 12 nr 31. [890
WolfG. ein gedenkbl. von OMejer. Weimar, Böhlau. 114. 8. — Preufs.
jbb. 64, 741 (Harnack). Bll. f. litt, unterh. nr 50 (Buchner). N. fr. presse
nr 9040 (vWeilen). Münchner n. nachr. nr 310 (Geiger). Beil. zur Bohemia
nr 194. [891
G. u. Göttling s. [765.
G. u. Grillparzer s. [779.
G. u. Heine s. [519.
WHerzlieb. Gaedertz 1888 [819. — AZ nr86B. [892
Gaedertz s. 1888 [819. 2 verm. aufl. xxvn, 155. — D. lesehalle
(beibl. zum Berl. tagebl.) nr 20. [893
Neue mitteil, über Minchen Herzlieb von KThGaedertz. Westermanns
monatshefte 67, 253. [894
G.s Minchen, ein erinnerungsbl. zu ihrem lOOjähr. geburtstag (22mail789)
von AvTreuenfels. Didaskalia nr 119. [895
Eine gedenktafel für G.s Minchen (Herzlieb) in Görlitz. Voss. ztg. 22 mai.
Frankf. ztg. nr 144 morgenbl. 2 (notiz). vgl. Goethe-jb. 11, 201. [896
s. auch [188. 753.
G. u. feldmarschall Hess im j. 1813. Weimarer ztg. 13 juni (Goethe-jb.
11, 258). [897
ThHeyse. ein lebensbild von AHerzog. AZ nr 294— 7B. vgl. Goethe-jb.
11, 271. [898
Zu G.s verwandtenkreis in Frankfurt a/M. der general vHoffmann, ein bisher
unbekannter grofsoheim G.s. von ADietz. Goethe-jb. 10, 253. vgl. auch [8S4.
[899
G.s grofsonkel generallieutenant vHoffmann. ein beitr. zur G.-forschung von
LStark. Didaskalia nr 82. 4. [900
G. u. Hygin s. [739.
Karoline Jagemann s. [366.
G. u. Karadzic s. [230.
G. u. Karl August. Düntzer 1888 [921. — Gegenwart nr 4 (Bulle). National-
ztg. nr 7 (Pröhle). Hist. zs. 62, 339 (Gebhardt). Westermanns monatshefte
67, 415. [901
s. auch [779.
G. u. AKestner s. [769.
Eröffnung des Kestnermuseums in Hannover von EVely [handelt auch von
Charlotte Kestner]. Münchner n. nachr. nr 527. vgl. auch Mitteil, aus d.
antiq. u. verwandten gebieten — von MHarrwitz 1, 4. [902
G. u. SvKlettenberg s. [779.
G. u. Klinger s. [779.
Knebel über G. 1780. von Knebel an Lavaler. von KWeinhold. Chron.
d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 53. [903
G. u. maier Kolbe. eine kunsthist. skizze von KThGaedertz. Bremen,
Müller. 42. 8. vgl. [927. — Bll. f. litt, unterh. nr 50 (Buchner). AZ
nr335B. D. dichtung 7, 128. [904
G. u. die gräfin Lanthieri von JMinor. Grenzboten 48, 1,315. [905
Von Ulrike vLevetzow. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 30. [906
Notiz über Ulrike vLevetzow. Frankf. ztg. nr 169 morgenbl. 2. [907
Manzoni u. G. von OSpeyer. Grenzboten 48,2,71.117. [908
G. u. HMeyer von OHarnack. Preufs. jbb. 64, 529. [909
G. u. kanzler vMüller s. [779.
G. u. Napoleon s. [797.
G. u. Pestalozzi s. [1314.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GOETHE 425
vGoethe, J\V.: G. u. Plautus s. [618.
Rahel u. G. in Frankfurt, mitgeteilt von CKühn. 4 briefe von RVarnhagen
an ihren mann über ein zusammentreffen mit G. in Frankfurt im aug. u.
sept. 1815. Didaskalia nr 199. [910
Rauch u. G. urkundl. mitteil, von KEggers. mit 6 lichtdr.-tafeln. Rerlin,
Fontane. xv,251. 8. — Litt, centralbl. nr29. Dienation jg.6 nr 39 (Geiger).
PLZ nr 32 (vUrlichs). Gegenwart nr 34 (Düntzer). D. rundschau 60, 469.
AZ nr 154B. Nationalztg. nr 408. [911
Die familie vReineck [unter beziehung auf Dichtung u. Wahrheit i 4 (weimarer
ausg. 26, 250) hinweis auf ein bisher unbeachtet gebliebenes pseudon. büch-
lein: Die selbstgewehlte eheverbindung oder wahrhafte gesch. der fiäulein
\R*. Erlangen 1755. 80 ss.]. AZ nr 61 B Verschiedenes. [912
Riemer s. [1366.
Rochlitz s. [1381.
JFRöhr [verf. der Trauerworte bei vG.s bestattung — gesprochen]. ADB
30, 92 (GFrank). [913
G. u. Runge s. [234.
FWRust [componist G.scher lieder]. ADB 30,20 (WHosäus). [914
G. u. ChvSchiller s. [779.
Stimmen aus der Vergangenheit: G.-Schinkel-Boisseree von HvWolzogen.
Bayreuther bll. nr 3 (Goethe-jb. 11,262). [915
G. and Schopenhauer by L.IHuff. Unitarian review 32,437. [916
Schoepflin. Pfister 1888 [939. — Berl. phil. wochenschr. nr 47 (Geiger).
Bulletin critique nr 21. [917
Joh. Schulze u. das höhere preufs. unterrichtswesen in seiner zeit von
CVarrentrapp. mit 1 bildnis Sch.s gestochen von HMeyer. Leipzig,
Teubner. xvi, 583. 8. vgl. Goethe-jb. 11, 263. [918
Eine freundin G.s [Marie Szymanowska] von GKarpeles. N. musikztg.
jg. 10 nr 19 (Goethe-jb. 11, 264). [919
Shakespeare u. G. einleitender vortr. zur jahresversamml. der deutschen
Shakespearegesellsch. von FAL e o. Jb. d. d. Shakespearegesellsch. 24, 9. [920
Frau vStaels beziehungen zu G. u. Schiller. Schles. ztg. nr 247. [921
G. u. frau vStein. Adler 1888 [941. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr.
82, 223 (Hölscher). [922
Auch ein G.-commentar [G.s Verhältnis zu frau vStein betr.] von PPoppe.
Die gesellsch. s. 544. , [923
G. u. die brüder Stolberg s. [779.
G. u. Thibaut s. [770.
G. u. Twesten s. [1587.
Schöff vüffenbach s. [850.
G. u. Varnhagen s. [779.
G. u. Chv Villers s. [HO.
Voltaire u. G. als dramatiker. ein beitr. zur litteraturgesch. von GCarel.
progr. d. Sophienschule zu Berlin. Berlin, Gärtner. 38. 4. — Bll. f. litt,
unterh. nr 28 (Buchner). Zs. f. frz. spr. u. litt. 11, 8, 227 (Sarrazin). [924
G. u. HLWagner. ein wort der kritik an unsere G.-forscher von JFroitz-
heim (Beitr. zur landes- und volkeskunde von Elsass- Lothringen x). Strafs-
burg, Heitz. 68. 8. — DLZ nr 21 (Schmidt), dagegen Litt, centralbl.
nr 30 sp. 1031 (Froitzheim). Bll. f. litt, unterh. nr 30 (Boxberger), dagegen
ebenda nr 41 s. 653 (Froitzheim). Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 97
(vBiedermann). [925
G. u. ZWerner s. [779.
Ein bildnis der familie G. von HDüntzer. Gegenwart nr 10. [926
D Alton u. Kolbes G.-bildnisse von KThGaedertz. AZ nr 142B. vgl.
[S70. 904. [927
Wie sah G. aus? ein versuch die frage zu beantworten von PhWcilbach.
mit 1 tafel. Zs. f. bildende kunst 24, 244. [928
Zarncke 1888 [950. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr9 (Schröer). [929
426 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vGoethe, JW.: Ein gipsrelief G.s. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 21. [930
Bettinas G.-statue in Weimar. D. rundschau 60, 469. [931
[25 G.-medaillen. publiciert von HRStorer in: American Journal of numis-
matic, Boston, vol. 22 nr 2 (Goethe-jb. 11,274)]. [932
Zur G.-platz-frage [in Wien]. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 12. 8. [933
Projected monument to Goethe in Central park, New-York. New-York
critic 12, 220. [934
Ein G.-denkmal [in America]. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 52. [935
Mafsgebliches u. unmafsgebliches. Grenzboten 48, 1, 148. 336 [berührt das
fr, d. hochstift u. das frankf. G.-haus]. [936
Neue G. - erinnerungen in dessen geburtshause. Frankf. ztg. nr 185
morgenbl. 2. [937
Eine G. -gedenkstätte [in Mittenwald] von CvBinzer. Chron. d. wiener
G.-ver. jg. 4 s. 52. [938
[Notiz über ein denkzeichen an G., angebracht zu Strafsburg am hause
Krämergasse nr 7, in welchem der dichter bei den damen Lauth zu mittag
speiste: Landesztg. f. Elsass- Lothringen, abdr. in: Münchner n. nachr.
nr 244]. [939
'Hier wohnte G. 1785' [handelt von G.s logement in den 3 rosen zu Karls-
bad]. Münchner n. nachr. nr 515. [940
G.s house at Weimar by OBrouving. Scribners mag. 6,615. [941
Im G.-hause von MKalbeck. Presse nr 251. [942
[Bildererwerbungen im G.-haus in Frankfurt, s. Goethe-jb. 11, 274]. [943
[Neue bilder über Stoffe aus G.s dichtungen von HKaulbach. AZ nr314
(Goethe-jb. 11,274)]. [944
s. auch [166.
Generalversamml. der G.-gesellsch. in Weimar am 13 juni [mit referat über
den vortr. von MBernays: G.s Gesch. der farbenlehre]. DLZ nr 26 sp. 954
(Hamburger). AZ nr 165 B. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 s. 37. Presse
nr 166 beil. [945
Aus dem wiener G.-ver. Chron. d. wiener G.-ver. jg. 4 nr 1 ff. [946
Manchester G.-society. Acad. nr 875 s. 98. nr 878 s. 154. nr 881 s. 209.
nr 918 s. 376. [947
English G.-society. Acad. nr 881 s. 209. nr 882 s. 226. nr 885 s. 275.
nr 920 s. 409. vgl. Goethe-jb. 11, 276. [948
At the G. - society by B o u c i c a u 1 1. The north american review
march. [949
Goethe, KE.: Briefe von G.s mutter an die herzogin Anna Amalia. neu hg.
u. erlaut, von KHeinemann. mit 2 bildnissen. Leipzig, verl. des Litt,
jahresber. (Seemann), xv, 159. 8. — Litt, centralbl. nr 32. Grenzboten
48, 3, 479. Nord u. süd 51, 288. Preufs. jbb. 64, 608 (Harnack). Bll. f.
litt, unterh. nr 50 (Büchner). Daheim jg. 26 nr 8 (Wychgram). [950
Briefe von G.s mutter an ihren söhn, Christiane u. August vG. mit 1 lichtdr.
(Schriften der G.-gesellsch. im auftr. des Vorstandes hg. von BSuphan.
bd.4). Weimar, x, 416." 8. — Deutschland nr 11 (Mauthner). AZ nr351
morgenbl. 2. [951
2autogr. [davon eines ein brief der frau rat]. Frankf.zlg. nr306 beil. [952
s. auch [850. 884.
GÖTTLING, KW. s. [765.
Gottsched, JCh. s. [246.
Eßailly, Quid ad renovandas apud Germanos litteras criticae Gottschedii
cum Helvetiis disputationes momenti habuerint (thesis). Lille, Danel.
99. 8. [953
Servaes 1888 [978. — Litleraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 8 (Koch). [954
CFReibehand u. G. von FWinter. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 264 [darin
j5. 270 theaterzettel einer aufführung des Puppenspiels Faust zu Ham-
burg 1752]. [955
Eine abendgesellsch. bei prof. G. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 13. [956
Götz, .IN.: JNG., die winterburger nachtigall. ein beitr. zur deutschen litteratur-
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER : GOETHE — GRILLPARZER 427
gesch. von HHahn. 1 teil, progr. d. gymn. zu Birkenfeld. 31. 4 [im
anh. ein brief Herders an G. vom 18 sept. 1780]. — DLZ nr 46 (Schüdde-
kopf). [957
Grabbe,Chü.: ChDG., MBeer u. EvSchenk. hg. von FBobertag (D. nationallitt,
bd. 161). Berlin u. Stuttgart, Spemann. x, 510. 8. [958
Aus G.s tagebuch. mitgeteilt von KEF ran zos. D. dichtung 5, 224. [959
[HKNeumann bei G. Nord u. süd 50, 373]. [960
Greflinger, G. : GG.s hamb. reisehb. u. beschreibung von Hamburg im j. 1674
von CWalther. Zs. d. ver. f. hamb. gesch. 9,122. [961
vGreiffenegg, HG. s. [240.
Gries, JD. s. [6. 18.
Grielparzer, F. : Die ahnfrau. trauerspiel. schulausg. mit ein], u. anm. von
ALichtenheld. Stuttgart, Cotta. 182. 12. [962
G.s Esther von HGlücksmann. Presse nr 13. [963
Diejüdin von Toledo von GKarpeles. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 27. [964
Zur entstehungsgesch. der Jüdin von Toledo von EBeich. D. ztg. nr 6374
[berührt auch Körner]. [965
Die Jüdin von Toledo auf dem D. theater zu Berlin: D. rundschau 58, 143
(Frenze!); auf dem wiener burgtheater: Wiener briefe ccxliii. AZ nr267B.
D. volksbl. nr 258. 62. [966
G.s Sappho. eine ästhetische Würdigung von FKunz. progr. d. staatsreal-
schule'zu Teschen. 24. 8. [967
Sappho. aufgeführt im wiener burgtheater. D. volksbl. nr 40 (Wolf). [968
Weh dem der lügt auf dem D. theater zu Berlin. Gegenwart nrlO. D. rund-
schau 59,302 (Frenzel). D. wochenbl. nr 11 (Hessen). [969
Ungedr. aufsätze u. briefe von FG. mit G.s portr. u. autogr. des gedichtes
Lösche die lampe mitgeteilt von KEFranzos. D. dichtung 6, 57. 9. 101. 4. [970
Briefe von FG. N. fr. presse nr 8888. [971
FG. als dramatiker von HGonrad. Preufs. jbb. 63, 419. [972
Neue Veröffentlichungen aus G.s nachlass von CHampe. Gegenwart nr33. [973
Musikalisches u. litterarisches (Der modernen oper 5 teil), kritiken u. Schil-
derungen von EHanslick. 2 aufl. Berlin, allg. ver. f. deutsche litt, iv, 359.
8 [darin: G. als musiker = 1888 [992]. [974
G. redivivus von AKlaar. Beil. zur Bohemia nr 142. [975
G. u. die klugen frauen von ALichtenheld. Grenzboten 48, 4, 138. [976
Neues von G. von AMü 1 ler-Gutten brun n. D. ztg. nr6211. [977
Neues über G. zum 17 todestage, 21 jänner. von MNecker. N. wiener tagbl.
jg. 23 nr21. [978
G. u. seine Jugenddramen von MNecker. Grenzboten 48, 1, 554. 601. [979
FG. als politiker von EBeich. D. ztg. nr 6430. [980
G. u. Schreyvogel von EReich. Wiener ztg. nr 265. [9S1
Von G. u. seinen Verlegern von LRosner. Wiener tagbl. nr 265. [982
Neues zur biogr. G.s. von FSchnürer. N. fr. presse nr 8855. [983
FG. eine betrachtung zur denkmalfeier von AESchönbach. Wiener ztg.
nr 119. [984
Volkelt 1S88 [994. — Gfenzboten 48, 1, 239. Zs. f. d. österr. gymn. 40,
253 (Waniek). Gegenwart nr 25. Bll. f. litt, unterb. nr 39 (Schlossar). DLZ
nr 52 (Werner). Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 359 (Hölscher). N. fr.
presse nr 8980 (Jerusalem). Österr. litt, centralbl. jg. 6 nr 2 (Knauer). [985
FG. eine litt. Studie von KW im- h sl er. Wcslermanns monatshefte 66,372. [986
FG. und das burgtheater von AJW el tu er. N. wiener tagbl. jg. 23 nr 139. [987
G. u. die frauen. N. wiener tagbl. jg. 23 nr 141. [988
G. u. Hamerling als 'cooptierte antisemiten'. Beil. zur Bohemia nr 322. [989
G. über denkmaler. Presse nr 143 beil. [990
[Zur enthüllung des G.rjdenkmals im volksgarten zu Wien am 23 mai 1S89
erschienen arlikel in: AZ nr 144 B. Chron. d. wiener Goethe-ver. jg. 4 s. 38.
D. ztg. nr 6249 (Grasbe rger). Gartenlaube nr 19 (Sauer). Grenzboten
48, 2, 566. lllustr. ztg. nr 2396 (vVincenti). Kunstchron. jg. 24 nr 35
428 BIBLIOGRAPHIE FÜR 18S9 II
s. 555. Die nation jg. 6 nr 34 (Bettel heim). Die post nr 142 beil. 1. Presse
in- 137 beil. 141. Wiener tagbl. nr 141. 3 (Köhler)]. [991
Grielparzer, F.: Zur begründung des wiener G.-ver. AZ nr 344 B, vgl. nr 352 B
(Beich). [992
s. auch [779.
vGrimm, FM. : Kaiserin Katharina u. MG. von EG u g 1 i a. Grenzboten 48,
3, 599. [993
FMG. der vermittler des deutschen geistes in Frankreich, von BMahren-
holtz. Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 291. [994
MG. u. Katharina n von BPröifs [im anschluss an Scherer 1887 [879].
Mag. f. d. litt. d. in- u, ausl. nr37. 8. [995
vGrimmelshausen, JJCh. : *Über den abenteuerlichen Simplicissimus u. die sim-
plicianischen Schriften von JChvG. eine monogr. von FNeumann. progr.
d. deutschen Staatsrealschule in Pilsen. 1888. — Zs. f. d. österr. gymn.
40, 864 (Prosch). [996
Eine quelle des Simplicissimus [Guzman von Alfarache] vonBvPayer. Zs.
f. d. phil. 22,93 vgl. 384. [997
Über suffixales e in G.s Simplicissimus. ein beitr. zur gramm. der frühhd.
schriftspr. von JW i e s n e r. progr. d. leopoldstädter gymn. in Wien.
37. 8. [99S
Des Simplicissimus oheim Jakob vBamsay in: Mosaik, geschieht!, skizzen
von RWille. Hanau, Alberti. 260. 8. [999
[Bericht über einen vortr. von GKön necke über den stand der G.-forschung;
nachweis dass G. einer luth. familie in Gelnhausen entstammte u. später
erst kath. wurde. Frankf. ztg. nr 211 beil.]. [1000
s. auch [177. 245.
Gryphius, A.: Aufführung des Peter Squenz in Zürich. Frankf. ztg. nr 55
morgenbl. 2 (notiz). [1001
Zur Würdigung des dichters AG. eine litterarhist. stud. von GBreucker.
progr. d. progymn. zu Trarbach. 20. 4. [1002
Günther , JGh. : [Zu G.s Trost -aria. Grenzboten 48,2,335 mit bezug auf
ebenda s. 239]. [1003
JChG. trauerspiel von ABartels. Leipzig, Reifsner. 120. 8. — Litt,
meikur 9, 94 (Löbner). Bll. f. litt, unterh. nr 23 (Siegen). [1004
s. auch [200.
Hamann, JG.: Grau 1888 [1008. — Theol. litteraturztg. nr 8 (Lindenberg).
[1005
s. auch [1069.
Happel, EW.: Ein münchner roman aus dem 17 jh. [Der bayr. Max] von
KThHeigel. Jb. f. münchner gesch. 3,431. [1006
H. u. Beuter von JLunzer. Vierteljahrschr. f. lg. 2,440. [1007
vHardenberg, F.: FvH. genannt Novalis. Die christl. weit s. 260. 91. 327. 8.
[1008
s. auch [540.
Häring,GWH. (WAlexis) s. [1354.
Harms, Cl.: Ausgew. predigten, mit einer einl. monogr. von vLangsdorff
(Die predigt der kirche. classikerbibl. der christl. predigtlitt. hg. von
GLeonhardi. bd. 4). Leipzig, Bichter. xxxi, 180. 8. [1009
Hauff, W. s. [26.
Werke. Bölsche s. 1888 [1015. lfg. 9— 12 (schluss). bd. 4. 5. Leipzig,
Dürselen. v, 289— 360. iv, 456 u. einl. mit biogr. 22. [1010
Die bettlerin vom Pont des arts. eine erzählung. Leipzig, Fock. 14S. 16.
[1011
Das bild des kaisers. ed. with an introduetion , english notes etc. by
KBreul. Cambridge, university-press. xxvii, 216. 8. — Athen, nr 3203
s. 342. Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 83, 459 (Hansel). Saturday review
68, 117. [1012
Das bild des kaisers. ed. with grammatical and explanatory notes and a
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: GRILLPARZER — HEINE 429
comprehensive german-english vocabulary by JFDavid. London, Hachette.
206. 8. [1013
Hauff, W. : Cold heart. transl. from the german by AHenry. London,
Digby. 16. [1014
Die karavane. Hager 1888 [1017. — Athen, nr 3221 s. 92. [1015
Caravan and Sheik of Alexandria. literally transl. by SMendel. London,
Bell. 12. [1016
Lichtenstein, eine romant. sage. Leipzig, Fock. 395. 12. [1017
Phantasien im bremer ratskeller. ein herbstgeschenk f. freunde des weines.
neue ausg. der 1 aufl. d. werkes. 2 aufl. Bremen , Schünemann. vi,
116. 12. [1018
The wine ghosts of Bremen, transl. by ES a dl er and GBLFletcher.
London and Oxford, Simpkin. 12. — Saturday review 67,577. [1019
Scheik von Alessandria s. [11.1016.
Zur characteristik W'H.s. Belletrist. -litt, sonntagsbeil. d. Hamb. nachr.
nr 10. 1. [1020
Hebel, JP. : Alem. gedichte f. freunde ländl. natur u. sitten. ins hd. übertr.
von BBei nick. Leipzig, Fock. vm, 168. 12. [1021
Eine quelle [anecdoten aus dem leben des generals Custine 1794] f. H.s
Schatzkästlein [zu Kannitverstan] von LGeiger. Vierteljahrschr. f. lg.
2, 601. [1022
Kannitverstan. Grenzboten 48, 1, 294. [1023
s. auch [177. 286.
Hegel, GWF. s. [92.
Heg.ner, U. : DHess u. UH. mitteil, aus ihrem briefwechsel in den jj. 1812
bis 39 hg. von FOPestalozzi. Zürcher taschenbuch auf d. j. 1889. [1024
s. auch [156.
Heine,H.: Werke. Eis ter s. 1888 [1035. Hg. 38 — 44. bd. 6. 7. 193 — 636.
I — 368. [1025
Laube s. 1885 [706. 2 aufl. bd. 1. Ifgr. 1. 24. [1026
Buch heim 1888 [1040. — Spectator 62, 336. [1027
Snodgrass 1888 [1043. — London dial 9,297. [102S
s. auch [69.
Buch der lieder. Elster 1888 [1044. — Westermanns monatshefte 65, 856.
Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25, 192 (Brenner). [1029
Buch der lieder. diamantausg. mit 12 kupferdr. nach Zeichnungen von
PGrot Johann. Berlin, Grote. vn, 270. 16. [1030
Buch der lieder. Leipzig, Knaur. 223 mit 1 portr. 16. [1031
Buch der lieder. miniaturausg. Leipzig, Fock. xn, 296. 12. [1032
II libro dei canti, preceduto dalle notizie della sua vita e de' suoi scritti per
GVarese. 2 ed. Firenze, Le Monnier. cxxx, 307. 16. [1033
Braun s. 1888 [1050. 4 aufl. [1034
[Gedichte]. The love-songs by HH. englished by HBBriggs. London,
Trübner & cie. — Acad. nr 904 s. 133, vgl. auch Bll. f. litt, unterh. nr 11
s. 175. [1035
Flowers of the night by EPfeiffer. London, Trübner [enth. übers, von
eedichten B.s]. — Acad. nr 895. [1036
EKdeBom: HH. Intermezzo lyrique. — De toekomst nr 10 (Beltjens). [1037
Memoiren des hrn vSchnabelewopski s. [18.
Die freien rhythmen in HH.s Nordseebildern, ein beitr. zur neuen deutschen
metrik von PRemer. Heidelberg, Winter. 56. 8. [1038
Cuadros de viaje, primera versiön castellana hecha directamentc del aleman
con arreglo al texto, revisto y completado, por AStrodtmann; anotada y
comparada con la Version francesa del autor, por LGa rrichoageja ; con
DD ensayo biografico y critico acerca del autor y sus obras. tom. i. Madrid,
La Viuda del Hernando. lxxxviii, 310. 8. [1039
Briefe s. [324 f.
Über den sarkasmus HH.s. eine krilik von Aschkenas Apparatus. Leob-
schütz, Schnurpfeil, m, 26. 8. [1040
430 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Heine, H.: GBrandes, HH. som politiker. Ur dagens krönika juni. übers.
Frankf. ztg. nr230. [1041
The loves of HH. by FSFielder. The Cornell mag. jan. s. 223. [1042
Katharina, H.s 11 geliebte seit 1S32. ein litterarhist. versuch von LFrei-
gang. Leipz. universitätsztg. 2 sem. nr 8. 9. [1043
H.s grab [nach dem engl, des MArnold] von KFreiligrath-Kroeker. Mag.
f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 4. [1044
Etudes de critique scientifique par EHennequin. ecrivains francises:
Dickens, H. usw. Paris, Perrin. vi, 311. 16. [1045
Die metrische form in H.s dichtungen von KHessel. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 47. [1046
Memoiren von Maximilian H. hg. von GKarpeles. Der Zeitgeist (beibl.
zum Berl. tagebl.) nr 29. 31. 4. 6. 8. 44. [1047
Das HH.-denkmal f. Düsseldorf von GKarpeles. Illustr. ztg. nr 2391. vgl.
[1059. [1048
H. u. Lassalle von GKarpeles. Gegenwart nr 47. 8. vgl. [1058. [1049
In Lucca. H.-erinnerungen von GKarpeles. Leipz. tagebl. nr 274. [1050
Kohut 1888 [1082. — Westermanns monatshefte 65, 583. Gegenwart
nr 33 s. 111. [1051
Der verschwundene nachlass HH.s von FReusche. D. ztg. nr 6177. [1052
Schärf 1888 [1084. — Bll. f. litt, unterh. nr 15 s. 239. [1053
Sharp 1888 [1085. — Athen, nr 3194 s. 50a. New-York critic 12.39.
Spectator 63, 497. AZ nr 62 B Vermischtes. [1054
On translating H. by WSharp. Acad. nr 870 s. 10c. [1055
Xanthippus 1888 [1086. — Grenzboten 48, 1, 197. Conserv. monatsschr.
46, 334. [1056
HH. Quarterly review 169, 339. [1057
HH. u. Lassalle. Presse nr 334. vgl. [1049. [1058
Also doch ein H.-denkmal?! Acad. bll. bd. 4 lieft 8. vgl. [104S. [1059
s. auch [209. 325. 468. 519.
Heinse, W. s. [25.
Hell, Th. s. [25.
vHelvig, A.: Das leben der dichterin AvH. geb. freiin vlmhoff von HvBissing.
mit 1 bilde. Berlin, Hertz, vm, 457. 8. — Grenzboten 48, 2, 126 (Stern).
Bll. f. litt, unterh. nr 17 (Sallmann). DLZ nr 18 (Sauer). Nord u. süd
49, 408. D. rundschau 61, 153. Die frau im gemeinnützigen leben 4, 331
(Lobedan). AZ nr6lB. Conserv. monatsschr. 46, 554. Wiener ztg. nr 96. 7
(Ehrlich). Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 19. Die
post nr 32 beil. 2. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 13 (Servaes). [1060
vHerder, JG. : Werke. 3 teil. labt. Fragin. über die neuere deutsche litt,
hg. von HLambel (D. nationallitt. bd. 76 i). Berlin u. Stuttgart, Spe-
mann. lii, 381. 8. [1061
Sämmtl. werke. Suphan. bd. 15 1888 [1093. — Revue critique nr IS
(Joret). [1062
Dieselben, bd. 29. xliv, 766. 8. — Revue critique nr 18 (Joret). Arch.
f. gesch. d. philos. 3, 136 (Dilthey). [1063
Dieselben, bd. 30. 31. xxxiv, 530. xv, 796. 8. — Arch. f. gesch. d. philos.
3, 136 (Dilthey). [1064
s. auch [6.
Der Cid. nach span. romanzen. mit ausführl. erläut. f. den schulgebrauch
u. das privatstud. von PSch warz. Paderborn, Schöningh. in, 182. 8. [1065
An additional romance of H.s Cid and its spanish original. Acad. nr 885
s. 272. [1066
Denkmal Ulrichs vHutten. nach dem 1 dr. im Teutschen merkur vom j. 1776
hg. von WSchimmel busch. Kreuznach, Schmithals. vn, 37. 8. [1067
Prosaschriften s. [21.
H. an Gerstenberg über Shakespeare von BSuphan. Vierteljahrschr. f. lg.
2, 446. [1068
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: HEINE — HEYiNE 431
vHerdeb, JG.: Volkslieder s. [1477.
H.s briefe an JGHamann. im Originaltext hg. von OH offmann. Berlin,
Gärtner, vi, 284. 8. — Nationalztg. nr 255. Die post nr 140 beil. 1. Bll.
f. litt, unterh. nr 24 (Boxberger). Theol. litteraturztg. nr 17 (Lindenberg).
Hist. zs. 63, 132. Hamb. corresp. nr 331 (Guglia). Sonntagsbeil, zur Voss.
ztg. nr 49 (Violet). [10G9
H.s briefwechsel mit Kennedy von FMuncker. Vierteljahischr. f. lg. 2, 139.
[1070
s. auch [957.
H.s Stellung zum rationalismus von OBa umgarte n. B.-evang. bll. 14,
649. [1071
H.s Verhältnis zur musik von ABock. Der Zeitgeist (beibl. zum Berl. tagebl.)
nr41. [1072
H. u. das gymn. von JBoehme. Päd. ztg. d. Hamb. corresp. nr 9 — 13.
22. 3. [1073
Brunner 1888 [1102. — Theol. litteraturztg. nr 8 (Meier). [1074
Haym 1887 [983. — Hist. zs. 62,335 (Hoffmann). [1075
Hs. philos. nach ihrem entwickelungsgang u. ihrer hist. Stellung von MKronen-
berg. Heidelberg, Winter, xi, 116. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 22 (Her-
mann). Grenzbolen 48, 3, 188. Litt, centralbl. nr 42. Nord u. süd 51, 447.
Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 35 (Sänger). [107G
Kun.z 1888 [1104. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 863 (Prosch). Centralorgan
f. d. interessen d. realschulwesens 17, 93 (Sohns). [1077
Schmidt 1888 [1105. — Aren. f. gesch. d. philos. 3, 138 (Dilthey). [107S
H. u. die theol. facultät in Jena von KSiegfried [vgl. Werke hg. von
Suphan 31, 775—8]. Protest, kirchenztg. nr 12 sp. 278, vgl. nr 14 sp. 327.
[1079
[Notizen betr. die erhaltung von H.s geburtshaus in Mohrungen : Voss. ztg.
nr 63. Frankf. ztg. nr 82 morgenbl. 2; s. berichtigung in: Voss. ztg. nr 78
abendausg.; vgl. ferner: Die post nr 49 Vermischtes (aus der Königsb. Hart,
ztg.) u. nr52 beil. 2; ein aufsalz der Ostpreufs. ztg. 'Das geburtshaus H.s dem
Untergang geweiht!' fand aufnähme in: Die post nr81beil.2. Litt. centralbl.
nr 16 sp. 566. Chron. d. wiener Goethe -ver. jg. 4 s. 25. D. schriftstellerwelt
1 mai]. [1080
s. auch [151. 313. 317. 788. 826.
Hess, D. s. [1024.
Hey, W.: [Über die behandlung H. scher fabeln in: * Deutschlands dichter f.
schule u. haus, mit erläut. anm. vers. u. zum mündl. vortr. eingerichtet
von LBudolph. 5 — 8 teil. Berlin, Reinecke, 1888. vgl. Grenzboten
48, 1, 618 (Ein neuer Ballhorn)]. [1081
WH. ein bild seines lebens u. dichtens zum andenken an den lOOjähr. ge-
burtstag des kinderfreundes von ABütow. Leipzig, Rust. 119. S. —
Bll. f. litt, unterh. nr 24 (Boxberger). Litt, merkur 9, 329 (Nägele). [1082
Der fabeldichter WH. u. seine bedeutung f. die schule von NKna uf (Lehrer-
prüfungs- u. informationsarbeiten. in zwanglosen heften, lieft 20). Minden,
Hufeland. 54. 8. [1083
Zum lOOjähr. geburtstage des fabeldichters WH. von GSchneider. mit
dem bildnisse H.s u. abbildungen der statten seines wirkens. Gotha, Perthes.
39. 8. — Litt, merkur 9, 329 (Nägele). AZ nr 85. 103 B. [1084
[Aufserdem erschienen aufsätze zu H.s lOOjähr. geburtstage (26 märz 17^9)
in: Daheim nr26 (BKönig). D. litteraturbl. jg. 12 nr2. D. tagebl. nr 144. 6.
Frankf. ztg. nr85 morgenbl. 1 ( ASu I z ba cli). Päd. ztg. d. Hamb. corresp.
nr 6 (HEhlers). lllustr. ztg. nr 2386. Kunstwart jg. 2 stück 13. Wissensch.
beil. d. Leipz. ztg. nr 36 (GÖrtel). Päd. bll. 18, 252 (WPfeifer). Pä-
dagogium lieft 6 (Göhring). Die post nr 32 beil. 2. Schles. ztg. nr 214
(HHermann)]. [1085
vHeyden, F. : Das wort der frau. eine festgabe. Leipzig,Fock. 148. 16. L108G
Heyne, ChG.: ChGH.s erinnerungen an seine in Chemnitz verlebten jugendjj.
von PL1 hie. Jb. d. ver. f. Chemnitzer gesch. bd. 6. [1087
432 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Hiller, G.: Ein verschollener dichter von MStempel. Mag. f. d. litt. d. in-
u. ausl. nr26. [1088
Hoffmann, EThW.: Erzählungen, illustr. von CKöystrand. 2 bde. Wien, Bondy.
m, 468. m, 340. 8. [1089
s. auch [1628.
Fräulein vScuderi s. [5.
[Zu 'H.s erzählungen', phantastische oper von Offenbach, welche aus ver-
schiedenen novellen EThWH.s zusammengesetzt ist, s. Münchner n. nachr.
nr 530]. [1090
Hoffmann vFallersleben, AH. : Behandlung des gedichtes Der blümlein antwort
von HvF. u. Verwertung desselben zu einem aufsatz. Kath. schulbl. jg. 35
heft 9. [1091
Höfling, E. : [Eine reliquie von EH., dem verf. des liedes von der alten burschen-
herlichkeit, in: Hessenland. zs. f. hess. gesch. u. litt. bd. 1. vgl. D. rund-
schau 58, 319]. [1092
Hölderlin, F.: Aus FH.s dunkeln tagen von JGFischer. D. revue 14, 3, 86.
[1093
H.-studien von CGTLitzmann. Vierteljahrschr. f. lg. 2,407. [1094
H., der dichter des pantheismus von AWilbra nd t in: Gespräche u. mono-
loge. samml. vermischter Schriften (Stuttgart, Gotta. vii, 347. 8) s. 71.
[1095
vHoltei, K.: Erinnerungen an KvH. von FvW e h 1. Schles. ztg. nr 58. 61. 4.
[1096
s. auch [189. 1354.
Hölty,LHCh.: Zu Halms H. von JCrueger. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 281. [1097
vHumboldt, W. : Gebrüder vH., 5 b riefe an JRForster. nebst einem anh. h£.
von FJonas. Berlin, Oehmigke. 48. 8. [1098
s. auch [92. 272.
Jacobi, FH. s. [1682.
Jäger, Ch. : Wol dem der weit von hohen dingen, eine geistl. parodie von
ChJ. (1676) nach Opitz von AFischer. Bll. f. hymnol. s. 23. [1099
Jahn, FL.: Euler 1887 [1008. — Monatsschr. f. d. turnwesen bd. 8 heft 1
(Bach). [1100
Der alte J. in Freyburg a. d. Unstrut von Hildebrandt-Strehlen.
Leipzig, Strauch. 78. 8. [1101
Vom turnvater J. [anecdoten aus der Studenten- u. hauslehrerzeit, aus dem
j. 1806 ua.]. Münchner n. nachr. nr 350. [1102
J. u. Spiefs. Kath. schulbl. jg. 35 heft 8. 9. [1103
Jerusalem, JFW. s. [313.
Jerusalem, KW. s. [760.
Iffland, AW. s. [18.
Theaterbriefe von I. von RGenee. Nationalztg. nr 210. 3. [1104
vImhoff, A. s. [1060.
Immermann,!.: Werke. 1 teil. 1 abt. Düsseldorfer anfange. Das trauerspiel
in Tyrol. hg. von MKoch (D. nationallitt. bd. 159, 1). Berlin u. Stuttgart,
Spemann. lviii, xxxix, 303. 8. — Litt, centralbl. nr 25 (Creizenach). Central-
organ f. d. interessen d. realschulwesens 17, 93 (Sohns). [1105
Der neue Pygmalion s. [5.
I.s Münchhausen. ein gedenkbl. zum 21 april von Sträter. Die post
nr 95 beil. 1. [1106
Der oberhof s. [21.
Der oberhof. Strafsb. post nr 354. 60. [1107
s. auch [307.
Johann, köni^ von Sachsen s. [188.
Iselin, I. s. [151.1148.
Jung-Stilling, JH. s. [788.
Kant, I.: Die K.-bibliogr. des j. 1888 von RReicke. Allpreufs. monatsschr.
26, 672. [1108
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: HILLER — KLEIST 433
Kant, L: The critical philosophy of IK. by ECaird. Glasgow, Mac Lehose
& sons. [1109
Critical philosophy for english readers. new ed. London, Macmillan. [1110
Die trennung des schönen vom angenehmen in K.s Kritik der ästhetischen
Urteilskraft, zugleich eine Verteidigung K.s gegen den Vorwurf, dass er
lediglich formästhetiker im heutigen sinne sei. von FBlencke. Leipzig,
Fock. 57. 8. [IUI
Critique of practical reason , Theory of ethics. 4 ed. London, Long-
mans. 8. [1112
Kritik der reinen Vernunft, mit einl. u. anm. hg. vonEAdickes. Berlin,
Mayer & Müller, xxvii, 723. 8. — Acad. nr 911 s. 256 (Wallace). [1113
Amol d t 18S8 [1129. forts. Altpreufs. monatsschr. 26, 59. 385. [1114
*K.s Theorie der erfahrung von HGohen. 2 aufl. Berlin, Dümmler, 1885. —
Acad. nr911 s. 256 (Wallace). [1115
Krause 1888 [1131. — Litt, centralbl. nr 24. Philos. monatshefte 25,459
(König). Mind 14, 151. [1116
DuPrel 1888 [1132. — Westermanns monatshefte 66, 416. D. rundschnu
61,157. Mind 14,300. Nationalztg. nr 164. [1117
Lose bll. aus K.s nachlass. mitgeteilt von RReicke. 1 heft. Königsberg
i/Pr., Beyer. 302. 8. — DLZ nr 22 u. Münchner n. nachr. nr 2S4 (Lass-
witz). GGA nr 13 (Siebeck). Bll. f. litt, unterh. nr 22 (Hermann). Litt.
centralbl. nr 30. Acad. nr 911 s. 256 (Wallace). Mind 14, 299. [1118
Mitteil, aus dem K.ischen nachlasse von HVaihinger. Zs. f. philos. u.
philos. kritik 96, 1. [1119
2 briefe K.s aus dem nachlasse Borowskis mitgeteilt von BErdmann.
Arch. f. gesch. d. philos. 2, 249. [1120
Kants begründung der ästhetik von HGohen. Berlin, Dümmler. xn, 433.
8. — Litt, centralbl. nr 49. Preufs. jbb. 64, 736 (Harnack). [1121
Die rostocker K.-hss. von WDilthey. Arch. f. gesch. d. philos. 2,592.
3, 79. [1122
IK. u. seine lehre von KFischer. 2 teile (Gesch. d. neuem philos. neue
gesammtausg. 3 neu bearb. aufl. bd. 3. 4). Heidelberg, Winter (1882).
xx, 576. xvin, 516. 8. [1123
*K. u. Schopenhauer. 2 aufsätze von GvGizycki. Leipzig, Friedrich,
1888. — Westermanns monatshefte 66, 415. [1124
Ein hymnus auf IK. mitgeteilt von KKöstlin [gedieht aus dem j. 1797].
Arch. f. gesch. d. philos. 2, 246. [1125
Zur K.-feier der Albertina, rede geh. — von AL u d w i c h. Königs-
berg. 9. 4. [1126
Ist der begriff des schönen bei K. consequent entwickelt? von WNicolai.
kieler diss. iv, 102. 8. [1127
3 briefe Schopenhauers an KRosenkranz betr. die gesammtausg. von K.s
werken von RReicke. Altpreufs. monatsschr. 26, 310. [1128
s. auch [101. 179. 205. 317. 476. 1511. 1530.
Karl August von Sachsen- Weimar s. [901.
Kerner, J.: Bilderbuch 1SS8 [1142. — Hist. zs. 61, 308 (Egelhaaf). [1129
Der reichste fürst, beitr. zum Verständnisse des gedientes von JK.: Preisend
mit viel schönen reden usw. von Wehner. Päd. bll. IS, 512. [1130
DuPrel 1886 [1007. — Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen
Württembergs 36, 60. [1131
s. auch [323.
Kind, F. s. [25.
vKleist, BHW. : Familie Schroffenstein. Stommel 1888 [1145. — Litt, merkur
9, 119 (Löbner). [1132
Hermannsschlacht. Zürn 18S8 [1146. — Zs. f. d. gymnasialwesen 43, 139
(Leuchtenberger). Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 378 (Klee). Arch. f. d.
stud. d. neueren spr. 82, 358 (Hölscher). [1133
s. auch [5.
434 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vKleist, BHW. : Zu K.s Hermannsschlacht von RLöhner. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3,280. [1134
Zu HvK.s Hermannsschlacht von LZürn. Zs. f. d. deutschen Unterricht
3, 165. [1135
Käthchen von Heilbronn s. [13.
Michael Kohlhaas s. [21.
Prinz von Homburg. Zürn 1888 [1152. — Zs. f. d. deutschen Unterricht
3, 288 (Klee). [1136
s. auch [13.
Hsliches von u. über HvK. von ES chmid t u. BSeuffert. Vierteljahrschr.
f. Ig. 2,301. [1137
Zum todestage HvK.s von OFGensichen. Der bär 15,80. [1138
Zu HvK. von RSprenger. Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 564. [1139
s. auch [340.
vKleist, ECh.: EChvK. als idyllendichter von van Haag, progr. d. realschule
in Rheydt. 17. 4. [1140
s. auch [1274.
vKlettenberg, SK. s. [779.
Klingemann, A. s. [25.
vKlinger, FM.: Faust. Pfeiffer 1888 [1163. — DLZ nr 51 (Hirzel). [1141
Das leidende weib s. [5.
K. in Russland. Hamb. corresp. nr 158. [1142
s. auch [223. 779.
Klopstock, FG. s. [5. 22.
Oden, mit Unterstützung des K.-ver. zu Quedlinburg hg. von FMuncker
u. JPawel. 2 bde. Stuttgart, Göschen, xvm, 238. vm, 184. 8. — Litt,
centralbl. nr 12. Bll. f. litt, unterh. nr 14 (Löbner). Zs. f. d. österr. gymn.
40, 468. Revue critique nr 41 (Chuquet). Litt, merkur 9, 376 (Lambel).
D. litteraturbl. jg. 12 nr 12 (Brenning). [1143
Werne ke 1888 [1169. — Zs. f. d. gymnasialwesen 43, 372 (Naumann).
[1144
WürfU888[1170.— Bll. f. d.bayr.gymnasialschulwesen 25,469(Baldi). [1115
s. auch [304.
Ausw. aus K.s ungedr. briefen an Gleim von JPawel. Vierteljahrschr. f.
lg. 2, 121. [1146
Etüde sur la vie et les oeuvres de FGK. (these) par EBailly. Paris,
Hachette & cie. 454. 8. — Revue critique nr 45 (Chuquet). Ztg. f. litt.,
kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp. nr 27 (Fränkel). [1147
Nachklänge zu K.s aufenthalt im oberland von JKeller. Basler jb. s. 110
[handelt bes. über Ilselin]. [1148
K.-stud. 1. K. als musikalischer ästheliker. 2. K.s beziehungen zu zeit-
genössischen musikern. von OK oll er. progr. d. landesoberrealschule zu
Kremsier. Kremsier (Gusek). 55. 8. [1140
Muncker 1888 [1175. — Litt, merkur 9,39 (Lambel). Hist. zs. 61,513.
Gegenwart nr 31 (Fränkel). Centralorgan f. d. interessen d. realschulwesens
17, 437 (Bindewald). Revue critique nr 41 (Chuquet). Bll. f. d. bayr. gym-
nasialschulwesen 25, 190 (Bauer). D. ztg. nr 6438 (Stern). [1150
s. auch [313. 322. 1253.
vKnebel, KL.: Eine denkschrift K.s über die deutsche litt, mitgeteilt von
KEFranzos. Goethe-jb. 10, 117. [1151
s. auch [903.
vKnigge, A. frhr: Über den umgang mit menschen, vollständig u. neu hg. von
JDufresne. 20 stereot. aufl. Berlin, Cronbach. xvi, 335. 12. [1152
Koch, E. : *EK. ein erinnerungsbl. zum 24 nov. 1888, dem 30jähr. todestage des
dichters von WRogge- Ludwig. Hessenland 1888 nr 23. 4. — vgl. D.
rundschau 60, 7 9. [1153
Kolhans, JCh. s. [65.
Kopisch, A. s. [18.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: KLEIST LAVATER 435
Kopisch, A.: Der träumer. novelle (N. hausbibl. f. Stolzesche stenogr. hg. von
GSchröder u. SAlge. bd. 2). Basel (Leipzig, Robolsky). 45 autogr. ss. 8.
[1154
Körner, ChG. s. [325.
Kokher, Th. s. [18. 26.
[Frz. übers, von K.s Schwertlied (vielmehr Lützows wilde jagd). Revue
du cercle militaire nr 51. vgl. Die post 1890 nr IS beil. 2 sp. 4]. [1155
K.-funde [stammbuchbl. u. brief] von ThDistel. Vierteljahrschr. f. lg. 2,
154. vgl. 477 anm. [1156
Zu K.s Toni u. Zriny von RKade. Grenzboten 48, 1, 171. 224. [1157
[Zriny, aufgeführt vom acad. dram. ver. berliner studierender. Gegenwart
nr 26 (Harden)]. [1158
Ein brief ThK.s [an Schwind, 15 jan. 1812] von CAlberti. Nationalztg.
nr 225. [1159
s. auch [1156.
K.-funde von WvBiederman n. Vierteljahrschr. f. Ig. 2,477. [1160
ThK., der sänger u. held von Lützows wilder jagd. der deutschen jugend
erzählt von GHöcker (Vaterland, jugendschr. bd. 13). Glogau, Flemmin?.
173 mit 1 titelbild. 12. [1161
[ThK. -gedenktafel in Döbling bei Wien, notiz. Mitteil, aus d. antiquariat
u. verwandten gebieten — von MHarrwitz 1, 91. Frankf. ztg. nr 275 morgen-
blatt 2]. [1162
s. auch [965.
Kosegarten, GL.: Franck 1888 [1186. — Hist. zs. 61,531 (Blasendorff). [1163
vKotzebue, A.: La petite ville allemande de K., avec notices biographiques et
litteraires et accompagnee de notes en francais par ELombard. Paris,
Belin. vm, 199. 8. [1164
Bahlsen s. 1888 [1189. auch sep. Berlin, Walther & Apolant. 32. 8. —
Bll. f. litt, unterh. nr 16 s. 255. Anglia 11, 634. Centralorgan f. d. interessen
d. realschulwesens 17, 367 (Sohns). [1165
K. inEngland von EKoeppel [mit bezug auf [1165]. Engl. stud. 13,530. [1166
K.s anf. von GMalkewitz. Nationalztg. nr 273. [1167
Die ermordung AvK.s durch KLSand. Beil. zur Bohemia nr 123. [116S
s. auch [254.
Krause, JFG. s. [270.
vKrüdener, BJ.: Mad. de K. et les origines de la sainte alliance par Flach.
Amiens, Delattre-Lenoel. 15. 8. [1169
Kühne, G. s. [189.
Kulmann, E.: Eine vergessene dichterin von JGeffcken. Belletrist.-litt. sonn-
tagsbeil. d. Hamb. nachr. nr 28. [1170
Lampe, FA.: Zu L.s liedein [1723] von EKrause u. Nelle. Bll. f. hymnol.
s. 92. 128. [1171
Langbein, AFE. s. [139.
Laukhard, FCh. : Eulenkappers leben u. leiden; eine trag.-com. gesch. nach der
ausg. von 1804 neu gedr. Giefsen, Ricker. 254. 8. [1172
Lairemberg, JW.: Hans Willumsen L.s Fire skjasrntedigte i dansk oversaettelse
fra 1652. med inledning og noter udgivne for universitets-jubilaeets danske
samfund af JPaludan (Univ.-jubil. danske samfund nr 49). Kjjabenhavn.
lvii, 136. 8. [1173
Ein brief L.s von JBolte. Zs. f. d. phil. 21,464. [1174
s. auch [286.
Lavater, JK.: Worte des herzens. f. freunde der liebe u. des glaubens. hg.
von CWHufeland. Leipzig, verlagsinst. 99. 12. [1175
Worte des herzens s. 1884 [668. 6 aufl. iv, 116. [1176
Briefwechsel zwischen JRSleinmüller u. HKEscher von der Lint (1796—1821).
hg. von JDierauer. mit 2 bildnissen in radierung (Mitteil, zur vaterländ.
gesch. hg. vom hist. ver. in SGallen xxm 3 folge m). SGallen, Huber & cie.
xv, 387. 8 [berührt L. u. Pestalozzi]. — Litt, centralbl. nr 38. [1177
s. auch [156. 313. 903.
436 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vLeibniz, GW.: Gerhardt 1888 [1206. — Arch. f. gesch. d. philos. 2, 320
(Erdmann). [1178
Brambach 1S88 [1207. — Arch. f. gesch. d. philos. 2,328 (Erdmann). L1179
Der briefwechsel des GWL. in der kgl. öffentl. bibl. zu Hannover, beschrieben
von EBodemann. Hannover, Hahn. iv,415. 8. — Nationalztg. nr 426. [1180
2 ungedr. briefe von L. über Spinoza von LStein. Arch. f. gesch. d. phi-
los. 3, 72. [1181
L.ens beziehungen zu ChDaum, rector zu Zwickau von RBeck. Mitteil. d.
altertumver. f. Zwickau u. umgegend heft 2. [1182
Festrede zur feier des L. sehen gedächtnistages von EGurtius. Sitzungsber.
d. kgl. preufs. acad. d. wissensch. zu Berlin s. 667. [1183
Fischer s. 1888 [1213. neue titelaufl. — D. revue 14, 4, 255. Theo!,
litteraturbl. nr 36 (Rabus). [1184
L. u. Spinoza von KIGerhardt. Sitzungsber. d. kgl. preufs. acad. d.
wissensch. zu Berlin s. 1075. [1185
L. u. Montaigne von Gltelson. Arch. f. gesch. d. philos. 2,471. [1186
L. u. die deutsche spr. von RKade. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg.
nr 57. [1187
Die Theodicee des philos. GWL. von GPortig. Wissensch. beil. d. Leipz.
ztg. nr 72. [1188
Kritik der Theodicee des philos. GWL. von GPortig. Wissensch. beil. d.
Leipz. ztg. nr 73. [1189
Tön nies 1887 [1066. — Arch. f. gesch. d. philos. 2, 318 (Erdmann). [1190
Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 2 (WWindelband). [1191
Leisewitz, JA.: Julius von Tarent u. die dram. fragm. [hg. von RM Werner]
(DLÜ 32). Heilbronn, Henninger. lxix, 143. 8. — Nationalztg. nr 462
(Philippsthal). [1192
Julius von Tarent von GEllinger. Nationalztg. nr 432. [1193
Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 53 (MKoch). [1194
vLeitner, CG.: CGL. (zum 90 geburtstage des dichters) von GGawalowski.
D. volksbl. nr 315. 8. [1195
Lenau s. [1297 ff.
Lenz, JMR.: Anf. eines fantastischen romans [Der poet 1775] von L., von dessen
eigener hand. mitgeteilt von KWein hol d. Goethe-jb. 10, 46. 89. [1196
Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43,87 (PThfalck). [1197
s. auch [788.
vLenz, JR. gen. Kühne: Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43,91
(PThFalck). [1198
Lessing, GE. : Systematisches Verzeichnis der L.-litt. der hgl. bibl. zu Wolfen-
büttel mit ausschluss der hss. (Ausgew. bücherverzeichnisse aus der hgl.
bibl. zu Wolfenbüttel heft 1). Wolfenbüttel, Zwissler. 31. 4. — Theol.
litteraturbl. nr 41. [1199
Werke. 10 teil. Hamb. dramaturgie. Kleine Schriften aus der hamb. zeit.
11 teil. 1 u. 2 abt. Berengarius Turonensis. Wolfenbüttler beitr. 12 teil.
Durch die Wolfenbüttler beitr. hervorgerufene Streitschriften. 13 teil. L.s
nachlass 1 teil. hg. von RBoxberger (D. nationallitt. bd. 67— 70, 1.2).
Berlin u. Stuttgart, Spemann. ix, 488. xi, 309. 386. xvm, 488. iv,
488. 8. [1200
Lachmann- Muncker 1886 [1107. 1888 [1222. vgl. DLZ nr 8 sp. 285.
— DLZ nr 2 (Boxberger). Zs. f. d. österr. gymn. 40, 36 (Sauer). Didaskalia
nr291. Gentralorgan f. d. interessen d. realschul wesens 17,758 (Stühlen). [1201
Sämmtl. Schriften hg. von Lachm ann-Muncker s. 1886 [1107. bd. 4.
xxm, 475. 8. [1202
Werke, hg. von RPilger, CChRedlich u. GZimmermann. nebst einer
biogr. des dichters. 10 teile in 4 bden. Berlin, Dümmler. 256.199. 199.
168. 176. 327. 575. 312. 359. 200. 8. [1203
s. auch [26.
Blumenau s. 1887 [1075. 2 (titel-) aufl. [1204
White 1888 [1225. — Atlantic nr 63 s. 594. The Cornell mag. mai s. 279.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: LEIBNIZ LESSING 437
New-York critic 14, 145. Educational times april s. 183. Literary world20, 97.
Modern language notes april s. 125. Die nation 6,564. [1205
Lessing, GE. : Hauptpastor Goeze im fragmentenstreit. einige zu- u. gegen-
sätze zu L.s Anti-Goeze von AMühlhausen. Gonserv. monatsschr.
46, 818. [1206
Antiquarische u. epigrammatische abhandlungen s. [22.
Berengarius Turonensis s. [1200.
Emilia Galotti s. [22.
Hage mann 1888 [1227. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,273. [1207
Der tod der Emilia Galotti von EJeep. N. jbb. f. phil. u. päd. 140, 580. [1208
JPaludan-Müller, Emilia Galotti og Götz von Berlichingen. Literatur
og kritik aug. i. n. [1209
Zu L.s dram. fragm. 1. Virginia u. Emilia Galotti. 2. Fenix u. Philotas.
von GRoethe. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 516. [1210
s. auch [202.
L.s epi gram nie u. seine arbeiten zur theorie des epigramms von JBystron.
Krakau (Leipzig, Fock). 56. 8. [1211
Über die idee der widergeburt des menschen, die gesch. der menschheit u.
die diesseitige wie jenseitige zukunft. mit bes. beziehung auf L.s Er-
ziehungdes nie n sehe ngesc hl echts von MMüller. Leipzig, Kössling.
217. 8. — Bll. f. litt, unterh. nr 34 (Hermann). [1212
Fables en prose et en vers. expliquees litteralement, traduites en francais
et annotees par MBoutteville. Paris, Hachette. iv, 189. 16. [1213
Fables. nouvelle ed. avec une etude et un commentaire par JKont (Bibl.
de l'enseignement secondaire special 3e annee). Paris, Picard & Kaan.
143. 8. [1214
s. auch [22.
Fenix s. [1210.
Noch einmal L.s gedieht Das muster der ehen. von RKöhler. Viertel-
jahrschr. f. lg. 2, 275. [1215
Hamburgische dramaturgie. Extraits de la Dramaturgie de Hambourg.
publies avec une introduetion et des notes en francais par GCottler. nou-
velle ed. Paris, Hachette. xxvm, 183. 16. [1216
Extraits de la Dramaturgie de Hambourg. texte allemand, publie avec une
preface, des notes en francais et une table alphabetique des auteurs, des
acteurs et des ouvrages cites par ALange. Paris, Garnier freres. xxn,
331. 12. [1217
s. auch [21. 1200.
L. u. der Ineptus religiosus [von JBSchupp] von KBorinski. Zs.
33, 220. [1218
[Krit. briefe 1 — 8]. SLemnius. Allg. encykl. der wissensch. u. künste.
2 sect. 43, 69 (MKoch). [1219
Laocoon. texte allemand, publie avec une notice, un argument analytique
et des notes en francais par BLevy. Paris, Hachette. 256. 16. [1220
s. auch [22.
Einige bemerkungen zu der leetüre u. den schulausg. des Laokoon von
Haehnel. Gymn. jg. 7 nr 15. [1221
Schilling 1888 [1246. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,85. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 79 (Denecke). [1222
L.s Laokoon. Portfolio 20, 136. [1223
Litt. u. dram. abhandlungen s. [22.
Minna von Barnhelm. Stoffel 1888 [1253. — Litt, ir.erkur 9, 377
(.Miller). [1224
s. auch [21 ff.
Bieling 1888 [1254. — DLZ nr 2 (Boxberger). [1225
Nathan. Buch heim s.l884[717. 2 revised ed. Oxford, Clarendon press. —
Acad. nr 878 s. 147. Spectator 62, 336. [1226
s. auch [22.
A. F. D. A. XVI. 29
43S BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Lessing, GE.: Über die schachscene in L.s Nathan, ein beitr. zum deutschen
aufsatz von FGraeber. Zs. f. d. deutschen Unterricht 3,68. [1227
Heine mann 1888 [1257. — Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 82, 224
(Hölscher). [1228
Schillers theaterbearbeitung von L.s Nathan von GWartenberg. Vieitel-
jahrschr. f. lg. 2, 394. [1229
Ultramontanes urteil über L.s Nathan. Rhein- u. Wiedztg. nr 35 [Litt,
merkur 9, 186]. [1230
L.s Nathan der weise. Die christl. weit s. 730. 48. 65. [1231
L.sche odenentwürfe in der hslichen Überlieferung von FMuncker. Rom.
forschungen 5, 280. [1232
Philotas s. [1210.
Prosa in ausw. s. [22.1205.
Ein stammbucheintrag L.s von CSchüddekopf. Vierteljahrschr. f. ls:.
2, 136. • [1233
Virginia s. [1210.
Wolfenbüttler beitrage s. [1200.
1 brief L.s [an GAvBreitenbauch] vonESchmidt. Sonntagsbeil, zui Voss,
ztg. nr 6. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 271. [1234
3 briefe L.s, geschrieben, als er secretär von graf Tauentzien war [sie sind
jetzt der breslauer stadtbibl. überwiesen], der Tägl. rundschau entnommen:
Frankf. ztg. nr 153 beil. 1. [1235
L.s ansichten über die gesch. von BGebhardt. Wissensch. beil. d. Leipz.
ztg. nr 90. [1236
HHöffding, Apologi for L. Nord, tidskrift för vetenskap, konst och industri
heft 6. [1237
L.s kunstgesetz u. die Odysseebilder Prellers von RHoffmann. progr. d.
realgymn. zu Chemnitz. Leipzig, Fock. 32. 4. [1238
GEL. als musikästhetiker von AChKalischer. Dresden, Oehlmann. 42. 8. [1239
Eine alte fürstenstadt [Meifsen] von GKarpeles. Vom fels zum meer 2,
1279 [berührt L.]. [1240
L. in Rom von GKarpeles. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 2. [1241
Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43,219 (MKoch). [1242
L. u. die Franzosen von JMeyer. Alem. 17, 157. 11243
Michel 1888 [1268. — D. dichtung 7, 31. [1244
Paludan-Müller 1888 [1269. — Die gesellsch. s. 1363. 11245
L. and the german drama byWLPhelps. New Englander 51, 198. [1246
TWRo lieston, Life of GEL. (Great writers). London, Scott. New- York,
Gage, xv, 218. 8 [darin: a bibliogr. of 16 pages by JPAnd erson]. — Athen,
nr 3242. [1247
Ein kleiner L.-fund von ESchmid t. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 2. [1248
Eine stimme über L. [Friderike Jerusalem] von EWolff. Vierteljahrschr.
f. lg. 2, 472. [1249
Zerbst 1887 [1121. — Arch. f. gesch. d. philos. 2,297 (Zeller). [1250
JHRess. ADB 28, 249 (PZimmermann). [1251
The precursors of L. New-York nation nr 1267. [1252
L., Klopstock u. die musik. N. zs. f. musik 56, 51. [1253
s. auch [131. 313. 340.
Lessing, KG. : Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 229 (MKoch). [1254
Lessmann, D. : Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 231 (MKoch).
[1255
Leuchsenring, FM. : Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 250
(MKoch). [1256
Lewald, JKA.: Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 305
(.MKoch). [1257
Leyding, JD. : Wer ist der verf. des Sinngedichts: Jupiter an die götter und
menschen? von KRedlich. Vierteljahrschr. f. lg. 2,278. [1258
Lichtenberg, GCh. s. [18.
VERZEICHMS DER SCHRIFTSTELLER: LESSLNG — MÖRIKE 439
Lichtenberg, GCh.: Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 348
(MKoch). [1259
L. als richter seiner zeit von EReichel. Belletrist. -litt, sonntagsbeil. d.
Hamb. nachr. nr 44. 5. [1260
ELRiepenhausen. ADB 28, 566 (Wessely). [1261
Lichtwer, MG.: Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 355
I MKoch). [1262
Lieber, F.: Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43,371 (WCramer).
[1263
Liebler, JB.: Der tabak u. die geistl. liederdichtung [über JBL. f 1746] von
AFischer. Bll. f. hymnol. s. 180. [1264
Liscow, ChL. s. [1324.
vLogau, F.: Ein beitr. zur litt. Würdigung F.s vL. von HDenker. gölt. diss.
u. progr. d. Andreas -realgymn. zu Hildesheim (Leipzig, Fock). 96. 8.
[1265
vLohbauer, CPh. : Ein württemb. ThKörner von WOsiander. Bes. beil. d.
Staatsanz. f. Württemberg nr 12. [1266
Lortzing, A. s. [25.
Martin von Cochem: Der grofse myrrhengarten s. 1886 [1173. 33 aufl. [1267
Erklärung des hl. messopfers s. 1885 [923. 12 aufl. [1268
Krankenbuch, ein handbüchlein f. priester u. laien, zugleich ein haus-
büchlein f. die christl. familie. neu hg. von AMaier. 2 umgearb. aufl.
Freiburg i/Br., Herder, xvi, 350. 12. [1269
vMatthisson, F. : Die grofse karthause bei Grenoble von HSemmig [handelt
von M.s aufenlhalt daselbst im j. 1808 nach dessen Erinnerungen buch 5
(Schriften 6, 281)]. AZ nr 115. 6B. [1270
Zeitgenössische erinnerungen aus der zeit der frz. revolution von HSemmig
[auszüge aus M.s Darstellungen aus Frankreich (Schriften 2, 237)]. AZ
nr 266. 7. 80B. [1271
s. auch [240.
Meermann, J. s. [322.
Meichel, J. s. [516.
Meissner, AG.: AGM. in Prag von EKraus. Beil. zur Bohemia nr 178. [1272
Mendelssohn, M. : MM. u. Luise Ulrike von Schweden von FArnheim. Zs.
f. d.gesch.d. Juden in Deutschland 3, 283. [1273
Der Hamletmonolog Sein oder nicht sein u. Lessings freunde M. u. Kleist
von DJacoby. Sonntagsbeil. zur Voss. ztg. nr 18. vgl. DLZ nr 19
sp. 724. [1274
s. auch [209. 292. 313.
Merck, JH. s. [272.
Mereac, S. (spätere Brentano) s. [1515.
Merkel, G.: Eckardt 1888 [1301. — DLZ nr 10 (Kluckhohn). [1275
Meyer, FLYV. s. [1547.
Meter, H.: Weizsäcker 1888 [1302. — Korrespondenzbl. f. d. gelehrten- u.
realschulen Württembergs 36, 311 (Krockenberger). [1276
Bemerkungen u. nachtr. zu HMeyers Kleinen Schriften von PW ei zsä ck er.
Vierteljahrschr. f. lg. 2, 597. [1277
s. auch [909.
Meter, JB.: JBM. (f 1701) u. seine lieder von AFischer. Bll. f. hymnol.
s. 113. [1278
Mörikl, E.: Gesamm. Schriften, bd. 1. Gedichte. 8 aufl. bd. 2. Erzählungen
(1879). Stuttgart, Göschen, xxxn, 400. 426. 8. — Gegenwart nr 50. Ma°r.
f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 51. Bll. f. litt, unterh. nr 51 (Bienemann). [1279
Briefe zwischen ThStorm u. EM. mitgeteilt von JBaechtold. D. rund-
schau 58,41. [1280
s. auch [202.
EM. von PErnst. Deutschland nr Di. [1281
Skizzen aus meinem leben u. meiner zeit, von der verf. der Gräfin Sophie
29*
440 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Reinhard, Mörikeana, Visionen u. träume. Conserv. monatsschr. 46, 494
[berührt M., von dem auch 1 gedieht u. briefe mitgeteilt werden]. [1282
Mörike, E.: HWolf u. seine neuen M.-lieder von ThHelm. D. ztg. nr 6255.
[1283
s. auch [68.
Moritz, KPh.: KPhM. als ästhetiker von MDessoir. Berlin, Duncker. in, 57.
8. — Bll. f. litt, unterh. nr 15. [1284
KPhM. als romanschriftsteller von AH eil. Grenzboten 48,4,271. [1285
Über KPhM. u. die berl. acad. der wissensch. vortr. geh. von HPröhle.
referat in: DLZ nr 19 sp. 722. [1286
s. auch [233.
Moser, JJ.: Adam 1887 [1151. — Hist. zs. 62,371 (Egelhaaf). [1287
Moser, J. s. [151.
Müller, F. (maier M.) s. [219.
vMÜLLER, J. S. [151.
Müller, W. s. [5.
vMüNCH-Bellinghausen , EFJ. (FHalm) : Der adept s. [9.
Der söhn der wildnis. besprechung einer aufführung in Berlin. D. wochenbl.
nr 50 (Hessen). [1288
Mundt, Th s. [189.
vMuralt, BL.: vGreyerz 1888 [1315. — GGA nr 4 (Hirzel). Litteraturbl. f.
germ. u. rom. phil. nr 7 (Frey). Zs. f. frz. spr. u. litt. 11, 2, 1 (Ritter).
[1289
Musäus, JGä.: Ausgew. Volksmärchen der Deutschen. 3 teil, mit 6 abbildungen.
Lahr, Schauenburg. 310. 12. [1290
s. auch [5. 18.
Der volksmärchendichter M. [mitbild]. Illuslr. sonntagsbl. d. Frank, nachr.
nr 9. [1291
s. auch [188.
Naubeut, ChBE. : Der roman Gebhart truchsess von Waldburg, churfiirst von
Cöln oder die astrologischen fürsten. Leipzig 1792. von HHüffer.
Annalen d. hist. ver. f. d. Niederrhein heft 48. [1292
Nefflen, J.: Werke 1888 [1318. — Litt, merkur 9, 81 (Geiger). D. dichtun»
6, 152. [1293
Nestroy, J. : N. auf reisen. Wiener tagbl. 27 märz. [1294
Neumark, G. : GN. u. seine gambe oder über die entstehung des kirchenliedes:
Wer nur den lieben gott lässt walten, eine wahre erzählung aus dem
17 jh. von GZschaler. mit 4 Vollbildern von GBartsch (Köhlers illustr.
jugendbibl. bd. 24). Dresden, Köhler. 118. 8. [1295
Nicolai, GhF.: Ellinger 1888 [1320. — Bll. f. litt, unterh. nr 4 (Leonhard).
Litt, merkur 9, 31 (Lambel). D. dichtung 5, 300. Westermanns monats-
hefte 66,415. D. rundschau 60, 157. DLZ nr 40 (Seuffert). Zs. f. d. phil.
22,381 (Bolte). [1296
s. auch [313.
Niembsch vStrehlenau, N. (Lenau): Koch 1888 [1321. — Zs. f. d. österr. gymn.
40, 372. [1297
L.s braute von GvFreiberg. D. volksbl. nr 312. [1298
NL. in Weinsberg, nach eigenen erinnerungen erzählt von ThKerner.
Über land u. meer nr 49. 50. [1299
L. u. Marie Behrends. aufzeichnungen der braut L.s u. briefe des dichters
an sie. mitgeteilt von PWeifser. D. rundschau 61,420. — AZ nr342B
(Prölfs). [1300
[Über L.s braut Marie Behrends, gestorben 6 sept. 18S9, s. Gartenlaube
nr 49 (GKarpeles). Grazer tagespost 7 dec. Litt, merkur 9,330. Mag.
f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 43 (ADessoff), vgl. auch nr39 s. 622. Wiener
tagbl. nr 263 (GKarpeles)]. [1301
[Über L.s Verhältnis zu Sophie vLöwenthal s.Frankf. ztg. nr 156.7 (ADessoff).
Gartenlaube nr 33 (GKarpeles). Nationalztg. 7juli (HKlein). Der zeil-
geist (beibl. zum Berl. tagebl.) nr 30 (OMi t twal d)]. [1302
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: MÖRIKE RABEINER 441
Niembsch vStrehlenau, N. (Lenau) s. auch [323.
Novalis s. [1008.
Oehlenschläger, AG. : Aladdin von GBrandes. D. rundschau 61,90. [1303
s. auch [258.
Opitz, M. : Weltl. u. geistl. dichtung. hg. von HOesterley (D. nationallitt,
bd. 27). Berlin u. Stuttgart, Spemann. Li, 384. 8. [1304
Aristarchus. Witkowski 1888 [1327. — Grenzboten 48, 1,486. Zs. f. d.
österr. gynin. 40, 792 (Hauffen). Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 571
(Franke). [1305
Buch von der deutschen poeterei. Berghoeffer 1888 [1328. — Litt,
centralbl. nr IS (Creizenach). [1306
Bühnenprunk [über O.s Singspiel Daphne]. von OMoser. Leipz. tagebl.
nr 241. [1307
s. auch [286. 304.
.MO. u. die reinheit der deutschen spr. Zs. d. allg. deutschen sprachver.
4, 138. [1308
s. auch [238.
Paalzow, H. geb. Wach: Eine romanschriftstellerin vor 100 jj. D. tagebl.
nr 560. [1309
Pestalozzi, JH.: Ausgew. schritten mit P.s biogr. hg. von FMann. bd. 1.
4 aufl. (Bibl. päd. class. bd. 1). Langensalza, Beyer & söhne, xvi, 376. 8.
[1310
P.s Nachforschung über den gang der natur in der entwickelung des
inenschengeschlechts von Köhler. Bhein. bll. f. erziehung u. unten icht
heft 1. [1311
6 briefe P.s an JSarasin. mitgeteilt von JK eil er. Päd. bll. 18, 88. [1312
P. in Preufsen von KJentsch. Der Zeitgeist (beibl. zum Berl. tagebl.) nr 52.
[1313
Zur biogr. P.s. ein beitr. zur gesch. der volkserziehung von HM or f. 4(schluss-)
teil. Winterthur, Ziegler. vm, 619. 8 [daraus Goethe u. die Pestaloz-
zische schule, mit bezug auf G.s besuch in Wiesbaden 1814: Frankf. ztg.
nr 199 morgenbl. 2]. — Nord u. süd 51, 147. Bll. f. litt, unterh. nr 42 u.
Gegenwart nr 44 (Jentsch). [1314
Eine P.-anst. in Neapel 1811 — 6 von HMorf. Pädagogium jg. 11 nr 11.
[1315
Rousseaus u. P.s päd. grundprincipien in deren philos. Voraussetzungen von
Philippsthal. Pädagogium heft 8. [131G
P. u. die preufs. reformzeit von AStern. Die nation jg. 7 nr 8. [1317
s. auch [1177.
Petersen. K. : Eines dichters kind. aus dem briefwechsel KP.s mit 2 freunden
von HSchmidt. Balt. monatsschr. 36,133. [1318
Peucker, N.: Ellinger 1888 [1350. — D. rundschau 60, 157. Bll. f. litt,
unterh. nr 30 (Boxberger). Litt, centralbl. nr 42. DLZ nr 40 (Seuffert).
Grenzboten 48,4,56. AZ nr 107 B. [1319
Pfeffel, GK. : Die vorfahren des dichters GKP. von HPfannenschmi d.
Strafsb. post nr 55. 62. [1320
s. auch [323.
Pfefferkorn, GM. s. [495.
vPlaten, A. graf s. [18. 223. 307. 313. 323.
Postl, K. (GhSealsfield): P.-S. von FHemm an. Nord u. süd 50,337. [1321
Poysel, JA.: JAl'.s gedichte wider Ludwig xiv u. die Franzosen vonMPfeifer.
progr. d. gymn. zu Altenburg. 16. 4. [1322
Praetorium, B. : BP. von PMöbius u. AFischer. Bll. f. hymnol. s. 156.
[1323
Pvra, JI. s. [598.
Rabeher, GW. : Bremer beiträger. 2 teil. R. [ChLLiscow]. Cramer. Schlegel.
Zachariä hg. von FMuncker (D. nationallilt. bd. 44). Berlin u. Stuttgart,
Spemann. 325. 8. — Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr41 s. 653. [1324
s. auch [217.313.
442 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Ramler, KW. s. [313.
Raspe, RE.: Münchhausens reisen u. abenteuer zu wasser u. zu lande, f. die
jugend bearb. u. durch neue erzählungen aus dem nachlass des frhrn
vMunchhausen verm. von FGoebel. 3 aufl. Wesel, Düms. 72 mit
5 farbendr. 12. [1325
Adventures of baron Munchhausen. illustr. by Crowquill. new ed. (Lotus
series). London, Trübner. [1326
vdRecke, ChEK. s. [188.
vRehfues, PJ. s. [25.
Rehkig, JG. s. [270.
Reinmann, A.: Etwas über AR. (f 1665) von ThLinschmann. Bll. f. hymnol.
s. 8. [1327
Reithard, JJ. : ADB 28, 162. [1328
Reitz, JH.: ADB 28, 170 (Guno). [1329
Rellstab, HFL. : ADB 28, 781 (MBendiner). [1330
Rese, JKA.: ADB 28, 240 (HPröhle). [1331
Resewitz,FG.: ADB 28,241 (HHo Istein). [1332
Rettenbacher, S.: ADB 28,274 (AWeis). [1333
vRetzer, JF. frhr: ADB 28, 275 (ASchlossar). [1334
Reuter, Ch. : ADB 28, 314 (GEllin ger). [1335
Zarncke 1886 [1345. 1887 [1264. 1888 [1451. 1452. — Litteraturbl. f.
germ. u. rom. phil. nr 5 (Weifsenfeis). [1336
Berichtigung fremder u. eigener angaben zu ChR. von FZarncke. Ber.
d. phil.-hist. cl. d. kgl. sächs. gesellsch. d. wissensch. 41, 28. [1337
s. auch [1007.
vReventlow, J. gräfln: ADB 28, 337 (Carstens), vgl. 29,776 (Red lieb). [1338
vRheinbaben, GW. : ADB 28,380 (vBeaulieu-Marconnay u. MvWald-
berg). [1339
Rhodius (Rhode), Th.: ADB 28,392 (Martin). [1340
Rhote (Rhota), A.: ADB 28, 397 (Roethe). [1341
Richey,M.: ADB 28, 436 (MvWaldberg). [1342
Richter, Ch.: ADB 28, 451. [1343
Richter, ChF.: ADB 28, 452. [1344
Richter, G.: ADB 28, 459. 809. [1345
Richter, JPF. (Jean Paul): Jean Paul, bearb. von CFischer. 1 u. 2 teil.
Leben u. lehren JP.s. Levana 1 u. 2 abteil. u. anh. päd. goldkörner aus
andern Schriften JP.s (Die class. der päd. — hg. von GFröhlich. bd.9. 10).
Langensalza, schulbuchhandl. 316. vi, 251. 8. [1346
Oeuvres diverses, etude et trad. francaise parERousse. Paris, Hachette.
vm, 483. 18. [1347
Feldprediger Scbmelzle s. [18.
Nerrlich 1888 [1456 auch in: Kürschners Signalen f. d. litt, weit sp. 2880ff
(Goethe-jb. 11,260). [1348
Das leben Emma Försters, der tochterJP.s, in ihren briefen. hg. von ihrem
söhn BFörster. mit 1 bilde. Berlin, Hertz, vii, 225. 8. — AZnr7lB.
Die nation jg. 6 nr 25 (Geiger). Bll. f. litt, unterh. nr 17 (Sallmann). Nord
u. süd 49,408. Grenzboten 48, 3, 19. Conserv. monatsschr. 46, 555. Wiener
ztg. nr 121. 2 (Ehrlich). Ztg. f. litt., kunst u. wissensch. d. Hamb. corresp.
nr 23. Sonntagsbeil, zur Voss. ztg. nr 15 (Servaes). [1349
JP.s litt, nachlass von EKoppel. Mag. f. d. litt. d. in- u. ausl. nr 21.
[1350
ADB 28, 467 (FMuncker). [1351
Jean Paul, sein leben u. seine werke von PNerrlich. Berlin, Weidmann,
xi, 655. 8 [vgl. des verf.s aufsätze in: AZ nr 30 B (JP. in München). 253 B
(Der söhn JP.s [Max R.]). Frankf. ztg. nr 247 morgenbl. 1 (JP.s erste sa-
uren). Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 18 (JP. in Dresden). 102 (JP. in
Leipzig). Nationalztg. nr 279 (Die lehrtäligkeit JP.s). 496 (JP.s Levana).
N. fr. presse nr 8990. 1 (JP. als patriot u. politiker). Sonntagsbeil, zur Voss,
ztg. nr 40 (JP. in Berlin). Der Zeitgeist (beibl. zum Berl. tagebl.) nr 39
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: RAMLER — RÜCKERT 443
(JP.s erotische academie)]. — Die post nr 338 beil. 2 (Sträter). Nationalztg.
nr 709 (Frenzel). Der Zeitgeist (beibl. zum Berl. tagebl.) nr 49 (Harden).
[1352
Richter, JPF.: Zu JP. von PNerrlich. progr. d. ascan. gymn. zu Berlin.
Berlin, Gärtner. 24. 4. [1353
4 briefc an JP. [von GvBrinkmann, AvArnim, WAlexis, KvHoltei] mitgeteilt
von Px\errlieh. D. revue 14,2,336. [1354
In humoriste allemand. JPFR. par PS tapfer. Revue des deux mondes
93, 133 [mit bezug auf 1888 [1459]. [1355
s. auch [188.203.317.
Richter, J.: ADB 28, 487 (FBrümmer). [1356
Riedel, FJ.: ADR 28, 521 (ESchm idt). [1357
Riederer,JF.: ADB 28, 530 (FBrümmer). [1358
Riedesel, F., freifrau zu Eisenbach: ADB 28, 532 (BPoten). [1359
Riedhofer,JJAC: ADB 28,534 (AWeis). [1360
Riedner, Jü.: ADB 28, 539. [1361
Rieger, GK.: ADB 28, 542 (ThSchott). [1362
Rieger, KH.: ADB 28, 544 (ThScho tt). [1363
Rieger, MS.: ADB 28, 545 (ThScho tt). [1364
Riem, A.: ADB 29, 756 (Wagenmann). [1365
Riemer, FW.: ADB 28, 559 (JWa hie). [1366
s. auch [272. 770.
Riemer, J.: ADB 28, 564 (MvWa ld berg). [1367
Riesbeck, JK. : ADB 28, 575 (Bocke nheimer). [1368
Rietsch,J.: ADB 28, 596 (FBrümmer). [1369
Rimrod, FA.: ADB 28, 619 (FOtto). [1370
Rixckhart, M.: ADB 30, 74 (MvWaldberg). [1371
Ring, FD.: ADR 28, 629 (ESchm idt). [1372
Rist,J.: ADB 30, 79 (MvWaldberg). [1373
Rist, JG.: ADR 28, 651 (Carstens). [1374
Poel 1888 [1463. — Litt. centralbl. nrl. Revuecritique nr40 (Chuquet). [1375
Ritzsch,G. u. T.: ADB 28, 705 (JB raun). [1376
Rixner.ThA.: ADB 28, 715 (Prantl). [1377
Robert, EFL.: ADR 28, 720 (FBrümmer). [137S
Roeerthin,R.: ADR 28, 722 (Oesterley). [1379
Robinson, ThAL. geb. vJacob (talvj): ADR 28,724 (Reneke). [1380
Rochxitz, JF. : ADR 30, 85 (WvBied ermann). [1381
vRochow,FE. frhr: ADB 28, 727 (Bi n der). [1382
Rock,JF.: ADR 28, 735 (ThSchott). [1383
Rüder, J.: JR. von AF isch er. RH. f. hymnol. s. 161. [1384
Rodigast,S.: ADB 29, 25 (FJonas). [1385
Röding,JH.: ADB 29,32 (Beneke). [1386
Röling,J.: ADR 29, 74 (HHol stein). [1387
Rollenhagen, G.: ADB 29, 84 (WSeelma nn). [1388
Homanus, KF.: ADB 29, 101 (ELand sberg). [1389
Roos,JF.: ADB 29, 145 (FBrümmer). [1390
vRosalino, F. : ADD 29, 158 (OSchmid). [1391
Rose,Ch.: ADB 29, 174 (JBolte). [1392
Rosefeld, J. s. [65.
vRosenthal.DE.: ADB 29, 234. [1393
Rosenthal, J. : ADB 29, 235 (vLiliencron). [1394
Rosler,JB.: ADB 29, 239 (vLiliencron). [1395
Rost,JCh. ii. .IL: ADB 29,276. 274 (MvWaldberg). [1396
Rothe, JA.: ADB 29, 351 (HALier). [1397
Rothpletz, A. geb. vMeifs (ps. Rosalie Müller) : ADB 29, 372 (AS chuman n). [1398
Mi, i, ,ICh.: ADB 29, 412 (vLiliencron). [1399
Rückert, F.: R.s Strafsb. tanne von ERrandes. Zs. f. d. deutschen unter-
richt 3,554. [1400
Die Strafsb. tanne [beitr. zur entstehungsgesch. des R. sehen gedientes, ent-
444 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
nommen der Landesztg. f. Elsass-Lothringen]. AZ nr 62 B Vermischtes, vgl.
auch Litt, merkur 9, 98. Die post nr 64 beil. 2. [1401
Rückert, F.: Koran. Müller 1888 [1464. — Theol. litteraturztg. nr 3 (Well-
hausen). Bll. f. litt, unterh. nr 16 (Boxberger). Theol. litteraturbl. nr 15.
[1402
Liebesfrühling, min.-ausg. 14 aufl. Frankfurt a/M., Sauerländer, xvi,
327. 16. [1403
Nal u. Damajanti. eine ind. gesch. 6 aufl. Frankfurt a/M., Sauerländer. 230
mit 1 Stahlstich. 16. [1404
Poet, tagebuch. Rückert 1888 [1466. — Die christl. weit s. 539. [1405
Beyer 1888 [1471. — Bll. f. litt, unterh. nr 14 (Schroeter). [1406
ADB 29, 445 (RBoxberger). [1407
FR. in seinem leben u. wirken von KFi sc her. Trier, Stephanus. 51. 8. —
D. litteraturbl. 12, 106. D. dichtung 7, 32. Gegenwart nr 41 s. 239. Bll. f.
litt, unterh. nr 44 (Boxberger). Litt, merkur 9, 383 (Löbner). [140S
FR. in Erlangen von AKoch. Allg. deutsche universitätsztg. 1 mai. [1409
Vortr. über FR. vonFMuncker. referat in: Augsb. abendztg. nr 24. [1410
Reuter 1888 [1484. — Litt, centralbl. nr 9. (1411
[Notiz über den verkauf von R.s gut Neusess. Münchn. n. nachr. nr 551]. [1412
s. auch [188. 323.
Rüde, JJ.: ADB 29,453 (vLiliencron). [1413
Rudnick, PJ.: ADB 29,477 (CSchüddekopf). [1414
Rudolph, K.: ADB 29,579 (Binder). [1415
Rulich, J.: ADB 29,636 (HHol stein). [1416
P.umpf, ChF.: ADB 29,663 (JBraun). [1417
Rumpler von Löwenhalt, J.: ADB 29, 673 (Martin). [1418
Runge, Ch.: ADB 29,680 (JBraun). [1419
Ruopp, JF.: ADB 29,696 (vLiliencron). [1420
Rutilius (Rötheistein), M.: ADB 30,51 (vLiliencron). [1421
Rycquius (Ryquius, Ricquius, Ryckius, Rickius, Ricx), J. (Josse deRycke): ADB
30,63 (BHoche). [1422
Sacer, GW.: ADB 30, 111 (MvWaldberg). [1423
Sachs, M.: ADB 30,129 (ASchumann). [1424
Sachse, ChFH.: ADB 30, 143 (FBrümmer). [1425
vSalis-Seewis, JG. : JGvS.-S. von AFrey, mit S.s bildnis u. einer ansieht des
familiensitzes Bothmar. Frauenfeld, Huber. vii, 272. 8. vgl. Bibliogr. u.
litt, chronik der Schweiz s. 174. [1426
Salzmann, ChG.: Ausgew. Schriften, mit S.s lebensbeschreibung. hg. von
EAckermann (Bibl. päd. class. bd. 29). Langensalza, Beyer & söhne.
xlvi, 249. 8. [1427
Heinrich Glaskopf. Joseph Schwarzmantel 1888 [1498. 1499. — Gonserv.
monatsschr. 46, 216. [1428
Konrad Kiefer oder anweisung zu einer vernünftigen erziehung der kinder.
neue ausg. 2 aufl. Leipzig, Dürr, iv, 142. 8. [1429
Saphir, MG.: Schriften s. 1888 [1500. 84. 5 (schluss-)lfg. [1430
Conversationslexicon f. geist, witz u. humor. neu bearb. von PJocosus.
4 bde. Berlin, Fried & cie. ä 320. 8. [1431
Humoristische Schriften in 4 bden. ausgew. u. hg. von KM ey er st ein.
Berlin, Fried & cie. 398. 399. 400. 400. 12. [1432
Dieselben. 2 aufl. [1433
Humoristische Vorlesungen, hg. von KMeyer stein. Berlin, Fried & cie.
220 u. 125. 12. [1434
s. auch [5. 25.
vSchenk, E. s. [958.
vSchenkendorf, M.: Bahr 1888 [1503. — Litt, merkur 9, 201 (Löbner). [1435
Forschungen zum leben des MvSch. von EKnaake. Altpreufs. monatsschr.
26, 340. [1436
Das Sch.-denkmal f. Tilsit von AKohut. Illustr. ztg. nr 2381. [1437
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: RÜCKERT SCHILLER 445
Scherffer, W. : WSch. ABuchner. von RKade. Monatshefte f. musikgescb.
s. 107. [1438
SCHIKAXEDER, E. S. [25.
vSchiller, F. : Werke, nach den vorzüglichsten quellen rev. ausg. nebst einer
biogr. des dichters. neu hg. von RBoxberger u. WvM altzahn. 13 teile
in 5 bden. Berlin, Dümmler. xcvi, 640. 253. 336. 244. 344. 177. 224. 199.
132. 196. 163. 175. 196. 8. [1439
Werke. 1 u. 2 teil. Gedichte. 5 teil. 2 abt. Maria Stuart. Die Jungfrau
von Orleans. 9 teil. Kleinere erzählungen. Der geisterseher. hg. von RBox-
berger (D. nationallitt. 118. 119. 122 ii. 126). Berlin u. Stuttgart, Spemann.
lxxxi, 366. xxn, 231. 369. xxxiv, 252. 8. [1440
Sämmtl. werke in 4 bden. mit einl. von KGoedeke. mit dem portr. des
dichters. Stuttgart, Cotta (1S83). xvin, 726. xxn, 788. xvi, 754. xn,
788. 8. [1441
Sämmtl. werke (hg. von FAKrais). 5 bde. Leipzig, Grunow. xn, 623.
592. 692. 646. 556. 8. — Gegenwart nr 50. Bll. f. litt, unterh. nr 51
(Bienemann). Grenzboten 48, 4, 535. Die nation jg. 7 nr 11 (Geiger). [1442
s. auch [26.
Lytton-Morley 1888 [1509. — Saturday review 67, 577. [1443
s. auch [69.
Scli.s Ästhetische erziehung des menschen, vortr. geh. — von
AWittstock. Leipz. tagebl. nr 295. .. [1444
Untersuchungen zu Sch.s aufsätzen Über den grund des .Vergnügens an
trag, gegenständen, Über die trag, kunst u. Vom erhabenen (Über das pathe-
tische), ein beitr. zur kenntnis von Sch.s theorie der tragödie von KGneifse.
progr. d. gymn. zu Weifsenburg i/E. vm, 37. 4. [1445
Braut von Messina s.[21.23.
La fiancee de Messine ou les fieres ennemis. texte allemand, publie avec
une notice litteraire, des arguments et des notes en francais par EScherdli n.
3 ed. Paris, Hachette. lvi, 168. 16. [1446
Über Sch.s Braut von Messina. vortr. geh. von LBellermann. referat
in: DLZ nr 46 sp. 1694 (Lehmann). [1447
Sch.s Braut von Messina. erläut. von HDüntzer. 3 neu durchges. aufl.
(Erläut. zu den deutschen class. 3 abt. Erläut. zu Sch.s werken 23). Leipzig,
Wartig. 176. 12. [1448
Hagemann 1S88 [1512. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,273. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 374 (Unbescheid). [1449
Demetrius s. [21.
Sievers 1888 [1518. — Westermanns monatshefte 65, 582. Bll. f. litt,
unterh. nr 9 (Wehl). Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 362 (Unbescheid).
Preufs. jbb. 64, 739 (Harnack). [1450
Don Carlos s. [7. 21.
Sch.s Don Carlos von OB rahm. D. rundschau 61,394. vgl. DLZ nr 11
sp. 397. [1451
Zur Don Carlos- frage von AChroust. Westermanns monatshefte 66, 528
[berührt SReal]. [1452
Deiter 1888 [1522. — Litl. merkur 9, 144 (Koch). Bll. f. d. bayr. gym-
nasialschulwesen 25, 413 (Bauer). [1453
Die erste darstellung von Sch.s Don Carlos in Berlin am 22 nov. 1788 von
FEhrhard. D. romanztg. 27, 1, 135. [1454
Zur entstehungsgesch. des Don Carlos von EE Ister. Halle, Niemeyer. 74.
8. — D. rundschau 59, 473 (Brahm). Litt, centralbl. nr 26 (Creizenach).
Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 371 (Unbescheid). [1455
Sch.s Don Carlos in Berlin von FKatt. Der bär 15, 92. [1456
Lamington, Elizabeth of Valois and the tragedy of Don Carlos. Black-
woods Edinburgh mag. may. june. [1457
Otways, Sch.s u. SReals Don Carlos, eine stud. von EMüller. Korrespon-
446 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
denzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen Württembergs 36, 1. auch sep. Tü-
bingen, Fues. 27. 8. [1458
vSchiller, F. : Die fürstin von Eboli von ESchulte. Sonntagsbeil, zur Voss.
ztg. nr 18. 9 [behandelt, von Seh. ausgehend, die hist. Eboli], [1459
Ein sprachl. oft falsch aufgefasstes geflügeltes wort ['ein bürger derer, welche
kommen werden'] aus Sch.s Garlos. Zs. f. deutsche spr. 2, 409. [1460
Der geschieht!. Don Garlos. D. volksbl. nr 307. 14. [1461
[Don Carlos u. Egmont auf der frz. bühne. notiz. Die post nr 226 beil. 1
feuill.]. [1462
Gedichte, neue illustr. ausg. mit illustr. nach Originalzeichnungen deutscher
künstler, lebensskizze u. anm. Stuttgart, Neff. 544. 8. [1463
Gedichte mit Zeichnungen von JFüllhaas. 2 auf]. Leipzig, Amelang.
450. 8. [1464
Gedichte, f. die frauenweit ausgew. von CBraun. diamantausg. illustr.
von REKepler. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, xxxn, 280 mit 8 lichtdr.-
bildern. 16. [1465
Poesies lyriques. extraits precedes d'une notice biographique et litteraire
et aecompagnes de notes par HD i e t z . Paris, veuve Belin & fils. xii,
208. 12. [1466
Seh. et Goethe: choix de poesies lyriques. avec des notices biographiques
et litteraires et des notes diverses par EEude. Paris, Garnier. 250. 12. [1467
Forster 1888 [1532. — Acad. nr 904 s. 133. [1468
s. auch [212. 630. 1440.
Zu Sch.s Med An die freude von HHildebrand. Zs. f. d. deutschen Unter-
richt 3, 351. [1469
Zu Sch.s gedieht An die freude von HHildebrand. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 74. [1470
The hoslage. from the german of Seh. transl. by ThMartin. Blackwoods
Edinburgh mag. april. [1471
Lied von der glocke s. [212.
Hero und Leander, transl. by ThMartin. Black woods Edinburgh mag.
jan. [1472
Das ideal u. das leben. Grosse 1888 [1547. — Zs. f. d. gymnasialwesen
43, 548 (Müller). Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25, 469 (Baldi). [1473
Zur erklärung von Sch.s gedichten Das ideal u. das leben u. Würde der
flauen von EG rosse, jahresber. über das Wilhelmsgymn. zu Königsberg
i/Pr. 28. 4. [1474
s. auch [1475.
Kassandra. Das ideal u. das leben. Goldschmidt 1888 [1549. — Gegen-
wart nr 3. Nord u. süd 48, 270. Zs. f. d. österr. gymn. 40, 848 (Prosch).
[1475
Die künstler, an der hand des textes gemeinverständl. erläut. von AGless.
Stuttgart, Bonz & cie. 89. 12. — Bll. f. litt, unterh. nr 30 (Boxberger).
Litt, merkur 9, 377 (Baumeister). Münchner n. nachr. nr 307. [1476
Des mädchens klage [durch Herders Volkslieder beeinflusst] von GEllinger.
Zs. f. d. phil. 22, 255. 502. [1477
Ritter von Toggenburg, parodie s. [240.
Rudolph von Hapsburg. transl. by ThMartin. Blackwoods Edinburgh mag.
june. [1478
Anlage u. gedankengang des Seh. sehen gedichtes Der Spaziergang. Bll. aus
Süddeutschland f. erziehung u. Unterricht bd. 18 heft 4. [1479
Taucher. Pitre 1888 [1553. forts. Archivio per lo studio delle tradizioni
popolari bd. 8 heft 1. [1480
The partition of the eaith. transl. by ThMartin. Blackwoods Edinburgh
mag. july. [1481
Zu Sch.s gedieht Das verschleierte bild von Sais. von GH a uff. Zs. I. d.
deutschen Unterricht jg. 3 ergänzungsheft s. 83. [1482
Würde der frauen s. [1474.
Geisterseher s. [1440.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: SCHILLER 447
vSchiller, F.: Eine Sch.-notiz [beitr. zur frage nach dem urbilde des 'fürsten'
im Geisterseher: landgraf Friedrich n von Hessen-Kassel?]. AZnr69B. [1483
Geschichte des abfalls der Niederlande. Histoire de la revolte
qui detacha les Pays-Bas de la domination espagnole. texte allemand. publie
avec une notice, des notes et un vocabulaire historique et geographique par
ALange. Paris, Hachette. vni, 455. 16. [1484
Geschichte des 30 ja hr. krieg es s. [5.
Jungfrau von Orleans s. [21. 23. 1440. [1485
Bailly s. 1887 [1342. 3 ed. revue. xxvm, 183.
Funke s. 1886 [1430. 2 aufl. 190. [1486
Kuenen 1888 [1556. — Zs. f. d. österr. gymn. 40, 849 (Prosch). Zs. f. d.
deutschen Unterricht 3, 373 (Unbescheid). [1487
Sch.s prologue and acts i and n of the Maid of Orleans, transl. by PMax-
well. London, Nutt. — Acad. nr 904 s. 133. Saturday review 67, 578. [1488
Die Jungfrau von Orleans; eine romant. tragödie; ed. wilh an introduction
and notes by BWWells. Boston, Heath. 24,224. 12. — Modern language
notes jg. 4 tieft 6 (Davies). [1489
Breitsprecher 1888 [1560. — BD. f. litt, unterh. nr 17 s. 271. Zs. f. d.
österr. gymn. 40, 373. Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 369 (Unbescheid).
DLZ nr 52 sp. 1909 (Minor). [1490
Eysell 1888 [1561.— Bll. f.d. bayr.gymnasialschulwesen25,274(Koch). [1491
Zur Jungfrau von Orleans von HG a n z. Zs. f. d. deutschen Unterricht
3, 410. [1492
Zu Sch.s Jungfrau von Orleans von HGloel. Zs. f. d. gymnasialwesen
43, 701. [1493
Jeanne d'Arc u. der schwarze ritter in Sch.s Jungfrau von Orleans von
AHuther. Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 246. vgl. [1496. [1494
Jeanne Darc. gesch., legende, dichtung von RMahren holtz. Arch. f. d.
stud. d. neueren spr. 83, 91. [1495
Die bedeutung des schwarzen ritters in Sch.s Jungfrau von Orleans von
FProsch. Zs. f. d. österr. gymn. 40, 1071. vgl. [1494. [1496
Shakespeares Macbeth u. die Seh. sehe bearb. von HB eck haus, progr.
d. progymn. zu Ostrowo. 25. 4. [1497
Sandmann 1888 [1565. — Zs. f. d. deutschen Unterricht 3,370 (unbe-
scheid). DLZ nr 52 sp. 1909 (Minor). [1498
Sch.s Macbeth nach (!) der engl, originalausg. verglichen von GSchatz-
mann. progr. der deutschen staatsoberrealschule zu Trautenau. 30. 8. —
Bll. f. litt, unterh. nr 51 (Fränkel). [1499
*Die Malteser, tragödie — mit teilweiser freier benutzung des Seh. sehen
entwurfes von HBulthaupt. Frankfurt a/M., Koenitzer, 1884. — Münchner
n. nachr. nr 558 (Bernstein). [1500
Maria Stuart s. [21. 23. 1440.
Über naive u. sentimen talische dichtung s. [21.
Theaterbearbeitung von Lessings Nathan s. [1229.
L'enfant prodigue u. Die räuber von MLandau. Zs. f. vgl. litteratur-
gesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 452. [1501
Schüllers [sie] Räuber [verballhornte Vorstellung auf dem Fenicetheater in
Fiume]. abdr. aus dem Tagebl. f. Fiume in: Münchner n. nachr. nr 364. [1502
Eine periodische volksschr. hg. von Tlantlaquatlapatli. Berlin 17S9 [enlh.
eine kurze notiz über die Räuber]. Frankf. ztg. nr 75 morgenbl. 2. [1503
s. auch [356.
Sch.s fiagment Das schiff von MDessoir. Vierteljahrschr. f. lg. 2,562. [1504
Guillaume Teil. ed. classique du texte allemand, precedee d'une notice
litteraire et aecompagnee de notes en fran^ais par GhKoch ersperger.
Paris, Belin & fils. xxi, 192. 12. [1505
Guglielmo Teil, testo ledesco preceduto da uno studio sulla vitä e sulle
opere deü'autoie come pure corredato di nole dichiarative e di un completo
vocabolario speciale in italiano dal GSchwarz. Genova, stab. tipo-lito-
grafico den" Annuario generale d'ltalia. xlvi, 173. 8. [1506
448 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vSchiller, F.: Teil s. auch [14. 21. 1510.
Über JShKnowles William Teil von GSchirmer. Anglia 12, 1 [berührt s. 10
Sch.s Teil]. [1507
Der gemafsregelte Seh. [änderungen der wiener censur am Wilhelm Teil f.
die aufführung im D. volkstheater zu Wien 1889]. abdr. aus dem Kleinen
Journal in: Münchner n. nachr. nr 437. [1508
s. auch [207.
Wallenstein. Lockhart 1888 [1602. — Saturday review 67,578. [1509
Wallenstein and Wilhelm Teil. London, Bell. 12. [1510
Die kantischen Studien Sch.s u. die composition des Wallenstein von EKühne-
mann. Marburg, Ehrhardt. 3 bll. 82. 88 [der anf. dieses 2 teiles auch
münchner diss. 1 bl. 38. 8]. 34. 8. [1511
Die Stellung des MPiccolomini in der Wallensteindichtung von KReufs.
progr. d. gymn. zu Pforzheim. 15. 4. [1512
Wallenstein unter bezugnahme auf Seh. von Smitt. Leipz. tagebl. nr3l7.
[1513
Vorlesungen über Sch.s Wallenstein geh. an der univ. zu Berlin von KW er der.
Berlin, Hertz. 246. 8 [vgl. des verf.s aufsätze in: Die nation jg. 6 nr 31
(Des Sch.schen Wallensteins schuld u. verbrechen). Sonntagsbeil, zur Voss.
ztg. nr 39 (Sch.s Octavio)]. — Preufs. jbb. 64, 738 (Harnack). AZ nr 327 B.
Weserztg. nr 15433 (Bulthaupt). [1514
Sch.s b rief Wechsel mit der dichterin SMereau. zum 1 male in erreichbarer
Vollständigkeit dargest. von RBoxberger. Die frau im gemeinnützigen
leben s. 123. [1515
Zu Sch.s briefen an den herzog von Augustenburg von LvUrlichs. N. jbb.
f. phil. u. päd. 140, 320. [1516
s. auch [110. 325. 772.
Bellermann 1888 [1616. — D. dichtung 5,251 (Geiger). Zs. f. d. gym-
nasialwesen 43, 129 (Müller). Bll. f. litt, unterh. nr 8 (Boxberger). Grenz-
boten 48, 1, 628. D. rundschau 59,473 (Brahm). Nord u. süd 49, 409.
Litt, centralbl. nr 29 (Greizenach). Westermanns monatshefte 66, 693. Central-
organ f. d. interessen d. realschulwesens 17, 432 (Hengesbach). Zs. f. d.
deutschen Unterricht 3,372 (Unbescheid). Nationalztg. nr 111 (Lehmann).
D. wochenbl. nr 8. 9. 11 (Conrad). [1517
Brahm 1888 [1619. — Bll. f. litt, unterh. nr 6 (Buchner). Litt, centralbl.
nr 8 (Creizenach). Gartenlaube nr 3. Daheim nr 37 (König). Revue critique
nr 41 (Ghuquet). Zs. f. d. deutschen Unterricht 3, 377 (Unbescheid). Münchner
n. nachr. nr 380 (Elias). DLZ nr 45 (Seuffert). Wiener ztg. nr 64 (Ehrlich).
D. wochenbl. nr 8. 9. 11 (Conrad). [1518
Seh. in Leipzig von OBrahm. Die nation jg. 6 nr 40. 1. [1519
Seh. in Dresden von OBrahm. Die nation jg. 6 nr 47. 8. [1520
Ein Sch.-dorf von JWBraun. Presse nr 256. [1521
Carlyle u. Seh. von HConrad. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 195. [1522
Sch.s Verhältnis zur bildenden kunst von AF i t g e r. Leipz. tagebl. nr 3 1 7. [1523
Sch.s beziehungen zu Berlin von RGeorge. Der bär 15,22.32. [1524
Grie singer 1888 [1631. — Grenzboten 48, 1, 44. Zs. f. d. deutschen
Unterricht 3, 374 (Unbescheid; er nahm irrig FVischer als verf. an, den
wahren autor nannte GHauff in derselben zs. s. 560). [1525
Hallada 1888 [1633. — Zs. f. d. österr. gymn. 40,90 (Prosch). [1526
Seh. als Weltbürger u. freund seines Vaterlandes von RJurisch. progr. d.
realgymn. am Zwinger zu Breslau. 16. 4. [1527
Ein Sch.-tag in Marbach von GKarpeles. Der Zeitgeist (beibl. zum Berl.
tagebl.) nr 50. [1528
ChLAvLengefeld. Allg. encykl. der wissensch. u. künste. 2 sect. 43, 75
(MKoch). [1529
Sch.s Verhältnis zu Kants ethischer weltansicht von LLiebrecht (Samml.
gemeinverständl. wissensch. vortr. n. f. lieft 79). Hamburg, verlagsanst.
36. 8. [1530
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: SCHILLER 449
vSchiller, F.: Die lüge in der dichtung von EMauerhof. FvSch. Die ge-
sellsch. s. 155. [1531
Seh. u. Justine von HMeynert. Die dioskuren 18, 29. [1532
Der junge Seh. als Journalist von JMinor. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 346. [1533
Seh. et le diplöme de citoyen francais par LMorel. Le semeur nr 6. [1534
Zur Sch.-lectüre. ein beitr. zur behandlung des dichters auf der höheren
schule von HNeuber. progr. d. gynin. zu Wetzlar. 35. 4. [1535
Life of FSch. by HWNevinson. London, Scott. 196. 12. — AZ nr 62 B
Vermischtes. New-York critic 14, 272. New- York nation 49, 218. Spec-
tator 62, 408. [1536
Dasselbe. New-York, Whittaker. 203, 23. 12. [1537
Philippi 1888 [1642. — D. dichtung 5,251 (Geiger). Bll. f. litt, untern,
nr 8. Nord u. süd 48, 270. Litt, merkur 9, 127 (Baumeister). Centralorgan
f. d. interessen d. realschulwesens lieft 7. Acad. nr 909 s. 217. Arch. f. d.
stud. d. neueren spr. 83, 456. [1538
Les Alpes suisses. etudes de litt, alpestre et la marmotle au collier pai
EBambert. Lausanne, Bouge. 429. 8 [s. 1 Seh. Goethe et les Alpes (Goethe-
jb. 11, 253)]. [1539
Sch.s mutter von ABichter. AZ nr 10. 1 B. [1540
Anna Hölzel. ein frauenbild aus dem Seh. -kreise von ABichter. AZ nr 78 B,
vgl. nr85B [erinnerungen des hrn JSchulze in Zürich, eines grofsneffen der
AH., an seine grofstante]. [1541
Buhe s. 1887 [1408. heft 2. progr. d. gymn. zu Meppen. (Leipzig,
Fock.) 30. [1542
Schmidt 1888 [1645. — Centralorgan f. d. interessen d. realschulwesens
heft 10 (Böhm). [1543
PhFBieger. ADB 28,546 (ESchneider) [wegen Seh. u. Schubart aufge-
nommen]. [1544
Erlebnisse eines Karlsschülers (LvWolzogen) von ESchulte. Sonnlagsbeil.
zur Voss. ztg. nr 10. [1545
Die frühesten Sch.-bildnisse u. 'die hl. fünf von WSeibt. Frankf. ztg.
nr 315 morgenbl. [1546
Ein pröbehen aus Sch.s redactionsbureau [FLWMeyers gedieht Königin Kobold
betr.] von BSeuffert. Vierteljahrschr. f. lg. 2, 159. [1547
Über Sch.sche dram. gestalten vonTriebel. D. bühnengenossensch. nr 32.
[154S
CJVierhout, De invloed van Seh. op mevr. Bosboom-Toussaint. Nord en
zuid 12, 1. 2. [1549
Wel tr ich s. 1885 [1264. bd. 1 lfg. 2. s. 385-640. — AZnr350B. [1550
Sch.s lehrer an der lat. schule zu Ludwigsburg von BWeltrich. AZ nr2S4R.
[1551
Seh. als päd. von AWiltstock. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr 134. [1552
Sch.s Stellung zum pessimismus von ThZiegler. Ber. d. fr. d. hochstiflcs
n. f. 5, 25 (monatssitzung). [1553
Versuch einer Seh. sehen ästhetik. stud. von GZi mm ermann. Leipzig,
Teubner. 136. 8 [ein teil davon leipz. diss. 70. 8; der erste abschnitt auch
N. jbb. f. phil. u. päd. 140, 85]. — Bll. f. litt, unterh. nr 30 s. 479. D.
litteraturbl. jg. 12 nr 24 (Kirchner). Preufs. jbb. 64,737 (Harnack). [1554
FvSch. Meyers conversationslexicon4 14, 473. [1555
Zur characteristik des landesherren FSch.s, des herzogs Karl von Württem-
berg, aus den gesandschaftsacten eines duodezstaals [berührt Sch.s Jugend
u. Schubarls gefangenschaft]. Belletrist.-litt. sonnlagsbeil. d. Hamb. nachr.
nr 26. [1556
Die revolutionäre gesellschaftskritik in Sch.s Jugenddramen. Grenzboten
4S, 1, 279. [1557
Seh. als Journalist, erinnerung an Sch.s beziehungen zu seinem ersten ver-
heer Göschen. Frankf. zt<j. nr 156 morgenbl. 2. [155S
Das erste zusammentreffen Sch.s u. Goethes. Über land u. meer nr 44. [1559
Seh. u. Goethe in Paris. Wiener tagbl. nr 269. [1560
450 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vSchjller, F.: [Eine Seh. -locke im rhät. museum zu Chur. Athen, nr 3230
s. 389], [1561
s. auch [131. 179. 188. 233. 274. 317. 323. 340. 771. 778 f. 833. 835 f.
847. 865. 921.
Sch.s eintritt in Jena von JWBraun. Päd. ztg. d. Hamb. corresp. nr 11. 2
u. Didaskalia nr 122. 3. [1562
Seh. in Jena von EGrosse. Universum 5, 1155. [1563
Seh. in Jena, ein gedenkbl. von GKarpeles. Berl. tagebl. nr 263. [1564
Sch.-tage in Jena von GKarpeles. Berl. tagebl. nr 270. [1565
Zur Sch.-feier in Jena von BKraft. Die gesellsch. s. 853. [1566
Seh. in Jena, eine festgabe zum 26 mai 1889 aus dem deutschen seminar.
hg. von BLitzman n. mit 4 abbildungen u. 1 grundriss. Jena, Mauke, vm,
136. 8. — Bll. f. litt, untern, nr 28 (Buchner). Litt, merkur 9, 305 (Bau-
meister). Grenzboten 48, 4, 247. AZ nr 149 B. D. litteraturbl. jg. 12 nr 23
(Brenning). Weimarer ztg. 22 mai (Suphan). [1567
Zum gedächtnis von Sch.s hist. lehraml in Jena vorgetr. am 26 mai 1889
von OLorenz. Berlin, Hertz. 26. 8. vgl. auch Nationalztg. nr 328. 30.
[156S
Eine säcularerinnerung [das aus anlass der berufung Sch.s nach Jena von
Goethe an den Weimarer Staatsrat gerichtete promemoria (gezeichnet Weimar
9 dec. 1788); anschliefsend eine Betrachtung über Sch.s Schicksale in folge
dieser berufung]. Didaskalia nr 73. [1569
FSch., prof. in Jena. Presse nr 146. ' [1570
Sch.s antrittsrede als prof. in Jena. Gartenlaube nr 21. [1571
[Sch.-feier in Jena am 26 mai 1889. DLZ nr 20 sp. 765. Frankf. ztg. nr 132.
49 morgenbl. 2. Tüb. chron. nr 123..feuill.]. [1572
Sch.s garten u. wohnhaus in Jena. Über land u. meer bd. 63 nr 1. [1573
Schirmer, G.: GSch. u. seine lieder von AFischer. Bll. f. hymnol. s. 65. [1574
vSchlegel, AW. s. [5. 26.
Briefe AWvSch.s an GReimer. mitgeteilt von JImelmann. Zs. f. vgl.
litteraturgesch. u. renaissancelitt. n. f. 2, 441. [1575
s. auch [131.
Schlegel, D. geb. Mendelssohn: Sprachl. bemerkungen zu F. (d. i. Dorothea)
Sch.s übers, der Corinna von frau vStael (3 teil). Zs. f. deutsche spr. 2,
421. 64. 505. [1576
vSchlegel, F.: Neue quellen zur gesch. der älteren romant. schule, mitgeteilt
von OFWalzel. i. 4 ungedr. briefe aus dem kreise der brüder Seh. [FSch.
an FAWolf u. Arnim; Arnim an FSch.; Pape an WSchJ. n. Eine ver-
schollene recension FSch.s. Zs. f. d. österr. gymn. 40, 97. 485. [1577
s. auch [131.
Schlegel, JE. s. [1324.
vAntoniewicz 1888 [1657. — Bll. f. d. bayr. gymnasialschulwesen 25. 192
(Nusch). [1578
Seeliger 1888 [1658. — Anz. xv 356 (Rentsch). [1579
JESch. von EWolff. Berlin, Oppenheim. iv,219. 8. — Grenzboten 4S, 1,
627 vgl. 2, 189. D. revue 14, 2, 256. Bll. f. litt, unterh. nr 24 (Boxberger).
Anz. xv 347 (Rentsch). Litt, centralbl. nr 35 u. Zs. f. d. phil. 22, 230
(Creizenach). Revue critique nr 41 (Chuquet). Arch. f. gesch. d. philos.
3,135 (Dillhey). Wiener ztg. nr 72. 3 (Ehrlich). Ztg. f. litt., kunst_ u.
wissensch. d. Hamb. corresp. nr 25. [1580
Schlegel, K. geb. Michaelis: GSch. and her friends by ASidgwick. with
steel portr. London, Fisher Unwin. New -York, Scribner & Welford.
255. 8. — New -York nation nr 1264. Athen, nr 3237 s. 634. Acad.
nr910 (Lyster). [1581
s. auch [176.
Schleiermacher, FED.: Der christl. glaube, nach den grundsätzen der eyang.
kirche im zusammenhange dargest. neue unverand. aufl. in 4 teilen, eingel.
durch des verf.s 2 Sendschreiben über seine glaubenslehre (Bibl. theol. class.
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: SCHILLER — SCHMll) 451
ausgew. u. hg. von evang. theologen bd. 13 — 6). Gotha, Perthes, vi, 361.
vi, 253. vi, 353. xn, 268. 8. [1582
Schleiermacher, FED. : Monologen s. [5.
Ausw. seiner predigten, homilien u. reden, mit einer einl. monogr. von
WvLangsdorff (Die predigt der kirche. classikerbibl. der christl. predigt-
litt. — hg. von GLeonhardi bd. 7). Leipzig, Richter, xxv, 172. 8. [1583
Zimmer 1888 [1660. — Kirchl. monatsschr. 8, 217 (Palmie). [1584
Christmas eve. a dialogue. London , Hamilton. 8. [1585
Sch.s ethische grundgedanken, nach den von ihm selbst veröffentlichten
ethischen werken dargest. u. in ihrem zusammenhange mit der deutschen
romantik betrachtet von RH ei mich, progr. d. progymn. zu Kempen
(Posen). 21. 4. [1586
DrATwesten nach tagebüchern u. briefen von CFGHeinri ci. Berlin, Hertz,
iv, 490. 8 [enth. briefwechsel Twestens mit Seh., berührt auch Goethe
(Goethe-jb. 11, 272)]. — AZ nr 154B. Theol. litteraturbl. nr 32 (Bendixen). [1587
Jacobi 1887 [1421. — Kirchl. monatsschr. 8,212 (Palmie). [1588
Keferstein s. 1887 [1422. 2 durch ein Specialinhaltsverzeichnis venu.
(titel-)aufl. ii, 24 u. 340. [1589
Ritschi 1888 [1662. — Theol. litteraturztg. nr 21 (Gottschick). Arch. f.
gesch. d. philos. 3, 141 (Dilthey). Theol. litteraturbl. nr 24 (Schmidt). [1590
Zum gedächtnis Sch.s von ChSigwart in: Kleine Schriften. 1 reihe. Zur
gesch. der philos. biogr. darstellungen. 2 berichtigte u. verm. ausg. (Frei-
burg i/Br., Mohr, ix, 307. 8) s. 221. [1591
Sch.s patriotische gesinnung u. Wirksamkeit während der napoleon. fremd-
herschafl. Die christl. weit s. 1000. 27. * [1592
s. auch [205.
Schmeller, JA.: Nicklas 1887 [1424. — Hist. zs. 61, 523 (Schröder). [1593
vSch.mid, Ch. : Sämmtl. Schriften. 7 u. 8 lieft. Stuttgart, exp. der ChvSch. sehen
Schriften. 60. 48. 8. [1594
Dasselbe. 3 bdehen. Stuttgart, exp. der ChvSch.schen Schriften. 60. 29
mit Sch.s bild. 8. [1595
Erzählungen. 1 bdehen. Heinrich von Eichenfels. Das täubchen. Ravens-
burg, Dorn. 49 mit bildern. 8. [1596
Auserlesene erzählungen f. die jugend. mit zahlreichen illustr. in farbendr.
u. holzschn. 18 lfgn. ä 2'/2 bog. Ravensburg, Dorn. 8. [1597
Auserwählte erzählungen. mit 15 farbendr.-bildern. Wesel , Düms. 72. 72.
72. 8. [1598
Kurze erzählungen. mit 5 farbendr.-bildern von WSchäfer. Wesel, Düms.
72. 8. [1599
4 erzählungen f. die liebe jugend. mit 5 feinen farbendr.-bildern nach aqua-
rellen von COffterdinger u." WSchäfer. Wesel, Düms. 192. 8. [1600
Anselmo oder in muselmännischer Sklaverei, eine erzählung f. jung u. alt.
neue ster.-ausg. Reutlingen, Ensslin & Laiblin. 32. 16. [1601
Aus jungen jähren. 6 erzählungen f. die liebe jugend. Reutlingen, Bardten-
schlager. 96 mit 4 farbendr. 8. [1602
Eustachius. eine gesch. der christl. vorzeit. neu erzählt. Stuttgart, Gundert.
80. 8. [1603
Genoveva. Anselmo. 2 erzählungen f. die jugend. ster.-ausg. Reutlingen,
Ensslin & Laiblin. 176 mit 4 farbendr. 8. [1604
Dasselbe, neue ster.-ausg. Reutlingen, Ensslin & Laiblin. 176 mit
bildern. 8. [1605
Genoveva. eine der schönsten u. rührendsten gesch. des altertums, neu er-
zählt f. alle guten menschen, bes. f. mütter u. kinder. prachtausg. mit
color. titelbild u. illustr. von LTraub. Regensburg, verlagsansl. 148. 8.
[1606
Goldene fruchte, kurze erzählungen f. die liebe jugend. Reutlingen, Bardten-
schlager. 96 mit 4 farbendr. 8. [1607
Heinrich von Eichenfels ed., with noles, vocabulary and imitative exercises
452 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
by GEFasnacht (Primary series of french and german reading books).
London, Macmillan. — Athen, nr 3239 s. 709. [1608
vSchmid, Ch. : Das johanneskäferchen. Das täubchen. Das vergissmeinnicht u.
andere erzählungen. mit 5 farbendr.-bildern von WSchäfer. Wesel, Dünis.
72. 8. [1609
Der kanarienvogel. Das rotkehlchen u. andere erzählungen. mit 5 farbendr.-
bildern von WSchäfer. Wesel, Düms. 72. 8. [1610
Die ostereier u. andere erzählungen. mit 5 farbendr.-bildern von WSchäfer.
Wesel, Düms. 72. 8. [1611
Die ostereier u. 5 andere erzählungen f. die liebe Jugend. 3 aufl. Stutt-
gart, Loewe. in, 115 mit 6 farbendr.-bildern von COffterdinger. 4. [1612
Paul Arnold. Die roten u. die weifsen rosen. 2 erzählungen. neue aus?,
mit einem vorw. von FBraun. Stuttgart, Gundert. 47. 8. [1613
Rosa von Tannenburg, eine gesch. des altertums f. eitern u. kinder. pracht-
ausg. mit color. titelbild u. illustr. von LTraub. Regensburg, verlagsanst.
172. 8. [1614
Schmidt, FWA.: Musen u. grazien in der mark (gedichte von FWAScb.) hg.
von LGeiger (Berl. neudr. 1 serie. bd. 4). Berlin, Paetel. xxiv, 71. 8.
— Bll. f. litt, unterh. nr 30 (Boxberger). DLZ nr 40 (Seuffert). Grenzboten
48,4,56. Preufs. jbb. 64, 740 (Harnack). AZnrl07B. [1615
Schmidt, JE.: JESch. (f 1745) von WTümpel. Bll. f. hymnol. s. 9. [1616
Schnabel, JG.: Stolberg u. die Insel Felsenburg von Seh. von HPröhle. Voss,
ztg. nr 347. 9 morgenausg. [1617
Schneider, E. s. [80.
Scholz, JS. .(Sperontes): Sp.s (d. i. des Schlesiers JSSch. f 1750) Leipz. lieder-
buch von 1734 von RKade. Leipz. tagebl. nr 351. [1618
Schottel, J.: JSch. der JGiimm des 17 jhs. ein beitr. zur geschichtl. ent-
wickelung des deutschen Sprachunterrichts von GHeinemann. Päd. bll.
18, 335. [1619
Schreyvogel, J. s. [981.
Schubart, ChFD. s. [652.
Ein schwäb. dichter, ein gedenkbl. zum 150 jähr, geburtstag ChFDSch.s
(26 märz 1739) von ThEbner. Didaskalia nr 71. [1620
Die Sch.-biogr. u. Sch.-kritik in ihrem gegenwärtigen zustand von GH au ff.
Arch. f. d. stud. d. neueren spr. 83,369. [1621
Herrmann 1888 [1696. — Bll. f. litt, unterh. nr 5 (Schroeter). Litt, merkur
9, 94 (Löbner). [1622
Nägele 1888 [1697. — Hist. zs. 61,514. [1623
s. auch [203. 1544. 1556.
vSchubert, GH.: Vor 100 jj. die rettung des Bertrand de Moleville aus den
gefahren der frz. revolution (Volksbücher nr 8). Karlsruhe, evang. schriften-
ver. f. Baden. 60. 8. [1624
In der samml. Kleine Schriften. Karlsruhe, evang. schriftenver. f. Baden,
ä ca. 16 ss. 12, erschienen von GHvSch.: nr 2 Wer beten kann, ist selig
dran ! erzählung. nr 6 Herzog Christoph von Württemberg, nr 13 Johann
Georg i kurfürst von Sachsen, nr 21 Jakob Weller, der treue hofprediger.
nr 23 Die kraft des glaubens. 2 erzählungen. nr 24 Maria Elisabeth
vSchönberg. [1625
Schulz, JCiiF.: Geiger 1888 [1702. — Taalstudie bd. 10 heft 4 (Schwipport).
[1626
Notiz über Sch.s Firlifimini von LGeiger. Vierteljahrschr. f. Ig. 2, 320. [1627
Schulze, EKF.: EKFSch. u. EThWHoffmann hg. von MKoch (D. nationallitt,
bd. 147). Berlin u. Stuttgart, Spemann. 486. 8. [1628
Die bezauberte rose, romant. gedieht. Leipzig, Fock. 83. 16. [1629
ESch. von LGeiger. mit holzschn.-portr. u. autogr. aus dem ms. der
Cäcilie. D. dichtung 5, 272 vgl. 253. 74. [1630
Zur characteristik ESch.s. nach ungedr. quellen. D. dichtung 6,22.49. 146.
223. 45. [1631
ESch. in Göttingen nach ungedr. quellen, i. n. D. dichtung 7, 50. 97. 11632
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: SCHMID — TIEDGE 453
Schulze, EKF.: Gedächtnisfeier f. ESeh., den dichter der Bezauberten rose, in
Gelle am 22 märz 1789 geb. Frankf. ztg. nr 85 morgenbl. 2. [1633
[Aufserdem erschienen aufsätze zu Sch.s lOOjahr. geburtstage (22 märz 1789)
in: AZ nr8lB (LGeiger). Gartenlaube nr 12 (Karpeles). Hamb. corresp.
nr81. Kunstwart jg. 2 stück 13. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg. nr34 (Gürtel).
Sonntagsbl. nr 11. Vom fels zum meer 2, 159 (RLange)]. [1634
s. auch [188.
Schipp,JB.: JBSch. beitr. zu seiner Würdigung von ThBi sc ho ff [mit 1 portr.].
2 beil. zum jahresber. des realgymn. zu Nürnberg 1888/9, s. 1 — 218 u. 1 bl.
druckfehlerverz. Nürnberg, hofbuchdruckerei von Bieling-Dietz. [1635
JBSch. von PStötzner. Zs. d. allg. deutschen sprachver. 4, 171. [1636
s. auch [1218.
Schütz, JJ. : JJSch., der dichter des liedes Sei lob u. ehr dem höchsten grut.
Die christl. weit s. 849. 64. 935. 52. [1637
Schwab, G. : Aus dem jugendleben herzog Christophs von Württemberg, romanzen.
Stuttgart, Cotta. 139. 8. [163S
Deutsche Volksbücher f. die Jugend 3 u. 4 bd. mit 3, resp. 2 abbildungen.
Lahr, Schauenburg. 286. 250. 12. [1639
s. auch [4. 5. 18.
Schwieger, J.: Horaz in JSch.s Geharnischte Venus von FAMayer. Viertel-
jahrschr. f. lg. 2, 470. [1640
Seime, JG.: JCzernecki, JGS. zycie, dzielo i zazlugijego [sein leben, seine
werke, seine Verdienste], aus dem progr. des Franz- Josef-gymn. in Lembergr.
s. 1 — 63. 8. [1641
s. auch [240.
Simrock, K. s. [323.
SoXNLEITHXER, J. S. [25.
Spaldixg, GL. s. [313.
Spee, F. s. [25.
Spexer, PhJ.: Hauptschriften PhJS.s bearb. u. eingel. von PGrünberg (Bibl.
theol. class. ausgew. u. hg. von evang. theologen bd. 21). Gotha, Perthes.
280. 8. [1642
Speroxtes s. [1618.
Spiess, ChH.: Der vater des Schauerromans von EKraus. Beil. zur Bohemia
nr 262. [1643
Zu den erinnerungen an ChHS. [brief von S. an seine mutier, Prag 30 märz 1780,
mitgeteilt von Schebek]. Bohemia hauptbl. nr 269. [1644
Stegmann, J.: Die beiden liedersänger PSperatus u. JSt. von Hermens. D.-
evang. bll. 14, 413. [1645
Stolbf.rg, Ch. u. FL. graf zu: Ch. u. FL. zu St. gediente, ausw. von grätin
F. zu Stolberg, mit einer einl. von WKreiten. Paderborn, Schöningh.
\xiv, 279. 12. — Bll. f. litt, unterh. nr 12 (vGrotthufs). Litt, merkur 9, 104
(Löbner). Stimmen aus Maria Laach 37, 118. [1646
s. auch [779.
Stöltzlin, B.: Zum liede Alles gut der weit ist flüchtig (1685) von AFischer.
Bll. f. hymnol. s. 80. [1647
Tebstbegkn, G. : T.s briefe in ausw. nebst einer lebensbeschreibung des sei.
verf.s u. einem vorw. von JBiegler. Basel, Spiltler. xl, 328. 8. —
Conserv. monatsschr. 46, 889. [1648
Theremin, F.: Ausgew. predigten. 2 teile (Bibl. theol. class. ausgew. u. hg.
von evang. theologen bd. 19. 20). Gotha , Perthes, vi, 279. 314. 8. [1649
Thilo, V. d.j. s. [222.
Thomasius, Ch. : ChTh. von Haselmeyer. Bll. f. d. bayr. realschulen
bd. 8 lieft 3. 11650
ChTh. u. Friedrich m von MLortzing. Der bar 15,120. [1651
Niecola doni 1888 [1722. — D. dichtung 5,251 (Geiger). [1652
Tieck, L. s. [5. 18. 26. 64. 131. 196. 202.
Tieim.e. ChA.: Ein ms. T.s von ThDistel. Vierteljahrschr. f. lg. 2,319. [1653
A. F. D. A. XVI. 30
454 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
Titz, JP.: Fischer 188S [1727. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 10
(Frey). [1654
Ledeboers liebhabersamml. zur bibliogr. u. fachwissensch. von LFränkel
[berührt T.]. Mitteil, aus d. antiq. u. verwandten gebieten — von MHarr-
witz 1, 2. [1655
Treitschke, GF. s. [25.
Trömel, JCh. : Zur gesch. der sächs. hofnarren [über T.s Teutschfranzos] von
OMoser. Leipz. tagebl. nr 265. [1656
vÜchtritz, F.: vSybel 1885 [1411. — Hist. zs. 62,343 (Flathe). [1657
s. auch [64.
Uhland, L.: Bibliogr. der ü.-litt. von LFränkel. Germ. 34, 345. [1658
U.s bailaden in secunda. von FGraeber. Zs. f. d. deutschen Unterricht
jg. 3 ergänzungsheft s. 65. [1659
Das glück von Edenhall, eine poln. sage von OK n o o p. Zs. f. Volks-
kunde 1,392. [1660
Das slück von Edenhall von CSchmitthenn er. Conserv. monatsschr.
46,1195. [1661
In der fremde, musik von CAgghäzy. Schorers familienbl. nr 32. [1662
Behandlung des gedichtes Schäfers sonntagslied von U. in der oberclasse
einer mehrclassigen Volksschule. Kath. schulbl. jg. 35 heft 8. [1663
Siegfrieds schwert. behandlung des gedichtes in quarta. von HGanz.
Lehrproben u. lehrgänge aus d. praxis d. gymn. u. realschulen heft 18.
[1664
s. auch [64.212.
Bechstein 1887 [1487. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 4
(Fränkel). [1665
LU. als romanist von LFränkel. nachtr. zu 1888 [1739. Arch. f. d. stud.
d. neueren spr. 82, 233. [1666
Fulda. Holland. 0 hörn 1887 [1493. 1888 [1741. 1744. — Litteraturbl. f.
germ. u. rom. phil. nr 4 (Fränkel). [1667
LU. u. seine Stellung im deutschen geistesleben von BP fei ff er. Kor-
respondenzbl. f. d. gelehrten- u. realschulen Württembergs jg. 36 Jubiläumsheft.
Tübingen, Fues. 49. 8. [1668
LU. im munde der dichter. 100 gedichte an u. auf U. von BPfeiffer.
Bes. beil. d. Staatsanz. f. Württemberg nr 17/8 s. 266. [1669
Rümelin 1887 [1532. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 4 (Fränkel).
[1670
Salomon 1887 [1533. — Litteraturbl. f. germ. u. rom. phil. nr 4 (Fränkel).
[1671
s. auch [68. 188.
Uz, JP. s. [217.
Varnhagen vEnse, KA. u. RAF. s. [5. 535. 779. 910.
Vogel, J.: Kein seeligr tod ist in der weit [aus einem schlachtgesang in JV.s
Ungrischer schlacht 1626] von FEichler. Vierteljahrschr. f. Ig. 2,246. [1672
Voss, JH.: Luise. Bindel 1888 [1750. — Litt, merkur 9, 144 (Koch). N.
jbb. f. phil. u. päd. 140, 360 (Schwartz). [1673
Luise, ein ländl. gedieht. Leipzig, Fock. 160. 16. [1674
Ein streifzug durch die holstein. Schweiz von RBode. Daheim nr 43 [be-
rührt V.s Luise; widergabe eines gemäldes von JGunther: Idylle aus V.s
Luise]. t1675
Homers Odyssee mit abschnitten der Übersetzung von JHV. bd. 1. heft 1.
gesang 1—4 (Griech. u. lat. class. mit gemischtem text. hg. von GLene bd. 1
heft 1). Wolfenbüttel , Zwissler. x, 98. 8. [1676
s. auch [14.
1 brief von JHV. behufs samml. von subscribenten f. seine Odysseeubers. an
Stein, Olterndoif den 16sept. 1779. Frankf. ztg. nr 172 morgenbl. 1. [1677
s. auch [219. 323. .
vVoss,J.: Eine unbekannte Faustdichtung [JvV.s Faust 1823] von LGeige_r.
Die nation jg. 6 nr 33. [I678
VERZEICHNIS DER SCHRIFTSTELLER: TITZ ZLNZENDORF 455
vVoss, J.: JvV.s Jüd. romantik u. Wahrheit von LGeiger. Zs. f. d. gesch.
d. Juden in Deutschland 3, 288. [1679
Vulpius, ChA. s. [770.
Wagner, GF.: 1888 [1751. 1752. — D. dichtung 5, 298 (Koch). [1680
Wagner, HL. s. [925.
Weber, KJ. s. [5.
Wegelin, J.: Wie schön leuchtet der weisen stern (1636) von AFischer. Bll.
f. hymnol. s. 169. [1681
Wegener, KF. s. [157.
Weisse, ChF. : Briefe vonChFW. u. FJacobi anLWestenrieder aus den jj. 1781—3.
von AKluckhohn. Sitzungsber. d. philos.-phil. u. hist. cl. d. kgl. bayr.
acad. d. wissensch. zu München 1, 237. [1682
Schüddekopf 1887 [1571 schluss. Arch. f. d. stud. d. neueren spr.
82, 241. [1683
s. auch [313.
Vo>- dem Werder, D.: Witkowski 1888 [1761. — Zs. f. d. phil. 22, 125
(Bobertag). [1684
Werner, FLZ.: Martin Luther. Schauspiel, bearb. von AFörster. Gegen-
wart nr 13. [1685
Martin Luther, aufgeführt auf dem Berl. theater. Die nation 6,367 (Brahm).
D. rundschau 59, 305 (Frenzel). [1686
s. auch [779.
Wernigke, Ch.: Neubaur 1888 [1766. — Bll. f. litt, unterh. nr 4 (Leonhard).
Anz. xv 341 (Elias). Litt, centralbl. nr 38 (Creizenach). [1687
Briefwechsel zwischen Elisabeth Charlotte von Orleans u. ChW. von JElias.
Bom. forschungen 5, 285.' [1688
vWestenrieder, L. s. [1682.
vVYeyrauch, AH.: Ein vergessener livländ. dichter. Balt. monatsschr. bd. 36
nr 5. [1689
Der componist u. dichter AHvW. von PFalck. Balt. monatsschr. bd. 36
nr 7. [1690
Wieland, ChM. s. [6.
Freundschaft u. liebe auf der probe s. [753.
Sur un caliier du precepteur W. (1758) par Bouvier. referat in: Arch.
f. d. stud. d. neueren spr. 82, 469. [1691
Nacbtr. zu 18S8 [1778 (Die Züricher abschiedsrede) von BSeuffert. Viertel-
jahrschr. f. lg. 2, 579. [1692
Ein deutscher politicus vor 100 jj. von BSeuffert. Münchner n. nachr.
nr 446. 8. [1693
s. auch [224.313.317.836.
Winckelmann, JJ. : Neue W. - stud. von BKraft. Die gesellsch. s. 673. 882.
[1694
s. auch [151.
Winebacher, M.: Biogr. lexicon d. kaisertums Österr. 57,71. [1695
Winkler, KGTh. (ThHell) s. [25.
Wocel, JE.: ßio^r. lexicon d. kaisertums Österr. 57,187. [1696
Wolf, FA. s. [1577.
vWolzogen, K.: Sprachl. bemerkungen zu KvW.s roman Agnes von Lilien.
Z>. f. deutsche spr. 2, 429. 72. [1697
Zachariä,JFW. s. [1324.
vZesen, Ph.: PhvZ. u. die reinigung der deutschen spr. von HCa ssel. Hannov.
schulztg. nr 49 — 52. [1698
Ein hamb. dichter des 17 jhs. von KDissel. Hamb. corresp. nr 342. [1699
vZiegler, ChM. _geb. Romanus : ADB 29, 101 (ELandsbe ig). [1700
vZn.i.i :r, II A.: Über Z.s Asiat. Banise von GM üller-Fraueustein. Zs. I. d.
phil. 22, 60. 168. [1701
vZinzendorf, NL. graf: Von den eitern Z.s von GEvNatzmer. Conserv.
monatsschr. 46, 1272. [1702
Tietzen 1888 [1793. — Litt, centralbl. nr 7. [1703
456 BIBLIOGRAPHIE FÜR 1889 II
vZinzendorf, NL. graf: Aus Z.s Jugendzeit. Wissensch. beil. d. Leipz. ztg.
nr 5. 8. 15. [1704
Aus den lehr- u. wanderjaliren Z.s 1718 — 32. Wissensch. beil. d. Leipz.
ztg. nr36. 47.50. 2. [1705
Aus den meisterjj. Z.s 1732 — 40. Wissensch. beil. der Leipz. ztg. nr 64.
6.82.91.2. [1706
Friedrich Wilhelm i u. graf Z. Quellwasser fürs deutsche haus nr 44. 5.
[1707
Zschokke, H.: Ausgew. werke. 5 bde. Berlin, Fried & cie. 383.400.400.
399.400. 16. [1708
Kleinere novellen. illustr. von CKöystrand. 15 — 25 (schluss-)lfg. bd. 2.
Wien, Bondy. m, 33 — 527. 8. [1709
Bas abenteuer der neujahrsnacht (Stenogr. bibl., System Boller. bd. 2).
Leipzig, Bobolsky. 36. 8. [1710
s. auch [5.18.25.240.
Der allg. deutsche Sprachverein schreibt einen ersten preis von 1000
und einen zweiten von 500 mk. aus für die beiden besten arbeiten über das
thema :
Gut deutsch! eine anleitung zur Vermeidung der häufigsten auch bei
gebildeten vorkommenden verslöfse gegen den guten Sprachgebrauch und ein
ralgeber in fällen schwankender ausdrucksweise.
Dasbüchlein, im umfange von 8 — 10 bogen, soll auf gewisse, nament-
lich im zeitungsstil oft widerkehrende verstöfse gegen den guten Sprach-
gebrauch hinweisen und kurze anweisung zur Vermeidung solcher misgrifTe
geben, es soll zugleich auskunft erteilen in den nicht seltenen fällen, wo
auch der sprachlich gebildete Deutsche schwankt, was gut deutsch ist, was
nicht, verlangt werden nicht neue forschungen, sondern eine möglichst
übersichtliche, geschickte Zusammenstellung dessen, was auf diesem gebiete
bereits wissenschaftlich geleistet worden ist, mit vorsichtiger auswahl und
besonnenem urteil, das büchlein soll practischen zwecken dienen als Weg-
weiser für jeden gebildeten, der deutsch zu schreiben hat. wissenschaft-
liche erörterungen sollen daher nur in den anmerkungen gegeben werden
und zwar in kürzester fassung; dort ist auch, besonders in streitigen fällen,
auf die einschlägigen fachschriften hinzuweisen, besonderes gewicht ist zu
legen auf übersichtliche anordnung, damit der auskunftsuchende sich leicht
zurechtfinde, und auf gefällige darstellung, die jedem gebildeten auch ein
zusammenhängendes lesen genussreich erscheinen lässt.
Die arbeiten sind, mit einem motto versehen, bis zum 1 oct. 1891 bei
herrn museumsdirector prof. dr Biegel in Braunschweig einzureichen; die
zuerkennung des preises erfolgt pfingsten 1892. der verein behält sich das
Verlagsrecht auf 3 jähre, vom tage der Verkündigung des Spruches an ge-
rechnet, vor.
Der ao. prof. dr JEWackernell wurde zum ordentl., privat-
dozent dr JSeemüller in Wien zum ao. prof. an der univ. Inns-
bruck ernannt.
Druck von J. B. Uirschf eld in Leipzig.
PF Zeitschrift für deutsches
3003 Altertum und deutsche
25 Literatur
Bd.34
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
f!^> W g£